Stadt , Stadtbaudirektion, Referat für EU-Programme und Investitionen in Ihre Zukunft internationale Kooperation

Integrierter Stadt-Umland-Entwicklungsplan URBAN PLUS

Aktionsfeld 10 des aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanzierten Operationellen Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“

(Ref.-Nr. KOM: CCI 2007AT162PO007)

URBAN PLUS - INTEGRIERTER STADT-UMLAND-ENTWICKLUNGSPLAN

Impressum

Für den Inhalt verantwortlich:

Stadt Graz, Stadtbaudirektion, Referat für EU-Programme und internationale Kooperation (verantwortliche Förderstelle URBAN PLUS)

Redaktion: Mag. Christian Nußmüller

Graz, November 2007

Version 1.0 (09.11.2007)

Genehmigt und angenommen mittels Umlaufbeschlussverfahren am 23.11.2007 durch die URBAN PLUS-Steuerungsgruppe.

2 URBAN PLUS - INTEGRIERTER STADT-UMLAND-ENTWICKLUNGSPLAN

Zusammenfassung

Das Aktionsfeld „URBAN PLUS – Stadt-Umland-Entwicklung im Süden von Graz“ des aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanzierten Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“ verfolgt das grundlegende Ziel, aktuelle stadtgrenzenübergreifende ökonomische und ökologische Potentiale bzw. Problemfelder auf Basis des vorliegenden integrierten Plans zu identifizieren und mittels eines integrierten Konzepts zu fördern bzw. zu bearbeiten.

Das Programmgebiet setzt sich aus vier südlichen Grazer Stadtbezirken1 und den daran angrenzenden Gemeindekooperationen GU-Süd2 und GU 83 zusammen, die in Summe 16 Umlandgemeinden repräsentieren. Insgesamt leben im Programmgebiet auf einer Fläche von 215 km² ca. 90.000 Menschen, ungefähr die Hälfte davon in den 16 Umlandgemeinden.

Mit dem Blickwinkel auf die gesamte Region „Graz - Graz Umgebung“ sollen von den beteiligten Gebietskörperschaften gemeinsam Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen entwickelt und in Zukunft in abgestimmter Form umgesetzt werden. Im Rahmen des zur Verfügung stehenden Förderbudgets sollen innovative Pilotprojekte in nachfolgenden Teilbereichen, als Basis für eine weitere gemeinsame Entwicklung des Gesamtraumes, umgesetzt werden: ƒ Integrierte, stadtgrenzenübergreifende Standortentwicklung zur Vorbereitung einer vorausschauenden, koordinierten Entwicklung des Gesamtraumes ƒ Verkehrs- und Mobilitätsmaßnahmen im Schnittstellenbereich Stadt-Umland ƒ Grünraumentwicklung, Naherholung und ökologische Ausgleichsmaßnahmen ƒ Lokale Partnerschaften zur Verbesserung der Qualität als Lebens-, Arbeits- und Erholungsraum

Grundsätzlich soll mit diesem EU-geförderten Projekt eine gemeinsame Entwicklung von Stadtbezirken und Umlandgemeinden im Süden von Graz im Sinne eines vernetzten,

1 St. Peter, , Puntigam und Straßgang 2 GU-Süd-Gemeinden: Fernitz, Gössendorf, Grambach, , Hausmannstätten, , Raaba und . „GU-Süd“ ist der hier aus Gründen vereinfachter Lesbarkeit verwendete Kurzbegriff für den „Interkommunalen Entwicklungsverein Graz Umgebung-Süd“ 3 GU 8-Gemeinden: , Pirka, Seiersberg, Unterpremstätten, Kalsdorf bei Graz, Zettling, und .

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leistungsfähigen Wirtschaftsstandortes sowie eines wertvollen Lebens-, Arbeits- und Erholungsraumes vorangetrieben werden.

Das Gesamtvolumen des Aktionsfeldes URBAN PLUS umfasst 5,582.226 EUR, wobei 2,791.113 EUR (50%) vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung stammen, 2,791.113 Mio. EUR an nationalen Kofinanzierungsmitteln von der Stadt Graz (25%) und den beteiligten Umlandgemeinden (25%) aufgebracht werden.

Der vorliegende „Integrierte Stadt-Umland-Entwicklungsplan“ beschreibt einerseits die aktuellen Rahmenbedingungen im Projektgebiet, andererseits bereits vorhandene übergeordnete Strategien und Konzepte auf welchen die URBAN PLUS Handlungsziele und Strategiefelder aufbauen.

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Inhaltsverzeichnis Seite 1 EINLEITUNG

1.1 Vorbemerkungen 7 1.2 Rahmenbedingungen 2007-2013 12 1.3 Zusammenfassende Übersicht über das Aktionsfeld URBAN PLUS 15

2 STRUKTURANALYSE UND SOZIOÖKONOMISCHE CHARAKTERISTIK DES URBAN PLUS PROJEKTGEBIETES 2.1 Beschreibung des Projektgebietes 19 2.2 Historische Entwicklung 34 2.3 Flächenpotenziale im Projektgebiet 36 2.3.1 Städtischer Bereich 37 2.3.2 Stadtnaher und teilurbaner Bereich 39 2.3.3 Ländlicher Raum 44 2.4 Sozioökonomische Charakteristik 45 2.4.1 Demographie und Sozialstruktur 45 2.4.2 Wirtschaft und Arbeit 50 2.4.3 Verkehr 56 2.4.4 Umweltsituation, Grünraum und Naherholung 60 2.5 Rahmenbedingungen im Projektgebiet - Zusammenfassung 63 2.5.1 Stärken-Schwächenprofil 63 2.5.2 Chancen-Risikenprofil 64

3 ÜBERGEORDNETE STRATEGIEN UND KONZEPTE AUF LANDES-, REGIONAL- UND STADTEBENE 3.1 Landesebene 65 3.1.1 Operationelles Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007- 65 2013“ (Verweise) 3.1.2 Regionales Entwicklungsprogramm – Planungsregion Graz, Graz-Umgebung 70 3.1.3 Regionales Entwicklungsleitbild Graz und Graz-Umgebung 74 3.1.4 Kleinregionale Entwicklungsleitbilder GU Süd und GU 8 79 3.1.5 Verkehrskonzept Graz - Graz Umgebung 79 3.2 Städtische Ebene 80 3.2.1 Stadtentwicklungskonzept 3.0 Graz 80

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3.2.2 Aktuelle Stadtentwicklungsstrategien im Süden von Graz 81 3.2.3 Masterplan Verkehr Graz 84 3.2.4 Konzept Grünes Netz Graz 100 3.2.5 Sachprogramm Grazer Bäche – Maßnahmenprogramm 2006 110 3.2.6 Wirtschaftsstrategie Graz 2003-2008 113

4 KOHÄRENZ DER URBAN PLUS STRATEGIE MIT EUROPÄISCHEN 116 STRATEGIEBESTIMMUNGEN

5 BESCHREIBUNG DER HANDLUNGSZIELE UND STRATEGIEFELDER DES AKTIONSFELDES URBAN PLUS 5.1 Strategie 122 5.2 Ziele 123 5.3 Thematische Maßnahmenschwerpunkte 124 5.3.1 Thematischer Maßnahmenschwerpunkt 1: Integrierte Standortentwicklung 125 5.3.2 Thematischer Maßnahmenschwerpunkt 2: Mobilität 127 5.3.3 Thematischer Maßnahmenschwerpunkt 3: Grünraum und Umwelt 128 5.3.4 Thematischer Maßnahmenschwerpunkt 4: Lokale Partnerschaften 129 5.3.5 Horizontaler Maßnahmenschwerpunkt: Monitoring, Erfahrungsaustausch 130 5.3.6 Horizontaler Maßnahmenschwerpunkt: Chancengleichheit von Frauen und 131 Männern

6 ANHANG: DATEN- UND PLANGRUNDLAGEN, QUELLEN 132

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1 EINLEITUNG

1.1 Vorbemerkungen

Mit der EU-Osterweiterung hat sich die Schere der regionalen Disparitäten in der EU weiter geöffnet – die Regional- und Kohäsionspolitik hat nun nicht nur einen Kampf gegen fortdauernde Strukturprobleme in den Regionen der „alten“ Mitgliedsstaaten zu führen, sondern gleichzeitig einen Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Wiederbelebung in den „neuen“ Mitgliedsstaaten zu leisten. Diese entscheidende neue Rahmenbedingung sowie die politischen Strategien von Lissabon (2000) und Göteborg (2001) berücksichtigend, wurde bereits im 3. Kohäsionsbericht die Architektur einer neuen, reformierten Regional- und Kohäsionspolitik entworfen. Mit den Schlagworten „Konvergenz“, „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ und „Territoriale Zusammenarbeit“ wurden die drei neuen Ziele der europäischen Regionalpolitik umrissen und eine Marschrichtung für die Zukunft der Förderpolitik vorgegeben. Im 3. Kohäsionsbericht wurde jedoch auch deutlich, dass den Städten seitens der Europäischen Kommission ein verstärktes Augenmerk geschenkt werden soll. Die Rolle der Städte als Zentren der wirtschaftlichen Entwicklung und der soziokulturellen Belebung der sie umgebenden ruralen und extraurbanen Räumen wird ebenso herausgestrichen wie die Bedeutung der europäischen Städte und urbanen Regionen hinsichtlich der Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit sowie für die soziale wie territoriale Kohäsion der Europäischen Union als Ganzes. Auch die Bedeutung der städtischen Dimension für eine künftige EU-Regionalpolitik insgesamt wurde in diesem 3. Kohäsionsbericht hervorgehoben.4

Auch im Entwurf zur EFRE-Verordnung der Europäischen Kommission, welche die Grundlage für die gesamte Regionalpolitik für den Zeitraum 2007 bis 2013 bildete, wurde vorgeschlagen, „die städtische Dimension auszubauen, indem die Maßnahmen in diesem Bereich in vollem Umfang in die aus dem EFRE kofinanzierten operationellen Programme einbezogen werden.“5.

4 Vgl. FERSTL, A. in MAGISTRAT GRAZ, STADTBAUDIREKTION (Hrsg.), 2005: Newsletter 4 des Stadtentwicklungsprogramms URBAN_Link Graz-West. Graz. S. 15. 5 Kommission der Europäischen Gemeinschaften, 2004: Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Entwurf vom 14.7.2004. Brüssel. 21 S.

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Damit soll die „Entwicklung von partizipativen, integrierten Strategien, mit denen der starken Konzentration von wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Problemen in städtischen Ballungsgebieten begegnet werden soll“, unterstützt werden.6

Die teilweise Fortführung integrierter urbaner Entwicklungsstrategien im Rahmen der aktuellen Regionalprogramme, mit welcher finanziellen Gewichtung auch immer, kann aus Sicht der Städte prinzipiell als ein positiver Schritt gewertet werden. Gerade in der erweiterten Europäischen Union werden sich, aufgrund der immensen Wohlstandsunterschiede zwischen den Regionen, letztlich auch zwischen Stadt und Land, weiter wirtschaftliche, soziale und ökologische Probleme in den urbanen Bereichen konzentrieren. Nicht zuletzt sind gerade Fragestellungen im Bereich Stadt-Umland- Beziehungen eines der großen Themen der aktuellen Strukturfonds-Periode.

Eine gezielte Städtepolitik in Österreich ist aufgrund der wenig ausgeprägten urbanen Strukturen des Landes – mit Ausnahme von Wien – auf nationaler Ebene noch immer Randthema. Die österreichische Bundespolitik befasst sich somit traditionellerweise wenig mit dem allgemeinen Befinden der österreichischen Städte. Städtepolitik wird, wenn überhaupt, vor allem aus der Sicht der Bundeshauptstadt wahrgenommen. Dementsprechend fehlen in Österreich auch spezielle nationale Maßnahmenprogramme für städtische Belange.

Der Beitritt Österreichs zur Europäischen Union markierte zugleich den Anfang der Beteiligung der Stadt Graz an städtischen Förderprogrammen der Europäischen Kommission. Das vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und vom Europäischen Sozialfonds geförderte Programm URBAN I („ – ein Bezirk lebt auf!“) von 1996-1999, sowie das urbane Pilotprojekt e.l.m.a.s („Ein Leben mit allen Sinnen“) von 1997- 2000 im Bezirk standen durch einen im Rahmen von URBAN I errichteten Stegs über den Murfluss auch in enger räumlicher Beziehung zueinander und konnten dadurch wichtige Synergien in beiden teilweise benachteiligten innerstädtischen Bezirken erzielen.

Das bislang letzte integrierte Stadtentwicklungsprogramm URBAN_link Graz-West (2000-2006) setzte sich mit den Problemen einer peripheren, überalterten Industriezone mit vielen Attributen der so genannten „Zwischenstadt“ auseinander. Kennzeichnend dafür waren u.a. eine heterogene Raumstruktur, Monofunktionalität, teilweise unzugängliche

6 VO (EG) 1080/2006, Kap. II, Art. 8.

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Bereiche, mangelnde Gestaltqualität in Kombination mit sozialen Problemfeldern. Ziel des Programms URBAN_link war es, im Grazer Westen eine Entwicklung zu initiieren, die den Anforderungen einer modernen Stadtentwicklung entspricht welche diesen Stadtraum auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet. Zentrale Themen waren dabei die Schaffung der strukturellen Voraussetzungen, die Ausrichtung auf ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit und die Förderung der Fähigkeiten und Qualifikationen der BewohnerInnen. Mit der erfolgreichen Umsetzung der genannten EU-Initiativen im Bereich der integrierten Stadtentwicklung konnte die Stadt Graz in den vergangenen Jahren nachhaltige, europaweit anerkannte städtische Impulse setzen.

Abb. 1: Bisher in EU-Stadtentwicklungsprogrammen berücksichtigte Bezirke der Stadt Graz: ƒ urbanes Pilotprojekt „e.l.m.a.s. – ein leben mit allen sinnen“ (Bezirk Jakomini) ƒ Stadtentwicklungsprogramm „URBAN I Gries – Ein Bezirk lebt auf!“ (Bezirk Gries) ƒ Stadtentwicklungsprogramm URBAN II „Urban_Link Graz-West“ (Teile der Bezirke , , und Gries) (Quelle: Stadt Graz)

Das Aktionsfeld „URBAN PLUS“ im Rahmen des aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanzierten Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007- 2013“ verfolgt das grundlegende Ziel, in den vier südlichen Grazer Stadtbezirken und den daran angrenzenden 16 Umlandgemeinden aktuelle stadtgrenzenübergreifende ökonomische und ökologische Potentiale bzw. Problemfelder auf Basis des vorliegenden integrierten Plans zu identifizieren und zu fördern bzw. zu bearbeiten.

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Mit dem Blickwinkel auf eine Region „Graz - Graz Umgebung“ sollen zudem gemeinsame Lösungsansätze für aktuelle Herausforderungen entwickelt und eine abgestimmte Entwicklungspolitik forciert werden. In diesem Zusammenhang sollen speziell folgende Themenbereiche behandelt werden: ƒ Integrierte, gemeinsame Standortentwicklung zur Vorbereitung einer vorausschauenden, koordinierten Entwicklung des Gesamtraumes; ƒ Grünraumentwicklung, Naherholung und ökologische Ausgleichsmaßnahmen; ƒ Mobilitätsmaßnahmen im Schnittstellenbereich Stadt-Umland; ƒ Lokale Partnerschaften zur Verbesserung der Qualität als Lebens- und Arbeitsraumes. Im Rahmen des zu Verfügung stehenden Förderbudgets sollen innovative Pilotprojekte in den oben genannten Teilbereichen umgesetzt werden, die als Basis für eine weitere gemeinsame Entwicklung des Gesamtraumes dienen.

URBAN PLUS stellt ein Aktionsfeld des in der Strukturfondsförderperiode 2007 bis 2013 steiermarkweit durchgeführten Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“ dar, das mit insgesamt rund 155 Millionen Euro an Fördergeldern des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) dotiert ist. Insgesamt werden in der aktuellen Strukturfondsförderperiode somit 310 Millionen Euro von EU-, Bundes- und Landesseite für Projekte zur Verfügung stehen, die ihrerseits Geldmittel in einer Höhe von geschätzten 950 Millionen Euro bewegen sollen. Das steirische Programm wurde als erstes Regionalprogramm von allen 27 EU- Mitgliedsstaaten Anfang Mai 2007 genehmigt und umfasst folgende drei Prioritäten: Das Stärken der innovations- und wissensbasierten Wirtschaft, das Stärken der Attraktivität von Regionen und Standorten sowie Querschnittsbereiche Governance und Technische Hilfe. Das Förderungsgebiet umfasst im Gegensatz zur Periode 2000 - 2006 nunmehr die gesamte Steiermark inklusive der Landeshauptstadt Graz. Wie bereits beim früheren Ziel 2-Programm erfolgte auch aktuell eine Trennung in mehrere Förderungsbereiche (Aktionsfelder), denen eingereichte Projekte entsprechen müssen. Die Prioritätsachse 1 "Stärkung der innovations- und wissensbasierten Wirtschaft" subsummiert sechs, die Prioritätsachse 2 "Stärkung der Attraktivität von Regionen und Standorten" vier Aktionsfelder (AF). Die Prioritätsachse 1 ist an den europäischen Zielvorgaben von Lissabon, wie „Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ ausgerichtet, die Prioritätsachse 2 mit den Zielen „Nachhaltigkeit und Förderung endogener Potentiale“ an den Zielen von Göteborg.7

7 Vgl. http://www.innovation-steiermark.at/de/programm/programm.php

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Die Steiermark hat sich heute bereits als Innovations-, Forschungs- und international vernetzter Wirtschaftsstandort etabliert. Ein Erfolg, der von der Bildung von Netzwerken und „Clustern“ (z.B. Automobil, Holz) getragen wird. Die nunmehrigen Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Steiermark liegen u. a. im Absichern und Weiterentwickeln des Innovationspotentials der (Leit-)Betriebe, in der kontinuierlichen Verbreiterung der Innovationsbasis, im Finden und Entwickeln von Bereichen mit Zukunfts- und Wachstumspotentialen sowie im Umsetzen der vorhandenen Forschungskapazitäten, Forschungsergebnisse und Ideen auf nationaler und internationaler Ebene. Um diese Herausforderungen bewältigen zu können, hat das Land Steiermark folgende sieben Leitlinien entwickelt, mit denen die heimischen Stärkefelder weiterentwickelt werden sollen: 1. Innovation 2. Standortstrategie und Internationalisierung 3. Cluster, Netzwerke, Stärkefelder 4. Selbständigkeit und unternehmerischer Spirit 5. Betriebliche Qualifizierung 6. Regionen und Infrastruktur 7. Innovative Finanzierung Ob Automobil- oder Mobilitätssektor, Kreativwirtschaft, Energie- und Umwelttechnik mit erneuerbaren Energien, der gesamte Holzsektor, die Human- und Lebensmitteltechnologie, die Mikro- und Nanotechnologie, die Telekommunikation oder die Werkstofftechnologie, Fortschritte in all diesen Bereichen sollen dazu beitragen, die Steiermark zur „Meisterin der am Markt umgesetzten Innovationen“ zu machen. Deshalb richten sich die Förderungsmaßnahmen des von der EU geförderten Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“ nach diesen sieben Leitlinien und sprechen die heimischen Potentiale an. Darüber hinaus sollen auch Umwelttechnologien, der Tourismus sowie die integrierte Raum- und Stadtentwicklung unterstützt werden.8

8 Vgl. http://www.innovation-steiermark.at/de/programm/programm.php

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1.2 Rahmenbedingungen 2007-20139

Strategie- und Programmvorgaben Städten und ihrer Funktion als Motor für gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Erneuerungen wird von Seiten der Europäischen Union, wie bereits ausgeführt, generell wieder größere Bedeutung beigemessen. Mit Beginn der neuen Kohäsionspolitik 2007–2013 wurden die erfolgreichen Gemeinschaftsinitiativen im Bereich der Stadtentwicklung, wie z.B. URBAN, jedoch in die Mainstreamprogramme integriert. Der inhaltliche Rahmen wurde dabei durch die Verknüpfung der Programme 2007–2013 mit der Lissabon-Agenda und den Kohäsionsleitlinien gesetzt.

Auf nationaler Ebene sieht der Entwurf des Nationalen Strategischen Rahmenplans Österreich 2007-2013 (STRAT.AT)10 vom Oktober 2006 spezielle Strategiefelder für die städtische Entwicklung vor. Auf Landesebene besteht nun für die Stadt Graz und zwei angrenzende Gemeindekooperationen die Möglichkeit, sich nach Auslaufen der EU- Gemeinschaftsinitiative URBAN II auch in der neuen Programmplanungsperiode 2007–2013 im Rahmen des steiermarkweiten Zielprogramms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ als Aktionsfeld 10 „URBAN PLUS – Stadt-Umland-Entwicklung“ zu positionieren.

Das Programmdokument des Landes Steiermark für das Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“ beinhaltet folgende in Abb. 2 aufgeschlüsselten Prioritätsachsen und Aktionsfelder.

9 Vgl. SCHÖNHERR, N., 2006: URBAN PLUS Strukturanalyse Graz-Süd und Umlandgemeinden (unveröff. Studie). Graz. 45 S. u. Anhang mit Ergänzungen durch den Hrsg. 10 GESCHÄFTSSTELLE DER ÖSTERREICHISCHEN RAUMORDNUNGSKONFERENZ (ÖROK), 2006: STRAT.AT 2007-2013 - Nationaler Strategischer Rahmenplan Österreich 2007-2013. Wien. 156 S.

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Abb. 2: Prioritätsachsen und Aktionsfelder des Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“ (Quelle: Operationelle Programm)

Zudem wurden als horizontale Aktionsfelder die Themen Umwelt, nachhaltige Entwicklung, territoriale und interregionale Kooperation, Politiklernen und Chancengleichheit festgelegt.

Die Verordnungsentwürfe für die EFRE-Förderungen nennen spezielle Formen der Unterstützung für Stadtregionen: Unterstützung von partizipativen, integrierten Strategien, um der Konzentration urbaner Problemgebiete zu begegnen; Sanierung von Altlasten; Neuerschließung von Industriebrachen; Erhaltung und Inwertsetzung des historischen und kulturellen Erbes mit Maßnahmen zur Förderung des Unternehmergeistes, lokaler Beschäftigung und der kommunalen Entwicklung; Bereitstellung von Dienstleistungen für die Bevölkerung, die den sich ändernden demographischen Strukturen Rechnung tragen.

Konzept der “ functional urban areas” Regionalwirtschaftliche Potenziale machen nicht an den Stadtgrenzen halt und damit verlieren bisherige Grenzziehungen zunehmend ihre ursprüngliche Bedeutung. Städtische Regionen leisten einen wesentlichen Beitrag zu Wachstum und Innovationskraft eines

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Landes. Die Thematik der „urban functional areas“ und der räumlichen Abgrenzungen wird in den Kohäsionsleitlinien der Europäischen Kommission wie folgt festgehalten: „In urban areas, the focus should be on improving the competitiveness of neighbouring cities and urban functional areas and the balance between the economically strongest regions and the rest of the urban structure”.

Diese Definition erforderte bei der Auswahl des Programmgebietes eine integrierte Sichtweise und damit die Einbeziehung von Umlandgemeinden im Sinne einer faktisch längst vorhandenen Stadt-Umland-Verflechtung. Die Entscheidung zur Auswahl des URBAN PLUS-Programmgebiets basierte auf den im Vorfeld zusammengefassten Strategie- und Programmvorgaben, einer Variantenprüfung, zahlreichen ExpertInnen-Gesprächen sowie einer Strukturanalyse, deren Resultate in den nachfolgenden Kapiteln vorgestellt werden.

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1.3 Zusammenfassende Übersicht über das Aktionsfeld URBAN PLUS - Stadt-Umland Entwicklung11

Durch die URBAN-Programme I und II konnten in Graz in den letzten Jahren erfolgreiche Impulse im Bereich einer „integrierte Stadtentwicklung“ gesetzt und damit auch fundiertes Wissen bei der Abwicklung von EU-Programmen erworben werden. Gerade im aktuell abzuschließenden URBAN II Programm Graz-West konnten bereits erfolgreich Ansätze im Sinne der künftigen Programmstrategie „Innovation und Wissensgesellschaft“ umgesetzt werden. Daher soll der mit URBAN PLUS der mit URBAN I und URBAN II begonnene Prozess fortgesetzt und unter Einbindung des Umlandes weiterentwickelt werden. Die Kohäsionsleitlinien sehen diesbezüglich die Konzentration auf eine funktionale städtische Region vor, was auch die Einbeziehung von Umlandgemeinden ermöglicht. Im Aktionsfeld 10 des Steiermarkprogramms ist daher die Förderung einer integrierten Entwicklung der Stadt Graz und des angrenzenden Umlands vorgesehen. Das Gebiet umfasst die südlichen Stadtbezirke der Stadt Graz (Liebenau, Puntigam, St. Peter/Messendorf, Straßgang) sowie die 16 Gemeinden im Umlandbezirks „Graz- Umgebung“, die über die Gemeindekooperationen GU 8 und GU-Süd organisiert sind. Bestehende regionalökonomische Potentiale – die keineswegs an den Stadtgrenzen halt machen – sollen durch eine abgestimmte Entwicklungspolitik auf Basis eines integrierten Plans zu einer optimalen Entfaltung gebracht werden. Dies erfordert das in Gang setzen eines koordinierten Planungs- und Entwicklungsprozesses, in dem Problemstellungen und Chancen gemeinsam bearbeitet werden.

Verantwortliche Förderungsstelle (VFS): ƒ Magistrat Graz, Stadtbaudirektion, Referat für EU-Programme und internationale Kooperation

Rechtsgrundlagen für die Vergabe der Strukturfonds-Mittel: ƒ Einzelentscheidungen auf Basis des operationellen Programms bzw. des maßnahmenspezifischen Teilprogramms

11 Vgl. Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abt. 14, 2007: Regionale Wettbewerbsfähigkeit 2007-2013, Ergänzung zur Programm-Planung, Beschreibung der Aktionsfelder (Version 3.6 v. 09.07.2007). Graz. S. 50-52.

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Rechtsgrundlagen für die Vergabe nationaler Mittel: ƒ Einzelentscheidungen auf Basis des operationellen Programms bzw. des maßnahmenspezifischen Teilprogramms ƒ Einzelentscheidungen der Gemeinden

Mitbeteiligte nationale Förderungsstellen: ƒ Abteilungen des Magistrat Graz ƒ Umlandgemeinden der Gemeindekooperationen GU8 und GU-Süd ƒ Landes- und Bundesdienststellen (entsprechend der Vorhaben in der Programmumsetzung zu definieren)

Spezifische Projektauswahlkriterien: ƒ Übereinstimmung mit den Zielen/Leitthemen des integrierten Plans zur Stadt- Umlandentwicklung im Projektgebiet ƒ Stadt-Umland-Bezug: ƒ gemeinsame Erarbeitung durch Stadt Graz und Umlandgemeinden ƒ Wirkung des Projekts auf Stadt und Umland ƒ Übereinstimmung mit übergeordneten Planungen (wenn projektrelevant)

Strategische Zielsetzungen: ƒ Initiierung einer integrierten nachhaltigen Stadt-Umland-Kooperation, welche die wichtigsten Potential- und Problembereiche des URBAN PLUS-Gebietes umfasst ƒ Initiierung einer integrierten Standortentwicklung im Süden von Graz als wirtschaftlicher Standortraum mit hohen Entwicklungspotentialen ƒ Verbesserung der Verkehrssituation und Erreichbarkeit in Stadt und Umland, insbesondere in den Bereichen „Öffentlicher Verkehr“ und „Rad- und Fußwegenetz“ ƒ Entwicklung des Grünraums und Naherholungsraumes zur Steigerung der Wohn- und Lebensqualität für die ansässige Bevölkerung ƒ Stärkung lokaler Partnerschaften im Grazer Süden und Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden.

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Schnittstellen zur Strategie und zu anderen Aktionsfeldern (AF) im Gesamtprogramm Durch den URBAN-Ansatz wird ein Prozess zur Strategie- und Projektentwicklung in Gang gesetzt. Diese Projekte, die zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Gebietes beitragen und die den Zielen und Inhalten der Aktionsfelder des übergeordneten Programms entsprechen, sollen in entsprechenden weiteren Aktionsfeldern zur Umsetzung kommen. Zu nennen sind dabei insbesondere Cluster, Netzwerke und regionale Wirtschaftsinitiativen (AF2), betriebliche Beratungs- und Innovationsprojekte (AF4), unterstützende Qualifizierungsprojekte (AF6), Umweltmaßnahmen (AF9) bzw. regionale Unterstützungsstrukturen (AF8). Auch könnten hierbei betriebliche Förderungen im Rahmen der wettbewerbsrechtlichen Regelungen in dem Urban-Gebiet zur Anwendung kommen. Da jedoch die urbane Entwicklung, insbesondere im Stadt-Umland-Kontext mit eigenen Problembereichen konfrontiert ist, werden im Aktionsfeld 10, spezielle über den engen Rahmen der Innovationsförderung hinausgehende Bereiche der Stadt-Umland-Kooperation zur Umsetzung kommen.

Aktivitäten der Stadt-Umland Entwicklung In dem durch eine Mischnutzung gekennzeichneten Süden von Graz soll eine nachhaltige, integrierte Entwicklung12 erfolgen. In diesem Zusammenhang sollen als Themen insbesondere behandelt werden: ƒ integrierte Standortentwicklung unter Einbindung der Umlandgemeinden, wodurch eine vorausschauende koordinierte Entwicklung des Gesamtraumes vorbereitet werden soll ƒ Grünraumentwicklung, Naherholung und Ökologische Ausgleichsmaßnahmen ƒ Mobilitätsmaßnahmen im Lichte der Schnittstelle Stadt-Umland ƒ lokale Partnerschaften zur Verbesserung der Qualität als Lebens- und Arbeitsraums Für diese Aktivitäten sind auch entsprechende Daten- und Planungsgrundlagen zu schaffen, welche die Bedürfnisse unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen berücksichtigen und geschlechterspezifische Analysen ermöglichen. Eingebettet sind die Entwicklungsvorhaben in entsprechende Prozesse der BürgerInnenbeteiligung. Beispielhafte Impulsprojekte sowie begleitende Maßnahmen für solche Projekte sollen insbesondere im Bereich der Mobilität

12 Im integrierten, sektorenübergreifenden URBAN-Ansatz werden Maßnahmen zur physischen Stadterneuerung und die Anpassung lokaler Infrastruktur an sich verändernde wirtschaftliche, gesellschaftliche, demographische und ökologische Gegebenheiten mit Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, sozialen Integrationsmaßnahmen, Ausbildungs- und Qualifizierungs- sowie kulturellen, Freizeit- und Umweltschutzmaßnahmen verknüpft. Daneben bilden horizontale Ziele wie Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit einen wesentlichen Bestandteil aller Aktionen in integrierten URBAN- Programmen. Um einen ganzheitlichen Entwicklungsprozess zu erreichen, sollte die thematische Bandbreite der Entwicklungsaktivitäten so flexibel wie möglich gehalten werden, und dies gerade in Hinblick auf die Förderfähigkeit. Alle relevanten Politikfelder auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene sind sowohl horizontal als auch vertikal zu integrieren und zu koordinieren. (Vgl. Der ‚Acquis URBAN’ - Städtische ‚best practice’ im Dienst der EU-Kohäsionspolitik. Gemeinsame Erklärung der URBAN-Städte und Netzwerke zur Europäischen Konferenz “URBAN Future” im Juni 2005 in Saarbrücken)

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und der Grünraum/umweltbezogenen Entwicklung sowie der wirtschaftsnahen Infrastrukturen umgesetzt werden. Dabei sollen auch die spezifischen Bedürfnisse unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen (z.B. von Männern und Frauen) berücksichtigt werden.

Einbettung im Kontext von Finanzierungsinstrumenten und interregionaler Kooperation Es wird angestrebt, Pilotprojekte als Private-Public-Partnerships umzusetzen, wobei auch die Einbindung von weiteren EU-Initiativen wie z. B. JESSICA erfolgen könnte. Im Rahmen der interregionalen Kooperation soll auch die Teilnahme an entsprechenden Netzwerken zum Erfahrungsaustausch im Rahmen der Programmabwicklung oder in Städte-Netzwerken (z.B. im Rahmen von URBACT) möglich sein.

Förderungsempfänger: ƒ Gemeinden und Abteilungen der Stadt Graz ƒ Kooperationen von Gemeinden, Städten und Betrieben ƒ Gemeindeverbände ƒ Vereine

Förderungsfähige Kosten: ƒ Personalkosten (inkl. Reise- und Aufenthaltskosten) ƒ Externe Kosten (z.B. Beratungen, Konzepte, Studien, Veröffentlichungen, Übersetzungen, Öffentlichkeitsarbeit) ƒ Kommunikations- und Informationsveranstaltungen ƒ Investitions- und Sachkosten (z.B. Verkehrsinfrastruktur, Investitionen im Grünbereich) ƒ Administrative Kosten (anteilige Betriebskosten)

Abb. 3: Zusammenfassende Finanzübersicht AF10 - URBAN PLUS.

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2 STRUKTURANALYSE UND SOZIOÖKONOMISCHE CHARAKTERISTIK DES URBAN PLUS-PROJEKTGEBIETES13

2.1 Beschreibung des Projektgebietes

Lage im Bundesland Steiermark14 Die Steiermark ist ein industriell geprägtes Bundesland, der Anteil der industriell- gewerblichen Produktion an der Wertschöpfung ist im internationalen Vergleich hoch. Raumstrukturell ist die Steiermark jedoch durch sehr unterschiedliche Regionen charakterisiert. Neben dem Zentralraum Graz und Umgebung sind es vor allem Teile der Obersteiermark (Bruck/, Leoben, Kapfenberg), die eine starke industrielle und F&E-Basis aufweisen. Graz ist die zweitgrößte Stadt Österreichs und der obersteirische Verdichtungsraum ist durch eine Kette von kleineren Städten gekennzeichnet. Der Zentralraum und der obersteirische Wirtschaftsraum übernehmen die Rolle als „Technologie- und Innovationsmotor“ und verfügen über eine entsprechende F&E-, Ausbildungs- und Unternehmensbasis, sind sie doch Standort von Universitäten, Fachhochschulstudiengängen sowie von Kompetenzzentren. Die ländlichen Regionen sind in ihrer Wirtschaftsstruktur stärker gewerblich ausgerichtet, wobei auch der Landwirtschaft mit ihrer multifunktionalen Leistungsbereitstellung (Nahrungsmittelproduktion, Landschaftspflege etc.) eine vergleichsweise große Bedeutung zukommt. Der Tourismus spielt in Teilen der Regionen (insbesondere Oststeirische Thermenregion, Westliche Obersteiermark, Liezen) eine bedeutende Rolle. Die Steiermark war in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung lange Zeit durch ihre räumliche Ausgangslage benachteiligt. Dies war bedingt durch die ungünstige Erreichbarkeit der EU- Kernräume sowie aufgrund der Lage an den früher wenig durchlässigen Grenzen, in späterer Folge an der EU-Außengrenze. Die geopolitischen Veränderungen ermöglichten diesbezüglich eine deutliche Verbesserung. Sie liegt heute in einem sich entwickelnden neuen transnationalen Kooperationsraum im Südosten Europas, gleichzeitig jedoch noch immer in einer „inneren Randlage“ zu den EU-Kernräumen. Sie ist damit zwar für distanzabhängige Produkte benachteiligt, ihre geographische Position prädestiniert sie jedoch als Zulieferregion zu wettbewerbsstarken mitteleuropäischen Kernräumen.

13 Vgl. SCHÖNHERR, N., 2006: URBAN PLUS Strukturanalyse Graz-Süd und Umlandgemeinden (unveröff. Studie). Graz. 45 S. u. Anhang mit Ergänzungen durch den Hrsg. 14 AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, ABT. 14, 2007: Regionale Wettbewerbsfähigkeit 2007-2013, Operationelles Programm. Graz. S. 5-6 u. S. 18-19.

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Die lange Zeit bestehenden räumlichen und strukturellen Nachteile zeigen nach wie vor ihre Auswirkung auf das Niveau der Wirtschaftsleistung. Die Steiermark erreicht im Bruttoregionalprodukt je Einwohner nur rund 85 % des Österreich-Durchschnitts und liegt damit, gemessen an den Kaufkraftparitäten, im Niveau der EU25. Trotz einer im nationalen Vergleich günstigen Wachstumsperformance in den letzten Jahren konnten keine größeren Niveauanpassungen erreicht werden. Ähnliches zeigt sich bei der Arbeitsplatzdichte, die nach wie vor zu gering ist, was mit ein Grund für die insgesamt noch deutlich unter dem Österreich-Durchschnitt liegende Erwerbsquote ist.

Die Steiermark ist durch eine Vielfalt von Regionen mit unterschiedlichen raum- und wirtschaftsstrukturellen Charakteristika gekennzeichnet. Dem Ballungszentrum Graz und den industriell geprägten Regionen der Obersteiermark als Produktions- und Forschungszentren stehen die ländlichen Regionen mit kleinen Siedlungsgrößen gegenüber. Damit bestehen auch innerregionale Disparitäten, die sich in der Ausstattung mit Beschäftigungsmöglichkeiten, F&E- und Innovationsaktivitäten oder auch unterschiedlichen Erwerbsquoten insbesondere bei Frauen und letztlich in Unterschieden im Bruttoregionalprodukt je Einwohner widerspiegeln. Die Ost-, Süd- und Weststeiermark gehören hier zu den schwächsten Regionen in Österreich.

Städtische Region - Zentralraum Wirtschaftlicher Motor und zentraler Forschungsstandort der Steiermark ist der Ballungsraum Graz mit deutlich wachsender Wohnbevölkerung (+5,3% in den Jahren 2001-2004) und Beschäftigung (+0,5% in den Jahren 2001-2004). Getragen wird diese Beschäftigungsentwicklung durch einen dynamischen technologieorientierten Bereich der Sachgüterproduktion (vor allem dem automotiven Bereich) und durch einen weiter schreitenden Tertiärisierungsprozess. Insbesondere der Bereich Wirtschaftsdienste verzeichnet hohe Wachstumsraten (+4,7%). Die im internationalen Vergleich starke steirische Forschungsbasis fußt auf Aktivitäten vornämlich im Grazer Zentralraum sowie den industriell geprägten Regionen in der Obersteiermark. Diese breite Forschungsinfrastruktur im Zentralraum hat den Strukturwandel der letzten Jahre in Richtung wissensintensiver bzw. technologieorientierter Branchen beschleunigt. Gegenüber vorangegangenen Perioden hat Graz damit als Wirtschaftsstandort in einer international immer stärker auf „Wissen“ orientierten Wirtschaft an Profil und Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Dennoch bestehen im Vergleich zu anderen Ballungsräumen nach wie vor Defizite, die sich insbesondere im Segment der Wirtschaftsdienste zeigen. Der Grazer Zentralraum weist demnach für

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international ausgerichtete unternehmensnahe Dienstleistungen kaum Standortvorteile auf. Aufgrund der räumlichen Nähe bestehen aber Chancen, sich als Standort für Dienstleistungen in den südosteuropäischen Raum sowie für wissensintensive, technisch orientierte Dienstleistungen zu positionieren. Die Lebensqualität ist nach wie vor durch geringe negative externe Kosten, welche sich in vielen Ballungszentren entwickeln, vergleichsweise hoch. Als Problembereich erweist sich u.a. die zunehmende Suburbanisierung von Bevölkerung und Unternehmen und die damit verbundene Zersiedelung, negative Umweltwirkungen und das Verlorengehen von Entwicklungspotentialen durch hohen Flächenverbrauch. Gerade der Süden von Graz und die Umlandregionen bilden als Industrie-, Gewerbe- und Wohnstandort wichtige Potentiale für eine dynamische wirtschaftliche Entwicklung, von dem auch hohe Entwicklungsimpulse für die Steiermark insgesamt erwartet werden können. Gleichzeitig ist der Süden von Graz ein Brennpunkt des Suburbanisierungsgebietes und weist deutlich stärkere Verflechtungen mit dem (weiteren) Umland auf als die übrigen Stadtränder. Das wirft daher im besonderen Maße Fragen der geordneten Raum- und Standortentwicklung auf. Bislang gibt es in der Stadt-Umland-Kooperation jedoch nur unzureichende Zusammenarbeit oder auch unzureichende Daten- und Planungsgrundlagen, um hier eine abgestimmte Standortentwicklung zu ermöglichen.

Abb. 4: Lage der Steiermark in Europa (Quelle: Steirische Tourismus GmbH – Map of )

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Steiermark heute in einem sich entwickelnden neuen transnationalen Kooperationsraum im Südosten Europas liegt. Gleichzeitig bleibt sie aber nach wie vor in einer „inneren Randlage“ zu den EU-Kernräumen. Bei der Infrastrukturerschließung des Standortes Steiermark bestehen nach wie vor erhebliche Defizite, insbesondere in der Anbindung an die EU-Erweiterungsländer. Die aufgrund des Beitrittes der neuen Mitgliedsstaaten geänderte Lage der Steiermark bringt neue Herausforderungen, Chancen und Kooperationsnotwendigkeiten mit sich – insbesondere für die Kernregion Graz, die im Süden ein hohes Entwicklungspotential aufweist.

Abgrenzung URBAN PLUS-Gebiet Die Gebietsauswahl für das Aktionsfeld URBAN PLUS leitet sich speziell aus der bereits erwähnten Tatsache ab, dass im Süden von und um Graz seit einigen Jahren verstärkte Suburbanisierungstendenzen feststellbar sind. Die südlichen Grazer Stadtbezirke weisen eindeutig stärkere Verflechtungen mit Umlandgemeinden auf als die übrigen Stadtbezirke. Ein Lokalaugenschein im Süden von Graz macht deutlich, dass die historisch und verwaltungstechnisch begründeten Grenzen zwischen der Stadt und den Umlandgemeinden, aber auch zwischen diesen Gemeinden untereinander heute immer mehr verschwimmen und strukturell kaum mehr wahrnehmbar sind. Da das städtische Gebiet in vielen Bereichen mit den selben oder ähnlichen Problemen konfrontiert ist wie die Umlandgemeinden, könnten durch eine intensivere Zusammenarbeit in Zukunft Fragestellungen gemeinsam bearbeitet und gemeinsame Stärken genutzt werden. Eine optimale Basis dafür stellen die bereits bestehenden Gemeindekooperationen GU-Süd und GU 8 dar. Im Rahmen dieser Kooperationen wurden von den Gemeinden bereits wertvolle Strukturen aufgebaut, die letztlich in einer gemeinsamen Entwicklung der Region Graz-Graz Umgebung münden können. Die übergeordnete Bezugsachse des Projektgebietes stellt die Technologieachse Graz – Marburg dar.

Verwaltungsstrukturen im Projektgebiet Das Projektgebiet umfasst vier Grazer Stadtbezirke St. Peter, Liebenau, Puntigam und Straßgang und sechzehn Umlandgemeinden des politischen Bezirks Graz-Umgebung. Die an URBAN PLUS beteiligten Umlandgemeinden sind zum einen die acht GU-Süd- Gemeinden Fernitz, Gössendorf, Grambach, Hart bei Graz, Hausmannstätten, Mellach,

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Raaba und Vasoldsberg sowie die acht GU 8-Gemeinden Feldkirchen bei Graz, Pirka, Seiersberg, Unterpremstätten, Kalsdorf bei Graz, Zettling, Wundschuh und Werndorf.

Abb. 5: Programmgebiet URBAN PLUS – Verwaltungsstrukturen (Quelle: Land Steiermark - A16)

GU-Süd ist der Kurzbegriff für den Interkommunalen Entwicklungsverein "Graz-Umgebung- Süd", der 2001 gegründet wurde und eine regionale Verkehrs- und Wirtschaftsgemeinschaft

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des Bezirkes Graz-Umgebung darstellt. Sie bezweckt die Unterstützung einer nachhaltigen regionsgerechten und integrativen Entwicklung der Region. Die Ziele der Gemeinschaft sind: die Koordination von Gemeindeaufgaben, die gemeinsame Entwicklung und Finanzierung von Projekten, die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, die Koordination von Betriebsansiedelungen und der Ausbau des Naherholungsangebotes.15

Abb. 6: Projektgebiet URBAN PLUS (Quelle: GIS – Steiermark 2005. Überarbeitung Schönherr) Legende: (I) Straßgang; (II) Puntigam; (III) Liebenau; (IV) St. Peter; (1) Seiersberg, (2) Feldkirchen bei Graz, (3) Gössendorf, (4) Grambach, (5) Raaba, (6) Hart bei Graz, (7) Pirka, (8) Unterpremstätten, (9) Kalsdorf, (10) Fernitz, (11) Hausmannstätten, (12) Zettling, (13) Wundschuh, (14) Werndorf, (15) Mellach, (16) Vasoldsberg.

Die GU 8 definiert sich vor allem als Wirtschaftsregion, die u.a. Maßnahmen ergreift, den Wirtschaftsstandort „Großraum Graz“ nicht zu gefährden und zu schaden. Die GU 8 organisierte diesbezüglich Gespräche mit den Bürgermeistern betroffener Gemeinden und den übergeordneten Verwaltungsstrukturen. Dabei wird nicht nur die augenblickliche

15 www.gu-sued.at

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Situation sondiert, sondern auch Maßnahmenpakete für eine diesbezügliche längerfristige gemeindepolitische Arbeit festgelegt.16

Geographische Rahmenbedingungen Das Projektgebiet liegt innerhalb des „Grazer Feldes“, als gut eingebürgerte geographischen Bezeichnung für das Murtal zwischen dessen Austritt aus den Alpen in Weinzödl am nördlichen Stadtrand von Graz und der Enge von Wildon im Süden. Das Grazer Feld ist ein geräumiger Talraum, der aus fluvialen und fluvioglazialen Sedimenten besteht, die als Grundwasserspeicher bedeutend sind. Der Nordteil dieses Gebietes wird zur Gänze von der Stadt Graz eingenommen, seine Begrenzungen im Osten und Westen weisen zueinander charakteristische Asymmetrien auf. Im Norden und Westen wird das Grazer Feld durch die Ausläufer des „Westlichen Grazer Berglandes“ (Randgebirge) begrenzt, überwiegend aus schwach metamorphen Gesteinen des Paläozoikums (auch „Grazer Paläozoikum“ genannt; Anm.) aufgebaute Mittelgebirge beiderseits der Mur im Norden von Graz. Es handelt sich um ein morphologisch sehr vielfältig strukturiertes Gebiet, wobei der Gesteinsbestand mit tendenziell sanfteren Formen in Silikat- und steileren Formen in Karbonatgesteinen eine große Rolle bei der Differenzierung des Landschaftsbildes spielt. Die Begrenzung ist im Westen und Süden in ihrem Verlauf kompliziert, eine klare Untergliederung ergibt sich durch das Murtal in einen westlichen und einen östlichen Teil. Am Ostrand des Grazer Feldes (östlich der Mur) schließt das aus tertiären Lockergesteinen aufgebaute Oststeirische Riedelland (Vorland) an, das in weiterer Folge durch die breiten Täler von Raab, Feistritz und Lafnitz (sowie einiger weiterer Bäche) in drei voneinander getrennte, physiognomisch jedoch sehr ähnliche Teile gegliedert wird.17

Beiderseits des Murflusses schließen die Flußauen des holozänen Talbodens an, der seinerseits in eine aus würmeiszeitlichen Sedimenten aufgebaute Terrasse eingebettet ist, die an ihren Rädern von den zuvor genannten Erhebungen begrenzt wird.

Die topographische Ausrichtung des Grazer Feldes entspricht somit seiner dreiseitigen hügeligen Umschließung im Westen (durch den längsgezogenen Bergrücken des Plabutsch- Buchkogelzuges), im Norden (durch das Göstinger Bergland und die Rannach) und im Osten

16 www.graz-umgebung.at 17 Vgl. LIEB, K.: Landschaftsgliederung der Steiermark auf http://www.umwelt.steiermark.at [Stand 03.09.2007]

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(durch die Hügellandschaft des Oststeirischen Riedellandes), sowie einem verhältnismäßig schwach nach Süden geneigten Auslaufen in Richtung Süd-Südost (Gefälle ca. 3‰). Allein durch diese geographischen Rahmenbedingungen bietet das Projektgebiet Potential für einen zukünftigen Erweiterungsraum in Richtung Süd-Südost (Bezugsachse Graz-Maribor).

Abb. 7: Programmgebiet URBAN PLUS – Flächennutzung (Quelle: Land Steiermark - A16)

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Der tiefstgelegenen Punkt des Projektgebietes liegt in der Gemeinde Mellach mit 302 m Seehöhe, den höchstgelegenen Punkt stellt der Buchkogel mit einer Seehöhe von 656 m dar.

Gebietsgröße und Einwohner Im Projektgebiet mit einer Gesamtfläche von 214,96 km² leben laut Volkszählung 2001 80.329 EinwohnerInnen. Die politische Zuständigkeit teilt sich in Graz-Stadt und Graz- Umgebung auf. Das Projektgebiet deckt flächenmäßig ca. 1,3 % des Bundeslandes Steiermark ab (Gesamtfläche Steiermark: 16.392 km²).

Gesamtfläche Stadtbezirk/Gemeinde Einwohner in km² Grazer Stadtbezirk Liebenau 11.556 7,9 Grazer Stadtbezirk Puntigam 6.248 6,2 Grazer Stadtbezirk St. Peter 12.801 8,9 Grazer Stadtbezirk Straßgang 12.212 11,8 Gemeinde Feldkirchen 5.024 11,5 Gemeinde Fernitz 2.773 10,6 Gemeinde Gössendorf 3.079 7,2 Gemeinde Grambach 1.325 6,9 Gemeinde Hart bei Graz 4.189 11,0 Gemeinde Hausmannstätten 2.456 6,8 Gemeinde Kalsdorf bei Graz 4.837 15,08 Gemeinde Mellach 1.004 10,0 Gemeinde Pirka 2.759 9,4 Gemeinde Raaba 1.927 7,7 Gemeinde Seiersberg 5.950 7,9 Gemeinde Unterpremstätten 3.188 17,8 Gemeinde Vasoldsberg 3.838 28,0 Gemeinde Werndorf 2.007 6,23 Gemeinde Wundschuh 1.397 12,76 Gemeinde Zettling 1.325 11,29 Summe Projektgebiet 89.895 214,96

Tab. 1: Einwohner und Gesamtfläche des URBAN PLUS-Gebietes nach Stadtbezirken und Umlandgemeinden (Quellen: Statistik , Volkszählung 2001 und Stadt Graz – Informationsservice Online)

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Flächenmäßig nimmt der städtische Teil des Projektgebietes (34,8 km²) ca. 27% des gesamten Grazer Stadtgebietes ein (Gesamtfläche Graz: 127,56 km²) und 16,19% des URBAN PLUS-Projektgebietes.

Fläche Stadtgebiet 34,8 km² Umlandgemeinden 180,16 km² Gesamt 214,96 km²

Tab. 2: Fläche Projektgebiet – Splittung Stadt und Umland (Quelle: Statistik Austria, Volkszählung 2001 und Stadt Graz – Informationsservice Online)

Stadt – Land – „Zwischenstadt“ Die Schotterterrasse des Grazer Feldes weist zu ihrem Nordrand hin stark städtisch geprägt und in Richtung Süd-Südwest einen immer ländlicheren, weitgehend ackerwirtschaftlich geprägten Charakter auf. Dieses ebene Areal bietet ein interessantes und für die Zukunft der Region wichtiges Potential, da ein Wachstum der Stadt, aufgrund der zuvor beschriebenen naturräumlichen Rahmenbedingungen, ausschließlich in Richtung Süden stattfinden kann. Der Übergang zwischen Stadt und Land in diesem Bereich ist, wie bereits erwähnt, ein fließender. Teile der Umlandgemeinden weisen ein stark urbanes Gefüge auf, während umgekehrt Teile der Stadt ausgeprägt ländlich wirken. Im regionalen Beziehungsgeflecht stellt die Stadt Graz einen Großteil der Arbeitsplätze, der sozialen und technischen Infrastruktur sowie die zentralen Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen. Die Wohnfunktion der Stadt Graz hat sich in den letzten Jahren jedoch sehr stark in die Umlandgemeinden verlagert.

Zwischen der Kernstadt und dem Umland bildet sich im Süden von Graz zunehmend eine sogenannte „Zwischenstadt“ heraus, die insbesondere durch folgende Charakteristika gekennzeichnet ist: ƒ teilweise unklare Entwicklungsstrategie und Positionierung ƒ großteils Mischnutzung und die damit verbundenen Probleme einer mangelnden Balance zwischen Wirtschaftsinteressen und Lebensqualität ƒ teilweise negatives Image in der öffentlichen Wahrnehmung

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Prägend für die subjektive Wahrnehmung desdas Projektgebiet sind zudem größere Strukturen, wie z.B. große Gewerbeansiedlungen, Autobahnen und der Murfluss, die durch ihre Trennungsfunktion Durchlässigkeiten im Gebiet stark erschweren. Diese Situation wird zum Teil durch fehlende Verbindungen noch verstärkt. So existieren im gesamten Projektgebiet nur drei Brückenbauten, die das linke mit dem rechten Murufer verbinden!

Abb. 8: Satellitenbildausschnitt des Grazer Feldes (Quelle: Google Earth)

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Weiters charakterisierend für das Projektgebiet sind teilweise extreme strukturelle Sprünge (z.B. Autobahn - Ackerland) sowie bauliche Maßstabssprünge (z.B. Industriebauten - Einfamilienhausbebauung).

Stadtgebiet Das Regionalprogramm Graz und Graz-Umgebung fasst den Raum der Kernstadt und den suburbanen Raum im Grazer Süden zur Kategorie Siedlungs- und Industrielandschaften zusammen. Charakteristisch für den Süden von Graz ist die Mischnutzung, die sich in den Umlandgemeinden weiterführt. Diese strukturelle Charakteristik leitet sich aus der Besiedelungsgeschichte dieses Bereichs ab.

Abb. 9: Flächenwidmungsplan der Stadt Graz (Quelle: Stadt Graz – Stadtplanungsamt 2002)

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Als sich vor allem ab dem 19. Jahrhundert Betriebe in den wenig besiedelten Gebieten des Grazer Südens ansiedelten kam es infolge der damals noch gering ausgeprägten Mobilität der Bevölkerung zu einer bis heute nachwirkenden Siedlungsentwicklung in direkter Nähe zu Industrie- und Gewerbestandorten (Mischnutzungsgebiete).

Abb. 10: Flächenwidmungsplan der Stadtbezirke Liebenau, St. Peter, Puntigam und Straßgang (Quelle: Stadt Graz – Stadtplanungsamt 2002. Überarbeitung Schönherr)

Der städtische Teil des Projektgebietes lässt folgende Merkmale und Problemfelder erkennen: ƒ überdurchschnittliche Prägung durch auf Industrie und Gewerbe ƒ Mischnutzungsgebiete (Industrie/Gewerbe – Wohnen) und dadurch strukturelle Sprünge wie bauliche Maßstabssprünge ƒ zunehmende Verflechtung mit dem Umland und Ausdehnung urbaner Strukturen in Richtung Süden ƒ Defizite in Funktionstrennungen erschweren die Entwicklung klarer Entwicklungsstrategien ƒ Vernachlässigung des Themas „Baukultur“ (überdurchschnittlich viele Zweckbauten)

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ƒ Mangel an durchgängigen Grünräumen und Wohnumfeldgestaltungen ƒ steigende Umweltbelastung aufgrund nutzungsbedingtem sowie überregionalem Verkehrsaufkommen u.a. durch Pendlerströme und eine Verstärkung der Einflüsse durch klimatologische Tallage ƒ teilweise Verringerung der Lebensqualität durch zunehmende Industrie- und Gewerbenutzung bzw. weiter steigendes Verkehrsaufkommen

Umlandgemeinden Wie in der Stadt bildet der Murfluss auch im Umland eine natürliche Barriere und verstärkt teilweise die Ausprägung der jeweilig vorherrschenden Charakteristika. Kennzeichnend sind in dieser Hinsicht ebenso der bereits erwähnte auffallende Mangel an Brückenverbindungen über den Murfluss.

Die Umlandgemeinden des URBAN PLUS-Projektgebietes lassen in Summe folgende Merkmale bzw. Herausforderungen erkennen:

Westlich der Mur: ƒ Ausrichtung auf Industrie und Gewerbe (Handel) ƒ Mischgebiet Industrie/Gewerbe und Wohnen und dadurch bauliche Maßstabssprünge ƒ zunehmende Verflechtung mit der Stadt ƒ gute gemeindeinterne infrastrukturelle Anbindung (teilweiser Mangel an Schnittstellen zur Stadt) ƒ Vernachlässigung des Themas Baukultur (viele Zweckbauten) ƒ steigende Umweltbelastung, vor allem aufgrund von Pendlerströmen sowie nutzungsbedingtem und überregionalem Verkehrsaufkommen

Östlich der Mur: ƒ teilweise noch intakte dörfliche Strukturen ƒ teilweise landwirtschaftliche Prägung ƒ großteils hohe Wohnqualität ƒ im nördlichen Bereich (Raaba, Grambach) Ausrichtung auf Industrie und Gewerbe und zunehmende Verflechtung mit der Stadt ƒ steigende Umweltbelastung, vor allem aufgrund von Pendlerströmen sowie nutzungsbedingtem und überregionalem Verkehrsaufkommen

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Potenziale für integrierte Entwicklungsstrategien Die bisherigen Ausführungen zeigen deutlich, dass der Grazer Süden mit den angrenzenden Umlandgemeinden großes Potential zur Initiierung von nachhaltigen Entwicklungen für die gesamte Region birgt. In diesem Zusammenhang sind gemeinsame Planungs- und Entwicklungsstrategien von Stadt und Umland wesentlich für eine gemeinsame Bewältigung von aktuellen Herausforderungen (Win-Win-Situation). Vermieden werden sollen nicht zuletzt kleinräumige Wettbewerbe und Konkurrenzsituationen. In diesem Zusammenhang wäre vor allem ein integrierter Ansatz der Stadt- Umlandentwicklung von besonderer Bedeutung (vgl. S. 17). Einen Vorteil in Hinblick auf die Umsetzung gemeinsamer Pilotprojekte stellen dabei sicherlich die bereits bestehenden Gemeindekooperationen und Entwicklungspartnerschaften dar.

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2.2 Historische Entwicklung

Die gesamte Besiedelungsgeschichte des heutigen Grazer Feldes leitet sich historisch von der Lagegunst des Grazer Schlossberges an einer natürlichen Furt des Murflusses und seinen bereits frühgeschichtlichen Wehranlagen ab. Von diesem Kernbereich der Besiedlung aus breitete sich die Stadt ins ebene Umland des Murtales aus. Die älteste urkundliche Erwähnung von Graz erfolgte demnach im Jahr 1128. Rund 250 Jahre später, im Jahr 1379, wird Graz zur Hauptstadt von „Innerösterreich“ (bestehend aus den Ländern „südlich des Semmering“: Steiermark, Kärnten, Krain und das österreichische Küstenland) und damit Residenzstadt der Habsburger bis 161918. Danach zog der Hof nach Wien und mit ihm verlagerte sich auch das politische Machtzentrum der Monarchie.

Die Entwicklung der Umlandgemeinden südlich von Graz geht auf einzelne Schlossgüter und deren Latifundien zurück. Die damaligen Bewohner des heutigen Grazer Feldes, die so genannten „Grazfelder" oder „Premstätter Fuhrleut"19 gehörten hauptsächlich dem Bauernstand an. Sie siedelten an der alten Handelsstraße, die in Fortsetzung der Alten Poststraße am rechten Murufer nach Süden zieht und über Hengsberg und den Radlpass schließlich über Laibach und Triest die Obere Adria erreicht. Das Grazer Becken war somit seit jeher Durchzugsgebiet für Reisende aus dem Süden der Monarchie in Richtung Schwaben, Franken, Böhmen, Nordungarn und Südtirol, wobei die rege Reisetätigkeit seit jeher auch einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dieser Gegend darstellte. Zeitlich später entwickelten sich die Gemeinden rund um Hart bei Graz (erste urkundliche Erwähnung 160820), Vasoldsberg und Grambach. Diese auffällig späten Nennungen sind darauf zurückzuführen, dass das Hügelgebiet im Osten ehemals hauptsächlich als Weinanbaugebiet genutzt wurde und sich die genannten Siedlungen größtenteils aus den bestehenden Weingartenhäusern entwickelten.

Im 18. und 19. Jahrhundert wurde vor allem der historische Altstadtkern im Osten der Stadt Graz durch Gründerzeitbebauung städtebaulich erweitert. Dieses linke Murufer beherbergt auch seit jeher die Verwaltungseinheiten und Universitäten. Der Grazer Westen hingegen entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert, vor allem aufgrund seiner guten Verkehrslage an alten Handelsstraßen und der damals neu errichteten Südbahnstrecke, zu einem städtischen

18 Stadt Graz – Graz Info 2005. Unter: http://www.graz.at/cms/ziel/606777/DE/ [Stand: 22.11.2005] 19 Vgl. Marktgemeinde Unterpremstätten. Internetportal 2005. Unter: http://www.unterpremstaetten.at [Stand: 22.11.2005] 20 Hart bei Graz. Internetportal 2005. Unter: http://www.hart-graz.steiermark.at [Stand: 22.11.2005]

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Industriestandort mit angrenzenden Arbeiterquartieren (Programmgebiet URBAN II Graz- West). Ebenso ergab sich die Ansiedlung der Betriebe im Grazer Süden aus dem vorhandenen Flächenpotential sowie der günstigen Verkehrslage. Markant für den Grazer Süden ist heute die bereits mehrfach erwähnte stark ausgeprägte Mischnutzung sowie die merkbare Ausdehnung urban geprägter Gebiete in Richtung des südlichen Umlands. Zwischen teilweise großflächigen Industrie- und Gewerbegebieten befinden sich Wohngebiete sowie ländliche Dorfstrukturen, die teilweise ineinander verschmelzen. Große freistehende Areale, teilweise auch in unmittelbarer Nachbarschaft von Industrie- und Gewerbezonen, wurden und werden nach wie vor für Wohnbebauung herangezogen. Diese teilweise unklare Nutzungstrennung führt unter anderem auch zu Problemen, wie einer Verminderung der Wohnqualität oder einer verstärkten Schadstoffbelastung durch überlastete Verkehrsadern. Speziell das Übergreifen dieser Probleme auf die angrenzenden Umlandgemeinden macht eine integrierte Entwicklung des gesamten Gebietes notwendig.

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2.3 Flächenpotenziale im Projektgebiet

Bei der Untersuchung des Projektgebiets hinsichtlich seiner Flächen- und Entwicklungspotentiale wurde eine Differenzierung in folgende drei Teilbereiche vorgenommen: ƒ einen städtischen Bereich mit den Stadtbezirken Puntigam, Liebenau, St. Peter und Straßgang, ƒ einen stadtnahen und teilurbanen Bereich mit den Umlandgemeinden, die großteils direkt an die Stadt angrenzen (Feldkirchen bei Graz, Grambach, Gössendorf, Pirka, Raaba, Seiersberg) und ƒ einen ländlichen Raum mit den übrigen Gemeinden des Projektgebietes (Unterpremstätten, Kalsdorf bei Graz, Zettling, Wundschuh, Werndorf, Fernitz, Mellach, Hausmannstätten, Vasoldsberg und Hart bei Graz)

Die ländlichen Gemeinden unterscheiden sich deutlich von der städtischen Struktur und Dichte. In den direkten Umlandgemeinden sind hingegen starke Suburbanisierungstendenzen feststellbar. Einige Flächenpotentiale des URBAN PLUS- Gebietes wurden auf Basis der Entwicklungsleitbilder der einzelnen Gemeinden in nachfolgenden Darstellungen exemplarisch dargestellt. Untersucht wurden dabei im städtischen Bereich hauptsächlich Potentiale für Industrie- und Gewerbeansiedlungen, in den Umlandgemeinden grundsätzliche Entwicklungsmöglichkeiten. Häufig befinden sich Gebiete mit Flächenpotentialen in räumlicher Nähe von Hauptinfrastrukturlinien.

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2.3.1 Städtischer Bereich

Der städtische Teil des URBAN PLUS-Projektgebietes weist für zukünftige Entwicklungen folgende zentrale Flächenpotentiale auf:

Weblinger Gürtel

Puntigamer Straße

Pyhrnautobahn

Triester Straße

Abb. 11: Flächenpotential westlich des Murflusses (Quelle: Stadt Graz – Stadtplanungsamt 2002. Überarbeitung Schönherr)

Westlich der Mur lassen sich vor allem aufgrund der vorhandenen guten Verkehrsanbindungen folgende potentielle Entwicklungsflächen abgrenzen (dunkelblaue Markierungen in Abb.11): 1. Gebiet östlich der Pyhrnautobahn bis zum Weblinger Gürtel (teilweise bereits bebaut) 2. Gebiet rund um die Triesterstraße sowie nördlich und südlich der Puntigamer Straße 3. das Gebiet nördlich des Weblinger Gürtels (bereits als Aufschließungsgebiet ausgewiesen)

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A2 – Abfahrt Graz-Ost

Messendorf

Puntigamer Straße

St. Peter Gürtel

Liebenauer Gürtel

Abb. 12: Flächenpotential östlich der Mur (Quelle: Stadt Graz – Stadtplanungsamt 2002. Überarbeitung Schönherr)

Folgende Potentialflächen können vor allem aufgrund von Anbindungen an bzw. Nähe zu Autobahnknoten Graz Ost östlich der Mur ausgemacht werden (dunkelblaue Markierungen in Abb. 12): 1. die Aufschließungsflächen rund um den Liebenauer Gürtel/St. Peter Gürtel sowie um das neu errichtete Liebenauer Einkaufszentrum „Murpark“ 2. weitere Potentiale ergeben sich rund um die Puntigamer Straße, nördlich des Magna Steyr-Geländes und in Messendorf

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2.3.2 Der stadtnahe und teilurbane Bereich

Folgende aktuelle Flächenpotentiale für den stadtnahen Bereich südlich von Graz können jeweils auf Gemeindeebene dargestellt werden.

Abb. 13: Flächenpotential der Gemeinde Seiersberg (Quelle: Gemeinde Seiersberg 2001. Überarbeitung Schönherr)

Gemeinde Seiersberg Auf dem schmalen, stark ost-west-orientierten Gebiet der Gemeinde Seiersberg findet sich das Kernpotential an Flächen westlich der A9/Pyrnautobahn (Abb. 13: roter Kreis). Dieses Areal würde sowohl für Wohnnutzung als auch für die weitere Ansiedelung von Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe zur Verfügung stehen. Letztere könnten durch das bereits bestehende bzw. teilweise zusätzlich projektierte kommerzielle und kommunale Zentrum (Abb. 13: rot eingefärbte Flächen) in unmittelbarer Nähe östlich der A9/Pyhrnautobahn durch Synergieeffekte aufgrund bestehender Strukturen profitieren. Ein weiterer wichtiger Standortvorteil für diese Bereiche ist die direkte Anbindung an die A9/Pyhrnautobahn als Anschluss an ein überregionales Verkehrsnetz.

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Für eine mittel- bis langfristige Entwicklung können für die jeweiligen Widmungsbereiche bereits Entwicklungstendenzen prognostiziert werden (Abb. 13: Pfeile in den jeweiligen Farben). Generell lässt sich festhalten, dass von Gemeindeseite im Bereich der Wohnbebauung eine Verdichtung des Bestandes angestrebt wird und von einer weiteren Ausdehnung des Siedlungsgebietes in Richtung des östlich gelegenen Grüngürtel mit Waldbeständen und landwirtschaftlich genutzten Flächen aktuell abgesehen wird. Für detaillierte Festlegungen sei auf das Siedlungsleitbild der Gemeinde Seiersberg Nr. 3.00 verwiesen.21

Gemeinde Pirka Die festgelegten Schwerpunkte für Wohnbereich (Abb. 14: gelbe Kreise) als auch für Gewerbenutzung (Abb. 14: violette Kreise) stellen die Ausgangspunkte für die weiteren Entwicklungen der Gemeinde dar. Auch die Gemeinde Pirka entfaltet ihr Potential durch die Verdichtung der bestehenden Strukturen in den einzelnen Nutzungsbereichen (Abb. 14: siehe farbgleiche Pfeile).

Abb. 14: Flächenpotential der Gemeinde Pirka (Quelle: Gemeinde Pirka 2004. Überarbeitung Schönherr)

21 Gemeinde Seiersberg. Örtliches Entwicklungskonzept Nr. 3.00, 2001.

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Eine Erweiterung des vorhandenen überregionalen Autobahnknotens der A2 und A9 ist bereits projektiert und erfolgt auf den bereits ausgewiesenen Flächen (Abb. 14: gelb strichlierte Linie). Die infrastrukturelle Gliederungen in Abb. 14 zeigt sowohl potentielle Bebauungsleitlinien, als auch die vorhandene naturräumliche Gliederung (vorhandene Fließgewässer, Grünverbindungen, offenen Wasserflächen und weiträumige Waldbereiche vor allem im Osten). Die übrigen Funktionsbereiche bilden räumlich-funktionelle Einheiten und sollen bestimmte Aufgaben im Rahmen der mittel- und langfristigen Gesamtentwicklung der Gemeinde Pirka erfüllen“22 (Abb. 14). Für eine exakte Aufschlüsselung der Siedlungsschwerpunkte sowie für detaillierte Festlegungen sei auf das Siedlungsleitbild der Gemeinde Pirka Nr. 4.00 verwiesen.23

Gemeinde Feldkirchen bei Graz Das größte Potential der Gemeinde Feldkirchen weist das Areal zwischen dem internationalen Flughafen Graz Thalerhof und dem Ortskern auf (Abb. 15: dunkelblaue Markierung). Deutlich zu erkennen sind schmale Längsstrukturen, welche sich über den kompletten Gemeindebereich von Feldkirchen ziehen. Gründe für diese Gliederung sind die großen Verkehrsverbindungen Bundesstraße und Bahntrasse und ihre Nord-Süd-Ausrichtung, die daran ausgerichteten Streifenfluren sowie die naturräumliche Grenze des Murflusses im Osten. Für eine exakte Aufschlüsselung der Einzelbereiche sowie für detaillierte Festlegungen sei auf das Siedlungsleitbild der Gemeinde Feldkirchen bei Graz Nr. 3.00 verwiesen.24

22 Gemeinde Pirka. Wortlaut und Erläuterungsbericht zum örtlichen Entwicklungskonzept Nr. 4.00, 2004. S. 19. 23 Ebenda 24 Gemeinde Feldkirchen bei Graz. Örtliches Entwicklungskonzept Nr 3.00, 2004.

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Abb. 15: Flächenpotential der Gemeinde Feldkirchen bei Graz (Quelle: Marktgemeinde Feldkirchen bei Graz 2004. Überarbeitung Schönherr)

Gemeinde Grambach Für die Ausweisung neuen Baulandes stehen in der Gemeinde Grambach generell Erweiterungen bestehender Baulandgebiete zur Verfügung. „Lediglich am Eisenberg wurde ein neues Dorfgebiet entlang der dortigen Gemeindestraße festgelegt. Dieses Dorfgebiet umfasst drei bereits bestehende Wohnhäuser mit dazugehörigen Nebengebäuden. Die dazwischen liegenden Freiflächen werden als Bauplätze für die Kinder der Grundeigentümer benötigt.“25 Die Entwicklungsgebiete für Industrie und Gewerbe sind in Grambach ausschließlich im Anschluss an den Technologiepark Grambach möglich. Für detaillierte

25 Gemeinde Grambach. Erläuterungsbericht zum Flächenwidmungsplan 3.0, Mai 2002. S. 3.

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Festlegungen sei auf den Erläuterungsbericht zum Flächenwidmungsplan der Gemeinde Grambach verwiesen.

Marktgemeinde Gössendorf Die Potentiale der Siedlungs- und Bebauungsentwicklung werden unter §6 des örtlichen Entwicklungskonzeptes26 der Gemeinde Gössendorf in 11 Punkten zusammengefasst und beinhalten u.a. folgende Richtlinien: ƒ Als Potentiale gelten Flächen, die infrastrukturell bereits völlig erschlossen sind. ƒ Außerhalb des öffentlichen Kanalnetzes ist jegliche Baulanderweiterung untersagt. ƒ Im Bereich Thondorf darf die Wohngebietsentwicklung nur mit Hinblick auf die dörfliche Struktur und unter Einschränkungen vorgenommen werden. Für detaillierte Festlegungen und punktuelle Potentiale sei auf das örtliche Entwicklungskonzept der Gemeinde Gössendorf verwiesen.

Marktgemeinde Raaba „Das Gebiet zwischen der Ostbahnlinie und dem Schedlbauer-Mühlkanal an der Grenze zur Gemeinde Hart bei Graz ist langfristig als ein potentielles Entwicklungsgebiet für Gewerbeansiedlungen anzusehen.“27 Besonders großes Entwicklungspotential ergibt sich in der Gemeinde Raaba in Bezug auf den Verkehr. „Die Baulandbereiche östlich der Autobahn entlang der Höhenstraße, der Buchdruckerstraße und des Aschenbachweges sind insbesondere in den Abendstunden nicht ausreichend durch öffentliche Verkehrsmittel erschlossen. Angesichts der künftigen Baulandentwicklung in diesem Gebiet ist die Mindestbedienungsqualität der öffentlichen Verkehrsmittel herzustellen.“28 Für detaillierte Festlegungen und punktuelle Potentiale sei auf das örtliche Entwicklungskonzept der Gemeinde Raaba verwiesen.

26 Marktgemeinde Gössendorf. Örtliches Entwicklungskonzept. 4. Fassung 2005. 27 Marktgemeinde Raaba. Örtliches Entwicklungskonzept. 3. Fassung 2000. S. 7. 28 Ebenda

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2.3.3 Ländlicher Raum

Die Gemeinden Fernitz, Mellach, Hausmannstätten, Vasoldsberg, Hart bei Graz und Unterpremstätten, Zettling, Kalsdorf bei Graz, Wundschuh und Werndorf besitzen großteils noch intakte und funktionierende Dorfstrukturen. Der Trend innerhalb der Bevölkerung, in der Stadt zu arbeiten und am Land zu wohnen, nimmt jedoch auch hier zu. Diese Entwicklung verursacht jedoch auch eine Zunahme von Pendleraktivitäten aus denen Verkehrsprobleme und Umweltbelastungen resultieren. Potentiale dieser Gemeinden liegen insbesondere in den Bereichen Wohnen, Naherholung und Freizeit. Sie dienen mit ihren Freizeit- und Gastronomieangeboten wie z.B. Buschenschenken oder Reitställen entlang des Murradweges weiters als „Regenerationsgebiete“ für die Bevölkerung der Stadt und des Umlandes.

44 URBAN PLUS - INTEGRIERTER STADT-UMLAND-ENTWICKLUNGSPLAN

2.4 Sozioökonomische Charakteristik

2.4.1 Demographie und Sozialstruktur

Wohnbevölkerung Im gesamten URBAN PLUS-Projektgebiet leben gemäß Volkszählung 2001 insgesamt 89.895 Einwohner, davon 42.817 im Stadtgebiet und 47.078 in den Umlandgemeinden. Stadt und Umland wachsen dabei zunehmend zu einem Siedlungsgroßraum zusammen.

URBAN PLUS-Gebiet Einwohner Stadtgebiet 42.817 Umlandgemeinden 47.078 Gesamt 89.895

Tab. 3: Wohnbevölkerung im Projektgebiet (Quelle: Statistik Austria, Volkszählung 2001)

Der Altersaufbau der Wohnbevölkerung zeigt durchwegs, dem nationalen Trend folgend, einen geringen Anteil an unter 15-Jährigen und einen deutlich erhöhten Anteil an über 60- Jährigen. Diese Überalterungstendenz zeigt sich auch im Durchschnittsalter, welches beispielsweise in der Stadt Graz bei rund 44 Jahren liegt.

URBAN PLUS-Gebiet Anzahl in Prozent Stadtgebiet unter 15 6.597 15,4% 15 bis unter 60 27.126 63,3% 60 und mehr 9.102 21,3% 100,0%

Umlandgemeinden unter 15 8.336 17,7% 15 bis unter 60 30.125 64,0% 60 und mehr 8.617 18,3% 100,0%

Tab. 4: Wohnbevölkerung nach Altersgruppen (Quelle: Stadt Graz – Präsidialamt, Volkszählung 2001 und Statistik Austria, Volkszählung 2001)

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Ausländeranteil Innerhalb des Projektgebietes lag der Ausländeranteil im Jahr 2001 (Volkszählung) in den beteiligten Stadtbezirken bei 7,1% und in den Umlandgemeinden bei durchschnittlich 4,1%. Der Ausländeranteil ist auch hier in den letzten Jahren gestiegen, liegt aber unter dem Schnitt der Stadt Graz (2001: 9,5%). Innerhalb des Stadtgebietes weist der Bezirk Puntigam den größten Ausländeranteil auf.

Ausländeranteil Stadtgebiet 7,1% Umlandgemeinden 4,1%

Tab. 5: Ausländeranteil im Projektgebiet (Quelle: Stadt Graz – Präsidialamt. Volkszählung 2001 und Statistik Austria, Volkszählung 2001)

Bevölkerungsbewegungen Während die Bevölkerung in den Umlandgemeinden in den letzten Jahrzehnten stetig zunimmt (zwischen 1951 und 2001 um +119,8%), erreichte die Stadt Graz 2001 etwa den Bevölkerungsstand von 1951. Den bisherigen Bevölkerungshöchststand erlebte Graz im Jahr 1971. Zum damaligen Zeitpunkt lebten im Großraum Graz 249.089 Personen.

Jahr Einwohner 1951 226.453 1961 237.080 1971 249.089 1981 243.166 1991 237.810 2001 226.244

Tab. 6: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Graz 1951-2001 (Quelle: Statistik Austria, Volkszählungsergebnisse)29

29 Anmerkung: Daten zur Bevölkerungsentwicklung in den vier Stadtbezirken von URBAN PLUS sind leider nicht verfügbar.

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Änderung Umlandgemeinden 1951 1961 1971 1981 1991 2001 in % Feldkirchen 2.059 3.009 3.984 4.307 4.645 5.024 144,0 Fernitz 1.213 1.455 1.664 1.907 2.379 2.773 128,6 Gössendorf 1.033 1.330 1.872 2.315 2.591 3.079 198,1 Grambach 511 586 1.021 1.025 1.150 1.325 159,3 Hart bei Graz 1.212 1.791 2.178 2.525 3.264 4.189 245,6 Hausmannstätten 788 831 1.412 1.754 2.005 2.456 211,7 Kalsdorf bei Graz 3.167 3.511 4.134 4.206 4.265 4.837 52,7 Mellach 775 695 730 779 886 1.004 29,5 Pirka 930 1.306 1.659 1.815 2.255 2.759 196,7 Raaba 893 1.057 1.211 1.447 1.720 1.927 115,8 Seiersberg 2.345 3.391 3.867 3.928 4.727 5.950 153,7 Unterpremstätten 1.812 1.966 2.058 2.129 2.574 3.188 75,9 Vasoldsberg 2.014 2.106 2.466 3.011 3.433 3.838 90,6 Werndorf 738 1.021 1.446 1.555 1.632 2.007 172,0 Wundschuh 1.078 1.029 1.099 1.175 1.302 1.397 29,6 Zettling 850 1.016 1.091 1.053 1.117 1.325 55,9 Gesamt/Durchschnitt 21.418 26.100 31.892 34.931 39.945 47.078 119,8

Tab. 7: Bevölkerungsentwicklung Umlandgemeinden im URBAN PLUS Projektgebiet 1951-2001 (Quelle: Statistik Austria, Volkszählungsergebnisse)

Wohnsituation Im städtischen Teil des Projektgebietes gibt es neben qualitativ sehr hochwertigen auch deutlich benachteiligte Siedlungsgebiete. Aufgrund der vorherrschenden Mischnutzung und dem Mangel an Nutzungstrennungen besteht die Gefahr einer zusätzlichen Verminderung der Lebensqualität. Grundsätzlich besteht in dieser Hinsicht Bedarf an neuen Verbindungen von Grünraumzonen und Wohnumfeldgestaltungen innerhalb der Wohngebiete. Zunehmende Pendleraktivitäten zwischen Stadt und dem Umland bringen an den Hauptverkehrsadern zusätzliches Verkehrsaufkommen, Lärm und Schadstoffbelastungen speziell für die Wohngebiete mit sich. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren unter den aktuell vorherrschenden Rahmenbedingungen für den motorisierten Individualverkehr noch verstärken.

„Beinahe alle Kernstädte werden als vorrangige Zentren der kommerziellen Versorgung, der kulturellen Aktivitäten, der Ausbildung und der Unterhaltung angenommen, als Wohnort wird allerdings das stadtnahe Umland aufgrund hoher Qualität bevorzugt. Solchen Tendenzen sind im Hinblick auf die Problematik des Verkehrs, des ständig wachsenden Verbrauchs an

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Land- und Umweltressourcen sowie einer volkswirtschaftlich nicht vertretbaren Ausdünnung von Infrastrukturen entgegenzuwirken. Daher muss innerhalb des regionalen Beziehungsgeflechts eine Siedlungs- und Arbeitsplatzentwicklung angestrebt werden, die auf den gesamten Zentralraum abgestimmt ist. Die Stadt Graz kann dabei ihre lebenswichtigen Interessen nur gemeinsam mit der Region sowie mit der vollen Unterstützung des Bundes und des Landes Steiermark wahrnehmen.“

Wie die Sozial- und Stadtforschung seit längerem erkannt hat, wächst die Toleranz gegenüber Beeinträchtigungen, die eine dichtere, städtische Besiedlung mit sich bringt, im gleichen Maß wie die Menschen sich mit ihrer Umgebung identifizieren. Die Identifikation der StadtbewohnerInnen wiederum steigt mit ihren Möglichkeiten, Einfluss auf die Gestaltung des eigenen, direkten Lebensumfelds zu nehmen. Folgende zwei Projekte sind aktuelle Beispiele dafür, wie in der Stadt Graz versucht wird, BürgerInnenanliegen zu erheben und in politisch-strategische Entscheidungsprozesse einfließen zu lassen.

Projekt „Lebensqualitätsindikatoren“ Das Projekt „Lebensqualitätsindikatoren“ erhob Mitte 2005 folgende Fragestellungen unter der Grazer Bevölkerung: Wie lebt es sich in Graz? Was macht die Lebensqualität in der Stadt aus: das Umfeld, die Wohnung, die Verkehrslage, der nahe Kindergarten oder die Einkaufsmöglichkeiten? Was beeinträchtigt die BewohnerInnen: z.B. Einsamkeit, fehlende Kontaktmöglichkeiten oder das Zusammenspiel mehrerer Faktoren? Was wollen die BürgerInnen verbessern, wo sehen sie Mängel und wo Chancen? Dieses Projekt erhob die persönlichen Sichtweisen und Eindrücke der GrazerInnen und soll hinkünftig als politisch-strategische Grundlage dienen.30

Projekt „Planungswerkstatt - Zeit für Graz“ BürgerInnenbeteiligung hat in Graz eine lange Tradition. Seit mehr als 20 Jahren engagieren sich zahlreiche BürgerInneninitiativen für die Belange und Bedürfnisse der Grazer Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund hat Graz für den Zeitraum von Herbst 2006 bis Winter 2007 einen öffentlichen Verständigungs- und Einigungsprozess mit dem Titel „Planungswerkstatt. Zeit für Graz“ gestartet, in dem konkrete, konsensfähige Maßnahmen zur Stärkung der Lebensqualität und der Attraktivität der Stadt als Lebens-, Wohn-, Arbeits- und Freizeitort formuliert werden.

30 Stadt Graz – Amt für Jugend und Familie 2005. Unter: http://www.graz.at/cms/beitrag/10031143/232868/ [Stand: 23.11.2005]

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Die Beteiligung von interessierten BürgerInnen und Interessensgruppen am politischen Entscheidungsprozess ist wesentliches Kennzeichen einer modernen Verwaltung und eine wichtige Voraussetzung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung. Die Einbeziehung der Bevölkerung und aller relevanten Anspruchsgruppen im Rahmen der Planungswerkstatt ist entscheidend, um das lokale Wissen und die Fähigkeiten von EinwohnerInnen als Ressourcen für die Stadtentwicklung zu nutzen, Akzeptanz, breite Unterstützung und damit eine erhöhte Wirksamkeit von Maßnahmen zu erreichen, Pattsituationen und politische Blockaden zu vermeiden oder zu überwinden und damit die Entscheidungsfindung und -umsetzung zu beschleunigen. Vertrauen und Erwartungshaltung in den Prozess an sich haben die Qualität dieser neuen Form der BürgerInnenbeteiligung entscheidend mitbestimmt. Viele wichtige Impulse, die faktisch den Großteil urbaner Lebensbereiche betreffen, wurden aus der „Planungswerkstatt. Zeit für Graz“ über die Beiträge der BürgerInnen und „Stakeholder“ generiert. Neue Aspekte und Indikatoren für eine bessere und vorteilhafte Lebensqualität in den Stadtteilen, große Wünsche und eine Vielfalt an detaillierten, kleineren Maßnahmen im unmittelbaren Wohnumfeld sowie eine Fülle von Handlungsempfehlungen, die in ihrer Grundsätzlichkeit in der künftigen Stadtentwicklung Platz finden könnten. Die im Entwurf ausgearbeiteten Konsenspapiere werden aktuell hinsichtlich Zuständigkeiten, Kosten, gesetzlicher Rahmenbedingungen und etwaiger bereits vorbereiteter bzw. laufender Projekte von FachexpertInnen der Stadt geprüft und ergänzt. Erste Ergebnisse dieser Prozessphase gab es Ende September 2007. Zur Zeit werden diese Papiere in einem Aktionsprogramm zusammen gefasst und für politische Entscheidungsfindungen vorbereitet.31

31 [ www.zeit-fuer-graz.at ] Stand:05.09.2007

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2.4.2 Wirtschaft und Arbeit

Wirtschaftsdynamik In den letzten Jahren zeigte sich eine verstärkte Dynamisierung der Wirtschaft im Grazer Zentralraum. Der Bezirk Graz und Graz-Umgebung zählt mittlerweile zu den wertschöpfungsintensivsten Regionen Österreichs. Der Süden von Graz besitzt somit wichtige Potentiale für eine künftige dynamische wirtschaftliche Entwicklung, von dem auch hohe Entwicklungsimpulse für die Steiermark insgesamt erwartet werden können. Bedingt durch die unterschiedliche innerregionale Dynamik bleibt die Steigerung der Wirtschaftskraft und die Sicherung der Arbeitskräfte eine vordringliche wirtschaftspolitische Aufgabe32.

Die zunehmende Suburbanisierung und die damit verbundene Ansiedlung neuer Unternehmen führt zu einer Verlagerung von Arbeitsplätzen in das Grazer Umland. Das Projektgebiet bietet zahlreichen Unternehmen einen Standort, darunter international renommierten Großunternehmen wie z.B. Magna Steyr Fahrzeugtechnik. In diesem Zusammenhang muss aber auch auf die damit verbundene Abhängigkeit zu Großunternehmen als regionale Hauptarbeitgeber hingewiesen werden. Eine Abwanderung solcher Großbetriebe würde enorme Arbeitsplatzverluste mit sich bringen und hätte weiters eine Abwanderung von Zulieferfirmen und anderen indirekt abhängigen Betrieben zur Folge.

Viele renommierte und innovative Betriebe haben bereits heute im Projektgebiet ihren Standort. Aufbauend auf Bestehendem besteht daher die Chance, eine weitere Entwicklung des vorhandenen Unternehmensbestandes und des Innovationspotentials u.a. durch eine aktive Bestandspflege und Vernetzungsinitiativen zu unterstützen. Unter „aktiver Bestandspflege“ sind persönliche Kontakte der Stadt und der Gemeinden zu Unternehmen (vornehmlich KMU) in zuvor definierten Zielbranchen zu verstehen. Ziele dabei wären ein frühzeitiges Erkennen von individuellen Problemlagen, ein Verstehen der Branchenlogik, Informationseinholung über mittel- bis langfristige Perspektiven der Unternehmen, das Identifizieren von Veränderungsbedarf im Immobilienbereich sowie das Herstellen von Kontakten zu bestehenden Netzwerkinitiativen. „Key Account Management“ in der Automobil- und Zulieferindustrie als Schlüsselbranche im Projektgebiet. Ein „Key Account Manager“ könnte dabei als Schnittstelle dieser Industrie zur öffentlichen Hand agieren und zukünftige Entwicklungen oder spezielle Problemlagen frühzeitig Erkennen, in Folge Politik und Verwaltung in Hinblick auf zu erwartende

32 Stadt Graz – Stadtentwicklungskonzept 2002a. S. 45.

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Veränderungen informieren sowie Änderungsbedürfnisse identifizieren („Aktion statt Reaktion“).

Folgende „Top 100 Unternehmen der Steiermark“ gereiht nach Umsatz haben ihren Standort aktuell im Projektgebiet33:

Rang Betrieb Standort 1. Magna Steyr Fahrzeugtechnik AG & Co KG Graz Liebenau 4. Daimler Chrysler Management Austria GmbH Gössendorf 10. Shell Direct Austria GmbH Graz Puntigam 14. Austrian Energy & Environment AG Raaba 22. Alfred Wall GmbH Graz Straßgang 27. Verbund-Austrian Thermal Power GmbH & Co KG Graz Straßgang 32. Johnson Controls Austria GmbH & Co OHG Graz St.Peter 33. Austriamicrosystems AG Unterpremstätten 34. Let´s Print Holding AG Graz Straßgang 39. Charles Vögele (Austria) AG Kalsdorf bei Graz 41. Fresenius Kabi Austria GmbH Graz Puntigam 47. Knapp Logistik Automation GmbH Hart bei Graz 48. Cytec Surface Specialities Austria GmbH Werndorf 51. Neckermann Versand Österreich AG Graz Puntigam 56. AST Bau GmbH Feldkirchen bei Graz 70. Sattler AG Graz Liebenau 79. Frikus Gruppe Zettling 84. Schotter- und Betonwerk Karl Schwarzl Betriebs GmbH Unterpremstätten 87. Schenker & Co AG Graz Puntigam 89. Anton Paar GmbH Graz Straßgang 92. Legero Schuhfabrik GmbH Graz St. Peter 93. Roto Frank Austria GmbH Kalsdorf bei Graz 96. Atronic Austria GmbH Unterpremstätten

Forschung und Entwicklung Die Stadt Graz beherbergt eine Reihe von höheren Schulen, Universitäten, Fachhochschulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen. Im URBAN PLUS- Projektgebiet befinden sich keine Universitäten und Hochschulen. Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW), eine der führenden Trägerinnen außeruniversitärer akademischer Forschung in Österreich, betreibt jedoch in Graz-Messendorf im Projektgebiet ein Forschungszentrum. Es darf prinzipiell von einem hohen Anteil an innerbetrieblicher Forschung und Entwicklung im Projektgebiet ausgegangen werden. Es wäre daher empfehlenswert, die Aktivitäten der Unternehmen im Bereich Forschung und Entwicklung zu erheben sowie zusätzlich eventuellen Unterstützungsbedarf im Rahmen von persönlichen Gesprächen zu eruieren.

33 http://www.topofstyria.at/ - Ranking 2006

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Arbeitsstätten und Beschäftigte Nachstehende Tabelle zeigt, dass die Anzahl der Arbeitsstätten und der Beschäftigten sowohl in Graz (gesamtes Stadtgebiet) wie auch in den Umlandgemeinden gestiegen ist. In den Umlandgemeinden ist dieser Anstieg aufgrund des bereits erwähnten vorherrschenden Suburbanisierungstrends deutlich stärker als im Stadtgebiet.

URBAN PLUS Anzahl und Veränderung 1991 2001 1991 – 2001 Stadt Graz (gesamt) Arbeitsstätten 10.692 14.148 + 32,3% Beschäftigte 133.994 158.268 + 18,1%

Umlandgemeinden Arbeitsstätten 1.135 2.090 + 84,1% Beschäftigte 11.218 20.663 + 84,2%

Tab. 8: Arbeitsstätten und Beschäftigte (Quelle: Statistik Austria, Arbeitststättenzählung 2001)

Die Gemeinde Grambach ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie im Rahmen von Technologie- und Impulszentren Unternehmen angesiedelt und Arbeitsplätze geschaffen werden können. Grambach hatte, wie Tab. 9 zeigt, im Zeitraum 1991 bis 2001 eine starke Zunahme von Arbeitsstätten und Beschäftigten zu verzeichnen.

Grambach Anzahl und Veränderung 1991 2001 Veränderung Arbeitsstätten 10 68 + 580% Beschäftigte 41 604 + 1.373,2%

Tab. 9: Arbeitsstätten und Beschäftigte Gemeinde Grambach (Quelle: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählung 2001)

Folgende Technologie-, Impuls- und Gründerzentren haben bereits ihren Standort im Projektgebiet:

ƒ Freiraum Business Center Graz-Liebenau (Erweiterung geplant) ƒ Gründerzentrum für Menschen mit Handicap Graz-Grambach ƒ IBC International Business Center – Unterpremstätten

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ƒ Impulszentrum Telekom – Unterpremstätten ƒ Schinko Business Center I + II – Graz-Messendorf (Erweiterung geplant) ƒ Technologie- und Marketingzentrum Grambach ƒ Technopark Raaba

Weitere Zentren sind aktuell in Planung, darunter beispielsweise die StadionCity Liebenau (Projektträger: GBG) oder das Büro- und Geschäftszentrum Graz-Thondorf (Projektträger: GBG). Betriebsansiedelungen in Technologie- und Impulszentren erfolgen sowohl in der Stadt wie auch im Umland nach unterschiedlichen thematischen und räumlichen Schwerpunkten. Hier wäre eine bessere Abstimmung zwischen Stadt und Umland von Vorteil. Teilweise problematisch ist weiters die Erschließung von Gewerbegebieten im Grazer Süden. Eine Besichtigung vor Ort machte deutlich, dass hier z.B. Handlungsbedarf im Bereich von Verkehrsleitsystemen besteht.

Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren Folgende Tabelle zeigt, dass im Projektgebiet der Großteil der Menschen im Dienstleistungssektor beschäftigt ist (rund 70% bis 80%). Im Wirtschaftssektor Industrie, Gewerbe, Bauwesen arbeiten rund 20% bis 27% der Beschäftigten, und in der Land- und Forstwirtschaft bis zu 3,5%.

Beschäftigte nach URBAN PLUS in Prozent Wirtschaftssektoren Stadt Graz (gesamt) 112.624 100,0% Land- und Forstwirtschaft 676 0,6% Industrie, Gewerbe, Bauwesen 21.736 19,3% Dienstleistungen 90.099 80,1%

Umlandgemeinden 24.508 100,0% Land- und Forstwirtschaft 931 3,8% Industrie, Gewerbe, Bauwesen 6.936 28,3% Dienstleistungen 16.641 67,9% Gesamt 137.132

Tab. 10: Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren (Quelle: Statistik Austria, Berechnung Landesstatistik Steiermark)

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Landwirtschaft Die Landwirte in Stadtnähe sind zum Großteil Erwerbsgärtner und produzieren einen Teil der in der Stadt Graz benötigten landwirtschaftlichen Produkte. Je südlicher der Standort, desto eher ändert sich die Feldbewirtschaftung hin zu Maismonokulturen. Die Landwirte sind in diesem Bereich überwiegend Schweine- und Geflügelzüchter. Ein weiterer Teil des bäuerlichen Einkommens resultiert aus dem Betrieb von Reitställen, der dem Bereich Tourismus/Freizeit zuzuzählen ist. Die Mehrzahl der Betriebe wird im Nebenerwerb geführt. Die Landwirtschaft hat durch ihre Funktion als Landschaftspfleger eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Qualität des Landschaftsbildes. Landwirtschaftliche Flächen im URBAN PLUS Gebiet weichen zunehmend stadtnahen Entwicklungszonen. Auch hier sollte in Zukunft eine integrative Herangehensweise hin zu einer großräumigen Flächenwidmungspolitik verfolgt werden.

Erwerbsquote und Arbeitslosenquote Das Projektgebiet verzeichnet eine steigende Erwerbsquote34, zugleich steigt aber in der Stadt Graz die Arbeitslosenquote35. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote der Umlandgemeinden ist im Vergleichszeitraum 1991 bis 2001 geringfügig gesunken.

Urban + Quoten und Veränderung in Prozent 1991 2001 1991 – 2001 Stadt Graz (gesamt) Erwerbsquote 46,2% 49,8% + 3,6% Arbeitslosenquote 6,9% 7,8% + 0,9%

Umlandgemeinden Erwerbsquote 48,4% 52,1% + 3,7% Arbeitslosenquote 4,4% 4,5% + 0,1%

Tab. 11: Erwerbs- und Arbeitslosenquote (Quelle: Statistik Austria, Berechnung Landesstatistik Steiermark)

34 Die Erwerbsquote gibt den Anteil der Personen an der Wohnbevölkerung im erwerbsfähigen Alter (>= 15 Jahre) an, die aktiv am Arbeitsleben teilnehmen oder eine Arbeit suchen. (Anm.) 35 Bei der nationalen Berechnung der Arbeitslosenquote (auch: Registerarbeitslosenquote) werden die arbeitslosen Personen ins Verhältnis zum gesamten Arbeitskräftepotenzial gesetzt, das sich aus der Summe aus Arbeitslosenbestand und unselbstständig beschäftigten Personen ergibt.

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Tab. 12 zeigt, dass in der Stadt Graz (gesamt) die Erwerbsquote der Frauen zwischen 1991 und 2001 etwas stärker angestiegen ist als die der Männer. Während die Arbeitslosenquote in diesem Zeitraum bei den Frauen leicht gesunken ist, ist bei den Männern ein Anstieg um 1,8% zu verzeichnen. Auch in den URBAN PLUS Umlandgemeinden ist in den Jahren von 1991 bis 2001 die Erwerbsquote der Frauen gestiegen, bei den Männern ist sie annähernd auf gleichem Niveau geblieben. Die Arbeitslosenquote der Frauen sank in den angegebenen zehn Jahren leicht, während sie bei den Männern leicht gestiegen ist.

Urban + Quoten nach Geschlecht in Prozent 1991 2001 Stadt Graz (gesamt) Erwerbsquote Frauen 39,5% 44,0% Männer 53,9% 56,3% Arbeitslosenquote Frauen 7,7% 7,4% Männer 6,3% 8,1%

Umlandgemeinden Erwerbsquote Frauen 38,3% 46,0% Männer 58,5% 58,1% Arbeitslosenquote Frauen 5,6% 5,2% Männer 3,2% 3,9%

Tab. 12: Erwerbs- und Arbeitslosenquote nach Geschlecht (Quelle: Statistik Austria, Berechnung Landesstatistik Steiermark)

55 URBAN PLUS - INTEGRIERTER STADT-UMLAND-ENTWICKLUNGSPLAN

2.4.3 Verkehr

Prägend für das gesamte Projektgebiet ist der internationale Flughafen Graz-Thalerhof, die A2/Südautobahn und die A9/Pyhrnautobahn mit ihren Autobahnknoten, sowie die Bahnlinie in Richtung Süden bzw. die Regionalbahnlinie in die Weststeiermark. Durch den aktuellen Bau des Koralmtunnels soll für den Großraum Graz ein Zugang zum Wirtschaftsraum „Obere Adria“ geschaffen werden.

Ausbauprojekte der ÖBB-Infrastruktur Bau AG (HL-AG) - Abschnitt Graz Im Rahmen der ersten Ausbaustufe des viergleisigen Ausbaus der Südbahn Graz – Spielfeld bzw. Graz – Klagenfurt zur Hochleistungsstrecke wurde die Umgestaltung der niveaugleichen Bahnübergänge zu Bahnunterführungen bzw. die Adaptierung der bestehenden Unterführungen zwischen dem Hauptbahnhof und der Stadtgrenze in Puntigam erforderlich. Insgesamt zehn Straßen- und drei Geh-Radwegunterführungen entstehen entlang der sechs Koralmbahnkilometer auf Grazer Gemeindegebiet, da für die Hochleistungsstrecke ausschließlich schrankenfreie Bahnübergänge vorzusehen sind. Das betrifft die Verlegung bzw. Neuerrichtung der Straßenkreuzungen Josef-Huber Gasse, Feldgasse, Kapellenstraße, Ulmgasse, Wagner-Jauregg-Straße, Schwarzer Weg, Gradnerstraße und Grenzgasse. Desweiteren werden in enger Zusammenarbeit zwischen Stadt, Land und ÖBB mit Don Bosco und Puntigam zwei neue Nahverkehrsknoten geschaffen, die nicht nur zu einer wesentlichen Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs beitragen sollen, sondern auch eine Grundvoraussetzung für den schrittweisen Aufbau eines S-Bahn-Systems im Großraum Graz bilden.36

Verkehrsprobleme ergeben sich insbesondere aufgrund der hohen Belastung durch den Individualverkehr zwischen der Stadt Graz und ihrem Umland. Die Kapazität der existierenden Verkehrswege ist zum Teil nicht mehr ausreichend. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs wäre es daher wichtig, die innerstädtischen ÖV-Systeme (z.B. Straßenbahn) weiter in die Randzonen fortzuführen und mit neuen, leistungsfähigen Park+Ride-Systemen zu kombinieren - nicht zuletzt auch im Sinne von attraktiven Verbindungen in die Naherholungsgebiete der Umlandgemeinden. Zusätzlich sollte ein Ausbau und eine Verdichtung des Geh- und Radwegenetzes angestrebt werden („Lückenschlüsse“ Geh- und Radwegenetz).

36 Vgl. Stadt Graz [http://www.graz.at/cms/beitrag/10027426/311504/] Stand: 29.08.2007

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Pendlertätigkeit Die Pendlertätigkeit im Projektgebiet ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Auf Seite der Umlandgemeinden pendeln mehr Personen aus, als einpendeln, in der Stadt Graz verhält es sich umgekehrt.

URBAN PLUS 1991 2001 Umlandgemeinden Einpendler 10.198 20.612 Auspendler 16.934 22.388 Pendlersaldo - 6.736 - 1.776

Stadt Graz (gesamt) Einpendler 65.858 70.257 Auspendler 11.579 17.112 Pendlersaldo 54.279 53.145 Tab. 13: Pendlertätigkeit (Quelle: Statistik Austria, Berechnung Landesstatistik Steiermark)

Zentren und Hauptverbindungen Die Pendlerströme in die Stadt folgen aus dem Süden im wesentlichen fünf Hauptrouten: Liebenauer Hauptstraße, St. Peter Hauptstraße, Triester Straße, Kärntner Straße und Pyhrnautobahn. Die Ein- und Ausfallstraßen befinden sich zu den Stoßzeiten an der Grenze ihrer Belastbarkeit und das innerstädtische Straßennetz ist dabei oft nicht in der Lage, die Verkehrsmengen weiter zu verteilen. Bemerkenswert ist weiters, dass das Umlandgebiet östlich der Mur verkehrsmäßig generell nicht so optimal erschlossen ist, wie der Bereich westlich des Murflusses (Abb. 16).

Verkehrsbedingte Lärm- und Schadstoffbelastung Einzelne Teilbereiche des Grazer Südens weisen eine starke Verkehrsbelastung auf. Ursache dafür sind die Anschlussstellen zweier Autobahnen, die Mischnutzung durch Industrie, Gewerbe und Wohnen sowie ein öffentliches Verkehrsnetz, das teilweise nicht mit der Stadtentwicklung mitgewachsen ist. Anhand Abb. 16 lässt sich erkennen, dass sich die Hauptverkehrsverbindungen der Stadt Graz und vor allem des südlichen Grazer Umlandes prinzipiell in Form einer Nord-Süd- Achse ausgerichtet sind. Wenige große Verkehrsadern, wie Triesterstraße, Liebenauer Hauptstraße, St. Peter Hauptstraße oder Conrad von Hötzendorfstraße müssen den täglichen Pendlerverkehr aufnehmen. Da ein Teil nach Norden pendelt und der andere Teil zeitgleich nach Süden, kommt es dabei teilweise zu Doppelbelastungen (Abb. 17).

57 URBAN PLUS - INTEGRIERTER STADT-UMLAND-ENTWICKLUNGSPLAN

So pendeln BewohnerInnen der Grazer Stadtbezirke zu den Einkaufszentren bzw. auch ihren Arbeitsplätzen im Umland, BewohnerInnen der Umlandgemeinden pendeln zu ihren Arbeitsplätzen in die Stadt ein.

Abb. 16: Zentren und Hauptverbindungen in der Abb. 17: Verkehrsbedingte Lärm- und Region Graz-Graz Umgebung Schadstoffbelastung (Quelle: Deutschmann 2004) (Quelle: Deutschmann 2004)

58 URBAN PLUS - INTEGRIERTER STADT-UMLAND-ENTWICKLUNGSPLAN

Abb. 18: Skizze aktueller Verkehrsprojekte im URBAN PLUS-Gebiet. Legende

Graz: I. Verlängerung 4er (Schleife um neues EKZ Murpark inkl. 500 P&R-Plätzen) (Sommer 2007) II. Verlängerung 5er bis zum neuen Nahverkehrsknoten Puntigam inkl. P&R (Ende 2006) III. Verlängerung 6er von St. Peter Schulzentrum über Petersgasse, Eisteichgasse (Querung Plüddemanngasse), St. Peter Pfarrweg, Breitenweg bis Ende Wienerberger-Gründe (Ende 2007) IV. Durchstich Gradnerstraße zwischen Mitterstraße und Triesterstraße (B67) V. Netzschluss Südgürtel: Teilstück Puntigamerstraße zwischen Puntigamer Brücke und Liebenauer Hauptstraße

GU-Süd: 1 Umfahrung Hausmannstätten B73 2 Anbindung B 73 (Liebenauer Hauptstr.) an das EKZ Murpark an der Anschlussstelle Liebenau 3 Umfahrung Gössendorf bzw. Fernitz sowie Ost-West-Verbindung Hausmannstätten – Kalsdorf 4 Zubringer Technologiepark Grambach zur A2 5 Zubringer Güterverkehr: Magna – Bahnstrecke

GU 8: A Begleitstraße A2/A9 Richtung Weitendorf / Werndorf B Anschluss A9 – Güterterminal Werndorf C Anschlussstelle Feldkirchen A2: - Umlegung Feldkirchnerstraße - Umlegung Thalerhofstraße D Vollausbau Anschlussstelle Unterpremstätten

59 URBAN PLUS - INTEGRIERTER STADT-UMLAND-ENTWICKLUNGSPLAN

2.4.4 Umweltsituation, Grünraum und Naherholung

Emissionen und Luftschadstoffe „Die abgeschirmte Talbeckenlage von Graz südlich des Alpenhauptkammes bewirkt nicht nur eine Benachteiligung bezüglich der Schadstoffausbreitung infolge Windarmut und Inversionen, sondern betrifft auch den oft trockenen Straßenzustand in Hinblick auf die Beurteilung der Feinstaubproblematik.“37 Die Immissionsbelastung mit Feinstaub betrifft vor allem den Süden und den Südwesten von Graz; hier ist eine große Überschreitungshäufigkeit zu verzeichnen. Aufgrund einer topografisch bedingten Kesselllage im nördlichen Grazer Feld sind in diesem Gebiet erhöhte Konzentrationen von Luftschadstoffen vorherrschend. Daher kommt der Reinhaltung der Luft im Bereich des Grazer Stadtgebietes und der Gemeinden im Süden von Graz besondere Bedeutung zu. Im Rahmen des Entwicklungsprogramms für die Reinhaltung der Luft (LGBI.Nr. 58/1993) wurden Teile des Grazer Feldes als so genannte „Vorranggebiete zur lufthygienischen Sanierung“ festgelegt. “Aus immissionsklimatologischer Sicht lässt sich nun folgern, dass aufgrund der klimatischen Ungunst nur Maßnahmen greifen, die auf einer Reduktion des Aufwirbelungseffektes beruhen, der wiederum am ehesten durch eine Verminderung des privaten Verkehrs (z.B. Parkplatzsuchverkehr) zu erzielen ist.“38

Altlasten39 Der Altlastenatlas der Steiermärkischen Landesregierung weist insgesamt zwei Altlastenfälle im URBAN PLUS-Gebiet aus. Zum einen das Areal des Gaswerks Rudersdorf in Graz Puntigam, zum anderen das Areal der Gärtnerei Thianich in der Gemeinde Zettling.

ƒ Gaswerk Rudersdorf / Puntigam (Prioritätencode 3: geringer Handlungsbedarf): Grundwassergefährdung durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Phenole, aromatische Kohlenwasserstoffe (BTX) für Gaswerksteer sowie Cyanide, Schwefel und Sulfide. Die festgestellten Kontaminationen des Untergrundes stellen ein

37 Lazar, Reinhold: Kommentar zur Lufthygiene in Graz. 2005. Unter: http://www.uni-graz.at/geowww/geo/geoweb_magazin_artikel_detail.php?recordID=16 [Stand: 18.10.2007] 38 Ebenda 39 Amt der Steiermärkischen Landesregierung. Abfall- und Stoffflusswirtschaft. Graz 2005. Unter: http://www.abfallwirtschaft.steiermark.at/cms/ziel/4336248/DE/ [Stand: 23.11.2005]

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Gefahrenpotential für das Grundwasser im weiteren Einzugsbereich des Wasserwerkes Feldkirchen dar.

ƒ Gärtnerei Thianich / Zettling (Prioritätencode 2: großer Handlungsbedarf): Grundwassergefährdung durch Mineralölverunreinigungen des Untergrundes; Die qualitative Beeinträchtigung des Grundwassers ist auf den Nahbereich der Altlast beschränkt. Eine Beeinträchtigung von genutzten Brunnen im Abstrom ist nicht zu erwarten.

Weitere ausgewiesene Altlasten treten in URBAN PLUS nicht auf; nicht berücksichtigt sind hier jedoch die Verdachtsflächen auf Altlasten. Aufgrund zunehmender industriell-gewerblicher Nutzungen im Projektgebiet gewinnt das Thema „Ökologische Aspekte in Unternehmen“ vermehrt an Bedeutung.

Grünraum und Naherholung Die Stadt Graz wird im Westen, Norden und Osten größtenteils von einem Grüngürtel umsäumt, der einerseits eine Funktion als Naherholungsgebiet, andererseits als Frischluftproduzent (v.a. die Seitentäler im Osten) erfüllt. Innerhalb der Stadtgrenzen erstreckt sich dieser Grünbereich im Westen auf den Plabutsch-Buchkogel-Zug, im Norden und Osten auf das Grazer Berg- bzw. Hügelland. Landwirtschaftlich genutzte Flächen, Sondernutzungen im Freiland, Wald und durchgrünte Baugebiete stellen die Nutzungsformen dieses Bereichs dar. Im Süden der Stadt Graz zeigt sich dieser Grüngürtel durchlässiger. Einzelne Grünzüge sind erkennbar, wenn auch großteils mit Monokulturen bewirtschaftet. Zusammenhängendes Grün existiert in diesem Bereich nur in den Mur-Auen, die sich als Band beiderseits des Murflusses in Richtung Süden erstrecken. Die Mur-Auen im Grazer Stadtgebiet (v.a. in Puntigam und Liebenau) sowie in den angrenzenden Umlandgemeinden (Gössendorf, Feldkirchen) stellen ein Potential für Erholungsräume für die Bevölkerung dar. Im Rahmen eines Projektvorschlages „Naherholungsgebiet Eichbachgasse – Murauen“ gibt es diesbezüglich bereits Aktivitäten zusätzliche Naherholungsgebiete unter Berücksichtigung ökologischer Anforderungen zu schaffen.

Ein wesentliches Manko im Projektgebiet in Bezug auf den Grünraum ist die fehlende Verknüpfung von bestehenden Grünelementen im städtischen Bereich. Aufgrund der Mischnutzungsproblematik herrscht insbesondere in den städtischen Gebieten ein Bedarf an

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zusammenhängenden Grünraumentwicklungen. Diesem Bedarf an einer Vernetzung von bestehenden Grün- und Freiflächen zu einem gesamtstädtischen Grünsystem wird das „Grüne-Netz–Konzept“ der Stadt Graz gerecht (Kap. 3.2.4).

Abb. 19: Naherholungspotential im Grazer Süden (Quelle: Google Earth 2005. Bearbeitung Schönherr)

Auf dem Gelände Schloss Reintal (Hart bei Graz) beispielsweise stehen der GBG (Grazer Bau- und Grünlandsicherungsges.m.b.H.) 140.000 m² landwirtschaftliche Nutzfläche sowie 40.000 m² Wald zur Verfügung. Hier wird die Entwicklung in Bereichen wie Gesundheit/Therapie bzw. öffentliche Parkanlagen angedacht. Das Satellitenbild dieses Gebietes (Abb. 19) zeigt deutlich, wie groß das Naherholungspotential im Projektgebiet ist. Der Plabutsch im Westen und das Hügelland im Osten von Graz machen als Naherholungsgebiete direkt vor den „Toren der Stadt“ den Hauptteil dieses Grünraumpotentials aus. Weitere Naherholungszonen finden sich mit den Mur-Auen entlang der Mur ab der Stadtgrenze in Richtung Süden, die mittels bestehender Radwege teilweise bereits aufgeschlossen sind.

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2.5 Rahmenbedingungen im Projektgebiet - Zusammenfassung

2.5.1 Stärken-Schwächenprofil

Stärken [ + ] Schwächen [ - ]

Entwicklungspotentiale und die Möglichkeit, auf unklare Positionierung des Gebietes als Bestehendem aufzubauen Großraum, teilweise negatives Image

gute überregionale infrastrukturelle Anbindung Umweltbelastung durch Infrastruktur (Verkehr,

steigende Pendler- und Stadt-Umland- Bewegungen, Schadstoffbelastung)

Standortvorteile hinsichtlich des teilweise schwache Anbindung an die Stadt Graz südosteuropäischen Raumes (z.B. Nord-Süd-Verbindung in Graz, öffentlicher Verkehr Graz – Umland) sowie Mangel an West- Ost-Verbindungen über den Murfluss

Flächen- und Entwicklungspotentiale häufig unklare Nutzungstrennungen (Industrie / (Flächenreserven, verfügbare Grundstücke und Gewerbe und Wohnen), teils ausbaufähige Ausdehnungsmöglichkeit Richtung Süden) integrierte Entwicklungen

etablierte Industrien mit erfolgreichen und bestehende Abhängigkeit zu großen Leitbetrieben modernen Leitbetrieben, Innovationspotential (z.B. Magna) als Hautarbeitgeber und der Betriebe Leitbranchen

erfolgreiche bestehende Betriebsansiedlungen fehlende thematische und räumliche im Rahmen von Technologie- und Impulszentren Schwerpunktsetzung Stadt – Umland

Nähe zu international renommierten Bildungs- Vernachlässigung des Themas „Baukultur“ sowie F&E-Einrichtungen (viele Zweckbauten)

Potentiale für Grünraumentwicklung, fehlende Verbindungen der Grünzonen und Naherholung und Freizeitangebote Anbindungen an Naherholungsgebiete

gutes Stadt-Naturraum-Verhältnis und damit teilweise Beeinträchtigung der Wohnqualität durch Potentiale für „gesundes“ Leben und Arbeiten Mischnutzungen

bestehende Gemeindekooperationen und Schwierige Datenerhebungen durch Entwicklungspartnerschaften unterschiedliche Zuständigkeiten

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2.5.2 Chancen-Risikenprofil

Chancen [ + ] Risiken [ - ]

nachhaltige Stadt-Umland-Entwicklung auf Basis Suburbanisierung und Zersiedelung, Verlust von bestehender Kooperationen vorhandenen Potentialen (GU-Süd, GU 8)

Schaffen eines regionalen Bewusstseins als kleinräumiger Wettbewerb zwischen Graz und dem Grundlage für zukünftige Entwicklungen Umland

Positionierung des Gebietes auf Basis von Gefahr von Fehlentwicklungen durch ungeordnete Bestehendem Ansiedlungen und Nutzungskonflikte Industrie / Gewerbe und Wohnen

gemeinsames, integriertes Flächenmanagement Verstärkung der Mischnutzungsproblematik

Aufwertung der Region durch aktuelle Abwanderung von Leitbetrieben und damit Verkehrsprojekte verbundene Arbeitsplatzverluste

vorhandenes Projekt- und Innovationspotential, Problemzonen in Siedlungsgebieten, v.a. durch Unternehmensgründungen negative Umwelteinflüsse

gemeinsame Umsetzung bestehender und zunehmende Verkehrs- und Schadstoffbelastung geplanter Verkehrskonzepte

Entwicklung eines gemeinsamen Nicht-Nutzung von bestehenden Potentialen Naherholungsprogramms Graz – Umland

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3 ÜBERGEORDNETE STRATEGIEN UND KONZEPTE AUF LANDES-, REGIONAL- UND STADTEBENE

In den folgenden Kapiteln werden die für die Handlungsziele und Strategiefelder des URBAN PLUS-Projekts relevanten bestehenden übergeordneten Strategien und Konzepte vorgestellt.

3.1 Landesebene

3.1.1 Operationelles Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“40

Grundlagen des Operationellen Programms und Erarbeitungsprozess41 Das operationelle Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“ bildet die Grundlage für die Programmfinanzierung aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung - EFRE im Rahmen der Strukturfonds-Förderungsperiode 2007-2013. Es bezieht sich auf das NUTS-II-Gebiet Steiermark. Das Programm dient zu der im EG-Vertrag Titel XVII Art. 158 vorgesehenen Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts der Gemeinschaft. Den Referenzrahmen für die Erstellung des Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“ bildete ein Mehr-Ebenen Planungsprozess, dessen politisches Dach die Strategie für „Wachstum und Beschäftigung“ der Europäischen Union („Lissabon- Strategie“) sowie die auf nachhaltige Entwicklung ausgerichtete Göteborg-Strategie ist. Die Inhalte der Strategien von Lissabon und Göteborg bestimmen auch die Strategischen Kohäsionsleitlinien der Gemeinschaft.42 Die Basis der Programmplanung bildeten weiters die Strukturfondsverordnungen43 und der dort festgelegte Rahmen über Planung, Ausrichtung und Implementierung der Strukturfondsprogramme. Weitere Grundlagen bildeten z.B. die im Amsterdamer Vertrag festgelegte Intention der Erreichung der Chancengleichheit zwischen

40 AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, ABT. 14, 2007: Regionale Wettbewerbsfähigkeit 2007-2013, Operationelles Programm (genehmigt von der EU-KOM am 04.05.2007; CCI: 2007AT162PO0007). Graz. 111 S. 41 Ebenda, S.1-3. 42 Entscheidung des Rates über strategische Kohäsionsleitlinien der Gemeinschaft KOM (2006) 386 endg. 43 Allgemeine Strukturfondsverordnung, VO (EG) Nr. 1083/2006, Verordnung zur Fonds für Europäische Regionale Entwicklung, VO (EG) 1080/2006; Durchführungsverordnung VO (EK) 1828/2006 zu den Strukturfonds.

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den Geschlechtern sowie die Kommissionsmitteilung über den Beitrag von Städten zu Wachstum und Beschäftigung in den Regionen. Die Konkretisierung auf nationaler Ebene erfolgt im Rahmen des von der ÖROK koordinierten Prozesses zur Erstellung des einzelstaatlichen strategischen Rahmenplans für Österreich (STRAT.AT)44. Dieser beschreibt die Ziele und Leitlinien der österreichischen Regionalpolitik im Rahmen der Strukturfondsperiode 2007-2013. Der STRAT.AT setzt sich zum Ziel, die Lebensqualität, das Einkommen und die Beschäftigung in Österreichs Regionen durch die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und der Standortattraktivität unter Beachtung der Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung zu steigern. Neben dem STRAT.AT, der den Rahmen für die regionalen Strategien bildet, gilt der von Österreich entwickelte und der EU-Kommission übermittelte nationale Reformplan als Grundlage für den regionalen Planungsprozess. Die Planung des Programms der Steiermark erfolgte auf Basis und unter Berücksichtigung dieser übergeordneten Leitlinien. Auf der Ebene der Steiermark kann auf eine Reihe von Vorarbeiten aufgebaut werden, die bereits im Hinblick auf die Strukturfondsperiode 2007-2013 erstellt wurden. Zu nennen sind die forschungs- und technologiepolitischen Strategien des Landes, namentlich das Technologiepolitische Konzept Steiermark und die Forschungsstrategie Steiermark 2005 plus sowie das im Entwurf vorliegende Landesentwicklungsleitbild, welches raumbezogene Fragestellungen des Standortes Steiermark berücksichtigt. Insbesondere das Technologiepolitische Konzept Steiermark wurde als Grundlage für die Strukturfondsförderungsperiode 2007-2013 erarbeitet. Die darin erarbeitete strategische Ausrichtung bildet den Kern des Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark 2007-2013“. Die genannten Basisarbeiten wurden um regionale Strategiedokumente ergänzt und auf die für die Strukturfondsförderung relevanten Bereiche fokussiert. Bereits im Jahr 2005 wurden diese Arbeiten zu einem Strategiedokument der Steiermark im Hinblick auf die Umsetzung der Strukturfondsprogramme 2007-2013 zusammengefasst (Phase 1 der Programmplanung). In dieser Phase wurden umfassende Koordinationssitzungen unter Einbindung einer breiten Partnerschaft vorgenommen: Abstimmungsrunden mit VertreterInnen unterschiedlicher Abteilungen der Landesregierung, der Steirischen Wirtschaftsförderung sowie unter Einbeziehung von Bundesförderungsstellen bzw. Ministerien, Wirtschafts- und Sozialpartnern, der politischen Ebene, VertreterInnen zu den horizontalen Themen Chancengleichheit (Fachabteilung für Jugend, Frauen, Familie und

44 ÖROK, Einzelstaatlicher strategischer Rahmenplan für Österreichs Regionalpolitik 2007-2013 – STRAT.AT, Oktober 2006.

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Generationen) und ökologische Nachhaltigkeit (Fachabteilungen für Umwelt- und Anlagenrecht sowie Naturschutz, Abteilung für Landes- und Gemeindeentwicklung). Im Abstimmungsprozess waren außerdem laufend VertreterInnen der Stadt Graz eingebunden. Weiters wurden Workshops in den Regionen durchgeführt. Das Strategiedokument wurde im Juli 2005 von der Steiermärkischen Landesregierung einstimmig beschlossen. Zum Strategiedokument liegt von Seiten der Europäischen Kommission eine grundsätzlich positive Stellungnahme über Inhalte und Ausrichtung der Regionalstrategie im Lichte der Strukturfondsförderungen 2007-2013 vor. Auf Basis dieses Strategiedokuments erfolgt die Konkretisierung des operationellen Programms Steiermark im Hinblick auf das Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit“ unter Berücksichtigung des laufenden Diskussionsprozesses auf EU-, nationaler und regionaler Ebene. Auch hier wurden Abstimmungs- und Informationstreffen mit ƒ Landesdienststellen, Stadt Graz, der Steirischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (sechs Treffen) und Bundesförderungsstellen (fünf Treffen) ƒ Zwei Informations- und Abstimmungstreffen mit Wirtschafts- und Sozialpartnern sowie VertreterInnen zu den horizontalen Themen der Chancengleichheit und der ökologischen Nachhaltigkeit ƒ Informationen in den Regionen (drei Workshops) durchgeführt.

Als Begleitprozesse wurden eine Strategische Umweltprüfung sowie eine Ex-ante Evaluierung durchgeführt, deren Stellungnahmen jeweils in den Entwürfen diskutiert und weitgehend integriert werden konnten.

Der übergeordnete Rahmen: „Strategie für mehr Wachstum und Beschäftigung“ und die Kohäsionsleitlinien45 Im März 2000 setzte sich die Europäische Union beim Gipfeltreffen in Lissabon das Ziel, die Union bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt zu machen – einem Wirtschaftsraum, der fähig ist, ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum mit mehr und besseren Arbeitsplätzen und einem größeren sozialen Zusammenhalt zu erzielen (Europäischer Rat 2000). Der Übergang zu einer wissensbasierten Wirtschaft und Gesellschaft soll unter anderem durch bessere Politiken für den Bereich Forschung und Entwicklung vorbereitet werden. Innovation und unternehmerischer Initiative sowie engeren Verbindungen zwischen Forschung und Wirtschaft ist der Vorrang einzuräumen. Dies baut auf die Initiative zur Schaffung eines

45 Ebenda S. 3-4.

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vollständig entwickelten und vernetzten europäischen Forschungsraums und dem Ziel einen Forschungsanteil von 3% des BIP anzustreben auf (Europäische Kommission 2002a). Zu den weiteren Prioritäten der Lissabon-Strategie zählen (1) die Sicherstellung von Vollbeschäftigung unter anderem durch Produktivität der Arbeit, neue Beschäftigungsmöglichkeiten sowie lebenslanges Lernen, (2) die Sicherstellung eines integrativen Arbeitsmarktes durch Abbau sozialer wie regionaler Disparitäten, (3) die Verknüpfung Europas insbesondere im Hinblick auf Verkehrs-, Energie- und Telekommunikationsnetze und (4) der Schutz der Umwelt. Den Schutz der Umwelt griff der Europäische Rat von Göteborg im Jahr 2001 auf. Er fügte damit der Lissabon-Strategie für wirtschaftliche und soziale Entwicklung die Umwelt als dritte Dimension hinzu und bekräftigte das Engagement der Europäischen Union für eine nachhaltige Entwicklung.46 Nach einer kritischen Bewertung erfolgte im Frühjahr 2005 eine Neuausrichtung im Sinne einer inhaltlichen Fokussierung sowie transparenteren Umsetzungsverantwortlichkeiten und Koordinationsmechanismen („Partnerschaft für Wachstum und Beschäftigung“, Europäische Kommission 2005). Mit dieser Adaptierung der Lissabon-Ziele bekannte sich die Europäische Union erneut zu ihrem Ziel, durch Wissen und Innovation Wachstum und Beschäftigung zu schaffen. Der Fokus auf Wachstum und Beschäftigung soll durch drei Strategieelemente verwirklicht werden: (1) „Europa als attraktiver Standort“, (2) „Wissen und Innovation“ und (3) „Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen“. Zugleich wurde die vormals sehr offen gehaltene Umsetzungsstrategie (Offene Methode der Koordinierung) konkretisiert und im Rahmen eines überarbeiteten Governance-Konzeptes präzisiert. Das Bindeglied zwischen den Zielsetzungen der europäischen Lissabon-Strategie und den nationalen Umsetzungsprogrammen bilden die so genannten „Integrierten Leitlinien für Wachstum und Beschäftigung 2005-2008“.47 Da somit die Europäischen Strukturfonds verstärkt an die Lissabon-Strategie geknüpft sind und als Instrument zu deren Zielerreichung verstanden werden, ist eine starke Fokussierung auf Wissen und Innovation die Folge. Denn Innovation und Forschung werden auch für die regionale Entwicklung als treibende Kräfte eingestuft – mit der Einschränkung, dass ebenfalls die Grundsatzziele der Strukturpolitik Berücksichtigung finden. Vor allem die Kohäsionsleitlinien der Gemeinschaft dienen als Orientierungsrahmen für die nationalen und regionalen Programme. Diese strategischen Kohäsionsleitlinien weisen die

46 Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2001a): A Sustainable Europe for a Better World: A European Union Strategy for Sustainable Development. Commission's proposal to the Gothenburg European Council, COM (2001) 264 final, Brüssel. und EUROPÄISCHER RAT (2001): Schlussfolgerungen des Vorsitzes – Europäischer Rat 15. und 16. Juni 2001 (Göteborg). SN 200/1/01 Rev.1, Brüssel. 47 EUROPÄISCHE KOMMISSION (2005c): Integrierte Leitlinien für Wachstum und Beschäftigung (2005-2008). KOM (2005) 141 fin. , Brüssel.

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geforderte starke Koppelung mit den adaptierten Lissabon-Zielsetzungen und deren Integrierten Leitlinien für Wachstum und Beschäftigung auf. Das heißt, die Stärkung von Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum steht im Vordergrund. Hierfür werden die drei Prioritäten (1) „Attraktivität der Mitgliedstaaten, der Regionen und der Städte“, (2) „Innovation, Unternehmergeist und wissensbasierte Wirtschaft“ sowie (3) „Mehr und bessere Arbeitsplätze“ als zentral angesehen und in entsprechenden Leitlinien konkretisiert. Nachhaltigkeit wird hierbei als integraler Bestandteil behandelt und mit Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung gekoppelt (Standortqualität, nachhaltige Verkehrssysteme, Ressourcenmanagement, Ökoinnovationen etc.). Ergänzend zu diesen drei Prioritäten werden Orientierungen zu territorialen Aspekten der Kohäsionspolitik definiert, die den Beitrag der Städte zu Wachstum von Wirtschaft und Beschäftigung, die Förderung wirtschaftlicher Diversifikation ländlicher Gebiete umfassen. Wesentliche Aspekte davon decken sich mit dem Dokument zur „Kohäsionspolitik und die Städte“48, in dem ein Portfolio an potentiellen Aktivitäten aufgespannt und vor allem die Rolle der Städte als Motor für Innovation und Wachstum und Beschäftigung betont wird. Gleichzeitig wird jedoch auch eine integrative Sichtweise einer Standort- und Regionalentwicklung dargelegt. Für das operationelle Programm Steiermark sind insbesondere die Leitlinien der zweiten Priorität zu Innovation und Wissen ausschlaggebend. Von den beiden anderen Prioritäten sind hingegen ergänzende Teilaspekte von Interesse, da die erste Priorität zur Standortattraktivität insbesondere das Konvergenzziel und die Kohäsionsstaaten anspricht und die Leitlinien der dritten Priorität vor allem für das nationale Programm „Beschäftigung“ als richtungsweisend gelten.

Die drei Prioritäten der strategischen Kohäsionsleitlinien der Gemeinschaft:

1. Stärkung der Anziehungskraft Europas für Investoren und Arbeitskräfte ƒ Ausbau und Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur ƒ Stärkung der Synergien zwischen Umweltschutz und Wachstum ƒ Lösung für Europas intensiven Einsatz traditioneller Energiequellen

2. Förderung des Wissens und der Innovation für Wachstum ƒ Mehr und gezieltere Investitionen in Forschung und technologische Entwicklung ƒ Innovation erleichtern und unternehmerische Initiative fördern

48 EUROPÄISCHE KOMMISSION (2005): Working together for growth and jobs. A new start for the Lisbon Strategy. COM (2005) 24 fin., Brüssel.

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ƒ Förderung der Informationsgesellschaft für alle ƒ Verbesserung des Zugangs zu Finanzierung

3. Mehr und bessere Arbeitsplätze ƒ Mehr Menschen in Arbeit zu bringen und zu halten und die Sozialschutzsysteme zu modernisieren ƒ Die Anpassungsfähigkeit der Arbeitskräfte und der Unternehmen verbessern und die Flexibilität der Arbeitsmärkte steigern ƒ Steigerung der Investitionen in Humankapital durch bessere Ausbildung und Qualifikation ƒ Verwaltungskapazitäten ƒ Schutz der Gesundheit der Arbeitskräfte

3.1.2 Regionales Entwicklungsprogramm – Planungsregion Graz, Graz- Umgebung49

Die Aufgaben der Raumordnung in der Steiermark werden in §1 (2) des Steiermärkischen Raumordnungsgesetztes 1974 i.d.g.F. folgendermaßen definiert: Raumordnung ... ist die planmäßige, vorausschauende Gestaltung eines Gebietes ... zur nachhaltigen und bestmöglichen Nutzung und Sicherung des Lebensraumes im Interesse des Gemeinwohles ... Dabei ist, ...... ausgehend von den gegebenen Strukturverhältnissen...... auf die natürlichen Gegebenheiten, die Erfordernisse des Umweltschutzes ...... die wirtschaftliche(n) ... Bedürfnisse der Bevölkerung ...... die sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Bevölkerung ...... die freie Entfaltung der Persönlichkeit in der Gemeinschaft ... Bedacht zu nehmen.

Zur weiteren Konkretisierung werden in §3 Stmk. ROG 1974 i.d.g.F. Raumordnungs- Grundsätze und Ziele postuliert. Sie dienen als Richtschnur für die Instrumente der

49 AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, ABT. 16, 2005: Regionales Entwicklungsprogramm Planungsregion Graz, Graz-Umgebung, Verordnung und Erläuterungen (LGBl. Nr. 106/2005). Graz. S. 5-6 u. 12.

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überörtlichen und örtlichen Raumplanung (Entwicklungsprogramme, örtliche Entwicklungskonzept, Flächenwidmungsplan, ...). Das ist auf regionaler Ebene das Regionale Entwicklungsprogramm für die Planungsregion Graz, Graz-Umgebung (aus dem Jahr 2005; Anm.). Es ist die Fortschreibung des Regionalen Entwicklungsprogramms aus dem Jahr 1996 und stellt einen Rahmen für die räumliche Entwicklung der Gemeinden des Bezirks Graz-Umgebung und die Landeshauptstadt Graz dar. Wesentliche Grundlage dafür stellt das vom Regionalen Planungsbeirat erarbeitete und am 9. April 1999 beschlossene Regionale Entwicklungsleitbild dar. Die Struktur der nachfolgenden Ausführungen orientiert sich an den oben genannten gesetzlichen Vorgaben. Entsprechend den drei Säulen einer nachhaltigen Entwicklung („natürliche Gegebenheiten/Erfordernisse des Umweltschutzes“, „wirtschaftliche Bedürfnisse der Bevölkerung“, „soziale und kulturelle Bedürfnisse der Bevölkerung“) werden für die Bereiche Landschaft/Ökologie, Wasserwirtschaft, Wirtschaftsstruktur, Verkehr und Siedlungsentwicklung eine regionsspezifische Strukturanalyse (Befund) erarbeitet, die für das jeweilige Thema relevanten Grundsätze genannt und darauf aufbauend Ziele und Maßnahmen abgeleitet.

Das Regionale Entwicklungsprogramm legt - ausgehend von der bestehenden Struktur - folgende überörtlichen Entwicklungsziele für die Planungsregion Graz, Graz-Umgebung fest:

1. Siedlungsstruktur Die Siedlungsstruktur wird von den topografischen Gegebenheiten bestimmt. In den Tallagen der Mur und der Kainach befinden sich großflächige, teilweise konzentrierte Siedlungsbereiche. Im Hügel- und Bergland östlich und westlich der Landeshauptstadt herrscht eine kleinteilige, disperse Siedlungsstruktur vor. Die Bevölkerung in diesen Siedlungsbereichen hat seit 1971 stärker zugenommen als in den zentralen Lagen. Ihr Anteil ist von 12% auf über 16% angestiegen. Zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung sowie zur Vermeidung weiterer starker Zunahmen des motorisierten Individualverkehrs ist eine verstärkte Ordnung der Siedlungsentwicklung und die Konzentration um gut ausgestattete, mit öffentlichen Verkehrsmittel versorgte Siedlungsschwerpunkte erforderlich.

2. Landschaftsstruktur Großräumig zusammenhängende freie Landschaftsräume finden sich vor allem noch im Norden der Region, in steileren und/oder höheren Lagen. Sie dienen als ökologische

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Ausgleichs- und Naherholungsflächen im Nahbereich des Ballungsgebietes der/um die Landeshauptstadt. Die Hügellagen im Osten und Westen von Graz unterliegen starkem Nutzungsdruck durch Wohn- (vorwiegend Einfamilienhaus) bebauung. Ihre Abwechslungsreiche Kulturlandschaft ist ein wichtiges Potential für die (Nah-)Erholung. Die intensiv genutzten Talbereiche sind stark ausgeräumt, verbliebene Strukturelemente sind besonders gefährdet. Das natur- und kulturlandschaftliche Potential der verbliebenen freien Landschaftsräume ist als wesentlicher Faktor für die Umwelt- und Lebensqualität daher langfristig zu erhalten und zu verbessern.

3. Infrastruktur Die hochrangige Verkehrsinfrastruktur verläuft – topographisch bedingt – in Nordsüdrichtung im Murtal sowie im südlichen Teil der Planungsregion in Ost-West-Richtung (Südautobahn A2). In diesen Bereichen ist auch die Erschließung mit Öffentlichen Verkehrsmitteln am besten. Industriell- gewerbliche Nutzungen orientieren sich – im Gegensatz zur Wohnnutzung - an diesem hochrangigen Verkehrsnetz. In den intensiv genutzten Tallagen wird der weitere Ausbau der Verkehrsinfrastruktur durch ungeordnetes Siedlungswachstum erschwert. Für die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Infrastruktur ist in diesen Bereichen daher auch eine geordnete Siedlungsentwicklung erforderlich. Grundsätzlich wird die Konzentration der Siedlungsentwicklung um bestehende Schwerpunkte mit hoher Standortqualität und andererseits die Erhaltung der verbliebenen großen, freien Landschaftsräume der Planungsregion angestrebt. Die Umsetzung dieser Vorgaben erfolgt durch allgemeine Zielsetzungen für die gesamte Planungsregion, die den Schutz und die Vernetzung von Lebensräumen seltener Tier- und Pflanzen (Biotope), die Berücksichtigung regional bedeutender wildökologischer Korridore und kleinklimatologischer Gegebenheiten in der Örtlichen Raumplanung, eine flächen- und ressourcenschonende Siedlungsentwicklung und die vorausschauende Freihaltung von Verkehrstrassen und die Standortsicherung des Flughafens Graz-Thalerhof zum Inhalt haben.

Eine räumliche Konkretisierung und Detaillierung erfolgt durch Ziele und Maßnahmen für 7 Teilräume. Ausgedehnte Waldbereiche erfüllen ökologische Ausgleichsfunktion. Waldränder und Lichtungen prägen ihr Erscheinungsbild und sind daher bei Planungsmaßnahmen besonders zu berücksichtigen. Die anschließenden Grünlandbereiche erfüllen wichtige Aufgaben für die (Nah-)Erholung. Waldränder und Lichtungen sollen erhalten, Baulandfestlegungen vermieden werden. In intensiv genutzten Täler und Becken, die auch

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großflächige Retentionsräume sind, sollen landschaftstypische Strukturelemente erhalten und vernetzt werden. Das Erscheinungsbild des kleinteiligen Hügellandes soll vor Eingriffen geschützt und als Naherholungsgebiet weiterentwickelt werden. Die Auwaldbereiche im Grazerfeld sind als ökologisches Rückzugsgebiet und Naherholungsraum zu sichern. In verdichteten Siedlungsgebiete sind Grünräume für die Bevölkerung zu sichern, Immissionen zu vermeiden und die Siedlungsränder bei der Baugestaltung besonders zu beachten. Gemeinden mit hochwertigen Versorgungseinrichtungen für die Bevölkerung werden - zur Konzentration der Siedlungsentwicklung - als zentrale Orte, Gemeinden mit regionalwirtschaftlich wichtigen Betriebsstandorten bzw. -flächen als regionale Industrie- und Gewerbestandorte festgelegt (Gemeindefunktionen). Aufgrund der topografischen Gegebenheiten und der bestehenden infrastrukturellen Aufschließung liegen die Betriebsstandorte überwiegend im Murtal. Die Freihaltung großer zusammenhängender, funktional bedeutender Freiflächen von weiteren Versiegelungen und Bebauungen soll durch die Festlegung von landwirtschaftlichen Vorrangzonen bzw. Grünzonen im Nahbereich der Siedlungskonzentrationen in und um die Landeshauptstadt Graz und im Grazerfeld gewährleistet werden. Diesen Freiflächen kommt in vielen Fällen auch eine wichtige Retentions-, Erholung- bzw. klimatologische Funktionen (Kaltluftproduktion, Frischluftzubringer) zu. Regional bzw. überregional bedeutende Industrieflächen und Rohstoffvorkommen werden durch die Festlegung von Vorrangzonen für Industrie und Gewerbe bzw. Rohstoffvorrangzonen vorausschauend gesichert. Auch diese Bereiche konzentrieren sich überwiegend im Murtal. Die Siedlungsentwicklung soll sich an bestehenden Versorgungseinrichtungen (Zentrale Orte, Ortszentren) bzw. Bereichen, die mit öffentlichen Verkehr qualitativ hochwertig bedient werden orientieren (ÖV-Achsen).

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3.1.3 Regionales Entwicklungsleitbild Graz und Graz-Umgebung50

Der Regionale Planungsbeirat der Planungsregion Graz, Graz-Umgebung hat aufgrund einer Stärken/Schwächendarstellung – ein Regionales Entwicklungsleitbild erarbeitet, das im April 1999 beschlossen wurde. Dieses Leitbild stellt das abgestimmte öffentliche Interesse für die mittelfristige Entwicklung aus Sicht der Regionen dar. Es wurde im Jahr 2001 durch das Regionale Aktionsprogramm für die Planungsregion Graz, Graz-Umgebung (im Auftrag des Entwicklungsvereines Graz, Graz-Umgebung) fortgeschrieben und ergänzt. Die Planungsregion verfolgt demnach folgende zusammengefasst dargestellten räumlich- funktionellen Entwicklungsziele, die durch (Leit-)projekte in den Prioritätsachsen ƒ Wirtschaftsentwicklung / Standortmarketing ƒ Qualifizierung / Beschäftigung ƒ Verkehr und sonstige Infrastruktur ƒ Tourismus / Kultur ƒ Gemeindekooperation / Öffentlichkeitsarbeit ƒ Regionale Flächensicherung umgesetzt werden sollen.

Ziel der steirischen Entwicklungsleitbilder ist, ausgehend von einer kurzgefassten Stärken/Schwächen-Darstellung der jeweiligen Planungsregion, die Erarbeitung des regionalen öffentlichen Interesses bezüglich Entwicklungsziele, Maßnahmen und Projekte. Durch die räumliche Zuordnung entstehen daraus räumlich funktionelle Entwicklungsziele für die Region. Das regionale Entwicklungsprogramm (REPRO) der Region Graz/Graz-Umgebung ist seit Mai 1996 in Kraft. Es wurde vereinbart, die Auswirkungen des regionalen Entwicklungsprogrammes, insbesondere die Umsetzungsaktivitäten laufend zu beobachten. Demgemäss hat der Regionale Planungsbeirat 1996 ein Arbeitsprogramm erstellt, das u.a. die Präzisierung und Maßnahmen zur Erreichung der Zielsetzungen des REPROs sowie ein Aufzeigen der notwendigen Schritte für eine dynamische Weiterentwicklung der Region vorsieht. Ziel ist es die Region als konkurrenzfähigen Standort (Stichwort „EUREGIO“) innerhalb Europas zu positionieren.

50 Vgl. TRIGON, TISCHLER, G., 1999: Regionales Entwicklungsleitbild für die Planungsregion Graz/Graz-Umgebung (Beschlußexemplar 9.4.99). Graz. 13 S.

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Ein regionales Entwicklungsleitbild stellt keine Verordnung dar, sondern folgt dem Prinzip einer freiwilligen Selbstbindung. Es soll und darf kein Behinderungsinstrument sein, sondern stellt einen wertvollen Orientierungsrahmen für eine nachhaltige Entwicklung der Region Graz / Graz-Umgebung dar, um die Lebensqualität und die regionale Wertschöpfung zu erhöhen sowie die naturräumlichen Ressourcen zu sichern. Das Leitbild stellt somit eine gute Basis für eine kontinuierliche partnerschaftliche Weiterentwicklung der Region dar. Ein Konsens aller Träger – Land, Stadt und Gemeinden – ist eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass diese Kernregion der Steiermark im künftigen internationalen Wettbewerb der Regionen bestehen kann.

Die Region Graz/Graz-Umgebung hat ohne jeden Zweifel enorme Ressourcen und gewaltiges Entwicklungspotential. Damit die Chancen in Zukunft auch gut genutzt werden können, ist es unumgänglich, dass wichtige Schlüsselprobleme dringend gelöst werden. Diese sind in der Planungsregion Graz/Graz-Umgebung vor allem: ƒ die Verkehrsproblematik innerhalb der Region - vor allem im Grazer Feld – ist das Resultat einer großteils ungesteuerten Siedlungsentwicklung bzw. einer extrem niedrigen Siedlungsdichte; der dringend erforderliche Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs gestaltet sich daher äußerst schwierig; ƒ die fehlende Grundstücksvorsorge für Industrie und Gewerbe, Basisinfrastrukturprojekte und Naherholung. Wenn nicht bald nach vereinbarten Zielen und Prinzipien die Flächensicherung betrieben wird, ist eine ausgewogene Entwicklung im Sinne des regionalen Leitbildes nicht mehr möglich; ƒ die teilweise noch unzureichende Kooperation zwischen den regionalen Akteuren (Gemeinden/Stadt/Land/private Investoren).

In ihrer gegenseitigen Abhängigkeit verstärken sich diese Kernprobleme: So werden durch Zersiedelung wertvolle Standorte für die Ansiedlung zukunftsorientierter Dienstleistungen sowie für Industrie und Gewerbe verhindert oder regionale Verkehrsflächen bzw. Korridore verbaut; andererseits wird der freie Zugang zu Naherholungsräumen erschwert bzw. werden wertvolle, unersetzbare Naturräume vernichtet. Im Netz der transeuropäischen Verbindungen (TEN-Korridore) muss dem Zentralraum Graz/Graz-Umgebung eine überregionale Einbindung, u.a. durch den raschen Ausbau der Koralmbahn, durch Verbesserung des Flugangebots sowie durch einen zweigleisigen Ausbau der Strecke Graz – Spielfeld gesichert werden.

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Profil und Stärkefelder Die Region Graz/Graz-Umgebung positioniert sich als ƒ Dienstleistungsdrehscheibe für Kopfarbeit und Kommunikation mit einigen wirtschaftlichen Leitsektoren nach innen und nach außen vernetzter Unternehmen und Einrichtungen (Clustern) ƒ eingebettet in einem Lebensraum kultureller und naturräumlicher Besonderheiten ƒ als Tor nach dem Süden und Osten auf dem Weg in ein neues Europa der Regionen.

Die Region zeichnet sich vor allem durch die folgenden Stärkefelder aus: ƒ Automobil-/Verkehrstechnik, Umwelttechnik sowieHolz /Papier / Zellstoff ƒ Südost-Zentrum für Bildung und Wissensmanagement ƒ Attraktion für anspruchsvolle (Kultur-)Touristen – Europäische Kulturhauptstadt 2003 ƒ Attraktiver Wohnort

Prinzipien/Identität ƒ Graz/Graz-Umgebung versteht sich im zukünftigen Europa der Regionen als eine Einheit aus Stadt und die sie umgebender Region. ƒ Nur ein so verstandener Raum – Graz und Umland – kann höchste Lebensqualität entwickeln, denn weder die Stadt noch das Umland allein können ganzheitlich attraktiv sein. ƒ Die beteiligten Partner sollen Chancen nutzen, alle Lebensbereiche ausgewogen zu gestalten, um höchste Lebensqualität zu erreichen und den nächsten Generationen attraktive Lebensgrundlagen zu sichern. ƒ Der Raum Graz/Graz-Umgebung als Europaregion kann nur attraktiver werden, wenn in einem prozesshaften Vorgehen bestehende Stärken weiter ausgebaut und festgestellte Schwächen abgebaut werden.

Räumlich-funktionale Zielsetzungen / Teilräumliche Kooperationen Teilräumliche Kooperationen versprechen mehr Effizienz und mehr Anpassungsfähigkeit an die raumspezifischen Gegebenheiten. Ein Problem beispielsweise einer regionalen Wirtschafts- und Wohnbauförderung ist, dass sie sich – will sie effizient sein – auf Schwerpunkte konzentrieren muss. Gleichzeitig können dabei teilräumliche Potentiale brachliegen, die durch Kooperationsförderung problemadäquat aktiviert werden könnten. Trotz teilräumlicher Kooperation wird eine gesamtregionale Wohnbau- sowie Wirtschaftsförderung nicht überflüssig: Sie muss die Vernetzung zwischen den Teilräumen

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organisieren und die Region nach außen (re)präsentieren. Im Regionalen Entwicklungsprogramm 1996 wurden deutlich Entwicklungspotentiale aufgezeigt: Der bereits erwähnte Bedeutungsgewinn der Umlandgemeinden sowie deren Interesse an teilräumlicher Kooperation gehören ebenso dazu wie der standortspezifische Flächenbedarf von Investoren. Eine neue Rolle kommt dabei allerdings der Landeshauptstadt zu: Sie wird gleichberechtigter Teil eines Ganzen und Motor der Entwicklung sein. Der Handlungsspielraum, der sich daraus ergibt, liegt in der Konzentration auf die spezifischen Standortqualitäten der Kernstadt, die von der Vielfalt des großstädtischen Angebotes an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen sowie des kulturellen und sozialen Netzwerkes bestimmt sind. Diese urbanen Qualitäten lassen sich im Sinne des Stadtentwicklungskonzeptes nach dem Leitbild „Kompakte Stadt“ zu einem internationalen Dienstleistungs- und Kongressstandort mit Kompetenz in den Bereichen Verkehr, Kommunikation, Logistik sowie Energie- und Umwelttechnik erfolgreich weiterentwickeln.

Auswahl heute noch aktueller Leitprojekte des regionalen Entwicklungsleitbildes im URBAN PLUS Gebiet Projekte mit einer übergeordneten Bedeutung für die Gesamtregion bzw. für das ganze Bundesland mit hohem regionalwirtschaftlichen Effekt (Wertschöpfung) und integralen sektorenübergreifendem Ansatz.

ƒ Regionales Verkehrskonzept Graz/Graz-Umgebung (siehe Kap. 3.1.5)

ƒ Bodenbeschaffungsfonds Es werden Lösungen gesucht, wodurch die extrem wichtige Flächensicherung für die industrielle und gewerbliche Entwicklung, aber auch für Basisinfrastruktur- sowie Naherholungsprojekte wirksam betrieben werden kann. Es gilt, die Bedürfnisse der öffentlichen Hand zu erheben und die Abwicklung im Sinne einer Maklerfunktion zu organisieren. Die Grazer Bau- und Grünlandsicherungs-GesmbH (GBG) könnte dabei z.B. die Funktion für die Gesamtregion übernehmen. Um über vorhandene Flächen rasch auskunftsfähig zu werden, empfiehlt sich der Einsatz moderner Informationstechnologie; für Grundstücksdatenbanken existieren bereits Softwarelösungen im Rahmen der Geographischen Informationssysteme des Landes Steiermark.

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ƒ Öko-Technik Netzwerk Gerade im Öko-Technik-Bereich gibt es günstige Voraussetzungen für eine langfristige Entwicklung. Dieses Projekt entspricht dem Wirtschaftsleitbild der Stadt Graz und wurde auch von den Gemeinden des Bezirks Graz-Umgebung am höchsten bewertet. Es bietet die gute Möglichkeit einer Vernetzung von Stadt und Umland, indem z.B. Programme wie ÖkoProfit und Thermoprofit verstärkt werden. Im Öko-Technik-Bereich ist es aber auch gut möglich, lokale Netzwerke mit spezifischen Schwerpunkten aufzubauen (Biomasse, Niedrig- Energie-Haus, Recycling etc.).

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Noch aktuell gültige Strategien des Regionalen Entwicklungsleitbildes ƒ Die Steiermärkische Landesregierung unterstützt Kooperationen sowie Projekte, die eine Umsetzung der vereinbarten regionalen Entwicklungsziele verfolgen, durch eine gezielte Förderpolitik. Förderung des Regionsbewußtseins: Das Regionsbewußtsein kann wesentlich durch eine multimediale Darstellung von Graz/Graz-Umgebung gefördert werden. Eine Betreiberfunktion käme diesbezüglich auch der Regionalbetreuung zu.

3.1.4 Kleinregionale Entwicklungsleitbilder GU Süd und GU 8

Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang auf ein kleinregionales Entwicklungsleitbild der GU 8, das 1999/2000 auf Basis des regionalen Entwicklungsleitbildes Graz und Graz Umgebung erstellt wurde. Für die Gemeindekooperation GU-Süd wurde im Jahr 2002 ebenfalls ein kleinregionales Entwicklungsleitbild entwickelt, das seinen Schwerpunkt im Bereich der Verkehrsentwicklung hat.

3.1.5 Regionales Verkehrskonzept Graz/Graz-Umgebung

Ziel ist ein innovatives Verkehrssystem, das die Verkehrsinfrastruktur der Stadt und die Anbindung des Umlandes an die Stadt sowie die Mobilität von Teilräumen gleichrangig stärkt und sichert; d.h. Bündelung des Umlandverkehrs auf Knotenpunkte und Achsen („Punktachsiales Siedlungskonzept“) und der Ausbau der öffentlichen Verkehrsverbindungen von der Landeshauptstadt in das Umland. Die durch KFZ-Emissionen teilweise hoch belasteten Ortszentren und Wohngebiete (v.a. im Grazer Feld) müssen durch Ortsumfahrungen, Tangentialverbindungen, bzw. „Bypass- Lösungen“ an Autobahnen (insbesondere durch eine Begleitstraße zur A9) entlastet werden. Mit der Erstellung eines integralen verkehrsmittelübergreifenden „Regionalen Verkehrskonzeptes Graz/Graz-Umgebung“, die in naher Zukunft erfolgen soll, sollen Umsetzungsstrategien im Rahmen des regionalen Leitbildes erarbeitet werden.51

51 TRIGON, TISCHLER, G., 1999: Regionales Entwicklungsleitbild für die Planungsregion Graz/Graz-Umgebung (Beschlußexemplar 9.4.99). Graz. S. 9.

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3.2 Städtische Ebene

3.2.1 Stadtentwicklungskonzept 3.0 Graz52

Die Aussagen des 3.0 Stadtentwicklungskonzeptes der Stadt Graz bewegen sich auf einer generellen Zielebene. Unter Bedachtnahme auf überörtliche Planungen und regionale Konzepte werden anzustrebende ökologische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklungen aufeinander abgestimmt formuliert und dargestellt. Die Verbesserung der regionalen Kooperation stellt ein Rahmenziel des aktuellen Stadtentwicklungskonzeptes dar. Vor allem in den Bereichen Verkehr, Naherholung, Kultur und Wirtschaft sind die gestellten Herausforderungen nicht mehr innerhalb der Gemeindegrenzen zu bewältigen, sondern erfordern verstärkt übergreifende Sichtweisen und Lösungskonzepte.53 Die Trends im Bereich „Arbeit und Wirtschaft“ zeigen klar, dass eine überregionale Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandortes nur durch eine verstärkte Kooperation der Stadt Graz mit der Region möglich sein wird sowie langfristig das Verständnis für einen gemeinsame Wirtschaftsraum entwickelt werden muss.54 Im Bereich des Regionalverkehrs wird auf Ebene des Stadtentwicklungskonzeptes eine verstärkte Vernetzung mit dem Umland vor allem im Bereich der „Sanften Mobilität“ (Öffentlicher Verkehr, Fahrradwegenetz) angestrebt, um den vorhandenen starken Pendlerverkehr künftig umweltverträglicher abwickeln zu können. Auch im Bereich des Stadtverkehrs ist der Vorrang der sanften Mobilität in der Verkehrspolitik verankert. Die Verbesserung der Fußweg- und Radwegenetze sowie der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs sind stadtintern als auch stadtgrenzenübergreifend als anzustrebendes Ziel definiert.55 Im Bereich Naturraum und Umwelt sind stadtintern Aspekte wie die Verbesserung der Luftqualität, Erweiterung und Pflege der Stadtvegetation und die Stärkung des ökologischen Gleichgewichtes hervorzuheben.56 Aufgrund seiner topographischen Lage weist das Grazer Stadtgebiet im Bereich der Luftqualität Mängel auf. Umso wichtiger sind ökologische Maßnahmen zur Verbesserung der Luftgüte und zur Erhöhung des Grünraumanteiles im Grazer Stadtgebiet.

52 Vgl. MAGISTRAT GRAZ, STADTPLANUNGSAMT (Hrsg.), 2003: 3.0 Stadtentwicklungskonzept der Landeshauptstadt Graz. Graz. 90 S. u. Anhang. – Zusammenfassung durch E.-M. BENEDIKT / Stadtplanungsamt. 53 Ebenda, S. 22. 54 Ebenda, S. 45. 55 Ebenda, S. 76 u. 77. 56 Ebenda, S. 25.

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Im Sinne der Lebensqualität stellt die Erreichbarkeit der Naherholungsgebiete im Stadtgebiet (z.B. Plabutsch) wie in den Umlandgemeinden (z.B. Freizeitzentrum Schwarzl, Murauen) einen wesentlichen Faktor dar. Der Umgang mit den Fließgewässern (Stichwort Zugänglichkeit, Renaturierung) wie auch der Hochwasserschutz sind über das STEK hinaus die zentralen Themen des Sachprogrammes Grazer Bäche, welches als eines der Umsetzungsprogramm zum 3.0 Stadtentwicklungskonzeptes die allgemeinen Zielsetzungen des STEK konkretisiert.

3.2.2 Aktuelle Stadtentwicklungsstrategien im Süden von Graz57

Der Süden von Graz unterliegt in den letzten Jahren einem dynamischen Veränderungs- und Umformungsprozess. Dies zeigt sich auch an der hohen Dichte an vorliegenden bzw. in Ausarbeitung befindlichen Stadtteilentwicklungen, welche im Sinne einer vorausschauenden und integrierten Planung die Rahmenbedingungen der künftigen Entwicklungen besonders in den Bereichen Städtebau, Freiraumplanung und Verkehrsplanung definieren. Die vorhandenen Flächenpotentiale, die Möglichkeiten der Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz sowie die allgemein vorgefundene Verkehrsinfrastruktur bieten in diesem Bereich gute Voraussetzungen zur weiteren Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Graz. Aufgrund der Lage im Nahbereich des Plabutschs, des Naherholungsgebietes rund um das Schloss St. Martin sowie der Murauen präsentiert sich der Grazer Süden aber auch als attraktiver Wohnstandort.

Das Planungsgebiet der STE58 Liebenau liegt im Spannungsfeld eines durchgrünten Wohngebietes und des daran anschließenden Gewerbegebietes bzw. eine Vorrangzone für Gewerbe gemäß den Festlegungen des Regionalen Entwicklungskonzeptes Graz – Graz Umgebung. Es wurden im Rahmen der Studie Lösungswege aufgezeigt, wie eine qualitätvolle Entwicklung sowohl des Wohngebietes als auch der angrenzenden Gewerbeflächen möglich ist und welche begleitenden Infrastrukturmaßnahmen in den Bereichen Grünraum und Verkehr langfristig notwendig sind.59

57 Verfasst von E.-M. BENEDIKT / Stadtplanungsamt. 58 Abk. f. „Stadtentwicklung“; Anm. 59 REISSNER ET AL., 2006: Stadt Graz Stadtteilentwicklung Liebenau (unveröff. Studie). Graz. 50 S.

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Wesentliche Faktoren der STE Webling (derzeit noch in Ausarbeitung) werden voraussichtlich der Umgang mit den Zentren in einem Stadtteil – im konkreten Fall der alte Ortskern Strassgang und das Handelszentrum am Weblinger Gürtel -, die Vernetzung der Wohngebiete mit der umliegenden Infrastruktur (Grünraum als auch Handel), die Ausbildung der Nutzungsränder und Übergänge sowie die sparsame Baulandverwendung sein.

Der laufende städtebauliche Wettbewerb EUROPAN 9 stellt das Thema „Neue Zentren“ zur Diskussion. Im Wettbewerbsgebiet um den Knoten Puntigamer Straße – Triesterstraße wurde in den letzten Jahren stark in die Verkehrsinfrastruktur investiert – so entstand der Nahverkehrsknoten Puntigam, die Straßenbahnlinie 5 wurde verlängert und der Ausbau der Triesterstraße südlich des Knotens wurde umgesetzt. Die Anbindungsqualität stellt nunmehr eine unmittelbare Lagegunst dar. In Form der vorgefundenen Industriegrundstücke (Stichwort Brauerei Puntigam) könnten nunmehr vergleichsweise große Flächen langfristig einer höherwertigen Nutzung zugeführt werden. Aufgrund der Lage an einer „Pendlerachse“ aus dem Süden von Graz ist in diesem Bereich die Errichtung einer Park&Ride-Anlage geplant. Die Anordnung von weiteren Nutzungen, die sowohl der umliegenden Bevölkerung als auch den Pendlern/PendlerInnen dienen könnten, ist geplant. Die Entstehung eines regionalen Zentrums wird angestrebt. Die Ergebnisse des Wettbewerbes werden Anfang des Jahres 2008 vorliegen.60

Das Regionale Entwicklungsprogramm Graz – Graz-Umgebung misst den Murauen im Grazer Feld große Bedeutung sowohl in ökologischer Hinsicht als auch als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung des gesamten Grazer Ballungsgebietes bei. In der Entwicklungsstudie Eichbachgasse sind für einen konkreten Standort an der Grenze des Grazer Stadtgebietes zur Gemeinde Gössendorf Nutzungs- und Entwicklungsmöglichkeiten inklusive der späteren Ausweitung derselben auf die südlicher gelegenen Augebiete erarbeitet. Besonderes Augenmerk wurde auf die Nutzungszonierung gelegt, um ein Nebeneinander von ökologischen Zonen und Naherholungsbereichen unterschiedlicher Nutzungsintensitäten zu ermöglichen. Das Projekt Eichbachgasse versteht sich als ein Initialprojekt zur Belebung der Murauen und soll künftig als Tor zur Aulandschaft des Grazer Feldes diesen einzigartigen Naturraum für die umliegende Bevölkerung erlebbar machen.61

60 Vgl. Ausschreibungsunterlagen städtebaulicher Wettbewerb für den Bezirk Puntigam „Europan 9“ auf http://www.europan.at. 61 Vgl. KAMPUS, FREILAND – SPACEUNIT, TISCHLER, 2006: Entwicklungsstudie Eisbachgasse (unveröff. Studie). Graz. 46 S. u. Anhang

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Der Bezirk Liebenau ist durch die Pendlerströme aus den südlichen Nachbargemeinden verkehrlich stark belastet. Zudem ist dieser Teil des Grazer Stadtgebietes aus klimotologischen Gründen benachteiligt, sodass eine verstärkte Nebelhäufigkeit und insgesamt eine schlechtere Luftqualität als in den nördlicheren Bezirken anzutreffen sind. Die in Ausarbeitung befindliche Stadtteilentwicklung Südgürtel wird ausgehend von der Errichtung des Südgürtels als Unterflurtrasse ein integriertes Konzept zur Entwicklung dieses Bereiches erarbeiten. Die Idee eines Trassenparks soll hierbei verfolgt werden, Begleitmaßnahmen zum Bau des Südgürtels für die Bereiche Städtebau, Freiraumplanung und Verkehrsplanung werden zur Steigerung der Lebensqualität in diesem Bezirk formuliert werden. Zu dieser Stadtteilentwicklungsstrategie liegen noch keine schriftlichen Unterlagen vor.

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3.2.3 Masterplan Verkehr Graz62

Verkehr ist ein grundlegender Bestandteil jeder Stadt. In Graz konnte über die letzten Jahre ein stetiger Anstieg der Verkehrsleistung im Kfz-Verkehr verzeichnet werden. Diesem Trend folgend wäre bis 2020 mit Verkehrszuwächsen von über 30 % zu rechnen. Um dem Trend entgegen zu steuern und eine starke Trendkorrektur einzuleiten, wurde ein verkehrsmittelübergreifendes Konzept – der Masterplan Verkehr – erstellt. Die Verkehrspolitik der Stadt Graz orientierte sich bislang vor allem an der verkehrspolitischen Leitlinie 2000, welche auf das Szenario „Sanfte Mobilität“ aufbaut. Die „Sanfte Mobilität“ setzte auf die Verkehrsmittel des Umweltverbundes und auf die unmittelbare Deckung der Verkehrsnachfrage. Aufbauend auf der verkehrspolitischen Leitlinie 2000 orientiert sich der Masterplan Verkehr an den Planungsgrundsätzen der „Sanften Mobilität“. Der Masterplan Verkehr entwickelt auf sachlicher Ebene begründete regionalisierte Leitbilder und entsprechende Maßnahmen. Zur Verankerung des Masterplanes ist Kommunikation mit der städtischen Politik erforderlich, wobei kein abgestimmtes Ergebnis, sondern ein akkordierter Katalog offener Fragen anzustreben ist. An den Masterplan Verkehr für Graz soll im Anschluss ein Regionalverkehrskonzept Graz & Graz-Umland in Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark anschließen. Dabei soll die politische Ebene der Region eingebunden und ein auf den im Rahmen des Masterplanes Verkehr erarbeiteten Fragenkatalog aufbauender Kommunikationsprozess gestartet werden.

Verkehrsentwicklung – Graz und das Umland Der Gesamtzuwachs im Stadt-Umland-Verkehr geht in den letzten Jahren fast zur Gänze auf den PKW-Individualverkehr zurück. Durch den steigenden Pkw-Besitz und die weitere Zersiedelung ist zu erwarten, dass auch in Zukunft der MIV63 zu Lasten des Umweltverbundes (öffentlicher Verkehr, Fußgänger- und Fahrradverkehr) noch weiter ansteigen wird.

In den Korridoren St. Stefan, Weiz und Deutschlandsberg ist der MIV-Anteil überdurchschnittlich hoch, während in den Korridoren Bruck und Leibnitz der ÖV64-Anteil

62 Vgl. FALLAST K. ET AL., 2004: Masterplan Verkehr Graz (unveröff. Studie). Graz. 78 S. u. Anhang. 63 Abk. f. „Motorisierter Individualverkehr“; Anm. 64 Abk. f. „Öffentlicher Verkehr“; Anm.

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überdurchschnittlich ist (vgl. Abb. 19). Dies ist auf die Attraktivität des Verkehrsangebotes im Schienenverkehr für diese Korridore zurückzuführen.

100% 13,0 90% 18,2

80% 70% 37,5 ÖV 60% 54,3 MIV-Lenker 50% MIV-Mitfahrer 40% 8,7 Fahrrad zu Fuß 30% 14,2 15,1 20% 7,1 10% 21,3 10,5 werktags, mobile 0% Wohnbevölkerung Graz Stadt Graz Umland ab 6 Jahren, Werktags- normalverkehr

Abb. 20: Verkehrsmittelaufteilung der Stadt Graz und im Grazer Umland 1998 (Quelle: Sammer, Röschl, 1998)

Modal Split MIV:ÖV 83:17 Modal Split MIV:ÖV

89:11

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2 7 .8 8 41 71 1 .96 23.6 K

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r r MIV:ÖV o o MIV:ÖV K 90:10

K 84:16

Abb. 21: Zielverkehr Graz 2000 (Personenfahrten / 24 h) nach Korridoren (Quelle: BEV, IBV-FALLAST, 2002)

Neben der Anzahl der täglich auftretenden Fahrten und den dabei zurückgelegten Fahrtweiten spielt vor allem der Fahrtzweck der einzelnen Fahrt eine wesentliche Rolle zur

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Beurteilung einer etwaigen Verlagerbarkeit. So sind z.B. Fahrten, die aus beruflichen/dienstlichen Gründen, z.B. von Handelsvertretern oder Lieferanten durchgeführt werden, nur bedingt auf andere Verkehrsmittel verlagerbar. Fahrten ins Büro, zum Einkaufen oder für andere private Erledigungen sowie in der Freizeit sind hingegen eher mit anderen Verkehrsmitteln, wie z.B. dem öffentlichen Verkehr oder dem Fahrrad zurücklegbar.

Stadtgrenzüberschreitender Verkehr Über die Stadtgrenze von Graz führen täglich rund 315.000 Personenfahrten, dabei werden rund 42.000 mit dem öffentlichen Verkehr (Bahn, Regionalbusse sowie stadtgrenzüberschreitende Linien der GVB) durchgeführt, während 273.000 Personenfahrten im Pkw durchgeführt werden. Bei einem durchschnittlichen Besetzungsgrad von 1,24 Personen pro Fahrzeug entspricht dies rund 220.000 Kfz-Fahrten pro Tag. Von den Fahrten über die Stadtgrenze werden rund 30 % von in Graz wohnenden Personen durchgeführt, während der Rest von Nicht-Grazern durchgeführt wird. Von den rund 160.000 Kfz-Fahrten der Nicht-Grazer über die Stadtgrenze werden rund 96.000 Kfz-Fahrten (rund 60 % des Anteils der Nicht-Grazer) von Bewohnern des Bezirkes Graz-Umgebung durchgeführt. Bezogen auf den gesamten stadtgrenzenüberschreitenden Verkehr von Graz sind rund 21,4% der täglichen Kfz-Fahrten dem Personenwirtschaftsverkehr zuzuordnen (47.100 Kfz- Fahrten pro Tag). 38,5 % der Fahrten sind dem Berufspendlerverkehr (84.700 Kfz-Fahrten pro Tag), 7,5 % dem Ausbildungspendlerverkehr (16.500 Kfz-Fahrten pro Tag), 19,5 % dem Erledigungsverkehr (42.900 Kfz-Fahrten pro Tag) und 13,1 % dem Freizeitverkehr (28.800 Kfz-Fahrten pro Tag) zuzuordnen. Aufgrund der Werte in nachstehender Tabelle ist ersichtlich, dass diese Durchschnittswerte je nach geographischem Korridor beträchtlich schwanken können. In den südlichen Korridoren überwiegen der Personenwirtschaftsverkehr und der Ausbildungspendlerverkehr, während in den östlichen Korridoren z.B. der Berufspendleranteil deutlich höher ist.

Allgemeine Verkehrsentwicklung im Großraum Graz Aus den verkehrsmittelübergreifenden Erhebungen der letzten Jahre lässt sich sowohl für das Stadtgebiet von Graz, wie auch für den stadtgrenzüberschreitenden Verkehr eine allgemeine Tendenz der Verkehrs- und Mobilitätsentwicklung ableiten. Die Anzahl der Wege im Stadtgebiet von Graz (Binnenverkehr der Grazer und der Nicht- Grazer) blieb über die letzten Jahre hinweg nahezu konstant und unterliegt nur geringen Schwankungen. Die Steigerung des Kfz-Verkehrsanteils im Binnenverkehr entsteht im

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Wesentlichen durch ein geändertes Nutzerverhalten. Vor allem der Weganteil des nicht motorisierten Verkehr – Fußgänger und Radfahrer – und hier vor allem der Fußgänger, hat in den vergangenen Jahren abgenommen, was auf die Zunahme der Wegentfernungen als Folge der dezentralen Siedlungsentwicklung und die Zunahme des Kfz- und Führerscheinbesitzes zurückzuführen ist.

Korridor PWV BPV APV ERLV FREIZV Kfz-Fahrten

Bruck 19,7 % 36,0 % 5,2 % 25,7 % 13,4 % 37.900

Weiz 16,3 % 43,3 % 4,6 % 19,7 % 16,1 % 17.600

Gleisdorf 16,4 % 48,5 % 4,1 % 18,7 % 12,3 % 36.500

St. Stefan 16,8 % 43,4 % 4,2 % 17,5 % 18,2 % 27.400

Leibnitz 27,8 % 32,4 % 14,8 % 16,7 % 8,3 % 32.200

Dl.berg 23,2 % 37,0 % 8,1 % 18,9 % 12,8 % 59.700

Ausland 40,5 % 13,4 % 16,4 % 15,2 % 14,6 % 8.400

Tab. 14: Fahrtzwecke in den Korridoren von Graz (Quelle: IBV-Fallast, 2004)

100% 8,3% 13,4% 12,3% 12,8% 16,1% 14,6% 90% 18,2%

16,7% 80% 18,7% 18,9% 15,2% 25,7% 19,7% 17,5% 70% 4,1% 14,8% 8,1% 4,6% 4,2% 16,4% 60% 5,2%

50% 13,4% 32,4% 37,0% 40% 48,5% 36,0% 43,3% 43,4%

30%

20% 40,5%

27,8% 23,2% 10% 19,7% 16,3% 16,4% 16,8%

0% Bruck Weiz Gleisdorf St. Stefan Leibnitz Dl.berg Ausland

Personenwirtschaftsverkehr Berufspendlerverkehr Ausbildungspendlerverkehr Erledigungsverkehr Freizeitverkehr

Abb. 22: Relative Verteilung der Kfz-Fahrten nach dem Fahrtzweck (aus allen Korridoren) (Quelle: IBV-FALLAST)

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Für den stadtgrenzüberschreitenden Verkehr zeigten die Verkehrsbeziehungen über die Stadtgrenze einen jährlichen Zuwachs im MIV von durchschnittlich 2,6 % bis 2,7 % pro Jahr im Durchschnitt über die letzten zehn Jahre. Im ÖV nahm die Anzahl der Personenfahrten im gleichen Zeitraum um 0,9 % pro Jahr zu. Die Gesamtanzahl an Personenwegen stieg von 1988 bis 1999 um rund 33 %, was an der Stadtgrenze eine Modal-Split Verschiebung von 84:16 (MIV:ÖV) im Jahre 1988 auf 87:13 im Jahr 1999 ergab. Hierzu ist anzumerken, dass 1999 rund 30 % des stadtgrenzüberschreitenden Verkehrs von Grazern verursacht wurde, welche von Graz aus ins Umland pendeln und am Abend wieder nach Graz zurück fahren. Dieses starke Wachstum ist auf die zunehmende Verknüpfung des Grazer Umlandes mit der Stadt Graz zurückzuführen. Viele der in Graz-Umgebung lebenden Personen arbeiten in Graz, während gleichzeitig auch ein Teil der Grazer im Umland arbeitet bzw. vor allem einkauft (z.B. EKZ Seiersberg). Für die nächsten Jahre ist mit weiterhin steigenden Zuwächsen im stadtgrenzüberschreitenden Verkehr zu rechnen, währen die Anzahl der Wege im Binnenverkehr von Graz keine wesentliche Veränderung erfahren wird.

300.000 ÖV-Nutzer (Personenfahrten aller Personen) 272.600 MIV-Lenker (Kfz-Fahrten) 250.000 Personenwege im MIV (Personen > 6 Jahre)

2,7 % pro Jahr 221.600 204.400 200.000 166.200

150.000 84,3 % MIV 86,6 % MIV

109.000 15,7 % ÖV 13,4 % ÖV 100.000 89.000

66.000 0,9 % pro Jahr

50.000 42.000 38.000 33.000

0

1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Abb. 23: Entwicklung des Verkehrsaufkommens an der Stadtgrenze von Graz 1973 bis 1999 (Quelle: IBV, 2002)

88 URBAN PLUS - INTEGRIERTER STADT-UMLAND-ENTWICKLUNGSPLAN

Abb. 24: Verkehrsbelastungsplan Graz (Quelle: IBV-Fallast, 2004)

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Entwicklung im Radverkehr Der Gemeinderat der Stadt Graz hat bereits im Jahr 1980 ein Fuß- und Radwegenetz als Rahmenrichtlinie beschlossen. Vorgesehen waren 190 km Radwege und Radrouten, deren individuelle Führung und Gestaltung den örtlichen Gegebenheiten angepasst werden sollte. Im Jahr 1981 wurden davon 8 km umgesetzt. Bis zum Jahr 1994 wurden 80 km und bis 2004 in Summe rund 106 km realisiert. Die Förderung des Radverkehrs bezieht sich aber nicht nur auf den Ausbau des Radverkehrsnetzes, sondern ist auch mit der Schaffung eines radverkehrsfreundlichen Klimas (wurde durch die Einführung des flächendeckenden „Tempo-30“ verbessert - derzeit 802 km) und einer entsprechenden Öffentlichkeitsarbeit verbunden. Die Förderung des Radverkehrs kann auf mehrere Erfolge verweisen: ƒ Der Radverkehrsanteil der GrazerInnen konnte von 8% (1982) auf 14% angehoben werden (siehe dazu Abb. 9: Modal Split in Graz). ƒ Die Umsetzung der Radverkehrsmaßnahmen konnte weitgehend ohne Konflikte und mit hoher Akzeptanz der Bevölkerung vorgenommen werden. ƒ Im Gegensatz zu vielen anderen Städten dient der Radverkehr in Graz allen Verkehrszwecken und ist nicht auf den Freizeitverkehr beschränkt. Zielsetzung der Stadt Graz ist es, aufbauend auf die GIVE (Grazer Integrierte Verkehrsentwicklung) den Radverkehrsanteil weiter auf 16% zu erhöhen. Dies ist mit den ökologischen Qualitäten (keine Lärm- und Abgasemissionen, kein fossiler Energieverbrauch) und den städtebaulichen Vorteilen (geringerer Flächenverbrauch) begründbar. Dass dieses Ziel durchaus realistisch ist, zeigt der Vergleich mit anderen Städten. Daher wird die Stadt ihre bisherige Radverkehrspolitik weiter fortsetzen.

Der weitere Ausbau des Radverkehrsnetzes basiert auf der im Jahr 1980 beschlossenen Rahmenrichtlinie. Die Gestaltung als Radweg, Radfahrstreifen, gemeinsamer Fuß- und Radweg oder als Radroute wird an die örtlichen Gegebenheiten angepasst und ist im Rahmen der Detailplanung endgültig festzulegen. Zur Ergänzung des bestehenden Netzes sind folgende Maßnahmen vordergründig: ƒ Fertigstellung des innerstädtischen Routennetzes ƒ Ausbau und Ergänzung der Radialverbindungen zwischen Außenbezirken und Innenstadt ƒ Verbesserung der Tangentialverbindungen ƒ Ausbau von Freizeitradrouten ƒ Erweiterung der bestehenden Radwege-/Radroutenbeschilderung

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Um dem Radfahrer den kürzesten Weg (Wunschlinie) anbieten zu können, gilt es vor allem kleinräumige Barrieren und Behinderungen abzubauen. Dies kann durch Öffnen von Einbahnen für den Radverkehr, sowie Ausnahmen von Fahrverboten und anderen Verkehrsbeschränkungen erfolgen. Diese verkehrsorganisatorischen Maßnahmen sind Voraussetzung für die Schaffung eines möglichst engmaschigen Radverkehrsnetzes. Bei der Realisierung sind Synergieeffekte durch andere Maßnahmen und Projekte zu nutzen (z.B Einbautenverlegung, Straßensanierung, etc.).

Mit folgenden Maßnahmen soll aufbauend auf die GIVE auch in Zukunft ein radfahrerfreundliches Klima gepflegt werden: ƒ Verstärkte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, sowie Imagebildung für ein fahrradfreundliches Klima ƒ Konzeption und Durchführung einer Schwerpunktaktion für diszipliniertes und verträgliches Verhalten der Verkehrsteilnehmer zum Abbau von Verkehrskonflikten und zur Hebung der Verkehrssicherheit ƒ Verstärkte Überwachung und konsequentes Vorgehen gegen Radweg- und Kreuzungsparker ƒ Weiterer Ausbau des Wegweisungssystems für alle wichtigen Routen des Radverkehrs ƒ Erfassung des Radverkehrs durch vorerst sechs Dauerzählstellen und laufende statistische Auswertung (2004/2005) ƒ Verbesserung der Fahrradverfügbarkeit durch Dienstfahrräder ƒ Bereitstellung von Leihfahrrädern bei öffentlichen Parkgaragen (Park&Bike) ƒ Einrichtung einer Fahrradstation am Hauptbahnhof ab 2005 ƒ Einrichtung von Fahrrad-Self Service Boxen (Werkzeug, Luft) ƒ Verbesserung des laufenden Unterhalts der Radwege durch Erarbeitung eines Unterhaltskonzeptes und Schulung des verantwortlichen Personals (Schneeräumung, Freihaltung von Bewuchs, Ausbesserungen) ƒ Überprüfung der Einbahnstraßen mit Tempo-30, ob sie für den Radverkehr in Gegenrichtung geöffnet werden können Antrag auf Aufnahme einer Bestimmung in die Steiermärkische Baugesetzgebung, wonach in ausreichender Anzahl bei Wohnanlagen ebenerdig oder mit Rampen erreichbare Fahrradabstellräume oder überdachte Fahrradständer vorzusehen sind.

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Anbindungen an das Umland von Graz (Auswahl) Die Stadt Graz sieht folgende Maßnahmen (im URBAN-Plus-Gebiet; Anm.) als vordringlich an: ƒ Radweg zum Schwarzl-Freizeitzentrum ƒ GKB-Route – Straßgang - Seiersberg

Mittel- und langfristige Maßnahmen (Auswahl) Mittel- bis langfristig ist das Radwege- und Radroutennetz noch durch folgende Projekte (im URBAN-Plus-Gebiet; Anm.) zu vervollständigen: ƒ Triesterstraße ƒ Murfelderstraße ƒ Messendorfgrund – Petersgasse (über Marburgerstraße) ƒ Radroute St. Peter – Raaba ƒ Puntigamerstraße (ostseitig der Mur) ƒ Radweg entlang des Petersbaches ƒ Gradnerstraße – Südgürtel (Verbindung Strassgang – Messendorf) ƒ Freizeitroute Straßganger Bad – Bad Eggenberg ƒ Begleitweg zur Verlängerung Linie 4 ƒ Brauhausgasse – Verteilerkreis Webling ƒ Nord-Süd Verbindung Engelsdorf - Neudorf

Da bei Umgestaltungsmaßnahmen die Belange des Radverkehrs grundsätzlich mitberücksichtigt werden sollen, schliesst die Reihung als mittel- bis langfristiges Projekt nicht aus, dass ein Projekt im Zuge anderer Maßnahmen (Straßensanierung, Einbautenverlegung) mitrealisiert und damit vorgezogen werden kann.

Süden Der Süden der Stadt ist durch eine dynamische Wirtschaftsentwicklung, sowie das zunehmende Wachstum der südlichen Nachbargemeinden geprägt. Im Bereich Raaba, Grambach, Feldkirchen, Seiersberg und Pirka geht die Stadt Graz aus verkehrlicher Sicht nahtlos in die Nachbargemeinden über, ohne dass wesentliche Veränderungen z.B. im Straßen- oder Bebauungscharakter zu erkennen sind. Da der städtische öffentliche Verkehr nur geringe Teile des Umlandes mit erschließt, sind die Anteile des ÖV im stadtgrenz- überschreitenden Verkehr für die südlichen Stadtteile St. Peter (6 % ÖV-Anteil), Liebenau

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(4 % ÖV-Anteil), Puntigam (3 % ÖV-Anteil) und Strassgang (3 % ÖV-Anteil) sehr gering. Die Gesamtheit der Wege aus den südlichen Stadtbezirken ist in Strassgang (75 % MIV-Anteil) und Puntigam (71 % MIV-Anteil) sehr deutlich, in St. Peter (68 % MIV-Anteil) und Liebenau (64 % MIV-Anteil) überdurchschnittlich MIV dominiert. Der südwestliche Stadtteil von Graz ist bedingt durch den Zufahrtskorridor A 9 Weblinger Gürtel und Kärntner Straße überwiegend von MIV belastet. Im Ziel- und Quellverkehr ist auch aufgrund der sehr hohen gewerblichen Nutzungsflächen entlang der Hauptverkehrsachsen der Anteil an öffentlichem Verkehr sehr gering. Eine Verbesserung im öffentlichen Verkehr konnte durch die Einführung der tangentialen Buslinien erzielt werden. Für den Südosten ist durch den Ausbau der Automobilwerke (Steyr Daimler Puch und Magna) auch eine Erhöhung des Pendlerstromes eingetreten, wobei auch hier der MIV überwiegt.

Generelle Probleme und Aufgaben Der Süden von Graz ist geprägt von Gewerbegebieten, die in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen sind. In der Gemeinde Seiersberg wurde diese Tendenz mit der Errichtung des neuen Einkaufszentrums fortgesetzt. Die dafür erforderliche Straßeninfrastruktur wurde von den Bauwerbern nur in den jeweils unmittelbar betroffenen Gebieten erweitert (z. B. Verteilerkreis Webling). In den umliegenden Knotenpunkten der Hauptverkehrsrouten (Kärntner Straße – Weblinger Gürtel – Puntigamer Straße – Triester Straße) kommt es aber nach wie vor zu Engpässen, die mit den Entwicklungen im Grazer Süden verschärft werden. Die erforderlichen Straßenausbauten (z. B. A 9-Begleitstraße) sind bereits gemeinde- übergreifend zum Teil umgesetzt worden. Der Autobahnanschluss Feldkirchen / Flughafen Graz an die A 2 Süd Autobahn mit der geplanten Umfahrung Feldkirchen erfordert einen Ausbau der Triester Straße bis zum Knoten Brauhaus.

Raumordnung - Graz und das Umland

Entwicklungsachse Bruck/Mur – Graz – Maribor In der Steiermark macht sich die EU-Erweiterung im Verkehrsaufkommen deutlich im wachsenden, grenzüberschreitenden Güter- und Personennahverkehr bemerkbar. Die Steiermark hat in den letzten Jahren die Chancen der Ostöffnung und der EU-Erweiterung genutzt und den Entwicklungsrückstand aufgeholt, der aus der Wirtschaftsstruktur und der Randlage an der Grenze entstanden ist.

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Der Korridor Pyhrn – Ennstal – Schober hat mit der Ostöffnung wieder die Funktion als Hauptanschluss Sloweniens und Kroatiens an Europa übernommen. Entwicklungs- möglichkeiten bestehen insbesondere auf der Achse Graz – Maribor, wo sich auch für Graz und sein Umland grenzüberschreitende Kooperationen und Chancen eröffnen. Die geplanten Infrastrukturmaßnahmen im Hochleistungsverkehrsnetz (Koralmbahn und Terminal Graz Süd, zweigleisiger Ausbau Graz - Spielfeld) im Rahmen der TEN65 werden sich in Zukunft positiv auf die Standortqualität auswirken. Mit dem Beitritt der osteuropäischen Staaten zur EU werden sich die bisherigen Entwicklungen verstärken: die Steiermark rückt damit ins Zentrum der EU, durch die Wachstumsraten der ungarischen, slowenischen und kroatischen Wirtschaft wird vor allem mit einer Zunahme des Warenverkehrs aus diesen Staaten zu rechnen sein. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur nach Ungarn und nach Slowenien ist eine Grundlage zur Erhöhung der wirtschaftlichen Standortpotenziale. Im Wirtschaftsraum Graz – Villach – Triest – Ljubljana – Zagreb stecken bei einer Integration der regionalen Wirtschaften und der grenzüber- schreitenden Kooperation große Potenziale. Dieser Raum hat zusammen 5,9 Mio. Einwohner und 2 Mio. Beschäftigte. (vgl. Steiermärkisches Gesamtverkehrskonzept 2001).

Graz und Graz-Umgebung Die Bevölkerungsentwicklung im Großraum Graz zeigt deutliche Zuwächse für die Umland- gemeinden von Graz und eine Abnahme für die Stadt Graz. In den Grazer Umlandgemeinden konnte in der Bevölkerungsentwicklung von 1991 bis 2001 ein Zuwachs von 11,4 % verzeichnet werden, während die Grazer Bevölkerung in diesem Zeitraum um 4,5 % abgenommen hat. So wurden bei der Volkszählung 2001 in Graz etwa 10.600 Personen weniger als 1991 gezählt. Dieser Trend wird weiter anhalten und könnte sich in Zukunft auch noch verstärken. Gerade die südlichen Umlandgemeinden zeigen eine dynamische Bevölkerungsentwicklung, die auf Kosten der Stadt geht. Im Zusammenhang damit steht ein weiteres Problem: die Kluft zwischen der anwesenden Bevölkerung und den Hauptwohnsitz-Gemeldeten. Graz besitzt alleine mehr als 40.000 Studenten (zuzüglich Schüler und sonstige Auszubildende), ca. 30.000 davon geben ihre Heimatadresse außerhalb von Graz an (vgl. STEK Graz). Dazu kommen noch tägliche Arbeits- und Ausbildungspendler und Besucher. Problematisch sind die Verkehrsprobleme an den radialen Achsen, die durch Einpendler, die mit dem privaten Kfz nach Graz fahren, verstärkt werden.

65 Abk. f. « Trans-European Network »; Anm.

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Veränderung in %

-10 und weniger -10 bis -5 -5 bis 0 0 bis 5 5 bis 10 10 und mehr

Abb. 25: Bevölkerungsveränderung in der Südoststeiermark 1991 – 2001 (Quelle: Statistik Austria, 2003)

Die Polarität zwischen Stadt und Umland ist heute fast aufgelöst. Die Städte bilden mit ihrem Umland einen komplexe Verflechtung, die Siedlungsentwicklung hat sich in den letzten Jahrzehnten an die Stadtränder oder außerhalb der Städte verlagert. Dort ist durch Umwidmungen genügend Bauland vorhanden, zudem auch meist billiger. Die Wohn- und Umweltqualität wird höher eingeschätzt. Auch die Stadt Graz wächst immer stärker mit den Gemeinden des Umlandes zusammen. Die südlichen und östlichen Umlandgemeinden sind in den letzten Jahren besonders stark gewachsen (+16,7 % Gemeinden Süd und +12,8 % Gemeinden Ost), während das Bevölkerungswachstum vor allem bei den Gemeinden im Norden der Stadt wesentlich geringer ausfiel (+10,9 % Gemeinden West und +5,4 % Gemeinden Nord). Mit diesem Wachstum steigen auch die Verkehrsverflechtungen zwischen der Stadt Graz und dem Umland – der Stau auf den radialen Achsen von Graz ist vorprogrammiert. In der Steiermark hat zwischen 1991 und 2001 das Gesamtbauland um ca. 1.000 ha zugenommen. Im Bezirk Graz-Umgebung war diese Zunahme mit +10 % besonders stark. Auch beim Wohnbauland konnten sowohl in Graz als auch in Graz Umgebung Zuwächse

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verzeichnet werden. Die Baulandfläche je Einwohner hat sich zwischen 1991 und 2001 in Graz von 248 m² auf 265 m² vergrößert und in Graz-Umgebung von 532 m² auf 524 m² verringert (vgl. Abb. 26).

Wohnbauland/ Bauland (gesamt) Wohnbauland Bauland / Einwohner [ha] [ha] Einwohner [m²] [m²] Veränd Veränd 1991 2001 1991 2001 1991 2001 1991 2001 (%) (%) Graz 5.894 5.993 + 2 4.258 4.453 + 5 248 265 179 197 Graz- 6.275 6.897 + 10 5.196 5.386 + 4 532 524 440 410 Umgebung Abb. 26: Baulandentwicklung in Graz und im Bezirk Graz-Umgebung 1991 – 2001 (Quelle: Amt der Steiermärkischen Landesregierung, 2001)

Viele Herausforderungen können nicht mehr innerhalb der Gemeindegrenzen bewältigt werden. Die Stadt Graz hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Siedlungsentwicklung schwerpunktmäßig in den dafür vorgesehenen Wohnstandorten um die Innenstadt zu forcieren und den geförderten Wohnbau in die Gebiete zu lenken, die infrastrukturell und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erschlossen sind. Im „Grüngürtel“ (im Westen, Norden und Osten) wurden in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten lediglich kleinräumige Ergänzungen des Baulandes vorgenommen.

Teilkonzept Graz Süd - Entwicklungsspielräume

Bauland Als Baulandpotenziale überwiegen im Grazer Südwesten Flächen für eine industrielle und gewerbliche Nutzung. An den Hauptverkehrsachsen bestehen Verbauungsabsichten, wobei gerade diese einen wesentlichen Problempunkt für eine ausreichende Erschließung darstellen. Dasselbe gilt für den Grazer Südosten, da auch entlang des Südgürtels erhebliche Baulandreserven für gewerbliche Nutzung vorhanden sind. Auch hier bestehen bereits konkrete Bebauungsabsichten, wobei die Erschließung über den Südgürtel gegeben ist. Für das Wohnen sind Baulandreserven nur in Bebauungslücken mit geringer Dichte ausgewiesen.

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Verkehrsflächen Aufgrund der Aufschließungserfordernisse der zukünftigen gewerblichen Nutzungen der o.a. Baulandreserven sind Verkehrsflächen vor allem für eine ausreichende Erschließung freizuhalten. Darüber hinausgehend sind jedoch bestehende Verkehrsräume, wie z.B. die Puchstraße und die Lagergasse (auch im Zusammenhang mit dem in Entstehung begriffenen Innovationspark Graz-Puchstraße) auszubauen bzw. für weitere Bebauungen zu erweitern. In diesem Zusammenhang sollte danach getrachtet werden, weitere Ost-West- Verbindungen mit Querung der Mur zu schaffen. Bei allen zukünftigen Erschließungsachsen ist danach zu trachten, diese mit der bestehenden, zum Teil überlasteten Verkehrs- infrastruktur zu verknüpfen und somit eine Entlastung sicherzustellen. Für die südliche Einfallsachse entlang der Triester Straße ist der Entwicklungsspielraum für eine ausreichende Verkehrsfläche nicht gegeben und ein Ausbau daher nur mit wesentlichen Eingriffen in die bestehende Bausubstanz möglich. Für den Grazer Südosten wird mit der Realisierung des 3. Südgürtels sowie der Anschlüsse zum A2-Zubringer die Erweiterung der Verkehrsflächen nahezu abgeschlossen. Klein- räumige Erweiterungen sind ebenfalls im Zuge von Aufschließungen sicherzustellen.

Räumliches Leitbild Prägend für den Süden ist die durch die Verkehrsinfrastruktur gebildete Gliederung in typische Einfahrtsstraßen, alte Ortskerne mit unterschiedlichen Nutzungen, handels- orientierte Gürtelstraßen, großflächige Industrie- und Gewerbegebiete und dazwischen eingestreute mäßig dichte Wohnbebauungen. Die Hauptentwicklung liegt im Bereich der Industrie.

Verkehrsleitbild Mit den Umlandgemeinden ist dabei in Konsens eine Festlegung der Rahmenbedingungen zu treffen, um mit abgestimmten Maßnahmen einseitigen Lösungsansätzen entgegenzuwirken.

Strategie Das Thema „Sanfte Mobilität“ spielt im Grazer Süden bzw. Südwesten eher eine unterge- ordnete Rolle, da es sich überwiegend um Erschließungen mit gewerblicher Nutzung handelt. Damit verbunden ist jedoch die Sicherstellung der Verkehrserschließung über das überrangige Vorrangstraßennetz, sodass die Wohngebiete nicht zusätzlich mit Verkehr belastet werden.

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Schwerpunkte Der Handlungsschwerpunkt liegt im Grazer Südwesten eher in den verkehrsinfrastrukturellen Maßnahmen für den Individualverkehr, aber auch in Kombination dazu in Maßnahmen für den öffentlichen Verkehr, wie sie in den bisherigen Planungen zum Teil bereits vorliegen. Im Grazer Südosten ist der Schwerpunkt für die Verkehrsinfrastruktur vor allem mit dem Ausbau des 3. Südgürtels sowie mit den Anschlüssen an den A2-Zubringer zu setzen. In Vorsorge für die Möglichkeiten zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs sind langfristig Flächenfreihaltungen für den Regionalbahnausbau Richtung Hausmannstätten zu treffen.

Maßnahmenprogramm nach Fristen und Kosten Die Finanzierung der Maßnahmen für den öffentlichen Verkehr ist auf lange Sicht sicherzustellen. Für die verkehrsinfrastrukturellen Maßnahmen sind nach Möglichkeit PPP- Modelle zu schaffen, wobei ein wirksames Handlungsinstrument der Bebauungsplan sein kann. Hier erscheint es sinnvoll, eine Checkliste für die Erfüllung der erforderlichen Erschließungserfordernisse zu erstellen.

Sofortmaßnahmen Die in der Prioritätenreihung in der Stufe A ausgewiesenen Maßnahmen, vor allem im Zuge des Südbahnausbaues durch die HL-AG, sollten seitens der Stadt Graz größtmöglich mitumgesetzt werden. Die weiteren verkehrsinfrastrukturellen Maßnahmen sind im Zuge der Bebauungsplanung sukzessive umzusetzen.

Regionalisierte Leitbilder, Schwerpunkte und Schnittstellen Die Stadt Graz differenziert sich in Teilräume, die hinsichtlich der Raumstruktur und der Entwicklungsdynamik erhebliche Unterschiede erkennen lassen. Der Süden ist dabei überwiegend industriell und gewerblich genutzt, mit hoher Dynamik. Hier ist es schwierig, öffentliche Interessen durchzusetzen: der Grazer Süden, eine „strukturelle Kampfzone“. Aus diesen Merkmalen können regionale Leitbilder entwickelt und zugehörige Handlungsschwerpunkte abgeleitet werden. Differenzierte Leitbilder und Schwerpunkte erzeugen neue Fragen an den Grenzen zwischen den Teilgebieten und mit dem Umland. Zwischen den Teilgebieten müssen deshalb Übergangszonen definiert werden, in denen die regionalen Leitbilder und Schwerpunkte interpretiert werden. Gegenüber dem Umland reicht eine solche Interpretation nicht aus; hier bedarf es einer systematischen Abstimmung des vorliegenden regionalen Entwicklungsprogrammes für den

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Bezirk Graz-Umgebung. Dabei wird es zweckmäßig sein, von intermodalen 66 Verkehrskorridoren auszugehen.

Graz Ost Graz West Graz Süd

Leitbild ... im Gleichgewicht ... mit öffentlichen ... mit Regeln gegen den Impulsen zum Wildwuchs nachhaltigen Stadtteil

Schwerpunkte ƒ Weiterentwicklung ƒ Qualität des ƒ 3. Südgürtel

Verkehr und Intensivierung öffentlichen Raums ƒ PPP-Modell für die der Parkraumbe- ƒ Impulse durch HL- Erschließung wirtschaftung Ausbau an Knoten verkehrsintensiver

ƒ MIV-Dosierung auf ƒ Abbau von Barrieren Nutzungen den Radialstraßen (Unterführungen und ƒ Beschränkung des ƒ ÖV-Korridore mit Umfahrungen) Stellplatzangebotes für starker Be- den Zielverkehr vorrangung

Tab. 15: Regionale Leitbilder und Handlungsschwerpunkte Verkehr

66 Intermodaler Verkehr bezeichnet die Abwicklung eines Transportvorgangs mithilfe mindestens zweier unterschiedlicher Verkehrsträger (Güterbahn, LKW, Schiffe, Flugzeuge). Es handelt sich hierbei um eine Sonderform des multimodalen Verkehrs, bei der der Wechsel der Transportgüter zwischen verschiedenen Verkehrsträgern in geschlossenen Einheiten bzw. Behältnissen (Container, Wechselbehälter, Sattelschlepper) erfolgt.

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3.2.4 Konzept Grünes Netz Graz67

Ziele des Grünen Netzes Mit einer Gesamtlänge von über 560 km erstreckt sich das Grüne Netz Graz über das gesamte Grazer Stadtgebiet. Hauptaufgabe des Grünen Netzes Graz ist die Vernetzung bestehender Grün- und Freiflächen durch lineare, verbindende Wege und Grünelemente. Parks- Spiel- und Sportplätze und Freiräume in der Stadt werden so untereinander zu einem städtischen Grünsystem verknüpft und in einen stadtweiten Kontext gestellt. Das Grüne Netz Graz kann somit gleichzeitig mehrere Funktionen erfüllen. Es ermöglicht sichere und attraktive Fuß- und Radwege, hat positive Einflüsse auf das Stadtklima und die Stadtökologie, ermöglicht Naherholung und trägt mit durchgrünten Straßenräumen zum Stadtbild bei. Zahlreiche Abschnitte des Grünen Netzes Graz sind in Natura derzeit noch nicht vorhanden oder erfüllen noch nicht die idealen Funktionen eines Grünen Netzes. Das Grüne Netz Graz ist daher als längerfristiges Leitbild zu verstehen, das schrittweise umgesetzt werden soll. Es definiert ein Netzwerk aus Grünverbindungen, zeigt Werte und Defizite im Grünsystem der Stadt auf, benennt Handlungsbedarf aber auch Handlungsspielräume für die künftige Entwicklung. Mit diesen Zielen und Funktionen ist das Grüne Netz Graz nicht nur ein Strategiepapier zur Stadtentwicklung sondern auch eine Arbeitsgrundlage für die Stadtplanung und alle raumwirksam agierenden Dienststellen der Stadtverwaltung. Das Grüne Netz Graz ist eine praxisorientierte Grundlage und unterstützt die Stadtplanung z.B. bei der Flächenwidmungsplanung, der Erstellung von Bebauungsplänen und Sachkonzepten, bei Stellungnahmen zu Bauanträgen oder bei der Durchführung von Maßnahmen.

Funktionen des Grünen Netzes Hauptaufgabe ist die Vernetzung bestehender Grün- und Freiflächen durch lineare, verbindende Grünelemente. Im Idealfall erfüllen diese verbindenden Elemente des Grünen Netzes folgende Funktionen: ƒ Verbindungsfunktion (Verkehrsfunktion) ƒ Stadtökologische und stadtklimatische Funktion ƒ Erholungsfunktion ƒ Gestaltende Funktion

67 BORK, H., EICHBERGER, A., 2005: Landeshauptstadt Graz, Grünes Netz Graz (unveröff. Endbericht). Graz. 44 S. u. Anhang.

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Verbindungsfunktion (Verkehrsfunktion) Die Fortbewegung ohne Auto soll erleichtert werden. FußgängerInnen und RadfahrerInnen sollen auf möglichst sicheren, erholsamen und komfortablen Wegen z.B. vom Wohnort zum nächsten Park, zum Einkaufen, oder zur Schule gelangen. Das Grüne Netz Graz leistet damit einen wichtigen Beitrag für eine umweltschonende und nachhaltige Mobilität. In der Regel verläuft das Grüne Netz abseits von Hauptverkehrsstraßen. Wo eine Alternative fehlt, kann das Grüne Netz jedoch über kurze Strecken mit Hauptverkehrsstraßen zusammenfallen. Das Grüne Netz soll für Menschen mit Behinderungen, für Männer und Frauen mit Kinderwägen sowie für ältere Menschen nutz- und erlebbar sein und ein barrierefreies Fortkommen ermöglichen. Die Verbindungen im Grünen Netz folgen deshalb den Richtlinien der Barrierefreiheit . Einige Abschnitte des Grünen Netzes erfüllen keine Verkehrsfunktion. Auf diesen Abschnitten können wegen des hohen ökologischen Wertes der Flächen oder aus Platzmangel keine Wege errichtet werden. Neue Wege entlang von Bächen sollten ohnehin nur dort angelegt werden, wo der Galeriewald und die ökologische Funktion nicht beeinträchtigt werden.

Stadtökologische und stadtklimatische Funktion Grünflächen und Grünelemente in der Stadt ermöglichen den Menschen den Bezug zur Natur. Deshalb ist es wichtig, dass in der Stadt genügend Lebensräume für Tiere und Pflanzen vorhanden sind. Das Grüne Netz Graz übernimmt teilweise diese Funktion und verknüpft einzelne Lebensräume miteinander. Vorhandene Tierpopulationen bleiben erhalten, andere Pflanzen und Tiere können (wieder) einwandern. Das Grüne Netz Graz bildet Achsen, die den Luftstrom und damit die Lufterneuerung in der Stadt fördern. Kleinere Grünverbindungen beeinflussen mit ihren Hecken, Büschen oder Rasenflächen, das Klima der unmittelbaren Umgebung. Bäume tragen zu einer höheren Verdunstung und so zum Ausgleich der Temperatur bei. Sie spenden Schatten und verbessern, durch ihre Fähigkeit Staub- und Schadstoffe zu binden, die Lufthygiene. Auf Grünflächen kann das Regenwasser versickern. Grünflächen können damit einen Beitrag zur Neubildung von Grundwasser und zur Entlastung bei Hochwässern liefern. Neben den großen Grünräumen und Freiflächen haben gerade auch kleinere Grünflächen, Sportflächen und unversiegelte Böden entlang von Wegen und in Baugebieten, solche ausgleichenden Wirkungen.

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Erholungsfunktion Sämtliche Elemente des Grünen Netzes Graz können und sollen Erholungsfunktionen erfüllen. Neben den Parks, Sport- oder Spielplätzen trifft dies besonders auf die Grünverbindungen und die „Grünen Wege“ zu. Grüne Wege eignen sich z.B. zum Spazieren, Rad fahren und Joggen. Zusätzlich können kleine Aufenthaltsbereiche, eine attraktive Gestaltung und eine ruhige Lage die Qualität der Erholung erhöhen. Gerade in Stadtteilen mit wenigen Grünflächen kann das Grüne Netz wichtige Beiträge zur Naherholung leisten.

Gestalterische Funktion Grün gliedert Stadtteile, macht Städte und lokale Situationen unverwechselbar und steigert die Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer Stadt. Alleen und Baumreihen als vertikale Grünstruktur sind besonders markante und wichtige Bestandteile des Stadtbildes. Das Grüne Netz Graz macht Straßenzüge attraktiver und wertet Stadtteile gestalterisch auf. Eignen sich Straßen wegen des starken Verkehrs nicht als Erholungsweg, kann die gestalterische Funktion im Vordergrund stehen. Für das Stadtbild ist es wichtig, auch diese Verkehrsachsen attraktiv zu gestalten und mit Alleen, Baumreihen oder Büschen auszustatten.

Die Entwurfskriterien des Grünen Netzes Folgende Überlegungen standen bei der Konzeption des Grünen Netzes Graz im Vordergrund:

Verknüpfung von größeren Landschaftsräumen Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Graz sollen die Freiräume im Stadtumland auf „Grünen Wegen“ erreichen können. Die Verknüpfung großer Landschaftsräume ist zudem aus ökologischen Gründen von Bedeutung. Ökologische Brücken zwischen großen Naturräumen ermöglichen Wanderbewegungen von Tieren und Pflanzen, verbessern das Stadtklima und „ziehen die Natur in die Stadt herein“.

Vorhandene und geplante Grünflächen verknüpfen Zwischen Parks, Spielplätzen, Sportanlagen und Friedhöfen sollen sichere und attraktive Wege in Grünverbindungen möglich sein.

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Wichtige Quell- und Zielpunkte einbinden Das Stadtzentrum, die Bezirks- und Stadtteilzentren sind in das Grüne Netz Graz integriert und über Grünverbindungen mit den Wohngebieten verknüpft. Wege werden attraktiver und dadurch eher zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt.

Öffentliche Einrichtungen anbinden Kindergärten, Schulen und andere öffentliche Einrichtungen, wie Krankenhäuser, sollen ebenfalls über Grünverbindungen erreicht werden können. Die Fuß- und Radwege, insbesondere von Kindern und SchülerInnen, werden dadurch nicht nur attraktiver, sondern auch sicherer.

Grünverbindungen sollen zu Fuß erreicht werden können Der Großteil der Bevölkerung sollte nicht mehr als 300 m Fußweg bis zur nächsten Grünverbindung zurücklegen müssen. Die Dichte der Grünverbindungen ist im verbauten Stadtgebiet höher, in der freien Landschaft hingegen geringer.

Bestehende Grünelemente vernetzen Das Grüne Netz Graz integriert bereits bestehende Grünverbindungen und Grünelemente wie Alleen, Bäche und Begleitgrün. Einzelelemente werden miteinander verknüpft und in einen stadtweiten Zusammenhang gerückt. Dadurch wird ihre Bedeutung für das gesamte Grünsystem der Stadt hervorgehoben.

Neue Grünverbindungen in Bereiche mit Handlungsspielraum Das Konzept des Grünen Netzes orientiert sich soweit wie möglich an bestehenden Grünverbindungen, z.B. an durchgrünten Straßenräumen, Erholungswegen, Bächen, Grünelementen. Neu zu errichtende Grünverbindungen werden an Bereichen mit Entwicklungspotenzial ausgerichtet, z.B. an breiten Straßenräumen und an unbebauten Grundstücken.

Vorliegende Planungen und Festlegungen berücksichtigen Wichtige Anhaltspunkte für die Konzeption des Grünen Netzes Graz waren z.B.: Stadtentwicklungskonzept, Flächenwidmungsplan, Bebauungspläne, Radwegekonzept (Radkarte Graz), Verkehrskonzepte (Tempo 30-Zonen, Wohnstraßen), Sachprogramm Grünraum, Festlegungen zum Natur- und Landschaftsschutz.

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Elemente des Grünen Netzes im URBAN PLUS-Programmgebiet

Grünkorridor Mur Die Mur durchquert Graz in Nord-Süd-Richtung. Sie ist Trennlinie und Verbindung zugleich. Sie teilt die Stadt in westliche und östliche Stadtteile, verbindet aber zugleich mehrere Bezirke miteinander, verknüpft die Innenstadt mit den südlichen und den nördlichen Bezirken und stellt die Verbindung zur außerhalb der Stadtgrenzen liegenden Landschaft her. Zum Grünkorridor Mur gehören der Fluss selbst, seine Uferböschungen sowie die angrenzenden kleineren und größeren Grün- und Freiflächen. Im nördlichen Stadtgebiet ist der Grünkorridor recht breit. Hier grenzen landwirtschaftlich genutzte Flächen, Sportplätze und Wald an (Wasserschutzgebiet). Je weiter die Mur in Richtung Innenstadt fließt, desto schmäler wird der Grünkorridor. Erweiterungen des Grünraums gibt es hier noch punktuell z.B. durch die Kleingartensiedlungen, den Kalvarienberg, und die Sportflächen der Schulen. In der Altstadt reduziert sich die Breite schließlich auf den Flusslauf und den direkt angrenzenden Uferbereich. Erst durch den Städtischen Augarten erhält der Grünkorridor wieder etwas mehr Breite. Im südlichen Verlauf der Mur erweitert sich der Grünkorridor im Bereich der Petersbach-Einmündung und in Rudersdorf wieder. Hier grenzen großflächige Grünbereiche an die Mur an. Freier Landschaftsraum findet sich in südlicher Richtung erst außerhalb des Grazer Stadtgebietes in Feldkirchen – Au. Der Grünkorridor Mur durchquert die ganze Stadt und ist deshalb als besonders wichtig anzusehen. Er ist Lebensraum für Fauna und Flora, hat entscheidenden Einfluss auf das Stadtklima, ist stadtweit relevanter Erholungs- und Freizeitraum und die wichtigste Rad- und Fußwegverbindung durch die Stadt.

Grazer Grünzüge Grünzüge sind für ganze Stadtteile von Bedeutung. Sie sind die Bindeglieder zwischen dem Grünkorridor Mur, der freien Landschaft und großen Grünflächen. Als grüne Achsen prägen die Grünzüge den Charakter von Stadtteilen. Idealerweise liegen in den Grünzügen Sport- und Spielflächen oder Parks. Grünzüge orientieren sich häufig an Gewässern. Die im Grünen Netz Graz festgelegten Grünzüge sind teilweise noch nicht in der Realität vorhanden. Sie müssen erst entwickelt und gestaltet werden, um ihre Funktionen übernehmen zu können.

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Grünzug Jakomini - St. Peter Der Grünzug Jakomini - St. Peter knüpft bei der Franz-Graf-Allee an den Grünzug Altstadt an und führt in Richtung Süden durch das bebaute Gebiet von Jakomini und St. Peter bis an die Stadtgrenze südlich des St. Peter-Gürtels. Dieser Grünzug folgt keiner natürlichen Struktur, wie z.B. einem Gewässer, sondern orientiert sich an größeren und kleineren Grünflächen im Stadtteil. Der Verlauf: Franz-Graf-Allee – Mandellstraße – Stremayrgasse – Fußwegverbindungen zwischen Steyrergasse und Sandgasse – Technische Universität – Neufeldweg – Bruckner Straße – Wittenbauerstraße – Händelstraße – ORF-Zentrum – Nussbaumerstraße – Marburgerstraße – Messendorfgrund – durchs Industriegebiet Messendorf bis zum Köglerweg – Köglerweg – Verbindung St. Peter-Gürtel zur Stadtgrenze. Flächige Teile des Grünzugs sind Sport- und Spielflächen beim Dominikanerkloster, Grünflächen bei der TU und beim ORF-Zentrum sowie die Sportanlage und Kleingärten in Messendorf. Derzeit ist der Grünzug nicht zusammenhängend erlebbar. Er folgt teilweise Straßenzügen, die noch über keine bzw. sehr wenige Grünstrukturen verfügen wie z.B. die Mandellstraße oder die Marburgerstraße. Andere Abschnitte haben noch keine Wegverbindung (z.B. südlich vom St. Peter-Gürtel) oder sind wie im Industriegebiet Messendorf überhaupt noch nicht als Grünzug vorhanden. Die Entwicklung dieses Grünzuges als stadtteilprägendes Element erfordert daher teilweise größere Anstrengungen. In einem ersten Schritt sollte die durchgängige Verbindungsfunktion hergestellt werden, dann die Ausstattung mit Grünelementen. Die bestehenden Grünflächen sind jedenfalls in ihrem Umfang zu erhalten. Bei einer weiteren Verdichtung des Siedlungsgebietes wird der Grünzug verstärkt Erholungsfunktionen übernehmen müssen. Auf diesen Umstand ist bei der Entwicklung des Grünzuges unbedingt zu achten, d.h. es wäre ausreichend Aufenthalts- und Spielbereiche vorzusehen.

Grünzug Petersbach Dem Petersbach folgend verbindet der Grünzug die Mur mit dem Landschaftsraum Petersbergen und Lustbühel. Große Freiflächen an der Mündung des Petersbachs und beim Bahnweg sowie Wald- und Wiesenflächen sind Teile dieses Grünzuges. Die größeren Freiflächen und Grünelemente entlang des Baches sorgen dafür, dass der Grünzug als Grünstruktur bereits über weite Abschnitte im Siedlungsgebiet präsent ist. Damit der Grünzug aber durchgehend erlebbar und für die Naherholung nutzbar wird, wären Wege anzulegen. Dazu gehört auch die Herstellung des bereits geplanten Weges zwischen Mur

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und Banngrabenweg. Die Lücken im Wegenetz bei der Peterstalstraße und der Hohenrainstraße wären ebenfalls zu schließen. Für die Qualität des Grünzuges ist es besonders wichtig, vorhandene Freiflächen entlang des Petersbaches zu erhalten.

Grünzug Puntigam Der Grünzug Puntigam entspricht dem Verlauf des Mühlgangs im Abschnitt zwischen Holzerweg und der südlichen Stadtgrenze. Über den Holzerweg wird der Grünzug mit dem Grünkorridor Mur verbunden. Der Grünzug Puntigam erweitert sich an mehreren Stellen durch die angrenzenden, meist landwirtschaftlich genutzten Freiflächen. Der Bach mit seinem Ufergehölz ist bereits heute prägend für den Stadtteil. Allerdings ist es derzeit nicht möglich, sich am Bach entlang zu bewegen. Die Erhaltung dieser markanten Grünstruktur, zu der auch die angrenzenden Freiflächen gehören, steht im Vordergrund. Diese Freiflächen sollten möglichst gesichert werden. Bei etwaigen Bebauungen wäre jedenfalls auf einen großzügigen Querschnitt des Grünzuges zu achten. Es ist nicht immer möglich einen durchgehenden Weg entlang des Baches herzustellen. Parallel verlaufende Straßen und Wege können jedoch die Verbindungsfunktion für RadfahrerInnen und FußgängerInnen übernehmen. Südlich des Gasometerwegs sollte aber ein Fuß- und Radweg entlang des Baches angelegt werden.

Grünzug Straßgang Der Grünzug Straßgang stellt die Verbindung zwischen Florianiberg, Straßgang und den Freiflächen bei der Gablenzkaserne her und führt weiter bis zum Grünzug Köflach-Bahn. Er folgt im südlichen Abschnitt dem Katzelbach und der Martinhofstraße, verläuft westlich der Gablenzkaserne und schwenkt nördlich der Grottenhofstraße zur Bahnlinie Graz-Köflach ein. Der Grünzug ist besonders in den Abschnitten beim Florianberg und zwischen Straßganger Straße und Bahnlinie hochwertig. Letzterer Abschnitt verfügt über Spiel- und Aufenthaltsflächen für die BewohnerInnen der Umgebung. Entlang des Katzelbachs und über die Freifläche westlich der Kaserne fehlen Wege. Unterbrochen ist der Grünzug außerdem auf einem kleinen Abschnitt östlich der Straßganger Straße. Die Herstellung einer durchgehenden Fuß- und Radweg-Verbindung besondere zur Straßganger Straße ist wichtig. Vor allem entlang der Martinhofstraße könnte der Grünzug durch die Gestaltung des Straßenraumes mit Grünelemente aufgewertet werden.

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Grünzug Webling Der Grünzug Webling verknüpft den Grünzug Straßgang von der Kaserne Gablenz ausgehend mit dem Grünkorridor Mur. Er folgt dabei den Straßenachsen Am Jägergrund – Grillweg – Hans-Große-Gasse – Sturzgasse und erweitert sich durch die Grünräume der Volksschule Bründlweg, der Kleingartenanlage am Grillweg, der Landesnervenklinik und des Zentralfriedhofs. Diese relativ großen Grünräume und angrenzende durchgrünte Bereiche werten den Grünzug Webling wesentlich auf, da die Straßenräume meist nicht sehr „grün“ gestaltet sind. Bis auf kurze Abschnitte im Bereich der Polytechnischen Schule an der Triester Straße ist der Grünzug durchgängig begehbar. Schwerpunkte bei der Entwicklung des Grünzuges sind die Aufwertung der Straßenräume durch Bäume oder Büsche und das Schließen der letzten Lücken im Wegenetz. Es wäre begrüßenswert, wenn die angrenzenden Grünräume öffentlich zugänglich wären.

Strategien – Maßnahmen – Instrumente Die Art der Maßnahmen ergibt sich aus den Erkenntnissen einer detaillierten Bestandsaufnahme und einer Bewertung jedes einzelnen Abschnittes des Grünen Netzes Graz. Grundlage dafür ist eine umfangreiche digitale Datenbank. Die Umsetzung dieser Maßnahmen kann schrittweise erfolgen, entweder als direkte Maßnahme zur Verbesserung des Grünen Netzes Graz oder Anlass bezogen etwa im Zusammenhang mit Umbauten im Straßen- oder Infrastrukturnetz oder baulichen Entwicklungen. Die Maßnahmen und Strategien zur Entwicklung des Grünes Netzes Graz sind im Plan mit dem Titel Maßnahmen - Strategie dargestellt.

Instrumente zur Umsetzung des Grünen Netzes Graz Das Grüne Netz baut auf vorhandenen Strukturen auf. Es orientiert sich an in der Natur vorhandenen Grünelementen und an bestehenden Planungen und Konzepten der Stadtentwicklung. Das Grüne Netz Graz ist nicht als zusätzliches Instrument zur Stadtentwicklung, zu verstehen. Im Gegenteil: die Umsetzung des Grünen Netzes erfolgt über bereits bestehende Instrumente der Stadtplanung und -entwicklung z.B. durch rechtliche Festlegungen, Bestimmungen oder Verordnungen. Dafür ist eine vernetzte Betrachtungsweise über die unterschiedlichen Instrumente und Planungsebenen hinweg erforderlich. Das Grüne Netz Graz ist daher Strategiepapier und Arbeitsgrundlage für die

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Stadtentwicklung zugleich. Folgende Instrumente und Fachbereiche können zur Umsetzung des Grünen Netzes Graz angesprochen sein:

Flächenwidmungsplan Vor allem die flächigen Elemente des Grünen Netzes sind über die Flächenwidmung abzusichern. Sie wären als Sondernutzungen, Flächen für Erholung-, Spiel- und Sportzwecke, öffentliche Parkanlagen oder Kleingartenanlagen im Flächen-widmungsplan festzulegen. Um Grünverbindungen und Grünzüge zu entwickeln oder zu erhalten, könnten Freilandstreifen entlang von Bächen und Gewässern festgelegt werden. Die Ausmaße dieses „Uferschutzstreifen“ sollten sich an einem Idealtypus des Grünen Netzes orientieren. Kann dies nicht erreicht werden, sollte auf jeder Uferseite ein Streifen von mindestens 5 m Breite im künftigen Flächenwidmungsplan berücksichtigt werden. Lineare Grünverbindungen abseits von Gewässern können ebenfalls im Flächen-widmungsplan festgelegt werden. Dies macht allerdings nur Sinn, wenn die Lage dieser Grünverbindung genau bestimmt werden kann und soll. Ein gutes Beispiel hierfür sind etwa Immissionsschutzstreifen als Trennung zwischen Wohn- und Industriegebieten. Fuß- und Radwege können im Flächenwidmungsplan als (allgemeine) Verkehrsfläche ausgewiesen werden. Diese Festlegung ist dann zweckmäßig, wenn die genaue Lage feststeht. Zur Beschreibung einer Verbindung von einem „Ort A“ zu einem „Ort B“ ist die Festlegung einer Widmung nur bedingt geeignet.

Bebauungsplanung und Bebauungsrichtlinien Der Bebauungsplan ist ein wichtiges Instrument für die Umsetzung des Grünen Netzes. Mit den Bestimmungen des Bebauungsplanes werden die rechtlichen Voraussetzungen für die Erhaltung und Anlage von Grünverbindungen geschaffen. In Bebauungsplänen können z.B. festgelegt werden: ƒ Fuß- und Radwege, ƒ die Lage von Gebäuden als räumliche Voraussetzung für die Errichtung von Grünbereichen (damit werden auch geeignete Bau- und Freiraumstrukturen festgelegt) ƒ die bauliche Nutzbarkeit von Grundflächen, ƒ Vorgärten und Gartenbereiche, ƒ die Ausgestaltung und Bepflanzung von Grünflächen, ƒ die Gestaltung von Verkehrsflächen unter Verwendung von Regelprofilen ƒ für Straßen und Wege

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Bauverfahren In Bauverfahren ist auf die Anforderungen des Grünen Netzes Bedacht zu nehmen, d.h. bei Baubewilligungen, die an den Kanten des Grünen Netzes liegen, können sich Auflagen aufgrund des Grünen Netzes ergeben. Das sind z.B. Bepflanzungen oder z.B. der Erhalt von Grünelementen, die Beschränkungen bei Versiegelungen. Zahlreiche Kanten des Grünen Netzes verlaufen entlang von Straßen und Wegen. Straßenbauarbeiten sollen daher offensiv zur Verbesserung des Grünen Netzes genutzt werden. So sind, wo immer möglich, Bäume und andere Grünelemente in die Straßenräume zu integrieren und die Attraktivität zum Zufußgehen oder zum Radfahren zu erhöhen. Es ist zu prüfen ob die Maßnahmen der jährlich erstellten Programme für den Straßenbau für das Grüne Netz Graz relevant sind. Relevante Maßnahmen wären entsprechend der Ziele des Grünen Netzes zu adaptieren.

Umsetzungsprogramme Das Grüne Netz soll aber zusätzlich zu den beschriebenen „indirekten“ Maßnahmen auch durch offensive und direkte Aktivitäten schrittweise umgesetzt werden. Wichtiges Ziel solcher Umsetzungsprogramme ist die Einbeziehung der Bevölkerung, um einerseits das Wissen und die Erfahrung lokaler Experten und Expertinnen zu nutzen und andererseits die Identifikation der Bevölkerung mit dem Grünen Netz zu verstärken. Erst, wenn die Bevölkerung das Konzept des Grünen Netzes Graz unterstützt, ist eine nachhaltige Umsetzung möglich. Mögliche Aktionen und Aktivitäten im Zusammenhang mit der Umsetzung des Grünen Netzes sind z.B.: ƒ Aktionen mit Schulen, etwa die Gestaltung des „Grünen Schulweges“, ƒ Ideen- und Bauwerkstätten, ... ƒ Patenschaften (Unternehmen, Privatpersonen,... übernehmen die Patenschaft eines bestimmten Abschnittes) ƒ Künstlerische Interventionen und Fotowettbewerbe ƒ Pflanzaktionen ƒ Grünes-Netz-Stadtpläne, Beschilderungen

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3.2.5 Sachprogramm Grazer Bäche – Maßnahmenprogramm 200668

Das Sachprogramm Grazer Bäche (SAPRO GB) Bereits im 3.0 Stadtentwicklungskonzept (Gemeinderatsbeschluss vom 18.1.2001) sowie anlässlich der Erstellung des 3.0 Flächenwidmungsplanes 2002 (Gemeinderatsbeschluss vom 4.7.2002) wurde die Erstellung eines „Sachprogrammes Hochwasser“ als Ziel definiert. Das „Sachprogramm Grazer Bäche“ ist ein auf zehn Jahre angelegtes Programm der Stadt Graz, in enger Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark und dem Lebensministerium. Der erste Programmschritt umfasste die Erstellung des gegenständlichen „Maßnahmenprogrammes 2006“. Im Rahmen dieses Programmes wurden 41 Stadtbäche vor allem in Hinsicht auf den Hochwasserschutz, aber auch auf die Ökologie und die städtebaulichen Rahmenbedingungen untersucht und ein Maßnahmenpaket samt überschlägiger Kostenschätzung und Prioritätenreihung ausgearbeitet. Im Anschluss an das Maßnahmenprogramm 2006 soll auf Basis der festgelegten Prioritätenreihung die Ausarbeitung von Hochwasserschutz-Detailprojekten erfolgen. An ausgewählten Bächen wurden Detailprojektierungen vorgezogen und befinden sich in Ausarbeitung oder sind bereits abgeschlossen. Die Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen, mit der in einigen Bereichen bereits begonnen wurde, soll auf Basis der Detailprojekte in einem 10-Jahres-Programm erfolgen. Begleitend zur Umsetzung wird eine intensive Öffentlichkeitsarbeit zur Information der Bevölkerung und zur Stärkung des „Bachbewusstseins“ angestrebt.

Problemstellung Dokumentierte Hochwässer innerhalb des Grazer Stadtgebietes reichen zurück bis 1573, damals konkret am Grazbach. In den letzten 30 Jahren ist es wiederholt zu Hochwasserereignissen gekommen (wesentliche HW-Ereignisse: 1975, 1989, 1996, 2005). Das letzte Hochwasser ereignete sich am 21. August 2005 (Grazer Bäche – Hochwasserdokumentation 2005), wobei die dabei verursachten Schäden (exkl. versicherte und nicht gemeldete Schäden) ca. 5 Millionen Euro betrugen. Laut der „Abflussuntersuchung Grazer Bäche“ (Hydroconsult GmbH, 1997) sind im Grazer Stadtgebiet bei einem flächendeckenden 100-jährlichen Hochwasserereignis über 1.000 Bauobjekte hochwassergefährdet.

68 MAGISTRAT GRAZ, ABTEILUNG FÜR GRÜNRAUM UND GEWÄSSER, AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, FACHABTEILUNG 19B – SCHUTZWASSERWIRTSCHAFT UND BODENWASSERHAUSHALT, FORSTTECHNISCHER DIENST FÜR WILDACH- UND LAWINENVERBAUUNG, SEKTION STEIERMARK (Hrsg.), 2007: Sachprogramm Grazer Bäche – Maßnahmenprogramm 2006. Graz. 47 S.

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Darüber hinaus bestehen für die Grazer Bäche folgende Problembereiche: ƒ eine Verschärfung der Hochwassersituation aufgrund von erhöhtem Siedlungsdruck und Ausbau des Verkehrsnetzes, ƒ eine über weite Strecken stark eingeschränkte bzw. nicht mehr gegebene ökologische Funktionsfähigkeit der Fließgewässer, ƒ eine abschnittsweise Verrohrung der Bäche, wobei diese oftmals im städtischen Kanalnetz enden und die Kläranlage belasten bzw. zusätzliche kommunale Kosten verursachen, sowie ƒ eine stark reduzierte Erlebbarkeit und Naherholungsfunktion.

Spezifische Ziele Das Hauptziel des Programmes ist das Erreichen eines bestmöglichen Hochwasserschutzes für die gefährdeten Siedlungsbereiche innerhalb der Stadt Graz. Angestrebt wird ein Schutz bis zu 100-jährlichen Hochwasser-Ereignissen (gemäß RIWA-T, 2006). Wegen der beengten Platzverhältnisse ist ein derartiger Schutz nicht überall erreichbar. Durch die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen sollen in Zukunft die potentiellen Schäden an Objekten verhindert werden. Bestehende Überflutungsräume müssen jedoch weitestgehend erhalten werden. Die Hochwasserschutzplanung hat in enger Abstimmung mit den Fachgebieten Raumplanung, Ökologie und Siedlungswasserwirtschaft zu erfolgen. Unter Beachtung der allgemeinen schutzwasserwirtschaftlichen Grundsätze sind: ƒ naturnahen Maßnahmen (gegenüber naturfremden, technischen Maßnahmen), ƒ passivem Hochwasserschutz (gegenüber aktivem Hochwasserschutz), ƒ Maßnahmen im Einzugsgebiet (gegenüber Maßnahmen am Hauptgerinne) bzw. ƒ Retentionsmaßnahmen (gegenüber linearen Maßnahmen) der Vorzug einzuräumen.

Weitere Ziele sind die ökologische Aufwertung (Verbesserung der ökologischen Funktionsfähigkeit) und Attraktivierung des Lebensraums Fließgewässer, z.B. durch: ƒ Beseitigung von Migrationshindernissen für Fische und Kleinstlebewesen, ƒ Öffnen von Verrohrungen sowie ƒ Verbesserung der Naherholungsmöglichkeiten an den Bächen (z.B. Anlegen von Zugangsmöglichkeiten und Gehwegen entlang von Bächen).

Siedlungswasserwirtschaftliche Fragestellungen und Hangwasserprobleme sind ebenfalls zu behandelnde Themen innerhalb des Sachprogrammes.

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Grundsatz: Integriertes Hochwassermanagement Unter zeitgemäßem Hochwasserschutz wird schon längst nicht mehr nur der rein technische Schutz verstanden. Aufbauend auf einer Risikoanalyse bzw. Gefahrenanalyse (z.B. durch Abflussuntersuchungen) sind neben der Gefahrenminderung (z.B. durch technischen Hochwasserschutz) auch die Schadensminderung (z.B. Freihaltung von Hochwasserüberflutungsgebieten, hochwasserangepasstes Bauen) sowie der Katastrophenschutz (z.B. Warnsysteme, Alarm- und Einsatzpläne) wichtige Eckpfeiler eines intergrierten Hochwassermanagements (ÖWAV-Arbeitsgruppe Hochwasser, 2004).

In erster Linie sind durch die Raumordnung, im Zuge der Flächenwidmungsplanung, hochwassergefährdete Flächen vor Bebauung freizuhalten (Flächenvorsorge). Aktiver Hochwasserschutz, insbesondere technischer Hochwasserschutz (Errichtung von Schutzbauten), ist immer auf ein bestimmtes Bemessungsereignis (Schutzgrad) ausgelegt. Darüber hinaus verbleibt ein bestimmtes „Rest-Risiko“. Maßnahmen des Selbstschutzes und des Katastrophenschutzes vervollständigen den Hochwasserschutz, sodass Hochwasserschäden minimiert werden.

Hochwasserprognose, Warnung und Alarmierung Durch HW- Prognosemodelle werden Hochwasserereignisse vorhergesagt. Darauf aufbauend werden zeitgerecht Warnungen bzw. Alarmierungen ausgesendet, damit die Einsatzorganisationen bzw. die Bevölkerung durch entsprechendes Setzen von Handlungen (Einsatzplan) den Hochwasserschaden möglichst klein halten kann. Für die Grazer Bäche besteht derzeit kein HW-Prognosemodell. Die Schwierigkeit bei der Erstellung eines solchen Modells für Graz sind die kurzen Vorlaufzeiten bei Hochwässern, bedingt durch die kleinen Einzugsgebiete. Hochwässer werden hier überwiegend durch kurze, lokale Starkregenniederschläge ausgelöst und können innerhalb weniger Stunden oder in noch kürzeren Zeiträumen entstehen. Um eine genügend lange Vorwarnzeit für entsprechendes Handeln zu erreichen, muss das Modell z.B. auf Niederschlagsprognosen („Nowcasting“) basieren, was wiederum zu Problemen aufgrund einer möglicherweise geringen Trefferquote und damit geringen Akzeptanz bei den Betroffenen führen kann. Für solche Systeme der Hochwasserprognose besteht zur Zeit Forschungsbedarf. Damit den zuständigen Abteilungen des Katastrophenschutzes, der Feuerwehr und der Hydrografie künftig Messdaten hinsichtlich Niederschlag und Abfluss an den Grazer Bächen

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zur Verfügung stehen, sollte jedenfalls ein dementsprechendes Messnetz errichtet werden. Diese Daten würden u.a. eine wertvolle Grundlage für Hochwasserprognosemodelle bilden.

Restrisikoanalysen, Alarm- und Einsatzpläne Durch schutzwasserbauliche Maßnahmen kann kein absoluter Hochwasserschutz („Hochwasserfreiheit“) erreicht werden. Das verbleibende Rest-Risiko ist durch Restrisikoanalysen zu beurteilen. Gemäß der Richtlinien für die Bundeswasserbauverwaltung „RIWA-T“ (BMLFUW, 2006) sind künftig derartige Untersuchungen, insbesondere für Gebiete mit hohem Schadenspotential, vorgesehen. Für jene Gebiete, wo trotz Hochwasserschutzmaßnahmen ein hohes Rest-Risiko verbleibt, sind abgestimmte Alarm- und Einsatzpläne von den Einsatzorganisationen zu erstellen. Damit kann im Katastrophenfall durch gezieltes und abgestimmtes Vorgehen der Schaden möglichst gering gehalten werden.

3.2.6 Wirtschaftsstrategie Graz 2003-2008

Seit dem Beschluss der Wirtschaftsstrategie im Jahr 2003 (GR Beschluss vom 4.12.2003) hat die Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung ihre Tätigkeiten an den darin formulierten fünf Kernstrategien orientiert. Da die Wirtschaftsstrategie stets als dynamischer Prozess definiert worden ist, wurden die Ergebnisse in der Wirtschaftsplattform in die Planung der Maßnahmen und Budgets integriert. Im Jahr 2005 wurde darüber hinaus die Firma Convelop gemeinsam mit Joanneum Research beauftragt, eine Evaluierung dieser Aktivitäten im Kontext mit den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durchzuführen. Wesentlich dabei war und ist, dass die Wirtschaftsstrategie der Stadt Graz natürlich nicht isoliert betrachtet und bewertet werden kann, sondern auch die strategischen (Neu-) Ausrichtungen anderer in diesen Bereichen tätigen Einrichtungen und Institutionen zu berücksichtigen hat.

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Strategieprozess Empfehlungen des Landes der Evaluierung

neue politische Graz Innovativ Schwerpunkte (Initiative der IV)

Einflussfaktoren der Wirtschaftsstrategie

Abb. 27: Einflussfaktoren auf die Wirtschaftsstrategie der Stadt Graz.

Strategieprozess des Landes Die Wirtschaftsvision des Landes Steiermark: „Das Land wird Meister in der Umsetzung von innovativen Ideen am Markt“ Dieser Leitsatz wird vor allem in folgenden Themenbereichen umgesetzt: ƒ Innovation ƒ Standortstrategie inkl. operatives Standortmanagement ƒ Cluster Netzwerke inkl. Stärkefelder ƒ Selbständigkeit (Gründung und Nachfolge) ƒ Betriebliche Qualifizierung ƒ Regionen und Infrastruktur ƒ Innovative Finanzierung Dabei wird der Schwerpunkt im Bereich folgender Geschäftsfelder liegen: ƒ Humantechnologie ƒ Ökotechnik ƒ Creative Industries ƒ Food Technology ƒ Nanotechnology ƒ Simulation ƒ Engineering / Anlagenbau

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Abb. 28: Wirtschaftsstrategie Graz 2003-2008 - Kernstrategien (Quelle: Stadt Graz, Abt. f. Wirtschafts- und Tourismusentwicklung)

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4 KOHÄRENZ DER URBAN PLUS STRATEGIE MIT EUROPÄISCHEN STRATEGIEBESTIMMUNGEN

Mehr-Ebenen-Planung Der Prozess für die Erarbeitung der neuen Strukturfondsprogramme 2007-2013 sieht eine Mehr-Ebenen-Planung auf EU-, nationaler und regionaler Ebene vor. Die EU gibt insbesondere durch die Lissabonstrategie sowie die Kohäsionsleitlinien (Guidelines) das strategische Dach für die Programme vor, welches auf nationaler und regionaler Ebene in den Programmen konkretisiert werden muss. Die Verordnungen zum Europäischen Fonds für regionale Entwicklung bilden hierbei den rechtlichen Rahmen.

Lissabon Strategie als strategisches Dach Verordnungen Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

Guidelines der Kommission

Rahmenplan Österreich (STRAT.AT)

Regionale Programme (Bundesländer)

Abb. 29: Darstellung der Mehr-Ebenen-Planung

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Strukturfonds-Verordnungen

Die EU sieht für die Periode 2007-2013 drei Gemeinschaftsprioritäten bzw. Zielprogramme vor: ƒ Konvergenz (nur für Mitgliedsstaaten, deren Pro-Kopf-BIP weniger als 75% des Gemeinschaftsdurchschnitts beträgt) ƒ Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung ƒ Territoriale Zusammenarbeit

Hier von zentraler Bedeutung ist das Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“, welches folgende Prioritäten enthält: ƒ Innovation und wissensbasierte Wirtschaft ƒ Umwelt und Risikoprävention ƒ Zugänglichkeit und Leistungen der Daseinsvorsorge: Zugang zu Verkehr und Telekommunikationsdiensten von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse – außerhalb der großen städtischen Zentren

Die Verordnungsentwürfe für die EFRE-Förderung nennen zudem spezielle Formen der Unterstützung für Stadtregionen: ƒ Unterstützung von partizipativen, integrierten Strategien, um der Konzentration städtischer Problemgebiete zu begegnen; ƒ Sanierung von Altlasten; ƒ Neuerschließung von Industriebrachen; ƒ Erhaltung und Inwertsetzung des historischen und kulturellen Erbes mit Maßnahmen zur Förderung des Unternehmensgeistes, lokaler Beschäftigung und der kommunalen Entwicklung; ƒ Bereitstellung von Dienstleistungen für die Bevölkerung, die den sich ändernden demografischen Strukturen Rechnung tragen.

In Fortsetzung der bisherigen URBAN-Initiativen ist für den Süden der Stadt Graz und die angrenzenden Gemeindekooperationen im Süden ein eigenes Aktionsfeld im Rahmen des Steiermarkprogramms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ vorgesehen.

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Europäische Ebene: Lissabon-Ziel und Kohäsionsleitlinien

In der neuen Programmplanungsperiode sind die Ziele von Lissabon und Göteborg zu integrieren und diese als strategischer Rahmen für die Gestaltung der Strukturfondsprogramme heranzuziehen.

Im März 2000 haben die EU-Staats- und Regierungschefs im Rahmen der Lissabon Strategie beschlossen, die EU bis zum Jahr 2010 zur "wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaft der Welt" zu entwickeln. Im Frühjahr 2005 wurde diese Strategie revidiert und neu ausgerichtet. Die Europäische Union setzt mit der „Lissabon Strategie neu“ verstärkt auf die Förderung von Wachstum und Beschäftigung. Dies soll erreicht werden durch die Vollendung des Binnenmarktes, die verbesserte Infrastrukturausstattung, durch Forschung und Innovation als Grundlage für ein wettbewerbsfähiges Europa und die Verbesserung des Arbeitsmarkt- und Bildungssystems. Die Lissabon-Strategie sieht gleichzeitig vor, die Strukturfonds verstärkt als Umsetzungsinstrument zu nutzen oder umgekehrt: Die Strukturfondsprogramme sollen an den Lissabon-Zielen ausgerichtet werden.

Neben der Lissabon-Agenda gilt das Göteborg-Ziel zur nachhaltigen Entwicklung und damit die europäische Nachhaltigkeitsstrategie als Referenzrahmen für die Strukturfonds. Ziel der Verträge von Göteborg ist eine nachhaltige Entwicklung, d. h. die Erfüllung der Bedürfnisse der derzeitigen Generation, ohne dadurch die Erfüllung der Bedürfnisse künftiger Generationen zu beeinträchtigen.

Zur weiteren Konkretisierung der EU-Strukturpolitik wurden weiters die Kohäsionsleitlinien als Grundlage für die Gestaltung des Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ herausgegeben.

Wie bereits aus dem Verordnungsentwurf ablesbar, weisen auch sie eine starke Kopplung mit den Lissabon-Zielsetzungen in ihrer adaptierten Form auf. Das heißt, die Stärkung von Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum steht im Vordergrund. Hierfür werden die drei Prioritäten 1. Standortattraktivität und Infrastruktur („Attraktivierung des Standortes Europa für Investitionen und Arbeit“),

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2. Innovation und Wissen („Verbesserung von Wissen und Innovation für Wachstum“) sowie 3. Beschäftigung („Mehr und bessere Jobs“) als zentral angesehen und in entsprechenden Leitlinien konkretisiert. Darüber sind Abschnitte der Kohäsionsleitlinien dem Beitrag von Städten zu Wachstum und Innovation gewidmet.

Die Fragen städtischer Regionen und der räumlichen Abgrenzung werden hier speziell angesprochen: „In urban areas, the focus should be on improving the competitiveness of neighbouring cities and urban functional areas and the balance between the economically strongest regions and the rest of the urban structure”.

Diese Festlegung in den Kohäsionsleitlinien macht in der Programmgestaltung eine integrierte Sichtweise notwendig, die vor allem auch die Umlandregionen mit einbezieht.

Nationale Ebene: STRAT.AT

Im Rahmen des nationalen Planungsprozesses sollen nun die europäischen Kohäsionsleitlinien auf einen einzelstaatlichen strategischen Rahmenplan („STRAT.AT“) heruntergebrochen werden. Der STRAT.AT wird den strategischen Rahmen für das Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ – sowie abhängig vom künftigen Status des Burgenlandes allenfalls auch für das Ziel „Konvergenz“ – bilden. Weiters wird das Ziel „Territoriale Kooperation“ in die Arbeiten einbezogen und werden Schnittstellen zur Priorität 3 (= Diversifizierung der ländlichen Wirtschaft und Lebensqualität) des Programms zur Entwicklung des ländlichen Raumes erarbeitet. Die Stadt Graz beteiligt sich am Prozess der Erarbeitung des STRAT.AT. Dies ermöglicht die Mitgestaltung dieses strategischen österreichweit wirkenden Rahmens. Der Entwurf des STRAT.AT (Juni 2005) sieht daher spezielle Strategiefelder für die städtische Entwicklung vor.

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Landesebene: Regionale Strategie des Landes Steiermark

Auf Landesebene erarbeitete die „Arbeitsgruppe Programmplanung Steiermark“ das regionale Strategiekonzept, auf dem in Folge das Operationelle Programm formuliert wurde. In diesem Rahmen wurden die Prioritäten für das „Steirische Programm“ festgelegt sowie Strategien und Ziele definiert. Das steirische Programm legt seinen Fokus auf die Priorität „Innovation und wissensbasierte Wirtschaft“, ergänzt um ausgewählte Elemente der beiden übrigen Prioritäten.

Folgende Strategiefelder sind in der Regionalstrategie Steiermark für das Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit“ vorgesehen:

Überbetriebliche Innovationskapazitäten und regionale Spezialisierungen Strategiefeld 1: Stärkung regionaler F&E- und Innovations-Kapazitäten und deren Vernetzung Strategiefeld 2: Stärkefeld- und Clusterentwicklung Politiklernen Politiklernen Betriebliche Innovationskraft und Unternehmergeist Chancengleichheit Strategiefeld 3: Betriebliche F&E- und Innovations-Aktivitäten Strategiefeld 4: Unternehmensgeist - Gründungen Umwelt, nachhaltige Entwicklung nachhaltige Umwelt, Territorialeinterregionale und Kooperation Qualifizierung Strategiefeld 5: Qualifizierung für Innovation

Entwicklung endogener Potenziale Horizontales Aktionsfeld: Strategiefeld 6: Integrierte nachhaltige Regionalentwicklung Aktionsfeld: Horizontales Strategiefeld 7: Städtische Entwicklung Graz - Umland Horizontales Aktionsfeld: Horizontales Aktionsfeld: Horizontales

Abb. 30: Strategiefelder „Strategie des Landes Steiermark im Hinblick auf das Ziel Regionale Wettbewerbsfähigkeit“ (Quelle: Strategie des Landes Steiermark im Hinblick auf das Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit für die Strukturfondsperiode 2007-2013“)

In der Programmperiode 2007-2013 entfällt die bisherige Zielgebietsabgrenzung. Inhaltlich erfolgt eine starke Fokussierung auf den Themenbereich „Innovation und wissensbasierte

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Wirtschaft“.69 Dadurch ergeben sich für das URBAN PLUS-Gebiet Möglichkeiten im Gesamtprogramm, in Abstimmung mit weiteren Trägereinrichtungen Fördermittel aus anderen Aktionsfeldern zu lukrieren (Stichworte: Kompetenzzentren, Cluster, Netzwerke, F&E-Programme, Technologietransfer, etc.).

69 Das Strategiedokument des Landes Steiermark im Hinblick auf das Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit für die Strukturfondsperiode 2007-2013“ wurde von der Steiermärkischen Landesregierung am 04.07.2005 beschlossen.

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5 BESCHREIBUNG DER HANDLUNGSZIELE UND STRATEGIEFELDER DES AKTIONSFELDES URBAN PLUS

5.1 Strategie

Aufgrund der im Rahmen von URBAN PLUS gegebenen finanziellen Ressourcen bei gleichzeitiger Umsetzung weiterer Programme, Projekte und Initiativen der Stadt Graz und der Stadt-Umland-Kooperation wird folgende generelle Strategie verfolgt: Zielsetzung für den Raum im Süden von Graz, ist die Initiierung einer integrierten nachhaltigen Stadt-Umland- Kooperation, die wichtigsten Potential- und Problembereiche dieses Gebietes erfasst.

Der Raum im Süden von Graz und jener der Umlandgemeinden gilt als wirtschaftliches Potenzialgebiet eingebettet in die großräumige Entwicklungsachse Graz-Maribor. Das Potenzial (Chance) dieses Gebietes liegt vor allem in seinen Möglichkeiten für eine wirtschaftliche Weiterentwicklung (Industrie, Gewerbe, hochwertige Dienstleistungen) und im Rahmen einer geordneten und abgestimmten Standortentwicklung. Die Stärke liegt in den grundsätzlich bereits vorhandenen industriell-gewerblichen Strukturen, Flächenpotenzialen und einer guten Anbindung an ein hochrangiges Verkehrsnetz, verbunden mit dem Zugang zu hochwertigen Dienstleistungen im städtischen Gebiet. Eine Gefahr liegt in dem derzeit ungesteuerten Flächenverbrauch womit auch langfristige Entwicklungsperspektiven für die Steiermark insgesamt vergeben werden. Die damit verbundene Schwäche entsteht aus einer derzeitigen Mischnutzung des Gebietes (Wohngebiete, industriell-gewerbliche Nutzung) und den damit verbundenen Konfliktsituationen. Dies äußert sich letztlich auch in einer problematischen Ver- kehrssituation, die u.a. durch den Wirtschaftsverkehr bspw. in der Automobilindustrie und andererseits durch hohe Pendleraktivitäten entsteht.

Prinzipien ƒ Integrierte Stadt-Umlandentwicklung als Gesamtstrategie und Ziel ƒ Projekte müssen einen Stadt-Umland-Bezug aufweisen ƒ Beiträge von URBAN PLUS zur Gesamtentwicklung: ƒ Grundlagen- und Informationsarbeiten ƒ „Lückenschlüsse“ in bereits vorhandenen Strukturen ƒ Koordination und Anschubfinanzierungen für bereits ausgearbeitete Projektideen ƒ Pilotaktionen mit Projektpartnern insbesondere im Rahmen von PPP-Modellen

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ƒ Schnittstellenmanagement zu weiteren Programmen/Aktionsfeldern ƒ Stadt-Umland-Kooperation (Bezugsraum – Kerngebiet)

5.2 Ziele

Nachhaltige Entwicklung Grazer Süden und Umland ƒ Initiierung einer integrierte Standortentwicklung im Süden von Graz als wirtschaftlicher Standortraum mit hohen Entwicklungspotentialen ƒ Verbesserung der Verkehrssituation und Erreichbarkeit, insbesondere im Pendelbereich Stadt-Umland ƒ Entwicklung des Grünraums und Naherholungsraumes zur Steigerung der Wohn- und Lebensqualität für die ansässige Bevölkerung ƒ Stärkung lokaler Partnerschaften im Grazer Süden und in Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden

Nachhaltige Entwicklung GRAZER SÜDEN UND UMLAND

Ziel: Ziel: Ziel: Ziel: Initiierung einer inte- Verbesserung der Entwicklung des Stärkung lokaler grierten Standort- Verkehrssituation und Grünraums und Nah- Partnerschaften im entwicklung im Süden Erreichbarkeit, insbe. erholungsraumes zur Grazer Süden und in von Graz als wirtschaf- im Pendelbereich Steigerung der Wohn- Zusammenarbeit mit tlicher Standortraum Stadt-Umland und Lebensqualität Umlandgemeinden mit hohen Entwick- für die ansässige lungspotentialen Bevölkerung

Chancengleichheit von Frauen und Männern

Abb. 31: Zielsetzungen einer nachhaltigen Entwicklung Grazer Süden und Umland (Quelle: Kampus Consulting, 2006)

Diese Ziele können erreicht werden durch: ƒ Schaffung von konzeptiven Grundlagen und einem Bewusstsein für kooperative Stadt/Umlandentwicklung ƒ der Umsetzung von Pilotprojekten, insbesondere in Form von PPP-Modellen

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Management der Schnittstellen zu weiteren Entwicklungsmaßnahmen des Landes und der Stadt Graz

Als Querschnittsziel wird die Weiterführung des bereits in Urban_Link Graz-West initiierten Ansatzes zur Chancengleichheit von Frauen und Männern auf Projekt-Ebene definiert sowie die Bewusstseinsbildung und Verankerung der Thematik bei den projektverantwortlichen Stellen der Stadt Graz sowie der Umlandgemeinden.

Somit ist die gesamte Entwicklung des Raumes zwischen den urbanen Teilen der Landeshauptstadt Graz (Kernstadt) und dem weiteren Umland (Stadt-Umland) getragen von Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität und jener zur Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung. Räumlich betrachtet sind die Schwerpunktsetzungen zu differenzieren, dies ergibt sich konsequenterweise aus den räumlich unterschiedlichen Problemlagen bzw. Entwicklungschancen, wie etwa im Bereich der Grünraumgestaltung im urbanen Teil des Gebietes.

5.3 Thematische Maßnahmenschwerpunkte URBAN PLUS

Aufgrund der Tatsache, dass für das Programm URBAN PLUS nur beschränkte Programm- Mittel zur Verfügung stehen, sind folgende Grundsätze der Programmumsetzung zu beachten: 1. Projekte müssen grundsätzlich einen Stadt-Umland Bezug aufweisen. 2. Durch URBAN PLUS können im Kontext der insgesamt angestrebten Entwicklungsziele folgende Beiträge für den Grazer Süden sowie die Umlandgemeinden geleistet werden: ƒ Schaffung von konzeptiven Grundlagen ƒ Förderung des Bewusstsein für kooperative Stadt-Umland-Entwicklung ƒ Initiierung und Umsetzung von Pilotprojekten, vor allem durch die Initiierung von PPP- Modellen sowie von Begleitmaßnahmen zu Infrastrukturprojekten ƒ Management der Nahtstellen zu weiteren Entwicklungsmaßnahmen des Landes und der Stadt Graz im Süden von Graz

Damit wird auf den Erfahrungen des laufenden Urban II-Programms aufgebaut. Hier zeigten diverse externe Evaluierungen, dass durch ein professionelles Management, eine Moderationsfunktion zwischen UmsetzungspartnerInnen und die Möglichkeit finanzieller

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Förderanreize im Rahmen von Anschub- und Teilfinanzierung, Begleitmaßnahmen sowie konzeptiver Vorlaufarbeiten umfangreiche Impulse für eine partnerschaftliche Programmumsetzung gegeben werden konnten. Diese Strategie soll auch bei URBAN PLUS verfolgt werden, wobei insbesondere dem Management der Nahtstellen hin zu weiteren Initiativen und Programmen von Stadt und Land verstärkte Beachtung beizumessen ist.

Querschnittsthema: Lokales Monitoring, einschließlich eines Erfahrungsaustausches in bestehenden internationalen Netzwerken

Abstimmung von Planungsgrundlagen zwischen Stadt und Umland: Abstimmung Digitaler Flächenpläne, Kataster (Luftschadstoffe, Lärm, etc.)

Nachhaltige Entwicklung GRAZER SÜDEN UND UMLAND

Stadt-Umland-Kooperationen // BürgerInnenbeteiligung // Interregionaler Erfahrungsaustausch

INTEGRIERTE MOBILITÄT GRÜNRAUM / UMWELT LOKALE STANDORT- PARTNERSCHAFTEN ENTWICKLUNG

Lokales Monitoring, einschl. Erfahrungsaustausch

Abb. 32: Maßnahmenbündel URBAN PLUS (Quelle: Kampus Consulting, 2006)

5.3.1 Thematischer Maßnahmenschwerpunkt 1: Integrierte Standortentwicklung

Der Süden von Graz besitzt wichtige Potenziale für eine künftige dynamische wirtschaftliche Entwicklung, von der auch hohe Entwicklungsimpulse für die Steiermark insgesamt erwartet werden können. Prägend sind hierbei wenige industrielle Großbetriebe und die mit ihnen verbundenen Partnerbetriebe. Das Regionalprogramm Graz und Graz-Umgebung fasst den Raum der Kernstadt und den suburbanen Raum im Grazer Süden zur Kategorie „Siedlungs- und Industrielandschaften“ zusammen. Die Mischnutzung, die sich sowohl im südlichen Graz als auch in den

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Umlandgemeinden abzeichnet, ist ein wesentliches Charakteristikum des Gebietes, welches sich aus dem historischen Siedlungsverhalten ableitet. Die Struktur der Mischgebiete blieb bis heute erhalten und führt nunmehr zu entwicklungstechnischen Problemfeldern, wie z.B.: ƒ Lärm- und Schadstoffbelastung, ƒ Beeinträchtigung des Wohnumfeldes durch fehlende Nutzungstrennungen, ƒ unzureichende Anbindung der Standorte (MIV und ÖV), ƒ mangelhafte Planung der Flächenpotenziale für Betriebsansiedlungen und -erweiterungen verbunden mit einem steigenden Flächenbedarf der Industrie, etc.

Verschärft werden diese Problemlagen durch die räumliche Trennung von einzelnen Betriebseinheiten (Erzeugung von Werksverkehr) und Zulieferbetrieben (Quell- und Zielverkehr) sowie die notwendige Schichtarbeitsweise, die zu erhöhtem MIV-Aufkommen führt. Die bestehenden Problemlagen können sich angesichts bestehender Entwicklungs- tendenzen durch fiskalische Anreizwirkungen aus dem Finanzausgleichsgesetz (FAG) noch verschärfen, sodass es für die Gesamtregion zu insgesamt suboptimalen Ergebnissen kommt – sowohl fiskalpolitisch als auch entwicklungstechnisch. Im Rahmen des Maßnahmenschwerpunktes „Integrierte Standortentwicklung“ gilt es, die Rahmen- und Umfeldbedingungen für die ansässigen Unternehmen und deren weitere Entwicklung zu verbessern sowie Attraktivitäten für Neuansiedlungen zu schaffen. Gleichzeitig soll dadurch versucht werden, Konflikte mit Komplementärnutzungen zu entschärfen.

Operative Inhalte der über die URBAN-Fortführung finanzierbaren Projekte: ƒ Flächenmanagement: Bestandsanalysen und Vorbereitungen für ein umfassendes Flächenmanagement mit dem Ziel, in Zukunft als gemeinsamer Standort agieren zu können. Dies umfasst auch notwendige konzeptionelle Arbeiten im Rahmen eines interkommunalen Finanzausgleichs. ƒ Kooperative Betreibermodelle und Begleitmaßnahmen: Im Rahmen eines integrierten Flächenmanagements soll ein Prozess zur Entwicklung kooperativer Betreibermodelle und eine Anschubfinanzierung bzw. Begleitmaßnahmen für infrastrukturelle Umsetzungsprojekte ermöglicht werden. ƒ Bestandspflege: Aufbauend auf einer Nutzungsanalyse sollen mit ausgewählten Gewerbebetrieben deren künftige Perspektiven, Wachstums- bzw. Umsiedlungsoptionen

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geklärt werden. Im Einzelfall kann hier auch eine entsprechende Projektentwicklung durchgeführt werden.

Nahtstellen zu anderen Programmen/Maßnahmen: ƒ Die Umsetzung von Infrastrukturinvestitionen bspw. im Rahmen kooperativer Flächenentwicklung oder der Entwicklung von Impulszentren muss durch die Einbindung von Projektträgern aus Wirtschaft, Gemeinden, Stadt (GBG), Land (SFG) im Rahmen von PPP-Modellen erfolgen. Dabei soll auch das Aktionsfeld 2 „Stärkung des Innovationssystems“ im Programm „Regionale Wettbewerbsfähigkeit“ angesprochen werden (SFG) ƒ Darüber hinaus bestehen Nahtstellen zu Aktionsfeld 8: „Integrierte Raumentwicklung“ im Rahmen von übergeordneten Planungen (VFS: A16 Landes- und Regionalplanung).

5.3.2 Thematischer Maßnahmenschwerpunkt 2: Mobilität

Die Verkehrsinfrastruktur und saubere, effiziente, bezahlbare und wirksame Mobilität sind wichtige Faktoren für die Attraktivität und Lebensqualität von Stadtteilen bzw. ganzen Regionen. Die bestehenden Verkehrsprobleme im Programmgebiet ergeben sich insbesondere aufgrund der hohen Belastung durch den MIV zwischen der Stadt Graz und den südlichen Nachbargemeinden, wesentlich getragen durch die PendlerInnenströme (Liebenauer Hauptstraße, St. Peter Hauptstraße, Triester Straße, Kärntner Straße und Phyrnautobahn) und den Wirtschaftsverkehr. Im Bereich des ÖV bestehen derzeit sowohl innerstädtisch als auch im Stadt-Umland- Bereich Angebotsdefizite. Im Bereich des Radwegenetzes gilt es ebenfalls Lücken zu schließen. Derzeit befinden sich zahlreiche Projekte auf dem Gebiet der Stadt Graz in der Vor- bereitungs- und Umsetzungsphase. Gleichzeitig verfügt der Maßnahmenbereich „Mobilität im Süden von Graz“ weder über die finanziellen Mittel eine Umsetzung zu ermöglichen noch zu beschleunigen. Die operativen Inhalte fokussieren sich daher in diesem Maßnahmenbereich auf die direkt wirksamen Projekte, welche mit den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln umsetzbar sind, wie z.B.:

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ƒ Gestaltungsmaßnahmen: im Bereich der Haupteinfahrtstraßen, z.B. durch eine gemeinsame Konzeptentwicklung von Raum- und Stadtplanung, Verkehrsplanung sowie der betroffenen privaten Personen und Unternehmen ƒ Mobilitätsmanagement ƒ Lärm- und Sichtschutzmaßnahmen: im Bereich von Wohnsiedlungen z.B. Erprobung alternativer Konzepte („Do-it-yourself“-Ansätze) ƒ Car-Pooling: z.B. webbasierte Pendlergemeinschaften mit reservierten/verbilligten Parkplätzen in P&R-Anlagen ƒ ÖV-Attraktivierung: z.B. Verlängerung/Verlagerung von Buslinien mit dem Ziel der verbesserten Anbindung an das Zentrum sowie an bestehende Leitbetriebe bzw. Gewerbegebiete (Pilotprojekte) ƒ Rad- und Fußwegenetz: Lückenschluss in relevanten Bereichen ƒ Stadtteilentwicklungskonzepte ƒ Konzepte mit Stadt-Umland-Bezug

Nahtstellen zu anderen Programmen/Maßnahmen: ƒ Das Aktionsfeld URBAN PLUS dient in erster Linie zur Ergänzung von geplanten Projekten. Die Umsetzung von Infrastrukturprojekten muss durch das Verkehrsbudget von Stadt/Land-Steiermark abgedeckt werden. So sollen P&R-Parkplätze durch Maßnahmen von Stadt/Land umgesetzt werden. Durch URBAN PLUS können hingegen notwendige Planungsgrundlagen geschaffen bzw. das P&R-Konzept mit Car-Pooling- Aktionen ergänzt werden. Lärmschutzmaßnahmen werden nur über die Erprobung alternativer Ansätze umgesetzt.

5.3.3 Thematischer Maßnahmenschwerpunkt 3: Grünraum und Umwelt

Aufgabe der Stadt Graz ist es, innerhalb und in direkter Umgebung zur Stadt Räume bereitzustellen, welche sich an den Bedürfnissen der EinwohnerInnen in Hinblick auf Naherholung (Spiel-, Sport- und Freizeitangebote) orientieren. Zusammenhängende Grünflächen existieren u.a. in den Mur-Auen, die sich als Band entlang der Mur erstrecken. Die Mur-Auen im Grazer Stadtgebiet (v.a. in Puntigam und Liebenau) sowie in den angrenzenden Umlandgemeinden (Gössendorf, Feldkirchen) stellen ein Potenzial an Erholungsräumen für die Bevölkerung dar.

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Ein wesentliches Manko im Projektgebiet in Bezug auf den Grünraum ist die fehlende Verknüpfung von bestehenden Grünelementen im städtischen Bereich. Aufgrund der faktischen Mischnutzungsproblematik herrscht insbesondere in den städtischen Gebieten Bedarf an der Entwicklung zusammenhängender Grünräume. Operative Inhalte wären dabeiz.B.: ƒ Grünraumvernetzung und Naherholung durch Aufschließung des Erholungsraumes Eichbachgasse und dessen Weiterentwicklung mit Funktionen für den Gesamtraum; weiterer Ausbau von Konzepten des Grünen Netzes und von Nutzungskonzepten für die Mur-Auen. ƒ Wohnumfeldverbesserung: Bestandsaufnahme und ggf. Förderung lokaler Initiativen (Selbstpflege) ƒ Grüne Inseln: Bedarfsanalyse und Umsetzung(-spläne) zur Schaffung von „grünen Inseln“ in Großbetrieben zur Nutzung für die Angestellten (Erholungsfunktion)

Nahtstellen zu anderen Programmen/Maßnahmen: ƒ Nahtstellen bestehen zu laufenden Projektinitiativen des Landes Steiermark und der Stadt Graz. Entsprechende Infrastrukturinvestitionen müssen über die Budgets der Stadt bzw. des Landes umgesetzt werden.

5.3.4 Thematischer Maßnahmenschwerpunkt 3: Lokale Partnerschaften

Der bisherige Erfolg der Grazer URBAN-Programme ist in nicht geringem Maße der Mobilisierung eines breiten Spektrums von PartnerInnen mit unterschiedlichen Kompetenzen zu verdanken. Im Rahmen dieses thematischen Schwerpunktes sollen die bisherigen positiven Erfahrungen – insbesondere bei den von lokalen AkteurInnen direkt umgesetzten Projekten – mit einem neuen Schwerpunkt des Angebots von lokalen Diensten kombiniert werden. Ziel ist die Förderung der sozialen Eingliederung und der Chancengleichheit. Operative Inhalte der über URBAN PLUS finanzierbaren Projekte sind: ƒ Kleinprojektefonds: zur Realisierung bedarfsgerechter Initiativen (Kultur- und Sozialinitiativen etc.) ƒ Alternative Nahversorgungsformen: Bedarfsanalyse und Machbarkeitsabschätzung im Bereich der Nahversorgung von unterversorgten Bevölkerungsteilen, koppelbar mit Beschäftigungsprojekten ƒ BürgerInnenbeteiligung

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ƒ E-Government: Informations- und Know-how-Transfer bei der Einführung von E-Government in den Umlandgemeinden

5.3.5 Horizontaler Maßnahmenschwerpunkt: Monitoring, Erfahrungsaustausch

4.3.5.1. Stadt-Umland-Kooperationen, BürgerInnenbeteiligung und internationaler Erfahrungsaustausch

Gegenseitiges Verständnis, von einander Lernen (Empowerment) sowie der interregionale Erfahrungsaustausch waren schon bisher Schwerpunkte im Rahmen von URBAN. Unter dem Ziel des gegenseitigen Lernens werden die folgenden kooperativen Maßnahmen zusammengefasst, von denen alle im Projektgebiet beteiligten AkteurInnen profitieren sollen: ƒ Stadt-Umland-Kooperationen: werden auf kommunikativer Ebene als horizontaler Maßnahmenschwerpunkt konzipiert, damit zwischen den verschiedenen AkteurInnen ein Kommunikationsprozess über die jeweiligen Projektebene hinaus im Rahmen von URBAN PLUS etabliert werden kann. Dies ist auch deshalb zielführend, da längst nicht alle im Projektgebiet absehbaren Maßnahmen direkt unter finanzieller Beteiligung von URBAN PLUS durchgeführt werden (können) und somit der Wissensaustausch zwischen der Stadt Graz und den Umlandgemeinden gesichert wird. ƒ Erfahrungsaustausch: Die bisherigen URBAN-Programme haben wertvolle Erfahrungen in der Projektierung und Projektumsetzung geliefert. Durch den Erfahrungsaustausch mit AkteurInnen aus den bisherigen URBAN-Prgorammen soll dieses wertvolle Erfahrungswissen gesichert werden. ƒ Technische Hilfe: Diese ist als Unterstützung zur Programmumsetzung u.a. durch externe ExpertInnen, wie auch in den vorangegangenen URBAN-Programmen, konzipiert.

4.3.5.2. Lokales Monitoring

In den Umsetzungen der bisherigen URBAN-Programmen hat sich gezeigt, dass für die Vorbereitung, Durchführung und Evaluierung der einzelnen thematischen Projekte eine aussagekräftige kleinräumige Datenbasis äußerst hilfreich ist. Schwierigkeiten ergeben sich

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allerdings beim Sammeln und Verknüpfen der Datenquellen von mehreren unterschiedlichen Erhebungsstellen. Im Rahmen von URBAN PLUS soll nunmehr eine koordinierte Vorgehensweise sicherstellen, dass den einzelnen thematischen Projekten sowie der Evaluierung aussagekräftige und aktuelle Daten zur Verfügung stehen. Zurückgegriffen wird hierbei auf die Erfahrungen und Daten aus den Projekten „URBAN II Stadtteilmonitoring“ und „Lebensqualitätsindikatoren (LQI)“.

Nahtstellen zu anderen Programmen/Maßnahmen: ƒ Maßnahme 11 „Governance“ sowie Interregionalen Kooperation im Rahmen des Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit Steiermark“ ƒ Nationale Planungsaufgaben, die koordinierend im Stadt-Umland-Zusammenhang ausgedehnt werden sollen ƒ Projekt „Lebensqualitätsindikatoren Graz“ ƒ Projekt „Werkstatt Graz“

5.3.6 Horizontaler Maßnahmenschwerpunkt: Chancengleichheit von Frauen und Männern

Für alle im Operationellen Programm (OP) sowie in der Ergänzung zur Programmplanung (EzP) definierten und festgeschriebenen Maßnahmen des Programms „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung 2007-2013“ ist das Querschnittsthema Chancengleichheit anzuwenden bzw. zu berücksichtigen. Die im OP definierten Aspekte und Vorgaben gelten demnach auch für URBAN PLUS. Diese werden im Rahmen von URBAN PLUS auf Projektebene berücksichtigt und bei den projektverantwortlichen Stellen der Stadt Graz sowie der Umlandgemeinden verankert. Entsprechenden Strukturen als auch die Finanzmittel für die Berücksichtigung von Chancengleichheit können nur auf Programm-Ebene angesiedelt werden.

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6 ANHANG: DATEN- UND PLANGRUNDLAGEN, QUELLEN

AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, FACHABTEILUNG 1C, 2004: Kleine Steiermark Datei 2004. Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit und Perspektiven. Graz.

AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, ABT. 1C, 2005: Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit und Perspektiven. Graz. Steiermark-Portal Online WWW: http://www.steiermark.at [Stand: 23.11.2005]

AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, 2005: Tourismusstatistik des Landes Steiermark, Datenaufbereitung Schönherr 2005. WWW: http://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/586509/DE/ [Stand: 22.11.2005]

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AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, 2005: Abfall- und Stoffflusswirtschaft. Graz. WWW: http://www.abfallwirtschaft.steiermark.at/cms/ziel/4336248/DE/ [Stand: 23.11.2005]

AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, 2005: GIS – Steiermark. Geo Informationssysteme für die Steiermark. WWW: http://www.gis.steiermark.at [Stand: 16.11.2005]

AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, 2006: Landesstatistik Regionaldaten. WWW: http//www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/1520864/DE/ [Stand: 20.04.2006]

AMT DER STEIRISCHEN LANDESREGIERUNG, ABTEILUNG 14 – WIRTSCHAFT UND ARBEIT, 2005: Strategie des Landes Steiermark (in Hinblick auf das Ziel „Regionale Wettbewerbsfähigkeit“ für die Strukturfonds-Periode 2007–2013).

AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, ABT. 14, 2007: Regionale Wettbewerbsfähigkeit 2007-2013, Operationelles Programm (genehmigt von der EU-KOM am 04.05.2007; CCI: 2007AT162PO0007). Graz. 111 S.

AMT DER STEIERMÄRKISCHEN LANDESREGIERUNG, ABT. 14, 2007: Regionale Wettbewerbsfähigkeit 2007-2013, Ergänzung zur Programm-Planung, Beschreibung der Aktionsfelder (Version 3.6 v. 09.07.2007). Graz. 112 S.

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GEMEINDE GRAMBACH (VERF.: MALEK H.), 2002: Erläuterungsbericht zum Flächenwidmungsplan 3.0.

GEMEINDE HART BEI GRAZ, 2005: Internetportal der Gemeinde. WWW: http://www.hart- graz.steiermark.at [Stand: 22.11.2005]

GEMEINDE PIRKA (VERF.: PUMPERNIG M.), 2004: Wortlaut und Erläuterungsbericht zum örtlichen Entwicklungskonzept Nr. 4.00 der Gemeinde Pirka.

GEMEINDE SEIERSBERG (VERF.: PUMPERNIG M.), 2001: Örtliches Entwicklungskonzept Nr. 3.00.

GESCHÄFTSSTELLE DER ÖSTERREICHISCHEN RAUMORDNUNGSKONFERENZ (ÖROK), 2006: STRAT.AT 2007-2013 - Nationaler Strategischer Rahmenplan Österreich 2007-2013. Wien. 156 S.

KAMPUS, FREILAND – SPACEUNIT, TISCHLER, 2006: Entwicklungsstudie Eisbachgasse (unveröff. Studie). Graz. 46 S. u. Anhang

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