FrankfurtRheinMain in Bewegung Die Mobilitätsstrategie für die Region
Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain
Inhalt
Bewegungsqualität für unsere Region ...... 4
Ein großes Projekt: Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain ...... 6 1 1.1 Gemeinsamer Antrag, einstimmiger Beschluss: die Regionalpolitik handelt ...... 6 1.2 Starkes Signal für und in die Region: das Impulsforum Mobilität ...... 7 1.3 Ressourcen werden bereitgestellt: Das Team Mobilität nimmt die Arbeit auf ...... 7
Jedes Projekt braucht ein Fundament ...... 8 2 2.1 Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain ...... 8 2.2 Die Rolle der Kreise und der räumliche Bereich der Mobilitätsstrategie ...... 9 2.3 So funktioniert Mobilität in FrankfurtRheinMain heute ...... 11 2.4 Digitalisierung macht´s möglich ...... 18
Beteiligen ...... 20 3 3.1 Bürgerbeteiligung schafft Akzeptanz ...... 20 3.2 Fachleute der Region einbinden ...... 22
4 Ziel 2030: Verkehrswende FrankfurtRheinMain ...... 24 Maßnahmenpakete ...... 26 5 5.1 Lückenloses Radwegenetz ...... 26 5.2 Multimodale Orte ...... 31 5.3 Wiederentdeckter Fußverkehr ...... 35 5.4 Schienenorientierte Siedlungsentwicklung ...... 41 5.5 Maßgeschneiderter ÖPNV ...... 43 5.6 Gebündelter Wirtschaftsverkehr ...... 46 5.7 Organisierte Mobilitäts- und Verkehrswende – noch nicht bewertete Vorschläge aus der Fachbeteiligung ...... 49
6 Die nächsten Schritte ...... 50 7 Die Mobilitätsstrategie auf einen Blick ...... 52 8 Dank ...... 54 9 Quellen und Abkürzungen ...... 55
Regionalverband FrankfurtRheinMain 3 Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain
Bewegungsqualität für unsere Region Unsere polyzentrische Region ist von permanenter Be- wegung und Dynamik geprägt. Dennoch erleben wir häufig Stillstand oder Schneckentempo – im Stau, in vollen Zügen oder beim Bau wichtiger Infrastrukturpro- jekte.
Die in den letzten zwei Jahren von den engagierten Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern des Regionalverbands FrankfurtRheinMain erarbeitete Mobilitätsstrategie wird vieles davon nicht ändern können. Der Regionalver- band kann weder den Schienenring um Frankfurt noch © peter-juelich.com den Fernbahntunnel unter der Mainmetropole bauen. Er kann den Ausbau der S-Bahn nicht beschleunigen und Diese Mobilitätsstrategie strebt einen Dreiklang an: kein eigenes Geld in den Öffentlichen Personennahver- kehr stecken. Sie benennt die Vision, die wir gemeinsam erreichen wollen. Aber der Regionalverband hat eine ganz entscheiden- Sie zeigt die erprobten Werkzeuge und Maßnahmen de Stärke: den Arbeitsauftrag seiner 75 Mitgliedskom- auf, mit denen man diese Vision erreichen kann. munen. Die Städte und Gemeinden des Ballungsraums Sie stellt nicht das Ende des Prozesses dar, sondern FrankfurtRheinMain haben diese Mobilitätsstrategie dessen Anfang: Gemeinsam mit den Kommunen der einstimmig gefordert, weil sie nicht länger warten, Region sollen maßgeschneiderte Lösungen aus den sondern gemeinsam handeln wollen. erprobten Werkzeugen erarbeitet und umgesetzt wer- den, um die gemeinsame Vision für die gesamte Handeln! Genauso haben wir auch unseren Auftrag Region zu erreichen. verstanden: Die Mobilitätsstrategie ist keine theoreti- sche Abhandlung mit kaum enden wollender Grund- Die Region braucht keinen weiteren Papiertiger, der in lagenarbeit über Verkehr und Mobilität geworden. Sie den Regalen der Fachleute einstaubt. Wir brauchen enthält auch keinen Mangel- und Forderungskatalog, politischen Willen, um Verkehr und Mobilität gemein- was bisher noch nicht getan wurde und was noch alles sam zu gestalten und alles dafür zu tun, gute Ideen getan werden müsste. und Maßnahmen zügig umzusetzen.
Das vorliegende Werk enthält eine klare Vision, die wir Dabei verfolgt die Mobilitätsstrategie einen klaren Kom- in den kommenden Jahren mit unseren Kommunen pass und setzt drei Forderungen als grundsätzliche gemeinsam umsetzen können, wollen und werden. Bedingungen, die der Gestaltung von Raum und Mobi- Wir wollen Bewegungsqualität erreichen, von jedem lität dienen: Ort der Region aus, auf allen Strecken und Wegen. Da- für benennen wir in dieser Mobilitätsstrategie konkrete Mobilität für alle Maßnahmen, mit deren Hilfe Mobilität für alle erreicht wird, unnötiger Verkehr vermieden und der nötige Ver- Mobilität darf Menschen nicht ausgrenzen. Mobilität kehr besser gestaltet werden kann. sollte daher folgende Ansprüche erfüllen: Bezahlbar: Allen Menschen ist ein Zugang zu ermög- Sobald diese Mobilitätsstrategie von der Verbands- lichen, unabhängig von Einkommen und Vermögen. kammer des Regionalverbands beschlossen ist, werden Damit sind nicht zwingend kostenlose, jedoch er- wir gemeinsam mit unseren Kommunen an der Um- schwingliche Tarife gemeint. setzung dieser Vision weiterarbeiten. Dies wird uns ge- Barrierefrei: Menschen sollen unabhängig von ihren lingen, wenn wir keine Einheits-Mobilitätslösungen körperlichen oder Sinneseinschränkungen ohne Hin- über alle Kommunen legen, sondern die für den jewei- dernisse am Verkehr teilnehmen können. ligen Ort passenden Werkzeuge anwenden. Unsere Erreichbar: Allen Menschen sind geeignete Mobili- Städte und Gemeinden sind sehr unterschiedlich und tätsinfrastrukturen und -angebote in angemessener brauchen maßgeschneiderte Lösungen, eingebettet in Nähe zur Wohnung, in zeitlicher Verfügbarkeit und einen regionalen Kontext. Damit können wir wirksa- unter Wahrung einer lückenlosen Information hierüber me, zukunftweisende Angebote für die Menschen in vorzuhalten. Diese sind geeignet in ein Mobilitätsnetz FrankfurtRheinMain schaffen. einzubinden.
4 Regionalverband FrankfurtRheinMain Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain
Unnötigen Verkehr vermeiden Das Ziel, von jeder Haustür eines besiedelten, zusam- menhängenden Ortes der Region innerhalb von fünf Diese Forderung stand bereits vor der Covid-19-Pande- Gehminuten ein öffentlich zugängliches Mobilitätsan- mie in unserem Mobilitätsstategie-Entwurf. Das Jahr gebot zu erreichen, verbindet viele der vorgenannten 2020 hat Entwicklungen in diesem Bereich jedoch er- Punkte. Die Attraktivität von Mobilitätsangeboten hängt heblich beschleunigt und in den Fokus gerückt: Unnö- stark von ihrer fußläufigen Erreichbarkeit ab. Innerhalb tige Fahrten sind zu vermeiden. Dies erfolgt mit der von fünf Gehminuten eine Bushaltestelle oder einen Mobilitätsstrategie unter Beachtung der nachfolgen- Bahnhaltepunkt mit attraktiver Taktung, eine Mobilitäts- den Prämissen: station oder einen anderen Ort des Weiterkommens zu Direkt: Viele Emissionen entstehen durch Umwege, erreichen, erhöht die Akzeptanz der Angebote als echte insbesondere im Bereich des Kraftfahrzeugverkehrs. Alternative zur Nutzung des privaten Pkw. Dieses Ziel Verkehrsnetze können durch geeignete Lückenschlüs- gilt es in besonderem Maße im ländlich geprägten Teil se optimiert und so Umwege vermieden werden. Dies der Region zu erreichen. Aber auch in städtisch ge- ist gleichermaßen wichtig für den Autoverkehr, den prägten Siedlungsgebieten der Region gibt es Bereiche, Öffentlichen Verkehr, das Radfahren und das Zufuß- wo dies noch nicht der Fall ist, wie Analysen des Regio- gehen. nalverbands zeigen. Es gibt viel zu tun – in den Städten Kompakt: Je kompakter und in der Nutzung durch- und im Umland, auf allen Strecken. mischter Siedlungsstrukturen sind, desto weniger be- steht die Notwendigkeit, längere Entfernungen mit Darauf basierend ergibt sich unsere Vision für dem privaten Pkw zurückzulegen. Mobilität in FrankfurtRheinMain: Bewusst: Ein Umdenken der Menschen bezüglich der Notwendigkeit von Fahrten oder der Nutzung alter- nativer Wegeketten ist notwendig, bedeutet aber mehr als nur die tägliche Entscheidung für die Wahl FrankfurtRheinMain erreicht Bewegungs des Verkehrsmittels. Auch die vielen Arbeitgeber kön- qualität für alle. Von jedem besiedelten nen dazu beitragen, die beruflich bedingte Mobilität Ort der Region ist innerhalb von fünf ihrer Beschäftigten zu verbessern und zu reduzieren. Gehminuten ein Mobilitätsangebot zu erreichen. Nötigen Verkehr gestalten Unnötiger Verkehr wird vermieden, not wendiger Verkehr wird umweltfreundlich Wenn es uns gelingt, unnötigen Verkehr zu vermeiden, und umfeldgerecht gestaltet. entsteht mehr Raum für die Gestaltung des nötigen Verkehrs – ressourcenschonend, flächensparend und Kurzum: FrankfurtRheinMain wird die mit möglichst wenig Auswirkungen auf die Umge- Fünf-Minuten-Region. bung: Umweltfreundlich: Ziel ist die Einsparung von Ver- kehrsflächen und die Reduktion von Emissionen an der Quelle bzw. dem Eintrag vor Ort. Wenn wir alle daran mitarbeiten, kann diese Vision Umfeldgerecht: Fast überall ist Durchgangsverkehr. Wirklichkeit werden. Ungeachtet des Verkehrsmittels sind Verkehrswege und -führungen so zu gestalten, dass sie sich gut in Die eigentliche Arbeit geht jetzt erst los. Wir freuen uns das Umfeld einfügen und den vorhandenen Nutzun- darauf! gen Rechnung tragen mit dem Ziel, lebenswerte und attraktive Räume zu schaffen. Sicher und verlässlich: Sicherheit und Verlässlichkeit im Verkehr bedingen sich gegenseitig und sorgen da- für, dass Menschen gerne, ohne Unbehagen und Vorbehalte am Verkehr teilnehmen. Dies gilt für alle Verkehrsträger und alle Verkehrsmittel in gleichem Rouven Kötter Maße. Erster Beigeordneter und Mobilitätsdezernent Wirtschaftlich: Bei allen Bestrebungen zu einer Mo des Regionalverbands FrankfurtRheinMain bilitätswende muss die Beanspruchung der meist öffentlichen Gelder wirtschaftlich erfolgen. Nutzen- Kosten-Verhältnisse bilden dies ab; bei Kosten bzw. Nutzen sind jedoch alle relevanten nicht-monetären Gesichtspunkte zu berücksichtigen.
Regionalverband FrankfurtRheinMain 5 Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain
1. Ein großes Projekt: Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain 1.1 Gemeinsamer Antrag, einstimmiger Beschluss: die Regionalpolitik handelt
April 2018: Die Verbandskammer des Regionalverbands Auch im Rahmen der Fortschreibung des Gesetzes über FrankfurtRheinMain beschließt einstimmig, dass der die Metropolregion wird dazu folgende Stellungnahme Verband einen „Masterplan Mobilität“ für die Region abgegeben: erarbeiten soll. In der Begründung heißt es dazu:
Die Region FrankfurtRheinMain ist eine Wachstums- „Deshalb sollte der Regionalverband […] als weitere region. Dieses Wachstum bezieht sich nicht nur auf gesetzliche Kernaufgabe nach § 8 MetropolG auch die Bevölkerung, die Arbeitsplätze und die Wirt- die Aufstellung und Änderung des Generalverkehrs- schaftsdaten, sondern vor allem auch auf den Ver- plans für das Gebiet des Ballungsraumes Frankfurt- kehr. Dies gilt sowohl für den Binnenverkehr wie RheinMain erhalten.“ auch für den Transitverkehr. Allerdings ist die Ver- kehrsinfrastruktur vielerorts bereits heute an ihre Grenzen gestoßen. Das gilt für den Straßenverkehr Leider ist der Gesetzgeber dieser Forderung bisher nicht und für den schienengebundenen Verkehr. […] gefolgt. Da dem Regionalverband die Umsetzungs- kompetenz für einen Generalverkehrsplan / Masterplan Der Regionalverband bereitet derzeit mit der Regio- fehlt, der entsprechende Infrastrukturmaßnahmen so- nalversammlung Südhessen den neuen Regionalen wohl im Straßen- als auch im Schienenbau festlegt, Flächennutzungsplan vor, in dem dargestellt wird, wird seitens des Regionalvorstandes ein anderer, prag- wo neue Wohn- und Gewerbegebiete entstehen matischer Ansatz gewählt: Es wird eine Mobilitätsstra- können. Diese Planung muss nicht nur die aus Grün- tegie FrankfurtRheinMain erarbeitet, die für die Region den des Natur- und Landschaftsschutzes wichtigen messbare Verkehrs- sowie Klimaziele definiert und auf- Aspekte beachten, sondern vor allem auch unter zeigt, wie diese Ziele anhand beispielhafter, konkreter dem Gesichtspunkt guter Anbindung an das Straßen- Maßnahmenpakete zu erreichen sind. und Verkehrsnetz erfolgen.
6 Regionalverband FrankfurtRheinMain Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain
1.2 Starkes Signal für und in die Region: das Impulsforum Mobilität
Einfach den Wir brauchen einen gemeinsamen und integrierten QR-Code Ansatz für eine ganzheitliche Verkehrs- und Mobili- scannen! tätsentwicklung in FrankfurtRheinMain.
Auszug aus dem Bericht zum Impulsforum Mobilität
Bericht zum Impulsforum August 2018: Der Regionalverband richtet gemeinsam MOBILITÄT mit den Verkehrsakteuren und politischen Entschei- FrankfurtRheinMain dungsträgern der Region das „Impulsforum Mobilität” aus. Als Ergebnis wird unter anderem festgehalten, den
Öffentlichen Personennahverkehr zu stärken und neue Ein erster Schritt Mobilitätskonzepte zu fördern. Eine intelligente Ver- zum Masterplan netzung der vorhandenen Verkehrsträger und -mittel wird ebenso angestrebt wie eine bessere Verzahnung von Flächennutzungs- und Verkehrsplanung.
1.3 Ressourcen werden bereitgestellt: Das Team Mobilität nimmt die Arbeit auf
Es ist unser erklärtes Ziel, die Voraussetzungen für eine Mobilitätsstrategie zu schaffen und über unse- re Gremien die notwendigen Ressourcen für dessen Umsetzung bereitzustellen.
Rouven Kötter im Januar 2019
Januar 2019: Der Regionalvorstand richtet mit haus eigenem Personal die Stabsstelle Mobilität ein und stellt finanzielle Mittel bereit.
Der Erste Beigeordnete und zuständige Mobilitätsdezer- nent Rouven Kötter gibt dem frisch zusammengestellten Team drei Bedingungen mit auf den Weg:
1. Das Werk muss innerhalb von zwei Jahren intern wie extern abgestimmt und erarbeitet sein, damit er den politischen Gremien erneut zum Beschluss vorgelegt werden kann. 2. Es darf kein Papiertiger erzeugt werden, der in den Regalen verstaubt, während sich auf den Straßen und Schienen nichts verbessert. 3. Bürgerbeteiligung und Fachbeteiligung bilden zentrale Bausteine. Stabsstelle Mobilität bei der Arbeit
Regionalverband FrankfurtRheinMain 7 Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain
2. Jedes Projekt braucht ein Fundament
2.1. Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain
Zu Beginn eines jeden Veränderungsprozesses sollte Selbstverständnis eine solide Bestandsanalyse, einhergehend mit einer entsprechenden Datensammlung und -auswertung, Die Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain ist der Fahr- stehen. Daher stand auch bei der Mobilitätsstrategie plan mit überörtlicher Bedeutung, der die Mobilitäts- die Frage im Raum, ob die Beauftragung einer Unter- und Verkehrswende in der Region einleiten soll. Sie suchung der Mobilität in der Region vorzuschalten ist, wurde nicht allein und im stillen Kämmerlein erarbei- bevor die Stabsstelle die eigentliche Arbeit an der Mo- tet, sondern gemeinsam mit zahlreichen kompetenten bilitätsstrategie angehen sollte. Akteuren in ständiger, transparenter Kommunikation des Sachstands in der Öffentlichkeit. Die Mobilitäts- Drei Argumente haben gegen diese Beauftragung ge- strategie versteht sich als Prozess, der nicht mit sei- sprochen: nem Beschluss endet, sondern dann erst richtig loslegen will. Es liegen bereits zahlreiche, fachlich ausgezeichnete Analysen mit den entsprechenden Ideen und Vor- schlägen im Themenfeld Mobilität für die Region vor. Jetzt machen Dass ausreichend Wissen und Erfahrung über das Wie und das Woher der Mobilität vorhanden ist, haben Eine Maxime der Mobilitätsstrategie war und ist „Jetzt auch die hinzugezogenen Expertinnen und Experten machen“. Damit sind sowohl das Selbermachen als auch bestätigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine neue Un- das Anstiften zum „Jetzt-machen“ gemeint. Geforscht tersuchung auch bahnbrechend neue Erkenntnisse wird genug, analysiert wird noch mehr, gefordert wird generiert hätte, war also äußerst gering. immer. Für wirksame Maßnahmen gelten andere Fak- Das hierfür notwendige Ausschreibungsverfahren und toren: Wie oft musste darüber entschieden werden? die Wartezeit auf die Ergebnisse hätten einen nicht Wurde die Maßnahme begonnen oder blieb sie bislang unerheblichen Teil der Erstellungszeit von zwei Jahren Theorie? Wieviel ist bereits realisiert? Wie lange hat es beansprucht. bis zur Fertigstellung gedauert? Daran lässt sich auch Die damit verbundenen Kosten hätten ebenfalls einen der Erfolg von Plänen messen. großen Anteil des Projektbudgets verbraucht. Entsprechend wurde mit einigen Strategien und Projek- Die beiden letzten Argumente wären natürlich durch ten auch nicht bis zum finalen Beschluss der Mobilitäts- eine längere Projektlaufzeit und ein größeres Budget zu strategie gewartet. Sie wurden schon während der Er- entkräften gewesen. arbeitungsphase parallel auf den Weg zur Umsetzung gebracht. Es gilt schließlich, keine unnötige Zeit zu ver- Aber nachdem die Auswertung von über 20 regionalen lieren. Veröffentlichungen zu den Themen Mobilität und Ver- kehr seit dem Jahr 2011 (darunter Zukunftsstudien, Analysen, Berichte, Konzepte, Handlungsempfehlun- Mut zur Lücke gen und Leitfäden) nochmals deutlich gemacht hat, dass es an guten Ideen und Empfehlungen für eine Eine Strategie, die versucht, alle existierenden Informa- zukunftweisende Mobilitätsentwicklung in Frankfurt- tionen, erstrebenswerten Ziele und notwendigen Maß- RheinMain nicht mangelt, konnte die zu beantworten- nahmen zu enthalten, die beim Thema Mobilität berück- de Frage nur lauten: sichtigt werden können, ist zum Scheitern verurteilt. Der Anspruch auf Vollständigkeit wird somit erst gar nicht Was bringt unsere Region wirklich in Bewegung erhoben. Auch, dass eine Institution im Alleingang die und wie kann dies zügig umgesetzt werden? regionale Verkehrswende erwirken wird, ist schlicht eine Illusion. „Mut zur Lücke“ eröffnet daher Chancen. Lü- cken eröffnen Spielräume für alle im Akteursnetzwerk der Region, als dessen Teil der Regionalverband sich sieht. Und je mehr Partner sich mit ihren Erfahrungen und Fähigkeiten bei der Ausfüllung erkannter Lücken einbringen, umso größer ist die Chance auf das Erleben unserer Vision von der Bewegungsqualität.
8 Regionalverband FrankfurtRheinMain Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain
„Jetzt machen“ und „Mut zur Lücke“ bedeuten auch, um mögliche Bedenken auszuräumen, sondern auch, sich bei noch nicht in Umsetzung befindlichen Maßnah- um Erfahrungen zu teilen oder die Mitwirkung der Ak- men und Projekten als verantwortlicher Kümmerer in teure zu erörtern. Alle kämpfen mit Ressourcenproble- Stellung zu bringen. Natürlich ist die vorherige Abstim- men. Da ist der Rollenwechsel oder die Rollenteilung mung mit allen relevanten Akteuren wichtig. Nicht nur, ein geeignetes Instrument, um weiterzukommen.
2.2. Die Rolle der Kreise und der räumliche Bereich der Moblilitätsstrategie
Die Kreise sind starke Partner der Mobilitäts- und Ver- ministrativen Grenzen des Verbandsgebiets: Somit kehrswende in FrankfurtRheinMain. Nicht nur als wich- werden die 75 Verbandskommunen um die insgesamt tige Aufgabenträger im Verkehr, sondern auch durch 33 nicht verbandsangehörigen Kommunen der Kreise ihr verkehrspolitisches Handeln und ihre Vorbildfunk- Groß-Gerau, Main-Kinzig und Wetterau erweitert tion – etwa mit Beschlüssen zu Kreisverkehrsentwick- und hinsichtlich geeigneter Maßnahmen mit betrach- lungskonzepten – wirken sie stark und multiplikativ in tet. ihre kreisangehörigen Kommunen hinein. Und kurz vor der Fertigstellung dieser Mobilitätsstrate- Um Doppelarbeiten zu vermeiden, bestehende Netz- gie avanciert der Regionalverband vom Pflichtverband werke zu nutzen und von bereits laufenden Aktivitäten zum Freiwilligenverband: Von den 33 Kommunen ha- zu lernen, erweiterte die Mobilitätsstrategie die ad- ben bereits fünf ihren Beitritt zum Verband beschlossen.
Räumlicher Bereich Mobilitätsstrategie FrankfurtRheinMain