HÖH ENZOLLERISCHE 4P 382 8 Herausgegeben vom Hohenzollerischen Qeschichtsverein HEIMAT in Verbindung mit den Staatlichen Sdiuiämtern Hechingen 19. Jahrgang 1969 Nr. 1 und

WALTER KAUFHOLD Hofmaler Richard Lauchert Leben und Werk

ingen zur Welt. Mit seinen sechs Brüdern besuchte er das Gymnasium in Sigmaringen.1 Zwei Brüder wählten den Priesterberuf, Adolar starb als Stadtpfarrer und Dekan 1897 in Sigmaringen, der überaus sensible Kaplan Fried- rich wurde in jungen Jahren geisteskrank. Karl schlug die militärische Laufbahn ein und wurde Oberst, Gustav war Arzt und Emil Kaufmann. Joseph trat in fürstl. Dienste und wurde wie der Vater Hofkammerrat. Die einzige Schwester Mathilde blieb bei den Eltern. Richards künstl. Veranlagung stammte wohl von seiner Großmutter, Anna Maria Wetz, Schwester des Sigmaringer Malers Jo- hann Fidelis Wetz, die seinen Großvater Joseph Lauchert aus Ennetach am 22. Juii 1783 heiratete.2 Während sich das Leben der meisten Bewohner Sigmaringens vor hun- dert Jahren in der kleinen Residenz abspielte, zog es Richard Lauchert in die großen Städte. Schon mit 16 Jahren verließ er Sigmaringen. Der kunst" :bende Erbprinz Karl Anton ermöglichte im Jahre 1839 Lauchert durch ein Stipendium den Besuch der Kunstakademie in München.3 Sein erster Lehrer war der bekannte Peter Cornelius, der bei König Ludwig von Bayern iu Ungnade gefallen, bereits am 22. April 1841 München verließ. Er war vor allem Freskomaler und an der titanenhaften Ausmalung der Ludwigskirche in München gescheitert. Seine Schüler lernten wohl z ch- nen aber n ht malen, da Cornelius sie sofort ans Fresko führte.4 Schon bald spezialisierte sich der junge Richard Hofmaler Richard Lauchert, gemalt von Michael Echter Lauchert bf! Joseph Bernhardt, dem namhaften Porträt- München, um 1848. Im Besitz des Kaufmanns Max Frick, maler am Bayerischen Königshof. Bernhardt hatte sich aus Sigmaringen. autoc.daktischen Anfängen emporgearbeitet und unter- hielt eine eigene Malerschule »n München. Aus ihr gingen Die politische und kulturelle Ausstrahlung historischer neben Lauchert noch andere Künstler hervor: Paul Mar- Persönlichkeiten bleibt durch vielfältige Formen des Ge- tir, Jos. Miller, Ludwig Neustätter, Pankraz Körle und denkens lebendig. Zum 100. Todestag des Hofmalers Jos. Resch. Porträtmaler unterliegen stark der Mode und Richard Lauchert am 27. Dezember 1968 soll dieses Ge- dem Geschmack der Auftraggeber Das erfuhr auch Lau- dächtnisblatt über sem einmaliges Leben und künst- cherts Lehrer, den '.ie Maler Albert Gräffle und Erich lerisches Schaffen berichten. Der Einwohner und Besucher Correns verdrängten Bernhardt erh ,1t e ne Ehrenstelle der Stadt ! .gmaringen beachtet die in Kupfer getriebene als Schloßverwalter in Aschaffenburg. Der Tod ereilte Erinnerungstafel an seinem Geburtshaus (heute Südwest- den unermüdlichen Arbeiter an der Staffelei.5 Lauchert bank) kaum; nie oxydierten Buchstaben und das kleine verehrte sein erstes Bild, Porträt der Rose Neebauer, Medaillon des Kopfes werden leicht übersehen. Die In- Tochter eines Münchner WenSbierwirts aus der Ama"en- schrift lautet: „Am 2. Februar 1823 wurde in diesem straße 12, seinem Gönner, dem Erbprinzen Karl Anton Haus der Hofmaler Richard von Lauchert geboren. Er von Hohenzollern zum Geburtstag am 7. September starb in Berlin am 28. Dezember 1868." Die Daten 1843. In dem Begleitschreiben versichert Lauchert, er weichen von dem Eintrag n Famiiienregister der Stadt- werde auf der "... eingetretenen Bahn mit Fleiß und pfarrei Sigmaringen ab: Richard kam am 4. Februar als Ausdauer nach dem Vollkommenen streben."6 Auf die Sohn des Hofkammerrats Joseph Lauchert und seiner anerkennenden Worte des Erbp-inzen antwortet Lau- Frau Maiia Waldburga geb. Guttenberg aus Donauesch- chert: „Das allergnädigste Schr"iDen, mit dem mich Euer Zum neuen Jahr Der Mensch lebt und bestehet Nur eine kleine Zeit. Übersichtsplan Und alle Welt vergehet Mit ihrer Herrlichkeit. Albstollen Es ist nur Einer ewig Und an allen Enden Und wir in seinen Händen. Matthias Claudius (1740—1815)

ALLEN UNSEREN LESERN UND MITARBEITERN EIN GLÜCKLICHES JAHR 1969. VERLAG UND SCHRIFTLEITUNG.

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT herausgegeben vom „Hohenzollerischen Ge- schichtsverein" in Verbindung mit den Staat- lichen Schulämtern Hechingen und Sigmarin- gen. Verlag: Buchdruckerei Adter OHG. 7487 , Telefon 07574/205. Die Zeitschrift „Hohenzolleriscbe Heimat" ist eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will be- sonders die Bevölkerung in Hohenzollern mit der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie bringt neben fachhistorischen auch po- pulär gehaltene Beiträge aus der Geschichte unseres Landes. Sie enthält daneben einen be- sonderen Teil für die Schule und den Lehrer. Bezugspreis: halbjährlich 1.40 DM. Bestellung der Zeitschrift kann erfolgen bei jedem Postamt oder beim Schriftleiter.

Schriftleiter: Gerhard Deutschmann, Hauptlehrer z. A. 7471 Straßberg/Hohenz. Bohlstraße 341, Telefon 07434/765. R edaktionsausschuß: Huoert Deck, Hauptlehrer, 7457 Bisingen, Kauptschule bzw. 7450 Hechingen, Tübinger Straße 28, Telefon 07J7b/349, Helmut Lieb, Hauptlehrer z. A., 7480 Sigmaringen, Hohkreuz la, Telefon 07571/9564. Die mit Namen versehenen Artikel geben die persönliche Meinung der Verfasser wie- der; sie zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftlei- tung sind als solche gekennzeichnet. Manuskripte und Besprechungsexemplare wer- den an die Adresse des Sdiriftleiters erbeten. Wir bitten unsere Leser, die „Hohenzolle- rische Heimat* weiter zu empfehlen.

Die Mitarbeiter dieser Nummer: Roswitha und Werner Häberle 78 Freiburg — St. Georgen, Häge 5 a Msgr. Dr. Walter Kaufhold Fürstlidier Museumsdirektor 748 Sigmaringen, im Schloß Telefon 0757' 603 Dr. Ulf Koerner, beim Geol. Landesamt Ba/Wü 7471 Harthausen/Scher Stollenbauleitung der BWV Johann Adam Kraus, Pfarrer und Erzb. Archivar i. R. 78 Freiburg-Littenweiler, Badstraße 2 Dr. Rudolf Seigel, Archivrat 74S Sigmaringen, Karlstraße 32 Johannes Wannenmacher, Schulrat a. D. 7487 Gammertingen, Goethestraße 586 — —«- = Stollentrasse 1. Variante Der Bericht über die DENKMALPFLEGE 1968 in Hohenzollern kann aus redaktionellen M = 1:200 000 Gründen erst in der nächsten Nummer er- 15.11.1968 scheinen. Wir bitten unsere Leser um Ver- Abb. 1 ständnis. Die Schriftleitung. Zum Artikel „Der Albstollen" im Innern des Blattes.

2 Durchlaucht beglückten, schmeichelte mir um so mehr, als mir Euer Durchlaucht deren hohe Zufriedenheit ange- deihen zu laßen geruhten, die mir mein warmes Streben nach dem weit entfernten Ziele zur Gluth anfachte." Am 1. November 1843 finanzierte Erbprinz Karl Anton für Laudiert eine Reise nach Italien und 1845 nach Paris. Hier lernte er die duftigen und leuchtenden Farben der französischen Maler und Porträtisten, z. B. eines Ingres, kennen. Schon bald werden die Bildnisse Laucherts in der Kunstwelt beachtet. Bereits 1848 waren auf der Stuttgarter Kunstausstellung zwei Studienköpfe „Ju- dith" und „Tambourinschlägerin" zu sehen. „Das Mäd- chen mit dem Schmetterling", durch den Stahlstich von Christoph Preisel verfielfältigt, wurde in München in das König-Ludwig-Album aufgenommen.' Strebsam und rastlos bildete sich Laudiert als Porträt- maler weiter. Es ist verständlich, daß Fürst Karl Anton, sein begeisterter Mäzen, ihm die ersten größeren Auf- träge gab. Die 1849/50 datierten und signierten Aqua- relle des Erbprinzen Leopold, der Prinzen Karl und An- ton und der Prinzessin Stephanie sind im Blauen Salon von Schloß Sigmaringen zu sehen. Die einst kräftigen Farben sind durch den Lichteinfall etwas verblaßt. Doch das zarte Colorit der Gesichter und Haare, die geschickt verteilten Lichter auf den Kleidern und die exakten De- tails der Augen lassen die hohe Meisterschaft des Por- trätisten erkennen. Der seelische Ausdruck und die Cha- rakterzüge der Fürstenkinder sind gut und unterschiedlich herausgearbeitet. Wohl aufgrund dieser Arbeiten ernennt Karl Anton seinen Schützling, der ihm inzwischen zum Freund geworden war, am 4. Februar 1850 zum Hof- maler der Fürstlichen Familie. Die eigenhändig von Karl Anton verfaßte Ernennung lautet: „Von Gottes Gnaden Wir Carl Anton . . . haben Uns in gerechter Würd.gung des Hohen künstlerischen Berufs und der im Gebiete der Kunst sehr anerkennenswerten Leistungen des Mahlers Ri- chard Laudiert von Sigmaringen und in Rücksicht seiner Uns und Unserem Fürstlichen Hause stets be- Fürst Karl Anton von Hohenzollern (1811-1885), gemalt von währten Gesinnung der unwandelbarsten Treue und Richard Laudiert 1852, Landhaus . Ergebenheit gnädigst bewogen gefunden, denselben zu Unserm Fürstlichen Hojmabler in Gnaden zu er- lie. „Ich habe noch nie ein Bild mit solcher Liebe und nennen und behufs geeigneter Führung des ihm ver- Sorgfalt und Gewißenhaftigkeit zu Ende gebracht, als liehenen Ehrenpradicats dieses von Uns höchsteigen- diese mir von Eurer Hoheit so gnädig anvertrauten. Ich händig vollzogene Decret ausfertigen und zustellen erkannte darin die überaus große Fluid und Gnade, die zu lassen. mir Euer Hoheit schon seit meiner Kindheit in so hohem Maße angedeihen laßen, und erkannte die Unmöglich- So geschehen Sigmaringen 18. Februar 1850 8 keit ohne diese hohe Beschützung je an die unbedeu- Karl Anton" tendste Stufe künstlerischer Ehre gelangt zu sein." Mit Fürst Karl Anton war nach der Abtretung der Souve- dem natürlichen Jugendbild der Prinzessin Marie, die ränitätsrechte an die Krone Preußen mit seiner Familie mit Blumenkorb und großem Sommerhut aus einem zunächst nach Neiße an der Oder übersiedelt. An das Garten kommt und dem Porträt des Fürsten Karl Anton Weihnachtsfest im Jahre 1850, das Laudiert im Kreise stieg der Stern Laucherts als Porträtist. Er übergab beide der Fürstlichen Familie in Neiße erlebte, erinnerte er sich Bilder der Kunstausstelung in Berlin; König Fried- zeitlebens. Hier malt er die Fürstliche Familie en pied rich IV. äußerte den Wunsch, das Bild seines Freundes und bewies mit diesen Porträts, daß die Ernennung zum zu sehen. Maler Kaulbach lobte die en pied gemalte Ge- Hofmaler des Fürsten zu Recht bestand. Nadi den Fest- stalt des Fürsten und schlug Laudiert eine reiche Aus- tagen reist Laudiert nach Berlin und schreibt von dort stattung des Bildes vor: Kaminverzierung, schildtragende an Karl Anton: „In Berlin versuche ich eine neue Lauf- Karyatiden, Vorhang, Stuhl und Tisch und Fernblick auf bahn, ob mit Glück oder nicht wird die Zukunft lehren, die Burg Hohenzollern. beides wird meinem eifrigen Streben nicht hemmend ent- Laudiert hatte auf Schloß Räuden in Oberschlesien bei gegentreten, da ich dafür zu ehr' hst die Kunst liebe". Herzog Viktor von Ratibor außer dessen Porträt eine Laudiert muß 1850 schon in Räuden beim Herzog von „Legion" Bildnisse zu malen, u. a. den Fürsten von Für- Ratibor gewesen sein, denn im gleichen Brief berichtet stenberg. Hier lernte Laudiert die Schwester des Her- er: „Für den Augenblick habe ich in hohem Auftrag des zogs, Prinzessin Amalie von Hohenlohe-Schillingsfürst, Fürsten von Fürstenberg Copien der Bilder in Räuden der er Malunterncht gab, kennen und lieben.9 In den zu machen ..." Mit Hingabe arbeitet er in Berlin an Jahren 1852—1857 erhält Laudiert zahlreiche Aufträge den in Neiße begonnenen Porträts der Fürstlicnen Fami- an Fürstenhöfen und reist von Schloß zu Schloß. In Wei-

3 mar malt er das Jugendbild des Erbgroßherzogs und der Schloß Bistritz. Das dort geschaffene Bild der Fürstin Erbgroßherzogin als Kniestücke10 und in Heiligenberg Katharina erwarb 1884 die Neue Pinakothek in Mün- 12 die Bildnisse des Fürsten Carl Egon II. und der Fürstin chen, leider ist es seit 1945 verchollen. In Bistritz malte Amalie von Fürstenberg, einer Prinzessin von Baden.11 er auch den Fürsten Karl von Hohenzollern, dessen Bild- Die Bildnisse zeigen eine höfische Darstellung. Laudiert nis er nochmals für _e Ahnengalerie im Schloß Sigma- gestaltete meisterhaft die Porträts der Fürstlichkeiten in ringen ausführte. Am 20. Dezember 1856 schreibt Lau- Haltung, prachtvoll wiedergegebenen Gewändern und diert aus Sigmaringen an den Fürsten Karl Anton nach höfischen Interieur. Fürstin Amalie steht in seitlicher Stel- Düsseldorf: „Das Bild des Höchstseligen Fürsten von lung auf der Schloßterrasse. Das herbe Gesicht wird durch Fürstenberg ist noch nicht fertig, ich bin oft aufgehalten die vom Scheitel fallenden Straußenfedern anmutig. Es durch das Trocknen, und habe mir nun, um diese Ze:t ist hell herausgearbeitet und hebt sich von der dunklen auszufüllen, und länger noch hier bleiben zu können, den Wolke ab. Schwungvoll und elegant fällt das Hermelin- alten Wunsdi Euer Hoheit und das Bedürfnis der Ah- cape von den Vorderarmen um den bauschigen Falten- nengallerie zu Herzen genommen und endlich das Bild rock. Im Hintergrund ist der von der Sonne beschienene des Höchstseligen Fürsten und Vaters zu malen begon- Bodensee mit den umliegenden Höhen zu erkennen. Gut nen, indem i :h theils das Gedächtniß, mein früheres Bild, charakterisiert ist Fürst Carl Egon. Das lebensnah ge- theils auch das von Maler Hartmann zu Hülfe nehme. malte Gesicht mit den großen Augen und dem damals Ich glaube damit Euer Hoheit nicht entgegen zu handeln, modischen Backenbart deutet ganz geheim den frohen und besonders da ich vielleicht nicht so bald wieder auf so schlagfertigen Gesellschafter an. Er befindet sich in einem lange Zeit hier sein kann". Salon vor einem gechnitzten Sessel. Die linke Hand mit Lauchert mußte die Porträts oft zwei und drei Mal an- Schnupftabakdose liegt auf einem mit gerollten Blättern fertigen, denn es war höfische Sitte, Porträts an Ver- und Büchern belegten Tisch, auf dem noch eine kleine wandte zu verschenken. Diese Kopien gestaltete er meist Ritterfigur und eine chinesische Vase stehen. Ein zweites kleiner und oft oval. So hängt auch im Schloß Sigma- Bild des Fürsten von Fürstenberg schuf Laudiert nach ringen eine Zweitanfertigung des Porträts der Prinzessin dessen Tode 1854. Es stellt den Fürsten en pied in bro- von Wasa. Schon vor hundert Jahren griff die Technik katbesticktem Prachtmantel dar. Am Großherzoglichen in die Kunst ein. Die Porträts wurden von Stahlstechern Hof in Karlsruhe malt Laudiert das Porträt der Prin- und Lithographen auf Platten übertragen. Auch Lau- zessin Wasa, der älteren Schwester der Fürstin Josephine cherts Porträts wurden auf diese Art vervielfältige Be- von Hohenzollern. kannt ist die Lithographie von Leon Noel nach dem 1855 geschaffenen Porträt der Kronprinzessin Karola Auf Einladung der Fürstin Katharina von Hohenzollern von Sachsen. In London versuchte Lauchert für die weilte Laudiert im Sommer 1853 sieben Wochen auf Fürstin Josephine von Hohenzollern eine Lithographie des von Winterhalter gemalten Porträts ihrer Schwester, der Herzogin von Hamilton, zu besorgen. Auch in Öl- farbendruck wurden Laudiere Porträts oft in Original- größe ausgeführt, u. a. der Herzog von Sachsen-Coburg- Gotha im Jagdkostüm von der Firma Lichtenberg in Beriin,13 Aquarelle ließen sich feiner durch Chromo- lithographien wiedergeben. Am 10. November 1856 fährt Lauchert über Paris und London nach Windsor; der Aufenthalt dauerte nur drei Tage, es ist n :ht bekannt, ob er hier ein Porträt geschaf- fen hat. Sir George Couper, ein bei der Herzogin von Kent attachierter Herr, vermittelt Lauchert eine Begeg- nung mit Prinzessin Amalie. Bei dieser Gelegenheit leg- ten beide den Hochzeitstermin für das kommende Früh- jahr in Herbsleber, fest. Der Wille der Liebenden über- wand den Standesunterschied und die Bedenken wegen einer ungesicherten Zukunft. Der Widerstand der Fürst- lich Hohenloheschen Familie gegen die Heirat bekundete sich in sehr energischer Weise. Schon am 2. November 1855 hatten die Brüder und Verwandten der Prinzessin an Lauchert ein Schreiben gerichtet mir der Aufforde- rung, die Verbindung zu lösen und erklärt, daß sie nie ihre Einwilligung zur Heirat geben werden. „Für den Fall aber, daß gegen Erwarten die Prinzessin Amalie und Herr Lauchert dennoch auf ihrem Vorhaben bestünden und auch gegen den Willen der fürstl. Familie und ohne Zustimmung derselben diese Verbindung eingehen wür- den, sehen sich die Unterzeichneten in die traurige Nothwendigkeit versetzt zu erklären, daß sie die Prin- zeß Amalie nicht mehr bei sich empfangen, jeden Ver- kehr mit ihr abbrechen und sich in Beziehung auf alle pecuniaire Unterstützung lediglich an die desfallsigen Bestimmungen der Hohenloheschen Hausgesetze halten würden." Diese Erklärung war unterzeichnet von Vik- tor Herzog von Ratibor, Chlodwig Fürst von Hohen- Stephanie Prinzessin von Hohenzollern, vermählt 18. Mai 1858 mit lohe-Schillingsfürst, Ernst Fürst von Hohenlohe-Langen Peter V. König von Portugal, gemalt von Richard Laudiert 1852, bürg und Egon Fürst von Hohenlohe-Waldenburg.14 Landhaus Krauchenwies.

4 sönlichkeiten, u. a. den früheren württembergischen Mi- nister Prinz Heinrich von Hohenlohe-Kirchberg, der be- reits 30 Jahre in Petersburg lebt. Vor allem aber freun- det er sich mit Dr. Heyfelder, Professor an der Uni- versität Petersburg, an. Dieser war 1833 Leibarzt des Fürsten Karl in Sigmaringen und Medizinalreferent der Fürstlichen Regierung. Er erwarb sich in Rußland große Verdienste durch die Bekämpfung der Cholera. Ein Porträt Heyfelders schenkte Lauchert dem Fürsten Karl Anton. In Sigmaringer Privatbesitz befinden sich Stu- dienköpfe russischer Bauern aus der Petersburger Zeit.16 Aus Rußland zurückgekehrt errichtet Lauchert in Berlin eine „Stadtpraxis" wie er selbst seine Arbeit nennt. Am 9. April 1862 schreibt er an Karl Anton: „Ich kann Euer kgl. Hoheit die Versicherung geben, daß ich wahrlich ein geplagter Mensch bin, daß jetzt ganz Berlin von mir ge- malt sein will und ich den Schluß ziehen muß, daß ich jetzt Mode geworden bin ... so weiß ich wirklich nicht wie ich immer neue Kräfte sammeln soll". Er malte Dutzende von Bildern u. a.: das Kronprinzenpaar von Preußen, Graf Stillfried als portugiesischen Grande, den neuen portugiesischen Gesandten von Armin und die Gräfin Blücher geb. Fürstin Lobkowitz. Im Januar 1863 wird Lauchert am Hof in Kopenhagen als Abgesandter der Königin von England freundlich empfangen. Im Thronsaal des Schlosses malt er den Prinzen und die Prinzessin von Dänemark. Zahlreiche Aufträge vor allem aus Adelsfamilien in Berlin wäh- rend der Jahre 1864 bis 1868 führte Lauchert gewissen- haft und vollendet aus. Diese Arbeiten gingen über seine Kräfte; er starb am 27. Dezember 1868 mitten in seinem erfolgreichen Schaffen. Es ist leider nicht mehr möglich alle Arbeiten Laucherts Marie Prinzessin von Hohenzollern, vermählt 25. 4. 1867 zusammenzustellen. Die Kriegswirren und die politischen mit Philipp Graf von Flandern, gemalt von Richard Laudiert 1852, Verhältnisse zerstreuten viel Kunstgut. Die Porträts im Landhaus Krauchenwies. Raum um Sigmaringen und die in seinen Briefen und in der Literatur erwähnten Arbeiten werden in Nummer 2 Die standhafte Liebe der Prinzessin Amalie kehrte sich dieser Zeitschrift in einem Werkverzeichnis publiziert. nicht an diesen Einspruch. Sie schreibt an den Fürsten Mit Sigmaringen, der Landschaft und den Menschen der Karl Anton: „Ich bitte Gott aus Grund meines Herzens, Heimat war Lauchert zeitlebens eng verbunden. Be- daß er mir beistehe meinem geliebten Laudiert wirklich sonders dankbar erzeigte er sich stets dem Fürsten Karl das seyn und werden zu können, was er von mir er- Anton und nahm lebhaften Anteil an dem Schicksal der wartet und ihn so glücklich werden zu laßen, als es sein Fürstlichen Familie, an dem frühen Tod der Königin treues, vortreffliches Herz verdient. Es wird dieß mein Stephanie von Portugal (f 1859) und des Prinzen Anton eifrigstes Bestreben seyn. Und, glauben Sie nicht, ver- 1 (t 1866 nach der Schlacht bei Königgrätz). Den Geburts- ehrter Fürst, daß wenn wir Beide so ernst ich und auf- tag des Fürsten am 7. September hat Lauchert nie ver- richtig gegenseitig dieses Streben haben, wir muthig all gessen und mit den Glückwünschen oft ein Bild über- den uns prophezeihten und angedrohten Gefahren sandt. Jedes Jahr besuchte er, später mit Frau und trotzen können, die unsere Vereinigung zur Folge haben ; 15 seinen fünf Kindern, die Heimatstadt. Er war ein treu- soll, nach dem Urthe ' der Welt?" sorgender Sohn und Bruder: der Tod der Eltern und der Nach anfänglichen Bedenken des Fürsten Karl Anton Verlust des Vaterhauses erschütterten ihn aufs tiefste. fand Laucnert in ihm durch briefliche und persönliche Sein Selbstbildnis (1859) im großen Sitzungssaal des Aussprachen einen treuen Helfer in dieser schwierigen Rathauses in Sigmaringen und seine Porträts in den Angelegenheit. Auch der Herzog von Coburg-Gotha be- Salons von Schloß Sigmaringen und im Landhaus Krau- mühte sich die Hindernisse zu beseitigen. Am 30. April chenwies und zahlreiche Bildnisse Sigmaringer Bürger im 1857 erfolgte tre Trauung nach evangelischem Ritus in Privatbesitz erinnern heute noch an diesen bedeutenden Herbsleben und nach katholischem am folgenden Tage Sohn der Stadt Sigmaringen, der über allem Erfolg die in Gotha. Lauchert konnte mit gutem Gewissen eine Heimat nie vergessen und sie immer gern besucht hat,lr Familie gründen, er besaß 1855 schon ein Vermögen von 10.000 Gulden, das durch seinen Fleiß weiter angewach- Anmerkungen sen war. Der erste Wohnsitz war Darmstadt, dann Go- 1 Jugendbriefe und Zeugnisse Richard Laucherts bewahrt das Sig- tha und schließlich Berlin. maringer Stadtarchiv. 2 Gustav Hebeisen, Der Hofmaler Richard Lauchert von Sigmaringen Das glückliche Familienleben beflügelte Laucherts Ar- und SEitid Heirat mit der Prinzessin Amalie von Hoheniohe- beitseifer. Von Oktober 1857 bis April 1858 besuchte er Schiilingsi'ürst. Aus dem Vortrag am 17. Januar 1928. Hohen- zollerisdies Heimatblatt, 1, (1928) Nr. 1 und 2. mit seiner Frau auf Empfehlung der Großfürstin Mich- 3 Ulrich Thieme und Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bil- ael den Hof in Petersburg und malt dort Mitglieder der denden Küns :r von der Antike bis zur Gegenwart, 37 Bände, Zarenfamilie und an Weihnachten den Kaiser. Von Leipzig 1907—1950, hier: Band 22, S. 431 f. Petersburg war Lauchert so begeistert daß er vorhatte, Allgemeine Deutsche Biographie, Band 18 (Leipzig 1883), S. 25. 4 Thieme-Becker, Band 7, S. 432 ff. nochmals dorth i zu fahren. Er trifft bedeutende Per- r> Thieme-Becker, Band 3, S. 457.

5 ULF KOERNER Der Albstollen

Geologische Grundlagen und Voruntersuchungen beim Bau der zweiten Leitung der Bodenseewasserversorgung

Vortrag, gehalten bei der Jahresversammlung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins am 28. Okt. 1968 in Sigmaringen

Nach der Abhandlung, von Dr. Frii.t Schmidt, techn. Die 2. Leitung der Bodenseewasserversorgung Direktor der Bodenseewasserversorgung, „Das Beispiel Bekanntlich versorgt die Bodenseewasserversorgung schon der Bodenseewasserversorgung, ein exemplarisches Mo- seit 1958 große Städte in der Baar, im östlichen Schwarz- dell" (HH 18, 1968, S. 19—21) liegt nun mit diesem wald, im Neckartal und nicht zuletzt den Großraum Fachaufsatz der geologische Teil des Gesamtberichts über und die Landeshauptstadt Stuttgart mit Trinkwasser den Bau der 2. Leitung der Bodenseewasserversorgung aus dem Bodensee. Dieses Wasser wird bei Sipplingen vor. Beide Teile wollen dem Lehrer eine wissenschaftlich 60 m unter dem Seespiegel entnommen und durch das fundierte Handreichung sein für den heimatkundlichen, Seepumpwerk auf den Sipplinger Berg gepumpt. Dort wie geologisch-erdkundlichen Unterricht. wird das Rohwasser zu Trinkwasser aufbereitet und von Die Schriftleitung. einem zweiten Pumpwerk zum Scheitelbehälter Liptingen Aufgabe und Ziel der Geologie sind die Untersuchungen bei Tuttlingen gefördert. Von dort fließt das Wasser in zur Gescl :hte der Erde, und insofern ist auch der Geo- eigenem Gefälle bis nach Stuttgart. Bei der Fertigstellung loge Historiker. Auch die Erdgeschichte hat ihre Be- 1958 war natürlich nicht zu erwarten, daß nur ein Jahr- ziehungen und Auswirkungen auf die Gegenwart ebenso zehnt später die Kapazität dieser Leitung nicht mehr wie die Menschheitsgeschichte, deren Erforschung sich ausreichen würde und der Bau einer zweiten Leitung auch der Hohenzollerische Geschichtsverein zur Aufgabe sich als notwendig erweise. Bereits 1963 mußte mit den gemacht hat. Schon seit jeher war die Geologie von Be- Voruntersuchungen zum Bau der 2. Leitung begonnen deutung bei der Suche nach den natürlichen Rohstoffen werden. Die Wassermangelgebiete der Baar und ihrer wie Erz, Kohle und Erdöl. In neuerer Zeit haben die Umgebung können durch die 1. Leitung ausreichend ver- Fortschritte der Ingenieurwissenschaften die Vorausset- sorgt werden, sodaß für die 2. Leitung der Plan, sie der zungen für größere und schwierigere Bauvorhaben ge- Luftlinie folgend zu verlegen, wieder aufgegriffen wur- schaffen, zu deren Ausführung die Kenntnis des tieferen de. Außerdem sollten diesmal die dauernden Pumpkosten Untergrunds unabdingbare Voraussetzung ist. Die Inan- der 2. Förderungsstufe vom Sipplinger Berg nach Lip- griffnahme eines größeren Stollen- oder Tunnelbaus tingen eingespart werden. Durch das Projekt Albstollen würde heute ohne die Kenntnis über die zu durchfahren- kann diese technische und wirtschaftlich bedeutende den Gesteinsschichten mindestens zum finanz :llen Miß- Forderung erfüllt werden, da in diesem Fall das Was- erfolg führen, wenn nicht sogar schwerwiegendere Folgen ser nicht über die Höhen der Zolleralb gepumpt werden eintreten könnten. Täglich erlebt man auf der Baustelle, muß. Bei Veringendorf im Landkreis Sigmaringen er- wie schon kleine Überraschungen oder Unterschiede ge- reicht die erdverlegte Leitung den Stolleneinlauf in der genüber den erwartenden Gebirgsverhältnissen zu erheb- Büttnau, und 24 km nördlich davon endigt der Stollen licher Minderung der Vortriebsleistung und Kosten- am Auslauf in Talheim, Kreis Tübingen. Von dort wird steigerung führen. Gerade bei modernen Bauvorhaben die Leitung wieder wie im Südabschnitt in erdverlegten der Gegenwart und Zukunft gelangt eine historische Stahlrohren bis Stuttgart bzw. bis Heilbronn weiter- Wissenschaft wie die Geologie zu einer unerwarteten geführt. Vor Erreichen des Albstolleneinlaufs in der Aktualität. Dies ist der Grund, daß auch der Zweck- Büttnau mußten noch einige geographische Engstellen im verband der Bodenseewasserversorgung (BWV) schon Laucherttal durch insgesamt 5 Vorstollen von 100 bis seit jeher geologische Beratung bei der Planung und 1 200 m Länge überwunden werden. In diesem Stadium Ausführung seiner großvolumigen Wasserleitungen in der Planung wandte sich der ZV BWV an das Geo- Anspruch nimmt. logische Landesamt in Freiburg, um die geologischen und hydrologischen Voraussetzungen durch gemeinsame Untersuchungsarbeiten zu klären. Fortsetzung von voriger Seite:

6 Die zitierten Briefe sind entnommen aus: Fürstl. Haus- und Do- Die geologischen Grundlagen und Voruntersuchungen mänenarchiv, Neuer Zuwachs, Rubrik 53, 12, UF 10. 7 Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Dres- Die Schwäbische Alb ist der Südrand des Schwäbisch- den 1895, Band 1, S. 813. Fränkischen Schichtstufenlandes und gleichzeitig das höch- 8 FAS, NZ, 53, 12, UF 10. "Dioskuren, Berlin 1857, S. 91. ste Gebirge dieser geographischen Einheit. Der rasche 10 Gedcnkschrift zur Erinnerung an den Großherzog Carl Alexander Wechsel der Gesteinsschichten im Juragebirge und be- und Führer durch die aus Anlaß seines 100. Geburtstages vom sonders der Fossilreichtum derselben haben schon seit 24. Juni bis 15. Oktober 1918 im Großherzoglichen Museum zu Jahrzehnten die Geologen zu intensiven Untersuchungen W ' nar veranstaltete Gedächtnisausstellung, Nr. 3, 4 und 5. 11 Auskunft von Frau Dr. Huber, Hofbibliothek, Donaueschingen. und Kartierungen dieses Gebiets angeregt. Die relativ 12 Mitteilung von Dr. Johann Georg Prinz von Hohenzollern, klare und einfache Schichtlagerung hat die gründliche München, Pinakothek. Durchforschung sehr begünstigt, und so stand von An- 13 Dioskuren, Berlin 1862. S. 174. fang an fest, daß der Stollen bei Veringendorf in den 14 Eigenhändige Abschrift des Fürsten Karl Anton, FAS, NZ, 53, 12 UF 10. schichtungslosen Massenkalken des Oberen Weißjua be- 15 FAS, NZ, 53, 12, UF 10. ginnen und bis Talheim die Mergelstein- und Kalkstein- 1H Im Besitz des Kaufmanns Max Frick, Sigmaringen. stufen des Unteren Weißjura sowie die höchsten Dogger- 17 Die Porträts der Eltern Laucherts befinden sich durch Schenkung tone (Ornaten-Ton) durchfahren würde. Außerdem war des Kaufmanns Max Frick sen. im Rathaus Sigmaringen. Bildnachiueis: Foto-Nolting Sigmaringen. bekannt, daß im Südabschnitt des Stollens zwischen

6 Veringendorf und Freudenweiler, Gemeinde Neufra, das gebirge um 1,7 km und der gesamten Stollenlänge um Massenkalkgebirge durch tektonische Randstörungen des 1 km erreicht werden könnte. Außerdem würde das Laudiert- und Hohenzollerngrabens beeinflußt ist. Diese Einzugsgebiet der Karstquellen im Laucherttal weiter im Grabenbrüche sind besonders durch die mit ihnen in Westen — also in größerer Entfernung von den Quel- Verbindung stehende seismische Aktivität der Zollernalb lenaustritten — gequert. D se Vorzüge wogen die Be- auch allgemein bekannt. Weiter war zu erwarten, daß denken gegenüber der tektonischen und seismischen Ge- sich die weit fortgeschrittene und tief reichende Verkarstung fährdung des Leitungsstollens bei einer direkten Durch- des Kalksteingebirges sehr erschwerend auf den Stollen- fahrung des Hohenzollerngrabens bei weitem auf. Des- vortrieb auswirken dürfte. Es bestand die berechtigte halb wurde diese westliche geradlinige Verbindung zwi- Befürchtung, durch den Stollenvortrieb könnten wasser- schen Einlauf Büttnau und Burladingen als neue Stollen- wirtschaftlich sehr bedeutende Karstquellen im Fehla- trasse gewählt (siehe Abb. 1) und auf ihr 7 Kern- und Laucherttal nachhaltig geschädigt werden, und ande- bohrungen niedergebracht. Diese bestätigten die Erwar- rerseits könnten beim Stollenbau Menschenleben durch tungen und ermöglichten die graphische Darstellung starke Wassereinbrüche gefährdet werden. Während der eines geologischen Schnitts entlang der Stollentrasse langen Zeiträume, in denen die Albhochfläche Festland durch die Zolleralb, auf dem die Länge der einzelnen war, leisteten die Oberflächengewässer intensive Lösungs- Stollenabschnitte in den verschiedenen Schichtgliedern des und Erosionsarbeit. Auf der Hochfläche bildeten sich Täler und in diesen später Dolinen, d. h. Schlucklöcher, Druck- Abkürzung Schicht- vorherrschende festigkeit Durchlässigkeit und bezeich- in denen das Oberflächenwasser versitzt. Im Bergin- Gester ¡ad unCj ir Wasser nern wurden kleinere und größere Hohlräume ausge- Wächtigkeit nung Kalkgefealt waschen, die später durch nachbrechendes Gebirge oder Lehmeinschlämmungen zum Teil wieder verfüllt wurden. Einige dieser Hohlräume sind als Karsthöhlen der Alb massige Kalksteine -* Er, weit bekannt und berühmt, besonders diejenigen am nördlichen Albrand. Im Südabschnitt des Albstollens war z.T. dolomitische «uf KlüPer. zu erwarten, daß ein Teil dieser Hohlräume auch mit Kalksteine und Karstwasser gefüllt sein dürfte. Ein Anschneiden dersel- Hohlräumen stark ben beim Stollenvortrieb hätte dann die genannten Ge- dolomitischer 03 W durchlasse fahren heraufbeschworen. Kalkstein *-, Aufgrund dieser Vorkenntnisse und der befürchteten (mit Glaukonit) oIT' PO Gefährdungen kam man überein, die Stollentrasse durch eine größere Anzahl von Kernbohrungen genau zu unter- suchen. Aufgabe dieser Kernbohrungen sollte sein: massiger Kalkstein mit auf Kluften 1. Erkundung von Einfallen und Mächtigkeit der nach und Südosten abtauchenden Juraschichten Scheren und Laqen Hrhlräumtri 2. Untersuchung der Ausw 'kungen und des Verwer- gut fungssinns von Klüften und Störungen der tekto- massige Kalksteine durchlässig nischen Grabensysteme (Hohenzollern- und Lauchcrt- i\aiKSien,LJJnKe ui.o Schwamm- kalke mit Merqelsteinbänken graben) im Bereich der Stollentrasse 3. Feststeilung des Umfangs und der Tiefe der Ver- karstung des Massenkalkgebirges, sowie die laufende Mergelsteine W J vgl. Karsiwasserspiegelmessung während der gesamten gering 70-80 m mit einzelnen Wc<- durchlässig Bauzeit. Kalksteinbänken D:e Ausführung des Albstollens als geradlinige Verbin- dung zwischen Einlauf Buttnau und Auslauf Talheim KalksteinBärike schied von vornherein aus, da in diesem Fall die Quellen 7= ^ t und Brunnen des Kreiswasserwerks Hednngen bei Bur- p %CO mit dünnen W/3 Mergeiste' jinlagen IIS auf ladingen unterfahren worden wären. Dies hätte schlimm- 45-50 m Haart: lütter stenfalls eine bleibende Schädigung dieser w-htigen Kalksteinbänke mit ig 1 geringe V)fji -ci Quellen zur Folge haben können. Es wurden 15 Auf- Mergelfugen Wasser iirkjlat.nn schlußbohrungen auf eine Stollentrasse angesetzt, mit der Kalksteinbänke mit oberol. Meri,elstein s 8 ü das gestörte Gebirge im Hohenzollemgraben östlich um- wechsellagernd fahren werden sollte. Sie verlief vom Einlauf Büttnau in 05 C* nördlicher Richtung bis zum Wolfental bei Neufra und o) von dort nach einem Richtungsbruch nach Nordwesten • &S- a& nui auf Mergelsteine bis zur europäischen Wasserscheide westlich von Burla- WoC ^ ° Zerrüllunqs- £ 5 mit einzelnen dingen (siehe Abb. 1). Die Auswertung der Kernbohrun- - 110m Ol zonen gen ließ jedoch erkennen, daß der Stollen auf dieser Kalksteinbänken schwach iL i- Jurchlässiq Strecke fast 9 km seichten Karst, d. h. in Stollennineau stark wasserführendes Kalksteingebirge, durchfahren |2c müßte. Außerdem war das Gebirge auch auf dieser qÖjl u"J,) * Strecke sehr stark zerrüttet, verlehmt und mit Hohlräu- 2 ! j men durchsetzt. Bei direkter Querung des Hohenzollern- Tonstein grabens waren keine schlechteren Gebirgsverhältnisse zu jsä eisenoolithischer ¡5 n | undurchlässig erwarten. Außerdem war als großer Vorteil zu werten, Kalkstein ?** daß auf einer westlich davon verlaufenden geradlinigen ImO * C—O Verbindung von Einlauf Büttnau und dem Richtungs- Tonstein H I bruch bei Burladingen (an der Wassersch de) ne Ver- kürzung der Stollenstrecke im verkarsteten Massenkalk- Abb. 2 Gesteinsaufbau im Stollenbereicn nach dem Gutachten des Geol. "Landesamtes.

? Weißen und Braunen Juras ausgewiesen werden konnten kalkgesteins zirkulieren. Demzufolge waren auch hier ge- (siehe Abb. 3). ringe Mengen von Wasserzuflüssen beim Stollenvortrieb Die Auswertung der Kernbohrungen ließ folgende Voraus- zu erwarten. Nach weiteren 3 km verläßt dann der sagen bezüglich Gebirgsverhältnissen und Streckenlängen Stollen endgültig die Kalksteinschichten und damit auch in den einzelnen Jurastufen zu: Vom Stolleneinlauf in das Hartgestein. Es folgen auf weiteren 4 km Mergelstein- der Büttnau bei Veringendorf durchfährt der Stollen schichten des untersten Malms, in denen nur noch ein- auf einer 6 km langen Strecke nach Nordwesten unge- zelne Kalksteinbänke eingelagert sind. Auch diese Mer- schichteten Weißjura-Massenkalk, in dem mit längeren gelsteinschichten sind wasserundurchlässig, weshalb hier Zonen von zerrüttetem und gebrächem Gebirge gerech- Wasser nur auf einzelnen frischen Klüften zusitzen kann, net werden muß. Genauere Angaben über die Ausdeh- aber kaum zu erwarten war. Vom Richtungsbruch beim nung dieser Zonen konnten nicht gemacht werden, denn Schacht Burladingen bis zum Auslauf Talheim folgen auf im verkarsteten Massenkalk wechseln die Gebirgsver- 9 km weiche, dunkelgraue Tonsteinschichten des Oberen hältnisse sehr rasch und unmittelbar. Standfester massi- Doggers, die lediglich etwa in der Mitte bei Ringingen ger Kalkstein wird dort häufig dicht neben stark zer- von einer nicht zusammenhängenden Kalksteinlage klüftetem und verlehmten Gebirgsstrecken angetroffen. durchsetzt werden. Diese laibförmigen Kalksteine sind Zusätzliche Erschwernisse waren auf dieser Strecke vom sehr hart und enthalten sogen. Eisenoolithe (ein aus kon- zusitzenden Karstwasser zu erwarten, über dessen Menge zentrisch-schaligen oder radialfaserigen Kügelchen aufge- nur größenordnungsmäßig Angaben gemacht werden bautes Gestein). Als Makrocephalenoolith bildet diese konnten, da noch niemals ein vergleichbares Untertage- Schicht einen wichtigen geolog. Leithorizont, der trotz sei- bauwerk in Mitteleuropa in ähnlichen Gesteinsschichten ner geringen Mächtigkeit durch das ganze Jurageuirge ver- erstellt wurde. Den einzigen Anhaltspunkt für das zu folgt werden kann. Als zusätzlichen Aufschluß zum Stu- erwartende Karstwasser bilden die großen Quellen im dium der weichen Ton- und Mergelsteinschichten wurden 3 Laucherttal, deren größte — die Gallusquelle bei Her- kurze Versuchsstollen bei Killer im Ornatenton desBraun- mentingen — maximal 2000 1/sec. spendet und die jura, bei Hausen i.K. in den unteren Weißjuramergeln und jahreszeitlich bedingten Schüttungsschwankungen im Ver- bei Burladingen in den mittleren Weißjuramergeln auf- hältnis von 1 : 20 unterworfen ist. Dementsprechend gefahren. Wegen ihres hohen Tongehaltes und wegen mußte auch b i der Stollenauffahrung zur Schneeschmelze der nur geringen Verfestigung zerfallen diese Gesteine oder nach Perioden mit hohen Niederschlägen mit Zu- an der Oberfläche unter dem Witterungseinfluß sehr rasch flüssen von einigen Hundert 1/sec. gerechnet werden. und sind dann nicht mehr vergleichbar mit ihrer Be- Zusätzliche Zonen mit nachbrüchigem Gebirge waren an schaffenheit im tieferen Untergrund. In diesen Unter- den Grabenrändern des Hohenzollerngrabens nordöstlich suchungsstollen konnten mechanische Messungen über von Harthausen und südöstlich von Freudenweiler zu er- das Verhalten eines Stollens in diesen Gesteinsschichten warten. Am nördlichen Grabenrand erreicht der Stollen durchgeführt werden. Wegen ihrer geringen Tiefe waren infolge der relativen Hebung der nördlichen Gebirgstafel die Einflüsse durch Oberflächenwasser und Hangklüftung die liegenden Schichtstufen unter dem Massenkalk, die in diesen Stollen noch sehr stark, sodaß die Messungs- mittleren Malm-Mergel (Weißjura Gamma), Von hier ab ergebnisse nur beschränkt für oberflächennahe Strecken nach Norden waren wesentlich bessere Gebügs Verhält- des Albstollens Aussagewert hatten. nisse zu erwarten, da das 60—70 m mächtige Schicht- paket t ieser Mergel als wasserstauende Schicht wirkt Der Stollenbau und dadurch das tiefere Eindringen der Verkarstung ver ändert. Nach 1,5 km in diesen Mergelsteinen folgen 1. Das Profil nach Norden gut geschichtete Kalkstiinbänke, die soge- Wegen den starken Wasserzuflüssen, die im Karstgeb'rge nannten wohlgeschichteten Bankkalke, die trotz ihres zu erwarten waren, wurde vom ursprünglichen Plan hohen Gehalts an Kalziumkarbonat nicht verkarstet sind, abgeraten, den Stollen mit gleichbleibendem Gefälle von da sie durch die Mergelsteinschichten im Hangenden vor Süden nach Norden aufzufahren. In diesem Fall hätte Verkarstung bewahrt werden. Lediglich an den Störun- ein überraschender Karstwassereinbruch durch den we- gen des Hohenzollerngrabens kann Wasser in diese Tie- nigstens 18 km langen Stollen nach Norden abgeleitet fen einsickern und dann auf Klüften des spröden Bank- werden müssen. Entsprechende technische Veränderungen

Geologischer Längenschnitt Nach dem Gutachten des Geologischen Landesamtes

1 Ol c«1 c c ä c 55

-700

Stollen km Gesamt Km Abb. 3

8 ern " glichten die Ausführung des Stollens als Dach- Weißjura-Massenkalk wegen der Verkarstung emsch iel profil, dessen Scheitelpunkt in der Schachtfußkaverne den vom Ei lsatz von Vortriebsmaschinen abgeraten wer- Freudenweiler liegt. Nach diesem Plan wird der den, da ein wechselhaftes, lehmdurchsetztes Gebirge, das Stollen von Süden durch den verkarsteten Massenkalk außerdem noch große Mengen von Karstwasser führt, und den Hohenzollerngraben bis Freudenweiler mit dieser Vortriebsmethode fast unüberwindliche technische einer Steigung von o,7 °/oo und von Norden (Talheim) Schwierigkeiten entgegengesetzt. Entsprechend den Vor- bis zum selben Punkt ebenfalls mit einer Steigung von untersuchungen konnte die maschinelle Auffahrung für 1 °/oo aufgefahren. Auf diese Weise werden auch die die Strecken von Talheim bis Burladingen und unter wasserwirtschaftlichen Forderungen nach Wahrung der günstigen Gebirgsbe^ingungen bis Freudenweiler vorge- bestehenden Abflußverhältnisse erfüllt: Die der Laudiert sehen werden. Zwischen Freudenweiler und Einlauf bzw. der Donau zufließenden Karstwasser bleiben die- Büttnau ist auf jpien Fall die herkömmliche Spreng- sem Flußsystem erhalten. methode entschieden vorzuziehen, da bei ihr eine rasche Umstellung von Vortriebs- auf Sicherungsarbeiten leicht 2. Die Schächte möglich ist, wenn schlechte Gebirgszonen oder Wasser- Wegen der hohen Überdeckung über der gesamten Stol- einbrüche dies notwendig machen. lentrasse konnten zusätzliche Vortriebsmöglichkeiten nur durch den Bau von senkrechten Schächten gewonnen 4. Die Ausbaumethoden werden. Aus karsthydrologischen Gründen wurde der 1. Auch für die Ausbaumethoden waren die Vorunter- Schacht (Harthausen) an den Südrand des Hohenzollern- suchungen von Bedeutung. In den Strecken mit dichtem grabens — etwa in der Mitte der verkarsteten Massen- Ton- und Mergelgestein ist es ausreichend, wenn das kalkstrecke — gelegt. Er sollte als erster abgeteuft wer- 2,8 m hohe Ausbruchsprofil lediglich mit einem etwa den, um Aufschlüsse über die Menge des zusitzenden 20 cm starken Schalbeton ausgekleidet wird. Im Karst- Wassers im Niveau unter dem Karstwasserspiegel zu er- bereich muß dagegen die Betonröhre gegen das Eindrin- halten. Der 2. Schacht (Freudenweiler) wurde am Nord- gen von Karstwasser oder gegen ein Entweichen von rand des Hohenzollerngrabens und zugleich am Scheitel- aufbereitetem Trinkwasser abgedichtet werden. Die- punkt des Dachpiofils vorgesehen. Wegen des Neigungs- sem Zweck soll auf der Strecke zwischen der Büttnau und unterschieds zwischen südlicher u. nördlicher Stollenstrecke Harthausen eine mehrere mm dicke Plastikfolie dienen, ist er auch künftig für den Betrieb des Albstollens von während auf der Strecke durch den Hohenzollerngraben Bedeutung. Der letzte Schacht wurde am Richtungsbruch diese Aufgabe ein elastisch gebettetes Panzerrohr über- bei Burladingen angelegt. Diese Stelle bot sich wegen des nimmt. Dieser Ausbau ist in der Lage, tektonisch be- Taleinschnitts und der daraus folgenden geringen Mäch- dingte Scherbewegungen des Gebirges bis zu einem Ver- tigkeit des Deckgebirges an. Außerdem durchschneidet schiebungsbetrag von 1 cm bruchlos aufzunehmen. der Stollen dort die Weißjura-Braunjuragrenze, d. h. die weichen Doggertongesteme werden nach Süden von här- T. Die Gefährdung durch Erdbebentätigkeit teren Mergelsteinschichten mit Kalksteinbänken abgeiöst. Die Beobachtungen der seismischen Aktivität auf der Zollernalb in den letzten Jahrzehnten haben gezeigt, 3. Die Auffahrungsmethoden daß die alten Störungszonen am Hohenzollerngraben in Aus der Lange und der Gesteinsbeschaffenb.;it der ein- jüngster Zeit nicht mehr aktiv waren. Feinnivellements zelnen Stollenabschnitte in den verschiedenen Jurastufen vor und nach dem Beben von 1911 über die Graben- ergaben sich die Möglichkeiten für den wirtschaftlichen zone hinweg zeigten keine Differenzen, die auf 1 s zur Einsatz von Stollenfräs- und -bohrmaschinen bezüglich Oberfläche wirksame Verschiebungen in der Erdkruste Modell und Fabrikat. Besonders geeignet für eine der- hinwiesen. Aus diesem Grund erscheint die Querung des artig moderne Auffahrungsmechode erschienen die was- Hohenzollerngrabens durch eine gepanzerte Leitung ohne serfreien, weichen und ziemlich homogenen Ton- und besonderes Kisiko. Bekanntlich ¿ind unterirdische Bau- Mergelgesteine des Oberen Doggers und des Unteren werke für Beschädigungen durch Erdbebenerschütterun- Malms im Nordabschmtr. Außerdem zeigten die Vor- gen weniger anfal':g als Bauwerke oder auch Leitungen untersuchungen, daß die Stollenabschnitte in diesen an der Oberfläche. Resonanzbedingte Aufschaukelungen Schichten besonders lang werden. Dagegen mußte im n Lockergesteinen und große Bodenklassenunterschiede

Westliche Variante Endgültig vorgeschlagene Trasse

70 km

9 im Baugrund — z. B. Sprengfels neben tonigem Lehm — Durchmesser ist aber um ein Vielfaches größer als der führen bei Erschütterungen zu so verschiedenen Bean- natürlicher Karstgerinne. Überschlägig konnte nur ge- spruchungen, daß erhebliche Beschädigungen der Bau- schätzt werden, daß auf der 7 km langen Karststrecke werke oder Rohrleitungen auftreten können. Es empfiehlt sicher mit mehreren 100 1/sec. an Wasserzuflüssen ge- sich, gerade in Erdbebengebieten Rohrleitungen mit rechnet werden muß. Außerdem sind sie auch — wie die großem Durchmesser durch Stollen zu verlegen, da dies Karstquellen — jahreszeitlich bed: gten Schüttungs- die beste Sicherung gegen seismisch bedingte Beschädi- schwankungen unterworfen. Ob allerdings die Relatio- gungen darstellt. nen dieser Schwankungen gleich sind wie bei den Karst- quellen (1/10 — 1/20) konnte nidit vorausgesagt werden. 6. Das Karstwasser Nach dem Abteufen wurden die Aufschlußbohrungen Als weiteres Ergebnis der Aufschlußbohrungen konnte verrohrt und an der Basis mit einem Filter versehen. dargelegt werden, daß sich der Spiegel des ruhenden Die Bodenseewasserversorgung wurde verpflichtet, einen Karstwassers nach Südosten absenkt. Bezogen auf die Meßdienst einzurichten, durch den wöchentlich die Was- benachbarten Vorfluter Büttnau, Laudiert und Fehla serstände in den Bohrpegeln und die Schüttungsmengen konnte aus den Wasserständen in den Pegelbohrungen der durch die Stollenauffahrung gefährdeten Quellen geschlossen werden, daß beim Stollenvortrieb von Süden gemessen werden. Auch einige Quellen außerhalb des nach Norden auf dem ersten km der Karstwasserspiegel Einflußbereiches des Albstollens werden zum Vergleich angefahren und auf dem zweiten km unterfahren wer- gemessen, damit im Fall der Schädigung einer Quelle den dürfte. Nach Norden steigt er dann bis auf 40 m Vergleichsdiagramme von unbeeinflußten vorliegen. Zu- über die Stollenachse an. Das bedeutet, daß auf der sätzlich werden die Niederschlagsmessungen der Wetter- Stollenstrecke im Karstgebirge im ungünstigsten Fall warten Harthausen, und Burladingen Wasser mit einem Druck von etwa 3 atü zusitzen kann. festgehalten und auf Diagramme aufgetragen. Aufgrund Andererseits war den Bohrkernen (siehe Abb. 2) zu ent- dieser Unterlagen kann die Höhe des Wasserverlustes nehmen, daß in tieferen Zonen — etwa 20 m unter einer Quelle abgeschätzt werden, falls eine Schädigung dem Karstwasserspiegel — das Kalksteingebirge nur durch den Stollenbau auftritt. Dieser Meßdienst wird gering angelöst und mit wasserführenden Klüften oder über die gesamte Planungs- und Bauzeit des Albstollens Gerinnen durchsetzt ist. Dies bestärkte die Hoffnung, durchgeführt und kann künftig als einzigartige Unterlage daß dort trotz des höheren hydrostatischen Drucks im bei der Untersuchung karsthydrologischer Fragen dienen. tieferen Massenkalkgebirge keine katastrophale Beein- Zur Sicherung der Wasserversorgung der Zollernalb- trächtigung des Vortriebs durch lokale und mengen- gruppe installierte die Bodenseewasserversorgung eine mäßig hohe Wasserzuflüsse zu erwarten ist. Allein auf- ständig einsatzfähige Notversorgung, falls die Wasser- grund der Kernbohrungen konnten keine Aussagen über spende der Gallusquelle infolge des Stollenvortriebs die Quantität der zu erwartenden Wasserzuflüsse ge- unter die Mindestspende von 130 1/sec. absinken sollte. macht werden. Diese Bohrungen hatten nur einen Durch- Inzwischen hat sich am Albstollen schon allerhand messer von 100 mm; das ist zu eng, um einen Pump- getan. Heute sind von der gesamten Stollenlänge versuch durchzuführen, der Rückschlüsse auf die gewinn- mehr als 20 km aufgefahren und man wird mit Recht baren Wassermengen zuläßt. Auch die Schüttungsmen- fragen: Sind die geologischen Voraussagen auch alle ein- gen der benachbarten Karstquellen lassen sich nicht ohne getroffen? — Prinzipiell ist diese Frage mit ja zu be- weiteres mit den Zuflüssen im Stollen vergleichen, denn antworten. Dabei muß man berücksichtigen, daß auf erstens sind die Durchmesser der Karstgerinne, die zu größeren Stollenstrecken keine Untersuchungsbohrungen den Quellen führen, unbekannt, aber sicher geringer als niedergebracht wurden, und deshalb in diesen Gebieten die Stollenröhre, und zweitens als jahrhundertealte Was- kleinere Veränderungen gegenüber den Erwartungen serwege sehr leistungsfähig. Im Gegensatz dazu ist die eingetroffen sind. Trotz aller Untersuchungen bleibt der Stollenröhre nur eine kurzfristig wirksame Drainage, Vortrieb ins Berginnere immer ein Vorstoß in unbe- die nach dem Ausbau wieder völlig dicht sein muß. Ihr kanntes Neuland.

RUDOLF SEIGEL Die Herrschaft Achberg im 18. Jahrhundert

Seit dem 1. Januar 1969 gehört die Sigmaringer Kreis- Achberg wieder erwähnt, als es von den Truchsessen von gemeinde Achberg zum Kreis Wangen. Zweifellos hat Waldburg an die Herren von W olpertshausen übergeht. man sich im Wangener Landratsamt inzwischen einen Hans von Wolpertshausen trug 1352 die Herrschaft Ach- Überblick verschafft über die Verhältnisse in der neuen berg dem Haus Österreich zu Lehen auf, und von da an Kreisgemeinde. Bereits zu Beginn der Herrschaft des blieb Achberg bis 1806 österreichisches Lehen. Schon Deutschen Ordens in Achberg wurde zu Verwaltungs- 1366 ging die Herrschaft an die vorarlbergische Familie zwecken ein Überblick angefertigt. Er ist zwar noch Öder und von dieser durch Heirat einer Erbtochter 1412 weit entfernt von der modernen Statistik, aber — in- an die Herren von Königsegg zu Königseggerberg, die zwischen zur Geschichtsquelle geworden — zeigt er uns die Herrschaft über ein Jahrhundert lang besaßen. Hans die Verhältnisse in der Herrschaft Achberg am Anfang Dionysius, der Letzte des Geschlechts von Königsegg zu des 18. Jahrhunderts. Königseggerberg, gab 1530 das Lehen an Österreich zu- Der Deutsche Orden hatte Achberg 1691 erworben. Mit- rück; sein Schwiegersohn, Hans Ulrich von Surgenstein, telpunkt und Sitz der Herrschaft war die über der Ar- wurde noch im gleichen Jahr von Erzherzog Ferdinand gen erbaute Burg Achberg, nach der sich ihre ersten mit der Herrschaft Achberg belehnt. 1691 verkaufte Jo- geschichtlich nachweisbaren Herren, die Herren von Ach- hann Franz von Sürgenstein die Herrschaft Achberg an berg, nannten. Sie treten am Ende des 12. und in der den Deutschen Orden, der im Jahre 1700 von den Gra- ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf. Erst 1335 wird fen von Montfort auch die hohe Gerichtsbarkeit, Forst-

10 und Geleitsrecht über die Herrschaft Achberg erwarb. Achberg des Fürstlich Hohenzollernschen Haus- und Über hundert Jahre lang war dann der Deutsche Or- Domänenarchivs.3 Wie man schon aus der Gliederung den Herr über Achberg, das dem Landkomtur der Bailei erkennt, hat sich der ungenannte Verfasser (vermutlich Elsaß-Burgund in Altshausen unterstand. Nach dem war es der damalige Achberger Obervogt) bemüht, den Preßburger Frieden (1805) nahm zunächst Bayern von topographischen, rechtlichen, kirchlichen und wirtschaft- Achberg Besitz. Doch bei der Bildung des Rheinbundes lichen Zustand der Herrschaft übersichtlich darzustellen. (1806) wurde die Herrschaft dem Fürstentum Hohen- zollern-Sigmaringen zugesprochen. Die Herrschaft bil- Kurze beschreibung dete weiterhin einen eigenen Verwaltungsbezirk als über Obervogteiamt Achberg, das in preußischer Zeit (1854) die herrschaft Achberg de anno 1708 zum Oberamt Sigmaringen kam. Am 1. Januar 1969 en- Situation digte die nun 162jährige Zugehörigkeit Achbergs zu Hohenzollern} Das schloss und herrschaft ist anno 1693 von herrn Landkommenthurn von Baden4) an den hohen orden Die archivalischen Quellen zur Geschichte Achbergs sind erkauft, ganz neu auferpaut und nach und nach die in Sigmaringen, Ludwigsburg und Altshausen überliefert. aigentumbliche verschuldete güter samenthaft, ausser Der umfangreichste Bestand befindet sich im Fürstlich etlichen an das Gottesfhaus] Langnau 5 gehörigen, mit- Hohenzollernschen Haus- und Domänenarchiv in Sig- hin dan lösung der hierauf gelegenen starken sdiuld- maringen. Einen großen Teil dieses Bestandes nehmen posten kauflich an sich gebracht worden; hat hohe, ni- die Lehenakten und -urkunden und die Rechnungen ein, dere, forstliche und glaitliche obrigkeit von einem klei- die wichtiges Material zur Verwaltungs- und Sozial- neu bezürch,stost an das Algewer vorgebürg, gränzt geschichte enthalten. Das Staatsarchiv Sigmaringen be- rings umb an das hochgräfliJie haus von Montforth, 2 sitzt gleichfalls einen Bestand Herrschaft Achberg, in stund von der stat Lindaw am Boodensee und so vil dem vor allem die Urkunden über die landesherrlichen auf Wangen. Rechte enthalten sind. Die Uberlieferung, die beim Deutschen Orden, Achbergs Landesherr im 18. Jahr- Kürchen hundert, entstanden ist, befindet sich an zwei Stellen: In disem schloss ist ein Capellen von denen Freiherren Das Staatsarchiv Ludwigsburg besitzt die Bestände von Königpergg 6 fundiert, so mit satsamben paramen- Deutschordensballei Elsaß - Schwaben - Burgund und tin wohlversechen; deren capitalien seünd zerstrait, ohn- Deutschordenskommende Altshausen. Ein kleinerer Be- gewüss; tragen jährlich 45 fl züns, welche dem negst stand Kommende Altshausen liegt im Archiv des Hau- anligenden herrn gaistlichen zue Sibertschweiler zue sei- ses Württemberg in Altshausen; er enthält die besonders nem bessern unterhalt überlassen und deswegen wöchent- wichtigen Protokolle der Kommende (Konferenzproto- lich zue lesung einer heiligen mess hierinen obligat ist. kolle), die von 1666 bis 1806 reichen.2 Für die Ge- In der herrschaft seünd 2 Kürchel, das eine zue Si- schichte Achbergs im 19. Jahrhundert befindet sich die bertschweiler und das andere zue Essertschweiler, jedes Überlieferung wohl ziemlich geschlossen in Sigmaringen: 7 Bestände Obervogteiamt Achberg und Oberamt Sigma- mit einem gaistlichen, ehrlichen paramentin und ornat ringen m Staatsarchiv, Bestände Rentamt und Ober- versehen. försterei Achberg im Fürstlichen Archiv. Hauss Die im Manuskript 8 Seiten umfassende Beschreibung Das auf einem bergel stehende schloss bestehet in einem der Herrschaft Achberg liegt im Bestand Herrschaft schönen neuaufgefüehrten gepeu, unterschidlichen zim-

Schloß Adlberg um das Jahr 1824. Zeichnung v. R. Wiedmann (Fürstl. Sammlungen Sigmaringen).

11 mern, kornschüttinen und zwei kellern, ringsumb mir Gross- und kleinzechend einem tobel und bergen umbgeben. Die zechenden werden denen herren gaistlichen zue der In dem inneren hof ist ein neuauferpautes ambtshaus, competenz zue ihrem besseren unterhalt überlassen. in dem äusseren aber ein dergleichen sennhaus, scheuren 8 Jus patronatus und Stallungen für s. v. vich und pferd, sodann wasch- kuchl, züegelhüeten, brenn- und kalchofen, darin in dem Dergleichen -jus hat die herrschaft zue Sibert- und Es- ersteren an unterschidlichen materialien bei 9 000 stück sertschweiler. 9 in dem anderen aber 50 fässle kalch mögen gebrannt Weinertrag werden. Einen rebgarten zue Retterschen am Boodensee '2 2 stund Ausser des anderen hofs stehet ein wohlerpaute seegen von hier und einen zue Marckdorf; der erstere gibt 6, und schleifmühl, so dermalen der Schmidt gegen erlag 12 bis 16 fueder der andere aber IV2 fueder nachdem jährlichen 7 fl züns im bestand. die jahrgäng seünd; deren pauerlohn aber ist costpar. Weiler und höf, sambt hoche und niderer 'Jurisdiction Steuer Zue dem schloss Achberg gehören folgende Weiler: Ist collectabel zue der reichsritterschaft Algew und Boo- Sibertschweiler, Essertschweiler, Pechtenschweiler, Do- densee vierteis; würt nach dem rosspau verlegt und bentschweiler, Liebenweiler, Isigitweiler, Gundtertweiler, solche ohne entgeh gnediger herrschaft sondern denen Regnitz, Dutznaw, Bündt, Bahlings mit aliglicher juris- leibaignen Untertanen abgestattet. 16 diction. 10 Die von ihnen besazende güeter seünd, ausser wenigen Item drei einschücntige ) höf Bufflings, Engelitz und dem gotteshaus Langen 17 gehörigen höfen, dem haus Reuthi, deren ersteren beede ertrag zue des pfarrers zue und nicht denen Untertanen aigentumblich; müessen Essertschweiler competenz, der letztere aber gnediger solche in allem gepeu und anderen ehren unterhalten herrschaft sambt alliglicher jurisdiction gehören, alles in und auf des manns absterben gegen gewüss ehrschatz einem bezürch. auf lieb und lebenlang empfangen werden; geben auch Ausser der herrschaft seünd 3 zue dem schloss Achberg auf jeder beeder ehegemächts abschaiden den besten fal, gehörige höf zue Sachsenweiler **. zwei zue Reterschen 12 als vom mann das beste pfert und vom weib die beste und einer zue Feüermos 13 unter dem haus Montfort kue. ligend, wohin dem besizer rr t gebott und verbott ob- ligat. Activschulden Die erträgligkait von allen disen güetern ist an besten- Dermalen befünden sich an dergleichen schulden bei digen 2 687 fl 30 xr. Ertragen jährlich zue ganz und halben geltzünsen 874 fl 18 xr 4 h zünsen 129 fl 22 xr 4 h. kernen 5 Viertel 1 Viertele Passivschulden veesen 98 Scheffel 4 Viertel 3 Imi 3 Viertele seünd keine vorhanden. haber 155 Scheffel 2 Imi kuchelgefäll: hennen 84, hiener 226, aier 2 601 Bestendige ausgaben Obiges quantum aber ist das L.ndawer und zwar kl^i- seünd erstlich eines beambten, unterbedienten und jägers niste mess. so sich ohngefähr belaufen an L .„' ohnbeständige gefäll gehn sehr unterschldlich zue gelt 181 fl 50 xr 4 h 3, 4 und fünfhundert auch mehr und weniger. veesen 31 Scheffel 1 Viertel Zue dem schloss gehört ein feldpau, der dermalen einem haber 50 Scheffel 2 Viertel 2 Viertele beständer gegen 300 fl jährlichen zünses verliehen; diser roggen 8 Malter, kernen 6 Malter, gersten 3 Malter, ist gleich alle güeter in der herrschaft rauch, müehesamb Zue unterhalt der gepeu und andere nötige tag- und und kostbar zue pauen; mögent hirrauf gewüntert und fuehrwerk 14 15 gesommeret werden bis . . . stück unterschidliches s. Dise gehen gar unterschidlich; und weilen der hof ver- v. vichs, 4 pfert und so vihl s. v. schwein. liehen, kommen solche auf 5, 6 und 7 hundert gülden. Waldung und Jägerei Wan aber die herrschaft solch selbsten anpaut, über die helfte mehr. Dahero weilen die fruetus der ausgaab befünden sich in tannen und etwas weniger buechwälder, nicht zuekommen mögen, ist man solichen zue verleihen so derzeit noch nicht durchgehends ausgemarkt, ist meh- bemüessiget worden. rer teil jungholz und deswegen an pauholz mangel; warinnen das völlige jagen und alligliche jurisdiction Anmerkungen das schloss Achberg hat. 1 Vergl. Friedrich Eisele, Die ehemalige Herrschaft und jetzige Exklave Äihberg, Schriften des Vereins für Geschichte des Bo- Mühlinen densees und seiner Umgebung 50, 1922, S. 98—139 und Der Ohnweit dem dörfel Sibertschweiler befündet sich ein Kreis Sigmaringen, Aalen-Stuttgart 1963, S. 93 f. 2 schupflehenmühl; gibt jährlich 36 fl züns, so aber unter Freundliche Mitteilung von Fräulein Staatsarchivassessoriii Dr. Margarete Reichenmiller, Stuttgart, die mit der Neuordnung des die bestendige güeter gerechnet. Altshausener Bestandes beauftragt ist. 3 Fischenz Signatur: 75,22 — Die Schreibweise des hier wörtlich wiedergegeDenen Textes wurde, In der herrschaft ligen zechen grosse und kleine Weiher so weit es möglich und zulässig war, moderner Schreibweise an- wie auch 2 fischgruben, warunder zwei laichweiher seünd, gepaßt unter Anwendung der „Richtlinien für die äußere Text- deren besatzung ist mehrentail von 2, 4, 6 und des gestaltung bei Herausgabe von Quellen zur neueren deutschen Geschichte" (Blätter für deutsche Landesgeschidite 102, 1966, S. grösten von 1 600 stück, welche von drei zue drei jähren 1 — 10). — alternatim gefischt werden. Das Manuskript umfaßt 3 Doppelblätter (= 12 Seiten). Der Text umfaßt S. 1—8, S. 9—11 sind leer, S. 12 trägt den Vermerk: Flüessend wasser „Praesens status der herrschaft Adlberg". Die Blätter sind in der ist die an dem schloss vorbeilüessende Argen, tragt Mitte gefaltet, auf der linken Seitenhälfte stehen die Zwischen- überschriften, rechts der Haupttext. mehrentails barnen, forellen und aschen. Abkürzungen: fl = Gulden, xr = Kreuzer, h = Heller.

12 'Der Verkauf an den Deutschen Orden erfolgte am 11. Mai 1691. 7 „ehrlich" hier im Sinne von „ordentlich". Wegen der Einsprüche von Mitgliedern der Familie der Fieiherren 8 „s. v." = sit venia (Verzeihung! Mit Verlaub!) von Sürgenstein zog sich das Inkrafttreten des Vertrags bis zum 9 Der gebrannte Kalk wurde in Fässer gefüllt. Jahr 1693 hin. Am 3. März 1693 wurde der endgültige Vertrags- 10 „einschüchtig" — einzeln stehend. Fischer, Schwäbisches Wörter- brief ausgestellt; die Achbergischen Untertanen hatten bereits am buch, Bd. 2, Sp. 638. Zur Vereinödung in der Herrschaft Achberg 26. Februar 1693 dem neuen Landesherren gehuldigt, dem Land- vergl. Eisele, & 133. komtur Franz Benedikt von Baden (Eisele, S. 110). — Franz 11 Sackweiher, Gem. Neukirch, Kr. Tettnang. Benedikt von Baden entstammt einem urspr. zähringischen Mi- 12 Retterschen, Gem. Kreßbronn, Kr. Tettnang. nisterialengeschlecht, das im Elsaß und Breisgau begütert war. 13 Feurenmoos, Gem. Tettnang. Vergl./. Kindler von Knobloch, Oberbadisches Geschlechter buch, 14 „wintern", „sommern" — Fütterung des Viehs im Winter und im 1. Bd., Heidelberg 1898, S. 27—31. Sommer. 5 Kloster Langnau (Gem. Oberlangnau, Kr. Tettnang) 1122—1389 15 Die Anzahl ist nicht angegeben. Sie war dem Schreiber wohl nidit Benediktinerpriorat, 1404—1786/87 Paulinerpriorat (Grablege der bekannt und wurde später vergessen einzusetzen. Grafen von Montfort). Zum Besitz des Klosters in der Herrschaft 16 Besitzungen, die — wie Adlberg — einmal zur Reichsritterschaft Achberg vergl. Eisele, S. 113. gehört hatten, mußten auch nach ihrem Übergang an einen Reichs- 0 Diese Angabe bezieht sich wohl auf die Neudotierung der Schloß- stand im reichsritterschaftlichen Steuerverband verbleiben. kaplanei durch Johann Dionysius von Königsegg 1542 {Eisele, Die Veranlagung nach dem Roßbau beruht auf der Bewertung der S. 128). Patron ist der hl. Onuphrius (Vergl. Edmund Bercker, Achbergischen Höfe als 4, 3, 2, 1, lVz, und lV4-rossigen Gütern. Die Kirchen-, Kapellen- und Altarpatronzinien im Kreis Sigma- Inhaber von 4-rossigen Höfen durften 4 Pferde auf die Gemeinde- ringen, Sigmaringen 1967, S. 27. Arbeiten zur Landeskunde Ho- weide treiben usf. Vergl. dazu Eisele, S. 126 f, 134. henzollerns 6). 17 Langnau, s. Anm. 5.

JOHANNES WANNENMACHER Ein Rangendinger Auswanderer schreibt zu Neujahr 1854 aus den USA an seine Mutter und Geschwister in Rangendingen

Theodor Hang, ein Sohn des 1849 gestorbenen Seraphin Nun bin ich dann zu einem anderen Küfer gegangen Hang, der 10 Kinder hatte, wanderte 1852 — im Alter im selbigen Städtlein, wo jetzt nun ein Lehrjunge bei von 21 Jahren — mit noch mehreren Bürgerssöhnen mir arbeitet, und dieser Platz gefällt mir sehr gut. Ich nach den USA aus. In einem Brief zu Neujahr 1854 arbeite wirklich beim Stück (In Akkord — der Verf.), schrieb er an seine Mutter und Geschwister in der Hei- wo ich mich bei einer nicht so schweren und strengen mat. Das Schreiben zeigt nicht nur die große Anhäng- Arbeit bald im Monat auf 10 bis 12 Thaler freies Geld lichkeit des Theodor Haug an seine nächsten Angehöri- kann arbeiten. Ich arbeite an Mehlfässern, wo ich im gen in Rangendingen, sondern gibt zugleich interessante Durchschnitt sechs Mehlfässer an einem Tag machen Einblicke in die damaligen Verhältnisse unserer Aus- kann, ein Stück zu 15 Cent, wo ich mich aber dann auf wanderer und die wirtschaftlichen Zustände und Mög- eigene Kost verpflegen muß. Die Kost gibt mir der lichkeiten in Arne: ka. — Der Inhalt des Briefes sei Meister, welche kostet in der Woche einen Thaler und nach unserer heutigen Rechtschreibung — wie folgt — 50 Cent, wo ich auch sehr gute Verpflegung und ein wiedergegeben. gutes Bett zum Schlafen habe. Die Wasch tut mir meine Dunganaon, den 28. Nov. 1853 Meisterin versorgen und kostet sechs bis zehn Cent ein Vielgeliebte Mutter und Geschwister! Hemd, wovon ich zwei Hemder die Woche hindurch Euer letztes an mich übersendetes Schreiben traf mich brauche, denn auf ein schön gewaschenes Hemd wird gesund und wohl, in gutem Fortkommen und fröhlichen mehr hingesehen als auf die anderen Kleider, und von Mutes an. Aber noch freudiger machte es mich, als ich dem vielen Waschen sind sie auch bald zerrissen, denn aus dem Inhalt Eures Briefes vernahm, daß Ihr auch ich hatte seit dem Monat Mai schon sechs neue Hemder alle gesund und wohl und im Frieden beieinander lebet gekauft, auch die übrigen Kleider, die ich in dieses Land und daß mein an Euch übersendetes Geld bei Euch mitgebracht habe, sind schon alle zerrissen, denn alle angelangt ist, was ja mein innigster Wunsch gewesen ist, Kleider, die über die See kommen, zersticken und sind sobald ich die Gelegenheit bekommen habe, Euch mit in diesem Lande auch gar nicht Mode, kein einziges ein paar Gulden zu erfreuen. Euren letzten Brief bekam Stück, am häßlichsten sind noch die Stiefel und Schuhe. ich anfangs September, was ich gleich des Valentins Da ich wohl denke, daß Ihr auch wissen wollt, wieviel Buben1 zu wissen gemacht habe. die Kleider hier kosten, so will ich Euch ein wenig kurz darüber schreiben: ein Paar Stiefel, Werktagsstiefel für In meinem letzten Brief habe ich Euch zu wissen ge- midi kostet 3Vi Thaler, ein schönes Sonntagspaar kostet macht, daß ich nicht mehr bei den Bauern arbeite, son- mich 4 V2 bis 5 Thaler. Ein mittlerer Rock für Sonntag dern bei einem Küfer in die Lehre getreten bin. Ich kostet bald 7 bis 9 Thaler und Hosen das Paar zu 4 bis hätte sollen ein Jahr bleiben, was aber nicht geschehen 5 Thaler. Eine Werktagshose kostet mich bald 1 und ist, denn mein Lehrmeister hat alles verkauft und ist einen halben Thaler, ein Hemd 75 Cent, ein schönes zu seinem Vater gezogen, und ich bin nur acht Monate Sonntagshemd IV2 Thaler. bei ihm gewesen, und in selbiger Zeit hatte ich soviel gelernt, daß ich meinem Handwerk beistehen kann, daß Weil ich nun so weit von Euch fort bin, und ich weiß, ich mich wirklich durchbringen kann, so gut, als wenn daß Ihr sehr viel an mich denkt und Euch bekümmert, ich meine Lehrzeit oder noch mehr ausgehalten hätte. es möchte mir übel ergehen, so ersuche ich Euch — und Am selbigen Platz hat es mir sehr gut gefallen, auch mit besonders die Mutter — mich mit Kümmernissen aus Kost, Wasch und Flick, auch hatte ich viel Freiheit ge- den Gedanken zu lassen, denn wenn ich gesund bin so habt, aber immer hab ich müssen strenge arbeiten, was ist es mir wöhler, als bei Euch der Reiche ist, denn was mir aber nicht leidig war, denn wenn man gesund ist, man dort verdient, muß man ja das meiste den hungri- kann man auch hart arbeiten. Wir sind gut mitein- gen Herren geben, was bei mir nicht der Fall ist, denn ander übereins gekommen jederzeit, und er hat mir, was ich verdiene und nicht brauche, das ist alles ir> als ich von ihm fort bin, meinen mir zugehörigen Lohn meinem Sacke. Und Euch verlassen hätte ich jedenfalf richtig gegeben. auch müssen, denn ich wäre vielleicht in dieser Zeit eii.

13 hungriger Mußpreußen-Soldat geworden, und ich hätte reiches, friedliches und gesundes Jahr und wünsche, dann mehr Peinen auszustehen gehabt, als ich denn was ich mir selber wünsche und hoffe, wir werden noch wirklich habe, denn ich bin frei von allem, wenn ich viele Neujahr erleben und daß wir uns in diesem Leben treu handle und arbeite, so gewinnen mich die Leute einmal wiedersehen werden, und die Mutter soll sich lieber als im Sklavenland. Und in dieser Zeit hatte ich in Hoffnung setzen, denn solange man hofft, so ist es mehr Gelegenheit zur Kurzweil, denn die englische auch noch nicht ganz verloren. Auch weil Ihr mir so Sprache ist mir ein wenig bekannt, soviel, daß ich mit dankbar gewesen seid für mein Euch zugesendetes Geld, meinem Englischen ausmachen kann, was mir notwendig so danke ich Euch für die Dankbarkeit, denn ich hatte ist, und gefällt es mir nicht an diesem Platze, so gehe es Euch zugesendet für die Mühe, die Ihr mir erwiesen ich an einen anderen, denn überall kann man Arbeit habt, als ich mich zugerichtet habe, als ich von Euch bekommen, wenn man bekannt ist. fort ging. Denkt nun nicht, ich würde mich nicht gut verpflegen, Ich schließe mein Schreiben mit vielen herzlichen Neu- weil ich die Kost selber bezahlen muß. Auch wenn ich jahrswünschen an Euch, an Mutter, Geschwister und alle sonst etwas bedürftig bin und dies von meinem Meister insgesamt. Auch mein Meister und die Meisterin lassen oder seiner Frau verlange, so haben sie mir schon oft Euch grüßen und ebenso meine Kameraden. etwas unentgeltlich getan, und sollte ich auf das Kran- Ich verbleibe Euer treuer Theodor Haug. kenlager kommen, so hatten sie mir versprochen, mich so Anschrift: Theodor Haug, Dunganaon — Columbiana gut zu pflegen, wie mir nötig sei — und wo ich auch — State of Ohio — wohl denke, sie Werdens tun. 1 Und nun naht sich das zweite Neujahr, welches ich Anmerkung: Valentin Dieringer beim Adler war der letzte Vete- ran aus den Kriegen mit Napoleon I. Er ist im Alter von 96 nicht in Eurer Mitte zubringen kann, wo ich Euch Jahren 1887 gestorben. Vier seiner Söhne sind in die USA aus- jetzt auf dieses Jahr wünsche ein glückliches, freuden- gewandert.

JOH. ADAM KRAUS Gewässernamen Wohl jedem ist schon aufgefallen, daß es bei uns und Wassername ist auch Harrötze oder Röße, Rooße, anderwärts viele Bäche gibt, die Aach (Ah) heißen oder Rausse. Die Rötze war ein Wasserloch, in dem man auf -ach (-a) endigen. Es sei nur an die Ablach, Ostrach, Flachs (alt auch Har genannt) oder Hanf durch eine Seckach, Eyach, Fehla erinnert oder an die Zwiefalter Gärung mürbe machte, damit nach dem Trocknen die Aach und die Aach im Hegau. Selbst die Laudiert hieß harten Angeln oder „Aegna" sich leicht von den Fasern ursprünglich Loucha, die Starzel Starzila und die Schmeie lösten. In Ringingen gibt es neben der Flur Hanfgarten Schmiecha. Diese Ach-Namen sind schon sehr alt, denn auch eine Harlache, später Raißle genannt, unweit einer seit dem 13. Jahrhundert ist dafür die Bezeichnung ehemaligen Weedlache (von „waten"). Der Ort Stein- „Bach" im Vormarsch. Da manchmal auch Flurnamen hilben hat den Namen von ehemaligen Hülben oder auf benachbartes Gelände übertragen erscheinen, darf Hillen (künstliche Teiche, vom Wort „aushihlen" = aus- man wohl auch den Namen Ah für den waldigen Berg höhlen). Auch Bittelbronn ist ein Wassernamc, vermut- zwischen Fehla und Laudiert nahe am Zusammenfluß lich abgeleitet von Brunnen und iat. puetus = Grube, unterhalb Hettingens als ursprünglichen Wassernamen Gumpen, Zisterne. Dazu gehört auch Buttenried — Ried auffassen. Der Berg wird in alten Beschreibungen um- mit Gumpen. Der Ort Diessen ist nach dem Tosen des schrieben als „Birsch zwischen den Wassern", nämlich: Wassers benannt („Ich hört ein Wasser diessen und Freipirschgebiet im Gegensatz zu einem herrschaftlichen sach die Fische fließen"). Furten durch die Bäche heißen Forst. Althochdeutsch (also vor dem Jahre 1000) hieß Furch oder Furcht oder Fara (vgl. Neu/r« = neue Furt). die Wortform aha in der Bedeutung von Wasser, Bach, Die Au (vom obigen gotischen ahwa) ist ein vom Was- Fluß, wässeriges Land (Der Name jedoch ge- ser umflossener Grund. Jungnau bedeutet „Junginger hört wohl nicht hierher, bezeichnet vielmehr eine Stelle, Au", weil hier aie Ritter von Jungingen (Killertal) wo es viele Baumstümpfe gab). Das „h" in Aha wurde neben der älteren Burg Schiltau ihre Burg bauten. bis um 1500 als „ch" gesprochen, ist demnach verwandt Schiltau hatte im Bei :;mmungswort auf die sc lildfor- mit den anderen Kehllauten g, k, q. Das Wort Aha ist mige Gestalt des Platzes hingewiesen. Ein (oft nur zeit- urverwandt mit dem lateinischen aqua Wasser, go- weiliger) Wasserlauf kann Runs oder Rauns heißen (von tisch ahwa, russisch oka. (Vgl. hierzu: HH 1959, S. 12 rinnen), vgl. Wasserrauns bei Ringingen. Wässerwiesen und HH 1955, S. 5). heißen Brühl (alt brogil), verwandt mit dem nord- deutschen „Bruch oder Sumpf'1. Der Federsee ist ver- Ein anderer Wassername begegnet uns, so merkwürdig mutlich nach den redern oder Schilfwedeln benannt, es auch klingen mag, in dem Burgnamen Werenwag obwohl M. Buck auch in Feder ein altes Wort für (1253 Werbinwac). Nach Michael Buck ist das althoch- Sumpf vermuten wollte Statt Moor sagt man im Ober- deutsche hwerbo gleich Wirbel, der Burgname bedeutet deutschen Moos, mit Moospflanzen bewachsenes Land somit eigentlich „Wirbelgumpen" und wurde von einer (vgl. Ortsname Todtmoos). Ein Ried ist mit Schilf und Stelle in der Donau auf die Höhe hinauf übertragen. Sumpfgras bewachsen, das auch Schlatt hieß. Auch Mott Ein Gumpen ist im Schwäbischen ein Wassertümpel. Ein in Mottschieß scheint Sumpf und Schlamm zu bedeuten Quelltopf bei Meldungen an der Laudiert heißt Waag (mittelhochdeutsch Motter — Schlamm; Bachmuetter = oder schwäbisch Woog. Der Wagrain bei Burladingen Schlamm im Bachbett). Auch Soppe gehört als gleichbe- zeigt allerdings keinerlei Wasser, wenigstens heute. Die deutend dazu. Auch Faule, Feilen rechnen manche zu Ursprungstelle eines Baches heißt Spring, Urspring oder faulem und daher stinkendem Sumpfwasser, doch ist in auch Bachhaupt, daher der Ortsname Bachhaupten. Ein der Ringinger Flur Feilen (Fäulen) überhaupt kein Wassertümpel heißt oft Lache. Ein Weiher kann mittels Wasser mehr zu treffen! Man dachte daher an einen Fallstock oder „Stümpfel" abgelassen werden, der See Zusammenhang mit Feld — Weideland. Bittelschieß ge- dagegen als natürliche Wasseransammlung nicht. Man hört wohl zu obigem puteus = Wassergumpen und vergleiche hierzu das Seeheimer Tal bei Killer. Ein Schieß -- abschüssige Stelle.

14 Literatur (J. A. Kraus, Gewässernamen) wissenschaftliche: Sorgfalt jede — auch die kleinste — Michael R. Buck: Sage zusammenzutragen und sachlich wiederzugeben. Er Oberdeutsches Flurnamenbuch. 2. Auflage Bayreuth hat vielmehr versucht, jeden Landstrich des schwäbisch- 1931. S. 316. alemannischen und des fränkischen Gebietes von Baden- Derselbe: Württemberg mit einer für ihn typischen Sage zu Wort Hohenzollernsche Ortsnamen. Mitt. Hohenz. 5 (1871) kommen zu lassen und diese in der Sprache der Gegen- S. 87—119; 6 (1872) S. 67—99; 7 (1873) S. 1—42. wart zu erzählen. Ergebnis seiner Bemühungen ist ein W. Keinath: Buch voller abenteuerlicher dramatischer Spannung, in Württembergisches Flurnamenbüchlein. Tübingen 1926 der sich Geschehnisse voll tragischen Ernstes, voll ver- Julius Miedel: schlagener Schalkhaftigkeit und heiterer Selbstverspot- Oberschwäbische Orts- und Flurnamen. Memmingen tung abspielen, ein Werk, das seit seinem ersten Erschei- 1906. nen schon fast zu einem „klassischen" Jugendbuch ge- Josef Schnetz: worden ist. Es wird auch in der jetzt vorliegenden zwei- Flurnamenkunde. Bayrische Heimatforschung 5 (1952) ten Auflage, die vom Autor beträchtlich vermehrt und Remigius Vollmann: von Horst Schönwalter packend illustriert ist, viele be- Flurnamensammlung. 4. Auflage München 1926. geisterte junge und erwachsene Leser finden. Ebenfalls einen Querschnitt durch das Sagengut unseres Landes bietet Friedrich Heinz Schmidt-Ebhausen in sei- BUCHBESPRECHUNG nen „Schwäbischen Volkssagen". Sein Versuch scheint aber nicht ganz geglückt (Schon der Titel ist irreführend, Sagen aus dem deutschen Südwesten beinhaltet das Buch doch nicht nur schwäbische, sondern Franz Georg Brustgi: Sagen und Schwänke von der auch alemannische und fränkische Sagen, wie der Unter- Schwäbischen Alb. titel andeutet!). Schmidt-Ebhausens Absicht ist eine : Rosengarten Verlag 1966, 195 S., andere als die Rieples: Er will kein reines „Lesebuch" DM 14.50 vorlegen wie dieser; sondern eine Sammlung von Sagen, Johannes Künzig: Schwarzwald-Sagen die auch dem Fachmann von Nutzen ist. Der bunten Düsseldorf: Eugen Diederichs Verlag, 2. Auflage Abfolge von Gestalten und Geschehnissen in Rieples o. J. (1965), 383 S., DM 19.80 Buch entspricht deswegen bei ihm eine Anordnung der Bernhard Möking: Sagen und Schwänke vom Bodensee. Sagen nach Sachgruppen (etwa „Die wilde Jagd", „Rie- Konstanz: Rosgarten Verlag, 3. Auflage 1964, sen und Zwerge", „Wassergeister", „Verborgene Schätze", 199 S., DM 14.50 „Haus- und Feldgeister", „Hexen und Zauberer", histo- Max Rieple: Sagen und Schwänke vom Schwarzwald. rische und Glockensagen). Diese Gliederung der ca. 200 Konstanz: Rosgarten Verlag 1965, 155 S., Sagen birgt leicht die Gefahr in ich, daß das Interesse DM 12.50 des „normalen" Lesers bei der Lektüre von z- B. fünf — Max R.iple: Die vergessene Rose. Die schönsten Sagen inhaltlich ähnlichen — Geschichten über Muetes Heer aus Baden und Württemberg. erlahmt, während dem Fachmann wiederum das Buch Stuttgart: Verlag Stähle & Friedel, 2. Aufl. o. J. nur bedingt von Nutzen ist, da z. B. praktisch der ganze (1961), 228 S, DM 12.80 wissenschaftliche Apparat fehlt. Was die Auswahl der Friedrich Heinz Schmidt—Ebhausen: Schwäbische Volks- Sagen angeht, so stört, daß neben sehr vielen interessan- sagen. Vom Scnwarzwald zum Allgäu — vom ten Sagen, von denen manche hier zum ersten mal ge- Taubergrund zum Bodensee. druckt vorliegen, sich auch handlungslose „Kleinst- Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag o. J., 212 S., Sagen" finden, die der Vollständigkeit halber für eine DM 14.80 wissenschaftliche Arbeit sicher von Wert sind, in eine Sagensammlung für breitere Leserkreise aber nicht auf- Inzwischen ist im Rosengarten-Verlag ein weiterer Band genommen werden sollten (z. B. der 7Va Zeilen-Bericht, dieser Reihe erschienen, der aber in dieser Sammelbe- daß im Wald von Kusterdingen ein Mann mit nur einem sprechung nicht mehr berücksichtigt werden konnte: Pantoffel an den Füßen erscheine, der deswegen der Karlheinz Schaaf: Sagen und Schwänke aus Oberschwa- „Eintöffler" heiße). Auch die sprachliche Gestalt der ben. Konstanz: Rosengarten Verlag 1968, 192 S. Sagen ist i^cht ganz zufriedenstellend. Ihre Form mit Zeichnungen von Franz Josef Tripp. schwankt zwischen Pathos, Versuchen ".n einer volks- Ln. DM 14.50. tümlichen Umgangssprache und der Nachahmung alten Bis vor wenigen Menschenaltern waren Sagen wirklich Chronikenstils. Als kompletter Mißgriff ist wohi ciie noch das „Gesagte", das von Mund zu Mund Weiterge- Bebilderung des Werkes zu bezeichnen; Neben 14 an- tragene. Durch dauerndes Weitererzählen ständig ver- scheinend ziemlich wilikürlicn ausgewählten — und vor ändert bildeten sie das Gedächtnis des Volkes. In ihnen allem viel zu klein wiedergegebenen — Ansichten von hielt es seine großen Natureindrücke, seinen Glauben und Burgen und Städten besteht sie aus 22 Holzschnitten aus seine historischen Erlebnisse fest und bewahrte sie durch Thomas Lires „Schwäbischer Chronik" (Druck v. 1486). die Jahrhunderte. Phantasie und Wirklichkeit mischten Diese sehr schönen Schnitte stehen — trotz des Namens sich n ihnen in eigenartiger Weise. Die Menschen einer der Chronik — in keinerlei innerem Zusammenhang zu Landschaft erzählten sich in ihren Sagen selbst. den erzählten Sagen (dargestellt sind z. B. ein Schotten- Heute sind die Zeiten, in denen „Urgroßmütter lau- könig namens Lucius, der römische Kaiser Konstantin, schenden Kindern beim Kienspanncht oder im Schatten ein Herzog Romulus von Schwaben usw.). Sehr begrüs- einer bienendurchsummten Dorflinde" neben Märchen senswert ist es, daß der Autor nicht starr an den Landes- auch Sagen aus der heimatlichen Umwelt erzählten, end- grenzen haltgemacht hat, sondern auch Sagen aus dem gültig vorbei. Urgroßmütter haben heute anderes zu tun; bayrischen Schwaben zwischen Iiier und Lech berück- ihre Funktion haben Bücher übernommen. Einige von sichtigt hat. ihnen, neuere Sagensammlungen aus Baden-Württem- berg, sollen im folgenden vorgestellt werden. Besonders ansprechend schon in der äußeren Aufmachung Max Rieple hat unter dem Titel „Die vergessene Rose" stellen sich die Sagen- und Schwanksammlungen des die bekanntesten und schönsten Sagen aus Südwest- Rosgartenverlages dar. Die originellen, den Text fein- deutschland gesammelt. Seine Absicht war es nicht, mit fühlig - humorvoll illustrierten Federzeichnungen von

15 Franz-Josef Tripp nehmen einen gefangen, bevor man hafter Interessierten sehr von Nutzen sein kann. noch eine Zeile gelesen hat. Im Unterschied zu den oben Von ganz anderer Art als die bisher besprochenen Bücher genannten Büchern sind die Sammlungen des Konstanzer ist das Werk, das hier als letztes vorgestellt werden soll: Verlages bestimmten Landschaften unserer Heimat ge- Die 1930 erstmals erschienenen und jetzt in zweiter Auf- widmet: Bernhard Möking legt eine Auswahl des Sagen- lage vorliegenden „Schwarzwald-Sagen" von Johannes und Schwankgutes vom Bodensee vor, Max Rieple trug Künzig haben zum Ziel eine umfassende quellenkritische Sagen und Schwanke aus dem Schwarzwald zusammen, Darstellung der Sagenwelt des Schwarzwaldes und der Franz Georg Brustgi leistete das gleiche für die Schwä- diesem vorgelagerten Landschaftsräume. In ausgedehnten bische Alb. Vorstudien hat Johannes Künzig das gesamte Sagen- Bernhard Mökings Werk ist die erste Sammlung, die das material des Schwarzwaldes untersucht und in einer Aus- volkstümliche Erzählgut der drei Uferstaaten des Bo- wahl des Bezeichnenden und Wesentlichen für jede wich- densees zu dem von der Landschaft (und vom Men- tige Sage mindestens ein typisches Bei.^ el in seine schenschlag!) her gewiesenen einheitlichen Ganzen zusam- Sammlung aufgenommen (ca. 1000 Sagen im vollen menfügt und somit eine Pionierleistung. Möking hat sein Text, etwa die doppelte Anzahl in den Anmerkungen). Ziel, ein „vom Stofflichen vielfältig abgetöntes Unter- Künzigs Bemühung in der Behandlung seines Stoffes ist haltungsbuch für gelehrte und ungelehrte Leser" zu es, das „unechte Wucherwerk der romantischen Sagen- schaffen, voll erreicht — vor allen Dingen dadurch, daß nacherzählungen" auszuschneiden und weiter „alles, was er bei der Anlage seiner Sammlung die Eigenart und sich aus Volksglauben und Aberglauben älterer und jün- Mannigfaltigkeit der Sagen gewähren ließ und statt einer gerer Zeit in Sagenform niedergeschlagen hat(te), mit wissenschaftlichen Gliederung des Stoffes in Sachgruppen Behutsamkeit entwicklungsgeschichtlich zu sichten und zu die viel lebendigere örtliche Anordnung bevorzugte. Es schichten". Er kommt so zu einer Einreihung des „Ge- ist seiner kritischen Textgestaltung gelungen, die ausge- sagten" (und früher Geglaubten) unter üie drei großen wählten Sagen und Schwänke der meist blechern und Gesichtspunkte des urtümlichen Volksglaubens, des Ein- rührselig klingenden Form, die sie im Lauf der Zeit flusses des Christentums und des Nachwirkens der Ge- erhalten hatten, zu entkleiden und sie sprachlich so zu schichte. Jedem dieser Abschnitte ist eine Ubersicht voran- gestalten, daß — in uns heute verständlichen Worten — gestellt, die eine ausgezeichnete Einführung in das so ihr eigentliches Wesen, ihre ganze Frische wieder zum nach sachlichen und historischen Gesichtspunkten ange- Vorschein kommt. Eine kritische Bemerkung muß zum ordnete Material, insbesondere in die Fragen nach dem Schluß aber gemacht werden: Möking hat eine (aller- Ursprung, dem Zusammenhang und der Weiterbildung dings „entschärfte") Version der Sage vom „Ewigen der Sagen und die hinter den stofflichen liegenden psy- Juden" in sein Buch aufgenommen. Gehört ein mit so chologischen Probleme, bietet. Durch ausgezeichnete Bild- vielen Ressentiments beladenes, in einen so bedrückenden beigaben illustriert, versehen mit einem ausführlichen Quellen- und Literaturverzeichnis sowie sehr hilfreichen historischen Zusammenhang gehörendes Sujet in eine 1 Sammlung wie die seine? Anmerkungen und Exkursen und einem deta' lierten Ortsverzeichnis, ist das Werk Künzigs für den Volks- Im Schwarzwald spielen Seen, Wälder und Berge, Erz- kundler Grundlage jeder Beschäftigung mit der Sagen- gruben, Flüsse und Wege in der Sage eine besondere welt des Schwarzwaldes, für den Nicht-Fachmann aber Rolle. In ihm hat sich die mündliche Weitergabe der — trotz aller Wandlungen in den letzten fünf Jahr- Sagen bis in die Tage unserer Großväter gehalten und zehnten — auch heute noch verläßliche Einführung rn mit ihr auch die Kunst, den Stoff in spannender und die Eigenart des Schwarzwaldes, in das Denken, Fühlen ansprechender Weise mitzuteilen. Selbst der Humor und Empfinden seiner Bewohner. kommt in lustigen Geschichten von Schlaubergern und Originalen zu seinem Recht. Auf diesen Grundlagen Zum Schluß sei ein BLck auf die „Zollerana" erlaubt. aufbauend hat Max Rieple, in etwa nach den gleichen Sucht man in der „Vergessenen Rose" und in den Samm- Prinzipien wie Möking vorgehend, ein Sagenbuch voll lungen von Schmidt-Ebhausen und Brustgi nach Stoffen bunten Geschehens geschaffen, das durch die Lebendigkeit aus Hohenzollern, so muß man sich mit einem sehr be- und Eigenwilligkeit seiner Erzählweise gefällt. Es ist scheidenen Ergebnis zufrieden geben: Alle drei Werke besonders die gelungene Mischung von Sagen und zusammen enthalten genau 10 Sagen aus dem „Ländle". Schwänken, die sein Buch so liebenswert macht und Und dabei kann man nicht einmal alle von ihnen guten diesem bestimmt einen sehr großen Leserkreis sichern Gew.ssens Sagen heißen, ganz besonders gilt dies für wird. die „Sage" von der Gründung des Klosters Beuron. Andere wiederum, so z. B. die Sage von der vergeblichen Franz Georg Brustgis Buch stellt die z. Zt. e ~zige Samm- Belagerung des Zoller, sind Wandersagen und somit in lung von Sagen und Schwänken aus dem Landschafts- keiner Weise für unsere Heimat typisch. gebiet der Schwäbischen Alb und ihres Vorlandes dar. Offenbart sich hier nicht ein Mangel? Wäre es nicht an Auch Brustgi konnte natürlich aus der Fülle des Uber- der Zeit, das reiche Sagengut unserer Heimat zu sam- lieferten nur eine Auswahl treffen, die — in der Anlage meln und kritisch zu sichten, bevor es in Vergessenheit ähnlich wie die Bücher von Möking und Rieple — aber gerät? Ein Grundstock ist in Ludwig Eglers Büchern einen guten Überblick aber die einzelnen Sagenmotive vorhanden („Aus der Vorzeit Hohenzollerns. Sagen und gibt und die verschiedenen Teile der Alb gebührend be- Erzählungen" Sigmaringen 1861 und „Mythologie, Sage rücksichtigt (hohenzollerisches Gebiet in den Kapiteln und Geschichte der Hohenzollerischen Lande" Sigmäfifl- „Südwestalb", „Donautal" und „Zolleralb"). Brustgis gen 1894), in der „Hohenzollerischen Heimat" (beson- Methode ist es, bei der Behandlung seines Stoffes auf ders in ihren ersten Jahrgängen) und an anderen Stellen die ältesten schri "tlichen Quellen zurückzugehen und ist etliches weitere Material gesammelt, Martin Scharfe unter möglichster Wahrung der originalen Texte Sagen hat in seinem Aufsatz „Das He igkreuz-Mirakel von und Schwänke -n einem „volkstümlich-natürlichen" Er- Hechingen" (HH 15, 1965 S. 52ff) ein Beispiel für die zählton neu zu formen, der dem heutigen Sprachgefühl quellenkritische Analyse einer der bekanntesten hohen- entspricht. Dies ist ihm voll gelungen, so daß die ca. zollerischen Sagen geliefert. Könnte man hier nicht wei- 170 Geschichten, die er ausgesucht hat, ein Buch voller terarbeiten? Vielfalt der Figuren und Ereignisse ergeben, das man gefesselt in einem Zug ausliest, das aber auch dem ernst- Freiburgl Breisgau Roswitha und Werner Huberte

16 HÖH ENZOLLERISCHE 4P 382 8 Herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein HEIMAT in Verbindung mit den Staatlichen Sdiulämtern Hediingen 19. Jahrgang 1969 Nr. 2 und Sigmaringen

WALTER KAUFHOLD Hofmaler Richard Lauchert Leben und Werk - 2. Teil

Der zweite Teil der Studie über den Hofmaler Richard Lauchert ist seinem Werk gewidmet. Der Verfasser ver- suchte, das künstlerische Oeuvre, das vornehmlich aus Bildnissen besteht, zusammenzustellen. Dieses Unterneh- men war durch die freundliche Auskunft der ermittelten Besitzer von Werken Laucherts sehr erfolgreich.18 Der Verfasser ist sich der Mängel der Verzeichnisse bewußt. Nicht alle, der in zahlreichen Familien zerstreuten Bild- nisse, vor allem in Berlin und im Osten, wie auch in außerdeutschen Schlössern, konnten ausfindig gemacht werden. Diese Bildnisse sind, soweit möglich, der Lite- ratur, dem Nachlaß und den Briefen Laucherts entnom- men.19 Die Arbeiten sind in einem Werkverzeichnis auf- geführt. Dieses besteht aus fünf Abteilungen: I. signierte und datierte Gemälde II. unsignierte Gemälde III. Lithographien IV. Fotografien

V. Gemälde aus der Literatur und den Briefen - äm & Laucherts erschlossen. Hü & In dieser Zusammenstellung nimmt das Werk Laucherts mm % \ v Gestalt an und ermöglicht auch die Übersicht über seine * Wm Schaffensperioden. Laucherts Heimatstadt Sigmaringen bewahrt den größten Teil seiner Bildnisse. Sein Mäzen und ihn bevorzugende Auftraggeber war Fürst Karl Anton von Hohenzollern. Im Schloß Sigmaringen ver- blieben viele Porträts von Angehörigen und Verwandten des Fürstlichen Hauses. Die Stadt Sigmaringen bemühte sich, das Andenken an diesen berühmten Sohn in Ehren zu halten und seine Kopf einer Frau, Bleistiftstudie. Nachlaßmappe, Arbeiten zu sammeln. Im Jahre 1938 erwarb das Bür- Bürgermeisteramt Sigmaringen. germeisteramt von Kunstmaler Steidle .ne Nachlaß- mappe Laucherts. Diese kam von einem Herrn von Eugen Müller, Sigmaringen, nahm sich der Arbeiten Lauchert aus Schloß Oppershausen bei Mühlhausen in eines anderen bedeutenden Sigmaringer Malers, Gustav Thüringen an den Straßenmeister Ott in Hechingen und Bregenzers (f 1919), an. Er glaubte Werke des besseren von dort nach Sigmaringen. Der Nachlaß besteht aus Malers zu sammeln und erklärte Frick, Lauchert könne ca. 200 Blättern. 22 Lithographien zeigen Porträts, de- keine Hände malen, was die Brustbilder, meist ohne ren Originale zum Teil nicht erreichbar sind, z. B. das Hände beweisen. Diese irrige Meinung wird durch die Porträt des Kaisers von Rußland; 18 Fotografien aus Handdarstellungen auf den ganzfigurigen Porträts und der Berliner Zeit, 1862 bis 1868, belegen Laucherts letzte den Kniestücken widerlegt. Schaffensperiode. Besonders wertvoll sind zahlreiche Blei- Anhand des umfangreichen Bestandes von 167 gesicher- stiftzeichnungen und Kohlenskizzen von Porträts und ten Gemälden läßt sich Laucherts künstlerische Entwick- Landschaften, Pastell- und ölstudien. (Abb.) lung verfolgen.21 Deutlich lassen sich drei große Schaf- Das heimatkundliche Interesse des Kaufmanns Max fensperioden abgrenzen: Frick sen. in Sigmaringen verdient erwähnt zu werden. 1. das Studium und die Anfänge der Porträtkunst Mit sicherem Blick erkannte er den Wert der Gemälde bis 1850 Lucherts und sammelte eifrig alle ihm erreichbaren 2. die Wander jähre bis 1862 20 WerKe. Hier sei eine lokale Erinnerung festgehalten. 3. die „Stadtpraxis" 1862 bis 1868 in Berlin. Aus der Studienzeit in München liegen großformatige Gewand ab. Die Jacke ist verschwommen und Hände Zeichnungen griechischer und römischer Marmorfiguren und Guitarre grob gemalt. Nur die nach rechts gerichteten aus der Glyptothek vor und aus der Sammlung antiker Augen und die Spannung im belichteten Dreieck des Gipsabgüsse. Die Blätter sind aus den Jahren 1840 und Gesichts zwischen Stirn, Auge, Nase, Mund und Kinn 1841 datiert. Laucherts Lehrer, Peter Cornelius, ließ die spricht den Betrachter an. In dieser Frühzeit porträtiert Schüler zuerst am feststehenden menschlichen Körper Laudiert öfters seine Eltern. Von diesen sind zwei große zeichnen und legte Wert auf genaueste anatomische und ölporträts aus dem Jahre 1844 und zwei kleinformatige plastisch realistische Wiedergabe des Vorbildes. Dieses Temperabildchen aus dem Jahre 1846 erhalten. Die da- Studium belegen 20 Bleistiftzeichnungen, 107 x 86, u.a. malige beschauliche Zeit wird durch die Beigaben von der Kopf des Laokoon oder der sterbende Gallier. Ne- Pfeife und Strickstrumpf und die modische Tracht des ben diesen Übungen am festverharrenden Original lernte Biedermeier betont. Laudiert das Aktzeichnen am lebenden Modell. Die Die ersten Aufträge als Porträtmaler erhielt Laudiert 38 erhaltenen Aktzeichnungen aus den Jahren 1841 bis vom Fürstlich Hohenzollernschen Hofe in Sigmaringen. 1848, durchschnittlich 46 x 32 cm groß, geben den Aus dieser Frühzeit (1844 bis 1850) sind mehrere Bild- menschlichen Körper in den verschiedensten Stellungen nisse von Mitgliedern der Fürstlichen Familie im Schloß wieder. Die unterschiedlichen Altersstufen und Körper- erhalten geblieben. Laudiert war bestrebt, die hier vor- formen der Modelle sind naturalistisch gezeichnet. Treff- handene Porträtkunst der Konstanzer Malerin Marie lich gelang dem Schüler auch der Gesichtsausdruck des Ellenrieder fortzusetzen,23 u. a. mit dem Bildnis der Modells, z. B. eines Mongolen. Fürstin Antoinette von Hohenzollern-Sigmaringen, das Bereits um 1840 zeichnet Laudiert Porträts in Bleistift. er nach dem Verzeichnis von 1878 im Jahre 1844 ge- Er versucht laufend Personen in Bleistiftskizzen zu Pa- malt hat und das neben dem Porträt ihres Gatten des 24 pier zu bringen. Die erhaltenen Studien, z. B. das Brust- Fürsten Karl von M. Ellenrieder hängt. Er verzichtet bild eines Jungen, lassen bereits die Begabung erkennen. auf den Hintergrund. Das lebensgroße Brustbild ist eng Der Mund und die lebendigen Augen sind aus den noch in den Rahmen gesetzt und durch lebhafte Farben fest- etwas unsicheren Umrißlinien des Gesichtes beseelt und lich gehalten. Laudiert kopierte 1847, dem Todesjahr mit sicheren Strichen erarbeitet. Manche Skizze ist zum der Fürstin, dieses Porträt. Gelöster und lebensfroher Teil mißlungen und wurde verworfen. Die Studie eines malt Lauchert im gleichen Jahr das Bildnis des Marquis Mannes mit Lorbeerkranz trägt die Unterschrift: „Ist Pepoli, des Gemahls der Prinzessin Friederike von Ho- nichts an ihm getroffen als der Lorbeerkranz". Bemer- henzollern-Sigmaringen. Der Marquis stützt den Arm kenswert ist die genaue Ausführung der frühen Vor- am Kinn und hält in der linken Hand eine Schriftrolle zeichnungen zu Porträts, z. B. die Bleistiftstudie zum mit dem Text einer italienischen Comedia. Bei den Ölbild der Charlotte Widmann. Die Skizzen in den Porträts aus dem Jahre 1848, Prinz Friedrich von Ho- späteren Schaffensjahren, 1862 zum sitzenden Kind oder henzollern-Hechingen, Prinzessin Caroline von Hohen- 1868 zum Porträt des Feldmarschalls von Steinmetz, zollern-Sigmaringen, Gemahlin des Erstgenannten und weisen oft nur flüchtig mehrere Variationen der Kom- Fürstin Katharina von Hohenzollern-Sigmaringen ist position auf. Die 233 erhaltenen Bleistiftzeichnungen in der Gesichtsausdruck der Modelle in naturalistischer sechs Skizzenbüchern und auf Einzelblättern veranschau- Weise scharf durchgearbeitet. Der Maler verschönt und lichen Laucherts Arbeitsweise.22 Er beschäftigt sich nicht idealisiert die charakteristischen Eigenheiten der Darge- nur mit dem menschlichen Bildnis, sondern auch mit der stellten. Diese Brustbilder wirken steif und gezwungen. Natur, dem Tier und der Architektur. Lauchert bevorzugte in den 40er Jahren Temperafarben, Das früheste Porträt in öl auf Leinwand, Mann mit die seiner feinen und noch vorsichtigen Malweise ent- Guitarre, 1842, zeigt noch deutlich einen tastenden Ver- sprechen. Diese Technik verwandte der Künstler 1849 such. Der Hintergrund setzt sich nicht gegen Kopf und in den Porträts der Prinzessin Stephanie und der Prin-

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Die mit Namen versehenen Artikel geben Zu der Abbildung: herausgegeben vom „Hohenzollerischen Ge- die persönliche Meinung der Verfasser wie- SCHLOSS ACHBERG 1824 schichtsvcrein'* in Verbindung mit den Staat- der; sie zeichnen für den Inhalt der Beitiäge lichen Schulämtcrn Heehingen und Sigmarin- verantwortlich. Mitteilungen der Schriitlei- (vgl. Rudolf Seigel, Die Herrschaft Achberg gen. Verlag: Buchdruckerei Acker OHG. tung sind als solche gekennzeichnet. 7487 Gammertingen, Telefon 07574/205. Manuskripte und Besprediungsexemplare wer- im 18. Jahrhundert, HH 19, 1969, Seite 11) den an die Adresse des Schriftleiters erbeten. wurde versehentlich der Quellenvermerk ver- Die Zeitschrift „Hohenzollerische Heimat* ist Wir bitten unsere Leser, die „Hohenzolle- säumt. Wir bedauern dies sehr und wollen eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will be- rische Heimat" weiter zu empfehlen. sonders die Bevölkerung in Hohenzollern mit es gerne nachholen: Der Abdruck erfolgte der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. mit Genehmigung des Verlags aus dem Band Sie bringt neben fachhistorischen auch po- Die Mitarbeiter dieser Nummer: „Der Kreis Sigmaringen", Verlag Heimat pulär gehaltene Beiträge aus der Geschidite Oscar Heck, Landeskonservator und Wirtschaft, Aalen/Stuttgart 1963. Der unseres Landes. Sie enthält daneben einen be- 745 Hechingen, Hölderlinweg 8 Verlag stellte uns das Klischee freundlicher- sonderen Teil für die Schule und den Lehrer. Telefon 07471/5142 weise zur Verfügung. Die Schriftleitung. Bezugspreis: halbjährlich 1.40 DM. Johann Jerg, Studiendirektor a. D. Bestellung der Zeitsdirift kann erfolgen bei 748 Sigmaringen, Roy-Straße 2 jedem Postamt oder beim Schriftleiter. Telefon 07571/9422 Schriftleiter: Msgr. Dr. Walter Kaufhold Gerhard Deutschmann, Hauptlehrer z. A. fürstlicher Museumsdirektor 7471 Straßberg/Hohenz. Bohlstraße 341, /48 Sigmaringen, im Sdiloß Telefon 07434/765. Telefon 07571/603 Betr.: Zustellung der Zeitschrift Redaktionsausschuß: Johann Adam Kraus, Pfarrer „HOHENZOLLERISCHE HEIMAT" Hubert Deck, Hauptlehrer, und Erzb. Ardiivar i. R. 7457 Bisingen, Hauptschule 78 Freiburg-Littenweiler, Badstraße 2 Telefon 07476O49, bzw. Postbezieher bitten wir, Bestellungen und Be- Maximilian Schaitel, Diplom-Landwirt 745 Fechingen, Tübinger Straße 28 schwerden über die NichtZustellung der Zeit- Telefon 07471/2937 748 Sigmaringen, Landeshausstraße 1 schrift, Adressenänderungen usw. bei dem Helmut Lieb, Hauptlehrer z. A , josef Siegel, Oberschulrat 7480 Sigmaringen, Hohkreuz la, 745 Hechingen, Staatl Schulamt jeweils zuständigen Postamt vorzutragen und Telefon 07571/9564. Silberburgstr. 14, Telefon 07471 ' 886 nicht bei der Schriftleitung oder dem Verlag.

18 großem Geschick fängt er die weite Bodenseelandschaft als Hintergrund zui i Porträt der Fürstin ein; das In- terieur auf dem Porträt des Fürsten ist nicht mehr so gesucht und gestellt, sondern zweckgebundener und selbstverständlicher. Die Werke aus den Jahren 1854 bis 1857 zeigen Lau- chert in einer neuen, sich um den psychologischen Aus- druck bemühenden Arbeitsphase. Er verzichtet auf ne- bensächliche Beigaben und konzentriert sich ganz auf das Wesen der Persönlichkeit. Das Antlitz beherrscht immer stärker und zentraler seine Bildkomposition. Es gelingt ihm den seelischen Ausdruck in der intensiven Spannung der Augen so zu konzentrieren und die licht- erfüllten Teile der Stirn, Nase und des Mundes so lebendig wiederzugeben, daß sie wirkliches Leben spü- ren und vergessen lassen, daß es nur ein Gemälde ist. Das Bildnis der Malerin Alexandra von Berckholtz ent- stand in Karlsruhe aus der persönlichen Beziehung des Meisters zu der Schülerin.26 Nach rechts sitzend wendet sie den furchtlosen und gesammelten Blick zum Be- schauer. Stärkere Schatten liegen auf der linken Hälfte des selbstbewußten Gesichts. (Abb.) Aus dem Jahre 1859 stammt ein weiteres Selbstbildnis Laucherts. Das Ge- sicht ist gegenüber dem vollen Jugendbildnis schmal und hart. Der energische Blick geht nach rechts. Ein männ- licher Zug spielt um die Lippen und die ernstblickenden Augen lassen das Ringen um das künstlerische Schaffen erkennen. Die Augen und die Farbe des Gesichts sind noch subtil ausgeführt, doch weisen die Haare den rasch aufgesetzten breiten Pinselstrich auf. Betont ist nur Lesender Beduine, Sepiazeidinung. Nachlaßmappe, die rechte Gesichtspartie, die profilhaft die linke über- Bürgermeisteramt Sigmaringen. schneidet. Lauchert war am Ende der zweiten Schaffensperiode 39 zen Leopold und Anton von Hohenzollern. Die medail- Jahre alt. Trotz starker physischer Anstrengungen hatte lonförmigen Bildnisse der Köpfe heben sich vom leuch- tend blauen Hintergrund kontrastreich ab. Die techni- schen Details der Augen, der Nase und des Mundes sind gekonnt durchgeführt. Durch die gleiche frontale An- sicht wirken die Köpfe etwas formell. Der Kopf des Prinzen Karl von Hohenzollern, ein Jahr später fertig- gestellt, weicht sowohl durch eine neue Farblichkeit, Grau und Braun, als auch durch seine seitliche bewegte Haltung von den Geschwistern ab. In der gleichen Tech- nik und in Grau malte Laudiert 1849 das Ovalporträt der Stephanie de Beauharnais. In diese Frühzeit gehören sicherlich 14 Sepiazeichnungen, die mit weißer Farbe gehöht sind. Die großzügigen Gewandfalten lassen Stu- dien am Modell vermuten. (Abb.) Die Porträtaufträge am Sigmaringer Hof führte Lau- diert geschickt durch. Deshalb empfahl Fürst Karl Anton seinen Schützling den bekannten Adelsfamilien; es fol- gen für Laudiert die Wanderjahre von 1850 bis 1862. Diese zweite Schaffensperiode bringt für Laudiert neue und größere Aufgaben. Er beginnt 1850 in Neiße im Auftrag Karl Antons mit den großformatigen und ganz- figurigen Porträts der Prinzessin Marie und des Fürsten. Sehr gewissenhaft und über Jahre arbeitet Laudiert an diesen Bildern. Er malte nur den Kopf nach dem Mo- dell, den Körper und die Zutaten fügt er im Atelier hinzu. Lauchert stellt die jugendliche Prinzessin in eine Parklandschaft. Er bewältigt hier den weiten Raum, der die zarte Gestalt hervorhebt. Das Mühen um die Ge- staltung des Interieurs im ganzfigurigen Bildnis des Fürsten spricht sowohl aus seinem Brief vom 4. Septem- ber 1852, als auch aus den vier erhaltenen Vorzeichnun- gen mit verschiedenen Entwürfen.25 Die beiden Knie- stücke aus dem Jahre 1853, Carl Egon II. Fürst zu Für- stenberg und seine Gemahlin Amalie, zeigen deutlich einen Fortschritt in Laucherts Darstellungsweise. Mit Alexandra von Berckholtz, Porträt u. Stillebenmalerin (1821 — 1899)1 Dl auf Leinwand 1854. Ritterhaus-Museum, Offenburg.

19 immer weitergebildet und einen Ruf als Porträtmaler Einen neuen Stil und den Anschluß an die zeitgenös- an den deutschen Fürstenhöfen erworben. sische Kunst des Impressionismus findet Laudiert in sei- Laudiert wählte zu Beginn seiner dritten Scbaffens- nen Kinderbildnissen. Es gelingt ihm, die dem Kind periode im Jahre 1862 Berlin als festen Wohnsitz. Hier vertraute und geschlossene Welt in den verschiedenen erreicht seine Porträtkunst einen reiferen, gelockerten Altersstufen zu bewältigen und herauszuarbeiten. In Stil bis zur künstlerischen Vollendung. Er gab sich nie dem Rundbild des Prinzen Ferdinand und vor allem in mit einem gelungenen Werk zufrieden; bescheiden be- dem Kinderköpfchen (Abb.) lösen sich die Umrisse des kennt er in einem Brief: „Es bleibt mein Streben das Kopfes im Licht unmerklich auf. Die farblichen Lichter Gleiche und die Mühe es besser zu machen meine sind mit flächigem Pinsel großzügig über das Köpfchen Sorge".27 Sein Name war so bekannt geworden, daß verteilt. Trotz Auflösung der Gesichtsumrisse wirken die die meist adeligen Auftraggeber in seine „Stadtpraxis" Farben einheitlich und lassen die strahlende Welt des kamen. Laudiert ging auf die Wünsche seiner Besteller Kindes aufleuchten. nach einer, in der Fotografie vorherrschenden Pose, nicht Der weite, von seiner Umwelt oft diktierte Weg vom ein. Ihm gelingt die Umwandlung der realen Wirklich- historisierenden und repräsentativen Porträt zum selbst erarbeiteten, schöpferischen Bildnis des Menschen ge- lang Laudiert in seinen letzten Werken. Leider beendete sein früher Tod diese hoffnungsvolle Schaffensperiode. Sicher hätte er den Aufbruch der Kunst in den 70er Jahren mitvollzogen, der in einem Maler wie Leibi dem Porträt ganz konträre Welten erschloß mit seinen Bauern und Wildschützen.28 Die künstlerische Kraft Laudierts zeigt sich in der dauernden Wandlung seiner Darstellung des Menschen, in der er nach jahrelangem Ringen zum Wesentlichen fand. So wie sich Adolf von Menzel in der Berliner Hofatmosphäre nicht vom Na- turalismus lösen konnte, war auch Laudiert diesem lange verhaftet; er machte sich erst in den letzten Lebens- jahren von ihm frei.

Anmerkungen:

18 Der Verfasser möchte hier allen herzlich danken, die nadi Ver- öffentlichung eines Aufrufs in der Schwäbischen Zeitung und auf briefliche Anfragen freundlicherweise vom Vorhandensein eines Laudier: Bildnisses Auskunft gaben: Bürgermeisteramt, Hohenzollcrischer Landeskommunalverband und Hohenzollerische Landesbank, Sigmaringen. Vor allem Kaufmann Max Frick, Frau Bischof, Friseurmeister Gauggel, Fräulein Kreuzer, Herrn Maß und Frau Thomma, Herrn Hofrat Georg Zimmerer, alle in Sigmaringen. Ferner Dr. Alex Frick, Tettnang und Frau Wahle, Darmstadt. Außerdem danke ich der Markgräflich Badischen Hauptverwal- tung in Baden-Baden, der Fürstlidi Fürstenbergischen Samm- lungsverwaltung in Donaueschingen, der Neuen Pinakothek in Kinderkopf, öl auf Leinwand. Dr. Alex Frick, Tettnang. Mündien, dem Ritterhaus-Museum in Offenburg, der Verwal- Bildnachweis: Foto-Nolting, Sigmaringen, Ritterhaus-Museum tung des ehemals Preußischen Königshauses in Bremen, dem Offenburg: S. Magun, Esslingen. Herzog von Ratlbor, dem Fürsten Franz Joseph von Hohenlohe- Schillingsfürst und der Grällich Schönbornschen Verwaltung in keit der Person zum einmaligen Kunstwerk des Por- Wiesentheid. 10 träts. Der jeder Persönlichkeit eigene Habitus ist im Vgl. Anm. 6, 7, 9 und 10. 20 In pietätvoller Weise verwahrt Kaufmann Max Frick viele Er- Zusammenklang der Einzelheiten erfaßt und konzen- innerungsstücke an Lauchert: das Foto seines Grabes in Berlin, triert dargestellt. Blick, Haarform und Haltung der seine Malutensilien, einen Aquarellkasten und mehrere Paletten. Hände und des Körpers schmelzen zu einer harmoni- 21 Vgl. Werkverzeichnisse. 22 schen Einheit zusammen, die das Wesen der Dargestell- Nachlaßmappe Bürgermeisteramt Sigmaringen; fünf Skizzen- bücher bei Max Frick und ein Skizzenbuch bei Karl Maß, beide ten vollendet ausdrückt. Der Blick richtet sich fast stets in Sigmaringen. zum Beschauer, zurückhaltend, zutraulich oder fragend. 23 Gedäditnis-Ausstellung Marie Ellenrieder aus Anlaß ihres 100. Auf die meist weißen Gewänder fällt Licht, und Todestages, Wessenberghaus Konstanz vom 4. August bis 6. tiefe oder zarte Schatten bringen die Stofflichkeit pla- Oktober 1963. 24 Ebenda, Abb. Nr. 35. stisch zur Wirkung. Die Requisiten sind sehr sparsam 25 Vgl. Anm. 6. verwendet. Der Hintergrund ist meist das diffuse Licht 26 Thieme-Becker, Band 3, S. 377. des Himmels, selten eine Wand oder ein Interieur. Er- 27 Brief vom 31. 12. 1862. 23 Emil Waldmann, Wilhelm Leibi als Zeichner, München 1943. wähnt seien hier die beiden Bildnisse, Gräfin Radolinsky 29 FAS, Hofvcrwaltung NVZ 15 656. und Fräulein Tümmel. 30 Vgl. Anm. 7. Einen Höhepunkt erfährt seine Porträtkunst durch die 31 Vgl. Anm. 10. 32 Komposition von mehreren Personen. Laudiert studiert Gerda Franziska Kircher, Zähringer Bildnissammlung im Neuen Schloß in Baden-Baden, S. 116—120. intensiv die Möglichkeiten der figürlichen Stellungen. Diese freie und naturgemäße Darstellung erforderte Werkverzeichnis: zahlreiche Vorzeichnungen, die noch in seinen Skizzen- büchern vorhanden sind. Die Haltung der Gräfin Für- 1. Signierte und datierte Gemälde stenstein mit Töchterchen symbolisiert die beschützende 1. Mann mit Lorbeerkranz. Brustbild ¡840. Bleistiftzeichnung. Mutter und das anschmiegende Kind. Das Wesen des 20,5 x 15,5. Max Frick, Sigmaringen, Großes Skizzenbudi. Offiziers ist in dem Porträt des am Pferde stehenden 2. Mann mit Guitarre. Kniestück 1842. öl auf Ln. 28 x 23. Feldmarschalls von Steinmetz, der eine berittene Ordo- Dr. Alex Frick, Tettnang. 3. Friederike Prinzessin von Honenzollern-Sigmaringen (1820 bis nanz empfängt, eingefangen. 1906). Brustbild, auf der Rückseite aufgeschrieben „gemalt von

20 R. Laudiert 1844". öl auf Ln. 70 x 60. Schloß Sigmaringen, 36. Katharina Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen. Brustbild Bilderkammer. Lithogr. von J. Fertig. oval 1853. öl auf Ln. 70 x 59. München Neue Pinakothek. 4. Laudiert Joseph, Vater des Malers. Brustbild 1844. öl auf Ln. Kat. Nr. 505, Wittelsbacher Ausgleichsfond Nr. 485, seit 1940 70 x 60. Pendant zu Nr. 5. Heinz Gauggel, Sigmaringen. verschollen. Boetticher Nr. 6, Thieme-Becker Band 22 S. 431 f. 5. Laudiert Waldburga, Mutter des Malers. Brustbild 1844. öl 37. Ott Berta Elisabeth aus Sigmaringen. Brustbild 1853. öl auf auf Ln. 70 x 60. Pendant zu Nr. 4. Heinz Gauggel, Sigmarin- Ln. Maße nicht bekannt. Wahle, Darmstadt. gen. 38. von Berckholtz Alexandra, Schülerin Laucherts (1821—1891). 6. Bärtiger Mann. Brustbild Paris 10. 9. 1845. Bleistiftzeichnung Kniestück 1854. öl auf Ln. 105 x 80. Offenburg, Ritterhaus- 32 x 24. Bürgermeisteramt Sigmaringen. Museum. 7. Laudiert Joseph, Vater des Malers. Brustbild 1846. Aquarell 39. Alt Marie Henriette geb. Ehebaldt. Kniestück 1854. öl auf Ln. mit Bleistift 36 x 27. Pendant zu Nr. 8. Max Frick, Sigma- 76 x 62. Lilli Kreuzer, Sigmaringen. ringen. 40. Karl Anton Fürst von Hohenzollern. Ganzfigurig 1854. öl auf 8. Laudiert Waldburga, Mutter des Malers. Brustbild 1846. Ln. 220 x 89 Schloß Sigmaringen, Ahnensaal. Aquarell mit Bleistift 36 x 27. Pendant zu Nr. 7. Max Fridt, 41. Carl August Erbgroßherzog von Sachsen (1844—1894). Jugend- Sigmaringen. bildnis 1854. öl auf Ln. Gedenkschrift Saal I, Nr. 3. (Anm. 31). 9. Antoinette Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen (1793—1847). 42. Louise Prinzessin Wasa geb. Prinzessin von Baden (1811—1854). Brustbild, auf der Rückseite aufgeschrieben „gemalt von R. Brustbild 1854. öl auf Ln. 48 x 39. Schloß Sigmaringen, Laudiert 1847", öl auf Ln. 70 x 62. Schloß Sigmaringen, Bil- Blauer Salon. derkammer. Ein gleiches unsigniertes Bildnis im Blauen Salon, Verzeichnis 1878, Nr. 6349. Schloß Sigmaringen. Im Verzeidinis 1878 Nr. 6234, (Anm. 43. Karl Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen, Brustbild 1854. 29.) Lithogr. von J. Fertig. öl auf Ln. 72 x 62. Sigmaringen, Hohenzollerische Landesbank. 10. Joachim Napoleon Marquis Pepoli (1825—1881). Kniestück 44. Friedrich I. Großherzog von Baden (1826—1907). Kniestück 1847. öl auf Ln. oval 69 x 59. Schloß Sigmaringen, Bilder- 1854. öl auf Ln. 157 x 125. Baden-Baden, Neues Schloß. kammer. G. F. Kircher Nr. 579 (B 568). (Anm. 32). 11. Widmann Charlotte. Brustbild 1847. öl auf Ln. 25 x 17. Max 45. Prinz von Hohenzollern. Kniestück den 17. Aug. 1855, Blei- Frick, Sigmaringen. Vgl. Bleistiftzeichnung im großen Skizzen- stiftzeichnung 39 x 30. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. buch. 46. Sophie Großherzogin von Sachsen. Kniestüdc den 9. März 1855. 12. Katharina Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen (1817—1893). Bleistiftzeichnung 23 x 14,5. Max Frick, Sigmaringen. Brustbild 1848. öl auf Ln. 71 x 61. Schloß Sigmaringen, Bilder- 47. Sophie Großherzogin von Sachsen 1855. öl auf Ln. Gedenk- kammer. Lithogr. von J. Fertig. schrift Saal I Nr. 4. 13. Friedrich Prinz von Hohenzollern-Hechingen (1790—1847). 48. Carola Kronprinzessin von Sachsen (1833—1907). Kniestück Brustbild cop. 1848. öl auf Ln. 71 x 61. Schloß Sigmaringen, 1855. öl auf Ln. 108 x 86. Schloß Sigmaringen, Grauer Salon. Bilderkammer. Lithogr. von J. Fertig. 49. Carl Egon II. Fürst zu Fürstenberg. Brustbild 1855. öl auf Ln. 14. Caroline Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen. Brustbild oval 67 x 55. Kopie von Nr. 32, Ausschnitt. Schloß Sigmarin- 1848. öl auf Ln. 71 x 61. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. gen, Bilderkammer. 15. Buchhändler Tarreck, verst. Bräutigam von Mathilde Laudiert. 50. Marie Pawlona Großfürstin aller Reußen und Großherzogin Brustbild 1848. öl auf Ln. 18 x 15. Dr. Alex Frick, Tettnang. von Sachsen (1786—1859). Kniestück den 31. 12. 1856. Blei- 16. Stephanie Louise von Beauharnais (1789—1860). Brustbild 1849. stiftzeichnung 23 x 14,5. Max Fridc, Sigmaringen. Aquarell, oval 60 x 46. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. 51. Luise Großherzogin von Baden (1838—1923). Brustbild 1856. 17. Stephanie Prinzessin von Hohenzollern (1837—1859). Kopf öl auf Ln. 70 x 58. Gemälde-Katalog des Preuß. Königshauses 1849. Aquarell oval 43 x 35. Sdiloß Sigmaringen, Blauer Salon. in Berlin I. 70. Königl. Palais Nr. 36. Vgl. unsigniertes Pastell, Bürgermeisteramt Sigmaringen. 52. Carl Alexander Großherzog von Sadisen (1818—1901). 1856. 18. Leopold Erbprinz von Hohenzollern (1835—1905). Kopf 1849. Gedenkschrift Saal I. Nr. 5. Aquarell oval 44 x 34. Schloß Sigmaringen, Blauer Salon. 53. Joadiim Napoleon Marouis Pepoli. Kniestück 1856. öl auf Ln. 19. Anton Prinz von Hohenzollern (1841 — 1866). Kopf 1849. oval. 70 x 56. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. Aquarell oval 44 x 34. Schloß Sigmaringen. Blauer Salon. 54. Doris Raff (1827—1912). Vermählt mit Tondichter Joachim 20. Carl Prinz von Hohenzollern (1839—1914). Kopf 1850. Aqua- Raff 1856. Bleistift. Gedenkschrift Saal I Nr. 17. rell oval 42 x 36. Schloß Sigmaringen, Blauer Salon. 21. Karl Anton Fürst von Hohenzollern (1811—1885). Brustbild 55. Fricdridi I. Großherzog von Baden. Kniestück 1857. Bleistift- 1850. öl auf Ln. 70 x 60. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. zeichnung oval 45,5 x 34. Baden-Baden, Neues Schloß. Lithogr. von J. Fertig. G. F. Kircher Nr. 581. Pendant zu Nr. 56. 22. Junge Dame. Brustbild 15. August 1851. Bleistiftzeichnung 56. Luise Großherzogin von Baden. Kniestück 1857. Bleistiftzeich- 23 x 14,5. Max Frick, Sigmaringen. nung oval 45,5 x 34. Baden-Baden, Neues Schloß. Kircher Nr. 23. Mäddienbildnis. Kniestück „den 15ten Aug. 1851" Bleistift- 594, Pendant zu Nr. 55. zeichnung 21 x 13,8. Aenny Thomma, Sigmaringen. 57. Laudiert Gustav. Ganzfigurig 1857. Aquarell. 28 x 18. 24. Karl Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen (1785—1853j. Ganz- Karl Bisdiof, Sigmaringen. figurig 1852. öl auf Ln. 220 x 89. Schloß Sigmaringen, 58. Carl Egon II. Fürst zu Fürstenberg. Ganzfigurig 1857 Ahnengalerie. (posthum). öl auf Ln. 214 x 148. Schloß Heiligenberg. 25. Marie Prinzessin von Hohenzollern (1845—1912). Ganzfigurig 59. Stephanie Prinzessin von Hohenzollern. Ganzfigurig 1857. 1852. öl auf Ln. 209 x 141. Landhaus Krauchenwies. öl auf Ln. 211 x 142. Landhaus Krauchenwies. Boetticher Nr. 5. (Anm. 30). 60. Laudiert Joseph, Vater des Malers. Brustbild 1857. öl auf Ln, 26. Josephine Fürstin von Hohenzollern (1813—1900). Brustbild oval 81 x 63. Bürgermeisteramt Sigmaring. Pendant zu Nr. 61. rückwärts aufgeschrieben „gemalt von R. Laudiert ¡m Jahre 61. Laudiert Waldburga, Mutter des Malers. Brustbild 1857. öl auf 1852" öl auf Ln. 73 x 62. Sdiloß Sigmaringen, Bilderkammer. Ln. oval 81 x 63. Bürgermeisteramt Sigmaringen. Pendant zu Lithogr. von J. Fertig. Nr. 60. 27. Sitzender Franziskaner. Bleistiftzeichnung 1852. 14 x 12. 62. Laudiert Adolar. Brustbild 1858. öl auf Ln. 39 x 31. Max Bürgermeisteramt Sigmaringen. Frick, Sigmaringen. 28. Mann und Frau am Klavier. Bleistiftzeichnung 1852. 28 x 23. 63. Laudiert Joseph, Bruder des Malers. Brustbild 1858. Bleistift- Max Frick, Sigmaringen. Großes Skizzenbuch. zeichnung 35,5 x 25, 8. Karl Bischof, Sigmaringen. 29. Junger Mann. Brustbild 1852. Bleistiftzeichnung 29 x 23. 64. Marie Amalie Fürstin von Leiningen (1834—1899). Brustbild Max Frick, Sigmaringen. Großes Skizzenbuch. 1858. öl auf Ln. oval 74 x 47. Baden-Baden, Neues Schloß, 30. Cellospieler. Brustbild 1852. Bleistiftzeichnung 29 x 23. Kirdier Nr. 610 (K 130). Max Frick, Sigmaringen. Großes Skizzenbuch. 65. Prinz von Hohenzollern. Kniestüdc 1859. Bleistiftzeichnung 31. Betende Frau. Kniestück 11. März 1853. Bleistiftzeichnung 43 x 31. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. Gleiche Art wie 25 x 19. Dr. Alex Frick, Tettnang. Nr. 45. 32. Karl Egon II. Fürst zu Fürstenberg (1796—1854). Kniestück 66. Karl Anton Fürst von Hohenzollern. Kniestück 1859. öl auf 1853. öl auf Ln. 137 x 127. Pendant zu Nr. 33. Gemälde- Ln. 127 x 95. Schloß Sigmaringen, Porzellankammer. Ver- sammlung Donaueschingen. Lithogr. von Leon Noel. zeichnis 1878 Nr. 6383. 33. Amalie Fürstin zu Fürstenberg (1795—1869). Kniestüdc 1853. 67. Laudiert Emil, Bruder des Malers. Brustbild 1859. öl auf Ln. öl auf I,n. 137 x 127. Pendant zu Nr. 32. Gemäldesammlung 82 x 66. Holienzollerischer Landeskommunalverband Sigmarin- Donaueschingen. gen, Landeshaus. 34. Marie Fürstin zu Hohenlohe-Schillingsfürst geb. Prinzessin von 68. Dr. Alt Karl, prakt. Arzt in Mannheim. Brustbild 1859. öl auf Sayn-Wittgenstein (1829—1897). Kniestück 1853. öl auf Ln. Ln. 76 x 62. Lilli Kreuzer, Sigmaringen, Pendant zu Nr. 39. oval 101 x 85. Schloß Wiesentheid. 69. Laudiert Richard, Selbstbildnis. Brustbild 1869. öl auf Ln. 35. Karl Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen. Brustbild, auf der oval 80 x 65. Bürgermeisteramt Sigmaringen. Rückseite: copiert v. R. Laudiert den 5. Aug. 1853. öl auf f0. Sitzendes Kind, Tochter des Malers, 1862. Öl auf Ln. 62 x 75. Ln. 72 x 62. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. Lithogr. von Max Fridc, Sigmaringen. Vgl. zwei Bleistiftzeichnungen im J. Fertig. großen Skizzenbuch.

21 71. Frau von Kahlden. Brustbild 1864. öl auf Ln. nach Foto. III. Lithographien 72. Gräfin Oppendorf. Kniestück 1866. öl auf Ln. nach Foto. Acht Lithographien befinden sich in der Kupferstichsammlung der 73. Karl König von Württemberg (1823—1891). Ganzfigurig 1867. Hofbibliothek, Schloß Sigmaringen, die anderen im Bürgeimeister- öl auf Ln. nach Foto. Boetticher Nr. 16; Stuttgarter Porträt- amt Sigmaringen. ausstellung 81. 74. Gräfin von der Schulenburg. Kinderkopf 1867. öl auf Ln. 1. Friedridi Prinz von Hohenzollern-Hechingen von J. Fertig. nach Foto. 2. Friederike Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen v. J. Fertig. 75. Ferdinand Prinz von Hohenzollern (1865—1927). König von 3. Karl Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen von J. Fert:b Rumänien. Kinderkopf 1867. öl auf Ln. Dm 31. Schloß Sig- 4. Antoinette Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen. maringen, Bilderkammer. 5. Katharina Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen v. J. Fertig. 76. Kind mit Katze. 1868. öl auf Ln. 47 x 41. Gemälde Katalog 6. Karl Anton Fürst von Hohenzollern, unsigniert. des Preuß. Königshauses in Berlin I 4902, Inv. Königsberg. 7. Josephine Fürstin von Hohenzollern von J. Fertig. 77. Feldmarschall von Steinmetz. Ganzfigurig 1868. öl auf Ln. 8. Marie Fürstin von Leinmgen von C. Schultz. 206 x 128. Schlesisches Museum Breslau. Boetticher Nr. 14. 9. Friedrich III. Kronprinz von Preußen von Feckert. 78. Louise Prinzessin Wasa. Kniestück datiert nach Brief 4. Juli 10. Carl Egon II. Fürst zu Fürstenberg von Leon Noel. 1855. öl auf Ln. Medaillon, oval 102 x 81. Landhaus Krau- 11. Alexander II. Kaiser von Rußland 1818—1881 von Smirnoff dien wies. und Ullrich. 79. Stephanie Prinzessin von Hohenzollern. Kniestück, nur signiert, 12. Laudiert Richard, Selbstbildnis, unsigniert. öl auf Ln. 148 x 110. Wilhelmsbau, Schloßverwaltung. 13. Stöger von Waldburg von J. Fertig. 14. von Niedermayer, Oberstleutnant, von F. Woeffle. 15. Duchesse d' Orleans von Leon Noel. II. Unsignierte Gemälde 16. Amelie Herzogin von Ratiboi von Feckert, 1850. 17. Frau auf dem Totenbett von J. Fertig. 1. Bildnis der Familie Joseph Laudiert. Die Brustbilder der acht 18. Junge Dame von Leon Noel. Kinder im Kreis um die Eltern. Bleistiftzeichnung 66 x 56. 19. Herrscherin. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 20. Jüngling von Leon Noel. 1856. 2. Kaiserin Augusta, 1811—1890. Ganzfigurig. Bleistiftstudie 58 x 21. Junger Mann von Leon Noel. 35,5. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 22. Brustbild eines Mannes von S. Meier, Karlsruhe. 3. Barbara Sdiweiggl von Ried im Oberinntal. Brustbild. Bleistift- 23. Kindergruppe im Hintergrund Schloß Sigmaringen, von Frey- zeichnung 26 x 20,5. Bürgermeisteramt Sigmaringen. mann. 4. Kopf eines bärtigen Mannes. Pastell 33 x 26. Bürgermeisteramt Sigmaringen. IV. Fotografien 5. Mädchenbildnis. Brustbild. Pastell 47 x 32. Bürgermeisteramt Sigmaringen. Es handelt sich nur um Werke seiner Spätzeit von 1862—1868. 6. Stephanie Prinzessin von Hohenzollern. Brustbild. Pastell 60 x Nachlaßmappe Bürgermeisteramt Sigmaringen. 39,5. Bürgermeisteramt Sigmaringen. 1. Carl König von Württemberg. Ganzfigurig. Stuttgarter Por- 7. Josephine Fürstin von Hohenzollern. Kniestüdc. Oel auf Ln. trätausstellung 81- Boetticher Nr. 16. 136 x 86. Sdiloß Sigmaringen, Blauer Salon. 2. Gräfin Oppendorf. Kniestück. 7.a Josephine Fürstin von Hohenzollern Kniestück, Studie zu Nr. 7. 3. Frau von Treskow. Kniestück. Oel auf Ln. 31 x 22. Landhaus Krauchenwies. 4. Gräfin Fü'stenstein mit Kind. Kniestück. 8. Wilhelm Erbprinz von Hohenzollern. 1864—1927. Rondo Oel 5. Frau von Grävenitz. Kniestück. auf Ln. Dm 31. Schloß Sigmaringen, Bilderkammer. 6. Gräfin von der Schulenburg. Kinderbildnis. Rundbild. 9. Kopf eines russischen Bauern Oel auf Ln. 47 x 42. Max Frick, 7. Frau von Kahlden. Brustbild. Sigmaringen. 8. Frau von Talleyrand. Kniestüdc. 10. Kopf eines russischen Bauern. Oel auf Ln. 46 x 35. Dr. Alex 9. Frau von Treuenfels. Kniestück. Frick, Tettnang. 10. Herr von Treuenfels. Kniestück 11. Brustbild eines Mannes. Oel auf Ln. 52 x 39. Heinz Gauggel, 11. Fräulein Tümmel. Kniestüdc. Sigmaringen. 12. Charlotte Prinzessin von Preußen (1860—1919). Kinderblid. 12. Antoinette Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen. Brustbild. Ganzfigurig. Oel auf Ln. 70 x 59. Blauer Salon, Schloß Sigmaringen. 13. Gräfin Radolinsky. Brustbild. Oval. Wie Nr. 9 der datierten und signierten Porträts. Verzeichnis 14. Herr von Behr. Kniestück. 1878, Nr. 6234, hier datiert 1844. 15. Frau von Behr. Kniestück. 13. Friedridi III. Kronprinz von Preußen. 1831 —1888. Kniestück. 16. Beatrice Prinzessin von England (1857—1944). Ganzfigurig. Oel auf Ln. 127 x 90. Königl. Palais Berlin. Gemälde-Katalog 17. Kaiserin Augusta. Ganzfigurig. des Preuß. Königshauses Nr. 76. 18. Porträt einer Dame. Brustbild. 14. Viktoria Kronprinzessin von Preußen. 1840—1901. Prinzeß 19. Gräfin von der Schulenburg, Kinderbildnis, Rundbild. Royal von Großbritannien und Irland. Kniestück Oel auf Ln. 127 x 90. Königl. Palais Berlin. Gemälde-Katalog Nr. 76 nach V. Gemälde aus der Literatur Winterhalter. 15. Bildnis einer Dame. Brustbild Oel auf Ln. 50,5 x 40. Karl Maß, und den Briefen Laucherts erschlossen Sigmaringen. 1. Judith Studienkopf. Boetticher Nr. 1. 16. Mädchenbildnis. Brustbild Oel auf Ln. 44 x 39. Dr. Alex Frick, 2. Tambourinschlägerin Studienkopf. Boetticher Nr. 2. Tettnang. 3. Mädchen mit dem Schmetterling. Aquarell. Boettidier Nr. 3. 17. Knabenbildnis. Brustbild Oel auf Ln. 41 x 31. Dr. Alex Frick, 4. Kronprinz und Kronprinzessin von Preußen. Ganzfigurig für Tettnang. Fürst Putbus. Boetticher Nr. 8 und 9. 18. Karl Anton Fürst von Hohenzollern. Vier Oelskizzen auf Pa- 5. Prinzessin Karl von Preußen (1808—1877). Kniestück. pier. 21,5 x 34. Bürgermeisteramt Sigmaringen. Boetticher Nr. 11. 19. Ältere Dame. Kniestück Oel auf Ln. 140 x 100 Max Frick, 6. Dame mit Kind. Boetticher Nr. 12. Sigmaringen. 7. Fürst Putbus. Boetticher Nr. 13. 20. Laudiert Adolar. Brustbild Oel auf Ln. 39 x 31. Max Frick, 8. Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein. Boetticher Nr. 15. Sigmaringen. 9. Herzog Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha (1818—1893). Knie- 21. Weibliches Bildnis. Brustbild oval Oel auf Ln. 72 x 78. stück. Boetticher Nr. 17; Dioskuren 1862, S. 174. München Bayerische Staatsgemäldesammlung Inv. Nr. 8410. 10. Junge Dame in Weiß. Kniestück 91 x 77. Boetticher Nr. 18. 22. Stephanie Prinzessin von Hohenzollern. Kniestück Oe! auf Ln. 11. Rose Neebauer. Pastell Brief 1843, Oktober 22. 148 x 110. Schloß Sigmaringen, Grüner Salon. Verzeichnis 12. Gräfin von Bassewitz. Brief 1853, Januar 26. 1878, Nr. 6362. 13. Großherzog von Sachsen-Coburg-Gotha. Kniestück. Brief 1855, 23. Karl Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen. Ganzfigurig Oel auf Januar 1. Ln. 223 x 131. Landhaus Krauchenwies. 14. Großherzcgin von Sachsen-Coburg-Gotha (1820—1904). Knie- 24. Karl Anton Fürst von Hohenzollern. Ganzfigurig Oel auf Ln. stück. Brief 1855, Januar 1. 223 x 131. Landhaus Krauchenwies. Boetticher Nr. 4. 15. Baronin von Wimmersberg Brief 1855, Juli 4. 25. Marie Prinzessin von Hohenzollern. Studie zum Oelbild in 16. Stephanie Prinzessin von Hohenzollern. 1857, November 26. Krauchenwies. Bleistiftzeichnung. 10,5 x 7,2. Schloß Sigma- 17. Professor Dr. Heyfelder, Petersburg. Brief 1862, April 9. ringen, Kupferstichsammlung 18. Graf Stillfried, Berlin. Brief 1962, April 9. 26. Constantin Prinz zu Hohenlohe—Schillingsfürst, 1828—1896, 19. Herr von Arnim, Berlin. Brief 1862, April 9. Obersthofmeister in Wien. Kniestück. Oel auf Ln. 121 x 90. 20. Gräfin Blücher, Berlin. Brief 1862, April 9. Schloß Schillingsfürst. 21. Prinz und Prinzessin von Dänemark. Brief 1863, Januar 6./7. 27. Gustav Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst, 1823—1896, Kardi- 22. Prinz Anton von Hohenzollern (posthum gemalt) Brief 1866, nal. Kniestück, öl auf Ln. 110 x 80. Schloß Schillingsfürst. September 3.

22 OSCAR HECK

Die Denkmalpflege in Hohenzollern im Jahre 1968

Jahresbericht des Landeskonservators

Bei jeder denkmalpflegerischen Arbeit heißt begreiflicher- staltung von Räumen und deren Einzelheiten nachzu- weise die erste Frage: wie kann die Aufgabe finanziert geben, sofern die Gesamtwirkung des Baudenkmals un- werden? Manche kunstgeschichtlichen oder historischen gestört bleibt. Erfreulicherweise kann der Landeskon- Fragen, die vielen Landsleuten im Sinne liegen, könnten servator der Kunstdenkmäler Hohenzollerns in Sonder- längst beantwortet sein, würde man zu Beginn eines fällen noch auf eine andere Geldquelle zurückgreifen: jeden Jahres frei über gewisse Geldmittel verfügen, die die staatlichen Mittel der Denkmalpflege. Dem Staat- dann im Laufe der Monate dort verwendet werden müß- lichen Amt für Denkmalpflege in Tübingen stehen näm- ten, wo Gefahr für den Bestand eines Bau- oder Kunst- lich im Staatshaushaltsplan Gelder zur Verfügung, aus denkmals droht. Könnte man, um nur ein Beispiel zu denen auch jährlich ein Anteil für hohenzollerische nennen, einige Grabungen in mittelalterlichen Kirchen Bau- und Kunscdenkmäler abgespalten werden kann. anstellen, dann ließe sich wohl manche baugeschichtliche Der Landeskonservator der Kunstdenkmäler Hohen- Streitfrage klären und schlichten. zollerns ist in der Lage, Anträge wegen Bewilligung von Staatsbeiträgen nach deren gewissenhafter Prüfung Begnügen wir uns also mit den bescheidenen Mitteln, dem Denkmalamt Tübingen zur Entscheidung vorzu- die unser Land zu geben imstande ist. Hier sei einmal in legen. Dort werden die hohenzollerischen Baudenkmale aller Offenheit ausgesprochen, daß dem Landeskonser- an denen des Landes gemessen und gewertet. Offensicht- vator der Kunstdenkmäler Hohenzollerns vom Landes- lich werden sie nicht zu leicht befunden, denn im Jahre kommunalverband keine wesentlichen Mittel zur Ver- 1968 hat das Staatliche Amt für Denkmalflege Tübingen fügung gestellt werden. Der Landeskommunalverband für Hohenzollern insgesamt 215 700.- DM zur Ver- hat lediglich den recht spärlichen Betrag von 10 000.- DM fügung gestellt, und aus diesem Betrag konnte manches jährlich in seinem Haushalt für denkmalpflegerische Bauvorhaben — wohlvermerkt: nur an eingetragenen Zwecke zur Verfügung. Diese Summe reicht gerade hin, Baudenkmalen! — unterstützt werden. um für die Instandsetzung von 10—12 Baudenkmalen Aber denken wir jetzt nicht immer nur an das Geld. kleinere Zuschüsse zu verteilen. Angesichts dieses Mini- Läge nur dieses in der Waagschale, dann käme manches mums an Mitteln muß man also genauestens prüfen, ob denkmalpflegerische Vorhaben nicht zustande. Sind nicht eine geplante Baumaßnahme einem Baudenkmal eher eher die Liebe zu dem alten Bauwerk und der Idea- hinderlich als förderlich ist, ob sie in der Hauptsache lismus am Werk, wenn man daran geht, ein Kapellen- einer ehrgeizigen Intention entspringt, oder ob lediglich dach wieder dicht zu machen, ein zerrissenes Rippen- im Blick auf eine benachbarte Gemeinde gehandelt wird, gewölbe zu sichern oder eine zutage gelangte Wand- der man beim Geldausgeben nicht nachstehen möchte. In malerei aus alter Zeit zu restaurieren? Aus meiner Er- solchen Fällen kann der Denkmalpfleger ohne Sorge in fahrung kann ich nur sagen, daß die Mehrzahl der Denk- seinen Zusagen bescheiden bleiben, denn es wäre nicht malpflegearbeiten von solchen Gesichtspunkten her ge- gerechtfertigt, öffentliche Mittel unbedacht zu verschleu- sehen, angefaßt, gefördert und beendet wird. dern. Wo aber ein Baudenkmalseigentümer oder eine Kirchengemeinde ohne eigene Mittel ist und wo man er- Denken wir jetzt an eine Reihe unserer hilfsbedürftigen kennt, daß ein wertvolles Kunstdenkmal langsam aber Bau- und Kunstdenkmale! sicher zugrunde geht, sofern nicht das Notwendige zur Rettung getan wird, da möchte man gern helfen und, Was liegt dem in Hechingen ansäßigen Konservator wenn möglich, kräftig helfen. näher als die ehemalige Franziskanerkirche St. Luzen, die, allzu vielen unbekannt, am nördlichen Rande der Mit den genannten Mitteln ist also leider nicht viel zu Stadt gelegen ist? Am 23. Dezember 1967 stürzte ohne helfen. Si.: bedeuten gegenüber dem Schwall von Auf- erkennbaren äußeren Anlaß eine zentnerschwere Stuck- gaben und Ausgaben, die auf den Denkmalpfleger zu- rosette vom Gewölbe der St. Antoniuskapelle herab. Da- kommen, allzu wenig. Man kann nicht ohne weiteres raus ergab sich ein klares Bild der Gewölbekonstruktion. sagen, wieviel die Instandsetzung einer kleineren Dorf- Die Rippen wurden aus Holz ausgebildet. Am Zu- kirche kostet; das hängt von der Größe des Bauwerks sammenschluß der vermorschten Rippen war die schwere und von den Umständen ab. Mit 100 000.- DM kommt Stuckrosette mit einigen schmiedeeisernen Nägeln — man aber nicht weit, vor allem dann nicht, wenn von man darf wohl sagen: ziemlich leichtfertig — befestigt. der verwöhnten Kirchengemeinde ein gut heizbarer Wieviel Leichtfertigkeit in den übrigen Gewölbeteilen Kirchenraum und bequemes Gestühl verlangt wird, beschlossen ist, wissen wir ohne Prüfung vom Gerüst aus wenn die alte Kanzel nicht mehr genügt und wenn ein nicht zu sagen. Der Absturz der Rosette öffnete allen neuer Zelebrationsaltar aufgestellt werden soll, wenn es zuständigen Stellen erst recht die Augen. Bei der Unter- um neue, dem Raum angemessene Fenster oder um die suchung des Bauwerks, die offenbar seit vielen Jahren Anschaffung einer neuen Orgel geht. Der zur ländlichen unterblieben war, kamen viele schwere Schäden zutage. Kirche wohl passende Fußbodenbelag aus Sandstein- Insbesondere zeigte sich am Holzwerk des Dachstuhls, oder Ziegelplatten wird heute meistens abgelehnt. Wird daß der Schub der Hängesäulen und Sparren die Mauer- kein geschliffener oder gar polierter Natursteinbelag krone nach Messungen mit dem Lot um je 24 cm nach verlegt, der leichter zu reinigen ist, dann droht der Mes- außen gedrückt hatte, daß die starken Holznägel weg- ner seinen Dienst aufzugeben. Vergessen wir also nicht, geschert und die Anblattung um 8 cm (senkrecht zum daß der „Wohlstand" vor den Kirchentüren nicht halt Sparren gemessen) verschoben waren. Die Schäden an gemacht hat. Wohl oder übel müssen daher auch die den Dachbindern sind verschiedener Art und auch ver- Denkmalpfleger sich daran gewöhnen, bei der Umge- schieden stark erkennbar. Entsprechend zeigen sich auch

23 die Risse im Stuck sehr wechselvoll. Verformungen an Inzigkofen, die Leonhards- und die Totenkapelle anderen Dachbindern riefen Brüche in der Dachhaut her- Boll, die Kapelle Maria Zell. vor, so daß Regen, Schnee und Sturm eindringen kön- Planungen bestehen für die Wendelinkapelle in Rangen- nen. Trotz aller Schäden wird man versuchen, die be- dingen und die Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes stehenden Binder zu erhalten und zu verstärken und keine in Grosselfingen. An der Filialkirche in Starzein werden neue Dachkonstruktion aufzubringen. Große Schwierig- im Zusammenhang mit der Verbreiterung der Bundes- keiten ergeben sich infolge der hohen Wandfeuchtigkeit, straße bauliche Veränderungen an der Vorderfont durch- der hauptsächlich mit einer Drainage begegnet werden geführt. soll. Da der Stuck zwar mannigfache Risse aufweist, im An Fachwerkhäusern in Hechingen, Gruol, Haigerloch, übrigen in seiner Substanz noch fest ist, werden gründ- Dießen, Trochtelfingen und Wessingen sind Instand- liche Ausbesserungen notwendig sein: diesen wertvoll- setzungsarbeiten ausgeführt worden, die zur Verbes- sten Teil der Ausstattung wird man aber erhalten kön- serung des Ortsbildes beitragen. nen und in die ursprüngliche Farbigkeit zurückführen. Mit großem Interesse verfolgt man in Haigerloch die Wiederherstellung der Kaplanei St. Anna. Jedermann Die genaue Oberprüfung des Bauwerks hat zahlreiche weiß, daß die Annakirche und die Kaplanei zu einer Schäden ergeben, die bald behoben werden müsen, wenn baulichen Einheit zusammengewachsen sind, die eine nicht katastrophale Folgen am Gewölbe hervorgerufen ganz besondere Sorgfalt verlangt. Es darf also nichts werden sollen. Der soeben fertiggestellte Kostenanschlag, geschehen, was diese Einheit stören könnte. Von be- den das Erzbischöfliche Bauamt in Konstanz aufstellte, sonderer Wichtigkeit wäre es, wenn man den Festsaal wird weit über die ersten Schätzungen, also weit über in der ehemaligen Form wiederherstellen würde. Der eine Million, kommen. Werden die darin bezeichneten Denkmalpfleger legt hierauf ganz besonderen Wert. Arbeiten aber sachgemäß ausgeführt sein, dann besitzt Hechingen nicht nur wieder ein erstrangiges Kunstwerk, Inzwischen sind die Wiederherstellungsarbeiten an den sondern auch eine zweite, voll ausnutzbare Pfarrkirche. Kirchen in Tafertsweiler, Trillfingen, Stein und Killer Ohne den kirchlichen Stellen vorgreifen zu wollen, kann ganz oder nahezu abgeschlossen worden. Der Innen- man annehmen, daß sich mit der Restaurierung der St. raum der Pfarrkirche in Stein hat durch ein großes, Luzenkirche der geplante Neubau einer zweiten Pfarr- neuzeitlich gesehenes Deckenbild sehr gewonnen. kirche auf lange Zeit hinausschieben läßt. Ist die Finan- Dagegen sind die Arbeiten noch im Gange in der Pfarr- zierung der Instandsetzungsarbeiten geklärt und sind kirche zu Glatt, wo im Langhaus noch gearbeitet wird. auch die Eigentumsverhältnisse gesichert, werden die Ein Detailbild vom Chorinneren soll einen Eindruck eigentlichen Bauarbeiten mit einer archaeologischen Aus- von dem geben, was bereits vollendet ist. (vgl. 3 Ab- grabung im Chor beginnen, die einzig zum Ziele hat, bildungen). An der südlichen Langhauswand sind Reste die ursprüngliche Form der Chormauern klarzustellen. nachmittelalterlicher Wandmalereien freigelegt worden. Das wahre Alter der Kirche wird sich durch diese Unter- Versuche, die geringfügigen Malereireste zu einem noch suchung hoffentlich klar ergeben. Über die weiteren Ar- heute wirksamen Wandbild zusammenzufassen, sind beiten wird zu gegebener Zeit berichtet werden. Man leider gescheitert. Mit Rücksicht auf den Gesamtraum möge es der Bauleitung nicht verübeln, wenn die nicht wurden daher die Malereireste nach vorheriger foto- ungefährliche Situation, in der sich das Bauwerk z. Zt. grafischer Aufnahme wieder zugetüncht. Der Chor der befindet, vorläufig allen Kirchenbesuchern versperrt Kirche in Glatt ist fertig; der neu aufgestellte Zele- bleibt. Sobald die Gefahr behoben ist, werden die in- brationsaltar darf jedoch nur als ein Provisorium gel- teressierten Einwohner von Hechingen rechtzeitig auf ten: er wird später in gültiger Form in Stein ersetzt. - Am den Plan gerufen. Als eine wichtige Vorarbeit macht ein ehem. Schloß zu Glatt wurden weitere Ausbauarbeiten sehr erfahrener Baukundler, der Oberbaurat a. D. Dr. vorgenommen. Hier ist eine Stätte der Erholung ge- Ing. Gemünd, genaue Aufmaße von der gesamten Kirche schaffen worden, an der sich Fremde wie Einheimische und ihren Einzelheiten. Damit gelangen wir endlich freuen werden. wieder in den Besitz maßstäblicher Zeichnungen. Herrn Dr. Gemünd ist der Verfasser dieses Berichtes außerdem Neue Planungen an kirchl. Bauten sind vorgesehen in Ve- dankbar für seine Mitteilungen über die statischen Ver- ringenstadt, Fischingen, Sickingen und Habsthal. In der hältnisse im Dachstuhl. Um hinreichende Unterlagen Pfarrkirche Habsthal weist die Decke über der Empore ge- über den jetzigen Bestand zu haben, ließ der Unter- fährliche Schäden auf. Auch die Decke über dem Schiff zeichnete etwa 200 fotografische Aufnahmen vom Äus- hat sich gesenkt. Beide Veränderungen zwingen zu bal- seren und Inneren der Kirche anfertigen. Sollte also das diger Sicherung der Decken, die wegen ihrer Ausstat- Schicksal es so wollen, daß weitere Teile des Stucks oder tung durch den Freskanten Gottfried Bernhard Götz des Gewölbes einstürzen, so sind wir wenigstens in der und den Stukkator Josef Anton Feuchtmayer von be- Lage, die Schadensstelle durch eine genaue Rekonstruk- sonderer Bedeutung sind. — Im Kloster der Benedik- tion auszubessern. tinerinnen Habsthal mußte — wohl oder übel — einem umfangreichen Dachausbau zugestimmt werden. Nun Außer der St. Luzenkirche gibt es nicht mehr viele Bau- folgt noch die farbliche Instandsetzung des Kapitelsaales. werke von solcher Wichtigkeit und Schönheit im Lande Der Außenputz wurde weitgehend erneuert. Baden-Württemberg. So sehr wir uns mit der Kirche Überlegungen, die wesentliche Veränderungen im Chor auch beschäftigen, so wenig dürfen wir aber das ver- der Benediktinerkirche in Beuron zum Ziel hatten, — gessen, was sonst noch geplant, gebaut, fertiggestellt oder sie hängen mit den Empfehlungen des 2. vatikanischen begonnen worden ist. Konzils zusammen — sind glücklicherweise zurückge- Da sind zunächst kleinere Kapellen, die aufgefrischt stellt worden. Damit wurde vielleicht unbewußt ein worden sind oder werden sollen: Beispiel gegeben, dem der Denkmalpfleger in manchen Ringingen, die Muttergotteskapelle anderen Fällen gerne folgen würde, wenn es ihm mög- Neufra, die Hochbergkapelle lich wäre, ein entscheidendes Wort in Sachen der Liturgie- Weilheim, die Urbankapelle Reform zu sagen. Die Konservatoren müssen sich aber Salmendingen, die Kornbühlkapelle in dieser Beziehung sehr zurückhalten, weil die Rechts-

24 grundlagen vorläufig ungesichert sind. Für uns gilt es, Wochen an der Arbeit. Es ist zu hoffen, daß im Früh- empfindliche Beeinträchtigungen im Inneren von Kir- jahr 1969 die Kirche als eine der wertvollsten von chenräumen zu verhindern. Dies ist nicht immer leicht, Hohenzollern im vollen Glanz der mittelalterlichen wenn es z. B. darum geht, in einem kleinen Chorraum Malereien vor uns stehen wird. vor einem guten barocken Altar einen neuen Zelebra- Eine ebenso schwierige wie erfreuliche Aufgabe bereitet tionsaltar zu errichten. sich in Owingen vor. Auf dem dortigen Friedhof steht Nahezu beendet sind auch die Arbeiten in der Pfarr- ein fast lebensgroßes Kruzifix, das Johann Georg Wek- kirche zu Ostrach, wogegen man in Einhart erst vor kenmann zugeschrieben und mit 1755 datiert wird. Ich kurzem zu den notwendigen Entscheidungen gelangt ist; fand im Mai letzten Jahres das Kreuz noch in einem hoffentlich finden die dort getroffenen Entscheidungen geradezu unwürdigen Zustand vor. Seine gesamte Ober- später den Beifall der Kirchengemeinde; sie ließ sich fläche war etwa 2 cm hoch vermoost. Diese höchst offensichtlich in weitem Maße einspannen für bauliche störende Zugabe der Natur nahm der Plastik alles, was Gedanken, die das altgewohnte Bild der Kirche wesent- sie offensichtlich besaß, aber nicht zu zeigen vermochte: lich verändern werden. — Es ist sehr beglückend, daß die feine Weckenmannsche Zeichnung und Oberflächen- die zur endgültigen Freilegung der Wand- und Decken- gestaltung. Schon vor Jahren machte ich meinen Vor- fresken im Chor der Pfarrkirche zu Veringendorf er- gänger auf die Notwendigkeit aufmerksam, das Stein- forderlichen Mittel vom Land Baden-Wüttemberg ge- kreuz vom Moos zu befreien. Aus mir unerklärlichen nehmigt worden sind. Der Restaurator ist seit einigen Gründen unterblieb dies aber. In der Gemeinde hielt

25 sich die Überzeugung, von denkmalpflegerischer Seite sei verrate auch kein Geheimnis, wenn ich sage, daß die jegliche Behandlung des Steinkreuzes verboten worden. Geschäftswelt für meine hemmenden Bestrebungen kein Ich konnte diese angebliche Meinung meiner Vorgänger großes Verständnis aufbringt. — Schon im letzten Jah- nicht teilen und empfahl, das Moos zu entfernen. Die resbericht wurde etwas vom Umbau der alten Burg in danach hergestellten Fotos zeigen die hervoragende Qua- Straßberg gesagt (vgl.HH 18, 1968, S. 11). Im Jahr 1968 lität der Plastik, daneben aber auch schwere Risse im ist dort — wohl aus wirtschaftlichen Gründen — nicht Corpus, die nach meiner Ansicht keinen weiteren Winter allzu viel geschehen. Garagen-Neubauten waren an meh- mehr ertragen. Irgendwann würde das Kreuz in sich reren Orten zu beurteilen, weil Beeinträchtigungen von zusammenbrechen. Dies trat nach Entfernung des Mooses Baudenkmalen zu befürchten waren. Ob das alte — klar zutage. Nun blieb nur noch, das Original sofort angeblich größte — Mühlrad in Bärental-Ensisheim (vgl. und mit aller Vorsicht in die Werkstatt des Steinbild- HH 18, 1968, S. 31) gerettet werden kann, halte ich für hauers geschafft wurde, wo eine genaue Copie herge- zweifelhalft. Bei meinem Besuch in Ensisheim fand ich stellt werden soll. Die Finanzierung des Vorhabens ist nur noch elende Trümmerstücke des Rades vor. Der gesichert (vergl. auch „Hohenzollerische Zeitung" He- Landeskonservator war auch beteiligt bei einer Bespre- chingen, Nr. 253 vom 31. 10. 1968). chung der Umbaupläne der Donaustraße bei Thiergarten. Da keine bedeutsamen Baudenkmale auf dem Gebiet der In mehreren Fällen hatte ich mich zu geplanten Werbe- hohenzollerischen Exklave stehen, konnte ich die Ent- anlagen in Altstädten zu äußern. Ich muß dazu gestehen, scheidung auf die rüstigeren Schultern des Herrn Kol- daß ich mich höchst ungern dazu hergebe, die abendliche legen vom Naturschutz verlegen. Stille im Rahmen einer Altstadt durch mehr oder weniger unnütze Lichteffekte stören zu lassen. Aber ich In Gauselfingen, wo ein Kirchenneubau entstanden ist, konnte man sich nicht dazu entschließen, die alte, unter Denkmalschutz stehende Kirche neben der neuen zu erhalten. Der Altbau wurde daher abgebrochen. In ähn- licher Weise wird um ein Baudenk- mal, das Fachwerkhaus Nr. 32, ärmer. Es ist in hohem Maße baufällig und die beträchtlichen Mittel, die zur statischen Sicherung des Hauses notwendig wären, fehlen. Auch im Hüttenwerk Laucherthal soll ein reizvolles klassizistisches Bauwerk abgebrochen werden; doch sind hierüber noch keine Entscheidungen getroffen worden. In Inzigkofen ist geplant, das Innere der Pfarrkirche und die große Klostermauer instandzusetzen. Für das zweitgenannte Bauwerk ist eine Teilsumme bereit ge- stellt worden. An drei Orgelwerken — in den Kirchen Fischingen, Kaiseringen und St. Luzen in Hechingen — sind Instandsetzungsarbeiten notwendig. Der Orgelsach- verständige wird sich zu den einzelnen Objekten äußern. Die Wiederherstellung des Inneren der Pfarrkirche in Liggersdorf ist fast beendet. Die stukkierte Langhaus- decke erhielt ihre ehemalige Farbigkeit zurück. Auch das Äußere der Kirche wurde instandgesetzt.

Lines der größten Bauobjekte wird in Diessen bei Horb z. Zt. behandelt. Diessen soll dem Fremdenverkehr ein- gegliedert werden. Die stattliche Burgruine, deren auf- gehendes Mauerwerk meterhoch im Trümmerschutt steckte, wurde wieder freigelegt. Schon jetzt zeigt die Burg ein weitaus stattlicheres Äußeres. Es ist zu hoffen, daß das wiederhergestellte Baudenkmal zu seinem Teil dazu beitragen wird, das „Ansehen" der Gemeinde Diessen so zu steigern, daß es gern von Erholungsbe- dürftigen aufgesucht wird. Endlich sei die katholische Pfarrkirche in Gammertingen erwähnt, in der seit Jahresfrist gearbeitet wird. Es sei zugegeben, daß der Raum sehr einfach ausgestattet war und daß es an typischen Architekturdetails aus der klas- sizistischen Erbauungszeit fehlte. Trotzdem wäre es zu begrüßen, wenn dem Raum etwas von seiner stillen Haltung bewahrt bliebe. Nicht jede überfarbige Fen- sterverglasung paßt in einen Bau vom beginnenden 19. Jahrhundert. Man möchte also wünschen, daß die Ver- antwortlichen sich in ihren Wünschen dem anpassen, was auf uns überkommen ist. Im Kloster Wald wollen die Arbeiten nicht zu Ende gehen. Dort scheinen die baulichen Wünsche ohne Gren- zen zu sein. Seit den Sommermonaten sind Stukkateure und Restauratoren dabei, die barocke Kapelle, deren Pfarrkirche Glatt. Steinernes Sakramentshaus (ISSO) schwere Stuckdecke herabzufallen drohte, wieder zu mit schmiedeeiserner Tür. festigen und den gesamten Raum zu tünchen. Auch der

26 Pfarrkirche Glatt. — Aufsatz des Sakramentshauses. Der Beschriftung nach 1550 von Reinhard von Neuneck gestiftet. Der halbkreisförmige Aufsatz trägt in Relief die Halbfigur Gottvaters mit der Taube, umgeben von den drei Ritterordenswappen vom Hl. Grabe (Kreuz bewinkelt von je einem kleinen Kreuz), von St. Jago di Compostella (Muschel vor zwei gekreuzten Sceptern), sowie von der Hl. Katha- rina (Rad mit Schwert). Das Ganze gehört zu den besten Arbeiten der Frührenaissance in Hohenzollern. (Die 3 Klischees wurden von der Gemeinde Glatt freundlicherweise zur Verfügung gestellt. — Bildnach- weis: Dr. H. Hell, 741 Reutlingen, Richard-Wagner-Straße 4).

Außenputz der Kapelle wird erneuert. Was dem Kloster wurde seitdem zu einer griechisch-orthodoxen Kapelle aber nicht weniger am Herzen liegt, ist der Plan für umgestaltet und hat die Urne der verstorbenen Prin- den Neubau eines Wirtschaftsgebäudes, in dem u. a. zessin aufgenommen. Die gesamten Kunstwerke der Lan- der Speisesaal für die Schülerinnen untergebracht werden dessammlung — sie befanden sich bis dahin getrennt an soll. Dieser Neubau ist in der heutigen Bauform gedacht; 7 (!) verschiedenen Orten (Altes Schloß, vorgeschicht- ich glaube aber, daß man ihn deswegen nicht ablehnen liche Sammlung; Altes Schloß, Depotraum; Landesbank, kann. Depotraum; Hohenzollern, Untergeschoß der evangeli- Der Landeskonservator nahm auch 1968 an den Viertel- schen Kapelle, sowie drei Depoträume) — wurden nach jahresbesprechungen der badisch-württembergischen Denk- Hechingen geschafft und bis zum Erhalt geeigneter Mu- malpfleger teil. Sie fanden in Stuttgart, Ulm, Rottweil seumsräume in einem allseits abgeschlossenen Raum un- und Karlsruhe statt. Ein weit größeres Gesprächsfeld tergebracht, d. h. deponiert. ergab sich bei der diesjährigen Tagung des Kunstvereins Was jetzt zuerst notwendig ist, sind passende Räume. der Diözese Rottenburg in Bad Buchau und bei einer Es ist gedacht an einen vorzüglich gelegenen, repräsen- einwöchigen Jahrestagung der Landeskonservatoren der tablen Bau, dessen Mittelteil sich für die Aufstellung Bundesrepublik Deutschland in Westfalen. der Sammlung eignen würde. Hier muß aber zuerst Endlich seien einige Bemerkungen über die Hohenzol- noch eine Wohnung geräumt werden. Gelingt dies, dann lerische Landessammlung angefügt. Wie bereits im ver- wird man an die Instandsetzung der Räume, an die gangenen Jahr ausgeführt, war ich schon bei der Über- Auswahl der guten Kunstwerke und an die Aufstellung nahme meiner Amtsgeschäfte der Meinung, daß der eines Inventars gehen können. Aber zu all dem werden Untergeschoßraum unter der evangelischen Kirche auf Zeit benötigt, Zeit und Geld, Hilfskräfte und Geduld. der Burg Hohenzollern für die Aufbewahrung von Kunstgegenständen nicht geeignet sei. Trotz des Hin- Zum Schluß bleibt mir nur noch übrig, allen Stellen zu weises auf Messungen und Tabellen fühlten sich die danken, die mich in meiner letztjährigen Tätigkeit unter- Kunstwerke klamm an. Ich hätte es nicht verantworten stützt haben: dem Landeskommunalverband der Hohen- mögen, die Sammlung in dem feuchten Raum zu belas- zollerischen Lande, dem Fürstlichen Hause Hohenzol- sen. Durch den plötzlichen Tod der Prinzessin Kyra von lern, dem Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg und sei- Preußen sah sich Prinz Louis Ferdinand im Frühjahr nem rührigen Bauamt in Konstanz, allen Herren Geist- gezwungen, eine Ruhestätte für die verstorbene Prin- lichen, dem Staatlichen Amt für Denkmalpflege in Tü- zessin zu schaffen. Hierfür schien ihm der für die Lan- bingen, den Herren Landräten und Bürgermeistern und dessammlung ausersehene Raum als sehr geeignet. Mit — last, not least — den immer fleißig und aufmerksa- Zustimmung des Landeskommunalverbandes gab die men Herren Architekten, Restauratoren, Malern, Bild- Hohenzollerische Landessammlung den Raum frei; er hauern und Kunsthandwerkern.

27 JOHANN JERG

Schulwanderungen im oberen Donautal

Das obere Donautal ist mit Recht ein beliebtes Wan- Dreiblock; ab Teufelsloch ist die Markierung in der dergebiet, bietet es doch mit seinen Wäldern, Felsen, Wanderkarte nicht eingetragen. Höhlen, Burgen und Ruinen einmalige Blicke in die Der Aufstieg zum Aussichtspunkt (AP) Teufelslochfelsen, romantische Landschaft. Kein Wunder, daß es auch bei von der Landstraße an der Donaubrücke in Gutenstein Schulwanderungen bevorzugt wird. Besondere Gefahren aus, ist sehr bequem. Einmalig schön und romantisch ist für die Jugendlichen sind die Felsen, zumal die Schüler es, direkt vor dem ersten Straßentunnel westlich von oft aus Gegenden stammen, in denen keine Felsen vor- Dietfurt aufzusteigen. Der Teufelslochfelsen ist nicht kommen. Der verantwortungsbewußte Lehrer wird des- nur ein schöner Aussichtspunkt, sondern auch ein idealer halb vor der Schulwanderung die genaue Wegstrecke Rastplatz. Der Wanderweg führt dann über den Guten- abgehen, damit er die Gefahrenpunkte kennt und die steiner Berg auf dem Stettener Weg zum tiefer liegenden erforderlichen Belehrungen und Sicherheitsmaßnahmen Rabenfelsen, gegenüber dem Thiergarter Hof. Direkt an durchführen kann. Auch an kleinen Felsen ist das Klet- der Rabenfelsenwand ist Vorsicht geboten; jedes Ge- tern für Ungeübte lebensgefährlich. Deshalb ist es er- dränge muß vermieden werden. Von hier ab benutzen forderlich, auf Schulwanderungen genau wie das Bade- wir einen romantischen Jägerpfad, der einen km lang verbot das Kletterverbot strengstens einzuhalten. Wohl oberhalb dem Bröllerfelsen durch echten Urwald führt. sind die wichtigsten und gefährlichsten Aussichtspunkte Hier wird kein Baum gepflanzt oder gefällt. Bei der durch Geländer gesichert, aber alle Felsen abzuschran- Ruhebank am Weg haben wir einen herrlichen Blick auf ken ist unmöglich. Ein bewährter Grundsatz der Wan- die doppelten Umlaufberge Falkenstein und Mittelberg. derer ist es, mindestens drei Meter vom Felsenrand zu- Der Abstieg nach Thiergarten führt auf bequemen Wald- rückzubleiben. Auch das Abrollen von Felsbrocken an wegen mit schönen Ausblicken auf die Thiergarter Fel- den Hängen bringt für die Nachfolgenden Gefahren sen und die zurückgelegte Wegstrecke. mit sich. Am besten hält sich der Wanderer an die Wege- markierungen, dann verläuft er sich nicht. Auf alle Fälle 2. Oberneidingen — Tobelweg durch den „Fall" —- muß gerade im Donautal der Wanderführer an der Ruine Hausen — Werenwag — Hausen im Tal, Spitze bleiben und darf ein Vorpreschen nicht dulden. Für Schulwanderungen auf ausreichend markierten Wan- (3 Stunden). Höhenunterschied insgesamt 200 m. derwegen und mit einer reinen Wanderzeit von etwa Alle Wegstrecken sind markiert mit roter Raute, drei Stunden werden folgende Vorschläge gemacht. rotem Dreieck und rotem Dreiblock. Der Aufstieg erfolgt von der Kapelle in Oberneidingen 1. Gutenstein — Aussichtspunkt Teufelslochfelsen — durch den Tobel zum Höhenweg. Auf diesem erreichen Rabenfelsen — Bröllerfelsen — Thiergarten, (2Vä wir die Ruine Hausen, die nicht nur ein schöner Aus- Stunden). Höhenunterschied 100 m, Markierung roter sichtspunkt, sondern auch ein idealer abgeschrankter

Beuron, vom Petersfelsen. (Das Bild ist der Festschrift zur Hundertjahrfeier der Hohenzollerischen Feuerversicherungsanstalt 1955 enUiommen. — Das Klischee stellte der Landeskommitnalverband der Hohenzollerischen Lande freundlicherweise zur Verfügung.)

28 Rastplatz ist. Vom Forsthaus streben wir dann auf ebe- der Name für Schlucht. Dieser Tobelweg führt auch den nen Waldwegen die Minnesängerburg Werenwag an. Namen Einwaidweg nach seinem Erbauer, dem Forst- Das Schloß kann nicht besichtigt werden. Ein sehr schö- meister Einwald. Direkt am Fuße der Burg ist Vorsicht ner und abgeschrankter Aussichtspunkt ist der Schrey- geboten. Schilder mit der Aufschrift: „Am Drahtseil fest- felsen, der innerhalb des Gebäudekomplexes von Weren- halten" weisen darauf hin. Möglichkeiten zum Rasten wag liegt. In einem Privathaus vor der Burg gibt es bietet die Burgwiese. Von hier aus ist der Abstieg auf Erfrischungen. Der Abstieg zum Bahnhof Hausen i. T. dem Hangweg (1 Stunde) nach Beuron möglich. Wir bietet keinerlei Schwierigkeiten. wählen den weiteren Weg auf der Höhe zum AP Alt- stattfelsen, von dem aus man einen herrlichen Ausblick auf die Erzabtei und das Tal hat. Der Altstattfelsen war 3. Beuron — Wildpfad — Eichfelsen — Rauher Stein eine frühgeschichtliche, wahrscheinlich keltische Fliehburg, — Beuron, (3 Stunden). Höhenunterschied insgesamt daher der Name Altstatt-Fels. Die Abschnittsbefestigung 190 m, Wegemarkierung roter Dreiblock und rote (Wall) ist heute noch auf einer Länge von 200 m sicht- Raute. bar. Auf der Höhe wandern wir weiter an Aussichts- punkten vorbei durch den ehemaligen Steighof über den Unser Wanderweg führt über den Betonsteg am Son- Alpenblick hinunter nach Beuron. Wir können auch nenhaus vorbei in den romantischen Wildpfad. Der sehr kurz vor dem Steighof in 20 Minuten auf der alten Steig bequeme und ebene Weg hat seinen Namen von dem (rotes Dreieck) direkt nach Beuron bequem absteigen. Revierförster Wild und führt zwischen Fluß und Land Straße durch zwei Felsentunnel in Richtung St. Maurus. Etwa 200 m vor St. Maurus biegen wir links auf das alte 5. Fridingen — Stiegelesfels — Sperberloch — Jäger- Sträßchen ein, überqueren die neue Landstraße und haus — Beuron, (3 Stunden). Höhenunterschied ins- steigen bequem zum Eichfelsen auf. Es ist ratsam, wegen gesamt 170 m, Wegemarkierung gelbes Dreieck, spä- der Enge und Absturzgefahr den AP Vögelesruh zu ter rotes Dreieck. meiden. Das freie Feld gleich dahinter bietet eine herr- liche, wenig bekannte Aussicht talabwärts in Richtung Der Anstieg erfolgt vom alten Städtchen Fridingen aus Eichfelsen und Werenwag. Der Eichfelsen — alte über Burgsteig — Einsiedlerkapelle — ehemaliger Burg- Schreibweise Aichfelsen — hat seinen Namen nicht von stall zum Naturschutzgebiet und AP Stiegelesfels, gegen- den Eichen, sondern von der stärksten Quelle des Do- über von der Ruine Kallenberg. Einmalig schön ist nautales, dem sogenannten Schmidenbrunnen am Fuß der Blick in diesem Talabschnitt, der weder durch des Felsens, einer Karstquelle, die die Hohenberggruppe Straße noch Bahn gestört ist. Leider führt hier die mit Wasser versorgt. Mit Recht gilt der abgeschrankte Donau meist kein Wasser mehr, da die letzten Ver- Eichfelsen als der schönste Aussichtspunkt des oberen sickerungsstellen nur 2 km oberhalb bei Bergsteig liegen. Donautales, zeigt er doch einmal den Donaudurchbruch Wir wandern zunächst auf der Höhe weiter und steigen durch die Alb bis hinunter zu den Schaufelsen. Auf der auf Waldwegen erst kurz vor dem Jägerhaus, am Wiese daneben ist ein idealer Rastplatz. Eben und be- Sperberloch vorbei, ab und durchwaten die seichte oder quem erreicht man von hier aus in einer halben Stunde ganz trockene Donau (Springsteine!). Beim Jägerhaus ist den AP Rauher Stein, der 150 m vom gleichnamigen auch ein Kahn für die Uberquerung bereit, falls es not- Wanderheini entfernt liegt. Am Aussichtspunkt selbst wendig ist. Beim Jägerhaus finden wir einen idealen befindet sich ein gut gesicherter Rastplatz mit Spiel- Rastplatz mit Einkehrmöglichkeiten. Das frühere Jagd- und Liegewiese. Zum Abstieg nach Beuron kann man schlößchen Bronnen ist zur Zeit leider nicht zugänglich. entweder noch vor Irrendorf links durch das Hirschen- Auf dem Talweg (rotes Dreieck) erreichen wir bequem tal abzweigen, oder den Weg durch das Unterdorf neh- in 40 Minuten Beuron. Wir können aber auch einen men und an der Kapelle auf dem Fahrweg das Endziel kleinen Umweg in Richtung Gallushof durch das be- erreichen. Ein weiterer, etwas schwierigerer Weg führt kannte Liebfrauental mit seiner Lourdesgrotte nach über den einmalig schönen Aussichtspunkt Spaltfels (mit Beuron machen. Rastplatz) nach Maria Trost und Beuron. (Sehr loh- nend ist es, anfangs vom Wildpfad aus die ganz nahe Selbstverständlich können noch viele, genau so schöne gelegene St. Mauruskapelle zu besuchen — vgl. Wander- Schulwanderungen im oberen Donautal gemacht werden. vorschlag 4). Falls es gewünscht wird, kann die Hohenzollerische Hei- mat weitere Wandervorschläge bringen. Hier sei noch erlaubt, auf handliche Taschenbücher hinzuweisen, aus denen der Lehrer weitere Vorschläge und Hinweise ent- 4. Beuron — Wildpfad — St. Maurus — Donausteg •— nehmen und z. T. auch weitergehendes Vorbereitungs- Tobelweg — Wildenstein — Altstattfels — ehema- material geschichtlicher und kunstgeschichtlicher Art fin- liger Steighof — Alpenblick — Beuron, (372 Stun- den kann: den). Höhenunterschied insgesamt 200 m, alle Weg- strecken sind markiert mit rotem Dreiblock und Alfons Kaspar, Kunstwanderungen kreuz und quer der Donau, rotem Dreieck. Band III, 1. Aufl., Eigenverlag Bad Schussenried 1964, 168 Seiten, 84 Abb., kart. DM 6.—: Mühlheim — Beuron — Sigmaringen — Die Wanderstrecke bis St. Maurus ist bereits unter Nr. 3 Meßkirdi — Kloster Wald — Habsthal — Bingen — Laucherttal beschrieben. Durch den Bau der neuen Landstraße sind bis Veringenstadt •— Wilflingen — Heiligkreuztal — Heuneburg das Käpfle und St. Maurus zu den ruhigsten und be- bis Riedlingen. sinnlichsten Punkten im Donautal geworden. Die stets Werner Schmidt, Rundwanderungen Schwäbische Alb, 3. Auflage, geöffnete St. Mauruskapelle ist das einzige Bauwerk in J. Fink Verlag Stuttgart 1966, 116 Seiten mit vielen Landschafts- reinem „Beuroner Stil" mit Fresken seines Begründers, motiven und 50 maßstäblichen Wegeskizzen, DM 7.80 (Donautal S. 98—103). des Paters Desiderius Lenz. Hier lohnt sich wirklich eine eingehende Besichtigung und längere Rast, in der über- Hermann Streng, Rundwanderungen Südwestalb, J. Fink Verlag Stuttgart 1967, 112 Seiten, ebenfalls mit Landschaftsmotiven und wältigenden Landschaft am Fuße des Wildensteins. Auf 45 maßstäblichen Wegeskizzen, DM 7.80. (Donautal S. 46—65.) dem alten Sträßchen führt uns die Wanderung weiter über den neuen Donausteg durch den Tobelweg hinauf Wanderkarten: Oberes Donautal, Blatt Spaichingen L 7918 und Blatt Sigmaringen L 7920, Maßstab 1 : 50 000 mit Wegebezeich- zur Burg Wildenstein. Tobel ist im alemannischen Raum nungen des Schwab. Albvereins. Preis je DM 3.—.

29 Oberlehrer i. R. Josef Schäfer, Trillfingen — verstorben

Nachruf von Josef Siegel

„Was einer ist, was einer war, beim Tode wird es offenbar."

Als die überraschende Nachricht von dem plötzlichen den Tagungen teilnahmen und gern seinen ungewöhn- Ableben des Oberlehrers i. R. Josef Schäfer am 31. 1. lichen Initiativen, die noch heute nachwirken, folgten. 1969 in seinem Wohnort Trillfingen und darüber hinaus in den Kreisen Hechingen und Sigmaringen bei den Der Beruf eines Lehrers wurde von ihm in einem weiten vielen Kollegen, die ihn kannten und schätzten, bekannt Sinne aufgefaßt. So war es für ihn selbstverständlich, wurde, wußte man, daß einer in die ewige Heimat ab- daß er neben seiner Schularbeit an seinen Dienstorten als berufen worden war, der die irdische Heimat zutiefst Organist und Leiter des Kirchenchors tätig war und geliebt und erforscht hatte. Noch konnte man es gar sich auch anderweitiger Vereinsarbeit annahm, wenn an nicht fassen, denn er hatte bis in seine letzten Tage le- ihn herangetreten wurde. Insbesondere aber widmete er bendigen Anteil am pädagogischen Geschehen genom- seine Lebensarbeit der Volkskunde und drang zu den men und hatte an allen Veranstaltungen der Lehrer- Quellen der Heimatgeschichte vor. Dies durfte seiner schaft noch als Ruheständler teilgenommen. Mit Ober- Ansicht nach nicht zum Selbstzweck werden, sondern die lehrer Schäfer ging eine von den markanten Lehrer- Ergebnisse und Erkenntnisse sollten in die Schularbeit persönlichkeiten von uns, die es als eine Selbstverständ- einfließen und hier für Unterricht und Erziehung bei den lichkeit und Notwendigkeit ansehen, daß sich der be- jungen Menschen fruchtbare Bildungswirkung auslösen. rufene Lehrer auch mit der Heimatgeschichte und -for- Um ein Spezialgebiet der Heimatforschung, die Aus- schung befaßt. wanderforschung für Hohenzollern, hat sich Schäfer be- sondere Verdienste erworben. Angeregt durch die Aus- wanderungswelle nach dem 1. Weltkrieg, hat er aus Sein Lebens- und Berufsweg fiel in eine bewegte Zeit, eigener Initiative und auf eigene Kosten mühevolle die von ihm viel abverlangte. Am 23. März 1900 in Nachforschungen in Archiven, Gemeinde- und Kirchen- Empfingen geboren, mußte er bereits in jungen Jahren registraturen sowie in privatem Besitz angestellt und seine Lehrerausbildung an der seinerzeitigen Präparan- die Ergebnisse in der Zeitschrift „Zollerheimat" ver- denanstalt in Hechingen unterbrechen, um sich dem öffentlicht. Auch an anderer Stelle wurden seine Arbei- Militärdienst von Juni bis Dezember 1918 zu unter- ten gern veröffentlicht. Es sind noch bis heute die um- ziehen. Anschließend absolvierte er das Lehrerseminar in fassendsten Darstellungen in Bezug auf Auswanderungs- Boppard, wo er im März 1921 die I. Dienstprüfung geschichte für Hohenzollern. Auch um die Lokalgeschichte mit gutem Erfolg ablegte; der II. Dienstprüfung konnte und die Führung der Chronik Trillfingen hat er sich er sich erst im Juli 1931 — ebenfalls mit gutem Erfolg bis zu seinem Lebensende große Verdienste erworben. — unterziehen, da er viele schwere Jahre der Stellen- Es war eigentlich eine Selbstverständlichkeit und ein losigkeit ertragen mußte. Nur kurze Zeit war er im Positivum für den Hohenz. Geschichtsverein, daß ein Jahre 1922 in Empfingen tätig; erst am 20. 10. 1927 so profilierter Kenner und Liebhaber der Heimatge- konnte er dann wieder in den Schuldienst zurückkehren. schichte im Jahre 1965 in den Vorstand des Vereins Zwei Jahre war der Junglehrer nun in Trillfingen. In berufen wurde. Hier hat er ebenfalls trotz seiner ange- dieser Zeit, im Jahre 1928, schloß Josef Schäfer die Ehe schlagenen Gesundheit an allen Sitzungen, Tagungen mit Berta, geb. Grumann. und Fahrten des Vereins bis zu seinem plötzlichen Tode mit lebhaftem Interesse teilgenommen, und wertvolle Vom April 1929 bis März 1937 war Lehrer Schäfer in Beiträge erschienen in der Vierteljahres-Zeitschrift des Levertsweiler. Zehn Jahre, vom April 1937 bis 31. Vereins, der „Hohenzollerischen Heimat". Seine auf fun- August 1947 war er in Stein tätig und am 1. September dierten Kenntnissen und mit Bedacht vorgetragene An- 1947 wurde Trillfingen sein fruchtbarer Wirkungsort. liegen innerhalb des Vereins, die stets der Ausdruck Fast 20 Jahre, bis zum 31. März 1965, hat der Verstor- eines engen persönlichen Verhältnisses zu Land und bene in Trillfingen, wo er auf 1. Juli 1953 zum Ober- Leuten waren, fanden immer Beachtung und Würdigung, lehrer ernannt wurde, wirken dürfen, als lebendiger, so daß sein Fehlen im Vorstand besonders schmerzlich erfolgreicher Lehrer. empfunden wird.

Oberlehrer Schäfer hat während seiner nahezu 40-jähri- gen Wirkens als Lehrer und Erzieher einer großen Schar Am Sonntag, den 2. Februar, hatte sich trotz des stür- von Kindern nicht nur die Quellen der Bildung erschlos- mischen Wetters eine selten große Menschenmenge von sen und sie zu tüchtigen Gliedern der menschlichen Ge- Trillfingen und Umgebung, vor allem aber sehr viele sellschaft in Ehrfurcht vor Gott und in Liebe zur Hei- seiner Kollegen aus dem Kreise und darüber hinaus auf mat erzogen; er war darüber hinaus seinen Kollegen dem Ortsfriedhof eingefunden, um sich von dem teueren und insbesondere den Junglehrern ein stetes Vorbild Verstorbenen zu verabschieden. An der starken Beteili- für unentwegtes Streben nach Fortbildung, um die zeit- gung und an den vielen eindrucksvollen Abschiedsreden gemäßen pädagogischen Strömungen in seiner Schulstube „wurde es offenbar", welchen Verlust der Lehrerstand verwirklichen zu können. Es war daher eine glückliche und die Heimatforschung mit dem Ableben von Ober- Fügung, daß er durch viele Jahre als Leiter der Lehrer- lehrer Schäfer erlitten hat. arbeitsgemeinschaft Haigerloch seine pädagogischen An- Die Verdienste des Verstorbenen für den Hohenz. Ge- sichten, sein Wissen und Können einem weiten Kreis schichtsverein würdigte der 2. Vorsitzende des Vereins. von Kollegen weitergeben konnte. Dies geschah im Oberlehrer Schäfer hat sich durch seine tiefgründige Geiste einer vorbildlichen Kollegialität und mit seltenem Arbeit und seine zahlreichen Veröffentlichungen selbst menschlichen Geschick, daß in seinem Bereich fast regel- ein lebendiges Denkmal in der Geschichte des Vereins mäßig alle Kollegen — auch noch Ruheständler — an gesetzt.

30 MAXIMILIAN SCHAITEL Die ehemalige Papiermühle zu Weilheim bei Hechingen

Als Rohstoff für die Herstellung von Papier dienten zu Beginn des 19. Jahrhunderts Lumpen, abgetragene Kleider und Wäschestücke, kurz Stoffreste aller Art, soweit diese aus Hanf-, Flachs- oder Baumwollfasern bestanden. Seiden- und Wollstoffe kamen nicht zur Ver- wendung und mußten jeweils aussortiert werden. Um jederzeit das notwendige Rohmaterial zur Verfügung zu haben, waren die Papiermacher, auch Papierer ge- nannt, gehalten, sich in bestimmten Bezirken den Lum- pensammler-Bestand, d. h. das alleinige Recht zum Lum- pensammeln, zu sichern. So war das Sammeln von Lum- pen ein nicht unwichtiges Gewerbe, zu dessen Ausübung die behördliche Genehmigung gegen Bezahlung einer Gebühr erforderlich war. Im Fürstentum Hechingen hatte in den Jahren 1764/70 der Papierer Joseph Rein- hard Sprinzing zu Egelstal, Gemeinde Mühlen, Kreis Horb a. N. den Lumpensammlerbestand um 30 Gulden jährlich inne.In den folgenden Jahren hatte das Recht zum Lumpensammeln der Papierer Philipp Franz Löhle zu Pfullingen, Kreis Reutlingen, gegen eine jährliche Zah- lung von 53 Gulden. Im Jahre 1788 wurde der Lum- pensammler-Bestand dem Papierer Michael Pachtler (Bachtier) von Amendingen b. Memmingen gegen eine jährliche Gebühr von 85 Gulden zuerkannt. Schon im Jahr zuvor, im März 1787, war Pachtler von „Serenis- simo mündlich gnädigst gestattet" worden, auf der Weil- heimer Gemarkung eine Papiermühle zu errichten. Wenn auch von der Mühle keine Mauerreste mehr vorhanden sind, so können wir doch aus der Flurbezeichnung „bei-

der-Papiermühle" schließen, daß sie am Weilheimer Abbildung 2 Bach, oberhalb der Brücke Hechingen-Weilheim lag. Wie

Bachtier und der Barbara Bernin von Ochsenbach. Trau- zeuge sind Melchior Kloz und Anastasia Wolfin. Die Ehepartnerin bringt in die Ehe die halbe Papiermühle des Vaters samt dem halben Verdienst. Der Ehepartner erhält als Heiratsgut: 1 Viertel Wiesen, 1 Viertel Acker auf dem Hasenbohl, V2 Jauchert auf dem Bürgeresch und 1 Viertel Wald auf dem Bühl, gelegen an alt Fried- rich Kurz. Im Sterbefall berufen sich beide Teile auf die Landesordnung, die „drei gewöhnlichen Pflichten ruhen bis zur gnädigsten Resolution Serenissimi!" Daß Wolf die Wanderjahre richtig hinter sich gebracht hat, wird von der Braut, von dem Vater des Bräutigams und vom Vogt von Weilheim bezeugt. Um das Weilheimer Bür- gerrecht zu erlangen, hatte die Braut 18 Gulden zu zah- len. Auf Verwendung des Fürsten wurde der Betrag auf die Hälfte herabgesetzt.

Abb. 1: Zeichnungen angefertigt von H. Olsdiewski. So arbeiteten also auf der Weilheimer Papiermühle Mi- Entwurf: M. Schaitel. chael Pachtler und sein Schwiegersohn Thomas Wolf zusammen. Wie das gegenseitige Verhältnis war oder das Mühlengebäude aussah, ist nicht überliefert, doch sich im Laufe der Jahre entwickelte, ist nicht bekannt. müssen wir annehmen, daß die übliche Einrichtung mit Immerhin fällt auf, daß Pachtler am 11. September Holländer, Bütten, Formen, Leimküche usw. und unter dem 1804 eine Eingabe an die fürstliche Regierung in Hechin- Dach Böden zum Aufhängen und Trocknen der nassen gen machte, in Gauselfingen eine Papiermühle errichten Papierblätter vorhanden waren. Im Jahre 1798 erhielt zu dürfen. Da er die nötigen Mittel zu einem Neubau Pachtler für weitere 6 Jahre den Lumpensammler-Be- nicht besaß, bat er gleidizeitig um einen entsprechenden stand und zwar gegen eine jährliche „Recognition" von „Vorschuß" oder um die Bürgschaftsleistung zur Auf- 90 Gulden. An Mühlengebühr waren übrigens jährlich 15 nahme eines Kapitals. Als Sicherheit will der Papier- Gulden zu entrichten. In dem genannten Jahr am 7. Mai macher die neue Mühle mit der gesamten Einrichtung verheiratete sich mit „obrigkeitlichem Consens" der und allen Werkzeugen verpfänden. Das Gesuch Pacht- ledige Papiergeselle Thomas Wolf, Sohn des Thomas lers wurde schließlich abschlägig beschieden. Nun hören Wolf und der Franziska Poplerin von Weilheim mit wir bis zum Jahre 1817 nichts mehr von der Papier- Katharina Bachtlerin, Tochter des Papierers Michael mühle. Unter dem 3. 12. 1817 schreibt die fürstl. Re-

31 gierung an das Vogtamt Weilheim, daß der Papierer Pfarrpfründe (Pfarrfond) und Kirchenfond (Heiligen- Thomas Wolf — von Pachtler ist nicht mehr die Rede fond, bei uns kurz „Der Heilige" genannt), sind nicht — für den Lumpensammlerbestand und den Wasserzins dasselbe, wie immer wieder irrig angenommen wird. mit 177 fl 30 x im Rückstand sei, er solle Wolf zur Zah- Beide sind vielmehr seit etwa 700 Jahren rechtlich ver- lung auffordern. Der Vogt berichtet, daß die Papier- schieden und dienen verschiedenen Zwecken. Die Pfarr- mühle seit 51/2 Jahren still liege! Darauf hin wird er pfründe (Kapitalien und Grundstücke) dient der Besol- beauftragt, einen Acker des Papierers zu verkaufen und dung des Pfarrgeistlichen und ist heute bei uns wegen die Schuld zu begleichen. Welche Gründe für die Schlies- der Unzulänglichkeit der örtlichen Vermögen zentral sung der Papiermühle maßgebend waren, ist nicht über- von der bischöflichen Behörde verwaltet und durch die liefert. Da nach Mitteilung des Pfarramts Weilheim im allgemeine Kirchensteuer aufgebessert. Die Heiligengüter Totenbuch in der Zeit von 1813—1830 der Name Pacht- (Ortsfonde) dagegen und die örtliche Kirchensteuer die- ler (Bachtier) nicht vorkommt, ist anzunehmen, daß nen dem Unterhalt der kirchlichen Gebäude und der Pachtler mit seiner Frau fortgezogen ist, ob vor oder Bereitstellung der Kultkosten (Meßwein, Wachs, Para- nach Stillegung der Mühle, ist schwer zu entscheiden. mente). Pfarrpfründe und Heiligengüter wurden einst Von der Papiermühle Weilheim hören wir nichts mehr. zur Kirche gestiftet. Schon vor Karl dem Großen hatten Dagegen wird unter dem 16. 10. 1816 berichtet (Hof- die Pfarrangehörigen zur Pfarrei den Zehnten aller kammer-Protokoll, Hechingen), daß Joh. Schulz von Weil- Früchte, des Heues und des Viehes zu geben, der bei heim und M. Edele von Owingen den Lumpensammlerbe- uns um 1860 abgelöst wurde. Der Großzehnt von den standauf 6 Jahre übernommen haben, um 150Gulden jähr- Garbenfrüchten war im Lauf der Zeit oft in Hand des lich. 1822 erwirbt das Recht zum Lumpensammeln im Für- Patronatsherrn gekommen, der jedoch zum Unterhalt stentum Hechingen der Papierer Ernst Ludwig Laiblen der Gebäude und des Pfarrers das Fehlende zuschießen von Pfullingen, um jährlich 292 Gulden. — Von den mußte. Wegen der Geldentwertung und des Zusammen- Wasserzeichen, mit denen die Weilheimer Mühle ihr schrumpfens der einst finanzstarken Fonde liegt die Papier kennzeichnete, kann nur eines aufgeführt wer- doppelte Last wieder auf den Schultern der Kirchenge- den. Wir müssen aber annehmen, daß mehrere verwen- nossen, sei es als Kirchensteuer, sei es als Spenden. det wurden, wozu aber eingehende Nachforschungen /. A. Kraus nötig wären. Auf Abbildung 1 sehen wir einen Anker, auf der linken Seite des Ankerschaftes den großen lat. Ferienkurse im Buchstaben M, auf der rechten Seite ein P, die Initialen des Namens Michael Pachtler und auf Abbildung 2 Volkshochschulheim Inzigkofen einen Doppeladler mit Krone, Szepter und Schwert und Geologie des Donau- und Bodenseeraumes, auf der Brust einen Wappenschild. Anker wie Doppel- Baukunst in Oberschwaben, adler sind nicht original, sondern werden öfters, natür- Das obere Donaulal, lich in Abwandlungen, von Papiermühlen als Marken Wirtschaftspolitik, verwendet. Das Papier, dem unser Wasserzeichen ent- Werkwochen für Zeichnen, Photographie, Batik und Stoffdruck. nommen ist, stammt von 1791. Bitte fordern Sie das Kursprogramm an

(Auf die Papiermühle zu Weilheim habe ich bereits in Volkshochschulheim Inzigkofen der „Hohenzollerischen Zeitung" Nr. 220, vom 19. 9. 7481 Inzigkofen über Sigmaringen 1942 hingewiesen, aber in kürzerer Form.) Telefon 07571 / 658 In Geldsachen bieten wjr den ¿•fea Service

WissenSie, welche Möglich- keiten in Ihrem Girokonto stek- ken, welche Sparform für Sie besonders günstig ist, über- haupt, wie man Geldprobleme am besten löst? Nutzen Sie doch auch unseren Service I HOHENZOLLERiSCHE LANDESBANK, Spar- und Qirokasse

mit 71 Niederlassungen in Hohenzollern

32 HOHENZOLLERISCHE 4P 382 8 Herausgegeben vom Hohenzollertschen Geschichtsverein HEIMAT in Verbindung mit den Staatlichen Sdiulämtem Hednngen 19. Jahrgang 1969 Nr. 3 und Sigmaringen

LAMBERT HECK Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen

Weit überragt die Gestalt der letzten Fürstin von Ho- als hätte das zollerische Volk geahnt, welchen Schutz- henzollern—Hechingen ihre Zeitgenossen. Nur wenige geist das Land durch sie erhielte. Menschen lassen Spuren aus ihrem Erdenleben zurück, Dem Volk ging es zu jener Zeit auch hierzulande nicht die Zeiten überdauern. Die Fürstin Eugenie ist in unse- gut. Durch die Kriegswirren der napoleonischen Zeit und rer hohenzollerischen Heimat unvergessen geblieben durch die nachfolgenden Mißjahre war jeder Wohlstand bis in unsere Tage, denn aus ihr wirkte tätige Liebe geschwunden, und drückend schwer lagen noch die mittel- und warme Herzensgüte. Sie war eine wahrhaft edel- alterlichen Lasten auf Land und Volk. Mit dem Tode mütige und hochherzige Frau, die man nicht mit Un- des Fürsten Friedrich Hermann Otto im Jahre 1838 recht „die Mutter der Armen, der Kranken und der bestieg Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin mit seiner Kinder" nannte. Geistlicher Rat und Stadtpfarrer Baur Gemahlin Eugenie den Fürstenthron. in Hechingen hat ihre überragende Persönlichkeit, ihr Lebensschicksal und ihr unvergängliches Lebenswerk in Mit ihnen drang ein belebender Strom neuer Gedanken einem Weihnachtsspiel mit dem Titel: „Fürstin Eugenie" und frischen Strebens ins Land. Durch fürstliche Anre- der Nachwelt überliefert. gungen und reiche Geldmittel der Fürstin nahm Hechin- gen einen künstlerischen und geistigen Aufschwung. Das Die Fürstin von Hohenzollern—Hechingcn, Hortense Fürstenpaar förderte eine öffentliche Musikpflege, die Eugenie Napoleone, Prinzessin zu Leuchtenberg und Hechingen einen europäischen Ruf sicherte durch die Eichstädt, wurde am 23. 12. 1808 in Mailand geboren. Konzerte der fürstlichen Hofkapelle. Die Fürstin, da- Sie war aic Zweitälteste Tochter des damaligen Vize- mals noch Erbprinzessin, übernahm selbst Solopartien körngs von Italien, Eugene Beauharnais, des Lieblings- bei Oratorien. Beim Musikfest ;m Jahre 1837 bot Erb- und Adoptivsohnes Kaiser Napoleons I. und dessen prinz Konstantin ais Instrumentalkörper zwe; fürstliche Gemahlin josefine geb. Tascher de ia Pagerie, der Wit- Orchester, dasjenige aus Hecir igen und dasjenige ans we des Generais Vicomte de Beauharnais, der im Jahre Donaueschingen, dazu die Elite des Stuttgarter Hof- 1794 hingerichtet wurde Die Mutter der Fürstin war theater-Orchesters, weiter das Tüo'nger Stiftsorchester Auguste Amalie Luise von Bayern, die Tochter des vom und sonstige ausübende Musiker auf. Dazu kamen noch Volke hochverehrten Kurfürsten und nachmaligen Kö- ein Hechinger Männer- und Frauenchor und die besten nigs Maximilian Josef 1. Eugenies Kindheit fiei in die Chöre der Umgebung Hechingens. Als Dirigenten fungier- Zeit, als Napoleon, der damals die Weit bewegte, auf ten die bedeutendsten Kräfte Südwestdeutschlands: die dem Höhepunkt seiner Macht stand und am Hofe ihrer Hofkapellmeister Lindpaintner aus Stuttgart, Kalliwoda Eltern Wohlstand, Glanz und Pracht herrschte. aus Donauesdhingen, Täg^ichsbeck aus Hechingen und Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte das Fürstentum Universitätsdirektor Silcher. Sonntägliche Hofkonzerte, Hohenzollern—Heesingen längere Zeit keine Landes- zu denen die Mitglieder der Museumsgesellschaft und mutter. Es st deshalb nur zu verständlich, als das kleine des Musikvereins freien Eintritt hatten, zogen auch zahl- Volk unterm Zoller großer Jubel erfüllte, als Erbprinz reiche Musikfreunde aus nah und fern an. Die Fürstin Friedrich Wilhelm Konstantin seinem Lande wieder eine war eine hochgebildete Frau mit vielseitigen musikali- Herrin geben wollte, die nicht nur mit reichen Gütern schen Interessen, eine Musikfreundin, begabt für Gesang gesegnet sei, sondern auch ein edles Herz in ihrer Brust und Klavierspiel, und konnte sidi ebenbürtig an die Seite trage. Am 22. Mai 1826 führte er die junge Prinzessin ihres kunstsinnigen Gemahls stellen. Außerdem war sie Eugenie als Gemahlin heim. Wochenlang waren die Be- eine große Natur- und Blumenfreundin und gilt als die hörden und die Einwohnerschaft von Hohenzollern— eigentliche Schöpferin des Fürstengartens. Denselben ver- Hechingen bemüht, dem jungen Paar einen festlichen traute sie zur sachgemäßen Pflege einem Hof[,>irtner an Empfang zu bereiten. Alles war in freudiger Aufregung und ließ ein Gewächshaus bauen und Blumenbeete an- in der Residenzstadt Hechingen; die Bürger hatten eine legen. Mit ihren Mittein entstand die nach ihr benannte Miliz zu Pferde und zu Fuß aufgestellt und die Dörfer Villa Eugenia als fürstliche Residenz, die das Fürstenpaar hatten Deputationen ausgewählt, die das hohe Paar gegen den ersten Wohnsitz auf dem Linaicn eintauschte. empfangen durften. Eine große Volksmenge drängte „Alles, was aufgegangen ist, geht auch wieder unier sich an der Landesgrenze, als Prinz Konstantin und nur allein die Tugend bleibt bestehen", ein Nachruf, seine charmante Gemahlin in Gauselfingen in ihren der dem Grafen Eitel Friedrich II. vom Chron' ten Herrschaftsbereich einzogen. Dies war von Gauselfingen geschrieben wurde, gilt auch der Fürstin Eugenie. Ihre bis Hechingen ein Triumpfzug ohnegleichen, gleichsam großen menschlichen Qualitäten ruhen auf der Grund- VUla Eugenia (aus dem Kunstdeiikmälerwerk Hohenzollern, Bd. I: Kreis Hechingen — abgekürzt KDH •• Hechingen 1939, Abbildung Nr. 328) läge einer trefflichen Erziehung zu Gebet und Arbeit, Daß ihr das Mutterglück versagt blieb, empfand sie zu strenger Ordnung und Pflichterfüllung, und daraus zwar schmerzlich, aber dafür wurde sie die Mutter der erwuchsen ihre Tugenden. Der Grundzug ihres Wesens Jugend des Fürstentums und fühlte sich am glücklichsten war eine tiefe Religiosität. Ihre wahrhafte und echte im Kreise der Kinder. Sie besuchte sehr häufig die Schu- Frömmigkeit äußerte sie neben dem Gebet in der auf- len, ermahnte zu Fleiß und Tugend und belohnte die opfernden Liebe für die Mitmenschen. Ihre Wohltätig- Strebsamen. In Hechingen baute sie im Jahre 1839 ein keit kam aus einem Herzen, das jedes Leid mitlitt und Kinderhaus, eine der ersten Kinderbewahranstalten im jeden Schmerz mitfühlte; sie kam aus dem Gefühl der süddeutschen Raum, in der die Kinder seit Generationen sittlichen Verpflichtung, das eigene Leben hinzustellen liebevoll betreut und anfangs sogar beköstigt wurden. in das Leben des Volkes. Sie schrieb selber einmal: „Wir Talentierte Kinder ließ sie studieren oder ein Hand- sind füreinander auf der Welt und müssen helfen, wo werk erlernen und bei der weiblichen Jugend sorgte wir können." Ihre Fürsorge begleitete ihre Landeskin- die Fürstin für eine gründliche Ausbildung in der Haus- der von der Geburt bis zum Tode und umfaßte die wirtschaft und in Handarbeit. In Handarbeiten brachte Volkswohlfahrt in allen Bereidien: die Wochen- und Kin- sie es, besonders im Sticken von Meßgewändern, zu derpflege, die Schulen, die Armen und Kranken in Stadt einer geradezu meisterhaften, ja künstlerischen Fertig- und Land, Suppenanstalten und die Ausstattung bedürf- keit, die man jetzt noch an zahlreichen von ihr gestifte- tiger Brautleute. Wie eine barmherzige Schwester ging ten Meßgewändern bewundern kann. sie auf ihren täglichen Besuchen in die Häuser der Aerm- Neben ihrer ernsten Lebensauffassung pflegte sie eine sten und Einsamsten, milderte die Not, stillte die warme und heitere Geselligkeit. Sie war eine Freundin Tränen, sättigte die Hungernden, pflegte die Kranken der Natur und liebte gemeinsames Wandern u. besuchte und richtete die Verzweifelten auf. Nicht Wind noch mit Vorliebe Volksfeste mit ihren herkömmlichen Be- Wetter und nicht die dump*ige Luft und die verwahr- lustigungen. Mit Fastnachtsküchle, Jahrmarkt und Mori- losten Stuben jener Zeit konnten sie von ihrer Liebes- taten verstand sie es, den Kindern fröhliche Fastnacht tätigkeit abhalten oder abschrecken. zu bereiten und zu gestalten.

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Die Mitarbeiter dieser Nummer: Schriftleiter: Gerhard Deutschmann, Hauptlehrer z. A. herausgegeben vom „Hohenzollerischen Ge- Hans Friedrich Autenrieth, 7471 Straßberg/Hohenz. Bohlstraße 341, schichtsverein" in Verbindung mit den Staat- Oberstudienrat i. R., Telefon 07434/765. lichen Schulämtern Hechingen und Sigmarin- 7157 Murrhardt, Gerhart-Hauptmann-Str. 3 Redaktionsausschuß: gen. Verlag: Buchdruckerei Acker OHG. Lambert Heck, Oberlehrer i. R. Hubert Deck, Hauptlehrer, 7487 Gammertingen, Telefon 07574/205. 7451 Rangendingen, beim Bahnhof 7457 Bisingen, Hauptschule Telefon 07476/349, bzw. Die Zeitschrift „Hohenzollerische Heimat" ist Johann Jerg, Studiendirektor a. D. 745 Hechingen, Tübinger Straße 28 Telefon 07471/2937 ¿ine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will be- 7480 Sigmaringen, Roy-Straße 2, Telefon 07571/9422 Helmut Lieb, Hauptlehrer z. A., sonders die Bevölkerung in Hohenzollern mit 7480 Sigmaringen, Hohkreuz la, der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Msgr. Dr. Walter Kaujhold Telefon 07571/95G4. Sie bringt neben fachhistorischen auch po- Fürstlicher Museumsdirektor Die mit Namen versehenen Artikel geben 7480 Sigmaringen, im Schloß, Tel. 07571/603 pulär gehaltene Beiträge aus der Geschichte die persönliche Meinung der Verfasser wie- unseres Landes. Sie enthält daneben einen be- der; sie zeichnen für den Inhalt der Beitrage Johann Adam Kraus sonderen Teil für die Schule und den Lehrer. verantwortlich. Mitteilungen der Schriftlei- Pfarrer und Erzb. Archivar i. R. tung sind als soldie gekennzeichnet. 78 Freiburg-Littenweiler, Badstraße 2 Bezugspreis: halbjährlich 1.40 DM. Manuskripte und Besprediungsexemplare wer- Michael Lorch, Oberlehrer i. R. den an die Adresse des Schriftleiters erbeten. Bestellung der Zeitschrift kann erfolgen bei 7451 Killer, Kreis Hechingen Wir bitten unsere Leser, die „Hohenzolle- jedem Postamt oder beim Schriftleiter. Ringinger Straße rische Heimat" weiter zu empfehlen.

34 R09E JT|

' w Miß -Wf ;

'A vi Ii Ii Fkitme als Erbpnntessm

IithogmpM-: von J. Pcrti';, gedrudtr bei Pilnty ind Lcihle n Milndic i.

Die letzten Jahre ihres kurzen Lebens waren durch gen der Fürsorge der letzten Fürstin für ihr Land und ein unheilbares Lungenleiden verdüstert. In der wür- Volk, während die kirchlichen und sozialen Stiftungen, zigen Luft und in den Heilquellen von Badenweiler die in Geldwert angelegt waren, der Inflation zum und Baden-Baden suchte sie Genesung. In der Morgen- Opfer gefallen sind. Ihr Leichnam wurde in der Gruft frühe des 1. September 1847, auf dem Rückweg von in der Stiftskirche in Hechingen beigesetzt. Auch ihr Baden-Baden, im Hotel Post in Freudenstadt, schlug Herz hat dort in einer Nische, in einem kunstvoll ge- ihre Sterbestunde mit den Worten: „Grüßt mein teue- arbeiteten silbernen Behältnis verwahrt, einen würdigen res Vaterland, grüßt meine lieben Hechinger". Interes- Platz gefunden. Die Mutter der Fürstin, die Herzogin sant ist die Würdigung, die der damalige Rabbiner Dr. Amalie von Leuchtenberg, hatte das Herz Eugeniens Samuel Mayer in Hechingen der verstorbenen Fürstin in der Hauskapelle im Palais Leuchtenberg aufstellen entgegenbrachte: „Unsere Zierde haben wir verloren. Ich lassen, denn sie wollte alle ihre Kinder um sich haben. spreche nicht von ihrer schimmernden Pracht. Einfach Nach Zerstörung des Palais Leuchtenberg im Jahre 1943 und natürlich war ihr Gewand, Bescheidenheit ihr schön- kam das Herz der Fürstin in die Königsgruft der Mün- stes Diadem, wie eilte sie in die Hütten der Dürftigen, chener Michaelskirche, und von dort brachte es Prinz wie sie Trost und Mut spendete, wie sie Licht der Blin- Franz Josef von Hohenzollern im September 1952 nach den war, Kraft den Gelähmten verlieh, wie sie kleidete Hechingen und gab es in die Obhut von Geistl. Rat die Nackten und sättigte die Hungernden, emporrichtete und Stadtpfarrer Baur, der es in der Stiftskirche bei- die Verzweifelten. Da beugte sie sich vor dem Allmäch- setzte. tigen in den Räumen ihres Gotteshauses in ehrfurchts- voller Demut." Der Fürstin zu Ehren erstellte die Hechinger Bürger- schaft vor dem von ihr gestifteten Kinderhaus ein Denk- Namenlose Bestürzung über die Todeskunde ergriff das mal. Die Kosten wurden durch freiwillige Spenden auf- Volk in Stadt und Land, welches ihrer lieben Toten gebracht. Die Büste fertigte der aus Hechingen gebürtige eine ergreifende Kundgebung bereitete. Bildhauer Josef Metzger in Hassfurt a. M. aus bestem Das Testament der Fürstin krönt ihre Guttaten. Sie ver- Tiroler Marmor. Das Postament ist aus einem Block machte ihrem Lande 270 000 fl. Das Kinderhaus, das Adneter Marmor, der aus Salzburger Brüchen stammt, Eugenienstift (jetzt Alters- und Armenheim), mit Gütern herausgearbeitet, und der Bau ist aus hellem Sandstein ausgestattet, und das Krankenhaus, das mit dem Stif- und roten Sockelquadern aus Heiligenzimmern ausge- tungskapital gekauft wurde, sind noch lebendige Zeu- führt worden. Der fürstl. Baurat Laur fertigte den Ent-

35 wurf des Denkmals. Im Jahre 1884 wurde dasselbe ein- Fürstentum. Dazu kamen noch schwere Miß-, Hunger- geweiht. und Teuerungsjahre, so das Hungerjahr 1817 und die Möge dieses Denkmal künftigen Geschlechtern die Erin- Mißjahre 1846/47. Zur Speisung der Ortsarmen wurden nerung an die große fürstliche Wohltäterin und Landes- in vielen Orten öffentliche Suppenanstalten eingerichtet, mutter wachhalten! von einer solchen führt in Rangendingen eine Gasse heute noch den Namen „Suppengasse". Zur Beschaffung von Lebensmitteln und Saatfrucht mußte z. B. auch hier eine Anleihe von 4 000 fl gegen Verpfändung von 40 Jauchert Allmand aufgenommen werden. Wenn ein Acker gegen einen Laib Brot gehandelt wurde, spricht dies sehr eindeutig für die Not zur damaligen Zeit. Die Säkularisation schmälerte auch das Kirchenvermö- gen, aus dem dem kleinen Mann in dringenden Fällen Geld geliehen werden konnte, und durch Auflösung von Klöstern gingen die Zuwendungen an Arme verloren. Die Kirche war häufig Geldgeber aus Stiftungen und anderem Kirchenvermögen, woraus audt namhafte Mit- tel für Wohlfahrtszwecke verwendet wurden, insbeson- dere auch für das Schul- und Bildungswesen. Die Kirche fühlte sich aber auch durch die Säkularisation von der Gefahr unnötiger Verquickung mit irdischer Politik von der Last vieler Sorgen befreit. Sie war jetzt darauf vor- bereitet, unverdächtig an die immer lauter werdende soziale Frage heranzutreten. In den Revolutionsjahren 1948/49 kämpften in Hohenzollern eine Reihe von Geistlichen um eine freiheitliche Verfassung. Der Drang nach Freiheit wirkte immer stärker und stärker unter den Untertanen, nachdem sich die Anschauung über die Herren- und Bürgerrechte änderten. Eine neue Gemein- deordnung brachte einen neuzeitlichen Zug in die Ver- waltung der Gemeinden, und so wurde auch 1833 eine für damalige Begriffe fortschrittliche Schulordnung er- Billardhäuscben im Park der Villa Eugenia lassen. Aber man wußte keinen Rat, für die wachsende (aus KDH, Abbildung Nr. 326) Bevölkerung neue Existenzgrundlagen zu schaffen. Im Killertal griff man z. B. zum Hausierhandel als Selbst- hilfe, während anderwärts im Handwerk zusätzliche Hinweise zur unterrichtlichen Behandlung Verdienstmöglichkeiten gesucht wurden, und zahlreiche Existenzlose wanderten damals aus. Eine neue Gewerbe- Die Fürstin Eugenie war eine überragende Persönlich- keit, und ihr wohltätiges Wirken aus sittlicher Ver- pflichtung ist auch für unsere Zeit von beispielhafter Bedeutung für die Erziehung unserer Jugend zu hilfs- bereiten Menschen. Zwar werden unsere Kinder durch die modernen Publikationsmittel: Rundfunk, Fernsehen, Schulfunk und Presse in weitem Maße mit der großen weiten Welt und allen Sorgen und Nöten der Mensch- heit laufend konfrontiert, aber sie selbst wachsen in einer Wohlstandsgesellschaft groß, in der sie keine mate- rielle Not zu leiden haben. Die unterrichtliche Behand- lung des vorgenannten Themas setzt daher eine gründ- liche Kenntnis der Orts- und Heimatgeschichte, beson- ders aber der Zeitverhältnisse in der ersten Häfte des 19. Jahrhunderts, voraus. In zahlreichen Festschriften Villa Silberburg (aus KDH, Abbildung Nr. 331) von Vereinsjubiläen und in Ortschroniken sind inte- Ordnung erleichterte die Entwicklung von Handwerk ressante Einzelheiten aufgezeichnet, die die Zeitver- und Gewerbe, und durch die Gründung landw. Vereine hältnisse aufhellen. In den napoleonischen Kriegswirren wurde eine Verbesserung der Landwirtschaft versucht. verarmten Land und Volk durch Truppendurchzüge, Sicherlich gab sich die fürstl. Regierung Mühe, nach Mög- Einquartierungen und Kriegslasten. Die Pfarreien und lichkeit zu helfen, aber das Verhältnis breiter Schichten die Gemeinden hatten hohe Kriegslasten zu tragen, und der Bevölkerung zum Landesherrn und seiner Regierung von ^"esen wurden außerdem fast unaufbringliche Na- war schon von früher her so stark belastet, daß auch turalleistungen gefordert. Den Gemeinden erwachsen gutgemeinte Maßnahmen auf Mißtrauen und Wider- drückende Schuldenlasten, die sie durch Kreditaufnah- stand stießen. Die aufgeregte Stimmung im Lande men abdeckten. Dazu kamen noch die von den Unter- führte dann in den Märztagen 1848 zur Revolution. tanen immer unerträglicher empfundenen Reallasten. Aus diesen Zeitverhältnissen wäre das Lebensbild und Als Rheinbundstaaten hatten die Fürstentümer militä- das Wirken der Fürstin Eugenie der Jugend verständ- rische Kontingente zu stellen, und die Kriegsleistungen lich zu machen — ihr menschlicher Adel, ihre Herzens- führten zu einer völligen Verarmung des Fürstentums bildung, ihre gute und vielseitige Begabung, ihre vor- Hechingen. Die Entwicklung zu einem geordneten treffliche Erziehung nach echter christlicher Gesinnung, Staatswesen führte in ihm am finanziellen Ruin vorbei. zu Zucht, Ordnung, Pflichterfüllung aus sittlicher Ver- Eine ungedeckte Schuld von 300 000 fl belastete das antwortung, ihre herablassende Liebestätigkeit im Dien-

36 Schloß Lindich (aus KDH, Abbildung Nr. 342)

ste der Mitmenschen; sie war im wahrsten Sinne des Sauter, Walter: Wortes Landesmutter. Die letzte Hechinger Fürstin. Das Bunte Blatt der In der Gemeinschafts- und Sozialkunde wären die gros- Hohenz. Blätter v. 4./5. 9. 1937. sen sozialen Gegensätze der damaligen Zeit aufzuzeigen. Baur, Carl: Soziale Hilfe wurde auf freiwilliger Basis im Sinne Fürtin Eugenie, ein Weihnachtsspiel. christlicher Liebestätigkeit kirchlicherseits, von privaten Fürstin Eugenie von Hohenzollern. Hohenz. Zeitung Wohltätern und von der Dorfgemeinschaft geleistet. Es vom 30. 10. 1952. war noch ein weiter und beschwerlicher Weg bis zu den Das Herz der Fürstin Eugenie. Hohenz. Zeitung vom heutigen staatlichen und sozialen Einrichtungen und 31. 10. 1952. Errungenschaften und zu den großen kirchlichen und Siebzig Jahre Eugenien-Denkmal. Hohenz. Zeitung weltlichen Hilfsorganisationen. vom 1. 9. 1954. Die Besichtigung der Wirkungs- und Gedenkstätten der Fürstin Eugenie war eine echte Mutter des Landes. Fürstin Eugenie in der Kreisstadt Hechingen: Villa Schwarzw. Bote vom 3. 1. 1958. Eugenia, Fürstengarten, Kinderhaus mit Denkmal der Fürstin Eugenie gab durch ihr Leben ein Beispiel. großen Wohltäterin, das alte Krankenhaus und die Schwarzw. Bote vom 4./5. 1. 1958. Stiftskirche lassen den Geist der Fürstin wieder lebendig werden. Auch das Weihnachtsspiel „Fürstin Eugenie" Ferner: von Geistl. Rat Stadtpfarrer Baur könnte im Rahmen Buckenmaier, Anton Heinrich: von Schulveranstaltungen auch einer breiteren Oeffent- Eugenie, Fürstin von Hohenzollern-Hechingen. lichkeit nutzbringend dargeboten werden. Menschen und Mächte um eine Stiefenkelin Napo- leons I. Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte (ZHG) 1 (1965). S. 1—173 (12 Abb.). Literatur- und Quellenverzeicbms Pfeffer, Anton: Die Klischees (außer Bild 2) zu diesem Artikel wurden Vom Kaiserstammland Hohenzollern. Rottenburg uns freundlicherweise vom Landeskommunalverband der (Neckar) o. J. Hohenzollerischen Lande zur Verfügung gestellt.

Aus dem Inhalt der Hundert Jahre Fürstlich Hohenzollerisches Museum in ZEITSCHRIFT FÜR Sigmaringen. HOHENZOLLERISCHE GESCHICHTE Zweiter Teil: 4. Band — der ganzen Reihe 91. Band — 1968 Der weitere Ausbau des Museums. Sein Verkauf und Wiederaufbau. Günter Biemer Edilbert Menne (1750—1828). Ein vergessener Novize Günter Schulz. und Konventuale des Klosters St. Luzen in Hechingen. Geschichte der geologischen Kartierung von Hohenzollern. Maren Rehfus. Das Schulwesen in der Herrschaft Wald. Herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein Walter Kaufhold. Sigmaringen. Zu beziehen bei der Schriftleitung, Sigma- Fürstenhaus und Kunstbesitz — ringen, Karlstraße 32.

37 HANS FRIEDRICH AUTENRIETH

Heinrich Hansjakob reist durch Hohenzollern (1900)

Im Frühjahr 1900 kam dem zu jener Zeit vielgelesenen pläzwis no schleachter. Nur verstond sie ihre Herra Schwarzwälder Volksschriftsteller aus Haslach im Kin- (Beamten) besser als wir die unsere. Die preußisch' zigtal, Pfarrer Heinrich Hansjakob (1837—1916), der Sproch verstond wir ett und learet sie au ett und wel- hübsche Einfall, eine längere „Luftkur" im offenen Wa- let sie au ett leare'." — Inzwischen will ein anderer gen zu genießen und so durch Schwarzwald, Baar, He- Bauer nach Gammertingen telefonieren; der konserva- gau, hinab ins Donauried und von da zurück tive Reisende wundert sich darüber. „Daß hier oben durch Hohenzollern zu schweifen. Wir lassen diesem schon das Telefon funktioniere und von den Bauern bedeutenden Mann möglichst selbst das Wort, um seine benützt werde, hätte ich nicht geglaubt. So schön und Eindrücke auf der Fahrt durch Hohenzollern, sein Ur- erfreulich diese Erfindung ist. . ., so meine ich doch, teil und seine Ausdrucksweise kennen zu lernen, und je weniger man von seinen Mitmenschen hört und ¡e blättern zu diesem Zweck im ersten Band seiner „Reise- seltener man mit ihnen verkehrt, um so weniger wird erinnerungen". die innere Ruhe und Zufriedenheit gestört. Das Tele- Am 28. Juni rasselt seine Kutsche mit dem Kutscher fon ist auch eines jener neuzeitlichen Galopp- und Hast- Konrad auf dem Bock von Zwiefalten steilaufwärts mittel, die sicher den Menschen das goldene Zeitalter durch einen schönen Buchenwald auf die Hochfläche. auch nicht bringen werden." „Die Lerchen jubelten hoch über den weiten Fluren, Die Pferde sind inzwischen satt, die Fahrt geht weiter. ein Schäfer weidete seine friedliche Herde am Wege hin, „Zwischen Kettenacker und dem nächsten Ort, Feld- erfrischende Winde zogen daher, und mir ging das Herz hausen, zeigt sich eine weite, reichlich mit Früchten und auf. Aber auch der Schäfer weiß nicht, wie weit es nach Gräsern angebaute Hochebene, so daß das letztere Dorf Gammertingen ist. ,Dös leit, glaub i, do drübe im Preu- seinen Namen wohl verdient." Bald erblickt man von ßische; do bin i aber no nia g'wea' lautet sein Bescheid . . der Höhe aus das Tal der Laudiert. „Dieses Flüßchen Es mochte fünf Uhr des Abends sein, als ich das erste soll seinen Namen haben von dem altdeutschen Worte schwäbisch-preußische Dorf, Kettenacker, erreichte. Hier luchen, d. i. sich krümmen. Und in der Tat zieht es in mußten die Pferde restauriert werden. Ich trat in die beständigen Schlangenwindungen die grüne Mulde herab, kleine, sonnige Wirtsstube, ließ mir ein Glas Wein ge- die vor unseren Augen liegt." Ihr nähert sich der Weg. ben und setzte mich zu einem schwäbischen Bauer, der „Wir fahren. . . noch einige Zeit talaufwärts, und um hemdärmelig hinter einem großen Schoppen Bier saß . . . acht Uhr des Abends sind wir in dem Städtchen Gam- Nach einigem Hin- und Herreden rückte ich mit der mertingen, das uns von der Höhe aus schon lange zu- Frage heraus: „Seid Ihr Hohenzollern jetzt zufrieden, gewinkt hat. Vor seinem Hause, gleich am Eingang des daß Ihr preußisch seid?" Die Antwort lautete: „Wella- Städtchens, erwartet uns der Pfarrherr ... In seinem weag sin wir z'frieda, a Bouer hot koi andre Wahl. Hause war ich aufs beste aufgenommen. Sein Bäsle, das Der Preuß hot aber seit 1870 au alle gfressa, un die ihm den Haushalt führt, ist aus der Aichhalden, in der Wirtteberger Boura sin koi Hoar besser dra als wir, Nähe des oberen Kinzigtales, und eine eifrige Leserin meiner Bauernbücher . . . Forellen und Kalbsbraten hatte die Gute gerichtet, und sie war fast böse, als ich nur um Milch bat ..." Am folgenden Tag wurden die Apo- stel Petrus und Paulus gefeiert. „In diesem weltfernen Amtsstädtle leben lauter religiöse Menschen; selbst die Beamten und Ärzte besuchen regelmäßig den Gottes- dienst . . . Die Kirche ist stillos, aber der alte Sakristan gleicht aufs Haar und auf den Bart dem heiligen Vin- zenz von Paul und hat mir deshalb mit Macht impo- niert." Schon vor neun Uhr erfolgt der Aufbruch „Es war noch nicht zehn Uhr, als ich in das Dorf Neufra kam, das noch im Tale der Vehla liegt. . . Das Dorf war, weil alles beim Gottesdienst, wie ausgestorben. Es herrschte eine weihevolle Stimmung über ihm, und ein freundliches, neues Kirchlein erhöhte dieselbe. Schon auf der Höhe über dem Dorfe hatte ich mich an einem Manne erbaut, der barhäuptig, einen Schirm über sich aufgespannt, vor einer Kreuzwegstation gar andächtig betete, während die Morgensonne ihren Segen dazu gab. —- In dem Dorfe Burladingen\ nahe der Wasserscheide zwischen Donau und Rhein, zwischen Killer, Starzel und Vehla, an der Quelle der letzteren gelegen, war eben der Gottesdienst aus, als ich durchfuhr, und die Leute standen im Feiertagsstaat vor ihren Häusern, jung und alt in neumodischen Hudeln. Selbst die gelben Leder- schuhe fehlten nicht. . . Gleich unter Burladingen tref- fen wir auf den Damm einer im Bau begriffenen Eisen- Hansjakob als Student in Rastatt bahn . . . Bald wird das Hauptroß der Kultur, die Lo-

38 komotive, auch in dieses einsame Tälchen seine Seg- nungen tragen... In dem Weiler Starzein muß der Konrad füttern. In der sonnigen Wirtsstube. . sitzen zwei Südtiroler. Sie klopfen Schottersteine für den Bahnbau . . . Sie sind Ritter der Arbeit und dienen auch im Krieg . . ., den die Kultur mit der Natur führt und welcher der Menschheit vielfach schwerere Wunden schlägt, als blutige Schlachten". „Der Hauptort des Killertales ist zweifellos das heitere Dorf Jungingen. Wohlhäbigkeit schaut aus allen Häu- sern so weltfroh, als wollte sie sagen: Unser Reich ist von dieser Welt. Jungingen ist auch die Zentrale für den Handel und das Gewerbe des Tales. Junginger kamen in meiner Knabenzeit schon als Geißelstock- händler und Krämer auf die Jahrmärkte nach Hasle (Haslach). Und vor mehr als einem halben Jahrhundert hab' ich einem Krämer Bosch aus Jungingen an den Jahrmärkten zu Hasle Handlangerdienste geleistet — um einen kleinen Fingerring oder um eine gemalte Griffelbüchse". Gar nicht hübsch erscheint „die scheuern- stilige Pfarrkirche . . . Übrigens soll . . . ein Pfarrer in Jungingen nicht auf Rosen gebettet sein, was mit der Wohlhäbigkeit und mit der Freizügigkeit der Bewohner zusammenhängen mag. Auf der andern Seite muß aber doch geistliches Blut in den Jungingern stecken, weil der Ort schon viele Priester hervorgebracht hat." Uber die Starzel, die durchs Killertal fließt, führen einfache, schöne Hansjakob mit Pfarrershut Holz- oder Steinbrücken. „Diese Brücken taten meinem Auge so wohl, weil sie das landschaftliche Bild nicht vor dem Gasthaus zum Rad halten. Der elegante Wirt zerstören wie die vielen schändlichen Eisengitterbrücken, weist ihm ein besonders schönes Zimmer zu. Am Frem- die man in der neueren Zeit fast überall antrifft." Bald dentisch erkennt er einen jungen Kaufmann wieder. „So zieht der Reisende in Schlatt ein; es ist das unterste Dorf kam es, daß ich, sonst stets schweigend an Wirtstafeln im Killertal. „An der Landstraße steht ein kaum vollen- sitzend, mitredete. Der junge Radwirt war auch Gast an detes gotisches Backsteinkirchlein und verklärt den seinem Fremdentisch, und das gefiel mir, noch mehr ge- kleinen, sonst unscheinbaren Ort. Und doch ging aus fiel mir, daß der Mann nicht bloß äußerlich einem diesem Dörflein ein für den Pfarrer von St. Martin in Amtsrichter oder zweiten Staatsanwalt gleicht, sondern Freiburg (nämlich Hansjakob selbst, d. V.) wichtiger auch die allgemeine Bildung eines solchen hat. Er spricht Mann hervor, der Chordirigent Joseph Diebold. Seine mit viel Verständnis, selbst über Kunst. — Noch wäh- Leistungen im Kirchengesang und auf dem Gebiet der rend des Essens erschienen zwei junge geistliche Herren, religiösen Komposition sind allgemein anerkannt... Sein die Kapläne des abwesenden Pfarrers von Hechingen, Vater war Schulmeister in Schlatt, und die Hofmusiker um mich einzuladen, im Pfarrhause Quartier zu neh- im nahen Hechingen seine Lehrer in der Musik. Der men." Der Pfarrer Severin von Krauchenwies hatte den letzte Fürst von Hechingen, Friedrich Wilhelm, hatte Dichter ohne sein Wissen angemeldet, doch dankte er, nämlich die beste Hofkapelle in Deutschland . . ." Die- um den Radwirt nicht zu beleidigen. Nach kurzer bold ist kgl. preußischer Musikdirektor. Er „hat, wie Visite im Pfarrhaus begab er sich mit einem der Kapläne alle großen Künstler, seine Eigenheiten . . . Aber wenn in die Stadtkirche. „Ihr Inneres überwältigte mich . . . ich am Altar stehe und er seinen Chorgesang erschallen Sie ist ein majestätischer Festsaal, so feierlich, so weit läßt, so begeistert er mich nicht nur, er rührt mich oft und so hoch, daß man hell aufjauchzen möchte vor zu Tränen . . . Ich habe schon oft gedacht, wenn alle Freude, weil man Gott ein so würdiges, lichtes Haus natürlichen und übernatürlichen Teufel mich plagen hier gebaut hat." Er erfuhr, die Kirche sei 1780 bis würden zum Abfall vom christlichen Glauben... — 1782 nach dem Plan des großen südfranzösischen Bau- das Credo von Koenen . . . würde mich retten von allen meisters Michael d' Ixnard von dem Werkmeister Groß- Mächten der Hölle". bayer aus Haigerloch errichtet worden. „Sie ehrt in hohem Maße den Fürsten Joseph Wilhelm von Hohen- Jetzt aber zeigt sich, „leuchtend im Äther des Sonnen- zollern, der sie bauen ließ ..." Freilich, „man erzählt, lichts, die Burg Hohenzollern und zu ihren Füßen auf Ixnard sei aus Hechingen durchgebrannt, weil der Fürst einem Hügel, imposant wirkend, die preußisch-hohen- ihm Vorwürfe gemacht, daß sein Plan zu kostspielig zollernsche Stadt Hechingen . . . Besonders effektvoll und zu großartig werde. Man muß aber einem Genie nie wirkt die massige Hauptkirche, die in den Häusern zumuten, bei seinen Entwürfen mit den Kosten zu diinsitzt, wie eine stolze, schwäbische Königin-Mutter rechnen wie ein Maurermeister, wenn er einen Uber- inmitten ihrer Enkelkinder. So hatte Hechingen mein schlag zu einem Bauernhaus oder zu einem Holzschup- Herz gewonnen, noch ehe ich in die kleine Stadt ein- pen macht." zog." Nur daß er dann an einem Spital ein Schild Am Spätnachmittag finden wir unseren Hansjakob in lesen mußte: 'Betteln verboten. Das Verabreichen von der Kutsche auf dem Weg zum Hohenzollernschloß; Speisen untersagt', ärgerte ihn. „Auch das merkte ich einer der Kapläne, der Radwirt und der Kaufmann vom im Hineinfahren an den Firmenschildern, daß unter den Mittagstisch sind dabei. „Auf der Hinfahrt zur Burg Söhnen Hachos viele Kinder Israels sich niedergelassen zeigte mir Hechingen seine Villen und seine fürstlichen haben. Trotzdem soll es in Hechingen keine Antisemiten Landhäuser so elegant und so vornehm, daß ich nur geben. Da müssen ja die Juden die reinsten Engel sein." staunen mußte . . . Eine schöne Straße führt. . . am Zol- Ganz nahe bei der monumentalen Stadtkirche läßt er lernberg hinauf. Dieser erhebt sich pyramidenförmig in

39 der Landschaft wie ein gewaltiger Vorposten der schwä- mir an diesen Landbewohnern auffiel, waren die hohen, bischen Alb. Auf seiner höchsten Spitze liegt die Burg." kräftigen Gestalten der Wibervölker. Hohenzollern Aus näherer Schau will dem Besucher der Neubau erst scheint überhaupt das Land der Riesendamen zu sein." nicht gefallen. „Die .mittelalterlichen Formen sind so Und nun bietet sich die schönste Ueberraschung. „Wir glatt, so schablonenhaft aufgeführt, daß man glauben sind . .. längst über Rangendingen hinausgekommen und möchte, man hätte ein Potemkinsches Schloß vor sich, aus fahren auf wellenförmigem, ährenreichem Hügelland Brettern oder Kartonage für kurzen Bedarf hergestellt. dahin. Doch nicht lange. Bald geht's in eine Talschlucht Anders gestaltet sich die Sache, sobald wir durch die hinab, in deren Tiefe uns ein überraschender Anblick Windungen des Torweges hinauf in den Burghof ge- wird. Vor uns liegt, wie ein Bergnest in den Abruzzen, langt sind und das Innere betreten. Da zeigt sich, .. . wie eine Phantasiestadt auf einer Weihnachtskrippe — daß wir ein echtes, hochadeliges, vornehmes Ritterschloß das alte Städtchen Haigerloch. Man meint, ein Erdbeben des Mittelalters vor uns haben . . . Die herrschaftlichen habe einst einen Teil des Landes verschlungen und dann Innenräume . . . sind mehr prunkvoll als stilvoll herge- rechts und links der so entstandenen Kluft zwei Hügel stellt, machen aber auf gute, deutsche Untertanen zwei- in die Höhe getrieben. Später habe ein Sturmwind aus fellos den größten Eindruck. Mein Kutscher . . . machte allen vier Himmelsrichtungen Türme und Häuser da- die Schlittenfahrt in den Filzschuhen durch die Säle auch hergetragen und sie im Wirbel auf den Hügeln und in mit und war ganz starr vor Staunen." Der Führer be- der Tiefe zerstreut, um Haigerloch zu bilden . . . Bald herrschte den preußischen Dialekt vollkommen. „Zu sind es die malerischen Türme, die unsern Blick fest- meiner Verwunderung sagte man mir aber, der Mann halten, bald die herrlichen alten Häuser mit Holzfach- sei ein echter hohenzollerischer Schwabe. Den sollte die werk, die wie Schwalbennester an Fels und Berg hinauf- Regierung im Winter als Sprachlehrer zu den schwäbi- hängen, bald das Flüßchen Eyach, das in tiefem Bette schen Bauern schicken, auf daß er ihnen das Preußische mitten durch das Städtchen stürmt. Steil bergan führt beibrächte." Daneben entzückte Hansjakob die gewaltige auch die Straße zum Gasthaus ,Zur Post', wo ich Mittag Fernsicht durch die Fenster dieser Prunksäle. — „In der machen will." An der Tafel klagen zwei Geschäftsleute, Kantine, einer echten Kneipstube aus der Ritterzeit, daß noch keine Eisenbahn Haigerloch berühre. Doch nehmen wir eine Erfrischung . . . Ein mir fremder Gast „ihr Wunsch wird sich bald erfüllen; die Kultur baut kommt auf mich zugeschritten, fragt, ob ich der Pfarrer eben auch in dieser Gegend die Straße für ihr Trojaner- Hansjakob sei, und hält dann an mich eine schwung- pferd." volle Begrüßungsrede in seinem Namen und im Namen Am Nachmittag läßt Hansjakob sich auf die Höhe zu seines Pfarrers, mit dem er seit Jahren sich in die Le- dem gewaltigen viereckigen ,Römerturm' führen. „Bei der sung meiner Bücher teilt. Der Mann brachte midi durch St. Annakirche lasse ich halten, schaue über das Häuser- sein Lob in wirkliche Verlegenheit. Ich kam mir vor, gewirr hinweg hinab ins Eyachtal. . . Das Innere der St. wie eine alte Hexe, die man als einen Engel an Schön- Annakirche ist reizender, reicher, später Rokokostil aus heit und Tugend preist." Der Sprecher war Lehrer im der Mitte des 18. Jahrhunderts. Die vielen, lustigen En- württembergischen Unterland. gel . . machen förmlich ,Fanges' auf den Altären, was mir Hochbefriedigt fuhren die Besucher im Abendschein berg- sehr gefiel. — Es ist Sabbat, und in der Straße und auf abwärts. „Unterwegs erzählten mir meine Begleiter eine der Höhe sah ich viele Jüdinnen lustwandeln, unter gute Anekdote aus dem Jahre 1866, wo die Württem- ihnen Schönheiten ersten Ranges. Die Juden bewohnen berger in antipreußischem Sinn die hohenzollernschen in der Nähe des Römerturmes ein eigenes, lustig und Lande und auch die Zollernburg militärisch besetzt hat- luftig gelegenes Quartier, machen ein Viertel der 1200 ten. Eines Tages kamen nun württembergische Soldaten Seelen zählenden Amtsstadt aus und sind schon seit drei von der Burg nach Hechingen herunter und grüßten Jahrhunderten hier ansässig." Mit dem jungen Kaplan, einen ehrsamen Bürger dieser Stadt, der gerade vor bei dem er angekündigt war, fährt er zu Tal; zweimal seinem Haus Holz sägte, mit den Worten: ,Grüaß rufen dem bekannten Schriftsteller Haigerlocherinnen Gott, Landsma!', mit welchem Gruß sie andeuten woll- freudige Grußworte zu. Auf dem andern Hügel, dem ten, daß Hechingen jetzt württembergisch sei und bleibe. Schloßberg, wohnt der greise, schwerkranke Dekan und Ohne sich bei seinem Holzsägen stören zu lassen, gab Stadtpfarrer Schnell, der den Amtsbruder erwartet. der seit 1850 annektierte Preuße und Hechinger zur Hansjakob muß am Fuß des Berges aussteigen und äch- Antwort: ,Ihr wäret au welle preußisch wäre' —- und zend eine endlose Zahl von Stufen emporklimmen. „Ich stellte damit äußerst satirisch die Strafe in Aussicht, besann mich angesichts meiner Bewegungsschwäche ernst- welche die Württemberger dafür erwarte, daß sie preu- lich, ... an dieser steinernen Leiter hinaufzusteigen. Da ßisches Land so hoffnungsvoll in Besitz genommen. —" auf derselben auch die Hauptpfarr- und Schloßkirche Am nächsten Tag, den 30. Juni, erfolgt noch ein kurzer erklettert werden muß, so verdienten die Haigerlocher Abstecher zu der 1586—89 von Graf Eitel Fritz VII. einen besonderen Ablaß für jeden Kirchgang." Der De- von Zollern erbauten ehemaligen Franziskaner-Kloster- kan empfing den Besucher „aufrecht stehend und in ta- kirche Sankt Luzen (Lucius). „Das Innere der Kirche dellosem Anzug .. . wie ein Fürst, der seine letzte Au- ist ein Kabinettstück des Renaissancestils, zwar nur in dienz gibt". Leider mußte er nach Hansjakobs Weggang Stuck, aber reizend; für einen Bettelorden fast zu die Anstrengung mit einer Ohnmacht bezahlen, und drei schön", meint Hansjakob. „Die Klostergebäude . . . sind Wochen später erlöste ihn der Tod. In der Kirche be- heute in eine Brauerei umgewandelt, die sich unpassen- wunderte unser Landfahrer den herrlichen Renaissance- derweise mit dem Namen ,St. Luzen' schmückt; denn altar; das Schloß, einst Lieblingsresidenz des 1764 hier der heilige Lucius, der Apostel von Chur-Rätien, hat gestorbenen Fürsten Joseph aus der Sigmaringer Linie, mit Brauereien, Fabriken und sonstigen Dividendenge- jetzt Oberamt, interessierte ihn nicht. „Ihn besuchte einst schäften wahrlich nichts zu tun." in Haigerloch der ebenso frivole als gewalttätige Herzog Karl Eugen von Württemberg. Die romantische Lage Die Pferde setzen sich wieder in Trab. „Es wimmelt dieses Städtchens gefiel diesem Tyrannen so gut, daß er heute in dem nun weiter gewordenen Starzeltal von meinte: ,Hier würde ich mich arm bauen'." Landleuten, die mit der Heuernte beschäftigt sind. Vor dem großen Dorfe Rangendingen begegneten mir die Nun ging es die Steinstufen wieder hinab, der Begleiter Dorfbewohner mit langen Reihen von Wagen . . . Was verabschiedete sich, und der Konrad auf dem Bock kut-

40 schiene Bad Imnau zu. „Die Straße führt durch die An- lagen des Bades Imnau und am Hotel vorbei, und es gefiel mir, daß laut Inschrift auf einer Tafel das Peit- Eusa Küahle hot a Kälble, schenknallen hier ausdrücklich verboten ist." Ehe er an Des ist rund und nudelfett; den Grenzpfählen vorbei ins Württembergische hinüber- Glitza tuat's, wia g'schmiert mit Sälble, wechselte, um in Horb Station zu machen, fiel ihm ein, 's Tierle ist gar dundersnett. daß er den Hauptlehrer Fink in Haigerloch hätte be- suchen sollen. Der hatte ihm vor Jahr und Tag seine Lot ma's naus, no macht es Jucker, Gedichte in schwäbischer Mundart zur Begutachtung ge- Daß ma krank se lacha muaß; schickt. „Als Freund jeden Dialekts las ich sie und fand Streichlet ma's, na tuat's koin Zucker, reizende Schilderungen des bäuerlichen Alltagslebens." Höchstens stupft es mit 'm Fuaß. Ein Band ,Dichterstimmen aus Hohenzollern' war 1898 's fährt a Metzger rei in Flecka, erschienen. „Trotzdem diese Dichterstimmen in Haiger- 'Los au, wia sei Karo schnauft —• loch gedruckt wurden, findet sich der Dichter Fink nicht Tuat 'm Vater Geld na strecka, darunter, obwohl er ein viel besserer Dichter ist, als Und — mei Kälble ist verkauft. viele seiner dichterischen Landsleute. . ." Darum — und damit verabschieden wir uns von unserem Gast — ver- Eaba füahrt ma's num am Eckle, zeichnet dieser auch in den Reiseerinnerungen ein Ge- Karo bellat hinta drei — dicht jenes „wack'ren Sohnes des großen Schmied-Jör- 's Kälbles Muater heult ganz schreckle; gen" von Inneringen; es enthält „die reizenden Worte Möcht beim Strohl (Blitz) koi Metzger sei!' eines schwäbischen Bauernkindes über seines Vaters Kälble":

JOHANN ADAM KRAUS Vom Burladinger Schlößle

Friedrich, Graf von Zollern und Bischof von Augsburg Fransen, ein Trog mit Leinwand, Leinlachen, ein arrasses (1485—1505) hat im Jahre 1492 in Burladingen zwi- Bettzelt (aus Arras in Frankreich), Tischtücher, Zwehlen schen dem Alten Schloß (später Zehntscheuer) und der (Handtücher), Besen, verschiedenes Zinngeschirr und Ge- Fehla, unweit der Georgspfarrkirche, ein Jagdschloß schirr aus Blech, Flaschen, Fischmulde, Becken, Kannen, errichten lassen. Das Erbauungsjahr ergab sich aus einem Gießfaß, Zwachbecken (Waschbecken), große und kleine Wappenstein über dem Tor, der im Jahre 1860 nach Leuchter, Fischberren (Fischnetze mit Stange), Häfen, Sigmaringen geschafft wurde und dort verschollen ist. Kessel, Bratspieß, ein Bankschab (Hobel), Fischpfanne, Irrig las man damals 1292. Über einem quadratischen Feuerhaken, 1 Mörser, Anrichtlöffel, Wassergelt mit Lid Grundriß erhob, sich ein mehrstöckiger Bau mit Giebel- (Deckel), 1 Fliegenwedel, Speisetrog in der kleinen Küche, dach. Den vier Fronten waren schmale Kreuzflügel mit einige Bratschüsseln. Im alten Schloß nebenan ist unter dem Halbrundtürmen vorgelegt.1 Der obere Stock wurde Mobilar ein langer Tisch vom Schloß Holnstein ob Stet- 1816 wegen angeblicher Baufälligkeit abgetragen; das ten aufgeführt. Schlößle 1860 an C. Schach aus Trochtelfingen verkauft. Ein genau 100 Jahre jüngeres Verzeichnis 3 stammt vom Zwei Brände in den Jahren 1886 und 1925 setzten dann Burgvogt Bernhard Paul zu Burladingen, der am 19. dem ganzen ein Ende. März 1612 abermals die Burgvogtei im Schloß antrat. Aus einem Inventarverzeichnis des Jahres 1512, das vom Er war zuvor am 20. September 1611 abgezogen. In Untervogt Hermann in Gegenwart des Pfarrers Chri- diesem Verzeichnis sind u. a. aufgeführt: ein Gemach, stoffel Kraus und Landschreiber Nisius von Hechingen darin Graf Hans gelegen, samt Kammer, der gnä- gefertigt worden ist,2 ersieht man, daß der Bau folgende digen Frau Gemach oder Kammer, ein Fräulein-Gemach Räume enthielt: ein Turmstüble gegen Gauselfingen, oder -Kammer, des Grafen Ernsten Gemach oder Canz- eine Kammer dabei, ein Turmstüble überm Tor und lei. Hieraus dürfte folgen, daß Graf Ernst, der im Jahre Kammer dabei, die Stube des Grafen, des Jägerhänsleins 1575 geborene Sohn des Grafen Eitelfriedrich, nicht „bald nach der Geburt" starb, wie die zollerische Ge- Kammer, des Hans Ruffen Kammer, eine Kammer des 4 Herrn von Hohenlohe, des Küchenmeisters Kammer, samtgenealogie angibt. Weiter werden angeführt: eine eine Gesindestube, des Jägerhänsiis Stube, eine Kammer Edelleute-Kammer mit drei Betten, eine Jägerkammer, des Bischofs von Augsburg und Stube dabei und eine ein Falkenstüble, ein gräfliches kleines Stüble mit Lotter- kleine Küche, zuammen also 14 Räume. Der ganze bett, Sessel, Tisch, Schreibzeug, Tischfazanet (Servietten) Hausrat im Schloß ist im Verzeichnis aufgeführt, darun- und vieles andere. Vielleicht standen einige Räume leer ter Karrenbetten, die niedrig waren und auf Rädchen oder sind in der Zwischenzeit verschiedene Umbauten liefen, sodaß man sie untertags unter andere Betten vorgenommen worden. schieben konnte. Dann sind erwähnt: Kissen, Bettladen, Pfulben, Decken und Ziechen, Zelte über die Betten (ob vielleicht gegen Schnaken?), Strohsäcke, Tische, Sergen Anmerkungen (d. s. Stoffe aus Wolle und Leinwand gemischt), Goltern 1 Vgl. A. Speidel, Heimatbuch der Gemeinde Burladingen, o. O. (gefütterte Decken) mit Fasen (Fransen), Spielbretter, o. J., S. 122. 2 Vgl. Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Sessel, Reisebetten, Trenzkachel (Tropfkachel), stürzene in Hohenzollern 21 (1887), S. 122—124. Brunzkachel (aus Sturz = Eisenblech), ein Zelt überm 3 Fürstlich Hohenz. Archiv Sigmaringen, 72, 11. Bett mit Blumen und vier Flügeln und schwarz-weißen 4 Großmann, J., Berner, E., Schuster, G., Zingeler, K., Th., Genea- logie des Gesamthauses Hohenzollern, Berlin 1905. S. 76.

41 MICHAEL LORCH Anton Bumiller, genannt der „Hupetoni" Geschichten um den ersten Autofahrer des Kreises Hechingen

Sein Familienname und seine Übernamen weisen ihn als Junginger aus. Hier ist er am 13. März 1857 geboren in der Familie des Philipp Bumiller und der Kreszentia, geb. Fauler. Die Mutter stammte aus Veringendorf. Durch die schlechten Zeitverhältnisse gezwungen, wan- derte die Familie aus nach Prag. Von den Kindern blieb der Sohn Anton in Jungingen, eine Tochter bei Ver- wandten der Mutter in Veringendorf. In Prag entstand eine Peitschenfabrik, die im Zusammenhang mit den Heereslieferungen im Jahre 1866 rasch emporblühte. Von dort kam der ältere Bruder Meinrad wieder nach Jungingen und gründete im elterlichen Haus (Nr. 27 zwischen Schütte und Zinken) die „Erste und größte Hohenzollerische Peitschenstöcke-, Spazierstöcke- und Peitschenriemenfabrik", wie sie auf dem Briefkopf ge- nannt wurde; neben dieser Firmenangabe prangte ein Bild der Zollerburg mit der stolzen Unterschrift „Vom Fels zum Meer". Das Grundstück, auf dem diese Peit- schenfabrik steht, umfaßte einst das ganze in südlicher Richtung sich anschließende Gartengelände bis einschließ- lich „Brechgrube". Die darauf stehenden Häuser Nr. 22 (Reiber), 23 (Christ. Zanger), 24 (Willi Bosch) sind Anton Bumiller einst für Verwandte zur Peitschenfabrik erbaut worden; (13. 3. 1857 — 18. 5. 1939) genannt „Hupetoni". so ist der „Zinken" entstanden. Die Fabrik wurde von gestorben bin, wird mein Leib verbrannt und meine dem in Jungingen aufgewachsenenBruder Anton übernom- Asche auf diesem Platz verstreut." men. Wegen seiner überspannten Ideen und seines ge- Anton Bumiller heiratete in Offenburg die Tochter eines zierten Wesens (er hat nur hochdeutsch gesprochen) wur- dortigen Rechtsanwalts. Bei der standesamtlichen Trau- de ihm der Übername „Geiger" zuteil. Die Peitschen- ung ging in Offenburg eine ganze Anzahl von Glück- macher, die bei ihm arbeiteten, erhielten 10 Pfennig wünschen ein, u. a. von der Betriebsleitung und Beleg- Stundenlohn und arbeiteten von morgens 7 Uhr bis schaft der Peitschenfabrik in Jungingen. Weil er seiner abends 7 Uhr. Das zum Heizen der Räume notwendige jungen Frau das primitive Landleben nicht zumuten Holz wurde vom Chef vorgezählt bereitgelegt. Das wollte, bezog er eine Wohnung in Hechingen am Ober- hatte zur Folge, daß die Arbeiter zur Selbsthilfe Zu- torplatz. Die Unbequemlichkeit des Weges von der flucht nahmen und die zur Peitschenherstellung benötig- Wohnung in Hechingen zur Fabrik in Jungingen — es ten Unterstöcke verheizten. Wenn Bumiller in der soge- gab noch keine Landesbahn — zwang Bumiller, eine nannten „Stellfalle" zur „Oberen Sägmühle" baden Lösung zu suchen. Diese bot sich an in dem damals auf- ging, mußte sein Faktotum Christian Speidel jeweils mit kommenden neuen Verkehrsmittel, dem 1885 von Benz der Gießkanne bereit stehen und ihm damit ein Brause- erfundenen Automobil. Schon 1895 hatte sich Bumiller bad verabreichen. Kam er zur Nachbarin, um Milch zu eine solche „Benzinkutsche" angeschafft, die seit 1888 holen, so konnte er an der Türe sagen: „Aber bitte von von Benz bereits serienmäßig hergestellt wurde. Ihre oben herab, nicht von unten herauf!" (Bekanntlich sam- Daten: 1,5 PS, 2 Geschwindigkeiten bis 16km/Std., da- melt sich oben der Rahm!) maliger Preis 3000 Mark. Es war das erste Automobil im Kreis Hechingen. Wir können uns die Aufregung in Unser Fabrikant war auch ein großer Jagdfreund. Er der Bevölkerung vorstellen, wenn der „Teufelskarren" hatte die Jagd auf dem „Heufeld" gepachtet von den oder „Hexenwagen" klopfend und qualmend ange- Gemeinden Ringingen, Salmendingen und Jungingen. fahren kam. Alte Leute sagten: „Jetzt geht die Welt Dort oben angekommen, konnte er sagen: „So weit du bald unter, wenn man fährt mit Wagen ohne Deichsel!" hier siehst, ist alles mein!" Immer mußte vom Personal Das Signal (Hupe mit Gummiball) brachte dem Besitzer jemand dabei sein. Einer dieser „Treiber", der Stall- in Hechingen bald den Namen „Hupetoni" ein. Unter hasen züchtete, mußte ein Kaninchen im Rucksack mit diesem Übernamen war er bald landauf, landab be- hinausnehmen. Bei der Heimkehr wurde dieser Stallhase kannt. so in den Rucksack gesteckt, daß er die Beine oben herausstreckte und somit eine Jagdbeute vortäuschte. Ein- Das noch vorliegende, handschriftlich geschriebene „Mo- mal von einem Teilnehmer befragt, was er denn getrof- torwagen-Buch" des Fabrikanten Anton Bumiller in fen habe, gab er zur Antwort: „Ich habe nur geschossen, Jungingen verzeichnet, was sich im Motorwagen befindet. damit du weißt, daß der Hase kommt!" Auf die Gegen- Sämtliche Teile sind genau beschriebeil, ob die Schrau- frage antwortete darauf dieser Teilnehmer: „Und ich benmuttern recht- oder linksherum zu öffnen sind, mit habe nur geschossen, damit Sie wußten, daß der Hase Schlüssel Nr. 1 bis Nr. 25. Zwei Lederriemen sind not- dagewesen ist!" Sollte es vorkommen, daß ein „mensch- wendig. Der nächste am Rad ist der zum Bergfahren liches Bedürfnis" den Chef zum Verschwinden im Ge- oder „Langsamer Riemen", 311 cm lang; der andere büsch nötigte, dann lautete die Aufforderung: „Chri- Riemen ist der zur Schnellfahrt bestimmte, 305 cm lang. stian, lauf 40 Schritte dorthin nach Norden, sieh dich Weil noch keine Lichtmaschine vorhanden ist, sind drei aber nicht um, bis ich dir wieder rufe!" Auf dem An- Accumulatoren zum Auswechseln notwendig. Ein Accu- stellplatz unter Kehlberg sagte er oft: „Wenn ich mal mulator hält, wenn er aufgeladen ist, etwa 30 Stunden

42 Fahrzeit. Die „Benzinbüchsen" konnten insgesamt rund tion gestorben. In seinen späteren Jahren ist Anton Bu- 53 kg Benzin fassen, das sind etwa 76 Liter. Eine Notiz miller zu seinem in Canstatt verheirateten Sohn gezogen. vom 10. November 1900 besagt: „Motorwagenfahrt, Dort hatte er den Hauptvertrieb für den Fadenständer nachts bei sehr schmutziger Straße bloß mit dem lang- „Rotadendron", eine Art Nähkörbchenersatz, übernom- samen Riemen, damit der Wagen nicht so schmutzig men. Immer wieder.machte er Abstecher nach Jungingen, wird, Belastung zwei Personen, Abfahrt Geschäft Jun- wo zwar seine Peitschenfabrik längst in den Ruhestand gingen bis Schlatt 12 Minuten, Schlatt bis Schwanen, getreten war. Fragte man ihn, warum er das Gebäude Hechingen = 24 Minuten, bis Wohnung an = 14 Mi- nicht verkaufe, so lautete die Antwort: „Eher verkauft nuten, zusammen 50 Minuten. Adolf Hitler die Reichskanzlei in Berlin, als daß ich Blieb der Wagen auf der Fahrt nach Jungingen am mein Haus veräußere." Als Besonderheit mag hier noch „Weilerbuckel" hängen, dann holte Bumiller die Kinder angeführt werden: Anton Bumiller hatte noch einen einer kinderreichen Familie vom Dorfeingang Jungingen dritten Ubernamen, er war ein „Longgi". Dieser Name ist herbei, die den Wagen hinaufschieben mußten. Oder wohl als Sippenname aufzufassen und steht allen Nach- Onkel Moritz durfte seinen Gaul bringen und vor den kommen des Longinus Bumiller, eines Ahnherrn von Wagen spannen. Dabei konnte er sagen: „Anton, laß Anton Bumiller, zu. Von diesem Longinus, damals schon doch ein Deichsele an dein Wägele machen!" Einmal, auf „Longgi" genannt, erzählt der Sigmaringer Gewerbe- der Fahrt nach Hechingen, durften zwei eingeholte Fuß- schuldirektor Anton Bumiller, ein Junginger, in seinem gänger mitfahren. Als an einer Wegmulde Bumiller Buch „Aus dem Zollerland" folgende nette Anekdote: „Der plötzlich bremste, fielen die beiden nach vorn auf die Amerikaner ist wieder im Dorf. Es geht ihm gut drü- Nasen, die zu bluten anfingen. „Hupetoni" bemerkte ben — und er macht kein Hehl daraus, im Gegenteil, hierzu lakonisch: „Ich wollte euch bloß zeigen, wie man steht in der Kirche bei einem „Opfer". Er, hoch- schnell ich halten kann!" Als nach der Jahrhundert- aufgerichtet, mitten unter den nächsten Verwandten. wende neue und bessere Automobile auf den Markt Neben ihm der Longgi, sein alter Kamerad, der ein kamen, wurde Bumiller in der Museumsgesellschaft in armer Schlucker geblieben ist. Die Opferung beginnt. Hechingen vom damaligen Verwalter der Brauerei St. Nach örtlichem Brauch gehen erst die Frauen, und dann Luzen foppend gefragt: „Was fangen Sie nun mit ihrem die Männer in langen Reihen um den Altar herum und alten Wagen an?" Bumillers Antwort: „Diesen fülle ich legen eine Münze in den bereitgestellten Opferteller. mit St-Luzenbräu, dann wird's ihn schon verreißen!" Der Amerikaner beugt sich zum Longgi herunter: Was Bumillers Ehe entsprossen zwei Kinder: ein Sohn und er wohl geben soll? Und das Schelmengesicht flüstert: eine Tochter. Der Sohn wurde Studienrat und war im 1. „An deiner Stelle — einen Taler!" Und der andere legt Weltkrieg Offizier. Der Vater war sehr stolz auf ihn beim Umgang wirklich einen harten Taler in die Schale. und konnte sagen: „Mein Sohn hat sieben Orden, wei- Nie hat er erfahren, daß der Longgi, der gleich hinter tere zwei hat er ausgeschlagen." Dieser Sohn hat einmal, ihm kam, die seltene Spende wieder herausgeholt und als er von Jungingen nach Onstmettingen wollte, sein mit seinen Kameraden „vertrunken" hat. Fahrrad auf der Schulter den Zickzackweg am Himberg Der „Hupetoni" ist gestorben in Stuttgart am 18. Mai hinaufgetragen (250 m Höhenunterschied!). Die Tochter 1939, kurz vor dem zweiten Weltkrieg. Wohin seine war Krankenpflegerin in Berlin und ist an einer Infek- „Benzinkutsche" gekommen ist, weiß niemand zu sagen.

; ii\ !it i '•'/ luinliMittiN riiiiiiir

Anton Bumillers „Benzinkutsche"

vor dem Gasthaus „Zur Post"

in Jungingen. WALTER KAUFHOLD

Hofmaler Richard Lauchert Nachtrag zum Werkverzeichnis

Nach Drucklegung des Werkverzeichnisses in Heft 2 15. Die sieben Brüder Laudiert. Nach Angabe von Gabriele Müller- Lauchert, Berlin bei Müller in Langensalza gesehen. dieser Zeitschrift konnte ich aus dem genealogischen 16. von Lauchert Constanze als Baby (1858—1939). Rundbild, öl Werk: Monarchen - Edelleute - Bürger: Die Nachkom- auf Ln. Hildegard Müller, Langensalza. men des Fürsten Carl Ludwig zu Hohenlohe-Langen- 17. von Lauchert Constanze, als Fünfjährige lebensgroß auf einem burg 1762-1825, von Franz Josef Fürst zu Hohenlohe- Kissen sitzend, öl auf Ln. ca 100. Hildegard Müller, Langen- salza. Schillingsfürst, 2. Auflage, Neustadt a. d. Aisch 1963, 18. Lauchert Mathilde, Schwester des Malers, öl auf Ln., ca 65 x 58. die noch lebenden Nachkommen Richard Laucherts er- Stephanie Täterow, Biberach. mitteln. Die Angaben der Verwandten über die noch 19. Friedrich III. Deutscher Kaiser und König von Preußen (1831 bis 1888). Kniestück, öl auf Ln. 127 x 98. „Nach R. Lauchert oder einst in ihrem Besitz vorhandenen Lauchert Port- gemalt von M. Pfüller Berlin 1864". Fürstl. Leiningsche Do- räts ergänzen das Werkverz •chnis in wertvoller Weise. mänenverwaltung, Amorbadi. Bilderverzeichnis Nr. 93. Zu Dank verpflichtet bin ich Friedrich Carl Erbprinz 20. Viktoria Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen (1840 zu Hohenlohe-Waldenburg, Schloß Waldenburg, Fräu- bis 1901). Kniestück, öl auf Ln. 128,5 x 99. Aufschrift auf der Rückseite: „Kopie von Minna Pfüller nach Laudiert 1864". lein Adelheid von Lauchert, Wilhelmshafen, Holsteinstr. Fürstl. Leiningische Domänenverwaltung, Amorbach. Gemälde- 29, Frau Gabriele Müller-Lauchert, Berlin 33, Königin verzeichnis Nr. 94. Luisestr. 36, Fräulein Hildegard Müller, Langensalza, 21. Alexandrine Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha (1820—1904). Kniestück, öl auf Ln. 154,5 x 124. „Kopie von . . . nach Rathenaustr. 8, Frau Stephanie Täterow, Biberach, Gar- Lauchert 1857". Fürstl. Leiningische Domänenverwaltung. Amor- tenstr. 17. bach. Bilderverzeichnis Nr. 80. 22. Schenk zu Schweinsberg Freiherr Wilhelm, 1839 Fürstl. Hohen. Weitere Auskünfte verdanke ich der Fürstl. Leiningischen Sigm. Konferenzrat bis 1848, zuletzt dirigierender Geheim. Rat. Domänenverwaltung in Amorbach, dem Fürstl. Hohenz. öl auf Ln. 36 x 28. Bürgermeisteramt Sigmaringen, Kleiner Haus- und Domänenarchiv Sigmaringen, Herrn Archiv- Sitzungssaal. rat Dr. Rudolf Seigel, der Hohenzollerischen Heimat- 23. Die verlorene Ziege, Hirte und Mädchen mit vier Ziegen. Federzeichnung. Früheste erhaltene Zeichnung, sign. R, Laudiert bücherei Hechingen und Herrn Kaufmann Carl Friedrich 1835. 20,5 x 17. Vom Bürgermeisteramt Sigmaringen 1969 er- Braun, Bingen/Hohenzollern. worben. 24. Friedrich Prinz von Hohenzollern (1843—1904). Kinderbild. Pastell, zugehörig zu Werkverzeichnis I. Nr. 17—21. Schloß 1. Katharina Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen. En pied um Sigmaringen, nicht mehr vorhanden. 1850. öl auf Ln. 180 x 150. Verbrannt im Schloß Waldenburg 25. Marie Prinzessin von Hohenzollern, Kinderbild. Pastell. Schloß 16. 4. 1945. Sigmaringen. Nicht mehr vorhanden. Angehörig zu Werkver- 2. Therese Fürstin zu Hohenlohe-Waldenburg geb. Prinzessin zu zeichnis I. Nr. 17—21. Hohenlohe-Schiliingsfürst (1816—1891), Schwägerin des Malers. 26. Karl Anton Fürst von Hohenzollern, Kleines Brustbild, öl auf En pied um 1850. öl auf Ln. 180 x 150. Verbrannt im Schloß Ln. Schloß Sigmaringen, Schreibzimmer. Nicht mehr vorhanden. Waldenburg am 16. 4. 1945. 27. Stephanie, Großherzogin von Baden. Großes Bild, öl auf Ln. 3. Friedrich Karl Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg (1814—1884). Schloß Sigmaringen. Schreibzimmer. Nicht mehr vorhanden. En pied ca 1850. öl auf Ln. 180 x 150. Verbrannt im Schloß 28. Karl Prinz von Hohenzollern. Bild aus seiner Kindheit, öl auf Waldenburg am 16. 4. 1945. Ln. Schloß Sigmaringen. Gr. Salon. Nicht mehr vorhanden. 4. Adolph Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen (1797—1873). Sign. 29. Stephanie Prinzessin von Hohenzollern. Pastell. Schloß Sigma- R. Lauchert. Brustbild 1853. öl auf Ln., oval 73 x 62. Friedrich ringen. Nicht mehr vorhanden. Karl Erbprinz zu Hohenlohe-Waldenburg, Schloß Waldenburg- 30. Leopold Erbprinz von Hohenzollern als Knabe. Pastell. Schloß Württ. Sigmaringen. Nicht mehr vorhanden. (Die Nummern 24—30 5. Elise Prinzessin zu Salm-Horstmar geb. Prinzessin zu Hohen- wurden erschlossen aus: Fürstl. Hohenz. Haus- und Domänen- lohe-Schillingsfürst (1831—1909), Schwägerin des Malers. Sign. archiv, Sigmaringen. Bestand: Neuverzeichnete Akten 15 523.) R. Laudiert. Brustbild 1858. öl auf Ln., oval 58 x 47. Hubert 31. Gebirgslandschaft mit Kühen, Schafen und Ziege, Sign. R. Prinz zu Hohenlohe-Waldenburg, Waldhof bei Eschenau Kr. Laudiert 1839. öl auf Ln. 65 x 85. Carl Friedrich Braun, Bingen- Heilbronn. Hohenz. 6. Lauchert Amalie geb, Prinzessin zu Hohenlohe-Schillingsfürst 32. Lauchert Richard, den Fürsten Karl Anton von Hohenzollern (1821 — 1902). En pied, gemalt 1858 in Petersburg, öl auf Ln. malend. Bleistiftskizze. Selbstporträt. 33,5 x 21. Nach einem ca 115 x 80, 1945 zerstört. Angabe von Adelheid von Laudiert, Foto in der Hohenz. Heimatbücherei, Hediingen. Wilhelmshaven. 7. Lauchert Richard, Selbstbildnis. En pied, gemalt 1858 in Peters- burg. öl auf Ln. ca 115 x 80. 1945 zerstört. Angabe von Adel- heid von Lauchert, Wilhelmshaven. MAXIMILIAN SCHAITEL: 8. von Laudiert Joseph, Kinderbild, öl auf Ln. 80 x 80. Durch Bombenangriff 1945 zerstört. Angabe von Adelheid von Lauchert, Zum Aufsatz Wilhelmshaven. 9. Adelheid Herzogin von Holstein-Augustenburg Prinzessin von Hohenlohe, Mutter der deutschen Kaiserin, Cousine von Amalie „DIE EHEMALIGE PAPIERMÜHLE Lauchert (1835—1900). Kniestüdc. öl auf Ln., oval ca 110x70. ZU WEILHEIM BEI HECHINGEN" Schloß Glücksburg bei Flensburg. 10. Laudiert Therese geb. Dendler (1819—1896) Ehefrau des Joseph in Nummer 2, 1969 dieser Zeitschrift, wird mir von Lauchert, Domänenrat, Bruder des Malers. Brustbild, oval 59 x 45. Ludwig Müller-Lauchert, Berlin. kompetenter Seite aus Weilheim mitgeteilt, daß die 11. Lauchert Emil Kaufmann, Bruder des Malers (1829—1892). Angabe des Standorts der Papiermühle unrichtig ist. Sign. R. Laudiert 1855. öl auf Ln. 40,5 x 30,5. Ludwig Müller- Sie stand nicht „oberhalb der Brücke Hechingen—Weil- Lauchert, Berlin. heim", wie mir allerdings auch ein Weilheimer ange- 12. Lauchert Friedrich Vikar, Bruder des Malers (1827—1906). Sign. R. Laudiert 1856. öi auf Ln. 40,5 x 30,5. Ludwig geben hatte. Hier stand eine Getreidemühle, die im Müller-Lauchert, Berlin. Jahre 1905 ein Raub der Flammen wurde. Die ehe- 13. Lauchert Joseph, Vater des Malers (1788—1863). öl auf Ln. malige Papiermühle lag unterhalb des Fischwelhers, un- 1945 verlorengegangen. Auskunft Gabriele Müller-Lauchert, weit des Hauserhofes, in der Flur „Bergig". Eine ein- Berlin. 14. Russische Bäuerin mit zwei Kindern. 1858 in Petersburg gemalt, zige Parzelle dieser Flur hat die Bezeichnung „bei der öl auf Ln. 110 x 88. Ludwig Müller-Lauchert, Berlin. Papiermühle"!

44 JOHANN ADAM KRAUS Bachnamen in Hohenzollern

In Nr. 1 (1969) der „Hohenzollerischen Heimat" wur- Buechfurtbach genannt wurde. Kehl heißt eine enge den allgemein einige Gewässernamen behandelt. Man- kleine Schlucht. 2) die Ostrach von Fleischwangen her; cher Leser mag dabei die wichtigsten Bäche in Hohen- Bedeutung: östliche Ach. zollern vermißt haben. Zur dort gegebenen Literatur Hier sei auch die Argen bei Achberg genannt, das bis wäre noch Otto Springers „Die Flurnamen Württem- 1969 zu Hohenzollern gehörte, 770 schon Argona, wird bergs und Badens" (1930 Kohlhammerverlag) zu ergän- von Springer als „weißlich-schäumend" erklärt. zen. Die Namen der größten Flüsse werden als uralt und keltisch angesehen. II. Der Neckar, der im Schwenninger Moos entspringt, wird zu dem indogermanischen Stamm „nik=-spülen, I. Die Donau wird teils zu arisch-vedischem „danu=_ waschen" gestellt. Wasser, Fluß" gestellt, teils mit irischem Wortstamm „dan ungestüm rauschend" zu erklären versucht. Be- Von links münden darein: 1) der Mühlbach bei Fischin- kannt ist der Spruch: „Brigach und Breg bringen die gen. 2) die Glatt, alt Glattah, wird von Buck als „heller Donau zuweg". Beide Quellbäche gelten als gleichbe- Bach" erklärt (glatt=hell, glänzend). H. Heckschen da- deutend „Bergbach". Bei uns hat die Donau Nebenbäche gegen meint, dem Flüßchen liege die Bedeutung,, Gra- von links: 1) Die Bära (a ist Abkürzung für ach=Bach), ben, Bruch, Bach, Sumpf" zugrunde (Hohenz. Heimat schon 1095 als Beroa überliefert, 1503 Berental, benannt 1959, 32). 3) der Dießenbach oder Wurstbach vom von den wilden Bären, die es bei uns noch um 1580 gab! mhd. „diessen.--tosen". Wurstbach ist wohl verdreht aus 2) Die Scbmeie, früher Schmiecha, so noch im württem- „Wuost=Schmutz, Sumpf" des Mittelhochdeutschen. Da bergischen Oberlauf genannt (1334 Smyehen). Sie ent- zu gehört wohl auch der Uesterbrunnen bei Burladingen- springt im Onstmettinger Geifitzenmoos. Der Name Hausen. Zwei Wurstbrunnenbäche nennt O. Springer S. kommt von mhd. „schmiugen = sich krümmend bewe- 134. Von rechts fließen in den Neckar: 4) die Eyach von gen". 3) Gorheimer Bächle, erklärt sich von selbst. 4) Die Pfeffingen her, nahe der Schmeienquelle. Sie ist be- Lauchert, alte Form wohl Louchach, vgl. die Lauch im nannt nach dem fast ausgestorbenen Nadelbaum „die Elsaß und den Heilbronner Lauchbach. Dürfte auf den Eibe" (vgl. Ibental bei St. Peter im Schwarzwald. Das indogermanischen Stamm für „gekrümmt" zurückgehen, b im Wort wurde zu w abgeschliffen und verschwand wie die Pflanze gleichen Namens. Die Lauchert entsteht dann ganz.) In die Eyach münden von rechts: a) der bei Meldungen aus mehreren Quellen: Waag gegen Rin- Wertenbach bei Engstlatt (ob von vertere=wenden?) gingen, Früchtle, usw. An der Lauchert liegt das Dörf- b) der Klingenbach von Thanheim her. Klinge bedeutet lein Hörschwag, d. i. Waag (Wassergumpen) eines Man- Schlucht, c) der Weiherbach oder Talbach bei Grossel- nes Hero o. ä. Von links fließen in die Lauchert: a) Der fingen. d) der Dietenbach (1740). Springer nennt Diet- Erpfinger Bach b) die Seckach von Trochtelfingen bis zenbäche, die er zu Personen stellt. Von links: e) der Mägerkingen. Der Name wird teils als keltisches „seak Litzelbach von mhd. „lützel=wenig, klein", f) der Mit- = ausgetrocknet" erklärt, von O. Heilig dagegen zu telbach (1740), jetzt Mittels- oder Mildersbach, g) der „Segge=Schilfgras" gestellt (Hohenz. Heimat 1952, 48 Rötebach, benannt nach der Farbe des Untergrundes, und 1959, 12). c) der Mostelbach, d. i. Moostal-bach bei h) die Stunzach von Rosenfeld her. „Die Quelläste grei- Bingen-Hitzkofen. Zuflüsse rechts der Lauchert: d) die fen gegen den First des Kleinen Heubergs", sagt die Fehia von Burladingen bis Hettingen, um 1400 Velg, Kreisbeschreibung Balingen II, 675. Alte Formen des Feig, dann Felchach, Felcha, dazu ein „Felgengraben" Namens scheinen zu fehlen. Springer sieht die Stunzach im badischen Wiesental, ist zu „Felge=Krummholz" des als „Baumstumpenbach" an, was nicht recht befriedigt. Radkranzes zu stellen: also Bach mit vielen Krümmun- Nach Buck ist Stünz zu Stutz, Sturz zu stellen, was gen. Außer der Hauptquelle unter der Brucksteig am einen „rasch stürzenden Bach" (im Oberlauf) ergäbe, Rauns sind zu nennen: Der Mesnerbrunnen, der Kreuz- vgl. Starzel. Die Stunzach erhält von rechts die Zu- und Gassenbrunnen, dieser im ehemaligen Maigingen. flüsse: Sulzbach (Sulz=salziger Sumpf), Süßenbach (von Der Kreuzbrunnen hieß früher „Azlenbrunnen" bei ahd. siaza = Waldland, Weide), Hausertalbach und Kreuzen, vermutlich nach der in der Zwiefalter Chro- Hospach (vom Personennamen Hoch?). Von links er- nik 1138 genannten Burg Azilon benannt, die dann hält die Stunzach Zuschuß: Grünbach (mhd. gruoni = später nach dem Burladinger Adelswappen in vordere grün?, falls nicht, wie bei Gruol, ein altes Wort für „Falkenburg" über der Stettener Straße umbenannt Sumpf zugrundeliegt). Hausterbach, wohl gleich Wuost worden wäre. 5) Die Biber bei Langenenslingen, benannt (oben); er heißt in Heiligenzimmern Kirnbach, von nach dem bei uns längst ausgestorbenen Wassertier, dem „Kirn=Mühle". Beim Hausterbach vermutet Springer Biber. In die Biber münden der Holzbach mit Soppen- eine abgegangene Siedlung Hochstetten, woher der bach (=Sumpfbach). Name rühren soll. Endlich der Rohr- oder Rindelbach im Beurener Tal und der Gossenbach, wie Gosbadi von Von rechts zur Donau fließen: 1) die Ablach von „gießen, stürzen, fließen" abzuleiten. Schwackenreute her, vielleicht im Gegensatz zur Ostrach als westliche Ach zu verstehen (Abendbach, vgl. alt- 5) die Starzel entsteht beim gleichnamigen Dörflein irisch apara=westlich). Die Ablach erhält von links Zu- durch Zusammenfluß des Weilertalbachs mit dem Schar- schuß: a) der Mühlbach von Selgetsweiler her. b) der len- (1559 Scharlach-) Bach aus dem Starzler Loch. Ringgenbach von Walbertsweiler, wohl nach den vielen Schon oberhalb des Dörfleins sind der Schwarze und der Ränken (Biegungen) benannt, da das gg wie k gespro- Neubrunnen, auch der Uesterbrunnen zugelaufen. Eine chen wird, c) der Andelsbach aus dem Denkinger Ried. andere Starzel fließt in die Schlichem, eine dritte kleine, M. Buck legte dem Namen eine Person Andolf zugrunde, findet sich bei Horb. 1095 Starzila, ebenso 1253, wobei d) der Kehlbach von Hippetsweiler her, der 1624 jedoch jedoch das Dorf gemeint war. Die Ableitung von Stoala

45 =Kohlstrunke ist abzulehnen. Vielmehr bietet sich mhd. gen, nach der Siedlung von Waldbrüdern benannt, 15. „starzen—sich schnell bewegen" an, was auf Sturzbach Jahrhundert). führt. Von links erhält die Starzel a) den Scharlachbach, Jeder, der sich mit Bachnamen abgibt, wird erfahren, so 1559, b) den Weiher- oder Reichenbach vom Scha- daß die kleinen Quellbäche meist andere Namen tragen mental c) den Weißenbach bei Zimmern, d) den Weil- als der Unterlauf. Manche Namen haben im Lauf der heimer- oder Krebsbach vom Zellerhörnle her, e) den Zeit gewechselt. Es sei da hingewiesen auf eine Beschrei- Omengraben bei Rangendingen, wohl von ahd. „om, am bung der zollerischen Fischwässer von 1740 (Zoller- =faulig", also fauliges Wasser führend. Die Starzel be- heimat 1939, 73—75), wo das Gerstenbächle wohl irrig kommt von rechts: e) das Killemer Bächle (irrig „die mit dem Seeheimerbach gleichgesetzt und ersteres Klok- Killer" genannt!), f) den Seeheimerbach, nach einer ab- kenbächle geheißen wird. Von Beuren kommt dort ein gegangenen Siedlung Seheim, bei Ringingen, g) das Ger- Klimbsgraben, ein Schliechgraben von Butzenweiher, der stenbächle, so 1544 (nach einem Gerstenacker), h) das Thanbach von Beuren gegen Belsen, bei Hechingen er- Junginger Mühlbächle, den Heiligenbad), Münchsbach scheinen Ziegelbach, Feilbach, Ettenbächle, ein Frongra- (Beuren), den Ramsbach (wohl nach dem Waldgebiet ben am Burgstall Rohr bei Bisingen, ferner ein Raite- Rammert), den Mönchsgraben (östlich von Rangendin- bach, und noch andere.

HUBERT DECK Frühjahrstagung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins in Hechingen Tätigkeitsberichte, Aussprachen, Wahlen und Vortrag

Seine diesjährige Hauptversammlung hielt der Hohen- Beitrag nannte er eine Dokumentation über die Aus- zollerische Geschichtsverein in Hechingen ab. Der Vor- wanderung aus Hohenzollern nach Südost-Europa von sitzende Archivdirektor Dr. Stemmler, konnte am Mon- Bundesbahndirektor i. R. Hacker. Weiter sollen ein Ge- tag, den 28. 4. 1969 viele Mitglieder begrüßen, unter denkartikel an den Fürsten Konstantin und ein Beitrag ihnen Landrat Dr. Mauser, Bürgermeister Kuhn, Sig- zur ältesten Zollergenealogie erscheinen. maringen, Studiendirektor Wiest als Vertreter des Lan- Vierteljahreszeitschrift - Hohenzollerische Heimat deskommunalverbandes und Baron v. Ow vom Silch- Über die vom Geschichtsverein in Veru'ndung mit den gau-Alterstumverein. Später erschienen noch Fürst Fried- beiden Staatlichen Schulämtern Hechingen und Sigma- rich und Prinz Meinrad von Hohenzollern. Einleitend ringen herausgegebene Zeitschrift „Hohenzollerische Hei- gedachte der Vorsitzende Dr. Stemmler der verstorbenen mat" berichtete Schriftleiter Deutschmann. Für die hei- Mitglieder des letzten Jahres: Dr. Casaretto, Chefarzt matkundliche Zeitschrift sei man auf wissenschaftlich Dr. Lieb, Dr. Pitzger, Fabrikant Anton Sauter, Fabri- fundierte, doch allgemein interessierende Beiträge an- kantin Scheel, Oberlehrer Schäfer, Redakteur Johannes Schmid. Der Vorsitzende hob be: ¡einen Gedenkworten gewiesen; aber man brauche mindestens 500 neue Abon- noch einmal besonders d I Verdienste des Vorstands- nenten, wenn sich die Vierteljahresblätter halten sollen. mitgliedes Oberlehrer Schäfer hervor. Diese Zahl sei keineswegs illusorisch, wenn über die Schriftführer Dr. Seigel gab anschließend in einem kurz- Schulen jeweils eine entsprechende Anzahl in den Ge- gefaßten, präzisen Jahresbericht den jetzigen Mitglieder- meinden verkauft würde, wie das Beispiel aus einzel- stand (ca. 700) bekannt. Ein neues Mitgliederverzeichnis nen Gemeinden zeige. wird die nächste Ausgabe der Zeitschrift für hohen- Hohenzollerische Heimatbücherei zollerische Geschichte enthalten. Studienassessor Alf Müller referierte über die Hohen- zollerische Heimatbücherei, die nun 40 Jahre bestehe. Er Heimatgeschichtliche Veranstaltungen: gab einen kurzen geschichtlichen Rückblick zur Entwick- Der Vorstand beschloß für den 8. Juni in Verbindung lung der Bücherei, gedachte der Initiatoren Faßbender mit dem Volksbildungswerk Hechingen eine Lehrfahrt und Senn und sagte Dank allen Förderern. Man erfuhr, nach Achberg, Wolfegg und Waldburg. Damit soll das daß die Hohenzollerische Heimatbücherei nunmehr ca. Lehrfahrten-Programm wieder aufgenommen werden. 10 000 Titel umfaßt. Im Herbst sollen in Hechingen und Sigmaringen zwei Vorträge gehalten werden: Der eine von Direktor Bodendenkmalpflege Buckenmaier zum hundertsten Todestag des letzten Die Bodendenkmalpfleger Kreisbaumeister Wachendorf- Hechinger Fürsten, Friedrich Wilhelm Konstantin, der er für den Kreis Hechingen und Gewerbeschuldirektor andere von Dr. Hornberger von der Landesbildstelle a. D. Jerg für den Kreis Sigrnaringen gaben zusammen- Stuttgart über Luftaufnahmen aus Baden-Württemberg. gefaßte Berichte, deren Inhalt durch vorausgegangene Publikationen meist bekannt war. Die Lebensgeschichte Kassenbericht des Heimatforschers Edelmann und seine Sammlung, Nach dem Bericht von Direktor Buckenmaier bean- über die wir in diesem Heft an gesonderter Stelle be- sprucht der Druck der Jahreshefte den größten finan- richten, waren Gegenstand eines besonderen Hinweises ziellen Aufwand des Vereins. Doch sind die nötigen von Direktor Jerg. Geldmittel vorhanden. Der Vorsitzende dankte für die Zuschüsse und Beihilfen von verschiedenen Seiten. Ein Wahlen ansehnlicher Betrag auf einem Sonderkonto ist für die Unter Leitung von Bürgermeister i. R. Bindereif erfolg- Heimatbücherei vorhanden. ten die Wahlen des Vorstandes. Archiv direktor Dr. Stemmler wurde einstimmig zum Vorsitzenden wieder- Neue Veröffentlichungen gewählt. Zum Vorstand gehören ferner Archivrat Dr. Staatsarchivrat Dr. Natale sprach über die vorgesehenen Natale, Dr. Seigel, Monsignore Dr. Kaufhold und Dr. Veröffentlichungen, im nächsten Band der Zeitschrift für Müller auf Grund ihres Amtes. Nach einigen Wahl- hohenzollerische Geschichte, Jg. 1970. Als wichtigsten gängen wurden für den Kreis Sigmaringen Direktor

46 Buckenmaier, Hofkammerrat Dr. Krezdorn, Dr. Burk- rungen von Dr. Ulshöfer über die Eheverträge der gräf- hart und Verwaltungsrat Mühlebach gewählt, für Hech- lichen Töchter mit den Fragen des Erbverzichts, des ingen Oberschulrat Siegel, Landeskonservator Heck, Heiratsgutes und der sogenannten Morgengabe und den Landrat i. R. Speidel und Oberstudienrat Dr. Bantle. daraus folgenden Rechtsverhältnissen. Die Kenntnis die- Vortrag: Das Hausrecht der Grafen von Zollern ser Rechtsverhältnisse ist für den Historiker bedeut- sam, da sie in den Zusammenhängen der Geschichts- Nach kurzer Pause sprach Dr. Ulshöfer über „Das Haus- forschung oft eine wichtige Rolle spielen. recht der Grafen von Zollern." Der Redner gab in sei- nem Vortrag einen zusammengefaßten Überblick über So diente die diesjährige Jahrestagung des Hohenzolle- seine Spezialforschungen. rischen Geschichtsvereins der organisatorischen Klärung Besonders wertvoll waren die Abschnitte der Ausfüh- und der heimatgeschichtlichen Vertiefung und Anregung.

JOHANN JERG Alemannisches Reitergrab in Laiz freigelegt

Im Laufe der Osterwoche wurden in Laiz fünf aleman- eines Kindes waren dürftiger und durchweg aus Bronce. nische Reihengräber ausgegraben, die etwa aus dem Sie dürften wohl dem Schmuck des Kleides gedient Jahre 700 nach Christi Geburt stammen und somit in haben. Zwei weitere Gräber waren stark gestört durch der Fachsprache als merowingisch bezeichnet werden. späteres Graben und enthielten nur unbedeutende Bei- Das Staatliche Amt für Denkmalspflege in Tübingen gaben. Bei einem dieser Gräber bestanden Seitenwände hatte deren Bergung angeordnet, weil sie sonst durch den und Decke aus Kalksteinplatten. Die geborgenen Funde Bau der nördlichen Umgehungsstaße von Laiz vollstän- kamen zum Präparieren nach Stuttgart. Danach dig vernichtet worden wären. Das Gräberfeld ist seit werden Sie wissenschaftlich bearbeitet und veröffent- Jahrzehnten bekannt. Immer wieder wurden bei Bau- licht. Sie kommen dann endgültig in die prähistorische arbeiten Schwerter gefunden, aber nie eine Ausgrabung Abteilung des Hohenzollerischen Landesmuseums in vorgenommen. Vor Jahresfrist stieß die neuerbaute Do- Hechingen. nautalstraße, vom Bahnhof Inzigkofen herkommend, bis zur Straßenbrücke der Römerstraße am Nordaus- gang von Laiz vor und damit mitten in das Gräberfsld Hinweis auf Neuerscheinungen hinein. Da der Aushub durch Bagger erfolgte, konnten keine Funde gemacht werden. Schulkinder von Laiz fan- Hartwig Zürn und Siegwalt Schick. den in der neuentstandenen Böschung des Straßenein- schnittes menschliche Knochen, Glasperlen und auch ein Die Sammlung Edelmann im Britischen Museum zu Schwert (vgl. HH 18, 1968, S. 29). Der Vertrauensmann London. Verlag Müller & Gräff, Kommissionsverlag, für Bodenfunde im Landkreis Sigmaringen, Studien- Stuttgart, 35 Seiten, 44 Tafeln, DM 20.—. direktor Johann Jerg, suchte wiederholt das Gelände Seit dem Jahre 1908 ist in einem besonderen Raum ab und fand ein Schwert und eine große Schnalle des des Britischen Museums zu London die Sammlung Edel- Gewehrgehänges in der Böschung stecken. Durch den mann aufgestellt, die insgesamt 538 vor- und frühge- unmittelbar bevorstehenden Bau einer Brücke über Bahn schichtliche Fundstücke, hauptsächlich aus unserer enge- und neue Landstraße drohte dem Gräberfeld vollstän- ren Heimat, enthält. Die obengenannte Publizierung dige Vernichtung, so daß die Ausgrabung unerläßlich vervollständigt in hervorragender Weise das bisherige war. Das Amt für Denkmalspflege in Tübingen beauf- bekannte vor- und frühgeschichtliche Bild, namentlich tragte damit den Vertrauensmann sowie die zwei jungen der Kreise Balingen, Sigmaringen und Stockach. Der Tübinger Archäologen Jörg Biel und Adelheid Beck mit prägnante Katalog, der meist die genauen Fundstellen der Durchführung. Da sich die einzelnen Gräber in der angibt, wird veranschaulicht durch mustergültige Zeich- Böschungswand abzeichneten, gingen die Arbeiten bei nungen im Text und auf 44 Bildtafeln im Großformat. größtem Interesse der Jugend von Laiz rasch voran. Aufgeführt werden Funde aus der Jüngeren Steinzeit, Alle Gräber mit den Beigaben wurden vermessen, ge- Broncezeit, Urnenfelderzeit, Hallstattkultur, Latenskul- zeichnet und fotogafiert. tur und Merowingerzeit (Alemannenzeit), von denen die Hallstattkultur und die Merowingerzeit am stärk- Verhältnismäßig reichhaltig waren die Beigaben eines sten vertreten sind. Die bedeutendsten Funde stammen Reitergrabes. Neben dem Skelett auf Brettern lag die aus den Grabhügeln des Degerfeldes bei Tailfingen, die große zweischneidige Spatha (Reiterschwert); auf der Edelmann ab 1890 ausgrub. anderen Seite der einschneidige Sax (Halbschwert). Die Spatha steckte in einer Holzscheide, der Sax in einer Für die Heimatfreunde und Lehrer dürfte die Ver- Lederscheide mit Broncenieten und Knöpfen. Zum Wehr- öffentlichung der „Sammlung Edelmann im Britischen gehänge gehörten zwei große eiserne Schnallen, zum Museum zu London" eine reiche Fundgrube für die Riemenzeug zahlreiche Riemenzungen, mehrere kleine Heimatkunde und Ortsgeschichte darstellen. Die Ein- Bronceschnallen und Zierscheiben aus Eisen. Schwert- leitung enthält ein kurzes Lebensbild von Hieronymus knauf, große Schnallen und Zierscheiben sind wahr- Edelmann, der von 1879 bis 1894 in Ebingen als Apo- scheinlich silbertauschiert, was sich beim Präparieren thekerund von 1894—1916 in Sigmaringen als Privatier herausstellen wird. Feuerstein und Stahlpfriem ergänzte und Gauobmann des Schwäbischen Albvereins wirkte, die Ausrüstung des Toten. Auf der rechten Seite hatte und 1922 in München an den Folgen eines Verkehrs- er eine Lanze und am linken Fuß einen Sporn. unfalls starb. Vor dem Verkauf seiner Sammlung nach London hatte er diese verschiedenen deutschen Museen In einem 2. Grab fanden die Ausgräber ein Sax mit zum Kauf angeboten. Schnallen zum Wehrgehänge, ein Messer, kleinere Schnal- len, Knöpfe usw. aus Bronce. Die Beigaben im Grabe Sigmaringen Johann Jerg.

47 Achberg und benachbarte Waldburg-Schlösser schaft Achberg und ihres Schlosses gab, die 1691 in den Besitz des Deutschordens, 1806 vorübergehend an Bayern Lehrfahrt des Hohenz. Geschichtsvereins und dann an Hohenzollern - Sigmaringen gelangten. und des Volksbildungswerks Hechingen Nach der Schloßbesichtigung führte Oberforstwart Knie- Als der Geschichtsverein nach längerer Unterbrechung sel eine kleinere Gruppe hinunter ins Argental und auf seine gemeinsam mit dem Volksbildungswerk Hechingen den beachtlich schwankenden Kettensteg über die durch veranstalteten Lehrfahrten wiederaufnahm, wurden als Hochwasser stark angeschwollene Argen. Ziele Achberg und benachbarte Schlösser der Truch- Als letztes Ziel steuerten die Hohenzollern die Wald- sessen von Waldburg gewählt. Die Leitung übernahm burg an. Sie sahen bei der Besichtigung der steil über Dr. Natale vom Staatsarchiv Sigmaringen. dem gleichnamigen Dorf gelegenen Burg wohlerhaltene Bei einer Stadtführung in Bad Waldsee zeigte Dr. Natale Räume des 16. Jhs. und genossen von der Aussichts- das aus einer Wasserburg des 16. Jhs. entstandene, im plattform aus den Blick über das Allgäu bis hin zu den 18. Jh. erweiterte Schloß der Fürsten von Waldburg schneebedeckten Alpen. Im Namen aller Teilnehmer und in der Stadtpfarrkirche das von vielen Besuchern dankte Oberschulrat Siegel, Hechingen, den Verantwort- übersehene Bronzegrabmal des Truchsessen Georg I. von lichen der wohlgelungenen Fahrt. Waldburg (f 1467), das in der spätgotischen Plastik einen Höhepunkt darstellt. Nach dem Mittagessen fuhr die Gruppe nach Wolfegg, dessen vierflügelige Schloß- anlage den Schlössern Meßkirch, Zeil und Aschaffenburg verwandt ist. Bei der Führung sahen die Fahrtteil- nehmer vor allem den im Obergeschoß des Südflügels gelegenen 52 m langen Rittersaal mit den 22 holzge- schnitzten, vielfach originell wirkenden Ahnenstatuen der Herren von Waldburg. Ungewohnt waren die zum Hinauf- und Hinunterreiten eingerichteten Auf- und Abgänge im Treppenturm. Ein Besuch galt anschließend der benachbarten Schloßkirche, einem lichtdurchfluteten, farbenfrohen Raum des Frührokoko, in dem die Archi- tektur, Plastik und Malerei wohlausgewogen aufeinan- der abgestimmt sind. Der Flüssiggas-Durchlauferhitzer braucht keinen Bei der Weiterfahrt zeigte Dr. Natale in Kißlegg die beiden Schlösser und im Weiler Offlings die mittelalter- Schornslein! Er „almet" durch die Außenwand. liche Turmhügelburg des Klosters St. Gallen. Da die Dem nachträglichen Einbau eines Flüssiggas- Maße des Omnibusses ein Passieren der Tortürme in Wasserheizers steht nichts mehr im Wege. Wangen/Allgäu erlaubten, konnte langsam die Herren- gasse, Hauptstraße der ehemaligen Reichsstadt Wangen, Fachberatung, Lieferung und Kundendienst: durchfahren und auf die wichtigsten Gebäude hin- gewiesen werden. Hinter Neuravensburg bog man in das Gebiet der ehemaligen Herrschaft Achberg. Das S Entgegenkommen der Fürstlich Hohenzollernschen Forst- Süddeutsche Gas-Gesellschaft m. b. H. wartei Achberg ermöglichte es, das fast versteckt ge- 7480 Sigmaringen legene Schloß zu besichtigen, in dessen Rittersaal Dr. Natale einen kurzen Rückblick über die Geschichte der Telefon (07571) 601 / 602 aus 17 Weilern und Höfen zusammengesetzten Herr- Beim Geldanlagen vertraut er uns

und fährt gut dabei. Wir sagen ihm, wie sein Geld, Geld verdienen kann. Wollen Sie uns nicht auch einmal den Kurs für Ihre Geldanlage ab- stecken lassen? Es lohnt sich. HÖH ENZOLLER ISCHE LANDESBANK Spar- und Qirokasse HOHENZOLLERISCHE 4P 382 8 Herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein HtlMAT in Verbindung mit den Staatlidien Sdiulämtem Hechmgen 19. Jahrgang 1969 Nr. 4 und Sigmaringen

SIEGFRIED KREZDORN Marx Heinrich Keller von Schieitheim aus Dettensee Das Lebensbild eines streng erzogenen Edelmannes

Durch seine Gemahlin Rosamunde, Witwe des Grafen zum Schluß der Stunde sollte sein Lehrer mit ihm „geist- Karl zu Hohenzollern—Haigerloch geb. Gräfin von lich" reden und ihn nachmittags wie an den übrigen Ortenburg, kam der kaiserliche Obrist und Hauptmann Schultagen unterrichten. Auch am Samstag sollte der der Stadt Konstanz Adam Heinrich Keller v. Schieitheim Tag wie am Montag ablaufen, nur von V2IO bis 10 Uhr im Jahre 1638 in den Besitz der Herrschaft Dettensee.'Aus war der „junge Herr etwas wenigst in Glaubenssachen der kurzen Ehe mit dieser Frau gingen keine Kinder und, was zu der Beicht gehört, (zu) informieren, der hervor. Nach deren Tod verheiratete sich Keller mit Nachmittag aber wie üblich zu verbringen". Wenn ein Dorothea von Ulm-Erbach, die 1639 einem Sohn Marx Feiertag auf den Mittwoch oder Freitag fiel, war die Heinrich das Leben schenkte. Im Jahre 1644 wurde Schule am Dienstag oder Donnerstag wie üh' ch zu hal- Keller — ein im rauhen Kriegshandwerk erfahrener ten. An Sonn- und Feiertagen mußten ihm „historr ie Mann — wegen Differenzen mit der Stadt Konstanz Fragen" aufgegeben und V2 Stunde lang „beantwortet" frühzeitig aus dem Soldatendienst der Erzherzogin werden. Claudia zu Österreich entlassen und lebte danach zu- Ende Juni 1650 reiste dann der „junge Herr" mit seinem meist in Dettensee. So verbrachte Marx Heinrich im Hofmeister (Präzeptor) über Oberndorf, Wolfach, Has- dortigen Schloß seine Kindheit — von der Mutter liebe- lach, Waldkirch nach Freiburg i. Br., um dort das von voll umsorgt und verwöhnt von einer Base väterlicher- 3 2 Jesuiten geleitete Gymnasium zu besuchen. Die Hab- seits — Anna Maria Feldmann von Appentshofen. Der seligkeiten, welche er mitbekam, waren geradezu ärm- Vater überwachte die Erziehung des Knaben mit uner- lich.4 Sein Kostherr H. Willig beklagte alsbald in einem bittlicher Strenge. Im Alter von etwa 6 Jahren begann Brief die schlechte Qualität der mitgebrachten Kleider für den Knaben die Schulzeit. Sein Hauslehrer entwarf und Schuhe, worauf der Vater die Anfertigung eines eine „kleine Schulordnung", die dem Vater zur Begut- neuen Kleides und „was der Sohn sonst bedürftig" an- achtung vorgelegt wurde. Danach mußte der „junge ordnete. Den Präzeptor mußte der Kostherr zu größe- Herl" Mo:.tag um 7 Uhr aufstehen, sich so „ge- rem Fleiß und Sorgfalt anhalten und befehlen, Marx schwind ais immer möglich" anziehen, das Morgengebet Heinrich in der französischen Sprache zu unterrichten. verrichten, seinen Eltern „guten Morgen" wünschen und Leider müsse Marx Heinrich „zum Studieren getrieben" die „väterliche Benediction" begehren, dann seinen „Brei werden und habe „strenge Aufsicht vonnöten", lamen- oder was ihm sonst vorgesetzt" wird, essen und um 8 tierte der Kostherr. Der Vater dürfe indes versichert Uhr sich zur Schulstunde einfinden, von 8 bis Uhr 1 sein, daß er und „sein Weib" sich ernsthaft der Er- buchstabieren, von /¡9 bis 10 Uhr lesen und bis zum ziehung annehmen und vermeinte: „Es tut aber der Schluß der Stunde „etwas weniges" schreiben. Am Jugend, wann sie korrigiert werden, n, belieben".5 Dienstag durfte er ausschlafen. Von 10 oder V2II Uhr Am 20. Mai 1652 schrieb der Rektor Gebhard Deininger bis 11 Uhr war das bisher Gelernte zu repetieren. Am an den Vater, daß Marx Heinrich, der „im Studieren, Nachmittag konnte er sich „belustigen und Vakanz ha- in Gottesfurcht und guten Sitten" zu keinem Klagen ben". Sofern aber sein Lehrer an diesem Nachmittag Anlaß gibt, an „Kleidern und Schuhen" Mangel leidet nicht anwesend war, durfte „der junge Herr ohne spe- ifiiÜ deshalb örters, weder in die Schule noch in den zialgnädigster Erlaubnis seiner Eltern" sich nicht entfer- Gottesdienst kommen kann. Der Vater geizte mit Geld nen, andernfalls er „verdientermaßen mit der Ruten ge- und spielte den Armen, obwohl er im Laufe seines Le- züchtigt werden" mußte. Am Mittwoch hatte er wieder bens ein beachtliches Besitztum erworben hatte. Diese um 7 Uhr aufzustehen und Unterricht wie am Montag. übertriebene Sparsamkeit war ein Wesenszug des Ob- Nachmittags durfte er sich nach „vollendeter Tafel" [ risten. i^et Pater Rektor vermeinte sicher mit Recht, daß (Essen) V2 Stunde „belustigen", dann mußte er A Stunde es Keller „nit schwer fallen" sollte, „etwas Geld" zu lesen und schreiben und in der übrigen Zeit wenigstens schicken, um die Schulden beim Schuster und Schneider V2 Stunde in dem „Gedruckten applicieren". Am Don- zu bezahlen, weil c:°se „ungern lange auf Borg arbei- nerstag sollte er „Schlaftag" haben, aDer das Gebet ja ten", auch die längst fälligen Ausstände beim Kostherrn nicht vergessen und wie am Dienstag eine Repetition und bei „der armen Jungfer Bas von Dettingen" zu „um die gewöhnliche Stunde" und am Nachmittag mit begleichen. Keller entschuldigte, sein knausriges Verhal- der Erlaubnis der Eltern Vakanz bekommen. Am Frei- ten mit fadenscheinigen Gründen. Vergeblich habe er auf tag hatte er um 7 Uhr aufzustehen und um V2IÚ Uhr einen kaiserlichen Befehl gewartet, der eine Reise nach wie arn Montag „alles zu observieren". Von da an bis Freiburg notwendig machte. Scftem Sohn wollte er schon immer Kleider schicken, doch leider sei er selten „zu Mann und getreuer Präzeptor" zu bewähren, wofür Haus". Deshalb füge er 10 fl 4 kr bei, um Schneider und ihm 25 fl jährliche Besoldung versprochen werden.6 Schuhmacher zu bezahlen. Im übrigen verstehe er es Marx Heinrich fand alsbald in einer angesehenen Frei- nicht, daß der „Bub soviel Schuhe braucht". burger Familie eine vorzügliche Unterkunft mit Fami- lienanschluß. Seine „Kostfrau", Anna Elisabeth Moßer Ein tüchtiger Hofmeister und eine besorgte Kostfrau geb. Genger, umsorgte ihn wie eine Mutter. Für Bett kümmern sich um den Sohn und Zimmer berechnete sie pro Woche 1 fl 11 Batzen Damit sein Sohn sich einer sparsameren Lebenshaltung und für die Kost 26 Batzen. befleißige, bestallte Obrist Keller Anfang des Jahres 1653 Franz Lambert Häring zu dessen Präzeptor. In Der Vater verlangt von Marx Heinrich der Bestallungsurkunde wurde dem „ehrenfesten und 'größte Sparsamkeit wohigelehrten Herrn" Präzeptor aufgetragen, Marx Die dem Vater alle Quartal ausgestellter. Rechnungen Heinrich geben ein anschauliches Bild vom Leben des „jungen 1. „in guter Obacht zu halten, selbigen nach der alten Plerrn" in der Breisgaumetropole. In der Zeit vom 15. unverfälschten allein seligmachenden römisch katho- Februar bis 6. September 1654 besuchte ihn Graf von lischen Lehr aufzuziehen und zu aller Gottesfurcht zu Fürstenberg 3 Mal, jeweils mit Hofmeister und Famulus. unterweisen, (auch) von aller bösen Gesellschaft, Dabei wartete die Kostfrau mit Wein und Konfekt auf. Fluchen und Schwören, übermäßigen Trunks" bei Einmal unternahm Marx Heinridi eine Wallfahrt auf Strafe fernzuhalten, ihn den Hörtenberg; auch ein Theater mit englischen Komö- 2. „zu rechter Stunde" an Kirchgang, Gebet und an das dianten fand sein Interesse. „Studieren" zu erinnern und darauf zu achten, daß Am 6. September 1654 wurde er mit der Kutsche in die dieser „fleißig, züchtig und ehrbar in und aus der Ferien nach Dettensee abgeholt und am 12. Oktober Schule" sich verhält, gegen „Geistliche und Weltliche 1654 wieder zurückgefahren. Selten brachten Besuche hoch und niedrigen Standes" sich ehrerbietig zeigt, adeliger Personen, so die des Grafen von Fürstenberg, ebenso gegenüber seinen Kostherrn und dessen Frau. auch von Jesuiten und Kapuzinern etwas Abwechslung Außerdem soil er den jungen Herrn in der franzö- in sein Studentenleben. Zum Unterricht in der Schule sischen Sprache unterweisen und auch ein Instrument mußte er sich „Ovid und Cicero" anschaffen. Um Marx lehren, nämlich die Laute oder kleine Geige, wozu Heinrich aufzuwarten, engagierte der Präzeptor für 4 dieser „am meisten Lust" verspürt. Batzen in der Woche einen Famulus. 3. Weil Marx Heinrich zur „Rekreation" sicherlich Ge- Am 12. Februar 1654 berichtet der Präzeptor dem sellschaft wünscht, soll ihm der Präzeptor diese nach Vater, daß Marx Heinrich „wohlauf" und im Studieren „Standesgebühr" gewähren, aber darauf achten, daß fleißig sei. Weil es nie mehr als 8 Tage „Rekreation" „alles Tanzen, überflüssige Üppigkeiten, Springen, gibt, soll der Sohn erst in „die Herbstvakanz" abge- Schreien" unterbleibt. holt werden. Um dringende Schulden zu begleichen, 4. Der Präzeptor hat Marx Heinrich stets „zu ermahnen, bitte er um Geld. Die Antwort des erzürnten Vaters fiel daß er seine Kleider, Weißzeug, Bücher, Stiefel, entsprechend aus. Ich habe — so schrieb dieser postwen- Schuhe in sauberen Ehren (hält) und nicht ein Stück dend zurück — mit Genugtuung vernommen, daß mein da, das andere dort, auf oder unter der Bank, hin und Sohn fleißig studiert, aber es kommt mir „beschwerlich herliegen" läßt, sondern „sauber ausputzet und in vor, daß er nit allein bei Kaufleut so stark Schulden" seinen Kisten fleißig aufhebt". macht und für „vielerlei seidene Bänder und sonst" viel 5. „Extraspesen in der Kost", sowie der Kauf von Geld ausgibt, „auch soviel Schuh verbrauchen tut. Der- Waren soll der Präzeptor nur nach „Notdurft" ge- gleichen Sachen" hätte ich selbst geschickt. „Solche starke nehmigen und ohne des Obristen Erlaubnis keine Posten zu bezahlen" fällt mir schwer, weil ich „viel Schulden machen. Marx Heinrich dürfe ohne väter- Tausend Gulden" ausgeliehen habe und „nichts eintreiben liche Erlaubnis nicht verreisen, außer auf des Kost- kann. Gottlob habe ich einen ziemlichen Vorrat an Früch- herren Gut. ten, aber diese gelten nichts." Wenn Marx Heinrich fer- ner so viel Schulden" macht, muß ich ihn "herausnehmen. Damit Franz Lambert Häring des Obristen Ver- Wenn er etwas braucht", ist mir das zu berichten. „Das trauen gewinnt, habe sich dieser als „ehrliebender

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Die Mitarbeiter dieser Nummer: Schriftleiter: Gerhard Deutschmann, Hauptlehrer z. A. herausgegeben vom „ Hohen zol ler ischen Ge- Josef Deschler, Oberlehrer a. D. 7471 Straßberg/Hohenz. Bohlstraße 341, schichtsverein" in Verbindung mit den Staat- 7481 Abladi, Kreis Sigmaringen Telefon 07434/765. lichen Schulämtern Hediingen und Sigmarin- Rcdaktionsausschuß: gen. Verlag: Budidruckerei Acker OHG. Michael Lorch, Oberlehrer i. R. Hubert Deck, Konrektor 7451 Killer, Kreis Hechingen 7487 Gammertingen, Telefon 07574/205. 7451 Grosselfingen, Hauptschule Ringinger Straße Telefon 07476/169 bzw. 745 Hechingen, Tübinger Straße 28 Die Zeitschrift uHohenzollerische Heimat" ist Telefon 07471/2937 eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will be- Dr. Siegfried Krezdorn, Bürgermeister a. D. Helmut Lieb, Hauptlehrer z. A., sonders die Bevölkerung in Hohenzollern mit 7953 Bad Schussenried 7480 Sigmaringen, Hohkreuz la, der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Telefon 07571/9564. Sie bringt neben fachhistorisdien auch po- Prof. Dr. Otto Weinreich Die mir Namen versehenen Artikel geben pulär gehaltene Beiträge aus der Geschichte 74 Tübingen, Hartmeyerstraße 60 die persönliche Meinung der Verfasser wie- unseres Landes. Sie enthält daneben einen be- der; sie zeichnen für den Inhalt der Beiträge sonderen Teil für die Schule und den Lehrer. verantwortlich. Mitteilungen der Schriftlei- Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit tung sind als solche gekennzeichnet. Genehmigung der Schriftleitung gestattet. Bezugspreishalbjährlich 1.40 DM. Manuskripte und Besprechungsexemplare wer- den an die Adresse des Schriftleiters erbeten. Bestellung der Zeitschrift kann erfolgen bei Wir bitten unsere Leser, die „Hohenzoile- jedem Postamt oder biim Schriftleiter. rische Heimat" weiter zu empfehlen.

50 Schloß Dettensee Zeichnung des Schlosses Dettensee von Pater Jodegar Meyer um 1750 aus der Handschrift Nr. 295 im Archiv des Klosters Muri/Gries im Collegium Samen, Kanton Oberwälden/Schweiz. (Vergl. Max Schefold, Hohenzollern in alten Ansichten, Konstanz 1963, S. 90; die dort angegebene Datierung auf 1735 ist laut Mitteilung des Archivs Kloster Muri/Gries in Samen auf „um 1750" zu berichtigen.)

Über die Räumlichkeiten des Schlosses in Dettensee gibt ein Inventarverzeichnis Aufschluß, das im Jahre 1665 angefertigt und von Johann Sebastian Traub, geschworener Stadtschreiber zu Horb a. N. bezeugt wurde. Danadi wies das Schloß nachstehende Räume auf: eine Kanzlei, 2 Zimmer oberhalb des Reithauses, eine Laube oberhalb des Reithauses, eine Gesindestube und Kammer mit Gang, das Zimmer des Vogtes, eine Kammer und ein Saal, das Kapuzinerzimmer, das Zimmer und eine Kammer der Frau, das Wohnzimmer und eine Kammer des Obervogts, das „Gliener" Zimmer, eine Kammer und ein Nebenzimmer, das Oratorium in der Kirdie, das Tor- stüble, die „Tafelstube", das Küeferzimmer", eine „Bettenstube", eine Küche, einen Gang, eine Apotheke, ein Nebenzimmer bei der Dienerstube, eine Mägdekammer, eine Knechtkammer, ein Bettenstüble, ein Viehhaus und ein Reithausziinmer.1 1 Archiv des Freiherrn von Raßler, Weitenburg, Bestand Keller von Schieitheim Bd. 7 S. 40 / 61.

Meß für Schuhe soll er schreiben, dann lasse ich diese Der Obrist hatte vor allem an den „Ausgaben" Anstoß hier machen. Daß Marx Heinrich mit dem Grafen von genommen, die beim Besuch adliger Freunde des jungen Fürstenberg zusammenkommt, ist mir sehr lieb, was auch Herrn entstanden. Dabei habe — so schrieb am 26. April mit anderen jungen Kavalieren geschehen kann. Sonst 1655 der Präzeptor — der Obrist,, doch selbst angewiesen, möchte ich gerne sehen, wann er Lust zu einem Instru- wenn etwa Grafen und Herren vom Adel den Marx ment (hätte), auch insonderheit das Reißen oder Malen Heinrich besuchen", entsprechend aufzuwarten. Da „aber anfangen würde." jetzt der Befehl anders lautet, soll diesem nunmehr nach- Die Gesundheit des Obristen ließ damals sehr zu wün- gelebt werden." Obwohl der Obrist in Ulm a. D. 2 Paar schen übrig, und auch die nach dem 30-jährigen Krieg neue Schuhe für seinen Sohn bestellte, könne „man über eingetretene Teuerung vermehrte dessen Unmut. Am 14 Tage nit mehr warten", weil „die 2 mitgenommenen 16. April 1654 schrieb die Kostfrau deshalb tröstlich in Paare schon ganz verbrochen sind". Der Obrist ließ nun- einem Brief an ihn, daß er sich am Wohlverhalten seines mehr den Punkt 4 der Instruktion für den Präzeptor Sohnes freuen könne, weil dieser „an guten Tugenden streichen und dafür einfügen: Marx Heinrich darf „nichts zunimmt". Sie hoffe, daß der Obrist bald wieder ge- veralinieren oder aus Fahrlässigkeit zu Grund gehen und sundet und sie ihm aufwarten dürfe. Aber der Ärger des verderben lassen, worauf der Präzeptor gute Inspektion Obristen über die Rechnung wurde nicht geringer. Vom halten soll" und darf „in keine Stadt ausgenommen nach 8. September 1655 datiert ein weiteres Schreiben der Heidersheim oder Breisach reisen". Kostfrau an denselben. Darin bedankt sich die guther- Trotz dieser Anordnung wurden die Ausgaben nicht ge- zige Frau für „überschickte" 20 Dukaten und fügt ringer. Die Besuche des Grafen von Fürstenberg, mit vielsagend hinzu: „Herr Obrist hat vielleicht wieder ein dem Marx Heinrich wiederholt ausritt, und anderer Mißfallen an der hohen Rechnung", sie wolle indes nicht hochgestellten Personen, zu denen auch der Bürgermeister verschweigen, daß Marx Heinrich von „allen Jungen von Freiburg zählte, häuften sich. Die dabei aufge- sehr geliebt wird", und sich gegen „alle geistliche und tragenen Speisen, Wein und Konfekt verursachten Extra- weltliche Obrigkeit" wohlanständig aufführt, was sie, kosten. Auch das viele Flicken von Schuhen verteuerte obwohl dieser nicht ihr Junge ist, von Herzen freut". nach wie vor die Quartalsabrechnung. Der Maler eines

51 Wappens und eines Stammbuches berechnete 5 Batzen. 7. von 1 bis 2 Uhr die „Logicam" repetieren und stu- Infolge einer „gequetschten Kniescheibe und eines ausge- dieren; renkten Fingers" mußte sich Marx Heinrich in die kost- 8. darf niemals vergessen, „politische Bücher" zu lesen spielige Behandlung eines Chirurgen begeben. Der Ob- und muß, was er gelesen, sowohl mit seinen Kom- rist war empört, als er den „Kostzettel" zu lesen bekam militonen, besonders aber mit seinem Hofmeister und machte dem Präzeptor in einem Brief heftige Vor- „discurieren und erzählen". würfe. Dieser begründete in einem Schreiben vom 14.Okt. 9. Er darf die bereits „absolvierte Retoricam nit aus 1656 die erhöhten Ausgaben. Marx Heinrich habe sich obacht" lassen, sondern muß selbige verschiedene des Grafen Geburtstag „erinnert" und, um sicli dankbar Male wiederholen. zu zeigen, ein Geschenk gekauft. Auch sei der Graf zu 10. Marx Heinrich soll weder bei der Kostfrau noch des Sohnes Geburtstag eingeladen worden und, obwohl sonst „ohne höchste Notdurft" und Vorwissen seines weder der Graf noch sein Sohn Trinker seien, so Hofmeisters kein Geld aufnehmen oder Schulden habe man doch aus Höflichkeit einen „Trunk" anbieten machen und wenn, dann dies dem Vater sofort be- müssen. Das Marx Heinrich zugestoßene Unglück pas- richten; sierte an einem Rekreationstag, als er mit dem P. Rektor 11. auch kein „Extra", sofern „es nit honoris causa ge- „Vögel schießen" ging und dabei über ein „Brüll" herab- schehen muß", machen; fiel. Beim Kaufmann werde künftig keine Kleidung 12. sich „niemals nächtlicherweil auf der Gasse finden" mehr eingekauft. Leider lasse sich hier „kein Meister" lassen; finden, um Marx Heinrich das „Reißen" (Zeichnen) zu 13. sich nie ohne Vorwissen und Beisein seines Hof- lehren. Sobald er einen solchen in Erfahrung bringe, meisters in eine Gesellschaft begeben, besonders nicht werde er den S^hn dazu anhalten. Marx Heinrich in eine solche, die dem „Fressen, Saufen, Spielen bedankte sich in einem Brief an den Vater für die und Gassentum" fröhnt; er soll vielmehr die Gesell- Zusendung von 6 Hemden und von 2 Paar Schuhen, schaft mit Seinesgleichen suchen oder mit „aden- und schrieb in zierlicher Schrift wörtlich: „Sonst hab ich lichen Herren", weil er bei diesen „schöne Diskurse" mit höchstem Trauern verstanden, daß ich meines übel führen und keine „groben, ungeschickte, leichtfertige Verhaltens bei dem Herrn Vater etwas in Klag kom- Reden" lernen kann; men", obwohl „ich mich alles Gehorsambs und guten 14. beim Ausgang sich gegen jedermann freundlich und Sitten beflissen". Die Verletzung ist nicht meiner Un- „züchtig" verhalten und die „gebührende Ehr er- achtsamkeit, sondern dem „rauhen Ort" zuzuschreiben, 7 zeigen"; allwo ich Amseln (Amslen) geschossen. Auch für die ge- 15. seine Kleider, Leinwand, Schuhe etc. ordentlich auf- stiegenen Kosten wußte der Sohn eine Entschuldigung. bewahren und „nit unter den Bänken herumfahren Der Graf besuche ihn fast wöchentlich mit Hofmeister lassen", und wenn etwas „kaputt" geht, rechtzeitig und Kammerdiener, denen er „Höflichkeit halber" machen lassen; etwas anbieten müsse; er wolle sich jedodi künftig be- 16. alle Quartal eine Rechnung sowohl von der Kost- fleißen, alle anderen Unkosten zu vermeiden. Den Ver- frau als auch sonstiger Auslagen herausschicken; dacht, daß er „ohne Not außer Haus" gehe, hege der 17. so oft es „Gelegenheit gibt", dem Vater schreiben Vater zu Unrecht. Er verlasse das Haus nur, um mit und auch anderswohin (z. B. nach Köln an Graf einem Studenten zu lernen, und den jungen H. Vetter von Fürstenberg), aber zuvor stets ein Konzept von Wessenberg zu besuchen. Die Kostfrau „befehle" machen. sich dem Vater „mit soliderem Fleiß". Ihr sei es sehr 18. All diesen Vorschriften soll der Sohn „fleißig und leid, „daß sich der Herr Vater etwas im Verfallen wegen eifrig" nachkommen, wie es einem Kinde gebührt des Kostgeldes erzeigt" (Kostgeld schuldig bleibt). Er und „zu seinem Seelenheil" gereicht und der Hof- könne „dem Herrn Vater nit bergen", daß ihm diese meister darüber wachen. Wenn Marx Heinrich dem Frau wie „eine Mutter alle mögliche Lieb und Treu er- Hofmeister nidit „mit Respekt" begegnet, soll das weist und wider Gewissen oder gute Erkenntnis in den sofort dem Vater berichtet werden. Als Lohn wird Kostzettel nichts wird lassen einlaufen." der Hofmeister jährlich 25 fl bekommen. Gegeben — Dettensee, den 31. Oktober 1657. Student der Rechtswissenschaft in Freiburg. Eigenhändige Unterschrift des Vaters. Im Jahre 1657 begann Marx Heinrich mit dem Studium Bevor Marx Heinrich am 4. November 1657 zur Musen- der Rechtswissenschaft an der Universität in Freiburg. stadt abreiste, fertigte er ein Inhaltsverzeichnis seines Der Vater entwarf eine Instruktion, wie sich der Sohn Reisegepäcks, das er dem Vater zur Kontrolle überließ. verhalten und von seinem Hofmeister Franz Lampert Danach hatte der Schloßherr zu Dettensee seinen Sohn Häring mit allem Fleiß und Ernst angehalten werden standesgemäß ausgestattet.8 muß": In sein Studierzimmer kaufte sich Marx Heinrich für 1. morgens zu rechter Zeit aufstehen, sich Gott und 1 fl 12 Batzen ein Pult. Um im Rechnen besondere seiner werten Mutter, sowie seinem Schutzengel mit Kenntnisse zu erwerben, nahm er bei einem „Rechen- Andacht befehlen; meister" Unterricht. Das neue Jahr ließ er sich durch 2. hernach um 7 Uhr in die Kirche gehen, eine Messe einen „Trommelschläger" ankündigen. Eifrig lernte er mit Andacht hören, alle Sonn- und Feiertage die reiten und bei einem Feditmeister fechten und übte sich hl. Messe und Predigt besuchen, auch an allen hl. somit „in exercitium nobilitatis", ohne jedoch sein Festen und „Patronitagen" beichten und kommuni- „Studium an den Nagel zu hängen oder auf die lange zieren; Bank zu schieben". 3. nach der Messe bis auf die „Lektion" fleißig stu- In einem Brief vom 14. Mai 1658 drückte er die Hoff- dieren; nung aus, daß dies seinem „geliebten Vater nit miß- 4. alsdann zu Mittag essen, dabei „züchtig und ehrbar" fällig" sein möchte und bat „bei nächster Gelegenheit ein sein, keine „witzige Sachen" reden und keine „un- paar Florett hereinzuschicken". Weil aber dem Vater nötige Diskurs" führen; das sicherlich wieder zu teuer vorkommen werde, ver- 5. nach dem Essen 1 Stunde „recreation" halten; sprach er alle Kosten „mit höchstem Fleiß und Sparsam- 6. danach sich in „Rechnen- und Reißenlernen üben"; keit in Zukunft wieder wettzumachen". Im Studium

52 erzielte Marx Heinrich weiterhin Fortschritte. So konnte Ein tragischer Abgang von der Universität der Hofmeister dem Vater berichten, daß der Studiosus Mitten in den Vorbereitungen zum Schlußexamen nahm die Philosophie bald abschließe und nur die Logik in das Leben des Marx Heinrich eine schicksalhafte Wende. einem Jahr „zu defendieren" habe. Bei einem Spaziergang am Abend des 20. März 1662 Für Thesis fand Marx Heinrich einen hervorragenden begegnete er „etlichen Studenten", darunter Christoph Lehrer und väterlichen Freund in P. Johannes Heinrich Michtell, eines Tüchmachers Sohn aus der Pfalz. Lezterer S. J. Dieser schrieb an den Vater nach Dettensee: Er suchte offensichtlich Streit und trat ihm auf den Fuß. habe „mit sonderen Freuden vernommen", daß er dem Die Frage nach dem Namen, beantwortete dieser mit Sohn „zu großer Weisheit verhilflich" sein dürfe, ver- einer Aufforderung zu einem gemeinsamen Spazier- spreche mit seinen „geringen Kräften" und „mit der gang. Dazu verspürte Marx Heinrich jedoch keine Lust, Gnade Gottes allen Fleiß" dafür aufzubieten und wolle worauf beide ihren Weg fortsetzten. Kaum hatte sich nichts versäumen, um Marx Heinrich „zur Ehre seiner Michtell ein paar Schritte entfernt, da begann dieser Familie" und des „Vaterlandes Nutzen" zu „unter- ohne Ursache „grobe Scheltworte und Injurien" nach- weisen".Außerdem bat er den Vater, die bei der "bevor- zuschreien. stehenden Defensión" entstehenden Kosten zu bezahlen, Um seine „Ehre zu retten", schickte Marx Heinrich tags auch des Sohnes Fleiß zu „schärfen", obwohl er darüber darauf zu demselben 2 Kavaliere. Michtell erwartete nicht zu klagen habe. Mit einem Schreiben vom selben aber eine schriftliche oder persönliche Antwort. Um Datum vermeldete der Hofmeister, daß zur Ausbildung die Angelegenheit zu bereinigen, suchte H. von Muggen- in der „Reißkunst" nur ein Maler vorhanden sei. Der thal nun Michtell auf. Aber über dessen Lippen kam nur Vater möge mit demselben verhandeln, damit Marx Spott und Hohn und als Marx Heinrich denselben kurz Heinrich in den „ersten Fundamenten" unterrichtet darauf auf „öffentlicher Gasse" fragte, ob er „derglei- werde und alsdann „bei allhiesigen Schulmeistern" die chen Lästerreden geständig sei", kam die Antwort: Ja Grundlage der Meßkunst erlernen könne. und daß es ihm „freistünde, die Waffen zu erwählen". Als Student der Rechtswissenschaft durfte Marx Heinrich Darauf gab Marx Heinrich dem Michtell eine „Maul- nun auch kleinere Vergnügungen suchen. Er belustigte schelle". Wegen „der Menge Volks" unterblieb jedoch sich bei Fastnachtsveranstaltungen, traf sich öfters mit eine weitere Auseinandersetzung. Aber H Stunde später Freunden zu einem fröhlichen Umtrunk, ritt mit den- trafen sich die Streithähne wieder. Marx Heinrich schlug selben aus und bekam wohl nicht ohne Grund einen vor, sich doch in Güte zu vertragen. Aber der Ange- „Maien gesteckt". Auch bei einer Kindstaufe fand er sprochene vermeinte: ich bin kein „Bettelhund". Alsdann sich ein und ließ den Spielleuten 6 fl zukommen. Viel kreuzten beide die Klingen. Obwohl nach 3 Hieben die Spaß fand er an der Zucht von Tauben, die er reichlich Klinge des Marx Heinrich in „Stüdke gehauen" war, fütterte. versuchte der Gegenpaukant noch einen Hieb auszu- Die Anschaffung juristischer Fachbücher wird in keiner führen, doch die Sekundanten verhinderten dies. Wieder Quartalsredmung erwähnt. Dagegen ist in einer solchen wollte Marx Heinrich „Friede machen", wozu sich vom 28. Dezember bis 5. April 1659 der Kauf eines Michtell aber wieder nicht bereit fand. So mußte der Deutschbuches, „Sekretarius" genannt, für 2 fl vermerkt. Streit „auf Studentenmanier" beigelegt werden. Marx Am 26. Februar 1660 nahm Marx Heinrich Abschied von Heinrich ließ sich einen Degen geben, und dann ging der Freiburg, reiste zum Vater nach Dettensee und zum Kampf weiter bis Michtell, von einem "Hieb ins Ge- Weiterstudium nach Ingolstadt. Dort hinderte ihn zu- sicht" getroffen, den Degen fallen ließ und in Ohnmacht nächst eine schwere Krankheit an intensivem Studium. sank, weshalb nach einem Beichtvater geschickt wurde. Außerdem sorgte er sich um seinen jüngeren Bruder Angstvoll „retirierte" sich Marx Heinrich in ein Fran- Adam Fleinrich, der in Ingolstadt das Gymnasium be- ziskanerkloster, verließ es aber wieder, nachdem er von suchte. Am 26. Januar 1661 berichtete er dem Vater der Besserung seines Gegenpaukanten erfuhr und war- ausführlich. Sein Bruder sei fleißig im „Lesen und tete auf eine Untersuchung des Falles seitens der Obrig- Schreiben" und habe „absonderlich ein Lust dazu", doch keit. Am 12. April wurden die beiden „Streithansel" vor wolle er ihm „den Zügel nit zu lang lassen". Für sich das Dekankonzil zitiert und eingehend vernommen. hoffe er, daß ihm der Vater an den Festtagen einen Als „Ursache seiner Vermessenheit" gab Michtell an, Trunk erlaube und zwar Wein, weil er „das Bier zu daß ihn der Diener des Marx Heinrich „mit bloßem den Fischen nit" vertrage. Im übrigen wolle er sich Degen in die Stein gehauen" habe. Zum größten Erstau- „schon halten", daß „sein hochgeehrter Herr Vater mit nen erging am 19. April — ohne daß Marx Heinrich ihm wird zufrieden sein". Wenn der Vater in Innsbruck Zeugen seiner Unschuld anführen konnte — das Urteil. Audienz bekomme, dann möge er doch eine Truchsässen- Die Strafe lautete: Wegen des Duells haben beide Stu- stelle für ihn erbitten; gegebenfalls würde er sich durch denten 4 Reichstaler, Marx Heinrich überdies „wegen besonderen Fleiß dazu „tauglich machen". Den vom der Herausforderung und darauf erfolgten Raufhan- Vater gerügten teuren Zimmerpreis entschuldigte Marx dels" 6 Reichstaler zu bezahlen und soll außerdem Heinrich mit dem Hinweis, daß er von allen Zimmern, „wegen der beim Raufen ungewöhnlichen Entblößung nach denen er gefragt, das preiswerteste ausgewählt. Das und Weglegung der Kleider auf 2 Tage in das Keüchen Studium mache gute Fortschritte. Er gehe jetzt zu einem (Kittdien) und zurBezahlung der Unkosten condemniert" Repetitor, dem der Vater zum Jahresende eine „Discre- sein. Das harte Urteil führte Marx Heinrich auf die tion" schenken möge. Dieses Geld sei „mit Gott nit übel „parteiischen Zeugensagen" zurück und begehrte darum angewendet" und er werde dafür so sparsam wie mög- vom Rektor eine schriftliche Begründung, die iedoch lich leben. Auch an Sprachübungen nehme er teil, die trotz mehrmaligem Mahnen auf sich warten ließ. Sei- monatlich 3 fl kosten, lerne das Tanzen und ebenso nem Diener, den er mit den verlangten 2 fl hinschickte, Fechten und „Voltigieren". Den Vater bitte er „kind- sagte der Rektor, daß keine Appellation zugelassen werde. lichen", sich „des starken Trinkens" zu „enthalten" und Deshalb begab sich Marx Heinrich am 27. April selbst sich ein wenig zu pflegen, um" nit wieder ein halbes Jahr zum Rektor und begehrte in einem zweistündigen Ge- doktoren" zu müssen. Daß Marx Heinrich sich im Fech- spräch vergeblich eine „Kopie" des Urteils. Das berich- ten übte, fand das Einverständnis des Vaters, die übrige tete er verärgert dem Vater. Auf sein Begehren, doch Zeit aber möge der Sohn „mit dem Studium fleißig einen Unterschied zwisdien einem Kavalier und eines zubringen" und recht sparsam sein. Tuchmachers Sohn zu machen, habe der Rektor erwidert,

53 daß er keinen für einen Kavalier, sondern alle insge- einer „giftigen Krankheit" (Petechien = Fleckfieber) und mein für Studenten erkenne. starb nach 9 Tagen — am 1. Mai abends zwischen 8 und Nun erinnerte sich Marx Heinrich der Tatsache, daß 9 Uhr —, versehen mit „allen heiligen Sakramenten". sein Vater den Titel eines kurfürstlich bayrischen Rates Nach seinem letzten Willen fand er bei St. Stephan in und Kammerers führte. Von einer Bittschrift an den Wien die letzte Ruhe. Dies teilte Obristleutnant Sixt— Kurfürsten erhoffte er sich deshalb noch eine Wendung Preßburg, den 6. Mai 1664 — dem Vater mit, den der seiner Lage. Sein Vater habe für die katholische Liga Tod seines ältesten Sohnes überaus schmerzte. Am 20. treue Kriegsdienste geleistet und sich vor Prag und in Mai 1664 sprach der Syndikus des schwäbischen Kreises der Schlacht bei Nördlingen mit Bravour geschlagen. Johann Buchmiller in Ehingen seine innige Anteilnahme Das schrieb er am 31. Mai an den Kurfürsten und nun aus. Der Tod dieses „hochbeliebten Cavaliers" sei des- werde „dessen eheleiblicher Sohn also spöttlich" von wegen besonders „hoch zu bedauern, weilen er in dem den Professoren einer bayerischen Universität behandelt. besten Flor seines Alters" gestanden und „dem gemeinen Die Bemerkung des Rektors, wonach er mit einem „ge- Nutzen ein schönes Subiectum" verloren ging. Auch die meinen hergeloffenen Gesellen" gleichgesetzt werde, finde adligen Standesgenossen drückten ihr Beileid aus, so der er ungeheuerlich. Dann schilderte er den Hergang der Schwager Luitfried von Ulm—Erbach, Ulrich Bernhard Tat und erbat die Aufhebung des ergangenen Urteils Spett von und zu Zwiefalten, Hans Jörg von Werdnau und Michtell wegen „seines hochsträflich erzeigten Mut- zu Dießen, Adam Heinrich und Wildhans von Ow zu willens mit einer exemplarischen Strafe" zu bedenken. Horb a. N. Der Hofgerichtsadvokat Vischer in München wurde Der Kammerdiener des Verstorbenen bekam von Keller gleichzeitig mit der Abfassung einer Appellationsschrift den Befehl, alle Formalitäten für die Beisetzung zu er- beauftragt und Graf Franz Fugger, Statthalter zu Ingol- ledigen und ein Inventar der Verlassenschaft anzuferti- stadt, ersudu, beim Kurfürsten „um gnädigste Modera- gen. Marx Ernst Gattermayer von Gatterburg bot dazu tion" des Urteils einzukommen. Mit Schreiben vom 2. seine Hilfe an. Diesem übersandte Keller das Geld zur Juni berichteten Rektor, Professoren und Räte der Uni- Bestreitung der Beerdigungskosten und zur Anschaffung versität dem Kurfürsten den Tatbestand. Danach hatte eines Epitaphs. Dem Kammerdiener wurde befohlen, Marx Heinrich den Jurastudenten Georg Christoph den Nachlaß —• außer „etiichs weniges" — zu verkau Michtell, der unbewaffnet war, angegriffen und „mit fen und die gemachten Schulden damit zu bezahlen. In Schmachworten und einer Maulschelle versehen", wo- einem Schreiben vom 20. Mai 1664 ersuchte Keller den durch dieser zum Raufen gezwungen wurde. Grafen von Porzia, die „Pagagi" seines Sohnes durch Inzwischen habe Marx Heinrich zwar die 6 Reichstaler den Kammerdiener nach Rottenburg bringen zu lassen. Strafe bezahlt, aber andererseits beim Kurfürsten um Dort solle der Kammerdiener seinen „alten Dienst" Revision des Urteils nachgesucht, wodurch sich Michtell, wieder antreten. In einem Schreiben — Rottenburg, den der seine Studien inzwischen beendet und nächstens pro- 26. Mai 1664 — klagte der betrübte Vater dem Bartho- moviere, „beschwert finde". Überdies sei Marx Heinrich lomeus Freiherr von Bertholdi zu Innsbruck sein Leid. Um trotz Verbot aus Ingolstadt abgereist. Seitens der Uni- seinen Sohn zu einem dem Erzhaus Österreich „jederzeit versität erging danach an den Vater die Aufforderung, gehorsamen Diener zu erziehen, habe er diesen nicht nur „seinen Sohn innerhalb 3 Wochen allhero in den Arrest an verschiedenen Universitäten studieren, sondern auch persönlich zu stellen", andernfalls „gegen denselben mit zur „Erlernung" der Spradie nach Frankreich, England, öffentlicher, bei der Akademie gewöhnlichen und seiner Holland reisen lassen. Dessen Tod gehe ihm besonders ansehnlichen Familie unrühmlichen Citation verfahren" „zue Herzen", weil er auf ihn seine „Hoffnung gesetzt" werde, was am 31. Juli 1662 dann auch eintraf. Kur- und ihn „als Stab" seines „dahin schleichenden Alters fürst Ferdinand Maria ließ also die Angelegenheit auf nennen" durfte. Deshalb ersuche er, seinen noch einzi- sich bewenden. gen im 9. Lebensjahr stehenden Sohn, beim Erzherzog zu protegieren, damit dieser stets seine „Zuflucht" dahin Ein früher Soldatentod beendet ein nehmen könne. hoffnungsvolles Leben In der Kirche zu Dettensee ließ Keller ein Epitaph Enttäuscht über das Verhalten des Kurfürsten schickte anbringen, das an den Soldatentod seines Sohnes erin- der Obrist seinen Sohn auf die Reise nach Frankreich, nern sollte. Dieses ist jedoch schon vor Jahren bei Um- England und Holland, damit sich dieser in Fremd- bauarbeiten abgegangen. sprachen übe. In jener Zeit erging an den Vater Adam Heinrich Keller der landesfürstliche Befehl, in Schwaben Anmerkungen: eine Kompagnie Soldaten zum Kampf gegen die Türken 1 In ihrem Testament — Konstanz, den 5. Oktober 1636 zu werben.9 Rottenburg a. N. wurde Musterungsplatz. bestimmte Rosamunde Keller von Schieitheim, daß Adam Hein- rich Keller von Schieitheim ihr Kapital von 19 780 fl auf Det- Von dort aus marschierten die geworbenen Landsknechte tensee erben, wofür dieser ihre Krankheits- und Begräbniskosten nach Passau zur Einschiffung auf der Donau nach Wien. bezahlen soll. Freiherr von Raßlersches Archiv Weitenburg, Be- Mit dem Kommando über die Kompagnie betraute der stand Keller von Sdileitheim Bd. 11 S. 316. Obrist seinen Sohn Marx Heinrich, der sich damals von s Schreiben des Marx Heinrich Keller an seine Base Anna Maria Fcldmann von Appentshofen zu Dettensee vom 29. März 1656: England kommend in Brüssel aufhielt. Den väterlichen Sie möge für ihn beim Vater Hemden, Strümpfe und Krägen, Befehl zur Heimkehr überbrachte ein reitender Bote. Schuhe, Mantel samt Kleid erbitten. Nach kurzer Wiedersehensfreude mit den Anverwandten 3 In Freiburg/Br. wurden auch die Absolventen des Gymnasiums im altvertrauten Schloß zu Dettensee reiste Marx Hein- academicum in die Matrikel der Universität eingeschrieben: Darin wird Marcus Henricus Keller a Schleitheimb unter dem rich nach Passau weiter. Rektorat des Dr. Andreas Streitt am 4. Juli 1650 als Student In Wien stieß er zu einem kaiserlichen Regiment zu Fuß, der Grammatik aufgeführt. Matrikel derUniversitätFreiburg/Br. dessen Befehlshaber Graf von Porzy war. Bald erwarb S. 921 Nr. 60, siehe auch Bd. I der Matrikel S. XXIV—XXV von A. Mayer 1907. er sich bei hohen und niederen Offizieren ein „solches 4 Das angefertigte Verzeichnis führt an: ein rotes und ein graues contento", daß ihm „nit allein der Convoi etlicher Stück Kleid, ein grauer Mantel und Rock, ein Paar neue Stiefel, zwei und Munition nachher Schindtau" sondern auch „nach Paar neue Schuhe, ein neues Paar Pantoffeln, einen alten grauen dero glücklichen" Ausführung das Kommando über den Rock, einen alten braunen Mantel, eine grüne neue seidene Kappe, zwei Paar weiße braune baumwollene Strümpfe, ein nächst bei Neutra und Neuhäusel gelegenen ungarischen Paar graue gestrickte Sommerstrümpfe, ein Paar rote Stiefel- Ort Tirnau übertragen wurde. Dort erkrankte er an strümpfe, ein schwarzes Wehrgehänge mit Fransen, acht Kragen,

54 neun Paar Handdecklein (Handtücher), zwölf „Fawleth" zwei Degen samt zugehörigen Sporen, 1 schwarzseidenes Wehrgehänge, Paar „canonen" (über das Knie reichende Reitstiefel), ein 1 Paar Stiefel, 4 Paar Schuhe 1 Paar Pantoffel, 1 Paar baum- Wehrgehänge mit Gold gestickt, ein Degen samt zugehörigen wollene Strümpfe, 1 Paar seidene Strümpfe, 2 Paar „gelißmata" Sporen, ein Schrotröhrlein, vier Federn auf den Hut, zwei ge Strümpfe 1 Paar Stiefelstrümpfe, 21 Kragen, 6 Handtücher schriebene „philosophia". („Handdetzeln"), 12 neue „Fazzleth", 6 Paar „Canonen", 1 5 Schreiben des H. H. Willig, Freiburg, den 30. Nov. 1651. geschriebene „philosophiam", 1 Schrotgewehr samt Weidtasche fi Bestallungsurkunde für weitere 3 Jahre vom 11. Nov. 1654. und Pulverflasche, 4 neue und 6 alte Hemden, 6 Paar Leinen- 7 Die vom Chirugen ausgestellte Rechnung hatte Adam Heinrich strümpfe, 4 Paar Socken („Seckle"), 4 Paar Schlafhosen, 1 Haar- Keller von Schieitheim nach 3 Jahren noch immer nicht beglichen. tuch (hat mehr nötig), 5 Schlafhauben, 24 Ellen Tuch (woraus 8 1 neues rotes Kieid mit Gold eingesäumt samt einem roten später 6 Paar Oberstrümpfe gemacht wurden), 1 Schlupfer, 5 Mantel mit silbernen Borden, 1 rotes Paar Hosen samt einem Paar Handschule („Henschen"), 1 gestricktes „Camfulter". ledernen Wams, 1 graues Kleid mit einem grauen Mantel und " Siehe Hohenberger Warte Jahrgang 16, Nr. 1, „Landsknechts- Rock, 1 graues Paar Hosen samt 2 weißen „Wamischer", 2 werbung in Hohenberg" von Krezdorn. Sommermäntel — einen „zeigenden" und taftenden, 3 Hüte 10 Freiherrlich von Raßlersches Archiv, Bestand Keller von Schleit- und zwar 2 graue und 1 schwarzen samt 2 Federbüschen, 1 heim Bd. 18 S. 406 / 435; Bd. 2 S. 261 /441.

MICHAEL LORCH Friedrich Wilhelm Deckel (1871-1948) Geschichten um ein Junginger Original Vom Mechanikerlehrling zum Kommerzienrat, Dr. h. c. und Wirtschaftsführer

Am 11. Dezember 1871 meldete auf dem Standesamt zu dem Heimweg — es war im Winter — setzte sich Fritz Jungingen der Landwirt und Händler Karl Deckel die auf die Tasche, benützte sie als Schlitten und rutschte Geburt eines Buben, des sechsten Kindes seiner Ehefrau darauf den Kirchrain hinab. So konnte es nicht aus- Thekla, geb. Müller. Das Bübchen erhielt den Vornamen bleiben, daß er mit einer durchlöcherten und zerfetzten Friedrich Wilhelm und besuchte von 1877 bis 1885 die Tasche nach Hause kam. Die Mutter hat kurzen Prozeß Volksschule. Die lückenlos vorhandenen Zeugnisse der gemacht und ihrem Frieder für diesen Streich „den Ran- Schule beurkunden einen Schüler von stets gleichmäßigem zen voll gehauen". Am andern Tag von den Mitschülern Eifer und Fleiß, von bester Veranlagung und überdurch- befragt, ob er jetzt einen neuen Ranzen bekomme, konnte schnittlichen Leistungen. Seine Mitschüler gaben ihm den er ihnen mit gutem Gewissen antworten: „Ja, meine Übernamen: „Schlitzer", wohl wegen der bei ihm sich Mutter hat mir gestern abend den Ranzen angemessen!" schon früh zeigenden „Spitzfindigkeit" und Schlauheit, was auch durch einige der folgenden Jugendgeschichten Von Bauernarbeit will Deckel nichts wissen bezeugt wird: Als 14-jähriger Junge wurde er in der Heuernte einmal von der Mutter um 3 Uhr morgens geweckt. Er sollte dem Vater und den älteren Brüdern, die schon beim Mähen waren, den „Ziasstragkratten" (d. i. der Essen- tragkorb) auf das Feld hinaustragen. Frieder zieht los. Nach etwa einer Stunde folgt ihm die Mutter. Was er- blickt sie denn da unterwegs dort am Wiesenrande? Sie geht näher hinzu und findet — ihren Frieder auf dem Bauche im Grase liegend. Hier hat er seinen unter- brochenen Schlaf fortgesetzt. Neben ihm steht der „Ziasstragkratte". Die Mutter weckt ihren Buben zum zweitenmal, und gemeinsam kommen sie beim Vater an. Dieser ist natürlich ungehalten über den so lange aus- gebliebenen Essensträger und sagt: „Ich will nur sehen, was aus dir noch wird!" Darauf Frieders Antwort: „Kein Bauer!"

Deckel läßt sich „nicht im Bart kratzen" Früher durften sich des Abends auf der Hauptstraße nur die jungen Burschen sehen lassen, die 18 Jahre alt Friedr. Wilhelm waren. Jüngere wurden nicht geduldet und oft mit Deckel Schlägen fortgejagt. Frieder wäre als 16-jähriger auch (1871-1948) schon gerne auf der Straße gewesen. Der Vater warnt ihn, doch Frieder hört nicht darauf. Er wird von den Fritz bekommt einen Schulranzen angemessen" älteren Burschen erwischt, empfängt mit einem Seil- Die Kinder der armen Leute hatten in den achtziger stumpen seine Hiebe und wird von der Straße ver- Jahren noch keine Schulranzen aus Leder. Die Schul- wiesen. Frieder sinnt auf Rache. An einem der nächsten sacnen waren in einer selbstgefertigten Tasche aus Lein- Abende sieht er den Missetäter beim „Bierthedor" in wand oder Barchent untergebracht. Als Schüler der der Schenkstube sitzen. Er ist ins Kartenspiel ver- Oberklasse wurde Fritz Deckel ob solcher Tasche von tieft und wendet seinen Rücken dem Fenster zu. Die seinen Mitschülern gefoppt, bis er eines Tages behaup- sogenannten „Oberlichter", zw* kleine obere Fenster- tete: „Ich will es schon richtig anfangen, daß ich einen flügel, stehen offen. Schnell entschlossen greift Frieder Schulranzen bekomme!" Er besorgte sich zwei Papp- hinein, versetzt seinem Widersacher je eine Backpfeife deckel, angeblich um die Schrift auf der Schiefertafel von links und rechts — und ist verschwunden. Das ver- vor dem Verwischen zu schützen. In Wirklichkeit dien- dutzte Gesicht des Betroffenen und das dröhnende Ge- ten sie aber als Versteifung der Taschenwände. Auf lächter der Kameraden kann man sich denken.

55 Berufswünsche anwenden: Scherben bedeuten Glück! Die Zukunft sollte Wurde Fritz während der Schulzeit nach seinen Berufs- es weisen. Eine neugierige Nachbarin stand am Wege wünschen gefragt, so pflegte er zu antworten, daß er und blickte ihm nach. „So arm, so arm ist er ausgezogen, beabsichtige, beim Doktor in Hechingen Lehrbube zu mit seinem geflickten Hosenboden", weiß diese noch nach werden. Jungingen hatte damals noch keinen Arzt und sechzig Jahren zu berichten. der „Doktor von Hechingen", der bei Bedarf mit seinem Bernerwägele im Dorfe erschien, wobei Frieder Deckel bei Zeiss in Jena auf das Pferd aufpassen durfte, machte solch einen Ein- Friedrich Deckels Wanderschaft währte zehn Jahre. Die druck auf ihn, daß es von nun an nichts Erstrebens- erste Stellung fand er bei der Firma A. Ott, Fabrik werteres mehr geben konnte, als Doktor zu werden und mathematisch-optischer Instrumente in Kempten i. All- ebenfalls Pferd und Wagen zu besitzen. gäu. Auf allen wichtigen Apparaten stand der Name Carl Zeiss. Als erstrebenswertestes aller Ziele erschien Deckel als Mechanikerlehrling nun dem jungen Deckel, bei Zeiss zu arbeiten. So finden wir ihn zu Beginn der Neunzigerjahre in Jena bei Zeiss. Seit 1852 begann Jungingen mit der Gründung der Waa- Kein Arbeitsplatz im ganzen damaligen Deutschen Reich genfabrik Gebr. Bosch sich zum „Mechanikerdorf" zu ent- wäre dem Talent des jungen Deckel gemäßer gewesen wickeln. Nach Beendigung der Schulzeit i. J. 1885 trat als jener eines Feinmechanikers bei Zeiss in Jena. Vor unser Frieder als Mechanikerlehrling beim genannten ihm stand die Gestalt des patriarchalischen Professors Betrieb in die Lehre. Die Arbeitszeit, auch die der Lehr- Ernst Abbe, des Begründers der Theorie der optischen linge, währte täglich von 6 Uhr bis 18 Uhr mit kurzer Instrumente und der sozialen Fabrikorganisation, der Mittagspause. Der Durchschnittslohn eines Feinmecha- für Friedrich Deckel zum eigentlichen Lehrer wurde. In nikers belief sich auf 20 Pfennig pro Stunde, und zu- Jena tat er einen entscheidenden Schritt: er, der weilen gab es, besonders für Lehrlinge, auch sonntags schwäbische Alb - Bauernsohn aus Jungingen, wurde noch Arbeit. Frieders Lehre ist, nach heutigen Maß- während zweier Jahre Ernst Abbes bevorzugter stäben gemessen, nicht leicht gewesen, was die Vielfalt Versuchsmechaniker. Eine höhere Lehre konnte es der Arbeit angeht, die ein Lehrling zu leisten hatte. Die nicht geben, kein Hochschulstudium hätte ihm an Werkstätte kannte keine Spezialisten und noch weniger Kenntnissen mehr vermitteln können als diese zwei ein eigens auf die Lehrlinge abgestimmtes Lehrsystem. Jahre an der Seite dieses seiner Zeit weit vorauseilenden Der Lehrling Deckel wurde an die Seite jenes Gesellen Geistes. Niemandes Andenken hat Friedrich Deckel je- gerufen, der jeweils seiner bedurfte. Ob Maschinen- oder mals höher gehalten als das Ernst Abbes, dessen in Schraubstockarbeit, Feinjustierung oder grobe Arbeit, je Bronze gegossene Büste ihm später täglich im Arbeits- geschickter der Lehrling arbeitete, desto vielseitiger ge- zimmer seines Werkes gegenwärtig gewesen ist. staltete sich seine Verwendung und um so gründlicher seine Ausbildung. Der „Schlitzer" sei ein schlaues Bürschle gewesen, immer bereit, immer pfiffig und von Deckel im Ausland größter Anstelligkeit. Er wußte, daß er etwas konnte Der Jenenser Zeit folgten Stellungen in Stuttgart und und schließlich empfing er dafür Bestätigung: er erhielt Karlsruhe, wo er in führenden Firmen an optischen einen Pfennig Lohnzulage zum Stundenlohn, eine frei- Präzisionsgeräten arbeitete. Freizeit und Verdienst wur- willige Anerkennung seines Lehrherrn, was bis dahin den rücksichtslos den Mitteln zur Vervollkommnung noch nie vorgekommen war. seiner theoretischen Kenntnisse geopfert. Jetzt lockte das Ausland. Der erste Schritt führte ihn nach den Frieder geht in die Fremde Niederlanden. Er blieb nur so lange im wohllebigen Der Siebzehnjährige ging bald nach Beendigung der Holland, bis er das Geld zur Reise nach England er- Lehre im Jahre 1888 der Sitte folgend auf die Wander- spart hatte. Die letzten vier Jahre seiner Wanderschaft schaft. Am Vorabend dieses bedeutungsvollen Tages verbrachte Deckel in England. Als Zeissianer fand er hatte sich Frieder, da er nach dem Abschied von der leicht Arbeit. Seine wichtigste Stellung fand er im Appa- „Magdalenbäs" ein Treppengeländer hinuntergerutscht ratebau bei Siemens Brothers in Woolwich, nicht ahnend, war, den Boden seiner einzigen guten Hose aufgerissen. daß wenige Jahre vorher ein anderer Sohn der Schwa- Der Stoff war dem kühnen Abschiedsrutsch nicht gewach- benalb, Robert Bosch, am gleichen Platz gearbeitet hatte. sen gewesen. Der Schaden wurde noch in der Nacht kunst- Aber auch diese glänzend bezahlte Stellung sollte ihm gerecht und solide durch Einsetzen eines tüchtigen Flik- nur zu einem weiteren Sprung in die Welt dienen. Er kens behoben. — Am Morgen des Wandertages drückte der ließ sich für einen gerade in Ausrüstung liegenden nach Vater Deckel seinem Frieder einen „Goldfuchs", ein Südafrika bestimmten Kabelleger vormerken. Da brach Zwanzigmarkstück, in die Hand und ließ ihn mit Segens- der Burenkrieg aus, die Kabelreise unterblieb. wünschen seines Weges ziehen. Doch der Anfang der Reise verzögerte sich. Die Aufregung mochte schuld gewesen Deckel in der photo-technischen Industrie sein, das Goldstück entglitt der jungen, bei der Arbeit so Man schrieb das Jahr 1897, Friedrich Deckel hatte fast sicheren Hand, rollte über den Boden und verschwand in 10 Jahre in der Fremde zugebracht, — nun lockte die der Spalte zwischen zwei Brettern. Ein derbes Wort von Heimkehr nach Deutschland. Aber wohin im großen Seiten des Vaters mochte da wohl gefallen sein; doch Deutschen Reich? Wo saß die Industrie, die möglicher- nach etwas Sägearbeit am Stubenboden wurde das Gold- weise einen Friedrich Deckel gebrauchen konnte? Er stück wieder gefunden; ein letztes Adieu, und Frieder wählte München, das, gefördert vom bayrischen Königs- nahm seine in ein rotes Schnupftuch eingebundenen hause, eine ganze Generation berühmter gelehrter Opti- Sachen zur Hand und machte sich auf die Straße nach ker beherbergte. 1897/98 arbeitete er bei C.A.Stein- Hechingen. Ganz allein zog er in die Welt; er hinterließ heil und kam mit der Industrie photographischer Appa- nur ein „Erinnerungssägeloch" im Boden, das im Vater- rate in Berührung. Er lernte einen neuen Arbeitszweig, haus (Viehgasse Nr. 31) heute noch gezeigt wird. Aber ja ein völlig neues Fach kennen — die Photographie. was sollte das bedeuten? Am Anfang gleich ein Unge- Die Anforderungen, die dieses neue Fach zu seiner Ver- schick, vielleicht gibt's am fernen Ende auch ein Malheur. vollkommnung stellten, ließen in Deckel den Gedanken Oder konnte man in etwas übertragenem Sinne hier aufsteigen, selbständig zu werden. Er war jetzt ent-

56 schlossen, seine Wanderjahre zu beschließen. Diese hatten Sicherheit photographieren will, nimmt einen Compur. Deckels Fachkenntnisse weit über den Durchschnitt des Zehn verschiedene Einstellungen bis zu 1/500 Sekunde jungen Feinmechanikers bereichert. Er hatte in vielen mit Zwischenwerten sind möglich. Schließlich versetzt guten Betrieben mannigfaltige Arbeit geleistet. Er hatte der Selbstauslöser den Amateur in die Lage, sich selbst sich diese Betriebe genau angesehen. Viele Aufgaben hatte aufnehmen zu_ können. Die Kameraindustrie der ganzen er gemeistert. Er hatte große und kleine Fabriken ken- Welt ist auf diesen einen schnellsten u. zuverlässigsten Ver- nengelernt, sie miteinander verglichen. Er dachte an schluß angewiesen, wenn sie an einer Camera alles erst- eine serienweise Fabrikation: Cameraverschlüsse und klassig ausführen will. Wii stellen uns einen Stab von Kinematographen. Dazu mußten jedoch erst durch an- Ingenieuren, Professoren und Wissenschaftlern vor, die dere Arbeiten die Mittel verdient werden. dieses menschliche Wunderwerk geschaffen. Fast niemand in unserer engeren Heimat weiß und denkt daran, daß der Erfinder und Hersteller dieses weltberühmten Com- Deckel macht sich selbständig purverschlusses einst ein einfacher Mechanikerlehrling war und in dem Mechanikerdorf Jungingen i. Killertal Unter diesen „anderen Arbeiten" stellte sich Deckel als Sohn eines armen Kleinbauern geboren wurde. Man- zunächst photographische Verschlüsse vor. Im Jahre cher Photoamateur wird sich nun erinnern, daß der 1898 eröffnete er in München im Hinterhof eines Name Deckel oder wenigstens die Anfangsbuchstaben Hauses in einer alten, verlassenen Waschküche, die F. D. auf dem Compurverschluß seiner Kamera stehen. zugleich als Schlafzimmer diente, eine kleine Werk- Die Junginger sind mit Recht stolz auf den Sohn ihrer stätte „Friedrich Deckel, Mechaniker". Bescheidener Heimat. ging es nicht mehr. Auf einem Handwagen karrte der Mechaniker Deckel zusammen mit einem Lehrling nach und nach eine kleine Drehbank und einige Kisten Werk- Die Firma Friedrich Deckel, München zeug und Material vom Bahnhof in seine Werkstätte. Im Jahre 1905 schon trennte sich Bruns wieder von Niemand hatte auf Friedrich Deckel gewartet. Man Deckel, weil er seinem Hang nach Forschungen und hätte ihm damals alles bringen dürfen, jede beliebige Erfindungen nachgehen wollte. Von diesem Zeitpunkt Reparatur, er hätte jeden Auftrag angenommen. Hart an wurde der Compurverschluß bei Deckel nicht mehr und unerbittlich wurde geschuftet. Mit unermüdlicher handwerksmäßig, sondern fabrikmäßig hergestellt. Energie suchte Deckel nach einem zügigen Artikel, um Bald konnten zehn Personen beschäftigt werden. Dies eine Grundlage zu haben für sein künftiges Schaffen. war der Grundstein für die heutige Firma Friedrich Deckel. Ununterbrochen ging es jetzt vorwärts und auf- wärts. 1910 wurden schon 100 Arbeiter beschäftigt. Ein Die Erfindung des Compurverschlusses eigenes Fabrikgebäude entstand im Sendlinger Oberfeld. Es wurde 1911 bezogen. Die zur Herstellung der bereits Im Jahre 1903 stieß er mit Christian Bruns zusammen, erwähnten Präzisionsteile nötigen Spezialmaschinen wa- der eine recht bekannte Werkstätte betrieb. In diesem ren auf dem Markt nicht zu haben. Deckel mußte sie Jahre wurde der erste photographische Verschluß kon- selbst bauen. Dabei ergab es sich, daß die hergestellten struiert. Am 15. August 1903, eben an dem Tage, der Spezialmaschinen, soweit sie nicht ein Fabrikgeheimnis als Gründungstag der Firma Deckel angesehen wird, kam darstellten, auch von anderen Unternehmen begehrt es in München im Rückgebäude des Hauses Klenze- wurden. So eröffnete sich ein neues Arbeitsfeld, und die straße 34 unter dem Namen „Bruns und Deckel" zur Abteilung Maschinenbau der Firma Deckel war aus der Vereinigung. Je ein Möbelwagen genügte, um den Um- Taufe gehoben. Ihre Erzeugnisse, hauptsächlich zug beider Werkstätten nach dem neuen Sitz zu be- Graviermaschinen, konnten sich am Weltmarkt gegen die werkstelligen. Zweck der Firma war die Verwertung englische und amerikanische Konkurrenz durchsetzen. eines neuen photographischen Verschlusses, des Compur- Gerade die von Deckel geschaffene Präzisionsgravier- Verschlusses. Das Wort Compur bedeutet die maschine gehört zu einer jener phantastischen Maschinen, Verbindung zweier Verschlußarten mit einem deren Auswirkungen jedermann, ohne es zu wissen, teil- Uhrwerk. Der Compurverschluß ist unbestritten das haftig ist. Es ist nämlich Tatsache, daß es kaum einen Beste und Präziseste auf diesem Gebiete, das Wort Com- Menschen gibt, der nicht etwas braucht, besitzt oder pur ist ein Wertbegriff wie etwa Mercedes-Benz. Viel- genießt, das auf dem Wege seiner Herstellung in gerader leicht hat sich nur selten jemand klar gemacht, was dazu Linie auf die Arbeit irgend einer Deckelmaschine (Schrif- gehört, ein solches Präzisionsinstrument zustande zu ten-Gravierfräsmaschine, Nachform-Fräsmaschine, Werk- bringen. Angesichts der Schwierigkeiten bei der Herstel- zeug-Fräsmaschine, Werkzeug-Schleifmaschine) zurückzu- lung hat Friedrich Deckel in humorvoller Uebertreibung führen wäre, angefangen vom saftigen Bonbon, dem einmal ausgerufen, daß er nicht begreife, weshalb er gravierten Schildchen, dem einfachsten Knopf und mo- nicht ein anderes Fach, z. B. die Herstellung von Pfef- dischen Schmuckstück bis zu Fahrrad-, Auto- und Riesen- ferminzpastillen gewählt habe! Ein Compurverschluß Luftreifen und hochbeanspruchten, in Preß-, Schmiede- enthält 162 Einzelteile. Was mit diesen je nach Ein- und Stanzwerken erzeugten Maschinen- und Motoren- stellung vor sich geht, ist schon ein kleines Wunder zu teilen weltberühmter Firmen. nennen. Gegen einen Compurverschluß ist eine Taschen- uhr eigentlich primitiv. Alle diese 162 Einzelteile müssen im Kreise um das Objektiv angeordnet werden. Da 1924 wurde Deckel die Auswertung einer Diesel-Ein- muß mit Genauigkeiten bis auf ein Tausendstel Milli- spritzpumpe angeboten. Er war daran grundsätzlich meter gearbeitet werden. 900 Arbeitsgänge gehören zur interessiert und begann 1928 mit der Entwicklung voll- Herstellung. Jeder Verschluß muß 270 Kontrollstellen ständiger Einspritzpumpen nicht nur für stehende, son- passieren und 20 000 einwandfreie Abläufe leisten, ehe dern auch für Fahrzeugmotoren. Dam:: war der dritte er als gebrauchsfähig befunden wird. Da fängt man an Zweig der Firma „Deckel-Einspritzpumpen" ins Leben zu verstehen, weshalb dieser eine Verschluß so weit über gerufen. allen anderen Verschlüssen steht. Was leistet er denn in Der Ruf der Deckelmaschinen ist in der Welt begründet. der Kamera? Nun, darüber braucht beim Compur nicht Das auf Ausstellungen nicht selten gehörte Wort, gesprochen zu werden. — Wer heute mit 100 Prozent „ .. wir schaffen uns eine Deckel an . ..", „Das ist eine

57 Deckel.. . ' oder „das haben wir auf einer Deckel ge- Bestehen der Firma. Diesem Buche ist auch ein großer macht ... bezeichnet eine Marke, eine Leistung und Teil dieser Ausführungen entnommen. Der Schreiber einen Gütebegriff. dieser Zeilen glaubte sich dazu berechtigt, hatte er doch selbst 1953 mit Beiträgen aus Deckels Kindheit und Wenn auch die beiden Weltkriege und die Zeiten der Jugend bei der Entstehung des genannten Buches mitge- Geldentwertung dem Betrieb äußerst schwer mitgespielt wirkt. haben, blieb bei Deckel dank der Lauterkeit und guten Zusammenarbeit der erfahrenen, den Betrieb tragenden Nachdem wir in großen Zügen bekannt gemacht worden Mitarbeiter die Gefahr eines Zerfalls oder einer Ent- sind mit dem Manne und seinem Werk, könnte wohl die artung gebannt. Frage auftauchen: Warum ist dieser Mann in seiner Heimatgemeinde beinahe vergessen, warum sind ihm Weitere bauliche Veränderungen zwischen 1922 und 1932 hier keinerlei Ehrungen zuteil geworden, warum ist ihm und später ließen zum 50-jährigen Betriebsjubiläum im kein Gedenkzeichen gesetzt? Jahre 1953 ein Unternehmen von 45 000 qm Gesamt- fläche mit 28 500 qm nutzbaren Werkraums entstehen, Darauf eine Antwort: Zu seinen Lebzeiten ist Friedrich das über 3000 Werksangehörigen eine sichere Existenz Deckel sehr selten nach Jungingen gekommen. Sein Ge- bietet. bot, schlicht zu sein und schlicht zu bleiben, bestimmte ihn selber, gegen Ehrungen sich abweisend zu verhalten. Im Zusammenhang mit der Arbeit an der Jubiläums- Würdigung seines Lebenswerkes und Tod Denkschrift war von einem Werksvertreter der Vor- Für seine Verdienste wurde Deckel der Titel eines Kom- schlag gemacht worden, am Geburtshause Deckels eine merzienrates verliehen, und zum 25-jähr. Jubiläum seines Erinnerungstafel anzubringen, während ein Gegenvor- Hauses ernannte die Technische Hochschule München schlag dahin lautete, dem erfolgreichsten Junginger ein Kommerzienrat Friedrich Deckel zum Ehrendoktor. So „lebendiges Denkmal" in den Herzen der Jugend zu hat sich der einfache Junginger Mechanikerlehrling zum setzen. Eine „Fritz-Deckel-Stiftung" für die Schule i i Kommerzienrat und Dr. h. c. und, was das Wichtigste Jungingen hätte Gewähr geboten, das Andenken an ist, zum führenden Industriellen emporgearbeitet. Leben und Werk des Stifters für immer wach zu halten Am Morgen des 10. Juli 1948 ist Friedrich Wilhelm und beispielhaft ins rechte Licht zu rücken. Leider wurde Deckel im 77. Lebensjahr verschieden. Ergreifend ist die dieser Vorschlag der Heimatschule Fritz Deckels, wo Schilderung der Beisetzung am 13. Juli 1948 beschrieben doch die ersten Grundlagen für dessen erfolgreiches Le- in dem Buch „50 JahreFriedrichDeckel", verfaßt v.Franz benswerk gelegt worden waren, von den nach Deckels Ludwig Neher, Herrsching (Ammersee) zum 50-jährigen Tode zuständigen Stellen abgelehnt.

OTTO WEINREICH Zu Versen und Denkmälern aus Bad Imnau

Zwischen Schwäbischer Alb und Schwarzwald, etwa in Hegne am Bodensee liegt und dessen Schwestern unter der Mitte zwischen Horb und Haigerloch im Eyachtal Leitung verständnisvoller Oberinnen zusammen mit dem eingebettet, liegt ca. 400 m ü. M. der stille Badeort Badearzt Dr. med. Blasel vorbildlich wirken. Hervorzu- Bad Imnau. Die Zahl der Einwohner hält sich noch heben ist noch das neue, nach modernsten Gesichtspunkten unter Tausend: Landwirte, städtische und staatliche angelegte Kindergenesungsheim. Oft begegnet man den Beamte, Handel Treibende; die Angestellten an den von Schwestern geleiteten Knaben und Mädchen auf ihren zwei größeren Fabriken, denen die Gewinnung und Spaziergängen, gerade auch bei manchen der Denkmäler der Export der berühmten, dem mittleren Muschelkalk des Badeortes, zu deren Beschreibung ich nun übergehen entspringenden Mineralwasser obliegt, der „Fürsten- will. quelle" und der „Imnauer Apolloquelle". Entdeckt und erschlossen ist die gegen viele Leiden be- 1. Flurkreuz ob der Sommerhalde währte Heilkraft der Quellen schon seit langem. Nach- Nicht nur im Sanatorium selbst und auf dem Friedhof dem 1694 der Arzt Samuel Caspar sie erprobt und den wird der Betrachter mancherlei finden, was ihn in Wort im nahen Haigerloch residierenden Fürsten Joseph oder Bild ansprechen kann. Auf Wald- und Feldwegen Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen darauf hinge- der näheren Umgebung sieht sich der besinnliche Spa- wiesen hatte, ließ dieser 1732/33 den „Fürstenbau" in ziergänger oftmals unvermutet einem Objekt gegenüber, Imnau errichten. Noch heute steht über dessen Haupt- an dem er nicht achtlos vorbeigehen mag. portal unter dem fürstlichen Wappen der aus den Daniel-Apokryphen des Alten Testaments stammende Da steht z.B. dort, wo der aus dem Ort zur Höhe füh- Spruch: rende Fahrweg in die weite Fläche der angebauten Felder einmündet, gegenüber der Engelswiese ob der Sommer- Benedicite fontes et omnia halde ein aus rotem Sandstein geschaffenes großes Flur- quae moventur in aquis Domino. kreuz, wo unter der schönen Plastik des Heilandes die (Preiset ihr Quellen und alles, Widmungstafel über den Stifter Auskunft gibt: Roman •was sich in den Wassern bewegt, den Herrn). Klotz hat es 1859 schaffen lassen; der Name des Bild- Eine Blütezeit erreichte das Bad unter dem Fürsten hauers wird allerdings nicht genannt. Darunter folgt ein Anton Aloys, der Ende des 18. Jahrhunderts neue Bau- Weihegedicht, dessen schlichte Schönheit den Leser immer ten, neue Quellfassungen und weitere Parkanlagen hin- wieder anzieht. Um und nach den Dreißiger-Jahren habe zufügte. Im Jahre 1917 ging der ganze, auch wieder ich es oft gelesen und mich gefragt, von wem die Verse erweiterte Sanatoriumskomplex in die Obhut der Schwe- stammen mögen: ob sie vom Stifter des Denkmals her- stern vom Heiligen Kreuz über, deren Mutterhaus i rühren, oder ob er sie etwa aus einem Kirchenlied uber-

58 nommen haben mag. Es lautet: Du bist's, der unserm Sommerfeld bei Tag und Nacht die Wache hält, damit des Feindes Hass und Wut den Fluren keinen Schaden thut. Wir säen — Du gibst linden Regen, wir mähen — Herr, es ist dein Segen. An jedem Weg der weiten Welt bist du es, Herr, der uns schirmt und hält. Beim Lesen der Verse störte mich, den „klassischen Phi- lologen", nur eine metrische Lizenz in der letzten Zeile, wo der jambische Rhythmus des Ganzen durch den Anapäst „der uns schirmt" gebrochen wird. Nun war im Laufe der Zeit manches durch Witterungs- einflüsse unansehnlich geworden, so daß der Spruch 1964 überholt wurde, und dabei erhielt der letzte Vers rein jambischen Charakter, indem man das „Herr" aus- merzte: „bist Du es, der uns schirmt und hält". Hatte im 1. Vers „Du bist's" der Text auf den über dem Gedicht dargestellten Gekreuzigten hingewiesen, so ver- weist nun im letzten das „bist Du es" auf das im dritt- letzten Vers stehende „Herr" unmißverständlich zurück, und so ist auch der Schluß des Weihegedichtes metrisch korrekt geworden. 2. Zum Grabstein eines „Jünglings" Auf dem Imnauer Friedhof hatten sich vor etwa zwei Jahren infolge der notwendig gewordenen Erweiterun- gen und des Anbaus einer Kapelle mancherlei Aende- rungen ergeben. Davon ist zumal die früher hinterste, am Berganstieg unmittelbar angrenzende Grabreihe be- troffen worden, und dabei ist auch ein Grabstein ver- schwunden, der früher manchem Leser ein sprachliches Curiosum zugemutet hatte. Daß man in traulicher An- ^ Das Binder-Votiv. rede und mundartlich Personen auch nach Erreichung mal gilt dem Gedenken an die vier aus dem Krieg in der männlichen Reife noch als „Junge" oder „Jüngel- Rußland nicht mehr heimgekehrten Söhne: dem 1922 chen" bezeichnen konnte, ist verständlich, und waren geborenen, 1942 gefallenen Josef Binder, dem 1924 ge- sie unverheiratet geblieben, standen etwa „Junggeselle" borenen, 1944 gefallenen Ludwig Binder, dem 1923 oder „Hagestolz" als Alltagswendungen zur Verfügung. geborenen, 1943 gefallenen Engelbert Binder und dem Aber im Ernst einer Grabinschrift einen unvermählt ge- 1920 geborenen, seit 1944 vermißten Wilhelm Binder. bliebenen, fast 70 Jahre alt gewordenen Veteranen des Trost in dieser Fülle des Leides konnte der frommen 70er Krieges auf seinem schmalen, schmucklosen Grab- Mutter nur das Gedenken an die Mutter des Jesuskin- stein als „Jüngling" zu bezeichnen, ist gewiß ein Curio- des sein, die nun beide auf dem Denkmal dargestellt sum. Als solches habe ich es mir einmal notiert: sind: Maria, die das Jesuskind im Arm hält, ihm ge- Hier ruht neigten Hauptes freundlich zulächelt, während das Kind der Jüngling aufmerksam zu ihr aufblickt. Und was die fromme Peter Binder, Plastik veranschaulicht, erläutert die Inschrift unten Veteran von 1870/71 auf dem kleinen runden Sockel: geb. 5. Dez. 1846 O Mutter mit dem Jesuskinde, gest. 25. März 1915 das jedes Leiden uns versüßt. 3. Das Binder-Votiv 4. Vom „Sitz der Weisheit" Ein künstlerisch sehenswertes, inhaltlich tief bewegendes Eines der eindrucksvollsten Weihedenkmäler oder „Bild- Denkmal hat die verwitwete Mutter Binder vor wenigen stöckle", wie man sie im Volksmund bezeichnet, des Jahren durch den Haigerlocher Bildhauer Alfred Vees Raumes um Bad Imnau ist der „Sitz der Weisheit", die errichten lassen zum Gedächtnis an vier ihrer Söhne, die Stiftung eines Trillfinger Bürgers. Es ist an der Imnauer dem Krieg mit Rußland zum Opfer gefallen waren. Waldgrenze gegenüber von Trillfingen gelegen. Es steht nicht auf dem Friedhof oder in seiner Nähe, Ortsfremde finden das Denkmal nicht leicht auf, aber sondern schwer aufzufinden oberhalb Imnaus, nahe der neuerdings hat man an beiden in Betracht kommenden Mühringer Halde zu, am Waldrand in einer kleinen Richtungen Wegweiser angebracht. Der eine, bequemere, Lichtung — ein Wegweiser fehlt leider. Ein schmaler aber weitere Zugang ist die Fahrtstraße nach Wachen- Pfad führt in dichtes Gebüsch, zwei Ruhebänke am dorf, von der man alsbald abbiegt, um den Fahrweg Denkmal gestatten dem Betrachter ein lohnendes Ver- nach Trillfingen einzuschlagen, der zunächst durch Fel- weilen. der ansteigt, um dann einen schönen alten, hohen, von Die aus weißem Marmor in Lebensgröße geschaffene Unterholz fast freien Tannenwald zu durchqueren. Am Vollplastik der Mutter Gottes mit dem Jesuskind im Waldausgang, wo die Trillfinger Felder beginnen, ver- Arm leuchtet aus dem grünen Gebüsch heraus. Ein läßt man diese Fahrstraße und biegt rechtshin in einen flacher, runder Steinsockel trägt eine Inschrift, und da- (auch befahrbaren) Feldweg am Waldrand entlang ein, runter ist ein breiterer, ebenfalls runder Sandstein, der bis man zu einer Waldlichtung kommt, wo zwischen Träger des ganzen Monuments. Seine Inschrift gibt Aus- Ruhebänken und einzelnen Tannen das Bildstöckle steht. kunft über den Anlaß der ganzen Weihung: das Denk- Der andere, nähere, aber z. T. sehr unbequeme Weg

59 beginnt hinter dem Imnauer Friedhof, geht dann als Nirgendwo hat der fromme Stifter seinen Namen ge- schmaler Waldpfad sehr steil aufwärts und auf der nannt oder den der dargestellten Figur anbringen las- Höhe hinaus zum Waldrand, wo man von hinten her sen. Aber wer nicht schon aus der Würde mit Anmut auf die eben genannte Bankreihe stößt und vor dem verbindenden Gestalt der freundlich lächelnden Statue, Bildstöckle steht. aus der Haltung der in Brusthöhe erhobenen und spende- Diese Stelle, von der aus man die langgestreckte Trill- freudig geöffneten Hände und den mit vergoldeten finger Häuserreihe, Kirche und den großen, neuen Was- Sternen geschmückten Streifen am Gewand die Jungfrau serturm sieht, wo sich aber auch eine weite Aussicht auf Maria als Anlaß der Weihung erkannt hat, den klärt, die Alb von der Achalm über den Zoller bis zu den Ba- wenn er ein guter Katholik ist, der obige Text der Tafel iinger Bergen und über Haigerloch hin bietet, hatte sich auf. der Trillfinger Bürger Otto Rapp als seinen Lieblings- Es handelt sich um eine Textstelle aus der im katholi- sitz erkoren und dort das Denkmal errichten lassen. Er schen Gottesdienst beliebtesten aller Marien-Litaneien, hatte zwei Söhne; der eine, Oskar Rapp, war Bild- aus der Lauretanischen, die so genannt ist, weil sie zu hauermeister in Baden-Baden und hat das Bildstöckle Loreto, dem Wallfahrtsort in der Provinz Ancona, ent- geschaffen und seiner Heimatpfarrei Trillfingen 1925 standen war (gedruckt seit 1576). Da lautet eine der gestiftet. Die Einweihung fand am 17. Mai 1925 statt. kleinen Gruppen über die geistige Hilfsbereitschaft Der zweite Sohn Rapps, der Pater Lucian Rapp ist ge- Mariens so: wiß mitverantwortlich für die geistliche Faktur des (der Priester spricht:) (die Gemeinde antwortet:) Denkmals und seine Beschriftung, die nun auch dem Tu, speculum iustitiae ora pro nobis, Ort der Aufstellung den Namen „Sitz der Weisheit" tu, sedes sapientiae ora pro nobis, eingetragen hat. Es ist ein vielbesuchter Ort nicht nur tu, causa nostrae laetitiae ora pro nobis. für die Stifter-Familie. Mich z. B. hat einmal da oben (Du, Spiegel der Gerechtigkeit, bitte für uns, eine Enkelin Rapps, Frau Rosa Becker, über manches Du, Sitz der Weisheit, bitte für uns, belehrt, und mein ehemaliger Schüler, Prof. Dr. Schelkle, Du, Ursache unserer Freude, bitte für uns.) hat mir mitgeteilt, daß dort alljährlich die Pfarreien Das ganze Jahr über, so lange es blühende Zweige am Imnau und Trillfingen sich zu gemeinsamer Maiandacht Waldrand und Blumen aller Art auf den angrenzenden zusammenfinden, öfters habe ich beobachtet, wie Im- Feldern gibt, füllt man den freien Raum zwischen dem nauer Schwestern Gruppen von Ferienkindern dorthin Standbild und der Aedicula mit dem lebendigen Schmuck zu einer Andacht führten. abgeschnittener Zweige und gepflückter Blumen aus. Das Denkmal selbst ist eine etwa 2m hohe, schmale 5. Das „Marterkreuz" bei Bittelbronn Aedicula aus Sandstein, in deren halbrunder Öffnung Auf dieses Flurkreuz möchte ich seiner Seltenheit wegen, die weiße Marmorstatue Mariens steht. und weil ich es noch in keiner fachwissenschaftlichen In die Kalksteinbasis ist eine weiße Marmortafel ein- Literatur über Flur- und Marterkreuze erwähnt fand, gelassen mit der Inschrift kurz hinweisen. DU Es befindet sich oberhalb von Bittelbronn, das südöstlich SITZ DER WEISHEIT von Bad Imnau noch im Eyachtal liegt. Das stattliche BITTE FÜR UNS. Holzkreuz steht am Straßenrand gegenüber dem Ein- gangsweg zum Bittelbronner Friedhof, zum Großteil verdeckt durch hohe Obstbäume. Der einstige Besitzer des Kreuzes war Anton ~Wenz, dessen Namen sich aber nirgendwo am Kreuz findet. Witterungseinflüsse haben die aus den Kreuzbalken reliefartig ausgeschnitzten Ge- genstände z. T. fast unkenntlich gemacht. Oben auf dem Kreuz ist ein metallener Hahn angebracht, aber durch Stürme so verbogen und entstellt, daß der dreimalige Kräher kaum zu erkennen ist. Darunter die Tafel mit der Inschrift INRI, dann auf der Mitte des Quer- balkens ein Kreuz. Es folgen weiter etliche Nägel, ein Herz, drei Würfel, ein Kelch, eine Leiter. Auf der linken Seite des Kreuzstammes sieht man ein Trinkgefäß, einen Degen (fast wie ein alter Kavalleriesäbel), eine Beiß- zange. Und auf der rechten Seite des senkrechten Stam- mes eine Fackel (?), einen Hammer, eine Keule; manches bleibt unsicher. Das Kreuz enthält also als Schmuck nicht den Crucifixus, sondern eine Auswahl der in der biblischen Überliefe- rung vor und nach der Kreuzigung und der Kreuz- abnahme wesentlichen Requisiten, die man als arma Christi bezeichnet, und denen man schon bald im alten Christentum Heil - und apotropäische Wunderkraft zu- geschrieben hatte. Im Mittelalter findet man diese „arma Christi" auch vielfach auf Tafeln dargestellt, in Kirchen als Altarschmuck, auf Gemälden. Wegkreuze wie das (wohl unvollständig gebliebene?) Bittelbronner sind mir aus Württemberg sonst nicht bekannt; im Oberland sollen sie jedoch öfters anzutreffen sein. Das Wegkreuz am Ortsrand von Bad Krotzingen im Kreis Müllheim, das die Jahreszahl 1669 trägt, hat ein mit (ef) gezeich- neter Beitrag der Stuttgarter Zeitung vom 29. III. 1967

„Sitz der Weisheit" abgebildet. I ese Steinmetzarbeit zeigt Kreuzigungs-

60 Symbole, oben INRI, dann Leiter, Hammer, Zange, Geißel, Schwamm, Wasserkrug, Lanze und durchstoßenes Herz. Wegkreuze dieser Art finde man, sagt der Artikel, im Schwarzwald vielfach. Aus der grundlegenden Literatur über die schon in der Spätantike verehrten „arma Christi" kann ich aufmerk- sam machen auf den dem 16. Jahrhundert entstammen- den Buxbeimer Altar, der sich jetzt im Museum zu Ulm befindet, auf ein Exemplar aus der Zeit um 1300 in der Friedhofskapelle zu S. Afra in Schelklingen und auf eines aus dem späteren 13. Jahrh. in der Kirche von Oberwälden. Den „arma Christi" gelte nun noch eine Strophe aus einem handschriftlichen erhaltenen Hymnus des 14./15. Jahrhunderts1): O praeclara armatura Per quam Jesus Christus dura Pertulit in corpore, Fuga nostros inimicos Fac nos iustos et amicos Nunc in omni tempore. Ich übersetze sie: „ O ihr herrlichen Gewaffen, durch die Jesus Christus harte Schmerzen litt an seinem Leibe, treibt hinweg all unsre Feinde, macht gerecht uns und zu Freunden, jetzo und auf alle Zeiten." Und wenn sich einer unserer Leser vielleicht einmal zum Bittelbronner Marterkreuz mit den „arma Christi" auf- macht, mag er sich an diese alte Strophe bedachtsam erinnern. „Marterkreuz" auf Gemarkung Bittelbronn. 1 R. Berliner, Arma Christi. In: Münchner Jahrbuch für bildende Kunst, 3. Folge, Bd. VI. 1955, S. 35—152, die Anm. 1—864 auf (Die Klischees zu Bild 1 und 2 stellte uns freundlicherweise die S. 117—152. E. Sauser, Waffen Christi. In: Lexikon für Theologie und Kirche, Gemeinde Imnau, das Klischee zu Bild 3 die Gemeinde Bittelbronn Bd. X, S. 907 f. zur Verfügung.) Friedrich Losch, Deutsche Segen-, Heil- und Bannsprüche. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landeskunde XIII, 1890, Heft III, S. 157—258.

JOSEF DESCHLER Über die Bohnerzgewinnung in der Gemeinde Bingen Ein Beitrag zur Geschichte des Dorfes Bingen Wie an vielen anderen Orten der Schwäb. Alb, beson- HJH 18, 1958). Das Geschlecht der Kunin = Kiene ders in den Dörfern des früheren Fürstentums Hohen- ist erst vor einigen Jahren in Bingen ausgestorben. Im zollern-Sigmaringen, wurde auch von den Bewohnern Jahre 1554 wird die Urfehde des Feelenschmieds von des Fleckens Bingen schon früh nach Bohnerz ge- Bingen gegen die Vormünder der Kinder des Bruno sucht und gegraben. Über die Entstehung, Zusammen- von Hornstein erwähnt. (Ed. von Hornstein in „Die setzung, Gewinnung und Verhüttung des Bohnerzes ha- von Hornstein und Hertenstein"). In den Regesten des ben Dr. J. Maier in der „Geschichte des Dorfes Innerin- Spitals der Stadt Pfullendorf (Dr. Schupp, Flohenz. gen" und in der Geschichte des Fürstl,-Hohenz, Hütten- Jahreshefte 9. Band unter Bingen) wird der Bezug von werks Lauchertthal (Hohenz. Jahresheft 18. Band) und Eisen für die Mühlwerke der Stadt und das Schweißen der Berggeschworene Achenbach in „Vorkommen, Ge- und Schmieden des großen Glockenkegels für die Stadt- winnung und Zugutemachung der Bohnerze" (Staats- kirche durch die Feelen- und Hammerschmiede von Bin- arcr' i Sigmaringen I Nr. 20698) ausführlich und ein- gen in der Zeit von 1593 bis 1731 zu wiederholten gehend geschrieben. Hier soll nur auf die rechtliche Seite Malen bezeugt. und auf die wirtschaftliche Bedeutung der Erzgewin- Nach Gründung des Hüttenwerks Laucherthal im Jahre nung für die Erzgräber von Bingen und für die Ge- 1708 dürfte die Erzgräberei in Bingen einen weiteren meinde hingewiesen werden. Aufschwung genommen haben, wie die Protokolle des Daß schon lange vor der Gründung des Hüttenwerks Ortsgerichts von 1724 ab beweisen. So von 1724 ver- Laucherthal in Bingen die Suche und Gewinnung von langte die Gemeinde von den Erzgräbern für die 25 Bohnerz und die Erzeugung von Schmiedeeisen mit Gruben in Gewann „Lehr und Weithart" für jede Grube Hilfe der Rennfeuer, also ohne Hochofen im Schwange im Jahr 1 fl oder zusammen 25 fl Vergütung. Wegen waren, dürften folgende Belege erweisen: Schon im „Ertzgraben sollen die Ertzgräber von jedem Kibell Jahre 1448 wird der Verkauf der Fölenschmiede (Fun- geben 1 kr. oder wenn solche es nit geben, so wollen kenschmiede) in Bingen als Lehen des Klosters Zwiefal- wir ein Ertzgräber anstellen (also in Regie betreiben) ten von Hans Kunin dem Alten an seinen Sohn Hans und denen Beständnern (den Pächtern des Hüttenwerks) Kunin den Jungen um 60 Gulden bezeugt. (Dr. Maier, daß Ertz um dießen Preiß, wie sie, gewäschen liefern."

61 Im Protokoll vom 20. Jänner 1726 wird die Abfuhr des Gemeinde Bingen energisch, aber mit wenig Erfolg, für gewonnenen Erzes mit dem Erzmeister Johann Keppeler ihre einheimischen Erzmeister einsetzte, wie eine um- durch die Maierschaft (Bauernschaft) genau festgelegt. Da fangreiche Verhandlung vor dem Oberamt Sigmaringen sich daran 30 Fuhrwerksbesitzer beteiligen, die in 5 im Februar und März durch Hofkammerassessor Abteilungen zu je 6 Wagen eingeteilt wurden, dürfte es Schnell erweist, in welcher die Gemeinde zur Aufhebung sich jedenfalls um eine ansehnliche Menge Erz gehandelt des Verbots und zur Tragung der Kosten verurteilt haben (Gem. Archiv Bingen Dorfgerichtsprotokolle 1724 wurde. Ebenso geschah es noch im Jahr 1848, und es u. flg). nimmt nicht wunder, daß aus diesen Mißstimmigkeiten Auch in der nachfolgenden Zeit bildete die Erzgräberei im Verlaufe der Revolution sich in Bingen sehr liberale für eine Anzahl Familienväter und Fuhrwerksbesitzer Tendenzen bemerkbar machten, von denen in der Le- eine zwar wenig lohnende aber sichere Arbeits- und bensbeschreibung des Pfarrers Stauß erzählt wird. Noch Einkommensquelle. Durch die Verordnung der Hoch- im November 1848 beschließt der Gemeinde-Rat „in fürstl. Regierung vom 12. 9. 1811 wurde die Erzgrä- Anbetracht der verdienst- und arbeitslosen Zeit werde berei in eine gesetzliche Ordnung gebracht und das das Graben nach Erz auf der Gemarkung Bingen nur wilde Graben in Feld und Wald abgestellt. Nach Punkt den Ortseinwohnern gestattet." (Gem.-Archiv Bingen 2 dieser Verordnung sollte „in allen Orten, wo Erz Faz. Erzgraben). Das Ende des Bergregals erfolgte durch gegraben wird, nach den Verhältnissen der Bevölkerung die Verordnung der Fürstl. Hohenz. Landesregierung bestimmte Meisterschaften durch die Aemter aufgestellt vom 25. Mai 1849 und damit endigte auch die Bevor- und in Pflichten genommen werden". Also geschah es zugung der Sigmaringendorfer. auch in Bingen. Aus dem Copialbuch der Gemeinde Nach der Uebernahme der Landeshoheit durch Preußen Bingen entnehmen wir folgendes: 1852 war alljährlich von den Bürgermeistern an das „Actum. Laucherthal, den 10. April 1812 Oberamt über Gruben und Lagerstätten von Erz, Kalk, Gestern erschien der Schultheiß Anton Engel von Bingen Tuff, Sand, Kies, Quarz, Schiefer, über ihre Eigentümer, und übergibt der Bergverwaltung einen Oberamtlichen das gewonnene Quantum, die Zahl der Arbeiter und Protocoll-Extract dato 6. April 1812, nach welchem die ihre Familien zu berichten. Aus dem Bericht des Bürger- Hodifürstliche Regierung eine neue Erzmeisterschaft in meisters Schröck vom Jahre 1852 entnehmen wir, „daß Bingen aufzustellen und für gut erkannte: Mit dem sich auf Gemarkung Bingen ca. 20 Erzgruben befinden, weiteren Auftrag, daß sich der Schultheiß Anton Engel welche aber fast alle ausgebeutet seien, daß zur Zeit bei der Hochfürstl. Bergverwaltung melden und einen nur 2 Gruben benützt werden, und daß die Ausbeute Accord abschließen könne. Dieser Regiminal-Verord- 1500 Kübel betrage, die an das Hüttenwerk Laucherthal nung zu Folge wurde unterm heutigen Dato folgender abgeliefert würden." Die Erzgruben befanden sich mei- Accord abgeschlossen: stens auf Gemeindegrund (Wald- und AllmandstückenJ 1. Der neuen Meisterschaft werden alle Rechte zuge- in den Gewannen Lehr, Weithart, Luibental, auf dem standen, das Erz in den Sigmaringischen Territorio Hau, Bindorfer Wald, Speettendorfer Rücken, Aenis- graben zu dürfen, wie die schon bestehenden. äcker, Altgeländ, Hoher Stich, Riedlinger Holz, Leute- 2. Haben sie das Recht, eine offene Grub zu halten felder Höhe. Daneben wurde noch im Wald der Heili- und nebst dieser 3 Pfähl zu stecken (also noch 3 genpflege und auf privaten Grundstücken nach Erz Ersatzgruben zu haben). gegraben, so daß sich auf der Gemarkung Bingen etwa 3. Von Georgi 1812 bis dahin 1813 sollen diese auf das 60 Stellen nachweisen lassen, an denen einmal nach hiesige Bergwerk an gutgewaschenem Erz liefern Erz gegraben wurde. 1500 Staar (1 Staar = 90—100 Pfund). Auf die Beschwerde der Gemeinde Bingen, daß die 4. Für jeden Staar werden ihnen bezahlt und seiner Zeit Fürstl. Verwaltung das Graben auf ihren Grundstücken verrechnet 18 kr. (Für Erz aus Gemeindegrund wurde nach Möglichkeit beschränke und die Gemeindewaldun- davon 1 kr. an die Gemeinde als Entschädigung abge- gen durch vermehrtes, wenig beaufsichtigtes Graben und führt). die Abfuhr wesentlich Schaden erleiden, der durch die 5. Monatliches Kostgeld wird dermalen keines gereicht, Vergütung von 1 kr. ie Kübel in keiner Weise abge- die Bergverwaltung ist jedoch nicht abgeneigt, ihnen golten sei, erstattet der Königl. Bezirksförster Karle ein von Zeit zu Zeit einen Barschuß zu leisten, jedoch Gutachten, in dem dargelegt wird, daß die mangelnde ohne sich auf eine bestimmte Summe einzulassen. Aufsicht, die unvollständige Ausbeutung, die Nichtzu- Abgeschlossen, Laucherthal, den 10. April 1812 schüttung der verlassenen Gruben, die durchschnittlich Bergverwaltung." eine Tiefe von 20—25 Fuß (6—7,50 m) erreichen, die Damit war auch in Bingen eine Erzmeisterschaft ge- Absperrung der verlassenen Gruben, die oft unterbleibt gründet. Da die Bergverwaltung auf Grund des Berg- und die im Winter bei Schnee Fallgruben bilden, sehr regals den Erzmeistern die Plätze zur Öffnung der Gru- zu beanstanden seien, und daß die geringe Vergütung ben anzuweisen hatte, und die Erzmeister von Sigma- von 1 kr. für die Gemeinde auf eine angemessene Höhe ringendorf anscheinend eine bessere Verbindung zu Lau- von 3 kr. je Kubikfuß (Laucherthäler Kübel — 0,966 cherthal hatten —, das Hemd ist näher als der Kittel —, württbg. Kubikfuß) zu betreiben sei. Des weiteren kam es bald zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den schlägt er vor, die Gemeinde sollte die Erzgewinnung Erzmeistern von Bingen und Sigmaringendorf bzw. zwi- in Regie betreiben, eine Mannschaft zusammenstellen schen der Gemeindeverwaltung Bingen und der Berg- und den Grubenbau durch den Schachtbau erweitern. verwaltung Laucherthal, weil die Erzmeister von Sig- (Staatsarchiv Sigmaringen Rubrik XVI Abt. 147). Nun maringendorf an den Stellen auf der Gemarkung Bin- beschloß die Gemeinde den Erstattungsbetrag von 1 kr. gen graben durften, an denen der Ertrag höher war, als auf 3 kr. zu erhöhen. Alsbald traten die Erzgräber mit in den anderen Gemarkungsteilen, was die Gemeinde einem Bittgesuch an die Gemeinde heran, es beim alten nicht dulden wollte. Im April 1823 ergeht seitens der Satz zu belassen. Sie schreiben: Landesregierung das Rescript, daß ein Verbot der Ge- An den Löblichen Gemeinderath und Bürgerausschuss meinde Bingen gegen die Erzmeister von Sigmaringen- Dahier. dorf auf Bingener Gemarkung zu graben unstatthaft Da wir laut Eueres Beschlußes vom 31. Jänner 1861 sei. Auch in den 30iger und 40iger Jahren kam es immer unter den alten Bedingungen unser Geschäft — nemlich wieder in dieser Hinsicht zu Streitigkeiten, da sich die das Erzgraben — nicht mehr fortsetzen dürfen, sondern

62 statt 1 kr. jetzt 3 kr. zur Gem. Kasse bezahlen sollen, technischen Kenntnisse der Erzgräberei beherrsche." und wir unser Geschäft vor circa 2 Monaten mit vielen Auch als Oberamtmann v. Manstein in einem längeren, Auslagen und Zeitaufwand wieder betreiben, in der eindringlichen Schreiben die Gemeinde ersucht, sich den besten Hoffnung, nach den alten Bedingungen, ohne uns anderen 22 Gemeinden anzuschließen, zumal ja die vorher in Kenntnis gesetzt zu haben, so wird es wohl Kosten nicht erstehen und durchschlagende Gründe für erlaubt sein, an die geehrten Mitglieder des Gem. Raths das Gegenteil wohl nicht vorliegen dürften, bleibt die und Bürg. Ausschuß einige Worte in ernstem Sinne an Gemeinde bei ihrem ersten Beschluß. Hier scheint der Sie zu sprechen und zwar: Herr Oberamtmann über die alten Streitigkeiten und 1. Weisen wir Erzgräber schriftlich und begründet nach, die verlorenen Prozesse der Gemeinde mit der Bergver- daß jährlich nach dem Durchschnitt gerechnet 5000 waltung nicht hinreichend orientiert gewesen zu sein. Gulden durch das Erzgraben in unsere Gemeinde Auch der Hinweis auf eine besondere Anerkennung sei- gekommen sind, also wohl ein bedeutender Ver- nes Wunsches verfängt nicht, denn am 6. Februar 1863 dienst. wird von den Bürgerkollegien beschlossen: „Man sei 2. Weisen wir nach, daß unser circa 18 Familienväter durchaus : licht mit dem Antrage des Hüttenverwalters durch das Erzgraben unsere Familien bereits 3/4 Jahr Edele als Techniker, die Erzgräberei zu überwachen und ernähren und unser Hauswesen besorgen, auch sind zu leiten, einverstanden. Vielmehr wolle die Gemeinde mindestens 12 bis 15 Fuhrleute durch Erzfunren hier die durch die Gesetze ihr eingeräumten Rechte selber beschäftigt, welche einen schönen Lohn verdienen. ausüben und müsse sich vor fremden Eingriffen und Be- 3. Glauben wir, daß die Entschädigung mit 1 kr. jeden- vormundung wahren. falls schon so bezahlt ist, daß auf allen Plätzen, wo Der Gemeinderath: Der Bürgerausschuß: Erz gegraben wird, bei weitem das Holz nicht soviel Bürgermeister Schröck Josef Schmied reinen Ertrag abwirft, als das Erz. Josef Schröck Apolinar Schneider 4. Haben alle Nachbargemeinden für dieses Jahr auf Johann Georg Heutele Wunibald Scheffold den Aufschlag verzichtet, und somit werden unsere Martin Stauß Johann Horn geehrten Herren des Kollegiums uns arme Bürger Josef Deschler Sebastian Mautz" nicht stiefmütterlich behandeln. (Gem. Archiv Bingen, Rubrik 32 Erzbergbau 1828-1868) 5. Bemerken wir, daß die Verwaltung keineswegs mit Schon im Jahre 1865 stockte der Absatz des in Laucher- uns akkordiert, wenn die Gemeinde auf ihrem Be- thal erzeugten Eisens, wie folgendes Schreiben des Hüt- schluß beharrt. tenwerks besagt: „Durch die ungünstigen Cor inkturen, Wir Unterzeichneten stellen daher die Bitte an die Kol- welche die Hüttenwerke zu bestehen haben, worunter legien, man möchte uns für dieses Jahr so behandeln, namentlich die gedrückten Preise zu nennen sind, war wie bisher schon, weil wir einen großen Schaden durch es der Verwaltung nicht möglich, den Hochofen zu den Aufschlag erleiden müssen. In der Hoffnung unsere betreiben, so daß ein großer Vorrat von Erz vorhanden Bitte erfüllt zu sehen, unterzeichnen sich: Joh. Georg ist. Wir ersuchen deshalb das Bürgermeisteramt, dort Wolfsturm, Anton Senfle, Jakob Senfle, Wilhelm Schu- bei Gelegenheit zum Wissen der Erzgräber zu bringen, ler, Simon Wiehl, Knoll alt, Guntram Fleisch, Josef daß sie vorerst mit der Erzgräberei sich nicht beschäfti- Rebholz, Josef Schneider, Xaver Engel, Mathä Hieble(?), gen wollen, indessen sind wir bereit, nähere Auskunft Josef Wolfer, Josef Riedinger, Mathä Wolfsturm, Mar- auf mündliche Anfragen zu ertheilen." Als letzter Erz- tin Hahn, Karl Fleisch." — gräber betrieb Guntram Fleisch eine Erzgrube „s' Gun- Neben diesen Männern befaßten sich in der Zeit von trams Erzgrub" neben der Inneringer Straße bei der 1840—1870 noch folgende Bürger mit der Erzgräberei: „Judenbuche". Alles Erz wurde an die Laudiert geführt Konrad Kiene (ein Urgroßvater des Schreibers), Matheus und meistens in Hitzkofen beim Hause Saupp mit einer Widmer, Wilibald Scheffold, Fidel Fleisch, Baltas Weiß- Radwäsche gewaschen. Es möge noch angeführt werden, haupt, Franz Rebholz, Josef Senfle, Johann Fleisch, daß in dem Jahrzehnt von 1858—1868 von den durch- Benedikt Schneider und Thadä Greiner. schnittlich 10—15 Erzgräbern der Gemeinde Bingen aus Inzwischen hatte sich auch das Oberamt Sigmaringen Gemeindegrundstücken — Wald und Allmand — rund näher mit der Erzgräberei befaßt und den Entwurf 70 000 Kübel oder Staar (ein Kübel faßte 24,185 1 und eines Statuts über die Behandlung der Erzgräberei wog rund 100 Pfund) nach laucherthal abgeliefert wur- ausgearbeitet, der in 14 §§ alle Fragen zwischen Ge- den, die bei einem Preise von 18 kr. je Kübel den Betrag meinde und Erzgräbern regelt, den Gemeinden aber von 21 000 Gulden erbrachten, auf das Jahr mithin die Festsetzung der Entschädigung und die Ernennung 2 100 fl, was bei 15 Erzgräbern einen Jahresverdienst eines örtlichen Technikers zur Beaufsichtigung der ört- von je 140 fl ergäbe. Dazu kämen noch die Erträge aus lichen Erzgräberei überläßt. Dieses Statut wurde im dem Heiligen- und Riedlinger Spitalwald und aus Pri- September 1861 seitens der Gemeinde genehmigt, und vatgrundstücken, alles in allem ein schwer verdienter der Konrad Ki^ne von den Gemeinden Bingen und Lohn. Hitzkofen als örtlicher Techniker vorgeschlagen. Da 22 Nach dem Jahr 1870 hörte auch in Bingen die Bohn- von 24 Gemeinden des Reg. Bezirks Hohenzollern als erzgräberei auf, denn „der große Aufschwung der das gemeinsamen Techniker den Bergverwalter Edele von Stufenerz verhüttenden Eisenwerke an Ruhr und Laucherthal erwählten, ersuchte das Oberamt die Ge- Rhein brachten schon in den 70iger Jahren des vorigen meinde Bingen, den Gemeinderatsbeschluß abzuändern Jahrhunderts die Bohnerzgewinnung zum erliegen". (Dr. und ebenfalls Herrn Edele als Sachkundigen aufzustel- Maier, Geschichte von Inneringen). „Die Erzgruben len. Aber eingedenk der alten Stre.r^gkeiten und verlo- wurden wieder zugeschüttet und der Boden verebnet. renen Prozesse mit der Bergverwaltung beharrte die Der Pflug fährt seitdem wieder über sie hinweg und auf Gemeinde auf ihren Beschluß und wies die Ernennung ihrer Stelle wächst wieder Nahrung für Mensch und Edeles ab, wobei sie von der Gemeinde Sigmaringendorf Vieh. Nur die Gruben in den Wäldern zeigen noch die unterstützt wurde, die schreibt: „daß bei der Erzgrä- einstigen Arbeitsstätten der Erzgräber und verkünden berei die Hüttenverwaltung keinen Einfluß ausüben der Nachwelt die ehemalige Herrlichkeit, aber auch Ver- dürfe, denn sie habe nicht die Vorteile der Gemeinden, änderlichkeit und Vergänglichkeit alles Irdischen." — sondern nur den eigenen Nutzen im Auge, auch sei bei (Nach J. Barth „Vor 300 Jahren" aus der Schrift „Um der Hüttenverwaltung kein Mann vorhanden, der die Gamerdenga rum", S. Acker, Gammertingen, S. 8—11).

63 An unsere Bezieher!

Mit der Nummer 4/1969 stellt die Buchdruckerei Acker OHG. in Gammertingen den Druck der „Hohenzollerischen Heimat" ein, den sie seit der Begründung der Zeitschrift im Jahre 1951 besorgt hatte. Von Anfang an hat die Buchdruckerei Acker das finanzielle Risiko getragen und für das Erscheinen der Zeitschrift erhebliche Opfer gebracht. Dafür gebührt den Inhabern der Buchdruckerei Acker, Herrn Sebastian Acker f und Herrn Edwin Stern, der herzliche Dank des Hohenzollerischen Geschichtsvereins und der Bezieher der „Hohenzollerischen Heimat . — Der Verein wird die Zeitschrift künftig in eigene Regie nehmen und Mittel und Wege suchen, ihr weiteres Erscheinen sicherzustellen. Wir richten an unsere Bezieher die herzliche Bitte, die „Hohen- zollerische Heimat" weiterzubeziehen und neue Abonnenten für sie zu werben.

Hohenzollerischer Geschichtsverein

Fehlende Nummern der „Hohenzollerischen Heimat" aus früheren Jahrgängen werden abgegeben soweit noch vorhanden. Buchdruckerei ACKER OHG., 7487 Gammertingen, Tel. 07574/ 205

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT — 19. Jahrgang Orts-, Sach- und Abbildungsverzeichnis

Achberg, Die Herrschaft - im 18. Jahrhundert (mit 1 Abb.) 10—13 Hansjakob, Heinrich reist durch Hohenzollern (mit 2 Abb.) 38—41 Achberg, Schloß - um 1824 (Bildnis) 11 Hansjakob, Heinrich, mit Pfarrershut und als Student (Bildnis 38—3 Albstollen, Der - , geol. Grundlagen und Voruntersuchungen beim Hechingen, Fürstin Eugenie von Hohenz.-Hechingen (mit Abb.) Bau der 2. Leitung der Bodenseewasserversorgung 33—37 (mit 3. Abb.) 2 ¡6—10 Hechingen, Schoß Lindich (Bildnis) 37 Alemannisches Reitergrab in Laiz freigelegt 47 Hechingen, Villa Eugenia (Bildnis) 34 Auswanderer, Ein Rangendinger - schreibt zu Neujahr 1854 13—14 Hechingen, Billardhäuschen im Park der Villa Eugenia (Bildnis) 36 Bachnamen in Hohenzollern 45—46 Hechingen, Villa Silberburg (Bildnis) 36 Bad Imnau, Zu Versen und Denkmälern in - (mit 3. Abb.) 58—61 Hohenzollern, Denkmalpflege 1968 (mit 3 Abb.) 23—27 Bad Imnau, Binder-Votiv (Bildnis) 59 Hohenzollern, Hansjakob reist dural - (mit 2 Abb.) 38—41 Bad Imnau, Sitz der Weißheit (Bildnis) 60 Jungingen, Anton Bumiller, genannt „Hupetoni" (mit 2. Abb.) Benzinkutsche, Bumillers - vor dem Gasthaus Post in Jungingen 42—43 (Bildnis) 43 Jungingen, Friedr. Wilh. Deckel (mit 1 Abb.) 55—58 Beuron, vom Petersfelsen (Bildnis) 28 Kirchenfond, Pfarrpfründe und — 32 Bingen, Ueber die Bohnerzgewinnung in der Gemeinde 61—63 Laiz, Alemannisches Reitergrab in — freigelegt 47 Bittelbronn, Marterkreuz (Bildnis) 61 Laudiert, Richard, Hofmaler, Leben und Werk (mit 8 Abb.) Bodenseewasserversorgung, Der Albstollen (mit 3 Abb.) 2; 6—10 1—5; 17—20 Bohnerzgewinnung, Ueber die - in der Gemeinde Bingen 61—63 Laudiert, Richard, Hofmaler, Werkverzeichnis 20—22; 44 Bumiller, Anton, genannt der „Kupetoni" (mit 2. Abb.) 42—43 Papiermühle Die ehemalige — zu Weilheim bei Hechingen (mit ßumiiler, Anton (Bildnis) 42 2 Abb.) 31—32; 44 Burladingen, Vom Burladinger Schlößle 41 Pfarrpfründe und Kirchenfond 32 Deckel, Friedr. Wilh., Geschichten um ein Junginger Original, Rangendingen, Ein Rangendinger Auswanderer schreibt zu Neu- (mit 1 Abb.) 55—58 jahr 1854 13—14 Denkmalpflege 1968 in Hohenzollern (mit 3 Abb.) 23—27 Sagen aus dem deutschen Südwesten (Buchbesprechung) 15—16 Dettensee, Marx Heinrich Keller von Schieitheim aus (mit 1 Abb.) Sammlung Edelmann im Britischen Museum zu London (Buchbe- 49—55 sprechung.) 47 Dettensee, Schloß um 1250 (Bildnis) 51 Schäfer, Josef, Nachruf 30 Donautal, Schulwanderungen im oberen - (mit 1 Abb.) 28—29 Schieitheim, Keller von -, Marx Heinrich aus Dettensee (mit Abb.) Edelmann, Sammlung im Britisch. Museum London (Buchbespr.) 47 49—55 Eugenie, Fürstin von Hohenz.-Hechingen (mit 5 Abb.) 33—37 Schulwanderung im oberen Donautal (mit Abb.) 28—29 Eugenie, Fürstin - als Erbprinzessin (Bildnis) 35 Sigmaringen, Hofmaler Richard Laudiert, Leben und Werk Geschichtsverein, Hohenz., Frühjahrstagung 1969 in Hechingen46—47 (mit Abb.) 1—5; 17—22; 44 Gcsc' ditsverein, Hohenz., Lehrfahrc nach Adlberg und benachbarte Wasserzeichen der Papiermühle zu Weilheim bei Hechingen Waldburg-Schlösser 48 (2 Bildnisse) 31 Gewässernamen, 14 15 Weilheim, Die ehemalige Papiermühle zu — bei Hechingen Gruol, Pfarrkirche, Inneres (3 Bildnisse) 25 27 (mit 2 Abb.) 31—32 JOHANN ADAM KRAUS BEILAGE Burgställe und Schlösser in und um Hohenzollern

Das Wort Burg hängt mit „bergen

2 links über dem Weg nach Ablach in 610 m Höhe, hintere Lichtenstein bei Neufra an der Fehla. Die ist jedoch im Walde nur noch schwach zu erkennen. Familie ist von Max Dunker und F. Furtmeier unter- Die Karte schreibt „Ringwall". Der Gründungsbericht sucht.25 des Klosters St, Georgen im Schwarzwald nennt 1092 Burladingen hatte eine jetzt verschwundene Burg glei- Berthold, Rudolf und Mazinus von Büttelsciez.17) chen Namens (Adel von 1140 bis 1402 nachweisbar) Andere Herren des Namens sind 1231 Zeugen auf der auf der Hohen Wacht, von der nur Steinhaufen übrig Burg Bingen.18) Eine dritte Burg (oberhalb Bingens sind. Die Kapellenweihe Peter und Paul ist vom links an der Laudiert unweit Hornsteins) erhielt von Jahre 1185 überliefert. Dagegen ist die doppelte Fal- den Herren von Bittelschieß deren Namen um 1265. kenburg (nach dem Wappen der Familie benannt) Im Burgbering auf dem Eingangsfelsen des hiervon über der Straße nach Stetten an zwei durch Grä- genannten „Bittelschießer Täles" wurde um 1620 die ben vom Hinterland abgeschnittenen Felsen er- Ulrichskapelle erbaut, die bisher am Roßlauf bei kennbar. Die vordere Falkenburg, auf der sich Eisen- Bingen gestanden und dann um 1695 in Marienkapelle schlacken finden, könnte nach dem Azlenbrunnen umbenannt wurde.19) Zingeler hat bei der Beschrei- (heute Kreuzbrunnen unterhalb des Dorfes an der bung den nördlich weit vorspringenden Wall der Vor- Straße) in der Zwiefalter Chronik von 1138 einst burg nicht beachtet. Weiter unterhalb rechts der Lau- Azilun geheißen haben. Auch der jenseits des Jenne- diert ist ein freistehender Felsen mit dem alten Na- oder Annatals stehende Gottfriedfelsen zeigt einen men „Engenstein" burgverdächtig. Abschnittsgraben.26) Der Volksmund erzählt von einer ledernen Brücke über das Tal zur Falkenburg. Im Boll b. Hechingen hatte eigenen Adel, die Boller oder 20 Jahre 1492 erbaute (laut eines 1858 entfernten In- „von Bolle", so Wernher v. B. 12 8 5. ) Dessen Burg schriftsteins) Bischof Friedrich von Augsburg, gebore- stand vielleicht westlich auf dem Roßberg am Zol- ner Zollergraf, unweit der Pfarrkirche St. Georg lerwald (630 m ü. M.) oder südlich auf dem Hasen- beim „Alten Schloß", dem ältesten Sitz des Ortsadels bühl in 900 m Entfernung vom Ort (650 m). Eine und späteren Zehntscheuer, ein Jagdschlößlein in zweite Burg, heute Bürstel (Burgstall) genannt, zeigt Kreuzform, das nach mehrfachen Umbauten und in 1 km Entfernung nordöstlich vom Dorf im Wiesen- Bränden 1925 abging.27) Ein Inventar des Schlößleins gelände einen Ringgraben. In der Nähe ist der Weiler liegt von 1512 gedruckt vor, ein anderes von 1612 Semdach abgegangen, weswegen man annimmt, die findet sich im fürstlichen Archiv Sigmaringen.28) Das Burgstelle habe auch so geheißen. Leute des Namens Römerkastell stand westlich auf Gemarkung Hausen. „von Semdach" (adelige?) kommen 1318 bis 1346 als Hechinger Bürger in Urkunden des Klosters Stetten Burre oder Burrau, längst verschwundene Burg beim vor.21) Beim Kirchlein Maria-Zell über Boll, also Burrauweiher, 1,4 km nordöstlich vom Kloster Wald. unterhalb des Zeller Horns, ging das alte Pfarrdorf Ein Ritter Eberhart von Burre ist 1216 bis 1243 er- 29 Zell mit der Burg gleichen Namens ab, deren Bewoh- wähnt. ) 30 ner als Schenken der Grafen von Zollern sich dann Dettensee mit seiner Burg hat durch Zingeler ) und von Neuenzell, Andeck, Erpfingen, Hurningen (Har- Hodler je eine Würdigung gefunden. Wir kennen 31 lingen) und Stauffenberg nannten. Der Burgplatz Zell 1318 einen Heinrich v. D. ) ist nach Ansicht Willy Baurs durch Abbau des Tuff- Dettingen a. Neckar hatte a) eine Burg des dortigen steins zerstört. Im Jahre 1459 erhielten die beiden Adels (1139—1596) auf der Hornhalde, b) Der letzte gleichnamigen Geistlichen Wernher Schlaitz vom Zol- Rest des Schlößleins Niederdettingen ist vor einigen lergrafen die Erlaubnis, im Burgstall Zell zu bauen. Jahren am Ausgang des Diessener Tälchens abge- Obiges Neuenzell (erwähnt 1283 bis 1314, im Jahre brannt.32) c) Ein Schlößlein Alt-Neuneck stand rechts 1269 auch Niedernzell genannt) muß in der Nähe des Flusses auf der Neckarhalde.33) : gelegen haben. Man darf mit ein em Grund an- Dettlingen besaß nach Holder34) vom 13. bis 15. Jahr- nehmen, es sei mit obigem Bürstel identisch, weil im hundert eigenen Adel, dessen Burg auf dem „Schlöß- Güterbeschrieb des genannten Klosters 1646 der Platz 22 lesberg" stand. als „Schenkenbrühl oder Burgstall" vorkommt. ) Dießen. Hier sieht man noch die stattliche Burgruine Brenzkofen, s. Sigmaringen. der Herren v. D. 1241—1520 bzw. der Hülwer oder Pfützer (ursprünglich von Steinhilben!) 1261—1528 Bubenhofen hieß die Burg bei einer ehemaligen Agatha- und ihrer Nachfolger.35) Zehn Minuten östlich davon kirche im Bubenhofer Tal an der Stunzach unterhalb stand nach Joh. Wetze! die Burg Altendießen des Rosenfeld, nach dem gleichnamigen Adelsgeschlecht 23 benannt. ) So hieß auch die völlig verschwundene 25 Wohnstatt der gleichen Familie auf dem Schriet ) Dunker in ZWL 1937, 335—369; HH 1963, 21, (Marktplatz) in Grosselfingen24) und endlich auch der 35, 55. 26) HH 1959, 40; Albv. 1935, 10 f. 27) Aug. Speidel, Burladinger Heimatbuch 1958, 122; 17) Burg 1245; Erzb. Archiv Freiburg H 502; ZGO Zing. 65 mit Bild und Plan. 1858, 200 f. 28) Mitt. 21, 122; ein anderes Inventar von 1612 liegt 1S) WUB 4, 410; Andere Glieder der Familie: Cod. im fürstl. Archiv i. Sigmaringen. Sal. I, 119, 127, 456; und I, 275 Ritter Hugo mit 29) Mitt. 3, 37; WUB 3, 270; Bercker 164; Cod. Sal. I, Burg B., Gattin Engelburg und Bruder Albert 1243. 186, 275. 19) HH 1952, 29; Zing. 98 f mit Plan S. 101; Kasper 92. 30) Zing. 66 mit Plan. 20) U Stetten: Register. 31) Hodler 632 f. 21) Zollerheimat 1936, 17. 32) HH 1965, 45. Bild von Niederdettingen 1705: M. 2-) Die Schenkenfamilie: HJH 1954, 142—83; U Stet- Schefold Nr. 15. ten S. 210 u. 245; W. Baur in Albv. 1931, 289 fi. 33) Hodler 643. Handbuch 119. „Der Zoller" Hechingen 1931, Nr. 266 und 270. 34) Hodler 653. 23) HH 1962, 26. 35) ebenda 660 f; Zing. 68 mit Bild und Plan. Hand- 24) Zing. 64. buch 122.

3 Georg von Neuneck 1458. Der Burgplatz jedoch, der Frohnstetten: Die Flur Eppenbürg von 1550 (Eppo nur den Flurnamen Burgstall (1482) und ein Mäuer- Eberhard) am Abhang zur Schmeie weist auf den chen hinterließ, ist am südlichen Ortsausgang gegen Adel „von Frunstettin", der früh nach Ueberlingen Dettingen dem Tuffste n-Abbau zum Opfer gefallen. verzog, wo 1246 Heinrich v. F. vorkommt.45) Dietfurt an der Donau, zu Vilsingen gehörig: Der Orts- Frundsbürgle, s. Ringingen. 86 adel starb schon um 1130 aus. ) Die Gräfin Gepa Gammertingen: Die alte Grafenburg um 1150 dürfte an v. D. war eine Wohltäterin des Klosters Zwiefal- Stelle des späteren Schlosses der Herren Speth (heute 37 ten. ) Um 1253 saß hier Truchseß Berthold von Rohr- Rathaus) als Wasserburg gestanden haben. Hier saßen dorf, später die von Reischach. Die Ruine auf einem wohl auch die Ministerialen, die sich „v. G." nannten. Felsstotzen bei der Mühle zeigt einen ziemlich erhal- Man kennt im 13. Jahrhundert einen Zwiefalter tenen Turm. Sie ist in Privathand. Darunter gibt es Propst Heinrich und den Abt Konrad v. G. (diesen einen unterirdischen Gang: eine natürliche Felsen- 1250—1251 im Amt!), und 1292 taucht ein „Kiverli höhle, durch die wir Buben noch um 1919 geschlüpft von Gammertingen" auf, der ziemlich sicher zu sind. Ebenfalls rechts der Donau auf einem runden den Lichtensteinern gehörte.45a) Vgl. unten. Das „Alte Bergkopf „Tiergärtie" findet sich eine interessante Schloß" an der Fehla entpuppte sich neuestens als 38 Wallburg. ) Baldenstein46) mit einem verschwundenen Weiler und Doberatsweiler bei Achberg: Burg 1350, von der 1890 Mühle gleichen Namens, der um 1130 an Zwiefalten 39 noch geringfügige Mauern zu sehen waren. ) kam und noch 1329 als Hof bestand. Am Weihtäle Ensisheim, s. Bärental. gegen Bronnen stand die völlig abgegangene Burg Empfingen: Im Jahre 1148 erscheint in einer St. Geor- Husteneck der „Mälchinger" um 1360—9047) und ge- ger Urkunde ein edler Gottfried von Empfingen und genüber links der Lauchert an der Steghalde gegen 1331 ein Hugo v. E.40) Von einer Burgstelle ist je- Bronnen die Burg Mündelstein (heute Wendelstein) doch nichts mehr bekannt. mit noch sichtbarem Abschnittgraben um den Felsen. Ettisweiler: Auf der Burg Bingen finden wir im J. 1231 Die „Alte Burg" zwischen Bronnen und Mariaberg als Zeugen auch einen Herrn H(einrich) von Oitis- auf der Halde rechts der Lauchert ist noch gut zu wilair. Dann 1263 tauchen auf Walther und seine erkennen an einigen Mauerresten. Sie hieß jedoch um Schwester Hailwig v. Oetinswiler und 1297 ein Haert- 1100 ReutenhaldeniS), von der mehrere Vertreter in nid genannt Fuchs von Oetinswiler.41) Einen Burg- den Zwiefalter Schriften vorkommen und einer sogar platz kennt man nicht. Der nächstgelegene ist der von Abt des Klosters St. Peter auf dem Schwarzwald war. B ittelschieß. Später hieß die Burg nach einem neuen Bewohner Falkenburg, s. Burladingen. „Kiverlins Burg". Die Kiverlin waren ein Neben- Falkenstein, links an der Donau oberhalb Thiergarten, zweig der Herren von Liditenstein, die um Gammer- eine ehemalige Doppelburg, meist im Wald versteckt, tingen ihr Wesen hatten. Demgegenüber zeigt die Flur aber noch stattliche Mauern zeigend. Ritter Gero v. F. Altenburg mit kleiner Feldkapelle gegen dem Teu- 1256. Im J. 1318 saßen hier die Herren von Rosna, felstor und Hettingen links der Lauchert keine Burg- 1362 die von Magenbuch, 1390 die von Bubenhofen, spuren, heißt auch in Hettinger Urkunden des 15. im J. 1516 kam die Burg an die Grafen von Zim- Jh. „Altenbünd" (Bund-Baind-Zaun!). Auf der Gam- mern auf Wildenstein,42) von denen der berühmte mert.r.ger Schloßhalde gegen Feldhausen scheint ein- FalkenstJiner Altar auf die Grafen und späteren mal ein Schloßbau geplant gewesen, wie derjenige der Fürsten von Fürstenberg überging. Speth zu Bronnen, der auf Klage von Mariaberg Feldhausen: Ungeklärt ist der Flurname von 1508 „Am eingestellt wurde, 1602—60. Burgweg"'', ca. 1 km nordwestlich des Dorfes.43) Gauselfingen hat westlich vom Dorf am Bergabhang Fischtngen am Neckar hat auf seinem Gebiet die bedeu- einen Felsen mit Graben und Mauerresten namens tende Ruine Wehrstein, die dem Fürstenhaus Hohen- Leckstein oder Schlößle und, davon durch das Kohl- zollern gehört, Die Burg sei 1646 von den Bayern täle getrennt, den Burgplatz Hasenfratz, dessen Name zerstört worden. Als erster erscheint Hugo v. W. neuerem Humor entsprang.40) Bewohner beider Plätze 1101.44) Die von Zingeler angeführte Nachricht, die sind nicht bekannt. Vielleicht hieß die letztere Burg, Burg werde schon zur Zeit des Königs Pipin d. K. von der noch der Umfang und gegen den Burladin- 752 erwähnt, beruht auf einem Irrtum. ger Kessel zwei Turmstümpfe zu erkennen sind, frü- 3B) >tehle 452, Zing. 71 mit Bild u. Plan; KDS 402. her Schirmberg.™) 37) Kasper 43; Zwief. 201 f. Zu Dietfurt und anderen Gebrochen Gutenstein, s. Gutenstein. Burgen an der Donau vgl. das leider veraltete Büch- Glashütte: Die im nordöstlichen Wald gegen Welhwang lein von Anton Schlude: Das Donautal v. Tuttlingen versteckte Hünaburg (Heunenburg, Hennenburg) bis Sigmaringen, 1858, 119 Seiten. KDS 402. westlich des Kehlbaches stellt c -ie einst starke Volks 38 bürg dar. Mächtige Wälle und Gräben sind vorhan- ) Zing. 71; Stehle 453. Bilder Dietfurt bei Seh. 17—18. 51 39) Bercker 25; nach Zingeler-Laur, Hohenz. Kunst- den. ) Vgl. Kappel. denkmäier 1896, 182. 40) Notitia in ZGO 1858, Nr. 121; Hodler 681. 45) HJH 1959, 64; Stehle 205. 41) WUB 4, 410; Cod. Sal. I, 428; II 533; Auch das 43a) HJH 1937, 84; ZWL 1966, 94. benachbarte Schwäblishausen hatte Adel und Burg: ZWL 1968, 1—30. Bild bei Sch. 47, HH 1967, 56 A. Krieger, Topogr. Wörterbuch v. Baden II, 928. und 1968, 27. 42) Stehle 451; Zing 76 mit Bild u. Plan; KDS 403; 46) HH 1967, 61; Albv. 1969, 7; Ein Grabungsbericht 1213 Conrad, Heinrich Dietnarc v. F.: Cod. Sal. 1, ist vom Fachmann Dr. Wein-Tübingen zu erwarten. 127; Die von Magenbuch zu Falkenstein HJH 1935, 47) HH 1960, 51; Zollerheimat 1933, 37. 145 f; Kasper 35. 48) HH. 1966, 24. 43) Bercker 46; Vielle'oit hängt der heutige Birkles- 48a) HJH 1956, 110; Mitt. z. vaterländ. Gesch. 17 berg etwas südlich damit zusammen: 1330 Birkis- (1879) 103; ZWL 1966, 94. berg: HJH 1962, 63. 4i>) Albv. 1933, 11 f. 44) Zing. 138 mit Bild und Plan; Albv. 1898, 15—20; •'") HJH 1962, 67: Urkunde Nr. 34. Die Herren v. Wehrstein: Mitt. 10, 29—65. 51) Stehle 422; Mitt. 27, 24; HH 1951, 63. 4 Glatt unweit des Neckar hat das gut erhaltene Weiher- Hagenbach, s. Grosselfingen. oder Wasserschloß der Herren von Neuneck (1161 Haideck, s. Trochtelfingen. bis 1671), sowie ein ehemaliges Schlößle, das zum Haigerloch: Links der Eyach stand die alte Grafenburg Pfarrhaus umgebaut wurde.52) Ein Inventarverzeich- Haigerloch (der Pfarrei Weildorf) 1095, von der noch nis des Schlosses liegt von 1540 vor.53) der sog. Römerturm als ehemaliger Bergfried erhalten Grosselfingen mit völlig vergangenem Schloß Bubenho- ist. Eine andere Haigerlocher Burg stand oberhalb fen auf dem Marktplatz „Schriet" hat aber noch Kirchzarten unweit des Bahnhofs Himmelreich, die ziemlich Mauerwerk der Burg Homburg, alt „Hain- Wiesneck. Bruno von Haigerloch-Wiesneck stiftete um burg" (1344), am unteren Homburger Hof.54) Vor der 1120 dort in der Nähe das Chorherrenstift St. Mär- Burg stand die Kapelle.55) Im Schloß Hainburg starb gen. In Haigerloch entstand später rechts der Eyach 1610 der 13jährige Hugo Heinrich v. Lichtenstein, Os- das noch bestehende Schloß und im Tale links das 50 Schlößle (jetzt Brauerei). Erwähnt sei auch das walds Sohn. ) Am Nordrand der Feldflur Grossel- 62 fingen findet sich der Name Hagenbach. Michael Schlößle im Haag. ) Walter vermutet, die Zollergrafen hätten die Güter Hainburg, s. Grosselfingen. der Herren v. Hagenbach (1225 Albert v.H. zusammen Hasenfratz, s. Gauselfingen. mit dem niederadeligen Hugo v. Haigerloch) als Dienst- Hausen i. Killertal: Auf dem Hausener Kapf (884 m mannen der Grafen von Hohenberg überkommen und ü. M.) nördlich der Wasserscheide Fehla-Starzel liegt, dann in Erinnerung an Halenbach die Hainburg deutlich an Mauerzügen erkennbar, eine namenlose 63 (Hagenburg) erbaut.57) Ein überzeugender Beweis Burgstelle ). Ums Jahr 1350 kämpfte ein Werner fehlt jedoch. von Husen im Fähnlein des Konrad von Burladingen in Italien. Im Weilertal rechts über dem Schwarzen Gruol (alt Gruorn): Um 1380 besaß Andres von Stet- Brunnen zeigen auf Tailfinger Gebiet Wälle und Grä- ten die „Burg Gruorn mit Wassergraben und Schütte 64 ben den Ort der ehemaligen Weilersburg an. ) Eine darum" als hohenbergisches Lehen. Etwa 1406 erhielt „Burghalde" des 16. Jh. auf Schnait konnte noch Heinrich von Wehingen „das Wasserhaus" zu Gruol, 65 nicht identifiziert werden. ) Das Römerkastell gegen das dann 1436 Schlößle genannt wird, „das der Burladingen auf der Schlichte (740 m ü. M.), das den Stettener innegehabt".58) Es stand rechts der Stunzach Albübergang in den Jahren 85—110 n. Chr. sperrte, und ist als im 17. Jh. umgebautes Bauernhaus noch wurde 1912/14 ausgegraben und wieder zugeschüt- erhalten. Entgegen der Ansicht Albertis kennt man 66 tet. ) Die zugehörige Römerstraße führt von Laiz- in dem bei Münsingen aufgegebenen Gruorn keinen Winterlingen-Hermannsdorf her, dann weiter durchs Adel, sondern er gehörte hierher. Schon 1095 er- Tiefental zur Ringinger Kapelle, dann nordostwärts. scheint ein Walkerus de Gruorun.59) Südwestlich des Auf dem Hohenberg (Haubenberg 928,5 m) gegen Dorfes in 2,5 km Entfernung sollen im Langenfirst Hermannsdorf finden sich die nur 50 cm starken oder Kessel Spuren einer Volksburg erhalten sein.60) Grundmauern eines der 12 Tiergartenhäuslein der Gutenstein a. d. Donau (badisch) besitzt rechts des Flus- Zollerischen Landtafel Merians von 1662.67) ses ein Schlößle auf steilem Felsen, heute Försterhaus, Hausen unter Weilheim (jetzt Hausener Hof) gehört links eine Flur „Burgfeld" auf dem mittleren Felsen seit 1901 zur Gemarkung Hechingen. Die Otte von mit unbedeutenden Resten. Weiter unterhalb, gleich Husen des 15. Jh. führten das Wappen der Herren nach dem Zusammenfluß der Schmeie mit der Donau, von Wurmlingen-Steinhilben: halber Drache auf Drei- steht links auf hohem schmalem Felsen ein Rest von berg. Mehrere Angehörige der Familie finden sich in „Brocken Gutenstein* (1354 Niedergutenstein), die den Urkunden des Kl. Stetten. Ihre Burg darf wohl schon 1546 ais Burgstall erscheint. Sie gehört zu Laiz. an Stelle des späteren Lindich vermutet werden. Oberhalb Gutensteins bei dem Thiergartenhof mit sei- Hausen am Andelsbach, wo man eine Burg vermuten ner romanischen Basilika, Rest des Pfarrdorfes Weiler, wollte, hat keinerlei Spuren einer solchen aufzuwei- sollen nach der Zimmerischen Chronik die Herren sen, auch nicht das Hausener Oeschle bei Walberts- von Weiler in einer Felsenhöhle gehaust haben. Ihr weiler.68) Wappen habe in Weiß drei Mohrenköpfe gezeigt. Hechingen: In der Stadt sind das Alte und gegenüber Habsberg, s. Langenenslingen. das Neue Schloß erhalten. Dieses beherbergt jetzt die Hohenzollerische Landesbank, jenes ein Museum. Auf Zing. 80 mit Bild und Plan; Stehle 492; HH 1953, dem Lindich entstand 1738 ein fürstlichesLustschloß.69) 39; Locher, die Herren von Neuneck: Mitt. Jg. Die Villa Eugenia in der Oberstadt hat Zingeler 11—17. Als ersten nennt Gabelkofer zum J. 1161 beschrieben. Wenig Reste außer einem Abschnittgraben den Mönch Reginboto v. N. zu Reichenbach: HH hinterließ die Stauffenburg ob Rangendingen beim 196/, 62; Bilder bei Sch. 21—24. 3 • ) Mitt. 15, 22. 62) Zing. 27 mit Plan d. Oberstadtburg S. 34; Hand- S1 • ) Zing. 85 mit Plan; HH 1956, 1; 1963, 36 nennt buch 237; KDH 107 f.; Schloß und Hagschloß 134 Furtmeier die Burg auf dem Schriet oder Markt- bis 142. Dazu Hodler mehrfach; Bilder bei Sch. 25 platz „Hagenburg"; ob mit Recht? bis 28. Zu Bruno v. Haigerloch s. „Schauinsland" *) Zollerheimat 1937, 82 Bild. Allerheiligstes 1513: 1964, 116—121. HH 1953, 47. °3) Albv. 1933, 9 f; HH 1956, 4. 56 ) Mitt. 31, 133. 64) Kreisbeschr. Balingen: Register im Bd. IL; HH WUB 3, 160; s'Zollerländle vom 31. Juli 1926: 1954, 21. ZGO 96, 308 f. «5) HH 1962, 63. :'8) K. O. Müller, Quellen z. Wirtschaftsgesch. Hohen- 66) HH 1952, 43; 1960, 66—67. bergs 1952, 121, 143. 67) ebenda 1954, 20—21. s") Hodler 722 f. 65) ebenda 1956, 9; Dagegen soll nach der Pfarrchronik 60) Stehle 493; Laur, Hohz. Kunstdenkmäler 1896, 86. auf dem Bühele ein Schloß gestanden haben. 61 ) Zing. 27; Stehle 427; KDS 220; Die von Magen- °9) Zing. 114 mit Bild and Plänen; KDH 186—202; buch zu Gutenstein: HJH 1935, 140 f; Zu Guten- Villa Eugenia: Zing. 75 mit Biid und Plan; KDH stein auch Kasper 40. 194. Bilder bei Sch. 30—46.

5 Stauffenburger Hof.70) Die frühere Burg dieses Na- und Wezel de Zolorin V8) Völliger Neubau unter mens siehe unter Wessingen. Preußen nach 1850. Nur die Michaelskapelle ist alt. Heidenschloß, s. Storzingen. Homburg, s. Grosselfingen. Hornstein a. d. Laudiert: Die auf hohem Felsen stehende Heiligenzimmern (früher Zimmern in Horgun): Der umfangreiche Ruine muß als Burg 1244 bestanden Ortsadel, die Zimmerer oder Zimmerli (1269—1479) haben, wo ein N. de Hornstein als Kirchherr in See- wurde von Max. Schaitel erforscht. Die „Burghalde" kirch genannt ist, dann 1250 die Brüder Heinrich und 1560 (ohne Überreste) liegt westlich des Ortes über Albert v. H. Die Burg, die zuletzt eine Zeitlang als dem ehemaligen Kirchberger Fronhof.71) Ein Fräulein Zuchthaus diente, wurde 1873 von den Herren v. H. von Zimmern und ein anderes von in der Nähe aus- nach deren Rückerwerbung abgebrochen.79) Die alte gegangenem Beuren („Büren") werden als Gründerin- Kapelle stand auf der äußersten Felsnase, die jetzige nen des Frauenklosters Kirchberg um 1220 genannt.72) ist seit 1725 im Rundturm neben dem oberen Tor Hermentingen a. d. Laudiert: Um 1100 schenkte ein untergebracht. Eine Beschreibung des Ganzen liegt Dienstmann des Grafen Liuthold von Achalm, namens von 1740 vor. Ein „Neues Schloß" im Dorflein Horn- Hermann von Hermindingen, dem Kloster Zwiefalten stein selbst beim Hause Desdiler ging schon im 18. einen Hof zu Neuhausen bei Metzingen (Zwief. Chr. Jahrhundert wieder ab. 80) Zu Hornstein gehört das 183). Von seinem Burgsitz ist nichts bekannt geblieben. oben genannte „Bittelschießer Täle" mit seiner ver- Ob der Felsen Ramstein in Frage käme? Eher die gangenen Burg (s. Bittelschieß). Höhe 715 unmittelbar westlich des Dorfes. Hiinaburg, s. Glashütte. Hertenstein, s. Sigmaringen. Husteneck, s. Gammertingen. Hettingen besitzt über dem Städtchen ein Schloß des Inzigkofen: Wenn jener Cunrad dictus Enzinghofer, der Fürsten von Hohenzollern an Stelle der früheren Bürg 1273 als Zeuge zu Meßkirch vorkommt, ein Adeliger (mit Schildmauer statt Bergfried) der Grafen von war81), könnte er auf der später Niedergutenstein Veringen73) bzw. deren Vorgänger. Maurer nimmt genannten Burg gesessen haben. Beweise fehlen. S. als Erbauer den Berthold von Neifen an, den Tochter- Gutenstein. mann des Grafen von Gammertingen um 1200. Diese Isikofen, Burgplatz bei einer sehr alten, längst ver- Vermutung wird jedoch durch das Vorkommen eines schwundenen Siedlung und Furt unterhalb Jungnau Dienstadels von Hettingen schon im 12. Jahrhundert auf bewaldeter Kuppe links der Laudiert, 2,1 km erschüttert.74) Die Mauer zog ehemals vom Schloß- entfernt vom Dorf, zeigt in 646 m Höhe nur wenig berg herab um das Städtchen. Gemäuer. Der Platz (am Einschnitt der Landesbahn) 82 Hochburg, s. Rangendingen. ist schon ums Jahr 1400 Burgstall genannt. ) Jungingen: Die Stammburg der Herren v. J., aus denen Holnstein, s. Stetten u. H. die zwei Hochmeister des Deutschen Ordens, Konrad Hohenberg bei Schörzingen (Württbg.): Ehemalige Burg und Ulrich hervorgingen, stand auf dem kleinen auf dem Oberhohenberg, S'tz der Grafen von Zollern- „Bürgle" südlich des Dorfes unterm Himberg, wo 75 Hohenberg, 1449 durch die Rottweiler gebrochen. ) noch Wall und Graben erkennbar sind. Lauer und M. Als erster erscheint Gr. Friedrich von Hohenburg(!) Lorch haben außer den Grundmauern auch unterhalb 76 1158 in Verona ), dann derselbe mit seinem Bruder ein langgestrecktes Wirtschaftsgebäude mit Rundturm Burkart 1179—1193 als Söhne des Zollergrafen Bur- festgestellt. Die Unterlagen besitzt Oberlehrer Mich. kart 1125—1150- Burg und Städtchen Hohenberg Lorch in Killer.83) Die seit 1075 erwähnten Herren sind völlig ausgelöscht. zogen schon vor 1300 fort, erwarben 1316 Schiltau Hohenfels (eigentlich Neu-Hohenfels, die alte Burg des (Jungnau) und später Hohenfels und starben mit Namens stand bei Sipplingen) ist Teil der Gemeinde Ulridi am 16. Januar 1501 im Mannesstamme aus. Kalkofen, gehörte 1292 den Herren von H. und kam Das andere angebliche Bürgle östlich von Jungingen dann durch eine Heirat an die Herren von Jungingen, mit dem Bürgleshof von 1872 hat den Namen vom schließlich 1473 an Hugo von Landenberg, von ihm Ringinger Fundsbürgle auf dem Seeheimerberg. Dieser an das Spital Uberlingen und dann an den Deutschen Hügel wurde bei Anlage der talsperrenden sogenann- Ritterorden.77) Im Schloß ist jetzt eine Schule als ten „Schwedenschanze" im Jahre 1704 durchgraben.84) Filiale von Salem eingerichtet. Nach Stehle soll dort 1295 auch eine Burg Hohenberg bestanden haben, die 78) Zing. 1 mit Plänen; HJH 1962, 281; Handbuch wohl mit Hohenfels identisch war. 492; KDH 211—224; (Stehen) Nadirichten üb. d. Hohenstein, s. bei Trochtelfingen. kgl. Stammburg Hohenzollern, 1863; L. Schmid, Belagerung, Zerstörung und Wiederaufbau d. Bg. Hohenzollern: Burg seit 1061 nachweisbar mit „Burkart Hohenz. 1867. Zum Namen Zollern: HJH 1962, 218—219. Willy Baur, Burg Hohenzollern 1961, 20 7») Zing. 126; KDH 151—152. Seiten mit herrl. Farbaufnahmen. 71) Zollerheimat 1936, 18; HH 1967, 46. 7a) Zing. 96 mit Plänen; Freibg. Diöz. Arch. 2, 117; 72) HJH 1964, 342. „Die von Hornstein u. Hertenstein" v. Edw. v. 73) Zing. 81 mit Plänen; KDS 160—163; Handbuch Hornstein, Konstanz 1911—16, 738 Seiten; Kasper 282; Die Grafen von Veringen HJH 1964, 1—132; 90. Bilder bei Sch. 71—72. ZWL 1968, 1—30. Bild bei Sch. 47. 80) HH 1953, 28; 1952, 29. 74) ZWL 1966, 100 f; HJH 1937, 75 u. 84 nach Mon. 81) FUB 5, Nr. 193, Germ. Necrol. I. 82) Zing. 106; Stehle 429; KDS 195. 75) Zing. 38. 83) HH 1953, 55 u. 1954, 39; Zerstörung: s. Note 15; 76) K. Schmid, Graf Rudolf v. Pfullendorf 1954, 271; Albv. 1931, 243—50; 317. Die Herren von Jung- 7:) Zing. 91 mit Plänen; Stehle 432; KDS 202—207, ingen: Mitt. 62, 1—52; 63, 1—29, HJH 1935, 67; Handbuch 291; O. Glaeser, Die Herrschaften und Ulrichs des Letzten Tod: ZGO 1916,196; Des Hoch- Herren von Hohenfels: HJH Jg. 1—3; Bilder bei meisters Kampf und Tod: HH. 1952, 13—14. Sch. 48—49. 84) Zollerheimat 1939, 37 f.

6 Baiingen gab es schon 1330 Bürger des Namens in Killer). Im Seeheimertal gegen Jungingen unter Rangendinger.115) der Muethalde an der Grenze findet sich ob dem Reischach (Filiale von Wald) mit noch blühendem Adel, Wasen ein ebener Platz von ca. 30 m im Geviert mit 123 der schon 1191 erwähnt ist, aber auch auswärts wohnt. Hohlziegelresten und durch einen Graben gesichert. ) Die Burgstelle ist merkwürdigerweise unbekannt. Welchen Zweck soll hier unter der Steilhalde ein Reutenhalden, s. Gammertingen. Gebäude gehabt haben? Ein „Uolrich von Sehan" Ringelstein, s. Ringingen. kommt um 1400, als im Killertal wohnend, im Beu- Ringgenbach (Filiale von Menningen): Im Jahre 1237 roner Urbar vor. nennen die Urkunden einen Ritter Johannes von Rohr, s. Bisingen. Rinkenbach.116) Da im Habsburger Urbar von 1306/13 Rosna bei Habstal: Herren von Rosenowe kommen Ringgenbach als „Richenbach" erscheint, gehören u. 1209bisl415 vor. Ihre Burg, die schon 1373 Burgstall U. auch einige Herren von Rickenbach hierher. Der war, stand östlich des Dörfleins, das ehedem Talheim Burggraben wurde im Urbar von Wald 1501 noch hieß.124) erwähnt, seitdem ist er verschollen. Rulfingen: Die Herren von R. sind längst abgestorben. Ringingen hatte drei Burgen: a) Burg dieses Namens Wir lesen von Albero 1231—48, Wernher v. R. 1231, auf dem östlich ans Dorf stoßenden Nehberg, wo Wernher mit seinem Sohn Ulrich und Neffen Ulrich noch 1304. Ihre Burg dürfte auf dem „Kügelebühl" Konr. Alb. Koch im Jahre 1929 die angeblich in 126 einer früheren Flieburg errichtete Ritterburg unter- südlich des Dorfes anzunehmen sein. ) suchte.117) Sie ging um 1470 in Trümmer. Unter- Salmendingen: Die Burg der Herren von Salbadingen halb im Koy entspringt der kleine Ringelbrunnen, (1245-1357) eines Zweiges der von Stain und Pflum- der jetzt in Rohre gefaßt ist. 1545 ist die Rede von mern, stand oberhalb der Pfarrkirche auf Kay über einem Hinteren Vorhof (östlich) und zwei Hof- einer starken Quelle. Sie wird schon 1386 Burgstall stätten unter der Burg (am Waldrand), wo die genannt.126) Man sieht noch den mächtigen Turm- Schwaighäuser gestanden seien. Noch steht der Berg- stumpf und Mauertrümmer, da die Ruine im Jahre fried mit ca 13 m Höhe als einziger der ganzen Um- 1791 alsSteinbruch für einen Feuerteich diente. Die gegend. Hier hausten 1180 Otto und Dietrich v. R., Schanzen nördlich an der Landesgrenze stammen wie 1277-92 der freie Herr Eberhard v. R., 1342-91 die die bei Jungingen aus dem Jahre 1704.127) Truchsesse von Urach-Ringingen, 1402-50 die Schwel- Schalksburg, s. Straßberg. her,118) 1455 deren Tochtermann Friedrich von Ow,119) 120 Schatzberg, 4 km nordöstlich von Bingen im Wald auf 1464 die Schwelherwitwe Anna von Freyberg, ). Markung Egelfingen (Württbg., 710m) gehörte zeit- Doch gehörte das Dorf R. selbst in den Jahren 1383 weise den Herren von Hornstein. Man sieht noch und 1406 dem Heinrich v. Killer-Affenschmalz, später stattliche Mauerreste.128) den Schwelhern. Die Zimmer. Chronik sagt 1566: „das Schiltau, s. Jungnau. Schloß, von dem die Mauern noch mehrteils stehen, ist Schirmberg, s. Gauselfingen. ein ansehnlicher Edelmannssitz gewesen." b) Ringelstein Schmeien: Der Burgstall der Herren von „Schmiehen" (auch Aloises Schlößle, nach einem neueren Besitzer 129 (Heinrich 13 42) ) stand ca. 400 m nordwestlich von des Waldes), Turmruine überm Budiental an der Unterschmeien links des Baches auf einem Felsen, also Burladinger Grenz am Kästlesbühl. Sie wäre nach 130 nicht an der Mündung der Schmeie. ) Sichtbar ist Lauer schon im 13. Jahrhundert zerstört worden. Die nur noch der Graben, der die nach Nordwesten vor- Herren v. R. schrieben sich zeitweise "von Killer, ge- springende Geländezunge abschneidet. nannt Affenschmalz". Den Übernamen brachte Hein- Semdach, s. Boll. rich v. K. von Italien mit. Die Wirtschaftsgebäude standen unterhalb auf einer kleinen Ebene ob dem Sickingen: Abgegangene Wasserburg, 1369 Burgstalimit Kälberwasen (heute im Wald).121 Quelle im nebenan verschwundenen Altendickingen auf ) c) Frundsbürgle 131 (oder Freundsbürgle, seit 1870 auch „Eineck") auf württembergischem Gebiet. ) Der Platz hat nur ein dem Seeheimerberg über Jungingen, wo ein tiefer Ab- Ausmaß von 22 zu 22m. schnittgraben die Bergnase abschneidet, auf deren Hier seien auch die früheren Burgen der Nachbar- Spitze die Markungen Ringingen, Killer u. Jungingen schaft erwähnt: Bodelshausen, Dusslingen, Hirrlingen, zusammenstoßen. Bewohner sind keine nachzuwei- Hemmendorf, Mössingen, Stanshofen (bei Belsen ab- sen,122) da die Burg nach Lauer schon im 13.Jh. ab- gegangen), zwei Burgstellen bei oder in Oeschingen, gegangen sei, sodaß nicht einmal mehr Dachziegelreste außerdem die erst im 18. Jahrhundert abgebrochene zu finden sind. (Grabungsunterlagen bei Mich. Lorch Burg First, Nehren, Talheim mit zwei Schlößle im Dorf und der vergangenen Andeck auf dem Ausläufer des Farrenberges (der Schenken von Zell-Andeck!). 115) U Stetten Nr. 81. '•») Stehle 439; Mitt. 3, 38; Da im Habsburger Urbar 123) HJH 1960, 42. die Wortform Richembach lautet, wie die des Dorfes 124) Stehle 439; Herren von Rosna: HJH 1936, 179 bis Rickenbach, ist eine Trennung schwierig! 197, Bercker 114. 117) HH 1967, 44; 1961, 6 u. 23 mit Plan. 125) Mitt. 51, 52 f; HH 1964, 14; Cod. Sal. I, 272, 277. ,18 ) Zollerheimat 1937, 49—51; Die Truchsesse von 126) Mitt. 8, 8—12; u. 32, 73 f; Zing. 124 mit Bild u. Urach-Ringingen: HJH 1952, 74—118; 1954, Plan. 187—188; Die Schwelher v. Wielandstein: HJH 127) Zollerheimat 1939, 35 f. 1938, 94—148. 128) OA Beschr. Riedlingen 1923, 732; HH 1958, 52 u. 119) UHKr II, S. 300. 1963, 39; Kasper 101. 120 ) HH 1954, 14. 12B) Monumenta Hohenbergica 356; Alberti TT, 697. 121 ) Alv. 1931, 317—321; 1929, 73 f; HJH 1954, 126 130) Albv. 1934, 276; FUB 5, 421; War im J. 1461 sdion und 1961, 40—41; Die Herren v. Killer-Affen- Burgstall. schmalz u. Ringelstein: HJH 1954, 103—141. 131) OA Beschr. Rottenburg 1900, I, 547. 122 ) HH 1961, 41; Albv. 1950, 3. 132) ebenda 466; Kreisbeschr. Tübingen 1967, I, 238 f.

9 Über Talheim auf dem Kirchkopf eine schön erhal- kundenbuch 1243/44 ein „miles Eggihard de Specke" tene Ringburg.133) verzeichnet, der auf Burg Bittelschieß als Zeuge auf- tritt. Im 14. Jahrhundert findet man „Specker" als Sigmaringen: Die Burg an der Stelle des heutigen fürst- 140 lichen Schlosses wurde 1077 von Rudolf von Schwa- Bürger zu Pfullendorf: 1329, 1359. ) ben belagert.133) Burg Hertenstein, wonach sich ein Starzein im Killertal: Eine dreieckige Volksburg mit Zweig der Herren von Hornstein schrieb, (heute Wall und Graben liegt westlich des Dörfleins hoch „Altes Schloß") stand unterhalb Jungnau an der auf einem Ausläufer des Himbergs (830 m), ungefähr Verengung des Tales rechts der Laudiert auf einem über der Kirchstaig, die zum Platz des verschwunde- spitzen Felsen, ist jedoch ganz verschwunden. Sie kam nen Johanniterklösterleins „Jungental" hinaufführte. 1449 als Burgstall an die Stadt Sigmaringen.134) Das Auch unten im Tal bei Starzein muß eine spätere über dem Friedhof stehende neue Schlößle zu Hedin- Burg bestanden haben, denn es heißt 1612: Die gen namens Suggenstein ist eine Erinnerung an den Weiherwiesen zu Starzein stoßen an Hans Diebolds 141 ursprünglichen Sitz der Herren von Hedingen. Ein Wiesen, die „das Burgstall" genannt werden. ) Conrad v. H. findet sich 1263—78, vor 1324 ein Stauffenberg: Burgstelle mit Abschnittgraben und Erd- Volkwin, 1323 ist ein „H(emrich) genannt Hedinger" haufen oberhalb Rangendingen beim Stauffenburger als Konverse in Salem. Itel Volkwin hat als Stifter Hof.142) Die frühere Burg des Namens siehe unter des Klosters Hedingen einen Namen (vor 1346). Die Wessingen!143) Die Schenken von St., heute noch Zimmerische Chronik nennt das angeblich 100 m unter- blühend in Lautlingen und Wilflingen bei Riedlingen, halb des Klosters gelegene alte Schlößlein „S»ppen- zweigten sich um 1315 ab von den Schenken von stein" (Soppe=Sumpf). Im Jahre 1441 hieß die Burg Zell am Zoller. Den Namen übernahmen sie kurz zu Hedingen (nach A. Frick) Bugenstein (bloß Hör- vorher von den zollerischen Truchsessen von Stauffen- fehler?) und bestand in einem „Turm über der Donau berg. Vgl. Boll. mit Haus und Hofraite", wobei man Stein doch Stein bei Hechingen hat unterhalb des Dorfes auf dem wohl als Felsen auffassen muß, der kaum auf eine linken Hochufer der Starzel im Pfarrwald die kleine Wasserburg paßt. Buge würde Biegung bedeuten, Sop- Mus- oder Miesburg (Name wohl neu), die man zu penstein aber „Felsenburg am Sumpf".135) Im Jahre Unrecht als frühgeschichtliche Fliehburg ansehen woll- 1247 begegnet uns ein Wezzilo von Brozzekeuen und te. Mauerreste waren um 1900 noch innerhalb der 1262—63 ein Reinfried von Brenzkofen.136) Beide mächtigen Doppelumwallung zu sehen. Bewohner Namen werden als gleichbedeutend angesehen. Auf sind freilich nicht bekannt.144) der Felsennase des Brenzkofer Berges, unweit der Steinhilben: Die verschwundene „Burg und das Stein- Brauerei Zollerhof, hätten diese Herren einen idealen haus (so 1393, dann 1483 Jagdhaus, 1560 erweitert) Burgsitz gehabt. Spuren sind jedoch nicht mehr zu im Dorf an einer jetzt zugeschütteten Hilbe ist von entdecken. Etwa 3,5 km südlich von Sigmaringen Zingeler beschrieben worden. Die Herren v. St. (1247 steht das fürstliche Jagdschloß Josefslust. —1496), auch Pfützer oder Hülber, bzw. v. Felsenberg benannt, waren laut ihres Wappens Abkömmlinge Sigmaringendorf, die alemannische Ursiedlung von Sig- derer von Wurmlingen (halber Lindwurm über Drei- maringen, zeigt nur aus dem 16. Jahrhundert das berg).145) Die Burgen des nahen württembergischen ehemalige Schlößlein Ratzenhofen an der Laudiert, Oberstetten siehe bei Trochtelfingen. dessen Name auf den Wirt Ratzenhofer zurückgehen dürfte.137) Etwa 1,5 km westlich des Dorfes über der Steinhofen: Ein Berthold von St. kommt am 2. Februar hohen Waghalde rechts der Donau und 300 m von 1241 mit Werner und Gero von Bubenhofen als der Sigmaringer Grenze entfernt, findet sich der 40 m Zeuge für den Grafen von Württemberg vor und 1268 hatte ein B(erthold) von St. Anteil am Zehnten im emporragende Kappenbühl (627 m ü. M.) mit einem 14C vier- bis sechsfachen Ring wall, der der Eisenzeit zu- benachbarten Engstlatt ) Die gelegentlich geäußerte gerechnet wird.138) Die geringe Größe des eirunden Vermutung, bei der Pfarrkirche habe eine Burg ge- standen ist bestechend, doch fehlen feste Anhalts- Innenraumes von 55 zu 35 m könnte freilich auch 147 auf eine spätere Ritterburg passen. Ob damit der im punkte. ) Stetten bei Haigerloch: Hodler weist von 1325 bis 1356 Habsburger Urbar 1313 genannte Haldenburgshof in 148 Sigmaringendorf zusammenhängt, bleibt ungewiß.133) eigenen Adel nach, ) eine Burgstelle ist jedoch heute nicht bekannt. Ein Andres von Stetten hatte um 1380 Spöck, Kreis Sigmaringen: Nach Stehle gehört zur Ge- die Burg Gruol als hohenbergisches Lehen inne. S. meinde der große Hof Arnoldsberg, der ehemals eine Gruol. Burg besessen habe. Tatsächlich ist im Salemer Ur- Stetten unter Holnstein: Die Burg Holnstein über dem Dorf, von einer Höhle im Burgfelsen benannt, kommt 183) Zing. 14 mit Plan; KDS 287; 306—313; HH 1952, mit Adilbert von Holinstain um 1120 mit Besitz im 48; Handbuch 623; Seigel-Kaufhcld, Schloß Sigma- nahen Meldungen ('A der Kirche) in der Zwiefalter ringen, 1966. Bilder bei Sch. 83—94. Chronik vor. Man sieht noch bedeutende Ruinen. 134) Zing. 106; Die von Hornstein u. Hertenstein S. 1. Hier saßen neben den Hölnsteinern um 1408 Heinrich 135) WUB 8, 74; FUB 5, Nr. 171, 3; 228, 1 u. 241, 2; Zimmerische Chronik 3, 175: Suppenstein; HH 14°) Stehle 449; Cod. Sal. I, 275; FUB 5 Nr. 189, 4; 1957, 13. 169, 2. «») ZGO 35, 404; WUB 4, 150; Cod. Sal. I, 403. 141) Zollerheimat 1941, 17. ,37 ) K. Dehner, Chronik v. Sigmaringendorf 1912, 29; 14ä) Zing. 120; Unsere Note 22; HH. 1954, 57. Im J. 1573 tritt ein Wirt Leonh. Ratzenhofer in S. 143) HH 1964, 46. auf (ebda 34). Dagegen hat Conrad v. Ratzenhofen 144) Albv. 1929, 262. 1271 schwerlich hier Besitz: Bercker 128. llr') Zing. 127 mit Plan; Mitt. 8,5; Herren v. Steinhilben; 138 ) Mitt. 27, 22—23. Zollerheimat 1933, 21, 29, 37. 139 ) HH 1964, 14; Ein merkwürdig ähnlich klingender 1!C) WUB 4, 12; Kreisbeschr. Balingen II, 313. Koppenhof zu Hedingen im Habsburger Urbar von 147) Buhl-Knaus, Bisinger Heimatbucn 1953, 28—29. 1313: HH 1964, 13; Handbuch 627. 148) Hodler 781.

10 von Killer-Affenschmalz. 1409 Wilhelm Schenk von nachweisbar. Der Name Schalksburg scheint früh mit Stauffenberg, seit 1412 Althans Schwelher von Ring- der niederadeligen Familie auf die riesige Volksburg ingen, später sein Bruder Mettelhans, 1470 dessen bei Burgfelden gewandert zu sein,153) die dann 1255 Stiefsohn Hans von Sachsenheim. Die Familie v. H. als Schalksburg im Besitz der Grafen von Zollern starb um 1490 aus, bzw. stieg durch unebenbürtige neben den Rittern von Sch. erscheint. Letztere nann- Heirat in den Bürgerstand herab.149) Die Burg zer- ten sich dann um 1380 von Streichen, dann von Ro- fiel um 1500 und im Jahre 1584 ließ Graf Eitelfried- senfeld.154) rich von Zollern den Turm vollends abbrechen. Suppenstein, s. Sigmaringen. Im benachbarten Erpfingen (Württbg.) standen zwei Thalheim bei Meßkirch: Das Pfarrhaus ist ein ehe- Burgen: a) die eine an der Stelle des Pfarrhauses, die maliges Jagdschlößlein des Fürsten Josef Friedrich von Schnattren hieß, b) die andere-auf dem Berg gegen Hohenzollern—Sigmaringen, 1715—69 erbaut.155) Holnstein, wo noch ein gespaltener halber Turm zu Thanheim b. Hechingen kennt keinen Ortsadel (wohl sehen ist. Nach Erpfingen nannte sich auch ein Schenk aber der badische Ort Tannheim bei Donaueschingen). von Andeck-Zell. Doch sollen nach der Überlieferung, die Lud. Egler Storzingen: Das „Schlößle" der alten Ortsherren liegt 1894 mitteilt, sowohl auf dem Horn, als auch auf der als unbedeutender Burgstall rechts der Schmeie, 1 km Flur Blumen einst Schlösser gestanden haben. Ersteres südlich des Dorfes auf schmalem Felsrücken, der von ist 1 km südlich der Pfarrkirche verzeichnet, die Flur der Eisenbahn abgeschnitten ist.150) Nach dem Ver- Blumen 800 m südöstlich von dort und 300 m östlich schwinden des (übrigens nicht beurkundeten) Ortsadels des Horns links der Straße nach Onstmettingen am waren hier begütert: die Grafen von Lupfen, 1418 die Klingenbach. Große Steine und Ziegel sollen dort von Werdenberg, dann die Herren von Regnotz- gefunden worden sein. Zu sehen ist beiderorts nichts weiler und von Magenbuch. Etwa 500 m südlich vom mehr. Weiter südlich, schon auf Markung Streichen, Schlößle an der badischen Grenze steht rechts der liegt der Hundsrücken, dessen drei alte Gräben als Schmeie die Ruine Weckenstein (im Volksmund „Hei- Reste einer frühgeschichtlichen Anlage gelten, während denschloß") mit einigen Mauerresten auf schroffem das westlich anschließende Felsplateau eine Ritterburg Felsen. Die Familie von W. stiftete um 1210 das Klo- getragen haben mag.156) 151 ster Wald, starb dann schon 1387 aus. ) Trillfingen bei Haigerloch; In den Hohen Tannen, 2 km Straßberg: Der Platz der heutigen und schon der 854 nördlich der Wendelinskapelle, sieht man alte Gräben genannten Pfarrkirche St. Verena hieß, wie der Pfarr- und Wälle, die nicht erforscht sind.157) ort selbst, bis um 1500 „Burg", ohne daß wir den Trochtelfingen besitzt außer den zwei runden Türmen Grund kennen, bzw. von so früher Verteidigungsan- der Stadtbefestigung und dem werdenbergischen Schloß, lage an dieserStelle wissen. Das noch bestehende Schloß dem heutigen Schul- und Rathaus,158) noch vier wei- Straßberg, das seinen urtümlichen Burgcharakter be- tere Burgstellen: a) den Burgstall mit Wall und Gra- wahrte, steht links der Schmeie auf hohem felsigen ben oberhalb der Stadt links der Seckach, gegenüber Berge gegen Winterlingen und scheint den Namen der Umspannanlage des Elektrizitätwerks, b) Der vom schweizerischen Grafengeschlecht „von Straß- Felsen Wetzeisburg gegen Steinhilben wurde zur Stein- berg" erhalten zu haben, wohl als Lehen von Bu- gewinnung nach 1900 völlig weggesprengt, c) Bei der 152 chau. ) Im Schloß saßen nach den Grafen von Ho- Burgkapelle des 17. Jahrhunderts, 500 m nördlich der henberg: 1345 bis 1420 die Herren von Reischach, Stadt, finden sich noch als Rest der früheren Burg dann Hans von Stein, genannt Schnellinger, seit 1429 unbedeutende Gräben, d) Die „Hintere Burg" ist mit Althans Schwelher von Ringingen, dann dessen Sohn der 1311 von den Reutlingen! zerstörten Haideck Fritz und dann der Enkel Peter, seit 1508 Wolf gang identisch. Sie krönt (2,2 km nördlich des Ortes am von Homburg, 1532 bis 1625 die von Wester- Südrand der geräumigen Haid) einen hohen Berg, der stetten. Im Jahre 1967 ging das Schloß käuflich hart östlich an der Kreuzungsstelle Landesbahn— vom hohenzoilerischen Fürstenhaus an den Metallur- Straße steht. (Nebenan findet sich die Flur „Kästle"^ gen Dr. Laschimke (im Laucherttal) über. Etwa 900 m Castellum!) Auf dem Berggipfel sieht man freilich nördlich des Dorfes findet man über dem verschwun- nur noch Gräben und Steinhaufen. Man kennt freie denen Weiler Oitringen links des Baches die spärlichen Herren von Haideck 1139—1263.159) Außer den Her- Reste der Oedenburg auf einem Felskopf. Sie hieß ren von Truchtelfingen (1297—1420), wie die Sied- ehemals Schalksburg (d. h. Diener- bzw. Vasallen- lung f' nher geschrieben wurde, sind noch einige an- burg). C(onrad) de Scalcisbg. ist 1211 Zeuge in der dere Adelsgeschlechter neben den Grafen von Wer- Pfarrkirche Veringen und Heinrich v. Sch. ebenso denberg, bzw. Tübingen und Württemberg hier nach- 152 1266 im Dorf Veringen. a) Eine Mathild v. Sch. weisbar, so 1356 Hans von Salbadingen, der zeit- findet sich um 1400 am 4. Dezember im Nekrolog weise auf der Burg zu Burladingen gesessen hatte, Zwiefalten, zwei Heinriche (Vater und Sohn) und eine Agnes v. Sch. um 1350 im Totenbuch von Mar- 153) HH 1960, 19; Albv. 1960, 30. grethausen. Anfangs sind die Herren mit den Grafen 154) Zing. 128 f.: HH 1960, 19; Zur großen Schalks- von Veringen, dann von Hohenberg und Zollern burg: Kreisbeschr. Balingen II, 453; Zing. 43 mit Plan. 149 ) Zwief. 185; Mitt. 26, 9—24; u. 31, 137; Zing. 94 155) Stehle 450. mit Bild u. Plan; HJH 1955, 76, 80. 156) L. Egler, Mythologie, Sage u. Gesch. d. Hohz. 150 ) Albv. 1934, 273—276; Die Herren v. Magenbuch Lande, 1894, 208, Buhl-Knaus, Bisinger Heimatbuch zu Storzingen: HJH 1935, 146. 1953, 22; Frdl. Auskunft von Herrn Emil Dieringer, läl) Zing. 136 mit Plan; Cunrad v. W. 1238; Burkart Thanheim. 1241. Cod. Sal. I, 225, 241 usw. 157) Stehle 500; Zur Ortsgeschichte: Hodler 791. 15ä ) Zing. 128 mit Bild u. Plan; KDS 348; HJH 1959, 158) 2-ing. 132 mit Stadtplan. 8 f.; Handbuch 647. Bild um 1699 bei Sch. 98 15°) HH 1967, 20; Alb^. 1967, 42; Zerstörung 1311: 1S2 a) ZGO 35, 118 und 404. WVJ 1883, 3.

11 Heinrich Rimmelin 1400, Eberhard Hipp 1467.160) gestellt. Der Platz darum her heißt Wörth und der Die Burgstelle der Herren von Mägerkingen an der von der Kirche dahin führende Weg „Werdgasse" Seckach unterhalb Trochtelfingen steht auf der linken (nicht Wehrgasse; —Damm). Zur Burg passen Seite des Baches und heißt heute Hielock, östlich von sowohl die „Breite" im Süden und der „Brühl" im Trochtelfingen und Steinhilben stand bei Oberstetten Norden. Als Bewohner hier oder bei der Kirche auf einer Felskuppe die Burg Hohenstein. Teile des käme ein -„B(erthold) von Wilhain" in Betracht, der Bergfrieds und der Umfassungsmauer sind erhalten. 1285 als Zeuge in Hechingen auftaucht. Burgenver- Die hochadeligen Herren von Hohenstein starben um dächtig gelten auch die Fluren Burgaich bzw. Burkach 1200 aus. Später erscheinen hier die Grafen von Zol- (520 m ü. M.) in 1 km Entfernung nordwestlich der lern, dann die Kaib aus der Familie der Speth. Außer Kirche, und (da schwäb. Turn gleich Turm ist) die dem Hohenstein gibt es laut OA. Beschreibung Mün- Flur Mißturne, 800 m östlich der Kirche, sowie singen in Oberstetten noch zwei weitere Burgställe, Turne, 1600 m nordwestlich des Dorfes, freilich alle doch ist einer durch den Bau des Hochbehälters zer- ohne Spuren.165) stört. Wendelstein, s. Gammertingen. V eringendorf: Der Flurname Altenburg (im Habsburger Wessingen: Auf dem östlich vom Dorf gelegenen Hörnle Urbar auch „zebrochene Burg") liegt links der Lau- oder Hornrain (Bismarckshöhe oder Belvedere), auf diert und Landesbahn auf dem Felsen 500 m südlich dem jetzt der Hochbehälter der Bodenseewasserleitung der Pfarrkirche. Hier dürfte die Vorgängerin der errichtet ist, fand man noch im vorigen Jahrhundert Grafenburg von Veringenstadt gestanden haben. Siehe alte Keller. Es ist das Hörnlein Stauffenberg, der auch Affelstetten. Burgverdächtig ist ein mitten im Burgplatz der zollerischen Truchsessen von Stauffen- Laucherttal oberhalb des Dorfes gelegener Hügel berg, deren Name um 1316 auf die Schenken von namens Stetten, links des Baches. Zell überging und wenig später in die Nähe von Rangendingen wanderte.143) Veringenstadt entstand um 1180—1200 aus dem Weiler, Zell am Zoller, heute Kirche und Friedhof „Maria der zur auf dem Bergsporn erbauten Burg der Grafen Zell",16®) ist der Stammsitz der Schenken von Zell, von Veringen gehörte. Umfangreiche Ruinen der Burg Neuenzell (1269 Niedernzell), Andeck bei Thalheim, und die schön renovierte romanische Peterskapelle Hirrlingen, Erpfingen und Stauffenberg. Siehe Boll! fesseln den Blidc.161) Die Zimmerische Chronik von Ein Abschnittsgraben um kleinen Raum auf dem Zeller 1566 redet schon vom „alten Burgstall", angeblich Horn, das einst zu Zell, jetzt Onstmettingen gehört, aber haben die Schweden 1632 das Schloß vollends ist nicht erforscht, nur in der Kreisbeschreibung Balin- zerstört. gen als hallstattzeitlich vermutet.167) Hier könnte eher Walbertsweiler: Im Hausener Oeschle, wo die Herren eine kleine Burg gestanden haben. Die Zollerische von Hausen im Donautal begütert waren, ist von Landtafel Merians von 1662 zeigt an dem Platz ein einer Burg nichts bekannt. Salem kaufte vor 1275 das festes Haus, größer als die andern Tiergartenhäuslein. Gut Husen bei Walbertsweiler.162) Zimmern bei Hechingen: Eine Flur Bürgle unweit der Weckenstein, s. Storzingen. Kirche weist auf den Platz, an dem der 1134—56 Wehrstein, s. Fischingen. nachweisbare Graf Gottfried von Zimmern, Bruder Weildorf bei Haigerloch hatte 1095 bis 1472 nachweis- des Zollergrafen Egino, seinen Sitz gehabt haben bar Adel,163) Burgverdächtig ist der Hof Tannenburg. dürfte. Zu sehen ist nichts mehr.168) Vgl. auch Heili- Was Hodler jedoch zu ihm und „Wilisdorf" aus dem genzimmern. 8. Jahrhundert bringt, bleibt unglaubwürdig. Ein anderer Ort Weildorf mit Adel liegt im Linzgau bei NACHTRAG: Uberlingen. Hechingen: Die 3 Wohltäter des Klosters Zwiefalten Weilheim bei Hechingen: Hier steht eine sogenannte um 1120, nämlich Kuno, Berthold und Berta von Wehrkirche auf einem Bergsporn, heute noch um- Hachingen und ein im Nekrolog unterm 26. Januar mauert samt dem Friedhof und dem Pfarrhaus. Der eingetragener Wezel (vor 1150) dürften ihren Wohn- einst freistehende Kirchturm gehörte (nach dem 5 m sitz an Stelle des späteren (neuen) Schlosses gehabt über dem Erdboden befindlichen nach Westen schauen- haben. den alten Eingang zu sch'ießen) ehemals zu einer im Inneringen: Eine Guota von Inaringz'n schenkte um 1120 Westen vorgebauten Burg, die ganz verschwunden dem Kloster Zwiefalten ein goldgefaßtes Bein-Kreuz- 164 ist. ) Außer dieser Höhenburg (500 m ü. M.) findet lein mit einer Blutreliquie des Heilandes (Zwief. man auch noch 290 m östlich der Kirche den schwa- Chr. 121). Ihre Wohnung vermuten Maier und Krez- chen Oberrest einer Tiefenburg, nämlich den abge- dorn (Geschichte von Inneringen 1966, 32 und 95) auf rundeten Hügel „Uf der Burg" von 5—6 m Höhe, im dem 1313 erwähnten Schiltauer Fronhof, dem späte- Osten begrenzt von Zimmer- oder Weidenbach, im ren Zwingerhof. Westen vom Krotten- oder Doifbach und im Süden Gammertingen: Das Kloster Mariaberg (jetzt wiirttbg. geschützt durch einen künstlichen Graben (460 m Heilanstalt oberhalb Gammertingens und Bronnens) ü. M.). Kleine Scherbenreste hat Elmar Blessing fest- sei nach der Ueberlieferung ebenfalls an Stelle einer Burg von einer Gräfin nach Verlust ihrer Kinder 16°) HH 1858, 28; Mitt. 38, 36. gegründet worden. 161) Zing. 51 m. Bild und Plan; Die Grafen von Verin- gen: Mut. Jg. 2—5 (Locher); HJH 1964, 1—132; 165) Frdl. Auskünfte des staatl. Vermessungsamts He- ZWL 1968, 1—30; Peterskapelle: KDS 393; chingen und des Herrn Bürgermeisters Beck—Weil- Dienstmannen von Veringen: 1238 Cunrad, 1251 heim; U Stetten Nr. 8. Berthold: Cod. Sal. I, 225, 307; Kasper 98. 166) Note 22; W. Bauer in Aibv. 1931, 289—294. Eine 16ä) Cod. Sal. III, 137. interessante Vermutung über die Herkunft der 163) Hodler 808. Schenken von Zell (1250) in HJH 1962, 218! 164) KDS 309; Elmar Blessing, Die Kirchenpatrone im 107) Kreisbeschreibung Balingen 1, 173. Kreis Hechingen, 1962, 41. 168) Zwief. 243, 345.

12