Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren

Norddeutsche Erdgasleitung (NEL)

Abschnitt Greifswald / MV – Hittbergen / NI

Vorhabensträger: Wingas GmbH (Kassel)

Verfahrensträger: 1) Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern - Oberste Landesplanungsbehörde - (für den Abschnitt in Mecklenburg-Vorpommern) 2) Kreisverwaltung Landkreis Herzogtum Lauenburg i.A. Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein, Abt. Landesplanung (für den Abschnitt in Schleswig-Holstein) 3) Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung Regierungsvertretung Lüneburg (für den Abschnitt in Niedersachsen)

Inhaltsverzeichnis

1 Ergebnis des Raumordnungsverfahrens...... 5 1.1 Maßgaben zur Trassenführung ...... 5 1.2 Maßgaben zur Bauausführung ...... 7 1.3 Weitere Maßgaben...... 9 1.4 Ergänzende Hinweise ...... 10 2 Beschreibung des Vorhabens...... 14 2.1 Ausgangssituation...... 14 2.2 Art und Größe ...... 16 2.3 Räumliche Lage ...... 17 2.4 Verlauf der Trasse und Varianten...... 17 2.5 Vorhabens- und Verfahrensträger ...... 19 3 Beschreibung des Verfahrens...... 20 3.1 Grundlagen ...... 20 3.2 Zeitablauf ...... 21 3.3 Die Beteiligten ...... 22 3.4 Zusammengefasste Inhalte der Stellungnahmen und ermittelte Tatsachen...... 27 3.4.1 Stellungnahmen zu Schutzgütern nach UVPG ...... 27 3.4.2 Stellungnahmen zu sonstigen Nutzungen ...... 31 4 Beschreibung und Bewertung der raumbedeutsamen Auswirkungen des Vorhabens ...... 34 4.1 Raumordnerische Umweltverträglichkeitsprüfung...... 34 4.1.1 Schutzgut Mensch...... 35 4.1.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt ...... 36 4.1.3 Schutzgut Boden...... 40 4.1.4 Schutzgut Wasser...... 41 4.1.5 Schutzgut Klima / Luft ...... 43 4.1.6 Schutzgut Landschaft...... 43 4.1.7 Schutzgut Kultur-und Sachgüter...... 44 4.2 Raumordnerische FFH-Verträglichkeitsprüfung...... 45 4.2.1 Trassenabschnitt bis km 234...... 45 4.2.2 Trassenabschnitt ab km 234 (Elbquerung)...... 49 4.3 Auswirkungen des Vorhabens auf sonstige Nutzungen...... 50 4.3.1 Siedlungswesen...... 50 4.3.2 Wirtschaft...... 52 4.3.3 Infrastruktur und sonstige Nutzungen...... 54 4.4 Variantendiskussion ab km 234 (Elbquerung) ...... 55 5 Zusammenfassende raumordnerische Gesamtabwägung ...... 61 6 Abschließende Hinweise...... 63

2

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Nord Stream, OPAL und NEL im Überblick 8 Abb. 2: Übersicht der Schutzgebiete im Verlauf der NEL 11 Abb. 3: Übersicht der Schutzgebiete im weiteren Umfeld der Elbquerung 48

Tabellenverzeichnis

Tab.1: Betroffene Planungsregionen und Landkreise 10 Tab. 2: Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitstudien für FFH-Gebiete 38 Tab. 3: Ergebnisse der FFH-Vorstudien für SPA-Gebiete 41 Tab. 4: Betroffenheit der FFH-Gebiete im Bereich der Elbquerung 42 Tab. 5: Ergebnisse der FFH-Studien für SPA-Gebiete im Bereich der Elbquerung 43

Verzeichnis der Anlagen

Anlage 1 Übersicht des Trassenverlaufs (3 Pläne) ...... M. 1:200.000 Anlage 2 Detailkarten (25 Pläne auf CD) ...... M. 1:25.000

Verwendete Abkürzungen

BUND Bund für Umwelt und Naturschutz NI Niedersachsen Deutschland NSG Naturschutzgebiet FFH Flora-Fauna-Habitat(richtlinie) OPAL Ostseepipeline-Anbindungsleitung FND Flächennaturdenkmal OT Ortsteil LEP Landesraumentwicklungsprogramm RREP Regionales Raumentwicklungs- LG Lüneburg programm LSG Landschaftsschutzgebiet SH Schleswig-Holstein LUNG Landesamt für Umwelt und SH-S Schleswig-Holstein Süd Geologie MV SPA EU-Vogelschutzgebiet MMR Mittleres Mecklenburg / UVP Umweltverträglichkeitsprüfung MS Mecklenburgische Seenplatte UVPG Gesetz über die UVP (s.o.) MV Mecklenburg-Vorpommern VP Vorpommern NEL Norddeutsche Erdgasleitung WM Westmecklenburg

3

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

1 Ergebnis des Raumordnungsverfahrens

Das Vorhaben „Norddeutsche Erdgasleitung (NEL)“ ist im Abschnitt Greifswald / MV – Hittbergen / NI mit den Erfordernissen von Raumordnung und Landesplanung vereinbar, wenn die folgend beschriebenen Maßgaben erfüllt werden.

1.1 Maßgaben zur Trassenführung

Für die Trassenführung gelten im nachfolgenden Planverfahren die folgenden Maßgaben (vgl. auch die beigefügten Karten):

(1) Die durch den Antragsteller vorgeschlagene „Vorzugstrasse“ ist innerhalb des i.d.R. 600 m breiten Korridors, der in den Antragsunterlagen und in den dieser Beurteilung beigefügten Karten im M 1:25.000 ausgewiesen ist (schwarze Begrenzungslinien), zu realisieren. Dies gilt auch für die Bereiche Kemnitz (Blatt 02 und 03, km 12 – 201), Schwinge (Blatt 05, km 39 – 43), Dargun und (Blatt 07 bis 09, km 57 – 80), Bansow (Blatt 12, km 104 – 107), Bolzsee (Blatt 14, km 124 – 126, „Variante Bolz- see“) sowie Sülte (Blatt 19, km 173 – 175, „Variante Sülstorf“).

(2) In den folgenden Trassenabschnitten entsprechen Alternativtrassen besser den Vor- gaben der Raumordnung und sind zu bevorzugen:

o Die Nebelquerung muss entlang der „Variante Charlottenthal“ erfolgen (Blatt 12 und 13, km 108 – 114).

o Zwischen Groß Tessin und ist eine Trassenführung nördlich der Landesstraße 11 günstiger (Blatt 13, km 115 – 118, „Variante Marienhof“).

o Die Querung des Tales östlich von Suckwitz muss entlang der „Variante Suck- witzer Schmiede“ erfolgen (Blatt 13 und 14, km 120 – 122).

o Die Umgehung der „Dobbiner Plage“ und die Querung der Mildenitz muss ent- lang der „Variante Dobbertin“ erfolgen (Blatt 14, km 126 bis 131+7). Dabei sollte die Ortschaft Spendin im Osten umgangen werden, um Waldverluste zu minimieren.

o Im Anschluß an die Variante Dobbertin ist die Vorzugsvariante raumverträg- licher (Umgehung von Below im Süden). Um die Kleingewässer südlich von

1 Die Blattnummern entsprechen den Karten im M1:25.000 in den Antragsunterlagen, dieselben Blattschnitte werden in den Karten zu dieser Unterlage verwendet. Die km-Angaben sind sog. „Stationierungen“, d.h. Anhaltspunkte für die Lage der angegebenen Abschnitte. Sie entsprechen den Angaben in den Antragsunterlagen. Umwege z.B. durch Optimierungen der Trasse im Rahmen der Feintrassierung wirken sich auf diese Angaben nicht aus, wie sich z.B. auf Blatt 03 bei Weitenhagen leicht feststellen lässt.

5

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Kadow zu schonen, kann in diesem Bereich auf kurzer Strecke vom Korridor abgewichen werden (Blatt 15, km 134+0 bis 139+0).

o Nördlich von Sukow kann es nötig werden, zum Freihalten von Entwicklungs- möglichkeiten (Siedlungserweiterung) auf kurzer Strecke vom Korridor ab- zuweichen (Blatt 18, km 163+5 bis 165+0).

o Im Bereich Goldenbow ist eine Trassenführung östlich der Ortschaft zur Um- gehung eines Wasserschutzgebietes ebenfalls als raumverträglich zu beur- teilen (Blatt 22 und 23, km 205+0 bis 213+0).

o Für die Elbquerung (Blatt 25, km 232 – 238) ist eine Trasse unmittelbar west- lich der Ortschaft Horst („Variante 5“) nach den im Raumordnungsverfahren gewonnenen Erkenntnissen mit den Erfordernissen der Raumordnung verein- bar. Nähere Ausführungen erfolgen an anderer Stelle dieser landesplane- rischen Beurteilung.

o Um den Unterschied zwischen den beiden grundsätzlich für die Elbquerung geeigneten Varianten 1 (bzw. 6) und 5 differenziert zu belegen, ist ein Vergleich dieser beiden Varianten, der die Auswirkungen auf die betroffenen Schutzgüter und dabei insbesondere das Schutzgut "Natur" eingehend untersucht und darlegt, als Begründung für die zur Planfeststellung eingereichte Variante vorzulegen.

(3) Von km 0 – 6 verläuft die Trasse der NEL parallel mit der Trasse der OPAL, beide werden gemeinsam im laufenden Planfeststellungsverfahren der OPAL beantragt. Eine grundsätzliche Raumverträglichkeit der Trassenführung wurde bereits im Rahmen der Prüfung für die OPAL im Herbst 2007 bescheinigt. Insofern erfolgt hier für diesen Trassenabschnitt nur eine nachrichtliche Darstellung der NEL. Detailfragen z.B. zu Summationswirkungen, Waldeingriff usw. durch die NEL sind im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens zu klären.

(4) Beeinträchtigungen der Schutzgüter nach UVPG und der menschlichen Nutzungen sind bei der Feintrassierung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens auf das Un- vermeidbare zu beschränken. Die in Kapitel 6.1 der UVS2 genannten Maßnahmen der Vermeidung und Minimierung von Umweltauswirkungen sind zu berücksichtigen; dies gilt in besonderem Maße für Sölle und andere Geotope (§ 20 LNatG MV), Naturdenk- male (§ 25), Baumreihen und Alleen (§ 27), Horst- und Neststandorte (§ 36) sowie für Flächen, auf denen Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durchgeführt werden.

2 Norddeutsche Erdgasleitung NEL, Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI). Antragsunterlagen für das Raumordnungsverfahren (…), Kapitel C: Umweltverträglichkeitsuntersuchung.

6

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

(5) Einschränkungen für die Gewinnung oberflächennaher Rohstoffe sind im Wege der Feintrassierung zu vermeiden oder auf ein vertretbares Mindestmaß zu verringern und mit den zuständigen Behörden abzustimmen.

(6) Die zahlreichen detaillierten Hinweise zu Denkmalen und Bodendenkmalen sind im folgenden Planfeststellungsverfahren zu berücksichtigen. Historische Landwege (z.B. „Hamburger Frachtweg“ zwischen Warsow und Banzkow, Blatt 19, km 173+7 bis 178+6) sind nach Möglichkeit als Kulturgüter zu erhalten.

1.2 Maßgaben zur Bauausführung

Für die Bauausführung und damit für die Vermeidung und Minimierung vorwiegend tem- porärer Eingriffe gelten im nachfolgenden Planverfahren die folgenden Maßgaben: (7) Baubedingte Beeinträchtigungen der Schutzgüter nach UVPG sind durch eine ent- sprechende Planung und Ausführung generell auf das notwendige Minimum zu be- schränken (vgl. Kap. 6.1 der UVS). Dies betrifft u.a. den Einsatz einer naturschutz- fachlichen Baubegleitung, eine angemessene Bauzeitenregelung zur Sicherung der Naturschutzbelange speziell in Natura 2000-Gebieten und im Biosphärenreservat „Niedersächsische Elbtalaue“ sowie eine schonende Bauausführung speziell in Niedermoorbereichen und auf anderen nassen Böden. In wenigen Einzelfällen wird es ggf. notwendig sein, die Beeinträchtigungen von Siedlungen, Einzelhäusern und touristischen Einrichtungen während der Bauzeit durch geeignete Maßnahmen weiter zu verringern.

(8) Die folgenden Fließgewässer sind zwingend in geschlossener Bauweise zu queren, dabei ist auf eine ausreichende Überdeckung der Rohrleitung und eine schonende Bauausführung zu achten (z.B. Umsetzung der Fahrzeuge je nach den örtlichen Gegebenheiten)3:

o Hanshagener Bach (Blatt 02, km 13+0)

o Trebel, ggf. inklusive der ca. 1 km breiten Aue (Blatt 06, km 54+0 bis 55+0)

o Sukower Scheidegraben und Sukower Scheidebach (Blatt 09 und 10, km 81+0 – 85+0)

o Nebel, inklusive der begleitenden Gehölze (Blatt 12, km 110+9)

3 Die für eine Erkundung und Festlegung der Querungsstellen der Fließgewässer notwendigen Baugrunduntersuchungen sind ausreichend nach den anerkannten Regeln der Technik durchzuführen. Sollte sich im Planfeststellungsverfahren entgegen des jetzigen Kenntnisstands herausstellen, dass eine geschlossene Querung unmöglich oder nachteilig ist (z.B. wegen des Baugrunds oder wegen deutlich überwiegender Nachteile einer geschlossenen Bauweise für den Naturhaushalt), obliegt die erneute Güterabwägung der Planfeststellungsbehörde.

7

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

o Reimershagener Bach und Suckwitzbach (Blatt 13 und 14, km 121+0 – 122+0)

o Mildenitz (Blatt 14, km 129+8)

o Störwasserstraße (Blatt 18, km 167+8)

o Sude inklusive der Aue (Blatt 20, km 183+9)

o Schaale (Blatt 24, km 220+3)

o Boize (Blatt 24, km 225+6)

o Elbe inklusive der Deiche und Deichvorlandbereiche (Blatt 25, ca. ab km 235)

Bei größeren Gewässern und bei Deichquerungen sind grundsätzlich gesteuerte Bohrverfahren vorzuziehen. Die Hinweise der für Deichsicherheit zuständigen Behör- den sind zu beachten.

(9) Beeinträchtigungen des Bodens sowie von Oberflächen- und Grundwassers während der Bauphase sind zu vermeiden. Dazu gehört z.B. ein sorgsamer Umgang mit wassergefährdenden Stoffen. Die notwendigen Schutz-, Überwachungs- und ggf. Ersatzmaßnahmen für Boden und Wasser sind in Abstimmung mit den zuständigen Behörden zu planen4. Bei Verdacht auf Altlasten sind die Arbeiten einzustellen und die zuständigen Behörden zu informieren.

(10) In Bereichen mit hoch anstehendem Grundwasser sind geeignete Maßnahmen zu treffen (z.B. Einbau von Tonriegeln), die eine Flächenentwässerung durch den Rohr- graben verhindern. Bei Wasserhaltungsmaßnahmen ist auf eine Minimierung der Sedimentfracht im Vorfluter zu achten, Versickerung als Alternative zur Einleitung ist zu prüfen. Falls nicht das Ausgleichskonzept etwas anderes vorsieht, sind vorge- fundene Drän- und Bewässerungsleitungen in ihrer Funktionsfähigkeit wieder her- zustellen.

(11) In hochwassergefährdeten Bereichen – speziell an der Elbe – ist die Einhaltung einschlägiger Bestimmungen zum Hochwasserschutz nachzuweisen.

(12) Notwendige Erdarbeiten in Bereichen vorhandener und vermuteter Boden- denkmale sind vor Baubeginn mit dem Landesamt für Bodendenkmalpflege abzu- sprechen.

(13) Kreuzungen und Annäherungen der Leitung mit vorhandenen und geplanten Verkehrswegen, Anlagen der Ver- und Entsorgung (u.a. Windparks), der

4 Nach Angaben des Antragstellers gibt es zahlreiche Beispielfälle in Deutschland, in denen Erdgashochdruckleitungen (in der Dimensionierung DN 800 –DN 1200) innerhalb der Wasserschutzzone 2 unter Einhaltung entsprechender Auflagen verlegt wurden. Damit gibt es aus Sicht der Raumordnung kein grundsätzliches Hindernis für eine Trassierung in Schutzzone 2.

8

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Kommunikation und anderer technischer Infrastruktur sind rechtzeitig mit den jeweiligen Rechtsträgern abzustimmen. Für touristisch bedeutsame Wander- und Radwanderrouten sind bei einer Unterbrechung in Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden Umleitungsstrecken auszuschildern oder Behelfsbrücken aufzustellen. Maßnahmen zum Schutz oder ggf. zur Verlegung von Infrastruktur sind im nachfolgenden Verfahren standortbezogen festzulegen und beim Bau durchzuführen. Einzelheiten ergeben sich aus den Hinweisen, die im Rahmen des Verfahrens ergangen sind.

(14) Für Baustraßen und Baustelleneinrichtungsflächen sind vorrangig vorhandene Wege, Straßen und befestigte Flächen zu nutzen. In Absprache mit den Eigentümern bzw. den Baulastträgern sind beschädigte Wege, Straßen und Flächen nach Ab- schluss der Bauarbeiten wieder herzurichten. Temporäre Veränderungen der Boden- eigenschaften (z.B. Verdichtung) sind durch geeignete Maßnahmen zu korrigieren.

1.3 Weitere Maßgaben

Außerdem werden für das nachfolgende Planverfahren die folgenden Maßgaben formu- liert:

(15) Die grundsätzlichen Hinweise zu den naturschutzfachlichen Anforderungen an das folgende Planfeststellungsverfahren (u.a. von Seiten des LUNG) sind zu berück- sichtigen. Im Einzelnen sind

o baubedingte Eingriffe in empfindliche Biotope zu vermeiden bzw. zu mini- mieren;

o baubedingte Auswirkungen u. a. für die Avi- und Herpetofauna durch Vorgabe von Bauzeitenbeschränkungen zu minimieren;

o anderweitige Lösungsmöglichkeiten zu prüfen (§ 6 Abs. 3 Nr. 5 UVPG), dies gilt besonders für bautechnische Varianten bei den Querungen von schutz- würdigen Gewässern und Talmooren;

o Vermeidungs-und Minimierungsaspekte gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 2 UVPG (v.a. baubedingte Eingriffe, Schutzgüter Boden, Wasser, Tiere, Pflanzen und biolo- gische Vielfalt) schutzgutbezogen herauszuarbeiten;

(16) Naturschutzrechtliche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind angesichts der Dimensionen des Vorhabens frühzeitig mit den zuständigen Behörden abzustimmen. Dabei sollten auch moderne Instrumente („Ökokonto“, „Flächenpool“) erwogen

9

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

werden5. Nach Möglichkeit sind laufende bzw. geplante Bodenordnungsverfahren ein- zubeziehen.

(17) In Fällen, bei denen die raumordnerische FFH-Verträglichkeitsprüfung weiteren Untersuchungsbedarf aufgezeigt hat, ist zwingend eine FFH-Verträglichkeits- untersuchung 2. Stufe durchzuführen. Näheres findet sich in Kap. 4.2.

(18) In Abstimmung mit den Forstbehörden ist im nachfolgenden Planfeststellungs- verfahren die Erstellung einer (flurstücksgenauen) Waldbilanz und der forstwirt- schaftliche Ausgleich nach LWaldG MV erforderlich.

(19) Übermäßige baubedingte und nach Abschluß der Baumaßnahmen verbleibende Erschwernisse bei der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen und durch die Eintragung einer Grunddienstbarkeit sind in geeigneter Weise auszugleichen.

(20) Es sind im nachfolgenden Planfeststellungsverfahren Unterlagen vorzulegen, die eine Sicherheit der Leitung im Normalbetrieb, im Havariefall und bei Fremdeinwirkung nachweisen.

1.4 Ergänzende Hinweise

Schließlich werden die folgenden Hinweise bzw. Empfehlungen gegeben:

(a) Um dem Informationsbedarf von Anwohnern und Touristen Rechnung zu tragen, wird angeregt, einen oder mehrere mobile Informationspunkte im Nahbereich der Leitung einzurichten, die über den Bauablauf und den Hintergrund des Bauvorhabens Aufschluss geben.

(b) Auf die Möglichkeit, bei Bauarbeiten auf kampfmittelverdächtige Gegenstände oder Munition zu stoßen, wird hingewiesen.

(c) Ergebnisse von Bohrungen und Sondierungen sind den jeweils zuständigen geolo- gischen Fachbehörden zu übergeben.

5 Zum Teil legen dies auch die Programme der Raumordnung nahe, z.B. RREP MMR, Kap. 5.1, Plansatz 7: "Durch den Träger der Regionalplanung soll auf ein regionales Kompensationsflächenmanagement hingewirkt werden".

10

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

11

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

12

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

13

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

2 Beschreibung des Vorhabens

Im Folgenden wird das Vorhaben kurz beschrieben. Detaillierte Angaben sind den umfangreichen Antragsunterlagen zum Raumordnungs- verfahren zu entnehmen, die im Oktober 2007 den am Verfahren beteiligten Behörden zugesandt wurden und der Öffentlichkeit durch Auslegung vom 08.10.2007 bis 02.11.2007 und über das Internet zugänglich gemacht wurden. Sie sind gegliedert in den Erläuterungsbericht (Kap. A), Aussagen zu Raumnutzung und –struktur (Kap. B), die Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU) bzw. –studie (UVS – Kap. C) und die Natura2000-Verträglichkeitsprüfung 1. Stufe (Kap. D). Die Kapitel enthalten jeweils einen Text- und einen umfangreichen Kartenteil. In den folgenden Kapiteln dieser Stellungnahme wird wiederholt auf die Antragsunter- lagen Bezug genommen.

2.1 Ausgangssituation

Für die leitungsgebundene Versorgung Westeuropas mit russischem Erdgas wird eine zusätzliche kapazitätsstarke Fernleitung geplant, in deren Mittelpunkt die sog. „Ostsee- pipeline“ steht. Die neue Infrastruktur setzt sich aus den folgenden Elementen zusammen: ƒ Erdgasfernleitung von den russischen Gasfeldern nach Wyborg (Leningrader Gebiet) an der Ostsee; sie wird derzeit durch die OAO Gazprom errichtet. ƒ „Ostseepipeline“ bzw. Nord Stream von Wyborg nach Lubmin bei Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern; diese Leitung wird durch die Nord Stream AG geplant. Derzeit laufen die Vorbereitungen für eine Antragstellung bei den Behörden verschie- dener Ostseestaaten. ƒ Ostseepipeline-Anbindungsleitung (OPAL) von Lubmin nach Olbernhau an der sächsisch-tschechischen Grenze; für Teilabschnitte dieser Leitung laufen derzeit Planfeststellungsverfahren in verschiedenen ostdeutschen Bundesländern. An- tragsteller ist die Wingas GmbH mit Sitz in Kassel. ƒ Norddeutsche Erdgasleitung (NEL) von Lubmin nach Achim bei Bremen; für diese Leitung wird derzeit auf Antrag der Wingas GmbH ein Raumordnungsverfahren für den Abschnitt von Lubmin bis zur Elbquerung durchgeführt. Ein weiteres Raum- ordnungsverfahren auf Antrag der E.ON Ruhrgas AG mit Sitz in Essen betrifft die Weiterführung der NEL von der Elbquerung bis nach Achim. ƒ Weitere Erdgasfernleitungen Leitungen sind von Achim aus bis in die Niederlande und nach Großbritannien geplant.

14

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

ƒ Außerdem plant die Gazprom Germania GmbH einen Untertage-Gasspeicher bei Hinrichshagen nördlich von Waren / Müritz. Er erleichtert die Pufferung der üblichen saisonalen Nachfrageschwankungen und hängt insofern inhaltlich mit der Leitung zusammen. Ein weiterer Speicher wird von der EWE AG in Moeckow östlich von Greifswald geplant. Abb. 1: Nord Stream, OPAL und NEL im Überblick

Quelle: Unterlage für die Antragskonferenz zum ROV in Mecklenburg-Vorpommern zur Norddeutschen Erdgasleitung, S. 8 Das mit der vorliegenden landesplanerischen Beurteilung abgeschlossene Raum- ordnungsverfahren betrifft die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL) von Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern nach Hittbergen in Niedersachsen, d.h. bis unmittelbar südlich der Elbquerung im Osten der niedersächsischen Gemeinde Hohnstorf (Landkreis Lüneburg). Da von der Trassenführung die drei genannten Bundesländer betroffen sind, wurde ein länderübergreifendes Raumordnungsverfahren durchgeführt. Der Bedarf für die Leitung wird durch den Vorhabensträger mit einer stark wachsenden Nachfrage nach Erdgas in der EU einerseits und mit einer sinkenden Produktion in den Gasfeldern der Nordsee andererseits begründet. Diese zukünftige Lücke soll vorwiegend

15

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008 durch russisches Erdgas gedeckt werden, wofür das bestehende Leitungssystem nicht ausreicht. Diese Argumentation hat die Europäische Union bewogen, die gesamte o.g. Infrastruktur als „prioritäres Vorhaben von gemeinsamem Interesse“ in die Leitlinien zu den Trans- europäischen Netzen (TEN) aufzunehmen6. Damit sind die EU-Mitgliedstaaten verpflich- tet, alle von ihnen für erforderlich angesehenen Maßnahmen zu treffen, um die Verwirk- lichung dieses Vorhabens zu erleichtern und zu beschleunigen. Der Bau der Leitung ist für 2011 und 2012 vorgesehen, die Betriebnahme im Oktober 2012 – zeitgleich mit dem zweiten Strang der Ostseepipeline.

2.2 Art und Größe

Der geplante Durchmesser der Leitung beträgt DN 1200 (= Nennweite 1200 mm). Bei einem Betriebsdruck von ca. 100 bar beträgt die Gesamtkapazität damit rd. 20 Mrd. m3 Erdgas pro Jahr. Der Abschnitt, der für das Raumordnungsverfahren relevant ist, ist knapp 240 km lang. Er verläuft auf ca. 237 km durch Mecklenburg-Vorpommern, dann auf ca. 0,6 km durch den Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein bis zur Elbquerung und weiter auf einer Länge von ca. 0,7 km durch den Landkreis Lüneburg in Niedersachsen7. Technische Parameter und Bauverfahren richten sich nach den einschlägigen Normen, Gesetzen und den anerkannten Regeln der Technik. Details können Kapitel 6 der Antragsunterlagen entnommen werden. Die Leitung verläuft über die ganze Strecke unterirdisch mit i.d.R. 1 m Bodenüber- deckung. Bei Querungen von Gewässern und Verkehrswegen beträgt der Abstand zwischen der Oberkante der Leitung und der Gewässersohle bzw. dem Planum mindes- tens 1,5 m bzw. 1,0 m. Der Arbeitsstreifen ist i.d.R. 36 m breit, in Waldgebieten 30 m. Der Schutzstreifen ist 10 m breit, davon sind je 2,5 m beiderseits der Rohraußenkanten dauerhaft gehölzfrei zu halten. Die für den Betrieb der Leitung notwendigen Armaturenstationen im Abstand von ca. 10 – 18 km und ihre Zufahrten sind aufgrund ihres geringen Umfangs nicht Bestandteil der Raumordnung. Der Bau einer Verdichterstation und von Anschlussleitungen ist in dem hier beantragten Leitungsabschnitt zum derzeitigen Zeitpunkt nicht vorgesehen.

6 Vgl. http://ec.europa.eu/ten/energy/index_de.htm 7 Die Angaben im Text und in Tab. 1 beziehen sich auf die Vorzugsvariante des Vorhabenträgers (Var. 1).

16

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

2.3 Räumliche Lage

Die Leitung durchquert Mecklenburg-Vorpommern in gestrecktem Verlauf von Lubmin bis Boizenburg / Lauenburg. Die folgenden Landkreise sind vom Vorhaben betroffen: Tab.1: Betroffene Planungsregionen und Landkreise

Bundesland Planungsregion Stadt / Landkreis Länge [km]

MV Vorpommern Ostvorpommern 33

MV Vorpommern Greifswald, Stadt 0,5

MV Mecklenburgische Seenplatte Demmin 37

MV Mittleres Mecklenburg Güstrow 57

MV Westmecklenburg Parchim 45

MV Westmecklenburg Ludwigslust 64

SH Schleswig-Holstein Süd Herzogtum Lauenburg 0,6

NI Lüneburg Lüneburg 0,7

Auf eine Auflistung der betroffenen Gemeinden an dieser Stelle wird verzichtet, diese lassen sich den Antragsunterlagen zum Raumordnungsverfahren entnehmen8.

2.4 Verlauf der Trasse und Varianten

Die Trasse durchquert Mecklenburg-Vorpommern von Greifswald im Nordosten bis Boizenburg / Lauenburg im Südwesten. Sie beginnt in Lubmin östlich von Greifswald, führt südlich an Greifswald sowie nördlich an Loitz und Demmin vorbei nach Dargun. Im weiteren Verlauf nähert sie sich Dobbertin und Crivitz, bis sie die Elbe zwischen Boizen- burg und Lauenburg überqert. An mehreren Stellen wurden neben der vom Vorhabens- träger vorgeschlagenen Vorzugstrasse auch alternative Trassenführungen untersucht. Details sind den Karten zu entnehmen. Die Hauptkriterien für die Entwicklung der Trassenführung sind in den Antragsunterlagen zum Raumordnungsverfahren detailliert erläutert. Die wichtigsten Punkte sind:

ƒ Gestreckter, geradliniger Verlauf zwischen Anfangs- und Endpunkt der Trasse;

8 WINGAS (2007): Norddeutsche Erdgasleitung NEL, Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI). Antragsunterlagen für das Raumordnungsverfahren gemäß §15 Landesplanungsgesetz Mecklenburg- Vorpommern, §14 Landesplanungsgesetz Schleswig-Holstein, §13 Niedersächsisches Gesetz über Raumordnung und Landesplanung.

17

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

ƒ Klärung von großräumigen Zwangspunkten der Trassenführung, speziell von größeren Siedlungsbereichen (Greifswald, Güstrow, Schwerin, Elbtal wetslich von Lauenburg), Schutzgebietskomplexen (Schweriner See, Elbtal östlich von Boizenburg – vgl. dazu Abb. 2);

ƒ Stark eingeschränktes Bündelungsprinzip zu Fremdleitungen, in erster Linie aufgrund der konstruktiven Rahmenbedingungen (Biegeradien, Arbeitsstreifen etc.); Des Weiteren wurde die Trasse so gewählt, dass ökologisch wertvolle Bereiche, hoch- wertige Waldflächen, ausgewiesene und potentielle Baugebiete sowie weitere Bereiche mit hohem Raumwiderstand - soweit möglich – geschont werden. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von technischen Grundsätzen für Bau und Betrieb von Fernleitungen, die bei der Trassierung berücksichtigt werden mussten. Abb. 2: Übersicht der Schutzgebiete im Verlauf der NEL

Quelle: Raumordnungsverfahren NEL, Abschnitt Greifswald/Lubmin (MV) - Hittbergen (NI): Erörterungsberatung Elbquerung (Termin in Boizenburg 22.01.2008), Folie 4/24 Da sich bei linienförmiger Infrastruktur dieser Größenordnung trotz der o.g. Trassierungs- grundsätze und sorgfältiger Trassenplanung Konflikte mit den Schutzgütern nach UVPG nicht vermeiden lassen, wurde in mehreren Abschnitten mit Varianten gearbeitet. Dies betrifft (von Ost nach West)

18

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

ƒ einen Abschnitt entlang der Bahnlinie Greifswald – Lubmin, zwischen den Ortschaften Kemnitz und Weitenhagen (Blatt 02 und 03, km 12 – 20, „Variante Kemnitz“); ƒ einen Abschnitt entland des Peene-Zuflusses Schwinge, zwischen den Ortschaften Treuen und Loitz (Blatt 05, km 39 – 43, „Variante Schwinge“); ƒ die nördliche bzw. südliche Umgehung der Stadt Dargun (Blatt 07 bis 09, km 57 – 80, „Variante Dargun“) sowie westlich von Dargun eine westliche bzw. östliche Umgehung der Ortschaft Altkalen-Ziegelei (km 70 – 72, „Variante Altkalen Ost“) und eine nörd- liche bzw. südliche Umgehung der Ortschaft Küsserow (km 74,5 – km 80, „Variante Altkalen“); ƒ eine nördliche bzw. südliche Umgehung der Ortschaft Bansow (Blatt 12, km 104 – 107, „Variante Bansow“) ƒ einen Abschnitt, der die Nebelquerung und die Umgehung der Ortschaft Groß Grabow umfasst (Blatt 12 und 13, km 108 – 114, Varianten „Charlottenthal West“, „Groß Grabow Ost“ und „Charlottenthal“) ƒ einen Abschnitt parallel zur Straße zwischen den Ortschaften Groß Tessin und Reimershagen (Blatt 13, km 115 – 118, „Variante Marienhof“) ƒ einen Abschnitt zwischen den Ortschaften Reimershagen und Suckwitz (Blatt 13 und 14, km 120 – 122, „Variante Suckwitzer Schmiede“) ƒ einen Abschnitt nördlich des Bolzsees (Blatt 14, km 124 – 127, „Variante Bolzsee“) ƒ einen Abschnitt zwischen den Ortschaften Spendin und Below (Blatt 14 und 15, km 127 – 139, Varianten „Dobbertin“ und „Below“) ƒ einen Abschnitt nördlich der Ortschaft Sülte (Blatt 19, km 173 – 175, „Variante Sülstorf“) ƒ die Elbquerung (Blatt 25, km 232 – 238).

2.5 Vorhabens- und Verfahrensträger

Antragstellerin für das Vorhaben ist die WINGAS GmbH mit Sitz in Kassel, ein Gemein- schaftsunternehmen der Wintershall Holding AG und der OAO Gazprom.

19

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

3 Beschreibung des Verfahrens

3.1 Grundlagen

Das Vorhaben betrifft drei Bundesländer. Aufgrund des geltenden Rechts ist ein Raum- ordnungsverfahren (gemäß § 15 LPlG MV, § 14 LPlG SH und § 13 NROG) und ein nach- folgendes Planfeststellungsverfahren (gemäß EnWG § 43 in Verbindung mit UVPG §§ 3b bis 3 f und Anlage 1 Nr. 19.2.1) durchzuführen. Die Zuständigkeit für das Raumordnungs- verfahren liegt bei den jeweiligen Landesplanungsbehörden der beteiligten Länder, d.h. dem Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern, dem Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein und dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung. Für die Durchführung des Verfahrens im niedersächsischen Abschnitt (Elbmitte bis zum Anschlusspunkt bei Hittbergen) ist vorrangig der Landkreis Lüneburg zuständig. Mit Zu- stimmung des Landkreises und der Regierungsvertretung Lüneburg, die das Raumord- nungsverfahren für den folgenden Abschnitt der NEL (Hittbergen – Achim) durchführt, wurde der niedersächsische Trassenabschnitt in das von Mecklenburg-Vorpommern durchzuführende Verfahren einbezogen. Die von dem Vorhaben betroffenen Träger öffentlicher Belange, Institutionen und Naturschutzverbände in Niedersachsen wurden über das Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern am Verfahren beteiligt. Eine raumordnerische Stellungnahme zum niedersächsischen Teilabschnitt der Elbquerung wurde von der Regierungsvertretung Lüneburg erarbeitet und in die Gesamtabwägung mit aufgenommen. In ähnlicher Weise hat auch der Landkreis Herzogtum Lauenburg, der im Auftrag des Innenministeriums Schleswig-Holstein für den Abschnitt in Schleswig-Holstein zuständig ist, der Durchführung eines einzigen länderübergreifenden Verfahrens zugestimmt. Trotz dieses gemeinsamen Vorgehens hat jedes Bundesland für sein Gebiet die raum- ordnerische Abwägung vorgenommen und an der abschließenden Entscheidung mitge- wirkt. Das Raumordnungsverfahren bzw. die landesplanerische Abstimmung wird durch alle drei zuständigen Behörden abgeschlossen. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass – wie in jedem Raumordnungs- verfahren – die im Verfahren verwendeten Karten einen dem Verfahren angepassten Maßstab haben. Ergebnis des Raumordnungsverfahrens ist nicht eine flurstücksgenaue und eingemessene Trasse, sondern ein Trassenkorridor mit einer Breite von i.d.R. 600 m. Aufgabe des nachfolgenden Planfeststellungsverfahrens ist es, unter Beachtung aller relevanten Belange den Verlauf der Trasse innerhalb der Grenzen des in den Antrags- unterlagen schwarz dargestellten Korridors (falls sich dieser als raumverträglich heraus- stellt) näher zu bestimmen, die sog. „Feintrassierung“. Zahlreiche detaillierte Inhalte werden naturgemäß erst im Planfeststellungsverfahren behandelt werden können. Dazu gehört eine naturschutzrechtliche Eingriffs-Ausgleichs-

20

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Bilanzierung, detaillierte Kartierungen der Schutzgüter und Auswirkungsprognosen sowie die FFH-Verträglichkeitsstudien 2. Stufe, die Beteiligung der Grundstückseigentümer, das Konzept für den Bauablauf (Zufahrten, Baustraßen, Lagerflächen, Bauzeiten) und die Frage nach eventuellen Entschädigungen. Dem Planfeststellungsverfahren kommt des- halb eine besondere Bedeutung zur weiteren planerischen Verringerung der Beeinträch- tigungen durch das Vorhaben zu.

3.2 Zeitablauf

Im Vorfeld des Raumordnungsverfahrens ließ der Vorhabensträger eine Machbarkeits- studie erarbeiten (Juli – Sept. 2006). Im Oktober 2006 folgten Beratungen mit den zustän- digen Behörden. Am 01.12.2006 wurde der Antrag auf Durchführung eines Raumord- nungsverfahrens eingereicht, im Januar 2007 fanden die Anlaufberatungen für das Ver- fahren statt. Im Ergebnis wurden vom Vorhabensträger die Verfahrensunterlagen erstellt. Die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange (Behörden, anerkannte Verbände usw.) und die Einbeziehung der Öffentlichkeit fand in der Zeit vom 08.10.2007 bis 02.11.2007 statt. Am 22.01.2008 fand im Rahmen des Raumordnungsverfahrens ein Erörterungstermin in Boizenburg / Elbe statt, auf dem über die Bauweise der Querung und den Ort der Elb- querung diskutiert wurde. Auf diesem Termin wurde von den Umweltbehörden, den Deichverbänden und den Wasser- und Bodenverbänden der drei Länder eine weitere Variante mit Querung unmittelbar westlich von Horst bis westlich von Barförde („Variante 5“) unter der Bedingung einer geschlossener Querung der gesamten Elbe einschließlich der Deiche in die Diskussion eingebracht. Sie wurde anschließend in den drei Ländern erneut zusammen mit den anderen Varianten diskutiert9. Eine Befahrung etlicher Konfliktschwerpunkte in Mecklenburg-Vorpommern mit dem Vorhabenträger, den Naturschutzbehörden und der Obersten Landesplanungsbehörde Mecklenburg-Vorpommern fand am 27.03.2008 statt. Mit der jetzt vorgelegten landesplanerischen Beurteilung ist das Raumordnungsverfahren abgeschlossen. Ein Scoping-Termin des zuständigen Bergamtes Stralsund mit den Trägern öffentlicher Belange für das auf dem Ergebnis der Raumordnung aufbauende Planfeststellungs- verfahren fand bereits am 30.01.2008 statt, um den Kartierungszeitraum auszunutzen. Die Einreichung der Planfeststellungsunterlagen ist für den Februar 2009 geplant. Das

9 WINGAS (2008): Norddeutsche Erdgasleitung NEL, Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI). Erörterungsberatung im Rahmen des Raumordnungsverfahrens der Norddeutschen Erdgasleitung, Bereich Elbe-Querung.

21

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Planfeststellungsverfahren endet bei einer positiven Beurteilung mit dem Planfest- stellungsbeschluss. Der Bau ist – wie in Kap. 2.1 dargestellt – für 2011 und 2012 vorgesehen.

3.3 Die Beteiligten

Für den Abschnitt in Mecklenburg-Vorpommern wurden die folgenden Behörden beteiligt (in alphabetischer Reihenfolge): ƒ Ämter für Landwirtschaft Altentreptow, Bützow, Ferdinandshof, Parchim und Wittenburg ƒ Bergamt Stralsund ƒ Eisenbahnbundesamt (Außenstelle Schwerin) ƒ Forstämter Dargun (Sitz ), Friedrichsmoor, Gädebehn, Güstrow, Jägerhof, Radelübbe, Sandhof (Sitz Neu Poserin) und Schildfeld ƒ Landesamt für Gesundheit und Soziales (Abt. Arbeitsschutz und Technische Sicher- heit Stralsund) ƒ Landesamt für Kultur und Denkmalpflege M-V (Bereich Archäologie und Denkmal- pflege) ƒ Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern ƒ Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophen- schutz Mecklenburg-Vorpommern (Abt. 3: Brand- und Katastrophenschutz, Munitions- bergung) ƒ Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern ƒ Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg- Vorpommern ƒ Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Mecklenburg-Vorpommern ƒ Naturpark Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See ƒ Polizeidirektion Anklam ƒ Staatliche Ämter für Umwelt und Natur Neubrandenburg, Rostock, Schwerin und Ueckermünde ƒ Staatskanzlei Mecklenburg-Vorpommern ƒ Straßenbauämter Güstrow, Schwerin und Stralsund ƒ Wasser- und Schiffahrtsamt Stralsund ƒ Wehrbereichsverwaltung Nord (Dezernat III 4)

22

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Außerdem wurden die folgenden kommunalen Gebietskörperschaften in Mecklenburg- Vorpommern beteiligt (in alphabetischer Reihenfolge): ƒ Im Amt Banzkow die Gemeinden Banzkow, Plate und Sukow ƒ Im Amt Boizenburg-Land die Gemeinden Bengersdorf, Gresse, Neu Gülze, Nostorf und Tessin ƒ Im Amt Crivitz die Gemeinden Barnin, Bülow, Wessin und Zapel ƒ Im Amt Demmin-Land die Gemeinde Warrenzin ƒ Im Amt die Gemeinde Altkalen ƒ Im Amt Goldberg-Mildenitz die Gemeinden Dobbertin, Mestlin und Techentin ƒ Im Amt Güstrow-Land die Gemeinden Lohmen, Reimershagen und ƒ Im Amt Hagenow-Land die Gemeinden Alt Zachun, Bandenitz, Bobzin, Gammelin und Hülseburg ƒ Im Amt die Gemeinden und ƒ Im Amt Landhagen die Gemeinden Dersekow, Diedrichshagen, Hinrichshagen und Weitenhagen ƒ Im Amt Lubmin die Gemeinden Brünzow, Kemnitz, Lubmin und Wusterhausen ƒ Im Amt Ludwigslust-Land die Gemeinden Lübesse und Sülstorf ƒ Im Amt Malchin am Kummerower See die Stadt Neukalen ƒ Im Amt Mecklenburgische Schweiz die Gemeinden , Groß Roge, Groß Wokern, Jördensdorf, , Sukow-Levitzow und Thürkow ƒ Im Amt Parchimer Umland die Gemeinde Groß Niendorf ƒ Im Amt Peenetal/Loitz die Stadt Loitz ƒ Im Amt Stralendorf die Gemeinden Holthusen, Schossin und Warsow ƒ Im Amt Wittenburg die Gemeinden Körchow und Wittendörp ƒ Im Amt Zarrentin die Gemeinde Vellahn ƒ Gemeinde Süderholz ƒ Hansestädte Demmin und Greifswald ƒ Landkreise Demmin, Güstrow, Ludwigslust, Nordvorpommern, Ostvorpommern und Parchim ƒ Städte Boizenburg, Crivitz, Dargun, Krakow am See, Hagenow und Wittenburg

23

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Ferner waren am Verfahren in Mecklenburg-Vorpommern beteiligt (dem Alphabet nach): ƒ BUND (Landesgeschäftsstelle Mecklenburg-Vorpommern) ƒ Concord Power NORDAL GmbH ƒ DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH ƒ Deutsche Bahn Service Immobilien GmbH (Liegenschaftsmanagement) ƒ Deutsche Telekom AG (Niederlassung Nordost) ƒ E.ON Hansegas AG (Regionalcenter Schwerin) und E.ON Ruhrgas ƒ ECB GEO Projekt GmbH ƒ Energiewerke Nord GmbH ƒ Eurawasser Nord GmbH ƒ Ev.-luth. Landeskirche Mecklenburg ƒ Industrie- und Handelskammer Rostock ƒ Kirchenkreisverwaltung Parchim ƒ Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. ƒ Landesjagdverband Mecklenburg-Vorpommern ƒ Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH ƒ NABU (Landesgeschäftsstelle Mecklenburg-Vorpommern) ƒ Regionale Planungsverbände Mecklenburgische Seenplatte, Mittleres Mecklenburg / Rostock, Vorpommern und Westmecklenburg ƒ Röm.-kath. Kirche Mecklenburg ƒ Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (Landesverband Mecklenburg-Vorpommern) ƒ Stadtwerke Greifswald ƒ Tourismusverbände Mecklenburgische Schweiz und Mecklenburgische Seenplatte ƒ Verbundnetz Gas AG ƒ Warnow-Wasser- und Abwasserverband ƒ Wasser- und Bodenverbände Nebel, Teterower Peene, Boize-Sude-Schaale, Milde- nitz/Lübzer Elde, Mittlere Peene, Obere Peene, Obere Warnow, Ryck/Ziese, Schweriner See/Obere Sude, Trebel sowie Untere Elde ƒ Wasser- und Schiffahrtsamt Stralsund ƒ Wasserversorgungs- und Abwasserzweckverband Bützow, Güstrow, Sternberg ƒ WEMAG AG ƒ Zweckverbände Wasser/Abwasser "Mecklenburgische Schweiz" und „Boddenküste“

24

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Schließlich fand, wie bereits dargestellt, eine Einbeziehung der Öffentlichkeit über eine Auslegung in den Gemeinden und im Internet statt. In der Tagespresse wurde darauf hingewiesen.

In Schleswig-Holstein wurden die folgenden Stellen am Verfahren beteiligt: ƒ Amt für ländliche Räume Lübeck ƒ Amt Lütau mit der Gemeinde Lanze ƒ Arbeitsgemeinschaft anerkannter Naturschutzverbände in S-H ƒ Arbeitsgemeinschaft der Hamburg-Randkreise ƒ Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Landesverbände ƒ Arbeitsgemeinschaft Geobotanik in S-H und HH e.V. an der Christian-Albrechts- Universität ƒ Archäologisches Landesamt Schloss Annettenhöh ƒ Bauernverband Schleswig-Holstein e.V. (Kreisbauernverband Herzogtum Lauenburg) ƒ Botanischer Verein für Hamburg e.V. ƒ Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (Landesverband Schleswig- Holstein e.V.) ƒ Deutsche Telekom AG (Niederlassung Lübeck) ƒ E.ON HanseAG Hauptverwaltung und E.ON Netz GmbH (Regionalzentrum Nord) ƒ Gewässer- und Landschaftsverband ƒ Innenministerium S-H (Abt. IV 5 und IV 6) ƒ Kreis Herzogtum Lauenburg ƒ Landesamt für Denkmalpflege ƒ Landesamt für Gesundheit und Arbeitssicherheit ƒ Landesamt für Natur und Umwelt (Abt. 3, 4 und 5) ƒ Landesjagdverband Schleswig-Holstein e.V. ƒ Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein e.V. ƒ Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (Abt. V 2, 4, 5 und 6) ƒ Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehr (Abt. VII 2, 3 und 4) ƒ Naturschutz Deutschland Landesverband Schleswig-Holstein e.V. ƒ Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V. ƒ Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband S-H e.V.

25

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

ƒ Staatliches Umweltamt Itzehoe (Außenstelle Lübeck) ƒ Staatskanzlei (Abt. Kultur) ƒ Stadt Lauenburg ƒ Tourismusverband Schleswig-Holstein e.V. ƒ Verein Jordsand zum Schutze der Seevögel und der Natur e.V. ƒ Wasser- und Bodenverband Delvenau-Stecknitzniederung ƒ Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord ƒ Wehrbereichsverwaltung Nord (Außenstelle Kiel) ƒ WWF (Fachbereich Binnenländische Feuchtgebiete) ƒ E.ON Netz GmbH (Regionalzentrum Nord)

Die folgenden Stellen wurden zusätzlich in Niedersachsen am Verfahren beteiligt: ƒ Aktion Fischotterschutz e.V. ƒ Behörde für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften ƒ Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue ƒ BUND Landesverband Niedersachsen e.V. ƒ Gemeinde Hittbergen ƒ Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie ƒ Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. ƒ Landessportfischerverband Niedersachsen e.V. ƒ Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen e.V. ƒ Landesverband Niedersachsen Deutscher Gebirgs- und Wandervereine e.V. ƒ Landkreis Lüneburg ƒ NaturFreunde Deutschlands Landesverband Niedersachsen ƒ Naturschutzbund Deutschland Landesverband Niedersachsen e.V. ƒ Naturschutzverband Niedersachsen e.V. ƒ Nds. Landesamt für Denkmalpflege ƒ Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz ƒ Nds. Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz ƒ Niedersächsischer Heimatbund e.V. ƒ Regierungsvertretung Lüneburg

26

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

ƒ Samtgemeinde Scharnebeck ƒ Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (Landesverband Niedersachsen e.V.) ƒ Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg Auf Bundesebene war die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post am Verfahren beteiligt. Es wird darauf hingewiesen, dass das Raumordnungsverfahren für den anschließenden Abschnitt der NEL in Niedersachsen (Hittbergen – Achim) praktisch zeitgleich durch- geführt wurde.

3.4 Zusammengefasste Inhalte der Stellungnahmen und ermittelte Tatsachen

Im Verfahren äußerten sich über 130 Stellen und Institutionen (d.h. Gemeinden, Behör- den, Betreiber von Infrastruktureinrichtungen, Naturschutzverbände usw.). Aus der Öffentlichkeit bzw. von Privaten wurden dagegen kaum Stellungnahmen abgegeben. Zahlreiche Stellungnahmen bestätigen die vom Vorhabensträger in das Verfahren einge- brachte Vorzugstrasse, geben Hinweise allgemeiner Art oder gehen sehr detailiert auf Sachverhalte ein, die erst im nachfolgenden Planfeststellungsverfahren zum Tragen kommen. Da sämtliche Stellungnahmen dem Vorhabensträger und der für das nachfol- gende Planfeststellungsverfahren zuständigen Behörde übergeben wurden, erübrigt sich eine Auflistung dieser Stellungnahmen an dieser Stelle. In der Folge werden die abwägungsrelevanten Stellungnahmen und Tatsachen in komprimierter Form wiedergegeben. Die Reihenfolge der Kapitel entspricht den Schutz- gütern gemäß UVPG und den menschlichen Nutzungen, wie sie in den Antragsunterlagen aufgelistet sind. Falls die Stellungnahmen räumlichen Bezug haben, sind sie von Ost nach West aufgelistet.

3.4.1 Stellungnahmen zu Schutzgütern nach UVPG

Einige wenige Stellungnahmen gelten schutzgutübergreifend. So bemängelt das Amt Stralendorf das Fehlen einer Eingriffs-Ausgleichs-Bilanzierung und bietet Flächen für die Realisierung von Ausgleichsmaßnahmen an. Mehrere Gemeinden wünschen einen natur- schutzfachlichen Ausgleich für Eingriffe auf ihrem Territorium, so die Gemeinden Bobzin, Gammelin, Körchow, Techentin und Wittendörp, oder weisen auf bestehende Ausgleichs- flächen hin, wie die Gemeinde Sülstorf.

27

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Die Regierungsvertretung Lüneburg bedauert, dass die Voruntersuchungen zur Elb- querung nicht Teil der Antragsunterlagen sind und macht – wie der Landkreis Herzogtum Lauenburg – verschiedene v.a. methodische Vorbehalte gegen die dort geführte Variantendiskussion zur Elbquerung geltend.

3.4.1.1 Schutzgut Mensch Etliche Gemeinden fordern einen größeren Abstand zur Wohnbebauung. Dazu gehören die Gemeinde Weitenhagen (zu Klein Schönwalde, Helmshagen I und Helmshagen II, km 21 – 26) und die Hansestadt Demmin (zu Wotenick Ausbau und Drönnewitz, km 53 – 54 bzw. km 56). Das Amt Boizenburg-Land wünscht einen Mindestabstand von 200m zur vorhandenen Wohnbebauung und weist speziell auf die Ortslagen Wiebendorf (km 220) und Rensdorf (km 231) hin.

3.4.1.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt Von einigen Einwendern wird die Detailtiefe der Antragsunterlagen bemängelt und für das folgende Planverfahren eine detailliertere Kartierung verlangt, speziell in FFH-Gebieten und anderen schutzwürdigen Bereichen (z.B. BUND MV, LUNG, StAUN Rostock, Biosphärenreservatsverwaltung Niedersächsische Elbtalaue). Das LUNG weist darauf hin, dass es bei der folgenden Feintrassierung nötig werden kann, u.a. aus Gründen des Artenschutzes den raumgeordneten Korridor zu verlassen. Ferner wird für das folgende Planfeststellungsverfahren eine gesonderte Unterlage zur artenschutzrechtlichen Prüfung verlangt. Zahlreiche Einwender fordern eine geschlossene Querung der größeren Fließgewässer, die oft gleichzeitig den Kern von FFH-Gebieten bilden. Häufig genannt werden Trebel, Nebel, Mildenitz, Schaale und Boize, u.a. vom BUND MV. Das StAUN Rostock stellt in Aussicht, dass einer Querung der Nebel in offener Bauweise zumindest bei der Vorzugs- variante keine naturschutzrechtliche Genehmigung erteilt werden kann. Was die Querung der Elbe angeht, gehen die Meinungen zur bevorzugten Trasse ausein- ander. Einige wenige Stellungnahmen präferieren eine Querung in unmittelbarer Nähe der Stadt Lauenburg, d.h. „Variante 4“ in den Antragsunterlagen (so z.B. BUND MV). Zahl- reiche Stellungnahmen bestätigen die „Vorzugstrasse“ / „Variante 1“ des Antragstellers. Schließlich hat sich auf der in Kap. 3.2 erwähnten Erörterungsberatung eine neue Variante innerhalb des Untersuchungsraumes ergeben, die von einigen Einwendern bevorzgt wird. Sie erreicht die Elbe nahe der Ortschaft Horst und damit bereits am östli- chen Rand der Stecknitz-Delvenau-Niederung („Variante 5“) und liegt damit zwischen den in den Antragsunterlagen vertieft dargestellten Varianten 1 und 3. Von der Mehrheit an Einwendern, die sich zur Elbe geäußert haben, wird jedoch eine geschlossene Querung der Elbe einschließlich Deichvorland und Elbdeiche bevorzugt.

28

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

U.a. von der Regierungsvertretung Lüneburg wird angemerkt, dass die Überwachungs- maßnahmen für die Leitung (u.a. Befliegung und Befahrung, Begehung in sensiblen und schutzwürdigen Bereichen) insbesondere bei störungsempfindlichen Tierarten erhebliche Beeinträchtigungen hervorrufen könnten. Nahe der Ortschaft Lubmin (Blatt 01, km 0 – 3) wird von etlichen Einwendern (u.a. BUND MV, Gemeinde Lubmin) der Verlust von Waldflächen und ggf. von FFH-Lebensraumtypen (Graudünen, bewaldete Dünen) kritisiert. Es wird bezweifelt, dass die Vorzugsvariante des Vorhabensträgers, die in diesem Bereich mit der OPAL gebündelt verläuft, die beste Lösung darstellt. Mehrere Einwender, darunter die Gemeinde Altkalen, lehnen die westlich des OT Ziegelei verlaufende Variante Altkalen Ost unter Verweis auf die naturräumliche Ausstattung ab (km 70 – 72). Wiederholt und mit Nachdruck wird u.a. vom LUNG, vom StAUN Schwerin, vom Natur- park Nossentin-Schwinzer Heide, vom Umweltamt Parchim (als untere Naturschutz- behörde) und von der Gemeinde Dobbertin die Umgehung der „Dobbiner Plage“, eines kalkreichen Niedermoors nordwestlich von Dobbertin (bei km 131), mit dem FND „Paradieskoppel“ gefordert. Als Gründe werden Argumente des Natur- und Boden- schutzes und die geplante Wiedervernässung ins Feld geführt, wesentliche Teilbereiche sind FFH-Gebiet. Die Gemeinde Crivitz lehnt die Trassenführung im Bereich des Bürgerholzes (km 159 – 160) ab und empfiehlt, die Trasse der 100kV-Leitung (gemeint ist wohl die 380kV-Leitung Güstrow-Schwerin) zu nutzen. Mehrere Einwender, u.a. das Amt Parchimer Umland und die Gemeinde Mestlin machen auf die im April 2007 vorgeschlagene und durch das Kabinett bestätigte neue Abgrenzung von FFH- und Vogelschutzgebieten, speziell des SPA 66 „Wälder und Feldmark bei Techentin – Mestlin“ aufmerksam. Die Gemeinde Mestlin lehnt auf dieser Grundlage Vorzugs- und Alternativvariante ab und empfiehlt eine großräumige Suche nach weiteren Alternativen. Das Amt Stralendorf regt eine Trassenoptimierung in der Gemarkung Holthusen an, um das Feuchtgebiet „Triemoor“ zu schonen.

3.4.1.3 Schutzgut Boden Etliche der unter dem Punkt „Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt“ genannten Stellungnahmen werden durch Argumente zugunsten des Schutzguts Boden verstärkt. Dies gilt vor allem in Moorbereichen, z.B. bei der Querung der „Dobbiner Plage“.

29

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

3.4.1.4 Schutzgut Wasser Von einigen Einwendern, u.a. dem Wasser- und Bodenverband Boize-Sude-Schaale, wird eine Überdeckung der Leitung im Kreuzungsbereich mit Fließgewässern einschließlich eines 7m-Uferstreifens von 1,5 m gefordert – diese Überdeckung wird vom Wasser- und Bodenverband Ryck-Ziese auch für verrohrte Gewässer gefordert. Das Wasser- und Schiffahrtsamt Lauenburg verlangt eine Mindestüberdeckung im Gewässerbereich der Stör- Wasserstraße von 2,0 m, bei der Elbe von 3,5 m. Die Stadt Dargun macht auf ein Trinkwasserschutzgebiet aufmerksam, das in seiner Schutzzone 2 durch die Leitung gekreuzt und möglicherweise beeinträchtigt wird.

Etliche Einwender befürchten ein erhöhtes Hochwasserrisiko bei einer Querung der Elb- deiche, u.a. der Wasser- und Bodenverband Delvenau-Stecknitzniederung und der Gewässer- und Landschaftsverband Herzogtum Lauenburg, die Samtgemeinde Scharne- beck, der Deichverband Artlenburg und der Landkreis Lüneburg. Sie regen die Vermei- dung von Deichkreuzungen durch eine Umgehung des eingedeichten Bereichs rechts der Elbe an oder fordern eine geschlossene Querung der Elbdeiche.

3.4.1.5 Schutzgut Klima / Luft Zum Schutzgut Klima / Luft sind keine abwägungsrelevanten Hinweise ergangen.

3.4.1.6 Schutzgut Landschaft Auf die Notwendigkeit des Schutzes von Geotopen in der Feintrassierung weist der Geologische Dienst im LUNG hin.

3.4.1.7 Schutzgut Kultur-und Sachgüter Das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege MV weist auf zahlreiche Bodendenkmale hin, bei denen einer Überbauung oder Nutzungsänderung gemäß der Rechtslage nicht zugestimmt werden kann. Ferner wird auf zahlreiche Bodendenkmale hingewiesen, deren Veränderung oder Beseitigung nach fachgerechter Bergung und Dokumentation geneh- migt werden kann. Schließlich wird betont, dass es im Bereich der Trasse zahlreiche Flächen gibt, für die das Vorhandensein von Bodendenkmalen ernsthaft anzunehmen bzw. nahe liegend ist oder sich aufdrängt. Die beiden letztgenannten Kategorien seien im nachfolgenden Planverfahren zu berücksichtigen. In ähnlicher Weise hebt das Landesamt die im Trassenbereich liegenden Denkmale hervor und fordert eine angemessene Berücksichtigung im weiteren Planverfahren.

30

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

3.4.2 Stellungnahmen zu sonstigen Nutzungen

3.4.2.1 Siedlungswesen Bestehende Flächennutzungen außerhalb von Wohngebieten werden u.a. von der Gemeinde Altkalen (biologische Kläranlage im OT Ziegelei, Blatt 08, km 70 – 72) ins Feld geführt. Mehrere Einwender weisen auf bestehende Planungen hin. Die Gemeinde Weitenhagen hebt einen geplanten Sportplatz hervor (Blatt 03, km 21 – 26), und die Gemeinde Altkalen macht eine mögliche Beeinträchtigung von Bauland und einer geplanten Geothermie- anlage geltend (Blatt 08, km 70 – 72). Die Gemeinde Sukow verweist auf einen Bebau- ungsplan im Trassenbereich (Blatt 18, km 163 – 165). Die Gemeinden Banzkow und Plate machen eigene Planungsabsichten im Trassenbereich geltend (Gutshof, Gewerbegebiet, Windkraftanlagen und Naturschwimmbad: Blatt 18 – 19, km 169 – 172), und die Gemeinde Körchow weist auf vorhandene und geplante Bebauung entlang der K 12 und auf ihre Außenbereichssatzung hin (Blatt 22, km 201 – 202). Schließlich macht die Stadt Boizenburg darauf aufmerksam, dass die geplante Leitung in Schwartow ein ausgewie- senes Baugebiet kreuzt (Blatt 24, km 224+8). Das Amt Stralendorf macht auf Darstellungen in Flächennutzungsplänen für die Ort- schaften Mühlenbeck (Gem. Schossin), Warsow und Lehmkuhlen (Gem. Holthusen) aufmerksam (Blatt 19 – 20, km 179 – 186).

3.4.2.2 Wirtschaft a) Bergbau Auf die randliche Beeinträchtigung der Bergbauberechtigungen für die Tagebaue Sülte (Blatt 19) und Perdöhl 2 (Blatt 21) weist das Bergamt Stralsund hin und bittet um Abstim- mung mit den Betrieben. Darüber hinaus verweist die Gemeinde Wusterhusen auf die Berechtigung zur Aufsuchung von Bodenschätzen „Grimmen 2“ (Blatt 01 – 02). Darüber hinaus verweist der Geologische Dienst des LUNG darauf, dass bei der Querung von Rohstoffbereichen der flächenoptimale Abbau und die Abbaurichtung eingeschränkt werden kann, und dass auch außerhalb der raumordnerisch ausgewiesenen Vorrang- und Vorsorgegebiete potentielle Abbauflächen freigehalten werden sollten. Für einige Geotope und für etliche Höffigkeitsflächen, Vorkommen und Lagerstätten von Sand- und Kiessand- vorkommen wird ein zukünftiger Abstimmungsbedarf gesehen. b) Land- und Forstwirtschaft Die Ämter für Landwirtschaft Bützow und Wittenburg weisen auf laufende Boden- ordnungsverfahren, auf die Zweckbindung von Fördermitteln für den Wegebau und

31

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008 erfolgte Ausgleichsmaßnahmen sowie auf die Notwendigkeit von Grunddienstbarkeiten hin und bitten um frühzeitige Abstimmung im folgenden Planverfahren. Etliche Einwender, darunter auch Eigentümer oder Pächter landwirtschaftlicher Flächen und mehrere Gemeinden, bitten um eine Beschränkung des Flächenentzugs und die Wiederherstellung der Nutzbarkeit von Produktionsflächen. Besonders wird die Bedeu- tung funktionierender Drän- und Bewässerungsanlagen hervorgehoben. So wird vom Bauernverband MV und vom Wasser- und Bodenverband „Teterower Peene“ empfohlen, die Tiefenlage der Gasleitung bei gedränten Flächen generell abzusenken, um die Funk- tionsfähigkeit der Dränagen zu sichern. Andere Wasser- und Bodenverbände fordern eine Wiederherstellung beschädigter Dränsysteme. Wiederholt werden alternative Trassen vorgeschlagen, die eine Zerschneidung landwirt- schaftlicher Flächen weitgehend vermeiden. So fordern die Gemeinden Kemnitz und Wusterhusen einen Trassenverlauf entlang der Bahnlinie Lubmin-Greifswald anstelle in Bündelung zur 380kV-Leitung (Blatt 01 – 02, km 3 – 12). Der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern empfiehlt, die Flächeninanspruchnahme innerhalb von landwirtschaftlichen Sonderkulturen bzw. Dauerkulturen zu vermeiden. Genannt werden Obst- und Beerenplantagen, Spargelanbau, Kurzumtriebsplantagen für schnell wachsende Gehölze als nachwachsende Rohstoffe usw. Die Schonung landwirtschaftlich produktiver (d.h. „guter“) Böden wird verschiedentlich angesprochen. Vom Bauernverband MV und anderen Einwendern wird die Durchführung von Baumaßnamen außerhalb der Vegetationsperiode, ein Verlegen der Leitung in der Nähe natürlicher Begrenzungen sowie die Anlage von Lagerflächen usw., aber auch von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen außerhalb landwirtschaftlicher Flächen empfohlen. Was den letzten Punkt angeht, empfiehlt der Bauernverband die Einrichtung von Öko- konten, die Einbeziehung der „Stiftung Umwelt und Naturschutz M-V“ und die räumliche Orientierung an bestehenden Schutzgebieten. Als Ausgleich für Ernteverluste und für die Erschwernis der Bewirtschaftung während der Bauzeit (Umwege usw.) weisen etliche Einwender, u.a. das Amt für Landwirtschaft Parchim, auf die Notwendigkeit einer Rahmenvereinbarung mit den Bauernverbänden für die Regelung von Entschädigungen hin. Zahlreiche Einwender, so das Amt für Landwirtschaft Bützow sowie die Bauernverbände MV und Ostvorpommern, regen eine frühzeitige Einbindung der betroffenen Landnutzer und Eigentümer an, u.a. vor dem Hintergrund der Meldefrist für EU-Direktzahlungen. Detaillierte Hinweise zur Lage der Trasse kommen von etlichen direkt betroffenen Gemeinden oder Betrieben, z.B. von den Landwirtschaftsbetrieben Kurowski in Kemnitzerhagen, von der Agrar GmbH Dersekow und von der Agp Lübesse sowie von der Gemeinde Lelkendorf und den Kirchgemeinden Kemnitz und Weitenhagen. Sie laufen im Kern darauf hinaus, die Zerschneidung eigener, meist landwirtschaftlich genutzter Flächen zu minimieren.

32

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Die Samtgemeinde Scharnebeck und einige andere Einwender regen an, in bestimmten Bereichen von der Regelüberdeckung (1 m) abzuweichen, um die Bearbeitung mit schwerem Gerät (z.B. Erdhaken bei schweren Marschböden) zu ermöglichen. c) Tourismus Zum Tourismus sind keine abwägungsrelevanten Hinweise ergangen.

3.4.2.3 Infrastruktur und sonstige Nutzungen Stellvertretend für den DB-Konzern macht die Deutsche Bahn Service Immobilien GmbH Liegenschaftsmanagement auf einschlägige Richtlinien der DB und Merkblätter der DVGW aufmerksam. Sie gibt zahlreiche detaillierte Hinweise zu den 14 Kreuzungen mit Eisenbahnstrecken. Etliche Einwender verlangen, dass die Frage der Zufahrten bzw. die Nutzung von gemeindeeigenen Wegen und Straßen geklärt wird, lehnen eine offene Querung ab oder geben weitere Hinweise zu diesem Thema. Dazu gehören die Gemeinden Bandenitz, Bobzin, Diedrichshagen, Körchow und die Stadt Wittenburg. Die zahlreichen Hinweise zur Nutzung, Wiederherstellung und Zweckbindung von Fördermitteln für Wege in der Feldflur wurden bereits unter dem Punkt „Landwirtschaft“ erwähnt. Ebenso erfolgten zahlreiche Hinweise (Beachtung geltender Bestimmungen, frühzeitige Einbindung in die folgenden Planungsschritte usw.) zu Kreuzungen mit Infrastruktur- anlagen, u.a. von der Gasversorgung Vorpommern und von mehreren Gemeinden. Die Gemeinde Wusterhusen macht mögliche Beeinträchtigungen eines Windparks durch die Trasse geltend und befürchtet daraus erwachsende wirtschaftliche Einschränkungen (km 3 – 12). In ähnlicher Weise hat das Amt Parchimer Umland Bedenken, dass das in der Gemeinde Groß Niendorf ausgewiesene Sondergebiet für Windkraftanlagen (km 141+6 – 142+8) durch die Leitung beeinträchtigt werden könnte.

33

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

4 Beschreibung und Bewertung der raumbedeut- samen Auswirkungen des Vorhabens

In diesem Kapitel werden die raumbedeutsamen Auswirkungen des Vorhabens summa- risch beschrieben und aus der Perspektive der Raumordnung bewertet.

4.1 Raumordnerische Umweltverträglichkeitsprüfung

In der folgenden raumordnerischen Umweltverträglichkeitsprüfung werden die Beein- trächtigungen der Schutzgüter nach UVPG (Mensch, Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Klima / Luft, Landschaft sowie Kultur- und Sachgüter) unter den Gesichtspunkten der Raumordnung zusammenfassend beschrieben und bewertet. Aus- führliche Darstellungen sind den Antragsunterlagen zum Raumordnungsverfahren zu entnehmen. Auf der Grundlage dieser Bewertung werden Maßgaben abgeleitet (vgl. Kap. 1), unter denen die Beeinträchtigungen verträglich mit den Zielen und Grundsätzen der Raum- ordnung sind. Als Maßstab für die Bewertung werden dabei die folgenden gültigen oder in Aufstellung befindlichen Programme der Raumordnung herangezogen: ƒ Landesraumentwicklungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern von 2005 (LEP MV)10; ƒ Regionales Raumentwicklungsprogramm Vorpommern (RREP VP)11; ƒ Regionales Raumentwicklungsprogramm Mecklenburgische Seenplatte (RREP MS12); ƒ Regionales Raumentwicklungsprogramm Mittleres Mecklenburg / Rostock (RREP MMR13); ƒ Regionales Raumentwicklungsprogramm Westmecklenburg (RREP WM14); ƒ Regionalplan für den Planungsraum Schleswig-Holstein Süd (RP SH-S)15

10 Landesraumentwicklungsprogramm Mecklenburg-Vorpommern. Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung – Oberste Landesplanungsbehörde – (2005). 11 Regionales Raumentwicklungsprogramm Vorpommern. Regionaler Planungsverband Vorpommern (Entwurf 2008 zum zweiten Beteiligungsverfahren). 12 Regionales Raumentwicklungsprogramm Mecklenburgische Seenplatte (Vorentwurf). Regionaler Planungsverband Mecklenburgische Seenplatte (Fassung für die erste Beteiligung Januar 2008). 13 Regionales Raumentwicklungsprogramm Mittleres Mecklenburg/Rostock. Regionaler Planungsverband Mittleres Mecklenburg / Rostock (Entwurf zum 1. Beteiligungsverfahren, Dezember 2007). 14 Regionales Raumentwicklungsprogramm Westmecklenburg. Regionaler Planungsverband Westmecklenburg (Entwurf zum 1. Beteiligungsverfahren, 2007). 15 Regionalplan für den Planungsraum Schleswig-Holstein Süd (Kreise Herzogtum Lauenburg, Pinneberg, Segeberg und Stormarn). Die Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein (Fortschreibung 1998 vom 05.10.1998).

34

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

ƒ Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP NI)16 ƒ Regionales Raumordnungsprogramm Lüneburg (RROP LG)17 In einigen der o.g. Programme wird die Notwendigkeit des Aus- und Neubaus von Energiefernleitungen ausdrücklich bekräftigt18. Ein allgemeiner, praktisch alle Schutzgüter betreffender Grundsatz der Raumordnung ist das Bündelungsprinzip: Neu geplante Leitungen sollen, wo immer möglich und sinnvoll, entlang bestehender linienförmiger Infrastruktur verlaufen, um eine neue Zerschneidung der Landschaft zu vermeiden. Dies ist in den o.g. Programmen niedergelegt19, ist aber – wie in Kap. 2.4 dargestellt – wegen der konstruktiven Rahmenbedingungen bei groß dimensionierten Gasfernleitungen nicht überall realisierbar und sinnvoll.

4.1.1 Schutzgut Mensch

Der allgemeine Beurteilungsmaßstab der Raumordnung für das Schutzgut „Mensch“ ergibt sich durch Vorgaben in den Bereichen Wohnen / Wohnumfeld und Erholung / Frei- zeitnutzung, vgl. dazu das LEP MV20. (Zu menschlichen Nutzungen wie Siedlungswesen, Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Tourismus usw. vgl. das Kapitel 4.2 „Auswirkungen des Vorhabens auf menschliche Nutzungen“.)

16 Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen (LROP) in der Fassung der Neubekanntmachung vom 8. Mai 2008, Nds. GVBl. Nr. 10/2008, ausgegeben am 22.5.2008, S. 132 17 Regionales Raumordnungsprogramm für den Landkreis Lüneburg vom 16. Juni 2003 18 z.B. RREP MS Kap. 6.5, Plansatz 3 ("Zur Erhaltung bzw. Erhöhung der Versorgungssicherheit und der Netzstabilität sind die vorhandenen Netze und Anlagen, soweit sie nicht den Erfordernissen entsprechen, zu erneuern und entsprechend dem Bedarf zu erweitern."), RREP WM Kap. 6.5, Plansatz 1 ("Die Anlagen und Netze der Energieversorgung in Westmecklenburg sind sicher, kostengünstig sowie umwelt- und sozialverträglich zu erhalten und bedarfsgerecht weiter auszubauen“), LROP NI Ziff. 4.2. („Zur Sicherheit der Gasversorgung ist darauf hinzuwirken, dass (...) die Infrastruktur (...) für zusätzliche Gasimporte geschaffen wird“) 19 z.B. RREP VP Kap. 6.5, Plansatz 3 („Eine weitgehende Parallelführung und Bündelung von Leitungen mit vorhandener Infrastruktur ist anzustreben“). Ähnlich RREP MS Kap. 6.5, Plansatz 3 ("Durch Parallelführung und Nutzung vorhandener Trassen sowie durch Bündelung von Trassen sind der Landschaftsverbrauch sowie Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu minimieren"), RREP MMR Kap. 6.5, Plansatz 5 ("Neue Energie- und Rohstoffleitungen sollen in Anlehnung an bereits vorhandene Infrastrukturtrassen geführt werden") sowie RREP WM Kap. 6.5, Plansatz 6 ("Beim Neu- und Ausbau von Leitungssystemen (...) ist eine Parallelführung und Bündelung mit bestehenden Infrastrukturtrassen anzustreben.") 20 Methodisch ist die Abgrenzung zwischen den durch das UVPG vorgegebenen und in Kap. 4.1 dargestellten Schutzgütern „Mensch“, „Landschaft“, „Kultur- und Sachgüter“ sowie den nicht durch das UVPG abgedeckten und in Kap. 4.2 dargestellten menschlichen Nutzungen wie z.B. Tourismus nicht ganz eindeutig. Es wird versucht, Sachverhalte jeweils nur an einer Stelle darzustellen. Vgl. dazu LEP Kap. 4.1 (5): „… Bei der Zuordnung unterschiedlicher Raumnutzungsansprüche sollen störende Immissionen vermieden werden“, Kap. 5.1 (1): „Natur und Landschaft sind so zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, dass die Voraussetzungen für die Erholung in Natur und Landschaft gesichert werden“ und Kap. 5.1 (8): „Für die Bevölkerung sind in allen Teilräumen Einrichtungen und Möglichkeiten der Naherholung in angemessener Erreichbarkeit vorzuhalten“ sowie Kap. 5.2 (3) „Naturbetonte und ungestörte Räume sind als Voraussetzung für die Erholung in Natur und Landschaft in einer ausreichenden Größe zu erhalten…“.

35

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Das einschlägige Kapitel 4.2 der UVS listet in Tab. 9 die folgenden, zu beachtenden Kriterien auf: Wohnbau- und Gemeinbedarfsflächen, Grünanlagen im Siedlungsbereich, Wälder mit Erholungsfunktion, Kleingartenanlagen, Naturparke, Freizeit- und Erholungs- einrichtungen, Sehenswürdigkeiten, Wälder mit Sicht-, Immissions- oder Klimaschutz- funktion sowie Vorbelastungen z.B. durch Hochspannungsleitungen oder Lärmbelas- tungen. Gleichzeitig stellt die UVS fest, dass die auftretenden Belastungen in der ca. 4 – 8 Wochen dauernden Bauphase (Lärm- und Staubemissionen, Erschütterungen, Unter- brechung von Wegeverbindungen) nur vorübergehender Natur sind. Sie sind bereits durch die Trassenwahl weitgehend minimiert und lassen sich durch eine umsichtige Pla- nung und Bauausführung weiter verringern (u.a. Maßgabe 7), womit sie aus Sicht der Raumordnung als nicht erheblich für das Schutzgut „Mensch“ bewertet werden können. Die Beschränkung der Flächennutzung und des freien Grundstücksverkehrs in ausge- wiesenen Baugebieten (z.B. Schwartow) ist in geeigneter Weise auszugleichen (Maßgabe 19). Beim Betrieb der unterirdisch verlegten Leitung unter Beachtung der geltenden Bestim- mungen (u.a. Maßgabe 20) sind keine nachteiligen Effekte zu besorgen, die eine erheb- liche oder nachhaltige Auswirkung auf das Schutzgut „Mensch“ haben können. Insgesamt wird die Leitung bei Beachtung der Maßgaben als vereinbar mit dem Schutzgut „Mensch“ eingeschätzt.

4.1.2 Schutzgut Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt

Der allgemeine Beurteilungsmaßstab der Raumordnung für das Schutzgut „Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt“ ergibt sich aus den einschlägigen Aussagen und Kartendarstellungen in den landesweit und regional gültigen Programmen. Für Mecklenburg-Vorpommern trifft das LEP einige grundsätzliche Aussagen21. Vorrang- und Vorbehaltsgebiete sind im LEP und in den regionalen Programmen ausgewiesen.

21 LEP Kap. 2.7 (Sicherung und behutsame Nutzung der hervorragenden Naturraumausstattung): „Der Charakter des Landes ist geprägt durch die hohe Qualität seiner Naturgüter, die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt… Dies gilt es zu erhalten, zu entwickeln und schonend… zu nutzen.“, Kap. 5.1.1 (1): „Die heimischen Tier- und Pflanzenarten, insbesondere die seltenen und bestandgefährdeten Arten, sollen durch Sicherung, Pflege und Entwicklung ihrer Lebensräume erhalten werden. Zentrale, landesweit bedeutsame Rast- und Nahrungsplätze durchziehender Tierarten sollen durch geeignete Maßnahmen in ihrer Funktion erhalten werden.“

36

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Als Vorranggebiete22 Naturschutz und Landschaftspflege, die von Trassenvarianten in Mecklenburg-Vorpommern unmittelbar oder randlich betroffen sind, weisen LEP MV und die regionalen Programme die Trebelniederung (km 54+0 – 54+5), die Teterower Heid- berge (km 89+0 – 90+0), die Nebel (km 110+9), die Klädener Plage (km 128+0 – 129+0), die Schaaleniederung (km 220+0 – 220+5) sowie Kernbereiche der Stecknitz-Delvenau- Niederung und den Elbstrom einschließlich Deichvorland (ca. ab km 235+0 je nach Vari- ante) aus23. Der RP SH-S und das RROP LG weisen ebenfalls den Elbstrom mit Deich- vorland als Vorranggebiet aus24. Zusätzlich sind die Elbe und die binnendeichs gelegenen Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen als Biosphärenreservat ausge- wiesen; bei Barförde ist durch Var. 5 ein Vorranggebiet für Grünlandbewirtschaftung, - pflege und –entwicklung auf ca. 0,4 km betroffen25. Da die Vorranggebiete Zielcharakter besitzen26 und dem Naturschutz Vorrang vor allen anderen Nutzungen einzuräumen ist, ergibt sich hier kein Abwägungsspielraum für die Raumordnung. In den Vorbehaltsgebieten sind dagegen raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen so abzuwägen, dass diese Gebiete in ihrer Bedeutung für den Naturschutz möglichst nicht beeinträchtigt werden. Unmittelbar oder möglicherweise randlich betroffene Vorbehaltsgebiete27 Naturschutz und Landschaftspflege nach LEP MV bzw. nach den regionalen Programmen sind die Lubminer Heide (km 2+0 – 4+0), der Ziesebruch (km 9+6 – 11+0), Flächen südwestlich Kemnitz (km 14+0 – 17+0), das Tal der Schwinge mit Zuflüssen (km 30+5 – 34+0), ein Waldstück zwischen Pustow und Klein Zetelwitz28 (km 34+0 – 35+0), die Niederung des Ibitzbaches nördlich von Loitz (km 42+4 – 43+1), der Woldeforst (km 48+5 – 51+0), die

22 Dazu legt das Landesraumentwicklungsprogramm in Kap. 5.1 (4) als Ziel der Raumordnung fest: „In den Vorranggebieten Naturschutz und Landschaftspflege ist dem Naturschutz und der Landschaftspflege Vorrang vor anderen raumbedeutsamen Nutzungsansprüchen einzuräumen. Soweit raumbedeutsame Planungen, Maßnahmen und Vorhaben in diesen Gebieten mit den Belangen von Naturschutz und Landschaftspflege nicht vereinbar sind, sind diese auszuschließen.“ 23 Vgl. die Darstellung in Teil B der Antragsunterlagen, Kap. 2.2 mit Tab. 1 und 2 (Kilometrierung und Abgrenzung der Bereiche dort weichen geringfügig von der Aufstellung hier ab, was z.T. an den verschiedenen Fassungen der regionanlen Raumordnungsprogramme liegt: Für die Antragsunterlagen wurden durchgängig die damals vorliegenden, alten Fassungen der Raumordnungsprogramme ausgewertet). 24 RP SH-S: „Vorranggebiet für den Naturschutz“, RROP LG: „Vorranggebiet für Natur und Landschaft“ 25 Das das o.g. durch Var. 5 betroffene Vorranggebiet auf den Vogelschutz ausgerichtet ist, wird es an dieser Stelle einem Vorranggebiet für Natur und Landschaft gleichgestellt. 26 LEP Kap. 1: „Ziele der Raumordnung sind verbindliche Vorgaben in Form von räumlich und sachlich bestimmten oder bestimmbaren, vom Träger der Landes- oder Regionalplanung abschließend abgewogenen textlichen oder zeichnerischen Festlegungen in Raumordnungsplänen zur Entwicklung, Ordnung und Sicherung des Raums.“ 27 Die Begriffe Vorbehaltsgebiet, Vorsorgegebiet und Vorsorgeraum sind in diesem Fall gleichbedeutend. Dazu legt das LEP MV in Kap. 5.1 (5) fest: „In den Vorbehaltsgebieten Naturschutz und Landschaftspflege soll den Funktionen von Natur und Landschaft ein besonderes Gewicht beigemessen werden. Dies ist bei der Abwägung mit anderen raumbedeutsamen Planungen, Maßnahmen und Vorhaben entsprechend zu berücksichtigen.“ 28 Dieses Gebiet ist im RROP MS von 1998 noch enthalten, nicht aber im neueren RREP MS von 2008.

37

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Randbereiche der Trebelniederung29 (km 53+6 – 58+6), Waldbereiche westlich Dargun (km 66+0 – 67+0), Teilbereiche der Peeneniederung südlich Jördenstorf (km 77+2 – 83+8 und 85+2 – 87+0), der nordwestliche Rand der Mecklenburgischen Schweiz zwischen Klein Wokern und Koppelow30 (km 97+5 – 102+8 und 104+0 – 110+0), der westliche Zipfel der Mecklenburgischen Seenplatte zwischen Oldenstorf und Below31 (km 124+8 – 132+8), einen Bereich zwischen Banzkow und Plate32 (km 167+5 – 169+0), die Sude- niederung (bei km 184+0), Flächen zwischen Perdöhl und Goldenbow (km 199+5 – 208+0), zwei kleine Bereiche bei Banzin (bei km 211+5 und 214+0), die Randbereiche der Schaaleniederung33 (km 218+4 – 220+8), das Boizetal34 (km 225+3 – 225+7) und das Elbtal auf der Landseite der Deiche einschließlich der Stecknitz-Delvenau-Niederung (ab km 233+8). Auch im RP SH-S und im RROP LG sind die Stecknitz-Delvenau-Niederung und das Elbtal binnendeichs im fraglichen Bereich als Vorsorgegebiet eingeordnet35. Außerdem fordert das LEP MV die Erhaltung der Gewässerlandschaften als wichtige Elemente des Biotopverbunds36. Kapitel 4.3 der UVS listet umfänglich Biotoptypen, Realnutzungen und den faunistischen Bestand sowie bestehende Vorbelastungen im Umfeld der geplanten Leitung auf und nimmt eine Empfindlichkeitsbewertung vor (vgl. auch die Anlage C zur UVS). Insgesamt ist die Querung oder Tangierung zahlreicher der oben genannten Gebiete aufgrund ihrer Großflächigkeit oder Lage quer zur geplanten Leitung unvermeidbar. Detaillierte Auswirkungsprognosen und belastbare Aussagen zu Vermeidung / Minimie- rung sind dem folgenden Planfeststellungsverfahren vorbehalten. Generell gilt: Der Bau der geplanten Erdgasfernleitung führt v.a. durch die Anlage des Leitungsgrabens (ggf. mit Wasserhaltung), die Anlage von Baustraßen und Baustelleneinrichtungsflächen sowie aufgrund der Wechselwirkungen mit den Schutzgütern Boden und Wasser zu klein- flächig zahlreichen Veränderungen von Artenreichtum und –vielfalt, zu Verlusten bzw. Schädigungen von Biotopen bzw. Habitaten und zur Störung ökologischer Ausgleichs- beziehungen. Diese sind aufgrund der unterirdischen Verlegung meist nur kurz- bis mittelfristig wirksam.

29 Gebiet ist im RREP MS von 2008 enger geschnitten als im RROP MS von 1998. 30 Im aktuellen RREP MMR ist nur noch der östliche Teil ausgewiesen, etwa km 98+0 – 99+0. 31 Abgrenzung in den neuen Programmen (RREP MMR und WM) ca. km 128+0 – 138+0). 32 Bereich ist im aktuellen Programm (RREP WM) nicht mehr ausgewiesen. 33 Unterschiedliche Abgrenzung in RROP WM von 1996 und RREP WM von 2007. 34 Nach RREP WM von 2007 ist das Boizetal nicht mehr Vorsorgegebiet. 35 RP SH-S: „Gebiet mit besonderer Bedeutung für Natur und Landschaft (Gebiet mit besonderer Bedeutung zum Aufbau eines Schutzgebiets- und Biotopverbundsystems)“, RROP Lüneburg: „Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft“. 36 LEP MV Kap. 5.1.3 (5): „Die Funktion der Gewässer als zentrale Elemente eines landesweiten Biotopverbunds soll gestärkt werden. Die vielfältigen Gewässerlandschaften, insbesondere die ökologisch bedeutsamen Gewässer mit ihren Ufern und Talauen, solen als natürliche Lebensräume für bedrohte Tiere und Pflanzen erhalten und soweit erforderlich wieder hergestellt werden.“

38

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Speziell in Niedermooren und auf anderen grundwassernahen Standorten besteht jedoch aufgrund der engen Beziehungen zwischen den Schutzgütern Boden, Wasserhaushalt und Pflanzen / Tiere das Risiko, dass die Standortbedingungen im Bereich des Leitungs- grabens so stark verändert werden, dass sich dauerhaft eine andere Lebensgemeinschaft als vorher einstellt („Brennesselflur statt Niedermoorgesellschaften“, vgl. Erläuterungs- bericht Kap. 6.2.1037). Diese Beeinträchtigungen können und müssen durch eine geschickte Wahl der Varianten (Maßgaben 1, 2) und entsprechende Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen gering gehalten werden (u.a. Maßgaben 4, 7). Damit kann u.a. eine Inanspruchnahme der Berei- che westlich von Altkalen OT Ziegelei, der „Dobbiner Plage“ und des Feuchtgebiets „Triemoor“ (Gem. Holthusen) völlig vermieden werden; die Beeinträchtigung des SPA 66 „Wälder und Feldmark bei Techentin – Mestlin“ und des Bürgerholzes bei Crivitz wird wesentlich verringert. Letzteres gilt auch für die schutzwürdigen Bereiche am Trassen- beginn, wobei die Raumverträglichkeit der gefundenen Trasse bereits im Raumordnungs- verfahren für die OPAL bescheinigt wurde (vgl. Maßgabe 3). Bei der Querung besonders sensibler Bereiche, z.B. der Gewässer mit Begleitvegetation – vgl. die o.g. Vorrang- und Vorsorgegebiete – sind schonende Bauverfahren anzu- wenden (Maßgabe 8). Eine Zerschneidung bzw. Querung linearer Biotope wie Flüsse, Bäche, Hecken oder Baumreihen, vor allem in Verbindung mit Gehölzverlusten, bedeutet zumindest zeitweise eine wesentliche Qualitätsminderung des Lebensraumes und seiner Funktion "Ver- netzung" z.B. für flugunfähige Insekten, Kleinsäuger und Amphibien. Zum sog. Biotop- verbund erwähnt das LEP ausdrücklich die Querungsmöglichkeit für technische Infra- struktur38. Die Eingriffe in Gewässer und ggf. uferbegleitende Gehölzstreifen können durch Einhaltung der Maßgaben 7 und 8 (geschlossene Querung) wesentlich vermindert werden. Mit den genannten Maßgaben lassen sich Beeinträchtigungen der in Kap. 4.1.2 genann- ten Vorrang- und Vorsorgegebiete weitgehend vermeiden. Anlage und Betrieb der unterirdisch verlegten Leitung haben nur geringe bleibende Aus- wirkungen auf das Schutzgut. Dies gilt auch für die gelegentlichen Überwachungs- maßnahmen (Befliegung, ggf. Befahrung der Trasse).

37 Erläuterungsbericht Kap. 6.2.10: „Fels oder nicht einbaufähiger Boden wird abgefahren“, d.h. unter Umständen wird im Bereich von Niedermooren generell nicht der ursprüngliche Moorboden wieder eingebaut, sondern Fremdsubstrat. 38 LEP Kap. 5.1 (2) „Zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, zur Förderung der biologischen Vielfalt und der landestypischen Ökosysteme sollen die bestehenden großräumigen Verbundstrukturen konkretisiert und zu einem landesweiten Biotopverbundsystem vernetzt werden. Querende Infrastrukturen sind bei entsprechender Ausgestaltung möglich.“ – Ähnlich RROP WM Kap. 4.1.2 (3)

39

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Erheblich und nachhaltig aus Sicht der Raumordnung sind jedoch Eingriffe in Gehölze (d.h. Wälder, Feldgehölze, Baumgruppen, Hecken und Baumreihen39) zumindest im dauerhaft gehölzfrei zu haltenden Streifen, während der deutlich breitere Arbeitsstreifen mittelfristig wieder mit Gehölzen bestockt wird (vgl. Kap. 2.2). Gehölzverluste können bei geschlossenen Beständen durch geeignete Feintrassierung und naturschutzfachliche Baubegleitung (Maßgaben 4 und 7) vermieden oder vermindert werden. Insgesamt lassen sich Beeinträchtigungen des Schutzgutes „Tiere und Pflanzen“ bereits bei der Grobtrassierung (Maßgabe 1 und 2), anschließend bei der Feintrassierung im nachfolgenden Verfahren (Maßgabe 4) und bei der Baudurchführung (Maßgaben 7ff.) minimieren. Trotzdem verbleiben erhebliche und nachhaltige Beeinträchtigungen des Schutzgutes.

4.1.3 Schutzgut Boden

Aus Sicht der Raumordnung ist der grundsätzliche Erhalt der Funktionsfähigkeit40 und der sparsame Umgang41 mit dem Schutzgut „Boden" gefordert, bei Verunreinigungen die Bodensanierung42. Vgl. dazu auch die Aussagen der UVS in Kap. 4.4, wo u.a. das Bundes-Bodenschutzgesetz zitiert wird. Die Flächenversiegelung durch Armaturenstationen und Zufahrten ist nicht Gegenstand der Raumordnung (vgl. Kap. 2.2), dadrüber hinaus ist keine nennenswerte Versiegelung zu erwarten. Die Bodenverdichtung im Bereich der Baustraßen und Lagerflächen kann durch die Nutzung bestehender Wege und andere geeignete Maßnahmen vermieden oder teilweise wieder rückgängig gemacht werden (Maßgabe 14), sodaß nur ein geringer Eingriff verbleibt. Schwerer wiegen bleibende Veränderungen der Bodenstruktur und des Bodenwasser- haushaltes durch Umlagerung, Bodenaustausch usw., speziell bei Niedermooren und anderen grundwassernahen Böden (vgl. UVS Kap. 7.3). Diese sind durch die Trassen- wahl, eine geschickte Feintrassierung und eine schonende Bauausführung auf ein Mindestmaß zu verringern (Maßgaben 1-4, 7, 14).

39 Dazu das LEP, Kap. 5.1.2 (3): „Landschaftstypische Strukturelemente sollen erhalten, gepflegt und im Hinblick auf den Aufbau eines landesweiten Biotopverbundsystems vernetzt werden.“ RROP WM Kap. 4.1.2 (4): „… Waldflächen sollen nur dann und nur in unbedingt notwendigem Umfang in Anspruch genommen werden, wenn andere geeignete Flächen nicht vorhanden sind.“ 40 LEP Kap. 5.1.4 (1): "Die Böden sollen als Lebensgrundlage zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und in ihrer natürlichen Leistungs- und Funktionsfähigkeit gesichert und entwickelt werden. Dazu sollen Maßnahmen ergriffen werden, die den Bodenschädigungen wie Bodenerosion, Verdichtung, Schadstoffeinträgen und Schadstoffakkumulationen sowie der Degradierung von Moorböden entgegenwirken." – Ähnlich RREP VP Kap. 5.1.2 (1), RREP MS Kap. 5.1.4 (1), RREP WM Kap. 5.1.4 (1). 41 LEP Kap. 5.1.4 (2): "Flächenbeanspruchende Maßnahmen sollen dem Grundsatz des sparsamen Umgangs mit Grund und Boden entsprechen." – Ähnlich RREP VP Kap. 5.1.2 (2), RREP MS Kap. 5.1.4 (2), RREP WM Kap. 5.1.4 (2). 42 LEP Kap. 5.1.4 (3): „Mit Schadstoffen belastete und kontaminierte Böden sollen erfasst, die davon ausgehende Gefährdung abgegrenzt und die notwendigen Sicherungs- und Sanierungsarbeiten durchgeführt werden“. – Ähnlich RREP VP Kap. 5.1.2 (3).

40

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Durch die nicht fachgerechte Durchführung von Bau-, Wartungs- und Kontrollarbeiten können schließlich Schadstoffe (Schmier-, Treibstoffe, Reinigungsmittel usw.) in den Boden gelangen. Dies kann durch entsprechende Maßnahmen (Maßgabe 9) vermieden werden. Insgesamt sind die Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen geeignet, die Beein- trächtigungen des Schutzguts „Boden“ wesentlich zu verringern. Dennoch verbleiben erhebliche und nachhaltige Beeinträchtigungen.

4.1.4 Schutzgut Wasser

Das LEP MV fordert für das Schutzgut „Wasser“ u.a. die Erhaltung der Wasserqualität von Oberflächengewässern43, den sorgsamen Umgang mit Grundwasser44, die Vermeidung von Belastungen für Grund- und Oberflächengewässer45 sowie den Erhalt der Funktion von Gewässern im Biotopverbund46. Ähnliche Aussagen lassen sich den Programmen für Schleswig-Holstein und Niedersachsen entnehmen. Das LROP NI trifft darüber hinaus eine Aussage zum Hochwasserschutz, die besonders im Elbtal bedeutsam ist47. Im RP SH-S wird auf den Fachplan zum Hochwasserschutz verwiesen48. Das RREP MMR weist Gebiete mit besonderer Schutzwürdigkeit des Grund- und Ober- flächenwassers aus, in denen dem Schutzgut Wasser besonderes Gewicht zukommen soll49.

43 LEP Kap. 5.1.3 (1): „Gewässer sollen als Bestandteile des Naturhaushaltes nachhaltig genutzt werden, damit sie gleichzeitig ihre ökologischen Funktionen erfüllen können sowie dem Wohl und Nutzen der Allgemeinheit dienen. Die Wasserqualität soll erhalten und so weit als möglich ein guter ökologischer und chemischer Zustand für die Gewässer erreicht werden. Beim Schutz der Gewässer sollen auch ihre Einzugsgebiete Berücksichtigung finden.“ – Vgl. RREP VP Kap. 5.1.2 (4), RREP MS Kap. 5.1.3 (1), 44 LEP Kap. 5.1.3 (3): „Planungen und Maßnahmen, die zur Grundwasserabsenkung und Veränderungen der Grundwassermenge und -beschaffenheit führen, sollen auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt werden.“ – Vgl. RREP VP Kap. 5.1.2 (4) und (5), RREP MS Kap. 5.1.3 (4), 45 LEP Kap. 5.1.3 (4): „Schadstoffbelastungen der Gewässer, insbesondere des Grundwassers, sollen vermieden, bereits bestehende Belastungen abgebaut bzw. beseitigt werden.“ – Vgl. RREP VP Kap. 5.1.2 (4). 46 LEP Kap. 5.1.3 (5): „Die Funktion der Gewässer als zentrale Elemente eines landesweiten Biotopverbundes soll gestärkt werden. Die vielfältigen Gewässerlandschaften, insbesondere die ökologisch bedeutsamen Gewässer mit ihren Ufern und Talauen, sollen als natürliche Lebensräume für bedrohte Tiere und Pflanzen erhalten und soweit erforderlich wieder hergestellt werden.“ Vgl. auch RREP VP Kap. 5.1.4 (7), RREP MS Kap. 5.1.3 (5) – Zum Thema Biotopverbund vgl. auch LEP Kap. 5.1.2 und Abschnitt „Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt“ in diesem Dokument. 47 Ziff. 3.2.4 Wassermanagement, Wasserversorgung, Küsten- und Hochwasserschutz: (…) "Raumbedeutsame Planungen und Maßnahmen sind dort nur zulässig, soweit sie mit den Anforderungen des Hochwasserschutzes vereinbar sind..." 48 Ziff. 6.5.4 Küsten- und Hochwasserschutz: „Der Hochwasserschutz an der Elbe ist auf der Grundlage des Generalplans „Deichverstärkung, Deichverkürzung und Küstenschutz in Schleswig-Holstein“ - Fortschreibung 1986 - zu gewährleisten.“

41

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Wie die UVS in Kap. 7.4.1 darstellt, sind erhebliche und nachhaltige Auswirkungen auf Grundwasserneubildung und den Grundwasserspeicher nicht zu erwarten, falls dauer- hafte und großflächige Bodenverdichtungen vermieden werden (Maßgabe 14). Beein- trächtigungen der Grundwasserqualität in der Bauphase z.B. durch den Einsatz von Bau- maschinen lassen sich durch entsprechende Maßnahmen weitgehend vermeiden (Maß- gabe 9). Für den Leitungsgraben und für die geschlossene Querung linienförmiger Strukturen in Bereichen mit hohem Grundwasserstand sind Wasserhaltungsmaßnahmen notwendig, und der Grundwasserhaushalt kann sich durch Stau- oder Dränwirkung des Rohrgrabens dauerhaft verändern. Dem ist durch entsprechende Maßnahmen zu begegnen (Maßgabe 10). Folgt man der UVS in Kap. 7.4.2, dann ist die offene Querung von Fließgewässern ein zwar vorübergehender, aber erheblicher Eingriff. Für die größeren und schutzwürdigen Fließgewässer (vgl. Tab. 51 der UVS) ist deshalb in der Regel eine geschlossene Querung vorzusehen (Maßgabe 8), für alle anderen offenen Gewässerquerungen gelten die Maßgaben 9 und 10 in besonderer Weise. Sölle können durch Überbauung oder Dränagewirkung des Rohrgrabens zerstört oder erheblich beeinträchtigt werden, dies gilt es durch eine entsprechende Feintrassierung und eine naturschutzfachliche Baubegleitung zu vermeiden (Maßgaben 4, 7). Wie Kap. 2.3 der Unterlage „Raumnutzung und –struktur“ darstellt, sind wesentliche Funktionen der Überschwemmungsgebiete (Hochwasserretention und gefahrloser Abfluß) durch das Vorhaben nicht beeinträchtigt. In überflutungsgefährdeten Bereichen kann die offene Querung, Durchörterung oder Unterfahrung von Deichen allerdings unter Umstän- den dazu führen, dass der Hochwasserschutz nicht mehr gewährleistet ist. Dies ist durch die Wahl eines entsprechenden Bauverfahrens auszuschließen (Maßgabe 11). Spezielle Bedeutung erhält dieser Punkt im Bereich des rechten (nördlichen) Elbdeiches, wo ein Deichbruch oder ein erhöhtes Aufkommen von Qualmwasser das Gewerbegebiet Lauen- burg-Ost unmittelbar gefährden würde. Binnendeichs des linken Elbedeichs besteht durch die tiefe Lage eine besondere Qualm- wassergefahr für die Ortslagen Sassendorf und Barförde sowie für die landwirtschaftlich genutzten Grundstücke. Insgesamt lassen sich die Beeinträchtigungen des Schutzgutes „Wasser“ bei Durch- führung der Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen wesentlich verringern. Dennoch verbleiben erhebliche Beeinträchtigungen.

49 RREP MMR Kap. 5.5 (3): „Innerhalb der Gebiete mit besonderer Schutzwürdigkeit des Grund- und Oberflächenwassers soll bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen dem Schutz des Grund- und Oberflächenwassers ein besonderes Gewicht beigemessen werden. Raumbedeutsame Vorhaben, welche die Wassergewinnung gefährden oder die Wasserbeschaffenheit beeinträchtigen können, sollen innnerhalb der Gebiete nicht durchgeführt werden.“ – Die geplante Leitung tangiert ein kleineres Gebiet nordöstlich von , durchschneidet ein Gebiet bei Groß Wokern und tritt dann an der A 19 bei Bansow in ein großflächiges Gebiet ein, das sich bis zur Grenze der Planungsregion erstreckt.

42

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

4.1.5 Schutzgut Klima / Luft

Zu Klima / Luft legt das LEP MV fest, dass die lokalen Klimaverhältnisse zu erhalten und ggf. zu verbessern sind50, dass klimatische Ausgleichsleistungen nicht zu beeinträchtigen sind51 und Luftbelastungen gering gehalten werden sollen52. Auswirkungen der geplanten Leitung auf das Makro- und Mesoklima können weitgehend ausgeschlossen werden (vgl. Kap. 7.5 der UVS). Wirkungen können sich dagegen durch die Entfernung von Gehölzen auf das Mikroklima ergeben (dazu Maßgaben 4 und 7). Während der Bauphase können außerdem bautypische Emissionen auftreten, u.a. durch Lärm, Abgase, Staub bei lang anhaltender Trockenheit oder Erschütterungen – diese sind jedoch nur kurzfristig wirksam. Insgesamt sind keine erheblichen und nachhaltigen Auswirkungen der geplanten Leitung auf das Schutzgut „Klima / Luft“ zu erwarten.

4.1.6 Schutzgut Landschaft

Der Beurteilungsmaßstab der Raumordnung für das Schutzgut „Landschaft“ ergibt sich vorwiegend aus dem LEP MV. Es fordert den Erhalt der Naturraumausstattung53, der landschaftsprägenden Strukturen und des Landschaftsbildes54 und der naturbetonten, ungestörten Räume55. Ähnliche Aussagen sind in den regionalen Programmen enthalten; sie werden durch die zugehörigen Kartendarstellungen untersetzt. Da die Leitung unterirdisch verlegt wird, ist eine erhebliche und dauerhafte Veränderung der Landschaft i.d.R. nicht zu erwarten. Lücken in Gehölzreihen werden weitgehend

50 LEP Kap. 5.1.4 (5): „Die natürlichen Voraussetzungen zur Erhaltung und Verbesserung der lokalen Klimaverhältnisse sowie der Lufthygiene sollen bei allen Planungen, Vorhaben und Maßnahmen berücksichtigt werden.“ 51 LEP Kap. 5.1.4 (6): „Bei der Inanspruchnahme von Flächen für Bauvorhaben sollen Beeinträchtigungen klimatischer Ausgleichsleistungen, insbesondere der Luftaustauschbedingungen, vermieden werden.“

52 LEP Kap. 5.1.4 (7): „Die Belastung der Luft mit Schadstoffen einschließlich Staub und Lärm soll insbesondere in den Siedlungsbereichen vermindert bzw. möglichst gering gehalten werden. Die Großschutzgebiete und Tourismusräume sollen vorrangig als großräumige Zonen hoher Luftreinheit und Ruhe in der Region gesichert werden.“ 53 LEP Kap. 2.7 (Sicherung und behutsame Nutzung der hervorragenden Naturraumausstattung): „Der Charakter des Landes ist geprägt durch die hohe Qualität seiner Naturgüter… Dies gilt es zu erhalten, zu entwickeln und schonend… zu nutzen.“ 54 Kap. 5.1.2 (1): „Die Landschaft soll in ihrer Vielfalt, Eigenart und Schönheit geschützt, gepflegt und entwickelt werden. Das charakteristische Relief und die landschaftsprägenden Strukturen wie Gewässer, naturnahe Wälder, standort- und nutzungsbedingte Vegetations- und Bewirtschaftungsformen… sollen erhalten und weiterentwickelt werden.“ Kap. 5.1.2 (2): „Das typische Landschaftsbild soll weitgehend bewahrt und nicht nachteilig verändert werden.“ 55 LEP Kap. 5.2 (3): „Naturbetonte und ungestörte Räume sind als Voraussetzung für die Erholung in Natur und Landschaft in einer ausreichenden Größe zu erhalten…“

43

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008 wieder geschlossen (vgl. Kap. 7.6 der UVS), Waldschneisen entfalten nur im Ausnahme- fall eine landschaftsbildprägende Fernwirkung. Durch eine geeignete Feintrassierung lässt sich die Beeinträchtigung landschaftsbildprägender Strukturelemente weitgehend ver- meiden (Maßgabe 4). Während der Bauphase wird das Landschaftsbild zeitweilig durch das Baugeschehen (Baustelle, Lagerplätze, Zufahrten) verändert bzw. gestört – dies ist aber für das Schutz- gut insgesamt nicht erheblich. Unter den genannten Gesichtspunkten ist auch die unvermeidbare Querung großflächiger Landschaftsschutzgebiete hinnehmbar (vgl. Kap. 3.3 der UVS), die Schutzziele werden nicht wesentlich beeinträchtigt. Insgesamt ist bei Umsetzung der genannten Maßgaben nicht mit einer erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung des Schutzguts „Landschaft“ zu rechnen.

4.1.7 Schutzgut Kultur-und Sachgüter

Betreffend Kultur- und Sachgüter gibt das LEP MV v.a. den Erhalt des Erscheinungsbildes historisch wertvoller Gebäude und ihres Umfeldes vor56. Was Bodendenkmale betrifft, betont das LEP MV ihren Wert als Zeugnisse kultureller Entwicklung57. Bauliche Denkmäler und Bodendenkmäler sind grundsätzlich durch Überbauung bzw. Bodenumlagerung im unmittelbaren Baustellenbereich, aber auch durch allzu große Annäherung gefährdet. Wie Kap. 7.7 der UVS darstellt, haben die meisten Denkmäler im Untersuchungsraum eine Entfernung von mehr als 50 m zur Trasse, so dass von keinen Konflikten auszu- gehen ist. Für die nach gegenwärtigem Kenntnisstand im Untersuchungsraum zahlreichen bekannten und unbekannten Bodendenkmale besteht ein schwer kalkulierbares Risiko im Bereich des Leitungsgrabens, das durch geeignete Maßnahmen in Abstimmung mit der zuständigen Behörde verringert werden kann (Maßgabe 6). Aus Kap. 4.8 der UVS geht hervor, dass die im Untersuchungsbereich vorhandenen Sachgüter (bauliche Anlagen, Verkehrswege, Rohstoffvorkommen) weitgehend geschont werden. Näheres dazu im folgenden Kapitel 4.2.

56 LEP Kap. 4.2 (1): „… Das Erscheinungsbild historisch wertvoller Gebäude und Ensembles soll erhalten bleiben“ und Kap. 4.2 (6): „…Bauliche Entwicklungen im Umfeld von Denkmalen haben sich diesen anzupassen.“ Ähnlich auch die regionalen Programme, z.B. RROP WM in Kap. 5.2 (2), (5) und 8.7 (5). 57 LEP Kap. 6.3.1 (1): „Bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen soll die kulturelle Vielfalt in allen Teilräumen beachtet und bewahrt werden.“ In der Begründung heißt es dazu u.a. „Auf dem Gebiet der Archäologie stellen sowohl die obertägig sichtbaren archäologischen Stätten, die oftmals die Landschaft prägen, als auch die nicht sichtbaren Bodendenkmale beeindruckende Zeugnisse der kulturellen Entwicklung dar, die sich beispielsweise nach Ausgrabungen in interessanten Ausstellungen manifestieren.“ – Vgl. auch die Begründung zum RROP WM, Kap. 8.7 (5).

44

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Insgesamt stellt der Bereich „Kultur- und Sachgüter“ kein ernsthaftes Problem dar. Mögliche Beeinträchtigungen von Bodendenkmalen lassen sich erheblich verringern.

4.2 Raumordnerische FFH-Verträglichkeitsprüfung

Das Vorhaben betrifft 15 FFH-Gebiete und 10 SPA-Gebiete. In den Antragsunterlagen sind dazu jeweils FFH-Verträglichkeitsstudien 1. Stufe („Raumordnerische FFH- Verträglichkeitsstudie“, „FFH-Vorstudie“) dokumentiert. Aufgrund des Spezialfalls Elbquerung wird diese in einem gesonderten Kapitel behandelt.

4.2.1 Trassenabschnitt bis km 234

Die Ergebnisse der o.g. FFH-Verträglichkeitstudien sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst (von Ost nach West). Details sind den Antragsunterlagen zum Raum- ordnungsverfahren zu entnehmen. Tab. 2: Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitstudien für FFH-Gebiete

FFH-Gebiet Vorläufige Erhaltungsziele Betroffen Erhaltungsziele durch… gefährdet?

Greifswalder Erhalt / Entwicklung des Parallelverlauf Nein, wenn Maßnahmen Bodden, Teile Greifswalder Boddens mit mit Gebiets- ergriffen werden (Scho- des Strela- marinen, Küsten-, Grün- grenze auf ca. nung von Höhlenbäumen sundes und land- und Waldlebens- 1,5 km (ab für Teichfledermaus und Nordspitze Use- raumtypen sowie mit cha- km 0) Großes Mausohr); FFH- dom (DE-1747- rakteristischen FFH-Arten VP 2. Stufe58 ist erforder- 301) lich.

Peenetal mit Erhalt / Entwicklung einer Mehrfache Nein, wenn Maßnahmen Zuflüssen, Klein- Flusstalmoorlandschaft mit Annäherung ergriffen werden (Amphi- gewässerland- Gewässer-, Grünland-, < 300 m (bei km bienschutzzäune für schaft am Moor- und Waldlebens- 36, Var. Rotbauchunke, partielle Kummerower raumtypen sowie einer Schwinge, Var. Abflachung des Rohr- See (DE-2045- großen Anzahl von FFH- Dargun) grabens für Fischotter); 302) Arten FFH-VP 2. Stufe ist erforderlich.

58 FFH-VP 2. Stufe = FFH-Verträglichkeitsprüfung im Rahmen des nachfolgenden Planfeststellungsverfahrens

45

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Drosedower Erhalt eines Waldkom- Parallelverlauf Nein, wenn Maßnahmen Wald und Wol- plexes mit mehreren mit Gebiets- ergriffen werden (Amphi- deforst (DE- Waldlebensraumtypen grenze auf ca. bienschutzzäune für 2044-302) 1,7 km (bei km Kammmolch, partielle 50) Abflachung des Rohr- grabens für Fischotter); FFH-VP 2. Stufe ist erforderlich.

Recknitz- und Erhalt / Entwicklung der Querung der Nein, wenn Maßnahmen Trebeltal mit Flusstalmoorlandschaft mit Aue der Trebel ergriffen werden (ge- Zuflüssen (DE- Gewässern, Grünland-, auf ca. 1 km schlossene Querung der 1941-301) Moor- und Waldlebens- (bei km 54) Aue, alternativ umfang- räumen sowie einer gro- reiche Schutzmaß- ßen Zahl von FFH-Arten nahmen); FFH-VP 2. Stufe ist erforderlich.

Wald- und Klein- Erhalt / Entwicklung als Näherung (bei Nein, wenn Maßnahmen gewässerland- Schwerpunktraum des km 70), an- ergriffen werden (Tras- schaft südöstlich Kammmolch- und Rot- schließend senanpassung, Ein- von Altkalen bauchunken-Vorkommens; Querung auf ca. schränkung des Arbeits- (DE-2142-301) Erhalt / Entwicklung der 580 m und streifens, Amphibien- Gewässer- und Wald- Parallelverlauf schutzzäune für Rot- lebensraumtypen zur Grenze; bauchunke und Kamm- Var. Altkalen- molch, partielles Abfla- Ost umgeht das chen des Rohrgrabens); FFH-Gebiet FFH-VP 2. Stufe ist erforderlich.

Nebeltal mit Erhalt / Entwicklung einer Querung mit Nein, wenn Maßnahmen Zuflüssen, ver- Fließgewässer- und unterschiedli- ergriffen werden (geschl. bundenen Seen Seenlandschaft mit Ge- cher Länge ja Querung der Aue, alter- und angrenzen- wässer-, Grünland-, Moor- nach Variante nativ umfangreiche den Wäldern und Waldlebensraumtypen (bei km 111) Schutzmaßnahmen); (DE-2239-301) sowie einer großen Zahl FFH-VP 2. Stufe ist von FFH-Arten erforderlich.

46

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Bolzsee bei Erhalt / Entwicklung eines Näherung und Nein, FFH-VP 2. Stufe Oldenstorf (DE- nährstoffarmen Sees mit Parallelverlauf kann entfallen. 2338-302) Beständen des Schwim- zur Gebiets- menden Froschkrauts grenze (bei km 125)

Mildenitztal mit Erhalt / Entwicklung einer Mehrfache Nein, wenn Maßnahmen Zuflüssen und Fließgewässer- und Querung (u.a. ergriffen werden (geschl. verbundenen Seenlandschaft mit Ge- Mildenitz, Querung der Mildenitz- Seen (DE-2338- wässer-, Grünland-, Moor- Dobbiner Aue, alternativ umfang- 304) und Waldlebensräumen Plage) und reiche Schutzmaßnah- sowie charakteristischen Annäherung (ab men); Var. Dobbertin FFH-Arten km 128) vermeidet Querung der Dobbiner Plage; FFH-VP 2. Stufe ist erforderlich.

Sude mit Zuflüs- Erhalt / Entwicklung eines Querung der Nein, wenn Maßnahmen sen (DE-2533- Fließgewässersystems mit Aue der Sude ergriffen werden (geschl. 301) Gewässer-, Grünland-, auf ca. 90 m Querung der Aue, alter- Moor- und Waldlebens- (bei km 184) nativ umfangreiche raumtypen sowie von Schutzmaßnahmen); Binnendünen- und Heide- FFH-VP 2. Stufe ist standorten und FFH-Arten erforderlich.

Wald und V.a. Erhalt / Entwicklung Querung Nein, wenn Maßnahmen Lindenallee bei der Habitate des Eremiten (km 214), an- ergriffen werden (Schutz Banzin (DE- schließend der Höhlenbäume); FFH- 2531-304) Annäherung VP 2. Stufe ist erforder- lich.

Wiebendorfer Erhalt eines charakteris- Annäherung Nein, FFH-VP 2. Stufe Moor (DE-2630- tischen, zonierten nähr- (bei km 220) kann entfallen. 301) stoffarmen Moores

Schaaletal mit Erhalt / Entwicklung eines Querung auf ca. Nein, wenn Maßnahmen Zuflüssen und mit charakteristischen 200 m inkl. ergriffen werden (geschl. nahegelegenen FFH-Arten reich ausge- Schaale-Aue Querung der Aue, Wäldern und statteten Fließgewässer- (bei km 220) alternativ umfangreiche Mooren (DE- systems mit Gewässer-, Schutzmaßnahmen); 2531-303) Grünland-, Moor- und FFH-VP 2. Stufe ist Waldlebensraumtypen erforderlich.

Quelle: Antragsunterlagen

47

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Tab. 3: Ergebnisse der FFH-Vorstudien für SPA-Gebiete

SPA Potenzielles Vor- Betroffen durch… Erhaltungs- kommen der Ziel- ziele arten im Unter- gefährdet? suchungskorridor?

Greifswalder Bodden Ja, zahlreiche Parallelverlauf auf ca. Nein, wenn und südlicher Strela- Arten als Brut- und 1,1 km zur Grenze des Maßnahmen sund (SPA 34) Rastvögel SPA (ab km 0), An- ergriffen näherung (bei km 9), werden (Bau- zweimalige An- zeitbeschrän- näherung bzw. kung); FFH- Querung (ab km 13) VP 2. Stufe ist erforderlich.

Peenetallandschaft und Ja, zahlreiche Annäherung (zw. s.o. Teile der nordwestlichen Arten als Brut- und km 35 und 41) Ueckermünder Heide Rastvögel mit Uecker und Randow (SPA 10)

Trebeltal (SPA 04) Ja, zahlreiche Querung auf ca. 1,4 km s.o. Arten als Brut- und (ab km 53,5) Rastvögel

Mecklenburgische Ja, zahlreiche Querung auf ca. 1,1 km s.o. Schweiz und Arten als Brut- und (ab km 66) bzw. Kummerower See (SPA Rastvögel mehrmals auf insges. 09) 2,4 km bei Var. Dargun

Nebel und Warinsee Ja, einige Arten als Querung < 1 km je s.o. (SPA 38) Brut- und Rast- nach Variante (bei vögel km 111)

Nossentiner / Schwinzer Ja, zahlreiche Annäherung / Querung s.o. Heide (SPA 55) Arten als Brut- und auf > 5 km je nach Rastvögel Variante (ab km 125)

Wälder und Feldmark Ja, etwa die Häfte Querung auf etlichen s.o. bei Techentin - Mestlin der Arten als Brut- km je nach Variante (SPA 66) und Rastvögel (ab km 134)

Schaale - Schilde (SPA Ja, ein Großteil der Querung auf ca. 7,8 km s.o. 56) Arten als Brut- und (ab km 200) Rastvögel

48

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Weißstorchhorste in der Ja, Trasse durch- Querung zahlreicher s.o. Vogelschutzgebiets- quert Nahrungs- Feuchtgebiete (poten- kulisse habitate tielle Nahrungs- habitate) Quelle: Antragsunterlagen Als Ergebnis der FFH-Vorstudien für FFH- und SPA-Gebiete kann davon ausgegangen werden, dass eine erhebliche Beeinträchtigung der Schutzziele nach derzeitigem Kennt- nisstand durch das Einhalten bestimmter Vermeidungsmaßnahmen vermieden werden kann. Dennoch wird eine FFH-Verträglichkeitsprüfung 2. Stufe als erforderlich angesehen. Die raumordnerische FFH-Verträglichkeitsprüfung bestätigt das o.g. dargestellte Ergebnis der FFH-Verträglichkeitsstudien. Insbesondere die Maßgaben 1/2 (Wahl der Trasse), 4 (geschickte Feintrassierung), 7 (naturschonende Planung und Bauausführung) und 8 (geschlossene Querung schutzwürdiger Fließgewässer) erscheinen geeignet, die Beein- trächtigung von Erhaltungszielen zu vermeiden.

4.2.2 Trassenabschnitt ab km 234 (Elbquerung)

Aufgrund der Landesgrenzen von Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wurde das Elbtal in drei verschiedenen FFH-Gebieten gemeldet. Erhaltungsziele und Betroffenheit gleichen sich weitgehend. Die Querungslängen in den Tabellen beziehen sich auf die Vorzugsvariante in den Unterlagen. Die Ergebnisse der FFH-Verträglichkeitstudien zum Elbtal sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst. Details sind den Antragsunterlagen zum Raumordnungsverfahren zu entnehmen. Tab. 4: Betroffenheit der FFH-Gebiete im Bereich der Elbquerung

FFH-Gebiet Vorläufige Erhaltungsziele Betroffen durch…

MV: Elbtallandschaft und Erhalt / Entwicklung einer Stromtallandschaft Querung auf Sudeniederung bei mit Binnendünen-, Gewässer-, Grünland- und ca. 320 m Boizenburg (DE-2630- Waldlebensraumtypen sowie mit charakte- inkl. Elb- 303) ristischen FFH-Arten; Kohärenz zu den an- querung grenzenden FFH-Gebieten

SH: Elbe mit hohem Elb- Erhalt eines charakteristischen Abschnittes Querung auf ufer von Tesperhude bis der Elb-Auenlandschaft ca. 440 m Lauenburg mit angren- inkl. Elb- zenden Flächen (DE- querung 2628-392)

49

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

NI: Elbeniederung Erhalt der gemeldeten Lebensraumtypen, Querung auf zwischen Schnackenburg Sicherung der Lebensräume und Vorkommen ca. 600 m und Geesthacht (DE- der gemeldeten Arten inkl. Elb- 2528-331) querung

Quelle: Antragsunterlagen

Tab. 5: Ergebnisse der FFH-Studien für SPA-Gebiete im Bereich der Elbquerung

SPA Potenzielles Betroffen Erhaltungsziele gefährdet? Vorkommen durch… der Zielarten?

Mecklenburgisches Ja, ein Großteil Querung Nein, wenn Maßnahmen ergriffen Elbetal (SPA 40) der Arten als auf ca. werden (Bauzeitbeschränkung, Brut- und Rast- 1,7 km Schonung von Horst- und Niedersächsische vögel bzw. Höhlenbäumen); FFH-VP 2. Stufe Mittelelbe (DE-2832- 0,6 km ist erforderlich. 401) Quelle: Antragsunterlagen Die FFH-Verträglichkeitsstudien 1. Stufe für das Elbtal kommen zum Schluß, dass die Erhaltungsziele der gemeldeten Gebiete nicht gefährdet sind, wenn entsprechende Maß- nahmen ergriffen werden (geschlossene Querung der Aue, alternativ umfangreiche Schutzmaßnahmen für Lebensraumtypen und Arten). Eine FFH-Verträglichkeitsprüfung 2. Stufe wird als erforderlich angesehen. Ähnlich ist die Lage bei den Vogelschutzgebieten. Die raumordnerische FFH-Verträglichkeitsprüfung für den Bereich der Elbquerung bestä- tigt das o.g. dargestellte Ergebnis der FFH-Verträglichkeitsstudien.

4.3 Auswirkungen des Vorhabens auf sonstige Nutzungen

4.3.1 Siedlungswesen

Für die Beurteilung der geplanten Leitung im Hinblick auf das Siedlungswesen, speziell was geplante Baugebiete angeht, liefert das LEP MV mehrere Anhaltspunkte. Innen- hat Vorrang vor Außenentwicklung59; als Ziele der Raumordnung werden die Konzentration

59 LEP Kap. 4.1 (3): „Der Nutzung erschlossener Standortreserven, der Umnutzung, Erneuerung und Verdichtung bebauter Gebiete ist in der Regel Vorrang vor der Ausweisung neuer Siedlungsflächen einzuräumen.“

50

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008 der Bautätigkeit auf die Zentralen Orte und Siedlungsschwerpunkte60 sowie generell die Anbindung an bebaute Ortslagen61 festgesetzt. (Zu den bauzeitlichen Immissionen vgl. Kap. 4.1.1.)

Bestehende Wohn- und Gewerbegebiete werden nicht direkt betroffen. Die geplante Leitung nähert sich allerdings mehreren Siedlungen und Einzelhäusern stark an, so z.B. bei Klein Schönwalde (km 21+062), Helmshagen 2 (km 25+5), Pustow (km 34+5), Rustow (km 47+0), Drönnewitz (km 56+0), Altkalen Ziegelei (km 71+0), Thürkow (km 87+0), Groß Roge (km 94+0), Bansow (km 106+0), nordwestlich von Mestlin (km 140+0), bei Speuss (km 147+0), Radepohl (km 151+0), Queckenkrug und Krudopp (km 159+4 und 161+0), Sukow (km 164+0), Sülte (km 174+0), Neu Sülstorf (km 178+3), Presek Ausbau (km 190+0), Goldenbow (208+0), Wiebendorf (km 220+0) und in Schwartow (km 225+0) sowie – je nach Variante – ggf. auch in Barförde (ca. km 236+0). Hier sind im Rahmen der Fein- trassierung sowie der Planung und Ausführung der Bauarbeiten je nach der Empfindlich- keit der betroffenen Bereiche entsprechende Maßnahmen zum Schutz während der Bau- zeit zu treffen (Maßgabe 7). Aus den Programmen der Raumordnung ergibt sich aller- dings kein Anhaltspunkt, die vereinzelt geforderten pauschalen Mindestabstände zu Siedlungen (z.B. 200 m) umzusetzen.

Was die Planungen für Wohn- und Gewerbegebiete angeht, besitzen die im LEP und in den regionalen Programmen der Raumordnung benannten zentralen Orte generell genü- gend Abstand zur geplanten Leitung, um eine Entwicklung von Baugebieten zuzulassen. In anderen Orten ist aufgrund der Beschränkung auf den Eigenbedarf nicht mit groß- flächigen Baugebieten zu rechnen, die bis an die geplante Leitung heranreichen. Die Ausnahme bildet ein Gebiet bei Sukow (km 164+0), vgl. Maßgabe 2.

Fragen des Hochwasserschutzes werden in Kap. 4.1.4 (Wasser) behandelt, Funktionen der Naherholung in Kap. 4.3.4 (Tourismus), da sich die landschaftsgebundene Erholung und die Naherholung prinzipiell gleichen.

Insgesamt ist bis auf die genannten Ausnahmen kein ernsthafter Konflikt der geplanten Leitung mit dem Siedlungswesen erkennbar.

60 LEP Kap. 4.1 (6): "Die Wohnbauflächenentwicklung ist auf die Zentralen Orte und Siedlungsschwerpunkte zu konzentrieren. In den anderen Gemeinden ist die Wohnbauflächenentwicklung am Eigenbedarf, der sich aus Größe, Struktur und Ausstattung des Ortes ergibt, zu orientieren. (Z)" LEP Kap. 4.1 (8): "Die gewerbliche Bauflächenentwicklung soll auf die Zentralen Orte konzentriert werden. In den anderen Gemeinden soll sich die gewerbliche Bauflächenentwicklung am Eigenbedarf, der sich aus Größe, Struktur und Ausstattung des Ortes ergibt, orientieren. (Z)" – Ähnlich dazu RROP Kap. 5.1.1 (3) und 5.4 (2-4). 61 LEP Kap. 4.1 (7): "Die Ausweisung neuer Wohnbauflächen hat in Anbindung an bebaute Ortslagen zu erfolgen. (Z)" 62 Wie bereits weiter oben erwähnt, dient die km-Angabe nur der groben Orientierung.

51

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

4.3.2 Wirtschaft a) Allgemeine Erwägungen

Wie aus der Begründung des Vorhabens hervorgeht, trägt die Errichtung der Leitung zur dauerhaft sicheren Gasversorgung in Westeuropa und damit auch in den drei betroffenen Bundesländern bei. Damit ist eine wesentliche Voraussetzung für stabile Rahmen- bedingungen im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich gegeben, wie sie u.a. das LEP MV einfordert63.

Darüber hinaus bietet die in Kap. 2.1 dargestellte „Projektfamilie“ rund um die Ostsee- pipeline, zu der die NEL gehört, die Chance auf direkte und indirekte regionale Wert- schöpfung während der Bauphase. Sie trägt zum Ziel der Raumordnung bei, in Lubmin einen Industriestandort entstehen zu lassen, der sich wesentlich auf Energie stützt64.

Kleinere Vorranggebiete für Rohstoffsicherung65 werden möglicherweise nördlich von Dobbertin tangiert (km 129+0), bei Sülte (km 175+0 – 175+0) sowie zwischen Helm und Perdöhl (km 199+0 – 200+0). Vorbehaltsgebiete für Rohstoffsicherung sind möglicher- weise bei Kemnitz (km 12+0 bei „Variante Kemnitz“ nördlich der Bahnstrecke), in der Gegend um Groß Tessin und Reimershagen (km 114+5 – 121+0; mehrere kleine Gebiete) betroffen. Mögliche Restriktionen für den Bergbau gehen aus der detaillierten Stellungnahme des Bergamtes Stralsund hervor und können können in den folgenden Planungsstufen erheblich vermindert werden (Maßgabe 5).

Zu Land- / Forstwirtschaft und Tourismus siehe die folgenden Abschnitte. Andere dauer- hafte Einschränkungen wirtschaftlicher Aktivitäten sind durch Bau und Betrieb der Leitung nicht zu erwarten.

63 LEP Kap. 2.2 (Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Mecklenburg-Vorpommern): „Die Stärkung der Wirtschaftskraft im Lande… ist die wichtigste Voraussetzung für mehr Beschäftigung und selbst erwirtschaftetes Einkommen. Die Rahmenbedingungen… sind weiter zu verbessern, um den Unternehmen im Land das zu bieten, was sie für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen brauchen: … eine leistungsfähige Infrastruktur…“ 64 Vgl. LEP Kap. 4.3.1 (1) und (2): „Innerhalb der festgelegten landesweit bedeutsamen gewerblichen und industriellen Großstandorte hat die gewerbliche Nutzung Vorrang vor anderen Nutzungsansprüchen… Landesweit bedeutsame gewerbliche und industrielle Großstandorte sind: (…) Industriegebiet Lubminer Heide.“ RREP VP gibt in der Begründung zu Kap. 4.3.1 (2) den folgenden möglichen Branchenmix für die Lubminer Heide an: „Unternehmen mit einem hohen Energiebedarf, Unternehmen der Metallverarbeitung, Kraftstoff- und Energieerzeugung…“ 65 Festlegungen der regionalen Programme der Raumordnung zu Rohstoffen sind RREP VP Kap. 5.6, RREP MS Kap. 5.6, RREP MMR Kap. 5.6, RREP WM Kap. 5.6 und den zugehörigen Kartendarstellungen zu entnehmen. Zu Vorrang- und Vorbehaltsgebieten heißt es z.B. in RREP VP Kap. 5.6. (2) „In Vorranggebieten Rohstoffsicherung kommt der Rohstoffgewinnung gegenüber anderen raumbedeutsamen Planungen (…) der Vorrang zu. Abbauverhindernde Nutzungen sind auf diesen Flächen auszuschließen“ und in Kap. 5.6. (3) zu Vorbehaltsgebieten: „Alle raumbedeutsamen Planungen (…) sind so abzuwägen und abzustimmen, dass diese Gebiete in ihrer hervorgehobenen Bedeutung für die langfristige Rohstoffsicherung möglichst nicht beeinträchtigt werden.“

52

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008 b) Land- und Forstwirtschaft

Zur Landwirtschaft fordert das LEP MV, einen Flächenentzug möglichst zu vermeiden66. Auf eine Auflistung der Landwirtschaftsräume aus den Programmen der Raumordnung67 wird an dieser Stelle verzichtet, da sich die Beeinträchtigung der Landwirtschaft und mögliche Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung inner- und außerhalb dieser Räume nicht unterscheiden.

Der direkte und dauerhafte Flächenentzug durch die unterirdisch verlegte Leitung ist fast vernachlässigbar gering, die in Kap. 2.2 erwähnten Armaturenstationen fallen hier nicht ins Gewicht. Die Funktionsfähigkeit bestehender Drän- und Bewässerungsleitungen darf durch die geplante Leitung nicht dauerhaft in Frage gestellt werden (Maßgabe 10), eine Wiederherstellung bestehender Dränleitungen ist ohnehin geplant68.

Für die erschwerte Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen während der Bauzeit und für die Einschränkung des freien Grundstücksverkehrs durch die Eintragung einer Grund- dienstbarkeit werden Regelungen mit den landwirtschaftlichen Verbänden und mit den jeweiligen Flächeneigentümern geschlossen. In gleicher Weise wird die Nutzung landwirt- schaftlicher Grundstücke und Wege für Baustelleneinrichtungsflächen, Lagerflächen und Baustraßen geregelt, sofern dafür nicht bestehende Flächen zur Verfügung stehen. Details sind Gegenstand der Planfeststellung, die Thematik steht unter Beachtung der Maßgaben 13 und 18 dem Vorhaben auf Ebene der Raumordnung nicht entgegen.

Hinsichtlich der Forstwirtschaft fordern die Programme der Raumordnung die Erhaltung, Pflege und Entwicklung von Wäldern sowie die Erhaltung der Waldfunktionen69. Die Forst- wirtschaft wird in erster Linie durch den Waldabtrieb (Abholzung) im Arbeitsstreifen und nachfolgende Aufwuchsbeschränkungen im Schutzstreifen beeinträchtigt. Diese Ein- schränkungen werden durch Trassenwahl und Bauausführung auf einem Minimum gehalten (Maßgaben 1 – 4, 7) und im nachfolgenden Planverfahren entsprechend den geltenden Regelungen bilanziert und ausgeglichen (Maßgabe 16).

66 LEP Kap. 3.1.4 (6): „Wegen der Bodengebundenheit der Landwirtschaft sollen die Sicherung und Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe (…) gewährleistet werden. Insbesondere soll ein Entzug landwirtschaftlicher Fläche (…) vermieden werden.“ Vgl. auch LEP Kap. 5.4 (1): „Landwirtschaftlich genutzte Flächen sollen auch künftig der Landbewirtschaftung zur Verfügung stehen“ sowie RREP VP Kap. 3.1.4, RREP MS Kap. 5.4.1, RREP MMR Kap. 5.4.1 und RREP WM Kap. 5.4.1. 67 Diese Räume haben den Status von Vorbehaltsgebieten, 68 Vgl. Erläuterungsbericht Kap. 6.2.12 69 LEP Kap. 5.4 (3): „Wälder sind wegen ihres volkswirtschaftlichen Nutzens, ihrer ökologischen Funktionen und der Wohlfahrtswirkungen für die Bevölkerung zu erhalten, zu pflegen und durch nachhaltige Nutzung zu entwickeln“, Kap. 5.4 (5): „Die vielfältigen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen sollen die Wälder auf einem Großteil der Fläche gleichrangig erfüllen... Bedeutende Funktionen von Waldbereichen sind bei Planungen und Maßnahmen besonders zu berücksichtigen. Die Waldböden sind wegen ihrer vielfältigen Funktionen und besonderen ökologischen Bedeutung im Naturhaushalt zu schonen und zu erhalten.“

53

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Insgesamt wird eingeschätzt, dass bei Einhaltung der Maßgaben und der rechtlichen Vorgaben keine erheblichen und nachhaltigen Beeinträchtigungen im Bereich Land- und Forstwirtschaft verbleiben.

c) Tourismus

Der Tourismus wird, ähnlich wie die „Feierabenderholung“, während der Bauzeit durch die optische Wirkung und Immissionen der Baustelle im Nahbereich von Ausflugszielen usw., aber auch durch die zeitweilige Unterbrechung von touristisch wichtigen Wander- und Radwanderrouten70 betroffen. Diese Beeinträchtigungen sind zwar vorübergehend, gerade im Fahrradtourismus gelten allerdings ohne Ankündigung unterbrochene oder durch Baufahrzeuge zerfahrene Wegstrecken als erheblicher Qualitätsmangel.

Die störenden Auswirkungen der Baustelle auf touristische Einrichtungen lassen sich mit geeigneten Schutzmaßnahmen verringern (Maßgabe 7). Für Wander- und Radwander- routen lassen sich die Auswirkungen durch die Ausschilderung von Umleitungsstrecken und ggf. durch die Anlage von Behelfsbrücken minimieren (Maßgabe 13).

Da der Bau einer derart großen Pipeline kein alltäglicher Anblick ist, kann die Baustelle durch die Einrichtung von mehreren, mit der Baustelle mitwandernden Informations- punkten im Nahbereich der geplanten Leitung erlebbar gemacht werden, vgl. „Ergän- zende Hinweise“, Punkt (a).

Bei Umsetzung der Maßnahmen wird die Leitung keine erheblichen Auswirkungen auf den Tourismus haben.

4.3.3 Infrastruktur und sonstige Nutzungen

Bei Einhaltung der geltenden technischen Regeln und der technischen Vorgaben (u.a. geschlossene Kreuzung aller Bahnlinien und der meisten klassifizierten Straßen) ist für gekreuzte Straßen- und Schienenwege keine Beeinträchtigung zu erwarten. Fahrbahnen von Straßen und Wegen, die in offener Bauweise gekreuzt werden, werden „wie vorge- funden wiederhergestellt“71. In der Bauphase sollten entsprechende Vorkehrungen getrof- fen werden, um die Einschränkungen z.B. durch Umleitungen möglichst gering zu halten (Maßgabe 13).

Auch für Einrichtungen der Anlagen der Ver- und Entsorgung, der Kommunikation und anderer technischer Infrastruktur sind bei Beachtung der einschlägigen Regelwerke,

70 „Regional bedeutsames Radroutennetz“ im RREP VP, „Regional bedeutsames Radwegenetz“ in den RREP MS und RREP WM, „Fernradwege / Fernwanderwege“ im RREP MMR. 71 Vgl. Erläuterungsbericht Kap. 6.2.1 und 6.2.13

54

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008 rechtzeitiger Abstimmung mit den jeweiligen Rechtsträgern und umsichtiger Bauleitung keine dauerhaften und erheblichen Auswirkungen zu befürchten (Maßgabe 13).

4.4 Variantendiskussion ab km 234 (Elbquerung)

Die Elbquerung stellt eine Besonderheit im Verlauf der NEL dar. Zum einen überlagern sich hier mehrere Schutzgebiete, zum anderen liegt der Querungsbereich im „Drei- ländereck“ Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Aus diesem Grund wird diesem Thema ein eigenes Kapitel gewidmet. Bereits vor der formellen Eröffnung des Raumordnungsverfahrens wurde – wie bereits beschrieben – versucht, die Zahl der Varianten und den Suchraum für einen raumver- träglichen Korridor einzugrenzen. Aufgrund der Lage der Siedlungsbereiche, die sich westlich von Lauenburg bis Hamburg erstrecken, und der großflächigen Schutzgebiete östlich von Boizenburg wurde im Raumordnungsverfahren der Raum zwischen Lauenburg und Boizenburg für die Elbquerung näher untersucht (vgl. Abb. 3). Abb. 3: Übersicht der Schutzgebiete im weiteren Umfeld der Elbquerung

Quelle: Antragsunterlagen

55

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Vier Varianten mit jeweils spezifischen Vor- und Nachteilen (Kap. 14 der Antragsunter- lagen) wurden zunächst untersucht, dazu kommt die in Kap. 3.2 erwähnte fünfte Variante (von West nach Ost): ƒ Querung direkt an der Elbbrücke in Lauenburg (Var. 4) ƒ Querung südlich des Gewerbegebietes im Osten von Lauenburg (Var. 1, die Vorzugs- variante des Vorhabenträgers72) ƒ Querung etwa auf halbem Wege zwischen Lauenburg und der Ortschaft Horst (Var. 2) ƒ Querung unmittelbar westlich der Ortschaft Horst, d.h. am östlichen Rand der Stecknitz-Delvenau-Niederung (Var. 5) ƒ Querung etwa 1 km östlich der Ortschaft Horst (Var. 3) Im Folgenden werden die raumordnerischen Bewertungen aus Mecklenburg- Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zur Elbquerung in verkürzter Form wiedergegeben.

Zusammenfassung Niedersachsen Die Elbeniederung ist in Niedersachsen auf ganzer Länge FFH-Gebiet. Der untersuchte Querungsbereich gehört zugleich zur Zone C im Biosphärenreservat „Niedersächsische Elbtalaue“ und hat den Status eines Naturschutzgebiets. Alle Varianten queren zudem den niedersächsischen Elbedeich. Variante 3 hätte den Vorteil, dass kein Deich auf der rechten Elbeseite gequert werden müsste. Diese Variante nimmt allerdings in großem Umfang Waldgebiete in Mecklenburg- Vorpommern in Anspruch und müsste über den Steilhang der Elbe, der Naturschutzgebiet ist, geführt werden. Variante 5 verläuft auf rd. 0,4 km nördlich der Elbe durch das Vogelschutzgebiet sowie südlich der Elbe auf rd. 2,6 km durch das Biosphärenreservat, auf rd. 0,4 km durch ein Vorranggebiet für Grünlandbewirtschaftung, -pflege und -entwicklung sowie auf rd. 1,8 km durch ein Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft. Es handelt sich hierbei überwiegend um einen temporären Eingriff, der durch entsprechende Bauzeitenregelungen minimiert werden kann. Die Baumaßnahme bei Variante 5 liegt vollständig im Biosphärenreservat. Bei Variante 5 werden zudem mehrere Landschaftsbild prägende Heckenstrukturen gequert. Ein weiterer Nachteil der Variante 5 ist die Nähe der Baustelle zur nächstge- legenen Wohnbebauung. Die Betroffenheit durch die Variante 5 ist als etwas größer zu veranschlagen. Variante 6 (d.h. die Vorzugsvariante (V1) aus den Antragsunterlagen bei geschlossener Querung) verläuft auf rd. 1,8 km nördlich der Elbe durch ein Vogelschutzgebiet und

72 Die geschlossene Ausführung der Querung an dieser Stelle wird in einigen Quellen auch als „Variante 6“ bezeichnet.

56

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008 südlich der Elbe auf rd. 0,6 km durch das Biosphärenreservat, das zugleich Vorsorge- gebiet für Natur und Landschaft ist. Durch Variante 6 wird außerdem ein FFH-Gebiet auf rd. 130 m gequert und auf rd. 220 m randlich durch das Baufeld beansprucht. Die Be- troffenheit ist aufgrund der Randlage als eher geringfügig zu veranschlagen. Das angren- zende Gewerbegebiet wird in der Bauphase nicht beeinträchigt. Aus raumordnerischer Sicht ist deshalb die Variante 6 zusammenfassend als am geeignetesten zu bewerten, weil sie in die vorhandenen Strukturen am wenigsten nach- haltig eingreift. Sollte sich herausstellen, dass die Querung der Elbe in geschlossener Bauweise nur bei Variante 5 möglich ist, ist aus raumordnerischer Sicht dieser Variante der Vorzug gegenüber den anderen Varianten zu geben.

Zusammenfassung Schleswig-Holstein

Auf Grund von Anregungen während des Erörterungstermines am 22.01.2008 wurde im Rahmen des Raumordnungsverfahrens in Mecklenburg-Vorpommern vom Vorhaben- träger eine zusätzliche Alternative (Variante 5) im Bereich der Elbquerung untersucht und beurteilt. Hinsichtlich der Art und Weise der Elbquerung spricht sich die UVS und die FFH- Verträglichkeitsuntersuchung 1. Stufe ausdrücklich für die geschlossene Bauweise aus73. Vor dem Hintergrund der sehr hohen naturschutzfachlichen – auch international aner- kannten – Bedeutung der Elbe und der Vorländer ist daher die Elbe in geschlossener Bauweise zu queren (Maßgabe 8). Dies entspricht gleichzeitig den gesetzlichen Anforderungen der §§ 11 und 12 des Landesnaturschutzgesetzes Schleswig-Holstein, Beeinträchtigungen zu vermeiden und zu minimieren sowie dem Verschlechterungsverbot und dem Entwicklungsgebot der Richt- linien 92/43/EWG (FFH-Richtlinie) bzw. 79/409/EWG (Vogelschutzrichtlinie). Nur so können aus naturschutzrechtlicher Sicht erhebliche Beeinträchtigungen der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung sicher ausgeschlossen werden. Vor dem Hintergrund, dass aus naturschutzfachlicher und -rechtlicher Sicht nur eine geschlossene Elbquerung in Frage kommt, ist die vorgelegte Alternativenprüfung in ihren Aussagen eindeutig: Sie spricht sich mit einem deutlichen Abstand in der Bewertung zu den anderen untersuchten Varianten für die neu untersuchte Alternative (Variante 5) aus. Deshalb ist die Variante 5 mit einer geschlossenen Bauweise im anstehenden Raum- ordnungsbeschluss festzulegen74.

73 UVS S. 159: „Die Elbe sollte geschlossen gequert werden...“, FFH-VS 1. Stufe S. 151: „Für die Fließgewässer... Elbe... können Beeinträchtigungen mittels geschlossener Querungen ausgeschlossen werden.“ 74 Selbst bei einer Betrachtung der offenen Bauweisen ist die neu untersuchte Alternative (Variante 5) in der Bewertung identisch mit der bisherigen Vorzugstrasse, so dass – wenn im Raumordnungsbeschluss tatsächlich keine Festlegung auf die geschlossene Bauweise erfolgen sollte – zumindest die Variante 5 als Vorzugstrasse im Raumordnungsbeschluss festgelegt werden sollte, da hier ggf. beide Bauweisen diejenigen mit der „besten Bewertung“ sind.

57

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Zusammenfassung Mecklenburg-Vorpommern

Insgesamt ist der Naturraum des Elbtales reich ausgestattet, was durch die mehrfache Schutzgebietsausweisung unterstrichen wird. Die Konzentration der raumordnerischen Entscheidung auf den Raum zwischen Boizenburg und Lauenburg wird dennoch als sachdienlich bewertet, da außerhalb dieses Raums tendenziell mit (noch) größeren Kon- flikten zu rechnen ist. Die geplante Leitung tangiert oder schneidet das LSG 73 (Stecknitz-Delvenau-Niederung) nördlich der Bundesstraße B 5; das FFH-Gebiet DE 2529-304 (Stecknitz-Delvenau) ist nicht unmittelbar betroffen. Südlich der B 5 überlagern sich auf mecklenburgischer Seite mehrere großräumige Schutzgebiete, die ihre Fortsetzung jenseits der Landesgrenze finden: Das Vogelschutzgebiet SPA 40 (Mecklenburgisches Elbetal), das FFH-Gebiet DE 2630-303 (Elbtallandschaft und Sudeniederung bei Boizenburg), das LSG 63 (Mecklen- burgisches Elbetal), das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe und der Naturpark Mecklenburgisches Elbetal. Außerdem ist der Bereich südlich und südöstlich der Ortschaft Horst als NSG 152 (Elbhang „Vierwald“) geschützt. Die gesamte Stecknitz-Delvenau-Niederung und die Elbniederung sind außerdem als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen; bei Lauenburg liegt ein größeres Gewerbegebiet im potentiellen Überflutungsbereich. Alle Varianten bis auf V3 queren den rechtsseitigen Elbdeich75. Damit ist die geschlossene Querung der Elbe einschließlich des Deichvorlands auf jeden Fall vorzuziehen (Maßgabe 8), egal welche räumliche Variante gewählt wird. Variante 3 wird in den Antragsunterlagen vor allem aufgrund der großflächigen Wald- verluste nicht unterstützt und schneidet mit großem Abstand am schlechtesten ab (vgl. Kap. 14 des Erläuterungsberichts); dieser Bewertung muß aus raumordnerischer Sicht gefolgt werden, zumal das o.g. NSG von dieser Variante betroffen wäre. Gegen Variante 4 (d.h. unmittelbar entlang der Bahnlinie) spricht die aufgrund der Siedlungsnähe schwierige bis unmögliche Trassierung. Die übrigen drei Varianten unterscheiden sich in ihrer Lage nicht grundsätzlich. Alle durchqueren das o.g. SPA- und FFH-Gebiet (wenn auch in unterschiedlicher Länge), alle müssen den Elbdeich durch- oder unterqueren, und bei allen können die Verluste an

75 Zahlreiche Einwendungen erwecken den Eindruck, als sei die Deichsicherheit nur bei einer geschlossenen Querung gegeben, und eine offene Querung der Deiche sei alleine schon wegen des Hochwasserschutzes auf keinen Fall und unter keinen Umständen vertretbar. Dieser Meinung steht die gut belegte Aussage des Antragstellers entgegen, dass die zuständigen Behörden andernorts (z.B. am Rhein) ebenfalls unter Berufung auf den Hochwasserschutz eine offene Querung der Deiche fordern, u.a. weil sich auf diese Weise die Bauausführung besser überwachen lässt. Letztendlich bleibt dies ein Streit unter Experten – aus Sicht der Raumordnung in Mecklenburg-Vorpommern gibt es keine aus Gründen des Hochwasserschutzes zu präferierende Bauweise.

58

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Elbufergehölz, das hier nur außendeichs vorhanden ist, durch eine geschlossene Querung vermindert werden. Die im Rahmen des Erörterungstermins diskutierte Variante 5 liegt nach den Unterlagen des Vorhabenträgers gleichauf mit seiner Vorzugsvariante 1. Aus Sicht der Raumordnung hat sie gegenüber den beiden Varianten 1 und 2 vor allem zwei Vorteile: ƒ Die Querungslänge des Elbstroms und des Vorlands zwischen den Deichen ist am kürzesten, d.h. der bauliche Aufwand für die geschlossene Querung ist am geringsten; ƒ Die Querungslänge von SPA-Gebieten ist mit deutlichem Abstand am geringsten (etwa 400 m gegenüber 1,8 km bei V 1). Eine mögliche Beeinträchtigung von FFH- Gebieten wird bei einer geschlossenen Querung der Elbe vollständig vermieden. Damit folgt V 5 dem raumordnerischen Vorsorgegedanken. Dem gegenüber fallen die unterschiedlich starken, ebenfalls nur quantitativ darstellbaren Beeinträchtigungen der anderen Schutzgebietskategorien wie Landschaftsschutzgebiete, Biosphärenreservate usw. nicht so stark ins Gewicht. Die bei V 5 vorhandenen Hecken im LSG lassen sich bei geeigneter Feintrassierung und Einhaltung von Vermeidungsmaßnahmen (Maßgabe 4, 7) weitgehend schonen. Beein- trächtigungen der Wohnfunktion in Barförde sind nur vorübergehend und lassen sich durch entsprechende Maßnahmen gering halten (Maßgabe 7). Aus raumordnerischer Sicht und beim derzeitigen Kenntnisstand ist Variante 5 die günstigste, weil sie den Vorsorgegedanken am besten umsetzt. Bei Umsetzung der genannten Maßgaben ist sie als raumverträglich zu bewerten. Falls V 5 nicht realisiert werden kann, folgt an zweiter Stelle die ursprüngliche Vorzugsvariante („Variante 1“), ebenfalls in geschlossener Ausführung.

Zusammenfassung für alle drei Bundesländer Wie aus den Ausführungen ersichtlich wird, weichen die Beurteilungen in den drei Bundesländern voneinander ab. Insgesamt ergibt sich jedoch übereinstimmend aus den zahlreichen Stellungnahmen, dass eine geschlossene Querung (z.B. Micro-Tunneling / unterirdisches Rohrvortriebsverfahren) in jedem Fall der offenen Querung vorzuziehen ist (Maßgabe 8). Gründe dafür sind der geringere Eingriff in Natur und Landschaft sowie Fragen des Hochwasserschutzes. Die ursprüngliche Vorzugsvariante des Vorhabensträgers (Var. 1) liegt in der Bewertung etwa gleichauf mit der Variante 5, speziell bei geschlossener Ausführung76. Allerdings

76 In einigen Quellen wird die geschlossene Ausführung der Var. 1 als „Var. 6“ bezeichnet. Aus bautechnischen Gründen ist die Achse der Querung bei der geschlossenen Ausführung etwas gegenüber der offenen Ausführung gedreht, und die Vormontageflächen haben voraussichtlich eine andere Größe und Lage (eher östlich als südlich des Gewerbegebietes Lauenburg-Ost). Die Lage der Querungsstelle, die Zuführung der Leitung und die Zuwegung zur Baustelle ist jedoch in beiden Fällen dieselbe.

59

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008 konnte die FFH-Verträglichkeitsprüfung (1. Stufe) für keine der untersuchten Varianten mit Sicherheit ausschließen, dass es doch zu einer Beeinträchtigung der europäischen Schutzgebiete kommt. Bei Variante 5 ist eine deutlich kürzere Querung europäischer Schutzgebiete zu ver- zeichnen77. Damit folgt sie dem raumordnerischen Vorsorgegedanken. Aus den genannten Gründen ist Variante 5 in geschlossener Querung nach derzei- tigem Kenntnisstand am besten mit den Erfordernissen der Raumordnung vereinbar. Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft (z.B. Hecken südlich der Elbe) und Mensch (z.B. Annäherung an den Ort Barförde) können und müssen durch entsprechende Maß- nahmen vermieden oder minimiert werden (u.a. Maßgabe 4, 7).

77 Vgl. § 34 Abs. 3 Satz 2 BNatSchG, § 18 Abs. 2 Satz 2 LNatG M-V, § 34 c Abs. 3 Nr. 2 NNatG und § 20e Abs. 4 Satz 2 LNatSchG S-H.

60

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

5 Zusammenfassende raumordnerische Gesamtabwägung

Die vom Vorhabenträger vorgelegten Unterlagen sind zusammen mit den zahlreichen schriftlich eingegangenen Hinweisen und den auf den Erörterungsberatungen gewonne- nen Erkenntnissen ausreichend, um die Raumverträglichkeit des Vorhabens abschließend beurteilen zu können. In der Gesamtabwägung zwischen

ƒ dem überwiegenden öffentlichen Interesse an einer langfristig zuverlässigen und wirtschaftlichen Gasversorgung,

ƒ der vom Vorhabenträger vorgetragenen Bedarfsbegründung,

ƒ den vom Vorhabenträger vorgelegten Unterlagen,

ƒ den im Raumordnungsverfahren gewonnenen Erkenntnissen,

ƒ den Schutzgütern nach dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung und den menschlichen Nutzungen mit den Erfordernissen der Raumordnung wird die grundsätzliche Notwendigkeit und Realisierbarkeit des Vorhabens „Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald / MV – Hittbergen / NI“ aus Sicht der Raumordnung festgestellt.

Die vom Vorhabenträger in das Raumordnungsverfahren eingebrachte Trasse erscheint grundsätzlich geeignet, die raumordnerischen Anforderungen zu erfüllen. Die im Vorfeld des Raumordnungsverfahrens untersuchten großräumigen Alternativen sowie die Null- variante – d.h. keine Realisierung des Vorhabens – sind nicht zielführend und brauchen daher nicht weiter verfolgt zu werden.

Insgesamt sind die Beeinträchtigungen, die von diesem Vorhaben ausgehen, aufgrund der räumlichen Ausdehnung und der technischen Parameter (vgl. Kap. 2) naturgemäß recht umfangreich. Dies wird durch die zahlreichen im Verfahren eingegangenen Hinweise bestätigt (vgl. Kap. 3).

Andererseits sind die Beeinträchtigungen aufgrund der unterirdischen Ausführung und der im Wesentlichen bauzeitlich auftretenden Konflikte (vgl. Kap. 4) bei weitem nicht so groß, wie dies beim Neubau einer ähnlich langen, oberirdisch verlaufenden linienförmigen Infra- struktur (Straße, Schiene, Hochspannungsleitung) der Fall wäre. Die Beeinträchtigungen lassen sich in vielen Fällen durch entsprechende Maßnahmen vermeiden oder mini- mieren.

61

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

Gegenüber der vom Vorhabenträger zunächst vorgeschlagenen Trassenführung lassen sich bereits auf Ebene der Raumordnung zahlreiche Möglichkeiten zur Optimierung erkennen. Sie wurden in mehreren Maßgaben zur Bedingung für eine positive raumord- nerische Beurteilung des Vorhabens gemacht (Kap. 1.1).

Zahlreiche bauzeitliche Eingriffe in Schutzgüter nach UVPG und in menschliche Nutzungen lassen sich durch entsprechende Maßnahmen vermeiden oder minimieren. Besonders die Möglichkeit zur geschlossenen Kreuzung („Unterfahrung“) von schützens- werten Gewässern mit ihren Randbereichen sei an dieser Stelle erwähnt. Diese und andere Maßgaben wurden ebenfalls als Auflage für die Durchführung des Vorhabens formuliert (Kap. 1.2).

Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Maßgaben (Kap. 1.3).

Schließlich wurden ergänzende Hinweise mit lediglich empfehlendem Charakter formu- liert. Sie sind nicht Bedingung für die Durchführung des Vorhabens, können aber die Akzeptanz des Vorhabens erhöhen und die Umsetzung erleichtern (Kap. 1.4).

Unter Beachtung der in Kap. 1.1 bis 1.3 aufgeführten Maßgaben ist das Vorhaben mit den Erfordernissen von Raumordnung und Landesplanung vereinbar.

62

Landesplanerische Beurteilung zum Raumordnungsverfahren für die Norddeutsche Erdgasleitung (NEL), Abschnitt Greifswald (MV) – Hittbergen (NI);

Schwerin, 30.07.2008

6 Abschließende Hinweise

1. Diese landesplanerische Beurteilung ist nur so lange gültig, wie sich ihre Grund- lagen nicht wesentlich ändern. Die Entscheidung darüber treffen die jeweils zuständigen Landesplanungsbehörden. 2. Da das Raumordnungsverfahren für den südlich anschließenden Leitungs- abschnitt von Hittbergen nach Achim noch nicht abgeschlossen ist, ergeht diese Stellungnahme unter dem Vorbehalt, dass der vorgesehene Anschlusspunkt zwischen Nord- und Südabschnitt der Erdgasleitung bestätigt wird. 3. Die landesplanerische Beurteilung ist kostenfrei. 4. Die Beteiligten und der Verfahrensträger erhalten einen Abdruck der landesplane- rischen Beurteilung. Sie wird außerdem im Internet veröffentlicht.

Schwerin, den 30.07.2008

63