Stadt Hohen Neuendorf

Bebauungsplan Nr. 52 Aufforstungsbebauungsplan Kiesabbau -SO II

VORENTWURF

Begründung gemäß § 2a BauGB

Stand: in der Fassung vom April 2017

Stadt Hohen Neuendorf - Bebauungsplan Nr. 52 Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis Seite

I PLANUNGSGEGENSTAND ...... 3

1 Veranlassung und Erforderlichkeit ...... 3

2 Beschreibung des Plangebietes ...... 4

2.1 Räumliche Lage ...... 4 2.2 Geltungsbereich und Eigentumsverhältnisse ...... 4 2.3 Änderung des Geltungsbereichs ...... 5 3 Gebiets- und Bestandssituation ...... 5

4 Planerische Ausgangssituation ...... 6

4.1 Landes- und Regionalplanung ...... 6 4.2 Vorbereitende Bauleitplanung ...... 9 4.3 Verbindliche Bauleitplanung ...... 9 4.4 Gegenwärtiges Planungsrecht ...... 10 5 Denkmalschutz...... 10

II PLANINHALT ...... 11

1 Ziel und Zweck der Planung ...... 11

2 Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan ...... 11

3 Begründung der Festsetzungen ...... 11

3.1 Art der Nutzung ...... 12 3.2 Baulasten und Grunddienstbarkeiten ...... 12 3.3 Hinweise ...... 13

III UMWELTBERICHT ...... 14

1.1 Einleitung ...... 14

1.2 Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen ...... 20

1.3 Zusätzliche Angaben ...... 43

1.4 Allgemein verständliche Zusammenfassung ...... 45

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IV AUSWIRKUNGEN DER PLANUNG ...... 48

1.1 Kosten und Finanzierung ...... 48 1.2 Realisierungskosten ...... 48 1.3 Folgekosten ...... 48 1.4 Auswirkungen auf die Umwelt ...... 48

V VERFAHREN ...... 49

VI RECHTSGRUNDLAGEN ...... 50

VII ANLAGEN ...... 51

1. Textliche Festsetzung ...... 51

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I Planungsgegenstand

1 Veranlassung und Erforderlichkeit

Der Eigentümer, die Kies- und Steinwerk Boerner GmbH & Co. KG, plant einen Neuaufschluss der Kiessandlagerstätte Leegebruch-SO II in unmittelbarer Nähe zum derzeitigen Gewin- nungsbetrieb Leegebruch- SO I in der Stadt Hohen Neuendorf, Stadtteil Borgsdorf. Der ge- plante Aufschluss der Lagerstätte ist aufgrund seiner geologischen Besonderheit und der ter- ritorialen Restriktionen auf dieser Fläche vorgesehen. Andere großflächig zur Verfügung ste- hende Abbauflächen sind im nahen Umfeld des aktiven Gewinnungsbetriebes Leegebruch- SO I nicht vorhanden. Bei dem geplanten Aufschluss der Kiessandlagerstätte Leegebruch-SO II handelt es sich um eine Fortführung der Kiessandgewinnung Leegebruch-SO I im gleichen Maß und Umfang, einschließlich der Transporte. Zusätzliche überörtliche Auswirkungen sind daher laut Stellungnahme der Gemeinsamen Landesplanung - nicht zu er- warten, weshalb die Erforderlichkeit eines Raumordnungsverfahrens gem. § 15 des Raumord- nungsgesetzes für dieses Vorhaben entfällt.

Die Umsetzung des Vorhabens erfordert ein Planfeststellungsverfahren (bergbaurechtliches Verfahren), das parallel durchgeführt wird. Der Abbau unterliegt der Aufsicht des Landesamtes Bergbau, Geologie und Rohstoffe Cottbus.

Die Fläche des geplanten Neuaufschlusses für den Kiesabbau liegt zurzeit im Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 07 „Aufforstung an der Autobahnanschlussstelle , Stadtteil Borgsdorf“. Der Bebauungsplan ist seit 2012 rechtskräftig. Er weist für den Teilbereich des geplanten Aufschlusses Flächen für Wald aus. Die Erteilung einer bergbaurechtlichen Geneh- migung (Rohstoffgewinnung) ist mit den derzeitigen Festsetzungen des Bebauungsplans nicht vereinbar. Aus diesem Grund ist für den mit der Kiesabbaufläche überlagerten Teilbereich des Bebauungsplans Nr. 07 ein Änderungsverfahren - Aufhebung dieser Fläche - erforderlich. Die Aufforstungsflächen, die durch die Teilaufhebung des Bebauungsplans Nr. 07 fortfallen, wer- den im Bebauungsplan Nr. 52 gesichert und neu festgesetzt.

Der Bebauungsplan Nr. 52 übernimmt die Funktion eines Ausgleichsbebauungsplans im Sinne von § 9 Abs. 1 a Satz 1 BauGB und dient ausschließlich der Ausweisung von Flächen zur Neuanlage von Wald im Sinne von § 2 Brandenburger Waldgesetz

Gemäß § 1 a Abs. 3 BauGB i.V. mit § 9 Abs. 1 a BauGB ist es ausdrücklich zulässig, Flächen oder Maßnahmen zum Ausgleich in einem anderen Bebauungsplan festzusetzen. Durch den § 200 a BauGB ist festgelegt, dass Flächen zum Ausgleich und Festsetzungen für Flächen oder Maßnahmen zum Ausgleich auch Ersatzmaßnahmen umfassen. Ein unmittelbarer räum- licher Zusammenhang zwischen Eingriff und Ausgleich ist nicht erforderlich, soweit dies mit einer geordneten städtebaulichen Entwicklung und den Zielen der Raumordnung sowie des Naturschutzes und der Landschaftspflege vereinbar ist.

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Die Stadt Hohen Neuendorf plant Flächen als Aufforstungsflächen für Ersatzmaßnahmen von Bauvorhaben anderer Bebauungspläne vorzuhalten. Ziel dieses Planverfahrens ist die Siche- rung der Aufforstungsflächen, die in dem Bebauungsplan Nr. 07 aufgehoben werden, an einer anderen Stelle auszuweisen. Die ausgewiesenen Waldflächen in diesem Bebauungsplan ver- binden und arrondieren die bereits vorhandenen Waldflächen.

2 Beschreibung des Plangebietes

2.1 Räumliche Lage

Das Plangebiet befindet sich im Nordwesten der Stadt Hohen Neuendorf im Ortsteil Borgsdorf in räumlicher Nähe zum vorhandenen Kiessandabbaugebiet und zum Bebauungsplan Nr. 07.

Der Bebauungsplan umfasst zwei räumlich getrennte Geltungsbereiche. Die Teilfläche 1 be- findet sich nordwestlich der geplanten Abbaufläche und grenzt westlich an das Autobahndrei- eck sowie nordwestlich an die Bundesstraße B 96 an. Die Teilfläche 2 umfasst einen Bereich zwischen der geplanten neuen Abbaufläche und der Veltener Chaussee. Weiter im Süden verläuft die Autobahn A 10. Südlich der Autobahn liegt der durch Auskiesung ent- standene Baggersee „Bernsteinsee“.

2.2 Geltungsbereich und Eigentumsverhältnisse

Die Größe der getroffenen Abgrenzung des räumlichen Geltungsbereichs begründet sich aus den Vorgaben der Fläche, die in dem Bebauungsplans Nr. 07 aufgehoben werden soll und den zur Verfügung stehenden angrenzenden Flächen für die Entwicklung von zusammenhän- genden Waldflächen.

Der westliche Geltungsbereich des Bebauungsplans, die Teilfläche 1, hat eine Größe von 14,4 ha. Der östliche Geltungsbereich, die Teilfläche 2, hat eine Größe von 2,2 ha. Insgesamt be- trägt die Größe der Flächen 16,6 ha.

Die Flurstücke liegen in der Flur 4 der Gemarkung Borgsdorf. Die Flurstücke befinden sich in öffentlichem und in privatem Eigentum.

Im Teilbereich 1 befinden sich folgende Flurstücke:

Die Flurstücke Nr. 177 und Nr. 196 sind in privatem Eigentum, das Flurstück Nr. 187 ist eine Fläche der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH.

Die Flurstücke Nr. 179, Nr. 180, Nr. 195, Nr. 197 bis Nr. 212, Nr. 214, Nr. 265 und Nr. 266 sind im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die Flurstücke Nr. 181 bis Nr. 185 und Nr. 213 sind im Eigentum der Bundesrepublik Deutschland - Bundesstraßenverwaltung.

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Das Wegegrundstück Nr. 216 ist im Eigentum der Stadt Hohen Neuendorf. Der südlich an- grenzende Graben ist im Eigentum der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufga- ben (BvS).

In der südöstlichen Teilfläche 2 sind die Flurstücke Nr. 111, Nr. 246 und Nr. 252 im Eigentum der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH, der Eigentümer des Grabens ist die Bundes- anstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) und Eigentümer des Wegegrund- stücks ist die Stadt Hohen Neuendorf.

2.3 Änderung des Geltungsbereichs

Der Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans wurde im Januar 2011 gefasst. Im Januar 2015 wurde die Änderung des Geltungsbereiches beschlossen. Aufgrund veränderter Grund- stücksnutzungen und Festlegungen ist der Geltungsbereich erneut zu ändern.

3 Gebiets- und Bestandssituation

Realnutzung Die Flächen des Teilbereiches 1 werden überwiegend landwirtschaftlich genutzt. In einigen Bereichen liegen die Flächen brach bzw. es sind Gehölz- und Baumbestände vorhanden. In- nerhalb des Plangebietes verlaufen Entwässerungsgräben. Der größte Teil der Realnutzung des Teilbereichs 2 ist derzeit ruderale Mähwiese, wobei ein kleiner Teil als Ackerfläche genutzt wird. Ebenso wie in dem Teilbereich 1, befindet sich im Plangebiet ein Graben sowie Staudenflure verarmter oder ruderalisierter Ausprägung. Der Bestand wurde im Juli 2012 aufgenommen. Verkehrliche Erschließung Die Erschließung des Teilbereichs 1 erfolgt über den Leegebrucher Weg (Feldweg). Der Teil- bereich 2 ist ebenfalls über einen Feldweg erreichbar, der im Süden in die Veltener Chaussee mündet. Technische Erschließung Die Flächen innerhalb der Geltungsbereiche sind nicht an die örtlichen Ver- und Entsorgungs- medien angeschlossen. Zur Umsetzung des Planvorhabens ist dies auch nicht erforderlich. Altlasten Altlast- sowie Altlastverdachtsflächen im Sinne des Bundes-Bodenschutzgesetzes sind nicht bekannt.

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4 Planerische Ausgangssituation

4.1 Landes- und Regionalplanung

Landesentwicklungsprogramm für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg

Das Landesentwicklungsprogramm (LEPro 2007) bildet den übergeordneten Rahmen der ge- meinsamen Landesplanung für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Es stellt die Erfor- dernisse der Raumordnung dar.

Mit den dargestellten Planungsabsichten wird den dargelegten Grundsätzen der Raumord- nung

- Weiterentwicklung der Land- und Forstwirtschaft als Teil der Kulturlandschaft durch nachhaltige und integrierte ländliche Entwicklung,

- Sicherung und Entwicklung der Funktions- und Regenerationsfähigkeit der Naturgüter Boden, Wasser, Luft, Pflanzen- und Tierwelt in ihrem Zusammenwirken entsprochen.

Der Bereich liegt südlich des Gestaltungsraums Siedlung von Oranienburg. Die Festlegungs- karten 1 und 2 treffen keine Aussagen für diesen Bereich.

Landesentwicklungsplan Berlin-Brandenburg

Der Landesentwicklungsplan (LEP B-B) wurde von den Landesregierungen und Bran- denburgs jeweils als Rechtsverordnung erlassen, die am 15. Mai 2009 in Kraft trat.

Mit Schreiben vom 20. Januar 2011 hat die Gemeinsame Landesplanungsabteilung bestätigt, dass die Planungsabsicht den Vorgaben der Landesplanung entspricht. Für diesen Bereich werden im Rahmen der integrierten Freiraumentwicklung raumordnerische Grundsätze und Ziele zum Schutz der Freiraumfunktionen gegenüber raumbedeutsamer Inanspruchnahme und Zerschneidung festgelegt. Besonders hochwertige Freiraumfunktionen werden in einen großräumig übergreifenden Freiraumverbund eingebunden und geschützt. Bei Planungen und Maßnahmen, die Freiraum in Anspruch nehmen oder neu zerschneiden, kommt den Belangen des Freiraumschutzes eine hohe Bedeutung zu. Die Freiraumentwicklung schließt Waldflä- chen und somit die Forstwirtschaft mit ein.

Regionalplan

Das Verfahren zur Aufstellung des Regionalplans mit den Themen "Windenergie", "Freiraum" und "historisch bedeutsame Kulturlandschaften" wurde am 16. April 2012 beschlossen. Am 21. April 2015 wurde der Entwurf des Regionalplans "Freiraum und Windenergie" gebilligt und die Eröffnung des Beteiligungsverfahrens beschlossen. Die vorliegenden sachlichen Teilpläne

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"Windenergienutzung“ und "Rohstoffsicherung“ enthalten keine relevanten Aussagen für das Plangebiet.

Schutzgebiete

Im Plangebiet befinden sich keine nach dem Brandenburgischen Naturschutzausführungsge- setz (BbgNatSchAG) ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiete, Naturschutzgebiete, Natur- denkmale, geschützte Landschaftsbestandteile oder Bereiche des europäischen Schutzge- bietnetztes NATURA 2000.

Innerhalb des Plangebiets befinden sich jedoch mehrere Röhrichtbestände, die abschnitts- weise im Bereich der Gräben wachsen. Bei diesen handelt sich um nach § 30 BNatSchG ge- schützte Biotope.

Landschaftsplan

Im Landschaftsplan der Stadt Hohen Neuendorf werden für die meisten Flächen des Untersu- chungsgebiets der Erhalt von Dauergrünland bzw. Aufforstungen als Entwicklungsziele defi- niert. Die Aufforstungen sind aus dem Flächennutzungsplan übernommen mit dem Hinweis, dass der Umfang und die ökologische Verträglichkeit der geplanten Aufforstungsmaßnahmen überprüft werden sollen. Die Waldfläche zwischen der Bundesautobahn A 10 und der Landes- straße L 20 unmittelbar südlich des Untersuchungsgebietes ist als Erholungswald definiert. Manche Darstellungen des Flächennutzungsplans werden im Landschaftsplan konflikthaft ge- sehen.

Statt einer großflächigen Aufforstung wird im Landschaftsplan empfohlen, die grundwasserna- hen Dauergrünlandflächen auf entwässerten Niedermoorstandorten zu erhalten und zu schüt- zen. Weiterhin wird empfohlen, einen Pflege- und Entwicklungsplan für den Bereich der Muh- reniederung inkl. der geplanten Aufforstungsflächen zu erstellen. Besonders zu beachten ist dabei eine standortgerechte Pflanzenwahl und ein mehrschichtiger Aufbau der Aufforstungs- flächen, der Einbau von extensiven Offen- und Gewässerflächen sowie die Anpassung an das vorhandene Relief.

Das Plangebiet befindet sich in der Nähe des Naturparks Barnim, des Landschaftsschutzge- bietes (LSG) Stolpe sowie des Naturschutzgebietes (NSG) Pinnower See. Für die Flächen des Geltungsbereichs wird der Erhalt von Aufforstungen als Entwicklungsziel definiert. Das Plan- gebiet gehört zur Haupteinheit „-Havelniederung“ des Naturraumes Rhin-Havelland und liegt innerhalb der Niederungslandschaft der und Muhre. Geologisch und Morpho- logisch betrachtet, gehört das Gebiet zu der Brandenburgischen Platte und dem Urstromtal.

Leitbild für die Stadt Hohen Neuendorf

Das Leitbild der Stadt Hohen Neuendorf (2009/2010) formuliert in sieben Leitplanken die Zukunftsvorstellungen der Stadt. Für jede Leitplanke gibt es verschiedene Handlungsansätze, die konkretisieren, in welche Richtung das Leitbild wirken soll sowie die Ebenen für Planung

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und Umsetzung. Bezogen auf den Bebauungsplan Nr. 52 greift die Leitplanke I : “Die grüne Stadt an der Havel”.

Die Leitplanke I : “Die grüne Stadt an der Havel” beschäftigt sich besonders mit den ökologischen Aspekten der Stadt Hohen Neuendorf, welche ihre Grünräume und Waldgebiete dauerhaft sichert. Ebenso spielt die Nähe zur Havel eine bedeutende Rolle, da sie für mehr Lebensqualität und Naherholung sorgt. Drei Handlungsansätze sind für die Leitplanke I von besonderer Bedeutung: Förderung der grünen Prägung der Stadt als Ganzes, Förderung eines prägenden Baumbestandes und Entwicklung eines lokalen ökologischen Gesamtkonzeptes.

Insbesondere der Handlungsansatz “Förderung der grünen Prägung der Stadt als Ganzes” muss in Hinsicht auf den Bebauungsplan Nr. 52 betont werden. Er sieht den Schutz und die Entwicklung des Natur- und Landschaftsraums sowie die Verknüpfung von Grün- und Freiflächen mit dem Natur- und Landschaftsraum als besonders wichtig an. (Leitbild Stadt Hohen Neuendorf…heute handeln für unsere Stadt von morgen. Seebauer, Wefers und Partner 2009/2010).

Integriertes Kommunale Klimaschutzkonzept Stadt Hohen Neuendorf

Das Klimaschutzkonzept der Stadt Hohen Neuendorf (Stand: 07/2013) formuliert das ge- meindliche Ziel, den Ausstoß an klimaschädlichen Emissionen (v. a. CO2) zu reduzieren. Zur Umsetzung dieses Ziels wurde eine Energie- und CO2-Bilanzierung sowie eine Potenzialab- schätzung zur Reduzierung des Energieverbrauchs und damit auch zur Minderung der Treib- hausgasemissionen erarbeitet. Dazu wurden empfohlene Maßnahmen in einem Maßnahmen- katalog zusammengetragen.

Bei der Umsetzung des Planvorhabens (Waldfläche) im nordwestlichen Teil Hohen Neuen- dorfs sind die Inhalte des Integrierten Klimaschutzkonzeptes zu berücksichtigen.

Das Planvorhaben greift nicht in die Natur ein und es entstehen keine negativen Folgen für den Klimawandel, weshalb eine detaillierte Betrachtung des Klimaschutzkonzeptes nicht not- wendig ist.

Wie bereits im Leitbild der Stadt Hohen Neuendorf erwähnt, ist besonders die verbindliche Sicherung von Waldflächen in der Zukunft erforderlich. Dieser Aspekt wird im Klimaschutzkon- zept im Handlungsfeld Stadtentwicklung/Naturschutz/Klimaanpassung SNK 2 „Verbindliche Sicherung von Wald- und Grünflächen im Stadtgebiet“ aufgegriffen und verdeutlicht. „Ziel der Maßnahmen ist es, die vorhandenen Waldflächen in Hohen Neuendorf zu schützen, auszu- bauen und zu pflegen. […] Zum Schutz der Waldflächen [könnten] Landschaftsschutzgebiete gegründet werden oder Waldflächen in ein bestehendes Landschaftsschutzgebiet eingeglie- dert werden.“ (Integriertes Kommunales Klimaschutzkonzept Stadt Hohen Neuendorf Beratungs- und Servicegesellschaft Umwelt mbH, Berlin Juni/Juli 2013).

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4.2 Vorbereitende Bauleitplanung

Flächennutzungsplan (FNP)

Der Geltungsbereich des Bebauungsplans befindet sich am nordwestlichen Rand der Stadt Hohen Neuendorf und grenzt an den Flächennutzungsplan der Stadt Velten.

Der rechtskräftige Flächennutzungsplan der Stadt Hohen Neuendorf vom 20. Oktober 2001, weist die Teilfläche 1 als Fläche für die Landwirtschaft und die Teilfläche 2 als Fläche für Wald aus. Darüber hinaus werden die Flächen des Plangebietes im Flächennutzungsplan als Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Land- schaft dargestellt.

4.3 Verbindliche Bauleitplanung

Angrenzende Bebauungspläne Bebauungsplan Nr. 07 Der Bebauungsplan Nr. 07 grenzt westlich an die Teilfläche 1 und östlich an die Teilfläche 2 des Bebauungsplan Nr. 52. Der Bebauungsplan Nr. 07 „Aufforstung an der Autobahnanschlussstelle Velten, Stadtteil Borgsdorf“, der am 23.06.2012 rechtskräftig wurde, übernimmt die Funktion eines Ausgleichsbebauungsplans im Sinne von § 18 BNatSchG. Er setzt Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft, Flächen für Wald, öffentliche Grünflächen und Straßenflächen fest.

Der vorhabenbezogene Bebauungsplan Nr. 21 grenzt östlich an die Teilfläche 2. Dieser Bebauungsplan dient ausschließlich der Errichtung einer Transportbetonanlage.

Planfeststellung Kiesabbau Leegebruch SO 1

Das Sondergebiet Kiesabbau Leegebruch-SO I grenzt an die Teilfläche 2. Es ist bereits planfestgestellt und wird derzeit von dem Kies- und Steinwerke Boerner GmbH & Co. KG betrieben.

Planfeststellung A 10

Die Planfeststellung des 6-streifigen Ausbaus der A 10 zwischen den Baukilometern 161+625 bis 193+700 wurde am 9. Dezember 2013 beschlossen.

Der Ausbau der A 10 verläuft südlich des Plangebietes, grenzt jedoch nicht direkt an den Geltungsbereich an. Der 6-streifige Ausbau hat somit keine Auswirkungen auf das Plangebiet.

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4.4 Gegenwärtiges Planungsrecht

Für das Plangebiet wurde bisher noch kein Bebauungsplan aufgestellt. Entsprechend der Struktur und Einbindung sind die Flächen des Plangebietes gemäß § 35 BauGB als Außenbe- reich einzustufen.

5 Denkmalschutz

Es sind für das Plangebiet keine Hinweise auf Bodendenkmale und damit nachrichtliche Über- nahmen bekannt.

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II Planinhalt

1 Ziel und Zweck der Planung

Das Plangebiet befindet sich im Nordwesten der Stadt Hohen Neuendorf, in der Ortslage Pin- now im Stadtteil Borgsdorf. Es ist durch die Veltener Chaussee an das Stadtgebiet angebun- den. Zurzeit wird es landwirtschaftlich genutzt.

Ziel der Planung ist die Sicherung von Flächen für Wald, die als langfristige Aufforstungsflä- chen der Stadt Hohen Neuendorf zur Verfügung stehen sollen.

Ca. 57 % der Fläche des Stadtgebietes sind bewaldet. Bauliche Erweiterungen und Entwick- lungen auf Waldflächen erfordern in der Regel eine Waldumwandlung. Um bei Erfordernis diese Flächen innerhalb des Stadtgebietes für bauliche Maßnahmen nutzen zu können, sind Ausgleichsflächen und deren Vorhaltung erforderlich. Der Bebauungsplan Nr. 7 der Stadt Ho- hen Neuendorf setzt entsprechende Aufforstungsflächen fest. Eine Teilfläche des Bebauungs- planes wird jedoch durch den geplanten Kiesaufschluss überlagert, so dass die entzogene Fläche an anderer Stelle neu festgesetzt werden soll.

2 Entwicklung aus dem Flächennutzungsplan

Der rechtskräftige Flächennutzungsplan der Stadt Hohen Neuendorf vom 20. Oktober 2001 stellt die Teilfläche 1 als Fläche für die Landwirtschaft und die Teilfläche 2 als Fläche für Wald dar.

Die Teilfläche 1 des Bebauungsplans kann nicht aus dem Flächennutzungsplan entwickelt werden, da die vorgesehene Fläche für Wald der Fläche für die Landwirtschaft entgegensteht. Aus diesem Grund ist eine Änderung des Flächennutzungsplans erforderlich. Diese erfolgt in einem Parallelverfahren zur Aufstellung des Bebauungsplanes.

3 Begründung der Festsetzungen

Entsprechend der Intention der Planung wird die Art der baulichen Nutzung im Teilbereich 1 sowie im Teilbereich 2 als Flächen für Wald gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 18 b BauGB festgesetzt.

Der Nummerierung der textlichen Festsetzungen wurde das Kürzel „TF“ vorangestellt, den zeichnerischen Festsetzungen das Kürzel „ZF“.

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3.1 Art der Nutzung

ZF Flächen für Wald gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 18 b BauGB

TF 1 Die in der Planzeichnung umgrenzten Flächen für Wald sind aufzuforsten und zu einem standortgerechten naturnahen Waldbestand zu entwickeln.

Begründung

Der Bebauungsplan setzt aufgrund der Umsetzung des Planungskonzeptes als Art der Nut- zung Flächen für den Wald fest.

Die Waldflächen weisen eine Gesamtgröße von 16,6 ha auf, wovon 14,4 ha der Teilfläche 1 zuzuordnen sind und 2,2 ha der Teilfläche 2. Sie sind der Ausgleich zu der aufgehobenen Fläche des Bebauungsplans Nr. 07 und entspricht deren Größe.

Die festgesetzte Fläche für Wald ist aufzuforsten und zu einem naturnahen, standortgerechten Waldbestand zu entwickeln. Sämtliche Aufforstungsarbeiten haben nur in enger Abstimmung mit dem Landesbetrieb Forst Brandenburg und nach dessen Maßgaben zu erfolgen.

ZF Sicherung von Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 20 BauGB

TF 2 Die in der Planzeichnung gekennzeichneten Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft sind zu schützen und zu entwi- ckeln.

Begründung

Die Gräben im Plangebiet in der Teilfläche 1 sind von naturschutzfachlicher Bedeutung. Sie werden als Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft festgesetzt. Hierdurch bleiben die Oberflächengewässer und die Biotopstruk- turen auch nach der Umsetzung der Planung vollumfänglich erhalten (Weitere Ausführungen siehe Umweltbericht Punkt III Wasser).

3.2 Baulasten und Grunddienstbarkeiten

Informationen zu Baulasten und zu Grunddienstbarkeiten sind nicht bekannt.

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3.3 Hinweise

Biotope

Die nach § 30 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) i.V. m. § 18 Brandenburgisches Natur- schutzausführungsgesetz (BbgNatSchAG) gesetzlich geschützten Biotope werden gemäß § 9 Abs. 6 Baugesetzbuch (BauGB) in den Bebauungsplan nachrichtlich übernommen, da sie für das Verständnis des Bebauungsplanes notwendig sind. Hierbei handelt es sich um die Röh- richtbestände, die abschnittsweise im Bereich der Gräben innerhalb des Plangebietes wachsen.

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III Umweltbericht

1.1 Einleitung

1.1.1 Kurzdarstellung der Inhalte und Ziele des Bebauungsplans

(Kurzdarstellung des Inhalts und der wichtigsten Ziele des Bebauungsplans, einschließlich der Beschreibung der Festsetzungen des Plans mit Angabe über Standorte, Art und Umfang sowie Bedarf an Grund und Boden der geplanten Festsetzungen; Anlage 1 Punkt 1 Buchstabe a zum BauGB)

Die Kies- und Steinwerk Boerner GmbH & Co KG betreiben im Hoheitsgebiet der Stadt Hohen Neuendorf westlich der Ortslage Pinnow das Kiessandgewinnungsfeld Leegebruch-SO I. Eine Erweiterung des Betriebes ist westlich des Feldes in unmittelbarer Nähe durch den Aufschluss der Kiessandlagerstätte Leegebruch-SO II geplant. Der Entschluss wurde auf Grundlage ge- ologischer Erkundungen sowie einer rohstoffgeologischen Bewertung des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe gefasst, nach denen die Lagerstätte im Sinne der Rohstoff- sicherung als hoch abbauwürdig zu betrachten ist.

Zurzeit regelt der rechtskräftige Bebauungsplan Nr. 07 „Aufforstung an der Autobahnan- schlussstelle Velten, Stadtteil Borgsdorf“ das Planungsrecht im südlichen Bereich des geplan- ten Abbaufeldes Leegebruch-SO II. Die Erteilung einer bergbaurechtlichen Genehmigung zur Rohstoffgewinnung ist mit den derzeitigen Festsetzungen des Bebauungsplans Nr. 07 jedoch nicht vereinbar. Aus diesem Grund ist eine Teilaufhebung des Bebauungsplans im Bereich des neuen Abbaufeldes erforderlich.

Die Aufforstungsflächen, die durch diese Teilaufhebung entfallen, sollen durch den Bebau- ungsplan Nr. 52 gesichert und neu festgesetzt werden. Der Bebauungsplan Nr. 52 dient dabei ausschließlich der Neuanlage von Wald im Sinne des § 2 des Brandenburger Waldgesetzes (LWaldG) und übernimmt die Funktion eines Ausgleichsbebauungsplans im Sinne von § 9 Abs. 1 a Satz 1 BauGB.

Gemäß § 1 a Abs. 3 BauGB i.V. mit § 9 Abs. 1 a BauGB ist es ausdrücklich zulässig, Flächen oder Maßnahmen zum Ausgleich in einem anderen Bebauungsplan festzusetzen. Durch den § 200 a BauGB ist festgelegt, dass Flächen zum Ausgleich und Festsetzungen für Flächen oder Maßnahmen zum Ausgleich auch Ersatzmaßnahmen umfassen. Ein unmittelbarer räum- licher Zusammenhang zwischen Eingriff und Ausgleich ist nicht erforderlich, soweit dies mit einer geordneten städtebaulichen Entwicklung und den Zielen der Raumordnung sowie des Naturschutzes und der Landschaftspflege vereinbar ist.

Die Stadt Hohen Neuendorf plant, die Flächen als Aufforstungsflächen für Ersatzmaßnahmen von Bauvorhaben anderer Bebauungspläne vorzuhalten. Ziel des Planverfahrens ist die Si- cherung der Aufforstungsflächen, die großflächige Arrondierung bereits vorhandener Waldflä- chen und somit die Vermeidung entstehender Splitterflächen.

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Der Bebauungsplan Nr. 52 wird parallel zum Änderungsverfahren zur Teilaufhebung des Be- bauungsplans Nr. 07 aufgestellt und erfordert zudem zeitgleich die 18. Änderung des Flächen- nutzungsplans der Stadt Hohen Neuendorf, da dieser ansonsten teilweise den Darstellungen des Bebauungsplans widersprechen würde. Für die Umsetzung des Abbauvorhabens ist über- dies ein Planfeststellungsverfahren nach § 52 Nr. 2 a Bundesberggesetz (BBergG) notwendig, welches der Aufsicht des Landesamtes für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) in Cott- bus unterliegt. Dieses wird ebenfalls zeitlich parallel zu den erforderlichen Bauleitplanverfah- ren durchgeführt.

1.1.2 Darstellung der einschlägigen Fachgesetze und Fachpläne

(Darstellung der in den Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umweltschut- zes, die für den Bauleitplan von Bedeutung sind, und der Art, wie diese Ziele und die Umwelt- belange bei der Aufstellung berücksichtigt wurden; Anlage 1 Punkt 1 Buchstabe b zum BauGB)

Da der vorliegende Bebauungsplan Nr. 52 die Funktion eines Ausgleichsbebauungsplans im Sinne des § 9 Abs. 1 a Satz 1 BauGB übernimmt, und der Festsetzung von Aufforstungsflä- chen dient, sind mit diesem nur geringfügige bzw. keine negativen Auswirkungen auf Natur und Landschaft verbunden. Dementsprechend ist auch die Anzahl der im Folgenden aufge- führten Ziele des Umweltschutzes, die für den Bauleitplan von Bedeutung sind, eher gering. a) Fachgesetzliche Vorgaben

Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG)

Für das anstehende Bebauungsplanverfahren ist die Eingriffsregelung des § 1 a Abs. 3 BauGB in Verbindung mit §§ 18 ff des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) be- achtlich, auf die im Zuge der Umweltprüfung und gegebenenfalls im Bebauungsplan mit ent- sprechenden Festsetzungen reagiert wird.

Der allgemeine Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen ist nach § 39 BNatSchG, der beson- dere Artenschutz nach § 44 BNatSchG geregelt.

Die Anforderungen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung werden im vorliegenden Um- weltbericht abgehandelt. Die Ermittlung des Kompensationsbedarfs erfolgte dabei nach Maß- gabe der Hinweise zum Vollzug der Eingriffsregelung im Land Brandenburg (HVE 2009). Die Umsetzung der Vermeidungs-, Minderungs- und Ausgleichsmaßnahmen wird durch Festset- zungen und städtebauliche Verträge gesichert.

Zur Prüfung möglicher artenschutzrechtlicher Verbotstatbestände wurde eine spezielle arten- schutzrechtliche Prüfung (saP) zu dem Vorhaben durchgeführt und in einem Artenschutz- Fachbeitrag zu dem Bebauungsplan dokumentiert. Die Ergebnisse der saP werden im Um- weltbericht integriert dargestellt.

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Stadt Hohen Neuendorf - Bebauungsplan Nr. 52

Gemäß § 15 Abs. 3 Satz 1 BNatSchG ist bei der Inanspruchnahme von land- oder forstwirt- schaftlich genutzten Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zudem auf agrarstruktu- relle Belange Rücksicht zu nehmen. Daher wird im Umweltbericht dargelegt, wie sich die Maß- nahmen zum Ausgleich und Ersatz auf die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen aus- wirken und wie die Anforderungen der agrarstrukturellen Belange an die Planung berücksich- tigt werden.

Brandenburgisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (BbgNatSchAG)

Seit dem 21.01.2013 gilt das Brandenburgische Naturschutzausführungsgesetz (BbgNatSchAG). Es löst das Brandenburgische Naturschutzgesetz ab und regelt die Ausfüh- rung des BNatSchG vom 29.07.2009. Im § 1 werden die abweichenden Regelungen aufge- führt. Im Zusammenhang mit der Bauleitplanung können insbesondere die Regelungen des § 6 zur Ersatzzahlung und des § 18 Abs. 2 zum Schutz bestimmter Biotope von Belang sein.

Werden Biotope nach § 18 BbgNatSchAG durch die Planung überprägt, wird eine natur- schutzrechtliche Ausnahmegenehmigung nach § 30 Abs. 3 BNatSchG bzw. ein Befreiungsan- trag nach § 67 BNatSchG bei der Unteren Naturschutzbehörde eingereicht. Die Kompensation für den Biotopverlust wird im Umweltbericht aufgezeigt. b) Fachplanerische Vorgaben

Landschaftsprogramm Brandenburg / Landschaftsrahmenplan Altkreis Oranienburg

Das Landschaftsprogramm Brandenburg wurde 2001 aufgestellt. Es enthält Leitlinien, Ent- wicklungsziele, schutzgutbezogene Zielkonzepte und die Ziele für die naturräumlichen Regio- nen . Die Inhalte des Landschaftsprogramms sind von Behörden und öffentli- chen Stellen bei deren Planungen und Verwaltungsverfahren zu berücksichtigen, gleichzeitig sind sie Richtschnur für die Arbeit der Naturschutzbehörden im Land Brandenburg. Die raum- bedeutsamen Erfordernisse und Maßnahmen des Landschaftsprogramms werden gemäß § 4 Brandenburgisches Naturschutzausführungsgesetz (BbgNatSchAG, zu § 10 BNatSchG) unter Abwägung mit den anderen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen als Ziele der Raumordnung und Landesplanung in die Landschaftsrahmenpläne aufgenommen. Die Aus- sagen des Landschaftsprogramms werden inhaltlich und räumlich durch den Landschaftsrah- menplan weiter konkretisiert.

Die Landschaftsrahmenplanung ist das naturschutzfachliche Planungsinstrument für den Na- turschutz im Landkreis gemäß § 4 Abs. 2 BbgNatSchAG i.V.m. § 10 BNatSchG. Sie gibt den inhaltlichen und fachlichen Rahmen vor und wird durch lokale und kommunale Planungen wie dem Landschaftsplan weiter detailliert.

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Stadt Hohen Neuendorf - Bebauungsplan Nr. 52

Landschaftsplan Stadt Hohen Neuendorf

Landschaftspläne sind per Gesetz auf Grundlage der Landschaftsrahmenpläne aufzustellen (§ 11 BNatSchG i.V.m. § 5 BbgNatSchAG). In diesen werden Ziele, Erfordernisse und Maß- nahmen auf örtlicher Ebene festgelegt, die zum Schutz, zur Pflege und zur zukünftigen Ent- wicklung der Landschaft notwendig sind.

Die Erfassung und die Bewertung der Schutzgüter Mensch, Tiere und Pflanzen, Boden, Was- ser, Klima/Luft, Kultur und sonstige Sachgüter im Umweltbericht basieren im Wesentlichen auf dem Landschaftsplan der Stadt Hohen Neuendorf sowie ergänzende Erfassungen.

Im Landschaftsplan der Stadt Hohen Neuendorf werden die folgenden für das Plangebiet und die Planung relevanten Umweltschutz- und Entwicklungsziele aufgezeigt.

Boden- und Wasserflächen

- Erhalt von Dauergrünland auf grundwassernahen Standorten; - Entwicklung naturnaher Gräben im Bereich Pinnow/ Muhreniederung; - Anlage von Kleinstgewässern im Bereich der Aufforstungsflächen Pinnow als Laich- gewässer; - Rückbau von Meliorationseinrichtungen (u. a. Gräben) in Feuchtgebieten und Moo- ren; - Förderung der natürlichen Bodenfunktionen im Bereich der Forste durch Umbau von Monokulturen zu naturnahen Waldgesellschaften zum Boden-, Klimaschutz.

Biotop- und Artenschutz

- Entwicklung der Forstbestände zu naturnahen Waldgesellschaften; - Neubewaldung/ Aufforstung mit standortgerechten, heimischen Baumarten; - Vermeidung von Aufforstungsmaßnahmen auf Standorten geschützter Biotope; - Vermeidung von Aufforstungsmaßnahmen auf grundwassernahen Dauergrünland- standorten.

Landschaftsbild / Kulturlandschaft / Kultur- und Sachgüter

- Erhalt von Baumreihen, Hecken und Windschutzstreifen sowie Gehölzinseln in der freien Landschaft Gehölzstrukturen in der offenen Landschaft; - Erhalt und Anpflanzung landschaftsprägender Gehölze.

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Die aufgeführten für die Planung relevanten Aussagen des Landschaftsplans wurden berück- sichtigt, indem diese als ein Maßstab für die Beurteilung planungsbedingter Umweltauswirkun- gen herangezogen worden sind und ein Abgleich der Zielstellung des Bebauungsplans mit den Entwicklungszielen des Landschaftsplans stattfand.

Da der Landschaftsplan der Stadt Hohen Neuendorf die Ziele des Landschaftsprogramms und des Landschaftsrahmenplans Altkreis Oranienburg aufgreift und inhaltlich-räumlich konkreti- siert, werden über diesen auch deren Aussagen bei der Planung berücksichtigt. c) Schutzgebiete

Schutzgebiete nach Naturschutzrecht

Im Bereich des Plangebietes und dessen mittelbaren Umfeld befinden sich keine auf Grund- lage des Naturschutzrechtes ausgewiesenen Schutzgebiete.

Der Bebauungsplan Nr. 52 setzt ausschließlich Aufforstungsflächen fest. Daher sind mit die- sem allenfalls geringfügige Auswirkungen auf Natur und Landschaft verbunden. Eine Beein- trächtigung von Schutzgebieten nach Naturschutzrecht kann hierdurch in Verbindung mit der erhöhten räumlichen Distanz zwischen Plangebiet und Schutzgebieten von vornherein ausge- schlossen werden.

Wasserschutzgebiete

Der westliche Teilbereich des Plangebietes ist Bestandteil eines nach dem Wasserhaushalts- gesetz (WHG) in Verbindung mit dem Brandenburgischen Wassergesetz (BbgWG) festgesetz- ten Wasserschutzgebietes. Hierbei handelt es sich um die Trinkwasserschutzzone III des Wasserwerks / Marwitz (vgl. Abbildung 1).

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Abbildung 1: Wasserschutzgebiete im Bereich des Plangebietes

Da der Bebauungsplan Nr. 52 lediglich die Aufforstung von Flächen regelt, werden von diesem keine Entwicklungen im Plangebiet eingeleitet, die mit einer Gefährdung der Grundwassers verbunden sind. Eine Beeinträchtigung der Funktionen des Wasserschutzgebietes durch die Planung kann daher ausgeschlossen werden.

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1.2 Beschreibung und Bewertung der Umweltauswirkungen

1.2.1 Bestandsaufnahme

(Bestandsaufnahme der einschlägigen Aspekte des derzeitigen Umweltzustandes, einschließ- lich der Umweltmerkmale der Gebiete, die voraussichtlich erheblich beeinflusst werden; An- lage 1 Punkt 2 Buchstabe a zum BauGB)

Pflanzen

Wertgebende Kriterien

- Naturnähe - Seltenheit, Gefährdung - Wiederherstellbarkeit Biotoptyp - Vorkommen gefährdeter und seltener Arten - Spezielle Lebensraumfunktionen, Biotopverbund

Die nachfolgende Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die im Plangebiet vorkommenden Bio- toptypen. Die Kartierung erfolgte terrestrisch im Juni 2012 durch das Planungsbüro Fugmann Janotta mit Hilfe der Biotopkartierungsanleitung Brandenburg (LUA 2007). Nach einer weiteren Begehung im Jahr 2013 wurde diese wegen landwirtschaftlich bedingter Umnutzungen noch einmal überarbeitet. Die Tabelle 1 enthält auch eine Bewertung der Biotoptypen nach den Kriterien Naturnähe, Seltenheit, Wiederherstellbarkeit und Artenvielfalt. Zudem enthält die Ta- belle Angaben zum gesetzlichen Schutz gemäß § 30 BNatSchG i. V. m. § 18 BbgNatSchAG und zur Bedeutung einzelner Biotoptypen für den Biotopverbund.

Für die Einschätzung der Biotopverbundfunktion wurden die Biotopverbundplanungen für den Landkreis Oberhavel (FBP 2006) und für das Ländchen Glien (PLAN FAKTUR 2006) ausgewer- tet, die beide aus dem Jahre 2006 stammen.

Laut der Biotopverbundplanungen für den Landkreis Oberhavel verfügen die Biotope im Plan- gebiet über keine übergeordnete Verbindungsfunktion. Dennoch ist die Vernetzung von Le- bensräumen auch auf lokaler Ebene von großer Bedeutung. Die Flächen der Biotopverbund- planung für das Ländchen Glien liegen etwa 6,5 Kilometer westlich vom Untersuchungsraum entfernt. Der Raum dazwischen wird durch die Autobahn A 10 und die Bundesstraße B 96 zerschnitten und ansonsten fast vollständig von der Stadt Velten eingenommen. Aufgrund die- ser Gegebenheiten lässt sich kein Bezug zwischen den Biotopen im Untersuchungsraum und den Biotopen der Verbundplanung „Ländchen Glien“ herstellen.

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Tabelle 1: Biotoptypen im Untersuchungsgebiet

Biotop- Biotoptyp Schutz- Biotop- Fläche Code status wert (m²) 011311 naturnahe, unbeschattete Gräben, ständig wasserfüh- BV +++ 4.261 rend 0113322 Gräben, weitgehend naturfern, ohne Verbauung, be- BV ++ 185 schattet, stellenweise wasserführend 03240 zwei- und mehrjährige ruderale Staudenfluren ++ 33.691 05113 ruderale Wiesen ++ 44.545 051422 Staudenfluren verarmte oder ruderalisierte Ausprägung + 506 0714211 Baumreihen, überwiegend heimische Baumarten, über- BV +++ 3.218 wiegend Altbäume 0714212 Baumreihen, überwiegend heimische Baumarten, über- BV +++ 307 wiegend mittleres Alter (>10Jahre) 0714213 Baumreihen, überwiegend heimische Baumarten, ++ 310 Jungbestände (<10Jahre) 0714223 Baumreihen, hoher Anteil an geschädigten Bäumen, ++ 691 überwiegend heimische Baumarten, Jungbestände (<10Jahre), überwiegend heimische Baumarten 0714231 Baumreihen, überwiegend nicht heimische Baumarten, ++ 154 überwiegend Altbäume 0715311 Baumgruppen, heimische Baumarten, überwiegend Alt- BV +++ 2.738 bäume 0715321 kleine Baumgruppen, nicht heimische Baumarten, ++ 153 überwiegend Altbäume 0715322 kleine Baumgruppen, nicht heimische Baumarten, ++ 218 überwiegend mittleres Alter (>10Jahre) 082815 Pappel-Vorwald ++ 6.460 09130 intensiv genutzte Äcker + 65.410 12653 teilversiegelter Weg - 698 12654 versiegelter Weg - 1.778 Gesamtfläche 165.323 Erläuterungen: - naturschutzfachlich ohne bis sehr geringe Bedeutung + naturschutzfachlich geringe Bedeutung ++ naturschutzfachlich mittlere Bedeutung +++ naturschutzfachlich hohe Bedeutung ++++ naturschutzfachlich sehr hohe Bedeutung § nach § 30 BNatSchG i.V.m. § 18 BbgNatSchAG geschützte Biotope (§) in bestimmten Ausbildungen nach § 30 BNatSchG i.V.m. § 18 BbgNatSchAG geschützte Biotope BV hohe Bedeutung für den Biotopverbund

Von naturschutzfachlich hoher Bedeutung sind die naturnahen Gräben im Untersuchungs- raum (011311). Diese sind abschnittsweise mit Röhricht bestanden, einem nach § 30 BNatSchG geschütztem Biotop.

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Im Bereich der Gräben finden Tier- und Pflanzenarten insbesondere angrenzend zu den in- tensiv genutzten Äckern innerhalb des Untersuchungsraums Lebensräume und Rückzugsge- biete. Darüber hinaus besitzen naturnahe Gräben eine besondere Bedeutung für den Bio- topverbund in agrargeprägten Landschaften.

Diese Funktion übernehmen auch die Baumreihen und –gruppen im Untersuchungsraum. Werden diese aus heimischen Baumarten gebildet, ist die naturschutzfachliche Bedeutung dieser Biotope (0714211, 0714212 und 0715311) ebenfalls hoch anzusetzen.

Von naturschutzfachlich mittlerer Bedeutung sind die gehölzgeprägten Biotope nicht heimi- scher bis überwiegend nicht heimischer Artenzusammensetzung mit unterschiedlichem Alter (0714213, 0714223, 0714231, 0715321 und 0715322). Diese treten sowohl grabenbegleitend als Ufervegetation als auch in Form von Baumgruppen und -reihen im Untersuchungsraum auf.

Grabenbegleitend werten die Gehölze zugleich die nicht verbauten aber ansonsten naturfer- nen Gräben (0113322) durch Beschattung und Bewuchs in ihrer Lebensraumeignung auf.

Daneben befindet sich ein aus Hybrid-Pappeln bestehender Vorwald (082815) im Plangebiet, der aufgrund seines geringen Alters noch nicht sein volles ökologisches Potenzial entfalten konnte.

Auch die ruderalen Wiesen (05113) entlang der Bundesstraße B 96 und dem Kreuz Oranien- burg kommen aufgrund ihrer eingeschränkten Artenzusammensetzung nicht über eine natur- schutzfachlich mittlerer Bedeutung hinaus. Gleiches gilt aus denselben Gründen für die Stau- den- und Grasfluren (03240) im Plangebiet.

Von naturschutzfachlich geringer Bedeutung sind die intensiv genutzten Ackerflächen (09130). Diese nehmen den größten Anteil des Untersuchungsraums mit etwa 40% der Ge- samtfläche ein. Die Staudenfluren ruderalisierter Ausprägung (051422) sind aufgrund ihrer Ar- tenarmut ebenfalls nur von geringer naturschutzfachlicher Bedeutung.

Naturschutzfachlich ohne bzw. von sehr geringer Bedeutung sind die Wege und Straßen im Plangebiet (12653 und 12654). Diese weisen aufgrund ihrer Versiegelung keine Vegetati- onsdecke auf und besitzen daher eine entsprechend geringe Lebensraumeignung.

Bewertung des Bestandes

Wertgebend für den Biotopbestand im Plangebiet sind die naturnahen und abschnittsweise mit Röhricht bewachsenen Gräben sowie die gehölzgeprägten Lebensräume, welche aus hei- mischen Baumarten mittleren und hohen Alters gebildet werden. Diese Biotopstrukturen sind vor allem in Bezug auf den Biotopverbund in einer überwiegend landwirtschaftlich intensiv ge- nutzten Feldflur von hoher Bedeutung. Ihr Anteil an der Gesamtfläche des Untersuchungs- raums ist mit 6 % jedoch relativ gering. Der überwiegende Teil der Gesamtfläche bzw. 42 %

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der Fläche wird von Biotopen eingenommen, die naturschutzfachlich ohne oder nur von gerin- ger Bedeutung sind. Ganz maßgeblich sind hierbei die Äcker mit 40 % der Gesamtfläche des Untersuchungsraumes. Ein Großteil der Biotope von naturschutzfachlich mittlerer Bedeutung wird aus ruderalen Wiesen gebildet, auf denen eine weniger intensive landwirtschaftliche Nut- zung stattfindet. Ruderalen Wiesen machen 27 % der Gesamtfläche des Untersuchungsraums aus. Insgesamt prägen Biotope mit mittlerer Bedeutung 52 % der Flächen.

Der Untersuchungsraum ist bezüglich seiner Biotopausstattung zusammenfassend als gering- bis mittelwertig einzustufen, bedingt durch die flächig überwiegende und intensive Ackernut- zung. Dessen ungeachtet existieren insbesondere mit den naturnahen Gräben und den aus heimischen Arten gebildeten Baumbeständen wertvolle und erhaltungswürdige Biotopstruktu- ren im Untersuchungsraum.

Tiere

Im Jahr 2012 und 2013 erfolgte die Erfassung verschiedener Tiergruppen im Umfeld des ge- planten und zwischen den beiden Teilbereichen des Plangebietes gelegenen Abbaufeldes Leegebruch-SO II, für die das Gebiet über potenziell günstige Lebensraumbedingungen ver- fügt. Der Geltungsbereich des Bebauungsplans Nr. 52 war dabei zur Gänze Bestandteil des für die faunistischen Erfassungen zugrunde gelegten Untersuchungsgebiets.

Im Folgenden werden die Inhalte der auf Grundlage der Erfassungsergebnisse erstellten faunistischen Gutachten (SCHARON, J., K. H. 2012 UND 2013) bezogen auf den Geltungsbe- reich des Bebauungsplans zusammengefasst wiedergegeben. Die Gutachten können in den Anhängen 1 und 2 des Artenschutzfachbeitrages eingesehen werden, der den Bebauungspla- nunterlagen als Anlage 1 beigefügt ist. Zusätzlich wurde die Biotopverbundplanung für den Landkreis Oberhavel (FBP 2006) hinsichtlich der Bedeutung des Untersuchungsraums für ver- schiedene Tiergruppen ausgewertet. Außerdem wurden die Erhebungen des Landschaftsför- derverein Oberes Rhinluch e.V. zu Bewegungsräumen der Großvogelarten Kranich und See- adler in der Gemarkung der Stadt Hohen Neuendorf einbezogen, die im Zeitraum von Februar bis September 2013 durchgeführt wurden (SASS, K.H. 2013).

Avifauna

Im Frühjahr und Sommer 2012 erfolgte eine Kartierung der Avifauna im Plangebiet als Be- standteil des Untersuchungsraums zu verschiedenen Tageszeiten durch insgesamt acht Be- gehungen (SCHARON 2012).

Innerhalb des Untersuchungsgebietes wurden insgesamt 32 Arten, davon 22 als Brutvögel und die Singdrossel (Turdus philomelos) als möglicher Brutvogel kartiert. Die Gesamtzahl der erfassten Brutvögel entspricht 16 % der in Brandenburg als Brutvögel nachgewiesenen Arten. Somit wurde knapp ein Fünftel aller in Brandenburg brütenden Arten im Plangebiet nachge- wiesen. Zwei der kartierten Brutvogelarten gelten gemäß der Roten Liste Brandenburgs und der Roten Liste Deutschlands als gefährdet. Hierbei handelt es sich um die Feldlerche (Alauda arvensis), die auf Ackerflächen mit Vernässungs- und Fehlstellen angewiesen ist und das

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Braunkehlchen (Saxicola rubetra), das Krautfluren entlang von Ackerrändern und Gewässern sowie Brachflächen besiedelt.

Innerhalb des Plangebietes wurden 6 Vogelarten erfasst, im Nordteil Neuntöter, Feldschwirl, Wiesenschafstelze und Drosselrohrsänger und im Südteil der Gelbspötter. Bis auf den Feld- schwirl stehen alle Arten auf der Vorwarnliste der Roten Liste Brandenburg.

Der Untersuchungsraum liegt zudem in der Flugroute der Kraniche, die diese in den Monaten September bis November nutzen, um von ihren Nahrungsflächen zu den Schlafplätzen zu ge- langen.

Elbebiber

In der Biotopverbundplanung für den Landkreis Oberhavel wird der Untersuchungsraum als Revier des Elbebibers ausgewiesen. Bei den Begehungen im Rahmen der faunistischen Un- tersuchungen konnten zwar keine Individuen gesichtet werden, einige Bäume wiesen jedoch Fraßspuren auf.

Fledermäuse

Zum Nachweis von Fledermäusen im Untersuchungsraum erfolgten mehrere Begehungen bis in die Dämmerung sowie die gezielte Suche nach Höhlen und Nutzungsspuren an den vor- handenen Altbäumen.

Fledermausquartiere konnten im Ergebnis an den vorhandenen Gehölzen nicht nachgewiesen werden. Das geringe Quartierpotenzial des Untersuchungsraums wird auch durch die wenigen nachgewiesenen Höhlen- und Nischenbrüterarten der Avifauna und deren geringer Revierzahl unterstrichen.

In der Dämmerung wurden vereinzelt jagende bzw. fliegende Fledermäuse beobachtet.

Libellen

Im Zeitraum vom Juli bis September 2013 wurde an insgesamt 6 Tagen und zu unterschiedli- chen Tageszeiten die Libellenfauna im Untersuchungsgebiet erfasst. Dabei konnten im Plan- gebiet 7 Libellenarten entlang der Gräben nachgewiesen werden, wovon 6 als bodenständig eingeordnet werden. Bei diesen Arten konnten Entwicklungsnachweise über Larven, Exuvien oder Schlupf erbracht werden. Hierbei handelt es sich um die Hufeisen-Azurjungfer (Coenag- rion puella), die Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta), den Spitzenfleck (Libellula fulva), die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum), die Große Heidelibelle (Sympetrum striola- tum) und die Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum).

Als stark gefährdet gemäß der Roten Liste für Deutschland gilt der Spitzenfleck. Für die lokale Population dieser Art ist der Graben L049003 mit seiner offenen Wasserfläche von erhöhter

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Bedeutung. Der Graben ist abschnittsweise am südöstlichen Rand des Geltungsbereiches der Teilfläche 1 Bestandteil des Plangebietes.

Bei der Großen Heidelibelle ist eine Gefährdung laut der Roten Liste für Brandenburg anzu- nehmen, der Status jedoch unbekannt. Diese Libellenart konnte in allen Gräben innerhalb des Untersuchungsraumes nachgewiesen werden. Streng geschützte Libellenarten wurden in den untersuchten Gewässern im Untersuchungsgebiet nicht erfasst.

Amphibien und Reptilien

Die Erfassung der Amphibien und Reptilien erfolgte in den Sommermonaten 2012 zu verschie- denen Tag- und Nachtzeiten.

Im Plangebiet konnte eine Amphibien- und eine Reptilienarten nachgewiesen werden. Hierbei handelt es sich um den Teichfrosch (Rana esculenta) und die Zauneidechse (Lacerta agilis). Die Anzahl der erfassten Arten entspricht somit 6,6 % des Artenspektrums der Amphibien und 12,5 % der Reptilien in Brandenburg.

Die Zauneidechse wird in der Roten Liste Deutschlands in der Vorwarnliste geführt und in der Roten Liste Brandenburg als gefährdet klassifiziert. Die Zauneidechse ist zudem eine europa- rechtlich streng geschützte Art. Der Teichfrosch gehört zu den häufigsten Lurcharten in Bran- denburg.

Die Zauneidechse besiedelt im nordwestlichen Teilbereich des Plangebietes an diesen im Südwesten anschließende Flächen. Auch konnten Zauneidechsen im Plangebiet selbst an- grenzend zur Bundesstraße B 96 nachgewiesen werden. Generell weist der südwestliche Be- reich des Plangebietes mit seinem kleinflächigen Wechsel von offenen Bereichen, Gebüschen und Gehölzsäumen gute Lebensraumbedingungen für die Art auf.

Der Teichfrosch ist flächendeckend in nahezu allen Gräben im Untersuchungsraum vertreten.

Das Fehlen von Fortpflanzungsnachweisen und weiteren häufigen Arten, wie z. B. des Teich- molchs (Triturus vulgaris) muss, abgesehen von starken jährlichen Schwankungen im Auftre- ten der Arten, vor allem mit dem hohen Fischbesatz in den Gräben begründet werden. Fische nutzen verschiedene Entwicklungsstadien der ohnehin geringen Amphibienbestände als Nah- rung. Die Erreichbarkeit von Laich und Larven der Amphibien wird durch den schmalen Röh- richtsaum und steilen Ufer entlang der Meliorationsgräben begünstigt.

Xylobionte Käfer

Unter Einbeziehung bekannter Vorkommen in der Region wurde das Untersuchungsgebiet durch zwei Begehungen im Juli und August 2013 nach Spuren der holzbewohnenden Käfer Heldbock (Cerambyx cerdo), Hirschkäfer (Lucanus cervus) und Eremit (Osmoderma eremita) abgesucht. Dabei wurden auch die Bäume im Plangebiet nach charakteristischen und unver-

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kennbaren Bohrungen und Fraßspuren in Borke und Holz, frischem Mulmauswurf und Käfer- resten sowie Imagines (Alttieren) während der Dämmerung und Dunkelheit an warmen, nie- derschlagsfreien Abenden abgesucht.

Ein Nachweis bzw. ein Hinweis auf ein Vorkommen konnte für keine der Arten erbracht wer- den. Auch gibt es auf der Grundlage vorhandener Verbreitungskarten keinen Hinweis auf ein Vorkommen im Betrachtungsraum.

Bewertung des Bestandes

Bezüglich der Avifauna deckt der Untersuchungsraum einen größeren Teil der in Brandenburg heimischen Brutvogelfauna ab. Wertgebend für den Untersuchungsraum ist die stark gefähr- dete Brutvogelart Braunkehlchen (Saxicola rubetra) sowie die gefährdete Art Feldlerche (Alauda arvensis).

Insgesamt ist der Anteil der ubiquitären Arten im Untersuchungsraum relativ hoch, die Zahl der gefährdeten Arten hingegen relativ gering. Der Untersuchungsraum bietet damit einer Viel- zahl von Brutvögeln Lebensraum, entspricht in seiner Ausprägung jedoch einer gewöhnlichen Feldflur ohne besondere Biotopmerkmale und mit entsprechendem Arteninventar.

Ein Vorkommen des Elbebibers im Untersuchungsraum ist wahrscheinlich, allerdings scheint der Untersuchungsraum bis auf weiteres nur als Wanderkorridor zu dienen, da keine Biber- burgen erfasst wurden.

Für Fledermäuse besitzt die Flächen des Untersuchungsraums vor allem die Funktion von Nahrungshabitaten.

Reptilien und Amphibien sind nur in geringer Artenzahl im Untersuchungsraum vertreten. Für Amphibien wird die Lebensraumeignung durch den mutmaßlich hohen Fischbesatz in den Grä- ben eingeschränkt. Wertgebend im Untersuchungsraum ist die Zauneidechse (Lacerta agilis) als europarechtlich streng geschützte Art.

Hinsichtlich der Libellenfauna ist das Untersuchungsgebiet relativ artenarm. Von erhöhter Be- deutung für Libellen sind jedoch die im westlichen Teilbereich des Plangebietes an dessen südöstlichen Rand verlaufenden Graben, da diese über dauerhaft freie Wasserflächen verfü- gen. Insbesondere der Graben L049003 (vgl. Abbildung 3), welcher abschnittsweise Bestanteil des Plangebietes ist, besitzt für die lokale Population des Spitzenflecks (Libellula fulva) eine erhöhte Bedeutung und ist daher vor allem vor dem Hintergrund des Gefährdungsstatus dieser Libellenart möglichst zu erhalten. Alle anderen Gräben bieten nur eine geringe Habitatqualität und beherbergen lediglich euryöke, ubiquitäre Libellenarten.

Für holzbewohnende Käfer bietet das Untersuchungsgebiet eine nur geringe Lebensraumeig- nung. Potenzial für eine Besiedelung bieten ausschließlich die Eichen im südwestlichen Teil- bereich des Plangebietes. Alle anderen älteren Laubbäume sind zu vital bzw. zu jung für eine

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Besiedelung. Zudem sind keine Vorkommen im Umfeld bekannt, die eine zukünftige Besiede- lung wahrscheinlicher machen würden.

Boden

Wertgebende Kriterien

- Puffer- und Filterfunktion - Regelungsfunktion für den Wasserhaushalt - Lebensraumfunktion für Pflanzen und Tiere - Archivfunktion für Natur- und Kulturgeschichte

Das Plangebiet liegt geologisch und morphologisch im Bereich der brandenburgischen Platten und Urstromtäler. Die Formen entstanden im Jungmoränengebiet des Brandenburger Stadi- ums der Weichselkaltzeit durch glaziale Akkumulationsprozesse und Erosionsprozesse. Zwi- schen der Nauener Platte und dem Barnim befindet sich das Vorhabengebiet innerhalb des Berliner Urstromtals. In dieser etwa 6 - 7 km breiten Abflussrinne wurden zwischen den Grund- moränen des Brandenburger Stadiums der Weichsel-Kaltzeit glazifluviatile und fluviatile Nach- schüttbildungen des Brandenburger und des Pommerschen Stadiums der Weichsel-Kaltzeit sedimentiert. Diese Sedimentationen bildeten das Ausgangssubstrat für die anschließend ein- setzende Bodengenese.

Entscheidend für die Bodenbildung im Plangebiet sind neben dem Ausgangssubstrat die Grundwasserverhältnisse. Durch seine Lage in der Havelniederung liegt der Grundwasserflu- rabstand bei unter 2 Metern. Aufgrund des niedrigen Grundwasserflurabstandes handelt es sich im Plangebiet zum größten Teil um grundwasserbestimmte, vergleyte Sande. Der über- wiegende Teil des Bodens verfügt zudem mit einem hohen Anteil an organischer Masse (15 bis 30 Masse-% organischer Substanz) über anmoorige Bildungen. An wenigen Stellen im Nordwesten des Plangebietes befinden sich vereinzelte Niedermoorstandorte (vgl. Abbildung 2). Die Bodenfunktionen im Untersuchungsraum sind aufgrund des prägenden sandigen Aus- gangssubstrats eingeschränkt.

So verfügt der Boden über ein geringes Nährstoffspeicherungsvermögen, eine geringe Was- serkapazität und ist auch bezüglich der Nachlieferung von Nährstoffen nur eingeschränkt wirk- sam. Die Pufferkapazität ist ebenfalls gering ausgeprägt, die mechanischen Filtereigenschaf- ten sind dagegen gut. Die Niedermoorböden verfügen zudem potenziell über eine erhöhte Lebensraumfunktion.

Durch Entwässerungsmaßnahmen in Form von Grabendrainagen und der Ackernutzung ist der Boden im Untersuchungsraum in den oberen Horizonten starken anthropogen Verände- rungen unterworfen. In der Folge sind die natürlichen Bodenfunktionen in ihrer Wirksamkeit zusätzlich beeinträchtigt. Die Grünlandstandorte im Plangebiet sind aufgrund weniger intensi- ver Bodeneingriffe in ihrem natürlichen Gefüge weniger gestört. Diese unterliegen jedoch

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durch die Drainage insbesondere im Bereich der Niedermoorstandorte ebenfalls einer Beein- trächtigung durch erhöhte mikrobielle Aktivität und der damit einhergehenden Degradierung der organischen Substanz. Eine Sackung der Böden und die Freisetzung hoher Mengen an Nährstoffen und klimaschädlichen Kohlendioxidgas sind die Folge.

Quelle: Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg - Bodenschätzung

Abbildung 2: Bodenklassen im Plangebiet

Bewertung des Bestandes

Die Bodenfunktionen im Untersuchungsraum sind aufgrund des sandigen Ausgangssubstrats und der anthropogenen Beeinflussung des Oberbodens in ihrer Wirksamkeit größtenteils ein- geschränkt. Durch den hohen Anteil anmooriger Bildungen und dem hohen Wasserdargebot bedingt durch die geringen Grundwasserabstände verfügt der Boden jedoch über ein erhöhtes Biotopentwicklungspotenzial. Aufgrund dieses Potenzials und der übergeordneten Funktionen von Böden im Naturhaushalt allgemein ist die Schutzwürdigkeit der Böden im Untersuchungs- raum erhöht.

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Empfindlich gegenüber Veränderungen sind insbesondere die im Plangebiet vorhandenen Niedermoorböden bezüglich einer Zehrung der organischen Substanz infolge einer Absen- kung des Grundwasserflurabstandes. Da es sich jedoch überwiegend nur um anmoorige Bil- dungen und nicht um anmoorige Böden handelt und die vorhandenen Niedermoorböden durch die Meliorationsmaßnahmen bereits degradiert sind, ist die Empfindlichkeit insgesamt nur als mittel einzustufen.

Wasser

Wertgebende Kriterien

- Grundwasserneubildung, -dynamik - Gewässerbeschaffenheit/ Verschmutzungsgefahr des Grundwassers und von Ober- flächengewässers - Lebensraumfunktion der Gewässer und ihrer Uferbereiche

Grundwasser

In dem östlich mittelbar an das Plangebiet angrenzenden Kiesabbaufeld Leegebruch-SO wird seit 1997 kontinuierlich ein Grundwassermonitoring-Programm mithilfe von sieben Grundwas- sermessstellen durchgeführt. Aufgrund der relativ geringen räumlichen Entfernung der Lager- stätte Leegebruch-SO zum Geltungsbereich des Bebauungsplans werden diese Daten zur Beschreibung des Schutzgutes im Plangebiet genutzt

Analog werden die Ergebnisse zweier hydrologischer Gutachten von SCHWAHN (1998 und 1999), die im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens für den Aufschluss der Lagerstätte Leegebruch-SO erstellt wurden, bezüglich der Grundwassersituation im Plangebiet für über- tragbar angesehen. Die Beschreibung der Grundwasserverhältnisse bezieht sich vor allem auf die genannten Quellen.

Der Landschaftswasserhaushalt im Untersuchungsraum ist seiner Lage im Bereich der Havel- niederung entsprechend durch niedrige Grundwasserflurabstände zwischen unter 2 Metern bis knapp 1 Meter gekennzeichnet. Das Grundwassergefälle ist mit etwa 0,7% gering. Das Grundwasser fließt mit einer Abstandsgeschwindigkeit von nur ca. 7 cm/d bzw. 2,1 m/Monat oder 25,5 m/Jahr entsprechend langsam in Richtung Südosten zur Havel.

Die aktuellen jahreszeitlichen Schwankungen des Grundwasserspiegels im Untersuchungs- raum sind erheblich und betrugen über den Messzeitraum vom 01.09.2008 – 01.11.2012 etwa 0,5 m. Dabei treten die Maxima im Winter / Frühjahr-Zeitraum und die Minima im Sommer / Herbst-Zeitraum auf. Die Grundwasserfließrichtung variiert bis zu 45°, wobei bei höheren Grundwasserständen das Grundwasser nach Süden und bei niedrigen Wasserständen nach Südost fließt.

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Die Grundwasserneubildungsraten im Untersuchungsraum sind aufgrund einer erhöhten Eva- potranspiration infolge des niedrigen Grundwasserflurabstands herabgesetzt. Durch den ho- hen Anteil an Acker- und Dauergrünlandflächen ist in der Bilanz im Untersuchungsgebiet den- noch nicht von einer Zehrung des Grundwassers auszugehen.

Die Verschmutzungsempfindlichkeit des Grundwassers gegenüber flächig eindringenden Schadstoffen ist im Plangebiet als hoch einzustufen. Grund hierfür sind die niedrigen Grund- wasserflurabstände in Verbindung mit der vorherrschenden Bodenart Sand und der überwie- gend landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen. Zugleich ist das Plangebiet Bestandteil der Trinkwasserschutzzonen der Stufe III der Wasserwerke Hennigsdorf / Marwitz und Stolpe (vgl. Abbildung 1). Das Plangebiet leistet somit einen Beitrag zur Sicherung der öffentlichen Trink- wasserversorgung, indem über Verbote bzw. Nutzungseinschränkungen die innerhalb der Zone III gelten, der Schutz des Grundwassers vor Verschmutzungen gewährleistet wird.

Oberflächen- und Fließgewässer

Das Plangebiet ist von zahlreichen Entwässerungsgräben durchzogen, die über den Vorfluter L049 an den Oranienburger Kanal angebunden sind. Alle Gräben besitzen sehr geringe Ge- fälle von < 0,1%. Die Entwässerungsgräben münden in den Vorfluter zum Oranienburger Ka- nal. Die Lebensraumfunktion dieser Gräben ist bei naturnahem Uferbewuchs trotz künstlicher Profile hoch. Wo ein Bewuchs als wertgebendes Kriterium fehlt, ist der naturschutzfachliche Wert dagegen insbesondere in Verbindung mit den mutmaßlich hohen Stoffeinträgen bei an- grenzender Ackernutzung relativ gering. Die Lage der Gräben mit ihren Kennzeichnungen können der folgenden Abbildung entnommen werden.

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Abbildung 3: Oberflächen- und Fließgewässer im Bereich des Plangebietes

Bewertung des Bestandes

Das Plangebiet besitzt als Bestandteil einer Trinkwasserschutzzone eine erhöhte Bedeutung für die Trinkwassergewinnung. Zugleich weist das Grundwasser aufgrund des geringen Flur- abstandes und den sandigen Substraten eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Verschmutzun- gen auf. Insgesamt ist die Schutzwürdigkeit des Grundwassers im Untersuchungsraum damit als sehr hoch einzustufen.

Bei den Gräben im Untersuchungsgebiet, die eine naturnahe Uferausprägung aufweisen, ist von einem erhöhten Wert als Lebensraum für Tiere und Pflanzen auszugehen. Der Bewuchs ist hierbei das wertgebende Kriterium. An den Grabenabschnitten, wo dieser fehlt bzw. sehr monoton ausfällt, ist der naturschutzfachliche Wert aufgrund der ansonsten künstlichen Form der Gräben und mutmaßlichen Schadstoffbelastungen infolge der landwirtschaftlichen Nut- zung im Umfeld dagegen relativ gering.

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Klima / Luft

Wertgebende Kriterien

- bioklimatische Ausgleichsfunktion - Immissionsschutz und Luftregenerationsfunktion

Das Plangebiet befindet sich innerhalb der Havelniederung, welche durch hoch anstehende Grundwasserverhältnisse geprägt ist. In Verbindung mit den vorherrschenden Offenlandstruk- turen, bestehend aus Acker- und Dauergrünlandflächen, ist der Untersuchungsraum zum ei- nen Kaltluftentstehungsgebiet, zum anderen ein Gebiet, das zu erhöhter lokaler Nebelbildung und im Winter zu Raureif neigt.

Aufgrund der Gefälleverhältnisse entfaltet die entstehende Kaltluft nur eine eingeschränkte Wohlfahrtswirkung, da diese in Richtung Süd-Südost fließt und daher kein direkter Anschluss an thermisch und lufthygienisch belastete Siedlungsbereiche existiert. Aufgrund zahlreicher Hindernisse wie Waldflächen und der Autobahn A 10 kann die Kaltluft diese erst ab einem größeren Volumen in Richtung der nächstgelegenen Siedlung Pinnow überfließen.

Die lufthygienische Situation im Plangebiet ist verkehrsbedingt durch die unmittelbar im Süden verlaufende Bundesautobahn A 10 und die westlich angrenzende Bundesstraße B 96 stark belastet.

Bewertung des Bestandes

Das Plangebiet ist klimatisch unbelastet, besitzt jedoch mangels geeigneter Luftleitbahnen auch nur eine begrenzte Funktion als Ausgleichsraum. Die Bedeutung des Untersuchungs- raums für das lokale Klima ist daher eher gering.

Die lufthygienische Situation im Untersuchungsraum stellt sich als belastet dar. Zugleich ist dessen Potenzial, als Ausgleichraum zu fungieren, jedoch analog zum Klima mangels geeig- neter Luftleitbahnen gering. Das Schutzgut verfügt im Untersuchungsraum somit insgesamt über eine geringe Schutzwürdigkeit.

Landschaftsbild und Erholungswert der Landschaft

Wertgebende Kriterien

- Naturnähe, Eigenart und Strukturreichtum des Landschaftsbildes - identitätsstiftende Sichtbeziehungen - naturbezogene Erholungsfunktion

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Landschaftsbild

Das Plangebiet liegt innerhalb der Niederungslandschaft der Havel und Muhre, welche sich durch überwiegende Offenlandflächen, niedermoorgeprägte Grünlandflächen und Wiesen auszeichnet. Diese typischen Landschaftselemente sind im Plangebiet zahlreich und in kurzer Abfolge zueinander vorhanden. Eine starke Beeinträchtigung seines landschaftsästhetischen Werts erfährt das Plangebiet jedoch durch die Autobahn A 10 und die Bundesstraße B 96, welche als zerschneidende Elemente am Rand des Plangebietes auftreten und untypische, anthropogen stark überformte Bereiche darstellen.

Erholungswert der Landschaft

Das Plangebiet liegt in einer durch landwirtschaftliche Nutzung geprägten Feldflur. Die Er- schließung wird durch die vorhandenen Wirtschaftswege ermöglicht. Der Untersuchungsraum verfügt über keine besonderen Eigenschaften für die übergeordnete, regionale Erholung, bie- tet jedoch insbesondere für die Ortsteile Pinnow und Alt-Borgsdorf die Möglichkeit einer sied- lungsnahen Erholung.

Eine Einschränkung seiner Erholungseignung erfährt der Landschaftsraum durch Lärmbelas- tungen, verursacht durch die im Süden und Westen verlaufende Bundesautobahn A 10, der Landesstraße L 20 und der Bundesstraße B 96 sowie dem Abbaubetrieb Leegebruch-SO.

Bewertung des Bestandes

Das Plangebiet entspricht durch seine strukturierenden Gehölzinseln in Verbindung mit den Grünlandflächen weitestgehend der Niederungslandschaft der Havel und Muhre. Der land- schaftsästhetische Wert wird aufgrund stark störender und zerschneidender Elemente im un- mittelbaren Umfeld in Form der Autobahn A 10 und der Bundesstraße B96 jedoch stark ein- geschränkt und ist daher allenfalls mittelwertig.

Die Erholungseignung des Plangebietes wird durch die vorhandenen Lärmbelastungen eben- falls stark eingeschränkt und ist somit gering.

Mensch, menschliche Gesundheit, Bevölkerung

Wertgebende Kriterien

- Veränderung der akustischen und lufthygienischen Belastungssituation

Durch die unmittelbar an das Plangebiet angrenzende Bundesautobahn A 10 und Bundes- straße B 96 sowie der in einiger Entfernung verlaufenden Landesstraße L 20 wird dieses stark durch Lärm- und Schadstoffimmissionen beeinträchtigt.

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Bewertung des Bestandes

Aufgrund der hohen Lärm- und Schadstoffimmissionen ist die menschliche Gesundheit im Plangebiet erhöhten Belastungen ausgesetzt. Eine starke Beeinträchtigung entsteht hierdurch jedoch nicht, da zugleich keine immissionssensiblen Nutzungen im Plangebiet existieren.

Kultur- und andere Sachgüter

Weder im Untersuchungsraum selbst noch im Umfeld existieren bekannte Kultur- und Sach- güter.

Bewertung des Bestandes

Da im Plangebiet keine bekannten Kultur- und sonstige Sachgüter existieren, ist dieses für das Schutzgut ohne Bedeutung.

Wechselwirkungen

Die Umweltauswirkungen auf ein Schutzgut können direkte oder indirekte Folgen für ein an- deres Schutzgut nach sich ziehen. So legen beispielsweise die Bodenverhältnisse die Grund- lage für die darauf entstehende Vegetation, die in ihrer spezifischen Ausprägung wiederum unterschiedliche Lebensraumeignung für Tiere aufweist. Die Art der Vegetation auf einer Flä- che hat auch Einfluss auf dessen klimatische Wirkung bspw. als Fläche mit Kaltluftentstehung oder als Frischluftgebiet, was wiederum Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen hat.

Im Bestand lassen sich aus den vorhandenen Wechselbeziehungen zwischen den Schutzgü- tern im Plangebiet keine erheblichen Beeinträchtigungen oder Sensibilitäten von Natur und Landschaft ableiten. Bei der Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands sind vorhan- dene Wechselwirkungen daher nicht im besonderen Maße zu berücksichtigen.

1.2.2 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands

(Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Durchführung der Planung und bei Nichtdurchführung der Planung; Anlage 1 Punkt 2 Buchstabe b zum BauGB)

Pflanzen

Prognose über die Entwicklung bei Durchführung der Planung

Bei Umsetzung des Bebauungsplans wird sich das Plangebiet von einer halboffenen zu einer geschlossen, von Bäumen geprägter Landschaft entwickeln. Die Planung verursacht damit einen vollständigen Verlust der existierenden Offenlandbiotope. Diese setzen sich größtenteils aus Äckern (09130), artenarmen Staudenfluren (051422) sowie befestigten Wegen zusam- men, die alle über einen nur geringen Biotopwert verfügen. Daneben werden mit den ruderalen

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Wiesen (05113) entlang der Bundesstraße B 96 und den Stauden- und Grasfluren (03240) aber auch Biotope umgewandelt, die über einen mittleren naturschutzfachlichen Wert verfü- gen.

Die wertvolleren Biotope im Bestand werden zum allergrößten Teil aus Gehölzen gebildet, welche durch die Aufforstungen in waldartige Bestände übergehen. Hierdurch findet kein voll- ständiger Verlust dieser Vegetationsstrukturen statt. Vielmehr wird eine sukzessive Verschie- bung der Pflanzen- und hier insbesondere der Gehölzarten in diesen Biotopen stattfinden, aus der allein sich jedoch keine Verringerung des Biotopwertes ableiten lässt.

Aus diesem Grund wurden bei der Bilanzierung des Verlustes von höherwertigen Biotopen in der folgenden Tabelle 2 die gehölzgeprägten Biotope in Form von Baumreihen und –gruppen sowie Vorwald nicht mit berücksichtigt. Als höherwertig wurden dabei alle Offenlandbiotope mit einer mindestens mittleren naturschutzfachlichen Bedeutung betrachtet.

Die Gräben im Plangebiet mit ihrer überwiegend hohen naturschutzfachlichen Bedeutung wie- derum werden als Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Bebauungsplan festgesetzt (vgl. TF 2). Hierdurch bleiben diese Bio- topstrukturen auch nach Umsetzung der Planung vollumfänglich erhalten und werden folglich in der Tabelle 2 nicht aufgeführt.

Tabelle 2: Verlust höherwertiger Biotope

Biotop- Biotoptyp Schutz- Biotop- Fläche (m²) Code status wert 03240 zwei- und mehrjährige ruderale Staudenfluren ++ 33.691 05113 ruderale Wiesen ++ 44.545 Gesamtfläche 78.236 Erläuterungen: ++ naturschutzfachlich mittlere Bedeutung +++ naturschutzfachlich hohe Bedeutung BV hohe Bedeutung für den Biotopverbund

Da der Bebauungsplan der Kompensation von Eingriffen in Waldbeständen dient, und die Ent- wicklung eines standortgerechten, naturnahen Waldbestands vorsieht, werden die entstehen- den, von Gehölzen geprägten Biotope ebenfalls über einen erhöhten Biotopwert verfügen. Zu- dem ist das gesamte Plangebiet bis auf die Grabenbereiche zur Aufforstung vorgesehen, wodurch sich der flächige Anteil höherwertige Biotope von bisher etwa 58 % der Fläche auf angehend 100 % deutlich gegenüber dem Bestand erhöhen wird. Die folgende Tabelle 3 stellt die in Tabelle 2 bilanzierte Umwandlung von Offenlandbiotopen den neuen naturnahen Wald- flächen gegenüber.

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Tabelle 3: Gegenüberstellung des Verlustes höherwertiger Biotope und deren Neuschaffung

Biotop Fläche (m²)

Verlust: Staudenfluren und ruderale Wiesen 78.236

Neuschaffung naturnaher Wald (davon 69.069 m² Aufwertung vorhandener Bestände) 147.305

(16,6 ha abzgl. zum Erhalt vorgesehener Gräben und zukünftig in die Waldflächen integrierte Gehölzbio- tope)

Entwicklung des Flächenanteils höherwertiger Biotope gesamt 69.069

Insgesamt wird der Verlust von Offenlandbiotopen mit erhöhtem naturschutzfachlichem Wert somit kompensiert, indem ein naturnaher Waldbestand neu geschaffen wird, der zugleich ei- nen deutlichen Anstieg des flächigen Anteils an höherwertigen Biotopen im Plangebiet über etwa 6,9 ha bewirkt.

Prognose über die Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Bei Nichtdurchführung der Planung blieben die höherwertigen Offenlandbiotope im Plangebiet erhalten. Zugleich fände jedoch auch keine großflächige Biotopaufwertung durch naturnahe Aufforstungen in den Bereichen des Plangebietes statt, die im Bestand nur über einen relativ geringen Biotopwert verfügen.

Tiere

Prognose über die Entwicklung bei Durchführung der Planung

Im Folgenden werden die Auswirkungen der Planung auf Tiere allgemein sowie auf national geschützte und in Brandenburg gefährdete Tierarten eingeschätzt, die nicht zugleich europa- rechtlich besonders geschützt sind. Planungsbedingte Auswirkungen auf europarechtlich be- sonders geschützt Tierarten werden im Rahmen einer Artenschutzrechtliche Prüfung gemäß § 44 BNatSchG behandelt. Die Artenschutzrechtliche Prüfung wird im weiteren Planverfahren durchgeführt und in einem eigenen Artenschutz-Fachbeitrag dokumentiert. Die Ergebnisse dieser Prüfung werden anschließend im Umweltbericht unter Kapitel 1.3.1 zusammenfassend dargestellt.

Neben den Tiergruppen mit erhöhter Relevanz für den Artenschutz, zu denen detaillierte Un- tersuchungen durchgeführt werden, verfügt das Plangebiet auch für ubiquitäre, ungefährdete und euryöke Tierarten eine Lebensraumeignung. Da das Plangebiet überwiegend aus Acker- und Wiesenflächen besteht, die durch Gräben mit abschnittsweisem Röhrichtbewuchs und

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Feldgehölzen gegliedert wird, handelt es sich bei diesen Tieren um typische Vertreter der Ag- rarlandschaft wie Rehe, Igel oder Füchse. Eine starke Bindung dieser Tierarten an einzelne Biotope im Plangebiet besteht dabei nicht.

Durch das Vorhaben wird die vorhandene Biotopkulisse mit ihrer gering bis mittleren Wertigkeit vollständig zu einem naturnahen Waldlebensraum hin umgewandelt. Hierdurch verlieren Tier- arten, die im besonderen Maß an halboffene Landschaftsstrukturen gebunden sind, ihren Le- bensraum. Zugleich werden jedoch Tierarten der Wälder durch die Planung gefördert, die durch die Aufforstungen neuen Lebensraum erhalten. Die hiermit verbundene Artenverschie- bung im Plangebiet ist in Bezug auf ubiquitäre, nicht geschützte Tierarten nicht mit erheblicher Beeinträchtigung ihrer Populationen verbunden, da diese mutmaßlich entweder flexibel genug sind, sich an die neue Situation anzupassen oder über die Fähigkeit verfügen, sich schnell Ersatzlebensräume im Umfeld zu erschließen.

Da die Nutzung im Plangebiet nicht intensiviert wird, sind zudem mit der Planung keine zu- sätzlichen Störreize durch Lärm, Bewegungen oder Lichteinwirkungen verbunden, die zu einer Verringerung der Lebensraumeignung an sich führen. Die Eigenart des im Plangebiet vorhan- denen Lebensraums wird somit verändert, nicht jedoch die Beeinträchtigungen denen dieser allgemein unterliegt, so dass die Lebensraumeignung des Plangebietes für neu einwandernde Tierarten erhalten bleibt.

Im Rahmen von faunistischen Erfassungen in den Jahren 2012 und 2013 wurden innerhalb des Plangebietes mit dem Teichfrosch (Rana esculenta) eine nach Bundesartenschutzverord- nung (BArtSchV) besonders geschützte Amphibienart erfasst. Zudem wurden sieben Libellen- arten im Plangebiet vorgefunden, die ebenfalls der BArtSchV folgend besonders geschützt sind. Aufgrund ihres Schutzstatus kann eine erhebliche Beeinträchtigung der Populationen dieser Tierarten durch die Planung nicht von vorneherein ausgeschlossen werden. Für diese Arten sind daher Vermeidungsmaßnahmen zu ihrem Schutz durchzuführen.

Für den Bestand der Populationen von Amphibien und Libellen sind die Gräben im Plangebiet von großer Bedeutung. Insbesondere für Libellen besitzt der Graben L049003 mit seiner offe- nen Wasserfläche dabei eine erhöhte Bedeutung, der abschnittsweise am südöstlichen Rand des Geltungsbereiches Bestandteil des Plangebietes ist. Unter anderem um den Fortbestand der erfassten Amphibien- und Libellenarten im Plangebiet zu gewährleisten, wird der Graben daher als Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Bebauungsplan festgesetzt (vgl. TF 2). Da die neuen Waldflächen im Norden an den Graben angrenzen, wird sich die Besonnungssituation des Grabens dabei auch nach Umsetzung der Planung nicht verändern. Der Lebensraum bleibt somit im Plangebiet für Li- bellen und Amphibien im Komplex mit den anschließenden Flächen vollumfänglich erhalten.

Insgesamt können somit erhebliche Beeinträchtigungen sowohl von ubiquitären und ungefähr- deten Tierarten als auch den im Umfeld erfassten national besonders geschützten Tierarten unter Berücksichtigung eines Erhalts des Grabens L049003 ausgeschlossen werden.

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Im Rahmen der Brutvogelerfassung wurden als für den europäischen Artenschutz relevante Arten der Neuntöter, der Feldschwirl, der Drosselrohrsänger und die Wiesenschafstelze er- fasst. Die Auswirkungen der Vorkommen dieser Arten durch die Planung werden nach Ab- schluss der artenschutzrechtlichen Prüfung hier zusammenfassend ergänzt.

Prognose über die Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Bei Nichtdurchführung der Planung bliebe die Landschaft und damit auch das in ihr existie- rende Tierartenspektrum erhalten. Hiervon würden weiterhin Tierarten der halboffenen Land- schaft profitieren, Tierarten der Wälder, wie sie sich bei Umsetzung der Planung verstärkt im Plangebiet einfinden würden, blieben dem Plangebiet dagegen weiterhin fern. Durch den Er- halt der Grabens L049003 auch bei Umsetzung der Planung ergibt sich für die national ge- schützten Tierarten im Umfeld des Plangebiets keine signifikante Veränderung der Lebens- raumsituation, unabhängig davon, ob die Planung durchgeführt wird oder nicht.

Boden

Prognose über die Entwicklung bei Durchführung der Planung

Durch die großflächigen Aufforstungen im Plangebiet wird der Boden aus einer intensiven Nut- zung genommen. Hierdurch kann dieser sich insbesondere im Bereich der Ackerflächen rege- nerieren, wird vor Erosion geschützt und eine natürliche Entwicklung der Bodenfunktionen kann einsetzten. Da alleine Äcker im Bestand etwa 40 % der Gesamtfläche des Plangebietes einnehmen, findet durch die Aufforstung schon in diesen Bereichen eine starke Entlastung des Schutzgutes statt.

Da der Bebauungsplan lediglich die Schaffung eines naturnahen Waldes vorsieht und Eingriffe in den Boden hierfür beispielweise durch zusätzliche Meliorationsmaßnahmen nicht notwendig sind, können Beeinträchtigungen des Schutzgutes durch die Planung ausgeschlossen wer- den.

Prognose über die Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Bei Nichtdurchführung der Planung würde 40 % der Fläche des Plangebietes weiterhin als Acker genutzt werden. Der Boden wäre in diesen Bereichen weiterhin anthropogenen Störrun- gen unterworfen und könnte sich nicht in dem Maße regenerieren, wie es mit Hilfe der Planung ermöglicht wird.

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Wasser

Prognose über die Entwicklung bei Durchführung der Planung

Grundwasser

Bei Umsetzung des Bebauungsplans wird sich das Plangebiet von einer halboffenen zu einer geschlossen, von Bäumen geprägte Landschaft entwickeln. In der Folge wird die Grundwas- serneubildung im Plangebiet durch eine erhöhte Transpiration der Vegetation bei gleichzeiti- gem Wegfall der Acker- und Grünlandflächen herabgesetzt. Der hiermit verbundene Bilanz- verlust hinsichtlich der gewinnbaren Grundwasservorräte für die Wasserfassungen des Was- serwerks Hennigsdorf / Marwitz kann jedoch als vernachlässigbar gering angesehen werden.

Durch die Umwandlung von Acker in Wald wird zugleich das Verschmutzungsrisiko des Grund- wassers im Plangebiet durch Düngemittel und Pestizide minimiert.

Insgesamt wird somit die Grundwasserneubildung durch die Planung zwar leicht herabgesetzt, die Qualität des Grundwassers jedoch etwas verbessert. Erhebliche Beeinträchtigungen des Grundwassers im Plangebiet lassen sich aus diesen Entwicklungen nicht ableiten und können somit insgesamt ausgeschlossen werden.

Oberflächen- und Fließgewässer

Die Fließgewässer im Plangebiet in Form der vorhandenen Gräben werden als Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Be- bauungsplan festgesetzt (vgl. TF 2). Hierdurch bleiben die Fließgewässer auch nach Umset- zung der Planung vollumfänglich in ihrer Funktion erhalten. Oberflächengewässer sind weder Bestandteil des Plangebietes selbst noch im unmittelbar angrenzenden Landschaftsraum vor- handen. Auswirkungen der Planung auf Oberflächen- und Fließgewässer können daher ins- gesamt ausgeschlossen werden.

Prognose über die Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Wenn die Planung nicht umgesetzt werden würde, bliebe die Grundwasserneubildung im Gel- tungsbereich des Bebauungsplans Nr. 52 auf einem gegenüber der Planung leicht höherem Niveau bestehen. Zugleich wäre die Qualität des Grundwassers aber etwas reduziert. Insge- samt ergeben sich somit auch bei Durchführung der Planung keine großen Veränderungen für das Schutzgut. Oberflächen- und Fließgewässer werden durch die Planung nicht beeinträch- tigt. Ob die Planung durchgeführt wird oder nicht, ist für diese somit nur von sehr geringer Bedeutung.

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Klima / Luft

Prognose über die Entwicklung bei Durchführung der Planung

Klima

Durch die Planung findet eine großflächige Aufforstung im Plangebiet statt. Hierdurch werden die existierenden Freiflächen ohne nennenswerten Bewuchs in Form der Acker- und Wiesen- flächen umgewandelt. Diese tragen maßgeblich zur Kaltluftentstehung im Plangebiet bei.

Da das Plangebiet jedoch nur über eine begrenzte Funktion als klimatischer Ausgleichsraum verfügt, ist diese Veränderung nicht mit erheblichen Beeinträchtigungen des Klimas im Umfeld verbunden.

Luft

Die mit der Planung verbundenen großflächigen Aufforstungen verbessern die lufthygienische Situation im Landschaftsraum, indem durch den Wald die Frischluftproduktion erhöht und zu- gleich die Filterung von Luftschadstoffen verbessert wird. Die Wohlfahrtswirkung dieser Effekte ist mangels geeigneter Luftleitbahnen jedoch relativ gering und beschränkt sich weitestgehend auf Erholungssuchende im Landschaftsraum.

Prognose über die Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Bei Nichtdurchführung der Planung bliebe die Kaltluftproduktion im Plangebiet erhalten, die Frischluftproduktion würde dagegen gegenüber einer Umsetzung der Planung auf einem nied- rigeren Niveau verbleiben. Aufgrund der untergeordneten Bedeutung des Plangebietes für die Lufthygiene und das Klima insgesamt sind die Veränderungen bei Umsetzung der Planung jedoch ohnehin geringfügig.

Landschaftsbild und Erholungswert der Landschaft

Prognose über die Entwicklung bei Durchführung der Planung

Landschaftsbild

Bei Umsetzung des Bebauungsplans werden sich die Flächen im Plangebiet von einer halb- offenen zu einer geschlossen, von Bäumen geprägte Landschaft entwickeln. Hierdurch geht das bisherige Landschaftsbild im Plangebiet verloren, welches durch die überwiegenden Of- fenlandflächen, niedermoorgeprägten Grünlandflächen und Wiesen der Niederungslandschaft der Havel und Muhre ansatzweise entspricht. Eine starke Beeinträchtigung erfährt das Land- schaftsbild über das Plangebiet hinausgehend jedoch im gesamten Landschaftsraum durch die die Autobahn A 10 und die Bundesstraße B 96. Die Aufforstungen entfalten diesen Störun- gen gegenüber eine sichtabschirmende Wirkung und werten hierdurch vor allem das Land- schaftsbild der nordöstlich der Verkehrswege gelegenen Feldflur auf.

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In der Bilanz wiegt die Aufwertung des Landschaftsbildes durch den Bebauungsplan Nr. 52 insbesondere auch in Verbindung mit den Aufforstungen die der Bebauungsplan Nr. 7 im süd- lichen Teil des Landschaftraums festsetzt, die Beeinträchtigungen, die im Plangebiet selbst durch den Verlust Niederungsspezifischer Landschaftselemente entstehen, auf.

Erholungswert der Landschaft

Die geplanten großflächigen Aufforstungen mindern die im Plangebiet bestehenden und den Erholungswert der Landschaft reduzierenden Belastungen. So werden durch die neuen Wald- flächen insbesondere die von der Autobahn A10 und der Bundesstraße B96 ausgehenden Lärm- und Schadstoffimmissionen in den nordöstlich der Verkehrstrassen gelegenen Land- schaftsraum gemindert.

Die Planung verbessert somit den Erholungswert der Landschaft und verursacht selbst keine zusätzlichen Beeinträchtigungen des Schutzgutes.

Prognose über die Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Bei Nichtdurchführung der Planung blieben die störenden Elemente und Belastungen im Land- schaftsraum stärker wahrnehmbar. Das Landschaftsbild würde nicht verbessert und der Erho- lungswert der Landschaft nicht gestärkt werden.

Mensch, menschliche Gesundheit, Bevölkerung

Prognose über die Entwicklung bei Durchführung der Planung

Durch die Aufforstungen im Plangebiet wird die Lufthygiene im Umfeld verbessert, indem der neue Wald Luftschadstoffe filtert und zugleich zur Produktion von Frischluft beiträgt. Die Wald- flächen reduzieren – wenn auch nur im geringen Maße – darüber hinaus Lärmimmissionen im angrenzenden Landschaftraum, der durch die Aufforstungen zukünftig von den Verkehrstras- sen getrennt wird.

Eine Beeinträchtigung des Schutzgutes durch die Planung kann dagegen ausgeschlossen werden, da diese lediglich Aufforstungsflächen vorsieht.

Prognose über die Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Würde die Planung nicht umgesetzt, blieben die existierenden Belastungen für die menschli- che Gesundheit auf dem derzeitig hohen Niveau in dem Landschaftsraum bestehen, der an- sonsten durch die Aufforstungen zukünftig von den Verkehrstrassen getrennt werden würde.

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Kultur- und andere Sachgüter

Prognose über die Entwicklung bei Durchführung der Planung

Da im Plangebiet keine Kultur- und andere Sachgüter existieren, kann eine Beeinträchtigung dieses Schutzgutes durch die Planung von vorneherein ausgeschlossen werden.

Prognose über die Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Bei Nichtdurchführung der Planung ergeben sich gegenüber einer Umsetzung der selbigen keine Unterschiede, da keine Kultur- und andere Sachgüter im Plangebiet vorhanden sind.

Wechselwirkungen

Prognose über die Entwicklung bei Durchführung der Planung

Da der vorliegende Bebauungsplan Nr. 52 die Festsetzung von Aufforstungsflächen vornimmt, die dem Ausgleich von Waldumwandlungen dienen sollen, sind mit der Planung nur geringfü- gige Auswirkungen auf Natur und Landschaft verbunden. Dementsprechend sind auch keine komplexen Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern zu erwarten, die nicht über die be- schriebenen Zusammenhänge in den Schutzgutkapiteln hinreichend charakterisiert wurden.

Prognose über die Entwicklung bei Nichtdurchführung der Planung

Aufgrund der geringen Umweltauswirkungen der Planung ergeben sich auch bei Nichtdurch- führung der Planung keine großen Unterschiede hinsichtlich zu erwartender Wechselwirkun- gen im Vergleich zu dessen Umsetzung

1.2.3 Geplante Maßnahmen, Eingriffsbewertung und Ausgleichsentscheidung

(Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Auswirkungen; Anlage 1 Punkt 2 Buchstabe c zum BauGB sowie Eingriffsbewertung und Aus- gleichsentscheidung gemäß § 18 BNatSchG i. V. mit § 1a Abs. 3 BauGB)

Der vorliegende Bebauungsplan Nr. 52 besitzt die Funktion eines Ausgleichsbebauungsplans im Sinne des § 9 Abs. 1 a Satz 1 BauGB und dient der Aufforstung eines naturnahen und standortgerechten Waldes. Wie im vorherigen Kapitel 1.2.2 dargelegt, ist der Bebauungsplan daher allenfalls nur mit geringfügigen Umweltauswirkungen verbunden. Entweder, weil diese in ihrer Beeinträchtigungsintensität unter der Erheblichkeitsschwelle bleiben, oder die entste- henden Beeinträchtigungen innerhalb des betrachteten Schutzgutes durch zeitlich parallele und funktional gleichwertige Auswirkungen der Planung kompensiert werden.

Damit entfällt auch die Notwendigkeit, Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und dem Ausgleich von erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen für die Planung im Sinne der naturschutzfachlichen Eingriffsregelung zu konzipieren.

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1.2.4 Anderweitige Planungsmöglichkeiten

(In Betracht kommende anderweitige Planungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung der Ziele und des räumlichen Geltungsbereichs des Bauleitplans; Anlage 1 Punkt 2 Buchstabe d zum BauGB)

Das Plangebiet ist abgelegen und weist eine hohe verkehrsbedingte Vorbelastung durch Lärm- und Schadstoffe auf. Hierdurch sind die Nutzungsmöglichkeiten auf den Flächen innerhalb des Geltungsbereichs des Bebauungsplans Nr. 52 von vorneherein stark eingeschränkt. Zugleich benötigt die Stadt Hohen Neuendorf neue Aufforstungsflächen, um die Kompensation für Waldumwandlungen im Stadtgebiet ableisten zu können. Dies ist auf den Flächen im Plange- biet auch aus Sicht des Naturschutzes gut möglich, da die Schutzgüter im Plangebiet über keine im erhöhten Maße schutzwürdigen Funktionen verfügen. Zudem wird der Landschaft- raum durch die Aufforstungen allenfalls nur geringfügig belastet und aus naturschutzfachlicher teilweise auch aufgewertet. So kann mit der Planung beispielsweise die Erholungseignung des Landschaftraumes verbessert werden, indem die neuen Waldflächen Schadstoffe filtern und Lärmimmissionen reduzieren.

Den Ausführungen folgend, stellt die Planung vor dem Hintergrund einer zwingend notwendi- gen Bereitstellung von Aufforstungsflächen, der eingeschränkten alternativen Nutzbarkeit des Plangebietes sowie der geringen Empfindlichkeit der Flächen gegenüber der angestrebten Entwicklung eine gute Lösung dar. Eine Flächeninanspruchnahme zur Bereitstellung von Auf- forstungsflächen an anderer Stelle des Stadtgebietes wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit auch aus Sicht des Naturschutzes mit einem höheren Konfliktpotenzial verbunden. In Betracht kom- mende anderweitige Planungsmöglichkeiten entfallen somit.

1.3 Zusätzliche Angaben

1.3.1 Artenschutzrechtliche Prüfung gemäß § 44 BNatSchG

Eine Artenschutzrechtliche Prüfung gemäß § 44 BNatSchG wird im weiteren Planverfahren durchgeführt. Die Artenschutzrechtliche Prüfung wird in einem eigenen Artenschutz-Fachbei- trag zu der Planung dokumentiert. Die Ergebnisse dieser Prüfung werden anschließend an dieser Stelle aufgeführt.

1.3.2 Berücksichtigung der agrarstrukturellen Belange gemäß § 15 BNatSchG

Durch die geplante Aufforstung wird landwirtschaftliche Nutzfläche über ca. 14,36 ha dauerhaft umgewandelt. Die betroffenen Ackerflächen werden zurzeit teilweise von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Region bewirtschaftet. Die Inanspruchnahme der Ackerflächen wird sukzes- siv mit fortschreitender Aufforstung erfolgen. In dieser Zeit wird die im Plangebiet verbleibende landwirtschaftliche Nutzfläche weiterhin durch den Landwirt bewirtschaftet werden. Ein plötz- licher Wegfall von Ackerfläche wird somit vermieden, wodurch die Umstellung der Bewirtschaf- tung auf die neu gepachteten Flächen schrittweise dem betriebswirtschaftlichen Bedarf ange- passt werden kann.

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Die für die Aufforstung vorgesehenen Flächen verfügen über eine durchschnittliche Ertragsfä- higkeit im Landkreis Oberhavel. Im Verhältnis zur gesamten Aufforstungsfläche gehen damit nicht überdurchschnittlich Einbußen für die Produktion von landwirtschaftlichen Gütern einher.

1.3.3 Technische Verfahren bei der Umweltprüfung

(Beschreibung der wichtigsten Merkmale der verwendeten technischen Verfahren bei der Um- weltprüfung sowie Hinweise auf Schwierigkeiten, die bei der Zusammenstellung der Angaben aufgetreten sind, z.B. technische Lücken oder fehlende Kenntnisse; Anlage 1 Punkt 3 Buch- stabe a zum BauGB)

Als wesentliche Grundlage für die Beurteilung des aktuellen Zustandes von Natur und Land- schaft im Plangebiet dient die Biotoptypenkartierung mit floristisch-vegetationskundlicher Be- standsaufnahme des Plangebietes gemäß dem geltenden Kartierschlüssel für das Land Bran- denburg (FUGMANN JANOTTA 2012).

Die Ausprägung der abiotischen Schutzgüter wurde maßgeblich mit Hilfe des Landschafts- plans der Stadt Hohen Neuendorf ermittelt. Daneben sind auch zwei Gutachten sowie Mess- ergebnisse zum Grundwasserstand herangezogen worden, die für den Aufschluss der Kiessandlagerstätte SO erarbeitet wurden (SCHWAHN 1998 UND 1999). Da sich das Abbaufeld in unmittelbarer Nähe befindet, wurden die Ergebnisse als auf das Plangebiet übertragbar an- gesehen.

Als Grundlage für die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung für das Vorhaben und bezüglich einer Einschätzung der Lebensraumeignung des Plangebietes für Tiere allgemein sind die faunistischen Erfassungen von essentieller Bedeutung (SCHARON ET. AL. 2012 UND 2013). Diese erfolgten zu allen potenziell vorkommenden artenschutzrechtlich relevanten Tiergrup- pen (Brutvögel, Fledermäuse, Reptilien, Amphibien, Libellen). Die Erfassungen wurden arten- gruppenspezifisch in mehreren Begehungen in den aktiven Phasen der Tiergruppen im Zeit- raum von März bis September in den Jahren 2012 und 2013 durchgeführt.

Die Analyse der Bestandsdaten, die Verschneidung des Bestands mit der Planung sowie die Kartenerstellung zum Umweltbericht erfolgten mit Hilfe eines Geografischen Informationssys- tems (ArcGIS 10.2.2).

Grundsätzlich treten bei der Bewertung des Umweltzustands sowie der Beurteilung der Erheb- lichkeit von Umweltauswirkungen Prognoseunsicherheiten auf. Ein Grund hierfür ist, dass die für die Prognosen verwendeten Aussagen einer methodischen oder maßstäblichen Unschärfe unterliegen. So kann das komplette Artenspektrum der im Plangebiet vorkommenden Tier- und Pflanzenarten nicht erfasst werden, da insbesondere bei mobilen Tierarten die Möglich- keit, eine Art zu „verpassen“, gegeben ist. Letztlich stellen die flächenscharfe Abgrenzung von Ausschnitten der Landschaft, denen eine gleiche Ausprägung und damit Wertigkeit für den Naturhaushalt zugewiesen wird, sowie die klare Abgrenzung von Wirkbereichen eine Annähe- rung entsprechend den technischen Standards an die tatsächlichen Verhältnisse vor Ort dar.

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Sowohl die m²-genaue Abgrenzung von Flächen als auch die Zuweisung eines Biotopwertes und die daraus resultierende Beurteilung der Auswirkungen des Vorhabens auf die Umwelt sind daher nur Annäherungen, die nicht alle Zusammenhänge des Naturhaushalts exakt ab- bilden können.

1.3.4 Hinweise zur Durchführung der Umweltüberwachung (Monitoring)

(Beschreibung der geplanten Maßnahmen zur Überwachung der erheblichen Auswirkungen der Durchführung des Bauleitplans auf die Umwelt; Anlage 1 Punkt 3 Buchstabe b zum BauGB)

Wie unter Kapitel 1.2.2 und 1.2.3 dargelegt, ist die Planung, wenn überhaupt, nur in geringem Maße mit negativen Auswirkungen auf Natur und Landschaft verbunden. Die Umweltauswir- kungen sind nicht als erheblich anzusehen, weshalb eine Notwendigkeit zu ihrer Überwachung entfällt.

1.4 Allgemein verständliche Zusammenfassung (Allgemein verständliche Zusammenfassung der erforderlichen Angaben; Anlage 1 Punkt 3 Buchstabe c zum BauGB)

Der Bebauungsplan Nr. 52 hat die Funktion eines Ausgleichsbebauungsplans für die im Rah- men von Bauvorhaben notwendige Umwandlung von Wald innerhalb des Stadtgebietes von Hohen Neuendorf. Mit dem Bebauungsplan wird die Aufforstung eines naturnahen und stand- ortgerechten Waldbestandes für das Plangebiet festgesetzt. Ziel des Planverfahrens ist die Sicherung der Aufforstungsflächen, die großflächige Arrondierung bereits vorhandener Wald- flächen und damit die Vermeidung entstehender Splitterflächen.

Im Rahmen der Umweltprüfung wurde eine Bestandsaufnahme des derzeitigen Umweltzu- standes durchgeführt und anschließend eine Prognose über die Entwicklung des Umweltzu- standes bei Umsetzung der beschriebenen Planung abgegeben.

Die mit der Planung verbundene großflächige Aufforstung verursacht Veränderungen in der Landschaft. So werden die bisherigen Ackerflächen zukünftig mit Bäumen bestanden sein. Die bestehenden Gehölzstrukturen werden dagegen in die neuen Waldflächen integriert. Insge- samt wird der Verlust von wertvolleren Offenlandbiotopen, wie den vorhandenen Wiesen, aus- geglichen, indem ein naturnaher Waldbestand neu geschaffen wird. In der Bilanz steigt der flächige Anteil an höherwertigen Biotopen im Plangebiet um insgesamt 6.9 ha an, wodurch der Biotopwert im Plangebiet vor allem im Bereich der Äcker stark ansteigt. Die Gräben im Plan- gebiet mit ihrer überwiegend hohen naturschutzfachlichen Bedeutung werden als Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Be- bauungsplan festgesetzt und somit auch nach Umsetzung der Planung vollumfänglich erhalten bleiben.

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Stadt Hohen Neuendorf - Bebauungsplan Nr. 52

Das Plangebiet bietet einer Vielzahl von Brutvögeln Lebensraum, entspricht in seiner Ausprä- gung jedoch einer gewöhnlichen Feldflur ohne besondere Biotopmerkmale und mit entspre- chendem Arteninventar. Als wertgebende Arten sind die gefährdeten Brutvogelarten Feldler- che und Braunkehlchen erfasst worden. Ein Vorkommen des Elbebibers im Untersuchungs- raum ist wahrscheinlich, allerdings scheint der Untersuchungsraum bis auf weiteres nur als Wanderkorridor zu dienen, da keine Biberburgen erfasst wurden. Für Fledermäuse besitzen die Flächen des Untersuchungsraums vor allem die Funktion von Nahrungshabitaten. Repti- lien und Amphibien sind nur in geringer Artenzahl im Untersuchungsraum vertreten. Für Am- phibien wird die Lebensraumeignung durch den mutmaßlich hohen Fischbesatz in den Gräben eingeschränkt. Wertgebend im Plangebiet ist die Zauneidechse (Lacerta agilis) als europa- rechtlich streng geschützte Art. Hinsichtlich der Libellenfauna ist das Untersuchungsgebiet re- lativ artenarm. Von erhöhter Bedeutung für Libellen sind jedoch die im westlichen Teilbereich des Plangebietes an dessen südöstlichen Rand verlaufenden Gräben, da diese über dauerhaft freie Wasserflächen verfügen. Insbesondere der Graben L049003 (vgl. Abbildung 3), welcher abschnittsweise Bestanteil des Plangebietes ist, besitzt für die lokale Population des Spitzen- flecks (Libellula fulva) eine erhöhte Bedeutung. Für holzbewohnende Käfer bietet das Unter- suchungsgebiet eine nur geringe Lebensraumeignung. Potenzial für eine Besiedelung bieten ausschließlich die Eichen im südwestlichen Teilbereich des Plangebietes.

Durch das Vorhaben wird die vorhandene Biotopkulisse mit ihrer gering bis mittleren Wertigkeit vollständig zu einem naturnahen Waldlebensraum hin umgewandelt. Hierdurch verlieren Tier- arten die im besonderen Maß an halboffene Landschaftsstrukturen gebunden sind ihren Le- bensraum. Zugleich werden jedoch Tierarten der Wälder durch die Planung gefördert, die durch die Aufforstungen neuen Lebensraum erhalten. Die hiermit verbundene Artenverschie- bung im Plangebiet ist in Bezug auf ubiquitäre, nicht geschützte Tierarten nicht mit erheblichen Beeinträchtigungen ihrer Populationen verbunden, da diese mutmaßlich entweder flexibel ge- nug sind, sich an die neue Situation anzupassen, oder über die Fähigkeit verfügen, sich schnell Ersatzlebensräume im Umfeld zu erschließen.

Um den Fortbestand der erfassten und geschützten Amphibien- und Libellenarten im Plange- biet zu gewährleisten, wird der Graben L049003 als Fläche für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Bebauungsplan festgesetzt (vgl. TF 2). Da die neuen Waldflächen im Norden an den Graben angrenzen, wird sich die Beson- nungssituation des Grabens dabei auch nach Umsetzung der Planung nicht verändern. Der Lebensraum bleibt somit im Plangebiet für Libellen und Amphibien im Komplex mit den an- schließenden Flächen vollumfänglich erhalten.

Eine Artenschutzrechtliche Prüfung gemäß § 44 BNatSchG wird im weiteren Planverfahren durchgeführt. Erst nach Vorlage der Ergebnisse dieser Prüfung können Auswirkungen der Pla- nung auf europäisch besonders und streng geschützte Tierarten im Plangebiet abgeschätzt werden.

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Durch die Aufforstungen wird der Boden im Plangebiet großflächig aus einer intensiven Nut- zung genommen. Hierdurch kann dieser sich insbesondere im Bereich der Ackerflächen rege- nerieren, wird vor Erosion geschützt und eine natürliche Entwicklung der Bodenfunktionen kann einsetzten. Da allein Äcker im Bestand etwa 40 % der Gesamtfläche des Plangebietes einnehmen, findet durch die Aufforstung schon in diesen Bereichen eine starke Entlastung des Schutzgutes statt. Eingriffe in den Boden, beispielweise durch zusätzliche Meliorationsmaß- nahmen, werden zur Umsetzung der Planung dagegen nicht notwendig sein, weshalb zusätz- liche Beeinträchtigungen des Bodens durch die Planung ausgeschlossen werden können.

Das Plangebiet besitzt als Bestandteil einer Trinkwasserschutzzone eine erhöhte Bedeutung für die Trinkwassergewinnung. Zugleich weist das Grundwasser aufgrund des geringen Flur- abstandes und den sandigen Substrate eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Verschmutzun- gen auf. Insgesamt ist die Schutzwürdigkeit des Grundwassers im Untersuchungsraum damit als sehr hoch einzustufen. Bei den Gräben im Untersuchungsgebiet, die eine naturnahe Ufer- ausprägung aufweisen, ist von einem erhöhten Wert als Lebensraum für Tiere und Pflanzen auszugehen. Bei Umsetzung des Bebauungsplans wird die Grundwasserneubildung im Plan- gebiet durch eine erhöhte Transpiration der Vegetation bei gleichzeitigem Wegfall der Acker- und Grünlandflächen herabgesetzt. Der hiermit verbundene Bilanzverlust hinsichtlich der ge- winnbaren Grundwasservorräte für die Wasserfassungen des Wasserwerks Hennigsdorf / Marwitz kann jedoch als vernachlässigbar gering angesehen werden. Durch die Umwandlung von Acker in Wald wird zugleich das Verschmutzungsrisiko des Grundwassers im Plangebiet durch Düngemittel und Pestizide minimiert. Insgesamt wird somit die Grundwasserneubildung durch die Planung zwar leicht herabgesetzt, die Qualität des Grundwassers jedoch etwas ver- bessert. Erhebliche Beeinträchtigungen des Grundwassers im Plangebiet lassen sich aus die- sen Entwicklungen nicht ableiten und können somit insgesamt ausgeschlossen werden. Die Fließgewässer im Plangebiet in Form der vorhandenen Gräben werden als Flächen für Maß- nahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft im Bebau- ungsplan festgesetzt. Hierdurch bleiben die Fließgewässer auch nach Umsetzung der Planung vollumfänglich in ihrer Funktion erhalten. Oberflächengewässer sind weder Bestandteil des Plangebietes selbst, noch im unmittelbar angrenzenden Landschaftsraum vorhanden. Auswir- kungen der Planung auf Oberflächen- und Fließgewässer können daher insgesamt ausge- schlossen werden.

Durch die Aufforstungen findet eine Entlastung des Plangebietes durch Luftschadstoffe statt, die im unmittelbaren Umfeld durch die Autobahn A 10 und die Bundesstraße B 96 entstehen. Hierbei sorgen die neuen Waldflächen für eine Erhöhung der Frischluftproduktion und filtern zugleich Schadstoffe aus der Luft. Auch die Lärmbelastung im nordöstlich der Verkehrstrassen gelegenen Landschaftsraum wird durch die neuen Waldflächen gemindert. Durch diese Ent- wicklungen entfaltet die Planung eine Wohlfahrtswirkung im Plangebiet selbst und dessen Um- feld, indem der Erholungswert der Landschaft erhöht und die Beeinträchtigung der menschli- chen Gesundheit reduziert wird. Da der Wald zugleich eine sichtabschirmende Wirkung ge- genüber den Straßen besitzt, wird auch das Landschaftsbild im nordöstlich der Straßen gele- genen Landschaftsraum aufgewertet.

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Über eine klimatische Funktion verfügt das Plangebiet dagegen nicht, da keine effektiven Luft- leitbahnen zu sensiblen Nutzungen im Umfeld existieren. Die mit der Planung verbundenen Änderungen des Lokalklimas sind daher auch nicht mit erheblichen Veränderungen verbun- den.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass die mit dem Bebauungsplan eingeleiteten Verände- rungen von Natur und Landschaft sich entweder positiv auswirken, nur geringfügige Beein- trächtigungen verursachen oder durch die Festsetzungen des Bebauungsplans funktional gleichartig kompensiert werden. Zusätzliche Maßnahmen zur Vermeidung, Verminderung und dem Ausgleich möglicher Umweltauswirkungen können daher entfallen.

IV Auswirkungen der Planung

1.1 Kosten und Finanzierung

Die Planungskosten werden von der Kies- und Steinwerk Boerner GmbH & Co. KG übernom- men.

1.2 Realisierungskosten

Bei Inkraftsetzung der Planung werden Kosten für die Umsetzung der Planung anfallen. Die entstehenden Kosten zur Herstellung der Waldflächen werden durch die Urheber/Verursacher getragen.

1.3 Folgekosten

Mögliche Folgekosten, die nach Realisierung der Planung wie beispielsweise durch die Pflege der anzupflanzenden Bäume entstehen, sind bei Inanspruchnahme zu regeln. In der Regel sind diese durch den Urheber/Verursacher zu tragen.

Nach § 42 BauGB ist kein Entschädigungsanspruch bei Festsetzung von Waldflächen zu er- warten.

1.4 Auswirkungen auf die Umwelt

Die Auswirkungen des Bebauungsplans auf die Umwelt sind in Kapitel III dargestellt.

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V Verfahren

Aufstellungsbeschluss

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Hohen Neuendorf hat am 27. Januar 2011 die Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 52 beschlossen. Der Aufstellungsbeschluss wurde am 23.04.2011 im Amtsblatt für die Stadt Hohen Neuendorf Nr. 04/20 veröffentlicht.

Änderungsbeschluss

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Hohen Neuendorf hat am 29. Januar 2015 die Änderung des Bebauungsplanes Nr. 52 beschlossen. Der Änderungsbeschluss wurde am 21. Februar 2015 im Amtsblatt für die Stadt Hohen Neuendorf Nr. 2/24 veröffentlicht.

Die Änderungen bezogen sich auf den Geltungsbereich sowie auf die Umstellung des Verfah- rens.

Änderungsbeschluss

Der Geltungsbereich wurde in seiner Lage erneut verändert. Er umfasst zum Teil andere Grundstücke als im Änderungsbeschluss vom 29. Januar 2015.

Aus diesem Grund wird im weiteren Verfahren ein erneuter Änderungsbeschluss zum Aufstel- lungsbeschluss durchgeführt.

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VI Rechtsgrundlagen

- Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. September 2004 (BGBl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Artikel 6 des Gesetzes vom 20. Oktober 2015 (BGBl. I S. 1722)

- Verordnung über die bauliche Nutzung der Grundstücke (Baunutzungsverordnung - BauNVO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 23. Januar 1990 (BGBl.1 S. 132), zu- letzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 11. Juni 2013 (BGBl. I S. 1548)

- Verordnung über die Ausarbeitung der Bauleitpläne und die Darstellung des Planinhalts (Planzeichenverordnung - PlanZV) vom 18. Dezember 1990 (BGBI.1991 I S.58), zuletzt geändert durch Artikel 2 des Gesetzes vom 22. Juli 2011 (BGBI. I S. 1509)

- Brandenburgische Bauordnung (BbgBO) vom 19. Mai 2016 (GVBl. I/27, [Nr. 14]))

- Brandenburgisches Naturschutzausführungsgesetz (BbgNatSchAG) vom 21. Januar 2013 (GVBl.1/13 [Nr. 3]), zuletzt geändert durch Artikel 2 Absatz 5 des Gesetzes vom 25. Januar 2016 (GVBl. I/16, [Nr. 5])

- Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 29.Juli 2009 BGBl. I S.2542, zuletzt geändert durch Artikel 19 des Gesetzes vom 13. Oktober (BGBl. I S. 2258)

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VII Anlagen

1. Textliche Festsetzung

TF 1 Die in der Planzeichnung umgrenzten Flächen für Wald sind aufzuforsten und zu einem standortgerechten naturnahen Waldbestand zu entwickeln.

TF 2 Die in der Planzeichnung gekennzeichneten Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft sind zu schützen und zu entwickeln.

Karten

Karte 1 Biotope im Bestand

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