Projekt-Nummer 4137 Gemeinde Val Müstair GR / Instandsetzung Verbauung Val Vau ______

Val Müstair ist die östlichste Gemeinde der Schweiz und liegt an der Grenze zum Südtirol. Die neue Gemeinde ist das Resultat einer Gemeindefusion der sechs bisherigen Gemeinden Fulde- ra, Lü, Müstair, Sta. Maria, Tschierv und . Sie trat am 1. Januar 2009 in Kraft. Als Wappen der neuen Gemeinde wurde der Kopf von Karl dem Grossen gewählt.

Topografisch kann das Münstertal in drei Talstufen eingeteilt werden. Auf der obersten liegen Tschierv, Lü und Fuldera, auf der mittleren Valchava und Sta. Maria und auf der untersten Müstair.

Das Münstertal ist über den Ofenpass mit dem Engadin verbunden. Seit 1927 verkehrt das Postauto. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts bestanden mit dem Projekt der Ofenbergbahn sogar Pläne für eine Bahnverbindung. Nach der Wiederinbetriebnahme der Vinschgaubahn wurde die Möglichkeit einer Verbindung durch einen Tunnel von nach Müstair und weiter nach Mals erneut diskutiert.

Das Val Müstair ist das einzige Bündner Südtal, in welchem Rätoromanisch gesprochen wird. Der Taldialekt Jauer ist eine Unterart des Vallader (Unterengadinerromanisch).

Die Geschichte von Müstair ist eng mit dem Kloster St. Johann, dem Wahrzeichen des Müns- tertals, verknüpft. Der Legende zufolge geriet Karl der Grosse nach seiner Krönung zum König der Langobarden auf dem Umbrailpass in einen Schneesturm und kam heil davon. Als Dank soll er das Kloster St. Johann Ende des 8. Jahrhunderts gestiftet haben, wovon die Stuckstatue in der Klosterkirche St. Johann Zeugnis ablegt. Als Mönchskloster gegründet, ist es seit dem 12. Jahrhundert ein Frauenkonvent der Benediktinerinnen. 1983 nahm die UNESCO das her- ausragende Kunstwerk in die Liste der Weltkulturerbestätten auf. Das Kloster verfügt im soge- nannten Plantaturm über ein Museum, das zu den meist frequentierten im Kanton Graubünden zählt.

Dank dem grossartigen Einsatz der Forschungskommission des Schweizerischen National- parks in Zusammenarbeit mit den Behörden hat die Biosfera Val Müstair - Parc Naziunal An- fang Oktober 2010 von der UNESCO provisorisch das "Biosphären-Label" erhalten. Für die de- finitive Zuerkennung wäre die Zustimmung weiterer Gemeinden des Unterengadins Vorausset- 2 zung gewesen. Zwei davon (S-chanf und ) haben leider abgelehnt. Val Müstair hat nun ein Gesuch eingereicht, das auch eine Zuerkennung mit dem reduzierten Gebiet beantragt. Diesem Gesuch wurde stattgegeben.

Es werden grosse Anstrengungen unternommen, die Tourismuswerbung zu fördern und durch gemeinsame Projekte (Biosfera, Kloster) die Aufmerksamkeit zusätzlich auf das Münstertal zu lenken. Durch ein integriertes Vorgehen mit den neuen Tourismusdestinationen und dem Nati- onalpark ist man bestrebt, zusätzliche Leute für das Münstertal zu interessieren. Als konkretes Resultat fand am 12. Juni 2016 der erste UNESCO Welterbetag statt. Kloster und Biosfera ha- ben gemeinsam fast tausend Personen im Klosterhof und der Klosteranlage begrüssen dürfen.

Bevölkerung

1980 1'599 Einwohner 1990 1'632 Einwohner 2000 1'605 Einwohner Heute 1'433 Einwohner

Altersstruktur

0 - 15 Jahre 139 Personen 10 % 16 - 65 Jahre 870 Personen 60 % über 65 Jahre 434 Personen 30 %

Schulen

11 Kindergartenschüler in Valchava 62 Primarschüler in Müstair 33 Oberstufenschüler in Sta. Maria

Gemeindefläche

Siedlungsfläche 943 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche 5'760 ha Wald 5'164 ha Unproduktiv 7'996 ha ______

Total 19'863 ha ======

Das gesamte Gemeindegebiet befindet sich in den Bergzonen III und IV und hat grosse Sömme- rungsgebiete. Die Gemeinde Val Müstair liegt auf 1'375 m.ü.M.

Erwerbsstruktur

35 Landwirte hauptberuflich 20 Nebenerwerbslandwirte 13 Forstwirtschaft 250 Handwerk und Industrie 3

150 Dienstleistungssektor

Obwohl in der Gemeinde über 40 Handels- und Gewerbebetriebe tätig sind, stagniert auch hier die Wirtschaft wie in den übrigen Bündner Südtälern. Gastgewerbe und die Baubranche sind am stärksten vom wirtschaftlichen Rückgang betroffen.

Vereine

Mit 25 Vereinen von Musik-, Jagd-, Fischerei-, Schützen- und Sportvereine sowie die diversen Theatergruppen und Chöre etc. wird der Zusammenhalt des ganzen Münstertals gefördert.

Tourismus

Die Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG (TESSVM) arbeitet seit Dezember 2012 klimaneutral. Die Auszeichnung "klimaneutrale Unternehmung" ist ein Resultat der Nach- haltigkeits-Strategie der Destinations-Managementorganisation (DMO) und setzt sich aus meh- reren Massnahmen zusammen. Die TESSVM ist zuständig für die Angebotsentwicklung und -kommunikation einer Ferienregion, in welcher eine erlebbare lokale Kultur und vor allem die Natur im Zentrum der Erlebnisse stehen. Sie setzt dabei auf Angebote, welche die Land- schafts- und Kulturwerte nicht nur erhalten, sondern schonend weiterentwickeln. Mit einer intak- ten Natur als wichtigste Grundlage für den Tourismus fühlt sich die TESSVM dem Erhalt dieser Werte verpflichtet.

Trotz teilweiser Opposition wurde der Vertrag zwischen der Gemeinde Val Müstair und der DMO Unterengadin verlängert. Die Zusammenarbeit zwischen der Biosphäre und der Touris- musorganisation wurde gestrafft. Weiter entschloss sich Zernez zum Wechsel von der Destina- tion Oberengadin zur TESSVM, was ebenfalls neue Chancen bei der touristischen Angebots- gestaltung ergibt.

Zum touristischen Angebot gehören neben 150 Ferienwohnungen und -häusern, 500 Hotelbet- ten und 5 Gruppenunterkünften auch 15 Restaurants, ein Camping- und Tennisplatz, die Na- tureisbahn sowie der Grill- und Kinderspielplatz.

Die finanzielle Situation der Gemeinde

Nettovermögen 2019 pro Kopf Fr. 7'865.42 Steuereinnahmen 2019 pro Kopf Fr. 2'592.66 Einnahmenüberschuss 2019 Fr. 269'732.10 Abschreibungen 2019 Fr. 517'383.15 Finanzausgleichsbeiträge 2019 Fr. 1'653'688.-- Besondere Einnahmen 2019 (Regalien und Fr. 141'840.65 Konzessionen) Steuerfuss 120 % Höchstmöglicher Steuerfuss im Kanton 130 %

Direkte Bundessteuer pro Kopf 2016:

Gemeinde Val Müstair Fr. 449.-- Kanton Graubünden Fr. 950.-- Schweiz Fr. 1'249.--

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Die finanzielle Situation der neuen Gemeinde Val Müstair ist dank der Fusion im Jahr 2009 besser geworden als die der ehemaligen Gemeinden. Der Fusionsbeitrag wurde für die Berei- nigung der Bilanz (Abschreibungen) und für den Schuldenabbau verwendet.

Zum Projekt

Die Aua da Vau ist ein typisches alpines Wildbachgerinne mit grobem Sohlenmaterial mit einer Einzugsgebietsfläche von rund 19.8 km². Der Bach entspringt an der Bergkette zwischen dem Monte Forcola (2'895 m.ü.M.) und dem Piz Umbrail (3'032 m.ü.M.). Bei Kote 1'375 m.ü.M. mündet das Gewässer in den Rombach. Vor der Mündung in den Rombach befindet sich einen rund 1.5 km langen, mächtigen Schwemmkegel. Im Extremfall kann die Wassermenge bei der Einmündung in den Rombach 50 m³/Sekunde betragen. Beim historisch bedeutsamen Hoch- wasser im Jahre 1987 verursachte der Bach an den umliegenden Siedlungen und Infrastruktur- anlagen von Valchava beträchtliche Sachschäden. Im Rahmen eines Verbauungsprojektes wurde der Wildbach im Jahr 1991 gesichert. Diese Verbauungen erfüllten bisher ihren Zweck. Hochwasserbeobachtungen und periodische Bauwerkinspektionen haben aber gezeigt, dass die Schutzbauwerke bauliche Defizite aufweisen. Um diese zu beheben, hat die Gemeinde Val Müstair das vorliegende Instandsetzungs- und Verstärkungsprojekt ausarbeiten lassen. Auf der Bachstrecke zwischen dem Schwemmkegelhals und der Querung mit der Kantonsstrasse (Ofenbergstrasse) sind drei Bauabschnitte "oben", "mitte" und "unten" vorgesehen.

Der Abschnitt "oben" am Schwemmkegelhals beinhaltet die Sanierung einer bestehenden Wildbachsperre. Diese Sperre ist unterspült und droht zusammenzubrechen. Dabei wären die Fundamente einer nahegelegenen Waldstrassenbrücke gefährdet, und es würden kurzzeitig grosse Mengen Geschiebe mobilisiert, was bei Hochwasser einen Ausbruch des Baches pro- vozieren könnte. Als Gegenmassnahme ist vorgesehen, unterhalb der bestehenden Sperre ei- ne zweite neu zu errichten. Damit soll die Sohlenlage stabilisiert werden.

Auch der Abschnitt "mitte" unterliegt einer latenten Erosion. Die Unterspülungen betreffen hier den linken bestehenden Uferdamm, welche die Siedlungsgebiete von Valchava von einem Hochwasser schützt. Um diesen Schutz auch in Zukunft aufrecht zu erhalten, ist geplant, die Bachsohle über eine Länge von rund 250 m zu verbreitern und die Uferverbauungen gleichzei- tig zu verstärken. Die Verbreiterung der Sohle von 7 bis 8 m auf ungefähr 10 m, kombiniert mit dem verstärkten Erosionsschutz der Ufer, dürfte zu einer Stabilisierung des Bachgerinnes bei- tragen.

Auf dem Abschnitt "unten" ist schliesslich vorgesehen, zwei Zufahrtspisten nahe an den Ein- laufbereich des Baches bei der Kantonsstrassenbrücke heranzuführen. Diese Zugänge ermög- lichen bei Hochwasser den Einsatz von Baumaschinen, um im Ereignisfall den Brückenquer- schnitt im Rahmen von Sofortinterventionen vor einer Verstopfung zu bewahren (z.B. Notbag- gerungen). Mit gezielten Terrainanpassungen im Nahbereich der Brücke kann zudem der Rückfluss von Überflutungswasser zurück ins Bachgerinne begünstigt werden.

Der betroffene Gewässerabschnitt liegt im Eigentum der Gemeinde Val Müstair. Bauwerke an- derer öffentlicher Einrichtungen werden vom Wasserbauprojekt nicht tangiert, mit Ausnahme eines Wanderweges, welcher im Abschnitt "mitte" die Val Vau mit einem Holzsteg überquert. Diese Holzstegbrücke muss im Rahmen des vorliegenden Wasserbauprojektes geringfügig verschoben und durch eine neue Holzstegbrücke ersetzt werden.

Der Kredit für dieses Vorhaben wurde an der Urne am 7. Juni 2020 genehmigt.

Die Arbeiten wurden am 20. Juli 2020 in Angriff genommen. Das Bauende ist per Ende 2020 vorgesehen.

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Kosten und die Finanzierung

Die Gesamtkosten wurden basierend auf Hauptkubaturen und weiterer Nebenkosten ermittelt. Der detaillierte Kostenvoranschlag liegt als separates Dokument vor, ist jedoch nicht Bestand- teil der öffentlichen Auflagedokumentation. Die veranschlagten Gesamtkosten (inkl. Projektie- rung, Submission, Bauleitungen und MwSt.) belaufen sich auf rund Fr. 960'000.--.

Die Finanzierung ist folgendermassen vorgesehen:

Total Kosten Fr. 960'000.--

./. Subventionen Bund Fr. 336'000.-- ./. Subventionen Kanton gemäss Wasserbaugesetz Fr. 192'000.-- ./. Subventionen Kanton gemäss Strassengesetz Fr. 43'200.-- ______

Restkosten Fr. 388'800.-- ======

Dieses Wildbachverbauungsprojekt wird von den Gemeindebehörden als das momentan wich- tigste Projekt im Münstertal gewertet. Der Bach präsentiert sich unter normalen Verhältnissen als kleines, unbedeutendes Rinnsal. Bei starken Regenfällen jedoch schwillt er in kurzer Zeit zu einem gefährlichen reissenden Gewässer an.

Die Wirtschaftlichkeit der notwendigen Instandsetzung der bestehenden Verbauung Val Vau ist in Anbetracht des vorhandenen Schadenpotentials des gefährdeten Siedlungsgebietes von Va- lchava und Sta. Maria sowie der Kantons- und Gemeindestrassen gegeben.

Obwohl die öffentliche Hand dieses wichtige Projekt mit grosszügigen Beiträgen unterstützt, verbleiben noch beträchtliche Restkosten. Aus den erwähnten Gründen können wir Ihnen eine Hilfeleistung wärmstens ans Herz legen.

Aktuell konnten wir Spenden von Fr. 175'278.-- vermitteln.