archäo ADB 2015, Markus Leibundgut Markus 2015, ADB

Das «Chutzenfeuer» – das Berner Alarmierungssystem des Ancien Régime Das Wachtfeuersystem des Ancien Régime

Das Wachtfeuersystem wurde im 17. Jahrhundert zu einem Netz ausgebaut, das sich über das ganze damalige Berner Staatsgebiet erstreckte. Es reichte vom Gen- fersee bis zum Sustenpass und von der Lenk bis nach Grandval. Es war mit dem System der Stände Freiburg und Solothurn verbunden und über die bernischen Hochwachten im heutigen Kanton Aargau auch mit demjenigen des Standes Zürich.

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52 54 66 62 63 61 53 49 57 50 Karte neuzeichnen 48 20 1 39 43 40 36 37 21 47 74

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3 45 16 34 42 73 19 15 46 18 35 9 10 4 14 15 21 11 12 6 8 13 13 14 16 4 25 17 28 27 5 26 7 3 18 19 10 9 29 12 20 8 11

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33 © swisstopo 100012) (JA

Kanton Aargau 9 Schwanden b. Brienz, 48 Bantiger Karte der Wachtfeuer 1 Rottannen, Hohwacht Sumpen 49 Münchenbuchsee, 2 Gschneit, Hohwacht 10 Brienzwiler, Hobiel Buchsiberg 3 Homberg, Hohwacht 11 Schattenhalb, Falcheren 50 Säriswil, Schlosshubel Die Schriftquellen des 18. Jahrhunderts erlau­ 4 Brunegg, Ebnet 12 Schattenhalb, Geissholz 51 Limpach, Feld ben eine lückenlose Rekonstruktion des berni­ 5 Habsburg, Burgacher Boden 52 Affoltern i. E., Lueg 13 Innertkirchen, Beizenbühl 53 Lützelflüh, Brandis schen Wachtfeuersystems. Das Territorium des Kanton Freiburg 14 Gadmen, Birchlouwi 54 Sumiswald, Bärhegen 15 Gadmen, Chatzenhubel- 55 Madiswil, Hochwacht Standes , der im 18. Jahrhundert hinter 1 Granges/Veveyse, Obermad 56 Ursenbach, Wacht Au-dessus du village der Republik Venedig der zweitgrösste Stadt­ 16 Innertkirchen, Solegg- bei Richisberg 2 Châtel-St-Denis, Niremont Unterstock 57 Längenberg bei Thorberg staat Europas war, erstreckte sich damals über 3 Marsens, Mont de Marsens 17 Guttannen, Weidli 58 Bätterkinden, Breitfeld 4 Châtelard, Au-dessus die Gebiete der heutigen Kantone Bern, Waadt 18 Gündlischwand, Rouft 59 Rumisberg du village 19 Grindelwald, Enzihalte 60 Aarwangen, Muniberg und Aargau. Hier ebenfalls abgebildet sind die 5 Montbovon, Vers les Moret 20 Lauterbrunnen, Druckbrecher 61 Frienisberg, Oberfeld 6 Lessoc, Belles Ciernes Wachtfeuer der Stände Freiburg und Solothurn. 21 Schwendi, Twiri 62 Bargen, Grossi Schanz 7 Enney, Le Liapalé 22 Frutigen, Bühl 63 Ins St. Jodel 8 Broc, Les Plains 23 Adelboden, Schwandfälspitz 64 Ipsach, Hueb/Birlig 9 Charmey, Au village 24 Kandergrund, Büelweid 65 Büren, Dotzigenfeld 10 Cerniat 25 Wimmis, Pintel 66 Gals, Jolimontguet 11 Im Fang, Gros Tosse 26 Diemtigen, Lengeweidli 67 Chasseral 12 Jaun, Im Dorf 27 Diemtigegg, Bergli 68 Montoz 13 La Roche, Cousimbert 28 Oberwil, Sali 69 Moron 14 Plaffeien, Schwyberg 29 Boltigen, Golderen 70 Court, Envers de Montoz 15 Rechthalten, Fofenhubel 30 Zweisimmen, Heimenberg 71 Raimeux de Grandval 16 Fribourg, Guintzet 31 Zweisimmen, Fluhweid 72 Montagne du Droit, 17 Ueberstorf, Höhe 32 Saanen, Rittmal Châlet neuf 18 Torny-le-Grand, Au-dessus 33 Lenk, Brandhubel 73 , Blattacher du village 34 Fahrni, Wachthubel 74 Gurten-Ost 19 Murist, Est du village 35 , Chutziturm 20 Bas-Vully, Sur le Mont Vully (nur Beobachtung) Kanton Solothurn 21 Cressier, Nord du village 36 Gurten-West, Chutzengut 1 Ober Fringeli 37 Oberthal, Schönewase 2 Engelberg, Fälli Kanton Bern 38 Schangnau, Wachthubel 3 Roggen 1 Bern, Münster 39 Trub, Balmegg 4 Röti (nur Beobachtung) 40 Langnau, Strick 5 Stallflue 2 Belpberg, Harzerenhubel 41 Eggiwil, Kapf 3 Falkeflue 42 , Honegg Kanton Baselland 4 Schwanden, Blueme 43 Mühleberg, Mausshubel 1 Liesberg, Berghütte 5 Aeschiallmend 44 Oberbalm, Rütihubel 2 Zwingen, Bleihalde Abbildung des 18. Jahrhunderts des Wachtfeu- 6 Beatenberg, Hinter Stalden 45 Schwarzenburg, Galgenzelg 3 Nenzlingen, Kuenisberg ers über Erlach mit Holzstoss und Wachthütte. 7 Wilderswil, Roteflue 46 Guggisberg, Sattel 8 Ringgenberg, Im Brand 47 Neuenegg, Wydenfeld

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Das «Chutzenfeuer» – das Berner Alarmierungssystem des Ancien Régime Das Wachtfeuer von Ringgenberg

Bereits im Mittelalter gab man im Notfall Feuerzeichen von Berg zu Berg weiter und alarmierte so die wehrfähigen Männer. Im Bernbiet wurde dieses System im ­ 17. Jahrhundert zu einem lückenlosen Netz ausgebaut, das in Krisenzeiten mit ­ einer permanenten Besatzung versehen war.

Um im Notfall rasch Truppen zu mobilisieren, gab man im Bernbiet schon ab der Mitte des 15. Jahr­ hunderts Feuerzeichen von Station zu Station wei­ ter. Im 17. Jahrhundert wurde dieses System zu einem engmaschigen Netz ausgebaut, bis es zwi­ schen Jura und Genfersee 156 Wachtfeuer gab. Auch andere eidgenössische Stände, so F­ reiburg, Luzern und Zürich, verfügten über ein solches Alarmsystem. Das zürcherische war im 17. Jahr­ hundert mit dem bernischen sogar verbunden. Jede Hochwacht, auch «Chutz» genannt, war mit mindestens zwei weiteren Stationen in Sichtverbin­ Harzpfanne zur Raucherzeugung dung. Zur Ausstattung gehörten eine Wachthütte, eine Harzpfanne an einem schwenkbaren Gerüst, ein Signalgeschütz sowie ein hoher Holzstoss. Die­ ser war so aufgeschichtet, dass das Feuer rasch hochloderte, aber rund eine Stunde lang weiter­ brannte. Ein kegelförmiges Strohdach schützte den Stoss vor Nässe und Fäulnis. Ein Visierinstrument, der sogenannte Richtdeuchel, war ebenfalls vor­ Holzstoss mit schüt- handen. Er wurde auf die benachbarten Hochwach­ zender Strohhülle ten ausgerichtet, sodass mit einem Blick festge­ stellt werden konnte, ob dort Rauch oder ein Feuer brannte und als Alarmzeichen weitergegeben wer­ Signalgeschütz den musste. Bei Nacht signalisierte man mit Feuer, Richtdeuchel bei Tag mit Rauch, bei Nebel mit Geschützdonner. Für den Bau und den Unterhalt der Chutzen war die Gemeinde zuständig, auf deren Gebiet die

Wachthütte Hochwacht stand. Sie hatte auch das Wachper­ sonal zu stellen. Bei drohender Kriegsgefahr wur­ den vier Wachen postiert, wobei die bernischen ­Chutzen das gesamte 17. Jahrhundert hindurch ­besetzt waren. Das System, das bei gutem Wetter ausserordentlich rasch funktionierte, kam 1870 im Zug des Deutsch- Französischen Kriegs letztmals zum Einsatz. Flur­ namen wie Hochwacht erinnern an das einstige Alarmsystem. Die einzige erhaltene, 1785 errichtete Wachthütte steht auf der Hochwacht bei Langnau

ADB 2017, MaxADB Stöckli 2017, im Emmental. Idealrekonstruktion einer Hochwacht an einem weithin sichtbaren Standort.

Archäologisch-historischer Rundweg mit weiteren Stelen zum Naturraum Burgseeli

Ein archäologisch-historischer Rundweg verbin- det die Burgruine Ringgenberg über das Wacht-

feuer oberhalb des Burgseeli mit der Kirchen­ Burgruine ruine Goldswil. An allen drei Stellen finden sich Ringgenberg Informationsstelen des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern. Am Burgseeli informieren zu- Ringgenberg sätzlich Stelen der kantonalen Abteilung Natur­

förderung und des Uferschutzverbandes Thuner- Naturstrandbad und Brienzersee zu naturräumlichen und wasser­ Burgseeli wirtschaftlichen Themen. Goldswil Burgseeli

Kirchenruine Goldswil

d fa np ze at Ihr Standort K Wachtfeuer weitere Stelenstandorte Grenze Naturschutzgebiet Brienzersee ± Wanderweg Aare 500 m

Interlaken 2017, Amt für Landwirtschaft2017, und Natur des Kantons Bern, Abt. Naturförderung

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