Bonn als möglichen Standort präsentierte. Am Ende brach- hat als frühere Um- Manipulation in Gorleben – te es Ministerpräsident Albrecht klar auf den Punkt: „Ent- weltministerin in der 1990er Jahren bei der Atommüll-Endlagersuche Gorleben: weder Gorleben, oder gar kein Standort in Niedersachsen.“ offenbar politisch motiviert unzuläs- gestern und heute Im Februar 1977 erfolgte der Kabinettsbeschluss. Damit sige Schlüsse aus wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Gorleben gezogen. aus Fehlern lernen waren die Weichen in Richtung Gorleben gestellt. Sie rechtfertigte das vor dem Un- Mathias Edler, Atomexperte von „Greenpeace“, über- ...... tersuchungsausschuss damit, dass raschte bereits im Frühjahr 2010 die Öffentlichkeit mit seiner Sie damals „noch nicht so perfekt ▪▪ 1983 gab es eine „politische Einflussnahme“ der Kohl-Re- wie heute“ gewesen sei. Dabei hätte spektakulären Aktenrecherche zur Auswahl von Gorleben gierung auf den Gorleben-Zwischenbericht der Physikalisch- Transparenz gereicht. , Spre- im Jahre 1976/77. In einem Vortrag bei der SPD-Bundestags- cherin der SPD-Fraktionsarbeitsgrup- Technischen-Bundesanstalt (PTB, heute Bundesamt für pe des 1. Untersuchungsausschusses, fraktion belegte Edler vor allem die Veränderungen am Er- Strahlenschutz BfS). Der Terminus „Eignungshöffig“ mus- sagte dazu wörtlich: „Dafür muss kundungskonzept in Gorleben. Da Landbesitzer wie Andre- man nicht perfekt sein, sondern nur In Gorleben, dem Ort des bislang erkundeten Standortes ste rein in den Bericht. Dieser Begriff aus dem Bergrecht, aufrichtig!“ as Graf von Bernstorff und die Evangelische Kirche bis für ein Atommüll-Endlager, sind zwei Tugenden erforderlich: der das Vorkommen von Rohstoffen im Erdreich klassifizie- heute ihre sehr großen Grundstücke nicht verkaufen wollen, Geduld und Entschlossenheit. Ohne den mutigen Widerstand ren soll, wurde jedoch in Gorleben fachfremd angewendet wird dieser Teil des Salzstocks von der Erkundung ausge- der Wendländer gäbe es heute vielleicht ein Endlager für und damit verfälscht. Auf der anderen Seite wurde der schlossen. Mit wissenschaftlichen Kriterien habe das Atommüll in Gorleben. Vermutlich eines, das nicht dem heu- Vorschlag der Wissenschaftler nach einer „Alternativen schlichtweg nichts zu tun. Fachleute sprechen deshalb auch tigen Stand von Wissenschaft und Technik entspräche. Jetzt Endlagersuche“ auf Druck der CDU-Ministerialbürokratie von einer „Flickenteppich-Erkundung“. Anstatt den Standort werden die Erkundungsarbeiten in Gorleben gestoppt. Das gestrichen. Auch das hat der Untersuchungsaussschuss Gorleben aufzugeben, habe man die Sicherheitskriterien ist gut und das ist richtig. Wir Sozialdemokratinnen und So- bereits bewiesen. Gleich mehrere Zeugen sprachen von modifiziert. Denn auch das bedeutet „Methode Gorleben“: zialdemokraten fordern das seit mehr als einem Jahr. Wir einer „Weisung“ aus Bonn. Das ist eine weitere „politische Zuvor benannte wissenschaftliche Kriterien werden an nach- waren stets dagegen, dass mit der alleinigen Erkundung im Einflussnahme“. Zur Überraschung sämtlicher Zuhörer hat sich Bundeskanz- wurden 41 Salzstöcke untersucht. Nicht dabei war Gorleben. teilige Realitäten angepasst. Wendland, immer mehr Fakten für die Standortentscheidung lerin Merkel für eine Weitererkundung des niedersächsischen Trotzdem als Fazit die „erste Wahl“ festzustellen, obwohl nie pro Gorleben geschaffen werden sollen. ▪▪ Ende der 1990er Jahre hat die damalige Umweltministerin Salzstocks Gorleben als potenzielles atomares Endlager aus- ein Vergleich von Gorleben mit diesen 41 Salzstöcken stattfand, Eines ist klar: In Gorleben wird seit über 30 Jahren getrickst. Angela Merkel getrickst. Der Salzstock Gorleben wurde gesprochen. Sie könne nach wie vor nicht einsehen, warum hat nichts mit Wissenschaft, aber viel mit Ideologie zu tun. Deshalb gibt es im den Untersuchungsausschuss aufgrund ihrer Anordnung nur in eine Richtung erkundet, man einen Standort, den man schon so lange erkundet hat, „Gorleben“: Mittlerweile sind die Zeugenvernehmungen ab- da dem Bund die Rechte zur vollständigen Erkundung fehl- nicht endlich mal zu Ende erkunde, sagte die Kanzlerin vor Hier wird deutlich: Die Physikerin Dr. Merkel hat die Öffent- geschlossen. Nun geht es um die Bewertung der 52 Zeugen- ten und bis heute fehlen. Diese Änderung des Erkundungs- dem Gorleben-Untersuchungsausschuss auf Fragen der lichkeit in wissenschaftlichen Fragen getäuscht. Merkels aussagen und 2.800 Aktenordner. konzepts entsprach weder damals noch heute dem inter- SPD-Mitglieder im Untersuchungsauschuss Ute Vogt, Motto: Augen zu und durch mit Gorleben. Im Folgenden legen die Mitglieder der SPD-Bundestagsfrak- nationalen Stand von Wissenschaft und Technik. Die und Kirsten Lühmann. tion im Untersuchungsausschuss Gorleben dar, was bereits Ursache für Merkels Manipulation war der wirtschaftliche Das ist neu und war in dieser Deutlichkeit nicht zu erwarten. Frau Merkel hat sich stets vehement für die alleinige Erkun- jetzt festgestellt werden kann. Druck der Atomindustrie. Den Kernkraftwerksbetreibern Denn damit hat die Bundeskanzlerin höchstpersönlich einen dung von Gorleben eingesetzt. Eine schon damals auch von ...... war die Erkundung in Gorleben schlicht „zu teuer“. Merkel möglichen Kompromiss in der Endlagerfrage erschwert. der SPD-Bundestagsfraktion geforderte Suche nach alter- wurde zum ersten, aber nicht zum letzten Mal zur Erfül- Mittlerweile hat Merkels Umweltminister Altmaier die Reiß- nativen Standorten lehnte sie strikt ab. Für Angela Merkel lungsgehilfin der Atomlobby. Weil nur ein Teil des Salzstocks leine gezogen: Erkundungsstopp in Gorleben bis September war und ist Gorleben „alternativlos“. erkundet wurde, sparten die Atomkraftwerksbetreiber 365 2013. In der Sache ist diese Entscheidung richtig, aber Alt- 2.800 Aktenordner Millionen Mark. maier kann kein fachliches Argument dafür nennen. Denn Als Umweltministerin war Frau Merkel zuständig für die mit Brisanz ...... sein Sinneswandel ist rein taktisch motiviert: Der angeord- Sicherheit der Atomkraftwerke, für die Sicherheit der Cas- nete Erkundungsstopp von Altmaier gilt nur bis zur Bundes- tortransporte und für die Sicherheit der Endlager-Erkundung Die Beweisaufnahme brachte drei Hauptaspekte zutage: tagswahl. in Gorleben. Diese Pflichten hat Merkel nachweislich nicht Merkel - Die letzte Zeugin: erfüllt. Stattdessen hat sich die heutige Kanzlerin immer ▪▪ Die Entscheidung für Gorleben fiel 1977 in Niedersachsen „Gorleben zu Ende erkunden“ Weitere Ergebnisse der Zeugenvernehmung und ausschließlich für die Interessen der Atomindustrie ein- in der Amtszeit der Regierung von Ministerpräsident Ernst von Dr. Angela Merkel gesetzt. Und das waren meist finanzielle Interessen. Merkels Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Albrecht (CDU). Es war der niedersächsische Wirtschafts- Am Ende ihrer Zeugenvernehmung im Gorleben-Unter- ...... Mathias Edler betonte, dass die wissenschaftlichen und minister Walther Leisler Kiep (CDU), der Gorleben zur völ- suchungsausschuss hat die Kanzlerin im September 2012 die Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit als Umweltministerin legte politischen Manipulationen von gestern, heute mit unwis- ligen Überraschung sämtlicher Fachleute in Hannover und Katze aus dem Sack gelassen: sich Angela Merkel fest: „Gorleben bleibt erste Wahl“. Zuvor senschaftlichen Akten-Interpretationen der Gorleben-Be- ERSTE ANALYSE UND RESULTATE UNSER PROJEKT HEISST ZUKUNFT

fürworter fortgeführt würden. Aus geologischer Sicht sei Seit mehr als 30 Jahren wird im nie- SPD-Abgeordnete im Unter- der Standort Gorleben verbrannt. Im Wendländer Salzstock, dersächsischen Wendland Widerstand gegen die Erkundung des ehemaligen gäbe es neben den bekannten Laugen und wässrigen Lö- Salzstocks in Gorleben und eine spä- suchungsausschuss Gorleben sungen auch Gase und Kondensate. Unter dem Salzmassiv tere Nutzung als Endlager für hochra- dioaktiven Atommüll geleistet. Denn befi ndet sich ein riesiges Erdgasvorkommen. Überdies seien obwohl geologische Studien belegen, Die „Augen-zu-und- Risse und Klüfte im Salzstock bereits seit den 1980er Jahren dass Gorleben nicht als Endlager in Ute Vogt, MdB Frage kommt, haben Kohl, Merkel und bekannt. Mathias Edlers Recherchen decken sich mit unserer Co. immer an diesem Standort fest- Sprecherin der Arbeitsgruppe fast dreijährigen Aktenanalyse. Doch sämtliche Fakten wer- gehalten. Die SPD-Fraktion will eine des 1. Untersuchungsausschusses (Gorleben) durch-Methode” neue Endlagersuche mit parlamenta- den von CDU und FDP gestern wie heute bestritten. Insbe- rischer Befassung und im Dialog mit sondere bei der „Aufk lärung“ im Untersuchungsausschuss. der Bevölkerung. Durch Transparenz und Partizipation im Verfahren, soll in Gorleben Das CDU-Gorleben-Motto: „Es kann nicht sein, was nicht Akzeptanz für die spätere Entschei- Kirsten Lühmann, MdB sein darf“. dung gewonnen werden. Stellv. Ausschussvorsitzende ...... Erste Analyse und Resultate

Fazit: Nationale Endlager-   Matthias Miersch, MdB debatte Mitglied

Die Geschichte Gorleben ist ein schwarz-gelber Sumpf. Sämtliche Entscheidungen seit fast 40 Jahren haben Alb- recht, Kohl und Merkel ohne Beteiligung der Öff entlichkeit , MdB getroff en. Das ist bis heute so: Merkel-Altmaier machen dort jedoch, dass Vertrauen die wichtigste Währung bei der End- braucht die Politik das Vertrauen aller Bürgerinnen und Bür- Stellv. Mitglied weiter wo Kohl-Merkel aufgehört haben. lagersuche ist. Dieses Kapital hat die Bundesregierung mit ger in ein „sauberes“ und transparentes Verfahren ohne der bisherigen Vorgehensweise verspielt. Vorfestlegungen. Nur ein nationaler Dialog kann auch zu Denn weder Bundeskanzlerin Merkel noch ihr Umweltmi- einem nationalen Konsens in der Endlagerfrage führen. Wir nister Altmaier erwecken den Eindruck, dass sie aus ihren sind dazu bereit. Fehlern in Bezug auf Gorleben etwas gelernt haben. Darüber ...... , MdB kann auch der hektisch verordnete Erkundungsstopp in Gor- Stellv. Mitglied leben nicht hinwegtäuschen. Allein der Zeitpunkt der Ent- scheidung macht sie unglaubwürdig. Merkel und Altmaier agieren taktisch, aber nicht ehrlich. Marco Bülow, MdB Deshalb fordert die SPD-Bundestagsfraktion einen Neustart Stellv. Mitglied für die Endlagersuche in Deutschland. Was wir brauchen ist eine parlamentarische Befassung und eine qualifi zierte Be- teiligung der Bevölkerung. Das Parlament muss für Trans- parenz und Partizipation in den Verhandlungen und im weiteren Verfahren sorgen – in seiner Rolle als zentraler .  . Akteur in der Gesetzgebung. Sinn und Zweck einer öff entlichen Debatte sollte am Ende IMPRESSUM So geht das ganze Verfahren zur Endlagersuche bislang am ein breiter Konsens und eine große Akzeptanz in der Zivil- HERAUSGEBERIN: -,   ,       ,      1, 11011   Deutschen Bundestag, dem eigentlichen Gesetzgeber, kom- gesellschaft über das Endlagersuchverfahren sein. Insbe- HERSTELLUNG: -,    plett vorbei. Der jahrzehntelange Streit um Gorleben zeigt sondere bei einem Gesetz von einer solchen Dimension TEXT:  , /    | REDAKTION:   STAND:   2012 FOTOS: ©      ( ), / -   (. 3/4, 5, 6, 7/8)      -       .                .