Quellen und Forschungen aus italienischen Bibliotheken und Archiven

Bd.Bd. 6372

19831972

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Kaspar Hedio und seine Übersetzung der Papstgeschichte des Piatina

von

HERMANN GOLDBRUNNER

Heinrich Lutz zum 20. 8. 1982

Gegenstand dieser Ausführungen ist nicht die Gestalt Piatinas, sondern das Nachleben seines berühmtesten Werkes, des Liber de vita Christi ac omnium pontificum. Genauer gesagt, geht es um die deutsche Übersetzung, die 1546 in Straßburg bei Wendel Rihel be­ zeichnenderweise unter dem Titel Von der Bàpst und Keiser leben erschienen ist und die das Werk des dortigen Reformators Kaspar Hedio war1). l) B. Platinae Historia, Von der Bäpst und Keiser leben. Von Petro unnd Tiberio an biß auff Carolum V. und Paulum III. Des Jars M.D.XLVI continuirt und zusammentragen. Mit einer nützlichen Vorred an den Durchleuchtigen, Hochge- bornen, Fürsten und Herrn, Herrn Otthainrichen Pfaltzgraven bei Rhein, Hert- zogen in Nidern und Obern Baiern, Straßburg M.D.XLVI. — Die bei Pott­ hast, Bibliotheca historica medii aevi 2, Berlin2 1896, S. 931 und G. Gaida (Hg.), Platynae historici Liber de vita Christi ac omnium pontificum, RIS2, III, 1, Città di Castello 1932, S. XCVIII aufgeführten Ausgaben von Neuburg a.d. Donau 1546 und München 1604 konnte ich nicht nachweisen. Die Erwähnung von Neuburg a.d. Donau als Erstdruckort dürfte aber auf eine Verwechslung zu­ rückgehen, die sich dadurch erklären ließe, daß der Straßburger Drucker Wen­ del Rihel bekanntlich bei Hedios Papstviten dieselbe Einfassung des Titelblattes verwendete, die ein Jahr zuvor der Neuburger Drucker Hans Kilian, ein enger Mitarbeiter Hedios, für eine Ausgabe des Marsilius von Padua benutzt hatte, 126 HERMANN GOLDBRUNNER

Was wissen wir über den Übersetzer und was waren die Moti­ ve, die ihn, den Protestanten, bewogen haben, ausgerechnet eine Papstgeschichte, die in Italien entstanden war, ins Deutsche zu über­ tragen? Eine moderne Biographie Hedios zählt zu den Desideraten der Forschung. Unser Wissensstand über den Straßburger Reforma­ tor ist, auf das Ganze gesehen, reichlich unbefriedigend. Dies gilt in ganz besonderem Maße für seine Tätigkeit als Übersetzer2). Kaspar Bock oder Böckel, der der Mode der Zeit entsprechend seinen Namen latinisierte und sich Hedio nannte, ist 1494 im badi­ schen Ettlingen geboren und ging möglicherweise zusammen mit Ire- nicus und Melanchthon in zur Schule3). Hedio studierte in Freiburg und und promovierte in zum Doktor der Theo­ logie. Im Herbst 1523 folgte er seinem Lehrer und Freund nach Straßburg, wo ihm das Domkapitel die Stelle eines Mün­ sterpredigers angetragen hatte4). Hedio, der bis zu seinem Tod im wobei anzunehmen ist, daß sie ihm von Kilian geliehen wurde; vgl. K. Schot­ tenloh er, Pfalzgraf Ottheinrich und das Buch, Reformationsgeschichtliche Stu­ dien und Texte 50/51, Münster i. W. 1927, S. 25f., 73. 2) Die einzigen beiden Biographien über Hedio, die aber wissenschaftlich unbe­ friedigend sind, stammen aus dem 19. Jahrhundert: Ch. Spindler, Hédion. Essai biographique et littéraire. Thèse présentée à la Faculté de théologie prote­ stante de , Strasbourg 1864; E. Himmelheber, Caspar Hedio. Ein Lebensbild aus der Reformationsgeschichte, Studien der evangelisch-protestan­ tischen Geistlichen des Großherzogtums Baden 7 (1881) S. 1-64. Weitere Lite­ ratur zu Hedio beiK. Schottenloher, Bibliographie zur deutschen Geschichte im Zeitalter der Glaubensspaltung 1517-1585, I, Leipzig 1933, S. 330; VII, Stuttgart 1966, S. 93; R. Stupperich, in: RGG 3 (19593) S. 111-112; J. Sta­ ber, in: Lexikon für Theologie und Kirche 5 (I9602) S. 52-53; R. Stupperich, in: NDB 8 (1969) S. 188-189; J. Rott, Un traducteur et vulgarisateur: Le réformateur Strasbourgeois Gaspard Hédion (1494-1552), Revue d'Allemagne 1 (1969) S. 101-103; G. Franz, in: Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte 1 (1973) S. 1050-1051; M. Lienhard-J. Willer, Straßburg und die Reformation, Kehl, Strasbourg, Basel2 1982, passim. 3) Vgl. P. S. Allen, Opus epistolarum Des. Erasmi Roterodami denuo recogni- tum et auctum 5, Oxonii 1924, S. 479. 4) Zu den Beziehungen Hedio—Capito vgl. B. Stierle, Capito als Humanist, Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 42, Gütersloh 1974, S. 41; J. M. Kittelson, Wolfgang Capito. From Humanist to Reformer, Studies in Medieval and Reformation Thought 17, Leiden 1975; O. Millet, Correspondan- ce de Wolfgang Capiton (1478-1541). Analyse et index. (D'après le Thesaurus HUMANISMUS IM DIENSTE DER REFORMATION 127

Jahre 1552 in Straßburg blieb, gehörte nicht nur zu den Begründern der neuen Lehre in der Reichsstadt, sondern nahm darüber hinaus auch regen Anteil an der reformatorischen Bewegung überhaupt - so begegnet er uns z. B. 1529 beim Marburger Religionsgespräch als Vertreter der Straßburger Delegation5) -, wobei sein vermittelndes Wesen, das jedem Fanatismus abhold war, eine nicht geringe Rolle spielte. Mit den führenden Gestalten der Reformation in enger Ver­ bindung stehend, nahm er 1540/41 an den Religionsgesprächen in Worms und teil und war 1543 zusammen mit Bucer dem Kölner Erzbischof Hermann von Wied zu Diensten, als sich dieser anschickte, die neue Lehre in seinem Gebiet einzuführen. Gleichzei­ tig stand er dem Kreis um Erasmus von Rotterdam und Bonifacius Amerbach nahe6). Als Erasmicissimus7) verdeutschte Hedio nicht nur dessen Traktat De praeparatione ad mortem, und zwar 1534 unmittelbar nach dem Erscheinen der lateinischen Erstausgabe8), sondern sorgte auch dafür, daß Bonifacius Amerbach, zu dessen alten Freunden er sich zählte9), der Straßburger Schulbibliothek ein Ex­ emplar der 1540 bei Froben erschienenen neunbändigen Gesamtaus­ gabe des Rotterdamers stiftete10). Außerdem sei noch erwähnt, daß der Straßburger Reformator seiner Übertragung der Evangelien-

Baumianus et autres sources), Pubi, de la Bibl. Nat. et Univ. de Strasbourg 8, Strasbourg 1982, Nr. 47, 108, 143, 145, 147, 150, 159 und s.v. Hédion. 5) Bei Lienhard-Willer (wie Anm. 2) S. 208 ist irrtümlicherweise von den Speyerer Gesprächen die Rede. 6) Allen, Opus epistolarum Des. Erasmi (wie Anm. 3) 5, Nr. 1459; C. Augu­ st ijn, Erasme et Strasbourg 1524. A propos d'un fragment d'une lettre perdue d'Erasme à Hédion, in: Horizons européens de la Réforme en . Mélanges offerts à J. Rott. Pubi, par M. de Kroon et M. Lienhard, Strasbourg 1980, S. 63-68; Millet (wie Anm. 4) Nr. 108; A. Hartmann, Die Amerbachkorre- spondenz 1-8, Basel 1943-74, s.v. Hedio. 7) Hartmann, Amerbachkorrespondenz 5, Basel 1958, S. 299, Z. 24f.: qui sem- per sum Erasmicissimus. 8) Vgl. I. Bezzel, Erasmusdrucke des 16. Jahrhunderts in Bayerischen Biblio­ theken, Bibliographische Handbücher 1, Stuttgart 1979, S. 443, Nr. 1590; dies., Erasmus von Rotterdam. 1469-1536. Deutsche Übersetzungen des 16. Jahrhunderts. Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek 25. Februar-3. Mai 1980, München 1980, S. 48, 50. 9) Hartmann, Amerbachkorrespondenz 8, Basel 1974, S. 264, Z. 14. 10) Ebenda 5, Basel 1958, S. 298, 314, 315, 317. 128 HERMANN GOLDBRUNNER kommentare des Johannes Chrysostomus die Vita des Kirchenvaters aus der Feder des Erasmus in deutscher Übersetzung voranstell­ te108). Aber in erster Linie war Hedio ein praktischer Theologe, der sowohl durch seine Predigten wie auch durch die Übertragung reli­ giöser Schriften ins Deutsche die breiten Volksmassen der neuen Lehre zuzuführen gedachte. So ist es denn kein Zufall, daß sich das Gros seiner Werke aus deutschen Übersetzungen religiöser Litera­ tur zusammensetzt, und kein Geringerer als Erasmus von Rotterdam hat ihm für diese Tätigkeit Anerkennung gezollt11). In diesem Zu­ sammenhang ist auch auf seine Übertragung von J. L. Vives' De subventione pauperum hinzuweisen, die Hedio 1533 dem Rate und der Bürgerschaft von Straßburg zueignete12). Darüber hinaus betei­ ligte er sich zusammen mit Jakob Sturm am Ausbau des Schulwesens und hielt an der Akademie Vorlesungen, und zwar nicht nur über das Neue Testament und die Kirchenväter, sondern auch über histori­ sche Themen13). Hedios ausgeprägtes Interesse an der Geschichte fand u.a. auch in mehreren Übersetzungen historischer Werke aus dem Latein ins Deutsche seinen Niederschlag. Von den insgesamt 27 Werksnum­ mern, die Adam in seiner Bibliographie aufzählt, entfallen acht auf

10a) Vgl. Anhang Nr. 3 und 5; s. dazu auch Allen, Opus epistolarum Des. Eras- mi (wie Anm. 3) 11, Nr. 3020, S. 135. - Erasmus' Vita des J. Chrysostomus in: Ioannis Chrysostomi archiepiscopi Constantinopolitani Opera I, Basileae (Fro­ hen) 1530, f. A2v-B2r. ") Vgl. Allen, Opus epistolarum Des. Erasmi 9, Nr. 2616, S. 458. 12) Vgl. J. Adam, Versuch einer Bibliographie Kaspar Hedios, Zs. f. d. Ge­ schichte d. Oberrheins, N.F. 31 (1916) S. 426, Nr. 10. 13) A. Schindling, Humanistische Hochschule und freie Reichsstadt. Gymna­ sium und Akademie in Straßburg 1538-1621, Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz, Bd. 77: Abt. Universalgeschichte, Wiesbaden 1977, S. 28, 30, 32, 96, 341, 349, 356, der aber S. 349 Anm. 38 darauf hinweist, daß die häufig wiederholte Behauptung - so zuletzt noch Lienhard-Willer (wie Anm. 2) S. 176 -, Hedio habe kirchengeschichtliche Vorlesungen gehalten, in den Quellen keine Stütze findet; A. Schindling, Humanismus und evangeli­ sche Theologie in Straßburg im konfessionellen Zeitalter, Würzburger Diözesan- geschichtsblätter 43 (1981) S. 130; Rott (wie Anm. 2) S. 101. - Zu Jakob Sturm vgl. jetzt den Artikel von M. Lienhard, in: M. Greschat (Hg.), Gestaltender Kirchengeschichte 5: Die Reformationszeit I, Stuttgart [u.a.] 1981, S. 289-306. HUMANISMUS IM DIENSTE DER REFORMATION 129 historische Themen, und davon sechs auf Übersetzungen14). Sein Hauptwerk, das ihm den Titel des ersten protestantischen Histori­ kers eintrug, ist die Chronica der altenn christlichen Kirchen, die 1530 erschienen ist und aus Übersetzungen des und ande­ rer Kirchenväter besteht15). Es folgen die Verdeutschung des Jose- phus Flavius und Hegesippus und das Chronicon Universale des Ekkehard von Aura, das Hedio nicht nur übersetzt, sondern auch bis 1537 fortgesetzt hat. Besondere Aufmerksamkeit aber verdient die Übertragung der Kaiserchronik des Wiener Humanisten Johannes Cuspinian, die 1541 bei Crato Mylius in Straßburg erschien - das Original war nur ein Jahr zuvor im selben Verlag herausgekommen -, einmal wegen der Widmung an den Herzog Ludwig von Bayern, in der Hedio unter heftigen Ausfällen gegen Rom und die Päpste die Schäden der Kirche anprangert und die Einberufung eines National­ konzils fordert, und zum anderen wegen der Vorrede aus der Feder des Melanchthon, in der die Jugend zur Lektüre und zum Studium der wahrhaftigen Historien aufgefordert wird16). In unserem Zusam­ menhang interessiert aber vor allem das merkwürdige Schicksal, das den Caesares anläßlich ihrer Übersetzung widerfuhr, insofern als hier das Werk eines prononcierten Gegners der Reformation, wie es Cuspinian nun einmal gewesen ist, in der deutschen Fassung durch Hedio kurzerhand zu einer regelrechten protestantischen Tendenz­ schrift umfunktioniert wurde. Genau derselbe Vorgang wiederholt sich fünf Jahre später, als Hedio die Papstviten des Piatina ver­ deutscht. Im folgenden soll daher nicht von den philologischen oder gar literarischen Qualitäten von Hedios Übersetzung der Vitae pontifi- cum des Piatina die Rede sein, sondern nur von ihrer Entstehung

14) Adam (wie Anm. 12) S. 424-429. Nach Rott (wie Anm. 2) S. 101 beläuft sich die Zahl von Hedios gedruckten Schriften auf 30 Nummern und 35 Neuaufla­ gen. Zwei Drittel davon entfallen auf die Übersetzung von Historikern und Kirchenvätern. 15) Adam (wie Anm. 12) S. 425, Nr. 5?~h; M. U. Chrisman, Les publications historiques à Strasbourg 1480-1599, in: Horizons européens de la Réforme en Alsace (wie Anm. 6) S. fe-24. 16) H. Ankwicz-Kleehoven, Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian, Graz-Köln 1959, S. 276-278. 130 HERMANN GOLDBRUNNER

und Zielsetzung, über welche Vorrede und Einleitung Auskunft geben. In der Vorrede an den Pfalzgrafen Ottheinrich von Heidelberg holt Hedio weit aus und berichtet von den großen öffentlichen Biblio­ theken und ihrem Nutzen für die Allgemeinheit, aber auch von ihren bösen Geschicken. Die Erzählung setzt beim griechischen Altertum ein und reicht über die Gründung der Vatikanischen Bibliothek durch Nikolaus V. und den Sacco di Roma bis zu Hedios eigener Zeit, in der sich der Straßburger Stetmeister und Schulherr Jakob Sturm mit dem Gedanken trug, in der Reichsstadt eine Bibliothek zu gründen. In Heidelberg war es Ottheinrich, der eine Librarei von buechern der heiligen geschrifft, Juristerei, Medicin und allerlei Historien auff zu- richten plante und zu diesem Zweck von Hedio ein Verzeichnis der anzuschaffenden Titel angefordert hatte. Der Straßburger Reforma­ tor kam dem Wunsch des Pfalzgrafen nach, empfahl ihm aber gleich­ zeitig, es nicht bei einer Bibliothek mit hebräischer, griechischer und lateinischer Literatur zu belassen, sondern darüber hinaus als ge­ mein nutzig werck auch eine Teutsche Bibliotheck ... für frumme, gotsförchtige burger und leien zu errichten17). Eben an diesem Punk­ te setzt Hedios Anteil an dem Unternehmen ein, der mit seinen volkssprachlichen Veröffentlichungen und Übersetzungen den ge­ meinen Mann, der des Lateinischen nicht kundig ist, insbesondere aber die Jugend ansprechen und für die Reformation gewinnen möch­ te. Wörtlich sagt der Reformator: Damit junge mans personen, auch junge handwercksgesellen, ein offnen Zugang hetten, auff die Sontag undfeiertag, und die zeit, so sie sunst in wein und bierheiisern, auff den kegel und spilplätzen oder sunst an onehrlichen orten üppig verzeren, zur besserung unnd jrer seelen heil anwendeten, jn Teilt- sehen Büchern mochten selbs lesen oder hören lesen, habe ich auch ein anzal Teütscher Bücher auff zeichnet, under denen ich die XXII jar, so ich zu Straßburg gepredigt, auch etlich so gütt ich gemocht inn Teutsche spraach gebracht hab. Und jüngst E.F.G. zu undertheni-

17) Platinae Historia (wie Anm. 1) f. AA IIP. Zur „publica utilitas" der Bibliothe­ ken vgl. R. Klaus er, Der Freund und Sammler von Büchern, in: Ottheinrich. Gedenkschrift zur vierhundertjährigen Wiederkehr seiner Kurfurstenzeit in der Pfalz (1556-1559). Hg. v. G. Poensgen, Heidelberg 1956, S. 121. HUMANISMUS IM DIENSTE DER REFORMATION 131 gern gefallen disen Bap. Platinarti von Cremona, ein edlen Histori- cum, Vom leben derBäpst und der Reiser biß auff Platine zeit, unnd von dannen biß auff dise jetzige zeit auß Latinischen und allerhand Historien züsamen getragen und verdeutscht habe. Ein solch buch, das zu disen unsern tagen (Christo Jesu unserm einigen heiland und haupt der Kirchen sein ehr zu retten) zu lesen hoch nützlich ist18). Der Plan, das Werk ins Deutsche zu übertragen, geht laut He- dio auf den Pfalzgrafen Ottheinrich zurück, der im Sommer 1545 anläßlich einer Unterredung in Heidelberg mit dem Ansinnen an den Theologen herantrat. Es ist derselbe Ottheinrich, der, aus der Über­ zeugung heraus, daß dies ain gemmner christlicher nutz sein wirdet, den Straßburger Reformator später, wenngleich ohne Erfolg, auffor­ dern wird, auch den Johannes von Salisbury sowie den Lactantius zu verdeutschen19). 1545 freilich führte Hedio den Auftrag prompt aus, wußte er sich doch hierbei, wie er nicht ohne Stolz in der Vorrede erwähnt, in unmittelbarer Nachfolge des großen Humanisten Rudolf Agricola, der am Hofe des Kurfürsten Philipp von der Pfalz als Über­ setzer gemeinnütziger Werke tätig gewesen war20). Die Übertra­ gung der Papstviten näherte sich ihrem Ende, als die Nachricht vom Tode Martin Luthers in Straßburg eintraf21). Da Luther am 18. Fe­ bruar 1546 starb, die Vorrede Hedios aber vom 20. März datiert, so ist anzunehmen, daß die Übersetzung Ende Februar/Anfang März 1546 zum Abschluß gekommen ist. Dies ist eine beachtliche Leistung angesichts eines so umfangreichen Werkes, das über den von Piatina verfaßten Text hinaus auch noch die Papstviten bis einschließlich Paul III. enthielt, zumal Hedio anders als etwa sein Zeitgenosse Stephanus Vigilius Pacimontanus, der 1542 in Augsburg Piatinas De honesta voluptate verdeutschte22), ohne Kürzungen oder weitschwei-

18) Platinae Historia, f. AA IIF-AA IUP; vgl Spindler (wie Anm. 2) S. 86; Himmelheber (wie Anm. 2) S. 58; Schottenloher (wie Anm. 1) S. 6. 19) Vgl. Schottenloher (wie Anm. 1) S. 144f., Zitat S. 145. 20) Platinae Historia, f. AA IIIIrv. 21) Platinae Historia, f. CCLXXVIIP; Ph. Melanchthon, Oration oder Predig in der leich Doctor Martin Luthers ... Durch Caspar Hedion ... verteutschet ... Wörtlicher Separatabdruck aus dem Werke: B. Platinae Historia. Von der Bàpst und Keiser leben, Straßburg M.D.XLVL, Stuttgart 1879, f. lv. **) B. Piatina, Von der eerlichen, zimlichen, auch erlaubten Wolust des leibs ... 132 HERMANN GOLDBRUNNER fige Paraphrasen im allgemeinen ziemlich vorlagengetreu übersetz­ te23). Sie wird aber verständlich, wenn man bedenkt, daß Hedio zu diesem Zeitpunkt mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung als Überset­ zer hinter sich hatte. Im übrigen gehört Piatinas Papstgeschichte zu seinen letzten Übersetzungen. Unmittelbar im Anschluß daran ver­ deutschte er Melanchthons akademische Leichenrede auf Luther, und es nimmt sich wie eine bibliographische Kuriosität aus, daß aus­ gerechnet dieser Text als Anhang zu Piatinas Vitae pontificum ge­ druckt wurde24). Auf die Vorrede folgt ein chronologisches Verzeichnis der Päp­ ste, das Hedio Anlaß gibt, sowohl pikante Ereignisse aus der Papst­ geschichte wie den schwangeren Papst und die Bedeutung des perfo­ rierten Papststuhles (Johannes VIIL)25), den Papst als Ehebrecher (Johannes XIII.)26), als Mörder (Johannes XVIII.)27) und als Anhän­ ger des Teufels (Silvester IL) kurz zu vermerken als auch auf den schreienden Kontrast zwischen der ursprünglichen Einfachheit der Kirche und ihrer gegenwärtigen Prunksucht aufmerksam zu machen. So heißt es z. B. bei Silvester L: Diser Bapst tregt ein schlechte weise hauben auß Phrygia, wo bleibt die Trifach krön? ... Zur zeit Silvestri hielt man Meß in Chorrbck, trüg weder seiden noch samat. Nicht unerwähnt bleiben aber auch Reformversuche in der Vergangenheit wie z.B. unter Gregor VII. und Clemens III. Auf die Liste der Päpste folgt ein chronologisches Verzeichnis der Kaiser, das gleich­ falls mit kurzen historischen Reminiszenzen versehen ist. Bevor Hedio in einem dritten Verzeichnis die bei Piatina er­ wähnten Konzilien, die für den Protestanten eine ganz besondere Rolle spielen, aufzählt — während der Theologe noch an der Über­ tragung der Papstviten saß, wurde zwar am 13. Dezember 1545 in

Verteütscht durch M. Stephanum Vigilium Pacimontanum. [Nachdruck d. Ausg. Augsburg] 1542. Kommentar von U. Fabian, München 1979. 23) Das schließt freilich Fehlübertragungen nicht aus; vgl. Anm. 27 und 30. u) Vgl. Anm. 21. **) Nach der Zählung bei Gaida Johannes VII. [bis]; vgl. Gaida (Hg.), Platynae historici Liber (wie Anm. 1) S. 151-152. *) Nach Piatina Johannes XII.; vgl. ebenda S. 168-170. ™) Nach Piatina Johannes XVII. (XVI.); vgl. ebenda S. 176-177, wobei zu beachten ist, daß Hedio für ...et latro mit Mörder übersetzt. HUMANISMUS IM DIENSTE DER REFORMATION 133

Trient das Konzil eröffnet, aber gerade diese Kirchenversammlung entsprach, da nicht national und unfrei, in keiner Weise den Forde­ rungen der Reformatoren 28)-, stellt er seinem Leser das Idealbild des Papstes in zwei kurzen Abschnitten vor. Der wahre Papst hat für den Reformator nicht nur den Worten, sondern vor allem den Taten nach ein Knecht der Knechte Christi zu sein. Frei von allen anderen Geschäften soll er sich nur der Seelsorge und der Aufsicht über die einwandfreie Amtsführung von Bischöfen und Priestern widmen. Als rechtmäßig gewählter Papst gilt nur derjenige, dessen Wahl den Bestimmungen des Laterankonzils von 1059 entspricht. Ein solches Bild des Papsttums stand in der Tat in eklatantem Widerspruch zu dem bei Piatina historisch überlieferten. Am deutlichsten aber tritt der Tendenzcharakter der Überset­ zung Hedios in jenem Verzeichnis entgegen, das den Titel trägt: Fürneme Örter in diser Historien, die dem Leser das ludicium und den verstand schòrpffen29). Es handelt sich um 43 Stellen, die im Grunde nichts anderes darstellen als eine Zusammenfassung von Lemmata, welche den Text der Übersetzung am Rande begleiten und mittels derer Hedio den güthertzigen Leser auf die brisantesten Themen der Schrift unter genauer Angabe der Seitenzahl hinweist. Da ist die. Rede von der Last des Papsttums, das die Alten mit Unwillen angenommen haben, vom Konzil, das die Gewalt des Pap­ stes bestätigt, woraus folgt, daß der Papst nicht über dem Konzil steht, ferner vom Konzil, das seine Gewalt von Christus, nicht vom Papst herleitet, von der Bestätigung der Papstwahl durch den Kai­ ser, von Papst Leo VIII., der dem Kaiser die Gewalt überträgt, einen Papst zu erwählen, sodann von der Wahl der Bischöfe, die durch Klerus und Volk zu erfolgen habe und die dann rechtskräftig sei, wann sie von dem Fürsten der statt oder Keiser zu Rom bestetigt unnd Confirmiert würde. Obschon derBapst mit disen Worten, Volu- mus, lubemus sein authoritet und gewalt wolt mißbrauchen30), von

28) Eine Anspielung auf das Konzil von Trient findet sich als Marginalglosse zu Gregor XII. : Schisma hinzulegen muß an einem freien ort beschehenf nicht urie zu Trient Anno M.D.XLVL; Platinae Historia, f. CCV1". *) Platinae Historia f. CC Ir-V. ^°) Piatina: eamque [sc. electionem episcopi] ita ratamfore, si a principe civita­ tis approbata esset; et si summus pontifex denique his verbis auctoritatem suam 134 HERMANN GOLDBRUNNER der Beichte, die gar nicht so alt sei in der Kirche, von der Priester­ ehe, deren Wiedereinführung Hedio unter Berufung auf Pius IL for­ dert31), und schließlich, daß man aus dem Glauben, nicht aus den Werken selig werde32). Soweit der Katalog an reformatorischen Ge­ danken und Forderungen - die meisten von ihnen begegnen bereits 1545 im Anhang zur zweiten Auflage der Chronica der alten christli­ chen Kirchen 33)-, die Hedio alle bei Piatina bestätigt findet. Den Abschluß der Einleitung bilden eine Liste mit den Namen derjenigen Päpste, deren Väter Priester oder Bischöfe gewesen seien — Hedio fuhrt 13 Päpste auf — sowie ein Glossar mit lateinischen und griechi­ schen Fachausdrücken, die Hedio gewöhnlich in der Übersetzung stehen läßt, aber durch Hinzufügung des deutschen Äquivalents er­ läutert34). In der Papstgeschichte selbst tritt der popularisierende Ten­ denzcharakter des Werkes ganz offenkundig bei den Lemmata in Erscheinung, die in reicher Fülle den Text am Rande glossierend begleiten. So etwa in der Biographie Pius' IL, wo Hedio den Leser unter Hinweis auf seine Übersetzung des Eusebius an das alte Be­ streben der Deutschen, den Päpsten nicht zu Gehorsam zu sein, erin­ nert35). Beim Pontifikat Johannes XIII. ist davon die Rede, daß Otto d.Gr., nachdem er vergeblich versucht hatte, den Papst von seinem schändlichen Lebenswandel abzubringen, ein Konzil einberufen ha-

interposuisset: Volumus et iubemus; Gai da (Hg.), Platynae historici Liber (wie Anm. 1) S. 100. 31) Gai da (Hg.), Platynae historici Liber, S. 363, Z. 16: Sacerdotibus magna ratione sublatas nuptias, malori restituendo^ videri. Dieser Passus, der be­ zeichnenderweise in einigen Piatinaausgaben und insbesondere in den Überset­ zungen fehlt (vgl. ebenda S. 362 Anm. 4) wird von Hedio in leicht entstellter Form wiedergegeben: Den Priester hat man auß grossen Ursachen die weiber genommen, auß grossem Ursachen aber solle man sie underumb zulassen; Piati­ rne Historia, f. CC F und f. CCXLVV. **) Platinae Historia, f. CCLXVIF: diese Stelle bezieht sich auf Leo X., d. h. auf die Fortsetzung Piatinas. **) Vgl. Himmelheber (wie Anm. 2) S. 52f. ") Platinae Historia, f. CC IP-IIF. m) Ebenda f. CCXXXIXV: Merck der Teutschen alt fürhaben, den Bäpsten nit zu gehorsamen. Darvon besihe D. Hedions XII bucher bei Eusebio. HUMANISMUS IM DIENSTE DER REFORMATION 135 be, das über das Treiben des Papstes ein Urteil fällen sollte36). Hedio vermerkt dazu: Ottho Keiser schreibt ein Concilium aus. Merck Rei­ ser Carole V.37). Und in der Vita Pauls IL kommentiert er die Erzäh­ lung Piatinas, daß er sich in einem Brief an den Papst über den ungerechten und schmachvollen Verlust seines Abbreviatorenamtes beklagt und Paul IL mit einem Konzil, zu dem ihn Könige und Für­ sten zwingen sollten, gedroht habe, mit den Worten: 0 lieber Piati- na, das was zuviel, hoc erat ponere os in coenum. Der Bapst fliehet ein recht Concilium une der Teüffel das creütz38). Fassen wir zusammen: Piatinas Papstgeschichte interessiert bei Hedio nicht als Ganzes, vielmehr kommt es dem protestantischen Historiker in erster Linie darauf an, aus dem globalen Ablauf der Ereignisse jene Vorfälle und Momente in Auswahl herauszugreifen, die in sein kirchenreformatorisches Konzept passen. Genauer gesagt, waren es vor allem die scharfen Angriffe des italienischen Humani­ sten gegen Papst und Geistlichkeit, die Hedio bewogen hatten, wie er 1547 in einem Brief an Ottheinrich freimütig zugibt, das Werk ins Deutsche zu übertragen39). Daß Piatinas Papstviten weniger als drei Menschenalter nach ihrer Entstehung jenseits der Alpen in ein In­ strument zur Durchsetzung und Verbreitung reformatorischer Ideen umfunktioniert würden, hätte sich ihr Verfasser gewiß nicht träu­ men lassen. Die von ihm in der Vorrede beschworene Formel von der Vergangenheit als Lehrmeisterin der Gegenwart ist bei Hedio in einem ganz besonderen Sinne in Erfüllung gegangen40). Habent sua fata libelli.

36) Nach Platina Johannes XII.; s. Anm. 26. 37) Platinae Historia, f. CIXr. 38) Ebenda f. CCXLVIF. 39) Schottenloher, Pfalzgraf Ottheinrich (wie Anm. 1) S. 42, insbesondere S. 144; vgl. auch Klauser, Der Freund und Sammler von Büchern (wie Anm. 17) S. 127,132. — Hedio war es auch, der den Straßburger Prediger Johann Lenglin beauftragt hatte, Petrus de Vinea für Ottheinrich ins Deutsche zu übertragen; vgl. Schottenloher, S. 42. 40) Platinae Historia, f. [CC IUP]: Vetustas magistra vitae. 136 HERMANN GOLDBRUNNER

ANHANG

Die Hedio-Drucke in der Vatikanischen Bibliothek

Die bisherige Hedio-Forschung hat sich fast ausschließlich auf die in den oberrheinischen Bibliotheken überlieferten Werke des Straßburger Reformators konzentriert1). Dagegen wurden die Be­ stände der Palatina vernachlässigt, obwohl nicht zuletzt aufgrund der engen Beziehungen Hedios zum Pfalzgrafen Ottheinrich anzu­ nehmen war, daß seine Bücher auch am Heidelberger Hof gelesen wurden2). Auch in der ansonsten mustergültigen Bibliographie der elsässischen Drucke des 16. Jahrhunderts von Ritter fehlt jeglicher Hinweis auf die Exemplare der Palatina3). Im folgenden werden da­ her die im Palatina-Fonds der Vatikanischen Bibliothek auf uns ge­ kommenen Schriften Hedios aufgeführt4).

1. AUGUSTINUS S. Pal. IL 359 Augustini des heyligen Bischofs Bücher ... durch D. Caspar Hedion ... neüwlich verteütscht. Straßburg, B. Beck, 1533 (2°)

Stevenson II, Nr. 117a; Adam Nr. 7b; Schunke 2, S. 112. Angebunden:

*) Vgl. vor allem J. Adam, Versuch einer Bibliographie Kaspar Hedios, Zs. für die Geschichte des Oberrheins, N.F. 31 (1916) S. 424-429, künftig zitiert: Adam mit einschlägige? Nummer. 2) K. Schottenloher, Pfalzgraf Ottheinrich und das Buch, Reformationsge­ schichtliche Studien und Texte 50/51, Münster i. W. 1927, S. 41 f. 3) Fr. Ritter, Repertoire bibliographique des livres du XVP siècle qui se trou- vent à la Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg 1—4, Repertoire bibliogr. des livres imprimés en Alsace aux XVe et XVP s. II, 1-4, Strasbourg 1937—55, künftig zitiert: Ritter mit einschlägiger Nummer. 4) Beschreibung der Bände bei E. Stevenson, Inventario dei libri stampati Palatino-Vaticani voi. II, Roma 1886, künftig zitiert: Stevenson II mit Num­ mer; vgl. auch I. Schunke, Die Einbände der Palatina in der Vatikanischen Bibliothek 2, Studi e Testi 217-218, Città del Vaticano 1962, zitiert: Schunke 2. HUMANISMUS IM DIENSTE DER REFORMATION 137

la. Augustini des heyligen Bischofs IUI Bücher von Christlicher leer ... Durch Doctor Caspar Hedion vertolmetscht. Straßburg, B. Beck, 1532 (2°) Stevenson II, Nr. 118; Adam 7a; Ritter Nr. 110; Schunke 2, S. 112.

2. AUGUSTINUS S. Pal. II. 109 Augustini des heyligen Bischofs Bücher ... durch D. Caspar Hedion ... neüwlich verteütscht. Straßburg, B. Beck, 1533 (2°) Stevenson II, Nr. 1663a-1665c; Adam 7b; Schunke 2, S. 70.

3. CHRYSOSTOMUS Johannes Pal. II. 69 (1) Johannis Chrysostomi ... Außlegung über die Euangelia Sancti Matthei, vnnd Sancti Johannis ... Durch Doctor Caspar Hedio verteütscht. Straßburg, B. Beck, 1540 (2°) Stevenson II, Nr. 57; Adam Nr. 22; Ritter Nr. 478; Schunke 2, S. 63.

4. CHRYSOSTOMUS Johannes Pal. IL 69 (2) Johannis Chrysostomi ... Außlegung über das Haupt Euan- gelion Sanct Johans ... von Doctor Caspar Hedio verteütscht. Straßburg, 1540 (2°) Stevenson II, Nr. 57; Adam Nr. 21; Ritter Nr. 479; Schunke 2, S. 63.

5. CHRYSOSTOMUS Johannes Pal. II. 416 Johannis Chrysostomi... Außlegung über das Heylig Euan- gelium Sancti Matthei ... Durch Doctor Caspar Hedio ver­ teütscht. Straßburg, 1551 (2°) 138 HERMANN GOLDBRUNNER

Angebunden: 5a. Johannis Chrysostomi ... Außlegung über das Haupt Euan- gelion SanctJohans ... von Doctor Caspar Hedio verteütscht. Straßburg, 1551 (2°) Stevenson II, Nr. 1867; Adam 21; Ritter 479; Schunke 2, S. 121.

6. COMMYNES Philippe de Pal. IV. 563 Histori Vrsprung vnd Vrsach des Burgundischen Kriegs ... Beschreibung des Neapolitanischen kriegs ... Durch ... Philipp- sen von Cominis, Ritter, inn Frantzösischer Sprach ... beschrei­ ben, Vnd newlich auß dem Latin durch D. Caspar Hedion ver- teutschet. Straßburg, W. Rihel, 1551 (4°)

Stevenson II, Nr. 1347a; Ritter Nr. 564; Schunke 2, S. 280. Der Band enthält zahlreiche Marginalglossen.

Angebunden: 6a. Histori von könig Carle auß Franckreich, dem achten des namens, Vnd von dem Krieg zu Napels. Durch ... Philipsen von Comines Ritter, inn Frantzösischer sprach... beschriben, Vnnd newlich auß dem Latin, durch Caspar Hedion Doctor, verteut- schet. Straßburg, 1552 (4°) Stevenson II, Nr. 1347 bis b; Ritter Nr. 565; Schunke 2, S. 280.

7. COMMYNES Philippe de Pal. V. 1309 Histori Vrsprung vnd Vrsach des Burgundischen Kriegs ...; s. Nr. 6. Stevenson II, Nr. 3154 bis a; Ritter Nr. 564; Schunke 2, S. 616. Aus dem Besitz des Pfalzgrafen Reichard von Simmern, von dessen Hand (1557) die Marginalglossen und Unterstreichungen stammen; vgl. H.-G. Sturm, Pfalzgraf Reichard von Simmern 1521-1598, Phil. Diss. Mainz 1967, Trier 1968. HUMANISMUS IM DIENSTE DER REFORMATION 139

Angebunden: 7a. Histori von kónig Carle auß Franckreich ...; s. Nr. 6a.

Stevenson II, Nr. 3154 ter b; Ritter Nr. 565; Schunke 2, S. 616.

8. COMMYNES Philippe de Pal. IV. 500 Histori des Burgundischen Kriegs ... Durch ... Philippsen von Comineis, Ritter, in Frantzösischer Sprach ... beschriben, Vnd newlich auß dem Latin durch D. Caspar Hedion verteut- schet. Straßburg, W. Rihel, 1551 (4°) Stevenson II, Nr. 298; Ritter 564; Schunke 2, S. 269.

Angebunden: 8a. Histori von kónig Carle auß Franckreich ...; s. Nr. 6a. Stevenson II, Nr. 299b; Ritter Nr. 565; Schunke 2, S. 269.

9. COMMYNES Philippe de Pal. IL 233 (int. 2) Historia Das ist, Gründliche Beschreibung allerley wichtiger namhaffter Sachen vnnd Händel, so sich bey Regierung... Lud­ wigen des Eylfften, Königs von Franckreich, Herrn Carles Hertzogen zu Burgund, vnd volgends Herren Carles des ach­ ten, auch Königs von Franckreich, vom 1464 biß auff das 1497 Jare ... zugetragen. Erstlich durch Philipsen von Comines ... in Frantzösischer spräche beschriben. Volgends aber durch Jo- hannem Sleidanum in Lateinische, Vnd von dannen in Teutsche sprach verwandlet, Durch Casparum Hedion ... Mit eyner Vor­ rede ... durch Michaelem Beuther von Carlstatt der Rechten Doctorn. Straßburg, J. Rihel, 1566 (2°) Stevenson II, Nr. 441b; Ritter Nr. 566; Schunke 2, S. 91. 140 HERMANN GOLDBRUNNER

10. HEDIO Kaspar Pal. IL 190 Ein Außerleßne Chronick von anfang der weit bis auff das iar nach Christi ... gepurt M.D.XXXIX. in vier teyl oder bücher abgeteylet, an fürnemen Historien reich vnd außbündig, zu nutz vnd wolfart Teutscher Nation, Durch Caspar Hedio Doc- tor auß dem Latin ins Teutsch gebracht, züsamentragen, vnd beschriben. Hie findest du auch lieber Leser eyn nutzliche Vor­ red Herr Philippi Melanchthons ... Straßburg, Cr. Mylius, 1539 (2°) Stevenson II, Nr. 2593; Adam Nr. 16b; Ritter Nr. 1097; Schunke 2, S. 84.

11. HEDIO Kaspar Pal. I. 81 Chronica Das ist: Warhafftige Beschreibunge aller alten Christlichen Kirchen ... von der jarzal an, vierhundert nach Christi geburt, biß auff das jar, M.D.XLV. Durch Doct. Caspar Hedion ... verteutschet, vnd züsamengetragen. Frankfurt a.M., P. Schmid in Verlegung Johannis Oporini, vnd Johannis Herwa­ gens Erben, 1565 (2°) Stevenson II, Nr. 2684 quater; Adam Nr. 5e; Ritter Nr. 1099; Schunke 2, S. 26.

12. HEDIO Kaspar Pal. II. 58 Chronica Das ist: Warhafftige Beschreibunge aller alten Christlichen Kirchen ...; s. Nr. 11. Stevenson II, Nr. 1849; Adam Nr. 5e; Ritter Nr. 1099; Schunke 2, S. 61. HUMANISMUS IM DIENSTE DER REFORMATION 141

13. HEDIO Kaspar Pal. IL 199 Chronica, Das ist: Warhafftige Beschreibunge Aller alten Christlichen Kirchen ...; s. Nr. 11. Frankfurt a.M., P. Schmid in Verlegung Johannis Oporini, vnd Johannis Herwagen Er­ ben, 1572 (2°)

Stevenson II, Nr. 685; Ritter Nr. 1099; Schunke 2, S. 85.

14. LUTHER Martin Pal. IV. 345 Außlegung D. Martin Luthers, über die funfzehen Psalmen der Lieder im höhern Chor, im Latin genant Psalmi Graduum. verteütscht durch Doctor Caspar Hedio. Wittenberg. M.D.XLI. Straßburg, C. Mylius, 1541 (4°) Stevenson II, Nr. 1341; Fr. Ritter, Catalogue des livres du XVP siècle ne figurant pas à la Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg, Strasbourg 1960, Nr. 2546; Schunke 2, S. 244.

15. PLATINA Bartolomeo Pal. IL 43 (int. 1) Bap. Platinae Historia. Von der Bäpst vnd Keiser leben ... (durch C. Hedion D. verdeutscht vnd zùsamentragen); s. oben Anm. 1. Straßburg, W. Rihel, 1546 (2°) Stevenson II, Nr. 410a; Adam Nr. 25; Ritter Nr. 1881; Schunke 2, S. 59.

16. VlVES Juan Luis Pal. IV. 116 (int. 2) Von Almüsen geben Zwey büchlin Ludouici Viuis ... durch D. Casparn Hedion verteütscht vnd eim Ersamen Radt vnnd 142 HERMANN GOLDBRUNNER

frummer burgerschafft zu Straßburg zügeschriben. Allen Poli­ ceyen nutzlich zu lesen. Straßburg, 1533 (4°) Stevenson II, Nr. 1467b; Adam Nr. 10; Ritter Nr. 2429; Schunke2, S. 205.

RIASSUNTO

L/articolo — rielaborazione d'una conferenza tenuta al Congresso cre­ monese sul Platina del 1981 - prende in esame la traduzione tedesca dell'o­ pera più famosa dell'umanista, il Liber de vita Christi ac omnium pontifi- cum, apparsa nel 1546 a Strasburgo nella versione del riformatore locale Caspar Hedio. L'indagine si incentra soprattutto sul preambolo e sull'intro­ duzione della traduzione che informano e della genesi e dello scopo dell'ope­ ra. Servendosi di numerosi esempi, si può dimostrare come l'interesse del riformatore Hedio non andasse tanto alle vita dei papi del Platina nel loro insieme, quanto agli attacchi ivi rivolti al papa ed al clero, che consentirono allo storico e divulgatore protestante di distorcere l'opera dell'umanista ita­ liano tramutandola in un vero e proprio scritto tendenzioso di ispirazione riformatrice. - In appendice un elenco delle edizioni di Hedio conservate nel Fondo Palatino della Biblioteca Vaticana.