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875 der Beilagen zuden'stenographischen Protokollen des Nationalrates XIII. CP

29. 8. 1973

Regierungsvorlage

Vertrag gruppen unter Bahnyersch.luß als Durchfuhr­ zwischen der Republik Österreich und der uansporte (im folgenden Eisenbahndurchgangs­ Bundesrepublik Deutschland über die Füh• . verkehr) unter den in. diesem Vertrage zugelas- rung von geschlossenen Zügen (Zügen unter senen Erleichterungen befördert werden, und Bahnverschluß) der Österreichischen Bundes­ . zwar bahnen üher Strecken der Deutschen Bundes,.. a) Reisezüge, Reisezugwagen, Packwagen und bahn in der Bundesrepublik Deutschland Postwagen zwischen den Bahnhöfen Salz­ burg Hauptbahnhof und Kufstein auf der Der Bundespräsident der Republik österreich Strecke , Hauptbahnhof-Rosen­ und heim-Kufstein, der Präsident der Bundesrepublik Deutschland b) zur Herstellung einer infolge Strecken­ sind in dem Wunsche, die Führung von geschlos­ unterbrechung auf dem Gebiet der Repu­ senen Zügen (Zügen unter Bahnverschluß) der blik Österreich nicht möglidlen Schienen­ österreichischen Bundesbahnen über Strecken verbindung Reisezüge, Reisezugwagen, der. Deutschen Bundesbahn in der Bundes­ Packwagen und Postwagen 'sowie Güter• republik Deutschland zu ermöglichen, überein• züge und Güterzugwagen auf den Strecken gekommen, zu diesem Zweck einen Vertrag zu Salzburg Hauptbahnhof-Ros·enheim­ schließen, und haben hierfür zu ihren Bevoll- Kufstein, mächtigten ernannt: ' Salzburg Hauptbahnhof/Kufstein-Rosen Der Bundespräsident der Republik öster• heim-München-Mittenwald, reich SalZ burg Hauptbahnhof/Kufstein,-Ro­ den außerordentlichen und bevollmächtigten senheim -Münmen-Kempten-Lindau, Botschafter ·der Republik Österreich in der 'Salzburg Hauptbahnhof/Kufstein-Ro­ Bundesrepublik . Deutschland, Herrn Dok­ senheim-München-Ulm-Friedrichs­ tor WiUfried Gredler, und den Sektions­ hafen-Lindau. chef im Bundesministerium für Verkehr, Werden aus bahnbetrieblichen Gründen aus­ Herrn Dr. Robert Stanfe!. nahmsweise Umleitungen a·uf andere Stre.ck.en Der Präsident der Bundesrepublik Deutsch­ notwendig, so werden diese Strecken von der land. .Bundesbahndirektion München im Benehmen den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, mit der zuständigen Grenzpoliz.eibehörde und Herrn Dr. Paul Frank, und den Ministerial­ der zuständ~gen Oberfinanzdirektion der direktor im Bundesniinisterium für Ver­ Bundesrepublik Deutschland festgelegt. kehr, Herrn Dr. Wolfgang Vaerst. (2) Im Falle des fahrplanmäßigen Eisenbahn­ Die B'evoHmächtigten haben nach Austausch durchgangsverkehrs nach Absatz 1 Iit. a trifft die ihrer in guter und gehöriger Form befundenen Deutsche Bundesbahn die erforderlimen Maß• Vollmachten folgendes vereinbart: nahmen im Benehmen mit der zuständigen Grenzpolizeibehörde und der zuständigen Ober- Artikel 1 finanzdirektion ; die österreichischen Bundes- (1) Die ös~erreichischen Bundeshahnen und bahnen haben die zuständige Sicherheitsbehörde, die Deutsche Bundesbahn können für den fahr- die zuständige Finanzlandesdirektion und die planmäßigen Eisenbahnverkehr (lit. a) sowie für zuständige Eisenbahnbehörde anzuhören. den Fall einer Streckenunterbrechung (1it. b) ver- (3) Werden Umleitungen nach Absatz 1 lit. b einbaren, daß von der Deutschen Bundesbahn .durchgeführt, so haben die österreichischen auf ihren Strecken für die österreichischen . Bundesbahnen und hat ,die Deutsche Bundesbahn Bundesbahnen in den nachfolgend aufgeführ-die jeweils im Absatz 2 genannten Behörden ten Verkehrsverbindungen Züge und Wagen- rechtzeitig zu unterrichten.

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(4) Die Durchführung und die Abgeltung der brechung auf österreichischem Gebiet (den Transportleistungen der Deutschen Bundesbahn Tag des Heginns der' Streckenunterbrechung für die österreichischen Bundesbahnen bleiben eingerechnet). den Vereinbarungen zwischen den österreichi• (3) Zur überwachung der Einhaltung dieses schen Bundesbahnen und der Deutschen Bundes­ Vertrages können die Züge auf der Strecke Salz­ bahn vorbehalten. burg Ha uptbahnhof--Kufstein vom Grenzkontrollpersonal jedes der beiden Ver­ Artikel 2 tragsstaaten begleitet werden. Das Grenz­ Der Eisenbahndurchgangsverkehr unterliegt kontrollpersonal der Bundesrepublik Deutsch­ dem Recht der Bundesrepublik Deutschland, so­ land darf den Begleitdienst in den Gemein­ weit dieser Vertrag nichts anderes bestimmt. schafts- oder Betriebswechselbahnhöfen im Ge­ biet der Republik österreich beginnen und be­ enden. Das Grenzkontrollpersonal wird unent­ Artikel 3 geltlich befördert. (1) Dieser Vertrag gilt für Personen ohne (4) S'oweit Züge nach Absatz 3 begleitet wer­ Rücksicht auf ihre Staatsangehörigkeit, für den, kann die nach Absatz 1 zulässige Grenz­ Handgepäck, mitgenommene Tiere, Reisegepäck, abfertigung au,ch während der Fahrt vorgenom­ Expreßgut, Güter (einschließlich Leichen und men werden. Für die Vornahme dieser Grenz­ lebender Tiere) und Postsachen. abfertigung und die Begleitung der Züge nach (2) Die Erleichterungen dieses Vertrages geIten Absatz 3 gilt das Abkommen zwischen der Re­ auch für die Durchbeförderung österreichischer publik österreich und der Bundesrepublik Exekutivorgane und in Friedenszeiten für öster• Deutschland vom 14. September 1955 über reichische Militärpersonen in Uniform, die mit Erleichterungen der Grenzabfertigung im Eisen­ ihren ungeladenen DienstwafIen und ihrer son­ bahn-, Straßen- und Schiffsverkehr. stigen Ausrüstung reisen, und zwar bei Dienst­ reisen sowie Fahrten zu oder von ihrer Truppen­ Artikel 5 einheit oder militärischen Dienststelle, auf Urlaub oder nach Hause; Vorgesetzte dürfen im (1) Im Eisenbahndurchgangsverkehr ist ein Eisenbahndurchgangsverkehr ihren mitreisenden Durchreisesichtvermerk nicht erfor,derlich. P,er­ Untergebenen nur solche Anordnungen erteilen, sonen im Alter von mehr als 16 Jahren müssen die zur Aufrechterhaltung der Disziplin not­ einen mit Lichtbild versehenen amtlichen Aus­ wendig sind. Dte Artikel 3, 4 und 5 des Ab­ weis mit sich führen. kommens zwischen der Republik österreich und (2) Die Erleichterungen nach Absatz 1 gelten der Bundesrepublik Deutschland vom 14. Sep­ a) für den Eisenbahndurchgangsverkehr nach tember 1955 über die Beförderung von Exe­ Artikel 1 Absatz 1 lit. a ohne zeitliche Be­ kutivorganen 1m Straßen- und Eisenbahn­ schränkung, Durchgangsverkehr gelten entsprechend. Die b) für den Eisenbahndurchgangsverkehr nam zuständigen Grenzpolizeidienststellen werden Artikel 1 Absatz 1 lit. b nur bis zur Dauer auf diplomatischem Wege mitgeteilt. von drei Tagen nach dem Eintritt einer (3) Die Beförderung von Häftlingen im Eisen­ Streckenunterbrechung auf österreichischem bahndurchgangsverkehr ist ausgeschlossen. Gebiet (den Tag des Beginns der Strecken­ unterbrechung eingerechnet); während die­ ser Zeit gilt Absatz 1 zweiter Satz nicht. Artikel 4 (1) Im Eisenbahndurchgangsverkehr findet eine Grenzabfertigung nur statt Artikel 6 a) zur Vornahme von Stichproben, (1) Die im Eisenbahndurchgangsverkehr be- b) bei Verdacht von Zuwiderhandlungen Rei- förderten Waren sind von Ein- und Ausgangs-­ sender gegen die Bestimmungen dieses Ver- abgaben sowie von wirtschaftlichen Ein-, Aus­ und Durchfuhrverboten und -beschränkungen trages, befreit, wenn die für den Durchgangsverkehr c) zur Verhinderung oder Aufklärung straf- geltenden Bestimmungen eingehalten werden; barer ;Handlungen. Sicherheiten werden nicht erhoben. Bei Nicht- . (2) Die Erleichterungen nach Absatz 1 gelten einhaltung dieser Bestimmung,en wird von der a) für die Strecke Salzburg Hauptbahnhof- Erhebung der Ein- und Ausgangsabgaben ab­ Rosenheim-Kufstein ohne zeitliche Be- gesehen, wenn der Nachweis erbracht wird, daß schränkung, die Ware in unverändertem Zustand nach öster- b) für andere Durchgangsstrecken nach Ar- reich zurückgebracht worden ist. tikel 1 nur bis zur Dauer von drei Tagen. (2) Die im Eisenbahndurchgangsverkehr be­ nach dem Eintritt einer Streckenunter- förderten Waren unterliegen der überwachung

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875 der Beilagen 3 durch die Zollbehörden. Die beteiligten Eisen­ der Zugführer, sofern Grenzkontrollorgane bahnverwaltungen stellen die hierfür erforder­ nicht anwesend sind, eine Niederschrift auf­ lichen Unterlagen zur Verfügung. zunehmen, von der je eine Ausfertigung den zuständigen Behörden beider Vertragsstaaten (3) Aufgegebenes Reisegepäck und Expreßgut, Güter in geschlossenen Güterwagen und in Be­ unverzüglich zuzuleiten ist. hältnissen sowie Postsendungen - auch in Post­ (3) Haben Züge einen unvorhergesehenen wagen - sind von den Osterr,eichischen Bundes­ Aufenthalt von längerer Dauer, so hat der Zug~ bahnen unter Raumverschluß zu nehmen, es sei führer dafür zu sorgen, daß das nächste Zollamt denn, daß die zuständigen Zollbehörden beider und die nächste Grenzpolizeidienststelle der Vertragsstaaten· darauf verzichten. Bundesrepublik Deutschland unverzüglich benachrichtigt werden.

Artikel 7 (1) Beförderungsverbote der Bundesrepublik Artikel 9 Deutschland zum Schutze von Menschen, Tieren (1) Reisende, die den Zug auf dem Gebiet der oder Pflanzen gelten auch für den Eisenbahn­ Bundesrepublik Deutschland entgegen Artikel 8 durchgangsverkcehr. Absatz 2 verlassen - ausgenommen Deutsche im (2) Die Durchfuhr von Einhufern, Rindern, Sinne des Artikels 116 Absatz 1 des Grund­ Schafen, Ziegen und Schweinen ist zulässig, wenn gesetzes - sind auf Verlangen der zuständigen die Tiere mit den erforderlichen Dokumenten deutschen Organe vom ,Zugpersonal wieder in über die seuchenfreie Herkunft, wie Ursprungs­ den Zug zu nehmen und mit diesem auf öster• und Gesundheitszeugnisse und Tierpässe, ver­ reichisches Gebiet zu verbringen. sehen sind. Für andere Tiere sowie tierische (2) Reisende, die entgegen Artikel 8 Absatz 2 Teile, Rohstoffe und Erzeugnisse sind Veterinär• im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland in zertifikate nicht erforderlich. Eine tier ärztliche den Zug einsteigen, sind vom Zugpersonal aus Grenzuntersuchung findet im Eisenbahndurch­ dem Zug zu weisen. gangsverkehr njcht statt. (3) Für lebende Pflanzen und Pflanzenteile ist (3) Die Republik Osterreich wird auf Ver­ bei Beförderung im Eisenbahndurchgangsverkcehr langen der zuständigen deutschen Behörden alle kein besonderes Ursprungs- oder Gesundheits­ Personen zurücknehmen, die nicht Deutsche im zeugnis erforderlich. Sinne des Artikels 116 Absatz 1 _des Grund­ gesetzes sind, im Eisenbahndurchgangsverkehr (4) Eine Einfuhruntersuchung von Fleisch den Zug verlassen haben und im Gebiet der nach den Bestimmungen. des Fleischbeschau­ Bundesrepublik Deutschland verblieben sind. gesetzes findet im Eisenbahndurchgangsverkehr nicht statt. Sofern in besonderen Fällen Fleisch (4) Die Bundesrepublik Deutschland wird auf aus dem Zug verbracht wird, bleiben die fleisch­ Verlangen ,der zuständigen österreichischen Be­ beschaurechtlichen Einfuhrvorschriften unbe­ hörden alle Personen zurücknehmen, die nicht rührt. die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen und im Eisenbahndurchgangsverkehr im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland in den Zug ein­ Artikel 8 gestiegen und so in das Gebiet der Republik (1) Die Reisenden werden im Eisenbahndurch­ Osterreich gelangt sind. gangsverkehr in Zügen befördert, die in der (5) Die Rücknahme erfolgt in entsprechender Bundesrepublik Deutschland unter Bahnver­ Anwendung der Vereinbarung durch den Noten­ schluß zu halten sind. wechsel zwischen der österreichischen Bundes­ (2) Im Eisenbahndurchgangsverkehr ist es regierung und der Regierung der Bundesrepublik Reisenden verboten, ein- oder auszusteigen, Wa­ Deutschland vom 19. Juli 1961, betreffend die ren in den oder aus dem Zug zu verbringen übernahme von Personen an der Grenze sowie Zoll- oder Bahnverschlüsse zu öffnen. Die zwischen Osterreich und der Bundesrepublik Bediensteten der beiden Eisenbahnverwaltungen Deutschland (deutsch-österreichisches Schub­ haben die Einhaltung dieser V,erbote zu über• abkommen), wobei das Verlassen des Zuges auf wachen und bei Zuwiderhandlungen zur Wieder­ dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland herstellung des diesem Vertrag entsprechenden entgegen Artikel 8 Absatz 2 als unerlaubte Ein­ Zustandes, erforderlichenfalls unter Anwendung reise in das Gebiet der Bundesrepublik Deutsch­ unmittelbaren Zwanges, einzuschreiten, wobei land gilt und ,die Einreise in das Gebiet der sie die sonst für sie maßgeblichen innerstaat­ Republik Osterreich als unerlaubt angesehen lichen Rechtsvorschriften anzuwenden haben. wird, wenn der Zug im Gebiet der Bundes­ Wird eine Ausnahme von diesen· Verboten not­ republik Deutschland entgegen Artikel 8 Ab­ wendig oder wird ein Verbot übertreten, so hat satz 2 bestiegen worden ist.

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Artikel 10 Artikel 14 (1) Während eines Aufenthaltes in Bahnhöfen (1) Das im Eisenbahndurchgangsverkehr tätige der Bundesrepublik Deutschland ist der vor den Personal der Vertragsstaatendarf Dienstkleidung Zügen befindliche Teil des Bahnsteiges auf Ver­ tragen. langen der zuständigen deutschen Behörden für (2) Jeder Vertragsstaat wird Bedienstete auf den Verkehr des Publikums und den Verkauf von Verlangen des anderen Vertragsstaates von der Waren zu sperren. Verwendung in dessen Gebiet ausschließen, oder (2) Waren dürfen, abgesehen von den im fol­ abberufen. genden zugelassenen Ausnahmen, nur in Güter-, (3) Erleidet ein im Eisenbahndurchgangsver­ Gepäck- oder Postwagen sowie in Gepäck- und kehr tätiger Bediensteter eines der Vertragsstaa­ Postabteilen befördert werden. In Personen­ ten in Ausübung seines Dienstes einen Unfall wagen dürfen nur Handgepäck und mitgenom­ oder erkrankt er, so wird der betreffende Ver­ mene Tiere befördert werden. Auf Lokomotiven tragsstaat für ärztliche Hilfe, Heilmittel und und Tendern, im Motorraum von Triebwagen Krankenpflege sorgen, wenn die Überführung sowie im Führerstand von Triebwagen und Steu­ des Bediensteten inden anderen Vertragsstaat erwagen dürfen außer den Betriebsmitteln nur aus Gesundheitsgünden nicht tunlich ist. Die Gegenstände mitgeführt werden, die vom Eisen­ dabei aufgewendeten Kosten werden von der bahnpersonal zum dienstlichen oder eigenen Ge­ Verwaltung ersetzt, der der Bedienstete ange­ brauch während der Fahrt benötigt werden. hört; Ersatzansprüche und Rückgriffsrechte Artikel 11 dieser Verwaltung gegen Dritte bleiben unbe­ rührt. (1) Die Bahnpost unterliegt im Eisenbahn­ durchgangsverkehr keinen Beschränkungen und Artikel 15 keinen Gebühren der Bundesrepublik Deutsch­ (1) Für Beförderungen im Sinne der Artikel 1 land. Inwieweit für die vom Ausland nach dem und 3 gelten die beförderungsrechtlichen und Ausland durch die Bundesrepublik Deutschland tarifrechtlichen Bestimmungen, insbesondere beförderten Postsendungen eine Durchgangsver­ auch jene des Internationalen Übereinkommens gütung zu leisten ist, richtet sich nach dem Welt­ ü,ber den Eisenbahn-Personen- und -Gepäck• post~ertrag und den Abkommen des Weltpost­ verkehr (CIV) und des Internationalen Überein• veremes. kommens über den Eisenbahnfrachtverkehr (2) Die Briefkästen an Gepäck- und Postwagen (CIM), die gegolten hätten, wenn die Beförde• sowie Gepäck- und Postabteilen sind während rung über Strecken der österreichischen Bundes­ der Durchfahrt geschlossen zu halten. bahnen erfolgt wäre. (3) Die in Gepäck- oder Postwagen sowie m (2) Die Beförderungen im Eisenbahndurch­ Gepäck- oder Post abteilen mitgeführten Post­ gangsverkehr unterliegen nicht der Umsatzsteuer sachen dürfen nicht durchsucht werden. der Bundesrepublik Deutschland; sie unterliegen der Beförderungssteuer der Republik österreich. Artikel 12 Das im Eisenbahndurchgangsverkehr tauge Artikel 16 Personal der Vertragsstaaten ist verpflichtet, ein­ (1) Die Bediensteten der österreichischen ander bei der Ausübung seiner Dienstobliegen­ heiten den erforderlichen Beistand zu gewähren Bundesbahnen sind befugt, in den Zügen Fahr­ kartenkontrollen vorzunehmen und für die Auf­ und hierauf gerichteten Ersuchen in gleicher Weise Folge zu leisten wie entsprech:enden Er­ rechterhaltung der Ordnung im Zug durch Be7 suchen des eigenen Personals. Darüber hinaus dienstete der Deutschen Bundesbahn sorgen zu wird, das Grenzkontrollpersonal der Vertrags­ lassen. Soweit Bedienstete der Deutschen Bundes­ staaten bei der überwachung des Durchgangs­ bahn nicht anwesend sind, üben die Bediensteten verkehrs festgestellte Verstöße einander mitteilen. der österreichisehen Bundesbahnen ihre eisen­ bahndienstlichen Befugnisse nach den sonst für Artikel 13 sie maßgeblichen innerstaatlichen Rechtsvor­ . ! schriften aus: Die strafrechtlichen Bestimmungen des einen Vertragsstaates zum Schutze von Amtshandlun­ (2) Während des Eisenbahndurchgangsverkehrs gen und zum Schutze von Beamten gelten auch gemäß Artikel 1 Absatz 1 lit. b werden Reisende, für strafbare Handlungen, die in diesem Staat ausgenommen deutsche Staatsangehörige, wegen gegenüber dem im Eisenbahndurchgangsverkehr vorher . begangener gerichtlich strafbarer oder tätigen Personal des anderen Vertragsstaates be­ durch Verwaltungsbehörden zu vefolgender gangen werden, wenn sich das Personal in Aus­ Handlungen in der Bundesrepublik Deutschland übung des Dienstes befindet oder die Tat in Be­ nicht verfolgt,' abgeurteilt, in Haft genommen ziehung auf diesen Dienst begangen wird. oder sonst in ihrer persönlichen Freiheit be-

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schränkt; dies gilt nur bis zur Dauer von drei (6) In anderen Fällen als den in, den vorstehen­ Tagen nach dem Eintritt einer 5treck~nunter­ den Absätzen oder in anderen Abkommen ge­ brechung auf öst~rreichischem Gebiet (den Tag regelten ist die Haftung für Schäden beim Be­ des Beginns der Streckenunterbrechung einge­ trieb der Eisenbahn im Eisenbahndurchgangsver­ rechnet). kehr nach deutschem Recht zu beurteilen. ISoweit danach die eine oder die andere Eisenbahn haftet, Artikel 17 trifft die Haftung auch die andere Eisenbahn als (1) Wird beim Betrieb der Eisenbahn im Eisen­ Gesamtschuldner. bahndurchgangsverkehr durch einen Unfall ein (7) Für Fragen der Amtshaftung ist das Ab­ Reisender getötet oder verletzt oder eine Sache, kommen zwischen der Republik Österreich und die ein Reisender an sich trägt oder mit sich der Bundesrepublik Deutschland vom 14. Sep­ führt, beschädigt oder verloren, so haften die tember 1955 zur Regelung der Amtshaftung aus österreichischen Bundesbahnen wie ein Betriebs­ Handlungen von Organen des einen in grenz­ unternehmer nach österreichischem Recht; sie nahen Gebieten. des anderen Staates anzuwenden. stehen dabei für die Deutsche Bundesbahn und deren Leute ein. Die im Artikel 3 Absatz 2 ge­ (8) Die Klage kann nur vbr den Gerichten nannten Personen und Personengruppen gelten des Staates der in Anspruch genommenen Eisen­ hierbei als Reisende. Ansprüche des Geschädigten bahn erhoben werden. gegen die Deutsche Bundesbahn in deren Eigen­ (9) Haben die österreichischen Bundesbahnen schaft als Betriebsunternehmer bleiben unbe­ auf Grund der vorstehenden Bestimmungen rührt. Ersatz geleistet, so können sie gegen die Deutsche (2) Für Beförderungen im Eisenbahndurch­ Bundesbahn Rückgriff nehmen, wenn der Unfall gangsverkehr gelten hinsichtlich der Haftung durch Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit der für verspätete Auslieferung, überschreitung der Deutschen Bundesbahn oder ihrer Leute oder Lieferfrist, gänzlichen oder teilweisen Verlust durch Mängel der Anlagen oder der Fahr­ oder Beschädigung von Reisegepäck, Expreßgut betriebsmittel der Deutschen Bundesbahn verur­ und Gütern (einschließlich Leichen und lebender sacht worden ist. Tiere) die beförderungsrechtlichen und tarif­ lichen Haftungsbestimmungen, die gegolten hät• Artikel 18 ten, wenn die Beförderung über Strecken der österreichischen Bundesbahnen in österreich Die im Eisenbahndurchgangsverkehr betei­ stattgefunden hätte. Die Haftung der Deutschen ligten beiderseitigen Verwaltungen werden die Bundesbahn ist ausgeschlossen. Maßnahmen zur Durchführung dieses Vertrages erforderlichenfalls miteinander abstimmen. (3) Wird ein im Eisenbahndurchgangsverkehr tätiger österreichischer Bediensteter in Aus­ übung seines Dienstes beim Betrieb der Eisen­ Artikel 19 bahn 'durch einen Unfall getötet oder verletzt Die Bundesrepublik Deutschland kann den oder eine Sache, die er an sich trägt oder mit Eisenbahndurchgangsverkehr zeitweilig ganz oder sich führt, beschädigt oder verloren, so ist die teilweise sperren, wenn es die Sicherheit im Pflicht, die sich aus dem schädigenden Ereignis Durchgangsgebiet erfordert. ergebenden Ansprüche zu befriedigen, so zu be­ urteilen, als ob das schädigende Ereignis auf den Strecken der österreichischen Bundesbahnen in Artikel 20 österreich verursacht worden wäre. Soweit hier­ (1) Meinungsverschiedenheiten über die Aus­ nach eine Haftung der Osterreichischen Bundes­ legung oder die Anwendung dieses Vertrages bahnen besteht, hat sie dabei für die Deutsche sollen durch die zuständigen Behörden der Ver­ Bundesbahn und deren Leute einzustehen. Die Haftung der Deutschen Bundesbahn gegenüber tragsstaaten beigelegt werden. den im Satz 1 genannten Bediensteten ist ausge­ (2) Kann eine Meinungsverschiedenheit auf schlossen. diese Weise nicht beigelegt werden, so ist sie auf (4) Für Schäden an Betriebsmitteln gelten die Verlangen eines der Vertragsstaaten einem diesbezüglichen Vereinbarungen zwischen den Schiedsgericht zu unterbreiten. österreichischen Bundesbahnen und der Deut­ (3) Das Schiedsgericht wird von Fall zu Fall schen Bundesbahn .. gebildet, indem jeder Vertragsstaat ein Mitglied (5) Im Eisenbahnpostverkehr haften für Sach­ bestellt und beide Mitglieder sich auf den Ange­ schäden, die im Eisenbahndurchgangsverkehr ein­ hörigen eines dritten Staates als Obmann eini­ treten, die' beteiligten Verwaltungen untereinan­ gen, der von den Regierungen der Vertragsstaa­ der nach Maßgabe der bestehenden Vereinbarun­ ten zu bestellen ist. Die Mitglieder sind inner­ gen. halb von zwei Monaten, der Obmann innerhalb

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von drei Monaten zu bestellen, nachdem der eine Artikel 21 Vertragsstaat dem anderen mitgeteilt hat, daß Dieser Vertrag gilt auch für das Land Berlin, er die Meinungsverschiedenheit einem Schieds­ sofern nicht die Regierung der Bundesrepublik gericht unterbreiten will. Deutschland gegenüber der österreichischen Bun­ (4) Werden die in Absatz 3 genannten Fristen desregierung innerhalb von drei Monaten nach nicht eingehalten, so kann in Ermangelung einer Inkraf.ttreten des Vertrages eine gegenteilige Er­ anderen Vereinbarung jeder Vertragsstaat deri klärung abgibt. Präsidenten des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte bitten, die erforderlichen Er­ Artikel 22 nennungen vorzunehmen. Besitzt der Präsident (1) Dieser Vertrag ist zu ratifizieren. Die Rati­ die Staatsangehörigkeit eines der Vertragsstaaten fikationsurkunden werden in Wien ausgetauscht oder ist er aus einem anderen Grund verhindert, so soll der Vizepräsident die Ernennungen vor­ werden. nehmen. Besitzt auch der Vizepräsident die (2) Der Vertrag tritt am ersten Tag des zwei­ Staatsangehörigkeit eines der Vertragsstaaten ten Monats nach Austausch der Ratifikations­ oder ist auch er verhindert, so soll das im Rang urkunden in Kraft. nächstfolgende Mitglied des Gerichtshofes, das (3) Jeder Vertragsstaat kann den Vertrag kün• nicht die Staatsangehörigkeit. eines der Vertrags­ digen; er tritt ein Jahr nach der Notifikation staaten besitzt, die Ernennungen vornehmen. der Kündigung an den anderen Vertragsstaat (5) Das Schiedsgericht entscheidet mit Stimmen­ außer Kraft. mehrheit. Seine Entscheidungen sind bindend. Jeder Vertragsstaat trägt die Kosten des von ihm bestellten Schiedsrichters und seiner Vertretung ZU URKUND DESSEN haben die Bevoll­ in dem Verfahren vor dem Schiedsgericht; die mächtigten der Vertragsstaaten diesen Vertrag Kosten des Obmanns und die sonstigen Kosten unterzeichnet und mit Siegeln versehen. werden von den Vertragsstaaten zu gleichen GESCHEHEN zu Bonn am 15. Dezember Teilen getragen. Im übrigen regelt das Schieds­ 1971, in zwei Urschriften. gericht sein Verfahren selbst. (6) Die Gerichte der beiden Vertragsstaaten Für die Republik Österreich: werden dem Schiedsgericht auf sein Ersuchen Dr. Willfried Gredler Rechtshilfe hinsichtlich der Ladung und der Ver­ Dr. Robert Stanfel nehmung von Zeugen und Sachverständigen in entsprechender Anwendung der zwischen den beiden Vertragsstaaten jeweils geltenden Verein­ Für die Bundesrepublik Deutschland: barungen über die Rechtshilfe in Zivil- und Paul Frank Handelssachen leisten. Wolfgang Vaerst

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Erläuterungen

Allgemeine Bemerkungen: Rechte und Pflichten bei der Vertra,gsstaaten in diesem Verkehr sowohl im Interesse der Reisen­ Seit Beginn des Sommerrfa'hrplanes 1967 wer­ den als auch in dem der daran beteiligten Eisen­ den von den Österreichischen Bundeslbahnen bahnen bzw. Bediensteten ah und bringt eine über Strecken der Deutschen Bundesbahn in der beachtliche Veflkürzung und Beschleunigung des Bundesrepulbli:k Deutschland von Salzburg ü1ber EisenJbahnverkehrs in der Verbindung Salzburg­ Rosenheim nach Kufstein fahrplanmäßige Trieb­ Innsbruck: wagenschnellzüge ,geführt. Derzeit sind es drei Zugspaare, u. ,zw.: TS 460/461 "Tirolerland" Der Vertrag ist gemäß seinem Art. 22 zu (W!en-InnS:bruck), TS 462/463 "Transa1pin" ratifizieren. Da er gesetzändernden und gesetzes­ (WIen-Basel) und 11S 464/465 Bodensee" ergänzenden Charakter hat, bedarf er der Ge­ . " (Wlen-St. Gallen). Darüber hinaus waren in den nehmig>:ung des Nationalrates gemäß Art. 5,0 des Bundes-Verfassungsgesetzes. Der Vertrag enchält letzten Jahr,en infolge von Streckenunterhrechun­ überdies folge,nde verfassungsändernde Bestim­ ?en alif ö~terreichisch~m Gdbiet (Arlhergstrecke) mungen: Art. 3 Ahs. 2 erSlJer Satz, Art. 4 Abs. 3 Immer wIeder UmleItungen von Reise- und Güterzügen über Strecken der Deutschen Bun­ erster und zweiter Satz, Art. 4 Abs. 4, Art. 8 Abs. 2 zweiter und dritter Satz und Art. 16 desbahn üher Lindau-Kempten-München• Abs. 1. Ein Beschluß des Nationalrates gemäß SalZlburg erforderlich. In der Regel wurde bei Art. 50 Albs. 2 des Bunc!rs-Verfassungsgesetzes, d!esen unter Bahnverschluß geführten Zügen auf wonach der vorliegende Staatsvertrag durch Er­ d.le Durchführung ,der Grenzalhfertigung ver­ oJassung von Gesetzen zu erfüllen ist, ist 11, ich t zlchte~. Da .die Führung derartiger Züge über das erforderlich. Hohelt~geblet der Bundesrepublik Deutschland je­ do~h dIe Gesetzgebungs- und Vollziehungshoheit Dem Bund werden aus diesem Ahkommen belder Staaten berührt, war es erforderEch, mit weder Mehrausgaben noch eine Vermehrung des der BundesrepuJblik Deutschland in Verhandlun­ Personalstandes erwachsen. gen 'einzutreten, um die sich aus diesem Verkehr Im einlzelnen ergeben sich folgende Bemerkun­ ergebenden rechtlichen ProbIeme durch eine gen: völkerrechtliche VereinbaJ."lung zu regeln. Die Ab­ kommen mit der BundesrepulbliJk Deutschland Zu Artikel 1: vom 28. Oktober 1955, BGBl. Nr. 239/1957 Durch Art. 1 wir,d den Österreichischen Bun­ (Regelung des Grenzüberganges der Eisenbahn,en, desbahnen {öBB) und der Deutschen Bundes­ samt Schlußprotokoll), vom 14. September 1955, bahn (DB) das Recht eingeräumt, unter den im BGBl. Nr. 24011957 (Erleichterungen der Grenz­ Vertrag genannten Voraussetzung,en Eisenhahn­ abfertigung im Eisenba'hn-, Straßen- und Schiffs­ durchgangsverkehre in eigener Zuständigkeit zu verkehr) und auch das Abkommen vom 14. Sep­ vereinbaren. Diese VereinJbarungen können sich tem:ber 1955, BGB!. Nr. 242/57 (erleichterter sowohl auf den fahrplanmäßigen Eisenlbahn­ Eisenbahndurchgangsverkehr auf den Str,ecken durchgangsverkehr zwischen den Bahnhöfen Mittenwald [Grenze]-Griesen [Grenze] und Salzburg Ha,upt!bahnhof-Kufstein auf der Ehrwald [GrenzeJ- ViIs [Grenze]) ergaben hiefür Strecke Sa1zJburg Hauptbahnhof-Rosenheim­ keine ausreichende rechtliche Grundlage. Kufstein gemäß Abs. 1 lit. a als auch auf den Die im Jahre 1970 mit der BundesrepUJblik nur für ,den Fall von Streckenunterlbrechungen r:'.eutschl~nd aufgenommenen Verhandlungen vorges,ehenen Umleitungsvet1kehr gemäß Abs. 1 fuhrten mnerha1llb von zwei Verhandlungsphasen lit. b erstrecken. am 15. Dezember 1971 in Bonn zur Unterzeich­ Soweit dieser Vertrag anzuwenden ist, sind nung des vorliegenden Vertrages. Der Vertrag auf den im A:bs. 1 bezeichneten Strecken die grenzt nunmehr eindeutig die gegenseitigen Züge der Ö'BB unter Ba!hnverschluß (Art. 8) zu

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halten; diese Sicherungsmaßnahme ermöglicht es, Art. 3 des A1bkommens zwischen der Bundes­ im RegelfaLl von den Kontrollen Abstand zu republik Deutschland und der Republik öster• nehmen, denen ansonst beim GrenzÜlbertritt die reich vom 14. September 1955 über die Beförde• mit aus- oder einfahrenden Zügen beförderten rung von Exekutivorganen im Straßen- und Personen und Waren unterliegen. Unter Bahn­ Eisenbahn-Durchgangsverkehr, der rezipiert ver schluß sind dabei alle Maßnahmen der beiden wird, sieht aus,drücklich vor, daß Exekutivorgane, Eisenbahnen zu verstehen, die verhindern sollen, die im DurchgangsveI'kehr befördert werden, daß ,im Durchgangsver:kehr auf Strecken der DB sich :heider Durchfahrt jeder Amtshandlung zu inder Bundesrepublik Deutschland Reisende zu­ enthalt,en halben. Gleichwohl hat Abs. 2 erster oder aussteigen oder Waren in den Zug gebracht Satz verfassungsändernden Charakter, da auch oder aus diesem entfernt wer,den. Es obliegt Iden die vorgesehenen zulässigen Handlungen Rechts­ heiden EiseIl!bahnen, jeweils ,die Einzelheiten de,r akte österreichischer Organe außerhalb des öster• Durchführung - wie z. B.durch PJombierung reichischen Staatsgebietes sind, die sich letztlich der Wagen - festzulegen. . . in Hoheits- :bzw. Zwangs akten manifestieren Die fahrplanmäßige Führung von Zügen im können (insbesondere ,die Anordnungen zur Auf­ Durchgangsverkehr macht im Hinblick auf die rechterhaltung der' Disziplin). damit verbundenen Grenzubertritte auch stän• dige organisatorische Vorkehrungen der davon Abs. 2 zweiter Satz hingegen enthä.1t nur hetroffenen Dienststellen erforderlich, die allen­ durchführende Detaabestimmungen, die die falls Grenzahfertigungen nach Maßgabe des grundsätzliche, in den Verfassungsrang zu er­ Art.. 4 des Vertrages durchzufUhren haben. Ehe hebende ,Bestimmung des ersten Ahsatzes näher .solche fahrplanmäßige Regelungen getroffen auszuführen, selbst aher nicht verfassungsändern• werden, sind .daher, um entsprechende Maßnah• den Charakter haben (vgJ. hiezu das Gutachten men vornehmen zu können, nach Abs. 2 die zu­ von Prof. Wal t e r zur Regierungsvorlage Ülber ständigen Behörden beider Vertragsstaaten zu ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem ei.nzelne hören. Bestimmungen des Abkommens zwischen der Republik österreich und der Bundesrepublik Zu Artikel 2: Deutschland über Erleichterungen der Grenzah­ Soweit der Vertr·ag keine andere Regelung ferügung im Eisenbahn-, Straßen- und Schiffs­ vorsieht, unterliegt der Eisen:bahndurchgangs­ verkehr, BGBL Nr. 240/1957, zu Verfassungs­ verkehr dem Recht der Bun:desrepuiblik Deutsch­ bestimmung.en erklärt. werden). land. Der erwähnten Regelung kommt vor allem Zu Artikel 3: im Falle einer Unterbrechung von Verkehrsver­ Beför,derungsrechtlich erstreckt sich der Ver­ bindungen auf österreichischem Hoheitsgebiet für trag gemäß Abs. 1 auf Handgepäck, mitgenom­ Einsätze des Bundesheeres ZUr Hilfeleistung bei mene Tiere, Jt,eisegepäck, Expreßgut, Güter (ein­ Elementarereignissen oder UnglücksfäHen außer• schließlich Leichen und lebender Tiere) und Post­ gewöhnlichen Umfanges (§ 2 Abs. 1 lit. c) des sachen. Wehrgesetzes., BGBL Nr. 181/1955, in Tirol und Unter dem Begriff Exekutivorgane im Sinne Bedeutung zu. Albs. 2 des vorliegen­ des Abs. 2 sind die Organe der Bundespolizei, den Vertrages ermöglicht es, unter solchen Um­ der ·Bundesgendarmerie, der Zollverwaltung so­ ständen die allenfalls aus den östlichen TeiLen wie weitere Organe der öffentJichen Aufsicht des Bundesge:bietes zur Hilfeleistung benötigten (§ 50 VStG) zu verstehen. Militärpersonen im Wege des vorgesehenen Im Rahmen des Abs. 2 ist unter an,derem da­ Durchgang~el'lkehrs in d,as Einsatzgebiet zu ver­ für vorgesorgt, daß die Erleichterungen dieses legen. Daruber hinaus stellt diese Regelung auch Vertrages in Friedenszeiten auch für die Durch­ hinsichtlich der im Rahmen des militärischen beförderung österreichischer Militällpersonen in Dienstbetriebes erforderlichen Fahrten von Uniform mit ihren ungeladenen Dienstwaffen Heeresangehörigen eüle zeit- un,d k6stensparende und ihr,er sonstigen Ausrüstung gelten. Von Vereinfachung dar. dieser Bestimmung sind' sowohl Dienstreisen als Durch die Bestimmung ;des zweiten Satzes des auch andere ,Fahrten von Heeresangehörigen, Abs. 2 wird zweifelsfrei festgestellt, d'aß die nämlich solche zu ihrer Truppeneinheit bzw. Erteilung der zur Aufrechter'haltung der Diszi­ sonstigen militärischen Dienststelle sowie zu plin notwendigen Anordnungen der Komman­ ihrem zivilen Wohnsitz oder UrlaU:bsort, umfaßt. danten gegenüber ihren mitreisenden Unter­ Die Fonpul'ierung der angeführten Bestimmun­ gebenen im Rahmen des Durchgangsverkehrs gen lehnt sich hinsichtlich der Militärpersonen an auch auf deutschem Hoheitsge;biet zulässig ist. eine v,ergleichbare Bestimmung des AJbkommens Diese Bestimmung erscheint notwendi.g, weil die zwischen der Schweiz und der Bundesrepublik Erteilung militärischer Befehle einen Akt der Deutschland über Durchgangsrechte vom 5. Feber Hoheitsgewah bildet, der als solcher -abge­ 1958 an. sehen von der innerstaatlichen Rechtslage - nur

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unter entsprechenden vöLkerrechtlichen Voraus­ Die Überwachung der Einhaltung des Abkom­ setzungen auf dem Hoheitsgebiet' eines anderen mens stellt ein hoheitliches Handeln dar. Art. 4 Staates vor.genommen werden darf. Innerstaat­ Abs. 3 erster und zweiter Satz ermächtigen somit lich kommt dieser Bestimmung verfassungsändern• österreidlische Organe z)lr Setzung von Hoheits­ der Charakter zu, weil durch sie österreichische akten außerha,tb .des österreichischen Staatsge­ Staa.tsorgane z·ur Setzung von Hoheitsakten bietes bzw.deutsche Grenzkontrollorgane zur außerhalb des österreichischen Staatsgebietes er­ Set1)ung hoheitlicher Akte auf österreidlischem mächtigt werden. Staatsgebiet. Diese Bestimmungen sind daher Anläßlich der Verhandlungen wurde klarge­ ve.rfassungsändernd. stellt, daß aus den Bestimmungen des Art. 3 des Art. 4 Abs. 4 ermädltigt ebenfalls österreich i­ gegenständlichen Abkommens kein Präjudiz für sche Organe zur Setzung von Hoheitsakten aUf eine Durchfuhr deutscher Militärpe.rsonen durch ausländischem Staatsgebiet und deutsche Organe österreichisches Gebiet hergeleitet werden könne. zur Setzung von Hoheitsakten auf österreichi• schem Staatsgebiet. Auch Art. 4 A:bs. 4 ist daher Zu Artikel 4: verfassungsändernd. Das durch A.rt. 4 Albs. 2 zweiter Satz rezipierte Abkommen zwischen der Auch im Eisenbahndurchgangsverkehr liegt Republik Österr.eich und der Bundesrepublik ein Grenzübertritt im Sinne der für die Grenz­ Deutschland vom 14. September 1955 über Er­ kontrolle geltenden innerstaatlichen Rechtsvor­ leichterungen der Grenzabfertigun.g im Eisen­ 'schriften vor. Es entspricht jedoch dem Sinn des bahn-, Straßen- und Schiffsv·enkehr enthält ver­ Vertrages, daß sich die Grenzabfertigung auf die fassungs ändernde Bestimmungen, sodaß auch die in Abs. 1 1it. a bi~ c angeführten Ausnahmefälle rezipierende Norm als verfassungsergänzend zu zu beschrän,ken hat. Die hiebei vorgesehenen qualifizieren ist. Stichproben können sich auf die überprüfung von EinzeLpersonen, Zugteilen oder einzelnen Zügen erstred{en. Zu Artikel 5: Für die im fahrplanmäßigen Durchgangsver­ kehr benützte Strecke Salzburg Hbf.-Rosen­ Dem Sinne dieses Vertrages entsprechend, heim-Kufstein gelten die Erleichterungen des werden durchr·eisende Personen im fahrplan­ Albs. lohne zeitliche Beschränkung, für den Um­ mäßigen Eisenbahndurchgangsverkehr von der leitungsverkehr jeweils nur auf die Dauer von Paß- und Sichtvermerkspflicht hefreit. Die Rege­ drei Tagen nach dem Zeitpunkt der Strecken­ lung, .daß Personen im Alter von mehr als 16 Jahren einen mit einem Lichtbild versehenen unterbrechung auf österreichischem Gebiet. Ausweis mit sich führen müssen, entspricht Grund dieser unterschiedlichen Regelung war die mehreren mit der BRD über den Durchgangs­ überlegung, daß auf ·der Strecke Salzbur.g Hbf.­ verkehr abgeschlossenen Ver.trä.gen und scheint Rosenheim-I(;u.fstein ,die Züge der öBB in der erforderlich, um im Bedarfsfall die Identität von Regel nicht halten; ein Aus- oder Zustei.gen von Reisenden feststeHen zu können. Rei&enden oder die Verhringung von Waren aus oder in den Zug wird daher kaum möglich sein. Für den Umleitungsv.erkehr gemäß Art. 1 Auf den anideren Durchgangs-strecken dagegen Abs. 1 lit. Ib giJt die Befreiung von der Paß- und müssen die Züge .der OBB schon aus betrieblichen Sichtvermerkspflicht nur his ZUr Dauer von drei Gründen in Bahnhöfen der DB halten. Würde Tagen nachdem Eintritt einer Sueckenunter­ auch in diesen Fällen ohne Befristung eine Grenz­ brechung auf österreichischem Gebiet. Während abfertigung nur in Ausnahmefällen stattfinden, dieser Zeit ist auch die Mitnahme des für Per­ würde dies bei länger andauernden Strecken­ sonen von mehr als 16 Jahren vorgesehenen unterbrechungen Möglichkeiten einer miß:bräuch• amtlichen Lichtlbildausweises nicht erforderlich. lich'en Ausnützung dieser Erleichterung er­ öffnen. Zur überwachung der Einhaltung des Ver­ Zu Artikel 6: trages können. die Züge auf .der Strecke Salzburg Die in A:bs. 1 .festgelegte Befreiung der im Hbf.-Rosenheim-Kufstein von Organen beider EiseIlJbahndurchgangsverkehr beförderten Waren Vertragsstaaten beg.leitet werden; in diesem Fall von den Ein- und Ausgangsabgaben und den kann die nach Abs. 1 zulässige Grenzahfertigung wirtschaftlichen Ein-, Aus- und Durchfuhrver­ auch während der Fahrt vorgenommen werden. boten und -ibeschränkungen trägt dem Wesen Dabei ist das Abkommen zwischen der Republik dieses Verkehrs Rechnung, in welchem die Waren österreich und der Bundesrepublik Deutschland sich nur aus verkehrstechnischen Gründen im über Erleichterungen der Grenzalbf.ertigung im Zuge der Beförderung auf deutschem Zollgebiet Eisenbahn-, Str·aßen- und Schiffsverkehr vom befinden. Die getroffenen Regelungen lehnen sich 14. September 1955, BGBL Nr. ,240/1957, anzu­ an die Bestimmungen der Art. 17 Albs. 1 und 22 wenden. des Vertuges vom 6. September 1962 zwischen

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der Republik Österreich und der Bundesrepublik vom 19. Juli .1961, betreffend die übernahme Deutschland über Zollerleichterungen im kleinen von Personen an der Grenze zwischen österreich Grenzverkehr und im Durchgangsverkehr, BGBl. und der Bundesrepublik Deutschland (öster• Nr. 52/1964, an. reichisch-deutsches Schu'babkommen), EGBL In ,den Abs. 2 und 3 finden sich Bestimmungen Nr. 227/1961, sinngemäß anzuwenden. über die Zollüberwachung der beförderten Waren und über den von den österreichischen Bundes­ Zu Artikel 10: bahnen vorzunehmenden Raumv·erschluß. Diese Bestimmung ist im Zusammenhang mit der Verpflichtung der Eiseribahnen, die Züge Zu Artikel 7: unter Bahrwerschluß zu halten, zu verstehen. Das Dieser Artikel enthält Fragen der gesundheits­ Verlangen der zuständigen Behörden der Bundes­ polizeiJichen und tierärztlichen GrenZikontrolle republik Deutschland, aus wichtigen Grün-den sowie Fragen der p-hytosanitären Beschau. Er bestimmte Teile des Bahnhofsbereiches ab:z:u­ sperren, richtet sich an ,die Deutsche BundeS/bahn. ent~pricht den in anderen Verträgen enthaltenen analogen Regelungen. Zu Artikel 11: Zu Artikel 8: In diesem Artikel wer.den die mit der Durch­ befötderung von Postsendungen zusammenhän• Es oIbliegt ·den Eisenbahnen, die Züge im genden Fragen geregelt. Eisen:bahndurchgangsverkehr unter Bahnver­ schluß zu halten. Die Beförderung unter Bahn­ Zu Artikel 12: verschluß umfaßt hiebei alle Maßnahmen, die geeignet sind, im Sinne des Vertrages zu verhin­ Das im Eisenbahndurchgangsverkehr tauge dern, daß Reisende während des Durchgangsver­ Personal der Vertragsstaaten wird dmdl diese kehrs zu- oder aussteigen oder Waren in den Bestimmung verpflichtet, sich gegenseitig zu Zug oder aus dem Zug verbringen. In welcher unterstützen. Weise dieser Verschluß erfolgt, wird von den Die in Ausülbungder Beistandspflicht gesetzten jeweiligen örtlichen und sonsügen gegebenen Handlungen sind jeweils den Behörden anzu­ Verhältnissen abhängen. Die Einze~heiten der rechnen, deren Organe unterstützt wer.den. Diese Durchführung obliegen den bei den Eisenbahnen. Bestimmung ermächtigt daher nicht in einer über Sie werd-en unter anderem durch Plomibierung, die Art. 4 und 8 hinausgehenden Weise zur durch überwachung, durch betriebliche Maß• Setzung von Hoheitsakten auf fremdem Staats­ nahmen und de.rgleichen erfolgen. gebiet und ist somit nicht als vel'fassungsändernd Art. 8 .A:bs. 2 zweiter und dritter Satz sind zu qualifizieren. verfassungsändernd. Durch diese Bestimmungen wird österreichisch-en Bediensteten die Ausiibung Zu Artikel 13: polizeilicher Befugnisse, also hoheit>licher Akte, Dieser Artikel ent!hält Bestimmungen über den außerhalb des österreichischen Hoheitsgebietes stra:frechtlichen Schutz des im Eisenbahndurch­ übertragen. Auch die Aufnahme einer am t­ gangsverkehr tätigen Personals. Diese Bestim­ li ehe n Niederschrift, die eine öffentliche Ur­ mung entspricht den internationalen Gepflogen­ kunde mit besonderer Beweiskraft darstellt, ist heiten und den in einschlägigen Verträgen mit als solcher hoheitlicher Akt zu qualifizieren. den Nach:barstaaten üblichen Regelungen.

Zu Artikel 9: Zu Artikel 14: Da nicht ausgeschlossen werden kann, daß Durch .diesen Artikel wird dem im Eisenlbahn­ österreichische Staat~bürger oder Drittausländer durchgangsverkehr tätigen Personal das Recht unter Verletzung des gegenständlichen Vertrages eingeräumt, während der Dienstverrichtung im in Jas Gebiet. der Bun.desrepulblik Deutschland anderen Vertrags staat Dienstkleidung zu tragen. gelangen oder Staatsangehörige der Bundesrepu­ Weiters enthält er Bestimmungen über die Ver­ blik Deutschland oder Drittausländer gleichfalls wendung von Bediensteten im anderen Nachbar­ unter Verletzung ,dieses Vertrages in das Gebiet staat und über Maßnahmen bei Erkrankung oder der Republik österreich gelangen, wurde in bei Unfällen von im Eisenbahl1!durchgangsver­ diesem Artikel für· beide Vertragsstaaten die kehr tätigen Bediensteten. Obernahmsverpflichtung solcher Personen statu­ iert. Derartige Vereinbarungen sind' in ternational Zu Artikel 15: üblich und im zwischenstaatlichen Reiseverkehr Abweichend von Art. 2 des Vertrages gelten erforderlich. Bei der Rückübernahme der in Rede für Beför.derungen im Sinne der Art. 1 und 3 stehenden Personen ist der Notenwechsel zwi­ die beförderungsrechtlichen und tarifrechtlichen schen der österreichischen Bundesregierung und Bestimmungen, -die gegolten hätten, wenn die der Regierung der Bundesrepulblik Deutschland Bdörderung über Strecken der OBB er,folgt

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875 der Beilagen 11 wäre. Die internationalen übereinkommen tiber über das Gebiet der Bundesrepublik 'Deutschland den Eiserubahn-Personen- utl!d Gepäckverkehr umgeleitet. Den Reisenden wird weiter die Mög• (CIV) und über den' Eisenbahnfrachtvel'kehr lichkeit zu bieten sein, den Zug rechtzeitig auf (CIM) finden daher nur Af).wendutl!g, wenn sie österreichischem Staatsgebiet zu verlassen. auch bei Beförderungen über Strecken der öster• reichischenBundesbahnen gegolten hätten. Zu Artikel 17: Mit 1. Jänner 1973 wurde das Beförderungs• Art. 17 behandelt die Haftung im Eisenbahn­ steuergesetz durch Art. 11 Abs. 1 Z. 2 des Bun­ durchgangsverkehr. desgesetzes vom 15. Juni 1972 tiber die Einfüh• l'ung1des Umsatzsteuergesetzes 1972, BGBl. Abs. 1 regelt die Haftung für den Fall, daß Nr. 224, außer Kuft gesetzt. An Stelle der Be­ ein R eis end e I' beim Betrieb der Eisenbahn förderungssteuer unterliegen mit dem Inkraft­ im Eisenbahndurchgangsverkehr durch einen Un­ treten des Umsatzsteuergesetzes 1972, BGBl. fall getötet oder verletzt oder eine Sache, die Nr. 223, die Beförderung' im Eisen1barbndurch­ ein Reisender an sich trägt oder mit sich führt, gangsverkehr in österreich nunmehr der Um­ beschädigt od,er verloren wird. In diesem Fall satzsteu·er. Durch § 3 Abs. 12 zweiter Satz des sollen die öBB wie ein Betriebsunte~nehmer haf­ Umsatzsteuergesetzes 1972 wird ausdrücklich• ten,und zwar nach österreichischem Recht. Es klargestellt, daß als inländischer Teil der Leistung handelt sich also in der Hauptsache um eine auch die Beförderung auf auslätl!dischen Durch­ Rechtsanwendungsregel (Verweisungsnorm). Die gangsstrecken gilt, soweit eine durchgehende Ab­ Haftung nach österreichischem Recht ist deshalb fertigung n'ach, Inlandstarif.en erfolgt. gerechtfertigt, weil es sich eben bloß um den Durchgangsverkehr handelt. Ein Beifügen der 'Wörter "wie ein Betriebsunternehmer" sind des­ Zu Artikel 16: halb wichtig, weil es nicht sicher ist, ob die öBB Abs. 1 räumt den Bediensteten der Öster• auf dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik reichischen Bundesbahnen ,die Möglichkeit ein, Deutschland Betriebsunternehmer sind. Die unter gewissen Voraussetzungen auch auf dem Eigenschaft als Betriebsunternehmer ist jedoch Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland für die Haftung nach dem EKHG rechtlich be­ eisenhahnpolizeiliche Befugnisse auszuüben, also deutsam. hoheitliche Akte außerhalb des österreichischen Die Anordnung, daß 'die öBB für die DB und Hoheitsgebietes zu setzen, und ist daher ver­ deren Leute einstehen, soll verhindern, daß die fassungsändernd. öBB die, Haftung deshalb 'ablehnen, weil sie selbst und ihre Leute kein Verschulden an dem Abs. 2 Ibehandelt den Schutz von Reisenden Unfair trifft. im Umleittmgsverkehr (Art. 1 Abs. 1 Et. b) vor Verfolgungshandlungen von Behörden der Bun­ Damit auch Exekutivorgane und österreichische desrepuJblik Deutschland wegen vorher :begarige­ Militärpersonen in Uniform bei Dienstreisen so­ ner straJbarer Handlungen. Durch diese Bestim· wie Fahrten zu oder von ihrer Truppeneinheit mun'g soll verhindert werderi, daß eine Person, oder militärischer Dienststelle auf Urlaub oder die nur im Zug eines förmlichen und durch nach Hause unter die Haftungsregelung fallen, zwischenstaa diehe Vereinbarungen festgelegten muß die Fiktion aufgenommen werden, daß sie Auslieferungsverfahrens in den Gewahrsam der als Reisende gelten. Behörden ,der Bundesrepublik kommen könnte, Ferner wurde klargestellt, daß Ansprüche des durch die Umleitung des Zuges dorthin gelangt. Geschädigten gegen die DB in deren Eigenschaft Diesen 'Schutz genießen nur Reisende, die nicht als Betriebsunternehmer unberührt bleiben; den deutsche Staatsangehörige sind. Er bezieht sich Geschädigten bleibt es daher unbenommen, allen­ auf Handlungen, die begangen worden sind, be­ falls Ansprüche nach deutschem Recht gegen die vor der Täter auf Grund der Umleitung infolge DB geltend zu machen. der Unterbrechung der vorgesehenen Strecke auf Abs. 2 behandelt die Haftung für verspätete österreichischem Hoheitsgebiet in deutsches Ho­ Auslieferung, überschreitung der Lieferfrist, heitsgebiet gelangt ist. Diese Immunität gilt nur gänzlichen oder teilweisen Verlust oder Beschä• drei Tage nach Eintritt der Streckenunterbre­ digung von Reisegepäck, Expreßgut und Gütern chung. Diese Befristung ist vorgesehen, weil da­ (einschließlich Leichen und lebender Tiere) bei von ausgegangen werden kann, daß nach dieser Beförderung im Eisenbahndurchgangsverkehr. Er Zeit die Umleitung über deutsches Gebiet allge­ enthält die Fiktion, daß für die Beförderung die mein bekannt ist. beförderungsrechtlichen Haftungsbestimmungen Zum Schutz deutscher Reisender ~ird dafür gelten, die gegolten hätten, wenn die Beförde• Sorge zu tragen sein, daß die Reisenden in ge­ rung über Strecken der öBB in Österreich statt­ eigneter Weise darauf hingewiesen werden, der gefunden hatte. Zug werde infolge einer Unterbrechung der Die Haftung der DB wird ausdrücklich ausge­ Strecke auf dem Gebiet der Republik österreich schlossen.

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Abs. 3 behandelt die Haftung im Fall von Grund der vorstehenden Bestimmungen Ersatz Unfällen österreichischer Bedienstetez: im Eisen­ :geleistet haben u~d der Unfall durch Vorsatz bahndurchgangsverkehr. Auch hier wifd im oder grobe Fahrlässigkeit der DB oder ihrer ersten Satz eine Fiktion aufgestellt: Der Grund Leute oder durch Mängel der Anlagen oder der hiefür ist, daß die Bediensteten im Fall eines Un­ Fahrbetriebsmittelder DB verursacht worden ist. falles nicht besser und nicht schlechter gestellt wer'den sollten, als wenn sich der Unfall beim Zu Artikel 18: Betrieb der Eisenbahn in österreich ereignet Sofern ,erforderlich werden die beteiligten hätte. Auch hier wird, wie im Abs. 2 zweiter beiderseitigen Verwaltungen Maßnahmen zur Halbsatz vorgesehen, daß die öBB für die DB Durchführung des Vertrages miteinander abstim­ und deren Leute einstehen müssen und ihre I-hf­ men. tung fiimt deshalb ablehnen können, weil sie selbst oder einen ihrer Leute kein Verschulden Zu Artikel 19: trifft .. Die Bundesrepublik Deutschland behält sich Die Haftung der DB gegenüber den im·. Eisen­ durch diese . Bestimmung das Recht vqr, den bahndurchgangsver kehr tätigen öS1}erreichischen Eisenbahndurchgangsverkehr zeitweilig ganz oder Bediensteten wird ausdrücklich ausgeschlossen. teilweise zu sperren, wenn es die Sicherheit 1m Abs. 6 behandelt aUe a n der e n Fälle der .Durchgangsverkehr erfordern sollte. Haftung für Schäden beim Betrieb der Eisenbahn im Durchgangs:verkehr als die in den vorstehen­ Zu Artikel 20: den Absätzen oder in anderen Abkommen ge­ Zur Beilegung von Meinungsverschiedenheiten regelten,. z. B. die Haftun,g für Schäden, die da­ über die Auslegung oder die Anwendung durch entstehen, daß jemand durch eine aus dem des fahrenden Durchgangszug geworfene Flasche ver­ Vertrages, die durch die beiderseitigen zuständi• gen Behörden nicht bereinigt werden können, ist letzt oder daß jemand durch. den Durchgangszug an einer Eisenbahnkreuzung infolge versehent­ ein. Schiedsgericht zu bilden. Die Bestimmungen die Bestellung, Zusammensetzung und Be­ lichen Nichtschließens 'der Schranken getötet über wird. Es handelt sich soweit um Personen, die schlußfassung dieses Schiedsgerichtes entsprechen nicht Reisende oder Bedienstete im Sinne der den in analogen B.estimmungen in anderen V er~ Abs; 1 und 3 sind. Um dem Geschädigten die trägen enthaltenen Regelungen. Geltendmachung seiner Ansprüche zu erleich­ tern - es wird ja oft für einen Außenstehenden Zu Artikel 21: schwierig sein, die Frage zu' beurteiIen,welChe· Auf Wunsch der Bun'desrepublik Deutschland Eisenbahn ein Verschulden trägt - wird be­ wurde die Geltung des Vertrages auch auf das stimmt, daß soweit die eine oder andere Eisen­ Land Berlin erstreckt. Innerhalb von drei Mo­ bahn haftet, auch die ander.e Eisenbahn die Haf­ naten nach Inkrafttreten des Vertrages kann tung als Gesamtschuldner trifft. jedoch die Regierung der Bundesrepu:blik Abs. 8 sieht vor, daß die Klage nur vor den Deutschland der österreich ischen Bundesregie­ . Gerichten des Staates der In Anspruch genom­ rung gegenüber eine gegenteilige Erklärung ab­ menen Eisenbahn erhoben werden kann, um zu geben. verhindern, daß eine Eisenbahn vor den Gerich­ ten des anderen Vertragsstaates verklagt wird, Zu Artikel 22: was mit Schwierigkeiten für die Bahn verbunden Der Vertrag ist als gesetz- und· vedassungs­ sein kann. ändernder Staatsvertrag zu ratifizieren. Er tritt Abs. 9 gibt den OBB die Möglichkeit des am 1. Tag des zweiten Monates nach Austapsch Rückgriffs gegen die DB, wenn die öBB auf der Ratifikationsurkunden in Kraft.

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