Berndt Bleckmann Gilgenberg vor 700 Jahren was war da eigentlich ?

Ein Beitrag zur Geschichte der Gemeinde Gilgenberg im 13. und 14. Jahrhundert 2 ______

Inhalt

VORWORT...... 5

1. DIE BEVÖLKERUNGSEXPLOSION IM 12. UND 13. JAHRHUNDERT ...... 7

2. DIE ENTSTEHUNG VON GILGENBERG...... 9

3. DER HERZOG UND DIE GRAFEN VON BURGHAUSEN...... 11

4. DAS AUGUSTINER CHORHERRENSTIFT RANSHOFEN...... 13 "Über das Elend des Menschseins"...... 14 Die Schenkungen an das Stift...... 16 Der Grundbesitz des Stiftes Ranshofen...... 17 Die Einnahmen des Stiftes...... 18

5. DIE STÄNDE IM MITTELALTER...... 21 Ritter und Bauern...... 21 Die Leibeigenen...... 23 Die unfreien Lehen-Inhaber...... 26 Die Ministerialen ...... 28

6. DAS GERICHTSWESEN...... 28 Der Landrichter von Burghausen...... 30 Heintzl Ampman von Sand Jlligenperg...... 31 Was der Scharfrichter bekommt ...... 32 "Prauten" ...... 33 Die Schranne zu Gilgenberg...... 33

7. DER BAUERNSTAND IM HOCHMITTELALTER...... 35 Die Viehzucht ...... 35 Preise für Tiere im 13. Jahrhundert...... 37 Die Bienenzucht...... 37 Der Ackerbau...... 38 Bier und Obst...... 40 ______3

Über das Waffentragen...... 41 Kleidungs- und Ernährungsvorschriften...... 41 Die Bauernhäuser...... 43 Gilgenberg 1829 ...... 46

8. DAS URBAR VON 1240...... 48 Die großen Höfe: Zahberger, Stockner, Hopfersbacher, Maierhofer, Pirach, und der Hof zu Rudolfstal...... 51 Die mittelgroßen Bauern, die "Huber"...... 52 Wie hoch war die Belastung durch die Abgaben ? ...... 53 Der Kirchenzehnt...... 54 Kleiner Zins, großer Zins ...... 55

9. DAS URBAR VON 1330...... 56 Was hat sich zwischen 1240 und 1330 verändert ?...... 66 Die Bauerngüter um 1240 ...... 67 Die Bauerngüter um 1330 ...... 68 Der Zahlermeier...... 69 Der Moihofer müßte sich was erspart haben ...... 70 Der Hopfersbacher ist Zeuge bei einem Menschenhandel - Das älteste Zeugnis aus Gilgenberg vom Jahre 1180...... 70 Hofteilungen...... 71

10. HELMBRECHT ...... 72 Eine historische Begebenheit...... 73

NACHWORT ...... 76 und die Hügelgräber beim Gänsfuß ?...... 76

LITERATUR...... 77

DIE QUELLEN...... 78

VERZEICHNIS DER ABBILDUNGEN...... 78

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Erläuterungen

Frühmittelalter = die Zeit nach der Völkerwanderung bis etwa 1000 Hochmittelalter = 1000 bis 1300 Spätmittelalter = 1300 bis 1500 Karolingerzeit = Zeit Kaiser Karls des Großen und seiner Nachkommen = 9. und 10. Jahrhundert Hochgericht = Blutgericht = Rechtsprozeß, der sich mit den Kapitalverbrechen, Diebstahl, Notzucht und Mord beschäftigt. Höriger = unfreier Inhaber eines Lehens, für das er dem Grundherrn Zins zu zahlen hat. Meist kommen noch andere Verpflichtungen hinzu. Hube = Bezeichnung für die Größe eines Hofes. Eingeteilt wurde in ganze Huben, halbe Huben und viertel Huben. Die ganze Hube hatte etwa 7 bis 15 Hektar. Lehen = Das Wort hängt mit "leihen" zusammen. Ein Lehen ist ein geliehener Besitz, der vom Eigentümer wieder zurückgefordert werden kann. Ministerial, Ministerialer = direkter Bediensteter des Herzogs oder des Grafen, modern gesprochen, ein Beamter. 1 Pfund Pfennige = 240 Silberpfennige Scherge = Gehilfe des Richters, auch als „Gendarm“ tätig Schergamt = Gerichts- und Polizeibezirk des Schergen Seelgerät = Jahrtagstiftung oder Stiftung einer Messe für die Erlösung der Seele eines Verstorbenen aus dem Fegefeuer. Die Stiftungen bestanden aus Gütern, seltener aus Geldgaben. Urbar = Verzeichnis der Besitzungen eines Grundherren, das sind in der Regel die zinspflichtigen Güter und Höfe. Vasall = ein adeliger Gefolgsmann eines Herrschers Der Zehnt = Der Zehnt wurde seit dem Frühmittelalter von allen Christen gefordert und diente der Finanzierung der Kirche. Wisot = Weizensaat (?), Abgaben zur Finanzierung herrschaftlicher Besuche

Medieninhaber: Berndt Bleckmann, A-5133 Gilgenberg, Ruderstallgassen 11

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Vorwort

Diese Schrift wurde verfaßt anläßlich der 800 Jahrfeier der Gemeinde , im August 1997. Müßte da die Frage nicht lauten: Was war vor 800 Jahren ? Die Antwort wäre schnell gegeben : wir wissen es nicht. Aus dem 12. Jahrhundert gibt es so gut wie keine Quellen, aus denen wir etwas über unsere Gemeinde erfahren könnten. Um so reichlicher sprudeln sie ab dem 13. Jahrhun- dert. Der Zufall wollte es, daß unsere Gemeinde im Laufe der Geschichte nicht nur einmal im Brennpunkt der finanziellen Interessen eines Herrschers lag. Die herr-

Abbildung 1. Die Katastralgemeinden Gilgenberg,und Ruderstallgassen im Josefinischen Lagebuch von 1788 schaftlichen Grundbesitzer wechselten und jedesmal wollten die neuen Herren wissen, was sie erworben hatten, und sie ließen Verzeichnisse anfertigen, welcher Bauer wieviel Abgaben liefern muß. Das geschah zum erstenmal, als die

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Burghauser Grafen von der Bildfläche verschwanden und der Bayernherzog das Land wieder zu seinem unmittelbaren Eigentum erklärte.

Zwischen 1229 und 1241 entstand dieses älteste Verzeichnis, in dem die Gilgenberger Höfe einen gewichtigen Teil ausmachen. Rund 30 Höfe werden genannt, die mit großer Wahrscheinlichkeit in unserer Gemeinde liegen: Der Zahberger, der Hopfersbacher, der Maierhofer, der Senner, der Hofstätter, der Hinterhauser, der Höllersdorfer usw. Bevölkerung und Wirtschaft wuchsen in diesem Jahrhundert mit atemberaubender Geschwindigkeit. Schon rund 90 Jahre später wird das Verzeichnis aktualisiert. Wir haben das Urbar von 1330 vor uns. Hier sind schon mehr als 80 Höfe verzeichnet, die zur Gemeinde gehören. Die meisten Namen lassen sich durch die Jahrhunderte hindurch verfolgen und somit können wir mit ziemlicher Sicherheit sagen, ja, das sind die Höfe, die es heute noch gibt. Das nächste, schon sehr genaue Urbar stammt aus dem Jahre 15811 und umfaßt allein für Gilgenberg 54 eng beschriebene Seiten und zählt über 100 Hofstellen auf. Die Anzahl der Obstbäume wird ebenso registriert, wie der Zustand der Gebäude. Eine bayerische Güterkonscription aus dem Jahre 1749 nennt 81 Gilgenberger Höfe.2 Als das Innviertel zum Hause Habsburg kam, ließ Kaiser Josef II. eine Bestandsaufnahme anfertigen, das Josefinische Lagebuch von 1780 - 1790. Es schlägt an Umfang alles bisher Dagewesene. Je ein schwerer Foliant über die Katastralgemeinden Gilgenberg, Mairhof und Ruderstallgassen (siehe Abbildung vorhergehende Seite). Das Material, das wir über die Jahrhunderte hinweg haben, ist so reichhaltig, daß es nicht übertrieben ist zu sagen: Gilgenberg ist fast eine historische Besonderheit. Es sind nicht nur ein, zwei oder eine Handvoll Höfe, die sich bis 1330 zurückverfolgen lassen, sondern es ist die überwiegende Mehrzahl der Höfe. Legt man die uralten Aufzeichnungen aus längst vergangener Zeit wie eine Schablone auf unser heutiges Gilgenberg, so erkennt man, daß sich nicht allzu viel verschoben hat. Die alten Strukturen leben noch. Wo sonst gibt es so ein Dorf ? Es ist kein Zufall, daß zwei Heimatforscher des Innviertels, Alois Haberl und Franz Berger, der Erste um 1910, der Zweite im Jahre 1935, ausgerechnet für die Gemeinde Gilgenberg Hofchroniken aus den alten Quellen verfaßten. Und auch diese beiden Schriften, selbst schon wieder "antiquarisch", gehören zum verborgenen Schatz an historischen Aufzeichnungen über unsere Gemeinde.

In den Klöstern wurden in früher Zeit junge Mönche in sogenannten Schreibschulen in die hohe Kunst des Schreibens eingeweiht. Es dauerte lange bis so ein Pergament beschrieben, Buchstabe für Buchstabe gemalt und mit Initialen verziert war. Daher wurde nur das Wichtigste aufgeschrieben. Neben frommen

1 Urbarbuch des landesfürstlichen Kastenamtes Burghausen für den Kasten Ober- und Niederweilhart. 2 siehe Hofbuchhaltungsblätter in "Quellen" im Anhang ______7

Texten wurde alles, was mit Besitz zu tun hatte, vermerkt. Man legte Besitzstandsverzeichnisse an, sogenannte Urbare. Darin stand zum Beispiel, was die einzelnen Höfe schuldig waren als Pacht. Andere Verzeichnisse berichten von Schenkungen an die Kirche oder an ein Kloster.Das sind die sogenannten Traditionen (lateinisch : traditiones = Übergaben). Wir wissen über die Angelegenheiten der Kirchen und Klöster am besten Bescheid, weil die Dokumente dort am sorgfältigsten aufbewahrt wurden. Wenn in den alten Schriften über Personen berichtet wird, dann über die Taten "edler Männer" von adeligem Geblüt, in weltlicher oder geistlicher Stellung. Eine Geschichtsschreibung "von unten", aus der Sicht des Volkes, hat es nie gegeben. Wie es den "kleinen Leuten" damals erging, war kein Thema und die Quellen geben nur indirekt davon Zeugnis. Wir müssen daher versuchen, aus den Dokumenten zu erschließen, wie es den "Dillibergern" damals erging, wie sie gelebt haben, was sie besaßen, was sie erlitten und was sie gewannen.

1. Die Bevölkerungsexplosion im 12. und 13. Jahrhundert Nach der Völkerwanderungszeit, so schätzen Historiker, lebten im Gebiet des späteren Deutschen Kaiserreiches wenig mehr als eine halbe Million Menschen. Dabei war die Bevölkerungsdichte sehr unterschiedlich. Im Westen, besonders in der Rheingegend, lebten wesentlich mehr Menschen als im Osten. Weite Teile des Landes waren so gut wie menschenleer. In unserer Gegend waren wohl nur die Flußlandschaften entlang Inn, Salzach und Mattig besiedelt. Dieses uralte Siedlungsgebiet war auch nach der Völkerwanderungszeit nicht entvölkert. Im Salzburger Becken dürften Bevölkerungsgruppen aus der Römerzeit weiterbestanden haben. So auch an den Trumer-Seen. Das bayerische Stammesgebiet lag zu Beginn viel weiter östlich als das heutige Bayern.3 Der geographische Mittelpunkt lag etwa bei Altötting. Und so ist der Weilhart altbayrisches Kernland (siehe Karte). Zwischen 500 und 800 wurden aus

3 Die karolingische Ostmark, Ursprung und Kernland Österreichs, war bayerisches Kolonisationsgebiet und wurde von altbayrischen Klöstern aus kultiviert und missioniert. Es umfaßte nicht mehr als das Gebiet des heutigen Niederösterreich und das östliche Oberösterreich. Die Steiermark und Kärnten wurden vom Erzbistums Salzburg kolonisiert. ______8 ______

Alteingesessenen und Neuzuwanderern die Bajuvaren, die späteren Bayern4. Von 1100 bis 1300 vervielfachte sich die Bevölkerung im gesamten Reich.

Weilhart

Abbildung 2. Das bayerische Stammesgebiet um das Jahr 788.. Die geographische Mitte ist etwa Altötting. Der Weilhart liegt in Zentrum.

Der sprunghafte Anstieg der Bevölkerung hatte mehrere Ursachen. Wo früher nur Vieh gehalten wurde, baute man nun Getreide an und dadurch konnten mehr Menschen ernährt werden. Hand in Hand damit ging die Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge durch die Einführung der Dreifelderwirtschaft und die Erfindung neuer Gerätschaften wie Pferdekummet und Beetpflug. Zugleich mit den äußeren Veränderungen entstand eine neue soziale Schicht, die Bauern. Am Ende dieser Periode um das Jahr 1300 war die heutige Zahl der Dörfer, der Kirchen, und der bäuerlichen Höfe im deutschsprachigen Raum in etwa erreicht. In der folgen

4 Die bayrische Stammeswerdung wurde 1988 in der Landesausstellung "Die Bajuvaren", die in Mattsee und Rosenheim zu sehen war, eindrucksvoll behandelt. ______9 den Periode fand in manchen Gegenden ein starker Rückgang, sowohl der Dörfer, wie der Bevölkerung statt. Viele Dörfer verfielen wieder, wurden Wüstungen. Im bayrisch-österreichischen Raum war das weniger der Fall. Aber die ganzjährige Besiedelung nordalpiner Gebirgstäler bis in 2000 m Höhe, wurde nie wieder erreicht. 2. Die Entstehung von Gilgenberg Gilgenberg, als besiedeltes Bauernland, noch nicht als Gemeinde, entsteht im 12. Und 13. Jahrhundert. , Hochburg, und Neukirchen, die Nachbargemeinden, werden schon früher erwähnt, Schwand erst später. Die planmäßige Rodung des Gilgenberger Gebietes begann vermutlich um 1100.

In der päpstlichen Bestätigung für das Kloster Ranshofen vom Jahre 1157 wird Gilgenberg noch nicht als Besitztum aufgezählt. Papst Hadrian IV. bestätigt dem Kloster Ranshofen am 29.Jänner 1157 das Recht auf den Kirchenzehnten und die Seelsorge für die Kirche St.Michael (in Braunau) und die Pfarren (capellas) Neunchirchen, Haentenberg, Geroltzberg und St.Stephani in Praunawe (=Braunau), sowie für die Capella Howerch (=Hochburg). Es wäre möglich, daß damals in Gilgenberg bereits eine Kirche existierte, aber noch nicht zu Ranshofen gehörte. Der Fall ist aber unwahrscheinlich, da offen bliebe, zu welchem Bistum diese Kirche gehört hätte. Ranshofen und auch der Untere Weilhart gehörten zum Bistum Passau. Wahrscheinlich wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine kleine Kirche (Capella) auf Gilgenberger Gebiet errichtet. Vielleicht schon aus Stein. Vielleicht kündet der Ortschaftsname Steinkirchen von der Stelle, wo sie stand. Wenn der Bedarf für eine Kirche vorhanden war, mußte die Gegend bereits besiedelt gewesen sein.

Papst Cölestin III. bestätigt in der päpstlichen Urkunde vom 29. April 1195 die Rechte und Besitzungen des Klosters Ranshofen erneut. In dieser Urkunde wird dann die Capella in monte sancti Egidii (Gilgenberg) neben Niunchirchen, Handenberge, Geroldesberge, Sancti Stephani, sowie Hobercha (Hochburg) und anderen Besitzungen erwähnt. Zu Beginn der Rodungszeit reichte der nördliche Weilhart bis nach Handenberg und Neukirchen, wo er in den heutigen Lachforst überging5. Der Wald war damals ein heller Laubwald, mit vielen Lichtungen und Feuchtgebieten, ein Urwald in dem Totholz und junger Wuchs im Rhythmus der Natur einander abwechselten. Das Schwarzwild sorgte für morastige Flächen, Hirsch und Reh sorgten durch Verbiß

5 In einer Urkunde von 1125 wird von "Handenberg im Weilhart" gesprochen. Nach Schopf, a.a.O., S. 172. Namen wie Reith (von roden) und Schwand (von schwenden, schwinden) verraten uns den vormaligen Waldboden. ______10 ______für den Erhalt mancher Lichtung. Wölfe und Bären verhinderten ein Überhandnehmen des Wildes.

Abbildung 3. Die älteste erhaltene Urkunde in der Gilgenberg erwähnt wird.6

Abbildung 4. Ausschnitt aus der Urkunde mit dem Schriftzug "capella in monte S. egidii", dem lateinischen Namen für Gilgenberg. 8. Zeile von oben.

6 Die Urkunde stammt aus dem Jahre 1262. Das Original von 1195 ging im 2. Weltkrieg in Leipzig verloren. ______11

Die Rodungen, die zur Entstehung der Gemeinde Gilgenberg führten, sind sicher auf den Druck einer wachsenden Bevölkerungszahl zurückzuführen. Woher die Siedler kamen wissen wir nicht. Das Bistum Bamberg in Franken besaß rund um den Kobernauser Wald ausgedehnte Besitzungen. Ortsnamen wie Frankenmarkt oder Frankenburg könnten Hinweise sein, daß Einwanderer aus dem fränkischen Raum dort seßhaft wurden. Für die Landnahme am Weilhart fehlen uns Fingerzeige dieser Art. Die Namen der im ältesten Urbar erwähnten Siedler sind meist bayrisch und dort, wo sie aus der Bibel stammen, entsprechen sie dem Geschmack der Zeit.

Obwohl uns schriftliche Quellen fehlen, liegt es nahe, anzunehmen, daß das Kloster Ranshofen Anteil hatte an der Urbarmachung des Weilhartforstes, da Rodungen oft von Klöstern durchgeführt wurden. Die Rodungsarbeit leisteten meist Unfreie oder Leibeigene. Das gerodete Land wurde ihnen zur jährlichen oder zur lebenslangen Pacht verliehen, was eine gewisse Besserung ihrer Lebensverhältnisse bedeutete und Anreiz war, die schwere Rodungsarbeit auf sich zu nehmen. Wären die Rodungsarbeiten in großem Stil unter der Regie des Klosters durchgeführt worden, dann wären Güter entstanden, die dem Kloster zinspflichtig waren. Im Gilgenberger Gebiet gibt es aber nur ein paar Güter, die an das Kloster zinsen. Die Masse der Gilgenberger Güter ist dem Herzog zinspflichtig. Daher können wir vermuten, daß der Herzog, beziehungsweise sein Lehensmann der Graf, der Rodungsherr war.

3. Der Herzog und die Grafen von Burghausen Seit Karl dem Großen (742 bis 814) war der Weilhart Reichsforst. Karl hatte den Bayenherzog Tassilo III. gefangengenommen und seine Güter kassiert.7 Das Land der Bayern wurde hinfort an Herzöge, die der Kaiser bestimmte, als Lehen verliehen, bis die Wittelsbacher zu Beginn des 13. Jahrhunderts erreichten, daß die Herzogswürde erblich wurde, was bedeutete, daß sie in ihrer Familie blieb. Seitdem standen die Wittelsbacher an der Spitze Bayerns und das blieb so bis 1918. Hochburg und Ranshofen werden schon im 10. Jahrhundert als kaiserliche, beziehungsweise herzogliche Pfalzen erwähnt. Eine Pfalz war ein Hof, der auf den Inspektionsreisen als Stützpunkt diente, denn die Fürsten regierten damals, mangels landesweitem Verwaltungsapparat, mehr oder weniger durch Umherreisen.

7 Der Weilhart blieb fortan unmittelbares kaiserliches, beziehungsweise herzogliches Herrschaftsgebiet, bis zum Jahre 1871. Damals benötigte der Habsburger Geld und verkaufte den Wald an Graf Hoyos. Dieser veräußerste ihn schon 1887 an die Gräfin Amalie von Reichenbach- Lessonitz. Seit 1912 ist der Weilhart im Besitz der Familie von Castell. ______12 ______

Abbildung 5. Die Grafschaft Burghausen um das Jahr 1000, nach F. Tyroller ( in: Burghauser Geschichtsblätter Nr. 28)

Etwa um die Jahrtausendwende entsteht die Grafschaft Burghausen. Die Grafen waren ursprünglich vom Herzog eingesetzte Vasallen. Das Grafenamt war, in moderner Sprache ausgedrückt, ein öffentliches Verwaltungsamt. Auch die meisten Bischöfe übten gräfliche Funktionen aus. Im Laufe der Zeit werden die Grafenämter erblich und die Grafen üben ihre Befugnisse mehr und mehr in eigener Herrlichkeit aus. Diese Grafengeschlechter werden mächtig und einflußreich, herrschen relativ souverän über das ihnen überlassene Land und werden in Machtfragen Konkurrenten des Herzogs. Zweihundert Jahre später, im 13. Jahrhundert, sterben in bayrischen Landen auffallend viele Grafengeschlechter aus. Ob das Leben auf den kalten und feuchten Burgen so ungesund war, ob es die Inzucht war, oder aber, ob dem Aussterben von interessierter Seite nachgeholfen wurde, wir wissen es nicht. Vielleicht kam alles zusammen. Fest steht, sie sterben aus, was um so auffallender ist, als sich der Bauernstand zahlenmäßig in diesem Jahrhundert mehr als verdoppelt. 8 Wo die Grafengeschlechter verschwinden, nimmt der Herzog das Land wieder an sich, und so geschah es auch in der Grafschaft Burghausen. Der letzte Graf, der die Stadt Burghausen besaß, Bernhard

8 "Am erbittertsten führten die Wittelsbacher den Kampf gegen die mächtigen Andechser. Aber nachdem 1248 der Letzte dieses Geschlechts umgekommen war, hatte das Herzogtum im großen und ganzen seine neue Form gewonnen. Unter den ersten Wittelsbachern sind über dreißig Geschlechter erloschen, zum Teil eines nicht natürlichen Todes. Aber aus ihren Gütern schufen die Herzöge den Staat Bayern." Pfennigmann, S. 28 ______13 von Lebenau, stirbt 1229. Der Herzog setzt einen Richter und einen "Kastner" ein, die hinfort als Stellvertreter des Herzogs dem ehemaligen Grafschaftsgebiet vorstehen. Dieser Richter ist so etwas wie Bezirkshauptmann und Gerichtspräsident in einem.

Die Zeit der Rodung des Gilgenberger Gebietes fällt also in die Herrschaftszeit der Grafen von Burghausen. Wir haben aber keine Quellen aus denen hervorginge, welche Grafen die Rodungsherren waren. Eine "wilde" Rodung, wie heutzutage im Amazonasgebiet durch landlose Bauern, ist auf herzoglichem Grundbesitz damals kaum denkbar.

Abbildung 6. Das "Closter Ranßhofen", Kupferstich von M. Wening 1721

4. Das Augustiner Chorherrenstift Ranshofen Die weltliche Macht war der Herzog und seine Leute. Das geistliche Zentrum dieser Gegend war das Augustiner Chorherrenstift Ranshofen. Wenn wir von "weltlich" und "geistlich" sprechen, dann ist das eine Unterscheidung unserer modernen Zeit. Für den mittelalterlichen Menschen gab es diese Unterscheidung nicht. Alles fand seine Bestimmung, seinen Sinn, seinen Anfang und sein Ende im allumfassenden, allgültigen, mittelalterlich-christlichen Weltverständnis. Ein Weltverständnis, das weit weg ist vom Denken unserer Zeit. Könnten wir einem mittelalterlichen Menschen begegnen, wir wären wahrscheinlich überrascht, wie inbrünstig religiös, wie unfaßbar abergläubisch, wie leidenschaftlich, aber auch wie leidensfähig, ausdauernd und genügsam er wäre. Und umgekehrt würde der

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Mensch des Mittelalters die meisten von uns Heutigen wahrscheinlich entsetzlich berechnend, gefühlskalt, egoistisch, verweichlicht und glaubensschwach finden. Ein mittelalterliches Kloster war viel mehr als ein Ort stiller Religiosität. Wenn ein König, ein Herzog, oder ein Bischof ein Kloster stiftete, dann betrieb er damit, in modernen Begriffen ausgedrückt, aktive Raumplanung. Ein Kloster war nicht nur ein Seelsorgezentrum, sondern zugleich ein Wirtschaftsunternehmen, eine Bildungseinrichtung, eine Missionsstation und nicht zuletzt eine Parteizentrale. Die Einsetzung des Klostervorstehers (Abtes) war in der Regel ein Fall von "Vetternwirtschaft". Der nächste Verwandte oder Vertraute des Stifters kam zum Zuge. Der Stifter konnte als Grundherr das Kloster verkaufen, verpfänden oder zu Lehen vergeben. Der Lehensnehmer hatte dann Anteil an den Einkünften (Pfrün- den) des Klosters. Im Frühmittelalter gibt es eine Vielzahl von Klostergründungen, auch im bayrischen Raum. Schaut man sich aus der Vogelperspektive an, wo Klöster gegründet wurden, erkennt man die raumplanerische Absicht der Stifter. Klöster entstehen entlang der Flüsse (Inn, Donau, Salzach) also entlang der Handels- und Verkehrswege und in den fruchtbaren Seengebieten der Voralpen (Mondsee, Mattsee, Schliersee, Chiemsee, Staffelsee usw.). Klöster waren also, solange die Bischöfe und Äbte vom Landesfürsten, oder anderen mächtigen Geschlechtern, eingesetzt wurden, nicht nur Zentren frommer Spiritualität, sondern auch, wegen ihrer Nähe zum Herrscher, Stützpunkte weltlicher Macht. Durch die Verschwägerung mit der Macht und den Mächtigen kam es alsbald dahin, wohin es kommen mußte. Die Klöster wurden bisweilen ein Hort der Korruption und des Sittenverfalls. Aber es gab auch immer wieder fromme Menschen, die am Verfall der Sitten litten und Besserung erstrebten. Und so ist die Geschichte der Klöster zugleich eine Geschichte ihrer Erneuerung. Viele freilich, empfanden die ganze Welt als Jammertal.

"Über das Elend des Menschseins"

In jenem Jahr 1195, als Papst Cölestin III. dem Augustiner Chorherrenstift Ranshofen bestätigte, daß unter anderem auch jene capella in monte sacti ägidii (Gilgenberg) zu seinem Besitz gehöre, was dem Kloster den Zehnten aus diesem Pfarrbereich einbrachte, veröffentlicht der Kardinal Lothar von Segni, der spätere Papst Innozenz III., seine Schrift "Über das Elend des Menschseins" (de miseria humana conditionis). Die ihn quälende Frage lautet: Warum bin ich aus dem Mutterleib hervorgekrochen, daß ich solches Elend und Herzeleid sehen und meine Tage mit Schanden zubringen muß? Die Sterne sind aus Feuer, die Winde aus Luft, die Fische aus Wasser, aber die Menschen und Tiere hat Gott aus "Dreck" geformt. Die menschliche Geburt ist eine Folge sündhafter Wollust. Im Mutterleib werden

______15 wir von giftigen Säften genährt, bei deren Genuß Hunde in Tollwut verfallen; brüllend ob des Elends erblicken wir die Welt; nackt kommen wir, nackt gehen wir, und das Leben wird immer kürzer...... In diesem Stil geht die Erörterung über fast 100 Kapitel weiter, und am Ende stehen die Strafen im Jenseits: "Phosphor und glühendes Feuer in alle Ewigkeit." Die Schrift fand eine ganz ungewöhn- lich weite Verbreitung. In diesem Weltbild ist die Erde ist eine Scheibe und Jerusalem liegt in der Mitte. Die ständige Sorge um das Seelenheil gibt dem Leben einen düsteren Ernst. Ein ungetauftes Kind fällt der ewigen Ver- dammnis anheim. Aber auch bei der Taufe lauert der Teufel auf Beute. Kenntnis in Teufelsaustreibung gehört zur Priesterausbildung und ist die dritte Stufe der vier niederen Weihen. Das Lachen gilt in manchen Mönchs- Abbildung 7. Der Teufel ist dem regeln als "Defekt des menschlichen Menschen des Mittelalters leibhaftig Fleisches". Der Theologe Petrus gegenwärtig. Der "Leibhaftige" ist der Cantor predigt um 1170: "Man liest, negative Pol, der dem positiven daß der HERR dreimal geweint, aber Göttlichen stets entgegenwirkt. Der niemals gelacht habe, er, der da Mensch steht im Spannungsfeld dieser spricht: Weh euch, die ihr lacht, denn bid Pl ihr werdet weinen und heulen."9

Aber nicht jeder konnte oder wollte sich wortgewaltig von Rom aus an die Christenheit wenden um sie vor dem sündigen Diesseits zu warnen. Manche wollten den Verstrickungen der Kirche in weltliche Händel dadurch entfliehen, daß sie sich zurückzogen in die Einsamkeit um als Einsiedler10 ein Leben in Keuschheit und Armut zu führen11. Andere fromme Brüder taten sich zusammen und suchten in den alten Schriften nach Vorbildern für ein gottgefälliges Leben. Eine solche Erneuerungsbewegung zu Beginn des 12. Jahrhunderts wollte den Regeln des

9 zitiert nach Fuhrmann, S.16 u. S. 17 10 Die alljährliche Wallfahrt von Gilgenberg nach St. Wolfgang führt über den Falkenstein, wo der Legende nach der Heilige Sankt Wolfgang (von 982 bis 987 Bischof von Regensburg) als Einsiedler gelebt hat. 11 In diesem Sinne auch Stefan Weinfurter: "Man könnte diesen Abschnitt als Zeit der Selbstfindung bezeichnen, für die der Rückzug aus der Welt schon deshalb erforderlich war, um sich damit der damals vorherrschenden Einbindung der Kirche in weltliche Interessen und weltliche Gewalten entziehen zu können." S. 24 ______16 ______

Kirchenlehrers Augustinus12 folgen und ein gemeinschaftliches Leben in persönlicher Besitzlosigkeit pflegen. Diese sogenannte Kanonikerreform wurde von Erzbischof Konrad I. von Salzburg (1106 - 1147) maßgeblich gefördert. In der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts versiegte die Kraft der Reformbewegung, die strengen Vorschriften der Besitzlosigkeit wurden milder ausgelegt und aus den Augustiner Chor-Brüdern wurden die Augustiner Chor-Herren.

Im Jahre 1125 vermacht Herzog Heinrich IX. "den Brüdern" an der Pankrazkirche in Ranshofen "die Christus nach der Regel des hl. Augustinus dienen, " den Kirchenzehnten im Gau Ranshofen, sowie Güter in Handenberg und Neukirchen und schafft damit die materiellen Voraussetzungen für die Entwicklung des Au- gustiner Chorherrenstiftes Ranshofen und in weiterer Folge, so darf man vermuten, die Voraussetzungen für die geordnete Missionierung und Kultivierung des Weilhartgebietes. Das Chorherrenstift Ranshofen war ein verhältnismäßig kleines und nicht allzu reiches Kloster. Sein Besitzstand war starken Schwankungen ausgesetzt. Auch ist es eine verhältnismäßig späte Gründung. Die Klöster in unse- rem Raum entstehen ab dem 8. Jahrhundert. Die ältesten waren die reichen und großen Benediktinerklöster St.Peter in Salzburg, Mondsee und Mattsee. Ranshofen ist sozusagen ein Kloster der zweiten Gründergeneration.

Im sogenannten Investiturstreit, jener jahrzehntelangen kriegerischen Auseinandersetzung (1075 bis 1122) zwischen dem Papst einerseits und Kaiser und Königen andererseits, ging es um die Frage, wer die Bischöfe ernennen darf, Kaiser, König oder Papst. Das war von herausragender machtpolitischer Bedeutung im damaligen Europa, schon allein deshalb, weil die Kirche der größte Grundbesit- zer im Reich war. Der Streit endete im Deutschen Reich mit einem Kompromiß. Der Papst durfte ernennen, aber die Bischöfe und Reichsäbte wurden mit ihren weltlichen Gütern dem Kaiser tributpflichtig. Als nun der Papst das Recht erwirbt, Bischöfe zu ernennen, versiegen die Schenkungen und Klostergründungen seitens der weltlichen Herrscher. An ihrer Stelle machen kleinere Leute den Klöstern und Kirchen Schenkungen um ihres und ihrer Lieben Seelenheiles willen. Wer konnte, versuchte "Phosphor und glühendes Feuer in alle Ewigkeit" durch eine Schenkung zu vermeiden, oder zumindest zu verkürzen. Besonders die Verstorbenen waren auf die Opferbereitschft der Hinterbliebenen angewiesen, wollten sie der ewigen Verdammnis und den Feuerqualen der Hölle entgehen.

Die Schenkungen an das Stift

12 Augustinus Aurelius, lebte von 354 bis 430 und war Bischof von Hippo Regius in Nordafrika ______17

Zahlreiche Schenkungen an das Stift Ranshofen sind zwar nicht aus Gilgenberg, aber aus der näheren Umgebung überliefert. Im 12. und 13. Jahrhundert wurden in Ranshofen 184 Urkunden angelegt in denen einige Hundert Schenkungen aufgeführt sind. Meist handelt es sich um ein Bauerngut mit dazugehörigen Leibeigenen. Ein Teil der Leibeigenen wird in eine milde Fron entlassen, die darin besteht, dem Kloster neben dem Pachtzins, jährlich 5 Silberpfennige Kopfzins zu zahlen. Ein anderer Teil bleibt zu täglicher, unbefristeter Fronarbeit verpflichtet, die nun für das Kloster zu leisten ist. In wie weit die Schenkungen manchmal verdeckte Verkäufe von Leibeigenen waren, da ja Christenmenschen offiziell nicht verkauft werden durften, läßt sich nicht sagen Ein Gut, das dem Kloster geschenkt worden wäre, hätte ohne Arbeitskräfte nichts genützt, da die Chorherren von Ranshofen, zum Unterschied von den Zisterziensermönchen von Raithenhaslach, selbst keine Handarbeit verrichteten.

Die Freie Irmingard und ihr Sohn Raffold schenken dem Kloster Ranshofen im Jahre 1125 ihre Güter in Aspach mit allen Leibeigenen. 21 Leibeigene werden zum jährlichen Kopfzins von 5 Pfennigen übergeben, die übrigen müssen unbefristete Fron leisten, mit Ausnahme eines Tages in der Woche. (Urkundenbuch I, S. 215f) 13 Um 1150 vermacht Udalrich von Hennigebel (Hangöbel, Pfarre Handenberg) seine Leibeigene Mechthild mit ihrer Nachkommenschaft dem Kloster Ranshofen. (Urkundenbuch I, S. 219) Um 1215 verpfändet der herzogliche Beamte Pubo an Ranshofen sein Gut, das er in Überackern hat, mitsamt seiner Leibeigenen Mechthild und ihren Kindern. (Urkundenbuch I, S. 265) Um 1220 schenkt die Witwe Adelheid von Hagenau, zum Seelenheil ihrer Eltern und ihres verstorbenen Gatten Wernhard, an Ranshofen ihr Gut in Ludolfingen und "das Weib Leukarda, das auf jenem Gut saß, mit ihren Kindern" (Urkundenbuch I, S. 268f)

Der Grundbesitz des Stiftes Ranshofen

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts besaß das Stift Ranshofen rund 500 Bauerngüter in den heutigen Grenzen von Oberösterreich, Ober- und Niederbayern.14 Dazu kamen 15 Mühlen, 11 Weingärten an der Donau und zahlreiche Grundstücke. Auch in

13 Mit Urkundenbuch ist das Urkundenbuch des Landes ob der Enns gemeint. Siehe Quellen im Anhang. 14 Der Historiker Schopf zählt nach dem Stiftsurbar von 1303, 26 Höfe, 2 halbe Höfe, 44 Huben, 98 Güter, 14 Lehen, 350 Besitzungen, deren Größe sich nicht genau bestimmen läßt und 54 Hofstätten. Schopf, S. 189. Diese Zahl weist das Stift Ranshofen als kleineres Kloster aus. Große Klöster besaßen damals einige Tausend Bauerngüter. ______18 ______

Gilgenberg besaß das Stift Güter. Allerdings war hier der Grundbesitz des Stiftes im Vergleich zum Besitz des Herzogs kaum nennenswert. Im "Urbar A" des Klosters Ranshofen, das unter Probst Konrad um 1278 angelegt wurde, werden "in monte s. Egidii", also in Gilgenberg, 4 Hofstellen aufgeführt.

- Das Gut des Puchs, zahlt als Pachtzins: 3 Schilling, 3 Schilling für Eier, 3 Käse, 1 Schwein im Wert von 3 Schilling. - Das Gut des Ludwigs: 60 Pfennig, 60 Eier, 2 Käse. - Das Gut des Calcificus (Schuster): 40 Pfennig, 40 Eier, 1 Käse - Ecclesiasticus15: 30 Pfennig, 30 Eier, 1 Käse.

Aufgeführt ist außerdem ein "Wolfart in der Gassen", der am Weilhart behaust sein könnte und ein "Schupfen" (Schupfner?). Die hörigen Bauern des Stiftes haben deutlich weniger zu zahlen als die Hörigen des Herzogs. Wir wissen aller- dings nicht, wie groß die Höfe waren und auch nicht wo sie gelegen sind.

Das Zisterzienserkloster Raithenhaslach besaß 1334 in Reith ein Gut. Das Gut wird noch 1438 und 1481 aufgeführt. Später erscheint es nicht mehr. Nähere Angaben werden nicht gemacht.16

Die Einnahmen des Stiftes

Der Historiker Schopf hat die Einnahmen des Stiftes nach dem Stiftsurbar von 1303 berechnet: Danach beliefen sich die Münzeinnahmen jährlich auf 150 Pfund Silberpfennige, die an Getreide auf 26.000 Liter. Hinzu kamen 3600 Käse, 18.000 Liter Wein und andere Abgaben (Schopf , S.189ff). Ein Schwein wurde um 1320, je nach Größe, mit 45 bis 90 Pfennigen gehandelt. 17 Ein Liter Weizen oder Roggen kostete im Jahre 1268 einen Pfennig, ein Liter Hafer einen halben Pfennig. Hinzu kamen die Einnahmen aus dem Zehnten, die beträchtlich gewesen sein können, deren Höhe aber aus den Dokumenten nicht sichtbar wird. Wesentliche Einnahmen erzielte das Kloster auch durch Seelgeräte (Jahrtagstiftungen und Stiftungen von Messen).Von den Einnahmen bestritt das Stift unter anderem eine Krankenstation, die Lebenshaltung der Chorherren und Bediensteten, Neu- und Umbauten an Klostergebäuden, die Steuern an den Diözesanbischof in Passau und den den Papst. Genaue Angaben über die Höhe dieser Ausgaben fehlen aber.

15 Der Ecclesiasticus (lat. ecclesia = Kirche) könnte zu deutsch der Kirchner sein, oder es ist ein Mann der Kirche gemeint. 16 Quellen und Erörterungen zur bayer. Geschichte, Band 17, S. 17 nach dem herzoglichen Urbar von 1330. Allerdings sind Vergleiche dieser Art problematisch, weil es Regensburger-, Passauer-, oder Wiener Pfennige gab, deren "Wechselkurse" nicht konstant waren. ______19

Im Stift lebten 10 bis 15 Chorherren, Mägde, Knechte, Handwerker und Verwalter. Die Urkunden erwähnen Schuster, Wagner, Kürschner, Schneider, Messerer, Bader , Bäcker, Fleischhacker und einen Wirt. Diese Handwerker haben ihr Gewerbe im Rahmen der Stiftswirtschaft ausgeführt, waren aber nicht allein im Stift beschäftigt. Im Stift selbst werden ein Koch, ein Küchenknecht, und ein Tafelmeister erwähnt. Sicher gab es auch einen Kellermeister, angesichts der Weingärten an der Donau.Die Chorherren waren alle geweihte Priester und betrieben die Seelsorge in den Pfarreien des Pfarrverbandes Ranshofen18. Zum Pfarrverband gehörten die Pfarren Braunau, Ranshofen, Hochburg, Geretsberg und Handenberg. Die Chorherren stammten aus Familien des niederen Adels der Umgebung. Gilgenberg gehörte zur Pfarre Handenberg und wurde vom dort zuständigen Pfarrer betreut. Durch die Stiftung einer Mittwochsmesse im Jahre 1373 durch die Gilgenberger Zechmeister Hainreich aus dem Holz und Hanns von Dichk wurde der Pfarrer zusätzlich am Mittwoch in die Gemeinde geholt.

18 Hierin liegt der Unterschied zu den Mönchen eines Mönchsklosters, die nicht zum Priester geweiht sein müssen und deren Aufgabe nicht in erster Linie Seelsorge in Pfarreien ist. Insofern waren die Augustiner Chorherrenstifte keine Klöster im alten Sinne. ______20 ______

Abbildung 8.Das älteste erhaltene Schriftstück aus Gilgenberg, die Seelgerätstiftung von 1373. Die Stiftung einer Mittwochsmesse durch die Gilgenberger Zechpröbste Hanns von Dick und Heinrich aus dem Holz. Übersetzung aus dem Mittelhochdeutschen nächste Seite.

7. Juni 1373 Die Zechmeister und Pfarrleute von Gilgenberg Heinrich aus dem Holz und Hans von Dick stiften eine Mittwochsmesse und für jeden Quatember-Samstag zwei Messen.

(Übersetzung aus dem Mittelhochdeutschen, leicht gekürzt) Ich, Heinrich aus dem Holz und ich, Hans von Dick, derzeit Zechmeister und Pfarrleute der Pfarre zu Sankt Gilgenberg, bekennen beide gleichermaßen, daß wir wohlbedacht eine ewige Wochenmesse gestiftet haben, die allwöchentlich am Mittwoch unverzüglich abgehalten werden soll, GOTT und unserer FRAU zu Lob und allen gläubigen Seelen zu Trost und Freuden. Und dazu stiften wir eine Vigil und zwei Messen, die unser Pfarrer von Handenberg mit seinem Gesellen jeden Quatember-Samstag in unserer Pfarrkirchen unverzüglich begehen und vollbringen soll. Die Wochenmesse mitsamt der Vigil und auch die zwei Messen in den Quatember-Wochen hat der ehrwürdige geistliche Herr Probst Heinrich zu Ranshofen bestätigt und als ewig beschieden, daß wir unserem genannten Pfarrer von Handenberg und seinem Gesellen alljährlich zwei Pfund Pfennige Wiener Münze aus dem Zechschrein unserer Pfarre geben sollen und daß wir an jeder Quatember den Zechschrein mit einem halben Pfund Pfennige ewiglich auffüllen für den Abgang. Von dem genannten Geld fällt dem Pfarrer zwei Drittel und dem Gesellen ein Drittel zu. Tun wir das nicht fristgerecht, so kommen für jeden Tag Säumnis zwölf Pfennige dazu. Und die soll unser Gotteshaus bekommen...Es ist auch festgelegt daß, wenn der Gottesdienst nicht am Mittwoch und an jedem Quatember-Samstag vollbracht wird, wie oben beschrieben, so soll er unverzüglich am Tag danach geschehen und wenn das wieder nicht geschieht, so soll der Pfarrer und sein Geselle zwölf Pfennig Abgang haben von dem Geld. Es ist auch anzumerken, daß jedesmal wenn ein Feiertag auf den Mittwoch fällt oder auf den Quatember-Samstag, und der Pfarrer deswegen eine Messe hält, so soll die gestiftete Messe und die Vigil an einem anderen Tag begangen und vollbracht werden. Und der Pfarrer oder sein Geselle sollen darüber mit den Pfarrleuten einig werden am nächsten Sonntag vor der Quatember. Damit das ewig steht und ungebrochen bleibt, errichten wir diese Urkunde in ewiger Wahrheit versiegelt mit dem Siegel des ehrbaren Mannes Heinrich von Raitenbuch, derzeit Richter im Weilhart. Mit dem, was in dem Brief geschrieben ist verbinden wir uns beide gleich mit unserem treuen Eid. Zeugen des Rechtsvorganges sind Dietreich Pfarrer zu Neukirchen, Herr Pauls, Pfarrer von Handenberg, Ott der Rauhenberger,

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Heinrich von Stadeln, Kunrad Meier aus dem Holz, Rudel an dem Kirchweg, Äsperl von Hopfstätt und andere ehrbare Leute genug. Das geschah als man von Christi Geburt dreizehn hundert und drei und siebzig Jahr zählt in dem Eritag der Pfingstfeier. 5. Die Stände im Mittelalter

Abbildung 9. Darstellung der drei Stände im Mittelalter. Jesus spricht zur Geistlichkeit zu seiner Rechten, "Du bete demütig", zur weltlichen Herrschaft zu seiner Linken, "Du gewähre Schutz" (vor Feinden) und zu den Bauern (unten) "Ihr sollt arbeiten". Geistliche und weltliche Mächte tragen lange Gewänder, die Bauern den kürzeren Bauern- rock.

Menschenrechte im heutigen Sinne waren dem Mittelalter fremd. An der Spitze der Py- ramide befand sich die herr- schende Schicht aus weltli- chem und geistlichem Adel. Den Bodensatz bildeten die Leibeigenen. Diese Menschen galten nicht mehr als ein Gegenstand oder ein Stück Vieh. Ihr Schicksal ist im Frühmittelalter dem der antiken Sklaven ähnlich. Sie sind rechtlos, können verkauft, oder verschenkt werden, dürfen ohne Erlaubnis des Eigentümers nicht heiraten und bei ihrem Tode fällt ihr bescheidener Besitz an den Eigentümer. Ihre Kinder sind ebenfalls Leibeigene. Nach der Jahrtausendwende beginnt eine leichte Besserung des Schicksals der Leibeigenen.

Ritter und Bauern

Aus den bewaffneten Rindernomaden-Kriegern der Völkerwanderungszeit, aus den freien und Waffen tragenden Viehzüchtern des Frühmittelalters, waren im

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Hochmittelalter die hörigen (unfreien) und waffenlosen, bäuerlichen Zinspächter geworden. Die Erinnerung an frühere Freiheit lebte noch in der Bezeichnung "Aigen" fort, die abgabenfreies Eigentum an Boden bedeutet hatte. In der Zeit, um die es hier geht, war das nur noch ein Name, der seine ursprüngliche Bedeutung verloren hatte. So heißt es im Urbar von 1330 zum Beispiel: "daz Aigen ze Leitten (Leiten), daz Aigen auf der Hub (Huber), daz Aigen in der Aue (Auergut)". Diese Gilgenberger Höfe waren in derselben Weise zinspflichtig wie alle anderen. Die Bauern waren also nicht Eigentümer, sondern hörige Pächter. Wo nicht nackte Gewalt die ehemals Freien in die Hörigkeit getrieben hatte, da war die Entwicklung der Kriegs-technik die Ursache für den Verlust der Waffenfähigkeit und damit der Freiheit.

Es war "die Herausbildung einer bewaffneten Berufskrie- gerschaft, die sich auf Lehen, Großgrundbesitz und Hörige stützte und die waffenführ- enden, einfachen Freien all- mählich aus dem Kriegsdienst verdrängte. Die ausgedehnten und zeitraubenden Heereszüge der fränkischen Könige machten es den kleinen Freien immer schwerer daran teilzunehmen" (Rösener, S. 20). Sie mußten ihre Felder bestel- len und konnten die finanziel- len Mittel einer zeitgemäßen Bewaffnung nicht mehr auf- bringen. Eine Ritterrüstung hatte den Gegenwert eines mittleren Bauerngutes. Mit der Entstehung eines Heeres von Berufskriegern war der Ritter- stand geboren. Dieser hatte sich gegen Ende des 13. Jahr- hunderts schon so weit von der großen Mehrheit der Abbildung 10 Ein Ritter aus der 2. Hälfte des bäuerlichen Bevölkerung 13. Jahrhunderts abgehoben, daß in der

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Erzählung des Meier-Helm-brecht das Ansinnen des jungen Bauernsohnes, als "Quereinsteiger" mitzumachen, von den adeligen Zeitgenossen als Ungeheuerlichkeit empfunden wurde.

Die Leibeigenen

Soweit die Urkunden zurück reichen, finden wir auf bajuwarischem Boden Unfreie. Die Unfreien verrichteten die schwerste Arbeit, bebauten das Land und rodeten den Wald. Es gibt im 13. Jahrhundert verschiedene Stufen der Unfreiheit. Die zu täglicher, unbemessener Fron verpflichteten leibeigenen Knechte und Mäg- de (leibeigene Tagewerker) tragen das schwerste Los. Sie haben ihren Stand ererbt, oder waren durch Schulden dahin gekommen. Die Zeit, da es Versklavung durch nackte Gewalt gab, liegt noch nicht lange zurück. Erzbischof Konrad von Salzburg berichtet um 1177 daß "der Raub und der Verkauf von Männern und Frauen, der früher ständig vorkam (!), heutzutage sehr selten geworden ist und man nichts mehr davon hört" (Dollinger, S.255) Es war zwar verboten Christen zu versklaven, aber offensichtlich erlaubt Ungetaufte in die Sklaverei zu zwingen. Daher gab es im heidnischen Osteuropa Sklavenjagden. Der Zolltarif von Raffelstetten bei Linz aus dem Jahre 904 bestimmt für Sklavenhändler aus Rußland, Böhmen und dem fränkischen Reich "DieFolgendes: russischen Händler zahlen eine Gebühr von einem Drittel Schilling für jede Frau oder jeden Hengst, eine saiga (einen halben Schilling?) für jeden Mann oder jede Stute. Die fränkischen Händler jedoch, mit Ausnahme der Juden, zahlen für diese Handelsgüter keine Gebühren." (Dollinger, S.255)

Eine Urkunde des Klosters Niederaltaich aus dem 13. Jahrhundert bestimmt: Als Leibeigener gilt jedes uneheliche Kind ("Kebs-Kint") einer dem Kloster hörigen Frau. Die Verwandten konnten das Kind von der Unfreiheit loskaufen. Unterblieb das, dann sollte es der "Kuntmeister", wenn es volljährig geworden war (= mit Vollendung des 12. Lebensjahres) "gebunden, auf einen vom Abt bestimmten Hof führen, wo der Nachkomme auf Lebenszeit als Leibeigener dienen soll." (Dollinger, S.253f ) Der Historiker Dollinger meint dazu:" Bedenkt man, daß das Konkubinat (Beischlaf) zwischen dem Herrn und seinen Mägden allgemeiner Usus (Brauch) war, so kann man kaum bezweifeln, daß uneheliche Nachkommenschaft trotz zahlreicher Einzelregelungen eine der Hauptquellen der unbemessenen Fron 19 bildete." 19 Dollinger, S.254. Finden wir hier eine der Ursachen der jahrhundertelangen Diskriminierung unehelich Geborener ? Weil die unehelich geborenen Nachkommen von Mägden die niedersten Arbeiten zu verrichten hatten, wird der Uuneheliche selbst zur Schande. Das Opfer wird zum „Täter“. ______24 ______

Ähnlich äußert sich der Historiker Strnad: "Das Eigentumsverhältnis zu den weiblichen Leibeigenen führte im Mittelalter, dessen Rechts- und Sittlichkeitsbegriffe mit den geläuterten der Gegenwart nicht vergleichbar sind, zu steten Übergriffen der Leibherren auf geschlechtlichem Gebiete; Konkubinat mit leibeigenen Frauen war gang und gäbe bei Hoch und Nieder...Wer auch nur einige Traditionsbücher durchgesehen hat, wird dem Bibliothekar Theodor Mayer von Melk zustimmen, welcher schon im Jahre 1851 schrieb: Aus allem springt in die Augen wie allgemein und offen das Konkubinat in jenen Zeiten war, wo die Leibeigene auch hierin mit dem Leibe eigen war; denn wenigstens 19 von 20 der Freigelassenen sind solche Mägde, jede mit Nachkommenschaft von vier oder mehreren Kindern (darunter Töchter, die selbst schon wieder 2 bis 4 Kinder hatten) gesegnet , welche man alle mit Namen fleißig aufgeführt findet, weil sie, wenn erwachsen (= 12 Jahre alt) gleichfalls zum Zins von 5 Denaren (=Pfennigen) verhalten waren..."( Strnad, S. 756) Ein besonderes Merkmal der Unfreiheit bestand darin, daß Ehen vom Grundherren genehmigt werden mußten. Auswärtsehen, das waren Ehen zwischen Menschen, die verschiedenen Grundherren gehörten, waren ursprünglich verboten und mit hohen Strafen belegt, denn sie führten zu endlosen Streitigkeiten zwischen den Grundherren über die Frage, wem die Kinder gehören sollten. Das kirchliche Recht verbot Ehen zwischen Verwandten bis zum 7. Grad, daher war es für viele Leibeigene kaum möglich einen Partner innerhalb der Gutsherrschaft zu finden und so wurden seit dem 12. Jahrhundert mehr und mehr Ausnahmeregelungen gestattet. Uneheliche Kinder verfielen der härtesten Form der Unfreiheit und sie gehörten dem, der die Mutter besaß.

Leibeigene waren nicht zu den kirchlichen Weihen zugelassen, durften also nicht Priester werden. Bei den zahlreichen Ehen zwischen Freien niederen Standes und Unfreien galt der Grundsatz: die Kinder folgen der ärgeren Hand. Das heißt, die Kinder waren unfrei, wenn einer der beiden Elternteile unfrei war. Dadurch vergrößerte sich die Zahl der Unfreien stetig. Später galt der Satz: die Frucht folgt dem Bauch. Das bedeutete, daß der Stand der Mutter ausschlaggebend war.

Die Entstehung der Städte wurde eine Gefahr für den Bestand der Leibeigenschaft. "Stadtluft macht frei", hieß es, weil Leibeigene, die in die Stadt entlaufen waren, nur binnen Jahresfrist von ihrer Herrschaft zurückgefordert werden konnten. Diese Menschen nannte man Pfahlbürger. Die Flucht in die Städte nahm aber solche Ausmaße an, daß im Jahre 1340 Kaiser Ludwig der Bayer die Aufnahme von Pfahlbürgern in den Städten und Märkten Bayerns generell verbot. "Nichts lesen wir häufiger in den Urkunden der altbayrischen Klöster im 14.Jahrhunderte" schreibt der Historiker Strnad, "als Reverse (=Verpflichtungen) von Leibeigenen ihren geistlichen Herren nicht entfahren und nicht ohne ihre Bewilligung sich

______25 verehelichen zu wollen; diese (die geistlichen Herren) suchten sich wieder dadurch zu schützen, daß sie im Entweichungsfalle nach den Angehörigen des Leibmannes griffen und diese einkerkerten." (Strnad, 759)

Wir haben oben gesehen, daß Leibeigene von ihren Besitzern zur Erlangung des eigenen Seelenheiles an eine Kirche oder an ein Kloster verschenkt wurden. Die einen blieben im Stand der Leibeigenschaft, andere wurden zur Zinspflicht "freigelassen". Das bedeutete für die Betreffenden zwar noch nicht Freiheit im modernen Sinne, aber eine mildere Form der Knechtschaft. Vollständige Freiheit konnten Leibeigene mit einem Schritt kaum erlangen. Dafür war die Kluft zwischen frei und leibeigen zu groß. Er oder sie mußten für die Freilassung jährlich 5 Pfennige Kopfzins an eine Kirche oder ein Kloster abliefern. Versäumten sie die Zahlung, fielen sie wieder in die vorherige, unbedingte Knechtschaft zurück. Der Freikauf von Leibeigenen war möglich.

Der Krieger Hartwig von Hag übergibt um 1215 an den Altar des Hl. Pancratius in Ranshofen die Magd Wiradis, unter der Bedingung, daß sie sich um 1 Pfund Pfennige freikauft, damit sie und ihre Nachkommenschaft frei seien. (Urkundenbuch I, S. 266)

Der rechtgläubige Mann Siboto, der die leibeigene Magd Fridrun des Klosters Reichersberg zur Frau hat, kauft sie im Jahre 1280 durch Zahlung von einem Pfund Silberpfennigen frei, mitsamt ihren Kindern Dietwin, Siboto, Pertha, Alheit und Wentel. Dafür wird sie dem Kloster jährlich 5 Silberpfennige Kopfzins zahlen. (Urkundenbuch I, S. 369)

Die Brüder Chunrad, Herting und Heinrich von Haubnperch verkaufen für 20 Pfund Silberpfennige Mechthild, die Frau des Wilhelm von Braunau an den Altar des Märtyrers Pancratius (Ranshofen) zum jährlichen Kopfzins von 5 Pfennig, zusammen mit ihrem Sohn Otto und ihrer Schwester Alheida und ihrer weiteren Nachkommenschaft. (Urkundenbuch I, S. 252) (Die Frau und ihre Verwandtschaft waren also Leibeigene der Brüder und werden nun Zinspflichtige des Klosters Ranshofen. Wer die große Summe bezahlt hat geht aus der Urkunde nicht hervor, vermutlich der Gatte.)

Es kam auch vor, daß Leibeigene entführt oder gestohlen wurden. Eine Urkunde vom Stift Ranshofen aus dem Jahre 1170 vermeldet: " Allen Gläubigen in Christus sei bekannt gemacht, daß sich Otto von Ror unrechtmäßigerweise die Menschen der Kirche Mazelin, Udalschal und deren Verwandte angeeignet hat. Er hat sie aber korrekterweise

______26 ______zurückgegeben. Zeugen sind Otto selbst, sein Sohn, Otto Val, Otto von Überackern, Diepold von Überackern und andere." (Urkundenbuch I, S. 229) Die Rorer waren ein Rittergeschlecht. Es kommt auch vor, daß sich Menschen selbst zu Zinspflichtigen an die Kirche machen. Sie stellen sich damit unter den Schutz des Altares. Um 1170 tritt eine ganze Familie in den Zinsdienst des Klosters Ranshofen: "Udalrich von Wercingen, und Otaker, sein Bruder und deren Schwestern Fromut und Perhta und die Kinder des genannten Udalrich, ...übergeben sich für ihr Seelenheil dem Altar des Hl. Pankratius (=Ranshofen), zum Kopfzins von 5 Silberpfennigen. Zeugen sind Eberhard, Chonrad von Braunau, Wolferin von Apfelthal, Adelram von Überackern" (Urkundenbuch I, S. 232) 20 Die unfreien Lehen-Inhaber

Ein Lehen ist ein geliehener Besitz, der vom Eigentümer wieder zurückgefordert werden kann. Der Lehen-Inhaber des Mittelalters ist kein Pächter im modernen Sinn. Der heutige Pächter schließt mit dem Pachtgeber einen Vertrag von gleich zu gleich und genießt im übrigen dieselben bürgerlichen Rechte und Freiheiten wie der Pachtgeber. Der mittelalterliche Lehen-Inhaber ist seinem Grundherren untertänig und von ihm in vielfältiger Weise abhängig. Vielfach ist der Grundherr auch sein Gerichtsherr.

Die unfreien Lehen-Inhaber bebauten das ihnen überlassene Land in Eigenregie. Für die Überlassung mußten sie dem Grundherren einen Teil der Ernte geben. Später wurden die Naturalabgaben mehr und mehr durch Geldbeträge ersetzt. Ursprünglich waren unfreie Leheninhaber an einigen Tagen der Woche zu Frondiensten am herrschaftlichen Hof (Fronhof) verpflichtet, der Rest der Tage konnte zur Bestellung des eigenen Landes verwendet werden. Dieser Dienst entfiel, als die Grundherren den Eigenbau auf den Fronhöfen einstellten und alles Land, das sie hatten, verliehen. Für den Wegfall der Fronarbeit wurden Geldabgaben verlangt. Herrschaftliches Land wurde auch an Freie verliehen. Auch sie mußten einen Teil des Ertrages abliefern. Mit dem Wegfall der Fronarbeit auf dem Herrenhof unterschied sich die Arbeit der unfreien und der freien Leheninhaber nicht mehr voneinander. Im 12. Jahrhundert verschmelzen unfreie und freien Lehen-Inhaber zu einer neuen Schicht, den Bauern. Um diese Zeit entsteht auch

20 In Bayern wurde die Leibeigenschaft erst im Jahre 1808 unter dem Eindruck der französischen Revolution (Freiheit! Gleichheit! Brüderlichkeit!) aufgehoben. Noch im Jahre 1758 gilt im Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis (dem damaligen allgemeinen Gesetzbuch Bayerns) das ganze 8. Kapitel der Leibeigenschaft. In Österreich wurde 1781 unter Kaiser Josef II., dem einzigen Habsburger Herrscher, der in einem modernen Sinne sozial dachte und regierte, die Leibeigenschaft gänzlich aufgehoben. ______27 das Wort Bauer, mittelhochdeutsch "Gebure", das von bauen (= ein Feld bebauen), kommt. Im 13. Jahrhundert bildet der Bauernstand schon eine geschlossene, von den anderen Ständen klar abgegrenzte Schicht. Innerhalb dieser Schicht gibt es bereits eine Trennung in arm und reich, in verhältnismäßig wohlhabende Großbauern, ärmere Mittelbauern und in arme Kleinbauern. Freie Bauern, mit eigenem Grund und Boden, gibt es so gut wie nicht mehr. Der Adel versucht sich vom Bauernstand zu distanzieren. "Diese Tendenz wird besonders in den Landfriedensgesetzen faßbar, in denen zahlreiche Vorschriften darauf abzielen, den Bauern bestimmte Rechte, vor allem militärischer Art, und sogar bestimmte Gewohnheiten und Bräuche zu untersagen." (Dollinger, S.350)

Die Arbeit der Freien unterscheidet sich strikt von der Arbeit der Unfreien. Bäuerliche Arbeiten gehören zu den unfreien Arbeiten. Es gilt geradezu der Grundsatz, wer unfreie Arbeiten ver- richtet, wird unfrei. Wenn zum Beispiel eine freie Frau einen Unfreien ehelicht, und während dreier Jahre keine bäuerlichen Arbeiten ver- richtet, so bleibt sie eine Freie. Verrichtet sie bäuerliche Arbeiten, wird sie unfrei.21 Unter den unfreien Arbeiten wurde wieder unterschieden zwischen verschiedenen Unfreiheitsgraden. Es gibt Arbeiten, die der leibeigene Tagewerker (Knecht) zu verrichten hat und solche, die der Bauer verrichtet.

21 "Gott soll mich strafen, wenn ich dir die Ochsen treibe und den Hafer säe. Das ziemt sich wahrlich nicht bei meinen langen blonden Haaren" sagt der junge Helmbrecht zum Vater. Lange Haare waren ein Zeichen des freien (!) Ritterstandes. (Helmbrecht-Lied, Strophen 68 - 73) ______28 ______

Die Gilgenberger, die uns durch die Urkunden des 13. und 14. Jahrhunderts bekannt werden, und das sind nicht wenige, wie wir später Abbildung 11. Bauern, die den kleinen Zins sehen werden, gehören abliefern. Kupferstich von A. Dürer 1512 allesamt dieser abhängigen, bäuerlichen Schicht an. Diese Bauern hatten gewiß selbst Leibeigene als Knechte und Mägde. Von Adeligen, die im Gemeindegebiet gesessen hätten, berichten die Urkunden nichts. Von freien Bauern, die eigenes Land besaßen, lesen wir auch nichts. Um 1330 gibt es in Gilgenberg bereits so viele Höfe, die an den Herzog Abgaben zu leisten haben, daß für eine nennenswerte Anzahl von freien Bauern schon rein räumlich gesehen, kein Platz mehr gewesen wäre.

Die herzoglichen Güter wurden den Bauern zu Freistift, zu Leibrecht oder zu Erbrecht überlassen. Freistift , auch Herrengunst oder Herrengnad genannt, bedeutete jederzeit mögliche Kündigung durch den Herren. In der Regel fand die Stiftung alljährlich in einer Zeremonie statt, wobei der Bauer dem Herrn ein Geschenk zu geben hatte und dann wieder gestiftet (= auf dem Gut eingesetzt) wurde. Diese Form der Leihe wurde besonders von den Klöstern lange beibehalten. Die Grundherren hatten kein Interesse den Bauern vom Hof zu jagen, solange sie ihre Abgaben erhielten, aber die jährliche Stiftung sollte ihn an seine Abhängigkeit erinnern. Leibrecht (oder Leibgeding) bedeutete, daß die Stiftung sich auf den Leib, das heißt auf die Lebenszeit erstreckte. Bei Stiftsantritt hatte der Bauer dem Herren ein größeres Geschenk zu machen, zum Beispiel einen Ochsen. Erbrecht bedeutete, daß die Nachkommen des Bauern das Recht hatten auf dem Hof zu bleiben. Erbrecht wurde im Hochmittelalter nur aus besonderen Gründen vergeben. Bei Neuantritt mußte der Erbe ein Geschenk geben , das etwa 5% des Gutswertes ausmachte.

Die Ministerialen

Auch das Mittelalter hatte seine klassischen Aufsteiger, die "Ministerialen" (das Wort "Minister" kommt davon). Sie waren ursprünglich zum Heeres- und Hofdienst verpflichtete Unfreie, die geschickt genug waren, sich unentbehrlich zu machen und in wichtige Positionen emporzuarbeiten. Ihre Stellung bessert sich im Lauf der Zeit zusehends. Wir finden sie bald in den höchsten Ämtern. 6. Das Gerichtswesen

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In der Karolingerzeit lag die Rechtssprechung beim Grafen, er war oberster Richter in der Grafschaft. Im 12. Jahrhundert übertrugen die Grafen das Richteramt als Lehen an Berufsrichter (Landrichter). Diese waren im 12. und 13. Jahrhundert für die niedere und die hohe Gerichtsbarkeit verantwortlich. Die hohe Gerichtsbarkeit befaßte sich mit Kapitalverbrechen, die niedere mit kleineren Delikten. Die Ausführung der niederen Gerichtsbarkeit wurde vom Landrichter dem Schergen übertragen. Das Richteramt war eine begehrte Einkommensquelle, da die Geldbußen der Verurteilten dem Richter zufielen. Wenn ein Scherge tätig war, bekam auch er seinen Teil. In der Karolingerzeit galt, daß der Unfreie für Missetaten körperlich gezüchtigt oder verstümmelt wurde, während der Freie sich durch ein Bußgeld loskaufen konnte. Bei Vergewaltigung büßte der Freie mit einem Bußgeld von 12 Schillingen, während der Unfreie zur Hinrichtung an die Verwandten des Opfers ausgeliefert wurde. "Die Hochgerichtsbarkeit der Karoligerzeit war im wesentlichen Sühnegerichtsbarkeit, die auf dem Prinzip der Buße beruhte. Gewiß kannte sie auch die Todesstrafe, aber sie bemühte sich in erster Linie, die eine Partei für das angetane Unrecht zu entschädigen, um Privatfehden zu vermeiden ".22 Vom 11. Jahrhundert an ändert sich diese Auffassung. Auch unter dem Eindruck des wachsenden Räuberunwesens wird die Hochgerichtsbarkeit zur Blutgerichtsbarkeit für alle. "In ihrem Kampf gegen das Räuberunwesen wandten sich die Könige und Fürsten von der ausgleichenden Rechtsprechung ab und einer strafenden Rechtsprechung zu, die blutig und exemplarisch war, dem sogenannten Volksempfinden sicherlich mehr entsprach und auch größere Wirkung zeigte. Aus diesen Überlegungen entstanden Strafen wie Verstümmelung und Hinrichtung, die für die Landfriedensgesetze charakteristisch sind"23 Die Mächtigen waren die Besitzenden. Daher waren Eigentumsdelike die schwersten Verbrechen. Eigentum galt mehr als ein Menschenleben. "Zu Beginn des 13. Jahrhunderts lag noch nicht genau fest, welche Verbrechen mit dem Tode bestraft werden sollten. Zwar war man sich nahezu darüber einig, daß Diebstahl dazu gehören sollte, Totschlag dagegen galt als "ehrbares" Verbrechen, das schon eher durch ein Blutgeld zu sühnen war." (Dollinger, S.59)

Der Sachsenspiegel, eine Sammlung von Rechtsvorschriften, die um 1220 entstanden ist, sagt kurz und bündig:

22 Dollinger, S.57. Sippenfehden führen, wenn Blutrache geübt wird, zur Unregierbarkeit eines Volkes oder Stammes. Das lag nicht im Interesse der Herrscher. 23 Dollinger, S.58. Ein Beispiel hierfür ist der bayerische Landfrieden von 1244 (nach heutigen Begriffen ein Grund- und Strafgesetzbuch). ______30 ______

Wer des Nachtes Korn stilt, der is schuldig des Galgen, stilt er´s des Tages, es get ihm an den Hals.24

Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wurden in Bayern die todeswürdigen Verbrechen endgültig festgelegt : Diebstahl, Mord und Vergewaltigung. In dieser Zeit werden die Unterschiede im Strafrecht zwischen Freien und Unfreien kleiner. Die leibeigenen Knechte und Mägde freilich waren in ihrem Alltag kaum geschützt durch das Gesetz. Stadtrechte waren vergleichsweise liberal und dennoch bestimmt das Stadtrecht von Enns aus dem Jahre 1212: "Wenn jemand seinen Knecht oder seine Magd ohne eine Waffe blutig schlägt, muß er sich hierfür vor dem Richter nicht verantworten." Bischof Ruprecht von Freising bestimmt im Hofrecht von 1328, daß der Herr sich strafbar macht, wenn er den Leibmann oder die Leibfrau mit einer Waffe oder einem Knüppel tötet; schlägt er mit Ruten oder mit einem Zweig, der innerhalb eines Jahres gewachsen ist, so gilt Folgendes: stirbt das Opfer unmittelbar nach der Tat, so ist der Herr strafbar; überlebt es bis zum nächsten Tag, wird der Herr nicht gerichtlich verfolgt.

Der Landrichter von Burghausen

Die drei todeswürdigen Verbrechen Mord, Notzucht und Diebstahl unterstanden der Hochgerichtsbarkeit, auch Blut- oder Malefizgerichtsbarkeit genannt. Hierfür war der Landrichter in Burghausen zuständig. Alle geringeren Vergehen waren der Niedergerichtsbarkeit anhängig. (vgl Hiereth, S. 8) Zur Verwaltung der herzoglichen Güter, auf denen die Gilgenberger Bauern saßen, war beim Landgericht Burghausen das Kastenamt eingerichtet. Der Name leitet sich vom Getreidekasten (Kornspeicher) her, worin die Naturalabgaben der Bauern gesammelt wurden. Dem Kastenamt stand der Kastner vor. Die Kastner übten die Niedergerichtsbarkeit über die Bauern aus, hatten also auch richterliche Aufgaben. Zur Seite standen ihnen die Schergen und deren Gehilfen, die Amtsknechte. Die Schergen übten in ihren Ämtern praktisch Polizeigewalt aus, wozu auch die Eintreibung der Steuern und Abgaben gehörte. Im Volksglauben hatte der Scherge übernatürliche, von Gott, um der Gerechtigkeit willen, gegebene Kräfte. Im Helmbrecht heißt es in Strophe 1641 :

"Schlüge ein Dieb auch ein ganzes Heer, gegen den Schergen hätte er keine Wehr. Wenn er ihn von Ferne sieht, erlischt ihm das Augenlicht, er wird aschfahl im Gesicht. Wie kühn und wie schnell er auch wäre, ihn fängt selbst

24 Sachsenspiegel, Landrecht und Lehnrecht, Hgb. Friedrich Ebel, Reclam, Stuttgart 1993 ______31 ein lahmer Scherge. Seine Wendigkeit und List sind verschwunden, wenn Gott selbst Rache nehmen will."

Heintzl Ampman von Sand Jlligenperg

Am 14. Jänner 1379 wird in Braunau der Rechtsstreit in der Sache Margareth, Erbin von Aschach gegen den Abt von St.Peter zu Salzburg verhandelt. Die Margareth behauptet, das Gut Stein in der Ostermüthinger Pfarr, sei ihr väterliches Erbe. Der Abt läßt ausrichten, es wäre sein´s. Die Frau verliert, der Abt gewinnt und Zeuge der Verhandlung ist, unter anderen ehrbaren Leuten, Heintzl Ampman von Sand Jlligenperg. (Urkundenbuch, Band IX, S.567f). Wenn Heintzl Amtmann von Gilgenberg war, gab es in der Pfarre bereits einen Ortsvorsteher. Möglicherweise ist dieser Heintzl jener "Heinrich aus dem Holz", der als Zechmeister, zusammen mit Hanns von Dick, 1373 eine Mittwochsmesse stiftete.

Abbildung 12. Vor dem Richter. Auf dem Richter- stuhle der Richter mit lan- gem Haar und dem Stab in der Hand. Rechts der Klä- ger in langem Gewand, rechts der Übeltäter in bäuerlichem Dreiviertel- rock, der von dem Schergen mit Kapuze festgehalten wird.

In der frühmittelalterli- chen Gesellschaft war Freiheit oder Unfreiheit eine Frage der Geburt. DerUnterschied zwischen arm und reich war gerin- ger als im Spätmittelalter, denn die frühmittelalterli- chen Bauernwirtschaften waren nicht produktiv genug, eine größere und reichere, von anderer Leute Arbeit lebende (soziale) Oberschicht zu tragen. (vgl. Abel, S.25). Im Spätmittelalter ist die Situation umgekehrt. Die Unterschiede in den persönlichen Freiheiten sind geringer geworden. Die Unfreien sind nicht mehr

______32 ______vollkommen rechtlos, auch die Bauern können ihre Rechte vor einem öffentlichen Gericht bekommen. Dafür werden die Unterschiede zwischen arm und reich immer größer, wobei Reichtum Freiheit bedeutet und Armut Unfreiheit. Raub- und Eigentumsdelikte werden mit drakonischen Strafen geahndet. Die Blut- und Verstümmelungsgerichtsbarkeit bleibt bis weit in die Neuzeit hinein bestehen. Zwei Beispiele mögen dies verdeutlichen.

Was der Scharfrichter bekommt

Eine Gebührenordnung des Gerichts Mauerkirchen vom Jahre 1699 legt fest, was der Scharfrichter für den Strafvollzug bekommt (nach Strnad, S. 838)

Der Scharfrichter bekommt für: Gulde Kreuz Heller n er Eine Person mit dem Schwert köpfen 2 mit dem Strang hinrichten 2 mit dem Rad hinrichten 3 für Stoß, Rad und Brechen 3 25 5 auf das Rad legen 1 8 4 mit dem Feuer hinrichten, ohne Pulver, Stroh und 4 anderes mit (glühenden) Zangen greifen, für jeden Griff 1 8 4 für die Zange 1 8 4 für Kessel und Blasebalg (zum Erhitzen der 4 8 4 Zangen), ohne Kohle die Zunge abschneiden und an den Pranger stellen 2 die Ohren abschneiden oder durch die Backen 2 34 brennen strangulieren (erwürgen) an der Säule 2 mit Ruten aushauen 1 8 2 des Landes verweisen 34 2 die Hand abhauen 1 8 4 die Finger abschneiden 1 34 für das Hinausführen auf den Richtplatz (kommt 1 8 4 jedesmal hinzu)

______33 für Strick und Handschuh (kommt jedesmal hinzu) 34 2 so sich eine Person selbst hinrichtet, für Verbrennen 8 oder Vergraben so der Scharfrichter übers Land reist, auf Roß und 1 30 Mann den Tag

"Prauten"

Die Gerichtsordnung des Landgerichtes Wildshut droht noch um 1600 folgende Strafe an: Wer am jährlichen Gerichtstag unentschuldigt fernblieb hatte ein halbes Pfund Pfennige zu zahlen. Als Entschuldigungsgründe galten nur Feuersbrunst, Wasserschaden oder "welches Ehegemahl in Geburtsnöten were". War jemand nicht in der Lage die Strafe zu zahlen

"so soll ihm der (Gerichts-)Pfleger zu Haus und Herberg ziehen und ihm den Ofen einschlagen. Da er aber im Haus keinen Ofen funde (fände), und damit er demnach seines Ausbleibens ungestraft nicht bleibe, so soll der Pfleger ihm sein Hausfrau, wovor es (= wenn sie ) ihm gefiele, prauten : gefiel es aber dem Pfleger an der Gestalt nicht, so mags der Pfleger dem Gerichtschreiber zu verrichten vergonnen. Wo es aber demselben auch nicht gelegen wäre, so soll es dem Amtmann, wie oben gesezt, zu thun geschafft und auferladen werden." (Österr. Weistümer, Bd XV. S.129)

Das Landgericht Wildshut wurde zwischen 1402 und 1408 vom Gericht Weilhart abgetrennt und zu einem eigenen Landgericht. Es hatte auch die Blutgerichtsbarkeit über den Weilhartforst.

Die Schranne zu Gilgenberg

Als die Wittelsbacher die Grafschaft Burghausen übernahmen, richteten sie zu deren Verwaltung "Ämter" ein, denen herzogliche Beamte, sogenannte Richter vorstanden. Die Unterbeamten der Richter waren die Schergen. Im Urbar von 1240 sind die Gilgenberger Höfe unter dem "Chunrads Schergamt" aufgeführt. Die Stätten an denen diese Schergen Gericht abhielten, waren die Schrannen. ______34 ______

Gilgenberg war mindestens zu Beginn des 15. Jahrhunderts eine Schranne. Der Historiker Strnad erwähnt, daß Ulrich der Dachsberger, Richter im Weilhart, in der Zeit zwischen 1423 und 1427 "in der Schranne zu Gilgenberg mit dem Stab in der Hand gesessen ist" (Strnad, S. 816). Der Stab war das Symbol richterlicher Gewalt.

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7. Der Bauernstand im Hochmittelalter

Die Viehzucht

Der hochmittelalterliche Bauernhof hatte bereits alle heute bekannten Nutztiere. Rind, Schwein, Pferd, Esel, Schaf, Ziege, Gänse, Enten, Hühner, Bienen, Hund und Katze. Der weitaus wichtigste Fleischlieferant, besonders in waldreichen Gegenden wie der unseren, war das Schwein. Die Schweine waren der Wildform noch sehr ähnlich. Schlanke, hochbeinige Tiere mit Haarkamm am Rücken. Sie wurden in Herden bis zu 50 Tieren gehalten. Wenn man sie in den Wald trieb band man ihnen Schellen um den Hals um die Herde beisammen zu halten. Sie wurden an Eicheln und Bucheckern gemästet, bevor sie im Spätherbst geschlachet wurden. Die Schinken konnten geräuchert werden und wenn der Winter früh kam, war auch die Natur ein Kühlschrank. Zur Nacht wurden die Schweine in Hütten oder umzäunte Plätze getrieben. Der Weilhart war damals, wie alle anderen Wälder außerhalb der Abbildung 13. Hausschweine, Gebirgsregionen im wesentlichen Laubwald. Zeichnung 15. Jahrhundert Die Buche war der Hauptbaum, dazwischen wuchsen, zwischen Sträuchern, Eiche, Ahorn, Ulme, Linde, Esche, Erle, Weide und Föhre. Wie wichtig das Schwein war, zeigt auch die sprachliche Genauigkeit mit der man von Schweinen sprach. Das Urbar von 1330 unterscheidet zwischen Schlachtschwein, halbgültigem Schwein, dreischrotigem Schwein, Viertel-Schwein und Frischling. Das Wildbret25 spielte nur in der Ernährung des Adels eine Rolle, dem allein das Jagdrecht vorbehalten war. Erlegt wurde das Wild vom Pferd herab mit Pfeil und Bogen und mit dem Speer. Auch Fallenstellerei wurde betrieben.

Pferde und Rinder waren kleiner als heute. Die Schulterhöhe der Pferde entsprach mit 140 cm etwa dem heutigen Islandpony. Die Rinder hatten eine Widerristhöhe von 110 cm. Auch auf den mittelalterlichen Abbildungen ist zu erkennen, daß das Rind wesentlich kleiner war als heute (siehe Abbildung nächste Seite). Das Lebendgewicht eines drei- bis vierjährigen Rindes lag bei 200 kg, das Schlachtgewicht bei 100 kg. Das Gewicht eines Kalbes betrug ca. 35 kg lebend und

25 Im Urbar von 1581 wird von vielen Feldern in der Hoißgassen und der Ruderstallgassen vermeldet, daß sie durch Wild gefährdet seien. ______36 ______

20 kg geschlachtet (nach Abel, S. 24). Rindfleisch scheint in der Ernährung der Bauern nur eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben. Das Rind war wesentlich Zugtier und Milchproduzent. Der Anteil der Ziegen und Schafe als Milchproduzenten, dürfte hoch gewesen sein.

Abbildung 14. Ein Rinderkauf um 1500

Die Milchleistung einer Kuh lag bei 3 bis 5 Liter pro Tag. Die Laktati- onsperiode war kürzer als heute und dauerte 6 bis 8 Monate. Die Jahresmilchleistung lag bei etwa 1000 Litern. Milch und Butter ver- darben schnell, daher wurde aus der Milch Käse bereitet. Rinder werden zum Unter- schied von Schweinen, Gänsen, Enten und Hühnern in den Abga- belisten nicht erwähnt. Wir können aber anneh- men, daß es auf den Weiden vor dem Weilhart und im Wald Milchtierhaltung gab. Im Urbar von 1240 gibt der Hof zu Weidental 10 Stück Käse. Im Urbar von 1330 geben fünf Höfe Käse. Ein Käse wog 1 - 1,5 kg und wurde aus ca. 20 Litern Milch gewonnen. Ein mittelgroßer Bauernhof hatte ein bis zwei Kühe. Ausgesprochene Rinderhaltung gab es in der Gemeinde wahrscheinlich nicht, denn es findet sich kein Hinweis auf eine Schwaige bzw. eine Schwaighof. So nannte man Höfe, die Viehzucht betrieben. Schwaighöfe gab es vorallem in den Gebirgstälern von Tirol und Salzburg. Der Viehbestand eines mittelalterlichen Schwaighofes war nach heutigen Maßstäben bescheiden. Er hatte 6 Rinder und etwa ein oder zwei Dutzend Schafe und einige Ziegen.

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Preise für Tiere im 13. Jahrhundert

Nach dem Sachsenspiegel ist ein Rind 4 Schilling wert, ein Eber oder eine tragende Sau 5 Schillinge, ein jähriges Schwein 3 Schillinge, ein Ferkel 3 Pfennige (30 Pfennige = 1 Schilling). Ein Rind ist also weniger wert als ein Eber (nach Abel, S.93). Die Verhältnisse in Bayern werden ähnlich gewesen sein. Im Urbar von 1330 gilt im Amt Burghausen das Schlachtschwein 3 Schilling, ein "halbgültiges Schwein" 45 Pfennig, ein "Dreischrotschwein" 32,5 Pfennig und ein "Viertelschwein" 22,5 Pfennige. Schafe oder Widder wurden mit 10 - 15 Pf gehandelt und Lämmer zu 1 bis 5 Pfennigen26. Ein Käse kostete einen halben bis zwei Pfennige. Schafe wurden weniger des Fleisches wegen gehalten, sondern um der Wolle willen. Die Haut des Schafes diente zur Pergamentherstellung. Auf Pergament wurden die Urkunden verfaßt. Die "Kuh" der armen Leute war die Zie- ge. Die Bienenzucht

Eine wichtige Rolle spielte die Bienenzucht, da Honig das einzige Mittel zum Süßen der Speisen war. Daher war der Bedarf hoch und der Honig teuer. Die Hofstellen (Huben) der Zeidler werden allgemein Zeidelhub, oder Zeidellehen genannt. Der Historiker Dollinger schreibt: "Die Imkerei war eng mit der Waldwirtschaft verbunden. In früheren Zeiten, und sogar noch im 13. Jahrhundert sammelte der Imker oft wilden Honig in Baumhöhlen und Felsnischen. Waldgebiete, in denen sich Bienenschwärme bevorzugt einnisteten, wurden als Bienenweiden bezeichnet, und es war verboten, sie zu roden. Jedoch wurde der Imker in den meisten Fällen sehr früh zum "Honiggärtner", der auf seiner Hofstelle Bienenstöcke aus Holz oder Weiden aufstellte." (Dollinger, S. 397). Der Weilhart war ein lichter Laubwald mit einem relativ unberührten Urwaldkern. Tote Stämme mit geeigneten Höhlen für Bienenschwärme und Lichtungen auf denen Blumen und Buschwerk wucherten, waren sicherlich ausreichend vorhanden. Da Honig teuer war, waren Imker geachtete Leute. Öfter als andere zahlten die Imker den Pachtzins in Geld und hatten ihren Hof in bevorzugter Erbleihe. (vgl. Dollinger, S. 398) Gleich zweimal verraten uns Namen von Hofstellen in unserem Gemeindegebiet welchem Haupterwerb die Inhaber nachgingen. Im Urbar von 1240 wird der "Zidelaere" genannt und im Urbar von 1330 ist die Rede von "Zeidelperg" (=Zeisberg) und von dem "Zeidelhub" (= Zahlermeier). Im Urbar von 1581 heißt es: "Georg Zeidlmayr, derzeit fürstlicher Castnbreiter, besitzt die Zeidlhueb. Aus dem "Huber" war ein "Meier" geworden. Die Namen kommen vom Zeidler, dem

26 Dollinger, S. 167. Mittelalterliche Preis- und Maßangaben sind aber mit großer Vorsicht zu behandeln. ______38 ______

Imker. Der "Zeidler" wiederum kommt vom lateinischen "cidelarius". Mehr über den Gilgenberger Cidelarius später.

Bei der geringen Bevölkerungsdichte im Frühmittelalter konnte auf den vorhandenen natürlichen Weideflächen entlang der Flußlandschaften und in den lichten Buchenwäldern, extensive Viehhaltung betrieben werden, während Getreideanbau eine geringere Rolle spielte. Mit dem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung im Hochmittelalter wird Getreideanbau vorherrschend. Mit Getreide können von derselben Fläche wesentlich mehr Menschen ernährt werden als durch Viehhaltung. In der Nahrung wird tierisches Eiweiß durch pflanzliches Eiweiß ersetzt. Eine Folge davon ist, daß die Körpergröße der Menschen abnimmt27. Erst im 20. Jahrhundert, wird wieder die Größe des Menschen der Völkerwanderungszeit erreicht, was wiederum mit dem steigenden Konsum an tierischem Eiweiß übereinstimmt. Körpergröße von 600 bis heute

Jahr 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 1980

Abb. 15. Die durchschnittliche Körpergröße deutscher Männer von 600 bis heute

Der Ackerbau

Der Anbau von Roggen, Hafer, Gerste und Weizen erfolgte im Rhythmus der Dreifelderwirtschaft Dabei ist nicht klar, ob Gerste rein angebaut wurde oder als Saatgut, das mit Hafer vermischt war.28 Daneben wurden Mohn, Flachs, Rüben, Bohnen, Erbsen und Linsen angebaut. Die Ernte betrug das Drei- bis Vierfache der Saatmenge. Je Hektar wurden 600 - 800 kg Getreide geerntet. Gute Böden warfen mehr ab und schlechte weniger. Die jährlichen Ertragsschwankungen waren groß. Je nach Jahr gab es eine gute oder eine schlechte Ernte, im ungünstigsten Fall erntete man überhaupt nichts. Die Bauernwirtschaft des Hochmittelalters war ein

27 Die Körpergröße der Menschen sinkt in diesen Jahrhunderten auch wegen der Unterernährung, die durch die "Übervölkerung" hervorgerufen wurde. 28 "Es ist ein viel zu wenig beachteter Vorgang in der Geschichte der Landwirtschaft, wie aus dem bunten Sortiment frühgeschichtlicher Getreidearten sich allmählich die "Landsorten" herausschälten, die dann Bestand hatten, aber vielfach auch noch als Mischgetreide angebaut wurden." Abel, S. 39. Das Urbar von 1330 stellt fest: " Vastmuz das ist eine Mischung aus Hafer und Gerste " Damit könnte eine Fastenspeise, ein Fastenmuß, gemeint sein. ______39

Existenzkampf mit ungewissem Ausgang. Unwetter, Hagelschlag oder Viehseuchen konnten rasch den Untergang der bäuerlichen Existenz bedeuten. Rücklagen in Geld oder Gütern, die im Notfall eine gewisse Sicherung bedeutet hätten, konnten die mittleren und kleinen Bauern kaum anhäufen, dafür waren die Abgaben zu hoch.

Abbildung 16. Männer und Frauen bei der Getreideernte. Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert.

Die Getreidefelder sahen anders aus als heute. Die Ähren standen auf langem, schlankem Halm, der Mannshöhe erreichte. Auf zeitgenössischen Abbildungen schneidet der Schnitter mit der Sichel nur den oberen Teil des Halmes. Später wurde das Vieh in die Felder getrieben und so wurden sie gedüngt. Gepflügt wurde mit Ochsen. Das Ochsenjoch wurde in dieser Zeit verbessert und erhielt seine bis in die Neuzeit gültige Form. Auch Pferde wurden mehr und mehr als Zugtiere verwendet, wobei die Erfindung des gepolsterten Pferdekummets eine wesentliche Leistungssteigerung der Tiere ermöglichte. Vorher wurden den Pferden Riemen um den Hals gebunden, woran der Wagen befestigt war. Das hatte die Atmung der Pferde behindert und deren Zugleistung vermindert.

Gedroschen wurde mit dem zweiteiligen Dreschflegel. Wassermühlen, um das Getreide zu mahlen, waren im 13. Jahrhundert schon verbreitet, daher wird es in Überackern schon eine Mühle gegeben haben. Wo keine Mühle war, mußte das Getreide mit Handmühlen oder Mörsern zerkleinert werden. Aus dem Urbar von 1581 geht hervor, daß die meisten Wiesen in Gilgenberg "zwimadig" waren, das heißt, daß zwei Schnitte im Jahr gemacht wurden. Nur wenige waren "einmadig". Ob das im 13. Und 14. Jahrhundert auch so war, geht aus den Urbaren nicht hervor.

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Die Gerätschaften waren noch überwiegend aus Holz. Auch Egge und Pflug bestanden aus Holz. Werkzeuge wie das Grabscheit, ein Spaten aus Holz, der den Stil seitwärts hatte, waren allenfalls an der Unterkante mit Eisen verstärkt. Eisenbeschlagene Wagenräder waren etwas Besonderes.

Abbildung 17. Ochsenbespannter Beetpflug mit Ochsentreiber, Pflugführer und Sämann. Das Treiben wird als niedere Arbeit von einem Knecht verrichtet, der, wie es einem Knecht geziemt, barfuß geht. Malerei aus dem 12. Jahrhundert.

Bier und Obst

Bier wurde aus Hafer oder Roggen gebraut, erst später aus Gerste. Und so manche Hausfrau wird mit geheimen Zutaten aus ihrem Kräuter- und Gewürzgarten ein gar köstliches Gebräu gezaubert haben. "Allerdings verdarb es schnell, was so manchen Bajuwaren einem nicht unwillkommenen Zwang ausgesetzt haben mag, zu genießen, was da war" (Brunner S. 194). Die Chorherren von Ranshofen besa- ßen Weingüter in Niederösterreich. Ob schon Obstanbau betrieben wurde, sagen die Quellen uns nicht. Es ist aber zu vermuten, weil im Urbar von 1581 alle Obstbäume genauestens aufgelistet und in ihrem Zustand beschrieben werden, was zeigt, welch großen Wert sie hatten. Dörrobst war ein wichtiger Vitaminlieferant im Winter und schon deshalb wird Obstanbau stattgefunden haben. Backöfen in denen Obst gedörrt und Malz geröstet werden konnte, waren damals bei Bauern- häusern vorhanden. Aus den Äpfeln und Birnen wird man auch Most gemacht haben. Aufbewahrt wurde er in Tonkrügen, Eichenfässern oder vielleicht auch in ziegenledernen Behältern.

Was der Historiker Brunner für das Frühmittelalter bemerkt, wird auch in dieser Zeit mindestens für die Kleinbauern gegolten haben: "Zum Frühjahr hin, wenn alles andere zur Neige ging, brauchte die Kirche wohl nicht allzu deutlich das Fasten ansagen: Es war ohnehin nicht mehr viel da, bis die ersten Lämmer geworfen wurden. Der Mangel war Teil der Wirtschaft, und das galt nicht nur für

______41 die Armen. Man muß sich ein Leben vorstellen, in dem nahezu jeder Mensch mehrmals in seinem Leben Hungersnot gelitten hat ...Es war ein hartes Brot von dem die meisten lebten. Aber auch die, welche die Macht hatten, konnten sie nicht einsetzen wider die Natur, der alle ausgeliefert blieben in ihrem für unsere Verhältnisse so kurzen Leben." (Brunner, S. 197)

Über das Waffentragen

Im 9. und 10. Jahrhundert, als es noch freie Viehzüchter gab, waren alle Freien, gleich welchen Standes, zur Heeresfolge verpflichtet. Die Unfreien waren nicht zum Kriegsdienst verpflichtet. Ihr Herr konnte sie aber als seine Kriegsknechte mitnehmen. Vom Jahre 1000 an sind freie, und unfreie Bauern gleichgestellt und nicht mehr zum Kriegsdienst verpflichtet, können aber als Landwehr oder zur Verfolgung von Räubern, herangezogen werden. Die Privatfehden der Grundherren gaben reichlich Anlaß dazu. Das Waffentragen war im bayerischen Landfrieden von 124429 so geregelt: Die Bauern dürfen Waffen besitzen, aber sie dürfen diese Waffen nicht tragen, außer beim Einsatz als Landwehr. Verboten ist das Tragen von Harnischen, Helmen, Hauben, Panzerhemden und Angriffs- und Verteidigungswaffen, außer zur Begleitung eines Gastes und bei festlichen Umzügen vor der Dorfkirche. Sonst dürfen sie nur ein kurzes Messer tragen. Alle anderen Waffen haben sie zu Hause aufzubewahren.

Kleidungs- und Ernährungsvorschriften

Die Besitzunterschiede zwischen Bauer und Edelmann waren im 13. Jahrhundert noch nicht so kraß wie in späteren Zeiten. Manch verarmter Ritter hatte weniger als ein Meier und wenn er standesgemäß leben wollte, mußte er Raubritter werden. Um so nötiger hatte es der Adel und besonders der niedere Adel, sich vom Bauernstand abzuheben. Dem dienten die Kleidervorschriften für die Bauern. Der Landfrieden von 1244 bestimmte, daß der Bauer das Haar bis zu den Ohren kurz geschnitten haben soll. Seine Kleidung soll nicht bunt und edel wie bei den Rittersleuten sein, sondern aus grobem, grauem Stoff bestehen, und seine Schuhe sollen aus Ochsenleder sein. Die Bauersfrau soll keine Seidenkleider tragen, nur einen leinernen Umhang.30

29 Der bayerische Landfrieden war nach heutigen Begriffen ein Grund- und Strafgesetz 30 Ausführlich wird im Helmbrecht geschildert, was der heimkehrende Sohn den Seinen alles mitbringt. Einen Fuchspelz der Mutter, ein Seidenband der Schwester, Schuhe für den Knecht und ein Kopftuch mit roten Bändern für die Magd, ausnahmslos Geschenke, die gegen die herrschende Ordnung verstießen. (Strophen 1068 - 1090) ______42 ______

Abbildung 18. Dörfliches Mahl im Freien. Das mit Schindeln gedeckte Bauernhaus ist in Holzblockbauweise errichtet. Die Fenster sind nicht höher als die Balken. Kupferstich von Daniel Hofer um 1500.

Wein zu trinken und Wildbret zu essen, geziemt dem Bauern nicht, nur dem Adel. Der junge Helmbrecht, der ein Ritter sein will, sagt zum Vater: "Trink du nur Wasser, Vater, ich will Wein trinken. Iß Du nur Grütze, ich esse gesottenes Huhn. Ich will bis zu meinem Tod Semmeln aus Weizenmehl es sen, zu dir paßt der Hafer." (Helmbrecht, Str ophen471 - 479) 31

31 Genüßlich erzählt uns der Dichter Werner der Gartenaere wie der junge Helmbrecht eine Vorschrift nach der anderen bricht. Seine Unbotmäßigkeit ist grenzenlos. Die Beschreibung der Kleidung, der ______43

Die Bauernhäuser Die Bauernhäuser waren in Holz-Blockbauweise errichtet, wahrscheinlich auf einem Natursteinfundament. Sie waren ebenerdig und für unsere heutigen Wohnvorstellungen sehr, sehr schlicht. Die Bauernhäuser zählten im Mittelalter nicht zu den Immobilien ( = "Unbeweglichkeiten"), sondern zur fahrenden Habe und konnten vom abziehenden Pächter mitgenommen werden. Schon das weist darauf hin, daß die Häuser in Größe und Bauweise nicht mit heutigen Bauernhäusern vergleichbar waren. Nach der Rechtsvorschrift des Sachsenspiegels aus dem 13. Jahrhundert soll der abziehende Zinsmann (Pächter) das Haus und den Mist dem Herrn anbieten, damit er ihm das ablöst. Will der Herr das nicht tun, so darf der Bauer Mist und Haus mit sich führen. ( vgl.Rösener, S.81)

Abbildung 19. Die Kuchl des Mondseer Rauchhauses aus dem 15. Jhdt.

Das Rauchhaus war im Mittelalter im Bayrisch-Salzburgischen verbreitet. Es war ein Einhaus, das Stall, Stadl und Wohnhaus unter einem Dach vereinte. Das Mondseeer Rauchhaus aus der Zeit um 1416 (?) vermittelt einen Eindruck wie man

Bewaffnung und der Trinksitten des jungen Bauernsohnes, muß auf die adeligen Zuhörer, denen die Geschichte erzählt wurde, schockierend gewirkt haben. ______44 ______damals wohnte. Das Haus hatte keinen Rauchfang, ein offenes Feuer brannte auf einem Herd und der Rauch entwich durch Spalten in der Kuchldecke in den Dachboden und durch Schindelfugen ins Freie. Über der offenen Feuerstelle auf dem gemauerten Herd war ein "Feuerhut" gegen den Funkenflug. Solch eine Kuchl war bisweilen bis in den letzten Winkel mit beißendem Rauch erfüllt. Eine Redensart aus dem 11. Jahrhundert nennt die drei schlimmsten Dinge: ein undichtes Dach, ein böses Ehegespons und den Rauch. Die besser gestellten Großbauern hatten neben der Rauchkuchl eine rauchfreie Stube. Ein sogenannten Hinterlader Ofen, der vom Küchenherd aus beheizt wurde, war in die Stube hineingemauert und gab Wärme. Der Rauch im Rauchkuchlhaus hatte nicht nur schlechte Eigenschaften. Ein Rauchkuchlhaus war weniger leicht entflammbar als ein Blockhaus mit offenporigem Holz. Im Rauch wurde geselcht, am Dachboden wurde das Getreide zum Trocknen aufgehängt und der Dachstuhl wurde durch die dichte, fettige Rußschicht vor Ungeziefer und Verwitterung geschützt und hielt länger. Die Raumhälfte um den Herd war den weiblichen Mitgliedern vorbehalten. Die Männer saßen auf der Eckbank um den Tisch.

Abbildung 20. Die Stube des Mondseer Rauchhauses.

Megenwart hat eine weite Stube, wenn´s euch allen wohl behagt, tanzen wir am Feiertag dort den Gofenanz (-Tanz)" dichtete der Sänger Neidhard von Reuental in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Und ein andermal: "Räumt aus ______45 die Schemel und die Stühle ! Tragt die Tische beiseite ! Heute wollen wir uns müde tanzen. Macht die Stube auf, so ist es kühl, daß der Wind den Mädchen sanft durch die Mieder streiche". 32

350 Jahre später sind im Urbar von 1581 drei Viertel der Bauernhäuser in Gilgenberg ebenerdig, ein Viertel ist einstöckig. Was das Aussehen betrifft, meint Franz Berger, "daß der Bauernhof im 16. Jahrhundert so ausgesehen hat wie heute: Wohnhaus, Stadel, Stall und Getreidekasten getrennt und durch Plankenabschluß zu einem Hof vereinigt. Nur in vier Fällen waren (bei Sölden) Wohnhaus, Stadel und Stall aneinander gebaut, hatten also die Form, wie wir sie bei Sölden noch häufig treffen" (Berger, S. 37).

Abbildung 21 Eines der letzten Gilgenberger Bauernhäuser in Blockbauweise. Zeisberg 1

Ob die Häuser um diese Zeit schon Rauchfänge hatten und wie sie beheizt wurden geht aus dem Urbar nicht hervor. Eine Besonderheit des ost- bayrischen Siedlungsrau- mes ist der Einzelhof, während zum Beispiel in Franken oder Nieder- österreich die Besiedlung von Anfang an in Form von Dorfgemeinschaften stattfand. Die Abbildung aus dem franciscäischen Kataster aus dem Jahre 1829 zeigt, daß das Dorf Gilgenberg noch nicht bestanden hat. Bei der Kirche war nur der Wirt, und ein paar Häusl.

32 Mitunter ging es schon recht "bayrisch" zu: "Eppe riß Geppe vom Gumpe los, dabei half ihm sein Dreschflegel. Und Meister Adelber machte es mit dem Knüppel. Und das alles wegen einem Ei, das Ruoprecht fand (ich meine, der Teufel gab´s ihm) das drohte er herüber zu schmeißen. Eppe war beides, zornig und kahlköpfig. Ärgerlich sprach er "Tratz!" und Ruoprecht warf´s ihm an die Glatz, daß es zu Boden rann." Neidhart von Reuental, Winterlieder, erste Hälfte 13. Jahrhundert. ______46 ______

Gilgenberg 1829

Abbildung 22. Gilgenberg nach dem Franziscäischen Kataster von 1829

Alte Schule Wirt Kirche

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Abbildung 23. Eine Seite aus dem Urbar von 1240.

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Zeile 9 ist P(er)neke zu erkennen. 10/11:Engelsc(h)alk von Purb(er)ge (Bierberg), 13:Hopfirsbach, 20: Albreht an dem Ecke (Ecker), 22: Altman von Schitir

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8. Das Urbar von 1240 Im ältesten bayrisch-herzöglichen Urbar finden sich 32 Hofstellen, die mit Sicherheit oder hoher Wahrscheinlichkeit im Gilgenberger Gemeindegebiet liegen. Das Urbar ist in verschiede Ämter gegliedert: das Amt von Burghausen, das Helmperhtis Schergamt, das Chunrads Schergamt usw. Die Gilgenberger Hofstel- len gehörten zum "Chunrads Schergamt".

Die jährlich zu erbringenden33 Abgaben: Erläuterungen Muth oder Mutt, = Getreidemaß, ein Vielfaches eines Metzen Metzen , Hohlmaß = möglicherweise 37 Liter ? (in Bayern) Fuder, Weinmaß = ca. 850 Liter ? (Regensburg) Eimer, Hohlmaß (Bayern) auch Biereimer genannt ca. 68 Liter ? 12 Eimer = ca. 1 Fuder Wage = Raummaß Smalsete = Kraut und Gemüse (eigentlich kleine, schmale Saat) Schräg geschrieben, die alten Namen. In fetter Schrift, die heutige Bezeichnung

Hofgrö Weizen Roggen Hafer Schwe Bier ße in in Me in Mu ine Huben

Zaechinberc 1 + ¼ 2 Mu 8,5 Groß-Zahberger, Gilgenberg 12 Losperc 1 + ¼ 56 Me 20 Me 1,5 1 Lohnsberg Stakin 1 45 Me 16 Me 2 1Fuder Unterstockner Hopfirsbach 1 45 Me 16 Me 6 2 Hopfersbach Mairhove 1 45 Me 16 Me 2 1Fuder Maierhofer, Mairhof 2 Pirchenstadil 1 45 Me 16 Me 2 1Fuder Pirach,Hopfersbach Sewen ½ 22,5 8 Me 1 ½Fuder Senner, Revier 22

33Der sogenannte große Zins war in der Regel an Michaeli (29.9.) oder an Mauritius (23.9.) fällig. ______49

Hofgrö Weizen Roggen Hafer Schwe Bier ße in in Me in Mu ine Huben

Hofstet ½ 22,5 8 Me 3 Mu Hofstätt Losperc ½ 22,5 8 Me 3 1 Lohnsberg Ron div stat ½ 22,5 2 Mu 3 1 Röhrn, Kern ? Ulrich in der puonte ½ 22,5 8 Me 2 ½Fuder Peunt Perneke ½ 22,5 4 Me 3 1 ? Zechmeisterlehen, Revier 9 Gansar ¼ 11 4 Me 1 8Eimer Baumgarten, Haz ? Gansar eidem ¼ 11 4 Me 1 8Eimer Baumgarten Engelscalc v ¼ 11 4 Me 1,5 1 Purperge Bierberg Altman von Schitir ¼ 8 Me 1 Schiederer ? Ruperth von Schitir ¼ ½ Mu 3 Schiederer? Reingrube ¼ 11 4 Me 1 8Eimer (Reingrubergütl, Zeisberg 2) Smellinberc ¼ 15 1 12Eimer Schnellberg Rudolftal ¼ 11 4 Me 1,5 1 Ruderstal Straze ½ 1 Mu 4 Straßer zu Lohnsberg Ruhenperge Werner34 ¼ 12 4 Me 1,5 Rauchenberg Helenbreht ¼ 11Me 1Mu + 1,5Mu 1 Helmbrechtshof 4Me

34 Im Urbar findet sich hier der Zusatz: und git (= gibt) daz von dem alten sinlehen. Sinlehen, oder Sinhuben, waren Lehen herzoglicher Sendboten. ______50 ______

Hofgrö Weizen Roggen Hafer Schwe Bier ße in in Me in Mu ine Huben Helmbertis stat < ¼ 1Mu Helmbrechtshof ?? Albreht an dem Ecke < ¼ 6Me 2Mu Ecker, Revier 20 = 22 L Hinterhusen < ¼ 6Me 1Mu Hinterhauser, Mairhof 7 Wilental ? 10Mu 1 Weidental Nr.1 ? Herliep ? 1Mu 11Mu 1 Röhrn, Höllersdorf Zu den Stedelin ? 8Mu 42Mu 4 Stadlern, Unterstadler Bier- Zuberg dem 7 Kasten35 ? 1Mu 1Mu ? Kastenberg Zidelaere ? Zeidelmeier/Zahler meier

Hof ze 3 Muth 14 Muth 2 2 1 Muth 5 1 Rudolfstal Weizen Roggen Schweine Fuder Smalset Metzen Muth Bier e Mohn Rüben 5 Wagen 6 12 100 Flachs Gänse Hühner Eier

Die Hofstellen wurden 1240 eingeteilt in ganze Huben, halbe Huben und viertel Huben. Noch kleinere Einheiten, wir würden heute "Sacherl" sagen, werden oft "Hofstat" genannt. Die in der Tabelle aufgeführten Hofstellen finden sich alle in späteren Urbaren wieder, wobei sich in den meisten Fällen die Namenswerdung bis zur heutigen Form verfolgen läßt. Sie lassen sich daher mit hoher Wahrscheinlichkeit lokalisieren, entweder als Ortschaft oder als Hof selbst. In dem Urbar finden sich noch ca. ein Dutzend Namen von Höfen, die auch im Gemeindegebiet gelegen sein könnten. Es werden aber nur Vornamen von Besitzern mitgeteilt, die in späteren Urkunden nicht mehr auftauchen und daher

35 Franz Berger meint, daß es sich hier um den Kastenberger handelt. Die Stelle der Eintragung im Urbar befindet sich aber zwischen den Hofnamen "Wilnbrunne" (Weilbrunn oder Weidenbrunn) "in dem Gruont" (Grund), "Studach" (Staudach) und "Stegersriut" (Stegersreut), weisen also nach Hochburg. ______51 läßt sich der Standort dieser Hofstellen nicht feststellen.36 Einige Hofgrößen wurden mit einem Fragezeichen versehen, da sich die Größe aus den Abgaben nicht eindeutig ersehen läßt. "Zu den Stedelin" muß 42 Muth Roggen abliefern. Im Vergleich mit den Abgaben der andern eine sehr große Menge. Vermutlich handelt sich um mehrere große Höfe in der Ortschaft Stadlern. Dafür würde auch die Zahl von 4 Schweinen sprechen und der Zusatz im Text: "Öl und Areweizen (= Erbsen) und all das andere, das die anderen Höfe geben" .

Die in der Tabelle aufgeführten Hofstellen zeigen, der Größe der Abgaben nach geordnet, 7 ganze Huben, 7 halbe Huben, 10 Viertelhuben, 3 Hofstellen, die den Abgaben nach kleiner als eine Viertelhube sind und 5 Hofstellen, deren größenmäßige Einordnung nicht möglich ist. Wie groß war eine Hube? Von Historikern wird die Größe mit 7 bis 15 Hektar angegeben. Eine halbe Hube hätte entsprechend die Hälfte, eine Viertelhube ein Viertel des Bodens. Das sind aber nur Richtgrößen. Die Größe der Hofstelle und die Menge der Abgaben wurde nicht nach der Bodenfläche berechnet, sondern nach der wirtschaftlichen Ertragskraft. Ein System, das der Produktivitätssteigerung nicht unbedingt förderlich gewesen sein muß. Die großen Höfe: Zahberger, Stockner, Hopfersbacher, Maierhofer, Pirach, und der Hof zu Rudolfstal

1240 werden 7 große Höfe genannt: Zahberger, ein Hof in Lohnsberg, Stockner, Hopfersbacher, Maierhofer, ein Hof in Pirach, und der Hof zu Rudolfstal. Vier davon haben 45 Metzen Weizen, 16 Metzen Roggen, und 2 Schweine abzuliefern. Drei geben dazu noch ein Fuder Bier, Hopfersbach und Zahberg noch eine ansehnliche Menge Hafer. Rechnet man das Metzen zu 37 Liter, dann wären Weizen und Roggen in etwa der Ertrag von 5 Joch, was für einen großen Bauern damals machbar gewesen sein könnte. Denn die Abgaben, das wissen wir aus anderen Quellen, haben ein Drittel bis zur Hälfte des Getreideertrages betragen. Zahberg hat noch ein Gütel, das heißt "In dem Tal" und schuldet nichts.

36 Im Urbar von 1240 sind die Höfe nach ihrer ungefähren räumlichen Nachbarschaft geordnet. In manchen Fällen ist die Zuordnung schwierig. Franz Berger ordnet den Namen "Helmbertis stat" dem späteren Helmbrechtshof zu, wahrscheinlich, weil der Hof Ron (Röhrn) vorher genannt wird. Es folgt aber Hinterhusen (Hinterhauser) ein Hof, der nicht in unmittelbarer Nachbarschat des Helmbrechtshofes liegt. Der ebenfalls genannte "Helenbreht"-Hof, kommt nach "Timenstat", ein Hof der nicht mehr lokalisierbar ist und steht im Urbar vor Losperc (Lohnsberg). "H" wurde wie "CH" gesprochen. Nach der Menge der Abgaben zu schließen wäre die "Helmbertis Stat" eine sehr kleine Hofstelle. Der Helenbreht eine viertel Hube, also immerhin ein kleinerer Hof. Im Urbar von 1330, ist der "Helmbrechtz hof" eine ganze Hube, also ein großer Hof und in der Reihenfolge der Nennung liegt er nach "Chaestorf" (Kasdorf) und vor "Rinne" (Röhrn). ______52 ______

Drei Höfe fallen mit besonderen Abgaben auf. Der "Zidelaere" (Zeidelmeier, Zahlermeier), der Hof eines Imkers, hatte außer 2 Eimern Honig keine weiteren Abgaben zu bringen.

Der Hof im Wilental (Weidental) gibt neben Roggen und einem Schwein 10 Käse. Wenn die Zahl von 10 Muth Roggen nicht ein Schreibfehler ist, dann hätte der Hof ausgedehnte Roggenfelder besessen, daneben aber auch Viehzucht betrieben.

Der Hof ze Rudolfstal Der Hof ze Rudolfstal gibt neben einer großen Menge Weizen und Roggen (3 Muth und 14 Muth), 2 Schweine, 2 Fuder Bier, 1 Muth Gemüse, 5 Metzen Mohn, 1 Muth Rüben, 5 Wagen Flachs, 6 Gänse, 12 Hühner und 100 Eier. Damit ist er der einzige Hof, der eine Vielzahl von verschiedenen Abgaben zu leisten hat. Das ist eine Besonderheit. Ein Teil der Höfe, im Gebiet von Ach, die zum Amt zu Burghausen zählten, hatten ebenfalls eine Vielzahl verschiedener Abgaben zu liefern.37 Möglicherweise dienten diese Höfe der unmittelbaren, tagtäglichen Ver- sorgung des Marktfleckens Burghausen und seiner Burg, während die Lieferungen der anderen Höfe die Kornspeicher des Herzogs füllten. Die Höfe im Burghauser Amt sind oft zu Geldabgaben anstelle von Fronarbeiten, verpflichtet. Im Gilgenberger Gebiet gibt es keinen Hof, der hierzu verpflichtet wäre. Die Ruderstallgassen hat mit dem alten Rudolf(s)tal zu tun. Darüber besteht kein Zweifel. Noch im letzten Jahrhundert hieß es hier das Rudolfsthaleramt. Wo aber dieser Hof war, wissen wir nicht. Im Urbar von 1330 wird ein Hof dieser Größe nicht mehr genannt. Das "Rudolfstal" ist als kleine Viertelhube aufgeführt.

Die mittelgroßen Bauern, die "Huber"

Senner, Hofstätter, ein Hof in Lohnsberg, ein Hof in Röhrn, der Pointner, der Perneker (Zechmeisterlehen), und Straßer zu Lohnsberg bilden 1240 die "Mittelschicht". Sie geben meist die Hälfte der großen Höfe, nämlich 22,5 Metzen Weizen, 8 Metzen Roggen und 3 Muth Hafer. Die Kleinbauern geben davon wieder die Hälfte: 11 Metzen Weizen, 4 Metzen Roggen und 1,5 Muth Hafer, dazu bisweilen einige Eimer Bier. Bierbrauen war also bereits eine verbreitete Kunst. Offen bleibt allerdings, wo das Bier gebraut wurde. Gab es schon eine Braustube in der Gemeinde? Wie und worin wurde das Bier transportiert? Das Gebräu war nicht lange haltbar und holperige Hohlwege haben den Reifungsprozeß gewiß be- schleunigt. Den Abgaben nach zu schließen, waren die Besitzunterschiede um 1240 unter den Bauern bereits deutlich ausgeprägt. Es gab ein vermutlich wohlhabendes Viertel,

37 Auch einige Höfe bei Schwand, wie Spieglern und Viermaiern. ______53 ein weiteres Viertel der Bauern hatte mittelgroße Höfe und die Hälfte waren kleine Landwirtschaften, die der Härte der Gesellschaftsordnung und den Unbilden der Natur schutzlos ausgeliefert waren.

Abbildung 24 . Das alte Zechmeisterlehen. Im Urbar von 1240 „Perneke“ genannt. Zu Ende des letzten Jahrhunderts war hier ein kleines Museum untergebracht, das die Funde aus den Hügelgräbern zeigte. Der Besitzer des Hofes war der Feuerwehrkommandant Josef Hirschlinger, der zusammen mit Hugo von Preen die Ausgrabungen organisiert hatte.

Wie hoch war die Belastung durch die Abgaben ?

Es wäre verlockend die Abgaben in Liter und Kilogramm umzurechnen um eine genaue Vorstellung von der Belastung eines mittelalterlichen Bauernhofes zu bekommen. Es ist aber nicht möglich mittelalterliche Mengenangaben in modernen Maßeinheiten auszudrücken, weil selbst in ein und demselben Urbar ein Maß verschiedene Größen hat Aus anderen Quellen wissen wir, daß die Abgaben an den Grundherren im allgemeinen ein Drittel bis die Hälfte des Nettoertrages ausmachten. 38 Hinzu kam der Kirchenzehnt und andere Steuern. Die Belastungen eines hochmittelalterlichen Bauernhofes waren so hoch, daß die Kleinen sozusagen zuwenig zum Leben und zuviel zum Sterben hatten.

Die Zahl der kleinsten Hofstellen nimmt im Laufe der Zeit relativ nicht zu, sondern ab. Die mittleren Hofstellen konnten wahrscheinlich gerade so recht und schlecht überleben,. Die großen Höfe waren in der Lage Wohlstand zu entwickeln und sind bisweilen reicher als verarmte Ritter. Ein Thema, das zeitgenössische Dichter beschäftigte, so auch Werner den Gärtnaere im "Helmbrecht" . Die Unterschiede

38 "Das gebräuchlichste Hohlmaß für Getreide war der modius (Mutt), der eine unterschiedliche Anzahl von metretae (Metzen) umfaßte. Da jeder Markt seine eigenen Maßeiheiten kannte, ergab sich eine unentwirrbare Vielfalt, bald zählt der modius drei, bald vier, fünf, acht, oder dreißig metretae, wobei außerdem noch unterschiedliche Maßeinheiten für die verschiedenen Geteidesorten galten." Dollinger, S. 162 ______54 ______innerhalb der Bauernschaft hatten sich schnell herausgebildet und bleiben das ganze Mittelalter hindurch bestehen, fast möchte man sagen, bis heutigentags.

Abbildung 25. Bauern liefern den kleinen Zins beim Grundherrn ab. Holzschnitt, Augsburg 1479.

Der Kirchenzehnt

Seit Karl dem Großen mußten alle Christen den Kirchenzehnten bezahlen. Der Zehnte war der zehnte Teil des Ertrages. Ursprünglich bekam der Bischof ein Drittel, ein Drittel bekam das Kloster und ein Drittel ging an den örtlichen Pfarrer, also bei uns an den Pfarrer zu Handenberg. Der Pfarrer hatte sein Drittel im Ver- hältnis 2 : 1 mit seinem Gehilfen zu teilen. Wie hoch die Abgaben tatsächlich wa- ren und wie wirklich geteilt wurde, läßt sich aus den Ranshofener Urkunden nicht genau ersehen. Bischöfe hatten ihre Rechte an dem Zehnten vielfach verkauft oder als Lehen vergeben. Auch ist zu berücksichtigen, daß die kirchlichen Schreiber nicht angehalten waren, Unvorteilhaftes aufzuschreiben. Reichliche Einnahmen wird man nicht unbedingt an die große Glocke gehängt haben. Das Stift Ranshofen hat mehrmals in Bittschreiben an den Papst seine materielle Lage als erbarmungswürdig dargestellt und um Hilfe gebeten.

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Kleiner Zins, großer Zins

Die Getreideabgaben und dazu oft ein Schwein, waren der große Zins. Der kleine Zins, der mehrmals im Jahr zu bringen war, (an Michaeli = 29.9., Weihnachten, St.Georg = 23.4., Ostern und Pfingsten) bestand je nachdem aus Hühnern, Eiern , Gänsen, Honig ,Gemüse, Mohn, und Flachs.

Die Tatsache, daß vorrangig Weizen, Roggen und Hafer als Abgabe verlangt werden, muß nicht bedeuten, daß keine anderen Getreidesorten angebaut wurden. Hirse wurde sicherlich angebaut, galt aber nicht als wertvoll. Dinkel wurde mehr in den südwestdeutschen Gegenden angebaut. Öl wurde aus Mohn gewonnen, weshalb der Mohnanbau verbreitet gewesen sein muß. Die Höfe hatten mit Si- cherheit Gewürz-und Gemüsegärten und Krautäcker auf denen Bohnen, Erbsen, Linsen, Rüben, Karotten, Flachs und Hanf angebaut wurden.

Daneben gab es noch eine Reihe weiterer Abgaben. Jene Bauern, die zu "Freistift" auf dem Hof saßen, mußten bei der jährlichen "Neustiftung", das war die Wiederverleihung des Gutes an den Bauern, dem Grundherren ein Geschenk machen. Erbpächter oder Pächter auf Lebenszeit (Leibgeding) hatten das Geschenk nur einmal zu hinterlegen, dafür war es größer, zum Beispiel ein Ochse. Ein nicht unbeträchtlicher Betrag fiel auch an, wenn ein Erbpächter seinem Nachfolger den Hof übergab. Die Handwechselgebühr war fällig, wenn der Bauer mit Zustimmung des Grundherren den Hof einem anderen übergab. Außerdem waren bei verschiedenen Anlässen Markt- ,Maut- und Wegegelder zu bezahlen. Auch bei "Totfall", wenn der Pächter starb, mußten die Angehörigen an den Grundherrn eine Abgabe leisten.

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9. Das Urbar von 1330

Um ca. 1330 wurde ein weiteres Urbar angefertigt, wohl wegen der rasanten Bevölkerungsentwicklung in jener Zeit. Es nennt sich "Urbarium ducatus Baiuvariae inferioris", zu deutsch "Urbar des Herzogtums Niederbayern". Altbayern wurde im Jahre 1255 in die Herzogtümer Ober- und Niederbayern geteilt. Der Weilhart war damals bei Niederbayern und zwar bei der Hofkanzlei Pfarrkirchen. Erläuterung Im Urbar von 1330 werden, ebenso wie im Urbar von 1240, die Hofstellen nicht nach Ortschaften oder Gemeinden aufgezählt, sondern nach einer gewissen Reihenfolge, die der Reiserute der herzoglichen Beamten entsprechen könnte, wenn sie auf Inspektionsreise gingen. Was nebeneinander aufgeführt wird, kann benachbart sein, muß aber nicht. Daher ist in manchen Fällen die Zuordnung nicht ganz einfach. Zum Beispiel meint Franz Berger, daß der Hof, der als "Seboteshof in dem Holz, da sitzt nu Perchtold und Heinrich" bezeichnet wird, der spätere Heinzl am Holz wäre. Seine Annahme stützt sich auf die Tatsache, daß ein "Hein- rich aus dem Holz" in der Urkunde von 1373 (siehe Seite 20) zusammen mit "Hanns von Dickh" als Zechmeister von Gilgenberg eine Messe stiftet. Eine Meßstiftung war eine teure Angelegenheit und konnte eher von einem größeren Hof geleistet werden. Auch das würde passen, da der Seboteshof einer der größten ist. Aber letzte Gewißheit gibt es in diesem Fall nicht.

1330 sind die Größenbezeichnungen der Hofstellen anders geregelt als im Urbar von 1240. Die großen Hofstellen werden nun Höfe genannt. Halbe Höfe sind Huben, und die kleinen werden als Viertail bezeichnet (Viertel Höfe), wobei wir weder Angaben über die Grundfläche, noch über die wahre Größe haben. Wir können wieder nur von der Höhe der Abgaben auf die Größe schließen. Bei einer Reihe von Hofstellen läßt sich aber die Größe aus den Abgaben nicht eindeutig ersehen. In diesen Fällen wurde in der Tabelle bei der Größe ein Fragezeichen gemacht. Oft werden die Güter auch als "Lehen", als "Gut", oder als "Aigen" bezeichnet, Benennungen, die keinen Zusammenhang mit der Größe erkennen lassen. Einige Hofstellen geben nur Geldbeträge. Warum wissen wir nicht. Im Fall der Zeidelhube (Zahlermeier) wird die Imkerei der Grund dafür sein, da Ho- nigabgaben, die noch im Urbar von 1240 verlangt wurden, in dieser Zeit durch Geld abgelöst wurden. Es ist anzunehmen, daß der Imker den Honig selber verkauft hat. Auch bei den anderen Höfen, die nur Geld geben, müssen die finanziellen Mittel durch den Verkauf eigener Waren beschafft worden sein.

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Abbildung 26. Eine Seite aus dem Urbar von 1330

Linke Spalte: von oben: Kasdorf, anderer Hof dort, Egneinsperg (Engsberger), Helmbrecht, Rinne = Röhrn. Rechte Spalte: Maierhof (Baumgarten), Rudolfsperg, Stadln (Großstadler), Pirchberg (Mathiesgut ?), Weilenwies (Weilner)

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Abbildung 27 Eine Seite aus dem Urbar von 1330

Linke Spalte: Ober Haus (Oberhauser), Chirchweg (Kirchweger), Ester (Oberstockner ?), Staken (Unterstockner), Seifrides (?), in dem Velde (Fellner). Rechte Spalte: Gallen (Gall). Peunt (Pointner), Sevn (Senner), Zeitelperg (Zeisberg), Tal (Thaler)

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Die Schweine werden nach der Größe berechnet. Ein Speckschwein galt 90 Silberpfennige, ein "Halbgültiges" 45, ein "Dreischrotschwein" 32,50 und ein "Viertelschwein" 22,50. Der Übersicht halber wird in der Tabelle der entsprechende Pfennigwert genannt. "90+45" heißt, daß ein Speckschwein und ein Halbgültiges gegeben werden mußten.

Bier wurde zum Unterschied vom älteren Urbar nicht mehr geliefert, sondern statt dessen ein Geldbetrag berechnet. Man sieht, daß sich der Übergang von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft allmählich vollzog.

1330 finden wir 13 große Höfe: Den Seboteshof (Heinzl am Holz ?), 2 Höfe in Reitgrabenweg, 2 Höfe in Kasdorf (Kasdorfer und Marolt ?), den Helmprechtzhof, einen Hof in Röhrn (Kerngut?), den Maierhof in Baumgarten, einen Hof in Stadlern, den Zahberger, das Gut in Ermreichsperg (Emersberger) und den Maierhofer (Moihofer). Zehn dieser Höfe haben auch Abgaben zu machen, die dem kleinen Zins entsprechen: Käse, Gänse, Hühner und Eier. Auch Mohn, zur Ölgewinnung, wird gefordert.

Die Huben oder halben Höfe gaben in der Regel 22 Metzen Weizen, 8 Metzen Roggen, ein halbgroßes Schwein und 60 Pfennig für Bier. Die Viertelhöfe gaben von all dem die Hälfte. Von dieser Regel gibt es aber zahlreiche Ausnahmen, warum wissen wir nicht.

Die Hofstellen, nach der Größe der Abgaben geordnet:

Mu = Muth; Me = Metzen; ? = Größe aus den Abgaben nicht ersichtlich; G = gibt nur Geld; Pf = Pfemmig

Schräg geschrieben, die Namen wie sie im Urbar stehen; fett geschrieben, der heutige Name. Ein Fragezeichen beim Namen steht dort, wo die Zuordnung nicht eindeutig ist. Das Maß für Roggen ist bei den ersten zehn großen Höfen das Muth, sonst wird meist in Metzen gerechnet. Weizen wird mit wenigen Ausnahmen, die in der Tabelle mit einem Mu gekennzeicnet sind, in Metzen berechnet. Hafer rechnet in Muth

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Große Höfe, die den großen und kleinen Zins zahlen

Hof- Roggen Vastmuz Schwein Mohn Bier Käse Gänse Hühner Eier größe in Mu in Me zu Pf in Me Pf Seboteshof in dem Holz 1 20 8 90+45 3 10 3 10 100 Heinzl am Holz Grabenweg 1 10 8 90+45 3 10 3 6 100 Reitgrabenweg Grabenweg 1 10 8 90+45 3 10 3 6 100 Reitgrabenweg Chaesdorf der Hof 1 8 90+45 3 10 3 6 100 Kasdorfer Reith der ander Hof 1 8 90+45 3 10 3 6 100 Marolt Helmbrechtzhof 1 6 8 90+45 3 10 2 6 100 Bauer am Hof 1 Hof daz der Rinne 1 8 8 90+45 3 90 2 6 100 Röhrn, Kerngut? Der Hof daz den Stadln, Stadtlern 1 14 90+45 3 10 3 6 100 Klein+ Großstadler der Maierhof Maierhof 1 5 8 90+45 3 10 2 6 100 in Baumgarten Rudolfsperg der Hof 1 8 8 90+45 3 3 6 100 ? (Stelle unbek.)

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Höfe die nur den großen Zins zahlen

Hof- Silber Weize Rogge Hafer Schwein Bier größe - n n Mu zu Pf zu Pf Pfenni Me Me g Ermreichsperg daz gut 1 44 16 6 45+45 Emersberger, Zeisberg 7 ze Maierhoven daz gut 1 44 16 45+45 120 Moihofer, Maierhof 2 Zaehenperg 1 44 8 6 45+45 Groß-Zahberger, Gilgenberg 12 daz aigen auf der hub ½ 22 3 45 Huber, Revier 16 Reicholfstat daz lehen ½ 22 8 45 60 Kammerbauer, Revier 19 an dem lehen Eiten sun ½ 18 6 32,5 45 Eitllechner, Revier 12 daz lehen ze Raeut da ½ 22 8 45 40 avsitzet Gebhart Gebhartsreit, Nazl, Revier 13 da selben von einem 1 Mu 22,5 akcher ze Neuchum zwou hub ½ 22 8 45 60 geltend beid (2 Höfe) Nökamer, Revier 7 ze Neuchum zwou hub ½ 22 8 45 60 geltend beid (2 Höfe) Nökamer, Revier 7 daz der Pastuben deu ½ 22 8 3 45 Hub Pastuber an dem lehen Pernekaer ½ 22 8 32,5 60 Zechmeisterlehen, Hirschlinger, Revier 9 daz lehen daz dem ½ 22 8 60 Nidernhausen Hausbauer, Revier 4

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Hof- Sil- Weize Rogge Hafer Schwein Bier größe ber- n n Mu zu Pf zu Pf Pfenni Me Me g daz lehen ze Oberhaus ½ 1 Mu 1 Mu Oberhauser an dem Chirchweg daz ½ 33 12 45 90 lehen Kirchweger, Revier 1 daz Lehen datz den ½ 22 8 45 60 Staken Unterstockner da selben Seifrides lehen ½ 22 8 45 ? daz lehen in dem velde ½ 22 8 45 Fellnergut, Revier 24 an dem Lehen daz ½ 22 8 45 Gallen Gall, Revier 21 in der peunt datz Lehen ½ 22 8 45+ 60 Pointnergut, Rvier 23 22,5 ze Sevn daz lehen ½ 22 8 45 60 Senner, Revier 22 in dem Tal daz lehen, ½ 22 3 daz da pawet Pauswek und sein geselle Thaler ? Zeisberg 2 ze Reingrub daz gut ¼ 11 4 22,5 30 Zeisberg 2 datz der Pirchen daz gut ½ 22 8 45 60 Hopfersbach 5 da selben des gutes ½ 22 8 45 60 nahtgepawer (Nachbar) Piztl in Piret, Hopfersbach 6 daz gut ze Hopferspach ½ 22 8 3 45 Hön Hopfersbacher, Hopfersbach 1

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Hof- Sil- Weize Rogge Hafer Schwein Bier größe ber- n n Mu zu Pf zu Pf Pfenni Me Me g sein nahtgepawer ½ 22 8 3 45 60 (Nachbar) da selben Veitlgut ze Schiter zwai lehen 16 3 Schiederer ? Sterz Smelperg daz gut ½ 22 8 3 45 Schnellberg, Steindlgut da selben ze Smelnperg ¼ 11 32,5 78 ? Schnellberg Ober Losperg daz gut ½ 22 8 3 45 Lohnsberg Nider Losperg ½ 22 8 3 Maiergut, Lohnsberg 4 da selben sein ¼ 11 4 1,5 22,5 nahtgepawer (Nachbar) der Stainkirchaer Lohnsberg 11 ? da selben Seibotes lehen ½ 22 8 3 ? in Lohnsberg da selben dez gemainen ½ 22 8 3 Seibotz lehen ? in Lohnsberg da selben daz Stadelehen ? 22,5 ? in Lohnsberg ze Schiter daz gut ½ 22 3 45 Schiederer ? Sterz Chamerstet daz gut ½ 22 3 45 Kammerstätter, Dick 1 Dikhe daz gut ½ 22 8 3 45 Dicker, Dick 3 ze Hofstet daz gut ½ 22 3 Hofstettergut, Dick 4 da selben von einem G 12 akcher daz dem Ester daz lehen ¼ 11 4 45 30Pf Oberstockner ?

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Hof- Sil- Weize Rogge Hafer Schwein Bier größe ber- n n Mu zu Pf zu Pf Pfenni Me Me g daz aigen in der Awe ¼ 11 4 22,5 30Pf Auergut, Revier 18 da selben leit ein aigen, ¼ 11 4 haizzet Ek Ecker, Revier 20 Rudolfstal ¼ 11 4 1,5 22,5 Ruderstaller ? Zeidelperg daz lehen ¼ 11 4 22,5 30Pf Zeisberg 1 Smittal = ¼ 11 4 1,5 22,5 Schmiedstal39 Arnoldstat ¼ 11 4 1,5 22,5 Bitzl, Bitzlthal 2 da selben von einem G 40 akcher Ludelins lehen, daz da ¼ 2 Mu 22,5 haizzet an dem Lehen Ascherer, Hoisgassen 18 da selben ein Lehen, ¼ 11 4 1,5 22,5 haizzet Wolfart vor dem holtz Holzner, Maierhof 5 ze Hinterhausen daz gut ¼ 8 1 Hinterhauser, Maierhof 7 da selben Werner von G 30 einem lehen ? Maierhof daz gut vor dem holtz ¼ 11 1 Mu 1 32,5 ?

39 Schmiedstal , bei Zahberg. Wahrscheinlich übte hier in alter Zeit ein Schmied sein Handwerk aus. Die Schmiede gehörten unter den Unfreien (Nichtadeligen) zu den Privilegierten. Sie waren häufig Zeugen in Rechtsakten und sie waren in gewisser Weise herzogliche Amtsträger, da beim Ding (öffentliche gerichtliche Versammlung) der Grundherr die Bauern fragte, ob sie sich über den Schmid zu beklagen hätten. Dasselbe galt auch für die Müller und Förster.

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Hof- Sil- Weize Rogge Hafer Schwein Bier größe ber- n n Mu zu Pf zu Pf Pfenni Me Me g ze Futtal daz lehen G 90 Langer ? auf der Zeidelhub daz G 160 lehen Zeidelmeier, Zahlermeier, Revier 6 ze Rauhenperg daz gut G 120 Bauer zu Rauchberg da selben von einem ¼ 11 4 1,5 22,5 gütel daz aigen ze Leitten G 60 Leiten Gasornperg, sex vierteil, G 330 geltend alle Baumgarten, 6 Höfe ?, Haz ze Pfaeffenmos daz gut G 120 Pfaffelmoser, Hoisgassen Strazze G 30 Straßer, Lohnsberg 7 hinter Chalaun ein gut G 40 Leimkofer, Hinterklam 1 Weilenwis G 120 ? ze Chasten der hof ? 1 Mu 1 Kastenberger, Weidental ze Strangstat daz lehen40 ? 1 Mu 1 Schmid im Weidental 1 Pirchberg der hof ? 11 Mu 45 Bierberg 1, Mathiesgut

40 Anmerkung bei dieser Eintragung: Daz lehen leit (liegt) in dem Weiltol (= Weidental) obn und ist lang gewesen öd (verlassen). ______66 ______

Hof- Sil- Weize Rogge Hafer Schwein Bier größe ber- n n Mu zu Pf zu Pf Pfenni Me Me g daz gut ze Chalwaln ? 8 1 Mu 1 Kolwarer, Hoisgassen 16 sein nahtgepawer ze ? 1 Schopfen Schupfner ze Weilen der hof ? 3 Mu Weilner, Weidental ze Egneinsperg der hof ? 2 Mu 22,5 10 Käse 41 Engsberger, Weidental 7 Herliebstorf der hof ? 3 Mu 45 Höllersdorfer, Röhrn 6

Was hat sich zwischen 1240 und 1330 verändert ?

Das älteste Urbar nennt 30 Höfe, die wir mit großer Wahrscheinlichkeit unserer Gemeinde zurechnen können. Etwa ein Dutzend weiterer Hofstellen könnte von der Lage im Urbar her dazugehören. Es sind aber Namen, die später nicht mehr auftauchen und daher nicht zu lokalisieren sind. Aber dessen ungeachtet hat sich die Zahl der Hofstellen in den rund 90 Jahren, die zwischen den beiden Urbaren liegen, gewaltig vermehrt. Das Urbar von 1330 nennt 84 Höfe, die wir identifizieren können. Rechnet man im Schnitt 6 bis 8 Personen je Hof, ergibt das eine Einwohnerzahl für das Jahr 1330, von 500 bis 700 Personen.42 Die Einwohnerzahl hätte sich, seit 1240 fast verdreifacht, war also schneller gewachsen als je zuvor und danach. Das entspricht der Bevölkerungsexplosion im 13 Jahrhundert im gesamten Reich. Bis auf die Ruderstallgassen sind nun alle unsere heutigen Ortschaften entstanden.43

41 Dieser Hof gibt auch 10 Käse. Der Übersichlichkeit halber wurde die Spalte für Bier verwendet. 42 Im Urbar von 1581 sind 111 Hofstellen aufgeführt. Und Pillwein nennt für den Anfang des 19. Jahrhunderts 936 Einwohner. (Pillwein, S.206) 43 Es scheint, daß die Ruderstallgassen als durchgehend gerodete Tallandschaft noch nicht bestanden hat. Wahrscheinlich wurde von den Seitentälern Bitzlthal und Weidental aus die Rodung in die heutige Ruderstallgassen vorangetrieben. Die schlechteren Böden wurden hier erst später ärmeren Leuten zugeteilt. Die heutigen Sölden in der Ruderstallgassen sind im Urbar von 1581 noch nicht genannt. Die ersten Erwähnungen stammen aus den kirchlichen Verzeichnissen aus dem 17. Jahrhundert. ______67

Die Bauerngüter um 1240

Abbildung 28 Die lage der Bauerngüter nach dem Urbar von 1240

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Die Bauerngüter um 1330

Abbildung 29 Die Bauerngüter in Gilgenberg nach dem Urbar von 1330

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Eine größere Einwohnerzahl als 500 bis 700 Menschen war beim Stand der Produktion damals kaum zu ernähren. Die Ackerfläche war sicher kleiner als heute, weil es zahlreiche feuchte Stellen gegeben haben muß und auch die Waldstücke und Feldgehölze vermutlich zahlreicher und größer waren als heute. Die Ackerfläche beträgt heute rund 1000 ha. Aber selbst die heutige Fläche würde bei einem Hektarertrag von 500 bis 700 Kilogramm, nach Abzug von 30% für Aussaat und weiteren 30% für Abgaben an den Herzog, rund 1 kg Brotgetreide pro Person und Tag ergeben44. Das entspricht nicht dem Kalorienbedarf eines hart arbeitenden Erwachsenen. Bei dieser Rechnung sind andere Abgaben, wie der Zehnt an die Kirche noch nicht berücksichtigt. Andererseits waren auch Wiesen und Waldweiden vorhanden. Kühe, Ziegen , Schafe, Schweine- und Geflügelzucht und die Früchte des Hausgartens kamen als Ergänzung der Nahrung hinzu.

Der Zahlermeier Privilegien als Imker und eine schaurige Geschichte

1240 muß der "Zidelaere" zwei Eimer Honig liefern. 1330 zahlt er 160 Silberpfennig, was ungefähr zwei großen Schweinen entspricht. Eine verhält- nismäßig geringe Abgabe. Die Geldabgabe setzt voraus, daß der Imker seinen Honig verkauft, etwa direkt am Markt (in Burghausen?) oder an einen Händler. Vielleicht hängt das mit seiner privilegierten Stellung zusammen, die uns eine Randbemerkung bei seiner Eintragung verrät45:

"Hier hat Ott Schefman mit seinem Weib und seinen Kindern Lehensrechte von König Otto von Ungarn46, und ich habe hierzu zwei Schriftstücke mit Siegeln gesehen, die Simon der Lagerverwalter einst hatte, der sein Weib erschlug und als er flüchtig war, übertrug der König ihm (dem Schefman) die Zeidelhub mit allen innliegenden Rechten zu ewigem Lehen."

Der Zeidelhuber hatte somit die begehrte Erbpacht

44 30% des Ackerlandes liegen in der Dreifelderwirtschaft brach 45 Im Original in Lateinisch: In margine manu recentiori: hoc habet Ott Schefman, uxor et pueri sui feodali a rege Ottone Ungarie et vidi super eo duas ipsius literas cum sigillis, (quas) Symon apothekarius quondam habuit, qui occidit uxorem suam, et sic ipso profugo rex sibi contulit pro feodo perpetuo cum omni jure possidendo, videlicet zeidelhub. 46 Herzog Otto von Bayern war 1305 bis 1308 König von Ungarn ______70 ______

Der Moihofer müßte sich was erspart haben

Im Jahre 1240 gibt der "Mairhove" 45 Metzen Weizen, 16 Metzen Roggen, 2 Schweine und 1 Fuder Bier. 1330 gibt er 44 Metzen Weizen, 16 Metzen Roggen, 2 mittlere Schweine und zahlt für Bier 120 Silberpfennige. Die Abgaben haben sich 90 Jahre später kaum verändert. Die Naturalabgabe Bier wurde in eine Geldschuld umgewandelt. Die Produktionsmethoden wurden in dieser Zeit verbessert, daher müßte der große Hof, bei gleichen Abgaben, besser dastehen wie 1240. Das gilt für alle Höfe, deren Abgaben sich nicht wesentlich erhöht haben. Welchem Druck die Bauern widerstehen mußten, um die Menge der geforderten Abgaben konstant zu halten, wissen wir nicht. Die Mächtigen haben immer versucht die Abgaben zu erhöhen. Das Festhalten am Althergebrachten erwies sich für die Bauern des Mittelalters in den meisten Fällen als vorteilhaft.47 Hinzu kommt, daß die Bauern die Gewinner der damals herrschenden Geldentwertung waren. Mit dem Werden der Städte wuchs die Nachfrage nach bäuerlichen Produkten und damit deren Preise. Zur Deckung der gleich bleibenden Geldabgaben mußten die Bauern weniger Produkte verkaufen.

Der Hopfersbacher ist Zeuge bei einem Menschenhandel - Das älteste Zeugnis aus Gilgenberg vom Jahre 1180

Hopfersbach ist um 1240 einer der großen Höfe. 1330 gehört "daz Gut ze Hopferspach" zu den halben Höfen. Wahrscheinlich ist der Besitz geteilt worden. In der Ortschaft Hopfersbach sind nun vier Güter genannt (siehe Tabelle). Der Hopfersbacher war ein angesehener Mann, denn 1180 ist ein Chunrad de Hopfersbach Zeuge einer damals üblichen Übergabe Leibeigener zu 5 Pfennigen Kopfzins an das Kloster Ranshofen:

"Allen Gläubigen in Christus sei bekanntgegeben, daß Sighard von Schieder und drei seiner Geschwister, Diemut, Mathild und Adelbert, sechs Leibeigene zum jährlichen Kopfzins von 5 Silberpfennigen an den Altar des Hl. Pancratius von Ranshofen entlassen. Wenn sie drei Jahre lang den Kopfzins nicht bezahlen und auch im vierten Jahr nicht begleichen, werden sie Leibeigene der Kirche. Zeugen sind Pilgrim von Plasenberg, Dietrich Salzman, Dietrich von Neukirchen, Chunrad von Hopferspach, Pilgrim von Schonenberg und andere."48

47 Wenn Jahrhunderte alte Erfahrungen den "Charakter" eines Standes prägen, sollte das nicht verwundern. 48 Urbarbuch, Band I, S. 233. Die Urkunde selbst ist nach der Aufhebung des Klosters Ranshofen im Jahre 1811 verschollen. Ein halbes Jahrhundert zuvor hatten die Herausgeber der Monumenta Boica ______71

Hofteilungen

Hofteilungen nach der sogenannten Anerbensitte (Aufteilung unter die Nachkommen) sind nicht die Regel, kommen aber vor. Im Urbar von 1240 werden in Lohnsberg zwei Hofstellen genannt. Der eine ist ein halber Hof, der andere ist ein einundeinviertel Hof. Im folgenden Urbar ist der große Hof nicht mehr aufgeführt. Statt dessen sind in Lohnsberg 6 Hofstellen genannt. Hofteilungen fanden aber nicht häufig statt und nach 1330 wohl kaum noch. Erstens hat sich die Anzahl der Hofstellen bis 1581, dem nächsten uns erhaltenen Verzeichnis, nicht bedeutend erhöht und zweitens ist die Zahl der Hofstellen bereits um 1330 so groß, daß eine weitere Teilung nicht mehr zu tragfähigen Hofstellen geführt hätte, bei der damaligen Produktivität.

1330 sind ein Fünftel der Hofstellen große Höfe, zwei Fünftel sind halbe Höfe (im Urbar von 1330 Huben genannt), ein weiteres Fünftel sind Viertelhöfe und kleiner und ein Fünftel der Höfe zahlt Geld und keine Naturalien mehr. Zahl und Größe der Höfe 1240 u. 1330

90 Höfe 80 16 70 halbe Höfe 60 35 50 viertel Höfe 40 30 6 Geldabgaben Zahl der Höfe der Zahl 17 20 7 10 10 13 Größe nicht 5 8 0 ersichtlich 1240 1330

Die Abgaben in diesen 90 Jahren sind erstaunlich konstant geblieben, vorausgesetzt die Maße galten noch dasselbe. Weizen, Roggen und Hafer sind auch 1330 noch die Hauptabgaben. Daneben wird nun Vastmuz, eine Mischung von Gerste und Hafer verlangt. Die Schweine werden genauer bestimmt, nach vier verschiedenen Kategorien. Bier wird nicht mehr als Naturalie geliefert, die Verpflichtung wurde wie bei Honig in eine Geldabgabe umgewandelt. Auch andere

(Sammlung der historischen Dokumente Bayerns) glücklicherweise von 184 Urkunden des Klosters Abschriften angefertigt. ______72 ______

Höfe, zum Beispiel der Pfaffelmoser, oder der Bauer zu Rauchberg, waren nur Geld schuldig. Das könnte ein Hinweis sein, daß auch diese Höfe ein besonderes Handwerk ausübten.

Die Tiere wurden lebendig geliefert. Eier wurden in Kalkwasser konserviert. Die Abgabe von Gänsen49 spricht dafür, daß es in unserer Gegend wesentlich feuchter war als heute. In Rodungsgebieten sinkt der Grundwasserspiegel im Allgemeinen im Laufe der Zeit. Sicherlich beherrschten die Menschen damals das Brunnenbauen. Aber es ist schwer vorstellbar, daß ein unfreier Pächter mit den damaligen Werkzeugen und Baumaterialien eine Brunnengrabung, womöglich durch Fels und Konglomerat, von 60 bis 70 Meter Tiefe, das heutige Grundwasserniveau, in Angriff genommen hätte. Entweder waren noch oberirdische Fließgewässer vorhanden, oder Grundwasseradern waren damals in geringerer Tiefe zu finden. Wir wissen es nicht, aber gewiß war es feuchter, dafür sprechen nicht nur die Gänse, sondern auch die Ortsnamen, die auf "Moos" und "Au" lauten. 50 10. Helmbrecht

Im 13. Jahrhundert tobte ein Kampf zwischen Kaiser und Papst. Die Macht des Kaisers war dramatisch geschwächt. In dieser "kaiserlosen" Zeit versuchten Fürsten, Bischöfe, Herzöge, Grafen, Äbte und Ritter ihre Hausmacht auf Kosten des jeweils anderen zu vermehren. Ein Teil der Ritter war verarmt und verlegte sich "hauptberuflich" auf´s Rauben (Raubritter).In diesem Poker um Macht und Einfluß wechselten die Spieler die Seiten ebenso schnell, wie sich die Grenzen ihrer Besitzungen verschoben. Die Kämpfe und Kriege wurden auf dem Rücken der Bauern ausgetragen. Ritterheere und Räuberbanden verwüsteten, wo immer sie hinkamen, Dörfer, Felder und Höfe. Vor diesem Hintergrund sind sowohl die Erzählung des Meier-Helmbrecht zu sehen, wie auch die historisch belegten Ereignisse, die sich damals in unserer engeren Heimat abspielten.

49 In den Urbaren ist von "Gens" die Rede. Enten werden nicht genannt. Vermutlich waren die "Gens" beides. 50 Hinweise auf die Wasserversorgung finden sich im Urbar von 1581: Von Wolfgang zu Helbmstorf heißt es, daß er am Ganserberg und Brunfeld Felder besitzt, die seien moosgallig und brunnäderig. Als Besonderheit wird erwähnt, daß Wolf zu Niderlohnsberg einen eigenen Brunnen hat. Die Felder von Georg Staindl zu Schnellberg "sein höhlich durchläufig Wassergründ". An mehreren Stellen wird berichtet, daß Felder von der "Güssen" ertränkt werden. Franz Berger schreibt: " Der Flurname Gansfeld bezeichnet das Gebiet von Dietmarstal am Weilhart bis Schieder an der östlichen Gemeindegrenze. Für die Gänsezucht war auch genügend Sumpfboden vorhanden, wie die Namen Päffermoos (Ortschaft Hub), Tränkfeld (Röhrn) und Seewiesen bei Hopfersbach-Spielberg zeigen. Vielleicht weist auch der Name Gallen (Revier 21)...auf eine sumpfige Stelle hin." Berger, S. 10 ______73

Eine historische Begebenheit

Im Mai des Jahres 1242, in der Nacht zum Fest des hl. Urban, kamen 80 bewaffnete Männer aus der passauisch-bischöflichen Stadt Obernberg und überfielen das Stift Ranshofen, plünderten es aus und steckten es in Brand. Die gesamte Klosteranlage wurde ein Raub der Flammen. Diese Begebenheit ist zweimal überliefert. In der Weihechronik des Stiftes Ranshofen und in den Analen des Klosters Mattsee. Der Wiederaufbau der Gebäude muß Jahre gedauert haben.

Der Bayernherzog Otto war 1241 zur kaiserlichen Seite übergewechselt. Der Bischof Rudiger von Passau war ebenfalls Parteigänger des Kaisers. Daher dürfte die Tat nicht vom ihm angestiftet worden sein. Als Anstifter kämen die bischöfli- chen Verwalter und Brüder Heinrich und Ortolf von Waldeck in Frage. Die beiden Ritter hatten sich das bischöfliche Obernberg angeeignet. Von Obernberg aus unternahmen sie Plünderungen in der Umgebung. Einem dieser Raubzüge dürfte das Stift Ranshofen zum Opfer gefallen sein (vgl. Schopf, S. 162). Der Bischof versuchte erst mit eigenen Mitteln die Abtrünnigen zu besiegen, als ihm das nicht gelang bat er den Herzog von Österreich, den Babenberger Friedrich II., Obernberg für ihn zurückzuerobern. Das tat der Österreicher auch, gab die Burg Obernberg aber nicht mehr her.

Die Bischöfe von Regensburg, Salzburg und Freising waren, nach dem Seitenwechsel des Bayernherzogs, ihrerseits zur päpstlichen Seite übergewechselt, bis auf besagten Bischof Rudiger von Passau. Der vom Papst eingesetzte Gesandte Albert Behaim bekämpfte daher den Passauer Bischof. Es gelang dem Gesandten im Jahre 1249 den Bischof Rudiger abzusetzen und statt seiner Bertold von Sig- maringen einzusetzen, den Bruder des Regensburger Bischofs. Kaum war dieser im Amt, begann er den Kampf gegen den kaisertreuen Bayernherzog. Das Weilhartgebiet war damals ein Zentrum des Bayernherzogs. Im November 1250 fielen Leute des neuen Passauer Bischofs unter Führung eines weiteren Bruders, nämlich des Grafen Gebhard von Sigmaringen, in das Weilhartgebiet ein, verwüsteten die Gegend und führten rund 1500 Stück Vieh weg.

Das war der Viehbestand von schätzungsweise 200 bis 400 Bauernhöfen, eine Katastrophe für die Gegend, die eine Hungersnot auslösen mußte. Aber noch war das Weilhartvolk nicht verloren. Die Ritter Alram von Uttendorf, Ortolf von Wald und Heinrich von Rohr riefen ihre Leute zusammen. Die Schar sammelte sich bei der Kirche in Neukirchen an der Enknach und setzte den Viehdieben nach. Als diese die Ach bei Altheim durchquert hatten, wurden sie von den Rittern überrascht und überwältigt. Der Anführer, Graf Gebhard von Sigmaringen, der Bruder des Bischofs von Passau, wurde gefangengenommen und mit ihm Wilhelm von

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Prambach und einige andere. Die Gefangenen wurden nach Burghausen gebracht und auf der Burg eingekerkert. Wie sie verurteilt wurden wissen wir nicht. Da der Richter von Burghausen ein Mann des Bayernherzogs war, wird er wenig Federlesen gemacht haben. Auf Diebstahl stand die Todestrafe, ebenso wie auf Mord und Vergewaltigung.

Abbildung 30. Räuberischer Überfall. Rechts treiben Bewaffnete Kühe fort. Im brennenden Kirchlein schaut einer aus dem Fenster. Links unten bemühen sich zwei Frauen um die Brandwunden eines Alten. Links oben treiben die Räuber mit Raubgut bepackte Pferde fort. Vergegenwärtigen wir uns was damals passierte. Die Quellen berichten uns, die Passauer hätten 1500 Stück Vieh weggetrieben und die Gegend verwüstet. Auch wenn die Zahl übertrieben wäre, die meisten Bauernställe am Weilhart waren ausgeräumt worden. Wie mag das vor sich gegangen sein? Sie hatten ausdrücklich den Auftrag die Gegend zu verwüsten um die Existenzbasis des Gegners zu ver- nichten. Die Existenzbasis der adeligen Herren waren die Bauern. Es gab kein Erbarmen im gegnerischen Land. Kleine Trupps von Bewaffneten brachen in die Bauernhöfe ein, vergewaltigen die Frauen, erschlugen die Männer, trieben das Vieh aus dem Stall und legten Feuer. Ein geordneter Feldzug war das nicht. Für die Einheimischen waren das Räuberbanden.

Die Ballade vom Meier-Helmbrecht entsteht zwischen 1250 und 1290, eher später als früher. Die in der Ballade geschilderten Räubereien entsprechen dieser Zeit. Auch die überraschende Gefangennahme der Räuber erinnert an die Ballade. Und wäre es so überraschend wenn junge Leute aus der Gegend, in dieser verwirrten Zeit, sich den Räuberbanden angeschlossen hätten? Und wären nicht die Eltern dieser jungen Frevler fassungslos gewesen? Der dichterische Stoff aus dem die Ballade gewoben ist, lag damals hier in der Luft. Das ist kein Beweis für die historische Wahrheit der Geschichte vom Meier Helmbrecht, aber es erhöht die

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Wahrscheinlichkeit, daß sie hier spielen könnte. Vielleicht kannte der Dichter den Helmbrecht-Hof und machte ihn dichterisch zum Meier-Helmbrechthof. Denn der Fall des Sohnes aus begütertem Hause ist tief und je tiefer der Fall desto höher ist die Dramatik. Vieles spricht dafür, daß der junge Helmbrecht hier in unserer Gegend sein Unwesen trieb, leibhaftig oder zumindest als Romanfigur. Der Dichter Werher der Gartenäre war sicher kein Chorherr aus Ranshofen, wie verschiedentlich angenommen wurde.51 Wahrscheinlich, war er ein fahrender Sänger aus niederem Adel. Er kannte die damalige höfische Literatur aufs Beste und trug seine Ballade einem adeligen Publikum vor, das sich köstlich amüsiert haben muß über die schockierenden Versuche des jungen Helmbrecht einer der ihren zu werden.

Hat es den Meier Helmbrechtshof gegeben ? Das Urbar von 1240, nennt den Helenbreht (Helmbrecht), der eine Viertel Hube ist, also ein kleiner Hof. Ein Meierhof war ursprünglich ein Privathof des Grundherrn, der von einem Verwalter, dem Meier, bestellt wurde. Diese Meierhöfe waren in der Regel besonders große Höfe. Der Name Meier-Hof hielt sich, auch wenn der Meier inzwischen den Hof in Eigenregie bewirtschaftete und zum Zinspflichtigen geworden war. "Meier" wurde zur Bezeichnung für einen besonders großen Hof. Das Urbar von 1330 nennt einen "Helmprechtz hof" und der zählt zu den großen Höfen. Dieser Hof taucht auch in späteren Verzeichnissen auf. Also gab es einen Helmbrechthof damals in Gilgenberg. Aber einen Meier-Helmbrechthof hat es, nach den Verzeichnissen, nicht gegeben.

Abbildung 31. Der einst sehr schöne, alte Hadl-Hof kurz vor dem Abriß. Auch an dieser Stelle könnte der mittelalterliche Helmbrechthof gestanden haben

51 "Ich geb auch einem Pfaffen nur, was sein bares Recht", sagt der alte Meier Helmbrecht in Strophe 780. Worte, die ein Chorherr wohl nicht geschrieben hätte. ______76 ______

Nachwort und die Hügelgräber beim Gänsfuß ? vor 2500 Jahren - was war da eigentlich ?

Der Weilhart war um das Jahr Tausend nach Christus viel größer als heute. Wir finden sowohl in alten Urkunden, wie in den Ortsnamen Hinweise, daß der Weilhart bis Handenberg und Neukirchen reichte.

Abbildung 32. Nachbildungen von Fundgegenständen aus den Hügelgräbern. Eine Pferdetrense, eine Fibel, mit der Kleider zusammengehalten wurden und ein Dolch.

Beim Gänsfuß wurden hallstattzeitli- che Gräber gefunden, die in die Zeit zwischen 800 und 600 v.Chr. datiert werden. Mitten im Wald ? Die Bestat- tungsplätze der "Hallstattleute" waren nicht weit entfernt von ihren Siedlun- gen. Das wissen wir von anderen Ausgrabungsplätzen. Also gab es in der Nähe vom Gänsfuß eine Siedlung. Diese Menschen waren Viehzüchter und Ackerbauern. Wo waren die Felder und die Äcker? Wo später der Weilhart gerodet wurde? Fragen über Fragen und die Wahrheit ist wieder einmal viel komplizierter. Wer waren diese Menschen ? Die Kommen-und-Gehen-Geschichtsauffassung: erst kamen die Illyrer52, dann kamen die Kelten, dann kamen die Römer, usw..., wird von der neueren Forschung aufgrund von Bodenfunden und Quellenstudien nicht mehr geteilt. Das bodenständige, das "einheimische" Element darf nicht unterschätzt werden. Die Eroberer waren oft nur eine zahlenmäßige Minderheit, die mit den "Einheimischen" verschmolzen. Wer weiß, wieviel Blut der Hallstattleute in den Innviertlern, oder in den Österreichern, fließt. Jedenfalls ist mit den herzoglichen Urbaren aus dem 13. Und 14. Jahrhundert die Geschichte Gilgenbergs noch lange nicht erschlossen und die Geschichtsschreibung über Gilgenberg sollte mit dieser kleinen Schrift beileibe nicht beendet sein. Vielleicht kann sie interessierte Gemeindebürgerinnen und - bürger dazu anregen, einen kleinen Arbeitskreis zu gründen um die hier begonnene Arbeit fortzuführen.

52 Die "Illyrer" geistern in heimatkundlichen Chroniken immer noch durch die historische Landschaft, obwohl die Fachwissenschaft diese These schon seit Jahrzehnten verworfen hat. ______77

Danksagung Mein Dank gilt im Besonderen den Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs Burghausen Frau Ulla Kendlinger, Frau Annegret Weinzierl und Frau Angelika Schuder, die mir mit ihrem fachkundigen Rat den Einstieg in das kleine Projekt sehr erleichtert haben, Herrn Dr. Hubert Schopf vom Salzburger Landesarchiv, der geduldig und liebenswürdig meine oft laienhaften Fragen beantwortet hat und Herrn Reinhard Russinger für die elektronische Betreuung des Projektes. Die Augen geöffnet für die historischen "Geheimnisse" des Weilhart, hat mir mein im Jahre 1993 verstorbener Freund, Felix Hirschlinger.

Gilgenberg im Juli 1997 Berndt Bleckmann Literatur (Übersetzungen aus dem Lateinischen und dem Mittelhochdeutschen vom Verfasser)

- Abel Wilhelm, Geschichte der deutschen Landwirtschaft vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahr hundert, Stuttgart 1967 - Berger Franz, Rieder Heimatkunde, Bilder aus der Heimat, 5. Teil, Ried 1935 - Brunner Karl in: Die Bajuwaren, Von Severin bis Tassilo 488 - 788, München u. Salz burg 1988 - Burghauser Geschichtsblätter, Folge 28, Burghausen 1960 - Dollinger Philippe, Der Bayerische Bauernstand vom 9. Bis zum 13. Jahrhundert, Hgb. Franz Irsig ler, München 1982 - Fuhrmann Horst, Deutsche Geschichte im hohen Mittelalter, Göttingen 1978 - Haberl Alois, Braunauer Heimatkunde, Heft 3 - Hiereth Sebastian, Die bayerische Gerichts- und Verwaltungsorganisation vom 13. Bis 19. Jahrhun dert, München 1950 - Lomnitzer Helmut, Hgb., Neidhart von Reuental, Lieder, Reclam, Stuttgart 1993 - Pfennigmann Josef, Burghauser Geschichtsblätter, 47. Folge, Burghausen 1992 - Pillwein Benedikt, Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogtums Österreich ob der Enns und des Herzogtums Salzburg, Vierter Theil: Der Innkreis, Linz 1843 - Werner Rösener, Bauern im Mittelalter, München 1991 - Sachsenspiegel, Landrecht und Lehnrecht, Hgb. Friedrich Ebel, Reclam, Stuttgart 1993 - Schiffmann Konrad, Die mittelalterlichen Stiftsurbare, Band I, Das Land ob der Enns, Münche 1922 - Schopf Hubert, Die Geschichte des Augustiner Chorherrenstiftes Ranshofen am Inn im Mittelalter (1125 - 1426), Unveröffentlichte Dissertation, Universität Innsbruck 1985 - Spamers Illustrierte Weltgeschichte, Band IV, Leipzig 1897 - Strnad Julius, Innviertel und Mondseeland, o.J. - Tschirch Fritz, Werner der Gärtner - Helmbrecht, Reclam, Stuttgart 1978 - Verdenhalven Fritz, Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet, Neustadt an der Aisch 1968 - Wand Norbert, Das Dorf in der Salierzeit, Sigmaringen 1991 - Stefan Weinfurter, Die Kanonikerreform des 11. Und 12. Jahrhunderts, in: 900 Jahre Stift Reichers

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berg, Linz 1988 Die Quellen Die Urbare (Besitzstandsverzeichnisse) Das älteste bayrisch-herzogliche Urbar wurde zwischen 1228 und 1240 angefertigt. Es wird als Urbarium antiquissimum bezeichnet. Die ehemalige Grafschaft Burghausen ist hier bereits geteilt in das Amt Ötting und das Amt Burghausen. Auffallend ist, daß das Einzugsgebiet von Burghausen ganz und gar rechts der Salzach gelegen ist, also im heute oberösterreichischen Gebiet. Das zeitlich nächst folgende Urbar unseres Gebietes ist zwischen 1323 und 1339 entstanden, also um 1330. Es wird als Salbuch Nr. 7 im Bayer. Hauptstaatsarchiv geführt und gilt als Salbuch Herzog Heinrich des Älteren. Der Heimatforscher und spätere Landesschulrat von Oberösterreich, Franz Berger, gibt das Jahr 1313 als Entstehungszeit an. Es handelt sich jedenfalls um das Urbar, das als "Urbarium ducatus Baiuvariae inferioris" (Urbar des Herzogtums Niederbayern) betitelt ist.

- Salbuch Nr.1, Kurbayern äußeres Archiv Nr.: 4734, Bayer.Hauptstaatsarchiv München. Entspricht: Monumenta Boica, Bd XXXVI/I, Urbarium antiquissimum - Salbuch Nr. 7, Kurbayern äußeres Archiv Nr.: 4740, Bayer.Hauptstaatsarchiv München. Entspricht: Monumenta Boica, Bd XXXVI/II, Urbarium ducatus Baiuvariae inferioris = niederbayrisch- herzogliches Urbar - Urbarbuch des landesfürstlichen Kastenamtes für den Kasten Ober- und Niederweilhart von 1581, herausgegeben von H.C.Faussner u. A.v.Grote, Hildesheim 1983 - Augustiner-Chorherrenstift Ranshofen, Urbar von 1278 (in K. Schiffmann...) - Die Urkunden der Zisterzienserabtei Raithenhaslach, in: Quellen + Erörterungen zur bayrischen Geschichte, Bd 17. Besitzverzeichnis 1334 in: Erzbistum Salzburg 1, Die Zisterzienserabtei Raithenhaslach. Bearbeitet von Edgar Krausen, Berlin 1977. Max Planck Ges. für Geschichte - Josefinisches Lagebuch entstanden 1780 bis 1790. Katastralgemeinden Mairhof Hs Nr. 205, Gilgenberg Hs Nr. 100, Ruderstallgassen Hs Nr.290 (Oö Landesarchiv Linz) - Franziscäischer Kataster 1829 (Oö Landesarchiv Linz) - Hofbuchhaltungsblätter, Bayer. Hauptstaatsarchiv München unter: Hofanlagsbuchhaltung, Box Nr: 157, Kurbayrische Hofkammer, Innviertler Gerichte, Güterkonscription, Rentamt Burghausen, Pfleggericht Braunau 1749 - Österreichische Weistümer, Bd XV

Verzeichnis der Abbildungen (Fotos und Abbildungen, wo nicht anders angegeben, vom Verfasser. Abbildungen 3, 4, 8, 23, 26 mit freundlicher Genehmigung des Hauptstaatsarchivs München)

Titelbild: Drei Bauern, Kupferstich von Albrecht Dürer (1471 - 1528), Bildarchiv Preuß. Kulturbesitz, Berlin Abbildung 1. Die Katastralgemeinden Gilgenberg und Mairhof im Josefinischen Lagebuch, Landes archiv Linz ...... 5 Abbildung 2. Das bayerische Stammesgebiet um das Jahr 788 8 Abbildung 3. Papst Cölestin III. 1195, Inseriert in Urkunde 1262 III/18, Erzbischof Ulrich Salzburg, Martin Reg. Salzburg 1 Nr.379, Hauptstaatsarchiv München...... 10 Abbildung 4. Ausschnitt aus der Urkunde mit dem Schriftzug "capella in monte S. egidii", dem lateinischen Namen für Gilgenberg...... 10

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Abbildung 5. Die Grafschaft Burghausen um das Jahr 1000, nach F. Tyroller, in Burghauser Geschichtsblätter Nr. 28, 1960 ...... 12 Abbildung 6. "Closter Ranshofen", Kupferstich von Michael Wening, 1721; OÖ Landesmuseum Linz. (Kat.Nr.4.50)...... 13 Abbildung 7 Teufel, Zeichnung 12. Jhdt...... 15 Abbildung 8. Das älteste erhaltene Schriftstück aus Gilgenberg, Klosterurkunde Ranshofen Nr. 79, Hauptstaatsarchiv München ...... 20 Abbildung 9. Die drei Stände. Holzschnitt aus Lichtenbergers "Prognosticatio" Jacob Meydenbach, Mainz...... 21 Abbildung 10 Ein Ritter, nach Biolett le Duc, in: Spamers, a.a.O., S.245...... 22 Abbildung 11. Bauern, Kupferstich von A..Dürer 1512...... 27 Abbildung 12. Vor dem Richter. 15 Jhdt, in : Spamers, a.a.O.S. 766...... 31 Abbildung 13. Schweine, Zeinung von Martin Schongauer (1430- 1491), Musee1d´Unterlinden, Colmar, Inv. Nr. 762...... 35 Abbildung 14. Ein Rinderkauf um 1500, Holzschnitt von Hans L. Schäufelein, Staatl. Graph. Sammlung München (Nr.14632) ...... 36 Abbildung 15. Körpergröße deutscher Männer, Maße nach M. Kunter in: Wand, S. 56 ...... 38 Abbildung 16. Männer und Frauen bei der Getreideernte. Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert,Bildarchiv Preuß. Kulturbesitz...... 39 Abbildung 17. Ochsenbespannter Beetpflug, Malerei 12. Jhdt, Brit. Museum, London, Cotton Hss., Tib. B V, fol. 4...... 40 Abbildung 18. Dörfliches Mahl. Kupferstich von Daniel Hofer um 1500...... 42 Abbildung 19. Die Kuchl des Mondseer Rauchhauses aus dem 15. Jhdt...... 43 Abbildung 20. Die Stube des Mondseer Rauchhauses...... 44 Abbildung 21 Eines der letzten Gilgenberger Bauernhäuser in Blockbauweise. Zeisberg 1...45 Abbildung 22. Gilgenberg nach dem Franziscäischen Kataster von 1829, LA Linz ...... 46 Abbildung 23. Seite aus dem Urbar von 1240, Salbuch Nr.1, Kurbayern äußeres Archiv Nr. 4734, Hauptstaaatsarchiv München...... 47 Abbildung 24 . Das alte Zechmeisterlehen...... 53 Abbildung 25. Bauern, Holzschnitt, Augsburg 1479...... 54 Abbildung 26. Seite aus dem Urbar von 1330, Salbuch Nr. 7, Kurbayern äußeres Archiv Nr. 4734, Hauptstaaatsarchiv München ...... 57 Abbildung 27 Eine Seite aus dem Urbar von 1330 ...... 58 Abbildung 28 Die Bauerngüter um 1240...... 66 Abbildung 29 Die Bauerngüter um 1330...... 67 Abbildung 30. Räuberischer Überfall, Hans Schäufelein, Hiob im Unglück, um 1530 Staatl. Graph. Sammlung München, Inv.Nr. 15932...... 73 Abbildung 31. Der alte Hadl-Hof kurz vor dem Abriß, Foto: Danninger...... 75 Abbildung 32. Nachbildungen von Fundgegenständen aus den Hügelgräbern. Originale im OÖ Landesmuseum in Linz...... 76

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