Regionalprogramm betreffend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen für die Gemeinden des Planungsverbandes und Umgebung (Neuerlassung)

Umweltbericht

Juli 2017

Amt der Tiroler Landesregierung Sachgebiet Raumordnung

Bearbeiter: Alexander Baumgartner Christian Drechsler INHALT

1. Ziele und Inhalte des Regionalprogramms betreffend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen, Beziehungen zu anderen Plänen oder Programmen ...... 3 1.1 Beziehungen zu anderen Plänen oder Programmen ...... 3 2 Für das Regionalprogramm relevante Aspekte des Umweltzustandes, relevante Umweltprobleme und Umweltmerkmale ...... 6 2.1 Kurztypisierung des Planungsraumes ...... 6 2.2 Der Umweltzustand des Planungsraumes und die für das Regionalprogramm relevanten Umweltmerkmale und Umweltprobleme ...... 8 3 Berücksichtigung übergeordneter Umweltziele ...... 18 4 Voraussichtliche Umweltauswirkungen durch die Neuerlassung des Regionalprogramms und deren umweltbezogene Bewertung ...... 22 5 Geplante Maßnahmen zur Verhinderung, Verringerung oder zum Ausgleich von erheblichen Umweltauswirkungen und Maßnahmen ...... 25 6 Prüfung von Alternativen einschließlich Nullvariante ...... 25 7 Monitoring ...... 29 8 Methodik und Vorgangsweise zur Durchführung der Umweltprüfung ...... 30 9 Zusammenfassung ...... 31

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 2 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht 1. Ziele und Inhalte des Regionalprogramms betreffend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen, Beziehungen zu anderen Plänen oder Programmen (§ 5 Abs. 5 lit. a Tiroler Umweltprüfungsgesetz / TUP 2005)

Entsprechend den Zielbestimmungen der überörtlichen Raumordnung im Tiroler Raumord- nungsgesetz 2016 (TROG 2016) sollen mit dem Regionalprogramm die hochwertigen land- wirtschaftlichen Nutzflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung erhalten werden. Dies liegt im Interesse der Erhaltung einer leistungsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft und somit der dauerhaften Sicherstellung der Versorgungsfunktion der Landwirtschaft. Es handelt sich um eine erstmalige überörtliche Freiraumplanung.

Die unmittelbare Rechtswirkung der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen besteht einheitlich im Verbot der Ausweisung von Siedlungserweiterungsgebieten in den Örtlichen Raumord- nungskonzepten und der Baulandwidmung durch die Gemeinden.

Die Widmung von Sonder- und Vorbehaltsflächen ist nach dem vorliegenden Regionalpro- gramm dann möglich, wenn sie der Zielsetzung des Regionalprogramms nicht widerspricht, wie z.B. Sonderflächen für landwirtschaftliche Gebäude (mit Ausnahme von Großformen) und mit den Zielen der örtlichen Raumordnung vereinbar ist.

Die Rechtswirkungen des Regionalprogramms sind auf die genannten Vorgaben für die örtli- che Raumordnung beschränkt, auf sonstige Verwaltungsbereiche oder die Art der agrari- schen Bewirtschaftung hat die Festlegung als landwirtschaftliche Vorsorgefläche keinen un- mittelbaren Einfluss.

1.1 Beziehungen zu anderen Plänen oder Programmen In der Fortschreibung 2011 des Raumordnungsplans „ZukunftsRaum Tirol“ ist die „Überörtli- che Landschaftsplanung“ als Schlüsselmaßnahme angeführt. Auch in der Tiroler Nachhaltig- keitsstrategie 2012 wird die Erhaltung von wertvollen Freiräumen als ein wichtiges Hand- lungsfeld der Raumordnung explizit angeführt.

Das Regionalprogramm hat unmittelbare Auswirkungen auf die örtliche Raumordnung. Die Festlegungen in den Örtlichen Raumordnungskonzepten und in den Flächenwidmungsplä- nen der jeweiligen Gemeinden sind auf die Bestimmungen des Regionalprogramms betref- fend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen für den Planungsverband Wattens und Umgebung abzustimmen. Das bedeutet, dass innerhalb der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen die Ausweisung von baulichen Entwicklungsbereichen im Rahmen des Örtlichen Raumord- nungskonzeptes und eine Widmung von Bauland in den Flächenwidmungsplänen nicht zu- lässig sind. Die Widmung als Sonderfläche innerhalb der landwirtschaftlichen Vorsorgeflä-

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 3 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht chen ist nur zulässig, wenn der Widmungszweck nicht im Widerspruch zu den Zielen des Regionalprogrammes steht.

Die Ausweisung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen hat jedoch keine Auswirkung auf die Festlegung der Freihalteflächen im Örtlichen Raumordnungskonzept der Gemeinde, da es sich hier um eine andere maßstäbliche Betrachtung handelt. Das bedeutet, dass sehr wohl z.B. naturkundefachlich bedeutsame Bereiche oder Bereiche, die wertvoll für das Land- schaftsbild sind, als ökologisch wertvolle Flächen oder wertvolle Flächen für das Land- schaftsbild im Örtlichen Raumordnungskonzept der Gemeinde auch innerhalb der Festle- gung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen als solche ausgewiesen werden können. Die- se sind dann gemäß dem Verordnungstext der Gemeinden von einer diesen Freihaltezielen widersprechenden baulichen Nutzung freizuhalten.

Innerhalb oder im unmittelbaren Nahbereich der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen gibt es im Planungsverband Festlegungen nach anderen Rechtsmaterien:

Nach dem Tiroler Naturschutzgesetz 2005 sind dies:

- Geschützter Landschaftsteil „Feuchtgebiete um die Thierburg“ mit dem Schutzzweck Erhaltung eines botanisch und zoologisch bedeutsamen Feuchtbiotops

- Naturdenkmal „Eichen beim Josefinum“, (ND_3_17)

- Naturdenkmal „18 Bäume in Volders (17 Stieleichen, 1 Sommerlinde)“,Volders (ND_

3_90)

Zum geschützten Landschaftsteil und den Naturdenkmälern ist festzustellen, dass die in den Bescheiden enthaltenen Ge- und Verbote durch die vorliegende Planung nicht berührt wer- den, da die Festlegung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen keine Auswirkungen auf die Art der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung oder Nutzung hat.

Wasserschutz und -schongebiete:

- In den Gemeinden und befindet sich das Wasserschongebiet „Schongebiet Gnadenwalder Plateau LGBl. Nr. 54 v. 3.6.1994 (korrigiert)“, das teil- weise innerhalb der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen liegt.

- In der Gemeinde Fritzens befindet sich das Wasserschutzgebiet „Schutzgebiet Far- bentalquellen“, das teilweise innerhalb der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen liegt.

- In der Gemeinde befindet sich das Wasserschutzgebiet „Schutzgebiet LH III- a1-8703/53 (korrigiert) “, das innerhalb der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen liegt.

Da die Festlegung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen keine Auswirkungen auf die Art der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung oder Nutzung hat, werden die im Bescheid zur

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 4 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Ausweisung eines Wasserschutz- und Wasserschongebietes enthaltenen Ge- und Verbote durch die vorliegende Planung nicht berührt.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 5 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht 2 Für das Regionalprogramm relevante Aspekte des Umweltzustandes, relevante Umweltprobleme und Umweltmerkmale der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen für den Planungsverband Wattens und Umgebung (§ 5 Abs. 5 lit. b, c und d TUP 2005)

2.1 Kurztypisierung des Planungsraumes Von der Planung betroffen ist der gesamte Planungsverband Wattens und Umgebung mit den Gemeinden Baumkirchen, Fritzens, Kolsass, , Volders, Wattenberg und Wattens. Im Planungsverband stehen über 18 % der Gesamtfläche als Dauersiedlungsraum zur Verfügung (Dauersiedlungsraum in Tirol ca. 12 % der Gesamtfläche).

Der Planungsverband umschließt einen kleinen Abschnitt des unteren Inntales. In kurzer Distanz liegen die Talgemeinden Volders, Wattens und Kolsass sowie am nördlichen Talrand die Gemeinden Baumkirchen und Fritzens. Die Ortskerne dieser Orte befinden sich auf post- glazialen Schwemmfächern. Zum Verbandsgebiet gehören auch die langen Taleinschnitte an der Südseite mit den ausgedehnten Streusiedlungen an den Hängen der Tuxer Alpen, Kolsassberg und Wattenberg bilden hier eigene Gemeinden. Der Planungsverband ist nörd- lich des Inns durch eiszeitliche Ablagerungen des Inntalgletschers geprägt, auch an den Hängen südlich den Inns sind eiszeitliche Spuren erkennbar.

Die Bereiche im Talraum, entstanden durch Flussanschwemmungen des Inns, weisen im Tirolvergleich sehr ertragreiche Böden auf.

Der Talboden des Inns ist von großräumigen baulichen Entwicklungen geprägt. Diverse Großprojekte in der Vergangenheit, wie der Bau der Autobahn, der Eisenbahn, Regulierun- gen des Flusses und Drainagierungen haben diesen Raum stark verändert. In diesem Be- reich konkurrieren unterschiedlichste Nutzungen. Landschaftsbildprägende Großbauten im Talboden sind die Gebäude der Swarovski-Fabrik und der „Riese“, die Karlskirche und Schloss Friedberg südlich des Inns, sowie die Anlagen des Tonwerks und die Pfarrkirche Baumkirchen nördlich des Inns.

Der Landschaftsraum nördlich des Inns ist von den Moränen des Inntalgletschers und Schwemmkegeln von Bächen geprägt, die ihr Einzugsgebiet in der Nordkette haben. In die- sem Bereich treffen viele unterschiedlichste Nutzungen wie Siedlungstätigkeit, Landwirt- schaft und Naherholung aufeinander.

Südlich des Inns wechseln die Siedlungen Volders, Wattens und Kolsass mit dazwischen liegenden intensiv genutztem Ackerland. Dahinter erhebt sich das Massiv der Tuxer Alpen mit den langen Taleinschnitten des Voldertals, Wattentals und Weertals. Diese sind in den unteren Bereichen teils mit Fichten bestockt, teils als Grünland genutzt.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 6 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Das Zentrum des Planungsverbandes ist der Industrieort Wattens, Sitz der weltweit tätigen Fa. Swarovski und der auf die Herstellung von Spezialpapier ausgerichteten Papierfabrik Wattens. Zusammen beschäftigen diese Unternehmen in Wattens mehr als 4.000 Personen, die zu einem beträchtlichen Teil aus der näheren und weiteren Umgebung einpendeln. Hochwertige Glaskristalle sind das Kernprodukt der Fa. Swarovski. Die Kristallwelten in Wat- tens, ein 1995 zum hundertjährigen Firmenjubiläum errichtetes Erlebniszentrum, haben sich zu einem Besuchermagneten entwickelt.

Neben den genannten Unternehmen beherbergen die Gemeinden des Planungsverbandes zahlreiche weitere Betriebe des Produktions- und Dienstleistungssektors, der Tourismus spielt hingegen eine sehr untergeordnete Rolle (ausgenommen die Swarovski Kristallwelten). Die Landwirtschaft findet am breiten Inntalboden und teilweise auch auf den seitlichen Hang- lagen ausgedehnte Flächen vor, was sich in einer großen Anzahl an Betrieben und in einem hohen Anteil an Haupterwerbsbetrieben niederschlägt. An höheren Bildungseinrichtungen ist das PORG Volders zu nennen. Im Talschluss des Wattentales befindet sich der Truppen- übungsplatz Lizum-Walchen des österreichischen Bundesheers.

Die Wohnbevölkerung der sieben Gemeinden des Planungsverbandes Wattens und Umge- bung ist zwischen den Jahren 2001 und 20141 von insgesamt 17.411 auf 18.532 Personen angewachsen (+ 6,4 %). Im Bezirk -Land ist die Bevölkerungszahl in dieser Zeit um ca. 11,0 % angestiegen. Im Bundesland Tirol ist eine Zunahme von ca. 8,2 % zu verzeich- nen.

Dem Bevölkerungszuwachs von 6,4 % steht eine Zunahme an Gebäuden in der Größenord- nung von 786 Gebäuden zwischen 2001 und 2015 1, bzw. 20 % gegenüber. Auch die Wid- mungsflächen haben im Planungsverband in den Jahren zwischen 2001 und 20131 um ca. 24 ha bzw. 6 % zugenommen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Flächen der Gemeinden des Planungsver- bandes Wattens und Umgebung viele unterschiedliche Nutzungen aufweisen und die noch verbleibenden freien Flächen einem hohen „Widmungsdruck“ unterliegen. Daher ist es wei- terhin wichtig, das Siedlungswachstum auf die aus raumordnungsfachlicher Sicht geeignets- ten Flächen zu konzentrieren, um zusätzliches Konfliktpotenzial zu vermeiden.

1 Die unterschiedlichen Zeiträume ergeben sich aus der Datenverfügbarkeit.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 7 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht 2.2 Der Umweltzustand des Planungsraumes und die für das Regionalprogramm relevanten Umweltmerkmale und Umweltprobleme

In diesem Kapitel erfolgt die Beschreibung der Umweltzustandes und der Umweltmerkmale sowie der Umweltprobleme des Planungsgebietes bezogen auf die in der SUP-Richtlinie angeführten Schutzgüter.

Folgende Grundlagen wurden für die Bewertung der einzelnen Schutzgüter herangezogen:

- Bodenbonitäten nach Bodenklimazahlen

- Örtliche Raumordnungskonzepte und Flächenwidmungspläne der Gemeinden

- Lärmkarten des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Was- serwirtschaft

- Begehungen vor Ort

- tirisMaps (v.a. Bodentypen, Biotopkartierung, Luftgüte)

- Klimadaten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik

Schutzgut Boden/ natürliche Bodenfruchtbarkeit

Der Planungsraum weist vor allem im Bereich des Talbodens und der niedrig gelegenen Hangbereiche klimatisch günstige Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Produktion auf. Das Klima im Planungsverband lässt sich als relativ kühl, mäßig trocken bis mäßig feucht, mit regelmäßigen Niederschlägen, hauptsächlich im Sommer, charakterisieren. Ins- gesamt sind die Bodenqualitäten im Planungsverband Wattens und Umgebung hoch, sie zählen auch bei Betrachtung des ganzen Bundeslandes Tirol mit zu den ertragfähigsten landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Der Grundwasserzustand im Planungsverband ist laut Auskunft des Baubezirksamtes Inns- bruck/Fachbereich Wasserwirtschaft als gut zu bezeichnen. Gemäß Überwachungsbericht für das Jahr 2013 im Wasserinformationssystem (WISA) besteht hinsichtlich Menge, Nitrat- und Pestizidbelastung des Grundwasserkörpers kein Risiko. Ebenfalls besteht gemäß WISA keine Gefahr einer Verfehlung der Ziele für 2021 der Wasserrahmenrichtlinie. In den Talflurabschnitten ist durchgehend ein großteils gut durchlässiger Aquifer aus sandigen Kie- sen vorhanden. Der Grundwasserspiegel wird vom Wasserspiegel des Inns als Vorfluter be- stimmt, die jahreszeitlichen Schwankungen liegen damit im Regeljahr bei ca. 2 m, in Ext- remjahren steigt der Grundwasserspiegel bis in Geländenähe. Im obersten Bereich ist fast

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 8 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht durchgehend eine mind. 2 m starke Deckschicht aus gering durchlässigen Ausan- den/Aulehmen vorhanden.

Grundwasser tritt im Lockermaterial der Talflur des Inntales durchgehend auf und wird hauptsächlich für thermische Zwecke (z.B. Grundwasserwärmepumpenanlagen) und zu Zwecken der landwirtschaftlichen Bewässerung genutzt. Trinkwasserbrunnen gibt es für die Gemeinden Fritzens (laut Wasserinformationssystem: GW70309045) und einen Gemein- schaftsbrunnen für die Marktgemeinde Wattens sowie die Gemeinde Kolsass (laut Wasserin- formationssystem: GW70322005). Diese Trinkwasserbrunnen stellen wichtige Standbeine der kommunalen Wasserversorgung dar. Zur Sicherung dieser Dargebote wurden Schutzge- biete ausgewiesen. Das Bergwasser der Flanken des Inntales speist Quellen und über seitli- che unterirdische Anströmungen den Talgrundwasserstrom. In diesem Zusammenhang ist auch das Schongebiet Gnadenwalder Plateau hervorzuheben.

In mehreren Gemeinden des Planungsverbandes bestehen Bewässerungsanlagen für die landwirtschaftliche Bewässerung, die sich aus Grundwasser speisen. Die Anzahl der Bewäs- serungsbrunnen ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Die dafür benötigten Mengen stellen derzeit noch kein Problem für den Grundwasserkörper dar. Auch mit Grundwasser- entnahmen für thermische und betriebliche Nutzung im Talboden sind keine Probleme be- kannt bzw. zu erwarten.

Hinsichtlich der Hochwassersituation zeigt die tiris – Anwendung Hochwasser, dass Gefah- renzonen entlang von Flüssen in der Kompetenz der Bundeswasserbauverwaltung 2 für den Inn genehmigt wurden. Für die anderen Flüsse in der Kompetenz der Bundeswasserbauver- waltung liegen derzeit keine genehmigten Gefahrenzonen vor. Geringfügige Überflutungsflä- chen mit geringer Betroffenheit von Siedlungen bei HQ 100 gibt es entlang des Inns in den Baumkirchner Ortsteilen Talheim und Unterfeld, beim Tonwerk in Fritzens, sowie in Kolsass am Archenweg und Auweg. In der freien Feldflur von Baumkirchen, Fritzens, Wattens und Kolsass befinden sich überdies großflächige Retentions- und Abflussbereiche (Rot-Gelbe Funktionszonen). Von HQ 300 Ereignissen sind Siedlungen in allen Talgemeinden betroffen. Der überwiegende Teil jener Flächen im Talraum, die als landwirtschaftliche Vorsorgeflächen ausgewiesen sind, ist von Retentionsflächen bzw. von einem HQ 300 Ereignis betroffen.

Probleme durch eventuelle Schadstoffe, die im extremen Hochwasserfall in die Böden ein- dringen könnten, sind nicht zu erwarten. Verlehmungen und Holzeintrag führen zu keiner dauerhaften Beeinträchtigung der Bodenfruchtbarkeit.

Hinsichtlich der Gefährdung durch Wildbäche ist anzumerken, dass entsprechende Gefah- renzonenpläne von der Wildbach- und Lawinenverbauung insbesondere für Siedlungsberei-

2 das sind im Planungsverband der Inn sowie der Wattener Augiessen im Bereich der landwirtschaftlichen Felder.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 9 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht che erstellt werden. Der überwiegende Teil jener Flächen, die als landwirtschaftliche Vorsor- geflächen ausgewiesen werden, befindet sich außerhalb des Bearbeitungsgebietes der Wildbach- und Lawinenverbauung. Mangels flächendeckender Grundlagen wird allgemein darauf hingewiesen, dass Beeinträchtigungen landwirtschaftlicher Flächen durch Wildbäche sehr unterschiedlich ausfallen können. Je nach Einzugsbereich und Geländebeschaffenheit kann es zu Materialablagerungen bzw. Erosion der Humusschicht kommen.

Für die Gewinnung von mineralischen Rohstoffen ist der Randbereich des Gnadenwalder Plateaus mit Lockergesteinen von rohstoffwirtschaftlichem Interesse, in Baumkirchen und Fritzens gibt es Abbaustandorte, wobei in Fritzens auch eine Weiterverarbeitung erfolgt. Sei- tens des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft wurde ein Öster- reichischer Rohstoffplan erstellt, der als bundesweiter Masterplan zur Rohstoffsicherung zu verstehen ist. Ausgewiesene Rohstoffgebiete sollen einer raumordnerischen Sicherung zu- geführt werden. Im Planungsverband gibt es keine Überschneidungen einer geplanten Si- cherungsfläche mit den landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen.

Die Böden im Talboden und auf dem Plateau oberhalb von Fritzens weisen Bodenklimazah- len 3 (BKZ) von überwiegend über 30 auf, wobei die Höchstwerte bei knapp über 70 liegen. Sie sind als mittel bis hochwertiges Acker- und Grünland einzustufen. Die Böden in den Hanglagen weisen in einigen Bereichen eine BKZ über 25 auf, auch diese Bereiche sind für die regionale Landwirtschaft unverzichtbar.

Die Böden im Planungsverband sind aus unterschiedlichen Bodenformen zusammengesetzt. Die ehemalige Aulandschaft im Talboden ist dominiert von Auböden, auf den Schwemmke- geln und steileren Hanglagen finden sich überwiegend Braunerden und in untergeordnetem Ausmaß auch Rendsinen und Ranker. Räumlich begrenzt finden sich auch Gleye, Pseudeo- gleye sowie Schwarzerden.

Grundzusammenlegungen wurden im Bereich landwirtschaftlicher Flächen im Talboden im Gemeindegebiet von Baumkirchen, Volders, Fritzens und Kolsass durchgeführt. Wesentli- ches Ziel von Grundzusammenlegungen ist, kleine Fluren zu gut bewirtschaftbaren Größen zusammenzulegen. Oft werden im Zuge dessen auch landwirtschaftliche Bringungswege neu angelegt

Im Planungsverband ist die Grünlandnutzung vorherrschend, Acker- und Gemüseanbau wird vorwiegend im Talboden betrieben. In den letzten Jahren wurde der Gemüseanbau intensi- viert. Das im Planungsverband angebaute Gemüse wird im Rahmen der „Genussregionen Österreich“ unter dem Markennamen „Nordtiroler Gemüse“ vermarktet.

3 Die Bodenklimazahl eines Grundstückes ist eine Verhältniszahl zwischen 1 und 100 und drückt die natürliche Ertragsfähigkeit der landwirtschaftlich genutzten Bodenfläche dieses Grundstückes im Verhältnis zum ertragfä- higsten Boden Österreichs mit der Wertzahl 100 aus.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 10 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe ist im Planungsverband Wattens und Umgebung im Zeitraum zwischen 1999 und 2010 um 11 % von 317 auf 282 Betriebe zu- rückgegangen. Sowohl für den Bezirk Innsbruck-Land wie auch das Bundesland Tirol ergibt sich in diesem Betrachtungszeitraum ein Rückgang von 11 %.

Umweltprobleme bezogen auf das Schutzgut Boden:

- fortschreitender Flächenverlust und Flächenversiegelung, damit einhergehend ein völliger Verlust oder eine Beeinträchtigung der Bodenfunktionen,

- Fragmentierung der Freiflächen durch eine (vor allem historisch) zu wenig durchdach- te Siedlungsentwicklung.

Schutzgüter biologische Vielfalt, Fauna und Flora

Ökologisch wertvolle Flächen sind innerhalb der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen nur in untergeordnetem Ausmaß zu finden. Es sind dies in der Regel schmale linienhafte Elemente wie bachbegleitende Vegetationen, Hecken, Feldgehölze oder Gießen sowie Obstwiesen um Hofstellen.

An den Rändern der ausgewiesenen Vorsorgeflächen finden sich häufig geschützte Tierar- ten wie Erdkröte, Gelbbauchunke (aufgelassene Schottergrube nordöstlich oberhalb des Ortes Baumkirchen). Entlang des Inns kommen geschätzte Vogelarten wie Gänsesänger oder Gebirgsstelze vor. Bibervorkommen bzw. Bibernachweise sind entlang des Inns und des Wattener Augießens vorhanden. Diese für die angeführten Tierarten angeführten Le- bensräume die teilweise innerhalb der Vorsorgeflächen sind so zu erhalten, dass deren be- stand nicht beeinträchtigt bzw. gefährdet wird.

Der geschützte Landschaftsteil „Feuchtgebiete um die Thierburg“, der auch ökologisch von großer Bedeutung ist, bleibt von den landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen ausgenommen.

Die Grundlage für die Beurteilung der betreffenden Schutzgüter ist die Biotopkartierung der Abteilung Umweltschutz. In der folgenden Auflistung sind jene besonders schutzwürdigen Biotope aus der Biotopkartierung angeführt, die Überschneidungen mit landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen aufweisen.

Gemeinde Baumkirchen

- Feldgehölze im Haselfeld

- Waldrand zwischen Mils und Baumkirchen

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 11 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht - Eichenwaldreste am östlichen und westlichen Ortsende

- Feldgehölze und Naturdenkmäler der Gemeinde Baumkirchen

- Streuobstwiesen und Obstgärten der Gemeinde Baumkirchen

- Wiesenbächlein nordwestlich Baumkirchen

Gemeinde Fritzens

- Eichenwald Loh

- Hecken und Feldgehölze und Naturdenkmäler der Gemeinde Fritzens

- Streuobstwiesen der Gemeinde Fritzens

Gemeinde Kolsass

- Gießen östlich Swarovskiwerk

- Hecken und Feldgehölze

- Streuobstwiesen und Obstgärten

Gemeinde Kolsassberg

- Bäche und bachbegleitende Gehölze

- Hecken und Feldgehölze

- Streuobstwiesen und Obstgärten

Gemeinde Volders

- Feuchtwiese bei Hochschwarz

- Bäche und bachbegleitende Vegetation

- Hecken und Feldgehölze

- Streuobstwiesen und Obstgärten

Gemeinde Wattenberg

- Hecken und Feldgehölze

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 12 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht - Streuobstwiesen und Obstgärten

Gemeinde Wattens

- Wattener Ried

- Gießen östlich Swarovskiwerk

- Hecken und Feldgehölze

- Streuobstwiesen und Obstgärten

Umweltprobleme bezogen auf die Schutzgüter biologische Vielfalt, Fauna und Flora:

- fortschreitende Flächenversiegelung,

- Belastung von naturnahen Flächen durch Erholungssuchende,

- Verlust an Biodiversität, insbesondere in den landwirtschaftlichen Intensivflächen

Schutzgut Landschaft

Das Erscheinungsbild der Landschaftsräume im Planungsverband ist sehr unterschiedlich.

Der Talraum südlich des Inns ist geprägt durch großflächige Siedlungsgebiete und dazwi- schenliegende landwirtschaftlich genutzte Felder. Im Talraum nördlich des Inns finden sich mehrere deutlich kleinere Siedlungsgebiete, landwirtschaftlich genutzte Flächen und das Tonwerk, das zusammen mit den sichtbaren Abbauen das Landschaftsbild prägt. Beidseits des Inns ziehen sich linienhafte Infrastrukturen durch die Landschaft: Eisenbahn, Autobahn, weitere asphaltierte Verkehrswege und Hochspannungsleitungen. Die begleitende Vegetati- on entlang des Inns lockert die Linienhaften Strukturen im Talraum auf.

Die intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen im Talraum wirken ausgeräumt, Hecken und Feldgehölze sind nur selten als gliedernde Elemente vorhanden. Großbauten am Sied- lungsrand bzw. in der freien Feldflur wie das Swarovskiwerk, die Kläranlage oder das Ge- werbegebiet zwischen Wattens und Kolsass sind Fremdkörper im Landschaftsbild. Land- marks mit hohem Wiedererkennungswert in der Region sind die barocke Karlskirche in Vol- ders, Schloss Friedberg auf einer Anhöhe über Volders und die Pfarrkirche mit frühbarockem Turm in Baumkirchen.

Reicher strukturiert sind die Hangbereiche Richtung Inntal sowie die Taleinschnitte des Vol- dertals, Wattentals und Weertals. Diese Landschaftsräume sind schon aufgrund ihrer Gelän-

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 13 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht destruktur mit Hängen, Terrassen, kleine Erhebungen, etc. abwechslungsreich, darüber hin- aus sind vielfach Hecken, bachbegleitende Vegetationen, Einzelbäume und Streuobstwiesen neben den Wiesenflächen vorhanden. Sie stellen ein bedeutendes Zeugnis für die Kultur und Tradition der Nutzung des Lebensraumes dar. Sie gliedern optisch die Landschaft und stei- gern so den Erlebnis- und Erholungswert der Region.

Der Landschaftsraum am Gnadenwalder Plateau, an dem die Gemeinde Fritzens Anteil hat, ist bäuerlich strukturiert. Auffällig im Landschaftsbild ist die Kleingliederung des Landschafts- raumes mit vorspringenden Waldgrenzen, Feldgehölzen und dem Feuchtgebiet um die Thierburg.

Umweltprobleme bezogen auf das Schutzgut Landschaft:

- Zersiedelung der landwirtschaftlichen Freiflächen zwischen den Siedlungen,

- Verlust von gliedernden Elementen in der Kulturlandschaft,

- Versiegelung der landwirtschaftlich genutzten Flächen - dies wirkt sich langfristig auf die Bestoßung der Almen aus und damit indirekt auf das Landschaftsbild (Verdunke- lung der Landschaft).

Schutzgüter Bevölkerung und Gesundheit des Menschen (Naherholung, Lärm- und Schad- stoffbelastung, Klima)

Naherholung

Der Planungsverband 20 Wattens und Umgebung verfügt über vielfältige Angebote und Ein- richtungen zur Erholung für die einheimische Bevölkerung, wie auch für Gäste. Für eine um- fassende Information zu den bestehenden Schiliftanlagen, Wander- und Themenwegen, kul- turellen Angeboten etc. wird auf die Tourismusverbände Silberregion Karwendel (Gemeinden Kolsass und Kolsassberg) und Region Hall-Wattens (übrige Gemeinden) verwiesen. Für den vorliegenden Umweltbericht scheint eine Beschränkung auf jene Bereiche im Dauersied- lungsraum zweckmäßig, in denen auch die landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen ausgewie- sen werden.

Der Innradweg bietet Einheimischen einen gut ausgebauten Radweg und stellt eine wesent- liche touristische Infrastruktur für die Sommermonate dar.

Dazu erschließen zahlreiche Wanderwege die Almregion, die im Winter auch als Rodelbahn genutzt werden.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 14 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Lärmbelastung

Im Jahr 2012 wurden vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft strategische Lärmkarten ausgearbeitet, die die Lärmbelastung an Haupt- verkehrsstraßen und Haupteisenbahnstrecken, im Bereich von Flughäfen und in Ballungs- räumen darstellen.

Die Vorgehensweise zur Erhebung der Lärmkartierung regelt die Richtlinie 2002/49/EG des europäischen Parlamentes und des Rates vom 25. Juni 2002 über die Bewertung und Be- kämpfung von Umgebungslärm (siehe www.laerminfo.at).

Im Planungsverband sind entlang der Hauptverkehrsstraßen und der Westbahn in allen Ge- meinden außer Wattenberg lärmbelastete Gebiete ausgewiesen.

Schadstoffbelastung

Gemäß Verordnung des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Was- serwirtschaft 2015 über belastete Gebiete (Luft) zum UVP-G 2000 (BGBl. II Nr. 166/2015) ist im Planungsgebiet ein Gebietsstreifen von 100 m beiderseits der Straßenachse der A12 Inn- tal Autobahn, wobei bei der Betrachtung der Straßenachse Anschlussstellen unberücksich- tigt bleiben, als belastetes Gebiet für NO2 ausgewiesen.

Abseits des oben angeführten Bereichs ist im Planungsverband auf Basis der Messdaten aus dem Tiroler Luftgütemessnetz und der lokalen Emissionsstruktur basierend auf den Da- ten des Emissionskatasters für Tirol davon auszugehen, dass die Immissionsgrenzwerte gemäß Immissionsschutzgesetz-Luft eingehalten werden.

Bei den in Tirol wesentlichsten Problemschadstoffen (NO2 und PM10), für die im Planungs- verband in erster Linie der Verkehr gefolgt von Industrie und Hausbrand als Hauptverursa- cher zu nennen sind, zeigen sich bei den zum Planungsverband nächstgelegenen Messstel- len des Tiroler Luftgütemessnetzes in /Sportplatz (westlich vom Planungsge- biet) und in VOMP/Raststätte A12 bzw. VOMP/An der Leiten (östlich vom Planungsgebiet) seit 2006 rückläufige Immissionstrends.

Klima

Der Planungsraum weist vor allem im Bereich des Talbodens klimatisch günstige Vorausset- zungen für landwirtschaftliche Produktion auf. In den nordwestexponierten Hangbereichen sind solche Gunsträume eher punktuell zu finden.

Das Klima des Planungsverbandes gehört zum inneralpinen Typus. Es ist durch ausreichen- de Niederschläge und mäßige Temperaturen (Jahresdurchschnitt) gekennzeichnet. Die

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 15 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht nächstgelegenen Wetterstationen Jenbach und Innsbruck geben als Jahresniederschlags- werte 1117 mm bzw. 896 mm und als Jahresdurchschnittstemperaturen 8,4 bzw. 8,5 ° C an. Für die Vegetation wesentlich ist die hohe Niederschlagsmenge während der warmen Som- mermonate. Wettersteingebirge und Nordkette schirmen das Inntal wirksam gegen die nie- derschlagsbringenden Winde aus dem Norden und Westen ab. Im Spätherbst und Hochwin- ter sind Inversionslagen häufig. Das Klima im Planungsverband lässt sich somit als relativ kühl, mäßig trocken bis mäßig feucht, mit regelmäßigen Niederschlägen, hauptsächlich im Sommer, charakterisieren. Vor allem im Frühjahr und Herbst wirkt sich der häufig auftretende Föhn positiv auf das Klima aus. Eine relative hohe Sonnenscheindauer, eine geringe Bewöl- kung und eine eher kurze Dauer der Schneedecke sind die Folge. Die Besonnung einzelner Siedlungen an der Nordseite der Tuxer Alpen ist im Winter reliefbedingt eingeschränkt. Baumkirchen und Fritzens sind diesbezüglich bevorzugt.

Umweltprobleme bezogen auf die Schutzgüter Bevölkerung und Gesundheit des Menschen:

- Schadstoffbelastung der Luft

- Verlust an Biodiversität,

- Belastung durch Lärm, wie Hauptverkehrsstraßen, Eisenbahnen, uvm.

Schutzgut Wasser

Die landwirtschaftlichen Böden nehmen Niederschlagswasser auf, speichern dieses und geben es zeitlich verzögert wieder ab. Aus diesem Grund wirkt der Boden ausgleichend auf den Wasserhaushalt und der Entstehung von Hochwässern entgegen.

Auf die Grundwasserschutzgebiete wurde im Punkt 1.1 eingegangen. In den Tallagen befin- den sich zahlreiche Grundwasserentnahmen. Diese Anlagen werden durch die Festlegung der Versickerungsflächen als landwirtschaftliche Vorsorgeflächen nicht beeinträchtigt da da- mit keine Änderung der Bewirtschaftung verbunden ist. Der erhöhte Freilandschutz verhin- dert weitgehend die Versiegelung da nichtlandwirtschaftliche Bauführungen im Freiland kaum mehr möglich sind.

An den Hängen zeigt die tiris Anwendung Wasser keine Grundwasserentnahmen. Dies ist durch den gänzlich anderen geologischen Aufbau bedingt. Die Wasserversorgung erfolgt aus Quellen.

Altablagerungen innerhalb bzw. in unmittelbarem Nahbereich der landwirtschaftlichen Vor- sorgeflächen sind entsprechend der tiris-Anwendung Altablagerungen und Altlasten auf fol-

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 16 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht genden Grundstücken kenntlich gemacht: 1248/2 KG Fritzens, 869 KG Wattens und 1368 KG Volders. Ein lokaler Einfluss auf das Grundwasser durch Sickerwassereinträge aus dem Bereich der Altablagerungen ist möglich, weitreichende Auswirkungen jedoch nicht zu erwar- ten. Derzeit werden die Altlasten genauer erfasst und räumlich abgegrenzt, eine Darstellung bspw. im tiris wird etwa Ende des Jahres 2018 erfolgen.

Umweltprobleme bezogen auf das Schutzgut Wasser:

- fortschreitende Flächenversiegelung,

- anthropogene Beeinflussung des Gewässerzustandes, bspw. im Bereich kleiner Wasserläufe, und der Ufer.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 17 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht 3 Berücksichtigung übergeordneter Umweltziele (§ 5 Abs. 5 lit. e TUP 2005)

Grundlagen für die Zielkonformitätsprüfung Auf internationaler, gemeinschaftlicher und nationaler Ebene können vor allem aus folgen- den Gesetzen, Richtlinien, Plänen und Programmen übergeordnete Umweltziele abgeleitet werden: - Fauna -Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union (FFH-Richtlinie 1992)

- Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlamentes und des Rates vom 30.11.2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten

- EU-Wasserrahmenrichtlinie (2000)

- Alpenkonvention mit Durchführungsprotokollen

- Österreichische Strategie Nachhaltige Entwicklung (ÖSTRAT, 2009/10)

- Tiroler Raumordnungsgesetz 2016 (TROG 2016)

- Tiroler Naturschutzgesetz 2005 (TNSchG 2005)

- Tiroler Naturschutzverordnung 2006 (TNSchVO 2006)

- Raumordnungsplan ZukunftsRaum_Tirol 2011

- Tiroler Nachhaltigkeitsstrategie (TNHS, 2012)

- Tiroler Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsstrategie (2015)

Zielkonformitätsprüfung

Allgemeine Zielsetzungen Relevante Umweltziele: • sparsame und umweltverträgliche Nutzung der Ressourcen und des Raums (Alpenkonvention/ Protokoll Raumplanung und nachhaltige Entwicklung, Artikel 1); • Natur und Landschaft so zu schützen, zu pflegen und, soweit erforderlich, wie- derherzustellen, dass die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme, die Erhaltung der Landschaftselemente und der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten einschließ- lich ihrer natürlichen Lebensräume, die Regenerationsfähigkeit und nachhaltige Leistungsfähigkeit der Naturgüter und die Vielfalt, Eigenart und Schönheit der Na- tur- und Kulturlandschaft in ihrer Gesamtheit dauerhaft gesichert werden ... (Alpenkonvention / Naturschutz und Landschaftspflege, Artikel 1); • Bewahrung der Vielfalt von Arten und Landschaften, verantwortungsvolle Raum- nutzung und Regionalentwicklung (ÖSTRAT); • der Schutz und die Pflege der Umwelt, insbesondere die Bewahrung oder die weitestgehende Wiederherstellung der Reinheit von Luft, Wasser und Boden so- wie die Vermeidung und Verringerung der schädlichen Auswirkungen von Lärm (§ 1 TROG); • mit den natürlichen Lebensgrundlagen ist sparsam umzugehen. Sie sind zu pfle-

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 18 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht gen und so weit wie möglich zu erhalten. Sie dürfen nicht derart in Anspruch ge- nommen werden, dass sie künftigen Generationen nicht mehr in ausreichendem Maß und ausreichender Güte zur Verfügung stehen (§ 2 TROG); • Entwicklung von Freiräumen (TNHS); • Freihaltung und Vernetzung multifunktionaler Freiräume (Klimaschutz- und Kli- mawandelanpassungsstrategie); • die Natur darf nur so weit in Anspruch genommen werden, dass ihr Wert auch für die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt (§ 1 TNSchG); • nachhaltige Entwicklung strebt eine Balance zwischen Umweltbelangen, Wirt- schaft und den sozialen bzw. gesellschaftlichen Belangen an (TNHS); • Entwicklung von Freiräumen (TNHS). Zielkonformitätsprüfung: Soweit es mit der Sicherung der Freiflächen verfolgt werden kann, werden die Zielsetzungen in Richtung Ressourcenschonung für kommende Generationen mit dem Regionalprogramm betreffend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen unter- stützt.

Schutzgut Landschaft Relevante Umweltziele: • der Erhalt oder die Wiederherstellung der traditionellen Kulturlandschaftselemen- te (Wälder, Waldränder, Hecken, Feldgehölze, Feucht-, Trocken- und Magerwie- sen, Almen) und deren Bewirtschaftung (Alpenkonvention, Protokoll Bergland- wirtschaft, Artikel 8); • der Schutz und die Pflege der Natur- und der Kulturlandschaft in ihrer Vielfalt, Ei- genart und Schönheit (§ 1 TROG); • die Bewahrung erhaltenswerter natürlicher oder naturnaher Landschaftselemente und Landschaftsteile (§ 27 TROG); • die Erhaltung und die Pflege der Natur, diese erstreckt sich auf alle ihre Erschei- nungsformen, insbesondere auch auf die Landschaft, und zwar unabhängig da- von, ob sie sich in ihrem ursprünglichen Zustand befindet (Naturlandschaft) oder durch den Menschen gestaltet wurde (Kulturlandschaft). Der ökologisch orientier- ten und der die Kulturlandschaft erhaltenden land- und forstwirtschaftlichen Nut- zung kommt dabei besondere Bedeutung zu (§ 1 TNSchG). Zielkonformitätsprüfung: Die Umweltziele in Richtung Landschaftsschutz werden durch eine entsprechen- de Zielsetzung der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen sehr gut unterstützt, zu- mal die Sicherung einer funktionierenden Landwirtschaft die Grundlage zur Erhal- tung der seit Jahrhunderten gewachsenen bäuerlich geprägten Landschaft dar- stellt.

Schutzgut biologische Vielfalt, Fauna und Flora Relevante Umweltziele: • Sicherung der Artenvielfalt durch die Erhaltung der natürlichen Lebensräume so- wie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie); • Harmonisierung der Raumnutzung mit den ökologischen Zielen und Erfordernis- sen (Alpenkonvention/ Protokoll Raumplanung und nachhaltige Entwicklung, Arti- kel 1); • die Bewahrung oder weitestgehende Wiederherstellung eines unbeeinträchtigten und leistungsfähigen Naturhaushaltes sowie der Artenvielfalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und ihrer natürlichen Lebensräume (§ 1 TROG);

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 19 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht • die Erhaltung ökologisch besonders wertvoller Flächen (§ 27 TROG); • die Natur als Lebensgrundlage des Menschen so zu erhalten und zu pflegen, dass ihre Vielfalt, Eigenart und Schönheit, ihr Erholungswert, der Artenreichtum der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und deren natürliche Lebensräume und ein möglichst unbeeinträchtigter und leistungsfähiger Naturhaushalt bewahrt und nachhaltig gesichert oder wiederhergestellt werden (§ 1 TNSchG); • der Schutz und die Pflege der nach dem Tiroler Naturschutzgesetz geschützten Naturgüter und der Landschaft beinhalten auch große Synergien in Bezug auf die Lebensqualität der Bevölkerung Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auf sel- tene Lebensräume und Arten, auf naturnahe Gewässer, Wälder und Waldränder sowie auf schützenswerte Elemente des Dauersiedlungsraums (ZukunftsRaum Tirol_2011); • Schaffung von Rückzugsräumen und Stärkung gefährdeter Populationen und Ar- ten in nicht gesetzlich unter Schutz gestellten Räumen (Klimastrategie). Zielkonformitätsprüfung: Durch die Freiflächensicherung des Regionalprogramms werden die oben ge- nannten Umweltziele unterstützt. Weiters ist eine umweltverträgliche und stand- ortangepasste landwirtschaftliche Nutzung in den Bergregionen der Alpen essen- ziell für den Erhalt der Biodiversität.

Schutzgut Boden Relevante Umweltziele: • Der Boden ist in seinen natürlichen Funktionen als Lebensgrundlage und Lebens- raum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen prägendes Element von Natur und Landschaft, Teil des Naturhaushalts, insbesondere mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen ... nachhaltig in seiner Leistungsfähigkeit zu er- halten (Alpenkonvention/ Protokoll Bodenschutz, Artikel 1); • die sparsame und zweckmäßige Nutzung des Bodens (§ 1 TROG); • Schutz der Ressource Boden (TNHS). Zielkonformitätsprüfung: Mit der Schaffung kompakter Siedlungen als Folge der Freiflächensicherung wird die Zielsetzung des Bodenschutzes unterstützt, weitestgehend unversiegelte und ungestörte Böden für Bodenfunktionen zu erhalten, die im öffentlichen Interesse liegen und den Umweltzielen entsprechen.

Schutzgut Wasser Relevante Umweltziele: • der Schutz wichtiger Quell- und Grundwasservorkommen, (§ 1 TROG); • Schutz der Oberflächengewässer und des Grundwassers (EU- Wasserrahmenrichtlinie). Zielkonformitätsprüfung: Mit der Freiraumsicherung können Flächen weitestgehend von Bebauung freige- halten werden, woraus sich positive Auswirkungen für die Versickerung von Nie- derschlägen in den Boden und damit für eine unbeeinträchtigte Grundwasser- neubildung ergeben. Weiters können Oberflächenwässer in unverbauten Zustand erhalten bleiben, weil ohne Notwendigkeit zur Absicherung von Gebäuden Ver- bauungsmaßnahmen nicht erforderlich sind.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 20 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht

Schutzgut Gesundheit des Menschen (inkl. Luft, klimatische Faktoren, Erholung) Relevante Umweltziele: • Sicherung, Entwicklung und Erhalt von Erholungsräumen und Erholungseinrich- tungen im Nahbereich der Siedlungsgebiete (§ 1 TROG); • die Natur als Lebensgrundlage des Menschen so zu erhalten und zu pflegen, dass ihr Erholungswert bewahrt und nachhaltig gesichert oder wiederher- gestellt wird (§ 1 TNSchG); • das Erholungspotenzial der Landschaftsräume außerhalb der Siedlungen ist ein maßgeblicher Faktor für die Lebensqualität der Tiroler Bevölkerung Daher ist die gezielte Weiterentwicklung des Angebots an naturnahen (Nah-) Erholungs- räumen erforderlich, insbesondere im Dauersiedlungsraum und am Wasser (Zu- kunftsRaum Tirol_2011). Zielkonformitätsprüfung: Speziell in dicht besiedelten Gebieten sind Freiflächen wichtig, die als Naherho- lungsräume genutzt werden können und somit im Sinne der angeführten Umwelt- ziele einen Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung leisten können.

Die Festlegung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen für den Planungsverband Wattens und Umgebung unterstützt durchwegs die angeführten Umweltziele, soweit dies mit der be- schriebenen Rechtswirkung möglich ist. Auf keinen Fall werden diese Ziele durch das vorlie- gende Regionalprogramm konterkariert.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 21 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht 4 Voraussichtliche Umweltauswirkungen durch die Neuerlassung des Regionalprogramms und deren umweltbezogene Bewertung (§ 5 Abs. 5 lit. f TUP 2005)

Auf der Prüfebene der Strategischen Umweltprüfung (SUP) geht es in erster Linie um die nachvollziehbare Einschätzung von Auswirkungen und um die Darstellung von Wirkungszu- sammenhängen und nicht um eine absolut präzise Analyse der Detailwirkungen. Deswegen wurde eine verbal-argumentative Beschreibung der Vor- und Nachteile der Alternativen, Auswirkungen und Wirkungszusammenhänge gewählt.

Gesamtbewertung der in das Regionalprogramm einbezogenen Flächen

Erheblichkeit der Auswir- Schutzgut Ist-Zustand Maßnahme kungen Luft: Teilbereiche neutral; der Vorsorgeflächen Die Ausweisung von liegen innerhalb von landwirtschaftlichen Vor- belasteten Gebieten sorgeflächen hat keine für Feinstaub PM 10 Auswirkungen und Stickstoffdioxid NO2

Lärm: Teilbereiche neutral; der Vorsorgeflächen sind als lärmbelaste- te Gebiete ausge- wiesen.

Erholung: Innerhalb positiv; der Vorsorgeflächen Die Freiflächen bleiben keine Maß- Gesundheit des Men- finden Erholungs- weitgehend unbebaut, nahmen schen/ Bevölkerung nutzungen wie, Rad- dadurch bleiben Erho- erforderlich fahren etc. statt lungsbereiche erhalten. positiv;

Retentionsflächen: Durch das Verbot der Bau- Teilbereiche der landwidmung werden die landwirtschaftlichen Versickerungs- und Re- Vorsorgeflächen tentionsflächen erhalten, sind ein Überflu- tungsraum im Hochwasserfall und ein Ausuferungs- raum für Wildbäche

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 22 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Erheblichkeit der Auswir- Maßnahme Schutzgut Ist-Zustand kungen Biotopflächen: positiv; Die angrenzenden Schutzgebiete nach Freiflächen stehen unter dem Tiroler Natur- einem erhöhten Schutz. schutzgesetz liegen innerhalb der land- wirtschaftlichen Vor- sorgeflächen oder grenzen unmittelbar daran an; biologische Vielfalt, Fauna und Flora Naturkundlich wert- positiv; Flächen bleiben volle Flächen und frei von Baulandwidmun- von der Biotopkartie- gen, Erhalt von Biotopen rung umfasste Bio- und Kleinstrukturen wird tope sind in unter- unterstützt. geordnetem Aus- maß innerhalb der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen zu finden. Bodenfruchtbarkeit: stark positiv; Bei den Flächen Erhaltung der Boden- handelt es sich um fruchtbarkeit landwirtschaftlich bewirtschaftete Flä- positiv; chen mit mittlerer bis Erhaltung der Freiflächen, Boden hoher Ertragskraft damit Schutz vor einer (BKZ zwischen 25 Versiegelung und Erhal- und 73 Punkten). tung der Funktionen des Bodenfunktionen: Bodens zur Wasserfilte- siehe Schutzgut rung und Wasserspeiche- Wasser rung.

Landschaftsbild: positiv; Hangbereiche und Flächen bleiben frei von viele Kleinstrukturen Baulandwidmungen Landschaft weisen einen hohen Erhaltung von landschaft- Wert für das Land- lich wertvollen Flächen schaftsbild auf. wird unterstützt Versickerungsflä- positiv; chen: In den Vorsor- Durch das Verbot der Bau- geflächen liegen landwidmung werden die Entnahmen für Versickerungs- und Re- Trink- und Brauch- tentionsflächen erhalten, Wasser wasser; auch die erforderlichen Erschließungsflächen im Falle von Bauführungen entfallen (Versiegelung).

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 23 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Altlasten: neutral; Es liegen drei Standorte von Altab- lagerungen in den Vorsorgeflächen. Es sind keine Sach- keine Sachwerte werte betroffen. Freiflächen: positiv; In den Vorsorgeflä- Erhaltung des Umfeldes chen und daran an- der Kulturdenkmäler und kulturelles Erbe grenzend liegen ge- damit der optischen Wirk- schützte Kultur- samkeit im Landschafts- denkmäler. bild. Wirkungszusammen- Wechselwirkungen gibt es insbesondere im Be- hänge reich der Bodenfunktionen 4. Gesamtbewertung der Auswirkungen positiv

Die Auswirkungen auf die Umwelt sind bei der geplanten Ausweisung von landwirtschaftli- chen Vorsorgeflächen als positiv einzustufen. Es handelt sich bei den betroffenen Flächen durchwegs um landwirtschaftlich genutzte Flächen mit mittlerer bis hoher Ertragskraft.

Abschließend ist festzuhalten, dass durch die Neuerlassung des Regionalprogramms betref- fend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen für den Planungsverband Wattens und Umgebung auf Flächen Bedacht genommen wird, die aufgrund ihrer Größenstruktur und Bodenbonität wertvoll für den Erhalt der landwirtschaftlichen Strukturen im oben genannten Planungsver- band sind und damit zur Bewahrung der Kulturlandschaft beitragen.

Im Rahmen der Erlassung des Regionalprogramms wird die Zielsetzung der Entwicklung der Ortszentren und zentrumsnahen Bereiche zu erleichtert und gleichzeitig die Ausweisung von Siedlungssplittern mit Erschließungsdefiziten in dezentralen Bereichen durch einen erhöhten Freiraumschutz erschwert.

Somit können die aufgrund des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums zusätzlich benö- tigten Siedlungsflächen in Summe an aus raumordnungsfachlicher Sicht günstigerer Stelle realisiert und Lärm- und Schadstoffemissionen vermieden werden.

4 Siehe Bodenfunktionsbewertung: Methodische Umsetzung der ÖNORM L 1076. „Fachgerechte Be- wertung von Bodenfunktionen“, Lebensministerium und Österreichische bodenkundliche Gesellschaft. vgl. https://www.austrian-standards.at/presse/meldung/die-fachgerechte-bewertung-von- bodenfunktionen/

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 24 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht 5 Geplante Maßnahmen zur Verhinderung, Verringerung oder zum Ausgleich von erheblichen Umweltauswirkungen und Maßnahmen (§ 5 Abs. 5 lit. g TUP 2005)

Es sind keine Verhinderungs-, Verringerungs- oder Ausgleichsmaßnahmen notwendig, da keine erheblich negativen Umweltauswirkungen zu erwarten sind.

6 Prüfung von Alternativen einschließlich Nullvariante (§ 5 Abs. 5 lit. b und h TUP 2005)

Nachfolgend wird dargestellt, welche Alternativen zur Erlassung des Regionalprogramms aus Sicht der überörtlichen Raumordnung in Frage kommen.

Die Nullvariante bedeutet die Nicht – Erlassung von Regionalprogrammen zum Schutz der Freilandfunktionen wie der landwirtschaftlichen Produktionsfunktion.

Alternative 1: Integrale Freiraumprogramme

In einigen Regionen Tirols sind Freihaltegebiete in Form überörtlicher Grünzonen ausgewie- sen. Diese weisen die Schutzziele „Erhalt der landwirtschaftlichen Produktions- und Vorsor- gefunktion, der ökologische Ausgleichsfunktion, des Landschaftsbildes und der Erholungs- funktion“ auf.

Alternative 2: Überörtliche Siedlungsgrenzen

In Raumordnungsprogrammen kann u.a. auch festgelegt werden, dass in bestimmten Ge- meinden oder Teilen von Gemeinden die Widmung von Grundflächen als Bauland, als Son- derflächen oder als Vorbehaltsflächen nur bis zu bestimmten Grenzen hin zulässig ist.

Alternative 3: Regionalprogramme für landwirtschaftliche Vorsorgeflächen

Die „Freihaltung von Gebieten für die Landwirtschaft“ ist im Tiroler Raumordnungsgesetz als eigene Maßnahme angeführt. Die Erlassung von sektoralen Regionalprogrammen betreffend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen entspricht somit den gesetzlichen Erfordernissen.

Abwägung der Alternativen

Die Nullvariante würde bedeuten dass dem Siedlungsdruck weiterhin nur mit den Instrumen- ten der örtlichen Raumordnung begegnet werden kann. Es sind weiterhin eine voranschrei- tende Zersiedelung, ein verstärkter Verlust an landwirtschaftlichen Flächen und damit ein- hergehend die Beeinträchtigung von diversen Bodenfunktionen zu erwarten.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 25 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Zur den integralen Freiraumprogrammen (Alternative 1) ist festzustellen, dass im Zuge ihrer Evaluierung bzw. Fortführung entsprechend der Landtagsentschließung vom 2.7. 2015 ein genereller Strategiewechsel vollzogen wurde. Demnach werden in Zukunft nur mehr land- wirtschaftliche Vorsorgeflächen ausgewiesen und auch die bestehenden Raumordnungspro- gramme in Regionalprogramme betreffend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen umgewan- delt.

Die überörtlichen Siedlungsgrenzen (Alternative 2) dienen laut dem TROG 2016 insbesonde- re dem Schutz des Siedlungsraumes vor nachteiligen Umwelteinflüssen oder vor Naturge- fahren. Der Schutz der landwirtschaftlich genutzten Flächen wäre also ein „Nebennutzen“ und keine prioritäre Begründung. Das Planungsziel könnte nicht so gut gegenüber anderen Nutzungsinteressen, bspw. im Bereich der Infrastrukturplanung, geltend gemacht werden.

Bei den Regionalprogrammen für landwirtschaftliche Vorsorgeflächen (Alternative 3) ist zu erwarten, dass deren Ausweisung in weiteren Planungsverbänden deutlich mehr Akzeptanz findet als die von überörtlichen Grünzonen. Damit ist in größeren Bereichen des Landes ein erhöhter Schutz der Freiflächen mit positiven Umweltauswirkungen realisierbar. Dabei ist anzumerken, dass Teilbereiche der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen sehr wohl auch zusätzlich für den Naturhaushalt, das Landschaftsbild und die Erholung bedeutsam sein können. Die Gemeinden werden dadurch beim Freiflächenschutz unterstützt - die voran- schreitende Zersiedelung, der Verlust an landwirtschaftlichen Flächen und damit einherge- hend die Beeinträchtigung von diversen Bodenfunktionen können verhindert werden. Die Stärkung von Ortskernen und die Bildung kompakter Siedlungen werden unterstützt.

Die Entscheidung fiel in Abwägung der Ziele der Raumordnung daher auf die Ausweisung eines Regionalprogramms für landwirtschaftliche Vorsorgeflächen da sie als effizienteste Variante angesehen wird.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 26 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Vergleichende Bewertung der Umweltauswirkungen der Alternativen 5

Alternative Schutzgut Nullvariante landwirtschaftliche Vorsorgeflächen Weiterhin Siedlungsdruck auf dezentrale Bereiche, positiv: geringerer Siedlungsdruck auf dezentrale Bereiche, Gesundheit des Men- dadurch Zerschneidung von Erholungsgebieten daher in diesen Bereichen keine Erhöhung der Lärm- und schen/ Bevölkerung Schadstoffemissionen aufgrund vermehrten Individualver- kehrs sowie keine Zerschneidung von Erholungsgebieten Weiterhin Siedlungsdruck auf (v.a. siedlungsnahe) positiv: geringerer Siedlungsdruck auf (v.a. siedlungsnahe) Flächen mit Biotoptypen, die nicht ex lege unter Flächen mit Biotoptypen, die nicht ex lege unter Schutz biologische Vielfalt, Schutz stehen (z.B. Trockenstandorte, artenreiche stehen Fauna und Flora landwirtschaftliche Extensivflächen), v.a. wenn sie im Örtlichen Raumordnungskonzept nicht als ökologisch wertvolle Flächen ausgewiesen sind Weiterhin Siedlungsdruck auf zusammenhängende positiv: erhöhter Schutz für zusammenhängende Flächen Landwirtschaftsflächen mit hoher Bodenfruchtbarkeit mit hoher Bodenfruchtbarkeit; in Siedlungsnähe geringer und Bereiche mit anderen wichtigen Bodenfunktionen; Druck auf Bereiche mit anderen wichtigen Bodenfunktio- weiterhin Gefahr raumordnerischer Fehlentwicklun- nen; geringes Ausmaß der Bodenversiegelung gen, die allein mit der aufsichtsbehördlichen Geneh- Boden migung von Änderungen der Örtlichen Raumord- nungskonzepte schwer abzulehnen sind; weiterhin fortschreitende Bodenversiegelung wegen des höhe- ren Flächenbedarfs für Erschließungsstraßen in zer- siedelten Bereichen Weiterhin Siedlungsdruck auf (v.a. siedlungsnahe) positiv: geringerer Siedlungsdruck auf (v.a. siedlungsnahe) Bereiche mit einem wertvollen Landschaftsbild, da das Bereiche mit einem wertvollen Landschaftsbild Landschaft Landschaftsbild oft keinen hohen Stellenwert in der Interessensabwägung einnimmt Weiterhin Erhöhung von Oberflächenabfluss und ge- positiv: Zunahme der Bodenversiegelung wird gebremst, Wasser ringere Wasserspeicherfähigkeit wegen des höheren Wasserspeicherfähigkeit wird geschützt, keine Erschlie- Flächenbedarfs für Erschließungsstraßen in zersiedel- ßungsstraßen in neue zersiedelte Bereiche

5 Die Variante Integrale Freiraumprogramme wird aufgrund der Landtagsentschließung für die Ausweisung sektoraler Regionalprogramme für landwirtschaftliche Vorsorgeflä- chen nicht mehr behandelt. Die Auswirkungen der Alternative überörtliche Siedlungsgrenzen sind theoretisch mit jenen des sektoralen Raumordnungsprogrammes vergleich- bar. Die Umsetzung des Freilandschutzes ist aber aufgrund der rechtlichen Begründung nicht so effizient

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 27 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht ten Bereichen Weitere Schadstoffemissionen aufgrund des stärkeren positiv: Schadstoffemissionen aufgrund des stärkeren Indi- klimatische Faktoren/ Individualverkehrs, ausgelöst durch eine stärkere Zer- vidualverkehrs wegen stärkerer Zersiedelung werden ver- Luft siedelung hindert; die Filterfunktion des Bewuchses bleibt erhalten Beeinträchtigung der landschaftlichen Wirkung von positiv: Freistellen des Umfeldes von geschützten Land- Sachwerte (nicht be- geschützten Landschaftsteilen und Kulturdenkmälern schaftsteilen und Kulturdenkmälern und damit Erhaltung troffen), kulturelles durch Zersiedelung; Befahr der Überbauung von Bo- der Wirkung im Landschaftsbild; höherer Schutz von Bo- Erbe dendenkmälern dendenkmälern vor Überbauung Wechselwirkungen Wechselwirkungen gibt es insbesondere im Bereich der Bodenfunktionen Auswirkungen gesamt negativ positiv

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 28 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Die Nullvariante wird sowohl hinsichtlich der Umweltauswirkungen wie auch hinsichtlich raumordnerischer Überlegungen am schlechtesten bewertet, da eine Unterstützung der Ge- meinden beim Freiflächenschutz durch das Land nicht geschieht und diese dem Siedlungs- druck weiterhin nur mit den Instrumenten der örtlichen Raumordnung begegnen können. Es wird eine voranschreitende Zersiedelung, verstärkter Verlust an landwirtschaftlichen Flächen und damit einhergehend die Beeinträchtigung von diversen Bodenfunktionen erwartet.

Die Alternative unterstützt die Gemeinden beim Freiflächenschutz durch Festlegungen der überörtlichen Raumordnung. Voranschreitende Zersiedelung, Verlust an landwirtschaftlichen Flächen und damit einhergehend die Beeinträchtigung von diversen Bodenfunktionen wird verhindert. Die Stärkung von Ortskernen und Bildung kompakter Siedlungen wird unterstützt.

Die Entscheidung fiel in Abwägung der Ziele der Raumordnung auf die Alternative. Da Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen auch für weitere Planungsverbände mit starker Entwick- lungsdynamik bzw. hohem Nutzungsdruck ausgewiesen werden, müsste folglich in größeren Bereichen des Landes ein erhöhter Schutzstatus mit positiven Umweltauswirkungen reali- sierbar sein.

7 Monitoring (§ 5 Abs. 5 lit. i TUP 2005)

Gemäß § 10 TUP 2005 ist die Planungsbehörde verpflichtet, die tatsächlichen erheblichen Auswirkungen des Programms auf die Umwelt in angemessenen Abständen zu überwachen, um bei unvorhergesehenen negativen Entwicklungen rechtzeitig geeignete Maßnahmen tref- fen zu können.

Im Rahmen des Monitorings ist vorgesehen jegliche erheblichen Umweltauswirkungen zu überwachen. Diese können sowohl positiv als auch negativ sein. Maßnahmen müssen ab dem Zeitpunkt getroffen werden, ab dem mögliche negative Entwicklungen der Umweltaus- wirkungen durch das Programm zu erwarten sind.

Da sich die Erlassung des Regionalprogramms auf einer theoretischen Ebene vollzieht und kein konkretes Projekt im Vordergrund steht, ist es nicht möglich rein technische Verfahren, wie z.B. Auswertung von Messstellen für Luftgüte, usw., heranzuziehen.

Als geeignete Maßnahme zur Kontrolle der Umweltauswirkungen wird daher die periodische Überprüfung und Fortschreibung des Regionalprogrammes angesehen. Dies hat gemäß § 10 TROG 2016 alle zehn Jahre zu erfolgen. In diesem Rahmen werden die Wirksamkeit und die Umsetzung der festgelegten Ziele des Regionalprogramms überprüft.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 29 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Eine weitere Maßnahme zur Überprüfung der Umweltauswirkungen wird in der Analyse bzw. Kontrolle der Änderungsverfahren gemäß § 10 TROG 2016 und der Verfahren zur Wid- mungsermächtigung gemäß § 11 TROG 2016 gesehen. In diesen Verfahren werden in einer fachlichen Stellungnahme neben dem öffentlichen Interesse mögliche Umweltauswirkungen behandelt, bei überwiegend negativen Auswirkungen wird der Gemeinde die Zurücknahme des Ansuchens empfohlen. Bei Änderungen, die erhebliche Umweltauswirkungen erwarten lassen, wird zusätzlich eine begleitende strategische Umweltprüfung durchgeführt.

Abschließend wird festgehalten, dass Änderungen der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen und Widmungsermächtigungen in einem Monitoringsystem erfasst und laufend beobachtet werden.

8 Methodik und Vorgangsweise zur Durchführung der Umweltprüfung (§ 5 Abs. 5 lit. h TUP 2005)

Die Strategische Umweltprüfung (SUP) wird in ihrer Durchführung gemäß Richtlinie 2001/24/EG als Prozessablauf mit mehreren Phasen verstanden, die in aufeinanderfolgen- den Schritten ablaufen:

Von Seiten des Amtes der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung wurde in ei- nem ersten Schritt ein Entwurf zu landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen ausgearbeitet. Die Abgrenzung erfolgte siedlungsseitig an die Grundstücksgrenzen und an die aktuellen Wald- ränder. Flächen, die im gültigen Örtlichen Raumordnungskonzept der Gemeinden als bauli- che Entwicklungsbereiche ausgewiesen sind, blieben ausgespart.

Für diese planerischen Überlegungen wurden umweltrelevante Unterlagen verwendet, da es sich um die Abgrenzung schützenswerter landwirtschaftlich genutzter Freilandbereiche han- delt. Dazu zählt vor allem die Bodenklimazahl als Maßzahl für die Bodenfruchtbarkeit. Zu- dem wurden die Biotopkartierung, Pläne mit potenziellen Hochwasserrückhaltebereichen und Abflussbereichen sowie die Örtlichen Raumordnungskonzepte mit den differenzierten Frei- halteflächen und örtlichen Siedlungsgrenzen als Grundlagen herangezogen. Auf Basis dieser Daten wurde ein erster Entwurf der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen erstellt.

Parallel dazu wurde gemäß § 5 des Tiroler Umweltprüfungsgesetzes (TUP 2005) ein Um- weltbericht erstellt. Der Untersuchungsrahmen der Strategischen Umweltprüfung, das Sco- ping, wurde in Abstimmung mit der Umweltbehörde festgelegt. Der Umweltbericht beinhaltet die maßgeblichen Inhalte und Ziele des Regionalprogramms, eine Darstellung des derzeiti- gen Umweltzustandes und das Aufzeigen von Alternativen. Der vorliegende Umweltbericht

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 30 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht dient dazu, der Umweltbehörde und der Öffentlichkeit die Möglichkeit zur Abgabe einer Stel- lungnahme einzuräumen.

Wie in Kapitel 4 dargelegt, liegen die Umweltauswirkungen des Regionalprogramms im posi- tiven Bereich. Die Erlassung eines Regionalprogramms läuft grundsätzlich auf einem höhe- ren Abstraktionsniveau ab als zum Beispiel die Genehmigung eines konkreten Projektes. Aus diesem Grund wurde die Überprüfung und Bewertung der Umweltrelevanz des Regio- nalprogramms in qualitativer Hinsicht und in einer verbal-argumentativen Form durchgeführt und beschrieben.

Parallel zum Ausarbeitungsprozess wurde der Entwurf zur Abgrenzung der landwirtschaftli- chen Vorsorgeflächen mit den Vertretern der betroffenen Gemeinden diskutiert und begrün- dete Änderungswünsche integriert.

Nach Konsultation der Öffentlichkeit sind der Umweltbericht und die im Rahmen des Aufla- geverfahrens eingelangten Stellungnahmen vor Erlassung des Regionalprogramms zu be- rücksichtigen. In weiterer Folge ist eine zusammenfassende Erklärung über die Berücksichti- gung der Umwelterwägungen und der Stellungnahmen aus dem Beteiligungsprozess zu er- stellen und abschließend für die Öffentlichkeit bereitzustellen.

9 Zusammenfassung (§ 5 Abs. 5 lit. j TUP)

Ziele und Inhalte des Regionalprogramms, Beziehungen zu anderen Plänen oder Program- men

In Tirol erfolgten in den letzten Jahrzehnten enorme bauliche Tätigkeiten, u.a. durch das An- siedeln von Industrie- und Gewerbebetrieben, die Zunahme der Wohnbevölkerung, die stei- gende Zahl der Haushalte und die Intensivierung des Tourismus. Mit diesen Entwicklungen waren eine Zunahme an Ausweisung von Bauland, der dazugehörigen Infrastruktur vor allem im Bereich des Straßennetzes sowie der Ausbau der Freizeit und Erholungsinfrastruktur ver- bunden. Diese Entwicklungen gehen vor allem auf Kosten hochwertiger Acker- und Grün- landflächen im Dauersiedlungsraum.

Aus diesem Grund sind die Zielsetzungen des gegenständlichen Regionalprogramms der Schutz von Freilandbereichen, die wegen ihrer Bedeutung für die Landwirtschaft einen überörtlichen Stellenwert aufweisen.

Die Festlegung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen hat unmittelbare Auswirkungen auf die Örtliche Raumordnung. Die Örtlichen Raumordnungskonzepte und die Flächenwid-

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 31 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht mungspläne der Gemeinden des Planungsverbandes sind auf die Festlegungen des Regio- nalprogramms abzustimmen. Die Ausweisung als überörtliche landwirtschaftliche Vorsorge- fläche steht der Festlegung von Bereichen als landschaftliche, ökologische etc. Freihalteflä- che im örtlichen Raumordnungskonzept nicht entgegen. Innerhalb der Freihaltegebiete darf keine Baulandwidmung vorgenommen werden. Sonderflächen und Vorbehaltsflächen dürfen nur unter bestimmten Voraussetzungen, wie z.B. öffentliches Interesse, gewidmet werden.

Im Planungsverband Wattens und Umgebung sollen landwirtschaftliche Vorsorgeflächen in einem Ausmaß von ca. 758 ha ausgewiesen werden, das sind ca. 26 % der Fläche des ge- samten Dauersiedlungsraumes.

Gemeinde DSR in ha DSR in % LWVF in ha LWVF in % des DSR

Baumkirchen 196 48,8 111,63 60,0 Fritzens 341 55,7 160,4 47,0 Kolsass 287 85,9 185,1 64,4 Kolsassberg 456 80,8 60,56 13,2 Wattens 527 48,7 81,29 15,4 Wattenberg 414 6,1 0 0 Volders 728 22,7 148,69 20,4 Tab.1: Dauersiedlungsraum 2008 (DSR) und landwirtschaftliche Vorsorgeflächen 2017 (LWVF); Quelle: Statistik Austria; AdTLR, tiris, Sg. Raumordnung;

Umweltzustand, Umweltprobleme und Umweltmerkmale der landwirtschaftlichen Vorsorge- flächen im Planungsverband Wattens und Umgebung

Von der Planung betroffen ist der gesamte Planungsverband Wattens und Umgebung mit den Gemeinden Baumkirchen, Fritzens, Kolsass, Kolsassberg, Volders, Wattenberg und Wattens. Im Planungsverband stehen über 18 % der Gesamtfläche als Dauersiedlungsraum zur Verfügung. Der Planungsverband ist hinsichtlich der Siedlungs- und Wirtschaftsdynamik durch den Industrieort Wattens und die Nähe zur Landeshauptstadt geprägt.

Der Planungsbereich kann durch seine morphologische Gliederung in verschiedene Land- schaftsräume gegliedert werden. Die Ertragsfähigkeit der Böden im Talboden des Inns ist mit durchwegs über 30 Punkten Bodenklimazahl sehr hoch, doch auch in höher gelegenen Hangbereichen befinden sich landwirtschaftliche Vorsorgeflächen mit regionaler Bedeutung, die für den Erhalt der bäuerlichen Betriebsstrukturen unerlässlich sind.

Die intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen im Talraum wirken ausgeräumt, Hecken und Feldgehölze sind nur selten als gliedernde Elemente vorhanden. Reicher strukturiert

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 32 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht sind die Hangbereiche sowie die Taleinschnitte. Diese Landschaftsräume sind schon auf- grund ihrer Geländestruktur abwechslungsreich, darüber hinaus sind vielfach Hecken, bach- begleitende Vegetationen, Einzelbäume und Streuobstwiesen neben den Wiesenflächen vorhanden.

Die gravierendsten Umweltprobleme hinsichtlich der Zielsetzung der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen sind die fortschreitende Flächenversiegelung, die Fragmentierung der Frei- flächen durch Zersiedelung und der Verlust an Biodiversität.

Berücksichtigung übergeordneter Umweltziele

Auf internationaler, gemeinschaftlicher und nationaler Ebene wurden aus der FFH-Richtlinie der Europäischen Union, der EU-Wasserrahmenrichtlinie, der Alpenkonvention, der Österrei- chischen Strategie Nachhaltige Entwicklung, dem Tiroler Raumordnungsgesetz, dem Tiroler Naturschutzgesetz, dem Raumordnungsplan ZukunftsRaum Tirol, der Tiroler Nachhaltig- keitsstrategie und der Tiroler Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsstrategie übergeord- nete Umweltziele abgeleitet.

Nach durchgeführter Zielkonformitätsprüfung wird festgestellt, dass die Festlegung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen für den Planungsverband Wattens und Umgebung die relevanten Umweltziele durchwegs unterstützt. Auf keinen Fall werden diese Ziele durch das vorliegende Regionalprogramm konterkariert.

Voraussichtliche Umweltauswirkungen durch die Neuerlassung des Regionalprogramms und deren Bewertung

Die Ausweisung von landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen in einer Region hat grundsätzlich positive bis erheblich positive Auswirkungen auf die Umwelt.

Weiters haben - wie in Kapitel 2.2 des Umweltberichts dargestellt - beträchtliche Bereiche der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen einen Zusatznutzen, vor allem hinsichtlich des Na- turhaushaltes (Bewahrung von Lebensräumen, Schutz vor Versiegelung), der Landschaft (Insb. Gliederung der Landschaft, Strukturierung des Siedlungsbildes), der Erholung (insb. Freihalten von Verbauung) als Wasserrückhalteräume sowie für Luftqualität und Klima- schutz.

Für die umweltbezogene Bewertung der Auswirkungen wurde eine verbal-argumentative Beschreibung der Vor- und Nachteile gewählt. Zur Schaffung eines Bewertungsrahmens wurde eine Zusammenschau der geforderten Schutzgüter gemäß SUP-Richtlinie herange- zogen.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 33 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Die Bewertung der Schutzgüter hat ergeben, dass die Auswirkungen auf die Umwelt durch die Neuerlassung des Regionalprogramms betreffend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen als positiv einzustufen sind.

Geplante Maßnahmen zur Verhinderung, Verringerung oder zum Ausgleich von erheblichen Umweltauswirkungen

Es sind keine Verhinderungs-, Verringerungs- oder Ausgleichsmaßnahmen notwendig, da keine erheblich negativen Umweltauswirkungen zu erwarten sind.

Prüfung von Alternativen

Zwei Alternativen rechtlicher Art wurden hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Schutzgüter vergleichend diskutiert:

- Nullvariante, d.h. Nicht-Erlassung des Regionalprogramms

- Alternative - Neuerlassung eines Regionalprogramms betreffend landwirtschaftliche Vorsorgeflächen

Die Nullvariante wird dabei schlechter bewertet, da dem Siedlungsdruck weiterhin nur mit den Instrumenten der örtlichen Raumordnung begegnet werden kann.

Die Alternative unterstützt die Gemeinden in ihren Bestrebungen nach einer umwelt- und ressourcenschonenden Raumordnung, weshalb diese Vorgangsweise gewählt wurde.

Monitoring

Das geforderte Monitoring erfolgt mit periodischen Evaluierungen und Fortschreibungen so- wie mit einer laufenden Beobachtung der Änderungen.

Methodik bzw. Vorgangsweise zur Durchführung der Umweltprüfung

Bei der Erstellung des Umweltberichtes sind keine besonderen Schwierigkeiten aufgetreten.

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 34 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht Verwendete Unterlagen

- Daten der Statistik Austria und der Tiroler Landesstatistik, insb. „Regionalprofil für den Planungsverband 20 - Wattens und Umgebung“

- Stellungnahmen von Amtssachverständigen des Amtes der Tiroler Landesregierung zu den jeweiligen Fachbereichen

- Örtliche Raumordnungskonzepte und Flächenwidmungspläne der betroffenen Ge- meinden, Stand Dezember 2016

- Regionalprogramm betreffend überörtliche Grünzonen für den Planungsverband Südöstliches Mittelgebirge (Neuerlassung), Erläuterungsbericht und Umweltbericht (2016)

- tiris – Tiroler Rauminformationssystem (Digitale Katastralmappe mit Bodenklimazah- len, landwirtschaftlichen Böden, Geologie, Biotopkartierung, Altlasten)

- Widmungsstatistik, Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung

- www.laerminfo.at

- Umweltverträglichkeitserklärung für die Unterinntalbahn

Amt der Tiroler Landesregierung, Sachgebiet Raumordnung Seite 35 Landwirtschaftliche Vorsorgeflächen im Planungsverband Wattens und Umgebung Umweltbericht