ZUM MITNEHMEN Ausgabe 59

März, April und Sicht Mai 2014 Arnsberger GenerationenMagazin

EIN FROHES OSTERFEST Nr. 59 Seite 2 Sicht INHALT Wanderung Wanderung im Vorfrühling ...... 2 im Vorfrühling 5. Arnsberger Oldie-Party ...... 3 Der Riss ...... 4 Ehrenamtliche Tätigkeit - Bürgerschaftliches Engagement 6 Wolfgang Prietsch Erinnerungen an die Spritztour mit der Vespa und dem Heinkel-Roller ...... 7 Dein und mein Fuß Im Leben dreht sich alles rund ...... 8 Titelbild der Sicht-Ausgabe 56 weckt Erinnerungen ...... 9 treten auf Sand, auf Gras und auf Steine, Denn meistens kommt es anders ...... 10 die haben einen langen Weg ? bunt gemischt ! ...... 10 durch Raum und Zeit hinter sich. Oma Krause kommt mit ihrer Enkelin zum Arzt ...... 10 Die liegen und können warten, Schönes Arnsberg ...... 11 Angepasst ...... 12 denen ist es recht so, wie es ist, Früher bei uns im Dorf ...... 13 und unser Fuß stört sie nicht. Projektunterricht „Alt und Jung“ ...... 14 „Amtshilfe“ ...... 15 Wir können nicht warten, Mit Petticoat zur Rock and Roll-Party ...... 16 Auf den Spuren der Kufenstars in Winterberg ...... 17 wir haben nicht soviel Zeit. Währungen RM-DM-Euro ...... 19 Wir sind nur kurz da Ein-Leuchtungen zu Ostern ...... 21 und können uns Eine Glas-Installation von Inge Rose Lippok ...... 21 mit den Steinen nicht messen. TEATRON THEATER ARNSBERG MosaikStadt - Interkulturelles Theaterprojekt ...... 22 Ein Jahrhundert Leben - Japan schaut auf Arnsberg ...... 23 das wäre schon das Maximum - Seniorentag am 23. Nov. 2013 in Kiga Sonnenland ...... 24 wenn die Zeit geologisch markiert wird. Viele Märchen beginnen mit: „Es war einmal ...“ ...... 25 Großeltern und ihre Enkel. Gestern und heute...... 26 Begegnungen ...... 28 So gehen wir, Mit Nierentisch und Tütenlampe ...... 30 bewusst der Endlichkeit unseres Gehens, Leben in der Arnsberger Senioren Wohngemeinschaft ...... 31 über das Land Kinder sind die Meinungsträger von Morgen ...... 32 Sommertraum in der Bretagne ...... 33 und lassen ein in uns Bildung für alle Frühjahrssemester 2014 ...... 34 das Licht, solange es da ist, Sonntag ...... 35 die Wärme, die geht weit unter die Haut, Buchvorstellung ... und es war trotzdem gut ...... 36 die Töne, leise wahrnehmbar - SUCHBILD ...... 36 Ein Anfang von etwas ...... 37 differenzierte und unhörbar - ahnbare, Bilderrätsel SICHT - Ausgabe 59 ...... 39 die Farben, Allweite Blau, Aufl ösung SICHT - Ausgabe 58 ...... 39 und Hoffnung Grün vor allem, Wir Menschen brauchen die SICHT ...... 40 die Grundfarbe Sand, Leserbefragung ...... 41 Kindliche Phantasie ...... 42 vorherrschend jetzt noch Lösungen zu ? bunt gemischt ! ...... 42 und den leichten Druck Wind auf dem Gesicht. Tagträume unter der Haube ...... 43 Wenn es ohne Hilfe nicht mehr geht ...... 44 Nicht lassen wir ein - Laudatio anlässlich der Verleihung der Bürgermedaille 2014 an den Verein Nachbarn für Nachbarn e.V...... 45 vergangene Schatten. Der Betreuungsverein des Sozialdienst katholischer Frauen Hochsauerlandkreis e.V...... 46 Erinnerung ...... 47 Wenn die Heimaufnahme droht - Hilfe durch das Projekt „ambuland vor stationär“ Kostenloses Beratungsangebot des HSK ...... 48 Frühlingsgedanken ...... 49 Der Kampf mit dem Krampf ...... 50 Rückwärts sprechen ...... 50 Sicher unterwegs mit dem Fahrrad ...... 50 Impressum ...... 51 Bildquellennachweis ...... 51 Pinnwand ...... 52 Sicht Nr. 59 Seite 3 5. Arnsberger Oldie-Party Fröhliche Stimmung und viele fl otte Tänzer

Edwin Müller

140 tanzfreudige Besucherinnen und Besucher der Generation 55plus waren der Einladung des Arnsberger Seniorenbeirates zur 5. Oldie Party in der KulturSchmiede gefolgt.

Sie waren wie immer begeistert von den heißen Rhythmen und fl otten Schlagern der 70er Jahre, die auch bei dieser Party wieder gekonnt von DJ Peter Gallert aufgelegt wurden.

Bis nach Mitternacht wurde bei fröhlicher Stimmung fl ott und ausgelassen getanzt. Damit war auch diese Veranstaltung wieder ein voller Erfolg.

Der Erlös geht zu gleichen Teilen an die Hospiz-Stiftung in Arnsberg und aus aktuellem Anlass an die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ für die Opfer des Taifuns auf den Philippinen. Nr. 59 Seite 4 Sicht Der Riss Bernd Kipper

Eine Reise zu einer jungen, wilden Insel im Feuer speiende Berge, blubbernde Erdlöcher, Nordatlantik. Bekannt ist sie durch die Na- über 100 Grad heiße Geysire, gewaltige Was- mensgebung für Tiefdruckgebiete als Schlecht- serfälle und Gletscher, alles in faszinierende wetterküche und dem Vulkanausbruch im Jahr Farben getaucht, wechseln sich bei der Fahrt 2010. Der Vulkan mit dem für uns fast unaus- um die Insel ab. sprechlichen Namen Eyjafjallajökull. Die Tour ging nach Island. Die Insel ist jung und unvoll- Eine weitere Besonderheit der Natur kann endet, weil sie erst vor rund 25 Millionen Jah- man im Nationalpark Thingvellir bestaunen. ren aus dem Meer emporgestiegen ist. Auch Hier geht ein Riss durch die feste Erdkrus- heute ist die größte Vulkaninsel der Erde ein te. Er entsteht, weil sich Amerika von Europa brodelnder Magmatopf. Das Landschaftsbild trennt. Die tektonische Verschiebung hat tie- ist geprägt von Feuer, Wasser und Eis. Da- fe Gräben und Spalten entstehen lassen, der durch haben die Naturgewalten Formen ge- längste Riss ist über 7 km lang. Die Drift wird schaffen, wie man sie wohl nur hier erleben pro Jahr mit 1 cm angegeben, mit denen die kann. Kontinentalplatten auseinander treiben. Sicht Nr. 59 Seite 5 Was ist dagegen ein Riss in unserer Seele, verursacht durch Verletzungen, Krankheit, Stürze oder Altersgebrechen? Blume auf schwarzem Sind wir dagegen so unwichtig, so klein und Lavafeld nebensächlich, oder doch nicht? Die Natur hat uns zwar keine so lange Lebenszeit gegeben, aber sicherlich eine starke innerliche Kraft, die wir nutzen können und sollten.

Wir müssen fragen, wer tut uns Gutes und nimmt an unserem Wohlergehen liebevoll teil? Es ist festzustellen, niemand ist allein, sondern wir haben Menschen, Freunde, Bekannte, Ver- wandte, Nachbarn in unserer Nähe, die mit auf uns achten. So sind wir auch in der Pfl icht, auf uns selbst Obacht zu geben, aber auch den uns wohltuenden Menschen Aufmerksamkeit Mein Wunsch ist deshalb: Seien wir gut und zukommen zulassen. nett zueinander. Vor allen Dingen wertschät- zen wir uns selbst. Wir sind uns doch der Wir sollten uns im klaren sein, keiner von uns Nächste. Wie wird gesagt: “Es ist so schön ein geht allein durch sein Leben. Jeder hat Beglei- Egoist zu sein“. - Aber als Lebensziel ist das ter, die näher oder auch ferner zu einem ste- sicher nicht erstrebenswert. Geben wir uns hen, aber ein Teil des inneren Lebenskreises den eigenen Schwung und erzielen dadurch ist. Gewollt oder ungewollt. eine innere Befriedigung. Das Leben ist wun- derbar, genießen wir es, denn manchmal ist So stellt sich doch unsere Existenz dar. Was es leider zu kurz. Aber es ist schön, weil wir wären wir ohne die Zuwendungen eines An- erleben können, wie nach Schnee und Eises- dern, ohne die Berührungen körperlicher und kälte im Frühling die Natur wieder erwacht. geistiger Art? Die Forschung belegt: Erhält ein So geht der Weltenlauf immer weiter und man Mensch oder Tier keine Aufmerksamkeiten, so sieht auch, dass sich nach einiger Zeit auf den verkümmert er/es. schwarzen Lavafeldern die Schöpfung neues Leben entstehen lässt. Nr. 59 Seite 6 Sicht Ehrenamtliche Tätigkeit – Bürgerschaftliches Engagement Albert H. Hoffmann

Mit großer Aufmerksamkeit las ich den Bericht Es stellt sich die Frage, wie in Zukunft die viel- zum Thema Ehrenamt. Zunächst vorab die fältigen Herausforderungen gemeistert wer- gute Nachricht, dass die Bezirksregierung in den können? Arnsberg Herrn Peter Krämer zum „Beauftrag- ten für das bürgerliche Engagement“ ernannt Durch die demografi sche Entwicklung wird die hat. Unser Regierungspräsident Dr. Gerd Bol- caritative und pfl egerische Versorgung und lermann hat sehr wohl die Zeichen der Zeit er- Betreuung erkrankter Menschen in den nächs- kannt. ten Jahren zunehmen. Nicht unerwähnt blei- ben sollten die verstärkt auf die Laien zukom- Bürgerschaftliches und ehrenamtliches Enga- menden, nicht unerheblichen Tätigkeiten im gement sind in unserer heutigen Zeit wichtiger pastoralen Bereich. Im christlichen Abendland denn je. Sie sind wahrlich eine tragende Säule wird es künftig wesentlich weniger Geistliche in unserer Gesellschaft. geben. Insofern werden sich in den kirchlichen Aufgaben künftig weitere Menschen ehren- Wie wären die vielfältigen Arbeiten in unseren amtlich zu engagieren haben. dörfl ichen Vereinen, Freundes- und Förder- kreisen sowie in den caritativen und kirchlichen Große Herausforderungen warten auf uns! Bereichen zu erfüllen, wenn die Menschen In der Regel übernehmen viele engagierte sich nicht bereit erklären würden, sich ehren- Menschen gleichzeitig mehrere Aufgaben und amtlich zu engagieren? Verantwortlichkeiten. Meines Erachtens müss- te den sich im Ehrenamt engagierten Personen wesentlich mehr Anerkennung und Achtung in der Öffentlichkeit entgegen gebracht werden. Dadurch würde sich eine gute Motivation für weitere Einsätze ergeben.

Es ist erfreulich, dass sich in Südwestfalen etwa 40 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich engagieren; im Hochsauerland- kreis ist es sogar fast die Hälfte aller Bewoh- nerinnen und Bewohner.

Wie inzwischen bekannt wurde, haben die Gelegentlich liest und hört man von den zahlreichen ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen Schwierigkeiten, Vorstandsposten in den örtli- und Bürger in Südwestfalen damit zu rechnen, chen Vereinen besetzt zu bekommen. dass die Übungsleiter in den örtlichen Verei- nen künftig mit weiteren steuerlichen Vergün- Woran mag es liegen? stigungen rechnen können. Einerseits werden die ständig umfangreiche- ren Aufl agen, die es durch gesetzliche und Ein Hoffnungsschimmer! steuerrechtliche Regelungen und Vorschriften zu beachten gilt, eine Ursache sein; anderer- In der Stadt Arnsberg leben Tausende Men- seits fehlt es vielleicht an der grundsätzlichen schen aus etwa 120 verschiedenen Herkunfts- Bereitschaft, sich in diesen Leitungspositionen ländern; auch diese Personen sollten verstärkt zu engagieren und damit auch gleichzeitig in die Übernahme ehrenamtlicher Aufgaben Verantwortung zu übernehmen. eingebunden werden. Sicht Nr. 59 Seite 7 Erinnerungen an die Spritztour mit der Vespa und dem Heinkel-Roller Marita Gerwin

Vor unserer Haustür parkt ein cremefarbe- ner Motorroller. Eine „Retro-Ausführung“ der legendären Motorroller aus den 50er Jahren. Eine junge Frau steigt ab, um ihre Freundin zu besuchen. Sie strahlt. Stolz ist sie. Mit Recht! Ihr Motoroller weckt die Aufmerksamkeit der Nachbarn. Nach und nach schlendern sie herbei, mit glänzenden Augen und Schmetterlingen im Bauch. „Das waren tolle Zeiten!“ schwärmt ein älterer Herr. „Wisst Ihr noch, wie wir unsere Spritztou- ren mit dem Motorroller zum Großglock- ner, zum Rhein und an die Mosel unter- nommen haben?“ Natürlich erinnerten sie Sie hatte 98 cm³ Hubraum und war maximal sich alle daran. „Ich hatte eine schwarz-rote 60 km/h schnell. Ihr Erfi nder war Corradino Dürkopp Diana mit Beiwagen. Damit sind wir D’Ascanio. Die Ur-Vespa „98“ sollte einfach, nach Köln und zum Nürburgring gereist. Ich sparsam und leicht fahrbar sein. Weil Corradi- habe sie gehegt und gepfl egt, wie meinen no nie zuvor Motorräder konstruiert hatte, ging Augapfel!“ erinnert sich ein 65 jähriger. er völlig unvoreingenommen an diese Aufgabe heran. Dem Zeitgeist der 50iger Jahre entsprechend „schwammen“ die unternehmungslustigen Der Antrieb und die Kraftübertragung sollten so Menschen auf der Welle der Vespa, Lambret- einfach wie möglich sein und so entschied er ta-, Heinkel- und Dürkopp-Roller. sich für eine Triebsatzschwinge ohne Sekun- därkette. Die Vespa hatte keine Motorenteile, „Ich hatte eine Lambretta! Das war ein Motor- an denen man sich schmutzig machen konnte. roller, der von der italienischen Firma Inno- Auf der Vespa bin ich mit dem Petticoat-Kleid centi entworfen und gebaut wurde. Über vier zur Rock‘n‘ Roll Party gefahren. Der Motor war Millionen Exemplare sind hergestellt worden. komplett verdeckt“, erzählt sie in Erinnerungen Berücksichtigt man die Lizenzproduktionen in schwelgend. verschiedenen Ländern Europas, Südame- rikas und in Indien, gehört die Lambretta zu 1961 kam infolge sinkender Verkaufszahlen den meistgebauten Zweirädern der Welt“, er- das Aus für die Zweiradproduktion. Es war zählt er. „Heute erfreut sich die Lambretta bei eine Entscheidung, die dem Wunsch der Mas- Oldtimerfreunden steigender Beliebtheit als sen nach Autos anstatt Motorrädern in dieser Fahrzeugklassiker mit hohem Kultwert. Immer Zeit entsprang. In der gesamten deutschen neue Tuningteile werden entwickelt, um den Motorradindustrie dieser Zeit zeichnete sich betagten Motoren mehr Leistung zu entlocken ein Absatzproblem dieser Motorräder und Rol- oder sie technisch zu verbessern.“ ler ab.

Eine 70jährige Dame kommt dazu. „Oh wie Fachsimpeln auf dem Kamp in Herdringen. toll, ich habe eine Vespa des italienischen Un- ternehmens Piaggio gefahren. Die erste Ves- Im Leben dreht sich alles rund. pa, die Vespa 98, kam 1946 auf den Markt und Die junge Dame mit ihrem nostalgischen Rol- trug den Spitznamen „Paperino – Entchen". ler freut es. Nr. 59 Seite 8 Sicht Im Leben dreht sich alles rund Rolf Hilje Die Überschrift bezieht sich auf den Refrain halt seiner geschiedenen Frau und ihres Lieb- eines mittelalterlichen Liedes, in dem eine Le- habers zu fi nanzieren. bensphilosophie zum Ausdruck kommt. Der vollständige Refrain lautet: „Im Leben dreht Von nun an lebte H. als Tippelbruder auf der sich alles rund, wer heute glaubt sich oben- Straße und gab damit sein bis dahin bürger- auf ist morgen auf dem Grund.“ Der Text ist liches Leben auf. Zunächst fi nanzierte er sei- mir mündlich überliefert worden und hat sei- nen Lebensunterhalt durch Betteln und Dieb- ne Gültigkeit gerade auch in unserer Zeit. Der stähle. H. musste sich deshalb wiederholt vor Mensch ist glücklich und fühlt sich obenauf. Gericht verantworten. Aber die verhängten Von heute auf morgen verändert sich das Strafen zeigten keine abschreckende Wirkung. Leben durch Krankheit, Verlust eines lieben Immer tiefer rutschte er in die Kriminalität und Menschen oder aus anderen Gründen und Endstation war ein räuberischer Diebstahl in plötzlich ist man auf dem Grund. einer Obdachlosenunterkunft. H. musste sich erneut vor Gericht verantworten und landete im Gefängnis.

Insgesamt sollte H. eine zweijährige Freiheits- strafe verbüßen. Im Rahmen der Prüfung einer vorzeitigen Entlassung beauftragte mich die vorsitzende Richterin der Strafvollstreckungs- kammer, ihn im Gefängnis zu besuchen. Zu der Zeit war er in einer Justizvollzugsan- stalt (JVA) im Ruhrgebiet inhaftiert. Gleich zu Beginn unseres Gespräches teilte H. mir mit, dass er eine vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis nur dann akzeptiert, wenn er wie- der ein Leben als Tippelbruder führen kann. Bewährungsaufl agen, die ihn zu einem ange- passten bürgerlichen Leben zwingen, lehnte H. ab. Andernfalls würde er sonst seine noch offene Freiheitsstrafe voll verbüßen. Ich teilte ihm mit, dass die Entscheidung letzt- lich bei der Strafvollstreckungskammer liegt. Unmissverständlich erklärte ich ihm, dass er mich in Zeitabständen von ca. 4 Wochen zur Rücksprache aufsuchen muss. Dazu erklärte sich H. auch bereit. Über ein solches Schicksal, das ich in meiner berufl ichen Tätigkeit erlebt habe, geht es in Nach meiner Rückkehr nach Arnsberg infor- dem folgenden Bericht. Konrad H. führte ein mierte ich die vorsitzende Richterin über das glückliches Leben und plötzlich war alles an- Gespräch mit Konrad H. und erklärte mich be- ders, denn seine Ehefrau hatte ihn nach fast reit, bei einer vorzeitigen Entlassung zur Be- 20 Ehejahren für eine neue Beziehung verlas- währung die Betreuung und Aufsicht zu über- sen. Für ihn brach eine Welt zusammen. Er nehmen. Ich vertrat die Auffassung, dass es gab nicht nur seine gut bezahlte Arbeitsstelle aus sozialpädagogischen Gründen sinnvoller als Betriebsleiter auf. Als einen Grund für die- sei, den Wunsch von H. zu berücksichtigen, se Entscheidung gab er mir gegenüber später als ihn nach Vollverbüßung seinem Schicksal an, dass er nicht bereit war, den Lebensunter- zu überlassen. Die Strafvollstreckungskam- Sicht Nr. 59 Seite 9 mer folgte meiner Argumentation und H. zog rem, dass er die Ostfriesen als freundlich und nach seiner Entlassung wieder als Tippelbru- hilfsbereit erlebt habe. der durch die Lande. Zwischenzeitlich schickte er mir fast wöchentlich eine Postkarte und be- Im Winter konnte es passieren, dass er völ- suchte mich außerdem alle vier Wochen zur lig spontan von fremden Menschen zu einer Rücksprache. Auf seinen Touren lernte H. die Tasse Tee eingeladen wurde. Wenn H. mich unterschiedlichsten Menschen kennen und besuchte, habe ich auf seinen Wunsch gele- berichtete auch über sehr unangenehme Er- gentlich meine Gitarre zur Sprechstunde mit- lebnisse. Neben Bedrohungen wurden einige gebracht und ihm Lieder über Vagabunden Male auch Hunde auf ihn gehetzt. Trotz dieser und Tippelbrüder vorgetragen. Im Verlauf der Erlebnisse war seine Lebenseinstellung posi- Zeit gelang es mir, eine sehr positive emoti- tiv. onale Beziehung aufzubauen. Dies war auch die Grundlage für einen erfolgreichen Verlauf Besonders beeindruckte mich sein Humor, der Bewährungszeit, in der H. nicht wieder wenn er über seine Begegnungen berichtete. straffällig geworden ist. Vor fünf Jahren ver- In den Wintermonaten hielt sich H. häufi g in starb er und fand seine letzte Ruhestätte in Ostfriesland auf und erzählte mir unter ande- Ostfriesland.

Titelbild der SICHT – Ausgabe 56 weckt Erinnerungen Leserbrief Eine SICHT – Leserin schreibt uns:

„Meiner Mutter bringe ich immer das Arns- berger GenerationenMagazin SICHT mit, welches sie mit Begeisterung liest.

Als sie das Titelbild der Ausgabe 56 sah, er- innerte sie sich daran, dass dieses Bild als Foto bei ihrer Großmama im Wohnzimmer stand.

Auf dem Bild sind ihre Tante und ihre Groß- mutter zu sehen. Besteht die Möglichkeit, dieses Bild als Ko- pie zu bekommen?“

Das Bild zeigt den Arnsberger Limpsturm um 1900.

Die Redaktion hat das Foto reproduziert, gerahmt und überreicht.

So schön können Erinnerungen sein. Nr. 59 Seite 10 Sicht Denn meistens kommt es anders ... Wolfgang Prietsch

Es liegt schon einige Jahre zurück, da war un- Wir beschlossen, sie ins Bett zu bringen. Aber sere Enkeltochter noch ein kleines Mädchen davon wollte sie nun überhaupt nichts wissen! von etwa 3 Jahren. Schließlich sagte ich als ihr lieber Opa zu, auch mit ins Schlafzimmer zu kommen, mich Wieder einmal fand eine Geburtstagsfeier auch hinzulegen, und ihr noch eine Geschich- statt, die ganze Verwandtschaft war zu Besuch te zu erzählen. gekommen, auch unsere erste kleine Enkel- tochter. Das Kaffeetrinken war schon vorbei, Gesagt, getan. Die Familie war zufrieden, man wir unterhielten uns über dies und das. hatte sich längere Zeit nicht gesehen, konn- te nun in Ruhe weiter miteinander reden. Das Die kleine Katharina, allgemein Tinchen ge- ging so etwa zehn Minuten. nannt, war damals noch allein unter den gan- zen großen Leuten, sie spielte mit Bauklötzen. Da ging langsam die Schlafzimmertür auf, alle Langsam wurde es für sie langweilig, zumal wollten schon den Opa loben, dass er Klein- die Erwachsenen, voll im Gespräch vertieft, Tinchen so schön in den Schlaf gebracht hat, sich wenig um sie kümmerten. Und Tinchen aber ... es erschien nicht der Opa, sondern ein wurde auch schon müde und ein bisschen un- kleines hellwaches Mädchen. willig. „Seid alle ganz leise“, sagte sie, „der Opa schläft“!

? bunt gemischt !

1. Was bedeutet Urbarmachung? 11. Wo tritt eine Korona auf? 2. Ein Vorderlader ist? 12. Wer war der 1. Bundespräsident? 3 Prozession bedeutet? 13. Index bedeutet? 4. Das Baltische Meer ist? 14. Ein Florett ist? 5. Charisma besagt? 15 Die Narzisse ist eine? 6. Infl uenza ist eine? 16. Was ist eine Machete? 7. Die erste Mondfähre hieß? 17. Arkaden sind? 8. Der Grimbart ist ein? 18. Das Orakel spricht? 9. Was ist Anaesthesie? 19. Was bedeutet kontern? 10. Die Abkürzung UKW? 20. Die Astronomie behandelt?

Oma Krause kommt mit ihrer Enkelin zum Arzt …

Nach gründlicher Untersuchung sagt er: „Alles bestens, alles in Ordnung. Sie müssen allerdings auf etwas mehr Hygiene und Sauberkeit achten. Schau’n sie mal!“ Er nahm einen Wattebausch, tränkte ihn mit Waschbenzin und wischte den Hals der Enkelin ab! Der Bausch verfärbte sich vor Schmutz! Darauf Oma Krause: „Nee nee Herr Doktor, für chemische Reinigung haben wir kein Geld!“ Sicht Nr. 59 Seite 11 Schönes Arnsberg Hedwig Slomp (98)

Wenn wir im Kreis zusammensitzen und bei dem Reimen tüchtig schwitzen, da fällt uns vieles Nettes ein, es kann doch nicht so schwierig sein. Wir denken einfach so draufl os und fragen uns: was wird das bloß? Ob das wohl alles lyrisch wird was hier im Denken so passiert? Der Anfang ist schon mal gemacht, er hat uns allen Spaß gebracht. Über Arnsberg gibt es viel zu schreiben, wer einmal hier wohnt, will immer hier bleiben. Wenn man so geht durch Arnsbergs Gässchen, und durch die kleinen hübschen Sträßchen am Alten Markt da bleibt man stehn, schaut in die Runde und in die Höhn - und sieht den alten Glockenturm, der überstanden manchen Sturm. Er ist das Wahrzeichen der Stadt, und man ist froh, dass man ihn hat. Die Stadtkapell' gleich nebenan bietet Eintritt für Jedermann. Man bestaunt das Inventar, spricht ein kleines Gebet, und weiter es in Richtung Schlossberg geht. Zuvor jedoch schaut man zurück, zum Alten Markt, dem guten Stück. Die "Gute Stube" wird er genannt und ist bekannt im ganzen Land. Die gepfl egten Häuser, das Glockenspiel, sind ein beliebtes Wanderziel. Am alten Maximiliansbrunnen hat mancher schon sein Lied gesungen. Nun hurtig weiter in schnellem Lauf durch die Straßen der Altstadt zum Schlossberg hinauf. Dort oben auf des Schlossbergs Höhn kann man bis weit ins Land hineinsehn. Uns zu Füßen liegt unsere Heimatstadt, die noch so viel zu bieten hat. Wir sind so stolz auf unsere Stadt. Nun könnte man singen aus vollem Herzen: Dem Fröhlichen gehört die Welt, die Sonne und das Himmelszelt. Oh Gott, wie schön ist deine Welt! Nr. 59 Seite 12 Sicht Angepasst ... Gottfried Lambert

Mit meinem Schätzchen fahre ich schon seit Da! Blitzschnell selektiere ich das Gesuchte gefühlten siebenundvierzig Minuten durch die aus und präge es mir ein. Wie ein Mantra wie- Stadt. Und zwar kreuz und quer, von einem derhole ich es, um es mir besser einzuprägen. Ende zum anderen. Und weiter geht die Stadt-Rallye – oder bes- Genauer zu drei anderen. ser Schnitzeljagd.

Und wozu tue ich mir das an? Vier Stationen habe ich schon abgehakt – die Ja, wozu wohl? In ein paar Tagen ist Ostern – Mantras schwirren schon bedenklich durchei- das sagt doch alles. nander. Noch drei weitere Stellen, dann werde ich endlich eine Entscheidung treffen können. So, hinter der nächsten Kreuzung die letzte Station!

Viel zu hoch!

Also zurück. Direkt bei mir zu Hause um die Ecke war es doch am günstigsten. Ab in den nächsten Kreisverkehr und ans andere Ende der Stadt. Berufsverkehr, es dauert. Eine Bahnschranke senkt sich aufreizend langsam – und den Motor kann ich ruhig abschalten, hier zeigt die Bahn sich von ihrer besten Seite. Sie lässt sich Zeit. Viel Zeit. Hinter mir wächst eine Schlange. Vor mir auch. Das Trommeln meiner Finger auf dem Lenker ist die einzige sichtbare Be- wegung weit und breit.

Als ich in Erwägung ziehe, auszuscheren und in eine Seitenstraße einzubiegen, um dieser Folter zu entkommen, rauscht plötzlich der Zug vorbei.

Mit hochrotem Kopf kämpfe ich mich durch das Die Schranken heben sich zögerlich, und beide Wochenendgedränge – denn andere sind ja Schlangen bewegen sich in ihre vorgeschrie- auch unterwegs. Auf der Jagd nach preiswer- benen Richtungen. An der Kreuzung noch eine ten Osterglocken werden sie kaum sein, dazu Ampel, natürlich auf Rot. Dann ab nach rechts ist es in diesem Jahr einfach noch viel zu kalt, – und ich bin am Ziel. An „meiner“ Tankstelle. nachts frieren den Osterhasen noch die Ohren Mein Blick geht nach oben, Sie wissen schon ab. Nein, die meisten haben, wie ich, ganz an- – zu den Preisen. dere Probleme. An bestimmten Stellen brem- se ich leicht ab, was meine nachfolgenden Tja, und was soll ich Ihnen sagen. Man hatte, Hintermänner und -frauen zu unkontrollierten ohne mich zu fragen, die Preise schon ange- Hupgeräuschen ermuntert. Meine Gesichts- glichen. Natürlich nach oben. farbe wird zusehends gesünder – und mit ge- schwollenem Hals halte ich mit vorquellenden Frohe Ostern! Augen nach etwas Ausschau. Sicht Nr. 59 Seite 13 Früher bei uns im Dorf Benedikt Jochheim

„Und dräut der Winter noch so sehr mit trotzigen Gebärden, und streut er Eis und Schnee umher, es muss doch Frühling werden.“

Emanuel Geibel schrieb dieses bekannte Früh- Neben der Schule stand das Toilettenhaus, lingsgedicht im 19. Jahrhundert. Seit Men- ein nach Geschlechtern getrenntes Plumps- schengedenken hat sich an den Jahreszeiten klo, das im Winter unbeheizt und sehr kalt war, nichts geändert, auch wenn einige ältere Mit- während es im Sommer einen unangenehmen bürger behaupten, dass der Winter in früheren Geruch verbreitete. Jahren kälter gewesen sei. Der Winter 2012/13 hat uns allerdings eines Wenn im Frühling die Sonne in das Klassen- Besseren belehrt. zimmer schien, griff der musikbegeisterte Leh- In meiner Kinder- und Jugendzeit gab es so- rer zu seiner Geige und stimmte ein Frühlings- wohl kalte als auch milde Winter, wobei die lied an. Alle Kinder, ob sie wollten oder nicht, kalten Winter anders wahrgenommen wurden. sangen dann mit voller Kehle die schönsten So lebte man in Häusern, welche noch keine Frühlingslieder und echte Frühlingsstimmung Wärmedämmung wie zum Beispiel Thermo- machte sich breit. Vorbei war der Winter und penfenster hatten. man konnte wieder draußen in der freien Na- tur spielen. Spielplätze waren der Hof oder die Die lediglich einfachverglasten Fenster waren Straße, aber auch der nahe Wald. Der eige- bei großer Kälte vereist und zum Hindurch- ne Garten hingegen durfte nicht zum Spielen schauen wurde mit der Atemluft ein Guckloch genutzt werden. Hier mussten wir bei allen geblasen. Der einzige warme Raum war die anfallenden Arbeiten mithelfen, wie zum Bei- Küche, welche von der ganzen Familie genutzt spiel Mist und Gülle untergraben. Das umge- wurde. Die Schlafräume waren hingegen un- grabene Stück wurde dann sorgfältig geharkt, geheizt und mit alten Betten und schlechtem während die Aussaat die Erwachsenen über- Bettzeug ausgestattet: Matratzen - teils noch nahmen. Es wurde eine Vielzahl von Gemüse- mit Stroh gefüllt - und dünne Oberbetten mit sorten des täglichen Gebrauchs gesät und im Wolldecken, um die sich bei einigen Familien Laufe der nächsten Wochen waren die Beete mehrere Kinder in der Nacht im Bett stritten. zu säubern und das Unkraut zu entfernen. Ei- Eine mit Sand gefüllte Steingutfl asche, die im nen gepfl egten Rasen hinter dem Haus gab Backofen erhitzt wurde, oder ein erhitzter Zie- es hingegen nicht. Gras und Kräuter fand man gelstein halfen, das kalte Bett zu erwärmen. lediglich an Hofeinfahrten und Eingängen. Auch Zusammenrücken war angesagt, was nicht immer den Familienfrieden förderte, so Während heute im Frühjahr auch die Urlaubs- dass die Mutter mit dem „Böllemann“ drohen planung für den Sommer stattfi ndet, kannten musste. Um nicht in der Nacht das Plumpsklo wir als Kinder Urlaub und oder gar Fernreisen auf dem Flur oder auf dem Hof benutzen zu nicht. Ferien bedeutete für uns Kinder auch müssen stand unter dem Bett der Nachttopf. viel Arbeit, wie Gartenarbeit, Holz aus dem Wald holen, Heuernte und dergleichen mehr. Zu diesen mehr als bescheidenen Wohn- verhältnissen kamen schlechte Kleidung und Die Erinnerung an die Notjahre wird heute lei- Schuhwerk. Wochentags wurden Schuhe mit der verdrängt. Man klagt über die jetzige Zeit einer Holzsohle getragen, die beim täglichen und schimpft auf die Jugend, die ein besse- Besuch der Schulmesse laut in der Kirche res Leben vorfi ndet und für die Vergangenheit klapperten. In der Schule selbst gab es eine nicht verantwortlich ist. Koksheizung, welche auch mal versagte, ohne Seien wir ehrlich: Heute geht es den meisten das ich mich daran erinnern kann, dass es an Menschen in Deutschland - Gott sei Dank - solchen Tagen schulfrei gab. gut. Nr. 59 Seite 14 Sicht Projektunterricht "Alt und Jung" Ein Bericht mit Beiträgen von Sina Michaelis, Sophie Ghavami, Monique Voss, Jonas Schäfers, Hannah Bartolain, Julia Michaelis, Katharina Schellenberg, Kim Schütte, Kim Balschus und Laura Tews

Im Projektunterricht „Alt und jung“ der Klassen 7d und 7e des Franz-Stock-Gymnasiums bei Herrn Schelte hatten wir Besuch von mehreren Mitgliedern der Arnsberger Initiativgruppe „Patenschaften von Mensch zu Mensch“. Syrta Neumann, Anni Künkenrenken, Uwe Künkenrenken, Lothar Molin, Heinz Koerdt und Rolf Hilje haben uns über ihr Leben, ihre Kindheit und das Aufwachsen in der Kriegszeit berichtet.

In der ersten Stunde haben wir die Gäste in Teams interviewt. Alle Gäste haben uns viel über ihr Leben berichtet. Heinz Koerdt hat uns z. B. über seine Arbeit als Redakteur und Pressespre- cher erzählt.

In der darauf folgenden Stunde haben wir eine Talkrunde zum Thema „Aufwachsen in der Kriegs- und Nachkriegszeit“ gemacht. Unsere Gäste beantworteten jede Frage gerne. Wir ha- ben z. B. gefragt, welche Spielsachen man früher hatte. Unsere Gäste haben berichtet, dass man fast keine Spielsachen außer vielleicht einem Springseil hatte.

Wer einen Ball besaß, war damals der König im Viertel, und wenn man keinen echten Ball hatte, musste man sich selbst einen bauen. Andere Spielzeuge hat man selbst aus Schrott von einem Schrotthändler hergestellt. Sicht Nr. 59 Seite 15

In der nächsten Stunde haben Anni Künkenrenken und Uwe Künkenrenken uns einen Film über ihr Leben gezeigt. Die beiden waren so freundlich, uns Schülern einen Einblick in ihre Vergan- genheit zu geben. Sie hatten einen Film zusammengestellt, in dem sie z. B. ihre Geburtsurkunde, ihren Reisepass und Bilder von früher gezeigt haben.

Passend zu jedem Bild wurde von den beiden dann der Inhalt dazu wiedergegeben. Nachdem wir alle mit Spannung den Film geschaut hatten, redeten wir über die Eindrücke. Wir fanden besonders gut, dass Uwe Künkenrenken sich die Zeit für die Planung und Entwicklung des Filmes genommen hatte.

In der letzten Stunde haben uns Heinz Koerdt und Uwe Künkenrenken berichtet, wie eine Zei- tung erstellt wird. Es war interessant zu erfahren, wie sich die Medien im Laufe der Jahre verändert haben.

Wir danken unseren Gästen dafür, dass sie sich Zeit für uns genommen haben. Wir haben uns immer auf das Wiedersehen in der nächsten Stunde gefreut.

„Amtshilfe“ Regina Starkemeier und Ulrich Recha

Heile Welt in Wennigloh: Dort wird selbst ein Anwohner, der vergessen hat, die regelmäßig für Samstagmorgen bestellten Brötchen abzuholen, mit diesem Frühstücksleckerchen versorgt.

In bester Zusammenarbeit von örtlicher Bäckerei und der oft gescholtenen Post.

Weil die Brötchen noch kurz vor Ladenschluss im Regal lagen und so der Resteverwertung anheim zu fallen drohten, bat die Verkäuferin kurzerhand den gerade vorbeimarschierenden Postzusteller um „Amtshilfe“. Was für den kein Problem war. So gelangte die bestellte Ware schließlich doch noch an den vergesslichen Empfänger.

Und das ohne Briefmarke. Nr. 59 Seite 16 Sicht Mit Petticoat zur Rock‘n‘ and Roll-Party Marita Gerwin

Erinnern Sie sich noch an die Mode der 50iger Jahre?

Der Petticoat - ein bauschig weiter Un- terrock aus versteiften Perlon- und Ny- lon-Stoffen mit rüschen- und spitzenver- zierten Stufen, der in den 1950er Jahren unter langen, weiten und taillenbetonten Röcken zu deren Formunterstützung getragen wurde. Er besteht meist aus einem Sattel und dem eigentlichen, da- runter beginnenden breit ausfallenden Petticoat-Teil mit drei oder vier Stufen. Die Stoffverarbeitung von mehreren La- gen Tüll unterstützt die weite Auslegung 1947 entwarf der französische Modeschöpfer dieses Kleidungsstücks. Christian Dior die „Blütenkelchlinie“, die die Mode der 50er und frühen 60er Jahre stark beeinfl usste. In dieser Zeit bestimmten weich abfallende Schultern, runde Hüften und extrem schmale Taillen das Bild der Damenmode. Das zu offi ziellen Anlässen getragene taillierte Kostüm wurde je nach Saison entweder mit einem engen oder einem durch einen Petticoat gestützten weiten Rock getragen.

Petticoat wird ab 1966 vom Minirock abgelöst

Ab 1954 wurde der Petticoat durch das Aufkommen des Rock‘n‘ and Roll-Tanzes erneut populär, für dessen Bewegungsab- läufe diese Mode gut geeignet erschien. Seine Bedeutung endete angesichts der ansonsten sehr prüden Kleidungskon- ventionen in dem 1958 aufkommenden Streit, ob Petticoats länger als die Über- bekleidung und damit öffentlich sichtbar sein dürften. Er blieb auch während der den Rock‘n‘ Roll ablösenden Twist-Pha- se populär und verschwand ab 1966 mit Aufkommen der Minirock-Mode.

Wie doch die Zeit vergeht!

In der Erinnerung erscheint es mir, als sei es erst gestern gewesen! Sicht Nr. 59 Seite 17 Auf den Spuren der Kufenstars in Winterberg Die Formel 1 im Eiskanal Marita Gerwin 60 Sekunden Adrenalin ter spannende Rennen. Der Eiskanal ist die pur! Heimbahn von Ex-Europameister René Spies „Immer an der steilen und Weltmeisterin Sandra Kiriasis. Wand entlang“ rasen die Skelletinis mit einer Ge- schwindigkeit von 135 km/h durch die Winterberger Bobbahn. Eine unbeschreibliche Fliehkraft! Mit 2 g Erdan- ziehungskraft donnern sie im Kreisel in nur 4 Sekunden an der Steilwand entlang. Der Scheitelpunkt liegt bei 5 Metern. Bei über 4 g Erdanziehungskraft würde der Athlet das Be- wusstsein verlieren.

Die Bobbahn Winterberg ist eine der schnell- sten Eisbahnen der Welt. FIBT Junioren Welt- meisterschaft Bob & Skeleton.

Die Akademie 6 bis 99 ist live dabei. Die Gäs- te fi ebern mit, wenn sich die Jugend-Elite des Kufensports im Eiskanal misst. Die Bobbahn Die Akademie 6 bis 99 erlebt die Kufenstars Winterberg ist eine Kunsteisbahn für den Ro- aus der Nähe. Dabei erhalten die Kleinen del-, Skeleton- und Bob-Sport in Deutschland. und Großen einen Einblick in die Entwicklung Sie ist die viert älteste Kunsteisbahn nach Kö- des Bobsports in Winterberg. Sie erfahren, nigssee, Oberhof und Innsbruck-Igls. wie aus der ersten Naturbobbahn die heutige Kunsteisbahn wurde, werfen einen Blick hin- ter die Kulissen. 18 Nationen sind am Start. Zwischen 16 und 24 Jahre alt sind die Spit- zensportler. Der Nachwuchs startet schon im Kindergarten-Alter ins Training.

Die Piloten müssen den Bob in den Kurven richtig ein- und auslenken, darauf achten, dass sie keinen Bandenkontakt haben und einen "Sturz" vermeiden! Wir hören auch von hava- rierten Bobs, die es nicht schaffen, im Ziel auf Der Eiskanal hat eine Gesamtlänge mit Aus- zwei Kufen anzukommen. „Es ist ein rasanter lauf von 1609 m mit insgesamt 15 Kurven. und gefährlicher Sport. Ein hartes Geschäft. Man erreicht im Labyrinth zwischen der Kurve Nur für furchtlose Menschen! 12 und Kurve 13 eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 140 km/h. Die Eisoberfl äche beträgt Es gibt durchaus auch Verletzungen, Ver- ungefähr 65.000 m². brennungen durch die hohe Reibung, wenn „Wer bremst hat Angst!“, sagen die Bobfahrer. ein Sportler ohne sein Sportgerät durch den „Aussteigen kommt nicht gut“, verrät Paul, der Eiskanal rutscht“, erklärt uns der Bahn-Führer. Kenner der Bahn. „Der Adrenalinkick ist so hoch, dass man sei- Die weltbesten Bobfahrer, Rennrodler und nen Schmerz bei einem Sturz nicht spürt“, ver- Skeletonisten liefern sich hier Winter für Win- rät uns einer der Trainer im Vorbeigehen. Nr. 59 Seite 18 Sicht Weltweit existieren inklusive Sotschi nur 17 Matthias (48 J.) steht staunend am eisigen Bobrennbahnen. „Deshalb haben wir mindes- Kanal: „Ich habe den Eindruck, dass es nicht tens einmal im Jahr ein Treffen der Weltelite viele Steigerungen gibt. Vielleicht Düsenjäger im Bobfahren hier in Winterberg“, erklärt Alois fl iegen“, schwärmt der 11jährige Ben. Schnorbus.

Der ehemalige Bobfahrer von Lake Luise in Kanada und Bahnmanager des Erholungs- und Wintersportzentrums und zwei seiner Kol- legen führen die Gäste der Akademie 6 bis 99 durch das Winterberger Sportzentrum. „Ich habe das Gefühl, dass das härteste Fahr- geschäft auf der Hüstener Kirmes dagegen ein

„Jetzt sehe ich das Bobfahren mit anderen Augen! Es war einfach klasse. Sensationell, diesen jungen, tollkühnen Skelletinis und Bob- fahrern auf ihren fl iegenden Sportgeräten zu- zuschauen“, antwortet sein Vater. 60 Sekunden Nervenkitzel. Das war der absolute WAHNSINN!

Danke an Paul Senske, Beiratsmitglied der Akademie 6 bis 99 und Sprecher der Bobbahn Kinderkarussel ist“, sagt Carla zu ihrer Mutter. Winterberg, der diesen eindrucksvollen Blick „Wahrscheinlich können nur wenige Achter- hinter die Kulissen des Formel 1 im Eiskanal bahnen mit diesem Event mithalten“, antwortet möglich gemacht hat. der 68jährige Wilhelm. „Ein Kick für jeden Ge- schwindigkeitsfanatiker und Adrenalin-Junky. Link: Hammer, einfach ein brachialer Ritt“. http://www.youtube.com/watch?v=hnIhyZIp63E

Die nächste Veranstaltung: “Du da im Radio 2“ Wie man Radio live sendet. Wir produzieren eine Radio 6 bis 99 Sendung mit Markus Hiegemann. Samstag, 15. März 2014, 10:30 bis 12:00 Uhr im Berufskolleg am Eichholz Sicht Nr. 59 Seite 19 Währungen RM-DM-€ Albert H. Hoffmann

Erinnern Sie sich an die Zeit der Währungs- wurde. Dieser Zustand wurde auf Anordnung reform im Juni 1948, vor 65 Jahren? der Besatzungsmächte durch die Währungs- Bei dem Begriff „Währung“ handelt es sich reform im Juni 1948 beseitigt. um eine innerhalb eines Landes durch Gesetz In den drei Westzonen ersetzten die Geset- und Geldsystem festgelegte Geldeinheit. Man ze zur Neuordnung des Geldwesens vom 20. unterscheidet zwischen Münzen und Bankno- Juni 1948, vom 27. Juni 1948, vom 4. Oktober ten. Die Währungseinheiten sind in den ver- 1948 sowie weitere Durchführungsverordnun- schiedenen Ländern der Welt unterschiedlich. gen die Reichsmark (RM) durch die Deutsche Die internationale Währungspolitik umfasst Mark (DM). Jeder Einwohner der drei West- Maßnahmen zur Einrichtung und zur Siche- zonen erhielt gegen 60 RM 60 DM, während rung einer internationalen Währungsordnung die Gebietskörperschaften eine „Erstausstat- bzw. eines Währungssystems. Währungsre- tung“ in DM erhielten. Forderungen wurden formen bedingen eine gesetzliche Neuord- im Verhältnis 10 RM zu 1 DM umgestellt. Die nung des Geldwesens, und zwar zur Beseiti- Guthaben bei Kreditanstalten wurden im Ver- gung der überwiegend durch Krieg und Krisen hältnis 10 : 1 umgestellt, wobei die Hälfte des verursachten Währungszerrüttungen. umgestellten Guthabens auf ein „Festkonto“ Der Gedanke zur Prägung einer Geldmünze gebucht wurde, wovon durch das 4. Neuord- wurde erstmals im Jahr 1484 in Österreich nungsgesetz noch einmal 70 % gestrichen aufgegriffen. Dort wurde die Silbermünze als wurden. Thaler geprägt. Der Reichstaler wurde bis zum Diese endgültige Umstellung lautete 10 : 0,65. 18. Jahrhundert geprägt. Im Jahr 1908 wurden In der Sowjetischen Besatzungszone wurde die letzten Taler, die auch als Drei-Mark-Stü- die Währungsreform vom 24. bis zum 28.Juni cke umliefen, außer Kraft gesetzt. 1948 durchgeführt. Die Mark war als mittelalterliche Einheit bis zum Jahr 1857 die Grundlage der Münzprä- gung. In früherer Zeit galt auch unsere Stadt Arnsberg als Münzprägungsstätte. Die Mark war im sog. „Deutschen Reich“ von 1871 - 1924 die gültige Währungseinheit, die Goldmark während der Infl ationszeit als Rech- nungseinheit. Im Jahr 1923 wurde die Ren- tenmark eingeführt, die im Jahr 1924 von der Reichsmark abgelöst wurde. Auf die Reichs- mark folgte im Juni 1948 die Deutsche Mark, auf die im Jahr 2002 der EURO folgte. Die Ersparnisse bis zu 100 RM wurden im Ver- Geschichtsträchtige Tage hältnis 1 : 1 bis zu 1000 RM im Verhältnis 5 : 1 Am 20. und 21. Juni 1948 fand in der Bundes- auf die Deutsche Mark Ost umgestellt. In Ber- republik Deutschland eine Währungsreform lin galten anfangs die DM-West und die DM- statt. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Ost nebeneinander. Ab dem 20. März 1949 hatte sich der Notenumlauf von neun Milliar- wurde die Währungseinheit der drei West- den im Jahr 1939 auf 75 Milliarden Reichs- sektoren die DM-West und im Ostsektor die mark im Jahr 1948 erhöht. Dieser Überhang DM-Ost bzw. von 1964 bis 1967 die Mark der der Kaufkraft führte bei gleichzeitigem Rück- Deutschen Notenbank und seit dem 01. Janu- gang der Produktion zur Infl ation, die infolge ar 1968 die Mark der DDR. der Festsetzung der Preise und Rationierun- Rundfunk-Sondermeldungen und Extrablätter gen „verdeckt“ als schwarzer Markt auftrat, ließen am 19. Juni 1948 die westdeutschen der auch als „Zigarettenwährung“ bezeichnet Bürger den Inhalt ihrer Geldbörsen und Brief- Nr. 59 Seite 20 Sicht taschen zählen: Am nächsten Tag, so verkün- Die Zeit der Marktwirtschaft begann vor 65 deten die drei westlichen Militärgouverneure, Jahren. Die Deutsche Mark wurde zum Mar- werde in ihrem Besatzungsgebiet eine Wäh- kenzeichen des Deutschen Wirtschaftswun- rungsreform durchgeführt. ders und zum Symbol für die langersehnte Stabilität. Die Währungsumstellung erforderte Die infl ationäre Reichsmark in Deutschland von den Bundesbürgern und von der Banken- werde durch die neue D-Mark ersetzt. Jeder wirtschaft einen erheblichen Arbeitseinsatz. Bürger, ob Kind oder Greis, konnte ein „Kopf- Der wirtschaftliche Aufschwung vollzog sich geld“ von 60 Reichsmark im Verhältnis 1 : 1 auf dem Lande wesentlich langsamer als in gegen die aus den USA eingefl ogenen DM- den städtischen und industriellen Gebieten. Mark-Noten eintauschen. Dieser bis dahin schärfste Währungsschnitt in Deutschland Als das Wirtschaftswunder das fl ache Land markierte eine folgenschwere Zäsur in der erreichte, beschleunigte sich die positive Ent- Nachkriegsgeschichte. Er markierte den Weg wicklung enorm. In der ersten Zeit nach der zur Teilung Deutschlands. Die Geldreform Währungsreform war das Geld wirklich knapp. bildete das unerlässliche wirtschaftliche Fun- Löhne und Gehälter waren bescheiden. Den- dament für den Separatstaat, dessen Aufbau noch wurde wieder gespart. Schon im Jahr die drei Westmächte kurz zuvor bei den West- 1949 wurde in der Tagespresse berichtet, dass deutschen in Auftrag gegeben hatten. im Sauerland die Räder wieder auf vollen Tou- Die Sowjetunion hatte bis dahin am gemein- ren laufen würden. Auch in Arnsberg war der sam verkündeten Ziel einer deutschen Wirt- aufbrechende Optimismus festzustellen. Bald schaftseinheit festgehalten. Doch Moskaus lief der Export mit Kurs auf Übersee wieder in Eintreten für eine gesamtdeutsche Finanzlö- vollen Zügen mit der Handelsmarke „Made in sung wurde von Washington als der Versuch Germany“. Die DM hat den Deutschen viel be- angesehen, Deutschland in die sowjetische deutet. Einfl usssphäre einzubeziehen. Nun war Eile geboten, um eine Überschwemmung ihrer Ein historisches Datum: Der 01.01.2002 Besatzungszone mit abgewerteten Reichs- Der Euro wird eingeführt! Mit der EURO-Wäh- marknoten zu verhindern. Bei der Einführung rung, die an diesem Tag in zwölf europäischen der Deutschen Mark wurden bei den Bewoh- Ländern als gesetzliches Zahlungsmittel ein- nern der jungen Bundesrepublik große Erwar- geführt wird, bricht eine Zeit grenzenloser tungshaltungen geweckt. Dabei galt es, den Reisefreiheit an. Der Grundstein für diese Ausstieg aus den Trümmern und den weiteren einheitliche Währung wurde bereits durch die Wunden des verloren gegangenen Zweiten Wirtschafts- und Währungsunion am 1. Janu- Weltkriegs aufzuarbeiten. Die aus den Deut- ar 1999 gelegt, als der EURO als Buchgeld schen Ostregionen gefl üchteten und vertrie- startete. Der ermittelte Umrechnungskurs be- benen Menschen mussten sich in ihrer neuen trug 1,95883 DM/EURO. Nie gab es in frühe- Heimat einleben. Es galt, neu gewonne-nes ren Zeiten eine solch gewaltige Geldwechsel- Vertrauen in ein besseres Leben zu gewinnen. Aktion! Am Tag nach der Währungsreform blickten etwa 75 Prozent der Deutschen optimistisch In heutiger Zeit wird vielfach der Wunsch ge- in die Zukunft. äußert, die Einführung des EURO rückgängig zu machen. Hierzu gibt es verständlicherwei- Die Vorstellung, dass mit dem „Kopfgeld“ von se recht unterschiedliche Meinungen. Eines 40 Mark für jeden Haushaltsvorstand und den steht jedoch in diesem Zusammenhang fest: allein stehenden Erwachsenen, bei der Vorlage Trotz Bedenken überwiegen die Vorteile des der Lebensmittelkarten, alle die gleiche Start- EURO eindeutig. Selbst wenn sich verschie- chance hatten, erwies sich als Trugschluss. dene Menschen die gute alte DM zurück wün- Aber dennoch: Es ging wieder aufwärts - auch schen, bleibt der Gedanke an ein geeintes mit den Preisen für fast alle Waren, die über Europa die einzige Hoffnung zur nachhaltigen Nacht wieder zu bekommen waren. Gestaltung der einheitlichen Währung. Sicht Nr. 59 Seite 21 Ein-Leuchtungen zu Ostern Andrea Schwarz

Es lichtet sich. Vom Licht des Lebens liebkost berührt bewegt beseelt gelebte Erinnerung verheißene Zusage. Es öffnen sich Türen Mauern fallen zusammen Gitterstäbe zerfl ießen Steine werden weggewälzt Tod wird zum Leben und Leben lebt allen Toden zum Trotz.

Eine Glas-Installation von Inge Rose Lippok Marita Gerwin

Die Fotos habe ich in der zerstör- ten St. Ägidienkirche in Hannover aufgenommen.

Es ist ein Haus ohne Dach, dem Wind und Wetter ausgesetzt. Ein Mahnmal, mitten in der Stadt. Die Ruine des zum Himmel offenen Kirchenraumes "beherbergt" diese eindrucksvolle Glaskunst. Ich bin fasziniert von diesem Anblick. Zwi- schen den grauen trostlosen Mau- erresten diese Farbenfreude! Von Künstlerhand geschaffen. Diese Hoffnung, tröstlich, versöhnend.

Wolkenfetzen ziehen über uns hin- weg. Der Wind fegt durch das Ge- mäuer. Mir ist kalt. Es droht mit Regen. Doch lang. "Es öffnen sich Türen - Mauern fallen dann unverhofft: ein Sonnenstrahl lugt durch zusammen - Gitterstäbe zerfl ießen - Steine eine Wolkenlücke und bricht sich im Zentrum werden weggewälzt - Tod wird zum Leben und des Kreuzes vor der Apsis. Die wasserblaue Leben lebt allen Toden zum Trotz". Glas-Installation in den drei offenen Fenster- nischen des Altarraumes erstrahlt urplötzlich Frohe Ostern wünscht Ihnen das Redaktions- im wärmenden Sonnenlicht. Einen Augenblick team des GenerationenMagazin SICHT. Nr. 59 Seite 22 Sicht TEATRON THEATER ARNSBERG MosaikStadt Interkulturelles Theaterprojekt

TERMINE:

6. April - 7. April - 8. April 2014 jeweils um 20:00 Uhr in der KulturSchmiede Arnsberg

Im Rahmen des vom TEATRON THEATER initiierten Theaterprojektes „MosaikStadt“ trafen sich von April 2012 ein ganzes Jahr lang Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Arnsberg, um sich über ihre Erfahrungen miteinander, mit einem neuen Land und der alten Heimat, mit Hoffnungen und Ängsten, Erwartungen und Enttäuschungen in einer multikulturellen Gesellschaft auszutauschen. Sie erzählten, improvisierten, tanzten, sangen, entwickelten Texte und Szenen, absolvierten Schauspieltraining und erforschten die Mittel des Theaters. Unter der Leitung von Ursula und Yehuda Almagor ist im Laufe eines Jahres ein Theaterstück entstanden, das bei den Menschen ansetzt, ihre Themen zum Inhalt hat und damit gesellschaftlich höchst relevant ist.

Diese Art autobiographischen und dokumentarischen Theaters hat das TEATRON-Team in den letzten Jahren mehrfach vorgestellt, wie zum Beispiel bei „Altern – Was ist das?“, „Erinnerungen“ oder beim Jugendtheater „Zwischen den Stühlen“. Im April 2013 hatte „MosaikStadt“ Premiere in der KulturSchmiede Arnsberg und wird nun wegen des großen Interesses noch einmal gezeigt.

Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Karten gibt es in den Stadtbüros Arnsberg unter 02931 893-1143 und an der Abendkasse in der KulturSchmiede Arnsberg, Apostelstr. 5, 59821 Arnsberg.

TEATRON THEATER Postfach 5129, 59801 Arnsberg, 02931 22969, www.teatron-theater.de

Das Projekt wird gefördert durch: Förderkreis Kultur Kloster Wedinghausen e.V., Stadt Arnsberg, Lions Club Arnsberg.

NEUE TERMINE: Kurt Tucholsky Die Goldenen Zwanziger oder der Absturz ins Dritte Reich

Das TEATRON THEATER präsentiert mit seiner Inszenierung über Kurt Tucholsky einen Theater- Cabaretabend, der die Zuschauer eintauchen lässt in die Zeit der „Goldenen Zwanziger“ mit ihren Kabarett- und Revuetheatern in Berlin einerseits und den politischen Turbulenzen der Weimarer Republik andererseits.

Premiere war am 24. Januar 2014 Neue Termine: 30. Mai, 31. Mai, 1. Juni 2014 Jeweils 20:00 Uhr in der KulturSchmiede Arnsberg Kartenvorverkauf: Stadtbüro Arnsberg 02931 893-1143 Sicht Nr. 59 Seite 23 Japan schaut auf Arnsberg Vorbild im Austausch der Generationen

Stephanie Schnura - Pressestelle Stadt Arnsberg

Arnsberg/Osaka. Ältere Menschen, die zu Tausenden in Armut auf der Straße leben; Pfl egehei- me, die nicht mal annähernd die Zahl der Demenzkranken fassen können: Das ist kein Horror- szenario aus einem Film, sondern bittere Realität in Japan. Einer, der sich dafür engagiert, diese Zustände zu verbessern, ist Yasuyuki Sugatani, Professor an der Kansai Medical University im japanischen Osaka. Um sich für die große Aufgabe inspirieren zu lassen, reiste Sugatani quer durch Deutschland – und machte dabei auch für zwei Tage in Arnsberg Station.

Hier absolvierte er ein straffes Programm: Vom Demenzpatenschaftsprojekt zwischen der Kita „Kleine Strolche“ und dem Senioren- zentrum „Zum guten Hirten“ über das Projekt „Generationen in Kontakt“ des Kindergartens „Krähennest“ bis hin zur Aktion „Kinder zau- bern Lachfalten“ erhielt Sugatani zahlreiche tiefe Einblicke in verschiedenste Arnsberger Projekte, die eines gemeinsam haben: Einen lebhaften Austausch zwischen der jungen und älteren Generation herstellen und damit den Kleineren wertvolles Erfahrungswissen be- scheren und den Größeren junge Begleitung Damit steigt auch die Zahl obdachloser älte- und damit wichtige soziale Kontakte bereitstel- rer Menschen in dem asiatischen Land dra- len. matisch an. Nicht selten ist es auch der Fall, dass demente ältere Menschen für immer Etwas, das in Japan ganz und gar nicht selbst- verschwinden – sie verirren sich und werden verständlich ist. nie wieder gefunden, vielleicht auch nie richtig gesucht. „Das muss sich ändern“, fordert Herr Rund 500.000 Menschen mit Demenz leben Sugatani. dort völlig alleine, 22 Prozent der Menschen im Alter über 65 Jahren leben in Armut. Den in Japan bislang noch überhaupt nicht vorhandenen Dialog der Generationen will er nun anstoßen, nachdem er in Arnsberg zahl- reiche Beispiele dafür gesehen hat, wie Ältere und Jüngere erfolgreich voneinan- der lernen und profi tieren können.

Allerdings ermahnt er auch die Arnsber- gerinnen und Arnsberger dazu, den hier bereits begonnenen Dialog weiter auszu- bauen. Während nämlich in Arnsberg bislang nur einzelne Kitas und Schulen an der Thematik arbeiten, mahnt Herr Sugatani: "Öffnet jede Kita, öffnet jede Schule für den Austausch der Generati- onen. Wenn ihr wissen wollt, warum das so wichtig ist, schaut nach Japan." Nr. 59 Seite 24 Sicht

Daten und Fakten aus Japan zur Lage der älteren Generation

30,8 Millionen - 24.1 % Menschen über 65 Jahre leben in Japan. 4,6 Millionen - 15 % der Menschen über 65 Jahre sind in Japan an Demenz erkrankt. 38.000 Menschen zwischen 30 und 65 Jahre leiden in Japan an Formen einer frühen De- menz. Das größte Problem stellt die Gruppe der allein lebenden Menschen mit Demenz in Japan dar. Das sind annähernd 500.000 Menschen. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Japaner beträgt bei den Männern: 79,64 Jahre - bei den Frauen: 87,65 Jahre . 22 % der Menschen über 65 Jahre leben in Japan in Armut - 18,4 % der Männer und 24 % der Frauen. Die Zahl der obdachlosen alten Menschen steigt in Japan dramatisch an! Das durchschnitt- liche Alter der obdachlosen Menschen in Japan beträgt: 59,3 Jahre. Von den obdachlosen Menschen sind 55,2 % über 60 Jahre alt und 12,9 % bereits über 70 Jahre alt. 53 % der demenzerkrankten Menschen leben auch in Japan im eigenen Zuhause. 7% in Krankenhäusern. 13% in Altenpfl egeeinrichtungen. 13% in Gesundheitseinrichtungen. 4% in Betreuten Wohnformen. Kontakt: Marita Gerwin, Stadt Arnsberg, Fachstelle Zukunft Alter, Lange Wende 16 a, 59755 Arnsberg, 02932 201-2207,  [email protected]

Seniorentag am 23. November 2013 im Kiga Sonnenland Wennigloh Sven Karsch

Der alljährliche Seniorennachmittag im Wennigloher Kindergarten „Sonnenland“ fand unter den geladenen Gästen wieder regen Zuspruch. Bei Kaffee und selbst gebackenen Torten, sorgten die Kinder mit einer vorweihnachtlichen Aufführung für das Unterhaltungsprogramm. Bei einem Gläschen Glühwein wurde der Nachmittag durch verschiedene musikalische Vorträge der Kinder abgerundet. Zum Ausklang des Nachmittags bekam jeder Besucher ein selbst gebasteltes Präsent der Kinder überreicht. Für die zahlreichen Spenden bedanken sich die Kinder und Erzieherinnen recht herz- lich bei den Gästen. Der Kindergarten würde sich freuen, diese Tradition im nächsten Jahr wieder durchführen zu können. Sicht Nr. 59 Seite 25 Viele Märchen beginnen mit: „Es war einmal …“ Uwe Künkenrenken

Gerne würde ich meine Geschichte ja auch so Nun traf ich ihn hier wieder, nach 60 Jahren. beginnen: Es war einmal … Ich konnte es immer noch nicht fassen!

Es ist schon so lange her und ich hätte die Ge- Spielte mein Gedächtnis mir einen Streich? Es schichte fast schon vergessen, wenn, ja wenn konnte nicht sein! Opa Gustav wäre ja schon ich nicht diesem alten Herrn wieder begegnet über 130 Jahre alt! Aber kein Zweifel, der alte wäre. Konnte das sein? Herr hier im Altenheim war Opa Gustav. Er saß Das alles ist über 60 Jahre her. Er war damals im Rollstuhl und ließ sich am „Musikalischen doch schon über siebzig. Nachmittag“, den wir von der Initiative „Paten- schaften von Mensch zu Mensch“ einmal im Noch einmal genauer hingeschaut; kein Zwei- Monat veranstalten, im Rhythmus der Musik fel, er war es! Nicht ein bisschen verändert durch den Saal schieben und machte einen hatte er sich, die gleichen lan- sehr wachen Eindruck. „Haeste gen weißen Haare und sein oog Hans Albers?“ wollte er in ei- langer Bart, auf den er so stolz ner Musikpause von mir wissen: war. Manchmal hatte er sich „Auf der Reeperbahn nachts um einen Zopf daraus gebunden halb eins? Dann speel dat doch - glaubte ich mich zu erinnern! mool für mich!“ Nun wollte ich Nur an eines konnte ich mich es wissen!: „Opa Gustav, bist beim besten Willen nicht erin- du das?“ „Jooooo - wer denn nern und das war sein Name. sonst?“ war seine kurze Ant- So sehr ich auch überlegte, ich wort. Das kann doch nicht sein, kam einfach nicht auf seinen schoss es mir durch den Kopf! Familiennamen. „Und wer büßt du?“ hörte ich ihn wie aus weiter Ferne fragen. Damals wohnte er mit seiner Fast fand ich vor lauter Auf- Frau und drei Kindern in Nord- regung den Hans Albers-Titel deutschland, drei Häuser neben nicht und als, “Auf der Reeper- meinem Elternhaus. Wir waren bahn …“ dann ertönte, rief er also Nachbarn. Für uns Kinder glücklich: „Door wöehr ick ook war der alte Herr der „Opa Gustav“. Er war es all - aber vertell dat nüms!“ auch, der mit seinem weißen Rauschebart uns in der Schule als Weihnachtsmann in Angst „Da hast du aber Herrn Krause (Name geän- und Schrecken versetzte. dert) eine Freude gemacht, schau‘ mal in die- Opa Gustav konnte aber auch herrliche Ge- ses glückliche Gesicht!“ sagte jemand vom schichten erzählen. Vor allem Indianerge- Pfl egepersonal! schichten, am liebsten hörten wir seine Win- netou–Erzählungen. Immer wieder beteuerte Krause … Gustav Krause … Opa Gustav er, selber mit dabei gewesen zu sein. Er sei ja Krause … Nun wusste ich, mit wem ich es zu schließlich: „Hadschi Halef Omar Ben Hadschi tun hatte! Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah! Es war Opa Gustav’s Sohn: Gustav! Aber das müssen ja nicht alle wissen: Genügt, Wir nannten ihn als Kinder immer: wenn ihr das wisst!“ Gustav jun. Die Familie ist damals ins Sauer- Ich glaube noch heute seine Stimme im Ohr land gezogen und hier kreuzen sich nun wie- zu haben! der unsere Wege.

Ein lieber alter Herr, der alle Kinder in seinen Ein Beweis mehr, wie klein unsere Welt doch Bann zog. ist! Nr. 59 Seite 26 Sicht Großeltern und ihre Enkel. Gestern und heute. Marita Gerwin Oma Maria ist 92 Jahre alt geworden. Sie war Für die Großeltern sind ihre Beziehungen zu der Mittelpunkt unserer Familie. 9 Kinder, 8 Kindern und Enkeln sehr wichtig. Deshalb lei- Schwiegersöhne, Schwiegertöchter und 28 den „Scheidungs-Großeltern“ häufi g unter den Enkelkinder zählten dazu. Die Großeltern hat- spärlichen Kontakten zu ihren Enkeln. Sie su- ten Zeit mit uns zu spielen. Mikado, Mühle, chen vielfach Rat, Trost und Hilfe in der Bun- Dame, Halma, Schach lernten wir von ihnen. desinitiative Großeltern und seit einigen Mo- Jeder von uns trägt eine Vielzahl solch unaus- naten in Arnsberg in der Selbsthilfegruppe. löschlicher Erinnerungen in sich. Verlassene Eltern und Großeltern * Gibt es diese Familienbande heute noch? Die wachsende Sorge um die Sicherheit des Stehen wir vor Familienkrisen und Genera- Arbeitsplatzes und um die Rente lässt die Fa- tionengräben - bei gestiegener Lebenserwar- milien emotional enger zusammenrücken. Die tung, bei gesteigerter Erwerbstätigkeit der Familienforschung hat festgestellt, dass fast Mütter, bei größerer Mobilität und der Situation ein Zehntel von Omas und Opas Rente an die der Alleinerziehenden, der Einzelkinder, der Kinder und Enkel fl ießt. Scheidungskinder und Patchwork-Familien? Gesponsert von Oma und Opa Großeltern und Enkel stehen oft einander nä- Ein Zeichen der Umverteilung in den Famili- her als je zuvor. Vielleicht sprechen sie heute en. Gerade in Notlagen ihrer Kinder und Enkel auf eine andere Art miteinander - per Skype springen die Großeltern oft ein. Dabei küm- mit dem Internet-Telefon, per e-mail. mern sich die Älteren länger um die Jungen als umgekehrt. Großeltern haben das kostba- Die Technik machts möglich, über weite Ent- re Gut, das berufstätigen Eltern so sehr fehlt: fernungen hinweg intensive Kontakte und Be- Zeit! ziehungen zu pfl egen. Familienforscher stel- len eine neue Nähe der Generationen fest, Junge wünschen sich Zeit von den Älteren ein verändertes Bild unserer Gesellschaft mit Die Großeltern machen heute durchaus ihre einem emanzipierten Verhältnis zueinander. eigenen Pläne: gehen auf Reisen, studieren, ziehen in den Süden, verlieben sich neu, ho- Neue Opas und Omas len Dinge nach, zu denen sie in der aktiven In den vergangenen 20 Jahren erleben Enkel- Berufs- und Familienphase nicht gekommen kinder „neue“ Opas und Omas: sie sind tole- sind. ranter, aufgeschlossener, eigenständiger und intensiver am Familienleben beteiligt. Selten Die Autonomie und Unabhängigkeit der Groß- zuvor haben Großeltern im Leben ihrer Enkel eltern als auch die räumliche Entfernung kolli- eine bedeutendere Rolle gespielt. Die Chan- diert durchaus schon mal mit dem Wunsch der cen auf eine lange, gemeinsame Lebenszeit Kinder und Enkel auf eine jederzeitig abrufba- sind größer denn je und damit auch die Mög- re Unterstützung und Hilfe. Sind die leiblichen lichkeiten, eine enge emotionale Bindung auf- Großeltern nicht erreichbar, so suchen Famili- zubauen. Heute haben die Enkel durch neue en häufi g „Ersatz-Omas, Leih-Opas oder auch Partnerschaften der Eltern und Großeltern Paten“, um den Kindern die Chance zu geben, nicht selten drei Großelternpaare. Deren Zu- ältere Menschen kennen- und schätzen zu ler- wendung konzentriert sich umgekehrt auf im- nen. mer weniger Enkel. Kontakte zwischen Oma, Opa, Eltern und Kindern sind vielfach intensi- Sind Großeltern egoistischer geworden? ver als zwischen den Geschwistern - wenn es Nein! Sie können sich auf die ihnen wichtigen Geschwister überhaupt noch gibt. Momente im Leben der Enkel konzentrieren. Es gibt ein zunehmend dichtes Netz von Ki- Sicht Nr. 59 Seite 27 tas und Schulen mit Ganztagsbetreuungen, nen. Die Gespräche tun beiden Seiten gut, Tagesmüttern, Krabbelgruppen, sodass Oma denn die Erinnerungen an den ersten Kuss und Opa nur noch in Ausnahmefällen, bei und die „Schmetterlinge im Bauch“, die auch Krankheit, in Übergangszeiten, in den Ferien, ein älterer Mensch nicht vergisst, führen zu bei Engpässen einspringen müssen. vertrauten Gefühlen zwischen den Genera- tionen. Wo solche Betreuungsangebote genutzt wer- den, sind die Älteren eher bereit, sich einbin- Oma und Opa verstehen vieles in dieser Zeit den zu lassen, wenn sie nicht zeitlich überfor- besser als die Eltern. In der Pubertät wechseln dert und überstrapaziert werden. die Großeltern häufi g ihre Rollen: Sie gehen mit den Enkeln ins Kino, einkaufen, organisie- Großeltern, die sich nicht in grundsätzliche Er- ren zusammen Rad- und Motorradtouren, klet- ziehungsfragen einmischen, die nicht versu- tern und diskutieren über „Gott und die Welt“, chen, den Enkeln und erwachsenen Kindern über soziale und moralische Fragen, über Ta- ihre Weltanschauungen überzustülpen, prä- schengeld, Mofa und Piercing. gen die Werte der jungen Generationen am nachhaltigsten.

Großeltern sind Brücke zur Welt Als vertraute Bezugspersonen stellen Großel- tern für die Enkel eine wichtige erste Brücke in die soziale Welt außerhalb des Elternhauses dar.

Opas stehen den Omas nicht nach. Sie ge- stalten ihre Rolle im Familiensystem aktiv mit und nehmen früh Bindungen zu den Enkeln auf. Gerade weil sie häufi g durch die Berufstä- tigkeit an der Erziehung ihrer eigenen Kinder nur wenig beteiligt waren, holen sie dieses bei ihren Enkeln nach. Sie wechseln die Windeln, Nicht selten führt diese enge Bindung dazu, schieben stolz den Kinderwagen, sind Baby- dass im Fall der Hilfsbedürftigkeit und Pfl e- sitter, spielen, basteln, werkeln, erzählen Ge- ge von Großeltern die Enkel in den Familien schichten und erklären die Welt. unterstützend tätig werden. Je vertrauter die Generationen sind, desto eher sind sie bereit, Die Pubertät - eine spannende Zeit sich gegenseitig zu helfen. Beziehungen zwi- In der Pubertät werden Großeltern oft zu Ver- schen Großeltern und Enkel können durch- bündeten, mit denen sich die Jugendlichen aus streckenweise anstrengend sein - doch über die „schwierigen Eltern“ oder über Herz- sie bleiben eine Beziehung, die durchs Leben schmerz und Liebeskummer ausweinen kön- trägt. Gestern wie heute.

* Interessierte an der Selbsthilfegruppe „Verlassene Eltern und Großeltern“ können sich an die AKIS im HSK „Arnsberger Kontakt- und Informationsstelle Selbsthilfe im Hochsauerlandkreis“ wenden. Ihre Ansprechpartnerin: Marion Brasch, Bürgerzentrum Bahnhof Arnsberg, Clemens-August-Str. 116, 59821 Arnsberg, 02931 9638-105,  [email protected] Nr. 59 Seite 28 Sicht Begegnungen Dr. med. Meinolf Hanxleden

Das Thema dieser Ausstellung ist komplex. Der Begriff Begegnung beinhaltet aber auch, Im Wörterbuch konnte ich Synonyme des Be- dass jemandem etwas widerfährt, dass jeman- griffes Begegnungen nachlesen: dem etwas passiert oder auf ihn einwirkt.

Treffen, zusammenstoßen, zusammenkom- Wenn alle Beteiligten des Demenz-Projektes men, wiedersehen, den Weg kreuzen, über der Stadt Arnsberg mit dem Demenz-Service- den Weg laufen, in die Arme laufen, auf jeman- Center Siegen-Wittgenstein im Klinikum Arns- den stoßen, jemanden vorfi nden, antreffen, je- berg eine Ausstellung zu dem Thema „Begeg- manden sehen, jemanden nicht verfehlen, mit nungen“ initiieren, organisieren und eröffnen, jemandem konfrontiert werden, auf jemanden geht es den Akteuren um das „Widerfahren“ zu stoßen. im positiven Sinne, das „Zuteilwerden“ in der Begegnung mit Menschen, also geht es um soziale Teilhabe.

Dieser Begriff der sozialen Teilhabe ist gleich- zusetzen mit sozialer Integration.

Begegnung in diesem Sinne versteht sich als ein Prozess des Aufbauens von Werten, Be- ziehungen und Institutionen für eine Gesell- schaft, in der alle integriert sind. Der Wert sozi- aler Beziehungen ist ihre emotional stützende Kraft. In der Begegnung reicht es somit nicht, dass andere Menschen da sind, sie müssen füreinander da sein.

In unserer Gesellschaft, der vielerorts sozia- le Kälte unterstellt wird, in der Depressionen, Burn Out, Medienhetze, Ausgrenzungen sowie einerseits eine zunehmende Materialisierung, sprich Ökonomisierung gesellschaftlicher Be- reiche, andererseits der Begriff der Altersar- mut Schlagzeilen füllen, wird gelebte Gemein- schaft, also soziale Teilhabe, von tragender Bedeutung, um subjektive Vereinsamung zu verhindern. Subjektive Vereinsamung quält und macht krank.

So schreibt der Philosoph Schwenk: Einsamkeit und subjektive Vereinsamung sind das quälende Bewusstsein eines inneren Ab- standes zu den anderen Menschen und damit einhergehende Sehnsucht nach Verbunden- heit in befriedigende, sinngebende Beziehun- gen.

Medizinisch gesehen ist Einsamkeit so unge- sund wie Rauchen und Alkoholmissbrauch. Sicht Nr. 59 Seite 29 Neuropsychologische Forschungsergebnisse zeigten in Bezug auf Depressionen, insbeson- dere Altersdepressionen, dass soziale Integ- ration hilfreicher bei der Behandlung dieses Krankheitsbildes ist als Medikamente.

Wenn wir uns dieser Ausstellung von einer künstlerischen Seite nähern möchten, so fällt mir Joseph Beuys Theorie der sozialen Plastik ein.

Diese Theorie besagt, dass jeder Mensch durch kreatives Handeln zum Wohle der Ge- meinschaft beitragen und dadurch plastizie- rend auf die Gesellschaft einwirken kann. Beu- ys meint hiermit, dass jeder daran teilnehmen kann, das Leben – insbesondere in Politik und Wirtschaft – sozial und kreativ zu gestalten.

Voraussetzungen sind hierfür Spiritualität, Of- fenheit, Kreativität und Phantasie. Diese Fä- higkeiten sind nach Beuys bei allen Menschen vorhanden, sie müssten nur erlernt, ausgelebt und gefördert werden.

Innerhalb der einzelnen Angebote des De- menz-Projektes der Stadt Arnsberg fi nden „Begegnungen“ auf unterschiedlichste Weise statt, wodurch Spiritualität, Offenheit, Krea- tivität und Phantasie gefördert werden, also Gesellschaft plastiziert und soziale Teilhabe gelebt wird zum Wohle des Einzelnen und der Gemeinschaft. Nr. 59 Seite 30 Sicht Mit Nierentisch und Tütenlampe Marita Gerwin

Hereinspaziert in die „Gute Stube“ der 50er Jah- re. Nehmen Sie Platz an der festlich geschmück- ten Tafel mit weißer gestärkter Damast-Tisch- decke, Sammeltassen und duftendem Kaffee. "Kalte Schnauze", Orangen-Buttercreme-Torte und "Kalte Ente" stehen bereit. Für die Kinder gibt es heute Capri-Sonne!

Wohlstand für alle.

"Man haust nicht mehr - man wohnt wieder". In den fünfziger Jahren kam der Wohlstand

sollten möglichst preiswert, bequem und mul- tifunktional sein. Neben dem Cocktailsessel gehören zu den typischen Möbeln der 1950er Jahre in Deutschland die Tütenlampe, die Tul- penlampe und der Nierentisch. Auch die Mini- Hausbar und eine Musiktruhe mit integriertem Radio und Plattenspieler gehörten in jedes ge- mütliche Wohnzimmer.

"Behaglichkeit - leicht gemacht“ Fröhliche Farben – von pastell bis knallrot – und abstrakte Muster dominieren die Möbel. In Polstermöbeln will man "schweben", war die Devise der 50er Jahre. "Mehr Licht. Mehr Farbe. Mehr Schönheit für Ihr Heim, Tapeten können zaubern", so der Slogan der Werbebranche in den Wirtschafts- wunderjahren in Deutschland. Erinnern Sie sich? Wie sah Ihre erste Wohnung aus, als Sie das „Nest“ der Eltern verlassen haben?

nach Deutschland und mit ihm eine neue Art der Einrichtung. Der Aufschwung erfasste die Bundesrepublik. Alte Zeiten wollte man schnellstmöglich hinter sich lassen, also brach man auch mit den altdeutschen schweren Mö- beln aus Massivholz der Eltern-Generationen. Modern wurden leichtere, bunte Möbel. Diese Sicht Nr. 59 Seite 31 Leben in der Arnsberger Senioren Wohngemeinschaft Ulrich Sölken

Frau S. stammt aus Bochum. Als ihr Mann, Baumkuchen, Ziegenkäse, besondere Wurst der im Bergbau gearbeitet hat, in Rente geht, usw. ziehen die beiden nach Arnsberg, in die Nähe Da hat jeder der Bewohner seinen individuel- des Sohnes, der eine große Familie hat. Der len Geschmack, auf den in der Wohngemein- Ehemann von Frau S. stirbt nach langer Pfl e- schaft Rücksicht genommen wird. Frau S. gebedürftigkeit. schiebt ihren mit Leckereien bepackten Rolla- tor, wenn sie sich gut fühlt, auch die Rumbe- Frau S. ist gesellig und nicht einsam. Sie meis- cker Straße wieder hinauf. tert ihren Alltag mit familiärer Unterstützung. Dann passiert es: Frau S., stark sehbehindert, stürzt und von da an ist sie rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen. Die Familie rückt sofort zusammen, um für die sonst immer rüstige Rentnerin Platz zu schaf- fen. Alle kümmern sich liebevoll um sie. Aber in einem modernen Haushalt mit einem turbulen- ten Tagesablauf tut sich Frau S. schwer. Sie ist trotz der intensiven Bemühungen der Familie einsam, fühlt sich unverstanden und unglück- lich. Sie will nicht in ein Altenheim und völlig selbstständig kann sie nicht mehr leben. Sie mag das „verlängerte Mittagessen“, wo Da erfährt die Familie durch eine Bekannte von noch geklönt wird und freut sich, wenn die Mit- der Arnsberger Senioren Wohngemeinschaft. bewohner ihre selbst geschriebenen Gedichte Nach einigen Besuchen, gemeinsamen Kaf- bewundern. Die Unterhaltung mit ihren Tisch- feetrinken und intensiven Erkundigungen ist nachbarn, die kein Besuch sind, sondern wie der Entschluss, auch wenn der nicht einfach eine Familie, einfach dazugehören, geniest sie ist, gefasst: Frau S. zieht in die Wohngemein- genauso, wie die gemeinsamen Fahrten zur schaft. Malstunde, die Gitarrennachmittage mit ihrem Anfangs ist Frau S. skeptisch. Sie befürch- Sohn oder den Besuch der Familie, besonders tet, dass, wenn sie wieder mit so vielen und den ihrer zwei Urenkel. dann auch noch fremden Menschen zusam- Sie schätzt die Pfl egekräfte, weil sie ihr Si- menleben soll, sprichwörtlich vom „Regen in cherheit verleihen. Sie bevormunden nicht, die Traufe“ kommt. Sie muss sich auch von sondern unterstützen, wo es notwendig ist. einigen lieb gewonnen Möbeln, Bildern und Laut Frau S. sind Bewohner und Pfl egekräfte Dingen des Alltags trennen. Das ist schwer. ein eingespieltes Team mit Ecken und Kanten, Aber sie kann ihr neues Wohnschlafzimmer aber immer respektvoll. in der Ringstraße, welches nun wirklich kein Krankenzimmer ist, individuell einrichten und Sie ist sich schon lange sicher: Die Entschei- gestalten. dung, hier einzuziehen, war genau richtig! Die Familie wohnt in der Nähe. Kontakte rei- ßen nicht ab. Freunde und Bekannte kom- Sollten Sie sich auch für diese Wohnform in- men zu Besuch. Außerdem bringt sie sich in teressieren, wenden Sie sich gerne an die den Tagesablauf der Wohngemeinschaft mit Caritas-Sozialstation, Hellefelder Straße 21, ein. Kleine Einkäufe auf dem Wochenmarkt 59821 Arnsberg, 02931 806-608 oder an erledigt sie gerne. Sie sorgt für die beliebten die Caritas Sozialstation Hüsten, Marktstraße „Spezialitäten“ wie Räucherfi sch, Blaubeeren, 27, 59759 Arnsberg, 02932 53001 Nr. 59 Seite 32 Sicht Kinder sind die Meinungsträger von Morgen Ulla Hüser

Bilderbücher vermitteln dem zuhörenden Kind Diese wundervolle Geschichte wird auf eine ein Stück Welt. Ausfl üge in Zurückliegendes, ganz außergewöhnliche Weise präsentiert: In Momentaufnahmen aus der konkreten Lebens- schrägen Bildern und einer krakeligen Schrift situation, sowie ein Ausblick in die Zukunft. wird diese anrührende Geschichte einerseits so komisch erzählt, dass man herzlich lachen Viele spannende Themen eröffnen den be- kann, gleichzeitig aber schwingt auch so viel trachtenden Kindern die Möglichkeit, sich zu Melancholie in ihr, dass man am Ende kräftig orientieren und über sich und andere Men- schlucken muss. schen nachzudenken. Kinder bilden aus dem, was sie erfahren, eine persönliche Haltung. Die Literaturliste soll unterstützend bei der Sie sind die Meinungsträger von morgen. Zusammenarbeit zwischen den Generatio- nen dienen. Dank einer Spende der „Bürger- Es ist wichtig, dass Kinder über angemessene StiftungArnsberg“ an die Fachstelle „Zukunft Literaturangebote und konkrete, regelmäßige Alter“ konnte inzwischen eine prall gefüllte Begegnungen mit „Älteren“ ein wertschätzen- Bibliothek mit empfehlenswerter Kinderlitera- des, tolerantes Bild vom Alter entwickeln, da tur erworben werden. Die darin enthaltenen das Lebensverständnis älterer Menschen ei- Bilderbücher und Geschichten können nach nem starken gesellschaftlichen Wandel unter- vorheriger Terminabsprache kostenlos in der liegt. KITA „Entenhausen“ von interessierten El- tern, Großeltern, Erziehern und Lehrern aus- Ältere Menschen werden heutzutage nicht geliehen werden. Machen Sie Gebrauch da- mehr auf ein bestimmtes Verhalten redu- von! Ziel ist es, in den Familien, Kindergärten, ziert. Familienzentren und Schulen mehr über das Thema „Junge Bilder vom Alter“ zu erfahren Mit diesen Gedanken im Hinterkopf entstand und die Themen rund um das Altern in den Er- ein Projekt zwischen der Städtischen Kin- ziehungs- und Bildungsauftrag aufzunehmen. dertagesstätte „Entenhausen“ in Arnsberg- Für neue Buchvorschläge sind wir dankbar. Bruchhausen und der Städtischen Fachstelle „Zukunft Alter“. Sie machten sich auf die Su- Die vollständige Buchliste fi nden Sie unter: che nach Büchern für Kinder, in denen die Be- www.patenschaft-aktiv.de/media/8976a2dd1f gegnung mit dem Alter beschrieben wird. In 07d516ffff84adac14422f.pdf einigen bewegenden und bunt illustrierten Ge- Städtische Kindertagesstätte „Entenhausen“, schichten geht es dabei neben dem aktiven Al- Lindenstraße 33a, 59759 Arnsberg, 02932 ter auch um das Verhältnis zwischen Kindern 34006,  [email protected] und an Demenz erkrankten Menschen. Leiterin: Ursula Hüser „Opa ist ... Opa“ - ISBN 3-938766-05-0 So zum Beispiel in dem liebevoll illustrierten Buch „Opa ist ... Opa“ von Lilli Messina für Kinder ab drei Jahren. Zum Inhalt: Der Kleine Pepe ist noch ein Baby. Und als ihm klar wird, dass sein Opa ebenfalls Roller fährt, ebenfalls kaum noch Zähne hat und ebenfalls manchmal gefüttert wird, schließt er messerscharf, dass auch Opa ein Baby ist. Seine Mutter zeigt ihm aber, dass Opa keineswegs ein Baby ist, son- dern ein Mann mit einer langen Geschichte, der am Ende seines Lebens steht. Sicht Nr. 59 Seite 33 Sommertraum in der Bretagne Karola Hilborne-Clarke 12 Uhr mittags – wir machen uns auf den Weg Nach der Pause, in der wir mit Kaffee und Waf- zur Freilichtbühne nach Herdringen. feln versorgt werden, lösen sich die Probleme Die Akteure spielen extra für Senioren und und die Fragen auf. Wie in einem schönen Seniorinnen. Deshalb diese ungewöhnliche Spiel – alles wird gut. Auch der Campingplatz- Zeit für eine Theateraufführung. Kissen und tester konnte nur Gutes sagen – toll gespielt, Decken brauchen wir diesmal nicht, denn die denn niemand hatte ihre Identität erraten. Aufführung fi ndet im Spielerheim statt. Dort angekommen, stimmt uns das Bühnen- bild direkt auf das Geschehen ein. Das Lokal und die Wohnwagen entführen uns auf einen Campingplatz. Wir sind gespannt. Aber bevor es losgeht, stärken wir uns noch mit Würst- chen und Getränken.

Und nun erleben wir, was im Urlaub alles so passieren kann. Zwei Ehepaare, die ihren Urlaub auf dem Campingplatz verbringen, haben Probleme miteinander, ebenso der Campingplatzchef mit seiner Stiefmutter. Und Rat wird bei den Wirtsleuten gesucht. Lus- Es war ein gelungener Nachmittag. Vielen tig sind auch die Damen des Single-Net-Clubs Dank den Akteuren und Veranstaltern. Wir mit ihrem Animationsprogramm. Und wozu freuen uns schon aufs nächste Jahr, denn wir braucht der Fremde das ganze Toilettenpa- kommen bestimmt wieder. pier? Ist er vielleicht der Campingplatztester? Versprochen!

Die Senioren und Seniorinnen der Wohnanlage Hellefelder Straße 70 in Arnsberg. Nr. 59 Seite 34 Sicht Sicht Nr. 59 Seite 35 Sonntag ... Gottfried Lambert

Keine Rasenmäher, kein Lärmen nur Vogellieder in den grünen Bäumen. Und junge Fische wärmen sich im seichten, warmen Wasser.

Mittagsruhe, den Kaffee schon genossen sitze ich alleine im lauen Schatten. So ist es nicht, denn um mich her ist alles voll prallem Leben.

Roter Hartriegel vor blauem Himmel mit seinen Blättern in frischem Grün. Darüber die Blüten der Felsenbirne die immer so schnell verblüh'n.

Und zwischen den großen Steinen recken sich wie kleine grüne Speere die Maiglöckchen im Schatten hoch. Bald werden sie ihre Glöckchen tragen.

Ein früher Rhododendron entfaltet schon aus zartem Rosa seine weißen Blüten. Ihr süßer Duft zieht die ersten Bienen an und bunte Falter gaukeln hinterher.

Gelb leuchten Dotterblumen zwischen hellem Kraut des Wiesenschaums, und hier und da hebt das Wollgras schon seine buschigen Köpfchen hoch.

Im Wasser tummeln sich noch scheu Jungfi sche vom vorigen Jahr wärmen sich im seichten Wasser lassen ihre roten Flossen blitzen.

Wie kleine grüne Schwerter stechen die Blätter der gelben Iris ins Licht und Seggen lassen ihre Lebenswedel leise sich schwingen im Wind.

Weiter unten entfalten sich wieder die krausen Blätter des Frauenmantels. Und dazwischen am Thymian zeigen sich zartfarbige, kleine Blütensterne.

Blau der Himmel über mir, wie eine Decke. Nr. 59 Seite 36 Sicht Buchvorstellung … und es war trotzdem gut

Auszug aus dem fesselnden, autobiografi schen Buch von Hedwig Martin (87)

„Am 22. 07.1932 wurden Klemens und ich in kam die Hebamme. Meine erste Frage: „Wie einer kleinen Kapelle in Langewiese getraut. geht es dem Kind?“ beantworte sie mit den Ein Chor sang das Lied „So nimm denn meine Worten: „Es ist im Himmel.“ Hände.“ Mein Zustand hatte sich inzwischen sehr ver- schlechtert. Ich hatte hohes Fieber und eine Mir war an diesem Tag ein bisschen weh ums schwere Gelbsucht, außerdem verspürte ich Herz, denn der Abschied von meinem Eltern- ein unangenehmes Kribbeln in den Füßen, haus fi el mir nicht leicht. Klemens hatte eine welches fast unerträgliche Formen annahm. Überraschung für mich: eine Reise nach Ich wurde in ein Einzelzimmer verlegt. Ich rech- Lindau am Bodensee, wo wir ein paar glückli- nete mit dem Schlimmsten. Es ging mir sehr, che Tage miteinander verbrachten. sehr schlecht. Klemens wich nicht von meiner Kurz darauf merkte ich, dass ich schwanger Seite. Meine Beine waren dick geschwollen, war. Wir freuten uns riesig auf unser erstes eiskalt und blau. Ein Zeh nach dem anderen Kind, das im Mai 1953 zur Welt kommen soll- wurde schwarz. Der Chefarzt ordnete an: „So- te. Im 7. Monat verspürte ich einen starken fort in den OP, wir müssen amputieren“. Die Juckreiz am ganzen Körper. Unser Hausarzt OP-Schwester hat dann gesagt: „Überlegen diagnostizierte eine Gelbsucht und befürchtete Sie mal, was Sie da machen wollen?“ Er hat eine Frühgeburt. Nach 2 Tage wurde ich nach sich dann vom OP-Tisch abgewandt und ge- Bad Berleburg ins Krankenhaus gebracht. In- sagt: „Ich kann es auch nicht.“ … und trotzdem zwischen war ich am ganzen Körper gelb. Ein geschah es … kleiner Junge wurde geboren, den man mir kurz in den Arm legte und dann ins Säuglings- Das Buch kostet 14,50 Euro zuzüglich Ver- zimmer brachte. sandkosten. Interessierte melden sich bitte bei Den ganzen Tag über habe ich mich nach der Fachstelle Zukunft Alter, Stefan Gößling, dem Befi nden meines Kindes erkundigt. Man 02932 201-2206 machte mir Hoffnung! Am späten Nachmittag  [email protected]

SUCHBILD

Im Baum sind mehrere

Gesichter versteckt!

Finden Sie alle Gesichter.

Viel Erfolg beim Suchen.

Aufl ösung in der nächsten Ausgabe!

Quelle: Bundesverband Gedächtnistraining e. V. Sicht Nr. 59 Seite 37 Ein Anfang von etwas Wolfgang Prietsch

Es lag noch Schnee, als sie ihn zum ersten ter und schlechter, von einem eigenständigen Mal sah. Sie kam aus dem Fahrstuhl, um beim Leben in der bisherigen Weise in der alten Empfang im Erdgeschoss einen Brief abzu- Wohnung konnte keine Rede mehr sein. geben. Da betrat er mit einer jungen Frau die Ihr Sohn lebte seit seinem Studium weit ent- Eingangshalle. Draußen sah sie noch das fernt in München. Taxi, mit dem die beiden gekommen waren. So hatte sie sich für eine grundlegende Än- Die junge Frau zog einen großen Koffer hinter derung ihrer bisherigen Lebensweise ent- sich her, die beiden hielten sich an der Hand. schieden, und war in die nahe ihrer bisherigen Sie gingen direkt auf den Empfangsbereich Wohnumwelt gelegene Seniorenresidenz ge- zu, das Gespräch mit der dortigen Mitarbeite- zogen. rin konnte sie nicht verstehen. Und sie hat es nicht bereut. Alles, was ihr bis- her wegen ihrer Behinderung Probleme be- Ein Neuankömmling, dachte sie. reitete, war nun geregelt. Sie fühlte sich nicht abgeschoben, fand liebevolle Menschen um Als sie vor etwa einem halben Jahr dieses sich, die ihr über ihre körperlichen Einbußen schöne Haus zum zweiten Mal betrat (das hinweghelfen. Eigentlich kann ich doch zufrie- erste Mal diente der Vorbesichtigung), war sie den sein, dachte sie. selbst der Neuankömmling im gerade erst er- öffneten Senioren-Pfl egeheim. Am nächsten Morgen sah sie den Neuan- Sie hatte sich schnell eingelebt, fand gleich kömmling im Frühstücksraum sitzen, er war Kontakt zu den Pfl egerinnen und Therapeu- schon vor ihr da. Ein Frühaufsteher wie ich, ten. dachte sie. Und besser und schöner kann man es sich un- Auch an den nächsten Tagen sah sie ihn an ter den gegebenen Lebensumständen in den den verschiedenen Orten im Heim immer wie- liebevoll eingerichteten Räumen wirklich nicht der. Seltsam, dachte sie, jetzt suche ich ihn vorstellen, das war ihre Überzeugung. schon mit meinen Blicken, wenn ich einen Raum betrete. An einem Nachmittag saß er ihr Der Neuankömmling war ein älterer Herr, bei einer Gedichtlesung gegenüber. weißhaarig, sehr schlank, er dürfte etwa um die achtzig Jahre alt sein. Sie beobachtete die Ist gar nicht selbstverständlich, dass sich ein beiden von der Lese-Ecke links vom Eingang Mann für Lyrik interessiert, fand sie. Vielleicht her, die junge Frau war sichtlich besorgt um hat er einen literarischen Beruf? den älteren Herren. Bald gingen beide sicht- lich vorsichtig und langsam gemeinsam mit Nach der Lesung wollte sie mit dem Rollator einer Mitarbeiterin des Hauses zum Fahrstuhl einen kurzen Spaziergang in den Garten un- und verschwanden darin. ternehmen, es gab eine Rampe, über die man mit Hilfe gut ins Grüne fahren konnte. Unsere Beobachterin, ihr Vorname ist Beate, An der Tür zum Garten stand er, wollte wohl dachte über die beiden nach. Das war wohl selbst ins Freie. die Tochter, dachte sie. Ob er wohl bleibt? Er hielt ihr die Tür auf, obwohl das durch die vorhandene Automatik eigentlich nicht not- Beate war stark gehbehindert, aber mit einem wendig war. Rollator konnte sie sich doch zunehmend mehr Er lächelte sie an und wies ihr mit einer Hand- und mehr ihre neue Lebensumwelt im Senio- bewegung symbolisch den Weg in den Gar- renheim erobern. ten. Seit dem Tod ihres Mannes vor zwei Jahren Sehr langsam und vorsichtig folgte er ihr. ging es ihr hinsichtlich Beweglichkeit schlech- Da sprach sie ihn an. An seiner freundlichen Nr. 59 Seite 38 Sicht Reaktion war deutlich erkennbar, dass er Eines Nachmittags – es war schon im Spät- auch schon auf sie aufmerksam geworden herbst, und er hatte über das Erlebnis eines war. Nach einem ersten Gespräch an diesem ganz besonderen Sonnenunterganges berich- Nachmittag trafen sie sich regelmäßig, nach tet – gab er ihr ein A4-Kuvert und bat sie, die- dem Frühstück, nach gruppentherapeutischen ses erst am nächsten Morgen nach dem Früh- Zusammenkünften mit der Ergo-Therapeutin, stück zu öffnen. besonders aber an den Nachmittagen.Sie saßen auf einer Bank im Garten oder – bei Am nächsten Morgen erschien er nicht zum schlechtem Wetter – im Lesesaal. Er konnte Frühstück. im Gegensatz zu ihr noch gut laufen, brauchte Sie wunderte sich und war sehr besorgt. keine mechanischen Hilfen. Über sich selbst Bevor ich meine Pfl egerin nach ihm frage, will erzählte er wenig, nur, dass auch er Witwer ich doch erst das Kuvert öffnen, beschloss ist. Die junge Frau, mit der er gekommen war, sie. ist seine Tochter. Sie arbeitet als Bibliothekarin in der Sächsischen Landesbibliothek in Dres- In dem Kuvert befand sich eine wunderbar den. grazile Federzeichnung, die das im englischen Tudor-Stil erbaute Schloss Babelsberg zeigte. An einem Nachmittag begann er zu erzählen. Bei näherer Betrachtung fand sie unten auf der Er berichtete von einer auch ihr gut bekannten Zeichnung die sehr kleine Signatur des Bildes: Landschaft im Norden der Mark Brandenburg Hermann.... am sagenumwobenen Stechlinsee. Und wie Jetzt wurde alles klar: Er war Maler. er die Landschaft beschrieb! Jedes Detail wur- Und in allen seinen Erzählungen hatte er ihr de in leuchtenden oder auch dunklen Farben seine eigenen Bilder beschrieben. ausgemalt. Sie hörte fasziniert zu. Die Bäume am Ufer, die Kiesel im Wasser, die Spiegelung Von der Therapeutin erfuhr sie (er hatte diese des Lichtes auf dem See, die gekräuselten vorahnend dazu ermächtigt), was sie im Stil- Wellen: Alles wurde wieder gegenwärtig, was len manchmal schon geahnt hatte. Er bewegte sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn vor Jah- sich doch immer sehr langsam und vorsichtig, ren selbst erlebt hatte, an den Wochenenden, geradezu tastend, wenn er das auch sorglich die sie nach ihrer anstrengenden Arbeit als zu verheimlichen suchte: Er war sehr stark Krankenschwester so sehr zur Entspannung sehbehindert. Nie hatte er aber mit ihr darüber brauchte. gesprochen, wollte wohl kein Mitleid. Weiter erfuhr sie, dass er heute früh zu einer An einem der nächsten Tage – sie saßen am Laser-Operation in eine Klinik gebracht wor- Frühnachmittag allein im Lesezimmer - drau- den war. Er hatte sich kurzfristig dazu ent- ßen goss es wie aus Kannen – erzählte er von schlossen, obwohl er eigentlich keinen weite- einer Flusslandschaft. Sie konnte den Fluss ren Eingriff an sich wünschte, er keinen Sinn Mulde in seinem breiten Bett direkt sehen an darin mehr sah, und auch, weil er die Hoffnung so einem Frühlingstag, es war eine Hochwas- auf Besserung aufgegeben hatte. ser-Situation. Nun, da er sie kennen gelernt hatte, war neue Die Zeit fl oss immer schnell dahin bei seinen Lebenszuversicht und neue Hoffnung gewach- Erzählungen, und sie war glücklich und in Er- sen. wartung der nächsten Zusammenkunft. Sie reisten in Gedanken durch seine bildhaften Sie dachte intensiv an ihn: Wie schön wäre Schilderungen an die Müritz, nach Rügen an es, wenn er nach der OP mit verbessertem die Ostseeküste, besuchten die alte Klassi- Sehvermögen zurückkäme. Aber auch dann, kerstadt Weimar, wanderten im Südharz und wenn sich nichts verbessern würde: Hauptsa- erlebten in Gedanken noch einmal Sommer- che, er kommt zurück! abende an Spree und Havel. Er fehlt mir schon, stellte sie lächelnd fest, und ich warte auf ihn. Sicht Nr. 59 Seite 39 Bilderrätsel SICHT – Ausgabe 59

Wo steht dieses Denkmal? Wie heißt es? Zu wessen Ehren wurde es erbaut? Wie wird es liebevoll im Volksmund genannt?

Wer alle vier Fragen richtig beantwortet, gewinnt ein Überraschungspaket der Sauerlandapotheke Neheim, Hauptstraße 50.

Bei mehreren richtigen Einsendungen entscheidet das Los.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Der Betrag kann nicht ausgezahlt werden.

Lösungen bitte schriftlich an: Stadt Arnsberg Fachstelle Zukunft Alter / GenerationenMagazin SICHT Lange Wende 16 a, 59755 Arnsberg oder an eines der Stadtbüros, oder mailen Sie unter: [email protected]

Einsendeschluss: 25. April 2014

Aufl ösung SICHT – Ausgabe 58

Die richtige Antwort lautet:

Eingang zum Rathaus

Unsere Gewinnerin, Gerda Brauer hat einen Gutschein in Höhe von 20 Euro von Hektor’s Fleischerei – Bistro – Catering. Ihr Fachgeschäft in Neheim, Hauptstraße 5, gewonnen!

Herzlichen Glückwunsch! Nr. 59 Seite 40 Sicht Wir Menschen brauchen die SICHT Margit Schwartekopp Einsicht

Rücksicht

Voraussicht

Nachsicht

Langsicht

Durchsicht

Aussicht

Weitsicht

Vorsicht

Übersicht

und vierteljährlich freuen wir uns

auf die neue SICHT Sicht Nr. 59 Seite 41 Leserbefragung Stefan Gößling Zunächst möchte sich die Redaktion SICHT Das Ergebnis: bei Ihnen für die Teilnahme an der Leserum- frage herzlich bedanken. 15 % lesen die SICHT im Internet. 85 % nut- zen dieses Angebot nicht. In dieser Ausgabe werden wir Ihnen Aspekte Die Frage ist: Warum nicht? der Auswertung vorstellen. Während des Um- fragezeitraumes wurden circa 100 Personen Eine Interpretation wäre, dass unsere Leser- befragt. schaft im fortgeschrittenen Alter keinen Com- puter nutzt oder viel lieber das Magazin als In der folgenden Tabelle fi nden Sie die Ge- Papierversion in der Hand hält. burtsjahre unserer treuen Leserinnen und Le- ser. 85%

90 1920-1924 ...... 12 % 80 1925-1929 ...... 10 % 70 1930-1934 ...... 19 % 60 1 1935-1939 ...... 12 % 50 2 1940-1944 ...... 11 % 40 15 % 1945-1949 ...... 10 % 30 1950-1954 ...... 6 % 20 1955-1959 ...... 4 % 10 1960-1964 ...... 7 % 0 1970-1974 ...... 1 % 12 1965-1969 ...... 3 % keine Angabe ...... 5 % Es gab auch Leserinnen und Leser, die uns in- teressante, kreative Anregungen und Verbes- serungsvorschläge eingereicht haben. Diese Bei dieser tabellarischen Aufl istung werden werden wir sicherlich aufgreifen. die Jahrgänge chronologisch in fünfer Grup- pen unterteilt. Schauen Sie in die nächsten Ausgaben und wir sind sicher: Sie werden diese entdecken! Besonders auffällig sind die ersten fünf Alters- gruppen - die Jahrgänge 1920 bis 1944. Diese Leserinnen und Leser machen 64 % aller Be- Wir freuen uns, wenn Sie uns weiterhin als fragten aus. treue Leserinnen und Leser des Generatio- nenMagazins SICHT begleiten. Daraus schließen wir, dass das Magazin SICHT besonders für die ältere Generation in der Stadt Arnsberg interessant ist.

Eine weitere Fragestellung war, ob die SICHT auch im Internet gelesen wird. Hier ist sie in Ihre Anregungen und Kritik können Sie Farbe zu sehen. natürlich über diese Leserbefragung hin- Die Internet-Adresse des SICHT-Generatio- aus gerne an die SICHT-Redaktion rich- nenMagazins lautet: ten. Die Kontaktdaten entnehmen Sie bit- te dem Impressum. www.arnsberg.de/zukunft-alter/sicht Nr. 59 Seite 42 Sicht Kindliche Phantasie Erinnerung bei der Hausaufgabenbetreuung … Anni Künkenrenken

… es sollten Sätze geschrieben werden mit Das letzte Stück führte durch eine Schonung. Adjektivendungen auf ig/lich und Nomen mit Dort sah ich plötzlich eine dunkle, tief gebück- ck und ch. te Gestalt im Unterholz. Ich fürchtete mich und rannte zu meinen Brüdern. Da fi el mir eine Begebenheit ein, die sich vor Diese Begegnung hatte aber bei mir tiefe Spu- über 60 Jahren so zugetragen hat. ren hinterlassen. Auch wir hatten die Aufgabe so bekommen. Als meine Mutter die Hausaufgaben kontrol- Ich schrieb damals: lierte und den Satz las, rief sie meine Brüder „Gestern sah ich im Dickicht des Waldes einen und mich. Der Satz wurde von mir vorgelesen greueligen Mann.“ und ich gab meine Eindrücke wieder. Meine Mutter und auch meine Brüder lachten. Dazu die Geschichte. Ich dagegen muss ziemlich verdutzt ausgese- Meine beiden älteren Brüder und ich waren hen haben. im Wald um Waldbeeren zu pfl ücken. Damals war ich neun Jahre alt. Der greuelige Mann war eine alte Frau, die ei- Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. nen Buckel hatte, ärmlich, schwarz gekleidet Der Eimer war sehr schnell voll und wir mach- war und Reisig auf ihrem Rücken nach Hau- ten uns auf den Heimweg. Meine Brüder wa- se trug. Noch heute, bei Familientreffen, wird ren natürlich schneller, warteten aber an jeder über den Satz mit dem „greueligen Mann“ ge- Biegung auf mich. schmunzelt.

Lösungen zu ? bunt gemischt !

1. Umwandlung von Naturland in Nutzfl äche 11. Bei der Sonne, Strahlenkranz 2. Eine alte Handfeuerwaffe 12. Theodor Heuss 3. Dank- oder Bittgang 13. Inhaltsverzeichnis 4. Die Ostsee 14. Ein Stoßdegen 5. Ausstrahlungskraft 15 Frühlingsblume 6. Grippe, Erkältungskrankheit 16. Das Buschmesser 7. Eagle engl. Adler 17. Gewölbebogen 8. Fabelname für den Dachs 18. Eine Weissagung aus 9. Die Narkose 19. Abwehren, Gegenreaktion 10. Ultrakurzwelle im Rundfunk 20. Die Himmelskunde

Zu erkennen, dass man sich geirrt hat, ist ja nur das Eingeständnis, dass man heute schlauer ist als gestern.

Johann Kaspar Lavater Sicht Nr. 59 Seite 43 Tagträume unter der Haube

Waltraud Ypersiel Die Trockenhaube auf meinem Kopf macht Ich denke oft an sie, aber auch an all die, die sehr laute Geräusche. Da kann ich weder Mu- nicht mehr da sind. sik hören noch die Stimme aus dem Fernse- her verstehen. Auf Stummfi lm habe ich keinen Die Haube wird mir zu heiß, ich schalte auf Bock. Also schließe ich meine Augen und las- kalt, meine Augen bleiben geschlossen. Meine se die Gedanken fl ießen. Gedanken ziehen weiter. Ich könnte beten, aber ich bete ja nicht. Ich Ich sehe eine breite Einfahrt, sie führt zu ei- spreche mit unserem Herrgott. Meistens sind nem Haus. Überall Schnee, viel Schnee. Aus es Dankesworte, die ich ihm sage. Oder ich den Fenstern ein Lichtschimmer. Mit viel Mühe bitte ihn um Schutz für mei- stapfe ich durch das offene ne Angehörigen und Freun- Tor auf das Haus zu. Es ist de, bitte ihn um Frieden auf mühselig. Schritt für Schritt der ganzen Welt, um Ge- versinke ich in dem tiefen sundheit und für alle Men- Schnee. Meine Straßen- schen ein Zuhause, Arbeit schuhe sind dafür nicht ge- und Brot. eignet. Mit nassen Füßen Ich bin kein Kirchgänger, erreiche ich das Haus. Mein wenn Messe ist. Am liebs- Blick geht zum Fenster. Die ten gehe ich in die Kirche, Familie sitzt an dem großen wenn sie leer ist. Diese Stil- Esstisch – sie sind alle Zu- le – ich setze mich in eine hause. Gott sei Dank. Ich Bank und fühle, die Ruhe bin zufrieden. Es geht ihnen tut mir gut. gut. Auf dem Kaminsims steht der Weihnachtsbaum Ich öffne meine Augen. Die in voller Beleuchtung. Die Trockenhaube ist heiß. Spitze des Baumes trägt einen schönen Stern. Nicht Heute ist der 4. Januar wie im letzten Jahr. Da soll- 2014. Am Weihnachtsbaum te der Sohn des Hauses im Haus gegenüber bren- den Baum kürzen. Er aber nen die Lichter schon den kürzte ihn nicht unten am ganzen Tag. Meine Weihnachtssachen habe Stamm, sondern an der Spitze. Der Baum ich schon zusammengepackt. Wie schnell ist wurde trotzdem, auch ohne Spitze, aufgestellt. die Advents- und Weihnachtszeit vergangen. Nur ohne Stern, so sagte man mir. Viel schneller als früher. Die Zeit verrinnt. Meine Augen halte ich wieder geschlossen; Ich stehe vor der Tür und will schellen. In die- ich darf nur nicht einschlafen. Wegen der Hau- sem Augenblick schellt es Sturm an meiner be – sie ist heiß. Tür. Ich öffne die Augen, stehe auf und sehe nach. Es ist die Nachbarin. Sie hat mich zu- Bei geschlossenen Augen ziehen Bilder vorü- rückgeholt in die Wirklichkeit – in das Hier und ber, die ich sonst nicht wahrnehme. Ich muss Jetzt. an meine Mutter denken und wie sie einmal sagte, bevor sie starb, dass sie so dankbar ist, Ich überlege, soll ich meine Gedanken auf- dass sie 14 Jahre lang von ihrer kleinen Ren- schreiben? Ich tue es, auch wenn sich keiner te leben konnte. Sie wurde 1910 geboren und dafür interessiert. Nun, da ich sie aufgeschrie- hatte alle schweren Zeiten hindurch hart gear- ben habe, sind sie auch schon wieder verfl o- beitet, bis sie mit 65 Jahren ihre Rente bekam. gen. Tagträume halt! Nr. 59 Seite 44 Sicht Wenn es ohne Hilfe nicht mehr geht Rechtliche Betreuer werden bei Bedarf vom Gericht eingesetzt Susanne Richter-Polig (dbp/spo) Wer trifft rechtliche Entscheidungen frage, entscheidet er sich für einen ehrenamt- für mich, wenn ich es nicht mehr kann? Wer lichen oder hauptberufl ichen Fremdbetreuer. erledigt meine Bankgeschäfte, wer regelt die Dieser darf nur in jenen Aufgabenkreisen ent- Anträge bei der Krankenkasse, wer schließt scheiden, die das Gericht festlegt – etwa dem - wenn nötig - einen Vertrag mit einem Pfl e- Erledigen der Post, bei der Vermögensver- geheim? Für die meisten ist die Antwort klar: waltung oder der Gesundheitssorge. So weit Mein Mann, meine Frau, meine Eltern, meine möglich, soll das Selbstbestimmungsrecht Kinder. Doch: Weder Lebensgefährten noch des Betroffenen jedoch vom Betreuer gewahrt Ehepartner noch Familienangehörige sind au- werden. tomatisch befugt, für Volljährige solche Ent- scheidungen zu treffen. Betreuer werden geprüft Gerichtlich bestellte Betreuer werden jährlich Wer genau weiß, welche Person im Falle der vom Betreuungsgericht überprüft. Fälle dazu befugt sein soll, kann sie im Vor- Sie müssen Fragen zu ihrer Arbeit beantwor- aus mit Hilfe einer Vorsorgevollmacht oder ten und – falls sie mit der Vermögenssorge Betreuungsverfügung bestimmen. Doch was betraut sind – jeden Cent, der gefl ossen ist, passiert, wenn nicht vorgesorgt wird? mit Originalbelegen nachweisen. „Damit und mit der persönlichen Betreuung sind die Be- Hinweise aus Familie oder Nachbarschaft treuer schon sehr beschäftigt“, sagt Michaela Michaela Weickelt ist Geschäftsführerin des Weickelt. Dennoch ist die rechtliche Betreu- Vereins Selbstbestimmung und Betreuung in ung eine Bürgerpfl icht, für deren Ablehnung Marburg. Sie weiß: Gibt es keine Vollmacht es triftige Gründe geben muss. oder Betreuungsverfügung, schaltet sich das Wer eine rechtliche Betreuung übernimmt, Betreuungsgericht ein. „Wenn dem Richter oder glaubt, dass sie für ein Familienmitglied dort – sei es von Angehörigen, Nachbarn, notwendig wird, muss sich allerdings nicht al- Pfl egediensten oder Ärzten – eine Information leine durch gesetzliche Regelungen und Vor- zukommt, dass es einen Menschen gibt, der schriften kämpfen. Vielerorts gibt es gut orga- eine rechtliche Betreuung braucht, dann hat nisierte Betreuungsvereine, die Angehörige er einen sogenannten Amtsermittlungsgrund- oder auch andere ehrenamtliche Betreuer ge- satz.“ Heißt: Er muss sich davon überzeugen, zielt schulen und beratend unterstützen. ob das stimmt und in welchen Bereichen die Betreuung nötig ist. „Der Richter wird einen Weitere Informationen: unabhängigen ärztlichen Sachverständigen www.bmj.de/publikationen beauftragen, ein medizinisches Gutachten Seite des Bundesjustizministeriums mit Be- anzufertigen.“ Teils werden zudem die Betreu- stellmöglichkeit der Broschüre „Betreuungs- ungsbehörden der Kommunen und Landkrei- recht“. se zur Sachaufklärung eingeschaltet. In Arnsberg berät Sie der Betreuungsverein des Sozialdienstes katholischer Frauen (siehe Etwa drei Monate dauere so ein Verfahren, Seite 48). manchmal auch länger. „Das kommt auf die Gerichte an“, sagt Michaela Weickelt. Wenn schließlich klar ist, dass ein rechtlicher Betreu- Quelle: „Redaktion: dbp Kommunikation GmbH & Co. er gebraucht wird, wird eine geeignete Person KG, Gießen. V.i.S.d.P.: Dr. Andreas Bednorz“ gesucht. „Als Erstes wird der Richter sicher Autorin: Frau Susanne Richter-Polig schauen, ob es in der Familie jemanden gibt“, Dieser Artikel wurde der SICHT-Redaktion mit freund- so Weickelt. Kommt hier allerdings niemand in- licher Genehmigung zur Verfügung gestellt. Sicht Nr. 59 Seite 45 Laudatio anlässlich der Verleihung der Bürgermedaille 2014 an den Verein Nachbarn für Nachbarn e.V. beim Dreikönigsempfang am 05.01.2014 im Sauerlandtheater Arnsberg

Man soll sich keinen Hof kaufen, sondern gute Verfügung. In Eigenleistung gestalteten Ver- Nachbarn, sagt ein spanisches Sprichwort. So einsmitglieder die Begegnungsstätte für Jung wie in Hüsten, wo sich Nachbarn gegenseitig und Alt. Die Senioren schätzen inzwischen die unterstützen, zusammen feiern, miteinander Spielenachmittage und die gemütlichen Kaf- reden oder gemeinsam Fußballspiele im Fern- feerunden, die Junioren nutzen den Raum u. sehen verfolgen. Kurz: Man fühlt sich wohl an a. für Gesprächskreise, für Kerzen- und Tup- der Montessoristraße. perparties. Gegründet wurde der Verein „Nachbarn für Auch ausländische Mitbürger werden gern Nachbarn“ im Jahr 2007. Die Idee, einen Treff- in die Gemeinschaft mit einbezogen. Viele punkt für Anwohner zu schaffen, war bei einem Menschen konnten bis heute durch die Ver- Sommerfest entstanden. einsarbeit für ein gutes nachbarschaftliches Ein ehemaliges Ladenlokal an der Montesso- Miteinander begeistert und aus ihrer Isolation ristraße, der frühere „Konsum“, in dem man herausgeholt werden. nicht nur eingekauft sondern sich auch ge- Zurzeit hat der Verein 47 Mitglieder. 1. Vorsit- troffen und geklönt hatte, war dafür ideal. Die zende ist Kim Knepper. Arnsberger Wohnungsbaugenossenschaft als Um die organisatorischen Dinge kümmert sich Eigentümer unterstützte dankenswerterweise Frau Krick von der Arnsberger Wohnungsbau- den Plan und stellte die Räume kostenlos zur genossenschaft.

Hmmm – lecker! Alle 14 Tage dienstags gemeinsam Kochen, Klönen und Es- sen in netter Runde; Umlagebeitrag 3,50 €. Veranstaltungsort: Montessoristr. 9a, Hüsten. Herzlich willkommen ist jeder, der gerne kocht. Die nächsten Termine jeweils ab 12.00 Uhr: 11. und 25. März; 8. und 22. April; 13. und 27. Mai; 10. und 24. Juni 2014

Ansprechpartnerin für das Kochprojekt des Vereins "Nachbarn für Nachbarn" e.V. Lisa Conze, Projekt „Zu Hause leben im Quartier“ in der Sozialstation Hüsten, Markstraße 27, 59759 Arns- berg, 02932 8055–916,  02932 5300-3,  [email protected] Nr. 59 Seite 46 Sicht

Der Betreuungsverein des Sozialdienst katholischer Frauen Hochsauerland e.V.

Der Betreuungsverein des Sozialdienst ka- Hauptsächlich werden Menschen mit einer tholischer Frauen Hochsauerland e. V. ist ein psychischen Erkrankung, einer geistigen Be- nach dem Betreuungsgesetz anerkannter Be- hinderung, Suchtkranke oder demente Perso- treuungsverein. Er bietet Menschen, die nicht nen vom Betreuungsverein gesetzlich betreut. mehr selbst in der Lage sind ihre Angelegen- Der Betreuungsverein des Sozialdienst katho- heiten zu regeln, Unterstützung in Form von lischer Frauen Hochsauerland e. V. hat folgen- gesetzlicher Betreuung an. Darüber hinaus de Aufgaben, berät der Betreuungsverein in Sachen gesetz- Š er gewinnt, berät und schult ehrenamtliche licher Betreuung, Vorsorgevollmacht und Be- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und be- treuungsverfügung. treuende Angehörige, Š er beschäftigt Fachkräfte, die gesetzliche Gesetzliche Betreuung ist eine vom Gericht Betreuungen als Vereinsbetreuer führen, angeordnete Hilfe für volljährige Personen, die Š er sorgt für Vertretung, fachlichen Aus- aufgrund von Krankheit, Behinderung oder Al- tausch, Fortbildung und Supervision der ter ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise ehrenamtlich und hauptamtlich tätigen Be- nicht selbst regeln können. Dabei stellt das treuer und Betreuungsgesetz das Recht der Betroffenen Š er berät in Sachen gesetzlicher Betreuung, auf weitestgehende Selbstbestimmung in den Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfü- Vordergrund. gung.

In den nächsten Ausgaben der SICHT werden Ihnen die Themen gesetzliche Betreuung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung ausführlicher vorgestellt.

Autor: Betreuungsverein Sozialdienst katholischer Frauen Hochsauerland e. V., Ringlebstr. 10, 59821 Arnsberg

Termine Sonntags-Treff Hüsten im Petrushaus, ab 15 Uhr Geselliges Beisammensein in gemütlicher Runde 16. März 2014, April entfällt, 18. Mai 2014, 15. Juni 2014, 20. Juli 2014

Seniorentanz - Aktiv bleiben und miteinander tanzen! Unter diesem Motto möchten wir Interessierte herzlich einladen eine neue Gruppe in Hüsten ins Leben zu rufen.

Ansprechpartnerin: Lisa Conze, Projekt „Zu Hause leben im Quartier“ in der Sozialstation Hüsten, Markstraße 27, 59759 Arnsberg 02932 8055-916,  02932 5300-3  [email protected] Sicht Nr. 59 Seite 47 Erinnerung

Christel Theresia Küderling (88)

Vorbei ist die Jugendzeit, das Alter macht sich langsam breit. Es welkt die Haut, es ergraut das Haar von der Augen Glanz ist nichts mehr da.

Doch dann kommt die Erinnerung, die bringt Dein müdes Herz in Schwung Du stellst fest: Die Welt ist einfach wunderbar und plötzlich nimmst Du die bunten Blumen wahr.

Selbst die trübe Nacht, die schon mal endlos lang- hast Du schnell aus Deinem Gedächtnis verbannt. Du siehst den Mond am Himmelszelt die Sterne glitzern und leuchten so hell.

Bitte lieber Gott, beschütze unsere paradiesische Welt.

Singe und lache und träume von vergangenem Glück. Du wirst sehen, es bringt Dir die Sonne zurück. Die Erde erstrahlt hell und das Leben ist schön und man möchte noch lange, noch lange hier gehen.

Doch einmal kommt der letzte Tag, darum danke Gott für jeden Tag.

Einen Menschen lieben heißt, ihn so zu sehen wie Gott ihn gemacht hat.

F. M. Dostojewski Nr. 59 Seite 48 Sicht

HOCHSAUERLANDKREIS Wenn die Heimaufnahme droht – Hilfe durch das Projekt „ambulant vor stationär“ Kostenloses Beratungsangebot des HSK Es kam alles so unvorbereitet – noch bis ges- stationär“ hergestellt. Das Team besucht Frau tern hatte die 78-jährige Veronika S. ihren S. noch im Krankenhaus. Dort wird gemein- Haushalt in ihrer kleinen Wohnung selbst ge- sam mit Veronika S. festgestellt, welchen Un- führt, hatte gewaschen, geputzt und gekocht terstützungsbedarf sie hat. Mit der Nachbarin und nun lag sie nach diesem unglücklichen wird die Wohnung von Frau S. besichtigt und Sturz von der Treppe im Krankenhaus. Neben überlegt, wie der Alltag nach ihrer Rückkehr dem gebrochenen Knöchel war auch noch die organisiert werden kann: Erst einmal muss rechte Hand verstaucht, plötzlich war sie rund der Teppich von der Treppe, um die Stolperge- um die Uhr auf fremde Hilfe angewiesen. Auch fahr zu verringern. Dann sind Lampen auszu- wenn ihr die Ärzte versicherten, dass in einem tauschen, um ein besseres Licht zu schaffen. halben Jahr die Hand wieder gebraucht wer- Für die Mahlzeiten sorgt ein Essen-Service, den könnte, wie sollte es denn nach ihrer Ent- einmal in der Woche kommt eine Reinigungs- lassung aus dem Krankenhaus weitergehen? kraft und die erforderliche Nachbetreuung der Die beiden erwachsenen Kinder wohnten weit Verletzungen übernimmt ein ambulanter Pfl e- weg und hatten ihre eigenen Verpfl ichtungen gedienst. Durch diese Maßnahmen kann Frau und Familien. Veronika S. sah nur einen Aus- S. wieder in ihrer eigenen Wohnung leben; die weg – sie musste in ein Pfl egeheim. Kosten werden vom Sozialamt übernommen, da Frau S. nur eine geringe Witwenrente und Zugegeben – der Fall Veronika S. ist erfunden, kein Vermögen hat. Bei der Antragstellung ha- die Situation aber, die sie gerade erlebt, leider ben ihr auch die netten Beraterinnen des Pro- nicht. Wie schnell gerät die bisherige Lebens- jektes geholfen. lage ins Wanken und guter Rat ist nötig. Hier setzt das Beratungsangebot des HSK an – seit Und sobald sie gesundheitlich wieder herge- dem 01.06.2012 gibt es das Projekt „ambulant stellt ist, kann die Unterstützungsleistung nach vor stationär“. Und wie es der Name bereits und nach wieder eingestellt werden. Für Vero- verrät, sollen hier Alternativen zur stationären nika S. ein Glücksfall. Heimaufnahme aufgezeigt werden, um am- bulant weiterhin zu Hause bleiben zu können. Die Erfahrungen im Projekt haben gezeigt, wie Denn, Hand aufs Herz, wer wünscht sich nicht positiv diese „Hilfestellung“ für Betroffene und für seinen Lebensabend, solange wie möglich Angehörige ist. Und die Kundenzahlen spre- in der gewohnten Umgebung, im vertrauten chen für sich und für den Erfolg dieses Service Zuhause bleiben zu können? Das Projektteam des HSK. – bestehend aus einer Krankenschwester und zwei Sozialarbeiterinnen – zeigt Alternativen Das Projektteam ist telefonisch unter der Ruf- auf und steht mit Rat und Tat zur Seite. nummer 02961 94-3437 erreichbar. Die Bera- tung ist kostenlos, unverbindlich und neutral. Kehren wir noch einmal zurück zu Veronika Das Projekt selbst ist auf drei Jahre angelegt. S.: Durch den Krankenhaussozialdienst wurde der Kontakt zum Projektteam „ambulant vor Weitere Informationen auf unserer PINNWAND. Sicht Nr. 59 Seite 49 Frühlingsgedanken Femke Zimmernann

Und würde morgen die Welt untergehen, ich Gedankensprung: pfl anzte heute noch ein Bäumchen ein. (Martin Ich sehe mich vor meinem inneren Auge wieder Luther) im Krankenhaus – hochschwanger, mit einer Körbchengröße mehr, zu Besuch bei meiner Gestern waren sie plötzlich wieder da. krebskranken Mutter, die nun zwei Körbchen- Ob es dieselben sind wie im vergangenen größen weniger hatte. Jahr? Leben und Tod, sie liegen manchmal so nah Sie sind offensichtlich ein Paar und sie bau- bei einander. en wohl ein Nest. Zumindest suchen sie sehr Mit dem ersten Zeichen von Leben ist alles eifrig und hüpfen irgendwann lustig mit lauter dem Tode geweiht. wolligen Schätzen um den Schnabel davon. Ja, ich denke sie bauen wieder ein Nest, wie Und wieder sehe ich in den Garten. im letzten Jahr. Das Amsel-Pärchen habe ich heute noch nicht gesehen. Mein Blick fällt auf das Apfelbäum- Meine Gedanken machen einen Sprung: chen. Ich erinnere mich an das Nest auf dem Balkon vor dem El- Ich weiß, dass es wieder nackt ternschlafzimmer. Wie witzig da stehen wird. waren die kleinen Spatzen, Ich weiß, dass die Äste hart, die wir bereits eine Weile hat- kahl und dunkel wieder Wind ten krakeelen hören, als sie und Wetter ausgeliefert sein sich endlich aus dem Nest werden. trauten. Ich habe gesehen, wie dickes Auch ein Vogel nimmt Flug- Eis die Äste umgab und jeg- stunden, damit er das Flie- liches Anzeichen von Leben, gen lernt. Ich wollte damals jede Hoffnung darauf zunich- nicht wahr haben, dass unser te machte. Kater auch großes Vergnü- Manchmal dauert ein Winter gen an Flugstunden hatte. sehr lang. Aber sobald das Er meisterte sie jedoch mit erste Grün sichtbar wird, wird Bravour und putzte sich an- es leichter. Dann kann man schließend selbstzufrieden zusehen, wie die Dinge sich und ausgiebig. ändern.

Gedankensprung: Seit einiger Zeit gehe ich nun schon wieder Unsere erste Katze, eine zugelaufene. Eigent- täglich hinaus und sehe zu, wie die Dinge sich lich wollte mein Vater keine Haustiere. Ich wer- ändern. de ihn nie vergessen, den Tag als ich aus der Schule kam: „Komm’ mit, sie sind da!“ Heute ist der Baum voller Grün. 3 waren es – unten im faltbaren Kleiderschrank Bald werden die ersten Knospen aufgehen. – 3 winzig kleine Knäuel, so herzerweichend. Wenn sie verblüht sind, werde ich schon Früch- Sie hatten insbesondere ein Herz erweicht, te sehen können. das meines Vaters. Wir hatten seitdem immer Katzen, seit alle Jungen von der vergifteten Einen ganzen Sommer lang werde ich mich Muttermilch getrunken hatten und mitsamt auf die Ernte freuen. unserer ersten geliebten Katze in den Katzen- Ich rieche jetzt schon Apfelkuchen. himmel entschwunden waren. Das Leben ist schön! Nr. 59 Seite 50 Sicht Der Kampf mit dem Krampf Waltraud Ypersiel In mitten der Nacht, aufgewacht. Hat sich im Oberschenkel festgesetzt. Kaum auszuhalten Was tue ich jetzt? ist der Schmerz. Ich könnte schreien, Nein, nicht das Herz. bin allein.

Ein Krampf im Bein, Möchte weiter träumen. muss das jetzt sein? Keinen Augenblick versäumen. Ich glaube es kaum, Schmerz geh‘ weg weg ist der schöne Traum. und lass mich schlafen. Ich stehe auf. Komm am Tag Von der Wade da bin ich wach. steigt er rauf. Oder besser noch, am Tag danach.

Rückwärts sprechen Karola Hilborne-Clarke

Kennen Sie Herrn Bernhard Wolff? Oder haben Sie schon einmal von ihm gehört?

Herr Wolff ist Moderator. Er ist aber kein gewöhnlicher Moderator, denn er spricht, singt und spielt ganze Szenen rückwärts. Er sagt, dass man das Gehirn auch mal mit ganz ungewöhnlichen Dingen herausfordern soll. Rückwärts sprechen bedeutet, beim Denken die Richtung wechseln.

Hier ein kleiner Versuch: redeJ enöhcs kcilbneguA, ned riw nebelre, tsi enie elreP, eid riw fua eid etteK seresnu snebeL nledäf. dnU redej tnemoM, ned riw neßeineg, thcam eresnu etteK nie senielk nehcssib rerabtsok.

Möchten Sie Herrn Wolff einmal erleben? Im Internet ist das möglich unter: www.bernhard-wolff.de

Sicher unterwegs mit dem Fahrrad Regeln - Rechte - Rücksichtnahme

Immer mehr Menschen fahren in Deutschland mit dem Fahrrad. Mehr Radverkehr bedeutet aber auch mehr Unfälle mit Radfahrern. Während in den letzten Jahren insgesamt immer weniger Unfälle mit Verletzten geschahen, gab es bei Unfällen mit Radfahrern eine deutliche Zunahme. Daher sind einerseits die Städte und Gemeinden in der Pfl icht, für sichere Radver- kehrsanlagen zu sorgen. Andererseits sind aber auch alle Verkehrsteilnehmer aufgefordert, grundlegende Regeln zu beachten. Radfahren ist eine gleichberechtigte Teilnahme am Stra- ßenverkehr. Die Regeln der Straßenverkehrsordnung gelten für alle. Ein Flyer stellt die wesentlichen Regeln zusammen und erläutert sie. Der Flyer ist in allen Stadtbüros kostenlos erhältlich. http://www.udv.de/de/publikationen/fl yer/sicher-unterwegs-dem-fahrrad Sicht Nr. 59 Seite 51

TERMINE: März / April / Mai 2014

05. März 2014 - 16:00 Uhr Villa Bremer Vortrag: Schüssler-Salze Apothekerin Anette Willmers Neheim-Hüsten e.V. 02. April 2014 - 15:00 Uhr Villa Bremer 02931 15963 Kapuziner Kresse – die Arzneipfl anze 2013 Kräuterpädagogin  02931 548977 Hedwig Niermann  hw-344277@ versanet.de 07. Mai 2014 - 15:00 Uhr Ankneipen im Senioren- u. Gesundheitszentrum Am Bremers Park

IMPRESSUM: BILDQUELLENNACHWEIS: GenerationenMagazin Sicht Titelbild: Peronne vd Ham_pixelio.de der Stadt Arnsberg Seite 4/5 Bernd Kipper Die Beiträge geben die Meinung des Verfas- Seite 6/16/17/18/21/23/28/29/43 sers wieder. Diese muss nicht der des Her- Marita Gerwin ausgebers entsprechen. Seite 7 Irmgard Grebe Die Redaktion behält sich vor: Artikel zu kür- Seite 8 Bredehorn_Jens_pixelio.de zen, zu überarbeiten zu drucken und elekt- Seite 9/27/29 (Montage)/32/39/40 ronisch zu veröffentlichen. Uwe Künkenrenken Beachtung der Bildrechte. Verwendung von Seite 10/33/39 Hanni Borzel veröffentlichten Bildern und Texten, nur mit Seite 12/35 Gottfried Lambert (Cartoon) Genehmigung der SICHT-Redaktion bzw. Seite 14/15 Jens Schelte des Autors. Seite 24 Swen Karsch Redaktion: Seite 25 Angieconscious_pixelio.de Marita Gerwin Seite 30 Maren Besler_pixelio.de Stefan Gößling Seite 30 Dieter Schütz_pixelio.de Sigrid Grobe Seite 30 Rainer Sturm_pixelio.de Karola Hilborne-Clarke Seite 31 Ulrich Sölken Rolf Hilje Seite 45 privat Bernd Kipper Seite 49 Oliver Haja_pixelio.de Uwe Künkenrenken Martin Polenz Manuela Völkel Waltraud Ypersiel Initiative Layout: „Patenschaften Petra Krutmann von Uwe Künkenrenken Mensch zu Mensch“ Bürgermeisteramt - Pressestelle: Elmar Kettler Herausgeber: Informieren Sie sich auf Stadt Arnsberg, Der Bürgermeister, unserer Web-Seite Rathausplatz 1, 59759 Arnsberg Email: [email protected] www.patenschaft-aktiv. www.arnsberg.de/zukunft-alter/sicht de/ Nr. 59 Seite 56 Sicht PINNWAND

„ambulant vor stationär“ Ihre Ansprechpartnerin in Arnsberg: Silvia Kölber-Dipl. Sozialarbeiterin Eichholzstr. 9, 59821 Arnsberg - Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises 02931 94-4247 Mobil: 0151 11677845 Fax: 02931 94-26124  [email protected] oder [email protected] Weitere Infos auch im Internet unter folgendem Link: www.hochsauerlandkreis.de/psp/01/wir_fuer_sie.php www.hochsauerlandkreis.de/psp/download/Flyer_HSK_3_1.pdf

Termine Seniorenbeirat Arnsberger Tafel 02.04.2014 - 15-16 Uhr Ausgabestelle Neheim Sicht Sprechstunde mit Ausgabe 60 Möhnestraße 35 Rentenberatung 02932 941286 erscheint 06.05.2014 - 16 Uhr Montag und Freitag: Anfang Seniorenbeiratssitzung 09:00-12:00 Uhr Juni 2014 21.05.2014 - 15-16 Uhr Dienstag, Mittwoch und Sprechstunde mit Beratung Redaktionsschluss: Donnerstag: durch einen Rechtsanwalt 15:00-17:00 Uhr 25. April 2014 im Bürgerzentrum Arnsberg Ausgabestelle Arrnsberg Hellefelder Straße 39 Senioren- 02931 936563 wanderung Mittwoch Jeden 1. Donnerstag im 14:30 bis 16:30 Uhr Monat um 14:30 Uhr Ausgabestelle Sundern ab Marktplatte Bankenseite Hauptstraße 54 02933 9099295 Donnerstag: 14:00 bis 17:00 Uhr Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat 16:00 bis 18:00 Uhr Bürgerzentrum Bahnhof INFORMATIONEN: Arnsberg Inge Becker Clemens-August-Str. 120 02932 27294

Senioren - Café Seniorenkino Arnsberg Seniorenkino Neheim und Klönnachmittag Residenz-Kino-Center Apollo-Theater 20. März 2014 22. März 2014 26. März 2014 Da geht noch was ... 17. April 2014 „Im weißen Rössl“ 30. April 2014 16:00 bis 18:00 Uhr 24. Mai 2014 Der Teufelsgeiger „Der Butler“ 28. Mai 2014 … mit den Lange lebe Ned Devine Arnsberger Stadtmusikanten Beginn: 14:30 Uhr Villa Bremer, Kapellenstraße Beginn: 14:30 Uhr