Städtebauliches- und freiräumliches Entwicklungskonzept “Ortsmitte Ötlingen”

ORplan 2008 / Fortschreibung November 2012 STADT KIRCHHEIM UNTER TECK

STÄDTEBAULICHES- UND FREIRÄUMLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT

“ORTSMITTE ÖTLINGEN”

2008 / Fortschreibung November 2012

ORplan ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR ORTS- UND REGIONALPLANUNG, STÄDTEBAU UND ARCHITEKTUR LOCHER - SCHWANTES - SCHWINGE FREIE ARCHITEKTEN BDA - FREIE STADTPLANER SRL BEARBEITUNG PROF. W. SCHWANTES, DIPL.-ING. D. REIMERTZ FORTSCHREIBUNG PROF. W. SCHWINGE, DIPL.-ING. H. EBINGER ROTENBERGSTRASSE 20 · 70190 STUTTGART TELEFON 0711 925 75-0 · FAX 0711 925 75-30 E-MAIL [email protected] STÄDTEBAULICHES- UND FREIRÄUMLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT “ORTSMITTE ÖTLINGEN” - 1

INHALT

Seite 1 EINLEITUNG 4 1.1 Zur Aufgabe 4 1.2 Lage im Raum 4

2 BESTANDSAUFNAHME UND ANALYSE 7 2.1 Historische und städtebauliche Entwicklung 7 2.2 Bevölkerungs-, Sozial- und Wirtschaftsstruktur 9 2.3 Nutzung und Verkehr 12 2.4 Gestalt und Grün 17 2.5 Fazit: Die Probleme der heutigen Ortsmitte in Ötlingen 21

3 LEITBILD 23 3.1 Chancen und Planungsansätze 23 3.2 Rechtliche Rahmenbedingungen 25

4 STÄDTEBAULICHES- UND FREIRÄUMLICHES 29 ENTWICKLUNGSKONZEPT 4.1 Entwicklungskonzept 29 4.2 Maßnahmen und Realisierungskonzept 35

5 EMPFEHLUNG ZUR SANIERUNGSGEBIETSABGRENZUNG 42

6 LITERATURVERZEICHNIS 43

7 FORTSCHREIBUNG STÄDTEBAULICHES- UND FREIRÄUMLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT 44 November 2012 7.1 Fortschreibung auf der Grundlage des Integrierten Verkehrs- 44 konzeptes für Kirchheim unter Teck 7.2 Fortschreibung aufgrund der Ergebnisse der Vorbereitenden Untersuchung und weitergehender planerischer Überlegungen 44 7.3 Denkmalschutz 47 7.4 Empfehlung zur Sanierungsgebietsabgrenzung 50

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PLÄNE

Seite 1 Lage im Raum 6 2 Bestandsanalyse Bewohner 11 3 Bestandsanalyse Nutzung/ Verkehr 16 4 Bestandsanalyse Gestalt/ Grün 20 5 Chancen/ Planungsansätze 24 6 Entwicklungskonzept 34 7 Maßnahmen- und Realisierungskonzept 41

8 Entwicklungskonzept - Fortschreibung 45 9 Maßnahmen- und Realisierungskonzept - Fortschreibung 46 10 Denkmalpflegerische Werte im Plangebiet 49

Anmerkung der Redaktion: Bei den Plandarstellungen handelt es sich zum Zweck der besseren Handhabung um Verkleinerungen. Die Originalpläne sind im Maßstab 1:1.000.

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ABBILDUNGEN

Seite 1 Historische Karte Ötlingen, Kirchheim unter Teck 8 2 Bevölkerungsentwicklung Ötlingen 1996-2008 9 3 Altersgruppenverteilung Kirchheim Gesamtstadt und Ötlingen 9 4 Gebäude mit schlechter Bausubstanz Ecke Stuttgarter Straße/ Am Wasen 12 5 Wohnhaus mit integrierter Scheune Stuttgarter Straße 221, 223 12 6 Haus der Vereine mit Feuerwehr Stuttgarter Straße Ecke Wielandstraße 13 7 Ehemalige Fabrik am Mühlbachkanal Linkstraße 19 13 8 Unbelebtes kleines Skate-Areal auf dem Bahnhofsgelände 13 9 Neu eingerichteter Jugendplatz an der Haldenstraße 13 10 Stark frequentierte Stuttgarter Straße mit Querungshilfe 14 11 Unstrukturierter, überdimensionierter Straßenraum der Isolde-Kurz-Straße 14 12 “Schleichweg” vom Bahnhof zur Reutlinger Straße durch vermülltes Gebüsch 15 13 Öffentlicher Fußweg endet auf Areal Isolde-Kurz-Haus 15 14 Bahnhof Ötlingen wird im Zuge der S-Bahn-Etablierung umgestaltet 15 15 Bushalt in der Parkierungslateralen Stuttgarter Straße 15 16 Verwahrloster rückwärtiger Bereich der Blockrandbebauung 17 Stuttgarter Straße 17 Schlechte Bausubstanz der Schlichtwohnungsbauten Reutlinger Straße 17 18 Wenig beleuchtete Bahnunterführung als Angstraum 18 19 Ungestaltete, stark versiegelte Linkstraße mit wildem Parken 18 20 Positive Gestaltungsansätze Parkierungslaterale Stuttgarter Straße 18 21 Attraktive Kastanien-Rand-Pflanzung Fläche zwischen Uracher- und 18 Eisenbahnstraße 22 Mühlbachkanal als attraktiver, jedoch zu wenig zugänglicher, Wasserbezug 19 23 Zu gering genutztes Freiflächenpotenzial Lauteraue 19 24 Regionalplan Ausschnitt Kirchheim unter Teck, ohne Maßstab 25 25 Flächennutzungsplan 2000, Ausschnitt Ötlingen, Kirchheim unter Teck, 26 ohne Maßstab 26 Übersicht Bebauungspläne Ortsmitte Ötlingen, Kirchheim unter Teck, 27 ohne Maßstab 27 Variante 2B Machbarkeitsstudie Umfahrung Ötlingen, ohne Maßstab 28 28 Empfehlung zur Sanierungsgebietsabgrenzung 42 29 + 30 Empfehlung zur Sanierungsgebietsabgrenzung - Fortschreibung 50

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1. EINLEITUNG

1.1 Zur Aufgabe

Die Stadt Kirchheim unter Teck beabsichtigt für den Stadtteil Ötlingen ein Städte- bauliches- und Freiräumliches Entwicklungskonzept aufzustellen mit dem Zweck der Aufnahme in ein öffentliches Sanierungsprogramm.

Das Untersuchungsgebiet wurde räumlich abgegrenzt und beträgt 32,9 ha. Es umfasst den historischen Ortskern von Ötlingen, den Bahnhof Ötlingen mit sei- nem Umfeld sowie den städtischen Sozialwohnungsbestand in der Reutlinger Straße. Der historische Ortskern wird heute sowohl durch die hier verlaufende Hauptverkehrsstraße, Stuttgarter Straße, beeinträchtigt, als auch durch einzelne, in den 70er und 80er Jahren entstandene unmaßstäbliche Gebäude geprägt. Im Gebiet wird wenig investiert, es gibt Leerstände und Brachen. Die Ortsmitte hat keinen guten Leumund, es fehlen ihr attraktive Aufenthaltsbereiche im öffent- lichen Raum, sowie eine gute Vernetzung und Verknüpfung öffentlicher und pri- vater Wegestrukturen. Spuren der historischen Siedlungsgeschichte sind nur noch in Rudimenten vorhanden. Das Ortsbild ist heterogen. Mit anderen Worten: der Ortsteil sollte durch neue konzeptionelle Anstöße zu- künftig aufgewertet werden, damit er im gesamtstädtischen Vergleich Chancen für eine zukünftige Entwicklung positiv aufzeigen kann und im Rahmen der Orts- teilattraktivierung die Potenziale besser vermarktet werden können. Der Bahnhof Ötlingen wird mit der geplanten Inbetriebnahme der S-Bahn im De- zember 2009 einen deutlichen Bedeutungsgewinn erfahren. Planungen zur Um- gestaltung des Bahnhofsumfeldes liegen vor, sie sollen vor Aufnahme des S- Bahn-Betriebes umgesetzt werden. Für das Güterbahnhofsareal ist ein Bebau- ungsplan in Aufstellung. Das Gebiet westliche Reutlinger Straße wird geprägt durch städtischen Sozial- wohnungsbestand mit einfachem Standard, der grundlegend modernisierungsbe- dürftig ist. Das Gebiet stellt eine Insel in Ötlingen dar und ist über Sozialbezie- hungen nur eingeschränkt mit der Umgebung verbunden. Das Wohnumfeld be- darf der gestalterischen und freiräumlichen Aufwertung, dazu gehört auch eine angemessene Parkierungsausstattung. Der nördliche Gebietsrand wird durch die begrenzt. Für den Bereich der Mühlwiesen sind zukünftige freiräumliche Angebote zu prüfen. Das Konzept Mühlwiesen gilt es schrittweise in die Ortsentwicklung zu integrieren. Das Wege- netz entlang der Lauter soll mit dem Ortskern besser vernetzt werden.

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1.2 Lage im Raum

Der Stadtteil Ötlingen bildet den westlichsten Stadtteil der Stadt Kirchheim unter Teck. Eine klar definierte Grenze des Stadtteils ist aufgrund von zusammenwach- senden Siedlungsstrukturen nicht mehr ablesbar. Den westlichen Anschluss an Ötlingen bildet der Ortsteil Bodelshofen der Stadt am , der je- doch durch eine Grünzäsur räumlich vom Kirchheimer Stadtgebiet getrennt ist. Geprägt ist Ötlingen aufgrund seiner Historie als Straßendorf durch die stark fre- quentierte Durchfahrtsstraße Stuttgarter Straße, die jedoch optimale Verbin- dungsvorteile zur Kernstadt mit sich bringt. Das Mittelzentrum Kirchheim unter Teck gehört zum Landkreis im Großraum Stuttgart. Die Stadt liegt im hügeligen Albvorland und wird durch eine abwechslungsreiche Landschaft geprägt. Im Norden der Stadt existieren über- wiegend hangseits liegende Streuobstwiesen und Halden, wodurch das Sied- lungswachstum nach Norden begrenzt ist. Südlich der Bundesautobahn A 8 Karlsruhe-München mit den Anschlussstellen Kirchheim West und -Ost, ist die Alblandschaft durchgängig erlebbar und durch die lineare Barriere der Autobahn auch vor einer zunehmenden Zersiedelung weitgehend geschützt. Mit dem be- vorstehenden S-Bahn-Anschluss und der geplanten ICE-Anbindung über Flugha- fen/Neue Messe sowie mit dem Neckarhafen befinden sich alle wich- tigen Verkehrsträger direkt vor Ort oder in unmittelbarer Nähe. Die Lage im Grü- nen in Verbindung mit der Verkehrsinfrastruktur und -anbindung der Stadt bedeu- ten für Kirchheim mit seinen rund 40.000 Einwohnern gute Standortfaktoren für Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistungen und Gewerbe und darüber hinaus für Wohnen. Diese Standortvorteile sind insbesondere in der Kernstadt, die sich mit der Ge- schlossenheit des Altstadtkerns und ihren historischen Gebäuden profiliert, spür- bar. Über Jahre hinweg wurde das Sanierungsziel “Aufwertung der Innenstadt” vorangetrieben und eine Attraktivierung der Kernstadt erzielt. Die Stadtteilent- wicklung in , Nabern, Jessingen und Ötlingen soll eine ebenbürtige Auf- wertung erfahren.

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2. BESTANDSAUFNAHME UND ANALYSE

Die Bestandsaufnahme und Analyse hat zum Ziel, Stärken und Schwächen des Untersuchungsgebietes darzulegen, um einerseits die Notwendigkeit der Aufnah- me in ein förmlich festzulegendes Sanierungsgebiet zu belegen und anderseits durch das Aufzeigen von vorhandenen Potenzialen und Chancen die Entwick- lungsmöglichkeit des Quartiers aufzuzeigen. Neben Bestandsaufnahme durch Begehung und Kartierung dienen zudem Gespräche mit ortskundigen Bewoh- nern, sogenannten Schlüsselpersonen, und der Austausch mit der Verwaltung zur Festigung der Analyseergebnisse. Jedem Textbaustein ist zur visuellen Kon- kretisierung eine Planschicht angehängt.

2.1 Historische und städtebauliche Entwicklung

Der heutige Ortsteil Ötlingen der Großen Kreisstadt Kirchheim u.T. blickt auf eine lange zeitliche Entwicklung zurück. Eine erste Erwähnung gibt es im Lorscher Codex aus dem Jahre 788, dann ent- wickelte sich der Ort im Mittelalter in den unterschiedlichsten Herrschafts- und Abhängigkeitsphasen zu einem Bauerndorf. Der Oberamtsplan von 1823 zeigt die räumliche Entwicklung zwischen Lauter im Norden und Kegelesbach im Süden. Zentrale Dorfstraße war die heutige Isolde-Kurz-Straße und man kann die Ent- wicklung nach Osten in die Fläche bis zum Mühlbach gut erkennen. Auch heute sind in der Müllergasse und der Linkstraße die alten dörflichen Identifikationsbe- reiche noch abzulesen, wenngleich sie in den späteren Entwicklungsphasen, vor allem im 20. Jahrhundert, stark überformt wurden. Die Isolde-Kurz-Straße bildet mit der Stuttgarter- und der Lindorfer Straße ein Straßenkreuz, welches in den Jahren der Entwicklung immer mehr den Dorfmit- telpunkt mit Rathaus- und Kirchenstandort ausmacht. Der Eisenbahnbau um 1864 leitete den Strukturwandel ein; Ötlingen wuchs um ca. 120%. Es wurden zwei Baulinienpläne aufgestellt, die die nach Süden ausge- richtete Entwicklung aufzeigen. Das Dorf entwickelte sich zu einem Industrieort und zur Arbeiterwohngemeinde. 1935 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinden Ötlingen, Lindorf und Kirch- heim u.T.. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wächst der Ortsteil nach Osten mit Kirchheim räumlich zusammen. Der Ortsteil erlebt seine größte Ausdehnung nach Norden mit großen neuen Wohngebieten und auch mit zukünftigen weiteren Flächenpotenzialen. Ebenfalls im 20. Jahrhundert werden südlich der Bahnstrecke in der Hanglage neue Wohnbauflächen und Infrastruktureinrichtungen entwickelt; die Wohngebie- te Berg West I und II. Auch hier können zukünftige Flächenpotenziale erschlos- sen werden. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wird der Kegelesbach verdolt und die Stuttgarter Straße ab 1973 ausgebaut. Die steigenden Verkehrsbelastungen auf der Stuttgarter Straße und auf der Isol-

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de-Kurz-Straße sind mit dafür verantwortlich, dass die Wohn- und Lebensverhält- nisse sich in der Ortsmitte verschlechtert haben. Immer mehr gut situierte Bürger verlassen die verlärmte und mit schlechter Bau- substanz ausgestattete Ortsmitte. Der ebenfalls einsetzende Strukturwandel bei den Arbeitsplätzen führt auch zu neuen industriellen Brachen. Zum Ende des 20. Jahrhunderts werden sowohl im Süden eine Ortsumgehung geplant und auch im Norden wird mit der geplanten Nord-West-Tangente eine für den Stadtteil Ötlingen begünstigende Planung entwickelt. Die Stuttgarter Straße, die heute ca. 23.000 Fahrzeuge pro Tag zu bewältigen hat, könnte durch eine Umgehungsstraße entlastet werden. Nach Untersuchung der Planungsgruppe Kölz würde sich die Abnahme um Querschnitt um < 50% be- laufen; dies allerdings unter Voraussetzung, dass die Nord-West-Tangente in Funktion ist. Die S-Bahnplanung, die Verbindung vom Neckartal/Plochingen nach Kirchheim u.T. über Ötlingen ist in der Fertigstellung für 2009 geplant, Siedlungs- und An- siedlungswünsche werden erwartet. Flächenpotenziale in der Ortsmitte in Bahn- hofsnähe sind vorhanden und können aufbereitet werden.

Abb. 1: Historische Flurkarte Ötlingen, Kirchheim unter Teck, 1869

Quelle: Planungsamt, Stadt Kirchheim unter Teck, 2008.

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2.2 Bevölkerungs-, Sozial- und Wirtschaftsstruktur

Die Bevölkerung des Untersuchungsgebietes stellt mit 1594 Einwohnern ein Vier- tel der Gesamtbevölkerung Ötlingens dar. Der Stadtteil selbst hat mit 6332 Ein- wohnern einen 16%-igen Anteil der 39693 Einwohner der Gesamtstadt Kirchheim unter Teck. Über die letzten Jahre hinweg hat Ötlingen eine stetig abnehmende Bevölkerung zu verzeichnen.

Abb. 2: Bevölkerungsentwicklung Ötlingen 1996-2008

Quelle: Planungsamt, Stadt Kirchheim unter Teck, Stand 30.06.2008.

Vergleicht man die Altersstruktur des Untersuchungsgebietes mit jener der Ge- samtstadt so sticht lediglich der Altersanteil der über 64-Jährigen hervor, was al- lerdings durch die hohe Präsenz von Altenwohnanlagen in den Blöcken 3 und 4 zu erklären ist. Bei den übrigen Altersgruppen halten sich die Werte des Untersu- chungsgebietes mit der Gesamtstadt die Waage. Die überall in Deutschland zu verzeichnende demografische Entwicklung der abnehmenden Kinderzahlen und der Zunahme der älteren Einwohner, zeichnet sich auch für Kirchheim unter Teck und so auch im Untersuchungsraum ab. Den größten Anteil bildet die Altersgrup- pe der 40-64-Jährigen.

Abb. 3: Altersgruppenverteilung Kirchheim Gesamtstadt und Ötlingen Altersgruppen Kirchheim Untersuchungsgebiet absolut Anteil absolut Anteil unter 15 5653 14,2 % 182 11,4 % 15-17 1372 3,5 % 55 3,5 % 18-24 3384 8,5 % 128 8,0 % 25-39 7564 19,1 % 277 17,4 % 40-64 14061 35,4 % 534 33,5 % über 64 7658 19,3 % 418 26,2 %

Quelle: Planungsamt, Stadt Kirchheim unter Teck, Stand 30.06.2008.

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Betrachtet man die Altersstrukturen nach Blöcken zeigt sich ein heterogeneres Bild. Neben der stark vertretenen älteren Generation in den Blöcken 3 mit 55,7% und 4 mit 45,9% zeigt sich komplementär dazu ein sehr geringer Anteil an Kin- dern in diesen Blöcken. Im Block 2 hingegen sind mit 17,3% überdurchschnittlich viele junge Personen (unter 15) und auch die Teenager mit 9,3% stark vertreten. Nur 12,0% bildet hier die Gruppe der über 64-Jährigen. Die Verteilung der 18-24- Jährigen schwankt in den Blöcken zwischen 4,0% und 12,7% und liegt mal unter und mal über dem Durchschnitt. Mit 28,0% im Block 2 und 23,2% im Block 6 ist die Altersgruppe von 25-39, überdurchschnittlich vertreten. Einwohner zwischen 40-64 bilden im Block 7 mit 44,1% die Mehrheit. Block 1 und 5 spiegeln die ge- samtstädtische Altersverteilung wider und zeigen altersstrukturell keine Auffällig- keiten. Die Betrachtung der Sozialstruktur vertieft die Analyse der Einwohnerstruktur. Während Ötlingen mit einem Ausländeranteil an 12,2% unter jenem der Gesamt- stadt, liegt, der sich aber mit 14,8% über dem des Landes Baden-Württemberg (11,8%) befindet, weist das Untersuchungsgebiet mit 23,5% eine sehr hohe Prä- senz an Ausländern auf. Die Hälfte der 772 Ötlinger Ausländer leben im Untersu- chungsgebiet. Räumlich sind die ausländischen Einwohner am stärksten im Block 1, 45%, und Block 7, 47% vertreten. Die Ballung ist einerseits durch die schlechte Bausubstanz, insbesondere der Schlichtwohnungsbauten, und ande- rerseits im hohen Verkehrsaufkommen der Stuttgarter Straße zu erklären. Beide Aspekte bedingen eher eine unattraktive Wohnsituation. Daten des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg über die Wirtschafts- struktur, sprich Statistiken zur Erwerbsstruktur und zu Arbeitslosenzahlen, liegen lediglich für die Gesamtstadt vor. 2007 sind 1047 Bewohner aus Kirchheim unter Teck arbeitslos. Dies entspricht 2,6% an der Gesamtbevölkerung, was unter dem Landesdurchschnitt von 5,5% liegt, der wiederum unter dem Bundesdurchschnitt von 7,9% liegt. 2007 gehen am Wohnort Kirchheim unter Teck 13891 Einwohner einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Dies entspricht einem Anteil von 46,6% an der Gesamtbevölkerung. Der Landesdurchschnitt an sozial- versicherungspflichtigen Beschäftigten beläuft sich auf 35,4%.

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2.3 Nutzung und Verkehr

In der Betrachtung der Bestandsnutzung fällt auf, dass die Wohnnutzung im Orts- teil, insbesondere im rückwärtigen Bereich der Blöcke, dominiert. In der Ortsmitte, am Straßenkreuz Stuttgarter Straße/ Isolde-Kurz- Straße und Lindorfer Straße sind in den Erdgeschosszonen Dienstleister vertreten, die den täglichen Bedarf der Bevölkerung decken. Zu bedauern ist die Tatsache, dass der Lebensmittler in der Stuttgarter Straße 179 erst kürzlich geschlossen hat. Vor allem die ältere Bevölkerung des Untersuchungsgebietes hat dieses Angebot stark genutzt und konnte so, auch im Alter, ihren Einkauf fußläufig und selbst- ständig erledigen. Als Folgenutzung hat hier zwischenzeitlich ein sogenannter Cap Markt die Versorgungsfunktion für den täglichen Bedarf im Qaurtier über- nommen. Aus der Historie noch ablesbare landwirtschaftliche Betriebe sind nur als Rest- strukturen in der Bausubstanz vorhanden.

Abb. 4: Gebäude mit schlechter Bausubstanz Abb. 5: Wohnhaus mit integrierter Scheune Ecke Stuttgarter Straße/ Am Wasen Stuttgarter Straße 221, 223

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008.

Im Westen des Gebietes existiert in unmittelbarer Nähe zum Bahnhofsareal ein kleines Gewerbegebiet mit Fensterbauer, Schreiner und Autowaschanlage. Da sich zu allen Seiten hin Wohnnutzung anschließt und die Betriebe, aufgrund der begrenzt zu Verfügung stehenden Fläche an dieser Stelle nur eingeschränkt ex- pandieren können, ist diese Nutzung an diesem Standort als nicht entwicklungs- fähig einzustufen. Eine Auslagerung ins Gewerbegebiet und eine Neustrukturie- rung durch ergänzende Wohnbebauung wird empfohlen. An sozialen, kulturellen und kirchlichen Einrichtungen sind die Evangelische Jo- hanneskirche, das katholische Gemeindezentrum Peter und Paul, eine Außen- stelle des Kirchheimer Brückenhauses, das Haus der Vereine, die Feuerwehr, das denkmalgeschützte historische Stadtteilrathaus, drei großvolumige Alten- wohnanlagen mit Begegnungsstätten und ein städtischer Kindergarten in der Ortsmitte ansässig. Weitere Kindergärten, sowie die Grundschule Haldenschule und die Waldorfschule sowie die Grund- und Hauptschule Eduard-Mörike-Schule decken das Ausbildungsangebot der Ötlinger Kinder und Jugendlichen hinrei- chend ab.

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Neben dem Rathaus zählen die historische Fabrik (Linkstraße 19) und die Mühle am Mühlkanal sowie das Bahnhofsgebäude zu den gestalterisch bedeutsamen Gebäuden des Quartiers, deren Inszenierung anzudenken ist. Nicht historisch, aber dennoch stadtbildprägend, sind die drei Altenwohnanlagen, die aufgrund Ih- rer Kubatur und Geschossigkeit ins Auge des Betrachters fallen.

Abb. 6: Haus der Vereine mit Feuerwehr Stutt- Abb. 7: Ehemalige Fabrik am Mühlbachkanal garter Straße Ecke Wielandstraße Linkstraße 19

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008.

Leerstände sind nur in einem geringen Umfang vorhanden. Bei jenen Gebäuden, die aufgrund Ihrer desolaten Bausubstanz leer stehen sind Abbruchmaßnahmen unabdinglich. Dies betrifft insbesondere die Gebäude Stuttgarter Straße 219, 221, 227. Für den leerstehenden Bahnhof ist im Zuge des S-Bahnanschlusses 2009 eine publikumswirksame Nutzung zu suchen. Den übrigen Leerständen kann allen durch Sanierung und Modernisierung entgegen gewirkt werden. Im Quartier Johannes-Kepler-Straße sind zwei Baulücken vorhanden, die durch Neubauten geschlossen werden können. Die übrigen Baulücken bieten Potenzia- le zur Nachverdichtung oder für Aufenthaltsbereiche im Ortskern. Generell ist auffällig, dass Aufenthaltsbereiche, Plätze und Treffmöglichkeiten im öffentlichen Raum kaum vorhanden sind. Die einzige größere ansprechend ge- staltete Fläche zum Treffen und für Veranstaltungen liegt zwischen Uracher- und Eisenbahnstraße. Insbesondere Bereiche für Kinder und Jugendliche in Form von Spielplätzen sind nur in geringer Anzahl vorhanden. Das Defizit wurde jedoch bereits erkannt, sodass einige Spielbereiche in Planung sind.

Abb. 8: Unbelebtes kleines Skate-Areal auf dem Abb. 9: Neu eingerichteter Jugendplatz an der Bahnhofsgelände Haldenstraße

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Juni 2008.

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In der verkehrstechnischen Untersuchung ist die Grundproblematik des Gebietes ablesbar. Die sehr stark befahrene Einfall- und Ortsdurchfahrtsstraße Stuttgarter Straße mit einem Verkehrsaufkommen von 23000 Kfz/ 24 h stellt einerseits die Gebietserschließung sicher, bringt aber anderseits alle negativen Begleiterschei- nungen, wie Lärm- und Schadstoffbelastung, für ein eher unattraktives Wohnum- feld mit sich. Einige Querungshilfen in Form von Inseln und Ampeln ermöglichen dem Fußgänger ein Überwinden der Straße, die Trennwirkung wird hierdurch al- lerdings nicht aufgehoben. Komplettiert wird diese Haupterschließung durch die Isolde-Kurz-Straße und die Lindorfer Straße, welche durch das Straßenkreuz mit der Stuttgarter Straße den eigentlichen Ortsmittelpunkt markieren.

Abb. 10: Stark frequentierte Stuttgarter Straße Abb. 11: Unstrukturierter, überdimensionierter mit Querungshilfe Straßenraum der Isolde-Kurz-Straße

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008.

Bei den übrigen Straßen handelt es ich um Stich- und Sammelstraßen mit einem geringeren Verkehrsaufkommen, die die einzelnen Quartiere erschließen. Alle Straßen außer der Stuttgarter Straße und der Schönblick Straße, nördlich der Lauterbrücke, sind als Tempo 30-Zone klassifiziert. Um Schleichverkehr in den Nebenstraßen zu unterbinden und um Aufenthaltsbereiche im Straßenraum zu schaffen, sind in der Reutlinger Straße und zwischen der Linkstraße und der Jo- hannes-Kepler-Straße Poller eingerichtet worden, die die Fahrverbindung unter- brechen. Ein Fußwegesystem ist in Ansätzen ablesbar, jedoch sicherlich ausbaufähig. Die- se Notwendigkeit unterstreicht beispielsweise das Vorkommen von informellen Wegen, so genannten Schleichwegen. Die Unterführung der Lindorfer Straße, die die Eisenbahnstraße mit der Stifterstraße verbindet, stellt ein wichtiges Ele- ment der Wegeverknüpfung dar. Ihre Gestaltung, insbesondere die unzureichen- de Beleuchtung, ist stark zu kritisieren. Dies betrifft auch die Schienenunterfüh- rung am Bahnhof. Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit und zur Stärkung des Wohlbefindens sind vorzunehmen. Gekennzeichnete Radwege sind nur vereinzelt vorhanden. Vor allem entlang der Stuttgarter Straße zeigen sich Defizite im Vorkommen des Radwegenetzes; teils fehlt ein Radweg gänzlich, teils ist die Markierung verblasst. In den Nebenstra- ßen wird der Radverkehr nach dem Mischflächenprinzip zusammen mit dem mo- torisierten Individualverkehr gekoppelt geführt.

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Abb. 12: “Schleichweg” vom Bahnhof zur Reut- Abb. 13: Öffentlicher Fußweg endet auf Areal linger Straße durch vermülltes Gebüsch Isolde-Kurz-Haus

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008.

Das Untersuchungsgebiet ist durch den ÖPNV sehr gut erschlossen. Neben zahl- reichen Bushaltestellen, die die Verbindung nach Wendlingen, Lindorf und in die Kernstadt ermöglichen, stellt der Bahnhof das größte Standortpotenzial Ötlingens dar. Mit dem Anschluss Kirchheims an das S-Bahnnetz der Deutschen Bahn AG wird unter anderem das Erreichen des Stuttgarter Flughafens sowie der Neuen Messe ermöglicht, als auch der Arbeitsplätze im Neckartal. Die Parkierung ist überwiegend ausreichend vorhanden. Lediglich in der Reutlin- ger Straße besteht Parkierungsdruck, da zur Zeit der Erstellung der Schlichtwoh- nungsbauten noch kein Stellplatznachweis geführt werden musste. Auffällig sind die Parkierungslateralen entlang der Stuttgarter Straße, die ein sicheres Parken losgelöst von der stark frequentierten Hauptstraße ermöglichen.

Abb. 14: Bahnhof Ötlingen wird im Zuge der Abb. 15: Bushalt in der Parkierungslateralen S-Bahn-Etablierung umgestaltet Stuttgarter Straße

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008.

In der Betrachtung der Unfallsteckkarte der Polizeidirektion Esslingen kann man eine Ballung von Unfällen auf der Stuttgarter Straße, jeweils in Kreuzungsberei- chen, feststellen, die allerdings im Vergleich zu anderen Standorten auf Kirchhei- mer Gemarkung nicht überdimensioniert hoch ausfällt. Auffällig ist allerdings, dass bei vielen der Unfälle Radfahrer ins Unfallgeschehen verwickelt sind. Die Notwendigkeit dem Radfahrer eine sichere Wegeführung zu ermöglichen wird deutlich. Engstellen, wie beispielsweise jene an der Linkstraße 20 und der Stutt- garter Straße 215, sind aus verkehrssicherheitstechnischen Gründen unbedingt zu vermeiden.

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2.4 Gestalt und Grün

Das Stadtbild wird überwiegend durch die kleinteilige ein- bis zwei geschossige Wohnbebauung in Form von Einfamilienhäusern aus den 50er Jahren geprägt. Ausreißer aus dem homogen Erscheinungsbild bilden sowohl die dreigeschossi- gen Zeilenbauten der 50er/60er Jahre in der Reutlinger Straße als auch die drei Alten-Wohnkomplexe der 70er/ 80er Jahre mit einer Geschossigkeit von bis zu acht Stockwerken und ihrer großvolumigen Formensprache. Letztere bringen zur kleinteiligen Umgebung einen starken Strukturbruch hervor. Des Weiteren stellen die im historischen Kern entlang des Straßenkreuzes Stuttgarter Straße/ Isolde- Kurz-Straße/ Lindorfer Straße befindlichen älteren Gebäude, der Art Haupthaus mit integrierter Scheune, Sondertypen in der Bebauung dar. Der Gebäudezustand wurde nach augenscheinlicher Untersuchung in die Kate- gorien “guter, mittlerer und schlechter Zustand” klassifiziert. Ausschlaggebend für die Beurteilung war der Gesamteindruck der baulichen Anlagen, der aus der Be- urteilung der Fassade, des Daches und der Öffnungen, Fenster und Türen, resul- tierte. Insbesondere im historischen Ortsetter rund um die Isolde-Kurz-Straße, Müllergasse, Linkstraße und Quellenweg ballen sich Bereiche mit schlechter Bausubstanz. Des Weiteren sind bauliche Mängel bei den Schlichtwohnungsbau- ten der Reutlinger Straße und in der Blockrandbebauung Stuttgarter Straße 215- 233/1 zu vermerken. Um den Ansprüchen an gesunde Lebensbedingungen ge- recht zu werden, sind grundlegende Sanierungs- und Modernisierungsmaßnah- men in all diesen Bereichen notwendig.

Abb. 16: Verwahrloster rückwärtiger Bereich der Abb. 17: Schlechte Bausubstanz der Schlicht- Blockrandbebauung Stuttgarter Straße wohnungsbauten Reutlinger Straße

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008.

In den Bereichen, wo Baulücken festgestellt wurden sind analog dazu fehlende Raumkanten zu verzeichnen. Auffällig im gesamten Gebiet ist der hohe Versiegelungsgrad mit Asphalt. Im Plan sind die Einzelgrundstücke als versiegelte Fläche oder private Grünfläche ge- kennzeichnet, je nachdem welcher Anteil überwiegt. Insbesondere entlang der Hauptverkehrsstraße und im alten Ortskern liegt ein hoher Versiegelungsgrad vor. Bei den ab den 50er Jahren entstandenen Gebäuden spielt der persönliche Garten und Freiraum eine zunehmend größere Rolle.

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Neben dem hohen Versiegelungsgrad sticht die schlechte Gestaltung der Stra- ßenräume ins Auge. Witterungsbedingte Risse im Asphalt, fehlende Straßen- raumgliederung und überdimensionierte Straßenraumprofile bringen ein trostlo- ses Erscheinungsbild hervor. Der Fußgänger und Radfahrer muss sich dem mo- torisierten Individualverkehr unterordnen. Weitere Negativbeispiele zeigt das Bahnhofsareal, welches jedoch mit dem S-Bahnanschluss eine Aufwertung er- fahren wird. Ein weiterer Schwerpunkt negativer Gestaltung liegt in den privaten Freiflächen der Altenwohnanlagen. Diese sind stark verkrautet und laden für die Bewohner nicht zum Verweilen ein.

Abb. 18: Wenig beleuchtete Bahnunterführung Abb. 19: Ungestaltete, stark versiegelte Linkstra- als Angstraum ße mit wildem Parken

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008.

Wie es auch anders gehen könnte, zeigt die Bachstraße, die durch Belagwech- sel, Paketparken und Baumquartiere überzeugt. Weitere Positivbeispiele hin- sichtlich der Gestaltung sind auf der Fläche zwischen Uracher- und Eisenbahn- straße zu verzeichnen. Die Kastanienbaumpflanzung um die strukturiert gestalte- te Parkierungsfläche und die kultivierte öffentliche Grünfläche hebt die Atmo- sphäre des Wohnumfeldes. Auch die Parkierungslaterale der Stuttgarter Straße zeigen aufgrund von Baumpflanzungen und Belagswechsel ansprechende Ge- staltungsansätze.

Abb. 20: Positive Gestaltungsansätze Parkie- Abb. 21: Attraktive Kastanien-Rand-Pflanzung rungslaterale Stuttgarter Straße Fläche zwischen Uracher- und Eisenbahnstraße

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008.

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Im Untersuchungsgebiet nicht enthalten, aber für die Naherholung und Freizeit- gestaltung der Ötlinger Bevölkerung von besonderer Bedeutung, sind die Lauter und der Mühlbach mit Lauteraue und Süß'schen See nördlich des Gebietes und der Friedhof sowie die Streuobstwiesen im südlichen Anschluss des Untersu- chungsraumes zu nennen. Diese Areale sind schwer bzw. aufgrund bestehender Eigentumsverhältnisse nur bedingt zugänglich. Das Wasser ist kaum erlebbar.

Abb. 22: Mühlbachkanal als attraktiver, jedoch Abb. 23: Zu gering genutztes Freiflächenpoten- zu wenig zugänglicher, Wasserbezug zial Lauteraue

Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008. Quelle: Eigene Fotoaufnahme, Mai 2008.

An den wenigen Positivbeispielen kann man erkennen, dass Grünbewuchs und vor allem Bäume zur Attraktivierung des Stadtbildes beitragen können, weshalb die bedeutsamen Bäume im Plan dargestellt sind. Von besonderer Bedeutung ist das Naturdenkmal, eine groß gewachsene Kastanie, an der Stuttgarter Straße.

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2.5 Fazit: Die Probleme der heutigen Ortsmitte in Ötlingen

Wie in der historischen, städtebaulichen Entwicklung bereits angedeutet, hat sich der Ortsetter im 20. Jh. erheblich ausgedehnt und es sind in diesen Erweite- rungsflächen zeitgerechte Wohnungsbauten, entsprechend den technischen Möglichkeiten der kleinstädtischen Bauherren und der begrenzten Investitionsbe- reitschaft bzw. Investitionsfähigkeit, entstanden. Das städtebauliche Patchwork der gebauten Struktur zeigt aus der heutigen Be- trachtungsebene erhebliche Missstände und Mängel, die nicht alle vorhersehbar waren bzw. unter einem anderen städtebaulichen Leitbild entwickelt worden sind. In Zeiten der knappen Haushalte ist es heute nicht möglich, erst auf die großen Verkehrslösungen zu warten, bevor der Erneuerungsprozess beginnen kann, das war in der Vergangenheit nicht so und kann zukünftig keine Strategie für die Ent- wicklung der Ortsmitte sein.

Zusammenfassend lassen sich folgende Missstände und Mängel darstellen: • Der Anteil an Ausländern und Migranten in der alten Wohnbausubstanz hat zugenommen; Ghettoisierungstendenzen sind erkennbar und abzubauen. • Durch die drei großen Altenwohnanlagen in der Ortsmitte wurde ein Schwerpunkt für altengerechtes Wohnen gesetzt; hieraus resultiert ein überdurchschnittlicher Anteil an älteren Menschen. Segregationstenden- zen ist entgegen zu wirken. • In der Ortsmitte gibt es nur noch wenige landwirtschaftliche Betriebe. Den- noch zeigt die Baustruktur eine Vielfalt von landwirtschaftlichen Nebenge- bäuden, Schuppen und Remisen, teils mit starken baulichen Mängeln. Jene mit Mängel bieten durch Abbruch Potenziale der Nachverdichtung bzw. des Neubaus. Gut erhaltenen Nebenanlagen können umgenutzt wer- den. • Die Baulücken und Brachflächen sollten für ein attraktives Gesamtbild der Ortsteilgröße entsprechend nachhaltig genutzt u. entwickelt werden. Ökologische Sichtweisen sollten einem ökonomischen Ausschöpfen den Vorzug geben. Innenentwicklung sollte den Vorrang vor Außenentwicklung haben. • Mit der Aufgabe des Lebensmittlers fällt ein wichtiges Standbein der Nah- versorgung weg. Die fußläufige Erreichbarkeit zum täglichen Einkauf ist nicht mehr gegeben. Ein Nachfolgeantrag eines Cap Markt Betreibers liegt mittlerweile vor. • Die stark frequentierte Stuttgarter Straße stellt eine Barriere dar, die den Ortsteil zerschneidet. Die vorhandenen Querungsmöglichkeiten (Ampeln und Inseln) bedürfen der Verbesserung. • Die vorhandenen Parkierungslateralen an der Stuttgarter Straße sollten gestalterisch aufgewertet werden, Belagsverbesserung und Begrünung mit Straßenbäumen sollte das Parkierungssystem komplettieren. Eine Umge- staltung als Mischfläche ist ebenso denkbar.

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• Der Ortsteil muss sein Standortpotenzial des schienengebundenen Nah- verkehrs erkennen. Der fußläufige Einzugsbereich zum Bahnhof muss ausgebaut werden. Neue Standorte können entwickelt werden, Flächenpo- tenziale sind vorhanden. • Wegeverbindungen zwischen privaten und öffentlichen Bereichen, insbe- sondere auch für den Radverkehr gilt es zu verbessern, zu vernetzen. • Der Ortsteil bietet wenig Grün- und Freiflächen. Vorhandene Potenziale werden nicht erschlossen. • Dem Ortsteil fehlen öffentliche Räume, Plätze u. Begegnungsräume, die die Voraussetzung für eine intensive örtliche Kommunikation darstellen.

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3. LEITBILD

3.1 Chancen und Planungsansätze

Die Chancen und Planungsansätze führen die Ergebnisse der Analyse in einer leitbildhaften Darstellung zusammen und bilden den Rahmen und die Basis für das Entwicklungskonzept. • Einen Großteil nimmt die Objektsanierung/ -modernisierung, die individuell angegangen werden kann, ein. Hier muss die Stadt Kirchheim beratend über Fördermöglichkeiten der Sanierungsmaßnahmen dem Bürger zur Seite stehen. • In den Bereichen, in denen sich die schlechte Bausubstanz geballt hat, werden tiefgreifende Maßnahmen wie Abbruch und Neubau vorgeschla- gen. • Das gewerblich genutzte Areal ist in ein Gewerbegebiet auszulagern. Eine Nachnutzung im Bereich Wohnen ist in dem Block Reutlinger-/ Metzinger - / Stuttgarter Straße wünschenswert. • Für den aufgegebenen Lebensmittler Stuttgarter Straße 179 konnte, geför- dert durch die Stadt, eine Nachfolgenutzung in Form eines Cap Marktes gefunden werden, der die Nahversorgung des Gebietes sichert. • Das Bahnhofsareal ist mit Inbetriebnahme des Bahnhofs als S-Bahn Halt nach dem bereits erarbeiteten Entwurf umzusetzen. • Grün- und Freiflächen entlang der Bahntrasse sind zu entwickeln und dem Wohnen zuzuordnen. • Die Grün- und Freiflächenbereiche sind zu sichern, öffentlich zugänglich zu machen, zu pflegen und zu verknüpfen, um attraktive Aufenthaltsberei- che zum Treffen oder Sporttreiben bereitzustellen. Die Naherholungsmög- lichkeiten der Ötlinger Bevölkerung sind auszubauen und zu sichern. • Die Wasserflächen, Lauter und Mühlkanal sowie der Süß`sche See sollen erlebbar sein. Grunderwerb muss geprüft werden. • Das Wegenetz ist auszubauen. Querbezüge ins Umland und zur Überwin- dung der Hauptverkehrsachse Stuttgarter Straße sind zu schaffen. • Innergebietliche Platzbereiche als Treff-, Kommunikations- und Ruheräu- me sind abgerückt von der Stuttgarter Straße zu schaffen. • Die historischen Bauensembles des Gebietes sind zu sichern und als Identifikationsfaktoren zu inszenieren. • Durch Baumpflanzungen, Parkierungsanlagen und Belagwechsel sind die Straßen neu zu gliedern. Die Kreuzungsbereiche entlang der Stuttgarter Straße sind rück zu bauen.

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3.2 Rechtliche Rahmenbedingungen

Bei der Erarbeitung des städtebaulichen- und freiräumlichen Entwicklungskon- zeptes für die Ötlinger Ortsmitte sind die rechtlichen Rahmenbedingungen zu be- rücksichtigen, da in Ihnen auf übergeordneter räumlicher Ebene Ziele und Grund- sätze formuliert sind, an denen die Entwicklungsrichtung des Stadtteils anknüpft. Bei der Berücksichtigung handelt es sich nicht in allen Punkten um zwingende Vorgaben. Insbesondere bei der verbindlichen Bauleitplanung liegen für einzelne räumliche Geltungsbereiche Bebauungspläne aus vergangenen Zeiten vor, die einer Überarbeitung und Neuausrichtung bedürfen.

Regionalplanung Der Regionalplan 1998 Region Stuttgart weist Kirchheim unter Teck als Mittel- zentrum im Verdichtungsraum aus. Um die zentrale Versorgungsfunktion zu ent- wickeln und zu stärken, wird eine weitere Konzentration von Bevölkerung und Ar- beitsplätzen angestrebt. Im östlichen Anschluss an den Stadtteilbereich Ötlingen ist ein Schwerpunkt für Industrie ausgewiesen. Die Stadt ist von Regionalen Grünzäsuren umgeben, was eine Siedlungsexpan- sion in die Fläche ausschließt. Zwischen Ötlingen und der Nachbargemeinde Wendlingen, Ortsteil Bodelshofen, verläuft ein Landschaftsschutzgebiet, das gleichzeitig als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen ist. Hierdurch ist ein Zu- sammenwachsen der Siedlungsbereiche unterbunden.

Abb. 24: Regionalplan Entwurf 27.02.2008 Ausschnitt Kirchheim unter Teck, ohne Maßstab

Quelle: http:// www.region-stuttgart.org, Stand: Juli 2008.

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Vorbereitende Bauleitplanung Der fortgeschriebene Flächennutzungsplan 2000 der Verwaltungsgemeinschaft Kirchheim unter Teck, der seit dem 23.12.1993 rechtsverbindlich ist, kennzeich- net das Untersuchungsgebiet wie folgt: Der östliche Bereich sowie das Areal beiderseits der Isolde-Kurz-Straße ist als gemischte Baufläche ausgewiesen. Als Insellage in der gemischten Baufläche er- streckt sich zwischen Quellenweg und Johannes-Kepler-Straße bis hin zum Mühlkanal eine Wohnbaufläche. Der Westen des Untersuchungsgebiets ist bis auf das Bahnhofsareal, das als gewerbliche Baufläche gekennzeichnet ist, als Wohnbaufläche ausgewiesen. Die einzelnen sozialen, kulturellen und kirchlichen Einrichtungen sind als Gemeinbedarfsflächen gekennzeichnet. Ebenso sind das Naturdenkmal, die Kastanie, und das denkmalgeschütze Rathaus im Plan ver- merkt. Auffällig ist die Tatsache, dass die Lauteraue als geplante Grünfläche mit Zweckbestimmung Parkanlage vorgehalten wird. Des Weiteren ist im Plan der westliche Anschluss an das Gewerbegebiet als bestehende Grünfläche Spiel- platz eingetragen, obwohl diese Fläche bisher keine Spielanlage enthält. Ge- rahmt wird das Areal im Süden durch die Bahnfläche und im Norden durch die Wasserfläche mit Ufergrün. Mit einer Realisierung des städtebaulichen- und freiräumlichen Entwicklungskon- zeptes wird eine Änderung des Flächennutzungsplanes im Bereich des Bahnho- fareals notwendig.

Abb. 25: Flächennutzungsplan 2000, Ausschnitt Ötlingen, Kirchheim unter Teck, ohne Maßstab

Quelle: Planungsamt, Stadt Kirchheim unter Teck, 2008.

Verbindliche Bauleitplanung im Untersuchungsgebiet liegen folgende rechtskräftige Bebauungspläne vor, wo- durch ein rechtlicher Entwicklungsrahmen aufgezeigt wird: • 135, Beim neuen Bahnhof Ötlingen, 30.07.1952 • 162, Bühlwiesen, 25.09.1958

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• 203, Wiedenwiesen und Mühlwiesen, 30.08.1965 • 34.02, Ortsmitte Ötlingen, 11.11.1971 • 34.02/1, Rössle, 26.01.2005 • 34.03, Ötlinger Mitte Teil II Nord, 02.04.1976 • 34.04, Ötlingen-Ortsmitte, 08.04.1998 • 44.03/2 MD, Ötlinger Mitte II Änderung, 15.05.1981 • 44.03/3D, Ötlinger Mitte II Änderung, 12.06.1991 • 44.05, Bei der Johanneskirche, 19.06.1987 • 44.06, Ötlingen Ortsmitte Südteil, 07.07.1998 • 45.01/2, Uracher Straße, 18.04.1990

Abb. 26: Übersicht Bebauungspläne Ortsmitte Ötlingen, Kirchheim unter Teck, ohne Maßstab

Quelle: Planungsamt, Stadt Kirchheim unter Teck, 2008.

Verkehrsentwicklungsplan Auch wenn es sich bei dem Verkehrsentwicklungsplan nicht um eine rechtlich verankerte Planung handelt, soll die Studie des Planungsbüros Kölz, insbeson- dere aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die Entwicklung der Ortsmitte Ötlin- gens, dargestellt und berücksichtigt werden. Die Machbarkeitsstudie untersucht mehrere Varianten, Norden und Süden, der Ortsumfahrung Ötlingens. Die Untersuchung hat ergeben, dass das Linienprinzip entsprechend Variante 2B das größte Integrations- und Realisierungspotenzial besitzt. Folgende Eckpfeiler beschreiben den Trassenverlauf: • Ausschwenken aus der Stuttgarter Straße unmittelbar am westlichen Orts- rand auf Kirchheimer Gemarkung • Niveaufreie Unterquerung der Bahnllinie

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• Tunnelbereich von ca. 500 m Länge westlich der bestehenden Aussiedler- höfe • Weiterführung zwischen Sport-/ Freizeitbereich und Aussiedlerhöfen • Querung mit der Lindorfer Straße südlich der geplanten Gemeinbedarfs- und Wohnbaufläche • Danach Verlauf der Trassenlinie in Richtung Gewerbegebiet Kruichling bis zum Anschluss mit der bestehenden Erschließungsstraße des Gewerbe- gebietes Kruichling

Mit der Umfahrungsstraße Ötlingens kann eine deutliche verkehrliche Wirk- samkeit in der Ortsmitte erreicht werden: Stuttgarter Straße westlicher Teil ca. 13500 Kfz/ 24 h und Stuttgarter Straße östlicher Teil ca. 16700 Kfz/ 24 h.

Abb. 27: Variante 2B Machbarkeitsstudie Umfahrung Ötlingen, ohne Maßstab

Quelle: Verkehrsentwicklungsplan, Machbarkeitsstudie Nordwesttangente, Umfahrung Ötlingen, Planungsgruppe Kölz, 2000.

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4 STÄDTEBAULICHES- UND FREIRÄUMLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT

4.1 Entwicklungskonzept

Der alte Ortsetter, auch heute der wesentliche Teil der Ortsmitte des Ortsteils Öt- lingen, soll auch zukünftig übergeordnete ortsteilbezogene Nutzungen räumlich zusammenführen und vernetzen. Es sollen neue Standorte entwickelt und ande- re gestärkt werden. Räumlich wird die Ortsmitte von der Lauteraue im Norden und der Bahntrasse im Süden begrenzt. Diese beiden "Barrieren" sollen zukünftig transparenter und auch in ihrer Gestal- tungskonzeption deutlich betont werden. Durch gezielte Brückenschläge in Ver- bindung mit Rad- und Fußwegen sollen die Vernetzungen mit den peripheren Wohngebieten des Ortsteils sowie mit dem Zentrum der Stadt Kirchheim u.T. er- möglicht werden. Die Lauteraue mit den Grünflächen zwischen Fluss und Mühlbach wird neben ih- rer gesamtstädtischen Bedeutung wichtige siedlungsnahe Freiflächen und Erho- lungsflächen für alle Bevölkerungsgruppen (Altersgruppen) anbieten können und somit der Siedlungsstruktur fehlende Frei- und Grünflächen für die öffentliche Nutzung vorhalten. Die landwirtschaftlichen und als Streuobstwiesen genutzten Hangflächen südlich der Bahntrasse und dem Wohngebiet Berg West charakterisieren die Voralb- Landschaft und sollten gepflegt und entwickelt werden. Insbesondere gilt es die Siedlungsränder einzugrünen und die Siedlung mit der Landschaft durch Wege zu vernetzen. Dieser angesprochene Grün- und Freiflächenrahmen fasst den bebauten Be- reich, der durch das Straßenkreuz Stuttgarter Straße/ Isolde-Kurz-Straße/ Lindor- fer Straße erschließungsmäßig und räumlich charakterisiert wird. Die Baustruktur macht einen sehr heterogenen Eindruck. Einerseits dominieren traditionelle dörfliche Strukturen, die jedoch nicht mehr ursprünglich genutzt wer- den, andererseits sind Teile der alten Ortsstruktur im 20. Jahrhundert stark mit maßstabssprengenden Einzelbauten überformt worden. Ferner wird in der Orts- mitte, die vom Durchgangsverkehr stark beeinträchtigt wird, ein fehlender nut- zungswürdiger öffentlicher Raum bemängelt. Der Ortsmitte mangelt es an Platz- und Raumkonzeptionen die zum Kommunizieren und Treffen einladen. Das neu aufzustellende Entwicklungskonzept geht davon aus, dass eine notwen- dige große Verkehrsentlastungslösung im Rahmen der gesamtstädtischen Ent- wicklungsplanung für den Ortsteil Ötlingen im Zusammenhang mit den sonstigen verkehrsstrukturellen Planungen gesehen werden muss. Der Erneuerungsprozess der Schieneninfrastruktur mit dem S-Bahnanschluss 2009 wirft jedoch seine Forderungen für den Ortsteil voraus. Ötlingen hat die Chance bahnhofsnahe Grün- und Freiflächen sowie Wohnflä- chen für eine nachhaltige Entwicklung der kurzen Wege in der Ortsmitte anzubie- ten.

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Das Gebiet Reutlinger Straße Zwischen Stuttgarter Straße und der Metzinger Straße erstreckt sich ein Gebiet mit einfachen Sozialwohnungen in Geschossbauweise als Zeilen. Das Gebiet hat einen schlechten Leumund, die Bevölkerungsstruktur ist sehr ein- seitig ausgerichtet, eher sozial schwache Bewohner mit hohem Migrantenanteil sind dominant. Vorgeschlagen wird, dieses Quartier städtebaulich und baulich aufzuwerten. Not- wendig ist eine durchgreifende Modernisierung der Wohnungen sowie eine Auf- wertung des Wohnumfeldes. Dazu zählt die Neugestaltung des öffentlichen Stra- ßenraumes als Mischfläche mit Stellplätzen sowie der Vorschlag eine Garage mit 40 Stellplätzen, erschlossen von der Stuttgarter Straße, zu realisieren, um einer- seits fehlende Stellplätze anzubieten, als auch das Gebiet vom ruhenden Ver- kehr zu entlasten. Außerdem wird vorgeschlagen die südliche Zeilenbebauung der Reutlinger Stra- ße, die schlechte Bausubstanz, abzureißen und durch kleinteilige, hofbildende Neubauten zu ersetzen. Parallel zur Bahntrasse werden landschaftlich geprägte Grün- und Freiflächen für das Wohngebiet Reutlinger Straße mit eingefügten Spiel- und Sporteinrichtungen für die Bewohner ergänzt. Ferner sollte die Wegevernetzung als auch die Spielplatzgestaltung in den Hof- bereichen aufgewertet werden. Es wird vorgeschlagen, die Bushaltestelle nach Westen auf der Stuttgarter Stra- ße zu verschieben, um an eine neue Querungshilfe anzubinden und eine neue Fußwegevernetzung ins Wohngebiet aufzuwerten. Im Bereich Stuttgarter Straße 245-241 sowie Reutlinger Straße 2, 4, 6, 8 sollte die Auslagerung nicht standortgerechter Nutzung angestrebt werden. Nach Aus- lagerung in ein Gewerbegebiet ist der Wohnnutzung der Vorzug zu geben. Für die Aufwertung der Stuttgarter Straße werden in diesem Teil Straßenseiten- alternierende Baumreihen, Parkierungsstreifen sowie Radfahrschutzstreifen vor- geschlagen.

Quartier Stuttgarter Straße (237-215) Dieses z.Zt. durch die stark befahrene Ortsdurchfahrt belastete Wohnquartier zeigt bereits Leerstände und schlechte Bausubstanz. Die gute Orientierung der relativ kleinen Grundstücke wurde bereits im Stadtentwicklungskonzept "Wohnen und soziale Infrastruktur" hervorgehoben und für ein "Stadthausmodell" empfoh- len (vgl. Ortsdurchfahrt Süd S. 124 ff). Diese aufgezeigte Strategie sollte weiter verfolgt werden, jedoch werden Einzel- maßnahmen realistischer eingeschätzt als ein Träger-Modell. Besondere Bedeutung kommt der Ecke Stuttgarter Straße/Am Wasen zu. Hier wird eine Flächensanierung vorgeschlagen, jedoch wird eine Fußwegever- netzung mit der Tübinger Straße beibehalten. Durch diese Maßnahme können städtebauliche sowie bauliche Mängel beseitigt werden. Die Mitwirkungsbereit- schaft muss geprüft werden.

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Die engere Ortsmitte Die Straßenblöcke um die Kreuzung Stuttgarter Straße/Isolde-Kurz-Straße/ Lin- dorfer Straße bilden die engere Ortsmitte von Ötlingen. In Ansätzen sind auf der Südseite der Stuttgarter Straße so genannte Parkie- rungslateralen ausgebaut. Lateralen, untergeordnete Erschließungsmöglichkei- ten für die rückwärtigen Quartiere, sind mit der Verdolung des Kegelesbaches er- möglicht worden. Das Entwicklungskonzept geht davon aus, diese seit der Mitte des 20. Jahrhun- derts bestehenden städtebaulichen Elemente aufzuwerten, zu verbessern und von der Straße Am Wasen bis zur Wielandstraße als die städtebaulichen Identifi- kationsmerkmale für die Abgrenzung der Ortsmitte weiter zu entwickeln. Die Lateralen schirmen die rückwärtige Nutzung vom Durchgangsverkehr ab und bilden einen Filter mit Straßenbäumen sowie geschützten Gehwegzonen gegen- über dem fließenden Verkehr auf der Stuttgarter Straße. Die Kreuzung Am Wasen/Stuttgarter Straße wird im Mündungsbereich Am Wa- sen zurückgebaut. Dadurch können vor den großmaßstäblichen Altenwohnanla- gen zusätzliche Gehwegflächen gewonnen werden. Eine gewünschte Bedarfs- ampel in diesem Bereich sollte überprüft werden. Es wird empfohlen die privaten einzelnen Grünflächen neu zu gestalten. Insbesondere sollten die Parzelle 207 und 209 neu geordnet werden, d.h. hier wird eine Gastronomienutzung verbunden mit einer öffentlichen Dienstleistungs- nutzung empfohlen. Dadurch können die rückwärtigen Freiflächen miteinander vernetzt und mit öffentlichen Fußwegen verknüpft werden. Durch die Neugestal- tung der Grünflächen mit neuen Aufenthaltsbereichen sind hier neue Akzente im öffentlichen Leben zu erwarten. Die Bausubstanz um das Ortsteilrathaus sollte die Maßstäblichkeit des histori- schen Rathauses berücksichtigen. Modernisierungsmaßnahmen werden emp- fohlen. Südlich des Ortsteilrathauses wird die Idee des Stadtplatzes in Ötlingen weiter getragen und präzisiert. Der Rathausplatz wird als einer der neuen Aufenthalts- bereiche der Ortsmitte zu entwickeln sein. Diese Platzfläche soll verschiedene Ortsteilaktivitäten im öffentlichen Raum aufnehmen und attraktiv gestaltet wer- den. Dienstleistungs- und Einzelhandelsnutzungen sollten die Nahversorgung des Ortsteils stärken. In den oberen Geschossen ist auch Wohnnutzung zu prüfen. Die Maßnahme ist durch einen Bebauungsplan vorbereitet. Im rückwärtigen Be- reich entlang der Lindorfer Straße wird ggf. eine öffentliche Parkierungsanlage vorgeschlagen. Die gegenüberliegende Seite der Lindorfer Straße wird durch die evangelische Johanneskirche geprägt, die durch die Bestandsnutzung stark bedrängt wird. Der vorliegende Bauleitplan sieht hier einen Kirchplatz mit einer neuen Eckbebauung vor. Es wird jedoch vermutet, dass die Apothekenfiliale in Pacht vergeben, keine Entwicklungsabsichten hegt, also die Veränderungsbereitschaft und Mitwirkungs- bereitschaft weiterhin offen bleibt und überprüft werden muss. Zwischen Lindorfer Straße und Wielandstraße wird der südliche Straßenraum der Stuttgarter Straße ebenfalls durch eine Parkierungslaterale geprägt, die in der neuen Konzeption aufgewertet und als Mischflächen mit Aufenthaltsqualität gestaltet werden kann.

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Eine Neuordnung der Straßenbaumpflanzung und der Parkierungspakete wird angestrebt. Die Bushaltestellen werden als Buskaps an die Stuttgarter Straße verlegt. Der Halt des Busses auf der Hauptverkehrsstraße hemmt den Verkehrs- fluss und wirkt geschwindigkeitsdämpfend, also verkehrsberuhigend. Die Fußwegeführung und -breite vor der nach Süden anschließenden Baustruk- tur ist zu verbessern, bzw. kann insgesamt Mischflächencharakter erhalten. Der Bereich Stuttgarter Straße 165, 165/1, 167, 159, der von ehemals landwirt- schaftlich genutzten Nebengebäuden geprägt wird, sollte in Teilen neu entwickelt werden. Eine neue "Hofanlage" mit Wohnnutzung wird sich gut in dieses Gebiet einpassen und auch einen Identitätsbezug zum ehemaligen Dorfbild stärken.

Nördliche Stuttgarter Straße Der Straßenblock Hermann-Hesse-Straße, Bachstraße, Isolde-Kurz-Straße, Stuttgarter Straße ist durch den Bau der inselförmigen Wohnanlage in der Block- mitte bereits im letzten Jahrhundert verdichtet worden. Leider ist es nicht geglückt die Baumasse in die Ortsmitte zu integrieren. Daher wird vorgeschlagen durch transparente Erschließungsmaßnahmen diesen größ- ten Block der Ortsmitte zu strukturieren. Eine Wegevernetzung in Nord-Süd-Richtung ist als Trampelpfad zur Rosenstra- ße bereits vorhanden. Die Erschließung der Wohnanlage von Osten ist behelfs- mäßig hergestellt. Eine Aufwertung der Fahrerschließung mit Parkierung halbiert die Blockstruktur. Im Nord-Osten an der Isolde-Kurz-Straße wird vorgeschlagen die schlechte Bau- substanz abzureißen und zu erneuern und das Wohnen im Ortsteil zu stärken. (vgl. Bebauungsplan) Auch südlich des Erschließungsstichs wird versucht durch eine neue Straßen- randbebauung zu verdichten und gleichzeitig die städtebauliche Körnung des Ortsetters aufzunehmen. Die Bebauung zur Stuttgarter Straße, überwiegend ge- werblich genutzt, ist in den letzten Jahren überwiegend erneuert worden, einzel- ne Modernisierungsmaßnahmen sind wünschenswert. Die westliche Blockseite zur Hermann-Hesse-Straße ist mit Einzelhäusern dicht bebaut; Erneuerungs- maßnahmen sind individuell durchzuführen. Auf der Ostseite der Isolde-Kurz-Straße, dem ursprünglichen Gründungsbereich des Ortsteils, gibt es in der Müllergasse sowie in der Linkstraße und im Quellen- weg noch ursprüngliche dörfliche Baustrukturen, in Teilen modernisiert bzw. in schlechter, ursprünglicher Altstruktur oder bereits einzelne Neubauten aus den letzten 15 Jahren. Das Entwicklungskonzept zeigt einige räumliche Schwerpunkte auf, wo konkrete Erneuerungsmaßnahmen empfohlen werden. Besonders hervorgehoben wird die Neugestaltung/Umstrukturierung der Ortsmit- te Ecke Isolde-Kurz-Straße/Stuttgarter Straße zu einem introvertierten Stadtplatz zwischen Kreissparkasse und Quellenweg 7. Zur Stuttgarter Straße wird ein Ab- riss und eine Neubebauung mit Geschäftsnutzung und Wohnen vorgeschlagen. Vom Stadtplatz führt eine Wegeverbindung zur neugestalteten Parkierungsanla- ge, die über die Johannes-Kepler-Straße angefahren wird.

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Mühlbachwiesen Es wird vorgeschlagen Teile der Mühlbachwiesen für öffentliche Freiflächen und Spielnutzungen vorzusehen. Notwendig erscheint das Auslichten und Zurückschneiden an den beiden Fließ- gewässern zur Erhöhung der Transparenz und Sicherheit. Das Mehrgeneratio- nen/Freizeitgelände bedarf der Bodenordnung. Vorgeschlagen wird eine Wege- vernetzung vom Wohngebiet Halde östlich des städtischen Kindergartens über die Lauter und Mühlbachwiesen Richtung Parzelle 819 mit einer Verbindung zur Linkstraße und in die Ortsmitte. Ferner sollte der die Lauter begleitende Fuß- und Radweg von der Fabrikstraße bis zur Kindergartenbrücke weiter entwickelt werden, um die Verbindung mit der Kernstadt von Kirchheim u.T. konsequent weiter zu entwickeln. In der ehemaligen Fabrik, Linkstraße 19, sollte das historische Wasserrad publi- kumswirksam das Freizeitgelände bereichern und daher erneuert werden. In der ehemaligen Mühle in der Müllergasse wird Strom erzeugt, die Bausubstanz wur- de mit Wohnungen überformt, ein technisches Denkmal wird nicht vermutet, je- doch ist der Ort noch heute ein Indiz des alten, dörflichen Ötlingens, die Identi- tätspflege sollte geprüft werden.

Johannes-Kepler-Straße - Stuttgarter Straße (Nr. 186 - Nr. 154) Dieser von der engeren Ortsmitte abgewandte Bereich zeigt im Bereich der Stutt- garter Straße neben einigen Leerständen eine großvolumige Hausstruktur, häufig auch ehemals landwirtschaftliche Nebengebäude mit Wohnhausanteil. Hier wird vorgeschlagen konkrete Einzelerneuerungen bzw. Modernisierungsmaßnahmen durchzuführen. In der Johannes-Kepler-Straße dominiert eine kleinteilige Wohnhausarchitektur aus dem 20. Jahrhundert. Teilweise werden Modernisierungsmaßnahmen sowie Baulückenschließungen vorgeschlagen. Der Verbindungsstich zur Linkstraße sollte für Notverkehr und Müllentsorgung bedarfsmäßig befahrbar sein, eine ge- stalterische Neuordnung wird empfohlen. Zur Aufwertung der östlichen Ortsmitte wird vorgeschlagen die Straße Müllergas- se, Linkstraße und Quellenweg sowie Johannes-Kepler Straße in eine Mischflä- chenstruktur mit Straßenbäumen und Parkierungsflächen zu entwickeln. Für den Bereich der Ortsmitte sollte im Rahmen der Erneuerung ein zukünftig neues Be- leuchtungssystem entwickelt werden. Peitschenmasten und Kofferleuchten bie- ten nur wenig Aufenthaltsqualität. Zur besseren Quartiersvernetzung sollte eine Fußwegeverbindung zwischen Jo- hannes-Kepler-Straße und der Stuttgarter Straße beitragen.

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4.2 Maßnahmen- und Realisierungskonzept

Für die Umsetzung des Städtebaulichen- und Freiräumlichen Entwicklungskon- zepts wird ein Maßnahmen- und Realisierungskonzept ausgearbeitet. Die Maßnahmen werden in drei zeitlich differenzierte Gruppen gegliedert und nach einer derzeitigen Durchführungspriorität mit der Stadt Kirchheim u.T. abge- stimmt. Die Fristen beziehen sich auf den Beginn eines Durchführungspro- gramms. • kurzfristige Durchführungspriorität: bis zu fünf Jahren • mittelfristige Durchführungspriorität: fünf bis zehn Jahre • langfristige Durchführungspriorität: länger als zehn Jahre. In der jeweiligen Prioritäten-Gliederung werden Maßnahmen in der Quer- schnittsbetrachtung räumlich nicht sachgebietsbezogen vorgeschlagen. Sofern es sinnvoll erscheint, werden die Maßnahmen sachgebietsbezogen geordnet: Nutzung/Bebauung; Verkehr/Erschließung; Grün-Freiflächen/Wegevernetzung. Wir empfehlen der Stadt Kirchheim u.T. für den Ortsteil Ötlingen ein förmliches Sanierungsverfahren zu beantragen. Dabei sollte ein Anteil für Modernisierungs- maßnahmen bezogen auf die festgelegte Gebietsabgrenzung berücksichtigt wer- den, unabhängig von der folgenden Prioritätenbildung.

Kurzfristige Maßnahmen Folgende Querschnittsmaßnahmen werden kurzfristig eingeordnet.

• Schwerpunkt: S-Bahnhof A Dieser räumliche Bereich ist bereits durch einen B-Plan-Entwurf vorberei- tet. - Neues Haltepunktdach mit Bahnzubehör und Unterführung. - Ausbau der Park-and-Ride Stellplätze (zwei Anlagen in der Endausbaustu- fe). - Straßenerschließung von der Stuttgarter Straße zur Metzinger Straße (Straßenprofil 5,50 m Fahrbahn) mit Parkierungsstreifen beidseitig, südli- che Fußwegeführung. - Abweichung vom B-Plan Entwurf: landschaftliche und grünordnerische Entwicklung der Bahntrasse begleitenden Freiflächen. Aufwertung des Wohngebietes Reutlinger Straße.

• Schwerpunkt: Wohngebiet Reutlinger Straße B Dieser Bereich sollte im Rahmen einer Sanierungsmaßnahme entwickelt werden. - Modernisierung des Wohnungsbaus. - Wohnumfeldverbesserung im öffentlichen Raum und Hofbereich.

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- Neuordnung des ruhenden Verkehrs sowie entwickeln einer Quartiersgara- ge, von der Stuttgarter Straße erschlossen. - Neue Fußwegevernetzung von der Stuttgarter Straße mit neuer Bushalte- stelle bis zur Uracher Straße bzw. zum Bahnhof. - Abriss südliche Zeilenbebauung Reutlinger Straße, Neuentwicklung einer nachhaltigen, kleinteiligen und hofbildenden Wohnbebauung für junge Familien, Vernetzung mit den Grün- und Freiflächen für Sport und Spiel.

• Schwerpunkt: Neuer Rathausplatz C Dieser räumliche Bereich ist bereits durch einen B-Plan vorbereitet. - Winkelförmige Geschäfts- und Wohnhausbebauung II-III Geschosse. - Neu gestaltete Platzflächen für Markt, Kommunikation und Feste. Reprä- sentative Gestaltung gepflastert mit attraktiver Beleuchtung und Baumbe- pflanzung. - Öffentliche Parkierungsanlage im Süden anschließend, auch für Johannes Kirche nutzbar (bisher als private Parkierung festgesetzt). - Der Kreuzungsbereich Stuttgarter Straße/Isolde-Kurz-Straße/Lindorfer Straße sollte für einen engeren Rückbau mit Belagwechsel (Farbge- bung) überprüft werden.

• Schwerpunkt: Grün- Freiflächen Altenwohnen D Die großmaßstäblichen Bauwerke sollten mehr in die öffentlichen Nut- zungsbereiche einbezogen werden. Stadterneuerungsinstrumente sind notwendig. - Für die Neuordnung müssen die Gebäude 207 und 209 weichen, ange- strebt wird eine Nutzung mit Gastronomie und Dienstleistung. (Neubebau- ung II-III Geschosse) Bodenordnung, Ersatzangebote müssen verhandelt werden. - Durch die Neuordnung der Grundstücke Gebäude 207 und 209 wird eine durchgehende Flächennutzung für die Freiflächen möglich. - Ein öffentlicher Fußweg von der Straße Am Wasen durch die grünen Hof- und Ruhebereiche, mit Anschluss an den Nord-Süd-Fußweg zur Uracher Straße, verbessert die Wegevernetzung. - Ebenso sollten die Treffpunkte und Ruhezonen öffentlich gewidmet wer- den, damit die Lebensqualität in der Ortsmitte gesteigert werden kann. Ein Park in der Ortsmitte kann entstehen.

• Schwerpunkt: Isolde-Kurz-Haus E Nördlich der Stuttgarter Straße geht es darum, die inselhafte Bebauung im Block transparenter zu erschließen, um dadurch öffentliche Rad- und Fuß- wegevernetzungen zu gewinnen. - Anlegen und Bepflanzen eines neuen Erschließungs- und Wegesystems mit Treffpunkten und Ruhebereichen, welches öffentlich gewidmet werden sollte. - Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen im Wohnbaubestand soweit notwendig.

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Mittelfristige Maßnahmen Maßnahmen die einer komplexeren Planungsvorbereitung bedürfen bzw. die zeitversetzt zu den kurzfristigen Maßnahmen entwickelt werden sollten.

• Schwerpunkt: Umbau Isolde-Kurz Straße und Lindorfer Straße F Die Gestaltung der Isolde-Kurz-Straße ist in einem rechtskräftigen B- Plan ausgeformt. Die Lindorfer Straße wird in Abstimmung zu dem Bereich C neu gestaltet. - Die Straßenprofile sind neu zu strukturieren. Durch Anlegen von Gehwe- gen, Parkierungsstreifen, Radfahrschutzstreifen und Baumpflanzungen wird das Fahrbahnprofil deutlich reduziert. - Verbesserung der Unterführung Lindofer Straße (Beleuchtung).

• Schwerpunkt: Parkierungslateralen Umbau und Gestaltungsverbes- serung G (G1 kurzfristig, G2 mittelfristig) Beiderseits der Lindorfer Straße auf der Südseite der Stuttgarter Straße konnten nach der Verdolung des Kegelesbaches und dem Ausbau der Stuttgarter Straße Parkierungslateralen entwickelt werden. Im Rahmen der Stadterneuerung wird es hier notwendig, diese Erschließungselemente in der engeren Ortsmitte neu zu gestalten und umzubauen. Sie sind ein Iden- titätsbereich der Ötlinger Mitte aus dem letzten Jahrhundert. - Neuordnung der Fahrbahn und Parkierungszonen durch neue Materialien und ergänzende Bepflanzung; auch in Mischflächenstruktur denkbar. - Herausnahme des Busses aus diesem Bereich und Anlegen neuer Halte- stellen in Form von Buskaps direkt an der Stuttgarter Straße zur Verkehrs- beruhigung. - Verbesserung des begleitenden Fußweges entlang der Lateralen im Sü- den mit neuer Beleuchtung sowie Sitzbänken; bzw. als Mischfläche insge- samt neu strukturiert.

• Schwerpunkt: Straßenumbau Mischflächenstruktur H Es wird vorgeschlagen in der "Gründungszelle" des Ortsteils das Straßen- system: Müllergasse, Linkstraße und Quellenweg sowie die Johannes-Ke- pler-Straße in eine Mischflächenstruktur umzugestalten. - Für die Aufwertung der dörflichen Grundstruktur sollte auf der Grundlage eines Umbaukonzeptes für diesen Bereich eine Gestaltungsaufwertung vorgenommen werden. (Neue Fahrbahnbeläge; Parkplätze; Straßen- raumbepflanzung; Beleuchtungskonzept) - Eine neue Fußwegeverbindung von der Johannes-Kepler-Straße zur Stuttgarter Straße soll zur besseren Quartiersvernetzung beitragen.

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• Schwerpunkt: Mühlbachwiesen Wohngebietsvernetzung I Mittelfristig sollte ein erster Teilbereich der Lauter- und Mühlbachwiesen öffentlich genutzt werden, dafür ist eine Bodenordnung notwendig. - Östlich des städtischen Kindergartens wird von der Haldenstraße ein Fuß- u. Radweg über einen neuen Lautersteg auf die Mühlbachwiesen geführt. - Einrichtung Beachvolleyballanlage mit zwei Spielfeldern mit Liegewiese. - Neue Fußwegeführung und Steg zur Parzelle 819 als Voraussetzung für die Anbindung der Haldenschule an die Ortsmitte. - Abriss von Nebengebäuden der ehemaligen Fabrik, Linkstraße 19, zur Weiterentwicklung des Wohngebietes. Bodenordnung und Neubebauung.

Langfristige Maßnahmen Maßnahmen, die schwer einschätzbar sind in wieweit private Eigentümer mitwir- kungsbereit sind bzw. private Investoren in Ötlingen aufgrund der dann abgelau- fenen Umbauzeit investieren, werden als langfristig bezeichnet. Es ist jedoch denkbar, dass aus dieser Maßnahmenkategorie bereits früher eine Realisierung vorgenommen wird.

• Schwerpunkt: Umnutzung Stuttgarter Straße J - In diesem Gebiet sollte die nicht standortgerechte Nutzung in ein Gewer- begebiet verlagert werden und durch Wohnungsbau bzw. Wohnnutzung verträglicher Dienstleistungsnutzung ergänzt werden.

• Schwerpunkt: Umbau Stuttgarter Straße K Der Umbau der Stuttgarter Straße wird in verschiedenen Abschnitten vor- geschlagen. - Nord-Westlicher Abschnitt Entsprechend dem Entwicklungskonzept werden Straßenseite-alternieren- de Baumreihen gepflanzt. Ferner werden begleitende Radschutzstreifen sowie Parkierungsstreifen entwickelt. (Fahrbahnprofil mindestens 5,5 m) - Der Kreuzungsbereich Stuttgarter Straße/Am Wasen sollte zurückgebaut werden, zusätzlicher Parkierungsstreifen und Gehwegflächen sind vorge- sehen.

• Schwerpunkt: Stadthäuser Stuttgarter Straße L - Das Quartier Stuttgarter Straße (237-215) sollte schrittweise erneuert wer- den. Spezielle Stadthäuser wurden im Konzept "Wohnen und soziale Infra- struktur" angeboten.

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• Schwerpunkt: Blockerneuerung M, N Ein B-Plan liegt bereits vor; Änderungen sind jedoch wünschenswert. - In diesem Gebiet nördlich der Stuttgarter Straße wurden zwei Schwer- punkte der Erneuerung markiert. Hier sollte eine Verdichtung in der Orts- mitte stattfinden. Einerseits wird die Straßenrandbebauung erneuert sowie eine Verdichtung im inneren Bereich vorgeschlagen. Die Baustruktur ist in der dörflichen Körnung gewählt. (Nutzung: Wohnen/ Dienstleistung)

• Schwerpunkt: Stadtplatz Kreissparkasse O - In Verbindung mit dem bestehenden Neubau der Kreissparkasse wird ein kleiner introvertierter Stadtplatz vorgeschlagen an den der Blumenladen Quellenweg grenzt, sowie eine Neubaumaßnahme zur Stuttgarter Straße mit Wohn- und Geschäftsnutzung. - Im rückwärtigen Bereich wird eine Parkierungsanlage über die Johannes- Kepler-Straße erschlossen, vorgeschlagen mit Fußweg zum neuen Stadt- platz.

• Schwerpunkt: Kirchplatz mit Neuordnung P Diese Maßnahme wird bewusst in die langfristige Priorität gruppiert, da die Mitwirkungsbereitschaft schwer einschätzbar ist. Ein B-Plan liegt vor. - Abriss der jetzigen Flachbebauung, Neubau eines neuen II-III geschossi- gen Wohn- und Geschäftshauses. - Neugestaltung eines neuen Kirchplatzes zur Johannes Kirche als abschlie- ßende Gestaltungsmaßnahme im öffentlichen Raum der Ortsmitte.

• Schwerpunkt: Wohnhofanlage Q - Im Rahmen von Ordnungsmaßnahmen müssen ehemals landwirtschaftlich genutzte Gebäude abgebrochen werden. - Die Wohnhofanlage gruppiert sich um einen Innenhof mit neuen Wohnge- bäuden, die auf eine dörfliche Grundstruktur reagieren.

• Schwerpunkt: Mühlbachwiesen R - Für die Mühlbachwiesen wird ein Mehrgenerationen Freizeitgelände vorge- sehen. Sport-, Spiel- und Ruhezonen werden angelegt. - Das Wasserrad bei dem ehemaligen Fabrikgebäude, Linkstraße 19, sollte zur Bereicherung des Freizeitareals erneuert werden. (Eigentümer ist mit- wirkungsbereit)

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Die Maßnahmen, die keine Klassifizierung in eine der drei Prioritätenstufen erhal- ten sind stetig zu entwickeln. Hierzu zählen:

• Schwerpunkt: Objektsanierung - Die Privateigentümer im Quartier sind über Fördermöglichkeiten der Sanie- rung und Modernisierung einschlägig zu informieren, sodass bedarfsge- recht Objekterneuerungsmaßnahmen individuell durchgeführt werden kön- nen.

• Schwerpunkt: Streuobstwiesenpflege - Zum Erhalt des ökologischen Naturraumes Streuobstwiesen, sind die an- grenzende Streuobstwiesenbestände zu sichern und zu pflegen.

• Schwerpunkt: Entkrautung Mühlbachwiesen - Die Grünbestände der Mühlbachwiese, insbesondere die Randbereiche zu den Fließgewässern im erweiterten Brückenbereich sind regelmäßig zu- rück zu schneiden, sodass die Transparenz und somit die Sicherheit er- höht werden kann.

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5. EMPFEHLUNG ZUR SANIERUNGSGEBIETS- ABGRENZUNG

Von der Stadt Kirchheim unter Teck wurde ein 32,9 ha großes Untersuchungsge- biet für das Städtebauliche- und Freiräumliche Entwicklungskonzept für die Orts- mitte Ötlingens abgegrenzt. Ziel des Konzeptes ist die Darlegung der Mängel und Missstände sowie das Auf- zeigen von Entwicklungspotenzialen der Ortsmitte. Die Stadt Kirchheim unter Teck erhofft sich die Aufnahme in ein Sanierungsförderprogramm.

Abb. 28: Empfehlung zur Sanierungsgebietsabgrenzung

Quelle: Eigene Darstellung.

Das relativ große Untersuchungsgebiet wird damit begründet, dass bei der Vor- bereitenden Untersuchung eine Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer analy- siert wird und daher durch die Größe des Gebietes eine Chance für die Moderni- sierungsbereitschaft in der Fläche eingeräumt wird.

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6. LITERATURVERZEICHNIS

• Ötlingen, Bauerndorf, Industriegemeinde, Stadtteil, R. Kilian, Kirchheim unter Teck, 1995. • Ötlingen 788-1992, R. Kilian, Kirchheim unter Teck, 1992. • Teilentwicklungsplan Ötlingen, Stadt Kirchheim unter Teck, Kirchheim un- ter Teck, 1990, 1994 ergänzt. • Städtebauliche Untersuchung Ortsmitte Ötlingen, M. Nowotny, Nürtingen- Geislingen 2007. • Verkehrsentwicklungsplan, Machbarkeitsstudien Nordwesttangente, Um- fahrung Ötlingen, Planungsbüro Kölz, Stuttgart, 2000. • Stadt Kirchheim unter Teck, Stadtteil Ötlingen, Entwicklungskonzeption Freiflächen und Bewegungsräume, Projektgemeinschaft werkbüro frei- raum+landschaft, T. Frank, M. Thiede, Nürtingen, Kirchheim unter Teck 2007. • Landschaftsplan Verwaltungsgemeinschaft Kirchheim unter Teck, Stadt- LandFluss, Kirchheim unter Teck, 2001. • Gewerbeflächenentwicklungskonzept, ORplan, Technische Universität Berlin - Institut für Stadt- und Regionalplanung, Kirchheim unter Teck 2006. • Ötlinger Nachrichten, Mitteilungsblatt des Ötlinger Ortschaftsrates. • Flächennutzungsplan Kirchheim unter Teck 2000. • http://www.statistik-bw.de. • http://www.kirchheim-teck.de. • http://www.kirchheim-teck-oetlingen.de. • http:// www.region-stuttgart.org.

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7. FORTSCHREIBUNG STÄDTEBAULICHES- UND FREIRÄUMLICHES ENTWICKLUNGSKONZEPT

7.1 Fortschreibung auf der Grundlage des Integrierten Verkehrskonzeptes für Kirchheim unter Teck

Fortschreibung auf der Grundlage Skizze vom Planungsbüo Richter-Richard, Integriertes Verkehrskonzept Kirchheim unter Teck, Abbildung 9.53 (Vertiefter Planungsvorschlag für den Ortskern) vom 27.01.2012.

• Die Gestaltung der Ortsdurchfahrt wird übernommen. • Die Parallelfahrbahn zur Stuttgarter Straße - Parkierungslaterale- wird herausgenommen.

Das fortgeschriebene Entwicklungskonzept schlägt Bäume im Bereich der Querungshilfen vor.

7.2 Fortschreibung aufgrund der Ergebnisse der Vorbereitenden Untersuchung und weitergehender planerischer Überlegungen

• Übernahme der städtebaulichen Lage des Bürgerhauses. • Die Lage des Naturdenkmals vor Gebäude Stuttgarter Straße 205 wird korrigiert. • Das städtische Gebäude in der Linkstraße 20 soll erhalten werden. Die gegenüberliegenden senkrecht angeordneten Stellplätze entfallen. • Die vorgeschlagene Neubebauung nördlich der Linkstraße 20 in Richtung Mühlbach wird um 90° gedreht. Die Reihenhäuser stehen traufständig zur Linkstraße. • Die Bebauung westlich der Isolde-Kurz Straße wird dem B-Plan "Ötlingen Ortsmitte" (rechtskräftig seit 1998) angepasst. • Modifizierung des räumlichen Geltungsbereiches.

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7.3 Denkmalschutz

Im zukünftigen Sanierungsgebiet befinden sich folgende Kulturdenkmale der Bau- und Kunstdenkmalpflege gem. §§ 2 bzw. 28 DSchG:

• Lindorfer Straße 3: Evangelische Pfarrkirche St. Johannes, 1597 von Peter Kurz und Hans Kuen, 1798 umgebaut (Turm neu, Schiff erhöht), 1912 renoviert durch Dolmetsch & Schuster. (§ 28).

• Stuttgarter Straße 191: Rat- und Schulhaus (bis 1840), Zierfachwerkbau, 1617 von Hans Peltin aus Plochingen. Renaissance-Säule innen.(§ 28).

• Stuttgarter Straße 193: (im Wohnaus) massive Türrahmung, im Türsturz bez. 1782, Keilstein mit Lamm Gottes. Ehemaliges Haus des Schultheißen David Speißer. (§ 2).

• Stuttgarter Straße 202: (am Gasthof Rössle) schmiedeeisener Ausleger, wohl um 1900.

Das Kulturdenkmal Stuttgarter Straße 212 (Pfarrhaus) liegt ausserhalb des zukünftigen Sanierungsgebietes.

Aus Sicht der archäologischen Denkmalpflege sind innerhalb des Sanierungsge- bietes mit dem mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ortskern Ötlingen (Prüffall 1M), der abgegangenen Kapelle (Kulturdenkmal gemäß § 2 Denkmalschutzge- setz 2M), der Pfarrkirche St. Johannes mit ehemals umgebendem Friedhof (Kul- turdenkmal gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz 3M) sowie der ehemaligen Mühle mit Vorgängerbau(ten) (Kulturdenkmal gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz 4M) Be- lange der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit berührt. Innerhalb der oben genannten Gebiete sind Bodenurkunden zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Besiedlungsgeschichte und Sachkultur zu erwarten. An der Erhaltung der ausgewiesenen Kulturdenkmale (2M, 3M und 4M) besteht grundsätzlich ein öffentliches Interesse. Zum Schutz vor unbeobachteter Zerstö- rung bedürfen dort Bodeneingriffe gemäß §§ 8 und 15 DSchG der denkmal- schutzrechtlichen Genehmigung. Innerhalb des als Prüffall ausgewiesenen Gebiets (1M) wird - insbesondere in bislang nicht tief greifend gestörten Bereichen - die weitere Beteiligung an Neu- bauvorhaben mit flächigen Unterkellerungen erforderlich. Im Einzelfall kann eine abschließende Stellungnahme allerdings erst anhand ergänzender Materialien erfolgen, aus denen die vorhandenen Störungsflächen und archäologischen Fehlstellen (z.B. Tiefgaragen, Kelleranlagen, Kanal- und Leitungstrassen) er- sichtlich werden.

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Ferner wird darauf hingewiesen, dass auch das archäologische Kulturdenkmal gem. § 2 DSchG Nr. 20 (Römisches Siedlungsareal) betroffen ist und hier mit ar- chäologischen Funden und Befunden zu rechnen ist. Geplante Maßnahmen sollten frühzeitig mit den zuständigen Vertretern bei der Archäologischen Denkmalpflege, Bereiche Mittelalter bzw. Vor- und Frühge- schichte, abgestimmt werden. Je nach Wertigkeit kann im Vorfeld eine Ausgra- bung (gegebenenfalls zu Lasten und auf Kosten von Investoren) notwendig wer- den. Auf die Möglichkeit baubegleitender Befundaufnahmen zu Lasten von Bau- herren oder Bauträgern wird hingewiesen. Fernerhin wird allgemein auf die Einhaltung der Bestimmungen der §§ 20 und 27 DSchG verwiesen. Sollten bei der Durchführung vorgesehener Erdarbeiten ar- chäologische Funde oder Befunde entdeckt werden, sind gemäß § 20 DSchG Denkmalbehörde(n) oder Gemeinde umgehend zu benachrichtigen. Archäologi- sche Funde (Steinwerkzeuge, Metallteile, Keramikreste, Knochen, etc.) oder Be- funde (Gräber, Mauerreste, Brandschichten, bzw. auffällige Erdverfärbungen) sind bis zum Ablauf des vierten Werktages nach der Anzeige in unverändertem Zustand zu erhalten, sofern nicht die Denkmalschutzbehörde oder das Regie- rungspräsidium Stuttgart (Referat 86 - Denkmalpflege) mit einer Verkürzung der Frist einverstanden ist. Auf die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten (§ 27 DSchG) wird hingewiesen. Bei der Sicherung und Dokumentation archäologischer Substanz ist zumindest mit kurzfristigen Leerzeiten im Bauablauf zu rechnen.

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7.4 Empfehlung zur Sanierungsgebietsabgrenzung

Die Fortschreibung des Entwicklungskonzepts empfiehlt eine 33,8 ha große Sa- nierungsgebietsabgrenzung. Sie unterscheidet sich vom ursprünglichen Untersu- chungsgebiet in folgenden markierten Flächen. Die grünen mit "+" gekennzeich- neten Flächen kamen hinzu, die rote mit "-" gekennzeichnete Fläche wurde he- rausgenommen.

Abb. 29: Änderungen der Empfehlung zur Sanierungsgebietsabgrenzung

Quelle: Eigene Darstellung.

Abb. 30: Empfehlung zur Sanierungsgebietsabgrenzung

Quelle: Eigene Darstellung.

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