Bunte Liste Themenflyer „Verkehr in

Verkehrsbeirat einführen! 13 Seiten Text - aber der hat es in sich …

Sie fahren mit dem einzigen Bus, der an einem Samstag von Ottobeuren Richtung fährt, und kommen um 12.16 Uhr am Bahnhof in Sontheim an. Der Zug nach (Augsburg, München) ist jedoch um 12.14 Uhr abgefahren. Auch die Umsteigerelationen in sehen nicht viel besser aus. An diesen Beispielen wird exemplarisch deutlich, welch stiefmütterliche Rolle die Lösung von Verkehrsfragen in und um Ottobeuren spielt.

Wenn es darum geht, die „Verkehrsprobleme der Bahnhof- und Luitpoldstraße in den Griff zu kriegen“, dann geht dies nach Meinung des Bürgermeisterkandidaten Markus Albrecht nur mit Hilfe einer „Entlastungsstraße Süd-Ost“. Die Bunte Liste sagt:

„Keine Ostumgehung von Ottobeuren! Keine Zerschneidung unserer Naherholungsräume!“

Ob Wander- oder Radwege, der Weg zum Joggen in die Schelmenheide, der Schlittenberg bei Eldern: Diese Naturzerstörung durch eine Umgehungstraße - vielleicht sogar gepaart mit neuen Gewerbeflächen und - in letzter Konsequenz - mit einem Ringschluss zum Konohof - werden wir nicht widerstandslos hinnehmen. Wir können nicht den Teufel mit Beelzebub austreiben, sondern müssen eine Verkehrspolitik einfordern, die diesen Namen auch verdient! Die Freien Wähler wiederum stellen zwar den Verkehrsreferenten, aber von ihm haben Sie im Zusammenhang mit Verkehrsfragen bisher sicherlich weder seinen Namen, noch eine konkrete Aktion gehört. Es wird Zeit, dass wir uns endlich ernsthaft mit dem Thema Verkehr auseinandersetzen!

Die Bunte Liste fordert deshalb die Einführung eines Verkehrsbeirates!

Zu tun hätte dieser Beirat vieles, denn die Bahnhofstraße ist freilich nicht immer so leer, wie auf diesem Bild. Fortschritte in der Mobilität haben sich als Fluch und Segen erwiesen. So haben wir uns nach der Einstellung des Bahnverkehrs 1972 im ländlichen Raum unsere individuelle Mobilität zwar erhalten, wir greifen auf das Auto aber mittlerweile auch innerorts in so hohem Maße darauf zurück, dass unsere Sicherheit (Schulwege, Senioren) und die Lebensqualität darunter leiden. Es sind in erster Linie wir selbst, die mit dem „Ziel- und Quellverkehr“ die Belastung verursachen. Die Probleme sind hausgemacht, wie wir anhand einer selbst durgeführten Verkehrserfassung vom Februar 2014 belegen können.

Sich zu Fuß oder mit dem Rad im Ort zu bewegen, dient der Gesundheit, schont den Geldbeutel, verursacht weder Lärm noch Abgase und führt aus der Anonymität der „Blechkiste“ heraus, mitten in das soziale Gefüge des Ortes.

So gut wie niemand hat es im Hauptort weiter als einen Kilometer ins Ortszentrum. Wir würden uns ein Klima wünschen, in dem die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, das Radeln und Gehen klar positiv besetzt sind und im Mittelpunkt der gemeindlichen Verkehrspolitik stehen. Bislang lag der Focus weitgehend uneingeschränkt auf dem Auto, der „heiligen Blechkuh“. Alle übrigen Gemeinderatsfraktionen lamentieren zwar über die Probleme, handeln aber nach der Devise, man habe „keine Patentrezepte“ - so auch die seitens der SPD am 19.02.2014 geäußerte resignative Aussage.

Wie ein komplett anderer Ansatz in der Praxis aussehen kann, stellte der Vortrag von Erik Doffek im Rahmen der vom Umweltreferenten veranstalteten ersten Radverkehrswoche 2008 vor: Verkehrspolitik in Holland (im Bild die riesigen Fahrrad-Abstellanlagen am Bahnhof in Amsterdam). Die anderen Fraktionen waren bei diesem Vortrag übrigens leider ebenso wenig vertreten, wie beim Abend über Carsharing am 21.09.2011.

Keine isolierte Betrachtung einzelner Verkehrsträger!

Verkehrsfragen erfordern neben einem neuen Focus außerdem einen ganzheitlichen Ansatz. Fraktionssprecher Scharpf hat schon zu Beginn der laufenden Legislaturperiode mit den Betreibern von „mifaz.de“, einer überregional aufgestellten und Internet-basierten Mitfahrzentrale, Kontakt aufgenommen und sich ein Angebot für die Beteiligung Ottobeurens geben lassen. Beim Besuch von Fortbildungen (über die leider von den anderen Fraktionen 2011 beendete Beteiligung am European Energy Award) zeigte sich jedoch, dass wir eine individuell für Ottobeuren zugeschnittene Lösung brauchen, die alle Verkehrsträger (Individualverkehr, ÖPNV, Car-Sharing und nicht-motorisierten Verkehr) miteinander vernetzt, eine Internet-gestützte Mobilitätsverwaltung, die Synergien schafft, die auch den Senioren ihre Mobilität erhält und letztlich uns allen die Lebensqualität verbessert.

Jetzt mal langsam!

Was ist dazu noch nötig? Mindelheim und Bad Grönenbach haben in den Wohngebieten Tempo 30 eingeführt, auch Bad Wörishofen hat dies 2013 flächendeckend umgesetzt. Unter Bürgermeister Bernd Schäfer konnte dieses Thema nicht diskutiert werden. Dabei profitieren alle von einer reduzierten Geschwindigkeit - und das nicht nur in Wohnstraßen. Ein langsameres Tempo bedeutet kein Kriechen oder große Zeitverluste. Dazu ein Beispiel: Fährt man vom Freibad bis zur evangelischen Kirche mit weitgehend Tempo 50, dauert dies 1:09 Minuten, fährt man dieselbe Strecke mit Tempo 30, dann sind es 1:49 - also gerade einmal 40 Sekunden länger - um den gesamten Ort zu durchfahren.

Unter Normalbedingungen (abbiegende oder einparkende Fahrzeuge, Lkw, die abladen, etc.) geht das tagsüber ohnehin nicht unter zwei Minuten. Aber: Alte Menschen, Gehbehinderte und Kinder kommen wieder über die Bahnhofstraße, die Anlieger haben weniger unter Lärm und Abgasen zu leiden, Ottobeuren wird wieder sicherer!

Geschwindigkeit ist unbestritten ein Risikofaktor. 2013 gab es einige schwere Unfälle: an der Abbiegung in die Johann-Gutenberg-Straße, in der Bahnhofstraße und - mit einem Schulkind - bei der Einmündung des Silachwegs in die Luitpoldstraße. Bei Dennenberg waren gar zwei Tote zu beklagen.

Einer unserer ersten Anträge dieser Legislaturperiode hatte den Bau eines Kreisverkehrs am Freibad zum Inhalt, dies wurde aber „aus Platzgründen“ verworfen, obwohl es Möglichkeiten für einen sogenannten „Minikreisel“ gegeben hätte (wie im Beispiel in Vöhringen, s. Bild rechts).

Nach Fertigstellung der drei Märkte auf dem ehemaligen Landmarktareal ist eine Verschärfung der Abbiegesituation in die Johann-Gutenberg-Straße schon jetzt absehbar, zumal mit dem unmöglichen Bushaltestellen-Standort.

Sehen Sie sich dazu zwei Videos an: (5,34 MB) www.klarton.de/Freibad3.AVI (3,07 MB) www.klarton.de/Rad/Freibad1.AVI

Natürlich wird unser Vorschlag auf Verlangsamung zu Diskussionen führen. Und das ist gut so. Entscheidungen solch großer Tragweite sollen mit den Bürgerinnen und Bürgern entschieden und diskutiert werden - nicht über die Köpfe hinweg. Einem Versuch - z.B. über einen Monat - sollte sich niemand verschließen können. Dann bekommen wir einen Eindruck davon, wovon wir reden. Freilich: In den großzügig angelegten Straßen der 60er und 70er Jahre (z.B. Obere Straße, Goethestraße) reicht es nicht, bloß ein Schild aufzustellen. Bauliche Veränderungen sind hier nötig, ermöglichen aber auch gestalterische Verbesserungen.

Reine Wohnstraßen sollen als Teil des Lebensraumes begriffen werden, der von spielenden Kindern genutzt werden darf (z.B. in der Fröhlinser Straße).

Die - überschaubaren - Mehrkosten gegenüber einer konventionellen Lösung mit nur einem neuen Asphaltband sollten von der Gemeinde getragen werden, denn schließlich profitieren alle von einem freundlicheren Erscheinungsbild des Ortes. Bad Wörishofen hat dies als Kurort vorbildlich umgesetzt. Positivbeispiele gibt es fast überall (Bad Grönenbach, , Hawangen). Das sollte sich der Gemeinderat einfach mal ansehen. Auch wir schmücken uns nach wie vor mit dem Begriff „Kurort“.

Wohnstraßen in Ottobeuren (links) und Hawangen (rechts)

Verkehrspolitik und -planung zeigt sich u.a. in der Sanierungsplanung neuer Straßen. Auf unserem Wahl-Flyer haben wir zum Thema Straßengestaltung zwei Vergleiche angestellt, einmal die oben abgebildeten Wohnstraßen, außerdem die sanierte Memminger Straße, im direkten Vergleich mit der ebenfalls neu gestalteten Ortsdurchfahrt von .

Bei der Planung, für die das Landratsamt verantwortlich zeichnete (da Kreisstraße), bei der aber auch Ottobeuren aufgrund der Gehwege einen Anteil hat, ging vieles schief: Man hat uns erklärt, dass es nur dann einen Zuschuss von der Regierung von Schwaben gebe, wenn wir die Straße auf 6,50 m verbreitern - breiter als die bisherige Staatsstraße nach Markt Rettenbach! Diese Aussage trifft aber so gar nicht zu. Wird der Straßenraum derart verbreitert, lässt dies für eine freundliche Gestaltung oder einen kombinierten Geh- und Radweg (Ostseite) keinen Spielraum mehr. Bürgermeister Schäfer kanzelte die von uns geforderten Grünstreifen in der Diskussion als „Schmutzstreifen, die dem Bauhof nur zusätzlich Arbeit machen“ ab.

Einigkeit bestand darin, dass eine Durchgängigkeit des Gehweges auch auf der Westseite erreicht werden soll. Eine ausführlichere Diskussion über die Ausgestaltung der Straßenplanung wurde zunächst mit dem „Zeitargument“ verhindert. Wir konnten die anderen Fraktionen jedoch davon überzeugen, dass im Gemeinderat über eine Veränderung mit solch großer Tragweite großer Diskussionsbedarf besteht und so kam es zu einer Sitzung mit Walter Pleiner aus der Tiefbauabteilung des LRA. Schließlich wirkt eine solche Veränderung mehrere Jahrzehnte nach! Immerhin gelang es auf diese Weise, insbesondere im Mündungsbereich Memminger Straße / Rupertstraße, deutliche Verbesserungen herauszuholen.

Die Memminger Straße wurde also nicht nur saniert, die Asphaltfläche wurde deutlich vergrößert, etliche ortsprägende Bäume wurden unnötigerweise gefällt. Auch für eine vernünftige Breite der neuen Parkbucht am Krankenhaus blieb kein ausreichender Platz - wie man anhand des folgenden Bildes unschwer erkennen kann.

Der Vorschlag der Bunten Liste, den Fußweg unterhalb der östlichen Böschung entlang der Memminger Straße Richtung Tankstelle gleichzeitig als Zubringer zum DB-Radweg auch für Radfahrer auszubauen, fand kein Gehör.

Dieser Ausbau entspricht dem alten Muster einer konventionellen Verkehrsplanung, die sich weitgehend für die Belange des motorisierten Verkehrs stark macht. Das Verfahren insgesamt entspricht auch so gar nicht unseren Vorstellungen von Transparenz und Mitgestaltung. Wir werden deshalb umso näher hinsehen, wenn es um die bevorstehende Sanierung der Sebastian-Kneipp-Straße geht!

Gleiches gilt eben auch für Wohnstraßen, wie wir anhand der beiden Bilder aus Ottobeuren und Hawangen zeigen konnten. Für die Fröhlinser Straße zeichnet sich ab, dass unsere Mahnungen für eine menschenfreundlichere Lösung langsam Gehör finden. Wohnstraßen sind als Teil des Lebensraumes zu begreifen, der auch spielenden Kindern dient und nicht dazu, ihn mit möglichst hohem Tempo einfach durchzubrettern. Nicht von ungefähr stehen überall Schilder „Freiwillig 30“, sogar in den Ortsteilen. Selbst in der sanierten Faichtmayrstraße stehen sie auf beiden Seiten. Warum sind sie dort überhaupt nötig?

Sie sind Ausdruck eben dieser alten Denkweise in der Straßen- und Verkehrsplanung, die sich im Ottobeurer Gemeinderat gründlich ändern muss. Hier wird die Kommunalwahl zur Richtungsentscheidung. Ein „Weiter so“ wird es mit einer starken Bunten Liste nicht geben!

Auch der Freistaat (zuständig für die Staatsstraßen) und der Landkreis (für die Kreisstraßen) saniert Straßen übrigens nicht nur, nein sie werden ausgebaut. Ist es wirklich nötig, die Staatsstraße 2013 nach Markt Rettenbach (und in der Folge bis Stetten) auf durchgehend 6,50 m zu verbreitern? Unübersichtliche Stellen zu entschärfen ist sinnvoll, aber eine Verbreiterung führt automatisch zu höherem Tempo - und macht damit gewonnene Sicherheitsvorteile wett. Zusätzlicher Landverbrauch, höhere Kosten. Und wofür? Selbst die Dachser-Lkw nach Ronsberg hatten vorher genug Platz, ohne die Seitenränder abzufahren.

Die Sanierung von Straßenschäden ist nach 20 Jahren unbestritten notwendig. Jetzt wurde aus dieser Straße unter hohem Landverbrauch und zusätzlichen Kosten eine Rennstrecke, die so nur bedingt dazu geeignet ist, die Sicherheit zu erhöhen. Auch hier kann sich ein Markt Ottobeuren in die Diskussion einbringen - einschließlich der Kreisräte!

Im Regen stehen gelassen - symptomatisch für den Zustand des öffentlichen Nahverkehrs!

Zur Summe der verkehrspolitischen Bausteine gehört das Thema ÖPNV. Wen kümmert es denn, dass die Vernetzung der Busse mit der Bahn nicht klappt? Die Genehmigung erlässt die Regierung von Schwaben nach Abstimmung mit dem Landratsamt. Aber Ottobeuren kann sich einmischen. Das eingangs erwähnte - fast könnte man sagen - „mutwillige“ aneinander vorbeifahren der Verkehrsträger darf es doch so nicht geben! Der Busunternehmer sagt, dass nur 1% der Fahrgäste auf die Bahn umsteigen wollen. Unter diesen Voraussetzungen ist das ja auch nicht weiter verwunderlich. Und Zuschüsse fließen auch für leere Busfahrten. Auch in Memmingen ist die Verknüpfung mehr als schlecht. Das war übrigens schon einmal anders: Als die Bahn Anfang der 1990er Jahre den „Allgäu-Schwaben-Takt“ einführte, fuhren die Busse den ZOB in Memmingen weiterhin an, als gäbe es gar keine Anschlusszüge. Wer wartet schon eine Dreiviertelstunde, um dann nach Kempten zu kommen? Fraktionssprecher Scharpf schrieb einen komplett neuen Fahrplan für die Linie von Engetried über Ottoberen nach Hawangen und legte ihn vor. „Unmöglich“ ginge das, hieß es, die Abstimmung mit den Schulen wäre zu schwierig und überhaupt habe man die Berufspendler im Focus. Scharpf - damals noch nicht im Gemeinderat - ließ das Thema jedoch nicht los und organisierte mit den Beteiligten ein Treffen im Landratsamt. Zum nächsten Fahrplanwechsel wurde sein Fahrplanvorschlag 1:1 umgesetzt. Es geht also doch, aber es muss sich jemand darum kümmern.

Die Attraktivität des „Öffentlichen Personennahverkehrs“ ist ein wesentlicher Baustein für eine Entlastung unserer Straßen, zumal im ländlichen Raum. Der Busunternehmer steht einer von uns angestoßenen und organisierten Generaldiskussion zum ÖPNV an sich durchaus aufgeschlossen gegenüber, denn wir haben ein gemeinsames Ziel: höhere Fahrgastzahlen. Die Bunte Liste bat deshalb die anderen Fraktionen deshalb Anfang 2013 um die Vorlage von Fragenkatalogen. Die SPD brachte den guten Hinweis auf die fehlende Bus-Anbindung abseits der Hauptachse, die CSU sieht Probleme u.a. aufgrund fehlender Nachtverbindungen nach Memmingen sowie mangelhafter Zustiegsmöglichkeiten für Gehbehinderte. Die Freien Wähler (mit dem Verkehrsreferenten) beteiligten sich nicht. Die von der Bunten Liste entfachte Debatte soll im neuen GR angegangen werden.

Es muss allen ein Anliegen sein, die Verkehrsverhältnisse in Ottobeuren zu verbessern. Dazu bedarf es eines attraktiven ÖPNV-Angebots!

Wussten Sie übrigens, dass man von Ottobeuren mit dem Bus nach Mindelheim oder Bad Grönenbach fahren kann? Wir schlagen eine Freifahrt für alle Ottobeurer vor - sozusagen als Schnupperangebot. Fahrschüler können für einen Aufpreis von nur acht Euro monatlich das Gesamtnetz des VVM nutzen - zu jeder Zeit. Warum aber soll dieses Angebot - das mittlerweile gut angenommen wird - nur für Fahrschüler gelten? Warum nicht für alle Schüler und für Senioren? In Großbritannien fahren Rentner übrigens fast überall kostenlos in den Bussen und können günstiger Bahn fahren. So erhält man die Mobilität im Alter ohne Pkw und muss beispielsweise nicht mit einem Taxi zum Facharzt nach Memmingen. In Belgien gibt es Regionen, da fährt die gesamte Bevölkerung sogar gratis mit. Dort wird pro Kopf ein jährlicher Pauschalbeitrag entrichtet. Buslinien werden ausgeschrieben und nach dem Zuschlag hat der Unternehmer darauf eine Monopolstellung. Eifersüchtig wacht man darauf, dass „unser Bus“ in Memmingen nicht weiter als zum ZOB fahren darf. Gleiches gilt umgekehrt. Ist das 2014 noch zeitgemäß? Die Bunte Liste wollte es genau wissen und hat im Dezember - gefördert vom Energieteam - eine Fahrgastzählung vorgenommen. Sämtliche Kurse nach Memmingen und zurück. Im Wesentlichen hat sich gezeigt, dass die Busverkehre Restverkehre für Schüler sind. Und wenn die Schüler alle mit dabei sind, dann sind Verspätungen die Regel. Die ausgehängten Fahrpläne stimmen teils nicht mit den online genannten Zeiten überein. Es gibt keine übertragbaren Fahrkarten - wie seit Urzeiten beim MVV in München üblich.

Was nutzt der letzte Rufbus von Memmingen, wenn er nicht wenigstens ansatzweise zu den Zeiten angeboten wird, an denen dort die Veranstaltungen enden? Warum kommt man nicht ins dortige Gewerbegebiet oder zum Cineplex?

Die elektronische Fahrplananzeige am Rathaus ist ein Fortschritt, doch die Möglichkeit von zu Hause aus die Ankunft des Buses in Echtzeit angezeigt zu bekommen - eine lange Forderung des Umweltreferenten - war nicht möglich. Und als es dann ging, hat niemand darauf hingewiesen - selbst das Busunternehmen nicht! Nach unserer Intervention können Sie dieses sinnvolle Instrument - in München seit Jahren Standard - über die Startseite von ottobeuren.de abrufen. Ansonsten stehen Sie bei uns noch immer im Regen. In der Rupertstraße wurde unser Vorschlag auf Errichtung einer Überdachung aus fadenscheinigen Gründen wieder verworfen, obwohl man sich schon auf das Design verständigt hatte. Die fehlenden Überdachungen sind ein weiteres Symptom einer stiefmütterlichen Behandlung des ÖPNV.

Apropos Überdachungen. Wer sich bei schlechtem Wetter mit dem Rad bewegt, der will sich für die Rückfahrt nicht auch noch auf einen nassen Sattel setzen müssen. Für ein Fahrrad wird es ebenfalls besser sein, es steht geschützt. Im Zuge der Errichtung des Erweiterungsbaues am Schulzentrum stellte Sieglinde Duttler als Verbandsrätin den Antrag auf eine überdachte Abstellanlage. Aufgrund neuer Sicherheitsbestimmungen bei der Feuerwehrzufahrt fielen Stellplätze weg, ebenso an der gesamten Nordwestseite des Altgebäudes - der Bedarf ist angestiegen. Es muss ja nicht gerade die Luxusvariante wie am ZOB in Memmingen sein. Wir haben Abstellanlagen wie am Gymnasium in Berchtesgaden vorgeschlagen.

Wir wurden vertröstet - und bis heute ist nichts Wesentliches passiert.

Mit der neuen Zweifachturnhalle ist ein weiteres Gebäude entstanden, mit einem Riesenparkplatz. Wir haben nachgehakt: Es soll direkt am Gebäude eine Abstellmöglichkeit für Räder eingerichtet werden. Einer Überdachung bedürfe es nicht, der Platz sei doch „durch die hohe Wand“ schon genug geschützt. Es wäre doch mal folgendes Experiment spannend gewesen: zunächst keinen Parkplatz zu bauen, sondern eine schöne überdachte Abstellanlage für Räder. Wie hätten die Sportler wohl reagiert? (Uns ist bewusst, dass der Parkplatz auch von den Lehrkräften genutzt werden soll, von denen nur noch wenige in Ottobeuren wohnen.)

Hier einige Bilder, zunächst von Bushaltestellen (rechts: Hawangen, nach Druck von Schülereltern gebaut, links: Reichau bei Boos, ein Eigenbau)

Optimal - vor Ort hergestellt - optisch ansprechend - einsehbar - Zweck erfüllt: Berchtesgaden!

In Ottobeuren geht es dagegen teils sehr ungeordnet zu.

Und hier das Suchbild vor der neuen Zweifachturnhalle: viel Verkehrsfläche für unsere „Stehzeuge“- und die Radfahrer bleiben auf der Strecke. Dabei hat man sogar extra einen Städteplaner mit eingeschaltet …

Überdachungen an der S-Bahn (hier: Germering)

Luxus in der Stadt (Fahrradparkhaus Memmingen)

Einfach, aber effektiv (Sportwelt Ottobeuren)

Barriere für mehr Sicherheit vor der Einmündung in den Mühlberg: An Anhänger und Kinderwagen hat jedoch keiner gedacht! Sie durfte nicht mehr versetzt werden - wir haben’s zumindest versucht …

Mobilität ohne „Van“: Fahrradanhänger bieten Familien eine Möglichkeit aufs Auto verzichten zu können - mit Kindern oder beim Einkauf. Auf Antrag des Vertreters der Bunten Liste im Energieteam konnten etliche Anhänger bezuschusst werden. Ein kleiner Beitrag zum Umdenken eben. Der Verkehrsreferent war zwar bei der Abstimmung um die Fortführung des Programms nicht anwesend, meldete aber telefonisch an, dass er dagegen sei. Die Bunte Liste führte den Zuschuss (100 € für Kinder-, 50 € für Lastenanhänger anschließend noch auf eigene Kosten weiter!

Nur um nochmals deutlich zu machen, wo man überall ansetzen kann: Umweltreferent Scharpf hat in der laufenden Legislaturperiode drei Radverkehrswochen mit jeweils großem Rahmenprogramm veranstaltet. Auch in der Schule war ihm das Radfahren ein Anliegen, z.B. über sogenannte „Radlertage“, bei denen Schüler aus allen Orten des Schulsprengels (z.B. Grönenbach, Erkheim oder Markt Rettenbach) zusammen mit ihren Lehrern zur Schule und zurück fuhren. Woanders werden an Wochenenden schon mal Bundesstraßen für Radler geöffnet. Pfronten bietet Urlauberpakete für diejenigen an, die mit der Bahn anreisen - und Ottobeuren?

Eine der Radverkehrswochen befasste sich mit dem Thema Elektromobilität, eine andere mit der Suche nach der bestmöglichen Route für einen Radweg nach Markt Rettenbach - jetzt vom Gemeinderat beschlossen. Unsere Anträge haben Hand und Fuß: Die Ausarbeitung (mit Erläuterung der Vorgeschichte) dazu können Sie hier in der Excel- Datei nachlesen: www.klarton.de/Energieteam/Radweg_Ottobeuren-Markt-Rettenbach.xlsx

Bild von der E-Bike-Messe auf dem Marktplatz

Obergünzburg hat letzten Herbst ein Radverkehrsgutachten erstellen lassen - warum geht so etwas nicht auch in Ottobeuren?

Verkehrspolitik bedeutet mehr als das Ausweisen von neuen Parkplätzen und der Bau neuer Straßen!

Auf die „große Politik“ brauchen wir nicht zu hoffen. Der Freistaat betreibt alles andere als nachhaltige Verkehrspolitik: Bis Ende 2013 konnten die Länder ihre Autobahn- und Bundesstraßenprojekte, die in den Bundesverkehrswegeplan 2015-2030 aufgenommen werden sollen, beim Bundesverkehrsminister anmelden. Der BUND Naturschutz in Bayern forderte von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und seinem bayerischen Kollegen Joachim Hermann dagegen: „Statt weiterhin unfinanzierbare Luftschloss-Straßenplanung zu betreiben, fordern wir die klare Priorität für die Erhaltung und Sanierung der bestehenden Straßen und Brücken. Mit seinen 400 Einzelprojekten, deren Bau mindestens 17 Milliarden Euro kosten würde, hat die Staatsregierung ein Straßenbau-Maximalprogramm vorgelegt, dessen Umsetzung 160 Jahre dauern und sämtliche Bedarfsplanmittel des Bundes für die nächsten 15 Jahre nur in Bayern verbauen würden!

So, Sie haben es geschafft! Hat es sich gelohnt?

Wir hoffen, Sie belohnen uns die vielen Mühen am 16. März mit Ihrer Stimme! Es wird eine Richtungsentscheidung. Sonst ist der letzte Zug wirklich abgefahren!