SAALE-ORLA BÜRGER IN AKTION

Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Impressum Auftraggeber LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla Bahnhofstraße 17 07368

Vorsitzender Thomas Franke Telefon 036640-4490 [email protected] www.leader-sok.de

Auftragnehmer Bietergemeinschaft Kube-Pilling Büro für Regionale Projekte Umwelt-Mensch-Technik Sören Kube Planungs- und Beratungsgemeinschaft Brahmsstr. 25 Alexander Pilling 99423 Weimar Röttelmisch Nr. 23 07768 Gumperda

Remptendorf im Februar 2017 Genehmigt im September 2017 durch das TMIL

Die Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020 wurde gefördert durch den Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und den Freistaat Thüringen.

Vorbemerkung Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla sieht sich grundsätzlich der Gleichstellung von Frauen und Männern verpflichtet. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in der RES Saale-Orla 2020 aber weitgehend auf die gleichzeitige Nennung der männlichen und weiblichen Formen verzichtet. Dennoch sind ausdrücklich sowohl Frauen und Männer gemeint. Ebenfalls im Interesse der besseren Lesbarkeit wird im Text auf Fußnoten sowie Literatur- bzw. Quellnachweise verzichtet. Ein Literaturverzeichnis im Anhang enthält Verweise zu verwendeten Quellen in den einzelnen Kapiteln.

Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Inhaltsverzeichnis

1 Abgrenzung und Lage des LEADER-Aktionsgebietes ...... 1 1.1 Beschreibung der Region ...... 1 1.2 Begründung der Abgrenzung ...... 2

2 Vorerfahrungen aus der Förderperiode 2007-2013 ...... 4

3 Verfahren zur Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie ...... 7

4 Regionalanalyse ...... 9 4.1 Demografischer Wandel ...... 9 4.2 Wirtschaftliche Entwicklung ...... 12 4.3 Land- und Forstwirtschaft ...... 14 4.4 Tourismus und Naherholung ...... 15 4.5 Vereinsleben...... 18 4.6 Dörfliche Entwicklung und Siedlungsstruktur ...... 18 4.7 Wohnen und Leerstand ...... 19 4.8 Daseinsvorsorge und öffentliche Infrastruktur ...... 19 4.9 Kultur ...... 21 4.10 Umwelt und Naturschutz ...... 21 4.11 Klimaschutz und Erneuerbare Energien ...... 22 4.12 Listung relevanter Planungen, Initiativen und Vorhaben ...... 24 4.13 Analyse der Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) ...... 24

5 Strategischer Rahmen und Leitprojekte ...... 31 5.1 Leitbild ...... 31 5.2 Strategische Entwicklungsziele ...... 33 5.3 Querschnittsziele ...... 33 5.4 ...... 34 5.5 ...... 38 5.6 ...... 41 5.7 Erläuterung des integrierten und sektorübergreifenden Ansatzes sowie der Wechselwirkungen zwischen den Handlungsfeldern der Regionalen Entwicklungsstrategie . 45 5.8 Innovativer Charakter der Regionalen Entwicklungsstrategie für die Saale-Orla-Region ...... 45 5.9 Darstellung der Möglichkeiten von Kooperation und Vernetzung sowie deren strategischer Nutzen für die Umsetzung der Strategie ...... 46 5.10 Konkrete Möglichkeiten der Kooperation mit Initiativen in der Region ...... 47 5.11 Übereinstimmung der Ziele mit den Zielen von EU und FILET ...... 47 5.12 Kohärenz zur Förderperiode 2007-2013 ...... 47

6 Aktionsplan ...... 49

7 Organisationsstruktur...... 52 7.1 LEADER-Aktionsgruppe ...... 52 7.2 Regionalmanagement ...... 56 7.3 Projektauswahlverfahren und Förderrahmen ...... 58 7.4 Monitoring und Evaluierung ...... 63

8 Finanzplan ...... 65

Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Anlagenverzeichnis (Inhalt DVD)

- Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020 - Kurzfassung Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020 - Plakat DIN A0 - A - Prozessdokumentation o A 1 - Dokumentation 1. Regionalforum 18-03-2015 o A 2 - Dokumentation Workshop I 08-04-2015 Vom Bedarf her denken o A 3 - Dokumentation Workshop II 13-04-2015 Fachkräfte o A 4 - Dokumentation Workshop III 14-04-2015 Versorgungsangebote o A 5 - Dokumentation Workshop IV 16-04-2015 Tourismus und Wertschöpfung o A 6 - Dokumentation 2. Regionalforum 29-04-2015 o A 7 - Protokoll Abschlussveranstaltung RES Mitgliederversammlung 20-05-2015 o A 8 - Präsentation Abschlussveranstaltung RES Saale-Orla 2020 o A 9 - Übersicht Expertengespräche o A 10 - Fotodokumentation - B - Berichterstattung Medien o B 1 - Bürgerfernsehen Gera - Bericht 1. Regionalforum o B 2 - Bürgerfernsehen Gera - Bericht 2. Regionalforum o B 3 - Bürgerfernsehen Gera - Bericht Workshop III Tourismus o B 4 - Bürgerfernsehen Gera - Bericht Abschlusspräsentation o B 5 - OTZ Pressebericht Prozessauftakt 04-03-2015 o B 6 - OTZ Pressebericht Workshop II Regionalplattform 17-04-2015 o B 7 MDR Radio Thüringen Beitrag 20-05-2015 - C - Projekte o C 1 - Projektübersicht o C 2 - Absichtserklärung Streuobst gebietsübergreifend o C 3 - Absichtserklärung Streuobst transnational o C 4 - Absichtserklärung Dörfer in Aktion 2.0 o C 5 - Absichtserklärung Koordination Schulverpflegung o C 6 - Absichtserklärung Flächenmanagementdatenbank o C 7 - Absichtserklärung Produktentwicklungsmanagement o C 8 - Absichtserklärung Grünes Band o C 9 - Startprojekt Zisterne Kräutergut Lausnitz o C 10 - Startprojekt Marktanalyse Regionalplattform o C 11 - Startprojekt Netzwerkaufbau Streuobst o C 12 - Startprojekt Wisentatalbahn o C 13 - Startprojekt Strukturanalyse Tourismus - D - Projektauswahlverfahren o D 1 - Projektbewertungsbogen o D 2 - Projektblatt - E - Verein und Regionalmanagement o E 1 Vereinssatzung o E 2 - Geschäftsordnung o E 3 - Mitgliederliste o E 4 - Leistungsbeschreibung Regionalmanagement

Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

- F - Studien und Daten o F 1 - Literatur- und Quellenverzeichnis o F 2 - Listung relevanter Planung, Studien und Konzepte o F 3 - Indikatorenübersicht o F 4 - Kurzstudie Potenziale Saale-Orla-Energie o F 5 - Umfrageergebnis Regionalplattform o F 6 - Übersicht Bevölkerungsentwicklung nach Kommunen 2003-2013 o F 7 - Übersicht niedergelassen Ärzte im SOK 2004-2014 o F 8 - Tätigkeitsbericht LEADER Saale-Orla 2007-2013 o F 9 - Zusammenfassung EU- und FILET-Ziele

Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde, Unterstützer und Akteure der Saale-Orla-Region, bereits 1991 hat die Europäische Union modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert. Warum? Ich denke, dass die europäische Politik durchaus die strukturellen Schwächen aber auch die Chancen und die damit verbundenen Stärken der ländlichen Räume erkannt hat. Ohne eine Unter- stützung sind aber kaum Projekte umzusetzen. Deshalb gibt es für die ländliche Entwicklung Förder- mittel. Seit 2007 hat sich eine LEADER-Bewegung in der Saale-Orla-Region etabliert, die beispielgebend ist. LEADER ist heute eine feste Verankerung für Netzwerke, die sich für eine erfolgreiche Weiterent- wicklung der ländlichen Räume verantwortlich fühlen. Dabei stehen die heimatverbundenen Menschen im unmittelbaren Kontakt und entwickeln gemeinsam ihre Zukunft. Gemeinsam arbeiten sie für eine starke ländliche Region und für ein niveauvolles Leben auf dem Land. Einkommensstark, naturver- bunden, sozial ausgewogen, im Getriebe von Wirtschaft und Politik jederzeit akzeptiert und anerkannt. Die Saale-Orla-Region macht sich mit der Regionalen Entwicklungsstrategie 2020 unter dem Motto -Orla auf den Weg in die nächste Förderperiode. Gemeinsam mit einer Vielzahl engagierter Akteure haben wir für unsere Region ein Leitbild, Ziele, Handlungsfelder und Leitprojekte

Saale, Orla und Rennsteig. Das Engagement der Akteure aus Wirtschaft, sozialen Netzen, den Kirchen und auch der Kommunalpolitik lassen aufhorchen. Vertreter von Vereinen, Bürgerinnen und Bürgern aller Generationen, machen flächendeckend über die gesamte Saale-Orla-Region mobil! Auf der Grund- lage der LEADER-Strategie, mit innovativen Projekten, mit Kreativität und einer Portion Optimismus ent- wickeln wir gemeinsam unsere Heimat, für die Menschen, die hier leben, aber auch für die, die hier ankommen und ihren Lebensmittelpunkt hier suchen. Gemeinsam haben wir am 20. Mai 2015 in die Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020 beschlossen. Mit ihr sind wir ein Stück mehr in Europa angekommen.

Thomas Franke Vorsitzender der LEADER-Aktionsgruppe Saale- Orla Remptendorf im Mai 2015

Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

1 Abgrenzung und Lage des LEADER-Aktionsgebietes

1.1 Beschreibung der Region Die Region Saale-Orla liegt in Ostthüringen und umfasst den Saale-Orla-Kreis einschließlich der Stadt Lehesten im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Sie war bereits in der Förderperiode 2007 2013 LEADER- Region. Die Region umfasst eine Fläche von 1.184,35 km². Größter Flächennutzer ist die Landwirtschaft mit fast 50 %. Der Waldanteil ist mit rund 40 % überdurchschnittlich. Die Saale-Orla-Region hat den mit Abstand größten Anteil an Wasserflächen unter den Thüringer Regionen. In der Region leben rund 85.000 Einwohner (ca. 85.449 Einwohner, Stand: 31.12.2013). Die größte Stadt ist Pößneck mit derzeit rund 12.200 Einwohnern. Die kleinste Stadt ist Ziegenrück mit rund 700 Einwohnern. Die Region ist mit rund 200 Ortslagen und nur wenigen Zentren sehr kleinteilig. Die Saale-Orla-Region grenzt im Süden an den Freistaat Bayern und im Südosten an den Freistaat Sachsen. Im Nordwesten schließt sich die LEADER- Region Saalfeld-Rudolstadt an, im Norden die LEADER-Region Saale-Holzland und im Nordosten die LEADER-Region Greizer Land. Landschaftlich kennzeichnend sind zum einen das weite Orlatal, zum anderen Gebiete des Thüringer Schiefer- gebirges, die vom Oberlauf der Saale durch- schnitten werden und sich bis auf ca. 800 m NN. erheben. Als Hauptfluss speist die Saale den Bleichloch- und den Hohenwartestausee. Im Norden findet sich rund um das Land der 1.000 Teiche mit rund 650 Himmelsteichen, das über eine hohe Biodiversität verfügt und fischwirt- schaftlich genutzt wird. Über 40 % der Saale-Orla- Region sind als Naturpark Thüringer Schieferge- birge/Obere Saale ausgewiesen. Siedlungen finden sind vor allem in den Talmulden und auf Rodungsinseln. Thüringer Schiefer, über Jahrhunderte abgebaut, prägt bis zum heutigen Tag das Erscheinungsbild der Dörfer und Übersichtskarte Saale-Orla-Region (Quelle: Google Kleinstädte. Maps, eigene Darstellung)

Die Region gehörte mit Beginn der Neuzeit über- Saale-Orla-Kreis Thüringen wiegend den Herrschaftsgebieten der Wettiner und Nutzungsart [%] der reußischen Fürstengeschlechter an. Letztere ste- 1992 2014 2014 hen mit ihren durch Erbteilungen bedingten sehr Siedlung und 5,9 7,2 9,7 kleinteiligen Fürstentümern sinnbildlich für die ehe- Verkehr mals starke Zersplitterung Thüringens. Alle Klein- Landwirtschaft 49,8 49,1 54,9 staaten gingen 1920 im Land Thüringen auf. Nach Wald 40,2 40,4 32,7 dem Ende des Zweiten Weltkrieges war die Region Wasser Teil der sowjetischen Besatzungszone. Mit der Grün- 2,7 2,7 1,2 dung der DDR und der nachfolgenden Verwaltungs- Sonstige 1,4 0,6 1,5 reform des Jahres 1952 entstand auch der Bezirk Flächennutzung Saale-Orla-Kreis und Thüringen Gera, dem die Region bis 1990 angehörte. Im Süden verlief von 1949 bis 1990 die Staatsgrenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland, gleichzeitig Grenze zwischen den militärischen Bündnissen NATO und Warschauer Pakt. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde der Grenzstreifen, auch als

Erinnerungsorte sowie Landschafts- und Naturschutzgebiete von hohem Wert.

1 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Übersicht der beteiligten Gebietskörperschaften inkl. Einwohnerzahl

Kommune EW Kommune EW Kommune EW Hirschberg, Stadt 2.181 Neundorf (b. ) 290 VG: 6.167 , Stadt 6.108 831 415 Pößneck, Stadt 12.214 Plothen 287 Geroda 260 Schleiz, Stadt 8.500 Pörmitz 176 413 , Stadt 2.566 389 291 Tanna, Stadt 3.689 261 Mittelpöllnitz 267 , Stadt 3.225 VG: 5.658 173 Saalburg-Ebersdorf, 3.553 589 399 Stadt Döbritz 189 Tömmelsdorf 141 Lehesten, Stadt 1.795 152 Triptis, Stadt 3.808 EG: Neustadt an der 9.150 216 VG: -Ziegenrück 7.557 Orla, Stadt Neustadt an der Orla, 8.230 1.303 Crispendorf 384 Stadt Lausnitz b. Neustadt 331 Eßbach 239 413 an der Orla Gössitz 323 317 Linda b. Neustadt an 377 Keila 72 der Orla 162 Krölpa 2.717 Stanau 130 Oppurg 1.232 Moxa 88 EG: Remptendorf 3.679 71 Paska 107 Remptendorf 3.591 68 473 Burgk 88 379 Ranis, Stadt 1.707 VG: Seenplatte 5.130 649 87 Bucha 99 VG: Saale-Rennsteig 4.277 Schöndorf 290 464 Birkenhügel 390 145 Dreba 241 Blankenberg 934 Wilhelmsdorf 225 Görkwitz 284 Blankenstein 762 Ziegenrück, Stadt 700 Göschitz 244 Harra 856 239 Neundorf (bei 586 Knau 614 Lobenstein) Löhma 300 Pottiga 406 Moßbach 411 Schlegel 343

1.2 Begründung der Abgrenzung Für die Abgrenzung der Region gibt es sowohl geografische, historische, wirtschaftliche als auch soziale Gründe. Im Vordergrund steht für die Saale-Orla-Region jedoch ein gewachsenes stabiles Akteursnetzwerk mit einer vertrauensvollen Kultur der Zusammenarbeit. Wesentlicher Faktor ist dabei, dass die Saale-Orla-Region bereits in der Förderperiode 2007-2013 als LEADER-Region anerkannt war. Vorstand und Mitgliederversammlung des Vereins haben eine professionelle Struktur, eine gegenseitige Verbindlichkeit und eine offene Zusammenarbeit entwickelt. Im Rahmen verschiedener Projekte, wie z. B. Saale-Orla-Erlebnissommer oder der Initiative Schulessen, haben sich Netzwerke etabliert, die ihre Arbeit weiter fortsetzen wollen. Durch die nahezu übereinstimmende Abgrenzung mit dem Landkreis, steht die Kreisverwaltung mit ihren Fachdiensten, wie z. B. der Schulverwaltung oder der Wirtschaftsförderung als das Gebiet repräsentierende Projektpartner für strategische Vorhaben zur Verfügung. Hinzu kommen weitere Akteursgruppen, die auf Kreisebene agieren, wie z. B. der Kirchenkreis Schleiz, mit seinen rund 35.000 evangelische Christen, 170 Kirchen, über 140 Kirchgemeinden und ca. 2.000 ehrenamtlichen Helfern.

2 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Mit rund 85.000 Einwohnern hat sich die Größe der Region in der Vergangenheit als im LEADER-Kontext gut handhabbarer und identifizierbarer Raum etabliert. Die Region umfasst den Landkreis Saale-Orla, der 97 % der gesamten Fläche abbildet, sowie die Stadt Lehesten. Letztere hat enge Bezüge zum Saale-Orla-Kreis und engagiert sich in verschiedenen gemein- samen Strukturen, so u. a. im Tourismusverbund und im Zweckverband Wasser und Abwasser (WALO). Auch der Presseteil der lokalen Ostthüringer Zeitung bezieht ausdrücklich Lehesten mit in die Bericht- erstattung über Saale-Orla ein. Es gibt kein starkes Ballungszentrum in dem sich Wirtschaftskraft bündelt. Trotz flächiger Landbewirt- schaftung ist der Anteil der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft gering. Sozialer Sektor, Hand- werk und Gewerbe sind sowohl in der Orlasenke als auch im Oberland verteilt. Auspendler nutzen, bedingt auch durch die gute Autobahnanbindung, Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten im angren- zenden Raum Hof und im Raum Jena. Historisch gewachsen sind die Kleinstädte mit dörflich geprägtem Umland. Während die Kleinstädte als Verdichtungsräume für Handel und handwerkliche Angebote sorgten, kamen mit Brenn- und Bauholz und einem Food-Sortiment Produkte des Umlandes in die Stadt. Aktuell entdecken mehr und mehr Bürgerinnen und Bürger aus der Orlasenke das Oberland als touristisches Zielgebiet vor der Haustür. Durch die außergewöhnliche Dichte von kulturellen Orten und Angeboten in der gesamten Saale-Orla- Region begegnen sich Bürgerinnen und Bürgern. Die Herausforderungen angesichts einer kleinteiligen Struktur und nur geringer Ortsgrößen sind in vielen Dörfern und Städten der Saale-Orla-Region vergleichbar. Die Saale-Orla-Region stellt sich laut Regionalplan Ostthüringen als die Summe mehrerer Grund- versorgungsbereiche dar (Bad Lobenstein, Schleiz, Pößneck, Tanna-Hirschberg-Gefell, Neustadt an der Orla und Triptis). Hier fällt Lehesten zwar raus, dennoch fühlen sich die Einwohner nach eigener Darstellung eher zu Wurzbach und Bad Lobenstein als zu Probstzella hingezogen. Die Stadt-Umland- Verzahnung ist ein wesentlicher Faktor für die Lebensfähigkeit und Resilienz (Widerstandsfähigkeit) von Regionen. Die Saale-Orla-Region hat beste Voraussetzungen aus dieser kleinräumigen Verzahnung inneren gegenseitigen Vorteil und damit Stabilität und Selbstbewusstsein zu schöpfen.

3 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

2 Vorerfahrungen aus der Förderperiode 2007-2013

LEADER 2007 bis 2013 in Thüringen hieß vor allem die Umsetzung von Mainstream ausgerichteten Maßnahmen gemäß der damals gültigen Förderinitiative Ländliche Räume Thüringen (FILET). Der Schwerpunkt lag auf Maßnahmen der Dorferneuerung und des Ländlichen Wegebaus. Hinzu kam die Revitalisierung von Brachen, die über den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wurde. Der finanzielle Rahmen für innovative Vorhaben wurde erst 2010 untersetzt, war vergleichsweise gering, wurde aber stark nachgefragt. Für das Prozessverständnis von LEADER und die Öffentlichkeitsarbeit spielten sie sowie gebietsübergreifende Maßnahmen die bei weitem größte Rolle. Insgesamt wurden im Rahmen von LEADER 44 Projekte realisiert. Hinzukommen 89 Projekte, die auß- erhalb des Schwerpunktes 4 unterstützt wurden (insb. Dorferneuerung, Wegebau, Revitalisierung von Brachen). Innovative Vorhaben waren z. B.: - das Bildungszentrum in Knau mit der Errichtung eines Kindergartens am Standort einer Grundschule mit der Ausarbeitung eines gemeinsamen, aufeinander abgestimmten Bildungskonzeptes - die Umnutzung einer Scheune zur Tanzscheune und die Gründung der Oberland Ballettschule

- Regional, Ges Preis beim thüringenweiten Wettbewerb Innovative Projekte für den ländlichen Raum. Gebietsübergreifend wurden ein Projekt zum Kreativen Landurlaub, das Integrierte ländliche sowie die Fußgängerbrücke über die Saale zwischen Pottiga und Berg realisiert. Durch Nutzung anderer Förderzusammenhänge konnten das Bildungszentrum Knau, das strategische Projekt Schulessen Regional, Gesund und Gut, das Wisentgehege Ranis und das Gemeindezentrum Brennersgrün profitieren. Die weiteren Fördermittelgeber waren: - Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur / Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie (TMWAT) - RL Nachhaltige Entwicklung / Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz (TMLFUN) - Thüringer Agrarmarketing / TMLFUN - Förderung des Agrartourismus / TMLFUN - Mittel ehemaliger Parteien und Massenorganisationen der DDR (PMO-Mittel) / TMLFUN

Die Saale-Orla-Region war in folgende Entwicklungsprozesse eingebunden: - Die Realisierung der Turn- und Festhalle auf dem Gelände der kommunalen Grundschule in Krölpa auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie für ausgewählte Dorfzentren der Modellregion Ostthüringen, Modellvorhaben der Raumordnung (MORO)-Studie des Bundesministeriums für Bauwesen und Raumordnung, wurde durch LEADER gefördert. - Förderschwerpunkt Dorferneuerung: Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla hat zu allen Anträgen Stellung genommen und Hinweise zur konzeptionellen Verbesserung geben. - Regionales Entwicklungskonzept (REK) Orlasenke: Die Umsetzung des REK Orlasenke wurde eng mit der Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie Saale-Orla verzahnt. Maßnahmen zur Verbesserung von Infrastruktur und Radwegen wurden abgestimmt umgesetzt. - Regionales Entwicklungskonzept (REK) Thüringer Meer: Die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG) beteiligte die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla am Prozess der Erstellung des REK. So

neuen LEADER-Entwicklungsstrategie gelegt.

4 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

- INTERREG-Projekt ADAPT2DC: Der Saale-Orla-Kreis war 2014 Träger der Pilotaktion Demografie- Coaching, der konzeptionelle Ansatz für Teilmaßnahmen wurde in enger Zusammenarbeit mit der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla entwickelt. - Landesinitiative Schulessen: Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla hat maßgeblich zum Aufbau einer landesweiten Initiative unter Leitung des TMLFUN sowie der Bildung eines interdisziplinären Gremiums beigetragen.

Der akteursorientierte Beteiligungsprozess umfasste vier Bürgerversammlungen und 45 thematische Workshops. Neben einer aktiven Presse- und Medienarbeit wurde und wird der Prozess durch zwei Internetseiten (www.leader-sok.de und www.schulessen.org) begleitet. Seit 2010 erschienen acht Nachrichtenblätter mit einer Auflage von 120 Exemplaren pro Ausgabe. Weiterhin wurden drei Projekt-Flyer, ein Kalender, eine interaktive Dokumentation, drei Broschüren, ein Schulwochenplan sowie sechs Filme zur Projekt- vorstellung herausgegeben. Die Ergebnisse der Arbeiten wurden im Rahmen von sechs Messeauftritten bzw. Ausstellungen präsen- tiert. Höhepunkt stellte die Präsentation auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin im Januar 2013 dar. Die Vielzahl der begleitenden Maßnahmen zeigt, wie präsent der LEADER-Prozess in der Saale-Orla- Region im vergangen Programmzeitraum war. Durch seine Funktion als Entwicklungsforum für die Region initiiert und unterstützt die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla den Aufbau und nachhaltigen Betrieb von Netzwerken (Kommunale Arbeitsgemeinschaft Grünes Band, Netzwerk Kreativer Landur- laub, Netzwerk Schulessen, Netzwerk Erlebnissommer, Netzwerk Lernort Landwirtschaft) und ist Träger eigener Projekte (Schülerprojektwerkstätten, Weiterbildungsveranstaltungen, Publikationen). Durch ein an der Sache arbeitendes, interdisziplinäres LEADER-Entscheidungsgremium waren sachlich und fachlich fundierte Entscheidungen möglich. Bei Bedarf wurden externe Partnern hinzugezogen. Auf landesweite Entwicklungen wurde u. a. durch die Erstellung von Diskussionspapieren für die Thüringer LEADER-Managements Einfluss genommen. Neben dem jährlichen Monitoring wurde eine Selbstevaluierung in den Jahren 2009/10 und 2013 durchgeführt. Sie führte 2010 zur Fortschreibung der Regionalen Entwicklungsstrategie. Im Ergebnis von 2013 soll der LEADER-Prozess in der Saale-Orla-Region fortgeführt und auf der Basis geeigneter und verlässlicher Rahmenbedingungen die Reichweite und Prozesstiefe verbessert werden.

Schlussfolgerungen für die kommende Förderperiode Grundsätzlich wird der LEADER-Prozess 2007-2013 von beteiligten Akteuren als erfolgreich bewertet. Es konnten in verschiedenen Themenfeldern wesentliche Impulse gesetzt werden. Die Zusammenarbeit in der LEADER-Aktionsgruppe hat sich auf einem guten Niveau etabliert und eine Vielzahl von Akteuren wurde angesprochen und in die Prozesse integriert. Kritisch ist anzumerken, dass nur wenig private Akteure direkt als Antragsteller aufgetreten sind, was unter anderem mit der geringen Attraktivität der Förderbedingungen zusammenhängt. Dies wurde durch regional wirksame Projekte wie Schulessen Saale-Orla, Regional, Gesund und Gut, Kreativer Land- urlaub oder dem Saale-Orla Erlebnissommer in Teilen kompensiert. Auch nationale und internationale Kooperationsbeziehungen haben sich aufgrund der fehlenden Attraktivität der Richtlinie nicht entwickeln können. Zudem ist es nur in geringem Umfang gelungen, Fördermittel abseits der ELER- Förderschwerpunkte 3 und 4 zu generieren. Wenn es die Rahmenbedingungen erlauben, soll zukünftig der Schwerpunkt stärker auf den nicht kommunalen Akteuren und ihren Projekten liegen. Diese müssen durch interessante Angebote und Formate motiviert und in den Prozess integriert werden. Eine gute Grundlage bilden hierbei die beste- henden Strukturen von strategischen Projekten wie Schulessen, Erlebnissommer oder auch dem Land der 1.000 Teiche, in die bereits eine Vielzahl von Vereinen und Unternehmen involviert sind. Die räumliche Nähe zu Sachsen, Bayern und Tschechien sowie die bereits bestehende Zusammenarbeit in der Euregio Egrensis soll verstärkt für die Entwicklung von Kooperationsprojekten genutzt werden.

5 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Inhaltlich sollen unter der Überschrift Zukunftsfähige Dorfentwicklung Kinder und Jugendliche stärker in den Fokus rücken und die Aktivitäten von Vereinen unterstützt werden. Für das Thema Erneuerbare Energien ist ein niederschwelliger Einstieg zu realisieren. Im Rahmen des strate Schul- essen Saale-Orla Zum einen besteht noch ein deutlicher Bedarf an der Verbesserung der Qualität der Speisen. Zum anderen sollte durch verschiedene Projekte, wie dem Aufbau eines Regionalmarktes oder der (Weiter-)Entwicklung verschiedener Wertschöpfungsketten (z. B. in den Bereichen Fisch und Gemüse), die Position regional produzierter Produkte auch außerhalb des schulischen Alltags gestärkt werden. Insgesamt soll in der kommenden Förderperiode auch das Thema Naherholung/Tourismus wieder stärker in den Vordergrund rücken. Durch umfassende konzeptionelle Grundlagen wie dem Regionalen Entwicklungskonzept Thüringer Meer oder den fortgeschriebenen Naturparkplänen des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale liegt bereits eine Vielzahl innovativer und regional bedeutsamer Ideen vor, die es umzusetzen gilt.

6 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

3 Verfahren zur Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie

Der Verein LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla motivierte im Verfahren zur Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie besonders Akteursgruppen und setzt deren Potenziale für den Findungsprozess ein. So konnten bürgerschaftliche Prozesse auf gemeinsame Themen ausgerichtet werden. Um dieses Ziel zu erreichen sind nachvollziehbare und konsistente Zielvereinbarungen, klare Vorgaben und Randbedingungen und nicht zuletzt ein reflektierter gruppendynamischer Prozess wesentliche Grund- voraussetzungen.

Datum Veranstaltung

2.3. Vorstand und Fachbeirat

18.3. 1. Regionalforum

1.4. Vorstand und Fachbeirat

8.4. Workshop I Vom Bedarf her denken Für ein attraktives Lebensumfeld

13.4. Workshop II Fachkräfte- und Unternehmenssicherung

14.4. Workshop III Versorgungsangebote in der Region

16.4. Workshop IV Tourismus und Wertschöpfung

27.4. Vorstand und Fachbeirat

29.4. 2. Regionalforum

12.5. Vorstand und Fachbeirat

20.5. Präsentation der RES Saale-Orla 2020 und Öffentliche Mitgliederversammlung

Um berufstätigen Akteuren die Teilnahme zu ermöglichen fanden die öffentlichen Veranstaltungen erst nachmittags ab 17 Uhr statt. Die Veranstaltungsorte wurden über die Saale-Orla-Region ausgewogen verteilt, so dass sich die Entfernungen zu den Veranstaltungsorten annähernd ausglichen. Bei der Auswahl der Räumlichkeit spielte die Attraktivität und Möglichkeiten zur Durchführung von Klein- gruppenarbeit eine wesentliche Rolle. Für die regionalen Akteure waren Verfahrensschritte und Abstimmungsprozesse durch eine transpa- renten Prozessgestaltung und Dokumentation nachvollziehbar. Reflexionsrunden in den Workshops gaben jedem Teilnehmer die Möglichkeit seine persönlichen Sichtweisen in den Prozess einzubringen. Die crossmediale Öffentlichkeitsarbeit motivierte und vernetzte die Akteure. Bis hin zur Abschluss- veranstaltung konnten neue interessierte Bürgerinnen und Bürger hinzugewonnen werden. Im Verlauf des Prozesses gewann der Verein LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla vier neue Mitglieder hinzu. Über einen gewachsenen und gepflegten Email-Verteiler konnten regelmäßig ca. 300 Adressaten erreicht werden. Im Rahmen der Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie wurde über diesen Verteiler zu einer aufgerufen (siehe Anlage F 5). Die Abfrageergebnisse wurden zum Aufbau eines Leitprojektes genutzt und wirkten in einem bislang unübersichtlichen Feld motivierend auf die Akteure. Die regionale und lokale Presse leistete redaktionelle Beiträge und informierte durch Veranstal- tungshinweise (siehe Anlage B 5 und 6). Auf die tagesaktuelle Homepage www.leader-sok.de griffen andere Medien zu. So wurde das MDR-Radio auf den Prozess in der Saale-Orla-Region aufmerksam und produzierte einen eignen Beitrag (siehe Anlage B 7). Ein für den LEADER-Prozess neu erschlossenes Medium ist das Bürgerfernsehen Gera. Zur Beschreibung des Übergangs von der alten in die neue Förderperiode wurde mit einer knapp einstündigen Talkrunde und eingebetteten Kurzfilmen ein großes Format produziert. Danach begleitete der Sender, beginnend

7 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

mit dem 1. Regionalforum, vier Veranstaltungen (alle Beiträge siehe Anlage B 1 - 4). Die Beträge wurden über Kabelkanal, die Mediathek des Bürgerfernsehens und auf der Homepage der LEADER- Aktionsgruppe Saale-Orla verbreitet. Insgesamt beteiligten sich in einem acht Wochen andauernden Prozess mit sieben öffentlichen und vier nichtöffentlichen Veranstaltungen rund 120 regionale Akteure am Prozess der Erstellung der neuen Regionalen Entwicklungsstrategie Saale-Orla. Durch 26 Experten- und Orientierungsgespräche fanden spezielle Wahrnehmungen, Entwicklung, Abstimmungen und Ideen Eingang in den Prozess der Programmierung der Regionalen Entwicklungs- strategie (siehe Anlage A 9). Um den Prozess der Erstellung der Regionalen Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020 effektiv für die praxisorientierte Weiterarbeit zu nutzen, wird das gesamte Planungs- und Prozessmaterial im Juni 2015 in einer DVD produziert und an die regionalen Akteure weitergeben.

Impressionen aus den Veranstaltungen: 1.Regionalforum am 18. März 2015 im Schloss Bad Lobenstein:

Workshops:

2. Regionalforum am 29. April 2015 im Grünen Baum in Bodelwitz:

8 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

4 Regionalanalyse

Vorbemerkung Zu ausgewählten Sachverhalten liegen keine Daten für die Saale-Orla-Region vor. In diesem Fällen wird auf Daten des Saale-Orla-Kreises zurückgegriffen, da davon auszugehen ist, dass die Entwicklung von Landkreis und Region nur geringfügig voneinander abweichen. Es ist daher entweder von Saale-Orla- Region oder Saale-Orla-Kreis die Rede.

4.1 Demografischer Wandel Bevölkerungsentwicklung Die Saale-Orla-Region weist in den letzten 10 Jahren eine negative Bevölkerungsentwicklung auf. Lebten 2003 noch 96.707 Einwohner in der Region so sank die Zahl bis 2013 um 12,2 % auf 83.654 Einwohner. Im Vergleich zum Freistaat Thüringen sind die Bevölkerungsverluste in der Saale-Orla- Region jährlich mit rund 0,3 % über dem Landesdurchschnitt. Der Saldo aus natürlicher und räumlicher Bevölkerungsentwicklung hat sich seit 2009 insbesondere aufgrund der positiven Entwicklung bei den Wanderungsbewegungen verbessert. Dennoch sind noch immer deutliche Bevölkerungsverluste für die Region zu verzeichnen. Der geringste Bevölkerungsrückgang war 2013 mit -807 Einwohner.

14.000 Pößneck, Stadt EG: Neustadt an der Orla, Stadt 12.000 Schleiz, Stadt VG: Ranis-Ziegenrück 10.000 Bad Lobenstein, Stadt VG: Triptis 8.000 VG: Oppurg VG: Seenplatte 6.000 VG: Saale-Rennsteig EG: Remptendorf 4.000 Tanna, Stadt Saalburg-Ebersdorf, Stadt 2.000 Wurzbach, Stadt Gefell, Stadt - Hirschberg, Stadt 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Lehesten

Bevölkerungsentwicklung der Städte, Einheitsgemeinden und Verwaltungsgemeinschaft der Saale-Orla- Region 2003-2013 (Quelle: Statistisches Landesamt)

In den Städten und Gemeinden der Saale-Orla-Region vollzieht sich diese Entwicklung nahezu ähnlich. Die größten Verluste hatte der Süden der Region allen voran die Gemeinden Birkenhügel (-28,6 %) und Blankenstein (-24,3) zu verzeichnen. Von den Städten hatten Wurzbach und Hirschberg mit gut einem Sechstel Bevölkerungsrückgang die höchsten Verluste. Die stabilste Bevölkerung und zum Teil Bevölkerungsgewinne können die Gemeinden Lemnitz (+ 0), Bucha (+ 3 Einwohner) und Tömmelsdorf (+ 5 Einwohner) aufweisen. Weitere Kommunen konnten 2013 erstmalig Bevölkerungszuwachs verzeichnen, allen voran die Stadt Schleiz mit 34 Einwohner sowie ihre Umlandgemeinden Oettersdorf und (jeweils + 12 Einwohner). Die Region hat mit 50,7 % Frauenanteil ein fast ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. Der Ausländeranteil lag am 31.12.2013 bei 1,5 %.

9 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Natürliche Bevölkerungsentwicklung

Die natürliche Bevölkerungsentwicklung 800 der Saale-Orla-Region ist in den letzten 10 600 Jahren gleichbleibend negativ. Die 400 Sterbeüberschüsse schwanken in der 200 Regel zwischen 450 und 550 pro Jahr. Die - Geburten- und Sterberaten variieren seit -200 2004 nur geringfügig. -400 -600 -800

-1.000 -1.200 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Gestorbene Geburten Saldo Lebendgeburten und Sterbefälle in der Saale-Orla-Region Räumliche Bevölkerungsentwicklung 2004-2013 Im Vergleich zur natürlichen Bevölke- rungsentwicklung schwanken die Wan- 3.500 derungen deutlich stärker und extremer. 2.500 Dadurch hat das Wanderungsverhalten 1.500 einen deutlich stärkeren Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung der Saale-Orla- 500 Region als die Sterbeüberschüsse. Die -500 Wanderungsverluste sanken in den -1.500 vergangen Jahren von 785 im Jahren 2006 -2.500 auf zuletzt 334 Einwohner pro Jahr. Dies ist insbesondere auf eine Zunahme der -3.500 Zuzüge seit 2009 zurückzuführen, die -4.500 2013 erstmalig seit 10 Jahren wieder über 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 dem Niveau von 2004 lagen. Innerhalb Fortzüge Zuzüge Saldo des Landkreises Saale-Orla ziehen jährlich durchschnittlich 1.600 Einwohner um. Wanderungsbilanz der Saale-Orla-Region 2004-2013 Der stärkste Wanderungsaustausch findet innerhalb Thüringens statt. Außerhalb Thüringens sind die Hauptziele und -quellen Bayern und Sachsen. Seit 2011 nehmen die Zuwanderungen aus dem Ausland deutlich zu. Waren es zwischen 2004 und 2010 noch durchschnittlich 134 Zuzüge aus dem Ausland so waren es 2013 427. Zwar haben auch die Abwanderungen ins Ausland zugenommen dennoch hat der Landkreis Saale-Orla ein deutlich positives Wanderungssaldo in dieser Gruppe zu verzeichnen. Im Jahr 2013 hat der Saale-Orla-Kreis 226 Flüchtlinge aufgenommen. Für das Jahr 2015 werden ca. 470 Erstantragssteller erwartet. Zum Stichtag 15. Januar 2014 lebten 261 Asylbewerber im Saale-Orla-Kreis. Darunter waren 114 Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren und sieben Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren. Von den 261 Asylbewerbern sind 216 in Wohnungen und 45 in der Gemeinschaftsunterkunft in Neustadt-Arnshaugk untergebracht. Diese Gemeinschaftsunterkunft bietet 60 Plätze. Zusätzlich hatte Anfang 2015 der Landkreis 64 Wohnungen flächendeckend über den Landkreis angemietet. Die Flüchtlinge stammen aus ca. 20 verschiedenen Nationen. Die meisten der Flüchtlinge, die im Januar im Saale-Orla-Kreis lebten, kamen aus Serbien (50), der Russischen Föderation (45), Syrien (38), Albanien (29) und Afghanistan (20).

Altersstruktur Das Durchschnittsalter betrug 2010 im Saale-Orla-Kreis 46,6 Jahre. Es ist seit 1990 (38,3 Jahre) deutlich angestiegen. Der Rückgang der Geburten und der damit verbundene geringe Anteil junger Menschen stehen einem steigenden Anteil älterer Menschen gegenüber. Der Anteil der arbeitsfähigen Bevöl- kerung hat seit 2003 kontinuierlich abgenommen. Die Gruppe der hochbetagten Menschen über 80 Jahre hat seit 2000 um über die Hälfte zugenommen und betrug 2010 5.170 Menschen.

10 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Prognose Die 12. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung geht für den Saale-Orla-Kreis von weiteren deutlichen Verlusten aus. Bis 2030 wird die Einwohnerzahl um 16.850 Einwohner bzw. 20 % gegenüber 2013 sinken. Mit dieser Prognose liegt der Saale-Orla-Kreis über dem landesweiten Durchschnitt. In der Planungsregion Ostthüringen rangiert er hinter dem Saale-Holzland-Kreis auf Rang zwei. Auch das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e. V. (IÖR) erwartet in seinem Abschlussbericht zum für die Jahre 2020, 2025 und 2030 nach Altersgru einen Bevölkerungsrückgang im Saale-Orla- Kreis. Doch schwankt es bei unterschiedlichen Szenarien bis 2030 zwischen -15,2 % bei arbeitsplatzorientierter Zuwanderung und -24,9 % bei Status-Quo-Entwicklung gegenüber 2010.

100.000 90.000 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 Stand Prognose 10.000 - 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030

Bevölkerungsprognose für den Landkreis Saale-Orla (Quelle: Statistisches Landesamt Thüringen)

Das Statistische Landesamt geht zudem davon aus, dass die Sterbeüberschüsse bis 2030 weiter zunehmen werden, während sich die Wanderungsverluste im Durschnitt auf dem heutigen Niveau stabilisieren wer- 100000 den. Dadurch ist der Bevölkerungsrückgang 90000 zu zwei Drittel auf Sterbeüberschüsse und 80000 zu einem Drittel auf Wanderungsverluste 70000 zurückzuführen. 60000 65+ Für die Altersstruktur des Saale-Orla-Kreises 50000 erwartet das Statistische Landesamt Thü- 20-65 ringen dramatische Veränderungen. So geht 40000 0-20 es davon aus, dass sich die Zahl der 30000 arbeitsfähigen Einwohner im Alter zwischen 20000 20 und 65 Jahren von 2009 bis 2030 nahezu 10000 halbiert (-43 %) und im Jahr 2030 weniger 0 als die Hälfte der Bevölkerung ausmachen 2009 2020 2030 wird. Dabei fällt der Rückgang bei den 20- bis unter 50-Jährigen mit rund -49 % deutlich stärker aus als bei den 50- bis unter Altersstruktur im Landkreis Saale-Orla 2009, 2020, 2030 (Quelle: Statistisches Landesamt Thüringen) 65-Jährigen (-32 %). Gleichzeitig wird prognostiziert, dass sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen um ein Drittel auf 8.723 reduziert. Die Anzahl der Kinder im Vorschulalter wird im Saale-Orla-Kreis kontinuierlich abnehmen. Bis 2030 wird ein Rückgang von heute rund 3.800 Kindern unter 6 Jahre auf weniger als 2.100 Kinder prognostiziert. Die Altersgruppe der 6- bis unter 15-Jährigen ist durch eine zunächst noch moderate,

11 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

dann jedoch stärker werdende negative Entwicklung in den kommenden 20 Jahren gekennzeichnet. Bis 2030 wird für diese Gruppe eine Abnahme von derzeit knapp unter 6.000 Kinder um 33 % auf weniger als 4.000 Kinder prognostiziert. Dabei sind die Rückgänge bei den Kindern im Grundschulalter (6- bis unter 10-Jährige) mit über 38% zunächst stärker als bei den älteren Kindern. Dem gegenüber wird der Anteil älterer Mitbürger in den kommenden 20 Jahren erheblich steigen. Bis 2030 wird für die Altersgruppe der über 65-Jährigen eine Zunahme um 29 % auf nahezu 27.000 Menschen prognostiziert. Besonders stark ist der Zuwachs bei den über 80-jähigen. Es werden dann knapp 2.300 Menschen sein. Das entspricht einer Zunahme der Hochbetagten um 44 %. Insgesamt wird der Anteil der Altersgruppe der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung im Saale-Orla- Kreis bis 2030 von heute 24% auf etwa 40% steigen. Diese Prognosen treffen in ähnlicher Art und Weise auf Landesebene zu, jedoch liegt der Saale-Orla-Kreis über dem Durchschnitt der Thüringer Landkreise.

4.2 Wirtschaftliche Entwicklung Allgemeine Wirtschaftliche Entwicklung -Orla-Kreises ist eng an die regionalen geografischen Bedingungen geknüpft. So haben sich vor allem um die drei Mittelzentren Pößneck, Schleiz und Bad Lobenstein vielfältigste Industrie- und Gewerbebetriebe angesiedelt. Daneben bietet der Landkreis zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten in der Land- und Forstwirtschaft. Die idyllische Landschaft lockt ganzjährig Touristen an, so dass Hotellerie und Gastronomie ebenfalls zum wirtschaftlichen Bild gehören. Mit seinen mehr als 5.300 Unternehmen in Industrie, Landwirtschaft, Mittelstand und Handwerk gehört der Kreis zu den wirtschaftsstärksten im Freistaat. Im Ostthüringer Vergleich gibt es im verarbeitenden Gewerbe die höchste Dichte an Arbeitsplätzen. So arbeiten 99 von 1.000 Einwohnern in einem Gewerbe- oder Industriebetrieb der Region. Dies liegt weit über dem Thüringer Durchschnitt (55 im Jahr 2010). Das Spektrum ansässiger Unternehmen im Saale- Orla-Kreis reicht von einer der größten Druckereien Europas über das Holzkompetenzzentrum mit Sägewerken und Zellstoffproduktion in der Region Blankenstein/Friesau bis hin zu Fahrzeugbau und vielseitigster Hightech-Zulieferindustrie. Mit 56 Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe mit mehr als 50 Beschäftigten ist der Saale-Orla-Kreis Spitzenreiter in Ostthüringen. Die Wirtschaft im Kreis arbeitet auf hohem internationalem Niveau. Die Exportrate beträgt 33 Prozent (Thüringen: 32 Prozent). Die Voraussetzungen für wirtschaftliche Neuansiedlungen sind aufgrund der gut ausgebauten Infrastruktur und der 33 Gewerbegebiete gut. Vom Süden her verläuft die A9 (Berlin - München) durch den Landkreis. Im Norden bildet sie am Hermsdorfer Kreuz einen Schnittpunkt mit der Verkehrsachse A4 (Dresden - Frankfurt/Main). Der Wirtschaftsstandort ist weiterhin gekennzeichnet von vergleichs- weise günstigen Flächen- und Immobilienpreisen sowie niedrigen Ver- und Entsorgungskosten. Betrachtet man die Pendlerströme, weist der Landkreis Saale-Orla aufgrund der vergleichsweise guten Ausstattung mit Industriearbeitsplätzen mit -12,8% einen relativ geringen negativen Pendlersaldo aus. Dennoch zieht es vor allem aus dem Oberland Arbeitskräfte ins benachbarte Bayern. Damit gehen dem Landkreis regelmäßig Fachkräfte verloren. [Arbeitsmarkdossier für den Saale-Orla-Kreis der Agentur für Arbeit Altenburg-Gera, Stand Januar 2013] Folgendes Bild zeichnet die Industrie- und Handelskammer (IHK) mit ihrer Standortanalyse für Ostthüringen 2014. Die regionale Situation wird demnach in Ostthüringen wie folgt eingeschätzt: - die wirtschaftliche Leistungskraft ist gewachsen, das Niveau westdeutscher Flächenländer konnte erreicht werden - größtes Problem ist die Altersstruktur in den Unternehmen in Verbindung mit dem nicht verfügbaren Nachwuchs, Trendwende ist nicht absehbar - Unternehmen im Saale-Orla-Kreis sind mit der Standortentwicklung deutlich zufriedener als im Vergleichsjahr 2009. Sie sehen aber nach wie vor Handlungsbedarf - als Standortvorteile werden vor allem die gute bis sehr gute Infrastruktur, der Zugang zu modernen Kommunikationsnetzen und die kulturlandschaftliche Attraktivität genannt - als Standortnachteil gelten Kostenfaktoren wie Energiekosten, Wasser- und Abwassergebühren, Gewerbe- und Grundsteuern, weiterhin werden das Qualifikationsniveau von Auszubildenden und die Förderpolitik bemängelt

12 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Bildung und Ausbildungssektor Die Zahl der Absolventen aus allgemeinbildenden Schulen hat sich seit 2004 um mehr als die Hälfte reduziert auf 562 im Schuljahr 2012/13 reduziert. Dabei lag der Anteil der Absolventen ohne Schulabschluss bei 6,5 % und damit deutlich unter dem landesweiten Schnitt von 8,6 %. Der Anteil der Absolventen mit Realschulabschluss lag im Schuljahr 2012/2013 bei knapp 54 % (Thüringen: 43,8 %). Der Anteil der Abiturienten betrug 28,8 % (Thüringen: 32,3 %).

2003/ 2004/ 2005/ 2006/ 2007/ 2008/ 2009/ 2010/ 2011/ 2012/ Schuljahr 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

insgesamt 1.367 1.260 1.163 1.037 817 710 628 540 566 601 ohne Hauptschulabschluss 85 76 65 62 42 48 47 37 30 39 mit Hauptschulabschluss 269 222 135 155 131 83 91 73 81 96 mit Realschulabschluss 659 616 652 514 348 305 274 286 278 304 mit allg. Hochschulreife 354 346 311 306 296 274 216 144 177 162 Schulabgänger im Saale-Orla-Kreis (Quelle: Statisches Landesamt Thüringen)

Durch außerschulische Bildungsangebote sollen Schülerinnen und Schüler einerseits für die Saale-Orla- Region und ihre Besonderheiten begeistert werden. Andererseits geht es auch darum, junge Leute für die beruflichen Möglichkeiten in der Saale-Orla-Region zu sensibilisieren. Die LEADER-Aktionsgruppe hat 2014 hierzu gemeinsam mit 13 Anbietern das Projekt Lernort Landwirtschaft ins Leben gerufen, welches Angebote bündelt und an die Schulen heranträgt. Ähnliche Angebote gibt es aus der Wirtschaft sowie vom Tourismusverbund Rennsteig-Saaleland e. V. und dem Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Bei der Betrachtung der Strukturindikatoren fällt mit 6,9 % der sehr geringe Anteil der höher Quali- fizierten unter den Beschäftigten sowie der mit 3,8 % im Thüringenvergleich ebenfalls sehr niedrige Anteil Auszubildender unter den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (Ausbildungsquote) auf. Beides dürfte im Wesentlichen mit dem hohen Anteil an Industriearbeitsplätzen zusammenhängen. [Arbeitsmarkdossier für den Saale-Orla-Kreis der Agentur für Arbeit Altenburg-Gera, Stand Januar 2013]

Arbeitsmarkt und soziale Lage (laut Arbeitsmarktdossier 2013) Die Arbeitslosigkeit konzentriert sich stark im Altlandkreis Pößneck. In Pößneck lag sie im Dezember 2012 bei 8,7 %; die Quoten in Bad Lobenstein und Schleiz bei 6,0 % bzw. 6,1 %. Über das Jahr betrachtet lag die Pößnecker Arbeitslosenquote im Schnitt 2 bis 3 Prozentpunkte über den Quoten der beiden anderen Geschäftsstellen. Ein hoher Anteil der Hilfebedürftigkeit nach dem SGB II resultiert aus dem niedrigen Lohnniveau in der Region. Während das monatliche Durchschnittseinkommen in den kreisfreien Städten z.T. deutlich den Landesdurchschnitt von 1.915 übersteigt, liegt es im Saale-Orla-Kreis mit 1.767 um knapp 8 % unter dem Durchschnittswert für Thüringen. Dieser liegt 39,7 % unter dem Bundesdurchschnitt. In Folge dessen befinden sich im Bestand der Empfänger von Arbeitslosengeld II aktuell 36,6 % Menschen mit Erwerbseinkommen, darunter 18,3 % mit Einkommen aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Zusammenfassend ist im Arbeitsmarkdossier die Situation im Saale-Orla-Kreis gekennzeichnet von - einer vergleichsweise hohen Dichte an Industriearbeitsplätzen, die aber mit einem niedrigen Tertiarisierungsgrad korrespondiert, - einer gravierenden Abnahme und Alterung der Bevölkerung bei bereits sehr geringer Bevölkerungsdichte, - einem unterdurchschnittlichen Anteil an Schulabgängern mit Abitur und einem geringen Anteil der höher Qualifizierten unter den Beschäftigten sowie - einer nach wie vor hohen und verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit mit negativen Auswirkungen auf die Sozialstruktur. Laut volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung des Statistischen Landesamtes Thüringen waren 2013 im Saale-Orla-Kreis 40.200 Menschen erwerbstätig bei 50.679 Menschen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren. Bis zum Jahr 2020 wird ein Bevölkerungsrückgang in der Gruppe der Menschen im

13 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

erwerbsfähigen Alter auf 42.700 prognostiziert. Will die Region das Erwerbstätigenniveau halten, müsste 2020 nahezu jeder Erwerbsfähige erwerbstätig sein. Bleibt der Anteil der Erwerbstätigen an den Erwerbsfähigen jedoch mit rund 80 % gleich, was vor dem Hintergrund der Arbeitslosenquote zu erwarten ist, so würde der Saale-Orla-Kreis bis 2020 rund 8.000 Arbeitnehmer und bis 2030 rund 15.000 Arbeitnehmer verlieren. Dies wird dramatische Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Unternehmen und die Infrastruktur der Saale-Orla-Region haben.

4.3 Land- und Forstwirtschaft Landwirtschaft Insgesamt bewirtschafteten im Jahr 2010 in der Saale-Orla-Region 276 Betriebe eine Fläche von rund 52.000 Hektar. Nur zwei Thüringer Landkreise verfügten über mehr landwirtschaftliche Unternehmen. Während sich die Zahl der Betriebe seit 2003 um ein Drittel reduziert hatte, ist die bewirtschaftete Fläche sogar leicht gewachsen. Der starke Rückgang der Gesamtzahl der Betriebe ist auf die Halbierung der Zahl der Nebenerwerbsbetriebe zurückzuführen. 75 % der landwirtschaftlichen Betriebe sind Einzel- unternehmen, davon werden zwei Drittel im Nebenerwerb und ein Drittel im Haupterwerb geführt. 25 Unternehmen haben sich als GmbH aufgestellt, 18 als Genossenschaft und 15 als GbR. 2010 verfügte der Saale-Orla-Kreis mit 1.333 über die meisten ständigen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft thüringen- weit. Auch bei beschäftigten Familienarbeitskräften lag der Saale-Orla-Kreis mit 360 im Vorderfeld. Die kleinteilige Struktur der Saale-Orla-Region spiegelt sich auch in der Landwirtschaft wieder. Die Hälfte der Betriebe hat eine landwirtschaftliche Nutzfläche von weniger als 50 ha. Dagegen verfügen 13 Betriebe über mehr als 1.000 ha Nutzfläche und mit 23.453 ha über fast die Hälfte der gesamten Fläche.

Viehbestand Anzahl Betriebe Anzahl Tiere im Vergleich zu anderen Thüringer Landkreisen insgesamt 237 33.248 GV die meisten Großvieheinheiten (GV) Rinder 183 37.877 die zweitmeisten Betriebe, die meisten Rinder die drittmeisten Betriebe, die viertmeisten Hühner 90 228.864 Hühner Ziegen 26 203 die drittmeisten Betriebe, wenig Ziegen die viertmeisten Betriebe, die fünftmeisten Schafe 65 6.568 Schafe die viertmeisten Betriebe, aber relativ wenig Schweine 70 42.328 Schweine Viehbestände Saale-Orla (Quelle: Statistische Landesamt Thüringen)

Das der Saale-Orla-Kreis aufgrund seiner Standortvoraussetzungen durch Vielhaltungsbetriebe geprägt ist, wird durch die 237 Betriebe und seine bedeutende Rolle in Thüringen deutlich. Auch bei Betrachtung der einzelnen Viehbestände liegt der Saale-Orla-Kreis fast immer unter den ersten vier. Gleichzeitig verfügen viele Betriebe über mehrere Viehbestände. Mit fast 108.000 t Milch war Saale-Orla 2013 der Landkreis, in dem die meiste Milch produziert wurde. Die Unternehmen produzierten dabei fast doppelt so viel wie Betriebe in den meisten anderen Landkreisen. In den letzten Jahren sind zur Verarbeitung in Altengesees und Dittersdorf zwei kleinere Molkereien entstanden. Die Saale-Orla-Region ist die Fischregion Thüringens mit Schwerpunkt im Land der 1.000 Teiche. Mit 65 Betrieben wirtschaftet rund ein Drittel aller Thüringer Betriebe mit Aquakultur in der Region. Im Jahr 2013 erzeugten sie 127 t Speisefisch, darunter 114 t Karpfen. Die Zahl der Betriebe aber auch der erzeugten Fischmenge ist rückläufig. Über 40 % der landwirtschaftlichen Fläche wurde 2010 für den Getreideanbau genutzt, 15,2 % für den Winterrapsanbau. Die Grünlandnutzung hat mit 21,7 % den gleichen Anteil wie auf Landesebene. Die Hektarerträge der meisten Getreidesorten liegen in der Saale-Orla-Region über dem Landesdurch- schnitt (Getreide insgesamt: SOK 80,0 und Thüringen 79,8 dt/ha). Gemüse- und Obstanbau findet in der Region fast nicht statt. Die Landgenossenschaft Dittersdorf, die Oettersdorfer AG und die Agrargenos-

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senschaft Drei Eichen Leubsdorf bauen in nennenswertem Umfang Kartoffeln an. Überregional von Bedeutung ist der Arzneipflanzenanbau der Agrarprodukte Ludwigshof e. G., den sie auf rund 770 ha betreibt. Im Saale-Orla-Kreis gab es im Jahr 2010 20 landwirtschaftliche Betriebe mit ökologischem Landbau, die 3,9 % der Fläche bewirtschafteten. Der Verarbeitungsgrad der regionalen Erzeugnisse ist in der Region relativ gering. Größere Betriebe haben zum Teile eine eigene Fleisch- und Wurstvermarktung. Es gibt einige Direktvermarkter, jedoch keine gemeinsame Struktur oder Vermarktung regionaler Erzeugnisse. Veranstaltungen, wie beispiels- weise einen Regionalmarkt, gibt es nicht. Seit 2013 wurden im Land der 1.000 Teiche im Oktober jährliche Fisch- und Wildwochen etabliert. Die Einbindung des regionalen Erzeugnisses in die Wert- schöpfungskette Gemeinschaftsverpflegung ist durch das strategische LEADER- Schulessen Saale-Orla . Eine Kartierung von Streuobstflächen zwischen 1998 und 2002 ergab für Saale-Orla-Region 290 Einträge. Die Aufnahme macht die unterschiedliche Verteilung in der Region deutlich. Während es im Schleizer Oberland nur wenige und weit verteilte Streuobstflächen gibt, konzentrieren sich die Flächen in der Orlasenke und hier besonders zwischen den Städten Pößneck und Neustadt. Diese Verteilung ist auf Grund der unterschiedlichen Höhenlagen der Gebiete plausibel. Trotzdem sind besonders für das Gebiet der Oberen Saale kleinklimatische Verhältnisse zu vermuten die für den Streuobstanbau geeignet erscheinen.

Forstwirtschaft Mit einem Flächenanteil des Waldes von 40,4 % hat die Forstwirtschaft im Saale-Orla- Kreis eine wesentliche Rolle bei der Erhaltung und Inwertsetzung der Kulturlandschaft. Die Forstämter Schleiz und Neustadt/Orla sind staatlicherseits verantwortlich für Waldpflege und -nutzung. In Kombination mit der Erzie- hung von gepflegten Waldbeständen ist die Versorgung der Holzindustrie mit Rohholz eine der Schwerpunktaufgaben der Forstämter. Neben der Holzernte kommt vor allem dem Waldumbau der monotonen Fichten- und Kiefernwälder eine hohe Bedeutung zu und damit die langfristige Überführung in standort- Eigentumsverhältnisse im Wald: Staatswald des Landes gerechte angepasste Mischbestände. In den (grün), Staatswald des Bundes (grau), Körperschaftswald vergangenen Jahren haben extreme (blau), Privatwald (rot) und Treuhandwald (gelb) (Quelle: Witterungsereignisse die Probleme der Grafik Thüringen Forst) anfälligen Reinbestände aufgezeigt und auf der anderen Seite auch Chancen für einen zügigen Waldumbau eröffnet. Die Saale-Orla-Region ist in besonderem Maße durch sehr kleinteilige zersplitterte Eigentumsverhält- nisse im Privat- und Kommunalwald geprägt. Aus diesem Grund hat sich u. a. die Forstwirtschaftliche Vereinigung "Saale-Orla in Ostthüringen" gebildet, ein freiwilliger privatrechtlicher Zusammenschluss von 850 Waldbesitzern aus sechs Forstbetriebsgemeinschaften mit einer Fläche von ca. 7.000 ha in der Region Ostthüringen. Der Privat- und Kommunalwald trägt neben der Rohholzversorgung für die Holz- industrie auch zur Wärmeenergiegewinnung in privaten und kommunalen Versorgungsgemein- schaften bei.

4.4 Tourismus und Naherholung Vorbemerkung Für die Darstellung der Situation von Tourismus und Naherholung fehlt zurzeit eine Datengrundlage. Der Tourismusverbund Rennsteig-Saaleland e. V. verfügt derzeit über kein Tourismuskonzept und keine detaillierten Strukturdaten zu Übernachtungen, Angeboten und Betrieben in der Region. Das statisti-

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sche Landesamt erfasst in der Regel nur größere Struktureinheiten (z. B. Beherbergungsbetriebe über 8 Betten). Als ein Startprojekt soll daher im Rahmen der Umsetzung der RES Saale-Orla 2020 eine Erhe- bung der touristischen Strukturdaten erfolgen. Die folgenden Darstellungen basieren einerseits auf den Daten des Statistischen Landesamtes, dem REK Thüringer Meer sowie Einschätzungen von Experten.

Allgemeine Charakteristik Der Tourismus ist historisch gesehen eine wichtige Säule der regionalen Wirtschaft. Im Vordergrund stehen die Themen Natur- und Kulturerlebnis. Räumlicher Schwerpunkt ist das Thüringer Meer mit den Talsperren Bleiloch und Hohenwarte. Hier finden sich die wichtigsten Tourismusorte, wie das staatlich anerkannten Moorheilbad Bad Lobenstein und die staatlich anerkannten Erholungsorte Saalburg und Ziegenrück. Im Fokus stehen Aktivitäten und Naturerlebnisse rund um das Wasser sowie Wandern, Rad fahren und Ski laufen im Thüringer Schiefergebirge bzw. den Thüringer Wald. Im Norden rund um Plothen lockt das Land der 1.000 Teiche mit dem thüringenweit größten Teichgebiet. Daneben ist die Region durch kulturhistorische Besonderheiten geprägt, die bis in die jüngste Geschichte reichen. Neben Schlössern, Burgen und historischen Stadtkernen hat das Adelsgeschlecht der Reußen über Jahrhunderte seine Spuren hinterlassen. Mit seinen eindrucksvollen Halden ist der Bergbau und insbesondere der Schieferbergbau markant. Mit dem Schieferpark Lehesten und den vielen zahlreichen schiefergeprägten Ortsbildern verfügt die Region über thüringenweit einzigartige Bergbauzeugnisse. Am ehemaligen Grenzstreifen findet sich in Mödlareuth eine gut besuchte Erinnerungsstätte. Knapp die Hälfte der Region ist als Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale ausgewiesen. Mit diesem Instrument wird eine nachhaltige touristische Erschließung des reichen Naturraumpotenzials gewährleistet. Der hohe Wert der Kulturlandschaft ist tragende Säule der touristischen Entwicklung der Region. Nach einer touristischen Hochphase zu DDR-Zeiten mit einer Vielzahl an FDGB-Unterkünften, hat die Region seit 1990 deutlich an touristischer Bedeutung verloren. Erst in den vergangenen Jahren konnten die Übernachtungszahlen wieder nach und nach gesteigert werden. Viele Angebote sind jedoch nicht mehr zeitgemäß. Der Tourismus der Saale-Orla-Region ist durch kleinteilige und vielschichtige Strukturen geprägt. Durch die Vielzahl an kleinen Dörfern fehlen vielfach Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten und Informations- möglichkeiten. Insbesondere kleine Freizeitangebote und Unterkunftsformen wie Privatvermieter, Ferienwohnungen, Pensionen, Gasthöfe aber auch Camping stellen einen hohen Anteil an Kapazitäten dar. Die Angebote in der Region sind oft saisonalen Schwankungen ausgesetzt mit nachteiligen Wirkungen auf Infrastruktur und Arbeitsmarkt. Als zutreffend wird eine Aussage aus der Broschüre

Angebots- und Anbieterstruktur in ländlichen Räumen traditionell durch familiär geführte Klein- und Kleinstunternehmen geprägt sind, die zudem weit in der Fläche verstreut liegen. Dies gilt sowohl für das Gastgewerbe als auch für weitere Freizeitanbieter. In der vergangen Förderphase wurde im Rahmen von LEADER der Saale-Orla-Erlebnissommer (www.saale-orla-erlebnissommer.de) initiiert. Diese Plattform bündelt und kommuniziert die regionalen Veranstaltungen der Sommermonate. Darunter befinden sich auch überregional bedeutsame Veranstaltungen, wie z. B. dem Sonne Mond Sterne Festival mit 35.000 Besuchern, den Stelzenfestspiele bei Reuth oder der Hovercraft-WM auf dem Bleilochstausee. Derzeit findet insbesondere bei Übernachtungsanbietern aber auch bei Veranstaltern ein Umbruch statt. Die Generation die nach 1989 die Betriebe aufgebaut hat, wird in den kommenden Jahren ihre Betriebe an Nachfolger übergeben, verkaufen oder schließen. Touristische Strukturen Die Saale-Orla-Region ist ein Teilgebiet des Tourismusverbundes Rennsteig-Saaleland e. V. Darüber hinaus gibt es mehrere kleine Tourismusvereine. Die touristische Vermarktung erfolgt über den Regionalverbund Thüringer Wald e. V. Mit zehn Standorten verfügt die Region trotz ihrer kleinteiligen Struktur über ein vergleichsweise dichtes Netz an Tourismusinformationen. Personal und Öffnungs- zeiten können jedoch zunehmend weniger abgesichert werden.

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Zur gemeinsamen Entwicklung des Thüringer Meeres haben sich Kommunen und Akteure aus den Landkreisen Saale-Orla und Saalfeld-Rudolstadt zur Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG) Thüringer Meer zusammengeschlossen. Das 2012 bis 2014 erarbeitete Regionale Entwicklungskonzept sieht eine Profilierung des Thüringer Meeres als Qualitätserholungsregion in Deutschland vor und wird derzeit durch die Beteiligten umgesetzt. Beherbergung Die Zahl der Übernachtungen in Betrieben mit mehr als 8 Betten lag 2014 im Saale-Orla-Kreis bei 346.498. Im Vergleich zu anderen Landkreisen und kreisfreien Städten liegt der Saale-Orla-Kreis damit auf Rang 13 von 20. Die meisten Bettenkapazitäten finden sich rund um das Thüringer Meer insbe- sondere im staatlich anerkannten Moorheilbad Bad Lobenstein. Insgesamt gibt es im Saale-Orla-Kreis 48 Beherbergungsbetriebe mit mehr als acht Betten. Zusammen verfügen diese Betriebe über 1.486 Betten. Die Zahl der Übernachtungen ist in den vergangenen Jahren wieder kontinuierlich gestiegen, wird jedoch im Wesentlichen vom Moorheilbad Bad Lobenstein getragen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer schwankte 2014 zwischen 1,4 und 2,7 Tagen. Eine Ausnahme bildet hierbei die Stadt Bad Lobenstein aufgrund der Klinik mit 10,1 Tagen. Es ist davon auszugehen, dass die Saale-Orla-Region neben den Beherbergungseinrichtungen mit mehr als 8 Betten über eine Vielzahl an statistisch nicht erfassten kleinen Pensionen, Ferienwohnungen und Ferienhäusern verfügt. Die Region ist gleichzeitig mit zehn Campingplätzen die Region mit den meisten Campingplätzen in Thüringen. Kommune 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Bad Lobenstein 63.279 70.730 68.437 73.873 75.491 78.617 87.882 80. 953 Krölpa 9.270 6.854 6.356 7.277 7.022 6.386 7.077 6.383 Saalburg- 30.869 31.462 33.199 35.865 48.171 52.567 42.891 40.180 Ebersdorf Schleiz 4.386 5.787 5.466 5.663 6.422 7.475 8.034 6.889 Ziegenrück 19.809 21.156 21.082 23.835 25.937 24.087 26.070 25.121 Entwicklung der Übernachtungszahlen in ausgewählten Kommunen der Saale-Orla-Region (Quelle: REK Thüringer Meer und Statistisches Landesamt Thüringen)

Wanderwege Wandern ist eine der touristischen Hauptaktivitäten in der Saale-Orla-Region. Derzeit verfügt die Region über keinen Wegewart und kein Wanderwegemanagement. Die Instandhaltung des Wegenetzes kann von zahlreichen Kommunen nicht mehr gewährleistet werden. Relativ wenige Wege sind als Rundwege angelegt und thematisch aufgewertet. Fernwanderwege: Regionale Wanderwege: - Rennsteig - Qualitätswanderweg Hohenwarte- - Grünes Band Stausee Weg - - Eisenach-Budapest (EB) Rundwege Land der 1.000 Teiche - - Ostsee-Saaletalsperren Rundwanderweg Saale-Wisenta- Plothengrund - Kammweg (vom Rennsteig-Beginn im - thüringischen Blankenstein bis nach Sormitzweg Decin im tschechischen Riesengebirge) - Rundwanderweg Saalburg

Radwege Die Saale-Orla-Region verfügt über mehrere überregional bedeutsame Radwege mit zum Teil anspruchsvollem Geländeprofil. Vor einigen Jahren wurde daher durch den Tourismusverbund Rennsteig-Saaleland e. V. das Thema Pedelec (die Muskelkraft wird durch einen Elektromotor verstärkt) aufgegriffen und ein Netz an Leih- und Ladestationen aufgebaut, an dem mittlerweile mehr als ein Dutzend Betriebe beteiligt sind. Der Begriff wird entsprechend ADFC verwendet, mittlerweile hat sich

17 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

aber auf dem Markt der Begriff E-Bike etabliert. Das regionale Busunternehmen Kombus bietet in den Sommermonaten die Mitnahme von Fahrrädern an. Fernradwege Regionale Radweg - - Saale-Radwanderweg Rennsteig Radwanderweg - - Euregio Egrensis Fernradweg Orla-Radwanderweg - - Deutschland Route 11: Ostsee Bayern Saale-Orla-Radweg - Radrundtour Plothener Teiche Der Ausbaugrad der Radwege wurde in den vergangenen Jahren schrittweise verbessert. Weitere Lückenschlüsse und die Schaffung attraktiver Wegeführungen sind erforderlich.

4.5 Vereinsleben In der Saale-Orla-Region sind zurzeit über 500 Vereine aktiv. Die Vielfalt reicht dabei von Sportvereinen über mildtätige Vereine, Dorfvereine, Vereine zur Brauchtumspflege bis hin zu Musik- und Kunstvereinen. Im Jahr 2014 engagierte sich die Kreissparkasse Saale-Orla für die ehrenamtliche Vereinsarbeit mit Spenden- und Sponsoringmitteln in Höhe von über 800.000 . Seit drei Jahren führt die Ostthüringer Zeitung gemeinsam mit der Kreissparkasse Saale-Orla die Aktion "Verein des Monats" durch. Durch die damit verbundene Öffentlichkeitsarbeit und finanzielle Zuwendungen wird das Vereinsleben regelmäßig gestärkt. Seit vier Jahren organisiert die Diakoniestiftung Weimar-Bad Loben- stein, die Volkssolidarität Oberland, der Blitz e.V. und der Kreissparkasse Saale-Orla einen Marktplatz für erein zu Unternehmen und umgekehrt vereinbar. Die Koordination übernimmt ein Mitarbeiter des Landrats- amtes in Schleiz. Der Landkreis rundet damit sein Engagement in der Ehrenamtsförderung ab.

4.6 Dörfliche Entwicklung und Siedlungsstruktur Siedlungsgeschichtlich besteht ein Nebeneinander von Orten slawischen Ursprungs und deutschen Ortsgründungen des Hochmittelalters. Die Städte Neustadt und Pößneck sind mittelalterlich geprägt. Als ehemalige Residenzorte des Reußischen Fürstenhauses sind u. a. Bad Lobenstein und Schleiz deutlich erkennbar. Angerdörfer und Platzdörfer stellen den Großteil der im Oberland vorkommenden Dorfformen dar. Die zum Offenland klar abgegrenzten Dörfer, deren heute sichtbaren Strukturen hauptsächlich bis ins 18. Jahrhundert reichen, bestehen vielerorts noch als Ensemble. Das Erscheinungsbild vieler Dörfer wird durch die am Ortsrand gelegenen Anlagen der ehemaligen LPGs bzw. heutigen Landwirtschafts- unternehmen ergänzt. Die Haus- und Hofanlagen in den Dörfern sind nicht nach Architektenentwürfen gebaut worden. Vielmehr dominiert baukulturell die menschliche Erfahrung in enger Verzahnung mit der landwirtschaftlichen Nutzung. An der Bebauung sind noch überall die regionalen Baustoffe wie Holz, Lehm, Naturstein und Schiefer zu finden. Aufgrund der räumlichen Nähe zum Thüringer Schiefergebirge und der Witterungsbeständigkeit wurde Schiefer in vielfältiger Form als Baumaterial verwendet. Der Schieferbergbau und die Schieferverarbeitung in Lehesten weisen eine über 600-jähige Geschichte auf. So wurde 1910 in Lehesten die älteste Dachdeckerschule Deutschlands gegründet. In Folge marktwirtschaftlicher Präferenzen wurde der Schieferbergbau 1999 aufgegeben. Ein Großteil der Dörfer war seit 1990 mindestens einmal anerkannter Förderschwerpunkt der Dorf- erneuerung. Die Fördermittel wurden von den Kommunen insbesondere zur Aufwertung der Dorfkerne genutzt, so dass sich heute viele Ortsbilder in einem guten Zustand befinden. Die Anzahl der Anträge auf Anerkennung als Förderschwerpunkt ist in den vergangen Jahren deutlich zurückgegangen. Neben dem abnehmendem Bedarf, ist dies auch auf die schlechte Finanzsituation vieler Kommunen zurück zuführen.

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4.7 Wohnen und Leerstand Im Jahr 2013 gab es in der Saale-Orla-Region 25.544 Gebäude mit Wohnraum und insgesamt 45.952 Wohnungen. Genau zwei Drittel der Wohngebäude sind Einfamilienhäuser. Wie viele ländliche Regionen zeichnet sich die Saale-Orla-Region durch große Wohnflächen pro Wohnung aus (85 m² pro Wohnung). In einigen Gemeinden liegt dieser Wert deutlich über 100 m². Der Anteil selbst genutzten Wohneigentums lag 2011 für den Saale-Orla-Kreis mit 52,5 % deutlich über dem Landesdurchschnitt von 42,8 %. Eine Vielzahl insbesondere der kleineren Dörfer hat in der Regel eine Quote von über 75 %. Damit gibt es in den gewachsenen Eigentumsstrukturen der Dörfer bis heute so gut wie keinen Mietwohnraum. Dieser Zustand bedeutet einen Nachteil für die Bestandsentwicklung. Gleichzeitig ist baureifes Land nirgendwo in Thüringen so günstig wie im Saale-Orla-Kreis (SOK: 12,47 Saale-Orla-Region überschaubar. Die Leerstandsquote lag in der Saale-Orla-Region mit 8,2 % über dem Landesdurchschnitt. Für die Region lässt sich dabei kein einheitliches Bild zeichnen, da Orte mit geringer und hoher Quote oft direkt aneinander grenzen (z. B. Blankenstein: ca. 16 % und Blankenberg ca. 7 %). Viele Dörfer der Region verfügen über eine Vielzahl an Gehöften, die von nur 1-2 hochbetagten Personen bewohnt werden. So wird in der Saale-Orla-Region laut Zensus 2011 jeder vierte Haushalt ausschließlich von Senioren geführt. Die Region liegt damit geringfügig über dem Landesdurchschnitt von 23,9 %, wird in den kommenden Jahren aufgrund der hohen Eigentümerquote jedoch sichtbar an Leerstand zunehmen. Im Rahmen des Demografiecoachings für den Landkreis Saale-Orla (INTERREG-Projekt ADAPT2DC) hat die Gemeinde Remptendorf eine Leerstandkataster erstellen lassen, das ihr eine objektbezogene Vorher- sage des potenziellen Leerstandes ermöglicht.

4.8 Daseinsvorsorge und öffentliche Infrastruktur Schulen und Kindergärten Die Saale-Orla Region verfügt über 39 öffentliche Schulen sowie vier Schulen in freier Trägerschaft: Staatliche Schulen Schulen in freier Trägerschaft - 19 Grundschulen - Michaelisschule und freie Montessori- - 11 Regelschulen Gemeinschaftsschule Bad Lobenstein - 4 Gymnasien - Pädagogisches Zentrum Schleiz - 2 Förderzentren - Schloss Schule der Arbeiterwohlfahrt - 1 Berufsschule mit Sitz in Pößneck und Neustadt/Orla (Gemeinschaftsschule) Schleiz - Euro Schule Ostthüringen Pößneck (Berufsschule)

Der aktuelle Schulnetzplan gilt ab dem Schuljahr 2011/2012 bis zum Schuljahr 2019/2020. In der Saale-Orla Region ist derzeit eine Betreuung in 61 Kindertageseinrichtungen mit einem Platzangebot für 3.855 Kinder möglich. 25 der Einrichtungen befinden sich in kommunaler und 36 in freier Trägerschaft. Die Auslastung der Einrichtungen lag im September 2014 bei ca. 89 %. Für Kinder mit einer Behinderung oder von einer Behinderung bedrohte Kinder stehen 85 Plätze in fünf integrierten Kindergärten zur Verfügung.

Medizinische Versorgung und Pflege Zentrale Einrichtungen der Gesundheitsversorgung sind die Thüringen-Klinik Pößneck und das Krankenhaus Schleiz. Kurmöglichkeiten bieten sich in der Median Klinik und im Thermalbad ARDESIA- Therme in Bad Lobenstein. In Lückenmühle gibt es eine Mutter-Kind-Kurklinik. In der Saale-Orla Region sind 88 niedergelassene Ärzte, darunter 42 Allgemeinmediziner tätig. Laut kassenärztlicher Vereinigung liegt thüringenweit eine grundsätzlich flächendeckende, wohnortnahe, ambulante, ärztliche Versorgung in allen Fachgebieten, entsprechend dem Bedarfsplan, vor.

19 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt kontinuierlich. 2013 standen ihnen 16 stationäre Pflegeein- richtungen mit insgesamt 786 Plätzen zu Verfügung. Die Einrichtungen sind fast ausschließlich in den Städten angesiedelt. Die Versorgung erfolgt zudem durch 20 ambulante Pflegeeinrichtungen.

2003 2005 2007 2009 2011 2013

Pflegebedürftige Anzahl 2.381 2.441 2.529 2.676 2.818 2.942 je 1000 Einwohner 25 26,2 27,8 30,2 32,4 35,2 ausschließlich Pflegegeld 1.197 1.161 1.179 1.192 1.254 1.303 ambulante Pflege 597 671 699 791 858 944 stationäre Pflege 587 609 651 731 753 793 vollstationäre Pflege 587 609 641 693 706 695 teilstationäre Pflege - - 10 38 47 98 Pflegeeinrichtungen ambulant 17 18 18 19 20 20 stationär 9 9 11 14 15 16 Pflegebedürftige und Pflegeeinrichtungen im, Saale-Orla-Kreis (Quelle: Statistisches Landesamt Thüringen) Ein Beispiel für Wohnen im Alter im vertrauten Umfeld wurde im 200-Einwohner-Ort Seubtendorf geschaffen. Dort hat die Rinderhof Agrar GmbH Seubtendorf 2013/14 ein Gehöft für altersgerechtes Wohnen umgebaut und zehn Wohnungen geschaffen (darunter acht barrierefreie Einheiten). Das Objekt ist seit 2015 ausgelastet. Das Vorhaben wurde durch die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla begleitet. Eine enge Verzahnung mit den umliegenden Dörfern konnte hergestellt werden. Historisch gewachsen ist im Oberland die Betreuung von behinderten Menschen. Heute gibt es leistungsfähige Strukturen mit Schwerpunkt Altengesees mit rund 1.800 Mitarbeitern.

Straßen und Öffentlicher Personennahverkehr Die Saale-Orla Region ist über die Autobahn BAB 9 überregional in Nord-Süd-Richtung angebunden. Über fünf Bundesstraßen wird die gesamte Region erschlossen. Sanierungs- bzw. Erneuerungsbedarf besteht bei nahezu allen Stauseequerungen (Saaldorf, Saalburg, Ziegenrück, Linkenmühle sowie beiden Staumauern) bzw. in deren Umfeld. Die umfangreiche Abstufung von Kreisstraßen zu Gemeindestraßen bringt durch die Unterhaltungspflicht insbesondere für die vielen kleinen Gemeinden erhebliche Probleme mit sich. Aufgabenträger des öffentlichen Personennahverkehrs in der Saale-Orla- Region ist die Kombus GmbH. Aufgrund der kleinteiligen regionalen Struktur wird insbesondere der Schülerverkehr bedient. Abseits der Schulzeiten und insbesondere am Wochenende ist das Angebot überschaubar. Abstimmungs- bedarf sehen Akteure u. a. bei der Verknüpfung des Verkehrsangebotes mit Franken, bei der Ver- knüpfung mit Bahn und Schifffahrt und bei der Verbesserung von Pausenzeiten in Schulen durch ausgewogenere Busabfahrzeiten. In den Sommermonaten bietet die Kombus GmbH zusätzlich den Transport von Fahrrädern an. Im Rahmen des INTERREG Projekte ADAPT2DC wurde das Konzept für die Einführung eines so genannten Kombibusses erarbeitet, das die Kombus GmbH in Kürze erproben will. Ziel ist der kombinierte Transport von Personen und Gütern. Alternative öffentliche Personentransangebote gibt es in der Region derzeit nicht. Eine Fernbusanbindung befindet sich derzeit in der Schleizer Industriestraße. Über die Verbindungen Gera-Saalfeld, Blankenstein-Saalfeld und Jena-Pößneck ist die Saale-Orla-Region an den überregionalen Bahnverkehr angebunden. Ergänzt wird das Angebot durch die vereinsgetragene Wisentatalbahn, die zwischen Schleiz und Schönberg verkehrt. Auf den Stauseen verkehren Fahrgastschiffe. Einen abgestimmten Linienverkehr gibt es nicht.

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Datennetze Die Situation der Breitbandversorgung stellt sich in der Saale- zum aktuellen Stand des Breitbandaus steriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) verfügen 99 % der Thüringer Haushalte über die Grundversorgung von 2 Mbit/s. Die fortschreitende Digitalisierung macht jedoch die Verfügbarkeit deutlich höherer Bandbreiten erforderlich. Nach der digitalen Agenda der Europäischen Union sollen bis 2020 alle Haushalte in Europa mit mindestens 30 Mbit/s und 50% aller Haushalte mit mindestens 100 Mbit/s versorgt werden. In der Saale-Orla Region verfügen derzeit nur wenige Orte über eine Anbindung vom 30 oder 50 Mbit/s. Die LTE-Verfügbarkeit (weltweiter Mobilkommunikationsstandard für schnelles Handynetz) ist in der Saale-Orla-Region sehr inhomogen. Während entlang der A9 und der B 281 gute Verbindungen zur Verfügung stehen, hat der Großteil keinen Empfang. In einzelnen Teilbereichen der Region gibt es gar keinen Handynetzempfang.

4.9 Kultur Die Musikschule Saale-Orla ist eine nachgeordnete Einrichtung des Landratsamtes des Saale-Orla- Kreises. Die Unterrichtsangebote finden in den Städten Schleiz, Bad Lobenstein, Pößneck und Neustadt statt. Der Saale-Orla-Kreis selbst beheimatet kein eigenes Theater oder Orchester, kann jedoch mit einer Vielzahl an Musikvereinen, deren Nachwuchs zum größten Teil an seinen Musikschulen ausgebildet wird, aufwarten. Zurzeit werden über 800 Schüler bei ca. 35 fest angestellten Lehrern, bzw. Honorarlehrern unterrichtet. Im evangelischen Kirchenkreis Schleiz sind ca. 30 Chöre und 15 Posaunenchöre tätig. Es gibt eine Vielzahl von öffentlich zugänglichen kulturellen Orten, u.a. Schloss Burgk, Burg Ranis, Schloss Brandenstein, Neues Schloss in Bad Lobenstein, Schloss Ebersdorf, Heinrichshütte in Wurzbach, Kulturhaus in Hirschberg, Wisentahalle in Schleiz, Pinsenberghalle in Krölpa, Schloss Oppurg, Festspielscheune in Stelzen, Oberlandballettschule in Göttengrün, eine Vielzahl von Heimatstuben und 170 Kirchen. 2013 wurde der Saale-Orla-Erlebnissommer aus der Taufe gehoben. Dieses Format bündelt für die Sommermonate unterschiedlichste Angebote der Region. Die Gegebenheiten erlauben den Schluss, dass das aktive kulturelle Schaffen unter Bürgerinnen und Bürgern der Saale-Orla-Region räumlich weit verbreitet ist und eine hohe Dichte besitzt.

4.10 Umwelt und Naturschutz Naturräumliche Gliederung Das Gebiet hat an mehreren verschiedenartigen Naturräumen Anteil: - Mittelgebirge: Thüringer Gebirge, Hohes Thüringer Schiefergebirge-Frankenwald, Schwarza- Sormitz-Gebiet, Oberes Saaletal, Ostthüringer Schiefergebirge-Vogtland, Plothener Teichplatte - Buntsandstein-Hügelländer: Saale-Sandsteinplatte - Zechsteingürtel an Gebirgsrändern: Orlasenke Mit einer Fläche von 520 km² sind mehr als 40 % der Saale-Orla-Region Teil des regionsübergreifenden Naturparkes Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale, der mit der Verordnung vom 27. Juli 2009 festgesetzt wurde. Seine Aufgaben sind Naturschutz und Landschaftspflege, Umweltbeobachtung und Forschung, Nachhaltige Regionalentwicklung, Tourismus und Erholung sowie Umweltbildung, Umwelt- information und Öffentlichkeitsarbeit. Der Naturpark ist gemeinsam mit dem Naturpark Frankenwald e.V. und dem Naturpark Thüringer Wald e.V. Gründer des Geoparks Schieferland.

21 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Die Saale-Orla-Region verfügt über eine Vielzahl von Schutzgebieten:

Schutzgebiete Anzahl Naturschutzgebiete 16 Landschaftsschutzgebiete 7 FFH-Gebiete 13 Vogelschutzgebiete 11

Mit dem Grünen Band ist die Saale-Orla-Region auf einer Länge von rund 50 km Bestandteil eines einzigartigen, länderübergreifenden Biotopverbundsystems und hat auch als Grünes Band Europa entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs internationale Bedeutung. In ihrem Leitbild für das Grünen Band hat die Landesregierung 2005 u. a. fünf Ziele herausgehoben: - Die Natur am Grünen Band hat Vorrang, der einzigartige Naturraum wird erhalten und weiterentwickelt. - Im Grünen Band soll auch für künftige Generationen ein Teil deutscher Geschichte sichtbar und begreifbar werden. - Die wirtschaftlichen Potenziale des Grünen Bandes sollen auch für Fremdenverkehr und Naherholung nutzbar gemacht werden. - Die komplizierten Eigentumsverhältnisse sind zügig zu klären und neu zu ordnen. - Die künftige Landnutzung muss nachhaltig, möglichst konfliktfrei und im Konsens mit den Menschen gestaltet werden. 2010/11 wurde durch die angrenzenden Kommunen der LEADER-Regionen Saale-Orla und Saalfeld- Rudolstadt ein Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept (ILEK) erarbeitet. Der namensgebende Fluss Saale schneidet sich tief ins Gelände ein und fließt auf einer Länge von ca. 90 Kilometern durch die Region. Die ebenfalls namensgebende Orla, ein Nebenfluss der Saale, fließt durch die im Norden gelegene Orlasenke. Bedeutende Standgewässer sind die Talsperren

- Bleiloch (Stauraum 215,0 Mill. m³, Wasserfläche 9,2 km²) - Hohenwarte (Stauraum 182,0 Mill. m³, Wasserfläche 7,3 km²) - Burgkhammer (Stauraum 5,6 Mill. m³, Wasserfläche 0,8 km²) Mit dem Land der 1.000 Teiche rund um Plothen verfügt die Region über ein thüringenweit einzigartiges Teichgebiet. Seit dem ausgehenden Mittelalter wurden die Teiche von Mönchen angelegt. Von Regenwasser gespeist, dienen sie bis heute der Fischzucht und stellen gleichzeitig ein wichtiges Naturrefugium dar. Der ökologische Gewässerzustand regionaler Fließgewässer wurde 2013 vom TLUG als mäßig oder schlecht eingestuft. Eine schlechte Gewässergüte hatten insbesondere die Wisenta, sowie die Orla und die meisten ihrer Zuflüsse.

4.11 Klimaschutz und Erneuerbare Energien Die LEADER-Aktionsgruppe Saale- gung und Verbrauch elektrischer Energie in der Saale-Orla-Region unter besonderer Berücksichtigung des Anteils regenerativer Energie zum Endenergieverbrauch Anlage F 4) erstellen lassen. Sie bildet die Grundlage für strategische Maßnahmen in der Förderperiode 2014-2020. Das Ziel der Landesregierung einen Anteil erneuerbarer Energien von 45 % am Nettostrom- verbrauch im Jahr 2020 zu erreichen, erfüllt die LEADER Region Saale-Orla bereits heute mit einem realen Anteil von 65 %.

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Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung der Thüringer Landkreise und Ausbauziel der Landes- regierung (IFE Schramm)

2014 machte Strom aus Biomasseanlagen über drei Viertel der dezentralen Stromerzeugung aus. Allein damit könnte der Strombedarf der Städte Pößneck, Schleiz, Neustadt a. d. Orla, Bad Lobenstein, Remptendorf, Tanna und Triptis mit jeweils über 4.000 Einwohnern gedeckt werden. Photovoltaik- Anlagen verzeichneten in den letzten vier Jahren den stärksten Zuwachs mit einer Steigerung des Photovoltaik-Anteils am erneuerbaren Strommix von 3 % auf 11 %. Windkraftanlagen speisten wahrscheinlich bedingt durch gute Windbedingun- gen 2010 noch 13 % des er- neuerbar erzeugten Stroms ins Netz ein. Mit circa 9 % Windenergie und 4 % aus Wasserkraft tragen diese beiden Energieträger im Jahr 2014 die kleinsten Anteile zur Erzeugung bei. Dies ist allgemein auch auf die Lage der LEADER-Region Saale-Orla mit ihrem hohen Anteil an Mittelgebirgs- fläche zurückzuführen und der dadurch begrenzten nutzbaren Fläche. Anteil der Erneuerbaren Energien 2010 und 2014 (Quelle: IFE Schramm) Der Strombedarf pro Einwohner beläuft sich auf 8.577 kWh pro Einwohner für das Jahr 2014. Durch die anhaltende Bevölkerungsabnahme wird der spezifische Wert trotz geringeren Bedarfs voraussichtlich zunehmen. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt von 7.162 kWh pro Einwohner ist der spezifische Strombedarf in der LEADER-Region Saale-Orla um 15 % höher. Dieser Umstand kann mit der besonderen Wirtschaftsstruktur begründet werden. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl weist die Saale- Orla-Region einen hohen Strombedarf für Industrie und Gewerbe auf, welcher den Verbrauch pro Einwohner erhöht.

23 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Am Sommertag zeigt sich ein deutlich schwankendes Einspeiseprofil. Während in den Nachtstunden weiterhin eine gleichmäßige Strommenge eingespeist wird, steigt diese im Tagesverlauf und mit erhöhtem Sonnenstand in allen Netzebenen an. Geschuldet ist dies größtenteils der hohen Einspeisung durch Photovoltaik-Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 54 MW. Als Folge dieser hohen Erzeugung sinkt der Bezug aus dem allgemeinen Versorgungsnetz sogar unter null und es wird in der gesamten LEADER-Region mehr Strom erzeugt als verbraucht bzw. in das übergeordnete Netz Strom eingespeist. Auch in diesem Fall können sich Schwankungen durch zusätzliche unregelmäßige Windeinspeisung noch steigern. Mit steigender dezentraler Erzeugung werden auf die Stromnetze erhöhte Belastungen zukommen. Sie müssen heute schon in zwei Richtungen, vom Netz zum Verbraucher und von dezentralen Anlagen der Verbraucher zum Netz, Strom flexibel verteilen sowie rückspeisen können. Trotz der Tatsache, dass die Ausbauziele formell schon erfüllt sind, kann die Saale-Orla-Region mit einer moderaten Fortführung des Ausbaus erneuerbarer Energien seine Vorreiterrolle bewahren und diese nach außen hin zum Vorteil für die Region vermarkten. Während in den Bereichen Biomasse und Wasserkraft der Fokus auf Forschung und Modernisierung liegen sollte, ist die Ausnutzung bestehender Potenziale der Solarenergie empfehlenswert, wenn auch in eingeschränktem Maße. Ein weiterer Schwerpunkt ergibt sich in der Überprüfung und dem Ausbau der Netzinfrastruktur. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien in Verbindung mit Stromspeichern können einerseits einen Beitrag leisten, Netzengpässe besser zu lokalisieren, andererseits die Vor-Ort-Nutzung lokal erzeugter Energie fördern. Durch eine regionale Nutzung dezentral erzeugter Energie kann die Wertschöpfung in der Region gestärkt werden. Weiterhin ist eine aktive Beteiligung von Bürgern und Gemeinden unumgänglich, um eine breite Unterstützungsbasis und die Voraussetzung zur erfolg- reichen Umsetzung der Energiewende zu schaffen.

4.12 Listung relevanter Planungen, Initiativen und Vorhaben Eine Übersicht befindet sich in der Anlage.

4.13 Analyse der Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) Für die SWOT-Analyse wurde nachträglich die Struktur der Handlungsfelder zu Grunde gelegt. Auf diese Weise ist die Kohärenz zum Strategieteil direkter nachvollziehbar.

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Lebensqualität

Stärken Schwächen

+ Naturraum von hoher Attraktivität - oft geringer Vernetzungsgrad und mangelnde vielgestaltig und abwechslungsreich Kooperation der Akteure + charakteristische Ortsbilder, Objekte und - ungenügende Vernetzung von Radtourismus, Betriebe Schifffahrt und ÖPNV + die überregionale Verkehrsanbindung über die - wenig ÖPNV-Angebote unabhängig vom Autobahnen A4 und A9 ist hoch entwickelt Schulbusverkehr + größte zusammenhängende Talsperren- - nur wenig junge Menschen sind in Prozesse Region Deutschlands und Entscheidungen zur regionalen + vielfältige regionale Freizeitangebote, Entwicklung eingebunden insbesondere rund ums Thüringer Meer - wenige Dörfer und Gemeinden gehen den Weg + mehrere Radhauptachsen in der Region einer bürgernahen, dialogorientierten + in einzelnen Dörfern gehen die Initiativen Entwicklung regionaler Entwicklung von jungen Menschen - zu wenig Netzwerke zur Betreuung und aus Integration von Flüchtlingen + zur Betreuung und Integration von - wenig wissenschaftlich fundierte Flüchtlingen gibt es vereinzelt private heimatkundliche Forschung Initiativen - zu wenig regionale Qualitätsprodukte am Markt + reiches kulturelles Angebot mit vielen - wenig Information über regionale Angebote , Kulturorten Leistungen und Produkte + viele aktive kulturschaffende Bürgerinnen und - viele Dörfer mit geringem Bürger Versorgungsangeboten vor Ort + hoher Gestaltungswille der Akteure - geringes Mietwohnraumangebot + ausgeprägtes und vielseitiges Vereinsleben - überdurchschnittliche Leerstandsquote + hohe Wohneigentumsrate - wenig individuelle seniorengerechte Wohn- + gute Auslastung der KIITA-Einrichtungen und Betreuungsangebote auf dem Dorf - zu wenig barrierefreie oder barrierearme Angebote - hauptsächlich Grundversorgung mit Breitband - sehr inhomogene LTE-Verfügbarkeit - unangepasste gesetzliche Standards im ländlichen Raum - geringe Kapitaldecke der Kommunen

Chancen Risiken

+ zunehmende Attraktivität des Naturraumes für - Rückgang von Versorgungsangebote ortsnahe Erholungssuchende und Senioren - Rückbau der technischen und sozialen + steigende Nachfrage nach Authentischem, Infrastruktur nach Tradition und Heimat - Rückgang ehrenamtlicher Aktivitäten, bspw. + steigende Nachfrage nach entschleunigten bei der Nachbarschaftshilfe, Durchführung von Alltags- und Freizeitwelten Veranstaltungen, etc. + Zuwanderung - Modellvorhaben scheitern an mangelnder + zunehmender Bedarf an seniorengerechten, Wirtschaftlichkeit bzw. nachhaltiger barrierefreien Angeboten Finanzierung + zunehmende Nachfrage nach regionalen - rechte politische Strömungen erschweren Lebensmitteln und nach regionaler Integrationsbemühungen Kommunikation - gegenseitige Vorbehalte von Akteuren + räumliche Unabhängigkeit durch Neue Medien erschweren kooperative und vernetzende Projekte

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Entwicklungspotenziale/-bedarfe → interkommunale Vernetzung → öffentlich-private Partnerschaften → Vernetzung von formellen und informellen Gruppen → professionelle Anleitung und Organisation von ehrenamtlicher Arbeit → dialogorientierte Weiterbildung → Schärfung des regionalen Profils auf der Grundlage regionaler Identität → Schaffung alternativer und weniger personalintensiver Informationsangebote durch Nutzung neuer Medien → Schaffung von Mietwohnraum → bürgernahe und zielgerichtete Entwicklung → Ausbau eines flächendeckenden Breitband und LTE-Angebotes → Sensibilisierung von Jugendlichen und jungen Familien für Themen regionaler Entwicklung → Optimierung des ÖPNV-Angebotes

Priorisierte Entwicklungsbedarfe und -potenziale Professionalisierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen für eine integrierte Dorf- und Regionalentwicklung durch Weiterbildung, Vernetzung und Managementleistungen Die starke demografische Schrumpfung in der Saale-Orla- eine integrierte Dorf- und Regionalentwicklung zu schaffen. Um Jugendliche und junge Erwachsene in der Region zu halten und möglichst hinzu zu gewinnen sowie um verlässlich über einen längeren Zeitraum in Netzwerken zu agieren, sind eine Professionalisierung der Zielgruppe und die Einbindung in regionale Entscheidungsprozesse notwendig. Vernetzung, professionelle Anleitung und Organisation von ehrenamtlicher Arbeit Für die Organisation ehrenamtlicher Arbeit braucht es eine Struktur, die Impulse gibt, Weiterbildungen organisiert und vernetzend tätig ist. Die Energie beispielhafter Initiativen soll aufgenommen und für die Region nutzbar gemacht werden. Ehrenamtliche Arbeit soll vermehrt kommuniziert werden und zusammenwirken. Die öffentliche Meinung ist ein wesentlicher Träger zur Motivation ehrenamtlicher Arbeit. Durch professionelle Organisation und die Schaffung geeigneter Voraussetzungen soll eine tragfähige Ehrenamtskultur etabliert werden. Dafür gibt es in der Saale-Orla-Region u.a. mit dem

Ansatzpunkte. Nachhaltige Schaffung von Voraussetzungen für regionale Mobilität Die Saale-Orla-Region ist eine kleinteilige Flächenregion. Das bedeutet für die Bürgerinnen und Bürger weite Wege bei geringer Angebotsdichte. Im Bereich des automobilen Individualverkehrs scheinen Grenzen erreicht zu sein. Allein die Erhaltung der bestehenden Straßeninfrastruktur ist nicht mehr zu leisten. Wie kann also regionale Mobilität nachhaltig und bezahlbar gestaltet werden? Verwaltungen, Vereine und Verbände, Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Bürgerinnen und Bürger sind gemein- sam gefordert Möglichkeiten auszuloten. Akteursnetzwerke sollen prüfen, wie z.B. das Zusammenspiel von zugehenden Angeboten, von neuen Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs, von Angeboten eines organisierten Individualverkehrs und durch die Übertragung von Leistungen auf elektronische Verbindungen die Situation spürbar verbessern kann.

Fachkräftesicherung

Stärken Schwächen

+ kulturlandschaftliche Attraktivität - Altersstruktur in Unternehmen + geringe Arbeitslosenquote - geringer Anteil an Absolventen mit + einer der wirtschaftsstärksten Landkreis Hochschulreife Thüringens - geringes Qualitätsniveau der Auszubildenden + hohe Zahl an Arbeitsplätzen im - sehr niedriger Anteil Auszubildender unter den

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verarbeitenden Gewerbe und in der Industrie sozialversicherungspflichtig Beschäftigten + überdurchschnittliche Exportrate - geringer Anteil an höher Qualifizierten unter + gute Infrastruktur, insb. gute überregionale den Beschäftigten Anbindung - sehr niedriges Lohnniveau + vergleichsweise günstige Flächen- und - extrem hoher Anteil an ALG II-Empfängern Immobilienpreise unter den sozialversicherungspflichtig + wirtschaftliche Leistungskraft entspricht Beschäftigten gesamtdeutschen Niveau - hohe und verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit + geringe Schulabbrecherquote - im bundesweiten Vergleich relativ geringer + umfassendes Angebot an außerschulischen Anteil des ökologischen Landbaus Bildungsangeboten, thüringenweit einziges - geringe Verarbeitung, Vermarktung und Lernort Landwirtschaft Angebot Logistik regionaler Erzeugnisse in der Region + kleinteilige Struktur in der Landwirtschaft bei - geringer Vernetzungsgrad der Erzeuger gleichzeitig geringem Vernetzungsgrad regionaler Produkte + Landwirtschaft mit hohem Arbeitskräftebesatz - geringe Eigenkapitaldecke, insb. bei Klein- und + Viehhaltung thüringenweit am stärksten Kleinstunternehmen + thüringenweit höchste Milchproduktion + thüringenweit höchste Fischproduktion, insb. von Karpfen + etablierte Wertschöpfungskette Schulverpflegung und regionale Produkte + sehr hoher Anteil Erneuerbarer Energien

Chancen Risiken + Zuwanderung - extremer Rückgang der Erwerbsfähigen, insb. + zunehmende Nachfrage nach Authentischem durch umfassenden Eintritt ins Rentenalter und Regionalem - Rückgang der potenziellen Auszubildenden + aus Berufsgründen Abgewanderte sind der durch demografischen Wandel Saale-Orla-Region noch immer verbunden - Exportabhängigkeit + vorhandenes Kapital bei Bürgern in der Region - Änderungen im EEG + großes Potenzial im Bereich Photovoltaik - Überlastung der Stromnetzkapazitäten

Entwicklungspotenziale/-bedarfe → Zuwanderer integrieren → Berufsorientierung, Qualifizierung und Integration potenzieller Auszubildenden → Erhöhung der regionalen Wertschöpfung → Vernetzung der regionalen Unternehmen und Akteure, u. a. Aufbau von Wertschöpfungsnetzwerken → Ausbau der Verkehrsinfrastruktur → Qualifizierung des vorhandenen Personals → Integration von ALG II-Empfängern in den ersten Arbeitsmarkt → Mobilisierung von Rentnern für Teilzeit-Jobs → Wegegezogene zurückholen → weiche Standortfaktoren stärken → Verbesserung der Investitionsmöglichkeiten von Klein- und Kleinstunternehmen durch Mobilisierung regionalen Kapitals → Ausbau der Erneuerbaren Energien unter Beteiligung der Bevölkerung

27 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Priorisierte Entwicklungsbedarfe und -potenziale Zuwanderer integrieren Vor dem Hintergrund des zu erwartenden Rückgangs von erwerbsfähiger Bevölkerung ist Zuwande- rung ein wesentliches Gegensteuerungsmoment. Zuwanderung gelingt jedoch nur durch Integration, sei es von Flüchtlingen oder sonstigen Zuwanderern. Sie gilt es zu begleiten und durch vielfältige Angebote eine dauerhafte Heimat in der Saale-Orla-Region zu ermöglichen. Berufsorientierung, Qualifizierung und Integration potenzieller Auszubildenden Neben der Zuwanderung ist eine zielorientierte Arbeitsmarktintegration von Schulabsolventen aus der Region ein weiterer Beitrag zur Fachkräftesicherung. In der Region mangelt es in der Breite nicht an Berufsorientierungsangeboten, sondern eher an einer Bündelung und zielgruppengerechten Kommu- nikation der bestehenden Angebote. Gleichzeitig weisen Unternehmen daraufhin, dass die potenziellen Auszubildenden oft nicht ausreichend qualifiziert wären. Andererseits haben Unternehmen Unter- stützungsbedarf bei der Integration der Auszubildenden. Erhöhung der regionalen Wertschöpfung Wichtiger Faktor bei der Wahl des Arbeitsplatzes ist die Höhe des Gehalts. Das vergleichsweise geringe Lohnniveau in der Saale-Orla-Region ist daher unbedingt zu heben. Im Rahmen von LEADER bieten sich in diesem Zusammenhang Maßnahmen zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung an, beispielsweise durch den Ausbau von Wertschöpfungsketten in Bereichen wie Schulverpflegung oder Erneuerbare Energien. Die regionale Kleinteiligkeit ist dabei durch eine Verbesserung von Kommunikation und Vernetzung zu überwinden.

Tourismus Stärken Schwächen + Naturraum von hoher Attraktivität - kleinteilige und wenig vernetzte Angebote vielgestaltig und abwechslungsreich - kleinteilige Betriebsstruktur + charakteristische und authentische Ortsbilder, - insgesamt geringer Vernetzungsgrad und Objekte und Betriebe mangelnde Kooperation der Akteure + größte zusammenhängende Talsperren- - nur wenig Angebote bringen sich in die Region Deutschlands Vermarktung der TTG ein, insgesamt kein klares + vielfältige Freizeitangebote, insbesondere Marketingprofil rund ums Thüringer Meer - keine Online-Buchbarkeit der meisten kleinen + überregionale Imageträger wie Rennsteig und Beherbergungsbetriebe Thüringer Wald - Überalterung der Betreiber bzw. fehlender + Steigerung der Übernachtungszahlen Nachwuchs in Gastronomie und Hotellerie zwischen 2006 und 2012 um 29,8 % (in den - Naturparkgedanke wird in der Region zu wenig statistisch erfassten Mitgliedsgemeinden der gelebt KAG Thüringer Meer) - ungenügende Vernetzung von Radtourismus, + umfassendes Angebot an Campingplätzen Schifffahrt und ÖPNV u - kein fahrplanmäßig organisierter Schiffsverkehr für nachhaltigen Campingtourismus in Europa - geringe durchschnittliche Auslastung der + dichtes Wanderwegenetz Beherbergungsbetriebe, mehrere + mehrere Radhauptachsen in der Region und Betriebsschließungen in den letzten Jahren deren Netzanbindung sowie Pedelec-Projekte - zu wenige gastronomische Angebote unter und Fahrradbus Einbeziehung regionaler Erzeugnisse + das Themen E-Bike wird durch einen weltweit - zu geringe Zielgruppen- und agierenden Tester von E-Bikes verstärkt Qualitätsorientierung von Gastronomie und Beherbergungen - Pflegedefizite bei Wanderwegen - zu geringes Angebot an thematischen Wanderwegen bzw. solchen mit speziellem Erlebnischarakter

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Chancen Risiken + Marktbereinigung durch Schließung veralteter - Betriebsaufgaben wegen Alter und/oder Angebote und Betriebe fehlendem Nachwuchs + steigende Nachfrage nach Authentischem, - zunehmender Fachkräftemangel durch nach Tradition und Heimat demografischen Wandel + steigende Nachfrage nach entschleunigten - Absenkung des Wasserspiegels der Talsperren Alltags- und Freizeitwelten zum Hochwasserschutz für die Unterlieger + zunehmendem Affinität zu Naturerlebnissen - Zunahme der Digitalisierung der und Aktivtourismus in der Seniorengeneration Kommunikation mit dem Besucher (Buchung, + durch Zunahme der E-Mobilität können sich Information, Orientierung, Erlebnis) mehr Urlauber die Region per Fahrrad, etc. - Wintersport, alpin wie nordisch, ist klimatisch erschließen bedingt rückläufig + bessere Verteilung der Sommerferien durch - Rückbau der allgemeinen Infrastruktur, die die Bundesländer über den Sommer auch durch Touristen genutzt wird + - Rückgang ehrenamtlicher Aktivitäten, bspw. Endgeräte bei der Wegeerhaltung, Durchführung von + zunehmender Bedarfe an barrierefreien Veranstaltungen, etc. Angeboten + zunehmende Nachfrage nach regionalen Lebensmitteln im Urlaub

Entwicklungspotenziale/-bedarfe → Vernetzung von Organisationsstrukturen → Vernetzung von Übernachtungsanbietern, weiteren touristischen Akteuren und Angeboten → Entwicklung gemeinsamer Angebote sowie Vernetzung und Bündelung vorhandener Angebote → Neuschaffung attraktiver Übernachtungskapazitäten und Qualifizierung der vorhandenen Übernachtungsangebote → Qualifizierung und Weiterbildung von Anbietern → effektives Marketing durch Nutzung thüringenweiter Systeme (THÜRIS) → Schärfung des regionalen Profils auf der Grundlage regionaler Identität → Entwicklung überregional vermarktbarer Produkte (TTG) → Schaffung alternativer und weniger personalintensiver Informationsangebote durch Nutzung neuer Medien → qualitative Aufwertung vorhandener Angebote → Reduzierung der Abhängigkeit von Saisonalität → Marktpositionierung der Tourismusregion und ihrer Angebote → neue Konzepte für Erhalt, Förderung und professionelle Anleitung ehrenamtlicher Mitarbeiter → Ausbau eines flächendeckenden Breitband und LTE-Angebotes → Instandsetzung von Straßen und Wegen → Optimierung des ÖPNV-Angebotes

Priorisierte Entwicklungsbedarfe und -potenziale Professionalisierung Vor dem Hintergrund der SWOT-Analyse hat die Professionalisierung im Tourismus höchste Priorität. Strategische Orientierung des regionalen Tourismus und eine Professionalisierung der touristischen Strukturen sind in diesem Zusammenhang Grundvoraussetzungen für eine nachhaltige Tourismus- entwicklung. Auf Akteursebene stehen die Qualifizierung der Übernachtungs- und Freizeitanbieter von Übernachtungen und Freizeitangeboten sowie die integrierte Entwicklung ihrer Angebote und Produkte im Vordergrund. Vernetzung von Akteuren und Angeboten Angesichts der Kleinteiligkeit von Strukturen und Region ist die Vernetzung von Organisationen, Akteuren und Angeboten zwingend erforderlich. Neben der Einbindung in überregionale Netzwerke

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und Vermarktungsstrukturen, gilt es insbesondere die regionalen und teilräumliche Vernetzung von Akteuren sowie ihrer Angebote zu unterstützen. Information Es gibt eine Vielzahl von Informationen über Veranstaltungen und Angebote in der Region. Aufgrund der Kleinteiligkeit gelangen diese bislang nur bedingt zielführend zum Kunden. Die Informationen sind daher zu bündeln und aufzubereiten und in einem zweiten Schritt für den Kunden zu filtern und zu vermitteln.

30 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

5 Strategischer Rahmen und Leitprojekte

Die Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020 strukturiert sich in Leitbild und Leitsatz, stra- tegische Entwicklungsziele, Querschnittsziele, Handlungsfelder und Leitprojekte. Grundlage für die strategische Ausrichtung sind die übergreifenden Ziele von EU, Bund und Land (siehe Anlage F 9). Sie finden sich konkret in den Zielen auf den einzelnen Strategieebenen wieder. Dem Leitbild ist ein Leitsatz vorangestellt. Es wird durch strategische handlungsfeldübergreifende Entwicklungsziele zusammengefasst. Als Qualitätsvereinbarung der regionalen Akteure wurden Querschnittsziele abge- stimmt, die die Grundlage für die Projektauswahlkriterien bilden. Das Leitbild ist durch drei Handlungs- felder untersetzt, in denen sich die Leitprojekte wiederfinden. Die Leitprojekte sind Bündel von Maßnahmen, die sich eng aufeinander beziehen und gegenseitig befördern und eine konkrete Zielformulierung beinhalten. Für die Leitprojekte wurden Startprojekte, die noch dieses Jahr umgesetzt werden sollen, und Kooperationsprojekte ausgewiesen, welche eine gebietsübergreifende oder transnationale Kooperation mit einer anderen LEADER-Region nach sich zieht. Jedes Projekt ist einem Leitprojekt zugeordnet.

EU-Ziele

Leitild und Leitsatz

Strategishe Entwiklungsziele und Quershnittsziele

Handlungsfeld Handlungsfeld Handlungsfeld Lebensqualität Fachkräftesicherung Tourismus

Willkommenskultur und Touristisches Lebendige Dörfer Integration Informationssystem

Regionale Produkte und Entwicklung touristischer Jugend für regionale Regionalplattform Entwicklung Produkte Schulessen in aller Munde Authentische/profilierte Regionale Mobilität Übernachtungsangebote Klimaschutz durch Saale- Orla-Energie Grünes Band Regionales Geld für Regionale Projekte

Struktur von Strategie und Handlungsansatz

5.1 Leitbild Folgender Leitzsatz spiegelt den Inhalt des Leitbildes: Saale-Orla Bürger in Aktion

31 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Leitbild Saale-Orla-Region im Jahr 2025: Die Saale-Orla-Region ist ein spürbar aktiver, authentischer und über die Landesgrenzen hinaus, attraktiver Ort. Bürgerinnen und Bürger identifizieren sich mit Ihren Städten und Dörfern und enga- gieren sich gemeinsam für ein lebendiges Miteinander in einem lebenswerten Umfeld. Kinder und Jugendliche übernehmen Verantwortung für Ihre Region und prägen eingebunden in gene- rationenübergreifende Netzwerke ihre Heimat. Das Zusammenwirken der Bewohner findet nicht nur innerhalb der Orte, sondern auch zwischen benachbarten Ortschaften, zwischen Stadt und Land und zwischen Regionen statt. Am Grünen Band wird gemeinsam mit den Nachbarregionen eine lebendige Erinnerungskultur gepflegt. Der Bevölkerungsrückgang konnte durch deutliche Zuwanderungen eingedämmt werden. Dazu tragen insbesondere eine gelebte Willkommenskultur und eine attraktive Angebotsvielfalt bei. Bürgerinnen und Bürger begegnen Fremden mit Achtung und Gastfreundschaft, mit Stolz und Sachkunde bieten sie Orientierung in ihrer Region an. Eine Regionalplattform stellt einen gezielten und schnellen Informationsfluss her und unterstützt ein Netzwerk engagierter Unternehmen, Bürgern und Entwicklern. Ihnen bieten ein Regionalfonds, eine Regionalstiftung und Genossenschaften den strukturellen Rahmen für die selbstlernende Region Saale- Orla. Regionales Geld steht für regionale Projekte zur Verfügung. Der Marktanteil regional erzeugter und verarbeiteter Produkte hat in der Saale-Orla-Region deutlich zugenommen. Grundlage hierfür ist ein Erzeugernetzwerk, das mit seinen regionalen Qualitätspro- dukten und einer gemeinsamen Vermarktungsstruktur den Weg über Märkte, Geschäfte und mobilen Angeboten hin zum Verbraucher gefunden hat. Biodiversität und Landschaftsbild haben durch eine von einer breiten Bevölkerung getragenen Streuobstkultur an Attraktivität gewonnen. Schülerinnen und Schüler essen gern in der Schule und kennen die regionalen Qualitätsprodukte, die im breiten Umfang den Weg in ihre Schulspeisung nach deutschlandweiten Ernährungsstandards finden. Im gemeinsamen Miteinander mit Eltern, Unternehmen, Lehrern und Verwaltung gestalten sie eine gewachsene Schulessenkultur und eine nachhaltige und handlungsorientierte Verbraucherbil- dung. Die Saale-Orla-Region ist bundesweit als Modellregion anerkannt und Labor für beteiligungs- orientierte attraktive regionale Schulspeisung. Ein umfassender Mix aus erneuerbaren Energiequellen und gleichzeitig hohe Energieeffizienz durch intelligente Steuerungen sorgt für stabile regionale Energieverteilnetze. Regionale Energieprodukte erfreuen sich in der Region großer Beliebtheit und werden von einer Vielzahl von Erzeugern getragen. Erdöl ist als Energieträger zur Wärmeenergiegewinnung fast vollständig durch regional verfügbare Energieträger abgelöst worden. Der Waldumbau hat zu einem ökologisch und ökonomisch wertvollen Mischbestand geführt. In Pflege- und Nutzungsgemeinschaften setzen Unternehmen und Waldbesitzer den kleinteilig zersplitterten Privat- und Kommunalwald gemeinsam in Wert. Er trägt neben der Rohholzversorgung auch zur Wärmeenergiegewinnung in privaten und kommunalen Versorgungsgemeinschaften bei. Bürgerinnen und Bürger engagieren sich gemeinsam mit Unternehmen und Kommunen für einen attraktiven Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Unter Federführung der Natur- parkverwaltung hat der Naturpark mit einer breiten Palette von Naturparkpartnern, -angeboten und -produkten an Profil gewonnen. Als Qualitätserholungs- und -wanderregion mit Schwerpunkt Naturpark-Region Thüringer Meer ist die Region Saale-Orla ein deutschlandweit begehrtes touristisches Zielgebiet. Die Besucher schätzen besonders die naturnahe Schönheit und empfundene Ruhe in der eindrucksvollen Landschaft. Besucher und Bewohner nutzen die fahrplanmäßig aufeinander abgestimmten Angebote von ÖPNV, Bahn und Stauseeschifffahrt. Im Bereich des Individualverkehrs hat sich die E-Mobilität zu Land und zu Wasser durchgesetzt. Für attraktive und regional typische Angebote sorgt ein Netzwerk von leistungsbereiten Anbietern. Die vielfältigen Campingangebote und authentischen Übernachtungsangebote werden von Touristen gut angenommen. Ein zielorientiertes touristisches Informations- und Servicesystem findet Zuspruch bei Leistungsanbietern, Veranstaltern und Touristen. Der Saale-Orla Erlebnissommer hat sich als attraktive Veranstaltungsplattform in Mitteldeutschland einen Namen gemacht.

32 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

5.2 Strategische Entwicklungsziele Strategische Entwicklungsziele dienen der Verbesserung einer übergeordneten räumlichen Situation. Diese Ziele sind mittel- bis langfristig orientiert, konkretisieren das Leitbild sind handlungsfeldübergrei- fend und raumrelevant. Ihre Erreichung hängt auch von externen Rahmenbedingungen und regionalen Umfeldeinflüssen ab. Ausgehend von den in Kapitel 4 aufgezeigten prioritären Entwicklungsbedarfen und -potenzialen, den übergreifenden Zielen von EU, Bund sowie Freistaat und insbesondere dem eigenen Leitbild hat sich die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla folgende fünf strategische Ziele gesetzt:

Strategische Entwicklungsziele

→ Eine eigenständig tätige Bürgerschaft und unternehmerische Menschen als Träger regionaler Entwicklung vernetzen und fördern.

→ Den Fachkräftebedarf langfristig decken.

→ Die regionale Kommunikation intensivieren und Akteure vernetzen.

→ Die regionale Wertschöpfung entlang von Wertschöpfungsketten steigern.

→ Willkommenskultur und regionale Identität nachhaltig stärken.

5.3 Querschnittsziele Die Querschnittsziele vereinen übergeordnete Ziele (EU 2020, ELER, FILET) mit Anforderung an regionale Prozesse und qualitativen Anforderungen von Projektzielen. Sie stehen quer zu den Handlungsfeldern, Handlungsfeldzielen, Teilzielen und Leitprojekten und gelten damit für diese Zielkategorien. Querschnittsziele sind selbst keine Projekte. Alle Querschnittsziele wirken ineinander und verstärken sich auf diese Weise. Die Querschnittsziele finden in Form von Kriterien für die Projektauswahl Anwendung (siehe Kap. 7.3). Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla hat sechs Querschnittsziele vereinbart: - Prozess- und Ergebnisqualität - Regionale Identität - Fachkräftesicherung und -gewinnung - Wertschöpfung - Innovation - Barrierefreie bzw. barrierearme Gestaltung

- und Ergebnisqualität LEADER-Projekte sind in der Phase der Beantragung, Durchführung und Wirkung stark von besonders regionalen Prozessen abhängig. Durch diese Prozesse kann ein Projekt wachsen oder auch scheitern. Frühe und umfassende Beteiligung aller potenziellen Interessengruppen sorgt meist für eine reibungslose Durchführung und beste Wirkungsentfaltung von Vorhaben. Daher ist möglichst transparent darzulegen, in welcher Form Beteiligungsprozesse geführt wurden, und wo Triebkräfte oder Hemmnisse zu Tage treten. Für LEADER-Projekte gilt bei sparsamer Mittelverwendung das bestmögliche, den Projektzielen verpflichtetes Projektergebnis zu generieren.

In der Motivation durch regionale Identität wird eine der größten Triebkräfte für regionale Entwicklung gesehen. Gerade in Umbruchprozessen, wie solchen, die durch die demografische Schrumpfung bedingt sind, ist die Verortung des Einzelnen elementar. Gelingt es trotz Gebietsreformen, Infrastruktur- ausdünnung und unabsehbarer globaler Entwicklung den Bezug zum Ort und zum Hier und Jetzt zu bewahren, bleibt die Region durch eine mehr oder weniger ausgesprochene Vereinbarung seiner

33 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Bürgerinnen und Bürger entwicklungs- und damit lebensfähig. Jedes einzelne LEADER-Projekt dient der Schaffung von Ankerpunkten für regionale Identität.

- Wer als Fachkraft ausgebildet und anerkannt ist, spürt die eigene Attraktivität in Bezug auf seine berufliche Entwicklung. Entsprechend frei wird er agieren und Bedingungen an Arbeitgeber und das Berufs- und Lebensumfeld stellen. Finanzielle Anreize sind nicht der einzige Entscheidungsgrund. Die Art und Weise des Wohnens, die Möglichkeiten der Anstellung und Arbeit von Frauen, der Betreuung und Bildung von Kindern, das Eingebunden sein in eine Dorfgemeinschaft, der Zugang zu gesunden regionalen Lebensmitteln, das Verfügen über eigene Ressourcen (z.B. Waldnutzung), die Erreichbarkeit von Festen, Kunst und Kultur, Perspektiven für den 3. Lebensabschnitt sind nur einige der möglichen Faktoren zur Fachkräftesicherung und -gewinnung. Wer seine Ausbildung in der Region beginnen möchte muss die Optionen kennen. Um dieses komplexe Anforderungsprofil für den Einzelnen zugänglich und aktuell zu kommunizieren müssen Strukturen und Werkzeuge in Netzwerken zusammenwirken. LEADER-Projekte sollten daher direkt oder indirekt zur Fachkräftesicherung und - gewinnung beitragen.

Die Arbeitslosigkeit liegt in der Saale-Orla-Region bei 6,7 % (Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand: April 2015). Diese niedrige Arbeitslosenquote ist Ergebnis anhaltendender unternehmerischer Bemühungen, attraktiver Rahmenbedingungen, aber auch der demografischen Schrumpfung geschuldet. Was aber nicht unberücksichtigt bleiben darf, ist der im Vergleich zu Nachbarregionen geringe Verdienst von Arbeitnehmern. Dahinter steht unter anderem das Problem der geringen Wertschöpfung. Um die Saale-Orla-Region zukunftsfähig zu gestalten, ist die Erhöhung der regionalen Wertschöpfung ein zentrales Anliegen, zu dem LEADER-Projekte einen wesentlichen Beitrag leisten sollen.

Innovative LEADER-Projekte sind solche, die in der Saale-Orla-Region zum Zeitpunkt der Antragstellung neu und meist in netzwerkartigen Zusammenhängen zu verorten sind. Dies kann sich dabei auf die Entwicklung eines neuen Produktes oder eines neuen Prozesses beziehen. Das innewohnende Risiko wird als Chance gewertet und mit der Anteilsfinanzierung (Projektförderung) minimiert.

Querschnitts Die Lebenserwartung von Frauen und Männern erhöht sich signifikant von Jahr zu Jahr. Im Jahr 2030 werden in der Saale-Orla-Region 40 % der Bevölkerung älter als 65 Jahre sein; die Zahl der Hochbetag- ten, die 80 Jahre oder älter sind, wird sich verdoppeln. Das bedeutet einen Zuwachs um fast die Hälfte. Gleichzeitig stabilisiert sich die Geburtenrate auf niedrigem Niveau, eine besondere Attraktivität für junge Familien ist daher unabdingbar. Wer heute in Gebäude und Infrastruktur investiert, muss diese Entwicklung bedenken. Barrierefreie Lebensräume sind besonders in Dörfern schwer zu realisieren. Auf eine barrierearme Gestaltung ist unbedingt zu achten.

5.4 der Sicherung der Attraktivität und Überlebensfähigkeit ihrer Dörfer und Städte unterstützt werden. Neben der Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine aktive Bürgergesellschaft stehen Maßnahmen zur nachhaltigen Verbesserung der regionalen Kommunikation und zur Beteiligung der Jugend an Vorhaben regionaler Entwicklung im Vordergrund. Durch die Qualifizierung und Vernetzung von Mobilitätsangeboten, soll die Mobilität der Bevölkerung und damit die Erreichbarkeit regionaler Angebote verbessert werden.

34 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

- Die Saale-Orla-Region ist ein vergleichsweise kleinteilig besiedeltes Flächenland. Vernetzung mit Nachbarorten oder -kommunen gibt es zwar sporadisch, hat aber noch viel Potenzial. Insbesondere Mobilitätsangebote jenseits des Schülerverkehrs sind nicht ausreichend vorhanden. - Die Jugend leidet unter den kleinteiligen Strukturen, da nur wenige Angebote direkt vor Ort vorhanden sind. Im generationsübergreifenden Zusammenwirken lassen sich wesentliche Akzente setzen. - Auch die Vereine und Initiativen in den Dörfern spüren die Auswirkungen von Alterung und Bevölkerungsrückgang. Gleichzeitig sind sie hoch motiviert, aktiv zur Entwicklung ihres Dorfes und ihrer Region beizutragen. - In der Regionalen Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2008 bis 2013 gibt es Anknüpfungspunkte im Rahmen von Dorferneuerungsmaßnahmen und Innovativen Projekten.

Bürgern für eine attraktives Lebensumfeld und eine aktive Bürgergesellschaft. Es setzt sich aus drei Bausteinen zusammen: a) Neue Impulse für gemeinschaftliche Aktivitäten und Stärkung bestehender Initiativen Initiativen können Vereine, Stiftungen oder lose Gemeinschaft von Menschen sein, die sich für ihren Ort und ihre Region engagieren. Sie sollen die Möglichkeit erhalten ihr Lebensumfeld durch neue Angebote und Aktivitäten nachhaltig lebenswerter zu gestalten. Von besonderem Interesse sind dabei Angebote, durch die die Initiativen neue Mitwirkende gewinnen. b) Alt werden im eigenen Dorf Viele Angebote zur sozialen und medizinischen Versorgung finden sich insbesondere in den grö- ßeren Städten des Saale-Orla-Kreises, nicht jedoch in den Dörfern und kleineren Städten wieder. Neue Ansätze für das Alt werden im Dorf sollen daher erprobt und etabliert werden. So sollen bis- rtiersentwicklung und -manage und für die Saale-Orla-Region nutzbar gemacht werden. Eine Informationsplattform soll aufgebaut und durch ein Netzwerk betrieben werden. Mit dem be- t es hierfür einen guten Partner. Perspektivisch sollen die Informationsplattform auch auf anderen Themenfelder ausgedehnt werden. c) Regionale Kommunikation Abgestimmte Initiativen aus der Bürgergesellschaft heraus sind Träger regionaler Kommunikation. Diese sollen vernetzt und gestärkt werden. Neue Impulse und Motivation sollen die Akteure durch den Austausch mit anderen Dörfern und Regionen finden.

Ziel Indikator Zielgröße Termin

Ein Modellprojekt zur Quartiersentwicklung Anzahl Modellprojekte 1 2018 wird bis 2018 umgesetzt. Ab 2016 informiert ein Internetauftritt über Anzahl Internetauftritte 1 2016 Angebote für Senioren und Familien sowie

35 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Eine Arbeitsgruppe Dorfinitiativen trifft sich Anzahl regionalweiter 2 jährlich zweimal jährlich unter professioneller Treffen von Anleitung zu Austausch, Schulungen und Dorfinitiativen Projektentwicklung. Bis 2020 werden fünf Projektreisen zu Anzahl von Projektreisen 5 2020 Partnern und Beispielprojekten durchgeführt. Bis 2020 machen 25 Initiativen das Leben in Anzahl Initiativen 25 2020 ihren Orten lebenswerter.

Kinder und Jugendliche sollen durch aktive Mitarbeit und Projektbezüge zur nachhaltigen Regional- entwicklung an regionale Entscheidungsprozesse herangeführt werden. Den Schulen in der Region kommt als Kooperationspartner eine besondere Bedeutung zu. Lebendiges Lernen bedeutet vor allem auch Lernen und Erfahren in realen Zusammenhängen der Region. Durch Schülerprojektarbeiten zu regionalbezogenen Themen sollen für die Schülerinnen und Schüler selbst Ankerpunkte geschaffen, die Reflexion regionaler Akteure ermöglicht und für die Region weiter verwendbares Material geschaffen werden. Die Eigeninitiative von Jugendlichen soll durch einen Jugendfonds unterstützt werden.

Ziel Indikator Zielgröße Termin

Bis 2020 führt die LEADER-Aktionsgruppe Anzahl der Projekte mit 5 2020 fünf Projekte mit Schülern durch. Schülern Eine Schule hat ab 2017 die Anzahl der 1 2017 Spezialisierungsrichtung teilnehmenden Schulen Zukunftsbeständige . Ab 2019 werden Jugendprojekte durch Anzahl der Jugendfonds 1 2019 einen Jugendfonds unterstützt. 10 Projekte von und mit Kindern und Anzahl Projekt für Kinder 10 2020 Jugendlichen werden bis 2020 unterstützt. und Jugendliche

Derzeit dünnen sich Bus- und Bahn-Angebote im ländlichen zunehmend aus. Trotz demografischer Schrumpfung nimmt der individuelle Personenkraftverkehr zu. Damit deutet sich ein strukturelles und nicht einfach zu lösendes Problem an. Akteure der Saale-Orla-Region wollen sich Teilaspekten dieser Problemlage stellen. Dazu sollen Mobilitätsangebote qualifiziert und ggf. länderübergreifend vernetzt werden (z. B. Kulturbus oder Kombibus). In der Saale-Orla-Region sind bereits viele Kilometer Radwege geschaffen worden. Dieses verbinden nicht nur erlebenswerte Landschaften. Diese verbinden auch Dörfer und Gemeinden. Durch Lücken- schlüsse und E-Mobilität könnte nicht nur die touristische Angebotsqualität gesteigert werden. Diese neuen Verkehrswege könnten auch einen Teil des ortsgebundenen Individualverkehrs aufnehmen. Engagierte Akteure betreiben bereits einen gut frequentierten länderübergreifenden Schienenstrang. Diese Ausgangslage birgt Potenziale für innovativen Ausbau. Am Thüringer Meer sind Rundradwege geplant. Der ADFC favorisiert hier einen Modellradweg in sensiblen Kulturlandschaftsräumen. Aspha- ltierte Fahrradrollbahnen sind für diese Strecken keine nachhaltige Lösung. Alternative und innovative Lösungen sollen praxistauglich probiert werden. Die Mobilität am und auf dem Thüringer Meer soll nachhaltig umgebaut werden. Dafür sind Ausleihstationen für Boote, Fahrräder und E-Bikes vorgesehen.

36 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Ziel Indikator Zielgröße Termin

Die Zahl der Fahrgäste auf der Strecke Anzahl Fahrgäste 8.000 2020 Schleiz-Schönberg soll bis 2020 von heute 5.000 auf 8.000 jährlich erhöhen. Ein Kombi-Bus verkehrt ab 2017 regelmäßig Anzahl Kombi-Busse 1 2017 in der Region. Ein Modell-Radrundweg wird bis 2018 am Anzahl Modell- 1 2018 Thüringer Meer geschaffen. Radrundweg Bis 2020 werden 3 neue Ausleihstationen Anzahl neuer 3 2020 für Boote, Fahrräder und/oder E-Bikes Ausleihstationen geschaffen.

Startprojekte Auf Grund der schnellen Umsetzbarkeit und des zu erwartenden Förderbudgets wird folgendes Projekt als Startprojekt benannt: Instandsetzung eines zusätzlichen Fahrgastwagens der Wisentatalbahn Der Förderverein Wisentatalbahn e. V. betreibt die Eisenbahnstrecke Schleiz-Schönberg mit einem historischen Bahnwagen. Jährlich werden an Wochenenden und zu besonderen Anlässen bei einer Kapazität von bis zu 42 Plätzen rund 5.000 Fahrgäste transportiert. Im Rahmen des Startprojektes ist die Erweiterung der Beförderungskapazität der Wisentatalbahn durch Aufarbeitung und Inbetriebnahme des Reisezugwagens VB 169 (113 Sitzplätze) geplant. Dadurch wird es zukünftig möglich sein, größere Gruppen (Reisebuskapazität) und Fahrräder mitzunehmen. Eine Busverbindung zum Thüringer Meer wird derzeit mit der Kombus GmbH abgestimmt. Gleichzeitig gibt es ab Schleiz auch eine attraktive Radwegeverbindung an den Bleilochstausee. Das Projekt hat daher eine Art Schlüsselcharakter. Kooperationsprojekte Dörfer in Aktion 2.0 Durch das Kooperationsprojekt mit mindestens vier weiteren Thüringer Regionen soll eine gemeinsame Vermarktung und Öffentlichkeitsarbeit für die Umsetzung von Umbrella-Projekten geschaffen und für eine Kampagne für das Landleben genutzt werden. Zudem werden die Regionen durch die einheitliche Bereitstellung von Antragsformularen, Hilfestellung bei Abwicklung, Abrechnung, etc. unterstützt. Die LEADER-Aktionsgruppen führen jedoch ihre eigenen Wettbewerbe eigenständig für ihre Region durch. Das Projekt greift auf das 2010/11 erfolgreich realis zurück. Entwicklung und Implementierung einer Flächenmanagementdatenbank für die kommunale Praxis in Thüringen Ziel des gebietsübergreifenden Kooperationsprojekts mit der Wartburgregion sowie weiteren LEADER- Region in Thüringen ist es eine integrierte webbasierte Flächenmanagementdatenbank für Städte und Gemeinden des Freistaats Thüringen zu entwickeln und in die kommunale Praxis zu implementieren. Diese Flächenmanagementdatenbank ist ein notwendiges Kernstück für die Erhebung und Bewertung, Aktivierung und Vermarktung von bestehenden Innenentwicklungspotenzialen und somit Grundlage für eine auf die Stadt- und Ortskerne ausgerichtete Siedlungsentwicklungsstrategie. Damit wird die menten ländlichen und Stadt-Umland-Raum geschlossen und das Thema Innenentwicklung dauerhaft in Kopplung mit einem innovativen technischen Instrument in der Verwaltungspraxis der Städte und Gemeinden des Freistaats Thüringen etabliert. Umbrella-Projekte bzw. Sonnenschirm -Projekte Sonnenschirm-Projekte sind durch die LEADER-Aktionsgruppe zu beantragen und ermöglichen die unbare Leistungen. Alle Sonnenschirm-Projekte sind im Rahmen des Handlungsfeldes geplant. Hierzu beabsichtigt die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla von 2016-2020 jährlich einen Wettbewerb mit einer

37 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

erste Wettbewerb 2016 hat als Zielgruppe dörfliche Initiativen im ländlichen Raum. In den Folgejahren sollen die Wettbewerbe inhaltlich enger in größere Projektzusammenhänge eingebunden werden.

5.5 Fachkräftesicherung Der zu erwartende Fachkräfterückgang kann nur durch Zuwanderung und durch hohe Ausbildungs- und Beschäftigungsquoten kompensiert werden. Wichtige Zielgruppen dafür sind Schüler, Auszubildende und potenzielle Zuwanderer wie Flüchtlinge, die durch Information, Sensibilisierung, Qualifizierung und eine gelebte Willkommenskultur für den regionalen Arbeitsmarkt zu gewinnen sind. Parallel dazu geht es um eine Steigerung der Attraktivität regionaler Beschäftigungsangebote durch höhere Verdienstmöglichkeiten aufgrund einer verbesserten vor allem regionalen Wertschöpfung. Letztere soll insbesondere mittels gezielter Interventionen und den Aufbau von Wertschöpfungs- netzwerken befördert werden. Strategierelevante Zusammenhänge bieten sich dabei in Bezug auf Schulverpflegung und Energie. Das Handlungsfe - In einzelnen Branchen gibt es bereits einen spürbaren Fachkräftemangel. In wenigen Jahren wird der Fachkräftemangel nahezu alle Branchen durchdringen und für einen Umbruch in der gesamten Wirtschaftsstruktur sorgen. - Die Saale-Orla-Region zeichnet sich durch verhältnismäßig geringe Verdienstmöglichkeiten bei einem gleichzeitig relativ hohen Beschäftigungsgrad aus. Dahinter wird ein Wertschöpfungsproblem vermutet. - Regionale Produkte bieten gute Möglichkeiten um gezielt Akzente für eine höhere Wertschöpfung entlang von Wertschöpfungsketten zu generieren. - Immer wieder hemmt der Mangel an Eigenmitteln nachhaltige Investitionen in Kommunikation, Strukturen und Projekte der Region. Gleichzeitig ist jedoch im privaten Sektor ausreichend Geld in der Region vorhanden.

Während zurzeit rund 50 Millionen Menschen auf dem Erdball auf der Flucht vor Krieg, Repression und Armut sind, leiden Deutschland, Thüringen und die Saale-Orla-Region unter dem Druck, der sich aus der demografischen Schrumpfung ergibt. In Thüringen fehlen laut Aussage des Thüringer Minister- präsidenten rund eine Million Bürgerinnen und Bürger. Aus dieser Gemengelage resultiert zuerst eine humanitäre Verpflichtung Flüchtlinge in der Saale-Orla-Region aufzunehmen. Dies soll durch Unter- stützung derjenigen Personen und bürgergesellschaftlicher Gruppen geschehen, die sich ganz konkret und handlungspraktisch um die Aufnahme, Versorgung und Integration von Flüchtlingen kümmern. Haben Flüchtlinge ein Aufenthaltsrecht bekommen, soll zielgerichtet und zum gegenseitigen Vorteil der Einsatz oder die Aus- und Weiterbildung als Fachkraft befördert werden. Willkommen möchte die Saale-Orla-Region aber auch jene Bürgerinnerinnen und Bürger heißen, die sich hier ausbilden lassen und einen Arbeitsplatz suchen, die als Rückkehrer ihre Heimat neu entdecken und diejenigen, die Gründe haben aus anderen Regionen oder Bundesländern bewusst ihren Lebensmittelpunkt in die Saale-Orla-Region zu verlagern. Dazu soll die Schaffung und Vermittlung geeigneter und attraktiver Ausbildungs- und Wohnangebote beitragen.

Ziel Indikator Zielgröße Termin

Bis 2018 werden von Schülerinnen und Anzahl der Filme 10 2018 Schülern bzw. Auszubildenden zehn Imagefilme produziert, die ihre Sicht auf ein regionales Unternehmen zeigen. Bis 2020 konnten 5 (potenziell) leerstehende Anzahl umgenutzte 5 2020 Objekte zu Wohn- bzw. für gewerbliche Zwecke Objekte umgenutzt werden.

38 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Bis 2020 hat sich die Zahl der durchgeführten Zunahme der Veran- + 30 % 2020 Veranstaltung von außerschulischen Lernort- staltungen außer- Anbietern in der Region um 30 % gegenüber schulischer Lernort- 2016 erhöht. Anbieter Bis 2018 werden 5 Integrationsbegleiter bzw. - Anzahl initiierte 5 2020 initiativen initiiert und vernetzt. Integrationsbegleiter bzw. -initiativen

Für die Vermarktung besteht der Vorteil regionaler Produkte im Bekanntheitsgrad von Produzenten und Gegebenheiten. Gelingt die Vermarktung ist von einer hohen Kundenbindung auszugehen. Produktion, Verarbeitung und Verbrauch finden in der Region zusammen. Im Rahmen dieses Leitprojektes sollen mehr Regionale Produkte produziert und verarbeitet werden. Gleichzeitig sollen u.a. eine internetbasierte Regionalplattform, Regionalkisten, Regionalmärkte und ein Netz von Vermark- tungsorten Produzenten und Verbraucher zusammenführen. Damit werden der Umsatz und die regionale Wertschöpfung gesteigert.

Ziel Indikator Zielgröße Termin

Ab 2017 wird eine internetbasierte Anzahl internetbasierte 1 2017 Regionalplattform betrieben. Regionalplattformen 20 regionale Erzeuger nutzen ab 2018 die Anzahl Erzeuger 20 2018 Regionalplattform.

Ein regionaler virtueller Wochenmarkt und Anzahl virtueller 1 ein Regionalmarkt werden ab 2017 Wochenmärkte 2017 veranstaltet. Anzahl Regionalmärkte 1

Seit 2009 setzt sich die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla mit dem Thema Schulverpflegung aus- einander. Auf diesen Erfahrungen aufbauend ist ein Thüringer Kooperations Koordination für worden. Neben den LEADER-Aktionsgruppen beteiligt sich eine Vielzahl von Partnern (Verwaltungen, Beratungsstellen, Forschungseinrichtungen). Ziel des Kooperationsprojektes ist es die stoffliche, räumliche und kommunikative Qualität der Schulverpflegung in Saale-Orla und Thüringen deutlich zu verbessern.

Ziel Indikator Zielgröße Termin

An 12 Schulen werden Mensarunden zur Anzahl Schulen mit 12 2019 Verbesserung der Schulverpflegung initiiert. Mensarunden Ein regionales Bestell- und Anzahl Regionale Bestell- 1 2018 Abrechnungssystem wird bis 2018 und eingeführt. Abrechnungssysteme Die Zahl der Schulessenteilnehmer an den Anteil der + 10 % 2019 beteiligten Schulen erhöht sich bis 2019 um Schulessenteilnehmer an 10 %. beteiligten Schulen

-Orla- Erzeugung und Verbrauch elektrischer Energie im Saale-Orla-Kreis unter besonderer Berücksichtigung des Anteils regenerativer Energie zum Endenergieverbrauch und zur -Orla eine Vorbildrolle bei der Erzeugung

39 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Erneuerbarer Energien und dem Klimaschutz einnimmt. Der gute und breite Strommix soll mittels gezielter Investitionen im Bereich von netzunabhängigen Photovoltaikanlagen ausgebaut werden. Durch die hohe Dichte an grundlastfähigen Energieerzeugern bietet sich der Aufbau eines Erzeuger- netzwerkes zur Schaffung eines regionalen Stromangebotes und perspektivischen Entwicklung eines Smart Grid (Intelligente Netze) an. Hierdurch können mittel- bis langfristig Energieeffizienz und regionale Versorgungsstabilität gewährleistet werden. Speicheranlagen sollen das System stabilisieren. Ihr Betrieb auf Biogasbasis soll modellhaft erprobt werden. Zur Sensibilisierung sollen alle Aktivitäten durch umfassende und intensive Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit begleitet werden.

Ziel Indikator Zielgröße Termin

25 private Hausbesitzer, Vereine oder Anzahl Photovoltaikan- 25 2020 Unternehmen haben bis 2020 netzunab- lagen auf Dächern und hängige Photovoltaikanlagen auf ihren Fassaden Dächern und Fassaden installiert. 15 Erzeuger Erneuerbarer Energien arbeiten Anzahl Erzeuger 15 2018 bis 2018 im Rahmen der Vermarktung Erneuerbarer Energien zusammen. 20 Erzeuger und Verbraucher realisieren Anzahl Erzeuger und 20 2022 gemeinsam bis 2022 ein SMART GRID. Verbraucher

Mit diesem Leitprojekt sollen Strukturen und Instrumente zur Mobilisierung regionalen Kapitals für regionale Projekte gefunden werden. Dies ist auf der Basis von Darlehen und mittels Anteilsfinan- zierung attraktiv. Wenn regionale Identität motivierend wirkt, kann damit auch privates regionales Kapital in Zuge von Kreditvergaben für regionale Vorhaben gebunden werden. Transparenz und breite Öffentlichkeitsarbeit sind Grundvoraussetzung für nachhaltigen Erfolg. Eine Regionalstiftung kann Zustiftungen einwerben. Regionalverbünde oder Regionalgenossenschaften können regionale Vorhaben betreiben, die einen Teil ihres Gewinnes in revolvierende Regionalfonds geben. Ziel ist es eine dauerhafte und authentische regionale Kommunikation möglichst unabhängig von politischen Interventionen zu schaffen.

Ziel Indikator Zielgröße Termin

Ein Regionalfonds unterstützt ab 2018 Anzahl Regionalfonds 1 2018 regionale Projekte. 5 LEADER-Projekte werden bis 2020 durch Anzahl Projekte 5 2020 Crowdfunding mitfinanziert.

Startprojekte Auf Grund der schnellen Umsetzbarkeit und des zu erwartenden Förderbudgets werden folgende Projekte als Startprojekte benannt: Marktanalyse Regionalplattform Das Vorhaben "Regionalplattform" teilt sich in mehrere Teilschritte auf. Diese Vorgehensweise ist geboten um sich sensibel einer erfolgreichen Umsetzung zu nähern. Am Beginn des Projektes steht eine Marktanalyse. Dabei sollen u.a. folgende Fragen beantwortet werden: Was für organisatorische und technische Systeme gibt es im europäischen und außereuropäischen Raum? Welche regionalen Partner sind an einer Mitarbeit interessiert? Welche Themen soll die Regionalplattform der Reihenfolge nach bearbeiten? Für diese Arbeit ist ein Zeitraum von ca. 4 Wochen vorgesehen. Zisterne Kräutergut Lausnitz Aus einem Thüringer Herrensitz der Familie von Wurmb soll im Zeitraum 2015 bis 2017 auf einer Fläche von rund 2 ha das Kräutergut Lausnitz entwickelt werden. Dem schließt sich eine Kräuterverarbeitung

40 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

und Direktvermarktung an. Bevor die Gartengestaltungsarbeiten beginnen soll eine Regenwasser- speicher- und -verteilanlage errichtet werden (ca. 15 qm Zisternen). Dieser Abschnitt kann ohne weitere Genehmigungen und im vorgegebenen Zeitrahmen im Herbst 2015 realisiert werden. Netzwerkaufbau Streuobst im Rahmen des Kooperationsprojektes Selber machen! Streuobst ist Alltagskultur Hauptanliegen des Projektes ist der Erhalt und die wirtschaftliche Nutzung der regionalen Streuobst- bestände. Folgende Maßnahmen sollen im Herbst 2015 durchgeführt werden: - Aufbau und Koordination eines regionalen Streuobstnetzwerkes - Konzepterstellung zur Vorbereitung eines Koordinatorenprojektes über ELER Art. 35 - Durchführung einer Sortenschau

Kooperationsprojekte Selber machen! Streuobst als Alltagskultur / gebietsübergreifendes Kooperationsprojekt Hauptanliegen des Kooperationsprojektes mit den LEADER-Aktionsgruppen Saalfeld-Rudolstadt, Saale- Holzland und Greizer Land ist der Erhalt und die wirtschaftliche Nutzung der regionalen Streuobstbestände. Dies wird durch eine enge und dauerhafte Zusammenarbeit regionaler Akteure rund um das Thema Streuobst erreicht. Das Netzwerk soll über das Projekt aufgebaut, koordiniert und verstetigt werden. Zudem werden Aktivitäten zur Zusammenführung von Akteuren, zum Erhalt der Streuobstflächen und zur Sensibilisierung der Bevölkerung durchgeführt. Selber machen! Streuobst als Alltagskultur / transnationales Kooperationsprojekt Ziel des Kooperationsprojektes mit dem Verein Mostbarkeiten in St. Paul/Österreich, ist der Erhalt und die wirtschaftliche Nutzung der regionalen Streuobstbestände. Dies wird durch eine enge und dauerhafte Zusammenarbeit europäischer Akteure, die über das Projekt aufgebaut, koordiniert und verstetigt. Durch Verkostungen, Messen und Ausstellungen können Akteure zusammengeführt, das Obstaufkommen in wirtschaftlichen Zusammenhängen genutzt und Streuobstflächen erhalten werden. Koordination für die Schulverpflegung in den Schulverwaltungen und Schaffung eines Präsenznetzwerkes Das Kooperationsprojekt hat insbesondere folgende Ziele: - Einführung einheitlicher und effizienter Bestell- und Abrechnungssysteme auf Ebene der Schulverwaltung - Begleitung bei der Erstellung und Durchführung von Ausschreibungen zur Schulverpflegung - schulbezogene Prozessbegleitung (Schulmensarunden) - Einführung regionaler Qualitätsprodukte in die Thüringer Schulverpflegung - Zertifizierung von stofflicher und Prozessqualität - ort

- Schaffung landesweiter Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Schulverpflegung

5.6 Der Tourismus in der Region Saale-Orla hat auf der einen Seite große Potenziale. Auf der anderen Seite stehen als kleinteilig und verstreut strukturierte Tourismusregion Hemmnisse und Probleme. Es bedarf daher eines differenzierten und integrierten Lösungsansatzes, der das Thema in seiner Komplexität und vernetzend betrachtet. Im Rahmen von LEADER liegt der Fokus dabei auf der Bildung dauerhafter Akteursnetzwerke, der Unterstützung von Anbietern bei der Qualifizierung und Vernetzung ihrer Angebote, der Verbesserung von Kommunikation und Information nach innen und außen sowie einer abgestimmten Zusammenarbeit mit dem Tourismusverbund Rennsteig-Saaleland e. V. Als wesentliche inhaltliche Anknüpfungspunkte werden dabei folgende vom BMWI bundesweit für ländliche Tourismus perspektiven in 13):

41 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

- Nachhaltige touristische Entwicklung ländlicher Lebensräume: Schwerpunkte sind der Erhalt der Kulturlandschaft, insbesondere aber auch die Stärkung regionaler Identität als Grundlage für Standortqualität und touristische Attraktivität. - Produktinszenierung: Die zielgruppengerechte Aufbereitung des Angebots steht im Mittel- punkt künftiger Produktstrategien auf allen Ebenen. Dies setzt eine noch umfassendere Qualitätsorientierung und Qualifizierung der Partner in allen Phasen des Marketingprozesses voraus. - Stärkung und Weiterentwicklung von Netzwerken: Diese haben eine Schlüsselfunktion bei der Verlängerung von Wertschöpfungsketten gerade in der kleinteiligen und verstreuten Akteursstruktur ländlicher Räume. - Infrastruktur und Investitionsmanagement: Markenorientierte Infrastruktur schafft Reiseanlässe und ruft Folgeinvestitionen hervor. Wegeinfrastruktur trägt zur Vernetzung der touristischen Anbieter bei. - Markenbildung: Marken sorgen für mehr Vertrauen beim Gast, Sicherheit für den Unternehmer und Effektivität im Marketing. Vor allem auf regionaler Ebene beschreiben Marken eines der wirkungsvollsten Instrumente für zusammenführende Entwicklungsprozesse, für Alleinstellung gegenüber dem Gast und für effektives Marketing. - Kommunikation und Vertrieb: Große Chancen liegen im Online-Bereich. Kommunikative Maßnahmen von Destinationen und Anbietern sind hierauf auszurichten, insbesondere auf das mobile Internet. Im Vertrieb wird die Einbindung starker privater Partner größeres Gewicht erlangen. Erforderlich wird zugleich eine umfassende Qualifizierung von Anbietern und Tourismusverbund gerade in Vertriebsfragen. - Optimierung der Organisationsstrukturen: Schwerpunkt sollte in vielen Regionen die Ent- wicklung aufgabenorientierter Organisationsansätze mit Bezug zum jeweiligen regionalen Gesamtsystem sein. Eine besondere Aufgabe kommt dabei der Rolle des Tourismusverbundes als Lenker regionaler touristischer Entwicklungsprozesse und des Marketings zu. - Fachkräftesicherung und -professionalisierung: Qualifiziertes und motiviertes Personal ist Voraussetzung für jeden Dienstleistungsbetrieb und für den Fortbestand der Branche und einzelner Unternehmen. - Mobilität: Tourismus erfordert Mobilität zum und vor Ort. Öffentliche Alltags- und individuelle Freizeitmobilität sind dabei zu verzahnen. Elektromobilität und intermodale Konzepte unter Einbezug verschiedener Verkehrsmittel werden an Bedeutung gewinnen. - Barrierefreiheit: Das Zukunftsfeld ist vor allem als regionale Aufgabe der Destinationsebene zu begreifen. Nur so können vollständige Angebotsketten und die Integration in regionale Strategien gewährleistet werden.

- Die Region war zu DDR-Zeiten eine wichtige Tourismusdestination, hat danach jedoch eine Vielzahl von Besuchern eingebüßt und erholt sich nur langsam. Die Angebotsstruktur ist veraltet. - Der Tourismus birgt insbesondere für Frauen attraktive Arbeitsplätze im ländlichen Raum. - Der aktuell stattfindende Generationswechsel ermöglicht gerade jetzt, nachhaltige Impulse für eine touristische Wertschöpfung zu setzen. - Der Tourismussektor hat mit einem verhältnismäßig geringen Verdienst und mit Saisonarbeit zu kämpfen. - Bereits in der Förderphase 2007-2013 konnte mit Projekten, wie beispielsweise dem Saale-Orla- Erlebnissommer, wesentliche Akzente zur Verbesserung der Kommunikation unter den Anbietern und ihrer Angebote gesetzt werden.

42 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Die touristische Struktur in der Saale-Orla-Region ist kleinteilig und vielfältig. Um die Details und Zusammenhänge für eine Zusammenarbeit effektiv und nachhaltig zu entwickeln, sollen wesentliche Strukturdaten erhoben und regelmäßig überprüft werden. Eine gezielte Vernetzung und Kommuni- kation der Angebote führt zu einem Mehrwert für alle Beteiligten. Hierzu soll eine Plattform geschaffen werden, die für Anbieter und Besucher Informationen zu Angeboten und Veranstaltungen zur Verfügung stellt. Gleichzeitig sollen die Informationen dem Besucher an gut frequentierten Orten über Infopunkte digital zugänglich gemacht werden. Ergänzend sollen regional wirksame Angebote erstmalig als Printprodukt aufbereitet werden.

Ziel Indikator Zielgröße Termin 10 interaktive Tourismus- Infopunkte werden Anzahl der Infopunkte 10 2020 bis 2020 geschaffen. Ein touristisches Informationssystem für die Anzahl touristische 1 2018 Region wird ab 2018 betrieben. Informationssysteme

Im Rahmen dieses Leitprojektes sollen touristische Akteure vernetzt und bei der Entwicklung touristischer Qualitätsprodukte unterstützt werden. Zur besseren Orientierung soll unter Heranziehung von im Vorfeld erhobener Strukturdaten eine Fachkonzeption Produktentwicklung erarbeitet werden, aus der sich maßgebliche Anknüpfungspunkte für regionaltypische und im Verbund abgestimmte Angebote ableiten lassen. Die Anbieter im touristischen Schwerpunktraum Thüringer Meer/Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale sollen durch ein Produktentwicklungsmanagement bei der Qualifizierung von Angeboten unterstützt werden.

Ziel Indikator Zielgröße Termin 10 touristische Produkte, an denen Anzahl der touristischen 10 2018 mindestens zwei verschiedene Akteure Produkte mit min. 2 beteiligt sind, werden bis 2018 entwickelt. Akteuren Die Zahl der Besucher der an einer Besucherzunahme bei + 10 % 2020 Produktentwicklung beteiligten Betriebe beteiligten Institutionen und Anbieter steigt bis 2020 um 10 %. und Betrieben 15 Unternehmen werden bis 2020 Anzahl Naturparkpartner 15 2020 Naturparkpartner.

Im Rahmen des Leitprojektes soll die Qualität der Übernachtungsangebote verbessert werden. Zum einen durch die Schaffung weiterer regionaltypischer Übernachtungskapazitäten. Die Betriebe mit neu geschaffenen Bettenkapazitäten zeichnen sich durch nachgewiesene Servicequalität aus, wirken in regionalen Strukturen mit und vermitteln Touristen die Region durch regionale Produkte und regionale touristische Angebote. Sie erfüllen bis auf begründete von barrierefrei bzw. barrierearm optimiert. Zum anderen sollen bestehende Betriebe bei der regionaltypischen Profilierung und Qualifizierung ihrer Übernachtungsangebote unterstützt werden.

Ziel Indikator Zielgröße Termin Bis 2020 werden 60 neue Betten geschaffen. Anzahl neu geschaffener 60 2020 Betten Die Auslastung der neu geschaffenen Auslastung der neu 40 % 2020 Bettenkapazitäten liegt 2020 bei 40 %. geschaffenen Bettenkapazitäten

43 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Ziel Indikator Zielgröße Termin 10 Übernachtungsanbieter haben ihr Anzahl 10 2020 Angebot bis 2020 weiter profiliert. Übernachtungsanbieter, die ihr Angebot profiliert haben

Das Grüne Band ist ein einzigartiges, länderübergreifendes Biotopverbundsystem und hat auch als Grünes Band Europa entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs internationale Bedeutung. Das Grüne Band umfasst mit seinen 763 km in Thüringen mehr als die Hälfte der Gesamtlänge von 1400 km in Deutschland. Die Region Saale-Orla beabsichtigt daher gemeinsam mit den anderen angrenzenden LEADER-Aktionsgruppen die Aktivitäten am Grünen Band zu koordinieren und zu vernetzen. Ziele sind Erhalt, Weiterentwicklung und Inwertsetzung des Grünen Bandes als Nationales Naturerbe, als Erinnerungslandschaft und als kulturhistorisch bedeutsamer Landschaftsteil entsprechend des Thüringer Leitbildes zum Grünen Band. Diese Ziele sollen u.a. durch - Sensibilisierung nach Innen und Außen - Landschaftspflege & naturverträgliche Land- und Forstwirtschaft - Bildungsarbeit - Verbindung von Naturerlebnis und regionaler Wertschöpfung erreicht werden. Um Wertschöpfung zum gegenseitigen Vorteil zu generieren und Naturschutzziele zu erreichen sollen Akteure am Grünen Band bei der Profilierung ihrer Angebote unterstützt und vernetzt werden. Hierzu zählt insbesondere die Qualifizierung wichtiger Anziehungspunkte und Erinnerungsorte, wie Mödlareuth, Blankenstein oder Lehesten. Im Rahmen der gebietsübergreifenden Zielsetzungen und Kommunikation soll die gesamtstaatliche Bedeutung des Grünen Bandes Thüringen verdeutlicht werden.

Ziel Indikator Zielgröße Termin Ab 2017 werden jährlich 3 Workcamps Anzahl Workcamps 3 2017 ff. durchgeführt. Die Wegstrecke des Iron Curtain Trails durch Anzahl ausgeschilderte die Saale-Orla-Region ist ab 2018 1 2018 Wege ausgeschildert.

Kooperationsprojekte Begleitung touristische Produktentwicklung Thüringer Meer und Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale Im Rahmen dieses Kooperationsprojektes mit der Region Saalfeld-Rudolstadt soll ein gemeinsames Produktentwicklungsmanagement eingerichtet werden. Zu seinen Aufgaben zählen: - bietern, Vereinen und Organisationen - Entwicklung marktfähiger buchbarer Produkte - Aufbau von Know-how zu allen Fragen der Erholung im Urlaub und in der Freizeit - themenbezogene Marktforschung - Initiierung von Kommunikations- und Vertriebsmaßnahmen in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverbund Rennsteig-Saaleland e.V.

44 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Grünes Band Inhalt des gebietsübergreifenden Kooperationsprojektes der thüringischen Anrainer-Regionen sind der Erhalt, die Weiterentwicklung und die Inwertsetzung des Grünen Bandes als Nationales Naturerbe, Erinnerungslandschaft und kulturhistorisch bedeutsamer Landschaftsteil entsprechend dem Thüringer Leitbild zum Grünen Band. Dies soll durch Sensibilisierung nach Innen und Außen, Landschaftspflege & naturverträgliche Land- und Forstwirtschaft, Bildungsarbeit und die Verbindung von Naturerlebnis und regionaler Wertschöpfung geschehen.

5.7 Erläuterung des integrierten und sektorübergreifenden Ansatzes sowie der Wechselwirkungen zwischen den Handlungsfeldern der Regionalen Entwicklungsstrategie Durch das Zusammenwirken aller Einzelaktivitäten sollen ein Mehrwert und die effektive Nutzung der vorhandenen Mittel erreicht werden. Im Rahmen der Erarbeitung der RES Saale-Orla 2020 wurden daher alle relevanten Themenfelder berücksichtigt. Auf der Grundlage der ermittelten Entwicklungsbedarfe und -potenziale wurden die regionalen Themen auf einen integrierten Strategieansatz verdichtet, der sich mit den dringlichsten Fragen der Region befasst und die sektorübergreifende Struktur der LEADER- Aktionsgruppe nutzt. Dabei wurden die Handlungsfelder und insbesondere die Leitprojekte so gewählt, dass sie in einem engen Bezug zueinander stehen und sich möglichst direkt und indirekt gegenseitig spürbare Attraktivität. Wer gut ausgebildet und im umfassenden Sinn beweglich ist, kann im deutschen und im europäischen Raum die für ihn attraktiven Räume finden und sich dort einrichten. Im Wettbewerb der Regionen ist es erklärtes Ziel, die Saale-Orla-Region zu einem für Bürgerinnen und Bürger attraktiven Raum zu entwickeln. Damit hat die Lebensqualität der Saale-Orla-Region als weicher Standortfaktor einen direkten Einfluss auf die Anziehungskraft der Saale-Orla-Region auf Fachkräfte und Touristen. Gleichzeitig ist die handlungsfeldübergreifende enge Verknüpfung von Willkommenskultur mit sozialem Miteinander und Toleranz eine wesentliche Voraussetzung für eine zukunftsfähige Entwicklung der Saale-Orla-Region. Ein dichtes Netz von Tourismus- und Freizeitangeboten schafft in der Regel nicht nur einen Mehrwert für den Besucher sondern auch für den Einheimischen. Eine

Tourismus bei und bietet dort Ansatzpunkte für die Produktentwicklung. Auch Themen wie Mobilität sowie Rad- und Wander ist der zunehmende Fachkräftemangel - sicherun das viele Touristen bei ihrem Besuch in Saale-Orla suchen und bald auch finden sollen. Die strategische Verzahnung der Handlungsfelder und Leitprojekte führt somit zu einem spürbaren Mehrwert und einem effizienten Einsatz von Fördermitteln und Eigenkapital.

5.8 Innovativer Charakter der Regionalen Entwicklungsstrategie für die Saale-Orla- Region Zur Sicherung des innovativen Charakters der RES Saale-Orla 2020 wurde explizit das Querschnittsziel -Projekte solche, die in der Saale-Orla-Region zum Zeitpunkt der Antragstellung neu sind und die meist in netzwerkartigen Zusammenhängen zu verorten sind. Dies kann sich dabei auf die Entwicklung eines neuen Produktes oder eines neuen Prozesses beziehen. Inhaltlich wurden die Handlungsfelder und Leitprojekte so ausgewählt, dass sie durch ihren Innovationsgrad, aber auch durch ihr enges Zusammenwirken einen systemrelevanten Nutzen für die Region erzielen. Die Fachkräftesicherung steht erstmals für die Region im Vordergrund, auch der Tourismus soll eine Neuaufstellung und Bündelung erfahren, indem gezielt konsequente Orientierung aller Projekte an den Nutzern und die gezielte Stärkung dörflicher und regionaler Gemeinschaften schon. Doch nicht nur in den einzelnen Projektzusammenhängen wird dem Innovationsbedarf Rechnung getragen. Im Vergleich zu den vorangegangenen Förderperioden nutzt die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla LEADER explizit, um bürgerschaftliches und unternehmerisches Engagement zu unter- stützen, nachhaltig zu stabilisieren und zu vernetzen. Ein Ansatz der für die Saale-Orla-Region auch

45 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

jenseits von LEADER in seiner Konsequenz neuartig ist und der erst durch die vergleichsweise große inhaltliche und gestalterische Freiheit von LEADER 2014-2020 möglich wird.

5.9 Darstellung der Möglichkeiten von Koo peration und Vernetzung sowie deren strategischer Nutzen für die Umsetzung der Strategie Die bedeutende Rolle von Kooperation und Vernetzung innerhalb der Saale-Orla-Region wurde bereits umfassend dargelegt. Doch auch die Saale-Orla-Region selbst strebt nach Kooperation mit anderen Regionen. In Thüringen gibt es einen grundlegenden Austausch sowie gemeinsame Initiativen von den LEADER-Regionen. Grundlage bieten hierfür die Angebote der Thüringer Vernetzungsstelle LEADER. Darüber hinaus ist die Saale-Orla-Region Mitglied in der Bundearbeitsgemeinschaft der LEADER- Aktionsgruppen und beteiligt sich an den Treffen des Vereins LandNetz e. V. Im Rahmen der Erstellung der RES Saale-Orla 2020 wurden zu folgenden Kooperationsprojekten Absichtserklärungen unterzeichnet:

Projektname Partnerregionen

Koordination Schulessen landesweit Selber machen! Streuobst als Saalfeld-Rudolstadt, Greiz Land und Saale-Holzland Alltagskultur! Selber machen! Streuobst ist transnational mit dem Verein Mostbarkeiten in St. Paul/Öster- Alltagskultur! reich Grünes Band Eichsfeld, Henneberger Land, Hildburghausen-Sonneberg, Saalfeld-Rudolstadt, Südharz, Unstrut-Hainich, Wartburgregion Dörfer in Aktion 2.0 landesweit Flächenmanagementdatenbank landesweit Produktentwicklungsmanagement Saalfeld-Rudolstadt Thüringer Meer

Mit der LEADER-Aktionsgruppe Saalfeld-Rudolstadt, der Stiftung Naturschutz, dem Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale sowie dem Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera wurde im Jahr 2010 eine Vereinbarung zur Umsetzung des Leitbildes Grünes Band abgeschlossen. Dieses Thema soll nun in einem gemeinsamen Projekt von Thüringer Regionen entlang der ehemaligen innerdeut- schen Grenze gemeinsam entwickelt werden. Mit dem Thüringer Meer gibt es zudem einen Projekt- zusammenhang, für den ein gebietsübergreifendes Regionales Entwicklungskonzept mit Saalfeld- Rudolstadt vorliegt und das durch ein gemeinsames Kooperationsprojekt im gebietsübergreifenden Zusammenhang abgestimmt werden soll. Im Bereich Streuobst gibt es mit den Ostthüringer Regionen Saalfeld-Rudolstadt, Greizer Land und Saale-Holzland Potenziale und motivierte Akteure, die nur durch gemeinsame Initiativen und Strukturen effizient zusammenwirken und entwickelt werden können. Als grenznahe Region ist die Saale-Orla-Region mit dem Gebiet des Landkreises Saale-Orla Teil der Euregio Egrensis und will zukünftig die sich damit bietenden Zusammenhänge für die abgestimmte Entwicklung der Region nutzen. Mit mehreren tschechischen Regionen gab es bereits Ende der vergangenen Förderperiode ein Treffen zum Ausloten gemeinsamer Potenziale. Aufgrund der direkten Grenze mit Bayern gibt es mit den LEADER-Regionen Hof und Kronach Zusammenhänge für gemeinsame Projekte. Als Themen bieten sich hier beispielsweise das Grüne Band, das grenzübergreifende Dorf Mödlareuth oder die Abstimmung des grenzübergreifenden ÖPNV an. Aufgrund enger Akteursverknüpfungen wurde ein Kooperationsprojekt mit dem Verein Mostbarkeiten in Most/Österreich angebahnt. Hier werden durch den fachlichen Austausch mit einer erfahrenen Region wichtige Impulse für das Thema Streuobst erwartet. Grundsätzlich ist die Saale-Orla-Region offen für weitere insbesondere transnationale Kooperationsprojekte, soweit sie einen Mehrwert für das einzelne Projekt bieten und die Bereitschaft auf Akteursebene besteht.

46 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

5.10 Konkrete Möglichkeiten der Kooperation mit Initiativen in der Region Die Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020 zeigt sowohl in der Breite als auch in der Tiefe erhebliche Potenziale und Bedarfe auf. Ohne Kooperationspartner vor Ort sind die gesteckten Ziele nicht zu erreichen. Zum anderen ist der Aufbau von Kooperationen und Netzwerken eines der strategischen Ziele der Saale-Orla-Region. Insbesondere in der Region wird zudem eine enge Abstim- mung mit Initiativen vor Ort angestrebt. Folgende konkrete Projektzusammenhänge mit regionalen Initiativen können benannt werden: Kooperationspartner Konkreter Projektzusammenhang Tourismusverbund Rennsteig Datenerhebung, Produktentwicklung, Marketing Saaleland e.V. Kommunale Arbeitsgemein- Produktentwickung am Thüringer Meer, Radwege

Naturpark Thüringer Produktentwicklung und Netzwerkarbeit am Grünen Band, Schiefergebirge Obere Saale Blitz e.V. Hütten Produktentwicklung und Netzwerkarbeit im Bereich Berufsorientierung, Ausbildungsbegleitung und Berufseinstieg Kreisbauernverband Saale-Orla Gut Leben & alt werden im SOK Quartierskonzepte/Quartiersmanagement für ländliche Räume Neue Arbeit Neustadt e.V. Konzeptentwicklung/ Netzwerkarbeit zur Willkommenskultur

5.11 Übereinstimmung der Ziele mit den Zielen von EU und FILET EU- und FILET-Ziele wurde auf allen Programmierungsebenen berücksichtigt. So greifen die strate- gischen Entwicklungsziele die übergeordnete EU- und FILET-Ziele auf und konkretisieren sie vor dem Hintergrund regionaler Entwicklungsbedarfe und -potenziale. Ziele wie die langfristige Deckung des Fachkräftebedarfs und Steigerung der regionalen Wertschöpfung beabsichtigen explizit die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von KMU. Indirekte Grundlage hierfür sind die Ziele der Vernetzung und Unterstützung von Bürgern und Unternehmen. Wichtige Argumente, die nicht nur bei dem Leitprojekt Saale-Orla-Energie zum Tragen kommen, sind Klimaschutz, Ausbau von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz. Teilhabe, soziale Inklusion, Armutsbekämpfung und jegliche Diskriminierung spielen insbesondere bei dem Entwicklu eine große Rolle und finden sich in eigentlich allen Handlungsfeldern wieder. Da nahezu jeder fünfte Arbeitslosengeld II-Bezieher gleichzeitig Einkommen aus sozialversicherungspflichtiger Beschäf- tigung bezieht, zielen die Aktivitäten zur Verbesserung der regionalen Wertschöpfung insbesondere auf die Erhöhung des geringen regionalen Lohnniveaus. Die Teilhabe ist auch das Ziel der Stärkung von Dorfgemeinschaften und Partizipation im Han Zielen und Ebenen sowie zwischen den Handlungsfeldern und Leitprojekten wurden enge Verknüpfun- gen hergestellt, so dass in der Regel mehrere Ziele angesprochen werden.

5.12 Kohärenz zur Förderperiode 2007-2013 Es gibt eine enge Kohärenz zur vorangegangenen Förderperiode. 2007 hatte sich der Verein LEADER- Aktionsgruppe Saale-Orla neu gegründet. Seitdem haben sich die Strukturen etabliert. Prozesse wurden in Gang gesetzt, auf denen LEADER heute aufbauen kann. Es besteht großer Wille der Akteure in den bestehenden Zusammenhängen weiter zu agieren. Einige der heutigen Leitprojekte knüpfen an konkrete Projektzusammenhänge und Akteursnetzwerke an. Die Idee für das Leitprojekt hat ihren Ursprung in dem strategischen -Orla gleichzeitig aber auch die Erkenntnis für konkrete Bedarfe gereift ist. Das Kooperationsprojekt wurde durch die Unterzeichner der Vereinbarung von 2010 (s. Kap. 5.10) initiiert. Das Leitprojekt Klimaschutz und Saale-Orla- basiert auf einer Evaluation zum Thema Erneuerbare Energien, die 2014 durchgeführt wurde (s. auch Kap. 2.x) und das fußt auf den Erfahrungen aus dem Projekt Kreativer Landurlaub. Andere Leitprojekte wollen dagegen die neuen Möglichkeiten nutzen, die sich ihnen in der Förder- periode 2014-2020 bietet. Hierzu zählt Ideenwerkstatt-

47 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

reihe anknüpft. Viele der diskutierten Ideen ließen sich jedoch auf- grund der Förderbedingungen nicht umsetzen. Auch im gesamten Handlungsfeld Tourismus wird die Freiheit genutzt, das Thema adäquat und integriert zu entwickeln und die Förderung an den Bedürf- nissen ausrichten zu können. Hinzukommen aber auch neue Einsichten zu Problemlagen, wie z. B. bei Thema Fachkräftemangel, oder neue konzeptionelle Grundlagen, wie das Regionale Entwicklungs- konzept Thüringer Meer. Insgesamt besteht eine eindeutige Kohärenz zur vorangegangenen Förderperiode, doch wurde der Erarbeitungsprozess für die RES Saale-Orla 2020 auch zum Aufgreifen neuer Impulse, zur Motivation neuer Akteursgruppen und zur Erschließung neuer Gestaltungsräume genutzt.

48 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

6 Aktionsplan

Förderzeitraum Handlungsfelder (HF), Start- (S), Leit- (L) & Kooperationsprojekte (K) 2015 2016 2017 2018 2019 2020 III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV I II III IV

HF "Lebensqualität " 1 2 3 Lebendige Dörfer (L) Jugend für Regionale Entwicklung 4 5 (L) 6 7 8 Regionale Mobilität (L) 6 Wisentatalbahn (S) 9 9 9 9 9 Dörfer in Aktion 2.0 (K) 10 Flächenmanagementdatenbank (K) HF "Fachkräftesicherung" Willkommenskultur und Integration 1 2 3 (L) Regionale Produkte und 4 5 6 Regionalplattform (L) 7 8 9 Schulessen in aller Munde (L) Klimaschutz durch Saale-Orla- 10 11 Energie (L) Regionales Geld für Regionale 13 14 Projekte (L) 15 Marktanalyse Regionalplattform (S) 16 Zisterne Kräutergut Lausnitz (S) Netzwerkaufbau Streuobst (S) 17 Selber Machen! Streuobst ist 18 19 20 Alltagskultur (K) 21 Koordination Schulverpflegung (K) HF "Tourismus" Touristisches Informationssystem 1 2 (L) Entwicklung touristischer Produkte 3 4 5 (L) Authentische / profilierte 6 7 8 Übernachtungsangebote (L) Grünes Band (L) 9 9 10 9 9

11 Strukturanalyse Tourismus (S) Produktentwicklungsmanagement 12 Thüringer Meer (K) 13 Grünes Band (K) 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 Regionalmanagement Evaluierung

Mitgliederversammlung

Projektbearbeitung Meilenstein

49 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Meilensteine Handlungsfeld Lebensqualität

Meilenstein- Inhalt Nummer 1 Beginn Koordinationsprozess Dorfinitiativen 2 Inbetriebnahme Internetseite mit Angeboten für Senioren und Familien 3 Beginn mit der Umsetzung eines modellhaften Quartierskonzeptes 4

5 Jugendfonds unterstützt die ersten Projekte 6 zusätzlicher Waggon für die Strecke Schleiz-Schönberg wird instandgesetzt 7 erster Komi-Bus verkehrt fahrplanmäßig in der Region 8 Modell-Radweg am Thüringer Meer wird eröffnet 9 -Projekt) 10 nach koordinierter landesweiter Intervention beginnt die Landesregierung mit der Finanzierung und Umsetzung der Flächenmanagementdatenbank

Meilensteine Handlungsfeld Fachkräftesicherung

Meilenstein- Inhalt Nummer 1 Schüler/Auszubildende haben zehn Imagefilme über Unternehmen der Region produziert 2 30% mehr außerschulische Lernortanbieter 3 fünf leerstehende Objekte konnten umgenutzt werden 4 Freischaltung einer internetbasierten Regionalplattform 5 Inbetriebnahme eines virtuellen Wochenmarktes und Durchführung eines Regionalmarktes 6 mind. 20 Anbieter nutzen die Regionalplattform 7 regionales Bestell- und Abrechnungssystem für die Schulverpflegung in Betrieb 8 zwölf Schulen haben Mensarunden zur Verbesserung der Schulverpflegung initiiert 9 Anzahl der Schulessenteilnehmer erhöht sich um 10% 10 15 Erzeuger erneuerbarer Energien arbeiten bei der Energievermarktung zusammen 11 25 netzunabhängige Photovoltaik-Anlagen wurden auf Dächern installiert 12 20 Erzeuger / Verbraucher realisieren ein Smart Grid (ohne Darstellung im Aktionsplan) 13 ein Regionalfonds unterstützt regionale Projekte 14 fünf LEADER-Projekte werden durch Crowdfunding mitfinanziert 15 Planung Vernetzungslösung für kleine und mittelständische regionale Erzeuger 16 Bau einer Regenwasserspeicher und -verteilanlage im Kräutergut Lausnitz 17 Sortenschau 18 Beginn der Arbeit eines regionalen Streuobstkoordinators 19 Inbetriebnahmen einer Nebenerwerbsmosterei 20 Inbetriebnahmen einer weiteren Nebenerwerbsmosterei 21 Beginn der Arbeit eines regionalen Schulessenkoordinators

50 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Meilensteine Handlungsfeld Tourismus Meilenstein- Inhalt Nummer 1 ein touristisches Informationssystem wird in Betrieb genommen 2 zehn interaktive Tourismus- Infopunkte werden geschaffen 3 zehn touristische Produkte, an denen mindestens zwei verschiedene Akteure beteiligt sind, werden entwickelt 4 Anstieg Besucherzahl um 10% bei den an einer Produktentwicklung beteiligten Betriebe 5 15 Unternehmen werden Naturparkpartner 6 60 neue Betten werden geschaffen 7 Auslastung der neu geschaffenen Bettenkapazitäten liegt bei 40 % 8 zehn Übernachtungsanbieter haben ihr Angebot weiter profiliert 9 werden jährlich 3 Workcamps durchgeführt. 10 Iron Curtain Trail durch die Saale-Orla-Region ausgeschildert 11 Bericht zur Erfassung und Analyse touristischer Strukturdaten 12 Beginn Produktentwicklungsmanagement für Thüringer Meer und Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale 13 Abschluss eines transregionalen Kooperationsvertrages zu Arbeiten am Grünen Band

Meilenst eine Regionalmanagement

Meilenstein- Inhalt Nummer 1 Aufnahme der Arbeit, Veröffentlichung Infobroschüre RES Saale-Orla 2020 2 Regionalmanagement nimmt min. an 2 Treffen mit min. 3 Thüringer LEADER- Regionen teil

51 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

7 Organisationsstruktur

7.1 LEADER-Aktionsgruppe Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla wurde am 8. Februar 2007 als Verein gegründet und hatte Anfang 2015 39 Mitglieder. Der Verein hat folgende Ziele: - Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum und Förderung der Entwicklung der ländlichen Wirtschaft. - Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft - Verbesserung von Umwelt und Landschaft sowie Umsetzung der Naturparkziele Bereits in der Förderperiode 2007-2013 war der Verein LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla Träger des LEADER-Prozesses. Der Verein verfügt über eine Mitgliederversammlung, einen Vorstand, der gleichzeitig das Entschei- dungsgremium ist, und einen Fachbeirat. Arbeitsabläufe, Aufgaben, Strukturen und Zuständigkeiten sind in der Vereinssatzung sowie einer Geschäftsordnung geregelt (siehe Anlage E 1 & E 2).

Mitgliederversammlung

Vorstand Fachbeirat

Netzwerke Netzwerke Netzwerke

Struktur der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla

Mitgliederversammlung Die Mitgliederversammlung des Vereins LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla gibt den strategischen Rahmen vor. Sie beschließt die Regionale Entwicklungsstrategie und wählt die Vorstandsmitglieder. Sie kommt jährlich zweimal zusammen und setzt sich derzeit zu 2/3 aus kommunalen Mitgliedern und 1/3 Private und Zivilgesellschaft zusammen. Dieses Verhältnis soll sich bis 2020 umdrehen. Der Umbau hat bereits mit dem Eintritt von 4 Mitgliedern aus den Bereichen Private und Zivilgesellschaft bis Mitte 2015 begonnen.

Vorstand Der Vorstand ist das Entscheidungsgremium für die Entwicklung der Region. Er setzt sich derzeit zu über zwei Dritteln aus Vertretern der Sektoren privat und Zivilgesellschaft zusammen und entscheidet einvernehmlich. Alle drei Jahre wird er durch die Mitgliederversammlung gewählt. Seine Zusammen- arbeit ist durch eine Geschäftsordnung geregelt und ist für alle offen und transparent. Alle Veranstaltungen werden im Vorfeld öffentlich bekannt gegeben und sind für Vereinsmitglieder öffentlich. Die Beschlüsse des Entscheidungsgremiums werden auf der Internetseite www.leader-sok.de dokumentiert. Der Vorstand entscheidet mit einfacher Stimmenmehrheit aller Vorstandsmitglieder über anstehende Beschlüsse. Er ist beschlussfähig, wenn mindestens die Hälfte der Mitglieder zur Vorstandssitzung anwesend ist. Vorstandsmitglieder werden von Vorstandsentscheidungen ausgeschlossen, an denen sie persönlich beteiligt sind. In diesem Fall sind die betroffenen Mitglieder verpflichtet dies dem Vorsitzenden anzuzeigen. Sie müssen für die Zeit der Diskussion um die Entscheidung sowie das Votum den Raum verlassen.

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Derzeit gehören dem Vorstand/Entscheidungsgremium neun Mitglieder an:

Name öffentlich privat Zivilgesellschaft Handlungsfelder

Thomas Bürgermeister Vorsitzender Natur- Franke Gemeinde parkverein Thüringer Lebensqualität / Remptendorf Schiefergebirge Tourismus /Obere Saale

Lothar Detko Privatperson Lebensqualität

Dr. Siegfried Geschäftsführer Stenzel Kreisbauernverband Fachkräftesicherung Saale-Orla

Thomas Landrat Saale- Vorsitzender Touris- Fügmann Orla-Kreis musverbund Renn- Tourismus steig-Saaleland e.V.

Helmut Vorstandsvorsitzender Schatzmeister Tou- Schmidt Kreissparkasse Saale-Orla rismusverbund Renn- übergreifend steig-Saaleland e. V.

Hannelore Geschäftsführerin Wirth Neue Arbeit Neustadt Fachkräftesicherung (Orla) e. V.

Brigitte stellv. Vorstandsvorsitze- Fachkräftesicherung Nürnberger nde Agrofarm Knau eG

Bernd Prager Geschäftsführer Vorsitzender Lebensqualität / Rinderhof Agrar GmbH Kreisbauernverband Fachkräftesicherung Seubtendorf Saale-Orla

Dr. Klaus Vorsitzender der Scholtissek Geschäftsführung Lebensqualität / Diakoniestiftung Weimar- Fachkräftesicherung Bad Lobenstein gGmbH Mitglieder des Entscheidungsgremiums der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla nach Sektoren und Handlungsfeldern Der Vorstand repräsentiert in seiner Zusammensetzung alle Sektoren und Handlungsfelder in umfassendem Maße. Bis 2016 soll das Entscheidungsgremium auf 12 Mitglieder aufgestockt werden, um die Bereiche Tourismus, Natur, Jugend und Vereinswesen noch besser zu repräsentieren. Zudem wird angestrebt das Geschlechterverhältnis anzugleichen. Alle Mitglieder des Entscheidungsgremiums sind in der Region Saale-Orla ansässig oder dafür zuständig. Die Mitglieder des Entscheidungsgremiums verfügen in ihren Fachgebieten über umfassenden Kompetenzen. Vor dem Hinter - durch Teilnahme an Infoveranstaltungen zu Themen wie LEADER, EU oder weiteren Fachgebieten, regelmäßig fortbilden. Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla legt großen Wert auf Vernetzung innerhalb der Region und über Regionsgrenzen hinweg. Sie erklärt ihre Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung an der Thüringer Vernetzungsstelle sowie nationalen und europäischen Netzwerken. Zudem soll die aus der vergangenen Förderperiode vorhandene enge Vernetzung mit den Nachbarregionen weiter intensiviert werden. Angestrebt wird gleichfalls der Aufbau einer Kooperation mit einer europäischen LEADER- Aktionsgruppe außerhalb von Deutschland.

Fachbeirat Der Fachbeirat berät den Vorstand bei seinen Entscheidungen. In der Regel tagen beide Gremien gemeinsam. Die Mitglieder des Fachbeirats sind bei Abstimmungen nicht stimmberechtigt.

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- Uta Herklotz, Landwirtschaftsamt Zeulenroda - Christine Kober/ Manfred Klöppel, Naturparkverwaltung Thüringer Schiefergebirge / Obere Saale - Roswitha Leber, Thüringer Forstamt Neustadt - Andreas Martz, GFAW Gera - Michael Siegmund, Landratsamt Saale-Orla - Hans-Ulrich Rabold, Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera (ALF) - Marcel Lippold, Gasthof Grüner Baum & Vorstand Tourismusverbund Rennsteig-Saaleland e.V. - Frank Bachmann, Ferienhaus Alte Försterei Knau und Vorsitzender Landesarbeitsgemeinschaft Ferien auf dem Lande Thüringen e. V. Je nach Themen und Projekte wird der Fachbeirat durch weitere Fachmitglieder ergänzt.

Netzwerke und Projektgruppen Die wesentliche Projektarbeit wird in Netzwerken und Projektgruppen stattfinden. Die erfolgreiche Arbeit in Strukturen aus der vergangenen Förderphase, wie dem Netzwerk Saale-Orla-Erlebnissommer, der Strategiegruppe Thüringer Meer oder der Projektgruppe Lernort Landwirtschaft sollen fortgesetzt werden. Weitere Netzwerke und Projektgruppen, wie z. B. ein Arbeitskreis Dorfinitiativen oder ein Netzwerk Saale-Orla-Energie, sollen in konkreten inhaltlichen Zuammenhängen aufgebaut werden.

Öffentlichkeitsarbeit In der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla wird, wie auch schon in der vorangegangenen Förderperiode, die Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige Rolle spielen. Hierzu wird die LEADER-Aktionsgruppe die bereits etablierten Instrumente und Partnerschaften der vorangegangenen Förderperiode fortsetzen und mit zusätzlichen Instrumenten neue Akzente setzen. Verantwortlich für Organisation und Durchführung der Öffentlichkeitsarbeit ist das Regionalmanagement, wobei es sich ggf. kompetenter Partner aus der Region bedienen kann. Grundlage für den Wiedererkennungswert ist das seit über 5 Jahren bestehende Corporate Design. Durch die Öffentlichkeitsarbeit sollen insbesondere die Bevölkerung und Partner der Saale-Orla-Region erreicht und für den Prozess sensibilisiert werden. Dabei geht es darum durch einen guten Medienmix eine möglichst breite und nachhaltige Wirkung der einzelnen PR-Maßnahmen zu erzielen. Die LEADER- Aktionsgruppe Saale-Orla nutzt daher mehrere PR-Instrumente, um die Öffentlichkeit über den Prozess und Projekte zu informieren Eigene Medien

Pflege/ Medium Veröffentlichungen

Internetseiten www.leader-sok.de und www.schulessen.org regelmäßig

digitales Mitteilungsblatt 4 6 mal pro Jahr

Flyer, zur Vorstellung von Verein und RES 1 2

Flyer und Broschüren zur Vorstellung von Projekten und Ergebnissen nach Bedarf

Filmproduktionen/-beiträge zur Vorstellung von Prozessen und Projekten alle ein bis zwei Jahre

Jugendmedienprojekt zu LEADER 1

Externe Medien Mit regionalen Medien sollen die engen Partnerschaften fortgesetzt und ausgebaut werden. Die Ostthüringer Zeitung hat sich zu einem guten und kompetenten Partner der LEADER-Aktionsgruppe entwickelt, der auch den Prozess enger begleiten kann. Das Bürgerfernsehen Gera hat den

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Beteiligungsprozess zur Erstellung der RES Saale-Orla 2020 mit fünf Fernsehbeiträgen dokumentiert. Diese sehr fruchtbringende Zusammenarbeit soll im Rahmen der Umsetzung der RES Saale-Orla 2020 verstetigt werden. Weitere wichtige Partner sind der Landkreis und die Kommunen, die über ihre Amtsblätter alle ihre Haushalte erreichen. Darüber hinaus sollen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit weitere regionale und überregionale Medien, insb. Radio angesprochen werden. Eine weitere Säule der Öffentlichkeitsarbeit ist die Teilnahme an regionalen bzw. überregionalen Messen und Veranstaltungen. Auch in der vergangenen Förderperiode hat sich die LEADER-Aktions- gruppe regelmäßig an regionalen Veranstaltungen wie dem Tag der Landwirtschaft und der Saale-Orla- Schau beteiligt. 2013 konnte die LEADER-Aktionsgruppe zudem von ihrem Auftritt auf der Internatio- nalen Grünen Woche in Berlin profitieren und dem Projekt Schulessen Saale-Orla Regional, Gesund und Gut Nachdruck verleihen. Da die Region beabsichtigt, Jugendliche stärker in den LEADER-Prozess einzubinden, sind für diese Zielgruppe spezifische Ansprachen zu wählen. Diese können von den zuvor beschriebenen Medien und Instrumenten abweichen und sollen projektbezogen entwickelt werden. Der Verein LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla verpflichtet sich ein Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit zu erstellen und jährlich fortzuschreiben.

Beteiligungsprozess Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla hat sich in den vergangenen Jahren zu einem belastbaren Motor für regionale Kommunikation entwickelt. Diese Arbeit soll fortgesetzt und in ausgewählten Bereichen intensiviert werden. a) Zielgruppen: Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Vereine und Verbände So wie es die derzeitige Struktur der Vereinsmitglieder gut widerspiegelt, waren in der Vergangenheit die Gemeinden die Hauptzielgruppe im LEADER-Prozess. Dies ist insbesondere auf die Förderbe- dingungen in der vergangenen Förderperiode zurückzuführen. In Teilen konnte die Region das durch regional wirksame Projekte, die auch die Zivilgesellschaft einbinden kompensieren (z. B. Schulessen Saale-Orla Regional, Gesund und Gut oder der Saale-Orla-Erlebnissommer). Mit der neuen Förder- phase hat sich im Rahmen von LEADER der Förderfokus geöffnet. Eine Schwerpunktsetzung erfolgt durch die LEADER-Regionen. Gleichzeitig sind ein wachsendes Verständnis zivilgesellschaftlicher Gruppen auf der einen und ein Rückgang der Nachfrage aufgrund fehlender Finanzmittel auf kommunaler Seite zu verzeichnen. Künftig wird die LEADER-Aktionsgruppe Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Vereine und Verbände ins Zentrum regionaler Kommunikation stellen. Die Region soll in erster Linie aus der Sicht von Bürgerinnen und Bürgern gedacht und entwickelt werden. Bürgermeister und Gemeindevertreter bekommen vor allem die Rolle von Moderatoren, die mit verschiedenen Gruppen und in komplexen Zusammenhängen für ihre Gemeinde wirken. Erklärtes Ziel ist es, besonders Jugendliche und unternehmerische Menschen für regionale Prozesse zu gewinnen. b) Formate und Methoden Die angewandten Formate und Methoden sollen auf die Zielgruppen und auf komplexe Projektzu- sammenhänge zugeschnitten sein. Unter anderem sind hier zu nennen: - regelmäßige thematische Arbeits- und Projektgruppe. - Workshops und Kleingruppenarbeit - jährliche Regionalforen und/oder Informationsveranstaltungen - gemeinsame Fortbildungen und Projektbereisungen - Jugendforen und Schülerprojektwerkstätten - Konferenzen und Seminare - Wettbewerbe unter Nutzung der Sonnenschirm-Projekt-Förderung Eine besondere Rolle wird künftig die bürgerbeteiligte Öffentlichkeitsarbeit in Kooperation u.a. mit dem Bürgerfernsehen Gera und der Ostthüringer Zeitung spielen. Mit Rücksicht auf berufstätige Bürgerinnen

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und Bürger werden öffentliche Veranstaltungen in den Nachmittags- und Abendstunden angeboten. Veranstaltungsorte werden je nach Thema und in der Region ausgewogen verteilt angeboten. Für die Moderation von Gruppenprozessen ist darauf zu achten, dass das Arbeitsthema, der einzelne Teilnehmer und die Gesamtheit der Gruppe in ausgewogener Beziehung zueinander stehen. Durch Reflexionen ist der Verlauf von Gruppenprozessen zu evaluieren.

Prozess- und Strukturziele

Ziel Indikator Zielgröße Termin

Das Geschlechterverhältnis im Entscheidungs- Frauenanteil 50 % 2020 gremium ist 2020 ausgewogen.

Das Entscheidungsgremium verfügt ab 2017 Mitgliederzahl 12 2017 über 12 Mitglieder.

Bis 2020 hat sich die Zahl der Vereinsmitglieder der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla Mitgliederzahl 80 2020 verdoppelt.

Über Veranstaltungen erreicht die LEADER- Aktionsgruppe jährlich 100 verschiedene Teilnehmerzahl 100 jährlich Akteure.

Die Mitglieder des Vereins LEADER-Aktions- Note 2-3 2018 gruppe Saale-Orla bewerten den Prozess bis Zufriedenheitsergebnis Note 2 2021 zum Jahr 2021 mit der Note 2 und besser.

Die Mitglieder von Vorstand und Fachbeirat der Anzahl Veranstaltungen 2 LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla nehmen bis 2020 2020 an mindestens 2 Qualifizierungs- Anzahl Teilnehmer jeweils 10 maßnahmen teil.

Die LEADER-Aktionsgruppe kooperiert bis 2020 Anzahl 8 in Deutschland mit 8 weiteren Regionen und Kooperationspartner 2020 verfügt über zwei transnationale Koope- Anzahl transnationale 2 rationsprojekte. Kooperationsprojekte

Die Beteiligungsquote an Treffen von Mitgliederversammlung sowie Vorstand und Beteiligungsquote 60 % fortlaufend Fachbeirat liegt mindestens bei 60%.

Jährlich werden 5 Beiträge veröffentlicht. Anzahl 5 jährlich Veröffentlichungen

Jährlich werden zwei Mitgliederversamm- Anzahl Mitglieder- 2 jährlich lungen durchgeführt. versammlungen

7.2 Regionalmanagement

Aufgaben Das Regionalmanagement ist für die Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie Saale-Orla bis 2023 verantwortlich. Die Aufgaben für das Regionalmanagement gliedern sich dabei wie folgt: a) Prozessmanagement - Betreibung und Leitung einer Geschäftsstelle der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla - Koordination und Durchführung des Gesamtprozesses

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- Mitwirkung bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen einschließlich Moderation, insb. von Vorstand und Mitgliederversammlung, - Unterstützung des Vorstandes - Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen und Kooperationspartnern - Erfahrungsaustausch mit anderen LEADER-Regionen und Kooperationspartnern (transregionale, gebietsübergreifende und transnationale Zusammenarbeit) - Kontaktanbahnung/-vertiefung und organisatorische Vor- und Nachbereitung, Netzwerkarbeit mit anderen Regionen - Vertretung der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla in LEADER-Netzwerken auf regionaler und Landes-, Bundes- und EU-Ebene - Finanzmanagement für die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla, insb. Antragstellung und Nachweisführung sowie Fundraising und Fördermittelmanagement b) Projektmanagement für Projekte der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla e.V. und Kooperationsprojekte - Initiierung und Umsetzung von strategischen Projekten entsprechend der RES Saale-Orla 2020. - Initiierung von Projektgruppen und Akteursnetzwerken - Entwicklung und Umsetzungsbegleitung von Projekten - Initiierung von Umbrellaprojekten und Vorbereitung des erforderlichen Projektmanagements - Beratung potenzieller Projektträger, u. a. bei der Fördermittelakquise und Antragstellung - Absicherung des korrekten Projektauswahlverfahrens, u. a. Prüfung von Projektanträgen, ggf. Erarbeitung von Stellungnahmen und Entscheidungsvorlagen für die Entscheidungsgremium, Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden - Führung sowie laufende Fortschreibung der Projektliste mit Finanzierungsübersicht (beantragte, bewilligte und in Anspruch genommene Finanzmittel) c) Organisation und Koordinierung von Kommunikations- und Beteiligungsprozessen - Mitwirkung bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von regelmäßigen Aktivitäten zur Beteiligung der Akteure in der Region - Absicherung des Informationsbedarfes von Bevölkerung, Akteuren, Partnern und Fördermittelgebern - Einbeziehung und Kontaktpflege mit allen relevanten Akteuren, Unternehmen, Netzwerken, Institutionen, Kommunen, Behörden, Politikern der Region d) Öffentlichkeitsarbeit - Initiierung, Organisation und Redaktion der Öffentlichkeitsarbeit - Pflege der Internetpräsentation - regelmäßige Presse- und Fernseharbeit - redaktionelle Begleitung der Erstellung von Informationsmaterial, wie Mitteilungsblatt, Flyer oder Broschüren e) Evaluation, Monitoring und Dokumentation - Jährliche Bewertung/Monitoring des Gesamtprozesses von 2015 bis 2023 zur Überprüfung der regionalen Entwicklung anhand qualitativer und quantitativer Erfolgskriterien - Verfassung jährlicher Sachberichte - Organisation und Begleitung der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla bei der Selbstevaluierung - Erfolgskontrolle und Berichterstattung hinsichtlich der erreichten Ziele und eventuell sich zeigender Hindernisse sowie Ableitung von Fortschreibungsbedarfen - Berichterstattung gegenüber den Behörden

(Leistungsbeschreibung siehe Anlage E 4)

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Vor-Ort-Büro und Ausstattung Das Regionalmanagement richtet am Sitz der Regionalen Aktionsgruppe Saale-Orla in Remptendorf eine Geschäftsstelle ein. Das externe Regionalmanagement hält zur Erfüllung seiner Aufgaben die erforderliche Infrastruktur, wie Bürokapazitäten, Kommunikationsstruktur, den Fuhrpark und die Fahrtkosten vor. Notwendiges Büro-Verbrauchsmaterial sowie ggf. Technik und Ausstattung werden durch die LEADER- Aktionsgruppe Saale-Orla bereitgestellt. Ebenso werden die Kosten für Präsentationen, Öffentlichkeitsarbeit, Fortbildung, Kooperation und Vernetzung von der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla getragen.

Kosten, Finanzierung und Laufzeit Mit dem Regionalmanagement soll eine externe Stelle beauftragt und per Werkvertrag gebunden werden. Angestrebt werden in der Summe 1,3 Vollzeitstellen. Die Beauftragung des Regionalmanage- ments wird bis 2023 zugesichert.

Kosten Regional- Kosten Jahr Kosten Summe Fördermittel Eigenmittel management Sachmittel 2015 29 5.05 34.05 30.5 3.55 2016 2023 114 10.05 124.05 111.6 12.45 jährlich Übersicht Kosten und Finanzierung von Regionalmanagement und Sachmitteln pro Jahr

Der Finanzierung liegt eine 90%tige Förderung auf die Bruttokosten zu Grunde. Der Eigenanteil in Höhe von 10 % der Bruttokosten ist gedeckt und bis 2023 gesichert (siehe Kap. 8). Regionalmanagementziele

Ziel Indikator Zielgröße Termin Das Regionalmanagement nimmt min. an 2 Treffen mit min. 3 Thüringer Regionen Anzahl Treffen 2 jährlich pro Jahr teil.

Das Image der LEADER-Aktionsgruppe Note 2,5 2018 wird im Jahr 2020 im Rahmen einer Image- Zufriedenheitsergebnis Analyse mindestens mit gut bewertet. Note 2 2020 Das Regionalmanagement nimmt jährlich Anzahl Fortbildungen, an mindestens zwei Fortbildungen, 2 jährlich Schulungen, Fachmessen Schulungen oder Fachmessen teil.

7.3 Projektauswahlverfahren und Förderrahmen 7.3.1 Projektauswahlverfahren Die LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla setzt bei der Auswahl der Förderprojekte auf ein transparentes Verfahren und größtmöglich nachvollziehbare Entscheidungen. Die Auswahl der Einzelvorhaben erfolgt durch den Vorstand der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla unter Berücksichtigung der Förderrichtlinie des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) in der jeweils gültigen Fassung und aller weiteren gesetzlichen Bestimmungen.

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Ablauf Projektanbahnung und -auswahl

Kontaktaufnahme und Vor-Ort-Termin Der Antragsteller nimmt Kontakt mit dem Regionalmanagement Saale-Orla auf. Es wird ein Vor-Ort-Termin durchgeführt. Die weitere Verfahrensweise sowie erforderlichen Unterlagen werden abgestimmt. Ggf. wird das Projekt, begleitet durch das Regionalmanagement, qualifiziert.

Einreichung Förderantrag und Projektskizze Der Antragsteller reicht den vollständigen Förderantrag und eine qualifizierte Projektskizze beim Regionalmanagement ein.

Ausarbeitung Empfehlung zur Entscheidungsfindung im Vorstand Das Regionalmanagement erarbeitet eine Empfehlung für die Bewertung des Projektes nach den öffentlich bekannten Auswahlkriterien.

Sitzung von Vorstand und Fachbeirat Mit der Einladung zur Sitzung erhalten die Mitglieder die Tagesordnung mit Angabe der Projekte, die zur Entscheidung anstehen, sowie ausreichende Vorabinformationen (Projektblatt etc.). Der Termin wird öffentlich bekannt gegeben. Die Antragsteller erhalten nach Möglichkeit die Gelegenheit, ihren Projektantrag persönlich kurz vorzustellen. Das Entscheidungsgremium trifft eine Auswahl auf der Grundlage der Projektauswahlkriterien, votiert die Projekte und legt eine Rangfolge fest. Die Entscheidung wird dokumentiert.

Information des Antragstellers und Weiterleitung des Förderantrages Das Regionalmanagement informiert den Projektantragsteller zeitnah über die Entscheidung des Vorstandes sowie etwaige Empfehlungen. Es leitet den vorliegenden Förderantrag sowie die abgestimmte Rangliste zur Feststellung der Förderfähigkeit und ggf. der Bewilligung an das Amt für Landentwicklung und

Flurneuordnung in Gera (Fördermittelgeber) weiter.

Bei der Auswahl der Fördermaßnahmen betrachtet die LEADER-Aktionsgruppe in der Regel das Gesamtvorhaben. Der Vorstand kann in begründeten Fällen von dieser Verfahrensweise abweichen und nur die beantragte Fördermaßnahmen berücksichtigen. Diese Abweichung ist jedoch zu dokumen- tieren und öffentlich nachvollziehbar dazulegen. Die Gesamtpunktzahl aus dem Berechnungsverfahren bildet die Grundlage für die Ranglistenbildung zur Förderbewilligung. Der Vorstand behält sich in begründeten Ausnahmen das Recht vor, von dieser Reihenfolge abzuweichen. Diese Abweichung ist zu dokumentieren und öffentlich nachvollziehbar dazulegen. Die Antragsteller hat die Möglichkeit auf eigene Initiative, seinen Antrag persönlich vor dem Vorstand und dem Fachbeirat vorzustellen. Das Ergebnis der Beschlussfassung des Vorstandes wird zu jedem Projekt protokolliert und in einem Formblatt festgehalten. Die einzelnen Beschlussfassungen sind Bestandteil des Sitzungsprotokolls. Zeitlicher Ablauf Projektantragstellungen sind jeweils bis zum 31.01. und bis zum 31.05. eines Jahres möglich. Die LEADER-Aktionsgruppe behält sich vor, weitere themenbezogene Projektaufrufe durchzuführen. Informationen zum Verfahren werden auf der Internetseite www.leader-sok.de bekannt geben. Die Förderentscheidung soll dann innerhalb von 8 Wochen, gerechnet ab den oben genannten Terminen getroffen werden. Sollte sich der Entscheidungsprozess verzögern, werden die Antrag- steller entsprechend informiert. Die Beantragung von Kooperationsprojekten ist ganzjährig möglich.

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Interessenkonflikte Mitglieder von Vorstand und Fachbeirat werden von Vorstandsentscheidungen ausgeschlossen, an denen sie persönlich beteiligt oder im Zuge der Projektentwicklung involviert sind. In diesem Fall sind die betroffenen Mitglieder verpflichtet dies dem Vorsitzenden anzuzeigen. Sie müssen für die Zeit der Diskussion um die Entscheidung sowie das Votum den Raum verlassen.

Transparenz und Nicht -Diskriminierung Die LEADER-Aktionsgruppe legt großen Wert auf eine maximale Transparenz des Projektauswahl- verfahrens. Die Regeln für das Projektauswahlverfahren, der Projektbewertungsbogen sowie die Doku- mentation der Projektauswahlentscheidung einschließlich der Gesamtpunktzahl werden von der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla im Internet unter www.leader-sok.de veröffentlicht. Alle potenziellen Antragsteller werden im Rahmen von Beratungsgesprächen auf das Projektauswahlverfahren sowie die Auswahlkriterien hingewiesen und erhalten den Projektbewertungsbogen ergänzend zu ihren Antragsunterlagen.

Möglichkeiten für Einwendungen und zum Widerspruch gegen die Auswahlentscheidung der LEADER-Aktionsgruppe Der Projektträger wird im Falle einer Ablehnung oder Zurückstellung seines Projekts schriftlich darüber informiert, welche Gründe für die Ablehnung oder Zurückstellung ausschlaggebend waren. Es wird ihm die Möglichkeit eröffnet, sein Projekt begleitet durch das Regionalmanagement zu qualifizieren. Der Projektantrag kann nach der Qualifizierung erneut dem Vorstand zur Projektbewertung vorgelegt werden. Weiterhin wird der Projektträger auf die Möglichkeit hingewiesen, dass er trotz der Ablehnung oder Zurückstellung des Projekts durch die LEADER-Aktionsgruppe einen Förderantrag (mit der negativen Stellungnahme) direkt bei der Bewilligungsstelle einreichen kann und ihm so der öffentliche Verfahrens- und Rechtsweg eröffnet wird.

7.3.2 Auswahlkriterien und Berechnungsverfahren Die Auswahlkriterien dienen der Entscheidungsfindung im Entscheidungsgremium und sollen im Sinne der Regionalen Entwicklungsstrategie Saale-Orla eine möglichst zielkonforme Projektauswahl unter- stützen. Im Verfahren wird zwischen Mindest- und Bewertungskriterien unterschieden. Mindestkriterien Nur wenn diese Kriterien erfüllt sind, wird das Projekt dem Vorstand vorgelegt. Diese Kriterien werden im Vorfeld durch das Regionalmanagement überprüft und dokumentiert. Gegebenenfalls können Härtefälle im Vorstand diskutiert werden, ob sie zum weiteren Verfahren zugelassen werden. Folgende Mindestkriterien wurden vereinbart: - Das Projekt ist passfähig zur aktuellen Regionalen Entwicklungsstrategie. - Eine Förderung über ein alternatives Förderprogramm ist nach aktuellem Kenntnisstand für die beantragte Maßnahme ausgeschlossen. - Das Projekt ist selbsttragend und wirkt nachhaltig. - Das Projekt ist innovativ und stellt keine reine Werterhaltung dar. - Ein Beteiligungsprozess sowie Austausch mit potenziellen Partnern hat stattgefunden. - Das Projekt leistet einen Beitrag zur Stärkung der regionalen Identität. - Das Projekt berücksichtigt die Anforderungen von Gender Mainstreaming.

Bewertungskriterien Anhand dieser Kriterien wird das Projekt bewertet. Jedem Kriterium liegt ein Bepunktungsspektrum zu Grunde. Die Gesamtpunktzahl bildet die Grundlage für das Votum des Vorstands und zur Einordnung der Vorhaben in einer Prioritätenliste zur Fördermittelbewilligung. Die Bewertungskriterien berücksichtigen sowohl regionsspezifische Kriterien als auch die drei Säulen der Nachhaltigkeit Ökonomie, Ökologie und Soziales. Die Kriterien werden mit Punkten bewertet (siehe

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Klammer). Als Gesamtpunktzahl sind maximal 22 Punkte zu erreichen. Für ein Votum sind mindestens 4 Punkte erforderlich. (Projektbewertungsbogen und Projektblatt siehe Anlage D)

Bewertungskriterien mit regionaler Relevanz Raumwirksamkeit (2-1-0 Punkte) Hat das Vorhaben eine (über-)regionale Ausstrahlung? Profitieren neben dem Träger auch andere regionale Akteure von dem Vorhaben? Trägt es zum Zusammenwachsen der Region bei? Bürgerschaftliches Engagement (2-1-0 Punkte) Inwieweit unterstützt und fördert das Projekt das Engagement und die Aktivitäten von Bürgerinnen und Bürgern bzw. bindet sie und ihre Interessen maßgeblich ein? Netzwerke und Kooperationen (2-1-0 Punkte) Leistet das Projekt einen Beitrag zur Bildung neuer Kooperationen zwischen regionalen Akteuren? Ist das Projekt mit anderen Projekten vernetzt bzw. unterstützt es diese? Innovation (2-1 Punkte) Ist das Projekt regional oder landesweit innovativ?

Bewertungskriterien mit wirtschaftlicher Relevanz Regionale Wertschöpfung (2-1-0 Punkte) Leistet das Projekt einen (un-)mittelbaren Beitrag zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung? Fachkräftesicherung (2-1-0 Punkte) Unterstützt das Projekt die Sicherung qualifizierter Arbeitsplätze? Werden durch das Projekt Arbeitnehmer qualifiziert bzw. qualifizierte Arbeitnehmer in die Region geholt?

Bewertungskriterien mit sozialer Relevanz Kinder und Jugendliche (2-1-0 Punkte) Berücksichtigt das Projekt in besonderem Maße die Bedürfnisse/Probleme von Kindern und Jugendlichen? Sind Kinder und Jugendliche in angemessenem Maße eingebunden? Miteinander und Inklusion (2-1-0 Punkte) Trägt das Projekt zum Miteinander der Generationen bei? Trägt das Projekt zur Inklusion bei? Ist es barrierefrei oder barrierearm? Anpassung an den demografischen Wandel (2-1-0 Punkte) Berücksichtigt das Vorhaben die Auswirkungen des demografischen Wandels? Trägt das Vorhaben gezielt zur Anpassung an die Veränderung der Bevölkerungsstruktur bei?

Bewertungskriterien mit ökologischer Relevanz Natur und Landschaft (2-1-0 Punkte) Trägt das Projekt zur Erhaltung bzw. nachhaltigen Gestaltung von Natur und Landschaft bei? Umwelt- und Klimaschutz (2-1-0 Punkte) Ist das Projekt umweltfreundlich? Schont es den Ressourcenverbrauch bzw. verringert es die Umwelt- belastungen? Trägt das Projekt zum Klimaschutz bei?

7.3.3 Förderrahmen Für die Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie Saale-Orla wurde ein Förderrahmen fest- gelegt, der die Fördermöglichkeiten und -bedingungen für einzelne Maßnahmen aufzeigt. Prinzipiell können nur Projekte gefördert werden, die sich thematisch und formell in die Regionale Entwicklungs- strategie Saale-Orla 2020 einordnen lassen. Innerhalb des Förderrahmens wird insbesondere geregelt:

61 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

- Zuwendungszweck, Rechtsgrundlagen - Gegenstand der Förderung - Zuwendungsempfänger - Zuwendungsvoraussetzungen - Art, Umfang und Höhe der Zuwendung

Zuwendungszweck, Rechtsgrundlagen

1. Zweck des Förderrahmens ist die Förderung von Maßnahmen zur Umsetzung der Regionalen Entwicklungsstrategie der LEADER- - 2. Ein Rechtsanspruch des Antragstellers auf Gewährung einer Zuwendung besteht nicht. Über die Förderwürdigkeit der Maßnahmen entscheidet der Vorstand des Vereins LEADER- Aktionsgruppe Saale-Orla als Entscheidungsgremium anhand öffentlich zugänglicher Kriterien. Über die Förderfähigkeit entscheidet das Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera als Bewilligungsbehörde.

Gegenstand der Förderung Förderfähig sind investive und nicht investive Vorhaben zur Umsetzung der Leitprojekte der Regionalen Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020: - Lebendige Dörfer - Klimaschutz durch Saale-Orla-Energie - Jugend für regionale Entwicklung - Regionales Geld für Regionale Projekte - Regionale Mobilität - Touristisches Informationssystem - Willkommenskultur und Integration - Entwicklung touristischer Produkte - Regionale Produkte und - Authentische/profilierte Regionalplattform Übernachtungsangebote - Schulessen in aller Munde - Grünes Band

Zuwendungsempfänger Antragsberechtigt sind: - LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla - Unternehmen - Kommunen - Kirchgemeinden - Vereine und Verbände - Privatpersonen

Zuwendungsvoraussetzungen Die Maßnahme muss die Mindestkriterien der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla erfüllen und wurde durch den Vorstand der LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla votiert. Mit der Maßnahme wurde noch nicht begonnen. Die Finanzierung der Maßnahme muss nachgewiesen und bis zur Auszahlung der Fördermittel zwischenfinanziert werden. Voraussetzung für die Förderung investiver Vorhaben ist die Vorlage eines schlüssigen Konzeptes. Die beantragte Maßnahme muss die Bestimmungen in der Richtlinie zur Integrierten Entwicklung des Ländlichen Raumes des TMIL in der jeweils gültigen Fassung und allen weiteren geltenden Rechtsgrundlagen entsprechen.

Art, Umfang und Höhe der Zuwendung Zuwendungen werden als Anteilsfinanzierung in Form eines Zuschusses zur Deckung von Ausgaben im Rahmen einer Projektförderung gewährt.

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Die Förderquoten und Höchstfördersätze betragen wie folgt: maximale Förderquote Höchstfördersumme Antragsteller nicht investiv investiv nicht investiv investiv LEADER-Aktionsgruppe 75 % 75 % ohne ohne

Vereine/Verbände 75 % 75 %

Kommunen 70 % 65 %

Unternehmen 70 % 50 %

Kirche 70 % 50 %

Privatpersonen 70 % 50 %

Sonderregelungen 1. Bei Umbrella- und Kooperations-Projekten beträgt die Förderquote bis zu 75 %. 2. Regional- und strukturrelevante Projektkosten können bis zu 3 Jahre mit einer Summe von bis zu

3. Regional- und strukturrelevante Konzepte bzw. Studien können mit einer Summe von bis zu 50.000 4. Bundesweit modellhafte Investitionen von Kommunen können mit bis zu 75 % gefördert werden. 5. Investitionen in netzunabhängige Erneuerbare Energie-Anlagen werden mit einem Fördersatz von bis zu 30 % und max. 10 ird. 6. Die Maßnahmendauer beträgt bis zu drei Jahren. 7. Zuwendungsfähige Ausgaben sind alle unmittelbar mit der Maßnahme im Zusammenhang stehenden Ausgaben, soweit in übergeordneten rechtlichen Regelungen nichts anderes bestimmt ist. Ein Projekt ist regional relevant, wenn es mindestens 40 % der Fläche oder der Bevölkerung der Saale- Orla-Region betrifft. 7.4 Monitoring und Evaluierung Das laufende Monitoring dient insbesondere der jährlichen Zielkontrolle. Jährlich sollen Im Januar/ Februar die Daten der smart formulierten Projekt-, Struktur-, Prozess- und Regionalmanagementziele für das Vorjahr erhoben werden. Hierfür wird eine Indikatorentabelle angelegt. Die Gründe für Abwei- chungen vom Plansoll sind zu überprüfen und werden im Entscheidungsgremium der LEADER-Aktions- gruppe Saale-Orla diskutiert. Gegebenenfalls werden Gegenmaßnahmen eingeleitet, beispielsweise indem die Arbeitsintensität im Rahmen der einzelnen Leitprojekte und Strukturen angepasst wird. Deutliche Abweichungen zeigen Korrekturbedarf an der Regionalen Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2020 auf und führen eine Überarbeitung der Regionalen Entwicklungsstrategie nach sich. Das Monitoring wird ergänzt durch eine Imageanalyse, die im Rahmen der Mitgliederversammlungen einmal jährlich Arbeit und Wirkung von LEADER-Aktionsgruppe und Regionalmanagement erfasst. Durch die Selbstevaluierung sollen insbesondere aufwendiger zu erhebende smarte Ziele überprüft und in einem breit angelegten Prozess diskutiert werden können. Der Verein LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla sichert zu, insgesamt zwei Selbstevaluierungen im Rahmen der Förderperiode durchzufüh- ren. Zeitlich sind hierfür die Jahre 2018 und 2021 vorgesehen. Die genauen Termine sollen möglichst mit der Halbzeit- und der Abschlussbewertung von EU und Freistaates Thüringen abgestimmt werden. Die entsprechenden quantitativen und qualitativen Aussagen werden über Fragebogenanalysen und strukturierte Interviews erhoben und in einem offenen Workshop-Prozess mit allen Beteiligten disku-

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tiert. Im Ergebnis erfolgt eine Nachjustierung und Fortschreibung der Regionalen Entwicklungsstrategie einschließlich einer Neubewertung der smart formulierten Ziele. Alle Maßnahmen zu Monitoring und Evaluation gehören in der Saale-Orla-Region zum Aufgaben- spektrum des Regionalmanagements und werden damit intern durchgeführt.

Gegenstand Zeitpunkt/Turnus Monitoring Projekt-, Struktur-, Prozess- und Regionalmanage- jährlich in Januar/Februar mentziele für das Vorjahr Imageanalyse Arbeit und Wirkung von LEADER-Aktionsgruppe jährlich im Rahmen der und Regionalmanagement Mitgliederversammlungen Selbstevaluierung Zielkontrolle, breite Diskussion und 2018 und 2021 Fortschreibung

64 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

8 Finanzplan

Finanzierung von Regionalmanagement und Verwaltungskosten Der Verein LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen sowie aus Spon- soring- die Verdopplung der Mitgliederzahl bis 2020 werden diese Einnahmen auf rund 12 2008 wird der Verein LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla zudem von der Kreissparkasse Saale-Orla - und Werbeverträgen unterstützt. Die aktuell laufenden Verträge gelten bis Dezember 2016. Es ist davon auszugehen, dass die Kreissparkasse Saale- Orla ihr Engagement weiter fortsetzen wird. Der Verein LEADER-Aktionsgruppe Saale-Orla sichert die Finanzierung von Regionalmanagement, Sachkosten und Sensibilisierung/Animation bis 2023 zu.

Drittmittel aus ELER, ESF und EFRE Für die Umsetzung der Leitprojekte sollen zusätzlich Drittmittel aus anderen EU-Fonds akquiriert werden. Aufgrund derzeit noch fehlender Richtlinien zur Umsetzung der Operationellen Programme sowie nicht ausreichender Kenntnis einzelner Projektdetails potenzieller Antragsteller, können derzeit keine eindeutigen Aussagen zur Nutzung von Drittmitteln getätigt werden. Im Rahmen des EFRE-Fonds hat die Saale-Orla-Region als einzige Thüringer Region die Möglichkeit INTERREG-Mittel der Europa- region Euregio Egrensis (Tschechien, Bayern, Sachsen, Thüringen) zu nutzen, zu deren Gebietskulisse der Saale-Orla-Kreis gehört. Darüber hinaus sollen Mittel von Bund und Land sowie Stiftungsmittel akquiriert werden. Wie in der Vergangenheit ist der Verein zudem bestrebt durch die Teilnahme an Wettbewerben zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen. Der Drittmittelbedarf wird

Eine Beispielauswahl von Möglichkeiten zur Drittmittelverwendung gibt folgende Übersicht:

Projekte Potenzielle Drittmittel Streuobstkoordinatoren im Rahmen des ELER, Art. 35 (Kooperation) (Vorgespräche sind - dazu bereits geführt worden) Schulessenkoordinatoren bei den Schulverwal- Bundesministerium für Ernährung und tungsämtern im Rahmen des Kooperations- Landwirtschaft oder ESF; Antragsteller:

Quartierskonzeption und -management für ESF oder Modellprojekte von Stiftungen ländliche Räume Touristische Angebote EFRE, Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und digitale Gesellschaft

Drittmittel sind im Rahmen der Startprojekte ausschließlich für das Kooperationsprojekt Streuobst- Initiati -Fonds, Art. 35 (Kooperation) zum Ansatz gebracht werden. Der Kontakt zur bewilligenden Stelle wurde bereits - iv bewertet.

Aussagen zur geplanten Aufteilung der zur Verfügung stehenden Mittel Die vorliegende Planung geht derzeit von einem Fördervolumen von 2,96 verbundenen Gesamtinvestition in Höhe von 4,53 Sollten darüber hinaus weitere Förder- mittel zur Verfügung stehen, so ist die Saale-Orla-Region in der Lage, diese Mittel inhaltlich und finanziell zu untersetzen. Die LEADER-Fördermittel teilen sich auf die Handlungsfelder wie folgt auf: HF : 930.500 , 00 und HF . Das Verhältnis von Förder- zu Eigenmitteln variiert unter den Handlungsfeldern zwischen 1:3 und 1:1. Die höchste

65 Regionale Entwicklungsstrategie Saale-Orla 2014-2020

Im Rahmen von Kooperationsprojekten sind derzeit 539 investition in Höhe von 733

Indikative Finanztabelle zur ELER-Förderung (LEADER, M19.2 - M19.4)

2015 2016 Handlungsfelder Zuschuss Eigenmittel Drittmittel Gesamt Zuschuss Eigenmittel Drittmittel Gesamt HF "Lebensqualität" - - davon Startprojekte - - - - - davon Kooperationsprojekte - - - - - HF "Fachkräftesicherung" 50.600 38.6 - 89.2 - 251 davon Startprojekte 50.600 38.6 - 89.2 - - - - davon Kooperationsprojekte - - - - - 3 HF "Tourismus" - 140.0 - 35 davon Startprojekte - - - - - davon Kooperationsprojekte - - - - 100.000 - Summe Projekte 70.1 45.6 - 115.700 505.000 311.000 - 816.000 Verwaltungskosten - - Sachkosten - - Regionalmanagement - 2 - Sensibilisierung/Animation - - Gesamtsumme 100.6 49.1 - 149.7 323 - 940

2017 2018 Handlungsfelder Zuschuss Eigenmittel Drittmittel Gesamt Zuschuss Eigenmittel Drittmittel Gesamt HF "Lebensqualität" - - davon Startprojekte ------davon Kooperationsprojekte - - HF "Fachkräftesicherung" - 24 - 29 davon Startprojekte ------davon Kooperationsprojekte - 8 - 8 HF "Tourismus" - - davon Startprojekte - - - - - davon Kooperationsprojekte - - Summe Projekte - - Verwaltungskosten - - Sachkosten - - Regionalmanagement - - Sensibilisierung/Animation - - Gesamtsumme - -

2019 2020 ff. Handlungsfelder Zuschuss Eigenmittel Drittmittel Gesamt Zuschuss Eigenmittel Drittmittel Gesamt HF "Lebensqualität" - - davon Startprojekte ------davon Kooperationsprojekte - - HF "Fachkräftesicherung" - 14 - 11 davon Startprojekte ------davon Kooperationsprojekte - 7 - 3 HF "Tourismus" - - davon Startprojekte - - - - - davon Kooperationsprojekte - - Summe Projekte - - Verwaltungskosten - - Sachkosten - - Regionalmanagement - - Sensibilisierung/Animation - - Gesamtsumme - -

66 GEFÖRDERT IM RAHMEN VON MIT FREUNDLICHER UNTERSTÜTZUNG