2020 | 4 Jens Adam, Ordnungen des Nationalen und die 19.–21. Jahrhundert – Histoire geteilte Welt. Zur Praxis Auswärtiger Kulturpolitik contemporaine als Konfliktprävention, Bielefeld (transcript) 2018, DOI: 303 S. (Edition Politik, 60), ISBN 978-3-8376-4262-9, 10.11588/frrec.2020.4.77255

EUR 34,99. Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Joachim Umlauf, Bukarest

Die als Dissertation an der Humboldt-Universität Berlin entstandene Studie wurde 2016 mit dem Forschungspreis Auswärtige Kulturpolitik des Instituts für Auslandsbeziehungen (IFA) ausgezeichnet. In drei Teilen befasst sie sich mit Fragen der Schwerpunktsetzung in der Auswärtigen Kulturpolitik (AKP) in Hinsicht auf das Spannungsverhältnis zwischen Konfliktprävention und nationaler Selbstdarstellung. Da die AKP noch in nationalen Verortungen verharre, so eine zentrale These der Studie, verpasse sie die Gelegenheit, auf Augenhöhe wirklich präventiv zu wirken und neue »Wissens- und Handlungsräume entstehen zu lassen, in denen Konflikte, Brüche und Ungleichheiten einer geteilten Welt als integrative Probleme wahrgenommen werden« (S. 29).

Dass die »Vermittlung von Deutschlandbildern« weiterhin überwiegt und damit letztendlich Differenz betont, weist der Autor durch eine Analyse zahlreicher Reden, Texten, Verlautbarungen nach, die durch seine umfängliche Feldforschung ergänzt wird. Teil 1 rahmt theoretisch (die umfangreiche Bibliografie rekurriert auf eine Vielzahl von Standardwerken der Philosophie, Ethnografie und Soziologie); Teil 2 forscht nach Übersetzungsketten von Begrifflichkeiten in Papieren offizieller Stellen (z. B. Auswärtiges Amt) und analysiert Begründungsfiguren der AKP; Teil 3 begibt sich in lokale Kontexte, da der Autor in verschiedenen Goethe-Instituten (Ramallah, Sarajevo) bei deren konkreter Arbeit Forschungen angestellt hat, und spiegelt die theoretischen Einlassungen überzeugend mit der Praxis vor Ort.

Ließ sich lange Zeit ein verhältnismäßig geringes Forschungsinteresse für internationale und auswärtige Kulturpolitik konstatieren, da sich die Politikwissenschaft zumeist mit den high politics und selten mit den low politics beschäftigt, welche die Mittel der Soft Power, also »weiche« Faktoren wie Kunst oder Bildung, einsetzen, ist in den letzten Jahren die Anzahl der Studien in diesem Bereich erfreulich gestiegen. Hinsichtlich Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | dieser Arbeiten besteht allerdings oft das grundsätzliche Problem, publiée par l’Institut historique dass die mangelnde Einsicht in die Praxis durch eine theoretische allemand Hyperstasierung ausgeglichen wird.

Jens Adam umgeht diese Schwierigkeit (weitgehend), indem er die konzeptionellen Texte der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in erster Linie als Diskurse und Aufforderungen versteht und auslegt, deren konkreter Realitätsgehalt letztlich Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 von der jeweiligen, oft sehr unterschiedlichen Bedingungen 19.–21. Jahrhundert – Histoire unterworfenen Kulturarbeit vor Ort abhängt. In diesem Sinne contemporaine sind die Konzepte der Auswärtigen Kulturpolitik stets Teil eines unabweisbaren Spannungsverhältnisses: Jede noch so DOI: ausgeklügelte thematische Ausrichtung stößt und reibt sich 10.11588/frrec.2020.4.77255 notwendigerweise an mehreren ineinander greifenden Faktoren, Seite | page 2 die sie abschwächen und modifizieren, ja konterkarieren können. Dazu gehören zunächst das Beharrungsvermögen etablierter nationaler Kulturtechniken und die Verfasstheit bzw. die politisch- gesellschaftlichen Ansprüche des kulturell-gesellschaftlichen Kontextes, in dem zudem unterschiedlich geprägte Individuen interagieren, sowie das mangelnde Durchsetzungsvermögen der zentralen Instanzen wie das Auswärtige Amt oder die Zentrale des Goethe-Instituts aufgrund der räumlich-kulturellen Entfernung.

Die sehr kohärenten, teils anspruchsvollen theoretischen Ausführungen werden durch praxisbezogene Betrachtungen ergänzt, deren Grundlagen »Feldtagebücher« im Anhang der Studie über Aufenthalte an Goethe-Instituten in Rammallah (2008) und Sarajevo (2009, 2012) bilden, hinzu kommen zahlreiche Interviews mit kulturellen Akteuren. Nicht gut gewählt scheint mir der Titel der Arbeit: Zu bedauern ist einerseits, dass der Untertitel einzig auf die Praxis Auswärtiger Kulturpolitik bzw. Konfliktprävention verengt ist. Wie schon in der interessanten Studie von Sigrid Weigel1 geht es eigentlich im Kern darum, welches kulturelle Selbstverständnis Deutschland in einer post- nationalen, post-kolonialen Perspektive und globalisierten Welt entwickeln könnte und welche Mittel, Akteure und Zwecke zur Darstellung und internationalen kulturellen Kooperation eingesetzt werden. Diese Frage stellt sich gleichermaßen hinsichtlich außen und innen, denn es kann nicht ohne essentielle Widersprüche nach außen getragen werden, was im Innern nicht wirklich gelebt und getätigt wird.

Und umgekehrt, so die Forderung Sigrid Weigels, müssten für so einen Dialog viel mehr ausländische kulturelle Erzeugnisse und Positionen nach Deutschland zurückgespielt werden. Dass die AKP als mögliche Konfliktprävention dabei seit der Jahrtausendwende zunehmend in den Fokus gerückt ist, ist mit dem Hinweis auf die Vielzahl der terroristischen Anschläge und kriegerischen Konflikte zu erklären, deren Folgen und Ursachen nicht nur mit politisch-militärischen Mitteln bekämpft werden können. Ob Versuche der Kulturmittler in diese Richtung tätig zu werden, tatsächlich fruchten, wird man allerdings – wenn überhaupt – erst in der Rückschau, in einigen Jahrzehnten beurteilen können und Herausgegeben vom Deutschen glücklicherweise unternimmt Adam erst gar nicht den Versuch Historischen Institut Paris | hier zu werten. Stattdessen fokussiert er auf offensichtliche publiée par l’Institut historique oder scheinbare Widersprüche bzw. Konkurrenzen zwischen allemand

1 Sigrid Weigel, Transnationale Auswärtige Kulturpolitik – Jenseits der Nationalkulturen. Voraussetzung und Perspektive der Verschränkung von Publiziert unter | publiée sous Innen und Außen, Stuttgart 2019 (ifa-Edition Kultur und Außenpolitik). CC BY 4.0 2020 | 4

Schlüsselbegriffen der AKP wie »Deutschlandbilder vermitteln« und 19.–21. Jahrhundert – Histoire »Dialog«. contemporaine

Die AKP entstand in Folge der Nationenbildung und war DOI: ursächlich identitär mit ihr verbunden. Wie kann es nun 10.11588/frrec.2020.4.77255 gelingen diese genuin nationale Verortung mit den »Potenzialen Seite | page 3 der Kosmopolitisierung« (S. 283) in Einklang zu bringen? Leidenschaftlich plädiert Adam dafür, (nationale) Institutionen so zu gestalten, dass sie die Welt als eine geteilte begreifen – jenseits der Nation und des nationalen Zugehörigkeitsgefühls, das es uns erlaube, die Ungleichheiten und Brüche dieser Welt leichter und klaglos hinzunehmen und uns nicht solidarisch zu fühlen. Leider erschließt sich der Leserin bzw. dem Leser im Titel der Studie diese Bedeutung der in Rückgriff auf Achille Mbembe2 geteilten Welt, nämlich als »Zugehörigkeit zu ein und derselben Welt«, erst einmal nicht, und man muss sich bis ans Ende der Einleitung begeben, um diese Auslegung in Ergänzung zur gängigen (im Sinne von: aufgeteilt, getrennt) zu verstehen.

Nun ist der von Adam eingeforderte Prozess der internen Veränderung bereits seit beträchtlicher Zeit im Gange – und nicht nur im Hinblick auf die Konfliktprävention. Seit den 1970er- Jahren entwickelt sich das Goethe-Institut immer mehr zu einer Organisation, in der zivilgesellschaftlichem Engagement im kulturellen Kontext eine zentrale Bedeutung zukommt. Damit treten national-spezifische kulturelle (Eigen-)Repräsentationen zunehmend in den Hintergrund, bleiben aber in vermittelter Form präsent: da zum Beispiel, wo es um die Positionierung und Vernetzung zur deutschen Kunstszene gehörender Künstlerinnen und Künstler im internationalen Wettbewerb geht. Jens Adams Studie fordert allerdings noch mehr Engagement in Sachen Demokratisierung und Dekolonisierung der Gedanken ein und sieht in diesem Zusammenhang auch im Goethe-Institut selbst Nachholbedarf.

Seine Kritik am hierarchisch strukturierten Mischsystem von Entsendung von Leitungskräften aus Deutschland und lokalen Angestellten ist zwar sehr interessant und durchaus anregend, überzeugt aber nicht gänzlich, da nicht alle Aspekte Berücksichtigung finden. Das betrifft unter anderem, was die Entsandten betrifft, deren Vorteil der »neutralen« Haltung, des unverstellten Blicks des Außenstehenden im Zusammenhang mit der Konfliktprävention sowie die Frage nach der Notwendigkeit kultureller Wissensaktualisierung3. Ebenso hätte man die Untersuchung einiger kultureller Formate Herausgegeben vom Deutschen erwartet, die zur Konfliktprävention eingesetzt werden bzw. Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

2 Achille Mbembe, Kritik der schwarzen Vernunft, Frankfurt a. M. 2004, S. 11 (zitiert nach Adam). 3 Über diese Problematik und Vorschläge für passenderen Personaleinsatz siehe auch: Nicole Colin, Joachim Umlauf, Im Schatten der Versöhnung. Deutsch-französische Kulturmittler im Kontext der europäischen Publiziert unter | publiée sous Integration. Göttingen 2018 (Perspektive Außenkulturpolitik, 5), S. 74ff. CC BY 4.0 2020 | 4 eine Auseinandersetzung darüber, was Kultur im künstlerisch- 19.–21. Jahrhundert – Histoire ästhetischen Sinne denn dafür bedeuten könnte. Sehr positiv zu contemporaine vermerken ist dagegen die Weitsicht der insgesamt vorzüglichen Studie, da einige der aufgezeigten Probleme – wie beispielsweise DOI: die Frage, ob Leiterinnen und Leiter deutscher Kulturinstitute 10.11588/frrec.2020.4.77255 auch einen deutschen Pass haben müssen – inzwischen intensiv Seite | page 4 diskutiert werden, wobei der allgemeine Trend Adams Vorschlägen Gewicht verleihen.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Gabriele Balbi, Andreas Fickers (ed.), History of 19.–21. Jahrhundert – Histoire the International Telecommunication Union (ITU). contemporaine Transnational techno-diplomacy from the telegraph DOI: to the Internet, Berlin, Boston, MA (De Gruyter) 10.11588/frrec.2020.4.77257

2020, VI–354 p., 23 b/w ill. (Innovation and Diplomacy Seite | page 1 in Modern Europe, 1), ISBN 978-3-11-066960-2, EUR 77,95. rezensiert von | compte rendu rédigé par Bob Reinalda, Nijmegen

Determining that a history of the ITU as a global actor had been published was a pleasure, but viewing the book after receipt excited even more because it is so rich and multidimensional. It starts with telegraphy in the Russian Empire (1856–1875), rather than as usual in Western Europe, and then moves to submarine cables and African colonies (1850s–1900s), rather than trans- Atlantic submarine cables. The book covers many world regions and a long time period and discusses both successes and failures, with the latter revealing essential problems.

The book has two parts. The first part discusses the ITU, established in 1865 as the first one of a group of international organizations known as ‘public international unions’, as a global actor in the history of telecommunications: originally telegraphy, but followed by other forms such as radio broadcasting, telephony, satellite communication and the Internet. The ITU has been relevant because of its roles in the fields of standardization and regulation of information and communications technologies. Apart from Russia and the African colonies the first part discusses a failure in the field of cable and radio networks in the 1920s, the development debate and technical cooperation in the Global South from 1950 to 1992, the rising role of China in multilateral Internet governance (1994–2014), with China among the states that support a multilateral rather than multi-stakeholder model for Internet governance, and the important and exciting 2012 World Conference of International Telecommunications (given the need to show the ITU’s relevance in the Internet age).

The two editors mention the lack of scientific research on the ITU, which they regard as surprising, given the ITU’s key role regarding the regulations of tariffs, technological standardization Herausgegeben vom Deutschen and homogeneity, the establishment of shared norms and the Historischen Institut Paris | promotion of projects and studies worldwide. They regard the publiée par l’Institut historique organization not only as an international actor, but also as an allemand arena for the negotiation of a regulatory regime in a technical field. They argue rightly that with the ITU a new culture of regulation emerged, which combined the importance of political networks, interpersonal communication inside and outside official meetings and a community of practice driven by the belief in the power of Publiziert unter | publiée sous techno-scientific expertise. Given the variety of actors (individual CC BY 4.0 2020 | 4 experts, state institutions, intergovernmental organizations and 19.–21. Jahrhundert – Histoire private transnational actors) and the tensions between normative contemporaine ideals and political or economic realities, they speak about techno- diplomacy (a term used to analyze negotiations of technological DOI: matters even when political circumstances are under strain, such 10.11588/frrec.2020.4.77257 as during the Cold War) and see the ITU also as an antenna that Seite | page 2 is able to pick up such issues and tensions and bring them to international discussions. The term techno-diplomacy helps to understand processes that are characterized by strategic actions and tactical manoeuvres among all actors involved. These require not only a high degree of technical knowledge but also diplomatic skills by all those engaged in the negotiations.

The chapters in the second part of the book discuss the ITU as an arena of techno-diplomatic negotiations for emerging technologies. The chapters discuss the formative years of the ITU as a telegraph organization (1849–1875), the new issue of radiotelegraphy between 1912 and 1927 (in fact a bitter conflict within the ITU, although its collaboration with national governmental agencies, private companies and individuals and its knowledge transfers eventually helped radio to develop internationally) and telephone standardization (1923–1947). Another chapter discusses the issue of voting rights, representation and sovereignty in the 1930s, which was a debate between states, colonies and companies about communicational sovereignty, which challenges the general assumption in international relations that every state always receives one vote. The outcome had more to do with politics than with international law. The remaining chapters analyze the ITU exhibitions in Switzerland in the 1960s and 1970s (relevant because the ITU had become part of the United Nations system in 1949, which caused Switzerland to readjust its relationship with the ITU), techno-diplomacy of the planetary periphery in the same period (related to the power of satellite communication technology, also an effort to avoid a clash as had happened with radiotelegraphy) and the ITU facing the emergence and competition of the Internet from the 1960s to the early 2000s. When the ITU tried to take a position in the management of Internet domain names, it received strong criticism, but it adapted and sought to restore its techno- diplomatic role through multi-stakeholderism at the 2003 and 2005 World Summits on the Information Society. Eventually the ITU had to deal with its transition from a central techno-diplomatic player to a more peripheral position in Internet governance.

The book edited by Gabriele Balbi and Andreas Fickers is the first Herausgegeben vom Deutschen volume of a promising new series on Innovation and Diplomacy in Historischen Institut Paris | Modern Europe. It is a rich, coherent and comprehensive reference publiée par l’Institut historique book, given the selection of the most relevant and problematic allemand issues in the history of the ITU. It has no concluding chapter, but the order of the chapters in both parts show how the organization has developed as a global actor in the field of telecommunications and as an arena of techno-diplomatic negotiations. The chapters are written with an open mind and explain the methods and sources that have been used, including many archived materials. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

It is relevant to mention here that the ITU Library and Archives 19.–21. Jahrhundert – Histoire Service launched a digitization program in 2007 to catalogue, contemporaine scan and OCR key ITU documents and publications. The results have been made available on the History of ITU Portal (see http:// DOI: handle.itu.int/11.1004/020.2000/s.001), which allows further 10.11588/frrec.2020.4.77257 research easily. Hopefully other international organizations will Seite | page 3 develop the same openness and service as the ITU is providing.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Peter-Paul Bänziger, Die Moderne als Erlebnis. Eine 19.–21. Jahrhundert – Histoire Geschichte der Konsum- und Arbeitsgesellschaft, contemporaine 1840–1940, Göttingen (Wallstein) 2020, 456 S., 17 DOI: Abb., ISBN 978-3-8353-3646-9, EUR 34,90. 10.11588/frrec.2020.4.77256

Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Sebastian Petznick, Freiburg im Breisgau

Dass Arbeit und Konsum in den Lebenswelten des 20. Jahrhunderts eine zentrale Bedeutung zukam, ist in der Geschichtswissenschaft schon beinahe eine Binsenweisheit. Dementsprechend groß ist der Raum, den die jeweiligen Forschungszweige innerhalb der Disziplin einnehmen1. Die getrennte Untersuchung der beiden Phänomene hat aber auch dazu geführt, dass sich parallele Narrative entwickelt haben, die entweder die Entwicklung der Arbeitsgesellschaft oder der Konsumgesellschaft in den Mittelpunkt stellen. Weniger eindeutig geklärt ist dagegen die Frage, wie sich die beiden Bereiche zueinander verhalten2.

Hier setzt Peter-Paul Bänziger mit seiner Habilitationsschrift zu Arbeit und Konsum im deutschsprachigen Raum an. Sein Ziel ist eine Zusammenführung der beiden separaten Erzählungen in einer »Geschichte der Konsum- und Arbeitsgesellschaft«. In Abgrenzung von älteren Phasenmodellen, in denen eine Arbeitsgesellschaft (ab ca. den 1870er-Jahren) in der Trente Glorieuses von der Konsumgesellschaft abgelöst wurde, geht er davon aus, dass »die Komplementarität von produktionsorientierter Arbeit und konsumorientiertem Vergnügen« (S. 13) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung gewonnen habe. Das ursprünglich ältere Begriffspaar Konsum und Arbeit sei um 1900 zu einer Leitdifferenz für zahlreiche Gesellschaftsbereiche geworden und habe auch zunehmend die »Selbstverhältnisse« der Zeitgenossen geprägt. In Anlehnung an Andreas Reckwitz’ Konzept der Subjektkultur3 meint er damit die Kombination aus aktiv rezipierten Leitvorstellungen und Identifikationsangeboten sowie impliziten, nicht aktiv thematisierten Skripten und Handlungsroutinen, »über die kulturelle Codes unser Tun, Fühlen und Denken grundlegend strukturieren« (S. 13).

Herausgegeben vom Deutschen 1 Siehe jüngst etwa Frank Trentmann, Herrschaft der Dinge. Die Historischen Institut Paris | Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute, München 2018; publiée par l’Institut historique sowie Jürgen Kocka, Jürgen Schmidt (Hg.), Themenheft „Arbeit und allemand Kapitalismus“, Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für historische Sozialwissenschaft 43/2 (2017). 2 Oliver Kühschelm, produzieren/konsumieren – prosumieren/ konduzieren, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 30/1 (2019), S. 7–19. 3 Andreas Reckwitz, Das hybride Subjekt. Eine Theorie der Subjektkulturen Publiziert unter | publiée sous von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne, Weilerswist 2006. CC BY 4.0 2020 | 4

Diesem subjektkulturellen Wandel spürt Bänziger vor allem 19.–21. Jahrhundert – Histoire in Egodokumenten nach. Seinen zentralen Quellenbestand contemporaine bilden Tagebücher von rund 110 Diaristinnen und Diaristen aus dem Zeitraum 1840–1940, die er seriell ausgewertet und durch DOI: persönliche Korrespondenz der Tagebuchschreibenden ergänzt 10.11588/frrec.2020.4.77256 hat. Für die normativen Kontexte wurden zudem zeitgenössische Seite | page 2 Druckerzeugnisse – vor allem Zeitschriften – hinzugezogen. Bei der Auswahl der Quellen sind jedoch einige Ungleichgewichte festzustellen: Während Bänziger für das 20. Jahrhundert auf eine breit gefächerte Quellengrundlage zurückgreifen kann, stammen nur 33 Tagebücher aus der Zeit vor 1900, 25 davon sind zudem dem Bürgertum zuzuordnen. Des Weiteren konzentriert sich die Auswahl der Tagebücher auf die Schriften Jugendlicher und junger Erwachsener (13 bis 31 Jahre). Diese Einschränkungen werden zwar in der Einleitung reflektiert, dennoch kommt bei der Lektüre verschiedentlich die Frage auf, welche Reichweite die aufgestellten Thesen haben.

Die Argumentation der Studie entfaltet sich in sechs Kapiteln, von denen jeweils drei den Zeitraum vor beziehungsweise nach 1900 abdecken. Das erste Kapitel untersucht die Familie als Gefühls- und Wirtschaftsgemeinschaft, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schichtübergreifend den zentralen Bezugspunkt für persönliche Lebensentwürfe bildete. Das zweite Kapitel fokussiert auf die Orientierungen innerhalb des Bürgertums. Eine Unterscheidung in Arbeit und Freizeit sei hier noch nicht zu beobachten. Bänziger arbeitet anschaulich heraus, dass vor allem Ideale von Arbeitsamkeit und Mäßigung – nicht die von der Bürgertumsforschung betonte individuelle Leistung – unabhängig vom Lebensbereich prägend gewesen seien.

Kapitel drei wendet sich den »Arbeitsbegriffen der Unterklassen« (S. 137) zu. Hier widerspricht Bänziger energisch der Theorie der Verbürgerlichung: Die Diffusion bürgerlicher Wertvorstellungen in andere Schichten sei maximal bei Hausbediensteten in begrenztem Ausmaß nachweisbar. Vor allem im Handwerk und in der Arbeiterschaft seien eigene, stärker erfolgsorientierte Vorstellungen eines »Produktionsethos« entstanden, die auf älteren Formen handwerklichen Produktstolzes basierten. Hier sieht er auch die Anfänge eines neuen Effizienz- und Produktivitätsdenkens, das nach 1900 die neue Subjektkultur der Konsum- und Arbeitsgesellschaft prägte.

Das vierte Kapitel legt die Orientierungsrahmen dieser neuen Konsum- und Arbeitsgesellschaft dar. Auch hier argumentiert Herausgegeben vom Deutschen Bänziger schlüssig, dass die neuen Einstellungen gegenüber Historischen Institut Paris | Arbeit und Vergnügen nicht aus dem Bürgertum in andere publiée par l’Institut historique Schichten diffundierten, sondern in einer Kombination von allemand Ausdifferenzierung und Transformation entstanden. In diesem Prozess seien Familie, Nation und Betrieb zu neuen Orientierungsrahmen geworden, die neue, stärker individualistisch geprägte Vorstellungen von Leistung und Vergnügen eingehegt hätten. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

Kapitel 5 beschreibt die Erlebnisorientierung als neue 19.–21. Jahrhundert – Histoire übergreifende Orientierung für Arbeit und Vergnügen. Darunter contemporaine versteht Bänziger in Anlehnung an Gerhard Schulze4 die »Ästhetisierung des Lebens durch eine generelle Orientierung DOI: an Glück, Vergnügen und Genuss«, in der emotionale Qualität, 10.11588/frrec.2020.4.77256 Intensität und Abwechslung die Bewertung des Alltags prägten. Seite | page 3 In Bezug auf das Freizeitverhalten ist diese These zwar nicht neu, Peter-Paul Bänziger gelingt aber eine wertvolle und schlüssig belegte Systematisierung und Erweiterung5.

Im sechsten Kapitel arbeitet er die neue Erlebnisorientierung am Medium des Tagebuchs selbst heraus. Hier beobachtet er eine tendenzielle Ablösung des biographischen Tagebuchs des 19. Jahrhunderts durch das »Erlebnistagebuch«: Statt Selbstreflexion stand der emotional und persönlich gestaltete Bericht des Erlebten im Vordergrund, der zunehmend durch Zeichnungen, Fotos und Erinnerungsstücke ergänzt wurde – das Schreiben wurde selbst zu einer »Praktik der Erlebnisproduktion« (S. 368).

Positiv hervorzuheben ist die Zugänglichkeit der Studie: Die explizite Bezugnahme auf aktuelle Forschung, die Zuspitzung auf klare Thesen sowie die Dichte und Anschaulichkeit der gewählten Quellenbeispiele sorgen für eine gute Lesbarkeit auch für Laien. Kritisch ist eine gewisse Dominanz des Bürgertums als Bezugspunkt der Ausführungen zu erwähnen, was sich allerdings aus dem Quellenkorpus heraus erklären lässt. Dies schmälert den Wert der Studie aber keinesfalls: Die gemeinsame Betrachtung von Konsum und Arbeit erweist sich als gewinnbringende Ergänzung der Forschungslandschaft. Der große Mehrwert liegt im systematischen Blick, der bestehende Erkenntnisse aus der Forschung zu Arbeit und Konsum/Freizeit nicht nur zusammenführt, sondern auch erweitert und empirisch unterfüttert. So liefert die Studie eine erkenntnisfördernde Perspektive auf die gesellschaftlichen Transformationen der Jahrzehnte um 1900, die hoffentlich in Zukunft weiter ergänzt werden wird.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand 4 Gerhard Schulze, Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart, Frankfurt a. M. 1992. 5 Siehe dazu etwa die Beiträge der Sammelbände: Paul Nolte (Hg.), Die Vergnügungskultur der Großstadt. Orte – Inszenierungen – Netzwerke (1880–1930), Köln, Weimar, Wien 2016; Tobias Becker, Anna Littmann, Johanna Niedbalski (Hg.), Die tausend Freuden der Metropole. Publiziert unter | publiée sous Vergnügungskultur um 1900, Bielefeld 2014. CC BY 4.0 2020 | 4 Werner Bergmann, Tumulte – Excesse – Pogrome. 19.–21. Jahrhundert – Histoire Kollektive Gewalt gegen Juden in Europa 1789–1900, contemporaine Göttingen (Wallstein) 2020, 845 S., 12 Abb. (Studien DOI: zu Ressentiments in Geschichte und Gegenwart, 4), 10.11588/frrec.2020.4.77258

ISBN 978-3-8353-3645-2, EUR 46,00. Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Olivier Baisez, Saint-Denis

Ce volumineux ouvrage de Werner Bergmann, sociologue au Zentrum für Antisemitismusforschung de la Technische Universität de Berlin, représente l’aboutissement de longues années de recherche sur les phénomènes de violence collective en général et sur les manifestations violentes de l’antisémitisme en particulier1. Il importe de préciser d’entrée que Bergmann ne s’intéresse pas ici à l’antisémitisme en tant qu’idée politique, mais propose une étude fondée sur l’analyse des actes de violence collective à l’égard de personnes juives dans l’Europe du XIXe siècle. Son travail s’inscrit dans le contexte de l’essor des recherches sur la violence depuis les années 1990 (Gewaltforschung)2 et dans le champ de l’histoire des violences antijuives prégénocide.

On peut considérer ce livre comme une continuation et une illustration des efforts entrepris de longue date par Bergmann pour établir une théorie du pogrom (chap. 2: »Pogrome als Form kollektiver interethnischer Gewalt«) et dépasser l’interprétation, qui a longtemps prévalu, du pogrom comme forme de violence archaïque, brute et chaotique. En effet, Bergmann considère que jusqu’à la fin du siècle dernier, à force de se focaliser sur l’antisémitisme comme idéologie, on a négligé l’importance de la violence collective interethnique et de la violence antijuifs dans la montée de l’antisémitisme moderne.

Appréhender l’antisémitisme comme phénomène social, à travers les explosions de violence contre les personnes plutôt que par les »grands textes«, permettrait de mieux saisir le rôle de ces pogroms dans la genèse du génocide (p. 32). Il ne s’agit alors pas des idées qui ont motivé des actes antisémites mais des conditions historiques dans lesquelles ont éclaté des

1 Werner Bergmann a publié abondamment sur l’antisémitisme et les Herausgegeben vom Deutschen phénomènes de violence antijuive depuis la fin des années 1980. Voir Historischen Institut Paris | notamment: Christhard Hoffmann, Werner Bergmann, Helmut Walser publiée par l’Institut historique Smith (dir.), Exclusionary Violence. Antisemitic Riots in Modern German allemand History (1819–1938), Ann Arbor 2002. 2 En 1996 a été notamment fondé à l’université de Bielefeld l’Institut für interdisziplinäre Gewaltforschung (IKG). Le champ de recherche est désormais très bien établi et structuré; cf. Wilhelm Heitmeyer, John Hagan (dir.), Internationales Handbuch der Gewaltforschung, Wiesbaden 2002; Christian Gudehus, Michaela Christ (dir.), Gewalt. Ein interdisziplinäres Publiziert unter | publiée sous Handbuch, Stuttgart, Weimar 2013. CC BY 4.0 2020 | 4 violences antijuives. Bergmann souligne d’ailleurs qu’il n’existe 19.–21. Jahrhundert – Histoire pas nécessairement de corrélation entre opinions antisémites contemporaine largement diffusées dans une population et action violente contre des juifs, comme le montre le cas de l’Autriche (p. 748). DOI: En revanche, l’instrumentalisation de ces événements par les 10.11588/frrec.2020.4.77258 antisémites, à des fins de propagande politique, est systématique. Seite | page 2 Une remarque avant toute chose, le choix des trois termes retenus pour le titre: »Tumulte, Excesse, Pogrome«, ne s’éclaire pas vraiment, à la lecture du livre. Cette critique mineure s’adresse d’ailleurs peut-être davantage à l’éditeur qu’à l’auteur. Car autant la notion de pogrom fait l’objet d’analyses poussées, autant les deux autres mots, d’usage daté et relevant du lexique des sources étudiées, n’apparaissent que sporadiquement. Pourquoi alors les mettre ainsi en vedette, et surtout pourquoi ceux-ci plutôt que Ausschreitungen, Unruhen ou Krawalle qui, eux, sont utilisés à plusieurs reprises dans les titres des chapitres et sous-chapitres?

Compte tenu de son ampleur aussi bien dans le temps que dans l’espace, il n’est guère surprenant que l’étude ne se fonde pas sur des dépouillements d’archives, mais sur des publications de recherche universitaire et sur la presse contemporaine, principalement germanophone. Il s’agit en réalité d’une ambitieuse tentative de synthèse de nombreuses études de cas qui dépassent rarement le cadre régional ou national, afin de rendre visible les dimensions, les mutations et les manifestations typiques de la violence collective contre les juifs (p. 15), ces derniers étant considérés comme les »victimes paradigmatiques« (p. 11) de ces formes de violence. Cet important travail de synthèse historiographique et bibliographique mérite d’être salué car il fournit au lecteur à la fois un état de la recherche sur les formes de violence collective, mais aussi un outil permettant de s’informer utilement sur les publications actuellement disponibles portant sur telle région ou telle période.

Bergmann conçoit le XIXe siècle comme phase cruciale du processus historique de modernisation des sociétés. Il justifie la périodisation retenue en expliquant que 1789, c’est-à-dire par métonymie la Révolution française, constitue le moment du processus sociohistorique par lequel chrétiens et juifs deviennent avant tout des citoyens ou sujets (Staatsbürger) égaux en droit et jouissant de libertés individuelles, ce qui aurait entraîné une transformation de l’hostilité ancestrale à l’égard des juifs en tant que communauté (p. 14).

Herausgegeben vom Deutschen De la Révolution, c’est donc essentiellement la fameuse formule Historischen Institut Paris | de Stanislas de Clermont-Tonnerre, »Il faut tout refuser aux Juifs publiée par l’Institut historique comme nation et tout accorder aux Juifs comme individus«, et ainsi allemand les principes d’égalité et d’immédiateté des individus devant l’État, qui sont mis en avant. La borne finale de 1900 (approximativement) correspond selon Bergmann à un changement de degré et de nature de la violence antijuive, moins ritualisée qu’auparavant (les fêtes de Pâques ayant fréquemment été l’occasion de débordements), ciblant moins les biens matériels et faisant plus Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 de victimes. Elle entérine en quelque sorte la politisation des 19.–21. Jahrhundert – Histoire violences envers les juifs, et leur séparation d’avec des motivations contemporaine prioritairement religieuses. DOI: Pour souligner cette mutation et la pertinence de cette borne au 10.11588/frrec.2020.4.77258 tournant du XXe siècle, Bergmann indique qu’à lui seul le pogrom Seite | page 3 d’Odessa en 1905 a fait considérablement plus de morts que la totalité des violences antijuives prises en considération au long du XIXe siècle en Europe (p. 758). Il insiste également sur la stabilité, à travers cette période, de la relation triangulaire entre minorité visée, assaillants et forces de l’ordre, alors que les pogroms des années 1900 dans l’Empire russe ont inauguré une reconfiguration dans laquelle les juifs ont été attaqués à la fois par des civils et par des policiers ou des militaires.

À l’origine du découpage chronologique choisi, il y a une interrogation fondamentale: comment expliquer, alors qu’on n’observe presque pas ou plus de violences collectives contre des juifs au cours du XVIIIe siècle en Europe, leur recrudescence au XIXe siècle, mais sous des formes différentes de celles qui existaient au Moyen Âge et à l’époque moderne? C’est à cette question, qui sous- tend l’ensemble du livre, que Bergmann s’efforce de répondre, et les conclusions auxquelles il parvient sont fort bien résumées dans les »remarques conclusives« (p. 745–763).

Il semble possible de déduire de cette lecture que les juifs en Europe n’ont jamais été aussi bien protégés de violences létales que pendant les décennies suivant leur émancipation juridique, où ils ont été prioritairement définis comme individus. Avant l’émancipation, ils avaient été ciblés (et tués en plus grand nombre) en tant que communauté. Après 1900, ils ont subi des persécutions d’une ampleur nouvelle, à mesure qu’ils ont été collectivement désignés comme ennemi intérieur de l’État ou du peuple.

Les chapitres centrés sur des villes, en l’occurrence Odessa (p. 380) et Stuttgart (p. 388) sont à compter parmi les réussites du livre et illustrent l’effort de contextualisation de chacun des cas évoqués, au risque peut-être de faire passer au second plan les continuités et l’échelle continentale du phénomène étudié, mais la composition très didactique de l’ensemble du livre compense largement cet inconvénient. Après deux chapitres introductifs consacrés à la mise en place théorique, trois grands chapitres se suivent dans l’ordre chronologique: violence antiémancipation et révolutionnaire (1778–1848); combats d’arrière-garde contre l’émancipation et conflits entre nationalités: débordements antijuifs dans les »années Herausgegeben vom Deutschen tranquilles« (1850–1880); l’antisémitisme comme mouvement Historischen Institut Paris | politico-social et comme atmosphère de la société: vagues de publiée par l’Institut historique violence antijuive (1881–1900). Chacun de ces longs chapitres allemand (respectivement 229, 93 et 320 pages) se compose de sous-parties consacrées à des cas locaux et se conclut par un résumé qui ressaisit l’essentiel et propose un effort de synthèse, d’abstraction et de généralisation à partir de la masse des exemples.

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

Au total, cette publication peut être considérée comme une 19.–21. Jahrhundert – Histoire heureuse combinaison des approches généralisantes et contemporaine modélisantes de la sociologie, d’une part, et de l’apport d’une recherche historique allant de grandes études de cas à des DOI: travaux relevant de l’érudition locale, d’autre part. Un tableau 10.11588/frrec.2020.4.77258 chronologique recensant les violences antijuives étudiées et Seite | page 4 fournissant les données chiffrées connues – en dépit de la difficulté qu’il y a à établir des comptes exacts à partir de comptes rendus imprécis – suit la conclusion générale (p. 767–794). On pourra seulement regretter que le seul index proposé pour un ouvrage si long soit un index toponymique, même si ce choix est en lui- même révélateur des options méthodologiques fondamentales de Bergmann et de sa décision de structurer son plan en passant d’un lieu à l’autre.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Ilektra Bogner, »Wie ist Europa? – Schön, Ja?«. 19.–21. Jahrhundert – Histoire Intellektuelle Diskurse zur wirtschaftlichen contemporaine Dimension des europäischen Integrationsprozesses DOI: – Eine vergleichende Analyse herausragender 10.11588/frrec.2020.4.77259

Intellektuellenzeitschriften (Commentaire, Esprit, Seite | page 1 Le Débat, und Les Temps modernes), St. Ingbert (Röhrig Universitätsverlag) 2019, 716 S., zahlr. Tab. (Saarbrücker Studien zur Interkulturellen Kommunikation mit Schwerpunkt Frankreich/ Deutschland, 15), ISBN 978-3-86110-723-1, EUR 69,00. rezensiert von | compte rendu rédigé par Peter Pichler, Graz

Mit ihrem Buch »›Wie ist Europa? – Schön, Ja?‹ Intellektuelle Diskurse zur wirtschaftlichen Dimension des Integrationsprozesses – Eine vergleichende Analyse herausragender französischer Intellektuellenzeitschriften« legte die deutsche Kommunikationsforscherin und Romanistin Ilektra Bogner 2019 die Druckfassung ihrer Dissertation vor. Wie aus dem Titel ersichtlich wird, ist es das Ziel der Autorin, über die Verwendung diskursanalytischer Theorie- und Methodeninstrumente der französischen Intellektuellendebatte zur Wirtschaftsdimension der europäischen Einigung nachzuspüren. Bogners Quellenmaterial besteht in vier französischen »gehobenen« Zeitschriften (»Commentaire«, »Esprit«, »Le Débat« und »Les Temps modernes«), in welchen sie den Debattenzeitraum der Jahre 1992 bis 2010, also vom Vertrag von Maastricht bis zur Banken- und Finanzkrise, untersucht.

Es sei vorweggenommen – der Autorin ist mit ihrer Studie ein höchst lesenswerter Beitrag zur jüngsten kulturwissenschaftlichen Europaforschung gelungen. Dies fußt zu gleichem Maße auf persönlichem Europadenken der Autorin sowie detailreicher Sachkenntnis. Es ist aufschlussreich, Bogners Spurensuche im Intellektuellendiskurs nachzuvollziehen, da sie kulturelle Grundmuster des Beziehungsverhältnisses zwischen Nation und Europa hervortreten lässt.

Das Werk ist in fünf größere Abschnitte mit jeweils zahlreichen Subkapiteln unterteilt. Der »genretypische« Charakter einer Herausgegeben vom Deutschen Dissertation blieb weitgehend erhalten. In der schon detailreichen Historischen Institut Paris | Einleitung (S. 13–70) verdeutlicht Bogner ihre persönliche publiée par l’Institut historique Motivation zum Verfassen der Arbeit, beschreibt die von ihr allemand verfolgten theoretisch-methodischen Ziele sowie legt ihren Quellenkorpus dar. Es sticht positiv ins Auge, dass bereits hier eine Metaübersicht und -reflexion der folgenden Arbeitsschritte (S. 64–70) geboten wird, was die Nachvollziehbarkeit des Narrativs erleichtert. Die Verfasserin erläutert, wie sie das heute gut Publiziert unter | publiée sous etablierte diskuranalytische Instrumentarium von Autoren wie CC BY 4.0 2020 | 4

Michel Foucault und Siegfried Jäger nutzt, um den französischen 19.–21. Jahrhundert – Histoire Europadiskurs zur Wirtschaft zu decodieren. contemporaine

Der zweite längere Abschnitt (»Die europäische Integration DOI: und Frankreich – der historische Prozess eines strukturellen 10.11588/frrec.2020.4.77259 Wandels in Politik und Ökonomie auf nationaler und politischer Seite | page 2 Ebene«, S. 71–134) gibt eine Übersicht über die wechselhafte Beziehungsgeschichte zwischen Frankreich und der europäischen Integration nach 1945. Die Autorin wählt dabei hauptsächlich den Weg, diese Beziehungsgeschichte über die Diskurspositionen prägender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verdeutlichen; schon hier wird also mehr ein diskursanalytischer denn ein an einem gesamten Forschungsüberblick zum Thema interessierter Zugang gewählt. Dies hat – im Sinne des verfolgten Erkenntnisziels – den Vorteil, dass sich diskursive Formationen klar abzeichnen, muss jedoch auch um den Preis des Fehlens einer globalen Gesamtübersicht der Forschung zum Thema »erkauft« werden.

Auch im nächsten breiteren Teil (»Politik, Ökonomie und Europa im intellektuellen Selbstverständnis in Frankreich«, S. 135– 264) bereitet Bogner noch das Feld für ihre hauptsächlichen Fragehorizonte auf. Es ist dabei erhellend zu lesen, welche spezifischen Positionen Intellektuelle (und noch spezieller Wirtschaftsintellektuelle) im von der Verfasserin erkundeten Territorium haben. Die Beschreibung des Rollenbildes des Intellektuellen in Frankreich ist gerade für deutschsprachige Leserinnen und Leser gewinnbringend.

Die vierte und längste Sektion des Buches (»Intellektuelle Debatten zur wirtschaftlichen Dimension des europäischen Einigungsprozesses – eine Analyse des intellektuellen politikökonomischen Diskurses 1992–2010«, S. 265–630) liefert den Hauptteil der Untersuchung. Orientiert an zentralen Diskurssträngen und -themen, aber auch an der quantitativen und formalen Gestaltung der untersuchten Zeitschriften, gelingt es Bogner auf beeindruckende Weise, das Bild des Wirtschaftseuropa herauszuarbeiten, das in Frankreich in dieser Zeit bei Intellektuellen vorherrschte.

Der Schlussteil (S. 631–646) fasst die zentralen Ergebnisse zusammen, gewichtet sie und verdeutlicht im Resümee auch nochmals die persönliche Motivation der Autorin. Der Rezensent hätte sich nur an der einen oder anderen Stelle einen weniger an der frankophonen Terminologie orientierten Stil gewünscht, der Herausgegeben vom Deutschen in der deutschen Sprache des Buches mitunter zu Unklarheiten Historischen Institut Paris | im Verständnis führen kann. Alles in allem ist das Buch jedoch publiée par l’Institut historique einer der lesenswertesten Beiträge im kulturwissenschaftlichen allemand Europadiskurs der letzten Jahre. Vor allem deutschsprachig sozialisierten Leserinnen und Lesern sei er ans Herz gelegt.

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Nicolas Bourguinat, Gilles Vogt, La guerre franco- 19.–21. Jahrhundert – Histoire allemande de 1870. Une histoire globale, Paris contemporaine (Flammarion) 2020, 528 p. (Champs histoire), ISBN DOI: 978-2-0815-1055-5, EUR 15,00. 10.11588/frrec.2020.4.77260

Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Mareike König, Paris

Während auf deutscher Seite anlässlich der 150. Wiederkehr des Deutsch-Französischen Krieges gleich sieben Gesamtdarstellungen erschienen sind, liegt auf französischer Seite das Publikations- und Erinnerungsgeschehen vor allem auf regionalen Studien und Veranstaltungen1. Darin spiegelt sich die Tatsache, dass der Krieg 1870/71 fast ausschließlich auf französischem Boden stattfand und dort lokal der Schlachten, der Gefallenen sowie des Kriegserlebens von Zivilisten gedacht wird. Erfreulicherweise haben Nicolas Bourguinat, Professor für europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts an der Universität Straßburg und sein Doktorand Gilles Vogt diese thematischen Einzelstudien zusammengefasst und stellen damit den beiden bis heute maßgeblichen französischen Gesamtdarstellungen von François Roth und Stéphane Audoin-Rouzeau2 eine aktuelle und moderne Synthese zur Seite.

Das ist auch deshalb zu begrüßen, weil die beiden Autoren – ganz wie die Kollegen aus Deutschland – autobiografischen Quellen, privaten Schriften und Presseerzeugnissen viel Raum geben. Darüber hinaus – und hier unterscheidet sich die französische von den deutschen Neuerscheinungen – hat diese einen innovativen Fokus und erzählt den Krieg 1870/71 als globales Ereignis. Gemeint ist damit der Blick auf die weltweiten politischen, philosophischen und humanitären Resonanzen dieses kriegerischen Aufeinanderprallens von Deutschen und Franzosen. Am Deutsch-Französischen Krieg beteiligten sich nicht nur Tausende Soldaten, Pfleger und Mediziner aus dem Ausland, er bewegte zugleich die Öffentlichkeiten weltweit. Der Krieg hatte Einfluss auf die europäische Landkarte und auf das Mächtegleichgewicht und er beeinflusste die Diskussionen um das Nationenverständnis und das internationale Kriegsrecht. Durch diese Perspektive wird der Band von Bourguinat und Vogt

Herausgegeben vom Deutschen 1 Siehe dazu die kürzlich in der Francia-Recensio erschienene Rezension Historischen Institut Paris | von Christiane Krüger zu den Band von Pierre Allorant, Walter Badier, Jean publiée par l’Institut historique Garrigues (dir.), 1870, entre mémoires régionales et oubli national. Se allemand souvenir de la guerre franco-prussienne, Rennes (Presses universitaires de Rennes) 2019, https://doi.org/10.11588/frrec.2020.3.75650; die Einträge auf dem Blog »Guerre franco-allemande/Deutsch-Französischer Krieg 1870/71« sowie meinen Kurzüberblick zu den deutschsprachigen Gesamtdarstellungen: https://guerre1870.hypotheses.org/2946/. 2 François Roth, La guerre de 1870, Paris (Fayard) 1990; Stéphane Audoin- Publiziert unter | publiée sous Rouzeau, 1870. La France dans la guerre, Paris 1989. CC BY 4.0 2020 | 4 zweifellos zur interessantesten Neuerscheinung der letzten Jahre 19.–21. Jahrhundert – Histoire zum Krieg 1870/71. contemporaine

Der Blick in das Inhaltsverzeichnis macht deutlich, dass auf DOI: den rund 500 Seiten nicht die klassische Militärgeschichte im 10.11588/frrec.2020.4.77260 Mittelpunkt steht, und auch die Pariser Kommune, die bei Seite | page 2 französischen Darstellungen des Krieges eigentlich unerlässlich dazu gehört, bleibt hier außen vor. Eingerahmt von den zu erwartenden Kapiteln zu Vorgeschichte und Kriegsausbruch bis zur Niederlage von Sedan am Anfang sowie dem Weg aus dem Krieg und den Erinnerungen an ihn am Ende des Bandes stehen im Zentrum der Darstellung das Leben in Kriegs- und Besatzungszeiten, die Beeinflussung der öffentlichen Meinung sowie der weltweite Wiederhall des Krieges.

Sehr ausführlich und ausgewogen ist die Einschätzung der beiden Autoren zur Kriegsschuld, ein Thema das bis in neuere Darstellungen in Frankreich häufig sehr stark auf die Provokationen und Taktiken Bismarcks reduziert wird, unter Vernachlässigung des französischen Anteils daran. Im Gegensatz dazu zeigen sich Bourguinat und Vogt meinungsstark und kritisch in der Diskussion neuerer Forschungsliteratur, etwa im Hinblick auf die Rolle der Öffentlichkeit, die – so eine schon von Napoléon III. vorgebrachte verkürzte Rechtfertigung – die französische Regierung in den Krieg getrieben habe.

Die Öffnung hin zu einer globalen Geschichte bietet immer wieder überraschende Perspektiven. So lassen die beiden Autoren regelmäßig die politische Haltung oder die öffentliche Meinung zur Vorgeschichte und zum Kriegsgeschehen vor allem in der Schweiz, in England, in den USA und in Dänemark einfließen, womit sie direkt an die Forschungsergebnisse der Dissertation von Gilles Vogt anschließen. Besonders stark sind in dieser Hinsicht das Kapitel zum Meinungskrieg in den Medien, das zugleich Frankreich und Deutschland ausgewogen in den Blick nimmt, sowie naturgemäß das Kapitel zu den weltweiten Resonanzen, das u. a. ein Unterkapitel zu Garibaldi und den Kriegsfreiwilligen aus anderen Ländern sowie zur internationalen humanitären Mobilisierung enthält.

So engagierten sich Unterstützungsvereine für französische Kriegsgefangene und die verarmte Bevölkerung etwa in Belgien, in der Schweiz, aber auch in Kanada und in New York. Quäker gründeten in den USA das War Victims Relief Committee sowie einen French Peasant Farmers Seed Fund, so dass Weizensaat für Herausgegeben vom Deutschen 12 500 Hektar Ackerboden und 400 Kühe aus Spanien nach Orléans Historischen Institut Paris | gespendet werden konnten. Sowohl in Deutschland als auch in publiée par l’Institut historique Frankreich wurde die medizinische Hilfe ausländischer Ärzte oder allemand Pfleger für die eigenen Lazarette dankbar angenommen.

Für die Betreuung von verletzten Soldaten sorgten zudem zwölf nationale Hilfsorganisationen im Rahmen des Roten Kreuzes, zu deren Koordinierung in Basel eine internationale Agentur eingerichtet wurde, um nur einige Beispiele zu nennen. Interessant Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 sind ebenso die zeitgenössischen Debatten wie etwa über 19.–21. Jahrhundert – Histoire die Frage, ob mit der Niederlage Frankreichs das deutsche contemporaine Nationskonzept gesiegt und die »lateinische Rasse« insgesamt eine Niederlage erlitten habe, oder ob im Krieg ein protestantisches und DOI: ein katholisches Europa aufeinandergetroffen seien. 10.11588/frrec.2020.4.77260

Seite | page 3 Strenggenommen liegt hier allerdings eine globale Geschichte Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg vor, denn die deutsche Geschichte kommt darin zu kurz. So sind die Kapitel über das Kriegsgeschehen bis zur Niederlage bei Sedan wie auch das Kapitel über das Alltagsleben im Krieg in zeitgenössischer Perspektive mit Belagerung, Bombenkrieg, francs-tireurs, Verfolgung vermeintlicher Spione, Besatzung, Alltag im Hinterland etc. genauso fast ausschließlich auf Frankreich bezogen, wie die Abschnitte zum Weg aus dem Krieg, die mit den Wahlen in der noch jungen Republik französische Innenpolitik referieren. Auf den zehn Seiten zur »Heimatfront« etwa wird die Situation in Deutschland nur mit einem Satz erwähnt, obwohl dazu mit der Arbeit von Alexander Seyferth eine ausführliche Studie vorliegt, die in der Bibliografie auch aufgeführt ist3. Aus der deutschen Presse wird fast nur indirekt zitiert über die damals im Journal de Genève erschienenen französischen Übersetzungen von Artikeln. Die in der Bibliografie angegebene deutschsprachige Literatur insbesondere zur Reichsgründung ist veraltet und manche neuere Forschung zum Krieg wurde nicht berücksichtigt.

Trotz dieser Einschränkungen liefert der Band zahlreiche interessante Erkenntnisse und macht deutlich, wie ein globalgeschichtlicher Ansatz auf ein regionales Ereignis fruchtbar angewandt werden kann.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

3 Alexander Seyferth, Die Heimatfront 1870/71. Wirtschaft und Publiziert unter | publiée sous Gesellschaft im deutsch-französischen Krieg, Paderborn 2007. CC BY 4.0 2020 | 4 Frédéric Bozo, Christian Wenkel (ed.), France and 19.–21. Jahrhundert – Histoire the German Question. 1945–1990, New York, Oxford contemporaine (Berghahn) 2019, VIII–299 p., ISBN 978-1-78920-226-7, DOI: USD 130,00. 0.11588/frrec.2020.4.77261

Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Julien Genevois, Paris/Lyon

La question allemande occupe une place centrale dans l’histoire de la guerre froide. De la capitulation de 1945 à la Réunification de 1990, en passant par la création des deux États allemands en 1949 et les crises à répétition autour du statut de Berlin, elle apparaît en effet, pour reprendre les mots du Général de Gaulle, comme le »problème européen par excellence«, à la fois cause et reflet des tensions qui jalonnent les relations Est-Ouest.

L’ouvrage dirigé par Frédéric Bozo (Université Sorbonne Nouvelle) et Christian Wenkel (Université d’Artois) se propose d’étudier la position française à l’égard de la question allemande. Ce choix s’explique aisément: les relations particulières qui la lient à son voisin d'outre-Rhin, son admission au directoire des Grands en 1945 et son statut de puissance occupante en Allemagne confèrent à la France un rôle particulier et de premier ordre dans le règlement du problème allemand, au même titre que les États- Unis, l’URSS et la Grande-Bretagne.

Mais au-delà de cette approche thématique, c’est bien par sa démarche historiographique que l’entreprise se distingue. Soucieux de rompre avec les grilles de lecture traditionnelles, qui tendaient à faire de la France une puissance réactionnaire et rétive à toute réunification par crainte de perdre son leadership en Europe, les auteurs s’attellent à mettre en évidence une politique davantage nuancée et conciliante envers l’ennemi d’hier. Afin de répondre à cet impératif, l’accent a été mis sur les sources françaises, ce qui permet, outre un nouvel apport archivistique, de corriger le biais de lecture que ne manque pas d’engendrer le recours à des fonds américains, britanniques ou allemands. Le choix des contributeurs s’inscrit également dans cette démarche: au-delà de leur notoriété et de leur spécialisation, leurs productions antérieures se caractérisent par cette même volonté de rénover l’historiographie en la matière.

L’ouvrage suit une progression chronologico-thématique et Herausgegeben vom Deutschen comprend six parties. La première (p. 15–51) porte sur les années Historischen Institut Paris | charnières de l’immédiat après-guerre et englobe la période publiée par l’Institut historique d’occupation, de 1945 à 1949. Dans une contribution largement allemand consacrée aux avancées historiographiques, Rainer Hudemann invalide l’idée d’une politique française en deux temps, d’abord de »domination« puis d’»intégration«. Se référant à la somme de Dietmar Hüser sur la »double politique allemande de la France«, l’historien rappelle que cette dichotomie s’observait davantage Publiziert unter | publiée sous dans le discours du gouvernement, alors en prise avec l’élément CC BY 4.0 2020 | 4 communiste, que dans les actes. Pour sa part, Françoise Berger 19.–21. Jahrhundert – Histoire met en lumière les efforts déployés par la France pour faciliter la contemporaine reconstruction dans sa zone d’occupation, réfutant l’assertion d’une politique revancharde. DOI: 0.11588/frrec.2020.4.77261 La deuxième partie (p. 53–89) est dévolue à la décennie 1950, Seite | page 2 laquelle voit s’ancrer la logique des blocs. S’intéressant à la question du réarmement allemand, Michael Creswell démontre que la France, loin d’avoir rejeté cette éventualité, s’est évertuée à l’intégrer dans le cadre de la construction européenne via le projet de Communauté européenne de défense. Quant au dialogue franco-soviétique sur la question allemande, Geoffrey Roberts le qualifie d’»alliance impossible«, la France déclinant de manière constante et systématique les propositions de Moscou d’établir un partenariat privilégié en vue de pérenniser la division de l’Allemagne.

La troisième partie (p. 91–130) met l’accent sur le »facteur De Gaulle«, le Général fixant dès son retour aux affaires en 1958 la position française sur la question allemande. La contribution de Garret Martin réinscrit cette dernière dans le projet gaullien de dépassement de la logique bipolaire et de réunification européenne, le chef de l’État s’érigeant en »arbitre entre les superpuissances«. Benedikt Schoenborn, quant à lui, étudie les politiques orientales de la France et de la RFA, mettant en lumière le rôle précurseur de Paris en la matière, mais également les doutes de Bonn sur les motivations à long terme du Général de Gaulle, obstacle à l’édiction d’une politique commune vis-à-vis de l’URSS et des démocraties populaires.

La quatrième partie (p. 131–184) est consacrée à la mise en œuvre, à compter de l’automne 1969, de l’Ostpolitik du gouvernement Brandt, à la fois politique de rapprochement avec les pays du bloc de l’Est et contribution ouest-allemande au processus de détente. Gottfried Niedhart aborde la question des prismes de perception et des distorsions qui en découlent, mettant au jour les raisons pour lesquelles la position française, bien qu’en faveur de l’Ostpolitik, a longtemps été perçue par Bonn, à tort, comme immobiliste et empreinte de méfiance. La contribution de Nicolas Badalassi étudie la démarche française à l’égard de l’initiative brandtienne à l’aune du processus d’Helsinki: pour la France, qui y voit le moyen, à terme, de »dépasser Yalta«, la CSCE doit permettre d’encadrer l’Ostpolitik naissante. Guido Thiemeyer, enfin, met en exergue les enjeux économiques du retour de la RFA sur la scène internationale dans les années 1970, et les efforts entrepris Herausgegeben vom Deutschen par Paris afin de l’ancrer durablement dans la Communauté Historischen Institut Paris | économique européenne. publiée par l’Institut historique allemand Sous le vocable de »fin de partie«, la cinquième partie (p. 185–238) traite de la question allemande durant la dernière décennie de la guerre froide. Bernd Rother explore l’»obsession« de François Mitterrand pour la question allemande dans ses conversations avec Willy Brandt tout au long des années 1980, et démontre que celle-ci relevait en réalité d’une volonté d’envisager l’avenir à long Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 terme, partant une possible réunification, au risque de provoquer 19.–21. Jahrhundert – Histoire l’incompréhension chez son interlocuteur, pour lequel la question contemporaine n’était pas d’actualité. Dans une perspective européenne, Ilaria Poggiolini compare les réactions de la France et de la Grande DOI: Bretagne aux événements de 1989, et prouve que loin de reposer 0.11588/frrec.2020.4.77261 sur un commun accord en vue de freiner la réunification, ces Seite | page 3 dernières divergeaient plutôt qu’elles ne convergeaient, Mitterrand se montrant davantage soucieux de poursuivre l’intégration européenne que son homologue britannique. Frédéric Bozo fait un constat similaire pour les relations franco-soviétiques, l’URSS, du fait de sa mauvaise interprétation des positions françaises, escomptant un soutien de Paris pour entraver la réunification.

La sixième et dernière partie (p. 239–287), davantage transversale, élargit la réflexion en faisant intervenir des acteurs tiers tels que l’Autriche, la Pologne et la RDA. Thomas Angerer se propose de réinscrire la thématique dans le temps long en intégrant le facteur autrichien: pour l’historien, la situation de la jeune république autrichienne dans l’Entre-deux-guerres et le souvenir de l’Anschluss de 1938 permettent d’éclairer la position de la France sur la question allemande. Pierre-Frédéric Weber quant à lui rappelle la convergence entre Paris et Varsovie sur la nécessité d’une reconnaissance de la ligne Oder-Neisse par la RFA puis l’Allemagne réunifiée. Enfin, Christian Wenkel observe dans l’attitude de la France à l’égard de la RDA une »étonnante continuité« et démontre que la reprise des relations diplomatiques avec Berlin-Est en 1973, loin d’entériner la division de l’Allemagne, répondait avant tout à des impératifs de détente.

L’ouvrage rédigé sous la direction de Frédéric Bozo et Christian Wenkel constitue une référence incontournable pour qui s’intéresse à la politique étrangère française et à la question allemande. Concis et exhaustif, il offre une vue d’ensemble sur le sujet et procède à une mise au point aussi utile que nécessaire sur l’état actuel de la recherche, tout en demeurant accessible à un large public. Notons pour conclure que cette publication atteste d’une vitalité scientifique certaine, sur une thématique qui passe aujourd'hui encore pour amplement documentée, preuve s’il en est qu’il n’y a d’historiographie qu’en perpétuelle évolution.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Ulrich Bröckling, Postheroische Helden. Ein 19.–21. Jahrhundert – Histoire Zeitbild, Berlin (Suhrkamp) 2020, 276 S., ISBN contemporaine 978-3-518-58747-8, EUR 25,00. DOI: 10.11588/frrec.2020.4.77262 rezensiert von | compte rendu rédigé par Werner Bührer, München Seite | page 1

Ein soziologischer Essay über Helden, schreibt der Autor, Professor für Kultursoziologie an der Universität Freiburg, zu Beginn der Einleitung zu seiner mit leichter Hand verfassten Abhandlung, »bedarf der Rechtfertigung« (S. 9) – um sich zwei Seiten später selbst zu korrigieren, indem er darauf verweist, dass »kaum ein Tag« vergehe, »an dem nicht frische Helden und Heldinnen ausgerufen oder altbewährte wieder hervorgeholt werden« (S. 11). In der Tat, soviel (alltägliches) Heldentum war selten. Und zurzeit liefert die Corona-Krise ständig Nachschub. Ein hochaktuelles Buch also, und ein erfrischend kurzweiliges noch dazu.

Bröckling handelt sein Thema in acht Kapiteln ab. Nach einer knappen Einführung präsentiert er im zweiten, mit fast 60 Seiten umfangreichsten Kapitel einige »heterogene Bausteine« (S. 22) einer Theorie des Heroischen: »Agonalität«, »Exzeptionalität«, »Männlichkeit«, »Opferbereitschaft« und »Tragik« zählen ebenso dazu wie »ästhetische Inszenierung«, »Mythos« oder »Typologien«. Im dritten Kapitel unternimmt er anhand von Denkern und Schriftstellern wie Hegel, Marx, Max Weber und Ernst Jünger einen Streifzug durch die Moderne, beginnend mit den Zeiten, in denen »Helden und ihre Taten unangefochtener waren« (S. 77) als heutzutage, und endend mit der besonders in der Bundesrepublik so ausgeprägten Abkehr von den »Exzessen des Heroismus« (S. 113).

In den folgenden drei Abschnitten widmet sich Bröckling »Konturen des Postheroischen« in den Bereichen Sozialpsychologie, Management und Managementschulen sowie Kriegführung. Den Abschluss bilden Reflexionen über »postheroische Helden«, also über Alltagsheldinnen und -helden, »gewöhnliche Menschen, die Außergewöhnliches leisten« (S. 196), aber auch über »Sporthelden« und die zahlreichen Superhelden der Comics sowie Überlegungen zum »Kaputtdenken« des Heroischen, zugleich eine pointierte Zusammenfassung der Gründe, weshalb Bröckling Heldenfiguren »zutiefst suspekt« sind: »zu viel Pathos, zu viel Männlichkeitsausdünstungen, zu Herausgegeben vom Deutschen viel moralischer Zeigefinger, zu viel Selbstüberwindung, zu viel Historischen Institut Paris | Totenkult« (S. 17). publiée par l’Institut historique allemand Die bemerkenswerte Langlebigkeit des Heroischen auch in eigentlich unheroischen Zeiten erklärt der Autor damit, dass Heldengeschichten auf »fortdauernde Interessen- und Affektlagen antworten« (S. 225). Dieses Phänomen deutet er als »Ausdruck einer gespaltenen Gesellschaft, die sich Helden und Heldinnen Publiziert unter | publiée sous zulegt, wohl wissend, dass ihre Probleme sich, wenn überhaupt, CC BY 4.0 2020 | 4 nur postheroisch bewältigen lassen« (S. 224). Dem Wissen 19.–21. Jahrhundert – Histoire um die grundsätzliche Antiquiertheit des Helden steht ein contemporaine beständiger »Heldenhunger« (S. 13) gegenüber. Komplementär zu den »Abgesängen auf das Heldentum« (S. 119) tauchen neue DOI: Heroismen auf, sei es im Sport oder in den Phantasie- und 10.11588/frrec.2020.4.77262 Parallelwelten der Superheldencomics und Computerspiele – eine Seite | page 2 Sphäre, die Bröckling nicht eigens erwähnt. Heldengeschichten, in denen »Techno-Nerds mit außergewöhnlichen Ideen reüssieren«, gehören mittlerweile aber auch zum »elementaren Mytheninventar der Start-up-Kultur« (S. 149) – man denke nur an solch schillernde Unternehmer wie Elon Musk. »Normal« oder hegemonial sind solche Unternehmerfiguren freilich nicht. Der verbreitete postheroische Führungsstil in Unternehmen ist ein »Heroismus höherer Ordnung: die souveräne Größe, um der Sache willen auf heldenhafte Alleingänge zu verzichten« (S. 153).

Bröcklings beeindruckende und brillante Studie besticht nicht nur durch ihren Reichtum an ideengeschichtlichen Verweisen, sondern auch durch die gelungene Rückbindung an gesellschaftliche Prozesse und Befindlichkeiten. Helden begreift der Autor als »Problemanzeiger«, als ein »Index dessen, was die Gesellschaft den Einzelnen abverlangt«, mit anderen Worten: Helden sind für ihn »eher ein Symptom der Krise als eine Instanz, die sie löst« (S. 17). Es bereitet jedenfalls sehr viel Spaß und ist überdies höchst lehrreich, Bröckling auf seinem Streifzug durch die Welt des Heroischen und der Heldenerzählungen zu begleiten.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Phillipe Destatte, Histoire de la Belgique 19.–21. Jahrhundert – Histoire contemporaine. Société et institutions, Bruxelles contemporaine (Larcier) 2019, 218 p., nombr. col. fig., ISBN DOI: 978-2-8044-9584-8, EUR 85,00. 10.11588/frrec.2020.4.77263

Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Peter Quadflieg, Wiesbaden

Belgien besitzt drei Nationalsprachen (Niederländisch, Französisch und Deutsch), zerfällt in zwei große (Flandern und Wallonien) sowie zwei kleine (Brüssel und das deutschsprachige Ostbelgien) Kulturräume und befindet sich seit Jahrzehnten in einem aufreibenden Prozess, der durch das Zusammenspiel eines nachhaltigen ökonomischen Strukturwandels und einer kulturregionalistisch motivierten politischen Konfrontation zwischen den beiden großen Volksgruppen der Flamen und Wallonen bestimmt ist. Im Ausland wird Belgien ob der anhaltenden politischen Lähmung und regelmäßiger Skandale vereinfacht gern als von Bonvivants bewohnter »failed state« charakterisiert.

In der Binnenwahrnehmung ist das Land durch einen bisweilen destruktiven, bisweilen bereichernden Pluralismus auf allen gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und sozialen Ebenen bestimmt. Historisch bedingte Beharrungskräfte, manifestiert in überkommenen politischen und wirtschaftlichen aber auch sozialstaatlichen Strukturen, stehen im tagtäglichen Widerstreit zu dynamischen Veränderungsprozessen, die durch Migrationsbewegungen, die Folgen der Globalisierung für die traditionell auf den Außen- und Transithandel orientierten Volkswirtschaft und einen Reformhunger der Bürger in Bezug auf Entbürokratisierung und Entflechtung verkrusteter administrativer und politischer Entscheidungs- und Regierungsstrukturen bestimmt werden.

Philippe Destatte, Hochschullehrer in Mons und Direktor des wallonischen Thinktanks Institut Destrée in Namur, möchte mit seinem nur rund 190 Seiten starken Band eine kurze Geschichte Belgiens vorlegen, die drei Ziele hat. Erstens sollen die großen historischen Entwicklungslinien zum Verständnis der heutigen Institutionen und gesellschaftlichen Strukturen Belgiens aufgezeigt, zweitens die zentralen Einflussfaktoren und Akteure dieser historischen Entwicklung identifiziert und Herausgegeben vom Deutschen drittens Kontinuitäten und Brüche der gesellschaftlichen und Historischen Institut Paris | institutionellen Entwicklung des Landes, eingeordnet in den publiée par l’Institut historique europäischen und globalen Kontext, dargestellt werden (S. 15). allemand Um es vorweg zu nehmen, der Band scheitert an diesem großen Anspruch und er scheitert aus verschiedenen Gründen.

Die Struktur der Darstellung ist noch unproblematisch. Sein Werk hat Destatte in zwei Hauptteile mit zwölf Hauptkapitel Publiziert unter | publiée sous gegliedert: Sechs Kapitel widmen sich den Brüchen des langen CC BY 4.0 2020 | 4

19. Jahrhunderts und sechs Kapitel den großen Entwicklungen 19.–21. Jahrhundert – Histoire des 20. Jahrhunderts. In der Binnengliederung hebt Destatte die contemporaine Chronologie auf und wählt einen thematischen Ansatz. So befassen sich die ersten sechs Kapitel mit der Industriellen Revolution, DOI: der belgischen Staatsgründung 1830, der sozialen Frage, den 10.11588/frrec.2020.4.77263 nationalen politischen Binnenkonflikten, der Entwicklung der Seite | page 2 politischen Parteien und dem Ersten Weltkrieg. Die sechs Kapitel zum 20. Jahrhundert umfassen je eine Abhandlung zur Demokratisierung des belgischen Parlamentarismus und des Wahlsystems nach dem Ersten Weltkrieg, zur belgischen Außenpolitik und deren Einbettung in den Multilateralismus, der staatlichen Evolution vom Einheits- zum Bundesstaat seit 1960, den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen in der Moderne, der Rolle der Frau in der Gesellschaft und einem Abschnitt, den Destatte mit »Le profond malaise citoyen« überschrieben hat, und der die bereits erwähnten innergesellschaftlichen Gärungsprozesse vor allem Anhand von politischen Skandalen und Affären in den Blick nimmt. Das Fazit präsentiert keine Zusammenfassung sondern etwas in der Luft stehende Thesen zu möglichen künftigen Brüchen, wie dem Ende einer primär kapitalistischen Wirtschaftsordnung oder dem demographischen Wandel.

Die einzelnen Beiträge selbst sind je nach Fragestellung teilweise durchaus lesenswert. Als Beispiel sei das genannte Kapitel über die Malaise der belgischen Gesellschaft herausgegriffen. Anschaulich schildert Destatte, dass etwa die bis heute unaufgeklärte Raub- und Mordserie der sogenannten Killerbande von Brabant in den 1980er-Jahren, die linksextremistischen Terrorakte der Kommunistischen Kampfzellen (CCC) 1983– 1985, die Korruptionsaffäre um Rüstungskäufe im Augusta- Dassault-Skandal, die in der Ermordung des sozialistischen Parteipräsidenten André Cools 1991 gipfelte oder der Skandal um das Pädophilen-Netzwerk des Marc Dutroux Mitte der 1990er-Jahre in Belgien eine tiefe Verunsicherung in Bezug auf die Integrität des politischen, juristischen und administrativen Apparats schürte.

So wurde die Auffassung vieler Belgier zementiert, dass Singularinteressen einflussreicher Politiker, Gewerkschafter und Wirtschaftsführer – kurz eines über Generationen auch familiär verflochtenen Herrschaftsestablishments den Staat ausgehöhlt und zu einem Selbstbedienungsladen (»l’esprit de boutique«, S. 186) gemacht haben. Während das Kapitel in seiner Darstellung überzeugen kann, auch weil Destatte in ihm, im Gegensatz zu den meisten anderen, darauf verzichtet, teilweise über die Hälfte Herausgegeben vom Deutschen der Seite einnehmende wörtliche Zitate aus anderen Werken der Historischen Institut Paris | Sekundärliteratur sowie seltener aus Quellen aneinander zu reihen, publiée par l’Institut historique zeigt es auch die Schwäche in der Analyse auf. allemand

Die Leserin bzw. der Leser erfährt nicht, warum Destatte seine Beispiele wählt und warum er auf andere, auch thematisch pluralere Skandale, wie den große Lebensmittelskandal um mit Dioxin belastete Eier 1999, der in zehntausenden Fällen zu Krebserkrankungen führte, die anhaltenden Korruptionsskandale Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 in der sozialistischen Partei der Wallonie oder die starken 19.–21. Jahrhundert – Histoire Verbindungen belgischer Staatsbürger in den internationalen contemporaine islamischen Terrorismus verzichtet. Es gelingt ihm auch nicht, seine Fallanalyse zu einer abstrakten These zu verdichten oder in Bezug DOI: zu den in den anderen Kapitel gewonnen Feststellungen zu setzen. 10.11588/frrec.2020.4.77263

Seite | page 3 Dass es Destatte hier wie an vielen anderen Stellen des Buches nicht gelingt, klare und analytisch scharfe rote Linien zu ziehen, liegt vor allem an drei Schwächen des Buches. Die angekündigte globalhistorische Verzahnung misslingt. Am deutlichsten wird dies, wenn Destatte sich dafür entschuldigt, dass ein dreizehntes Kapitel zur Bedeutung der belgischen Kolonialpolitik (noch) fehlen würde. Das bewusste Ausblenden der kolonialen und auch postkolonialen Phänomene in Belgien führt zu einer mehr als bedauerlichen Lücke.

Zudem gelingt es Destatte nicht, seine wallonische Brille abzulegen, wenn er als anerkannter Experte etwa im Kapitel über die sprach- und kulturpolitischen Konflikte des 19. Jahrhunderts sechs Seiten der wallonischen Nationalbewegung widmet, der flämischen Nationalbewegung als Keimzelle der heute mit Abstand wichtigsten politischen Strömung in Flandern gerade einmal eine halbe Seite gönnt. Dieses permanente Ungleichgewicht zu Gunsten des kleineren wallonischen Landesteils zeigt sich auch im Literaturverzeichnis, in dem man die auf Niederländisch verfassten Werke unter den hunderten Titeln an einer Hand abzählen kann.

Schließlich übersetzt Destatte seine großen Leitfragen nicht in eine kontinuierliche Methodik oder eine einheitliche Analyseperspektive, weswegen die Einzelschilderungen und Beispiele unverbunden bleiben und kein großes Bild des kleinen Landes entstehen kann.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Norbert Dietka, Der Siedlinghauser Kreis. 19.–21. Jahrhundert – Histoire Carl Schmitt, Konrad Weiß, Joseph Piper und contemporaine Friedrich Georg Jünger treffen auf Gleichgesinnte, DOI: Berlin (Duncker & Humblot) 2020, 188 S., ISBN 10.11588/frrec.2020.4.77264

978-3-428-15917-8, EUR 49,90. Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Danièle Beltran-Vidal, Gap

La petite commune de Siedlinghausen située dans le Sauerland est surtout connue aujourd’hui pour avoir été le cadre de rencontres amicales autour d’un médecin de campagne, Franz Schranz, de 1921 à 1961. Une période allant de la république de Weimar, en passant par le »Troisième Reich«, et la Seconde Guerre mondiale jusqu’à la République fédérale d’Allemagne. S’il s’agissait bien, comme Norbert Dietka l’indique dans son titre, de rencontres entre personnes partageant un certain nombre de valeurs et d’idées, ces rencontres réunirent toutefois des hommes aux parcours différents et même opposés dans le domaine du politique.

Pour reconstituer ce qu’a pu être la vie, le fonctionnement de ce cercle de connaissances, Norbert Dietka s’est appuyé sur divers documents, des ouvrages consacrés précédemment au Siedlinghauser Kreis, des journaux intimes, des correspondances, des comptes rendus de témoignages relevés dans les années 1980. Il est beaucoup question dans ces pages de la personnalité du docteur Schranz, qui joua le rôle de mécène, en invitant des intellectuels et des artistes à venir chez lui pour animer des soirées. Elles étaient consacrées à des discussions de tout ordre, théologique, historique, philosophique ou à des concerts. Il était aidé pour cela par Alix Senge-Voss, violoniste, et Eugen Senge- Platten, sculpteur, le couple habitant dans son voisinage.

Les goûts éclectiques du docteur Schranz attiraient certainement des intellectuels de tout bord et de toutes formations. Norbert Dietka le fait remarquer, il est bien peu question de l’actualité politique au moment où ces rencontres eurent lieu. Ce que l’on peut interpréter de différentes façons. Le docteur Schranz essaie de traduire en allemand »Le Salut par les Juifs« de Léon Bloy au moment où les Juifs sont persécutés en Allemagne, mais il invite aussi chez lui des proches du régime. Carl Schmitt fraya longtemps avec le cercle du docteur Schranz. Il continua à se rendre à Siedlinghausen après 1936, alors qu’il avait été démis Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | de ses fonctions par le pouvoir nazi; on peut penser que son publiée par l’Institut historique antisémitisme moyenâgeux, tout aussi effrayant et redoutable que allemand celui des nazis, n’était pourtant pas dans la ligne du parti.

Un des hôtes préférés du docteur Schranz était l’écrivain et éditorialiste Konrad Weiß de Munich. Son œuvre, si importante aux yeux du docteur Schranz, témoignait, dans les divers genres littéraires utilisés, de sa foi catholique. Un autre de ses invités de Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 marque fut Josef Pieper. Après des débuts difficiles et des études 19.–21. Jahrhundert – Histoire de philosophie et de théologie, Josef Pieper finit, après la guerre, contemporaine par embrasser une carrière universitaire qu’il mena à bien. Parmi les nombreuses personnalités qui fréquentèrent la maison du DOI: docteur Schranz, Norbert Dietka relève également la présence 10.11588/frrec.2020.4.77264 d’un autre habitué ou fidèle, Friedrich Georg Jünger, le frère cadet Seite | page 2 d’Ernst Jünger. Norbert Dietka donne quelques extraits de sa correspondance fournie avec le docteur Schranz. On apprend, incidemment, qu’en 1941, Friedrich Georg Jünger lisait avec profit le livre de Georges Bernanos »Nous autres Français«.

La richesse de cet instantané d’une vie provinciale pris pendant une période sombre de l’histoire de l’Allemagne repose sur ce que l’on aurait tendance à juger aujourd’hui comme des paradoxes et pourtant c’était la vraie vie. À juste titre, comme dans ses précédents livres1 Norbert Dietka s’efforce d’éviter les jugements hâtifs et péremptoires. Ce qui se dégage finalement de la description de cette petite communauté de pensées, avide de connaissances et de culture, c’est à la fois sa vulnérabilité et sa combativité sur le plan spirituel.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

1 Norbert Dietka, Ernst Jünger nach 1945. Das Jünger-Bild der bundesdeutschen Kritik (1945 bis 1985). Frankfurt a. M. 1987; id., Ernst Jüngers Entwurf von der »Herrschaft und Gestalt des Arbeiters«. Publiziert unter | publiée sous Philologischer Versuch einer Annäherung. Würzburg 2016. CC BY 4.0 2020 | 4 Michael Falser, Angkor Wat – A Transcultural 19.–21. Jahrhundert – Histoire History of Heritage. Volume 1: Angkor in France. contemporaine From Plaster Casts to Exhibition Pavilions. Volume DOI: 2: Angkor in Cambodia. From Jungle Find to 10.11588/frrec.2020.4.77507

Global Icon, Berlin, Boston, MA (De Gruyter) 2019, Seite | page 1 XII–508; VII–642 p., num. col. and b/w ill., ISBN 978-3-11-033572-9, EUR 172,95. rezensiert von | compte rendu rédigé par Alain Forest, Paris

À l’instar du temple d’Angkor Vat, l’ouvrage de M. Falser se présente comme un monument exceptionnel. Par sa matérialité en premier lieu: 2 volumes cartonnés, en 21x28 cm, avec un texte assez serré sur deux colonnes, de 508 pages (dont un cahier iconographique de 80 pages) et de 642 pages (dont un cahier iconographique de 118 pages, une bibliographie conséquente et un index des noms propres). Outre les cahiers en couleur, les deux tomes offrent une iconographie, exhaustive, magnifique et tout autant didactique, qui contribue fortement à la valeur de l’ensemble.

Il convient pourtant d’avertir l’éventuel lecteur. Il ne s’agit pas d’un ouvrage et encore moins d’un »beau livre« sur le temple d’Angkor Vat. Le titre relève de la synecdoque, Angkor Vat n’étant ici que le point focal d’une étude qui concerne en réalité l’ensemble architectural globalement désigné par »temples d’Angkor« ou »parc archéologique d’Angkor«. De même, l’approche de son objet par l’auteur n’est-elle pas »classique«, »orientaliste« – ce qui fait à la fois son intérêt et ses limites. Il s’agit avant tout d’une analyse historique, par un architecte, des représentations et des manipulations, politiques et techniques, qui président en France et au Cambodge à la compréhension, à la restauration et à la présentation – la scénographie ou la dramatisation, pourrait-on dire – des monuments depuis leur soi-disant découverte par Henri Mouhot en janvier 1860.

L’étude est donc essentiellement focalisée sur les débats, les perceptions et les pratiques architecturales de sauvegarde et mise en valeur des monuments. Elle s’inscrit toutefois dans un double projet général: d’une part, une contribution à l’étude du colonialisme français, colonial et postcolonial; d’autre part, une Herausgegeben vom Deutschen contribution au processus complexe, fait de nombreux échanges Historischen Institut Paris | croisés, par lequel s’impose la représentation d’Angkor comme publiée par l’Institut historique héritage puis/ou comme patrimoine (colonial, transcolonial) et allemand finalement comme patrimoine de l’humanité.

L’harmonisation des préoccupations et des très nombreux »coups de projecteur«, à partir de différents angles, sur une matière qualifiée d’éminemment »affordable«, n’est pas toujours évidente Publiziert unter | publiée sous et l’iconographie est d’autant plus bienvenue que le texte n’est CC BY 4.0 2020 | 4 pas de lecture facile: longues justifications intellectuelles parfois 19.–21. Jahrhundert – Histoire redondantes et références théoriques, vocabulaire qui condense contemporaine plusieurs notions – avec une sorte d’emballement verbal à la fin du deuxième volume! – tirent le livre vers la thèse académique. Il DOI: semble s’adresser essentiellement à une clientèle d’architectes, 10.11588/frrec.2020.4.77507 de conservateurs, d’universitaires, de théoriciens de l’art et Seite | page 2 chercheurs, voire de décideurs d’institutions culturelles nationales et internationales – ce que suggère le luxe même de la publication.

Dans le premier volume (»Angkor in France, from Plaster Casts to Exhibition Pavilions«), M. Falser retrace par quels cheminements et moyens s’impose en France, dans le contexte d’une colonisation indochinoise en mouvement, une connaissance particulière ainsi que les modalités d’appropriation d’Angkor. Deux thèmes sont particulièrement développés: 1) l’histoire et les usages des moulages effectués sur les monuments d’Angkor; 2) les images et usages des monuments d’Angkor tel que présentés lors des grandes expositions en France.

Les moulages effectués sur les monuments d’Angkor sont relativement connus du public français averti puisque leur »redécouverte« et leur »restauration« ont fait l’objet d’une exposition remarquée au Musée Guimet (Angkor: Naissance d’un mythe – Louis Delaporte et le Cambodge, 2013–2014). À partir des moulages, qui s’imposent en pratique courante de diffusion artistique dans la seconde partie du XIXe siècle, l’auteur entrecroise trois histoires. En premier lieu, il reprend le récit et le contexte des premières explorations: la fameuse exploration du Mékong par Ernest Doudart de Lagrée, Francis Garnier et alii(1866–1868), et surtout les missions de Delaporte en 1873 et 1881–1882 et de Fournereau en 1887.

Celles-ci furent autant d’occasions d’accumuler dessins, croquis, plans, photos mais aussi des pièces originales volées sur les sites ainsi qu’une importante quantité de moulages effectués sur les reliefs de différents temples. Lors de leur passage à Angkor, en 1866, Lagrée et son équipe se débrouillèrent pour envoyer en France quelques pièces de leur butin, une importante documentation et déjà quelques moulages, espérant qu’ils seraient présentés à l’exposition universelle de 1867.

Les réactions métropolitaines à cette arrivée de témoignages d’une civilisation méconnue marquèrent le début d’une réflexion non tant sur cette civilisation elle-même – depuis Henri Mouhot, on se répète que les monuments khmers équivalent aux réalisations Herausgegeben vom Deutschen grecques et romaines et qu’ils sont, conformément aux clichés Historischen Institut Paris | attachés aux sociétés asiatiques, les vestiges d’une brillante publiée par l’Institut historique civilisation qui a dégénéré – mais sur leur facture (montrer des allemand moulages pose problème au départ et ils sont ainsi refusés par le musée du Louvre); sur leur valeur symbolique (concrétiser l’expansion française en Asie et montrer – aux Anglais notamment – que les Français sont bien présents et actifs dans la vallée du Mékong); sur la valeur artistique et »patrimoniale« de l’art angkorien. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

Michael Falser nous amène ainsi de la découverte et de la 19.–21. Jahrhundert – Histoire pratique des moulages (et du vol de vraies œuvres d’art), à leur contemporaine catégorisation (où va-t-on les placer et les montrer? sont-ce des œuvres de »colonisés« ou ont-elles valeur égale aux œuvres DOI: occidentales?), et à leur exposition au fil de la création en France 10.11588/frrec.2020.4.77507 de nouvelles institutions, la France étant elle-même en plein Seite | page 3 bouillonnement concernant la sauvegarde et la représentation de son patrimoine et attentive à ce qui se faisait sur ce plan en Angleterre. L’auteur s’attache particulièrement à l’activisme des frères Delaporte et, par ailleurs, à la description (trop?) détaillée du plan des lieux d’exposition ainsi qu’à l’analyse de la place qui y est dévolue aux témoignages khmers.

Ainsi les premiers envois de la mission Lagrée-Garnier pour l’exposition de 1867 furent-ils rangés dans la catégorie »Application du dessin aux arts usuels« du Groupe II »Matériel des arts libéraux«. Quant aux moulages de Delaporte (présentés avec quelques pièces originales qui leur donnaient une apparence d‘authenticité), ils trouvèrent place dans un Musée khmer de Compiègne, dans une exposition temporaire pour un musée ethnographique (tel un art »exotique«), dans un musée indochinois au palais du Trocadéro pour finir oubliés ou utilisés dans le cadre d’une nouvelle forme de présentation de l’art khmer – la reconstitution de monuments factices en France.

Les grandes expositions furent les principaux lieux et moments de telles reconstitutions. Le discours de M. Falser s’oriente davantage ici vers le »transculturel« et vers le »colonial« – très précisément le »French-colonial« avec une connotation nettement stigmatisante. Reprenant le principe d’analyse qu’il a adopté pour les moulages, il commence par l’étude de l’exposition universelle de 1889, laquelle présente un véritable panorama du monde colonisé avec une »pagode d’Angkor« »premier pavillon en plein air d’Angkor en Europe«.

Sont détaillées la réalisation de celle-ci, sa facture, les réactions qu’elle suscite avec le projet colonial qui la sous-tend – prendre, en reprenant les variations sur le thème de l’abandon et de la renaissance, une option sur un territoire d’Angkor pas encore contrôlé par les Français. L’auteur passe ensuite en revue différentes manifestations, notamment en province, où l’on éleva aussi des reproductions de temples, avec une particulière importance accordée à l’exposition coloniale de Marseille en 1906.

Michael Falser entend montrer que ces monuments factices et Herausgegeben vom Deutschen l’insistance portée sur le fait qu’ils étaient des reproductions (plus Historischen Institut Paris | que) fidèles de la réalité relevaient d’»une nouvelle stratégie de publiée par l’Institut historique contraction de l’espace-temps […] qui peut être considérée comme allemand part intégrale du projet colonial français d’amener le centre et ses multiples périphéries à une imbrication politique, commerciale ou ›transculturelle‹ imaginée ou réelle« (vol. I, p. 189). L’effet de contraction était susceptible de créer chez les visiteurs – outre la fierté d’une sorte de »possession« –, l’émouvante impression d’être transportés dans les lieux d’origine. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

Lors de l’exposition de Marseille, l’effet de présence fut encore 19.–21. Jahrhundert – Histoire accentué par la visite du roi Sisowath et de son ballet royal, avec contemporaine ces danseuses qu’on disait pareilles à celles sculptées sur les murs d’Angkor et semblant en sortir. L’auteur souligne surtout DOI: l’effet de translation-retour qui en résulterait selon lui. Il voit 10.11588/frrec.2020.4.77507 dans la »pagode d’Angkor« l’amorce d’un processus qui trouva à Seite | page 4 s’épanouir à partir de la rétrocession du territoire de Battambang- Angkor au Cambodge en 1907 et fut poursuivi par l’École française d’Extrême-Orient (EFEO) jusqu’au début des années 1970: celui de »restaurer Angkor selon les picture-perfect telles que prédéfinies à l’occasion des expositions universelles et coloniales de Paris et de Marseille, de 1889 à 1931« (vol. I, p. 212). »Ainsi la structure originale cambodgienne est-elle transformée en image de ce qui a été établi en France« (vol. I, p. 226).

En référence à Michel Foucault, M. Falser avance qu’il se serait ainsi formé une »hétérotopie transculturelle«, c’est-à-dire »les interactions réciproques entre la réalité du terrain et son éphémère substitut, entre le déroulement de l’histoire et sa mise en scène, entre la royale ancestralité d’un site religieux et l’envahissante protection coloniale française de celui-ci en terme d’héritage culturel« (vol. I, p. 266). L’auteur explicite la dernière partie de cette réflexion dans son chapitre très exhaustif consacré à l’exposition coloniale de 1931 dont le clou fut la reproduction du groupe central d’Angkor Vat. Selon lui, l’EFEO qui aurait inspiré réalisation et scénographie du »temple«, instilla alors chez le visiteur l’idée qu’Angkor était la ruine d’un monument hindou dont la destination religieuse était »morte« alors que c’était en réalité un monument toujours religieusement vivant pour les bouddhistes et même pour l’animisme local.

Dans ce même chapitre, M. Falser fait état des discordances et oppositions qui se manifestent en 1931. D’une part, contre le principe de répliques architecturales en bois et carton-pâte, malhonnêtes illusions. D’autre part, contre la colonisation elle- même. À ce propos, il fait surtout état des actions des militants opposés à la sévère répression qui, en 1931, frappe le mouvement de libération en Annam. C’est à l’ombre d’Angkor que, sur les affiches, sont représentés les peuples opprimés du Maghreb et du Vietnam, tandis que toujours avec la réplique d’Angkor en arrière-fonds, le journal »L’Humanité« titre »Les assassins ont inauguré hier la section indochinoise de l’Exposition coloniale – mais derrière le décor de Vincennes la Révolution annamite se poursuit invincible« (vol. I, p. 332–333).

Herausgegeben vom Deutschen Il est dommage que M. Falser n’ait pas pointé la terrible confusion Historischen Institut Paris | qui s’instaure alors, l’Indochine dans son entier et notamment publiée par l’Institut historique le Cambodge étant confondus (chez les gens de gauche comme allemand de droite) avec le Viêtnam, ce qui ne sera pas sans conséquences (1931 est l’année où est fondé un »Parti communiste indochinois« totalement dominé par des communistes vietnamiens).

Ce premier tome se termine avec l’analyse de l’exposition internationale de Paris en 1937. M. Falser y voit le reflet d’une Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 nouvelle doctrine qui gagne du terrain dans la population 19.–21. Jahrhundert – Histoire provinciale française et est susceptible de séduire les colonies: contemporaine le régionalisme. Après l’expression de puissance et de grandeur que voulait donner la reproduction d’Angkor Vat en 1931, l’heure DOI: est à la valorisation de la simple et belle vie des provinces et 10.11588/frrec.2020.4.77507 à l’assimilation des colonies à des provinces françaises – c’est Seite | page 5 l’occasion de présenter les productions artisanales locales et des artisans au travail.

Sans doute, l’auteur aurait-il dû creuser du côté de l’évolution politique en France, avec le Front populaire et la recherche d’un nouveau type de relation avec les colonies. Cette fois, le monument présenté à cette occasion est une tour de type hybride (Bayon/Angkor Vat). Dans cette dernière reconstitution d’un monument angkorien en France, M. Falser voit le dernier souffle du colonialisme français en Indochine.

En guise d’épilogue du premier volume – il s’agit plutôt d’études annexes – l’auteur évoque deux autres exemples de tentatives d’appropriation et de reproduction (relocalisation) d’Angkor à des fins d’affirmation de pouvoir: 1) au milieu du XIXe siècle, les projets du roi de Siam, Mongkut, de faire démonter et reconstruire un monument angkorien à Bangkok, qui se traduisirent finalement par l’exécution d’un modèle réduit d’Angkor Vat dans l’enceinte la plus sacrée du palais royal; 2) de nos jours, le projet impulsé par les ultra-nationalistes hindous, d’érection au Bihar d’une réplique d’Angkor Vat encore plus grande que celui-ci, projet bien dans la ligne de la revendication d’une paternité indienne de l’art khmer.

Le deuxième volume, »Angkor in Cambodia, from Jungle Find to Global Icon«,nous transporte sur les sites angkoriens et, comme le premier, il est tout autant une histoire se voulant postcoloniale – de colonisation et de néo-colonisation – qu’une histoire d’Angkor. Le projet général du volume vaut d’être noté tant il dévoile l’esprit du livre. Il s’agit de montrer »comment les politiques archéologiques ainsi que le discours archéologique French- colonial ont progressivement déspatialisé, visuellement remodelé et structurellement réarrangé Angkor, comme un complexe à exhiber sous la forme d’une véritable heritage reserve appelé parc archéologique d’Angkor« (vol. II, p. 5). Non sans prétention, M. Falser précise:

»Les acteurs individuels French-colonial du parc d’Angkor sont ici débusqués [tracked down] pour la première fois au travers de leurs notes, esquissées ou officiellement transmises, internes ou Herausgegeben vom Deutschen publiées, à teneur scientifique ou de propagande, quotidiennes, Historischen Institut Paris | mensuelles ou annuelles; et de leurs rapports de travaux, articles publiée par l’Institut historique ou monographies, pamphlets ou discours. Les programmes, allemand la déontologie et les références disciplinaires qui sous-tendent leurs pratiques quotidiennes sur le terrain seront considérés en relation avec les évolutions plus larges, politiques, culturelles et sociales: ›colonialistes‹ comme le fut l’attitude agressive et expansionniste des Français avant la rétrocession d’Angkor par le Siam en 1907; ›impérialistes‹ si l’on considère la cohérence Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 et le suivi du programme de cette French-colonial institution 19.–21. Jahrhundert – Histoire qu’est l’École française d’Extrême-Orient [vouée à] surveiller contemporaine et sauvegarder, superviser et contrôler, sécuriser et exploiter l’héritage archéologique d’Angkor; ›nationalistes‹ dans le cadre DOI: de cette singulière indépendance cambodgienne, où le French- 10.11588/frrec.2020.4.77507 made discours essentialiste sur la glorieuse ›antiquité d’Angkor‹ Seite | page 6 et les productions physiques et spatiales qu’il a distillées – le parc archéologique d’Angkor – ne furent pas du tout décolonisés. Au contraire, ils furent reproduits – dans un mouvement mutuel gagnant-gagnant – de l’ex-régime colonial à l’État-nation postcolonial. Le discours et l’heritage reserve décrétée [enacted] furent revendiqués – avec le soutien complice des archéologues French comme Bernard-Philippe Groslier – tel un capital symbolique (au sens de Pierre Bourdieu) pour l’ancien régime French aussi bien que pour la nouvelle nation cambodgienne ou, plus précisément, pour [alimenter] l’imaginaire d’une grandeur (en français dans le texte) ancestrale retrouvée avec [le régime] past-colonial [sic] monocratique du roi Sihanouk« (vol. II, p. 5).

Heureusement, une large part du volume est consacrée aux travaux concrets sur le terrain depuis les premières investigations jusqu’aux années 2010 environ; ce sont là les développements qui apportent le plus. Le chapitre IX traite des essais de cartographie, d’inventaire et de compréhension par l’image des sites, première étape vers une appropriation – ce qui concerne la pratique des moulages et les prélèvements de pièces originales sur les temples a été décrit dans le livre I.

Le fait que la région des monuments d’Angkor ait été sous contrôle siamois jusqu’en 1907 – j’y reviendrai – limita les interventions tout en stimulant les ardeurs expansionnistes françaises vers le Siam. M. Falser passe ensuite à la création de l’École française d’Extrême-Orient en 1898 – dont il caractérise les inspirateurs comme un »who’s who de protagonistes travaillant à incorporer l’héritage indochinois au sein d’un plus large patrimoine culturel de la France« (vol. II, p. 28); parmi ceux-ci, l’auteur range, outre des colonialistes bien connus, Marcel Mauss, Sylvain Lévy et Paul Pelliot. Après la rétrocession de la principauté de Battambang (et de Siem Reap) et des monuments d’Angkor au Cambodge en 1907, dont le processus est à peine expliqué – quelle est la situation précise à Angkor des années 1890 à 1907, qui y travaille, comment? –, Jean Commaille devint en 1908 le premier conservateur des Monuments d’Angkor. Un programme s’esquissa: débroussaillage et déblayage, mise à l’écart des bâtiments monastiques établis devant la première galerie d’Angkor Vat, Herausgegeben vom Deutschen réparation de l’escalier couvert entre la deuxième et troisième Historischen Institut Paris | enceinte, tout ceci commandé en fonction des idées de symétrie, publiée par l’Institut historique de grandeur et d’harmonie que se faisaient les colonialistes allemand français. Parallèlement, les préoccupations d’accueil et de développement touristique (itinéraires, hébergement, guides …), ou pour faire d’Angkor Vat le décor de certaines célébrations, fusèrent, poussant l’administration à établir un périmètre de protection autour de chaque temple en 1909. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

Le célèbre Henri Marchal fut nommé conservateur après 19.–21. Jahrhundert – Histoire l’assassinat de Commaille en 1916 et c’est en 1925, après que contemporaine Louis Finot s’était plaint de l’envahissement des lieux par les marchands d’antiquités, que le gouverneur général par intérim, DOI: Maurice Monguillot, ordonna la création du parc archéologique 10.11588/frrec.2020.4.77507 d’Angkor. Les guides touristiques, écrits par les responsables de Seite | page 7 la conservation, contenaient à présent les meilleurs itinéraires (en fonction du temps disponible), les sites et détails à ne pas rater, les meilleurs moments de visite et les indications sur les points de vue les plus photogéniques.

Les développements les plus novateurs du volume concernent le recours à l’anastylose dans le traitement des monuments et les débats que celle-ci suscita. Répondant à son titre de »transcultural history«, la recherche resitue les efforts français au sein du réseau global de l’archéologie coloniale en Asie, surtout après que Henri Marchal eut expérimenté, non sans interrogations, l’usage du béton dans son travail de restauration.

Si les savants orientalistes français avaient un œil sur ce qui se faisait en Inde du côté anglais et en Insulinde du côté néerlandais, la rencontre, en 1929, et la collaboration avec les archéologues néerlandais travaillant sur les sites insulindiens furent néanmoins déterminantes dans l’adoption par les Français de la technique de l’anastylose – terme lui-même inspiré des techniques mises en œuvre par l’archéologue grec Nikolaos Balanos au Parthénon. Maurice Glaize, conservateur à partir de la fin de 1937, fut certainement le meilleur représentant des techniciens de l’anastylose, comme en témoigne la restauration du Bakong de Roluos.

Ce grand chapitre se termine avec les années dites »postcoloniales«. De 1941 à 1946, les Thaïlandais réoccupèrent ce qui avait été la principauté de Battambang et procédèrent à sa siamisation forcée – les monuments d’Angkor échappèrent cependant à l’emprise siamoise, la frontière entre Cambodge et Thaïlande étant fixée à quelques kilomètres à l’ouest d’Angkor Vat.

Les années suivantes des groupes indépendantistes – dont certains refusaient le retour de la région dans le giron colonial français – rendirent la région peu sûre. La direction de la conservation en fut affectée et l’effondrement du mur Sud-Est de la seconde enceinte (la galerie du Ciel et des Enfers) d’Angkor Vat en 1947 sembla symboliser l’échec final de la restauration à la française. C’est cependant à l’EFEO que fut encore confié, à l’indépendance Herausgegeben vom Deutschen en 1953, le soin du parc archéologique. Ainsi, selon M. Falser, la Historischen Institut Paris | colonisation continua-t-elle à s’exercer pleinement dans le domaine publiée par l’Institut historique de l’archéologie angkorienne, façonnée, jusqu’au début des années allemand 1970 par l’hubris du dernier conservateur français, Bernard-Philippe Groslier.

Sans considération de l’énorme travail effectué par ce dernier, l’analyse des réalisations et des projets du conservateur par M. Falser est à charge: sont dénoncés, entre autres, son programme Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 de »reconstruction« d’Angkor Vat, sa restauration par anastylose 19.–21. Jahrhundert – Histoire du temple en briques de Prasat Kravanh, les moyens employés contemporaine (usage de ciment et de béton, usage de produits chimiques pour le nettoyage des bassins), son projet de faire évacuer toute la DOI: population habitant encore à l’intérieur des limites du parc. 10.11588/frrec.2020.4.77507

Seite | page 8 Les idées de Bernard-Philippe Groslier sur la cité hydraulique angkorienne ajoutent à l’idée d’une »folie des grandeurs« qui semblait en harmonie avec le projet et les actes de Norodom Sihanouk (chap. X). »Groslier occupait une position cruciale entre l’élaboration d’un Cambodge au passé glorieux et l’utilisation d’Angkor comme une utopie revitalisée, sous la forme d’un archaeological and cultural-political ›theme-park‹« (vol. II, p. 160). Ces travaux de Groslier servirent notamment à justifier une politique dynamique de l’eau. Parallèlement, c’est sur le travail de George Coedès que s’appuya la réinvention de la figure du roi Jayavarman VII en souverain compatissant, qui devint la figure tutélaire du socialisme bouddhique sihanoukien. À cela s’ajoutait toute une scénographie – scénique, cinématographique, pyrotechnique – dont Angkor Vat et Bayon devinrent les décors et par laquelle l’exceptionnalité de Sihanouk se conjuguait à celle des monuments.

Une originalité de ce chapitre tient dans sa partie 4 consacrée à la nouvelle architecture khmère où paradoxalement, et contrairement à ce que voudrait illustrer M. Falser, les reproductions intégrales de monuments khmers ou l’hommage obligé à l’architecture angkorienne n’épuisèrent pas la recherche de formes nouvelles. Ainsi les paragraphes consacrés au grand architecte Vann Molyvann sont-ils réducteurs: si la mise en espace fut, chez Vann, très influencée par la spatialité monumentale et urbaine angkorienne, son univers de formes semble autant inspiré par l’habitat khmer (maison et monastères) que par les temples.

Après Sihanouk viennent une république impuissante (1970–1975), des Khmers rouges destructeurs (1975–1978/1979), un régime sous protectorat vietnamien (1979–1989) et un État du Cambodge (1989–1991), les uns et les autres se servant d’Angkor Vat comme d’un symbole, d’une bannière. Concernant toutes ces périodes, M. Falser s’en tient essentiellement aux documents officiels ou de propagande en négligeant singulièrement le témoignage des survivants cambodgiens.

Divers pays s’étaient engagés aux côtés du régime de Phnom Penh sous le protectorat vietnamien: les Indiens à Angkor Vat, les Polonais (restauration des peintures murales). Ils furent intégrés Herausgegeben vom Deutschen en 1992 dans une sorte de consortium dominé par la France Historischen Institut Paris | (EFEO) et le Japon où avait été menée une intense campagne publiée par l’Institut historique autour de la destruction et de la sauvegarde urgente des temples allemand et qui promettait d’importants moyens. Selon l’auteur, sous prétexte d’urgence – en exagérant la destruction des monuments, en invoquant l’urgente portée politique d’une inscription des monuments sur la liste du patrimoine mondial –, avec le soutien du roi Sihanouk et la complicité des dirigeants de l’UNESCO, ces pays Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 firent en quelque sorte main basse sur l’entreprise de réhabilitation 19.–21. Jahrhundert – Histoire et de mise en valeur du parc archéologique. contemporaine

Michael Falser restitue les actes et discussions qui ont mené à DOI: la fois à l’inscription des monuments et au partage de l’initiative 10.11588/frrec.2020.4.77507 à Angkor, entre un organisme officiel cambodgien qui peina à Seite | page 9 trouver sa voie, une UNESCO manipulée au départ par les pays ci- dessus cités, et plusieurs autres pays (États-Unis, Italie, Allemagne, Indonésie – celle-ci en raison de son active implication dans le processus de paix?) qui rentrèrent dans le jeu sans que l’auteur nous dise comment et à quel titre.

Là encore, se retrouve, chez M. Falser l’analyse à charge qui atténue la portée de son étude: l’École Française d’Extrême-Orient, notamment, est présentée comme une institution agressive surtout désireuse d’obtenir le rôle de leader et de sauvegarder sa position néocoloniale, comme si elle n’avait pas eu quelque titre à prétendre être associée à la reprise des travaux. Quels comptes M. Falser a-t-il à régler avec l’EFEO?

Il termine par la mention de différents projets menés depuis 1992 et par l’évolution progressive d’Angkor en parc d’attraction. Il aurait été intéressant que l’auteur s’attache à la réception d’Angkor sur d’autres aires et pour l’époque contemporaine – car les expositions sur Angkor continuent à attirer les foules, pas seulement pour le plaisir du French-neo-colonial d’aujourd‘hui. On pourra plus largement regretter que l’étude n’aille pas au-delà de l’année 2010 car il s’est produit cette dernière décennie des changements considérables – outre le phénomène majeur d’un tourisme de masse difficilement contrôlable (sinon par un virus?).

Si les »ruines sacrées« attiraient les touristes occidentaux (où les révulsaient, tel Paul Claudel), il faut aux nouveaux touristes des monuments aseptisés et lisses (c’est aujourd’hui que les monuments angkoriens ressemblent enfin aux pastiches français du XXe siècle!). Le Ta Prohm peu à peu refait à neuf et dépourvu de la végétation qui lui donnait une atmosphère aquatique, en fournit un bon exemple: il attire toujours les foules parce que les guides, se copiant les uns les autres, suggèrent qu’il est resté dans l’état des années de sa découverte, ce qui est devenu une vaste supercherie. Et que dire de la restauration à la chinoise du petit temple de Prah Pithu, impeccable et quasi entièrement en béton, Rien non plus sur l’action du WMF américain au Prah Khan d’Angkor où l’on a fait adopter les garudas de l’enceinte.

Herausgegeben vom Deutschen Quant aux dizaines d’études concernant l’aménagement de Siem Historischen Institut Paris | Reap et la protection du parc, qu’ont-elles donné? On pourrait publiée par l’Institut historique multiplier les exemples. Signalons que l’EFEO elle-même, trop allemand longtemps un club fermé, sans véritables comptes à rendre, où pouvait s’exprimer, le cas échéant, le caprice de quelques maîtres, n’a pas été épargnée par les récentes crises et a dû réduire ses prétentions alors que bien d’autres institutions étrangères sont assurément très heureuses de collaborer avec elle, de profiter de ses documents et de son expertise. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

Deux oublis importants apparaissent au terme de l’étude. Pour 19.–21. Jahrhundert – Histoire en revenir à l’EFEO, à aucun moment n’est mentionné le travail contemporaine qu’ont aussi représenté l’estampage, la collecte, la traduction et l’interprétation de centaines d’inscriptions, travail qui ne saurait DOI: être dissocié de la compréhension – aujourd’hui très renouvelée 10.11588/frrec.2020.4.77507 – des monuments et de l’histoire qu’ils révèlent. Par ailleurs, dans Seite | page 10 la perspective choisie par l’auteur, on s’étonne que ne soient pas abordées les questions cruciales de la chaîne des responsabilités sur le site, des moyens financiers, et surtout de la main d’œuvre, celle-ci partie intégrante de la relation entre les architectes et les habitants d’Angkor.

Un concept revient beaucoup au fil des pages: celui d’hétérotopie. Foucault désigne ainsi ces lieux qui, tels le village et son cimetière, ne sont pas dissociables l’un de l’autre tout en étant étrangers – voire opposés – l’un à l’autre. Dans le cas du Cambodge, l’hétérotopie serait la conséquence de la translation croisée et tiendrait à l’implantation, en France, d’un Angkor qui aurait sa propre réalité et serait reçu comme tel. Il est vrai que le pastiche d’Angkor Vat en 1931 a produit un peu de cet effet: je me souviens qu’à la fin des années 1960, beaucoup de gens qui avaient visité l’exposition de 1931 s’exclamaient avec une troublante sincérité, en apprenant que j’avais visité Angkor: »Moi aussi j’ai visité Angkor!« Il reste que je ne crois pas qu’on puisse parler d’hétérotopie, plutôt d’une production phantasmagorique – derrière l’impeccable monument parisien, ce sont souvent les ruines que l’on recherchait comme en témoigne l’engouement pour le Ta Prohm ou, chez les anciens – moi-même y compris –, le regret des monuments encore partiellement immergés dans la forêt, résonnant du cri des perruches et traversés par les gibbons.

Les impeccables pastiches métropolitains n’ont-ils pas eu pour effet d’entretenir la distance et de distiller le message suivant, »ici c’est du faux, le vrai est loin, en ruines, mystérieux, quasi impénétrable mais, cependant, nous y sommes!« Une véritable hétérotopie réside peut-être dans une telle mystérieuse inversion, qui se traduit souvent par une attirance plus grande pour le Bayon ou le Ta Prohm que pour Angkor Vat. Ainsi, on peut n’être pas convaincu par l’idée d’une translation-retour dans le sens où les interprétations parisiennes ou marseillaises de monuments angkoriens auraient en retour influencé le travail des restaurateurs à Angkor.

Michael Falser le répète à plusieurs reprises mais n’en fournit pas d’exemple probant. Oui, ces restaurateurs étaient imprégnés des Herausgegeben vom Deutschen idées qui prévalaient dans le domaine de la »mise en valeur« des Historischen Institut Paris | monuments, idées ayant cours dans toute l’Europe même s’ils les publiée par l’Institut historique 1 avaient apprises dans des institutions françaises ; oui, ils avaient allemand

1 Un exemple amusant en est fourni par Maurice Glaize. Dans son »Les monuments du groupe d’Angkor« (dont la première édition date de 1944), il décrit ainsi l’arrivée Est du Prah Khan: »L’allée de bornes décoratives Publiziert unter | publiée sous qui, suivie de la chaussée bordée de géants portant le nâga dans la CC BY 4.0 2020 | 4 parfois participé à l’élaboration des pastiches monumentaux et 19.–21. Jahrhundert – Histoire à leur scénographie en France. Mais qui était dupe en France contemporaine du caractère factice et provisoire de ce qui était présenté? Et dans quelle mesure, une fois à Angkor, les futurs restaurateurs DOI: demeuraient-ils dupes et dominés par cette facticité alors qu’ils 10.11588/frrec.2020.4.77507 tenaient leur supériorité de leur travail sur le »réel«? Seite | page 11 Michael Falser nous les montre comme obsédés par l’idée de redonner à Angkor sa »grandeur« – un objectif qui revient sans arrêt dans l’ouvrage et qui colle bien avec une obsession française nationale, coloniale puis néocoloniale (avec Sihanouk) de la grandeur. Je ne crois pas que ce fût là l’obsession principale d’un Henri Marchal par exemple, plus préoccupé par ses responsabilités par rapport aux monuments: Angkor Vat ou le Bayon ne distillaient-ils pas assez de grandeur en eux-mêmes?

S’il faut évoquer une hétérotopie, elle devrait plutôt être située entre Angkor et le monde rural cambodgien ordinaire, le grand absent de ce livre – hors quelques mots d’un dialogue sur les origines d’Angkor avec les habitants du lieu. J’ai écrit ailleurs qu’Angkor était devenu, pour les paysans cambodgiens, le lieu du mythe d’origine, le temps d’une alliance entre les rois et les dieux, le temps d’une pré-histoire – l’histoire commençant avec la rupture de l’alliance, la descente des rois dans le sud du pays et la conversion au bouddhisme theravâda. Il suffit d’interroger les gens, de lire les Chroniques dites »légendaires«, ou les récits de neak ta pour avoir une idée de la lecture particulière que se font d’Angkor les simples Cambodgiens. On n’a encore pas pris la mesure et envisagé les conséquences de cette relation d’hétérotopie entre l’Angkor des archéologues et l’Angkor mythique des Cambodgiens2.

Il faut toutefois prendre garde lorsqu’on évoque la dimension religieuse des lieux. Si Commaille, en»bad French colonial«, a bien fait déguerpir les bâtiments monastiques érigés devant la galerie occidentale d’Angkor Vat, le temple continua à accueillir images du Bouddha et célébrations bouddhiques, contrairement à ce que laisse penser M. Falser. En 1907, lors de la rétrocession, l’école de Pâli créée pour l’instruction des moines cambodgiens afin de les soustraire à l’influence de Bangkok, fut même installée à Angkor Vat, où elle dut fermer dès 1909, faute d’attrait, pour s’établir à Phnom Penh (1911). Cependant, c’est surtout après 2000 que les autres monuments du site furent inondés d’un flot très visible

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | traversée des douves, conduisait à l’enceinte extérieure, est une des publiée par l’Institut historique plus belles réalisations d’Angkor et fait irrésistiblement penser aux allemand nobles présentations de Versailles ou du Grand Trianon. Il est seulement regrettable que les alignements de bornes, moins écartés que les cordons de géants, masquent ces derniers au lieu de les mettre en valeur: faute de composition qu’il eût été facile d’éviter« (p. 221–222). 2 Voir cependant la thèse de Fabienne Luco, Les habitants d’Angkor. Une lecture dans l’espace et le temps des inscriptions sociales de populations Publiziert unter | publiée sous villageoises installées dans un territoire ancien, Paris 2016. CC BY 4.0 2020 | 4 de religiosité et que les recoins des temples ont été peuplés de 19.–21. Jahrhundert – Histoire statues du Bouddha et autres devant lesquelles les visiteurs sont contemporaine incités à s’incliner et à donner quelques pièces! Je crois même que c’est depuis cette date que le Vishnou installé dans la porte sud de DOI: l’enceinte d’Angkor Vat est peu à peu devenu un objet de grande 10.11588/frrec.2020.4.77507 dévotion populaire et fut proclamé génie protecteur de toute la Seite | page 12 région – à la fois sincèrement et pour impressionner le visiteur.

On aura compris qu’il manque une dimension humaine à l’ouvrage de M. Falser, lequel est quasi exclusivement fondé sur du discours et dont les limites sont comblées par une sorte de surenchère anticoloniale au risque de distordre les faits. Un diagnostic précis sur la colonisation est toujours nécessaire mais permettrait justement de ne pas tomber dans un révisionnisme facile. Il est ainsi difficile de parler d’univoque projet colonial, tel qu’il nous est illustré par l’auteur.

Il suffit de se reporter aux luttes qui divisèrent le ministères français des Affaires étrangères, d’une part, de la Marine puis des Colonies d’autre part, à propos de l’attitude à tenir face au Siam – et la richesse de la région de Battambang pesa d’un poids tout aussi lourd, sinon plus, que la »possession« des monuments dans le processus de la rétrocession. Quant à l’EFEO, dépendante de Hanoï, elle joua souvent son propre jeu par rapport aux autorités françaises du Cambodge. Cependant, il y a bien eu, à partir du roi Sisowath (1904), une stratégie dominante au sein du protectorat: à savoir un partage des rôles entre les Cambodgiens et les Français, où les représentations que les colonisateurs se firent d’Angkor jouèrent un rôle essentiel. Aux Français, le devoir de tirer le Cambodge vers la modernité mais aux Cambodgiens le devoir de conserver et cultiver les magnifiques traditions héritées de la période angkorienne. L’œuvre de George Groslier, le fondateur de l’École des arts (qu’on ne peut assimiler à l’EFEO!), est exemplaire à cet égard: il s’agit de sauver et de valoriser ce qui, dans les arts cambodgiens, apparaît comme la continuation (supposée) des techniques et des réalisations angkoriennes3. Comme en ce qui concerna le ballet royal, la référence idéale se situa au temps d’Angkor. Transparent chez Groslier, ce discours imprégna tout le mode de pensée des colonisateurs, avec des conséquences importantes. Dans le domaine de l’enseignement de l’art, par exemple, la différence est évidente entre le Cambodge (où l’on enseigna donc l’art de la reproduction) et le Vietnam (où les élèves furent initiés aux développements des beaux-arts métropolitains dans une démarche que M. Falser pourrait qualifier d’ultra- colonialiste mais qui développa l’esprit d’originalité et de création). Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | Et nous avons vu que, en architecture, même les architectes les publiée par l’Institut historique plus doués et novateurs se sentaient obligés de justifier leur allemand démarche en fonction d’Angkor. Cette fixation sur Angkor posé en

3 Voir la thèse de Gabrielle Abbe, Le Service des arts cambodgiens mis en place par George Groslier (1917–1945), thèse de doctorat, Université Paris Publiziert unter | publiée sous I, Paris 2018. CC BY 4.0 2020 | 4 idéal d’une tradition sanctuarisée, »à maintenir«, se répercuta dans 19.–21. Jahrhundert – Histoire tous les domaines de formation et joua sans doute un grand rôle contemporaine dans le retard de formation d’une élite cambodgienne »moderne«: on délégua aux moines bouddhiques l’éducation primaire (ce DOI: qui faisait des économies!); il fallut attendre 1933 pour qu’un 10.11588/frrec.2020.4.77507 lycée voie le jour au Cambodge (le lycée Sisowath). Parallèlement Seite | page 13 d’ailleurs, la fixation sur Angkor et, cette fois, l’hégémonie de l’EFEO conduisirent à une dévalorisation des disciplines et recherches autres qu’orientalistes et angkoriennes au moins jusqu’à la Seconde Guerre mondiale.

Peut-être aussi peut-on imputer en partie à la focalisation sur Angkor le peu d’attention accordé jusqu’à récemment à la sauvegarde de l’architecture ou des peintures de monastères. Ainsi s’accentua cette réelle hétérotopie, avec la superposition d’un monde angkorien au monde réel – illusion qui triompha en effet sous Sihanouk et à laquelle participèrent non seulement les archéologues mais tout un monde de courtisans, aussi bien étrangers que cambodgiens – et avec le creusement des différenciations à l’intérieur de la société cambodgienne entre un monde »héritier« d’Angkor (celui des Barang et des élites cambodgiennes essentiellement liées à la royauté) et celui des neak srè (les paysans, plus ou moins soumis à quelqu’un) de la campagne.

On trouve dans le livre quelques affirmations ou réactions déroutantes. J’en prendrai deux exemples (parmi quelques autres possibles). Évoquant l’exposition de Paris en 1900, M. Falser écrit: que »l’Indochine n’était alors ni pacifiée ni géographiquement fixée et était alors dans un état critique de transformation territoriale causée par l’agression expansionniste française envers les provinces siamoises de Siem Reap et Battambang« (vol. I, p. 219). Plusieurs affirmations de M. Falser vont dans le même sens. Sans nier que les milieux coloniaux indochinois souhaitaient et travaillaient à l’absorption du Siam – au moins du territoire à l’est de la Ménam –, écrire que Battambang-Sisophon-Siem Reap étaient des provinces siamoises est une erreur que l’on a peine à comprendre même si telle est la chanson que l’on entend dans les milieux nationalistes siamois, souvent relayée de nos jours par quelques Occidentaux. Ce territoire n’a jamais cessé d’être cambodgien. Il fut donc bien »restitué« au Cambodge. Le second exemple se rapporte au récit par M. Falser de cette sorte de répartition des responsabilités et des temples, sous l’égide de l’Unesco en 1992. M. Falser raconte cela comme s’il s’agissait du partage colonial de Berlin en 1885 – et c’est passionnant – jusqu’au moment où il s’étonne que les Herausgegeben vom Deutschen Cambodgiens ne se soient pas vu attribuer à ce moment-là (1992) Historischen Institut Paris | la responsabilité d’un temple. Mais réalise-t-il que les intellectuels publiée par l’Institut historique cambodgiens avaient presque tous disparu, assassinés ou en allemand exil ou en formation dans les pays de l’Est, et que les quelques personnes qui restaient étaient absorbées dans les instances tentant de »faire marcher la machine«? C’était peut-être l’occasion de relever qu’un des véritables échecs de l’EFEO est de n’avoir pas su préparer, en 75 années de présence à Angkor et pendant les années de guerre de 1970 à 1991, une relève cambodgienne Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 pour la restauration des temples. Ce fut d’ailleurs un grand mérite 19.–21. Jahrhundert – Histoire des équipes japonaises que d’avoir lancé dès 1992 des actions de contemporaine formation en ce sens – de nombreuses personnes actuellement aux responsabilités sont issues de ces initiatives. DOI: 10.11588/frrec.2020.4.77507 Le rapport parfois déroutant à la réalité historique se retrouve en Seite | page 14 quelque sorte dans l’usage des termes patrimoine et héritage. Le fait que les Français utilisent le terme de »patrimoine mondial« plutôt que l’expression anglaise »world heritage« n’est pas anodin. La notion française de patrimoine culturel (collectif, national) s’étant partiellement construite en opposition à celle d’héritage (individuel, biologique), cela amène à douter que les Français aient raisonné en termes d’héritage culturel, avant 1900.

Il est très intéressant de constater que cela change ensuite, après la rétrocession de 1907 puis avec la montée des contestations anticoloniales. Dans l’esprit de quelques colonialistes français, les rois cambodgiens sont sans conteste les »héritiers« mais ils n’ont pas su conserver leur héritage angkorien et ce sont les Français qui l’auraient »recueilli« en 1907 et qui en seraient donc les »héritiers légitimes«. C’est très clair à la lecture même de certaines citations présentées par M. Falser (citant Farrère, vol. I, p. 337). Cela n’empêche pas que l’usage du mot »héritage« par les Français, en guise d’éventuel droit de préemption sur Angkor, est loin d’être courant dans les premières décennies de leur présence en Indochine (d’autant que c’est conquérir le Siam qui les intéresse alors) et qu’il y a quelque historicisme à l’employer.

Voilà donc un ouvrage qui laisse perplexe. L’ensemble ne semble presque jamais toucher le sol. Peut-être cela tient-il au désir de présenter une histoire »postcoloniale«, d’analyser discours et pratiques, connivences et confréries, stratégie globale et traductions locales pour précisément en faire ressortir la logique structurante – coloniale et néocoloniale. En cela M. Falser donne trop souvent dans l’excès, qui devient lassant dans le deuxième volume. En caricaturant, on pourrait avancer que dans ce livre les acteurs français et leurs complices cambodgiens vivent colonial, pensent colonial, écrivent colonial, élaborent colonial. Le »tout est colonial« ressemble ici »tout est politique« des années 1970.

Dans la lignée des réflexions d’Edward Saïd, il y avait bien, dans l’étude de cette institution orientaliste qu’est l’EFEO et de certaines de ses réalisations, de quoi traquer les effets d’une domination intellectuelle coloniale (»the staging of history«) qui s’exerça puissamment, par effet-retour, sur les conceptions Herausgegeben vom Deutschen des sociétés dominées. Malheureusement, c’est la saisie de ce Historischen Institut Paris | second mouvement qui ne convainc pas ici alors que M. Falser publiée par l’Institut historique en fournit paradoxalement toute la matière: peut-être parce que allemand la matière architecturale est essentiellement technique et moins malléable (affordable) que peuvent l’être ses interprétations et ses manipulations politiques ou autres.

Le plus intriguant dans cette histoire postcoloniale est donc l’absence du Cambodge. En cela elle demeure, comme la plupart Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 des études coloniales, un essai sur la France aux colonies où le 19.–21. Jahrhundert – Histoire transculturalisme annoncé par M. Falser s’apparente au visage que contemporaine la France tend à se donner d’elle-même au miroir d’Angkor. DOI: 10.11588/frrec.2020.4.77507

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Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Olivier Dard, Michel Grunewald, Reiner 19.–21. Jahrhundert – Histoire Marcowitz, Uwe Puschner (dir.), Confrontations contemporaine au national-socialisme en Europe francophone et DOI: germanophone (1919–1949)/Auseinandersetzungen 10.11588/frrec.2020.4.77265 mit dem Nationalsozialismus im deutsch- und Seite | page 1 französischsprachigen Europa (1919–1949. Vol. 1: Introduction générale – Savoirs et opinions publiques/Bd. 1: Allgemeine historische und methodische Grundlagen, Bruxelles et al. (Peter Lang) 2017, 388 p., 17 ill. (Convergences, 88), ISBN 978-2-8076-0299-1, CHF 65,00; Vol. 2: Les libéraux, modérés et européistes/Bd. 2: Die Liberalen, Modérés und Proeuropäer, Bruxelles et al. (Peter Lang) 2018, 258 p. (Convergences, 93), ISBN 978-2-8076-0576-3, CHF 63,00; Vol. 3: Les gauches face au national-socialisme/Band 3: Die Linke und der Nationalsozialismus, Bruxelles et al. (Peter Lang) 2019, 264 p., 2 ill. en n/b (Convergences, 97), ISBN 978-2-8076-0877-1, CHF 60,00. rezensiert von | compte rendu rédigé par Dominik Rigoll,

In den aktuellen Debatten um den richtigen Umgang mit dem populistischen Nationalismus in Deutschland wird bei historischen Bezugnahmen erstaunlich selten danach gefragt, wie in den Jahren ab 1930 eigentlich auf den Aufstieg des Nationalsozialismus reagiert wurde1. Die hier besprochenen ersten drei Publikationen eines sechsbändigen Projekts über politische und intellektuelle »Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus« im deutsch- und französischsprachigen Europa zwischen 1919 und 1949 liefern zu diesem Untersuchungsgegenstand umfassendes und multiperspektivisches Anschauungsmaterial. Die gesamte Reihe behandelt »(1) Historiografie und öffentliche Meinung, (2) das liberale Spektrum und die Europaanhänger, (3) das linke Spektrum, (4) das rechte Spektrum2, (5) christliche und jüdische Stimmen und (6) intellektuelle Auseinandersetzungen«.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | 1 Vgl. etwa Andreas Wirsching, Berthold Kohler, Ulrich Wilhelm (Hg.), publiée par l’Institut historique Weimarer Verhältnisse? Historische Lektionen für unsere Demokratie, allemand Ditzingen 2018. 2 Der vierte Band der Reihe erschien zum Zeitpunkt der Publikation dieser Besprechung: Michel Grundwald, Olivier Dard (Hg.), Confrontations au national-socialisme dans l‘Europe francophone et germanophone (1919–1949)/Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus im deutsch- und französischsprachigen Europa (1919–1949), vol. 4: Publiziert unter | publiée sous Conservateurs, nationalistes, anciens nationaux-socialistes/Bd. 4: CC BY 4.0 2020 | 4

Band 1 enthält außerdem drei Auswahlbibliografien zur 19.–21. Jahrhundert – Histoire zeitgenössischen Rezeption des NS, also von den 1920er- contemporaine zu den 1940er-Jahren. In der Gesamtschau soll ein Eindruck von der »Vielfalt der Meinungen und des Wissens über den DOI: Nationalsozialismus in seiner Epoche«, in der Opposition und 10.11588/frrec.2020.4.77265 an der Macht vermittelt werden. In einer »komparatistischen Seite | page 2 Perspektive« soll aufgezeigt werden, »wie sich Publizisten, Akademiker und Intellektuelle positionierten und wie sie gegebenenfalls (inter)agierten« (Bd. 1, S. 25f.).

Mit Gewinn gelesen werden können die Beiträge jedoch nicht nur von Forscherinnen und Forschern, die sich dafür interessieren, wie »der Nationalsozialismus« zeitgenössisch gedeutet wurde und welche Umgangsweisen sich aus diesen Interpretationen ergaben. Von Interesse sind viele der Beiträge auch deshalb, weil sie Auskunft geben über die frühen, transnationalen Debatten um Faschismus, Totalitarismus und (»völkischen«) Rassismus, waren dies doch die zirkulierenden und miteinander konkurrierenden Deutungsangebote.

Eine Fundgrube sind die Bände aber auch für die historische Nationalismusforschung, denn viele Zeitgenossen sahen in der NSDAP und im »Dritten Reich« auch und vor allem Produkte eines politischen und bewegungsförmig organisierten Rechtsnationalismus, der sich im späten 19. Jahrhundert nicht nur in Deutschland, sondern zum Beispiel auch in Frankreich herausgebildet hatte, wo Charles Maurras den Begriff des »nationalisme intégral« prägte3. Auf den zuletzt genannten Aspekt wird im Folgenden der Schwerpunkt gelegt, was mit sich bringt, dass diese Besprechung leider nur einen Bruchteil der Beiträge würdigen kann.

Nimmt man zunächst in den Blick, wie über die NSDAP geschrieben wurde, als diese noch eine Splitterpartei war (was im Ausland sehr selten geschah und auch im Reich nicht die Regel darstellte, weil andere Bestandteile des »nationalen« Lagers als wichtiger galten), fällt eine Häufung von Beiträgen auf, die den NS durch eine nationalismuskritische Linse betrachteten. So erkannte beispielsweise die ehemals sozialistische und seit 1923 kommunistische Zeitung »L’Humanité«sehr früh, wie geschickt die Nazis das nationalistische Vorgehen französischer Truppen im Ruhrgebiet für ihre eigene nationalistische Propaganda ausschlachteten: »Pour ouvrir, sous le manteau de la défense nationale et de la lutte contre l’invasion de la Ruhr et contre le traité de Versailles la guerre contre la classe ouvrière et proclamer Herausgegeben vom Deutschen la dictature fasciste« (zit. nach Eva Zimmermann, Zum frühen Bild Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Konservative, Nationalisten, ehemalige Nationalsozialisten, Brüssel u. a. 2020 (Convergences, 100). 3 Vgl. Dominik Rigoll, Yves Müller, Zeitgeschichte des Nationalismus. Für eine Historisierung von Nationalsozialismus und Rechtsradikalismus als politische Nationalismen, in: Archiv für Sozialgeschichte 60 (2020), (im Publiziert unter | publiée sous Druck). CC BY 4.0 2020 | 4 des Nationalsozialismus in der französischen Tagespresse, Bd. 1, S. 19.–21. Jahrhundert – Histoire 180). contemporaine

Der Weg in den Faschismus führte dieser Lesart zufolge nicht DOI: zuletzt über die Anrufung »nationaler Einheit«. Systematisiert 10.11588/frrec.2020.4.77265 wurde die Analyse nationalistischer NS-Propaganda von Georg Seite | page 3 Bernhard in seinem Buch »Die deutsche Tragödie: Der Selbstmord einer Republik« (1933). Susanne Wein zufolge taucht der Begriff »nationalistische Agitation« in der Analyse des nach Prag geflüchteten Liberaldemokraten »sicherlich Hundertmal auf« (Bd. 2, S. 66). Auf andere Weise bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch Theodor Heuss’ im Jahr 1931 erschienenes Buch »Hitlers Weg«, dem Werner Treß einen Beitrag widmet. Den Antisemitismus der NSDAP markierte der spätere Bundespräsident schon damals als nationale Schande – also als etwas, das das nationale Kollektiv nicht als etwas von sich weisen könne, das es nichts angehe: »Die Zerstörung jüdischer Friedhöfe muss eine Gemeinschaft tief treffen, [...] sie beschmutzt uns alle. Wir tragen einen Fleck an uns herum, seit in Deutschland solches, feig und ehrfurchtlos, möglich wurde« (Bd. 2, S. 34).

Auch die in der Summe ungleich zahlreicheren Beiträge zum Nationalsozialismus an der Macht sind in dieser Hinsicht instruktiv. So argumentiert Axel Schildt in seinem Beitrag über die NS- Analysen des liberalen Publizisten Leopold Schwarzschild im »Tage- Buch« und »Neuen Tage-Buch«, dass diesem »der Nationalismus« anscheinend »so fern lag, dass er ihn als mobilisierende Ressource des NS-Regimes nicht einmal kritisch wahrnahm« (Bd. 2, S. 55). Eine andere mögliche Interpretation wäre, dass Schwarzschild die von dem Nationalismus der Nationalsozialisten ausgehende Gefahr auch deshalb unterschätzte, weil in der Weimarer Republik offen nationalistische Parolen auch im demokratischen Lager verbreitet waren und anders als Georg Bernhard nur wenige Liberale eine Nationalismuskritik entwickelten.

Bezeichnend ist auch eine Bemerkung des 1933 vertriebenen liberalen Publizisten Rudolf Olden, wonach etwa der »Nationalist« Ernst Jünger und der im Reich gebliebene Liberale Friedrich Meinecke das NS-Regime nicht qualifiziert analysieren könnten (Jens Flemming, Rudolf Olden über Hindenburg, Hitler und die deutsche Geschichte, Bd. 2, S. 73). Die von Hans Manfred Bock untersuchten französischen Personalisten aus dem Umfeld der Zeitschrift »Esprit« wiederum verband mit den Nationalsozialisten zwar ihr Antimodernismus, nicht jedoch ihre »antietatistischen, antinationalistischen und antitotalitären Prämissen« (Bd. 2, Herausgegeben vom Deutschen S. 152), weshalb die Verbindungen zwischen beiden ephemer Historischen Institut Paris | blieben. Als nationalistisches Regime analysiert wurde die publiée par l’Institut historique 1933 errichtete »nationale Diktatur« in Frankreich von dem allemand sozialistischen Journalisten Pierre Brossolette: Auch wenn seine Friedenspropaganda etwas anderes behaupte, sei das NS- Regime im Kern doch »foncièrement nationaliste, conservateur et capitaliste« (zit. nach Jean-René Maillot, Pierre Brossolette face au national-socialisme, Bd. 3, S. 54), weshalb die von Hitler geforderte Remilitarisierung des Reiches unbedingt verhindert werden Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 müsse. Der in Österreich geborene sozialistische Theoretiker und 19.–21. Jahrhundert – Histoire Politiker Rudolf Hilferding sah in der NSDAP eine nationalistische contemporaine »Sammlungsbewegung«, die »Deklassierte« aller Klassen in sich aufnahm und »den Nationalismus [...] in seiner gefährlichsten DOI: Form als Befreiungsideologie wie 1813 und als Revanchegedanken 10.11588/frrec.2020.4.77265 wieder aufs Neue gesteigert« habe (zit. nach Bernd Zielinski, Rudolf Seite | page 4 Hilferdings Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Bd. 2, S. 81).

Eine nationalismusgeschichtliche Lektüre der Beiträge ist zuletzt auch bei jenen Autorinnen und Autoren lohnend, die sich mit der Zeit nach dem Nationalsozialismus beschäftigen – mit der Besatzungsperiode und der zeithistorischen NS-Forschung. So zeigt Dominique Herbet, dass die von der amerikanischen Besatzungsmacht herausgegebene »Neue Zeitung« weniger eine Wiederkehr des Nazismus fürchtete als die eines Nationalismus in anderer Form. In einem internen Bericht der Redaktion vom Dezember 1948 ist von einem »acroissement important du sentiment nationaliste chez les Allemands« die Rede (Bd. 1, S. 226).

Wie der Beitrag von Letizia Haas über den frühen »Spiegel« der Jahre 1947 bis 1949 zeigt, lieferte zur gleichen Zeit das in der britischen Zone erscheinende »deutsche Nachrichtenmagazin« eine Deutung des Nationalsozialismus, die insofern Teil dieses neuen Nationalismus war, als hier frühere NS-Funktionseliten wie der erste Gestapo-Chef Rudolf Diels selbst »erklären« durften, wie es ihrer Ansicht nach zu »1933« gekommen war. In der Regel lief dies darauf hinaus, dass eine kriminelle Clique um Hitler verantwortlich gemacht wurde – eine »outlaw theory«, die auch viele Briten und Amerikaner teilten, die mit den NS-Funktionseliten wirtschaftlich oder militärisch kooperieren wollten.

Die Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus in den jeweiligen Nachkriegshistoriografien, denen sich Reiner Marcowitz (Bundesrepublik), Cornelius Lehnguth (Österreich), Christine Späti (Schweiz), Olivier Dard (Frankreich) und Christoph Brüll (Belgien) widmen, können vor diesem Hintergrund auch als Form des Nation-Buildings nach der Erschütterung der europäischen Nationalstaaten durch den Nationalsozialismus und seine Besatzungspolitik interpretiert werden – als »Verortung der Nation« angesichts einer nicht nur in Deutschland »belasteten Vergangenheit« (Ulrich Pfeil, Wes heißt und zu welchem Zweck vergleicht man nationale Historiografien?, Bd. 1, S. 147). Bedauerlich ist indes, dass es zwar einen anregenden Artikel von Hans Manfred Bock über »Totalitarismus- und Faschismus- Herausgegeben vom Deutschen Debatten in Deutschland und Frankreich« gibt, aber keinen Historischen Institut Paris | eigenen Beitrag zur DDR-Historiografie, die im Gegensatz zu ihrem publiée par l’Institut historique westdeutschen Pendant immerhin eine durchaus lesenswerte allemand Geschichte der NSDAP hervorgebracht hat4.

4 Kurt Pätzold, Manfred Weißbecker, Geschichte der NSDAP 1920– 1945, Köln 2002 (Erstausgabe Köln 1981; sowie u. d. T. »Hakenkreuz und Publiziert unter | publiée sous Totenkopf. Die Partei des Verbrechens« Berlin (Ost) 1982). CC BY 4.0 2020 | 4

Als Zwischenfazit nach drei Bänden lässt sich formulieren, dass 19.–21. Jahrhundert – Histoire Michel Grunewald, Olivier Dard und Uwe Puschner eine aus vielen contemporaine Blickwinkeln lesenswerte Reihe konzipiert haben, die vor Augen führt, dass die Deutung des Nationalsozialismus als Faschismus, DOI: Totalitarismus, Rassismus oder Nationalismus zeitgenössisch 10.11588/frrec.2020.4.77265 vielleicht weniger von der Nationalität der Beobachtenden Seite | page 5 abhing als von ihrer politischen Haltung. Wünschenswert wäre ein siebter Syntheseband, der die momentan noch recht unverbunden nebeneinander stehenden Perspektiven auf den Nationalsozialismus vergleichend zusammenführt.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Gerd-Rainer Horn, The Moment of Liberation in 19.–21. Jahrhundert – Histoire Western Europe. Power Struggles and Rebellions, contemporaine 1943–1948, Oxford (Oxford University Press) 2020, DOI: 288 p., 20 b/w fig., ISBN 978-0-19-958791-9, GBP 65,00. 10.11588/frrec.2020.4.77266

Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Christian Chevandier, Le Havre

À l’échelle de l’Europe du Sud, la Libération a commencé par la campagne d’Italie, après le débarquement en Sicile au mois de juillet 1943. Elle ne s’est pas arrêtée avec la capitulation de l’Allemagne nazie, s’est prolongée plusieurs années tant l’engagement des opposants ne se résumait pas à un combat pour la résistance nationale mais devait aboutir à des changements politiques et sociaux pour, notamment, empêcher de revivre les malheurs de ces années tragiques. L’ouvrage s’intéresse aussi à la Belgique, et même à l’Allemagne avec une singulière situation en Saxe où stationnait l’Armée rouge.

Il permet de comprendre le contexte politique, de lutte pour le pouvoir et éventuellement insurrectionnel (ou perçu comme tel), dans lequel se mettaient en place les modalités de la reconstruction d’après-guerre. Il souligne l’importance des réseaux de résistants de la base, loin des cercles du pouvoir et confrontés aux difficultés de la vie quotidienne, qui remirent en cause les élites d’avant-guerre pour tenter de substituer des pouvoirs locaux à une logique jacobine. Les comités de libération, notamment départementaux pour la France et pour lesquels la bibliographie est moins prolixe que pour l’Italie, en furent, explique l’auteur, les »protagonistes majeurs«.

Le livre se termine en un essai bibliographique riche et stimulant, notamment par l’espace pris en compte. Et c’est un de ses grands apports, en présentant le contexte d’une partie du continent, que de dépasser les approches nationales tout en adoptant un jeu d’échelle pour mettre en évidence spécificités et points communs. C’est là pratique habituelle de Gerd-Rainer Horn, professeur d’histoire à l’IEP de Paris après l’avoir été en d’autres institutions, notamment des universités aux États-Unis et en Angleterre.

L’ensemble de ses travaux se structure en une mise en perspective transnationale des mouvements de la société en Europe de l’Ouest tout au long du siècle dernier. De ses recherches antérieures, Herausgegeben vom Deutschen l’on retiendra particulièrement »Western European Liberation Historischen Institut Paris | Theology, 1924–1959. The First Wave« (Oxford 2008), première publiée par l’Institut historique approche, là aussi transcontinentale, de la gauche catholique allemand européenne (mais surtout française et belge) lors du deuxième quart du XXe siècle. C’est bien comme un ensemble que son œuvre doit être lue, qui nous fait comprendre sur un demi-siècle (des années 1920 aux années 1970) les mutations politiques qui accompagnent les profondes transformations des sociétés Publiziert unter | publiée sous européennes. Pour cette étude, ce n’est qu’à la fin des années 2010 CC BY 4.0 2020 | 4 qu’il a eu le temps de revenir sur la documentation recueillie à la 19.–21. Jahrhundert – Histoire fin du siècle dernier et de rédiger ce livre. D'où certaine frustration contemporaine du lecteur qui ne retrouvera pas l’écho de certains ouvrages plus récents, notamment pour la France les approches biographiques DOI: de Georges Guingouin par Fabrice Grenard ou de Célestin Freinet 10.11588/frrec.2020.4.77266 par Emmanuel Saint-Fuscien et les recherches de Gilles Vergnon, Seite | page 2 que ce soit sur les maquis du Vercors ou sur l’antifascisme1.

Le chapitre 1 est consacré à la libération de la France, insistant sur la diversité des comités de libération, instances très démocratiques nous démontre l’auteur, nés des circonstances qui ont exacerbé les engagements et, de fait, ont empêché le retour à la situation d’avant-guerre. Le chapitre 2 s’attarde sur la libération en Italie, tôt commencée et relevant au moins autant de la guerre civile que de la libération nationale, et où des comités de même nature furent plus répandus et plus forts que de l’autre côté des Alpes.

C’est la question du pouvoir, largement posée dans les pages précédentes qui est l’objet du troisième chapitre, présentant la situation des campagnes et d’une paysannerie pauvre, parfois même privée de terres. La presse, pour laquelle le milieu des années 1940 a correspondu, comment aurait-il pu en être autrement?, à un bouleversement sans précédent, est étudiée dans le quatrième chapitre. Enfin, le dernier chapitre, qui explique largement la borne finale de 1948, repère les traces de l’expérience des maquis (au sens le plus large du terme, certains d’entre eux ayant été urbains) et des instances locales de la Libération dans les soubresauts de l’après-guerre, parfois fort proches d’une guerre civile.

Cela a été particulièrement le cas en Italie. Robert Mencherini, dont les travaux, notamment sur Marseille, sont largement mis à profit, avait montré en quoi ce ne le fut pas en France, même lors des événements de l’automne 19472. L’approche internationale (»transcontinentale«) permet de mettre en évidence les mutations de la gauche dans les différents pays lors de ce moment exceptionnel de crise, mais quand rien n’était joué lorsque s’ouvraient tous les possibles, alors que les mouvements sociaux étaient déterminants.

Lorsque Gerd-Rainer Horn écrit »The Radiant Summer of 1944«, comment ne pas penser au texte de Jacques Prévert lors des premiers plans de »Les Portes de la nuit«, tourné en 1946 par Marcel Carné: »Février 1945, à la fin d’une journée d’hiver, le Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique 1 Fabrice Grenard, Une légende du maquis, Georges Guingouin, du mythe allemand à l’histoire, Paris 2014; Emmanuel Saint-Fuscien, Célestin Freinet. Un pédagogue en guerres 1914–1945, Paris 2017; Gilles Vergnon, Vercors. Histoire et mémoire d’un maquis, Paris, 2005; id., L’antifascisme en France: de Mussolini à Le Pen, Rennes 2009. 2 Robert Mencherini, Guerre froide, grèves rouges. Parti communiste, stalinisme et luttes sociales en France. Les grèves »insurrectionnelles« de Publiziert unter | publiée sous 1947–1948, Paris 1998. CC BY 4.0 2020 | 4 dur et triste hiver qui suivit le magnifique été de la libération de 19.–21. Jahrhundert – Histoire Paris«? Et puisqu’un chapitre est consacré à la presse, à sa sensible contemporaine évolution et à son rôle tout au long de ces années, la tentation est grande de conclure en trouvant bien des similitudes entre DOI: les leçons de cet ouvrage et l’éditorial d’Albert Camus répondant 10.11588/frrec.2020.4.77266 dans »Combat« du 3 avril 1945 au chef du gouvernement qui, la Seite | page 3 veille, avait évoqué Sainte-Geneviève, Henri IV et la bataille de la Marne: »Nous attendions aussi que le général de Gaulle soulignât 1830, 1848 et la Commune. […] Ce sont bien des journées de Paris que celles-là et que serait Paris, en vérité, sans ces barricades de la liberté et ces morts anonymes? […] Qu’on nous comprenne bien. Nous n’avons pas la nostalgie des révolutions, encore que nous sachions que nous avons vécu le plus pur dans les journées d’août 44 et qu’il est désormais un désintéressement que nous ne connaîtrons plus.«

En estimant que la demi-décennie 1943–1948 fut, comme les années 1917–1923, un moment où tout se jouait, Horn reprend les débats de l’après-Libération pour en conclure que la dimension sociale et révolutionnaire était alors déterminante. Il n'hésite pas pour cela à se référer à l'analyse prémonitoire de Max Horkheimer, parmi les fondateurs de l’école de Francfort et un des grands noms de la philosophie et des sciences sociales, qui en une explication avant tout économique prévenait dès septembre 19393: »Quiconque n’est pas préparé à discuter du capitalisme gardera également le silence à propos du fascisme.«

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

3 Une traduction de ce texte a été publiée, Max Horkheimer, Pourquoi le Publiziert unter | publiée sous fascisme, dans : Esprit, no 17/5, 1978, p. 62–78. CC BY 4.0 2020 | 4 Frank Jacob, Kenneth Pearl (ed.), War and 19.–21. Jahrhundert – Histoire Memorials. The Age of Nationalism and the Great contemporaine War, Paderborn, Munich, Vienna, Zurich (Ferdinand DOI: Schöningh) 2019, 284 p. (War [Hi] Stories, 3), ISBN 10.11588/frrec.2020.4.77267

978-3-506-78822-1, EUR 98,00. Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Laurence van Ypersele, Louvain

L’importance des monuments comme supports des identités collectives et le tournant que constitue la Grande Guerre à cet égard ne sont plus à démontrer. Depuis les travaux pionniers d’Antoine Prost et d’Annette Becker sur les monuments aux morts de 1914–1918 en France et l’œuvre magistrale de Jay Winter sur les mémoires de la Première Guerre mondiale, une multitude de travaux sur la France, l’Empire britannique, la Belgique, les pays d’Europe centrale, etc., sont venus enrichir ce vaste champs historiographique. Le présent ouvrage apporte une nouvelle pièce à l’édifice.

Commençons par un regret. Le titre laissait espérer une belle synthèse transnationale sur les monuments, les mémoires et les identités nées de la Grande Guerre. Il n’en est rien. Le livre ne traite quasiment que des USA et des pays du Commonwealth. L’historiographie française est très peu présente et celle d’Europe centrale totalement absente.

Cela étant, cet ouvrage présente d’un côté des réflexions générales et de l’autre une série d’études de cas tout à fait intéressants. La première partie offre des chapitres généraux d’abord sur le concept de mémoire et d’identité collective, sur les monuments et les espaces mémoriels comme support socio-politique d’identités plurielles, ensuite sur le devoir de mémoire et les vertus de l’oubli, enfin sur les liens entre sacralisation des paysages et mémoires collectives britanniques.

Une fois les grands cadres conceptuels posés, le livre offre avec bonheur deux chapitres qui ne concernent pas la Grande Guerre et invitent à penser plus profondément le phénomène mémoriel dans sa pluralité. Le premier chapitre concerne la monumentalisation de la guerre civile anglaise à travers la mémoire de la bataille de Worcester (1651). Si Charles II commence par une politique d’oubli avec son »Grand Pardon«, la mémoire locale s’est emparée de Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | l’événement pour lutter contre l’oubli. Mais ce n’est que bien plus publiée par l’Institut historique tard que des monuments sont érigés pour nourrir une identité allemand anglaise (englishness) et rendre hommage aux hommes ordinaires des deux camps. Le second chapitre interroge les monuments prussiens de la guerre de libération contre Napoléon. Il met en relief la polysémie de ces monuments qui alimentent différents nationalismes: libéral ou conservateur, prussien ou allemand, romantique ou pragmatique. Mais quelle que soit la forme de ces Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 nationalismes, tous valorisent la masculinité guerrière qui devient 19.–21. Jahrhundert – Histoire hégémonique. contemporaine

La dernière partie du livre, la plus longue, présente six études DOI: de cas. L’une sur les monuments aux animaux en guerre, de la 10.11588/frrec.2020.4.77267 guerre de Boer à aujourd’hui, en Afrique du Sud et en Grande- Seite | page 2 Bretagne. Ces monuments expriment la compassion et la reconnaissance envers eux (en particulier les chevaux), mais ont suscités quelques réticences dans l’entre-deux-guerres. En effet, certains estimaient que l’hommage aux animaux minimisait les sacrifices des soldats. Un autre chapitre, très passionnant, compare les grands monuments impériaux sur le front ouest et montre la multiplicité des identités qu’ils expriment: Delville Wood pour l’Afrique du Sud célèbre à la fois l’identité britannique et afrikaans (mais pas les soldats noirs), Vimy exalte le Canada sans renier l’empire, Villers Bretonneux est consacré aux Australiens et Neuve Chapelle à l’Inde tant hindoue que musulmane. Le chapitre suivant nous emmène sur les plages de Gallipoli, haut lieu de mémoire des soldats de l’ANZAC et toujours au cœur de l’identité australienne. Les descriptions de ce lieu si éloigné en font une terre comparable à l’Australie par ses caractéristiques géographiques. Les héroïques Diggers deviennent les dignes héritiers des explorateurs venus dompter la nature australienne plus d’un siècle auparavant. Ensuite, nous avons un chapitre sur la Talbot House de Poperinghe et le Toc H Movement. La Talbot House créée en 1915 était un havre de paix au milieu de l’enfer où régnait l’égalité de tous, la fraternité des tranchées et une spiritualité forte. Ce bel esprit ne devait pas disparaître après la guerre, mais se répandre dans toute la société pour la renouveler et faire en sorte que les soldats ne soient pas morts en vain. Ce chapitre retrace très bien le développement de ce mouvement dans l’entre-deux-guerres en Grande-Bretagne.

L’avant-dernier chapitre se penche sur le Cénotaphe temporaire de Christchurch. Le tremblement de terre de 2011 qui ravagea la Nouvelle-Zélande rendit toute la zone autour de la cathédrale de Christchurch, y compris le grand monument aux morts de 14– 18, inaccessible au public jusqu’en 2013. Pour la commémoration de l’Anzac Day, le 25 avril, on créa un cénotaphe temporaire qui n’arriva pas à convaincre le public. Le chapitre, basé sur des interviews, explore les raisons de cet échec.

Enfin, un dernier chapitre est consacré aux »American and Canadian Legionnaires«, groupes d’anciens combattants qui se voient comme des mémoriaux vivants, gardiens de la mémoire Herausgegeben vom Deutschen des morts et des valeurs pour lesquelles ils se sont battus, mais Historischen Institut Paris | aussi acteurs sociaux luttant pour la réinsertion des soldats dans la publiée par l’Institut historique société. allemand

On aurait aimé avoir un chapitre de conclusion pour donner de la cohérence au propos et mettre en lien les premiers chapitres généraux et le florilège des cas d’étude qui suit. Mais il est vrai que l’exercice s’avère difficile. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Konrad H. Jarausch, Zerrissene Leben. Das 19.–21. Jahrhundert – Histoire Jahrhundert unserer Mütter und Väter. Aus contemporaine dem Englischen übersetzt von Thomas Bertram, DOI: Darmstadt (wbg Theiss) 2018, 456 S., ISBN 10.11588/frrec.2020.4.77268

978-3-8062-3787-0, EUR 24,95. Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Rainer Hudemann, Paris/Sarrebruck

Une histoire captivante et innovatrice de l’Allemagne au XXe et début du XXIe siècles: Se fondant sur des autobiographies, Konrad Jarausch déploie dans la perspective du »citoyen normal« allemand un vaste éventail des »vies déchirées« qui ont caractérisé la génération allemande née dans les années 1920. Professeur à l’université de North Carolina, Jarausch a codirigé le Zentrum für Zeithistorische Forschung à Potsdam de 1998 à 2006. Le livre est brillamment écrit, Thomas Bertram un traducteur allemand excellent.

À travers les autobiographies – souvent non publiées – et certaines interviews complémentaires de 82 personnes, Jarausch suit les chemins et les réflexions des auteurs sur leur propre vie »régie par des forces dont le contrôle leur échappait« (p. 392). Sur le plan méthodologique – largement approfondi dans deux chapitres de conclusion – l’autobiographie constitue une source écrite basée sur des récits circulant dans la société et/ou la sphère privée. Ces auteurs cherchent »une forme« de présentation »qui soit acceptée dans la société«, permettant ainsi à l’historien de suivre le processus consistant à »combiner le récit événementiel avec la construction de la mémoire« (p. 409). Confrontant son auteur ou auteure à ses propres responsabilités, cette caractéristique à plusieurs échelles distingue l’autobiographie d'autres sources généralement utilisées telles des correspondances, des journaux intimes ou des interviews.

Jarausch a choisi des auteurs et autrices de toutes les couleurs politiques et de provenances sociales très différentes, à l’exclusion toutefois de familles appartenant déjà aux élites connues avant ou pendant la Seconde Guerre mondiale. Certains ont fait de grandes carrières ensuite, tel l’historien Fritz Klein en RDA. Des photos enrichissent l’interprétation, par exemple par l’auto-présentation sur des photos de famille des personnes citées. Conçues comme expériences individuelles, ces sources permettent dans leur Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | ensemble de faire ressortir des réactions collectives. publiée par l’Institut historique allemand Les chapitres suivent la chronologie, mais des strates diachroniques apparaissent dans les analyses et les citations souvent surprenantes et toujours pertinentes: par exemple les influences, conflits et autres interactions entre générations; les forces et faiblesses de l’enseignement; les perceptions individuelles de la politique, de la société et des conditions économiques; les Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 spécificités liées – ou non – aux situations et strates sociales de 19.–21. Jahrhundert – Histoire l’environnement personnel; les comportements face aux processus contemporaine de changement, aux grands défis, aux grandes catastrophes et aux gigantesques crimes; les perceptions, situations et comportements DOI: très souvent différents entre les femmes et les hommes, ainsi 10.11588/frrec.2020.4.77268 que le titre allemand du livre l’annonce; l’évolution de tous les Seite | page 2 domaines du monde du travail, de la condition des domestiques aux carrières dans de grandes entreprises.

La république de Weimar, époque de crises dans la rétrospective générale, apparaît dans les autobiographies au contraire plutôt comme un progrès permanent sur de multiples plans. Car l’influence des générations nées pendant l’Empire allemand et les conséquences néfastes de la Grande Guerre ont profondément marqué cette génération et contribuent à expliquer les multiples nuances d’adhésions – ou non – au »IIIe Reich«. Celui-ci apparaît dans toute sa complexité, dans la dynamique des expériences vécues et les processus d’évolution de la société. Multiples sont ainsi les témoignages de l’effet d’affranchissement et d’émancipation des jeunes – surtout de jeunes femmes – du monde familial et de l’influence importante des générations précédentes, par exemple par l’adhésion aux jeunesses hitlériennes, par les contraintes du service du travail (Reichsarbeitsdienst) ou par le travail en usine pendant la guerre. Les premiers amours et la recherche de partenaires en furent souvent facilités, mais ensuite radicalement bouleversés notamment par la mort de millions d’hommes pendant la guerre.

Dans la mesure où une infime minorité a pu se sauver des génocides, les destins et perceptions des Allemands et Autrichiens soudain classés comme juifs non allemands apparaissent dans leur grande variété, de celles et ceux qui s’intégrèrent à des degrés divers dans leur société d’accueil – certains en modifiant leur nom comme l’éminent historien américain futur Peter Gay né Peter Fröhlich – jusqu’à celles et ceux qui se décideront à retourner après 1945 dans une Allemagne nouvelle.

Jarausch constate que le discours répandu sur les continuités allemandes au-delà de 1945 sous-estime la radicalité des ruptures que les Allemands vécurent eux-mêmes, risquant ainsi d’entraver l’analyse scientifique. Sans considérer ces déchirures, plus fondamentales que chez les voisins, l’on ne peut comprendre la complexité et la dynamique de la confrontation allemande au nazisme. Victimes et bourreaux se retrouvaient dans toutes leurs variantes dans une seule nation. Les récits autobiographiques Herausgegeben vom Deutschen de résistants et autres incarcérés et torturés allemands sous Historischen Institut Paris | le nazisme font comprendre la force de cette violence et ses publiée par l’Institut historique conséquences, dont les »concurrences« entre victimes. allemand

1945 fut d’abord un vide: administrations disparues, carrières cassées, destructions immenses dans les villes et les campagnes, disparition définitive ou – pour les prisonniers de guerre – longue des hommes, subterfuges pour minimiser la réalité des crimes allemands. Les déplacements de populations – soit par les nazis Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 lors des évacuations, soit par la fuite devant l’Armée rouge, soit par 19.–21. Jahrhundert – Histoire les expulsions ensuite – et leur réinstallation dans un pays détruit contemporaine engendrèrent des ruptures et traumatismes à de nombreuses échelles, augmentés par les viols de masse. Les silences en DOI: témoignaient également. Si les récits des hommes peuvent encore 10.11588/frrec.2020.4.77268 être teintés parfois d’expériences de guerre ou de la solidarité Seite | page 3 entre camarades, les femmes parlent surtout des conditions de survie. Le travail de reconstitution des erreurs individuelles fut, dans ces conditions, des plus complexes.

Pour l’époque de la reconstruction matérielle, culturelle, spirituelle et politique depuis l’été 1945, le regard de l’auteur se focalise principalement sur les zones soviétiques et anglo-américaines. L’apport considérable de la France à la redémocratisation et la reconstruction de l’Allemagne n’apparaît guère, reflétant ainsi indirectement une perception contemporaine biaisée mais toujours répandue. Les récits autobiographiques contribuent à comprendre les éléments conduisant, à l’Ouest, dans les premières années de l’après-guerre au décalage entre une politique et une mémoire officielles régies par la confrontation aux mécanismes politiques, crimes et destructions du »IIIe Reich‹, et celle d’une partie de la population focalisée sur la tâche ardue de surmonter ses expériences et traumatismes. Le décalage évoqué entre l’omniprésence publique du »IIIe Reich« depuis 1945 et le débat approfondi sur les crimes dans l’ensemble de la société civile – au moins à l’Ouest – trouve ici une explication clef: le »processus exhaustif d’auto-observation« (p. 386) et la dynamique de la mémoire, toujours renouvelée depuis de nombreuses décennies maintenant, ne pouvaient se réaliser qu’une fois la consolidation des situations individuelles, la stabilisation culturelle et la reconstruction matérielle acquises.

Les récits autobiographiques reflètent les asymétries entre l’Ouest et l’Est dans les reconstructions après 1945, de la confrontation à l’héritage du »IIIe Reich« – très peu approfondie en RDA – jusqu’aux rêves et la tentative échouée de construire un socialisme humain en RDA (p. 371). Devant la réalité de la soviétisation imposée et la réalité vécue, incompatible avec la propagande du parti SED, la République fédérale apparaît dans les récits comme objet de fascination autant que de répulsion. Le grand éventail des interprétations et déceptions individuelles s’en trouve davantage politisé qu’à l’Ouest, et cela d’autant plus depuis l’unification.

Ce livre enrichit ainsi la recherche générale dans de multiples contextes, aussi bien pour la compréhension de ruptures et Herausgegeben vom Deutschen d’évolutions hautement complexes que pour les méthodes de leur Historischen Institut Paris | analyse historique. publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Hermann Kamp, Sabine Schmitz (Hg.), 19.–21. Jahrhundert – Histoire Erinnerungsorte in Belgien. Instrumente lokaler, contemporaine regionaler und nationaler Sinnstiftung, Bielefeld DOI: (transcript) 2020, 270 p. (Histoire, 144), ISBN 10.11588/frrec.2020.4.77269

978-3-8376-4515-6, EUR 40,00. Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Agnès Graceffa, Bruxelles

Issu d’une rencontre organisée les 26 et 27 octobre 2017 au sein du nouveau centre belge de l’université de Paderborn (Belgienzentrum/BELZ), ce volume rassemble onze contributions originales, en français ou en allemand, consacrées à l’histoire de quelques lieux de mémoire belge depuis 1830 jusqu’aujourd’hui. Chacune est suivie d’un résumé dans la langue non usitée et en néerlandais, ainsi que d’une bibliographie et pour la quasi-totalité, de plusieurs illustrations. L’ensemble est préfacé et introduit par les deux responsables de la publication, la romaniste Sabine Schmitz et le médiéviste Hermann Kamp, qui sont également chacun auteur d’une contribution. L’édition est très soignée, et on peut juste regretter l’absence de présentation des contributeurs, laquelle est toujours bienvenue lorsque, comme ici c’est le cas, dialoguent des spécialistes de plusieurs disciplines et nationalités.

Comme le souligne à juste titre l’introduction, l’ouvrage s’inscrit en droite ligne des recherches sur les liens entre mémoire, sentiment national et identité qui ont éclos à la suite de l’ouvrage pionnier publié sous la direction de Pierre Nora, »Les Lieux de mémoire« entre 1986 et 1992. L’exercice est désormais bien connu: analyser, à travers une série de cas précis issus du passé (personnage historique, évènement marquant, lieu, objet ou œuvre), les processus de sélection et de mutation de la mémoire collective, ses représentations et ses significations; explorer pourquoi et comment ces objets deviennent les topoï mémoriels d’une communauté donnée et fonctionnent comme marqueurs, bornes, symboles ou témoins d’une identité partagée. Le but de l’entreprise vise une meilleure compréhension des relations entre conscience collective, identité et construction communautaire (»Einführung«, p. 9). Elle a, depuis, largement essaimé.

En 2008, l’historien Jo Tollebeek s’est saisi du concept et, rassemblant sous sa direction plus de cinquante auteurs néerlandophones et francophones, a entrepris le catalogue des Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | lieux de mémoire belges: ceux qui unissent et font nation (les publiée par l’Institut historique lieux de l’historiographie officielle), mais aussi ceux qui divisent ou allemand tendent à s’effacer1. Parmi de nombreuses productions également

1 Jo Tollebeek (dir)., België, een parcours van herinnering. I: plaatsen van geschiedenis en expansie; II: plaatsen van tweedracht, crisis en nostalgie, Publiziert unter | publiée sous Amsterdam 2008. CC BY 4.0 2020 | 4 inspirées par la formule du »lieu de mémoire« en Belgique, 19.–21. Jahrhundert – Histoire d’autres, moins systématiques se sont attachées à comprendre contemporaine la postérité d’évènements fondateurs pour l’identité nationale, comme la bataille des Éperons d’or ou celle de Waterloo2, ou à DOI: analyser de manière approfondie l’impact historiographique et 10.11588/frrec.2020.4.77269 global d’une entreprise éditoriale, celle de »Nos Gloires«3. Seite | page 2 C’est un pas de côté que les auteurs du présent volume ont choisi d’effectuer à travers leur sélection: hommes et objets ici analysés sont porteurs d’une mémoire partielle, fracturée, diverse, et l’étude qui en est faite révèle avant tout une réalité kaléidoscopique. L’accent est d’ailleurs mis sur les différentes échelles locales, régionales, nationales que ces »lieux« dévoilent, sur les investissements mémoriels divergents et parfois contradictoires qu’ils recèlent, et sur les difficultés de maintien dans le temps des contenus mémoriels. Ainsi se renouvelle de manière bienvenue notre propre regard sur les lieux de mémoire.

Thérèse de Hemptinne se saisit de trois d’entre eux, dont le trait commun est la référence à l’Orient latin et aux croisades (»Mémoire ›belge‹ de l’Orient latin: les hommes, les lieux, les monuments«, p. 2142): Pierre l’Ermite, Godefroid de Bouillon et Baudouin VI/IX, trois figures médiévales à la postérité relative, que l’historienne étudie ici en lien avec leur ancrage spatial. Elle souligne à la fois l’investissement mémoriel dont ils furent l’objet au XIXe siècle, et jusqu’au milieu du XXe siècle, mais aussi l’absence d’unanimité nationale à leur endroit.

On l’a dit, la bataille de Courtrai de 1302 constitue un événement fondateur pour la Belgique, notamment pour sa partie flamande. Avec Jan Breydel, l’un de ses acteurs, c’est à une figure en demi- teinte à laquelle s’attache Hermann Kamp (»Vom Franzosenfeind zum Fussballfreund. Jan Breydel im Gedächtnis der Belgier, Flamen und Brügger Bürger«, p. 43–64). Il rappelle comment la question de l’inscription monumentale du héros dans la cité moderne se pose au XIXe siècle et traduit un investissement mémoriel anti- français; puis dans quel contexte, à la fin du XXe siècle, s’explique le choix de ce patronyme pour baptiser le nouveau stade de football de Bruges. Ce faisant, l’historien met en évidence les divisions que ce choix singulier révèle, ainsi que les effets de concurrence mémorielle.

Les tensions politiques contrastées sont également manifestes dans le cas de Jacques d’Artevelde, dont Marc Boone étudie le Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique 2 Éric Bousmar, Sébastien Dubois, Nathalie Tousignant (dir.), Les 175 ans allemand de la Belgique. Histoire d’une commémoration et commémoration d’une histoire: regards critiques, Bruxelles 2007. Nous renvoyons plus largement aux références citées dans le volume. 3 Bertrand Federinov, Gilles Docquier, Jean-Marie Cauchies (dir.), À l’aune de »Nos Gloires«. Édifier, narrer et embellir par l’image, Actes du colloque tenu au Musée royal de Mariemont les 9 et 10 novembre 2012, Bruxelles Publiziert unter | publiée sous 2015. CC BY 4.0 2020 | 4 traitement mémoriel (»Jacques d’Artevelde, un héros gantois«, p. 19.–21. Jahrhundert – Histoire 65–84). À travers la figure de »L’homme sage de Gand« célébrée contemporaine par le romantisme se distinguent trois niveaux d’interprétation et de lecture, et pour chacune une forme spécifique de récupération DOI: idéologique: belge, nationaliste-flamande et socialiste. L’historien 10.11588/frrec.2020.4.77269 souligne en outre l’évolution du personnage dans l’historiographie Seite | page 3 savante.

Analysant le souvenir des ducs de Bourgogne et des premiers Habsbourg dans quatre places belges majeures, Éric Bousmar démontre également la coexistence de mémoires divergentes (»Ducs de Bourgogne et premiers Habsbourg à Liège, Bruxelles, Bruges et Malines«, p. 85–112). Ce constat lui permet de décrire comment Bruxelles réinvestit aujourd’hui patrimonialement et touristiquement cet héritage longtemps presque exclusivement capté par Bruges.

En écho à cette dernière approche, l’analyse de Johannes Süßmann des cas d’Albrecht et Isabelle et de leur postérité dans la mémoire bruxelloise prend tout son intérêt (»Albrecht und Isabella in Brüssel. Eine Spurensuche«, p. 113–136). S’ils ne constituent pas historiquement un haut lieu de mémoire vivante, les Archiducs présentent néanmoins une sorte de mémoire discrète et originale, qu’il s’avère pertinent de souligner.

S’écartant des figures strictement historiques, les quatre contributions suivantes s’attachent à des artistes ou hommes de lettres: Rubens, le prince de Ligne, Adolphe Saxe et Georges Simenon, respectivement présentés par Nils Büttner (»Rubens und das Rubenshaus«, p. 137–156), Daniel Acke (»Le prince de Ligne et Beloeil«, p. 157–176), Géry Dumoulin (»Le phénomène Sax«, p. 177–196) et Sabine Schmitz (»Georges Simenon«, p. 213– 240). Des exemples qui permettent, chacun à leur manière, de montrer les fluctuations de leur popularité vis-à-vis du grand public (comme cela s’avère tout particulièrement le cas pour Beloeil) et d’engager une analyse des enjeux culturels et touristiques passés – notamment à travers le cas de la maison de Rubens – et une réflexion sur les perspectives d’avenir, en soulignant les nouvelles stratégies initiées par les municipalités pour valoriser ce passé (par exemple pour Sax ou pour Simenon). Cette dernière dimension apparaît malheureusement moins creusée pour le cas, pourtant passionnant, de la bibliothèque de Louvain, symbole passé de la barbarie allemande (Mark Derek, »La Bibliothèque de Louvain«, p. 197–212).

Herausgegeben vom Deutschen Une dernière communication, non moins originale, clôt l’ouvrage: Historischen Institut Paris | l’historien et archiviste Peter Quadflieg évalue la construction publiée par l’Institut historique progressive de la famille royale belge comme lieu de mémoire pour allemand la communauté germanophone belge (»›Es lebe der König!‹ oder ›Vive le Roi‹?«, p. 241–268). À travers cet exemple bien argumenté se trouve illustrée l’émergence récente d’une conscience nationale conjointement à celle de l’autonomie communautaire.

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

L’ensemble de l’ouvrage illustre ainsi de manière magistrale la 19.–21. Jahrhundert – Histoire diversité des réalités et des enjeux mémoriels dans le cadre d’un contemporaine petit pays contrasté, et met tout particulièrement en évidence le caractère vivant et mouvant de la mémoire. Il a, en outre, le mérite DOI: incontestable de présenter au public germanophone la complexité 10.11588/frrec.2020.4.77269 historique et l’actualité du cas belge, souvent méconnu. Seite | page 4

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Werner Konitzer, Johanna Bach, David Palme, 19.–21. Jahrhundert – Histoire Jonas Balzer (Hg.), Vermeintliche Gründe. contemporaine Ethik und Ethiken im Nationalsozialismus, DOI: Frankfurt a. M. (Campus Verlag) 2020, 488 S. 10.11588/frrec.2020.4.77270

(Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts), Seite | page 1 ISBN 978-3-593-5103-1, EUR 39,95. rezensiert von | compte rendu rédigé par Emmanuel Faye, Rouen/Paris

L’ouvrage réunit un choix de textes sur l’»éthique« de vingt auteurs national-socialistes, publiés entre 1920 (le »Deutschlands Schicksal« du théologien Emanuel Hirsch) et 1942 (la »Philosophie des Krieges« du philosophe August Faust). Une courte biographie et une étude concise des concepts et des thèses précèdent les morceaux choisis de chaque auteur. Une introduction générale de 70 pages propose une riche réflexion méthodologique sur la légitimité du projet, l’état de la recherche, les difficultés rencontrées, notamment dans le choix des auteurs, et la présentation de onze aspects ou concepts particulièrement représentatifs de la »morale« NS.

Cette publication représente ainsi le résultat peut-être le plus significatif d’un vaste programme de recherches sur »morale« et NS, dont une première version avait été élaborée en 2000 par le philosophe Werner Konitzer et l’historien Raphael Gross, lequel a publié, en 2010, une monographie sur le sujet intitulée »Anständig geblieben. Nationalsozialistische Moral«. Plusieurs ouvrages collectifs sur la question sont parus dans la »Wissenschafliche Reihe des Fritz Bauer Instituts« de Francfort. Dans le premier, publié en 2009 sous le titre »Moralität des Bösen. Ethik und nationalsozialistische Verbrechen«, Konitzer avait proposé une étude problématisant bien ce champ d’étude et intitulée »Moral oder ›Moral‹? Einige Überlegungen zum Thema ›Moral und Nationalsozialismus‹«. Il prenait appui sur le précédent représenté par le grand livre du philosophe d’origine hongroise Aurel Kolnai, »The War against the West«, publié en 1938 et récemment traduit en allemand1, qui analyse les ouvrages d’environ 120 auteurs NS.

En 2009, Konitzer soulignait à juste titre que l’on ne saurait parler que par antiphrase d’une »morale« NS et il maintenait pour cette raison le terme entre guillemets. En 2020, il semble que l’on en Herausgegeben vom Deutschen soit venu à une certaine banalisation du sujet, le terme »éthique« Historischen Institut Paris | à propos du NS n’étant plus mis entre guillemets. Cela peut publiée par l’Institut historique cependant correspondre à un motif mieux recevable, à savoir le allemand fait qu’il est moins question, dans ce nouveau volume, de parler

1 Aurel Kolnai, Der Krieg gegen den Westen, herausgegeben und eingeleitet von Wolfgang Bialas, Göttingen 2015 (Wege der Publiziert unter | publiée sous Totalitaismusforschung). CC BY 4.0 2020 | 4 d’une »éthique national-socialiste« que d’étudier des »éthiques 19.–21. Jahrhundert – Histoire qui, par des nationaux-socialistes, sous le pouvoir NS et autour contemporaine du mouvement NS«, ont alors connu une réception importante (p. 51). Avec beaucoup de scrupules, les éditeurs soulignent DOI: »les difficultés et les risques« que l’on rencontre en publiant des 10.11588/frrec.2020.4.77270 »sources primaires national-socialistes« à propos d’un sujet aussi Seite | page 2 sensible que l’éthique (voir p. 75).

Particulièrement instructif apparaît l’état des lieux de la recherche. Le premier auteur à avoir consacré une monographie au sujet fut l’américain Peter J. Haas, dans »Morality after Auschwitz. The Radical Challenge of the Nazi Ethik«. Contrairement à Hannah Arendt, il avait perçu que l’emprise du NS sur les esprits ne s’expliquait pas seulement par le ressort de la peur et que, d’autre part, il fallait tenir compte de l’antijudaïsme chrétien, lequel avait beaucoup contribué à rendre acceptable la radicalité de l’antisémitisme NS. Une décennie plus tard, l’essai de Claudia Koons, »The Nazi Conscience« (2003), avait marqué ce champ d’études par son étude de la »morale« NS interprétée comme un »fondamentalisme ethnique«. Plus récemment enfin, deux ouvrages ont marqué l’année 2014. Si les auteurs de »Vermeintliche Gründe« reconnaissent leur intérêt, ils en soulignent également les limites induites par le corpus choisi et la méthodologie adoptée.

Dans »La loi du sang. Penser et agir en Nazi«, Johann Chapoutot a proposé une »reconstruction historiographique et descriptive de la normalité national-socialiste« à partir d’un corpus certes abondant mais dans son principe restreint, qui privilégie les écrits des spécialistes de la doctrine raciale et des théoriciens et praticiens du droit classés selon trois impératifs normatifs: procréer, exterminer, dominer. Ce qui manque selon les auteurs à cette description, c’est une »critique de la normativité national-socialiste du point de vue de la philosophie morale« (p. 25). Chapoutot, en effet, n’aborde pas la question de savoir comment les consciences individuelles ont pu faire siens de tels impératifs en les considérant comme moralement fondés.

Dans sa monographie intitulée »Moralische Ordnungen des Nationalsozialismus«, Wolfgang Bialas a étudié pour sa part la »morale« NS à partir des revues de la SS et de la NSDAP. S’il est resté plus près du langage de ses sources que Chapoutot, Bialas retient principalement les discours mettant explicitement le concept de »race« au centre de la »morale«. L’anthologie réunie dans »Vermeintliche Gründe« permet au contraire de mieux Herausgegeben vom Deutschen saisir la diversité des registres sur lesquels jouent les »éthiques« Historischen Institut Paris | publiées sous le NS, notamment lorsqu’elles sont rédigées par des publiée par l’Institut historique théologiens qui mélangent concepts religieux et célébration du allemand Volkstum ou par des pédagogues qui appellent à »transformer« ou »purifier« l’être humain.

Les éditeurs regrettent de n’avoir été autorisés, pour des raisons de droits, à publier un choix de textes de Heidegger, lequel aurait eu toute sa place dans ce recueil. Ils auraient cependant pu Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 procéder comme avec Hans Freyer: confrontés au même problème, 19.–21. Jahrhundert – Histoire ils ont, à défaut de longs extraits, rédigé une présentation contemporaine synthétique de »Pallas Athene. Ethik des politischen Volkes« de 1935. On aurait également apprécié un index des termes DOI: clés de l’»éthique« NS, la question de la terminologie adoptée 10.11588/frrec.2020.4.77270 étant déterminante en ce domaine. »Vermeintliche Gründe« n’en Seite | page 3 constitue pas moins, par les textes rassemblés et les scrupules méthodologiques exprimés par ses auteurs, un instrument précieux pour la recherche, qui, en regard des travaux précités, élargit utilement le corpus à prendre en considération.

L’un des aspects les plus troublants des problèmes posés par ces »éthiques« publiées sous la domination NS réside dans le fait que nombre de leurs auteurs, le plus souvent des universitaires, ont poursuivi une carrière parfois prestigieuse après 1945. Il en est ainsi par exemple du théologien luthérien Paul Althaus. Malgré ses publications völkisch et antisémites parues dès avant la prise de pouvoir de Hitler, il reprend après une courte éclipse son enseignement à l’université d’Erlangen jusqu’en 1956. De même pour le théologien catholique Michael Schmaus, recteur de l’université de Munich en 1952. Même constat pour le pédagogue et philosophe Herman Nohl et son élève Otto Friedrich Bollnow. Étudiant également de Heidegger, membre de la NSDAP en 1940, Bollnow professe en 1934 une »nouvelle image de l’homme« dont la référence n’est plus l’individualité mais le »type« au service de la totalité de la communauté, par exemple avec le »type de l’homme- SA« (p. 180). Très influent dans la philosophie de l’éducation, il est fait en 1975 docteur honoris causa de l’université de Strasbourg et reçoit cinq ans plus tard le Prix de la culture des francs-maçons allemands.

Il resterait donc à déterminer ce qui, des positions national- socialistes de ces auteurs dans le domaine de l’»éthique«, a perduré dans leurs écrits après 1945 – par exemple, pour Bollnow, dans son essai »Mensch und Raum« de 1963 – et continué à se propager dans les esprits. Rappelons à ce propos l’avertissement exprimé par Ernst Cassirer dans sa lettre de démission au recteur de l’université de Hambourg, le 5 avril 1933: »Je pense que le régime durera environ dix ans, mais le désastre qu’il provoquera continuera à laisser des traces pendant les cent ou les cent cinquante années à venir.«

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Hans-Christof Kraus (Hg.), Fritz Hartung – 19.–21. Jahrhundert – Histoire Korrespondenz eines Historikers zwischen contemporaine Kaiserreich und zweiter Nachkriegszeit, Berlin DOI: (Duncker & Humblot) 2019, XIV–889 S. (Deutsche 10.11588/frrec.2020.4.77271

Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts, 76), Seite | page 1 ISBN 978-3-428-15731-0, EUR 119,00. rezensiert von | compte rendu rédigé par Peter Schöttler, Berlin

Der Berliner Historiker Fritz Hartung (1883–1967) ist heute wenig bekannt, obwohl er in der deutschen Historikerzunft einige Jahrzehnte lang zu den einflussreichen Gelehrten gehörte. Als Inhaber eines Neuzeit-Lehrstuhls an der Berliner Universität, in wichtigen Jahren auch als Dekan der damals sehr großen Philosophischen Fakultät – denn noch gehörten die Naturwissenschaften dazu – und später als Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften übte er bei Konflikten und Berufungen häufig eine Schlüssel- oder wenigstens eine Vermittlerrolle aus. Er war zwar ein Schüler von Otto Hintze und auch von Gustav Schmoller, führte in den eigenen Arbeiten aber weniger deren sozialwissenschaftliche Fragestellungen fort als die Tradition einer nationalen Staats- und Institutionengeschichte, von der frühen Neuzeit bis in die Zeitgeschichte. Aufgrund glücklicher akademischer Umstände und wohl auch Dank seiner tadellosen national-konservativen Haltung gelangte er schon 1922 auf den Lehrstuhl seines Lehrers Hintze, mit dessen soziologischen Fragestellungen er freilich ebenso wenig anzufangen wusste wie mit den subtilen ideengeschichtlichen Wanderungen eines Friedrich Meinecke. Stattdessen widmete er sich in der Hauptsache Überblickswerken zur politischen und Verfassungsgeschichte, die in immer neuen Auflagen für Generationen von Studenten zu Lehrbüchern wurden.

Man könnte daher meinen, dass man es hier mit einem angepassten, eher trockenen Ordinarius zu tun hat, der gleichsam in der zweiten Reihe alle Stürme überstand. Politisch mag das insofern zutreffen, als Hartung sich mit der Weimarer Demokratie – im Unterschied zu Hintze oder Meinecke – nie hat anfreunden können. Auch antisemitische Vorurteile – nicht zuletzt gegenüber Hintzes Frau, der progressiven Historikerin Hedwig Hintze (1884– 1942), oder den jüdischen Doktoranden von Meinecke – teilte Herausgegeben vom Deutschen er mit vielen Zeitgenossen. Aber gleichzeitig lehnte er die NS- Historischen Institut Paris | Bewegung ab, die ihm zu unchristlich und wohl auch zu plebejisch publiée par l’Institut historique war, wurde nie »Pg«, sondern versuchte, sich eine Art konservative allemand Anständigkeit zu bewahren. Insofern zeigt sein Beispiel, dass man mitten in Berlin, nicht weit von den Schaltzentralen des Dritten Reiches, als ordentlicher Professor die neueste Geschichte lehren konnte, ohne, wie später behauptet wurde, alles »mitmachen« zu müssen. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

Die jetzt von Hans-Christof Kraus vorgelegte und im Großen und 19.–21. Jahrhundert – Histoire Ganzen ausgezeichnet kommentierte Briefauswahl bietet einen contemporaine tiefen Einblick in diese nur scheinbar ruhige Biographie und die Wechselfälle eines Gelehrtenlebens. Es beginnt mit prekären DOI: Anstellungen in diversen Editionsprojekten, die den jungen Doktor 10.11588/frrec.2020.4.77271 in Archive und Provinzstädte führen, dann folgt die Habilitation in Seite | page 2 Halle und schließlich der Große Krieg, den Hartung als Unteroffizier an der russischen Front erlebt. Doch zum Glück behandeln ihn seine Vorgesetzten, als sie von seinem Professorentitel erfahren, fast wie einen Offizier, und nach einer Verwundung verbringt er die zweite Hälfte des Krieges in diversen Lazaretten. Er nutzt diese Zeit für eine rege publizistische Tätigkeit, so dass er schon bald nach dem Krieg, ausgewiesen durch wissenschaftliche und populäre Veröffentlichungen, in Kiel auf seinen ersten Lehrstuhl gelangt. Bereits ein Jahr später erreicht ihn der Ruf nach Berlin.

Während die Briefe aus Kaiserzeit und Krieg noch keine großen Überraschungen bieten, sondern vor allem den Autor in seinem familialen und akademischen Umfeld situieren, auch seine lebenslangen Gesundheitsprobleme schildern (Tuberkulose), öffnet sich mit den zwanziger Jahren das ganze Spektrum des Berliner Universitätsbetriebs. Wer sich also für das Leben eines »durchschnittlichen« Professors ohne großbürgerlichen Hintergrund oder Attitüde, auch ohne Vermögen oder Netzwerke, interessiert, wird hier reichhaltiges Material vorfinden. Natürlich stehen professorale Ränke im Mittelpunkt, aber Hartung thematisiert eben auch sein Familienleben, pflegt alte Freundschaften – vor allem mit dem Hallenser und später Göttinger Historiker Siegfried Kaehler – und diskutiert mit den Adressaten der Briefe seine wissenschaftlichen Projekte und politischen Anschauungen. Da Berlin nun mal die Reichshauptstadt ist, fallen dabei zwangsläufig große Namen, wie etwa Martin Heidegger, mit dessen vergeblicher Berufung Hartung als Dekan befasst ist.

Schon ab Brief Nr. 93 (von 343) geht es um den Hitler-Staat. Wie viele Konservative ist Hartung am Anfang nicht ganz abgeneigt. »In manchen Dingen«, schreibt er an seinen Freund Gustav Aubin, stehe er »der Bewegung nahe genug, um ohne Opfer meiner Ueberzeugung mich ihr anschliessen zu können. Aber ich stamme doch noch aus dem Vorkriegsdeutschland und bin Protestant und Gelehrter alten Schlages. In der unbedingten Unterwerfung unter eine höhere Autorität sehe ich etwas Katholisches, was ich nicht mitmachen kann« (S. 237).

Herausgegeben vom Deutschen Natürlich bilden die Kommunisten für ihn die größte Gefahr, aber Historischen Institut Paris | auch die »Verjudung« betrachtet er als Problem. Obwohl er in der publiée par l’Institut historique Entlassung von Hans Rothfels eine »besondere Tragik« sieht, denn allemand mit dem konservativen Königsberger Historiker verbinden ihn viele wissenschaftliche und politische Gemeinsamkeiten, hat er für »den Kampf gegen die Juden« durchaus großes Verständnis – »angesichts mancher zu 90 % verjudeter Universitätsinstitute« (S. 240). Dass er in diesem Zusammenhang wiederholt auf das Schicksal seines kranken Lehrers Hintze zu sprechen kommt, Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 dessen jüdische Frau ständig im Ausland sei, ist nicht zu 19.–21. Jahrhundert – Histoire überhören. contemporaine

Hedwig Hintze, die Hartung sowohl als Habilitandin bzw. DOI: Privatdozentin in seiner Fakultät als auch als Gastgeberin im 10.11588/frrec.2020.4.77271 Salon des Meisters erlebt hat, ist ihm offensichtlich höchst Seite | page 3 unsympathisch: »Sie war immer so einseitig und fanatisch demokratisch, daß selbst Meinecke gelegentlich Einspruch erhob. Trotzdem bin ich der Ansicht, daß Frau Hintze besser täte, ihren Mann zu pflegen, statt in Paris die Rolle der politischen Märtyrerin zu spielen« (S. 290). Als Otto Hintze 1940 stirbt, schreibt Hartung einen langen Nachruf, in dem er »mit voller Absicht die Frau« (sic) mit keinem Wort erwähnt (S. 349).

Wie gesagt, Hartung verweigert sich ganz bewusst der Nazipartei, aber er kann nicht jedem Kontakt mit Nazihistorikern ausweichen. Obwohl er als Ordinarius relativ geschützt ist und es sich leisten kann, mit verfemten Kollegen wie Hermann Oncken, Friedrich Meinecke oder Gerhard Ritter zu verkehren, reflektiert er immer wieder die Gefahr und ist daher auch zu inhaltlichen Zugeständnissen, wie etwa der Einfügung der Dolchstoßlegende in die Neuauflage seiner »Deutschen Geschichte«, bereit. (Nach dem Krieg wird er das selbstkritisch einräumen.) Auch am sogenannten »Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften«, der von dem Mediävisten Theodor Mayer organisiert wird, beteiligt er sich. Aber als Verhaltenskompass dient ihm seine kulturprotestantische Ethik und vor allem die von seinen Lehrern übernommenen traditionellen Qualitätskriterien. Damit kann er die allermeisten NS- Karrieristen, die ihm als Dekan oder Ordinarius nähertreten und von denen kaum einer wissenschaftlich etwas vorzuweisen hat, auf Distanz halten. So etwa Walter Frank, der zwar als oberster NS- Historiker auftritt, aber sich eher als Redner und Publizist betätigt, oder Franz Alfred Six, der zwar einen Lehrstuhl bekommt, weil er eine »auslandswissenschaftliche Fakultät« aufbaut, aber im Grunde nur Propagandabroschüren verfasst (und außerdem, was Hartung nicht wissen kann, für das Reichssicherheitshauptamt arbeitet).

Schon ab Mitte der Weimarer Jahre nimmt unter Hartungs Projekten vor allem eine Zeitschrift eine besondere Rolle ein, die »Jahresberichte für deutsche Geschichte«, die er zusammen mit seinem mediävistischen Kollegen Albert Brackmann herausgibt. Dabei handelt es sich um eine jährlich erscheinende, kommentierte Bibliografie, die die Nachfolge der vor dem Ersten Weltkrieg existierenden »Jahresberichte für Geschichtswissenschaft« antreten soll. Doch deren Rolle hat mittlerweile die in Paris Herausgegeben vom Deutschen herausgegebene »Bibliographie internationale des sciences Historischen Institut Paris | historiques« übernommen. publiée par l’Institut historique allemand Deshalb versuchen es die deutschen Historiker mit einem neuen Konzept, das sich stärker auf den eigenen Raum konzentriert, trotzdem aber um ausländische Mitarbeiter wirbt. Sogar Marc Bloch wurde damals angesprochen. Für den Laien mag so ein hilfswissenschaftliches Projekt, das Hartung bis ins hohe Alter begleiten wird – erst 1958 gibt er es unfreiwillig ab –, etwas bieder Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 wirken, etwa wie ein gigantischer Zettelkasten. In einer Zeit jedoch, 19.–21. Jahrhundert – Histoire in der bibliographische Informationen mitunter schwer zugänglich contemporaine waren, stellen diese Jahrbücher, die unter Beteiligung der Leipziger Deutschen Bücherei entstehen, ein wichtiges Arbeitsinstrument DOI: dar, in dem sich außerdem die wichtigsten wissenschaftlichen 10.11588/frrec.2020.4.77271 Trends und Prioritäten spiegeln1. Dies gilt für die Weimarer Jahre Seite | page 4 ebenso wie für die NS-Zeit und die Jahre nach 1945.

Wie ein roter Faden durchziehen die Auseinandersetzungen um diese »Jahresberichte« Hartungs Korrespondenz. Vor allem die Anfänge der DDR sind hier besonders spannend. Denn Hartung gehört zu den wenigen »bürgerlichen« Historikern, die – obwohl er privat im Westen wohnt – nicht den Weg zur »Freien Universität« gehen, sondern sich um den Erhalt der alten »Linden-Universität« sowie der Preußischen Akademie der Wissenschaften bemühen. Welche Probleme damit verbunden sind, wie im Osten und Westen der Alltag erlebt wird, wie ein Gelehrter »alten Schlages« versucht, in regem Austausch mit Kollegen und Freunden in den Westzonen ein Minimum an Gemeinsamkeit zu retten, während er gleichzeitig immer neuen ideologischen Zumutungen ausgesetzt ist, für die er aufgrund seiner Vorgeschichte keinerlei Verständnis hat – die meisten marxistischen Remigranten sind für ihn nämlich ebenso unqualifiziert wie seinerzeit die nationalsozialistischen Karrieristen –, all das macht die zweite Hälfte dieser Edition (Nr. 184 bis 343) besonders lesenswert und zu einer Fundgrube für alle, die die allmähliche Aufspaltung der deutschen Historikerzunft näher verfolgen wollen.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

1 Die bis 1940 erschienene Bände der »Jahresberichte« sind heute online Publiziert unter | publiée sous verfügbar: http://pom.bbaw.de/JDG/(1.11.2020). CC BY 4.0 2020 | 4 Olivier Lahaie, Le nerf de la guerre. Berlin 1918–1919. 19.–21. Jahrhundert – Histoire Un agent secret français spécialisé dans la guerre contemporaine économique finance la révolution spartakiste. DOI: Préface de Bernard Besson, Paris (L’Harmattan) 10.11588/frrec.2020.4.77272

2020, 532 p., ISBN 978-2-343-19416-5, EUR 40,00. Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Mario Keßler, Potsdam/Berlin

Militär- und Wirtschaftsspionage gehen in der Person von Joseph Crozier (1872 Lyon–1939 Paris) alias Pierre Desgranges eine Verbindung ein, aus der ein bisher unbekanntes Kapitel der Geheimdienstgeschichte des Ersten Weltkrieges erwuchs – mit Verbindungen zur deutschen Arbeiterbewegung. Dessen Hauptgestalt fiel, trotz seiner 1930 erschienenen Erinnerungen1, der Vergessenheit anheim. Aus dieser entriss ihn die Biografie des an der Militärhochschule Saint-Cyr tätigen Historikers Olivier Lahaie, die auf umfangreichen Studien in französischen, britischen, Schweizer und US-Archiven beruht. Als wichtigste Fundgrube erwies sich das französische Kriegsarchiv in Vincennes. Croziers Behauptung, ohne ihn und seine Waffenlieferungen an die deutsche radikale Linke wäre die Geschichte am Ende des Ersten Weltkrieges anders verlaufen, unterzieht Lahaie einer Prüfung.

Die spannende, mitunter zu ausladend angelegte Darstellung zeigt einen Menschen, der seine von keinerlei Skrupel gebremste Tatkraft hinter einem unauffälligen Äußeren und höflichen Manieren verbarg. Vor 1914 war der als Anwalt und Geschäftsmann in Brüssel tätige Crozier ein enger Mitarbeiter des in Deutschland geborenen britischen Bankiers Ernest Cassel, der einen Teil seines Geldes im Waffenhandel verdiente.

Nach dem deutschen Überfall auf Belgien flüchtete Crozier nach Paris. In Spanien sollte er eine große Zahl von Mausergewehren an Deutschland verkaufen, informierte aber den französischen Geheimdienst davon, der schließlich über Mittelsmänner den Kauf der Waffen durch Frankreich bewerkstelligte.

Daraufhin bot Crozier dem französischen Geheimdienst selbst seine Dienste an. Er wurde der neugebildeten Abteilung für Wirtschaftsspionage des 2e bureau zugewiesen. Diese Abteilung war auch für die logistische Seite der alliierten Wirtschaftsblockade Herausgegeben vom Deutschen gegen Deutschland zuständig. In ihrem Auftrag ging Crozier in die Historischen Institut Paris | neutralen Niederlande. Dort trat er als erfolgreicher Großhändler publiée par l’Institut historique vor allem für Öl, Brennstoffe und Fette auf. allemand

1 Lieutenant Joseph Crozier, En mission chez l’ennemi, Paris 1930; Leutnant Pierre Desgranges, In geheimer Mission beim Feinde 1915–1918. Publiziert unter | publiée sous Übersetzt von Hans Jacob, , Zürich 1930. CC BY 4.0 2020 | 4

Crozier war auch im Möbelgeschäft, im Seifen- und sogar im 19.–21. Jahrhundert – Histoire Opiumhandel tätig; ein Mann, der sich um das Schicksal seines contemporaine Landes nicht groß zu kümmern schien. Er wollte, so schien es, nur schnell sehr viel Geld verdienen – und dies vor allem DOI: durch Handel mit Frankreichs Gegner Deutschland. Wichtige 10.11588/frrec.2020.4.77272 Informationen sowie nötige finanzielle Mittel erhielt er von Cassel. Seite | page 2 Für seine französischen Auftraggeber leitete Joseph Crozier als Leutnant Pierre Desgranges eine Gruppe von technisch sehr gut ausgerüsteten Agenten, denen vor allem die Wirtschaftsspionage oblag.

In Düsseldorf gründete er eine Zweigstelle seiner verschiedenen Unternehmen, durch die er zahlreiche Informationen, so über den deutschen U-Bootkrieg, erhielt, die er dem französischen Geheimdienst weiterleitete. Besonders enge Kontakte unterhielt er zu Albert Ballin, dem Generaldirektor der Hamburg-Amerika- Linie, der weltgrößten Schifffahrtsgesellschaft. Ballin hatte nach Kriegsbeginn die Reichseinkaufs-Genossenschaft zum Ankauf von Lebensmitteln aus dem Ausland gegründet und wurde von Crozier regelmäßig beliefert.

Nur kurz erwähnt Lahaie, dass ein Agent Croziers in britischem Auftrag versuchte, Edith Cavell, eine Krankenschwester, die gefangenen alliierten Soldaten zur Flucht verholfen hatte, aus deutscher Haft in Brüssel zu befreien. Doch blies der britische Geheimdienst die Aktion ab, und Edith Cavell wurde im Oktober 1915 von einem deutschen Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet. Als Märtyrerin war sie der alliierten Kriegspropaganda nützlicher denn als Überlebende (vgl. S. 203).

Anfang 1917 endete Croziers Mission. Er wurde zur französischen Armee gezogen, kam aber nicht an die Front, sondern versah Postdienste im Hinterland. Im November empfahlen ihn Oberstleutnant Henri Herscher und der Chef der Wirtschaftsspionage Jean Tannery (offiziell Leiter der Post- und Telegrammkontrolle) dem neuen Premierminister Georges Clemenceau zur besonderen Verwendung. Clemenceau lud Crozier umgehend zu einer Unterredung. In deren Folge entwarfen Crozier und Paul Boucabeille, der französische Militärattaché in Den Haag, den Plan der Entfachung und Unterstützung von Aufstandsbewegungen in Deutschland – analog zur deutschen Unterstützung der russischen Revolutionäre 1917.

Crozier ging erneut in die Niederlande. Durch David Wijnkoop, den Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei (Vorläufer der Herausgegeben vom Deutschen Kommunistischen Partei), dessen Wahlkämpfe er mitfinanziert Historischen Institut Paris | hatte, kam er in Kontakt mit deutschen revolutionären Linken, publiée par l’Institut historique darunter mit Carl Minster und Wilhelm Pieck. Dieser war Anfang allemand 1918 aus der deutschen Armee desertiert und auf Beschluss der Spartakusgruppe illegal nach Amsterdam gegangen. Pieck, der kurz vor seiner Flucht noch illegal die Massenstreiks in den Berliner Rüstungsbetrieben mit vorbereitet hatte, berichtete Crozier von der Kriegsmüdigkeit und latenten Revolutionsbereitschaft deutscher Arbeiter. Optimistisch prophezeite Crozier im Frühjahr Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

1918 revolutionäre Aufstände in Deutschland. Die Deutschen 19.–21. Jahrhundert – Histoire würden eine Verlängerung des Krieges und eine nochmalige contemporaine Winteroffensive wie 1917 nicht mehr hinnehmen. Noch vor Anbruch des Winters werde die Revolution ausbrechen, deren DOI: allererste Konsequenz der sofortige Frieden sei. 10.11588/frrec.2020.4.77272

Seite | page 3 Der französische Geheimdienst sah sich als möglicher Geburtshelfer der Revolution. Deshalb suchte Crozier über Pieck die Verbindung zur USPD, zu den Revolutionären Obleuten (den kriegskritischen Betriebsvertrauensmännern) und zum Spartakusbund. Dessen Bemühungen, die spontanen Massenbewegungen Ende Oktober 1918 in eine revolutionäre Richtung zu lenken, stießen bei USPD-Führern und Teilen der Obleute auf Skepsis. Doch erhielten die Obleute, die wichtigste Kraft der radikalen Linken, durch von Crozier angebahnte Kanäle die nach Deutschland geschmuggelten Waffen.

Anfang November war Crozier beim von den Obleuten dominierten Vollzugsausschuss der Arbeiter- und Soldatenräte in Berlin – nicht beim Spartakusbund, wie er zunächst annahm und Lahaie schreibt. (vgl. S. 343). Doch trat er durch den Vollzugsausschuss in Kontakt mit Karl Liebknecht. Natürlich suchten alle deutschen Beteiligten den Kontakt zu verwischen; niemand durfte sich den Vorwurf einhandeln, mit dem Kriegsgegner zusammenzuarbeiten. Von der Wucht, mit der die Revolution sich ausbreitete, wurde Crozier wie alle Zeitgenossen überrascht. Unterdessen überwachte sein Netzwerk den Rückzug deutscher Armeeverbände, der zum Teil über niederländisches Territorium erfolgte.

Doch am 10. November wies General Boucabeille Crozier an, die Zusammenarbeit mit den deutschen Revolutionären einzustellen. Die Pariser Politiker und Militärs hatten ihr Hauptziel, den Sturz des Kaisers, erreicht und fürchteten das Ausgreifen einer erfolgreichen deutschen Revolution auf Frankreich. Crozier befolgte die Anordnung, doch die Waffen verblieben in den Händen der deutschen Revolutionäre, die sich im Januar 1918 – möglicherweise angestachelt durch agents provocateurs – in Berlin zu einer aussichtslosen Erhebung hinreißen ließen, dem fälschlich so bezeichneten Spartakusaufstand. Dieser endete mit dem blutigen Gericht der Konterrevolution und den Morden an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg.

Crozier ging zurück ins Bankwesen. Er wurde als »braver französischer Bürger von ruhiger Erscheinung, imposanter Statur, einem offenen und mitfühlenden Blick« beschrieben, Herausgegeben vom Deutschen als guter Familienvater, »der das Philosophiestudium seiner Historischen Institut Paris | Tochter aufmerksam verfolgte« (S. 380). Doch gestand er einem publiée par l’Institut historique Journalisten, die Ermordung zahlreicher feindlicher Agenten in allemand die Wege geleitet zu haben. Er starb unbeachtet kurz vor dem Zweiten Weltkrieg; kein Nekrolog erinnerte an den einstigen Geheimagenten. Der Gang der Geschichte, das zeigt dieses Buch, wurde, entgegen Croziers Behauptung, durch Operationen der Geheimdienste durchaus beeinflusst, aber keineswegs in ihren Grundzügen bestimmt. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Andreas Ludwig (Hg.), unter Mitarbeit von Katja 19.–21. Jahrhundert – Histoire Böhme und Anna Katharina Laschke, Zeitgeschichte contemporaine der Dinge. Spurensuchen in der materiellen Kultur DOI: der DDR, Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2019, 10.11588/frrec.2020.4.77273

378 S., 158 s/w u. farb. Abb., ISBN 978-3-412-51106-7, Seite | page 1 EUR 35,00. rezensiert von | compte rendu rédigé par Nicolas Offenstadt, Paris

Voilà un volume qui présente une double particularité. La première est d’être une véritable somme sur l’histoire des objets, de la »culture matérielle« de la RDA tout en procédant par petites touches, et non par un approche d’ensemble. La seconde est de soulever tout autant de nouvelles questions, que de donner des réponses à celles posées sur l’écriture de l’histoire avec les objets.

Ces particularités tiennent au point de départ de cette »histoire contemporaine des objets« (»Sur les traces de la culture matérielle de la RDA«). En effet, beaucoup des contributions, et la ligne directrice, se fondent sur l’expérience et les collections du Centre de documentation sur la vie quotidienne en RDA d’Eisenhüttenstadt (Brandebourg) qui, à partir des années 1990, sous la direction de l’historien berlinois Andreas Ludwig, a géré et rassemblé une immense collection de choses et d’objets de la RDA exploitée selon une perspective savante, à la fois dans la collecte (progressivement documentée méthodiquement) et la valorisation à travers des expositions élaborées selon des questionnaires et des interrogations éprouvés1.

Ce sont en effet les collections du musée et sa documentation qui servent de corpus de sources à une majorité d’articles. Les interrogations sont cependant multiples: elles portent à la fois sur l’objet comme source des historiens, sur la place de la culture matérielle dans l’historiographie en général et du coup, sur le rôle des collections et musées dans ces processus: une histoire des objets, une histoire avec les objets et une histoire par les objets (celle de leur place dans la vie des humains, autour d’une »biographie matérielle du propriétaire« par exemple).

L’ensemble est divisé en trois parties. La première interroge la place des objets dans l’écriture de l’histoire contemporaine, à Herausgegeben vom Deutschen partir de points de vue variés, et assez disparates. La seconde, très Historischen Institut Paris | originale, est conçue selon un véritable protocole commun aux publiée par l’Institut historique neuf contributions. Les chercheurs et chercheuses ont eu pour allemand mission de se promener dans les rayons des archives matérielles du Centre de documentation en choisissant un ou plusieurs objets, de le faire parler (ici histoire »durch Objekte«,par les objets

Publiziert unter | publiée sous 1 Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR. CC BY 4.0 2020 | 4 donc) et d’en retracer la biographie dans un ample contexte 19.–21. Jahrhundert – Histoire historique, selon un déroulé commun mais avec des critères de contemporaine choix arbitraires ou personnels. Certains démarrent avec des critères précis (par exemple cherchant un produit manufacturé de DOI: haute qualité), d’autres se laissent bercer par la promenade. 10.11588/frrec.2020.4.77273

Seite | page 2 La dernière partie enfin cherche à réfléchir la notion de »collections« soit à partir de fonds constitués »reçus« par le centre (des emballages rassemblés par Heinz Weber, spécialiste du sujet en RDA, ou de la documentation sur le mobilier et l’architecture d’intérieur donné par Werner Sütterlin qui fut rédacteur en chef de »Kultur im Heim«, un magazine qui devait éduquer à un certain goût de l’aménagement intérieur) ou bien d’analyses d’ensemble à partir des objets dont le Dokumentationszentrum dispose (le café et les appareils à café, les biens dits de consommation de masse).

Chaque contribution de la première partie »Les objets dans l’histoire contemporaine« offre un intérêt certain, mais l’ensemble reste hétéroclite et ne peut du coup donner vraiment une idée d’ensemble de ce que font les historiens avec les objets. Pourquoi un article restreint sur quelques photos achetées brocante, quand le champ de la photo en tant qu’objet est si vaste, ou sur les employés de bureau face à la rationalisation dans les années 1920? Pourquoi pas d’ailleurs. Une prise en considération de ce que les archéologues et les sociologues font et disent des objets aurait tout aussi bien eu sa place et sans doute élargi le champ de la réflexion.

Dans l’introduction générale du volume et, dans celles des différentes parties, Andreas Ludwig offre cependant un très robuste tour d’horizon des approches de sciences sociales et d’historiographie, ainsi que des questionnaires liés. Katja Böhme interroge en particulier en quoi un objet participe de la biographie de son possesseur et comment en retour il l’informe, quand l’historien le fait parler. Ainsi offre-t-elle une belle analyse, tout en nuance, de ce qui signifie s’être procuré la »Ferme des animaux« d’Orwell – livre interdit en RDA – pour Thomas G.

Derrière les réflexions de Carlo Ginzburg sur la trace et l’enquête – que Katja Böhme présente plus particulièrement dans le même article –, la seconde partie conduit donc les chercheurs dans le dépôt du musée/centre de documentation. Chacun raconte sa démarche, son choix, l’identification de l’objet, son enquête, ce que l’on peut restituer de sa biographie et de son contexte d’usage: une série de diapositives sur la préhistoire mène ainsi à interroger Herausgegeben vom Deutschen les choix des enseignants et le recours ici à du matériel de l’Ouest, Historischen Institut Paris | une mascotte de cosmonaute permet de présenter le rôle de la publiée par l’Institut historique conquête spatiale pour les habitants en RDA et dans le bloc de l’Est. allemand

Sans cesse les articles oscillent entre les apports de la méthode et ses limites. Les apports évidents tiennent d’abord à l’attention prêtée aux objets étudiés à la loupe, comme en une microhistoire et surtout les chercheurs retrouvent souvent les donateurs, les utilisateurs ou les possesseurs des objets permettant des Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

éclairages extrêmement riches sur leur »biographie«, comme 19.–21. Jahrhundert – Histoire pour cet appareil un peu intriguant au départ qui s’avère servir à contemporaine l’enregistrement des prêts d’une bibliothèque, ou pour des boites à cigarettes fabriquées en Bulgarie. DOI: 10.11588/frrec.2020.4.77273 Les limites apparaissent lorsque l’objet semble devenir un prétexte Seite | page 3 à une description technique ou à présenter l’état d’une question, d’un savoir (on revient à l’histoire plus classique des objets, »über Objekte«), ou des connaissances qui finissent par lui devenir lointain ou, du moins, l’on ne voit pas ce qui change radicalement, si l’on avait traité le même sujet en partant de sources écrites, à savoir l’histoire d’un produit ou d’une marque. On retrouve cette (stimulante) ambiguïté dans la troisième partie sur les collections.

Andreas Ludwig montre fort bien que certaines collections (tels celle d’emballages et d’étiquettes) ouvrent à des savoirs peu saisissables autrement, et qu’elles permettent du coup, des récits plus charpentés. Mais lorsqu’il raconte l’histoire des politiques de biens de consommation depuis la fondation de la RDA jusqu’à sa chute en les illustrant avec des objets d’Eisenhüttenstadt, c’est passionnant et précis, mais le récit n’aurait sans doute pas été très différent à partir de sources seulement écrites. C’est peut-être ici qu’apparaît un terrain trop peu thématisée: la question de l’écriture et du récit: qu’est-ce que l’on raconte avec des objets devant soi, à côté, avec leur photos? En quoi la narration, le style d’écriture ou peut-être l’implication du chercheur dans le propos prend-il une tournure différente (ou pas)? Et pour quels gains heuristiques ou de connaissance? Chaque fois que les auteurs ébauchent des réponses, comme lorsqu’ Andreas Ludwig explique que le récit avec les objets liés au café permet de sortir du récit de pénurie, la réflexion s’enrichit grandement.

De même, la polarisation de l’enquête sur les objets conservés au centre de documentation, donc des objets rassemblés par un collectionneur (au départ du fond) ou donnés par des habitants aurait mérité une interrogation, voire des compléments. À l’évidence l’ensemble est immense, riche et varié et le projet se justifie parfaitement. Certaines choses ne sont, cependant, sans doute, jamais ou presque données, mais sont conservées. Dans ce cas l’ethnographie du domicile peut apporter d’autres regards: Susan E. Reid le montre dans le volume pour les logements de l’ère Khrouchtchev et les débats sur leur modernisation, et Anna Katharina Laschke en observant dans l’intérieur des familles de donateur, en situation, les objets qui demeurent.

Herausgegeben vom Deutschen D’autres choses sont abandonnées ou détruites, et alors là aussi Historischen Institut Paris | d’autres modes d’enquête s’imposent. En certains moments, publiée par l’Institut historique on aimerait en savoir plus sur l’interaction entre les humains allemand et les non-humains, se retourner vers les acteurs, ainsi lorsque Andreas Ludwig s’interroge pour savoir comment les formes de politisation des objets étaient perçues par les Allemands de l’Est (»Objets politiques, objets politisés«). L’enquête orale aurait ici certainement, au moins en partie, apporté des réponses, comme le montrent plusieurs contributions du livre. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

Autant dire, au final, la très grande richesse du volume, fort dense, 19.–21. Jahrhundert – Histoire qui offre un matériau foisonnant croisé avec tout un ensemble contemporaine d’enjeux historiographiques et épistémologiques, au-delà de la RDA, auquel on peut souvent revenir, par de multiples chemins et DOI: pour toute histoire avec les objets, par les objets. 10.11588/frrec.2020.4.77273

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Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Simon Mee, Central Bank Independence and the 19.–21. Jahrhundert – Histoire Legacy of the German Past, Cambridge (Cambridge contemporaine University Press) 2019, 368 p., 13 b/w ill., 3 tabl., ISBN DOI: 978-1-10875-960-1 (E-Book), GBP 75,00. 10.11588/frrec.2020.4.77328

Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Christian Marx, München

Vor dem Hintergrund der turbulenten deutschen Währungsgeschichte nimmt sich Simon Mee eines höchst spannenden Gegenstands an. Dabei verfolgt er in seiner Dissertation allerdings nicht das Ziel, eine währungs- oder geldpolitische Darstellung vorzulegen, vielmehr analysiert er einen ökonomischen Gegenstand – die deutsche Zentralbank – aus einer kulturhistorischen Perspektive und räumt hierbei historischen Narrativen viel Platz ein. Besonders die Inflationserfahrungen der Zwischenkriegszeit wurden demnach nach 1945 immer wieder aufgegriffen, um die Unabhängigkeit der Zentralbank und eine auf Preisstabilität ausgerichtete Geldpolitik durchzusetzen. Simon Mee verwendet in diesem Zusammenhang den Terminus einer »monetären Mythologie« (S. 7). Die Erfahrungen mit der Hyperinflation 1922/1923 und der Inflationsphase 1936 bis 1945 wurden in der Bundesrepublik in eine politische Waffe umgemünzt, um die Unabhängigkeit der Zentralbank zunächst institutionell durchzusetzen und später dauerhaft zu verteidigen. Dass die Reichsbank während der Hyperinflation weitgehend unabhängig war, wurde dabei regelmäßig übersehen.

Zweifellos bildete die Reichsbank eine wichtige Hintergrundfolie für den Aufbau des deutschen Zentralbankwesens nach 1945. Mee skizziert daher in seinem ersten Kapitel ihre Geschichte von ihrer Gründung bis zu den Nürnberger Prozessen. Hier wurden die Grundlinien der monetären Nachkriegsmythologie formuliert. In der Verteidigung des früheren Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht wurde vor allem auf das Memorandum von 1939 abgehoben, in dem sich das Reichsbankdirektorium gegen die expansive Ausgabenpolitik der Nationalsozialisten aussprach und damit seine Entlassung provozierte. Während jenes Dokument zu einem moralischen Beweismittel avancierte, das seine Unterzeichner nach 1945 gegenüber den NS-Verbrechen entlastete, wurde die Rolle der Reichsbank als Institution des nationalsozialistischen Unrechtsstaats vollends in den Hintergrund gedrängt. Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | Das zweite Kapitel umfasst die Gründung der Bank deutscher publiée par l’Institut historique Länder bis zum Übergangsgesetz 1951, mit dem die Alliierten die allemand westdeutsche Zentralbank aus ihrer Kontrolle entließen. Die Bank deutscher Länder war ein Produkt der US-amerikanischen und britischen Besatzungspolitik. Mit Wilhelm Vocke kam ein Mann an ihre Spitze, der das Memorandum von 1939 unterzeichnet hatte, aber auch die Geldpolitik der Reichsbank zur Zeit der Publiziert unter | publiée sous Hyperinflation mitgetragen hatte. Und er war bei weitem nicht CC BY 4.0 2020 | 4 der einzige ehemalige Reichsbanker in der neuen Notenbank. 19.–21. Jahrhundert – Histoire Während auf institutioneller Ebene ein Bruch stattfand, zeigten contemporaine sich hier klare personelle Kontinuitäten. Mee verweist in diesem Zusammenhang immer wieder auf die Bedeutung eines DOI: spezifischen Narratives über die Reichsbank vor 1945, bei der 10.11588/frrec.2020.4.77328 die Inflationsgefahren als Ergebnis einer weisungsgebundenen Seite | page 2 Zentralbank interpretiert wurden.

Wie wirkungsmächtig jene Erzählung war, zeigte sich nicht nur beim Übergangsgesetz 1951, als Bundesfinanzminister Fritz Schäffer mit seinem Versuch, die Bank deutscher Länder unter die Kontrolle der Bundesregierung zu stellen, kläglich scheiterte, sondern auch bei der Ausgestaltung des Bundesbankgesetzes. Dabei erwies es sich als entscheidend, dass es mit der 1948 gegründeten Bank deutscher Länder bereits eine Zentralbank gab, die bei der Ausgestaltung ihres zukünftigen Handlungsrahmens mitwirkte. Während Adenauer und Schäffer ihren dezentralen Aufbau und ihre Unabhängigkeit revidieren wollten, stellten sich die Notenbanker und die Bundesländer gegen einen tiefgreifenden organisatorischen Einschnitt.

Der Angriff Adenauers im Rahmen der Gürzenich-Affäre verfestigte das Bild einer von politischer Seite unter Druck stehenden Zentralbank nochmals und half letztlich dabei, ihre Unabhängigkeit unter Einbeziehung der Öffentlichkeit erfolgreich zu verteidigen. Auch das 1957 erlassene Bundesbankgesetz enthielt keinen Mechanismus zur stillen Aushandlung eines institutionellen Konflikts zwischen Bundesregierung und Bundesbank, so dass Meinungsverschiedenheiten oftmals in den öffentlichen Raum getragen wurden, in dem die Bundesbank die Inflationsnarrative der Zwischenkriegszeit geschickt für sich zu nutzen wusste.

Während die Bedeutung der Alliierten in der Literatur schon mehrfach betont wurde, liegt der Mehrwert von Mees Studie vor allem darin, den historischen Erzählungen größeres Gewicht beizumessen. Im Unterschied zu den 1950er-Jahren, als die Bank deutscher Länder auf diese Weise ihre Unabhängigkeit verteidigte, geriet die Bundesbank in den 1960er-Jahren infolge eines sich wandelnden gesellschaftlichen Klimas dennoch in die Defensive. Nun holten die dunklen Schatten der NS-Vergangenheit ihr Führungspersonal und allen voran Bundesbankpräsident Karl Blessing ein. Blessings Mentor Schacht betrat erneut die Bühne und verbreitete nicht nur die These einer dritten Inflation, vielmehr stellte er auch Blessings Rolle während der zweiten Inflation im Nationalsozialismus heraus. Zudem griff eine zunehmend Herausgegeben vom Deutschen kritische Medienöffentlichkeit Blessings Mitgliedschaft in Himmlers Historischen Institut Paris | Freundeskreis Reichsführer-SS auf, woraufhin die Presseabteilung publiée par l’Institut historique der Bundesbank mit einer eigenen Darstellung konterte und allemand Journalisten gezielt mit entlastenden Dokumenten versorgte.

Nachdem die Belastung durch ehemalige NSDAP-Mitglieder in den Führungsgremien der Bundesbank in den 1960er-Jahren ihren Höhepunkt erreicht hatte, war die Zentralbank ab 1969 mit einer neuen, sozialdemokratisch geführten Regierung und Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 neuen ökonomischen Herausforderungen konfrontiert. Unter 19.–21. Jahrhundert – Histoire Blessings Nachfolger Karl Klasen musste die Bundesbank den contemporaine Übergang zu flexiblen Wechselkursen bewerkstelligen und sich an deutlich höhere Inflationswerte gewöhnen. Infolgedessen DOI: war eine Verständigung auf neue geldpolitische Ziele notwendig, 10.11588/frrec.2020.4.77328 die nicht immer mit den wirtschaftspolitischen Maßnahmen in Seite | page 3 Einklang standen. An dieser Stelle verweist Mee einmal mehr auf den Einfluss historischer Inflationsnarrative für aktuelle politische Debatten. Doch die Kritik des linken SPD-Flügels und der Gewerkschaften, die Bundesbank habe durch ihre Entscheidungen, die ökonomische Flaute 1966/1967 zumindest mitverursacht, weshalb ihre Unabhängigkeit zu überdenken sei, blieb folgenlos – nicht zuletzt, weil die SPD-Spitze vor einer öffentlichen Auseinandersetzung mit der Bundesbank zurückschreckte.

Insgesamt arbeitet Mee die Konstruktion der »monetären Mythologie« und die Bedeutung historischer Narrative und Sinnzuschreibungen für das Handeln der Notenbanker nach 1945 glaubhaft heraus. Empirisch erfährt man dabei mit Ausnahme der kommunikativen Selbstinszenierung der deutschen Zentralbank in weiten Passagen zwar wenig Neues. Allerdings gelingt es ihm überzeugend, gerade jene Selbstdarstellung als Garantin der Preisstabilität auszubreiten. Dass jene Fokussierung auf Währungsstabilität nicht für alle großen Industrieländer galt und die Bundesbank keiner parlamentarischen Kontrolle unterlag, wurde erfolgreich beiseite gedrängt. Damit verbindet Simon Mee nicht nur die Währungsgeschichte nach 1945 mit der historischen Erinnerung an die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag für das Verständnis (wirtschafts-)politischer Institutionen in der frühen Bundesrepublik.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Pierre Mounier, Les humanités numériques. Une 19.–21. Jahrhundert – Histoire histoire critique, Paris (Éditions de la Maison contemporaine des sciences de l’homme) 2018, 176 p., ISBN DOI: 978-2-7351-2255-4, EUR 13,50. 10.11588/frrec.2020.4.77275

Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Gérald Kembellec, Paris

Pierre Mounier, ingénieur de recherche à l’EHESS et directeur adjoint d’Open Édition, nous offre ici une analyse critique des humanités numériques dans ce livre court, mais extrêmement dense. L’ouvrage est basé sur des réflexions au sein du séminaire »Humanités numériques: quelle(s) critique(s) ?«, coorganisé avec Aurélien Béra à l’EHESS (2016–2018).

L’auteur constate la désaffection pour les humanités, notamment dans l’enseignement supérieur où l’on encourage et subventionne plus volontiers les formations liées à l’industrie ou la finance. D’aucuns pensent que les filières d’enseignement des humanités pourraient être sauvées par l’apport de méthodes informatiques ou mathématiques, gages d’une »scientificité« calquée sur l’organologie des sciences naturelles. Ce tableau sombre et engagé, volontairement provocateur envers un monde libéral sert d’introduction à la notion d’humanités numériques.

L’ouvrage s’articule autour de trois défis majeurs qui font des humanités numériques un objet complexe à définir et à analyser. Premièrement, le rapport ambigu à la technique en contexte d’humanités: le numérique renvoie ici à l’informatique qui est à la fois une discipline scientifique et une technologie relevant de l’ingénierie. Ensuite, la mobilisation de moyens techniques comme renouvellement critique des humanités. Si les objectifs restent théoriquement inchangés, il y a un danger corollaire à importer au sein des disciplines humanistes une certaine idéologie industrielle.

La logique de concurrence du monde académique, qui répartit les ressources financières, risque de provoquer la colonisation des sciences humaines par l’économie de marché. Il faudrait trouver un équilibre qui articule les humanités à la société: sortir les humanités d’une supposée »tour d’ivoire«, sans les asservir aux règles du libéralisme. La réponse de Pierre Mounier consiste à proposer et favoriser des sciences ouvertes, participatives et citoyennes. Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | Enfin, il décrit le défi scientifique à travers plusieurs facettes: la publiée par l’Institut historique cohabitation de la vénérable méthode hypothético-déductive avec allemand la reconnaissance de schémas dans les données, induite par les méthodes du big data. Une autre facette du défi scientifique lié aux corpora des humanités numériques: la collecte, l’agrégation, la manipulation et la représentation des sources. Les questions de design, d’interactivité et d’herméneutique sont également Publiziert unter | publiée sous bousculées par le changement d’échelle. CC BY 4.0 2020 | 4

Une fois problématisé, le concept des humanités numériques 19.–21. Jahrhundert – Histoire va ensuite être – longuement – historisé avec en miroir l’histoire contemporaine de la société IBM qui a été support du premier projet notable du jésuite italien Roberto Busa. Il avait entrepris de transcrire et DOI: d’indexer la »Somme théologique« de Thomas d’Aquin avec des 10.11588/frrec.2020.4.77275 cartes perforées, seul, puis à l’aide d’IBM pour parvenir à l’»Index Seite | page 2 Thomisticus«. Si le contexte historique est présenté de longue haleine, cela permet d’appréhender l’informatisation de la société entamée par IBM et son besoin d’une vitrine culturelle.

L’image de société ouverte sur la culture qu’IBM s’est offerte en instrumentalisant sa participation au projet de Busa questionne sur la relation souhaitable entre la recherche en humanités et le monde de l’industrie. D’autres projets emblématiques des humanités numériques sont ici présentés, mais moins en détail, et de manière moins technique et politisée, comme ceux des célèbres William Blake Archive ou Rosetti Archive.

Les arguments et contre-arguments liés à la théorisation des humanités numériques sont analysés et discutés avec minutie et illustrés d’exemples. Ainsi, la phylogénétique du texte de Morretti, rendue possible par le distant reading, âprement discutée par Prendergast est scrutée sans pour autant être arbitrée. Le débat entre explication systématique par automatisation et interprétation intuitive est présenté et tranché: rien ne peut se substituer à l’interprétation sensible du chercheur. De même, certains courants des humanités numériques sont confrontés. Par exemple, la »textualité radiante« (hyperliaison des textes) de McGann, à vocation d’analyse par lecture humaine extensive ne peut être conciliable avec le distant reading.

Pierre Mounier reprend aussi la vision de Willard McCarty pour qui l’ordinateur peut être vu comme un »télescope pour l’esprit«, moyen d’avoir une vision d’ensemble, par une prise de recul, sur son objet de recherche. Son état de littérature sur les postures en humanités s’achève sur la thick description, toujours de McCarty. Par opposition au positivisme, parfois reproché aux humanités numériques, cette méthode d’investigation permet d’exposer ce qui sort du cadre habituel: une via negativa.

Ce qui est particulièrement intéressant dans cet ouvrage, outre les aspects rétrospectifs et sociaux du mouvement des humanités numériques, c’est sa théorisation qui est une forme de panorama épistémique du sujet. Si l’on considère ici les humanités numériques comme des méthodes à appliquer sur des corpora par Herausgegeben vom Deutschen des chercheurs, on aborde également la délicate question réflexive Historischen Institut Paris | de l’impact du numérique sur les humanités. publiée par l’Institut historique allemand Qu’est-ce que les humanités numériques font aux disciplines qui en usent? Bien sûr, les précautions d’usage sont introduites: les outils, algorithmes ne font que les tâches pour lesquelles ils ont été pensés sans remplacer l’humain pour autant. Les processus et outils automatisés sont évidemment à même de calculer et corréler, mais pas d’interpréter et d’analyser, encore moins d’avoir Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 des intuitions qui restent du domaine du sensible. Pierre Mounier 19.–21. Jahrhundert – Histoire rappelle à ce propos la posture critique de Johanna Drucker sur contemporaine le post-humanisme: elle y préfère le méta-humanisme qui ne se substitue pas au travail de l’homme, mais qui, comme l’outil, DOI: prolonge sa main. 10.11588/frrec.2020.4.77275

Seite | page 3 Ce qui est présenté comme étant certain, c’est que les humanités numériques changent le travail des chercheurs en lettres, humanités et sciences sociales. Elles apportent de nouvelles méthodes de construction et d’analyse de corpora sur lesquelles un regard acéré doit être porté. Mounier rappelle que Johanna Drucker et Milad Doueihi, sans concertation apparente, sont très critiques sur les analyses produites par les méthodes et outils numériques sur des corpora philologiques et historiques. Par exemple, sont présentés les biais d’interface: des visualisations anachroniques qui déforment la réalité en la décontextualisant ou encore des présupposés qui, en philologie numérique, vont orienter l’analyse. Il ressort de la critique de ces auteurs, pointée par Pierre Mounier, que le numérique doit être adaptable au chercheur et à la plastique du matériau étudié pour ne pas entraver le travail et la liberté d’interprétation du chercheur en humanités.

Ce travail, très concentré sur l’histoire et la littérature, ne prétend pas donner une dimension intrinsèquement épistémique aux humanités numériques. Cependant, Pierre Mounier expose ici plus qu’une simple collection de points de vue sur des méthodes pluridisciplinaires d’analyse en humanités. Les diverses postures présentées donnent l’impression de dialoguer, de se confronter parfois, au sein d’une discipline en construction. La rétrospective documentée ancre précisément le propos dans l’idée d’une construction au long cours. Après la lecture de l’ouvrage, quel que soit l’analyse de la lectrice ou du lecteur et son opinion sur le sujet, la sensation d’une transformation du métier de chercheur/ chercheuse en sciences humaines, comme celle de la société dans son ensemble, sera devenue tangible.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Dominik Orth, Heinz-Peter Preußer (Hg.), 19.–21. Jahrhundert – Histoire Mauerschau – Die DDR als Film. Beiträge zur contemporaine Historisierung eines verschwundenen Staates, DOI: Berlin, Boston (De Gruyter Oldenbourg) 2020, VI–312 10.11588/frrec.2020.4.77276

S., zahlr. Abb. , ISBN 978-3-11-062724-4, EUR 99,95. Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Anne-Marie Corbin, Paris

Voici un ouvrage collectif qui présente l’interprétation d’un choix de films illustrant divers aspects et différentes périodes de l’histoire de la RDA, mais également sa reconstitution à l’écran depuis 1990. Pour les générations qui n’ont pas connu le »socialisme réellement existant«, ces films se substituent à la réalité en fournissant des exemples concrets, des mises en scène dans lesquelles le spectateur peut se projeter: films de la DEFA (la compagnie cinématographique officielle de la RDA) au cours des premières années de la fondation de la RDA et de la construction du Mur, expériences des années 1980, regards d’après l’unification. Cette chronologie constitue le fil rouge des trois chapitres de cet ouvrage.

Le premier chapitre a pour thématique le renouveau après l’effondrement du »IIIe Reich«. »Die Mörder sind unter uns«, le premier film allemand de l’immédiat après-guerre en 1946, pose la question de la responsabilité des Allemands et de leur culpabilité individuelle après la guerre et la Shoah (Martin Nies). »Berlin, Ecke Schönhauser«se déroule essentiellement dans le quartier populaire du Prenzlauer Berg et peint le devenir de trois jeunes garçons et d’une jeune fille sous l’œil compatissant et compréhensif d’un policier du secteur oriental qui joue un peu le rôle du père qui leur manque, un héros positif tel que l’exige le réalisme socialiste (Matteo Galli).

Au début des années 1960, plusieurs films ont pour objet la douloureuse séparation de jeunes gens amoureux à cause de la construction du Mur ou bien sa légitimité comme »protection contre l’ennemi de classe« (Ingo Irsigler). Quant à Jürgen Böttcher, il livre son point de vue sur les césures de l’histoire allemande, 1945 et 1989, dans »Jahrgang 45«, film interdit en 1965, et »Die Mauer« de 1990 en empruntant au documentaire sa technique et en recrutant des acteurs non professionnels (Anne Barnert). Pourquoi cette juxtaposition de »One, two, three« de Billy Wilder, Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | critique mordante de la RDA et du régime soviétique, à côté d’un publiée par l’Institut historique des films interdits après la onzième séance plénière du Comité allemand central du SED, »Spur der Steine«, un »film lapin« de 1966 dans des commentaires – au demeurant utiles – de Heinz-Peter Preußer?

Dans la seconde partie, il est question de la période qui suit l’arrivée au pouvoir d’Erich Honecker en 1971 et des espoirs soulevés par son discours largement interprété comme mettant fin Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 aux tabous dans le domaine culturel. En 1973, »Die Legende von 19.–21. Jahrhundert – Histoire Paul und Paula« est un film culte pour la jeunesse des années 1970 contemporaine à la fois par ses aspirations émancipatrices de bonheur individuel loin des considérations moralisatrices et son aspect novateur, DOI: mais aussi pour sa critique diffuse de la RDA (Stephan Brössel). Un 10.11588/frrec.2020.4.77276 film de , »Solo Sunny«, s’inscrit dans le contexte d’une Seite | page 2 vague transformation de la société, tout comme les films consacrés à des femmes, mais – comme à l’Ouest – presque toujours réalisés (seulement quatre réalisatrices à la DEFA: Hannelore Underberg, Ingrid Reschke, Evelyn Schmidt et Iris Gusner) par des hommes (Henning Wrage). Après le passage à l’Ouest de Thomas Brasch en 1977, peu après les événements autour de Wolf Biermann, »Engel aus Eisen« sort en 1981 sur fond sonore et bruitage des avions du pont aérien allié de 1948 à Berlin et esquisse les méfaits de Gladow, un jeune chef de bande bénéficiant de l’impunité grâce au chaos (Walter Erhart). Une autre expérience: les courts métrages présentés depuis 1954 au festival d’Oberhausen et visibles en partie à Leipzig (Sven Pötting).

La dernière partie et son Ostalgie sous-jacente d’après l’unification est plus homogène. »Sonnenallee« se veut un film humoristique mettant en scène des adolescents ricaneurs et farceurs (Stephen Brockmann). Le Mur est le décor sur lequel s’appuient de nombreux films qui offrent une vue particulière sur l’Est à partir des postes d’observation construits pour les touristes (Alexandra Tacke). Une véritable récapitulation d’événements historiques et de leur influence subjective sur le destin des personnages est développée dans »Good Bye, Lenin!« (Sabine Moller), accompagnée de la réflexion sur le montage des images, la multiplicité des perspectives, la mise en abyme.

Une autre reconstitution – mensongère selon Uwe Koreik – apparaît dans l’image de la Stasi, personnifiée par l’agent qui se convertit en soutien du dissident et lui sacrifie sa carrière dans »Das Leben der Anderen«. Une chronique ambitieuse réalisée entre 1961 et 2007 propose 43 heures de films plus ou moins longs et traite de la vie d’une classe de gamins, de six ans à l’âge mûr. »Die Kinder von Golzow« est un documentaire réalisé sous l’égide du ministère de la Culture pour démontrer le succès d’une éducation socialiste (Britta Hartmann, Marian Petraitis). Sans doute à cause de sa présentation d’une RDA brutale, démodée sur le plan technique et privant sa population de fruits exotiques, la série télévisée »Deutschland 83« rencontre un franc succès aux Etats- Unis pour son histoire d’un soldat de la NVA infiltré à l’Ouest pour y Herausgegeben vom Deutschen espionner l’armée (Dominik Orth). Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique En ordre quelque peu disparate, ces analyses de films permettent allemand à la fois de questionner les stratégies esthétiques de différents genres. En proposant les choix de récits de vie, ils constituent aussi une sorte de biographie historique de l’ex-RDA et de sa disparition. On apprend beaucoup de choses à la lecture de cet ouvrage qui incite à revoir ou à découvrir tous ces films. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Detlef Pollack, Das unzufriedene Volk. Protest und 19.–21. Jahrhundert – Histoire Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen contemporaine Revolution bis heute, Bielefeld (transcript) 2020, DOI: 232 S. (X-Texte zu Kultur und Gesellschaft), ISBN 10.11588/frrec.2020.4.77277

978-3-8376-5238-3, EUR 20,00. Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Anne-Marie Corbin, Paris

Detlef Pollack est un sociologue qui, dans les années 1990, s’est intéressé à la sociologie des religions et y intégrait les théories de Niklas Luhmann. Il analysait également l’effondrement de la RDA en lui appliquant le concept de »société d’organisation«1. Mais, dorénavant, il se définit aussi comme un témoin de l’époque qui utilise alternativement le »je« et le »nous« pour rappeler qu’il est originaire de l’Est et, qu’il était en 1989, en poste à l’université Karl- Marx de Leipzig, mais faisait un séjour de recherche à Zurich.

Cet ouvrage poursuit un double objectif. Tout d’abord, son auteur se refuse à cautionner le comportement des Allemands de RDA qui continueraient à gémir sur leur sort malgré les progrès réalisés en trente ans. Pollack soutient la thèse qu’ils n’auraient pas été les victimes du processus d’unification, mais, qu’après avoir soutenu le régime de RDA ou contribué à sa stabilité pendant des décennies, ils ont participé activement à sa chute. Dans leur grande majorité, ils ont pris parti contre le mouvement des citoyens pour insister sur la nécessité d’une intégration rapide avec l’Ouest sous le signe du D-Mark.

Ensuite et surtout, le présent ouvrage s’inscrit dans une controverse lancée en juillet 2019 dans la »FAZ« contre Ilko-Sacha Kowalczuk (p. 14, p. 20) et son analyse d’un effondrement de la RDA provoqué par l’action courageuse de l’opposition au régime, une mince frange de la population, et sa lutte contre la Stasi alors que la majorité serait restée passive2.

Pollack met donc l’accent sur la contribution des citoyens de la RDA à l’ébranlement du régime, puis au processus d’unification, enfin à l’aménagement de la démocratie. »Das unzufriedene Volk« (Le peuple mécontent) comprend trois parties. Les deux premières reprennent des slogans nés pendant les manifestations de 1989 et ponctuant les étapes de la mobilisation, »Wir sind das Volk« (Nous Herausgegeben vom Deutschen sommes le peuple), puis »Wir sind ein Volk« (Nous sommes un Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

1 Detlef Pollack, Kirche in der Organisationsgesellschaft, Stuttgart 1994. 2 Cf. également: Ilko-Sascha Kowalczuk, Die Übernahme. Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde, Munich 2019. Les prises de position de ces débats à l’occasion du 30e anniversaire de la chute du Mur sont documentées sur une liste de liens sur le site de la Robert-Havemann- Publiziert unter | publiée sous Gesellschaft (2e section). CC BY 4.0 2020 | 4 peuple). La dernière jouant sur le concept de peuple s’intitule »Wir 19.–21. Jahrhundert – Histoire war’n das Volk« (Nous étions le peuple). Ainsi, Pollack intègre les contemporaine événements de 1989, l’unification allemande et l’évolution sur une trentaine d’années. Il est clair que les développements proposés DOI: au lecteur sont bien connus et constituent un bon résumé de la 10.11588/frrec.2020.4.77277 problématique. L’apport spécifique de Pollack est le commentaire Seite | page 2 qu’il en fait, ce sur quoi nous allons insister.

Dans la première partie, l’analyse de la »révolution tranquille«, l’auteur nous propose une étude de cas à partir de plusieurs villes représentatives. À Leipzig, la population demeure tout d’abord retranchée à l’arrière du cordon de police avant de prendre confiance en elle et de se mobiliser plus ouvertement. À Plauen et Arnstadt, on assiste à l’action d’individus isolés et non chapeautés par les Églises. À Dresde, le mouvement est organisé par ceux qui veulent quitter le pays. À Berlin, les opposants profitent de la fête du 7 octobre pour se fondre dans la masse. Partout, il n’existe pas encore de meneurs.

Des actions spontanées sont déclenchées par colère un peu par hasard en réaction contre l’ambiance qui règne dans le pays. Avant le 9 octobre, la peur domine face à la répression brutale du régime. Puis la population se radicalise en assistant à la vague de réfugiés partant à l’Ouest, la situation devenant plus ambiguë à l’ouverture de la frontière hongroise. C’est l’occupation de l’ambassade de la RFA de Budapest et le passage de 18 000 personnes en Autriche début septembre. Dans la foulée, les groupes oppositionnels créés tels que Neues Forum, Demokratie Jetzt, Demokratischer Aufbruch ou le SDP (le Parti social-démocrate en RDA) sont le point de cristallisation de la mobilisation, mais contrairement aux Églises, pas à son origine. Ils n’ont d’ailleurs guère de contacts avec la masse des manifestants, car – selon Pollack – ils espèrent surtout pouvoir négocier avec le régime en place des avancées vers la démocratie.

Dans le chapitre 2, Pollack exprime toute sa fierté à l’ouverture du Mur, le 9 novembre 1989, qu’il attribue à l’action décisive du »peuple« et non pas aux pressions exercées par les initiatives de citoyens. Celles-ci, exprimant souvent leur mépris pour des citoyens considérés comme apathiques, paresseux et immatures, mettent en garde contre une unification de l’Allemagne où l’Est serait à la traîne et constituerait une réserve de salaires bon marché (p. 96, cf. Neues Forum, 12 novembre 1989). Ces militants craignent avant tout de se voir dépossédés de leur auréole de meneurs de la révolution. Heiner Müller dit: »Là où en Allemagne, Herausgegeben vom Deutschen il y a un peuple, l’ennemi n’est pas loin«. La fracture dans la Historischen Institut Paris | population se creuse en fonction des attentes de consommation. publiée par l’Institut historique allemand Le chapitre 3 présente l’évolution depuis 1990 après un démarrage difficile et la déception des gens de l’Est qui se sentent considérés comme des citoyens de deuxième classe, des »Ossis« méprisés par des »Wessis« arrogants. Cette réflexion est devenue un lieu commun, mais Pollack produit de nombreux tableaux statistiques qui mettent en valeur, par exemple, les facteurs subjectifs Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

(appréciation de la situation économique et de la démocratie) et les 19.–21. Jahrhundert – Histoire facteurs objectifs (PIB, revenu moyen). Ceci le conduit à analyser de contemporaine plus près la montée de l’AfD, le parti d’extrême droite (p. 201–214), l’occasion à l’Est de protester en exprimant un ressentiment, qui, DOI: selon Pollack, n’est plus vraiment justifié. 10.11588/frrec.2020.4.77277

Seite | page 3 Un ouvrage que l’on lit avec intérêt, surtout pour la troisième partie et ses éclairages judicieux.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Thomas Raabe, Hochfliegende Ambitionen. Die 19.–21. Jahrhundert – Histoire Bundesregierungen und das Airbus-Projekt (1969– contemporaine 1981), Frankfurt a. M. (Campus Verlag) 2020, 175 S., DOI: ISBN 978-3-593-51219-8, EUR 29,95. 10.11588/frrec.2020.4.77278

Seite | page 1 rezensiert von | compte rendu rédigé par Werner Bührer, München

1968 erschien, in zweiter Auflage, »Die amerikanische Herausforderung«, von Jean-Jacques Servan-Schreiber. Darin geht es in ziemlich alarmistischer Tonlage um die wachsende technologische Lücke zwischen den USA und Europa gerade in einigen Hochtechnologiesektoren und die drohende amerikanische Investitionsoffensive. Raabe erwähnt dieses Buch nicht. Franz Josef Strauß, als langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender sowohl der Deutschen Airbus GmbH als auch der Airbus Industrie GIE einer der Protagonisten der schmalen, gleichwohl materialreichen und informativen Studie Raabes, dürfte Servan-Schreibers Bestseller hingegen gelesen haben – zumindest hat er ein Vorwort dafür verfasst. Straußʼ Bedeutung als weitblickender und engagierter Förderer des Airbus-Projekts wird übrigens schon dadurch unterstrichen, dass ein Foto von ihm als Pilot einer neuen Maschine das Cover des Buches ziert.

Der Autor, von 2005 bis 2009 Pressesprecher des Bundesverteidigungsministers Franz Josef Jung, stützt sich unter anderem auf ungedruckte Quellen aus dem Bundesarchiv (Bundeskanzleramt und Bundeswirtschaftsministerium), dem Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg, dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amts und dem Helmut Schmidt-Archiv in Hamburg. Unveröffentlichtes Material aus Firmenarchiven oder ausländischen Archiven hat er – aus mehr oder weniger plausiblen Gründen – nicht herangezogen. Der Fokus liegt also eindeutig auf den involvierten deutschen Regierungsstellen. Ziel der Studie ist es zu zeigen, »wie die ersten Diskussionen um das zu bauende Flugzeug begannen, wie sich die interessierten Luftfahrtunternehmen in Westdeutschland zusammenfanden und organisierten, und vor allem, welche Rolle dabei die Bundesregierung spielte und wie schließlich auch europäische Regierungen zusammenarbeiteten, um dieses Projekt zu verwirklichen« (S. 8). Diesem Anspruch wird der Autor durchaus gerecht. Herausgegeben vom Deutschen Die Studie ist strikt chronologisch angelegt, mitunter werden Historischen Institut Paris | Besprechungen und Entscheidungen schlicht aneinandergereiht publiée par l’Institut historique (z. B. S. 19–23). Dennoch gelingt es Raabe durch die Identifikation allemand übergreifender Fragen etwa nach der integrations- oder der beschäftigungspolitischen Bedeutung des Airbus-Projekts, die chronologische Darstellung immer wieder zu durchbrechen. Außerdem kontrastiert er die Entwicklungen im zivilen Sektor durchgehend mit denen im militärischen, indem er den Fortgang Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 der Kampfflugzeug-Projekte »Alpha-Jet« und »MRCA« – zumindest 19.–21. Jahrhundert – Histoire knapp – parallel erzählt. contemporaine

Der Airbus, so wird deutlich, stand öfters »auf der Kippe«. DOI: Der zeitweilige Rückzug Großbritanniens aus dem Projekt, 10.11588/frrec.2020.4.77278 die steigenden Kosten, die zwischenzeitlich recht düsteren Seite | page 2 Verkaufsaussichten – die Bundesregierung oder einzelne Minister wie Karl Schiller spielten wiederholt mit dem Gedanken eines deutschen Ausstiegs. Dass es nicht soweit kam, hing mit der Sorge zusammen, technologisch noch weiter in Rückstand zu geraten, sowie mit der Angst vor einem Vertrauensverlust der Bundesrepublik – und mit der europapolitischen Dimension des Airbus-Programms: Einen deutschen Rückzug würden »die in dem Projekt zusammenarbeitenden Staaten« als »eine ›Diskreditierung der europäischen Zusammenarbeit sehen‹« (S. 68), warnte ein regierungsinterner Bericht vom Frühjahr 1972.

Beim Airbus, das macht Raabe deutlich, handelte es sich um ein »politisches Flugzeug«, wie ein britischer Unterhändler einmal sagte (S. 28), d. h., die Kosten waren gewissermaßen zweitrangig, solange die Konkurrenzfähigkeit gegenüber dem Marktführer Boeing in Reichweite blieb. Deshalb zieht Raabe eine durchwachsene Bilanz. Auch zwölf Jahre nach dem Start des Projekts wurde mit dem Airbus »noch kein Geld verdient, im Gegenteil: Er war weiterhin auf die Subventionen der Bundesregierung angewiesen« (S. 160).

Auf der Haben-Seite steht für den Autor die Intensivierung der europäischen Zusammenarbeit mit ihrem Kern, der deutsch-französischen Kooperation. Dass es trotz widriger weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen allmählich gelang, den amerikanischen Unternehmen wirtschaftlich-kommerziell und technologisch ernsthaft Konkurrenz zu machen, war in der Tat ein großer Erfolg. Wie es dazu kam, kann man in Raabes gelungener Studie nachlesen.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Gérard Raulet, Marcus Llanque (Hg.), Geschichte der 19.–21. Jahrhundert – Histoire politischen Ideengeschichte, Baden-Baden (Nomos) contemporaine 2018, 494 S., ISBN 978-3-8487-4865-5, EUR 94,00. DOI: 10.11588/frrec.2020.4.77279 rezensiert von | compte rendu rédigé par Andreas Braune, Jena Seite | page 1

Die politische Ideengeschichte ist »per se eine selbstreflexive Disziplin«, wie es im ersten Satz der Einleitung zu dem von Gérard Raulet und Marcus Llanque herausgegebenen Sammelband heißt. Es verwundere daher, so die Herausgeber, dass sich die Disziplin nie selbst einer (systematischen) Reflexion ihrer eigenen Genealogie unterzogen habe. Und tatsächlich: Wirft man einen kursorischen Blick in die handelsübliche Einführungsliteratur, so gibt es zwar eine Vielfalt von Darstellungen der »Geschichte des politischen Denkens von der Antike bis zur Gegenwart« und Einführungen in verschiedene Methoden des Fachs.

Konzise Geschichten der Teildisziplin oder gar ideengeschichtliche Reflexionen ihrer eigenen methodischen und inhaltlichen Entwicklungen sind hingegen äußerst rar gesät, wenngleich die wesentlichen Stationen und Protagonisten dieser Genealogie (von »Lovejoy zu Skinner«) in der scientific community als bekannt vorausgesetzt werden. Bislang kann man daher zwar von einem einigermaßen kanonisierten, aber trotzdem eher impliziten historischen Selbstverständnis des Faches sprechen, wobei der Bereich des kanonisierten Bestandes umso mehr ausfranst, je mehr man die Ideengeschichte als transdisziplinäres Fach mit Ausläufern in die Geschichtswissenschaft, Soziologie, Philosophie, Rechtswissenschaft oder Literatur und nicht nur als Teildisziplin der Politikwissenschaft begreift.

Der Sammelband liefert kein systematisches Handbuch, aber einen ersten Aufschlag und wichtige Anregungen zu einer solchen Historisierung, vor allem aber zu einer genealogischen Selbstreflexion der politischen Ideengeschichte. Die Ideengeschichte ist dafür prädestiniert, muss sie doch »nur« ihre eigenen Methoden auf sich selbst anwenden. Dementsprechend geht es in dem Band vor allem um das Aufdecken von »Diskursstrategien« und die Untersuchung der »Ideenpolitik« in der Praxis der Ideengeschichte selbst. Nicht nur die Philosophie und politische Ideen, sondern auch die Ideengeschichte als akademische Disziplin ist immer »ihre Zeit in Herausgegeben vom Deutschen Gedanken gefaßt«, um Hegel zu bemühen. Sie steht in ihrer Zeit Historischen Institut Paris | und ist Teil des politischen Diskurses und somit immer auch Teil publiée par l’Institut historique von »Ideenpolitik«, die bestehende Deutungen oder Ordnungen allemand legitimiert oder im Namen möglicher Alternativen kritisiert. Eine reflexive Ideengeschichte nimmt sich dieser eigenen Stellung in politischen und sozialen Deutungskämpfen an.

Einige methodische Impulse gehen besonders von den Publiziert unter | publiée sous ersten Beiträgen des Sammelbandes aus, etwa von Frauke CC BY 4.0 2020 | 4

Höntzschs Überlegungen zur »Diskontinuität als Paradigma« 19.–21. Jahrhundert – Histoire der Ideengeschichte, die als »Kontingenzerfahrung« schon vor contemporaine dem »Zivilisationsbruch« im 20. Jahrhundert ein Charakteristikum modernen politischen Denkens gewesen sei, durch diesen aber DOI: nachdrücklichen Eingang in die ideengeschichtliche Reflexion 10.11588/frrec.2020.4.77279 und ihre Methodik gefunden habe. Ähnlich anregend sind die Seite | page 2 Überlegungen Rieke Trimçevs zu produktiven und weniger produktiven Anachronismen als Mittel ideengeschichtlicher Erkenntnis.

Der Großteil der übrigen Beiträge des Bandes widmet sich dann der Ideengeschichte selbst und bestellt trotz der großen Zahl an Beiträgen ein recht eng gefasstes Feld. Immer wieder sind es Spinoza, Hobbes, Machiavelli und Rousseau, die einem begegnen, und ebenso Carl Schmitt, Leo Strauss und Hannah Arendt – ergänzt um eine etwas weiter gefasste Corona an ideengeschichtlich argumentierenden Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Zwei Themen nehmen dabei eine Schlüsselstellung ein, nämlich erstens, unter der Überschrift »Lehren aus Weimar. Diskursstrategien«, die wichtige »Sattelzeit« der ideengeschichtlichen Forschung in den 1920er- und 1930er-Jahren.

Auf dem Höhepunkt der Kontingenzerfahrung vor dem Zivilisationsbruch bildete sie den Inkubationsraum, in dem die wichtigsten Deutungen auch der Nachkriegszeit angelegt wurden. Durch die Emigration erfolgte dann auch die verstärkte internationale Diffusion dieser Deutungen in eine dann transnational gefasste und betriebene Ideengeschichte. Hier steht im Band vor allem das Dreieck aus Deutschland, Frankreich und den USA im Mittelpunkt, was auch dem Entstehungskontext des Buches geschuldet ist. Denn entstanden ist es aus einem gemeinsamen Forschungsvorhaben der Groupe de la recherche sur la culture de Weimar mit dem Lehrstuhl für politische Theorie der Universität Augsburg (und zuvor der TU ).

Das zweite Thema, aus dieser transnationalen Konstellation erwachsend, ist die Entwicklung eines genuin republikanischen Strangs der Ideengeschichte, der sich im 20. Jahrhundert im Sinne der oben beschriebenen »Ideenpolitik« als alternatives Deutungsangebot zum hegemonialen Liberalismus (bzw. seinen libertären und ökonomistischen Verkürzungen) formiert habe. Exemplarisch sei hier der (zweite) Beitrag von Daniel Schulz genannt, der den Bogen von der Weimarer Renaissanceforschung über John Pocock und Quentin Skinner bis hin zu Philipp Pettit schlägt, bei dem er allerdings den Verlust einer historisch- Herausgegeben vom Deutschen politischen Sprache zugunsten eines abstrakt und analytisch- Historischen Institut Paris | philosophisch formulierten Republikanismus beklagt und dies als publiée par l’Institut historique Bedeutungsverlust genuin ideengeschichtlich-narrativ betriebener allemand politischer Philosophie bedauert.

Schulz vermag es in diesem Beitrag überzeugend zu zeigen, wie die auf den ersten Blick unpolitisch wirkende ideengeschichtliche Forschung zum Republikanismus immer auch eine Stellungnahme zu den Deutungskämpfen ihrer Zeit war. So habe in Weimar Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

»ein Minderheitendiskurs […] die genuin republikanische Frage 19.–21. Jahrhundert – Histoire nach der Ordnung der Freiheit historisch verarbeitet« und contemporaine »die Frage nach der Möglichkeit einer deutschen Republik in der ideengeschichtlichen Reflektion auf die republikanischen DOI: Theoriediskurse in Florenz« (S. 441) verhandelt. Dieser und 10.11588/frrec.2020.4.77279 einige weitere Beiträge (z. B. von Marcus Llanque und Bruno Seite | page 3 Quélennec) lösen das Versprechen des Bandes bzw. seinen Ansatz gut ein, indem sie diese Verzahnung von Ideengeschichte und zeitgebundenen Deutungskämpfen anschaulich herausarbeiten.

Einige andere Beiträge leisten dies aber nur bedingt, weil sie allzu oft als recht »klassische« Ideengeschichte daherkommen. Hier tun sich dann auch einige Probleme des Bandes auf. Als Ideengeschichte, die sich nur noch mit Denkerinnen und Denkern beschäftigt, die selbst ideengeschichtlich argumentieren, verengt sie ihren Blick. Die oben monierte Engführung auf einige und immer wiederkehrende Denkerinnen und Denker ist also nicht nur dem fachlichen Hintergrund der zum Band eingeladenen Autorinnen und Autoren geschuldet, sondern auch diesem Blick auf eine schon im Vorfeld kanonisierte Schar und eine nicht ganz so kanonisierte, aber doch eng eingegrenzte Gruppe an »Verarbeitern« des ideengeschichtlichen Diskurses. Dabei ist Ideengeschichte – auch in ihrer Genealogie als Fach – weit mehr als die immer wiederkehrende Rezeption von Rousseau und Hobbes.

Vieles klingt in dem Band nach einer ideengeschichtlich betriebenen Philosophiegeschichte, doch hat beispielsweise Foucault in seinen ideengeschichtlichen Arbeiten gezeigt, dass das Fach auch ganz anders betrieben werden kann. Als ganz so einfach erweist es sich dann also doch nicht, die eigenen Methoden auf die eigene Disziplin anzuwenden. Vielmehr droht hier ein methodologischer Regress in eine wenig fruchtbare Selbstbespiegelung, wenn die eigentlich überzeugend formulierte Fragestellung des Bandes nicht durchgängig erkenntnisleitend ist. Verstärkt wird dies durch eine Literarisierung des Faches, einen Hang zur Ästhetisierung von Formulierungen und die Entwicklung eines recht hermetischen Jargons, der die Lektüre nicht immer einfach macht.

Trotzdem: Die mit dem Band angeregte Historisierung und Reflexivwerdung der politischen Ideengeschichte ist ein äußerst lohnenswertes Unterfangen, und den Herausgebern ist zu danken, hierfür einen wichtigen und weitreichenden Impuls gesetzt zu haben. Glücklicherweise stehen wir daher erst am Anfang einer »Ideengeschichte der Ideengeschichte«, so dass Herausgegeben vom Deutschen es noch vieler weiterer Publikationen bedarf und es späteren Historischen Institut Paris | Generationen überlassen bleiben wird, eine »Ideengeschichte der publiée par l’Institut historique Ideengeschichte der Ideengeschichte« zu verfassen … allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Joan Ramón Rosés, Nikolaus Wolf (ed.), The 19.–21. Jahrhundert – Histoire Economic Development of Europe’s Regions. A contemporaine Quantitative History since 1900, London, New York DOI: (Routledge) 2019, XVIII–436 p., num. tabl., fig., maps 10.11588/frrec.2020.4.77280

(Routledge Explorations in Economic History, 82), Seite | page 1 ISBN 978-0-415-72338-1, GBP 105,00. rezensiert von | compte rendu rédigé par Michel-Pierre Chelini, Artois

Cet ouvrage solide sur le développement économique comparé des régions européennes en longue période est organisé en 16 chapitres avec une analyse générale de l’Europe suivie d’études nationales détaillées. S’y ajoute un chapitre comparatif sur les USA1. Les pays de l’Europe centrale et orientale et la Grèce font l’objet d’un travail en cours. Une vingtaine de spécialistes entourent Joan Ramón Rosés (LSE, Londres) et Nicolas Wolf (université Humboldt, Berlin). Plus de 200 schémas, tableaux et cartes documentent l’ensemble et une bibliographie accompagne chaque chapitre.

Les PIB nationaux négligent les différences internes de territoire, souvent plus élevées, tandis que certaines régions constituent de véritables ensembles transnationaux comme le delta Rhin-Meuse- Escaut. L’étude porte sur 173 régions standardisées (NUTS) et 16 États. L’évaluation des PIB régionaux repose sur les données Eurostat pour 1990–2010, sur les statistiques nationales pour 1960 à 1990 et des données reconstituées pour 1900–1950, selon la méthode de Geary et Stark2.

L’ouvrage produit ainsi une nouvelle série de statistiques de PIB à l’échelle régionale 1900–2010 (p. 387–430). Le PIB national étant la somme des PIB régionaux et de tous les secteurs, la valeur ajoutée moyenne par actif dans chaque région est définie comme le quotient du salaire moyen payé (wage) par secteur et par région, par le nombre de salariés ou d’actifs (worker). On calcule ensuite les écarts entre la valeur ajoutée régionale et la valeur ajoutée nationale par secteur et on ajoute une constante scalaire qui met à l’échelle les valeurs absolues pour ajuster les totaux. L’existence de données régionales disponibles comme en Autriche ou en Suède a pu confirmer la validité de cette approche. Herausgegeben vom Deutschen Les prix ont été supposés homogènes à l’échelle nationale et Historischen Institut Paris | pour neutraliser les effets d’inflation et de taux de change, les publiée par l’Institut historique allemand

1 Si en Europe, le coefficient de dispersion sigma se réduit entre régions de 0,45 en 1900 à 0,27 aujourd’hui, aux États-Unis, la décélération est plus prononcée, de 0,45 en 1880 à 0,13 en 2010. 2 Frank Geary, Tom Stark, Examining Ireland’s post-famine economic Publiziert unter | publiée sous growth performance, dans: The Economic Journal112 (482), p. 919–935. CC BY 4.0 2020 | 4 auteurs sont partis des séries de PIB du Maddison Project3 avec 19.–21. Jahrhundert – Histoire des valeurs du PIB en parité des pouvoirs d’achat égalisées en contemporaine dollars internationaux 1990. DOI: La progression du PIB par habitant est de 7,5 fois en valeur 10.11588/frrec.2020.4.77280 constante 1990 entre 1900 et 2010, soit entre 6 et 8 fois selon le Seite | page 2 niveau régional d’enrichissement. La croissance moyenne du PIB/ h est de 1,9% par an entre 1900 et 2010, décomposée entre 1% avant 1950 et 2,6% depuis 1950. La distribution du classement des régions présente une courbe en cloche, tendant à se déplacer vers la médiane entre 1900 et 1980, avant de revenir sensiblement en arrière depuis.

On constate une convergence à long terme du PIB/h par rapport au niveau initial de 1900. Le PIB par habitant en 1900 est 6,5 fois supérieur dans la région la plus riche (Londres) que dans la région la plus pauvre (Galice) et 3,3 fois en 2010 (Luxembourg/Calabre).

La β-convergence désigne le rattrapage par les régions les plus pauvres, dont le faible taux initial de capital par unité de travail crée un retour sur investissement plus élevé. Sur l’ensemble du siècle, on constate un taux de convergence moyen inférieur à 1% par an4, lent de 1900 à 1950 (0,2%), plus rapide de 1950 à 2010 (1%).

Du côté de la σ-convergence, qui désigne la réduction de la dispersion, le coefficient de dispersion des PIB/h pondérés par la population recule de 0,45 en 1900 à 0,27 aujourd’hui. On note un replat de la courbe en 1938–1950 et une stagnation depuis 1980.

Dans les facteurs de croissance, une régression générale met en évidence comme effets positifs majeurs, l’intégration dans la Communauté européenne, l’accessibilité aux marchés, le fait d’être une région capitale5 et la disponibilité de charbon (avant 1945). En revanche, une grande distance par rapport aux ports maritimes, des précipitations élevées, des températures extrêmes et une faible qualité naturelle des sols ont exercé des effets négatifs.

Un certain nombre de régions sont constamment en haut du classement: Londres, Paris, Zurich, rejointes après-guerre par le Luxembourg, Stockholm et Helsinki. Une autre partie tend à changer de statut: Berlin après 1938, le Hainaut belge, plusieurs

Herausgegeben vom Deutschen 3 Jutta Bolt, Jan Luiten van Zanden, The Maddison Project: collaborative Historischen Institut Paris | research on historical national accounts, dans: Econmic History Review publiée par l’Institut historique 67/3 (2014), p. 627–651. allemand 4 Robert M. Solow, A Contribution to the Theory of Economic Growth, dans: The Quarterly Journal of Economics 70/1 (1956), p. 65–94; Robert J. Barro, Xavier Sala-i-Martin, Convergence, dans: Journal of Political Economy 100/2 (1992), p. 223–251: 2% par an pour les USA. 5 La part des régions capitales dans le PIB européen reste à peu près constante entre 18% et 21%, avec un premier pic en 1925–1938 et un Publiziert unter | publiée sous second depuis 1990–2000. CC BY 4.0 2020 | 4 régions britanniques. Une Europe pauvre tend à persister 19.–21. Jahrhundert – Histoire notamment dans le sud péninsulaire (Espagne, Italie, Grèce) rejoint contemporaine par la Thuringe. Sur le long terme, on trouve des régions plus »gagnantes« comme la Navarre, Bolzano, le Tyrol, quatre régions DOI: scandinaves, Stuttgart, l’Émilie-Romagne et des »perdantes« 10.11588/frrec.2020.4.77280 comme les ensembles Hainaut-Namur-Liège-Nord-Pas-de-Calais- Seite | page 3 Haute-Normandie, Chemnitz-Leipzig-Dresde et le pays de Galles.

Les effets de voisinage (impact réciproque de croissance d’une région sur ses voisines) sont à peu près vérifiés pour la période 1900–1960 mais diminuent ensuite par développement des clusters et une différenciation plus forte6 comme en Grande-Bretagne.

En termes géographiques, l’industrie est très dispersée en Europe en 1900 et beaucoup plus concentrée en clusters aujourd’hui (Allemagne, France, Italie du Nord), il en va de même pour l’agriculture; en revanche, les services, longtemps concentrés dans les capitales régionales et nationales se sont dispersés. Le lien entre industrialisation et bon revenu est solide jusqu’aux années 1970, avant de s’inverser ensuite. En revanche, la distribution spatiale des régions aisées, plus compacte en 1900 avec l’industrialisation est plus diffuse en 2010, Scandinavie, Nord de l’Espagne, Italie centrale, Allemagne du Sud ayant rejoint le peloton de tête.

Les auteurs ont calculé un indice de Gini de localisation avec la part de chaque région dans la population totale et dans le PIB total. Le Gini du PIB/h recule faiblement en 110 ans de 0,54 à 0,49 et le Gini de la population reste à 0,46 avec un léger creux à 0,45/0,44 entre 1938 et 1960. On observe une remontée légère du Gini depuis les années 1980 avec une division du travail remodelée: d’un côté des régions avec un travail hautement qualifié et des services spécifiques, de l’autre un travail faiblement qualifié avec des industries fortement utilisatrices de ressources.

La part des variations de PIB/h par suite des différences internes (within) aux pays augmente dans le temps, représentant 30% du total des variations en 1900 mais 50% en 2010 notamment depuis les années 1980. Cela crée un effet de déconnexion et de compartimentage de croissance entre les régions avec des îlots de prospérité distincts de leur hinterland.

Le schéma de long terme d’évolution des inégalités entre régions semble suivre une courbe en U comme celui des inégalités entre individus7: convergence et diffusion des richesses 1900–1980 Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

6 Calculs d’autocorrélation spatiale des PIB/h par l’indice de Moran qui recule de 16 en 1900 à 4 en 2010: somme des différences entre chaque paire de régions par rapport à la moyenne régionale européenne du PIB/h, pondérées par leurs distances respectives. 7 Thomas Piketty, Emmanuel Saez, Income Inequality in the United States, Publiziert unter | publiée sous 1913–1998, dans: The Quarterly Journal of Economics 118/1 (2003), p. 1–41. CC BY 4.0 2020 | 4 puis reprise de divergence moins élevée et reconcentration 19.–21. Jahrhundert – Histoire géographique depuis 1980. contemporaine

DOI: 10.11588/frrec.2020.4.77280

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Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Susanne Scharnowski, Heimat. Geschichte eines 19.–21. Jahrhundert – Histoire Missverständnisses, Darmstadt (wbg Academic) contemporaine 2019, 272 S., ISBN 978-3-534-27073-6, EUR 40,00. DOI: 10.11588/frrec.2020.4.77281 rezensiert von | compte rendu rédigé par Heidi Knörzer, Paris Seite | page 1

La place qu’occupent certaines notions dans le débat public en dit parfois long sur les obsessions d’une société. C’est le cas, en Allemagne, du terme de »Heimat«. Difficilement traduisible en français, ce mot peut être utilisé à la fois pour désigner le pays ou la région où l’on a grandi, mais aussi pour évoquer tout endroit où l’on se sent chez soi. Mot tabou après 1945, en raison de son instrumentalisation par les nazis, ce terme fait, depuis quelques années, sa réapparition dans la sphère politique outre- Rhin. À l’extrême-droite, comme le montre le slogan électoral de l’Alternative für Deutschland (AfD) »Unser Land, unsere Heimat«, mais aussi chez une partie des conservateurs: les länder de Bavière et de Rhénanie-du-Nord-Westphalie, gouvernées par le CSU et le CDU respectivement, ont ainsi choisi d’ajouter le terme de »Heimat« à l’intitulé de deux de leurs ministères. Au niveau national, le ministère fédéral de l’Intérieur a été rebaptisé en 2018 Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (ministère fédéral de l’Intérieur, des Travaux publics et du Heimat). Pour la gauche, en revanche, les choses sont plus compliquées. Si certains y voient un mot aux connotations nationalistes et racistes qu’il vaut mieux éviter d’utiliser, d’autres plaident pour sa redéfinition, afin de créer un concept universel et ouvert sur le monde.

C’est cette polémique qui est à l’origine du dernier livre de Susanne Scharnowski »Heimat. Geschichte eines Missverständnisses«. Comme l’indique le titre, l’autrice soutient que les différentes interprétations du mot Heimat reposent sur une série de malentendus qu’elle se propose de lever dans sa démonstration (p. 10), afin de contribuer à une revalorisation et une démythification du concept (p. 12–13). Les dix chapitres du livre analysent de façon chronologique les divers sens que le mot Heimat a revêtu au cours de l’histoire allemande, du romantisme à la mondialisation actuelle. Ce qui rend la lecture particulièrement intéressante, c’est que l’auteur, qui pendant de longues années a vécu et enseigné à l’étranger, confronte le regard allemand aux conceptions que d’autres pays ont de Heimat, notamment dans l’espace anglophone. Herausgegeben vom Deutschen Dans le premier chapitre, Scharnowski déconstruit l’idée répandue Historischen Institut Paris | selon laquelle les auteurs romantiques auraient glorifié le Heimat publiée par l’Institut historique allemand. Selon elle, un Joseph von Eichendorff, un Caspar David allemand Friedrich et un Alexander von Humboldt étaient au contraire davantage attirés par le voyage vers des contrées lointaines que par l’ancrage dans leur Heimat qui s’apparentait au quotidien banal qu’il s’agissait de surmonter, que ce soit par le voyage ou tout simplement en »romantisant« le monde. Ce n’est qu’au cours de Publiziert unter | publiée sous la période du Vormärz, entre 1830 et 1948, et plus encore dans la CC BY 4.0 2020 | 4 seconde moitié du XIXe siècle, que le Heimat concret commence à 19.–21. Jahrhundert – Histoire gagner en importance dans l’imaginaire allemand. contemporaine

Cette évolution s’explique, selon l’auteur, par les profondes DOI: transformations économiques et sociales et les grandes vagues 10.11588/frrec.2020.4.77281 d’émigration que connaît la société allemande tout au long du Seite | page 2 XIXe siècle. Comme le souligne Scharnowski dans le second chapitre, Heimat apparaît à ce moment-là comme quelque chose de modulable. On peut chercher un nouveau Heimat, comme Aloys, l’un des héros des »Dorfgeschichten« de Bertold Auerbach, qui choisit de s’installer aux États-Unis. Mais on peut aussi s’engager, à l’instar des auteurs libéraux et démocrates, pour améliorer les conditions politiques de son Heimat.

Le troisième chapitre s’intéresse à la période autour de 1900 où l’auteur situe un nouvel engouement pour ce concept. Face à la modernisation croissante de la société allemande qui va de pair avec une augmentation de la pollution de l’environnement, on assiste à un mouvement de retour aux traditions et à la nature. Là où le mouvement pour la protection de la nature (Heimatschutzbewegung) milite pour la préservation des forêts, des fleuves et des marécages, des institutions comme les Heimatmuseen (musées régionaux), les Heimatvereine (associations régionales) et la très vaste littérature régionale naissante (Heimatroman) visent à valoriser l’histoire, les coutumes et les paysages d’une région ou tout simplement la vie à la campagne par opposition à la vie urbaine.

Si autour de 1900, Heimat constitue donc un véritable »programme« écologique et sociétal accompagné d’actions concrètes, le concept se détache de plus en plus de la réalité au cours des dernières années d’existence de l’Empire allemand pour devenir une idée principalement utilisée à des fins politiques. Le quatrième chapitre montre en effet de façon convaincante comment aussi bien l’Empire allemand que le »Troisième Reich« instrumentalisent politiquement le concept de »Heimat« (le Heimat »propre« contre l’Afrique »sale«; l’Allemand capable d’aimer son Heimat par opposition au »juif errant«) tout en défendant un projet d’expansion territoriale et de modernisation profonde de la société.

La contradiction entre le retour aux traditions et la défense du Heimat d’une part, et la rupture avec le passé d’autre part, marque également les débats autour de la reconstruction architecturale de l’Allemagne après 1945 et des Heimatvertriebene, ces Allemands qui avaient été expulsés d’Europe de l’Est après la Seconde Guerre Herausgegeben vom Deutschen mondiale, que l’auteur analyse dans le chapitre cinq. Les chapitres Historischen Institut Paris | six et sept se focalisent de façon intéressante sur les différentes publiée par l’Institut historique attitudes à l’égard de la notion de Heimat dans l’Allemagne fédérale allemand des années 1950 à 1970. Tandis que le Heimatfilm des années 1950 idéalise les paysans, le village et la nature afin de permettre aux spectateurs d’oublier les difficultés de l’Allemagne d’après-guerre, son contraire, le Antiheimatfilm, accuse ce monde idyllique d’être petit-bourgeois, voire dangereux parce qu’il y décèle une attitude discriminatoire et fascisante. Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

Dans les années 1970, l’autrice note la renaissance d’un 19.–21. Jahrhundert – Histoire Heimatbewegung comme autour de 1900 au sein de la gauche contemporaine allemande dont les expressions les plus parlantes seraient le mouvement des squatteurs à Francfort-sur-le-Main, protestant DOI: contre la destruction d’immeubles anciens, et les manifestations 10.11588/frrec.2020.4.77281 contre le projet d’une centrale nucléaire à Whyl dans le Bade- Seite | page 3 Wurttemberg.

Les trois derniers chapitres du livre se penchent sur le rapport actuel à la notion de Heimat en Allemagne. Pour les nomades digitaux qui travaillent à distance tout en voyageant à travers le globe, Heimat serait surtout un sentiment n’ayant plus besoin d’être relié à un endroit précis. Mettant en garde contre les dangers sociaux et écologiques d’une telle évolution, Scharnowski plaide pour un »provincialisme cosmopolite« qui en dépassant la dichotomie entre ouverture au monde et protectionnisme traditionnaliste, reconnaîtrait que »la limitation de soi et la relation à un lieu précis peuvent aller de pair avec une véritable ouverture sur le monde« (p. 236).

Dans ce panorama historique détaillé, quelques éclairages semblent toutefois manquer. On peut ainsi regretter la sous- représentation de la RDA dans la seconde partie de l’étude et que par le choix de ses sources – des textes littéraires et des films appartenant au canon littéraire classique essentiellement produits par des hommes issus de la majorité– l’autrice exclue de nombreuses voix de la mémoire culturelle allemande. Cette monographie au contenu riche et stimulant n’en reste pas moins un ouvrage de grande qualité pour tous ceux qui s’intéressent à l’histoire culturelle de l’Allemagne. Il y a fort à parier qu’il contribue à renouveler les lectures du concept de »Heimat«.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 Frederike Schotters, Frankreich und das Ende 19.–21. Jahrhundert – Histoire des Kalten Krieges. Gefühlsstrategien der contemporaine équipe Mitterrand 1981–1990, Berlin, Boston (De DOI: Gruyter Oldenbourg) 2019, XII–462 S. (Studien 10.11588/frrec.2020.4.77282 zur Internationalen Geschichte, 44), ISBN Seite | page 1 978-3-11-059741-7 (PDF), EUR 59,95. rezensiert von | compte rendu rédigé par Yvonne Blomann, Bonn

Lassen sich Emotionen mit internationaler Politik verbinden? Kann man sie gar für historische Erkenntnisse methodisch nutzbar machen? Folgt man den Erkenntnissen der Dissertation Frederike Schotters, erschienen in der renommierten Reihe »Studien zur Internationalen Geschichte«, so muss diese Frage mit einem eindeutigen »Ja« beantwortet werden, denn in ihrer Bilanz plädiert die Autorin dezidiert für eine Ergänzung des in der Internationalen Geschichte inzwischen etablierten »Perzeptionsparadigmas« um ein »Emotionsparadigma« (S. 437). Die Frage nach dem Verhältnis von Emotionen und politischem Handeln ist per se nicht neu, Frederike Schotters stützt sich zu Recht auf die hierzu einschlägigen Forschungen von Ute Frevert und nimmt in dieser Studie ein Wechselverhältnis von Emotionen und Wahrnehmungen an, die sich gegenseitig bedingen. Mithilfe dieses emotionshistorischen Zugangs zu außenpolitischem Handeln fragt die Studie nach der Wahrnehmung krisenhafter Situationen in den internationalen Beziehungen der 1980er-Jahre durch die französische Außen- und Sicherheitspolitik unter der Präsidentschaft François Mitterrands sowie nach der Entwicklung von Bewältigungsstrategien im »Spannungsfeld von Chance und Schaden, von Angst und Vertrauen« (S. 2).

Mit diesem Vorgehen erhofft sich Frederike Schotters neue Erkenntnisse über die vermeintliche »Janusköpfigkeit« (S. 2) der französischen Politik in dieser Zeitspanne. Sie versteht die Studie als »innovativen Beitrag« (S. 19) zur Geschichte der internationalen Beziehungen, der auf eine Relativierung der Zäsur 1989/1991 abzielt und stärker als bisher mit Blick auf die Art und Weise der Krisenbewältigung Kontinuitäten über diese vermeintlich harte Zäsur hinweg betont. Die Arbeit gliedert sich nach einer Einleitung, die sowohl die thematischen wie auch methodischen Grundlagen legt, in insgesamt fünf Kapitel, die je mit einer Zwischenbilanz Herausgegeben vom Deutschen enden. Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique Die abschließenden Ergebnisse werden am Ende der Darstellung allemand in einer kompakten Abschlussbilanz präsentiert. Als Quellenkorpus dient der Studie eine Mischung aus publizierten Quellen und nicht publiziertem Archivmaterial aus den französischen Archives Nationales (hier im Besonderen die Archives de la présidence de la République) wie auch des Centre des Archives diplomatiques Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4 des Quai d’Orsay, wobei vor allem erstere erfreulicherweise einer 19.–21. Jahrhundert – Histoire fundierten Kritik unterzogen werden. contemporaine

Zur Erforschung von Bewältigungsstrategien in Krisensituationen DOI: muss man laut Schotters zunächst die Realitätswahrnehmungen 10.11588/frrec.2020.4.77282 zeitgenössischer Akteure fassbar machen, die wiederum durch Seite | page 2 bestimmte Prägungen vorstrukturiert sind. Vollkommen zu Recht wird der Fokus von der Einzelperson Mitterrands auf dessen gesamte Regierungsmannschaft, die »équipe Mitterrand« (S. 18, 73), ausgeweitet. Den Kategorien »Angst« und »Vertrauen« kommt in der Studie eine besondere Bedeutung zu, sie werden als »generalisierte Zukunftserwartungen« verstanden (S. 3, 31). Die »Fähigkeit von Akteuren, die Perzeptionen und Ängste ihrer Verhandlungspartner zu erkennen und zu verstehen, um gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen zu können, deren Ängste abzubauen und Vertrauen zu schaffen« (S. 36) avanciert unter diesem Blickwinkel zu einer Kategorie, anhand derer die Qualität politischer Führung messbar gemacht werden kann.

Das erste Kapitel des Hauptteils bildet für die weitere Analyse den Ausgangspunkt, indem es nach Zukunftserwartungen und Konzeptionen der »équipe Mitterrand« bei Amtsantritt fragt und deren Genese kontextualisiert. Um diese analytisch greifbar zu machen, bedient sich Schotters gezielt zweier theoretischer Kategorien Reinhart Kosellecks, »Erfahrungsraum« und »Erwartungshorizont« (S. 45). Das Modell der vier Antriebskräfte europäischer Integration von Wilfried Loth findet zum besseren Verständnis von Mitterrands Vorstellungen von Europa ebenfalls Eingang in die Untersuchung. Letztendlich folgte Mitterrands équipe keinem festen politischen Programm, zeichnete sich aber durch bestimmte Grundüberzeugungen von internationaler Politik aus.

Im folgenden Kapitel stehen unter der Prämisse der »Inszenierung eines politischen Kurswechsels« (S. 86) die Auswirkungen des Nato- Doppelbeschlusses für die sicherheitspolitischen Vorstellungen Frankreichs und sein Verhältnis nach West und Ost im Mittelpunkt. Schotters kommt zu dem Ergebnis, dass Mitterrand in seinen Versuchen, einen Kompromiss zwischen den Maximalforderungen beider Seiten zu finden, bewusst eine Mittlerrolle zwischen Moskau und Washington ausfüllte. Nach Westen wurde eine forcierte Vertrauensbildung betrieben und das hierdurch wiederum im Osten erregte Misstrauen billigend in Kauf genommen.

Kapitel drei verknüpft bereits im Titel »Relance européenne und Herausgegeben vom Deutschen die Rückkehr zur Détente« (S. 166) die europäische Ebene mit Historischen Institut Paris | der Ebene der Supermächte und arbeitet mehrere Strategien der publiée par l’Institut historique équipe Mitterrand heraus: Die Inszenierung von verheißungsvollen allemand oder aber auch bedrohlichen Zukunftsszenarien, cf. gegenüber Margaret Thatcher, wird besonders im Zuge der von Frankreich mit vorangetriebenen europäischen Integration angewandt. Weiter beschreibt Schotters den gezielten Einsatz einer »Gefühlspolitik« (S. 247), die Frankreich durch die »Empathie zweiter Ordnung« (ibid.) in der Vertrauensbildung zwischen Ost und West praktizierte Publiziert unter | publiée sous CC BY 4.0 2020 | 4

– eine Strategie also, in der von Mitterrand und seinem Team 19.–21. Jahrhundert – Histoire als außenstehende Dritte Vertrauen zwischen zwei weiteren contemporaine Verhandlungspartnern erzeugt werden sollte. DOI: Die damit implizierte Frage nach einem nachhaltigen 10.11588/frrec.2020.4.77282 Strukturwandel in den internationalen Beziehungen stellt die Seite | page 3 Autorin dann im anschließenden vierten Kapitel: Empathie wird hier nun ausdrücklich als »diplomatische Strategie« (S. 347) beschrieben, die ebenfalls zur Lösung von »eigenen Bedrohungsperzeptionen der Vergangenheit« (ibid.) dienen kann. Der von Schotters attestierte Strukturwandel vollzog sich auf zwei Ebenen: Nach und nach kam es zum Aufbrechen von Bedrohungsperzeptionen zwischen Ost und West, parallel hierzu jedoch vollzog sich auch ein Wandel innerhalb des atlantischen Bündnisses, der in Frankreichs Augen auf die »Beseitigung bestehender Asymmetrien abzielte« (S. 350). Die durch die deutsche Wiedervereinigung zum Ende des Jahrzehnts entstandenen Herausforderungen mit dem gleichzeitigen »Ringen um eine neue Ordnung« (S. 352), das deutlich früher eintrat als von Mitterrand erwartet, sind Gegenstand des letzten Kapitels des Hauptteils der Studie.

Die Fähigkeit zur Anpassung und eine gewisse »strategische Vagheit« charakterisierten das Verhalten der französischen Außenpolitik (S. 425): Die deutsche Wiedervereinigung sah Mitterrand laut Schotters – anders als häufig in der Forschung behauptet1 – weniger als Bedrohung denn als Chance, ohne die ihr immanenten Risiken zu unterschätzen. Jedoch konnte eine endgültig neue Ordnung nicht vollends geschaffen werden, alte Feindbilder wichen nicht immer dem vor allem auf politischer Führungsebene neu etablierten Vertrauen – im Gegenteil, dieses erwies sich als gesellschaftlich und vor allem institutionell schwer realisierbar. Viele Herausforderungen blieben über die »Zeitenwende« hinweg bestehen.

Vier zentrale Strategien der »équipe Mitterrand« benennt Schotters abschließend in ihrer Bilanz, die sehr pointiert nochmals die Ergebnisse der Studie herausstreicht. Angesichts der Zwischenbilanzen, die sich in ihrer Länge nur unwesentlich von der Abschlussbilanz unterscheiden und teilweise etwas stringenter formuliert sein könnten, ist dies umso willkommener. Gleiches gilt für den doch sehr ausführlichen, historiografischen Abriss zur Geschichte der internationalen Beziehungen als Disziplin in Deutschland und Frankreich. Politische Inszenierung diente Mitterrand laut Schotters zur Generierung neuer Herausgegeben vom Deutschen Handlungsspielräume, Erwartungen und Perzeptionen Historischen Institut Paris | anderer Akteure wiederum als ihre politische Ressource. publiée par l’Institut historique Die »Strategie Empathie zweiter Ordnung« (S. 435) wurde allemand gekonnt zur Vertrauensbildung zwischen den Supermächten

1 Vgl. hierzu u. a. Ulrich Lappenküper, Mitterrand und Deutschland. Die enträtselte Sphinx, München 2011; oder auch Angelika Praus, Das Ende Publiziert unter | publiée sous einer Ausnahme. Frankreich und die Zeitenwende 1989/90, Marburg 2014. CC BY 4.0 2020 | 4 eingesetzt, Vertrauen wie Angst waren wesentlicher Bestandteil 19.–21. Jahrhundert – Histoire von Mitterrands Gefühlspolitikrepertoire. Emotionen in den contemporaine internationalen Beziehungen können somit drei unterschiedlichen Kategorien zugeordnet werden: Sie sind Motiv, Ziel und zugleich DOI: Ressource politischen Handelns. 10.11588/frrec.2020.4.77282

Seite | page 4 Insgesamt eine gut lesbare, solide gearbeitete Studie, die hält, was sie verspricht: Mit Blick auf die von Schotters analysierten Krisenbewältigungsstrategien können die 1980er-Jahre zurecht als eine »Vorgeschichte der Gegenwart« (S. 434) interpretiert werden, denn das Wissen um das Aufbrechen von Bedrohungsperzeptionen verliert auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht an Aktualität.

Herausgegeben vom Deutschen Historischen Institut Paris | publiée par l’Institut historique allemand

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