Z 8398 C Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands Union in Deutschland , den 16. Januar 1975 Geschlossen • BUNDESBAHN Den Schülerverkehr haben die Fahrpreiserhöhungen am und kampfbereit härtesten getroffen. Seite 4 Die bevorstehenden Landtagswahlen sehen • WOHNUNGSBAU die Union in guter Verfassung: „Die Partei ist geschlossen und kampfbereit wie nie Sofortmaßnahmen für die An- passung des Wohnungsbaus an zuvor", stellte Helmut Kohl auf der ersten die Wirtschaftslage hat die CDU Sitzung des Präsidiums im neuen Jahr fest. in einem Katalog vorgeschlagen. In allen Wahlen des Jahres 1975 habe die Seite 5—6 Union „als die Partei der Mitte" die Chance, ihre führende Rolle auszubauen. • LOHNPOLITIK Für die Innenpolitik haben „die Eindämmung Parteivorsitzender Helmut Kohl der Arbeitslosigkeit und die Wiedergewinnung ruft zu einer Aktion „Solidarität der Stabilität absoluten Vorrang". Dabei könn- in der Lohnpolitik" auf. Seite 7 ten Bundeskanzler und Koalitionsparteien nicht aus ihrer Verantwortung für die Entwick- lung entlassen werden. Kohl unterstrich, daß • KOMMUNAL- die Opposition die Entwürfe der Bundesregie- POLITIK rung zur Mitbestimmung und zum Hochschul- Das neue kommunale Grundsatz- rahmengesetz in den vorliegenden Fassungen programm der SPD erweist sich ablehnen werde. als ein gefährliches Instrument Zu den Beschlüssen der FDP sagte der CDU- zur mehr oder weniger getarnten Vorsitzende, hier handele es sich „um eine Durchsetzung eindeutig marxisti- Entscheidung, die das Ziel der Union, die scher Zielvorstellungen. Mehrheit der Wählerstimmen zu gewinnen, Dokumentation nicht berührt". Er nannte es bezeichnend, daß die Mainzer Einlassung der FDP an einem Ort • SICHERHEIT und unter Bedingungen erfolgt sei, „wo sie Einen sicherheitspolitischen nichts kostet". In Niedersachsen und Hessen, Kongreß mit fast 600 Teilnehmern wo die FDP Flagge hätte zeigen können, habe aus dem In- und Ausland ver- sie die stärkste Partei an der Regierungsüber- anstaltete die CDU in Koblenz. nahme gehindert. Seite 11—12 UiD 3/75 • Seite 2

Eigenkapitalbasis im mittelständischef1 INFORMATIONEN Bereich hat Lampersbach unter an- derem einen Abbau der zusätzliche'1 Vermögensteuerbelastung von 1975 aft Jetzt 530 500 Mitglieder die Einführung eines Verlustrücktra9s Der Aufwärtstrend in der Mitgliederent- und eine Verbesserung bestimmter Ab* wicklung der CDU hält unvermindert an. Schreibungsmodalitäten vorgeschlagen Im Jahre 1974 erhöhte sich die Mitglie- derzahl real um 73107 Personen. Zum Gefährliches Gedächtnis 31. 12. 1974 erreichte die Mitgliederzahl Eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der CDU insgesamt 530 500. Allein im vorlegen müssen DDR-Rentner, die letzten Monat des vergangenen Jahres noch nicht drei Jahre im Ruhestand lag der reale Zuwachs bei 7 667 neuen leben und in die Bundesrepublik reiset Mitgliedern. wollen. Der letzte Arbeitgeber muß daf in bestätigen, daß der Rentner kein« Marx: Eigene Atomkraftwerke Geheimnisse mehr wissen kann. am Atlantik Die Absicht der Bundesregierung, auf Sozialleistungen steigen sowjetischem Boden in der Nähe von schneller als Löhne und Preise Königsberg ein in der Bundesrepublik Die Sozialleistungen in der Bundes' gebautes Atomkraftwerk zu errichten, republik wachsen schneller als Löhn* hat die Unionsfraktion im und Preise. Sie wachsen auch rasche' zum Anlaß genommen, ihrerseits zu for- als das gesamte Sozialprodukt. Nact1 dern, daß die westeuropäischen Staaten dem Sozialbudget, das vom Kabinett ir zur Sicherung ihrer Energieversorgung Bonn beschlossen wurde, steigen di* auf eigenem Territorium entsprechende Jahresausgaben für soziale Zwecke zw/i' Werke bauen sollen. Die Bundesregie- sehen 1973 und 1978 von 250 auf 430 rung solle mit ihren Verbündeten in der Milliarden Mark. Der Umfang des SO' NATO und in der Europäischen Gemein- zialbudgets erstreckt sich nicht nur aUf schaft nach Wegen zur Sicherung der die klassischen Leistungen der Sozial' eigenen Energieversorgung suchen. Versicherung, Versorgung und Sozial' 1 Mittelstandsfeindliche Politik hilfe, sondern auch auf die betriebliche! Leistungen und darüber hinaus auf ö'\e Die Wirtschafts- und Gesellschaftspoli- indirekten Hilfen in Form von steuei" tik der Koalition habe den Mittelstand liehen Begünstigungen für Arbeit' unsicher gemacht, erklärte der Vor- nehmer. sitzende der Mittelstandsvereinigung der CDU/CSU, Egon Lampersbach. Er Bundesrepublik bewertete die von der Regierung be- Schlußlicht in Europa schlossenen Konjunkturmaßnahmen als nicht mittelstandsgerecht. Es bestehe Den höchsten Preisanstieg seit 23 Jah' 1 die Gefahr, daß Milliarden von Steuer- ren und zugleich das schwächste Wir ' 1 geldern ohne entsprechende konjunk- Schaftswachstum seit 1967 erlebte nad turpolitische Auswirkungen ausgegeben Feststellungen des Statistischen Bun- würden. Zur Wiederbelebung der Inve- desamtes die Bundesrepublik 1974. Da$ 1 stitionen und zur Verbesserung der Bruttosozialprodukt, also die Wirtschaf ' WD 3/75 • Seite 3 llche gesamte Leistung unseres Landes, nahm im Jahr 1974 lediglich um real STICH WORTE °'4% zu. Der Weg in die Stagnation läßt sich verdeutlichen, wenn folgende Vergleichszahlen herangezogen wer- Zwei Drittel aller den: registrierten Linksradikalen in NRW sind im Kultusbereich tätig, davon abermals 1- Halbjahr 1973 real +.6,0% zwei Drittel im Hause des Kultusministers 2- Halbjahr 1973 real +4,5% Girgensohn selbst. 1' Halbjahr 1974 real + 1.5% 2- Halbjahr 1974 real +0,5% Mit wesentlich Und-wie sieht es im.Ausland aus für geringeren Lohn- und Gehaltserhöhungen 197 4: reale Zunahme 1974 für 1975 erklärten sich 74 % der Arbeit- Großbritannien +1,0% nehmer einverstanden. Zugunsten der Dänemark + 3,0 % Erhaltung des Arbeitsplatzes ganz auf Lohn- und Gehaltserhöhungen zu verzichten, Italien +3,5% sind 61 Prozent bereit. N'ederlande +3,5% Belgien + 3,5 % Irland + 3,5 % Die 18 Bonner Frankreich + 4,5 % Ministerien leisten sich 149 Beiräte, Kommissionen und Arbeitskreise mit 2 500 D'e Bundesrepublik Deutschland liegt a| honorierten Beratern. Z. B. „Deutsche so am Ende der Skala des realen Pappelkommission" im Hause Ertl. Wachstums — unter EG-Durchschnitt. Gütlicher läßt sich der Abstieg in die Stagnation dank der Politik der SPD/ Im April wird der Guillaume-Prozess vor dem FDP-Koalition nicht verdeutlichen. Oberlandesgericht Düsseldorf eröffnet Schüler-Union gegen werden. Unkontrollierte Experimente Den stärksten °as wissenschaftlich nicht oder nur un- Gewinnrückgang seit dem Krieg mit 26 % 9enügend kontrollierte Experimentieren haben Landwirtschaft und gewerbliche n''t neuen Schulformen müsse ein Ende Wirtschaft 1974 zu verzeichnen. Arbeit- naben; begonnene Schulversuche soll- nehmereinkommen stiegen dagegen en mit den Versuchen in anderen Bun- um 11 %>. desländern verglichen und erst nach e'nem Austausch der Ergebnisse be- Im Falle ertet werden. Das hat der Landes- einer FDP/CDWKoalition auf Bundesebene de|egiertentag der Schüler-Union Nie- würden sich die Judos in der FDP dersachsen, dem jetzt tausend Mitglie- „nicht mehr zu Hause" fühlen, erklärte Bundesvorsitzender Schiller. der angehören, von der SPD/FDP-Lan- desregierung in Hannover gefordert. Der Bundessprecher der Schüler-Union, Schärfere Meldepflicht v°n Bülow, kritiserte in diesem Zu- für den Verkauf von Aktien ins Ausland, sammenhang die einseitige Festlegung, besonders bei größeren Blockverkäufen Vor allem der Sozialdemokraten, auf die in bestimmten Unternehmen, soll nach 'ntegrierte Gesamtschule. Ansicht der CDU eingeführt werden. UiD 3/75 • Seite 4

durchschnittlich 15,6%, am 15. Janud1 • BUNDESBAHN 1972 um durchschnittlich 9,9%, am 2* Januar 1973 um durchschnittlich 10,1 °A am 1. März 1974 um durchschnittlich 6,7% und jetzt am 16. Februar 1975 u"1 Tariferhöhung trifft durchschnittlich 8,9%.

Nahverkehr Trotz dieser laufenden Preissteigeruf1' gen, die jedem sogenannten kapitalisti' am stärksten 1 sehen Unternehmen alle Ehre gemach hätten, ging es mit dem Unternehme11 Der internationale Vergleich ergibt, Bundesbahn weiter rapide bergab. Da5 daß di"? Fahrpreiserhöhungen der Defizit stieg von 1970 = 1,25 Mrd. DM Bundesbahn am höchsten sind. auf 1974 = 3,25 Mrd. DM, die Verschul- f Ausgerechnet der Schülerverkehr dung von 1970 = 14 Mrd. DM aU und der Berufsverkehr haben unter 1974 20,3 Mrd. DM, der Steuerzahler 1 der Tarifanhebung am meisten mußte 1970 für dieses Unternehme! 3.9 Mrd. DM aufbringen, 1974 jedoc" zu leiden. rund 10 Mrd. DM.

1 Staatliche und staatlich-beeinflußte Zurück zu den Fahrpreisen: Hinter de^ r Unternehmen haben mit angekün- durchschnittlichen Tarifanhebungen de digten Preissteigerungen den Bundes- Bahn im Personenverkehr seit 1971 vef bürgern die ersten unangenehmen birgt sich die Tatsache, daß es def 5 Überraschungen des Jahres 1975 be- Schülerverkehr in der Regel besonder schert. Die Bundesbahn hat bei den hart getroffen hat, nämlich mit 10°/° Personenverkehrstarifen einmal mehr (15. 1. 1972), 13,8% (28. 1. 1973), 14,6 °/° besonders drastisch zugelangt. Bemer- (1. 4. 1974), 19,7% (16. 2. 1975). Diese kenswert dabei ist, daß bei einer durch- Zahlen sprechen für sich. Im Berufsvef' schnittlichen Tarifanhebung von 8,9% kehr lagen die Preiserhöhungen ma' die Tarife im Berufsverkehr um 10,5% oberhalb, mal unterhalb des Durch' und die Tarife im Schülerverkehr gar Schnitts. um 19,7% angehoben werden solien. Ein Blick auf die Eisenbahnunterneh' So sieht in der Praxis das Versprechen men unserer Nachbarn zeigt folgendes: der Bundesregierung aus, den öffent- In der Schweiz wurden die Fahrpreise lichen Personennahverkehr attraktiv zu seit 1970 lediglich zweimal erhöht, if machen. der Größenordnung von 10 bis 12 %• In den Jahren 1960 bis 1970 — also den Die französische Eisenbahn erhöhte die Jahren einer CDU/CSU-Bundesregie- Fahrpreise ebenfalls fünfmal, wie die rung — wurden die Personenverkehrs- Bundesbahn, aber die Preissteigeruf' tarife der Bahn insgesamt nur dreimal gen fielen jeweils wesentlich niedriger erhöht, nämlich am 1. November 1960, am aus (4,5%, 5,12%, 5,0%, 5,12% 1. Januar 1963 und am 1. März 1966. 7,6%). Die Eisenbahnen der Nieder Seit 1971 gab es dann eine wahre Eska- lande und Dänemarks erhöhten ihre lation von Tariferhöhungen im Per- Fahrpreise seit 1970 je viermal, wöbe1 sonenverkehr der deutschen Bundes- die Preissteigerungen ebenfalls untef bahn: nämlich am 1. März 1971 um denen der Bundesbahn lagen. UiD 3/75 • Seite 5

• BAUWIRTSCHAFT UND MIETEN Die Wohnungshalden breiten Schichten zugänglich machen

1 der Wohnungspolitik zeichnet sich lenmäßige Vergleich nicht, daß in der J.ne grundlegende Wende ab. Bundesrepublik kein Wohnungsmangel . lG Bundesregierung steht der seit mehr vorhanden ist. Denn die Verhält- l^^em erkennbaren Krisensituation nisse können gebietsmäßig sehr ver- "Hos gegenüber. Die vom Bundes- schieden sein. •rijsterium für Raumordnung, Selbst in den Gebieten mit leerstehen- ^uvvesen und Städtebau angekün- den Wohnungen kann ein erheblicher '9te Gesamtkonzeption für den Wohnungsbedarf für bestimmte Bevöl- °hnungsbau steht noch immer aus. kerungsgruppen bestehen, die die Mie- Qie CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat ten oder Lasten für die leerstehenden g deshalb eine Große Anfrage im Wohnungen nicht aufbringen können, undestag eingebracht. Der Bundes- insbesondere für alte Menschen, für Criausschuß Strukturpolitik der Partei kinderreiche Familien und junge Ehe- 9te einen Katalog „notwendige So- paare. Insoweit fehlt es an einem aus- •tmaßnahmen" vor; sie fanden weit- reichenden Angebot von preisgünstigen ^•»end Eingang in die Große Anfrage Sozialwohnungen. er Bundestagsfraktion. Die starken Baukosten- und Kapital- der Begründung der Großen Anfrage kostensteigerungen der letzten Zeit 'ßt es: haben nicht nur zu einer drastischen Cn Verringerung der Zahl der geförderten g den Mitteilungen des Statistischen Sozialwohnungen, sondern auch zu ^desamtes waren Ende 1973 rd. b einer wohnungs- und sozialpolitisch 40 000 Wohnungen vorhanden. Dem anden rd. 22 500 000 Haushalte gegen- schon lange nicht mehr vertretbaren Steigerung der Mieten und Belastungen über. Fü,r das Jahr 1974 ist noch einmal bei den neu gebauten Sozialwohnungen ^/ der Fertigstellung von über 600 000 geführt. ! hnungen zu rechnen. Die Zahl der rste 2Qn henden Wohnungen wird auf Verschärft wird diese Problemlage noch u °00 bis 300 000 geschätzt. durch die degressiven Subventions- St rein zanlenmäßi ein an_ methoden, die in immer größerem Um- näh err, ' 9 fange nicht mehr zu vertretende Miet- nu der Ausgleich zwischen Woh- sprünge auslösen. Das Wohngeld er- bl6Ken und Hausha'ten erreicht. Dabei a füllt immer weniger seine Funktion, an- WQK "erdings offen, wieviele Zweit- viei nun9en darunter fallen und wie- gemessenes und familiengerechtes so^ Ahnungen den Anforderungen an Wohnen wirtschaftlich zu sichern. "eSUndon \A/„i u^i*_: _:_u. __ nc de Wohnverhältnisse nicht ge- Auch das weitere Ziel des sozialen ,- Vor allem aber besagt der zah- Wohnungsbaues, in breiten Kreisen der UiD 3/75 • Seite. 6

Bevölkerung die Eigentumsbildung im Schichten der Bevölkerung zugänglich Wohnungsbau zu fördern, ist gefährdet. gemacht werden könnten. Besonders die einkommensschwäche- Es kann bei den Wohnungshalden nicht ren Bewerber sind infolge der hohen darum gehen, daß der Staat Fehlsub- Bau- und Kapitalkosten nicht mehr in ventionen der Bauherren mit Mitteln der der Lage, Eigenheime oder Eigentums- Steuerzahler ausgleicht, wohl aber dar- wohnungen zu erwerben. um, daß dieses volkswirtschaftliche Die durch die staatliche Wirtschafts- Gut erhalten wird, soweit die Wohnun- und Finanzpolitik ausgelöste Krise hat gen nach Lage und Ausstattung für die die gesamte Bau- und Wohnungswirt- Wohnraumversorgung der breiten schaft erfaßt. Das in den leerstehenden Schichten geeignet sind. Die gegenwär- W'ohnungen gebundene Fremdkapital tige Situation verlangt die Neubestim- wird auf 30 bis 40 Milliarden DM, bei mung der Wohnungspolitik, die einem jährlichen Zinsverlust von über — von statistisch gesicherten, qualita- vier Milliarden DM, geschätzt. Allein in tiven Zielvorstellungen des Wohnungs- den ersten drei Quartalen dieses Jahres bedarfs unter Berücksichtigung des Be- sind in der Bauwirtschaft 914 Zusam- darfs an preisgünstigen Sozialwohnun- menbrüche zu verzeichnen; mit einer gen ausgeht und gleichzeitig regionale Zunahme von 85% ist dies die höchste Schwerpunkte beachtet, Steigerungsrate aller Branchen. — den sozialen Wohnungsbau zugun- sten besonderer Bevölkerungsgruppen Leerwohnungen für den intensiviert, sozialen Wohnungsbau — das Miet- und Mietkostenrecht ar den sozialen und wirtschaftlichen Be- Der Schrumpfungsprozeß in der Bau- dürfnissen der Vertragsparteien orien- und Wohnungswirtschaft hat besorgnis- tiert, erweckende Ausmaße angenommen. — die Sanierung und Modernisierung Die Talfahrt in der Bauwirtschaft wird wirkungsvoll in die Bauprogramme ein- immer schneller. Diese Entwicklung bezieht, läßt befürchten, daß auf längere Sicht — der Erhaltung und Verbesserung de- insbesondere qualifizierte Facharbeiter vorhandenen Wohnungsbestandes giei in andere Wirtschaftszweige abwandern chen Rang wie der Neubauförderun? und eines Tages im Bausektor fehlen einräumt, werden, wenn sich die Verhältnisse wie- — den Zugang zum Eigentum an de der einigermaßen normalisiert haben. Wohnung breiten Kreisen der Bevölke Bei den Wohnungshalden stellt sich die rung erleichtert und verstärkt, Frage, ob es sinnvoll ist, in diesen Ge- — die wohnungspolitischen Ziele mi bieten den Neubau von Sozialwohnun- denen der Städtebau- und Raumord gen noch weiter zu fördern, wenn die nungspolitik in Übereinstimmung bringt leerstehenden Wohnungen mit einem — die Wohnungspolitik sinnvoll in dk ungleich geringeren Aufwand an öf- gesamte Wirtschafts- und Konjunktur fentlichen Mitteln für den sozialen Woh- Politik einordnet und schließlich nungsbau umgewidmet oder auf andere — durch eine Bereinigung der gegen geeignete Weise, insbesondere durch wärtigen Absatzkrise wieder die Investi steuerliche Maßnahmen, den breiten tionsbereitschaft belebt. UiD 3/75 • Seite 7

TARIFVERHANDLUNGEN Helmut Kohl fordert Aktion „Solidarität in der Lohnpolitik"

Die Tarifverhandlungen sind in ner zweitrangigen Angelegenheit ge- vollem Gange. Die Höhe der worden ist. Einmal ist das reale Wachs- Abschlüsse wird einen wesentlichen tum nur noch minimal und zum anderen Einfluß auf die künftige wirtschaft- ist für die Arbeitnehmer durch eine wei- liche Entwicklung in der Bundes- tere Beschneidung der Gewinne nicht republik haben. Der Parteivorsitzende mehr viel zu erreichen. Dr. Helmut Kohl ruft zu einer Aktion „Solidarität in der Lohnpolitik" Die Gewinne der Unternehmen lassen auf und begründet dies wie folgt: sich kaum weiter schmälern, ohne daß es zu einer Massenarbeitslosigkeit Wir stehen heute vor der schwierig- kommt. Man kann nicht mehr an Ein- sten konjunkturpolitischen Aufgabe kommen verteilen als erarbeitet wird. seit der Währungsreform von 1948. Die Wenn in einer Phase rückläufiger immer wieder angebotenen Patent- Wachstumsraten oder eines annähern- rezepte zur Ankurbelung der Konjunk- den Null-Wachstums jeder seinen Anteil tur, nämlich Haushaltsdefizite und Geld- steigern will, dann gehen am Ende viele schöpfung, können nicht bedenkenlos — in der Regel die sozial Schwächsten angewendet werden, weil sie eher hö- — leer aus. Genau dies ist im Jahre here Preise als höhere Produktions- 1974 geschehen. Die Reallöhne stiegen mengen hervorbringen. Die Inflation ist um 4 v. H., obwohl die Gesamtwirtschaft kein Heilmittel gegen die Arbeitslosig- nur um weniger als 1 v. H. wuchs. Die keit; die Inflation hat im Gegenteil einen reale Lohnsteigerung wurde mit einem Teil der Arbeitslosigkeit „geboren". schnellen Anstieg der Arbeitslosigkeit Alle Verbesserungen des konjunktur- bezahlt. politischen Instrumentariums kommen Angesichts dieser sozialen Schwierig- allerdings zu spät, wenn die Irrtümer keiten und der drohenden Gefahr für der Lohnrunde 1974 bei den kommen- den sozialen Frieden rufe ich zu einer den Tarifabschlüssen wiederholt wer- Aktion „Solidarität in der Lohnpolitik" den. Angesichts der kritischen Lage auf auf. Das Ziel der Vollbeschäftigung soll- dem Arbeitsmarkt sollte eine Pause im te für die Tarifparteien Vorrang vor ei- Verteilungskampf eingelegt werden. In nem Verteilungskampf mit unsichtbarem Jüngster Zeit waren einige ermutigende Ausgang haben. Die Gewerkschaften Stimmen aus Gewerkschafts- und Un- haben eine sehr wichtige Erziehungs- ternehmerkreisen zu hören. aufgabe zu leisten. Sie müssen ihre Wir sind jetzt an einem Punkt ange- Mitglieder überzeugen, daß die Zeiten •angt, wo die Verteilung des realen Zu- des raschen'Wirtschaftswachstums vor- wachses auf Löhne und Gewinne zu ei- bei sind. UiD 3/75 • Seite 8

diese jugendlichen Arbeitnehmer ein- ARBEITSPLATZ setzen. Dort, wo sich andere Trägef (Arbeitgeber, Industrie- und Handels- kammern, Gewerkschaften) zur Durch- Berufsanfänger dürfen führung dieser Maßnahmen nicht finde" lassen, sollte die Bundesanstalt für Ar- nicht ohne Arbeit sein beit von der Möglichkeit, die ihr da* Arbeitsförderungsgesetz in der Durch- führung eigener Maßnahmen gibt, ver- Die verheerenden Zahlen von inzwi- stärkt Gebrauch machen. schen fast einer Million Arbeits- 3. Alle Träger der beruflichen Bildung losen, von über 700 000 Kurzarbei- und der staatsbürgerlichen Bildungsein' tern, und insbesondere das er- richtungen sollten, wie es die Sozia1' schreckende Anwachsen der Jugend- ausschüsse der CDU in ihrer Heim- arbeitslosigkeit sind die entschei- volkshochschule in Königswinter ange' dende Folge des Streits innerhalb boten haben, in den Zeiten der Arbeite der Regierungskoalition von SPD losigkeit Sonderkurse für Arbeitslos6 u und FDP, ihres völligen Versagens und hier wiederum für arbeitslose J ' in der Wirtschaftspolitik und ins- gendliche mit Vorrang veranstalten. besondere der desolaten Schul- und Die unabhängig von den monatliche11 Berufsbildungspolitik. Arbeitsmarktberichten Ende Septembe' 1974 durchgeführte Sonderuntersuchuro Dies stellte der Vorsitzende der Ar- der Bundesanstalt für Arbeit über dij beitnehmergruppe der CDU/CSU- Strukturanalyse der Arbeitslosen zeig Bundestagsfraktion, Adolf Müller (Rem- daß die Zunahme der Arbeitslosen i^ scheid), nach einer Sondersitzung der ter den Jugendlichen, d. h. in der Alter? Arbeitnehmergruppe in Berlin fest. Die gruppe bis unter 20 Jahren, am aü* Arbeitnehmergruppe der Fraktion for- geprägtesten war. Ein beträchtlicher Te| dert daher die Bundesregierung auf, al- dieser zum damaligen Zeitpunkt 69 8* les in ihrer Macht stehende zu tun, da- arbeitslosen Jugendlichen waren 8* mit rufsanfänger, die von der sich laufen verschlechternden ArbeitsmarktlaÖ 1. die Wirtschaft und der öffentliche überdurchschnittlich stark betroffen #* Dienst wieder verstärkt Ausbildungs- ren. plätze zur Verfügung stellen, und damit r durch Schaffung neuer zusätzlicher Ar- Diese Entwicklung, die sich nach lnf° 5 beitsplätze, für die Lohnzuschüsse ge- mationen aus den einzelnen Arbeit währt werden, jugendlichen Arbeits- amtsbezirken in den letzten Monate noch verstärkt hat, muß jeden veran losen geholfen wird. wortlichen Politiker, die Wirtschaft uh 2. Die Bundesanstalt für Arbeit soll die Gewerkschaften zutiefst beunrun' die Möglichkeiten des Arbeitsförde- gen. Wenn am Beginn eines Arbeit*

rungsgesetzes für die Stützung der be- lebens Arbeitslosigkeit steht, wird o( ruflichen Erstausbildung, der Fort- und junge Mensch an dieser Gesellsch* Weiterbildung, insbesondere in Zeiten und der gesellschaftlichen Ordnun- der Arbeitslosigkeit, vor allem aber für irre. UiD 3/75 • Seite 9

hang mit dem Gastarbeiterproblem für KOALITION eine Zusammenarbeit der SPD mit kommunistischen Gewerkschaften ein- setzte; der in der ursprünglichen Fas- SPD mißbraucht Amtsstempel sung eines von ihm mitgestalteten kom- für Propaganda munalpolitischen Grundsatzpapiers eine Art Rätesystem als Stadtregierung for- Einladungen zu einer SPD-Veranstal- derte. Nur für zwei Jahre soll er der tung in Essen wurden durch die Stadt Mitgliedsrechte und Funktionen inner- Essen versandt. Hierfür wurde nicht halb seiner Partei, aber nur oberhalb nur die ADREMA, sondern auch die der Ortsvereinsebene verlustig gehen. Frankiermaschine benutzt. Gegen die- Das ist alles, wozu sich die Schieds- sen Mißbrauch protestierten u. a. der kommission durchringen konnte. Durch CDU-Geschäftsführer Willi Kierdorf und diese Entscheidung kann Geiselberger, der CDU-Ratsherr Hans Mertens. gestützt auf sein von dem Schieds- Kierdorf hat, wie er erklärte, inzwi- spruch nicht betroffenen Stadtratsman- schen erfahren, daß amtliche Briefum- dat, in aller Ruhe bei seinem Anhang schläge auch der Städte Bottrop, Gel- an der Basis „überwintern". Entschei- senkirchen und Wattenscheid zum Ver- dend aber ist, daß die Schiedskom- sand von SPD-Einladungen benutzt mission als Begründung für ihr Urteil wurden. Diese amtlichen Briefumschläge angibt, daß Geiselbergers Thesen gar wurden durch die Frankiermaschine der nicht im Widerspruch zum Prinzip der Stadt Essen freigemacht und mit einem SPD-Reformpolitik stünden. Zusatzstempel der Stadtverwaltung Es- sen versehen. Die CDU-Fraktionen Krach um Gelder für Essens und der Nachbarstädte haben linke Studenten eine strenge Untersuchung gefordert. Über die Förderung des Sozialistischen Der Fall Geiselberger Hochschulbundes (SHB) und des Stu- dentenverbandes Deutscher Ingenieur- entlarvt die SPD schulen (SVI) ist es laut „Quick" zu „Unfähig zu Konsequenzen" über- einer Kontroverse zwischen Familien- schreibt die „Süddeutsche Zeitung" ministerin Katharina Focke (SPD) und eine scharfe Kritik an dem glimpflichen dem SPD-Bundesvorstand gekommen. Spruch der Schiedskommission des Die Ministerin hatte die Unterstützungs- Münchner SPD-Unterbezirks in dem gelder aus dem Bundesjugendplan für gegen den Linksaußen Siegmar Geisel- beide Gruppen streichen wollen, weil berger angestrengten Parteiordnungs- sie es als erwiesen ansah, „daß SHB verfahren. Geiselberger ist der Mann, und SVI nicht mehr die Gewähr für eine dem die bayerische SPD zu einem gut den Zielen des Grundgesetzes förder- Teil den Verlust der Landtagswahl ver- liche Arbeit bieten". Noch im letzten dankt; dessen radikale Enteignungs- Jahr war die Teilnahme des SHB an forderungen auf dem Gebiet des Boden- den kommunistischen Weltjugendfest- rechts nach Meinung des Vorsitzenden spielen in der DDR aus Bundesmitteln der SPD-Stadtratsfraktion Hans Preißin- finanziert worden. Nach einer Flut von ger „Kernthesen des Kommunismus Protestschreiben vor allem von Jung- entsprechen"; der sich im Zusammen- sozialisten aus den SPD-ünterbezirken UiD 3/75 • Seite 10 hat sich der Bundesvorstand von dem Die weit über unser Land hinaus be- Focke-Plan — dem er schon einmal in- kannte Elisabeth Flickenschiidt schrieb offiziell zugestimmt hatte — wieder zu diesem Bericht jetzt folgenden Le- distanziert. Die Sache soll jetzt „neu serbrief an den „Spiegel" (wörtlich): verhandelt" werden. Ergänzend: Zu mir kamen zwei Herren wegen einer Rolle im Fernsehen. Erste Juso-Sprecher wertet Frage: ,,Sie sind doch auch Sympathi- SPD-Fraktion ab santin von ?" Meine Frage: „Was hat das damit zu tun?" Ich be- Der neu ins Amt gerufene Juso-Spre- kam die Rolle nicht und nie mehr ein cher Gönner hat die 45 Mann starke Angebot. Unbegabt. SPD-Fraktion im Stuttgarter Landtag als ,,zu wenig aggressiv", als „konzeptions- Und Siegfried Lowitz artikuliert, was los" und als „Nachhut" der Partei ab- die Wahlhelfer von einst heute über qualifiziert. Der Pressesprecher der die Sozis denken: CDU-Fraktion Kleinen pflichtete den ,,lch könnte mich für mein SPD-Engage- Einwänden der Jusos bei. Die Forde- ment ohrfeigen." rung aber, so erklärte er, die SPD- Fraktion solle mehr Initiativen entwik- keln, enthülle augenscheinlich, daß die Dreifachstrategie Jusos — wie viele Mitarbeiter Epplers linker Ideologen — von der Landespolitik keine Ahnung Der neue Vorstand des „Bundes Frei- hätten. Die SPD-Fraktion tue nicht zu heit der Wissenschaft" hat festgestellt, wenig, sondern entschieden zu viel. Da- daß im Gegensatz zu Hessen, wo etwa bei erschöpfe sie sich aber in „Gschaftl- die bildungspolitische Auseinanderset- huberei". zung weite Aufmerksamkeit fand, in an- Der Dank der SPD deren Ländern eine nicht weniger ge- fährliche Politik sich fast lautlos voll- 1969 und 1972 trommelte Günter Grass zieht. So kann z. B. die Politik des seine Es-Pe-De-Wählerinitiativen zu- nordrhein-westfälischen Kultusministers sammen und erhielt manchen Zulauf Girgensohn als eine Dreifachstrategie gerade aus Kreisen prominenter Schau- linker Ideologen bezeichnet werden. spieler. Heute hört man von diesem Immer wieder neue Ideologierichtlinien Unternehmen kaum noch etwas, und im wechselnden äußeren Formen ver- selbst Grass hat sich vor einiger Zeit wirren die Öffentlichkeit. Zusammen mit nach einem bitterbösen „Offenen Brief" Schulbüchern, die teilweise Kampf- an Brandt enttäuscht zurückgezogen. schriften gegen Elternhaus und Gesell- Jüngst brachte nun der „Spiegel" schaft sind, sollen sie die Lernstoffe einen Bericht über die Sparmaßnahmen verändern. Auf diese Weise werden der Fernsehanstalten: „Der freie Markt Systemveränderer amtlich abgedeckt für freie Schauspieler und Regisseure und verfassungstreue Lehrer gezwun- schrumpft." Darin hieß es u.a.: „Vor gen, Ideologien vorzutragen. Lehrer- allem von den Sozialdemokraten, für ausbildung und Personalpolitik bewir- die viele bei den vergangenen Bundes- ken, daß Systemveränderer die besten tagswahlen geworben haben, fühlen Chancen erhalten, einflußreiche Stel- sich die Schauspieler verraten." len einzunehmen. UiD 3/75 • Seite 11

BUNDESKONGRESS Höhere Leistungen für die Verteidigung erforderlich

Am 9. und 10. Januar veranstaltete und wies auf die Vielgestaltigkeit der die CDU in Koblenz einen Bedrohung unserer Sicherheit in der Sicherheitspolitischen Kongreß. Er Gegenwart hin. Er forderte als ange- stand unter der Losung: „Mehr messene Reaktion darauf den Ausbau Sicherheit in Freiheit". Fast 600 unserer Verteidigungsanstrengungen Teilnehmer, unter ihnen eine größere und die Beibehaltung der Wehrpflicht. Anzahl ausländischer Militär- Hauptredner des Kongresses waren der attaches, folgten der Einladung der Vorsitzende der CDU, Helmut Kohl, und CDU und verhalfen durch rege der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ver- Beteiligung an den Plenumsver- teidigung der CDU/CSU-Fraktion, Man- anstaltungen sowie durch aktive fred Wörner. Mitwirkung bei den Diskussionen der Dr. Kohl betonte die Bereitschaft der Arbeitskreise zu einem gelungenen Union, jede Chance zu nutzen, um die Verlauf des Kongresses und zur Verständigung mit den Staaten des Erarbeitung bemerkenswerter Warschauer Paktes zu fördern. Mit Arbeitsergebnisse. Nachdruck lehnte der Parteivorsitzende jedoch ab, sich die Bedingungen dafür Dem Kongreß war das Ziel gesetzt, diktieren zu lassen. Helmut Kohl nannte die sicherheitspolitische Position die neuen Dimensionen der Sicherheit der Union zu formulieren. Die Ergeb- und der Bedrohung. Er verwies auf die nisse der Diskussionen werden Eingang überdimensionierte Rüstung der Staa- finden in die sicherheitspolitische Kon- ten des Warschauer Paktes, die das zeption der CDU, die gegenwärtig vom militärische Ungleichgewicht ständig zu- Bundesausschuß für Sicherheitspolitik ungunsten des Westens verändert, und der CDU in Zusammenarbeit mit der auf die Verschärfung der ideologischen Arbeitsgruppe Verteidigung der CDU/ Konfrontation. CSU-Fraktion des Deutschen Bundes- Als Antwort darauf forderte der CDU- tages erstellt wird. Vorsitzende eine enge Partnerschaft In seiner Begrüßungsansprache wies insbesondere mit den USA und eine der Vorsitzende des Bundesausschus- flexible Arbeitseinteilung im Bündnis. ses für Sicherheitspolitik der CDU, Egon Er versprach, für eine kontinuierliche Klepsch, darauf hin, daß zu den Re- Steigerung des Verteidigungshaushalts ferenten des Kongresses auch nicht- einzutreten und versicherte, eine von Parteigebundene Fachleute zählten, de- der CDU/CSU gebildete Bundesregie- ren Sachbeiträge die CDU erbeten hat- rung werde die Verteidigung den te. Dr. Klepsch definierte in seiner Ein- Staatsaufgaben zuordnen, die Priorität leitung den Begriff Sicherheitspolitik genießen. UiD 3/75 • Seite 12

Helmut Kohl verwies auf den Wettbe- Wehrpflicht diskutierten die Teilnehmer werb zwischen dem freiheitlich-demo- über die Probleme Wehrpflicht- oder kratischen und dem sozialistischen Ge- Berufsarmee, Verteidigungswille im de- sellschaftssystem und betonte unter mokratischen Staat, Wehrgerechtigkeit, großem Beifall die Verteidigungswürdig- Wehrdienst und Ersatzdienst. keit unserer Ordnung auch für den Fall, Brigadegeneral a. D. Heinz Karst leitete daß sich die ökonomische Leistungs- den Arbeitskreis II unter dem Thema kraft vorübergehend vermindere. Er for- Einsatzbereitschaft und Reform der derte die Deutschen auf, durch Reisen Streitkräfte. Mit den Referenten General in die DDR die Kontakte zu unseren a. D. Jürgen Bennecke und Leo Ernesti Landsleuten auszubauen und zu ver- MdB diskutierten die Kongreßteilneh- tiefen. mer über Bildung und Ausbildung in der Europäische Bundeswehr, über die Reform der Kom- mandostruktur und über die Verfügungs- Verteidigungsunion bereitschaft. Dr. Wörner als verteidigungspolitischer Der Arbeitskreis IV unter der Leitung Sprecher der CDU/CSU-Fraktion ver- von Dr. Walter Wallmann MdB behan- wies in seinem Referat ebenfalls auf delte Organisationsmodelle einer ge- die steigende Bedrohung und forderte meinsamen westeuropäischen Vertei- die Erneuerung der atlantischen Allianz, digung und das Verhältnis einer west- insbesondere ein solidarisches Verhält- europäischen Verteidigungsgemein- nis zu den USA, die Erhaltung der nu- schaft zur atlantischen Allianz unter klearen Abschreckung und eine geistig dem Generalthema Westeuropäische offensive Verteidigung unserer Ord- Sicherheitspolitik. Es referierte Dr. Jür- nung. Wörner nannte als Ziel der Union gen Schwarz. die Bildung einer europäischen Vertei- digungsunion innerhalb der atlantischen Die Plenumsdiskussion des zweiten Allianz. Tages des Kongresses bot den Teil- Die Teilnehmer des Kongresses disku- nehmern die Gelegenheit, mit einer tierten in vier Arbeitskreisen. Unter der Reihe Verteidigungsexperten der CDU Leitung von Dr. Alois Mertes MdB be- alle sicherheitspolitisch relevanten The- faßte sich der Arbeitskreis I (Bedrohung men zu erörtern. — Entspannung — Sicherheit) mit der Den Abschluß des Kongresses bildete ideologischen, wirtschaftlichen und mili- die Rede des Vizepräsidenten des Deut- tärischen Konfrontation zwischen Ost schen Bundestages Kai-Uwe von Hassel. und West, den SALT-Verhandlungen, Von Hassel faßte in eindrucksvoller der Strategie der NATO-Allianz sowie Weise die Ergebnisse des Kongresses dem Verlauf und den Ergebnissen der zusammen und formulierte Forderungen KSZE- und MBFR-Verhandlungen. Es für eine künftige Sicherheitspolitik der referierten Dr. Werner Marx MdB und CDU. Konteradmiral a. D. Günter Poser. Der Wortlaut der vor dem Plenum ge- Den Arbeitskreis II leitete Frau Irma haltenen Reden von Dr. Kohl, Dr. Wör- Tübler MdB, als Referenten sprachen ner und von Hassel sowie die Ergeb- General a. D. Ulrich de Maiziere und nisse der Arbeitskreise werden von der Professor Roman Herzog. Unter dem CDU zu einer Broschüre zusammen- Thema Verteidigungsbereitschaft und gefaßt und veröffentlicht. UiD 3/75 • Seite 13

PARTEIFINANZEN

Höhere Anforderungen erfordern höhere Leistungen

Der Vorschlag des Bundesfinanz- dium — nicht zuletzt aber auch für mich ausschusses vom 29. November 1974 als Bundesschatzmeister — der politi- für eine neue Beitragsordnung hat sche Gehalt unserer Finanzierungsar- überall in der Partei eine lebhafte beit in zunehmendem Maße an Bedeu- Diskussion ausgelöst. Schatzmeister tung gewonnen hat und für uns heute zieht folgende ein zentrales Problem geworden ist. Zwischenbilanz: Wenn es dafür noch eines Beweises be- durft hätte, dann ist er mit der Diskus- Die Diskussion war mein Ziel; denn sion in der Presse über die kürzlich im Gegensatz zu der bisherigen veröffentlichten Rechenschaftsberichte Praxis war ich und bin ich der Mei- der Partei für 1973 recht eindrücklich nung, daß Parteitagsbeschlüsse über geliefert worden. Beitragsordnung und Beitragshöhe Über Einzelheiten dieser Rechenschafts- einer gründlichen Vorbereitung bedür- berichte könnte man lange diskutieren; fen. Dazu gehört für mich auch, daß je- ebenso auch über die Frage — wenn des einzelne Mitglied die Möglichkeit man sie stellen würde —, ob das Par- haben muß, dem Bundesschatzmeister unmittelbar seine Meinung zu sagen. teiengesetz in seinem Abschnitt „Re- chenschaftslegung" alle Ziele und Er- Die zahlreichen persönlichen Briefe, wartungen erfüllt hat. In beiden Fragen die ich nach meinem Aufruf in der letz- sind unterschiedliche Auffassungen und ten Ausgabe des „Deutschen Monats- Wertungen sehr wohl möglich; wir konn- blattes" erhalten habe, zeigen mir, wie ten das in den letzten Tagen gelegent- sehr ich damit recht hatte. Das ist für lich in der Presse feststellen. meine Kollegen im Bundesfinanzaus- schuß und mich eine ganz besondere Vorbereitung für 1976 von Freude. entscheidender Bedeutung Sie wissen aus meinem Diskussions- Wir haben aber nicht die Zeit, diese beitrag vor dem Bundesausschuß un- Diskussion aufzugreifen und fortzu- serer Partei am 9. 12., aus der Veröf- setzen. Wir alle müssen an das denken, fentlichung in „UiD" und im „Deutschen was in den nächsten Wochen und Mo- Monatsblatt' wie auch aus meinen Brie- naten vor uns liegt — und müssen vor fen an die Vorsitzenden und Geschäfts- allem daran denken, daß das, was in führer der Kreisverbände, Landesver- diesem Jahre von uns verlangt wird, bände und Vereinigungen, wie sehr für vor allem auch als Vorbereitung für 1976 uns alle in den Finanzgremien der Par- von entscheidender Bedeutung ist. Land- tei, im Bundesvorstand und im Präsi- tagswahlen, Bundestagswahl und alle UiD 3/75 • Seite 14 andere politische Arbeit muß finanziert Es ist mir aber auch ein besonderes Anliegen, allen denen ein aufrichtiges werden. Höhere Anforderungen an un- sere Arbeit können nur gestellt werden, Wort des Dankes zu sagen, für die der wenn wir auch selbst zu höheren Lei- Mitgliedsbeitrag an die CDU schon im- mer ein finanzielles Opfer gewesen ist. stungen bereit sind. Ich weiß, daß das für viele Mitglieder zu- Dazu gehört auch: Wir müssen gemein- trifft. sam allen vorgefaßten und vorgefertig- ten Meinungen über die Finanzen der CDU tatkräftig entgegentreten; so wie Beitragshöhe und die Dinge hier liegen, heißt das, daß Leistungsvermögen wir gemeinsam für neue Ausgangsda- Gerade deren Beispiel — meine ich — ten sorgen und dementsprechend die Finanzierungsstruktur der gesamten rechtfertigt und verlangt es, daß wir die Frage nach dem Zusammenhang Partei ändern müssen. Das geht nur zwischen Beitragshöhe und dem indi- über ein größeres finanzielles Engage- viduellen Leistungsvermögen generell ment aller unserer Mitglieder. Dabei stellen. Das geschieht mit unserem Vor- kann es keinen Zweifel mehr darüber schlag für die neue Beitragsordnung, geben, daß es zwischen dem politischen ohne daß deshalb die berechtigten In- Engagement und der Bereitschaft zu teressen der Freunde, für die eine Er- höheren finanziellen Leistungen und höhung des Mitgliedsbeitrages nicht Opfern für die Partei — dort wo sie vertretbar ist, vernachlässigt worden möglich sind — einen sehr engen Zu- sammenhang gibt wären.

Die Frage nach dem politischen Engagement TERMINE Wer nicht bereit ist, für seine Mitglied- schaft in der CDU monatlich mehr als 3 2. CDU — Bund, Präsidium, Bonn z. B. den Gegenwert von Vh Packungen 3. 2. LV Berlin, Wahlkampleröffnung, Zigaretten oder einer halben Kinokarte Berlin aufzubringen, muß sich — wenn er we- 14. 2. KPV — Bund, Bundestagung sentlich mehr leisten könnte — die „Kommunale Finanzen" Frage nach der Aufrichtigkeit seines politischen Engagements gefallen las- 14.115. 2. CDU — Bund, Bundesausschuß für Sicherheitspolitik sen. In allen Begleitkommentaren zum Rechenschaftsbericht und über die Fi- 15.116. 2. JU — Bund, Bundesvorstand/ nanzierung der CDU in der jüngsten Deutschlandrat, Saarbrücken und ferneren Vergangenheit hat diese 21. 2. LV Berlin, Landesvorstand Frage unausgesprochen eine Rolle ge- 21.2. LV Berlin, Landesausschuß spielt. Es ist an der Zeit, daß wir sie 21.123. 2. CDU — Bund, Frauenvereinigung, uns selbst stellen und vor allem: daß g. Delegiertentag, Dortmund wir sie mit der gebotenen Ernsthaftig- keit in unsere Überlegungen über eine 24. 2. CDU — Bund, Klausurtagung des Bundesvorstandes, neue Beitragsordnung mit einbeziehen. Wesselingi'Eichholz Das ist meine sehr herzliche Bitte. I UiD 3/75 • Seite 15

PARTEIARBEIT „Diesen miesen Wahlkampfstil machen wir nicht mit"

Sechs Landtagswahlen finden in Hält Kühn alle Wähler, die CDU oder diesem Jahr statt. Allein bis Mai CSU gewählt haben, für Dummköpfe? entscheiden die Wähler in fünf Diesen miesen Wahlkampfstil machen wir nicht mit. Wir kämpfen mit fairen Bundesländern, wem sie ihr Ver- Mitteln und sachlichen Argumenten. trauen schenken wollen. Es gilt deutlich zu machen, daß die CDU Wer sich und seine Partei so über den die einzige Alternative zur SPD/ grünen Klee lobt, wie Herr Kühn das FDP-Koalition ist. getan hat, und die CDU/CSU verteufelt, gehört nicht in eine Regierungsverant- Ihre Aktionen tragen dazu bei. Benen- wortung. nten Sie der Bundesgeschäftsstelle Ab- Schließlich hat es die SPD/FDP-Koali- teilung Öffentlichkeitsarbeit darüber, tion fertiggebracht, die während CDU- damit beispielhafte Initiativen auch an- Regierungen entstandene führende deren CDU-Kreis- und Ortsverbänden wirtschaftliche Rolle Nordrhein-West- bekannt werden. falens unter den Bundesländern zu ver- spielen." Junge Union für fairen Wahlkampf Junge Union, 5768 Sundern (Sauerland), Hauptstraße 104. Gegen die Vergiftung des politischen Klimas durch den nordrhein-westfäli- schen Ministerpräsidenten Heinz Kühn hat sich die Junge Union Sundern ge- Büchersammlung sandt. Schauen Sie bitte einmal nach, ob Wenn die SPD nicht an der Regierung Sie das eine oder andere Buch ent- bleibe, so hatte Kühn unlängst auf ei- behren können. Dabei kann es sich um fern SPD-Parteitag in Oberhausen ge- Romane, Erzählungen, Kriminalromane meint, werde die Bundesrepublik bald u. ä. handeln . . ., bat Gisela Karsen, die u nregierbar. Vorsitzende des Ortsverbandes Kreuz- Ir> einem Flugblatt, von dem 2 000 tal, die CDU-Mitglieder. Sie konnten Exemplare verteilt wurden, fragt die Bücher entbehren. Über 200 gut erhal- JUnge Union: tene Exemplare wurden dem Senioren- Zentrum übergeben. "Wer hat eigentlich 20 Jahre lang die- sen Staat nicht nur geformt, sondern Ortsverband Kreuztal, 591 Kreuztal- 'hn auch getragen? Krombach, Unter der Hohen Fuhr 35 UiD 3/75 • Seite 16

ZITAT Anschrift:

Das neue Gespenst Nicht die neue Spitze der Arbeitslosen- zahlen ist das Alarmierende. 24 Be- schäftigte — um es simpel zu sagen — als bleibende Hypothek für die nächsten können einen Arbeitslosen mittragen. fünf bis zehn Jahre. Demzufolge kann bei einer Beschäfti- gungszahl von ca. 24 Millionen die neue Leider tut die Regierung immer noch Quote mit 950 000 Arbeitslosen keine so, als ob bereits bei der nächsten Unheilsbotschaft sein. Sie ist zu ver- Apfelbaumblüte die rasche Rückkehr in kraften. Das neue Gespenst offenbart das volle Glück der sechziger Jahre ein- sich jedoch in der Tatsache eines stän- setzen werde, als ob die Märchenzeit digen und offenbar bereits verfestigten von ehemals in einen unendlichen Fort- hohen Sockels von Arbeitslosen. Ar- setzungsroman übergehen werde. So werden Illusionen aufrechterhalten und beitslosigkeit als Dauerzustand hat sich nach langen krisenlosen Jahren wieder der notwendige Bewußtseinswandel mit der Schlußfolgerung schneller Anpas- als fester Bestandteil unserer Wirtschaft eingebürgert. Arbeitslosigkeit ist keine sung an die neuen Gegebenheiten hin- Ausnahme mehr, nicht mehr zufälliges ausgezögert. Es zählt beispielsweise zu Unglück, sondern wieder Element des diesen Trugschlüssen, auf einen neuen Konjunkturablaufs. Autofrühling wie nach altem Muster zu hoffen und volle Belegschaften bei Für 1975 wird die durchschnittliche Ar- einem Absatz-Minus von zwanzig Pro- beitslosigkeit noch höher als im letzten zent durchhalten zu können. Jahr liegen. Im nächsten Monat wird es klar über die Millionengrenze hinaus- Der Bundeskanzler hat jüngst einen gehen, für den Februar ist eine Ziffer schüchternen Versuch der Tendenzbe- von fünf Viertel Millionen Stemplern schreibung mit dem Hinweis gemacht, wahrscheinlich. Mindestens 700 000 Ar- man solle froh sein, wenn die Aufrecht- beitslose, die nicht mehr im Arbeits- erhaltung des bisherigen Verdienststa- prozeß stehen, sind als konstante Jah- tus und des erreichten Lebensstandards resgröße in Rechnung zustellen. Es ist überhaupt möglich sei. Jetzt wird ihm die Frage, ob dieser grundlegende wirt- anhand der neuen Zahlen wohl mehr schaftlich und politische Wechsel be- geglaubt werden. Was vor wenigen Mo- reits vom Bewußtsein der Öffentlichkeit naten noch als Panikmache oder Op- begriffen oder gar schon verarbeitet position abgetan wurde, ist nun leidet worden ist: die Rezession nicht als vor- bittere Wirklichkeit. übergehende Schrecksekunde, sondern Frankfurter Neue Presse, 10.1.1975

Union in Deutschland.— Informationsdienst der Christlich Demo kratischen Union Deutschlands. Für den Inhalt ^«ntwortlich: Hein* Winkler, 53 Bonn, Konrad-Adenauer-Haus, Telefon 54 41. Verlag' Union Betriebs GmbH., 53 Bonn, Argelanderstraße 175, Telefor 22 00 40. Verlagsleitung: Peter Müllenbach, Gerhard Braun Ban* sts ec on Verbindung: Commerzbank Bonn Nr. 1124 932, P° nf. ^ * Köln 193 795. Abonnementspreis vierteljährlich 9— DM. Einze' UiD preis 0,75 DM. Druck: WA-Druck, Düsseldorf.