Newsletter 12 April 2018 Ökumenischer Ambulanter Hospizdienst in der Region / /

Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt! Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land. Wer aufbricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit. Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.

Wir feiern in diesem Jahr das 10 jährige Jubiläum unse- des Freistaates Sachsen. Wir bitten Sie von daher, um res Ökumenischen Ambulanten Hospizdienstes für den eine wohlwollende Prüfung des Antrages“. Bereich Eilenburg/Delitzsch/Schkeuditz. Mit Stolz können die Förderer, Unterstützer und In Vorbereitung des Jubiläums, aber auch beim Re- vor allem auch die Ideengeber auf ihr Engagement zur cherchieren für diesen kleinen Artikel habe ich mich mit Gründung dieses Dienstes zurückblicken. Man kann sich den Unterlagen und Protokollen der Gründer des Diens- kaum vorstellen, wie schwer es vor ein wenig mehr als tes beschäftigen dürfen. Bei allen Schwierigkeiten war 10 Jahren war, die Hospizarbeit zu etablieren. das Motto von Beginn an „Vertrauen in neue Wege“. Vieles, was heute zur Selbstverständlichkeit gehört Diese Wege waren von Anfang an etwas steinig und hing „damals“ am seidenen Faden und vor allem am lie- der sogenannte „Kostendruck“ war ein ständiger Beglei- ben Geld. ter des Projektes. Somit gilt meine Dank an dieser Stelle vor allem den Im Kalenderjahr 2008 übernahm das Diakonische Müttern und Vätern des Hospizgedanken für den Bereich Werk Delitzsch/Eilenburg e. V. die Trägerschaft des Am- Nordsachsen, die sich von keinen Rückschlägen haben bulanten Hospizdienstes und stellte den ersten Antrag abschrecken lassen und daran festhielten, diesen Dienst auf Zuwendung beim Regierungspräsidium in . zu implementieren. Eine sogenannte Befürwortende Stellungnahme des Di- Die Kraft, der Mut und vor allem die Mühen haben akonischen Werkes Mitteldeutschland vom 13.11.2007 sich gelohnt, denn wir können heute mit Freude auf die war dem Antrag beigefügt und ich zitiere aus diesem Entwicklung der Hospizarbeit schauen, die ein sichtbares Schreiben: und vor allem angenommenes Angebot in Eilenburg, De- „die Initiative, einen ambulanten Hospizdienst in litzsch und Schkeuditz ist. Ökumenischer Trägerschaft im Landkreis Delitzsch auf- Somit wollen wir mit allen dieses Jubiläum feiern, zubauen, befürworten wir als Spitzenverband ausdrück- denn Gründe hierfür gibt es genug. lich. Gerade in dieser Region ist die ambulante Hospiz- Es grüßt Sie arbeit zurzeit noch unterentwickelt. Zum Aufbau dieser Tobias Münscher-Paulig Ehrenamtlichen Arbeit benötigt der Träger die Förderung GF Diakonische Werk Delitzsch/Eilenburg e. V.

Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist, weil Leben heißt sich regen, weil Leben wandern heißt. Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand, sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.

– Klaus Peter Hertzsch – Newsletter 12 April 2018 Liebe Leserin, lieber Leser

seit 10 Jahren besteht der Ökumenische Ambu- es 29 ausgebildete Sterbebegleiter, die sich engagie- lante Hospizdienst in unserer Region – was für eine ren und ohne sie der Dienst nicht bestehen könnte. lange Zeit und doch so kurz. Immer wieder bin ich Seit dem 1.1.2018 gibt es zwei Koordinatorinnen erstaunt wie schnell die Zeit vergeht. und das Büro ist nach Delitzsch umgezogen. Das Unglaublich, was in diesen Jahren alles geschehen Einzugsgebiet für den Dienst ist groß, wir beraten ist. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als und begleiten Menschen in Eilenburg, Delitzsch, wir im Wohnzimmer des damaligen Pfarrers Ralph Schkeuditz, Bad Düben sowie die umliegenden Günther saßen und uns überlegten, was es braucht Dörfer, so dass der Dienst über zwei Dienstwagen um einen solchen Dienst aufzubauen? Wer bildet verfügt, um die Menschen überall zu erreichen. die Ehrenamtlichen aus? Wer finanziert den Dienst? Viel wurde geschaffen, viele Ideen und Pläne lie- Wie machen wir den Dienst bekannt? Wie sollen gen vor uns. Dieses Jahr gibt es wieder eine Reihe die Sterbebegleitungen aussehen? Was können wir von Veranstaltungen, zu denen wir sie ganz herzlich leisten? usw. Es braucht tatsächlich eine ganze Men- einladen. Auch suchen wir wieder ehrenamtliche ge, um solch einen Dienst aufzubauen. Engagierte Sterbebegleiter, die Interesse haben, die Menschen Menschen, die sich mit Herzblut einsetzen braucht zu unterstützen und in schweren Stunden Beistand es, einen Träger der den Dienst vorfinanziert und an leisten. das Vorhaben glaubt und Unterstützer und Förderer die den Dienst mitgestalten und Menschen, die den Bedanken möchte ich mich bei Ihnen Allen, ich bin Dienst in Anspruch nehmen. All das konnte gefun- immer wieder begeistert, von der Unterstützung den werden. Es fanden sich genügend ehrenamtli- und Ermutigung, die wir erfahren. Sei es durch Ihre che Menschen zusammen, die sich als Sterbebeglei- Anerkennung und Wertschätzung, durch moralische ter ausbilden ließen. Es wurde eine Koordinatorin und finanzielle Unterstützung. Ein ganz großes aus gefunden, die die Ausbildung durch- Dankeschön an Alle, ohne die diese Arbeit nicht führte. Die Diakonie konnte als Träger begeistert möglich wäre. werden und in Eilenburg wurde ein Büro gefunden, Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie auf unse- so dass am 1. September 2008 mit der Arbeit be- rer Feier oder bei einer anderen Gelegenheit begrü- gonnen werden konnte. ßen dürfte und mich persönlich bei Ihnen bedan- Inzwischen wurde der Dienst bekannt, es konnten ken könnte. viele Sterbebegleitungen durchgeführt werden. Dazu kamen die Trauercafés in Eilenburg, Delitzsch Bis dahin, bleiben Sie uns gewogen und alles Gute und Schkeuditz. Fünf Kurse für ehrenamtliche St- und Liebe für Sie ebebegleiter wurden inzwischen durchgeführt. Na- türlich verließen auch einige Ehrenamtliche den Dienst aus unterschiedlichen Gründen. Zurzeit gibt Ihre Sieglinde Stahl Newsletter 12 April 2018

Mitten im kalten Winter viel Deko und Kaffee und haben wir uns aufgemacht, Kuchen allein. Und irgend- um miterleben zu dürfen, wann wich unsere Enttäu- wie die Mandelblüte die Insel Mallorca mit einem schung einem herzlichen Lachen. Und die vorbei- frühlingshaften Kleid überzieht. Dazu leuchten liefen staunten: Trauercafé und Lachen? So aber aus allen Winkeln die Orangen- und Zitronenbäu- sollte es werden und bleiben! Weinen und Lachen, me, die voller Früchte hängen. Ein Stück des Para- Deko und Kaffee und Kuchen und viele Gleichbe- dieses, ganz besonders, wenn ich noch eben vom troffene passen wunderbar zusammen. Friedliche nasskalten Winterwetter deprimiert wurde. Mandel Gesichter fallen mir ein, Erlösung im Tod. Frieden heißt in der hebräischen Sprache: „Eile“. Womit der überhaupt, wenn ich beladen ans Sterbebett kam Frühling gemeint ist, der sich zuallererst im Man- und selbst getröstet und ermutigt wurde, vielleicht delzweig kenntlich macht. Diese eilige Hoffnung ohne ein Wort gesprochen zu haben. Ermutigung hat Eingang gefunden in die Menora, den jüdischen am Leben und am Tod, an Himmel und Erde, am Tempelleuchter, der auch viele christliche Kirchen Mandelzweig und seinen Lichtern. Dazu die Kerzen ziert. Mandelblüten sind hier nachgebildet, damit zur Gedenkfeier in Eilenburg. Mit Harfenspiel und der brennende Leuchter zur Hoffnung wird, zur eili- guten Worten. Zuerst die Angst: Schaffe ich das? gen Hoffnung für alle, deren Leben im Dunkel und Der Tod meines Mannes ist noch so nah. Werde ich im Leiden versinkt. zusammenbrechen? Dann die bangen Blicke. Dann Eine eilige Hoffnung lag vor 10 Jahren auch in die Zumutung des Namens. Tränen. Taschentücher. den Herzen und Gedanken der Gründer_innen un- Gute Hände, die streicheln und drücken. Und zu- seres Hospizdienstes. Niemand möge unbegleitet letzt die Erfahrung: Es war gut, hier zu sein. Ein Se- und allein sterben müssen! Seitdem sind viele Man- gen. Eine Station auf dem schweren Weg der Trau- delblüten der Hoffnung aufgebrochen. Ich denke er. Eine Hoffnung. Und so sitze ich manchmal mit mit ganz viel Erfüllung an unsere Ausbildungskurse Sieglinde zusammen und wir träumen, was werden für ehrenamtliche Sterbebegleiter_innen. Wie viel kann. Und wir hadern, weil wieder so wenige ka- Lebenserfahrung haben wir hier geteilt, herrlichs- men und ein Kurs verschoben werden musste. Und te Berggipfel und schrecklichste menschliche Täler. wir planen, wie es weitergeht. Und wir schenken Und haben aus beidem Kraft und Gemeinschaft und uns gegenseitig Vertrauen und eilige Hoffnung. Es Zuspruch bekommen. Weinen und Lachen, Nähe war gut und es wird gut ausgehen. 10 Jahre Hos- und Mitgefühl wurden unsere Geschenke und ha- pizdienst. Nicht viel und doch schon eine kleine ben den Weg bereitet zu jenen Sterbenden, die uns Ewigkeit. Manche grauen Haare sind dazugekom- erwarten. Ebenso denke ich an den Freundeskreis, men. Und viele wunderbare Erfahrungen der Nähe die vielen Ideen und ermutigenden „Berg-Steig-Hil- um Leben und Tod, Weinen und Lachen, Gott und fen“. An klangvolle Konzerte, die daraus erwuchsen, Mensch. Ein Funke des Paradieses. Wie die Mandel- an ungezählte Kontakte, an Spendenwillige und blüten, wie die Kerzen der Hoffnung. Nicht allein Hör-fähige. Soviel Zeit und Geld wurde eingebracht und unbegleitet sterben müssen. Dafür haben sich für unsere gemeinsame Hospiz-Idee. Das erste Trau- die Wege gelohnt. ercafé fällt mir ein. Niemand kam, wir blieben mit Pfarrer Stephan Pecusa, Delitzsch Newsletter 12 April 2018 Seit dem 1.1.2018 ist Kathrin Herche-Hellmund die neue Koordinatorin für Schkeuditz

Sterben ist nicht immer leicht, obwohl es ja zum Mein Name ist Kathrin Herche-Hellmund und Leben dazugehört. Wir können es nicht üben. Das ich lebe mit meiner Familie in Leipzig. Aufgewach- Leben ist auch nicht immer leicht. Es muss wie sen bin ich in der Lausitz nahe der polnischen Gren- auch das Sterben gemeistert werden. Das war wohl ze wo es viel Sand, Kieferwälder und Pilze gibt. schon immer so. Warum sonst wurden im späten Auch Braunkohle wie im nordsächsischen Raum. Mittelalter unter dem Namen „Ars moriendi“, „Die Die Kohle hat den einen Arbeit gegeben und ande- Kunst zu Sterben“ Bücher gedruckt? In ihnen wur- ren die Heimat genommen aber allen elektrischen den die Nöte von Sterbenden beschrieben und An- Strom, ob sie ihn brauchten oder nicht. Die Kohle leitungen zur Hilfe gegeben. In der alten Sprache hat auch viele Löcher hinterlassen, die heute eine nannte man das Versuchungen und Tröstungen. Seenlandschaft bilden. Später habe ich in Potsdam Da die wenigsten lesen konnten, gab es auch Bil- gelebt. Zu Sand und Wäldern kamen Parks, Schlös- der dazu. Holzschnitte oder Kupferstiche. Solch ein ser und Seen hinzu, von der Eiszeit und nicht der Bilderbuch wurde auch In unserer Region 1495 bei Kohle geformt. Und es gab die Mauer nach , Konrad Kachelofen in Leipzig gedruckt. Heute wür- die unsere Welt in Ost und West teilte. de man diese Bilder Comics nennen. In Potsdam habe ich Krankenschwester gelernt Zeiten ändern sich und mit ihnen die Lebens- und als Krankenschwester gearbeitet. Die Geschich- umstände. Die alten Fragen müssen neu beantwor- ten der Menschen haben mich immer interessiert, tet und neue Aufgaben vor allem gemeistert wer- wie auch die Geschichte an sich. Wenn ich im Kran- den. Das war schon immer so. kenhaus Nachtdienst hatte, machte ich tags über Nur ein viertel Jahrhundert nach dem Leipziger bisweilen Führungen im Schloss Sanssouci. Wer hat Sterbebuch wurde an in Wittenberg das schon: Ein Schloss am Morgen vor dem Besu- die Bitte herangetragen, sich doch zum Sterben zu cheransturm für sich allein? Das war ein schöner äußern. Wie kann man sein Leben gut beenden? Ausgleich zu der Arbeit in der Nacht – und am Tag, Was macht man gegen die Angst? Was kommt nach denn ich habe viele Krebskranke gepflegt und Ster- dem Tod? bende begleitet. Luther der eigentlich keine Zeit hatte, setzte sich Die Ruhe dazu und Furchtlosigkeit haben mir hin und verfasste eine Schrift, die er seiner Zeit ge- wohl meine Eltern mitgegeben. Sie haben uns Kin- mäß und darum heute etwas sperrig: „Sermon von der mit einer Selbstverständlichkeit an die Sterbe- der Bereitung zum Sterben“ nannte. Hätte Luther betten der Großmütter mitgenommen zu einem die Schrift heute geschrieben, trüge sie den Titel: letzten Lied und auch Gebet. Wir lernten Rituale „Was am Ende wirklich zählt“ oder „Was wir für ein kennen, die als Form Halt gaben und Trost dazu, gutes Sterben tun können“. wenn ein Inhalt sie füllt. Ich würde Ihnen gern von Luthers Trostbuch mit Wer den Umbruch von 1989/90 erlebt hat, weiß, den praktischen Ratschlägen und Bildern gegen die dass alles anders wurde. Die einen verloren Vertrau- Angst, die man in der modernen Traumatherapie tes und ihre Sicherheit, andere wiederum gewannen Imagination nennt, erzählen. Mir juckt es in den „die Welt“. Ich studierte evangelische Theologie und Fingern. Vielleicht ein andermal. Denn heute gilt es, arbeitete nach dem Magisterabschluss an der Leip- mich und mein Vorhaben für Schkeuditz vorzustel- ziger Uni. Mit Sterbebüchern früherer Zeiten hatte len, damit Sie mich kennenlernen. ich mich beschäftigt und mit Identifikationsprozes- Newsletter 12 April 2018 sen im sächsischen Raum. Aber dann kamen unsere Schwerkranke und Sterbende mit ihren Angehöri- beiden Kinder sehr früh und sehr klein auf die Welt. gen in der Häuslichkeit oder im Pflegeheim beglei- Fünf Jahre lang war ich nur Mutter. In den letzten ten können und möchten. 13 Jahren arbeitete ich im Zeitgeschichtlichen Fo- Vielleicht fühlt sich jemand angesprochen. Ich rum in Leipzig und in der Gedenkstätte „Museum freu mich auf Sie. Sprechen Sie mich an für weitere in der Runden Ecke“. Ich erzählte Kindern und Er- Informationen. Wir sind noch in der Vorbereitung, wachsenen aus Nah und Fern DDR-Geschichte und auch für einen Info-Abend. hörte viele Geschichten. Geschichten die das Leben schreibt, voller Geradlinigkeit oder Zerwürfnissen, Erreichbar bin ich telefonisch unter: voller Wahrheit oder Lügen. So ist das Leben. Wer 0151-11 32 52 39 oder per Mail: weiß am Anfang, wie es am Ende wird. [email protected] Um ein gutes Ende, ein gutes Sterben, geht es dem Ambulanten Hospizdienst. Aber eigentlich um das Leben. Es geht um Unterstützung und Beglei- tung, um Beratung und Trost als Ergänzung zu an- deren Diensten. Dazu brauche ich einen Ort in Schkeuditz, ein Büro und viele Freunde, Unterstützer, Spender, auch

Musiker und vor allem Menschen, die im Ehrenamt Herzlichst Ihre Kathrin Herche-Helmund

Eine einzigartige Begleitung

Frau V. hatte sich persönlich an den Hospizdienst sem Zeitpunkt befand sie sich in ihrer Final Sterbe- gewandt, um für sich eine Sterbebegleitung in An- phase und ich besuchte sie täglich. spruch zu nehmen. Sie war sehr gläubig und hatte Ihr größter Wunsch ging in Erfüllung, als sie ein schweres bewegendes Leben hinter sich, geprägt ihren 93. Geburtstag erleben konnte. An diesem von vielen Schicksalsschlägen. Ihre Angst war es in Tag öffnete sie nochmal ihre Augen, hatte ein Lä- Einsamkeit zu sterben. Immer wenn ich zu ihr kam, cheln im Gesicht, reichte mir ihre Hand und sprach hatte sie ein Lächeln im Gesicht. Zusammen haben „Danke für alles“. Dieser Augenblick wird für mich wir viele Gespräche geführt und Musik gehört. Sie unvergessen bleiben. 2 Tage nach ihrem Geburts- schwelgte sehr viel in frühen Erinnerungen aus ih- tag schloss sie für immer die Augen und verließ ren alten Heimat Schlesien und ließ mich an ihren friedlich diese Welt. Ich konnte persönlich Abschied Gedanken teilhaben. Ihr größter Herzenswunsch an ihrem Sterbebett und zur Beerdigung nehmen. war es ihren 93. Geburtstag zu erleben Bin sehr dankbar, dass ich Frau V. auf den letzten Nach einem Krankenhausaufenthalt ging es ihr Weg ihres Lebens über 9 Monate begleiten durfte. immer schlechter. Ihre Kräfte verließen sie und sie Es war eine wundervolle Begleitung, geprägt von wollte in Frieden von dieser Welt gehen. Die letzten viel Dankbarkeit. 14 Tagen war sie nicht mehr ansprechbar – keine Thomas Pertzsch Nahrungs- & Flüssigkeitsaufnahmen mehr. Zu die- Ehrenamtlicher Sterbe- & Trauerbegleiter Newsletter 12 April 2018 Nicht nur eine Chronologie

Ein Jahr der Jubiläen ist angebrochen. diesem Weg bis zum Ziel hindurch gekämpft haben, Der Leipziger Hospizverein wird 25 und der am- gebührt ein großes Dankeschön. bulante ökumenische Hospizdienst Nordsachsen, Es wären viele Namen zu nennen, die für diese Region Delitzsch/Eilenburg/Schkeuditz, blickt auf Zeit stehen. Wichtiger aber ist, das diese Menschen 10 Jahre erfolgreiche Arbeit im Dienst der Mensch- aus den verschiedensten Professionen mit ihrem lichkeit zurück. Einsatz das Ziel erreicht haben. Die Wiedervereinigung hat es auch im Osten der Und nun der Blick auf das Erreichte: Republik möglich gemacht, das Menschen dem An- Immer mehr Menschen werden auf ihren liegen der Gründerin der Hospizbewegung, Cicely Wunsch begleitet. Regelmäßig werden ehrenamt- Saunders, folgten. liche Begleiter*innen ausgebildet, von den Koordi- Das Grundanliegen ist die ehrenamtliche Beglei- natorinnen an die Hilfesuchenden herangeführt, es tung und Unterstützung von Schwerstkranken und gibt das Trauerkaffee, einen Freundeskreis, der auf Sterbenden und deren Angehörigen in schwerer vielfältige Weise die Hospizarbeit unterstützt. Zeit, die sich an den Wünschen und Bedürfnissen An dieser Stelle ist es mir besonders wichtig, al- der Betroffenen orientiert und Ihnen ein würdevol- len denen zu danken, die sich ehrenamtlich für ihre les Abschiednehmen möglichst schmerz-und sor- Mitmenschen einsetzen, den würdevollen Umgang genfrei gestaltet. Das beinhaltet eine psycho-soziale mit dem Ende des Lebens und dem Sterben in die Begleitung und palliative Beratung. Gesellschaft tragen und damit auch ein Signal für Es sind immer Menschen am Anfang einer groß- Humanität und Nächstenliebe in die Welt senden. artigen Bewegung, die nicht nur an ihr eigenes, son- Möge die Bereitschaft der Ehrenamtlichen, für dern an das Wohlergehen der Anderen denken. ihre Mitmenschen helfend da zu sein, auf viele Be- Es begann auch in Nordsachsen mit der Idee im reiche der Gesellschaft ausstrahlen. kleinen Raum und es wurde ein Projekt. Es bekam eine Struktur und einen Träger. Allen, die sich auf Dr. Ingrid Janke

Da sein – zuhören – Anteil nehmen

Ende Januar hat der Grundkurs „Trauerbe- Palliativmedizin. Geleitet wird der Kurs von Dozen- gleitung“ mit 16 Teilnehmerinnen aus Sachsen, tinnen des Berliner Vereins Tabea e.V., dieser Verein Brandenburg und Niedersachsen begonnen, die arbeitet seit über 25 Jahren in der Trauerbegleitung. alle ehrenamtlich bei ambulanten Hospizdiensten Ziel und Inhalt des Kurses sind unter anderem arbeiten. die Betreuung von trauernden Menschen in einer Bei dem Trauerbeleiterkurs handelt es sich um Trauergruppe sowie die Begleitung von Menschen einen 80-stündigen Grundausbildungskurs für die in einer akuten Trauerphase durch unterstützende ambulante Trauerbegleitung. Er richtet sich vor- Beratungsgespräche. In 80 Unterrichtstunden erler- nehmlich an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter nen wir die wichtigsten Wissensgrundlagen rund und Mitarbeiterinnen in der Hospizarbeit und der um die Trauer, wie zum Beispiel die Phasen des Newsletter 12 April 2018

Trauerprozesses, Möglichkeiten der Trauerbeglei- und Lehrbücher. Selbstreflektion und Kleingrup- tung, Umgang mit der sogenannten erschwerten penarbeit zwischen den Ausbildungsblöcken sowie Trauer, aber auch Rituale des Abschiednehmens, ausbildungsbegleitende Praxisstunden runden die die Entwicklung des Todesverständnisses sowie Ausbildung ab. Informationen über den Sterbeprozess, daneben Je etwa ein Drittel der zur Verfügung stehenden Leitlinien in der Sterbebegleitung, die Entwicklung Seminarzeit arbeiten wir zu unterschiedlichen Ver- der Hospizidee und des Palliative Care - Konzepts. lust- und Trauersituationen und legen die Grund- Grundlagen der Gesprächsführung und der Super- lagen zu ethisch reflektierter hilfreicher Begleitung vision sowie der Selbst- und Fremdwahrnehmung von Menschen, und zwar theoretisch, persönlich schließen diesen Grundkurs ab. und auch praktisch. In Vorträgen, Diskussionen, Einzel- und Grup- Martina Wildau penarbeit bearbeiten wir den Lehrstoff. Unterstützt Ehrenamtliche Sterbebegleiterin und vertieft wird der Unterricht durch Videos, Filme

Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben. – Cicely Saunders

Beeilen wir uns … mit der Liebe ...

Manchmal ist es seltsam, welche Reisen die Als ich meiner chinesischen Freundin über den Gedanken machen. Der Tod einer nahen und doch Tod berichtet und über meine Traurigkeit, nichts fern gewordenen Verwandten hat mich beschäftigt. für eine Versöhnung getan zu haben, schickte sie Ein Todesfall und ein Erb-schaftsstreit hatten die mir ein ins Chinesische übersetztes Gedicht, was in Familie auseinandergebracht, und dann haben wir China sehr bekannt geworden ist: „Lass uns schnel- so lange nichts mehr voneinander gehört, eigentlich ler gehen …“. Nach einigem Suchen fand ich den nur gelegentlich über Dritte: über die Kinder, die Autor: Jan Twardowski, den polnischen Dichter und „groß“ geworden sind, im Beruf stehen, sie haben Pfarrer. Und je mehr ich mich mit dem Text aus- geheiratet und bekommen selbst Kinder, und bei einandersetze, umso deutlicher wird mir die Wich- den Älteren steht das Älterwerden im Mittelpunkt. tigkeit, solch essentielle Dinge nicht mehr auf die Und nun ist meine Verwandte tot. Immer wie- lange Bank zu schieben. Mit den Worten (der Ver- der hatte ich daran gedacht, Kontakt aufzunehmen, söhnung) und der Liebe (was immer das für uns fühlte mich traurig bei dem Gedanken dass wir alle, auch sein mag) ist es wie mit den Blumen, die auf die wenigen Übriggebliebenen es nicht schaffen, gut den Gräbern ganz vergebens blühen. miteinander zu sein. Und nun, ich kann mich nicht einmal mehr genau an den Grund der Zwietracht Klaus J.Hornetz erinnern Newsletter 12 April 2018 Beeilen wir uns mit der Liebe ... Beeilen wir uns die menschen zu lieben sie gehn so schnell von ihnen bleiben schuhe und ein taubes telefon nur was unwichtig ist schleppt sich wie eine kuh das wichtigste ist so hastig daß es plötzlich geschieht danach stille gewöhnlich also schier unerträglich wie die reinheit schlichtestes kind der verzweiflung wenn wir an jemanden denken und ohne ihn bleiben Sei nicht sicher daß du zeit hast denn unsichere sicherheit nimmt uns das gespür so wie jedes glück gleichzeitig kommt wie pathos und humor wie zwei leidenschaften immer schwächer sind als die eine sie gehn so schnell von hier schweigen wie die drossel im juli wie ein etwas ungestalter ton oder ein trockener gruß um wirklich zu wissen schließen sie die augen obwohl es riskanter ist geboren zu werden als zu sterben lieben wir immer aufs neue zu wenig und ständig zu spät Schreib nicht zu oft davon schreib ein für allemal und du wirst sein wie ein delphin sanft und stark Beeilen wir uns die menschen zu lieben sie gehn so schnell und die die nicht gehn kommen nicht immer zurück und nie ist es klar wenn man von liebe spricht ist es die erste die letzte die letzte erste (Jan Twardowski)

Wir laden Sie ganz herzlich zu unseren nächsten Veranstaltungen ein:

• am Mittwoch, 16. Mai 2018 um 18.30 Uhr Gemeinsame Veranstaltung mit dem Ärztestammtisch Delitzsch • Samstag, 05. Mai 2018 3. Nordsächsischer Hospiztag in Oschatz • Mittwoch, 30. Mai 2018 um 18.00 Uhr Info-Veranstaltung für alle Interessierten, die sich im Hospizdienst ehrenamtlich engagieren wollen im großen Saal des Gemeindehauses Mühlstraße 10 in Schkeuditz • Samstag, 08. September 2018 Jubiläum 10 Jahre Ökumenischer Ambulanter Hospizdienst • Gedenkfeier am Ewigkeitssonntag, 25. November 2018 um 14.00 Uhr in Delitzsch auf dem Stadtfriedhof • am Sonntag, 09. Dezember 2016 um 19.00 Uhr Gedenkfeier für verstorbene Kinder in der Kirche zu Schenkenberg • Januar 2019 Gedenkfeier des Ökumenischen Ambulanten Hospizdienstes

Ökumenischer Ambulanter Hospizdienst [email protected] Mobil 0151 – 163 506 28 Gestaltung: Susann Hesselbarth, Leipzig