Unteres Recknitztal

Gebietsgröße: 1.470 ha Flächenbesitz des NABU: 335,75 ha Übernahme (Jahr): 2010 und 2012 Tollblumenwiese im Unteren Recknitztal. Lage: im Landkreis , entlang des Foto: St. Schwill Unterlaufs der Recknitz von Bad Sülze bis zum südlichen Rand von Ribnitz-Damgarten Lebensräume und Arten: eutropher Erlenbruchwald und Auwaldrelikte, Schilfröhricht, Rohrglanzgras-Röhricht, Sumpf- farn-Grauweidengebüsche, Torfmoos-Moor- birkenwald, Sumpfdotterblumen-Schlank- Gebietscharakteristik seggenriede, Prachtnelken-Pfeifengraswiesen, Schlangenknöterich-Kohldistelwiesen, Frauen- Das Naturschutzgebiet „Unteres Reck- farn-Erlenbruchwald, Biber, Fischotter, Schrei- nitztal“ durchzieht den Naturraum adler, Bekassine, Große Rohrdommel, Wach- Vorpommersche Lehmplatten ent- telkönig, Blaukehlchen, Gründling, Hecht, lang der Recknitz. Das ausgedehnte Schmerle, Ukelei, Große Moosjungfer, Großer Urstromtal formte sich am Rande Feuerfalter, Kleine Pechlibelle, Wasserfeder, eines Gletschers vor rund 12.000 Jah- Trollblume, Krebsschere, Gemeiner Wasser- ren und brachte auf diese Weise eine schlauch, Saum-Segge Schutzstatus: FFH-Gebiet, SPA, NSG große Vielfalt an Lebensräumen her- vor. Aufgrund der hohen Grundwasser- stände wurde das Durchströmungsmoor erst mit der Ent- mit zahlreichen Altarmen und offenen Torfstichen. Die Nut- wicklung von geeigneten Entwässerungstechniken Mitte zung der Moorböden ist heute aus wirtschaftlichen Grün- des 18. Jahrhunderts als Grünland nutzbar gemacht. Trotz den in Teilen eingestellt, doch das vorhandene Grabensys- intensiver Meliorationsmaßnahmen ab den 1960er Jahren tem entwässert das Moor weiter. Zudem drohen artenreiche ist das Untere Recknitztal heute eines der wenigen weitge- Feuchtwiesen durch aufwachsende Gehölze zu verbuschen. hend erhaltenen Niedermoore -Vorpommerns Die naturnahen Laubmischwälder an den Hangkanten im

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Wechsel mit Magerrasen- und Grünlandflächen bieten zu- sammen mit den feuchten Bruch- und Moorwäldern des Talgrundes einen abwechslungsreichen Lebensraum und Nistplätze für zahlreiche Vögel wie den seltenen Schreiadler.

Entwicklungsziele

Nachdem 2009 bereits 0,4 Hektar durch eine private Schen- kung in Stiftungsbesitz übergingen, konnte die NABU-Stif- tung Ende 2010 rund 224 Hektar entlang der Recknitz von der bundeseigenen Treuhandnachfolgegesellschaft BVVG erwerben. Die hierfür notwendigen 185.000 Euro wurden von naturverbundenen Menschen als Spende zur Verfü- gung gestellt. Weitere 95,74 Hektar konnten von der BVVG 2012 übernommen werden. An nassen Standorten treten Sumpf-Blutauge und Fieberklee Zu den Flächen gehören Feuchtwiesen und ungenutzte auf. Foto: S. Baumung Flächen des Flusstalmoores sowie die angrenzenden bewal- deten Talränder und das Tribohmer Bachtal mit seinen be- waldeten Hängen. Auf ihren rund 118 Hektar Wald hat die NABU-Stiftung die forstliche Nutzung komplett eingestellt, sodass sich die schon heute naturnahen Laubmischwälder und feuchten Moorwälder zu Urwäldern von morgen mit hohem Totholzanteil und reicher Strukturvielfalt entwickeln. Von der Nutzungsfreiheit der Stiftungswälder profitieren insbesondere auch so störungsempfindliche Arten wie der Schreiadler. Rund110 Hektar der NABU-Stiftung werden unter natur- schutzfachlichen Auflagen von örtlichen Landwirten als Wiesen und Weiden bewirtschaftet. Für die Wiedervernässung des Flusstalmoores entlang der Recknitz hat die NABU-Stiftung eine Studie in Auftrag gege- ben, mit der Maßnahmen für eine längerfristige Renaturie- rung des Moores entwickelt werden. Für eine konfliktfreie Renaturierung wird es notwendig sein, auch in Zukunft wei- tere Flächen hinzuzukaufen. Rohrdommel. Foto: T. Dove

NABU-Stiftung Nationales Naturerbe Telefon: 030/284 984 1800 E-Mail: [email protected]

Paarung der Gebänderten Prachtlibelle. Foto: K. Karkow

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