30 Jahre Umweltbeirat Karlstein 1987-2017

Festschrift zum 30-jährigen Bestehen des Umweltbeirats Karlstein 30 Jahre Umweltbeirat Karlstein 1987-2017

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Der Umweltbeirat Karlstein im Festjahr 2017

In der Gemeinde Karlstein am Vor diesem Hintergrund war es vo- engagieren sich seit vielen Jahren rausschauend und einzigartig, dass Bürger privat oder ehrenamtlich für eine Gemeinde des Landkreises den Umwelt- und Naturschutz. Dieses sich ein solches Bera- Engagement und die damit verbun- tungsgremium zulegte. denen Anregungen haben sich für die Gemeinde als sehr wertvoll erwiesen. Aus dem nachhaltigen Erfolg der zahl- reichen Projekte des Umweltbeirats Um dieses Bürgerengagement ziel- resultiert auch heute noch das unge- führend in die Verfahrensabläufe ein- bremste Engagement des Umweltbei- zubinden, sollten die Erfahrungen und rat-Gremiums, das mit großer Experti- Kenntnisse der Ortsbürgerinnen und se und Ausdauer, aber auch mit sehr Ortsbürger in einem Beirat gebündelt viel Leidenschaft den Bedürfnissen werden, der Hinweise und Vorschlä- des Natur- und Umweltschutzes dient. ge in Fragen des Natur- und Umwelt- Der Gewinn des Umweltpreises 2016 schutzes formuliert und den Institu- Die zahlreichen Projektbeispiele spie- (1. Platz) des Landkreises Aschaf- tionen und Vereinen der Gemeinde geln ein gutes Bild dieser Arbeit wider fenburg bestätigt in eindrucksvoller Karlstein zur Verfügung stellt. und haben auch Vorbildcharakter für Weise die Arbeitsleistung des Um- andere Kommunen in der Region. weltbeirats Karlstein. Der weit vorausschauenden Initiati- ve des damaligen 2. Bürgermeisters Helmut Winter und dem Engagement seiner Gründungsmitglieder ist zu verdanken, dass in der Gemeinde Karlstein ein Umweltbeirat gegründet werden konnte.

Dies geschah in einer Zeit, als dem Natur- und Umweltschutz noch bei weitem nicht die hohe Bedeutung wie heute zugemessen wurde.

Themen wie Agenda 21, Energiewen- de oder Klimawandel waren noch nicht existent beziehungsweise im öf- fentlichen Bewusstsein. Gruppenbild der Beiratsmitglieder im Jubiläumsjahr 2017

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Grußwort des Regierungspräsidenten Dr. Paul Beinhofer

den Erhalt wertvoller Streuobstwiesen welt erhalten geblieben ist. sichtbare Spuren in Karlstein hinter- lassen hat. Zudem haben die wieder- Anlässlich seines Gründungsjubilä- holten Umweltbildungsaktionen des ums will sich der Umweltbeirat des Umweltbeirats sicherlich auch in den Phänomens „Verlust der Nacht“ mit Köpfen vieler Mitbürgerinnen und Mit- einer Ausstellung und einem Vortrag bürger Wirkung erzeugt. annehmen. Gerade hier, in der Euro- päischen Metropolregion / Mutig und gleichermaßen voraus- Rhein-Main, in der es kaum noch ei- schauend war die Entscheidung des nen natürlichen Nachthimmel gibt, damaligen Bürgermeisters Helmut halte ich das für ein durchaus wichti- Winter, dem Gemeinderat ein unab- ges Thema. hängiges Beratergremium aus der Mitte der Bürgerschaft als Umweltbei- Denn heute wissen wir, dass zu star- rat zur Seite zu stellen. Wurde doch ke oder fehlgelenkte Lichtemissionen Am 15. September 1987 nahm der Umweltschutz damals vielfach für ein (sog. „Lichtverschmutzung“) störende Umweltbeirat der Gemeinde Karlstein, Modethema gehalten. und schädliche Auswirkungen – nicht ein vierzehnköpfiges Gremium aus nur auf die Umwelt, sondern auch auf sachkundigen und engagierten Bür- Während die politischen Parteien in den Menschen haben können. gerinnen und Bürgern, seine Arbeit Bonn im Juli 1987 noch heftig über das auf. „Wie“ stritten, den Umweltschutz ins Sicherlich kann es nicht das Ziel sein, Grundgesetz aufzunehmen, haben Sie in einem Ballungsraum einen interna- 30 Jahre Umweltbeirat bedeutet 30 in Karlstein das 1984 als ein oberstes tional anerkannten „Sternenpark“ zu Jahre ehrenamtliches bürgerschaftli- Bildungsziel in der Bayerischen Ver- etablieren, wie dies vor kurzem dem ches Engagement für eine angemes- fassung verankerte Verantwortungs- vergleichsweise dünn besiedelten sene Berücksichtigung von Natur- und bewusstsein für Natur und Umwelt mit Biosphärenreservat Rhön gelungen Umweltschutzbelangen bei Bau- und beispielhaftem bürgerschaftlichem ist. Es kann sich aber nicht nur un- Entwicklungsprojekten der Gemeinde Engagement bereits gelebt. ter energetischen Gesichtspunkten, Karlstein, aber auch bei überörtlichen sondern auch im Hinblick auf das Vorhaben. Nicht zuletzt dem Engagement des Wohlbefinden der Menschen und die Umweltbeirats ist es auch mit zu ver- Funktionsfähigkeit der Natur in der Hinzu kommt eine Vielzahl eigener danken, dass den Karlsteiner Orts- Region sehr wohl „rechnen“, über die Anstöße und Initiativen des Umwelt- bürgern trotz der in den letzten Jahr- Notwendigkeit von Lichtemissionen beirats, dessen Engagement bei- zehnten entstandenen modernen im derzeitigen Umfang auch in einem spielsweise für Bachpatenschaften, Industrieanlagen und wachsender Verdichtungsraum kritisch nachzu- Vogel- und Wildschutzhecken oder Wohngebiete eine lebenswerte Um- denken.

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Ich bin mir sicher, dass dem Umwelt- Ministerpräsident Alfons Goppel. beirat auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weder Anlässe noch In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Themen ausgehen werden, sich in weiterhin viel Erfolg bei Ihrer Beirats- Karlstein zugunsten von Natur- und tätigkeit und übermittle Ihnen meine Umweltschutz in den öffentlichen Dis- herzlichsten Glückwünsche zum drei- Dr. Paul Beinhofer kurs einzubringen. „In dubio pro na- ßigjährigen Jubiläum! Regierungspräsident tura“ formulierte einst der Bayerische von Unterfranken

Seit Jahrhunderten in aller Munde. URIG, KERNIG, ECHT. www.karlstein.de/umweltbeirat-karlstein 5 30 Jahre Umweltbeirat Karlstein 1987-2017

Grußwort des Landrats Dr. Ulrich Reuter

schaftsplan, Bebauungspläne, die Die diesjährige Ausstellung des Um- Forstwirtschaftsplanung und Natur- weltbeirates mit dem Titel „Verlust oder Umweltrelevante örtliche und der Nacht“ verspricht wieder interes- überörtliche Fachplanungen. sante Einblicke und Erkenntnisse.

Neben den Aufgaben für die Gemein- In diesem Sinne gratuliere ich noch de, initiiert der Umweltbeirat Projek- einmal dem Umweltbeirat zu seinem te, Exkursionen und Vorträge zum Na- Jubiläum und wünsche allen Besu- tur- und Umweltschutz, für Land- und cherinnen und Besuchern einen schö- Forstwirtschaft, zur Landschaftspfle- nen Aufenthalt. ge und dem Gewässerschutz, die so- gar über die Gemeindegrenzen hinaus Ihr wahrgenommen werden.

Der Bedeutung des Umweltbeirates Liebe Bürgerinnen und Bürger, wurde im Jahre 2014 durch die offizi- liebe Besucherinnen und Besucher, elle Aufnahme in die Liste der Träger Dr. Ulrich Reuter öffentlicher Belange (TöB) Rechnung Landrat Kreis Aschaffenburg der Umweltbeirat Karlstein feiert in getragen. Seit der Gründung 1987 diesem Jahr sein 30-jähriges Beste- wurden zahlreiche Projekte, wie die hen. Zu diesem ehrenvollen Jubiläum Bachpatenschaften, Windschutzhe- gratuliere ich den 14 sachkundigen ckenpflanzung sowie die Neuanlage und engagierten Mitgliedern des Um- und Pflege von Biotopen realisiert. weltbeirates Karlstein. Seit nunmehr drei Jahrzehnten unterstützt der Um- Auf Grund der Verdienste des Um- weltbeirat den Gemeinderat, die Ge- weltbeirates wurde dieser 2016 mit meindeverwaltung und die Vereine dem Umweltpreis des Landkreises bei der Entwicklung und Fortführung Aschaffenburg, dotiert mit 2.000 € von naturschutzrechtlichen und um- Preisgeld, ausgezeichnet. weltrelevanten Maßnahmen. Der Umweltpreis des Landkreises Das Aufgabenfeld umfasst alle grö- Aschaffenburg soll eine Auszeichnung ßeren gemeindlichen Hoch- und für Initiativen und Leistungen sein, die Tiefbauprojekte, soweit Natur- oder in vorbildlicher Weise zur Erhaltung Umweltschutzbelange tangiert sind, und Verbesserung unserer natürli- den Flächennutzungsplan, den Land- chen Lebensgrundlagen beitragen.

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Grußwort des Bürgermeisters Peter Kreß

ausdrücklich erwünscht. So z.B. bei Für die Zukunft wünsche ich mir eine Änderungsplanungen des Flächen- weiterhin erfolgreiche Zusammenar- nutzungsplanes bzw. des Land- beit, besonders auch im Hinblick auf schaftsplanes, beim Aufstellen von eine Steigerung des Erholungs- und Bebauungsplänen, bei der Forstwirt- Freizeitwerts der Landschaft in und schaftsplanung und natur- und um- um Karlstein, wie es im ISEK-Endbe- weltrelevanten örtlichen und überört- richt als Handlungsbedarf beschrie- lichen Fachplanungen. ben ist.

Durch die Teilnahme an vielen Sit- Ihr zungen des Gremiums konnte ich mir persönlich ein Bild von der Fachex- pertise der dort mitwirkenden Bürger machen. Auf Anregung des Umwelt- beirates wurden in der Vergangenheit Peter Kreß Auf Vorschlag des Gemeinderates beispielsweise Wildschutzhecken- Bürgermeister wurde der Umweltbeirat der Gemein- anpflanzungen, Streuobstwiesenpfle- Gemeinde Karlstein de Karlstein am 15. September 1987 gemaßnahmen oder das Anlegen von gegründet, um das ehrenamtliche Biotopen durchgeführt. Engagement von Ortsbürgern für den Umweltschutz in die gemeindlichen Die offizielle Aufnahme des Umwelt- Verfahrensabläufe einzubinden. beirates in die Liste der Träger öffent- licher Belange im Jahr 2014 unter- Die Aufgabe des Beirates ist es den streicht seine Bedeutung. Im letzten Gemeinderat und die Gemeindever- Jahr wurde er für seine jahrzehntelan- waltung in grundsätzlichen Fragen ge, erfolgreiche Arbeit mit dem Um- des Umwelt- und Naturschutzes zu weltpreis des Landkreises Aschaffen- beraten. Diese Beratung erstreckt burg ausgezeichnet. sich insbesondere auf alle größeren gemeindlichen Hoch- und Tiefbau- Im Namen des Gemeinderates und projekte, soweit Natur- oder Umwelt- der Verwaltung bedanke ich mich für schutzbelange tangiert sind. das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder des Gremiums für unsere Aber auch bei gestalterischen Pla- Gemeinde und beglückwünsche den nungstätigkeiten der Gemeinde ist Umweltbeirat zu seinem 30jährigen die Mitarbeit des Umweltbeirats Jubiläum.

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Gründungsgeschichte des Umweltbeirats

Auf Vorschlag des Bau- und Um- Portrait Karl Stein früher Jugend im Natur- und Um- weltausschusses Karlstein wurde am weltschutz. Er war über lange Jah- 21. Januar 1987 durch den Gemein- re ehrenamtlicher Mitarbeiter der derat die Bildung eines Umweltbeirats Deutschen Ornithologischen Ge- beschlossen. Im Umweltbeirat soll- sellschaft. Er beobachtete insbe- ten fachlich versierte Ortsbürger und sondere für die Vogelwarte Radolf- Vereinsvertreter tätig werden, die sich zell am Max-Planck-Institut Vögel intensiv mit Fragen des Natur- und und nahm Beringungen vor. Landschaftsschutzes befassen. Auch in der Arbeitsgemeinschaft für Vorgaben wurden nicht gemacht, die Heimatforschung und Heimatpflege Mitglieder des Gemeinderats waren Kahlgrund e.V. arbeitete er über 20 der Ansicht, dass die Gemeinde es Jahre mit. In der Jägervereinigung dem Beirat selbst überlassen sollte, Kahlgrund war er über viele Jahre hinsichtlich seiner Arbeit Ideen zu ent- in der Jungjägerausbildung in den wickeln und seine Expertise in die Vor- Bereichen Jagdtierkunde und Na- haben der Gemeinde einzubringen. turschutz tätig.

Allgemein sollte der Umweltbeirat An- In einer Festschrift der Wander- stöße und Initiativen entwickeln und freunde Großwelzheim verfasste er sich auch bei größeren Maßnahmen, Der erste Vorsitzende Karl Stein einen Artikel „Aus dem Tagebuch wie zum Beispiel der Überarbeitung eines Vogelfreundes“ über die Vögel des Landschaftsplanes, beteiligen. Die Wahl des ersten Vorsitzenden von Großwelzheim und Umgebung. Bewusst wurde das Gremium von des Umweltbeirates Karl Stein er- Diesem Artikel stellte er, beschei- Gemeinderat und Parteien losgelöst folgte am 15. September 1987 ein- den wie er war, voraus, „dass die aufgestellt. stimmig. Mit ihm wurde ein Fach- in seinem kleinen Beitrag angeführ- mann für Vogelkunde gewählt, der ten Vogelarten keinen Anspruch auf Der Umweltbeirat nahm offiziell am über die Grenzen seiner Heimatge- Vollständigkeit erheben, sondern 15. September 1987 seine Arbeit im meinde hinaus bekannt war und der vielmehr eine Anregung für alle Vo- Rahmen einer konstituierenden Sit- bereits damals den Schutz der Um- gelfreunde sein solle, ihre Kenntnis- zung auf. Zum Gründungsvorsitzen- welt als wichtige Aufgabe gesehen se über das Vorkommen der Vögel den des Umweltbeirats wurde Karl hat. in unserer engeren Heimat zu berei- Stein gewählt. Der in jenen Jahren ge- chern“. schäftsleitende Beamte im Rathaus, Den Umweltbeirat leitete er sach- Karlheinz Huth, würdigt ihn mit dem kundig und mit ruhiger Hand. 1920 Grundlage dieses Artikels waren folgenden Portrait. geboren engagierte er sich seit sein über mehr als 20 Jahre geführ-

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tes Tagebuch über Vogelbeobach- Endpunkt war der „Gustavsee“. Wie ging es weiter? tungen sowie seine Beringungslis- Er beendet seinen Artikel mit der Nach Karl Stein bekleidete Werner ten der Vogelwarte Radolfzell. Feststellung, dass einschneidende Imhof das Amt des 1. Vorsitzenden Veränderungen in der Landschaft für 21 Jahre, bevor im Herbst 2012 zur Zerstörung des Lebensraumes Dr. Stefan Poths zum derzeitigen vieler Arten geführt haben, dass an- 1. Vorsitzenden des Umweltbeirats dererseits durch Engagement von gewählt wurde. Vereinen und Privatpersonen aber auch viel getan wurde um „Vogel- Altbürgermeister und Ehrenbür- paradiese“ zu retten. ger Karlsteins Helmut Winter hat die Gründung des Umweltbeirats Unter großer Anteilnahme der Karlstein bereits Jahre vor der ers- Karlsteiner Bevölkerung wurde Karl ten Sitzung im September 1987 an- Stein im Juni 1991 auf dem Wald- geregt, zahlreiche politische Ausei- friedhof beigesetzt. nandersetzungen darüber geführt und bis zur offiziellen Gründung im Bürgermeister Helmut Winter wür- Herbst 1987 konsequent und be- digte bei der Aussegnung den Ver- harrlich voran getrieben. Von ihm storbenen im Namen der Gemeinde stammt die folgende Chronik zur Karlstein. Gründung des Umweltbeirats.

Karl Stein beim Beringen eines Vogels

Karl Stein nahm keine Aufzählung der Vogelarten vor, sondern be- schrieb eine gedankliche Rund- wanderung durch die Gemarkung. Die Wanderung begann „an einem Sommermorgen“ am „Langen See“, führte über den Kahler Wald zum Schilfgürtel zwischen Dettingen und Hörstein, von dort aus zum Main und zur Großwelzheimer Schleuse, dann zur „Kipp“ und wieder zurück zu den Mainwiesen. Vogelschutzhecke an der Kipp im Jahr 1988 www.karlstein.de/umweltbeirat-karlstein 11 30 Jahre Umweltbeirat Karlstein 1987-2017

Gründungsgeschichte des Umweltbeirats

Chronik des Gründungs- meinderäte an. Vertreter der Gemein- Forchbachs, Biotoperfassung und deratsfraktionen werden wohl zu den die Ausweisung von Schutzgebieten. initiators Helmut Winter Sitzungen eingeladen, haben jedoch Schon Mitte Juni 1985 hatte ich in kein Stimmrecht. Mitglieder des Um- einer Veranstaltung im Gasthaus „Zur weltbeirates sind Vertreter von Verei- Eisenbahn“ vorgeschlagen, die Öffent- nen und Organisationen, aber auch lichkeit stärker in beratender und Einzelpersonen, die sich in unter- gestaltender Funktion am Umwelt- schiedlicher Weise für den Natur- und geschehen zu beteiligen und einen Umweltschutz einsetzen. Zum Selbst- Umweltbeirat zu bilden. Dieser Vor- verständnis des Beirates gehörte von schlag löste heftige Diskussionen aus. Anfang an, dass man autark bleiben wollte. Diese Konstruktion hat sich Das Spektrum reichte von Meinungs- bislang bewährt. äußerungen wie: „Die verantwortlichen Kräfte sind umweltbewusst genug, Wie kam es aber zur Gründung des vertraut den gewählten Gemeinderä- Umweltbeirates? Die Idee für einen ten und dem Bürgermeister“, „Keine Umweltbeirat, der später auch als weiteren Institutionen notwendig“ und Agenda 21-Beirat fungierte und sein „Das kann zu einer außerparlamenta- Aufgabenfeld auf Energie- und Klima- rischen Verantwortung oder Verant- Der Karlsteiner Umweltbeirat mit sei- schutzfragen erweiterte, wurde um wortungslosigkeit führen“ bis hin zur ner Zusammensetzung, seiner Eigen- 1985 geboren. grundsätzlichen und euphorischen ständigkeit und seinem Aufgabenbe- Zustimmung. Schließlich sprach sich reich unterscheidet sich in zweierlei In dieser Zeit beschäftigte sich der damals mehr als die Hälfte der Ver- Hinsicht von ähnlichen Einrichtungen: Bau- und Umweltausschuss in mehre- sammlungsteilnehmer für die Schaf- Er berät die Gemeinde nicht nur im ren Sitzungen unter Einbeziehung von fung eines Umweltbeirates aus. Rahmen von Stellungnahmen und Vertretern der Wanderfreunde, der mit Vorschlägen und wird bei allen Vogelschützer, des Obst- und Gar- Die guten Erfahrungen in der Zusam- wichtigen Planungsvorhaben als ein tenbauvereins, der Umweltinitiative, menarbeit mit den genannten Vereins- örtlicher „Träger öffentlicher Belange“ der Jägerschaft und des Ortsbauern- und Verbandsvertretern und der am gehört, sondern wird auch gegenüber verbandes intensiv mit Konzepten für Naturschutz interessierten Einzelper- Behörden und bei der Durchführung Landschaftspflege und Naturschutz. sonen führten notwendig zur Erörte- von Umweltschutzmaßnahmen selbst Es ging unter anderem um Vogel- rung, in welcher Organisationsform aktiv. schutzhecken, Bepflanzungsmaß- man die gemeinsame Arbeit fortset- nahmen, Feuchtgebiete, wilde Müll- zen sollte. Diese Frage wurde in der Ihm gehören, bis auf eine historisch ablagerungen, naturnahe Gestaltung Bauausschusssitzung am 24. Sep- begründete Ausnahme, keine Ge- des Mainufers, Renaturierung des tember 1985 behandelt.

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Zu entscheiden war, ob Themen des Die erste Sitzung des Umweltbeirates Als langer Wegbegleiter und ehemali- Natur- und Landschaftsschutzes in fand nach vorbereitenden Gesprä- ger Bürgermeister danke ich für Ideen einem „erweiterten“ Bau- und Um- chen schließlich am 15. September und Tatkraft und wünsche für die Zu- weltausschuss behandelt werden soll- 1987 statt. Dieser Tag gilt als der kunft alles Gute. ten oder ob ein eigener Umweltbeirat Gründungstag. Mit dabei waren jetzt geschaffen werden sollte, der mit der noch Werner Imhof und Robert Ehren- Verwaltung die entsprechenden Vor- hart. Als 1. Vorsitzender wurde Karl schläge für den Gemeinderat ausar- Stein, als 2. Vorsitzender Günter Lang beitet. Mit dem knappen Ergebnis von und als Geschäftsführer und Protokol- 5:4 Stimmen wurde dem Gemeinderat lant Karlheinz Huth gewählt. die Bildung eines Umweltbeirates vor- geschlagen. In der Gemeinderatssit- Die folgenden Seiten dieser Festschrift zung vom 27. November 1985 wurde blättern in der Erfolgsgeschichte des Helmut Winter über ein Gremium mit 5-7 Mitgliedern Umweltbeirates und wollen für den Altbürgermeister und Ehrenbürger der diskutiert. Aber es dauerte. Schutz der Schöpfung motivieren. Gemeinde Karlstein

In der Sitzung des Bau- und Umwelt- ausschusses am 28. Oktober 1986, also nach fast einem Jahr Stillstand, sprach ich dann die Konstituierung eines Umweltbeirates zur Unterstüt- zung von Ausschuss und Gemeinde- rat an und schlug die bei der Sitzung anwesenden Herren Karl Stein, Egon Pichl, Jürgen Stadtmüller, Günther Lang, Werner Heßberger, Ludwig Hof- meister, Willi Thumerer und Reinhard Koch, die sich zur Mitarbeit bereit er- klärt hatten, vor.

In seiner Sitzung am 21. Januar 1987 schloss sich der Gemeinderat dieser Empfehlung an und benannte zusätz- lich als weiteres Mitglied Manfred Roth. Im Mai 1988 stellte die Gemeinde am Mainufer Hinweistafeln mit den dort vorkommenden Blumen auf.

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Struktur und Aufgaben des Umweltbeirats

Seit der Gründung des Umweltbeirats Der Umweltbeirat Karlstein ist aktuell liche Sitzungen des Umweltbeirats im Jahre 1987 wurden Projekte reali- ein vierzehnköpfiges Gremium aus gemeinsam mit dem Bürgermeister siert, die von Bachpatenschaften über sachkundigen und engagierten Bür- durchgeführt. Außerdem findet min- Neuanlagen von Wildschutzhecken gern der Gemeinde Karlstein, das den destens einmal jährlich eine Exkursi- und Streuobstwiesen bis hin zu Infor- Gemeinderat, die Gemeindeverwal- on im Gemeindegebiet statt, bei der mationsständen oder Publikationen tung und die Vereine der Gemeinde der Umweltbeirat ausgewählte Natur- im örtlichen Mitteilungsblatt reichen. bei der Entwicklung und Fortführung schutz- und Umweltthemen vor Ort von naturschutzrechtlichen und um- erörtert und damit seine Sitzungsar- Dabei beinhalten diese Aktionen z.B. weltrelevanten Maßnahmen berät und beit komplettiert. Themen wie die Anlage und Pflege unterstützt. von Bienenweiden oder etwa Vor- Dabei werden auch größere gemeind- tragsabende zu Themen wie dem Hierzu setzt der Umweltbeirat auch liche Hoch- und Tiefbauprojekte „Verlust der Nacht“ (Problem „Licht- eigene Ideen um, die den Belangen bewertet, soweit Natur- oder Um- verschmutzung“) oder „Terra Preta“ eines kommunalen Natur- und Um- weltschutzbelange tangiert sind. als Möglichkeit zum Boden- und Ge- weltschutzes entsprechen. Eingebunden wird der Umweltbeirat wässerschutz auf Basis des Einsatzes zum Beispiel auch in die Entwick- von Holzkohle-Kompostmischungen Um seine Aufgaben effizient organi- lung des Flächennutzungsplans oder auf landwirtschaftlich genutzten Flä- sieren und dokumentieren zu können, Forstwirtschaftsplans, sowie weitere chen. werden zweimal im Jahr nicht-öffent- natur- oder umweltrelevante örtliche und überörtliche Fachplanungen.

Der Bedeutung des Umweltbeirats wurde im Jahre 2014 durch die offizi- elle Aufnahme in die Liste der Träger öffentlicher Belange (TöB) Rechnung getragen.

Daneben initiiert der Umweltbeirat Projekte, Exkursionen und Vorträge zum Natur- und Umweltschutz, für Land- und Forstwirtschaft, zur Land- schaftspflege und dem Gewässer- schutz, die sogar über die Gemeinde- grenzen hinaus wahrgenommen wer- den. Auch wird der Umweltbeirat Gruppenbild der vierzehn aktiven Mitglieder des Umweltbeirats (Status 01.08.2017) bei Aktionen und Vorhaben zu Rate

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gezogen, wo es zum Beispiel um Insgesamt wurden in den drei zu- die „Vogel- und Naturschutzgruppe Themen der Energiewende im kom- rückliegenden Jahrzehnten sehr viele Karlstein e. V.“ als Vereine zu nennen. munalen Umfeld, innerörtliche Baum- Projekte realisiert, von denen beson- fällungen oder um die langfristige ders nachhaltig wirkende Beispiele in städtebauliche Entwicklung der Ge- dieser Festschrift aufgezeigt werden. meinde („ISEK“) geht. Mit der Realisierung dieser Projekte Insbesondere im Hinblick auf die war und ist der Umweltbeirat zum Teil Energiewende in Deutschland hat der auf die maßgebende Unterstützung Umweltbeirat schon Ende der 1990er aus den Vereinen angewiesen, die Jahre den Bau von Fotovoltaik-Dach- Mitglieder in das Gremium des Um- anlagen und die Nutzung regenerati- weltbeirats entsenden. ver Energien vorgeschlagen und die Gemeinde bei der Umsetzung solcher Hierbei sind beispielhaft die „Wander- Vorhaben unterstützt. freunde Großwelzheim 1951 e. V.“ und Am sogenannten „Nilchen“ im Mainvorland (2017)

Begutachtung der Forchbach-Mündung (2017) Intensive Diskussion an einer Blühwiesenfläche im Mainvorland (2017)

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Rückblick des ehemaligen Bürgermeisters Winfried Bruder

mit einem ausgeprägten Streuobst- wurde z.B. die Veränderung unserer bestand für die Selbstversorgung der Feldobstbestände (Streuobstkulturen) Familien landschaftsprägend. verdeutlicht.

Mit dem zunehmenden Überflussan- Auf Anregung des Umweltbeirates gebot an relativ billigen Nahrungsmit- konnte ich die Jagdgenossenschaft teln und dem Freizeitverhalten änderte überzeugen, dass für Neu- und Nach- sich die Nutzung. Die Bewirtschaftung pflanzungen von Obstbäumen bis von brach fallenden Flächen wur- heute ca. 8.000,- € an Finanzmitteln de von einigen größeren Landwirt- zur Verfügung gestellt werden. Mit schaftsbetrieben übernommen. diesen Geldern wurden zwischenzeit- lich über 300 Obstbäume gekauft und Die Feldobstbestände veralteten zu- zum Nutzen der ökologischen Vielfalt sehends und wurden beseitigt. Eine gepflanzt. Der Umweltbeirat - Eine wichtige Wiederanpflanzung/Nachpflanzung Institution für die Gemeinde wurde nicht durchgeführt. In der Folge Mit der Übernahme des Amtes als 1. erlebte die Landwirtschaft eine ökolo- Bürgermeister der Gemeinde Karlstein Unsere Landschaft ist im Zeitablauf gische Verarmung. lernte ich die Mithilfe des Umwelt- der Geschichte im Rahmen der wirt- beirates auch von der Seite der Ver- schaftlichen und gesellschaftlichen Diese für unsere Natur negative Ent- waltung einer Gemeinde kennen. So Entwicklungen von Veränderungen wicklung wurde in den 1980er Jahren war es immer möglich, bei den un- betroffen. So wird die Landschaft von einigen sach- und fachkundigen terschiedlichsten Aufgabenstellungen durch zum Beispiel sogenannte Infra- Mitbürgern sowohl aus Interesse als den sach- und fachkundigen Rat des strukturmaßnahmen, wie der Bau von auch von Berufs wegen erkannt und Umweltbeirates einzuholen. Ortsumgehungen und Versorgungs- führte zur Gründung des Umweltbei- leitungen, umgestaltet. Auch wandelt rates. Auch konnten zum Beispiel die Re- die Ausweisung und Festsetzung von naturierungsmaßnahmen am Langen Baugebieten, z.B. zur Schaffung von So konnte auch ich, damals im Haupt- See mit der Schaffung einer großen dringend benötigtem Wohnraum oder beruf stellvertretender Leiter einer offenen Wasserfläche und mehreren zur Schaffung von Arbeitsplätzen für Umweltbehörde (Amt für Regional- Tümpeln umgesetzt werden. In der Handwerks- und Industriebetriebe, entwicklung, Landschaftspflege und Folge entstand ein einzigartiges Na- das Gesicht einer Landschaft. Landwirtschaft) und gleichzeitig in der turdenkmal. Funktion eines Nebenerwerbslandwir- Die Feld- und Wiesenstruktur verän- tes, zunächst als Gast und ab 1999 als Die Anlage des Treppenaufstiegs zum derte sich im Zeitablauf. So war die Mitglied in diesem Beirat mitarbeiten. Aussichtspunkt auf der Kipp und die früher kleinflächige Bewirtschaftung Im Rahmen von Feldbesichtigungen Schließung der Vernetzungsstruktur

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von der Kipp zum Gustavsee wurde in Zusammenarbeit mit dem Umweltbei- rat und dem Wanderverein Großwelz- heim hergestellt.

Alle Maßnahmen, die Wirkungen auf unsere Landschaft und damit auch Umwelt haben könnten, konnten mit den örtlichen sachkundigen Mitbür- gern beraten und damit auch Fehlin- vestitionen verhindert werden.

Ich würde mich freuen, wenn sich auch in der Zukunft viele Mitbürgerin- nen und Mitbürger mit Engagement für unsere Umwelt einsetzen und die anstehenden Veränderungen verträg- lich für alle Seiten gestalten, nach dem Motto: „Es ist alles im Fluss“.

Abschließend sage ich den Mitglie- dern ein herzliches Danke für die ein- gebrachte Mitarbeit und Tatkraft zum Wohle der Gemeinde und gratuliere zum 30-jährigen Bestehen sehr herz- lich.

Winfried Bruder ehemaliger Bürgermeister (2005 - 2017)

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Projekte des Umweltbeirats

Unter mittlerweile drei Vorsitzenden hat der Umweltbeirat in Karlstein aus der Notwendigkeit heraus seine Arbeit aufgenommen, dass Gewäs- serverschmutzung, Flurbereinigungs- schäden und Defiziten im Natur- und Landschaftsschutz entgegen gewirkt werden muss. Ziel sollte sein, eine in- takte Natur und für die Ortsbürger le- benswerte Umwelt zu erhalten.

Der Umweltbeirat erreichte bereits in den ersten Jahren seiner Tätigkeit, dass trotz moderner Industrieanlagen und wachsender Wohngebiete über ökologische Trittsteine Netzwerke und Rückzugsgebiete für die heimische Tier- und Pflanzenwelt geschaffen wurden. Bachläufe konnten renaturiert und verlandende Altarmgewässer des Mains wie das sogenannte „Nilchen“ Kartierung wichtiger Naturschutzprojekte des Umweltbeirats Karlstein (2017) wieder hergestellt werden. Die in der Karte örtlich zugeordne- Dies ist dem Umweltbeirat vorbildlich ten Projekte sind über die letzten drei gelungen, so dass damit der Grund- Jahrzehnte verwirklicht worden. stein für weiteres Engagement der Mitglieder geschaffen war. Angefangen hat aber alles mit dem Thema „Bachpatenschaften“. Die hohe Motivation des Gremiums hilft, fortlaufend den aktuellen Her- ausforderungen des Umweltschutzes Bachpatenschaften zu begegnen und parallel die bereits umgesetzten Projekte zu pflegen bzw. Im Mai 1986 stellt der Bayerische In- fortzuentwickeln. Herausragende Pro- nenminister auf einer Pressekonferenz jekte und Aktivitäten sind in der Über- in München ein neues Faltblatt zum sichtskarte von Karlstein aufgeführt. Thema Gewässerpflege vor. Renaturierung des Forchbachs

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In diesem Faltblatt wurde die Schutz- Auszug aus dem Pressebericht des würdigkeit naturnaher Gewässer und Umweltbeirats (Main- deren ökologische Bedeutung hervor- Echo, 18.09.1987) gehoben.

Der Innenminister apellierte an enga- gierte und umweltbewusste Bürger durch die Übernahme von „Bachpa- tenschaften“ bei der Pflege der Ge- wässer aktiv mitzuhelfen, zum Bei- spiel durch ... Wasseruntersuchung • Regelmäßiges Beobachten des Forchbachs im Rahmen der der Bäche Bachpatenschaften • Dokumentieren ihres Zustandes (17.02.1988) und ihrer Veränderungen ein- schließlich ihrer Tier- und Pflanzenwelt • Weitergeben der Informationen an die unterhaltspflichtigen Aufsichts- behörden • Mitarbeiten bei Unterhaltungs- und Pflegemaßnahmen wie zum Beispiel Uferbepflanzung und Reinigungsaktionen.

Aufgrund eines hierauf erfolgten Ar- tikels in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bewarben sich mehrere Bür- ger aus der Gemeinde Karlstein. Alle Bewerber wurden offiziell zu Bachpaten ernannt und später fast Erfreulich war bereits die Auswertung ausnahmslos zu Mitgliedern des Um- der ersten Untersuchungen, was ins- weltbeirates, dem sie heute noch an- gesamt von einer guten Wasserquali- gehören. tät der Bäche zeugte.

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Projekte des Umweltbeirats

Wildschutzhecken- pflanzungen Wildschutzhecken schaffen Dickichte, die für Kleinsäuger und Vögel Rück- zugsraum und Nährstoffquelle zu- gleich bedeuten. Der Umweltbeirat hat gezielt Initiativen gestartet und unterstützt, bei denen er mit Mitglie- dern der örtlichen Wandervereine und weiterer örtlicher Institutionen zahlrei- che Wildschutzhecken realisiert hat. Nach anfänglich intensiver Pflege be- dürfen diese Pflanzungen heute keiner Betreuung mehr, sondern zeigen sich als integraler Bestandteil einer natürli- chen Umwelt von Karlstein. Anlegen einer Wildschutzhecke an der A45 (1995)

Vogelschutzhecke Unterhalb des Schleusengehöfts

Im Jahr 1994 legte der Umweltbeirat Karlstein unterhalb des Schleusenge- höfts ganz im Westen der Gemarkung Großwelzheim eine ausgedehnte Vo- gelschutzhecke an, die den ansonsten gehölzarmen Ufersaum des Mains als Wasserstraße an dieser Stelle ökolo- gisch aufgewertet hat, ohne bei Hoch- wasser als unerwünschte Barriere zu wirken. Im Ergebnis ist eine extrem dichte Hecke entstanden, die ange- sichts zahlreicher nicht angeleinter Vogelschutzhecke „Unterhalb des Schleusengehöfts“ (2016)

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Hunde im Mainvorland den Zweck ei- nes Rückzugsdickichts für Vögel und Kleinsäuger hervorragend erfüllt.

Wildschutzhecke „Birkenwiesen“

Von einer Wildschutzhecke entlang der Autobahn A45 versprachen sich die Initiatoren, den Naturschutzge- danken mit Sicht- und Schallschutz- maßnahmen zu verbinden.

Das Ergebnis ist beachtlich und mo- tiviert zur Verlängerung des Hecken- Pflanzaktion „Birkenwiesen“ an der A45 in Blickrichtung Norden (1995) streifens in südliche Richtung an den Lindigwald heran.

Inzwischen kommt für den Umwelt- beirat auch die Funktion des Schutzes vor der vom Straßenverkehr ausge- henden Feinstaubbelastung hinzu, die solche Heckenpflanzungen entlang viel befahrener Straßen besonders wertvoll machen.

Zustand der Vogelschutzhecke „Birkenwiesen“ (2016)

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Projekte des Umweltbeirats

Vogelschutzhecke „An der Kipp“

Die Vogelschutzhecke „An der Kipp“ war ein Projekt des Umweltbeirats zu- sammen mit dem Wanderverein Groß- welzheim, das unter Beteiligung vieler ehrenamtlicher Helfer umgesetzt wer- den konnte.

Die Hecke besitzt einen enormen na- turschutzrelevanten Wert, nachdem der Wildschutzzaun der ersten Jahre entfernt werden konnte. Heute bildet dieser Heckenstreifen einen ökologi- Neuanpflanzung der Vogelschutzhecke „An der Kipp“ (1987) schen Trittstein zwischen dem Wald- gebiet der „Kipp“ im Osten und dem Gustavsee im Westen.

Auch im unbelaubten Stadium bietet die Hecke Versteckmöglichkeiten für Rehwild, wie die Fotografen des Um- weltbeirats bei Erstellung des aktuel- len Bildmaterials mit eigenen Augen sehen konnten.

Seit dem Jahr der Pflanzung wurden regelmäßig Inaugenscheinnahmen der Vogelschutzhecke vorgenommen – erstmals im Jahr 1988, also ein Jahr nach der Neuanlage.

Status der Vogelschutzhecke „An der Kipp“ (März 2016)

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Streuobstwiesen Streuobstwiese Der Umweltbeirat übernimmt in „Pfingstweide“ der Verantwortung von Mitgliedern Streuobstwiesen sind seit Jahrhun- der Vogel- und Naturschutzgruppe derten ein typisches Kulturgut unse- Im südlichen Mainvorland an der ehe- Karlstein e. V. regelmäßig die Pflege rer heimischen Landschaft gewesen. maligen B8 im Bereich der früheren dieser Wiese. Dabei handelt es sich um Grünland, Mülldeponie der Stadt Aschaffen- das mit einem Hochstammbesatz an burg wurden in den 1990er Jahren Der Schnitt der Bäume wird bis heute Obstbäumen bepflanzt ist. Hochstammbäume und eine Hecke durch fachlich versierte Mitglieder des gepflanzt. Umweltbeirats durchgeführt. Bezogen auf die Hochstämme sind hier am bayerischen Untermain und im angrenzenden Hessen insbeson- dere Kulturapfelbäume verbreitet ge- wesen.

Nachdem diverse Flurbereinigungs- maßnahmen und eine Vernachlässi- gung der Pflege der Streuobstflächen seit den 1950er Jahren zu einem Ver- schwinden dieser Landschaftsnut- zung führten, organisierte in den spä- ten 1980er Jahren der Umweltbeirat für Karlstein eine Gegenbewegung, Streuobstwiese „Pfingstweide“ im Gemarkungsbereich Dettingen (2016) die die Restauration ehemaliger und die Anlage neuer Streuobstwiesen zum Ziel hatte.

Der Einsatz des Umweltbeirats zu- sammen mit den örtlichen Vereinen und Organisationen brachte Streu- obstflächen innerhalb und außerhalb der Siedlungsflächen hervor. Außer- halb im Mainvorland liegt zum Beispiel die Streuobstwiese „Pfingstweide“.

Streuobstwiese „Pfingstweide“ in der Winterzeit (2016)

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Projekte des Umweltbeirats

Streuobstwiese im Mit den Bildern wird deutlich, dass Neubaugebiet „Karlstein II“ auch in Neubaugebieten erfolgreich ein Stück Naturlandschaft geschaffen werden kann. Am Rande des Neubaugebiets „Karl- stein II“ wurden auch auf Anregung Das alles gelingt allerdings nur, wenn des Umweltbeirats entlang des Fuß- eine regelmäßige Pflege bezogen auf weges von der ehemaligen B8 zum Schnitt der Bäume und Mahd der Kindergarten „Klabauterschiff“ Mitte Wiese sichergestellt ist. der 1990er Jahre zahlreiche Hoch- stammbäume gepflanzt.

Damit sollte auch die Kaltluftschneise als unverbaubare Fläche im Baugebiet „Karlstein II“ sicher gestellt bleiben, durch die die Luftmassen vom Hah- nenkamm im weitgehend Apfellaub – die häufigste Baumart auf Streuobst- ungehindert zum Main strömen. wiesen in Karlstein

Streuobstwiese im Neubaugebiet „Karlstein II“ Streuobstwiese im Neubaugebiet „Karlstein II“ (2016)

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Pflegemaßnahmen und bäume Früchte, die gerade in den aktuelle Entwicklungen der Wintermonaten als Nahrungsquelle den Tieren – Vögeln und Kleinsäu- Streuobstwiesen gern – zur Verfügung stehen.

Einzelne Mitglieder des Umweltbei- Bezüglich Wuchsverhalten, Habitus rats pflegen die Streuobstwiesen, und Blühfreudigkeit unterscheiden indem sie die notwendigen Schnit- sich Wildapfelbäume nicht von den tarbeiten an den Bäumen und das Kulturapfelbäumen. Vielmehr bilden Mähen des Unterbewuchses regel- auch sie ein umfangreiches Blüten- mäßig durchführen. Erforderliche angebot für die Bienen- und Wild- Nachpflanzungen werden genauso bienen der Region, wodurch auch erledigt wie das sommerliche Wäs- der Erholungswert für den Men- sern in langen Trockenperioden. Ziel schen garantiert ist. Darüber hinaus für den Umweltbeirat hierbei ist, die sind die Wildapfelbäume trocken- Nachhaltigkeit der ursprünglichen heitstoleranter gegenüber Sommer- Pflanzaktionen zu gewährleisten. trockenheit als die Kultursorten des Apfels. Streuobstwiese am Seligenseegraben Seit 2015 erwägt der Umweltbeirat Karlstein, die Streuobstwiesen mit Letztlich bedürfen Wildapfelbäu- der Pflanzung von Wildapfel (Malus me auch nicht eines regelmäßigen sylvestris) ökologisch aufzuwerten, Schnitts wie Kulturapfelbäume, was indem ein Anteil von ca. 30 % der die Schutz- und Rückzugswirkung Streuobstwiesenflächen ersatzwei- der Wildapfelbäume für die Tierwelt se oder zusätzlich über die nächs- noch verstärkt. ten Jahre mit Wildapfelbäumen be- stückt wird. Mit dieser Maßnahme wurde inzwischen begonnen.

Der Mehrwert der Wildäpfel gegen- über den Kulturäpfeln ist vielseitig: der Wildapfel stellt aufgrund seiner hohen Astdichte und Dornen ein sehr gutes Rückzugs- und Nistan- gebot für die Vogelwelt dar. Dane- ben erwachsen durch Wildapfel- Vegetationsabschluß beim Apfelbaum

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Projekte des Umweltbeirats

Biotopverbund teilweise über Grundwasser und teil- Im nördlichen Gebiet „Pfaffenwiesen“ „Pfaffenwiesen“ weise nur durch Niederschläge si- wurde 2007 eine Streuobstwiese an- cher gestellt. Letztere Tümpel werden gelegt, die aus ca. dreißig Hochstäm- auch „Himmelsteiche“ genannt. men besteht. Besonders am Herzen lag dem Um- weltbeirat der Dettinger Gemar- Mitglieder des Umweltbeirates und Die Streuobstwiese war die bisher kungsbereich „Pfaffenwiesen“ im Ortsbürger aus anderen Organisati- letzte ökologische Aufwertungsmaß- südöstlichen Grenzbereich zum onen und Vereinen pflanzten in den nahme in den Pfaffenwiesen. Eine Gemarkungsgebiet der Gemeinde ersten Jahren des neuen Jahrtau- komplette Biotopneugestaltung wur- gelegen. sends im Bereich der Feldgehölz-In- de das nächste größere Projekt des seln und einer Bachrandbepflanzung Umweltbeirats im unmittelbar an- Hier schien es erforderlich, den bis- mehr als 1.500 Bäume und Sträucher. grenzenden Dettinger Wald. her intensiv landwirtschaftlich ge- nutzten Bereich zu extensivieren und den landschaftlichen Gegebenheiten entsprechend naturnah zu gestalten.

Aus diesem Grund wurde von der Gemeinde zunächst ein ökologisches Gutachten in Auftrag gegeben. Auf Grundlage dieses Gutachtens wur- den vorhandene Beeinträchtigungen beseitigt und eine natürliche Entwick- lung des Gebietes eingeleitet.

Mit Förderung aus dem Bayerischen Naturschutzfond konnte die Gemein- de mehr als 80.000 m² Grundstücks- fläche erwerben.

Im Vollzug des ökologischen Gut- achtens wurden unter tätiger Mithilfe mehrerer Mitglieder des Umweltbei- rats einige größere Tümpel angelegt und Feldgehölzinseln gepflanzt. Die Wasserversorgung der Tümpel wird Biotopverbund „Pfaffenwiesen“ mit Feldgehölzinseln und Tümpeln (2016)

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Kopfweide im Uferbereich eines Grundwassertümpels im Gebiet südliche „Pfaffenwiesen“ (2016) Schilfbestand im Umfeld der Kopfweide (2016)

Schilfbestand Nähe Forchbach (Sommer 2017) Schilfbewuchs am Grundwassertümpel in den „Pfaffenwiesen“ vor dem Lindigwald (2016)

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Projekte des Umweltbeirats

Biotopverbund „Pfaffenwiesen“

Feldgehölzinsel mit „Himmelsteich“, südliche „Pfaffenwiesen“ nahe Dettinger Wald (2016)

Feldgehölzinsel mit Himmelsteich wie vorher aus der Blickrichtung des Dettinger Walds (2016)

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Biotop-Neuanlage im Dettinger Wald

Im Jahr 2008 hat der Umweltbeirat zusammen mit Helfern der Vogel- und Naturschutzgruppe nahe bei der Schutzhütte des Spessartbunds ein Biotop angelegt.

Die Idee wurde mitten im Dettinger Wald auf einem ehemaligen Lager- platz für Erdaushub, der beim Bau eines weiteren Hochbehälters zur Biotop im Dettinger Wald - Ausgangstatus im Jahr 2008 (Quelle: Main-Echo; 28.05.2013) Trinkwasserversorgung anfiel, rea- lisiert.

Aufgrund der Bodenbeschaffenheit mit Tonsedimenten ließ dies die Neuanlage mehrerer Teiche und parallel auf einem Sandhügel einer Magerrasenfläche zu.

Die beiden Fotos aus dem Main- Echo zeigen einmal den Ausgangs- status im Jahr 2008 (Foto oben) und die Situation fünf Jahre später im Mai 2013 (Foto unten).

Biotop im Dettinger Wald - fünf Jahre später im Mai 2013 (Quelle: Main-Echo; 28.05.2013)

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Aktivitäten rund um den Umweltbeirat

Wanderfreunde pflanzen Vogelschutzhecke Wanderfreunde pflanzen Vogelschutzhecke Vogelschutzhecke an der Kipp (1988) zwischen der Kipp und dem Gustavsee (1987) zwischen der Kipp und dem Gustavsee (1987)

Besichtigung RBU Feuchtbiotops (05.07.1988) Haggraben-Säuberung (1990) Baumpflanzungen an der Kipp (1992)

Bepflanzung einer Wildschutzhecke an der A45 Umweltbeirat im Mainvorland unterwegs - es Karlsteiner Umweltbeirat am Schäfernberg (25.03.1995) wurden auch „Habärt“ entdeckt (22.05.1997) (Foto: Beate Klör / 2008)

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Alljährliche Exkursion des Umweltbeirats – Bürgermeister Bruder (2. von links) diskutiert mit dem Wirbt für den Einsatz von Schwarzerde in der Umweltbeirat das Vergiftungsproblem mit dem gelb blühenden Jakobskreuzkraut bei Verfütterung mit Landwirtschaft, Dr. Stefan Poths dem Heu (26.06.2009) (Foto: Medienhaus Main-Echo / Klemt 2015)

Vorsitzender Dr. Stefan Poths und Stellvertreter Peter Kreß zeigt die Wohlfühl-Landschaft am Exkursion des Umweltbeirats im Dettinger Günter Lang (Foto: Main-Echo / Klemt 2013) „Langen See“ in Großwelzheim (2017) Mainvorland (17.06.2017) www.karlstein.de/umweltbeirat-karlstein 33 30 Jahre Umweltbeirat Karlstein 1987-2017

Presseberichte Main Echo, 02.06.2015

Main Echo, 10.05.1985

Main Echo, 22.05.1997 Main Echo, 28.11.1987

Main Echo, 02.08.2013

Main Echo, 03.1999

Main Echo, 18.09.1987

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www.karlstein.de/umweltbeirat-karlstein 35 30 Jahre Umweltbeirat Karlstein 1987-2017

Träger öffentlicher Belange (TöB) bei kommunalen Bauvorhaben

Umgehungsstraße Karlstein Stellungnahme des Umweltbeirats Karlstein im Rahmen des Planfeststellungs-Verfahrens Für den Bau der geplanten Umge- St 3308, Neubau der Ortsumgehung Karlstein hungsstraße im Norden und Osten von Karlstein hat der Umweltbei- rat 2014 zahlreiche Vorschläge zu Der Umweltbeirat begrüßt die Planung der Gemeinde Karlstein zur Reduzierung des Durchgangsverkehrs durch den Bau einer Entlastungsstraße entlang des nordwestlichen Ausgleichsmaßnahmen gemacht, Randes der beiden Ortsteile (St 3308) die Herr Frontzek vom zuständigen Nach Durchsicht der Planfeststellungsunterlagen kann festgestellt werden, dass mögliche Planungsbüro Obermeyer gerne auf- Konfliktpotenziale/-bereiche erkannt und bewertet wurden. griff. Es wird zur Kenntnis genommen, dass der Erfolg der CEF Maßnahme 1 (Schaffung eines Alternativbrutplatzes für Uferschwalben in der Kiesgrube Weiß) vom Gutachter positiv Die Ausführungen des Umweltbei- beurteilt wird. rats zielten zum Beispiel im „Se- Es wird eine Eingriffsfläche von ca. 8,20 ha (hiervon 5,68 ha Verlust und 2,52 ha mittelbare ligenseegraben“ auf Maßnahmen Beeinträchtigung) angegeben. zum Schutz der Höhlenbrüter ab. Hieraus wurde eine erforderliche Kompensationsfläche von 5,56 ha ermittelt. Durch die anrechenbaren Ausgleichsmaßnahmen sowie die CEF-Maßnahme werden Die Ausgleichsmaßnahmen sollen Angabe gemäß ca. 1,97 ha des Kompensationsbedarfs abgedeckt, so dass ein Defizit von dem Erhalt der Steinkauz-Popula- 3,59 ha verbleibt, das durch „Entnahme“ aus dem gemeindlichen Ökokonto gedeckt werden Auszugsoll. aus (Flächen der Stellungnahme im Bereich Forchbach des Umweltbeirats und Pfaffenwiese). zu Ausgleichsmaßnahmen im Zuge des geplanten tion und weiterer seltener Höhlen- Neubaus der Ortsumgehungsstraße (2014) und Heckenbrüter wie dem Grün- specht dienen. Den Ausgleichsmaßnahmen A1 bis A8 erwartenA1 Neubegründunglassen, ist eineseine Laubmischwaldessinnvol- (Bereich zw. B 8 alt und Umgehungsstraße Im Bereich des Seligenseegrabens le ökologische Maßnahme. Diese A 2 Neubegründung eines Laubmischwaldes (auf Acker- und Kulturbrache südl. befinden sich neben Weiden und Ergänzung neuer wird Trasse den Bestand des Heckenstrukturen auch alte Obst- Steinkauzes langfristig stabilisieren bäume, die in den nächsten Jahren und Azusätzlich 3 Neubegründung auch eine eines HeimstattLaubmischwaldes (Waldlichtung im Lindigwald) ihr Lebensende erreichen und zu- für andereA 4 Anlage Höhlenbrüter von 4 Gehölzinseln schaffen. (Waldlichtung an BAB A 45 im Lindigwald) sammenbrechen werden. Einige alte A 5 Neubegründung eines Laubmischwaldes nördl. der Frankenstrasse 1 Kalbsradbrücke Bäume sind schon verschwunden. Die konkreten Vorschläge resul- tiertenA 6 aus Entsiegelung der vorgefundenen einer Teilfläche der Si B- 8 alt, Zufahrt Weiß und Neubegründung eines Eine Stützung in den heckenlosen tuation undLaubmischwaldes sind grafisch für das Zwischenräumen des Seegrabens überwiegendA 7 Entsiegelung landwirtschaftlich und Anlage von Sand-Magerrasenge- (Teilstück B 8 alt) mit neuen hochstämmigen Obst- nutzte Terrain in der nachfolgenden A 8 Sicherung und Ergänzung des GehölzriegelsBrutbaum „Seligenseegraben“ des Grünspechts am Seligensee- bäumen, die ein hohes Lebensalter Darstellung zusammengefasst. graben (Quelle: privat; 2014)

wird zugestimmt. 36 www.karlstein.de/umweltbeirat-karlstein

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Stellungnahme Umweltbeirat zu Planfeststellungverfahren St3308/Neubau Ortsumgehung Karlstein Seite 1 von 2 30 Jahre Umweltbeirat Karlstein 1987-2017

Grünspecht auf Nahrungssuche Witterungsbedingt gefallener Brutbaum des Grünspechts am Seligenseegraben (Quelle: privat; 2014) (Quelle: privat; 2014) Die räumliche Nähe der Ausgleichs- maßnahmen zum Bauvorhaben der Umgehungsstraße ist dabei immer ein besonderes Anliegen des Um- weltbeirats.

Ebenso verfolgt der Umweltbeirat stets ein übergeordnetes Ziel: die Ausgleichsmaßnahmen sollen in- nerhalb der Gemarkungsgrenzen der Gemeinde Karlstein realisiert werden.

Im Fall der Umgehungsstraße ist ihm das gelungen. Bezogen auf die beiden folgenden Fälle konnte der Umweltbeirat dieses Ziel ebenfalls verwirklichen. Vorschläge bzgl. Ausgleichsmaßnahmen für Umgehungsstraße (2014)

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Träger öffentlicher Belange (TöB) bei kommunalen Bauvorhaben

Neues Feuerwehr- des Umweltbeirats erstmals ca. 20 % Der Umweltbeirat Karlstein will mit gerätehaus Karlstein Wildapfelbäume (Malus sylvestris) diesem Vorhaben neue Wege gehen, gepflanzt, um den Natur- und Vo- die über die kommunalen Grenzen gelschutz auszudehnen. Hier soll hinaus Schule machen sollen. Auch für den Bau des neuen Feuer- der Wildapfel seine Trockenresis- wehrgerätehauses wurden seitens tenz in den Sommermonaten unter des Umweltbeirats im gleichen Jahr Beweis stellen und sich im Winter Vorschläge zu Ausgleichsmaßnah- durch sein Nahrungsangebot für Vö- men im Gebiet zwischen ehemaliger gel und Kleintiere auszeichnen, da B8, jetzt Staatsstraße 3308, und dem die Früchte der Bäume erst durch Streckenverlauf der Deutschen Bahn Frosteinwirkung weich werden und gemacht, die vom zuständigen Pla- genau dann als Nahrungsquelle der nungsbüro Obermeyer wohlwollend Tierwelt zur Verfügung stehen, wenn aufgenommen wurden. die größte Verknappung des natür- lichen Nahrungsangebots besteht. Dabei empfahl der Umweltbeirat die Aufwertung und Erweiterung beste- hender Heckenstreifen (zum Beispiel für die Ausgleichsfläche A1) und die Neuanlage von Streuobstwiesen im Bereich zwischen der ehemali- gen B8 und den Bahngleisen östlich von Großwelzheim (hier zum Bei- spiel die Ausgleichsfläche A2).

Die Empfehlungen des Umweltbei- rats bei vorhandenem Grünbestand zielten auf eine Vergrößerung oder eine Aufwertung der Flächen durch Neu- und Ersatzpflanzungen für zum Teil bereits zusammenbrechen- de alte Obstbäume und Gehölzbe- stände.

Auf der Ausgleichsfläche A2 wurden im Dezember 2015 auf Empfehlung Empfehlung von Ausgleichsflächen für „Neubau Feuerwehrgerätehaus“ (A1, A2; 2014)

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Ausgleichsfläche A1 mit teils zusammengebrochenem Birnbaum (2015)

Das neue Feuerwehrhaus Karlstein während der Bauphase im Sommer 2017 in der Feldflur

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Träger öffentlicher Belange (TöB) bei kommunalen Bauvorhaben

Baugebiet Südlich der Frankenstraße

Für die Baumaßnahmen zur Erschlie- ßung des Baugebiets „Südlich der Frankenstraße“ wurden vom Um- weltbeirat zum einen schallschutz- fördernde und Feinstaub mindernde Anpflanzungen entlang der A45 emp- fohlen. Dazu soll die Wildschutzhe- cke „Birkenwiesen“ in Richtung Lin- digwald fortgeführt werden.

Zum zweiten bewertete der Umwelt- beirat im Zuge der geplanten Bau- maßnahmen zur Erschließung des Baugebiets „Südlich der Franken- straße“ auch die als Ausgleichsmaß- nahme durch die Gemeinde geplante Grünlandstreifen entlang der A45 – geeignet zur Anpflanzung feinstaubmindernder Gehölze (2016) ökologische Aufwertung im gemein- deeigenen Wald.

Bei den geplanten Aufwertungsmaß- nahmen im Dettinger Wald in der Waldabteilung „Nickel“ wurde der Umweltbeirat tätig, indem er darauf drängte, dass Laubbäume als Sa- menüberhälter stehen bleiben und eine Jahreszeit für den Eingriff ge- wählt wurde, in der der Feuersala- mander im „Elmertsgraben“ durch die Rodungsarbeiten nicht gefährdet wird.

Laubbäume am Elmertgraben unmittelbar neben der Fichtenrodungsfläche (2016)

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Laubbäume am Elmertgraben unmittelbar neben der Fichtenrodungsfläche (2016)

Der Bachlauf am Elmert – ein Habitat für Feuersalamander (2016) Fichtenrodungsfläche (2016)

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Umweltbildung

Schutz der Bienen treide- und Maisanbau machen ein Der Umweltbeirat initiierte daraufhin Überleben der Bienen und Wildbie- eine Informationskampagne, die sich und Wildbienen nen schwerer. an die Hausgartenbesitzer und Land- wirte im Ort richtete. Bienen, Hummeln und andere Wild- Auf der anderen Seite fehlen breiten bienen sind wie vielerorts auch in Bevölkerungsschichten die Kenntnis- Im Sommer 2013 wurde eine drei- Karlstein durch die moderne Land- se dieser Bedrohung für die Bienen teilige Artikelserie im örtlichen Mit- wirtschaft mit armen Fruchtfolgen und in deren Folge für die gesamte teilungsblatt veröffentlicht, die die und durch eine voranschreitende Naturlandschaft und den daraus fol- Probleme, deren Hintergründe und Flächenversiegelung infolge der Ent- genden umweltrelevanten und volks- Lösungsvorschläge für die Leser auf- wicklung von Neubaugebieten be- wirtschaftlichen Schäden. zeigte. droht. Hierzu Aufklärungsarbeit und Umweltbildung zu betreiben, hat sich der Umweltbeirat schon vor Jahren auf die Fahnen geschrieben.

Bienenweidepflanzen in Hausgärten: Beitrags- serie im Mitteilungsblatt

Der Schutz von Bienen und Wildbie- nen sollte auf Beschluss des Umwelt- beirats aus dem Jahr 2012 ein neues Kernthema der folgenden Jahre wer- den. Dabei war den Initiatoren be- wusst, dass auf kommunaler Ebene nur wenige Möglichkeiten existieren, den Bienenschutz zu unterstützen.

Parasiten wie die Varroa-Milbe, Pes- tizid-Belastungen aus der Landwirt- schaft und Nahrungsmangel ab den Sommermonaten durch blütenarmes Grünland und dominierenden Ge- Auszug aus dem Artikel „Bienenweiden in Hausgärten“ (Quelle: Mitteilungsblatt Karlstein; 19.07.2013)

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Bienenweiden im Sommer 2016

Artikel im Nachgang zur ersten Bieneninformationsveranstaltung (Quelle: Main-Echo; 08.07.2014)

Bienenweide mit Kornblumen und Buchweizen (weiß) im Sommer 2016

Bienenweide mit Phacelia (lila) und Ringelblumen Zeitungsbericht vom Bieneninformationsstand 2015 (Quelle: Main-Echo; 27.04.2015) (Sommer 2016)

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Umweltbildung

Informationsstand Anlage von Bienenweiden und Blühstreifen „Bienenweiden in Land- Der Umweltbeirat hat seit dem Jahr Beispielgebend gestaltete er eigene wirtschaft und Gärten“ 2013 die Anlage von Blühstreifen Flächen entsprechend um, was die neben Wildschutzhecken oder an folgenden Bilder aus der Gemarkung Parallel wählte der Umweltbeirat Wegesrändern angeregt und unter- Großwelzheim sehr gut zeigen. das Format, mit einem Informati- stützt, um zu demonstrieren, dass onsstand im Rahmen der Pflanzen- Bienenweiden, Landschaftspflege Während das Bienen-Thema Haus- tauschbörse des Gartenbauvereins und Naturschutz mit geringem Auf- gartenbesitzer und Landwirte glei- Karlstein Werbung für die Imkerei wand und ohne Beeinträchtigung chermaßen adressierte, fand ein und die Anlage von Blühstreifen und der regulären Landwirtschaft mög- weiteres Umweltthema weit über die Wildblumenwiesen zu machen. lich sind. Grenzen der Gemeinde Karlstein hin- aus nicht nur bei Vertretern der Land- Als Besonderheit wurden den Be- Diese Initiative ging von einem Um- wirtschaft großes Interesse: „Terra suchern auf den Infoständen jedes weltbeiratsmitglied aus, das auch als preta“. Mal auch lebende Bienen gezeigt, Nebenerwerbslandwirt tätig ist. die von einer engagierten Imkerin aus Karlstein mitgebracht wurden.

Beliebt bei Alt und Jung waren zu- dem die Samentütchen mit Saatgut von Phacelia („Blühweide“ oder „Büschelblume“), Gelbsenf oder Sonnenblume, die bei dieser Gele- genheit kostenlos verteilt wurden.

Die Veranstaltungen waren in bei- den Jahren gut besucht und fanden stets Nachhall in der örtlichen Pres- se, wie der Presseartikel z. B. aus dem Jahr 2015 zeigt.

Üppige Bienenweide (Inkarnatklee) zwischen blütenfreiem Roggen- (links) und Maisfeld (Mai 2013)

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Ausgeflogener Bienenschwarm im Neubaugebiet „Karlstein II“ (2011) Ackerrandblühstreifen im September 2015

Ackerrandblühstreifen mit Rückzugscharakter im Spätsommer (September 2014) Ackerrandblühstreifen im November 2015

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Umweltbildung

Vortragsabend Über 80 Landwirte, Politiker und die dem Futter ihrer Schweine oder „Terra preta – Biokohle in Bauernfunktionäre, aber auch zahl- Rinder pflanzliche Kohle beimischten, reiche Biogasanlagenbetreiber aus indirekt die Biokohle über die Gülle der Landwirtschaft“ dem Landkreis Aschaffenburg und auf die Felder ausbrachten. Einmal darüber hinaus interessierten sich für im Boden wirke der Kohlenstoff als „So wie bisher geht es nicht weiter“ Vortrag und Diskussion des Umwelt- dauerhaftes Bindemittel für Wasser – diesen Ausspruch einzelner Land- beirats zum Thema „Terra preta“. und Pflanzennährstoffe. So ließen wirte nahm der Umweltbeirat zum sich die Nitratverlagerungsprobleme Anlass, im März 2015 einen Vortrags- Referent Dr. Robert Beck von der lösen und mehr stabile organische abend zum Thema „Terra preta – Bio- Bayerischen Landesanstalt für Land- Substanzen in den Boden einbringen. kohle in der Landwirtschaft“ zu orga- wirtschaft in Freising-Weihenstephan nisieren. stellte die Forschungen seines Insti- Der Vortragsabend „Terra preta – Bio- tuts bzgl. „Terra preta – Biokohle in kohle in der Landwirtschaft“ hat über Das Dilemma der Landwirtschaft lau- der Landwirtschaft“ vor. Er berich- den Termin hinaus ein breites Interes- tet: über Jahrzehnte haben bäuerli- tete zum Beispiel, dass Landwirte, se gefunden, das bis heute anhält. che Betriebe im Streben nach mehr Produktivität ihrer landwirtschaftlich genutzten Flächen immer mehr Pesti- zide und Dünger im Pflanzenbau ein- gesetzt. Eine der Folgen sind ausge- laugte, humusarme Ackerflächen, die nur in sehr geringem Umfang Nähr- stoffe binden können.

Hoch entwickelte indigene Völker in den Tropen Lateinamerikas hatten vor über 1000 Jahren ein ähnlich ge- lagertes Problem: sie mussten mit den vorhandenen, endlichen Res- sourcen ihrer Böden immer mehr Menschen ernähren. Ihre Antwort: Holzkohle und andere Brandrück- stände, die vermengt mit Kompost- und Küchenabfällen auf den Feldern verteilt und so zum entscheidenden Titelfolie des Vortrags „Terra preta – Biokohle in der Landwirtschaft“ Entwicklungsfaktor wurden. (Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft; 2015)

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Lichtverschmutzung eine Vertreterin des Sternenparks Die zeitlich parallel laufende Dauer- Rhön, der Referentin Sabine Frank, ausstellung zum Thema „Verlust der Auch Gemeinden mittlerer Größe wie Mitarbeiterin in der Landkreisverwal- Nacht“ stammte vom Leibniz-Institut Karlstein können zum Thema Licht- tung Fulda, vorgetragen. Dabei wur- für Gewässerökologie und Binnenfi- verschmutzung aus kommunaler Ver- den Ursachen und Wirkung der heuti- scherei (IGB) im Forschungsverbund antwortung heraus einen wichtigen gen Lichtverschmutzung aufgezeigt, Berlin e.V. und wurde in den Monaten Beitrag leisten. aber auch gelungene Lösungsvor- Oktober und November 2017 in den schläge, die beweisen, dass die Aus- Räumlichkeiten des Rathauses der leuchtung des modernen Siedlungs- Öffentlichkeit präsentiert. Mit dieser raums bei gleichzeitig weitgehender Ausstellung wurden die weitreichen- Dunkelheit für die umgebende Natur den ökologischen Auswirkungen der und den Himmel über dem Sied- heutigen Kunstlichtemissionen von lungsraum möglich und umsetzbar Städten und Kommunen eindrucks- sind. Insbesondere die Nutzung mo- voll verdeutlicht. Wer hätte zum Bei- derner LED-basierter Leuchten bie- spiel gedacht, dass die Nahrungsket- tet hierbei enorme Chancen für eine te in Binnengewässern Deutschlands umweltverträgliche Lichtnutzung und selbst durch weit entfernt liegende, zugleich auch einen Beitrag zur Ener- urbane Lichtemissionen negativ be- Lichtverschmutzung in Europa (Quelle: NASA) giewende auf kommunaler Ebene. einflusst wird? Darüber aufzuklären und darauf hin- zuweisen hat den Umweltbeirat seit 2014 Überlegungen durchführen las- sen, dieses Thema ins Bewusstsein der Verwaltung und der Bewohner Karlsteins zu bringen. Im 30-jährigen Jubiläumsjahr 2017 hat der Umwelt- beirat erreicht, dass mit einem Vor- tragsabend und einer zweimonatigen Dauerausstellung zum Themenkom- plex „Licht & Lichtverschmutzung“ das Thema öffentlichkeitswirksam präsentiert werden konnte.

Das Referat mit dem Titel „Der be- stirnte Himmel über mir … und was davon noch übrig ist“, wurde durch Eine Straße mit und ohne Lichtverschmutzung (Quelle: Projekt Sternenpark Schwäbische Alb) www.karlstein.de/umweltbeirat-karlstein 49 30 Jahre Umweltbeirat Karlstein 1987-2017

Gewinner des Umweltpreises 2016, 1. Platz des Landkreises Aschaffenburg

Der Umweltbeirat hat durch sein Bei der Preisverleihung am 28. Juli jahrzehntelanges, ausdauerndes 2016 betonte der stellvertreten- und konsequentes Engagement de Landrat, Andreas Zenglein, im für den Umwelt- und Naturschutz Namen der Preisjury die Einzigartig- in Karlstein 2016 den Umweltpreis keit des ausschließlich ehrenamt- des Landkreises Aschaffenburg lich tätigen Karlsteiner Gremiums (1. Platz) gewonnen. und die nunmehr über Jahrzehnte erzielten Erfolge.

Diese Erfolge und die Bedeutung der realisierten Projekte waren die wichtigsten Kriterien für den Gewinn des nur alle zwei Jahre verliehenen Umweltpreises. Der Umweltpreis war mit einem Preisgeld dotiert; die Urkunde wurde im Eingangsbereich des Rathauses für jedermann sicht- bar angebracht.

Für alle Mitglieder im Umweltbei- rat, aber auch für die Gemeinde- verwaltung bedeutet dieser Preis einen besonderen Ansporn, weiter zu machen und die Aufgaben und Ziele, die der Schutz von Natur und Umwelt für eine Kommune wie Karlstein mit sich bringt, stets im Der Karlsteiner Umweltbeirat bei der Preisverleihung Umweltpreis 2016 (Quelle: Main-Echo) Auge zu behalten.

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Preisverleihung Umweltpreis 2016 (Quelle: Main-Echo; 30./31.07.2016)

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Ausblick des 1. Vorsitzenden

Dazu kommen über 300 ha gemein- gegen zu steuern und behutsame deeigene Forstflächen und natürlich Anpassungen oder Kompromisse im Mainvorland am Fuße des Spes- zu finden. sarts zahlreiche Gewässer und Vor- fluter. All dies ist schützenswert und In der Gemeinde wird zum Beispiel bietet den Menschen in Karlstein die Umstellung der Straßenbe- die natürliche Grundlage für Frei- leuchtung auf LED-Leuchtmittel in zeitbetätigungen und Erholung. Angriff genommen: der Umweltbei- rat begrüßt dieses Vorhaben und Aus dem Erfolg der zahlreichen kann hierzu Empfehlungen geben, Projekte resultiert das ungebrems- was zum Beispiel Ausrichtung, te Engagement des Umweltbeirat- Leuchtkraft, Lichttemperatur und Gremiums, das mit Expertise und Steuerung dieser neuen Technik an- Leidenschaft den Bedürfnissen des belangt. Natur- und Umweltschutzes dient. Die von der Gemeinde angestrebte Der weit voraus schauenden Initi- Die Projektbeispiele spiegeln ein Ausweisung neuer Baugebiete wird ative des früheren Karlsteiner Bür- gutes Bild dieser Arbeit wider und ebenfalls vom Umweltbeirat be- germeisters Helmut Winter und dem haben sicherlich auch Vorbildcha- gleitet werden. Gesichtspunkte wie Engagement seiner Mitglieder ist zu rakter für die zukünftige Arbeit des die Minimierung der zunehmenden verdanken, dass der Umweltbeirat Umweltbeirats. Vor diesem Hin- Flächenversiegelung, die stärkere Karlstein eine erfolgreiche Schaf- tergrund bewegen mich allerdings Berücksichtigung von Lärmemissi- fensperiode über mittlerweile drei zwei Fragen: Was wird sich in Zu- onen oder die Notwendigkeit von Dekaden vorweisen kann. kunft an neuen Themen für den Um- Ausgleichsmaßnahmen erfordert weltbeirat ergeben? Und wie mag ein behutsames und abgewogenes Themen wie den Umwelt- und Na- sich die Zusammenarbeit mit den Vorgehen, gerade auch weil die in- turschutz oder die Energiewende Ortsbürgern, Vereinen und der Ver- nerörtliche und wohnortnahe Natur ins öffentliche Bewusstsein einer waltung entwickeln? als Erholungs- und Gesundungs- Kommune und ihrer Verwaltung refugien in einer ansonsten sehr zu bringen, stellt bezogen auf ein Aus meiner Sicht sind die Themen hektischen und stressigen Arbeits- ausschließlich kommunales Betäti- des Umweltbeirats in den letzten und Lebenswelt für die Wohnbevöl- gungsfeld eine besondere Heraus- fünf Jahren vielfältiger geworden, kerung sehr wichtig geworden ist. forderung dar. Karlstein hat neben die Ansprüche an die Natur und die Das Grün der Pflanzen, der Duft von zahlreichen Industrie-, Gewerbe- Übernutzung der Umweltressour- Blühwiesen, der Schattenwurf gro- und Dienstleistungsbetrieben auch cen nehmen von Jahr zu Jahr zu. ßer Bäume – all dies ist Balsam für landwirtschaftlich genutzte Flächen. Hier kann der Umweltbeirat helfen, die Seele.

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Daraus resultiert zum Beispiel der Trittsteine für eine naturgemäße Ich wünsche dem Umweltbeirat von vielen gehegte Wunsch nach Entwicklung unserer Landschaft zur viel Erfolg und Fortune bei dieser Betätigungen in der Natur, zum Ar- Verfügung stehen. Arbeit, deren Ergebnisse den Men- beiten im eigenen Garten oder nach schen in Karlstein unmittelbar zu Entdecken der heimischen Tier- und Die grüne und lebendige Natur als Gute kommen. Aber auch die nach- Pflanzenwelt. Diese Welt sollte vor Ausgleich für eine gestresste See- folgenden Generationen werden auf der Haustüre beginnen und uns le erleben zu können, die Umwelt Basis einer intakten Umwelt und le- nicht nötigen, erst mit dem Auto bezüglich ihrer Ressourcen immer bendigen, unversehrten Natur von Strecken fahren zu müssen, um mehr in Kreislaufsystemen zu nut- den Aktivitäten und Projekten des derartige Erlebnisse und Empfin- zen und die regionaltypische Land- Umweltbeirats profitieren. dungen geschenkt zu bekommen. schaft – sei es im Karlsteiner Forst oder im Mainvorland mit seinen Frischluftschneisen und Trenngrün Streuobstwiesen – trotz neuer Her- sind bürokratische Begriffe aus ausforderungen wie den Folgen des Flächennutzungsplänen, die ange- Klimawandels oder einer ausufern- sichts wirtschaftlicher Zwänge bei der Flächenversiegelung zu bewah- der Entwicklung von Baugebieten ren, wird mit Sicherheit zur Aufga- Dr. Stefan Poths oder der Errichtung von Häusern benstellung des Umweltbeirats in 1. Vorsitzender und Gewerbebauten gerne beisei- den kommenden Jahren gehören. Umweltbeirat Karlstein tegeschoben würden. Menschen entdecken deren Wert erst dann, Der Umweltbeirat kann unabhängig wenn nach Fertigstellung aller Bau- von Parteizugehörigkeiten und frei Impressum: vorhaben und Einzug in die Bauge- von wirtschaftlichen Interessen bei Umweltbeirat Karlstein biete wahrgenommen wird, dass die Vorhaben vermitteln helfen, die dem Gemeindeverwaltung Karlstein Natur wieder ein Stück verdrängt Umwelt- und Naturschutz zuwider- Am Oberborn 1 63791 Karlstein am Main wurde oder sogar unwiederbringlich laufen. Der Umweltbeirat kann auf- www.karlstein.de/umweltbeirat-karlstein verloren gegangen ist. klären und Faktenwissen zu kom- vertreten durch: munalen Entscheidungen beitragen. Dr. Stefan Poths, 1. Vorsitzender Umgekehrt zeigt die Natur Tenden- zen der Erholung zum Beispiel bei Ferner steht es dem Umweltbeirat Gestaltung und Produktion: der Artenvielfalt, wenn die natür- gut an, Beiträge zur Umweltbildung GlobalLife-Marketing GmbH Waldstraße 2, 63791 Karlstein am Main lichen Ressourcen gut in die kom- zu organisieren und dadurch die www.globallife-marketing.de munale Wohnwelt integriert werden Kompetenzen der Bürger und ihrer oder die entsprechende Gestaltung Verwaltung zu Fragen des kommu- Bild- und Textrechte: von Forst- und Ackerbegleitflächen, nalen Umwelt- und Naturschutzes © Umweltbeirat Karlstein Wegrändern und Bachläufen wie voran zu bringen.

www.karlstein.de/umweltbeirat-karlstein 53 Öffnungszeiten: Eichendorffstraße 28 Mo.- Fr. 9.00 - 13.00 Uhr 63791 Karlstein 14.00 - 18.00 Uhr Tel. 06188/99 16 10 Mittwochnachmittag kontakt@augenoptik-münch.de geschlossen www.augenoptik-münch.de Samstag 9.00 - 13.00 Uhr

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