Baukultur in Mecklenburg-Vorpommern

Baukultur in MV 1

Baukultur in Mecklenburg-Vorpommern Bericht der Landesregierung über die konkreten Ergebnisse und eingeleiteten Aktivitäten zur Fortführung der Initiative „Baukultur Mecklenburg-Vorpommern“ *

* Dieser Bericht ist erstmals als Landtagsdrucksache 5/3087 erschienen.

Vorwort

Sehr geehrte Architekten, Ingenieure und Planer, als erstes Bundesland hat Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2003 die Initia­tive Baukultur ins Leben gerufen. Mit der Initiative wollen wir dazu beitragen, das öffent­liche Bewusstsein für qualitätvolle Architektur und Baukultur zu schärfen. Hohe Baukultur bedeutet einerseits, die Geschichte und die Traditionen des Lan- des zu bewahren und andererseits auf moderne, innovative und kreative Archi- tektur zu setzen. Dieses Wechselspiel zwischen Kontinuität und Wandel ist auch bei den Staatshochbauten zu beachten und ist insbesondere bei Sanierungsmaß- nahmen eine Herausforderung. Die Erfolge der Initiative sind sichtbar: Historische Gebäude, wie das Neustädtische Palais in Schwerin oder das Jagdschloss Granitz werden durch behutsames Sanieren erhalten. Durch neue und kreative Architek- tur, wie der Neubau des Kriminaltechnischen Instituts in Rampe oder der Neubau des Zentrums für Zahnheilkunde in werden moderne Arbeitsbedin- gungen geschaffen. Beim Erhalt historischer Bausubstanz geht es neben der Sanierung von Gebäuden auch um den Schutz ganzer historische Stadtkerne. Historische Innenstädte mit ihren erhalten gebliebenen Stadtgrundrissen, mittelalterlichen Straßenräumen und wertvollen Altbauten zu erhalten und lebendig zu machen, sind wesentliche Ziele der Städtebauförderung. Im Interesse der nachhaltigen Stadtentwicklung ist sie das wirksamste Finanzierungsinstrument der Länder zur Förderung der Pla- nungs- und Baukultur in den Städten und ausgewählten ländlichen Gemeinden. Zahlreiche Aktivitäten des Landes geben wichtige Anregungen für die Auseinan- dersetzung mit der Baukultur. Gute Architektur und Ingenieurbaukunst werden beispielsweise im Rahmen des Landesbaupreises ausgezeichnet. Auch andere Auszeichnungen wie die zahlreichen Bauherrenpreise der Kommunen tragen zur Förderung der Baukultur bei. Für den Blick hinter die Kulissen sorgen der „Tag der Architektur“ und der „Tag des offenen Denkmals“. Für die Vermittlung von „Baukul- tur vor Ort“ haben sich Planerwerkstätten bewährt. Dabei arbeiten wir auch gut mit den demokratischen Fraktionen im Landtag zusammen. Die Entwicklung der Baukultur ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die ei- nen ständigen Dialog von Bauherr, Architekt und Bürger voraussetzt. Möge Ihnen diese Broschüre mit dem Bericht der Landesregierung über die konkreten Ergeb- nisse und eingeleiteten Aktivitäten zur „Initiative Baukultur Mecklenburg-Vorpom- mern“ viele wertvolle Impulse geben.

Volker Schlotmann Minister für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern

Baukultur in MV 3

In h a lt

1 Vorbemerkungen 9

2 Konkrete Ergebnisse der Initiative „Baukultur Mecklenburg-Vorpommern“ 13

2.1 Das Land als Impulsgeber für die Baukultur durch das Setzen von rechtlichen und fachlichen Rahmenbedingungen 13

2.2 Das Land als Impulsgeber für die Baukultur durch finanzielle Hilfen 15

2.3 Das Land als Impulsgeber für die Baukultur durch vorbildliche Bauherrentätigkeit 20

2.4 Beispielhafte Aktivitäten anderer Akteure zur Beförderung der Baukultur in Mecklenburg-Vorpommern 31

3 Weitere Aktivitäten 41

3.1 tag der Architektur 41

3.2 Preisverleihungen in Mecklenburg-Vorpommern 41

3.3 landesbeirat Holz Mecklenburg-Vorpommern 52

3.4 Veranstaltungen 53

3.4.1 Planerwerkstätten 53

3.4.2 Werkstattgespräche 54

3.4.3 kommunaler Erfahrungsaustausch 54

3.5 Wettbewerbe 54

3.5.1 neue Richtlinie für Planungswettbewerbe 54

3.5.2 Wettbewerbe 54

3.6 initiativen des Landes 56

4 Resümee 61

5 Ausblick 63

Baukultur in MV 5 Born 50 e Ahrenshoop 48 s e s t O Heiligendamm 37 Rostock 20 23 25 34

Klütz 28 29 31

Wismar 12 35 62 Bützow 43 34 Grevesmühlen Güstrow 2 8 48 51 Sternberg Rampe 35 21 22 60 Groß Tessin 15 Schwerin 11 22 27 30 33 Crivitz 49 41 39 45 59 60 56 Techin Lübz Zarrentin 34 60 39

Pritzier Hagenow 57 37 Barkow Ludwigslust 44 36 60

6 Baukultur in MV 33 Sassnitz

Born 60 e e Granitz s Stralsund 45 Rügenbrücke s t 16 32 46 47 55 Wildbrücke 52 O Franzburg 19

Greifswald 24 36 38 40 42 48 60 Ahlbeck 39 35 53 60

60

Brücke A19 26 Ueckermünde 18 31

Neubrandenburg 4 35 37 43 Rothenklempenow 32 56 57 38 37

Neustrelitz 36 14

Übersicht über die abgebildeten Bauwerke in Mecklenburg-Vorpommern (Nr. entspricht der Seitenziffer)

Baukultur in MV 7 Güstrow, Schloss 1 Vorbemerkungen

as Wort Baukultur hat seinen Ursprung im Wort Zentrum zu bewerkstelligen wie in den 50er Jahren in D„Kultur“, das vom lateinischen Wort „colere“ (pfle- . Die Wohnungsnot zu DDR-Zeiten gen, urbar machen) beziehungsweise „cultura“ und wurde vielerorts nur durch Plattenbauten bekämpft, „cultus“ (Landbau, Anbau, Bebauung) abgeleitet ist. bauhistorisches Erbe in den Stadtzentren vernachläs- Sämtliche Kulturbegriffe bezeichnen das „vom Men- sigt. Mit der Wende rückte dann die Bewahrung der schen Gemachte“ bzw. „gestaltend Hervorgebrachte“ Kulturgüter stärker in den Mittelpunkt. – im Gegensatz zu dem, was nicht vom Menschen ge- Heute führen globale gesellschaftliche Veränderungs- schaffen, sondern von Natur aus vorhanden ist. prozesse zunehmend zu veränderten Rahmenbe- Komplexe Ausdrucksformen der Baukultur sind Sied- dingungen in der baulich-räumlichen Entwicklung. lungen, Gebäude, Ingenieurbauten, Innenräume und Ausdruck dieses Strukturwandels sind die demographi- Freiräume, die einen grundlegenden Bestandteil der schen Veränderungen, zunehmende Veränderungen Geschichte und Kultur unseres Bundeslandes darstel- im Finanz- und Wirtschaftssektor sowie im Energiebe- len. reich. Wachstumsprozesse werden zunehmend durch Mecklenburg-Vorpommern kann auf eine mehr als Bestandserhalt, Rückbau und Schrumpfung abgelöst. 1000-jährige Baugeschichte zurückblicken. Von der Dies beinhaltet die einmalige Chance, sich zunehmend mittelalterlichen Siedlungsgeschichte geben nicht nur qualitativen Fragen der Entwicklung zuzuwenden und die Weltkulturerbestädte, die Hansestädte Stralsund sich auf die vorhandenen Potentiale zu besinnen. und Wismar, großartige Zeugnisse, auch in anderen Zur spürbaren Verbesserung der Baukultur in Meck- Hansestädten wie Demmin, Greifswald oder Rostock, lenburg-Vorpommern wurde 2001 eine Arbeitsgruppe und in weiteren Orten wie Neubrandenburg oder auf unter Leitung der Architektenkammer Mecklenburg- der Insel finden sich bedeutende Bauwerke Vorpommern gegründet. Im Zusammenwirken der Ar- der Backsteingotik. Aus der Renaissance bewahrt wur- chitektenkammer, der Ingenieurkammer, den Ressorts den einzigartige Schlösser und Herrenhäuser wie Gü- der Landesregierung, den im Landtag vertretenen Par- strow oder Ulrichshusen, aber auch Bürgerhäuser wie teien und den kommunalen Spitzenverbänden wurde beispielsweise in der Hansestadt Wismar und öffentli- eine den Bedingungen des Landes angepasste Initia- che Bauten wie zum Beispiel das Rathaus in der Han- tive „Baukultur Mecklenburg-Vorpommern“ ins Leben sestadt Stralsund. Barocke Prägung haben nicht nur gerufen. Residenzstädte wie Ludwigslust erfahren, auch in den Im Ergebnis sind 21 Thesen zur Entwicklung der Bau- zahlreichen, unser Land prägenden Ackerbürgerstäd- kultur in Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet worden. ten finden sich noch erwähnenswerte Gebäude aus Darin wurden Zielsetzungen und Maßnahmen für eine dem Barock, zum Beispiel in Boizenburg oder . schrittweise Umsetzung einer hohen Baukultur for- Erwähnt werden müssen auch die zahlreichen baroc- muliert. Vorhandene natürliche Ressourcen sind in die ken Schloss- und Parkanlagen wie zum Beispiel Schloss Stadt- und Architekturentwicklung einzubeziehen. Der Bothmer oder Schloss Mirow. An der Küste entwickel- Schutz der Umwelt ist dabei zu berücksichtigen. ten sich im Anschluss an das erste Deutsche Seebad Ortsbildprägende Strukturen, Ensembles und Gebäude in Heiligendamm zahlreiche Fischerdörfer zu Seebä- in den Städten sind zu erhalten und einer sinnvol­len dern, deren Bäderarchitektur heute in neuem Glanz er- Nutzung zuzuführen. Der Denkmalschutz ist auf ho- strahlt und viele Besucherinnen und Besucher anzieht. hem und zukunftsfähigem Niveau als eine Maßnahme Zu einem Besuchermagnet hat sich auch die Landes- zum Erhalt wichtigen Kulturgutes im Land zu sichern. hauptstadt Schwerin mit ihrem Glanzlicht des Histo- Den historischen Innenstädten gebührt besonderes rismus, dem Schloss mit dem denkmalgeschützten Augenmerk in Hinblick auf eine Vitalisierung und Ar- Garten und Park entwickelt. Nicht vergessen werden chitekturqualität. darf, dass der 2. Weltkrieg tiefe Spuren in Städten und Der öffentliche Bauherr setzt sich beispielhaft für hohe Dörfern hinterlassen hat. Nicht überall ist es gelungen, Gestalt- und Umweltqualität, Nutzerfreundlichkeit und den Wiederaufbau mit bemerkenswertem Städtebau innovative Lösungen seiner Gebäude ein. Er setzt mit und Beispiel gebender Architektur im historischen seinem Handeln Maßstäbe für das Bauen im Land.

Baukultur in MV 9 Basierend auf den 21 Thesen soll das Planen und Bau- Und ein hohes Maß an Baukultur ist ein bedeutender en in seiner Gesamtheit im Land verbessert werden. Identifikationsfaktor der Menschen mit ihrer Heimat. Das kann nur gelingen im öffentlichen Dialog der am Gut gestaltete Gebäude, Wohnquartiere, Städte und Planen und Bauen Beteiligten mit den Bürgerinnen Dörfer sind Garanten für Wohnzufriedenheit und letzt- und Bürgern. Baukultur zeichnet sich durch eine breite lich für Bürgerengagement. Öffentlichkeitsarbeit aus. Landkreise, Städte, ländliche Gemeinden und beson- Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern nahm ders das Land Mecklenburg-Vorpommern als Bauher- sich im Folgenden des Themas Baukultur an und hat ren öffentlicher Einrichtungen leisten Vorbildliches und am 26. Juni 2003 den Beschluss zur Förderung der Bau- geben Beispiele für baukulturell gelungene Bauten kultur in Mecklenburg-Vorpommern gefasst und die und Gestaltung. „Landesregierung aufgefordert, einen breiten Dialog zu Das Land Mecklenburg-Vorpommern übernimmt Ver- baukulturellen Fragen im Land zu initiieren, um eine antwortung für die Qualität der gebauten Umwelt. Als schrittweise Verbesserung der Baukultur in Mecklen- öffentlicher Bauherr setzt es mit seinem Handeln Maß- burg-Vorpommern zu erreichen“. stäbe für das Bauen im Land. Für die Durch­führung der Auf Ersuchen des Landtages in Mecklenburg-Vorpom- staatlichen Hochbaumaßnahmen des Landes und des mern (Beschluss vom 29. Januar 2009) berichtet die Bundes ist in Mecklen­burg-Vorpommern der Betrieb Landesregierung über konkrete Ergebnisse und einge- für Bau und Liegen­schaf­ten Mecklenburg-Vorpom- leitete Aktivitäten zur Fortführung der Initiative Baukul- mern zuständig. Mit zahl­­reichen Fördermaßnahmen tur in Mecklenburg-Vorpommern: wurden Baumaßnahmen von Landkreisen, Städten Baukultur ist kein Selbstzweck. Qualität in Städte- und ländlichen Gemein­den unterstützt, worauf im wei- bau und Architektur gewinnt zunehmend als wei- teren Bericht zurückgekommen wird. cher Standortfaktor für wirtschaftliche Ansiedlungen, Wohnortwahl und als Urlaubsziel an Bedeutung. Ge- rade im Sinne der Minderung demographischer Ver- luste und einer weiteren touristischen Entwicklung ist eine hohe Baukultur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Mecklenburg-Vorpommern. Darüber hinaus bestimmt Baukultur oftmals die Werthaltigkeit einer Immobilie unmittelbar.

10 Baukultur in MV Schwerin, Neustädtisches Palais, Goldener Saal im Justizministerium

Baukultur in MV 11 Die Hansestadt Wismar gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO

12 Baukultur in MV 2 Kon k r et e Ergebn isse der In i t i at i v e „Bau k u lt u r Mecklenburg-Vorpommern“

2.1 Das Land als Impulsgeber für die Bau­ Ein Hauptanliegen der im Jahr 2006 in Kraft getretenen kultur durch das Setzen von recht­li­chen Landesbauordnung Mecklenburg-Vorpommern war und fachlichen Rahmenbedingungen neben der Rechtsangleichung des zersplitterten Bau- ordnungsrechts der Länder auf der Grundlage der Mu- Landesbauordnung Mecklenburg-Vorpommern sterbauordnung (MBO 2002) auch die Vereinfachung (LBauO M-V) des Bauordnungsrechts. Eine Stärkung der Bau- und Das Maß der Verantwortung der gesamten Gesell- Planungskultur kann auch insbesondere darin gese- schaft für ihre gebaute Umwelt bestimmt die Qualität hen werden, dass mit der inhaltlichen Ausgestaltung der Baukultur. Ihr Niveau wird definiert durch die Qua- der neuen Landesbauordnung eine Stärkung der Ver- lität von Gestalt, von Nutzbarkeit, von Nachhaltigkeit antwortung der am Bau Beteiligen erfolgte. im ökologischen, sozialen und ökonomischen Sinne Der Abbau präventiver Kontrollen und der Verzicht auf sowie durch die Transparenz und Fairness der der Bau- hoheitliche Prüfungen können zur Vereinfachung und kultur zugrunde liegenden Verfahren. Effizienzsteigerung beim Bauen beitragen. Dies trifft Während das Bauordnungsrecht historisch gesehen zum Beispiel auch auf die Vereinfachung und „Kommu- insbesondere ab dem 19. Jahrhundert auch wesentli- nalisierung“ des Stellplatzrechts zu; Gemeinden kön- che Elemente des heutigen Städtebaurechts enthielt nen damit nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse und damit entscheidenden Einfluss auf die Stadtge- selbst über die Erfüllungsmodalitäten der Stellplatz- stalt hatte, bezieht es sich heute auf die Errichtung, die pflicht entscheiden. Änderung und den Abbruch von einzelnen baulichen Die Landesbauordnung Mecklenburg-Vorpommern Anlagen und Gebäuden in technischer und gestalte- berücksichtigt neben ihrer grundsätzlichen Orientie- rischer Hinsicht und dient vorrangig der Gefahren- rung an der Musterbauordnung auch Besonderheiten abwehr. Es definiert Anforderungen im Hinblick auf der regionalen Baukultur. So wurden zum Beispiel in Sicherheit und Gestaltung des Bauwerks sowie an die § 32 der Landesbauordnung Mecklenburg-Vorpom- Genehmigungsverfahren. mern besondere Regelungen zu Dächern getroffen, Ziele des Bauordnungsrechts sind dabei im Einzelnen die insbesondere in den Urlaubsregionen die Errich- die Gefahrenabwehr bezüglich der Standsicherheit, der tung von Doppelhäusern mit einer Rohrdachdeckung Baumaterialien (Anlagensicherheit) und des baulichen ermöglichen, wie sie im Land häufig anzutreffen sind. Brandschutzes, die Gewährleistung der Einhaltung an- Weiterhin sind Bauleitpläne ein wichtiges Instrument, derer gesetzlicher Bestimmungen, die Gewährleistung die städtebauliche Gestalt und das Orts- und Land- sozialer Mindeststandards, der Vollzug der Bauleitpla- schaftsbild baukulturell zu erhalten und zu entwickeln. nung als Ausfluss der gemeindlichen Planungshoheit Flächennutzungspläne und Bebauungspläne tragen sowie in sehr beschränktem Maße auch die Verunstal- durch entsprechende Festsetzungen zunehmend dazu tungsabwehr. bei, die Gemeinden im Land nachhaltig zu entwickeln Gemäß § 9 der Landesbauordnung Mecklenburg-Vor­- und das Erscheinungsbild der Baugebiete im Sinne ei- pommern müssen bauliche Anlagen nach Form, Maß- ner hohen Qualität von Städtebau und Architektur zu stab, Verhältnis der Baumassen und Bauteile zuein- beeinflussen. ander, Werkstoffe und Farbe so gestaltet sein, dass Beispiele hierfür sind die von den landeseigenen Un- sie nicht verunstaltend wirken. Bauliche Anlagen ternehmen Schweriner Entwicklungsgesellschaft mbH dürfen das Orts- und Straßenbild nicht verunstalten. und der Landesgrunderwerb Mecklenburg-Vorpom- Eingriffsmöglichkeiten hinsichtlich der Verunstaltungs- mern GmbH entwickelten Wohnstandorte in Schwerin abwehr sind jedoch nur im Ausnahmefall gegeben. „Hafen – ehemaliges Molkereigelände“ und „Am Müh- Nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsge- lenscharrn“ oder das Gebiet „Östlich der Stadtmauer“ richts ist ein Eingreifen der Bauaufsichtsbehörden nur (Gerberviertel) in Rostock. dann möglich, „…wenn das ästhetische Empfinden des sogenannten gebildeten Durchschnittsmenschen in außerordentlichem Maße verletzt ist.“

Baukultur in MV 13 Landesraumentwicklungsprogramm und Ressourcen­schonung. Vor diesem Hintergrund wurden Regiona­le Raumentwicklungsprogramme im Landesraumentwicklungsprogramm Stadt-Umland- Die Sicherung einer hohen Baukultur wurde im Räume als eigenständige Raumkategorie mit einem Landes­raumentwicklungsprogramm Mecklenburg- entsprechenden Kooperations- und Abstimmungsge- Vorpommern von 2003 als eine von 12 Leitlinien der bot fest­geschrieben. Landesent­wick­lung festgeschrieben. Bezogen auf die Die Region Vorpommern widmet sich seit Jahren der vier Planungsregionen des Landes wurden gleichfalls Thematik der Guts- und Parkanlagen als ein bedeu- in den zurzeit in Aufstellung befindlichen Regionalen tendes Potential für die Entwicklung des ländlichen Raumentwicklungsprogrammen baukulturelle Ziele Raumes. Diverse Kataloge und Symposien haben eine formuliert. breite öffentliche Resonanz und Sensibilisierung für Insbesondere in den Bereichen der Stadt- und Sied­ dieses Kulturgut erzeugt. lungs­­entwicklung sowie der Dorferneuerung, des Einzel­handels, der Freiraumentwicklung, des Tourismus Richtlinie zur Kennzeichnung von Bau- und und der Nutzung historischer Potentiale wurden durch Boden­denkmalen die Programme wichtige Weichen in der baukulturel- Kulturerbe wirkt identitätsstiftend, schafft Heimat- und len Entwicklung des Landes gestellt. Selbstwertgefühl. Erstmalig wird in der Bundesrepublik Als Beispiel sei der Bereich nachhaltiger Siedlungsent- Deutschland eine Richtlinie zur Kennzeichnung von wicklungen genannt. Hier wird auf eine bestandsorien­ Bau- und Bodendenkmalen vorgelegt. tierte Innenentwicklung und auf eine Stärkung der Durch die Beschilderung und Beschriftung von Denk- Städte und Innenstädte sowie auf eine Flächen sparen- malen wird einerseits die besondere Schutzwürdigkeit de Baulandinanspruchnahme hingewirkt. von Objekten hervorgehoben. Andererseits werden Mehr als die Stadt wird die Region immer mehr zum In­for­mationen zu dem betreffenden Objekt gegeben. Lebensraum der Menschen. Kooperationen zwischen Damit soll die Bedeutung der Denkmalpflege in Meck- Stadt und Umland werden im Zuge der Finanzknapp- lenburg-Vorpommern hervorgehoben werden. heit immer wichtiger und sie bedeuten letztlich auch

Mirow, Schloss

14 Baukultur in MV 2.2 Das Land als Impulsgeber für die Baukultur durch finanzielle Hilfen

Städtebauförderung Die Sanierung historischer Bausubstanz ist per se ein Beitrag zum Kulturerbe. Historische Stadtkerne vor dem Verfall zu schützen, die historische Bausubstanz zu bewahren und mit neuem Leben zu füllen, sind we- sentliche Ziele der Städtebauförderung. Insbesondere die erhalten gebliebenen Stadtgrundrisse, die Stadtsil- houette, die mittelalterlichen Straßenräume und die wertvollen Altbauten als Alleinstellungsmerkmal un- serer Innenstädte konnten zu großen Teilen gerettet werden. Altbauten und Denkmale stehen für Lebens- qualität, sind nachgefragte Adressen und werthaltige Immobilien. Groß Tessin, Dorfkirche Die Städtebauförderung als zentrales Instrument der nachhaltigen Stadtentwicklung ist das wirksamste Fi- in eine „Inte­grierte Stadt­entwicklung“ finden. nanzierungsinstrument der Länder zur Förderung der Dies setzt einen spiegelbild­lichen Handlungsansatz Planungs- und Baukultur in den Städten und ausge- auf der Bundes- und Landesebene voraus. Auch hier wählten ländlichen Gemeinden. müssen die Ressortgrenzen weitaus stärker als bisher Die Städtebauförderung eröffnet mit ihren Teilpro- überwunden werden. grammen vielfältige Möglichkeiten für eine ganz- Integrierte Stadtentwicklung als Teil der Planungs- heitliche baukulturelle Gestaltung beziehungsweise und Baukultur besteht zu einem wesentlichen Teil Entwicklung der gebauten Umwelt in den Förder- aus Prozesskultur. Prozesskultur meint transparente gebieten. Wesentliche Ziele beim Einsatz der Städte- Entscheidungsprozesse, Bürgermitwirkung und Bür- bauförderung sind die Erhaltung und Entwicklung des gerengagement, fairen Wettbewerb der Ideen und öf- baukulturellen Erbes, die umfassende Verbesserung fentlichen Diskurs. des Stadt- und Ortsbildes sowie die gestalterische, Das Instrument des Integrierten Stadtentwicklungs- funktionale und soziale Qualität öffentlicher Einrich- konzepts (ISEK) ist in Mecklenburg-Vorpommern För- tungen und Räume. Durch die Städtebauförderungs- dergrundlage für die Programme Stadtumbau Ost, programme wird sowohl bei der Sanierung im Bestand Soziale Stadt und Aktive Stadt- und Ortsteilzentren als auch bei Neubauvorhaben baukulturelle Qualität und für die Förderung aus dem Europäischen Fond für ermöglicht. Regionalförderung für „Nachhaltige Stadtentwicklung“. Der Schwerpunkt der Städtebauförderung liegt in der Vor dem Hintergrund der demographischen Entwick- Stärkung der Zentren und historischen Innenstädte. lung und der Auswirkungen der globalen Änderung Die geschlossen erhaltenen historischen Altstadtker- wirtschaftlicher Strukturen kommt dem baukulturellen ne in Mecklenburg-Vorpommern bilden nicht nur die Erbe in den Städten eine besondere Bedeutung zu. räumliche, funktionale und kommunikative Mitte einer Um der primären Ursache von Bevölkerungsabnahme Stadt. Sie sind ebenso baukulturell von herausragender und Alterung, der niedrigen Geburtenrate, aber auch Bedeutung. Die Innenstädte sind Teil der für Mecklen- der grenzüberschreitenden Abwanderung entgegen- burg und Vorpommern typischen Kulturlandschaft. zuwirken, ist ein wesentliches Ziel, die Wohn- und Le- Eine den demographischen Anforderungen genügen­ bensqualität insbesondere für Familien mit Kindern de Stadtentwicklung ist nur auf Grund integrierter, und für Seniorinnen und Senioren zu verbessern sowie ressort­übergreifender Planungskonzepte möglich. Da Generationen übergreifendes Wohnen zu ermöglichen. die Städtebauförderprogramme zunehmend dezidiert Das beginnt mit der Wohnung und dem Wohnum­ integrative Ansätze verfolgen, müssen die kommunal- feld. Dazu zählen weiter die Angebote für Schulen, politischen Handlungs­felder, auf die sich die Städte zur Kin­der­tageseinrichtungen, Nachbarschaftszentren, Erreichung der Programm­ziele konzentrieren wollen, Kul­­tur- und Freizeiteinrichtungen, der Ausbau der mit ihren gegenseitigen Wechselwirkungen Eingang ver­­kehr­li­chen Infrastruktur sowie die familien- und

Baukultur in MV 15 Auch die Hansestadt Stralsund gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe senioren­­gerechte Gestaltung der öffentlichen Frei­ Sanierung von Kirchen geleistet. Unterstützt wurden räume. sie dabei maßgeblich durch Land und Bund einerseits Die beiden Programmsäulen des Stadtumbaus Ost – und durch eine Vielzahl von bürgerschaftlichen und Aufwertung und Rückbau – befördern die Baukultur, gemeindlichen Initiativen und Vereinen andererseits. indem sie zum Einen öffentliche Räume und Gebäude Im Jahre 2009 ist es gelungen, zusätzliche Fördermittel und private Häuser aufwerten und zum Anderen durch des Bundes speziell für die Sanierung von Dorfkirchen Abriss oder etagenweisen Rückbau städtebauliche einzuwerben. Mit diesem Geld wird ein Beitrag zur Missstände beseitigen und maßgeblich zur Verbesse- Rettung von Dorfkirchen geleistet, die ein unersetzli- rung des Erscheinungsbildes des Quartiers beitragen. ches baukulturelles Erbe darstellen und Mecklenburg- Ortsbild- und Stadtgestaltung sind wesentliche Auf­ Vorpommern in besonderer Weise prägen. Gemeinsam gaben der Stadterneuerung. Auch beim „Neuen Bauen mit den beiden evangelischen Kirchen des Landes im historischen Kontext“ geht es darum, zeitgenössi- wurde eine Liste von 21 Dorfkirchen1 abgestimmt, die sche Gestaltungsformen zu finden, jedoch die ortsüb- in besonderem Maße sanierungsbedürftig sind. lichen traditionellen Grundformen zu berücksichtigen und sich am übergeordneten Leitbild der Ortsgestalt Wohnraumförderung zu orientieren. Aufbauend auf einer fundierten Orts- Schwerpunkt der Wohnraumförderung des Landes ist bildanalyse wird ein Stadtgestaltentwurf erstellt. Die- die Modernisierung und Instandsetzung des vorhan- ser bildet die Grundlage für eine Gestaltungsfibel oder denen Wohnungsbestandes, insbesondere in den in- Satzung nach der Landesbauordnung zur Gestaltung. nerstädtischen Altbauquartieren. Mit der Förderung Obwohl eine Satzung kein Garant für gute Architektur der Modernisierung und Instandsetzung von Wohn- ist, kann sie mithelfen, grobe Gestaltungsmängel zu gebäuden in den städtebaulich wertvollen Stadtzen- verhindern. tren wird der Stadtumbauprozess durch Erhöhung Für die fachliche Umsetzung der schriftlich und zeich- der Attraktivität der Innenstädte unterstützt. Um ins- nerisch fixierten Ortsbildziele ist ein Gestaltungsbeirat besondere Familien mit Kindern bei der nachhaltigen sehr hilfreich. Er kann die Diskussion um Ausnahmen Finanzierung ihres Wohneigentums zu unterstützen, und Abweichungen von der Gestaltungssatzung be- gewährt das Land zusätzliche Fördermittel für jedes fördern. Er kann zur Stärkung und Versachlichung zum Haushalt gehörende Kind. der lokalpolitischen Diskussionen über Baukultur und Im Rahmen des Landesprogrammes Wohnraumför- Städtebau beitragen. Und er kann – wie es in den Welt- derung wird die zeitgemäße und nachfragegerechte erbestädten Stralsund und Wismar geschieht – die Modernisierung und Instandsetzung der nach dem Verwaltung beraten und im Ausnahmefall eine an der Satzung orientierte Empfehlung zugunsten einer qua- 1 Kirche – Landkreis Müritz, Kirche Weitendorf – Landkreis litativ besseren Lösung aussprechen. Güstrow, Kirchen Lüblow und Muchow – Landkreis Ludwigslust, Mecklenburg-Vorpommern ist reich an großartigen Kirche Ganzlin – Landkreis Parchim, Kirche Groß Tessin – Land- Kirchengebäuden. Es sind mehr als 1.100 Stadt-, Dorf- kreis Nordwestmecklenburg, Kirchen Eichhorst und Lübbers- dorf – Landkreis Mecklenburg- Strelitz, Kirchen Retschow und kirchen und Kapellen, die es zu sanieren und instand Sanitz – Landkreis Bad Doberan, Dorfkirche Swantow und Kirche zu halten gilt. Über 90 Prozent stehen unter Denkmal- Altenkirchen – Landkreis Rügen; Dorfkirchen Pestin, Alt Plestin, , Letzin und – Landkreis Demmin; schutz. Die Landeskirchen haben in den zurückliegen- Dorfkirchen Rathebur und Auerose – Landkreis Ostvorpommern, den Jahren bereits einen bedeutenden Beitrag für die Dorfkirchen Krackow und Retzin – Landkreis Uecker- Randow

16 Baukultur in MV notwendigen Wohnungsrückbau verbleibenden Woh- streben der Initiative Baukultur unterstützt, die Vitalisie- nungsbestände gefördert. rung der historischen Innenstädte bestandsorientiert Gegenstände des Modernisierungsprogramms sind weiterzuentwickeln. Dadurch kann der Erhalt wertvol- auch spezielle Förderangebote zum Dachneuaufbau ler Bausubstanz gesichert werden. und zur Wiederherstellung von Außenanlagen nach Die Initiative Baukultur fordert, dass der Denkmal- dem partiellen Rückbau von Wohngebäuden. schutz auf hohem und zukunftsfähigem Niveau zum Das Programm wurde in den zurückliegenden Jahren Erhalt wichtigen Kulturguts im Land zu sichern ist. Die- sowohl von Wohnungsunternehmen beziehungswei- se Forderung ist durch die unteren Denkmalschutzbe- se Wohnungsgenossenschaften wie auch von priva- hörden der Landkreise und kreisfreien Städte und das ten Bauherren intensiv in Anspruch genommen. Die Landesamt für Kultur und Denkmalpflege zu erfüllen. Ergebnisse bieten den Mieterinnen und Mietern eine Andere Institutionen, wie Stiftungen und Vereine, die deutlich erhöhte Wohnqualität. sich ehrenamtlich um Denkmale kümmern, sind eine große Hilfe, auch wenn sie die gesetzlich vorgegebene Denkmalschutz Schutzfunktion nicht übernehmen können. Die 21 Thesen, die der Initiative Baukultur zugrunde lie- Durch die Zusammenarbeit mit öffentlichen Bauher- gen, umfassen das allgemeine Architekturgeschehen, ren ist festzustellen, dass bei diesen in der Regel das sind zum Teil aber auch auf die denkmalpflegerischen Bewusstsein für die Erhaltung des Kulturerbes vorhan- Belange anzuwenden. den ist. Konflikte mit zu entwickelnden innovativen, Denkmalschutz und Denkmalpflege sind darauf aus- nutzungsbedingten Lösungen werden meistens ver- gerichtet, natürliche Ressourcen zu schonen, indem mieden, indem frühzeitig der Konsens im Rahmen von vorhandene Bausubstanz erhalten wird, während ad- Abwägungsprozessen gesucht wird. äquate Nutzungen ermöglicht werden. Auch der Ein- Vor allem sind es die Bauherren, Eigentümer sowie Ar- satz von natürlichen Baustoffen wie Lehm und Stroh ist chitektinnen und Architekten, die qualitativ hohe und bei vielen Gebäuden geboten und wird bei den Erhal- innovative Architekturformen entwickeln müssen, die tungsanstrengungen propagiert. sich in das historisch gewachsene Umfeld einpassen. Ganz allgemein geht es um stil- und materialgerech- Städtebauliche Sanierungsmaßnahmen sollen dazu ten Einsatz von Baustoffen. Immer wieder werden An- beitragen, dass den Erfordernissen des Denkmalschut- bauten an Baudenkmale und Neubauten in der Nähe zes Rechnung getragen wird. von Denkmalen erforderlich, bei dem auf einen hohen In vielen Städten sind nicht nur einzelne Gebäude er- gestalterischen Anspruch zu achten ist, der der heuti- haltenswert, sondern ganze Straßenzüge, Plätze oder gen Zeit entspricht. historische Innenstädte. Aufgabe des Bund-Länder- Die Diskussionen über Ortsbild prägende Strukturen, Programms Städtebaulicher Denkmalschutz ist es, die in den Städten und Dörfern unter den beteiligten diese historischen Ensembles mit ihrem besonderen Ämtern sowie Planerinnen und Planern geführt wird, Charakter in ihrer Gesamtheit zu erhalten. In Mecklen- stehen manchmal im Gegensatz zu den Erhaltungsbe- burg-Vorpommern werden derzeit 25 Städte2 aus dem strebungen der Denkmalpflege. Durch unzureichende Mittel der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer 2 , Bad Doberan, Barth, Boizenburg, Dömitz, Grabow, Greifswald, Grimmen, Güstrow, Ludwigslust, Malchow, Neubran- kommt es gelegentlich zu Abbrüchen, die das Ortsbild denburg, , Parchim, , Putbus, Röbel, Rostock, Sass- beeinträchtigen. Von der Landesregierung wird das Be- nitz, Schwerin, Stralsund, Teterow, Ueckermünde, Wismar,

Baukultur in MV 17 Programm gefördert. Dabei sind die historischen In- Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung nenstädte keineswegs zu Museen geworden, sondern Die Baukultur in den ländlichen Räumen wird durch haben sich zu lebendigen Orten entwickelt, die für die Förderung der integrierten ländlichen Entwicklung Wohnen, Arbeit, Kultur, Freizeit und Handel gleicher- maßgeblich beeinflusst und somit auch unterstützt. maßen attraktiv sind und sowohl Einwohnerinnen und Dies geschieht durch Dorfentwicklungsplanung, infra- Einwohner als auch Besucherinnen und Besucher an- strukturelle Maßnahmen der Dorferneuerung und des ziehen. Wegebaus sowie durch touristische Maßnahmen. Ein aktuelles Forschungsvorhaben befasst sich mit Um die Gestaltung der Dörfer durch fachkundige Be- der Tourismusentwicklung in ausgewählten Städ- gleitung zu ermöglichen, lässt die Richtlinie zur För- ten des Programms Städtebaulicher Denkmalschutz. derung der integrierten ländlichen Entwicklung (ILERL Die Studie „Städtebaulicher Denkmalschutz und Tou- M-V) die Förderung von Dorfentwicklungsplänen oder rismusentwicklung unter besonderer Berücksichti- -konzepten zu. So kann erreicht werden, dass Vorhan- gung der UNESCO-Welterbestädte“ kommt zu dem denes und Erhaltenswertes perspektivisch erhalten Ergebnis, dass die Erfolge der Stadtsanierung in bleibt und gegebenenfalls auch andere Nutzungs- Städten des Denkmalschutzprogramms von Touri- möglichkeiten aufgezeigt werden können. stinnen und Touristen sowie von Einheimischen sehr Grundsätzlich ist die Erarbeitung von Dorfentwick- bewusst wahrgenommen werden und bei der kon- lungsplänen oder -konzepten die Voraussetzung zur kreten Reiseentscheidung eine Rolle spielen. Zu den Erlangung von Fördermitteln zur Umsetzung entspre- zehn Referenzstädten der bundesweiten Studie zäh- chender Baumaßnahmen. Somit beschränkt sich die len in Mecklenburg-Vorpommern die Städte Malchow, Förderung nicht nur auf eine konzeptionelle Unterstüt- Stralsund und Wismar. Zur Unterstützung der beiden zung, sondern auch bauliche Investitionen werden im Welterbestädte in Mecklenburg-Vorpommern, den Dorferneuerungsprogramm gefördert. Hansestädten Stralsund und Wismar, hat der Bund in Im Rahmen der Dorferneuerung werden primär orts- 2009 eine Förderung für sechs Projekte der Hansestadt bildprägende Gebäude erneuert. Voraussetzung für Stralsund und für fünf Projekte der Hansestadt Wismar eine Förderung ist bei allen Objekten, dass eine an- angekündigt. schließende langfristige Nutzung gesichert ist. Im Sinne der Erhaltung baukulturellen Erbes sind Ausschlusskriterien benannt, die bei der Prüfung der

Markt in Ueckermünde

18 Baukultur in MV Förderfähigkeit von beantragten Maßnahmen zu auch für touristische Zwecke als Hotel oder Museum berücksichtigen sind. So ist beispielsweise bei Maß- genutzt. Hier findet in idealer Weise eine Verknüp- nahmen an Gebäudedächern eine Förderung ausge- fung der integrierten ländlichen Entwicklung mit schlossen, wenn eine Eindeckung mit Dachziegeln der Baukultur statt. Die Erhaltung der auf die ganze erfolgen soll, deren Dachfarbe im Ortsbild untypisch Umgebung ausstrahlenden Wirkung dieser häufig ist, oder es sich um glänzende oder geflammte Dach- außergewöhnlich gestalteten Gebäude ist Garant ei- ziegel handelt. Ebenso führt eine Änderung gebäude- ner lebendigen Baukultur in den ländlichen Räumen typischer und ursprünglicher Dachüberstände, sowie Mecklenburg-Vorpommerns. die Herstellung oder Veränderung von Elementen, ins- Ihren Beitrag zur Baukultur leistet auch die Förderung besondere Traufkästen, die vorhandene Schmuckele- der ländlichen Infrastruktur. Neben den rein fachlichen mente überdecken, dazu, dass die Maßnahme als nicht Anforderungen, denen in Mecklenburg-Vorpommerns förderfähig eingestuft wird. Auch hinsichtlich der Fas- ländlichen Räumen durch einen naturschonenden sadengestaltung (zum Beispiel Gliederung, Farbe, Ma- Ausbau der Infrastruktur für eine multifunktionale terial und Fenster) sind Ausschlusskriterien formuliert, Nutzung Rechnung getragen wird, spielen auch bau- die eine Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes des kulturelle Faktoren eine wichtige Rolle. So lässt sich bei- Gebäudes und weitergehend eine störende Einwir- spielsweise vor einem erhaltenen Gutshaus durch die kung auf das Ortsbild vermeiden sollen. Pflasterung des erschließenden Weges, die Erneuerung Die Förderung soll für den Träger der Maßnahme An- eines Brückenbauwerkes und andere Gestaltungsmaß- reiz sein, ortsbildprägende und baukulturell wertvol- nahmen, wie eine entsprechende Bepflanzung, der hi- le Bausubstanz in ihrer Ursprünglichkeit zu bewahren. storische Gesamteindruck des Ensembles im Sinne der Die Förderung im Rahmen der Dorferneuerung er- Baukultur wieder herstellen. Mit diesen vorstehenden streckt sich jedoch nicht nur auf die (Wohn-)Gebäude Maßnahmen bleibt aber nicht nur die Baukultur erhal- in einer Ortslage. In Abstimmung mit dem Denkmal- ten. Sie wird dabei auch den Einwohnern und den Be- schutz werden auch die Erneuerung und der Ausbau suchern der ländlichen Räume als Erlebnis vermittelt. von Gutsanlagen, Schlössern und Herrenhäusern ge- Dem Einen als ein Stück tägliche Lebensqualität, dem fördert. Neben einer Nutzung als reinem Wohnraum Anderen als etwas, was den Besuch Mecklenburg-Vor- werden solche Objekte auch häufig für die Gemein- pommerns einzigartig macht. Baukultur ist somit auch schaft, beispielsweise als Dorfgemeinschaftshaus oder ein touristischer Gewinn.

Franzburg, Klosteranlage

Baukultur in MV 19 Universität Rostock, Neubau Biologie/Chemie und Hörsaalgebäude (Anerkennung Landesbaupreis M-V 2002)

2.3 Das Land als Impulsgeber richtungen oder neuen Universitätsstandorten, nimmt für die Baukultur durch die Entwicklung neuer Stadtfunktionen deutli- durch vorbildliche Bauherrentätigkeit chen Einfluss auf das stadträumliche Umfeld und das gesellschaftliche Leben. Staatlicher Hochbau In diesem Zusammenhang ist der Umgestaltungspro- Land und Bund tragen als Bauherren eine besondere zess militärischer Anlagen innerhalb der Städte Ro- Verantwortung. Die Landes- und Bundesbauten ste- stock und Schwerin besonders zu erwähnen. hen im Blickpunkt der Öffentlichkeit, da die Planung Zu nennen sind dabei insbesondere die Umnutzung und Durchführung dieser Baumaßnahmen immer lo- der in der Gründerzeit errichteten Ulmenkaserne zu kalen Bezug und somit einen beachtenswerten Ein- Hochschulzwecken in Rostock und die Umnutzung fluss auf die Entwicklung des jeweiligen Ortes haben. und der Ausbau der Artilleriekaserne in der Stelling- Gleichzeitig ist aber auch auf Traditionen und die Ent- straße Schwerins zu einem Verwaltungs- und Kultur- wicklung des Landes und der Städten einzugehen. Zu zentrum mit dem Archäologischen Landesmuseum, berücksichtigen sind dabei die Landes-, Regional- und der Landesbibliothek, dem Finanzamt und Teilen des Stadtplanungen mit ihren ausgeprägten Zielsetzungen Innenministeriums. Aus ehemaligen stadträumlich und Strategien. darstellenden Störfaktoren in intensiv abschottender Dieses „Wechselspiel zwischen Kontinuität und Wandel“ Bauweise wurden über die qualitätsvolle Baukörpersa- ist bei allen Hochbaumaßnahmen zu beachten und ist nierung, die maßvolle Raum- und Freiraumgestaltung insbesondere bei Sanierungsmaßnahmen eine beson- und die Beseitigung optischer Barrieren sich öffnende dere Herausforderung. und in die Stadtstruktur integrierende Bereiche mit Die bestehenden Anlagen, die wie eingangs erwähnt, neuer Stadtqualität geschaffen. neben dem städtebaulich-architektonischen Substanz- Staatliche Hochbaumaßnahmen sind gekennzeich- wert eine große stadtstrukturelle – und damit eine net durch einen hohen Anspruch sowohl an die tech- stadtkulturelle und stadtgeschichtliche Bedeutung nische Funktionalität und Wirtschaftlichkeit als auch besitzen – nehmen über Erhalt, Sanierung und Ergän- durch anspruchsvolle Architektur. Neben der gebote- zung einen wirksamen Einfluss auf Stadtbild und Stadt- nen Sachlichkeit signalisieren sie Innovationsbereit- gestalt. Sie prägen die Wahrnehmung und das (Er) schaft durch den Einsatz moderner Bautechnologien. leben dieser Stadt. Aber auch der Bestandswandel, wie Im staatlichen Hochbau des Landes wurden im Zeit- beispielsweise der Funktionswandel der ehemaligen raum von 1991 bis einschließlich 2008 insgesamt rund Kasernenanlagen im Lande zu neuen Verwaltungsein- 4,3 Milliarden Euro für Baumaßnahmen des Landes

20 Baukultur in MV und des Bundes umgesetzt, davon rund 2,2 Milliarden Bei der Vergabe von Aufträgen und Abwicklung der Euro für den Landesbau und rund 2,1 Milliarden Euro Baumaßnahmen ist der Betrieb für Bau und Liegen- für den Bundesbau. Alleine im Jahr 2008 beträgt der schaften Mecklenburg-Vorpommern stets ein fai- Jahresbauumsatz der Landesbauverwaltung rund 200 rer Partner der – insbesondere auch einheimischen Millionen Euro. – Planerinnen und Planer sowie Bauunternehmen. Dies Insbesondere die Hochschulstandorte Rostock, Greifs- drückt sich nicht zuletzt in einer sehr guten Zahlungs- wald, Wismar, Neubrandenburg und Stralsund haben moral aus. Die oft in den Medien vorgetragene Kritik durch Standortentwicklungen eine spürbare Attrakti- an der angeblich schlechten Zahlungsmoral auch der vitätssteigerung erfahren. öffentlichen Auftraggeber trifft zumindest für den Mit der Umsetzung von Bauinvestitionen für diesen Betrieb für Bau und Liegenschaften Mecklenburg- Bereich in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro wurden Vorpommern nicht zu, wie Untersuchungen in der die Bedingungen für Forschung und Lehre an den neu- Vergangenheit belegt haben. Die Staatliche Bauver- sten Stand der Technik angepasst und die Studienbe- waltung des Landes, als öffentlicher Bauherr, setzt also dingungen beispielsweise durch die Schaffung von nicht nur mit den fertigen Bauwerken, sondern auch Bibliotheksflächen weiter verbessert. Auch dadurch mit seinem Handeln Maßstäbe für das Bauen im Land. konnte sich die Zahl der Studierenden erhöhen – sie Zur anschaulichen Verdeutlichung dieser baukulturel- hat sich von 1992 bis 2007 von 13.414 auf 35.930 Stu- len Leistungen werden aus den typischen Handlungs- dierende nahezu verdreifacht. Gute Infrastrukturen im feldern des staatlichen Hochbaus einige ausgewählte Hochschulbereich ziehen somit nachweislich Kund- Baumaßnahmen dargestellt, die stellvertretend für schaft in Forschung und Lehre an: Baukultur ist ein eine Vielzahl von Bauwerken stehen. Wirtschaftsfaktor für unser Land. Baukultur ist aber nicht nur am fertigen Ergebnis, dem Bauwerk, erkennbar, sondern sie misst sich auch an der Gesamthaltung des öffentlichen Auftraggebers. Mit den bereits erwähnten baukulturellen Wertvorstellun- gen sind dazu auch eine Anzahl von Kernkompeten- zen erforderlich, die neben dem Aufsicht führenden Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung insbesondere durch die landeseigene Hochbauverwal- tung, dem Betrieb für Bau und Liegenschaften Meck- lenburg-Vorpommern (BBL M-V), angewendet werden, der für die konkrete Planung und Durchführung der Baumaßnahmen verantwortlich ist. Rampe, LKA-Gebäude (Landesbaupreis M-V 2006) Die gebündelte Wahrnehmung aller Bauherrenaufga- ben für Baumaßnahmen des Landes und des Bundes Allgemeiner Landesbau: Neubaumaßnahme ist dabei der Leistungsschwerpunkt und erzeugt da- ppLandeskriminalamt M-V, Kriminaltechnisches Institut, mit für das Land – und den Steuerzahler – ein effekti- Rampe ves und wirtschaftliches System. Bei Vernachlässigung Das Projekt umfasst den Neubau der Kriminal­tech­ oder Nichtwahrnehmung dieser Aufgaben erfolgt das nischen Institute, die Errichtung von Gara­gen- und zwangsläufig zu Lasten der Steuerzahlerin und des Werkstattbereichen, die Sanierung be­ste­hen­der Büro- Steuerzahlers. gebäude sowie die Neuord­nung des gesamten Ge- Zu den Bauherrenaufgaben zählt die Einhaltung des ländes einschließlich neu­em Pfortengebäude und öffentlichen Baurechts ebenso wie die Endverantwor- Außenanlagen. tung für Kosten und Termine mit der Maßgabe, da- Das Grundstück befindet sich inmitten einer als Kaser­ bei die haushaltsrechtlichen Grundlagen präzise zu nen­anlage errichteten Liegenschaft im Landschafts- erfüllen. Auch das öffentliche Vergaberecht, von den schutzgebiet Schweriner Seenlandschaften. Mit dem europäischen Richtlinien bis hin zu den nationalen Vor- Neubau des Labor- und Verwaltungsgebäudes soll die schriften, ist bei der Auswahl der freiberuflich Tätigen vorgefundene Kasernenstruktur durchbrochen und ein und den Baufirmen vor Abschluss der Verträge einzu- nach außen wirksamer Schwerpunkt geschaffen wer- halten. den.

Baukultur in MV 21 Allgemeiner Landesbau: Erhalt eines historischen Gebäudes ppNeustädtisches Palais, Justizministerium M-V, Schwerin (einschl. Fertigstellung Goldener Saal)

Das Neustädtische Palais wurde 1778-1782 von Johann Joachim Busch (1720-1802) für Prinzessin Charlotte So- phie von Mecklenburg Schwerin geplant und ausge- führt. 1849 fügte Georg Adolph Demmler (1804-1886) im Zuge des Umbaus für Friedrich Franz II. zur Groß- herzoglichen Residenz einen Südflügel an, in dem sich auch der unlängst hergerichtete Goldene Saal befin- Rampe, Detail LKA-Gebäude (Landesbaupreis M-V 2006) det. Der Saal gilt als bedeutendes Zeugnis historistischer Der zweigeschossige Verwaltungsbereich umfasst in Raumkunst und wurde 1878, wie das gesamte Palais, einer freien auf die Landschaft ausgerichteten Form anlässlich des Einzugs des Erbgroßherzogpaars durch die kammartige Innenstruktur der Labore wie eine Hermann Willebrand (1816-1899) überformt. Er ist im Klammer. Offene Treppenanlagen verbinden diesen Stil der Neorenaissance ausgestattet. Bereich auf kurzem Wege mit den Labortrakten. Zwischen 2002 und 2006 wurden die repräsentativen Der äußere Ring aus Büroräumen ist raumhoch ver- Räume im Neustädtischen Palais für Büro, Sitzungs- glast und mit Aluminium verkleidet. Der Innenbe- und Konferenzräume, die historischen Gebäude an der reich der Labortrakte ist im Gegensatz dazu als weißer Körnerstraße für Archiv und Bibliothek des Justizmini- Putzbau mit präzise eingepassten anthrazitfarbenen steriums hergerichtet. Außerdem wurden an der Körner- Fensterprofilen ausgeführt. Im Inneren sieht das Mate- straße und der Pfaffenstraße zwei neue Gebäudeflügel rialkonzept im Eingangsbereich Sichtbetonwände und zur Vervollständigung des Innenhofes für Büro­zwecke Decken sowie Gussasphalt als Bodenbelag vor. errichtet.

Neustädtisches Palais, Schwerin: Detail Neustädtisches Palais, Schwerin

22 Baukultur in MV Die architektonische Gestaltung der Neubauten setzt ppUniversität Rostock, Neubau Biologie / sich in Materialwahl und formaler Haltung ganz bewusst Chemie und Hörsaalgebäude von der vorhandenen Bebauung ab, übernimmt aber damit den Maßstab der umgebenden städtebaulichen Eine weitere Baumaßnahme im zu entwickelnden Ge- Struktur. biet der Universität Rostock ist der Neubau der Univer- Der Südflügel wurde zwischen 2005 und 2009 hergerich- sitätsbibliothek. tet, in diesem Zusammenhang wurde auch der Goldene Saal denkmalgerecht restauriert. ppUniversität Rostock, Neubau Bibliothek

Hochschulbau Der Auftrag an das dänische Architekturbüro Henning Larsens Tegnestue A/S ist aus einem europaweit aus- ppUniversität Rostock, Standort Südstadt gelobten Architektenwettbewerb hervorgegangen. Für das größte zu entwickelnde Gebiet der Universi- Sowohl das Preisgericht als auch der Bauherr waren tät Rostock, dem Standort Südstadt, wurde im Jahre von dem städtebaulich und funktionell hochwertigen 1996 von der Landesbauverwaltung M-V ein Architek- Entwurfs überzeugt: tenwettbewerb durchgeführt mit der Zielsetzung, ein „Durch die rechtwinklige Anordnung der Baumasse städtebauliches Entwicklungskonzept im Kontext zur und eine Höhenentwicklung über vier Geschosse war vorhandenen Südstadt-Bebauung aufzuzeigen. es den Planerinnen und Planern gelungen, erstens In der im Jahre 1998 weitergeführten Masterplanung einen markanten Auftakt des Campus-Geländes im wird für über elf Institutsgebäude der universitäre Ent- Duktus der Entwicklungsplanung und der bereits rea- wicklungsbedarf auf einer Liegenschaftsfläche von lisierten Gebäude zu schaffen und zweitens einen Vor- rund 10 Hektar dargestellt. Im Ergebnis des Wettbe- platz von hoher Qualität zu definieren, welcher zum werbes erhielt das Architekturbüro Volker Staab aus benachbarten Mensagebäude vermittelt“. Berlin den Auftrag, auf der Grundlage seines Entwurfes die Institutsgebäude Biologie und Chemie als Auftakt im Nordosten des Campus zu realisieren.

Uni Rostock, Neubau Biologie/Chemie/Hörsaalgebäude Uni Rostock, Neubau Bibliothek (Anerkennung Landesbaupreis M-V 2002)

Baukultur in MV 23 Universität Greifswald, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (Landesbaupreis M-V 2008)

Klinikbau: Bundesbau: Neubaumaßnahme Neubau- und Sanierungsmaßnahme ppErnst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, ppBundespolizeiinspektion Rostock Neubau des Zentrums für Zahn-, Mund- und Seit dem Baubeginn im November 2005 hat sich das Kieferheilkunde Erscheinungsbild der Liegenschaft sichtbar gewandelt. Dieser Neubau liegt am westlichen Rand des östlich Zur Kopernikusstraße hin entstand im rechten Winkel der historischen Innenstadt gelegenen Campusgelän- zum bestehenden Verwaltungsbau ein modernes vier- des. Er stellt somit eine Verknüpfung von allgemeiner geschossiges Gebäude nach den Entwürfen der Archi- Stadtöffentlichkeit und Universitätsöffentlichkeit her, tekten Bastmann und Zavracky aus Rostock. was auch dem Sinngehalt des Gebäudes entspricht, da Das bestehende Gebäude wurde unter Berücksichti- dort sowohl Patientinnen und Patienten behandelt als gung der konstruktiven Möglichkeiten eines Platten- auch Studierende ausgebildet werden. Diese Anforde- baus im Wesentlichen für Büronutzungen saniert. rung wird in dem Gebäude durch zwei dem jeweiligen Die Erschließung der beiden Baukörper ist über einen öffentlichen Raum zugeordnete Eingangssituationen zentralen transparenten Verbinder gegeben. beantwortet. Von dort aus erreichen die jeweiligen Bindungen und Differenzierungen beider Gebäude- Nutzerinnen und Nutzer auf kurzen Wegen Vorlesungs- teile erfolgten über Variationen eines Fassadenthemas, räume und Behandlungsboxen mit direktem Kontakt gewählt wurden durchlaufende Bänderungen im Alt- zu einem introvertierten Innenhof oder der südlich bau und plastisch gefüllte Mosaikfüllungen im Neubau. vorgelagerten Grünachse. Der äußere Eindruck ist zu- Im rückwärtigen Bereich der 2,3 Hektar großen Liegen- nächst auch ganz auf einfache, überzeugend propor- schaft wurden für die Bundespolizeiinspektion Rostock tionierte Grundelemente abgestellt, die dann bei der Garagen saniert und zusätzlich für das Technische Hilfs- Annäherung durch ihre außergewöhnlich sorgfälti- werk (THW) eine Werkstatt und Garagen neu errichtet. ge Detaillierung einen überzeugenden Zugewinn an Qualität hervorrufen. Die Jury des Landesbaupreises 2008 „war sich einig, hier ein weitgehend perfektes Baukunstwerk gefunden zu haben“.

24 Baukultur in MV Rostock, Bundespolizeiinspektion Rostock

Straßenbau Exemplarisch für eine Gestaltung wird hier das Kon- Im Zuständigkeitsbereich der Straßenbauverwaltung zept der Ingenieurbauwerke der A20 im Abschnitt Ro- (Bundesfern- und Landesstraßen) wird bei der Ge- stock A19 bis Altentreptow vorgestellt. staltung von Brücken oder Unterführungen neben Mecklenburg-Vorpommern ist geprägt durch seine der Einhaltung der ökologischen Standards und Wirt- ländliche Siedlungsstruktur. Die wenigen großen Städ- schaftlichkeitsbetrachtungen auch auf eine harmo- te liegen nicht unmittelbar an der Trasse, sie werden nische Anpassung der Bauwerke an die städtische über Zubringer erreicht. Es erscheint kein Stadtpanora- Bausubstanz oder die Landschaftssituation geachtet. ma. Die Förderung der Baukultur findet somit generelle Be- Die gestalterische Hinweisgebung als elementarer Be- achtung im konstruktiven Ingenieurbau, bei exponier- standteil des Gestaltungskonzepts soll die Charakteri- ten Projekten durch architektonische Begleitung der stika der Städte, Orte und Landschaften gestalterisch Planung und Bauausführung. Bei der Planung längerer „an die Straße holen“. Dazu erfolgt eine Gliederung und Streckenabschnitte der Bundesautobahnen mit mehre- Einordnung dieser Gebiete in: Hansestädte, Kleinstäd- ren Brückenbauwerken drängt das Bundesministerium te mit kulturhistorischen Besonderheiten, Ortschaften für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf die Erarbei- mit ihrer Kleinmaßstäblichkeit, Landschaften mit be- tung von Gestaltungskonzepten. sonderem Reiz. Die Planung von Einzelbauwerken wird unter Beach- Die Brückenbauwerke mit ihren Anschlüssen sollen, je tung der Verdingungsordnung für freiberufliche Lei- nach Bedeutung, wie Meilensteine wahrnehmbar sein. stungen an Ingenieurbüros vergeben. Bei exponierten Natürlich können nicht überall so herausragende „Mei- Einzelvorhaben sind im Hinblick auf die Gestaltung Ar- lensteine“ wie die Rügenbrücke entstehen, aber eine chitektinnen und Architekten begleitend und beratend qualitätsvolle Gestaltung ermöglicht es, die Brücken tätig. harmonisch in die Landschaft einzupassen. Bei größeren Gestaltungskonzepten wird eine Lei- Dazu werden nach modernen Gesichtspunkten orts- stungsanfrage an mehrere Architekturbüros gestellt, übliche Baumaterialien in die Gestaltung aufgenom- die ihre Vorschläge einreichen. Nach Vorstellung aller men. Sie dienen symbolisch der regionalen Zuordnung Konzepte erfolgt die Auswahl des besten Konzeptes für den Betrachter, der in ihnen städtische und ländli- durch den Bauherren. che Formen entdecken kann. Die Widerlager werden

Baukultur in MV 25 konvex gebogen. Die Flügel erhalten unterschiedliche Umgang mit historischem Erbe Formen. Die Schlösser, Gärten und historischen Altstädte sind Brücken und Überführungen werden in folgende eine wichtige Ressource für die touristische Entwick- Grund­typen mit entsprechenden Variationen einge- lung in unserem Land. Erwiesen ist, dass neben den teilt: naturräumlichen Gegebenheiten das Reiseziel Meck- lenburg-Vorpommern zunehmend wegen seiner 1. Brücken als „Tore“ zu den Hansestädten: Schlösserlandschaft angesteuert wird. auf den Flügelwänden befindet sich das charakte- Neben dem Wissen um die Bedeutung und der Pflicht ristische Gestaltungselement der jeweiligen Hanse- des Erhalts der historischen Bausubstanz werden die stadt. Schlösser, Gärten und Innenstädte daher auch aus wirtschaftlichen Gründen restauriert. Sie ziehen die 2. Brücken zu den Kleinstädten: Besucherinnen und Besucher unseres Landes von den Die Flügel sind schräg ausgebildet, ein passendes gut entwickelten Regionen an der Küste auch ins Bin- Wappen oder Symbol ist eingelassen. nenland und in den ländlichen Raum und wirken „Sai- son verlängernd“. Ebenso wird durch den Erhalt der 3. Brücken über Bundes- und Landesstraßen: Schlösser, Gärten und insbesondere der Altstädte die Die Flügel sind angedeutet, die Widerlager hoch- Attraktivität des Wohnumfeldes für die Bürgerinnen gestellt, zur Hinweisgebung dienen Findlinge oder und Bürger erhöht. Steinpyramiden. Die Schlösser, Gärten und Herrenhäuser stellen in Meck­lenburg-Vorpommern ein bedeutendes bauli- 4. Brücken über Flüsse und Bäche: ches und kulturelles Potential dar. Die Widerlager sind hochgestellt. Als Querungshilfe Mit über 2000 Objekten weist das Land eine im Ostsee- der ansässigen Lebewesen werden Bermen aus Na- raum einmalige Dichte dieser Anlagen auf. Im Zusam- tursteinen angeordnet. menhang mit dem Tourismus gewinnen diese Anlagen innerhalb der Kultur- und Städtereisen zunehmend an Interesse.

A20 im Abschnitt Rostock A19 bis Altentreptow

26 Baukultur in MV Mit ihrem Erhalt und ihrer Nutzung werden wichtige Entwicklungsimpulse im Land ausgelöst. Insbesonde- re in den strukturschwachen ländlichen Räumen sind die Schlösser, Gärten und Herrenhäuser Ankerpunkte für eine wirtschaftliche Entwicklung und für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen (zum Beispiel Gastronomie, Hotellerie, sonstige Dienstleistungen, re- gionales Baugewerbe). Innerhalb der Städte sind die Schlösser entschei­den­ de Faktoren für den Städtetourismus und für attraktive Innenstadtentwicklungen. Die Schlösser und Gärten in den ehemals fürstlichen Residenzen Güstrow, Ho- henzieritz, Ludwigslust, Mirow, Neustrelitz, Schwerin, Wiligrad, das Jagdschloss Granitz auf der Insel Rügen sowie Schloss Bothmer zählen zum kulturellen Erbe im Eigentum des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Das Beispiel der Bundesgartenschau, welche um das Schweriner Schloss herum angelegt wurde, und die Entwicklung des Schweriner Schlosses mit Burg- und Schlossgarten beweist die enorme Wirkung eines hi- storischen Ensembles als Magnet für das Interesse ei- ner breiten Öffentlichkeit. Die von April bis Oktober 2009 in Schwerin durchge- führte Bundesgartenschau stand unter dem Motto „Sieben Gärten mittendrin“. Eine Besonderheit dieser Bundesgartenschau waren die zentralen Flächen im Kernbereich einer Stadt und

Schwerin, Bundesgartenschau im Schlossgarten

Baukultur in MV 27 Klütz, Schloss Bothmer

die somit bewirkte hohe Relevanz für die Innenent- Die aktuelle Herausforderung des Landes für das kul- wicklung der Stadt Schwerin. Dabei war das Schloss turelle Erbe liegt in der Instandsetzung von Schloss mit dem Schlossgarten der zentrale Ausgangspunkt für Bothmer (1726-1732). Neben den baulichen Herausfor- die einzelnen Bereiche der Bundesgartenschau. derungen einer denkmalgerechten Sanierung steht die Der Schweriner Schlossgarten zählt zu den bedeutend- intensive Suche nach einer angemessenen Nutzung sten historischen Gartenanlagen in Deutschland und im Vordergrund. gilt als Denkmal nationaler Bedeutung. Er dokumen- Nach einer gescheiterten Privatisierung ging die Lie- tiert exemplarisch die Entwicklung der Gartenkunst genschaft im Jahr 2006 wieder in den Besitz des Land- von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Beginn des kreises Nordwestmecklenburg und der Stadt Klütz 20. Jahrhunderts und ist in seinem kulturlandschaftli- über. Im Februar 2008 schließlich übernahm das Land chen Reichtum den Welterbestätten Sanssouci und das Schloss und die dazugehörigen Gartenanlagen Wörlitz durchaus vergleichbar. und Alleen, um den weiteren Verfall der Anlage zu ver- Mit Blick auf die Bundesgartenschau hat das Land hindern und diese einer angemessenen Nutzung zu Mecklenburg-Vorpommern den Schlossgarten Schwe- zuführen. rin umfassend saniert mit dem Ziel „ Wiederherstellung Schloss Bothmer gilt als eine der größten und bedeu- des Schlossgartens in seinen bis heute erhaltenen ba- tendsten Barockanlagen in Mecklenburg-Vorpom- rocken Strukturen unter Bewahrung der Überformung mern. In Schloss und Garten Bothmer verbinden sich und Erweiterung des 19. Jahrhunderts“. Dafür wurden Elemente der holländischen und englischen Schloss- insgesamt rund 8,8 Millionen Euro investiert. baukunst der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts mit dem Bautypus des Mecklenburgischen Herrenhauses. Als Architekt des Schlossensembles gilt Johann Friedrich Künnecke (gestorben 1738 in Neustadt-Glewe). Bau- herr war Hans Caspar von Bothmer.

28 Baukultur in MV Klütz, Schloss Bothmer

Für die konstruktive Sicherung und denkmalgerechte Für die museale Nutzung der im Mitteltrakt befind- nutzerneutrale Sanierung stehen 18,5 Millionen Euro lichen Räume wird es eine Kooperation mit der Stif- aus europäischen Mitteln zur Verfügung. tung Mecklenburg geben. Neben Informationen zum Das Land beabsichtigt die denkmalgerechte Wieder- Bauherren Hans Caspar von Bothmer, zum Architek- herstellung der Dächer, Fenster und Fassaden des ten Johann Friedrich Künnecke und zur Bau- und Nut- gesamten Ensembles sowie die Restaurierung der hi- zungsgeschichte des Schlosses könnten Beiträge zum storischen Raumfassungen im Hauptgebäude (Corps Bautypus zum Ostelbischen Herrenhaus, sein histo- de Logis) und des östlichen Kavalierhauses. risch-soziologisches Umfeld sowie seine Entwicklung Die übrigen Bauteile, die in den vergangenen Jahr- nach 1945 dargestellt werden. zehnten in ihren inneren Strukturen zum Teil erheblich Zum dauerhaften Erhalt von Schloss wurde unter dem verändert worden sind, sollen zunächst nutzerneutral Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz eine hergerichtet werden. Gebäude, die nicht zur ursprüng- Treuhandstiftung gegründet. Durch die Gewinnung lichen Schlossanlage gehören, sollen zurückgebaut weiterer Zustifter soll sie mithelfen, die Zukunft des werden. Die Gartenanlagen und die Festonallee nach Schlosses Bothmer zu sichern. Hofzumfelde werden denkmalgerecht saniert. Die ersten Maßnahmen zur Umsetzung der umfangrei- chen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten erfolgen derzeit. Für die fachliche Beratung des Ministeriums bei Ent- scheidungen zur Sanierung, Entwicklung und künftiger Nutzung wurde durch das Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung ein Kuratorium aus Persön- lichkeiten aus Wirtschaft, Kultur, Medien und Verwal- tung berufen.

Baukultur in MV 29 Schwerin, August-Bebel-Straße 17

30 Baukultur in MV 2.4 Beispielhafte Aktivitäten anderer lich geprägten Siedlungsstrukturen zeichnen sie ver- Akteu­re zur Beförderung der Baukultur antwortlich für die Unterstützung städtebaulicher in Mecklenburg-Vorpommern Glie­derungen und der landschaftsgestalterischen Ein- bindung von Baulichkeiten, zum Beispiel der Spielplatz Angesichts der schier unüberschaubaren Vielzahl un- in der Zochstraße in Rostock, die Freianlagen des Tech- terschiedlichster Aktivitäten im Bereich der Baukultur nologietransferzentrums in Lübow oder die Rekon- kann im Folgenden nur eine exemplarische Auswahl struktion des Schlossparks Ludwigslust. erfolgen, die zwangsläufig Lücken enthält. Landkreise, Städte und ländlichen Gemeinden sowie in ihrem Auf- Beispielhafter Neubau trag tätige Planerinnen und Planer, Entwicklungs- und Beispiel Wohnhausbau Sanierungsgesellschaften sowie private Bauherren ha- Der Neubau hat einen verhältnismäßig kleineren Anteil ben ihren Beitrag zum Erhalt und zur Entwicklung von am Baugeschehen eingenommen, und auch künftig unverwechselbaren Lebensräumen geschaffen. wird der Neubau in der Summe hinter der Bestands- Das betrifft so unterschiedliche Bereiche wie die Um- wahrung zurücktreten. Dies bedeutet jedoch nicht, wandlung ehemals militärisch genutzter Flächen in dass der Einfluss von Neubauten auf die Baukultur hochwertige Siedlungsflächen einerseits, erfolgreiche ohne Einfluss wäre. Gerade auf diesem Gebiet zeigen Beispiele finden sich in Ludwigslust, Wismar oder Par- sich Qualitätsunterschiede, man denke nur an die nicht chim, oder die gekonnte Innen- oder Außengestaltung geringe Zahl von Eigenheimsiedlungen, die nach der von Räumen und Gebäuden. Wende entstanden, deren Gestaltung und Funktiona- Auch wenn etwa die Innenarchitektur dabei in der öf- lität viele Wünsche offen lassen. Daher ist es wichtig, fentlichen Wahrnehmung immer noch eine unterge- (künftige) Bauherren sensibel dafür zu machen, dass ordnete Rolle spielt, wird bei größeren Vorhaben mit sich die Qualität und damit der Wert eines Gebäudes der interdisziplinären Zusammenarbeit in Planungs- nicht nur in der handwerklichen Ausführung zeigt, prozessen der Innenarchitektin beziehungsweise dem sondern auch in einer durchdachten Planung, die sich Innenarchitekten eine größere Verantwortung übertra- mit der Umgebung auseinander gesetzt hat. Mittler- gen, zum Beispiel beim Umbau des Rostocker Rathau- weile gibt es zahlreiche positive Beispiele zu entdec- ses oder dem Literaturhaus „Uwe Johnson“ in Klütz. ken: Ob es die innerstädtische Lückenbebauung ist, in Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten großen Städten wie in Rostock die Brauergasse 7 oder prägen ihrerseits in ihrer ökologischen Verantwortung in Schwerin zum Beispiel die August-Bebel-Straße 17, die Landschaftsbilder der Kulturlandschaften in Meck- bei denen für Ein- und Mehrfamilienhäuser neue Wege lenburg-Vorpommern mit zum Beispiel durch die Erar- beschritten wurden. Oder ob es die Lückenbebauung beitung von Landschaftsplänen. in kleineren Gemeinden ist, wie in Teterow oder Sta- Sie begleiten infrastrukturelle Planungsprozesse bei- venhagen, wo in exponierter Lage am Markt mit mo- spielsweise bei Umweltverträglichkeitsstudien und derner Fassade zur gestalterischen Aufwertung des landschaftspflegerischen Begleitplänen. In städtebau­ Marktensembles beigetragen wurde.

Klütz, Literaturhaus „Uwe Johnson“ Stavenhagen, Markt 7

Baukultur in MV 31 Stralsund, Ozeanum

Beispiel Museumsbau für Qualität gestärkt. Hier steht an erster Stelle das Überregionalen Bekanntheitsgrad erzielen Museums- Ozeaneum in der Hansestadt Stralsund, das zwangs- neubauten, die nicht zuletzt wegen ihrer äußeren läufig das Interesse der Weltöffentlichkeit auf sich zieht. Gestaltung zum Stadtgespräch wurden. So wird der Schließlich will ein Titel „Weltkulturerbe“ nicht nur er- Um- und Neubau der Gemäldegalerie des Pommer- worben, sondern auch beibehalten werden, ohne dass schen Landesmuseums in Greifswald als Meisterstück auf weitere Entwicklungen verzichtet wird. Alles ande- des Architekten und als eine der schönsten Galerien re wäre Stillstand. Deutschlands bezeichnet, der sowohl mit dem Landes- Große Anerkennung erfahren hat auch der Neubau baupreis als auch mit dem Preis des Bundes Deutscher des Besucherzentrums und naturkundlichen Museums Architekten in Mecklenburg-Vorpommern ausgezeich- Müritzeum in Waren (Müritz). Errichtet an der Grenze net wurde. In Güstrow fügt sich der 1997/1998 errich- zwischen Altstadtkern und jüngerem Bestand in näch- tete Neubau des Ausstellungsforums Ernst-Barlach ster Nähe zum Naturpark an einem kleinen See gele- hervorragend in die unmittelbare Umgebung des gen, mit einem kreisförmigen Baukörper, der sich fast denkmalgeschützten Atelierhauses von Ernst Barlach wie ein Schiffsrumpf aus dem Wasserspiegel des Her- ein. Nach der Wiedervereinigung war dies der erste rensees erhebt, macht es neugierig auf Bau und Aus- Museumsneubau in den neuen Bundesländern. stellung. Auch mit Diskussionen über Neugestaltungen wird das Bewusstsein für Baukultur geweckt und der Sinn

Waren, Müritzeum (Anerk. Landesbaupreis M-V 2008) Waren, Eingang Müritzeum

32 Baukultur in MV Sassnitz, Fußgängerbrücke „Balkon am Meer“ (Anerkennung Landesbaupreis M-V 2008)

Beispiel Gewerbe- und Industriebau Friedhof Friedrichshagen der Gemeinde Wilhelmsburg. Auch im Gewerbebau zeigt sich, dass eine anregende, Sie erlangte für ihre Angemessenheit und Schlichtheit qualitätsvolle Gestaltung wirtschaftliche Prozesse posi- der Gestaltung, hinsichtlich der Einfügung in den länd- tiv unterstützt. Dabei lassen sich ganz unterschiedliche lichen Raum und der einfühlsamen Ausstattung und Bauwerke vergleichen. Etwa eine Landschaftsgärtne- Lichtführung als Meisterstück eine Anerkennung im rei in Waren (Müritz) – Landesbaupreis 2004: Anerken- Rahmen des Landesbaupreises. Sehenswert ist auch nung –, die unmittelbar am Tiefwarensee gelegen mit der Veranstaltungspavillon in Ückeritz auf Usedom, einem kompakten Baukörper, der durch ein Schräg- der an der Spitze eines dreieckigen Platzes am Strand- dach eines sich anschließenden Gewächshauses den vorplatz entstanden ist und dessen ungewöhnliche Übergang zu den flachen Gewächshäusern fließend Form dazu einlädt, das Gebäude von allen Seiten zu gestaltet, mit einer Erweiterung eines Firmengebäu­ betrachten. Den sorgsamen Umgang mit öffentlichem des in der Schweriner Gartenstadt, bei dem eine Raum illustriert der „Balkon zum Meer“, die neu gebau- Wand­scheibe als prägendes Element des vorhandenen te Fußgängerbrücke in Sassnitz, deren geschwungene Gebäudes aufgenommen, neu interpretiert, erweitert Form den Nutzerinnen und Nutzern eine Vielzahl un- und als wichtiger Bestandteil des Firmengebäudes terschiedlicher Sichtweisen auf die See, den Hafen, die einbezogen wurde. Schließlich finden sich auch an obere Stadt und die Brücke selbst ermöglicht. kleinen Orten herausragende Beispiele kluger, qua- litätsvoller Gestaltung, so bei der Feierhalle auf dem

Schwerin, Gartenstadt, Firmengebäude Trebing&Himstedt (Anerkennung Landesbaupreis M-V 2006)

Baukultur in MV 33 Bützow, Schlossplatz Rostock, Grubenstraße 1

Beispielhafte Verbindung von Altbausanierung Einen völlig anderen Charakter hat die Verbindung mit ergänzendem Neubau von Elementen der Sanierung und mit dem eines Neu­ Nicht immer entspricht der vorhandene Bestand bei baus in der Grubenstraße 1 in der Hansestadt Rostock. Altbauten den Erfordernissen einer zeitgemäßen Nut- Dabei handelt sich um eine bis ins Detail sorgsame zung. Dann gilt es Altes mit Neuem zu verbinden. Sanierung eines alten Fabrikgebäudes mit einer hoch­ In Bützow wurde auf dem Schlossplatz ein städtebau- wertigen Erweiterung des Bauwerks durch das Auf- lich und denkmalpflegerisch wertvolles Gebäudeen- stocken um ein Staffelgeschoss. Mit der Fertigstellung semble im Bestand gesichert, indem das ursprünglich der Baumaßnahme und den heute vorzufindenden als Frauengefängnis errichtete Gebäude zur Grund- vielfältigen Nutzungen durch Gastronomie und Ge- schule umgebaut wurde. Aus dem angrenzenden werbe über Büro bis hin zu hochwertiger Wohnnut- ehemaligen Amtsgericht entstand ein Hort und Frei- zung konnte ein positives Zeichen in der Entwicklung zeittreff. Ein Ergänzungsbau schuf nicht nur weitere der Östlichen Altstadt gesetzt werden. notwendige Flächen, sondern gewährleistet auch den In Lübz reichte der Platz nach der Ämterfusion als barrierefreien Zugang zu den drei sich auf unterschied- Amt Eldenburg Lübz für eine moderne Verwaltung im lichen Höhen befindlichen Gebäuden. Gemeinsam mit mehr als 100 Jahre alten, ursprünglich als Amtsgericht dem noch sanierungsbedürftigen Schloss und dem gebau­ten Rathaus nicht mehr aus. In zwei Abschnitten bereits sanierten als Museum genutzten Krummen wurde zunächst ein Neubau angeschlossen, der im Be- Haus bildet der Schlossplatz ein zeitgemäß nutzbares reich des Treppenhauses an den Altbau anbindet. Der Zentrum und stärkt die Wahrnehmung von Baukultur historische Bestand wird gegenwärtig in einem 2. Bau- auch schon bei den Kindern. abschnitt erneuert.

Lübz, Rathaus (Frontseite) Lübz, Rathaus (Rückseite)

34 Baukultur in MV Sternberg, Kütiner Straße 8 Wismar, Am Poeler Tor 3

Beispielhafte Sanierung Bauzustand. Durch die denkmalgerechte und behutsa- ppSanierung von Wohngebäuden me Sanierung konnte es gerettet werden. Ermöglicht Gute Sanierungen stellen nicht nur an die Bauausfüh- wurde das mit Hilfe einer öffentlich-privaten Partner- renden hohe Ansprüche, auch an Bauherren, die häu- schaft durch die Sternberg Immobilien GmbH & Co KG, fig nicht nur beträchtliche Summen, sondern auch viel die bisher die Sanierung von 15 anderen Gebäuden Zeit und Energie für die Sanierung eines historischen der insgesamt 114 in Sternberg sanierten Gebäude Gebäudes aufwenden müssen. durchgeführt hat. Die nachfolgend ausgewählten Beispiele bieten einen Ein schönes Beispiel für den Erhalt einer Villa aus dem kleinen Ausschnitt aus der großen Zahl der in den zu- späten 19. Jahrhundert im Stil der klassischen Bäder- rückliegenden Jahren instand gesetzten und sanierten architektur befindet sich in Ahlbeck, Goethestraße 10. Gebäuden, die im ganzen Land unter Beweis stellen, Die Villa im Wilhelminischen Stil war bereits für den wie groß und unterschiedlich das vorhandene bewahr- Fremdenverkehr errichtet worden und dient heute te baukulturelle Erbe ist. wieder diesem Zweck. In der Weltkulturerbe- und Hansestadt Wismar steht Baukulturelle Werte finden sich auch in Gebäuden des das aus dem 17. Jahrhundert stammende giebelständi- 20. Jahrhunderts: Das im Krieg stark zerstörte Neubran- ge Vorderhaus Am Poeler Tor 3, das nach jahrelangem denburg besitzt mit vielen Bauten aus den 50er und Leerstand zu einem modernen Anforderungen genü- 60er Jahren ein mitunter verkanntes baukulturelles Erbe. gendem Lagerhaus umgebaut wurde und damit zur Mit der Sanierung der Dümperstraße 16-18 gelang es, Nutzungsmischung in der Altstadt beiträgt. nicht nur zeitgemäßen Wohnstandard herzustellen, son- Aus dem 18. Jahrhundert stammt das Gebäude Kütiner dern auch die qualitätsvolle Architektur zu bewahren, Straße 8 in Sternberg. Es befand sich in sehr schlechten etwa durch Wiedergabe von Zitaten Fritz Reuters.

Neubrandenburg, Dümperstraße 16-18 Ahlbeck, Goethestraße 10

Baukultur in MV 35 Greifswald, Soziokulturelles Zentrum Greifswald, Soziokulturelles Zentrum ppSanierung öffentlicher Gebäude Auch wenn Krankenhäuser in erster Linie Zweckbau- Hohe Gestaltungs- und Nutzungsansprüche werden ten sind, die sich ständig der Entwicklung der medizi- an alle öffentlichen Gebäude gestellt. Diesem An- nischen Möglichkeiten in Diagnostik und Therapie von spruch sind die folgenden Beispiele gerecht geworden: stationär zu behandelnden Patientinnen und Patien- Grundlegend in Stand gesetzt und gleichzeitig um- ten und ihren Erwartungen anpassen müssen, darf ihr gebaut wurde das Rathaus Markt 1 in Neustrelitz. Da- Stadtbild prägender Einfluss nicht übersehen werden. mit nimmt das neben der Stadtkirche bestimmende Gebäude am zentralen Platz des barocken Stadtkerns Viele im 19. und 20. Jahrhundert errichteten Kranken- wieder die ihm gebührenden Rolle als bedeutendes häuser haben einen architektonisch und funktionell klassizistisches Baudenkmal ein. formenden Charakter für die Stadtregion. Durch Erwei- In Grevesmühlen hat die Kreisverwaltung neue Räume terung und Umbau bei Erhalt der alten Bausubstanz in einer umgebauten Malzfabrik gefunden, einem Am- konnte die Identifikation der Bevölkerung mit ihren biente, das seines Gleichen sucht. Überhaupt haben Krankenhäusern bewahrt werden. Kreisverwaltungen häufiger die Umnutzung alter Ge- Als Beispiele hierfür seien die Krankenhäuser in Lud- bäude gemeistert, man denke nur an Ludwigslust oder wigslust (gegründet in der ersten Hälfte des 19. Jahr- Parchim. hunderts), Hagenow (errichtet 1938/39) und Ein soziokulturelles Zentrum in Greifswald ist im aus (gebaut vor circa 50 Jahren) genannt. Bei allen drei Bei- dem Mittelalter stammenden ehemaligen Kloster St. spielen konnte die prägende Altbausubstanz erhalten Spiritus entstanden. Wo einst Kranke gepflegt wurden, und durch angepasste und ergänzende Funktionsbau- finden in den ansprechend sanierten Räumen heute ten ein moderner Medizinbetrieb gewährleistet wer- Freizeitkurse und Konzerte statt. den.

Neustrelitz, Rathaus Ludwigslust, Krankenhaus

36 Baukultur in MV Hagenow, Synagoge Neubrandenburg,Synagogenplatz

Bei vielen Kirchenbauten bedurften die Türme großer Beispielhafte Sanierung baulicher Ensembles Aufmerksamkeit. Sei es wegen dringender Sanierung Das älteste deutsche Seebad, das 1793 gegründete des weithin sichtbaren Wahrzeichens der Stadt wie bei Heiligendamm, ist als klassizistisches Gesamtkunst- der neugotischen Kirche in Warin. Oder sei es wie in werk von namhaften Architekten geschaffen worden Woldegk, wo mit Hilfe engagierter Bürgerinnen und und trägt nach umfangreicher Sanierung seinen Beina- Bürger und Unterstützung durch das Land möglich men der „Weißen Stadt am Meer“ wieder zu Recht. In- wurde, den Turmoberbau mehr als 50 Jahre nach der ternationale Beachtung fand Heiligendamm 2007, als Zerstörung 1945 wieder herzustellen. der G8-Gipfel für Besuch aus aller Welt sorgte. Auch des zerstörten jüdischen Erbes nahm man sich Gleichzeitig steht Heiligendamm für das Spannungs- an: so wurde die ehemalige Synagoge in Röbel saniert verhältnis, das entsteht, wenn exklusive Hotel- und und Teil einer von einem örtlichen Verein getragenen Gastronomienutzung mit Denkmalschutz und den Er- Jugendbildungs- und Begegnungsstätte im Engel- wartungen der örtlichen Bevölkerung und deren poli- schen Hof. tischen Vertretern in Einklang zu bringen sind. Auch in Hagenow setzten sich engagierte Bürgerinnen In Rothenklempenow ist ein „lebendiges Denkmaldorf“ und Bürger für den Erhalt der ehemaligen Synagoge entstanden: Im Zeichen der Errichtung einer Europä- und angrenzender Gebäude ein und so konnte ein ein- ischen Jugendwerkstatt wurde eine ganze Gutsanlage drucksvolles Kulturzentrum entstehen. Ähnliches gibt mit den erhaltenen Gebäuden, wie dem Schloss, den es aus Krakow am See zu berichten. Nicht vergessen historischen Stallungen, der Scheune und der ehema- werden darf die Gestaltung des Synagogenplatzes als lige Dampfmühle, saniert und Straßen und Freiflächen Teil des Gedenklehrpfades „Spurensuche – Orte der Ge- nach historischem Vorbild wieder hergestellt. walt“ in Neubrandenburg.

Woldegk, Kirche Heiligendamm

Baukultur in MV 37 In den historischen Gebäuden werden Jugendliche an Die Verleihung des „Deutschen Bauherrenpreises“ für eine interessante Berufswelt herangeführt. Ein Teil des die Umgestaltung des Quartiers C4 erfolgte am 24. Ok- sanierten Gutshauses dient als Kindertagesstätte, ein tober 2007 an die Greifswalder Wohnungsbau- und anderer Zusammenkünften der Einwohnerinnen und Verwaltungsgesellschaft mbH. Die Jury wertete den Einwohner. Die Wahrung des historischen Erbes ist in Umbau dieses Quartiers als herausragendes Beispiel Rothenklempenow Praxis geworden. für hochwertigen Stadtumbau im Sinne der Bürgerin- nen und Bürger. Vorbildlicher Rückbau/Stadtumbau Ein Vorzeigebeispiel in Sachen Stadtumbau Ost steht Vorbildliche Gestaltung des öffentlichen Raums in Greifswald „Ostseeviertel – Parkseite“. Der Erfolg Für die Akzeptanz öffentlicher Plätze spielt nicht nur basiert auf guter Zusammenarbeit aller am Stadtum- die Funktionalität sondern auch deren Gestaltung eine bauprozess beteiligten Partnerinnen und Partner, der ganz entscheidende Rolle dafür, ob Plätze von der Öf- Wohnungsgesellschaft, der Wohnungsgenossenschaft, fentlichkeit angenommen werden oder ob sie nur als der Stadt, der Rahmenplanerin beziehungsweise dem „Mittel zum Zweck“ durchquert werden, weil der Auf- Rahmenplaner, den Stadtwerken und den Bürgerinnen enthalt beispielsweise in der dunklen Jahreszeit wegen und Bürgern. mangelnder Ausleuchtung gemieden wird. Wer kennt Aus einem Viertel mit dem schlechtesten Image der keine schlecht beleuchteten dunklen Ecken, um die Stadt Greifswald ist ein Stadtteil geworden, der sehr man lieber einen Bogen macht. nachgefragt ist (teilweise zwei bis vier Bewerber für Qualitätsvoll gestaltete und damit baukulturell wert- eine Wohnung). Zwei Drittel der Mieterinnen und Mie- volle Gestaltungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ter, die durch die Umbaumaßnahmen zeitweise umzie- den Aufenthalt an sich reizvoll machen und dazu an- hen mussten, sind in dem Gebiet geblieben. Besonders regen, auch mal einen Moment inne zu halten. Auch begehrt sind barrierefreie Wohnungen für Seniorinnen aus diesem Gesichtspunkt heraus bildet die Förderung und Senioren. Aber auch Familien ziehen zu. der qualitätsvollen Gestaltung öffentlicher Räume ein Bei der Mieterklientel ist eine gesunde Durchmischung Kernelement der Städtebauförderung. festzustellen. Versorgungseinrichtungen wie Einkaufs- Der klassische öffentliche Platz, der Marktplatz, steht märkte, medizinische Betreuung und Gastronomie immer im Zentrum der Aufmerksamkeit. In Uecker- sind ausreichend vorhanden. Soziale Brennpunkte gibt münde gelang es auf beispielhafte Weise, die ganz un- es nicht. Der Wohnungsbaugenossenschaft Greifs- terschiedlichen Nutzungsanforderungen zu verbinden, wald e. G. wurde für das 2004 realisierte Vorhaben im damit Wochenmarkt, Musiksommer oder auch öffent- Quartier A 4 „Teilrückbau und Modernisierung Riemser liche Gelöbnisse ihren angemessenen Raum finden, Weg 7/8 und Helsinkiring 21-23“ im Rahmen der bun- Einwohner und Gäste in den angrenzenden Geschäf- desweiten Auslobung zum „Deutschen Bauherrenpreis ten ihre Besorgungen machen können oder an den 2005/2006“ eine besondere Anerkennung zuerkannt. Tischen vor den Cafés und Restaurants Platz nehmen

Rothenklempenow, Gutshaus Greifswald, Ostseeviertel „Parkseite“

38 Baukultur in MV Malchow, Stadthafen Loitz, Marina am Peeneufer

können. Auch für Alt und Jung bietet der Marktplatz die Schaffung eines hochwertigen öffentlich zugäng- jetzt Aufenthalts- und Spielbereiche. lichen und beliebten Platzes am Wasser hat nicht nur Die Neugestaltung des Marktplatzes hat außerdem das Quartier nachhaltig aufgewertet, sondern strahlt in dafür gesorgt, dass die durchweg privaten Hauseigen- die gesamte Innenstadt Malchows aus. tümer rund um den zentralen Platz Sanierungen in Auch in Barth, Lassan oder Loitz sorgen gelungene großem Umfang durchgeführt haben. Auch in Gestaltungen dafür, das Wasser für Gäste wie für Ein- wie in vielen anderen Orten führte die Neugestaltung heimische erlebbar zu machen. Zu richtigen Magne- des Marktplatzes dazu, die ursprünglich vielfältigen ten für Touristinnen und Touristen haben sich die neu Nutzungen zurück zu gewinnen. gestalteten Hafenbereiche in der Stadt Waren (Müritz) Andere Herausforderungen sind zu meistern, wenn es und jüngst die Uferpromenade entwickelt, die die Lan- darum geht, Bezüge zum Wasser, zur Wasserkante her- deshauptstadt Schwerin anlässlich der Bundesgarten- zustellen, eine häufige Fragestellung in unserem ge- schau zur Seekante errichtete. wässer- und küstenreichen Land. In Malchow war eine ehemalige Gewerbefläche am Wasser in zentraler Lage umzunutzen. Herausgekom- men ist eine Aufwertung eines ganzen Quartiers durch Anlage eines Hafens, Gestaltung des Hafenvorplatzes, Errichtung von Hafenmeisterei und neuen Wohnge- bäuden und die Sanierung vorhandener Gebäude. Die Verbindung historischer mit moderner Architektur und

Schwerin, Vidiner Straße: Visualisierung Stadtumbau 2008

Baukultur in MV 39 Greifswald, Gemäldegalerie (Pommersches Landmuseum)

40 Baukultur in MV 3 W ei t er e Aktivitäten

3.1 Tag der Architektur tur in Mecklenburg-Vorpommern zu präsentieren. Mit dem Landesbaupreis werden herausragende Jedes Jahr öffnen am letzten Juniwochenende in Bauwerke gewürdigt, die in Mecklenburg-Vorpom- ganz Deutschland viele Bauten für Besucherinnen mern mit neuen Ideen errichtet oder saniert wurden. und Besucher. Architektinnen und Architekten, Stadt- Die Bewertung der Objekte erfolgt unter besonderer planerinnen und Stadtplaner, Landschafts- und Innen- Berücksichtigung städtebaulicher, gestalterischer, kon- architektinnen und -architekten zeigen gemeinsam mit struktiver, ökonomischer und innovativer Kriterien. den Bauherren und Nutzerinnen und Nutzern, was un- Auslober des Landesbaupreises sind gemein­schaft­­­lich ter ihren Planerhänden entstand. das Ministerium für Verkehr, Bau und Lan­des­ent­wick­ Der Tag der Architektur bietet seit 1999 in Mecklen- lung, die Architekten­kam­mer Mecklenburg-Vorpom- burg-Vorpommern die Gelegenheit, hinter die Fassa- mern sowie die Inge­nieur­kammer Meck­len­burg- den von Bauten zu schauen, in die man sonst nicht Vorpommern. hineinkommt. Besucherinnen und Besucher können Teilnahmeberechtigt sind Architek­tinnen und Architek- den Planerinnen und Planern sowie den Nutzerinnen ten sowie Ingenieurinnen und Ingenieure, die an der und Nutzern Fragen stellen oder einfach unkompliziert Planung und Betreuung eines Bauvorhabens in Meck- ins Gespräch kommen. lenburg-Vorpommern beteiligt waren. Die Auswahl der Einige Architektinnen und Architekten öffnen ihre Bü- Preisträgerinnen und Preisträger erfolgt durch ein ros und laden zu einem Plausch bei Wein oder Kaffee Preisgericht, dem Architektinnen und Architekten, In- und Kuchen ein. Die zweitägige Veranstaltung zieht genieurinnen und Ingenieure sowie Vertreterinnen jedes Jahr ein bunt gemischtes Publikum an und ge- und Vertreter des Ministeriums für Verkehr, Bau und hört inzwischen zu einem Tag, der im Jahreskalender Landesentwicklung angehören. vieler interessierter Besucherinnen und Besucher Notiz Den Landesbaupreis 1998 erhielt das Büro Böge & findet. Lindner-Böge für das Gymnasium Crivitz, das das archi- Am 27. und 28. Juni 2009 öffneten in Mecklenburg-Vor- tektonische Konzept von „Solitären in der Landschaft“ pommern 65 Projekte in 36 Orten. eindrucksvoll verwirklicht. Mit Sporthalle, Schule und Durchschnittlich beteiligten sich Architektinnen und Altbau werden alle drei Gebäudeteile wirkungsvoll in Architekten und Bauherren mit 60 bis 80 Objekten in die gegebene Grundstückssituation am Hang einer den elf Jahren am Tag der Architektur. Über den Tag ehemaligen Kiesgrube mit weitem Blick auf die Stadt der Architektur in Mecklenburg-Vorpommern er- Crivitz und den See integriert. scheint alljährlich eine Broschüre.

3.2 Preisverleihungen in Mecklenburg- Vorpommern

Seit 1998 wird jedes zweite Jahr der Landesbau- preis Mecklenburg-Vorpommern verliehen. Wei- tere Objekte werden in diesem Wettbewerbe durch Belobigungen und Anerkennungen gewürdigt. Der Landesbaupreis leistet einen wertvollen Bei- trag zur Verbesserung der Bauqualität und Stärkung der Baukultur in unserem Land. Gleichzeitig bie- tet die Verleihung des Preises sowohl für die Archi- tektinnen und Architekten sowie Ingenieurinnen und Ingenieure, aber auch für die Bauherren, eine gute Gelegenheit, das hohe Niveau der Baukul- Crivitz, Gymnasium

Baukultur in MV 41 Greifswald, Gemäldegalerie (Pommersches Landmuseum)

Im Jahr 2000 ging der Landesbaupreis an das Büro treut wurde, prämiert. Er setzt sich bewusst von der Sunder-Plassmann für die Gemäldegalerie im Pommer- vorhandenen Kasernenstruktur ab. Mit seiner niedri- schen Landesmuseum Greifswald. Die schlichte, aber gen Geschossigkeit fügt er sich gekonnt in das Land- effektvolle Architektur knüpft aus den Materialien, der schaftsschutzgebiet Schweriner Seenlandschaft ein. Farbigkeit von Boden, Wand und Decke ein Netz “visu- Ebenfalls 2006 wurde zusätzlich der Sonderpreis „Stadt- eller Verführungen“. umbau“ an den Architekten Roland Schulz aus Schwe- Beim Preisträger des Landesbaupreises 2002, dem Ar- rin für das Projekt „Museums- und Vereinshaus“ in chitekten Pekka Salminen mit der Konzertkirche Neu- Grevesmühlen verliehen. Er zeigt eine ausbalancierte brandenburg gelang es, in eine denkmalgeschützte Einhaltung der Hierarchie von städtebaulichen Merk- gotische Kirche, einen modernen Konzertsaal einzu- zeichen zwischen Kirche auf der Seite des vorhande- passen. Glückliches Zusammenwirken von Architekten nen Altbauteils einerseits und dem auf der Rückseite und Ingenieuren schuf ein Vorbild für die nachhaltige angefügten Anbaus, der sich zum angrenzenden Park Umnutzung historischer Substanz, das sich gleicher- hin öffnet, andererseits. maßen bei Publikum wie Musikerinnen und Musikern Zum ersten Mal wurde 2008 der Landesbaupreis in großer Beliebtheit erfreut. zwei Kategorien (1. Bausumme unter 500.000 Euro und Auch an unvermuteten Orten finden sich Preisträ- 2. Bausumme über 500.000 Euro) und an die Gemein- ger des Landesbaupreises. 2004 wurde der durch das schaft aller am Bau beteiligten Architektur- und Inge- Büro petersen pörksen partner betreute Umbau einer nieurbüros verliehen. Dabei wird berücksichtigt, dass großen, historischen Massivscheune am Schaalsee zu in Mecklenburg-Vorpommern eben viele „kleine Bröt- einem außergewöhnlichen Wohnhaus prämiert. Die chen gebacken“ werden und eine Rügenbrücke oder gelungene Verbindung von Innen- und Außenräumen ein Müritzeum mit einem Einfamilienhaus kaum ver- ist zu sehen an der Terrasse mit Blick zum See, die aus gleichbar sind. einem ehemaligen Heuboden entstanden ist. Außerdem zeugt diese Vorgehensweise vom großen 2006 wurde der Neubau des kriminaltechnischen Insti- Interesse der Auslober an dem Prozess der gemein- tuts des Landeskriminalamtes in Rampe, der von der samen kollegialen Zusammenarbeit von Ingenieurin- Gesellschaft von Architekten Busmann & Haberer be- nen und Ingenieuren, Architektinnen und Architekten,

42 Baukultur in MV Grevesmühlen, „ Museums- und Vereinshaus“

Neubrandenburg, Konzertkirche

Baukultur in MV 43 Auch 2008 wurde ein Sonderpreis an die Architek- ten- und Ingenieurgemeinschaft um den Architek- ten André Keipke aus Rostock verliehen für ein ganz besonderes Bauwerk: die neue Rügenbrücke. Vor der mittelalterlichen Silhouette der Weltkulturerbestadt Stralsund entstand durch gelungene Zusammenarbeit von Architektinnen und Architekten sowie Ingenieurin- nen und Ingenieuren ein vorzeigbares schlankes Brüc- kenbauwerk, das technisch und gestalterisch seines Gleichen sucht. Um das Thema Baukultur noch stärker in das Bewusst- sein der Bürgerinnen und Bürger zu rücken, wurde im Jahr 2004 nach Abstimmung mit der Architekten- und Ingenieurkammer erstmals landesweit ein Bauher- renpreis mit dem Thema „Attraktive Innenstadt“ initi- iert. Bauherren, die beispielgebend in der Innenstadt investiert und zur Attraktivitätssteigerung beigetra- gen haben, werden prämiert. Dabei spielen nicht nur Schlüsselbauwerke baukultureller Spitzenleistungen eine Rolle, sondern gerade die regionale Alltagsarchi- tektur soll hervorgehoben werden. „Neues Bauen im historischen Kontext“ ist ebenso ein Thema wie die fachgerechte Sanierung vorhandener Bausubstanz. Teilnehmen können Bauherren, Eigentümer und Archi- Barkow, Dorfkirche tektinnen und Architekten. Der Bauherrenpreis wird in einem Zyklus von 3 Jahren ausgelobt. Das Land unter- Fachplanerinnen und Fachplanern und Bauherren. Das stützt jede in das Städtebauförderungsprogramm auf- Resümee aller Beteiligten über diese Änderungen fällt genommene Stadt je Sanierungsgebiet mit 5.000 Euro. auch aufgrund der Rückmeldungen aus der Presse und Durch den Bauherrenpreis wird sowohl die Initiative von den Fachleuten überaus positiv aus. zur Baukultur Mecklenburg-Vorpommern unterstützt In der Kategorie der Bausumme über 500.000 Euro als auch die mit den Städtebauförderungsprogram- ging der Preis an die Architekten- und Ingenieurge- men 2004 gestartete „Initiative Innenstadt“ unterstri- meinschaft um die Architekten Heinle, Wischer und chen. So haben zum Beispiel die Städte Neustrelitz und Partner für den Neubau des Zentrums für Zahn-, Mund- Schwerin den Bauherrenpreis verliehen. und Kiefernheilkunde der Greifswalder Universität. Der Mit dem Medienpreis der Architektenkammer überzeugend proportionierte Bau, östlich der histori- Meck­lenburg-Vorpommern werden alle zwei Jahre schen Innenstadt am Rand des Campusgeländes ge- Jour­na­listinnen und Journalisten, Fotografinnen und legen, verknüpft allgemein Stadtöffentlichkeit für die Foto­grafen und Filmschaffende gewürdigt, die über Ar- Patientinnen und Patienten mit Universitätsöffentlich- chitektur in Mecklenburg-Vorpommern und deren Pla- keit für die Studierenden, die hier ausgebildet werden. nerinnen und Planer berichteten. Die Jury wertet die Den Preis in der Kategorie der Bausumme unter Beiträge aus den Bereichen Film, Fernsehen, Hörfunk 500.000 Euro erhielt die Architekten- und Ingenieurge- und Presse unter anderem nach Kriterien wie Qualität meinschaft um das Büro stadt + haus aus Wismar für der journalistischen Recherche, sachliche Richtigkeit den Wiederaufbau der Dorfkirche in Barkow. Die infol- und Sprachqualität und Einordnung in die wechseln- ge Baufälligkeit teilweise eingestürzte mittelalterliche de Thematik des Preises. Feldsteinkirche galt es wieder mit dem Fachwerkturm Unter dem Motto „Moderne trifft Erbe“ erhielt Almuth zu verbinden. Gelöst wurde die Aufgabe durch einen Knigge den Medienpreis 2007 für einen im Deutsch- sich außen durch den Einsatz von Corteenstahl als Fas- landradio Kultur gesendeten Beitrag über die Hanse- sadenmaterial deutlich abgrenzenden Zwischenbau, stadt Stralsund, „Glücksfall Ost“? Stralsunds historisches der sich im Innenraum äußerst stark zurücknimmt. Erbe.

44 Baukultur in MV Rügen/ Stralsund, Rügenbrücke

Mit dem Medienpreis trägt die Architektenkammer mann vom Landesamt für Straßenbau und Verkehr. dazu bei, den Dialog über Baukultur zu unterstützen. Die Idee einer gläsernen Brücke, die zeitgenössisch, Mit dem 2003 ins Leben gerufenen Ingenieurpreis transparent und filigran in das Landschaftsbild passt, Mecklenburg-Vorpommern rücken die Auslober, wurde mit dem Baustoff GFK (glasfaserverstärkter die Ingenieurkammer und der Ingenieurrat Mecklen- Kunststoff) zum ersten Mal in Deutschland verwirklicht. burg-Vorpommerns, die Kreativität und die wissen- Hohe Biegefestigkeit, geringes Eigengewicht sowie die schaftlich-technischen Leistungen der Ingenieurinnen Korrosions- und Chemikalienbeständigkeit zeichnen und Ingenieure in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Vier diesen Baustoff aus. Preisträgerinnen oder Preisträger werden mit einem Preisgeld von insgesamt 9.000 Euro ausgezeichnet. Ein Sonderpreis wird vergeben für innovative Lösungen aus dem ingenieurtechnischen Bereich. Das Preisge- richt im Jahr 2009 stand unter der Leitung von Prof. Dr. Ahn, Hochschule Wismar, und setzte sich zusammen aus Wissenschaftlern der Universität Rostock, Hoch- schule Wismar, Fachhochschule Stralsund und aus In- genieuren verschiedener Fachrichtungen. Aus dem Kreis der Preisträgerinnen und Preisträger seien hier beispielhaft benannt: 2003: „glasfaserverstärkte Kunststoffbrücke“ in Schwerin, die als Geh- und Radwegbrücke über die B 106 führt, der Diplomingenieure Frank Bernhardt und Olaf Wingeß vom Rostocker Ingenieurbüro Koldrack, Bernhardt & Partner sowie Dietmar Greß- Schwerin, Glasfaserverstärkte Kunststoffbrücke

Baukultur in MV 45 Stralsund, Ozeanum

2009: Stahlplattenfassade am Ozeaneum in Stralsund Wandheizung (lehmverputzte Heizregister) und Fuß- – Gemeinschaftsleistung des Ingenieurbüros Reyk bodenheizung temperiert. Höhne aus Bergen und der FLZ Stahl- und Metallbau Zur Förderung des Ingenieurinnen- und Ingenieur- Lauterbach GmbH. Auftraggeber für die Arbeit ist das nachwuchses und als Information über das Berufsbild Deutsche Meeresmuseum Stralsund. Die Konstruktion der Ingenieurinnen und In­ge­nieure lobt die Ingenieur- ist eine Meisterleistung für vorbildliche technische Zu- kammer gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung, sammenarbeit zwischen planenden Ingenieuren, Ver- Wissenschaft und Kultur seit 2005 in zweijährigem messern und den Ingenieuren in der Fertigung und Rhythmus den „JUNIOR:Ing“ für Schüler und Schü- Montage. Die Schwere der Arbeit ist in der hell leuch- lerinnen der Klassen 5 bis 13 aus. In der Wettbe- tenden Leichtigkeit der Erscheinung des Bauwerkes werbsauslobung heißt es: „Was erfinden“. Gesucht nicht zu erkennen. Tausende Einzelteile, von denen werden junge Leute mit Talent, Phantasie und Kreativi- keines dem anderen gleicht, sind zu einem eindrucks- tät, aber auch mit Sinn für die Realität und praktisches vollen Ganzen zusammengefügt und prägen damit Denken. das Stadtbild nachhaltig. So wurden zum Beispiel 2005 von Schülerinnen und 2009: Sonderpreis Einfamilienhaus in Holzrahmen- Schülern einer Wittenfördener 5. Klasse „Mau-mau- bauweise in – Dipl.-Ing. Stefan Gesell und das land – Eine Stadt aus Naturmaterialien“ oder 2009 von Ingenieurbüro Gesell, Rothenmoor. Das Projekt ist ein der 6. Klasse der Camminer Storchenschule ein Verbin- Holzrahmenbau mit zentralem Holzofen als Grundofen dungsbau zwischen Schulgebäude und WC-Haus vom und damit einziger Heizquelle des Hauses im zentralen Modell bis zum Bauplan entwickelt. Bereich. Mit dem BDA-Preis Mecklenburg-Vorpommern Dieses Ergebnis trägt die innovative Idee, Holz in all 2007 wurden erstmalig vorbildliche Bauten der letz- seinen Varianten als dominierenden Baustoff zu ver- ten zehn Jahre von BDA (Bund Deutscher Architekten) wenden. Die Grundrisslösung des Hauses ist so konzi- Architektinnen und Architekten in Mecklenburg-Vor- piert, dass der Grundofen mit seiner Strahlungswärme pommern ausgezeichnet. Zusammen mit der Archi- nahezu das gesamte Erdgeschoss erwärmt. Nicht er- tektin oder dem Architekten trägt auch der Bauherr in reichte Bereiche sowie das Obergeschoss werden mit hohem Maße zum Gelingen eines guten Bauwerks bei.

46 Baukultur in MV Stralsund, Blick aus dem Ozeaneum in Richtung Altstadt

Baukultur in MV 47 Daher wird der BDA-Preis an Bauherren sowie Archi- tektinnen und Architekten gemeinsam für beispiel- gebende, besondere baukünstlerische Leistungen verliehen. Diese Auszeichnung soll dazu beitragen, das öffentliche Bewusstsein für qualitätvolleA rchitektur zu schärfen und alle Beteiligten in ihrem persönlichen En- gagement zu bestärken.

Preisträgerinnen und Preisträger 2007:

ppHoffmann + Krug – Architekten BDA, Ausstellungsforum Ernst Barlach Stiftung Güstrow ppSunder-Plassmann Architekten Kappeln, Pommersches Landesmuseum in Greifswald ppPetersen Pörksen Partner Architekten + Stadtplaner Güstrow, Ernst Barlach Stiftung BDA, Scheune am Schaalsee in Techin ppKnebel & von Wedemeyer Architekten BDA, Ferienhaus in Ahrenshoop

Beispiele für gelungene Arbeiten sollen anregen, nicht nur zu „bauen“, sondern Architektur zu schaf- fen. Dazu gehört die stetige Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen unserer Zeit. In Veranstaltun- gen, Diskussionsrunden und Gesprächen versucht der BDA Mecklenburg-Vorpommern immer wieder eine Plattform zu schaffen, um die gemeinsamen Ziele zu konkretisieren und die Idee einer verantwortungsvoll gestalteten Welt zu realisieren. Die Auslobung für den zweiten BDA Preis Mecklenburg-Vorpommern 2010 ist in Vorbereitung. Seit 1992 wird regelmäßig der Bereich Publik Design im Rahmen des Lilienthal-Designpreises des Landes Greifswald, Pommersches Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet, der unter anderem auch die Architektur und der Gesamtgestal- tung von Bauwerken berücksichtigt. Herausragende Beispiele sind hier die Gesamtgestaltung des Informa- tikcenter Roggentin (Lilienthal-Designpreis 2005), die Umgestaltung der Freifläche Petrikirche/Altstadt der Hansestadt Rostock (Lilienthal-Designpreis 2007) oder die Gestaltung des Busbahnhofes Güstrow (Lilienthal- Designpreis 2004). Im „Umweltbahnhof Güstrow – ein neues Tor zur Stadt“ erhält die Stadt Güstrow ein grandioses Zeichen für Modernität und Fortschritt, mit dem die Stadt den Rei- senden freundlich, heiter und weltoffen empfängt und das den Einwohnern die Würde und Leistungskraft der eigenen Region vermittelt. Neben dem wirtschaftlichen Faktum, dass die Reali- sierung des Entwurfs ausschließlich durch regionale Ahrenshoop, Ferienhaus Unternehmen erfolgte, sind ästhetisch besonders her-

48 Baukultur in MV Techin am Schaalsee, Scheune (Landesbaupreis M-V 2004)

vorzuheben der wohl abgestimmte Ausdruck einer ten herzustellen. konsequent bionischen, sparsamen Konstruktion, die Auch die Einbindung von ungenutzten, ehemals land- Stimmigkeit und Klarheit der daraus resultierenden wirtschaftlich genutzten Gebäuden unter konzeptio- Formbeziehungen im Detail, die formale Integration neller Erarbeitung von zukünftigen Nutzmöglichkeiten umweltverträglicher Materialien und Technologien zu gilt es darzustellen. Gemeinde sowie Bürgerinnen und einem perfekt abgestimmten baulichen Gefüge sowie Bürger erkennen dabei, dass die Lebens- und Wohn- die Ausdruckskraft des Bauwerkes an seinem Standort. qualität eines Dorfes, sein Charakter, maßgeblich durch Der Umweltbahnhof Güstrow setzt über die Region die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der Ortsbild hinaus Maßstäbe für die Qualität von zeitgemäßem prägenden Bausubstanz mitbestimmt wird. und nachhaltigem Public Design. In der Broschüre zur Initiative Baukultur in Mecklen- Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ findet als burg-Vorpommern heißt es: „Die Wechselwirkung von dreistufiger Wettbewerb statt. Beginnend auf Landkrei- gebauter und natürlicher Umwelt stellt ein besonderes sebene nehmen die jeweiligen Siegergemeinden am Anliegen der Baukultur im Land dar.“ Landesentscheid und nachfolgend am Bundeswettbe- Diesen Punkt greift der Bewertungsbereich „Grün- werb statt. Der Wettbewerb wird auf allen drei Ebenen gestaltung und -entwicklung: Was wollen wir – Was durch die Landesregierung aktiv unterstützt. Bei der haben wir erreicht?“ auf. Hier gilt es die positive Ein- Bewertung der Dörfer stehen deren eigene, nachhalti- flussnahme der Grüngestaltung im Dorf und der ge Zukunftsgestaltung unter Berücksichtigung ihrer in- dörflichen Gartenkultur auf eine harmonische Dorf- dividuellen Ausgangsbedingungen sowie der Umgang gestaltung und die Wohn- und Lebensqualität im Dorf mit kulturellen Traditionen im Vordergrund. darzustellen. Der Bewertungsrahmen gliedert sich in verschiedene Auch der Bewertungsbereich „Das Dorf in der Land- Bewertungsbereiche. Im Bewertungsbereich „Bauge- schaft: Was wollen wir – Was haben wir erreicht?“ staltung und -entwicklung: Was wollen wir – Was ha- befasst sich mit der Einbindung des Dorfes in die ben wir erreicht?“ ist unter anderem auf­­zuzeigen, wie Landschaft, die Gestaltung des Ortsrandes sowie die es gelungen ist, neue Gebäude und Baugebiete dem Erhaltung, Pflege und Entwicklung charakteristischer historischen Orts- und Land­schafts­­charakter anzupas- Landschaftsbestandteile. sen und unter Beachtung der regional- und ortstypi- Elemente des Dorfwettbewerbs unterstützen somit schen Bauformen und -materia­lien eine sinnvolle aufgestellte Thesen mit Vorschlägen und Maßnahmen Verzahnung von traditionel­len und modernen Elemen- für eine schrittweise Umsetzung einer hohen Baukultur

Baukultur in MV 49 in Mecklenburg-Vorpommern, wie beispielsweise die die Notwendigkeit der Bewahrung des kulturellen Er- These 1: „Vorhandene natürliche Ressourcen sind in die bes und die Einbindung der Kinder und Jugendlichen Stadt- und Architekturentwicklung einzubeziehen. Der in die Rettung und den Erhalt von Boden-, Bau- und Schutz der Umwelt ist dabei zu berücksichtigen.“ Kunstdenkmalen in Mecklenburg-Vorpommern. Der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur ver- Im Jahr 2006 wurde nach 2002 zum zweiten Mal in der leiht ab 2009 jährlich anlässlich des Tages des offenen Länderkombination Mecklenburg-Vorpommern Berlin, Denkmals den Friedrich-Lisch-Denkmalpreis des Brandenburg, und Sachsen-Anhalt ein Holzbaupreis Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie den Denk verliehen. Auslober waren der Holzabsatzfonds, die mal! Preis für Kinder und Jugendliche des Landes Landwirtschaftsministerien sowie die Landesbeiräte Mecklenburg-Vorpommern. Der Denkmalpreis ist mit Holz der beteiligten Bundesländer. 4500 Euro und der Denk mal! Preis mit 500 Euro dotiert. Mit dem Holzbaupreis 2006 wurden herausragende Diese für das Kulturerbe bedeutende Auszeichnung Bauten, die unter überwiegender Verwendung des kann verliehen werden für vorbildliche Leistungen Bau- und Werkstoffes Holz erstellt worden sind, ausge- zur Rettung und zur Erhaltung von Bau- und Kunst- zeichnet. Er gab darüber hinaus Anregungen für neue denkmalen oder von archäologischen Denkmalen in Holzbauarchitektur und unterstrich die Vorteile des Mecklenburg-Vorpommern, die sich durch überzeu- Werkstoffes Holz anhand realisierter Projekte. gende Verbreitung des Denkmalpflegegedankens in Unter den Preisträgerinnen und Preisträgern befanden der Öffentlichkeit, hervorragende wissenschaftliche sich auch zwei Objekte in Mecklenburg-Vorpommern. Leistungen zur Denkmalpflege und auch die Nutzung Ein Preis wurde für ein Wochenendhaus in Pötenitz- traditioneller oder innovativer Handwerkstechniken Feldhusen, eine Anerkennung für ein Einfamilienhaus auszeichnen können. in Born a. Darß vergeben. Der Denk mal! Preis für Kinder und Jugendliche kann Die Preisverleihung fand im Rahmen der 3. Norddeut- vergeben werden für vorbildliche Initiativen von Kinder schen Holzbau-Fachtagung in Wismar statt. Im Rah- und Jugendlichen zur Rettung und zur Erhaltung von men einer Dokumentation wurden die eingereichten Boden-, Bau- und Kunstdenkmalen in Mecklenburg- Arbeiten nochmals angemessen gewürdigt sowie auf Vorpommern oder die überzeugende Verbreitung des verschiedenen Messen und Ausstellungen der interes- Denkmalpflegegedankens in der Öffentlichkeit, für sierten Öffentlichkeit vorgestellt. vorbildliche Initiativen für Kinder und Jugendliche zur Vermittlung des Verständnisses und der Einsicht für

Einfamilienhaus in Born a. Darß (Anerkennung Landesbaupreis M-V 2006)

50 Baukultur in MV Güstrow, Umweltbahnhof (Lilienthal-Designpreis 2004)

Baukultur in MV 51 3.3 Landesbeirat Holz Mecklenburg- Ingenieurkammer Mecklenburg-Vorpommern ausge- Vorpommern zeichnet. Wichtig waren bei der Verwendung von Holz aus ma- Als Kommunikationsebene für das Thema Bauen mit terialtechnisch-konstruktiver, technologischer und ins- Holz wurde im Jahr 2002 der Landesbeirat Holz Meck- besondere wirtschaftlicher Sicht die unübersehbaren lenburg-Vorpommern im Landwirtschaftsministerium Vorteile gegenüber anderen Materialien. Ziel der Pla- gegründet. nerinnen und Planer war es auch, die Verbindung von Ziel des Landesbeirates Holz ist es, aktiv an der Erhö- Natur und Verkehr neu auszudrücken. Daher sollten hung der Holzbauquote in Mecklenburg-Vorpommern weder Beton noch Stahlbeton für die Tragkonstrukti- zu arbeiten, um einerseits die Holzwertschöpfung im on der Wildbrücke zum Einsatz kommen. Stattdessen Land zu unterstützen und anderseits energieeffizien- wählten die Planerinnen und Planer erstmals den na- tes und umweltschonendes Bauen zu fördern. Im Mit- türlichen Baustoff Holz. telpunkt aller Aktivitäten des Landesbeirates steht, die Weitere Beispiele für den hervorragenden Einsatz des hervorragenden technologischen und ökologischen Werkstoffes Holz im Baugeschehen in Mecklenburg- Werkstoffqualitäten des Baustoffes Holz bekannter zu Vorpommern sind die Kindertagesstätte „Plappersnut“ machen und Vorurteilen gegenüber Holzbauten abzu- in Wismar, die Messehalle in Rostock, die Hafenmeiste- bauen. rei in Malchow und das Kinderbetreuungshaus „Wellen- Holz als traditionelles und modernes Baumaterial steht reiter“ der Hochschule Wismar. für leistungsfähiges Bauen, Wirtschaftlichkeit, natürli- che Ausstrahlung und angenehmes Wohngefühl. Der moderne Holzbau bietet Möglichkeiten sowohl für praktische als auch für visionäre Projekte im kommuna- len und privaten Bereich. Die Notwendigkeit, kosten- günstig, umweltgerecht und nachhaltig zu bauen, lässt sich mit Holz optimal umsetzen. In Mecklenburg-Vorpommern wurden in den letzten Jahren beispielhafte Holzbauten errichtet wie zum Beispiel die Wildbrücke – B 96n Zubringer Stralsund/ Rügen bei Wilmshagen/Bremerhagen (AS Miltzow). Sie wurde als überzeugend gelungenes Beispiel für den verantwortungsvollen und schonenden Umgang des Menschen mit natürlichen Ressourcen im konstruk- tiven Ingenieurbau 2005 mit dem Ingenieurpreis der

Wildbrücke – B96n Zubringer Stralsund/Rügen

52 Baukultur in MV Ahlbeck, Karlstraße 2

3.4 Veranstaltungen ppUmgang mit dem Potential der Bäderarchitektur in Mecklenburg-Vorpommern 3.4.1 Planerwerkstätten (Ahlbeck, , ) Planerwerkstätten haben sich in Mecklenburg-Vor- ppEntwicklung eines innerstädtischen Teilbereichs, pommern zu einem Instrument der Vermittlung von der Schlossinsel in Wolgast „Baukultur vor Ort“ etabliert. ppInnenstadtentwicklung einer mecklenburgischen Von der Architektenkammer Mecklenburg-Vorpom- Kleinstadt (Goldberg) mern im Jahr 2000 ins Leben gerufen, wurden seitdem ppOrtsentwicklung unter touristischem Aspekt elf Werkstätten durchgeführt. In der Regel sind es klei- (Dranske) nere Gemeinden im Land, die eine Hilfestellung bei der ppOrtsentwicklungen unter dem Aspekt regionaler Ideenfindung festgefahrener städtebaulicher oder re- und überregionaler Alleinstellungsmerkmale gionaler Problemstellungen anfragen. Oft geht es da- (Dorf Mecklenburg; Peenemünde) bei um das Erkennen sowie die Herausarbeitung von ppgrenzüberschreitende Ortsentwicklung () lokalen Entwicklungspotentialen. Circa 15 bis 20 Architektinnen und Architekten entwic- Planerwerkstätten haben sich für konkrete baukulturel- keln in verschiedenen Arbeitsgruppen in knapp zwei le Themen als eine wichtige Kommunikationsplattform Tagen hierfür Vorschläge. Diese werden den Gemein- zwischen Architektinnen und Architekten, Planerinnen den in Form von Thesen, Leitbildern, Strukturuntersu- und Planern, Politikerinnen und Politikern, Fachleu- chungen, Gestaltungsvarianten angeboten. ten und der Öffentlichkeit etabliert. Sie werden als Hervorzuheben ist die Tatsache, dass die Ergebnisse „kommunale Hilfestellung“ zunehmend in Anspruch in einem steten Dialog mit den Kommunalvertretern, genommen. Neben der Architektenkammer und der den Verwaltungen und weiteren Fachleuten erarbeitet jeweiligen Kommune treten als Mitveranstalter je nach und am Ende öffentlich vorgestellt werden. Themenstellung die Regionalen Planungsverbände Einige Themenbeispiele für das mittlerweile breite bzw. die Sanierungsträger auf. Die Schirmherrschaft Spektrum der Planerwerkstätten sind: hat der Bauminister übergenommen.

Baukultur in MV 53 3.4.2 Werkstattgespräche 3.5 Wettbewerbe Am 29. Mai 2009 fand in auf Einladung des Bauministers ein Werkstattgespräch „Stadtumbau Ost – 3.5.1 Neue Richtlinie für Planungswettbewerbe Abbau von Wohnungsleerständen durch geschosswei- Auf der Grundlage des Vorschlages der Bundesarchi- sen Rückbau“ statt. tekten- und Bundesingenieurkammer hat das Bundes- Der Erfahrungsaustausch diente der Sensibilisierung ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung die aller Akteure auf wohnungsbaupolitischer als auch auf bereits seit längerem notwendige Überarbeitung der stadtplanerischer Ebene. Die Veranstaltung wird doku- Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe auf den mentiert, so dass allen am Stadtumbau Interessierten Gebieten der Raumplanung, des Städtebaues und des die Erkenntnisse des Werkstattgespräches zur Verfü- Bauwesens – GRW 1995 – veranlasst und eine schlanke gung stehen. Wettbewerbsordnung erarbeitet, die mit den Ländern, Die Fortführung der Werkstattgespräche ist unter an- kommunalen Spitzenverbänden, Bundesarchitekten- derem zum Thema Baukultur geplant. und Bundesingenieurkammer abgestimmt wurde. Damit die beste Lösung für städtebauliche, architekto- 3.4.3 Kommunaler Erfahrungsaustausch nische, baulich-konstruktive oder künstlerische Aufga- Unter dem Titel „Zukunftsfähige Baukultur in unseren ben erreicht und erhalten werden kann, wurden neue Städten – Voraussetzungen und Strategien“ veranstal­ Regelungen für Wettbewerbe eingeführt (Richtlinie für tete die landeseigene Entwicklungsgesellschaft und Planungswettbewerbe – RPW 2008). die Landesgrunderwerbsgesellschaft 2009 am 3. Sep­ Die Verankerung der neuen Wettbewerbsregeln im tem­ber 2009 in Schwerin zum 18. Mal den kommu­ Vergabeverfahren nach der Verdingungsordnung für nalen Erfahrungsaustausch. freiberufliche Leistungen – VOF – ist weiterhin gewähr- Eingeladen waren Bürgermeister, Bauamtsleiter und leistet (§ 25 Abs. 1 VOF). andere Fachkräfte der aus Städtebauförderprogram- Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt- men und von der landeseigenen Entwicklungsgesell- entwicklung hat per Erlass vom 21. November 2008 schaft betreuten Kommunen. die neuen Richtlinien für Planungswettbewerbe mit Das Thema „Baukultur“ stand im Mittelpunkt und wur- Wirkung vom 1. Januar 2009 für den Bundesbau ver- de nach sachkundigen Vorträgen auf breiter Ebene bindlich eingeführt und die Länder gebeten, die RPW mit den Anwesenden diskutiert. Baukultur wurde als 2008 auch für ihren Zuständigkeitsbereich einzuführen. Standortvorteil und nicht als Luxus sondern Notwen- Mit Erlass vom 3. April 2009 sind die RPW 2008 für den digkeit betrachtet. Landesbaubereich eingeführt worden. Noch in diesem Jahr ist vorgesehen, die RPW 2008 auch für den Bereich der Bundes- und Landesstraßen einzuführen.

3.5.2 Wettbewerbe Städtebauliche, landschaftsplanerische und architek­ to­nische Wettbewerbe setzen Maßstäbe für Bau­kultur. Sie sind ein bewährtes Mittel, um die Qualität in Städ- tebau und Architektur zu erhöhen. In einem transparenten Verfahren entstehen nach fest- gelegten Spielregeln unterschiedliche Ideen zu einer Planungsaufgabe. Statt einer farblosen Standartlö- sung stehen den Städten und ländlichen Gemeinden verschiedene Entwürfe mit fachlich hoher Qualität zur Verfügung. In Mecklenburg-Vorpommern wurden bisher zahlrei- che mit Städtebaufördermitteln unterstützte Wettbe- werbe durchgeführt.

54 Baukultur in MV Beispielhaft seien genannt: dienen insbesondere dazu, die Qualität des Planens, ppSchule am Kamp in Bad Doberan Bauens und der Umwelt zu fördern, und leisten einen ppKITA „Am Grünland“ in Greifswald wichtigen Beitrag zur Baukultur“. Als aktuellstes Pro- ppRathauskomplex in Grevesmühlen jekt des Landes ist der Architektenwettbewerb für die ppStadthafen in Malchow Hochschule Wismar, Haus 1, zu nennen, der derzeit er- ppMarktneugestaltung in Neukalen arbeitet wird. Ein weiterer bedeutender internationaler ppWohnen „Vor der östlichen Altstadt“ in Rostock Wettbewerb wurde erst vor kurzem, im Oktober 2008, ppOzeaneum in Stralsund für die Universität Rostock am Standort Südstadt für den Neubau des Physikalischen Instituts durchgeführt. Eine Vielzahl von entwurfsbestimmenden Kriterien Mit der Auslobung und Durchführung des Wettbewer- wie insbesondere Gestaltungsqualität, Funktion, Wirt- bes hat der Betrieb für Bau und Liegenschaften Meck- schaftlichkeit und Ökologie sind bei jedem Bauvorha- lenburg-Vorpommern als Obere Landesbehörde beim ben angemessen abzuwägen. Es ist deshalb für große Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung öffentliche Bauaufgaben selbstverständlich, dass zur einen wichtigen Schritt zur weiteren Entwicklung des Qualitätsfindung Architektenwettbewerbe durchge- Campus in der Rostocker Südstadt getan. führt werden. Den Fokus nicht nur auf die Funktionalität, sondern Die Regeln des transparenten Verfahrensablaufes sind auch auf die gestalterische Qualität und ansprechende in den bundesweit eingeführten Richtlinien für Pla- Architektur zu legen, war und ist eine Aufgabe unseres nungswettbewerbe, RPW 2008, detailliert beschrieben. Bundeslandes, der sich das Land unter Berücksichti- In §1 Absatz (2) der Richtlinie heißt es: „ Wettbewerbe gung der Baukosten verpflichtet fühlt.

Stralsund, Ozeaneum

Baukultur in MV 55 Der Landesbeirat Holz M-V initiierte mehrere Studen- 3.6 Initiativen des Landes tenwettbewerbe für angehende Architektinnen und Architekten sowie Ingenieurinnen und Ingenieure im Neues Wohnen in der Innenstadt Bereich Holzbau. Hohe Baukultur bedeutet einerseits, die Geschichte Der Studentenwettbewerb 2004 stand unter dem und Tradition des Landes zu bewahren und anderer- Motto „schwimmende Tagträume aus Holz“. Hier wur- seits, auf moderne innovative Architektur zu setzen. den von den Teilnehmern modellhaft schwimmende Die im Jahr 2005 gemeinsam mit der Architektenkam- Häuser entworfen, die eine Verknüpfung von visionärer mer Mecklenburg-Vorpommern ins Leben gerufene In- Phantasie und praktischer Machbarkeit aufzeigten. itiative „Neues Wohnen in der Innenstadt“ hat zum Ziel, Der Studentenwettbewerb 2008, wie 2004 in der Län- Bauwillige, die die Errichtung eines selbst genutzten derkombination Mecklenburg- Vorpommern Berlin, Wohnhauses planen, für ein Wohnen in der Innenstadt Brandenburg und Sachsen-Anhalt, stand unter dem zu gewinnen. Thema „flexible Dachaufbauten aus Holz“. Mit dem Preis In engem Zusammenwirken von zukünftigen Bau- wurden Kreativstudios in Holzbauweise ausgezeichnet, herren sowie Architektinnen und Architekten sollen die über den Baustoff Holz hinaus den Einsatz nach- beispielhafte Lückenbebauungen entwickelt und wachsender Rohstoffe bei Dämmstoffen, Ausbaustof- umgesetzt werden, die auf die Bedürfnisse der Nut- fen und Anstrichsystemen verdeutlichen und zudem zerinnen und Nutzer zugeschnitten sind und zugleich Anregungen für eine zusätzliche Wohn- und Nutzflä- städtebaulich und architektonisch überzeugen. Ziel ist chenmobilisierung geben. Zu den Preisträgerinnen die Errichtung von Gebäuden, die sich sensibel in die und Preisträgern gehörten jeweils auch zwei Modelle Umgebung der historischen Innenstadt einfügen und von Studierenden der Hochschule Wismar. zugleich eine moderne Formensprache pflegen. Im Rahmen der BUGA wurde der Norddeutsche Der Entwurfsprozess und die anschließende Bauphase Studentenwettbewerb & BDA Studienpreis 2008 können mit Städtebaufördermitteln unterstützt wer- „Jugendtempel BUGA Schwerin“ ausgeschrieben. den. Gebaute Beispiele sind unter anderem in Güstrow, Die Zielstellung des Wettbewerbs der Bundesländer Neubrandenburg, Rostock und Schwerin zu besichti- Mecklenburg- Vorpommern, Schleswig-Holstein, Nie- gen. dersachsen, Bremen und Hamburg beinhaltete den Wiederaufbau des Jugendtempels im Schweriner Wege zur Backsteingotik Schlossgarten in beispielhafter Holzkonstruktion. Die Initiative begann Anfang der 90er Jahre als Pro- Auslober waren BUGA GmbH, BDA, INFORMA­ jekt unter dem Motto „Zauber der Backsteinbauten in TIONSDIENST HOLZ sowie die Landesbeirä­te Holz der Mecklenburg-Vorpommern“. Die Gelder zahlreicher beteiligten Bundesländer. Die Teil­neh­­merinnen und Spendenaktionen kamen unter anderem der Nikolaikir- Teilnehmer haben Ideen in moder­nen Formen für ei- che in Rostock, der Kulturkirche St. Jacobi in Stralsund nen möglichen Wieder­auf­bau dieses prägenden Bau- und der Kirche St. Georgen in Wismar zugute. Mit mehr werkes geliefert. als 50 Millionen Euro förderte die Deutsche Stiftung (Belobigung Landesbaupreis M-V 2008) Neubrandenburg, Pfaffenstraße/Behmstraße Zarrentin, Zisterzienserkloster am Schaalsee

56 Baukultur in MV Denkmalschutz im Wesentlichen die Backsteinbauten in Mecklenburg-Vorpommern und unterstrich damit die nationale und internationale Bedeutung dieser Denkmale. Mit der Aufnahme der Hansestädte Stralsund und Wismar in das Weltkulturerbe der UNESCO im Jahre 2002 fand die Backsteinarchitektur in Mecklenburg- Vorpommern auch internationale Anerkennung. In- tensive Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zum Beispiel in Form von Broschüren, Filmen und Ausstellungen machten die Backsteingotik über die Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns hinaus bekannt. Im Zeichen des Beitritts der Baltischen Staaten und der Republik Polen zur Europäischen Union sind die Möglichkeiten für die Kommunen besonders groß im Rahmen des Projektes „EuRoB – Europäische Route der Backsteingotik“. Es wird im Rahmen des Interreg III B Programms der Europäischen Union durchgeführt. Die mittlerweile circa 30 Partner setzen sich für die Er- haltung und Nutzung für kulturelle und touristische Zwecke ein. Zu den Partnern gehören aus Mecklen- (Landesbaupreis M-V 2002) burg-Vorpommern die Hansestädte Greifswald, Ro- Neubrandenburg, Marienkirche stock, Stralsund und Wismar, die Städte Bad Doberan und Neubrandenburg sowie die Landkreise Nordwest- Auch 2009 wurden zahlreiche Aktivitäten des Landes mecklenburg und Rügen. durchgeführt. Im Vordergrund standen auch in diesem Die „Europäische Route der Backsteingotik“ wurde am Jahr solche im Zusammenhang mit der Klosterroute. 1. Juni 2004 feierlich in Stralsund eröffnet. Ende 2004 Gefördert wurde auch ein Bildband zu den Klosterstät- wurde entschieden, das Projekt fortzuführen. Mit dem ten in Mecklenburg-Vorpommern. Auslaufen der Förderung der Europäischen Union wird Die Grabungsarbeiten am Kloster Hiddensee sollen das Projekt als gemeinnütziger Verein ab dem 1. Januar 2010 in einer Ausstellung gezeigt werden. Eine Hin- 2008 fortgeführt. Das Landesamt für Kultur und Denk- weistafel am früheren Kloster soll die Besucherinnen malpflege arbeitet in dem Verein mit 25 anderen Part- und Besucher über das Kloster informieren. Ein Buch nern zusammen. wird die Grabungsarbeiten wissenschaftlich aufarbei- ten. Der Flyer zu den Klosterstätten erschien in einer Auflage von 92.000. Zwei weitere Flyer zu den Pilgerwegen und den Da- menstiften in Mecklenburg werden ebenfalls veröffent- licht. In einem Flyer zu den Kathedralen im Ostseeraum werden das Münster in Bad Doberan sowie der Schwe- riner Dom aufgenommen. In Altentreptow wurde an der früheren Klosteranlage gegraben. In der Franzburger Klosterkirche wird die Aufstellung und Sicherung einer Marienfigur geför- dert wie auch die Renovierung einer Grabplatte. Ferner wurde das Projekt zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Klosterstätten in Mecklenburg unterstützt. Im Rahmen der Initiative wurden ferner ein Skripto-

(Anerkennung Landesbaupreis M-V 1998) rium im Greifswalder Dom, die Erweiterung der Aus- Pritzier, Kirche stellung in der Neubrandenburger Marienkirche, die

Baukultur in MV 57 Bibliothek in der Stralsunder Marienkirche sowie der Bewerbung des Schweriner Schlossareals um Wismarer Backsteinkongress gefördert. Aufnahme in das UNESCO-Welterbe Es wird angestrebt, noch bessere Lösungen für eine Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat am internationale Vermarktung der herausragenden Bau- 27.9.2007 beschlossen, eine Bewerbung des Landes ten der Backsteingotik zu erreichen. Ansatzpunkte sind Mecklenburg-Vorpommern und der Stadt Schwerin, hierfür die Europäische Route der Backsteingotik, Ta- das gesamte Ensemble des Schweriner Schlosses, in gesreisen für Passagiere von Kreuzfahrtschiffen und die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufzunehmen. weitere Aktivitäten des Tourismusverbandes. Der Auf- Eine politisch besetzte Lenkungsgruppe hat mittler- nahme der Hansestädte Stralsund und Wismar in die weile eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Die Benennung Weltkulturerbeliste der UNESCO dürfte hierbei eine er- eines Gutachters zur Bewertung des einmaligen Wer- hebliche Bedeutung zukommen. Gearbeitet wird auch tes des Schlosses steht unmittelbar bevor. an der Aufnahme Bad Doberans in das Welterbe der UNESCO. Informationsportal Schlösser, Gärten, Herrenhäuser Mecklenburg-Vorpommern Tag des offenen Denkmals Mecklenburg-Vorpommern weist mit seinen Schlös- Der Tag des offenen Denkmals wird seit 1993 an jedem sern und Herrenhäusern die größte Dichte dieser 2. Sonntag im September in Deutschland begangen Bauten in einer Region in Europa auf. Im Land stehen und erfreut sich einer großen Beliebtheit. Die Deut- allein 1078 Schlösser und Herrenhäuser unter Denk- sche Stiftung Denkmalschutz formuliert ein Motto, an malschutz. Dass diese Anhäufung von historischer dem sich die Veranstaltungen orientieren können. Der Bausubstanz, deren Nutzung das Land M-V vor außer- Tag bietet die Möglichkeit, sich über den Umgang mit ordentlich komplizierte Fragen stellt, nicht zu einer dem baukulturellen Erbe zu informieren. Last wird, sondern als Chance für das Land gesehen Viele Bauherren können ihre technischen Erfahrun- wird, betrachtet die Landesregierung als eine ihrer gen zur Rettung eines alten Hauses vermitteln und die wichtigsten Aufgaben. Möglichkeiten sinnvoller Nutzungen in Baudenkmalen Die Landesregierung ist entschlossen, für das Land aus zeigen. Dabei werden auch die Kompromisse sichtbar, diesem kulturellen Erbe einen positiven Impuls zu er- die immer wieder erforderlich und möglich sind, um zielen. Daher setzt sich das Land nicht nur für die lan- alte Häuser auch heutigen Bedürfnissen anzupassen. deseigenen Schlösser und Gärten ein. Ganz entscheidend ist das bürgerliche Engagement, So wurde im Ministerium für Verkehr, Bau und Landes- ohne das letztendlich eine flächendeckende Denkmal- entwicklung ein Informationsportal „Schlösser, Gärten, pflege nicht erreichbar ist. Herrenhäuser“ (www.schloesser-gaerten-mv.de) ent- Die zentrale Veranstaltung des Landes Mecklenburg- wickelt, um die Öffentlichkeit über unser touristisches Vorpommern zum Tag des offenen Denkmals findet Potential im Hinblick auf die Schlösser und Gärten zu jedes Jahr an einem anderen Ort statt. In den letzten informieren. Hier werden bestehende private, kommu- Jahren waren Greifswald, Malchow, Basedow und Pa- nale oder staatliche Initiativen in Mecklenburg-Vor- sewalk die Austragungsorte. 2009 fand er in Zinzow pommern aufeinander abgestimmt präsentiert. im Landkreis Ostvorpommern zum Motto „Historische Das Informationsportal bietet die große Chance zu Orte des Genusses“ statt. Im Mittelpunkt stand die hi- einer in Deutschland bisher einzigartigen landesweit storische Gutsbrennerei. vernetzten und koordinierten Informationsmöglichkeit Anlässlich des Tages des offenen Denkmals werden zu Angeboten und Aktivitäten. Dies wird ganz sicher jährlich der „Friedrich-Lisch-Denkmalpreis und Denk auch zu einer noch besseren Vermarktung dieser Häu- mal! Preis für Kinder und Jugendliche des Landes ser beitragen. Mecklenburg-Vorpommern“ verliehen.

58 Baukultur in MV Schwerin, Schloss

Unterstützung wirtschaftlicher Aktivitäten ausgegeben, in dem 20 Herrenhäuser zum Verkauf zum Erhalt historischer Gebäude angeboten werden. Anhand von vier sanierten Objek- Die bisherige Nutzung von Schlössern sowie Guts- ten wurde darüber hinaus ein beispielhafter Umgang und Herrenhäusern für Erholung, Bildung, Genesung mit den Herrenhäusern dokumentiert. Gleichfalls wur- und Entspannung zeigt, dass diese nicht nur privat, de in der Region Vorpommern schon im Jahr 2007 der sondern auch wirtschaftlich genutzt und so vor dem Verkaufskatalog „Herrenhäuser in Vorpommern“ mit 30 Verfall bewahrt werden können. Herausragende Bei- Objekten aufgelegt. Auf Grund dieser Publikation kam spiele sind unter anderem die Burg Schlitz, eine der es zum Verkauf einige Herrenhäuser. bedeutendsten, klassizistischen Anlagen Mecklenburg- In dem neuen Schlösser- und Immobilienkatalog mit Vorpommerns, sowie das Schloss Ralswiek und das dem Titel „Nicht nur ein Traum – sondern die Verwirkli- Gutshaus Stellshagen. chung der Träume“, den das Ministerium für Wirtschaft, Eine Reihe historischer Gebäude in unserem Land sind Arbeit und Tourismus herausgegeben hat, werden 28 jedoch noch „herrenlos“ und warten darauf, mit neuem Objekte aus allen Regionen des Landes vorgestellt. Leben erfüllt zu werden. Das Land und die Regionen Vorhaben von besonderer struktureller Bedeutung, gehen neue Wege, um für Schlösser und Gutshäuser wozu auch historische Gebäude, die in der Denkmal- Investoren und Käufer zu finden. In der Region West- liste aufgeführt sind, gehören, werden mit Fördermit- mecklenburg wurde 2008 ein Verkaufskatalog her- teln unterstützt.

Baukultur in MV 59 60 Baukultur in MV 4 R esüm ee

as Bild, das sich aus den Ergebnissen und Akti- mer ehrt den besten Ingenieurbau mit dem Ingenieur- Dvitäten zur Baukultur ergibt, ist vielgestaltig und preis. eindrucksvoll. Es durchzieht alle Bereich des Bauens, Die rechtlichen und fachlichen Rahmenbedingun- vom Bauen im Kleinen, etwa einer Modernisierung / gen spielen für das Thema Baukultur ebenfalls eine Instandsetzung eines Einfamilienheimes, bis hin zu wesentliche, wenngleich nicht immer offensichtliche Großvorhaben wie der Rügenbrücke oder des Schwe- Rolle. Ob Bürgerinnen und Bürger bei Planungen der riner Schlosses. öffentlichen Hand, die ihr privates Umfeld betreffen, Das Land gibt wesentliche Impulse zur Förderung der einbezogen werden, ob sie mitgestalten können, das Baukultur durch Ausreichung von Fördermitteln, sei alles führt dazu, dass sich Bewohnerinnen und Bewoh- es im Rahmen der Stadtsanierung oder Wohnungs- ner mit ihrer Umgebung identifizieren und bereit sind, bauförderung oder der Förderung einer integrierten sich zu engagieren. Dass diese Bereitschaft existiert, ländlichen Entwicklung. Hier wird Hilfe zur Selbsthil- belegen neben den zahllosen privaten Bauherren die fe geleistet. Durch die anteilige Finanzierung werden vielen Fördervereine, die sich für den Erhalt wertvol- viele Projekte möglich gemacht und können Entwick- ler Bauten oder der Verbesserung des Wohnumfelds lungen in der Stadtsanierung und im Stadtumbau wir- einsetzen. Solche Aktivitäten benötigen die Unter- kungsvoll begleitet werden. stützung durch die öffentliche Hand, damit unter den Sichtbar geworden sind diese Entwicklungen in der schwieriger werdenden Randbedingungen der demo- Stadtsanierung an so unterschiedlichen Städten wie graphischen Entwicklung dieses Engagement nicht der Landeshauptstadt Schwerin und der Hansestadt nur gefestigt, sondern ausgebaut wird. Rostock, den Hansestädten Wismar und Stralsund, die Nicht zu unterschätzen ist ein anderer Aspekt der gleichzeitig Weltkulturerbestädte sind, aber auch in rechtlichen und fachlichen Rahmenbedingun­gen: Neustrelitz, Güstrow, Waren (Müritz), Woldegk, Ban- Ohne eine solide Ausbildung und eine sich anschlie- sin oder . Genauso erkennbar sind Fortschrit- ßende Nachwuchsförderung würde es bald an ausge- te beim Stadtumbau, wie sie Eggesin, die Hansestadt bildeten Fachleuten mangeln, die für eine adäquate Greifswald mit dem Ostseeparkviertel oder die Hanse- Fortentwicklung der Bau­kul­tur unablässig sind. Wie stadt Rostock mit Evershagen vorleben. wichtig eine hochwertige Aus­bildung der Architektin- Andere Anstöße gibt das Land durch eine vorbildliche nen und Architekten sowie Ingenieurinnen und Inge- Bauherrentätigkeit. Dies betrifft den staatlichen Hoch- nieure in Mecklenburg-Vor­pommern genommen wird, bau des Landes, aber auch die Ausführung von Bauten lässt sich neben an­derem auch daran ablesen, wie in- im Auftrag des Bundes. Nicht zu übersehen ist auch tensiv die Abgeordneten über die Studienvorausset- der Straßenbau, auch hier zu beträchtlichem Teil im zungen im neuen Archi­tek­ten- und Ingenieurgesetz Auftrag des Bundes. Wenn das Land baut, geht es dar- diskutiert haben. um, das Geld des Steuerzahlers sparsam einzusetzen. Das bedeutet, eine bestmögliche und lang dauernde Nutzung bei angemessenen Unterhaltungskosten zu erreichen. Wichtige Anregungen für die Auseinandersetzung mit dem Thema Baukultur, mit der baulichen Umwelt, ge- ben die zahlreichen und verschiedenartigen Preise des Landes – zum Beispiel der Landesbaupreis, der Lilien­ thal-Designpreis oder der Friedrich-Lisch-Denkmal- preis – aber auch die Preise anderer Akteure. So zeichnen zahlreiche Städte vorbildliches Bauen mit Bauherrenpreisen aus. Die Architektenkammer ehrt die beste journalistische Auseinandersetzung mit dem Thema durch den Medienpreis und die Ingenieurkam-

Baukultur in MV 61 Zeughaus Wismar (Belobigung Landesbaupreis 2002)

62 Baukultur in MV 5 Ausblick

ieles ist erreicht. Es bleiben aber noch viele Auf- Vgaben im Zusammenhang mit der Baukultur zu bewältigen. Das reiche historische Erbe gilt es zu be- wahren, pfleglich in Stand zu halten und neue Nut- zungen zu finden für Bauten, die nicht mehr in ihrer bisherigen Form nutzbar sind. Auch gilt es, neue, angemessene Bauformen im Neu- bau zu finden. Diese Aufgaben werden mit der sich abzeichnenden demographischen Entwicklung künf- tig nicht einfacher. Umso wichtiger ist es, in möglichst vielen Köpfen das Gefühl der Verantwortung für ihre bauliche Umgebung zu stärken, gleich ob es sich um Bewohner von Innenstädten, Großsiedlungen oder von ländlichen Gebieten handelt. Nur wenn das gelingt, bestehen gute Aussichten, nicht nur unser reiches baukulturelles Erbe zu bewah- ren, sondern auch dafür zu sorgen, dass wir auf die Bauten der Gegenwart so stolz sein können wie auf so viele der Vergangenheit. Dies wird künftig noch größe- rer Anstrengungen bedürfen.

Zeughaus Wismar (Belobigung Landesbaupreis 2002)

Baukultur in MV 63 Bildnachweis

U1, 32, 46/47, 55 Ozeanum Stralsund (Christian Rödel, Peter Koslik), U1, 20, 23 Universität Rostock – Fachbereich Biologie/Chemie (Eckhard Breddin, BBL M-V), U1, 33 Schwerin – Firmengebäude Trebing & Himstedt (Jörn Lehmann), U1, 40, 42, 48 Pommer­sches Landesmuseum Greifswald (Sunder – Plassmann Architekten, Armin Wenzel), 2, 51 Umweltbahnhof Güstrow (Michael Kirsten), 3 Porträt V. Schlot­mann (Cornelius Kettler), 4, 43, 57 Konzertkirche Neubrandenburg (Archi­tekturbüro Pekka Salminen, Jussi Tiainen), 6/7 Kartengrundlage Verkehrsministerium M-V, 8 Schloss Güstrow (Achim Bötefür), 11 Neustädtisches Palais – Golde- ner Saal (Pressefoto Lindenbeck), 12 Wismar (Luftbildaufnahme, Ulli Jahr), 14 Schloss Mirow (Friede­rike Drin­kut), 15 Kirche Groß Tessin (Karl-Heinz Schwarz), 16/17 Stralsund (Christian Rödel), 18 Markt Ueckermünde (BIG-Städtebau GmbH), 19 Franzburg, Klosteranlage (Sabine Webersinke), 21/22, 60 Landes­kriminalamt Rampe (Busmann + Habe­rer, Christian Hoffmann, BBL M-V), 22 Neustädtisches Palais (BBL M-V), 23 Universität Rostock – Bibliothek (Reinhard Görner, Uwe Sander, BBL M-V), 24, 60 Univer- sität Greifswald – (Zentrum für Zahn-, Mund- und Kiefer­heilkunde (Heinle, Wischer und Partner – Freie Architekten); Christian Hoffmann, BBL M-V), 25 Bundespolizeiinspektion Rostock (Bastmann & Zavracky), 26 A20 im Abschnitt Ros­tock A19 bis Alten- treptow (René Legrand), 27, 59 BUGA/Schloss Schwerin (Ulrike Rosenmüller), 28 Klütz – Schloss Both­mer (Rainer Cordes), 29 Klütz – Schloss Bothmer (Carsten Neumann, BBL M-V), 30 Schwerin – A.-Bebel-Str. 17 (Jörn Lehmann), 31 Klütz – Literaturhaus „Uwe Johnson“ (ARGE GPK Architekten GmbH/IBUS Ingenieur­büro Uwe Schulz, Jörn Leh­mann), 31 Stavenhagen – Markt 7 (EGS Entwicklungsgesellschaft mbH Schwerin), 32 Müritzeum Waren (Åke E:son Lindman, Stockholm), 33 Sassnitz – Fußgängerbrücke „Balkon am Meer“ (ARGE Schlaich Bergermann und Partner/Archi­tekturbüro Pieper), 34 Bützow – Schlossplatz (Gesellschaft für Ortsentwicklung und Stadt­erneuerung mbH), 34 Rostock – Grubenstraße 1 (Rostocker Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadt- entwicklung und Wohnungsbau), 34, 60 Lübz – Rathaus (EGS Entwicklungsgesellschaft mbH), 35 Sternberg – Kütiner Straße 8 (AC Schmidt Ehlers, Planer­gruppe Rostock), 35 Wismar – Am Poeler Tor 3 (DSK Deutsche Stadt- und Grunstücksentwicklungs mbH), 35 Neubrandenburg – Dümperstraße 16-18 (Axel Reinke, Bürogemeinschaft esr), 35 Ahlbeck – Goethestraße 10 (Jörn Leh- mann), 36 Greifswald – Soziokulturelles Zentrum (Fotostudio Wasmund), 36 Neustrelitz – Rathaus (A2 Andersson Architekten), 36 Ludwigslust – Krankenhaus (Sa­bine Oesterlin, Stift Bethlehem), 37 Hagenow – Synagoge (Jörn Lehmann), 37 Neubrandenburg – Synagogenplatz (Kommunale Entwicklungsgesellschaft mbH), 37 Woldegk – Kirche (BIG - Städtebau GmbH), 37 Heiligen- damm (Pressefoto Lindenbeck), 38 Rothenklempenow – Gutshaus (Angelika Schwebs), 38 Greifswald – Ostseeviertel „Park­seite“ (Miko­lajczyk-Keßler-Kirsten Architekten; Jan Bitter), 39 Malchow – Stadthafen (Klaus Steindorf-Sabath), 39 Loit­z – Marina am Pe- eneufer (Karin Heymann), 39 Schwerin – Großer Dreesch (Visualisierung, EGS Entwicklungsgesellschaft mbH Schwerin), 41 Crivitz – Gymnasium (Antje Conradt), 43 Grevesmühlen –„ Museums- und Vereinshaus“ (Jörn Lehmann), 44 Barkow – Dorfkirche (stadt + haus – architekten und ingenieure GmbH & co. Kg), 45 Rügen/Stralsund – Rügenbrücke (Dipl.-Ing. Architekt André Keipke BDA/ DEGES), 45, 60 Schwerin – Glasfaserverstärkte Kunststoffbrücke (Dietmar Gressmann, Straßenbauamt Schwerin), 48 Güstrow – Ernst-Barlach-Stiftung (Joachim Thode), 48 Ahrenshoop – Ferien­haus (Knebel & von Wedemeyer Architekten BDA, Clemens von Wedemeyer), 49 Techin am Schaalsee – Scheune (Stephan Baumann), 50 Einfamilienhaus in Born a. Darß (Norbert Möhring, Stefan Melchior), 52 Wildbrücke – B96n Zubringer Stralsund/Rügen (René Legrand), 53 Ahlbeck – Karlstraße 2 (Jörn Lehmann), 56 Neubrandenburg – Pfaffenstraße/Behmstraße (BIG Neubrandenburg), 56 Zarrentin – Zisterzienserkloster am Schaalsee (Archi- tekten KRUG + SCHWINGHAMMER), 57 Pritzier – Kirche (Gerd von Bassevitz), 60 Ahlbeck – Rathaus (Jörn Lehmann), 60 Granitz – Schloss (Thomas Grundner), 60 Ludwigslust – Schloss (Carsten Neumann, BBL M-V), 60 Demmin – Kahldenbrücke (Andre Keipke), 62/63 Wismar – Zeughaus (Hanjo Volster) Impressum

Herausgeber: Ministerium für Verkehr, Bau und Landes­entwicklung Mecklenburg-Vorpommern Schloßstraße 6-8, 19053 Schwerin Telefon: 0385 588-0, Fax: 0385 588-8099 http://www.vm.regierung-mv.de [email protected]

Gesamtherstellung: janner & schöne medien GmbH, Schwerin

Druck: Stadtdruckerei Weidner, Rostock

Schwerin im März 2010

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