CDU-Informationsdienst Union in Deutschland iflä® Bonn, den 13. Januar 1994 1/1994 - Mit Sonderbeilage Nordrhein-Westfalen •"-1 eneralsekretär : 1994: Entscheidung für eine sichere Zukunft ^93 war für die CDU Deutschlands ein poli- ^sch schwieriges Jahr. Bei den Bürgerschafts- HEUTE AKTUELL hlcn in Hamburg und den Kommunal wählen • FAZ-Gespräch Brandenburg haben wir — trotz der intensiven Bundeskanzler : Ich i-beit unserer Freunde vor Ort — enttäuschende will die Koalition der CDU/CSU rgebnisse erzielt. Selten zuvor mußten wir über mit der FDP fortsetzen. Seite 8 io lange Zeit hinweg negative demoskopische • CDU/CSU Wolf gang Schäuble: Wir wollen Werte hinnehmen. Mir ist bewußt, daß wir in der einen neuen Aufbruch schaffen. Partei mit einem erheblichen Stimmungstief zu Seite 14 ämpfen haben. • Grundsatzprogramm Reinhard Göhner: Wir brauchen Dieses Empfinden korrespondiert mit dem Mei- eine Werte- und politische igsklima in weiten Teilen der Bevölkerung: Grundsatzdebatte. Seite 20 .ensbach beschreibt in diesen Tagen die Stim- • Öffentlichkeitsarbeit tng in Deutschland als „lähmend und düster". Materialien zum Thema Innere I Prozent, so wurde ermittelt, haben den Eindruck, Sicherheit. Seite 34 D einer besonders schwierigen und unsicheren Zeit • Dokumentation Politik gestalten in schwieriger u leben; 69 Prozent der Westdeutschen und 75 Pro- Zeit. Ausgewählte Bilanzpunkte nt der Ostdeutschen ängstigt die Zukunft. der Regierungsarbeit 1993. (Fortsetzung auf Seite 2) Grüner Teil

Dieses Signet markiert die Werbelinie der CDU in den kommenden Wahlkämpfen. Es wird auf Plakaten, Broschüren und Anzeigen auftauchen. Auch bei den Landtags- und SICHER IN DIE ZUKUNFT Kommunalwahlkämpfen kann es eingesetzt werden, ergänzt um die Symbole der jeweiligen CDU Länder und Kommunen. Seite 2 • UiD 1/1994 PETER HINTZE

(Fortsetzung von Seite 1) nach wie vor grundgesetzlich verankerten Wir sollten uns bewußt sein, daß dieses Asylrechts konnte weitgehend unterbun- demoskopische Stimmungsbild lediglich den werden. Damit ist zugleich den eine Momentaufnahme ist zu einem Zeit- Rechtsradikalen ein zentrales Thema punkt, da erste Anzeichen für eine weggenommen worden, von dem sie frü- Wende der Verhältnisse erkennbar wer- her in erheblichem Ausmaß profitiert den. Die Wirtschaftsprognosen für das haben. Jahr 1994 werden zunehmend günstiger • Ein vordringliches Thema im zurücklie- — und mit ihnen auch die meßbaren genden Jahr war die Gewährleistung der Stimmungslagen der Bürger. 1993 war Inneren Sicherheit. Das von uns geschaf- das Jahr, in dem wir eine tiefe Talsohle fene Gesetz zur Bekämpfung der Organi- durchschreiten mußten. sierten Kriminalität und des Rauschgift- Liebe Freunde, ich werbe dafür, daß wir handels konnte erstmals seine Wirkung unsere Situation zu Beginn des Mega- entfalten. Die Verabschiedung eines Wahljahres 1994 nüchtern und objektiv Gesetzes zur Bekämpfung der Geldwä- einschätzen, daraus die richtigen Schlüsse sche trifft die international operierenden ziehen und dann entschieden und kraft- Verbrecher-Syndikate an der empfind- voll die Wahlen des kommenden Jahres lichsten Stelle. Nachdem unser Parteitag angehen. in Berlin 1993 ein umfangreiches Pro- gramm zur Inneren Sicherheit diskutiert • Wir müssen mehr über und verabschiedet hat, liegt nunmehr der unsere unbestreitbaren Erfolge Entwurf unseres Innenministers Manfred sprechen. Kanther für ein „Verbrechensbekämp- fungsgesetz 1994" vor, das im Januar in • Ich bin sehr sicher: Etliche Medien hät- die parlamentarische Beratung geht. ten mit der Regierungsbilanz des zurück- liegenden Jahres viele Spalten und Maga- • Die Bundesregierung hat wichtige zinsendungen gefüllt, wenn eine SPD- Maßnahmen zur Sicherung des Wirt- Regierung auch nur annähernd solche schaftsstandortes Deutschland getroffen: Ergebnisse vorzuweisen gehabt hätte. Ich Durch das Steueränderungsgesetz 1992 weise auf einige Beispiele hin: wurden die investitionsfeindlichen Bela- • Die Verwirklichung der Europäischen stungen durch Gewerbeertrags- und Ver- Union und die Entscheidung für Frank- mögenssteuer spürbar reduziert. Durch furt als Sitz des Europäischen Währungs- das Standortsicherungsgesetz werden institutes und der zukünftigen Europäi- weitere Unternehmenssteuern abgebaut, schen Zentralbank, der erfolgreiche um Wachstum anregen und Arbeitsplätze GATT-Abschluß sind große internatio- schaffen zu können. nale Erfolge von Helmut Kohl. In einer erheblichen Kraftanstrengung • Seit dem 1. Juli sind die von uns durch- hat es die Bundesregierung geschafft, mit gesetzten neuen Asylgesetze in Kraft. dem föderalen Konsolidierungspro- Dies war ein Druchbruch, der ausschließ- gramm die Finanzausstattung der neuen lich die Leistung der Union ist. Wolfgang Länder und ihrer Gemeinden zu sichern. Schäuble hat dies mit seiner entschiede- In diesem Zusammenhang muß auch nen Verhandlungsführung erreicht. Die daran erinnert werden, daß dank einer Zahl der neu hinzugekommenen Asylbe- Initiative der Bundesregierung das Ange- werber ist seitdem um die Hälfte gesun- bot an beruflichen Ausbildungsplätzen in ken; der offenkundige Mißbrauch des den neuen Ländern um 12 Prozent gestei- PETER HINTZE UiD 1/1994 • Seite 3 gert werden konnte; deutschlandweit lag deutsches Grundsatzprogramm verab- das Angebot an Ausbildungsplätzen deut- schieden. lich über der Nachfrage. • Klaus Töpfer hat gezeigt, daß unsere Die von gegen alle Konzeption einer Ökologischen und Widerstände durchgesetzte Bahnreform, Sozialen Marktwirtschaft neue Markt- Postreform II, die Gesundheitsreform chancen erschließt und zugleich einer der und das Gen-Technik-Gesetz sind weitere wichtigsten Herausforderungen unserer wichtige Beispiele für ein zukunftsorien- Zeit gerecht wird: Der Bewahrung der tiertes Regierungshandeln, das verkru- Schöpfung. stete Strukturen überwindet und unser Land moderner und international wettbe- • Wir müssen hart daran werbsfähig macht. Zugleich hat die Bun- arbeiten, die Kluft zwischen desregierung die Konsolidierung der subjektiver Wahrnehmung bei öffentlichen Haushalte weiter vorange- den Bürgern und der objektiven bracht. Das Spar-, Konsolidierungs- und Lage zu überbrücken. Wachstumsprogramm wird den Bundes- Viele Menschen haben das Gefühl, in haushalt im kommenden Jahr um 21 Mil- einer Zeit der Umbrüche zu leben, in der liarden Mark entlasten. alte Sicherheiten wegbrechen und neue • Der Aufbau in den neuen Ländern hat Gewißheiten noch nicht erkennbar sind. sich als schwieriger erwiesen als In einer weitgehend krisenentwöhnten ursprünglich von uns angenommen. Die Gesellschaft wie der deutschen wird der hohe Arbeitslosigkeit war dabei die tiefgreifende Wandel als belastend emp- größte Herausforderung, dennoch ist vie- funden; gedrückte Stimmungen greifen in les vorangekommen. Die Beschäftigten- rasch wechselnder Folge um sich. Dabei zahl steigt, die materielle Situation — wird meistens übersehen, daß zwischen nicht zuletzt der Rentner — verbessert der persönlichen Lage des einzelnen und sich kontinuierlich. Für die soziale der allgemeinen Stimmungslage nicht zu Dimension des Aufbaus Ost steht Angela überbrückende Gegensätze bestehen. Allein der Verlauf des Weihnachtsge- schäftes 1993 zeigt, daß die meisten priva- Die Zahl der Beschäftigten in den ten Haushalte bisher die Rezession offen- neuen Bundesländern steigt, sichtlich erheblich besser überstanden und die materielle Situation ver- haben, als es sich in manchem Stim- bessert sich kontinuierlich. mungsbild widerspiegelt. In den neuen Ländern sind die Einkommen der priva- ten Haushalte in den letzten Jahren sogar Merkel, die eine neue Generation glaub- stärker gewachsen als ihre Ausgaben. würdiger Politikerinnen und Politiker aus Wir leben in einer Zeit vieler Widersprü- den neuen Ländern repräsentiert. che: Auf der einen Seite wird die hohe • Als CDU Deutschlands dürfen wir Arbeitslosigkeit beklagt; auf der anderen stolz darauf sein, daß wir im zurücklie- Seite kann in Deutschland kein größeres genden Jahr eine intensive und lebendige Bauprojekt ohne den Einsatz ausländi- Diskussion über unser neues Grundsatz- scher Arbeitnehmer durchgeführt wer- Programm geführt haben. Wir werden auf den. Winzer, Obst- und Gemüseanbauer dem bevorstehenden Hamburger Partei- finden auf dem heimischen Arbeitsmarkt tag als erste politische Partei ein gesamt- keine Kräfte. Gewerkschaften stellen Seite 4 • UiD 1/1994 PETER HINTZE

Lohnforderungen ohne Rücksicht auf die rungssysteme verweigern. Was sich die Tatsache, daß die in Deutschland immer SPD da geleistet hat, war schäbige politi- teurer werdende Arbeit zunehmend ins sche Taktik auf dem Rücken der Pflege- preiswerte Ausland abwandert. Wir Deut- bedürftigen und ihrer Angehörigen. schen stehen in der Gefahr, Ansprüche zu Diese Widersprüchlichkeit wird die SPD stellen, die nicht mehr bezahlbar sind. politisch nicht lange durchhalten können. Es gehört zu den vorrangigen Aufgaben Ich bin davon überzeugt, daß noch vor der politischen Führung, den Deutschen Ostern die Pflegeversicherung auch im die Einsicht zu vermitteln, daß auch wir Bundesrat eine Mehrheit finden wird. angesichts einer weltweiten Rezession Dieser sozialpolitische Meilenstein wird und angesichts tiefgreifender Einsparun- mit den Namen von Norbert Blüm ver- gen in anderen Ländern an Einschrän- bunden bleiben. kungen nicht vorbeikommen. Die SPD • Wir müssen den Menschen wird alles daran setzen, wider besseres sagen, was 1994 von ihren Wissen soziale Neidgefühle zu wecken. Wahlentscheidungen abhängt. Wir müssen verhindern, daß die Propor- tionen in Deutschland maßlos verscho- Es ist erst sieben Jahre her, daß die CDU ben und verzeichnet werden. Alle öffent- mit dem Slogan „Weiter so Deutsch- lichen und privaten Sozialleistungen in land!" einen höchst erfolgreichen Bun- Deutschland summieren sich derzeit auf destagswahlkampf bestritten hat. In die- sen sieben Jahren haben sich die Rah- mehr als eine Billion Mark. Daran gemes- menbedingungen der Politik national wie international grundlegend geändert. Und Die SPD kritisiert minimale soziale der Wandel ist noch nicht abgeschlossen. Kürzungen, verweigert aber In den Wahlen 1994 entscheiden die zugleich eine fundamentale Ver- Deutschen darüber, ob unser Land in besserung unseres Sozialsystems. einer sich wandelnden Welt innen- und außenpolitisch stabil bleibt, ob wir als rohstoffarmes Land auch in Zukunft wirt- sen, machen die beschlossenen Einspa- schaftlich konkurrenzfähig sind und ob rungen bei den Sozialleistungen nur etwa wir unser hohes Maß an sozialer Sicher- 1,5 Prozent aus. Niemand kann ernsthaft heit erhalten können. Es geht um die behaupten, daß angesichts dieser Grö- Sicherheit und Stabilität unseres Landes ßenordnung das Netz der sozialen Sicher- in einer schwierigen Zeit. heit in Deutschland gefährdet sei. Kalt Eines ist sicher: Diese Ziele erreichen wir und zynisch sind dagegen jene, die ver- nicht durch eine bloße Fortschreibung antwortliche Entscheidungen für des Bestehenden. Der Wandel in der Welt Deutschland verweigern. erzwingt auch einen Wandel in unserer Im übrigen hätte die SPD einen wesentli- Politik — so gerechtfertigt und notwen- chen Beitrag zum Ausbau unseres Sozial- dig sie unter anderen Bedinungen auch staates erbringen können, wenn sie das war. Wir müssen überholte und verkru- Pflegeversicherungsgesetz nicht im Bun- stete Strukturen aufbrechen und uns auf desrat blockiert hätte. Man kann nicht neue Gegebenheiten flexibel einstellen. glaubwürdig minimale soziale Kürzungen Mich erfüllt es mit Sorge, daß eine ver- kritisieren und zugleich eine fundamen- gleichsweise geringfügige Umstellung, tale Verbesserung unserer sozialen Siche- wie die Auflockerung der starren Laden- PETER HINTZE UiD 1/1994 • Seite 5

Schlußregelung in Deutschland, nur in lutionär überholte Auslaufmodelle ihr sehr zähen EntScheidungsprozessen Unwesen treiben. durchsetzbar ist. Die CDU vertritt eine Politik, die schwie- Die Menschen in Deutschland wissen riger darzustellen ist als die blinde Wirk- inzwischen, daß sie sich auf veränderte lichkeitsverweigerung der SPD. Es wäre Verhältnisse einzurichten haben. Umfra- z. B. für die Union weitaus bequemer gen belegen: Sie sind bereit, Verzicht zu gewesen, an der außen- und sicherheits- üben, sei es beim Lohn, bei den Soziallei- politischen Orientierung der zu Ende stungen oder bei der Arbeitszeit. Ich bin gegangenen Nachkriegszeit festzuhalten überzeugt, daß die Bürger eher zu muti- und die Übernahme von mehr internatio- gen Entscheidungen bereit sind als man- naler Verantwortung auch durch den Ein- che in der Politik. satz unserer Soldaten der Bundeswehr zu Die entscheidende Frage im Wahljahr 1994 lautet: Wem trauen es die Bürger zu, Die CDU vertritt eine Politik, den unumgänglichen Wandel so zu gestalten, daß unser Land sicher in die die schwieriger darzustellen ist Zukunft geht? als die blinde Wirklichkeitsverwei- Hier ist inzwischen eine paradoxe Situa- gerung der SPD. tion entstanden: Die CDU — oft als eine ausschließlich beharrende Kraft darge- verweigern. Die Politik der SPD würde stellt — ist wieder einmal zum Motor der Deutschland unweigerlich in die interna- Modernisierung, Flexibilisierung und des tionale Isolierung führen. Wandels geworden. Wir tun heute das Die Vorgänge in den Nachfolgestaaten Notwendige, um auch morgen sicher der ehemaligen UdSSR zeigen nur zu leben zu können. Wir tun es, auch wenn deutlich, daß wir Deutschen, ja, daß wir die politische Rendite nicht sofort ausge- Europäer insgesamt uns keiner falschen zahlt wird. Anders die SPD: Sie ist zum Sicherheits-Euphorie hingeben dürfen. kurzsichtigen Bewahrer überholter Struk- Die politische Instabilität in Osteuropa turen geworden. Die SPD versucht, mit stellt für uns eine Bedrohung dar, für die einem anachronistischen „Status quo wir ausreichend Vorsorge treffen müssen. Denken" die Zustimmung der Bürger zu Deshalb kann es nicht angehen, daß der finden. Verteidigungsetat kurzsichtig zum Spar- Die SPD hat gegen alle wesentlichen strumpf der Nation gemacht wird. Des- Reform- und Zukunftsprojekte polemi- halb ist es auch in höchstem Maße siert und sich notwendigen Veränderun- töricht, wenn die Politik der europäi- gen widersetzt. Ob Bahnrefom oder Post- schen Einigung populistisch diffamiert reform, ob Gen-Technik-Gesetz oder und in Frage gestellt wird. Ich bin fest Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbe- davon überzeugt, daß der Kurs unseres 2>ehungen: immer haben die Sozialdemo- Bundeskanzlers sich vor der Geschichte kraten versucht, den Menschen weiszu- als der richtige Weg erweisen wird: Nur machen, es könne alles so bleiben, wie sie ein geeintes Europa kann unserem Konti- es seit Jahrzehnten gewohnt sind. Aber es nent dauerhaft Frieden und Stabilität setzt sich zunehmend die Erkenntnis garantieren. durch, daß die Politik der SPD aus unse- Wir sind in der Geschichte der CDU rem Lande einen industriepolitischen Deutschlands nie den bequemen Weg •Jurassic-Pare machen würde, in dem evo- gegangen. Wir haben uns den Herausfor- Seite 6 • UiD 1/1994 PETER HINTZE

derungen des Wiederaufbaus nach dem lich mit der PDS auseinanderzusetzen. Krieg gestellt. Wir haben die Einbindung Diese „Partei des Schreckens", die in der unseres Landes in die westliche Wertege- Erbfolge der stalinistischen Diktatur meinschaft durchgesetzt. Alle großen steht, darf sich nicht unwidersprochen als Sozialgesetze der Bundesrepublik Anwalt der Schwachen aufspielen kön- Deutschland sind von uns erkämpft wor- nen. „PDS" steht für Pleitenwirtschaft, den. Wir haben den NATO-Doppelbe- Denunziantentum und Stasi. Es kann der schluß in einer gewaltigen Kraftanstren- Glaubwürdigkeit unserer Demokratie nur gung umgesetzt und damit die Vorausset- schaden, wenn ehemalige Funktionäre zung für die Überwindung des Ost-West- der SED erneut Macht und Einfluß Gegensatzes und die Wiedererlangung gewinnen. der deutschen Einheit geschaffen. Die Wahlen des Jahres 1994 entscheiden Wir, die CDU Deutschlands, werden im Kern darüber, ob der weitere Weg unser Land auch im letzten Jahrzehnt die- Deutschlands in die Zukunft oder in die ses Jahrhunderts sicher in die Zukunft Vergangenheit führt. führen, weil wir die Herausforderungen Die CDU stellt sich den Herausforderun- gen des 21. Jahrhunderts — bei allen Pro- Wir, die CDU Deutschlands, wer- blemen, die damit verbunden sind. Die den unser Land auch im letzten SPD beantwortet bestenfalls die Fragen Jahrzehnt dieses Jahrhunderts von heute-mit den Rezepten von gestern. Die Radikalen von links und rechts sicher in die Zukunft führen. schließlich wollen unser Land in eine Vergangenheit zurückführen, die wir erkannt und den notwendigen Wandel glücklich überstanden haben. gestaltend angenommen haben. Wir Aus einer wissenschaftlichen Forschungs- gestalten den Wandel sozial sensibel. Die arbeit wissen wir, daß das derzeit erreich- Stärke der CDU liegt gerade darin, daß bare Potential der Union unter optimalen ihre Wirtschaftskompetenz die Vorausset- Bedingungen bundesweit bei etwa 45 Pro- zung jeglicher sozialen Sicherheit ist. Als zent liegt. Diese Wählerinnen und Wäh- Partei der Sozialen Marktwirtschaft ist ler zu erreichen, muß das Ziel unserer und bleibt die CDU Partei der Arbeitneh- politischen Arbeit in den kommenden mer, die sehr wohl wissen, daß eine gut Monaten sein. Noch nie zuvor war die funktionierende Wirtschaft Vorausset- Zahl der unentschlossenen Wähler so zung für ein starkes soziales Netz ist. Nur hoch wie gegenwärtig. Gerade weil die durch eine konsequente Erneuerung und politische Stimmungslage so im Fluß ist Stärkung der wirtschaftlichen Rahmenbe- wie nie zuvor, haben wir alle Chancen, dingungen schaffen wir Arbeitsplätze, die sie zu unseren Gunsten zu beeinflussen. wirklich zukunftssicher sind. SPD, PDS Dies wird jedoch mit den Material- und Grüne wären Gift für die wirtschaft- schlachten früherer Wahlkämpfe nicht zu liche Entwicklung unseres Landes und leisten sein. Erforderlich ist ein bürgerna- ein Angriff auf die Zukunft der Arbeit in her, sehr individuell argumentierender Deutschland. Geldwertstabilität und und von persönlicher Glaubwürdigkeit Wettbewerbsfähigkeit wären in Gefahr, getragener Wahlkampf. Wir müssen wenn diese Kräfte Auftrieb erhielten. unsere Mitglieder und Stammwähler Ich bitte insbesondere unsere Freunde in durch gezielte Ansprache mobilisieren. den neuen Ländern, sich intensiv öffent- Wir müssen durch programmatische PETER HINTZE UiD 1/1994 • Seite 7

Arbeit und vor allem durch konkrete, Schultern zu legen, neue Ideen aufzugrei- politische Projekte unser Kompetenzpro- fen und vor allem junge Menschen und fil in den entscheidenden Zukunftsthe- Frauen in Funktionen und Mandate zu men schärfen. Dies betrifft vor allem die bringen. In dieser Hinsicht erfüllen mich drängenden Fragen von Wirtschaft und manche Auseinandersetzungen um Arbeit, innerer und äußerer Sicherheit. Nominierungen mit großer Sorge um die Und schließlich müssen wir durch einen Zukunftsfähigkeit der CDU. Ich richte an harten, argumentativen Angriffswahl- alle Verantwortlichen die herzliche Bitte, kampf stärker ins Bewußtsein heben, daß sich ganz stark dafür zu engagieren, daß die SPD kein Konzept für Deutschlands die Breite des Spektrums unserer Volks- Zukunft hat. partei sich auch in dem personellen So richtig es ist, daß wir uns mit dem Angebot, das wir machen, deutlich wie- politischen Gegner intensiv auseinander- derfindet. setzen und uns gerade gegenüber Radika- Wir Christlichen Demokraten haben len scharf abgrenzen, so falsch wäre es, Deutschland aufgebaut, die Deutsche jene auszugrenzen, von denen uns inhalt- Einheit ermöglicht und Europa gestaltet, lich nichts Wesentliches trennt. Daß die wir haben Frieden und Freiheit bei hoher CDU seinerzeit einen Mann wie Herbert sozialer Sicherheit geschaffen. An der Gruhl hat weggehen lassen, war ein ekla- Schwelle zum 21. Jahrhundert sind wir tanter politischer Fehler, der sich nicht erneut gefordert, die Weichen für eine wiederholen darf. Helmut Kohl hat sichere Zukunft der Menschen in bereits 1988 vor einer „Verbonzung" der Deutschland zu stellen. Das ist alle CDU gewarnt. Diese Warnung ist unver- Anstrengungen wert. Mit Helmut Kohl mindert aktuell, wenn wir es nicht schaf- werden wir wieder erfolgreich sein zum fen, Verantwortung auf möglichst viele Wohl unseres Vaterlandes.

SPD-Abgesang auf Pflegeversicherung entlarvend Generalsekretär Peter Hintze durchsichtiges Wahlkampfmanöver. erklärte zu Zeitungsäußerungen des Die Bürgerinnen und Bürger müssen stellvertretenden SPD-Fraktions- wissen, daß durch diese SPD-Taktik vorsitzenden Rudolf Dreßler: den Pflegebedürftigen die dringend Die Ankündigung der SPD, die Pfle- notwendigen Leistungen vorenthalten geversicherung sei „in dieser Legisla- werden. turperiode tot", wenn nicht ihre Forde- CDU setzt weiter auf die unbedingte rungen erfüllt würden, ist entlarvend. Notwendigkeit, die solidarische Pfle- Die SPD will offensichtlich die Pflege- geversicherung noch in dieser Legisla- versicherung scheitern lassen, um sich turperiode zu verwirklichen. Die dadurch einen wahltaktischen Vorteil Koalition hat im Vermittlungsaus- zu verschaffen. Die SPD hat die Katze schuß ihre Kompromißbereitschaft aus dem Sack gelassen. Ihr geht es bewiesen. Diese gilt weiter. SPD-Chef nicht um eine solide finanzierte Scharping sollte nach Rückkehr aus soziale Absicherung der pflegebedürf- seinem Urlaub ein Machtwort in den tigen Menschen, sondern um ein eigenen Reihen sprechen. Seite 8 • UiD 1/1994 FAZ-GESPRÄCH MIT HELMUT KOHL Bundeskanzler Helmut Kohl: Ich will die Koalition der CDU/CSU mit der FDP fortsetzen Die Union wird in einer Woche formell für mich, daß es sich nicht um eine bloße die Kandidatur des Präsidenten des diplomatische Formel handelt, sondern Bundesverfassungsgerichts, Roman um die klare Eröffnung einer zukünftigen Herzog, für die Wahl zum Bundesprä- Beitrittsperspektive in die NATO." sidenten im Mai beschließen. Bundes- Helmut Kohl schlug einen sicherheitspo- kanzler Helmut Kohl sagte am litischen Bogen zwischen der NATO und 7. Januar in einem Gespräch mit der der Europäischen Union: „Das schließt Frankfurter Allgemeinen Zeitung: ein, daß ich nachdrücklich den Beitritt „Die Führungsgremien der CDU, der dieser Länder zur Europäischen Union Parteivorstand und das Präsidium, wer- bejahe, wenn sie die wirtschaftlichen Vor- den sich auf ihrer ersten Sitzung nach der aussetzungen dafür erfüllen." Weihnachtspause am 14. und 15. Januar Das zweite Ziel, das Deutschland bei auch mit dem Thema der Nominierung dem NATO-Treffen verfolge, heißt in des Kandidaten für das Amt des Bundes- präsidenten beschäftigen und ihre Ent- scheidung treffen; darüber hinaus bleibt Wortlaut eines Gesprächs des es bei meiner bisherigen Ankündigung, Bundeskanzlers mit der daß wir darüber auch mit dem Koali- tionspartner FDP sprechen werden." FRANKFURTER Offenbar ist ein solches Gespräch aber ALLGEMEINEN ZEITUNG noch nicht für die nächsten Tage vorgese- vom 8. Januar 1994 hen. Für vordringlich hält Helmut Kohl zunächst die Beratungen des westlichen Bündnisses am 10. und 11. Januar in Kohls Definition: „Ich trete dafür ein, Brüssel. daß die NATO die Sicherheitsbeziehun- Helmut Kohl sagte: „Wenn wir in diesen gen mit Rußland aufs engste ausbaut und Tagen in der NATO über die Sicherheit gestaltet, um von vornherein die in Mos- Europas sprechen, werden wir versuchen, kau zu hörenden Befürchtungen, der zwei wichtige Ziele miteinander zu ver- Westen betreibe eine Isolierungspolitik gegenüber Rußland, zu zerstreuen." binden." Als erstes Ziel nannte Helmut Kohl, die berechtigten Sicherheitsbedürf- Ohne den Namen des Nationalisten Schi- nisse der östlichen Nachbarländer rinowski) zu nennen, sagte Helmut Kohl: Deutschlands „sehr ernst zu nehmen". „Die schrillen extremistischen Töne, die Der Kanzler sagte: „Wenn wir, wie es im wir in diesen Tagen aus Moskau verneh- NATO-Dokument heißt, unseren Nach- men, dürfen uns nicht davon abbringen, barn, beispielsweise Polen, Ungarn und diesen Weg weiter zu gehen; sie sind im der Tschechischen Republik, die Partner- Gegenteil ein Grund mehr, die engen schaft für den Frieden anbieten, heißt das Beziehungen besonders zu pflegen." FAZ-GESPRÄCH MIT HELMUT KOHL UiD 1/1994 • Seite 9

Die dramatische Entwicklung nach dem Deutschland nichts Selbstverständliches Zusammenbruch der Sowjetunion ent- sind; die Frage der europäischen Eini- halte neben der Chance des Aufbaus gung ist letztlich die Frage von Krieg und einer rechtsstaatlichen demokratischen Frieden im 21. Jahrhundert." Die Erfah- Ordnung auf der Grundlage der Markt- rungen im früheren Jugoslawien zeigten, wirtschaft auch Gefahren. Es zeige sich, daß Chauvinismus, Religionshaß und daß Nationalismus und imperiale Nationalismus als böse Geister der Ver- Ansprüche heranwachsen könnten. gangenheit „nicht tot" seien: „Niemand soll glauben, daß sie nicht in anderen Tei- Dramatische Veränderungen len Europas wiedererstehen könnten." Helmut Kohl folgerte: „Ich unterstütze Die europäische Einigung biete dagegen nachdrücklich die Reformpolitik Präsi- das stärkste Bollwerk. Die Deutschen dent Jelzins in der Erwartung, daß mit und die Europäer dürften nicht in eine dem Aufbau einer demokratischen Ord- Nabelschau verfallen. Die Entwicklung nung auch Rückfälle in altes Denken im Nord-Süd-Verhältnis sei dramatisch. abgeblockt werden können." Helmut Kohl sagte: „Für mich ist es Für 1994 sei es wichtig, daß man in besonders wichtig, stärker als bisher die Deutschland bereit sei, die dramatischen wirtschaftliche und politische Entwick- Veränderungen in der Welt zur Kenntnis lung Asiens zu beachten." Er bemühe *u nehmen. Helmut Kohl bezeichnete sich, die Beziehungen zu China, Japan, Bismarcks Ausspruch als weiterhin gültig, Indien und Indonesien intensiver zu daß die Außenpolitik über das Schicksal gestalten. einer Nation bestimme. Helmut Kohl beklagte einen in Deutschland weithin 1993 war ein schwieriges Jahr herrschenden Provinzialismus. Die Lage Wirtschaftlich sei 1993 für Deutschland Deutschlands verlange aber zwingend, ein besonders schwieriges Jahr gewesen: -»daß wir die überragende Bedeutung der „Die Rezession hat Strukturschwächen Außenpolitik wieder anerkennen". erbarmungslos offengelegt." Versäum- Helmut Kohl bewertete es als einen sei- nisse der letzten Jahrzehnte seien unüber- ner größten Erfolge, daß es gelungen sei, sehbar zutage getreten. Die Sicherung der das Mißtrauen, das im Zusammenhang Zukunft Deutschlands erfordere ein •nit der deutschen Vereinigung 1989 und Umdenken auf allen Gebieten: „Als '990 im Osten und im Westen spürbar Exportland sind wir mit hohem Lohnni- Sewesen sei, mindestens teilweise abzu- veau zu teuer geworden." Doch könnten hauen. „Ich bin stolz darauf, daß die die Schwierigkeiten nicht ausschließlich Beziehungen zu den Vereinigten Staaten, auf die hohen Löhne geschoben werden. Frankreich und Rußland sehr gut sind." Deutschland habe bei der Umsetzung Derzeit sei die politische Einigung Euro- von Forschungsergebnissen in neue Pro- Pas wichtiger denn je. Zu viele betrachte- dukte und bei der Eröffnung neuer ten Europa nur unter wirtschaftlichen Absatzmärkte Boden verloren. Gesichtspunkten. An den Versäumnissen seien Parteien, ^war hänge die wirtschaftliche Entwick- Wirtschaft und Gewerkschaften beteiligt. lung Deutschlands von der Einbettung in Doch jetzt ergäben sich „viele günstige die Wirtschafts- und Währungsunion ab. Perspektiven", die für 1994 daraufhin- '•Noch wichtiger ist es aber, daß wir deuteten, „daß wir aus der Talfahrt her- egreifen, daß 48 Jahre Frieden für auskommen". Helmut Kohl stützte sich Seite 10 • UiD 1/1994 FAZ-GESPRÄCH MIT HELMUT KOHL bei dieser Einschätzung auf die Erholung Helmut Kohl reklamierte für die Regie- der Konjunktur in Amerika und anderen rung im letzten Jahr erhebliche Leistun- Ländern. Die Börse verhalte sich optimi- gen für die Zukunftssicherung mit dem stisch. „Wir haben eine gute Chance, bei Beitrag zum Abschluß der GATT-Ver- der Inflationsrate wieder kräftig unter handlungen: „Aufgrund der GATT-Eini- vier Prozent herunterzukommen." gung ergeben sich für Deutschland bis zu 50 Milliarden Mark im Jahr als Wohl- Aber trotz der Aufhellung des Horizonts fahrtsgewinne." werde die entsprechende Entwicklung Beträchtliche Verbesserungen im Woh- auf dem Arbeitsmarkt sehr viel später ein- nungsbau seien erreicht worden: „In setzen. Deshalb bildeten die Bekämpfung Westdeutschland wurden 1993 mit der Arbeitslosigkeit und der Aufbau 400.000 neuen Wohnungen die Höchst- neuer Arbeitsplätze das wichtigste Ziel. zahlen von 1977 übertroffen; in Ost- Helmut Kohl sagte: „Arbeitslosigkeit ist deutschland hat sich die Zahl der Bau- für mich kein Thema statistischer Zahlen; genehmigungen gegenüber 1992 verdop- ich sehe vor allem das Schicksal der pelt." betroffenen Menschen und Familien." Er Trotz solcher Erfolge hätten die Unions- hoffe, daß die Tarifpartner bei den anste- parteien und die Koalition mit Gegen- henden Tarifrunden mit Rücksicht auf wind zu kämpfen. Die tatsächliche Mei- die Stabilisierung des Arbeitsmarktes nung der Bevölkerung sei aber günstiger handelten: „Die Sicherheit der Arbeits- als das öffentlich vorgegebene Bild. In plätze muß Vorrang haben vor Lohnerhö- allen westlichen Ländern und Deutsch- hungen." land zeige sich, daß die dramatischen Veränderungen viele Menschen überfor- Neue Ideen erforderlich derten. Die schnelle Folge der Bilder und Helmut Kohl fügte hinzu: „Auch im Ereignisse trage zur Verunsicherung bei: Bereich des öffentlichen Dienstes muß „Lebensängste haben zugenommen." der Staat Signale der Vernunft setzen." Er Im Wahljahr ergebe sich daraus die halte es für wichtig, daß alle Beteiligten „große Verlockung, politische Geschäfte auf die Herausforderungen des Arbeits- mit der Angst zu machen". Der Verlust an markts mit der notwendigen Offenheit Glauben als Folge des Säkularisierungs- und neuen Ideen antworteten. Als Bei- schubs habe Angst erzeugt. Die Anfrage spiel empfahl Helmut Kohl die Teilzeitar- an die moralische Kraft der Kirchen nach beit. einem Wertekonsens habe an Bedeutung zugenommen. Im europäischen Vergleich gebe es in Deutschland mit 15 Prozent den gerings- Mut, Fleiß und Treue ten Anteil bei der Teilzeitarbeit. Wenn es gelinge, die Teilzeitbeschäftigung auf das „Die in vielen Jahren von der Linken als niederländische Niveau von 34 Prozent Sekundärtugenden verspotteten Eigen- anzuheben, könnten in Deutschland bis schaften sind wichtiger denn je: Mensch- zu zwei Millionen Menschen zusätzlich in lichkeit, Solidarität, Wirklichkeitssinn, Arbeit gebracht werden. Umfragen für Mut, Fleiß und Treue." die westdeutschen Bundesländer hätten Die Überwindung der wirtschaftlichen ergeben, daß rund zwei Millionen Voll- Schwierigkeiten werde ohne eine Besin- zeitbeschäftigte bereit wären, ihre nung auf diese Werte und Grundlagen Arbeitszeit zu reduzieren. nicht erfolgreich sein. Das Ende des blo- FAZ-GESPRÄCH MIT HELMUT KOHL UiD 1/1994 • Seite 11

ßen Besitzstanddenkens sei geboten: Opportunismus gehuldigt. Helmut Kohl „Das Pochen auf den Status quo hilft sagte: „Sicher haben wir, habe auch ich nicht weiter." beim Einigungsprozeß neben vielen wich- Es gehe nicht um den Abbau, aber um tigen Entscheidungen auch Fehler einen Umbau des Sozialstaats. Arbeit gemacht, aber ich bin angesichts der Kri- müsse sich lohnen. Die Stabilität der tik aus der SPD über die Unverfrorenheit Währung habe Vorrang. Das bedeute: jener erstaunt, die die Idee der deutschen „Wir müssen eisern in den öffentlichen Einheit längst aufgegeben und verraten Haushalten sparen." In erster Linie hatten, die etwa auf die Forderung obliege die Verantwortung der Politik: Honeckers zur Anerkennung einer eige- „Dazu bekenne ich mich persönlich." nen DDR-Staatsangehörigkeit eingehen Aber die Politiker könnten es nicht allein und die Zentrale Erfassungsstelle Salzgit- schaffen. ter für die Unrechtstaten der DDR-Justiz auflösen wollten." Kein Grund zu Pessimismus Im Blick auf die Anforderungen des „In keiner Weise kann ich den Trend Wahljahres 1994 an die Unionsparteien akzeptieren, sich auf den Logenplatz der und ihn selbst als Kanzler sagte Helmut Gesellschaft zurückzuziehen und sich aus Kohl: „Ich will die Fortsetzung der der Verantwortung zu stehlen." Notwen- Koalition der CDU/CSU mit der FDP." dig sei ein Gemeinschaftswerk aller mit Helmut Kohl zeigte sich entschlossen: der Entfaltung von Bürgersinn. Trotz „Wir müssen um jede Stimme kämpfen aller Sorgen bestehe kein Grund zum Pes- und auf den Wähler zugehen; wir müssen simismus. Gemessen an den Schwierig- unsere Wähler mobilisieren in der klaren keiten anderer Länder sei die deutsche Alternative zu den Sozialdemokraten: das Larmoyanz, die KJagesucht, unverständ- heißt, wir müssen, um die Zukunft unse- lich: „Ich will diesen Zustand auch zum res Landes zu sichern, umdenken und die Thema meines Wahlkampfes machen." notwendigen, manchmal auch unpopulä- Die SPD weiche einer Sachdiskussion ren Maßnahmen mit Entschiedenheit ver- aus und sei im Populismus befangen. In treten und unsere besseren Argumente entscheidenden Fragen der deutschen vortragen." Dann sehe er für den Wahl- Einheit habe die SPD dem Prinzip des ausgang „eine gute Chance".

Opel Eisenach stockt Mitarbeiterzahl auf Die Zahl der Mitarbeiter der Opel Eisenach GmbH ist 1993 um mehr als 1.000 auf 1.850 gestiegen. Damit ist die Aufbauphase in dem mehr als eine Milliarde DM teuren Thüringer Montagewerk vorerst abgeschlossen. Das Durchschnitts- alter der Belegschaft im nach Opel-Angaben modernsten europäischen Auto- werk beträgt knapp 34 Jahre, teilte das Unternehmen mit. Insgesamt sind bis Jahresende in Eisenach 54.460 Fahrzeuge der Typen Corsa und Astra vom Band gerollt. Seit Herbst wird in Eisenach im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet. Das Investitionsvolumen 1993 betrug insgesamt 40 Mio. DM. Davon wurden 22 Mio. DM ausgegeben, um die Kapazitäten im Karosserie-Rohbau für den Corsa von 20 auf 25 Stück pro Stunde zu erhöhen. Seite 12 • UiD 1/1994 NATO-GIPFELTREFFEN Bundeskanzler Helmut Kohl: Für Frieden, Freiheit und Sicherheit auf unserem ganzen Kontinent Das Atlantische Bündnis steht erneut Westen gesetzt haben. Wir haben sie zur vor einer historischen Herausforde- Einführung von Demokratie und Markt- rung. Es muß seine wachsende Verant- wirtschaft ermuntert — dann wären sie wortung für Sicherheit und Stabilität bei uns herzlich willkommen. Nicht in ganz Europa wahrnehmen. Wir stüt- wenige könnten dort den Eindruck zen uns dabei auf das bewährte Funda- gewinnen, daß dies damals nicht ganz ment des Bündnisses — den Sicher- ernstgemeint war. Wir müssen diese heitsverbund zwischen Nordamerika Gefühle ernst nehmen. und Europa. Wir stehen daher jetzt vor der histori- schen Aufgabe, unsere Beziehungen zu Europa braucht ein Amerika, das eine allen diesen Ländern weiter zu vertiefen, zentrale Rolle in Fragen der europäi- nachdem wir vor gut zwei Jahren in Rom schen Sicherheit ausübt. Und Amerika braucht gleichzeitig ein Europa, das grö- ßere Verantwortung für sich selbst und Erklärung des Bundeskanz- für die Internationale Sicherheit über- lers auf dem Gipfeltreffen nimmt. der NATO am 10. Januar in Ich bin dem amerikanischen Präsidenten besonders dankbar für zwei Bemerkun- Brüssel gen. Er hat deutlich die Präsenz amerika- nischer Soldaten in Europa bekräftigt als ersten Schritt den Nordatlantischen und zugleich begrüßt, daß wir Europäer Kooperationsrat geschaffen haben. uns enger zusammenschließen und uns Viele Staaten Mittel-, Ost- und Südosteu- auf unsere eigenen Kräfte besinnen. ropas sehen die NATO nach den dramati- schen Umbrüchen in Europa zu Recht als Seit unserem letzten Treffen im Novem- den Stabilitätsanker in Europa an. ber 1991 in Rom ist der Vertrag von Maastricht über die Europäische Union Das Bündnis muß die verständlichen in Kraft getreten. sicherheitspolitischen Sorgen dieser Staa- ten und Menschen ernst nehmen und ver- Dieser Vertrag und unsere heutigen Gip- suchen, auf sie einzugehen. Sie haben felbeschlüsse zielen daher darauf ab, die heute das Gefühl, in einer Grauzone der Zusammenarbeit zwischen der Atlanti- schen Allianz und der Europäischen Sicherheit zu leben. Union wesentlich zu verstärken. Gerade wir Deutschen können die Sor- gen und Ängste der Menschen in unserer Eine zentrale Frage bewegt uns alle: Nachbarschaft — ob z. B. in Polen, in unsere Beziehungen zu den Ländern Mit- Ungarn oder in der Tschechischen Repu- tel-, Ost- und Südosteuropas und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Wir blik — besonders gut verstehen. müssen bedenken, welche Hoffnungen Deshalb bieten wir allen diesen Ländern die Menschen in diesen Ländern auf den durch diesen NATO-Gipfel eine „Part- NATO-GIPFELTREFFEN UiD 1/1994 • Seite 13 nerschaft für den Frieden" und gleichzei- alles tun, um die Politik der Reformen in tig die Eröffnung einer Beitrittsperspek- Rußland — und damit Präsident Jelzin tive zur NATO an. Niemand ist heute in — weiter zu unterstützen. der Lage, dafür schon einen konkreten Dabei erwarten wir von russischer Seite Zeitpunkt zu nennen. selbstverständlich eine Politik der Part- Wir laden sie ein, mit uns noch enger nerschaft, der Verantwortung und der politisch und militärisch zusammenzuar- konstruktiven Mitwirkung bei internatio- beiten. Ich nenne z. B. gemeinsame nalen Problemen. Hegemoniebestrebun- Übungsaktivitäten oder die Ausbildung gen sind mit diesen Erwartungen nicht zu für die Teilnahme an internationalen vereinbaren. Friedensmissionen. Seit unserem Gipfel von Rom hat sich Damit leisten wir auf ganz praktische das Gesicht Europas dramatisch verän- Weise auch einen Beitrag für den Aufbau dert. Auch die NATO muß sich darauf demokratischer Streitkräfte in diesen einstellen, daß alte Spannungsherde wie- Ländern. Darüber hinaus bieten wir die- der aufflammen und blutige Konflikte sen Staaten für den Fall einer Bedrohung ausbrechen. Alte Feindbilder entstehen umgehende Konsultationen mit der neu, ethnische und religiöse Spannungen NATO an. entladen sich, Flüchtlingsströme und Dies zeigt deutlich, daß unser Angebot dementsprechend unermeßliches mensch- für eine „Partnerschaft für den Frieden" liches Leid entstehen in unserer unmittel- nicht nur eine diplomatische Floskel ist, baren Nähe. sondern ein ernstgemeinter Schritt auf Ich halte den Krieg in Jugoslawien und dem Weg zu einer späteren Mitglied- seine verheerenden Folgen für die Rück- schaft in der NATO. kehr der Barbarei nach Europa. Wir wollen und dürfen dabei in Europa keine neuen Gräben aufreißen. Denn für In Bosnien-Herzegowina spielt sich eine mich gilt, daß Sicherheit und Stabilität in menschliche Tragödie ab. Eine humani- Europa unteilbar sind. täre Katastrophe droht. Es kann nicht angehen, daß unverändert Hilfskonvois Dies bedeutet, daß wir insbesondere auch für die bedrängte Bevölkerung nicht mit Rußland und der Ukraine ein enges ankommen, weil die Kriegsparteien es so partnerschaftliches Verhältnis aufbauen wollen. wollen, um gemeinsam eine Sicherheits- Die Feindseligkeiten müssen unverzüg- ordnung für ganz Europa aufzubauen. lich beendet und eine Friedensregelung Von entscheidender Bedeutung für die in die Tat umgesetzt werden, die allen Stabilität in Europa ist es, daß der demo- berechtigten Interessen der moslemischen kratische und marktwirtschaftliche Bevölkerung Rechnung trägt. Umgestaltungsprozeß in allen Ländern Wir dürfen nicht zulassen, daß die Prinzi- Mittel-, Ost- und Südosteuropas, vor pien, von denen wir uns bei der Zeich- allem aber auch in Rußland, Erfolg hat. nung der Charta von Paris haben leiten Die Wahlen in Rußland und das starke lassen, in Europa selbst mißachtet wer- Abschneiden extremer Kräfte sind nicht den. Wir müssen statt dessen die großen nur für die russische Führung, sondern Chancen, die uns die epochalen Verände- auch für uns ein ernsthaftes Warnsignal. rungen in Europa eröffnet haben, nutzen. Bei aller berechtigter Sorge sollten wir Wir müssen uns entschlossen für Frieden Uns von diesen Ergebnissen jedoch nicht und Freiheit, Sicherheit und Stabilität auf kopfscheu machen lassen. Wir müssen unserem ganzen Kontinent einsetzen. • Seite 14 • UiD 1/1994 CDU/CSU Wolf gang Schäuble: Wir wollen einen neuen Aufbruch schaffen Liebe Kolleginnen und Kollegen, haltskonsolidierung und zur Wachstums- förderung haben wir den Haushalt 1994 wir hatten verabredet, daß wir im Bun- verabschiedet. Es ist ein großer Erfolg, destag einen Einspruch des Bundesrats daß sich die Stabilität unserer DM wieder zum Entgeltfortzahlungsgesetz erst nach deutlich verbessert hat und die Zinsen einer Zustimmung zur Pflegeversicherung nachhaltig gesenkt werden konnten. Das zurückweisen. Deshalb haben wir nach zeigt, daß es richtig war, dies gegen alle der ebenso bedauerlichen wie unverant- Widerstände durchzusetzen. Nun wird es wortlichen Blockade der SPD-Mehrheit darauf ankommen, daß auch Länder und im Bundesrat keine Sondersitzung des Kommunen diese Anstrengungen unter- Bundestages noch vor Weihnachten stützen. beantragt. Wir wollen die Pflegeversiche- rung; aber bei der Lage von Wirtschaft Der erfolgreiche Abschluß der GATT- und Arbeitsmarkt darf sie nicht zu einer Verhandlungen stellt weltweit und auch weiteren Verteuerung der Arbeitskosten für uns die Weichen für neue wirtschaftli- führen. Ein neues Vermittlungsverfahren che Dynamik. Die beharrlichen Bemü- hungen des Bundeskanzlers, im Konflikt soll der SPD Gelegenheit zum Einlenken verschaffen. So möchte ich Ihnen auf diesem Weg Brief des Vorsitzenden der meine Gedanken und Wünsche zum Jah- CDU/CSU-Bundestags- reswechsel übermitteln. fraktion, Wolfgang Schäuble, I Mir liegt daran, Dank zu sagen für an die Mitglieder seiner viel Arbeit und Einsatz, Unterstützung und Freundschaft, die ich erfahren und Fraktion die wir uns gegenseitig gegeben haben. Ein arbeitsreiches und nicht einfaches insbesondere zwischen Frankreich und Jahr geht zu Ende. Regierung, Koalition den Vereinigten Staaten zu einer Eini- und Fraktion haben viel geleistet. Nur gung zu kommen, haben entscheidend zu einige Beispiele: diesem Erfolg beigetragen. Der Aufbau in den neuen Bundesländern Die Modernisierung unserer Volkswirt- ist bei allen Sorgen insgesamt gut voran- schaft kommt voran. Die Bahnreform ist gekommen. Das Entschädigungsgesetz verabschiedet, und wir geben die Hoff- einschließlich einer Ausgleichsleistung nung nicht auf, daß die ebenso notwen- für die Vertriebenen ist auf den Weg dige Postreform — trotz des massiven gebracht. Für einen sparsamen Umzug Drucks der Postgewerkschaft — durch nach Berlin mit möglichst wenig aufwen- die SPD nicht länger blockiert wird. In digen Neubauten bis spätestens zum Jahr der Energiepolitik hat die Fraktion nach 2000 und für die notwendigen Aus- intensiven Debatten klargemacht, daß die gleichsmaßnahmen zugunsten der Region Subventionen für die Steinkohle sozial Bonn sind die Weichen gestellt. und regional verträglich abgebaut werden Mit den notwendigen Gesetzen zur Haus- müssen und daß mit uns ein Ausstieg aus CDU/CSU UiD 1/1994 • Seite 15 der friedlichen Nutzung der Kernenergie Trotz aller Erfolge und Fortschritte nicht zu machen ist. sind die wirtschaftlichen, sozialen und Das Gentechnikgesetz ist so verändert politischen Probleme unübersehbar, die worden, daß chemische und biologische das Vertrauen vieler Mitbürger in alle Forschung und Produktion in Deutsch- demokratischen Parteien und in die land Zukunft haben können. Das Arbeits- Regierungsverantwortung tragende zeitgesetz schafft neue Flexibilisierungs- Koalition gemindert haben. In den zen- spielräume. Die Gesundheitsstrukturre- tralen politischen Handlungsfeldern muß form hat den Anstieg der Krankenversi- 1994 ein Aufbruch gelingen, wenn wir cherungsbeiträge nachhaltig gebremst. den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft gerecht werden wollen. Spürbare Entlastung durch In der Außen- und Sicherheitspolitik Änderung des Asylrechts belegen das Elend des barbarischen Krie- In der Inneren Sicherheit haben wir mit ges im ehemaligen Jugoslawien wie das den Gesetzen zur Bekämpfung der orga- jüngste Wahlergebnis in Rußland, daß nisierten Kriminalität und der Geldwä- die Erhaltung der Atlantischen Gemein- sche wichtige Verbesserungen erreicht. schaft und die unumkehrbare europäi- Das Verbrechensbekämpfungsgesetz 94, sche Einigung für Frieden und Freiheit vor allem mit Maßnahmen zur effektive- lebensnotwendig bleiben. Berechtigte ren Verhängung von Untersuchungshaft Kritik an mancher bürokratischen und zur Beschleunigung der Strafverfah- Erscheinung des europäischen Alltags ren, wird im Januar 1994 im gibt Grund, mit um so größerem Nach- eingebracht. Wir bauen darauf, daß die druck daran zu arbeiten, daß Auswüchse FDP auf ihrem nächsten Parteitag die zurückgeschnitten werden und die zen- Verhinderung des Einsatzes technischer trale Idee der europäischen Einigung wie- Mittel gegen Verbrecherbanden aufgeben der stärker in den Herzen der Menschen wird. verankert wird. Die nach jahrelanger Verweigerung der SPD endlich zum 1. Juli durchgesetzte Frieden und Freiheit durch Änderung des Asylrechts hat spürbare europäische Einigung Entlastung bei den Zugängen, schnellere Entscheidungen und mehr Abschiebun- Deshalb ist es erforderlich, das im Maas- gen gebracht und damit zu einem Abbau tricht-Vertrag verankerte Subsidiaritäts- von Ängsten vieler Mitbürger geführt, die prinzip ebenso durchzusetzen wie ein Überforderung unserer Gemeinden been- Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher det und die Grundlagen für ein friedli- Integration und gemeinsamer Handlungs- ches Miteinander von Deutschen und fähigkeit in der Außen- und Sicherheits- ausländischen Mitbürgern wieder gefe- politik. Wir werden aber unsere Mitbür- stigt. ger von der Notwendigkeit und Richtig- Zum Schutz ungeborenen Lebens haben keit europäischer Einigung für eine Wir ein wegweisendes Urteil des Bundes- Zukunft in Frieden und Freiheit nicht verfassungsgerichts erstritten. Bei der überzeugen können, wenn wir selbst uns gesetzlichen Umsetzung sind wir so gut an die Spitze euroskeptischer Ressenti- vorangekommen, daß ein gemeinsamer ments stellen oder gar eine neue Zahlmei- Entwurf der Koalitionsfraktionen noch sterdebatte vom Zaun brechen. •rn Januar zu erhoffen ist. Eine Europäische Union ist nicht denk- Seite 16 • UiD 1/1994 CDU/CSU bar, ohne daß die wirtschaftlich Stärke- wieder auf den 1989 vor der Wiederverei- ren einen Ausgleich für die Schwächeren, nigung erreichten Stand zurückgeführt also einen Nettobeitrag für die Gemein- werden. Dazu sind weitere Privatisie- schaft, leisten. rungsschritte notwendig — beim Bund vor allem im Fernstraßenbau mit Einfüh- Entscheidend für unsere Zukunft ist, daß rung von streckenbezogenen Straßen- wir verläßlicher, berechenbarer Verbün- benutzungsgebühren, bei Ländern und deter und Partner mit gleichen Rechten Kommunen z. B. in der Versorgung und und Pflichten sind. Deshalb muß die Entsorgung. Blockade der Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr durch die SPD bald beendet werden. Angesichts der vielfältig neuen Leistungsbereitschaft jedes Gefahren und Katastrophen muß die einzelnen unverzichtbar Bundeswehr auch zu humanitären Zwek- Weil Leistungsbereitschaft und Eigenver- ken flexibler eingesetzt werden können. antwortung jedes einzelnen wie der Tarif- Die Grenzen zwischen innerer und äuße- partner unverzichtbar sind, darf die rer Sicherheit verwischen im Zeitalter Lösung aller wirtschaftlichen und sozia- weltweiter Wanderungsbewegungen und len Probleme nicht immer nur beim Staat internationalem Terrorismus zunehmend, abgeladen werden. Die Schnittstellen zwi- weshalb wir überdenken sollten, ob die schen Arbeitseinkommen und Transfer- Bundeswehr nicht unter streng zu definie- zahlungen sind auf demotivierende Wir- renden Voraussetzungen auch bei größe- ren Sicherheitsbedrohungen im Innern — kungen hin zu überprüfen. wie die Armeen aller anderen zivilisierten Für Arbeitslose und Sozialhilfeempfän- Staaten — notfalls zur Verfügung stehen ger müssen auch Teilzeitarbeit oder saiso- sollte. nale Beschäftigung Vorrang vor Dauerar- Bündnisfähigkeit erfordert bei zuneh- beitslosigkeit oder Schwarzarbeit haben. mender Rüstungskooperation auch, daß Die Zumutbarkeitsanordnung sollte wir die Exportkontrollen für Rüstungsgü- zumindest effektiver gehandhabt und das ter im europäischen wie im atlantischen Vermittlungsmonopol der Bundesanstalt Rahmen harmonisieren. für Arbeit jedenfalls für nichtkommer- zielle Institutionen, wie Handwerks-, Industrie- und Handelskammern, aufge- Staats- und Abgabenquote hoben werden. wieder zurückführen Auch bei nachhaltiger Konjunkturverbes- Die Verteidigungsaufwendungen dürfen serung werden wir im industriellen nicht zur Restgröße der Haushaltspolitik Bereich nicht hinreichend Arbeitsplätze werden. Umgekehrt müssen alle Möglich- haben. Deshalb gewinnt der tertiäre Sek- keiten der Effizienzsteigerung und der tor — Handwerk, Handel, freie Berufe, Einsparung ohne Sicherheitsverlust ins- Dienstleistungen und private Haushalte besondere im Hinblick auf das Verhältnis — zur Lösung der Beschäftigungspro- von Personalaufwendungen und Mittel- bleme zunehmend Bedeutung. Das muß einsatz für Waffensysteme und Muni- bei der steuerlichen Absetzbarkeit von tionsbeschaffung bedacht werden. Arbeitsverhältnissen berücksichtigt wer- Um Wirtschaft und Beschäftigung nach- den. haltig zu stärken, muß bis zum Ende der Bei dem rasanten Innovationstempo, 90er Jahre die Staats- und Abgabequote gerade im tertiären Bereich, werden CDU/CSU UiD 1/1994 • Seite 17

Arbeitsplätze häufig nur kurzfristig geschaffen. Auch aus diesem Grund muß das Beschäftigungsförderungsgesetz mit Kreditkarten der Möglichkeit zeitlich befristeter Arbeitsverhältnisse ohne Kündigungs- besser schützen schutz verlängert werden, weil befristete Bessere Sicherungsmaßnahmen Arbeit immer noch besser ist als dauer- gegen den Mißbrauch von Kredit- hafte Arbeitslosigkeit und im übrigen karten hat der innenpolitische Spre- auch Einstieg in unbefristete Beschäfti- cher der CDU/CSU-Bundestags- gungsverhältnisse bedeuten kann. fraktion, Erwin Marschewski, von I Bei den notwendigen Veränderun- den Kreditkartenunternehmen gefordert. gen, um die Krise von Wirtschaft und Politik zu überwinden, werden wir uns Angesichts eines von der Polizei allein weiterhin gegen große Widerstände in Deutschland registrierten Schadens durchsetzen müssen. Zugleich sagen wir von über 120 Millionen Mark jährlich klar, daß wir nicht alle Wünsche erfüllen müßten die Firmen nun handeln. An- sonsten werde der Gesetzgeber reagie- können, sondern uns auf das vorrangig ren. Notwendige zu konzentrieren haben, um die Zukunft zu sichern. Mir ist vor den Marschewski forderte, wegen häufiger unvermeidlichen Auseinandersetzungen Verluste auf dem Postweg Kreditkar- nicht bange. ten entweder am Bankschalter auszu- geben oder sie nur gegen Empfangsbe- Ich bin überzeugt, unser Volk erwartet stätigung zu versenden. Erst wenn die gerade in einer Zeit der-Verunsicherung Bestätigung vom Kunden zurückge- und wachsender Ängstlichkeit klare Füh- schickt worden sei, dürfe die Karte rung, also Geschlossenheit im Reden und gültig werden. Auf diese Weise lasse Entschlossenheit im Handeln. Auch die sich etwa die Hälfte der durch Kredit- freiheitliche Demokratie und die soziale betrügereien entstehenden Schäden Marktwirtschaft kennen nicht nur Einzel- vermeiden. interessen, sondern auch Verantwortung Marschewski sprach sich auch für und Vorrang für das Gemeinwohl. einen besseren technischen Schutz der Der Blick auf das in elf Jahren unter der Plastik-Kärtchen aus: So könne das Führung von Bundeskanzler Helmut Lichtbild des Inhabers oder dessen Kohl und der Union Erreichte und auf Personalausweis-Nummer aufge- die großartigen Veränderungen mit der druckt werden, um einen Mißbrauch Wiedervereinigung, der Überwindung der zu vermeiden. Ähnlich wie bei Scheck- europäischen Teilung und dem Ende des karten solle zusammen mit Kreditkar- ten eine Geheimzahl ausgegeben wer- Ost-West-Konflikts zeigt, daß kein Grund den, ohne deren Kenntnis eine Bezah- zu Pessimismus oder Resignation besteht. lung dann nicht möglich sei. Wenn wir selbst Mut zur Zukunft und zur Der Straftatbestand der Fälschung Führung zeigen, werden wir einen neuen von Euroschecks und Euroscheck- Aufbruch schaffen. Karten müsse auch auf die Kreditkar- Ich wünsche Ihnen und uns allen ein tenfälschung ausgedehnt werden. glückliches Jahr 1994. Dazu sei die CDU/CSU bereit, doch müßten auch die Unternehmen ihre Mit herzlichen Grüßen Schutzmöglichkeiten nutzen. Ihr Wolfgang Schäuble Seite 18 • UiD 1/1994 EXTREMISMUS Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung: REP und DVU politikunfähig Die rechtsradikalen Republikaner sind unzureichend charakterisiert. Schönhu- nach einer Studie der Konrad-Ade- ber sei im zentralen politischen Ausschuß in der bisherigen Legislaturperiode (Juli nauer-Stiftung als politischer Gegner 1989 bis Juni 1993) an 45 möglichen gefährlicher als die rechtsextremisti- Tagen dreimal anwesend gewesen. Im sche Deutsche Volksunion (DVU). Ausschuß für Kultur, Jugend, Bildung Wie der Stiftungsvorsitzende Gerd Lang- und Medien sei er an 25 Tagen zweimal guth bei der Vorstellung der Studie in präsent gewesen. Bonn erklärte, seien die Republikaner Übertroffen werde er dabei teilweise wie die DVU in der konkreten Parla- noch von seinem innerparteilichen mentsarbeit häufig abwesend, inkompe- Widersacher, Harald Neubauer, der im tent und zerstritten. Ausschuß für Umweltfragen, Volksge- Die umfassende, aber nicht flächendek- sundheit und Verbraucherschutz noch an kende Studie stellt heraus, daß der Repu- keinem Tag teilgenommen habe. blikaner-Chef Franz Schönhuber seinen Pflichten als Europaparlamentarier kaum Mandate nicht besetzt nachkomme und an den Sitzungen selten teilnehme. Überdies bestehe die Gruppe Die Arbeit der in der Studie als rechtsex- der in der Studie als „rechtsradikal-popu- tremistisch-rechtsradikal bezeichneten listische Partei mit fließenden Übergän- Parteien in den Kommunen sei — wenn gen zum Rechtsextremismus" bezeichne- auch regional unterschiedlich — kaum ten Republikaner im Europaparlament entwickelt. Aufgrund vielfach fehlender nicht mehr. Kandidaten hätten diese Parteien in meh- Schönhuber sei nach den Austritten aller reren Kreistagen nicht einmal die ihnen anderen nach Straßburg gewählten Abge- zufallenden Mandate besetzen können, ordneten das einzig noch verbliebene sagte Langguth. Republikaner-Mitglied. Die DVU wird Ihre Patentlösung für alle Probleme, von als „eindeutig rechtsextremistisch, unse- der Wirtschafts- über die Sozialpolitik bis riös und inkompetent" bezeichnet. zur Umweltpolitik, vom politischen bis Die Präsenz der Republikaner im Euro- zum ökonomischen System, sei die Ab- paparlament wird in der Studie als völlig schottung Deutschlands gegen Ausländer.

2.000 Studentenbuden in ehemaligen Kasernen Infolge der seit Ende 1990 laufenden Umwidmung militärischer Einrichtungen für zivile Zwecke haben rund 2.000 Studierende in ehemaligen Kasernen eine Studentenbude gefunden. Allein in München wurden auf diese Weise rund 450 neue Wohnheimplätze geschaffen. Weitere 24 Objekte mit rund 5.400 Plätzen sind bundesweit im Bau oder in der Planung. Darunter befinden sich auch frü- her militärisch genutzte Liegenschaften in den neuen Ländern. SPORT UiD 1/1994 • Seite 19 Sportförderung durch den Bund

•Förderung des Spitzensports •Doping-Bekämpfung Die Bundesregierung hat im Jahr 1993 Die Bundesregierung unterstützt den den Spitzensport mit rund 350 Millionen Deutschen Sport bei seinem Kampf Mark gefördert. Schwerpunkte bildeten gegen Doping. Mit der Ratifizierung der dabei die Olympiastützpunkte und Bun- Anti-Doping-Charta des Europarates desleistungszentren, die Bundestrainer, durch den Deutschen Bundestag wurde die sportmedizinische Betreuung der Lei- ein Zeichen gesetzt, den Kampf gegen stungssportler und der Behinderten-Lei- Doping auch im Rahmen der internatio- stungssport. Unsere Spitzensportler nalen Zusammenarbeit zu intensivieren. konnten bei den Weltmeisterschaften Die Bundesregierung wird bis zum 1993 große Erfolge verzeichnen. 1. April 1994 in einem Anti- Doping-Bericht Rechenschaft darüber ablegen, welche Maßnahmen bereits •Förderung des Sports in den ergriffen wurden bzw. noch notwendig neuen Ländern sind, um den Kampf gegen Doping erfolgreich zu bestehen. Die Trainings- Die Zuschüsse des Bundes für die kontrollen der Anti-Doping-Kommission Modernisierung und den Neubau von des Deutschen Sportbundes haben ihre Leistungszentren — vor allem in den abschreckende Wirkung erfüllt. neuen Bundesländern — wurden trotz aller Sparzwänge erhöht. Es wurde •Vereinsförderungsgesetz zudem sichergestellt, daß aus der kom- niunalen Investitionspauschale in Höhe Für 1993 kann festgestellt werden, daß von 1,5 Milliarden Mark für die ostdeut- das Vereinsförderungsgesetz für den schen Gemeinden auch Sportstätten größten Teil der 80.000 Sportvereine völ- finanziert werden. Außerdem können im lige Steuerfreiheit gebracht hat. Mit die- Rahmen des „Föderalen Konsolidie- sem Gesetz, für das sich die CDU jahre- ningsprogramms" und mit dem „Fonds lang eingesetzt hat, wurde wesentlich Deutsche Einheit" die Gemeinden und dazu beigetragen, die ehrenamtliche Landkreise der fünf neuen Bundesländer Arbeit zu fördern und die Arbeit der den Sportstättenbau fördern. Sportvereine aufzuwerten.

Warnemünder Werft bis 1995 gut ausgelastet Die Kvaerner Warnow Werft in Warnemünde hat Aufträge für den Bau von fünf Containerschiffen im Wert von insgesamt rund 250 Millionen DM erhalten. Das zum norwegischen Kvaerner-Konzern gehörende Unternehmen verfügt damit zur Zeit über einen Auftragsbestand von elf Schiffen. Mit diesen Verträgen sind fast 50 Prozent der Gesamtkapazität der Werft im Jahre 1995 ausgelastet, die Kapazitäten der bisher vorhandenen alten Anlagen sind vollständig ausgeschöpft. Seite 20 • UiD 1/1994 GRUNDSATZPROGRAMM

Reinhard Göhner: Wir brauchen eine Werte- und politische Grundsatzdebatte

Der Vorsitzende der Grundsatzpro- Die verantwortete Freiheit und die Soli- gramm-Kommission, Reinhard Göh- darität gehören als Werte zusammen. ner, hat zu einer neuen Wertedebatte Die CDU geht in ihrem neuen Grund- in Deutschland aufgefordert und eine satzprogramm von dem Leitbild einer neue Gesellschaftskritik sowie eine freien und verantwortlichen Gesellschaft neue Programmatik der Volksparteien aus. Zunehmende Gewalt und Radikali- gefordert: tät vor allem bei jungen Menschen bele- gen die Notwendigkeit, die Werte und Wir brauchen eine neue Wertedebatte Tugenden als Grundlagen im Miteinan- in Deutschland — ßr die geistige und der der Menschen neu zu beleben. gesellschaftliche innere Einheit unseres Gemeinsinn und Rücksichtnahme, Bür- Landes, gegen die Zunahme von gerpflichten und Verantwortung für die Gewalt und Radikalität in unserer Gemeinschaft sowie Offenheit gegenüber Gesellschaft und gegen den kurzatmi- Ausländern und anderen Nationen gehö- gen Pragmatismus unserer politischen ren dazu. Kultur. Zu der neuen Wertedebatte gehört auch Die Schaffung der inneren Einheit erfor- die Diskussion über einen demokrati- dert geistig und gesellschaftlich eine schen Patriotismus in Deutschland, der Rückbesinnung auf die wesentlichen unsere Nation als die Gemeinschaft unse- Bürgertugenden und Werte. Das zuneh- rer Geschichte, Sprache und Kultur mend einseitige, rein individualistische sowie als Bekenntnis zu unserer demokra- Freiheitsverständnis unserer Zeit hat in tischen Verfassungsordnung versteht. In der Tendenz zu einer besitzstandsvertei- diesem Sinne gehört zu der neuen Werte- digenden Ellenbogengesellschaft geführt, debatte auch eine gesamtgesellschaftliche in der die Solidarität für die Gemein- Verständigung über unser Verständnis als schaft immer schwieriger durchzusetzen Nation. ist. Individualität, Selbstverwirklichung Mit der Wiedervereinigung von Staat, und Selbstentfaltung sind Elemente des Grundwertes der Freiheit; die Verantwor- Nation und Demokratie haben wir eine „zweite Chance der Geschichte", die wir tung für die Gemeinschaft gehört aber nicht in kleinkarierten tagespolitischen untrennbar zu diesem Freiheitsverständ- oder parteipolitischen Auseinanderset- nis dazu. zungen verspielen dürfen. Die CDU wird ihr neues Grundsatzpro- gramm deshalb unter das Motto „Freiheit Wir brauchen eine neue Werte- und poli- und Verantwortung" stellen, um diesen in tische Grundsatzdebatte zugleich zur unserer Gesellschaft zunehmend aufgelö- Sanierung unserer politischen Kultur: sten Zusammenhang wieder herzustellen. Aus dem Wechselspiel von Politik und GRUNDSATZPROGRAMM U/D 1/1994 • Seite 21

Medien ist eine immer tagespolitischere Kirchen, Verbände und großen gesell- und kurzatmigere Behandlung von politi- schaftlichen Institutionen derzeit an schen Themen und Problemen hervorge- Attraktivität, Ansehen, Zustimmung und gangen; es gilt nur die Überschrift des Mitgliedern verlieren, hat eine gesamtge- nächsten Tages und die spektakuläre sellschaftliche Ursache, die über die von Meldung des Augenblicks. Neue Denk- den jeweils einzelnen Institutionen anstöße, langfristige Strategien und die zusätzlich gesetzten und zu verantworten- Diskussion über Werte in unserer Gesell- den Ursachen hinausgehen: Unsere schaft geraten demgegenüber völlig in Rückzugs-Gesellschaft ist die Folge des den Hintergrund. Das ist erst recht für einseitig individualistischen Freiheitsver- das Superwahljahr 1994 zu befürchten. ständnisses. Die neue Wertedebatte und Gerade in einer Umbruchzeit brauchen die neue Gesellschaftskritik stehen daher wir aber die gesamtgesellschaftliche in einem engen Zusammenhang. Debatte über langfristige Ziele. Die poli- Es geht bei der neuen Gesellschaftskritik tische Unkultur unserer Zeit fragt nicht nicht um eine Beschimpfung des Nicht- nach Differenzierungen oder langfristi- wählers, nicht um die Anklage des Bür- gen Problemen; gefragt scheinen viel- gers, der nur noch privatisiert. Es geht mehr die schnellen und einfachen Ant- vielmehr um den gesamtgesellschaftli- worten für das Hier und Jetzt. chen Zustand. Gerade diejenigen, die Was wir aber angesichts des tiefgreifen- heute öffentliche Verantwortung tragen, den Wertewandels, des gesellschaftlichen also zum Beispiel in Parteien, Gewerk- Wandels und der äußeren Veränderungen schaften, Verbänden, Kirchen oder •n Deutschland, Europa und der Welt Medien, sind in der Pflicht, der Gesell- brauchen, ist eigentlich das Gegenteil: schaft einen Spiegel vorzuhalten, in dem Eine politische Kultur, in der alle Betei- die Folgen einer „Rückzugs-Gesell- •igten auch die Kraft finden, sich über die schaft" aufgezeigt werden. Werte, Tugenden und langfristigen Ziele Gesellschaft und Staat können ohne das für Gemeinschaft und Staat zu verständi- Engagement der Bürger nicht bestehen. gen. Aus den Rechten, die nur der Staat garan- a Mr brauchen eine neue Gesellschafts- tieren kann, erwachsen Pflichten des Bür- kritik — gegen den Rückzug in die Pri- gers gegenüber dem Gemeinwesen. Loya- vatheit und die tendenzielle Abwendung lität, Rechtsgehorsam und friedliches vieler Menschen vom Öffentlichen, Miteinander zeichnen den Staatsbürger Politischen und Sozialen. ebenso aus, wie Mündigkeit, Urteilskraft Der notwendigen und wirkungsvollen und freie Mitwirkung. Debatte über Parteiverdrossenheit muß Wir brauchen eine neue Programmatik Jetzt eine neue Gesellschaftskritik folgen: in der CDU, um als Volkspartei wieder Die Debatte über Parteiverdrossenheit mehrheitsfähig zu werden. Die Zukunft hat Veränderungen in Parteien und Poli- der Volksparteien steht auf dem Prüf- llk bewirkt und wird weitere Änderungen stand. Jerursachen. Die Debatte war notwendig, Angesichts des Rückzugs aus dem Politi- weil sie aber an nur einem Symptom des schen und der stärkeren Interessenforma- ^Ustandes unserer Gesellschaft kuriert, tionen in unserer Gesellschaft verlieren fauchen wir eine breitere Diskussion ganz besonders die Volksparteien, die mit Jber die dahinterliegenden Ursachen. dem Anspruch, alle Schichten des Volkes Daß die Volksparteien, Gewerkschaften, zu vertreten, antreten, an Anziehungs- Seite 22 • UiD 1/1994 GRUNDSATZPROGRAMM

kraft. Diese können die Volksparteien ren Beitrag zu der neuen Wertedebatte nur zurückgewinnen, wenn sie den und geben unsere Antwort auf die neue Anspruch auf die Gestaltung des Gesellschaftskritik. Gegen den scheinbar Gemeinschaftlichen nicht allein als die grenzenlosen Individualismus der Rück- Summierung von Einzelinteressen verste- zugs-Gesellschaft setzen wir unsere hen. Grundwerte, Bürgertugenden und Bür- Deshalb ist für die Mehrheitsfähigkeit gerpflichten sowie den demokratischen der Volksparteien ein Programmprozeß Patriotismus. • Mit der Wertedebatte muß eine Stär- unverzichtbar, in dem diese, abgeleitet kung der Familie als Fundament unserer aus ihren Werten und Prinzipien, die Gesellschaft einhergehen. Zur Förderung langfristigen Ziele definieren — mit Blick der Familien mit Kindern schlagen wir auf das gesellschaftliche und staatliche einen neuen Familienleistungsausgleich Ganze und nicht primär unter Einzel- mit einem Familiensplitting und einer aspekten und Einzelinteressen. stärkeren Berücksichtigung zugunsten Wir christliche Demokraten stehen mit- von Kindern in der Sozialversicherung ten in einer programmatischen Erneue- vor. rung unserer Partei. Dabei gehen wir von • Wir legen die weitere Architektur für der Tradition und Kontinuität bewährter den Umbau unseres Sozialstaates vor, Werte und Grundsätze aus. Um als Volks- denn wir stehen in einer neuen Epoche, partei Mehrheiten mit dem Anspruch zur in der nicht mehr Verteilung möglich, Vertretung aller Schichten des Volkes zu sondern mehr Leistung notwendig sein gewinnen, reicht es nicht aus, auf Regie- wird. Eigenvorsorge und Selbstbeteili- rungserfolge der Vergangenheit und gung müssen für alle Bereiche sozialer historische Leistungen zu verweisen. Wir Leistungen eingeführt werden; steuerfi- werden nur gewählt werden, wenn wir für nanzierte Sozialleistungen können nur die zentralen Herausforderungen der noch einkommensabhängig gewährt wer- Zukunft die größere Kompetenz aufwei- den. Zur Verwirklichung von sozialer sen. Allein aus dem Handeln in der Gerechtigkeit und Solidarität müssen wir Regierung läßt sich dieser Nachweis den Sozialstaat auf das beschränken, was nicht erbringen. Das neue Grundsatzpro- der einzelne nicht allein und aus eigener gramm soll und wird kein Wahlpro- Kraft zur Absicherung seiner Risiken lei- gramm sein, aber es ist strategisch für die sten kann. CDU auch mit Blick auf das Superwahl- • Um in dem neuen globalen Wettbe- jahr '94 von größter Bedeutung. werb bestehen zu können, schlagen wir Während die SPD außen- und innenpoli- die langfristig notwendigen Maßnahmen tisch im alten Besitzstandsdenken der zur Verbesserung der Wettbewerbsfähig- geteilten Welt verhaftet bleibt, haben wir keit unserer Wirtschaft vor. Dazu gehört die strategische Chance, neues Vertrauen eine umfassende Neustrukturierung unse- mit der Gestaltung des Wandels zu res Steuersystems, damit die produktiven gewinnen. Mit dem neuen Grundsatzpro- Faktoren Arbeit und Kapital weniger gramm werden wir uns als moderne belastet werden. Volks- und Programmpartei erweisen; • Wir wollen den Staat auf seine wesent- dafür stehen folgende Beispiele aus dem lichen Aufgaben zurückführen, indem w«f neuen Programm: weite Bereiche der öffentlichen Daseins- • Mit dem Leitbild der freien und verant- vorsorge privatisieren, insbesondere wortlichen Gesellschaft leisten wir unse- große Teile der öffentlichen Infrastruktu- EICHHOLZER FORUM UiD 1/1994 • Seite 23

iJiki.ui.iii.iii.i.u.ij.yi.uiAi.ij.i.i.fjH ir-mffi S3 Auch bei dieser Veranstaltung geht • Das Original — Grundlage oder es um den Umgang mit Zeugen Fetisch der Denkmalpflege? der Vergangenheit. Zur Teilnahme • Denkmalschutzgesetze in Deutsch- eingeladen sind in allererster Linie land — Geschichte und Vergleich Denkmalpflegerinnen und -pfleger, Journalistinnen und Journalisten • Aktuelle Probleme praktischer sowie Stadt- und Gemeinderätinnen Denkmalpflege und -rate, die mit Fragen des Erhalts • Denkmalschutz und Steuerrecht und der Pflege kulturellen Erbes • Die Problematik des Denkmalschut- befaßt sind. zes aus der Sicht eines vielseitig Veranstaltung Nr. 38 Betroffenen Denkmalschutz und Denkmal- • Kriegszerstörung, Wiederaufbau, Probleme der Gegenwart — Denkmal- pflege in Deutschland — schutz und Denkmalpflege in Köln Gesetzliche Grundlagen und Weitere Informationen Rechtsprechung und Anmeldungen: Eichholzer Forum Konrad-Adenauer-Stiftung 16. bis 18. Februar 1994 Bildungszentrum Hauptthemen: Schloß Eichholz • Die Friedenskirche der Heiligen Postfach 1331 Dreifaltigkeit in Schweidnitz, Polen 50387 Wesseling i*en. Wir brauchen einen schlankeren, Sicherung jedoch auf eine Sonderrolle aber starken Staat für seine Kernaufga- zurückziehen. Die Ablehnung der sich ben. daraus ergebenden Konsequenzen würde • Wir wollen unsere Wirtschaftsordnung zu einer internationalen Isolation *ur ökologischen und sozialen Marktwirt- Deutschlands führen. schaft aus- und umbauen. Das neue Ver- • Die europäische Politik gewinnt mit ständnis von Wachstum und Wohlstand, der Verwirklichung der Europäischen die ethische Begründung der ökologi- Union und der Wirtschafts- und Wäh- schen Aufgaben zur Bewahrung der rungsunion eine neue Qualität. Wir wol- Schöpfung und die marktwirtschaftlichen len in der Europäischen Union nicht auf Instrumente der Ökologie werden nach- die Funktion eines Staatenbundes haltige Konsequenzen haben. zurückfallen, aber wir wollen auch keinen • Deutschlands Rolle in der Welt ist neu europäischen Bundesstaat mit der Auflö- *u bestimmen. Wir werden der Welt nicht sung der Nationalstaaten. Unser Ziel eine Arbeitsteilung zumuten können, bleibt die europäische Föderation und lach der wir in allen Fragen von Wirt- Integration mit einer Stärkung der Kom- schaft, Finanzen und Währung eine inter- petenzen und Handlungsmöglichkeiten zonale Führungsrolle in Anspruch der EU und einer Öffnung für die mittel- nehmen, uns bei Aufgaben der Friedens- europäischen Nachbarn. • Seite 24 • UiD 1/1994 VERBRECHENSBEKÄMPFUNG Kompromißvorschlag im Abhör-Streit

Bundesinnenminister Manfred Kan- Rückmeldepflicht der Staatsanwalt- ther hat vorgeschlagen, im Zusammen- schaft an das anordnende Gericht über Reichweite, Erfolg, Kosten der hang mit dem von der Koalition beab- Abhörmaßnahme nach Abschluß des sichtigten Verbrechensbekämpfungsge- Verfahrens. setz 1994 auch das Abhören von Gangsterwohnungen zum Zwecke der Sinngemäße Einbeziehung der bereits Strafverfolgung zu regeln. heute möglichen Telefonüberwa- chungsmaßnahmen nach der Strafpro- Mit einem Kompromiß-Vorschlag will zeßordnung und den Polizeigesetzen der Innenminister Befürchtungen entge- in das neugestaltete Verfahren nach gentreten, daß in Deutschland von elek- Absprache mit den Bundesländern. tronischen Überwachungsmöglichkeiten zu ausgiebig Gebrauch gemacht werden Jährliche Berichterstattung aller könnte. Kanther ist bereit, die Woh- Dienststellen über ihre Tätigkeit im nungsüberwachung durch Mikrofone Bereich elektronischer Überwachungs- rechtlich strikt einzugrenzen. Es gehe maßnahmen. nicht um Beliebigkeit bei schwerwiegen- den Eingriffen in die Intimsphäre des Bürgers, sondern um strenge Ausnahme- Bundesinnenminister regelungen in Fällen schwerster Krimina- für Abhör- lität. Deshalb macht der Innenminister Regelung auf breiter politi- ins einzelene gehende Vorschläge für eine Regelung dieses Rechtsbereichs: scher Basis • Begrenzung der elektronischen Wohn- raumüberwachung auf schwere Straf- Kanther erklärte, er sei offen für alle taten (Straftatenkatalog). guten Vorschläge, die die notwendige gerichtliche und öffentliche Kontrolle der • Schutz des Zeugnisverweigerungs- Überwachungsmaßnahmen ebenso rechts. gewährleisten wie deren Wirksamkeit • Beweisverwertungsverbot für beiläufig gegen das organisierte Verbrechen. Es erfaßte Daten, die sich nicht auf Kata- ergebe allerdings keinen Sinn, verbogene logstraftaten beziehen. Kompromisse zu Lasten des Erfolgs bei der Kriminalitätsbekämpfung zu machen- • Anordnungsbefugnis nur durch einen Der Bundesinnenminister versteht seinen Richter in Strafsachen; in Eilfällen Vorschlag auch als Beitrag dazu, die Lei- Anordnungsbefugnis eines Staatsan- stungsfähigkeit der demokratischen Par- walts mit nachträglicher richterlicher teien in einer wichtigen Frage der Verbre- Genehmigung. chensbekämpfung nachzuweisen. • Ausführliches, von den beteiligten Kanther: „Es geht nicht um politi- Richtern persönlich zu vertretendes Berichtsystem einschließlich Benach- sche Schaukämpfe, sondern um richtigung des Verdächtigen nach Erfolge von Polizei und Gerichten Abschluß der Maßnahme. gegen Schwerkriminelle". ^ VERBRECHENSBEKÄMPFUNG UiD 1/1994 • Seite 25 Elektronische Wohnraumüberwachung darf kein Wahlkampf thema werden Die Auseinandersetzung um die elek- Doch was steht dann im „Kleingedruck- tronische Wohnraumüberwachung ten"? Daß die SPD ihre Zustimmung droht zu einem Glaubenskrieg zwi- davon abhängig macht, daß gemäß alt- schen den Parteien mit merkwürdig sozialistischer Ideologie die Eigentums- verlaufenden Kampflinien zu verkom- garantie des Artikels 14 aufgeweicht wird. men: Seit Jahren fordert die Union die gesetzli- Unlauteres Geschachere che Regelung elektronischer Wohnraum- , rechtspolitischer Sprecher überwachung zur Aufklärung schwerer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: Die Straftaten und betont, hinsichtlich der Union wird sich an solch unlauterem gesetzgeberischen Ausgestaltung nicht Geschachere nicht beteiligen. Wem Ver- auf Maximal-Positionen beharren zu wol- brechensbekämpfung ernsthaft am Her- len. Die FDP steuert einen mehrstimmi- zen liegt, der wird sich schwertun, gegen gen, widersprüchlichen Chor bei, und die den Kompromißvorschlag des Bundesin- SPD übt sich in altbekannter sozialdemo- nenministers zur elektronischen Wohn- kratischer Populismus-Tradition: raumüberwachung irgendwelche Ein- Scheinheilig begrüßt sie den Kompromiß- wände zu erheben. Wer aus ideologischen Vorschlag des Bundesinnenministers, weil Gründen gegen elektronische Wohn- sie erkannt hat, daß die Mehrheit der raumüberwachung ist, soll es sagen und Bevölkerung die elektronische Wohn- dafür geradestehen. Sozialistisch ver- raumüberwachung für dringend erforder- seuchte Gesetzespakete werden mit der lich erachtet. Union aber nicht geschnürt. FDP soll auf Kanther-Vorschlag eingehen Zu den Reaktionen aus der FDP nenen Kompromißvorschlag des Bun- auf den neuen Vorschlag von Bun- desinnenministers einzugehen. desinnenminister Kanther zur aku- Dem sich rasant ausbreitenden Ver- stischen Beweissicherung erklärte brechen kommt man im Computerzeit- Generalsekretär Peter Hintze: alter nicht mehr mit den Methoden Die jüngsten Stimmen aus der FDP eines Sherlock Holmes bei. Die bür- zum Thema Verbrechensbekämpfung gerlichen Grundrechte sind dort ernst- stimmen optimistisch, daß die Libera- haft bedroht, wo der Staat dem Ver- len nicht an Grundsätzen festhalten, brechen nicht mehr wirksam wehren die mehr die Schwerverbrecher schüt- kann. zen als den rechtsstaatlich handelnden Ich fordere die FDP-Führung auf, auf Bürger. Nachdem sogar die SPD ihre die Sicherheitsexperten in den eigenen Hinhaltetaktik bei der akustischen Reihen zu hören und das Gespräch Beweissicherung aufzugeben scheint, über den Kanther-Vorschlag aufzu- ist es nun an der FDP, auf den beson- nehmen. Seite 26 • UiD 1/1994 BESCHÄFTIGUNG Arbeitslosigkeit nur überwindbar, wenn die Wirtschaft wieder Fuß faßt Der Anstieg der Arbeitslosigkeit muß in die Infrastruktur, in Autobahnen und alle, die Verantwortung für die Straßen sowie Bahnstrecken, in Kanalisa- Beschäftigung tragen, alarmieren. Vor tionssysteme und Umweltschutzanlagen, allem die Tarif partner sind herausge- in den Wohnungsbau usw. vorgezogen fordert, mit ihren Lohn- und Arbeits- werden können, damit dadurch positive zeitvereinbarungen bestehende beschäftigungspolitische Effekte erzielt Arbeitsplätze zu sichern und die Wei- werden. chen für die Schaffung neuer Beschäf- Auch sollte geprüft werden, ob Arbeitge- tigungsmöglichkeiten zu stellen. bern, die zusätzliche Arbeitskräfte einstel- In den Betrieben können zielgenauer fle- len, in größerem Umfang als bisher zeit- xiblere Arbeitszeiten, Verkürzungen der lich befristete und degressiv gestaffelte effektiven Arbeitszeiten und Einkom- mensreduzierungen sowie andere Maß- nahmen beschlossen werden, die trotz der Von Friedhelm Ost, anhaltenden konjunkturellen Schwäche, Vorsitzender des Wirtschafts- des gewaltigen Strukturwandels und der ausschusses des Deutschen saisonalen Einflüsse Arbeitsplätze in gro- ßem Umfang erhalten. Angesichts des Bundestages internationalen Wettbewerbsdrucks und der Möglichkeiten, Arbeit zu wesentlich Lohn- bzw. Einarbeitungszuschüsse niedrigeren Kosten in mittel- und osteu- bezahlt werden. Zudem müssen die ropäische Länder zu verlagern, besteht Zumutbarkeitsregelung verschärft und kein Spielraum für höhere Löhne und die Vermittlung von Arbeitskräften — Gehälter in Deutschland. auch durch private Vermittler — effizien- Bund, Länder und Gemeinden sollten ter gestaltet werden. sofort überprüfen, welche Investitionen Wirtschaftspolitisch muß alles getan wer- den, damit die Unternehmen ihre Investi- tionen in Deutschland wesentlich verstär- Neues Druckhaus bei Leipzig ken. Das Standortsicherungsgesetz ist Die Frotscher Druck Leipzig GmbH dafür ein erster Schritt; ein zweiter sollte hat mit dem Bau eines neuen Druck- mit der Vorlage eines Stufenplanes für hauses in Gerichshain bei Leipzig die Reform der Unternehmenssteuern so begonnen. Die Investitionen betragen rasch wie möglich folgen. etwa 20 Millionen DM. Das Projekt Angesichts der Gefahr, daß sich die Zahl umfaßt vorerst zwei Rollen-Offset- der Arbeitslosen auf insgesamt vier Mil- druck-Linien sowie die gesamte Infra- lionen erhöht und der finanzielle Auf- struktur, die von einer eigenständigen wand für Arbeitslosigkeit in Deutschland Druckerei benötigt wird. Mittelfristig auf über 100 Milliarden Mark pro Jahr sollen in Gerichshain die Zahl der steigt, ist entschlossenes und unorthodo- Arbeitsplätze von derzeit 60 auf 100 xes Handeln in Politik und Wirtschaft aufgestockt werden. gefordert. * ÖFFENTLICHER DIENST UiD 1/1994 • Seite 27 Manfred Kanther: Vier Prozent sind eine Forderung von einem anderen Stern Zu Bescheidenheit bei der Besoldungs- der auf Dauer mehr pumpen kann, als er runde 1994 hat Manfred Kanther die erwirtschaftet. Und es gibt auch keine rund 6,7 Millionen Beschäftigten des Hausfrau, die mehr borgen kann, als sie öffentlichen Dienstes aufgefordert. auf Dauer zurückzahlen kann. Das begrenzt die Verteilungsspielräume und Da es um die Verteilung der vorhandenen bringt sie bis auf Null." Ressourcen gehe, so der Bundesinnenmi- nister auf der gewerkschaftspolitischen Arbeitstagung des Deutschen Beamten- Auch über eine Verringerung bundes am 10. Januar in Bad Kissingen, der Stellenpläne nachdenken müsse er freimütig sagen: „Wenn die Kasse leer ist, ist eine Forderung von vier Die Finanzkrise sei aber nicht das Haupt- Prozent — wie auch immer verteilt — von problem. Die Bundesrepublik stehe in einem anderen Stern. Sie ist unerfüllbar, einer „Zeitenwende" und müsse bei dem und ich wage die Behauptung, daß fast weltweiten Wettlauf um ökonomische Sie alle das auch wissen." Märkte ihre Konkurrenzfähigkeit sichern. Für die 1,9 Millionen Beamte kündigte Der Minister stellte weitere Sparmaßnah- der Minister für 1994 eine Nullrunde an. men im öffentlichen Dienst in Aussicht: „Es ist zumutbar, auch über eine Verrin- Manfred Kanther: „Es gibt keinen Staat, gerung der Stellenpläne nachzudenken." Aus der Bildungsarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung Sie dienen dem Abbau von Vorbe- cher und struktureller Reformen des halten und Vorurteilen. Gleichzei- Bildungs- und Ausbildungssystems tig bieten sie die Chance für einen • 25. bis 26. Juni 1994: Koordination authentischen Erfahrungs- und Infor- einer neuen Weltinnenpolitik — mationsaustausch. Damit gemeint sind Deutschlands außenpolitische Verant- die Wendgräbener Dialog-Foren. wortung nach dem Ende des Ost- Termine/Themen: West-Gegensatzes. • 21. bis 22. Januar 1994: Vom Die Veranstaltungen finden im „Staatsbetrieb" vereinnahmt — Leh- Gemeindehaus der Evangelischen Kir- ren aus Literatur und Literaturge- chengemeinde Altstadt Magdeburg schichte der SED-Zeit statt. • 18. bis 19. März 1994: Den Standort Deutschland sichern — Gesellschaftli- Weitere Informationen/Anmeldun- che Wandlungsprozesse, strukturelle gen: Rahmenbedingungen, Zukunftsstrate- Konrad-Adenauer-Stiftung gien Bildungszentrum Wendgräben • 6. bis 7. Mai 1994: Indidviduelle Burgstr. 12/Postfach 16 Förderung, gesellschaftliche Anforde- 39279 Loburg rungen: Zur Notwendigkeit inhalti- (Tel.:0392457783). Seite 28 • UiD 1/1994 ASYLRECHT Asylrechtsänderung sechs Monate in Kraft: der Entscheidungen im Jahre 1993 auf Drastischer Rückgang 513.561 und damit um rund 137 Prozent der Zahlen gesteigert werden. Während der Rückstand noch nicht bear- Im Monat Dezember 1993 kamen rund beiteter Altfälle Ende 1992 noch 477.570 14.000 Asylbewerber nach Deutsch- betrug, gab es Ende 1993 nur noch land ; im Dezember 1992 waren es 296.300 derartiger Fälle. Stabilisiert sich noch rund 31.650. Wir verzeichnen die Zahl der Asylbewerberneuzugänge damit die niedrigste Zugangszahl seit auf dem nunmehr erreichten Niveau, März 1991. könnte das Bundesamt Ende dieses Jah- Damit beläuft sich die Zahl der Asylbe- res alle noch unerledigten Altfälle werber in den letzten sechs Monaten, also abschließend bearbeitet haben. seit Inkrafttreten des neuen Asylrechts am 1. Juli 1993, auf insgesamt rund Eindrucksvoller Beweis 98.500; von Juli bis Dezember 1992 wur- den noch knapp 251.500 Asylbewerber Erwin Marschewski, innenpolitischer registriert. Mit Inkrafttreten des neuen Sprecher der CDU/CSU-Bundestags- Asylrechts ist die Asylbewerberzahl fraktion: Es ist also eindrucksvoll bewie- gegenüber dem ersten Halbjahr 1993 sen, daß die Reform des Asylrechts, für damit um knapp 61 Prozent zurückgegan- die die Union seit Jahren gegen alle gen! Widerstände erfolgreich gekämpft hat, Hatte das Bundesamt für die Anerken- wirksam ist. Das müssen selbst diejenie- nung ausländischer Flüchtlinge im Jahr gen akzeptieren, die das Erfordernis die- 1992 lediglich 216.356 Asylanträge ser Rechtsänderung immer wieder bestrit- abschließend bearbeitet, konnte die Zahl ten haben. Peter Hintze: Wir müssen den Erwartungen der Bürger gerecht werden Zum Dreikönigstreffen der FDP Unverständlich bleibt die sture Hal- erklärte Generalsekretär Peter tung der FDP bei der dringend not- wendigen Ermöglichung der akusti- Hintze: schen Beweissicherung. Das bewußte Wir werden die Sicherung des Inkaufnehmen fahndungsfreier Zukunftsstandorts Deutschland in der Räume ist und bleibt ein unakzepta- Koalition gemeinsam mit der FDP bler liberaler Widerhaken. Wer eine angehen. Die FDP muß aber wissen, effektive Verbrechensbekämpfung als daß es einen kalten Wirtschaftslibera- „Nebenkriegsschauplatz" oder gar als lismus ohne soziale Verantwortung „gesetzgeberischen Aktionismus" ein- mit der CDU nicht geben wird. Die stuft, wird den Erwartungen der Bür- CDU bleibt die Partei der sozialen ger an eine verantwortungsvolle Politik Gerechtigkeit. der Inneren Sicherheit nicht gerecht. MIKROELEKTRONIK UiD 1/1994 • Seite 29 Siemens setzt Signal in Dresden Zur Entscheidung der Firma Siemens, Dresden Klotzsche und der im Raum in Dresden die Chip-Fabrik der Dresden vorhandenen Einrichtungen der Zukunft zu errichten, erklärte der Grundlagen- und angewandten For- stellvertretende Vorsitzende der CDU/ schung. CSU-Bundestagsfraktion und Abge- Das Land Sachsen und die Stadt Dresden ordnete aus Dresden, Johannes werden die erforderlichen Voraussetzun- Nitsch: gen für einen Baubeginn in 1994 schaf- Siemens will in Dresden ein Entwick- fen. Das Bundesministerium für For- lungs- und Produktionszentrum für Spit- schung und Technologie hat die Unter- zentechnologien in der Mikroelektronik stützung der CDU/CSU-Bundestagsfrak- errichten. Die unternehmerische Ent- tion, um die Forschungsaufgaben, die für scheidung setzt Signale, in Europa den die Entwicklung und Beherrschung neuer Wettbewerb in zukunftsträchtigen Indu- Technologien in der „Chip-Fabrik der strien wieder aufzunehmen. Zukunft" erforderlich werden, zu för- dern. Dresden bietet für die Mikroelektronik- Investitionen in neue Technologien sind produktion viele hervorragende Standort- die notwendige Voraussetzung, die Wett- vorteile. Neben den guten Rahmenbedin- bewerbsfähigkeit der deutschen Industrie gungen für Investitionen in Ostdeutsch- zu stärken und damit Arbeitsplätze zu land sind es vor allem Forscher, Inge- sichern und neue zu schaffen — in die- nieure und hochmotivierte Facharbeiter sem Fall im Raum Dresden und Umge- des Zentrums für Mikroelektronik in bung.

2.500 indirekte Arbeitsplätze Zur Siemens-Entscheidung für Diese Maßnahme zeigt, daß Staat und Dresden erklärte der forschungspo- Wirtschaft gemeinsam positiv die litische Sprecher der CDU/CSU- Zukunft anpacken und dazu beitragen, Bundestagsfraktion, Christian Len- die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zer: zu stärken. Gerade in der gegenwärtigen Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion Standortdiskussion ist dies ein ermutigen- begrüßt die Entscheidung der Firma Sie- des, positives Signal. mens, ein Produktions- und Forschungs- Deutschland hat einen ausgezeichneten zentrum für Mikroelektronik in Dresden Ruf als Forschungsstandort für Mikro- *u errichten. Mit einer Investition von 2,4 elektronik. Bezüglich der Umsetzung in Mrd. DM (über 10 Jahre), 1.200 direkten konkrete Produkte gibt es jedoch noch Arbeitsplätzen (davon ca. 100 in der For- massiven Handlungsbedarf. Die CDU/ schung) und nochmals bis zu 2.500 indi- CSU-Bundestagsfraktion hat sich in der rekten Arbeitsplätzen (über Multiplikato- Vergangenheit stets dafür ausgesprochen, ren) ist dies die größte Neuinvestition in durch besser abgestimmte Zielbestim- der Mikroelektronik an einem Ort, die mung zwischen Industrie, Wissenschaft Jemals in Deutschland getätigt wurde. und Politik die Anwendungsmöglichkei- Seite 30 • UiD 1/1994 UMWELTSCHUTZ Entscheidung über Verpackungsquoten muß revidiert werden Zur Entscheidung des EG-Mini- schließlich im Inland verwerten sol- sterrates über eine Verpackungs- len. richtlinie der Gemeinschaft Innerhalb der Europäischen Union erklärte der Vorsitzende des Bun- muß das Prinzip des freien Warenver- desfachausschusses Umweltpolitik, kehrs auch bei den sog. „Sekundär- Kurt-Dieter Grill: Rohstoffen" gelten. Es ist nicht hinzu- nehmen, daß verpackte Waren in gro- Die Entscheidung des EG-Ministerra- ßen Mengen eingeführt werden, das tes, die europaweiten Recycling-Quo- Recycling aber ausschließlich im Land ten deutlich unterhalb der Vorgaben zu geschehen hat. der Verpackungsverordnung anzusie- deln, ist zu verurteilen. Europäische Ich fordere die Mitglieder der EVP- Lösungen dürfen sich nicht schädi- Fraktion auf, von ihrem nach Maas- gend auf fortschrittliche nationale tricht verbrieften Recht Gebrauch zu Umweltpolitiken auswirken. Es wer- machen und den Ministerratsbeschluß den durch den Beschluß diejenigen in der jetzt vorliegenden Form abzu- Länder besonders bestraft, die mehr lehnen. Nur so kann garantiert wer- als 45 Prozent ihres Verpackungsab- den, daß in der Europäischen Union falls wie die Bundesrepublik Deutsch- nicht Umweltpolitik auf einem mög- land zur Wiederverwertung sammeln lichst niedrigen Niveau betrieben und die nun ihre Übermengen aus- wird.

ten der Mikroelektronik in Deutschland jektes (Stichwort „Mikro-Chip-Fabrika- zu fördern und auch die Produktion von tion" der Zukunft) wird auch vom BMFT Mikroelektronikkomponenten in im Rahmen seiner Projektförderung Deutschland voranzubringen. Die jetzige unterstützt. Dabei sollen möglichst viele Entscheidung für die Mikroelektronik- Unternehmen aus Deutschland Zugang Produktion in Dresden, verbunden mit zu diesem Projekt haben, da dies eine einem ergänzenden Forschungsteil, bestä- wichtige Voraussetzung ist für die Weiter- tigt diese Auffassung. entwicklung von Anwendungschips, wie Die Entscheidung von Siemens und sei- sie z.B. in der Steuerung von Maschinen nen Partnern für Dresden ist auch ein — auch für den Hausbereich — zuneh- Ergebnis intensiver Bemühungen des mend Anwendung finden. Bundesministeriums für Forschung und Zusammen mit der Entscheidung für die Technologie (BMFT), den Standort Magnetschnellbahnstrecke Hamburg- Deutschland für die Produktion von Berlin und die Produktion des neuen Mikroelektronik zu sichern. Ausdruck Mercedes-Kleinwagens in Rastatt bildet fand dieses Bemühen auch in der Mikro- die Entscheidung für die Mikroelektro- elektronik-Konsensrunde zwischen Staat nikproduktion in Dresden ein ermutigen- und Wirtschaft, die von der CDU/CSU des Signal dafür, daß es mit dem Innova- stets unterstützt wurde. tionsstandort Deutschland wieder berg- Der Forschungsteil des Dresdener Pro- auf geht. ' TELEKOM UiD 1/1994 • Seite 31 V iermillionster Telefonanschluß in Ostdeutschland übergeben In Ostdeutschland ist im Dezember Jahr 1990 sei ein Zuwachs von 2,2 Millio- der viermillionste Telefonanschluß nen Anschlüssen erreicht worden. geschaltet worden. Bundespostminister Der Ausbau des Fernlinien-Netzes läuft Wolfgang Bötsch übergab ihn in ausschließlich über moderne Glasfaser- der thüringischen Landeshauptstadt technik. Laut Ricke wurden bisher 4.500 Erfurt. Kabel-Kilometer verlegt. Ziel sei es, bis Wie Telekom-Chef Helmut Ricke bei 1997 den Standard der Telekommunika- dem Zermoniell im Rathaus betonte, ist tions-Versorgung dem Niveau des das einheitliche deutsche Fernmeldenetz Westens anzupassen. noch in diesem Jahr komplett. Damit sei Bundespostrninister Bötsch würdigte das „auch der letzte Rest der vom DDR- Aufbauprogramm Telekom 2000 als Pro- Regime errichteten Kommunikations- gramm der Superlative, für das Investitio- Mauer überwunden". nen in Höhe von 60 Milliarden DM ein- gesetzt würden. Das Unternehmen habe Nach Angaben Rickes haben allein 1993 die „absolut einmalige Herausforderung" rund eine Million Kunden in den neuen bisher „mit Bravour" bewältigt. Auch Bundesländern einen Telefonanschluß 1993 sei das Unternehmen der größte erhalten. Seit der Wiedervereinigung im Investor in den neuen Ländern gewesen. CDU Thüringen hat Neugliederung abgeschlossen Mit dem Zusammenschluß der bis- weise mehr als 600 Mitglieder zu den herigen Kreisverbände Bad Salzun- jeweiligen Veranstaltungen erschienen gen und Eisenach zum neuen Kreis- waren. Mit der Zusammenlegung der verband „Wartburgkreis" ist die Kreisverbände wurden die organisato- Neugliederung der CDU Thüringen rischen Voraussetzungen für die in den Grenzen der kommunalen Durchführung von vier Wahlkämpfen Gebietsreform abgeschlossen. im Jahr 1994 geschaffen. Der Landesvorsitzende, Ministerpräsi- Künftig gliedert sich die CDU Thürin- dent Bernhard Vogel, bedankte sich gen in 22 Kreisverbände (bisher 36). bei allen bisherigen Vorstandsmitglie- Nach dem Zusammenschluß hat die dern, die nicht wieder für eine weitere CDU Thüringen 22.000 Mitglieder. Arbeit zur Verfügung standen oder Größter Kreisverband ist der KV andere Aufgaben übernommen haben, Eichsfeld mit 2.801 Mitgliedern, klein- für ihr Engagement in den vergange- ster Kreisverband der KV Altenburg/ nen Jahren. Die vielen ehrenamtlichen Schmölln mit 572 Mitgliedern. Mandatsträger hätten dazu beigetra- Die Zusammenschlüsse der Kreisver- gen, daß die CDU in den vergangenen bände wurden in Kreismitgliederver- vier Jahren Thüringen zu einem Land sammlungen durchgeführt, wobei teil- mit guter Zukunft entwickelt habe. Seite 32 • UiD 1/1994 ARBEITSLOSENHILFE

des Vermögens und seiner Angehörigen Panikmache ist billigerweise erwartet werden kann. Nicht zumutbar ist insbesondere die Ver- unangebracht wertung von Vermögen, das zur Aufrecht- Berichte über einen Zwangsverkauf erhaltung einer angemessenen Alterssi- von Lebensversicherungen, die einer cherung bestimmt ist. Diese Regelungen angemessenen Altersvorsorge dienen, sind auch auf Kapitallebensversicherun- sind unverantwortlich und absichtlich gen anzuwenden. Lebensversicherungen, irreführend oder zeugen von einer die einer angemessenen Altersvorsorge Unkenntnis der Sach- und Rechtslage. dienen, sind daher nicht zu berücksichti- Das Arbeitslosengeld ist durch Bei- gen und schon gar nicht zu verkaufen. träge des Arbeitslosen erkauft und Aber es würde z. B. niemand verstehen, daher unabhängig von einem Vermö- daß Arbeitslosenhilfe aus Steuern der gen zu erbringen. Bürger an jemanden gezahlt wird, der sein Vermögen zur Geldanlage in Lebens- Die Arbeitslosenhilfe hingegen wird aus versicherungen investiert, die über eine den Steuern aller Bürger finanziert, so angemessene Altersvorsorge hinausgehen daß das Vermögen des Arbeitslosen zu und deren Verwertung nicht unwirtschaft- berücksichtigen ist. Es soll verhindert lich ist, während derjenige, der über grö- werden, daß Bürger, die von ihrem eige- ßeren Immobilienbesitz verfügt, selbst- nen Vermögen leben können, über die verständlich herangezogen wird. Arbeitslosenhilfe die Steuermittel anderer Julius Louven, sozialpolitischer Sprecher Bürger verbrauchen. der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: Deshalb sieht § 6 der Arbeitslosenhilfe- Nach der Klarstellung durch den Bundes- verordnung vor, daß das Vermögen des arbeitsminister werden Lebensversiche- Arbeitslosen für den Arbeitslosenhilfebe- rungen zur Aufrechterhaltung einer ange- zug zu berücksichtigen ist, soweit eine messenen Alterssicherung auch in Verwertung zumutbar ist. Eine Verwer- Zukunft nicht als Vermögen bei der tung ist zumutbar, wenn sie nicht offen- Gewährung von Arbeitslosenhilfe berück- sichtlich unwirtschaftlich ist und wenn sichtigt. Gegenteilige Äußerungen dienen sie unter Berücksichtigung einer ange- nur der Panikmache und sind bei genauer messenen Lebenshaltung des Inhabers Betrachtung haltlos.

Ostdeutsche Wirtschaft 1994 aus der Talsohle Die ostdeutsche Wirtschaft wird keitsjahr alles tun, um die Erneuerung nach Einschätzung von Treuhand- der Wirtschaft in den neuen Ländern präsidentin Birgit Breuel 1994 die zu unterstützen. Talsohle verlassen. Durch Privatisierungen habe die Treu- „Gerade deshalb darf die solidarische hand bisher mehr als 1,5 Millionen Unterstützung für die ostdeutsche Arbeitsplätze und über 184 Milliarden Wirtschaft jetzt nicht nachlassen", DM Investitionen in Ostdeutschland sagte Frau Breuel in Berlin. Die Treu- „eingeworben", bilanzierte Frau hand werde in ihrem letzten Tätig- Breuel die bisherige Arbeit. DEUTSCHE MINDERHEITEN UiD 1/1994 • Seite 33 Durch Hilfen für Deutsche in Osteuropa in die Zukunft Europas investieren Im Jahr 1993 hat das Bundesinnenmi- In Rumänien wurde 1993 die deutsche nisterium 157 Mio. DM für die deut- Minderheit in Siebenbürgen, im Banat schen Volksgruppen in Osteuropa und und im Satmarer Gebiet mit zusammen Südosteuropa bewilligt. Das Förder- rund 16 Mio. DM unterstützt, besonders programm 1993 wurde im Dezember bei sozialen Einrichtungen und der Ent- abgeschlossen. Mit 76,2 Mio. DM wicklung der Landwirtschaft. kam die größte Summe nach Rußland, Die Fördermittel für die Deutschen in *o mit rund einer Million Rußland- Ungarn belaufen sich auf rund 3 Mio. deutschen die größte deutsche Volks- DM, für die deutsche Minderheit in der gruppe in Osteuropa lebt. Tschechischen Republik und in der Slo- In Rußland lagen 1993 die deutschen wakischen Republik wurden zusammen Siedlungsschwerpunkte in Westsibirien 3 Mio. DM bereitgestellt, hauptsächlich bei der Förderung an der Spitze, insbe- für kulturelle Begegnungszentren. sondere in den beiden deutschen Natio- Außerdem gingen Fördermittel zu den nalkreisen im Omskgebiet und im Altai- deutschen Volksgruppen in der Ukraine, gebiet. Dort wurden mit rund 50 Mio. in Kirgistan und in den Baltischen Staa- DM der Wohnungsbau, kulturelle und ten. Alle Fördermaßnahmen sollen soziale Einrichtungen sowie mittelständi- immer auch den nichtdeutschen Nach- sche Betriebe unterstützt. In diesem barn helfen! Gebiet leben inzwischen über 500.000 Zu den Hilfsmaßnahmen 1993 erklärte Rußlanddeutsche, Zehntausende aus Mit- der Aussiedlerbeauftragte der Bundesre- telasien wollen weiter zuziehen. gierung, Horst Waffenschmidt: Das Ziel An der Wolga wurde das begonnene der Aussiedlerpolitik der Bundesregie- Siedlungsprogramm für Rußlanddeut- rung, den Deutschen die freie Entschei- sche fortgesetzt, 1993 zogen mehr Ruß- dung zwischen Bleiben oder Aussiedeln 'anddeutsche ins Gebiet um Saratow als zu ermöglichen, konnte 1993 erreicht wer- aUssiedelten. den: Rund 200.000 Deutsche im Osten Europas haben zwar einen Aufnahmebe- Mit rund 10 Mio. DM wurden in Kasach- scheid für Deutschland, bleiben aber stan, insbesondere im Norden des Lan- gleichwohl in ihrer heutigen Heimat und des, hauptsächlich gemeinschaftsför- warten die weitere Entwicklung ab. dernde Einrichtungen und Gewerbeför- Außerdem gab es 1993 bisher rund derung unterstützt. 150.000 weniger Aufnahmeanträge für "je zweithöchste Förderungssumme kam Deutschland als 1992. m»t rund 24 Mio. DM der Förderung der Die deutschen Volksgruppen im Osten deutschen Minderheit in Polen zu. Diese Europas haben auch in Zukunft eine Mittel wurden für kulturelle Begegnungs- wichtige Brückenfunktion zwischen ^entren, für soziale und medizinische Deutschland und ihren heutigen Heimat- Einrichtungen sowie für Bildungsmaß- ländern, wo sie am Aufbau von Demo- nahmen und mittelständische Betriebe kratie und Sozialer Marktwirtschaft mit- angesetzt. wirken können. Seite 34 • UiD 1/1994 ÖFFENTLICHKEITSARBEIT

Materialien zum Thema Innere Sicherheit

•Lets talk about you Bestell-Nr.: 5554 Ein Leitfaden für Zielgruppen- Verpackungseinheit: 50 Expl. Preis je 50 Expl.: 9,50 DM arbeit mit Jugendlichen Damit Politikverdrossenheit nicht länger •Kriminalität entschlossen als Zustand akzeptiert wird, hinter dem bekämpfen — Innere Sicherheit man sich verstecken kann, ist es wichtig, die Parteiarbeit vor Ort individuell und ziel- stärken. Ein Leitfaden zum gruppenorientiert zu gestalten. Der nun Thema Innere Sicherheit vorliegende Leitfaden zur Zielgruppenar- Der Titel dieses Leitfadens ist gleichlau- beit mit Jugendlichen wurde gemeinsam tend mit dem Beschluß des 4. CDU-Partei- von CDU und Junger Union erarbeitet und tages in Berlin und macht damit deutlich, soll neue Wege im Dialog mit Jugendli- daß es jetzt an die konkrete Umsetzung chen aufzeigen. In Zeiten zunehmender unseres Parteitagsbeschlusses in die Par- Gewaltbereitschaft bei jungen Menschen teiarbeit vor Ort geht. Diese Broschüre ist es wichtig, gerade mit dieser Ziel- enthält neben sehr interessanten Beiträ- gruppe ins Gespräch zu kommen, damit gen vom Forum 4 des Berliner Parteitages dumpfer Fremdenhaß und Intoleranz keine auch Informationen aus der bundesweiten Chance haben. Deshalb zeigt dieser Leit- Kriminalitätsstatistik sowie Vorschläge faden anhand von praktischen Beispielen und Anregungen für Aktionen und Veran- und Zeitungsberichten, wie die Arbeit vor staltungen. Ort aussehen kann. Zusätzlich enthält die- Bestell-Nr.: 4759 ser Leitfaden auch eine umfangreiche Verpackungseinheit: 10 Expl. Adressen-Sammlung von Institutionen, die Preis je 10Expl: 15 DM bei der Zielgruppenarbeit hilfreiche Infor- mationen geben können. •Kriminalität entschlossen Bestell-Nr.: 4758 bekämpfen — Verpackungseinheit: 10 Expl. Innere Sicherheit stärken Preis je 10 Expl.: 15 DM Die Innere Sicherheit, das ist eines der •Die REP — Gefahr von Rechts dringendsten innenpolitischen Themen, Erläuterungen und Wortlaut des Abgren- welches auch im kommenden Wahljahr zungsbeschlusses der CDU, beschlossen entscheidend sein wird. Der Beschluß auf dem 3. Parteitag vom 4. Parteitag, mit der Einführungsrede von , soll deutlich machen, Bestellungen an: daß Freiheit und Sicherheit der Bürger zusammengehören. Deshalb enthält die- IS-Versandzentrum ser Beschluß ein eindeutiges Bekenntnis Postfach 1164 zu Polizei und Verfassungsschutz. 33759 Versmold Bestell-Nr. 5730 Fax: 05423/41521 Verpackungseinheit: 25 Expl. Preis je 25 Expl.: 21 DM ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UiD 1/1994 • Seite 35

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SICHER IN DIE ZUKUNFT SICHER IN DIE ZUKUNFT CDU CDU

• Texte zur Gewaltproblematik Extremistische und ausländerfeindliche Aktionen sind nur eine Facette der allge- mein steigenden Gewaltbereitschaft in TEXTE Deutschland. Ein weiteres Problem ist 2. B. die wachsende Gewaltbereitschaft und dementsprechende Aufrüstung ZUR GEWALT- bereits im Kindesalter, denn es geht längst nicht mehr nur um die Gewalt, die aus den Dunkelzonen der Gesellschaft kommt, vielmehr geht es auch um die PROBLEMATIK Gewalt, die mitten unter uns aufbricht, in Mit Beiträgen von Helmut Kohl Peter Hintze • Rita Süssmuth • Wohnungen, Schulen und Sportstadien. Rudolf Seilers Norbert Blüm Hannelore Rönsch Und diese Gewalt ist nicht alleine ein Pro- Norbert Lämmer! Herbert Reul blem der Polizei. Diese Broschüre infor- miert anhand von verschiedenen Redebei trägen und Beschlüssen über den Stand- Punkt der CDU zu diesem Thema: Bestell-Nr: 3614 Verpackungseinheit: 10 Expl. preis je 10 Expl.: 19,50 DM

NEUES CDU-SIGNET. Die oben abgebildeten Broschüren sind bereits mit dem neuen Signet der CDU „Sicher in die Zukunft" versehen. Damit auch Sie dieses neue Signet in Ihre Parteiarbeit vor Ort umsetzen können, erhalten alle Kreisge- schäftsstellen in den nächsten Tagen eine Mappe mit Reprovorlagen sowie Bestellscheinen für Computer-Disketten und Druckfilme. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Ihre Kreisgeschäftsstelle. Seite 36 • UiD 1/1994

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CDU-Eiskratzer in neuer Qualität Die kalte Jahreszeit — das heißt zugefrorene Scheiben, ver- schmutzte Scheinwerfer — unser neuer CDU-Eiskratzer schafft hier Abhilfe. Und was ist daran neu? Der neue Eiskratzer ist größer, besteht aus stärkerem Material und besitzt einen langen Griff, damit die Finger nicht schmutzig werden. Und wo bleibt der Umweltschutz? Der neue Eiskratzer besteht aus recy- celten bzw. wieder eingeschmolzenen Produktionsabfällen aus Polysterol, das z. B. für die Produktion von Joghurtbechern benötigt wird, und ist somit ein weiterer Beitrag zum Abbau der Müllberge. Bestell-Nr.: 9890 Mindestabnahme: 100 Expl. Preis je 100 Expl.: 69,— DM. Bestellungen an: IS-Versandzentrum Postfach 1164, 33759 Versmold Fax (05423) 41521.

UNION IN DEUTSCHLAND — Informationsdienst der Christlich Demokratischen Union Deutschlands. Für den Inhalt verantwortlich: Axel König, Redaktion: Ernst-Jörg Neuper, Konrad-Adenauer-Haus, 53113 Bonn, Telefon (02 28) 54 41, Verlag: Union Betriebs GmbH, Friedrich-Ebert-Allee 73-75, 53113 Bonn, Tel- (0228) 5307-0, Telefax (0228) 5307-118/119. Vertrieb: Tel. (02 28) 544-421. Verlagsleitung: Bernd Profittlich- Bankverbindung: Sparkasse Bonn, Konto Nr. 751018a (BLZ 38050000), Postgirokonto Köln Nr. 193795-50« (BLZ 37010050). Abonnementspreis jährlich 52,— DM Einzelpreis 1,50 DM. Herstellung: S3 Vereinigte Verlags- 1/1994 anstalten GmbH, Düsseldorf.