Taifun NOUL streift am 10. Mai 2015 mit extremer Intensität den Nordosten der Philippinen Dr. Susanne Haeseler; Stand: 12. Mai 2015

Einleitung

Am 10. Mai 2015 streifte Taifun NOUL (auf den Philippinen unter dem Namen DODONG geführt) mit extremer Stärke den Nordosten von , die im Norden der Philippinen gele- gene größte Insel dieses Inselstaates (Abb. 1 und 2). In Küstennähe hatte NOUL seine höchste Intensität erreicht. Die maximalen mittleren Windgeschwindigkeiten (1-Minuten Mit- tel) nahe seines Zentrums betrugen rund 220 km/h mit Böen um 280 km/h (JMA). Hohe Windgeschwindigkeiten und örtliche Starkniederschläge führten im Norden von Luzon aber auch auf den kleineren Inseln zwischen Luzon und den japanischen Hauptinseln zu teils ho- hen Sachschäden. Auf den Philippinen wurden beispielsweise Häuser beschädigt oder zer- stört; Landwirtschaftsflächen nahmen Schaden; in einigen Städten gab es Stromausfälle (NDRRMC).

Abb. 1: Satellitenbild von Taifun NOUL über dem Norden der Philippinen am 10. Mai 2015, 8:32 UTC. Das Auge des Taifuns in Küstennähe ist deutlich zu erkennen. [Quelle: PAGASA]

Vor Ankunft des Taifuns wurde die Bevölkerung insbesondere vor starkem Wellengang, Sturmfluten und hohen Niederschlägen mit möglichen Erdrutschen gewarnt. Tausende von Menschen entlang der Ostküste der Philippinen brachten sich in Sicherheit. Nach dem ver- heerenden Taifun HAIYAN im November 2013, bei dem mehrere tausend Menschen ums Leben kamen, ist die Kommunikation zwischen Behörden und Bevölkerung verbessert wor- den und die Menschen sind nun sensibler gegenüber Warnungen. Dies und der das Land nur streifenden Zugbahn ist es zu verdanken, dass NOUL nur wenige Todesopfer forderte.

Einen positiven Effekt hatten zudem die von NOUL ausgelösten Regenfälle für die Reis und Korn produzierenden Gebiete im Norden von Luzon, da zuvor recht trockene Verhältnisse geherrscht hatten.

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Zugbahn

Am 3. Mai 2015 bildete sich über dem westlichen Nordpazifik, im Gebiet von Mikronesien, der tropische Sturm NOUL (Abb. 2). Er zog zunächst in westliche Richtung über die Insel hinweg, wobei er sich zu einem Taifun intensivierte. Anschließend steuerte NOUL auf den Norden der Philippinen zu. Im Seegebiet um Luzon erreichte er seine höchste Intensität. Nach Angaben des Typhoon Centers in Tokio, welches gemäß World Meteorological Orga- nization (WMO) u.a. für den Bereich der Philippinen zuständig ist, betrugen die maximalen Böen von NOUL dort 150 kn (278 km/h).

Abb. 2: Zugbahn von NOUL im Bereich der Philippinen vom 4. bis 12. Mai 2015. [Quelle: DWD; Daten: JMA]

Ein Satellitenfilm, der zeigt, wie sich NOUL dem äußersten Nordosten von Luzon nähert und das Auge des Taifuns die Küste erreicht, ist auf den Seiten des Cooperative Institute for Me- teorological Satellite Studies (CIMSS) zu sehen.

NOUL streifte den äußersten Nordosten der Insel Luzon und zog unter Abschwächung weiter Richtung Norden, dann nach Nordosten. Dabei führte sein Weg östlich an vorbei und über die Ryukyu-Inseln, wo er am 12. Mai zum tropischen Sturm herabgestuft wurde. Im Seegebiet östlich der japanischen Hauptinsel Kyushu angekommen (09 UTC), wurde NOUL vom Meteorological Agency (JMA) nur noch als Tief geführt.

Niederschläge und Wind

NOUL löste schon auf der Insel Yap Starkniederschläge aus. So wurde dort am 6. Mai, 00 UTC, ein 24-stündiger Niederschlag von 245 mm registriert. Davon fielen allein 112 mm am 5. Mai zwischen 6 und 12 UTC sowie 80 mm in den folgenden 6 Stunden.

2 Im Norden von Luzon wurde die Niederschlagsintensität u.a. vom Relief beeinflusst. Laoag und Aparri, die sich in einiger Entfernung vom Zentrum des Sturms befanden, verzeichneten am 11. Mai, 00 UTC, einen 24-stündigen Niederschlag von 67 mm bzw. 61 mm.

An den Wetterstationen Basco Radar und Itbayat Island, zwischen Luzon und Taiwan gele- gen, fiel im selben Zeitraum deutlich mehr Niederschlag. Diese beiden Stationen befanden sich zudem in der Nähe des Zentrums von NOUL. Basco Radar meldete einen 24-stündigen Niederschlag von 98 mm, Itbayat Island sogar 159 mm. Als NOUL über die beiden Stationen hinweg zog, fiel dort der Luftdruck deutlich ab, es gab einen Windsprung und der 10-Minuten Mittelwind erreichte Werte über 30 m/s. Itbayat Island meldete am 11. Mai, 00 UTC einen Mittelwind von 33 m/s (119 km/h). Basco Radar verzeichnete 3 Stunden zuvor sogar 50 m/s (180 km/h).

Klimatologische Einordnung

Die Philippinen werden oft von tropischen Zyklonen, insbesondere auch Taifunen heimge- sucht. Für Trendanalysen wurde ihr Auftreten im sogenannten Philippine Area of Responsibi- lity (PAR; etwa 115°-135° E und 5°-25° N), dem Verantwortlichkeitsbereich der Philippinen, untersucht (PAGASA). Pro Jahr bilden und/oder überqueren im Mittel 20 tropische Zyklone dieses Gebiet. Dabei variiert ihre Anzahl von Jahr zu Jahr deutlich. Anzeichen einer Erhö- hung der Häufigkeit zeigen sich nicht.

Die Häufigkeit stärkerer Taifune (maximale mittlere Windgeschwindigkeit von 150 km/h und mehr) im Zeitraum 1971 bis 2010 ist in Abbildung 3 dargestellt. Die farblichen Markierungen geben an, ob es sich um Jahre mit einem El Niño oder einem La Niña handelt. Kennzeich- nend für El Niño ist eine Erwärmung der Wasseroberflächentemperaturen im zentralen und östlichen äquatorialen Pazifik, während es bei einem La-Niña-Ereignis zu einer Abkühlung kommt. Im Mittel wurden rund 6 stärkere Taifune pro Jahr im PAR verzeichnet. Doch auch hier zeigt sich die hohe Variabilität von Jahr zu Jahr. Auffällig ist jedoch, dass eine hohe An- zahl starker Taifune vielfach mit einem El-Niño-Jahr zusammenfällt.

Abb. 3: Trendanalyse von tropischen Zyklonen mit maximalen mittleren Windgeschwindig- keiten von 150 km/h und mehr im Zeitraum 1971-2010. [Quelle: PAGASA]

3 NOUL war in diesem Jahr der dritte tropische Zyklon, der mindestens mit Sturmstärke auf die Küsten der Philippinen traf. MEKKHALA im Januar und MAYSAK im März/April waren in Küstennähe der Philippinen aber bereits deutlich schwächer als NOUL.

Derzeit herrschen schwache El-Niño-Bedingungen, aber viele Modelle gehen von einem sich ausprägenden El Niño für dieses Jahr aus (ECMWF; IRI). Für die Philippinen würde das be- deuten, dass mit weiteren starken Taifunen in diesem Jahr zu rechnen ist.

Quellen und weitere Informationen

. Cooperative Institute for Meteorological Satellite Studies (CIMSS): Super Typhoon Noul in the West Pacific Ocean. http://cimss.ssec.wisc.edu/goes/blog/archives/18353 . Deutscher Wetterdienst (DWD), Climate Data Center (CDC) http://www.dwd.de/cdc . Deutscher Wetterdienst (DWD): Super-Taifun HAIYAN zieht im November 2013 mit extre- mer Intensität über die Philippinen. Bericht . European Center for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF): Nino Plumes. http://old.ecmwf.int/products/forecasts/d/charts/seasonal/forecast/seasonal_range_forecast /nino_plumes_public_s4!4!plumes!201504!/ . Global Disaster Alert and Coordination System (GDACS): NOUL-15. http://www.gdacs.org/report.aspx?eventid=1000162&episodeid=33&eventtype=TC . International Research Institute for Climate and Society: IRI ENSO Forecast. http://iri.columbia.edu/our-expertise/climate/forecasts/enso/current/ . Japan Meteorological Agency (JMA), RSMC Tokyo – Typhoon Center http://www.jma.go.jp/jma/jma-eng/jma-center/rsmc-hp-pub-eg/RSMC_HP.htm . Japan Meteorological Agency (JMA), RSMC Tokyo – Typhoon Center: Information. http://www.jma.go.jp/en/typh/index.html . Joint Typhoon Warning Center (JTWC): Typhoon 06W (Noul). http://www.usno.navy.mil/JTWC/ . National Disaster Risk Reduction and Management Council (NDRRMC): Preparedness Measures and Effects for Typhoon “DODONG” (NOUL). http://www.ndrrmc.gov.ph/index.php/20-incidents-monitored/1441-preparedness-measures- for-typhoon-dodong-noul . Philippine Atmospheric, Geophysical and Astronomical Services Administration (PAGASA) http://kidlat.pagasa.dost.gov.ph/ . Philippine Atmospheric, Geophysical and Astronomical Services Administration (PAGASA): Climate Change in the . – Current Climate and Observed Trends. http://kidlat.pagasa.dost.gov.ph/index.php/climate-change-in-the-philippines#current- climate-and-observed-trends . Philippine Atmospheric, Geophysical and Astronomical Services Administration (PAGASA): Tropical Cyclone – Classification of Tropical Cyclones. http://kidlat.pagasa.dost.gov.ph/index.php/learning-tools/730-tropical-cyclone1 . ReliefWeb: Typhoon Noul – May 2015. http://reliefweb.int/disaster/tc-2015-000051-phl . ReliefWeb: Philippines: Typhoon Noul – Information Bulletin n° 1. http://reliefweb.int/report/philippines/philippines-typhoon-noul-information-bulletin-n-1 . Unisys: 2015 Hurricane/Tropical Data for Western Pacific. http://weather.unisys.com/hurricane/w_pacific/2015/index.php . World Meteorological Organization (WMO): List of Tropical Cyclone RSMCs. http://www.wmo.int/pages/prog/www/tcp/Advisories-RSMCs.html

Hinweis: Die im Bericht aufgeführten Daten geben den Stand der Niederschrift wieder.

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