Gewässerschutzberatung zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie in Hessen im Maßnahmenraum „-Flieden--

Neuhof-Großenlüder-

Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Umwelt · Bühlstr. 10 · D-37073 Göttingen

Göttingen, den 08.01.2021

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Rundbrief Nr. 01/2021 WRRL Maßnahmenraum „Fulda-Flieden-Kalbach-Neuhof-Großenlüder-Eichenzell“

Themen  Witterung und Vegetation 2021  Herbst-Nmin 2020

 Maßnahmen zur Reduzierung des Herbst-Nmin  Ausführungsverordnung zur Düngeverordnung  Investitionsprogramm Landwirtschaft

Der Niederschlag fiel v.a. im Februar und im Au- Sehr geehrte Damen und Herren, gust. Hingegen herrschte im April eine extreme im Herbst 2020 wurden im WRRL-Maßnahmen- Trockenheit. Winterweizen, Winterraps und Silo- raum „Fulda-Flieden-Kalbach-Neuhof-Großenlü- mais brachten recht gute Erträge. Vor allem Win- der-Eichenzell“ wieder Herbst-Nmin-Gehalte tergerste und teilweise Triticale erlitten Schäden (Herbst-Nmin) in Acker- und Grünlandböden er- durch Spätfröste die während der Blüte, Mitte mittelt. Sie geben Hinweise auf das mögliche Be- Mai, auftraten. Die Erträge brachen durch die lastungspotenzial des Grundwassers durch Nit- „Tauben Ähren“ massiv ein. Im Grünland wurde rat. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wer- ein recht guter erster Schnitt mit guter Qualität den Ihnen nach einem Rückblick auf die Witte- geerntet. Jedoch reichten die Witterungsbedin- rung und Vegetation 2020 in diesem Rundschrei- gungen nicht um einen guten 3. bzw. 4. Grün- ben mitgeteilt. landschnitt zu erzielen. Witterung und Vegetation 2020 Die Raps- und Zwischenfruchtaussaaten im Au- In Abbildung 1 sind die monatlichen Nieder- gust und September haben sich gut entwickelt, schlagsmengen und die durchschnittlichen Ta- begünstigt durch die Oktoberniederschläge mit gesmitteltemperaturen 2020 im Vergleich zum hohen Temperaturen. Der November und die langjährigen Mittel (1991-2019) dargestellt. ersten beiden Dezemberwochen waren jedoch Das Jahr 2020 war wie die Jahre davor, mit 1,2°C wieder überdurchschnittlich trocken mit relativ über dem langjährigen Mittel wieder ungewöhn- hohen Temperaturen. Seit den letzten zwei De- lich warm. Im Jahr 2020 sind insgesamt rd. 139 zemberwochen fällt teils nachhaltig Nieder- mm weniger Regen gefallen als im langjährigen schlag und die Temperaturen bewegen sich un- Mittel (Station DWD Fulda-Horas). Die Nieder- ter 5° C. Vegetationsruhe hat somit eingesetzt. schlagsmengen schwankten jedoch örtlich sehr stark.

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Abbildung 1: Monatliche Niederschlags- und Temperaturdaten 2020, DWD Station Fulda-Horas. Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Herbst-Nmin-Werte 2020 178 Flächen beprobt. Auf einigen Flächen war eine Nachbeprobung notwendig, aufgrund des- Der Herbst-Nmin-Wert beschreibt den Gehalt an sen das Rundschreiben verzögert erscheint. mineralischem Stickstoff (Nitrat und Ammo- nium) in 0 bis 90 cm Bodentiefe zu Vegetations- Durch die Niederschläge im Oktober war eine ende und lässt so Rückschlüsse auf das Nitrat- Beprobung größtenteils bis 90 cm Bodentiefe Auswaschungspotenzial über die Wintermonate möglich. Je nach örtlicher Niederschlagsgege- zu. Im WRRL-Maßnahmenraum „Fulda-Flieden- benheit und Bodenart fehlten jedoch zur Boden- Kalbach-Neuhof-Großenlüder-Eichenzell“ und sättigung noch rd. 80–130 l Bodenwasser. den Wasserschutzgebietskooperationen des Abbildung 2 zeigt die durchschnittlichen Nmin- WSG-Fulda-West und WSG Großenlüder TB I+II Werte unter bzw. nach verschiedenen Acker- wurden im November und Dezember insgesamt früchten und unter Grünland.

Abbildung 2: Mittlere Herbst-Nmin-Werte 2020 im WRRL-Maßnahmenraum „Fulda-Flieden-Kalbach-Neuhof- Großenlüder-Eichenzell“ mit Minimal- und Maximalwerten (n: Anzahl der untersuchten Flächen)

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Die Herbst-Nmin-Werte liegen im Durchschnitt 50 kg/ha, 11 Flächen weisen Werte bis 100 kg/ha unter Ackerflächen in Höhe von 64 kg Nmin/ha, und weitere 11 Flächen sogar bis zu 181 kg während unter Grünland im Schnitt 25 kg Nmin/ha Nmin/ha auf. Um die Reststickstoffgehalte nach ermittelt wurden. Silomais möglichst gering zu halten, ist unbe- dingt auf eine angepasste N-Düngung zu achten. Unter stabilen Bedingungen, wie sie unter Feld- Vor allem die Nährstoffnachlieferung aus der gras, Kleegras oder Grünland herrschen, wo Zwischenfrucht bzw. die Düngung, die zur Zwi- keine Bodenbearbeitung stattfindet und ein schenfrucht erfolgte, sollte bei der Düngung be- ständiger Bewuchs vorliegt, sind in der Regel rücksichtigt werden. Ebenfalls kann eine Unter- keine Nitratauswaschungen zu befürchten. So saat N-Verluste reduzieren. zeigen die Werte unter diesen Kulturen eher ge- ringere Nmin-Werte. Erhöhte Werte treten im Nach Kartoffeln unter Wintergetreide lagen Jahr der Aussaat auf, weil die Kleegrasnarbe hohe Herbst-Nmin-Werte auf hohem Niveau (136 noch unterentwickelt ist. kg Nmin/ha) vor. Aus Wasserschutzsicht stellt die ganzflächige Durchmischung des Oberbodens Die Nmin-Spanne unter Winterraps ist recht groß. bei der Kartoffelernte eine Gefahr dar, weil auf- Der geringste Nmin-Wert beträgt 15 kg/ha und grund der intensiven Bodenbewegung große der höchste Wert 123 kg Nmin/ha. Vor allem Flä- Mengen Stickstoff mineralisiert werden. Eine Be- chen die zur Aussaat keine organische Düngung grünung über Winter ist eine effektive Maß- erhalten haben sowie gut entwickelte Rapsbe- nahme, um den Stickstoff zu konservieren. stände weisen niedrige Nmin-Gehalte auf. Hinge- gen liegen hohe Nmin-Werte auf Flächen mit ver- Unter Stoppelgetreide wurden im Mittel 73 zögertem oder schlechteren Feldaufgang sowie kg/ha Herbst-Nmin ermittelt. Allerdings liegt hier regelmäßiger langjähriger organischer Düngung auch eine große Spannweite vor: Der Minimal- vor. wert liegt bei 29 kg Nmin/ha und der Maximalwert bei 155 kg Nmin/ha. Auf einer Fläche wurden so- Der Herbst-Nmin nach Winterraps unter Winter- gar 198 kg/ha gemessen. Die Unterschiede las- getreide, liegt im Mittel bei 63 kg Nmin/ha. Flä- sen sich eindeutig auf drei Faktoren zurückfüh- chen mit gutem Rapsertrag, verhaltener N-Dün- ren: gung zum Raps sowie langer Bodenruhe nach der Ernte bis unmittelbar vor der Getreidebestel- - Organische Düngung im Spätsommer oder lung, lieferten tendenziell niedrige Nmin-Werte. Herbst - Schlechter Ertrag der Vorfrucht (v. a. Winter- Nach Leguminosen wurden hohe Werte von gerste, Triticale) und dadurch hohe Reststick- durchschnittlich 77 kg Nmin/ha gemessen. Die stoffmengen Werte schwanken zwischen 46 - 209 kg Nmin/ha. Der höchste Wert wurde unter Wi-Weizen nach - Intensive Bodenbearbeitung nach der Vor- Erbsen ermittelt und bei der Mittelwertbildung fruchternte und zur Aussaat der Folgefrucht. nicht berücksichtigt. Leguminosen fixieren Luft- Es zeigt sich immer wieder, dass eine Gülle-/Gär- stickstoff und bilden Knöllchenbakterien. Diese restgabe zu Wintergerste im Herbst aus acker- und das zurückbleibende Leguminosenstroh zer- baulicher Sicht nicht nötig ist! Der im Boden vor- setzen sich, bei entsprechender Bodenfeuchte liegende Stickstoff reicht für die vorwinterliche und -temperaturen relativ zügig und können so- Entwicklung aus. mit hohe Herbst-Nmin-Werte hervorrufen. Um Zwischenfrüchte eignen sich hervorragend, um diese N-Verluste zu vermeiden, sollte nach Le- überschüssigen Stickstoff vor dem Winter zu bin- guminosen eine reduzierte Bodenbearbeitung den. Hier lag der Herbst-Nmin bei durchschnittlich mit entweder einer starkzehrenden Kultur (Win- 37 kg Nmin/ha. Unter lückigen Zwischenfruchtbe- terraps, Zwischenfrucht) oder eine Bodenruhe ständen mit Begüllung zur Saat lagen hohe Nmin- bis Mitte Oktober eingehalten werden mit fol- Werte bis zu 102 kg/ha vor. Das Potential von gender Weizen-Spätsaat. Dadurch wird die Mi- Zwischenfrüchten zeigt sich besonders deutlich neralisierung durch Bodenbelüftung bei warmen im Vergleich zur Schwarzbrache. Hier lagen die Bodentemperaturen eingeschränkt. Werte bei 78 kg Nmin/ha. Durch absolute Boden- Nach Silomais wurde ein durchschnittlicher ruhe nach der Ernte kann die Mineralisierung Herbst-Nmin von 97 kg Nmin/ha gemessen. Auf le- und N-Verlagerung unter Brache gebremst wer- diglich vier Flächen lagen die Nmin-Werte unter den.

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Das Niveau der Nmin Werte im Herbst 2020 lag nosenanbau sollte die Anlage von Untersaaten auf einem recht hohen Niveau von 64 kg Nmin/ha. in Betracht gezogen werden! Dieses erreicht noch nicht den Anspruch des - Organische Düngung: Eine organische Dün- Grundwasserschutzes. Gerade bei Winterge- gung im Spätsommer und Herbst sollte nur zu treide nach Winterraps, Leguminosen, Mais und Zwischenfrüchten und Winterraps erfolgen. Zu Kartoffeln sowie unter Stoppelgetreide muss Wintergerste sollte eine organische Düngung weiterhin an der Produktionstechnik gearbeitet unterbleiben, auch wenn es die Düngeverord- werden. Ein großer Fokus sollte neben der ange- nung erlaubt. Stallmist wird optimalerweise passten Düngung vermehrt auf die Bodenbear- erst dann ausgebracht, wenn die Bodentempe- beitung im Spätsommer und Herbst gelegt wer- raturen unter 5 °C gesunken sind (also mög- den. lichst erst Anfang Dezember in stehende Be- stände aufbringen, Sperrfrist ab 15.12. beach- Maßnahmen zur Reduzierung der Herbst-Nmin- ten!). Dann finden kaum mehr Umsetzungspro- Gehalte zesse statt und der Stickstoff aus dem Mist wird - Silomaisdüngung: Der N-Bedarfswert nach erst im Frühjahr unter Pflanzenwachstum frei- Düngeverordnung von 200 kg N/ha bei einer gesetzt. Gülledüngung im Frühjahr zu Getreide, Ertragserwartung von 450 dt/ha ist deutlich zu vor allem Rindergülle, sollte zu Vegetationsbe- hoch. Bei durchschnittlichen Erträgen bis zu ginn erfolgen. Späte Gülle- und Gärrestgaben 600 dt/ha reicht eine N-Düngung von 180 kg im Schossstadium können bis zur Ernte nicht N/ha (auf guten Standorten auch 160 kg N/ha) mehr vollständig genutzt werden. minus Frühjahrs-Nmin völlig aus, weil der Silo- mais die sommerliche N-Mineralisation sehr Ausführungsverordnung zur Düngeverordnung gut ausnutzt. Außerdem kann der N-Gehalt der (AVDüV) Gülle zu 75 % angerechnet werden. Auch Gül- legaben zu vorgebauten Zwischenfrüchten soll- Seit 31. Dezember 2020 ist die neue hessische ten in diesem Umfang berücksichtigt werden. Ausführungsverordnung zur Düngeverordung in Bei Beachtung dieser Düngehinweise kann der Kraft getreten. Mit ihr kam es zu einer Herbst-Nmin nach Mais deutlich reduziert wer- Neuausweisung der mit Nitrat und Phosphat den. belasteten Gebieten. Die Einschränkungen für „mit nitratbelastete Gebiete“ betreffen 12 % der - Bodenbearbeitung im Spätsommer und landwirtschaftlichen Nutzfläche in Hessen und Herbst reduzieren: Es zeigt sich, dass wieder die der „eutrophierten Gebiete“ rd. 34 %. Der vermehrt gepflügt oder intensiv der Boden be- WRRL-MR „Fulda-Flieden-Kalbach-Neuhof- arbeitet wird. Jedoch jede Bodenbearbeitung Großenlüder-Eichenzell“ ist nun nicht als belüftet den Boden und stößt damit die Mine- „nitratbelastetes Gebiet“ eingestuft worden. ralisation an. In Verbindung mit den hohen Jedoch erfolgte eine Ausweisung als Herbsttemperaturen und der zunehmenden „eutrophiertes Gebiet“. Bodenfeuchte, werden die Umsetzungspro- zesse im Boden gefördert und somit auch die Inwieweit Sie davon betroffen sind, können Sie N-Freisetzung. Eine gezielte reduzierte Boden- im „geoportal.hessen“ einsehen. Die entspre- bearbeitung oder besser ein Direktsaatsystem chenden Links sind am Ende des Rundbriefes kann effektiv den Herbst-Nmin-Gehalt im Boden aufgeführt. reduzieren. In den „euthrophierten Gebieten“ nach § 13a - Integration von Sommerungen in die Frucht- gelten folgende Anforderungen: folge: Wintergetreide nimmt nur 20 bis 30 kg N/ha vor der Winterruhe auf. Meist ist das 1. Untersuchungspflicht von Wirtschaftsdün- Stickstoffangebot im Boden aber viel höher. gern, Ergebnisse dürfen nicht älter als 2 Diese Mengen können von guten Zwischen- Jahre sein. fruchtbeständen optimal verwertet werden. 2. Austrag von Zielflächen zu oberirdischen Dadurch werden die N-Überschüsse aufgefan- Gewässeren ist zu verhindern, durch: gen und stehen der weiteren Fruchtfolge zur a. Beim Aufbringen von N- und P-haltigen Verfügung (siehe Herbst-Nmin-Werte unter Zwi- Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultur- schenfrüchten). Im Mais- und Körnerlegumi- substraten und Pflanzenschutzmitteln muss

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ein Abstand von mind. 5 Meter zu ober- nischen und organisch-mineralischen Dünge- irdischen Gewässer eingehalten werden. mittel, bei denen es sich um Gärrückstände b. Hangflächen von >=10 % keine Aufbringung aus dem Betrieb einer Biogasanlage handelt, von oben genannten Stoffen innerhalb übernehmen und aufbringen eines Abstandes von 10 m zur Böschungs- von der Dokumentationspflicht der Düngebe- oberkante, weiterhin darfsermittlung befreit. c. gelten zwischen 10-30 m zur Böschungs- oberkante folgende Regelung: Investitionsprogramm Landwirtschaft - Unbestellte Flächen, nur mit sofortiger Ab dem 11. Januar 2021 können die Investions- Einarbeitung zuschüsse für besondes umwelt- und - Auf bestellten Flächen: nur bei ressourcenschonedne Technik beantragt ausreichender Bestandesentwicklung bei werden. Gefördert werden Maßnahmen, die in Getreide, Raps usw. oder die in Mulch- der BMEL Positivliste aufgeführt sind oder Direktsaatverfahren gedrillt wurden. (www.rentenbank.de). Ich möchte darauf Bei Reihenkulturen mit einem Reihen- hinweisen, dass neben Maschinen und Geräte abstand >45cm, nur bei sofortiger zur Düngerausbringung und mechanische sowie Einarbeitung oder vorhandender Unter- chemische Pflanzenschutzmaßnahmen auch saat. bauliche Anlagen wie Gülle-/Gärrestbehälter mit Abdeckung und Separierungsanlagen gefördert Erleichterungen außerhalb des ausgewiesenen werden. Auch Festmistlagerstätten werden Gebietes nach § 13a: gefördert. Außerhalb des ausgewiesenen gefährdeten Gebietes werden kleinere landwirtschaftliche Betriebe - mit weniger als 30 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, - bis zu 3 ha Gemüse, Hopfen, Wein oder Erdbeeren, - weniger als 110 kg/ha Gesamtstickstoff aus der Tierhaltung und - die keine außerhalb des Betriebes anfallen- den Wirtschaftsdünger sowie keine orga-

Bitte beachten Sie, dass die neue Düngeverordnung am 31.12.2020 in Kraft getreten ist. Mit ihr kam es zu einer Neuausweisung der mit Nitrat und Phosphat belasteten Gebiete. Inwieweit Sie davon betroffen sind, können sie unter den folgenden Links einsehen: Nitrat: https://www.geoportal.hessen.de/map?WMC=3430 Phosphat: https://www.geoportal.hessen.de/map?WMC=3431

Mit freundlichen Grüßen

Ingenieurgemeinschaft für Landwirtschaft und Umwelt

Birgit Kräling Tel: 0172-57 97 389 [email protected]

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