Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Gute Beispiele der Städtebauförderung in Hessen

Fritzlar: Ein Dach über dem Kopf –

Die Neugestaltung des Marktplatzes

Förderprogramm Aktive Kernbereiche in Hessen Der Marktplatz einer Stadt ist öffentlicher Treffpunkt und Aushängeschild zugleich. Hier fi nden über das Jahr hinweg in den allermeisten Fällen die großen und kleinen Veranstaltungen und Festlichkeiten statt. Gerade an den öffentlichen Raum „Marktplatz“ werden besondere Anfor- derungen gestellt: Zum einen soll der Platz zum Verweilen einladen. Dafür braucht es ein ansprechendes Stadtmobiliar. Dieses wiederum ist häufi g „im Weg“, wenn der Wochenmarkt abgehalten oder ein Fest durchgeführt werden soll. Ansässige Einzelhändler und Gastromen möchten gern den öf- fentlichen Bereich vor ihrem Laden oder ihrem Restaurant nutzen. Auch hier birgt die Chance eines belebten städtischen Mittelpunktes gleichsam das Risiko eines gestalterischen „Durcheinanders“. Gerade vor einer historischen Kulisse, wie man sie in Fritzlar vorfi ndet, müs- sen Gestaltungeelemente mit Bedacht ausgewählt und Umgestaltungen behutsam durchgeführt werden, um den Charakter der historischen und denkmlageschützten Kulisse zu bewahren. In Fritzlar ist es gelungen, den Marktplatz so umzugestalten, dass er den an ihn gestellten Anforderungen gerecht wird. Der Marktplatz kann vielseitig genutzt werden und ist mehr denn je das Herz der Fritzlarer Innenstadt!

Fritzlar

Ein Dach über dem Kopf – Die Neugestaltung des Marktplatzes

Der Marktplatz in Fritzlar inszeniert die eindrucksvolle geschlossene historische Bausubstanz, fungiert auf‐ grund seiner zentralen Lage als „Verteiler“ der fußläu‐ figen Aktivitäten und schafft ein stimmungsvolles Am‐ biente für Einzelhandel und Gastronomie.

Er ist Bühne der Stadt Fritzlar: Hier hat nicht nur der Wochenmarkt seinen festen Standort, sondern hier finden das ganze Jahr über Feste und Veranstaltungen statt. Der Marktplatz ist somit – nicht nur stadträum‐ lich gesehen – der Mittelpunkt des städtischen Lebens.

Im Rahmen des Förderprogramms wurde der Markt‐ platz neu gestaltet und nun kann er seiner zentralen Rolle aus räumlicher und funktionaler Sicht besser ge‐ recht werden. Bauliche Defizite wurden beseitigt, eine nutzungsoffene und flexible Ausstattung, die die unter‐ schiedlichen Nutzungsbedürfnisse berücksichtigt, wur‐ de verwirklicht.

Die Einwohner der kleinen Stadt im ‐ Kreis identifizieren sich mit ihrem Kernbereich und nehmen ihn als Mittelpunkt des gemeinsamen städti‐ schen Lebens und als öffentlichen Treffpunkt an.

xxx „Volles Haus“: Fritzlar ist einer von drei Standorten der KAG Wirt‐ Der Marktplatz in Fritzlar als Ort des öffentlichen schaftsregion Mittleres . Lebens wird vielfach genutzt: Außengastronomie Weitere Kooperationsmitglieder sind die beiden Kom‐ munen und Edertal. und Marktstände laden an Markttagen zum Verwei‐ Die Interkommunale Kooperation wird seit 2008 aus len ein. Mehr Belebung geht nicht! dem Förderprogramm Aktive Kernbereiche in Hessen (Foto: Stadt Fritzlar) gefördert.

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Umfassende Umgestaltung mit den Bürgern „Ab in die Mitte!“ stellt den Marktplatz ins Rampenlicht Der Marktplatz ist Teil der historischen Altstadt Fritz‐ lars und sowohl als Stadtraum wie auch aufgrund Die drei Kommunen der Interkommunalen Koopera‐ seiner gut erhaltenen mittelalterlichen Randbebau‐ tion ziehen nicht nur im Förderprogramm „Aktive ung von kulturhistorischer Bedeutung. Durch die hohe Kernbereiche in Hessen“ an einem Strang: Auch eine 3 bis 4 ½ geschossige Randbebauung wird die schma‐ gemeinsame Bewerbung der drei Standorte im Rah‐ le, lange Platzform betont. men des Wettbewerbs der Landesinitiative „Ab in die Mitte!“ wurde durch deren Jury ausgezeichnet. Als zentraler Treffpunkt und Veranstaltungsraum zeig‐ Unter dem Motto „Rendezvous zu Dritt“ haben die te der Marktplatz vor seiner Umgestaltung zahlreiche drei Kommunen die Förderprojekte im Rahmen ihrer Defizite: „Ab in die Mitte!‐Aktionen“ in Szene gesetzt. So wur‐ den die baulichen Maßnahmen durch öffentliche Ak‐  Der Platz weist im westlichen Bereich ein tionen für unterschiedliche Ziel‐ und Altersgruppen starkes Gefälle von bis zu 8% auf: insbesonde‐ begleitet. re im Herbst und Winter erwies sich das dort verlegte Pflaster an einigen Stellen als rut‐ In Fritzlar wurde der neue Marktplatz durch die unter‐ schig. schiedlichen Ab in die Mitte!‐Aktionen „eingeweiht“:

 Die ca. 30 m lange Mauer an der Südostseite  Gemeinsam mit seinen Amtskollegen der inter‐ des Platzes stellte eine Barriere für die dahin‐ kommunalen Kooperation übergab Bürgermeis‐ ter liegenden Geschäftsnutzungen dar. ter Hartmut Spogat anlässlich einer Feierstunde den neugestalteten Marktplatz der Öffentlich‐  Aufenthalts‐ und Sitzmöglichkeiten im öffent‐ keit. lichen Bereich waren nicht ausreichend vor‐ handen.  Schüler der Ursulinenschule haben Anwohner und (ehemalige) Geschäftsleute am Marktplatz  Die Bühne im Ostteil des Platzes wirkte im Zu‐ interviewt. Aus dem Material ist in Zusammen‐ sammenspiel mit dem hochwertigen Pflaster arbeit mit dem Stadtmarketing und dem Stadt‐ und den Fassadendetails gestalterisch wie ein archiv der Film „Erzähl mal – Geschichten vom Fremdkörper, funktional war die Bühne für Fritzlarer Marktplatz“ und somit ein Stück le‐ andere, alltagstaugliche Aktivitäten nicht bendige Geschichte des Marktplatzes entstan‐ nutzbar. den.

Gemeinsam mit der Lokalen Partnerschaft und der  Der Wochenmarkt zur Marktplatzeröffnung Arbeitsgruppe Marktplatz wurden die einzelnen wurde zum „Lebendigen Wochenmarkt“ mit vie‐ Maßnahmen der Umgestaltung in mehreren öffentli‐ len Mitmach‐ und Rabattaktionen. Begleitet chen Sitzungen beraten und abgestimmt. Auf Grund‐ wurde die Markteröffnung durch eine Themen‐ lage der gemeinsam getroffenen Festlegungen wurde führung des Stadtarchivs zum „Leben am ein Planungsbüro mit der Erstellung einer Entwurfs‐ Marktplatz“. planung beauftragt.  Ein Malwettbewerb für Kinder unter dem Motto Der Entwurf wurde durch einen weiteren Beschluss „So sehe ich den Marktplatz“ wurde durchge‐ der Lokalen Partnerschaft in einer öffentlichen Sit‐ führt und die Beiträge als Kalender veröffent‐ zung legitimiert. So ist die heutige Gestaltung des licht. Platzes Ergebnis eines intensiven Partizipationspro‐ Viele weitere Aktionen setzten den „neuen“ Marktplatz zesses. Das schafft eine hohe Akzeptanz und Identifi‐ direkt im Anschluss an seine Fertigstellung nach einer kation. einjährigen Bauzeit in Szene.

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Die Umgestaltungsmaßnahmen Vorher Nachher

Ziel der Maßnahmen war es, den Marktplatz so um‐ zugestalten, dass er seine Rolle als Bühne des städti‐ schen Lebens voll entfalten kann. Die vorhandenen Defizite wurden behoben und der Platz so nutzungs‐ offen und flexibel gestaltet, das er auf die unter‐ schiedlichen Bedürfnisse der vielfältigen Aktivitäten reagieren kann.

Eine hochwertige Freiraumausstattung sorgt für eine hohe Aufenthaltsqualität. Bei Bedarf kann das Mobili‐ Abbruch der Mauer und Errichtung zweier Podeste ar ohne großen Aufwand an eine andere Stelle ver‐ mit in die Fläche laufenden Stufen setzt werden. (Fotos: Stadt Fritzlar)

(Plan: Stadt Fritzlar)

Vorher Nachher Die barrierefreie Gestaltung gewährleistet die Erreich‐ barkeit der Angebote im Bereich Gastronomie und Einzelhandel zu jeder Jahreszeit: Das Betonsteinpflas‐ ter wurde durch Pflasterplatten aus Basaltlava ersetzt.

Durch seine poröse Struktur bietet die gesägte Ober‐ fläche eine ausreichende Rutschfestigkeit. Gleichzeitig ist die heimische Basaltlava (Eifel) ein hartes und lang‐ lebiges Gestein.

Die Mauer an der Südostseite des Platzes wurde abge‐ Das neue Podest dient bei Veranstaltungen als Bühne. brochen und rund um den Rolandsbrunnen großzügige Sitzgelegenheiten installiert. Es fügt sich nahtlos in die Platzgestaltung ein.

(Fotos: Stadt Fritzlar) Stand: Dezember 2014 3

Visualisierung Entwurfsplanung: Ein Podest als Bühne mit Dachkonstruktion ersetzt die temporäre Bühne. (Planungsgemeinschaft Landschaft + Freiraum)

Die Bühne als zentrales Element

Als neues Element wurde im südwestlichen Bereich des Pflasterspiegels ein Podest gebaut, dass bei Veranstal‐ tungen und Festen als Bühne genutzt wird. Die Podest‐ ebene liegt waagerecht über der abfallenden Platzflä‐ che und wird von einer auslaufenden Stufenanlage begrenzt.

Das Podest verfügt über eine temporäre Überdachung – ein Segel an Stützpfosten –, welche für Veranstaltun‐ gen installiert werden kann. Im Alltag ist das Podest frei zugänglich und die Stufen laden zum Sitzen ein.

Die moderne Gestaltung des Podestes fügt sich har‐ Die Bühne wird vielfältig genutzt! monisch in das historische Ambiente ein. (Foto: Hessen Agentur)

Visualisierung Entwurfsplanung: Ansicht des Gesamtplatzes mit Blick in Richtung Podest /Bühne (Planungsgemeinschaft Landschaft + Freiraum)

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Anstrengende Bauphase: Die Bauarbeiten forderten den Anwohnern, anliegenden Gastronomen und Geschäftsleuten viel Geduld ab. Aber es hat sich gelohnt! (Foto groß: Hessen Agentur / Fotos klein: Stadt Fritzlar)

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Gesamtausgaben Weitere Informationen und andere Gute Beispiele Rund 1.000.000 Euro aus dem Programm Aktive Kernbereiche in Hessen unter: www.nachhaltige‐stadtentwicklung‐hessen.de

Quelle und Fotonachweis Zentrum Aktive Kernbereiche in Hessen / HA Hessen Agentur GmbH Stadt Fritzlar Planungsgemeinschaft Landschaft + Freiraum, Ansprechpartner (Entwurfsplanung und Visualisierungen) Titelbild: Hessen Agentur)

Herr Gerhard Schütt Fachbereichsleiter Zwischen den Krämen 7 Bearbeitung 34560 Fritzlar Zentrum Aktive Kernbereiche in Hessen / Tel: 0 5622 / 988‐613 HA Hessen Agentur GmbH [email protected] Stadt Fritzlar

„So sehe ich meinen Marktplatz“: Beitrag von Ole Simon (2. Klasse) zum Malwettbewerb im Rahmen der Ab in die Mitte!‐Aktionen 2014 (Foto: Hessen Agentur)

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