Herausgeber Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag 55. Jahrgang · April 2003

Impressum Inhaltsverzeichnis

Schriftleitung: Dr. Hartmut Borchert Geschäftsführendes Vorstandsmitglied

Redaktion: Assessorin Ute Bebensee-Biederer

Anschrift Schriftleitung und Redaktion: Reventlouallee 6, 24105 Kiel Telefon (0431) 57 00 50 50 Telefax (0431) 57 00 50 54 E-Mail: [email protected] Internet: www.shgt.de Auf ein Wort: Aus dem Landesverband Verlag: Deutscher Gemeindeverlag GmbH Dr. Hartmut Borchert Frühjahrstagung des Fachverbandes Jägersberg 17, 24103 Kiel Verwaltungsstrukturen ...... 102 der Leitenden Verwaltungsbeamten der Postfach 1865, 24017 Kiel Ämter Schleswig-Holsteins vom 19. bis Telefon (0431) 55 48 57 21. Februar 2003 in Sankelmark ...... 121 Telefax (0431) 55 49 44 Aufsätze Schwerpunktthema: Anzeigen: Verwaltungskooperationen Aus den Kreisverbänden W. Kohlhammer GmbH Anzeigenmarketing, Chantal Weber Dr. Hartmut Borchert Ämter , , Gudow- 70549 Stuttgart Die „Verbund-Verwaltung“ als neue Sterley, Nusse, Ratzeburg-Land und Telefon (0711) 78 63 - 72 59 Telefax (0711) 78 63 - 83 93 Form integrativer kommunaler Sandesneben bilden Arbeitsgemein- Zur Zeit ist Anzeigenpreisliste Nr. 26 vom Zusammenarbeit an einem Ort...... 103 schaft zur Verwaltungskooperation .. 123 1.1.2003 gültig. Ulrich Lorenz Erklärung der Ämter im Kreis Plön Bezugsbedingungen Sind die heutigen Verwaltungs- zur Diskussion über die Die Zeitschrift „Die Gemeinde“ erscheint strukturen für den ländlichen Raum Verwaltungsstrukturreform ...... 124 monatlich; einmal jährlich können zwei Hefte noch zeitgemäß? ...... 106 zu einem Doppelheft zusammengefasst wer- den. Bezugspreis ab Verlag jährlich 67,20 E Joachim Rück Mitteilungen des DStGB ...... 125 E incl. Versandkosten. Einzelheft 7,80 (Dop- Erhöhung der Verwaltungskraft auf E pelheft 15,60 ) zuzüglich Versandkosten. Kosten der Selbstverwaltung? ...... 108 Abbestellungen: 6 Wochen vor Jahresende Pressemitteilungen ...... 127 beim Verlag. Stefan Landt Die angegebenen Preise enthalten die Verwaltungsreform – auch kleine gesetzl. Mehrwertsteuer. Schritte führen zum Erfolg Buchbesprechungen ...... 127 Kooperationsmöglichkeiten am Beispiel Druck: Howaldtsche Buchdruckerei, Kiel des Amtes Hohenwestedt-Land Für unverlangt eingesandte Manuskripte und der Gemeinde Hohenwestedt .... 115 und Bildmaterial übernehmen Verlag und Redaktion keine Verantwortung. Thomas Schreitmüller Dieser Ausgabe liegt eine Die Redaktion behält sich Kürzungen und GATT – kommunale Zusammenarbeit Beilage des Überarbeitungen vor. Rücksendung erfolgt im Kreis ...... 116 nur, wenn Rückporto beigefügt wird. Kohlhammer Verlages Claus Asmussen ISSN 0340-3653 Entwicklung der kommunalen bei. Wir bitten unsere Leser Finanzen aus der Sicht des Landes- um Beachtung. Titelbild: Amtsverwaltung Wesselburen- rechnungshofs...... 117 Land

Die Gemeinde SH 4/2003 101 Auf ein Wort

Amtsverwaltungen, die in Städten und Verwaltungsstrukturen größeren Gemeinden liegen, nicht der Fall. Was veranlaßt nun das Innenministerium Seit fast einem Jahr gibt es in Schleswig- Kreise requirieren wollten, die aber keine zu einer solchen Initiative? Es wird durch- Holstein Diskussionen um kommunale oder wenig Aufgaben an die gemeindliche aus die Auffassung vertreten, daß das In- Verwaltungsstrukturen, die im Ergebnis Ebene abzugeben bereit waren. Es gibt nenministerium relativ wenig Kenntnisse durch den Innenminister ausgelöst wur- weder eine Analyse des Landes darüber, über die kommunalen Verwaltungsstruk- den und durch den freiwilligen Zusam- welche Aufgaben besser auf der gemeind- turen unterhalb der Städte von 20.000 menschluß der Kommunen auf Fehmarn lichen Ebene erfüllt werden können, noch Einwohnern hat. Der Innenminister ist von einem praktischen Beispiel begleitet gibt es eine Feststellung darüber, daß die Kommunalaufsicht über die Städte mit wurden. Seit dieser Zeit, als der Innenmi- Gemeinden ihre derzeitigen Aufgaben mehr als 20.000 Einwohner und wenn es nister das Thema in der Presse ansprach nicht erfüllen können. Warum also diese um Kommunalberichte des Innenministe- und dabei verlautbaren ließ, daß er auf ei- Diskussion? riums geht, fällt seit Jahren auf, daß dort nen Anstoß von der Basis wartet, haben Umso unverständlicher wird die Diskussi- fast ausschließlich Informationen aus die- wir darüber die Diskussion im Land. Der on, wenn man berücksichtigt, daß zwar sen städtischen Bereichen herangezogen Anstoß kam dann auch – geradezu wie der Innenminister offiziell die Kommunen werden. Geht es um die Finanzlage der bestellt – vom Städteverband, der den zur Kooperation auffordert, im Innen- und Kommunen, dann greift das Innenministe- Innenminister, einen ehemaligen Bürger- Rechtsausschuß des Landtages auch er- rium auf seine Kenntnisse über die Finanz- meister einer Stadt, in dieser Frage un- klärt, daß er bereit ist, die Aufgaben der situation der Städte über 20.000 Einwoh- terstützte. Schon länger war deutlich ge- Bauaufsicht auf die gemeindliche Ebene ner zurück. Deren Bürgermeisterinnen und worden, daß im Innenministerium maß- zu verlagern. Einen solchen Zusammen- Bürgermeister kennt der Innenminister gebliche Personen sehr intensiv an der schluß hat das Amt Kropp für mehrere auch persönlich aus früheren Zeiten seiner Veränderung der Verwaltungsstrukturen Ämter organisiert. Ein entsprechender An- kommunalen Tätigkeit und auch leitende arbeiten, aber zugleich in Abrede stellen, trag ist dennoch vom Innenminister abge- Mitarbeiter des Innenministeriums haben daß man an Gebietsreformen denkt. lehnt worden. Anstatt den antragstellen- von früher her sehr kollegiale Verbindun- Zwangsläufig stellt man sich die Frage da- den Ämtern auch in formalen Fragen be- gen zu diesen Bürgermeisterinnen und bei, was eigentlich der Anlaß dafür ist, daß hilflich zu sein, hat das Innenministerium Bürgermeistern. Ein Indiz für die mangeln- es solche Bestrebungen im Innenministe- hier auf stur geschaltet. Die Art und Weise, den Kenntnisse der Amts- und kleineren rium gibt. In den letzten Jahren hat es in- wie das Amt Kropp diesen Vorgang be- Kommunalverwaltungen zeigt sich in Fol- tensive Diskussionen um die Kommunal- handelt hat, hat der hohen Ministerialver- gendem: verfassung gegeben. Dabei ist aber zu kei- waltung nicht gefallen. Es sollte doch noch Wenn es um Anschriften im gemeindlichen nem Zeitpunkt in der öffentlichen Diskus- einmal deutlich gemacht werden, wer Herr Bereich, um Akteure in den gemeindlichen sion von irgendeiner Gruppe, Partei oder im Haus ist, und da natürlich auch der be- Verwaltungen geht, haben die Ministerien von Fachleuten die Auffassung vertreten troffene Kreis sich selbst vehement dage- jahrelang beim Gemeindetag nachgefragt, worden, daß die kommunale Verwaltungs- gen wehrt, daß Aufgaben der Bauaufsicht denn das Land selbst hatte offenbar keine struktur in Schleswig-Holstein zu spürba- bei ihm herausgenommen werden, hat entsprechenden Dateien dafür. Wir haben ren Defiziten in der kommunalen Verwal- man das Ansinnen des Amtes schlicht und vor einiger Zeit der Staatskanzlei unser tung führt. Lebhafte Diskussionen hat es ergreifend abgelehnt. Eigentlich müßte Material zur Verfügung gestellt mit der Bit- gegeben über die Frage des Aufbaus der sich ein Innenminister, der durch die Lan- te dafür zu sorgen, daß das Land selbst Landesverwaltung. Es hat auch Kritik des de mit der Forderung nach mehr Koope- seine Dateien auf Vordermann bringt, Landesrechnungshofs an größeren städti- ration zieht, durch seine eigene Verwal- denn der Gemeindetag arbeitet nicht für schen Verwaltungen gegeben, aber nicht tung brüskiert vorkommen. Oder liegt es das Land, sondern wird über Mitglieds- an den Strukturen generell. einfach daran, daß es nicht in das Konzept beiträge der Gemeinden finanziert. Aber Bei Fragen der Funktionalreform ist zwar des Innenministeriums paßt, daß sich die es ist schon bezeichnend, daß die Kennt- vereinzelt auch die Frage aufgeworfen ländlichen Gebiete selbst verwalten wol- nisse im Innenministerium über den ländli- worden, ob diese oder jene Aufgabe auf len, und daß sie nicht zu Objekten städti- chen Bereich nicht so intensiv sind, wie die gemeindliche Ebene verlagert werden scher Verwaltungen degradiert werden über die Städte. kann, wobei es aber in der Regel keine wollen? Der Gemeindetag hat Mitte 2002 seine Schwierigkeiten gemacht hat, zu sachge- Auf eine solche Degradierung zu Objekten Vorschläge zur Novellierung der Amtsord- rechten Differenzierungen zu kommen, städtischer Verwaltungen läuft geradezu nung dem Innenminister zugeleitet mit der wie dies auch bisher schon bei einzelnen die Forderung des Innenministeriums hin- Bitte um ein Gespräch, um diese Vor- Aufgabenfeldern der Fall ist. Es gibt klei- aus, die Amtsverwaltungen, die in Städten schläge erläutern zu können. Anfang Ja- nere städtische Verwaltungen, die seit oder hauptamtlich verwalteten Gemein- nuar erhielt der SHGT dann eine formale Jahren unbeanstandet die Bauaufsicht den ihren Sitz haben, aufzulösen und in die Eingangsbestätigung ohne inhaltliche wahrnehmen. Es gibt Differenzierungen städtischen Verwaltungen zu integrieren. Ausführungen. Auf der Fachtagung der bei der Aufgabenzuweisung, und zwar Dabei wird immer darauf verwiesen, daß Leitenden Verwaltungsbeamten durften nach der Größenordnung der Kommunen, es ein erfolgreiches Modell der geschäfts- wir dann als Gäste zum ersten Mal inhalt- aber es gab keinerlei Hinweise darauf, daß führenden Gemeinde im Rahmen des § 23 liche Stellungnahmen des Innenministeri- prinzipiell eine Verlagerung von Aufgaben Amtsordnung gibt. Hier wird aber schlicht ums zu unseren Vorschlägen aus dem auf die Gemeinden wegen der Größe der übersehen, daß diese Modelle historisch Mund des dort anwesenden Staatsse- Gemeinde- und Amtsverwaltungen schei- gewachsen sind, daß es sich dabei um kretärs zur Kenntnis nehmen. Von der tern müßte. Diese Hinweise gab es insbe- amtsangehörige Gemeinden handelt, und Form her schon erstaunlich, daß nicht mit sondere nicht vom Land, allenfalls von ei- daß die Strukturen der geschäftsführen- den Initiatoren, sondern mit Dritten darü- nigen Kreisen oder besser gesagt Landrä- den Gemeinde und des Umlandes in vie- ber gesprochen wird. Liegt dies daran, ten, die schlicht und ergreifend zwar len Punkten vergleichbar sind. Dies ist daß die Vorschläge des Gemeindetages, zusätzliche Aufgaben des Landes für die aber in der Masse der betroffenen 30 die auf eine Stärkung der Amtsverwaltun-

102 Die Gemeinde SH 4/2003 gen hinausliefen und die Fortentwicklung Kommunen im Landesschnitt bei 6.000. sie nicht öffentlich preisgegeben. Folgt bewährter Strukturen vorschlagen, nicht in In Schleswig-Holstein sind dies immerhin man aber dem Grundsatz, daß Aufgaben- die Konzeption des Innenministers zur knapp 10.000. Hessen hat nur 419 Ge- profile die Organisation bestimmen sollen, Schaffung von großen Verwaltungen pas- meinden und Städte. Schaut man sich dann wäre für Schleswig-Holstein erst ein- sen? dort den kreisangehörigen Raum an, dann mal notwendig beweiskräftig festzustellen, Bewußt oder unbewußt wird im Rahmen stellt man fest, daß die dortigen haupt- daß die derzeitige Aufgabenwahrneh- dieser Diskussionen – selbst wenn es offi- amtlichen Gemeinden im Schnitt 10.000 mung durch die gemeindliche Ebene nicht ziell um Verwaltungsstrukturen geht – im- Einwohner betreuen, also etwa die glei- mehr sachgemäß, nicht kostengünstig mer die Zahl von 1.200 Gemeinden in che Größenordnung wie in Schleswig-Hol- und nicht mehr zukunftsfähig ist. Hin und Schleswig-Holstein ins Spiel gebracht. stein. Nur Nordrhein-Westfalen zeigt wieder tauchen dann in der Diskussion ne- Nicht nur Eingeweihte sollten wissen, daß deutlich andere Zahlen, denn dort wer- bulöse Hinweise auf die Konsequenzen 1.029 ehrenamtlich geleitete Gemeinden den im kreisangehörigen Bereich von des E-Government oder den Aspekt auf, in Schleswig-Holstein über keine eigenen 373 Gemeinden im Durchschnitt ca. daß die Kommunen europafähig gemacht Verwaltungen verfügen. Es gibt in Schles- 25.000 Einwohner betreut. Offenbar ist es werden müssen. Auch hier also wenig wig-Holstein 118 Amtsverwaltungen, 49 das Ziel des Innenministers, sich an Konkretes und Nachprüfbares. Betrachtet amtsfreie Gemeinden, 59 kreisangehörige diesen Maßstäben aus Nordrhein-Westfa- man sich einmal den Freistaat Bayern mit Städte, 4 kreisfreie Städte und 11 Land- len zu orientieren. Dies ist auch gar nicht seiner ebenfalls kleinteiligen Kommunal- kreise. Dies sind insgesamt etwa 250 so verwunderlich, hat es doch schon seit struktur, dann muß man neidisch feststel- Kommunalverwaltungen in Schleswig- einigen Jahren in Schleswig-Holstein den len, daß diese Kommunen dort allerdings Holstein. Auch wird fälschlicherweise be- Hang der politischen Führung gegeben, mit tatkräftiger Unterstützung des Landes hauptet, die Kommunalstruktur in Schles- sich sehr stark an nordrhein-westfäli- fähig sind, sehr viel mehr europäische Mit- wig-Holstein sei für Deutschland ganz schen Verhältnissen zu orientieren und tel im Vergleich dort zu binden, als das in ungewöhnlich. Rheinland-Pfalz hat bei diese mit mehr oder minder großem Er- Schleswig-Holstein der Fall ist. Es liegt of- 3,7 Mio. Einwohnern im Verhältnis zu folg nach Schleswig-Holstein zu übertra- fensichtlich nicht an der Kommunalstruk- Schleswig-Holstein mehr Gemeinden als gen. tur, sondern an der Landespolitik! unser Land. In Bayern liegt die von haupt- Nein, eine echte Konzeption ist hinter den amtlichen kommunalen Verwaltungen be- Verlautbarungen des Innenministeriums treute Einwohnerzahl kreisangehöriger zur Zeit nicht zu erkennen, zumindest wird Ihr Dr. Hartmut Borchert

Aufsätze

schuß mit eingebunden ist. Auch wenn es Die „Verbund-Verwaltung“ als neue sich hier um Verwaltungen im engeren Sin- ne der jeweiligen geschäftsführenden Ge- Form integrativer kommunaler meinde handelt, ist in der Regel im Amts- bereich diese Verwaltung auch als eigene Zusammenarbeit an einem Ort Verwaltung anerkannt. Probleme rechtlicher Art sind allerdings in Dr. Hartmut Borchert, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des SHGT den letzten Jahren dadurch entstanden, daß durch die Direktwahl des hauptamtli- 1. Bisherige Form der Zusammenar- Gemeindetages und zeigen dabei ganz chen Bürgermeisters, der gleichzeitig Lei- beit deutlich die Palette der Zusammenarbeits- tender Verwaltungsbeamter ist, vertragli- Gerade im kommunalen Bereich außer- möglichkeiten. che Regelungen im Personalbereich zwi- halb der Ballungszentren findet eine inten- Da wir uns hier speziell mit dem Bereich schen Amt und geschäftsführender Ge- sive Zusammenarbeit der Gemeinden der Amtsverwaltung beschäftigen, finden meinde in dieser Frage nicht mehr möglich statt, die im wesentlichen auch reibungs- wir natürlich im Rahmen des § 23 Amts- sind. Dies ist bisher in den geschäfts- los funktioniert und daher nicht besonders ordnung ebenfalls eine besondere Form führenden Gemeinden faktisch noch nicht im Licht der Öffentlichkeit steht. Hierzu der Zusammenarbeit vor. Daß die ge- zu einem Problem geworden, könnte sich gehören insbesondere die klassischen schäftsführende Gemeinde im Amt die aber bei Veränderung des kommunalpoli- Formen der Zusammenarbeit, bei denen Verwaltung stellt und diese Verwaltung die tischen Klimas durchaus zu einem Pro- mehrere Gemeinden zusammen entweder eigene Amtsverwaltung ersetzt, hat sich in blem entwickeln. einzelne oder verschiedene zusammen- den Fällen, die wir zur Zeit in Schleswig- Zu den Formen der Zusammenarbeit hängende Aufgaben lösen. Dafür steht in Holstein haben, aus meiner Sicht durch- gehört auch die Möglichkeit des § 1 Abs. erster Linie die Verwaltungsform des aus bewährt. , , , 3 Nr. 2 der Amtsordnung, nämlich die Bil- Zweckverbandes, die ein geeignetes In- , Aumühle-Wohltorf, Hohenlock- dung einer Verwaltungsgemeinschaft strument ist, bestimmte Aufgaben ge- stedt, , Kropp, Büsum. Sie ist nach § 19 a des Gesetzes über die kom- meinsam zu erfüllen. Als Beispiel sind hier dort historisch gewachsen, verschiedent- munale Zusammenarbeit. Hier kann durch nur die Vielzahl der Schulverbände, aber lich haben sich auch Amtsverwaltungen in einen öffentlich-rechtlichen Vertrag verein- auch die großen Zweckverbände des Lan- die Verwaltungen geschäftsführender Ge- bart werden, daß ein Beteiligter, also hier des Schleswig-Holstein, wie der Abwas- meinden verwandelt, wie das die Fälle ein Amt, zur Erfüllung seiner Aufgaben die ser-Zweckverband , Zweckver- Fockbek und Kropp in den letzten Jahren Verwaltung eines anderen Beteiligten in band und Wege-Zweckver- gezeigt haben. Ein besonderes Kennzei- Anspruch nimmt. Das Gesetz bestimmt band zu nennen. Gerade die chen dieser Konstruktion ist aber das, daß ausdrücklich, daß die Rechte und Pflich- letzteren machen deutlich, wie hier in wirt- die geschäftsführende Gemeinde selbst ten als Träger der Aufgabe davon un- schaftlich sinnvoller Form auch zusam- Mitglied des Amtes ist und daher das berührt bleiben. Es besteht ein fachliches mengearbeitet wird. Über 30 dieser Schicksal des Amtes insgesamt teilt und in Weisungsrecht der Körperschaft, die Auf- Zweckverbände sind auch Mitglieder des die Entscheidungsfindung im Amtsaus- gabenträger ist gegenüber der „dienstlei-

Die Gemeinde SH 4/2003 103 stenden Behörde“. Das Gesetz eröffnet Ein besonderer Fall ist auch noch bei der reichen Einfluß hat, der aber de jure eine sogar die Möglichkeit in § 19 a Abs. 2 Gemeinde Reußenköge gegeben, die fremde Verwaltung bleibt. Dies mag in den GKZ, daß in dem öffentlich-rechtlichen amtsfrei ist und ihre Verwaltung entspre- zur Zeit praktizierten Beispielen hinnehm- Vertrag dem Träger der Aufgabe weiterge- chend § 19 a GKZ auf die Stadt Bredstedt bar sein, muß aber, wenn es zu einem Ge- hende Rechte insbesondere bei der Be- übertragen hat. samtsystem für die kommunale Ebene in stellung von Dienstkräften eingeräumt Kommt man zu einer Wertung der Situati- Schleswig-Holstein, d. h. für die Masse werden können. D. h., auch in diesem Fall on, dann haben sich die Modelle durchaus der Gemeinden angewandt werden soll, in hat sozusagen die auftraggebende Ge- bewährt, haben aber auch ihren speziellen verschiedener Hinsicht hinterfragt werden. meinde einen gewissen Einfluß auf das historischen und landschaftlichen Hinter- Ausgangspunkt muß die Überlegung sein, Personal der dienstleistenden Behörde. grund, so daß es keineswegs als gesichert daß wir hier von „kommunaler Selbstver- Allerdings ist auch hier der Bürgermeister angesehen werden kann, daß sie zum waltung“ sprechen und im Rahmen des der geschäftsführenden Gemeinde von Maßstab einer großflächigen Verwaltungs- Art. 28 Abs. 2 des GG gehören zu den Gesetzes wegen Leitender Verwaltungs- struktur für den kommunalen Bereich in Kernbestandteilen, die durch das Grund- beamter, so daß das Amt auf diese zen- Schleswig-Holstein gemacht werden kön- gesetz hinsichtlich der Selbstverwaltung trale leitende Funktion in der Verwaltung nen. geschützt sind, nicht nur der Bereich Pla- keinen unmittelbaren Einfluß hat. Diese Der schleswig-holsteinische Gesetzgeber nungshoheit, die Finanzautonomie, die Fälle der Verwaltungsgemeinschaft wer- hat bisher in vielfältiger Form die sich tra- Gebietshoheit, sondern ganz wesentlich den praktiziert im Falle des Amtes Kap- ditionell entwickelten Strukturen in Schles- auch die Personal- und Organisationsho- peln-Land (ca. 3.000 Einwohner) Stadt wig-Holstein beachtet und sie behutsam heit. Das bedeutet, daß über die Begriffe Kappeln (ca. 11.000 Einwohner); Amt weiterentwickelt. So ist heute noch der Personal- und Organisationshoheit die Lütau (ca. 3.000 Einwohner) Stadt Lauen- Begriff Kirchspielslandgemeinde erhalten Kommune als Gebietskörperschaft im burg (ca. 12.000 Einwohner). geblieben, auch wenn die rechtliche Qua- Prinzip eine eigene Verwaltung haben Während in den Fällen der geschäfts- lifizierung gegenüber den anderen Ämtern muß, die sie steuern und beeinflussen führenden Gemeinde vielfach festzustellen zu keinen Besonderheiten führt. Wir haben kann. Führt eine Veränderung von Verwal- ist, daß etwa ein gewisses Gleichgewicht eine erhebliche Spreizung der Einwohner- tungsstrukturen in Schleswig-Holstein da- zwischen der Einwohnerzahl der ge- zahlen für die Ämter von unter 3.000 bis zu, daß man sagen könnte, mehr als die schäftsführenden Gemeinde und dem über 16.000, wobei bei den kleineren Äm- Hälfte der Gemeinden als weiterhin beste- übrigen Amt besteht, haben wir in den bei- tern gerade auch landschaftlich und damit hende Gebietskörperschaften haben gar den Fällen des § 19 a GKZ eine Situation, strukturpolitisch festliegende Eckpunkte keine eigene Verwaltung mehr, sondern die eine deutliche Dominanz der dienstlei- maßgeblich waren. Die innere Struktur der werden fremdverwaltet, dann stellt sich stenden Stadt zeigt. Ämter mit ihren Organen und Gremien ist zwangsläufig aus meiner Sicht die Frage Die wesentlichen Unterschiede zwischen Anfang der 90er Jahre weiterentwickelt nach Art. 28 Abs. 2 GG. § 23 Amtsordnung und § 19 a GKZ beste- worden, indem man zu einer verbesserten Die vom Innenminister bisher stark favori- hen darin, daß im Falle des § 23 die ge- Repräsentanz der Gemeinden die Amts- sierte Zielsetzung, ohne Gebietsreform die schäftsführende Gemeinde amtsan- ausschüsse vergrößerte. Damit haben Verwaltungsstrukturen stark zu verändern, gehörig ist, während dies bei § 19 a GKZ aber bei der unterschiedlichen Größen- geht von der Unterstellung aus, daß Ver- nicht der Fall ist. Im letzteren handelt es ordnung der Ämter nicht nur hinsichtlich waltungs- und Gebietsstrukturen beliebig sich ganz eindeutig um eine echte und ihrer Einwohnerzahl, sondern auch wegen trennbar sind. Schon bei der Amtsverfas- vollständige Fremdverwaltung, während der beteiligten Gemeinden, einige Amts- sung haben wir in Ansätzen die Diskussi- bei § 23 Amtsordnung nur von einer parti- ausschüsse inzwischen eine Größe ange- on um die demokratische Legitimation der ellen Fremdverwaltung gesprochen wer- nommen, die nicht mehr beliebig vermehr- Amtsverwaltungen, und zwar als Verwal- den kann. bar ist. D. h., die Zusammenlegung von tungen. Wir haben das im vergangenen Ich möchte in das Thema hier aber auch Ämtern würde die Struktur des Amtsaus- Jahr diskutiert unter dem Aspekt des Zu- noch die Probleme einführen, die sich aus schusses, die jetzt eine zwingende Reprä- wachses an Selbstverwaltungsaufgaben dem Umstand ergeben, daß wir in Schles- sentanz jeder Gemeinde vorsieht, unmög- bei den Ämtern. Eine Fremdverwaltung wig-Holstein zur Zeit noch mehrere Ge- lich machen. Bei einer Zusammenfassung bringt eine Vielzahl von Legitimationspro- meinden haben, die amtsfrei sind, die zwar von bestimmten Ämtern – die geogra- blemen mit sich. eine eigene Verwaltung haben, aber von phisch denkbar wäre – würden wir mehr Warum ist es denn notwendig, daß Selbst- der Möglichkeit des § 49 Abs. 4 Gebrauch als 30 Mitgliedsgemeinden haben und verwaltung über eine eigene Verwaltung gemacht und auf einen hauptamtlichen dies würde dann die Struktur des Amtes in verfügen muß – diese Frage wird man sich Bürgermeister verzichtet haben, da sie Frage stellen. Diese Problematik würde vielleicht stellen –, wenn man primär die weniger als 5.000 Einwohner haben. Dies zwangsläufig, zumindest in diesen Fällen, sogenannte Dienstleistungsfunktion an sind die Gemeinden Friedrichskoog, List die Fragestellung aufwerfen, ob nicht dann Verwaltung in den Vordergrund stellt. Das auf Sylt, Großenbrode, Sörup, Boostedt, wenigstens veränderte Gebietsstrukturen weitere Nachdenken führt dazu, daß man Aumühle und Mönkeberg. Dabei ist fest- notwendig sind. Also auf diesem Umweg durchweg feststellen muß, daß ein beauf- zustellen, daß in den letzten Jahren die käme man dann doch zur Diskussion der tragter Dienstleister immer in einem ande- Gemeinden Friedrichskoog, Mönkeberg Gebietsreform. ren Verhältnis zu dem Auftraggeber steht, und Aumühle von der Hauptamtlichkeit in als die eigene Organisation, die bis ins De- die Ehrenamtlichkeit zurückgekehrt sind, 2. Warum „Verbund-Verwaltung“? tail hinein beeinflußt werden kann. Es ist und daß zusätzlich bei der Gemeinde Meine Überlegungen zum Thema „Ver- vielfach auch eine Frage der Verwaltungs- Aumühle die besondere Situation besteht, bund-Verwaltung“ – den Begriff habe ich kultur, die dahinter steckt. Man stelle sich daß diese Gemeinde geschäftsführend im sozusagen als arbeitstechnischen Begriff etwa vor, die Landeshauptstadt Kiel ver- Amt Aumühle-Wohltorf tätig ist, und daß gewählt, ohne mich dabei auf ihn festlegen waltet mit ihrem großen Apparat die Um- jetzt durch diese Konstruktion der ehren- zu wollen – versuchen das Problem zu lö- landgemeinden wie Mönkeberg, Kronsha- amtliche Bürgermeister der Gemeinde sen, daß die in § 23 Amtsordnung und gen und Altenholz mit, so daß diese auf ei- Aumühle gleichzeitig Leitender Verwal- §19 a GKZ gewählten Formen der Zu- genständige Verwaltungen verzichten tungsbeamter des Amtes geworden ist. sammenarbeit im Prinzip dazu führen, daß könnten. Man könnte sagen, Kiel hätte Diese Beispiele zeigen, daß bei unserer hier eine Fremdverwaltung stattfindet, daß dann zusätzlich 40.000 Einwohner zu ver- vielfältigen kommunalen Landschaft kaum ein fremder Dienstleister eingeschaltet walten. Kiel hatte in der Nachkriegszeit etwas möglich ist, was es nicht auch gibt. wird, auf den man zwar in bestimmten Be- über 280.000 Einwohner und ist jetzt auf

104 Die Gemeinde SH 4/2003 Kommunalstrukturen schon auf der jetzt bestehenden Rechts- Land Gemeinden Kreisangehörige Samtgemeinde Einwohner im Durchschnitt grundlage durch eine erweiterte Anwen- insgesamt Gemeinden und Verwaltungsgemein- Kreisangehörige kreisangehörigen Einwohner pro dung des § 23 Amtsordnung in vielen Fäl- Städte mit eigener schaften (etc.) Verwaltungen Raum Verwaltungseinheit Verwaltung (Mitgliedsgemeinden), ca. ca. len eine die örtlichen Bedürfnisse zufrie- Ämter = denstellende Lösung erreicht werden. Bayern 1 2.051 995 314 (1.056) 1.309 7,5 Mio. 6.000 Dies wird aus psychologischen Gründen Rheinland-Pfalz 2 2.306 38 163 (2.257) 201 2,7 Mio. 14.000 Baden-Württemberg 1.110 75 347 (922) 347 7,5 Mio. 22.000 aber nicht überall machbar sein. Hessen 426 419 --- 419 4,2 Mio. 11.000 Ziel sollte es sein, daß sich Ämter und Ge- Niedersachsen 3 1.031 279 142 (743) 412 5,6 Mio. 14.000 meinden zur dauerhaften und teilweise Nordrhein-Westfalen 396 373 --- 373 9,4 Mio. 25./26.000 gemeinsamen Wahrnehmung von einzel- Saarland 52 51 --- 51 0,7 Mio. 14.000 Schleswig-Holstein 1.126 102 118 (1.024) 220 2,2 Mio. 10.000 nen Aufgabenbereichen ihre Verwaltun- gen, Einrichtungen und Betriebe unter ei- 1 In Bayern gibt es kleine hauptamtlich verwaltete Gremien unter 2.000 Einwohner mit eigenem Personal. Die Ver- ner gemeinsamen Behördenbezeichnung bandsgemeinden haben zwischen 2 und 9 Mitgliedsgemeinden. verbinden, jedoch in der internen Organi- 2 25% der Verbandsgemeinden unter 10.000 Einwohner. Kleinste Verbandsgemeinden 6.000 Einwohner. Zahl der Orts- gemeinden innerhalb der Verbandsgemeinde zwischen 2 und 51! (50% haben 10 Ortsgemeinden und weniger). 133 sation dieser Gemeinschaftsverwaltung Gemeinden unter 100 Einwohner. 46 Gemeinden mehr als 10.000 Einwohner. unterschiedliche Bereiche bilden, die ge- 3 Samtgemeinden unter 5.000 Einwohner vorhanden. Etwa 50% der Samtgemeinden unter 10.000 Einwohner. Mit- gliedsgemeinden haben zum Teil noch eigenes Personal, zumindest Schreibkraft für ehrenamtl. Bürgermeister. Größe- zielt der Wahrnehmung einzelner Aufga- re Samtgemeinden in Ballungszentren. ben der betroffenen Gemeinden dienen. In einem öffentlich-rechtlichen Vertrage wäre ca. 240.000 gesunken. Das machen die Um das Pferd von hinten aufzuzäumen, zu regeln, welche Verwaltungsaufgaben Kieler mit und die anderen zahlen entspre- würde als Ergebnis herauskommen ein durch die gemeinsame Verwaltung ge- chende Verwaltungskostenbeiträge. Briefkopf auf dem steht Gemeinde- und meinsam für alle erledigt werden und wel- Die Selbstverwaltung in den benachbarten Amtsverwaltung xyz und wo in Weisungs- che sachlichen und persönlichen Mittel Kommunen Kiels wäre ausschließlich auf angelegenheiten ein Siegel geführt wird, dazu von dem Träger der verbundenen den fachlichen Rat einer städtisch gepräg- das ebenfalls die Bezeichnung Gemeinde- Verwaltung jeweils zur Verfügung gestellt ten Verwaltung angewiesen, auf deren und Amtsverwaltung xyz tragen müßte. werden. Verwaltungsleitung zwar ein gewisser Ein- Warum ist das vielleicht notwendig? In der Vereinbarung wäre außerdem zu re- fluß ausgeübt werden könnte, der aber Wer in unserer digitalen Welt z. B. das Amt geln, wie die Kostenaufteilung für die ver- doch sehr begrenzt wäre. Abgesehen von Lütau erreichen will, findet es nicht. Die E- bundene Verwaltung zwischen den Ver- der Frage der Ermittlung der zu tragenden Mail-Adresse ist die der Stadt Lauenburg. waltungspartnern erfolgt und welche Vor- Verwaltungskosten würde eine ganz an- Auch die übrigen Ämter, die fremd verwal- aussetzungen für Veränderungen zu dere Verwaltungskultur plötzlich in Alten- tet werden entweder über § 23 AO oder beachten sind. In der Vereinbarung ist zu holz Platz greifen, als das bisher der Fall §19 a GKZ, haben keine eigene E-Mail- regeln, in welchem Haushalt der beteilig- gewesen ist. Welche Bedeutung der Ge- Adresse. Dies fällt nur wegen der Na- ten Träger die notwendigen Veranschla- setzgeber der Einflußnahme der Selbst- mensidentität Gemeinde Trittau/Amt Trit- gungen für die verbundenen Verwaltungen verwaltung beimißt, ist in den letzten Än- tau nicht sofort auf. erfolgen. Die Träger der verbundenen Ver- derungen der Kommunalverfassung deut- Ziel ist es, in einer besonderen Kooperati- waltungen können eine gemeinsame lich geworden. Die personellen Mitwir- onsform eine nach sachlichen und örtli- Behördenbezeichnung vereinbaren. Fer- kungsrechte der Gemeindevertretung chen Möglichkeiten und Notwendigkeiten ner ist zu regeln, wer die Funktion des Lei- wurden gestärkt (§ 55 Abs. 1 Nr. 4, § 65 selbst bestimmte Organisationsform für tenden Verwaltungsbeamten des Amtes Abs. 1 Nr. 4, Abs. 3 GO). Dies gilt auch für eine optimale Zusammenarbeit zu bieten ausübt – die gesetzliche Verknüpfung mit Organisationsfragen. Die Selbstverwal- und dennoch im eigentlichen Selbstver- dem hauptamtlichen Bürgermeister soll ja tungsorgane in den hauptamtlich verwal- waltungsbereich die größtmöglichen aufgehoben werden. Dazu können auch teten Städten und Gemeinden wurden ge- Spielräume zu eigenständigen Entschei- die Vertretungsfragen und die Fragen des stärkt. Sollen die ehrenamtlichen Gemein- dungen und Einfluß auf den Vollzug zu las- Dienstvorgesetzten gehören. den und ihre Vertretungen weniger Einfluß sen. Bei Fortbestand der Eigenständigkeit In einem solchen öffentlich-rechtlichen auf Verwaltungen haben? Bei den klassi- der eine Verbund-Verwaltung tragenden Vertrag könnte ferner geregelt werden, schen Fremdverwaltungen wäre das der Kommune sind gemeinsame Gremien für daß für die Aufgaben der verbundenen Fall. den Kooperationsbereich notwendig. Die- Verwaltung insgesamt oder teilweise die Mit dem Thema Verbund-Verwaltung se Strukturen sollten zwar transparent Zuständigkeiten nach § 28 GO bzw. § 10 möchte ich erreichen, daß insbesondere in sein, müssen aber zwangsläufig die Gre- Amtsordnung entweder bei der Gemein- den 30 Fällen, in denen gemeindliche/ mienvielfalt erhöhen (Stichwort: Verbund- devertretung oder beim Amtsausschuß städtische Verwaltungen und Amtsverwal- oder Kooperationsausschuß). liegen. Auch hier sind natürlich gesetzliche tungen vor Ort sind, vertiefte Formen der Bei dieser Konstruktion stellt sich natürlich Änderungen und Anpassungen notwen- Zusammenarbeit entwickelt werden, die zwangsläufig auch die Frage nach dem dig. es allen beteiligten Gebietskörperschaften Behördenleiter. Die heutige Regelung, daß Für die verbundene Verwaltung können ermöglichen zu sagen, daß das „ihre Ver- der hauptamtliche Bürgermeister der Ge- gemeinsame Satzungen beschlossen waltungen“ sind. Ziel ist daher eine ge- meinde gleichzeitig Leitender Verwal- werden, wenn die Vertretung und der meinsame Verwaltung zu schaffen, die die tungsbeamter des Amtes ist, muß in ei- Amtsausschuß dem zugestimmt haben. Identifikation und die Charakterisierung als nem solchen Fall zur Disposition einer ver- Es sei denn, das Satzungsrecht ist – wie eigene Verwaltung weiterhin erlaubt, die traglichen Regelung zwischen der hier vorgeschlagen – bereits übertragen aber ein Optimum an Kooperationsmög- Gemeinde und dem Amt gestellt werden. worden. lichkeiten ausschöpft. Dies gilt sowohl für den Fall, daß die Für die Steuerung der gemeinsamen Ver- Ziel ist es dabei, eine Behörde entstehen hauptamtlich verwaltete Gemeinde amts- waltung ist ein Verbundausschuß (Koope- zu lassen, die insbesondere im Weisungs- angehörig wird oder ist, oder daß sie wei- rationsausschuß) einzurichten, der für die bereich sowohl für Gemeinde/Stadt wie terhin amtsfrei bleibt. Ziel einer verbunde- gesamte verbundene Verwaltung die Auf- für das Amt einheitlich tätig wird, die nen Verwaltung sollte es dabei insbeson- gaben eines Hauptausschusses nach § 45 die eigentlichen Selbstverwaltungsberei- dere in den ländlichen Bereichen sein, daß a GO wahrnehmen müßte. Die Zusam- che aber weiterhin auch getrennt betreuen die amtsfreien Gemeinden/Städte dem mensetzung des Ausschusses müßte kann. Amt beitreten. Hierbei könnte sicherlich ebenfalls über eine vertragliche Regelung

Die Gemeinde SH 4/2003 105 organisiert werden. In einem solchen Aus- Die repräsentativen Funktionen des Bür- Gemeinde oder Stadt wie auch für das schuß müßten dem hauptamtlichen Bür- gervorstehers oder des Amtsvorstehers Amt ein Höchstmaß von Identifikation über germeister, dem Bürgervorsteher, dem ändern sich nicht, soweit sie ihre Gebiets- den öffentlich-rechtlichen Vertrag erreicht Amtsvorsteher und dem Leitenden Ver- körperschaften repräsentieren. werden kann. Dabei ist im Rahmen eines waltungsbeamten Teilnahme- und Rede- solchen öffentlich-rechtlichen Vertrages rechte eingeräumt werden, um die ent- 3. Resümee natürlich auch ein Konfliktregelungsinstru- sprechende Interessenvertretung zu ge- Der Gedanke der Verbundverwaltung mentarium zu schaffen, denn Konflikte währleisten. Z. B. könnte auch ein kommt dem eines Zweckverbandes für sind bei einer solchen vielleicht in der An- jährlicher Wechsel im Vorsitz vereinbart Verwaltungsaufgaben sehr nahe, weil vor fangsphase nicht ganz einfach zu nennen- werden. allen Dingen im Rahmen des öffentlich- den Konstruktion nicht von vornherein rechtlichen Vertrages, der abgeschlossen auszuschließen. Wichtig ist, daß im Rahmen der öffentlich- werden soll, eine hohe Dispositionsmög- Es war nicht meine Absicht, heute ein aus- rechtlichen Vereinbarung die Zugriffsrech- lichkeit für die örtlichen Akteure bestehen formuliertes und geschlossenes Konzept te auf die Verwaltung und die Möglichkei- muß, die Intensität der Zusammenarbeit vorzustellen. Es sind erste Überlegungen ten der Beeinflussung der Verwaltungskul- selbst zu regeln und zu steuern. D. h., die und Gedankenskizzen, die das Ziel verfol- tur durch das Ehrenamt stärker gesichert Konstruktion sollte und muß flexibel genug gen, eine Fremdverwaltung der Ämter werden, als dies bisher in den Fällen des sein, um unterschiedlich angestrebten Ko- durch die Verwaltungen der zentralen Or- § 23 Amtsordnung und § 19 a GKZ der operationsgraden zu entsprechen. Dies te, seien es nun Gemeinden oder Städte, Fall ist. wird nur möglich sein, wenn sowohl für die zu verhindern.

Rechnung getragen, eine „ganzheitliche“ Sind die heutigen Verwaltungsstruk- Überprüfung der Verwaltungsstrukturen unter Berücksichtigung sowohl der kom- turen für den ländlichen Raum noch munalen als auch der Landesebene hat bislang jedoch nicht stattgefunden. zeitgemäß? Es ist immer wieder die Frage aufgekom- men, inwieweit die schleswig-holsteini- Ulrich Lorenz, Staatssekretär im Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein* schen Verwaltungsstrukturen unter dem Gesichtspunkt der Verwaltungseffizienz Für die Einladung zu Ihrem Frühjahrssemi- Untersuchung in der zweiten Jahreshälfte zukunftsfähig sind. Im Blickpunkt stand nar danke ich Ihnen herzlich. Gerne kom- 2003 vorliegen. und steht insbesondere die – im Länder- me ich Ihrer Bitte nach, mit Ihnen über das In Anbetracht dieser noch im Prozess be- vergleich objektiv festzustellende – klein- Thema „Sind die heutigen Verwaltungs- findlichen Diskussion bitte ich um Ver- teilige kommunale Gliederung Schleswig- strukturen für den ländlichen Raum noch ständnis, wenn ich mich dem Thema „Ver- Holsteins. Ohne Zweifel spielt diese histo- zeitgemäß?“ zu diskutieren. waltungsstrukturen im ländlichen Raum“ risch gewachsene Gebietsstruktur eine Sie alle haben die öffentliche Diskussion mit einer gewissen Zurückhaltung nähern wichtige Rolle für die Identifikation der Ein- über die derzeitigen Verwaltungsstruktu- werde. Aber: Natürlich haben wir klare wohnerinnen und Einwohner mit ihrer Ge- ren in Schleswig-Holstein und möglichen Vorstellungen darüber, wie eine künftige meinde und damit auch für ihre Bereit- Veränderungsbedarf verfolgt. Die Ämter, Verwaltungsstruktur aussehen könnte. schaft, sich uneigennützig für die Gemein- die die Verwaltung im ländlichen Raum in Das Ganze ist aber ein Prozess, der es er- de zu engagieren. Das erklärt auch die teils Schleswig-Holstein nachhaltig prägen, fordert, dass alle Beteiligten ihre Vorstel- heftigen Reaktionen auf die Debatte um ei- sind von dieser Diskussion zentral betrof- lungen einbringen können, deshalb gibt es ne Verwaltungsneugliederung. Dieser As- fen. keine Vorfestlegung. pekt wird aber spätestens dann an Ge- In der aktuellen Diskussion besteht Einver- wicht verlieren, wenn die Gemeinde ihre Auch der Innen- und Rechtsausschuss nehmen darüber, dass die Verwaltungs- Handlungs- und Gestaltungsfähigkeit un- des Schleswig-Holsteinischen Landtages strukturen einer Überprüfung bedürfe. ter anderem auch wegen ihrer geringen befasst sich gegenwärtig mit dem Thema Ganz überwiegend wird auch ein grund- Größe weitgehend einbüßt. Eine Gemein- „Verwaltungsstrukturreform“. Vorgesehen sätzlicher Veränderungsbedarf angenom- de, die die Gestaltung der wesentlichen ist zunächst eine Bestandsaufnahme der men. Ausgangspunkt sind die sich stetig örtlichen Angelegenheiten nicht mehr gegenwärtigen Situation. Angesichts der wandelnden gesellschaftlichen Rahmen- selbst tragen kann, wird kaum mehr als Komplexität des Themas und den weitrei- bedingungen: Identifikationsfigur taugen. Ich bin des- chenden Auswirkungen einer Verwal- – Globalisierung der Wirtschaft, halb überzeugt, dass an einer Änderung tungsstrukturreform ist eine solche Ermitt- – gestiegene Anforderungen der Europäi- der gegenwärtigen Verwaltungsstrukturen lung des Ist-Zustandes unabdingbar. Nur schen Union an die Regionen, kein Weg vorbeiführen wird. Dafür aber eine exakte Beschreibung der aktuellen – wachsende Mobilität der Menschen in gibt es verschiedene Wege. Strukturen bietet eine solide Grundlage für Stadt und Land, Die Insel Fehmarn hat einen Weg gewie- ein tragfähiges Veränderungskonzept. – der Einsatz neuer Informations- und Te- sen. Um Missverständnissen vorzubeu- Der Innen- und Rechtsausschuss hat in lekommunikationstechnologien, gen: Die Rede ist nicht von einer „staatlich seiner Sitzung am 27. November 2002 zu- – knappe Finanzressourcen. verordneten“ Gebietsreform! Die Kommu- dem beschlossen, vor einer Diskussion Hinzu kommen immer komplexere Anfor- nen müssen diesen Weg vielmehr aus ei- über die Verwaltungsstrukturen im ländli- derungen an die kommunale Verwaltung gener Kraft gehen. Wenn sie sich zu einem chen Raum zunächst eine Untersuchung sowie die Politik, die von ehrenamtlichen freiwilligen Gebietszusammenschluss ent- des Landesrechnungshofes abzuwarten, Funktionsträgerinnen und Funktionsträ- schließen, können sie sich allerdings der die die „Verwaltungsstrukturen und Zu- gern kaum noch zu überblicken sind. nachdrücklichen Unterstützung der Lan- sammenarbeit im kreisangehörigen Be- Zwar wurde diesen sich verändernden reich“ zum Gegenstand hat. Nach der ak- Rahmenbedingungen in den zurücklie- *Rede von Staatssekretär Ulrich Lorenz zum Früh- jahrsseminar des Fachverbandes der Leitenden Ver- tuellen Zeitplanung des Landesrech- genden Jahren durch die Änderung der waltungsbeamten am 19. Februar 2003 in Sankel- nungshofes sollen die Ergebnisse der einschlägigen Fachgesetze punktuell mark

106 Die Gemeinde SH 4/2003 desregierung sicher sein. Das Besondere re Verwaltungskraft zu bündeln und ihre des „Projektes Fehmarn“ liegt gerade in Leistungsfähigkeit damit weiter zu verstär- der Freiwilligkeit des Zusammenschlus- ken. Das muss nicht zwingend im Wege ses. Dieser Weg ist einer staatlich verord- einer Ämterfusion geschehen. Auch eine neten Gebietsreform in mehrfacher Hin- enge Zusammenarbeit zwischen Ämtern sicht weit überlegen: Er gewährleistet ein bzw. zwischen Ämtern und amtsfreien Ge- selbstbestimmtes und selbstverantwortli- meinden in Form von Verwaltungsgemein- ches Handeln der Kommunen und eine schaften nach § 19 a des Gesetzes über hohe Akzeptanz in den betroffenen Ge- kommunale Zusammenarbeit wird bereits meinden. Der Prozess auf Fehmarn wurde Effizienzgewinne freisetzen können. sehr begünstigt durch eine dort initiierte Betroffen sind dabei zunächst die Fälle, in LSE. Mit Änderung der Zuständigkeiten in denen mehrere kommunale Verwaltungen der Landesregierung ist jetzt das Innenmi- an einem Ort konzentriert sind. Angesichts nisterium für die Dorf- und ländliche Re- der angespannten Finanzlage der öffentli- gionalpolitik zuständig. Ich sage Ihnen zu, chen Haushalte dürften die Menschen we- dass wir alle uns verfügbaren Instrumente nig Verständnis dafür haben, dass in Kreis- – also auch die Möglichkeiten der LSE – städten teilweise zwei oder gar drei funk- zur Erreichung dieser Ziele einsetzen wer- tionsfähige Verwaltungen – Stadt- und den. Amtsverwaltung, eventuell auch noch die Die Kleinteiligkeit der Gemeindestrukturen Kreisverwaltung – in Sichtnähe voneinan- hat unmittelbare Bedeutung für die künfti- der Leistungen erbringen. Dass es dort er- ge Entwicklungsfähigkeit der Ämter. Auch hebliche Synergiereserven gibt, ist offen- Staatssekretär Ulrich Lorenz für sie stellt sich die Frage, welche Größe sichtlich: Zum Teil sind die wahrgenom- und welche Verwaltungskraft eine Amts- menen Aufgaben sogar identisch. Volksvertretung bedürften. verwaltung besitzen muss, um den Anfor- Als problematisch kann sich allerdings ei- Das Innenministerium teilt die Bewertung derungen der Zukunft Rechnung zu tra- ne Zusammenarbeit bzw. eine Zusam- des Gutachters nicht. Zwar trifft es zu, gen. Die von der Amtsordnung gegenwär- menlegung von Ämtern erweisen, die je- dass der Bestand der den Ämtern nach tig genannte Mindestgröße von 5.000 weils über eine größere Anzahl amtsan- §5 Abs. 1 der Amtsordnung übertragenen Einwohnerinnen und Einwohnern wurde gehöriger Gemeinden verfügen. Hier kann Aufgaben sowohl in quantitativer als auch 1966 in das Gesetz aufgenommen. Ich die Zahl der zu betreuenden Gemeinden in qualitativer Hinsicht zugenommen hat. habe erhebliche Zweifel daran, dass die- leicht auf mehr als 20 ansteigen. Der not- Der Schluss aber, dass die Aufgaben- ser Maßstab den heutigen Anforderungen wendige Aufwand wäre ganz beträchtlich, struktur der Ämter damit generell „ge- unter Berücksichtigung der veränderten wollte man eine gute Qualität bei der ver- bietskörperschaftsähnlich“ sei, lässt sich Rahmenbedingungen noch gerecht wird. waltungstechnischen und inhaltlichen Be- aus dem ermittelten Aufgabenzuwachs Die Situation der Ämter stellt sich gegen- treuung der Gemeinden aufrecht erhalten. meines Erachtens nicht ableiten. Die Un- wärtig wie folgt dar: Von den 118 Ämtern Hier setzt die kleinteilige Gemeindestruk- tersuchung lässt allerdings einen mögli- betreuen 50 Ämter weniger als 7.000 Ein- tur in Schleswig-Holstein einer Zusam- chen Trend zu einer zunehmenden Über- wohnerinnen und Einwohner. Davon lie- menarbeit der Ämter Grenzen. An der ge- tragung gemeindlicher Selbstverwal- gen 17 Ämter sogar unterhalb der Schwel- nerellen Notwendigkeit, die Verwaltungs- tungsaufgaben auf die Ämter vermuten. In le von 5.000 Einwohnerinnen und Einwoh- kraft im ländlichen Raum zu bündeln, än- diesem Zusammenhang wird sich der Ge- nern. 43 Ämter haben eine Größe von dert das jedoch nichts. setzgeber mit der Frage auseinanderset- 7.000 bis 10.000, lediglich 25 Ämter lie- Der Schleswig-Holsteinische Gemeinde- zen müssen, ob und ggf. in welcher Form gen über 10.000 Einwohnerinnen und Ein- tag hat dem Innenministerium wie auch eine zukunftsfähige Amtsverfassung „Vor- wohnern. Ich bin überzeugt, dass mit zu- den Landtagsfraktionen konkrete Vor- sorge“ hinsichtlich der Legitimationsstruk- nehmender Größe der Verwaltung auch schläge für eine Weiterentwicklung der turen der Ämter treffen muss. Dabei wird ihre Leistungsfähigkeit und damit die Qua- Amtsordnung übersandt. Grundlage für es maßgeblich darauf ankommen, wel- lität der Dienstleistungen für die Bürger die Vorschläge bildet die Untersuchung ches Verhältnis und welche Aufgabentei- steigt. Nur leistungsfähigen Kommunen "Aufgabenbestand, Legitimationsbedarf lung zwischen Amt und Gemeinde die können im Rahmen einer weitergeführten und Entwicklungspotential der Ämter in Amtsordnung künftig unterstützen und Funktionalreform Aufgaben übertragen Schleswig-Holstein" von Dr. Utz Schliesky. anstreben soll. Ein weiterer wesentlicher werden. Und nur Gemeinden und Ämter Obwohl es sich hier nur um einen ersten Punkt sowohl im Gutachten als auch in mit großer Leistungsfähigkeit werden in Baustein in der gerade erst begonnenen den Vorschlägen des Gemeindetages be- der Lage sein, Aufgaben der Kreise zu Gesamtdiskussion handelt und insbeson- trifft die Verwaltungsleitung des Amtes. Es übernehmen. Wenn immer wieder be- dere die Untersuchung und die Empfeh- geht im Kern um die Frage, ob an der aus- hauptet wird, kleinere Verwaltungseinhei- lungen des Landesrechnungshofes noch schließlich ehrenamtlichen Leitung der ten seien kostengünstiger als große, dann ausstehen, möchte ich die Gelegenheit Ämter in Schleswig-Holstein festgehalten mag das bei einer rückwärts gerichteten nutzen, um kurz auf die wesentlichen werden kann. Insbesondere in Anbetracht Betrachtung, also bezogen auf die jetzigen Feststellungen des Gemeindetages und der zunehmenden Menge und Komple- Aufgaben dieser Verwaltungen, sogar teil- des Gutachters einzugehen. Zentraler xität der staatlichen Aufgaben, die die Äm- weise zutreffen. Sie sind aber nicht zu- Punkt des Gutachtens ist die Frage der ter heute und im Kontext der Funktionalre- kunftsfähig, d.h. sie können kaum neue demokratischen Legitimation der Organe form künftig wahrnehmen sollen, ist die Aufgaben in nennenswertem Umfang des Amtes. Das Gutachten kommt unter Frage berechtigt. übernehmen. Bezugnahme auf das Urteil des Bundes- Die Entscheidung zugunsten der aussch- Für eine sinnvolle Größe gibt es keine all- verfassungsgerichts vom 24. Juli 1979 zu ließlichen Ehrenamtlichkeit ist zu einer Zeit gemeingültige Zahl, was im Hamburger dem Ergebnis, dass die Ämter angesichts getroffen worden, in der die Ämterstruktu- Rand richtig ist, muss in ihrer gegenwärtigen Aufgabenstruktur als ren noch kleinteiliger und der Aufgaben- oder noch lange kein geeig- Gemeindeverbände zu qualifizieren seien. kreis noch überschaubarer waren. Die neter Maßstab sein. Die Ämter werden al- Zwangsläufige Folge nach Art. 2 und 3 der Rahmenbedingungen haben sich zwi- so – ebenso wie viele amtsfreie Gemein- Landesverfassung wäre, dass auch die schenzeitlich verändert. Die Fortführung den – vor der Herausforderung stehen, ih- Ämter künftig einer unmittelbar gewählten der Funktionalreform und die bereits ange-

Die Gemeinde SH 4/2003 107 sprochene erforderliche Straffung der Ver- Bürgermeister allerdings hinter den verfas- des ländlichen Raums inne. Als professio- waltungsstrukturen im ländlichen Raum sungsrechtlichen Anforderungen zurück- nelle Verwaltungseinheiten dienen sie der werden eine weitere nachhaltige Verände- bleiben. Vielmehr müsste der gesamte Stärkung der Selbstverwaltung der ihnen rung bewirken. Daher macht es durchaus Amtsausschuss als Volksvertretung un- angehörenden Gemeinden. Gleichzeitig Sinn, die gegenwärtige Diskussion auch mittelbar gewählt werden. sind sie Träger wesentlicher staatlicher auf die Frage auszudehnen, inwieweit die Aufgaben im Amtsbereich. In dieser ge- künftigen Entwicklungen eine Stärkung Wie ich jedoch bereits zuvor ausgeführt wachsenen Struktur verwurzelt, werden des hauptamtlichen Elements in den habe, sind die Ämter gegenwärtig nicht als die Ämter auch in Zukunft eine feste Größe Amtsverwaltungen erforderlich machen Gemeindeverband im Sinne der Landes- im Verwaltungsaufbau Schleswig-Hol- werden. verfassung zu qualifizieren. Eine Direkt- steins bilden. Die skizzierten Veränderun- Die grundsätzlich unterschiedlichen Vor- wahl des Amtsausschusses ist daher ver- gen des gesellschaftlichen, rechtlichen schläge des Gutachters und des Gemein- fassungsrechtlich nicht geboten. Auch für und technischen Umfeldes und die damit detages machen bereits deutlich, dass die hier vorgeschlagene graduelle Stär- notwendige Fortentwicklung des kommu- sich sehr unterschiedliche Lösungen bie- kung der demokratischen Legitimation be- nalen Verfassungsrechts werden daran ten. Während das Gutachten auf eine Or- steht kein rechtliches Erfordernis. Nach nichts ändern. Gelingt es, die Verwal- ganstellung der Leitenden Verwaltungsbe- der Rechtsprechung des Bundesverfas- tungskraft der Ämter in dem eingangs be- amten mit originären Kompetenzen im Be- sungsgerichts wird dem verfassungs- schriebenen Sinne weiter zu bündeln, wird reich der Weisungsaufgaben abstellt, rechtlichen Demokratiegebot grundsätz- ihre zentrale Rolle im ländlichen Raum schlägt der Gemeindetag vor, Ämtern mit lich auch durch einen mittelbaren Legiti- eher noch gestärkt werden. großem Aufgabenbestand die Hauptamt- mationszusammenhang Rechnung getra- lichkeit des Amtsvorstehers zu ermögli- gen. Ausreichend ist insoweit, dass dieser Lassen Sie mich abschließend einen Kern- chen. Weitere Varianten, das hauptamtli- Legitimationszusammenhang durch eine satz aus der amtlichen Begründung zur che Element in den Ämtern zu stärken, ununterbrochene Legitimationskette vom Änderung der Amtsordnung 1977 zitieren. sind denkbar. Welche Option letztlich den Volk über die von ihm gewählte Vertretung Es heißt dort: künftigen Anforderungen an die Ämter am zu den mit staatlichen Aufgaben betrauten „Das schleswig-holsteinische Amt hat sich besten Rechnung tragen kann, muss die Organen und Amtswaltern hergestellt als die Organisationsform des ländlichen Diskussion der kommenden Monate zei- wird. Raumes erwiesen, die Verwaltungseffekti- gen. Ich möchte es bei dieser kurzen, punktu- vität mit einer breiten bürgerschaftlichen Lassen Sie mich schließlich den Vorschlag ellen Bewertung der jüngsten Amt-Ge- Mitwirkung an der Erfüllung öffentlicher des Gemeindetages ansprechen, zur meinde-Untersuchung und der abgeleite- Aufgaben verbindet. Wegen seiner inte- Stärkung der demokratischen Legitimati- ten Änderungsvorschläge zur Amtsord- grierenden Kraft ist das Amt besonders on der Amtsausschüsse die ehrenamtli- nung bewenden lassen. Ich weiß, dass die geeignet, die amtsangehörigen Gemein- chen Bürgermeister künftig direkt zu wäh- vorliegenden Papiere noch weit mehr an den mit dem Ziel zu beraten, über die ei- len. Aus Sicht des Innenministeriums ist ei- Diskussionsstoff bieten. Angesichts der genen Grenzen hinaus zu denken und ihre ne solche Regelung rechtlich nicht gebo- noch nicht abgeschlossenen Bestands- Entscheidungen aufeinander abzustim- ten. Das im Gutachten unterstellte Legiti- aufnahme wäre eine vertiefende Erörte- men." mationsproblem folgt allein aus Art. 2 und rung zum jetzigen Zeitpunkt aus meiner Diese Feststellung hat heute nicht weniger 3 der Landesverfassung. Danach kommt Sicht aber verfrüht. Ungeachtet der offen Gültigkeit als 1977. Ich bin der festen es entscheidend darauf an, ob Ämter un- gebliebenen Detailfragen möchte ich des- Überzeugung, dass dieser Grundsatz das ter den Begriff "Gemeindeverband" zu halb zusammenfassend feststellen: Wirken der Ämter im ländlichen Raum subsumieren sind. Wäre das der Fall, so Die schleswig-holsteinischen Ämter ha- auch in Zukunft zutreffend beschreiben würde eine Direktwahl ausschließlich der ben eine zentrale Rolle bei der Verwaltung wird.

Kooperationsmodelle für Verwaltungen in Schleswig-Holstein gemacht wurden, werden jetzt die Ämter und Gemeinden auf dem Verordnungswe- Erhöhung der Verwaltungskraft auf ge mit neuen Aufgaben betraut. Jüngstes Beispiel sind die Aufgabenübertragungen Kosten der Selbstverwaltung? im Gewerbe- und Verkehrsrecht, die die Kommunen im vergangenen Jahr mit einer Joachim Rück, Gemeinde Sylt-Ost und Ulf Bödeker, Referendar Schonfrist von nur gut einem Monat über- raschten. Die mangelnde Beteiligung der I. Einleitung Thema, heute wird offen darüber gespro- kommunalen Basis wurde vom Verord- Die Fusion der Gemeinden auf Fehmarn chen und am Beispiel der stark kooperie- nungsgeber damit abgetan, im Rahmen und der Stadt Burg ist zur Zeit in aller Mun- renden Ämter und früherer Anhörungen zu Ideen einer mög- de und wird landesweit diskutiert. Nach- wird sogar unter den Ämtern selbst für lichen Funktionalreform hätten die Kom- dem die Anfänge der Funktionalreform oh- Nachahmungen geworben. Noch nie gab munen ja bekundet, man sei grundsätzlich ne Ergebnis als beendet zu betrachten es auf der kommunalen Ebene so viele in der Lage, diese Aufgaben zu überneh- sind und das Wort der Gebietsreform in Diskussionen über interkommunale Zu- men. Dies ist auch richtig, genauso aber Kiel zwar nicht benutzt, aber durch die ste- sammenarbeiten und noch nie gab es so auch die Erkenntnis, dass weitere Aufga- tig wiederholte Forderung nach grösseren viele Veröffentlichungen zu diesem Thema benübertragungen folgen können und Verwaltungseinheiten mit einem Ziel von wie jetzt. Die Zeit für Veränderungen wohl auch folgen werden. 25000 Einwohnern einen anderen Namen scheint gekommen zu sein. Für kleinere Verwaltungseinheiten stellt erhalten hat, beginnen in einigen Kommu- Die verwaltungsleitenden Organe sehen sich aber das Problem, dass ein hohes nalverwaltungen die Überlegungen, ob sich angesichts der neuen Aufgabenfel- Potential an Fachwissen und Fortbildung nicht auch im eigenen Bereich die eine der auch in gewisse Zwänge gebracht. vorgehalten werden muss, was bei weni- oder andere Aufgabe besser gemeinsam Nachdem eine Zeitlang kaum ein Amts- gen Fallzahlen einfach nicht umsetzbar ist. mit einer benachbarten Kommune erledigt blatt veröffentlicht wurde, in dem nicht frei- Spätestens in diesem Fall und bei der Pro- werden könnte. Früher war dies ein Tabu- willige Aufgabenübertragungen bekannt- gnose, dass weitere Aufgabenübertragun-

108 Die Gemeinde SH 4/2003 gen folgen werden, wird deutlich, dass die meinde eingreifende Möglichkeit für eine der §§ 121 ff. des Landesverwaltungsge- Vorgabe der Amtsordnung, dass Ämter im interkommunale Zusammenarbeit.1 Be- setzes (LVwG) heranzuziehen. Damit Regelfall mindestens 5 000 Einwohner ha- sonders Ämter und Gemeinden, die von wären nur folgende Mindestinhalte zu for- ben sollen, im Einzelfall nicht mehr zeit- der Grundstruktur her groß genug sind, dern: Bezeichnung der Beteiligten und der gemäss sein könnte, wenn nicht Koopera- um wirtschaftlich und effizient zu arbeiten, übertragenen Aufgabe oder Aufgaben, tionen im Bereich Aufgaben gesucht wer- also keine Lösungen suchen, sollten sich Festlegung der Geltungsdauer der Über- den. Solche Kooperationen werden auch von dieser Möglichkeit angesprochen tragung oder die Voraussetzungen, unter bereits praktiziert, wie zum Beispiel bei der fühlen, wenn Teilbereiche der Verwaltung denen sie grundsätzlich gekündigt werden Bildung einer gemeinsamen Vollstre- auf Grund geringer Fallzahlen durch eine kann. ckungsbehörde oder eines gemeinsamen Kooperation mit einer benachbarten Ver- Diese Inhalte reichen für die Praxis nicht Standesamtes, Einstellung eines EDV-Ko- waltung besser oder preiswerter erledigt aus. Der Vertrag sollte daher nicht nur die ordinators für mehrere Verwaltungen, ge- werden können. Höhe der Kostenerstattung für die über- meinsame Bearbeitung der Gewerbeauf- nehmende Körperschaft regeln, sondern gaben oder der Sozialhilfe, gemeinsames a) Wie ist das Instrument der Verwal- auch die Einräumung weiterer Rechte Archiv u.v.m. tungsgemeinschaft im Gegensatz gem. § 19 a Absatz 2 GkZ und die Art und Ein Blick auf die Grösse der Verwaltungs- zur öffentlich-rechtlichen Vereinba- Form der Beteiligung und der Umsetzung einheiten in Schleswig-Holstein zeigt, dass rung nach § 18 GkZ oder gar zu von Weisungsrechten. Da die Bildung ei- über Kooperationen oder sinnvolle, freiwil- vollständigen Fusionen zu verste- ner solchen Kooperation in aller Regel ne- lige Zusammenschlüsse nachgedacht hen, welche Vorteile bietet sie ? ben dem Ziel der wirtschaftlicheren Erledi- werden sollte. In Schleswig-Holstein gibt Bei einer öffentlich-rechtlichen Vereinba- gung auch eine Verwaltungsvereinfachung es 29 Kleinstgemeinden mit weniger als rung gehen Rechte und Pflichten im Be- anstrebt, sollten die Beteiligungsrechte 70 Einwohnern, die einem Amt angehören reich der übertragenen Aufgabe vollstän- tunlichst nicht zu dezidiert formuliert wer- und damit in eine leistungsfähige Verwal- dig über, es kann lediglich noch ein Mitwir- den, um der übernehmenden Körper- tung eingebunden sind. Dagegen gibt es kungsrecht vereinbart werden. Scheut schaft auch die gebotene Freiheit in der aber auch 7 amtsfreie, ehrenamtlich ver- sich jedoch eine Kommune, eine Aufgabe hausinternen Organisation zu belassen. waltete Gemeinden mit weniger als 2.000 in diesem sehr abschliessenden Umfang Der Innenminister regt an, dass besonders Einwohnern und 14 ebenfalls amtsfreie, zu übertragen, dann bietet die Bildung ei- Verwaltungen, die ihren Sitz in einer Ge- ehrenamtlich verwaltete Gemeinden zwi- ner Verwaltungsgemeinschaft nach § 19 a meinde haben, über Kooperationsmög- schen 2.000 und 5.000 Einwohner, die al- GkZ die richtige Alternative. Danach wird lichkeiten nachdenken sollen. In Schles- le eine eigene Verwaltung vorhalten. Ins- lediglich die Verwaltung des Partners für wig-Holstein gibt es 31 Kommunen, in de- gesamt werden 1.024 amtsangehörige die Durchführung der Aufgabe in An- nen getrennte Verwaltungen von amts- Gemeinden durch 119 Ämter verwaltet. spruch genommen. „Die Rechte und freien Gemeinden und Ämtern vorhanden Die Ämter sind bekanntermaßen leis- Pflichten als Träger der Aufgabe bleiben sind. Hier könnte eine Verwaltungsge- tungsfähige und wirtschaftlich arbeitende unberührt; seine Behörden können fachli- meinschaft des Amtes mit der benachbar- Verwaltungseinheiten mit einem hohen che Weisungen erteilen (§19 a Abs. 1 S. 2 ten amtsfreien Gemeinde oder Stadt oder Maß an Bürgernähe und einer bemer- GkZ).“ gar die Übertragung der Geschäftsfüh- kenswerten Einbindung des Ehrenamtes. An einem der vorerwähnten Beispiele be- rung des Amtes angedacht werden.2 Dass eine Erhebung des Gemeindetages deutet dies, dass beispielsweise bei einer Daneben bieten sich vielfältige Zusam- ergab, dass die Ämter „preiswerter“ im Übertragung des Vollstreckungswesens menlegungen von Aufgaben an, wie sie Verhältnis zu ihren Einwohnerzahlen arbei- die übertragende Körperschaft originär bereits erwähnt wurden. Jedes Amt, jede ten, als die vom Innenministerium geprie- zuständig und verantwortlich bleibt und Gemeinde hat individuelle Aufgabenstel- senen Verwaltungseinheiten, soll an dieser die übernehmende Behörde nur aus- lungen, so dass über Kooperationsmög- Stelle nur zur Abrundung der Leistungs- führendes Organ für den verwaltungstech- lichkeiten nicht allgemein, sondern besser fähigkeit der Ämter erwähnt werden. Dies nischen Vollzug ist. Alle Bescheide und nur nach Massgabe des Einzelfalles nach- kann aber nicht darüber hinweg täuschen, Entscheidungen des Vollstreckungsbe- gedacht werden sollte. Das Beispiel eines dass im Einzelfall – freiwillige - Kooperatio- amten ergehen in Verantwortung und un- gemeinsamen EDV-Systembetreuers dür- nen angezeigt sein können und auch be- ter dem Briefkopf dieser Behörde, sie ist fe allerdings landesweit ein gutes und in- reits erfolgreich praktiziert werden. ihm gegenüber fachlich weisungsberech- teressantes Beispiel für eine gemein- Wenn im politischen Rahmen Gedanken tigt, wie die Aufgabe grundsätzlich oder schaftliche Aufgabenerledigung sein. Eine an eine Kooperation wach werden, stellen auch im Einzelfall durchzuführen ist, kann über eine Einzelaufgabe hinaus gehende sich nicht nur die Fragen danach, wie so also Entscheidungen jederzeit an sich zie- Möglichkeit wäre die komplette Übertra- etwas denn umgesetzt werden könnte, hen. Vom Ergebnis her ist die Bildung ei- gung der Geschäftsführung der Aufgaben welche Möglichkeiten überhaupt beste- ner Verwaltungsgemeinschaft ein Koope- der Gemeinde auf das Amt – oder auch hen und welche Konsequenzen sich hier- rationsmodell, das in keiner Weise in die umgekehrt gem. § 1 Abs. 3 2. Alt. der aus ergeben könnten. Mit etwas Furcht Selbstverwaltung einer beteiligten Kom- Amtsordnung (AO). Dies würde in aller Re- wird dann auch die Frage gestellt, ob denn mune eingreift, da sie letztendlich Träger gel vielfältige Synergieeffekte ermöglichen, die Selbstverwaltung in den alten Struktu- der Aufgabe und damit auch Entschei- ohne dass die politische Eigenständigkeit ren bestehen bleibt oder eingeschränkt dungsträger bleibt. im Bereich der eigenen Belange aufgege- wird. Dieser Aufsatz soll nur helfen, die er- ben wird. Die Gemeinde bleibt schliesslich sten Überlegungen anzustellen, ohne b) Wie kommt eine solche Verwal- weiterhin amtsfrei, nur der verwaltungs- dass er den Anspruch erhebt, so umfas- tungsgemeinschaft zustande ? technische Vollzug der gemeindeinternen send zu sein, dass er alle Möglichkeiten für Rechtsgrundlage ist § 19 a GkZ. Die Ver- Beschlüsse wird übertragen („Schreibstu- jeden Einzelfall abschliessend darstellt. einbarung ist eine nach § 28 GO vorbe- be“). Auf der Grundlage des § 19 a Abs. 2 haltene Aufgabe und muss daher von den GkZ könnten umfassende Beteiligungs- 1. Bildung einer Verwaltungsgemein- Beteiligten bzw. vom Amtsausschuss be- vorgaben geregelt werden, die im Einzel- schaft schlossen werden. Die Vereinbarung be- fall sinnvoll erscheinen, z.B. Beteiligung an Die Verwaltungsgemeinschaft nach § 19 a darf der Schriftform und der Genehmigung 1 vgl. Thesen der Akademie für ländliche Räume „Die des Gesetzes über kommunale Zusam- der Kommunalaufsichtsbehörde. Ein Min- Gemeinde“ 2002, S. 324 menarbeit (GkZ) ist die einfachste, weil am destinhalt ist in § 19 a GkZ nicht vorgese- 2 vgl. Empfehlung Staatssekretär Lorenz, „Die Gemein- wenigsten in die Souveränität einer Ge- hen. Ergänzend sind hier die Regelungen de“ 2002, S. 319

Die Gemeinde SH 4/2003 109 der Besetzung wichtiger Stellen, Informa- ist nur bei einer ehrenamtlich verwalteten Zusammenarbeit regelnde Vertrag so tions- und Kontrollrecht, Kostenregelun- amtsfreien Gemeinde möglich, weil § 49 komplex sein und derart schwerfällige Ent- gen. Die Beteiligungsrechte sollten aber im GO bei einer hauptamtlich verwalteten scheidungswege vorgeben, dass der vor- Interesse einer schlanken Abwicklung der amtsfreien Gemeinde zwingend voraus- genannten Alternative (Übertragung ein- Entscheidungsprozesse nicht zu umfas- setzt, dass der Bürgermeister die Verwal- zelner Aufgaben unter Beibehaltung des send und damit lähmend sein, vielmehr tung leitet. Bei der Kooperation werden je- eigenen Verwaltungsapparates) oder gar sollten den Bediensteten des Geschäfts- doch sämtliche Verwaltungsgeschäfte der Fusion beider Ämter der Vorzug zu ge- führers für den täglichen Verwaltungsab- durch das Amt erledigt. Hieraus folgt, dass ben sein dürfte. Aus der Sicht der amts- lauf weitgehende Entscheidungs- und Un- bei einer Verwaltungsgemeinschaft mit ei- angehörigen Gemeinden betrachtet bleibt terschriftsbefugnisse eingeräumt werden. ner hauptamtlich verwalteten Gemeinde aber der Hinweis, dass deren Selbstver- Ein gewisser Eingriff in die Personalhoheit diese die Geschäftsführung für das Amt waltungsgarantie durch diese Lösung in ergibt sich allerdings aus § 23 Abs. 3 AO, übernehmen muss und die Bürgermeiste- keinster Weise beeinträchtigt wird. wonach der Bürgermeister der geschäfts- rin oder der Bürgermeister die Leitung der führenden Gemeinde die Rechte und Verwaltung und die Stellung des leitenden 6. Übertragung der Geschäftsführung Pflichten des leitenden Verwaltungsbeam- Verwaltungsbeamten übernimmt. eines Amtes auf eine amtsange- ten übernimmt. Hierauf wird an späterer hörige Gemeinde Stelle noch besonders eingegangen. Dies 4. Verwaltungsgemeinschaft zweier Diese in §§ 1 Abs. 3 Ziff. 1 und 23 AO aus- zeigt eine Lücke im Gesetz auf. Während benachbarter Ämter: Erledigung drücklich genannte Variante einer Zusam- der LVB eines Amtes zwingend „... die für von Einzelaufgaben menarbeit ist nur eine „Quasi-Lösung“ hin- sein Amt erforderliche Eignung, Befähi- Eine praktische Bedeutung wird bei ge- sichtlich des Zieles einer verwaltungsmäs- gung und Sachkunde..“ besitzen muss steigerten Anforderungen die gemeinsa- sigen Optimierung, denn letztlich bleibt und „…die Laufbahnprüfung für den ge- me Erledigung einzelner Aufgabenberei- alles beim alten. Die Entscheidungswege hobenen allgemeinen Dienst abgelegt ha- che erlangen, die hervorragend auf dieser werden teilweise nur noch schwerfälliger, ben oder eine Laufbahnbefähigung besit- rechtlichen Ebene praktiziert werden Kostenersparnisse sind nicht erkennbar.3 zen muss, die als Befähigung für die Lauf- kann. Jüngstes Beispiel sind die neuen Der praktische Vorteil für diese Varian- bahn des gehobenen allgemeinen Zuständigkeiten, besonders im Gaststät- te ergibt sich aus dem Wunsch großer Verwaltungsdienstes anerkannt ist“ (§ 15 tenrecht, die einige Verwaltungen auf amtsangehöriger Gemeinden nach einer Abs. 1 AO), fehlt diese Qualifikationsvor- Grund der geringen Fallzahlen in Verbin- hauptamtlichen Bürgermeisterin oder ei- aussetzung bei dem Bürgermeister einer dung mit einem hohen Schulungsaufwand nem hauptamtlichen Bürgermeister, da die geschäftsführenden Gemeinde. Die in Kiel zu Kooperationen mit Nachbarämtern vielfältigen Aufgaben dieser Gemeinde oft- vertretene Auffassung, diese Lücke werde bringen. Auch der Bereich der EDV und mals nicht mehr ehrenamtlich leistbar faktisch dadurch geschlossen, dass die der in die Kommunalverwaltungen Einzug sind. Position des büroleitenden Beamten qua- haltenden Netzwerktechnik erfordert mehr Es stellt sich in diesen Fällen allerdings die lifiziert von Laufbahnbewerbern besetzt als nur Mitarbeiter, „die sich mit EDV aus- Frage, warum diesen Gemeinden unter werden könne, befriedigt nicht, denn die kennen“. Hier ist qualifiziertes, ausgebilde- dem Gesichtspunkt der Selbstverwal- Beratungspflicht ist dem LVB in persona tes Personal einschließlich deren Vertre- tungsgarantie und im Rahmen ihrer eige- übertragen. Nach alledem zeigt sich für tung gefragt. Die Übertragung solcher nen finanziellen Leistungsfähigkeit nicht das Amt, das sich mit einer grösseren Ge- Aufgaben auf ein benachbartes Amt und vom Gesetz her die Möglichkeit gegeben meinde verbinden will, dass es einen nicht damit die gemeinsame Erledigung ohne wird, eine sinnvolle Hauptamtlichkeit um- nur geringen Teil seiner grundgesetzlich Aufgabe der eigenen Zuständigkeit bringt setzen, auch ohne zwingend hierfür die geschützten Personalhoheit (Art 28 GG) für alle Vorteile und sollte emotionslos ge- Geschäftsführung des Amtes überneh- gerade in der Besetzung der wichtigsten prüft werden. Warum sollte nicht auch ei- men zu müssen. Funktionsstelle aufgibt. ne Zusammenarbeit der Standesämter Die Probleme, die im politischen Bereich angedacht werden? Die Trauungen kön- bei dieser Variante auftreten können, sind 2. Öffentlich-rechtliche Vereinbarung nen weiterhin innerhalb des jeweiligen hinlänglich bekannt. Die Bürgermeisterin Die Grundzüge der in § 18 GkZ geregelten Amtsbezirkes erfolgen, die Fortbildungs- oder der Bürgermeister (vom Gesetzgeber öffentlich-rechtlichen Vereinbarung wur- kosten und Fragen der Vertretung usw. wird keine verwaltungsmässige Qualifikati- den bereits angesprochen. Rechte und minimieren sich. Gleiche Vorteile ergeben on mehr verlangt werden!) ist leitender Pflichten im Bereich der übertragenen Auf- sich auch ämterübergreifend für die Verwaltungsbeamter und hat damit in per- gabe gehen vollständig auf die andere Durchführung des Vollstreckungswesens. sona die gesetzliche Aufgabe, die anderen Behörde über, es kann nach § 18 Abs. 2 Gemeinden zu beraten (§ 15 Abs. 2 AO). GkZ lediglich ein Mitwirkungsrecht verein- 5. Übertragung aller Aufgaben eines Diese Aufgabe obliegt ihr oder ihm auch bart werden, das bei Konfliktentscheidun- Amtes / Verzicht auf eigene Verwal- dann, wenn die von ihr oder ihm vertrete- gen nicht eine einvernehmliche Entschei- tung ne Gemeinde im Einzelfall konkurrierende dung erzwingen kann. Da die Vereinba- Diese Lösung wird in der Praxis kaum an Pläne verfolgt und sie oder er sogar wähl- rung entweder zeitlich befristet ist oder die Bedeutung gewinnen, kommt sie doch bar zum Amtsvorsteher/in ist und damit ei- Voraussetzungen für eine Kündigung be- trotz der anderen Rechtsgrundlage einer ne sehr umfassende Zuständigkeit in einer inhalten muss, besteht für den Konfliktfall Ämterzusammenlegung sehr nahe. Bei Person vereinigt. Dies kann Vorteile im In- immer noch ein ausreichendes „Rückhol- diesem Modell würde es neben den amts- teresse schneller und einheitlicher Ent- recht“ der abgebenden Behörde. Die öf- angehörigen Gemeinden des einen und scheidungen bringen, setzt dann aber ein fentlich-rechtliche Vereinbarung hat damit des „geschäftsführenden Amtes“ auch sehr hohes und andauerndes, persönli- im Verhältnis zur Verwaltungsgemein- noch zwei Amtsvorsteher und zwei Amts- ches Einvernehmen zwischen dem amts- schaft den Vorteil, dass sich die abgeben- ausschüsse geben, die jeder für sich allein angehörigen Gemeinden und dem Amt de Behörde mit der Aufgabe selbst und über ihre Aufgabenerledigung entschei- voraus. Da die Amtsordnung abschlies- der praktischen Umsetzung überhaupt den und die Umsetzung dann dem ge- send regelt, wer zum Amtsvorsteher wähl- nicht mehr befassen muss. schäftsführenden Amt überlassen. Es ist bar ist, kann die Wahl des hauptamtlichen bei einem solchen Modell davon auszuge- Bürgermeisters auch nicht durch den Ko- 3. Übertragung der Geschäftsführung hen, dass Gemeinden und übertragendes operationsvertrag ausgeschlossen wer- Die Übernahme der gesamten Geschäfts- Amt ihre Eigenständigkeit faktisch behal- führung einer Gemeinde durch das Amt ten möchten, daher wird der eine solche 3 vgl. Rück, „Die Gemeinde“ 1997. S. 137 ff.

110 Die Gemeinde SH 4/2003 den. Eine solche Regelung wäre contra le- Verwaltungsapparat ändert sich und das mals hohe Fixkosten voraussetzen und die gem und damit unwirksam. Rein kommu- Amt wird künftig originär für die Erfüllung gemeinsam dem Amt übertragen werden nalrechtlich ergeben sich für die – weiter- der Weisungsangelegenheiten zuständig können und deren Kosten damit im Sinne hin – amtsangehörigen Gemeinden keine sein. einer Solidargemeinschaft getragen wer- Einschnitte in ihre Selbstverwaltung. Sie Die Vertretung der dem Amt beitretenden den, z.B. EDV, Sozialhilfe, Unterbringung bleiben auch bei diesem Modell vollinhal- Gemeinde im Amtsausschuss ist in § 9 AO von Obdachlosen usw. tich Träger ihrer Aufgaben und die ge- zwingend geregelt. Damit hätte die Ge- Ein aktuelles Beispiel für die Einamtung ei- schäftsführende Gemeinde hat – wie vor- meinde zwar nur Stimmenanteile in die- ner Gemeinde ist die Einamtung der Ge- her das Amt – ihre Beschlüsse umzuset- sem Gremium. Dies dürfte aber kein we- meinde Lägerdorf mit rund 2850 Einwoh- zen. sentliches Argument gegen eine Amtslö- nern in das Amt mit ca. 6000 sung sein, denn letztlich sind die Einwohnern. Die ursprünglich hauptamt- 7. Einamtung Zuständigkeiten des Amtsausschusses lich verwaltete Gemeinde Lägerdorf wird Die Einamtung einer benachbarten, amts- gering und auf die Weisungsangelegen- damit in eine leistungsfähige Amtsverwal- freien – ehrenamtlich verwalteteten – Ge- heiten und die eigenen Angelegenheiten tung eingegliedert, diese wiederum erhöht meinde kann für beide Partner Vorteile des Amtes selbst beschränkt und tangie- ihre Einwohnerzahl und damit auch die bringen. Die Gemeinde wird in einen lei- ren somit nicht die originären, eigenen Auf- Fallzahlen und ihre eigene Leistungsfähig- stungsfähigen Verwaltungsapparat inte- gaben der amtsgehörigen Gemeinden. keit, wobei bei diesem Beispiel sogar ein griert, das Amt wird durch die Einamtung Der Amtsbeitritt hat keinen Einfluss auf die sofortiger Personalabbau möglich ist. und die damit verbundene Erhöhung der Zusammensetzung der Gemeindevertre- Fallzahlen auch selbst leistungsfähiger. tung. Die Gemeinde behält ihren eigenen b) Welche Schritte wären für einen Durch die Einamtung wird die Gemeinde Haushalt, eine Vermögensauseinander- Amtsanschluss erforderlich? amtsangehörig und fällt damit unter die setzung mit den anderen Gemeinden des Mit Ausnahme der Bestimmungen in § 1 Regelungen der Amtsordnung. Amtes findet nicht statt. Sie behält ihre ei- Abs. 2 AO und § 2 der Durchführungsver- genen Einnahmequellen und ihr Vermö- ordnung zur Amtsordnung (DVO/AO) gibt a) Welche Vorteile würde diese Ein- gen, umgekehrt belastet sie die anderen es keine gesetzlichen Regelungen. Da- amtung bringen, sind Nachteile er- Gemeinden nicht mit ihren Schulden. We- nach entscheidet der Innenminister nach kennbar? der die Bürgernähe noch die Betreuung Anhörung der beteiligten Vertretungen Die Zielsetzung der bewährten Amtsord- der gemeindlichen Gremien müssen durch und des Kreistages. Die vom Landrat vor- nung ist bekannt. Sie gewährleistet die ab- die Verlagerung der Verwaltung in einen zulegenden Unterlagen sind in § 2 DVO/ solute Eigenständigkeit der amtsangehöri- anderen Ort leiden. Es ist zulässig und wä- AO vorgegeben. Es handelt sich um die gen Gemeinden im Bereich ihrer Selbst- re auch angebracht, dass in diesen Fällen entscheidenden Sitzungsniederschriften verwaltungsaufgaben und soll die Selbst- von der Möglichkeit Gebrauch gemacht der Vertretungen und des Kreistages, ei- verwaltung stärken. Diese Garantie der wird, eine Aussenstelle der Verwaltung in nen Bericht zu den örtlichen Verhältnissen Selbstverwaltung wird durch die Aufga- dieser Gemeinde einzurichten. Hierdurch und den finanziellen Auswirkungen des benzuweisung in § 3 Abs. 1 AO deutlich: wären die bürgernahen Dienstleistungen Zusammenschlusses und eine topogra- „Das Amt bereitet im Einvernehmen mit weiterhin vor Ort zu erbringen, die ehren- phische Karte im Maßstab 1:25.000 mit der Bürgermeisterin oder dem Bürgermei- amtlich Tätigen haben ihre Ansprechstelle den neuen und den alten Grenzen des ster die Beschlüsse der Gemeinde vor und und die Vor- und auch Nachbereitungen Amtes und der amtsangehörigen Gemein- führt nach diesen Beschlüssen die Selbst- von Sitzung können wie gewohnt in eige- den. verwaltungsaufgaben der amtsangehöri- ner Zusammenarbeit mit der oder dem Die Beschlüsse der Vertretungen bzw des gen Gemeinden durch.“ Bürgermeister erfolgen. Lediglich die Kreistages haben noch keinen rechtset- Das Amt ist damit nur ausführendes Organ „anonymen“ Tätigkeiten werden vom Amt zenden Charakter, der Innenminster ent- für die Gemeinde, die in ihrer Willensbil- erledigt, wie z.B. die Kassenführung, Ab- scheidet eigenständig und ohne Bindung dung völlig autark bleibt. Einvernehmen gabenerhebung, Kämmereiangelegenhei- an die gefassten Beschlüsse der Selbst- bedeutet, dass völlige Übereinstimmung ten. Durch eine moderne EDV-Anbindung verwaltung. in der Vorbereitung und in der späteren hat die Gemeinde sämtliche Daten der Fi- Als „betroffene Gemeinden“ für die erfor- Umsetzung der Beschlüsse bestehen nanzwirtschaft aktuell zur Verfügung und derliche Anhörung dürften alle Gemeinden muss. Die einzige Eingriffsmöglichkeit für mit den anderen Abteilungen des Amtes zu sehen sein, die dem Amt angehören das Amt besteht im Fall einer Rechtsver- ist durch das Internet (oder Intranet) ein und die Gemeinde, die den Anschluss letzung. Nur in diesen Fällen wäre das Amt genauso schneller Informationsaustausch sucht. Zuständig ist nach § 28 Abs. 1 Nr. berechtigt, einen Beschluss nicht auszu- möglich, wie es bei benachbarten Büros in 1 GO die Gemeindevertretung. Die An- führen. Diese Fälle sind aber selten, denn einem Gebäude der Fall wäre. hörung des Amtes selbst ist in der Amts- sie setzen voraus, dass sich die Rechts- Die nach der Entschädigungsverordnung ordnung zwar nicht vorgeschrieben, aber widrigkeit bereits im Vorfeld der Vorberei- vorgesehene Kürzung der Aufwandsent- in § 2 Abs. 1 Nr. 1 DVO/AO ausdrücklich tung des Beschlusses abzeichnete und schädigung der Bürgermeisterin oder des vorgesehen. Da es sich um eine allgemein die Vertretung dann entgegen der Emp- Bürgermeisters bei der Beschäftigung ei- bedeutsame Angelegenheit der örtlichen fehlung des Amtes den rechtswidrigen gener Angestellten greift nicht, weil es sich Gemeinschaft handelt (§ 16a Abs. 1 GO), Beschluss fasste. um abgeordnete Angestellte des Amtes müssen die Einwohner gehört werden, Das Amt kann nur dann Träger einzelner handelt. evtl. im Rahmen einer Bürgerversamm- Selbstverwaltungsaufgaben für Gemein- Die Kosten der Verwaltung durch das Amt lung. Ein Bürgerentscheid wäre zulässig, den werden, wenn sie diese nach § 5 Abs. werden durch die Amtsumlage ausgegli- da die Einamtung nicht als eine Frage der 1 AO ausdrücklich übertragen. Durch die chen. Diese Umlage dürfte in aller Regel inneren Organisation zu sehen ist; sie gilt AO 1990 ist als zusätzlicher Schutz der deutlich günstiger ausfallen, als die Vorhal- aber nur für den Bereich der jeweils be- Gemeinden eine Rückübertragungsrege- tung einer eigenen Verwaltung mit dem troffenen Gemeinde. Nach den Entschei- lung normiert worden, die eine solche dazugehörigen Gebäude, dem Inventar dungsfindungen der Selbstverwaltung Rückübertragung aber als Ausnahme und insbesondere der kostenträchtigen nimmt der Landrat als Kommunalauf- wertet und daher von Voraussetzungen EDV. Durch das Umlageprinzip ergeben sichtsbehörde Stellung zu den Anträgen, abhängig macht ( Abs. 2). Ein Eingriff in die sich auch Vorteile bei der Erledigung be- den tatsächlichen Verhältnissen, den fi- Selbstverwaltung wäre durch einen Beitritt stimmter, nur schwer kalkulierbarer nanziellen Auswirkungen und berichtet zum Amt nicht erkennbar. Lediglich der (Selbst-) Verwaltungsaufgaben, die oft- dem Innenminister über die von ihm beab-

Die Gemeinde SH 4/2003 111 sichtigten Regelungen zur Rechtsnachfol- gelegenheiten zu trennen, in dem sie sie näheren Bedingungen der Gebietsände- ge, Auseinandersetzung und zum Orts- dem Amt überträgt. Hier kämen Sachver- rung fest und kann daher auf die ortsspe- recht. halte der laufenden Gemeindearbeit in Fra- zifischen Besonderheiten eingehen. Der Hinsichtlich der Rechtsnachfolge scheiden ge, die keine besondere Brisanz beinhal- Vertrag bedarf der Genehmigung. Für die besondere Regelungen aus, soweit die öf- ten, aber auch die Erledigung von unange- ersten politischen Überlegungen in die fentlich-rechtlichen Pflichten nicht in der nehmen Aufgaben, die Konfliktentschei- Richtung einer Vereinigung sind u.a. die Zuständigkeit eines Gemeindeteiles, son- dungen nach sich ziehen und denen sich Vorgaben des § 5 Abs. 3 und § 6 DVO/GO dern in der Gemeinde als Ganzen ruht (An- die Politiker in der betreffenden Gemeinde von Bedeutung. spruch auf Schlüsselzuweisungen, Pflicht aus verständlichen Gründen oftmals nur Welche Inhalte hat ein Gebietsänderungs- zur Zahlung der Amts- und Kreisumlage). ungerne stellen. Allerdings verliert die Ge- vertrag typischerweise? Durch den Vertrag Grund dafür ist die Tatsache, dass der meinde, die sich dem Amt anschließt, die können Entscheidungen, die später der durch die Einamtung verursachte neue unmittelbare Einflussnahme auf den Ver- neuen Gemeinde- oder Stadtvertretung Sachverhalt anlässlich der jährlichen Er- waltungsapparat. Dies dürfte in der Praxis vorbehalten sind, im Vorwege geregelt mittlung des Finanzausgleichs und der aber keine negativen Auswirkungen haben, werden. Typischerweise werden dies In- Umlagegrundlagen Berücksichtigung fin- wenn – von der Prognose und den Erfah- halte sein, deren Umsetzung für die Ge- det. Eine zwischenzeitlich zu hohe oder zu rungen her – die Zusammenarbeit mit dem meinden eine Voraussetzung für die Zu- geringe Einnahme kann im Rahmen des Amtsvorsteher und dem Verwaltungsbe- stimmung zur Fusion waren. Die Inhalte Auseinandersetzungsverfahrens berück- amten vertrauensvoll funktionieren wird. des Vertrages werden daher sehr individu- sichtigt werden, ebenso wie erforderliche ell festzulegen sein. Zunächst muss eine Ausgleiche von Geldvermögen oder Schul- 8. Zusammenlegung mehrerer Ge- Einigung über den Namen der neuen Ge- den. Dieses Auseinandersetzungsverfah- meinden (Fusion) meinde erzielt und im Vertrag geregelt wer- ren findet seine Grundlage in §§ 2 Abs. 3 Die Fusion von Gemeinden oder Ämtern den. DVO/AO und 6 DVO/GO und entwickelt ist die einschneidendste Form einer Ko- Durch eine Fusion wären betriebsbedingte unmittelbare Rechtswirkung. operation, die diesen Namen nicht mehr Kündigungen möglich. In aller Regel sollen Für die Satzungen der eingegliederten Ge- verdient, weil die Kommunen dann zu ei- Arbeitsplätze aber durch natürliche Fluk- meinde bleibt es bei den bestehenden ner echten Einheit werden. Dies kann ne- tuationen abgebaut, betriebsbedingte Fassungen, da es sich um Selbstverwal- ben der Stärkung der Verwaltungskraft Kündigungen also ausgeschlossen wer- tungsangelegenheiten handelt. Bei Ver- und Kostensenkungen auch Vorteile im den. Auch dies kann durch den Vertrag ge- ordnungen im Bereich der Weisungsange- Ablauf von Entscheidungsprozessen brin- regelt werden. Neben der Rechtsstellung legenheiten gelten nach § 63 des Landes- gen, soweit es sich um Angelegenheiten des vorhandenen Personals sind auch Re- verwaltungsgesetzes bei einer Erweite- handelt, die alle beteiligten Gemeinden ge- gelungen über die Rechtsstellung der eh- rung des Amtsgebietes die für das Amt meinsam betreffen und vor der Zusam- renamtlichen Funktionsträger zu treffen. gültigen Rechtsverordnungen in den ein- menlegung in die Zuständigkeit mehrerer Zur Sicherung der Interessen der früheren gegliederten Gemeinden weiter, während Gremien fiel und deren Entscheidungswe- Gemeinden sollte eine Vorgabe für die Bil- die Gemeindeverordnungen außer Kraft ge dadurch naturgemäß zäh und langwie- dung von Ortsbeiräten erfolgen, wenn dies treten. Ein Eingriff in die Selbstverwaltung rig wurden. Das bekannteste Beispiel einer gewollt ist. Es muss auch gesichert wer- findet damit nicht statt. solchen Fusion ist die Zusammenlegung den, dass angelaufene Projekte in den ein- Die Zusammensetzung des Amtsaus- des Amtes Fehmarn und der Stadt Burg zelnen Gemeinden fortgeführt und nicht schusses ändert sich mit dem Beitritt der auf Fehmarn. Wie verläuft eine solche Fu- durch die neue Vertretung eingestellt wer- neuen Gemeinde, damit diese auch ent- sion? Welche kommunalpolitischen Pro- den. Durch eine Fusion können auch sprechend repräsentativ vertreten ist (§ 9 bleme ergeben sich daraus? Strukturen von Eigenbetrieben in Frage AO). gestellt werden. Über die verbleibende Ei- Zu den Rechtsverhältnissen der hauptbe- a) Verfahren genständigkeit dieser Einrichtungen oder ruflichen Dienstkräfte der beitretenden Ge- Das Verfahren selbst richtet sich nach §§ deren Zusammenlegung können im Ver- meinde ergibt sich folgendes: 15,16 GO i.V.m. § 5 DVO/GO. Danach ist trag ebenfalls Vorgaben getroffen werden. Beamte treten nach § 36 Abs. 1 Landes- zunächst zwingend eine Anhörung der be- Gleiches gilt für die Einrichtungen der Feu- beamtengesetz bei einer vollständigen troffenenen Gemeinden, des Kreises und erwehren, Schulen, Kindergärten usw. Eingliederung der Gemeinde in den Dienst des Amtes durchzuführen. Eine fehlende Die Gebietsänderung als solche oder Re- des aufnehmenden Amtes über. Für Ange- Anhörung würde einen Formfehler mit der gelungen im Gebietsänderungsvertrag stellte und Arbeiter gibt es keine vergleich- Rechtsfolge der Rechtswidrigkeit der Fusi- dürfen nicht dazu führen, dass eine der be- bare gesetzliche oder tarifliche Regelung. on darstellen. Das Verfahren der Anhörung teiligten Gemeinden „unwirtschaftlich be- Es bietet sich an und ist auch üblich, dass selbst ist nicht gesetzlich geregelt. Der lastet oder unverhältnismäßig begünstigt“ die beamtenrechtlichen Rege- lungen ana- Formulierung aus § 15 Abs. 1 GO ist zu (§ 5 Abs. 2 DVO/GO) wird. Eine solche Fol- log angewendet werden. Es besteht auch entnehmen, dass die zur Entscheidung ge kann sich ohne entsprechende Verein- die Möglichkeit, im Rahmen des Auseinan- über die Gebietsänderung zuständige Be- barungen aus dem Gesamtdeckungs- dersetzungsverfahrens zu vereinbaren, hörde auch für das Anhörungsverfahren prinzip nach § 15 der Gemeindehaushalts- dass betriebsbedingte Kündigungen aus- zuständig ist. Die Stellungnahmen bedür- verordnung (GemHVO) ergeben (§ 16 geschlossen werden und sich abzeich- fen eines Beschlusses der Gemeindever- GemHVO lässt Abweichungen vom Ge- nende Personaleinsparungen dem natürli- tretung und des Amtsausschusses, da es samtdeckungsprinzip nur auf Grund ge- chen Abbau durch Kündigung durch An- sich um eine vorbehaltene Aufgabe nach setzlicher Ermächtigungen zu; eine solche gestellte selbst, Renteneintritt u.a. überlas- § 28 Abs. 1 Nr. 6 GO handelt. Vorangehen Grundlage wäre § 16 Abs.1 Ziff. 2 GO oder sen bleiben. muss eine Beteiligung der Bürger; ein Bür- das Gesetz, das die Fusion regelt). Die Selbstverwaltungsangelegenheiten gerentscheid nach § 16 g Abs. 1 Nr. 4 GO Hieraus folgt zunächst, dass im Fall einer der beitretenden Gemeinde bleiben allein wäre möglich. Die Fusion stellt eine Auflö- Gemeinde, die unter die vorgenannten in ihrer Zuständigkeit, sie erleidet insoweit sung des Amtes dar, damit ist eine Be- Voraussetzungen fallen würde, der Ge- keine Nachteile. Lediglich die Weisungs- schlussfassung des Amtsausschusses bietsänderungsvertrag einen angemesse- angelegenheiten gehen kraft Gesetzes in nach § 1 Abs. 1 AO erforderlich. nen Ausgleich vorsehen muss. Anderer- die Zuständigkeit des Amtsvorstehers seits darf der Vertrag keine Regelung auf- über. Die Gemeinde hat die Möglichkeit b) Gebietsänderungsvertrag nehmen, die eine unwirtschaftliche Belas- sich von einzelnen Selbstverwaltungsan- Der Gebietsänderungsvertrag legt die tung oder eine unverhältnismäßige Begün-

112 Die Gemeinde SH 4/2003 stigung einer der beteiligten Gemeinden nen übertragen werden. Im Zusammen- sammenlegungen von Gemeinden bevor- nach sich zieht. Ausgleichszahlungen, die spiel mit der Möglichkeit, in den Ortsteilen zugt bedacht werden. Hierdurch ist ge- im Fall der ersten Alternative vereinbart sogar Außenstellen der Verwaltungen ein- währleistet, dass die Interessenlagen der werden, dürfen einen Zeitraum von 10 zurichten und ihnen originäre Aufgaben früher selbständigen Gemeinden gegenü- Jahren nicht überschreiten. zuzuweisen, die ortsteilstypisch sein müs- ber der neuen Gemeindevertretung ge- sen, würde dies eine deutliche Stärkung wahrt werden, insbesondere dadurch, c) Bildung von Ortsbeiräten der Rechte des Ortsteiles darstellen. Es dass im Ortsteil nur ortsansässige Vertre- Bei einer Gebietsreform werden bei den in besteht nach § 47 c Absatz 1 Satz 1 GO ter beschließen. Außerdem sollte strikt von Frage kommenden Gemeinden oftmals darüber hinaus die ausnahmslose Ver- der Möglichkeit Gebrauch gemacht wer- Befürchtungen eine Rolle spielen, dass sie pflichtung der Gemeindevertretung, den den, dass durch Hauptsatzungsregelung ihre Selbständigkeit völlig verlieren könn- Ortsbeirat über alle wichtigen Angelegen- dem Ortsbeirat bestimmte Aufgaben ten. Diese Befürchtung ist vom Ansatz her heiten, die den Ortsteil betreffen, zu unter- übertragen werden. Auch wenn dies in der berechtigt, kann aber durch Bildung von richten. Damit sind alle rechtlichen und Praxis bei den wichtigsten Selbstverwal- Ortsteilen im Sinne von §§ 47 a ff GO mi- faktischen Begebenheiten gemeint, die für tungsangelegenheiten nicht immer ausrei- nimiert werden. In den Ortsteilen können den Ortsteil von Bedeutung sein können, chend ist und der quälende Gang in die dann sogenannte Ortsbeiräte eingerichtet wie z.B. Entwürfe von Flächennutzungs- Haushaltsberatung Voraussetzung für die werden, denen Kompetenzen übertragen und Bebauungsplänen, Standortfragen für Bereitstellung der hierfür erforderlichen werden können, allerdings nur, soweit die öffentliche Einrichtungen, Investitionspla- Mittel bleibt, stellt dies eine deutliche Stär- Gemeindeordnung dies zulässt. Die Bil- nungen zu Objekten des Ortsteils, ver- kung der Stellung des Ortsbeirates dar. dung von Ortsbeiräten obliegt der Ge- kehrsrechtliche Angelegenheiten und Darüber hinaus sollte über die Möglichkeit meindevertretung. Sie muss die Grund- Durchführungen von Einwohnerversamm- der Einrichtung von Verwaltungsaußen- satzentscheidung treffen, eine Ortsteils- lungen. Neben den gesetzlichen An- stellen nachgedacht werden. Hierdurch verfassung im Sinne des § 47 b Gemein- sprüchen kann die Gemeindevertretung würde nicht nur eine bürgerfreundliche Lö- deordnung einzuführen. Dies erfolgt durch dem Ortsbeirat auch ein über § 47 c Abs. sung gefunden werden, die Verwaltungs- eine Regelung in der Hauptsatzung. Die 1 Satz 1 GO hinausgehendes gesondertes stelle würde zusätzlich zu einer „Schreib- Verpflichtung zur Bildung von Ortsteilsver- Anhörungsrecht einräumen. stube“ führen, die es dem Ortsbeiratsvor- fassungen könnte im Vorwege durch Ge- Der Ortsbeirat hat ein Antragsrecht nach sitzenden ermöglicht, bestimmte Dinge bietsänderungsvertrag zwischen den zur § 47 c Abs. 1 Satz 3, das zwar örtlich be- auch vor Ort zu erledigen und auch hier- Zusammenlegung anstehenden Gemein- grenzt (ortsteiltypisch) aber nicht nur auf durch eine Stärkung seiner Stellung her- den abgesichert werden. wichtige Angelegenheiten beschränkt ist. beizuführen. Gemäß § 47 c Abs. 2 Gemeindeordnung Dabei ist die Gewährung des Antrags- Die Bildung von Ortsteilen hilft aber nicht kann durch entsprechende Vorgaben in rechtes nicht in den politischen Gestal- weiter, wenn das Ziel verfolgt werden soll, der Hauptsatzung eine Übertragung von tungsraum der Gemeindevertretung ge- dass ortsteilspezifische Einnahmen auch Entscheidungsbefugnissen oder Mitwir- stellt, sondern gesetzlich angeordnet. Um dem Ortsteil selbst verbleiben sollen. Bei kungsrechten erfolgen. Interessant wäre die Belange des Ortsteiles und die Interes- der Zusammenlegung von Gemeinden hierbei die Übertragung von abschließen- senlagen des Ortsbeirates unmittelbar in wird es in aller Regel vorkommen, dass fi- den Entscheidungsbefugnissen, die aber die Gemeindevertretung tragen zu kön- nanzstarke und finanzschwache Gemein- ihre Grenze in dem Katalog der vorbehal- nen, kann der Ortsbeirat die Anwesenheit den zusammenwachsen. Der Wunsch, tenen Aufgaben nach § 28 GO findet. Die des Bürgermeisters bei Sitzungen verlan- dass den finanzstarken Ortsteilen auch ih- übertragenen Aufgaben müssen ortsteils- gen. re Einnahmen weiterhin zur Verfügung ste- spezifisch sein, damit wären z.B. die An- Durch den Ortsbeirat kann eine breitere hen sollten, erscheint daher legitim, wider- gelegenheiten der Ortswehr, des Kinder- Verteilung der Selbstverwaltungsinteres- spricht aber dem geltenden Recht und ist gartens, der Verbände und Vereine sowie sen erfolgen, da neben Gemeindevertrete- daher nicht verbindlich umsetzbar. Der Pflege der Grünanlagen möglich. Die rinnen und -vertreter auch Bürgerinnen Grundsatz der Gesamtdeckung nach § 15 wichtigsten Entscheidungen, wie z.B. das und Bürger, die der Gemeinde angehören der Gemeindehaushaltsverordnung Satzungsrecht, die Bauleitplanung usw. können, aber nicht müssen, Mitglieder (GemHVO) und das grundsätzliche Verbot sind der Entscheidungsgewalt des Orts- sein. Die Mitgliederzahl selbst muss in der der Zweckbindung von Einnahmen nach beirates allerdings entzogen, da diese Auf- Hauptsatzung der Gemeindevertretung §16 GemHVO sprechen dagegen. Da- gaben unter § 28 GO fallen. geregelt sein, dabei ist zu beachten, dass nach dürfen Einnahmen „…auf die Ver- Zu berücksichtigen ist hierbei, dass die mehr Bürger als Gemeindevertreter im wendung für bestimmte Ausgaben nur be- Gefahr besteht, dass bei späteren neuen Ortsbeirat vorhanden sein müssen (§ 47 b schränkt werden, wenn dies durch Gesetz Zusammensetzungen der Gemeindever- Abs. 2 Satz 2 GO). Bei der Zusammenset- vorgeschrieben ist oder die Beschränkung tretung eine Änderung der Hauptsatzung zung des Ortsbeirates soll das Wahlergeb- sich zwingend aus der Herkunft oder der mit der erforderlichen 2/3 Mehrheit be- nis zur Gemeindevertretung entsprechend Natur der Einnahme ergibt.“ Denkbar wä- schlossen werden kann, mit der dann die- beachtet werden. Wenn Wahlbezirk und re zum einen eine Absichtserklärung im se übertragenen Aufgaben wieder in die Ortsteil übereinstimmen, muss es zwin- Rahmen des Gebietsänderungsvertrages Entscheidungsgewalt der Gemeindever- gend beachtet werden. Bei der Wahl findet oder der Versuch, eine entsprechende Re- tretung zurückgeholt werden könnten. Ein das Meiststimmenverfahren, nicht die Ver- gelung in das Gesetz über die Neuord- weiteres, praktisches und sehr einschnei- hältniswahl statt (§ 4c Abs 2 schließt § 46 nung der Gemeindegrenzen hineinzubrin- dendes Problem bei der Durchführung der Abs. 1 GO aus). Daher ist das Vorschlags- gen. Das Gesetz wäre eine Rechtsgrund- Aufgabenzuweisung könnte sich dadurch recht nicht auf Fraktionen beschränkt. Die lage für eine Einnahmenbindung i.S. § 16 ergeben, dass der Ortsbeirat keinen un- Wahl des Vorsitzenden des Ortsbeirates GemHVO. mittelbaren Anspruch auf Bereitstellung erfolgt aus der Mitte des Ortsbeirates. Ei- der für die Durchführung der Aufgabe er- ne Wahl durch die Gemeindevertretung ist 9. Bildung eines Zweckverbandes forderlichen Mittel im Rahmen des Ge- nicht möglich. Gleiches gilt für den Stell- Abschließend soll noch auf Möglichkeit meindehaushaltes hat. Um die souveräne vertreter. Beide können eine Aufwand- der Bildung von Zweckverbänden hinge- Stellung des Ortsbeirates zu dokumentie- sentschädigung erhalten, die Mitglieder wiesen werden, ein Modell, das allgemein ren, können Vorsitzende und Stellvertreter des Ortsbeirates können durch Hauptsat- bekannt ist und auch in vielen Bereichen zu Ehrenbeamten ernannt und ihnen auch zungsregelung ein Sitzungsgeld erhalten. der kommunalen Aufgaben erfolgreich bestimmte, einfache Verwaltungsfunktio- Die Bildung von Ortsbeiräten sollte bei Zu- praktiziert wird. Nach § 2 des Gesetzes

Die Gemeinde SH 4/2003 113 über kommunale Zusammenarbeit (GkZ) Fachzeitschriften usw. niederschlägt. Amtsausschusses über die Wahl des Bür- können sich Gemeinden, Ämter und Krei- Wenn im Bereich einer kleineren Verwal- germeisters zu treffen (vgl. AO, Kommen- se zu Zweckverbänden zusammenzusch- tung Abrechnungen dieser Art aber nur tar in „Praxis der Gemeindeverwaltung, ließen, und ihnen einzelne oder mehrere vereinzelt vorkommen, kann es hinsichtlich 165. Nachlieferung, Ziff. 5 zu § 23), diese zusammenhängende Aufgaben übertra- der Anforderung an Qualität und Wirt- Möglichkeit der Einflussnahme ist aber gen. Bei Aufgaben, die über die Grenzen schaftlichkeit sinnvoller sein, diese Arbeit durch die jetzige Direktwahl des Bürger- von Gemeinden, Ämtern oder Kreisen hin- an ein privates Unternehmen abzugeben, meisters obsolet geworden. Das Amt hat auswirken, besteht nach § 1 Abs. 1 GkZ das sich auf Arbeiten dieser Art speziali- keine Mitsprachemöglichkeit mehr bei der sogar die Verpflichtung zur Zusammenar- siert hat. Besetzung der wichtigsten Stelle in der beit. Praktische Beispiele der Bildung von Gleiches gilt natürlich auch dann, wenn in Verwaltung. Dies erhält dadurch besonde- Zweckverbänden sind z.B. ämterüber- der Verwaltung der Nachbargemeinde re Brisanz, weil die GO in ihrer aktuellen greifende Wasserversorgung oder Abwas- oder des Nachbaramtes ein solcher „Pro- Fassung keine besondere Qualifikation serbeseitigung, Schulverbände. fi“ vorgehalten wird, der die Arbeit im Rah- des Bürgermeisters mehr verlangt. Damit Durch die Bildung des Zweckverbandes men einer Verwaltungsgemeinschaft allge- kann auch ein politisch hochqualifizierter, geht die Aufgabe des Satzungsrechtes mein oder im Einzelfall übernehmen könn- aber berufsfremder Kandidat Bürgermei- vollständig auf den Verband über und die te. ster und damit Verwaltungschef und lei- übertragenden Kommunen können sich in tender Verwaltungsbeamter mit allen sich diesem Aufgabenfeld später nicht mehr II. Welchen Eingriff in die Selbstver- aus der Funktion ergebenden Beratungs- betätigen. Die Willensbildung für den Be- waltung ziehen Kooperationen pflichten werden (jüngstes Beispiel: Bei der reich der übertragenen Aufgabe geht von nach sich? Direktwahl in Westerland stellte sich ein der Gemeindevertretung auf die Verbands- Abschließend soll der Versuch einer Ant- motivierter, aber politisch und verwal- versammlung des Zweckverbandes über, wort auf die Frage gestartet werden, ob tungsmäßig völlig unerfahrener Gastwirt der die Entscheidungen auf den Verbands- Kooperationen zwingend mit einer teilwei- zur Wahl). vorsteher oder den Hauptausschuss über- se Aufgabe der Selbstverwaltung verbun- Anders bei der Aufgabenübertragung im tragen kann (§ 10 GkZ). Hierdurch wird die den sind. Die Frage kann nur unterschied- Rahmen der öffentlich-rechtlichen Verein- Konsequenz der Übertragung deutlich. lich nach Maßgabe der gewählten Koope- barung nach § 18 GkZ, bei der die Aufga- Der übertragenden Gemeinde wird eine di- rationsmodelle beantwortet werden. be voll auf den neuen Träger übergeben rekte Einflussnahme auf künftige Entschei- Den vorstehenden Ausführungen nach ist und damit bis auf ein Mitwirkungsrecht dungen entzogen. Sie kann nur noch mit- die Übertragung einzelner Aufgaben auf komplett abgegeben wird. Zwar kann die telbar durch ihre Stimmen in der Ver- private Anbieter oder auf eine andere Ver- Übertragung wieder rückgängig gemacht bandsversammlung mitwirken. Wollen die waltung im Wege der Verwaltungsgemein- werden, während ihrer Laufzeit stellt sie Beteiligten aber nicht die Einflussnahme im schaft nach § 19 a GkZ ein Modell, bei aber einen deutlichen Eingriff in die Selbst- vollen Umfang verlieren, so bietet § 19 dem die Selbstverwaltungsgarantie im verwaltung dar, auch wenn dieser Verzicht Abs. 1 Satz 2 GkZ die Möglichkeit , dass vollen Umfang erhalten bleibt, denn die ab- ausdrücklich gewollt ist. In der Praxis dürf- alle oder bestimmte Verbandsmitglieder gebende Verwaltung bleibt Herrscher über te dies aber keine Rolle spielen, weil in al- das Recht zum Erlass von Satzungen oder alle Entscheidungen und kann die Übertra- ler Regel nur unbedeutende Aufgaben Verordnungen behalten. Einzelne amtsan- gung stets rückgängig machen. Allerdings übertragen werden, die kein hohes politi- gehörige Gemeinden können sich nicht zu geht das Modell der Verwaltungsgemein- sches Gewicht haben. Von der Endbe- einem Zweckverband zusammensch- schaft mit einem einschneidenden Eingriff trachtung her ist die Aufgabenübertragung ließen (§ 2 Abs. 3 GkZ), sie müssten in die- in die Personalhoheit einher. Nimmt ein nach § 18 GkZ eine interessante Möglich- sem Fall die gemeinsame Aufgabe förm- vom Innenminister zur Zeit besonders ins keit zur gemeinsamen, wirtschaftlicheren lich dem Amt übertragen (5 Abs. 1 AO). Visier genommenes „Kragenamt“ die Ver- und oftmals auch qualitativ besseren Erle- waltung der hauptamtlich geführten Ge- digung einzelner Aufgaben. 10. Kooperation mit Privaten? meinde oder Stadt in Anspruch, dann wird Die Bildung eines Zweckverbandes stellt Nur am Rande soll an dieser Stelle auf die die Bürgermeisterin oder der Bürgermei- vom Ansatz her zwar einen starken Eingriff Möglichkeiten hingewiesen werden, die ster kraft Gesetzes leitender Verwaltungs- in die Selbstverwaltung dar, weil die Auf- Erledigung von Teilaufgaben der öffentli- beamter. Ihm obliegen dann die ihm ge- gaben komplett übertragen und die Ent- chen Verwaltung auf Private zu übertra- setzlich übertragenen Aufgaben, hier ins- scheidungsgewalt in ein externes Gremi- gen, ohne dass die Behörde aber die Ver- besondere die Beratungspflicht gegen- um, die Verbandsversammlung gegeben antwortung für das Ergebnis der Aufgabe- über den amtsangehörigen Gemeinden wird, in der eine einzelne Gemeinde nur nerledigung verliert. Im Bereich der Inge- und die Vertretung des Amtsvorstehers Stimmenanteile besitzt, also regelmäßig nieur- und Architektenleistungen ist dies nach § 15 Abs. 3 AO. Allein die Bera- überstimmt werden kann. Will die Gemein- bereits selbstverständlich. Aber auch in tungspflicht gegenüber den Gemeinden de aber weiterhin die Grundlagen der ab- anderen Aufgabengebieten, vor allem im setzt ein harmonisches Verhältnis zwi- gegebenen Aufgabe bestimmen und sich Bereich der Kalkulation öffentlicher Betrie- schen den Gemeinden und dem LVB vor- nur von der verwaltungsmäßigen Umset- be und Beiträge, der Abrechnung von Er- aus, das dadurch gewährleistet werden zung trennen, so bietet eine Regelung in schließungs- oder Ausbaubeiträgen, der könnte, dass der LVB vom Amtsaus- der Hauptsatzung nach § 3 Abs. 1 Satz 2 Erstellung von Satzungsentwürfen usw. schuss bestellt wird (§ 15 Abs. 1 AO), also GkZ über Verbleib des Satzungsrechtes können sich deutliche Qualitätssteigerun- eine Personal- und Bestenauswahl getrof- bei der jeweiligen Gemeinde ein probates gen und Kostenersparnisse ergeben. So fen werden könnte. Anders ist es im Fall Mittel, die grundlegenden Entscheidungen setzt z.B. die Abrechnung von Ausbau- der Geschäftsführung durch eine – nicht in der Sache weiterhin selbst zu treffen. beiträgen ein hohes Fachwissen und ein amtsangehörige – Gemeinde. Hier erfolgt Damit stellt die Bildung eines ämter- ständiges Beachten der Rechtsprechun- die Besetzung der Bürgermeisterstelle – bzw. gemeindeübergeifenden Zweckver- gen voraus, wenn die Abrechnung fehler- und damit die des LVB – durch die Direkt- bandes ein geeignetes Instrument für eine frei erfolgen soll. In Anbetracht der hohen wahl durch die Bürger. gemeinsame Aufgabenerledigung dar, oh- Widerspruchsfreude der Bürger ist es ein Über § 23 Abs. 2 AO ist es zwar zulässig, ne dass die Grundzüge der Selbstverwal- zwingendes Gebot, hierfür qualifiziertes z.B. vertragliche Regelungen der Zusam- tung aufgegeben werden. Fachpersonal vorzuhalten, was sich nicht menarbeit und damit z.B. auch über eine Die Einamtung einer amtsfreien Gemeinde nur in der Vergütungsgruppe, sondern Personalunion zwischen Amtsvorsteher zieht keinerlei Eingriff in die Selbstverwal- auch in den Nebenkosten wie Fortbildung, und Bürgermeister und die Beteiligung des tung der Gemeinde nach sich. Das Amt ist

114 Die Gemeinde SH 4/2003 aus kommunalrechtlichen Gründen gehin- tungsstelle des Amtes in der Gemeinde Politiker von Beschlüssen und Beratungen dert, sich in die Selbstverwaltung einzu- verbleibt, die Sitzungsvorbereitungen usw. von reinen Verwaltungsangelegenheiten bringen und hat letztlich nur die Beschlüs- genauso erledigt, wie sie Ansprechpartner lösen und sich verstärkt um die eigentli- se der Vertretung vorzubereiten und nach für die dortige Bevölkerung bleibt (Einwoh- chen Aufgaben der Selbstverwaltung im Maßgabe der erfolgten Willensbildung in nermeldewesen, Pässe, Ausweise usw.), Ort kümmern. Vom Ergebnis her stellt die der Gemeinde dann umzusetzen. Wenn wird man die Einamtung kaum negativ Einamtung keinen Eingriff in die Selbstver- im Zuge einer Einamtung eine Verwal- spüren. Vielmehr können sich die örtlichen waltung dar.

einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Verwaltungsreform – auch kleine tern. Hierdurch ist es möglich, dass bei auftre- Schritte führen zum Erfolg tenden Problemen nicht die Suche von Schuldigen, sondern die Suche nach ge- Kooperationsmöglichkeiten am Beispiel des Amtes Hohenwestedt-Land und meinsamen Lösungen im Vordergrund der Gemeinde Hohenwestedt steht. Da es bei derartig umfangreichen Stefan Landt, Bürgermeister der Gemeinde Hohenweststedt Maßnahmen ausgeschlossen ist, alle De- tails im Vorwege zu erkennen und zu lö- I. Ausgangslage – Gemeinsam genutzt werden Sitzungs- sen, ist der ständige Gedankenaustausch Am südlichen Rand des Kreises Rends- und Aufenthaltsräume, Archivräume, unerlässlich. Gerade in der Anlaufphase burg-Eckernförde liegen das Amt Hohen- Telefonanlage, Frankiermaschine und hat sich die Einrichtung von festen Ge- westedt-Land (ca. 6.400 Einwohner) und Kopiergeräte. Auch die Büromaterialbe- sprächsterminen bewährt; heute kann die Gemeinde Hohenwestedt (ca. 4.900 schaffung erfolgt zentral für beide Ver- festgestellt werden, dass die Gespräche Einwohner). Das Amt ist zuständig für die waltungen. nur noch in immer größer werdenden Ab- 14 amtsangehörigen Gemeinden und den – Nach dem Wechsel des EDV-Anbieters ständen erforderlich sind und dass sie Schulverband Todenbüttel. Das Unterzen- im Jahr 1996 werden die Programme auch immer weniger Zeit in Anspruch neh- trum Hohenwestedt erledigt zusätzlich die überwiegend gemeinsam genutzt und men. Verwaltungsgeschäfte für den Schulver- über einen gemeinsamen Server gefah- band Hohenwestedt, den Zweckverband ren. Auch die hausinterne EDV-Admini- IV.Beurteilung Altenheim Hohenwestedt und die Ge- stration erfolgt gemeinsam. Die Beurteilung, ob die eingeleiteten meindewerke Hohenwestedt, einen für Schritte richtig und erfolgreich waren, Gas- und Wasserver- sowie Abwasserent- Die durchweg positiven Erfahrungen ha- kann anhand der wesentlichen Anforde- sorgung zuständigen Eigenbetrieb. ben dazu ermutigt, nach weiteren Koope- rungsmerkmale an eine Verwaltung erfol- rationsmöglichkeiten zu suchen. Seit dem gen: Aufgrund der positiven Erfahrungen in der 01.01.2002 resultieren hieraus folgende –Qualifikation und Rechtssicherheit langjährigen Zusammenarbeit, z. B. in den Punkte: Durch die Zusammenlegung bisheriger Zweckverbänden oder bei der Träger- – Das Amt Hohenwestedt-Land hat den „Ein-Mann-Abteilungen“ ist eine bessere schaft des kommunalen Kindergartens, gesamten Aufgabenkomplex Einwoh- Spezialisierung der Mitarbeiterinnen und beschlossen die politisch Verantwortli- nermeldewesen einschließlich der Mitarbeiter möglich. Auch in Vertretungs- chen, auch die Zusammenarbeit der Ver- Fundsachenverwaltung für beide Ver- fällen wird kontinuierlich weiter gearbeitet, waltungen durch die Nutzung eines ge- waltungen übernommen. Hierfür wer- da immer eine eingearbeitete Fachkraft meinsamen Rathauses zu intensivieren. den maximal 1,65 Stellen vorgehalten. vorhanden ist. Hierdurch kann auch der Das Rathaus Hohenwestedt wurde vom Die Kostenaufteilung (Personalkosten + Besuch von Fortbildungsmaßnahmen Amt Hohenwestedt-Land und der Ge- Sachkosten – Gebühren) erfolgt im Ver- leichter ermöglicht werden. meinde Hohenwestedt gemeinsam in Ho- hältnis der Einwohnerzahlen. – Zeitnahe Aufgabenerledigung henwestedt gebaut und 1989 bezogen. – Die Gemeindekasse Hohenwestedt er- Auch hier können für die zusammengeleg- ledigt auch für das Amt Hohenwestedt- ten Bereiche Verbesserungen festgestellt II. Zusammenarbeit Land sämtliche Kassengeschäfte. Die werden, da eine bessere Personalausstat- Bereits mit dem Einzug ins neue Rathaus Personalkosten für maximal 2,75 Plan- tung gewährleistet ist. wurden die ersten Pflöcke der Zusam- stellen werden nach einem festgelegten – Kostenersparnisse menarbeit eingeschlagen: Schlüssel verteilt. Die Kosten konnten in der Anfangsphase – Aus den Standesämtern Hohenwestedt – Das Vollstreckungswesen wird für beide nur in geringem Maße gesenkt werden, da und Hohenwestedt-Land wurde das ge- Verwaltungen vom Vollstreckungsbe- natürlich das vorhandene Personal auch meinsame Standesamt Hohenwestedt. amten der Gemeinde Hohenwestedt er- wieder eingesetzt werden muss. Für an- Die Geschäftsführung liegt beim Amt ledigt. Für die Kostenaufteilung gilt der stehende personelle Veränderungen wur- Hohenwestedt-Land. Die Gemeinde Maßstab für die Kasse. den jetzt jedoch Grundlagen geschaffen, Hohenwestedt stellt zusätzlich Standes- die dann auch zu Einsparungen führen. beamte für Eheschließungen und betei- III.Schwierigkeiten – Bürgerfreundlichkeit ligt sich an den nicht durch Gebühren Eine Aussage, dass diese gravierenden Der Bürger begrüßt die Maßnahmen sehr, gedeckten Kosten im Verhältnis der Ein- Umstellungen alle reibungslos verlaufen da die Anliegen nun sach- und nicht mehr wohnerzahl. sind, würde sicherlich nicht der Wahrheit ortsbezogen erledigt werden. Die Frage – Ein Hausmeister, Raumpflegerinnen und entsprechen und wäre gerade auch erfah- „Wohnen Sie im Amtsbereich oder in Ho- die Mitarbeiterin der zentralen Service- renen Verwaltungsexperten nicht zu ver- henwestedt“ gehört für die zusammenge- stelle (Information) wurden von der Ge- mitteln. Das Entscheidende ist aber auch legten Bereiche der Vergangenheit an. Oh- meinde Hohenwestedt für das gesamte der Umgang mit diesen Problemen. In Ho- nehin war es dem Bürger bei einem Wohn- Rathaus gestellt. Die Kostenbeteiligung henwestedt ist es über Jahre hinweg ge- ortwechsel zwischen Amt und Gemeinde durch das Amt erfolgt im Verhältnis der lungen, eine besondere Vertrauensbasis nur schwer vermittelbar, dass er sich in ei- Gesamtnutzung des Rathauses. Eben- zu schaffen, angefangen bei den Verant- nem Rathaus bei einem Meldeamt ab- und so werden sämtliche Unterhaltungs- wortlichen in den Selbstverwaltungsgre- bei dem anderen Meldeamt am anderen und Bewirtschaftungskosten umgelegt. mien über die Verwaltungsleiter bis zu den Ende des Flures wieder anmelden musste.

Die Gemeinde SH 4/2003 115 Insgesamt beobachtet der Bürger die Ver- V. Ausblick führen, sondern die Sache muss im Vor- änderungsprozesse sehr aufmerksam und In Anknüpfung an den vorstehenden Ab- dergrund stehen. Alle Überlegungen müs- auch durch Anregungen wird zu einer Fort- satz kann festgestellt werden, dass der sen auch stets vor dem Hintergrund erfol- setzung animiert. eingeschlagene Weg weiter verfolgt wer- gen, dass nur bei einer optimalen Erledi- den muss. Es gibt noch eine Vielzahl von gung der Verwaltungsaufgaben die Eigen- Zusammenfassend kann somit festgestellt Aufgabenbereichen,für die sich eine Über- ständigkeit der beteiligten Kommunen werden, dass im Rathaus Hohenwestedt prüfung der Zusammenarbeit anbietet. auch ohne Gebietsreform gewährleistet ein richtiger Weg eingeschlagen wurde. Dies darf nicht zu blindem Aktionismus werden kann.

Programme gemeinsam genutzt werden. GATT – kommunale Zusammen- E-Government ist noch ein schlafender Riese. Ihn gilt es nicht kleinteilig zu we- arbeit im Kreis Stormarn cken. Hier wären besser noch größere Lö- Thomas Schreitmüller, Bürgermeister der Gemeinde Tangstedt sungen anzustreben. ● Wahrung der gemeindlichen Interes- Was ist GATT ? Kooperationsform gewählt. Im Gegenteil, sen gegenüber Kreis und Land Gatt stand bis 1996 für das allgemeine die lockere Verbindung einer Arbeitsge- Gemeinsam sind wir auch gegenüber Zoll- und Handelsabkommen der UN. Es meinschaft ermöglicht es jeder Gemeinde größeren Einheiten stark. Bei gleichen sollte die Wirtschaftsbeziehungen der teil- jederzeit und auch im Einzelfall auf eine Zu- Themen muß nicht jeder alles selber klä- nehmenden Staaten neu ordnen und den sammenarbeit zu verzichten, wenn sich ren, sondern auch hier wird eine Arbeits- gegenseitigen Handel erleichtern. Heute bei der Aufgabenerledigung keine Vorteile teilung vorgenommen. Ausdrücklich ange- steht GATT für die intensive interkommu- erzielen lassen. Konsens ist jedoch, dass merkt sei, dass die Arbeitsgemeinschaft nale Zusammenarbeit von 4 Stormarner das Zusammenleben immer aus Geben keine Konkurrenz zum Gemeindetag ist, Gemeinden. Es sind die Anfangsbuchsta- und Nehmen besteht Für bestimmte Auf- vielmehr erfolgt intensive Mitarbeit im Vor- ben von Großhansdorf, Ammersbek, gaben ist natürlich auch eine rechtliche stand des Kreisverbandes in der die ver- Tangstedt und Trittau. Verbindung erforderlich. Dies wird im Ein- schiedenen Themen eingebracht werden. zelfall geprüft. ● Allgemeiner Erfahrungs- und Wis- Wir stellen uns Ihnen vor ! Die vielfältigen Formen der Zusammenar- sensaustausch Wir sind 4 hauptamtlich verwaltete Ge- beit, die die einzelnen Gemeinden mit an- Wir kennen unsere Stärken und Schwä- meinden im Kreis Stormarn. In Großhans- deren Kommunen pflegen, werden unab- chen und wissen dass diese auch von Ver- dorf und Ammersbek wohnen rd. 9.100 hängig von GATT weiter betrieben. waltung zu Verwaltung in unterschiedli- Personen, in Tangstedt 6.100 und in Trittau chen Bereichen liegen. Fachliche Unter- 7.500, wobei die Trittauer Verwaltung die Unsere Aufgabenschwerpunkte stützung bei schwierigen Entscheidungen Dienstgeschäfte des Amtes Trittau mit ● Gegenseitige Personalvertretungen hilft weiter. Beispiel: Kassenleiter tauschen 8.000 Einwohnern mit erfüllt. Der Zusam- Aufgrund der geringen Mitarbeiterzahl in sich aus, welche Bank günstige Konditio- menschluß umfaßt also rund 40.000 Bür- den Fachämtern der einzelnen Gemeinde- nen liefert oder die Bauamtsleiter mit wel- gerinnen und Bürger. Zwei der vier Ge- verwaltungen können relativ schnell per- chem Architekten, Ingenieur oder Planer meinden (Ammersbek und Tangstedt) sonelle Engpässe entstehen. Durch die im- gut zusammengearbeitet wird. grenzen an Hamburg, zwei (Ammersbek mer komplizierter werdende Rechtslage in ● Einkaufsgemeinschaft und Großhansdorf) an die größte Stadt im den einzelnen Sachgebieten können Mit- Durch größere Bestellmengen können Kreis Stormarn, an Ahrensburg. arbeiter immer seltener von einem Fach- bessere Preise erzielt werden. Sei es bei Direkt verbunden sind die Gemeinden amt in ein anderes Fachamt versetzt wer- der Ausschreibung für Fahrbahndeckener- nicht, d.h. eine gemeinsame Grenze ist den, um dort eine qualitativ hochwertige neuerung oder für Kopierpapier. Die Preise nicht vorhanden. Vertretung vorzunehmen. liegen teilweise sogar unter den Konditio- ● Fortbildung und Schulung nen der GMSH. Wieso GATT ? Für Spezialgebiete reicht manchmal ein ● Geräte- und Ausstattungstausch Wir vier hauptamtliche Bürgermeister wur- Mitarbeiter für alle Verwaltungen, so dass Gerade für den Bauhof gibt es eine Reihe den in den zurückliegenden drei Jahren der Fortbildungs- und Schulungsaufwand von teuren Spezialmaschinen und Anbau- erstmalig und direkt gewählt. Wir kamen gering gehalten wird. In-House-Seminare teilen die nicht ständig im Einsatz sind. aus der Region und kannten uns schon für alle Mitarbeiter eines Fachgebietes Diese können von den anderen Gemein- aus unseren vorherigen Verwaltungstätig- können Wissen schneller, umfassender den mitbenutzt werden. keiten. Uns war klar, dass sich bestimmte und kostengünstiger vermitteln. Auch die Verwaltungsprozesse durch eine Zusam- Schulung der neu gewählten Gemeinde- Wo wollen wir hin ? menarbeit optimieren lassen, z.B. durch vertreter wird jetzt im Rahmen eines In- Auch wenn die Arbeitsgemeinschaft erst Kosteneinsparungen oder über eine quali- House-Seminars durchgeführt, d. h. ein ein gutes halbes Jahr besteht, zeigt sich tative Verbesserung der Leistung. GATT Amtsleiter aus jeder Verwaltung referiert zu schon jetzt ein positiver Verlauf. Nach zum wurde mit vier Gemeinden bewusst über- den Themen: Kommunalrecht, Baurecht, Teil erstem Zögern sehen die bislang ein- schaubar gehalten, damit Synergieeffekte Haushaltswesen sowie Soziales. gebunden Mitarbeiter auch die für ihr Auf- nicht wieder durch zu großen Abstim- ● Einheitliche Datenverarbeitungs- gabengebiet entstehenden Vorteile. Ent- mungsbedarf verloren gehen. Eine spätere konzepte sprechend hoch ist die Motivation. Im Krei- Vergrößerung ist grundsätzlich nicht aus- Datenverarbeitung mit den unterschiedli- se der örtlichen Politik und insbesondere geschlossen. chen Systemen und Programmen ist ei- der Bevölkerung kommt GATT sehr gut an. Nach Vorgesprächen im Spätsommer nerseits sehr kostenintensiv. Auf der ande- Identifikation, Bürgernähe, Transparenz 2002 haben wir am 01.10.2002 eine Grün- ren Seite bestehen große Möglichkeiten und Nachvollziehbarkeit von Entscheidun- dungsurkunde unterzeichnet. zur Leistungsverbesserung und Kosten- gen sowie ehrenamtliches Engagement einsparung. Sie zu nutzen, erfordert für bleiben erhalten, obwohl die Vorteile einer Welche Ziel haben wir ? ausgebildete Verwaltungsmitarbeiter Spe- großen Verwaltung weitestge- hend ge- Die Zusammenarbeit soll für uns alle einen zialwissen. Dieses kann u.a. durch den nutzt werden können. Mehrwert darstellen. Um dies zu gewähr- Austausch mit Fachkollegen vertieft wer- Wir sind auf dem richtigem Wege und wer- leisten, wurde keine rechtlich verbindliche den. Auch können Server und besondere den die Zusammenarbeit weiter vertiefen.

116 Die Gemeinde SH 4/2003 Entwicklung der kommunalen Finanzen aus der Sicht des Landes- rechnungshofs*

Claus Asmussen, Mitglied des Landesrechnungshofs Schleswig-Holstein

Ich darf mich zunächst recht herzlich für geht in den letzten Wochen kaum ein Tag, die freundliche Begrüßung bedanken und wo nicht in der regionalen und überregio- insbesondere für die Einladung zu Ihrer nalen Presse das Thema der kommunalen Fachtagung, die sich mit einer Reihe inter- Finanzausstattung behandelt wird. essanter kommunalrelevanter Themen Ich darf die Quintessenz, das Ergebnis befassen wird. Zu diesen Themen gehört meiner folgenden Ausführungen gleich natürlich die vor der Tür stehende Kom- vorweg nehmen und werde Sie damit wohl munalwahl, weiterhin die in den letzten kaum überraschen: Die aktuelle Lage der Monaten vermehrt diskutierte Frage nach Kommunalfinanzen ist sehr ernst und Be- der Effizienz und Effektivität der Verwal- sorgnis erregend! tungsstrukturen allgemein und damit letzt- Mit dieser Einschätzung steht der Landes- lich auch auf der Ämterebene und – und rechnungshof mit Sicherheit nicht allein. dies kann niemanden überraschen – nicht Und leider spricht auch nicht viel dafür, zuletzt die aktuelle Finanzsituation auf der dass sich die Lage mittelfristig entschei- kommunalen Ebene, zu der ich heute ein- dend bessern wird. Claus Asmussen leitend eine Einschätzung aus Sicht des Die Kommunen – wie übrigens Bund und Landesrechnungshofs abgeben darf. Länder genauso – stehen damit vor er- eine Revidierung der Aufkommenserwar- Bevor ich mich aber dem mir gestellten heblichen Zwängen und Herausforderun- tungen und damit der Steigerungsraten, Thema „Entwicklung der kommunalen Fi- gen, bei deren Bewältigung das bereits wie sie in den Steuerschätzungen zuvor nanzen aus der Sicht des Landesrech- bisher eingesetzte Instrumentarium der noch prognostiziert worden waren. Es nungshofs“ zuwende, erlauben Sie mir bit- Haushaltskonsolidierung nach meiner Ein- ging also – von einigen Ausnahmen abge- te zwei, drei Sätze zu meiner Person und schätzung nicht mehr ausreichen wird, um sehen – „lediglich“ um geringere Wachs- meiner Funktion beim Landesrechnungs- die anstehenden finanziellen Probleme zu tumsraten bei den Einnahmen, was aller- hof. meistern. Es wird deshalb zu tiefer greifen- dings bei gleichzeitig weiter steigenden Ich bin seit nunmehr schon fast 1 1/2 Jah- den Veränderungen kommen müssen, wie Ausgaben gleichwohl schon damals dazu ren gerne Mitglied des Landesrechnungs- sie bereits bisher unter den Überschriften führte, dass einige kommunale Haushalte hofs für den kommunalen Bereich. Dane- „Besinnung auf Kernbereiche der öffentli- in Bedrängnis gerieten. Zumindest aber ben leite ich als zuständiger Abteilungslei- chen Aufgabenerfüllung“ und „Effizienz- führen rückläufige Wachstumsprognosen ter die Prüfungen im Justiz- und Innen- steigerung der Verwaltungsstrukturen“ bei den Einnahmen im Zuge eines laufen- bereich. Vorher war ich in unterschiedlich- diskutiert worden sind bzw. diskutiert wer- den Haushaltsjahres tendenziell zu einer sten Funktionen im Innenministerium und den. Erlauben Sie mir im Folgenden dar- Verringerung der freien Finanzspielräume in der Staatskanzlei tätig. zustellen, woraus sich meine Einschät- mit der Folge, dass bei unveränderten Vo- Die letzten Jahre im Innenministerium ha- zung im Einzelnen ableitet. lumina der Vermögenshaushalte per Saldo be ich mich u. a. mit dem Thema Kommu- Bei den öffentlichen und damit den kom- die Kreditaufnahmen zunehmen. Erkenn- nalwahlrecht, Meldewesen, Behördenor- munalen Finanzen hat es auch in den ver- bar werden diese Zusammenhänge so- ganisation und Funktionalreform befasst. gangenen Jahren und Jahrzehnten ein wohl an einzelnen Haushalten als auch bei Insbesondere die letzteren Gebiete kom- insbesondere von der jeweiligen konjunk- zusammengefassten Betrachtungen, wie men mir natürlich bei der jetzt aktuellen turellen Entwicklung geprägtes Auf und Ab sie der Landesrechnungshof z. B. im Rah- Diskussion über Verwaltungsstrukturen gegeben; dies ist nichts Neues und Sie al- men seiner alle zwei Jahre erscheinenden zugute. le haben Ihre eigenen Erfahrungen damit Kommunalberichte für die seiner Prüfung Nun genug der einleitenden Worte; wid- gesammelt. So folgten z. B. den „fetten“ unterliegenden Kommunen vornimmt. So men wir uns im Folgenden einem der Jahren nach der Wende, als der Aufbau waren beispielsweise bei den Kreisen in drängendsten Probleme im kommunalen Ost für die deutsche Wirtschaft ein großes den Jahren 1997-1999 im Gruppendurch- Raum, der aktuellen und zukünftigen Fi- Konjunkturprogramm darstellte, im Ver- schnitt erkennbar niedrigere freie Finanz- nanzsituation der kommunalen Körper- gleich gesehen „magerere“ Jahre, da die spielräume als in den Vorjahren zu ver- schaften. Der Schleswig-Holsteinische wirtschaftlichen Auswirkungen des Nach- zeichnen. Sowohl bei den Kreisen als auch Gemeindetag und der Deutsche Städte- holbedarfs im Zuge der Vereinigung entfie- bei den Städten über 20.000 Einwohner und Gemeindebund hat das Ergebnis sei- len, sich parallel die für Investitionen in den gab es in diesem Zeitraum einzelne un- ner Analyse mit der schlichten Forderung neuen Bundesländern gewährten Sonder- ausgeglichene Haushalte. Bei beiden Ge- zusammengefasst: „Rettet die Kommu- abschreibungen auswirkten und schließ- bietskörperschaftsgruppen war in diesem nen!“ Die Initiativen und Verlautbarungen lich die neuen Bundesländer in das Fi- Zeitraum auch eine weiter steigende Ver- zu diesem Thema haben schon seit An- nanzsystem der Bundesrepublik integriert schuldung zu verzeichnen, während das fang des vergangenen Jahres an Intensität wurden. Wie heute wurde auch in diesen Jahr 2000 dann sowohl hinsichtlich der zugenommen. Auch die anderen kommu- magereren Jahren bereits über Steueraus- freien Finanzspielräume als auch der Ver- nalen Spitzenverbände auf Bundes- und fälle geklagt und die öffentlichen Haushal- schuldung wieder eine Verbesserung der Landesebene werden in der Beschreibung te kamen unter Konsolidierungsdruck. Entwicklung anzeigte. der Situation und in ihren Forderungen zu- Nur: Häufig verbarg sich hinter dem Wort Über die voraussichtlich leider wieder ne- nehmend deutlicher. Ganz offensichtlich „Steuerausfälle“ nicht ein tatsächlicher gative Entwicklung der Jahre 2001 und geht dieses über das normale Niveau der Rückgang der Steuereinnahmen insge- *Vortrag von MDGT Claus Asmussen am 19.02.2003 üblichen Forderung nach einer „angemes- samt, sondern – z. B. aufgrund einer je- anlässlich der Tagung der Ämter Schleswig-Holsteins senen Finanzausstattung“ hinaus. Es ver- weils aktuellen neuen Steuerschätzung – in der Akademie Sankelmark.

Die Gemeinde SH 4/2003 117 2002 wird der Landesrechnungshof im bei der Gewerbesteuer sind natürlich in er- kleineren Kommunen eine herausragende Rahmen seines im Juni dieses Jahres er- ster Linie diejenigen Kommunen, bei de- Rolle spielen. Diese Einnahmequelle hat scheinenden Kommunalberichts 2003 be- nen die Gewerbesteuereinnahmen im Ver- bis zum Jahr 2000 insgesamt gesehen ei- richten. hältnis zu den anderen Einnahmequellen ne relativ kontinuierliche Aufwärtsentwick- Die aktuelle finanzwirtschaftliche Situation der Kommunen ein besonderes Gewicht lung erlebt. Erkennbar wird dies z. B. an und auch die mittelfristigen Perspektiven im Haushalt haben. Dies ist einerseits der der Entwicklung der Grund- und Garantie- sind jedenfalls ganz anderer Natur als die Grund dafür, dass das Land Schleswig- beträge für die Gemeindeschlüsselzuwei- soeben skizzierte Entwicklung rückläufiger Holstein im Vergleich zu wirtschaftsstärke- sungen. Im Jahr 2001, dem ersten Jahr Wachstumsraten bzw. einer Stagnation ren Bundesländern vom Gewerbesteu- des auf 4 Jahre angelegten 75-Mio.DM- bei den Einnahmen. Wir haben es heute errückgang unterproportional betroffen ist. Eingriffs des Landes in den Kommunalen mit tatsächlich fallenden Steuereinnahmen Darüber hinaus dürfte die Betroffenheit in- Finanzausgleich, konnte die Finanzaus- in erheblichem Umfang zu tun, während nerhalb unseres Landes bei den kleineren gleichsmasse und damit letztlich auch der auf der Ausgabenseite die großen Blöcke kreisangehörigen Kommunen tendenziell Grund- und Garantiebetrag durch einige Personalausgaben und Ausgaben für die geringer sein als bei den größeren Ge- „außerordentliche Maßnahmen“ noch auf soziale Sicherung im günstigsten Fall sta- meinden und Städten, da diejenigen Un- dem Niveau des Jahres 2000 gehalten gnieren, wenn nicht sogar leicht weiter ternehmen, die überhaupt noch Gewerbe- werden. Im Jahr 2002 war dies jedoch steigen. Bei den Personalausgaben sind in steuer zahlen, eher in diesen Kommunen nicht mehr möglich und es kam zu einem jedem Falle die Tarifsteigerungen zu be- ansässig sind. leichten Rückgang bei der Finanzaus- rücksichtigen. Bei den Ausgaben für die Aber auch der Gemeindeanteil an der gleichsmasse sowie einer Reduzierung soziale Sicherung sind zwar bestimmte Einkommensteuer ist in den letzten Jah- beim Grund- und Garantiebetrag um je- Entlastungseffekte u. a. durch die Pflege- ren rückläufig gewesen. Im Gegensatz zur weils etwa 3%. versicherung eingetreten. Allerdings Gewerbesteuer ist die Entwicklung des Das ganze Ausmaß der gegenwärtigen Si- nimmt beispielsweise der Zuschussbe- Gemeindeanteils an der Einkommensteu- tuation wird jedoch erst an der Abrech- darf des Einzelplans 4 für die Sozialhilfe er deutlich kontinuierlicher und zwar – aus- nung des Finanzausgleichsjahres 2002 und die Jugendhilfe im Bereich der Kreise genommen das Jahr 1997 – in der Ver- deutlich. Denn die zu Beginn eines Jahres weiter zu. So hat sich dieser von 1996 mit gangenheit in der Regel nach oben ge- festgelegten Werte des Finanzausgleichs 182 € pro Einwohner auf 205 € pro Ein- richtet. Insbesondere durch die Auswir- stehen für das betreffende Jahr fest und es wohner im Jahre 2001 weiter erhöht, wo- kungen der ersten Stufe der Steuerreform erfolgt keine zeitnahe Anpassung an sich bei der Zuschussbedarf insbesondere im sind aber auch bei dieser Einnahmequelle verändernde Steuereinnahmeentwicklun- Bereich der Jugendhilfe überproportional der Kommunen im Jahr 2001 Rückgänge gen. Aus diesem Grund hat die Abrech- zugenommen hat. Im Bereich der Sozial- gegenüber dem Jahr 2000 von rd. 3,3 % nung des jeweiligen Finanzausgleichsjah- hilfe machen insbesondere die Kostenent- festzustellen gewesen. Auch im Jahr 2002 res auch häufig mehr oder weniger gravie- wicklungen bei der Eingliederungshilfe für musste aufgrund der weiterhin lahmenden rende Auswirkungen auf die Finanzaus- Behinderte erhebliche Sorgen. Die Fall- Konjunktur ein weiterer Rückgang im Ver- gleichsmassen der Folgejahre. zahlen haben sich von ca. 8.000 in 1996 gleich zu 2001 in Höhe von rd. 1,6 % hin- Auch hier möchte ich Ihnen die negative auf ca. 12.000 im Jahre 2000 entwickelt. genommen werden. Diese zunächst un- Entwicklung anhand der im Zeitablauf ab- Wenn von den Finanzproblemen der Kom- vorhergesehene Entwicklung lässt sich gegebenen Prognosen zur Höhe der Fi- munen gesprochen wird, so wird zurzeit anschaulich an den einzelnen Schätzun- nanzausgleichsmasse 2002 verdeutli- allerdings primär die Einnahmenseite be- gen des Gemeindeanteils an der Einkom- chen. Aufgrund des Haushaltserlasses trachtet. Ich möchte deswegen anhand mensteuer ablesen, wie sie sich in den von November 2001 ging man von einer der wesentlichen kommunalen Einnahme- Haushalts- und Haushaltsergänzungser- Finanzausgleichsmasse von 1.057 Mio. € quellen die Situation beschreiben. lassen des Innenministeriums niederge- aus. Auf der Basis der neuen Steuerschät- schlagen haben, mit denen den Kommu- zungen in 2002 ergaben sich dann nur Beispiel Gewerbesteuer nen die Prognosen aufgrund der jeweils noch 975 Mio. €. Dies bedeutet, dass die Sie alle haben die Hiobsbotschaften zur aktuellen Steuerschätzung mitgeteilt wur- Finanzausgleichsmasse, auf der die Be- Entwicklung der Gewerbesteuer in den den. rechnungen des Finanzausgleichs für das Medien verfolgen können, nach denen Bei einem Anfang des Jahres 2002 fest- Jahr 2002 beruhte, um sage und schreibe einzelne Kommunen Rückgänge beim gestellten Ist-Ergebnis in Höhe von 757 rd. 82 Mio. € unterschritten werden wird, Gewerbesteueraufkommen von bis zu 50 Mio. € im Jahr 2001 ging der Haushaltser- was zu einer entsprechenden negativen % und darüber hinaus hinnehmen mus- lass 2002 vom August 2001, der die Mai- Abrechnung und zu entsprechenden Aus- sten. In Schleswig-Holstein ist das Gewer- Steuerschätzung 2001 berücksichtigte, wirkungen auf den kommunalen Finanz- besteueraufkommen in den letzten 4 Jah- zunächst von einem Gemeindeanteil an ausgleich der Folgejahre führen wird. ren kontinuierlich von Jahr zu Jahr gesun- der Einkommensteuer im Jahr 2002 in Auch in den vergangenen Jahren hat es ken. Aktuell lag das Aufkommen des Höhe von 765 Mio. € aus. Aufgrund der immer wieder positive wie auch negative Jahres 2002 um knapp 1 % hinter dem November-Steuerschätzung 2001 wurde Abweichungen zwischen der zu Beginn ei- des Jahres 2001 zurück, nachdem sich dieser Betrag im Haushaltsergänzungs- nes Haushaltsjahres festgelegten Finanz- nach den ersten drei Quartalen noch ein erlass 2002 vom November 2001 auf 789 ausgleichsmasse und der nach Abschluss Rückgang von fast 10 % abzeichnete. Da- Mio. € erhöht. Im Laufe des Jahres 2002 des Haushaltsjahres abgerechneten Fi- mit hat das Gewerbesteueraufkommen wurden dann die Aufkommenserwartun- nanzausgleichsmasse gegeben. Diese 2002 in Schleswig-Holstein nur noch rd. gen im Zuge der jeweiligen Steuerschät- Beträge lagen jedoch im Normalfall in ei- 87 % des Wertes des Jahres 1998 betra- zungen über 765 Mio. € und 750 Mio. € nem Rahmen bis zu 50 Mio. DM und in gen. Berücksichtigt man darüber hinaus, wieder reduziert und das tatsächliche Auf- den schon damals so bezeichneten „Aus- dass die Gewerbesteuerumlage in den kommen des Gemeindeanteils an der Ein- nahmejahren“ 1997-1999 bei einem maxi- letzten Jahren aus den verschiedensten kommensteuer für Schleswig-Holstein im malen negativen Abrechnungsbetrag in Gründen kontinuierlich gestiegen ist, so Jahr 2002 betrug schließlich 745 Mio. €. Höhe von 107 Mio. DM, aber nicht bei hatten die schleswig-holsteinischen Kom- Ich komme zum Kommunalen Finanz- über 80 Mio. € !!!!!! munen bei dieser wichtigen Einnahme- ausgleich. Hierzu ist zu bemerken, dass Damit diese Abrechnungssumme vom quelle im Jahr 2002 gegenüber dem Jahr die Gemeindeschlüsselzuweisungen ge- kommunalen Bereich überhaupt getragen 1998 nur noch rd. 80 % in der Kasse. Be- rade für die im Vergleich zu den größeren werden kann, haben sich die kommunalen sonders betroffen von dieser Entwicklung Kommunen i. d. R. steuerschwächeren Landesverbände und das Land im Rah-

118 Die Gemeinde SH 4/2003 men der Verabschiedung des Landes- wichtige Investitionstätigkeit der Kom- grund der Erfahrungen mit den Diskussio- haushalts 2003 darauf verständigt, die munen zurück geht mit dem Effekt hö- nen über eine Gewerbesteuerreform bzw. Abweichungssumme nicht wie üblich in ei- herer Arbeitslosigkeit, höherer Sozialla- eine Unternehmenssteuerreform in den nem Betrag im 2. Folgejahr des entspre- sten und geringerem Wachstum. Wenn 80er- und 90er-Jahren sollten sie nach chenden Finanzausgleichsjahres in die keine anderen die Konjunktur positiv be- meiner persönlichen Einschätzung auch Berechnung der Finanzausgleichsmasse einflussenden Faktoren eintreten, droht hinsichtlich der eingesetzten Reformkom- einfließen zu lassen, also im Jahr 2004, dies eine Spirale nach unten zu werden mission nicht von den Beratungsergebnis- sondern in 3 etwa gleich hohen Jahresra- mit entsprechenden negativen Auswir- sen die umfassende Lösung ihrer Finanz- ten in den Jahren 2003 bis 2005. kungen auf die öffentlichen Haushalte. probleme erwarten. Bei lahmender Kon- Im Finanzausgleichsjahr 2003 kommen al- ● Von den Steuerausfällen sind systembe- junktur, einem dadurch verursachten wei- so nun drei Faktoren zusammen: dingt natürlich alle Gebietskörper- teren Arbeitsplatzabbau sowie letztlich 1.Aufgrund der negativen Entwicklung der schaftsebenen betroffen und man wird spärlicher sprudelnden Steuerquellen gibt Steuereinnahmen im Jahr 2002 und da- dort nach Maßnahmen suchen, mit de- es faktisch kaum Bewegungsspielraum, mit einer Reduzierung der entsprechen- nen die sich abzeichnenden haushalts- etwas umzuverteilen; weder von den Un- den Basiswerte erreichen die Verbund- und finanzwirtschaftlichen Probleme ternehmen, Selbstständigen und Freibe- grundlagen 2003 nicht den – zu hohen gelöst oder zumindest gemildert werden ruflern in die öffentlichen Kassen noch von – Wert des Jahres 2002. Allein dies führt können. Die Finanzprobleme des Lan- einer Gebietskörperschaftsebene zur an- tendenziell zu einer rückläufigen Finanz- des werden Auswirkungen auch auf die deren. Die Gemeinden können schon froh ausgleichsmasse. unterste kommunale Ebene in Schles- sein, wenn nicht weitere bzw. neue Aufga- 2.Darüber hinaus ist ein recht hoher nega- wig-Holstein haben, wenn beispielswei- ben bei ihnen abgeladen werden oder sich tiver Abrechnungsbetrag für das Finan- se das Land weiterhin Förderprogram- andere Gebietskörperschaftsebenen auf- zausgleichsjahr 2001 in Höhe von 24,9 me kürzen muss, mit denen kommuna- grund eigener finanzieller Probleme ge- Mio. € zu berücksichtigen und schließ- le Investitionen unterstützt werden, oder zwungen sehen, über Umlageerhöhungen lich wenn Kreise sich veranlasst sehen, ne- oder die reduzierte Bereitstellung von all- 3.erfolgt die bereits erwähnte vorgezoge- ben anderen Maßnahmen schließlich gemeinen Zuweisungen sich aus ihrer ei- ne Teilabrechnung des Finanzausgleich- auch die Kreisumlage zu erhöhen. genen Misere zu befreien. Der Landes- sjahres 2002 in Höhe von 28 Mio. €. ● Weiterhin muss gesehen werden, dass rechnungshof hat in diesem Zusammen- Die Finanzausgleichsmasse 2003 in Höhe wichtige Ausgabeblöcke zwangsläufig hang in der Vergangenheit immer die von 964 Mio. € sinkt damit deutlich unter weiter steigen werden, wenn auch viel- Auffassung vertreten, dass zunächst jede den – zu hohen – Vorjahreswert von 1.057 leicht nicht mehr in dem Ausmaß wie Gebietskörperschaftsebene für sich trans- Mio. € und Grund- und Garantiebetrag für noch in früheren Jahren. Zu nennen sind parent und mit Nachdruck versuchen die Gemeindeschlüsselzuweisungen erlei- hier vor allem die Personalausgaben so- muss, ihre Probleme selbst in den Griff zu den jeweils einen erheblichen Rückgang wie die Ausgaben für die soziale Siche- bekommen und sich nicht auf Kosten an- um knapp 5 %. rung. derer Gebietskörperschaften „sanieren“ Ich denke, bereits die bisherigen Aus- ● Schließlich darf nicht außer Acht gelas- darf. Deswegen möchte ich an das Land führungen lassen bei den Kämmerern so- sen werden, dass eine sich abzeichnen- appellieren, seine Probleme nicht dadurch wie den haushalts- und finanzpolitisch de zunehmende Verschuldung höhere zu lösen, dass auch die kommunale Ebe- Verantwortlichen in den Kommunen er- Schuldendienstleistungen nach sich ne noch mehr in die Verschuldung ge- hebliche Sorgenfalten entstehen und Sie zieht und damit insbesondere über drängt wird. Damit würde sie noch mehr erinnern sich wieder an die hinter Ihnen lie- hoch verschuldeten Kommunen das die Fähigkeit verlieren, die Einnahmeaus- genden Haushaltsberatungen für das Damoklesschwert einer zukünftig ggf. fälle aufzufangen oder die nötigen – noch Haushaltsjahr 2003. ansteigenden Kapitalmarktverzinsung verbliebenen – Investitionen zur Stützung Doch hiermit hat es ja leider noch nicht schwebt. Angesichts der seit Jahren der Konjunktur zu tätigen. Das Land sollte sein Bewenden. Auch die weiteren finanz- weit unterdurchschnittlichen Kapital- auch vor dem Hintergrund der vergleichs- wirtschaftlichen Perspektiven sind alles marktzinssätze und der damit vielfach weise niedrigen Verschuldung der schles- andere als rosig. Hier möchte ich im Fol- erreichten niedrigen Durchschnittsver- wig-holsteinischen Gemeinden dieser genden nur noch schlaglichtartig auf eini- zinsung des jeweiligen kommunalen Verlockung nicht erliegen. Diese m. E. be- ge Dinge eingehen, die bei der Gesamtbe- Schuldenblocks schlummert hier in den rechtigte Forderung gegenüber dem Land trachtung der aktuellen kommunalen Fi- kommunalen Haushalten mittelfristig ein kann umso glaubhafter vertreten werden, nanzsituation ebenfalls noch zu berück- nicht zu unterschätzendes Zinsände- wenn die Kommunen ihre eigenen An- sichtigen sind: rungsrisiko. strengungen zur Konsolidierung unter Be- ● Im Januar dieses Jahres hat die Bun- Ich hoffe, meine Ausführungen zur aktuel- weis stellen. desregierung ihre Wachstumsprogno- len kommunalen Finanzsituation und zu Vor diesem Hintergrund ist vornehmlich sen für das Jahr 2003 nach unten korri- den mittelfristigen Perspektiven haben die Ausgabenseite der kommunalen giert. Man konnte daraufhin der Presse das, was wir alle bereits wissen oder zu- Haushalte in den Blick zu nehmen und entnehmen, mit welchen Steuerausfäl- mindest erahnt haben, noch einmal deut- weiter nach Einsparmöglichkeiten zu len die einzelnen Wirtschaftsfor- lich werden lassen: durchforsten. Ob allerdings nach den zu- schungsinstitute jeweils rechnen, wenn Die kommunale Finanzlage ist sehr ernst, rückliegenden Jahren die noch vorhande- sich die Wachstumsprognose z. B. um und die kommunalen Spitzenverbände nen Einsparpotenziale ausreichen werden, 1 Prozentpunkt reduziert. sprechen selbst von einem Schicksalsjahr um die sich abzeichnenden finanzwirt- Die Mai-Steuerschätzung 2003 lässt in- für die Kommunen. Alle Kommunen sind schaftlichen Herausforderungen zu mei- sofern nichts Gutes erahnen. Gerade daher aufgefordert, den bereits in den ver- stern, ist m. E. fraglich. Deshalb wird auch gestern hat der Deutsche Industrie- und gangenen Jahren begonnenen Konsoli- kein Weg daran vorbeiführen, bisherige Handelskammertag die Einschätzung dierungskurs noch einmal zu verstärken. Tabubereiche mit in die Einsparüberlegun- verbreitet, dass er für dieses Jahr mit ei- Dabei müssen sich die Kommunen aller- gen einzubeziehen: nem Null-Wachstum rechne. dings angesichts überall leerer öffentlicher ● Wünschenswerte, jedoch nicht mehr fi- ● Es stellt sich die Frage, ob wir nicht Kassen darüber im Klaren sein, dass sie nanzierbare Leistungen für die Bürgerin- schon länger in einem Teufelskreis sind, bei der vor ihnen liegenden Aufgabe auf nen und Bürger sind zurückzufahren in dem wegen der angespannten Situa- sich allein gestellt sein werden und wenig bzw. ganz infrage zu stellen. Angemerkt tion der kommunalen Finanzen die Hilfe von außen erwarten können. Auf- sei hier, dass es vor dem Hintergrund ei-

Die Gemeinde SH 4/2003 119 Angesichts der ernsten Situation muss nämlich auch die Frage erlaubt sein, ob die vorhandenen Verwal- tungsstrukturen den heutigen Anfor- derungen noch gerecht werden. Dass diese grundsätzliche Frage durchaus eine bedeutende Rolle spielt, hat sich nicht zuletzt bei der Funktionalreform- debatte in den letzten Jahren heraus- kristallisiert, wenn es z. B. um die denkbare Alternative ging, bisher in Landesbehörden wahrgenommene Aufgaben auf ausreichend leistungs- fähige Kommunalverwaltungen zu übertragen oder auch innerhalb der kommunalen Familie die Durchfüh- rung von Aufgaben auf die gemeindli- che Ebene zu delegieren. Es geht also bei den Verwaltungsstrukturfragen nicht nur um reine Wirtschaftlichkeits- aspekte, sondern vor allem auch um Zweckmäßigkeitsüberlegungen im Hinblick auf eine wünschenswerte ortsnahe Aufgabenerfüllung bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der Zugelassen nach aus fachlicher Sicht erforderlichen Energiewirtschaftsgesetz Qualitätsstandards. In diesem Zusam- menhang möchte ich für eine sachli- che und ehrlich geführte Debatte plä- Direkt-Anschluss. dieren und darauf hinweisen, dass zunächst einmal schon eine intensi- Infralogg: Gasversorgung mit ganz kurzer Leitung. vere Zusammenarbeit im kommuna- len Bereich ein erhebliches Einsparpo- Mit Infralogg — Infrastruktur und Logistik zur Gaswärme- Mit unserer tenzial erwarten lässt. Eine große Be- versorgung — finden Sie ganz schnell Anschluss. Überall und wegung in diesem Punkte wäre aus Energie können unabhängig von großen Leitungsnetzen. Gibt's für Straßen- der Sicht des Landesrechnungshofs züge, Siedlungen, ganze Gemeinden, für Ferienhausanlagen, bereits ein erheblicher Fortschritt. Die- Sie rechnen. Mobilheim- und Campingplätze. Perfekte Planung, schnelle se Debatte sollte nicht von vornherein Umsetzung, sichere Versorgung und zuverlässige Abrechnung mit dem Stichwort „Gebietsreform“ mit allen Teilnehmern inklusive. Infralogg bringt Ihnen Flüssig- desavouiert werden. Ich stelle jeden- gas der Marke Westfalengas. Direkt. falls fest, dass es im kommunalen Be- Wo suchen Sie direkten Anschluss? — Rufen Sie an, reich auch eine große Aufgeschlos- schreiben, faxen oder mailen Sie. senheit gibt und entsprechende Vor- haben sich schon entwickeln. Hier sehe ich eine wichtige Aufgabe für die neuen Gemeinde- und Stadtvertre- Westfalen AG · Westfalengas · 48136 Münster tungen sowie die Amtsausschüsse. Fon (kostenfrei) 0 800/734 464 2 · Fax 02 51/6 95-1 29 Zu dieser hier nur kurz angeschnitte- www.infralogg.de · [email protected] nen Thematik werden wir gleich die Ausführungen von Herrn Staatsse- nes solchen aufgabenkritischen Ansat- auch wegen der damit verbundenen er- kretär Lorenz hören. Auch der Landes- zes problematisch ist, wenn bei gleich- heblichen Folgekosten zu überprüfen. rechnungshof will jedenfalls seinen Beitrag zeitig sinkenden Einnahmen vom Bund Ich bin der Meinung, dass sich insbeson- zu dieser ergebnisoffen zu führenden Dis- und vom Land eine neue Diskussion dere die kleineren Kommunen erfolgreich kussion leisten, indem er – wie Sie sicher- über zusätzliche freiwillige Leistungen diesen Herausforderungen stellen werden lich alle wissen – in diesem Frühjahr eine geführt wird, wie es z. B. mit den The- und können. Wer die Berichte über die Querschnittsprüfung zum Thema „Verwal- men Ganztagsschule, betreute Schule, Haushaltsberatungen der Gemeinden und tungsstrukturen und Zusammenarbeit im Betreuungsplätze für Kinder unter 3 Jah- Kreise mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, kreisange- hörigen Bereich“ durchführt. ren der Fall ist. der findet eine Reihe von Beispielen, in de- Ein Hauptzweck dieser Prüfung ist es da- ● Soweit möglich und vertretbar sind für nen man sich trotz bevorstehender Kom- bei, Grundlageninformationen zu sam- die Bereitstellung besonderer Dienstlei- munalwahlen zu dem Verzicht oder die meln, die genutzt werden können, um Fra- stungen auch spezielle Gebühren und Verschiebung von finanzwirksamen Ent- gestellungen zur Wirtschaftlichkeit und Entgelte zu erheben. scheidungen entschlossen hat. Die Fähig- Zweckmäßigkeit der vorhandenen Verwal- ● Die Frage der Eigenerstellung oder des keit gerade auch der kleineren Kommu- tungsstrukturen auf der gemeindlichen Einkaufs von für die kommunale Aufga- nen, schneller und flexibler zu reagieren, Ebene zu beurteilen. Daneben wird der benerfüllung erforderlichen und am um die Einnahmen und Ausgaben in der Prüfungsbericht hoffentlich eine Reihe von Markt erhältlichen Dienstleistungen ist Balance zu halten, ist ihre Stärke, die zu Beispielen gelungener und guter Zusam- noch ernsthafter und ohne sozialpoliti- Hoffnung Anlass gibt. Dies gilt auch für die menarbeit aufzeigen, diese hervorheben sche Vorfestlegungen zu prüfen und angelaufene Diskussion über die Verwal- und darstellen, damit auch andere davon ● Investitionen sind zurückzustellen bzw. tungsstrukturen. profitieren können.

120 Die Gemeinde SH 4/2003 Aus dem Landesverband

Frühjahrstagung des Fachverbandes der Leitenden Verwaltungsbeamten der ● Beauftragung unter Beachtung des Ver- Ämter Schleswig-Holsteins vom 19. bis 21. Februar 2003 in Sankelmark gaberechts für den Abschluss von Er- schließungsverträgen mit Bauträgern Ämter und Gemeinden, verlässliche ● Einführung des automatisierten Liegen- schaftskatasters und automatisierten Partner der kommunalen Selbstver- Liegenschaftsbuches ● Angebot eines Rahmenvertrages der waltung in Schleswig-Holstein Creditreform zur Beitreibung von öffent- lich-rechtlichen Forderungen im Voll- Landesvorsitzender Sönke Hansen, Ziele. Die Einwohnerzahl von 25.000 Ein- streckungswesen Amt , freute sich, zur Ta- wohner je Verwaltung ist nicht zwingend. ● Die Umsetzung des Grundsicherungs- gung des LVB-Fachverbandes in der Aka- Zukünftig muss ressortübergreifende gesetzes verläuft in den Ämtern ohne demie Sankelmark die Rekordzahl von Doppelarbeit, z.B. im Umweltbereich, ver- Probleme 98 Teilnehmern begrüßen zu können. mieden werden. Herr Lorenz empfahl den ● Der ständige Zugriff der Polizeibehörden Er wies darauf hin, dass sich durch die Anwesenden, jetzt nicht über Verwal- auf die Meldedaten sollte von allen Ver- vielfach angekündigte Verwaltungsstruk- tungszusammenlegungen zu reden, son- waltungen kurzfristig sichergestellt wer- turreform die Rahmenbedingungen für die dern abzuwarten, welche Aufgaben tat- den ländlichen kommunalen Verwaltungen sächlich auf die Ämter und Kommunen zu- ● Stand zur Änderung des Kindertages- entscheidend verändern werden. In der kommen werden. Die neuen Aufgaben stättengesetzes Vergangenheit waren es gerade die bür- sind dann der Schlüssel für die Freiwillig- ● Die Bürgermeisterbriefe des Gemeinde- gernahen Amtsverwaltungen, die flexibel keit, etwas zusammenzulegen. Er führte tages sollten auch den Amtsverwaltun- und fachlich kompetent immer neue Auf- aus, dass es eine Hochzeitsprämie, z.B. gen zur Kenntnis gegeben werden gaben übernommen haben. wie in Mecklenburg-Vorpommern, hierfür Kollege Gerd Aloe, Amt Gelting, berichte- nicht geben wird. te aus seiner Arbeit als Mitglied im Verwal- 1. Entwicklung der kommunalen Fi- Am Ende eines solchen Denkprozesses tungsrat des Ausbildungszentrums für nanzen aus der Sicht des Landes- muss für jede Region ein Modell stehen Verwaltung. rechnungshofes mit Vorschlägen für die Umsetzung in der Landesvorsitzender Sönke Hansen verab- Ministerialdirigent Claus Asmussen, Lan- Fläche. Die Freiwilligkeit der örtlichen Ebe- schiedete den Kollegen Uwe Schmidt, desrechnungshof Schleswig-Holstein, re- ne und die Vorgaben des Landes kommen Amt Kirchspielslandgemeinde Meldorf- ferierte zum Thema „Entwicklung der dann zusammen. Land, der zum 31. Dezember 2002 in den kommunalen Finanzen aus der Sicht des Trotz entsprechender Nachfragen wollte Ruhestand getreten ist, und überreichte Landesrechnungshofes" und ging auch Herr Staatssekretär Lorenz keine konkre- ihm eine Ehrenurkunde mit der Ernennung ein auf die Forderung des Deutschen ten Angaben darüber machen, welche zum Ehrenmitglied des Fachverban-des Städte- und Gemeindebundes „Rettet die Aufgaben denn künftig auf die Ämter und der Leitenden Verwaltungsbeamten. Er Kommunen!“. Als Quintessenz seiner Aus- Kommunen zukommen werden. Die we- dankte Uwe Schmidt für dessen von führungen bezeichnete er „die aktuelle La- sentliche Aussage blieb er damit leider großer fachlicher Kompetenz ausgezeich- ge der Kommunalfinanzen als sehr ernst schuldig. nete Arbeit im Landesvorstand, dem die- und besorgniserregend!“ Eine zumindest ser seit 1988, davon seit 1993 als stellver- mittelfristige Verbesserung der Lage sei 3. Kooperative Verwaltungsverbände tretender Landesvorsitzender, angehört nicht in Sicht.1 – ein Modell für die Zukunft? hatte. Uwe Schmidt bedankte sich für die Der Beitrag von Herrn Dr. Borchert, ihm zuteilgewordene Auszeichnung und 2. Sind die heutigen Verwaltungs- Schleswig-Holsteinischer Gemeindetag, wünschte dem Fachverband für die Zu- strukturen für den ländlichen Raum vorgetragen von Herrn Helmer Otto, kunft alles Gute. noch zeitgemäß? SHGT, beschäftigte sich mit dem Thema: Als neue Kolleginnen und Kollegen stellten Anschließend sprach Staatssekretär Ul- „Kooperative Verwaltungsverbände – ein sich vor: rich Lorenz, Innenministerium Schleswig- Modell für die Zukunft?“ Herr Helmer Otto Anette Schumacher, Aumühle Holstein, zum Thema „Sind die heutigen stellte die „Verbund-Verwaltung“ als neue Volker Tüxen, Itzehoe Verwaltungsstrukturen für den ländlichen Form integrativer kommunaler Zusam- Bernd Brommann, Hohn Raum noch zeitgemäß?“2 menarbeit an einem Ort vor.3 Jörg Sibbel, Osterrönfeld In der folgenden angeregten Aussprache Ergänzend zum Vortrag von Herrn Otto Hubert Kudling, Schwarzenbek führte Staatssekretär Lorenz aus, dass die berichtete Landesvorsitzender Sönke Gerd-Uwe Schütt, Meldorf Verwaltungsstrukturreform zum Ziel hat, Hansen aus der Arbeit des gegründeten Andreas Rohwedder, Friedrichskoog. kostensparende und bürgernahe Verwal- Arbeitskreises Verbundverwaltung, dem tungen zu bilden. zwei Leitende Verwaltungsbeamte und Mit einem launigen Gedicht über den LVB Dabei dürfen die Ämter insbesondere die zwei hauptamtliche Bürgermeister an- und Gitarrenmusik beendete Kollege Peter Kostenfrage nicht nur aus ihrer Sicht be- gehören. Öffentlich-rechtliche Verträge Klarmann, Schacht-Audorf, den ersten trachten, sondern übergreifend auf alle sollen regeln, welche Aufgaben jeweils Seminartag. Ebenen der staatlichen Verwaltung in übertragen werden können, wobei die Schleswig-Holstein. Die Gesamtsumme Kernaufgaben der Selbstverwaltung bei 5. Kommunalwahl am 2. März 2003 dieser Verwaltungskosten liegt je Einwoh- jeder Verwaltung verbleiben. Herr Klaus-Dieter Dehn, Kommunalbera- ner dann relativ hoch. Ein Katalog von Auf- ter und stellvertretender Geschäftsführer gabenverlagerungen auf Ämter und Kom- 4. Aus der Praxis für die Praxis des Schleswig-Holsteinischen Landkreis- munen, gekoppelt an bestimmte Bedin- Der erste Seminartag schloss mit der gungen, soll im Zuge der Verwaltungs- Abendveranstaltung „Aus der Praxis für 1 Der Beitrag ist in diesem Heft auf S.117ff. abgedruckt. strukturreform erstellt werden. Effizienz die Praxis“, in der u.a. folgende Punkte an- 2 Der Beitrag ist in diesem Heft auf S.106ff. abgedruckt. und Bürgernähe sind dabei vordringliche gesprochen wurden: 3 Der Beitrag ist in diesem Heft auf S.103 ff. abgedruckt.

Die Gemeinde SH 4/2003 121 Schleswig-Holstein, referierte zu ließendem Stadtrundgang und Besichti- dem Thema Datenschutz mit gung von Holm, Kloster und Schleswiger dem Schwerpunkt, ob sich die Dom mit Bordesholmer Altar. Bestellung eines Datenschutzbe- Am Abend besuchten die Teilnehmer ein auftragten durch Kooperation Gastspiel der Nordangler Speeldeel, die mehrerer Verwaltungen lohnt. das plattdeutsche Musical „Een opster- Er führte aus, dass die Entschei- naatsch Deern“ ,frei nach My fair Lady, dung, einen Datenschutzbeauf- aufführten. Die Zuhörer waren von der ge- tragten nach § 10 Datenschutz- lungenen Aufführung begeistert. gesetz zu bestellen, im Ermessen der Behörde liegt. 50 % der Kom- 8. Rechtsprechung aktuell – Neue munen des Landes haben einen Herausforderungen bei öffentli- kommunalen Datenschutzbeauf- chen Auftragsvergaben tragten bestellt. In der Bestellung Referent Reinhard Wilke, Richter am OVG eines Datenschutzbeauftragten Schleswig, führte eingangs aus, dass vie- liegt keine neue Aufgabe, son- le Vergabeverfahren durch die z.Z. sehr dern lediglich eine Organisations- schlechte Konjunkturlage belastet wer- empfehlung für die Verwaltung. den. Er empfahl daher, auf ein sauberes Vergabeverfahren Wert zu legen, um spä- Verschiedene Möglichkeiten der terhin nicht angreifbar zu sein. Herr Wilke Bestellung eines gemeinsamen wies darauf hin, dass beitrags- und ge- Datenschutzbeauftragten für bührenrelevante Auftragsleistungen immer mehrere Verwaltungen wurden aus einer VOB-gerechten Ausschreibung erörtert. Das Anforderungsprofil hervorgehen müssen. Ansonsten ist die an den behördlichen Daten- Kalkulation angreifbar. Dies gilt auch im schutzbeauftragten ergibt sich Rahmen von Erschließungsverträgen. aus § 10 Abs. 4 Landesdaten- Weiter riet er, aus den Ausschreibungstex- schutzgesetz, wonach dieser auf ten leistungsfremde Kriterien, also solche, die Einhaltung der Datenschutz- die mit der eigentlichen gekauften Lei- tages a.D., referierte über den Ablauf der vorschriften bei der Einführung von Daten- stung nichts zu tun haben, herauszulas- konstituierenden Sitzungen nach der verarbeitungsmaßnahmen hinzuwirken, sen. Dies sind oftmals zusätzliche Forde- Kommunalwahl vom 2. März 2003. Er ging die Beschäftigten mit den Bestimmungen rungen wie Tariftreue, Ausbildungsver- im einzelnen ein auf die Wahl der ehren- des Datenschutzes vertraut zu machen pflichtung oder umweltorientierte Verga- amtlichen Bürgermeister, deren Stellver- und die datenverarbeitende Stelle bei der be. Wenn Tariftreue ausgeschrieben wird, treter, der Ausschussmitglieder und deren Auswahl von Verfahren zu beraten und bei muss die ausschreibende Verwaltung Stellvertreter, der Ausschussvorsitzenden der Einführung neuer Verfahren auf die auch prüfen, welcher Tarif Anwendung fin- sowie die Wahl der weiteren Mitglieder des Einhaltung der gesetzlichen Bestimmun- det. Amtsausschusses. Weiter wurde die Wahl gen hinzuwirken hat. der Bürgervorsteher und stellvertretenden In seinen weiteren Ausführungen ging Herr Richter Wilke führte aus, dass die Behör- Bürgermeister in hauptamtlichen Gemein- von der Ohe auf die Möglichkeit der Verlei- den eine marktstarke Position innehaben den und die Wahl der Amtsvorsteher erör- hung eines Datenschutzgütesiegels ein und deshalb ein eventueller Missbrauch tert. Herr Dehn schloss seinen Vortrag mit und erläuterte das Auditierungsverfahren durch ein strenges Vergabeverfahren aus- Ausführungen zur ab 01.04.2003 gelten- gemäß § 4 Abs. 2 Landesdatenschutzge- geschlossen werden soll. Die Bieter haben den neuen Gemeindeordnung sowie all- setz. Er führte hierzu aus, dass von diesem einen einklagbaren Anspruch auf ein reel- gemeinen Anmerkungen zur laufenden Angebot insbesondere bei der Marktprä- les Verfahren. Diskussion über die Verwaltungsstruktur- sentation neuer Softwareprodukte Ge- Das Gesetz gegen Wettbewerbsbe- reform im Lande. brauch gemacht wird. schränkungen hat die Grundprinzipien des Vergabeverfahrens gestärkt. Hierzu zählen 6. Behördlicher Datenschutz Bestel- 7. Kultureller Seminarteil insbesondere Wettbewerb, Gleichbe- lung eines Datenschutzbeauftrag- Der kulturelle Teil des diesjährigen Semi- handlung und Transparenz. ten durch Kooperation? nars bestand in einem Empfang im Rat- Das Vergaberecht trifft alle öffentlichen Herr Jürgen von der Ohe, Unabhängiges haus der Stadt Schleswig durch Herrn Auftraggeber, hierin eingeschlossen sind Landeszentrum für Datenschutz in Bürgermeister Thorsten Dahl mit ansch- auch eigene GmbH. Es ist darauf abzu-

122 Die Gemeinde SH 4/2003 stellen, ob ein öffentlicher Auftrag vorliegt Verkehrsservicegesellschaft mbH Schles- langfristiges Ziel vorgesehen, mit nur einer oder nicht. wig-Holstein (LVS), stellte die Aufga-ben Fahrkarte für Bus und Bahn von Kiel nach Wenn ein Erschließungsvertrag keine ver- und die Ausschreibung von Verkehrs- Hamburg zu können. gaberechtlichen Elemente enthält, ist eine dienstleistungen der LVS vor. Herr Wewers erläuterte das neue Angebot Verpflichtung für eine Ausschreibung nicht Herr Wewers führte aus, dass der ÖPNV in der FLEX-AG als Inter-Regio-Ersatz im gegeben. Anders ist dies zu bewerten, Schleswig-Holstein heute einen Marktan- Nahver-kehr in Schleswig-Holstein. Weiter wenn auf Gebühren und Beiträge umzule- teil von etwa 15 % besitzt und 1/3 der geht er auf andere private Anbieter wie die gende Leistungen enthalten sind. Menschen ihn regelmäßig nutzen. Dabei Nord-Ostsee-Bahn GmbH ein und führte Die Wertungsstufen vom Eingang der An- hat jeder gefahrene Bahnkilometer einen hierzu aus, dass durch mehr Wettbewerb gebote über die Submission bis zum Zu- auch eine Qualitätsverbesserung erzielt schlag werden erörtert. Dabei hat der Auf- Zuschussbedarf von 7,50 €. Ziel der LVS werden soll. traggeber zu prüfen, ob die zu beauftra- ist es, mittel- bis langfristig weiterhin mehr gende Firma die für die Erfüllung des Fahrgäste für Bus und Bahn zu gewinnen Resümee der Tagung Auftrages erforderliche Zulassung hat und den Marktanteil am Gesamtverkehrs- Landesvorsitzender Sönke Hansen dank- oder fehlende Eignung besteht. Diese markt weiter zu erhöhen. Dieses Ziel soll te allen Referenten und Teilnehmern und Verpflichtung zur Prüfung trifft jedenfalls erreicht werden durch mehr Verbindungen äußerte die Hoffnung, dass wiederum dann zwingend zu, wenn hierin berechtig- und Anschlüsse, bessere und einfachere wertvolle Beiträge und Hinweise für die te Zweifel bestehen könnten. Tarife, mehr Information und Werbung für tägliche Arbeit in den Verwaltungen gege- ein positives Image, eine hohe Angebots- ben werden konnten. Er dankte insbeson- 9. Die landesweite Verkehrsservice- qualität und ein vernünftiges Preis-Lei- dere dem Ehrenvorsitzenden Gerhard gesellschaft mbH stungsverhältnis. In Zusammenarbeit mit Beuck, Amt Oeversee, für die perfekte Bernhard Wewers, Geschäftsführer der dem Hambur-ger Verkehrsverbund ist als Vorbereitung der Frühjahrstagung.

Aus den Kreisverbänden

die kommunale Ebene übertragen wer- Ämter Berkenthin, Breitenfelde, den. Die Ämter im Norden des Kreises Herzog- Gudow-Sterley, Nusse, Ratzeburg- tum Lauenburg betreuen in 77 Gemeinden über 43.000 Einwohnerinnen und Einwoh- Land und Sandesneben bilden Ar- ner. Durch Kooperation können die beste- henden Aufgaben und Abläufe besser beitsgemeinschaft zur Verwaltungs- wahrgenommen und gestaltet sowie neue Aufgaben flexibel angepackt werden. Tra- kooperation Ansprechpartner: LVB Voß, Amt Breitenfelde ditionell sind die 6 „Nord-Ämter“ durch die Zusammenarbeit in der Archivgemein- Die Ämter nehmen die Herausforderungen der Zukunft an und wollen sie aktiv schaft Breitenfelde seit über 10 Jahren gestalten! Amtsverwaltungen im Nordkreis verstärken ihre Zusammenarbeit eng verbunden. Dies ist neben dem rä- umlichen Zusammenhang (Gebiet von Lü- Die Amtsverwaltungen im Kreis Herzog- Breitenfelde, Gudow-Sterley, Nusse, Rat- beck bis zum Verlauf der A 24, von der tum Lauenburg arbeiten seit Jahren erfol- zeburg-Land und Sandesneben darauf Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern bis greich in vielen Bereichen zusammen. verständigt, weitergehende Möglichkeiten an die Kreisgrenze Stormarn) wesentlicher Selbstverständlich sind inzwischen ge- der Zusammenarbeit in einer „Arbeitsge- Anlass für die Zusammenarbeit. meinsame Beschaffungen für Büromate- meinschaft Verwaltungskooperation“ zu Nach den jetzt gefassten Beschlüssen der rialien, Papier und EDV-Zubehör, womit untersuchen. Ziel ist es, die überaus leis- Amtsausschüsse in den 6 Ämtern werden unkonventionell erhebliche Einsparungen tungsfähigen, ortsnahen und bürger- die Verwaltungen zunächst die Standards gegenüber Einzelbeschaffungen erreicht freundlichen Amtsverwaltungen als zen- der Aufgabenerfüllung und die Aufgaben- werden konnten. Im diesem Jahr beteili- trale kommunale Dienstleister für die Men- stellungen klären, die auch eine ohne elek- gen sich an der gemeinsamen Beschaf- schen in den Gemeinden des Nordkreises tronische Vernetzung (Kreisnetz) gemein- fung von Papier z.B. 9 Ämter und eine noch besser und noch kostengünstiger als sam erfüllt werden können. Mit dem Auf- hauptamtlich verwaltete Gemeinde. Ko- bisher durch gemeinsame Aufgabenwahr- bau des Kreisnetzes, das ebenfalls auf stengünstig werden auch gemeinsame nehmung in den verschiedensten Verwal- Initiative der Ämter und der hauptamtlich Fortbildungsveranstaltungen als Inhouse- tungsbereichen auf neue Herausforderun- verwalteten Gemeinden nunmehr durch Seminare durchgeführt. Aber auch durch gen einzustellen und damit weiterhin at- den Kreis eingerichtet werden soll, können die gemeinsame Ausstattung mit gleicher traktive Dienstleistungen in selbständigen auch Aufgaben gemeinsam wahrgenom- Verwaltungs-Software z.B. im Bereich der Amtsverwaltungen anzubieten. Damit men werden, die nur über eine Vernetzung Aufgaben Meldewesen, Sozialämter, und stellen sich die Ämter im Nordkreis grund- funktionieren. Ziel ist es, in jedem Amt alle Haushalts-, Kassen- und Rechnungswe- sätzlich auf die von der Landesregierung Aufgaben der Grundbetreuung der Men- sen werden erhebliche Einspareffekte und angedeuteten neuen Herausforderungen schen in der jeweiligen Region noch bes- Möglichkeiten der Zusammenarbeit er- für die Kommunalverwaltungen ein. Wenn ser als bisher anbieten zu können. Durch reicht. auch noch völlig unklar ist, was die Lan- Vernetzung und E-Government – die Äm- desregierung wirklich will, so scheint die ter beteiligen sich an der E-Government- Auf Initiative des Fachverbandes der Lei- Entwicklung doch auf eine große Funktio- Initiative der Metropolregion Hamburg – tenden Verwaltungsbeamten im Kreis Her- nalreform hinzudeuten. Dabei sollen wei- werden darüber hinaus einzelne Aufgabe- zogtum Lauenburg haben sich jetzt die tere Aufgaben von der Landes- auf die nerledigungen auch an jedem beteiligten Amtsausschüsse der Ämter Berkenthin, Kreisebene und von dort oder direkt auf Standort zusätzlich möglich sein.

Die Gemeinde SH 4/2003 123 Gemeinsame Aufgaben sollen durch tum Lauenburg leben von dem starken gung bilden Schwerpunkte der Zusam- Kompetenzbündelung an einzelnen Stan- Engagement der Bürgermeisterinnen und menarbeit. Die Vorbereitungen für die dorten für alle Ämter gemeinsam erfüllt Bürgermeister, der Gemeindevertreterin- Schaffung der Region Mölln sind dafür ein werden. So sollen allen Ämtern jeweilige nen und Gemeindevertreter und vieler an- gutes Beispiel. Die Arbeitsgemeinschaft Funktionen zugeordnet werden, die dann derer aktiver Bürgerinnen und Bürger. Vie- Verwaltungskooperation der Ämter wird gemeinsam für alle anderen wahrgenom- les, was hier ehrenamtlich erledigt wird, konkrete Ergebnisse, die einer vertragli- men werden können, ohne dass der Ser- muss in einer Stadt aufwändig durch die chen Regelung bedürfen, bis Ende des vice für die Bürgerinnen und Bürger vor hauptamtliche Verwaltung erfüllt werden. Jahres vorstellen können. Aufgaben, die Ort eingeschränkt wird. Kompetenz soll Die Amtsverwaltungen haben schon früh- ohne weiteres gemeinsam erfüllt werden durch die jeweiligen Fachkräfte in den zeitig Aufgaben effizient ausgegliedert. können, werden nach Feststellung unmit- Amtsverwaltungen gebündelt werden, da- Schnell und Objekt bezogen engagieren telbar angepackt. mit noch zeitnaher und effizienter gearbei- Gemeinden und Ämter für Planungen Ar- Der ländliche Raum in Schleswig-Holstein tet werden kann. chitekten und Ingenieure, Fachdienstlei- ist gerade durch das Land mit Hilfe der Eu- Die Ämter sind die kostengünstigsten ster und Handwerker und zwar immer ropäischen Union bei der Erhaltung und Kommunalverwaltungen in Schleswig- dann, wenn Aufgaben zu erfüllen sind. Sie Schaffung von Dienstleistungen und an- Holstein. Nach einer Umfrage des Schles- beschäftigen dafür kein eigenes Personal. deren Arbeitsplätzen unterstützt worden. wig-Holsteinischen Gemeindetages liegen Die Entwicklung der Landgemeinden in Diese Bemühungen würden unterlaufen die Personalkosten für die engere Verwal- den letzten Jahren belegt die dynamische, werden, wenn nicht gerade auch die Er- tung pro Einwohner und Jahr im Durch- flexible und effiziente Aufgabenerfüllung haltung und die Stärkung der Amtsverwal- schnitt in den Amtsverwaltungen bei etwa durch ehren- und hauptamtliche Verwal- tungen im ländlichen Raum Vorrang be- 100 €, in den Städten bis über 280 €. Die tung. hielte. Innenminister Buß beglückwünsch- von der Landesregierung in der letzten Zeit Die Kooperation der Ämter bildet eine gute te bei einer Veranstaltung in Schwarzen- oft zu hörenden Äußerungen, dass die Basis zur Bearbeitung der gemeinsamen bek die Ämter im Nordkreis zu dieser Ko- Verwaltungen des ländlichen Raumes zu- Handlungsfelder mit den Städten Ratze- operation. Er unterstütze als „Anwalt des gunsten der Verwaltung der Städte aufge- burg und Mölln und erleichtert die Abstim- ländlichen Raumes“ jede Art der Verwal- geben werden sollen, würde dazu führen, mung in der gesamten Region. Gemeinsa- tungskooperation. dass die Menschen in den Dörfern zur me Verkehrsplanungen, Siedlungsent- Deckung des hohen Kostenniveaus der wicklung, Gewerbeansiedlung, Zusam- Die Amtsvorsteher und Leitenden Verwal- Städte beitragen müssten. Die ehrenamt- menarbeit in der Schulversorgung und tungsbeamten der Ämter Berkenthin, lich verwalteten Landgemeinden in auch bei der möglichen Bildung eines Breitenfelde, Gudow-Sterley, Nusse, Rat- Schleswig-Holstein und im Kreis Herzog- Zweckverbandes für die Abwasserbeseiti- zeburg-Land, Sandesneben.

tern aufgebaut wird, so dass sich die Erklärung der Ämter im Kreis Plön Frage der Freiwilligkeit von Verwal- tungsstrukturreformen gar nicht mehr zur Diskussion über die stellen wird. 5. Die Vertreter der Landesregierung pro- Verwaltungsstrukturreform jizieren ihre Diskussion über kommuna- le Verwaltungsstrukturen zunächst auf 1. Die Ämter im Kreis Plön stellen gemein- Bürgerinnen, der Gemeindevertreter den Umstand, dass in rd. 30 Städten sam fest, dass sich die Ämterstruktur und der ehrenamtlichen Bürgermeister. und Gemeinden Schleswig-Holsteins im Kreis Plön bewährt hat. Die Ämter Der kostendämpfende Effekt des ho- gleichzeitig Stadt- bzw. Gemeindever- und ihre angehörigen Gemeinden stel- hen ehrenamtlichen Engagements waltungen für die zentralen Orte und len die gesetzlich vorgegebene be- zeigt sich am Vergleich der Personal- Amtsverwaltungen für die Gemeinden währte Organisationsform kommunaler kosten für die reine Verwaltung (ohne des Umlandes ihren Sitz haben. Selbstverwaltung im ländlichen Raum Einrichtungen) von Städten, amtsfreien Schleswig-Holsteins dar. Die Amtsver- Gemeinden und Ämtern des Kreises Sollte die Landesregierung in diesen waltungen genießen hohe Akzeptanz Plön für das Haushaltsjahr 2002: Fällen die Zusammenführung zu jeweils bei der Bevölkerung sowie beim Kreis Diese betrugen je Einwohner: einer Kommunalverwaltung vor Ort an- und den Landesbehörden. Die Amts- für die Städte 211,07 Euro streben, muss sie auch deutlich ma- verfassung hat sich als vielseitiges In- amtsfreie Gemeinden im Durchschnitt chen, dass ein Drittel der Amtsverwal- strument der Aufgabenerledigung - 204,12 Euro tungen damit aufgelöst würden und da- auch bei unterschiedlichen örtlichen Ämter im Durchschnitt 97,95 Euro mit ca. ein Drittel der Gemeinden des Strukturen - bewährt. Sie trägt den viel- (Im Einzelnen bestehende öffentlich- Landes nicht mehr über eigenständige fältigen lokalen Unterschieden ange- rechtliche Vereinbarungen blieben bei Verwaltungen verfügen, auf deren Per- messen Rechnung. Die Amtsverfas- dieser Betrachtung unberücksichtigt.) sonal sie Einfluss haben. Zur kommu- sung ist die Grundlage für eine lei- 3. Die bisherige Erfahrung zeigt, dass die nalen Selbstverwaltung gehört aner- stungsfähige moderne Verwaltung im Ämter im Kreis Plön hinsichtlich Qualität kanntermaßen nicht nur die Gebietsho- ländlichen Raum. Strukturanpassun- und Quantität der Aufgabenerfüllung heit, die Planungshoheit, die Finanz- gen bei den Ämtern dürfen das Ziel der nicht hinter den Städten und Gemein- hoheit, sondern auch die Personalho- Amtsverfassung, eine Vielzahl selbst- den zurückliegen. heit. Hierauf können die Gemeinden im ständiger, die wichtigen örtlichen Fra- 4. Die Ämter im Kreis Plön protestieren ländlichen Raum nicht verzichten. gen selbst entscheidender Gemeinde gegen Äußerungen von Vertretern der 6. Die Landesregierung nimmt in Kauf, zu garantieren, nicht aufs Spiel setzen. Landesregierung (Staatssekretär Lo- dass durch den Aufbau von Verwal- 2. Die Ämter und die amtsangehörigen renz, zuletzt in der Akademie für ländli- tungsstrukturen auf örtlicher Ebene von Gemeinden leben von der hohen Iden- che Räume, Rendsburg), dass durch 25.000 bis 30.000 Einwohner-Einhei- tifikation der Bürger/Bürgerinnen mit ih- die Verminderung von Einnahmen und ten unweigerlich zu einer Gebietsreform rer Gemeinde und dem hohen ehren- die Übertragung zusätzlicher Aufgaben der ländlichen Gemeinden Schleswig- amtlichen Engagement der Bürger/ eine Druckkulisse gegenüber den Äm- Holsteins führt.

124 Die Gemeinde SH 4/2003 7. Die Ämterstruktur in Schleswig-Hol- Prinzip der Freiwilligkeit hat absoluten der kommunalen Haushalte könnte stein hat sich bewährt. Sie ist weiter Vorrang. über eine Verwaltungs- und Gebietsre- entwicklungsfähig und kann veränder- 9. Um dem Bedürfnis nach ortsnaher Auf- form gelingen. Erwartet werden viel- ten Voraussetzungen angepasst wer- gabenerledigung einerseits und den mehr nur bescheidene positive Aus- den. ständig komplexer werdenden Anfor- wirkungen. Entscheidend wird eine Die Ämterstruktur ist weiter aufrecht zu derungen andererseits gerecht zu wer- Rücknahme und Begrenzung der Leis- erhalten und darf nicht gefährdet wer- den, haben sich unterschiedliche Zu- tungsgesetze und Aufgabenzuweisun- den. Die hohe Identifikation der Bürger ständigkeitsebenen entwickelt. Oft- gen durch die EU, den Bund und das und das hohe ehrenamtliche Engage- mals ist die Aufsplitterung der Zustän- Land sein. Hier fordern die Unterzeich- ment in ländlichen Gemeinden sowie digkeit für den Bürger/Bürgerinnen ner eine deutliche Zurückhaltung und die damit verbundene und praktizierte nicht mehr nachvollziehbar. kritische Selbstprüfung, um das Er- Bürgernähe sind ein hohes Gut in Die Landesregierung ist aufgefordert, reichte dauerhaft zu sichern. Schleswig-Holstein, das durch die z.Z. die Themen „E-Gouvernement“, „Virtu- 11.Die jetzige Ämterstruktur im Kreis Plön diskutierte Verwaltungsstrukturreform elles Rathaus“ oder „Rathaus 2000“ trägt den lokalen Unterschieden in gefährdet wird. und die damit verbundene Vernetzung höchstem Maße Rechnung; sie bildet Verwaltungskooperationen und Schaf- der Verwaltungen mittels „neuer Medi- die Grundlage für die vorhandenen fung gemeinsamer Verwaltungseinhei- en“ voranzutreiben. Die Bürger/Bürge- Verwaltungen in den ländlichen Räu- ten wird insbesondere bei auseinander rinnen erwarten von den Verwaltungen, men, sind kostengünstig, leistungs- liegenden Gebäuden der bisherigen dass sie untereinander vernetzt sind fähig und modern und stellen sich fort- Träger Investitionskosten nach sich zie- und auf elektronischem Wege zusam- laufend den Anforderungen nach Wei- hen, die den Einspareffekt bei weitem menarbeiten. Hierüber lassen sich Fra- terentwicklung. überschreiten können. gen und Aufgaben lösen, die z. Z. von 8. Die Kooperation und Zusammenarbeit der Landesregierung im Hinblick auf Die Amtsvorsteher und leitenden Verwal- von Verwaltungen wird nur dann be- den Bestand der Amtsverwaltungen tungsbeamten der Ämter Bokhorst, Lüt- grüßt, wenn sich hieraus gleichberech- problematisiert werden. jenburg-Land, Plön-Land, Preetz-Land, tigt für beide Partner organisatorische 10.Die Unterzeichner widersprechen der , Selent/Schlesen und Wanken- oder finanzielle Vorteile ergeben. Das Erwartung des Landes, eine Sanierung dorf.

Mitteilungen des DStGB

sagte Landsberg. Mit der Aktion „Rettet Kommunalbericht aus Berlin die Kommunen!“ wollen die Bürgermeister im Kreis verstärkt auf die Finanzkrise der Erfolg in Europa: Kommunale Belange Bürgermeister im Kreis Soest sprach vor Kommunen hinweisen. Mehr als 600 Pla- in EU-Verfassung Journalisten von der größten Finanzkrise kate wurden im Kreisgebiet verteilt, um Der Vertreter des Bundeskanzlers im EU- der Kommunen seit Gründung der Bun- den Bürgern deutlich zu machen, dass Konvent, Außenminister Fischer, hat die desrepublik. Es sei inzwischen fünf nach Bund und Länder immer mehr die Hand- Anregung des DStGB aufgegriffen, das zwölf. Gerade für kleinere Gemeinden sei lungsspielräume der Kommunen einen- Gebot der Achtung der nationalen Identität es fatal, wenn immer mehr freiwillige Lei- gen. präziser mit Blick auf die Rechte der Re- stungen gestrichen werden müssen und gionen und Kommunen zu formulieren. damit das Gemeinschaftsleben empfind- Proteste gegen die Finanznot wird es auch Danach soll folgende Formulierung in eine lich getroffen werde. Hinzu komme, dass in Schwerin geben. Der Städte- und Ge- europäische Verfassung aufgenommen die Gemeinden immer stärker unter büro- meindetag Mecklenburg Vorpommern werden: „Die Union achtet die nationale kratischen Vorgaben des Landes und des plant am 9. April 2003 in Schwerin eine Identität ihrer Mitgliedsstaaten, insbeson- Bundes leiden. Der Lippstädter Bürger- Demonstration mit Bürgermeistern und dere ihre politische und verfassungsrecht- meister Wolfgang Schwade zeigte an Bei- Ratsmitgliedern. Der Landesgeschäftsfüh- liche Struktur auf nationaler, regionaler und spielen die Belastungen der Kommunen rer des Städte- und Gemeindetages, kommunaler Ebene sowie den nach dem durch Landes- und Bundesaufgaben auf. Michael Thomalla, sagte im Rahmen ver- Recht der Mitgliedsstaaten verliehenen Die Stadt Lippstadt werde allein durch das schiedener Vorbereitungsaktionen „Die Status der Religionsgemeinschaften“. An- 2003 in Kraft getretene Grundsicherungs- Städte und Gemeinden in unserem Land gesichts der Entwicklung der Europäi- gesetz mit jährlich 230.000 Euro zusätzlich haben keine Luft zum Atmen mehr und schen Union wird damit eine für die Kom- belastet. „Uns steht das Wasser bis zum keinen Raum für kommunale Selbstver- munen außerordentlich wichtige Forde- Hals. Es ist unerträglich, wie durch immer waltung.“ Als Beispiele nannte er jüngst die rung aufgegriffen, den Grundsatz der weitere Lasten des Bundes und des Lan- Erhöhung der Gewerbesteuerumlage, die Subsidiarität in der EU-Verfassung zu ver- des die kommunalen Handlungsspielräu- trotz sinkender Gewerbesteuern nicht ankern. Ein umfangreiches Papier hierzu me immer weiter eingeschränkt werden“, rückgängig gemacht worden sei, und die kann unter der Mailadresse Uwe.Zimmer- sagte Schwade. Das Geschäftsführende vom Land im nächsten Jahr geplante Kür- [email protected] angefordert werden. Präsidialmitglied des Deutschen Städte- zung der langfristig zugesagten Mittel der und Gemeindebundes, Dr. Gerd Lands- kommunalen Investitionspauschale auf Aktion „Rettet die Kommunen!“ berg, bezifferte den Finanzierungssaldo al- rund ein Drittel. Immer mehr Städte und Gemeinden betei- ler deutschen Kommunen auf minus 10 ligen sich an der Aktion „Rettet die Kom- Milliarden Euro in diesem Jahr. Eine solche Weitere Aktionen haben in Finnentrop, munen!“. Die Städte und Gemeinden des negative Bilanz habe es in Deutschland Coesfeld und im Kreis Mettmann stattge- Kreises Soest starteten am 10. Februar noch nicht gegeben. „Längst stellt sich funden. Der Gemeindetag Baden-Würt- 2003 in Erwitte die Aktion „Rettet die Kom- nicht mehr die Frage nach der kommuna- temberg stellte seine Jahresauftaktpresse- munen!“. Erhard Susewind, Bürgermeister len Selbstverwaltung, sondern nach der konferenz unter das Thema „Rettet die der Gemeinde Lippetal und Sprecher aller Zukunft unseres Gesellschaftsmodells“, Kommunen!“.

Die Gemeinde SH 4/2003 125 Neue Postagenturverträge daneben sind fast 4.200 Zivildienstplätze Geschäftsbedingungen auf (privatrechtli- Die Deutsche Post AG plant derzeit die besetzt. Neben den 44,7 Mio. Einsatz- che) städtebauliche Verträge befasst. Da- Konditionen für die Agenturpartner (Kom- stunden des hauptamtlichen Personals nach unterliegen Verträge, mit denen munen oder Private) zu verschärfen. Da- und den 4,7 Mio. Einsatzstunden der Zivil- Grundstücke zur Deckung des Wohnbe- hinter steckt offenbar das Bemühen um ei- dienstleistenden wurden im Jahre 2000 darfs im Rahmen sog. Einheimischen-Mo- ne weitere Reduzierung stationärer Ein- mehr als 3,7 Mio. Einsatzstunden im öf- delle an Ortsansässige veräußert werden, richtungen auf das in der PUDLV vor- fentlichen Rettungsdienst ehrenamtlich zumindest dann nicht der Inhaltskontrolle gegebenen Minimum von 12.000. Dies hat geleistet. Dies entspricht einem Personall- der §§ 307 bis 309 BGB (vormals §§ 9 – zu einer erheblichen Unruhe gerade im eistungsäquivalent von rund 1.880 haupt- 11 AGBG), wenn sie vor dem 31.12.1994 ländlichen Raum geführt. In einem ge- amtlichen Vollzeitkräften. Der Rettungs- abgeschlossen wurden. meinsamen Schreiben haben sich die dienst verfügt bundesweit über rund Nach Auffassung des BGH ist daher eine kommunalen Spitzenverbände an die Mit- 7.700 Fahrzeuge. Davon entfallen 44 % Vertragsklausel, die Grundstückskäufer glieder des Beirates der Regulierungs- auf Rettungswagen, 35 % auf Kranken- dazu verpflichtet, im Falle einer Weiterver- behörde gewandt und die rigide Vorge- transportwagen, 15 % auf Notarzteinsatz- äußerung des Grundstücks innerhalb der hensweise der DP AG gegenüber den fahrzeuge und 4 % auf Notarztwagen. Die ersten 10 Jahre die Differenz zwischen An- Agenturnehmern kritisiert, auf die negati- Quote der Fehlfahrten liegt bei rund 8 % al- kaufs- und Bodenwert an die Kommune ven Auswirkungen für den ländlichen ler Einsätze (mehr als 967.000 Fehlfahr- abzuführen, zulässig. Eine Veräußerung im Raum hingewiesen und den Beirat aufge- ten). Diese Zahlen ergeben sich aus dem Rahmen des Einheimischen-Modells erfol- fordert, einen Kurswechsel einzuleiten. aktuellen Bericht „Leistungen des Ret- ge in der Regel zu einem Kaufpreis (weit) Gegen eine weitere Schließung von Pos- tungsdienstes 2000/2001“ der Bundes- unter dem objektiven Verkehrswert. Eine tagenturen wehrt sich auch der Gemein- anstalt für Straßenwesen. solche Veräußerung sei den Gemeinden detag Baden-Württemberg. „Das gehe zu aus haushaltsrechtlichen Gründen wegen Lasten der Postkunden und der Standort- Urteile des EuGH zum Abfallrecht des Gebots der sparsamen Verwendung qualitiät der Städte und Gemeinden“, heißt Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat öffentlicher Mittel nur dann gestattet, es in einer Erklärung. am 13. Februar 2003 mit zwei Urteilen wenn dies der Erfüllung legitimer öffentli- zum Abfallrecht zur Abgrenzung von Ver- cher Aufgaben – wie etwa der Förderung Umbau des öffentlichen Dienstes: Be- wertung und Beseitigung von Abfällen des (Einheimischen-)Wohnungsbaus – richt der Regierungskommission Stellung bezogen. Den Urteilen liegen zwei diene. Die Gemeinde habe daher sicher- NRW Klageverfahren der Kommission zugrun- zustellen, dass die bevorzugten orts- Die von der nordrhein-westfälischen Lan- de, zum einen gegen Luxemburg (C-458/ ansässigen Käufer die Grundstücke zu- desregierung berufene Kommission „Zu- 00) und zum anderen gegen Deutschland mindest für einen bestimmten Zeitraum kunft des öffentlichen Dienstes – Öffentli- (C-228/00). tatsächlich selbst nutzten und nicht auf cher Dienst der Zukunft“ unter Vorsitz von In dem Klageverfahren der Kommission Kosten der Allgemeinheit Spekulationsge- Prof. Dr. Hans-Peter Bull hat ihren Bericht gegen Luxemburg wurde entschieden, winne erzielten, indem sie das verbilligte vorgelegt. Darin wird ein tief greifender dass die Hausmüllverbrennung in einer Bauland alsbald zum Verkehrswert weiter- Umbau des öffentlichen Dienstes vorge- Müllverbrennungsanlage mit Energierück- veräußerten. Eine entsprechende Klausel schlagen. Zu den Kernpunkten gehören gewinnung ein Beseitigungsverfahren dar- stelle somit keine unverhältnismäßige Be- die Abschaffung des Berufsbeamtentums stellt. Der Hauptzweck der Verbringung lastung der Käufer dar. Vielmehr werde durch Streichung von Art. 33 Abs. 5 GG von Abfällen zwecks Verbrennung in einer durch sie erst die rechtliche Vorausset- und die Schaffung eines einheitlichen Abfallbeseitigungsanlage mit Energierück- zung für die Vergabe preisgünstigen Bau- Dienstrechts statt der Unterscheidung gewinnung bestehe im vorliegenden Fall lands geschaffen. zwischen Beamten, Angestellten und Ar- nicht in der Verwertung der Abfälle, selbst Nach der Entscheidung des BGH steht beitern, die grundsätzliche Aufsplittung wenn die Wärme, die bei der Verbrennung dieser Einschätzung auch nicht das Recht der Bezahlung in eine feste Basisvergü- erzeugt wird, ganz oder teilweise zurück- der Allgemeinen Geschäftsbedingungen tung und einen nicht unerheblichen varia- gewonnen werde. entgegen. Insbesondere unterliege eine blen Leistungsanteil sowie die Versorgung In dem Klageverfahren der Kommission solche Klausel in einem (privatrechtlichen) aller zukünftigen Arbeitsverhältnisse des gegen Deutschland geht der EuGH jedoch städtebaulichen Vertrag nicht unmittelbar öffentlichen Dienstes (auch Beamte) in der von einer Abfallverwertung aus und teilt den §§ 307 – 309 BGB (vormals §§ 9 – 11 gesetzlichen Rentenversicherung zusätz- nicht die Rechtsauffassung Deutschlands, AGBG). § 11 Abs. 2 Satz 1 BauGB habe lich einer neu zu gestaltenden Zusatzver- welches eine Verbringung unterschiedli- hier als speziellere Norm Vorrang. Danach sorgung. Für alle Bediensteten soll es ein- cher Abfälle, die (als Ersatzbrennstoff kon- unterliegen städtebauliche Verträge dem heitliche Arbeitsverträge geben, beson- stituiert) in belgischen Zementöfen (Ver- Gebot der angemessenen Vertragsgestal- ders Verpflichtete (z. B. Polizisten) sollen brennung von Abfällen in einem industriel- tung. Bei der Beurteilung der Angemes- einen arbeitsrechtlichen Sonderstatus mit len Prozess) verbrannt werden, als Ab- senheit könne zwar auf die den §§ 307 – erhöhtem Kündigungsschutz und Streik- fallbeseitigung ansieht. Der EuGH stellt 309 BGB zugrunde liegenden Wertungen verbot erhalten. Die vollständige Fassung hier klar, dass die Hauptverwendung des zurückgegriffen werden. Im Gegensatz zu des Berichts (200 Seiten), eine Kurzzu- Abfalls als Brennstoff oder andere Mittel einer direkten Anwendung des Rechts der sammenfassung und ein Anlagenband der Energieerzeugung ein Abfallverwer- Allgemeinen Geschäftsbedingungen er- können unter www.regierungskommissi- tungsverfahren darstelle. Kriterien wie der laube das öffentliche Recht jedoch eine on.nrw.de heruntergeladen und als Pa- Heizwert der Abfälle, der Schadstoffgehalt weitergehende Kompensation einzelner pierfassung bestellt werden. der verbrannten Abfälle oder die Frage der Vertragsklauseln dergestalt, dass einzelne Vermischung der Abfälle seien für die Ein- unangemessene Vertragsklauseln (hier: Über 10 Millionen Einsätze des Ret- stufung als Verwertungsverfahren uner- Bindungsfrist 10 Jahre) durch vorteilhafte tungsdienstes pro Jahr heblich. Bestimmungen im übrigen Vertrag (hier: Bundesweit werden vom öffentlichen Ret- verbilligter Kaufpreis) kompensiert werden tungsdienst pro Jahr rund 10,3 Mio. AGB und städtebauliche Verträge können. Einsätze mit insgesamt rund 11,9 Mio. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat sich in Nach Auffassung des BGH kann eine Bin- Einsatzfahrten durchgeführt. Insgesamt einer Entscheidung vom 29. November dungsfrist von etwa 15 Jahren wirksam sind 31.800 hauptamtliche Mitarbeiter im 2002 (Az. V ZR 105/02) erstmals mit der vereinbart werden, da eine solche Frist der öffentlichen Rettungsdienst beschäftigt, Frage der Anwendbarkeit der Allgemeinen regelmäßigen Bewertungsdauer eines Be-

126 Die Gemeinde SH 4/2003 bauungsplanes entspricht und somit der sind. Zum 01. Januar 1995 ist infolge der chen Betriebseinschränkungen zukünftig Sicherung der – mit der Bauleitplanung in Umsetzung der EG-Richtlinie zwar das nicht mehr für den Betrieb von rollbaren zulässiger Weise verfolgten – Ziele diene. Recht der AGBs um den Verbraucher- Müllbehältern gelten soll. Den öffentlich- Das Urteil des BGH ist aus Sicht der Städ- schutz erweitert worden, nach wie vor rechtlichen Entsorgungsträgern und den te und Gemeinden grundsätzlich zu be- nicht abschließend geklärt ist jedoch die Straßenreinigungsunternehmen soll die grüßen, da das Gericht erstmals zu der Frage, ob unter den Anwendungsbereich Nutzung der erforderlichen Maschinen umstrittenen Frage Stellung nimmt, ob ne- der EG-Richtlinie bzw. des § 310 Abs. 3 und Geräte an Werktagen von 06:00 - ben dem Angemessenheitsgebot des §11 BGB auch die öffentliche Hand – jedenfalls 20.00 Uhr erlaubt werden. Die derzeitige Abs. 2 BauGB auch das Recht der Allge- soweit sie privatrechtliche Verträge Rechtslage nach der Geräte- und Maschi- meinen Geschäftsbedingungen gem. §§ schließt – fällt. Nur wenn man dies ver- nenlärmschutzverordnung enthält dage- 307 – 309 BGB auf städtebauliche Verträ- neint, wären die dargelegten Grundsätze gen zeitliche Betriebseinschränkungen. ge anzuwenden ist. Da die meisten Kauf- des BGH auch auf Verträge, die nach dem Danach sind die Abfallentsorgung und die verträge im Rahmen von Einheimischen- 31. Dezember 1994 abgeschlossen wor- Straßenreinigung nur werktags von 07:00 Modellen entsprechende Bindungsfristen den sind, anwendbar. – 20.00 Uhr erlaubt. Das Befüllen rollbarer beinhalten, wird diese Entscheidung des Müllbehälter durch Privatpersonen und BGH zu größerer Rechtssicherheit in den Bundesrat fordert längere Betriebs- das Bereitstellen dieser Behälter am Stra- Städten und Gemeinden führen. zeiten ßenrand ist außerhalb der genannten Zei- Es ist jedoch ausdrücklich darauf hinzu- Der Bundesrat hat in seiner Sitzung v. 14. ten verboten. Der Bundesrat folgte einem weisen, dass der BGH die Frage offen läs- Februar 2003 die Zuleitung eines Verord- Antrag des Landes Niedersachsen und st, ob seine Einschätzung auch für städte- nungsentwurfes an die Bundesregierung greift somit auch eine Forderung des bauliche Verträge gilt, die nach dem 31. beschlossen, wonach die für bestimmte DStGB nach längeren Betriebszeiten bei Dezember 1994 abgeschlossen worden Maschinen und Geräte geltenden zeitli- der Müllentsorgung auf.

Pressemitteilungen

Volker Dornquast: Gemeinden von 9,9 Milliarden Euro in die- sem Jahr aus. Um die finanzielle Lage der „In der Not lässt uns der Bund im Gemeinden zu verbessern, wollte der Bundesrat – auf Initiative Bayerns – die mit Stich!“ dem Steuersenkungsgesetz in Kraft getre- tene Erhöhung der Gewerbesteuerumlage Enttäuschung über Bundestagsbeschluss, Gewerbesteuerumlage nicht zu sen- zum 1. Januar 2003 zurücknehmen. 2,5 ken Milliarden Euro jährlich wären so für die Jahre 2003 bis 2006 an kommunalen „Wenn’s drauf ankommt, lässt der nanzmisere zu befassen? Der Be- Mehreinnahmen entstanden. Die Senkung Bund uns Gemeinden im Stich“, sagte schluss zeigt: wenn es um eine ge- dieser Umlage ist damit gut begründet, Volker Dornquast, Landesvorsitzen- rechte Lastenverteilung geht, denkt wäre sehr einfach umzusetzen und ist in- der des Schleswig-Holsteinischen der Bund doch nur an sich.“ zwischen dringlicher denn je, um dem Ver- Gemeindetages, zum Beschluss des Im Deutschen Bundestag wurde über fall der Städte und Gemeinden entgegen- Bundestags, die Gewerbesteuerumla- Maßnahmen gegen die Gemeindefinanz- zuwirken“, so Volker Dornquast. „Ich bin ge nicht zu senken. „Wann endlich ist krise debattiert. Neueste Schätzungen ge- enttäuscht darüber, dass diese für die die Bundesregierung bereit, sich hen von einem kommunalen Finanzie- Kommunen so wichtige Entscheidung ne- ernsthaft mit der kommunalen Fi- rungsdefizit der deutschen Städte und gativ ausgegangen ist.“

Buchbesprechungen

PRAXIS DER KOMMUNALVERWAL- tet, wobei neben der Erläuterung der E 8 – Die Gemeinde als Steuerschuldnerin TUNG Rechte der Fraktionen im Kommunalver- Von Diplom-Finanzwirt Stadtoberamtsrat Landesausgabe Schleswig-Holstein, fassungsrecht und das Recht der Fraktio- Hans-Jürgen Rang 303. Nachlieferung, Preis Euro 53,60 nenfinanzierung die Darstellung der Der Beitrag wurde aktualisiert, wobei vor Schriftleitung: Klaus-Dieter Dehn, Kiel Rechtsbeziehungen innerhalb einer Frakti- allem dem Umstand Rechnung getragen Kommunal- und Schul-Verlag GmbH & on ausgebaut wurden. Der neu aufge- wurde, dass die Kommunen aufgrund Co., Postfach 36 29, 65026 Wiesbaden nommene Anhang enthält u. a. eine Über- knapper Haushaltsmittel und steigendem Die vorliegende (nicht einzeln erhältliche) sicht zu rechtlichen Regelungen zum Frak- Kostendruck zunehmend wie Wirtschafts- Lieferung enthält: tionenrecht sowie eine Musterge- unternehmen geführt werden. Aus diesem A 25 – Aufgaben der Gemeinden bei der schäftsordnung. Grund wird der Schwerpunkt des Beitrags Bundestagswahl C 17 SH – Landesbeamtengesetz Schles- auf die unternehmerische Tätigkeit der Regierungspräsident von Unterfranken Dr. wig-Holstein Kommunen in steuerrechtlicher Hinsicht Paul Beinhofer Von Ministerialrat Erich Seeck sowie auf Bereiche bei den Kommunen, Der Beitrag wurde im Hinblick auf die Bun- Mit dieser Lieferung wurde der Kommen- die den Bestimmungen über die Gem- destagswahl vom 22.9.2002 aktualisiert. tar um die Erläuterungen zu § 20 erweitert. einnützigkeit unterliegen, verlagert. C 1 – Das Recht der Ratsfraktionen Im Übrigen wurde das Werk aktualisiert, Von Geschäftsführendem Vorstandsmit- wobei die letzte Änderung des Landesbe- Bickel glied des Landkreistages Mecklenburg- amtengesetzes berücksichtigt wurde. Die Bundes-Bodenschutzgesetz Vorpommern Dr. Hubert Meyer Erläuterungen zu § 10 wurden komplett Kommentar Der Beitrag wurde vollständig überarbei- überarbeitet. Von Christian Bickel, Leitender Regie-

Die Gemeinde SH 4/2003 127 rungsdirektor im Regierungspräsidium verfahren in der Gemeindevertretung Entwicklungen in Literatur und Rechtspre- Darmstadt Darstellung, 2. Auflage 2002, kartoniert, chung gaben hinreichend Anlass für eine 3., überarbeitete und erweiterte Auflage 244 Seiten, Format 16,5 x 23,5 cm, Neubearbeitung des Bandes. Dabei bot 2002. Vll, 403 Seiten. Leinen Euro 48,– Preis 24,80 EUR, ISBN 3-8293-0552-4 sich die Gelegenheit, die Zahl der Beispiel- ISBN 3-452-24768-6 Kommunal- und Schul-Verlag GmbH & fälle und Schaubilder zu erhöhen und die Carl Heymanns Verlag KG Co., Postfach 36 29, 65026 Wiesbaden Anschaulichkeit weiter zu verbessern. Der Kommentar erläutert die praxisrele- Beratungs- und Beschlussfassungsver- Auch die Aufbauhilfen wurden ergänzt, zu- vanten Bestimmungen des Bundes-Bo- fahren in der Gemeindevertretung behan- mal ihnen für die Bearbeitung praktischer denschutzgesetzes fundiert und zuverläs- delt den Themenkomplex – unter Berück- Fälle besonders große Bedeutung zu- sig. Aktuellste Entwicklungen in Gesetzge- sichtigung der gesamten neuesten Recht- kommt. bung und Rechtsprechung sind eingear- sprechung – betont praxisnah, anschau- Da das Europarecht verstärkt auf das na- beitet. Neu aufgenommen ist die lich und leicht verständlich. Folgende The- tionale Verwaltungsrecht „durchschlägt“, BBodSchV, die bisher nicht Gegenstand menbereiche finden besondere Beach- bestand Grund, die Bezüge zum Recht der rechtlicher Kommentierung war, obwohl tung: Europäischen Union zu betonen. Die Ein- dort entscheidende Regelungen für die •Inhalt und Rechtswirkungen einer Ge- führung des Euros veranlasste die Verfas- Gesetzesanwendung zu finden sind. schäftsordnung ser, diejenigen Rechtsvorschriften, die bei Darüber hinaus behandelt der Autor die •Zuständigkeiten der Gemeinde und ihrer Redaktionsschluss bereits umgestellt wa- Themen ,Altlastensanierung in der Insol- Organe ren, in der ab Januar 2002 geltenden Fas- venz’ sowie ,Bundes-Bodenschutz und •Rechte und Pflichten der Ratsmitglieder, sung zu zitieren. Altlastenverordnung’. Im Exkurs ,Bundes- insbesondere die Geltendmachung ihrer Die Verfasser stellen Aufbau und Aufgaben Bodenschutzgesetz und EU-Wasserrah- Rechte im Rat und gegenüber der Ge- sowie Verfahren der öffentlichen Verwal- menrichtlinie’ prognostiziert er zukunfts- meinde, ihre Schweige- und Treuepflicht tung, Verwaltungsrechtsschutz, Verwal- weisend künftige Entwicklungen bei der sowie Sonderinteresse tungszwang und die anderen Bereiche des Umsetzung von EU-Recht in nationales •Gliederung des Rats in Ausschüsse und Allgemeinen Verwaltungsrechts auf dem Recht. Fraktionen und ihre Aufgaben neuesten Stand dar. Klar gegliedert, präg- Der Verfasser verfügt über langjährige Er- •Sitzungen des Rats (Vorbereitung, orga- nant in Sprache und Aufbau, überzeugt fahrung als Dezernatsleiter beim Regie- nisatorischer Rahmen, Beschlussfähig- das Werk auch in seiner neunten Auflage. rungspräsidium Darmstadt auf dem Ge- keit, rechtliche und tatsächliche Einfluss- Die Darstellung folgt im Wesentlichen der biet der Altlastensanierung im Ballungsge- möglichkeiten auf den Sitzungsablauf, die Praxis maßgeblich bestimmenden biet Rhein-Main. Sein profundes Praxis- Sitzungsniederschrift) höchstrichterlichen Rechtsprechung. An wissen und seine reiche Erfahrung bilden •Ausführung der Beschlüsse und Einwir- dem bewährten Gesamtkonzept des Lehr- die Basis dieses Kommentars. Für Um- kungsmöglichkeiten auf ihren Bestand und Handbuchs wurde festgehalten. Dies weltschutzbeauftragte in Verwaltung und insbesondere durch Ratsmitglieder, den ist eine unverzichtbare Arbeitshilfe und Unternehmen, Umweltverbände und Bürgermeister, die Betroffenen und die überaus hilfreich für Lehre und Praxis! Rechtsanwälte ist der Kommentar eine Aufsichtsbehörde wertvolle Arbeitshilfe in der täglichen Pra- •Bürgerbegehren/Bürgerentscheid nun- Jost - Dietrich Busch / Gerd - Harald xis. mehr in allen Bundesländern. Friedersen Die Vorschriften aller Bundesländer (außer Landesverwaltungsgesetz Schleswig- Die neue Verdingungsordnung für den Stadtstaaten), ihre Übereinstimmun- Holstein Leistungen gen und Unterschiede werden – unter Ein- Vorschriftensammlung mit einer erläu- FORUM VERLAG HERKERT GMBH, beziehung länderübergreifender Recht- ternden Einführung Mandichostraße 18, 86504 Merching sprechung – deutlich aufgezeigt. Damit hat 12., neubearbeitete Auflage Artikel-Nr.: 1190, zum Preis von EUR der Leser das für seinen Bereich geltende 368 Seiten, kartoniert, EUR 29,50 78,– inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten. Recht zur Hand und kann darüber hinaus ISBN: 3-555-10270-2 Die neue VOL und die Vergabeverordnung Vergleiche mit anderem Landesrecht an- Kommunale Schriften für Schleswig- bringen erhebliche Neuerungen! So kann stellen, was vor allem für Personen mit Holstein der Bieter Schadensersatz fordern, falls er Wohnsitz und Arbeitsplatz in angrenzen- Kohlhammer – Deutscher Gemeinde- sich unrechtmäßig übergangen sieht. Für den Bundesländern sowie für den Bereich verlag den Auftraggeber verschärfen sich die An- Ausbildung/Studium von Interesse ist und Die 12. Auflage der Textausgabe berück- forderungen an ein ordnungsgemäßes der Fortentwicklung des Kommunalrechts sichtigt die zahlreichen Änderungen des Vergabeverfahren. Wer die aktuellen Vor- in den Ländern dient. Landesverwaltungsgesetzes seit der Neu- schriften nicht einhält, muss mit gerichtli- Ein systematisches Inhaltsverzeichnis, ein bekanntmachung vom 2. Juni 1992 und chen Verfahren rechnen. übersichtliches Abkürzungsverzeichnis schließt das umfassende Änderungsge- Im praktischen Ratgeber finden Sie schnell und ein zweckdienliches Stichwortver- setz vom 18. Juni 2001 sowie das Gesetz neben unentbehrlichem Grundsatzwissen zeichnis führen zielsicher zu den jeweils zur Einführung des automatisierten Daten- die wichtigsten Neuerungen praxisgerecht gewünschten Informationen. abgleichs vom 19. Oktober 2001 ein. In ei- aufbereitet, z.B. nem Anhang sind wichtige Durchführ- – Schritt für Schritt Anleitung von Bedarfs- Werner Finke, Wolf Sundermann, Jür- ungsbestimmungen zum Landesverwal- feststellung bis Zuschlag und Abwick- gen Vahle tungsgesetz sowie mit ihm im Zusam- lung Allgemeines Verwaltungsrecht menhang stehende Gesetze abgedruckt –Besonderheiten: Vergabe von Versiche- 9., überarbeitete und erweiterte Auflage, und aktualisiert worden. Neu aufgenom- rungs-, Versorgungs- und Entsorgungs- EUR 19,90 (D) men ist das Informationsfreiheitsgesetz für leistungen ISBN 3-7869-0369-7 das Land Schleswig-Holstein vom 9. Fe- – Rechtsschutz: Wie kann sich der Bieter Maximilian-Verlag, Hamburg bruar 2000. wehren? Aktualisiert und erweitert ist im Maximili- Die Textausgabe mit ihren erläuternden – Musterschreiben, Anträge und Checkli- an-Verlag die neunte Auflage des Stan- Hinweisen und Anmerkungen gibt damit sten für rechtssicheres Vorgehen dardwerkes „Allgemeines Verwaltungs- einen umfassenden Überblick über die all- recht“ von Werner Finke, Wolf Sunder- gemeinen Rechtsgrundlagen des Verwal- Bogner mann und Jürgen Vahle erschienen. tungsaufbaus und des Verwaltungshan- Beratungs- und Beschlussfassungs- Der „Fleiß“ des Gesetzgebers und neue delns in Schleswig-Holstein.

128 Die Gemeinde SH 4/2003