SCHIEDSRICHTER ZEITUNG 04 OFFIZIELLES MAGAZIN DES DEUTSCHEN FUSSBALL-BUNDES 2019 JULI / AUG

Die diesjährige „DANKE SCHIRI.“-Preisträgerin Angelika Hellmer aus Berlin mit -Schiedsrichter (rechts) und Assistent Thomas Gorniak.

Titelthema Lehrwesen Regeln Projekt „DANKE DER TORWART ÄNDERUNGEN MITTENDRIN SCHIRI.“ SPIELT MIT IM REGEL-TEXT STATT NUR DABEI Ehrung der Preisträger Der Inhalt des neuen Was die Schiedsrichter zur Referees als Volunteers in Frankfurt am Main DFB-Lehrbriefs Nr. 85 neuen Saison beachten müssen beim DFB-Pokalfinale in Berlin ADIDAS.DE/NEMEZIZ

+162291_SP_FA_DFB_H22162_Re-direct_FW19_Nemeziz_P0_Anz_210x297.indd 1 18.04.19 13:51 3

EDITORIAL INHALT

LIEBE LESERINNEN TITELTHEMA 4 Danke Schiri! UND LESER, Preisträger der Landesverbände trafen sich in Frankfurt am Main nicht nur für Vereine, Spieler und Trainer, sondern auch 10 Besondere Momente für uns Schiedsrichter hat der 1. Juli eines jeden Jahres Die Höhepunkte des „DANKE eine ganz besondere Bedeutung – ist unsere Tätigkeit SCHIRI.“-Events doch orientiert an der Saison und nicht am Kalenderjahr. Mit Beginn eines neuen Spieljahres greifen möglicher- PANORAMA weise Veränderungen in der Klassenzugehörigkeit eines 12 Stieler und Kunkel im Finale Unparteiischen, vor allem aber auch im Regelwerk.

SERIE In der freien Wirtschaft bezeichnet man die Umsetzung 14 Auge, Mut und „Bauchgefühl“ neuer Strukturen, Strategien und Prozesse als „Change Zweiter Teil unserer Serie zum Management“. Doch während Unternehmen dafür meist Schiedsrichter-Assistenten ▼ eine große Zeitspanne haben, müssen wir im Schieds- LUTZ WAGNER, richterwesen solche Veränderungen in kürzester Zeit REGEL-ÄNDERUNGEN DFB-SCHIEDSRICHTER-­ bewältigen. Oft liegen zwischen dem letzten Spiel der 18 Hilfreiche Neuerungen LEHRWART alten Saison und dem ersten Spieltag der neuen Saison nur wenige Wochen. REGEL-TEST 22 Neues in der Praxis Und dennoch gelingt uns dieses Veränderungsmanagement Jahr für Jahr her- vorragend – dank unserer funktionierenden Strukturen, vor allem aber auch LEHRWESEN aufgrund des hohen Engagements der Verantwortlichen auf nationaler Ebene, 24 Der Torwart spielt mit in den Verbänden und insbesondere in den Kreisen. Der Inhalt des DFB-Lehrbriefs Nr. 85 Mein Dank gilt unseren vielen Lehrwarten und Ausbildern, die auf allen Ebenen ANALYSE mit hoher Fachkompetenz gewährleisten, dass die Regeländerungen zeitnah 26 Linientreue und praxisgerecht auf Deutschlands Sportplätzen umgesetzt werden können. Aktuelle Szenen aus dem Wenn die Saison beginnt, müssen wir Schiedsrichter der Garant für eine trans- ­Profifußball parente, verständliche und fachlich korrekte Anwendung der Regeln sein. REPORT Die Anzahl der Regeländerungen hat in den vergangenen Jahren stark zuge- 30 Mittendrin statt nur dabei nommen. Zum einen, weil der Praxistest der beste Indikator für eine gelungene Volunteers beim DFB-Pokalfinale und sinnvolle Anwendung ist. Zum anderen, weil er zu einer notwendigen „Fein- justierung“ führen kann. AUS DEN VERBÄNDEN 33 Schiedsrichter unterstützen Zwar überprüft die FIFA viele Ideen während Testphasen in ausgesuchten Län- ­Stiftung dern, doch sind gerade die Rückmeldungen auch aus allen anderen Verbänden elementar wichtig und führen dann dazu, dass sinnvolle und praxisgerechte VORSCHAU Änderungen und Ergänzungen vorgenommen werden. 34 Trainingslager der Elite-Schiedsrichter Zudem reagiert die FIFA mittlerweile auch immer schneller auf Trends und Ent- wicklungen im Fußball und bedient sich dabei der Tipps aus sogenannten Exper- tenpenals von Trainern, Spielern und Schiedsrichtern. So bleibt man aktuell und orientiert sich zeitnah an den Bedürfnissen derjenigen, die das Spiel betreiben.

Zur neuen Saison wurde vor allem im Bereich des Handspiels der Regeltext berechtigterweise nachgebessert. Um den Ermessensspielraum des Schieds- richters nicht zu groß werden zu lassen, sind einzelne Abläufe wie das Abstüt- zen beim Grätschen nun explizit beschrieben oder aber das Handspiel zur Tor- erzielung klar definiert. Dies ist aus unserer Sicht ein Schritt in die richtige SCHIEDSRICHTER ZEITUNG 04 OFFIZIELLES MAGAZIN DES DEUTSCHEN FUSSBALL-BUNDES 2019 Richtung – ob er ausreichend ist, wird die neue Saison zeigen. JULI / AUG

Fußball muss aktuell, einfach und praxisgerecht sein und bleiben. Tragen wir unseren Teil dazu bei.

Viel Erfolg bei der Umsetzung und beim Start in die neue Saison! Die diesjährige „DANKE SCHIRI.“-Preisträgerin Angelika Hellmer aus Berlin mit Bundesliga-Schiedsrichter Harm Osmers (rechts) und Die Schiedsrichter- Assistent Thomas Gorniak. Zeitung gibt es auch

Titelthema Lehrwesen Regeln Projekt „DANKE DER TORWART ÄNDERUNGEN MITTENDRIN Euer SCHIRI.“ SPIELT MIT IM REGEL-TEXT STATT NUR DABEI Ehrung der Preisträger Der Inhalt des neuen Was die Schiedsrichter zur Referees als Volunteers zum Download auf in Frankfurt am Main DFB-Lehrbriefs Nr. 85 neuen Saison beachten müssen beim DFB-Pokalfinale in Berlin www.dfb.de TITELTHEMA 4 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019

DANKE SCHIRI!

Auch in diesem Jahr ehrte der Deutsche Fußball-Bund zusammen mit dem Partner DEKRA im Rahmen der Aktion „DANKE SCHIRI.“ verdiente Referees für ihr oft jahrzehnte- langes Engagement. Die Preisträger der 21 Landesverbände trafen sich dieses Mal in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main und feierten gemeinsam bei einer festlichen Gala. 5

eine weiße Tischdecken, gläserne Kerzenständer, TEXTE festliches Gedeck, zusammengerollte Stoff­ser­ Fabian Mohr F vietten, Tischkarten mit Menü-Ankündigung. Es Bianca Zindel könnte alles auf eine ganz normale Feierlichkeit hindeu- ten – läge da nicht ein Stück Kunstrasen. Ein dunkelgrü- ner Streifen der Plastikgrashalme macht sich quer über die Mitte des runden Tisches breit. Und als wäre dieser Anblick nicht schon ungewöhnlich genug, ziert den Streifen ein überdimensional großer Fußballschuh aus Moos, garniert mit kleinen Fußbällen und einer Pfeife. Spätestens jetzt dürfte der letzte Zweifel an der Thema- tik des Abends ausgeräumt sein. Zumal die Gäste selbst Profis sind im Umgang mit grünem Rasen: Sie sind Schiedsrichter.

Die ausgefallene Tischdekoration ist Teil der zentralen Bundesehrung der Aktion „DANKE SCHIRI.“, die in die- sem Jahr zum fünften Mal veranstaltet wird. „Es ist das Event, mit dem wir die Wertschätzung des DFB gegen- über den Schiedsrichtern an der Basis zum Ausdruck bringen“, erklärt Udo Penßler-Beyer, Mitglied der ­DFB-Schiedsrichter-Kommission­ Amateure. Geehrt wird wie in den Vorjahren in den Kategorien „Schiedsrichte- rinnen“, „Schiedsrichter U 50“ und „Schiedsrichter Ü 50“. Was die Preisträger auszeichne, sei neben ihrem her- ausragenden Einsatz im Schiedsrichterwesen auch ein besonderes ehrenamtliches Engagement über den sport- lichen Bereich hinaus, erklärt Penßler-Beyer.

Die von den 21 Landesverbänden ausgewählten Vertre- ter sitzen elegant gekleidet an den runden Tischen und unterhalten sich angeregt, während die Vorspeise, gebra- tener Lachs auf Salatbouquet mit Essblüten, serviert wird.

LUTZ WAGNER LEITET TALKRUNDE

Auf der Bühne führt DFB-Lehrwart Lutz Wagner als Mode- rator durch den Abend. Vor fünf Jahren habe mancher Entscheidungsträger erst davon überzeugt werden müs- sen, wie wichtig diese Veranstaltung für die Basis sei, berichtet Wagner. „Die heutige Ehrung ist zwar vor allem für diejenigen, die heute bei uns sitzen“, betont er, „aber auch stellvertretend für die 60.000 anderen Schieds- richter, die Woche für Woche auf den Amateur-Sport- plätzen im Einsatz sind und den Spielbetrieb in Deutsch- land aufrechterhalten.“ DANKE SCHIRI! Gespannt verfolgen die geladenen Gäste eine Talkrunde auf der Bühne, an der DFB-Vizepräsident Ronny ­Zimmermann, DFB-Direktorin Heike Ullrich, Lutz Michael Fröhlich (Sportlicher Leiter der Elite-Referees), Helmut Geyer (Vorsitzender der Amateur-Kommission) sowie Bundesliga-Schiedsrichter Harm Osmers teil­ nehmen.

Lutz Wagner wird dabei zum Sprachrohr der Amateur- Schiedsrichter, denn im Vorfeld hat er ihre Fragen gesammelt und gibt sie nun an die prominenten Gäste weiter. Lutz Michael Fröhlich berichtet beispiels- weise von seiner Arbeit als Ansetzer und erläutert,

Gruppenfoto der „DANKE SCHIRI.“-Preisträger: Aus jedem warum die Bundesliga-Schiedsrichter am Ende einer Landesverband waren drei verdiente Unparteiische zum Saison zu einer unterschiedlichen Anzahl von Einsät- Festakt nach Frankfurt am Main eingeladen. zen kommen. TITELTHEMA 6 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019

Ob Harm Osmers heute Abend früh ins Bett müsse, wol- – das lässt sich der DFB rund 250.000 Euro kosten, um len die Gäste wissen. Schließlich müsse er mit seinem die Paten für ihren Einsatz zu entlohnen.“ Team ja noch das kurzfristig auf Sonntag verlegte Bundes- liga-Spiel von Eintracht Frankfurt gegen den FSV Mainz 05 Besonders interessiert die Preisträger, wie Harm Osmers leiten. „Unsere Vorbereitung sieht immer so aus, dass wir mit dem Druck des Derby-Spiels am nächsten Tag abends zusammen essen gehen und gegen 22 Uhr im umgehe. Zumal anlässlich der Veranstaltung im Stadion Hotel sind“, antwortet der 34-jährige Bremer. Morgens ja noch 70 zusätzliche Schiedsrichter-Beobachter kri- werde gegen 10 Uhr gefrühstückt. „Ein fester zeitlicher tisch zuschauen würden. „Als Schiedsrichter habe ich Ablauf ist für mich als Schiedsrichter wichtig“, erklärt er. viel über mich selbst gelernt“, erzählt Harm Osmers, „das war mir, als ich mit 15 Jahren angefangen habe, Auf die Frage, wie man sich als Frau, die nicht aus dem natürlich noch nicht bewusst.“ Er versuche meistens, Schiedsrichterwesen komme, unter den vielen Unpar- auf sachlicher, ruhiger Ebene mit den Spielern zu reden, teiischen fühle, erzählt Heike Ullrich, dass sie selbst und sei eher zurückhaltend auf dem Platz. Und nach drei einige Jahre lang als Unparteiische beim Volleyball fun- Jahren Erfahrung in der Bundesliga gehe er inzwischen giert habe. Sie kenne daher das Gefühl, Entscheidungen innerlich relativ gelassen in ein solches Spiel. zu treffen und zu vertreten, und fühle sich bei den Schiedsrichtern sehr wohl. Wie es mit dem Video-Assistenten weitergehe, kommt natürlich auch als Frage von den Amateur-Schiedsrichtern. EINBLICKE HINTER DIE KULISSEN „Die Klubs haben beschlossen, dass er in der 2. Bundes- liga eingeführt wird, und wir sind auf diesen Schritt vor- Auch die Besetzung des DFB-Präsidenten-Amts interes- bereitet“, erklärt Lutz Michael Fröhlich. Projektleiter Jochen siert die Preisträger. „Zum Namen eines neuen Präsiden- Drees habe die Schiedsrichter und Assistenten der 2. Bun- ten kann ich nur sagen, dass wir uns dazu nicht äußern – desliga geschult, sodass man genügend Personal ausge- das machen ja schon genügend andere Experten“, sagt bildet habe. Nach den Erfahrungen in der Bundesliga Zimmermann. In den kommenden Wochen wolle man bremst Fröhlich jedoch die Euphorie: „Wir gehen nicht beim DFB zunächst einmal die Aufgaben eines neuen mit dem Anspruch in die Saison, dass in der 2. Liga alles Präsidenten abstecken. „Und dann können wir ja mal perfekt laufen wird in Sachen Video-Assistent – aber wir schauen, wer von den bis dahin gehandelten Kandidaten sind froh, dass es ihn dort nun auch gibt!“ unserem Anforderungsprofil tatsächlich entspricht.“ VERABSCHIEDUNG FÜR HANS SCHEUERER Bezüglich der DFB-Akademie möchten die Amateur- Schiedsrichter wissen, ob diese auch der Basis zugute- Die „DANKE SCHIRI.“-Veranstaltung in Frankfurt am Main komme. „Es wird nicht nur die Akademie gebaut, son- ist in diesem Jahr auch der Ort, an dem Hans Scheuerer dern der ganze DFB zieht um“, erklärt Zimmermann. „Am als Mitglied aus dem DFB-Schiedsrichter-Ausschuss ver- jetzigen Standort unserer Zentrale reicht der Platz für abschiedet wird. Helmut Geyer hält die Laudatio und die Mitarbeiter schon lange nicht mehr aus – wir kön- Hans Scheuerer sagt, dass er mit zwei lachenden Augen nen und dürfen hier allerdings auch nicht weiter anbauen.“ auf seine Schiedsrichter-Zeit zurückblicke und keine Der Neubau bringe den Fußball dabei direkt zusammen Erfahrung missen möchte: „Wir Schiedsrichter sind eine mit den Menschen, die im Hintergrund ermöglichten, große, lebendige Familie. Ich bin stolz, Schiedsrichter dass er funktionierte, sagt der Vizepräsident. Bald könne zu sein, und ich nehme an, ihr seid es auch!“ auch ein Nationalspieler sehen, dass andere Menschen durch ihre Arbeit sein Spiel erst möglich machten. Während der Hauptgang serviert wird, schwirren die Gespräche durch den mit farbigen Bodenstrahlern fei- Helmut Geyer äußert sich zum Thema Nachwuchsförde- erlich beleuchteten Raum. „DANKE SCHIRI.“ findet erst- rung und zu den bisherigen Erfahrungen des Patensys- mals in der DFB-Zentrale in Frankfurt statt, die Front aus tems, das inzwischen für alle 21 Landesverbände zen­ bodentiefen Fenstern gibt den Blick in den tiefgrünen tral auf den Weg gebracht sei, um den Praxis-Schock für Frankfurter Stadtwald frei. Anfänger zu verhindern. „Jeder Neuling soll bei seinen ersten drei Spielen durch einen Paten unterstützt werden In einer zweiten Talkrunde interviewt das Schiedsrichter-Team um , das am Nachmittag das Bundesliga-Spiel zwischen der TSG Hof- fenheim und Werder Bremen geleitet hat und der Ver- anstaltung in Frankfurt ebenfalls einen Besuch abstat- tet. „Als wir nach dem Spiel aus dem Stadion rausge- gangen sind“, wendet sich Dankert an die Ausgezeich- neten, „haben wir uns gefreut, den Abend mit euch verbringen zu können!“

1.400 Wie Harm Osmers zuvor gibt auch Bastian Dankert Ein- blicke in seinen Alltag als Bundesliga-Referee. Er berich- Jahre Schiedsrichter-Tätigkeit ergibt die Summe, tet, wie schwierig es sei, Familie, Beruf und Fußball wenn man die aktiven Jahre der diesjährigen unter einen Hut zu bekommen – vor allem, wenn es zu 63 Preisträger zusammenaddiert. internationalen Turnieren gehe und man mehr als 40 Tage am Stück von zu Hause weg sei. Dann benötige 7

1 2

3 4

6

5

7

1_Ronny Zimmermann und Heike Ullrich begrüßten die Gäste in der DFB-Zentrale. 2_Zum Auftakt des Gala-Abends gab es einen Sektempfang. 3_Das Festmenü schmeckte nicht nur lecker, sondern sah auch hervorragend aus. 8 4_Jeder Schiedsrichter durfte seine persönlichen Fragen in die Talkrunde geben. 5_Helmut Geyer (links) verabschiedete Hans Scheuerer. 6_Das Schiedsrichter-Team um Harm Osmers (rechts) präsentierte die speziellen Trikots, in denen es das Bundesliga-Spiel tags darauf leitete. 7_Beim Dessert durften sich die Preisträger selbst bedienen. 8_Zufällige Begegnung: Kai Siebrecht (rechts, Preisträger aus Bremen) ist Trauzeuge von Thomas Gorniak, der beim Bundesliga-Spiel Frankfurt gegen Mainz als Assistent an der Linie stand. TITELTHEMA 8 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019

man Personen im Hintergrund, die einen unterstützten: teure die „DANKE SCHIRI.“-Preisträger nacheinander auf „Man braucht jemanden, der einem den Rücken freihält, die Bühne. Christine Baitinger ehrt die weiblichen Ver- nur dann ist der Weg von ganz unten in den internatio- treter jedes Landesverbandes: „Ich weiß, wie viel Enga- nalen Fußball möglich“, betont Dankert. „Und natürlich gement hinter eurer Arbeit steckt, und auch, wie wich- ist es wichtig, dass man einen Beruf hat, der sich mit der tig es ist, dass Frauen vorangehen.“ Auch wenn in Tätigkeit auf dem Fußballplatz vereinbaren lässt.“ Deutschland die weiblichen Unparteiischen noch immer deutlich in der Minderheit seien, gebe es inzwischen Auf die Frage, welche Tipps man jungen Unparteiischen rund 2.500 aktive Schiedsrichterinnen. geben könne, um die Schiedsrichter-Karriere zu forcie- ren, antwortet das Team: „Ehrlich zu sich selbst sein und Das war noch ganz anders, als Susanne Dombek-Schrö- vor allem an sich glauben.“ der im Jahr 1977 die Schiedsrichter-Prüfung abgelegt hat. Die diesjährige Preisträgerin im Niedersächsischen Bevor sich Harm Osmers mit seinem Team wie angekün- FV war vor 42 Jahren als eine von nur 20 Frauen in digt im Laufe des Abends ins Hotel zurückzieht, übergibt Deutschland als Schiedsrichterin aktiv und erzählt, dass Lutz Wagner den Unparteiischen spezielle Trikots, auf man damals versucht habe, ihr klarzumachen, dass sie deren Rücken die Namen der diesjährigen Preisträger viel eher an den Herd gehöre. abgedruckt sind. Die Trikots sind eine Spezialanfertigung für das Spiel Frankfurt gegen Mainz am nächsten Tag. Und Über Sabine Stadler vom Hessischen FV berichtet Chris- mit einem Schmunzeln fügt der Moderator noch hinzu, tine Baitinger, dass diese trotz Beendigung ihrer Schieds- dass Osmers ruhig für ein paar strittige Entscheidungen richter-Karriere von Tag zu Tag fitter werde. Auf die Frage, sorgen solle, sodass der Schiedsrichter öfters mal in Nah- ob es sein könne, dass es sich bei ihrer Marathon-Zeit von aufnahme zu sehen sei und man die Namen der Preisträ- 3:01 Stunden um einen Druckfehler handele, antwortet ger im Fernsehen dann auch tatsächlich lesen könne. sie nur gelassen: „Man muss sich ja irgendwie fit halten.“

VIELE SPANNENDE GESCHICHTEN Auch Angelika Hellmer vom Berliner FV hält sich trotz ihrer 61 Jahre durch viele Spiele fit, hat „Engagement bis in die Zwischen den einzelnen Gängen des Menüs rufen die Fußspitzen“ und enthüllt, dass sie früher einmal Lehrerin Mitglieder der DFB-Schiedsrichter-Kommission Ama- des heutigen FIFA-Schiedsrichters war.

63 Preisträger aus 21 Landesverbänden

BADEN MECKLENBURG-VORPOMMERN SACHSEN-ANHALT Schiedsrichterin: Meike Weichselmann Schiedsrichterin: Patrizia-Aylin Schütz Schiedsrichterin: Stefanie Wenslau U 50: Alexander Drach U 50: Marko Henschel U 50: Silvio Schaller Ü 50: Kurt Witke Ü 50: Detlef Gollek Ü 50: Dietmar Wittig

BAYERN MITTELRHEIN SCHLESWIG-HOLSTEIN Schiedsrichterin: Marietta Menner Schiedsrichterin: Sandra Czekalla Schiedsrichterin: Franziska Lähn U 50: Florian Stiglbauer U 50: Salvatore Conigliello U 50: Hakan Yilmaz Ü 50: Siegbert Rubel Ü 50: Werner Höller Ü 50: Karl-Ludwig Gehrmann

BERLIN NIEDERRHEIN SÜDBADEN Schiedsrichterin: Angelika Hellmer Schiedsrichterin: Ulrike Wallraff Schiedsrichterin: Sina Gieringer U 50: Björn Lahn U 50: Karl-Heinz Rösner U 50: Frank Zippenfenig Ü 50: Wolfgang Schlicht Ü 50: Kurt Kochen Ü 50: Heinz Schiffner

BRANDENBURG NIEDERSACHSEN SÜDWEST Schiedsrichterin: Nadine Städter Schiedsrichterin: Susanne Dombek-Schröder Schiedsrichterin: Miriam Dietz U 50: Jens Kazmierowski U 50: Thorsten Thomas U 50: Kai Eckel Ü 50: Ulrich Weber Ü 50: Horst Hansmann Ü 50: Leonhard Gospodarczyk

BREMEN RHEINLAND THÜRINGEN Schiedsrichterin: Jennifer Meyer Schiedsrichterin: Helena Euskirchen Schiedsrichterin: Judith Köttig U 50: Kai Siebrecht U 50: Lukas Heep U 50: Kay Siefert Ü 50: Michael Schwiering Ü 50: Rudolf Weiß Ü 50: Willi Kwiatkowski

HAMBURG SAARLAND WESTFALEN Schiedsrichterin: Ina Butzlaff Schiedsrichterin: Jenny Wannemacher Schiedsrichterin: Judith Hacker U 50: André Neumann U 50: Andreas Albert U 50: Reiner Gillitzer Ü 50: Christian Henkel Ü 50: Heinz Mensch Ü 50: Bernd Aschoff-Becker

HESSEN SACHSEN WÜRTTEMBERG Schiedsrichterin: Sabine Stadler Schiedsrichterin: Sandra Heinze Schiedsrichterin: Serafina Guidara U 50: Kevin Steinmann U 50: Falk Zschäbitz U 50: Deniz-Osman Tekin Ü 50: Aliakbar Rasoul Ü 50: Werner Haufe Ü 50: Wolfgang Scheidt 9

„Viele Schiedsrichter engagieren sich über den sportlichen Bereich hinaus!“

Innerhalb der DFB-Schieds- richter-Kommission Ama- teure ist Udo Penßler-Beyer derjenige, der die Aktion „DANKE SCHIRI.“ betreut und koordiniert. Während der Abendgala in Frankfurt am Main sprach Bianca Zindel für DFB-TV mit ihm.

Das Video ist online zu finden unter dem Link:

http://bit.ly/2019_Danke

Für Lacher sorgen die Worte von Miriam Dietz (Südwest- gewohnt trockenen Humor beim Caterer: „Das Rinder- deutscher FV), die internationale Top-Spiele pfiff, aber filet war so zart, das hätte selbst meine Oma noch kauen nach der Geburt ihres zweiten Sohnes die Karriere als können.“ Auch bei der letzten Kategorie des Abends Spitzen-Schiedsrichterin beendete. Ihre Kinder hätten wird der herausragende Einsatz der Ausgezeichneten schnell begriffen, wie gut ihr das Pfeifen tue, sodass sie deutlich: Preisträger Thorsten Thomas vom Niedersäch- manchmal von ihnen gefragt werde: „Mama, möchtest sischen FV pfeift trotz Gehhilfe und engagiert sich nicht du nicht noch einmal ein Spiel pfeifen?“ So ist sie nach nur für die, die kerngesund dem Fußballsport nachge- wie vor bei einigen Spielen pro Saison im Landesverband hen, sondern auch für Fußballer mit Handicap. aktiv: „Mich faszinieren der Bratwurstduft und die rote Erde. Und dass die Zuschauer mich in diesen Spielklas- Über Karl-Heinz Rösner vom FV Niederrhein erzählt sen mit Namen ansprechen“, sagt Miriam Dietz. Thiemann, dass dieser früher immer in die Abwehr gestellt worden sei, jedoch in der letzten Zeit 70 Kilo- Die Preise in der Kategorie „Schiedsrichter Ü 50“ werden gramm abgenommen habe. Obwohl er aus gesundheit- von Udo Penßler-Beyer verliehen, der die Aktion „DANKE lichen Gründen habe zurückstecken müssen, habe er SCHIRI.“ innerhalb der DFB-Schiedsrichter-Kommission sich immer für junge Schiedsrichter engagiert. Warum? Amateure koordiniert. Stolz verkündet er, dass bei den „Ganz einfach“, erklärt Preisträger Rösner, „Fußball war älteren Unparteiischen zusammengerechnet 1.044 meine Leidenschaft, und als ich gemerkt habe, dass das Lebensjahre sowie 893 Jahre Erfahrung als Schiedsrich- Pfeifen Spaß macht, stand für mich fest, dass ich die ter auf der Bühne stünden: „Euch möchten wir ganz herz- Erfahrung aus 30 Jahren gerne an junge Leute weiter- lich ,Danke‘ sagen für euren jahrzehntelangen Einsatz!“ geben möchte.“

Das vielfältige Engagement der Preisträger werde auch Björn Lahn aus Berlin hat die Nachwuchsförderung in in dieser Kategorie deutlich. So habe ein Gewinner den die eigene Hand genommen: Er bietet Schulprojekte an Spitznamen „Feuerwehr“, weil er überall, wo es brenne, und erzählt, dass man dabei 14 Schüler für die Schieds- ein Spiel übernehme. Ein anderer Preisträger habe etwa richterei begeistern konnte. Das Projekt wird in diesem 1.800 Schiedsrichter neu ausgebildet. Sommer wiederholt.

Wolfgang Schlicht vom Berliner FV ist in diesem Jahr Am Ende der Veranstaltung kommen alle Preisträger mit 82 Jahren der älteste noch aktive Unparteiische und noch mal gemeinsam auf die Bühne, Lutz Wagner dankt übernimmt auch heute noch Sonderaufgaben innerhalb allen für ihr großartiges Engagement, verteilt ein gro- der Schiedsrichter-Gruppe. ßes Lob an die vielen helfenden Hände, ohne die diese Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre, und an den Durch die Kategorie „Schiedsrichter U 50“ führt Andreas Schiedsrichter-Partner DEKRA, der das Event von Anfang Thiemann. Er bedankt sich zunächst aber mit seinem an unterstützt. TITELTHEMA 10 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019

BESONDERE MOMENTE

ach der offiziellen Festgala am Samstagabend bot der zweite Tag des Events den Teilnehmern N viele weitere Highlights.

Als am Sonntagvormittag der Bus der deutschen Natio­ nal­mann­schaft vor dem Hotel stand, staunte Preisträ- gerin Ina Butzlaff nicht schlecht: „Das ist schon der Hammer!“ Christian Hochfellner, der Busfahrer der Nati- onalmannschaft, chauffierte die „DANKE SCHIRI.“- Gewinner höchstpersönlich ans Mainufer, wo die Schieds- richter an einer gemeinsam Schiffstour teilnahmen. Bei der Fahrt entlang der Skyline konnten sie die Banken- metropole aus einem anderen Blickwinkel bestaunen. Anschließend hatten sie die Möglichkeit, bei einem gemütlichen Spaziergang durch die Innenstadt Erinne- rungsfotos vor dem Frankfurter Römer zu schießen. 11

BESONDERE MOMENTE

Beim zweiten Programmpunkt des Sonntags, einer Sta- dion- und Museumsführung in der Commerzbank-Arena, erhielten die Preisträger ebenfalls exklusive Einblicke: Ob bei dem Gang durch den Spielertunnel oder bei einer Sitzprobe auf den Trainerbänken – die Amateur-Schieds- richter schnupperten bereits wenige Stunden vor Anpfiff des Spiels zwischen Eintracht Frankfurt und dem FSV Mainz 05 Bundesliga-Luft.

Der gemeinsame Besuch des Rhein-Main-Derbys am Abend bildete dann auch den krönenden Abschluss des diesjährigen „DANKE SCHIRI.“-Wochenendes. „Es waren viele unvergessliche Momente für mich“, sagte Leon- hard Gospodarczyk – und sprach damit wohl für alle Amateur-Schiedsrichter, die in diesem Jahr nach Frank- furt am Main kommen durften. MELDUNGEN 12 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019 PANORAMA STIELER UND KUNKEL IM FINALE

Die Leitung eines DFB-Pokalfinales ist auch nung zwischen dem VfL Wolfsburg und dem Sylvia Peters (links) und Marina Wozniak für ein Schiedsrichter-Team eine ganz beson- SC Freiburg (Endstand 1:0) assistierten ihr (rechts), Vierte Offizielle war Mirka Derlin. dere Ehre, die in diesem Jahr zuteilwurde. Im Berliner Olympiastadion pfiff er das Duell zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig (Endstand 3:0). Als Assistenten waren Dr. Matthias Jöllenbeck (links) und Christian Gittelmann mit dabei, als Vierte Offizielle amtierte Bibiana Stein- haus.

Bereits drei Wochen zuvor hatte Susann Kun- kel (Zweite von rechts) das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln geleitet. Bei der Begeg-

FRAUEN-WM: DREI DEUTSCHE SCHIEDSRICHTER­ SIND VIDEO-ASSISTENTEN SIND AUCH

Die DFB-Schiedsrichter , Bastian Damit vergrößert sich das Feld der deut- FUSS­BALLFANS Dankert und wurden vom schen Unparteiischen beim Turnier in Frank- Weltverband (FIFA) für die Frauenfußball-WM reich auf insgesamt sechs: Bibiana Steinhaus Man mag es kaum glauben, aber auch in Frankreich als Video-Assistenten nominiert. und Riem Hussein waren bereits im Dezem- Schiedsrichter sind Fußballfans – und Sie gehören zu insgesamt 15 Unparteiischen, ber als Unparteiische nominiert worden, als haben sogar vielleicht einen Lieb­ die bei der Endrunde vor den Monitoren ein- Schiedsrichter-Assistentin wurde Katrin lingsklub. Und wenn dieser Verein gesetzt werden. Denn der Videobeweis kommt Rafalski berufen. etwas erreicht, kann auch ein Schieds- nach der Premiere beim Männer-Turnier in richter schon einmal emotional werden. Russland im Vorjahr nun auch erstmals bei der Wie Premier-League-Referee Mike Dean Frauen-WM zum Einsatz. in England.

Nachdem er tags zuvor noch die Pre- mier-League-Partie zwischen dem FC Burnley und dem FC Arsenal gelei- tet hatte, stand er tags darauf „in Zivil“ MEYER, SALVER UND SIPPEL im Fanblock seines Heimatvereins, des Viertligisten Tranmere Rovers. Mit ­VERSTÄRKEN SPORTLICHE LEITUNG einem 1:1 erreichte dieser die Qualifi- kation für das Endspiel um den Dritt- Das hauptamtliche Team für die DFB-Elite- sonbeginn vollumfänglich unterstützen liga-Aufstieg. Schiedsrichter bekommt Verstärkung: Neben wird“, erklärt Lutz Michael Fröhlich, Sportli- Dr. Jochen Drees, der als fachlicher Projekt- cher Leiter der Elite-Schiedsrichter. Klar, dass es da auch bei Mike Dean kein leiter für den Bereich Video-Assistent zustän- Halten mehr gab. Auf einem Geländer dig ist, werden ab dem 1. Juli 2019 auch wird als „Leiter Coaching“ für stehend, jubelte der sonst so strenge Florian Meyer, Jan-Hendrik Salver und Peter die spielbezogene Entwicklung der Schieds- Schiedsrichter wild mit den Armen und Sippel dem Team angehören. „Florian Meyer richter in den Bereichen Coaching und Beob- sang inbrünstig mit – ein echter Fuß- und Peter Sippel zeichnen sich durch ihre achtung verantwortlich sein. Peter Sippel wird ballfan eben. hohe fachliche Expertise aus und sind für als „Leiter Qualifizierung & Training“ beispiels- uns genau die richtige Besetzung für diese weise die Trainingslager, Stützpunkte und Führungsaufgaben in der Sportlichen Lei- Seminare mitorganisieren, aber auch die Premier-League- tung. Außerdem freuen wir uns sehr, dass Bereiche Fitness, Athletik, Physiotherapie, Referee Mike Dean uns mit Jan-Hendrik Salver ein Experte im sportpsychologische Betreuung und medi- bejubelt den Sieg Bereich Schiedsrichter-Assistenten ab Sai- zinische Betreuungsnetzwerke verantworten. seines Heimatvereins. 13

HEIRATSANTRAG AUF DEM SPIELFELD

Eigentlich sollte es ein ganz normales Fuß- Fans auf der Tribüne Schilder mit der Frage ballspiel in der vierten rumänischen Liga zwi- hoch. schen ACS CAO 1910 Oradea und CS Diosig werden. Doch das Schiedsrichter-Team sorgte Die 21-Jährige sagte „Ja!“, gefolgt von einem bereits vor dem Spiel für den emotionalsten langen und innigen Kuss unter dem Beifall Moment des Tages: Der 22-jährige Assistent von Mannschaften und Zuschauern. Die Par- Marius Matica stellte seiner Freundin Gyor- tie leitete die frisch verlobte Assistentin gyi Duma, die an diesem Tag ebenfalls als dann – wenn auch nicht ganz regelkonform – Schiedsrichter-Assistentin im Einsatz war, die mit einem Ring am Finger. Das Paar lernte Frage aller Fragen. sich übrigens während der Schiedsrichter- Ausbildung kennen und lieben. Die Mannschaften standen schon für den Anstoß bereit, da kniete sich Matica plötzlich vor seine Freundin, holte einen Ring aus der Hosentasche und fragte: „Willst du meine Frau werden?“ Um ganz sicherzugehen, dass Die entscheidende Szene des Spiels ereignete Duma die Frage auch mitbekommt, hielten sich schon vor dem Anstoß.

DIE INTERNATIONALEN SPIELE DER DEUTSCHEN IM MÄRZ UND APRIL 2019 FIFA-SCHIEDSRICHTER UNTERWEGS

NAME WETTBEWERB HEIM GAST ASSISTENTEN Beitinger, Foltyn, Häcker, Dingert, Europa League Benfica Lissabon Dinamo Zagreb ­Cortus

Deniz Aytekin Saudi-Arabien Al-Hilal Al-Taawon Dietz, Beitinger

Felix Brych Champions League Real Madrid Ajax Amsterdam Borsch, Lupp, Siebert, Dankert, Fritz

Felix Brych Saudi-Arabien Al-Shabab Al-Ahli Achmüller, Assmuth, Hartmann

Felix Brych Champions League FC Barcelona Manchester United Borsch, Lupp

Bastian Dankert U 21-Länderspiel Italien Kroatien Seidel, Häcker

Marco Fritz Griechenland Panathinaikos Athen Olympiakos Piräus Schaal, Pelgrim

Riem Hussein Länderspiel Österreich Schweden Rafalski, Biehl

Tobias Stieler Europa League Dynamo Kiew FC Chelsea Pickel, Gittelmann, Seidel, Fritz, Osmers

Tobias Stieler EM-Qualifikation Albanien Türkei Pickel, Gittelmann, Dingert

Tobias Welz Griechenland AEK Athen Panathinaikos Athen Foltyn, Häcker

Felix Zwayer EM-Qualifikation Wales Slowakei Schiffner, Achmüller, Fritz

Schiffner, Achmüller, Beitinger, Siebert, Felix Zwayer Europa League Slavia Prag FC Chelsea Stegemann SERIE 14 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019 AUGE, MUT UND „BAUCHGEFÜHL“

Die Bedeutung der Helfer der Unparteiischen an den Seiten- linien hat zugenommen – in allen Spielklassen. Welches sind ihre größten Herausforderungen? Was müssen sie können? Und wie lässt sich das erreichen? Der zweite Teil unserer Serie über den modernen Schiedsrichter-Assistenten.

TEXT ark Borsch muss nicht lange nachdenken, wenn den Weltmeisterschaften 2014 in Brasilien und 2018 in Alex Feuerherdt man ihn fragt, was einen guten Schiedsrichter- Russland, bei der Europameisterschaft 2016 in Frank- M Assistenten ausmacht: „Vor allem ein gutes reich und im Finale der Champions League 2017. Auge, körperliche Fitness, viel Mut, Loyalität gegenüber dem Schiedsrichter und die Fähigkeit, sich auf unter- Borsch kennt das Geschäft an der Seitenlinie wie nur schiedliche Unparteiische einzustellen“, sagt der 42-Jäh- wenige andere, er gehört zu den Unparteiischen, deren rige. Es sind Eigenschaften, die ihn selbst auszeichnen. Arbeitsgerät nicht mehr die Pfeife, sondern ausschließ- Schiedsrichter- Als Assistent ist er seit 13 Jahren in der Bundesliga lich die Fahne ist. Diese Spezialisierung ist eine Folge Assistent Mark Borsch steht seit elf Jahren unterwegs und seit elf Jahren auch international. An der des gewandelten Anforderungsprofils der Assistenten bei internationalen Seite von Felix Brych wurde er unter anderem bei den im Profibereich. Sie sind längst nicht mehr nur Linien- Spielen an der Linie. Olympischen Spielen 2012 in London eingesetzt, bei richter mit eng begrenztem Aufgabengebiet, sondern 15

hoch qualifizierte Experten im Schiedsrichter-Team, ‚Rettungsschirm‘, nicht zuletzt mit Blick auf das Abseits deren Aufgabenbereiche und Kompetenzen um ein Viel- bei einer Torerzielung.“ faches größer sind als in früheren Jahren. Dass seine Tätigkeit als Referee deshalb in der Regionalliga endete, Gleichwohl stelle es weiterhin eine große Herausforde- war für Mark Borsch leicht zu verschmerzen: „So weit rung dar, bei knappen Abseitssituationen in Tornähe mit wie als Assistent wäre ich als Schiedsrichter niemals dem Fahnenzeichen abzuwarten, bis der Angriff abge- gekommen.“ schlossen sei, damit der Video-Assistent im Falle eines Tores die Szene überprüfen könne. „Wir waren jahrzehn- Das Amt des Schiedsrichter-Assistenten sei mit den Jah- telang so konditioniert, dass wir die Fahne heben, wenn ren erheblich anspruchsvoller geworden, hält der Mön- wir ein strafbares Abseits wahrnehmen“, erklärt Borsch. chengladbacher fest, der hauptberuflich als Kriminal- „Diesen Reflex nun zu unterdrücken, oft mehrere Sekun- hauptkommissar arbeitet: „Das Spiel ist wesentlich den lang, ist extrem schwierig. Es gelingt trotz zahlrei- schneller und athletischer geworden. Es gibt keine Ruhe- cher Übungsstunden und Trainingseinheiten nicht phasen mehr für uns, auch dadurch, dass keine Pause immer. Und die Frage ist manchmal ja auch: Wann ist entsteht, wenn der Ball auf die Tribüne fliegt, weil dann eine Abseitssituation knapp, wann ist sie klar, wann liegt sofort mit einem anderen Ball weitergespielt wird.“ Man eine unmittelbare Torchance vor?“ müsse in jeder Sekunde der Partie hellwach sein und der mentale Druck sei enorm, gerade in wichtigen Spie- Dessen ungeachtet ist die Trefferquote bei den Abseits- len. „Damit muss man umgehen können.“ entscheidungen der Assistenten herausragend, bei Mark Borsch liegt sie nahe der 100-Prozent-Marke. Wie schafft Besonders beim Abseits seien die Anforderungen enorm man das, wo Abseitssituationen doch häufig komplex gestiegen, auch infolge von Regeländerungen, sagt und fast immer sehr knapp sind? „Durch korrektes Stel- Borsch: „Es gibt Situationen, die können wir als Assis- lungsspiel, eine gute Antizipation, jede Menge Erfah- tenten gar nicht mehr alleine lösen. Wenn ich beispiels- rung – und ein sensibles Gehör“, antwortet Borsch. Selbst weise eine Abseitsstellung wahrnehme, aber nicht ein- bei 80.000 lauten Zuschauern könne er den Moment deutig erkennen konnte, von wem und auf welche Weise des Abspiels auch mit den Ohren erfassen, und dann der Ball gespielt oder verlängert wurde, benötige ich sei es eminent wichtig, im richtigen Moment die Szene die Information des Schiedsrichters über das Headset, im Kopf zu „fotografieren“. Unverzichtbar seien aber um richtig reagieren zu können.“ Ohnehin sei die Kom- auch das Training sowie die Vor- und Nachbereitung: munikation im Team das A und O, und dabei gebe es „Körperlich trainiere ich vor allem Sprints und Intervalle große Unterschiede in der Herangehensweise der nach einem festen Plan, auch die Regeneration ist von Schiedsrichter auf dem Feld: „Manche fordern einen Bedeutung. Außerdem arbeite ich viel mit der Schu- nahezu ununterbrochenen Input von den Assistenten, lungsplattform der UEFA, auf der regelmäßig Videose- andere wollen ihn nur auf Nachfrage und nur in wichti- quenzen zum Üben bereitgestellt werden.“ gen Situationen.“ Das erfordere eine große Flexibilität. Darüber hinaus müsse man sich intensiv mit der Spiel- Über die technischen Weiterentwicklungen im Fußball weise der Mannschaften beschäftigen, das helfe, unlieb- ist Mark Borsch froh. „Das Funkfahnensystem und die same Überraschungen zu vermeiden. Borsch nennt ein Headsets haben die Möglichkeiten der Kommunikation Beispiel: „Der FC Liverpool spielt den Ball oft in die im Schiedsrichter-Team extrem verbessert und die Tor- Gasse, durch die Viererkette hindurch. In der Mitte befin- linientechnologie bewahrt uns Assistenten vor Fehlent- det sich meist ein Stürmer im Abseits, aber der wird nicht scheidungen bei der für uns – aufgrund des meist angespielt, sondern ein anderer. Dieser legt den Ball ungünstigen Stellungsspiels – schwierigsten Situation dann quer in die Mitte, wo der ursprünglich im Abseits ‚Wembley-Tor‘“, sagt er. Auch die Einführung des Video- befindliche Angreifer nun hinter dem Ball ist. Wenn man Assistenten begrüßt er ausdrücklich: „Er gibt uns einen das vorher weiß, ist man darauf eingestellt, und das ist

Stichwort: Rückläufer­ abseits

Angreifer, die sich vom gegnerischen Tor wegbewegen, ziehen immer eines ihrer bei- den Beine hinter sich her. Die Abseitswahr- scheinlichkeit bei diesem Richtungsverhal- ten ist sehr groß. SERIE 16 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019

wichtig. Denn wenn zwei oder drei zu bewertende bei schnellen Angriffen buchstäblich auf der Höhe zu Abseitssituationen nacheinander kommen und man sein. noch mit der ersten Situation beschäftigt ist, bekommt man die anderen nicht vernünftig koordiniert, das schafft Salver arbeitet mit den Assistenten aber auch detailliert das Gehirn nicht.“ im Bereich der Spielphilosophie. „Zurückhaltendes und sehr dosiertes Winken ist gefragt, besonders beim „WAIT & SEE“ ALS OBERSTES PRINZIP Abseits“, sagt er. Das Prinzip „wait & see“ sei unbedingt zu beherzigen, etwa bei einem Pass in die Spitze. „Die Die Professionalisierung der Assistenten zeigt sich aber Fahne darf nicht zu früh gehoben werden, denn in vielen auch daran, dass diese in der Bundesliga mittlerweile Fällen kommt es gar nicht zu der zwar offensichtlichen, Jan-Hendrik Salver einen eigenen Headcoach haben, der sich nur um sie aber noch nicht strafbaren Abseitsstellung. Der Ball wird (hier noch zu seiner kümmert. Jan-Hendrik Salver hat diese Aufgabe inne, vielmehr oft von einem Verteidiger noch abgefälscht und Zeit als Aktiver) coacht auch er war bei Welt- und Europameisterschaften sowie fliegt ganz woandershin.“ Außerdem könne ein Abwehr- heute die Assistenten bei Olympia und in der Champions League als Schieds- spieler den Ball unter Kontrolle bekommen und sofort im Elite-Bereich. richter-Assistent im Einsatz. Der 50-Jährige macht deut- den Spielaufbau oder gar einen schnellen Gegenangriff lich, wie groß alleine die körperlichen Anforderungen einleiten. „In beiden Fällen wäre die Fahne zu früh gekom- an die Assistenten geworden sind: „Der Puls liegt teil- men, eine Fahne ‚für den Himmel‘, wie wir gern sagen. Die Folge: Das Spiel wird unnötig unterbrochen.“

„Erwarte immer das Unerwartete.“ Jan-Hendrik Salver hebt vor allem die Bedeutung des „Bauchgefühls“ für die Beurteilung abseitsverdächtiger Jan-Hendrik Salver, Assistenten-Headcoach Spielsituationen hervor. Was er darunter versteht, beschreibt er so: „Assistenten benötigen eine gute Ver- weise bei 150 bis 160 Schlägen pro Minute, und die bindung zwischen den Bildern, die sie mit den Augen Assistenten legen auf einer Laufstrecke von 52 Metern, wahrnehmen, und den Erlebnissen, die sie in ihrem also ihrer Spielfeldhälfte, bis zu sieben Kilometer pro Erfahrungsschatz gespeichert haben. Die Summe, die Partie zurück, dabei sind bis zu 70 Sprints pro Spiel sich daraus ergibt, bezeichne ich als ‚Bauchgefühl‘.“ notwendig.“ Umso wichtiger sei die Fitness, gerade um Wenn während des Entscheidungsprozesses, der oft in

Tipps & Tricks für Assistenten

BACKUP Fähigkeit, innerhalb kurzer Zeit mehrere Ent- hoher Geschwindigkeit in der Regel im richti- scheidungen richtig zu bewerten. Insbeson- gen Moment die Abseitslinie. Verfügt der Assis- Einer der Unparteiischen muss die Situation dere die Antrittsfähigkeit sichert die unver- tent über die ideale Sichtachse, kann er den richtig erkennen und die Lösung liefern. Das zichtbare optimale Sichtachse im Moment Ausnahmefall (der Spieler befindet sich vor ist der Anspruch in einem funktionierenden der Ballabgabe. dem Ball strafbar im Abseits) gut erkennen. Schiedsrichter-Team. Daher ist der Assistent immer gefordert, den Schiedsrichter auf die KOOPERATION SPASS unauslegbar richtige Entscheidung hinzu- weisen. Das kann durch Körpersprache, die Die Unterstützung durch den Assistenten Höchstleistungen erreicht man nur mit Spaß Funkfahne, das Headset oder durch eine erfolgt wohldosiert und ist jeweils mit dem und Freude an der Aufgabe. Leidenschaft persönliche Rücksprache erfolgen. Schiedsrichter abgestimmt (Teamabsprache und Begeisterung wirken leistungsfördernd vor dem Spiel). Klare Vergehen im Kompe- und treten negativen Impulsen wie Leis- ERFAHRUNG tenzbereich des Assistenten müssen mit tungsdruck spürbar entgegen. offener Fahne angezeigt werden. Bei Szenen Die schwierigsten Abseits-Entscheidungen im „Graubereich“ sollte sich der Assistent „WAIT & SEE“ im visuellen Wahrnehmungsbereich erfor- eher defensiv verhalten. dern langjährige Erfahrung. Oftmals ist das Diese Vorgehensweise umschreibt die Mög- Bauchgefühl eine maßgebliche Grundlage POSITIONIERUNG lichkeit des Assistenten, eine Szene zunächst für die richtige Entscheidung. Wenn der wirken zu lassen, ohne sofort zu entschei- Assistent die Wahrnehmung hat, dass es Eine wichtige Grundlage für die richtige den. Das Motto lautet: „Lieber eine späte „noch gepasst haben könnte“, dann liegt er Wahrnehmung ist die ideale Sichtachse auf Fahne richtig als eine frühe Fahne falsch.“ fast immer damit richtig, die Fahne nicht zu Höhe des vorletzten Abwehrspielers. Der heben. Assistent sollte daher sein Stellungsspiel ZWEIFEL immer genau an der Abseitslinie orientieren. FITNESS Im Wahrnehmungsbereich ist nur bei abso- QUERPASS luter Sicherheit auf Abseits zu entscheiden. Ein hohes Fitnessniveau ist eine Grundvor- Daraus folgt im Umkehrschluss, bei Rest- aussetzung für den erfolgreichen Assisten- Jahrelange Beobachtungen zeigen, dass bei zweifeln die Szenen weiterlaufen zu lassen. ten. Eine sehr gute Grundlagenausdauer nahezu allen Querpässen kein strafbares Diese Vorgehensweise führt erfahrungsge- schafft Belastbarkeit, Stressresistenz und die Abseits vorliegt. Die Angreifer überlaufen mit mäß zu einer hohen Ergebnisqualität. 17

Sekundenbruchteilen ablaufe, Restzweifel blieben, solle die Fahne nicht gehoben werden. Die obligatorische Videoanalyse nach dem Spiel zeige dann, ob das „Bauch- gefühl“ richtig justiert gewesen sei.

Salver hält für die Schiedsrichter-Assistenten etliche weitere Praxistipps bereit, die er während seiner lang- jährigen nationalen wie internationalen Tätigkeit an der Seitenlinie gesammelt hat (siehe Kasten). Ein Ratschlag betrifft die unangenehme Situation, trotz aller Konzen- tration von einem Ereignis überrascht zu werden, bei- spielsweise, wenn wie aus dem Nichts ein Spieler alleine auf das Tor zuläuft. „Bei aufmerksamer Überwachung der Abseitslinie gilt in diesem Fall der Grundsatz: Taucht plötzlich ein Spieler auf, den man zuvor ‚nicht auf dem Radar hatte‘, dann kann dieser Spieler auch nicht im Abseits gestanden haben. Weiterspielen ist in diesem Fall die richtige Entscheidung.“ Oliver Klostermann Als weiteren Leitsatz neben dem „wait & see“ gibt der Assistenten sollten zu allem, was auf dem Feld geschieht, (links) im Einsatz mit Headcoach die Losung aus: „Erwarte immer das Uner- eine Meinung haben.“ Er selbst, sagt Klostermann, sei Schiedsrichter Jens Laux und Matthias wartete.“ Der „No-Look-Pass“ etwa, den technisch starke als Assistent „stets darauf gefasst, dass der Schiedsrich- Dransfeld. Profis entgegen ihrer Körpersprache spielen könnten, ter mich anschaut und eine Einschätzung von mir erwar- sei „nicht nur für die gegnerische Abwehr gefährlich, tet, egal, wo das Spiel gerade läuft. Ich versuche immer, sondern auch für den Assistenten“. Häufig aber lasse sich das Spiel so zu verfolgen, dass ich diese Einschätzung aus der Körperhaltung des ballführenden Spielers viel- im Bedarfsfall liefern kann.“ Es gebe keine Ruhepausen fach schon frühzeitig der Passempfänger identifizieren. mehr für die Assistenten, „auch dann nicht, wenn das Dadurch könne sich der Assistent auf die wesentliche Spiel in der anderen Hälfte läuft“. Spielzone konzentrieren und andere Angreifer leichter ausblenden. Generell gilt für Salver die Devise, dass eine Eine weitere Veränderung betreffe die Abseitsregel: „Als große Zahl von Fahnenzeichen nicht zwangsläufig auf ich Schiedsrichter geworden bin, war ‚gleiche Höhe‘ eine gute Assistenten-Leistung hindeutet. Eher sei das noch Abseits“, erinnert sich Klostermann mit einem Gegenteil der Fall: „Wer viel winkt, winkt oft viel falsch.“ Schmunzeln. „Damals hat man im Zweifelsfall die Fahne gehoben, heute lässt man sie im Zweifelsfall unten.“ Die ES GIBT KEINE RUHEPHASEN MEHR Auslegung beim Abseits sei komplexer geworden, die Strafbarkeitsschwelle habe sich deutlich erhöht. Darauf Dass diese Wahrheit auch im Amateurbereich gilt, kann hätten sich die Mannschaften auch im Amateurbereich Oliver Klostermann bestätigen. Der 47-jährige Duisbur- eingestellt: „Viele erzeugen zum Beispiel im Angriff ger ist seit 1985 Schiedsrichter, hat früher Spiele bis zur bewusst passive Abseitssituationen, um bei einer neuen NRW-Liga gepfiffen und war als Assistent in der Regio- Spielsituation einen Positionsvorteil zu haben. Als Assis- nalliga unterwegs. Heute ist er als Referee noch in der tent darf man sich davon nicht überraschen lassen.“ Die Bezirksliga aktiv und assistiert einem talentierten jun- Kunst sei es, „die Ruhe zu bewahren und genau zu gen Kollegen in der Oberliga Niederrhein, außerdem schauen, ob wirklich ein Spieleingriff vorliegt, bevor betreut er bei Spielen der Profimannschaft des MSV man die Fahne hebt“. Die Tätigkeit des Assistenten sei Duisburg das jeweilige Schiedsrichter-Team. heute schwieriger als früher, aber auch reizvoller.

Aus langjähriger Erfahrung sagt er: „Der beste Assistent Jungen Schiedsrichter-Assistenten gibt Oliver Kloster- ist nicht derjenige, der besonders viel oder besonders mann mit auf den Weg, das Spiel „genauso ernst und wenig anzeigt, sondern derjenige, der situationsange- konzentriert anzugehen wie als Unparteiischer“. Wichtig messen reagiert, also weiß, wann er die Fahne zu heben sei es, seine Rolle im Team zu kennen und dazu beizu- hat und wann es besser ist, sie unten zu lassen.“ Als tragen, „dass der Schiedsrichter gut aussieht“. Im Zwei- Assistent müsse man sich „auf die Linie des jeweiligen felsfall müssten eigene Befindlichkeiten zurückstehen. Schiedsrichters sowie auf den Rhythmus und die Erfor- Gleichzeitig gelte: „Seid mutig und bleibt es, auch wenn dernisse des Spiels einlassen, also flexibel sein“. Wenn der Schiedsrichter euch mal herunterwinkt.“ Im Umgang die Partie hektisch sei, müssten die Fahnenzeichen mit den Bänken empfiehlt Klostermann „Ruhe, Gelas- schneller kommen, bei einem ruhigen Spiel bleibe mehr senheit und Menschlichkeit“. Eine freundliche Begrü- Zeit für sie. ßung und ein Handschlag könnten schon vor dem Spiel ein positives Klima erzeugen. Und wer verständnisvoll In jedem Fall sei die Bedeutung des Schiedsrichter- auftrete, erhalte in den meisten Fällen eine positive Assistenten auch im unterklassigen Fußball gestiegen: Reaktion. Komme es trotzdem zu Konflikten, sei es wich- „Er ist längst ein vollwertiges Teammitglied, dessen tig, „die Grenzen aufzuzeigen und trotzdem deeskalie- Aufgabe sich nicht mehr auf das Anzeigen von Abseits, rend zu wirken“. So halte man als Assistent dem Referee Eckstoß, Einwurf beschränkt. Eine Spielleitung bedeu- den Rücken frei. „Und das“, sagt Klostermann, „ist auch tet heute vor allem Teamarbeit, und das heißt auch: Die mit Blick auf den Teamgedanken von größtem Wert.“ REGEL-ÄNDERUNGEN 18 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019 HILFREICHE NEUERUNGEN

Zeitspiel beim Wechseln soll künftig unterbunden werden, indem ein Spieler das Feld über die Linie verlässt, die am nächsten liegt.

Anfang März haben der International Football Association Board (IFAB) und der Weltfußball­ verband (FIFA) Regeländerungen beschlossen, die dem Schiedsrichter die Tätigkeit erleichtern sollen. Die offiziellen Regeltexte sind kursiv formuliert und jeweils um entsprechende Erläuterungen ergänzt. Sie gelten in Deutschland ab dem 1. Juli.

TEXT Regel 3: Spieler Eine sehr sinnvolle Änderung, die hilft, das Zeitschinden Lutz Wagner zu minimieren! Oft haben sich Spieler in der Endphase Thomas Roth Ein Spieler, der ausgewechselt wird, muss … einer Partie vor ihrer bereits angezeigten Auswechslung – das Spielfeld über die nächste Begrenzungslinie verlas- an eine Position weit weg von der Mittellinie, wo sie das sen, es sei denn, der Schiedsrichter zeigt an, dass der Spie- Feld verlassen mussten, begeben und sind dann aufrei- ler das Spielfeld direkt und sofort an der Mittellinie oder zend langsam vom Platz gegangen, damit der Vorgang an einer anderen Stelle verlassen darf (z.B. aus Sicherheits- möglichst lange dauert. gründen oder wegen einer Verletzung), – sich sofort in die Technische Zone oder die Umkleideka- Es kann Ausnahmen von der neuen Regel geben, wenn bine begeben und darf nicht mehr am Spiel teilnehmen; der Spieler das Spielfeld schnell an der Mittellinie ver- es sei denn, Rückwechsel sind zulässig. lassen kann, auf einer Trage vom Platz gebracht wird 19

oder seine Sicherheit gefährdet ist, weil er zum Beispiel an der Stelle, an der der Ball zuletzt von einem Spieler, an der gegnerischen Fankurve vorbeimuss. einer Drittperson oder von einem Spieloffiziellen berührt wurde. Alle anderen Spieler (beider Teams) müssen einen Der ausgewechselte Spieler muss sich umgehend in die Abstand von mindestens vier Metern zum Ball einhalten, Technische Zone oder die Umkleidekabine begeben, bis der Ball im Spiel ist. um Konfrontationen mit Auswechselspielern, Zuschau- ern, Team- oder Spieloffiziellen zu verhindern. Verstößt Das bisherige Verfahren bei Schiedsrichter-Bällen führte er gegen diese Regel, kann er wegen unsportlichen oft zu „künstlichen“ und unlauteren Spielfortsetzungen Betragens mit „Gelb“ bestraft werden. (zum Beispiel, indem ein Einwurf tief in der gegnerischen Hälfte verursacht wurde) oder zu Konfrontationen. Der Regel 5: Schiedsrichter Schiedsrichter-Ball erfolgt mit einem Spieler des Teams, das den Ball zuletzt berührt hat (bzw. in Ballbesitz war). Der Schiedsrichter kann Teamoffizielle, die sich nicht ver- Damit soll der Vorteil, der vor der Unterbrechung antwortungsbewusst verhalten, verwarnen (Gelbe Karte) bestand, wiederhergestellt werden. oder sie vom Spielfeld und dessen unmittelbarer Umge- bung einschließlich der Technischen Zone entfernen las- Regel 9: Ball in und aus dem Spiel sen (Rote Karte). Kann der Täter nicht identifiziert werden, wird die Disziplinarmaßnahme gegen den höchstrangigen Das Spiel wird mit einem Schiedsrichter-Ball fortgesetzt, Trainer in der Technischen Zone ausgesprochen. wenn der Ball einen Spieloffiziellen berührt, aber auf dem Spielfeld bleibt und … Die Tests mit Verwarnungen und Feldverweisen für – ein Team einen aussichtsreichen Angriff auslöst/startet, unsportliches Betragen von Teamoffiziellen, also Trai- – der Ball direkt ins Tor geht, nern oder Betreuern der Vereine, verliefen erfolgreich – der Ballbesitz wechselt. und offenbarten deutliche Vorteile. Die Tatsache, dass im Zweifel der höchstrangige Trainer, also der Chef, Dass ein Team einen Vorteil erlangt oder gar ein Tor bestraft wird, dürfte die Suche nach dem wirklich Schul- erzielt, nachdem der Ball versehentlich von einem Spiel- digen erleichtern. Der ideologische Hintergrund: Er ist offiziellen – also einem Mitglied des Schiedsrichter- für das Verhalten der übrigen Teamoffiziellen verant- Teams – berührt wurde, wird jetzt ausgeschlossen. Das wortlich. langjährige geflügelte Wort „Der Schiedsrichter ist Luft“ gilt in diesen Fällen nicht mehr. Ein verletzter Spieler darf nicht auf dem Spielfeld behan- delt werden. (…) Ausnahmen von der Verpflichtung zum Regel 12: Fouls und unsportliches Betragen Verlassen des Spielfelds bestehen nur, wenn ein Strafstoß verhängt wurde und der verletzte Spieler der Schütze ist. Es ist ein Vergehen, wenn ein Spieler … – den Ball absichtlich mit der Hand/dem Arm berührt (ein- Das ist im Sinne des Fair-Play-Gedankens. Bisher konnte schließlich Bewegungen der Hand/des Arms zum Ball), Disziplinarische auch ein als sicherer Schütze bekannter Spieler den – in Ballbesitz gelangt, nachdem ihm der Ball an die Hand/ Maßnahmen gegen Strafstoß nicht ausführen, weil er das Spielfeld nach der den Arm springt und er danach … Vereinsoffizielle Behandlung verlassen musste und es erst nach der Spiel- – direkt mit der Hand/dem Arm (ob absichtlich oder nicht) werden künftig nicht mehr per Handzeichen fortsetzung, in diesem Fall dem Strafstoß, wieder betre- ins gegnerische Tor trifft (gilt auch für den Torhüter), kommuniziert, ten durfte. – zu einer Torchance kommt. sondern mit Gelben und Roten Karten. Regel 8: Beginn und Fortsetzung des Spiels

Das Team, das beim Münzwurf gewinnt, entscheidet, auf welches Tor es in der ersten Halbzeit spielt oder ob es den Anstoß ausführt.

Durch die Regeländerungen der vergangenen Jahre ist der Anstoß dynamischer geworden (zum Beispiel kann mit dem Anstoß direkt ein Tor erzielt werden). Dem wird gerecht, dass der Spielführer, der den Münzwurf gewinnt, sich auch für den Anstoß entscheiden darf und nicht automatisch Platzwahl hat. Das gegnerische Team darf dann wählen, auf welches Tor es in der ersten Halbzeit spielt.

Der Schiedsrichter-Ball erfolgt mit dem Torhüter des ver- teidigenden Teams in dessen Strafraum, wenn zum Zeit- punkt der Unterbrechung … – der Ball im Strafraum war oder – die letzte Ballberührung im Strafraum erfolgte. In allen anderen Fällen erfolgt der Schiedsrichter-Ball mit einem Spieler des Teams, das den Ball zuletzt berührt hat, REGEL-ÄNDERUNGEN 20 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019

Der Gewinner des – Der Fußball akzeptiert kein Tor, welches mit der Hand/ Münzwurfs darf dem Arm erzielt wurde, auch wenn es versehentlich ist. sich künftig dafür – Der Fußball erwartet, dass ein Spieler für ein Hand- entscheiden, den spiel bestraft wird, wenn er Ballbesitz/Ballkontrolle Anstoß auszuführen. erlangt und daraus ein Tor oder eine klare Torchance entsteht. – Es ist natürlich, dass ein Spieler den Arm beim Fallen zwischen Körper und Boden hält, um sich abzustützen. – Wenn die Hand/der Arm über der Schulter ist, liegt selten eine natürliche Körperhaltung vor und der Spie- ler trägt mit dieser Position des Arms/der Hand das Risiko − auch beim Tackling.

Insgesamt sind nun mehr Fälle explizit beschrieben und Ein Vergehen liegt in der Regel vor, wenn ein Spieler den eindeutig geklärt. Ein mit der Hand erzieltes Tor zählt Ball mit der Hand/dem Arm berührt und … generell nicht, die Frage nach der Absicht stellt sich in – seinen Körper durch die Hand-/die Armhaltung unnatür- diesem Fall überhaupt nicht. Auch ist es bis auf wenige lich vergrößert, Ausnahmen strafwürdig, wenn sich der vom Ball getrof- – sich seine Hand/sein Arm über Schulterhöhe befindet fene Arm oberhalb der Schulter befindet. Das sind für (außer der Spieler spielt den Ball vorher absichtlich mit alle nachvollziehbare Parameter. Die Grauzone und der dem Kopf oder dem Körper – einschließlich des Fußes – Ermessensspielraum für die Schiedsrichter sind zwar durch und der Ball springt ihm dabei an die Hand/den Arm). die detaillierten Beispiele bei einigen Handspielen klei- ner geworden, es wird aber weiterhin Streitfälle geben. Ein Vergehen liegt auch vor, wenn der Ball in einer der obi- gen Situationen direkt vom Kopf oder Körper (einschließ- Für den Torhüter gelten beim Handspiel außerhalb des lich des Fußes) an die Hand/den Arm eines anderen, nahe eigenen Strafraums die gleichen Regeln wie für alle übri- stehenden Spielers springt. gen Spieler. Innerhalb des Strafraums kann der Torhüter für kein Handspiel, das mit einem direkten Freistoß oder Abgesehen von diesen Vergehen liegt in folgenden Situa- einer entsprechenden Strafe geahndet wird, bestraft wer- tionen, in denen der Ball an die Hand/den Arm eines Spie- den, sondern nur für ein Handspiel, das einen indirekten lers springt, in der Regel kein Vergehen vor: Freistoß zur Folge hat. Berührt der Torhüter den Ball uner- – Der Ball springt direkt vom eigenen Kopf oder Körper (ein- laubterweise innerhalb des eigenen Strafraums mit der schließlich des Fußes) des Spielers an dessen Hand/Arm. Hand/dem Arm, wird ein indirekter Freistoß, aber keine – Der Ball springt direkt vom Kopf oder Körper (einschließ- Disziplinarmaßnahme verhängt. lich des Fußes) eines Spielers an die Hand/den Arm eines anderen, nahe stehenden Spielers. Ein indirekter Freistoß wird gegeben, wenn ein Torhüter – Die Hand ist nahe am Körper und die Hand-/Armhaltung innerhalb des eigenen Strafraums den Ball … vergrößert den Körper nicht unnatürlich. – Ein Spieler berührt den Ball im Fallen mit der Hand/dem – mit der Hand/dem Arm berührt, nachdem er den Ball Arm, wobei sich seine Hand/sein Arm zum Abfangen des freigegeben hat und bevor dieser von einem anderen Spie- Sturzes zwischen Körper und Boden befindet und nicht ler berührt wurde, seitlich oder senkrecht vom Körper weggestreckt wird. – mit der Hand/dem Arm berührt; es sei denn, er hat den Die Regeltexte zum Ball bei einem Klärungsversuch eindeutig mit dem Fuß Thema Handspiel wurden für einige Die Umformulierung wurde nach folgenden Grundsät- gespielt oder zu spielen versucht nach einem absichtlichen konkrete Situationen zen vorgenommen: Zuspiel eines Mitspielers mit dem Fuß zum Torhüter oder genauer formuliert. einem direkt zugespielten Einwurf eines Mitspielers.

Wenn der Torhüter – nach einem Zuspiel mit dem Fuß oder einem Einwurf vom Mitspieler – den Ball eindeutig spielt oder zu spielen versucht, darf er nach einem miss- glückten Klärungsversuch den Ball auch in die Hand nehmen. Dies ist kein Vergehen, da eindeutig keine Absicht bestand, den Ball in die Hand zu nehmen.

Entscheidet sich der Schiedsrichter, einen Spieler zu ver- warnen oder des Feldes zu verweisen, wird das Spiel erst nach Abschluss des Verfahrens für diese Disziplinarmaß- nahme fortgesetzt. Es sei denn, das Team, das das Verge- hen nicht begangen hat, führt den fälligen Freistoß schnell aus und kommt so zu einer klaren Torchance, ehe der Schiedsrichter mit dem Verfahren für die Disziplinarmaß- nahmen begonnen hat. In diesem Fall wird die fällige Per- sönliche Strafe bei der nächsten Spielunterbrechung aus- gesprochen. 21

Die schnelle Ausführung eines Freistoßes ist im Sinne teidigenden Spielern als solche gilt – wird hiermit ver- des prinzipiellen Geistes der Regel: Eine Mannschaft, hindert. Das fördert die schnellere Ausführung eines die von einer unfairen Attacke betroffen ist, soll einen Freistoßes und macht es den Schiedsrichtern leichter. möglichst großen Vorteil erhalten, und es soll geför- dert werden, dass Tore fallen. Besonderheit: Hat ein Regel 14: Strafstoß Spieler eine offensichtliche Torchance vereitelt, wird er „nur“ verwarnt und nicht des Feldes verwiesen, weil Bei der Ausführung des Strafstoßes muss sich der Torhüter der Gegner den Angriff sofort fortgesetzt und die mindestens mit einem Teil eines Fußes auf oder über der offensichtliche Torchance wiederbekommen hat. Das Torlinie befinden. ist vergleichbar mit der Situation, dass der Schieds- richter beim Vereiteln einer offensichtlichen Torchance Da der Schütze den Anlauf verzögern kann, ist es ver- auf Vorteil entscheidet. Auch hier gibt es „Gelb“ statt tretbar, dass der Torhüter in Erwartung des Schusses „Rot“. einen Schritt machen darf und nur mit einem Fuß auf der Linie bleiben muss, bis der Strafstoß ausgeführt ist. Ein Spieler wird bei übertriebenem Torjubel verwarnt, selbst wenn das Tor aberkannt wird.

Die Verwarnung behält ihre Gültigkeit, da das Fehlver- halten weiter Bestand hat, auch wenn die Ursache nicht mehr existent ist.

Wirft oder tritt ein Spieler, der auf oder abseits außerhalb des Spielfelds steht, einen Gegenstand (außer dem Spiel- ball) auf bzw. gegen einen gegnerischen Spieler oder wirft oder tritt er einen Gegenstand (einschließlich des Balls) auf bzw. gegen einen gegnerischen Spieler, Auswechsel- spieler, ausgewechselten oder des Feldes verwiesenen Spieler, einen Teamoffiziellen, einen Spieloffiziellen oder den Spielball, wird das Spiel mit einem direkten Freistoß an der Stelle fortgesetzt, an der der Gegenstand die Per- son oder den Spielball getroffen hat oder hätte treffen sollen.

Das Treten eines Gegenstands wird nun genauso behan- delt wie das Werfen eines Gegenstands.

Regel 13: Freistöße Solange der Torhüter Regel 15: Einwurf bei der Strafstoß- Der Ball ist auch bei Freistößen für die verteidigende Mann- Ausführung mit einem Fuß auf der Linie schaft im eigenen Strafraum im Spiel, wenn er mit dem Fuß Alle Gegner müssen einen Abstand von mindestens zwei bleibt, darf er den gespielt wurde und sich eindeutig bewegt. Bis der Ball im Metern zur Stelle auf der Seitenlinie einhalten, an der der Rest des Körpers nach Spiel ist, müssen sämtliche Gegner … Einwurf auszuführen ist. vorne bewegen. – einen Abstand von mindestens 9,15 Metern zum Ball einhalten, Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass – bei Freistößen innerhalb des gegnerischen Strafraums Spieler den Einwurf nicht immer direkt an der Seitenli- außerhalb des Strafraums stehen. nie ausführen, sondern oft ein Stück von ihr entfernt. Die geforderten zwei Meter Abstand werden also nicht Eine sinnvolle Neuerung. Tests haben gezeigt, dass das zwischen den beiden Spielern gemessen, sondern von Spiel schneller und flüssiger wird, wenn der Ball bei der Seitenlinie. einem Freistoß im eigenen Strafraum nicht erst im Spiel ist, wenn er den Strafraum verlassen hat. Diese Ände- Regel 16: Abstoß rung wurde auch beim Abstoß vorgenommen (siehe Regel 16). Der Ball ist im Spiel, wenn er mit dem Fuß gespielt wurde und sich eindeutig bewegt. Wenn ein Gegner, der sich bei Bilden drei oder mehr Spieler des verteidigenden Teams der Ausführung des Abstoßes im Strafraum befindet, den eine Mauer, müssen alle Spieler des angreifenden Ball berührt oder einen Zweikampf um den Ball beginnt, Teams einen Abstand von mindestens einem Meter zur wird der Abstoß wiederholt. Wenn sich bei der Ausführung Mauer einhalten, bis der Ball im Spiel ist. Wenn ein ­Spieler eines Abstoßes noch Gegner im Strafraum befinden, weil des angreifenden Teams diesen Abstand bei der Aus­ sie keine Zeit hatten, den Strafraum zu verlassen, lässt der führung nicht einhält, wird ein indirekter Freistoß ver- Schiedsrichter das Spiel weiterlaufen. hängt. Siehe Regel 13: Gegnerische Spieler müssen aber den Das meist unfaire Geschiebe und Gezerre bei der Bil- Strafraum weiterhin vor dem Abstoß verlassen; es sei dung einer Mauer – die regeltechnisch erst ab drei ver- denn, sie bleiben passiv. REGEL-TEST 22 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019 NEUES IN DER PRAXIS Aus aktuellem Anlass befassen sich die Fragen von DFB-Lehrwart Lutz Wagner dieses Mal ausschließlich mit den neu eingeführten Regeländerungen.

richter entscheidet auf Strafstoß. Nachdem der gefoulte Angreifer auf dem Spielfeld kurz behandelt wurde, möchte er selbst den Straf- stoß schießen. Lässt der Schiedsrichter dies zu?

SITUATION 5

Direkter Freistoß aus 20 Metern in zentraler Position vor dem gegnerischen Tor: Ein Mit- spieler der ausführenden Mannschaft drängt sich in die Mauer, die aus vier Spielern besteht, um so eine mögliche Lücke für sei- nen Schützen zu schaffen. Wie reagiert der Schiedsrichter?

SITUATION 6

Bei einem aussichtsreichen Angriff kreuzt der Schiedsrichter vor dem ballführenden Spieler. Beim Pass dieses Spielers wird der Schiedsrichter angeschossen und von ihm aus prallt der Ball zu einem Spieler der geg- nerischen Mannschaft, der nun auf der gegenüberliegenden Seite einen Angriff sei- ner Mannschaft starten kann. Wie reagiert der Schiedsrichter?

SITUATION 7

Um eine neue Regelauslegung zum Thema Freistoß geht es in Situation 5. Beim Versuch, den Ball zu erreichen, grätscht der Abwehrspieler mit der Nr. 3 im eigenen SITUATION 1 ische zeigt daraufhin dem Spieler die Rote Strafraum mit langem Bein zum Ball. Der Karte und notiert den Vorfall im Spielbericht. Gegenspieler ist jedoch schneller und Bei einer 2:1-Führung wechselt die Heim- Handelt er richtig? schießt den Ball dem Abwehrspieler gegen Mannschaft kurz vor Schluss den Spieler mit den Arm, mit dem dieser sich während des der Nr. 11 aus. Um keine Zeit zu verlieren, SITUATION 3 Grätschens abgestützt hat. Wie entscheidet ordnet der Schiedsrichter an, dass der Spie- der Unparteiische? ler das Spielfeld direkt an der Eckfahne – auf Ein Trainer reklamiert aufgrund einer Ent- der gegenüberliegenden Seite der Trainer- scheidung des Schiedsrichters lautstark. Die- SITUATION 8 bank – verlassen soll. Handelt der Unpartei- ser unterbricht daraufhin unter Beachtung ische richtig? der Vorteilsbestimmung das laufende Spiel, Ein Spieler will den Ball im eigenen Straf- verhängt einen indirekten Freistoß auf der raum per Fallrückzieher klären. Dabei schießt SITUATION 2 Außenlinie und verwarnt den Trainer mit er sich unglücklich an die auf Schulterhöhe Gelber Karte. Handelt der Unparteiische kor- befindliche eigene Hand. Wie reagiert der Unmittelbar nach Schlusspfiff, noch auf dem rekt? Schiedsrichter? Spielfeld, zeigt der Schiedsrichter-Assistent dem Schiedsrichter ein Vergehen an: Kurz SITUATION 4 SITUATION 9 vor Schlusspfiff hatte ein Verteidiger in sei- nem eigenen Strafraum dem Stürmer mit der In der 75. Minute wird die Nr. 9 im Strafraum Aus etwa einem Meter Entfernung schießt Faust ins Gesicht geschlagen. Der Unpartei- durch ein Foul zu Fall gebracht. Der Schieds- ein Verteidiger der Heim-Mannschaft im 23

eigenen Strafraum den Ball an den angeleg- mit einem Fuß auf der Linie stehen und kann mit der sich ein Spieler bei einem Fall- oder ten Arm des gegnerischen Angreifers. Dieser den Ball zur Ecke abwehren. Wie entschei- Grätschversuch abstützt, so ist dies nicht hatte keine Möglichkeit, den Arm wegzuzie- det der Schiedsrichter? als strafbar zu werten. hen, gelangt aber durch das Handspiel in Ballbesitz und erzielt direkt ein Tor. Wie 8: Weiterspielen, kein strafbares Hand- reagiert der Schiedsrichter? spiel. Ein Spieler, der sich selbst den Ball an die Hand spielt, wird nicht bestraft. Die- SITUATION 10 ser ist aber nicht zu verwechseln mit einem So werden die 15 Spieler, der den abgeprallten Ball an die Freistoß für die angreifende Mannschaft erhobene Hand oder den erhobenen Arm 25 Meter vor dem gegnerischen Tor: Der ­Situationen richtig gelöst: bekommt. Referee will den Spieler, der das Foul began- gen hat, verwarnen. Die angreifende Mann- 1: Ja. Der Spieler muss dort das Spielfeld 9: Direkter Freistoß für den Verteidiger, schaft entscheidet sich jedoch für eine verlassen, wo am wenigsten Zeit verloren keine Verwarnung. „Keine Torerzielung schnelle Spielfortsetzung, da sie die Über- geht. Danach muss er sich entweder direkt durch Handspiel“ lautet die Vorgabe der zahl ausnutzen will. Der Ball liegt am richti- zur Trainerbank oder aus dem Innenraum FIFA. Auch wenn solch eine Berührung von gen Ort, wird korrekt ins Spiel gebracht und begeben. Arm oder Hand in allen anderen Fällen nicht gelangt zu einem freistehenden Stürmer, der strafbar ist, ist dies im Zusammenhang mit sich zuvor nicht im Abseits befand und nun 2: Nein, nur zum Teil. Er hätte zusätzlich der Torerzielung zu ahnden. Eine Verwar- ein Tor erzielt. Wie entscheidet der Schieds- zur Persönlichen Strafe auch noch einen nung erfolgt nicht, da es sich um keine richter? Strafstoß verhängen müssen, da das Ver- bewusste und unsportliche Aktion handelt, gehen im laufenden Spiel passierte. Der bei der der Schiedsrichter getäuscht wer- SITUATION 11 Schlusspfiff lässt erst dann keine Spiel- den soll. strafe mehr zu, wenn der Schiedsrichter Direkter Freistoß für die verteidigende Mann- das Spielfeld verlassen hat. 10: Tor, Anstoß, Verwarnung. Bei einem schaft im eigenen Strafraum: Der Verteidiger sogenannten schnell ausgeführten Frei- spielt den Ball auf Höhe des Elfmeterpunk- 3: Ja. Der Spielfortsetzungsort muss der stoß, um damit eine Torchance aufrecht- tes zum Torwart zurück. Obwohl der Ball dem Trainer am nächsten gelegene Punkt zuerhalten, kann auch im Nachhinein noch noch nicht den Strafraum verlassen hatte, der Außenlinie sein. Das Spiel wird mit eine Persönliche Strafe ausgesprochen nimmt der Torwart ihn mit dem Fuß an und einem indirekten Freistoß fortgesetzt und werden. spielt ihn weiter Richtung Mittellinie. Wie die Verwarnung für den Trainer ist mit reagiert der Schiedsrichter? Beginn der neuen Saison auch mittels Gel- 11: Weiterspielen. Der Ball muss den Straf- ber Karte anzuzeigen. raum beim Freistoß nicht mehr verlassen SITUATION 12 haben, lediglich die Angreifer müssen bei 4: Ja. Wenn der vorgesehene Strafstoß- der Ausführung außerhalb des Strafraums Der Torwart führt einen Abstoß aus. Dabei Schütze aufgrund des an ihm begangenen und 9,15 Meter entfernt vom Ball sein. Die- tritt er in den Boden und der Ball rollt nur Foulspiels eine Behandlung auf dem Spiel- ser ist im Spiel, sobald er sich klar erkenn- wenige Meter weit. Bevor er den Strafraum feld benötigt, darf dies nicht dazu führen, bar bewegt. verlassen hat, läuft ein Stürmer in den Straf- dass er nicht den Strafstoß schießen kann, raum hinein und schießt den Ball ins Tor. weil er zunächst das Spielfeld verlassen 12: Tor, Anstoß. Sobald sich der Ball Entscheidung? müsste. Hier greift die Ausnahme, dass bewegt, ist er im Spiel und die Gegner dür- beim Strafstoß dieser betroffene Spieler fen den Strafraum betreten. Analog zur SITUATION 13 schießen darf. Ausführung eines Freistoßes im eigenen Strafraum gilt auch beim Abstoß, dass die- Nach der gewonnenen Platzwahl verlangt 5: Der Schiedsrichter spricht den Spieler ser bei der Ausführung den Strafraum nicht der Kapitän der Mannschaft A, den Anstoß an, den Abstand von einem Meter zur Mauer mehr verlassen muss. ausführen zu dürfen. Dafür will er auf die einzuhalten. Hält der Spieler bei der Aus- Seitenwahl verzichten. Ist dies zulässig? führung des Freistoßes diesen Abstand 13: Ja. Die Verfahrensweise, die auch frü- nicht ein, verhängt der Unparteiische einen her schon mal gültig war, ist wieder einge- SITUATION 14 indirekten Freistoß gegen den sich zu nah führt worden: Derjenige, der die Platzwahl an der Mauer befindlichen Spieler. gewinnt, darf wählen, ob er den Anstoß Nach dem 2:1 für sein Team klettert der Tor- ausführen will oder sich für eine Spielhälfte schütze voller Begeisterung den Zaun hoch 6: Schiedsrichter-Ball dort, wo der Referee entscheidet. und jubelt ausgelassen mit seinen Fans. Der den Ball berührt hat. Bei der Ausführung Schiedsrichter erkennt auf Zeichen des müssen alle weiteren Spieler (außer dem, 14: Ja. Unabhängig davon, ob ein Tor Schiedsrichter-Assistenten jedoch im Nach- der zuletzt am Ball war) mindestens vier ­gültig ist oder nicht, wird übertriebener hinein den Treffer ab. Wird der Spieler den- Meter vom Ausführungsort entfernt sein. Torjubel (Erklettern des Zauns, Trikotaus- noch verwarnt? Sollte die Berührung im Strafraum statt- ziehen etc.) mit einer Gelben Karte be- gefunden haben, erfolgt die Ausführung straft. SITUATION 15 des Schiedsrichter-Balls mit dem Torhüter des verteidigenden Teams. 15: Eckstoß. Das Verhalten des Torwarts Bei der Strafstoß-Ausführung macht der Tor- ist korrekt, er muss sich im Moment der wart einen deutlichen Schritt nach vorne, 7: Der Schiedsrichter lässt weiterspielen. Strafstoß-Ausführung nur noch mit einem bevor der Ball im Spiel ist. Dabei bleibt er Gelangt der Ball an den Arm oder die Hand, Fuß auf der Linie befinden. LEHRWESEN 24 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019 DER TORWART SPIELT MIT Der Torhüter ist zwar ein Spieler mit Sonderrechten, er unter- liegt jedoch genauso der Strafgewalt des Schieds­richters wie jeder andere Akteur auf dem Platz. Was der Unparteiische rund um das Torwart-Spiel beachten muss, wird im aktuellen DFB-Lehrbrief Nr. 85 beschrieben.

Manuel Neuer hat schon oft seine Zweikampf-Qualitäten auch außerhalb des Strafraums bewiesen.

TEXT ei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien hüters und unternahm mehrfach die damals noch unüb- Günther Thielking hat der deutsche Keeper Manuel Neuer das Tor- lichen weiten Ausflüge aus dem Tor. Nicht wenige B wart-Spiel ein wenig revolutioniert. Im Achtelfinale Zuschauer fragten sich in diesen Jahren: „Darf ein Tor- gegen Algerien kam er mehrfach bei den schnellen Kon- wart so etwas? Muss der nicht zwischen die Pfosten?“ tern der Afrikaner weit aus seinem Tor heraus, wehrte wie ein zusätzlicher Abwehrspieler etliche Bälle mit dem Fuß Inzwischen ist der mitspielende Keeper ein wesentlicher ab und sicherte damit das knappe 2:1 für Deutschland. Bestandteil jeder Mannschaft – im Profifußball, aber auch in den Amateurklassen. Und die Schiedsrichter wissen Doch auch schon vor der aktuellen deutschen Nummer inzwischen, wie sie mit den Torhütern umgehen müssen. eins haben Torhüter Fußball-Geschichte geschrieben. Im Schließlich tauchen diese oft genug in den letzten Minu- WM-Finale von Bern im Jahr 1954 schrie Rundfunk-Repor- ten eines Spiels plötzlich im gegnerischen Strafraum auf, ter Herbert Zimmermann ins Mikrofon: „Toni, du bist ein um einen Rückstand ihres Teams wenigstens noch in ein Fußballgott!“ Der Torwart im Team von Nationaltrainer Unentschieden zu verwandeln. Sepp Herberger hatte einige anscheinend unhaltbare Bälle abgewehrt. Auch er war ein Garant dafür, dass Schlagworte wie „Strafraumbeherrschung“, „der Torwart Deutschland damals zum ersten Mal den WM-Titel holte. spielt mit“ oder „der Torwart vor dem Tor des Gegners“ machen deutlich, dass sich der Aktionsradius des Tor- Legendär war auch der jugoslawische Keeper Petar hüters auch aus der Sicht des Schiedsrichters in den ver- Radenković, einer der ersten ausländischen Akteure in gangenen Jahren verändert hat. der Bundesliga. Der für 1860 München spielende Tor- wart war seiner Zeit weit voraus. Er beeindruckte die So gewinnt auch die Farbe der Torwart-Kleidung an Bedeu- Fußballöffentlichkeit und nicht zuletzt seine Mitspieler tung, unter anderem für die Bewertung von Abseits-Situ- mit einer völlig neuen Philosophie vom Spiel eines Tor- ationen. Es heißt deshalb nicht ohne Grund in Regel 4: 25

„Die beiden Torhüter tragen Farben, durch die sie sich klar von den anderen Spielern ... unterscheiden.“

Der aktuelle DFB-Lehrbrief geht dieses Mal auf die Pas- sagen im Regelwerk ein, die sich speziell mit dem Tor- wart befassen. Gleich zu Beginn wird das Privileg des Torwarts angesprochen, das ihm erlaubt, als einziger Aktiver den Ball im laufenden Spiel in die Hände zu neh- men. In Regel 12 heißt es neuerdings dazu: „Für den Tor- hüter gelten beim Handspiel außerhalb des eigenen Straf- raums die gleichen Regeln wie für alle übrigen Spieler. Berührt der Torwart den Ball unerlaubterweise innerhalb des eigenen Strafraums mit der Hand/dem Arm, wird ein indirekter Freistoß, aber keine Disziplinarmaßnahme ver- hängt.“

Darüber hinaus werden weitere besondere Spielregeln für den Torhüter angesprochen, unter anderem seine formalen Rechte und Pflichten. Dabei wird klar, dass zu Wer gehört zu Beginn eines Spiels von beiden Mannschaften ein Tor- Schiedsrichter das Geschehen vor dem Tor besonders wem? Gerade wenn wart auf dem Spielfeld sein muss. Vorher darf der Unpar- im Auge behalten, denn dort kommt es oft zu unüber- ein Torwart kurz vor Spielende in teiische die Begegnung auf keinen Fall anpfeifen. sichtlichen Aktionen. Wird der Keeper zum Beispiel von den gegnerischen einem Gegenspieler regelwidrig behindert oder bedrängt, Strafraum geht, Fehlt in einem Team der Torhüter, muss der Schieds- muss der Unparteiische dies sofort abpfeifen und als kann es für den richter warten, bis ein Spieler bereitsteht, der sich durch Vergehen gegen den Torwart bewerten. Auch darf der Schiedsrichter seine eindeutig andersfarbige Kleidung von beiden Torhüter nicht mehr von einem Gegner angegriffen wer- unübersichtlich Mannschaften unterscheidet und damit als Torwart zu den, sobald er den Ball mit den Händen kontrolliert. werden. identifizieren ist. Spielen beide Torhüter in Jerseys mit gleicher Farbe und hat keiner der beiden die Möglich- Schließlich führt der Lehrbrief auch noch die wesentli- keit, das Trikot zu wechseln, so pfeift der Schiedsrichter chen Regelvorgaben zum Verhalten des Torwarts im die Partie allerdings trotzdem an. Zusammenhang mit der Strafstoß-Ausführung und beim Elfmeterschießen zur Spielentscheidung auf. In diesem eher formalen Teil der Lehreinheit werden außerdem der Torwartwechsel und das Vorgehen des Die Fülle dieser Informationen zeigt, dass ein Keeper Schiedsrichters bei einer Verletzung des Keepers the- zahlreiche Pflichten beachten muss, zugleich aber auch matisiert. So darf dieser nach einer Behandlung in jedem einige Sonderrechte genießt. Ein Schiedsrichter muss Fall auf dem Spielfeld bleiben, denn ein Weiterspielen sich deshalb regelmäßig mit den regeltechnischen ohne Torhüter ist gemäß Regel 3 ja nicht zulässig. Bestimmungen in Sachen Torhüter befassen. Schließ- lich hat die Erfahrung gezeigt, dass sich gerade bei Ver- DER TORWART ALS „TÄTER“ gehen gegen den Torwart sehr schnell Aggressionspo- tenziale entwickeln, die vom Unparteiischen dann nur Mögliche Vergehen, die durch den Torhüter begangen noch schwer unter Kontrolle zu bekommen sind. werden können, werden im zweiten Abschnitt des Lehr- briefs benannt. So darf der Torwart den aufgenomme- Die Verfasser des Lehrbriefs stellen in der 85. Ausgabe nen Ball nicht länger als sechs Sekunden in den Händen klar, dass der Lehrwart im Kreis nach dem didaktisch- halten. Mit dieser Bestimmung soll ein unsportliches methodischen Prinzip „Einleitung – Hauptteil – Schluss“ Zeitspiel durch den Keeper unterbunden werden. vorgehen sollte.

Von besonderer Bedeutung sind zudem die Vorgaben, Als Hinführung bieten sich die im Regel-Text angeführ- die mit der „Rückpassregel“ zusammenhängen. Dabei ist ten Stellen zum Torwart-Spiel an. Ein anschließendes festgelegt, dass der Torwart den Ball nicht mit der Hand Arbeitsblatt ist dann in folgende Unterthemen geglie- berühren darf, wenn er ihn von einem Mitspieler absicht- dert: lich mit dem Fuß oder von einem Einwurf zugespielt bekommt. Tut er dies dennoch, erhält der Gegner – wie 1. Grundsätzliche Rechte und Pflichten des Torwarts oben schon erwähnt – einen indirekten Freistoß. Schließ- 2. Vergehen durch den Torwart lich wird auch noch die „regelwidrige Verhinderung einer 3. Vergehen gegen den Torwart klaren Torchance durch den Torwart“ mit den situations- 4. Der Torwart bei der Strafstoß-Ausführung bedingt unterschiedlichen Sanktionen angesprochen. (inklusive „Elfmeterschießen“)

DER TORWART ALS „OPFER“ Abschließend sollten die Ergebnisse im Plenum bespro- chen werden und die Teilnehmer können bei einigen Im dritten Teil der Ausgabe gehen die Verfasser auf das Regelfragen überprüfen, ob sie ihre Regelkenntnisse in verbotene Spiel gegen den Torwart ein. Gerade bei Eck- Sachen „Torwartspiel“ ausreichend aufgefrischt und ver- stößen und bei Freistößen in Strafraumnähe muss der festigt haben. ANALYSE 26 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019 LINIENTREUE

1A 1B

http://bit.ly/SZ-4-19-Eckball 1C 1D 1a_Keine Verbindung zum Eckbereich: Spielfortsetzung am falschen Ort. 1b_Der Schiedsrichter überwacht die Korrektur der Ball-Lage. 1c_So ist der Ball immer noch etwas 1 ungewöhnlich, aber regelkonform platziert. 1d_Der Ball berührt den Boden außerhalb des Spielfelds, ist aber trotzdem nicht im Aus.

Fünf Szenen aus der Schlussphase der abgelaufenen Profi- fußball-Saison sind es, aus denen wir für alle Schiedsrichter Vorbildliches und nicht so Vorbildliches ableiten können. Was für manchen Betrachter kleinlich wirkt, muss auch in der höchsten Spielklasse beachtet werden – die Spielfeld- markierungen zum Beispiel.

TEXT er häufig Fußball im Fernsehen schaut, kann 1 RB Leipzig – VfL Wolfsburg (29. Spieltag) Lutz Lüttig es schon länger beobachten: Bei der Ausfüh- Als der Wolfsburger Admir Mehmedi sich den Ball auf Rainer Werthmann W rung eines Eckstoßes legen viele Spieler seit die geschilderte Weise hingelegt hat und anlaufen will geraumer Zeit den Ball so hin, dass er gerade noch die (Foto 1a), ertönt ein Pfiff. Schiedsrichter Daniel Siebert Linie des Eckbereichs, wie es offiziell heißt (früher sagte begibt sich zu dem Wolfsburger und macht ihn darauf man „Viertelkreis“), berührt. Oder auch nicht. aufmerksam, dass er den Ball falsch platziert hat (Foto 1b). Der Sinn eines solchen Verhaltens erschließt sich nicht auf Anhieb, ein konkreter Vorteil für den ausführenden Sicherlich geht es lediglich um ein paar Zentimeter und Spieler lässt sich nicht erkennen. Aber diese Marotte, das Eingreifen des Unparteiischen mag kleinlich erschei- wenn man das so nennen will, hat sich in unseren nen. Auch spürt man beim Betrachten des Videos, dass ­Zeiten des TV-globalisierten Fußballs schnell ver­ ihm das selbst ein wenig unangenehm ist. Aber der breitet. Schiedsrichter hat keine andere Wahl, denn er befindet 27

sich hier nicht in einem Ermessensbereich, in dem er wenn sogar Marco Reus, der den Ball aus dieser Position seine Entscheidung abwägen könnte. zur Mitte gespielt hatte, meinte, dass „der Ball im Aus war“.

„Der Ball muss innerhalb des Eckbereichs platziert wer- Noch mal zurück zu Admir Mehmedi: Er legte den Ball den“, heißt es in Regel 17, in der es um den Eckstoß einige Zentimeter zurück, sodass nun alles regelkon- geht. „Muss“, nicht „kann“. Und da in Regel 1 („Spiel- form ablief (Foto 1c). feld“) definiert ist, dass die Linien zum Raum gehören, den sie begrenzen, muss der Ball bei der Eckstoß-Aus- 2 FC St. Pauli – Jahn Regensburg führung so liegen, dass er zumindest mit der Linie, die (2. Bundesliga, 31. Spieltag) den Eckbereich einfasst, in Verbindung ist. 9. Minute: Während St. Pauli den Ball im Mittelfeld führt, befindet sich ein zweites Spielgerät auf dem Feld Und wenn wir uns nun schon in diesem kleinteiligen (Foto 2a). Solange dadurch das Spielgeschehen nicht Definitionsbereich befinden, sei auch noch auf Folgen- gestört wird, gibt es für den Schiedsrichter keinen Grund des hingewiesen: Entscheidend ist nicht, wo der Ball einzugreifen. Oft ist es ja auch so, dass ein Spieler, der den Boden berührt, das kann durchaus außerhalb der sich in der Nähe dieses zweiten Balls aufhält, die Kugel Linie sein. Solange er nicht mit seinem gesamten Durch- aus dem Spielfeld kickt. messer die Linie überschritten hat und sich die Rundung des Balls noch über dieser Linie befindet, hat er beim Das hätte auch hier so sein können. Aber der Regens- Eckstoß eine erlaubte Position. burger Benedikt Saller hat eine andere Idee: Ganz bewusst spielt er den Ball in Richtung des St.-Pauli-Spie- Wie schon erwähnt, mag das bei einem Eckball nicht lers, der den „richtigen“ Ball am Fuß hat (Foto 2b). von herausragender Bedeutung sein. Brisanter wird es bei einer Torerzielung. Zwar gibt es in der Bundesliga Nach einem kurzen Moment der Verblüffung, so hat es die Torlinien-Technologie. Die aber kann nur zwischen jedenfalls den Anschein, unterbricht Schiedsrichter den Pfosten zeigen, wo sich der Ball befand. Was aber, Patrick Alt das Spiel. Er schätzt das Verhalten des Regens- wenn der Ball kurz davor im Toraus war – oder auch burgers, nämlich eine Spielunterbrechung erzwungen nicht? zu haben, zu Recht als Unsportlichkeit ein und verwarnt ihn deswegen. Am 34. Spieltag gab es beim Spiel zwischen und Borussia Mönchengladbach genau diesen Interessant ist in diesem Fall auch die Spielfortsetzung: Fall. Der Sportsender DAZN baute in seine Berichterstat- Für Unsportlichkeiten gibt es ja gemeinhin einen indi- tung eine speziell für diese Situation angefertigte Grafik rekten Freistoß. In diesem Fall greift allerdings ein Pas- ein (Foto 1d), die deutlich macht, dass der Ball hinter der sus der Regel 12: „Werfen eines Gegenstands in Rich- Linie aufsetzt, aber trotzdem nicht im „Aus“ war. tung des Balls, eines Gegners …“, wobei hier das Schießen des nicht zum Spiel gehörenden Balls mit dem Das unmittelbar danach erzielte Tor war also regulär, so Werfen eines Gegenstands gleichzusetzen ist. Und das wie es der Schiedsrichter auch entschieden hatte, selbst hat einen direkten Freistoß zu Folge.

2A

2a_Der zweite Ball befindet sich in der Nähe eines Regensburger Spielers (Dritter von rechts), … 2 2b_… der ihn umgehend in Richtung des ballführenden Gegenspielers schießt.

2B

http://bit.ly/SZ-4-19-Zweiter-Ball ANALYSE 28 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019

3A 3B

3a_Der Angreifer kann nur durch ein Foul gestoppt werden. 3b_Mit dem Foul wird 3 keine klare Torchance zunichtegemacht, denn die Nr. 31 hätte noch eingreifen können.

3C

3c_Man beachte das Stellungsspiel des Schiedsrichters, als sich diese dynamische Situation entwickelt.

http://bit.ly/SZ-4-19-Vorletzter-Mann

3 SpVgg Unterhaching – Hallescher FC Weiser befindet sich in diesem Moment aus seinem ver- (3. Liga, 31. Spieltag) geblichen Sprung heraus noch in einer Drehbewegung 24. Minute: Ein langer Schlag aus der eigenen Hälfte auf ohne Orientierung zum Ball. Sein linker Arm bewegt sich den Hachinger Maximilian Krauß. Sein Gegenspieler Toni von oben nach unten und berührt dabei den Ball Lindenhahn unterschätzt rund 24 Meter vor dem Tor (Foto 4b), den Halstenberg einen Sekundenbruchteil den aufspringenden Ball. Deshalb kann er den Unter- zuvor gespielt hat. Man sieht förmlich, wie der Leverku- hachinger nur noch mit einer Art Catchergriff bremsen sener sich erschrickt, als er den Ball an der Hand spürt, (Foto 3a), bringt ihn zu Fall und sieht dafür vom Schieds- und sie reflexartig wegzieht. richter die Rote Karte. Zwar ist Weisers Unterarm weit vom Körper entfernt, Der TV-Reporter beurteilt den Feldverweis für Linden- doch kann in diesem Bewegungsablauf nicht von einer hahn als „Fehlentscheidung“ und liegt damit richtig. Krauß unnatürlichen Bewegung oder Vergrößerung der Kör- hatte den Ball noch nicht unter Kontrolle, und vor allem perfläche und schon gar nicht von einer bewussten befand sich Lindenhahns Mitspieler Niklas Landgraf Aktion Weisers die Rede sein, den Flug des Balls zu (Nr. 31, Foto 3b) in unmittelbarer Nähe und in einer gu­ten unterbrechen. Daher wäre es besser gewesen, wenn es Position zum Geschehen. Deshalb kann man nicht von hier keinen Eingriff des Video-Assistenten und keinen der Verhinderung einer klaren Torchance sprechen. „Gelb“ Strafstoß gegeben hätte. wäre daher die angebrachte Entscheidung gewesen. „Ein Vergehen liegt vor, wenn ein Spieler seinen Körper So weit, so schade. Auch weil der Schiedsrichter seine aufgrund der Hand-/Armhaltung unnatürlich vergrö- Laufarbeit und sein Stellungsspiel nicht an die zu erwar- ßert“, heißt es im neuen Regeltext. Entscheidend ist tende Situation angepasst hat und damit in dieser Situ- dabei die Einschränkung „unnatürlich“. Im Fall Weiser ation ein Antizipationsdefizit offenbart. Trotz des „lan- kommt die Vergrößerung aus einer natürlichen Bewe- gen Schlages“, der ihm Zeit genug gelassen hätte, eine gung zustande, die aus seiner Drehung und der gleich- bessere, vor allem seitliche Position zum Geschehen zeitigen Landung nach dem vergeblichen Sprung zum einzunehmen, setzt er sich am Mittelkreis erst in Bewe- Ball entsteht. gung, als der fragliche Zweikampf schon in vollem Gange ist (Foto 3c). Wir sehen: Auch die genaueste Beschreibung eines Hand- spielvergehens beinhaltet möglicherweise immer noch Möglicherweise hat ihm dieses Verhalten sogar die Sicht eine straffreie Variante. Die Schiedsrichter bleiben des- auf den zweiten Hallenser Abwehrspieler verdeckt. Das halb weiterhin aufgefordert, ihr fußballerisches Fach- Video legt das durchaus nahe. wissen und ihre Erfahrung einzubringen, um eine dem Sinn des Fußballs angemessene Entscheidung zu tref- 4 Bayer Leverkusen – RB Leipzig (28. Spieltag) fen. 70. Minute, es steht 2:2. Der Leverkusener Mitchell Wei- ser springt im eigenen Strafraum zu einer hohen Flanke, Angemerkt sei noch: Auch wenn das in diesem Fall den die er aber mit dem Kopf nicht erreicht (Foto 4a). Hinter Unparteiischen nicht gelang, so ist doch der aufgeregte ihm lauert Marcel Halstenberg und spielt den Ball direkt Ausruf des Reporters, dass die Schiedsrichter damit den in Richtung seines Mitspielers Konaté. Fußball „kaputt“ machen, völlig überzogen. 29

5 FC Augsburg – RB Leipzig belässt es bei einer deutlichen Ansprache von Sabitzer (DFB-Pokal, Viertelfinale) (Foto 5c). Die Aktion des Leipzigers kann gerade noch Der Augsburger Philipp Max setzt an der Seitenlinie im Ermessensbereich zwischen „Gelb“ und „Rot“ einge- gegen Marcel Sabitzer im Kampf um den Ball ungestüm ordnet werden. Je nachdem, wie klar der Unparteiische nach und trifft ihn leicht am Fuß. Sabitzer unterbricht Sabitzers Bewegung als Schlag einschätzt, ist „Rot“ eine daraufhin seine Bewegung zum Ball und orientiert sich durchaus akzeptable Maßnahme. nach hinten, ausschließlich zum nachdrängenden Geg- ner hin (Foto 5a). Dabei holt er mit dem rechten Unter- Auch wenn sich diese Szene bereits in der 7. Minute arm aus und trifft dann mit einer deutlichen und ruck- abspielte und der Schiedsrichter sich vorgenommen artigen Bewegung nach hinten den Brustbereich des haben mag, auch wegen der Bedeutung des Pokalspiels Gegners (Foto 5b). seine Persönlichen Strafen genau zu setzen, ist sie in diesem Fall unabhängig von allen „taktischen“ Überle- Der Schiedsrichter entscheidet auf Freistoß für Augs- gungen unerlässlich. burg. Eine Persönliche Strafe allerdings bleibt aus, er

4A

4a_Mitchell Weiser kann den Ball mit dem Kopf nicht erreichen. 4b_Als der Leverkusener sich im Sprung dreht 4 und dabei mit den Armen stabilisiert, fliegt ihm der von der Nr. 23 gespielte Ball an die Hand.

4B

http://bit.ly/SZ-4-19-Handspiel 5A 5B

5C

5a_Dem Gegenspieler „zugeneigt“ und den Arm angewinkelt … 5b_… trifft der Leipziger seinen „Hintermann“ im nächsten 5 Moment mit dem Ellenbogen im Brustbereich. 5c_Der Schiedsrichter belässt es bei einer kurzen „Ansprache“.

http://bit.ly/SZ-4-19-Schlag REPORT 30 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019 MITTENDRIN STATT NUR DABEI

Gänsehaut-Moment: Während der Nationalhymne vor dem DFB-Pokalfinale stehen die Volunteers am Mittelkreis.

Wenn beim DFB-Pokalfinale in Berlin die Teams den Rasen betreten, ist eine große Gruppe Berliner Unparteiischer besonders nah mit dabei: 52 von ihnen arbeiten beim ­wichtigsten Spiel des Deutschen Fußball-Bundes jedes Jahr als Volunteers und inszenieren die Choreografie auf dem Mittelkreis. 31

ine halbe Stunde ist es noch bis zum Anpfiff, als fie. Heute trägt er nicht mehr die Fahne, sondern die TEXT sich die insgesamt 400 Volunteers im Spielertun- Verantwortung: „Das Volunteer-Team besteht vorwie- David Bittner E nel aufstellen. Während sich draußen bereits die gend aus Schiedsrichtern ganz verschiedenen Alters, Fans in den Kurven warm singen, sind die jungen Men- größtenteils aus Berlin. Diese konnten sich im Vorfeld schen voll auf ihre bevorstehende Aufgabe fokussiert: über eine Online-Plattform für die Aufgabe bewerben. Bevor das Spiel beginnt, werden sie auf dem Rasen eine Bei der Auswahl spielten dann Kriterien wie Zuverläs- Choreografie mit insgesamt 69 bunten Fahnen insze- sigkeit, sportliche Fitness und vor allem auch Teamfä- nieren. higkeit eine Rolle.“

Für das mit Abstand größte Element der Choreografie, eine rund 35 Meter lange Fahne, die am Mittelkreis auf- gespannt wird und die den DFB-Pokal abbildet, ist eine Gruppe Berliner Referees verantwortlich. In ihren schwarz-weißen Trainingsanzügen und roten Schuhen sind sie leicht von den anderen freiwilligen Helfern zu unterscheiden.

Vor den voll besetzten Zuschauerrängen gehen die Refe- rees eine halbe Runde über die Laufbahn im Stadion, heben die riesige Fahne auf ihre Schultern und legen sie schließlich auf der Mittellinie aus. Als ein paar Minu- ten später die Teams des FC Bayern München und von RB Leipzig den Rasen betreten, geht es plötzlich ganz schnell: Auf Kommando ziehen die Volunteers im Rück- wärtssprint die Fahne auseinander und spannen sie auf, indem sie ihre Oberkörper nach hinten lehnen. Für die Zuschauer im Stadion und an den Fernsehgeräten ergibt sich in diesem Moment ein wunderbares Bild auf dem Kurz zuvor: Die Rasen. So kommt es, dass viele Volunteers schon seit Jahren freiwilligen Helfer mit dabei sind. Wer seinen Job gut und gewissenhaft warten auf das Das Schiedsrichter-Team um Tobias Stieler führt die gemacht hat, wird auch im nächsten Jahr gerne wieder Kommando, ... Mannschaften auf das Feld. Während die Nationalhymne gefragt. Cornelius Grigoleitis beispielsweise ist in die- ertönt, stehen die Unparteiischen aus dem Berliner Fuß- sem Jahr zum fünften Mal nacheinander mit dabei: „Es ball-Verband nur einige Meter neben den Hauptakteu- ist ein unglaublich tolles Gefühl, das kaum in Worte zu ren. Und ein paar Minuten später ist die Fahne genauso fassen ist“, beschreibt der 34-Jährige den Moment, wenn schnell wieder zusammengerollt, wie sie vorher ausei- man unmittelbar vor dem Anpfiff auf dem Rasen stehen nandergerollt war. darf. „Es ist eine Mischung aus Anspannung gepaart mit Gänsehaut und Stolz – einfach großartig!“ Wer die Volunteers bei ihrer Arbeit beobachtet, stellt schnell fest, dass die Abläufe exakt einstudiert sind. Luca Schlosser zählt zu den wenigen „Auswärtigen“, Bereits am Tag zuvor hatten die vielen Freiwilligen mit die auf dem Rasen mitwirken. Über einen Schiedsrich- ihren Vorbereitungen begonnen. Auf einem Nebenplatz ter-Kollegen aus Berlin wurde der Rheinländer auf die des Olympiastadions probten sie die Choreografie ein, Arbeit der Berliner Volunteers aufmerksam und bewarb wiederholten die Abläufe unzählige Male hintereinan- sich ebenfalls. Auch für den 26-Jährigen ist das dies- der. Immer wieder wurde an einzelnen Stellen feinjus- jährige Pokalfinale sein persönlich fünftes, das er im ... die Pokal-Fahne tiert: die Abstände zwischen den Fahnenträgern, das auseinanderzuziehen. Tempo, in dem sie den Rasen betraten, die Spannung, mit der sie die Fahnen festhielten.

Ziel war es, dass die Choreografie am Ende geordnet ablief, dass jeder Teilnehmer in jeder Sekunde das Rich- tige tat und die Bewegungen synchron aussahen. „400 Menschen auf einem Platz so zu bewegen, dass es gut aussieht, das schafft normalerweise nur das Militär“, sagt Cordula Münchmeyer. Sie ist die Verantwortliche von der Firma „Industrial Theater“, die die Inszenierung vor dem Spiel geplant hat.

Um die Zusammenstellung der Innenraum-Crew, also der Volunteers am Mittelkreis, hat sich im Vorfeld Ste- fan Schumacher gekümmert. Er ist Mitglied im Lehrstab des Berliner Schiedsrichterausschusses. Als Jugendli- cher hat er einst selbst aktiv beim Pokalfinale mitge- wirkt, zunächst als Balljunge, später bei der Choreogra- REPORT 32 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019

Die Teilnehmer der Innenraum- Stadion begleitet: „Vor einer solchen Kulisse auf dem Choreografie trafen Platz zu stehen, ist einfach ein überwältigendes Gefühl“, sich bereits am Tag vor sagt er. Dieses könne man genießen, in den entschei- dem Spiel. denden Momenten müsse man aber als Volunteer hellwach sein: „Die Kommunikation ist bei der Laut- stärke im Stadion nicht so einfach. Während der ­Choreo­grafie kommt es darauf an, die Kommandos der Führungs-Volunteers möglichst schnell weiter­zu­ Jeder Handgriff muss sitzen: Langjährige Volunteers gaben geben.“ ihre Erfahrungen an die Neulinge weiter.

Das gelingt auch in diesem Jahr wieder reibungslos. Strapazen der zurückliegenden zwei Tage gelohnt Während auf dem Rasen die beiden Teams inzwischen haben. um den DFB-Pokal kämpfen, hat sich die Innenraum- Crew wieder in den Katakomben des Stadions versam- Nach vielen Stunden Proben dauerte der Gänsehaut- melt: „Alles hat perfekt geklappt, die Verantwortlichen Moment auf dem Rasen am Ende nur wenige Minuten. Stefan Schumacher sind zufrieden“, gibt Stefan Schumacher das Lob von Dass es sich gelohnt hat, darüber sind sich die Volun- (rechts) wurde bei der Koordinierung der offizieller Seite an sein Team weiter. Diese Rück­ teers trotzdem einig – und haben den Termin für das Gruppe von Martin meldung ist zugleich Bestätigung dafür, dass sich die Finale 2020 schon fest im Kalender eingetragen. Glaser unterstützt.

Mehr zum Thema

Ein Video-Clip zum Einsatz der Volunteers beim DFB-Pokalfinale in Berlin ist in der Mediathek von DFB-TV online zu finden. Zu dem Beitrag geht’s direkt über den folgenden Kurzlink: http://bit.ly/2019_Berlin MELDUNGEN DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019 33

AUS DEN SCHLESWIG-HOLSTEIN Reporter absolviert ­VERBÄNDEN Praktikum NDR-Reporter Samir Chawki absolvierte 1 2 einen Part des sogenannten Schiedsrichter- Praktikums und erlebte dabei die Arbeit eines Schiedsrichter-Teams rund um ein Oberliga- Spiel ganz nah mit. Als passives Mitglied der Funkkette konnte er die Kommunikation der Unparteiischen mitverfolgen und nachvoll- ziehen, wie viel Arbeit eine Spielleitung bedeutet. „Auch wenn die meisten Sportjournalisten und Trainer der Meinung sind, alles zu wis- sen – ein Tag in der Haut des anderen kann definitiv den eigenen Horizont erweitern, Brücken bauen und Verständnis schaffen“, 1_ Die in Schifferstadt ausgebildeten Schiedsrichter erhielten ihr Zertifikat aus den Händen von meinte Chawki am Ende des Tages. Weltmeister Horst Eckel. TEXT Dajinder D. Pabla 2_ Samir Chawki (rechts) begleitete für den NDR einen Tag lang ein Schiedsrichter-Team in Schleswig- Holstein.

BREMEN

SÜDBADEN NIEDERRHEIN Zweiter Lehrgang Fortbildung für Florian Kötter in der JVA Bremen Schiedsrichter-Senioren neu im Ausschuss Insgesamt zehn Insassen der Justizvollzugs- anstalt (JVA) Bremen nahmen an einer Rund 50 Schiedsrichter-Senioren nahmen in Beim Verbands-Schiedsrichtertag des Fuß- Schiedsrichter-Ausbildung teil und absol- diesem Jahr an der traditionellen Fortbil- ballverbandes Niederrhein (FVN) in Duisburg vierten erfolgreich die Abschlussprüfung. dung in Saig teil. Das Programm umfasste wurde Florian Kötter als neuer Beisitzer in „Neben der Vermittlung der Regeln stand vor allem Themen rund um den Fußballsport. den Verbands-Schiedsrichterausschuss bei diesem Lehrgang vor allem die ganzheit- Dazu lieferten Verbandslehrwart Andreas (VSA) gewählt. Der 47-Jährige aus dem Kreis liche Persönlichkeitsschulung im Fokus. In Klopfer mit einem Vortrag über Regelneue- Wuppertal-Niederberg ersetzt Andreas Rollenspielen agierten die Teilnehmer als rungen sowie Verbandsspieleinteiler Leo Mohn, der aus persönlichen Gründen nicht Schiedsrichter und lernten durch das direkte Obert mit einem Einblick in das Video-Assist- für eine weitere Wahlperiode zur Verfügung Feedback, besser mit Kritik umzugehen“, Center in Köln interessante Informationen. stand. erläuterte Lehrgangsleiter Adrian Gajewski. Die Futsal-Regeln erklärte Alfred Bur­meister. Der Vorsitzende Andreas Thiemann wurde Eine der Lerneinheiten hielt der Bremer Bun- TEXT Fred-Jürgen Becker einstimmig für drei weitere Jahre gewählt, desliga-Schiedsrichter . Gleiches gilt für seine Beisitzer. TEXT Oliver Baumgart TEXT Marco Lechtenberg WÜRTTEMBERG BAYERN Benefizabend mit Kircher, SÜDWEST Steinhaus und Wagner Schiedsrichter Horst Eckel unterstützen Stiftung Die stolze Summe von 10.000 Euro erbrachte überreicht Zertifikate ein Benefizabend in der Igersheimer Erlen- Am Osterwochenende waren alle Schieds- bachhalle mit Bundesliga-Schiedsrichterin Unter Leitung des Kreis-Schiedsrichterob- richter auf Verbandsebene aufgefordert, ihre Bibiana Steinhaus und den ehemaligen Erst- manns Roland Schäfer wurden in der Jugend- Spesen der BFV-Sozialstiftung zu spenden. liga-Referees Lutz Wagner und . strafanstalt (JSA) Schifferstadt erneut sechs Diese unterstütze unschuldig in Not gera- Die Zuhörer verfolgten die Veranstaltung junge Strafgefangene zu Schiedsrichtern aus- tene Mitglieder der bayerischen Fußballfa- mit großer Begeisterung und waren ebenso gebildet. milie, die nicht auf der Sonnenseite stünden, Gewinner wie jene, denen die Spenden zugu- Beim Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal sagte Verbandsobmann Walter Moritz. Alle tekommen: unter anderem die Leberecht- konnten die Neulinge direkt ihre ersten Schiedsrichter, die sich an der Aktion betei- Stiftung in Frankfurt/Main, die Elterninitia- Er­fahrungen sammeln und erhielten aus den ligt hätten, könnten sicher sein, dass ihre tive für krebskranke Kinder Jena sowie Händen von Horst Eckel, Weltmeister von Aufwandsentschädigungen sinnvoll zum weitere Einrichtungen in der Region. 1954, ihre Zertifikate. Einsatz kämen. TEXT Klaus T. Mende TEXT Roland Schäfer TEXT Doris Kausch AUSBLICK 34 DFB-SCHIEDSRICHTER-ZEITUNG 04|2019

VORSCHAU 5/2019 IMPRESSUM Die Ausgabe 5/2019 erscheint am 23. August 2019.

HERAUSGEBER Deutscher Fußball-Bund Otto-Fleck-Schneise 6 TITELTHEMA 60528 Frankfurt/Main Telefon 069/6788-0 TRAININGSLAGER www.dfb.de DER ELITE- VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT SCHIEDSRICHTER Ralf Köttker

KOORDINATION/KONZEPTION David Bittner, Thomas Dohren

KONZEPTIONELLE BERATUNG Die Unparteiischen der Bundesliga treffen sich in der Sommerpause zum Trai- Lutz Lüttig ningslager im bayerischen Grassau. In der unmittelbaren Nähe des Chiemsees bereiten sie sich körperlich und regeltechnisch auf die neue Saison vor. David MITARBEITER DIESER AUSGABE Bittner begleitet das Trainingslager für die DFB-Schiedsrichter-Zeitung und Norbert Bause, Alex Feuerherdt, David Hennig, berichtet über die dortigen Erkenntnisse. Fabian Mohr, Günther Thielking, Lutz Wagner, Rainer Werthmann, Bianca Zindel

BILDNACHWEIS David Bittner, DAZN, Amac Garbe, Getty Images, LEHRWESEN imago, Christian Kaufmann, Fabian Mohr

LAYOUT, TECHNISCHE GESAMT­ DFB-LEHRBRIEF: HERSTELLUNG, VERTRIEB UND DAS WICHTIGSTE ANZEIGEN-VERWALTUNG BONIFATIUS GmbH ZUM STRAFSTOSS Karl-Schurz-Straße 26 33100 Paderborn

ABONNENTEN-BETREUUNG BONIFATIUS GmbH Karl-Schurz-Straße 26 Ein Strafstoß kann in einem engen Spiel der alles entscheidende Moment sein. 33100 Paderborn Deshalb ist es wichtig, dass sich der Schiedsrichter mit diesem Thema sehr gut [email protected] auskennt. Er muss wissen, welche Voraussetzungen vor der Ausführung des Straf- stoßes gegeben sein müssen und welche Anweisungen Torwart und Schütze zu Die Schiedsrichter-Zeitung des DFB erscheint beachten haben. Günther Thielking stellt die Lehreinheit vor. zweimonatlich. Die Bezugsgebühren für ein Abonnement betragen jährlich 15 Euro ein- schließlich Zustellgebühr. Kündigungen des Abonnements sind sechs Wochen vor Ablauf des berechneten Zeitraums mitzuteilen.

SERIE Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. ERWARTUNGEN AN DEN SCHIEDSRICH- TER-ASSISTENTEN

Im dritten Teil unserer Serie über den Schiedsrichter-Assistenten beleuchtet Alex Feuerherdt diese Tätigkeit aus weiteren Perspektiven: aus der Sicht des Fitnesscoaches, aus der Sicht der sportlichen Leitung sowie aus der von Trai- nern und anderen Dritten. Wie in den ersten beiden Teilen geht es vor allem ABO darum, dass der Leser Erkenntnisse für die eigene Assistenten-Tätigkeit gewin- bequem per E-Mail: [email protected] nen kann. alle wissen, wo sein auto steht. er pfeift drauf. Dennis, Schiedsrichter der SG Johannesberg 1926. Wie schon sein Vater sorgen er und seine 58.000 Kollegen unbeirrt dafür, dass sich rund 7 Millionen Mitglieder an die Spielregeln halten. Mehr über Dennis und den Amateurfußball in Deutschland auf kampagne.dfb.de

UNSERE AMATEURE. ECHTE PROFIS. Offi zieller Partner der DFB-Schiedsrichter.

Um Sicherheit zu gewährleisten muss DEKRA Situationen unabhängig, neutral und sachverständig beurteilen. Genauso wie die DFB-Schiedsrichter, die die Sicherheit auf dem Platz immer im Blick haben. Deshalb sind wir seit 15 Jahren offi zieller Partner der DFB-Schiedsrichter. Mehr dazu fi nden Sie auf www.dekra.de/Fussball

DEKRA_Anzeige_Schiedsrichter_A4.indd 1 09.08.18 16:26