Schutz vor Marken- und Produktpiraterie im internationalen Geschäft

Ein Ratgeber für Unternehmen

Industrie- und Handelskammer Schutz vor Marken- und Produktpiraterie im internationalen Geschäft

Ein Ratgeber für Unternehmen Inhalt

Die Industrie- und Handelskammer Erfurt vertritt die Gesamtinteressen der regionalen Wirtschaft. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts regelt sie aber auch staatliche Auf - gaben und ist für Ministerien, Gerichte und kommunale Behörden ein sachkundiger Part - ner in wirtschaftlichen Fragen. Die Kammer agiert dabei objektiv und unabhängig. Da - neben bietet die IHK Erfurt ihren Mitgliedsunternehmen als kundenorientierter Dienstleister ein breites Service- und Beratungsangebot.

3 Inhalt

Vorwort ...... 7 Einführung...... 8

1. Hintergründe, Fakten, Folgen...... 10 1.1 Begriff der Marken- und Produktpiraterie ...... 10 1.2 Betroffene Unternehmen nach Unternehmensgröße ...... 10 1.3 Besonders betroffene Produkte ...... 11 1.4 Herkunftsländer von Produktimitationen ...... 13 1.5 Folgenschwere Auswirkungen ...... 15

2. Rechtslage...... 18 2.1 Gewerbliche Schutzrechte und ihre territoriale Wirkung ...... 18 2.2 Nationales Recht ...... 19 2.2.1 Schutzrechte im Einzelnen ...... 20 2.2.2 Schutz gegen unlauteren Wettbewerb ...... 25 2.2.3 Ansprüche des Rechtsinhabers ...... 26 2.2.4 Strafrechtliche Dimension ...... 26 2.3 Rechtslage in Europa ...... 27 2.3.1 Europäisches Patent ...... 28 2.3.2 Gemeinschafts-Schutzrechte und Verordnungen ...... 29 2.4 Internationale Abkommen ...... 31 2.5 Einzelne Zuständigkeiten für Schutzrechte weltweit ...... 34

3. Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen...... 36 3.1 Entdecken von Plagiaten ...... 38 3.1.1 Methoden ...... 38 3.1.2 Thüringer Beispiel aus der Spielwarenbranche ...... 39 3.2 Beschlagnahme von Plagiaten ...... 40 3.2.1 Grenzbeschlagnahme ...... 41 3.2.2 Messebeschlagnahme ...... 43 3.3 Rechtliche Schutzmaßnahmen ...... 44 3.4 Technische Schutzmaßnahmen ...... 47 3.4.1 Produktkennzeichnung und Rückverfolgungssysteme ...... 48

4 Inhalt

3.4.2 Sicherer Know-how-Transfer und Softwareschutz ...... 50 3.5 Organisatorische Maßnahmen ...... 50 3.6 Präventionsstrategien ...... 52 3.6.1 Ganzheitlicher Schutz als Grundkonzept ...... 52 3.6.2 Know-how-Schutz als Wurzelbehandlung ...... 53 3.6.3 Schon einmal hieran gedacht? ...... 54

4. Im Fokus: Chinageschäft ...... 58 4.1 Anhaltende Problematik ...... 58 4.2 Kein Schritt ohne Anmeldung ...... 59 4.3 Schutzrechte und Anmeldeverfahren in China ...... 61 4.4 Vorgehen gegen Produktpiraten ...... 64 4.5 Schutzstrategien für den chinesischen Markt ...... 66

5. Anlaufstellen und Ansprechpartner...... 70 5.1 Patentämter und Zentren ...... 70 5.2 Zollbehörden ...... 75 5.3 Organisationen ...... 76 5.4 Patent- und Rechtsanwälte ...... 78 5.5 Kammernetz aus IHKs, DIHK und AHKs ...... 84 5.5.1 IHK Erfurt: Erste Adresse für Fragen zum Auslandsgeschäft ...... 84 5.5.2 Deutscher Industrie- und Handelskammertag ...... 86 5.5.3 AHK-Netzwerk ...... 87

6. Auf einen Blick ...... 90 6.1 Schutzmaßnahmen ganz konkret ...... 90 6.2 Checkliste: Prävention als bester Piraterieschutz ...... 91 6.3 Checkliste: Wenn der Plagiatsfall bereits eingetreten ist ...... 92 6.4 Checkliste: Chinageschäft ...... 93

Fazit...... 95 Quellenverzeichnis und weiterführende Literaturhinweise...... 96

5 Vorwort

6 Gerald Grusser Hauptgeschäftsführer

pätestens mit den jüngsten Enthüllun - Gern wollen wir als IHK Sie dabei unterstützen. gen zu den Ausspähaktionen diverser Auf Fachtagungen wie dem 5. Mitteldeutschen SGeheimdienste ist das Thema Sicherheit Exporttag am 4. September 2013 als gemein - in der Wirtschaft für deutsche Unternehmen same Veranstaltung der Industrie- und Han - im In- und Ausland wieder verstärkt in das delskammern in Thüringen, Sachsen und Sach - Bewusstsein gerückt. In Form von Marken- sen-Anhalt erhalten Sie Informationen aus und Produktpiraterie werden deutsche Unter - erster Hand zum Thema Marken- und Produkt - nehmen und ihre weltweit hochgeschätzten piraterie im internationalen Geschäft. Experten Produkte und Technologien immer häufiger geben dabei wertvolle Tipps, wie Sie Ihr Unter - zum Ziel unredlicher, wettbewerbsschädigen - nehmen und Ihre Produkte schützen können. der, zumeist auch wirtschaftskrimineller Ma - chenschaften. Hier geht es um die Verletzung Zusätzlich zu unseren Fachtagungen ist es gewerblicher Schutzrechte und die fatale Ab - auch das Anliegen dieses Ratgebers, auf die schöpfung von Unternehmens-Know-how. Gefahren für Ihr Unternehmen durch Marken- und Produktpiraterie aufmerksam zu machen. Marken- und Produktpiraterie nehmen im Der Ratgeber vermittelt Ihnen einen Überblick Zuge technologischen Fortschrittes und ver - über rechtliche und innovative Schutzmöglich - stärkter Vernetzung der Weltwirtschaft zu. keiten und informiert über erste Schritte. Sie Gesteigerte Leistungsfähigkeit und Entschlos - erhalten außerdem einen praktischen Wegwei - senheit der Produktpiraten geben ihr Übriges ser zu den richtigen Ansprechpartnern für eine hinzu. Brisant ist der Umstand, dass Produkt - weiterführende Beratung. piraterie vor mittelständischen Unternehmen nicht Halt macht. Nach einer aktuellen Studie Ihr Unternehmen ist betroffen? Sie benötigen des Verbandes Deutscher Maschinen- und An - weitere Informationen? Sprechen Sie mit lagenbau e.V. (VDMA) ist dort bereits jedes Ihrer IHK! Wir helfen Ihnen gerne weiter und zweite Unternehmen betroffen. Ob dieser Ge - sind ganz besonders auch für Ihre Hinweise fährdungslage ist es umso wichtiger, sich aktiv dankbar, denn der Erfolg Ihres Unternehmens mit dem Thema Produktschutz und Produktsi - liegt uns am Herzen. cherung auseinander zu setzen – und zwar bevor ein Schaden entsteht. Über eine Schutz - Ihr strategie im Unternehmen zu verfügen, wird so Gerald Grusser zum relevanten Wettbewerbsfaktor. Hauptgeschäftsführer der IHK Erfurt

7 Einführung

älschen ist ein altes Phänomen. Doch das in der Weltwirtschaft inzwischen zu verzeich - nende Ausmaß von Marken- und Produktpiraterie ist alarmierend. Trotz Bemühungen Fnationaler und internationaler Institutionen haben Hersteller und Händler mit einem weltweiten Anstieg von Produkt- und Markenfälschungen zu kämpfen.

Fälscher gehen meist dreist und professionell vor. Technologische Entwicklungen wie Digital - kameras und Scanner, wachsendes Know-how der Produktpiraten, die zunehmende Vernet - zung der Märkte sowie die grenzüberschreitenden Möglichkeiten des Internets im Bereich On - line-Handel, Informationsgewinnung oder gar Cyberspionage ermöglichen ein immer besseres Herstellen, Vertreiben und Beziehen von Nachahmungen. Konnten die Fälschungen vor eini - gen Jahren oftmals noch mühelos identifiziert werden, sind die Kopien von den Originalen inzwischen kaum mehr unterscheidbar. Deutsche Importeure und Händler sitzen immer öfter Fälschungen auf. Verbraucher scheinen noch nicht genug sensibilisiert.

Gegenüberstellung Original – Plagiat

Henkelbecher und Minisnackteller der Serie „Update“ Original links: Hersteller und Design: KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH Plagiat rechts: aus Südkorea Quelle: Aktion Plagiarius e.V.

8 Inhalt

Dabei ist der Schaden beträchtlich. Allein im Bereich Maschinen- und Anlagenbau sind nach einer Studie des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) im Jahr 2012 mehr als zwei Drittel der befragten Unternehmen von Produktpiraterie betroffen. Der VDMA geht in dieser Branche von einem Schaden in Höhe von 7,9 Milliarden Euro jährlich aus – ein An - stieg um 24 Prozent gegenüber 2010. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) schätzt den Schaden für deutsche Unternehmen insgesamt auf 50 Milliarden Euro im Jahr. Die deutschen Zollbehörden beschlagnahmten im Jahr 2012 in etwa 24.000 Fällen gefälschte Waren im Wert von 127,4 Millionen Euro. Dies übersteigt den Vorjahreswert von etwa 82,6 Millionen Euro deutlich. EU-weit liegt der Wert bei etwa 1,2 Milliarden Euro. Schätzungen zufolge werden etwa 10 Prozent (!) des Welthandelsumsatzes durch Plagiate erzielt.

Produktpiraten haben hohe Gewinnaussichten, die sich durch Kostenvorteile vor allem in der Entwicklung, Produktion, im Marketing und Vertrieb des Imitats begründen. Dies ermöglicht dem Imitator, die Kopie am Markt sehr viel günstiger als das Original zu platzieren und damit wettbewerbsfähiger zu sein. Kopiert werden überwiegend erfolgreiche Produkte. Während Ori - ginalhersteller hohe Kosten in Entwicklung und Marketing neuer Produkte investieren, grei - fen Produktpiraten einfach auf den guten Ruf und Bekanntheitsgrad der Marke zurück, ohne hierfür eigene Kosten aufbringen zu müssen. Durch Produktion in Niedriglohnländern, Ver - wendung qualitativ geringwertiger Materialien und den Einsatz einfacher Produktionsverfah - ren werden bei dem Imitat insgesamt bis zu 35 Prozent eingespart (Details vgl. Untersuchung bei Gausemeier u.a.).

9 Hintergründe, Fakten, Folgen

1.1 Begriff der Marken- und Produktpiraterie

Marken- und Produktpiraterie bezeichnet die unzulässige Nachahmung von Produkten und deren Verbreitung unter Verletzung von Rechten des geistigen Eigentums (Schutzrechten). Aber auch ohne die Verletzung solcher Schutzrechte liegt Produktpiraterie vor, wenn die Nach - ahmung in wettbewerbswidriger Weise, sprich unlauter erfolgt. Dies kann in der Täuschung über den Hersteller der Originalware unter Ausnutzung der Bekanntheit und des guten Rufs desselben liegen.

Als Oberbegriff steht „Imitat“ für Produkte, deren Eigenschaften teilweise oder ganz kopiert werden und durch dreierlei gekennzeichnet sind: Sie treten zeitnah zum Original auf und sind in Anwendungsfunktionalität sowie Technologie dem Original sehr ähnlich. Rechtlich verbo - ten und damit strafrechtlich verfolgbar ist es allerdings in der Regel nur, wenn der Original - hersteller gültige Schutzrechte für das Originalprodukt inne hat.

Markenfälschungen liegen vor, wenn durch das unzulässige Verwenden von Zeichen, Namen, Markenlogos, Gestalt oder Verpackung ein Markencharakter erzeugt wird. Keine Marken- und Produktpiraterie im eigentlichen Sinne sind jedoch Vertragsverstöße gegen die Lizenzverein - barungen mit dem Originalhersteller, beispielsweise durch Überschreiten des vom Lizenzge - ber genehmigten Produktionsvolumens oder das Inverkehrbringen von legal produzierten Waren unter Verstoß gegen Import- und Exporterlaubnisse. Zusammenfassend bedienen sich Produktpiraten fremden geistigen Eigentums, unterstellen diesem ihre eigene geistige Urhe - berschaft und platzieren sie unter Verwendung fremder, in der Regel geschützter Firmen- und Produktnamen oder Logos am Markt.

1.2 Betroffene Unternehmen nach Unternehmensgröße

Bei der Frage, wer von Produktpiraterie betroffen ist, gilt der erste Gedanke oft den Großen. Im Rahmen der VDMA-Studie 2012 haben auch 9 von 10 Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern angegeben, hiervon betroffen zu sein. Doch Produktpiraterie macht vor kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern nicht Halt. Dort ist jedes zweite Un - ternehmen betroffen. Ob dieser Gefährdungslage ist es umso wichtiger für mittelständische Unternehmen, sich aktiv mit dem Thema Produktschutz und Produktsicherung auseinander zu setzen.

10 Inhalt

Betroffene Unternehmen nach Unternehmensgröße (Mitarbeiterzahl)

Quelle: VDMA Studie Produktpiraterie 2012

1.3 Besonders betroffene Produkte

Während es sich bei gefälschten Produkten in der Vergangenheit zumeist um Luxusgüter ge - handelt hat, sind mittlerweile sämtliche Produktpaletten von Piraterie betroffen. Gefälscht werden nicht nur Textilien, Sportartikel, Schuhe, Sonnenbrillen, Taschen, Uhren, Schmuck, Mo - biltelefone, Software und Film- und Tonträger, sondern auch Kinderspielzeug, Autos und Er - satzteile, Maschinen, Flugzeugteile, Fabrikanlagen, High-Tech-Konsumgüter, elektronische Haushaltsgeräte, Lebensmittel, Getränke, Kosmetik und Medikamente. Am stärksten betrof - fen im Bereich der Maschinen sind Textilmaschinen, Kompressoren, Druckluft- und Vakuum - technik sowie Kunststoff- und Gummimaschinen und ihre Komponenten.

11 Hintergründe, Fakten, Folgen

Grenzbeschlagnahmen durch deutsche Zollbehörden 2012 nach Warenkategorien (in Tsd. Stück)

Daten: Die Bundeszollverwaltung – Jahresstatistik 2012, BMF Darstellung: IHK Erfurt

Im Rahmen der regelmäßigen, von Interpol koordinierten Kooperation PANGEA mit über 100 Staaten, der Weltzollorganisation (WZO), Europol, der Pharmaindustrie u.a. sind bei weltwei - ten Kontrollen etwa 10 Millionen gefälschte Medikamente konfisziert und über 9.000 ille - gale Internetapotheken-Websites geschlossen worden. Der deutsche Zoll allein hat im Jahr 2012 etwa 321.000 gefälschte Arzneimittel (z.B. Krebsmittel) im Wert von 4,8 Millionen Euro beschlagnahmt. Solche Medikamente werden oftmals in hygienisch fragwürdigen Hinterzim - mern unter Beimischung von Streckmitteln hergestellt. Ebenfalls aus dem Verkehr gezogen wurden 86.700 Elektrogeräte, die etwa die Gefahr eines Stromschlags aufwiesen.

12 Inhalt

Die VDMA-Studie hat ergeben, dass der größte Anteil der Plagiate Komponenten betrifft, dicht gefolgt von ganzen Maschinen. Auch Ersatzteile werden stark kopiert. Nach einer Untersu - chung von Ernst & Young werden ferner am häufigsten die Marke eines Unternehmens und das Design eines Produkts über alle Produktgruppen hinweg gefälscht.

Was plagiiert wird

Quelle: VDMA Studie Produktpiraterie 2012

1.4 Herkunftsländer von Produktimitationen

Fälschungsland Nummer eins ist nach wie vor China. Trotz leichten Rückgangs kommen immer noch rund zwei Drittel aller Plagiate aus China und Hong Kong. Mit einigem Abstand folgen Singapur, die Vereinigten Staaten von Amerika, Thailand und die Türkei. Gefälschte Waren kommen zunehmend auch aus Indien und Tunesien, die in der folgenden Grafik als „Andere“ erfasst sind. Die Industrieländer selbst sind dabei häufig die Auftraggeber oder Importeure solcher Nachahmungen. Plagiate im Bereich Maschinen- und Anlagenbau kommen zudem immer öfter aus Deutschland.

13 Hintergründe, Fakten, Folgen

Grenzbeschlagnahmen durch deutsche Zollbehörden 2012 nach Herkunftsländern

Daten: Die Bundeszollverwaltung – Jahresstatistik 2012, BMF Darstellung: IHK Erfurt

In einzelnen Ländern haben sich Produktpiraten auf bestimmte Produktgruppen regelrecht spezialisiert. So kommen gefälschte Lebensmittel überwiegend aus der Türkei, alkoholische Getränke aus Panama, nichtalkoholische Erfrischungsgetränke aus Thailand und Mobiltele - fone sowie Computerzubehör aus Hong Kong. Im EU-weiten Vergleich sind im Jahr 2011 die meisten Pirateriewaren an den Grenzen Bulgariens und Italiens abgefangen worden.

Immer häufiger gelangen gefälschte Waren auf dem Postweg in die EU. Grund sind die stei - genden Online-Käufe. Laut Europäischer Kommission gehen die oftmals international agie - renden Netzwerke immer professioneller vor, um sich den Kontrollen des Zolls zu entziehen. Sogenannte Freizonen, u.a. in Dubai, entwickeln sich zu blühenden Umschlagplätzen gefälsch -

14 ter Waren. Diese werden dort umgeladen und neu etikettiert, um den Warenursprung zu ver - schleiern und vom Verdacht des Plagiats abzulenken.

1.5 Folgenschwere Auswirkungen

Marken- und Produktpiraterie hat nicht nur schwerwiegende Folgen für die Originalherstel - ler; sie wirkt sich auf alle Teile der Gesellschaft nachteilig aus: Sie führt zu Wettbewerbsver - zerrungen durch Überschwemmung des Marktes mit kopierten, viel günstigeren Produkten und schädigt dabei sowohl die herstellenden als auch die handeltreibenden Unternehmen der Originalprodukte durch Umsatz- und Gewinneinbußen, Senkung des Preisniveaus für Original - produkte, Gewährleistungsansprüche sowie Imageverluste aufgrund qualitativ schlechter Pla - giate. Schlimmstenfalls kann dies mit gerichtlichen Produkthaftungsprozessen für gefälschte Produkte verbunden sein.

Durch Marken- und Produktpiraterie gehen zudem mehrere tausend Arbeitsplätze verloren. Der Staat hat steuerliche Einbußen. Da Marken- und Produktpiraterie vor gesundheitlich sen - siblen und sicherheitsrelevanten Produkten keinen Halt macht und damit weder Sicherheits - standards, vorgegebene Grenzwerte noch saubere Produktionsverfahren eingehalten oder Pro - dukttests durchgeführt werden, bestehen hier hohe Gesundheitsgefahren, z.B. im Bereich Kinderspielwaren, medizinische Produkte oder Flugzeug- und Autobau. Defekte Feuermelder, knieschädigende Turnschuhe, Sonnenbrillen ohne UV-Schutz, ungenügend isolierte Elektro - geräte – die Liste lässt sich erschreckend fortführen.

Unter dem Eindruck, dass sich neue Entwicklungen nicht rentierten, sollten Unternehmen je - doch ihre Innovationsausgaben nicht verringern. Das Neu- und Weiterentwickeln von Pro - dukten ist essentiell für das Bestehen am Markt. Vielmehr gilt es, sich effektiv vor Marken- und Produktpiraterie zu schützen und Abwehrmaßnahmen aktiv zu ergreifen. Dieser Ratge - ber zeigt auf den folgenden Seiten Wege hierfür auf.

15 Hintergründe, Fakten, Folgen

Gegenüberstellung Original – Plagiat

16 Inhalt

Original links: Kniebandage „GenuTrain®“, Bauerfeind AG, Zeulenroda-Triebes, Thüringen Plagiat rechts: Deltai Medical & Health Articles (Suzhou) & Co., Ltd., Jiansu, VR China

Quelle: Aktion Plagiarius e.V.

17 Rechtslage

2.1 Gewerbliche Schutzrechte und ihre territoriale Wirkung

Erfindungen, Know-how und Marken zählen zu den wichtigsten Unternehmenswerten. Der Erste zu sein, der ein neues Produkt, ein neues Verfahren oder eine griffige Bezeichnung auf den Markt bringt, genügt freilich nicht, diesen Erfolg auf Dauer zu sichern. Denn von Aus - nahmen abgesehen, gilt der Grundsatz der Nachahmungsfreiheit. Die rechtzeitige Anmeldung von Schutzrechten kann über Erfolg oder Misserfolg eines Produktes entscheiden. Zudem kön - nen hohe Investitionskosten amortisiert werden und damit die Leistungsfähigkeit des Unter - nehmens erhalten bleiben. Gerade die mittelständische innovative Wirtschaft sollte daher die optimale Nutzung gewerblicher Schutzrechte in ihre Unternehmensstrategie einbeziehen.

Zum Schutz von Investitionen in Kreativität, Innovation und Qualität gewähren gewerbliche Schutzrechte dem Inhaber ein zeitlich befristetes, ausschließliches Recht zur gewerblichen (!) Nutzung und Vermarktung seines Produktes. Andere dürfen ohne Einwilligung die Erfindung nicht kommerziell herstellen, anbieten, in den Verkehr bringen, ein- und ausführen oder ge - brauchen. In Lizenzverträgen kann der Rechtsinhaber Dritten die Nutzung gewähren. Im Ge - genzug dazu gibt er sein produktspezifisches Wissen gegenüber der Behörde preis. Im Falle von Produkt- und Markenpiraterie stehen dem Rechtsinhaber sodann zivilrechtliche Ansprüche zur Verfügung. Auch die Einleitung von Zoll- und strafrechtlichen Verfahren ist bei Verstößen möglich.

Nur wer gewerbliche Schutzrechte inne hat, kann sich auch auf diese – ggf. vor Gericht – berufen. Entscheidend ist dabei das sog. Territorialitätsprinzip. Danach gelten die gewerbli - chen Schutzrechte grundsätzlich nur in dem Staat, in dem sie auch registriert sind. Die An - meldung und Eintragung beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) allein schützt daher nicht vor Schutzrechtsverletzungen außerhalb des deutschen Marktes. Erleichterungen wur - den hier für die EU-Mitgliedstaaten durch europäisches Recht mit der Möglichkeit nur einer einzigen Anmeldung geschaffen. Über den Geltungsbereich der EU hinaus werden Schutz - rechte von internationalen Verträgen gewährt.

Entscheidend für Unternehmen im internationalen Geschäft ist, sich vor Markteintritt über den Geltungsbereich ihrer Schutzrechte klarzuwerden und – wenn noch kein Schutz besteht – im Partner- bzw. Absatzland vorher die entsprechenden Schutzrechte eintragen zu lassen. Andernfalls können dort keine rechtlichen oder behördlichen Schritte (z.B. Zoll, Polizei, Ge - richte im Ausland) gegen Produkt- und Markenpiraten eingeleitet werden. Ebenso wenig lässt

18 Inhalt

sich sonst verhindern, dass Dritte das Schutzrecht auf ihren eigenen Namen und zu ihrem ei - genen Nutzen im jeweiligen Schutzrechtsregister des Landes eintragen lassen.

Die regelmäßige Sichtung der veröffentlichten technischen Schutzrechte wie Patent und Ge - brauchsmuster hilft Kosten einzusparen. Wer ein bestimmtes Problem lösen will, kann beim DPMA oder den Patentauslegestellen selbst recherchieren bzw. Recherchen in Auftrag geben, um den Stand der Technik für die konkrete Problemlösung vorab zu ermitteln. Dies hilft fest - zustellen, ob sich eine Eigenentwicklung lohnt oder eine Lizenz erworben bzw. vom freien Stand der Technik Gebrauch gemacht werden kann.

2.2 Nationales Recht

Die Gedanken sind frei – und Ideen als solche daher nicht schutzfähig, auch wenn sie durch - aus genial sein mögen. Erst wenn ein greifbares Arbeitsergebnis entsteht, z.B. in Form einer Zeichnung, kann ein Schutzrecht ansetzen. Daher gilt: Erst anmelden, dann reden! Zu den einzutragenden, gewerblichen Schutzrechten nach deutschem Recht gehören das Patent, die Marke, das Gebrauchsmuster und das Design (vormals Geschmacksmuster). Das Urheberrecht bedarf keiner Eintragung, da es unmittelbar mit der Schaffung des Werkes entsteht. Es zählt daher auch nicht zu den gewerblichen Schutzrechten, sondern ist ein eigenständiges Recht geistigen Eigentums.

Welche deutschen Welche dt. Rechtsnormen schützen Schutzrechte gibt es? vor Produkt- und Markenpiraterie?

z Patent z Patentgesetz z Gebrauchsmuster z Gebrauchsmustergesetz z Marke z Markengesetz z Design (Geschmacksmuster) z Geschmacksmustergesetz z Urheberrecht z Urheberrechtsgesetz z Sortenschutz z Sortenschutzgesetz z Halbleiterschutz z Halbleiterschutzgesetz z Geografische Herkunftsangaben z Strafgesetzbuch (Betrugstatbestand) z Gesetz gegen den unlauteren Wettbe werb

19 Rechtslage

Im Jahr 2012 waren in Deutschland insgesamt etwa 549.000 Patente gültig, die von DPMA sowie Europäischen Patentamt erteilt worden sind. Auch wenn die Zahl der Neuanmeldun - gen für Patente stagniert und für Marken zurückgegangen sind, sind die Anmeldungen in Höhe von etwa 60.000 für Patente und 64.000 für Marken beim DPMA pro Jahr zahlreich. Die Pa - tente betreffen dabei v.a. Fahrzeuge allgemein, Maschinenelemente und elektrische Bauteile. Marken werden statistisch am häufigsten verletzt. EU-weit kamen im Jahr 2011 über 90 Pro - zent der vom Zoll der Mitgliedstaaten beschlagnahmten Waren in den Verdacht auf Verlet - zung einer eingetragenen Marke. Die Warenanzahl bei Patent- und anderen Schutzrechts - verletzungen war hier vergleichsweise gering.

2.2.1 Schutzrechte im Einzelnen z PATENTE schützen technische Erfindungen (einen Gegenstand oder ein Verfahren), sofern sie neu sind, auf einer erfinderischen Tätigkeit beruhen und gewerblich anwendbar sind. Nicht patentierbar als solches sind dabei jedoch z.B. Entdeckungen, mathematische Me - thoden, ästhetische Formschöpfungen, Pflanzensorten, Tierarten, Programme für Daten - verarbeitungsanlagen oder die Wiedergabe von Informationen (§ 1 PatG).

Rechtsgrundlage: Patentgesetz (PatG) Wo? Eintragung beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) für Schutz in Deutschland Schutzdauer: max. 20 Jahre Kosten: Anmeldegebühr, steigende Jahresgebühr pro Patent ab dem 3. Jahr (§ 17 PatG) Bsp.: Maschinen, Kunstdünger, Arzneimittel Internationaler Schutz: Europäisches Patent nach EPÜ für Schutz in Europa (zuständig: EPA); neu eingeführtes Gemeinschaftspatent nach EU-Verordnung für EU-weiten Schutz (zustän - dig: EPA); Internationales Patent nach PCT (zuständig: WIPO)

z GEBRAUCHSMUSTER können für technische Erfindungen (siehe Patent) mit geringerer Er - findungshöhe angemeldet werden. Dies gilt jedoch insbesondere nicht für Pflanzensorten, Tierarten und Verfahren (§ 2 GebrMG). Als „kleines Patent“ sind sie schneller, einfacher und kostengünstiger als Patente zu erreichen und v.a. für kleinere Verbesserungserfindun - gen gedacht. Da hier nicht die sachlichen, sondern lediglich die formellen Voraussetzun - gen der Eintragung geprüft werden, trägt der Anmelder das Schadensersatzrisiko bei un -

20 Inhalt

rechtmäßig erfolgter Eintragung. Daher ist eine vorherige Recherche z.B. durch das DPMA (kostenpflichtig, z.Zt. 250 Euro) sehr empfehlenswert.

Rechtsgrundlage: Gebrauchsmustergesetz (GebrMG) Wo? Eintragung beim DPMA für Schutz in Deutschland Schutzdauer: zunächst 3 Jahre, verlängerbar auf max. 10 Jahre Kosten: Anmeldegebühr, Aufrechterhaltungsgebühr Bsp.: Geräte, Maschinen, Werkzeuge, chemische Stoffe Internationaler Schutz: keine Entsprechung derzeit, Schutz erfolgt über Patente (siehe dort)

z MARKEN schützen grafisch darstellbare Zeichen und Bezeichnungen, um Waren oder Dienstleistungen von denjenigen eines anderen Unternehmens zu unterscheiden. Dies kön - nen einfache Buchstaben, Zahlen, Wörter und Sätze ( Wortmarke), Abbildungen ( Bildmarke), Logos, Kombinationen von Wort und Bild ( Wortbildmarke), dreidimensionale Objekte oder auch die Form einer Ware oder ihrer Verpackung, Farbzusammenstellungen ( Farbmarke), Jingles oder Tonabfolgen ( Hörmarke) oder Bildabfolgen ( Bewegungsmarke) sein.

Der Schutz entsteht mit Eintragung in das Markenregister bzw. durch die Benutzung im geschäftlichen Verkehr mit gewisser Verkehrsgeltung über einen längeren Zeitraum hin - weg (§ 4 MarkenG). Aus Rechtssicherheitsgründen ist hier die Eintragung anzuraten. Mit der Eintragung kann der Markeninhaber seine Marke mit dem umrundeten R (®) für „re - gistered trade mark” kennzeichnen. Die Rechte gehen verloren, wenn die Marke nicht in - nerhalb von 5 Jahren nach außen benutzt wird. Die Marke hat die frühere Bezeichnung Warenzeichen abgelöst.

Rechtsgrundlage: Markengesetz (MarkenG) Wo? Eintragung beim DPMA für Schutz in Deutschland Schutzdauer: 10 Jahre, unbegrenzt verlängerbar („ewiges Schutzrecht“) Kosten: Anmeldegebühr, Verlängerungsgebühr Bsp.: lila Farbe für Milka; vier Ringe von Audi; Lego Internationaler Schutz: Gemeinschaftsmarke nach EU-Verordnung für EU-weiten Schutz (zu - ständig: HABM); IR-Marke nach Madrider Markenabkommen für Schutz auch in außereuropäi - schen Ländern (zuständig: WIPO)

21 Rechtslage

z DESIGNS (vormals GESCHMACKSMUSTER) schützen die sichtbare, äußere Formgestal - tung, Farbe und Design eines Produktes (ästhetische Eigenschaften). Es ist kein techni - sches Schutzrecht. Die Muster und Modelle müssen neu sein und sich durch eine Eigen - art von anderen unterscheiden. Anders als bei Patenten wird es noch innerhalb der ersten 12 Monate (Neuheitsschonfrist) als neu eingestuft. Auch hier gilt: Erst anmelden, dann zeigen!

Rechtsgrundlage: Geschmacksmustergesetz (GeschmMG) Wo? Eintragung beim DPMA für Schutz in Deutschland Schutzdauer: max. 25 Jahre Kosten: Anmeldegebühr, Aufrechterhaltungsgebühr Bsp.: Einrichtungsgegenstände, Elektro- und Haushaltsgeräte, Hi-Fi-Anlagen, Modeschmuck, Verpackungen, Textilmuster Internationaler Schutz: Gemeinschaftsgeschmacksmuster nach EU-Verordnung für EU-wei - ten Schutz (zuständig: HABM); Internationale Muster und Modelle nach Haager Abkommen für Schutz auch in außereuropäischen Ländern (zuständig: WIPO)

z URHEBERRECHT ist das Recht eines Schöpfers an seinem individuellen, geistigen Werk li - terarischer, wissenschaftlicher oder künstlerischer Art. Geschützt sind auch die Art und Weise der individuellen Darstellung. Schutzziel des Urheberrechts ist die Idee. Da aber ein allgemeiner Ideenschutz schlicht nicht realisierbar ist, wird lediglich das konkrete Produkt der geistigen Leistung, das Werk, geschützt. Dem Urheber werden Rechte u.a. zur Veröf - fentlichung, Verwertung (d.h. Vervielfältigung, Verbreitung, Ausstellung), Bearbeitung und Nutzungsvergütung eingeräumt. Mangels Register erfolgt eine Klärung im Streitfall aus - schließlich durch die Gerichte. Unternehmen ist daher nach Möglichkeit die Eintragung eines Designs (Geschmacksmusters) anzuraten.

Rechtsgrundlage: Urheberrechtsgesetz (UrhG) Wo? Keine Eintragung erforderlich, Entstehung automatisch mit Schöpfung des Werkes Schutzdauer: bis 70 Jahre nach Tod des Urhebers, vererbbar Kosten: keine Bsp.: Computerprogramme, Zeichnungen, Pläne, Sammelwerke, Datenbanken Internationaler Schutz: Internationales Urheberrecht nach UCC und Berner Übereinkunft; welt - weite Anpassung des Urheberrechts durch den WIPO-Urheberrechtsvertrag

22 Inhalt

z SORTENSCHUTZ betrifft das geistige Eigentum an Pflanzenzüchtungen.

Rechtsgrundlage: Sortenschutzgesetz (SortSchG) Wo? Zulassung und Erteilung für Deutschland durch das Bundessortenamt Schutzdauer: 25-30 Jahre Kosten: Zulassungsgebühr, Jahresgebühr Bsp.: Kartoffelsorte, Hopfensorte Internationaler Schutz: Gemeinschaftlicher Sortenschutz für EU (zuständig: CPVO)

z HALBLEITERSCHUTZ betrifft dreidimensionale Strukturen von mikroelektronischen Halblei - tererzeugnissen (Topografien) mit gewisser, nicht alltäglicher Eigenart.

Rechtsgrundlage: Halbleiterschutzgesetz (HalbSchG) Wo? Anmeldung bei der Topografiestelle des DPMA Schutzdauer: 10 Jahre Kosten: Anmeldegebühr Bsp.: Oberflächengestaltung von Mikrochips

z GEOGRAFISCHE HERKUNFTSANGABEN sind Namen von Orten, Gegenden, Gebieten oder Ländern sowie sonstige Angaben oder Zeichen, die im geschäftlichen Verkehr zur Kenn - zeichnung der geografischen Herkunft von Waren oder Dienstleistungen benutzt werden. Sie haben u.a. die Funktionen der Unterscheidung, Qualität, Irreführungsschutz und Wer - bung. Der rechtliche Schutz ist in diesem Bereich nicht vereinheitlicht, sondern oftmals in Spezialvorschriften der Region und Produktart geregelt.

Nationale Rechtsgrundlagen: MarkenG, Solingen-Verordnung, Käse-Verordnung u.a. EU-Rechtsgrundlagen: verschiedene Verordnungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel, Spi - rituosen und Wein Internationale Rechtsgrundlagen: bilaterale Abkommen zwischen Deutschland und Frankreich, Griechenland, Italien, Kuba, Schweiz, Spanien Bsp.: Thüringer Rostbratwurst, Dresdner Stollen

23 Rechtslage

Marken- und Produktpiraterie

Quelle: Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung

Patente und Urheberrechte haben unterschiedliche Schutzgegenstände. Während das Urhe - berrecht auf den Schutz des Werkes in seiner konkreten Ausführung abzielt, schützt das Pa - tent das Ergebnis als solches. Dies beinhaltet auch den Weg zu diesem Ergebnis. Anders beim Urheberrecht: Wenn ein anderer dasselbe Ergebnis mit anderen Handlungsanweisungen er - zielt, liegt keine Urheberrechtsverletzung vor.

Designs (Geschmacksmuster) sollten vor allem dann angemeldet werden, wenn Zweifel be - stehen, ob eine Erfindung als technisches Schutzrecht verwertbar ist. Durch ein Patent oder Gebrauchsmuster wird die äußere Form, also das Design, nicht geschützt. Es empfiehlt sich daher, neben dem Patent oder Gebrauchsmuster zusätzlich noch ein Design eintragen zu las -

24 Inhalt

sen. Ein solches erlaubt es, auf dem geschützten Gegenstand einen Copyright-Vermerk an - zubringen. Das umrundete C ist dafür allgemeines und prägnantes Kennzeichnungsmittel.

Am 28. Juni 2013 hat der Gesetzgeber die Modernisierung des Geschmacksmustergesetzes beschlossen. Der missverständliche Begriff „Geschmacksmuster“ wird nunmehr durch „ein - getragenes Design“ ersetzt. Mit Inkrafttreten der Änderung voraussichtlich Anfang 2014 heißt das Geschmacksmustergesetz dann Designgesetz. Zudem erhält der Rechtssuchende die Mög - lichkeit, einen Antrag auf Feststellung der Nichtigkeit oder auf Erklärung der Nichtigkeit einer Eintragung vor dem DPMA zu stellen. Die Möglichkeit der Widerklage auf Feststellung oder Erklärung der Nichtigkeit bleibt im Rahmen von gerichtlichen Rechtsverletzungs- und Scha - densersatzprozessen erhalten. Bei gleichzeitiger Klage und bereits gestellten Antrag vor dem DPMA ist die Aussetzung des gerichtlichen Verfahrens vorgesehen.

2.2.2 Schutz gegen unlauteren Wettbewerb

Selbst wenn für die geistige Leistung keines der genannten Schutzrechte besteht oder bean - tragt wurde, können gegen Nachahmer Ansprüche aus dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) greifen. Da das UWG auf das Verhalten im Wettbewerb abstellt, muss zwischen den Parteien ein Wettbewerbsverhältnis bestehen. Der Gesetzgeber geht dabei davon aus, dass Leistungsergebnisse grundsätzlich nachgeahmt werden können (Grundsatz der Nach - ahmungsfreiheit), es sei denn, sie haben eine wettbewerbliche Eigenart und die Nachahmungs - handlung wird als unlauter eingestuft.

Unlauter ist die Nachahmung dann, wenn z.B. die Kenntnis zur Nachahmung auf unredliche Weise erlangt wird, etwa durch Werkspionage oder Vertrauensbruch (§§ 3, 4 Nr. 9c UWG). Auch das Ausnutzen des guten Rufs ist unlauter. Dabei tritt der Nachahmer wie der Originalhersteller auf. Er gibt seine eigene Leistung als fremde aus, um dadurch den Ruf des Originalherstellers auszu - nutzen oder diesen zur Empfehlung der eigenen Ware als Vorspann zu verwenden. Stellt jemand z.B. Uhren her, die dem Modell eines bekannten Herstellers gleichen und führt dann in der Wer - bung aus, es handele sich bei der Nachahmung um Uhren „à la Cartier“ oder „à la Rolex“, so täuscht er zwar nicht unbedingt über die Herkunft, er benutzt jedoch die bekannte Originalware für den Absatz seiner Imitate und kann damit gegen §§ 3, 4 Nr. 9b UWG verstoßen. Ferner han - delt unlauter, wer eine irreführende geschäftliche Handlung vornimmt, sprich täuschende, un - wahre Angaben macht oder aufklärende Angaben täuschend verschweigt (§§ 5, 5a UWG).

25 Rechtslage

2.2.3 Ansprüche des Rechtsinhabers

Der Schutzrechtsinhaber hat gegen den Verletzer grundsätzlich einen zivilrechtlichen Anspruch auf: z Unterlassung, z Schadensersatz, z Vernichtung bzw. Beseitigung der Plagiate, z Rückruf, z Überlassung, z Auskunft über Herkunft und Vertriebsweg, z Urkundenvorlage und z Urteilsveröffentlichung.

Nach dem UWG besteht zudem der Anspruch auf Gewinnabschöpfung. Zu beachten ist die kurze Verjährungszeit von 6 Monaten hinsichtlich der Ansprüche nach dem UWG. Im Übri - gen gilt die regelmäßige Verjährungsfrist des Bürgerlichen Gesetzbuches von 3 Jahren.

Vorgegangen sollte zunächst mit einer (ggf. anwaltlichen) Abmahnung. Wird auf die Abmah - nung nicht reagiert, kann der Klageweg bei den Zivilgerichten beschritten werden. Ist es eilig, kann bei Gericht ein Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz gestellt werden. Außerdem be - steht für den Rechtsinhaber die Möglichkeit eines Antrages auf Grenzbeschlagnahme der Waren beim Zoll (hierzu Abschnitt 3.2).

2.2.4 Strafrechtliche Dimension

Nur soweit Schutzrechte bestehen, ist Produkt- und Markenpiraterie auch strafrechtlich ver - folgbar. Es drohen Geldstrafe oder bis zu 3 Jahre Freiheitsstrafe (bis zu 5 Jahre für gewerbs - mäßiges Handeln), wenn die Rechte aus dem Schutzrecht widerrechtlich genutzt werden, wobei der Versuch bereits strafbar ist. Dies umfasst z.B. das Herstellen, Anbieten, In-Verkehr- Bringen, Gebrauchen und Einführen der geschützten Produkte (z.B. §§ 106-108 UrhG; 143 MarkenG).

Die Strafbarkeit nach UrhG und MarkenG tritt jedoch zumeist hinter den klassischen Betrugs-

26 Inhalt

tatbestand im Strafgesetzbuch (§ 263 StGB) zurück, wenn Fälschungen täuschend als Ori - ginalware angeboten werden. Betrug sieht höhere Strafen vor: bis zu 5 Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafe; bei gewerbsmäßigem Handeln kann keine Geldstrafe mehr, sondern nur Frei - heitsstrafe zwischen 6 Monaten und 10 Jahren verhängt werden. Strafbar ist auch das un - befugte Verschaffen, Sichern und Verwenden von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen (§ 17 UWG). Hier droht Freiheitsstrafe von max. 3 Jahren, bei Gewerbsmäßigkeit 5 Jahren, oder Geld - strafe.

Dass Produkt- und Markenpiraterie kein Kavaliersdelikt ist, wurde nun auch gesetzlich klar - gestellt. Der Deutsche Bundestag hat am 28. Juni 2013 eine Strafschärfung für gewerbs- oder bandenmäßig begangene Kennzeichenrechtsverletzungen im Markengesetz beschlossen. Bis - lang müssen solche Intensivtäter im Rahmen der Rechtsprechung nur mit geringen Geldstra - fen rechnen, die vielfach unter ihren Umsatzgewinnen liegen. Künftig droht hier eine Min - desthaftstrafe von drei Monaten. Die Strafgerichte können in diesem Fall also nicht mehr lediglich eine Geldstrafe verhängen. Als Wirtschaftsvertreter hatten die IHKs seit mehreren Jahren immer wieder ein stärkeres Abschreckungspotential und eine intensivere Gewinnab - schöpfung gefordert, um das Risiko für Produktpiraten zu erhöhen. Der Gesetzgeber hat nun ein klares Signal gegen gewerbsmäßige Produkt- und Markenpiraterie gesetzt und den Ge - richten die Zielrichtung vorgegeben. Die Veränderungen werden nach Auskunft des Bundes - justizministeriums wohl erst im September 2013 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht wer - den. Mit dem Inkrafttreten ist daher erst Anfang 2014 zu rechnen.

2.3 Rechtslage in Europa

Für die europäischen Länder gelten verschiedene Erleichterungen im Anmeldesystem gewerb - licher Schutzrechte. Verordnungen und Richtlinien der EU vereinheitlichen den Schutz gei - stiger Eigentumsrechte weitestgehend. Richtlinien werden dabei vom deutschen Gesetzge - ber in nationales Recht durch Gesetzesanpassungen umgesetzt; Verordnungen gelten unmittelbar als deutsches Recht. Mit dem Europäischen Patentübereinkommen (EPÜ) ist zudem ein über EU-Recht hinausgehendes System geschaffen worden. Das DPMA arbeitet auf eu - ropäischer Ebene mit dem Europäischen Patentamt (EPA) und dem Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM) zusammen. Die deutsche Wirtschaft ist die größte Patentanmel - derin innerhalb Europas.

27 Rechtslage

2.3.1 Europäisches Patent

Das Europäische Patentübereinkommen (EPÜ) wurde von 38 Vertragsstaaten unterzeichnet, unter ihnen alle 28 Mitgliedsstaaten der EU sowie 10 weitere europäische Staaten. Das EPÜ trat erst - malig 1977 in Kraft und wurde im Jahr 2000 grundlegend überarbeitet. Nach dem EPÜ ist es mit einer einzigen europäischen Patentanmeldung möglich, in den 38 Vertragsstaaten gleich - zeitig Patentschutz zu erlangen. Die Anmeldung wird vom Europäischen Patentamt (EPA) in Mün - chen als Organ der Europäischen Patentorganisation (EPO) zentral bearbeitet. Darin müssen die Vertragsstaaten angegeben werden, für die ein sog. Europäisches Patent beantragt wird. An - meldungen können dort, in der Zweigstelle in Den Haag oder in dem für den Sitz des Anmel - ders zuständigen nationalen Patentamt (DPMA für deutsche Unternehmen) erfolgen.

Nach der Erteilung durch das EPA zerfällt das Europäische Patent in ein Bündel nationaler Patente in den in der Anmeldung benannten Vertragsstaaten. Diese Patente sind den durch nationale Patentämter erteilten Pa - tenten gleichwertig. Entstehung und Vertragsstaaten des EPÜ Erlöschen des Patents unterliegen aus diesem Grund jedoch den jewei - ligen nationalen Regelungen. Das kann die nachteilige Folge haben, dass ein Europäisches Patent in Ita - lien nicht mehr besteht, während es in der Bundesrepublik gilt. Nichtig - keitsklagen gegen Europäische Pa - tente können zudem nur vor den na - tionalen Gerichten eingereicht werden. Offizielle Amtssprachen des EPA sind Deutsch, Englisch und Fran - zösisch. Seit dem Zusatzübereinkom - men im Jahr 2008, dem Londoner Protokoll, wird auf teure Übersetzun - gen in die jeweilige Landessprache weitestgehend verzichtet und damit das Verfahren kostengünstig gehal - ten. Quelle: Europäisches Patentamt, www.epo.org

28 Inhalt

2.3.2 Gemeinschafts-Schutzrechte und Verordnungen z Das neue Gemeinschaftspatent Wegen der unterschiedlichen Wirkungen, die beim Europäischen Patent nach dem EPÜ durch die nationalen Patentgesetze eintreten können und dadurch der freie Warenverkehr im Bin - nenraum beeinträchtigt wird, ist seit Jahren eine EU-Verordnung (VO) für ein Gemein - schaftspatent in der Diskussion. Im Dezember 2012 hat nunmehr das EU-Parlament den Vor - schlägen zur Schaffung eines solchen Patents mit EU-weiter Erstreckung und dem dafür vorgesehenen einheitlichen Patentgericht in Paris zugestimmt.

Das Gemeinschaftspatent unterliegt von seiner Erteilung bis zur Löschung einheitlichen Re - geln in allen EU-Staaten (derzeit ohne Italien und Spanien). Das EPA, das bereits das Europäi - sche Patent verwaltet, ist als zuständige Behörde vorgesehen. Das neue Patent soll auch dem Mittelstand helfen, Kosten bei der Patentanmeldung zu sparen. Nach Angaben der EU-Kom - mission soll das künftige Gemeinschaftspatent nur 4.725 Euro kosten, im Vergleich zu heu - tigen Kosten in Höhe von 36.000 Euro. Es ist erfreulich, dass nach über 30 Jahren endlich ein EU-weites Patent neben den schon bestehenden Gemeinschaftsrechten (Gemeinschaftsmarke und Gemeinschaftsgeschmacksmuster) geschaffen werden konnte. Mit der Erteilung erster Gemeinschaftspatente dürfte allerdings erst 2014/2015 zu rechnen sein. z Kein Gemeinschaftsgebrauchsmuster Die EU hatte ferner eine VO über ein Gemeinschaftsgebrauchsmuster geplant. Nicht in allen EU-Mitgliedsstaaten gibt es indessen das Gebrauchsmuster. Für Großbritannien z.B. wäre dies völlig neu zu schaffendes Recht. Die Richtlinie zur Harmonisierung der nationalen Gebrauchs - musterrechte ist seit Jahren blockiert. Die Verabschiedung beider Vorhaben ist daher fraglich und wird in der Wirtschaft auch nicht als notwendig angesehen. z Gemeinschaftsmarke Für die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union kann eine Gemeinschaftsmarke angemel - det werden. Zuständig hierfür ist das Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM) in Alicante, Spanien. Dort ist die Markenanmeldung mit Hilfe des dafür vorgesehenen Vordruckes vorzunehmen (online verfügbar). Die Anmeldung kann in allen EU-Amtssprachen, also auch Deutsch erfolgen. Entstehung und Erlöschen der Marken sind in der Gemeinschaftsmarken - verordnung (EU-VO Nr. 207/2009) geregelt.

29 Rechtslage

Wie im nationalen Recht sind als Gemeinschaftsmarke alle Zeichen eintragungsfähig, die sich grafisch darstellen lassen, also auch dreidimensionale Zeichen. Wichtig bleibt aber auch hier, dass den Zeichen Unterscheidungskraft zukommt. Die EU-Kommission hat Ende März 2013 die Überarbeitung der EU-Markenrichtlinie sowie der Gemeinschaftsmarken-VO vorgelegt. Die Änderungsvorschläge umfassen u.a. den Verzicht auf das Erfordernis der grafischen Darstell - barkeit der Marke sowie die Einführung von Kollektivmarken in allen EU-Mitgliedsstaaten. Markeninhaber sollen auch in Transitverfahren Rechte aus der Marke geltend machen kön - nen. Auch das Anbringen von Marken kann untersagt werden.

z Gemeinschaftsgeschmacksmuster Wegen der Unzulänglichkeiten des Haager Abkommens (siehe unten) und in der Erkenntnis, dass Design für den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens und den Absatz der Produkte immer wichtiger wird, gibt es seit 2003 die VO über Gemeinschaftsgeschmacksmuster (Nr. 6/2002). Damit kann für die EU-Mitgliedsstaaten auch einheitlicher Geschmacksmusterschutz erworben werden. Die Entstehungs- und Erlöschensvoraussetzungen unterliegen einheitlichen Regeln.

Die Verordnung sieht ein nicht eingetragenes und ein eingetragenes Gemeinschaftsgeschmacks - muster vor. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihre Laufzeit. Sie beträgt beim nicht eingetragenen Muster einmalig drei Jahre und beim eingetragenen fünf Jahre mit Verlängerungs - möglichkeiten. Außerdem ist der Schutzumfang des nicht eingetragenen Gemeinschaftsge - schmacksmusters eingeschränkt. Zuständig für die Eintragung und Verwaltung der Gemein - schaftsgeschmacksmuster ist das Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM) in Alicante, Spanien. Die Verordnung regelt auch die Gerichtszuständigkeiten für Verletzungsklagen.

z Anti-Piraterie-Verordnung Das Europäische Parlament hat ferner im Juni 2013 eine neue Produktpiraterie-VO gebilligt. Diese legt klare Regeln für die Vernichtung von illegalen und gefährlichen Produkten fest. Unter der Voraussetzung, dass der Rechtsinhaber einverstanden ist und der Importeur keine Einwände er - hebt, können gefälschte Güter in Zukunft ohne eine gerichtliche Verfügung zerstört werden.

Etikettierungen, die das Ursprungsland als „Made in“ ausweisen, stellen allein keinen ausreichen - den Schutz vor Marken- und Produktpiraterie dar. Die EU-Kommission hatte hierzu kürzlich einen Entwurf vorgelegt, der eine solche, bislang freiwillige Etikettierung für alle verbindlich vorschrei -

30 Inhalt

ben will. Hiergegen haben die Bayerischen IHKs gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Öster - reich im Juli 2013 Position gegenüber Entscheidungsträgern in den EU-Institutionen bezogen und klargestellt, dass gefälschte Herkunftsetikette folgen könnten und die derzeitigen Regelungen (Angabe des Herstellers, Importeurs, Verkäufers) ausreichten. Zudem stifte das Etikett angesichts der weltweiten Zulieferketten beim Verbraucher eher Verwirrung als Klarheit.

2.4 Internationale Abkommen

Das Recht auf Schutz der geistigen und materiellen Interessen, die einem als Urheber von wissenschaftlichen, literarischen oder künstlerischen Werken erwachsen, ist dem Grunde nach weltweit anerkannt. Das Recht wird als derart wichtig angesehen, dass es als Menschenrecht in Art. 27 Eingang in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen gefunden hat. Spezielle internationale Verträge gewähren Schutzrechte in einem über die EU hinausgehenden Geltungsbereich und ersparen dem Anmelder kosten-, zeit- und nervenrau - bende Einzelanmeldungen für jedes geschäftlich relevante Land.

Zur globalen Harmonisierung der Patentsysteme arbeitet das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) bilateral mit verschiedenen nationalen Patentämtern zusammen und bringt seine Erfah - rungen in Arbeitsgruppen und Projekten ein, die zusammen mit der Europäischen Patentorgani - sation (EPO) oder der Weltorganisation für Geistiges Eigentum (World Intellectual Property Or - ganization, WIPO) ins Leben gerufen wurden. Eine Zusammenarbeit besteht z.B. mit dem Staatsinstitut für geistiges Eigentum (SIPO) der Volksrepublik China und der Patentbehörde In - diens. Weitere Projekte fanden mit den Patentämtern der Türkei, Thailands und Kroatiens statt.

Die WIPO verwaltet als Spezialorganisation der Vereinten Nationen derzeit 26 internationale Verträge, von denen diejenigen von besonderer Relevanz im Folgenden näher erläutert werden.

z Generelle Verträge Die Pariser Verbandsübereinkunft (PVÜ) stellt das umfassendste internationale Vertragswerk zum Schutz des gewerblichen Eigentums dar. Dem PVÜ mit derzeit 174 Vertragsstaaten sind fast alle UN-Mitgliedsstaaten beigetreten. Der Vertrag erstreckt sich auf das Patent-, Marken-, Gebrauchsmuster- und Geschmacksmusterrecht sowie auf das Wettbewerbsrecht. Im Wesent - lichen stellt das PVÜ den Grundsatz der Inländergleichbehandlung auf. Das bedeutet, dass

31 Rechtslage

Angehörige von Vertragsstaaten die gleichen Rechte beanspruchen können, wie inländische Staatsangehörige. Wichtig ist ferner die Regelung über die Unionspriorität: Ein Anmelder eines Schutzrechtes kann innerhalb eines Jahres (bei Patenten und Gebrauchsmustern) bzw. 6 Mo - naten (bei den anderen Schutzrechten) in einem oder mehreren Staaten der PVÜ die gleiche Erfindung unter dem Tag der erstmaligen nationalen Anmeldung schützen lassen.

Darüber hinaus hat die Welthandelsorganisation (WTO) mit ihrem TRIPS-Abkommen (Agree - ment on Trade Related Aspects of Intellectual Property Rights, deutsch: Übereinkommen über handelsbezogene Rechte des geistigen Eigentums) vorgegeben, dass jeder der 159 WTO-Mit - gliedsstaaten den rechtlichen Rahmen zum Schutz von Produkten, Produktionsverfahren und betrieblichen Informationen sicherzustellen hat. Das TRIPS gibt u.a. einzelne Schutzrechte sowie Verfahrensvorschriften vor und regelt Maßnahmen, mit denen gewerbliche Schutzrechte durchgesetzt werden können. z Internationales Patent Der Vertrag über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens (Patent Cooperation Treaty, kurz PCT) ermöglicht es, in einem einzigen Anmeldeverfahren Patentschutz in 148 Staaten, darunter alle Industrieländer, zu erreichen. Kein Mitglied sind allerdings ein - zelne Staaten im Nahen Osten, in Südostasien, Ostafrika und Südamerika. Zuständig ist die Welt - organisation für Geistiges Eigentum (WIPO) in Genf. Unternehmen mit Sitz in Deutschland kön - nen ihre PCT-Anmeldung auch beim DPMA in München oder Jena, beim örtlichen Patentinformationszentrum (in Thüringen befinden sich diese in Jena und Ilmenau) oder beim Europäischen Patentamt in München einreichen. Von dort wird die Anmeldung an die WIPO wei - tergeleitet, die die obligatorische internationale Recherche zum Stand der Technik veranlasst. Die PCT-Anmeldung kann in deutscher Sprache erfolgen. Dabei ist es möglich, diejenigen PCT- Mitgliedstaaten zu benennen, für die die Anmeldung Geltung entfalten soll.

Für sechs Anrainerstaaten des Persischen Golfs besteht ein regionales Patentsystem des Golf- Kooperationsrates (Gulf Cooperation Council, GCC). Ein nach dem GCC-Patentübereinkom - men erteiltes Patent des regionalen Patentamts mit Sitz in Riad, Saudi-Arabien ist in allen Mitgliedsstaaten gültig. z International Registrierte Marke (IR-Marke) Für Marken ist eine internationale Registrierung nach dem Madrider System möglich. Das

32 Inhalt

Madrider System beruht auf zwei vertraglichen Übereinkünften, dem Madrider Markenabkom - men (MMA) und dem Protokoll zum Madrider Markenabkommen (PMMA). Danach ist nur eine einzige Anmeldung zur Registrierung einer Marke in den insgesamt 92 Mitgliedsstaaten not - wendig. Zuständig ist hierfür ebenfalls die WIPO in Genf. Der Antrag kann beim DPMA ein - gereicht werden, das diesen an die WIPO übermittelt. Dort erfolgt dann die internationale Registrierung der sog. IR-Marke. Gesuche sind in Französisch, hilfsweise in Englisch abzufas - sen. Auf Basis einer Heimatmarke kann so jeweils ein ganzes Bündel nationaler Marken in den vom Anmelder zu bestimmenden Mitgliedsstaaten erlangt werden. Die WIPO benachrich - tigt die Länder, für die der Markenschutz beantragt wird. Diese sind jedoch zur Prüfung nach ihren nationalen Markengesetzen berechtigt und können innerhalb bestimmter Fristen der IR- Marke den Schutz in ihrem Gebiet versagen.

z Internationale Muster und Modelle Für den internationalen Rechtsschutz von Designs (Geschmacksmustern) ist das Haager Ab - kommen über die internationale Hinterlegung gewerblicher Muster und Modelle wichtig. Über ein einziges Anmeldeverfahren bei der WIPO kann für alle 60 Staaten, die dem Haager Ab - kommen beigetreten sind, nationaler Designschutz begehrt werden. Die Anmeldung wird an die bezeichneten Staaten weitergeleitet, die dann nach ihren nationalen Rechtsvorschriften prüfen, ob das Muster oder Modell danach schutzfähig ist. Da vergleichsweise wenige Indus- triestaaten das Haager Abkommen ratifiziert haben, ist der internationale Musterschutz re - lativ begrenzt. Mit dem Beitritt der EU zum Haager Abkommen können Gemeinschaftsge - schmacksmuster auf alle Staaten des Haager Abkommens erstreckt werden. Die damit einhergehende Aufwertung des Abkommens ist im Sinne eines möglichst umfassenden Schutzes von Designs zu begrüßen.

z Internationales Urheberrecht Im Bereich des Urheberrechtes sind das Welturheberrechtsabkommen (Universal Copyright Con - vention, UCC) sowie die Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Kunst und Literatur bedeutsam. In beiden internationalen Abkommen werden die Rechte des Urhebers auch über die Grenzen hinweg geregelt, und zwar im Wesentlichen im Sinne einer Inländergleichbehandlung. Mitglieder des UCC sind 100, solche der Berner Übereinkunft 166 Vertragsstaaten. Darüber hin - aus bildet der WIPO-Urheberrechtsvertrag (WCT) den Rahmen für die Anpassung der nationalen Urheberrechtsgesetze an die Anforderungen digitaler Netzmedien für seine 90 Mitgliedsstaaten.

33 Rechtslage

z Kein Anti-Piraterie-Abkommen (ACTA) Gegen das umstrittene Abkommen zur Verhinderung von Markenpiraterie und zum Schutz des Urheberrechts (Anti-Counterfeiting Trade Agreement, ACTA) hat es v.a. wegen befürchteter In - ternetzensur weltweite Proteste gegeben. ACTA zielt auf das Etablieren internationaler Standards, auch für die Rechtsdurchsetzung, im Kampf gegen Produktpiraterie und Urheberrechtsverletzun - gen ab und soll neben TRIPS gelten. Wegen rechtsstaatlicher und datenschutzrechtlicher Beden - ken hat das EU-Parlament jedoch im Juli 2012 das Abkommen abgelehnt, so dass es im EU-Raum keine Geltung erlangen kann. Mangels Ratifizierung durch mindestens sechs Staaten, wie es das Abkommen vorsieht, ist ACTA auch anderswo bislang nicht in Kraft getreten.

2.5 Einzelne Zuständigkeiten für Schutzrechte weltweit (Kontaktdetails im Abschnitt 5.1) z Deutsches Patent- und Markenamt (DPMA), München, Jena Anmeldungen und Eintragungen nationaler Schutzrechte mit Geltung für Deutschland. Dies be - trifft Patente, Gebrauchsmuster, Marken, Designs (Geschmacksmuster), Halbleitertopografien und ergänzende Schutzzertifikate. Das DPMA nimmt zudem internationale Patentanmeldungen nach dem PCT-Abkommen sowie IR-Markenanmeldungen entgegen und übermittelt diese an die WIPO. z Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM), Alicante, Spanien Anmeldungen und Eintragungen der Gemeinschaftsmarken und Gemeinschaftsgeschmacks - muster mit Geltung in allen EU-Mitgliedstaaten. z Europäisches Patentamt (EPA), München Einheitliches Anmeldeverfahren für das Europäische Patent für 38 europäische Vertragsstaaten (über EU hinaus). Zudem ist das EPA zuständige Behörde für das neue Gemeinschaftspatent. z Weltorganisation für Geistiges Eigentum (WIPO), Genf, Schweiz Anmeldung des internationalen Patents mit Geltung für die derzeit 148 PCT-Vertragsstaaten; Registrierung der IR-Marke sowie Anmeldung internationaler Designs (Geschmacksmuster) nach dem Haager Abkommen. z Bundessortenamt (BSA), Hannover Erteilung von Sortenschutz und Zulassung von Pflanzensorten für Deutschland.

34 Inhalt

z Gemeinschaftliches Sortenamt (CPVO), Angers, Frankreich Anmeldung und Verwaltung des Gemeinschaftlichen Sortenschutzes mit Geltung in allen EU- Mitgliedsstaaten. z Eurasisches Patentamt (EAPA), Moskau, Russland Prüfung und Erteilung eurasischer Patente mit Geltung in neun Mitgliedsstaaten (allesamt Nachfolgestaaten der ehem. Sowjetunion). z African Regional Industrial Property Organization (ARIPO), Harare, Afrika Patentanmeldungen für bestimmte Regionen in Afrika. ARIPO hat 16, AOPI 15 Vertragsstaaten. z Organisation Africaine de la Propriété Intellectuelle (OAPI), Yaoundé, Afrika siehe ARIPO z GCC Patent Office (Gulf Cooperation Council), Patentamt des Golf-Kooperationsrates, Riad, Saudi Arabien Patentanmeldungen für Geltung in sechs Anrainerstaaten des Persischen Golfes.

China Hinweis: Als ausländisches Unternehmen ohne Niederlassung in China können Sie sich für die meisten Anmeldungen nicht direkt an die zuständige Behörde wenden, sondern müssen eine dafür zugelassene chinesische Rechtsanwaltskanzlei beauftragen. Links zu Listen solcher Kanzleien finden sie unter www.markenpiraterie-apm.de. → z China Trademark Office (CTMO), Chinesisches Markenamt Markenregistrierung z State Intellectual Property Office (SIPO), Staatsamt für Geistiges Eigentum Registrierung von Patenten, Geschmacksmustern, Designs, Topografien von Schaltkreisen. z National Copyright Administration of China (NCAC), Nationale Urheberrechtsverwaltung Freiwillige Registrierung von Urheberrechten (inklusive Software). z China Internet Network Information Center (CNNIC) Domainnamen und Internet-Keywords

35 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

rodu ktpiraterie stellt eine enorme Bedrohung für die Innovationskraft und Wettbewerbs - fähigkeit dar. Unternehmen ist daher eine umfassende, an die jeweiligen Gegebenheiten und PProdukte angepasste Abwehrstrategie zu empfehlen. Das schlichte Fernbleiben vom Markt, z.B. in China, schützt vor Fälschung jedoch nicht, denn gefälscht werden sämtliche Produkte. Davon betroffen sind dann nicht nur herstellende Unternehmen, sondern auch Importeure und Händler.

Verschiedene Maßnahmen sollten kombiniert werden. Neben rechtlichen Schutzmaßnahmen ist es immer wichtiger für Unternehmen, weitere Möglichkeiten wie organisatorische und technologische Sicherungsmittel zu nutzen. Auch gezielte Öffentlichkeitsarbeit kommt in Be - tracht. Bestimmte Eigenschaften eines Produkts lassen sich rechtlich schlicht nicht schützen, so z.B. das Prinzip eines Metallbaukastens. Erfolgschancen vor Gericht werden zudem unter - schiedlich bewertet. Im Erfolgsfalle müssen Produktpiraten bislang kaum einschneidende Stra - fen fürchten, denn der Strafrahmen mit bis zu 5 Jahren Freiheitsstrafe wird so gut wie nie ausgeschöpft, sondern lediglich geringe Geldstrafen verhängt. Es bleibt zu hoffen, dass die kürzlich erfolgte Strafschärfung durch den Gesetzgeber hier bessere Wirkung zeigt.

Was tun, wenn Plagiate entdeckt worden sind? Dem VDMA zufolge ergreift hier fast die Hälfte der Unternehmen keine weiteren Maßnahmen. Dies mag zum einen am Einzelfall, fehlenden Schutzrechten oder dem jeweils ungünstigen Kosten-Nutzen-Verhältnis, zum anderen aber auch vielfach an den Unsicherheiten im Hinblick auf bestehende Handlungsmöglichkeiten liegen.

Nach Entdeckung von Plagiaten ergriffene Maßnahmen

Quelle: VDMA Studie Produktpiraterie 2012

36 Inhalt

Dabei gibt es zahlreiche Schutzmaßnahmen, die am besten in Kombination und ganzheitlich angewendet werden sollten. Sie lassen sich einteilen in: z Rechtliche Maßnahmen (Eintragung von Schutzrechten, Klageerhebung, außergerichtli - che Durchsetzung), z Kundeninteraktion (Aufklärung), z Marktmonitoring, z Interne Maßnahmen, z Überprüfung von Geschäftspartnern (Zulieferern, Lizenznehmern), z Technische Maßnahmen (Produktkennzeichnung etc.).

Die Unternehmen im Rahmen einer Studie von Ernst & Young aus dem Jahr 2012 schätzten die Eintragung von Schutzrechten und ihre rechtliche Durchsetzung, Testkäufe sowie das sog. Tracking entlang der Lieferkette als wirksamste Mittel gegen Produkt- und Markenpiraterie ein.

Quelle: Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Studie 2012

37 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

3.1 Entdecken von Plagiaten

3.1.1 Methoden

Nach Aussage des VDMA sind es häufig die eigenen Kunden, die Unternehmen auf Plagiate aufmerksam machen, schlimmstenfalls im Rahmen von Reklamationen oder Sicherheitsmän - geln. Für Unternehmen ist es immer wichtiger und auch effektiver, selbst die Initiative zu er - greifen. Messebesuche eignen sich sehr gut dazu, Plagiate zu entdecken. Etwa die Hälfte der Unternehmen im Rahmen der VDMA-Studie hat auf Messen von Plagiaten Kenntnis erlangt. Die erhöhte Aktivität neuer Marktteilnehmer (v.a. aus Asien) auf Fachmessen ist hierfür ein entsprechendes Indiz.

Wie Unternehmen auf Plagiate aufmerksam wurden

Quelle: VDMA Studie Produktpiraterie 2012

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Essentiell sind zudem der gute Kontakt zu seinen Vertriebspartnern und die stetige Kontrolle des Marktes. Letztere sollte gezielt und frühzeitig sowohl auf Absatz- als auch auf Beschaffungsseite erfolgen. Eigene Mitarbeiter oder externe Dienstleister im Ausland sollten dabei alle formellen und informellen Wege nutzen und die entsprechenden Verkaufsplattformen (v.a. Internetportale) bzw. den Markt direkt vor Ort systematisch beobachten (sog. Marktmonitoring). Auch Testkäufe kön - nen hier Hinweise liefern. Da diese Maßnahmen mitunter kostenintensiv sein können, ist Unter - nehmen anzuraten, gezielt auch produkt- und prozessbezogene Sicherungsmittel einzusetzen.

3.1.2 Thüringer Beispiel aus der Spielwarenbranche

Das Thüringer Unternehmen Eichsfelder Technik eitech GmbH beispielsweise hat auf der Nürn - berger Spielwarenmesse zahlreiche Plagiate seiner Produkte wie die bekannten eitech Mo - dellbaukästen ausfindig machen können. Nach Auskunft des Unternehmens betraf dies vor allem Aussteller aus Fernost, die mit identischem Aufbau auch der Verpackung ihre Waren

Zwei Metallbaumodelle (links C14, rechts C89) des Thüringer Unternehmens Eichsfelder Technik eitech GmbH Quelle: Eichsfelder Technik eitech GmbH

39 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

präsentierten. Hier schaltete das Unternehmen dann den sog. Messeanwalt ein, der die Schließung des jeweiligen Messestandes veranlasst und ggf. den Aussteller von der gesam - ten Messe ausschließt.

Darüber hinaus sieht das Unternehmen speziell für seine Produkte, außer dem klassischen Schutz des Markennamens, kaum Möglichkeiten eines weiteren rechtlichen Schutzes. Das reine Prinzip eines Metallbaukastens ließe sich rechtlich nicht schützen, so das Unternehmen. Die Nachah - mer änderten zudem schlicht die Lochabstände. Das Thüringer Unternehmen nimmt es quasi als Kompliment an seine Produkte. Ein gerichtliches Vorgehen gegen Plagiate ist nicht in jedem Fall sinnvoll und sollte zuvor, am besten mit einem Patentanwalt, abgewogen werden.

3.2 Beschlagnahme von Plagiaten

Haben die Plagiate Deutschland bzw. die EU erreicht, muss das betroffene Unternehmen nicht tatenlos zusehen. Zwei Maßnahmen können hier effizient eingesetzt werden: Die Grenz- und die Messebeschlagnahme des deutschen Zolls. Betroffene Inhaber nationaler oder europäischer

Anzahl Beschlagnahmefälle EU-weit

Quelle: Europäische Kommission, EU-Grenzbericht für 2011

40 Inhalt

Schutzrechte haben die Möglichkeit, den Zoll zu ersuchen gezielt einzugreifen und zu kontrol - lieren. Der Umfrage des VDMA im Jahr 2012 zufolge nehmen vergleichsweise wenige, vor allem große Unternehmen die Möglichkeiten der Grenzbeschlagnahme wahr. Dies ist vermutlich auf fehlende Ressourcen für das Entdecken von Plagiaten vor allem noch vor der Einfuhr in die EU zurückzuführen. Der Zoll versucht hier durch die Möglichkeit des Online-Antrages den Weg zum Zoll so günstig wie möglich zu gestalten. Im Jahr 2012 sind 1.137 Anträge gestellt worden.

Die Anzahl von EU-weiten Beschlagnahmen von Piraterieprodukten ist im vergangenen Jahr - zehnt kontinuierlich gestiegen. Der Anstieg wird auf die stark zunehmende Nutzung des Post- und Kurierweges durch die Produktpiraten zurückgeführt. Dies hängt direkt mit dem stark ge - stiegenen Online-Handel zusammen. Während auf dem Seeweg die größten Artikelmengen transportiert und an den EU-Grenzen beschlagnahmt werden, betreffen die meisten Beschlag- nahmefälle an sich den Transportweg Post und Luft.

3.2.1 Grenzbeschlagnahme

Die Grenzbeschlagnahme durch den Zoll ermöglicht es, die Piraterieware aus dem Verkehr zu ziehen und vernichten zu lassen. Zudem eröffnet sie die Möglichkeit, die Vertriebswege und die Identität der Marken- und Produktpiraten aufzudecken. Rechtsgrundlagen für die Beschlag - nahme finden sich im europäischen Recht (Verordnung (EG) Nr. 1383/2003 i.V.m. der Verord - nung (EG) Nr. 1891/2004) sowie den deutschen Spezialgesetzen wie dem Markengesetz. Dabei wird zwischen Anträgen nach Gemeinschaftsrecht und denjenigen nach nationalem Recht un - terschieden. Das Antragsverfahren unterscheidet sich hierbei kaum, der Geltungsbereich des Antrags jedoch deutlich.

Wenn es, wie regelmäßig, um die Einfuhr von Waren in den europäischen Binnenmarkt aus Drittländern geht, richtet sich das Verfahren nach europäischen Vorschriften. Ein Antrag nach nationalem Recht ist u.a. sinnvoll, wenn die Fälschungen im Warenverkehr zwischen den Mit - gliedsstaaten der Europäischen Union auftreten (innergemeinschaftlicher Warenverkehr). Mit dem Wegfall der Zollkontrollen an den Binnengrenzen hat dies jedoch an Bedeutung verlo - ren. Ein weiterer Fall betrifft sog. Parallel- oder Grauimporte. Dabei handelt es sich um Ori - ginalwaren, die mit der Zustimmung des Rechtsinhabers gekennzeichnet oder lizenziert wur - den, aber ohne dessen Zustimmung, also unter Umgehung vertraglich festgelegter Vertriebs- wege, eingeführt oder ausgeführt werden sollen.

41 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

Die Zollbehörden werden in der Regel auf Antrag tätig. Praktisch seltener, jedoch möglich, ist das Tätigwerden der Zollbehörden von Amts wegen, d.h. ohne vorherige Antragstellung, wenn sich bei einer Zollabfertigung oder im Rahmen der zollamtlichen Überwachung der hin - reichend begründete Verdacht einer Schutzrechtsverletzung ergibt. Die Zollstelle kann die Überlassung der Waren dann drei Arbeitstage lang aussetzen bzw. die Waren zurückhalten. In diesem Fall wird die Ware vorerst zur Überprüfung festgehalten und nicht abgefertigt. Der betroffene Rechtsinhaber wird über die Maßnahme informiert und muss innerhalb von drei Arbeitstagen einen Antrag auf Tätigwerden bei der Zentralstelle Gewerblicher Rechtsschutz (ZGR) nachreichen.

Aufgrund des hohen Warenumschlags kann der Zoll nur stichprobenartig arbeiten. Das ei - gene Aktivwerden durch Antragstellung ist den Unternehmen daher ausdrücklich zu empfeh - len. Der Antrag auf Tätigwerden sowohl nach Gemeinschaftsrecht als auch nationalem Recht wird auf elektronischem Wege im Internet über das neue „Zentrale Datenbanksystem zum Schutz Geistiger Eigentumsrechte” (ZGR-online) gestellt. Hierzu bedarf es einer einmaligen Benutzerregistrierung. Auch Antragsänderungen und Verlängerungen sind direkt online mög - lich. Bewilligungsbehörde ist die Bundesfinanzdirektion Südost, Zentralstelle Gewerblicher Rechtsschutz (ZGR) in München.

Der Antrag ist auf einem (elektronischen) Formblatt zu stellen. Dem ist ein Nachweis dar - über beizufügen, dass der Antragsteller tatsächlich der Schutzrechtsinhaber ist. Es bedarf klarer Angaben dazu, anhand welcher Produktmerkmale Fälschungen von den Originalpro - dukten zu unterscheiden sind. Dem Zoll sind hierfür Warenproben oder ausnahmsweise Di - gitalfotos zur Verfügung zu stellen. Für den Zollbeamten vor Ort muss die Rechtsverlet - zung offensichtlich sein, d.h. sie muss klar auf der Hand liegen und es dürfen keine vernünftigen Zweifel bestehen. In der Praxis bereitet die Prüfung der Offensichtlichkeit die meisten Schwierigkeiten. Hier sind die Zollbehörden auf die Mitwirkung des Rechtsinha - bers angewiesen. Auch sämtliche Daten zur Identifikation der Produktpiraten (sofern vor - handen) sind hier hilfreich.

Im Rahmen des nationalen Antragsverfahrens ist überdies eine Sicherheit zu hinterlegen. Diese ist in Form einer selbstschuldnerischen Bankbürgschaft zu erbringen. Das Formular hierfür (Nr. 0134) ist ebenfalls online erhältlich. Die Sicherheit soll einen etwaigen Haftungsanspruch des Importeurs gegenüber dem Antragsteller decken, wenn sich später herausstellen sollte, dass es sich nicht um Plagiate handelt. Der Antrag selbst ist sowohl nach EU-Recht als auch

42 Inhalt

nach deutschem Recht kostenfrei. Die Kosten für die Lagerung der Waren und etwaige spä - tere Vernichtung hat der Antragsteller zu tragen. Diese kann er ggf. in Form von Schadens - ersatz gegenüber dem Verletzer geltend machen.

Bewilligte Anträge gelten für ein Jahr. Nach Bewilligung können sämtliche Zollstellen in Deutschland elektronisch auf diese Informationen zugreifen. Werden entsprechend verdäch - tige Waren entdeckt, setzt der Zoll die Überlassung der Waren aus oder hält sie zurück. Rechts- inhaber sowie Warenbesitzer werden beide hierüber in Kenntnis gesetzt. Der Antragsteller kann innerhalb von 10 Tagen die Waren inspizieren und prüfen, ob es sich um Plagiate handelt. In 90 Prozent der Fälle werden nach Zustimmung des Rechtsinhabers sowie des Warenbesitzers die beschlagnahmten Waren vernichtet oder der Rechtsinhaber leitet ein Gerichtsverfahren ein. Selten werden die beschlagnahmten Waren wieder freigegeben, entweder weil es sich um Originalware handelt oder der Rechtsinhaber auf die Zollbenachrichtigung nicht reagiert. Gegen Entscheidungen des Zollamts stehen sowohl dem Antragsteller als auch dem Waren - besitzer Rechtsmittel zur Verfügung.

Weiterführende Informationen zur Beschlagnahme sowie das elektronische Antragsformular finden Sie online unter www.ipr.zoll.de. →

3.2.2 Messebeschlagnahme

Schutzrechtsverletzende Waren werden häufig auf Messen ausgestellt. Für die betroffenen Unternehmen gilt es dann, die Waren schnell aus dem Verkehr ziehen zu lassen, damit sie nicht einem breiten Publikum vorgeführt werden. Die Zollbehörden haben sich auf dieses Be - dürfnis eingestellt. So können sich Rechtsinhaber vor allem auf internationalen Messen an die Messebüros des Zolls wenden und an Messerundgängen der Zollbehörden teilnehmen. Die Messen und Köln bieten ihren Ausstellern Beratung vor Ort zum Thema Schutz vor Marken- und Produktpiraterie.

Neben dem Antrag bei der Zentralstelle für Gewerblichen Rechtsschutz lohnt es sich, mit dem für die Messe zuständigen Hauptzollamt Kontakt aufzunehmen. Schutzrechtsverlet - zende Waren (inklusive der Prospekte) werden in der Regel umgehend entfernt. Direkte Wir - kung lässt sich durch das gezielte Suchen nach Plagiaten auf Messen v.a. auch im Ausland erreichen.

43 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

Gegenüberstellung Original – Plagiat

Bremsbeläge – links Original, rechts Plagiat Quelle: Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V. (APM)

3.3 Rechtliche Schutzmaßnahmen

Um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, gilt es, Forschungs- und Entwick - lungsergebnisse schnell und effektiv in marktfähige Produkte umzusetzen. Am Anfang steht hier unbedingt, seine Innovationen durch gewerbliche Schutzrechte abzusichern. Die Band - breite der zur Verfügung stehenden Schutzrechte und die damit einhergehenden Ansprüche erläutert Abschnitt 2. Nur bei Verletzung eines bestehenden Schutzrechts hat das betroffene Unternehmen gegen den Verletzer zivilrechtliche Ansprüche u.a. auf Unterlassung und Scha - densersatz. Auch die Möglichkeit der Strafverfolgung ist hierauf beschränkt.

44 z Abwägung gerichtlichen und außergerichtlichen Vorgehens Gerichtlich gegen Plagiate vorzugehen, macht nicht in jedem Fall Sinn. Eine Idee an sich ist nicht schützenswert, sondern nur das fertige Produkt. Im Rahmen des freien Wettbewerbs besteht grundsätzlich Nachahmungsfreiheit. Sofern ein Produkt daher rechtlich geschützt wer - den kann, sollten Unternehmen unbedingt die Anmeldung eines solchen Schutzrechtes vor - nehmen. So kann dann auch mithilfe des Zolls gegen die Einfuhr von Plagiaten durch Be - schlagnahme praktisch vorgegangen werden. Unter Umständen können außergerichtliche Maßnahmen geeigneter sein bzw. schneller zum Erfolg führen. Vor gerichtlichen Schritten gegen den Schutzrechtsverletzer kann so bereits eine (anwaltliche) Abmahnung verbunden mit der Aufforderung zur Abgabe einer strafbewährten Unterlassungserklärung erfolgverspre - chend sein.

Als erste Anlaufstelle leistet die IHK Erfurt Unterstützung und berät Unternehmen in Koope - ration mit erfahrenen Patentanwälten, z.B. auf der monatlich angebotenen, kostenfreien Er - finderberatung (hierzu Abschnitt 5.5). Im Falle eines beabsichtigten oder drohenden Rechts - streits ist die Hinzuziehung spezialisierter Rechtsanwälte bzw. Patentanwälte empfehlenswert. Zur Anwaltssuche erhalten Sie Hinweise in Abschnitt 5.4.

z Gute Erfolgschancen vor deutschen Gerichten Grundsätzlich stehen die Erfolgschancen vor deutschen Gerichten in Schutzrechtssachen gut. Die Gerichte entscheiden im europaweiten Vergleich zügig. Allerdings sind rechtliche Einschät - zungen im Bereich Design und Technik oft weniger eindeutig als im Markenrecht. Die Her - steller der Fälschungen versuchen oft mittels geringfügiger Gestaltveränderungen die recht - lichen Schutzrechte der Originalherstellers zu umgehen. Die Frage der zu großen Ähnlichkeit ist dann zumeist gerichtlich zu entscheiden – Verfahren, deren Ausgang nicht immer vorher - sehbar ist.

Die Strafrahmen werden von den Gerichten nicht streng ausgeschöpft. Patentinhaber erhal - ten in Deutschland innerhalb von neun bis zwölf Monaten ein Urteil gegen den Verletzer und können diesen auf Unterlassung und Schadensersatz in Anspruch nehmen. Jährlich wird in Deutschland mit über 1.000 Gerichtsverfahren eine hohe Anzahl an Patentstreitsachen ver - handelt. Zum Vergleich liegt die Zahl in Großbritannien bei lediglich 25, verbunden mit hohen Gerichtskosten. Die Kosten des deutschen Patentverfahrens hingegen sind begrenzt; die Ober - grenze des Streitwertes liegt bei 30 Millionen Euro.

45 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

z Schutzrechtsanmeldung noch vor Messeteilnahme Bereits vor Teilnahme an einer Messe sollten die entsprechenden Schutzrechte für das aus - zustellende Produkt registriert werden. Dadurch ist es leichter, direkt auf der Messe gegen ausstellende Produktpiraten vorzugehen. Hierzu sollten entsprechende Nachweise für das Ori - ginalprodukt mit auf die Messe genommen und ggf. im Vorfeld die Zollbehörden über die Iden - tifikationsmerkmale informiert werden. Auf der Messe selbst kann mithilfe von Messeanwäl - ten zunächst eine strafbewährte Unterlassungserklärung verlangt, sodann durch eine einstweilige Verfügung die Schließung des Messestandes oder gar der Ausschluss von der Messe erreicht werden.

Präventive Maßnahmen Rechtliche Durchsetzung Folgen in rechtlicher Hinsicht (auch nebeneinander)

Anmeldung und Eintragung ge - z (anwaltliche) Abmahnung z Herstellungs- und Verbrei - werblicher Schutzrechte mit z Antrag auf Grenzbeschlag- tungsverbot Geltung in allen geschäftsrele - nahme durch den Zoll bei z Beschlagnahme des Plagiats vanten Ländern der ZGR z Vernichtung des Plagiats z Einstweiliger Rechtsschutz z Zahlung von Schadensersatz in Eilsachen vor Gericht an den Originalhersteller z Unterlassungsklage vor z Geldstrafen, u.U. auch Haft- Zivilgericht strafen z Schadensersatzklage vor Zivilgericht z Strafanzeige bei Polizei oder Staatsanwaltschaft mit der Folge einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft, dann ggf. Nebenklage

z Schutzrechtsstrategie im Unternehmen Im Hinblick auf Schutzrechte sind folgende Maßnahmen zur Prävention und Verteidigung gegen Nachahmer zu empfehlen: z Zumindest eine Person im Unternehmen sollte über die bestehenden Schutzrechte infor - miert sein und beurteilen können, ob Schutzrechtsverletzungen vorliegen;

46 z Schulung von Technikern und Vertriebsleitern über Grundlagenkenntnisse der gewerbli - chen Schutzrechte; z Aufstellung von umfassenden Dokumentationen über neue Produkte; z ständige Marktbeobachtung; z Pflege und Verteidigung der vorhandenen Schutzrechte und z sofern ein Schutzrecht besteht, mit entsprechenden Markierungen versehen, etwa dem um - rundeten C (©) oder R (®).

3.4 Technische Schutzmaßnahmen

Rechtliche Maßnahmen sind allein nicht ausreichend, um sich gegen Marken- und Produkt - piraterie zu schützen. Schutzrechte wie Marken und Patente werden zudem erst dann prak - tisch relevant, wenn das Original bereits gefälscht und eine Schädigung des Originalherstel - lers erfolgt ist. Die anzustrengenden gerichtlichen Verfahren nehmen – abgesehen vom Eilrechtsschutz – mit etwa einem Jahr einige Zeit in Anspruch. Zu empfehlen ist daher auch der Einsatz technischer Schutzmaßnahmen. Vor allem Methoden mit produktionsbezogenen, Kennzeichnungs- und IT-basierten Ansätzen sind hier relevant.

Bislang setzen nur wenige Unternehmen technische Schutzmaßnahmen systematisch ein. Oft - mals werden hier Wirtschaftlichkeit, Beschaffungskosten, Prozessintegrationsmöglichkeiten und Mehrwert für Unternehmen in Frage gestellt. Vielfach sind ferner für das jeweilige Un - ternehmen und dessen Produkt geeignete technische Schutzmaßnahmen gar nicht bekannt.

Aufgrund des Entwicklungsbedarfs an innovativen Mechanismen hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf Initiative des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) im Jahr 2008 die Forschungsoffensive „Innovationen gegen Produkt - piraterie“ gestartet. In zehn Verbundprojekten wurden Lösungen für Unternehmen entwickelt, um Imitationen von Maschinen, Dienstleistungen und Ersatzteilen zu begegnen (Details unter www.conimit.de). Außerdem hat der VDMA für produzierende Unternehmen und deren Zu - → lieferer und Kunden den Leitfaden „Produkt- und Know-how-Schutz“ mit konkreten Lösungs - ansätzen erstellt. Der Leitfaden von 2013 kann kostenfrei über den VDMA bezogen werden. Mittlerweile hat sich sogar ein Markt für Produktschutzsysteme entwickelt. Die VDMA Ar - beitsgemeinschaft Produkt- und Know-how-Schutz bündelt hier branchenunabhängig die In - teressen der Anbieter solcher Technologien und Dienstleistungen.

47 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

Welche Schutztechnologien oder Sicherungsmittel sinnvoll sind, hängt stark vom jeweiligen Produkt und der Zielgruppe ab. Kombinationen von Maßnahmen sind empfehlenswert. Tech - nische Schutzmaßnahmen lassen sich einteilen in: z Produktkennzeichnung mit sichtbaren oder unsichtbaren Sicherheitsmerkmalen zum Nachweis der Originalität und Echtheit von Produkten; z Tracking- und Tracingsysteme zur Produktverfolgung anhand eindeutiger Sicherheitsmerkmale in der Lieferkette und dem Produktlebenszyklus; z Sicherer Transfer Technologien zum Schutz vor unerwünschtem Transfer von Konstruktions-, Fertigungs- und Unternehmens-Know-how; z Embedded Security in Produkten und Systemen zum Schutz des Know-hows in Form von verborgener Steue - rungssoftware, Elektronik und Daten.

3.4.1 Produktkennzeichnung und Rückverfolgungssysteme

Produkte lassen sich verschiedentlich kennzeichnen. Offen sichtbare Merkmale sensibilisieren dabei Kunden und Verbraucher sowie den Handel. Mit verdeckten Merkmalen kann der Hersteller im Kla - gefall nachweisen, dass es sich tatsächlich um sein Produkt bzw. eine Fälschung handelt.

Beispiele von Produktkennzeichnungen Hologramm Magnetstreifen Barcode CE-Kennzeichnung Digitale Wasserzeichen DNA- oder Nano-Technologien Sicherheitsetiketten, z.B. RFID-Funketiketten (engl. Radio Frequency Identification) Mikrofarbcodes Matrixcode Kryptografische Codierungen (machen aus jedem Produktexemplar ein Unikat)

48 Inhalt

In der Automobilbranche haben verschiedene Unternehmen den sog. MAPP-Code ins Leben ge - rufen. Das Kürzel steht für „Manufacturers against Product Piracy". Ein spezieller Aufkleber auf der Verpackung kennzeichnet Originalprodukte und macht sie mithilfe eines digitalen Verfahrens (Data-Matrix-Barcode) überprüfbar. Wer den Code mit der Kamera eines Smartphones aufnimmt, wird automatisch via Internet mit einer Datenbank verbunden, in der die Identifikationsnummern der Originalteile gespeichert sind. War die Überprüfung erfolgreich, d.h. handelt es sich um ein Originalprodukt, erscheint auf dem Handydisplay ein grüner Punkt. In Zweifelsfällen antwortet die Datenbank mit einem orangefarbenen oder roten Signal, das vor dem Kauf warnt.

Als bislang wenig genutztes, aber wirksames Instrument gegen Produkt- und Markenpirate - rie hat sich das sog. Tracking der eigenen Produkte entlang der Lieferkette herausgestellt. Eine Möglichkeit hierfür besteht darin, elektronische Echtheitszertifikate an Verpackungen wie Falt - schachteln zu verwenden. Die Faltschachteln werden dabei mit RFID-Chips bestückt. Sie er - möglichen so die Überwachung der Prozesskette und die Überprüfung des Produkts auf seine Echtheit hin. Gerade für pharmazeutische Produkte wie Tabletten, aber auch für die Kosme - tikbranche ist dieses System relevant.

Ebenfalls denkbar ist die Integration von RFID-Transpondern in Bauteile oder Komponenten während des Herstellungsprozesses. Auf diese Weise lassen sich Ersatzteillieferungen vom Ori - ginalhersteller über den Handel bis zum Kunden vor der Einschleusung von Fälschungen schüt - zen. Mehr hierzu finden Sie zum Beispiel auf der Website des BMBF-Förderprojekts EZ-Pharm unter www.ez-pharm.de. Auf Verpackungen kann ferner ein sog. individueller Matrixcode, → der das Produkt zum Unikat macht, mit spezieller Drucktechnik aufgebracht werden. Der Code ermöglicht es, das Produkt zurückzuverfolgen und seine Echtheit sicherzustellen.

Auf der FachPack-Messe 2013 sind neue Sicherheitsetiketten zum Schutz vor Manipulatio - nen präsentiert worden. Im Logistikbereich gibt es Kombinationsmöglichkeiten von Rückver - folgbarkeit und Fälschungsschutz. Die Forschungseinrichtung Innovent e.V. aus Jena hat 2010 ein Verfahren zum Produktschutz entwickelt: In einer transparenten fluoreszierenden Schicht können Logos und Strichcodes auf fast allen Materialien aufgebracht werden. Die Echtheit der Produkte lässt sich dann mittels UV-Lichtbestrahlung sichtbar machen.

Hinweis: Gerade bei den Rückverfolgungssystemen ist auf einen entsprechenden Datenschutz der Kunden zu achten. Das Ausspionieren von Kundendaten ist nicht nur in rechtlicher Hinsicht höchst sensibel; der gute Ruf des Unternehmens kann hierdurch nachhaltig geschädigt werden.

49 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

3.4.2 Sicherer Know-how-Transfer und Softwareschutz

Es gibt auch IT-Lösungen, um die Produkt- und Prozessgestaltung zu einer geschützten Ein - heit zusammenzufassen, den Know-how-Abfluss im Unternehmen zu minimieren und Ma - schinen durch Softwareschutz zu sichern. Sensible Informationen sollten nicht über den ge - wöhnlichen Postweg, insbesondere nicht via E-Mail übermittelt werden. Mit spezieller Software können sämtliche digitalen Produktionsdaten, die Unternehmenspartner im Rahmen des Produktionsprozesses untereinander austauschen müssen, verschlüsselt werden. Damit er - halten nur autorisierte Personen Zugriff auf die Daten. Das vom BMBF geförderte Projekt Pro- Protect ( www.pro-protect.de) hat am Beispiel von digitalen Strickmusterdaten in der Tex - → tilindustrie ein solches IT-Schutzsystem entwickelt.

Ferner gilt es, die Unternehmenssoftware selbst zu schützen. Wirksam kann hier die Integra - tion von Teilen der Software in die Hardware sein. Beim Versuch des Entfernens vom Gesamt - system zerstört sich der Chip selbst. Auch im Investitionsgüterbereich wird Piraterieschutz immer wichtiger. Fälschungen reichen von Ersatzteilen bis hin zu Nachbauten von komple - xen Gesamtanlagen. Grundsätzlich nimmt der Software-Anteil an Innovationen im Maschi - nen- und Anlagenbau stetig zu. Ein wirkungsvoller Schutz dieser Software ist die Vorausset - zung für den Schutz der Produkt-Innovationen. Gleichzeitig steigt mit zunehmender Digitalisierung der Produktion die Bedeutung des Schutzes von digitalen Produktionsdaten. Dies betrifft sowohl das Erschweren des Nachbaus von Maschinen und Komponenten, die mit komplexen Software-Funktionen ausgestattet sind, als auch die Abwehr von Methoden oder Verfahren, die auf das nicht autorisierte Kopieren und Nutzen von aufwändigen Maschinen - steuerungsprogrammen abzielen.

3.5 Organisatorische Maßnahmen

Gerade gegen die Fälschung von Ersatzteilen sind Schutzmaßnahmen organisatorischer Natur empfehlenswert. Hierzu zählen beispielsweise die De-Standardisierung (gemeint ist das Ver - wenden von Elementen, die nicht als Standardelemente am Markt erhältlich sind), Qualitäts - differenzierung, sichere Entsorgungslogistik oder die Einführung einer Zweitmarke. Auch ein strategisches After-Sales-Management durch die langfristige Bindung des Kunden an das Pro - dukt oder das Unternehmen ist hilfreich.

50 Inhalt

Nach erfolgter Bestandsaufnahme hinsichtlich allen schützenswerten materiellen und geisti - gen Eigentums des Unternehmens ist es innerhalb der Unternehmensstruktur anzuraten, ein entsprechendes Schutzkonzept zu entwickeln. Dazu gehört auch, einen oder mehrere Produkt - schutzverantwortliche zu bestimmen und in größeren Unternehmensstrukturen abteilungs - übergreifend zu arbeiten. Mitarbeiter sollten sensibilisiert werden, z.B. durch regelmäßige In - formationen, interne oder externe Schulungen oder Ausstellungen.

Wichtig ist auch, sich der Gefahr der Ausspähung durch scheinbar harmlose Methoden – zum Bei - spiel bei Betriebsführungen oder auf geselligen Veranstaltungen – bewusst zu sein. Bei dem sog. Social Engineering wird in missbräuchlicher Absicht das Vertrauen von Mitarbeitern mit Zugang zu sicherheitsrelevanten Informationen gewonnen. Die jüngsten Enthüllungen im NSA-Ausspäh- skandal haben das Thema Sicherheit in der Wirtschaft besonders bewusst gemacht. Wir als IHK raten deutschen Unternehmen in diesem Zusammenhang zur aktiven Spionage-Prävention.

Gegenüberstellung Original – Plagiat

Druckmessgerät/ Manometer (in Edelstahlausführung) Original links: WIKA Alexander Wiegand GmbH & Co. KG, Klingenberg Fälschung rechts: Vertrieb: PT Catur Bintang – Handie R. Lam, Jakarta, Indonesien Quelle: Aktion Plagiarius e.V.

51 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

Wirtschaftsspionage zielt auf die Gewinnung von technologischem Know-how, Konstrukti - onsplänen, Herstellungsprozessen etc. ab. Neben den bereits dargestellten IT-Schutzmaßnah - men ist daher auch zu empfehlen, Studenten- oder Besuchergruppen, z.B. aus China, während Fabrikführungen zahlenmäßig klein und unter ständiger Aufsicht zu halten. Es ist nicht Ziel dieses Ratgebers, Angst vor Spitzelei zu schüren. Naive Gutgläubigkeit kann jedoch dazu führen, sein nagelneues Produkt online in Kopie wiederzufinden. Besonnene Sensibilität hin - sichtlich der Gefahren von Marken- und Produktpiraterie wird hiervor bewahren helfen.

3.6 Präventionsstrategien

Das eigene Know-how verbunden mit dem guten Ruf der Marke zählen heutzutage zu den wichtigsten Erfolgswerten eines Unternehmens. Der Aufbau einer umfassenden Schutzstra - tegie im Unternehmen ist daher ein relevanter Wettbewerbsfaktor. Viele Unternehmen rea - gieren erst im Falle eines konkreten Angriffs. Effektiver ist es, ganzheitliche Präventivmaß - nahmen einzuleiten und geeignete, auf die jeweiligen Geschäftsziele abgestimmte Abwehrinstrumente zu etablieren.

3.6.1 Ganzheitlicher Schutz als Grundkonzept

Ganzheitlicher Schutz vor Marken- und Produktpiraterie meint dreierlei:

① Aufbau eines abteilungsübergreifenden Schutzmanagements, ② Schutz des Unternehmens selbst wie Know-how und zukünftige Vorhaben sowie ③ Schutz des Produktes von der ersten Idee bis zum Kunden.

Von Bedeutung ist dabei auch, nicht lediglich auf Standardmethoden wie das Einleiten juris- tischer Schritte zurückzugreifen, sondern situationsspezifisch zu agieren. Das sind Maßnah - men und Konzepte, die im jeweiligen Einzelfall – je nach Produkt, Land, Hersteller, Vertriebs - plattform, Identität des Produktpiraten etc. – den höchsten Schutz versprechen. Beispielsweise können hier Produktlebenszyklus und Wertschöpfungsprozesse in die Strategie eingebunden werden. IT-Technologien und Kennzeichen funktionieren schließlich nicht bei jedem Produkt gleichermaßen. Im Maschinen- und Anlagenbau etwa ist es wichtig, Software, digitale Pro - duktionsdaten und Maschinendaten in den Schutzbereich einzubeziehen.

52 Inhalt

3.6.2 Know-how-Schutz als Wurzelbehandlung

Dem Schutz des Unternehmens-Know-hows sollte besondere Aufmerksamkeit geschenkt wer - den, denn hier lässt sich das Übel an der Wurzel packen. Kennzeichen wie Hologramme, RFID- Funketiketten oder Mikroschriften können zwar klären helfen, ob es sich um ein Plagiat han - delt. Sie verhindern aber nicht die Erzeugung der Plagiate.

Es wird angenommen, dass der Einsatzzeitpunkt von Produktpiraterie frühestens am Anfang der Wachstumsphase liegt. Durch Kontrolle der Wissensflüsse über die Wertschöpfungskette kann dieser Zeitpunkt deutlich nach hinten verschoben werden. Wenn es potentiellen Pro - duktpiraten dann doch gelingt, das notwendige Know-how mit gesteigertem Zeit- und Kos- tenaufwand zu akquirieren, können organisatorische und technologische Maßnahmen die Her - stellung einer Kopie weiter erschweren. Der wirtschaftliche Nutzen der Marken- und Produktpiraterie lässt sich dadurch reduzieren. Produktpiraterie „boomt“ aufgrund der hohen Gewinnaussichten. Hier gilt es, mit der beschriebenen Methode das Geschäft für Produktpi - raten weniger attraktiv zu gestalten.

Der rechtliche Schutz von Know-how an sich ist schwächer ausgeprägt als bei den darge - stellten Schutzrechten. Im Gegensatz zum Patentinhaber kann einem Dritten die Nutzung von redlich erlangtem Know-how nicht untersagt werden. Insofern ist hier der beste Schutz in einer zurückhaltenden Informationsvergabe zu sehen. Nur unbedingt notwendiges Know-how sollte transferiert werden. Durch baukastenartiges Aufteilen des Produktionsprozesses erhal - ten die jeweiligen Zulieferer nur das für das einzelne Bauteil nötige Teilwissen. Das Firmen - logo sollte auf technischen Zeichnungen entfernt oder streng kontrolliert werden, um keine Neugierde zu wecken. Empfehlenswert ist außerdem, Produzenten zur Verfügung gestellte Mus - ter oder Abdrücke nach beendetem Lebenszyklus des Produktes wieder heraus zu verlangen bzw. zerstören zu lassen. Zugang zu schutzwürdigen Informationen sollte nur ein einge - schränkter Personenkreis haben.

Weiter ist empfehlenswert, mit Mitarbeitern und Partnern Geheimhaltungsvereinbarungen zu schließen. Um den Schutz von Know-how und Betriebsgeheimnissen zu gewährleisten, sollte der Investor auf Diskretion des Vertragspartners hinsichtlich aller Informationen bestehen, die während eines Joint Ventures oder anderer Verhandlungen übermittelt werden. Der Einsatz von Subunternehmen durch Geschäftspartner sollte zudem soweit möglich eingeschränkt und kontrolliert werden.

53 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

Im Rahmen der Verhandlungen ist der Umfang von Nutzungsrechten, die in Form von Lizen - zen für das Vorhaben im Ausland verliehen werden, genau zu bestimmen. Auch bei Techno - logietransfer sind Vertraulichkeitsvereinbarungen sehr wichtig. Darüber hinaus ist unbedingt der Schutz relevanter Informationen durch IT-Maßnahmen wie Kopierschutz, Verschlüsselung, Software-Codierung, sichere Verbindungen etc. anzuraten.

3.6.3 Schon einmal hieran gedacht?

Präventiver Schutz vor Marken- und Produktpiraterie kann auch beinhalten, mit anderen Un - ternehmen zu netzwerken. Vielen Unternehmen fehlt es an Erfahrungswerten. Mit anderen Unternehmen darüber zu sprechen, wie sie sich in vergleichbaren Situationen in der Vergan - genheit verhalten haben, kann hier von großem Wert sein. Der Austausch mit anderen Un - ternehmen über bereits erfolgreiche und auch weniger empfehlenswerte Handlungsmöglich - keiten spart Zeit und Kosten und führt zu einer effektiveren Bekämpfung von Marken- und Produktpiraterie. Unter Umständen lassen sich gerade bei Auslandsgeschäften Kräfte bündeln, die ein gemeinsames, wirkungsvolles Vorgehen gegen Produktpiraten ermöglichen.

z Netzwerke nutzen Ein solches Netzwerk, das Unternehmen zusammenbringt und Unterstützung durch Exper - ten, z.B. bzgl. technischer Lösungen anbietet, ist ConImit (Contra Imitatio). In Verbundpro - jekten des Netzwerks sind praxisorientierte Methoden und Software-Werkzeuge zum präventi - ven Produktschutz entwickelt worden, die den Anwendern auf der Website → www.conimit.de zur Verfügung gestellt werden. Ein breit aufgestelltes Netzwerk bietet auch der von DIHK und BDI initiierte Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V. (APM). Durch die Bündelung von Erfahrungen kann der APM die Unternehmen z.B. über Chancen und Risi - ken der Rechtsverfolgung im jeweiligen Land informieren. Zudem unterstützt APM u.a. Er - mittlungen gegen Produkt- und Markenpiraten mittels Detekteien. Details finden Sie unter → www.markenpiraterie-apm.de.

z Kooperation mit Konkurrenten Auch wenn im Normalfall ein Konkurrenzverhältnis zu anderen Unternehmen derselben Bran - che besteht, kann eine Kooperation im Einzelfall durchaus zielführend sein. Um geeignete Un -

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ternehmen für eine Zusammenarbeit zu finden, können Verbände hilfreich sein. Eine kompe - tente Anlaufstelle vor Ort sind zudem die jeweiligen Auslandshandelskammern.

Als gemeinsame Aktionen mit Konkurrenten kommen z.B. in Betracht: z gemeinsame Messebeobachtung, z gemeinsame Marktbeobachtung, z gemeinsame Beobachtung von Schutzrechtsanmeldungen, z gemeinsame Schulungen, z gemeinsames Lobbying für staatliches Handeln.

z Kooperation mit Produktpiraten Eine zunächst außergewöhnliche, aber durchaus effektive Methode um wiederholte Marken- und Produktpiraterie zu verhindern, kann die Kooperation mit dem jeweiligen Plagiator sein. Im Rahmen dieser sog. Umarmungsstrategie geht der Originalhersteller auf den zuvor ermit - telten Plagiator zu und bezieht ihn nach Verhandlungen in die Produktion mit ein. Im Aus - land sollten hier sprach- und rechtskundige Vertrauenspersonen (z.B. Rechtsanwälte) hinzu - gezogen werden, um Vertragsvereinbarungen mit klaren Regeln treffen zu können. Die Umarmungsstrategie kann sinnvoll sein, wenn der Fälscher ein vom Original kaum zu unter - scheidendes Plagiat hergestellt und selbst ein gewisses Know-how an den Tag gelegt hat. Denkbar ist das z.B. im Bereich Textildesign. Für gesundheits- und sicherheitssensible Pro - dukte ist dieser Weg jedoch nicht zu empfehlen.

z Vertriebsvereinbarungen Vorsicht ist Unternehmen darin anzuraten, mit ihren Vertriebspartnern und Händlern Vertriebs - vereinbarungen zu treffen, die den Verkauf nur über spezielle, exklusive Händler vorschreiben und beispielsweise den Vertrieb über Online-Händler wie Amazon verbieten. Nicht zuletzt führen Einschränkungen der Vertriebswege unter Umständen zu Absatzeinbußen, die dann durch ent - sprechende Preispolitik auszugleichen sind. Sportartikelhersteller wie Adidas und deutsche Out- door-Ausrüster sind kürzlich diesen Weg gegangen. Doch aus wettbewerbsrechtlichen Gründen (§ 1 GWB) ist dies nicht ganz unbedenklich und kann das Bundeskartellamt und bei Grenz- überschreitung die EU auf den Plan rufen. Derlei Verfahren können hohe Bußgelder verbunden mit negativer Öffentlichkeitswirkung nach sich ziehen. Unternehmen sollten sich deshalb un - bedingt vorab rechtlich beraten lassen (zur Anwaltssuche siehe Abschnitt 5.4).

55 Schutz- und Abwehrmaßnahmen für Unternehmen

Gegenüberstellung Original – Plagiat

Original links: Leichtbau-Schmiedefelge "AC Schnitzer Typ V", AC Schnitzer automobile Technik, Fälschung rechts: Vertrieb: rimlux GmbH, Essen 1. Platz in der Plagiarius-Negativauszeichnung für die dreisteste Fälschung im Jahr 2012. Ein Standard-Belastungs- test des TÜV Nord zeigte, dass die gefälschten Felgen bereits nach kurzer Zeit Risse aufwiesen, auseinander bra - chen und damit ein nicht kalkulierbares Sicherheitsrisiko darstellen. Quelle: Aktion Plagiarius e.V.

z Kundeneinbindung Im Konsumbereich hat eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young heraus - gefunden, dass 65 Prozent der Verbraucher bereits Plagiate und Fälschungen gekauft haben, 30 Prozent sogar ganz bewusst; junge Konsumenten haben besonders geringe Bedenken. Die Herausforderung für Hersteller besteht folglich darin, Qualitätsunterschiede und den Mehr - wert des Originals erkennbar zu machen und klarer zu kommunizieren. Hilfreich können An - reizsysteme sein, die den Kunden einbeziehen, ihn fragen und das Leisten eines aktiven Bei - trages, z.B. bei der Produktentwicklung oder der Produktauthentifizierung, ermöglichen. Die Einbindung des Kunden, auch beim Aufspüren von Plagiaten, macht ihn zum Verbündeten. Interaktive Kommunikation über Websites, Smartphones und Social Media-Plattformen er - möglicht einen direkten Austausch mit den Kunden, was auch in aller Regel das Image des Unternehmens stärkt.

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z Öffentlichkeitsarbeit Vorbeugende Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges Instrument, zum einen hinsichtlich der Vermittlung der Qualität des eigenen Produktes oder des besonders guten After-Sales-Servi - ces usw., um die Kunden möglichst weitgehend an das eigene Originalprodukt zu binden. Um das Plagiat vom Original unterscheiden zu können, sollte dabei auf die Hauptmerkmale des Produkts aufmerksam gemacht werden. Zum anderen sollten die Gefahren von Produktfäl - schungen, wie mögliche Sicherheitsrisiken und Gesundheitsschädigungen, anschaulich her - vorgehoben werden.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) arbeitet z.B. mit dem Slogan „Choose the Original – Choose Success“, mit dem potentielle Käufer davon überzeugt wer - den sollen, dass sie mit Originalprodukten sicherer und effizienter arbeiten können als mit Plagiaten. Der APM hat z.B. eine Kampagne zur Verbraucheraufklärung inklusive einer an - schaulichen Wanderausstellung („Schöner Schein – Dunkler Schatten“) durchgeführt.

Wenn Verletzungen geistigen Eigentums eingetreten sind und zivil- oder strafrechtlich da - gegen vorgegangen werden soll, kann ebenfalls eine parallele Öffentlichkeitsarbeit zu emp - fehlen sein. Indem öffentliche Aufmerksamkeit auf den entsprechenden Fall gelenkt wird, wer - den sich die handelnden Personen einer gewissen (internationalen) Beobachtung bewusst.

Insbesondere in kleineren Orten im Ausland, oder wenn bekannte, dort beheimatete Unter - nehmen betroffen sind, kann ein öffentliches Vorgehen gegen Schutzrechtsverletzer allerdings zu negativen öffentlichen Reaktionen wie negativer Presse oder gar Boykottaufrufen gegen die ausländische Firma führen (so geschehen in China). Frühzeitige und offensive eigene Öf - fentlichkeitsarbeit mit gezielten Werbekampagnen für das Original, in denen deutlich gemacht wird, dass vermeintlich billigere Nachahmungen den Kunden wegen mangelhafter Qualität und Sicherheit im Ergebnis oft teurer zu stehen kommen, können hier gegensteuern.

57 Im Fokus: Chinageschäft

ieser Ratgeber widmet sich China als einem der wichtigsten Handelspartnerländer des Freistaates Thüringen näher. Aus keinem anderen Land bezieht Thüringen so viele Waren Dwie aus China. Im Jahr 2012 waren chinesische Importe in Höhe von knapp 800 Mil - lionen Euro zu ver zeichnen. Darüber hinaus zählt China zu den asiatischen Hauptzielmärkten der Thüringer Wirtschaft. Gefragt sind in China vor allem Werkzeugmaschinen, elektronische Bauelemente, Fahrzeugteile, Mess- und Regelungstechnik, Generatoren, Kupferlegierungen s owie medizinische Geräte und orthopädische Vorrichtungen aus Thüringen.

Die Gründe für deutsche Unternehmen, in China aktiv zu sein, sind zufolge einer Umfrage unter 2.200 Mitgliedern der AHK Greater China im Jahr 2013 v.a. das Verkaufspotential, die Nähe zum Kunden sowie geringe Produktionskosten, gerade im Maschinenbau und bei der Plastik- und Metallverarbeitung. Der Trend, für den chinesischen Markt selbst zu produzie - ren, verstärkt sich dabei. Gleichzeitig kommen nach Zollangaben die meisten Fälschungen aus China mit 44,6 Prozent am Gesamtanteil, gefolgt von Chinas Sonderverwaltungszone Hong Kong mit 22,1 Prozent.

Die chinesische Regierung ist sich mittlerweile des Problems bewusst und verstärkt ihr Engagement. So bestand von 2007 bis 2011 ein Partnerschaftsprogramm zwischen China und der EU (sog. EU-China Project for the Protection of Intellectual Property Rights, IPR2 www.ipr2.org) zur Verbesserung der Gesamtsituation in China. In mehr als 50 Projek - → ten wurden dabei die chinesische Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung beim Aufbau eines Schutzrechtssystems unterstützt. In Peking richtete die EU in dieser Zeit mit dem China IPR SME Helpdesk zudem eine bewährte, kostenlose Anlaufstelle zum Thema geistige Eigentumsrechte speziell für europäische kleine und mittelständische Unterneh - men ein ( www.china-iprhelpdesk.eu/de). Auch das Deutsche Patent- und Markenamt ar - → beitet mit seinem chinesischen Pendant, dem Staatsamt für Geistiges Eigentum der Volksre - publik China (SIPO), zusammen. Gleichwohl bestehen weiterhin erhebliche Defizite in der aktiven Bekämpfung der Marken- und Produktpiraterie sowie in der Durchsetzung des Rechts.

4.1 Anhaltende Problematik

Deutsche Unternehmen in China befanden im Rahmen o.g. Umfrage der AHK Greater China den Schutz geistigen Eigentums als eine der größten Herausforderungen vor Ort. Jedes zweite Unternehmen ist davon tangiert. Die Problematik nimmt sogar noch weiter zu und bedarf bei

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den deutschen Unternehmen vor Ort immer größerer Aufmerksamkeit. Ferner sahen sich eines von fünf Unternehmen mit Schutzrechtsfällen konfrontiert, die von chinesischen Wettbewer - bern initiiert waren. Jedes dritte Unternehmen erwartet einen steigenden Wettbewerb durch innovative chinesische Unternehmen für die nächsten drei Jahre.

Während chinesische Unternehmen anfangs noch intensiv kopiert haben (bisweilen ohne jedes Unrechtsbewusstsein), ist nach dem anschließend verfolgten Weg des starken Zukaufs aus - ländischer Technologien und Lizenzen nunmehr der systematische Aufbau Chinas eines eige - nen Patentbestandes zu erkennen. Im Bereich Werkzeugmaschinen, Hydraulik, Logistik und elektrische Geräte sind die chinesischen Patentanmeldungen von 2005 bis 2010 um 118 bis 275 Prozent gestiegen, während in Europa die Anmeldezahlen stagnierten. Der Anstieg rührt allerdings nicht nur von eigenen Innovationen her, sondern teilweise auch von der schlich - ten Aberkennung eines bereits bestehenden Patentschutzes bzw. von der Eintragung eines fremden Patents als eigenes. Häufig melden chinesische Unternehmen Rechte speziell vor dem Markteintritt in China stehender Unternehmen an. Dadurch können sie später dem eigentli - chen Schutzrechtsinhaber den Vertrieb der Produkte in China verbieten. Hier gilt es, diesen Methoden zuvor zu kommen.

4.2 Kein Schritt ohne Anmeldung

Vor Produktions- bzw. Geschäftsbeginn in China sollten sich Unternehmen darüber klar wer - den, welche geistigen Eigentumsrechte die herzustellenden bzw. zu vertreibenden Produkte betreffen, welches Know-how im Produktionsprozess eingesetzt wird und wie dies in China mit welchen Maßnahmen geschützt werden kann. Deutsche Unternehmen, die noch nicht auf dem chinesischen Markt präsent sind, unterschätzen dabei oft die Wichtigkeit der Anmel - dung ihrer gewerblichen Schutzrechte in China:

In China gilt das sog. First-to-File-Prinzip, d.h. „zu allererst anmelden, dann alles andere“. Eine Anmeldung der Schutzrechte in Deutschland oder der EU allein reicht nicht aus. Die Schutz - rechte müssen bei den chinesischen Behörden registriert sein, um durchgesetzt werden zu können. Im Gegensatz zu Deutschland steht ein wettbewerbsrechtlicher Schutz gegen Pla - giate nur eingeschränkt zur Verfügung.

Auch wenn es Fälle gibt, in denen abzuwägen ist, welche Registrierungen weltweit wirtschaft -

59 Im Fokus: Chinageschäft

lich sinnvoll erscheinen, so lohnt sich die Registrierung gewerblicher Schutzrechte in China durchaus. Denn: z die Registrierung bringt Vorteile bei der Durchsetzung, z das Risiko der Produktpiraterie überwiegt das Risiko der Anmeldung, z die Kosten der Anmeldung und Durchsetzung sind nicht höher als in Deutschland.

Die Anerkennung von Schutzrechten hängt in China in der Regel von einer vorherigen Re- gistrierung ab. Ohne Anmeldung ist daher das Kopieren und Nachbauen mit anschließendem Verkauf vielmals erlaubt. Auch wenn gar nicht geplant ist, in naher Zukunft auf den chine - sischen Markt zu gehen, können Schutzrechtsanmeldungen dort (und ggf. wichtigen Dritt - märkten) daher sinnvoll sein. Auch die behördlichen und gerichtlichen Verfolgungsinstrumente setzen grundsätzlich eine Registrierung in China voraus. Nur dann werden die chinesischen Behörden bei Verstößen aktiv. Auch wenn die Durchsetzung der Schutzrechte bislang noch nicht zielgerichtet genug betrieben wird, so besteht nahezu keine Handhabe, wenn Rechte erst gar nicht angemeldet worden sind. Es bleibt allenfalls, mit dem Plagiator direkt Kontakt aufzunehmen und zu versuchen, größere Schäden abzuwenden. Die Schutzrechtsanmeldung in China wird also zum wichtigsten und effektivsten Instrument Ihres Unternehmens.

Ein mögliches Risiko einer Anmeldung v.a. von Patenten kann durchaus darin bestehen, dass die Unterlagen mit den sensiblen Informationen im Rahmen des Anmeldeverfahrens in „falsche Hände geraten“. Insgesamt dürfte aber die Gefahr einer Schutzrechtsverletzung bei hoch- tech nologischen Produkten, die ohne Patentschutz in China vertrieben werden, in der Regel deutlich höher sein, als die Gefahr des Verlustes geistigen Eigentums durch den Prozess der Patentierung selbst. Es gibt chinesische Unternehmen, die gezielt Marken und Patente aus - ländischer Unternehmen ohne Schutzrechtsanmeldungen in China dort auf ihren Namen re - gistrieren lassen. Es ist schwierig und teuer, im Nachhinein dagegen vorzugehen.

An dieser Stelle sei der anschauliche Fall eines ausländischen Unternehmens in China darge - stellt: Ohne vorherige Registrierung seiner Handelsmarke in China, bezog das Unternehmen ein Produkt von einem chinesischen Zulieferer. Der Zulieferer registrierte heimlich die Marke des Unternehmens bei den chinesischen Behörden. Da die gelieferten Produkte nach einiger Zeit nicht mehr den erwarteten Qualitätsansprüchen entsprachen, beabsichtigte das Unter - nehmen, den Produktionsauftrag an ein anderes chinesisches Unternehmen zu vergeben. Da der bisherige Zulieferer jedoch mittlerweile aus Sicht der chinesischen Behörden der recht -

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mäßige Inhaber der Handelsmarke war, sah sich das Unternehmen gezwungen, seine eigene Handelsmarke für eine Million Euro zurückzukaufen, bevor es die Produktion verlegen konnte. Die vorherige Registrierung der Handelsmarke hätte das Unternehmen im Vergleich weniger als 1.000 Euro gekostet.

Bei Schutzrechtseintragungen kann weiterhin problematisch sein, dass der Schutzumfang nicht immer eindeutig bestimmt ist und in der Praxis unterschiedlich ausgelegt wird. So kann es vorkommen, dass trotz der Eintragung der eigenen Marke die Eintragung einer ähnlichen Marke oder einer Marke mit gleichen Namensbestandteilen durch einen Dritten vom Trade - mark Office (CTMO) zugelassen wird, auch wenn es sich um die gleiche Warengruppe han - delt. Doch auch in Deutschland ist dies nicht zwingend ausgeschlossen. Der durch die Ein - tragung erlangte Schutz ist in jedem Fall besser als gar kein Schutz.

Zusätzlich zur Anmeldung bei dem registerführenden Amt ist Unternehmen im Im- und Ex - portgeschäft die Registrierung des Schutzrechtes beim chinesischen Zoll (General Administra - tion of Customs, GAC) zu empfehlen. Die Registrierung gilt für bis zu zehn Jahre bzw. bis die Schutzdauer des jeweiligen Schutzrechts abläuft. Für den Fall mutmaßlich gefälschter Waren können die chinesischen Zollbeamten dann Sicherheitsmaßnahmen wie Einziehung und Be - schlagnahme derselben vornehmen.

4.3 Schutzrechte und Anmeldeverfahren in China

China ist Mitglied der Weltorganisation für Geistiges Eigentum (WIPO) und Unterzeichner von internationalen Abkommen wie dem bereits in Abschnitt 2.4 dargestellten TRIPS-Abkommen und der Berner Übereinkunft. Daher ist das chinesische Schutzrechtssystem im Grunde mit denen anderer Staaten vergleichbar. Das o.g. Partnerprojekt IPR2 mit der EU hat hier noch weiter angeglichen. Wie im deutschen Recht kennt das chinesische System Patente, Ge - brauchsmuster, Marken, Designs sowie das Urheberrecht. Der jeweilige Umfang und die Dauer der Schutzrechte sind meist ähnlich wie in Deutschland; an einigen Stellen sind sie jedoch auffallend verkürzt.

So erkennt China nur optische Marken wie Kombinationen von Buchstaben, Grafiken oder 3D- Elementen, nicht jedoch neuartige Marken wie Hör- oder Duftmarken an. Ferner sind europäi - sche geografische Herkunftsbezeichnungen in China nicht geschützt. Patente sind wie in

61 Im Fokus: Chinageschäft

Deutschland für 20 Jahre und Gebrauchsmuster für 10 Jahre gültig. Sehr viel kürzer ist aller - dings die Schutzdauer in China für Marken und Designs (beides nur 10 Jahre). Zu beachten ist, dass – anders als in Deutschland und Europa – das Schutzrecht erst ab dem Tag der Ein - tragung geschützt ist und durchgesetzt werden kann. In der Zeit zwischen Anmeldung und Eintragung besteht in China kein Schutz. Eine frühzeitige Anmeldung ist daher ratsam. Ge - rade die Eintragung einer Marke kann mit bis zu zwei Jahren sehr lange dauern. Die Regis- trierung von Gebrauchsmustern erfolgt schneller und einfacher.

Urheberrechtlich geschützte Werke in China umfassen u.a. solche der Literatur, Musik und Kunst, architektonische Werke, foto- und kinematografische Werke sowie Software. Auch in China entsteht das Urheberrecht automatisch mit Schaffung des Werkes. Der Schutz dauert bis 50 Jahre über den Tod des Urhebers hinaus, 20 Jahre weniger als nach deutschem Recht. Im Unterschied zu vielen anderen Ländern ist in China die Eintragung eines Urheberrechts möglich. Ebenfalls eingetragen werden können dabei sämtliche Vereinbarungen, die der Über - tragung oder Lizenzierung des Werks in China zugeordnet sind. Die freiwillige Eintragung ge - währt zusätzlichen Schutz, da sich das Urheberrecht im Verletzungsfall leichter beweisen lässt.

Registriert werden Patente, Gebrauchsmuster und Designs bei dem chinesischen Staatsamt für Geistiges Eigentum (State Intellectual Property Office, SIPO). Für Marken ist das chinesi - sche Markenamt (China Trademark Office, CTMO), eine Behörde der Amtes für Industrie und Handel (State Administration of Industry and Commerce, SAIC), zuständig. Separat registriert werden sollte zudem der chinesische Name einer Marke. Chinesische Konsumenten greifen in der Regel auf den chinesischen Namen eines Produktes oder Herstellers zurück, so dass ein markttaugliches Pendant der deutschen Marke zusammen mit Marktkennern entwickelt wer - den sollte.

Ausländische Unternehmen müssen einen bei der Patentbehörde (Patent Administration De - partment) zugelassenen Patentanwalt mit der Registrierung beauftragen. Dieser kann einen Antrag auch auf elektronischem Wege stellen. Der Antrag wird zunächst publiziert und in - nerhalb von 18 Monaten auf Registrierungsfähigkeit geprüft. Bei Abweisung des Antrages hat der Antragsteller die Möglichkeit, innerhalb von drei Monaten die Abweisung überprüfen zu lassen.

Obwohl das Urheberrecht keine Registrierung voraussetzt, kann eine freiwillige Eintragung zu Beweiszwecken sinnvoll sein. Zuständig für die Registrierung ausländischer Urheberrechts-

62 Inhalt

inhaber ist die Nationale Urheberrechtsverwaltung (National Copyright Administration of China, NCAC). Beispielhaft für alle Registerverfahren sind dabei einzureichen: z Antragsformulare, z Identitätsbestätigung des Antragstellers, z Beschreibung des Werkes, z sog. Beteuerungserklärung, z Muster des Werkes sowie z Eintragungsgebühr (abhängig von der Art des Werkes).

Innerhalb eines Monats bekommt der Antragsteller ein Urheberrechtszertifikat ausgestellt.

4.4 Vorgehen gegen Produktpiraten

Für die staatliche Verfolgung von Produktpiraten in China stehen drei Wege zur Verfügung:

① Zivilgerichtliches Verfahren und Antrag auf einstweilige Verfügung (Geltendmachung von Ansprüchen auf Unterlassung der unerlaubten Nutzung von Schutzrechten sowie auf Scha - densersatz vor dem Volksgericht); ② Behördliche bzw. polizeiliche Durchsetzung der gewerblichen Schutzrechte (Razzien, Ein - stellungsanordnung, Beschlagnahme gefälschter Waren noch vor Ort oder an der Grenze, Erlass von Bußgeldern, Produktionsstopp, Gewinnabschöpfung durch die Behörden, Wi - derruf von Gewerbeerlaubnissen; nicht möglich ist hier jedoch Schadensersatz); ③ Strafrechtliche Verfahren (nur in besonders schwerwiegenden Fällen oder Fällen mit sehr hohen Gewinnsummen sinnvoll, da die Strafverfolgungsbehörden nur bedingt tätig wer - den).

z Beweismittelsammlung Wichtig ist bei Schutzrechtsverletzungen immer, diese detailliert zu dokumentieren und Be - weismittel über die Identität der Produktpiraten, Produktionsort und Vertriebsketten auf allen verfügbaren Wegen (auch über Privatermittler) zu sammeln, um sie dem Antrag auf Einschrei - ten der chinesischen Behörden beifügen zu können. Dies erhöht die Erfolgschancen unge - mein. Neben Stichproben der Plagiate selbst sind darüber hinaus Dokumente vorzulegen, die

63 Im Fokus: Chinageschäft

den Antragsteller als Schutzrechtsinhaber ausweisen. Hier zahlt sich die freiwillige Urheber - rechtsregistrierung aus.

Vor Gericht sind Beweismittel auf Chinesisch einzureichen. Anderssprachige Beweismittel müs - sen – wie vor deutschen Gerichten auch – ein Beurkundungs- und Beglaubigungsverfahren durchlaufen. Anders als in Deutschland, wo Beweise auch noch im Laufe des Verfahrens ein - gebracht werden können, sind in China sämtliche Beweise in der Regel mit Einreichung der Klage vorzulegen. Zum Beweis der Inhaberschaft des Schutzrechts und der Rechtsverletzung dienen vor Gericht z.B. schriftliche Dokumente, Registerurkunden, Lizenzverträge, Untersu - chungsberichte und Muster der Plagiate.

z Gerichtswahl Für das zivilrechtliche Klageverfahren ist wahlweise dasjenige Volksgericht (People’s Court) zuständig, in dessen Bezirk der Rechtsverletzer ansässig ist, die Rechtsverletzung ausgeführt wurde oder die Ergebnisse der Rechtsverletzung aufgetreten sind. In der Praxis ist es emp - fehlenswert, ein Verfahren vor den Gerichten einer Hauptstadt einzuleiten, da diese im Be - reich der geistigen Eigentumsrechte erfahrener sind. Einstweiliger Rechtsschutz kann bei den chinesischen Gerichten innerhalb von 48 Stunden beantragt werden. Ein vor den Verwaltungs - behörden eingebrachter Fall dauert etwa 3 Monate, während ein Gerichtsverfahren mindes- tens 6 Monate dauert. Zudem können Rechtsmittel eingelegt werden.

z Noch ungenügende Umsetzung des Rechts Die chinesischen Gesetze zum Schutz geistigen Eigentums entsprechen heute größtenteils in - ternationalen Standards. Verschiedene Instrumente zur Durchsetzung der Urheber-, Patent- und Markenrechte sind vorgesehen. Dabei können die Behörden in Eigeninitiative, auf An - trag des Rechtsinhabers oder anderer interessierter Parteien tätig werden. Zivil- und u.U. Straf - gerichte können angerufen werden. Die alltägliche Wirtschaftspraxis zeigt jedoch noch er - hebliche Defizite. Die Probleme liegen eher in der lokalen Umsetzung und dem tatsächlichen, gezielten Vorgehen gegen Schutzrechtsverletzer. Die bei erfolgreicher Verurteilung verhäng - ten Bußgelder sind zu gering, um abzuschrecken. In den Wirtschaftsentwicklungszonen, z.B. in Suzhous oder Tianjins, wird allerdings mittlerweile verstärkt gegen Produktpiraterie vor - gegangen. Es hat sich nämlich gezeigt, dass sich dies sonst als Wettbewerbsnachteil beim Anwerben neuer Investoren auswirkt.

64 Inhalt

Gegenüberstellung Original – Plagiat

Handbrause “HANSACLEAR” mit transparentem Brausekopf aus Acrylglas Original links: Hansa Metallwerke AG, Plagiat rechts: Zhejiang Cixi Chenxin Sanitary Wares Co., Ltd., Ningbo, VR China Quelle: Aktion Plagiarius e.V.

65 Im Fokus: Chinageschäft

4.5 Schutzstrategien für den chinesischen Markt

Strategisch wichtig ist eine langjährig aufgebaute, vertrauensvolle Beziehung zu chinesischen Mitarbeitern und Partnerfirmen. Es mag auf der Hand liegen, die Wichtigkeit chinesischer Sprachkenntnisse bei geschäftlichen Aktivitäten im chinesischen Raum kann aber nicht genug hervorgehoben werden. Mit Englisch kommen Sie außerhalb der touristischen Großstädte sel - ten weiter. Die Einbindung einer chinesisch sprechenden Assistenzperson ist daher ratsam. Doch nicht nur am Anfang des Engagements in China gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

z Sorgfältige Auswahl des chinesischen Partners Es ist ratsam, bei der Auswahl eines möglichen chinesischen Handelspartners sehr sorgfältig vorzugehen. Die Identität des Partners bzw. Zulieferers sollte genau bekannt sein und über - prüft werden. Zunächst gilt es sicherzustellen, dass es sich um ein bei den chinesischen Behör - den ordnungsgemäß registriertes, gesetzmäßiges Unternehmen handelt. Ein sog. Background- Check durch hierauf spezialisierte Dienstleister kann bereits vor Beginn der Verhandlungen mit dem potentiellen Zulieferer Ärger und Kosten sparen. Hilfestellung und Kontaktvermitt - lung hierfür bietet der China IPR SME Helpdesk an. Über das deutsche Justizportal des Bun - des und der Länder kann ferner online ermittelt werden, gegen wen aufgrund von EU-Sank - tionen ein umfassendes Verfügungsverbot besteht ( → www.finanz-sanktionsliste.de).

z Vertragsverhandlungen als Prozess Nicht empfehlenswert ist, mit der Beschaffung in China zu beginnen, ohne zuvor einen Vertrag über die Rechte und Pflichten des Zulieferers unterzeichnet zu haben. Allerdings muss dabei davon ausgegangen werden, dass ein Vertrag in China eher als eine Art unverbindliche Kooperations - richtlinie angesehen wird. Verträge sollten daher nicht unter Zeitdruck geschlossen, sondern die Zeit der Vertragsverhandlungen als wichtiger beziehungsaufbauender Prozess verstanden werden.

Während der Aushandlungsphase der Produktionsübereinkunft mit einem möglichen Partner ist es ratsam, auf die Unterzeichnung von Vertraulichkeitsvereinbarungen sowie Geheimhal - tungsabkommen im Hinblick auf den Schutz der Betriebsgeheimnisse zu bestehen. Nur wenn unbedingt erforderlich, sollten solche sensiblen Informationen überhaupt preisgegeben wer - den. Auch in Mitarbeiterverträgen ist das Festhalten von Vertraulichkeitsvereinbarungen und

66 Inhalt

Regelungen zum geistigen Eigentum ratsam. Schließlich sollten Mitarbeiter darin eingewie - sen und ggf. geschult werden, wie sie mit schutzrelevanten Informationen umzugehen haben.

Ferner sollte eine Vereinbarung mit dem Geschäftspartner unterzeichnet werden, die neben der eindeutigen Bezeichnung bestehender Schutzrechte für die jeweiligen Produkte, die ge - währten Nutzungsrechte bzw. Lizenzen zur Vervielfältigung, Übersetzung, Veröffentlichung etc., sowie die geltende Laufzeit und regionale Begrenzung genau festlegt. Hilfreich ist es, vertraglich konkret zu bestimmen, wie der Vertragspartner mit den Produkten des Auftrag - gebers, dem übermittelten Know-how und Merkblättern etc. umzugehen hat. Dabei sollte ebenfalls festgelegt werden, wie mit Produkten zweiter Wahl bzw. Ausschussprodukten und wie im Falle einer Überschussproduktion über die vereinbarte Menge hinaus zu verfahren ist.

z Zugangsbeschränkung zur Produktionsstätte und Kontrolle Versichern Sie sich, dass Ihr Produzent keinem Dritten den Zugang zum Produktionsstandort gestattet. Hierzu gehört auch die Errichtung eines physischen Zugangshindernisses zur Pro - duktionsstätte. Wenn Sie Zugang zur Produktion Ihres Konkurrenten in derselben Zuliefer - werkstatt haben, dann ist davon auszugehen, dass der Konkurrent auch Zugang zu Ihrer Pro - duktion hat. Darüber hinaus sollte die Einhaltung der Mengenvereinbarungen und Lizenzen (Überschussproduktion) kontrolliert werden. Das Fehlen solcher Kontrollen ist einer der größ - ten Begünstigungsfaktoren für Rechtsverletzungen.

Damit Informationen zu geistigem Eigentum und Know-how nicht durchsickern, sind unan - gekündigte Kontrollbesuche des eigenen Produktionsstandortes bzw. bei dem Zulieferer zu empfehlen. Hierbei sollten Zugangsbeschränkungen und die Einhaltung der Geheimhaltungs - vereinbarungen überprüft werden. Fabriken, die sich an bestimmte Kontrollen, Verfahren und Standards halten müssen, werden dies tun, wenn sie überprüft werden. Solche Fabriken, die keinerlei Kontrollen unterzogen werden, weichen erfahrungsgemäß in kurzer Zeit von den an - gewiesenen Verfahren und Standards ab.

Es sollte weiter darauf geachtet werden, dass der sorgfältig ausgewählte Zulieferer Teilpro - duktionen nicht an Subunternehmen weitergibt. Sonst ist die Kontrolle über das Produkt und das dazugehörige Know-how schnell verloren. Zudem ist die Anweisung des Zulieferers hilf - reich, den Auftraggeber über die Entdeckung von jeglichen tatsächlichen und mutmaßlichen Rechtsverletzungen seiner geistigen Eigentumsrechte umgehend zu unterrichten.

67 Im Fokus: Chinageschäft

z Vorsicht bei Technologietransfer Deutsche Unternehmen beklagen vermehrt den Zwang zum Technologietransfer beim Enga - gement in China. Der Transfer auch von Spitzentechnologie ist oftmals die Grundlage für ein Geschäft zwischen deutschen und chinesischen Partnern, die die Zusammenarbeit in der Hoch - technologie suchen. Problematisch in diesem Zusammenhang ist jedoch der Druck der chi - nesischen Regierung auf ausländische Unternehmen, in großem Umfang und ohne Bezah - lung Technologie zu transferieren. Für das einzelne Unternehmen ist es oft schwierig, sich diesem Druck zu entziehen. Der Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (APA) gibt praktische Hinweise zum Umgang mit Technologietransfer auf Unternehmensebene.

In diesem Zusammenhang ist auch die fehlende Harmonisierung durch die Schaffung eige - ner Standards im Hinblick auf Zertifizierungen für ausländische Unternehmen in China pro - blematisch. Dies betrifft neben Zugangsbarrieren zum chinesischen Markt auch Fragen des Schutzes geistigen Eigentums. Bestimmte Einzelprodukte benötigen in China eine CCC-Zer - tifizierung (China Compulsory Certification), um dort vertrieben werden zu dürfen. Der Ka - talog ist unter → www.cqc.com.cn einsehbar. Im Zulassungsprozess kann es vorkommen, dass teilweise vertrauliche Informationen zur Technologie abgefragt werden. Hier ist achtsames Vorgehen empfehlenswert.

z Messen in China Gerade, wenn Sie vorhaben, Ihre Produkte auf einer Messe in China auszustellen, ist die vor - herige Registrierung der jeweiligen Schutzrechte in China besonders wichtig. Messen sind auch Informationsquellen für potentielle Fälscher. Ohne Schutzrechtseintragung haben Original - hersteller selbst gegen Plagiate, die auf derselben Messe auftauchen, kaum Möglichkeiten ein - zugreifen. Aber auch vor Ausstellung der Produkte auf einer internationalen Messe außer - halb Chinas sollte eine Schutzrechtseintragung in China erwogen werden, wenn die ausgestellten Produkte für den chinesischen Markt oder für Drittmärkte mit Belieferung aus China interessant sein könnten.

Darüber hinaus ist es ratsam, von Anfang an eng mit dem Messebetreiber in China zusam - menzuarbeiten, um möglichst schnell und effektiv direkt auf der Messe Maßnahmen ergrei - fen zu können. Im Verletzungsfall gilt es wie immer umfängliches Beweismaterial (Visiten - karten, Fotos, Flyer, Broschüren etc.) zu sichern – auch für eventuelle rechtliche Schritte nach der Messe. Auf den meisten Messen in China gibt es ein Beschwerdezentrum, wo Rechtsver -

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letzungen mittels eines Beschwerdeformulars gemeldet werden können. Immer öfter ist das Formular auch in englischer Sprache verfügbar.

Als generelle Ansprechpartner vor Ort stehen Ihnen u.a. die AHK Greater China und der China IPR SME Helpdesk zur Verfügung. Die entsprechenden Kontaktdaten finden Sie im folgenden Abschnitt 5.

69 Anlaufstellen und Ansprechpartner

5.1 Patentämter und Zentren z Deutsches Patent- und Markenamt (DPMA)

Zweibrückenstraße 12 | 80331 München | Tel.: +49 89 21 95-0 | Fax: +49 89 21 95-22 21 Auskunftsstelle: Tel.: +49 89 21 95-34 02 Dienststelle Jena Goethestraße 1 | 07743 Jena | Tel.: +49 3641 40-54 | Fax: +49 3641 40-56 90 Technisches Informationszentrum Gitschiner Straße 97 | 10969 Berlin Tel.: +49 30 25 99 2-0 | Fax: +49 30 25 99 2-404 | E-Mail: [email protected] | www.dpma.de Register: https://register.dpma.de/DPMAregister/uebersicht Online-Anmeldung: www.dpma.de/service/e_dienstleistungen/dpmadirekt/index.html

Das DPMA ist die Zentralbehörde auf dem Gebiet des gewerblichen Rechtsschutzes in Deutsch - land. Es erteilt, verwaltet und veröffentlicht gewerbliche Schutzrechte mit Wirkung für Deutschland. Dies betrifft Patente, Gebrauchsmuster, Marken, Designs (Geschmacksmuster), Halbleitertopografien und ergänzende Schutzzertifikate. Zudem informiert das DPMA mittels seiner im Internet verfügbaren Publikations- und Recher - chedienste über in Deutschland gültige Schutzrechte. Patentrecherchen können schnell und unkompliziert über das Internet durchgeführt werden, so dass der potentielle Antragsteller frühzeitig weiß, ob seine Erfindung Aussicht auf Patentierung hat. Die Anmeldung kann direkt online über das System DPMAdirekt erfolgen. Für Anträge not - wendige Daten werden in übersichtlichen Bildschirmmasken abgefragt und automatisch in das vom DPMA geforderte Datenformat gebracht. DPMAdirekt erfordert eine Signaturkarte und einen passenden Kartenleser. Eine Gebührenübersicht des DPMA finden Sie online. Zur Frage, was bei Schutzrechtsanmeldungen konkret zu beachten ist, geben die Auskunfts- und Recherchestellen des DPMA Hilfestellung ebenso wie mehr als 20 Patentinformationszentren (PIZ) in ganz Deutschland als anerkannte Kooperationspartner des DPMA. Die örtlichen PIZ organisie - ren zudem kostenlose Erfinderberatungen durch Patentanwälte, führen Recherchen durch und organisieren Veranstaltungen, Schulungen und Seminare zum Thema des gewerblichen Rechts - schutzes. Das PIZ in Ihrer Nähe mit den jeweiligen Kontaktdaten finden Sie auf → www. piznet.de/piznet/piznet-mitglieder. In Thüringen befinden sich zwei PIZ, in Jena und in Ilmenau.

70 Inhalt

z PATON Landespatentzentrum Thüringen

Technische Universität Ilmenau Postanschrift: Postfach 10 05 65 | 98684 Ilmenau Besucheranschrift: Langewiesener Straße 37 | Leibnizbau

Kontakt: Tel.: +49 3677 69-4572 | Fax: +49 3677 69-4538 E-Mail: [email protected] | www.paton.tu-ilmenau.de

Datenbank: www.patonline.tu-ilmenau.de

Als zentrale Einrichtung der TU Ilmenau ist PATON offizielle Patentauslegestelle des Freistaa - tes Thüringen sowie Signo-Partner in Thüringen. PATON nimmt zudem Schutzrechtsanmel - dungen für das DPMA entgegen, entweder persönlich, auf dem Postweg oder per Fax. Dies umfasst: z Nationale Patentanmeldungen, z Nationale Gebrauchsmusteranmeldungen, z Europäische Patentanmeldungen, z Internationale Patentanmeldungen, z Nationale Markenanmeldungen, z Nationale Geschmacksmusteranmeldungen (Designs).

PATON führt zudem Recherche- und Analysedienste durch und greift dabei auf sehr umfang - reiche Patent- und Wirtschaftsdatenbanken zurück. Die Datenbank PATONline steht online zur Verfügung.

PATON bietet auch jeden Dienstag von 13-15 Uhr Erfinderberatungen in Kooperation mit der Patentanwaltskammer an.

Die im PATON angesiedelte Patentverwertungsagentur (PVA) hat folgende Aufgaben: Bera - tung von Erfindern, Bewertung von Erfindungen hinsichtlich der Patentfähigkeit und Vermark - tungschancen, Durchführung der Patentanmeldung in Zusammenarbeit mit Patentanwälten, Ausarbeitung und vor allem Umsetzung von Verwertungsstrategien, z.T. in Kooperation mit Verwertungsagenturen anderer Bundesländer.

71 Anlaufstellen und Ansprechpartner

z Friedrich-Schiller-Universität Jena Patentinformationsstelle

Kahlaische Straße 1 | 07745 Jena (1. Etage) Tel.: +49 3641 94-7020 | Fax: +49 3641 94-7022 | www2.uni-jena.de/Patente

Die Patentinformationsstelle ist nicht mit dem DPMA zu verwechseln. Sie unterstützt Inno - vationsvorhaben durch Patent- und Markenrecherchen, Konkurrenzanalysen, Marktanalysen sowie Literaturrecherchen aus Wissenschaft und Technik. Zudem werden jeden ersten Mitt - woch im Monat (16-18 Uhr) mit telefonischer Voranmeldung Erfinderberatungen in Koope - ration mit der Patentanwaltskammer angeboten.

z Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (HABM) Office for Harmonization in the Internal Market (OHIM)

Avenida de Europa, 4 | E-03008 Alicante, Spanien Tel.: + 34 965 139-100 | Fax: + 34 965 131-344 | http://oami.europa.eu

Aufgabe des HABM ist es, Gemeinschaftsmarken und Gemeinschaftsgeschmacksmuster ein - zutragen. Diese gewähren ihrem Inhaber ein in sämtlichen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ein einheitlich geltendes Schutzrecht.

z Europäisches Patentamt (EPA) European Patent Office (EPO), Office européen des brevets (OEB)

Erhardtstraße 27 | 80331 München | Tel.: +49 89 23 99-0 | www.epo.org/index_de.html (weitere Dienststellen: Den Haag, Berlin, Wien, Brüssel)

Das Europäische Patentamt (EPA) bietet Einzelerfindern und Unternehmen ein einheitliches Anmeldeverfahren, über das sie in bis zu 38 europäischen Staaten Patentschutz erlangen kön - nen (sog. Europäisches Patent nach dem EPÜ). Das Amt ist das Exekutivorgan der Europäi - schen Patentorganisation. Amtssprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch. Das vom EPA erteilte Patent gilt jedoch nicht einheitlich für alle Vertragsstaaten des Europäi -

72 schen Patentübereinkommens. Nach der Erteilung zerfällt das Europäische Patent in einzelne nationale Schutzrechte. Sie können wählen, in welchen Staaten des EPÜ Ihr Europäisches Pa - tent gelten soll.

z World lntellectual Property Organization (WIPO) Weltorganisation für geistiges Eigentum, Organisation Mondiale de la Propiété Intellectuelle (OMPI)

34, Chemin des Colombettes | CH-1211 Genf 20, Schweiz TeI.: + 41 22 338 91 11 | Fax: + 41 22 733 54 28 | www.wipo.int

WIPO ist eine 1970 gegründete Spezialorganisation der Vereinten Nationen, die sich für die individuelle Wahrung des geistigen Eigentums einsetzt. WIPO gehören derzeit 186 Mitglieds - staaten (also fast alle UN-Mitglieder) an. Die Organisation verwaltet als Dachorganisation im Moment 26 internationale Verträge zum Thema Schutzrechte.

WIPO ist zuständige Stelle für die Anmeldung des internationalen Patents mit Geltung für derzeit 148 PCT-Vertragsstaaten, die Registrierung der IR-Marke für insgesamt 92 Vertrags - staaten sowie für die Anmeldung internationaler Designs (Geschmacksmuster) nach dem Haa - ger Abkommen für 60 Mitgliedsstaaten.

z Bundessortenamt (BSA)

Osterfelddamm 80 | 30627 Hannover Tel.: +49 511 9566-50 | Fax: +49 511 9566-9600 | www.bundessortenamt.de

Das Bundessortenamt ist eine dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Ver - braucherschutz nachgeordnete Bundesoberbehörde, die für die Zulassung von Pflanzensor - ten und die Erteilung von Sortenschutz für Deutschland zuständig ist.

73 Anlaufstellen und Ansprechpartner

z Gemeinschaftliches Sortenamt (CPVO), Community Plant Variety Office

3, bd. Maréchal Foch B.P. 10121 Angers Cedex 02 | 49101, Frankreich Tel.: +33 24 125-6400 | Fax.: +33 24 125-6410 | www.cpvo.fr

Das Gemeinschaftliche Sortenamt ist eine Agentur der Europäischen Union und verwaltet ein Sortenschutzsystem, insbesondere für Pflanzen, das sich über die 28 Mitgliedsstaaten erstreckt. Das CPVO gewährt gemeinschaftlichen Sortenschutz im EU-Geltungsbereich. Der Antrag auf Sortenschutz kann entweder direkt beim CPVO oder bei einer der nationalen Behörden ein - gereicht werden, die diesen dann an das CPVO weiterleitet.

z Eurasian Patent Office (EAPO) Eurasisches Patentamt

M. Cherkassky per. 2 | Moskau, 109012, Russland Tel.: +7 (495) 411-6150 | Fax: +7 (495) 621-2423 | E-Mail: [email protected] www.eapo.org

EAPO ist zuständig für die Anmeldung eurasischer Patente für den Geltungsbereich der neun Vertragsstaaten (Armenien, Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, Russische Föderation, Tad - schikistan, Turkmenistan, Weißrussland).

74 Inhalt

5.2 Zollbehörden z Bundesfinanzdirektion Südost, Zentralstelle Gewerblicher Rechtsschutz (ZGR)

Sophienstraße 6 | 80333 München Tel.: +49 89 5995-2313 oder +49 89 5995-2315 oder +49 89 5995-2343 oder +49 89 5995-2349 Fax: +49 89 5995-2317 E-Mail: [email protected] | www.ipr.zoll.de

Online-Antragstellung: https://www.zgr-online.zoll.de/zgr

Die Zentralstelle Gewerblicher Rechtsschutz ist Ansprechpartnerin für Maßnahmen gegen Marken- und Produktpiraterie sowie für die Antragstellung auf Grenzbeschlagnahme.

Seit Mai 2009 setzt die deutsche Zollverwaltung für den Gewerblichen Rechtsschutz ein IT-Ver - fahren ein: ZGR-online steht für Zentrales Datenbanksystem zum Schutz Geistiger Eigentums - Rechte online. Es handelt sich um ein umfassendes Datenverarbeitungssystem, über das Anträge auf Tätigwerden der Zollbehörden gestellt, bearbeitet und an die Zollstellen verteilt werden.

Der Antrag auf Grenzbeschlagnahme kann nach Registrierung auf ZGR-online elektronisch gestellt werden unter → https://www.zgr-online.zoll.de/zgr. Die Antragstellung ist kostenfrei.

Auf der Website → www.ipr.zoll.de finden Sie neben zahlreichen Informationen zu Schutz - rechten, Antragsverfahren, Statistiken und Rechtstexten zudem entsprechende Kontaktstel - len, wenn Sie einen Antrag auf Tätigwerden der Zollbehörden in einem anderen EU-Mitglied - staat stellen wollen.

z Hauptzollamt Erfurt

Melchior-Bauer-Straße 5 | 99092 Erfurt Postfach 90 04 06 | 99107 Erfurt Tel.: +49 361 77750-0 | Fax: +49 361 77750-401

75 Anlaufstellen und Ansprechpartner

Das Hauptzollamt Erfurt ist zuständig für Thüringen und Teile Sachsens. Örtliche Dienststellen der Zollämter (ZA) in Thüringen sind: z Kontrolleinheit Flughafen Erfurt z ZA Am Flughafen Erfurt z ZA Eisenach z ZA Gera z ZA Jena z ZA Nordhausen z ZA Suhl

5.3 Organisationen z Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V. (APM)

Breite Straße 29 | 10178 Berlin Tel.: + 49 30 203 0827-19 | Fax: + 49 30 203 0827-18 www.markenpiraterie-apm.de

APM setzt sich seit 1997 als branchenübergreifender Verein für den Schutz geistigen Eigen - tums ein. APM ist eine gemeinsame Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammer - tags (DIHK), des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und des Markenverbandes. Im APM engagieren sich etwa 70 namhafte Unternehmen aus verschiedenen Branchen (da- runter Audi AG, BMW AG, DaimlerChrysler AG, Microsoft GmbH, Robert Bosch GmbH, Sche - ring AG, Sennheiser electronic GmbH & Co. KG, Siemens AG u.a.) für ein Umfeld, in dem sich erfinderische Tätigkeit entfalten und auf effektiven Schutz gebaut werden kann.

Der Verein bündelt dabei u.a. die Kräfte im Kampf gegen Produkt- und Markenpiraterie auch gegenüber der Politik, fördert gemeinsame Aktionen, so dass die Kosten für die Mitgliedsun - ternehmen überschaubar sind, informiert über Chancen und Risiken der Rechtsverfolgung in den verschiedenen Ländern und unterstützt Ermittlungen gegen Produkt- und Markenpira - ten mittels Detekteien. Zudem können betroffene Unternehmen dem APM mittels eines On - line-Formulars den Fall melden. APM behandelt die Informationen vertraulich und verfolgt die Fälle für seine Mitglieder.

76 Inhalt

z Aktion Plagiarius e.V.

Nersinger Straße 18 | 89275 Elchingen Tel.: +49 7308 922-422 | Fax: +49 7308 922-423 E-Mail: [email protected] | www.plagiarius.de

Die Aktion Plagiarius e.V. verleiht jedes Jahr den sog. Plagiarius, einen schwarzen Zwerg mit goldener Nase, an die dreistesten Plagiatoren weltweit. Der Negativpreis verfolgt Plagiato - ren mit dem Ziel, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für das Problem der Marken- und Pro - duktpiraterie zu sensibilisieren und Plagiatoren öffentlich anzuprangern.

Eine umfangreiche Sammlung von Originalen und Plagiaten sowie aussagekräftigen Fotos brin - gen Interessierten in Wanderausstellungen sowie auf den Internetseiten des Vereins die Band - breite der Nachahmungen und das Ausmaß des Problems näher. Dies kann z.B. als Eye-Cat - cher auf dem Messestand oder zur Aufklärung der Mitarbeiter, des Vertriebs oder der Kunden eingesetzt werden. Die Aktion Plagiarius bietet zudem Vorträge an.

z Museum Plagiarius in Solingen

Bahnhofstraße 11 | 42651 Solingen Tel.: +49 212 22 10-731 | www.plagiarius.de

Das Museum Plagiarius präsentiert die Sammlung der Plagiarius-Preisträger von 1977 bis heute. Die Ausstellung umfasst mittlerweile mehr als 350 Produkte verschiedenster Branchen und zeigt jeweils Original und Plagiat im direkten Vergleich. Die hohe Anzahl der Praxis-Bei - spiele verdeutlicht anschaulich Ausmaß, Schäden und Gefahren von Plagiaten.

z ICC Deutschland e.V. Internationale Handelskammer

Wilhelmstraße 43G | 10117 Berlin Tel.: +49 30 200 73 63-00 | Fax: +49 30 200 73 63-69 E-Mail: [email protected] | www.original-ist-genial.de

77 Anlaufstellen und Ansprechpartner

Mit ihrer Initiative BASCAP (Business Action to Stop Counterfeiting and Piracy) verfolgt die Internationale Handelskammer das Ziel, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Gefahren der Marken- und Produktpiraterie zu schärfen. Eingebettet in die internationale Arbeit schafft die deutsche Vertretung der Internationalen Handelskammer (ICC) zusammen mit den Mit - gliedsverbänden Markenverband, BDI und DIHK eine digitale Plattform für Deutschland. Das Internetportal soll Interessierten die Möglichkeit bieten, bereits bestehende Unternehmens- und Verbandsaktivitäten auf diesem Gebiet online abzufragen.

z Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) VDMA Arbeitsgemeinschaft Produkt- und Know-how-Schutz

Lyoner Straße 18 | 60528 Frankfurt am Main

Ansprechpartner: Steffen Zimmermann Tel.: +49 69 6603-1978 E-Mail: [email protected] www.protect-ing.de www.vdma.de

Der VDMA unterstützt seine Mitglieder im Kampf gegen Produktpiraterie in verschiedenen Bereichen: z Die Rechtsabteilung berät und informiert bei juristischen Fragestellungen. Auf ausgewähl - ten Messen stellt der VMDA einen Anwaltsnotdienst zur Verfügung, der direkt auf der Messe aktiv werden kann. Kontakt hier: RA Marc Wiesner, Tel.: +49 69 6603-1359, E-Mail: [email protected]. z Zu technologischen Schutzmaßnahmen unterstützt die VDMA Arbeitsgemeinschaft Pro - dukt- und Know-how-Schutz. Diese ist Ansprechpartnerin für betroffene Unternehmen bzgl. vorhandener Technologien und ihrer Anbieter (branchenunabhängig). z Über die Büros in Berlin und Brüssel übt der VDMA Druck in Richtung Bundesregierung und EU aus, entschlossener gegen Produktpiraterie vorzugehen. z Jährliche Anwender-/Anbietertage im VDMA, ein Gemeinschaftsstand „Produktschutz“ und Infotage auf der Messe Hannover bieten aktuelle Infos.

78 Inhalt

z ConImit (Contra Imitatio) Transferplattform für präventiven Produktschutz

SPP GmbH Lindberghring 1 | 33142 Büren Tel.: +49 2955 743-560 | www.conimit.de

ConImit ist eine Innovations- und Kommunikationsplattform mit dem Ziel, betroffenen und interessierten Unternehmen als Anlaufstelle zu dienen, über die Möglichkeiten und Grenzen des präventiven Produktschutzes zu informieren, die Forschungsergebnisse der Verbundpro - jekte in der Industrie zu verankern sowie Anbieter und Nachfrager von Schutzmaßnahmen zusammenzubringen.

Die Plattform liefert Informationen, fördert Netzwerke und stellt Werkzeuge bereit. Eine um - fassende Sammlung an Literatur sowie ein Maßnahmenkatalog (dort keine Registrierung nötig) hilft den Unternehmen, selbstständig aktiv zu werden. Nach kostenfreier Registrierung kann auch auf die Partner- und Expertendatenbank zurückgegriffen werden. Zudem besteht die Möglichkeit einer Online-Bedarfsanalyse hinsichtlich zu ergreifender Schutzmaßnahmen.

z Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie e.V. (ASER) Wuppertal www.produktpiraterie.org

Online-Plattform für Produkt- und Markenschutz sowie Geräte- und Produktsicherheit mit umfangreichen Linksammlungen zu Datenbanken und Institutionen zum Thema Marken- und Produktschutz (z.T. nicht ganz aktuell). Das Institut bietet dort u.a. eine Datenbank, die eine Recherche nach innovativen Schutztechnologien erlaubt.

z European IPR Helpdesk c/o infeurope S.A. 62, rue Charles Martel L-2134, Luxembourg Tel.: +352 25 2233-333 | Fax: +352 25 2233-334 E-Mail: [email protected] | www.iprhelpdesk.eu

79 Anlaufstellen und Ansprechpartner

Die offizielle Serviceinitiative der Europäischen Kommission, der European Intellectual Pro - perty Rights (IPR) Helpdesk, bietet kostenfreie, professionelle Beratung, Informationen und Schulungen rund um das Thema geistiges Eigentum und Schutzrechte an. Der Service rich - tet sich an Forscher sowie in Europa ansässige kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die an EU-geförderten Forschungsprojekten teilnehmen, sowie solche, die in interna - tionale Technologietransferprozesse involviert sind.

Der Helpline-Service berät bei individuellen Fragen zu geistigen Eigentumsrechten und stellt innerhalb von drei Arbeitstagen eine schriftliche Antwort zur Verfügung. Außerdem gibt die Helpline eine erste Einschätzung und Bewertung von Passagen in Bezug auf geistiges Eigen - tum in Verträgen und Abkommen wie Lizenzvereinbarungen, Vertriebsverträgen, Verträgen zu Miteigentümerschaft und Konsortialverträgen. Die Helpline behandelt Ihre Daten dabei ver - traulich. Ferner sind Publikationen und Infomaterial in einer Online-Bibliothek auf der Help - desk-Website zu finden.

z China IPR SME Helpdesk Peking und 7 weitere Vertretungen in China

Tel.: +86 (10) 8527 69-22 | Fax: +86 (10) 8527 69-23 E-Mail: [email protected] | www.china-iprhelpdesk.eu

Der von der EU geförderte China IPR SME Helpdesk bietet als KMU-Beratungsstelle zu gei - stigen Eigentumsfragen kostenfreie praxisnahe Hilfe für kleine und mittelgroße Unterneh - men, die geschäftlich in China auftreten. Ziel ist es, geistige Eigentumsrechte der Unterneh - men in China zu schützen und durchzusetzen.

Dies beinhaltet kostenlose, direkte und vertrauliche Beratung zu geistigen Eigentumsrechten. Außerdem werden auf KMU-Bedürfnisse zugeschnittene Schulungen in China und Europa ange - boten. Darüber hinaus werden branchenspezifische Informationsmaterialien (Branchen: Keramik, Textilien, Cleantech, Kreativ, medizinische Geräte) sowie eine umfangreiche Sammlung zu Veröf - fentlichungen zum Thema geistige Eigentumsrechte in China online kostenlos bereit gestellt. Auf dem mehrsprachigen Online-Portal gibt es zudem E-learning-Angebote und sog. Webinare.

80 Inhalt

z ASEAN IPR SME Helpdesk

Wisma Metropolitan I, 13th Fl. Jl. Jend. Sudirman Kav.29-31 Jakarta 12920, Indonesien Tel.: +62 21 571-1810 | Fax: +62 21 571-2508 E-Mail: [email protected] | www.asean-iprhelpdesk.eu

Dem erfolgreichen Beispiel des China IPR SME Helpdesk folgend, hat die EU im Mai 2013 ein weiteres Informationsangebot für die ASEAN-Region gestartet (u.a. Kambodscha, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Thailand, Vietnam).

Der ASEAN IPR SME Helpdesk soll kleinen und mittelständischen Unternehmen Hinweise zum Schutz der geistigen Eigentumsrechte in diesen Ländern geben. Das Projekt ist angesichts des steigenden Engagements deutscher Unternehmen in dieser Region sehr zu begrüßen.

z Deutsche Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR)

Konrad-Adenauer-Ufer 11 RheinAtrium | 50668 Köln Tel.: +49 221-650 65-151 | Fax: +49 221-650 65-205 E-Mail: [email protected] | www.grur.org

Zu den 5.000 GRUR-Mitgliedern gehören Patent- und Rechtsanwälte, Richter und Wissen - schaftler, ebenso wie Unternehmen, Unternehmensverbände und deren Mitarbeiter und Ver - treter. Auch Angehörige nationaler und europäischer Marken- und Patentbehörden zählen dazu. Ziel der Vereinigung ist die wissenschaftliche Fortbildung und der Ausbau des gewerb - lichen Rechtsschutzes und des Urheberrechts auf der Ebene des deutschen, europäischen und internationalen Rechts.

GRUR widmet sich auf zahlreichen Fachveranstaltungen und in wissenschaftlichen Veröffent - lichungen und Stellungnahmen aktuellen Fragen des gewerblichen Rechtsschutzes und des Urheberrechts und bietet so ein Forum für den Austausch von Fachleuten. Die Vereinigung gibt die Fachzeitschriften GRUR, GRUR Int., GRUR-RR und GRUR-Prax heraus.

81 Anlaufstellen und Ansprechpartner

5.4 Patent- und Rechtsanwälte z Rechtsanwaltskammer Thüringen

Bahnhofstraße 46 | 99084 Erfurt Tel.: 0361 654 88-0 | Fax. 0361 654 88-20 E-Mail: [email protected] www.rechtsanwaltskammer-thueringen.de

Im Rechtsanwaltsregister der Rechtsanwaltskammer Thüringen sind alle der etwa 2.000 zu - gelassenen Rechtsanwälte und Fachanwälte in Thüringen direkt abrufbar. Den Link finden Sie unter → www.rechtsanwaltskammer-thueringen.de/Rechtsanwaltsregister.

z Bundesrechtsanwaltskammer (BRAK)

Littenstraße 9 | 10179 Berlin Tel.: 030 28 49 39-0 | Fax: 030 28 49 39-11 | www.brak.de

Unter → www.rechtsanwaltsregister.org steht das elektronische bundesweite amtliche An - waltsverzeichnis der BRAK mit Kontaktdaten aller ca. 150.000 in Deutschland zugelassenen Rechtsanwälte sowie weiteren Informationen zur Verfügung.

z Patentanwaltskammer

Tal 29 | 80331 München Tel.: 089 24 22 78-0 | Fax: 089 24 2278-24 E-Mail: [email protected] www.patentanwaltskammer.de

Die Patentanwaltskammer hat ein elektronisches Verzeichnis aller in Deutschland zugelasse - nen Patentanwältinnen und Patentanwälte eingerichtet. Die Suche kann auch nach Orten er - folgen. Das Verzeichnis wird tagesaktuell geführt und ist abrufbar unter → www.patentan - waltsregister.com.

82 Inhalt

Zusammen mit der Wirtschaft bietet die Patentanwaltskammer regelmäßig kostenfreie Er - finderberatungen an. In Thüringen finden diese in Ilmenau (PATON) sowie in Jena (Patentin - formationsstelle Friedrich-Schiller-Universität) statt. Details siehe dort.

z Thüringer Anwaltsverband e.V.

Jonny-Schehr-Straße 1 | 99085 Erfurt Tel.: 0361 659 28-26 | Fax: 0361 659 28-33

Eine Anwaltssuche des Thüringer Anwaltsverbandes, dem ca. 850 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte in Thüringen angehören, ist online möglich unter → www.anwaltsverband- thueringen.org/anwaltsuche.

z Bundesverband Deutscher Patentanwälte e.V.

Sitz Köln, Geschäftsstelle Berlin Kurfürstendamm 53 | 10707 Berlin Tel.: 030 88 92 27-90 | Fax: 030 88 92 27-92

Mitgliedersuche der Patentanwälte in Deutschland online unter → www.bundesverband-patentanwaelte.de.

z Deutscher Anwaltsverein (DAV) e.V.

Littenstraße 11 | 10179 Berlin Tel.: 030 726152-0 | Fax: 030 726152-190 E-Mail: [email protected] | www.anwaltverein.de

Der DAV bietet einen Anwaltsuchdienst in der Datenbank der „Deutschen Anwaltauskunft“ im Internet unter → www.anwaltauskunft.de oder per Telefon unter 01805-181805 (Fest - netzpreis 14 ct/min; Mobilfunkpreise max. 42 ct/min). Über die örtlichen Anwaltvereine sind dem DAV rund 67.000 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte angeschlossen.

83 Anlaufstellen und Ansprechpartner

5.5 Kammernetz aus IHKs, DIHK und AHKs

5.5.1 IHK Erfurt: Erste Adresse für Fragen zum Auslandsgeschäft

Unsere Mitarbeiter informieren und beraten Sie in allen Phasen Ihres Auslandsengagements – ob es sich um die Teilnahme an Messen, die Handels- und Kooperationspartnersuche im Ausland, den internationalen Handelsverkehr oder um die Durchführung von Auslandsinves- titionen und Projekten handelt. Die Kompetenzen werden dabei mit fachkundigen Partnern in Thüringen, Deutschland und der ganzen Welt gebündelt.

z Erfinderberatungen Die IHK Erfurt bietet in Zusammenarbeit mit den örtlichen Patentanwälten regelmäßig Erfin - derberatungen an. Erfolgreiche „Tüftler“ werden dort von Fachleuten über die Möglichkeiten des gewerblichen Rechtsschutzes, das Anmeldeverfahren beim Deutschen Patent- und Mar - kenamt (DPMA) und die Nutzungsrechte aus den gewerblichen Schutzrechten informiert. Eine Anmeldung für solche Beratungen ist erforderlich. z Prüfung der Verkehrsdurchsetzung von Marken In das Eintragungsverfahren von Marken beim Deutschen Patent- und Markenamt ist die IHK dann unmittelbar eingebunden, wenn die Eintragung der Marke von ihrer Verkehrsdurchset - zung abhängig ist. Die IHK ermittelt dann auf Anforderung des DPMA, ob die Marke in den beteiligten Verkehrskreisen (Wettbewerber, Zulieferer und Abnehmer) bekannt ist.

Unsere Leistungen im Überblick:

Außenwirtschaftsberatung z Informationen über Auslandsmärkte, z Anbahnung von Kontakten zu neuen Geschäftspartnern (AHK-/EEN-Netzwerk, Messen, Kooperationsbörsen, Unternehmerreisen), z Beratung und Training zum Zoll- und Außenwirtschaftsrecht, z Bescheinigungsdienst.

84 Inhalt

Ansprechpartner: Mark Bremer | IHK Erfurt | Abteilung International | Innovation und Umwelt Tel.: +49 361 3484-200 | Fax: +49 361 3485-978 E-Mail: [email protected] | www.erfurt.ihk.de

Erfinderberatung Eine kostenfreie Beratung zu Schutzrechten findet einmal im Monat in Kooperation mit Pa - tentanwälten statt. Für den Fall eines weitergehenden Termins gilt die Kostenvereinbarung zwischen Ihnen und Anwalt.

Identitätsrecherche Wir bieten zudem eine bundes- und europaweite Registerrecherche und Beratung bzgl. Fir - mennamen, Domainnamen und Wortmarken an (kostenpflichtig, ca. 60 Euro).

Ansprechpartner: Jens Wessely | IHK Erfurt | Abteilung Standortpolitik | Recht und Steuern Tel.: +49 361 3484-192 | Fax: +49 361 3485-972 E-Mail: [email protected] | www.erfurt.ihk.de

EU-Beratung Enterprise Europe Network (EEN) Thüringen EEN ist das weltweit größte Beratungsnetzwerk für Unternehmen und Institutionen mit rund 600 Partnereinrichtungen in 53 Ländern. Es bietet Informationen und Serviceleistungen zur Unterstützung grenzüberschreitender Aktivitäten von Akteuren aus Wirtschaft und Wissen - schaft und berät zu EU-Förderprogrammen im Bereich Forschung, Technologie und Innova - tion. In Thüringen stehen Ihnen die IHK Erfurt sowie die Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT) als Ansprechpartner zur Seite.

Ansprechpartner: Wilbert Somers (IHK) | Tel.: +49 361 3484-400 | Fax: +49 361 3485-9400 E-Mail: [email protected] Beatrix Scheel (STIFT) | Tel.: +49 361 78923-57 | Fax: +49 361 78923-44 E-Mail: [email protected] www.een-thueringen.eu

85 Anlaufstellen und Ansprechpartner

Beratung zum Einstieg in neue Märkte Der an die IHK Erfurt im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenar - beit und Entwicklung (BMZ) entsandte EZ-Scout berät Thüringer Unternehmen zu Förderin - strumenten und Kooperationsangeboten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, die einen erfolgreichen Markteintritt in Entwicklungs- und Schwellenländern erleichtern können.

Ansprechpartner: Mario Ledic | Tel.: +49 361 3484-390 | Fax: +49 361 3485-9390 E-Mail: [email protected]

Folgende IHKs haben einen China-Schwerpunkt: z Industrie- und Handelskammer für die Pfalz China-Ansprechpartner: Sebastian Scharf Ludwigsplatz 2-4 | 67059 Ludwigshafen Tel.: +49 621 5904-1920 | Fax: +49 621 5904-1904 E-Mail: [email protected] z Industrie- und Handelskammer zu Köln China-Ansprechpartnerin: Gudrun Grosse Unter Sachsenhausen 10-26 | 50606 Köln Tel.: +49 221 1640-561 | Fax: +49 221 1640-559 E-Mail: [email protected]

5.5.2 Deutscher Industrie- und Handelskammertag

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag e.V. (DIHK) in Berlin und Brüssel übernimmt als Dachorganisation im Auftrag und in Abstimmung mit den 80 IHKs die Interessenvertre - tung der gewerblichen deutschen Wirtschaft gegenüber den Entscheidern der Bundespolitik und der europäischen Institutionen. Dabei bündelt er Wissen und Erfahrungswerte aus dem gesamten Kammernetz und kooperiert mit den IHKs auf allen Arbeitsebenen. Weitere Infor - mationen finden Sie unter www.dihk.de. →

Der DIHK ist auch im Bereich Marken- und Produktschutz rechtspolitisch tätig und in die deut -

86 Inhalt

schen und europäischen Gesetzgebungsverfahren zum gewerblichen Rechtsschutz eingebun - den. Dabei wird er über die laufenden Verfahren bei internationalen Organisationen und Än - derungen völkerrechtlicher Verträge informiert und leitet dies den IHKs entsprechend zu.

Ansprechpartnerin im DIHK (zu Marken- und Produktpiraterie): RAin Doris Möller Referatsleiterin Recht des Geistigen Eigentums, Recht in der digitalen Gesellschaft DIHK | Breite Straße 29 | 10178 Berlin Tel.: +49 30 20308-2704, Fax: +49 30 20308-2777 E-Mail: [email protected] | www.dihk.de

Zusätzlich ist RAin Möller: Geschäftsführender Vorstand des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie e. V. (APM) Tel.: +49 30 20308-2719 | Fax: +49 30 20308-2718 E-Mail: [email protected] | www.markenpiraterie-apm.de

Länderreferat beim DIHK: Region Asien-Pazifik Ansprechpartner: Benjamin Leipold Tel.: +49 30 20308-2316 | Fax: +49 30 20308-2333 E-Mail: [email protected]

5.5.3 AHK-Netzwerk

Auslandshandelskammern (AHKs) gibt es in mehr als 80 Ländern mit über 120 Standorten weltweit. Sie sind vor Ort in allen Ländern, die für die deutsche Wirtschaft von besonderem Interesse sind. Zusammen mit den deutschen Botschaften und Konsulaten vertreten sie offi - ziell die Interessen der deutschen Wirtschaft gegenüber der Politik und Verwaltung im jewei - ligen Gastland. AHKs unterstützen insbesondere auch die Marktinteressen deutscher Unter - nehmen im Gastland. Gleichzeitig sind sie Dienstleister für einheimische Unternehmen, die sich im bilateralen Wirtschaftsverkehr engagieren.

Unter der Servicemarke DEinternational bieten die AHKs deutschen Unternehmen weltweit qualitativ hochwertige, in der Regel kostenpflichtige Dienstleistungen an, um sie effektiv bei

87 Anlaufstellen und Ansprechpartner

ih rem Markteintritt oder ihrer Marktexpansion zu unterstützen. Das Dienstleistungsange - bot reicht von Marktinformationen bis hin zur individualisierten Markteinstiegsberatung und der Erarbeitung entsprechender Strategien. Weitere Informationen finden Sie unter http://ahk.de und www.deinternational.de. → →

Das Dienstleistungsangebot der AHKs umfasst: z Geschäftspartnervermittlung z Kontaktrecherchen z Virtuelles Büro z Marktrecherchen z Rechtsauskünfte z Auskünfte zum Steuerrecht z Fiskalvertretungen z Zollauskünfte z Inkasso/Schlichtungen z Umsatzsteuerrückerstattung z Firmengründungen z Personaldienstleistungen z Messedienstleistungen

Die AHK Greater China ( www.china.ahk.de) ist die offizielle Delegation der deutschen Wirt - → schaft in China, Hong Kong und Taiwan. Etwa 2.500 deutsche Unternehmen sind Mitglied der AHK Greater China. Über DEinternational bietet sie Dienstleistungen für deutsche Unter - nehmen in China zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit an. Die Büros in Pe - king, Shanghai, Guangzhou, Hong Kong und Taipei unterstützen deutsche Unternehmen beim Markteintritt, der Suche nach Geschäftspartnern, Aus- und Fortbildung sowie Geschäftsver - anstaltungen in Greater China. z Ansprechpartner in China (zum Thema Produkt- und Markenpiraterie) für:

North China: Frau ZHANG Yichi | Tel.: +86 10 6539-6626, E-Mail: [email protected] AHK in Peking, Landmark Tower 2, Unit 0811, 8 North Dongsanhuan Road, Chaoyang District, 100004 Beijing

88 Inhalt

East China: Frau Dr. SUN Jing, Tel.: +86 21 5081 2266-1629, E-Mail: [email protected] AHK in Shanghai, 29/F Pos Plaza, 1600 Century Avenue, Pudong, 200122, Shanghai

South & Southwest China: Herr Peter Helis, Tel.: +86 20 8755 2353-212, E-Mail: [email protected] AHK in Guangzhou, Room 2915 Metro Plaza, 183 Tian He, North Road, 510075 Guangzhou

Hong Kong: Herr Wolfgang Ehmann, Tel.: +852 2526-5481, E-Mail: [email protected] AHK in Hong Kong, 3601 Tower One, Lippo Centre, 89 Queensway, Admiralty Hong Kong

Taiwan: Frau Kelly Peng, Tel.: +886 2 8758-5822, E-Mail: [email protected] AHK in Taiwan, International Trade Bldg., 19F-9, No. 333, Keelung Rd., Sec. 1, Taipei 11012, Taiwan

Deutschlandbüro der AHK Greater China: Ansprechpartnerin: Sabine Dietlmeier Bismarckstr. 45, 76133 Tel.: +49 721 1614-284, Fax: +49 721 2039-905 E-Mail: [email protected] | www.china.ahk.de

89 Auf einen Blick

6.1 Schutzmaßnahmen ganz konkret

90 Inhalt

6.2 Checkliste: Prävention als bester Piraterieschutz

Bestandsaufnahme schützenswerten Eigentums und wertvollen □ Know-hows im Unternehmen

Produkt- und Markenschutzstrategie im Unternehmen entwickeln, inkl. Einrichten eines □ abteilungsübergreifenden Schutz-Managements

Sichere und sichernde IT verwenden □

Schutzrechte anmelden und pflegen □

Gute Aktenführung hinsichtlich der eigenen Schutzrechtsdokumente □

Produkte mit fälschungssicheren Kennzeichen versehen □

Kopiersichere Prozesse entwickeln und kontrollieren □

Regelmäßiges Überwachen des Marktes (Messebesuche, Internet, vor Ort) □

Vorsichtsmaßnahmen auf Messen ergreifen (z.B. Fotoverbot) □

Mitarbeiter und Kunden sensibilisieren □

Guten Kontakt zu Zulieferern und Händlern halten □

Lieferkette kontrollieren □

Sichere Entsorgung gewährleisten □

Tipp: Veranlassen Sie so früh wie möglich die Anmeldung und Eintragung eines Schutzrech - tes für Ihr Produkt. Dies bringt Sie bei Zoll und Gericht in eine deutlich bessere Position.

91 Auf einen Blick

6.3 Checkliste: Wenn der Plagiatsfall bereits eingetreten ist

Sämtliche Beweismittel zusammentragen (Wer? Wann? Was? Wo? Wie?) □ Eigene Schutzrechtsdokumente parat halten □ Melden des Plagiatsfalles bei Polizei und ggf. Zollamt □ Identifikationsmerkmale der Originalware an den Zoll übermitteln zur leichteren Ermitt- □ lung von Plagiatware

Antrag auf Grenzbeschlagnahme beim Zollamt stellen und Vernichtung der Ware veran- □ lassen

Einschalten eines spezialisierten Rechtsanwaltes bzw. eines Patentanwaltes □ (Anwaltssuche u.a. über Rechtsanwaltskammer Thüringen, Patentanwaltskammer, Thürin- ger Anwaltsverband)

Produktpiraten bzw. Händler direkt kontaktieren und Unterlassung durch Abmahnung ver- □ anlassen, ggf. strafbewährte Unterlassungserklärung unterschreiben lassen

Konsequentes Wahrnehmen der eigenen Schutzrechte gerichtlich und außergerichtlich, d.h. □ Unterlassungsklagen vor Gericht, Forderung von Schadensersatz und Lizenzzahlungen

Strafanzeige bei Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten, um ein Strafverfahren mit der □ Folge von Geld- oder Haftstrafe für den Schutzrechtsverletzer zu veranlassen

Ggf. mit Hersteller des Plagiats kooperieren und ihn für seine Zwecke gewinnen □ Kunden und Geschäftspartner aufklären □ Fehleranalyse und Verbesserung präventiver Schutzmaßnahmen und Strategien für die Zu- □ kunft (siehe vorherige Checkliste)

Tipp: Es kann auch zielführend sein, mit dem Fall an die Öffentlichkeit zu gehen. Der Um - stand, plagiiert worden zu sein, führt nicht zwingend zu Rufschädigung; eher spricht es für Ihre Produkte. Auf kurze und lange Sicht gesehen können dadurch sämtliche Akteure wie Kun - den, Politik, Behörden und Unternehmenspartner gut sensibilisiert und die eigene Marke stär - ker etabliert werden.

92 Inhalt

6.4 Checkliste: Chinageschäft (z.T. auf andere Länder übertragbar)

Bestandsaufnahme schützenswerten Eigentums und wertvollen Know-hows im Unternehmen □ Sicherstellen rechtlichen Schutzes in China vor Messeausstellung/Markteinführung/Pro- □ duktionsbeginn in China!

Registrieren der jeweiligen Handelsmarke vor Marktaktivitäten! □ Ggf. Entwickeln eines entsprechenden, marktgenauen chinesischen Produktnamens □ Verständnis für kulturelle Unterschiede entwickeln □ Background-Check über die Identität des chinesischen Geschäftspartners □ (z.B. Ist das Unternehmen offiziell und gesetzmäßig registriert?)

Geheimhaltungs- und Vertraulichkeitsvereinbarungen mit dem Geschäftspartner und den □ Mitarbeitern treffen mithilfe eines chinesischen Vertrauensrechtsanwaltes

Sicherung und Kontrolle des Technologietransfers, Kern-Know-how für sich behalten □ Auf Messen: Fotografieren untersagen, Besucher im Blick halten □ Schutzstrategie im Unternehmen etablieren □ Verfahren bei Überschussproduktion festlegen □ Regelmäßige Sicherungskontrollen durchführen und Prozesse überwachen □ Zulieferer und Lizenznehmer regelmäßig kontrollieren und schnell reagieren bei Verstößen □ Verstöße genau dokumentieren, Produktfälscher identifizieren, Sammeln von Beweismit- □ teln vor Ergreifen behördlicher Schritte

Hinzuziehen chinesischer Behörden und ggf. Einleiten rechtlicher Schritte □ Einschalten des chinesischen Zolls □ EU-Grenzbeschlagnahme veranlassen □ Ggf. Kräfte mit anderen Unternehmen desselben Industriezweiges bündeln, um gemein- □ sam gegen Produktpiraten vorzugehen

93 Auf einen Blick

Tipp: Nutzen Sie aktiv das chinesische Schutzrechtssystem, noch vor Markteintritt. D.h. chi - nesisches Patent anmelden, zentralisiertes Markenregistrierungssystem nutzen, freiwillige Re - gistrierung des Urheberrechts, Veranlassen verwaltungsrechtlicher Sanktionen und/oder strafrechtlicher Verfolgung.

Denn „Schutzrechte sind sicher nicht alles, aber ohne Schutzrechte ist (fast) alles nichts“ (AHK Greater China).

Weitere Details zu den einzelnen Schritten: www.china-iprhelpdesk.eu/de/erste-schritte/finding-your-way-around-ipr → http://china.ahk.de/market-info/legal-advice/intellectual-property-rights →

94 IFnahzailt t

reativität, Qualität und Sicherheit haben ihren Preis, schließlich ist es im Entwicklungs - prozess von der ersten Idee bis zum marktreifen Endprodukt oftmals ein langwieriger Kund kostenintensiver Weg. Kreative Leistungen – ob im Design oder in der Technik – verdienen eine faire Entlohnung und brauchen wieder eine stärkere Wertschätzung durch die Gesellschaft. Unternehmerisches Risiko und Mut müssen sich lohnen. Gleichzeitig ist das In - vestieren in Innovation und Entwicklung durch Unternehmen unabdingbar für das Bestehen am Markt.

Erfolgreich sind meist ganzheitliche Ansätze von Unternehmen, die frühzeitig eine eigene Schutzstrategie erstellt haben, ihre eigenen Mitarbeiter einbinden, den Markt beobachten, aktiv gegen Pirateriefälle vorgehen und Öffentlichkeitsarbeit betreiben, um Kunden zu sen - sibilisieren. Die konkreten Maßnahmen richten sich freilich nach den jeweiligen Gegebenhei - ten. Sie können je nach Hersteller, Produkt, Vertriebsweg, Absatzmarkt, Produktpirat etc. un - terschiedlich sein.

Das (gewerbsmäßige) Kopieren eines geschützten Produktes ist kein Kavaliersdelikt, sondern folgenschwere Wirtschaftskriminalität. Auch bei rechtlich ungeschützten Produkten, Kompo - nenten oder Ersatzteilen ist das Verhalten von Produktpiraten zumeist unlauter, verzerrt den Wettbewerb und schädigt die Gesellschaft im Ganzen. Der Schutz fängt mit dem Bewusst - sein hierfür an: Habe ich schützenswerte Produkte? Ist mein Unternehmens-Know-how si - cher vor unberechtigter Abschöpfung? Sind die Fertigungsprozesse sicher vor Spionage? Habe ich Schutzrechte angemeldet? Sind meine Produkte durch Kennzeichen oder IT-Lösungen ge - sichert?

Gerade auch den mittelständischen Unternehmen ist zu empfehlen, aus diesem Bewusstsein heraus ganz aktiv vor allem präventive Schutzmaßnahmen – rechtlich, technisch, organisa - torisch und strategisch – zu ergreifen. Auch wenn Plagiate wahrscheinlich „die aufrichtigs- ten aller Komplimente“ sein mögen, wie es der berühmte Schriftsteller Theodor Fontane for - mulierte; Plagiate ziehen gleichwohl beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden nach sich. Deshalb: Werden Sie aktiv! Ihre IHK unterstützt Sie dabei gerne.

95 Quellenverzeichnis und weiterführende Literaturhinweise

z Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie e.V. (APM), China Know-how: 10 häufig gestellte Fragen, 2007, online abrufbar unter www.markenpiraterie-apm.de. z Aktion Plagiarius e.V., Newsletter und Details zur jährlichen Negativpreisvergabe für die dreistesten Plagiatoren, www.plagiarius.com. z Auslandshandelskammer (AHK) Greater China, detaillierte Informationen zum Produktschutz in China auf den Internetseiten der AHK, http://china.ahk.de/market-info/legal-advice/intellectual-pro - perty-rights. z Auslandshandelskammer (AHK) Greater China, German Business Confidence 2013, Status und Per - spektive deutscher Unternehmen in China, Juli 2013, online abrufbar unter www.china.ahk.de. z Bundesministerium der Finanzen (BMF), Die Bundeszollverwaltung – Jahresstatistik 2012, März 2013, online abrufbar unter www.zoll.de/SharedDocs/Broschueren/Die-Zollverwaltung/jahresstatistik_2012.html. z Bundesnotarkammer (BNotK), Bundesrechtsanwaltskammer, (BRAK), Deutscher Anwaltverein (DAV), Deutscher Industrie- und Handelskammertag e.V. (DIHK), Deutscher Notarverein (DNotV) und Deut - scher Richterbund (DRB), Broschüre Law – Made in , 2012, online abrufbar unter www.law - madeingermany.de. z China IPR SME Helpdesk, Informationsblatt Systeme des geistigen Eigentums: China und Europa im Vergleich, 2012 online abrufbar unter www.china-iprhelpdesk.eu/docs/publications/DE_IP_EU_China_ Comparison_Jan-2012.pdf. z China IPR SME Helpdesk, Leitfaden IP-Strategie für europäische KMU auf Messen in China, 2008, on - line abrufbar unter www.china-iprhelpdesk.eu/docs/publications/DE_Trade_Fairs_ Nov_2008.pdf. z Deutsches Patent- und Markenamt (DPMA), Gebührentabellen u.a., www.dpma.de. z DIHK u.a., Strategies of G8 Industry and Business, Gemeinsames Dokument der Wirtschaftsvertreter der G8, unter Vorsitz des DIHK und BDI, April 2007, online abrufbar unter www.dihk.de. z Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Intellectual Property Protection – Strategien für einen wirksamen Schutz geistigen Eigentums, Studie 2012, online abrufbar unter www.ey.com/ DE/DE/home/library. z Europäische Kommission, EU-Grenzbericht für 2011 (Report on EU customs enforcement of intellec - tual property rights), Bündelung der Erhebungen der EU-Mitgliedstaaten, 2012, online abrufbar unter http://ec.europa.eu/taxation_customs/resources/documents/customs/customs_controls/counterfeit_

96 Inhalt

piracy/statistics/2012_ipr_statistics_en.pdf. z Gausemeier, Jürgen; Glatz, Rainer; Lindemann, Udo, Präventiver Produktschutz – Leitfaden und An - wendungsbeispiele, Carl Hanser Verlag, München, 2012. z Heinz Nixdorf Institut, Universität Paderborn, Innovationen gegen Produktpiraterie – Produktschutz kom - pakt, Vorstellung konkreter Forschungsprojekte im Produkt- und Unternehmensschutz, Projekte geför - dert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), online abrufbar unter www.conimit.de. z ICC Deutschland e.V., Internationale Handelskammer, zahlreiche Informationen und Links online unter www.original-ist-genial.de/produktpiraterie-in-deutschland. z Innovent e.V. Technologieentwicklung Jena, gemeinnützige externe Industrieforschungseinrichtung im Bereich Oberflächentechnologie, Biomaterialien und Magnetische und Optische Systeme, www.in - novent-jena.de. z Möller, Doris, Patente, Marken, Gebrauchs- und Geschmacksmuster – Gewerbliche Schutzrechte nut - zen, DIHK, 2008. z OWC – Verlag für Außenwirtschaft GmbH, ChinaContact – Das Wirtschaftsmagazin für Ihren Geschäft - serfolg in China, Special Thüringen und China, Juni 2013. z OWC – Verlag für Außenwirtschaft GmbH, Deutsche Handelskammer in China, Handbuch Deutsch- Chinesische Mittelstandskooperation, Juli 2013, mit u.a. ausführlichen Informationen zu den aktuel - len Rahmenbedingungen in China. z Pro-Protect, Forschungsprojekt im Maschinen- und Anlagenbau zu Schutzmaßnahmen gegen Pro - duktpiraterie, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, www.pro-protect.de. z Thüringer Landesamt für Statistik, Erfurt, http://statistik.thueringen.de. z Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Leitfaden Produkt- und Know-how-Schutz, 2013, kostenlos beziehbar über den VDMA unter www.protect-ing.de. z Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Studie Produktpiraterie 2012, online ab - rufbar unter http://pks.vdma.org. z Wurzer & Kollegen GmbH, Beraterin im Bereich Geistiges Eigentum, Studie Von der Imitation zur In - novation – Die dritte Welle aus China, kostenlos beziehbar unter www.wurzer-kollegen.de/de/China- Studie,214.php.

97 Impressum

Herausgeber:

Industrie- und Handelskammer Erfurt Arnstädter Straße 34 99096 Erfurt

Telefon: 0361 3484-0 Telefax: 0361 3485-950 Internet: www.erfurt.ihk.de

Redaktion: Mark Bremer, Cecilia Michel Abteilung International | Innovation und Umwelt Stand: August 2013

98 Inhalt IHK | Industrie- und Handelskammer Erfurt Arnstädter Straße 34 | 99096 Erfurt Tel. 0361 3484-0 | Fax 0361 3485-950 Internet: http://www.erfurt.ihk.de