MECKLENBURGISCHE SEENPLATTE

im KTB eingereicht am:

03.12.2012 13:22

Antrag-Nr.: Zu FrakA I/42/2012 Erstelldatum: 03.12.2012

nicht öffentlich X öffentlich

Beschluss-Nr.: B-KT I/148/2012

Beschlussantrag zu FrakA I/42/2012

einreichende Fraktion: SPD

Beratungsfolge: Sitzung am: Abstimmungsergebnis: Bemerkungen: Für Geg Ent

Kreistag 03.12.2012 43 16 7 mehrheitlich

Betreff: Erhalt aller Gerichtsstandorte im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Beschlussvorschlag:

1. Der Kreistag des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte beschließt, dass der Landrat das vorliegende Modell des Kreistages für eine Reform der Gerichtsstruktur in der Mecklenburgischen Seenplatte gegenüber der Landesregierung im begonnenen Gesetzgebungsverfahren einbringt.

Das Modell für eine Reform der Gerichtsstruktur im Bereich der Mecklenburgischen Seenplatte beinhaltet:

a) Der Zuschnitt des Amtsgerichtsbezirkes bleibt unverändert. b) Der Amtsgerichtsbezirk Neubrandenburg wird wie im Gesetzesentwurf vorgesehen umgesetzt, allerdings ohne den Amtsgerichtsbezirk Demmin. Das Amtsgericht verbleibt in den Räumlichkeiten des Justizzentrums Neubrandenburg. c) Der Amtsgerichtsbezirk Waren wird um den Amtsgerichtsbezirk Neustrelitz erweitert. Der Sitz des Amtsgerichts befindet sich in Waren. d) Der Gerichtsstandort Neustrelitz bleibt als starke Zweigstelle des Amtsgerichts Waren, mit Sitz in den Räumlichkeiten des Amtsgerichts Neustrelitz, erhalten. e) Das Landgericht Neubrandenburg verbleibt am Standort Neubrandenburg in den Räumlichkeiten des Justizzentrums. f) Das Landessozialgericht verbleibt am Standort Neubrandenburg in den Räumlichkeiten des Justizzentrums. g) Das Sozialgericht verbleibt am Standort Neubrandenburg in den Räumlichkeiten des Justizzentrums. h) Am Gerichtsstandort Neubrandenburg werden unter Aufhebung des Arbeitsgerichts Neubrandenburg auswärtige Kammern des Arbeitsgerichts eingerichtet.

2. Der Kreistag der Mecklenburgischen Seenplatte erwartet von der Landesregierung, dass die abweichenden Strukturwünsche des Kreistags Mecklenburgische Seenplatte Berücksichtigung im Reformgesetz finden.

Sachdarstellung: Der im Gesetzgebungsverfahren eingebrachte Gesetzentwurf zur Reform der Gerichtsstruktur in Mecklenburg - Vorpommern sieht erhebliche Veränderungen durch die Zusammenlegung von Aufgaben und neu geschnittenen Zuständigkeitsbereichen vor. Von insgesamt 21 Amtsgerichten sollen künftig nur noch 10 Amtsgerichte die Aufgaben eines bürgernahen, schnellen und einfachen Rechtsanspruches gegenüber unseren Bürgern erfüllen. Insbesondere die großen Entfernungen in unserem stark ländlich geprägten Landkreis führen zu einer hohen Mehrbelastung der Bürger. Von einer bürgernahen Justiz kann dann in Teilen der Mecklenburgischen Seenplatte nicht mehr gesprochen werden.

Der Kreistag des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte erkennt die Reformbemühungen der Landesregierung an und wird sich den Vorschlägen nicht verschließen. Dennoch werden punktuelle Nachbesserungen des jetzt vorliegenden Gesetzentwurfes gefordert. Da das hier aufgeführte Modell der Gerichtsstruktur für die Mecklenburgische Seenplatte nahezu den Reformwünschen der Landesregierung Mecklenburg - Vorpommern entspricht, halten wir eine Nachbesserung des Gesetzentwurfes für angebracht, um den Effizienzgedanken als auslösendes Reformelement ernsthaft zu berücksichtigen.

Das Ziel der Weiterentwicklung des Reformkonzeptes ist vorrangig darin begründet, dass nur durch den Erhalt des Amtsgerichts Demmin weiterhin eine effiziente und bürgernahe Gerichtsstruktur in der Mecklenburgischen Seenplatte erhalten bleibt. Denn durch den Wegfall des Amtsgerichts Demmin entsteht mit dem neu geschaffenen Amtsgerichtsbezirk Neubrandenburg /Demmin flächenmäßig einer der größten Amtsgerichtsbezirke bundesweit. Der Zusammenschluss der Gerichte hätte zur Folge, dass von den derzeit ca. 79.000 Bürgern, die im Amtsgerichtsbezirk Demmin leben, künftig 20.000 Einwohner 50 km und mehr und 5.000 Einwohner 60 km bis hin zu 72 km zum zuständigen Amtsgericht nach Neubrandenburg fahren müssten. Bundesweit beträgt die Entfernung zum zuständigen Amtsgericht maximal 45 km. Aufgrund der großen Entfernung und bei einer Nutzung des ÖPNV wird dies künftig beim Aufsuchen des zuständigen Amtsgerichts auch zu Übernachtungszwängen führen. Die SPD Fraktion sieht weiterhin die bereits investierten Mittel von 4,1 Mio. Euro für den Ausbau des Gerichtsstandortes Demmin als sehr problematisch an, da eine sinnvolle Nachnutzung nicht aufgezeigt wurde.

Der Verlust des Gerichtsstandorts in Demmin würde wie ein Dominoeffekt wirken, d.h. eine weitere Strukturschwächung bedeuten, weil perspektivisch nicht nur die Bediensteten des Gerichts sich Richtung Neubrandenburg orientieren würden, sondern auch in Folge dessen weitere, in Abhängigkeit befindliche Berufszweige der Stadt Demmin gänzlich den Rücken kehren würden. Es kann nicht Intension einer Gerichtsstrukturreform sein, bewusst in Kauf zu nehmen, dass ein ländliches Gebiet durch Wegnahme einer Infrastruktur zusätzlich geschädigt wird.

Wenn das Amtsgericht Demmin erhalten bleibt, entfällt das Bedürfnis, das bisherige Gebäude in dem das Landessozialgericht in Neubrandenburg sitzt, für das stark vergrößerte Amtsgericht Neubrandenburg freiräumen zu müssen. Im Umkehrschluss bedeutet ein Zusammenschluss der beiden Amtsgerichte, dass der Platzbedarf in der Justizmeile massiv ansteigen würde. Neben dem Wegzug des Landessozialgerichtes würde auch ein Umzug des Sozialgerichtes innerhalb der Stadt Neubrandenburg in ein Mietobjekt erfolgen, da keine geeigneten Landesimmobilien in Neubrandenburg zur Verfügung stehen. Wir stellen fest, dass durch die Reform in ihrer jetzigen Struktur die Raumprobleme keinesfalls mit landeseigenen Liegenschaften gelöst werden können. Die Leistungsfähigkeit und Effizienz dieser Gerichte wird zudem massiv durch das Umziehen beeinträchtigt werden. Es ist deshalb nicht sinnhaft, ein komplett durchsaniertes landeseigenes Gerichtsgebäude in Demmin aufzugeben.

Auch die räumlichen Gegebenheiten in Neustrelitz erlauben keine Unterbringung des Landessozialgerichts zuzüglich einer Zweigstelle des Amtsgerichtes in einer vernünftigen und arbeitsfähigen Dimension. Letztlich droht damit der Gewinn des Sitzes des Landessozialgerichts mit dem gänzlichen Verlust eines Amtsgerichtes einherzugehen. Außer diversen Rechtsprechungen werden hier auch für den Bürger relevante verwaltungsähnliche Aufgaben (z.B. Erbschein, Beratungshilfe, Grundbucheintragungen) angeboten. Fazit: Bleibt das Amtsgericht Demmin erhalten, können Landessozialgericht und Sozialgericht voraussichtlich mit einigen Veränderungen, die kaum aufwändiger sein dürften als die nach jetzigem Stand erforderliche Umbauten in Neustrelitz, am bisherigen Standort bleiben. Zugleich wäre in Neustrelitz Platz für eine angemessene Zweigstelle des Amtsgerichts Waren.

Aus Sicht der SPD Kreistagsfraktion sind die Reformansätze, die zur Gesetzesvorlage führten, zu praxisfern gedacht. Deshalb fordern wir die Umsetzung des Reformvorschlages des Kreistages der Mecklenburgischen Seenplatte.

Michael Löffler Fraktionsvorsitzender