WILDFRÜCHTE Apfelbeere, Scheinquitte, Fruchtrose – Anbau - Verarbeitung - Absatz –

Inhalt

I. Einleitung 4

II. Anbau von Wildfrüchten 6

1. Apfelbeere 6 Früchte von Chaenomeles japonica „Cido“

2. Scheinquitte 14

3. Fruchtrose 23

III. Verarbeitung von Wildfrüchten 31

1. Inhaltsstoffe der Früchte 31 Früchte von Aronia x prunifolia 'Nero, Superberry' 2. Verarbeitungsmethoden 34

3. Gesetzliche Bestimmungen 48

IV. Vermarktung von Wildfrüchten 49

V. Literaturverzeichnis 60 Hagebutten von

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 3 I. Einleitung Zum Geleit

ildfrüchte erfreuen sich seit geraumer Zeit ei- und Fruchtrose. Sie alle verfügen hinsichtlich ihres Inhalts- ner wachsenden Aufmerksamkeit. Neben dem stoffinventars über Alleinstellungsmerkmale. Daraus erzeugte WReiz am vermeintlich Neuen und Exotischen Verarbeitungsprodukte können Marktnischen bedienen, die haben insbesondere deren hohe Gehalte an wertgebenden gärtnerischen Spezialbetrieben neue, vielversprechende Er- Inhaltsstoffen das Interesse an einer ganzen Reihe von züch- werbschancen bieten und so mittel- bis langfristig deren terisch nicht bis kaum bearbeiteten Arten von Wildgehölzen wirtschaftliche Stabilität sichern. Aber auch für Ackerbau- geweckt. Diese heimischen Exoten bedienen die Lust vieler betriebe, die eine Diversifizierung ihres Anbauprogramms Verbraucher an neuen Geschmackserlebnissen und werden beabsichtigen, könnten Wildfrüchte eine attraktive Alternative gleichzeitig mit tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen sein. Gesundheitsversprechen („Superfood“) assoziiert. In der Ihr möglicher Anbau trifft gerade in Mecklenburg-Vorpom- Wahrnehmung steigt die Wertigkeit daraus hergestellter Pro- mern auf gute Voraussetzungen, weil hier leistungsstarke, dukte noch, wenn sie einem lokalen oder regionalen Anbau mit der Erzeugung von Verarbeitungsobst vertraute, Erwerbs- entspringen. obstbaubetriebe und eine ebenso leistungsstarke Nahrungs- güterwirtschaft zu Hause sind. Gerade auch die Ernährungs- wirtschaft kann vom Anbau neuer Wildfrüchte profitieren, wenn sie in die Lage versetzt wird, dank neuer pflanzlicher Rohstoffe ihr Angebot an hochwertigen Nahrungs- und Ge- nussmitteln aus der Region zu erweitern.

Abbildung 1: Insektenfreundliches Gehölz: Die Scheinquit- tenblüte ist für die Biene eine sehr attraktive Nahrungsquelle. Abbildung 2: Blick auf die Versuchspflanzung am Standort Wildfrucht-Leitkultur in Mecklenburg-Vorpommern ist der Ludwigslust im August 2017 (zweites Laub). Sanddorn (Hippophae rhamnoides). Sein Anbau erfolgt fast ausschließlich in Betrieben, die auf diese eine Kultur spezia- All dies war Anlass genug, dass sich im Kontext der Euro- lisiert sind. Eine solch extrem hohe Spezialisierung auf nur päischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Pro- eine Kultur birgt aber die Gefahr, sich fortlaufend stärkeren duktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-AGRI) verschiedene Ak- Ertrags- und Preisschwankungen aussetzen zu müssen. Zum teure des Gartenbau-Netzwerks Mecklenburg-Vorpommern Zwecke des Risikoausgleichs sollen deshalb neue, innova- zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammenfanden, die sich tive (Kultur-)Wildfruchtarten unter den Klima- und Stand- zum Ziel gesetzt hatte den Anbau innovativer Wildfruchtar- ortbedingungen Mecklenburg-Vorpommerns geprüft und ten unter den Klima- und Standortbedingungen Mecklen- perspektivisch das Anbauportfolio der Betriebe erweitert burg-Vorpommerns sowie die Entwicklung von Vor- und werden. Im Fokus stehen hierbei Apfelbeere, Scheinquitte Endprodukten daraus voranzutreiben und damit sowohl der

4 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte gärtnerischen Praxis als auch dem nachgelagerten Bereich In einem zweiten Schwerpunkt befasste sich die Hochschu- neue Impulse für die zukunftsfähige Ausrichtung ihrer Unter- le Neubrandenburg mit der Erarbeitung von Potenzialen zur nehmen zu geben. In der Arbeitsgemeinschaft „Wildfrüchte“ Nutzung von Apfelbeere, Fruchtrose, Scheinquitte und Sand- - in der Fachsprache der Europäischen Union (EU) einer so- dorn für die Lebensmittel- und weitere Verarbeitungsindustrie genannten Operationellen Gruppe (OG) - engagierten sich sowie der Eignung und Bewertung der physikalisch-chemi- neben dem Landwirtschafts- und Gartenbaubetrieb Sand- schen Eigenschaften der Rohstoffe und Verarbeitungsproduk- dorn Storchennest GmbH die Hochschule Neubrandenburg, te. Darüber hinaus stand hier die Vorprodukt- und Produkt- die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fische- entwicklung aus Früchten und Pflanzenteilen im Vordergrund rei Mecklenburg-Vorpommern (LFA), die Baltic Consulting der Arbeit. GmbH und die LMS Agrarberatung GmbH. Das von der EU finanzierte Partnerschaftsprojekt „Optimierung und Erweiterung des Produktions- und Verarbeitungs- potenzials heimischer Wildfruchtarten“ wurde von der LMS Agrarberatung GmbH koordiniert und geleitet. Seine Laufzeit war vom September 2015 bis zum März 2020. Erster Schwerpunkt des Projektes war die Etablierung des Anbaus innovativer Wildfruchtarten. Dazu wurden im Herbst/ Winter 2015/2016 Versuchspflanzungen in Ludwigslust bei der Sanddorn Storchennest GmbH und im Frühjahr 2017 in Gülzow auf dem Obstversuchsfeld der LFA angelegt. Im Fokus standen die für den plantagenmäßigen Anbau in Mecklenburg-Vorpommern neue Apfelbeere (Aronia spp.), Abbildung 3: Pflückreife Früchte von „Cido“. Fruchtrose (Rosa spp.) sowie Scheinquitte (Chaenomeles spp.). Während die in Gülzow konventionell bewirtschaftete Aufbauend auf den Ergebnissen der erst genannten Arbeits- Anlage mit drei Pflanzen und fünf Wiederholungen je Sorte schwerpunkte erfolgte in einem dritten Schwerpunkt durch oder Art eher den Charakter einer Sichtungspflanzung hatte, die Baltic Consulting die Marktanalyse und das Marketing war die ökologisch (nach EU-Öko-Verordnung) bewirtschaf- für innovative Vor- und Endprodukte aus den hier geprüften tete Versuchsfläche in Ludwigslust mit zwanzig Pflanzen und Wildfruchtarten. vier Wiederholungen je Sorte oder Art wesentlich größer an- Das Projekt konzentrierte sich mithin nicht nur auf Fragen des gelegt. Die Bodenart in Ludwigslust ist Sand, die in Gülzow Anbaus, sondern nahm auch neue Ansätze der Verarbeitung schwach lehmiger Sand. Typisch für den Jahreswitterungs- und Produktentwicklung in Augenschein. Die Wertschöp- verlauf in Nordostdeutschland sind wiederholte Trocken- fungskette wurde so in Gänze betrachtet. Im Folgenden wer- phasen vom zeitigen Frühjahr bis in den Vorsommer hinein. den die Ergebnisse vorgestellt. Beide Versuchsflächen sind mit einer Tropfbewässerung aus- gestattet. Angaben zur Jahressumme der Niederschläge und der Jahresmitteltemperatur sind der Tab. 1 zu entnehmen.

Tabelle 1: Jahressumme der Niederschläge (mm) und Jahresmitteltemperatur (°C) auf den Standorten Ludwigslust und Gülzow. Ludwigslust Gülzow Jahr Jahressumme der Jahresmittel- Jahressumme der Jahresmittel- Niederschläge (mm) temperatur (°C) Niederschläge (mm) temperatur (°C)

2016 500 10,0 471 10,0

2017 878 9,9 783 9,9

2018 285 10,8 354 10,8

2019 587 11,3 580 11,0

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 5 II. Anbau von Wildfrüchten 1. Apfelbeere

ur Gattung Aronia zählen die Apfelbeere (auch prunifolia aber auch Aronia melanocarpa ausschließlich als Aronie, Apfelbeere, Kahle, Schwarzfrüchtige attraktive Ziersträucher in Botanischen Gärten und Gehölz- Zoder Schwarze Apfelbeere, Schwarze Eberesche) sammlungen zu finden. Nur für diesen Zweck wurden sie (Aronia melanocarpa [Michx.] Elliot) und die Filzige oder in Baumschulen vermehrt und kultiviert. Im Übrigen wider- Rotfrüchtige Apfelbeere (Aronia arbutifolia [L.] Pers.) (auch spricht Albrecht unter Berufung auf Wein der in allen jüngeren Zwergvogelbeere) [1]. Mutmaßlich aus einer natürlichen nationalen und internationalen Veröffentlichungen zu Aronia Kreuzung von Aronia arbutifolia und Aronia melanocarpa ging verbreiteten Behauptung, Aronia-Arten seien erst zu Beginn die eigenständige Art Aronia x prunifolia (Marsh.) Rehd. (sy- des 20. Jahrhunderts von Nordamerika nach Europa gelangt nonym Aronia x floribunda) (Pflaumenblättrige Apfelbeere) [3], [8]. Wein zitierend belegt Albrecht, dass schon in der hervor [1], [2], [3]. Pflanzensystematiker waren sich darüber zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Aronia arbutifolia und aber lange entschieden uneins. So empfiehlt Hardin diese Aronia melanocarpa in Frankreich und den Niederlanden kul- Gruppe von Pflanzen als Aronia melanocarpa zugehörig zu tiviert oder zumindest erwähnt werden [3], [8]. In Deutsch- behandeln, während Krüssmann sie ausdrücklich als separate land wurde Aronia arbutifolia (als Sorbus arbutifolia) bereits Art klassifiziert [2], [4]. Apfelbeeren wurden seit ihrer Entde- 1699 in Leipzig im „Hortus Bosianus“ nachgewiesen, damals ckung unter vielerlei Gattungen (Mespilus, Pyrus, Crataegus, eine der bedeutendsten Gehölzsammlungen in Mitteleuropa. Azarolus, Sorbus und Photinia) geführt [3]. Erst Ende des Weitere Belege finden sich z. B. Mitte des 19. Jahrhunderts 19. Jahrhunderts setzte sich der von dem deutschen Botani- im Katalog der damals sehr bekannten Baumschule Nathusius ker, Arzt und Gartendirektor (in Schwetzingen bei Heidelberg) (Raum Magdeburg), wo man beide Aronia-Arten als „Mespi- Friedrich Kasimir Medikus gewählte Gattungsname Aronia lus arbutifolia“ und „Mespilus melanocarpus“ findet. durch. Jüngere nordamerikanische Untersuchungen zur Taxonomie von Aronia unterstreichen eher die Komplexität der Artzuord- nung als dass sie Klarheit brächten. Conolly schlägt aufgrund morphologischer Untersuchungen neben den Arten mela- nocarpa, arbutifolia und prunifolia vor, als vierte und damit eigenständige Art die aus Europa stammende mitschurinii Skvortsov et Majtulina ssp. nova zu führen [5]. Friedrich und Schuricht nennen mitschurinii Skvortsov et Majtulina ssp. nova. lediglich als Synonym für melanocarpa [6]. Hingegen kommen Shipunov et al. auf der Grundlage molekularbiologi- scher Untersuchungen zu dem Schluss, dass sich die vier Arten nicht eindeutig abgrenzen lassen [7]. Das unstrittige Ursprungsgebiet der zur Familie der Rosen- gewächse (Rosaceae) gehörenden Sträucher ist das östliche Nordamerika, wo sie insbesondere auf niederschlagsreichen, sauren Standorten gedeihen. Dort haben sie ihren Platz so- wohl freistehend in voller Sonne als auch im Halbschatten entlang von Waldrändern. Allerdings ist Aronia inzwischen in ihren natürlichen nordamerikanischen Verbreitungsgebie- Abbildung 1: Zu jeder Jahreszeit auch ein ästhetisches Erlebnis. Herbstliche Laubfärbung der Aronia-Pflanzung ten fast vollständig verschwunden [2]. Bis zur Mitte des 20. (im zweiten Standjahr) auf dem Standort Ludwigslust. Die Jahrhunderts waren vor allem Aronia arbutifolia und Aronia Herbstfärbung setzt bereits Ende August ein.

6 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte „Im Rahmen des EIP AGRI-Projektes Wildfrüchte wurden auf den Standorten Ludwigslust und Gülzow vier Sorten geprüft, die der Art Aronia x prunifolia zugeordnet werden können (Tab. 1) [9]. Bei 'Superberry' handelt es sich um eine Auslese der Sorte 'Nero'.

Tabelle 1: Auf den Standorten Ludwigslust und Gülzow geprüfte Aronia-Sorten. Botanischer Herkunft/ Sorte Name Ursprung 'Aron' Aronia x prunifolia Dänemark 'Nero' Aronia x prunifolia Russland 'Nero, Superberry' Aronia x prunifolia Deutschland 'Wiking' Aronia x prunifolia Finnland

Die vieltriebig locker aufrecht wachsenden sommergrünen Sträucher von Aronia x prunifolia werden 1,5 bis 2 m hoch. Durch Bodentriebe und Ausläufer regenerieren sie sich Abbildung 2: Blühender Strauch der Sorte 'Nero' im dritten sukzessive und schließen im plantagenmäßigen Anbau die Standjahr. Pflanzreihen. Hinsichtlich der phänologischen Entwicklung im Jahresverlauf gibt es zwischen den Sorten keine Unter- Entwicklungsstadien (Mausohr, Entwicklung Blütenanlagen, schiede. Die zu einer attraktiven Doldentraube zusammen- Vollblüte, Pflückreife und Triebabschluss gemäß der BBCH- gefassten ca. 10 bis 12 mm großen, reinweißen Einzelblüten Codierung für Kernobst [10]) der vier Apfelbeerensorten am mit violett-roten Staubbeuteln kommen Anfang bis Mitte Mai Standort Ludwigslust sind der Abb. 3 zu entnehmen. Eine ei- zur Vollblüte (Abb. 2). Weitere wesentliche phänologische genständige BBCH-Codierung für Aronia gibt es bisher nicht.

Sorte Jahr März April Mai Juni Juli August

2017 ★ ● ■ 'Aron' 2018 ♦ ★ Spätfrost ■

2017 ★ ● ■ 'Nero' 2018 ♦ ★ Spätfrost ■

2017 ★ ● ■ 'Nero, Superberry' 2018 ♦ ★ Spätfrost ■

2017 ★ ● ■ 'Wiking' 2018 ♦ ★ Spätfrost ■

♦ Mausohrstadium (10) Entwicklung Blütenanlagen [(51) 55 - 64] ★ Vollblüte (65) ● Erntetermin/Pflückreife (87) ■ Wachstum Langtriebe abgeschlossen (91)

Abbildung 3: Wesentliche phänologische Entwicklungsstadien (Mausohr, Entwicklung Blütenanlagen, Vollblüte, Pflückreife und Triebabschluss gemäß der BBCH-Codierung für Kernobst [10]) von vier Apfelbeerensorten am Standort Ludwigslust.

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 7 Fruchtnutzung als eigenständige Kultur aufgeführt (Tab. 2). Seither hat sich Zum Zwecke der Nutzung als Obst erlangte Aronia ab Mit- die Anbaufläche mehr als verdreifacht [19]. Im Jahr 2019 te des 20. Jahrhunderts zuerst in Russland Bedeutung. Um betrug die Anbaufläche in Deutschland 959 ha, davon wur- die Jahrhundertwende bezog der legendäre russische Obst- den 826 ha ökologisch bewirtschaftet [19]. Die Apfelbeere züchter Mitschurin (1855 - 1935) von der ebenso legendä- ist damit die Strauchbeerenart mit der größten ökologischen ren deutschen Baumschule Späth (Berlin) - sie war zur da- Anbaufläche in Deutschland. In Mecklenburg-Vorpommern maligen Zeit die größte Baumschule der Welt - Saatgut von ist die Apfelbeere im großflächigen Erwerbsanbau bis heute Aronia melanocarpa für Züchtungszwecke [3]. Ein Schüler nicht vertreten. Mitschurins holte Mitte der 1930er Jahre Apfelbeerensäm- linge in das Altaigebiet, einem entlegenen Winkel Russlands, wo man erste vorsichtige Versuche mit dem plantagenmäßi- Anbau gen Anbau unternahm [6]. Schließlich wurde Aronia 1946 Die Apfelbeere präsentiert sich unter den Standort- und Kli- erstmals in einem Sortiment der dort regional empfohlenen mabedingungen Mecklenburg-Vorpommerns bisher als an- Obstarten geführt. Aus Russland verbreitete sie sich als Wild- spruchslose und pflegearme Kultur. Ohnehin gilt sie als ge- obst unter der Bezeichnung Aronia melanocarpa nach Skan- nügsame und in weiten ökologischen Bereichen als sehr dinavien und in die Tschechoslowakei. In den 1970er Jahren anpassungsfähige Pflanze. Ihr Anbau ist gleichermaßen auf kam schließlich aus der Sowjetunion über die Tschechoslo- Sand- wie auch auf Lehmböden mit pH-Werten von 5.0 bis wakei mit 'Nero' eine erste Apfelbeerensorte in die DDR. In 6.5 möglich. Lediglich zu Staunässe neigende Böden sollten der Oberlausitz (Sachsen) wurde die erste Plantage, zunächst gemieden werden. In Kanada werden Aronia u. a. mit Erfolg auf Halbstämmen auf der Unterlage Sorbus aucuparia, und auf abgetorften Moorflächen zur Rekultivierung mit späterer erst später als wurzelechter Strauch, mit dem Ziel der Frucht- Fruchtgewinnung gepflanzt [20]. nutzung in der Verarbeitungsindustrie angepflanzt [11], [12], Um ein besseres Wachstum mit regelmäßigen und ausrei- [13], [14]. Mitte der 1980er Jahre wurde Aronia in der Sow- chend hohen Erträgen zu erzielen, empfiehlt sich in Nordost- jetunion auf einer Fläche von 17.800 Hektar angebaut [15]. deutschland in Witterungsphasen fortdauernder Trockenheit, Wegen ihres herbsauren, adstringierenden Geschmacks und wie sie regelmäßig im Frühjahr und Vorsommer auftreten, eine ihres Geruchs mit Bittermandelnote wurde das Potenzial der Zusatzbewässerung. Apfelbeere sowohl als Frisch- als auch als Verarbeitungsobst Die ausdrücklich zu bevorzugende Pflanzzeit ist der Herbst. lange Zeit eher gering eingeschätzt [16]. Chancen sah man Selbst bei Bodentemperaturen nur wenig über 0°C findet allenfalls für ihre Verwendung als natürliches Färbemittel in noch Wurzelwachstum statt, sodass die Pflanzen während des der Lebensmittelindustrie. Aufgrund ihres sehr hohen Ge- Winters gut einwurzeln können. Der Neuaustrieb wird so im halts an Flavonoiden und phenolischen Säuren, denen eine ersten Standjahr deutlich begünstigt. Der Boden sollte vor der ganze Reihe von gesundheitsfördernden Eigenschaften zuge- Pflanzung tiefgründig bearbeitet und von Dauerunkräutern schrieben werden, wurden Aroniabeeren aber schließlich in weitestgehend befreit sein. Als Pflanzmaterial diente auf den den Nullerjahren von gewerblichen Anbietern als sogenann- Standorten Ludwigslust und Gülzow Containerware. Die Pflan- tes neues „Superfood“ (nach Heidelbeeren und Cranberries) zen hatten eine Höhe von 30 bis 40 cm. In den Baumschulen entdeckt und entsprechend angepriesen [17], [18]. Infolge wird Aronia durch Stecklinge vermehrt. Eine weitere wichtige dieses „Hypes“ stieg das Interesse am plantagenmäßigen vegetative Vermehrungsmethode für Aronia ist die Gewebekul- Anbau sprunghaft an. In der vom Statistischen Bundesamt tur (In-vitro-Vermehrung). Aronia entwickelt Wurzelausläufer, jährlich herausgegebenen Strauchbeerenanbauerhebung für sodass für nichtgewerbliche Zwecke im begrenzten Umfang Deutschland wurde die Apfelbeere erstmalig im Jahr 2014 auch die Gewinnung von Ausläufern möglich ist.

Tabelle 2: Anbaufläche (ha), Erntemenge (t) und Ertrag (t/ha) von Apfelbeeren in Deutschland [19]. Jahr 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Anbaufläche (ha) 306 395 556 688 853 959

Erntemenge (t) 3.998 4.687 11.112 13.939 14.343 11.267

Ertrag (t/ha) 1,31 1,19 2,00 2,03 1,68 1,18

8 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Wie aus dem plantagenmäßigen Johannisbeerenanbau be- kannt ist, werden auch in Apfelbeerenplantagen die Fahrgas- sen mittels Graseinsaat dauerbegrünt und in der Vegetations- zeit in Abhängigkeit von der Witterung regelmäßig gemäht („gemulcht“) (Abb. 5). Das Mähgut verbleibt auf der Fläche. Mit der Dauer der Standzeit der Plantage nimmt so der Ge- halt an organischer Substanz im Oberboden zu. Unter der Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe würden die Pflanzen allerdings stark leiden. Deshalb werden die Strauchstreifen mindestens 1,0 m breit offengehalten. Dies kann mechanisch oder durch Bedeckung mit (organischem) Mulchmaterial oder Mulchfolie geschehen. Beides wird gern von Mäusen angenommen, sodass der Beobachtung dieser Schadnager stets besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Aus Russland, dem „Mutterland“ des plantagenmäßigen Aro- nia-Anbaus, berichtet Kask von generellen Pflanzabständen von 4,0 m zwischen den Reihen und Abständen zwischen den Pflanzen in der Reihe von 2,0 m [15]. In Nordamerika wählte man Abstände von 1,5 bis 2,0 m in der Reihe und 3,0 m zwischen den Reihen [20], [21]. Stolle gibt für Pflan- Abbildung 4: „Strauchvolumen“ der Sorte 'Wiking' nach zungen in der Oberlausitz Reihenabstände von 3,5 bis 4,5 m dem ersten Standjahr. und Pflanzabstände in der Reihe von 1,2 m an [14]. Auf dem Standort Ludwigslust beträgt die Fahrgassenbreite 4,0 m und der Abstand in der Reihe 1,25 m. Das entspricht einem Pflan- zenbesatz von 2.000 Stück je Hektar. Nach dem Pflanzen werden alle Triebe kräftig angeschnitten, um das vegetative Wachstum anzuregen. Ein abermaliger vollständiger Rückschnitt nach dem ersten Standjahr zur Förderung der Anzahl der Neutriebe, brachte keine Vortei- le gegenüber nach dem ersten Standjahr ungeschnittenen Sträuchern. Apfelbeeren fruchten wie Johannisbeeren und Stachelbeeren am einjährigen Holz. Mit Blick auf den Erhalt der Fruchtbarkeit leitet sich daraus ab, erstmalig nach vier bis fünf Jahren Standzeit ein Auslichten des Strauchinneren vor- zunehmen, ansonsten verlagert sich die Bildung der frucht- tragenden Neutriebe zu sehr an die Peripherie des Strauches. Zu diesem Zeitpunkt sind die Strauchreihen auch weitgehend geschlossen. Mit Blick auf stetig steigende Arbeitserledi- gungskosten könnte eine Alternative zu handarbeitsintensi- ven (Auslichtungs-)Schnittmaßnahmen der komplette Rück- Abbildung 5: Das Kurzgras-Mulchsystem ist für den planta- schnitt der Sträucher (maschinelle „Radikalverjüngung“ mit genmäßigen Apfelbeerenanbau gut geeignet. Die mit einer einem Häcksler oder Mulcher) in einem Rhythmus von sechs Kleegrasmischung dauerbegrünte Fahrgasse wird auf dem bis acht Jahren sein. Damit verliert man zwar ein Ertragsjahr, Standort Ludwigslust durch 8- bis 10-maliges Mulchen aber dank des guten Regenerationsvermögens der Sträucher während der Saison kurzgehalten. kommt es zur Bildung zahlreicher gut entwickelter und im darauffolgenden Jahr reich tragender Neutriebe.

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 9 Düngung Tabelle 4: Mengen an (Makro-)Nährstoffen die, unter Be- Spezielle Richtwerte für die Düngung von Apfelbeeren liegen rücksichtigung unterschiedlicher Erträge pro ha, bei Apfel- bisher nicht vor. In einem dreijährigen Freilandgefäßversuch beeren gedüngt werden müssen, um die Verluste durch die Ernte zu kompensieren. wurde der Einfluss der Stickstoffdüngung (drei Stickstoffstu- fen) auf das vegetative und generative Wachstum der Apfel- Ertrag N P K Ca Mg (t/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) beere untersucht. Der höchste Fruchtertrag wurde bei einer mittleren Stickstoffstufe erzielt [22]. In Schweden erwies sich 1 1,2 0,3 1,7 0,3 0,1 in einem Stickstoffsteigerungsversuch im gewachsenen Bo- 5 6,0 1,5 8,5 1,5 0,5 den (Sand mit 2-4 % Tonanteil) eine jährliche Mineralstick- 10 12,0 3,0 17,0 3,0 1,0 stoffgabe (in Form eines Mehrnährstoffdüngers) von 50 kg/ ha (plus 44 kg P/ha, 100 kg K/ha) als am günstigsten auf Die Düngung weiterer Hauptnährelemente wie Phosphor, die Ertrags- und die Anthocyaninbildung (zur Farbstoffgewin- Kalium, Magnesium und Kalk (pH-Wert) erfolgte ebenfalls nung) von Apfelbeeren [23]. Mit einer höheren Stickstoffgabe auf der Grundlage von Bodenuntersuchungsergebnissen mit konnte der Ertrag zwar noch gesteigert werden, gleichzeitig dem Ziel, für den jeweiligen Nährstoff durch Erhaltungsdün- nahm aber der Gehalt an Anthocyanin und Gesamtsäure ab. gung einen mittleren Bodengehalt (Gehaltsklasse C) zu ge- Auf dem Standort Ludwigslust (Bodenart: Sand) erfolgte je- währleisten. weils im zeitigen Frühjahr in Anlehnung an Düngeempfeh- Grundsätzlich hat sich die Bemessung der Düngung am Be- lungen aus dem Kernobstanbau und auf der Grundlage einer darf der Kultur zu orientieren. Maßstab hierfür ist der Mine- vorab durchgeführten Bodenuntersuchung ein Aufdüngen auf ralstoffentzug durch die Fruchternten und zu einem geringen 60 kg N/ha in 0 bis 30 cm Bodentiefe [24]. Um auch während Teil den im wachsenden Holzkörper gebundenen Nährstoffen. der Fruchtbildung und in der Phase der Blüteninduktion so- Weiter muss das bodeneigene Mineralisierungs- bzw. Nach- wie Blütenknospendifferenzierung eine ausreichende Stick- lieferungspotenzial berücksichtigt werden. stoffversorgung sicherzustellen, erfolgte Anfang Juli eine Zur Bestimmung der Nährstoffabfuhr durch die Ernte wur- weitere Stickstoffgabe mit 40 kg/ha. Unter Berücksichtigung de deshalb auf dem Standort Ludwigslust der Mineralstoff- der im ökologischen Obstbau zulässigen Düngemittel wurden gehalt der Früchte bestimmt. Die auf der Basis von Frucht- dazu jeweils Haarmehlpellets ausgebracht. analysen bestimmten Makro- und Mikronährstoffgehalte der vier Apfelbeerensorten sind der Tab. 3 zu entnehmen. Sie Tabelle 3: Gehalte an Makro- und Mikronährelementen in Früchten der vier Apfelbeerensorten. entsprechen ziemlich genau denen von Kernobst [25]. Die grundsätzliche Herangehensweise, sich an Düngeempfehlun- Von … Bis-Bereich Mittelwert Mineralstoff (kg/t) (kg/t) gen aus dem Kernobstanbau zu orientieren, bestätigte sich damit. Angaben zu den erforderlichen Nährstoffmengen, die Stickstoff (N) 1,0 - 1,5 1,2 zugeführt werden müssen, um die Verluste durch die Ernte zu Phosphor (P) 0,3 - 0,4 0,3 kompensieren, finden sich in Tab. 4. Ein gutes Instrument zur Beurteilung des Ernährungszustan- Kalium (K) 1,7 1,7 des von Obstgehölzen sind Blattanalysen. Ihre Ergebnisse Kalzium (Ca) 0,2 - 0,3 0,3 geben Auskunft über die Nährstoffgehalte der Pflanzen wäh-

Makronährelemente ren der Vegetationsperiode. Sie ergänzen so die Bodenunter- Magnesium (Mg) 0,1 0,1 suchung. Von jeder Sorte wurden dazu rund drei Wochen vor Eisen (Fe) 0,0039 - 0,0058 0,0045 der Ernte an für den Bestand repräsentativen Pflanzen aus der Mitte gut belichteter Triebe Blätter entnommen. Mutmaß- Kupfer (Cu) <0,0026 <0,0026 lich sind zu diesem Zeitpunkt die Schwankungen im Nähr- Mangan (Mn) 0,0041 - 0,0024 0,0046 stoffgehalt der ausgewachsenen Blätter nur noch gering. Die Ergebnisse der Blattmineralstoffanalysen sind in der Tab. 5 Molybdän (Mo) 0,0001 0,0001 aufgeführt. Zink (Zn) 0,0014 - 0,0040 0,0017 Referenzwerte liegen für die Apfelbeere in der Literatur nicht Mikronährelemente vor. Wegen der engen Verwandtschaftsverhältnisse werden Bor (B) 0,0048 - 0,0064 0,055 zur Interpretation der vorliegenden Analysenergebnisse ak-

10 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Tabelle 5: Nährstoffgehalte in Blättern der vier Apfelbeerensorten im Jahr 2019 und Referenzwerte für die optimale Nähr- stoffversorgung in Blättern von Apfelbäumen und Schwarzen Johannisbeeren.

Stickstoff Phosphor Kalium Magnesium Kalzium Bor Mangan Zink Eisen Sorte % % % % % ppm ppm ppm ppm

'Aron' 2,12 0,34 1,14 0,39 1,86 34 172 31 117

'Nero' 2,00 0,37 1,21 0,40 1,81 37 230 28 122

'Nero, 1,85 0,31 1,39 0,40 1,72 36 236 25 128 Superberry'

'Wiking' 2,00 0,36 1,30 0,38 1,78 33 184 30 114

Referenzwerte

Apfel* 2,20 - 2,60 > 0,15 1,10 - 1,40 > 0,20 > 0,80 20 - 70 60 - 400 > 20 > 60

Apfel** 2,20 - 2,80 0,20 - 0,35 1,10 - 1,60 0,25 - 0,40 1,30 - 2,00 25 - 50 35 - 100 15 - 50 k. A.***

Schwarze Johannis- 2,60 - 3,20 0,20 - 0,40 1,80 - 2,30 0,25 - 0,50 0,80 - 1,80 30 - 50 40 - 100 20 - 70 k. A.*** beere**

* [26], ** [27], *** k. A. = keine Angabe tuelle Referenzwerte für den Apfel herangezogen. Danach ist sich die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) landesweit zu bei allen Nährstoffen eine gute bis sehr gute Versorgung ge- einem Hauptschädling im Beeren- und Steinobstanbau ent- geben. Eine Ausnahme bildet lediglich der Stickstoffgehalt. wickelt [30], [31]. Obwohl in den auf dem Standort Ludwigs- Da die Sträucher aufgrund der Blütenfrostereignisse fast kei- lust angebrachten Kirschessigfliegen-Köderfallen von 2017 ne Früchte trugen, kann ein Verdünnungseffekt in den sehr bis 2019 Kirschessigfliegen gefangen wurden, kam es zu wüchsigen Pflanzen die Ursache für den im Vergleich zum keinem visuell feststellbaren Befall der Aroniabeeren. Dies Apfel niedrigeren Stickstoffgehalt der Blätter sein. Zur weite- steht im Einklang mit Befunden aus Nordamerika, wonach ren Einordnung sind in der Tab. 5 auch ältere Referenzwerte nur beschädigte Früchte anfällig für Kirschessigfliegenbefall für Apfel und Schwarze Johannisbeere angegeben. sind, unverletzte dagegen nicht [32]. Dies bestätigte sich in Nordamerika sowohl bei In-vivo-Untersuchungen im Labor als auch bei der Beobachtung im Feldbestand [32]. Pflanzengesundheit Ebenso wird von einem gelegentlichen Virusbefall mit der In der Literatur wird die Apfelbeere zuweilen als geradezu Symptomausprägung von Ringflecken berichtet [33]. Gegen immun gegen Krankheiten und Schaderreger beschrieben pilzliche Erkrankungen ist Aronia weitgehend nicht anfällig. [28], [29]. Ganz so ist es aber nicht. Im ersten Standjahr Als der Familie der Rosengewächse zugehörig, zählt Aro- machte auf dem Standort Ludwigslust ein wiederholter Be- nia zum Wirtspflanzenkreis des Feuerbranderregers Erwinia fall mit der Grünen Apfelblattlaus (Aphis pomi) und der amylovora (Burrill) Winslow et al. Aber bei mehrjährigen Re- Grünstreifigen Kartoffellaus (Macrosiphum euphorbia) eine sistenzprüfungen mit Inokulationen in Blüten und an frischen zweimalige Regulierung mit einem im ökologischen Anbau Trieben blieb Aronia ohne Befall [34]. zugelassenen Insektizid erforderlich. Ebenso wurde ganz ver- Der Schaden durch Rehwildverbiss an den Terminalknospen einzelt das Auftreten des Kleinen Frostspanners (Operophtera kann gerade in den ersten Standjahren beträchtliche Aus- brumata) festgestellt. Eine Regulierung war hier aber nicht maße annehmen. Ein Wildschutzzaun ist deshalb für Neu- vonnöten. Als weitere Schaderreger können Ebereschenmot- anpflanzungen unerlässlich. Vollreife Früchte werden gern te (Agryresthia conjugella), Kirschblattwespe (Caliroa cerasi), von Vögeln (insbesondere Stare und Amseln) gefressen. Das Obstbaumspinnmilbe (Panonychus ulmi) und Kommaschild- Einnetzen der Strauchreihen könnte dies verhindern. läuse (Lepidosaphes ulmi) an Aronia auftreten [12], [15]. Seit ihrem erstmaligen Auftreten in Deutschland im Jahr 2011 hat

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 11 Blühen und Fruchten Aronia ist selbstfruchtbar. Obwohl die Blüten von zahlreichen Insekten (Abb. 6) beflogen werden, wird vornehmlich eine Bestäubung durch den Wind vermutet [6]. Die Vollblüte tritt in Nordostdeutschland Anfang Mai ein. In der Literatur wird die Ertragssicherheit der Kultur betont. Aber entgegen der dort gleichlautend geäußerten Behaup- tung, die Blüten von Aronia seien - nicht zuletzt wegen ihres späten Blühtermins - vor Schäden durch späte Luftfröste si- cher, trifft ausdrücklich nicht zu. Ein über mehrere Stunden anhaltendes nächtliches Luftfrostereignis Anfang Mai 2019 hatte auf dem Standort Ludwigslust die fast vollständige Zerstörung der Blüten und damit den Verlust der Ernte zur Folge (Abb. 7). Die Pflanzung stand zu diesem Zeitpunkt in der Vollblüte (Abb. 8). Mutmaßlich ist das aber auch ein wei- teres Indiz für den Klimawandel. Dieser hat Auswirkungen Abbildung 6: Während der Apfelbeerenblüte ein häufi- auf den jahreszeitlichen Witterungsverlauf, der wiederum den ger Gast in Ludwigslust: der Goldglänzende Rosenkäfer jahreszeitlichen (phänologischen) Entwicklungsgang land- (Centonia aurata). wirtschaftlicher und gärtnerischer Kulturen beeinflusst. Am und 20 und im (Sonnen- und Hitze-)Jahr 2018 zwischen 20 Beispiel des Apfels ist, über die letzten mehr als vierzig Jahre und 25. Die erntereifen, stark an Eberesche erinnernden ku- betrachtet, ein signifikanter Trend zu einem früheren Blühbe- geligen Früchte haben Durchmesser von 11 bis 13 mm und ginn nachgewiesen [35]. Aufgrund höherer Wärmesummen Fruchtgewichte von 0,9 bis 1,3 g. In der Literatur werden Ein- im Frühjahr blühen Äpfel heute im Vergleich zu den 1970er zelfruchtgewichte von 0,5 g bis 2,8 g angegeben [12], [21], Jahren zwanzig Tage früher. Diese Feststellung kann eins zu [39]. Die Früchte reifen einheitlich und nicht folgernd, so- eins auf die phänologische Entwicklung von Aronia übertra- dass die Ernte in einem Arbeitsgang möglich ist. Damit sind gen werden. Die früher einsetzende Blüte erhöht auch für grundsätzlich gute Voraussetzungen für eine Maschinenernte diese Kulturpflanze das Risiko von Spätfrostschäden deutlich. gegeben. Eine unerlässliche Voraussetzung für eine Kultur, Bei der Apfelbeere setzt der erste Ertrag im Jahr nach der Pflanzung ein (Abb. 9). Je Doldentraube bilden sich im Mittel 1,3 0,2 2,5 6,0 der hier geprüften Sorten 'Aron', 'Nero', 'Nero, Superberry' -0,6 4,0 -1,2 -1,7 und 'Wiking' 23 folgernd aufblühende Einzelblüten. Aus ih- 2,7 5,7 -2,0 -2,1 nen gehen je Doldentraube im Mittel 16 Früchte hervor. Das -1,9 entspricht einem Fruchtansatz von über 70 % (Tab. 6). Das 8,3 Fruchtfleisch der Sammelbalgfrucht ist dunkelrot gefärbt. Im Kerngehäuse sind meist drei, vereinzelt bis zu fünf Samen. (°C) Temperatur 8,9 Neben der Fruchtfarbe („glänzend schwarz“ [36]) ist der Zu- ckergehalt ein wesentliches Kriterium zur Bestimmung des 18:00 20:00 22:00 00:00 02:00 04:00 06:00 08:00 optimalen Erntetermins von Apfelbeeren. Nach Angaben aus Uhrzeit der Literatur sind das Zuckergehalte (gelöste Trockensubs- Abbildung 7: Stunden-Lufttemperaturminina (in 2 m Höhe) tanz) in der weiten Spanne von 12 bis 20 °Brix [12], [21]. in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai 2019 auf dem Standort Das Erntedatum hat darüber hinaus großen Einfluss auf den Ludwiglust, Beginn am 4. Mai um 18:00 bis zum 5. Mai um Gehalt weiterer wertgebender Inhaltsstoffe [37], [38]. Unter 08:00 Uhr. Berücksichtigung des Farbumschlags und des refraktome- deren Früchte ausschließlich für die Verarbeitung und nicht trisch einfach zu bestimmenden Zuckergehalts der Früchte für den Frischmarkt bestimmt sind. Gebräuchliche Technik tritt die Erntereife in Nordostdeutschland Ende Juli bis An- zur Ernte von Johannisbeeren oder Heidelbeeren kann dafür fang August ein, rund 90 Tage nach der Vollblüte. Zu diesem gut genutzt werden [36]. Für die Frischvermarktung sind sie Zeitpunkt lagen die °Brix-Werte im Jahr 2017 zwischen 18 bedeutungslos, obwohl sich vollreife Früchte grundsätzlich

12 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte auch gut frisch verzehren lassen. Sie schmecken zunächst Tabelle 6: Anzahl (n) Blüten und Früchte je Doldentraube süßlich, aber spätestens beim Herunterschlucken der Früch- und der daraus errechnete Fruchtansatz der vier Apfel- te stellt sich ein "pelziges" Gefühl im Rachenraum ein. Hier beerensorten auf dem Standort Ludwigslust in den Jahren 2017 und 2018. wirkt der hohe Gerbsäuregehalt als Adstringens. Aroniabee- ren enthalten Amygdalin, das im Körper zu Blausäure ver- Blüten je Früchte je Fruchtansatz Doldentraube Doldentraube stoffwechselt werden kann. Die Mengen sind aber so gering, (n) (n) (%) dass sie für den Menschen unbedenklich sind [40]. Überreife Früchte fallen nicht ab, sondern trocknen am Strauch ein. Bei Sorte 2017 2018 2017 2018 2017 2018 der Handernte werden Pflückleistungen von 7 bis 15 kg je 'Aron' 23 23 17 16 72 70 Stunde erreicht [6], [15], [21].

'Nero' 21 24 14 17 67 70

'Nero, Super- 23 22 17 15 72 67 berry'

'Wiking' 21 24 16 17 74 69

In der Literatur variieren die Angaben über Erträge sehr stark, was einmal mehr die Bedeutung regionaler Feldversuche mit Nachdruck unterstreicht. Häufig werden Hektarerträge- an gegeben, ohne dass man Angaben zur Pflanzdichte erfährt. Vergleiche werden so noch schwieriger. Umgekehrt werden Spitzenerträge ganz weniger Einzelpflanzen zu beeindrucken- den Hektarerträgen von bis zu 43 t/ha extrapoliert [21]. Mit einem Strauchbesatz von 2.000 Stück/ha sind ab dem fünf- ten Standjahr Erträge von 5 bis 8 t/ha realistisch [6], [15], [16], [36], [41], [42]. Der Tab. 7 sind die Ergebnisse vom Abbildung 8: Totalschaden nach Luftfrosteinwirkung: Erfro- Standort Ludwigslust für das erste und zweite Ertragsjahr zu rene Apfelbeerenblüten im Mai 2019. entnehmen. Auf dem Standort Gülzow wurden vergleichba- re Anfangserträge erzielt. Die wirtschaftliche Nutzungsdauer einer Aronia-Plantage beträgt wie für Johannisbeeren bis zu 20 Jahre. Tabelle 7: Erträge der vier Apfelbeerensorten pro Pflanze und pro Hektar im ersten und zweiten Ertragsjahr (Pflanz- dichte 2.000 Sträucher/ha).

2017 2018 2019

kg/ kg/ kg/ Sorte t/ha t/ha t/ha Pflanze Pflanze Pflanze

'Aron' 0,33 0,7 2,09 4,2 -* -*

'Nero' 0,44 0,9 1,70 3,4 -* -*

'Nero, Super- 0,31 0,6 1,81 3,6 -* -* berry'

Abbildung 9: Erntereifer Strauch der Sorte 'Nero' im ersten 'Wiking' 0,36 0,7 1,53 3,0 -* -* Ertragsjahr. * = kein Ertrag nach Luftfrösten während der Blüte

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 13 II. Anbau von Wildfrüchten 2. Scheinquitte

ie zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehö- Der sommergrüne Strauch wächst sparrig halbaufrecht bis rende Gattung Chaenomeles (Lindl.) (Schein- oder aufrecht kaum mehr als 1 m hoch. Seine Triebe sind stark DZierquitte) hat ihren Ursprung in Ostasien. Es gibt bedornt. Ausnahme ist das Sortengemisch „Cido“, das fast sechs Arten: Chaenomeles cathayensis, Chaenomeles japo- unbewehrt ist. Wesentliche phänologische Entwicklungssta- nica (Japanische Schein- oder Zierquitte) und Chaenomeles dien der drei Scheinquittensorten am Standort Ludwigslust speciosa (Chinesische Schein- oder Zierquitte), aus deren sind der Abb. 1 zu entnehmen. Kreuzung die Arthybride Chaenomeles superba hervorging, sowie Chaenomeles sinensis und Chaenomeles thibetica [1], [2]. Im 19. Jahrhundert kamen sie nach Europa und wur- Fruchtnutzung den zunächst ausschließlich wegen ihres Zierwertes kultiviert „De gustibus non est disputandum.” (Über Geschmäcke ist und züchterisch bearbeitet. Aufgrund ihres auffällig reichen, nicht zu streiten.) lautet eine lateinische Redewendung und roten Blütenschmucks werden sie im Volksmund auch gern so werden die Früchte der Scheinquitte zuweilen auch mit als Feuerbusch, Feuerstrauch, Feuerrose oder Christiblut be- dem Adjektiv „ungenießbar“ versehen [6]. Doch Überlegun- zeichnet. Um zu prüfen, ob ihre Früchte unter den Standort- gen zur Nutzung der Früchte für Verarbeitungszwecke finden und Klimabedingungen Mecklenburg-Vorpommerns als neu- sich in der Literatur schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts. artiges (Verarbeitungs-)Obst genutzt werden können, wurde Tatsächlich beschränkten sie sich aber über viele Jahre aus- auf den Standorten Ludwigslust und Gülzow je Art eine Sorte schließlich auf eine Verwertung für Haushaltszwecke [7]. gepflanzt (Tab. 1). Eine erste Anpflanzung der Japanischen Scheinquitte zur

Tabelle 1: Auf den Standorten Ludwigslust und Gülzow geprüfte Chaenomeles-Sorten. Sorte Botanischer Name Herkunft/Ursprung Blütenfarbe Fruchtform Japan „Cido“* Chaenomeles japonica Lettland orangerot apfelförmig Chaenomeles superba Japan leuchtend länglich 'Fusion' (Hybrid aus C. japonica x Deutschland hellrot birnenförmig C. speciosa)

'Pandora' Chaenomeles speciosa China karminrot apfelförmig

* = Gemäß dem Internationalen Code der Nomenklatur der Kulturpflanzen (ICNCP) werden Sortennamen grundsätzlich in einfache Anführungszeichen oben gesetzt [3]. Abweichend davon wird hier „Cido“ in doppelte Anführungszeichen unten-oben gesetzt, weil es sich um ein Gemisch aus den Sorten 'Agra', 'Agrita', 'Alfa' und 'Arta' handelt [4].

Sorte Jahr März April Mai Juni Juli August September Oktober

2017 ♦ ★ ● ■ „Cido“ 2018 ♦ ★ ● ● ■

2017 ♦ ★ ● ■ 'Fusion' 2018 ♦ ★ ● ● ● ■

2017 ♦ ★ ● ■ 'Pandora' 2018 ♦ ★ ● ● ■

♦ Mausohrstadium (10) Entwicklung Blütenanlagen [(51) 55 - 64] ★ Vollblüte (65) ● Erntetermin/Pflückreife (87) ■ Wachstum Langtriebe abgeschlossen (91) Abbildung 1: Wesentliche phänologische Entwicklungsstadien (Mausohr, Entwicklung Blütenanlagen, Vollblüte, Pflückreife und Triebabschluss gemäß der BBCH-Codierung für Kernobst [5]) von drei Scheinquittensorten am Standort Ludwigslust.

14 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Zeitig im Frühjahr erscheinen die sich weit öffnenden in orange-roten Farbtönen changierenden Blüten (Abb. 2 - 7):

Abbildung 2: Blühende Pflanze von „Cido“ im dritten Laub. Abbildung 3: Einzelblüte von „Cido“.

Abbildung 4: Blühende Pflanze von 'Fusion' im dritten Laub. Abbildung 5: Einzelblüte von 'Fusion'.

Abbildung 6: Blühende Pflanze von 'Pandora' im dritten Laub. Abbildung 7: Einzelblüte von 'Pandora'.

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 15 LUFA

Fruchtgewinnung für die industrielle Verarbeitung entstand wohl vertraut, empfiehlt sich auch für den plantagenmäßigen 1937 in der Ukraine [8]. In der Mitte des 20. Jahrhunderts Anbau der Scheinquittensträucher das Kurzgras-Mulchsys- gab es in Lettland erste Bemühungen zur züchterischen Be- tem: Die mindestens 1,0 m breiten Strauchstreifen werden arbeitung von Chaenomeles japonica mit der Zielrichtung zur Vermeidung von Wasser- und Nährstoffkonkurrenz offen- dornenarme, ertragreiche Sorten für die Fruchtgewinnung gehalten, während die Fahrgassen ab dem zweiten Standjahr hervorzubringen. Größere Plantagen wurden dort ab Mitte mit einer Graseinsaat dauerbegrünt werden. Durch das Of- der 1970er Jahre ins Feld gestellt. Die Japanische Schein- fenhalten der Fahrgassen mittels mechanischer Bearbeitung quitte diente als Ersatz für die (Baum-)Quitte (Cydonia oblon- im ersten Standjahr können evtl. verbliebene Dauerunkräuter ga), der die für den baltischen Raum erforderliche Frosthärte noch ausreichend bekämpft werden. Der Reihenabstand kann fehlt. Im größeren Umfang wurden dann in den 1980er Jah- in Abhängigkeit von der zur Verfügung stehenden Schlepper- ren in Lettland und Litauen Scheinquitten-Plantagen mit aus technik gewählt werden, sollte aber 2,5 m nicht unterschrei- Saatgut vermehrten Pflanzen angelegt. Diese Anpflanzungen ten. Gebräuchlich sind Reihenabstände von 3,5 bis 4,0 m. erreichten ihre größte Ausdehnung im Jahr 1993 mit 400 Der Abstand in der Reihe beträgt unter Berücksichtigung der ha. Gravierende kulturtechnische Probleme, in erster Linie Wuchsstärke der Sorten 0,8 bis 1,25 m. Daraus ergibt sich hervorgerufen durch die Heterogenität saatgutvermehrter ein Pflanzenbesatz von 1.900 bis 3.400 Stück je ha, unter Be- Pflanzen, und darüber hinaus durch die Veränderung des rücksichtigung von fünf Prozent unproduktiver Fläche (Vor- Wirtschaftssystems nach dem Zusammenbruch des sowjeti- gewende). schen Imperiums, ließen das Interesse an dieser Kultur ein- Die Beikrautregulierung auf den Strauchstreifen ist eine He- brechen [8]. Inzwischen aber hat der Anbau der Japanischen rausforderung. Eine rein maschinelle mechanische Regulie- Scheinquitte im Baltikum eine kleine Renaissance erlebt. Im rung ist in den ersten Standjahren wegen der großen Beschä- Jahr 2015 betrug die Anbaufläche allein in Lettland rund 200 digungsgefahr an den jungen, niedrig wachsenden Pflanzen ha [9]. Auch in Polen gab es bereits Ende der 1970er Jahre nicht möglich und muss durch kontinuierliche Handhacke eine umfängliche Initiative, die Japanische Scheinquitte für mindestens ergänzt werden. Auch in späteren Jahren sind die Verarbeitungsindustrie plantagenmäßig anzubauen [10]. die Früchte bei der mechanischen Beikrautregulierung ei- ner steten Verletzungsgefahr ausgesetzt, sodass sich diese eigentlich nur vor der Blüte und nach der Ernte empfiehlt. Anbau Gute Wuchsbedingungen finden Scheinquitten auf leicht sau- ren Lehmböden und humosen Sandböden vor. Der pH-Wert sollte 6 nicht wesentlich überschreiten, da Scheinquitten anfällig für (Kalk-)Chlorosen sind. Um die Ertragssicherheit zu gewährleisten, ist gerade in Zeiten des Klimawandels das Einrichten einer Zusatzbewässerung in Form beispielsweise einer wassersparenden Tropfbewässerung mehr denn je an- zuraten. Wie im Prinzip für alle Gehölze so gilt auch für die Schein- quitte, dass der Herbstpflanzung der Vorzug vor der Früh- jahrspflanzung zu geben ist, denn so lange der Boden frost- frei bleibt, findet noch Wurzelwachstum statt. Das begünstigt die Startbedingungen im folgenden Frühjahr. Auch ihr sehr früher Austrieb spricht gegen eine Frühjahrspflanzung. Die Pflanzung erfolgt auf einem tiefgründig vorbereiteten und von Dauerunkräutern befreiten Boden. Als Pflanzmaterial wurden auf dem Standort Ludwigslust zweijährig verpflanzte krautar- tige Stecklinge (gemäß der allgemeinen Gütebestimmungen für Baumschulpflanzen: 2j. v. St. = 0/1/1) verwendet. Abbildung 8: Plantagenmäßiger Anbau von Scheinquitten (im dritten Laub) im Kurzgras-Mulchsystem. Wie aus dem gesamten Baum- und Strauchbeerenanbau

16 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Das Mulchen der Strauchstreifen mit organischem Material dornung der meisten Sorten zusätzlich erschwert wird, wäre oder synthetischen Materialien (Kunststoff, Kunststoffgewe- eine maschinelle Beerntung unbedingt wünschenswert. Auch be) könnte eine gangbare Alternative sein, die aber die strikte dafür wäre die Pflanzung am Unterstützungsgerüst prädes- Beachtung eines Schadnagermanagementplans voraussetzt. tiniert. Mit einer die Hecke übergrätschenden Rüttel- oder Zweifelsohne werden Mulchmaterialien aus Kunststoff vor Auskämmtechnik wäre die Ernte wesentlich einfacher als dem Hintergrund kritischer gesellschaftlicher Diskussionen am halbaufrechten Busch. In Vollertragsanlagen werden bei um ein nachhaltiges Wirtschaften mit Argusaugen betrachtet. der händischen Ernte Pflückleistungen von 40 bis 50 kg pro Sofern deren Einsatz sinnvoll erscheint, sollten sie zumindest Stunde erreicht [11]. recyclingfähig sein. Nach dem Pflanzen werden alle Triebe angeschnitten, um das Wachstum anzuregen. Ebenso empfiehlt es sich, im ersten Düngung Standjahr vorhandene Blüten konsequent zu entfernen, da Die optimale Höhe von Düngergaben aus Ergebnissen von auch dies das vegetative Wachstum fördert. Weitere Schnitt- Nährstoffsteigerungsversuchen in Gefäßen oder im Freiland maßnahmen an den Sträuchern unterbleiben in den ersten abzuleiten ist für die Scheinquitte nicht möglich, weil es der- drei bis vier Standjahren. Wachsen lassen, lautet hier die De- lei für diese junge Nischenkultur bislang nicht gibt. Auf dem vise. In den Folgejahren konzentriert sich die weitere schnitt- Standort Ludwigslust erfolgte die Düngung analog der im mäßige Überwachung auf das Auslichten zu eng stehender Kapitel Apfelbeere beschriebenen Vorgehensweise. und auf dem Boden liegender Astpartien. So wird auch eine Ganz allgemein gilt als Grundlage zum Bemessen der Dün- regelmäßige Fruchtasterneuerung gewährleistet. gung der Entzug von Nährstoffen durch den Pflanzenbestand abzüglich des Nährstoffangebots auf dem Standort. Bemer- kenswert ist der Samenreichtum von Scheinquittenfrüchten (Abb. 10). Er macht rund zehn Prozent des Fruchtgewichts aus. Um dem Rechnung zu tragen, wurden die Makro- und Mikronährstoffe im Fruchtfleisch und in den Samen getrennt bestimmt. Die Ergebnisse der Analysen sind den Tab. 2 und 3 zu entnehmen. Angaben zu den erforderlichen Nährstoffmen- gen, die zugeführt werden müssen, um die Verluste durch die Ernte zu kompensieren, finden sich in Tab 4.

Abbildung 9: Erziehung von Scheinquitten an einem Unter- stützungsgerüst. Die Sorte 'Pandora' eignet sich aufgrund ihres aufrechten Wuchses besonders gut für dieses Erzie- hungssystem. Ein Schritt zur Intensivierung des Scheinquittenanbaus ist die am Standort Ludwigslust erprobte Erziehung der Sträucher als Hecke an einem Unterstützungsgerüst (Abb. 9). An ihm können die Sträucher fächerförmig formiert werden. Drei bis fünf Leit-Gerüstäste werden dazu an den Drähten des Unter- stützungsgerüstes befestigt. Entbehrliche Triebe werden ein- fach weggeschnitten. Die Vorteile eines solchen Systems lie- gen auf der Hand: Die fruchttragenden Gerüstäste lassen sich gut verteilen und die Belichtung für die heranwachsenden Früchte ist optimal. Und dank ihrer Übersichtlichkeit lassen Abbildung 10: Aufgeschnittene Scheinquittenfrucht mit sich die Hecken zudem viel schneller abernten. Wegen des auffälligem Samenreichtum. kostenintensiven Handarbeitsaufwands, der durch die Be-

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 17 LUFA

können zumindest Richtwerte für den sehr gut untersuch- Tabelle 2: Gehalte an Makro- und Mikronährelementen im Fruchtfleisch der Chaenomeles-Sorten. ten Apfel (beide gehören der Unterfamilie der Pomoideae/ Von … Bis-Bereich Mittelwert Maloideae an) als Anhaltspunkt für die Beurteilung der Nähr- Mineralstoff (kg/t) (kg/t) stoffversorgung dienen. Zieht man diese Werte zu Rate, ist

Stickstoff (N) 5,0 - 6,0 5,50 bei allen Nährstoffen eine mindestens ausreichende bis gute Versorgung gegeben. Lediglich der Blattstickstoffgehalt der Phosphor (P) 0,2 - 0,5 0,35 Sorte 'Pandora' lässt auf eine nicht ausreichende Versorgung schließen. Die Aussagegenauigkeit der Analysenergebnisse Kalium (K) 1,4 - 2,9 2,15 wird sich durch Wiederholungen in den kommenden Voll- Kalzium (Ca) 0,3 - 0,9 0,60 ertragsjahren erhöhen. Effekte der Jahreswitterung und die

Makronährelemente daraus resultierende Beeinflussung des Pflanzenwachstums Magnesium (Mg) 0,1 - 0,2 0,15 können bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt Eisen (Fe) 0,0065 - 0,0200 0,0133 werden.

Kupfer (Cu) 0,0024 - 0,0036 0,0030

Mangan (Mn) 0,0007 - 0,0018 0,0013 Pflanzengesundheit Auf den Standorten Ludwigslust und Gülzow erwies sich Molybdän (Mo) 0,0001 0,0001 Chaenomeles als vergleichsweise gesunde Pflanze. Tieri- Zink (Zn) Mikronährelemente 0,0020 - 0,0040 0,0030 sche Schaderreger traten am Standort Ludwigslust ledig- lich im ersten Standjahr in Erscheinung. Wegen wiederholt Bor (B) 0,0018 - 0,0052 0,0035 stärkerem Läusebefall wurden zweimal Regulierungsmaß- nahmen erforderlich (Abb. 11). An den befallenen Pflanzen Tabelle 3: Gehalte an Makro- und Mikronährelementen in den Kernen der Früchte der Chaenomeles-Sorten. wurden die Schwarze Bohnenlaus (Aphis fabae), die Faul- Von … Bis-Bereich Mittelwert baumblattlaus (Aphis frangulae) und die Grünstreifige Kar- Mineralstoff (kg/t) (kg/t) toffellaus (Macrosiphum euphorbiae) bestimmt. Als weiterer

Stickstoff (N) 20,0 - 23,0 21,50 „Gelegenheitsschädling“ fand sich der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata). Dessen sporadisches Auftreten und Phosphor (P) 2,6 - 3,0 2,80 die Läusearten-Vielfalt kann als Quelle die in unmittelbarer Nähe zum Versuchsfeld gelegene Kleingartenanlage haben. Kalium (K) 3,9 - 5,2 4,60 Aus dem baltischen Raum wird vom Auftreten des Garten- Kalzium (Ca) 1,0 - 1,5 1,25 laubkäfers (Phyllopertha horticola) und des Baum-Weißlings

Makronährelemente (Aporia crataegi) in biologisch und integriert bewirtschafte- Magnesium (Mg) 1,3 - 1,5 1,40 ten Chaenomeles-Plantagen berichtet [12]. Letzterer wird in Eisen (Fe) 0,0322 - 0,0508 0,0415 Deutschland allerdings als Rote Liste-Schmetterling geführt. Läuse wurden im Baltikum zwar auf Gelbtafeln gefangen, ein Kupfer (Cu) 0,0059 - 0,0085 0,0072 Auftreten an den Pflanzen hingegen nicht beobachtet [12]. Mangan (Mn) 0,0101 – 0,0119 0,0110 Krankheiten pilzlicher Ursache können eine größere Rol- le spielen. An den Früchten war in allen Jahren vereinzelt Molybdän (Mo) 0,0001 - 0,0002 0,00015 Braunfäule (Monilinia fructigena) zu beobachten (Abb. 12). Zink (Zn) Mikronährelemente 0,0190 - 0,0235 0,0213 Ebenso war manchmal ein Absterben der Triebspitzen festzu- stellen, ähnlich dem Schadbild der Zweig- und Spitzendürre Bor (B) 0,0118 - 0,01300 0,0124 (Monilinia laxa) beim Steinobst. Neben Monilinia fructigena werden in der Literatur als weitere festgestellte Verursacher Zur Bestimmung der Blattnährstoffgehalte erfolgte die Probe- von Fruchtfäulen an Scheinquittenfrüchten die Pilze Botry- nahme der Blätter zum im Obstbau empfohlenen Zeitraum tis cinerea und Penicillium expansum sowie Colletotrichum Ende Juli (Tab. 5). Vergleichswerte liegen in der Literatur gloeosporioides und Cryptosporiopsis curvispora (teleomor- nicht vor. Aufgrund der verwandtschaftlichen Verhältnisse ph Neofabraea malicorticis) genannt [9], [13].

18 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Tabelle 4: Mengen an (Makro-)Nährstoffen die, unter Be- hörenden Pflanzen kann auch die Scheinquitte eine Wirts- rücksichtigung unterschiedlicher Erträge pro ha, bei Chae- pflanze für die gefürchtete, aus Nordamerika stammende nomeles gedüngt werden müssen, um die Verluste durch Bakteriose Feuerbrand (Erwinia amylovora [Burrill] Winslow die Ernte zu kompensieren. et al.) sein. Sie gehört zu den gefährlichsten und wirtschaft- Ertrag N P K Ca Mg lich bedeutendsten Krankheiten des Kernobstes und einiger (t/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) verwandter Gehölze aus der Familie der Rosaceae. Der Erst- 1 7,1 0,6 2,4 0,7 0,3 nachweis von Feuerbrand in der Bundesrepublik Deutsch- land im Jahr 1971 in Schleswig-Holstein war der Anlass 5 35,5 3,0 12,0 3,5 1,5 unter Federführung der Biologischen Bundesanstalt (heute Julius Kühn-Institut) ein umfangreiches Forschungsvorhaben 10 71,0 6,0 24,0 7,0 3,0 zur Untersuchung der Feuerbrandkrankheit zu initiieren. Dazu gehörten auch umfangreiche Resistenzuntersuchungen an 59 Häufiger, und dies vor allem bei „Cido“, war das Auftreten Ziergehölzarten und -sorten aus 15 Rosaceengattungen, die eines Schadbilds, das zunächst als „rote Flecken“ wahrge- in Kitzeberg (nördlich von Kiel) durchgeführt wurden. Chae- nommen wird (Abb. 13). Bei genauerer Betrachtung offen- nomeles japonica sowie die Chaenomeles japonica-Sorte baren sich nekrotische Punkte, die von einem roten Hof 'Crimson and Gold' reagierten auf künstliche Feuerbrand-In- umgeben sind. Ob es sich hierbei um ein abiotisch oder bio- fektionen nur schwach anfällig. Der Befall machte sich ledig- tisch verursachtes Schadbild handelt, bedarf weiterer Unter- lich in wenigen abgestorbenen Blüten manifest [15]. In der suchungen. Es erinnert an die Lentizellenröte beim Apfel, DDR wurde Feuerbrand erstmalig im Jahr 1974 an Weißdorn die lange Zeit als physiologische Krankheit galt. Kennel und (Crataegus) entlang der Ostseeküste festgestellt [15]. Weiler ermittelten hingegen als Verursacher der Lentizellen- röte des Apfels (an 'Golden Delicious') den Pilz Pezicula alba (syn. Gloeosporium album syn. Phlyctema vagabunda) [14]. In Schweden wurden aus roten Flecken von Chaenomeles japonica-Früchten die Pilze Phoma exigua, Phlyctema vaga- bunda und Septoria cydoniae isoliert [13]. Die Tatsache, dass mehrere Pilze mit dem Symptom in Verbindung gebracht werden können, lässt vermuten, dass der rote Hof um den nekrotischen Fleck eine allgemeine Reaktion des Wirts und nicht ein spezifisches Symptom eines der gefundenen Pilze ist. Da nach unseren Erfahrungen aus den roten Flecken kei- ne die Frucht zerstörende Fäule hervorgeht, erscheinen sie für eine Verarbeitungsfrucht alles in allem als tolerierbar. Die für Chaenomeles japonica zuweilen als geradezu „charakte- ristisch“ beschriebenen nekrotischen Blattflecken traten an den Standorten Ludwigslust und Gülzow nicht auf [13]. Abbildung 11: Läusebefall an Chaenomeles. Wie alle zur Gruppe der „apfelähnlichen“ Rosengewächse ge- Tabelle 5: Nährstoffgehalte in Blättern der drei Chaenomeles-Sorten im Jahr 2019.

Stickstoff Phosphor Magnesium Kalium Mangan Kalzium Eisen Bor Zink Sorte % % % % % ppm ppm ppm ppm

„Cido“ 2,38 0,25 1,64 0,28 1,64 20 111 30 176

'Fusion' 2,16 0,23 1,31 0,30 1,94 19 68 19 158

'Pandora' 1,72 0,31 1,58 0,23 1,56 21 55 31 120

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 19 LUFA

Abbildung 12: Braunfäule (Monilinia fructigena) an einer Abbildung 13: „Rote Flecken“ an einer Scheinquittenfrucht. Scheinquittenfrucht.

Abbildung 14: Deformierung und Berostung an einer Schein- Abbildung 15: Sonnenbrand auf einer Scheinquittenfrucht. quittenfrucht nach Frostereignissen während der Blüte.

Virosen können an Obstgehölzen erhebliche Schäden ver- Auftreten von (1) Absterbeerscheinungen an den Triebspit- ursachen. An Chaenomeles wurde das Chlorotische Blatt- zen, (2) Fruchtfäulnis und (3) rote (nekrotische) Fruchtfle- fleckungs-Virus des Apfels (Apple chlorotic leaf spot virus) cken angeführt werden. Ungeachtet dessen erwies sich die nachgewiesen [16]. Es verursacht (an Äpfeln) Blattdeforma- Scheinquitte bisher als frei von Krankheiten vergleichbar tionen, Triebstauchungen und Fruchtberostung. etwa dem Schorf (Venturia spp.) im Apfelanbau, die schwere Als Schädigungen abiotischer Ursache können an Schein- wirtschaftliche Schäden verursachen können. Daher ist die quittenfrüchten die aus dem Apfelanbau bekannten Defor- Scheinquitte vor dem Hintergrund der an den Standorten mierungen und Frostzungen (Berostungen und Verkorkun- Ludwigslust und Gülzow gesammelten bisherigen Erfahrun- gen der Schale), als Folge von Frostereignissen während der gen auch für den biologischen Anbau gut geeignet. Blüte (Abb. 14) und Sonnenbrand (geschädigte, nekrotisierte Pflanzenschutzmittel müssen vom Gesetzgeber zur Anwen- Epidermis) (Abb. 15), als Folge von sehr starker Sonnenein- dung in einer Kultur explizit ausgewiesen werden. Werden strahlung, beobachtet werden. Da in Zeiten des Klimawandels Scheinquitten in Ertragsanlagen zur Fruchtgewinnung ange- Jahre mit ungünstigem Witterungsverlauf zunehmen werden, baut, bedarf es hier noch einer entsprechenden Regelung. ist mit dem Auftreten von derlei Schäden zukünftig häufiger Sinnvoll erscheint die Zuordnung zur Kulturgruppe Kernobst, zu rechnen. zu der bisher Apfel, Birne, Quitte und Apfelbeere gehören. Zusammenfassend können als wesentliche phytopathologi- sche Probleme der hier geprüften Sorten das gelegentliche

20 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte LUFA

Blühen und Fruchten Aufgrund der vergleichsweise zeitigen Blüte sind Scheinquit- (Japanische) Scheinquitten sind quasi selbststeril, jedenfalls ten potenziell Frost gefährdet. Aber das reiche Blütenangebot führt Selbstbestäubung nur zu einem ganz geringen Frucht- und die lange Blühdauer verhindern, dass Frühlingsfröste ansatz [1], [17], [18]. In Einsortenpflanzungen sollte deshalb eine nennenswerte Verringerung des Fruchtansatzes zur Fol- zur befruchtungsbiologischen Absicherung in jeder fünften ge haben. Wegen ihrer reichen und attraktiven Blüte werden Reihe eine Bestäubersorte gepflanzt werden. In Mehrsor- sie auch von zahlreichen Insekten als Nahrungsquelle inten- tenpflanzungen sollte die Sortenverteilung so erfolgen, dass siv genutzt. mindestens nach jeder vierten Reihe ein Sortenwechsel ein- Exakte Kriterien für die Bestimmung der Erntereife fehlen bis- tritt [19]. her, es sei denn, man nutzt den (1) Farbumschlag der Schale Der Blütenschmuck von Schein- oder Zier(!)quitten bildet von grün nach gelb, das (2) Braunfärben der Kerne, das (3) sich am zwei- und mehrjährigen Holz in Büscheln mit bis zu Fettigwerden der Schale oder das (4) Duften der Früchte als sechs Blüten, die unter den Witterungsbedingungen Nord- solche [20]. Das weißgelbe Fruchtfleisch ist sehr fest und ostdeutschlands Ende April aufzublühen beginnen. Die Blü- sehr sauer, sodass ein Frischverzehr ausgeschlossen ist ten werden im Sommer des vorangegangenen Jahres ange- (Tab. 6). Die Früchte sind tatsächlich ausschließlich für die legt. Die im Jahresverlauf zeitige Blühinduktion hat zur Folge, Verarbeitung geeignet. Aber dafür sind sie dank ihres hohen dass vom Spätsommer bis in den Winter hinein weiter Blüten Gehalts an wertgebenden Inhaltsstoffen und Ballaststoffen erscheinen, aus denen noch Früchte hervorgehen (Abb. 16). sowie ihres unverwechselbaren Dufts und Geschmacks ge- Das Kältebedürfnis ist gering. Nach Erfahrungen aus dem radezu prädestiniert. Darüber hinaus zeigen die Früchte beim Baltikum können vorgetriebene Scheinquittenzweige bereits Anschneiden keine oxidative Verbräunung, was für die Ver- zum Weihnachtsfest zum Aufblühen gebracht werden [1]. arbeitung ein weiteres interessantes Merkmal sein kann. Im Chaenomeles könnte mithin das Barbarazweig-Sortiment er- Gegensatz zur Quitte haben Scheinquittenfrüchte keine Stein- weitern. zellen [10]. Ähnlich wie beim Kernobst können auch bei Chaenomeles charakteristische Fruchtfallperioden („Erster Fall“, „Juni- Fruchtfall“, „Vorernte-Fruchtfall“) beobachtet werden. Wuchs- fördernde und wuchshemmende endogene Wachstumsregu- latoren spielen dabei eine entscheidende Rolle. Zwei bis drei Wochen nach der Blüte fallen junge Früchte ab. Mutmaßlich ist die Witterung während der Blüte (kühl) und eine unzurei- chende Befruchtung die Ursache. Ebenso ausgeprägt kann auch der Vorernte-Fruchtfall sein. Tabelle 6: Gehalte an Zucker und Säure in Früchten von Chaenomeles „Cido“, 'Fusion' und 'Pandora'. Säure- Zucker- Zucker- gehalt Sorte gehalt pH-Wert Säure- (Weinsäu- (°Brix) Verhältnis re)(g/l) „Cido“ 7,6 26,9 2.7 2,8

'Fusion' 12,6 44,9 2.6 2,8

'Pandora' 9,9 35,3 2.7 2,8

Die apfel- bis länglich birnenförmigen, bei Vollreife grün- Abbildung 16: Charakteristisch für Chaenomeles, hier am gelb- bis zitronengelbfarbenen Früchte variieren innerhalb Beispiel der Sorte 'Fusion': Neben fast vollreifen Früchten, einer Sorte in Form und Größe relativ stark. Die Früchte sind findet man im späteren Verlauf der Vegetationsperiode Blü- ten und junge Früchte (Aufnahme Mitte September). glattschalig und fühlen sich bei Vollreife fettig an. Die am Standort Ludwigslust geprüften Sorten „Cido“, 'Fusion' und

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 21 LUFA

'Pandora' erreichten mittlere Fruchtgewichte von knapp 30 fruchtfleischreicheren Sorten zu gelangen [18]. bis 130 g (Tab. 7). Im zweiten Laub, dem ersten Erntejahr, differierten die Erträge Bei umfänglichen befruchtungsbiologischen Untersuchun- pro Pflanze auf dem Standort Ludwigslust in Abhängigkeit von gen an Scheinquitten fanden Andersone und Kaufmane keiner- den Sorten zwischen 0,2 und 0,6 kg (Tab. 8). Im dritten Er- lei Indizien für das Auftreten von parthenokarpen Früchten, tragsjahr stiegen sie auf 1,0 bis 2,4 kg pro Pflanze an (Tab. 8). wiewohl dies eine sehr nützliche Eigenschaft wäre, um zu

Tabelle 7: Einzelfruchtgewichte (in g) der Scheinquitten- sorten „Cido“, 'Fusion' und 'Pandora' in den Jahren 2017 bis 2019 am Standort Ludwigslust. Einzelfruchtgewicht (g) Sorte 2017 2018 2019 „Cido“ 52 27 41

'Fusion' 110 64 97

'Pandora' 129 45 56 Abbildung 17: Pflückreife „Cido“.

Abbildung 18: Fast pflückreife Früchte der Sorte 'Fusion'. Abbildung 19: Früchte der Sorte 'Pandora' Ende August.

Tabelle 8: Erträge und Erntetermine der Scheinquittensorten „Cido“, 'Fusion' und 'Pandora' in den Jahren 2017 bis 2019 (erstes bis drittes Ertragsjahr) am Standort Ludwigslust. 2017 2018 2019 Ernte- Ernte- Ernte- Sorte kg/Pflanze t/ha* kg/Pflanze t/ha* kg/Pflanze t/ha* termin termine termine 02.09.- „Cido“ 0,6 1,2 21.09. 0,5 1,1 03.09. 1,0 2,0 18.09. 30.09.- ‘Fusion‘ 0,5 0,9 02.10. 1,0 2,0 19.09. 2,4 4,8 10.10. 19.09.- 30.09.- ‘Pandora‘ 0,2 0,4 09.10. 0,5 1,0 1,1 2,2 28.09. 17.10. * = Bestandesdichte: 2.000 Pflanzen

22 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte II. Anbau von Wildfrüchten 3. Fruchtrose

flanzensystematiker schätzen, dass über die gemä- Tabelle 1: Auf den Standorten Ludwigslust und Gülzow ßigt-nördlichen und subtropischen Zonen der Erde geprüfte Fruchtrosenarten und -sorte. 100 bis 200 Wildrosenarten verbreitet sind [1]. Die P Herkunft/ aus den verschiedensten Wildrosenarten hervorgegangenen Art/Sorte Botanischer Name Ursprung Kultur- und Zierformen lassen sich nicht seriös quantifizieren. Vorder- u. Für den plantagenmäßigen Anbau zur Gewinnung der Früch- Hundsrose Rosa canina L. Mittelasien, te der Rosen, den Hagebutten, sind nur wenige Arten und Nordafrika, Europa Sorten geeignet. Die Bezeichnung Hagebutte leitet sich im Rosa villosa L. Vorderasien, Übrigen aus den mitttelhochdeutschen Wörtern „hac“ (ein- Apfelrose (syn. Rosa pomifera J. Europa bis hegen) und „butte“ (Kerngehäuse) ab [2]. Auf den Standorten Herrm.) Kaukasus Ludwigslust und Gülzow wurden die in der Tab. 1 benannten Rosa dumalis Bechst. (syn Arten und Sorte geprüft. R. glauca Vill.) x Dresden- 'Pi Ro 3' L. var. Pillnitz Wesentliche phänologische Entwicklungsstadien von Rosa salaevensis (Rap.) R. Keller canina, Rosa villosa und 'Pi Ro 3' am Standort Ludwigslust sind der Abb. 1 zu entnehmen.

Art/Sorte Jahr März April Mai Juni Juli August September Oktober

Rosa 2017 ♦ ★ ● ● canina 2018 ♦ ★ ● ■

2017 ♦ ★ ● 'Pi Ro 3' 2018 ♦ ★ ● ■

Rosa 2017 ♦ ★ ● ■ villosa 2018 ♦ ★ ● ■

♦ Mausohrstadium (10) Entwicklung Blütenanlagen [(51) 55 - 64] ★ Vollblüte (65) ● Erntetermin/Pflückreife (87) ■ Wachstum Langtriebe abgeschlossen (91) Abbildung 1: Wesentliche phänologische Entwicklungsstadien (Mausohr, Entwicklung Blütenanlagen, Vollblüte, Pflückreife und Triebabschluss gemäß der BBCH-Codierung für Kernobst [3]) von Rosa canina, Rosa villosa und 'Pi Ro 3' am Standort Ludwigslust. gesundheitlichen Wert der Hagebutten hervor und verweist Fruchtnutzung auf die Herstellung von Rosenwasser, Rosenöl, Rosenho- Die Verwendung von Hagebutten als Nahrungs- und Heil- nig, Rosensalbe, Rosenessig und Weiteres. Bock empfiehlt mittel ist seit alters her bekannt. So belegen Funde aus dem den Verzehr von Hagebutten gegen Bluthusten, Erbrechen, Bodenseeraum, dass dort bereits in vorgeschichtlicher Zeit Nierensteine, rote Ruhr (bakteriell verursachte Durchfaller- von 5.000 bis 1.000 v. Chr. in Pfahlbausiedlungen Hagebut- krankung) und Zahnfleischerkrankungen. Nachdem es ab ten zu Mus verarbeitet wurden. Seit dem frühen Mittelalter Mitte des 19. Jahrhunderts mit der sich rasch entwickeln- wurden Rosen in Klostergärten als Nutzpflanzen angebaut. den chemischen Industrie mehr und mehr gelang, bisher aus Ihre Blütenblätter, Laubblätter und Hagebutten fanden für al- Früchten extrahierte Wirkstoffe synthetisch zu gewinnen, war lerlei Zwecke Verwendung. Ohne ihre zahlreichen wertgeben- die große Zeit der Naturheilmittel erst einmal vorbei. Mit dem den Inhaltsstoffe im Einzelnen zu kennen, hebt der deutsche wiedererlangten Interesse für natürliche Lebens- und Heil- Botaniker, Arzt und Prediger Hieronymus Bock in seinem im mittel rückt seit einiger Zeit auch die Hagebutte wieder in den Jahr 1539 veröffentlichten „Kräuterbuch“ den besonderen Fokus des Interesses [4].

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 23 Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden in verschiede- Möglichkeit einer Zusatzbewässerung trägt auf lange Sicht zur nen Ländern Züchtungsprogramme für Rosen mit dem Ziel Ertragssicherheit bei. Die Pflanzflächenvorbereitung und die der Fruchtgewinnung aufgelegt [2], [5], [6], [7], [8], [9]. Pflanzung selbst ist wie für die Apfelbeere und die Schein- Aus einer im Rosarium Sangerhausen begonnenen und in quitte in den vorherigen Kapiteln beschrieben durchzuführen. Dresden-Pillnitz fortgesetzten Arbeit ging die hier geprüfte Auf dem Standort Ludwigslust beträgt der Pflanzabstand „Vitamin-Rose“ 'Pi Ro 3' hervor [10]. Nicht zuletzt aus De- 1,25 m in der Reihe und 4,0 m zwischen den Reihen, in visengründen war man in der DDR stets bemüht, den Be- Gülzow wurden Abstände von 0,8 m mal 4,5 m gewählt. In darf an Hagebutten möglichst durch das Inlandsaufkommen der Literatur werden Pflanzabstände in der Reihe von 0,5 bis zu decken. Deshalb wurden ab Mitte der 1970er Jahre in 4,0 m und Abstände zwischen den Reihen von 2,0 bis 4,0 m Sachsen und Thüringen erste plantagenartige Pflanzungen genannt [7], [17], [18], [19]. Aus phytosanitärer und pflege- mit 'Pi Ro 3' vorgenommen [7]. technischer Sicht sollten Abstände von 0,5 m in der Reihe Natürlich ist die Hagebutte inzwischen längst ein Produkt der und 2,0 m zwischen den Reihen nicht unterschritten werden. Globalisierung geworden. Heute erfolgt ihre Gewinnung in Das Kurzgras-Mulchsystem ist auch für den plantagenmä- Skandinavien (vor allem in Dänemark Rosa canina 'Lito'), ßigen Fruchtrosenanbau sehr gut geeignet. Als Alternative Mittelost- und Osteuropa, der Türkei, Chile und China [11], zur mechanischen Beikrautregulierung auf den Pflanzstreifen [12]. Ob die Hagebutten aus plantagenmäßigem Anbau stam- kommt das Mulchen mit organischen oder anorganischen men oder in Naturbeständen gesammelt werden, lässt sich Materialien infrage. Unter solchen Deckschichten wird ein in- nicht in jedem Fall exakt klären. Chile, hier erfolgt die Ernte tensives Bodenleben gefördert und so das Pflanzenwachstum fast ausschließlich in Naturbeständen, gilt heute als weltgröß- günstig beeinflusst. Bei einem Vergleich fünf verschiedener ter Hagebuttenproduzent. Es exportiert sie vor allem nach Mulchmaterialien (Stroh, Rinde, Holzhackschnitzel, Sägespä- Deutschland [3]. Doch tatsächlich belastbare Zahlen über ne und schwarzer Plastikfolie) hatte die Bedeckung mit Stroh die Einfuhr von frischen und getrockneten Hagebutten nach den günstigsten Einfluss auf Wachstum und Ertrag von Frucht- Deutschland gibt es nicht, weil diese in der amtlichen Statistik rosen [20]. Die Abdeckung der Strauchstreifen mit Mulchfolie nicht separat ausgewiesen werden [14]. (aus Kunststoff) wirkt sich zwar positiv auf die Wasserführung Die in Deutschland weitgehend unbekannte Hagebutten- des Bodens aus, aber die Beikrautregulierung in unmittel- suppe ist in Schweden ein allseits beliebtes Nationalgericht barer Nähe zur Pflanze und die Düngung sind schwierig zu („Nyponsoppa“) [15]. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund bewerkstelligen [17]. Außerdem kann es beim Mähen und wurde Ende der 1980er Jahre in Schweden ein wissen- sonstigen Befahren der dauerbegrünten Fahrgassen zu Be- schaftlich begleitetes Projekt zum Anbau von Fruchtrosen schädigungen der Mulchfolie kommen [17]. Grundsätzlich in Landwirtschaftsbetrieben in Kooperation mit einem be- muss bei der Verwendung von Mulchmaterialien dem Auf- kannten (schwedischen) Lebensmittelhersteller gestartet. treten von Schadnagern große Beachtung geschenkt werden. Doch bereits Mitte der 1990er Jahre wurde es wieder be- Nach dem Pflanzen werden alle Triebe kräftig angeschnitten, endet. Das schwedische Unternehmen war von einem noch größeren norwegischen Unternehmen übernommen worden, das am Fruchtrosenvertragsanbau keinerlei Interesse hatte [16]. Im Rahmen des Projektes waren in Südschweden auf einer Fläche von 130 ha Fruchtrosenplantagen, in der Haupt- sache Selektionen von Rosa dumalis und , gepflanzt worden. Diese sind inzwischen wieder weitgehend verschwunden [17].

Anbau Rosen lieben vollsonnige Standorte. Gute Wuchsbedingun- gen finden sie auf leicht kalkhaltigen bis schwach sauren Böden. Generell verfügen Rosen über eine hohe Anpas- sungsfähigkeit an die gegebenen Standortbedingungen. Die Abbildung 2: Querschnitt durch Hagebutten von 'Pi Ro 3'.

24 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte um das Wachstum anzuregen. Schnittmaßnahmen beschrän- Tabelle 3: Mittlere Gehalte an Makro- und Mikronährele- ken sich später auf das Entfernen abgetragener Fruchttriebe, menten in den Nüsschen von Hagebutten der Fruchtrosen- arten/-sorte. die älter als vier Jahre sind. So werden die Rosensträucher Von … Bis-Bereich Mittelwert kontinuierlich verjüngt. Dabei ist darauf zu achten, dass auch Mineralstoff (kg/t) (kg/t) in das Strauchinnere ausreichend Licht fallen kann. Ein sechs Jahre alter Strauch sollte maximal 16 bis 20 Zweige besit- Stickstoff (N) 8,8 - 10,8 8,2 zen, mit einem gleichmäßigen Altersaufbau von ein bis drei Phosphor (P) 0,7 - 1,5 1,2 Jahren [6]. Das dreijährige Holz gilt als das fruchtbarste. In älteren Fruchtrosenbeständen kann bei nachlassender Er- Kalium (K) 1,4 - 3,0 2,2 tragsleistung das vollständige Absetzen der Pflanzen auf 5 Kalzium (Ca) 1,5 - 2,3 1,9 bis 10 cm über dem Boden eine Möglichkeit zur Radikalver- Makronährelemente jüngung sein [17]. Magnesium (Mg) 0,6 - 0,8 0,7

Eisen (Fe) 0,0144 - 0,0345 0,0217

Düngung Kupfer (Cu) 0,0024 - 0,0039 0,0036 In der älteren Literatur wird für Fruchtrosenplantagen eine Mangan (Mn) 0,0125 – 0,0407 0,0248 Düngung mit mineralischen Volldüngern (NPK) in Höhe von jährlich 300 bis 500 kg/ha empfohlen [6], [15]. Solche pau- Molybdän (Mo) 0,0001 - 0,0002 0,00015 schalen Empfehlungen stehen nicht mehr im Einklang mit Zink (Zn) 0,0068 - 0,0107 0,0081 einem modernen Düngerecht. Vielmehr hat die Düngung auf Mikronährelemente der Grundlage von Bodenuntersuchungsergebnissen analog Bor (B) 0,0042 - 0,0057 0,0047 der im Kapitel Apfelbeere beschriebenen Vorgehensweise zu erfolgen. ren, wurden auf dem Standort Ludwigslust die Makro- und Um zu ermitteln, welche Nährstoffmengen erforderlich sind, Mikronährstoffgehalte der Hagebutten bestimmt. Die Hage- um den Nährstoffentzug durch die Fruchternte zu kompensie- butte, botanisch eine Sammelnussfrucht, ist reich an Nüss- chen, die oft auch als „Kerne“ bezeichnet werden. Deshalb Tabelle 2: Mittlere Gehalte an Makro- und Mikronährele- menten im Fruchtfleisch von Hagebutten der Fruchtrosen- wurde die Bestimmung der Nährstoffgehalte getrennt für das arten/-sorte. Fruchtfleisch und die Nüsschen durchgeführt. Im Mittel der hier geprüften Arten und Sorte beträgt der Kernanteil 28 %. Von … Bis-Bereich Mittelwert Mineralstoff (kg/t) (kg/t) Dem größten Kernanteil hat Rosa canina mit 32 %, den nied- rigsten mit 23 % 'Pi Ro 3' (Abb. 2) (Tab. 8). Die Ergebnisse Stickstoff (N) 2,2 - 3,2 2,8 der Nährstoffanalysen sind den Tab. 2 und 3 zu entnehmen. Phosphor (P) 0,8 - 1,8 1,5 Angaben zu den erforderlichen Nährstoffmengen, die zuge- führt werden müssen, um die Verluste durch die Ernte zu Kalium (K) 3,9 - 12,1 6,9 kompensieren, finden sich in Tab 4. Kalzium (Ca) 0,7 - 2,9 1,8 Zur Überprüfung des aktuellen Nährstoffgehalts in den Pflan-

Makronährelemente zen wurden auf dem Standort Ludwigslust Blattanalysen Magnesium (Mg) 0,2 - 1,2 0,7 durchgeführt, deren Ergebnisse der Tab. 5 zu entnehmen Eisen (Fe) 0,0062 - 0,0196 0,0138 Tabelle 4: Mengen an (Makro-)Nährstoffen (Mittelwerte Kupfer (Cu) 0,0014 - 0,0080 0,0040 von drei Arten/Sorte) die, unter Berücksichtigung unter- schiedlicher Erträge pro ha, bei Rosa gedüngt werden Mangan (Mn) 0,0024 - 0,0585 0,0335 müssen, um die Verluste durch die Ernte zu kompensieren.

Molybdän (Mo) 0,0001 - 0,0002 0,0001 Ertrag N P K Ca Mg (t/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) (kg/ha) Zink (Zn) 0,0014 - 0,0052 0,0036 Mikronährelemente 1 4,3 1,4 5,6 1,8 0,7 Bor (B) 0,0053 - 0,0147 0,0092 5 20,5 7,0 28,0 9,0 3,5

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 25 Tabelle 5: Nährstoffgehalte in Blättern von Rosa canina, Rosa villosa und 'Pi Ro 3' im Jahr 2019.

Stickstoff Phosphor Kalium Magnesium Kalzium Bor Mangan Zink Eisen Art/Sorte % % % % % ppm ppm ppm ppm

Rosa canina 2,57 0,28 1,52 0,34 1,15 38 125 13 111

Rosa vilosa 2,55 0,33 1,66 0,18 0,93 58 206 11 275

'Pi Ro 3' 1,91 0,34 1,33 0,29 0,85 33 270 13 81

Referenzwerte

Edelrose* 2,80 - 4,50 0,25 - 0,50 1,80 - 3,00 0,30 - 0,60 1,00 - 1,50 30 - 70 35 - 120 25 - 80 k. A.

* oberste voll entwickelte Blätter, knospentragende Triebe [21]

sind. Die Wirkungen von Standort- und Witterungseffekten sowie Pflegemaßnahmen auf die Nährstoffversorgung der Pflanzen werden so indirekt miterfasst. Zur besseren Inter- pretation der Ergebnisse empfiehlt sich der Vergleich mit Referenzwerten, die allerdings für Fruchtrosen bisher nicht vorliegen. Es gibt sie lediglich für Rosen zur Schnittblumen- gewinnung (Tab. 5), was die Deutung der Analysenergebnis- se schwierig macht, weil es sich hierbei um ein völlig ande- res Produktionsverfahren handelt. Nichtsdestotrotz zeigt der Vergleich, dass bei den hier untersuchten Fruchtrosen eine mindestens ausreichende Versorgung gegeben ist.

Pflanzengesundheit Auf dem Standort Ludwigslust erwies sich die Hagebutten- Abbildung 3: Hagebuttenfruchtfliege (Rhagoletis alternata) fruchtfliege (Rhagoletis alternata) (Abb. 3) als bedeutendster auf einem Rosenblatt. tierischer Schaderreger. Erstmalig war im Jahr 2019 auch auf dem Standort Gülzow ein geringer Befall durch Rhagoletis alternata zu beobachten. In der Literatur wird Rhagoletis alter- nata ebenfalls als einer der wichtigsten tierischer Schaderre- ger im Fruchtrosenanbau benannt [22]. Die Flugzeit beginnt Anfang bis Mitte Juni und kann bis Mitte August andauern [22], [23], [24]. Das Weibchen legt ein Ei in die noch grüne Frucht. Die Nüsschen und die Epidermis der Frucht bleiben bei der Eiablage fast unbeschadet. Die Larve ernährt sich ausschließlich vom Fruchtfleisch, wodurch durchschimmern- de Miniergänge an befallenen Früchten erkennbar werden. Durch das Ausbohren der Larve (Abb. 4) entsteht zusätzlich eine Pforte für weitere Schaderreger. Die beschädigten Früch- te sind nicht mehr zu vermarkten. Die Larve verpuppt sich im Boden und überwintert dort, was eine Regulierung deutlich Abbildung 4: Larve der Hagebuttenfruchtfliege (Rhagoletis erschwert. Mögliche Strategien zur Regulierung müssten für alternata) beim Ausbohren aus einer Frucht von 'Pi Ro 3' einen erfolgreichen ökologischen Fruchtrosenanbau drin- (Anfang September).

26 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte gend entwickelt werden. Durch die enge Verwandtschaft mit der Sanddornfruchtfliege (Rhagoletis batava) und der Kirsch- fruchtfliege (Rhagoletis cerasi) könnte gegebenenfalls an dort gewonnene Erfahrungen und Erkenntnisse angeknüpft wer- den [25], [26]. Um das Auftreten der Hagebuttenfruchtfliege rechtzeitig festzustellen, ist eine Flugüberwachung mittels Farbtafeln oder Trichterfallen notwendig. Denkbare Regulie- rungsmaßnahmen sind der Massenfang, die Verwirrung mit Pheromonen, das Einnetzen und schließlich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln [25]. Blattläuse waren auf dem Standort Ludwigslust ebenso prä- sent, unter anderem die Große Rosenblattlaus (Macrosiphum rosae), die Bleiche Getreideblattlaus (Metopolophium dirho- dum) und Chaetosiphum tetrarhodum, deren aller Regulie- rung aber durch das Vorhandensein eines vielfältigen Nütz- Abbildung 5: Rosenrostbefall (Phragmidium mucronatum) an Rosa villosa (Juni). lingsspektrums auf natürliche Weise gelang. Weiter wurden Rosenzikaden (Edwardsiana rosae) beobachtet, die durch das Saugen an der Blattunterseite weißlich gesprenkelte Flecken hinterlassen. Natürliche Feinde wie Raubwanzen, Spinnen und Raubmilben können den Befall regulieren. Gelegentlich trat der Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) auf, eben- so die Rosenblattminiermotte ( anomalella) und die Rosenblattrollwespe (Blennocampa phyllocolpa). Vereinzelt waren grüne, gelbliche oder rötliche Gallen mit haarartigen Auswüchsen der Rosengallwespe (Rhodites rosae) oder ku- gelrunde Gallen der Blattgallwespe (Rhodites eglanteriae) zu finden. Hagebutten werden zudem sehr gerne von Vögeln gefressen. Neben Sternrußtau (Diplocarpon rosae, Nebenfruchtform: Marssonina rosae), Echtem Mehltau (Podosphaera pannosa) und der Rosenblattfleckenkrankheit (Sphaceloma rosarum) Abbildung 6: Blüte von 'Pi Ro 3'. bereitete auf dem Standort Ludwigslust vor allem Rosen- rost (Phragmidium mucronatum) schwerwiegende Probleme. Dies steht im Einklang mit Literaturberichten [11], [27]. Ins- besondere Rosa villosa erwies sich am Standort Ludwigs- lust als hochanfällig für Rosenrost (Abb. 5). Trotz intensivster Hygienemaßnahmen und wiederholten Kupferspritzungen gelang es nicht, diese pilzliche Erkrankung erfolgreich ein- zudämmen. Bei 'Pi Ro 3' trat Rosenrost nur ganz vereinzelt auf, als noch widerstandsfähiger erwies sich Rosa canina, die nahezu keine Symptome zeigte.

Blühen und Fruchten 'Pi Ro 3' entwickelt sich zu einem locker aufgebauten Strauch mit ausladenden, peitschenförmigen Trieben bis zu einer Höhe von 2,0 m und mehr. Sie hat große ungefüllte rosa- Abbildung 7: Hagebutte von 'Pi Ro 3'.

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 27 farbene Blüten (Abb. 6). Die walzen- bis flaschenförmigen Früchte sind meist einzelnstehend oder in Fruchtständen mit drei Hagebutten zusammengefasst (Abb. 2 und 7). Ei- nen kompakten, dichttriebigen Strauch bildet Rosa villosa. Die Sträucher erreichen eine Höhe von 1,5 m. Ihre auffäl- lig großen Hagebutten finden sich einzelnstehend wie auch in Fruchtständen mit bis zu vier Hagebutten (Abb. 8). Sehr starkwüchsig und locker aufrecht wachsend, und dabei lange überhängende bogenförmige Triebe bildend, ist der charak- teristische Habitus von Rosa canina. Trieblängen von über 3,0 m werden schnell erreicht. Ebenso charakteristisch ist die starke Bewehrung der Triebe mit kräftigen, hakenförmigen Stacheln. Rosa canina hat traubenförmige Fruchtstände mit vier und mehr Hagebutten (Abb. 9). Die Blüten der Rosen erscheinen ab Mitte bis Ende Mai. Die Abbildung 8: Hagebutten von Rosa villosa Vollblüte setzt bei Rosa villosa am zeitigsten ein, wenig später folgt 'Pi Ro 3', als letzte blüht Rosa canina voll auf. Die Hage- butten können abgenommen werden, wenn sie kräftig rot ge- färbt, aber noch von fester Konsistenz sind. Die technologi- sche Erntereife ist bei Rosa villosa ab Mitte August, bei 'Pi Ro 3' ab der dritten Septemberdekade erreicht (Tab. 6). Bei Rosa canina sind Hagebutten erst ab Anfang Oktober erntefähig (Tab. 6). Während 'Pi Ro 3' und Rosa villosa sehr gleichmä- ßig und konzentriert reifen und damit für eine anzustrebende mechanisierte Ernte gut geeignet sind, ist die Fruchtreife bei Rosa canina stark folgernd. Wegen ihrer lebhaft ziegelrot gefärbten Hagebutten eignen sich 'Pi Ro 3' und Rosa villosa auch als attraktives Zierfrucht- gehölz in Gärten und Parks. Sie sind gute Pollen- und Nek- Abbildung 9: Hagebutten von Rosa canina. tarspender für Bienen und Hummeln, die man sich ebenso erntewürdig. Weder die Hagebuttenfruchtfliege noch der Ro- gut auch in Obstplantagen umgebenden Windschutzhecken senrost lassen sich in ökologischer Wirtschaftsweise auch vorstellen kann. nur annähernd ausreichend regulieren. Weitere Angaben zu In der Literatur finden sich stark voneinander abweichende den Ernteterminen, der Fruchtgröße, der Einzelfruchtmasse Angaben über die Strauch- und Flächenerträge von Frucht- und der verwertbaren Einzelfruchtmasse (entkernte Früchte) rosen. Sie reichen von 0,3 bis 8,0 kg je Strauch bzw. von sind den Tab. 7 und 8 zu entnehmen. Hektarerträgen bis 7,0 t. Erschwert wird die Einordnung die- ser Ertragsangaben durch unvollständige oder fehlende In- Tabelle 6: Erntetermine und Größe (Mittelwerte der Jahre 2017 bis 2019) von Hagebutten von Rosa canina, Rosa vil- formationen über die Pflanzdichte und das Pflanzenalter [5], losa und 'Pi Ro 3' auf dem Standort Ludwigslust. [6], [7], [8], [11], [15], [17], [19], [28], [29], [30]. Erntetermine Breite Länge Die in den ersten beiden Ertragsjahren auf den Standorten Art/Sorte Ludwigslust und Gülzow erzielten Einzelstraucherträge sind 2017 2018 2019 (cm) (cm) in der Tab. 7 aufgeführt. Auf dem Standort Ludwigslust hatte Rosa canina 09.10. 28.09. 17.10. 1,4 2,1 der massive Hagebuttenfruchtfliegenbefall (Rhagoletis alter- (Hundsrose) nata) durch die Vermadung der Früchte große Ernteeinbu- Rosa villosa 24.08. 17.08. 19.08. 2,2 2,3 ßen zur Folge. Durch den Befall mit Rosenrost (Phragmidium (Apfelrose) mucronatum) kam es dort bei Rosa villosa zu zusätzlichen 'Pi Ro 3' 21.09. 09.10. 17.10. 1,5 2,7 Ernteverlusten. Im Jahr 2019 war Rosa villosa deshalb nicht

28 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Eine Handernte ist bei der nahezu unbestachelten 'Pi Ro 3' Tabelle 7: Einzelstraucherträge (verarbeitungsfähige Ware) gut möglich, bei der stark bestachelten Rosa canina jedoch von Hagebutten von Rosa canina, Rosa villosa und 'Pi Ro 3' auf den Standorten Ludwigslust und Gülzow in den Jahren kaum. Für 'Pi Ro 3‘ werden Pflückleistungen von 4 bis 6 kg 2018 und 2019. je Stunde angegeben [7]. Aber angesichts stetig steigender Ludwigslust Gülzow Arbeitserledigungskosten ist eine Handernte im Hochlohn- Art/Sorte 2018 2019 2018 2019 land Deutschland betriebswirtschaftlich nicht darstellbar. (kg/Pflanze) (kg/Pflanze) (kg/Pflanze) (kg/Pflanze) Ansätze zur Mechanisierung der Hagebuttenernte sind das Rosa canina 0,64 0,30 0,55 1,05 Fruchtastschnitt-Rüttel-Ernteverfahren oder die Verwendung (Hundsrose) von umgebauten Johannisbeer-Erntemaschinen, die nach Rosa villosa 0,14 - 0,56 0,65 dem „shake and catch“-Prinzip („schütteln und auffangen“) (Apfelrose) arbeiten [17], [19]. Das Fruchtastschnitt-Verfahren wurde bei 'Pi Ro 3' 0,34 0,06 0,67 0,43 Rosa villosa angewandt [19]. Rosa villosa fruchtet an Kurz- trieben, die sich aus lateralen Blattachselknospen am ein- jährigen Langtrieb entwickeln. Bei ihrer Ernte werden alle angelegt. Diese Fruchtrosen-Arten waren auf der Grundlage fruchttragenden Äste über dem Boden abgeschnitten und einer umfänglichen Literaturrecherche ausgewählt worden, anschließend zu einem Rüttelaggregat gebracht, das die die unter den Gesichtspunkten einer möglichen Eignung für Früchte von den Fruchtästen trennt. Zum Ernten von 1.000 den intensiven Anbau in geschlossenen Anlagen und, soweit Pflanzen mit dem Fruchastschnitt-Rüttel-Ernteverfahren wer- überhaupt bekannt, ihrer wertgebenden Inhaltsstoffe durch- den 25 Arbeitskraftstunden benötigt [19]. Die am Strauch geführt wurde. Sie alle dienten als Rohstofflieferanten für die verbleibenden Äste fruchten im folgenden Jahr. Weitere analytischen Untersuchungen im Teilprojekt II. Wesentliche Schnittmaßnahmen entfallen. phänologische Entwicklungsstadien aus dieser Rosa-Arten- Um das Verarbeitungspotenzial des Formenkreises der Wild- Sichtungspflanzung sind der Abb. 10 zu entnehmen. Anga- rosen noch besser ausloten zu können, wurde darüber hin- ben zur Einzelfruchtmasse und der verwertbaren Einzelfrucht- aus auf dem Standort Ludwigslust eine zwölf Arten umfas- masse (entkernte Früchte) sind der Tab. 9 zu entnehmen. sende Sichtungspflanzung (mit jeweils fünf Pflanzen je Art)

Tabelle 8: Einzelfruchtmasse (g), verwertbare Masse je Frucht (g) und der verwertbare Fruchtfleischanteil (%) von Rosa canina, Rosa villosa und 'Pi Ro 3' auf dem Standort Ludwigslust in den Jahren 2017 bis 2019. Verwertbare Masse je Frucht (g) Einzelfruchtmasse (g) Verwertbare Masse (%) (Fruchtfleisch) Art/Sorte 2017 2018 2019 MW 2017 2018 2019 MW 2017 2018 2019 MW Rosa canina 1,9 2,9 1,7 2,2 1,3 2,0 1,1 1,5 66 69 65 68 (Hundsrose) Rosa villosa 5,1 4,8 3,8 4,6 - 3,5 2,8 3,2 - 73 74 70 (Apfelrose)

'Pi Ro 3' 3,8 2,9 2,5 3,1 2,9 2,2 2,0 2,4 77 76 78 77

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 29 Rosa-Art März April Mai Juni Juli August September Oktober ♦ ★ ● ■ gallica ♦ ★ ● ■ ♦ ★ ● ■ glauca ♦ ★ ● ■ ♦ ★ ● ■ majalis ♦ ★ ● ■ ♦ ★ ● ■ mollis ♦ ★ ● ■

moyesi ♦ ★ ● ■ ♦ ★ keine Früchte ■

pendulina ♦ ★ ● ■ ♦ ★ keine Früchte ■ ♦ ★ ● ■ pimpinellifolia ♦ ★ ● ■ ♦ ★ ● ■ pisocarpa ♦ ★ ● ■ ♦ ★ ● ■ rubiginosa ♦ ★ ● ■ ♦ ★ ● ■ rugosa ♦ ★ ● ■ ♦ ★ ● ■ vosagiaca ♦ ★ ● ■

sweginzowiii ♦ ★ ● ■ Macrocarpa ♦ ★ keine Früchte ■ ♦ Mausohrstadium (10) Entwicklung Blütenanlagen [(51) 55 - 64] ★ Vollblüte (65) ● Erntetermin/Pflückreife (87) ■ Wachstum Langtriebe abgeschlossen (91) Abbildung 10: Wesentliche phänologische Entwicklungsstadien (Mausohr, Entwicklung Blütenanlagen, Vollblüte, Pflück- reife und Triebabschluss gemäß der BBCH-Codierung für Kernobst [3]) einer Rosa-Arten-Sichtungspflanzung am Standort Ludwigslust.

Tabelle 9: Einzelfruchtmasse (g), verwertbare Masse je Frucht (g) und der verwertbare Fruchtfleischanteil (%) von einem Rosa-Sortiment auf dem Standort Ludwigslust in den Jahren 2017 bis 2019. Verwertbare Masse je Frucht (g) Einzelfruchtmasse (g) Verwertbare Masse (%) Rosa-Art (Fruchtfleisch) 2017 2018 2019 2017 2018 2019 2017 2018 2019

gallica 1,9 2,9 2,0 1,1 1,8 1,3 55 62 67

glauca 2,0 2,4 1,0 1,3 1,6 0,7 65 67 70

majalis 1,1 1,1 0,6 0,5 0,7 0,5 48 64 75

mollis 4,4 3,9 3,0 2,6 2,3 1,9 60 59 63

moyesi -* -* -* -* -* -* -* -* -*

pendulina -* -* -* -* -* -* -* -* -*

pimpinellifolia 4,9 4,0 2,2 3,5 2,7 1,6 72 68 74

pisocarpa 0,8 0,9 0,6 0,4 0,5 0,4 53 56 67

rubiginosa 1,7 2,1 1,2 1,1 1,3 0,9 62 62 71

rugosa 7,0 6,1 5,6 4,9 4,6 4,4 70 75 78

vosagiaca 2,9 3,2 2,0 1,9 2,1 1,5 66 66 75

sweginzowii Macrocarpa -* -* -* -* -* -* -* -* -* * keine Hagebutten

30 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte III. Verarbeitung von Wildfrüchten Inhaltsstoffe und Verarbeitung

ei den betrachteten Wildfruchtarten (Apfelbeere, Tabelle 1: Inhaltsstoffe von Früchten [1], [2]. Sanddorn, Scheinquitte und Hagebutte) stehen, wie Gruppe Gehalte Beispielsubstanzen bei herkömmlichem Obst (wie Apfel, Heidelbeere B Wasser 65 – 90 % - und Birne) die Früchte im Vordergrund. Im Unterschied zum Obst werden die Früchte jedoch meist nicht direkt frisch ver- Kohlenhydrate 5 – 20 % Glucose, Cellulose, Pektin zehrt, da sie oft sehr sauer, adstringierend oder wie Schein- Fruchtsäuren 0,3 – 4 % Äpfel-, Citronensäure quitten zu hart für den Verzehr sind. Die Wildfrüchte müssen Fette ≤ 1 % Triglyceride daher verarbeitet werden, damit sie für den Verbraucher an Attraktivität gewinnen. Dabei wird eine effiziente Verwertung Eiweiße ≤ 1 % Enzyme von allen Pflanzenteilen und Nebenprodukten aus der Ver- Mineralstoffe ≤ 0,3 % Kalium arbeitung angestrebt. Aromen ≤ 0,01 % Ester, Aldehyde, Ketone

Vitamine Vitamin C, Carotinoide

Phenole ≤ 4 % Tannine, Flavonoide

1. Inhaltsstoffe der Früchte Die wesentlichen Inhaltsstoffe von Früchten sind in Tab. 1 dargestellt. Bezüglich des Vorkommens dieser Inhaltsstoffe unterscheiden sich Wildfrüchte kaum von den konventionel- len Obstarten. Wildfrüchte weisen jedoch einen ausgepräg- ten Sekundärstoffwechsel auf, der ein intensives Aroma und einen hohen Gehalt an gesundheitlich wirksamen Stoffen verleiht. Zu den gesundheitlich wirksamen Stoffen zählen neben den Vitaminen die sekundären Pflanzeninhaltsstoffe. Sie haben Abbildung 1: Sanddorn und Verarbeitungsprodukte (v.l.n.r: zwar keine Bedeutung für den Primärstoffwechsel, dienen Beeren, Trester, Schalenschrot, Kerne, Pulver, Extrudate). aber dem Schutz vor Stressfaktoren sowie zur Abwehr von Die Art der Verwertung spielt bei der Bilanzierung eine ent- Schadursachen. Gemeinsam ist diesen Stressfaktoren, dass scheidende Rolle. Eine energetische Verwertung ist bei die- sie oft mit Oxidationsprozessen in Zellen einhergehen. Da sen Pflanzen unwirtschaftlich; eine stoffliche dagegen deut- viele dieser Substanzen in Laboruntersuchungen in der Lage lich sinnvoller und reicht von der Nutzung als preislich gering sind Oxidationsprozesse zu verzögern, werden diese Stoffe angesiedeltem Viehfutter über Lebensmittel bis hin zu hoch- auch als Antioxidantien bezeichnet. Es ist wissenschaftlich preisigen Spezialchemikalien. anerkannt, dass der Verzehr von Obst und Gemüse das Risi- Der wissenschaftliche Schwerpunkt der hier vorliegenden ko chronischer Krankheiten, wie Herzkreislauferkrankungen, Arbeit liegt auf der Nutzung der Pflanzenbestandteile als Le- Schlaganfälle, neurodegenerative Erkrankungen (Demenz, bensmittel bzw. –zusatzstoff (Abb. 1). Parkinson) und Krebs, mindern kann [3], [4]. Die Untersuchungen im Projekt greifen den bekannten, Nennenswerte Mengen an Vitaminen enthalten Früchte meist grundlegenden ernährungsphysiologischen Nutzen von Obst in Form von Vitamin C und Carotinoiden. Carotinoide zeich- und Gemüse bei der Vorbeugung von Krankheiten auf und nen sich durch gelbe bis orange Farben aus, wodurch caroti- fokussieren sich auf die Erhaltung der wichtigen Inhaltsstoffe noidreiche Früchte leicht identifizierbar sind. bei der Entwicklung von neuen Lebensmittelprodukten. Phenole, auch Gerbstoffe genannt, haben oft einen bitteren

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 31 und adstringierenden Geschmack, trüben Säfte und sind Substanzen [3] und zum anderen kommen diese Substanzen teilweise mit einer roten, blauen sowie violetten Farbe der natürlich meistens in Verbindungen – als sogenannte Ester Früchte verbunden. Zudem machen diese Substanzen den und Gylcoside – vor [8]. Gemeinsam ist diesen Stoffen, dass Großteil der antioxidativen Wirkung und damit der gesund- sie in lebenden Zellen dem Schutz vor oxidativem Stress heitsfördernden Eigenschaften der Früchte aus. Sie sind in dienen und daher antioxidative Wirkung haben. Es ist mög- der Frucht bis zu 4 % enthalten [1], [2]. lich, die antioxidative Kapazität auch von komplexen Stoff- gemischen im Laboratorium zu bestimmen. Dazu wird die Reduktionsfähigkeit der Proben mit der Reduktionsfähigkeit Wertgebende gesundheitsfördernde Inhalts- bekannter Reduktionsmittel unter identischen oxidierenden stoffe der untersuchten Wildfrüchte und Ana- Bedingungen verglichen. Derartige Labormethoden sind lei- lysenmethoden der nicht in der Lage, die Wirkung von Antioxidantien auf Die Gehalte der Inhaltsstoffe in Wildfrüchten unterliegen lebende Organismen wiederzugeben, da sie die Bioverfüg- starken Schwankungen. Die Schwankungen resultieren aus barkeit der Antioxidantien nicht berücksichtigen können. Unterschieden zwischen Arten, Anbaugebieten, Witterungs- Denn während die Labormethoden die antioxidative Wirkung bedingungen, Erntezeitpunkten, Lagerungsbedingungen und messen, hängt die biologische Wirksamkeit ebenfalls von der dem z. T. noch nicht herausgezüchteten Wildpflanzencharak- Fähigkeit biologischer Gewebe zur Absorption, Transport, ter (s. o.). Verteilung, Speicherung und Verstoffwechselung der Subs- Nachfolgend finden sich neben einer kurzen Vorstellung der tanzen sowie vom antioxidativen Potential der Stoffwechsel- wesentlichen wertgebenden Inhaltsstoffe auch Darstellungen produkte ab [3], [9].

der hier verwendeten Analysenmethoden. Vor diesem Hin- 1200 tergrund werden die im Projekt erarbeiteten Messergebnisse erläutert und eingeordnet. 1000

800 Vitamin C

Ascorbinsäure, besser bekannt als Vitamin C, kommt in ho- 600 Vitamin C Vitamin hen Mengen insbesondere in Sanddorn und Fruchtrosen vor. FM g 1 mg 400 Zur Veranschaulichung können die angegebenen Gehalte mit

den Gehalten in Zitronen verglichen werden. Zitronen ent- 200 halten um die 50 mg Vitamin C/100 g Fruchtmasse (FM) 0 [6]. Sanddorn enthält durchschnittlich 450 mg/100 g [7]. Fruchtrose Sanddorn Scheinquitte Die Analysenwerte der untersuchten Sanddornbeeren liegen rchte Abbildung 2: Vitamin C-Gehalt der Wildfrüchte mit Stand- deutlich unter den Mittelwerten der Literatur (Abb. 2). Bei dardabweichungen. Fruchtrosen ist der Vitamin C-Gehalt stark sortenabhängig. Einerseits haben Arten wie Rosa pisocarpa und Rosa maja- Die FRAP-Prüfmethode (engl.: „Ferric Ion Reducing An- lis sehr hohe Vitamin C-Gehalte bis zu 1200 mg pro 100 g tioxidant Power“ oder alternativ „Ferric Reducing Ability of Fruchtmasse, andererseits wurde in den Früchten der Sor- Plasma“) ist eine anerkannte Methode zur Bestimmung der ten und Rosa pimpinellifolia kein Vitamin C ge- antioxidativen Kapazität. Diese Methode nutzt die Farbän- funden. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Er- derung bei der Reduktion von Eisen aus, welche sich zur nährung (DGE) für Vitamin C beträgt ca. 100 mg/Tag. Dieser spektralphotometrischen Quantifizierung eignet (chemische Tagesbedarf ließe sich bei diesen Gehalten durch 200 g Zitro- Aufarbeitung siehe Abb. 3). Als Standard wird bei dieser Me- nen, 130 g Scheinquitten, 40 g Sanddorn oder 10 g Vitamin thode häufig die Substanz Trolox eingesetzt. Dabei handelt C-reichen Fruchtrosen decken. es sich um eine wasserlösliche Form des Vitamin E [10]. Die Messergebnisse der Proben werden auf die Stoffmenge Polyphenole und Antioxidative Kapazität oder Masse Trolox bezogen, welche die gleiche Reduktions- Etwas komplizierter gestaltet sich die Angabe von Gehalten leistung hätte und werden demnach als Trolox-Äquivalente der sekundären Pflanzenstoffe, wie Carotinoide und Phenole. (engl.: Trolox equivalents, Abk.: TE) bezeichnet. Zum einen beinhaltet diese Stoffklasse tausende bekannter Die Literatur zeigt, dass phenolische Substanzen den über-

32 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte wiegenden Teil der antioxidativen Kapazität begründen [1], [2] Schutz vor intensiver Sonnenstrahlung gebildet und dienen und es ist hinreichend belegt, dass diese Substanzen auch als Lockstoff für Bestäuber. Unter Laborbedingungen zeigen für die gesundheitsfördernden Eigenschaften verantwortlich alle untersuchten Anthocyane im Vergleich zu α-Tocopherol sind [11], [12], [13], [14]. Die Bestimmung des Gehaltes von (Vitamin E) eine bis zu siebenfach höhere Inhibierung der phenolischen Antioxidantien wird daher häufig simultan zur Lipidperoxidation und können damit als starke Antioxidantien Bestimmung der antioxidativen Kapazität angewendet [15]. angesehen werden [18]. Der Anthocyangehalt kann spektral- Die am weitesten verbreitete Methode zur Ermittlung des Ge- fotometrisch gut bestimmt werden. Dabei wird die Eigenheit samtphenolgehaltes ist die spektralphotometrische Methode der Anthocyane ausgenutzt, bei verschiedenen pH-Werten nach Folin und Ciocalteau. Die Messung beruht auf dem Ver- in unterschiedlichen Farben vorzuliegen und dadurch Licht gleich der Reduktionsfähigkeit von Proben und Gallussäure unterschiedlicher Wellenlängen zu absorbieren. Die Gehal- unter identischen oxidierenden Bedingungen. Die Angabe te werden dabei meistens auf das am weitesten verbreitete der Ergebnisse erfolgt daher meistens als Masseanteil Gal- Anthocyan im Pflanzenreich, Cyanidin-3-O-Glucosid, bezo- lussäure-Äquivalente, was ins Englische übersetzt „gallic acid gen [16], [19]. equivalent“ heißt und daher die Abkürzung GAE bedingt [16]. 3.500 50 Hohe Gesamtphenolgehalte und antioxidative Kapazitäten weisen v.a. Apfel-, Holunder- und Heidelbeeren auf. Das be- 3.000 liebteste Obst der Deutschen – der Apfel – hat jedoch nur ca. 40 1/10 des Gehaltes von Apfelbeeren (Aronia ssp.) [17]. 2.500

30 2.000

1.500 20

1.000

Gesamtphenolgehalt mg GAE 1 g FM g 1 GAE mg Gesamtphenolgehalt 10 Antioxidative apazitt mmol TE 1 g FM g 1 TE mmol apazitt Antioxidative 500

0 0 feleere rchtre ddr cheiitte

tiidtie itt ethelehlt llic cid eilet rl eilet rchte Abbildung 4: Gesamtphenolgehalt und antioxidative Kapa- zität der Wildfrüchte mit Standardabweichungen.

Abbildung 3: Typischer chemischer Analysenprozess Die dunklen Früchte von Aronia x prunifolia weisen einen (v.l.o.n.r.u.: Fruchtpürees, Extraktion, Extrakte, Messlösun- hohen Gehalt von bis zu 600 mg/100 g an Anthocyanen auf. gen für Spektralphotometrie). Dabei kommen v. a. Glycoside von Cyanidin und Pelargo- In den Analysen der untersuchten Früchte zeigt v. a. die nidin vor [9], [20]. Vergleichbar hohe Gehalte weisen nur Fruchtrose bzw. Hagebutte (Rosa ssp.) sehr hohe Gehalte die ebenfalls sehr dunkel gefärbten schwarzen Himbeeren bei den genannten Analysenparametern (Abb. 4). Die Gehalte und Heidelbeeren auf. Lediglich Holunder kann bis zu dem sind zwar stark sortenabhängig (siehe Standardabweichun- doppelten Gehalt an Anthocyanen aufweisen [5]. Die anderen gen), jedoch besitzt selbst die Fruchtrose mit den geringsten untersuchten Wildfruchtarten haben deutlich hellere Früchte Gehalten – – vergleichbar hohe Gesamtphenol- und damit wesentlich geringere Gehalte. gehalte und antioxidative Kapazitäten wie die Apfelbeeren. Eine Ausnahme bildet die Art Rosa pimpinellifolia der Gattung Fruchtrose. Die Früchte dieser Art sind ähnlich wie Apfelbee- Anthocyane ren fast schwarz gefärbt und unterscheiden sich somit deut- Innerhalb der Phenole gibt es die Gruppe der Anthocyane, lich von den übrigen orange-roten Fruchtrosenarten. Der Ge- die für die Farbe vieler tiefroter und violetter Früchte ver- samtanthocyangehalt von Rosa pimpinellifolia ist annähernd antwortlich sind. Sie werden v. a. in Pflanzenhäuten als so groß wie der Gesamtanthocyangehalt der Apfelbeeren

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 33 (Abb. 5). Hagebutten anderer Fruchtrosen-Arten weisen hin- Verlust von Inhaltsstoffen, die Erweichung der Frucht und gegen kaum Anthocyane auf. der Verderb. Insbesondere mikrobielle und enzymatische Prozesse tragen zu diesen Veränderungen bei. Die haupt- 1400 sächlichen Einflussfaktoren auf diese Prozesse sind die Ein- 1200 wirkung von Temperatur, Licht und Sauerstoff während der Lagerung. Neben der Kühllagerung und der Lagerung unter 1000 kontrollierter Atmosphäre sind weitere Methoden bekannt, 800 die insbesondere auf die Erhaltung von Antioxidantien aus-

600 gelegt sind. Dazu zählen sowohl ionisierende und nicht-io- nisierende Bestrahlung, der Zusatz von essbaren Überzügen, 400 das Einbringen von flüchtigen Botenstoffen und von Anti-

Gesamtanthocyangehalt mg Cya-glu 1 g FM g 1 Cya-glu mg Gesamtanthocyangehalt 200 oxidantien in Verpackungen sowie die Verkapselung dieser Stoffe [4]. Diese Methoden sind aus Gründen des Ansehens 0 Aronia ssp. Rosa pimpinellifolia sonstige Fruchtrosen für Wildfrüchte eher ungeeignet, da Wildfrüchte mit Begriffen (Rosa ssp.) Cya-glu: Cyanidin-3-O-glucosid; FM: Fruchtmasse wie „Naturbelassenheit“ und „Bio“ assoziiert werden. Abbildung 5: Gesamtanthocyangehalt von Apfelbeeren (Aronia Bei der Verarbeitung von derartigen Früchten ist die Aufmerk- ssp.) und Fruchtrosen (Rosa ssp.) mit Standardabweichungen. samkeit aufgrund der leichten Verderblichkeit hauptsächlich auf die Inaktivierung von Mikroorganismen und Enzymen Bei den Apfelbeeren und den Hagebutten von Rosa pimpinel- sowie die Verringerung des Feuchtigkeitsgehalts (Konzent- lifolia wurden zudem die hauptsächlich vorkommenden An- rieren oder Trocknen) gerichtet. Überdies ist die Erweichung thocyane chromatografisch ermittelt (Abb. 6). Da die Summe des äußeren Gewebes zur Abtrennung von Haut oder Schale der chromatografisch ermittelten Cyanidine und der spektral- von Interesse. Der Großteil der Technologien beinhaltet den photometrisch ermittelte Gesamtanthocyangehalt annähernd Eintrag von Energie in die Früchte und führt damit zur Er- gleich sind, sollten diese Cyanidine auch den Großteil der wärmung. Als Medien zur gezielten Wärmeübertragung die- Anthocyane beider Fruchtsorten bilden. nen Wasser, Luft, Öl oder elektromagnetische Wellen. Viele der wertgebenden Inhaltsstoffe sind bei derartigen Verfahren 800 etthcehlt nicht stabil und so können sich verschiedene Änderungen in 700 e Bezug auf Aussehen, Zusammensetzung, Nährwert und sen- r sorische Eigenschaften ergeben [5]. 600 l In den letzten Jahrzehnten haben sich daher nicht-thermi- 500 l sche Verarbeitungsmethoden etabliert. Dazu zählt der Einsatz 400 von hohem hydrostatischem Druck, gepulsten elektrischen

300 Feldern oder Ultraschall [5], [21]. Zudem sind mit der Mik- rowellen-Vakuum-Trocknung, Infrarot- oder Gefriertrocknung 200 Anthocyane mg 1 g FM g 1 mg Anthocyane Verfahren entwickelt worden, die trotz der Nutzung thermi- 100 scher Gesetzmäßigkeiten nur einen geringen Eintrag von 0 Energie in das Trocknungsgut bewirken [22]. Apfelbeere Rosa pimpinellifolia Cya: Cyanidin-3-O-glycosid; ara: arabinosid; gal: galactosid; glu: glucosid; FM: Fruchtmasse Saft Abbildung 6: Gehalte identifizierter Anthocyane und - Ver Der Großteil der Früchte wird zur Herstellung von Saft und gleich mit dem ermittelten Gesamtanthocyangehalt. Saftkonzentrat verwendet, da Saft sich leicht verarbeiten, halt- bar machen und konsumieren lässt. Bei der Saftherstellung 2. Verarbeitungsmethoden gibt es viel Potenzial, um den Gehalt wertgebender Inhalts- Während der Fruchtreife beschleunigen sich Stoffwechsel- stoffe, wie Polyphenole und Vitamine, durch verbesserte Ver- aktivität und Abbauprozesse in der Frucht. Dies führt bereits fahren zu erhöhen. Denn aufgrund der hohen Anzahl sowie nach kurzer Lagerungszeit zu einer Reihe von unerwünschten Komplexität an Verarbeitungsschritten kommt es folglich zu Veränderungen. Zu diesen Veränderungen zählen u. a. der Verlusten von Inhaltsstoffen. Zu den Verarbeitungsschritten

34 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte zählen Auftauen, Blanchieren, Zerkleinern, Maischen (Be- 100 handlung mit Enzymen), Pressen, Klären, Pasteurisieren und

Konzentrieren. 80

thce 1000 12 60 lhele tiidtie itt

tiidtie itt 10 800 40 ethelehlt

8 Saftvolumen auf bezogen

600 20 Prozentualer Anteil am Maximalwert am Anteil Prozentualer

6 0

400 fel ü rte rd r er eere eere eere irche i lder chre irche eere 4 heeere Abbildung 8: Vergleich der Gehalte an Antioxidantien in 200 Säften unterschiedlicher Früchte [24].

Gesamtphenolgehalt mg GAE 1 g FM g 1 GAE mg Gesamtphenolgehalt 2 Antioxidative apazitt mmol TE 1 g FM g 1 TE mmol apazitt Antioxidative 100

0 0 rcht ft reter ete ete 80 llic cid eilet rl eilet rchte Abbildung 7: Vergleich von Gesamtphenolgehalt und anti- 60 oxidativer Kapazität in Fruchtbestandteilen des Sanddorns.

40

Enzymatische Prozesse in der Frucht und die Abtrennung des Tresters im Verlauf der Saftpressung (Abb. 7) haben einen Trockensubstanz auf bezogen 20 großen Einfluss auf die Gehalte wertgebender Inhaltsstoffe Prozentualer Anteil bzgl. unpasteurisiertem Saft unpasteurisiertem bzgl. Anteil Prozentualer 0 im Saft. Für ersteres müssen Verfahren zur Inaktivierung therich chdrc therich chdrc teriiert teriiert teriiert teriiert der Enzyme angewendet werden, ohne jedoch eine starke ch te ch te thermische Beanspruchung der Früchte hervorzurufen. Die ethel tiidtie itt Anwendung von Hochdruckpasteurisation und Nutzung von Abbildung 9: Gesamtphenolgehalt und antioxidative Kapa- gepulsten elektrischen Feldern haben bei einigen Früchten zität von unterschiedlich pasteurisierten Sanddornsäften schon positive Auswirkungen auf den Erhalt von Antho- und Lagerungszeiten. cyanen gezeigt. Bzgl. der Abtrennung des Tresters müssen 120 Verfahren angewendet werden, die die Extraktion der wert- gebenden Stoffe in den Saft erleichtern. Die Optimierung der Maischebehandlung mit Enzymen ist daher notwendig [23]. 100 Säfte von dunklen Früchten wie Apfelbeere, Holunder und schwarze Johannisbeere zeigen deutlich höhere Gehalte an Antioxidantien, als hellere Früchte (Abb. 8). 80

Das herkömmliche Verfahren der thermischen Pasteurisation Gesamtanthocyangehalt und die moderne Hochdruckpasteurisation wurden auf Sand- Saft ml 1 Cya-glu mg dornsaft und Aroniasaft angewendet. Gesamtphenolgehalt, 60 antioxidative Kapazität (Abb. 9) und Gesamtanthocyangehalt (Abb. 10) verhalten sich bei hochdruckpasteurisierten Säften he chdrc therich deutlich lagerstabiler als bei den thermisch pasteurisierten Abbildung 10: Gesamtanthocyangehalte in unterschiedlich Säften. pasteurisierten Aroniasäften.

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 35 Nektar Pulver & Trocknungsprodukte Häufig sind Säfte aufgrund eines ausgeprägten Säureein- Ein weiterer wesentlicher Teil der Früchte wird durch Zufuhr drucks nicht genießbar. Derartige Säfte können durch Zusatz von Energie in Form von Wärme (bis zu 100 °C) getrocknet. von Süßungsmitteln ein angenehmes Aromaprofil erhalten. Getrocknete Früchte sind aufgrund des geringen Wasserge- Scheinquittensaft zählt zu diesen sauren Säften. Eine einfach haltes wenig anfällig für Verderbnis und lassen sich überdies beschreibende sensorische Prüfung ergab, dass die Säfte leichter verpacken und transportieren [25]. Noch vorteilhaf- selbst verdünnt generell als sauer und adstringierend emp- ter ist der Einsatz von Fruchtpürees für die Trocknung. Da funden werden (Abb. 11). in diesen die Fruchtbestandteile homogen verteilt sind und Um ein ansprechendes und trinkbares Produkt zu erhalten, die Energie leichter eingebracht werden kann, lassen sich muss der Saft zu Nektar weiterverarbeitet werden. Nach deutlich geringere Feuchtgehalte erreichen. Zudem ist der der Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung ist bei Anwendungsbereich derartiger Fruchtpulver praktisch unbe- Fruchtnektar der Zusatz von Zuckerarten oder Honig bis zu schränkt auf allen Gebieten der Nahrungsmittelverarbeitung höchstens 20 % des Gesamtgewichts des fertigen Erzeug- denkbar [21]. nisses zulässig. Unter Berücksichtigung der gesetzlichen Be- Zu den meistuntersuchten Trocknungsmethoden zählen Son- stimmungen fand eine Variation des Fruchtsaft-, Zucker- und nen-, Luft-, Mikrowellen-, Vakuum- und Gefriertrocknung. Wassergehaltes statt. Bei der Vakuum- und Gefriertrocknung erfolgt die Trocknung Anschließend erfolgte eine sensorische Verkostung der Nek- bei niedrigen Temperaturen von z.B. - 20 °C bis + 60 °C, tar-Varianten. Dabei sollten die Varianten nach ihrer Beliebt- wodurch hitzeempfindliche Substanzen, wie Vitamin C und heit in Ränge eingeteilt und die Süße und der Fruchteindruck Antioxidantien geschont und weitestgehend erhalten werden beurteilt werden. Zwischen Süße und Rang wurde eine starke sollen [21], [25]. und zwischen Fruchteindruck und Rang eine mäßige Abhän- gigkeit vorgefunden.

Aussehen Geruch

ellich itrrti etich trü her hellre rtich hifred li

Geschmack Mundgefühl

itter erlich flüi rü lldi itrrti ti ittehlich dtriiered

Abbildung 11: Einfach beschreibende Prüfung der verdünnten Scheinquittensäfte.

36 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte 150 den Trocknungsmethoden sogar zu. Ursächlich dafür ist ver- mutlich v. a. die bessere Extrahierbarkeit der getrockneten Produkte. Auffällig ist die deutlich bessere Wasserlöslichkeit 120 der vakuumgetrockneten Pulver im Vergleich zu den gefrier- getrockneten Pulvern.

90 Bei den Aromastoffen handelt es sich um eine Vielzahl unter- schiedlicher Substanzen, wie flüchtige Alkohole, Ester, Säu- ren, Aldehyde, Ketone und Terpene. Trotz eines Gehaltes 60 von weniger als 0,01 % können diese Stoffe wesentlich die sensorischen Eigenschaften der Früchte bestimmen. Mittels moderner Methoden lassen sich in den behandelten Wild- Prozentualer Anteil bzgl. Püree bzgl. Anteil Prozentualer 30 früchten ca. 50 bis 75 Aromastoffe nachweisen [26],[27], [28],[29], [30]. 0 Die Aromaprofile der Sorten „Cido“, 'Fusion' und 'Pandora' tiidtie ethel iti Werllicheit itt unterscheiden sich zwar, jedoch sind die am meisten vor- f rcet ee f ee kommenden Aromastoffe Linalool, Estragol sowie verschie- tr efriertr dene Carbonsäureester gleichermaßen vorhanden (Abb. 13). tr efriertr Die Gefriertrocknung eignet sich v. a. zum Erhalt der Aroma- Abbildung 12: Chemisch-physikalische Eigenschaften in Ab- stoffe (Abb. 14). Insbesondere leichtflüchtige Aromen wie Et- hängigkeit von der Trocknungsart von Scheinquitten-Püree. hylbutanoat oder –hexanoat bleiben bei der Gefriertrocknung Vergleich von erzeugten Pulvern aus Vakuum- und erhalten, können jedoch bei anderen Trocknungsmethoden Gefriertrocknung nicht mehr nachgewiesen werden. Die Zunahme einiger Ge- Anhand der Scheinquitte wurden die Vakuum- und die Ge- halte bezogen auf das unbehandelte Püree lassen auf eine friertrocknung bzgl. ihres Einflusses auf die antioxidative bessere Extrahierbarkeit und Homogenität der trockenen Pul- Kapazität, den Gesamtphenolgehalt, den Vitamin C-Gehalt ver schließen. (Abb. 12) und den Gehalt an Aromastoffen untersucht. Vit- Sensorisch unterscheiden sich die gefriergetrockneten Pulver amin C bleibt zu ca. 80 % bei diesen Trocknungsmethoden ebenfalls deutlich von den anderweitig getrockneten Pulvern. erhalten. Die antioxidative Kapazität und der Gesamtphenol- Insbesondere im Frische-Eindruck und der Geruchsintensi- gehalt nehmen bezogen auf die Trockensubstanz (TS) bei tät konnten die gefriergetrockneten Proben überzeugen. Zu-

dr i

id

Prozentualer Anteil GC-Flche Anteil Prozentualer

ill dl trl erid ire ere ie tterre ire ire tterre ctre tleter ethleter tleter ethleter etleter heleteretcie ethleter tterreethylester lheriel lherile Abbildung 13: Häufigste Aromastoffe in Scheinquitten.

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 37 200

150

100

trl

ill bezogen auf Trockensubstanz auf bezogen Prozentualer Anteil bzgl. Püree bzgl. Anteil Prozentualer ctl 50 ie

thlhet

thltt 0 efriertr tr tr lfttr lfttr irelle r Abbildung 14: Gehaltsveränderungen der Scheinquitten-Aromen durch Trocknungsmethoden. dem wurden diese Proben häufiger als süßlich, säuerlich und groskopizität minimieren. Dazu wurden Mehle von Weizen, fruchtig wahrgenommen. All diese Attribute lassen auf den Reis, Kichererbsen und Quinoa sowie Maltodextrin unter- Erhalt von flüchtigen Aromen schließen. sucht. Maltodextrin mit einem Masseanteil von 10 bis 20 % bedingt sehr lagerstabile Pulver und führt nur zu minimalen Lagerfähigkeit gefriergetrockneter Pulver sensorischen Abweichungen. Da sich der Fruchtpulvergehalt In den bisherigen Untersuchungen hat sich die Gefriertrock- verringert, kann eine farbliche Aufhellung der Pulver jedoch nung als äußerst produktschonend erwiesen. Leider haben nicht vermieden werden. Zudem verlängert sich die Zutaten- derartig hergestellte Pulver sich nicht als lagerstabil in Bezug liste um den Punkt „Zusatzstoffe“, was als ungünstig anzu- auf die Erhaltung der Pulvereigenschaften gezeigt. sehen ist, da Endverbraucher zunehmend zur Vermeidung Pulver aus getrockneten Wildfrüchten sind problematisch, von Produkten mit Zusatzstoffen tendieren. Dies sollte insbe- da sie hygroskopisch (wasseranziehend) sind und dadurch sondere für Wildfrüchte gelten, wo Naturbelassenheit bereits rasch agglomerieren (verklumpen). Da dies die Verwertbar- über den Namen suggeriert wird. keit stark einschränkt ist eine Reduktion der Hygroskopizität wünschenswert. In der Praxis gelingt das häufig durch die 6 Zugabe von Rieselhilfsstoffen, kann aber auch durch eine : Schädlingsbefall adäquate Lagerung erreicht werden. Zu geeigneten Lagerbe- dingungen zählen v. a. geringe Lagertemperaturen, möglichst 5 luftdichtes Verpackungsmaterial und die Vermeidung von Luft in der Verpackung (Abb. 15). Diese Parameter hängen insofern zusammen, als dass Luft Feuchtigkeit enthält und

geringe Temperaturen ebenfalls geringe absolute Luftfeuch- 4 tegehalte bedingen. Restfeuchte Sowohl Sanddorn- als auch Aroniapulver sind bis zu einem Feuchtegehalt von ca. 3,5 % trocken und weisen keine erkenn- 3 bare Neigung zum Kleben auf (grüner Bereich in Abb. 16). h h h h W W W W W Danach beginnen sich verformbare Klumpen zu bilden. Ab 5 Lagerdauer

% Restfeuchte verbinden sich diese Klumpen zu einer großen etel etel durchgängigen Masse. Spätestens in diesem Stadium ist das ltiehlter ltiehlter Pulver nicht mehr als solches verwendbar. Abbildung 15: Abhängigkeit der Restfeuchte von Lagerdau- Rieselhilfsmittel in den Pulvern können die Neigung zur Hy- er, Lagertemperatur sowie Verpackungsart von Aroniapulver.

38 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte 8 ver durchgeführt, da dies anlagentechnisch notwendig war. Pulver zu Masse agglomeriert, Um den Vergleich mit der als produktschonend geltenden Masse stark an Unterlage haftend Gefriertrocknung zu ermöglichen wurde gefriergetrocknetes 7 Pulver eingesetzt. Das infrarotgetrocknete Pulver ist deutlich trockener als das 6 gefriergetrocknete Pulver, zeigt jedoch eine vergleichbare Hygroskopizität (Anstieg der Restfeuchte in Abb. 17) unter

5 vergleichbaren Lagerbedingungen. Restfeuchte Restfeuchte

Bildung verformbarer bis 6 4 gummiartiger Stückchen trockenes Pulver ohne Anzeichen von Klebrigkeit 5 3 Lagerdauer h 4

ddrler riler 3 Abbildung 16: Abhängigkeit der Restfeuchte von der La- gerdauer unter Umgebungsbedingungen (22 °C).

Restfeuchte Restfeuchte 2 Pulver durch Infrarottrocknung Bei der Gefriertrocknung findet aufgrund des notwendigen 1 Vakuums keine Wärmekonvektion statt. Bei Gefriertrock- nungsanlagen muss die Wärme durch direkten Kontakt von 0 den Heizplatten auf das Trocknungsgut übertragen werden. 0 1 2 4 72 Der Wärmetransfer ist daher gering und das führt zu hohem Lagerdauer h Energieverbrauch, langen Trocknungszyklen und damit ins- ifrrtetrcet echle elert gesamt zu hohen Kosten. Moderne Gefriertrocknungsanlagen ifrrtetrcet ffe elert nutzen daher Mikrowellen zur Wärmeübertragung. Derartige efrieretrcet echle elert Anlagen können bis zu 40 % an Energie und Trocknungszeit efrieretrcet ffe elert Abbildung 17: Restfeuchte von Sanddornpulver in Abhän- gegenüber Anlagen mit Heizplatten einsparen. Jedoch müs- gigkeit von Lagerdauer und Trocknungsmethode (Vergleich sen auch Nachteile bei der Mikrowellen-Gefriertrocknung Gefrier- und Infrarottrocknung). hingenommen werden. Die Ionisation von Gas führt nicht nur zu einem Mehraufwand an Energie, sondern auch zu Während die Hygroskopizität von Pulvern über die zeitliche Farb- und Aromaveränderungen. Zudem haben Mikrowellen Massezunahme ermittelt werden kann, ist eine vergleichbar allgemein den Nachteil durch Reflektion, Brechung und ma- einfache Messung der Verklumpung nicht möglich. Eine ge- terialabhängigem Penetrationsvermögen das Trocknungsgut eignete Methode zur Messung der Verklumpungsneigung ist nur sehr ungleichmäßig zu durchdringen [21]. Es müssen durch die Messung der Partikelgröße und damit durch Sieb- daher Verfahren gefunden werden, die geringe Energien in analysen durchführbar. Mit Vibrationssiebmaschinen kön- das Trocknungsgut einbringen aber diese sehr effizient ver- nen diese Siebungen unter reproduzierbaren Bedingungen teilen können. durchgeführt werden. Um die Ergebnisse trotz vieler Sieb- Die Infrarottrocknung erfüllt die oben genannten Bedingun- fraktionen übersichtlich zu halten, wird der Anteil der Partikel gen. Wasser absorbiert Infrarotstrahlung gut und Infrarot- mit einer Größe kleiner als 500 µm bestimmt. strahlung kann tief in das Material eindringen. Zudem handelt Werden die Pulver für derartige Versuche zunächst vorver- es sich bei Infrarotstrahlung ebenso wie bei Mikrowellen um mahlen, zeigen sich keine deutlichen Unterschiede in der elektromagnetische Strahlung und daher wird kein Übertra- Verklumpungsneigung des infrarot- und gefriergetrockneten gungsmedium benötigt [21]. Eine Durchführung der Infrarot- Pulvers (Abb. 18). Anders verhält es sich, sofern eine Vor- trocknung im Vakuum ist dementsprechend möglich. vermahlung unterlassen wird (Abb. 19). Das infrarotgetrock- Die Infrarottrocknung wurde mit bereits vorgetrocknetem Pul- nete Pulver zeigt nach 6 Stunden Lagerdauer einen deutlich

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 39 höheren Anteil kleinerer Partikel als das gefriergetrocknete Weitere Trocknungsprodukte Pulver, obwohl der Anteil an kleinen Partikeln im ursprüng- Neben der Pulverherstellung können die Trocknungsmetho- lichen Pulver sogar niedriger liegt. den auch für die Trocknung von Fruchtstücken eingesetzt werden. Dies wurde anhand von Scheinquitten aufgrund ihrer 20 8 schön geformten Frucht durchgeführt. Dabei erweist sich die Gefriertrocknung abermals als beste Trocknungsmethode. In 7 diesem Falle jedoch nicht nur aufgrund der Farberhaltung

15 6 und Schonung der Inhaltsstoffe, sondern auch im besonde- ren Maße wegen der Formerhaltung der Fruchtstücke (Abb. 5 20). Werden die Scheinquitten zudem durch Einlegen in eine Zuckerlösung vorbehandelt, ergeben sich auch geschmack- 10 4 lich sehr ansprechende, getrocknete Fruchtstücke mit einem

3 ausgewogenen Säure–Süße-Verhältnis. Allerdings steigt da- Restfeuchte Restfeuchte durch der Zuckergalt in den getrockneten Früchten auf ca. 60 5 2 % in der Trockensubstanz an, wodurch sie eher als Süßig- 1 keiten anzusehen sind. Pulveranteil mit Partikelgröe ml mit Partikelgröe Pulveranteil 0 0 0 1 2 4 6 24 Lagerdauer h rtielre efrieretrcet etfechte efrieretrcet rtielre ifrrtetrcet etfechte ifrrtetrcet Abbildung 18: Abhängigkeit von Verklumpung und Hygro- skopizität von der Lagerdauer bei 25 °C und 50 bis 55 % Luftfeuchte (vermahlene Pulver).

50 12 Abbildung 20: Vergleich der gefrier- (links) und vakuum- getrockneten (rechts) Scheinquittenscheiben. 10 40 Höher verarbeitete Produkte 8 Extrudate 30 Verzehrfertige Lebensmittel erfreuen sich immer größerer 6 Beliebtheit. Derartige Lebensmittel können durch den Pro- 20 zess der Extrusion relativ billig auf Basis von Getreide erzeugt

4 Restfeuchte werden. Bekannte Lebensmittel die durch Extrusion erzeugt werden sind beispielsweise Nudeln oder Erdnussflips. Es be- 10 2 steht ein großes Potenzial den Nährwert der Extrudate durch eine geeignete Prozessführung und Rezeptur zu optimieren. Pulveranteil mit Partikelgröe ml mit Partikelgröe Pulveranteil 0 0 Durch Zugabe von Fruchtbestandteilen lassen sich dement- 0 1 2 4 6 24 Lagerdauer h sprechend die Gehalte an gesundheitsfördernden Inhaltsstof- rtielre efrieretrcet fen erhöhen [31]. etfechte efrieretrcet Sensorische Untersuchungen von Sanddorn-Extrudaten er- rtielre ifrrtetrcet gaben, dass insbesondere die Porosität und knusprige Be- etfechte ifrrtetrcet schaffenheit ausschlaggebend sind für die Beliebtheit der Abbildung 19: Abhängigkeit von Verklumpung und Hygro- skopizität von der Lagerdauer bei 25 °C und 60 % Luft- Extrudate. Hohe Expansionen und geringe Festigkeiten be- feuchte (unvermahlene Pulver). dingen eine angenehme knusprige Beschaffenheit. Das ist erreichbar durch verringerte Zucker- und Wasserdosierungen

40 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte 100

80

60

40

20

Prozentualer Anteil vom Maximalwert vom Anteil Prozentualer 0 Temperatur Druck Feuchte Expansion Schütt Festigkeit dichte (Kraft) rereter trdteiechfte Werdier h Abbildung 21: Abhängigkeit der Prozessparameter und Sanddorn-Extrudat-Eigenschaften von der Wasserdosierung.

(Abb. 21) bei der Extrusion. Beides ist prozessbedingt jedoch nur begrenzt durchführbar. Um dennoch knusprige Extrudate 60 zu erzeugen, kann ein weiterer technologischer Schritt an- gefügt werden. Eine an die Extrusion anschließende Röstung 50 bewirkt diesen Effekt. Den Extrudaten wird dabei Feuchtigkeit entzogen. Die Feuchtegehalte nehmen von 10 % auf unter 40 2 % nach einer Röstzeit von 5 Minuten ab. Gleichzeitig neh- men auch die Festigkeiten ab. 30 Wasser und Zucker wirken sich zwar negativ auf die Textur aus, senken jedoch die Reibung beim Extrudieren. Dies be- 20 dingt sinkende Temperaturen, wodurch Farb- und Inhaltsstof- 10 fe besser erhalten bleiben. Rohstoff- an Anteil Prozentualer

Der Gehalt an gesundheitlich wirksamen Stoffen reduziert Trockensubstanz auf bezogen gehalten 0 sich durch die Extrusion auf ca. die Hälfte des Rohstoffge- Gesamtphenol- antioxidative haltes (Abb. 22). Bemerkenswerterweise hat die Röstung als gehalt Kapazität nachgeschalteter Schritt nur einen unwesentlichen Einfluss trdte ertet trdte auf den Gesamtphenolgehalt und die antioxidative Kapazität. Abbildung 22: Vergleich der Extrudat-Gehalte mit den Ge- halten verwendeter Rohstoffe in Hagebuttensnacks. Kandierte Früchte Beim Kandieren wird die Flüssigkeit in den Zellen der Früchte beschrieben. Die Sanddornbeeren werden geschmacklich durch eine zuckerreiche Lösung ausgetauscht. Dadurch ver- weiterhin als fruchtig empfunden, wohingegen kandierte Apfel- ringern sich der Wassergehalt und - noch wesentlicher für den beeren als herb wahrgenommen werden. Dies bedingt einen konservierenden Effekt - die Wasseraktivität. Zudem erhalten deutlichen Unterschied in der Beliebtheit beider Beeren. Wäh- insbesondere saure Früchte eine sensorische Aufwertung rend die Sanddornbeeren sensorisch überzeugen können (7/9 durch ein ausgeglichenes Zucker/Säure-Verhältnis. Punkten), missfallen die Apfelbeeren eher (4/9 Punkten). Das Kandieren wurde auf Apfel- und Sanddornbeeren ange- Zur Verhinderung des Wachstums von Hefen und Pilzen wendet (Abb. 23). Die kandierten Apfel- und Sanddornbee- sollten 65 °Brix angestrebt werden. Diese konnten bei den ren werden geruchlich und geschmacklich als süß und sauer kandierten Früchten erreicht werden (Abb. 24). Zudem liegen

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 41 Geruch Geruch

kandierte Apfelbeere kandierte Sanddornbeere

dier

itter etrl frchti ülich erlich erlich erre dier ülich

Geschmack Geschmack

kandierte Apfelbeere kandierte Sanddornbeere

dier

ild dtriiered rellrti

frchti itter frchti

eeri er er

her ü ü

Mundgefühl Mundgefühl

kandierte Apfelbeere kandierte Sanddornbeere

dier

ehli dier

eich leri

ri eri

trce eich

Beliebtheit (max. 9 Punkte) Beliebtheit (max. 9 Punkte)

kandierte Apfelbeere kandierte Sanddornbeere

3,91 6,91

Abbildung 23: Aussehen, einfach beschreibende & hedonische Prüfung der kandierten Apfelbeeren (links) und kandierten Sanddornbeeren (rechts).

42 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Eigenschaften kandierter Apfelbeeren Eigenschaften kandierter Sanddornbeeren 100 100 kandierte Sanddornbeeren kandierte Apfelbeere Sanddornbeeren 80 Apfelbeeren 80

60 60

40 40

20 20

0 0 relative Wasser- Trocken- Vitamin C relative Wasser- Trocken- Vitamin C Dichte aktivität masse [mg/100g] Dichte aktivität masse [mg/10g] [°Brix] [%] [%] [°Brix] [%] [%] Abbildung 24: Vergleich der chemisch-physikalischen Eigenschaften von unbehandelten und kandierten Früchten. die Wasseraktivitäten der kandierten Früchte so niedrig, dass mikrobieller Verderb erst nach Jahren zu erwarten ist. Der Vitamin C-Gehalt von kandierten Sanddornbeeren ist zwar stark verringert im Vergleich zu den frischen Sanddornbee- ren, jedoch noch viermal so hoch wie in Zitronen.

Pralinen Bei Pralinen können negative sensorische Eigenschaften der Wildfrüchte aufgrund vielfältiger Kombinationsmöglich- keiten kaschiert werden. Ziel war daher die Herstellung an- sprechender Pralinen mit einer Füllung, die einen möglichst hohen Fruchtanteil aufweist. Die Vorgehensweise war dabei wie folgt: 1) Ideenfindung und Herstellung von Prototypen, Abbildung 25: Schokoladenüberzug der Aronia-Kaffee-Pra- linen. 2) sensorische Verkostungen mit anschließender Rezeptur- selektion, 3) sensorische Verkostung mit anschließender Re- zepturoptimierung sowie 4) Herstellung (Abb. 25) und Ver- brauchertest. Als vielversprechend haben sich Aronia-Kaffee-, Schein- quitten-Marzipan-Pralinen und Sanddorn-Trüffel erwiesen (Abb. 26). Die Pralinen enthalten dabei einen Fruchtanteil von 10 bis 18 %. Im Verbrauchertest wurden Aussehen, Geruch und Ge- schmack sowie Süße, Fruchteindruck und Festigkeit bewertet (Abb. 27). Zudem beantworteten die Probanden Fragen zu Alter, Geschlecht und ihrem Kaufverhalten bzgl. Regionalität und Kaufpreis. Anhand der erhobenen Daten zeigt sich, dass Abbildung 26: Sanddorn-Trüffel (links) und Scheinquitte- Gewinnmargen von 20 bis 30 % zu erwarten wären. Marzipan-Praline (rechts).

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 43 Gehalte wertgebender Inhaltsstoffe in unter- schiedlichen Pflanzengeweben Beurteilung der Scheinquitte-Pralinen Neben den Früchten können bei der Ernte Äste und Blätter anfallen. Zudem entstehen bei der Verarbeitung Reststoffe wie Trester oder Kerne (Abb. 28). Diese Reststoffe werden allgemein als Abfall angesehen. Eine solche Denkweise ist weder im Einklang mit dem Bestreben den ökologischen Fuß- abdruck zu minimieren, noch wird dies den darin enthaltenen wertgebenden Inhaltsstoffen gerecht.

Anteil der Teilnehmer Anteil Blätter & Stängel

Kerne üe rchtieit etieit iel e richti ei Trester Schalen- schrot Bewertung der Scheinquitte-Pralinen Früchte

3 Abbildung 28: Verschiedenes Pflanzengewebe und Neben- produkte des Sanddorns.

Trester Beliebtheit max. Punkte max. Beliebtheit Es wurde bereits bei der Erläuterung der Saftherstellung er- ehe erch echc wähnt, dass Trester einen erheblichen Anteil an wertgeben- den Inhaltsstoffen aufweist, der bezogen auf den Masseanteil Abbildung 27: sensorische Prüfung der optimierten Scheinquitte-Marzipan-Praline. i.d.R. deutlich über dem von Saft und sogar über dem des Fruchtpürees liegt (Abb. 7). Ursächlich dafür ist, dass Tres- Bonbons ter hauptsächlich aus Schalen besteht. In den Schalen liegen Hartkaramellen sind eine äußerst lagerstabile Verarbeitungs- viele Inhaltsstoffe hochkonzentriert vor. Generell stehen die form. Zudem kann der hohe Zuckergehalt einen starken Säu- Gehalte wertgebender Inhaltsstoffe im Trester in Korrelation reeindruck kompensieren. zu den Gehalten dieser Stoffe in den Früchten. So finden sich Bonbons mit einem Anteil von 13 % Scheinquittensaft wur- hohe Gehalte an Anthocyanen v. a. in den Trestern dunkler den hergestellt. Der Wassergehalt der Ausgangsmasse muss Früchte wohingegen Vitamin C vor allem in den Trestern von dabei von 20 auf 3 % reduziert werden. Dies wird durch Ein- beispielsweise Fruchtrosen vorkommen [32]. Für die Wei- kochen erreicht. Unter Normaldruck kommt es jedoch beim terverarbeitung muss der Trester getrocknet werden, da er Einkochen zu einem starken Karamellisieren. Sensorisch re- aufgrund seines hohen Nährstoffgehaltes in Verbindung mit sultieren daraus unansehnlich dunkle und bittere Bonbons. dem hohen Feuchtegehalt rasch verdirbt. Ein Einkochen im Vakuum führt zu sensorisch ansprechen- Trester enthalten als Pressrückstände i.d.R. Kerne die meis- den Hartkaramellen unter Farb- und Geschmackserhaltung. tens deutlich härter als die restlichen Fruchtbestandteile sind und weisen u. U. einen erheblichen Fettanteil auf. Für die weitere lebensmitteltechnologische Verarbeitung ist daher die

44 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Separation der Kerne sowohl aus Gründen der Sensorik des dar. Eine kräftige gelb-orange Färbung des Dotters wird dabei Produkts als auch aus technologischen Gründen notwendig. generell bevorzugt. Die in Deutschland bevorzugte Dotter- Für die Nutzung des Tresters musste daher eine geeigne- farbe kann nur durch Zusatz von Futterfarbstoffen erreicht te technologische Methode zur Kernseparation gefunden werden. werden. Mittels Windsichtung war es möglich, 18 kg Sand- Zur Verbesserung der Dotterfarbe wurden traditionell Caroti- dorntrester in 2,7 kg kernlosen Trester (15 % Ausbeute an noidreiche Futtermittel wie Gelbmais, Trockengrünfutter, Pa- Gesamtmasse) zu überführen (Abb. 29). Diese geringen Aus- prika, Ringelblume oder roter Pfeffer verwendet. Heute kom- beuten kommen durch das starke Anhaften der meisten Ker- men auch synthetische Stoffe zum Einsatz. Weiterhin erfolgt ne an Fruchtfleisch und Haut bei Sanddorn zustande. im Sommer präventiv eine Supplementierung von Vitamin C zur besseren Hitzeresistenz der Hühner. Als neuer ökologischer Futterzusatzstoff mit Farbstoff- und Vitamin C-Gehalt bietet sich Sanddorntrester an. Dieser ist sowohl reich an Carotinoiden sowie an Vitamin C und könnte daher erhebliches Nutzungspotential als natürlicher Zusatz- stoff in Legehennenfutter haben. Um dieses Nutzungspoten- tial besser einschätzen zu können, wurde mit einem Biozer- tifizierten Eierproduzenten an 600 Hühnern ein Tastversuch durchgeführt. Abbildung 29: Trester vor der Windsichtung (links) und Während des Tastversuchs wurden 3 % Sanddorntrester zu nach der Windsichtung (rechts). dem Standardfutter supplementiert. Die Fütterungsdauer der Hennen betrug insgesamt 14 Tage. Um den Einfluss der Füt- Der kernlose Trester wurde für die Herstellung von Extruda- terung beurteilen zu können, wurden Farbwerte vor, während ten genutzt. Problematisch dabei war, dass trockene Trester und nach dem Tastversuch bestimmt. Zudem erfolgte eine zu sensorisch wenig intensiven Extrudaten führen. Dieses Messung 7 Tage nach dem Tastversuch um Veränderungen Geschmacksdefizit musste in diesen Fällen durch die Zugabe durch das Absetzen der Zufütterung des Tresters beurteilen von Sanddornsaft, –mark oder –pulver kompensiert werden. zu können. Auch wenn die aus Trester hergestellten Extrudate sensorisch Während des 14-tägigen Tastversuchs und den darauffolgen- nicht so überzeugen können, wie die aus Fruchtmark oder den 7 Tagen wurde die Eidotterfarbe jedoch nicht merkbar – pulvern, so ist der Gehalt an gesundheitlich wirksamen beeinflusst. Weiterhin blieben Legeleistung, Futter- und Was- Stoffen dennoch sehr hoch (Tab. 2). seraufnahme der Hennen unverändert. Eine Dosierung von Tabelle 2: Vergleich der Trester-Extrudat-Gehalte mit den 3 % Sanddorntrester kann daher als zu gering konzentriert Gehalten verwendeter Rohstoffe. angesehen werden. Eine Erhöhung der Konzentration des Anteil an Rohstoffgehalt [%] Tresters im Futter ist jedoch mit einem derzeitigen Preis von 9 €/kg trockenem Sanddorntrester unwirtschaftlich. Gesamtphenolgehalt 72

antioxidative Kapazität 58 Kerne Vitamin C 63 Früchte sind i.d.R. fettarm. Die Kerne der Früchte enthalten jedoch u.a. Fette/Öle, Carotinoide und fettlösliche Vitamine Trester werden häufig als Zusatzstoffe in Teezubereitungen sowie Polyphenole. Zudem werden Kernöle als ernährungs- verwendet. Allerdings werden die erwartbaren Absatzmen- physiologisch wertvoll aufgrund des hohen Gehaltes an gen als gering eingeschätzt. Hohe Absatzmengen könnten mehrfach ungesättigten, Omega-3- und essentiellen Fett- erhalten werden, wenn Trester als Supplementierung in der säuren eingeschätzt [33]. Abb. 30 zeigt die Fettsäurezusam- Tierernährung eingesetzt werden könnte und damit eine neue mensetzung der Kernöle der behandelten Wildfrüchte. Zudem Produktgruppe ermöglichen würde. wird die Fettsäurezusammensetzung von Sanddornfrucht- In der Vermarktung von Hühnereiern z. B. spielt der optische fleisch angegeben, da Sanddornfruchtfleisch mit bis zu 15 Eindruck der Eier eine wesentliche Rolle. Besonders die Ei- % Öl in der Trockensubstanz reich an Ölen ist [34]. Die Öle dotterfarbe stellt für viele Verbraucher ein Qualitätsmerkmal können dabei durch Pressung, Lösemittelextraktion oder Ex-

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 45 80

70

60

50

40

30

Fettsure-Anteil Fettsure-Anteil 20

10

0 liti litlei teri lre il ile re re re re re

cheiitte rchtre ddr ddr feleere frchtfleich

Abbildung 30: Anteil der Fettsäuren in Ölen der Kerne der Wildfrüchte inkl. Sanddornfruchtfleisch [37], [38], [39], [40]. traktion mittels überkritischer Fluide gewonnen werden. Die Gehalt an Phenolen und die antioxidative Kapazität von Sand- Fettsäurezusammensetzung ist dabei weniger abhängig von dorntee nur bei etwa einem Fünftel der Werte vom grünen dem Verfahren [35] als vielmehr von den Gehaltsschwankun- Tee (Abb. 33). gen in den Früchten selbst [36]. Die Ausbeuten sind jedoch Für einen Sensoriktest wurden die tiefgefroren gelagerten stark verfahrensabhängig [35]. Blätter des Sanddorns zunächst umluftgetrocknet. Pro Varian- Die Kernöle der Hagebutte wurden mittels Heiß- und Kalt- te wurden 1,25 g getrocknete Sanddornblätter verschiedener extraktion gewonnen und das Fettsäuremuster untersucht. Sorten und Erntezeitpunkte mit 250 ml abgekochtem destil- Beide Methoden zeigen keine Unterschiede hinsichtlich der liertem Wasser bei einer Temperatur von 88 bis 90°C über- Fettsäurezusammensetzung (Abb. 31). Lediglich die Ausbeute gossen. Nach einer Ziehzeit von 2 Minuten wurden die Blätter liegt bei der Heißextraktion mit 6,4 % um 70 % höher als entfernt und die Teezubereitungen verkostet. in der Kaltextraktion. Obwohl die Fettsäurezusammensetzung Sensorisch konnten die Tees nur mäßig überzeugen (Abb. 34). mit einem hohen Gehalt an Linolensäure und einem geringen Dabei erhielten Tees junger Blätter bessere Bewertungen als Omega-6/Omega-3-Fettsäure-Verhältnis als ernährungsphy- Tees alter Blätter und die Sorte 'Habego' wurde von den drei siologisch günstig anzusehen ist, lassen die geringen Ölge- Sorten 'Habego', 'Leikora' und 'Pollmix' am besten bewertet. halte die Ölextraktion ökonomisch unrentabel werden. Interessanterweise spiegelt sich die sensorische Verkostung in dem Gesamtphenolgehalt und der antioxidativen Kapazität Blätter wider (Abb. 35). Die sensorischen Bewertungen korrelieren Blätter von Beerenfrüchten enthalten ebenfalls hohe Gehalte dabei sehr gut mit dem Gesamtphenolgehalt und der antioxi- an den bereits genannten bioaktiven Substanzen. Viele der dativen Kapazität. Die Tees mit den höchsten Analysewerten Antioxidantien kommen in Blättern sogar in höheren Konzen- wurden auch sensorisch am besten bewertet. trationen vor als in den Früchten [41] und verleihen auch den Blättern pharmakologische Eigenschaften [42], [43]. Abb. 32 zeigt, dass auch die Blätter des Sanddorns mehr Antioxidan- tien aufweisen, als die Früchte [44]. Wird aus den Sanddorn- blättern ein Tee bereitet, so wird ein Getränk erhalten, das geschmacklich an grünen Tee erinnert. Allerdings liegen der

46 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte 60 8

7 50 ltetrti 6 eietrti 40 ltetrti 5 eietrti 30 4

Anteil im ernöl ernöl im Anteil 3

Anteil im ernöl ernöl im Anteil 20 2 10 1

0 0 lete e liti teri lre il ile rchi e re re re re re erhlti Abbildung 31: Zusammensetzung und Ausbeute von Kernölen der Hagebutte unterschiedlicher Extraktionsmethoden. 100 100

80 80

60 60

40 40

an Blttergehalten an

an Grüntee-Extrakt-Gehalten an bezogen auf Trockensubstanz auf bezogen

20 Sanddorntee-Extrakt-Gehalte 20

Prozentualer Anteil der wssrigen wssrigen der Anteil Prozentualer Prozentualer Anteil der Fruchtgehalte der Anteil Prozentualer

0 0 et tiidtie techi erceti et tiidtie lide iti hel itt hel itt ehlt rtiid ehlt Abbildung 32: Prozentualer Anteil der Fruchtgehalte bezo- Abbildung 33: Prozentualer Anteil der wässrigen Extrakte gen auf Blättergehalte von Sanddorn [44]. von Sanddornblättern bezogen auf wässrige Extrakte von grünem Tee (Extraktions-Temperatur = 80 °C) [45].

25 0,5

10 20 0,4

8 15 0,3

6 10 0,2

5,6 5,4 Gesamtphenolgehalt 4 5 0,1 apazitt Antioxidative 4,4 4,6 4,2 0 0,0 2 'Habego' 'Leikora' 'Pollmix' 02.07. 15.08. 08.10. Beliebtheit max. Punkte max. Beliebtheit 3,0 ee der rte ee der rte e

0 ethelehlt e eir lli tiidtie itt iter ee l iter ee rte rte e llic cid eilet rl eilet Abbildung 34: Sensorische Bewertung der Sanddornblät- Abbildung 35: Gesamtphenolgehalt und antioxidative Ka- ter-Tees. pazität der Sanddornblätter-Tees.

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 47 3. Gesetzliche Bestimmungen Früchte als Lebensmittel gestattet, obwohl derzeit insbeson- In der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 über allgemeine Grund- dere Blätter des Sanddorns intensiver Forschung unterliegen sätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts werden in [49]. Artikel 14 allgemeine Regelungen zur Sicherheit von Lebens- Auch wenn die Health Claims Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 mitteln getroffen. Darauf aufbauende spezifische Verordnun- ebenfalls nur wenig spezifische Aussagen enthält, so ist die gen beinhalten u.a. Regularien zu dem Umgang mit neu- Sachlage bzgl. gesundheitsbezogener Angaben dank des „EU artigen Lebensmitteln und Lebensmittelzutaten (Verordnung Registers zu Nährwerten und Gesundheitsbezogenen Anga- (EG) Nr. 258/97, ersetzt durch Verordnung (EU) 2015/2283) ben“ eindeutig [50]. Es dürfen nur die Angaben zu Nähr- sowie nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben über werten und gesundheitsbezogenen Angaben des Registers Lebensmittel (Verordnung (EG) Nr. 1924/2006) [46]. unter den dort aufgeführten Bedingungen verwendet werden. Diese beiden Verordnungen sind für die behandelten Wild- Gesundheitsbezogene Angaben zu Carotinoiden, Anthocya- früchte von besonderem Interesse, da sie das Inverkehr- nen, Polyphenolen oder gar allgemein zu Antioxidantien sind bringen bestimmter Wildfruchtprodukte und die Auslobung verboten, da eine derartige Wirkung auf der Grundlage wis- gesundheitsbezogener Angaben einschränken. senschaftlicher Erkenntnisse nicht ausreichend belegbar ist. In Artikel 3 der Verordnung (EU) 2015/2283 werden „neu- artige Lebensmittel“ definiert als Lebensmittel, die vor dem 15. Mai 1997 nicht in nennenswertem Umfang in der Union für den menschlichen Verzehr verwendet wurden. Zudem wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass unter „Novel Food“ auch Lebensmittel aus Pflanzenteilen fallen, die keine Verwendungsgeschichte in der Union vor diesem Datum vor- weisen können und bei denen neuartige Verfahren angewen- det werden, die eine bedeutende Veränderung der Zusam- mensetzung der Struktur des Lebensmittels bewirken [47]. Für etliche Produkte ist der „Novel Food“-Status bereits ge- klärt und kann im online verfügbaren „EU Novel Food Kata- log“ der Europäischen Kommission abgerufen werden [48]. Dort aufgelistete Produkte bedürfen einer wissenschaftlich fundierten Bewertung durch eine national zuständige Be- hörde eines Mitgliedstaates. Diese Bewertungen erfolgen nach Antragstellung eines Unternehmens und Einreichung wissenschaftlicher Nachweise zu Produktzusammensetzung, erwarteter Verzehrgewohnheiten, toxikologischer Sicherheit und Allergenität [46]. Für die Apfelbeere (Aronia ssp.) und Scheinquitte (Chaeno- meles) lassen sich in dem „EU Novel Food Katalog“ keine Angaben finden. Informationen zu Fruchtrosen finden sich in dem Katalog für die drei Arten Rosa canina, Rosa moschata und Rosa rubiginosa. Für Rosa canina ist die Nutzung der Früchte in Lebensmitteln und darüber hinaus die Nutzung von Blüten, jungen Trieben und Blattknospen in Lebensmit- telzusatzstoffen gestattet. Für Rosa moschata hingegen ist die Nutzung nur als oder in Lebensmittelzusatzstoffen gestattet. Von Rosa rubiginosa können Früchte und Blütenblätter als Lebensmittel genutzt werden. Die Nutzung der Samen hin- gegen ist nur in Lebensmittelzusatzstoffen gestattet. Bei Sanddorn (Hippophae rhamnoides) wird nur die Nutzung der

48 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte IV. Vermarktung von Wildfrüchten Absatz und Markt für Wildfrüchte

ie starken Veränderungen der Märkte mit der fort- umsetzungsvorschläge wurden in einem mehrstufigen Pro- schreitenden Globalisierung und dem sich wan- zess die Ideen immer weiter verfeinert und zu marktgängigen Ddelnden Verbraucherverhalten haben Auswirkun- Varianten ausgebaut. gen auf den gesamten Produktions- und Herstellungsprozess Bezogen auf die heimische Landwirtschaft mit deren nach- von Lebensmitteln. Dabei sind sowohl landwirtschaftliche folgenden Produktions- und Absatzbereichen muss künftig Betriebe und in der Folge die Nahrungsmittelhersteller als "Mehr Qualität mit weniger Input" als vorherrschendes Ziel auch die gesamte Absatzseite vom Groß- über den Einzel- verfolgt werden. Dies ist nicht nur den politischen Rahmen- handel bis hin zur Direktvermarktung betroffen. Auf der einen bedingungen geschuldet, sondern auch den veränderten Seite spielen stark betriebswirtschaftlich geprägte Faktoren Verbrauchereinstellungen und dem Wandel der Konsumge- wie Erlössenkungen oder auch die Steigerung der landwirt- wohnheiten. Eine produktivere Arbeitsweise mit gleichzeitig schaftlichen Produktivität eine große Rolle. Zum anderen sind deutlich weniger Ressourcenverbrauch insgesamt und damit mehr qualitative Aspekte wie Produktverfolgbarkeit über die einem nachhaltigeren Produktionsprozess kann Chancen für komplette Prozesskette, Nachhaltigkeit der Gesamtproduktion die heimische Wirtschaft haben. Die quantitative und qualita- oder auch Wiederverwendbarkeit der Produkte Aspekte der tive Lücke, welche zwischen der derzeitigen Produktionsweise sich wandelnden Marktansprüche. Diesen Spagat können alle und einer ressourcenschonenderen Erzeugung klafft, kann im Prozess beteiligten Unternehmen nur durch eine koopera- nur durch Innovation geschlossen werden. Innovation bedeu- tive Arbeitsweise und die Entwicklung von neuen Produkten tet dabei immer eine prozessübergreifende Denk- und Dar- mit deren erfolgreichen Marktplatzierung begegnen. Koope- stellungsweise aller Beteiligten. Konkret muss die komplette rationsbeispiele vom Anbau über die Verarbeitung bis hin zur Wertschöpfungskette – vom Anbau, über die verschiedenen Vermarktung an den Endverbraucher konnten im Rahmen Stufen der Verarbeitung (inhaltsschonende Verarbeitungsver- dieses Projektes initiiert und erarbeitet werden. fahren) bis hin zum Absatz und der Entwicklung neuer Pro- Dieses Teilprojekt hat sich mit den Fragestellungen der Ein- dukte unter Berücksichtigung der Kundenwünsche – in den satzmöglichkeiten von Wildfrüchten und Wildfruchtprodukten Innovationsprozess einbezogen werden. Einhergehend mit beschäftigt. Dabei wurde den in dem Projekt einbezogenen diesem Produktentwicklungsprozess wurden in diesem Pro- Unternehmen Hilfestellung für die Produktentwicklung und jekt auch veränderte Formen des Marktzuganges und damit -umsetzung gegeben. Um dies auch praktisch umzusetzen, der Hebung neuer Wertschöpfungspotentiale untersucht. wurde in der Vorgehensweise zunächst bei den Marktunter- Dieser Erneuerungsprozess kann für die heimische Land- suchungen das Marktpotenzial und die Identifizierung loh- wirtschaft und deren nachgelagerten Bereiche auch bedeu- nenswerter Marktbereiche identifiziert. Mit der generellen ten, sich auf Spezial- und Sonderkulturen zu konzentrieren. Identifizierung neuer Einsatzmöglichkeiten und Verwen- Wildobst stellt eine solche Spezialkultur dar. Aufgrund der dungsbereiche von Wildfrüchten und Wildfruchtprodukten regionaltypischen Rahmenbedingungen sind in diesem Pro- (hier insbesondere Zwischenprodukte wie Pulpe, Trester und jekt daher die Obstarten Aronia, Hagebutte, Scheinquitte und Nebenprodukte der Produktion) ist die sehr starke Fokussie- Sanddorn schwerpunktmäßig bearbeitet worden. rung auf den Lebensmittelbereich aufgebrochen worden. Auf Landwirtschaftliche Produkte und damit auch Wildfrüchte be- der anderen Seite sind in den involvierten Betrieben viele dienen in erster Linie den Zielmarkt der Lebensmittelindustrie. Produktideen erarbeitet worden, welche ein differenziertes Historisch betrachtet ist dies, bedingt durch die Bevölkerungs- Umsetzungspotential besitzen. Daher wurde im Projekt ein entwicklung, ein sicheres und wachsendes Marktsegment. Die Vorgehen gewählt, um diese beiden Ansätze Stück für Stück technische Entwicklung, die Globalisierung und die Einflüsse zusammenzuführen. Basierend auf dem Abgleich der gene- durch Gesetze, Verordnungen und Veränderungen im globa- rellen Erkenntnisse der Marktuntersuchungen und -analysen len Handel führen im Gegenzug zu Margenschmälerungen mit der Gegenüberstellung der Produktideen und Produkt- und überdurchschnittlich sinkenden Erlösen, welche die zu-

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 49 vor genannten Vorteile dieses Marktsegmentes aufheben. Um Die branchenspezifisch verfügbaren Daten wurden mit Um- diesem Dilemma begegnen zu können, ist ein Lösungsansatz fragen und Erhebungen bei einzelnen Unternehmen ergänzt andere Absatzsegmente (z. B. Arzneimittelindustrie / Health und verifiziert. Durch die Verwertung von Rest- und Neben- Care, Kosmetikindustrie, Chemiegrundstoffe, Futtermittel) stoffen aus der Produktion kann die Anziehungskraft für ein- zu erschließen. Umfragen und Absatzuntersuchungen im zelne Branchen deutlich erhöht werden. Daraus ergeben sich Rahmen dieses Projektes haben ergeben, dass Wildfrüchte Chancen bei einem noch größeren Augenmerk auf die Ver- bzw. deren Weiterverarbeitungsprodukte wie Fruchtpulver wertung dieser Stoffe (z. B. Trester aus der Saftgewinnung, zunehmend nachgefragt werden. Fragestellungen wie die Blätter bei der Sanddornernte). Erste Produktansätze konnten Mengenverfügbarkeit und das sich langfristig einspielende bereits im Rahmen dieses Projektes umgesetzt werden. Bei- Preisniveau konnten durch Erhebungen in diesem Projekt gut spielhaft ist hier der Einsatz von Wildfruchtkernen (Hagebut- klassifiziert werden. Dabei zeigt sich, dass für hoch veredelte te und Sanddorn) in der Kosmetik genannt, für welche ein Zwischenprodukte (z. B. Kernöle) zunehmende Absatzchancen regionaler Kleinhersteller gewonnen werden konnte. Über- vorhanden sind und entgegen des allgemeinen Markttrends, regional sind mit einem Handelsunternehmen Absatzwege das Preisniveau steigt. für Hagebuttenpulver (gewonnen aus der ganzen Frucht) er- Der Lebensmittelbereich bleibt zunächst für Wildfrüchte der schlossen worden. Auf weitere Möglichkeiten des Absatzes Hauptabsatzmarkt mit seinem Fokus auf die Endverbraucher. in anderen Wirtschaftsbereichen wird später im Text ausführ- Dies wird sich auch in naher Zukunft nicht verändern, obwohl licher eingegangen. in anderen Bereichen teilweise lukrativere Einkommensmög- Der Anbau von Wildobst ist mit einem hohen Aufwand ver- lichkeiten bestehen. Hinderungsgründe für die schnelle Er- bunden, welcher sich häufig auch in einem höheren manu- schließung anderer Marktsegmente sind unter anderem die ellen Aufwand niederschlägt. Zudem sind die Erträge pro hohen Markteintrittsschranken, die Vorinvestitionen in die Flächeneinheit im Vergleich zu anderen Kulturen geringer, so Verarbeitung, die Markterschließung und die geringe Risiko- dass für die Fruchtausbeute am Markt höhere Preise erzielt bereitschaft der handelnden Akteure. werden müssen. Im Rahmen einer Angebots- und Nachfra- Aus den im Projekt durchgeführten Analysen und Umfragen geuntersuchung sind – wie in vielen Wirtschaftsbereichen ergab sich für einzelne Branchenbereiche eine unterschiedli- üblich – unterschiedliche Vorstellungen zwischen Ange- che Marktattraktivität mit differenzierten Eintrittsbedingungen. botspreis und Abgabepreis vorhanden. Oftmals gehen diese Die Abb. 1 zeigt für die potentiellen Anwendungsgebiete ver- unterschiedlichen Vorstellungen zum Preis zu Lasten der An- schiedene Ausprägungen und Einschätzungen. Diese wurden gebotsseite und werden in diesem Falle von den Landwirt- in der letzten Spalte zu einer allgemeingültigen Bewertung schaftsbetrieben getragen. Bei der Verarbeitung von Wild- der Branche zusammengefasst. früchten besteht der große Vorteil, dass durch die Schaffung

Marktdurch- Markteintritts- gesetzliche Branchen- Branche Marktvolumen Margenpotential dringung hürden Vorschriften attraktivität

Lebensmittel sehr hoch gering bis mittel sehr hoch gering bis mittel hoch +++

Futtermittel hoch gering bis mittel gering gering bis mittel mittel bis hoch ++

Pharmazie / hoch bis sehr sehr hoch mittel sehr hoch sehr hoch + Arzneimittel hoch

Kosmetika sehr hoch hoch gering bis mittel sehr hoch sehr hoch ++

Chemie- hoch bis sehr in Einzelfällen n. a. sehr hoch sehr hoch + grundstoffe hoch Möbel / in Ausnahmen hoch sporadisch gering sehr gering ○ Kunsthandwerk Textilien / n. a. gering n. a. gering bis mittel sehr gering ○ Bekleidung

Baustoffe n. a. gering n. a. gering bis mittel gering ○

Abbildung 1: Branchenschwerpunkte für Wildfrüchte und Wildfruchtprodukte. n. a. = nicht anwendbar

50 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte einer geschlossenen Prozesskette mit der Verwertung und Dabei werden aus Nebenstoffen der Produktion weitere Fab- Weiterverarbeitung von Nebenprodukten eine höhere Wert- rikate und Zwischenprodukte hergestellt, welche übergreifend schöpfung erreicht werden kann. abgesetzt werden können. Die Einbindung von Verarbeitungs- Die Abb. 2 zeigt eine solche Prozesskette, wie sie am Bei- partnern, welche den Marktzugang zu den unterschiedlichen spiel von Sanddorn und Aronia denkbar ist. Diese kann sinn- Absatzbranchen aufweisen, bedingen eine erfolgreiche Um- voll aufgebaut werden, wenn in jeder Verarbeitungsstufe die setzung der Strategie der Mehrfachnutzung. nachfolgende Weiterverarbeitung mit einbezogen wird. Haupt- produkt ist die Saftherstellung, wobei mit einer Ausbeute von 75-85 Volumenprozent zu rechnen ist. Dies ist stark vom Tro- Möglichkeiten des Absatzes in der Lebens- ckenanteil der Frucht und auch vom Pressverfahren abhängig. mittelindustrie Der in diesem Prozessschritt anfallende Trester enthält einen Wildfrüchte in Lebensmitteln bieten eine Vielzahl von Absatz- hohen Farbstoffanteil, welcher mit unterschiedlichen chemi- und Verarbeitungsmöglichkeiten. Am Beispiel der Scheinquit- schen Verfahren gelöst werden kann. Diese abgesonderten tenfrucht bedeutet dies in einer schematischen Darstellung Farbstoffe finden ihre Anwendungsbereiche z. B. in der Kos- eine Vielzahl von Anwendungen, sowohl an Endprodukten metikindustrie oder als natürliche Farbstoffe in der Lebensmit- (Verbrauchersegment) wie auch an Zwischenprodukten (Ver- telverarbeitung. Mittels Separierung können in einem nächs- arbeiter). Abb. 3 zeigt schwerpunkthaft die Verwendungen im ten Schritt die Kerne als weiteres Zwischenprodukt gewonnen Bereich der Lebensmittelindustrie mit den möglichen Zwi- werden. Bei einigen Wildfruchtarten, wie z. B. dem Sanddorn, schenprodukten. Die Abb. 3 zeigt eine Vielzahl von Endpro- enthalten diese hochwertige Öle, welche in einem separaten duktmöglichkeiten, welche durch unternehmensspezifische Verarbeitungsprozess aus den Kernen gelöst werden. Ein- Produktentwicklungen ergänzt werden. satzbereiche sind Nahrungsergänzungsmittel oder auch der Die bisher überwiegend genutzten Verarbeitungsmöglichkei- Pharmabereich. Die leichtere Fraktion, d. h. die Schale und ten beziehen sich, wie in Abb. 3 dargestellt, sehr stark auf Fruchtfleischkomponenten werden entweder als Pulver wei- die direkten Fruchtbestandteile; d. h. das Fruchtfleisch. Zuvor terverarbeitet oder gehen direkt als Schnitzel in weitere Pro- wurde anhand der Verwertungskaskade (siehe Abb. 2) fest- dukte mit ein. Diese beispielhafte Prozesskette kann je nach gestellt, dass daneben noch andere Fruchtbestandteile genutzt Wildfruchtart und Marktzugang von Zwischenprodukten auch werden können und zum Teil auch müssen, um den Gesamt- verändert werden. Diese Zielsetzung zeigt die Verwertungs- prozess wirtschaftlich abbilden zu können. Fruchtbestandteile kette der Abb. 2 und stellt eine mögliche Vorgehensweise dar. wie Schale/Haut oder auch Kerne können teilweise einen ähn-

Verkaufsprodukte Nebenprodukte

Muttersaft Erste Verarbeitungsstufe Trester

Farbstoffe Zweite Verarbeitungsstufe Kerne

Kernöl Dritte Verarbeitungsstufe gereinigte Kerne

Tresterrest Schalen Vierte Verarbeitungsstufe (z.B. Tier-Müsli) (für Pulver)

Abbildung 2: Geschlossene Prozesskette mit hohem Verwertungsanteil (Verwertungskaskade).

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 51 lich hohen Wertschöpfungsanteil aufweisen, wie die Haupt- lungsmatrix erarbeitet, welche anhand eines Punktekatalogs fruchtbestandteile. Beispielhaft sei hier der Sanddorn genannt. die Priorisierung verschiedener Produktideen erlaubt. Das Sanddornkernöl ist ein sehr gefragter Inhaltsstoff in der Die Abb. 4 zeigt beispielhaft an den vier im Projekt untersuch- Kosmetikindustrie und weist ein sehr gutes Ertragspotenzial ten Wildfrüchten verschiedene Verwendungsmöglichkeiten, auf. Die dabei erzielten Erlöse liegen teilweise bei dem 1,5-fa- welches ein regionales im Projekt beteiligtes Kleinunterneh- chen der Ertragssituation in der Fruchtverarbeitung, wie die men entweder selbst oder auch in Kooperation produzieren Unternehmensbefragungen in diesem Projekt ergaben. kann. Insgesamt konnten 48 Produktmöglichkeiten identi- fiziert werden. Aufgrund der vorhandenen Kapazitäten und auch aus Sicht des Marktes können nicht alle gleichzeitig Produktvielfalt und -umsetzungsmöglichkeiten entwickelt und produziert werden. Sinnvoll ist daher eine Pri- So vielfältig die Möglichkeiten der Produktentwicklung und orisierung und Schwerpunktsetzung. In Zusammenarbeit mit der Abgrenzung von anderen Marktteilnehmern ist, umso dem Unternehmen wurde eine Bewertungsmatrix entwickelt, schwieriger ist die Auswahl für das einzelne Unternehmen welche anhand eines Zahlensystems eine Entwicklungsrei- und die Konzentration auf die wesentlichen Kernkompeten- henfolge vorgibt. zen. Im Rahmen des Projektes wurde eine Produktentwick- Die Rahmenbedingungen des Projektes legen als unterneh-

Kandierte Früchte

Trockenfrüchte Trockenfruchtmischungen

Milch- / Fruchtcocktails

Fruchteis

Mark / Mus Füllungen für Süßigkeiten

Kuchenfüllungen

Fruchtaufstriche

Gefrorene Früchte Mehrfruchtaufstriche

Mark- und Musmischungen Früchte Babynahrung

Trester Pektin für Industrieanw. Nektar (gemischt)

Fruchtsaftkonzentrat Flüchtige Aromastoffe Fruchtgelee

Mehrfruchtsäfte

Fruchtsaftgetränke Mehrfruchtsaft Saftkonzentrate Diätgetränke

Muttersaft Pasteurisierte Fruchtsäfte

Wein Fruchtwein

Mehrfruchtwein

Rohmaterial Verarbeitungsstufe 1 Verarbeitungsstufe 2 Endprodukt

Abbildung 3: Verarbeitungsmöglichkeiten von Scheinquittenfrüchten [1].

52 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Produktentwicklungsmatrix Erläuterungen: Bewertung von 1 (sehr schlecht) bis 5 (sehr gut) Maschinenausstattung: vorhanden/kaum = 5; nicht vorhanden/große = 1 Entwicklungsdauer: Gering = 5; hoch = 1 Marge: Herstellkosten von 30% zum Verkaufspreis = 1; HK 70% = 5 Entwicklungsaufwand: gering = 5; hoch = 1 Regalware: verkauft sich ohne Verkosten = 5; nur mit Verkostung = 1 Absatzmenge: großer Umsatz = 5; geringer Umsatz = 1

Entwicklungs- Entwick- Masch. erw. Absatz- Anmerkung / Produkte Marge Regalware Summe aufwand lungsdauer ausstattung menge Früchte Grundprodukte Fruchtsaft 5 5 4 3 5 5 27 Aronia Aronia, Sanddorn, Trester 5 5 4 3 5 5 27 Quitte

Aronia, Sanddorn, Fruchtmus 3 3 2 3 5 2 18 Hagebutte

Aronia, Fruchtpulver 5 5 4 2 5 3 24 Sanddorn getrocknete 5 5 4 3 5 4 26 Aronia Früchte

Sanddorn, Schein- Kernöl 5 5 3 3 5 5 26 quitte, Hagebutte

Tee 5 5 5 5 5 4 29 alle Gewürze, etc. Aronia-Salz 5 5 5 5 4 2 26 Abbildung 4: Auszug aus einer Produktentwicklungsmatrix. merische Zielgruppe Kleinst- und Kleinunternehmen nahe, wird in den nächsten Jahren durch folgende Tendenzen ge- sodass die entwickelten Tools überschaubar und einfach in prägt sein: der Handhabung sind. Am obigen Beispiel sind die Klassi- • Verstärkte Ausprägung auf Regionalität und Transparenz fizierungskategorien alle gleich gewichtet. Die Produktideen in der Herstellungskette mit der höchsten Punktanzahl sind prioritär umzusetzen. Die • Hinwendung zur Ernährung in Form von „Einfacher Ge- Anforderungen und Kriterien in jedem Unternehmen sind sundheit“ (convenient health) sehr unterschiedlich, sodass diese Matrix als Handlungs- • Verstärktes Aufkommen von Mode-Trends und Hypes anweisung zu verstehen und individuell an die betrieblichen (z. B. „Superfood“) Anforderungen angepasst werden kann. Eine Ausweitung des Im Einzelnen bedeutet dies für die Beteiligten und die Bran- Tools ist leicht möglich, indem die Bewertungskriterien er- che: weitert oder verändert oder zudem unterschiedlich gewich- tet werden; so kann z. B. der erwarteten Absatzmenge eine Regionalität und Transparenz deutlich höhere Gewichtung beigemessen werden als dem Die Verbraucher informieren sich zunehmend über die Her- Entwicklungsaufwand. Auch dies ist betriebsindividuell zu kunft der Produkte. Dabei spielt nicht nur der Anbau, sondern entscheiden. auch die Verarbeitung der Produkte eine große Rolle. Frage- stellungen unter welchen Bedingungen die Produkte herge- stellt und verarbeitet werden (u. a. soziale Aspekte), welche In- Marktsegment Endverbraucher haltsstoffe (z. B. Konservierungsstoffe) diese beinhalten oder Wildfrüchte und Wildfruchtprodukte bieten die ideale Vo- in welcher Region die Ursprungsprodukte angebaut werden, raussetzung für landwirtschaftliche Betriebe und die Ver- gewinnen immer mehr an Bedeutung. Methoden der Weiter- arbeitungsindustrie, um diese beim Endverbraucher als verarbeitung wie z. B. Konservierung und Trocknung sind aus- Lebensmittel zu platzieren. Das Konsumentenverhalten der schlaggebend für die Wertigkeit der Produkte. Die steigenden Endverbraucher unterliegt ständigen Schwankungen und Informationsanforderungen der Endverbraucher bedingen

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 53 eine erhöhte Transparenz in der Wertschöpfungskette. wird Superfood von der fleischlosen Ernährung über Insekten abgelöst. Markttechnisch kann gegen diese Anforderungen „Einfache Gesundheit“ (convenient health) nur der Aufbau einer eigenen Marke mit unverwechselbarer Mit dem demographischen Wandel und der Verschiebung Markenidentität entgegen gesetzt werden. Aus eigenen Erfah- zu immer geringeren Haushaltsgrößen, ändern sich auch die rungen und den Ergebnissen dieser Studie sind mindestens Ernährungsgewohnheiten. Weitere gesellschaftliche Entwick- fünf Jahre kontinuierliche Marktbearbeitung nötig, um von lungen (Digitalisierung, Industrie 4.0, etc.) gewinnen immer einer etablierten Marke zu sprechen. mehr an Bedeutung. Gesunde Ernährung hat einen hohen Die dargestellten Tendenzen werden durch die Ergebnisse der Stellenwert, welcher tendenziell noch weiter zunehmen wird im Projekt durchgeführten Untersuchungen gestützt. Dabei (Steigerung innerhalb der letzten drei Jahre um 10 % ge- wurde bei Abnehmern und Weiterverarbeitungsbetrieben in mäß eigenen Umfragen). In diesem Zusammenhang wird der Deutschland eine teilstandardisierte Befragung durchgeführt, Verzehr an Früchten und Gemüse weiter zunehmen. Auf die- mit dem Ziel, die zukünftige Entwicklung von Wildfruchtpro- sen Trend aufsetzend und die Marktentwicklung aufnehmend dukten abzuschätzen. In den zukünftigen Jahren ist mit einem können Wildfrüchte und deren Verarbeitungsprodukte davon steigenden Absatz zu rechnen, wobei die Form der Aufbe- ebenso profitieren. reitung und Darreichungsform der Wildfruchtprodukte eine Gesunder Lifestyle mit einem hohen Anteil an frischen Pro- wesentliche Rolle spielt. Wildfrüchte und Wildfruchtprodukte dukten wird von vielen Verbrauchern als anstrengend, kom- sind mit positiven Assoziationen besetzt und spiegeln in der pliziert und aufwendig empfunden. Folglich steigen zukünftig Vorstellungswelt der Verbraucher eine naturverbundene An- Produkte in der Nachfrage, welche eine solche Ernährungs- bauform wider. Daher ist die Erzeugung nach biologischen weise ohne viel Zeit und Aufwand ermöglichen. Die Verbrau- Richtlinien für den erfolgreichen Absatz eine Grundvoraus- cher nutzen „natürliche“ und gesunde Lebensmittel verstärkt setzung und wird nicht extra erwähnt. Industrielle und halb- auch in Form von „pharmazeutischen“ und aufbereiteten Le- industrielle Abnehmer werden vermehrt standardisierte und bensmitteln. Die in den letzten Jahren beobachtete Tendenz qualitätsgesicherte Vorprodukte nachfragen. der zunehmenden Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmit- Um die Entwicklung des Wildfruchtabsatzes in den nächsten teln wird sich weiter fortsetzen. Der hohe Anteil an wertgeben- Jahren abschätzen zu können, wurden industrielle Abneh- den Inhaltsstoffen in den Wildfrüchten macht diese zu einem mer in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Die idealen Ausgangsstoff für diesen Produktbereich. Abb. 5 zeigt die Ergebnisse von 58 befragten Unternehmen. Bei den standardisierten Vorprodukten, wie Mus, Kernöle und Gesellschaftliche Entwicklung von Hypes und Trends Pulver ist eine größere Marktdurchdringung zu erwarten. Für (z. B. „Superfood“) die Rohstoffproduzenten stellt sich neben den Anbauanforde- Für den landwirtschaftlichen Bereich sind schnell aufkom- rungen die Frage, wie diese Ansprüche (falls ein industrieller mende Trends in der Befriedigung der Kundenbedürfnisse Absatz gewünscht ist) erfüllt werden können. Vorteile werden sehr schwierig nachzuhalten. Durch die Vorlaufzeit der Pro- hier insbesondere in engen Kooperationsbeziehungen mit duktion (bei Wildfrüchten z. B. mindestens zwei Anbaujahre) Aufbereitungsbetrieben gesehen und dem Aufbau eines Ver- können kurzfristige Nachfragesteigerungen durch den re- arbeitungsnetzwerkes „Wildfrüchte“. gionalen Anbau nicht befriedigt werden. Zudem werden die Marktzyklen immer kürzer und die Marktbewegungen nehmen an Heftigkeit zu. Gesunde Ernährung ist momentan im Trend Marktsegment industrielle Abnehmer und bedeutet für die landwirtschaftlichen Anbaubetriebe einen Um im Bereich des industriellen Absatzes von Wildfruchtvor- garantierten Absatzmarkt durch die steigende Nachfrage. Zu- produkten über Liefervereinbarungen erfolgreich tätig sein zu dem ermöglicht das schnelle Wachstum durch relativ geringen können, sind einige Anforderungen zu erfüllen. Als Ergebnis Marketingaufwand eine einfache Erschließung des Marktes. der durchgeführten Analysen bei industriellen Abnehmern So ist Deutschland nach den USA seit Jahren weltweit der (Umfrageergebnisse aus 83 Unternehmen, davon 37 mit nur zweitstärkste Wachstumsmarkt [2]. Analog zu anderen Wirt- sehr geringem Wildfruchtmengeneinsatz) für Vor- und Zwi- schaftszweigen in gesättigten Märkten, wie z.B. der Automo- schenprodukte (erste Verarbeitungsstufe ist bereits erfolgt) bilindustrie, ist auch hier schon ein Abflachen der Wachs- konnte die in Abb. 6 dargestellte Gewichtung in der Priorität tumsraten zu erkennen. Als neuster Trend in der Ernährung erarbeitet werden.

54 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Gründen für die handelnden Unternehmen Richtwerte über die überdie fürdiehandelndenUnternehmen Richtwerte Gründen chen Lebensmittelherstellung sindaus marketingtechnischen bekannt sein.ImSektorderGastronomie undderhandwerkli derBranchen unddieBedürfnisstrukturen tiellen Abnehmer schließen zukönnen, müssen dieForderungen derpoten er Um indiesenBereichen einenAbsatzmarkt erfolgreich raussetzung. dies als eine generelle viele Abnehmer Eingangsvo werten gesehen wird. undSelbstverständlichkeit raussetzung Daher diesem Punkt ergaben, dass diesalseine generelle Grundvo tung der hygienischen Vorschriften. Genauere Hinweise zu zurEinhalterium. Verwunderlich ist die geringe Bewertung durchausBedeutung, istabernichtdas entscheidende Kri kriterien. Das Preisniveau beimindustriellen Absatz besitzt Qualitäts einnehmen, sowie die Einhaltung der vereinbarten cherheit –zuverlässigkeitund einen sehrhohen Stellenwert ist, dass besonders Merkmalewie LiefersiHervorzuheben Abbildung 5: - Vor- undZwischenprodukte (die 10wichtigsten Kriterien). Abbildung 6: Einhaltung derEthik-Richtlinien Einhaltung deshygienischenVorschriften Verantwortung fürUmweltbelange Verpackung, Transport und Lagerung Wettbewerbsfähige Preise Gleichbleibende Inhaltsstoffe Rückverfolgbarkeit/Identitätskennzeichen Gleichbleibende Qualität undTermintreueHohe Lieferfähigkeit Langfristige Liefersicherheit Kriterium Prozent 100 10 20 30 40 50 60 70 80 90 0 Sanddorn Erwartete Entwicklung der Absatzmengen in dennächstenJahren Entwicklung (Umfrage derAbsatzmengen aus 2018/19). Erwartete Anforderungen an standardisierte Wildfrucht Anforderungen anstandardisierte Aronia Gewichtung 32% 48% 53% 61% 67% 81% 87% 87% 88% 93% Rosa ------Darreichungsformen (welcheVorprodukte mitwelchen Anfor mitteln), sensorischeAussagen, Verarbeitungseigenschaften, Geschmacksrichtungen (Vergleich mit bekannten Lebens Wirkungen treffen dieMarktbedürfnisse. Angabenüberdie Aussagen übergesundheitsfördernde und-unterstützende undgrundsätzliche DieAnteilsverteilung ist nichtnotwendig. Inhaltsstoffe nötig.Eine dauernde prozessbegleitende Analyse ein besseres Preisniveau zuerreichen. pa) durch ein gezieltes Anbaumanagement und kurze Wege und lohngünstigeren Anbaugebiete inOst-undSüdosteuro der ausländischen Konkurrenz (insbesondere dergrößeren Weiter ermöglicht esdenheimischen Anbauern gegenüber gernde MaßnahmenderAnbaubetriebe direkt belohntwerden. vergütet den Vorteil, werden. Diesbesitzt dass qualitätsstei Inhaltsstoffen dern bezogenauf denGehaltanwertgebenden die Lieferanten nichtnachMengeneinheiten(Gewicht), son werden. ist es weit verbreitet, In diesem Absatzbereich dass teile, kannderAnbau vonWildfrüchten nochwirtschaftlicher anderer Pflanzenbestand schließung einerZusatzverwertung Preisgestaltung Einfluss nehmenzukönnen. Durch dieEr zesse mit Inhaltsuntersuchungen anzubieten, um aktiv auf die vom Rohstoffproduzenten Qualitätssicherungspro etablierte Zahlen. Zur Erschließung einessolchenMarktsegmentessind Aussagen überdieEinordnungzusätzliche dergewonnenen großer Bedeutung.DiegewählteAnalysemethode ermöglicht den Analyse derInhaltsstoffe auch dieAnalysemethoden von maindustrie) sindnebenderfortlaufenden prozessbegleiten Zur Erschließung des„High“-Endmarktes (Arzneimittel, Phar Zwischenprodukte (Mus,Trester, Pulver). in derRegel Rohmaterial (ganzeFrüchte) undvorverarbeitete Erreichbare Produktbereiche sind für dieRohstoffproduzenten zugewährleisten. rungen sinddieGrundlage, umdenAbsatz Inhaltsstoffen sinderhältlich),lebensmittelkonforme Anforde derungen andieLagerhaltung undmitwelchenzusätzlichen Chaenomeles „ „ „ „

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte standardisierte Vorproduktestandardisierte in den nächsten 5 Jahren mehr dukte wiebisher in den nächsten 5 Jahren Vorpro Vorproduktestandardisierte in den nächsten 2 Jahren mehr dukte wiebisher in den nächsten 2 Jahren Vorpro Wildfrüchte ------55 55 Möglichkeiten des Absatzes in andere Wirt- da das Mengenvolumen zu klein oder sehr sporadisch ist und schaftsbereiche die Lieferanten-Abnehmer-Beziehungen zu individuell sind. Ausgehend von der schematischen Darstellung der industriel- Generelle Ableitungen konnten daher nicht getroffen werden. len Nutzungsmöglichkeiten mit dem Hauptaugenmerk auf die Fruchtfleischkomponenten sind andere Wirtschaftsbereiche für die Erschließung mit Zwischenprodukten als Ergänzung Absatzwege für landwirtschaftliche Betriebe zum Lebensmittelbereich für Kleinst- und Kleinunternehmen Im Projekt wurden für Anbauer und lokale Verarbeitungsbe- ein ebenso attraktives Marktsegment. Die Vorgehensweise triebe Verknüpfungen mit regionalen Absatzinitiativen, Ver- unterscheidet sich dabei deutlich von den Möglichkeiten bänden und lokalen Einzelhandelsgeschäften geschaffen. des im Lebensmittelbereich möglichen Markenaufbaus im Regionale Initiativen wie „Meck-Schweizer“ oder auch „länd- eigenen Unternehmen. In Ausnahmefällen können durch die lich fein“ ermöglichen für die Anbauer von Wildfrüchten einen direkte Beziehung zwischen dem Vorprodukthersteller bzw. direkten Marktzugang. Je nach Ausrichtung der Absatzorga- Ursprungsproduzent und dem Verarbeitungsbetrieb Märkte nisation sind dabei entweder der Absatz von Rohfrüchten im erschlossen werden. direkten B2B-Bereich möglich oder auch die Platzierung von Margenstarke und hochpreisige Branchensegmente, wie Verarbeitungsprodukten wie Fruchtaufstriche und Alkoholika z. B. die Pharmaindustrie und die Kosmetikindustrie, können beim Endkunden über den Lebensmitteleinzelhandel. Insbe- mit Zwischenprodukten aus der gesamten Frucht gewinnbrin- sondere in Verbindung mit der ersten und zweiten Verarbei- gend erschlossen werden (siehe dazu auch Abb. 2). Gesetzli- tungsstufe spiegelt sich hier ein guter Ansatz im Rahmen ei- che Vorschriften und Markteintrittshürden machen allerdings ner Diversifizierungsstrategie wider. Wie bei jeder Aufnahme lange Produktvorlaufzeiten und Markterschließungsprozesse neuer Produkte und Anbauverfahren liegen auch beim Wild- notwendig. Mit der beispielhaften Produktumsetzung in der fruchtanbau die Chancen und Risiken sehr eng beieinander. Nutzung von Wildfruchtkernen in Seifen als eine Produktan- Betriebliche Mehrjahresplanungen und die Darstellung der wendung aus diesem Projekt wird erkennbar, dass auch in Finanzflüsse sind dabei unabdingbar, weil einerseits durch diesen Branchen mit der Verwendung von Nebenprodukten den plantagenmäßigen Anbau die Flächen langfristig gebun- Markterschließungen möglich sind. den werden und erste wesentliche Erträge erst im zweiten In den Anwendungsbereichen der Futtermittel oder auch der oder dritten Standjahr (je nach Alter der Jungpflanzen) zu er- Grundstoffgewinnung für Spezialanwendungen in der Che- warten sind. Neben diesen besonderen Anforderungen an die mie sind aufgrund der Rahmenbedingungen Produkte und Produktion (u.a. die Sortenwahl beeinflusst wesentlich den Vorprodukte wirtschaftlich in der Regel nur mit den Neben- späteren Ertrag und den Krankheits- und Schädlingsbefall), stoffen der Lebensmittelherstellung möglich. Klassisches sind bereits bei der Planung das mögliche Absatzvolumen Beispiel hierfür ist der Einsatz des Tresters aus der Aronia- und die potentiellen Absatzwege zu berücksichtigen. Je nach saftgewinnung als produktspezifischer „Zuschlagsstoff“ für betrieblicher Ausstattung und Gegebenheiten bieten sich da- Futtermittel (Hunde, Pferde, etc.). Mit den positiven Asso- bei folgende Möglichkeiten an: ziationen der Frucht Aronia erreichen die Hersteller Produkt- abgrenzungen von den Standardprodukten und damit höhere • Selbstpflücke Ertragsmargen. • Direktvermarktung der Früchte (ab Hof, Wochenmarkt u.v.m.) In die Untersuchungen wurden ebenfalls Nebenbereiche wie » ohne Weiterverarbeitung (nur Früchte) die Möbelindustrie, die Textilindustrie oder auch der Be- » mit Weiterverarbeitung (z.B. Säfte, Fruchtaufstriche) reich Baustoffe einbezogen. In Einzelfällen konnten dabei • Lieferung an freie Abnehmer auch sehr gute Einsatzbereiche, wie z. B. die Verwendung • Langfristige Lieferverträge von Hagebutten und Hagebuttenzweigen mit Früchten oder Blüten im Segment der Dekoration im lokalen Einzelhandel Die beiden ersten Absatzwege sind hinreichend bekannt und gefunden werden. Ein anderer Bereich ist die Verwendung es bestehen unterschiedliche Konzepte der langfristigen Kun- der stark-holzartigen Bestandteile oder Wurzeln beim Um- denbindung. Einschränkend ist dabei festzustellen, dass nicht bruch von Plantagen für die Möbelindustrie. Leider eignen alle Wildfrüchte für diese beiden Marktzugänge geeignet sind. sich diese Produktsegmente nicht für standardisierte indust- Für Sanddorn ist dies durch die Ernteanforderungen und die rielle oder halbindustrielle Produktions- und Absatzprozesse, anschließend notwendige Frostung nicht durchführbar; bei

56 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Aronia wird diese Möglichkeit bereits genutzt. Um weiterhin Verbraucherbefragung in diesem Sektor erfolgreich tätig zu sein, ist es für die Anbie- ter unabdingbar, dass die Entwicklung neuer geschmacklich Bewertungsmaßstab Nennungen attraktiver Wildfruchtprodukte forciert wird. Zudem sollte die Gefällt außerordentlich 9 Entwicklung zuckerreduzierter Produkte, sowie Erzeugnisse Gefällt sehr 18 ohne Konservierungsstoffe gefördert werden. Ein Beispiel dazu sind die in diesem Projekt entwickelten und getesteten Gefällt einigermaßen 9 schokolierten Aroniabeeren, welche einerseits mit kandier- Gefällt geringfügig 3 ten Früchten und andererseits nur mit getrockneten Früch- Weder gefällt noch missfällt 6 ten dem Verbrauchertest unterzogen wurden. Im Gesamtbild wurde der zuckerreduzierten Variante von den Testpersonen Missfällt geringfügig 3 der Vorzug gegeben. Ein unterstützender Faktor ist dabei der Missfällt einigermaßen – intensivere Fruchtgeschmack dieses Produktes. Eine gute Missfällt sehr – Möglichkeit sich hier von einigen anderen Anbietern abzu- Missfällt außerordentlich – setzen, sei beispielhaft die Produktion eines eigenen Frucht- riegels (vorzugsweise auch ohne Zuckerzusatz). Abbildung 7: Beispiel einer Verbraucherbefragung mit scho- kolierten Aroniabeeren (nicht kandiert). Die Abb. 7 zeigt eine stichprobenartige lokale Verbraucherbe- Produkttestungen und Marktuntersuchungen fragung in einem ersten Produktentwicklungsstadium. Dabei Bei den in Zusammenarbeit mit den involvierten Unterneh- wurden in einem regionalen Lebensmitteleinzelhandelsge- men in diesem Projekt entwickelten Produkten wurde auf schäft 48 Personen direkt befragt. Der hier dargestellten Pro- die Kompetenz und die Erfahrungen der Unternehmens- duktausprägung einer schokolierten Aroniabeere (Zartbitter- mitarbeiter in der Produktentwicklung zurückgegriffen. Die Vollmilchschokolade mit nicht kandierter Innenfrucht) wurde eigentliche Produktentwicklung fand in diesen Unternehmen eine Produktalternative aus Zartbitterschokolade mit kandier- statt. Im Rahmen des Entwicklungsprozesses wurden in ver- ter Innenfrucht gegenübergestellt. Mit dieser Befragungsme- schiedenen Entwicklungsstufen und bei unterschiedlichen thodik und den damit gewonnenen Erkenntnissen konnte das Zielgruppen entsprechende Befragungen und Produkttests Unternehmen in einem frühen Stadium nicht marktgängige durchgeführt. Um eine möglichst breite Streuung zu erhalten Produktideen ausschließen. Für diesen Untersuchungsansatz und regionale Einflüsse auszuschließen, sind verschiedene war der Umfang der Befragung ausreichend und die kandier- Orte und Gegebenheiten gewählt worden. Messen, wie die ten Aroniabeeren sind nach der zweiten Befragungsrunde „IGW Internationale Grüne Woche“ (Berlin) oder die „Ost- aus Marktgründen ausgeschlossen worden. Mit Fortschrei- seemesse“ (Rostock), sind ebenso genutzt worden, wie die ten der Produktentwicklung wurden die Befragungen mit direkte Präsenz und Befragung im Lebensmitteleinzelhandel. den angepassten Produkten fortgesetzt. Die Auswertung und Dabei sind direkte Produkteigenschaften, wie Fruchtintensi- Widerspiegelung der Ergebnisse bei den Entwicklungspart- tät, Konsistenz, Säure-/Süßeverhältnis, etc. mit anderen Fak- nern führte in einem iterativen Prozess zur Verbesserung der toren (Preisgefüge, Gebindegröße, u. a.) zu einem Gesamt- Produkteigenschaften und -ausprägungen und somit zu einer bild zusammengefügt worden. Schwerpunkt waren direkte deutlich erhöhten Marktakzeptanz. Am praktischen Beispiel Verbraucherbefragungen, bei denen ebenso der biografische der schokolierten Aroniabeeren wurde dabei mehrfach die Hintergrund erfasst worden ist. Mit diesen Daten sind die Schokoladenmischung und die Stärke des Schokoladenüber- potentiellen Zielgruppen genauer spezifiziert worden. Als be- zuges verändert, bis ein möglichst großer Anteil der Testper- sonders empfänglich für Wildfruchtprodukte stellt sich die sonen die erarbeitete Variante bevorzugte. Abb. 8 zeigt zwei Bevölkerungsgruppe ab 50 heraus, welche zudem über ein unterschiedliche Produktausprägungen im direkten Vergleich. höheres Einkommen verfügt. In der Folge konnten die Unter- nehmen ihre Marketingstrategie und die Marktplatzierung an- passen und die Produkte spezifischer auf die Kernzielgruppe Handreichungen für die Produktumsetzung ausrichten. Die Ergebnisse aus der Begleitung der Produktentwicklungen wurden in einem kleinen Handbuch zusammengefasst, das

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 57 der fortschreitenden Etablierung von Insektenzuchtanlagen in Deutschland zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufge- nommen werden. Die Herstellung eines Sanddornbrandes aus dem Trester der Saftproduktion wurde nach zwei erfolg- ten Tests abgebrochen, weil durch den Herstellungsprozess und dem hohen Kernanteil der Maische ein bitterer Beige- schmack entstand, welcher durch die Testpersonen als nicht geschmackskonform eingestuft wurde. Andererseits konnte dem Ansatz des Projektes folgend ein besonderer Mehr- wert durch die kooperative Produktentwicklung über mehrere Unternehmen erzielt werden. Die bei der Herstellung von Ha- gebutten-Fruchtaufstrich nicht benötigten und als Reststoffe anfallenden Kerne wurden gereinigt und getrocknet, um an- schließend in der nahe gelegenen Seifenmanufaktur weiter- Abbildung 8: Varianten von schokolierten Aroniabeeren. verarbeitet zu werden. bei der Baltic Consulting bezogen werden kann. Der Leitfa- Den Produktentwicklungen vorangegangen sind Voruntersu- den ist speziell für Klein- und Kleinstunternehmen konzipiert chungen zu bestehenden Konkurrenz- und Ersatzprodukten. worden. Bei der Erstellung wurde bewusst auf die Darstellung Bei der Entwicklung und Herstellung von Wildfrucht-Salzmi- der theoretischen Grundlagen und ausführliche Beschreibun- schungen wurde in einer Marktrecherche die im regionalen gen verzichtet, und dieses vielmehr als Nachschlagewerk für Umfeld heute schon angebotenen Salzmischungen analy- die Praxis gestaltet. In den Bereichen Produktentwicklung, siert. In diesem Falle war die regionale Ausprägung ausrei- Produktdaten und -herstellung sowie Markteinführung und chend, da das involvierte Unternehmen momentan nur einen Absatz wird ein guter Überblick über Fragestellungen in der regionalen Absatzmarkt bedient und keine Expansionspläne Produktentwicklung gegeben. hegt. Dabei wurden Kriterien, wie die Ermittlung des Markt- Durch Leitfäden, Fragebögen, Kalkulationshilfen und Inst- potentials oder auch die Produktions- und Produktentwick- rumente der Marktbefragungen kann ein marktbegleitender lungsmöglichkeiten untersucht. In der Folge erarbeiteten die Entwicklungsprozess für die Unternehmen vollzogen werden. beteiligten Partner eine genaue Spezifikation an das Produkt Die am Beispiel der schokolierten Aroniabeeren mehrstufi- und die einzusetzenden Vorprodukte, welche als ein Pflich- ge Produktentwicklung wurde durch die Unterstützungstools tenheft den einzelnen Entwicklungsschritten zu Grunde gelegt dieses Handbuches möglich. wurde. In diesem Falle wurden zudem noch die angebotenen Gewürzmischungen in die Recherche einbezogen. Die Fähig- keit, die Stärken der einzelnen Partner einzusetzen und die Beispielhafte Produktumsetzungen und -testungen hohe Entwicklungskompetenz der Kleinunternehmen, führte Es wurden in diesem Projekt zahlreiche Produkte neu ent- zu einer schnellen Produktumsetzung. wickelt und umgesetzt. Einige dieser Produktentwicklungen Bei allen Produktentwicklungen war die Untersuchung der sind in den Abb. 8 bis 13 zu sehen. Da die regionale Wirt- Eignung unterschiedlicher Darreichungsformen der Wild- schaftsstruktur sehr lebensmittellastig geprägt ist und die früchte (z.B. Püree, Pulver, Saft) ein entscheidender Baustein. Prozesse für größere industrielle Anwendungen noch nicht Aufbauend auf dem erarbeiteten Erkenntnisstand folgten etabliert sind, wurde eine Vielzahl der Produktneuentwick- erste Verarbeitungsversuche und Produktmuster welche im lungen und -weiterentwicklungen im Lebensmittelsektor Feldversuch mittels der oben genannten Unterstützungstools durchgeführt. Die bildlich dargestellten Beispiele stellen nur überprüft wurden. Fragestellungen zu sensorischen und op- schlaglichtartig eine Auswahl dar. Nicht alle Produktideen tischen Eigenschaften stehen dabei in der Produktentwick- konnten dabei bis zu einer marktgängigen Version entwickelt lung von Lebensmitteln im Vordergrund. In einem iterativen und umgesetzt werden. Die Entwicklung eines Wildfrucht- Prozess wurden die internen Rahmenbedingungen (z. B. Insekten-Fruchtriegels scheiterte zum Beispiel an dem nicht Produktionsmöglichkeiten) mit den Kundenwünschen in Ein- marktkompatiblen Preisgefüge des Insektenrohmaterials zum klang gebracht, um das Endprodukt zu spezifizieren. damaligen Zeitpunkt. Allerdings könnte diese Produktidee mit Die Kür in der Markterschließung ist die Fähigkeit mittels

58 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte „Co-Branding“ eine gemeinsame Marktbearbeitung von zwei oder mehreren Unternehmen zu erreichen. Konkret bedeu- tet dies, dass jedes Unternehmen die Möglichkeit hat, das Endprodukt unter seinem Firmennamen zu vermarkten. Die Entwicklung und Markteinführung der Sanddorn-Frischkäse- praline ist dafür ein Beispiel. Der Rohwarenproduzent, d. h. der Sanddornanbauer und der Frischkäseproduzent vermark- ten das gemeinsam entwickelte Produkt jeweils unter ihrem eigenen Logo. Dies eröffnet die Chance, die bestehenden Marktzugänge der Unternehmen parallel zu nutzen und somit einen deutlich größeren Marktsektor zu erschließen. Die zu erwartenden Vorteile für die Partner durch höhere Produk- tionszahlen und in der Folge einen wirtschaftlicheren Produk- tionsprozess konnten erreicht werden. Abbildung 9: Aronia-Salz / Aronia-Chili-Salz.

Abbildung 10: Frischkäsepraline mit Sanddorn und Aronia. Abbildung 11: Aronia-Likör.

Abbildung 12: Seifenprodukte. Abbildung 13: Kapseln mit Wildfruchtpulver.

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 59 V. Literaturverzeichnis II. ANBAU VON WILDFRÜCHTEN 1. Apfelbeere

1. Encke, F., Buchheim, G. & Seybold, S. Zander - 10. Meier, U., Graf, H., Hack, H., Hess, M., Kennel, Handwörterbuch der Pflanzen. 13. Aufl. (Ulmer, W., Klose, R., Mappes, D., Seipp, D., Stauss, 1984). R., Streif, J. & van den Boom, T. Phänologische Entwicklungsstadien des Kernobstes (Malus do- 2. Hardin, J.W. The enigmatic Chokeberrries (Aro- mestica Borkh. und Pyrus communis L.), des nia, Rosaceae). Bulletin of the Torrey Botanical Steinobstes (Prunus-Arten), der Johannisbee- Club. 100 (3), 178-184 (1973). re (Ribes-Arten) und der Erdbeere (Fragaria x ananassa Duch.). Nachrichtenblatt Deutscher 3. Albrecht, H.J. Zur Benennung, Einführung und Pflanzenschutzdienst 46, 141-153 (1994). Nutzung der Arten und Sorten der Apfelbeere (Aronia MEDIK.). Beiträge zur Gehölzkunde, 52- 11. Koch, H.J., Lehmann, H. & Schneider, L. Mög- 57 (2011). lichkeiten des Anbaus und der Verwertung der Apfelbeere. Gartenbau 29 (5), 148-150 (1982). 4. Krüssmann, G. Manual of cultivated broad-lea- ved trees & shrubs (3 volumes) (Timber Press 12. Lehmann, H. Zur Eignung der Apfelbeere (Aronia with the American Horticultural Society, 1986) melanocarpa) für die industrielle Verarbeitung. Lebensmittelindustrie 29 (4), 175-177 (1982). 5. Connolly, B.A. Collection, description, taxonmo- mic relationships, fruit biochemistry, and utili- 13. Lehmann, H. Die Aroniabeere und ihre Verarbei- zation of Aronia melanocarpa, A. Arbutifolia, A. tung. Flüssiges Obst 57 (1), 746-752 (1990). prunifolia and A. mitschurinii. PhD thesis, Paper 342, University of Connecticut (2014). 14. Stolle, B. Erfahrungen beim Anbau der Apfel- beere in Sachsen. In: Anbau und Verwertung 6. Friedrich, G. & Schuricht, W. Seltenes Kern-, von Wildobst. (Hrsg. Albrecht, H.J.), 79-85 Stein- und Beerenobst. 1. Aufl. (Neumann, Leip- (Thalacker, 1993). zig & Radebeul, 1985). 15. Kask, K. Large-fruited black chokeberry (Aro- 7. Shipunov, A., Gladkova, S., Timoshina, P., Lee, nia melanocarpa). Fruit Varieties Journal 41, 47 H.J., Choi, J., Despiegelaere, S. & Connolly, B.A. (1987). Mysterious chokeberries: new data on the di- versity and phylogeny of Aronia Medik. (Rosa- 16. Seidemann, J. Die Aroniafrucht eine bisher we- ceae). European Journal of 570, 1-14 nig bekannte Obstart. Deutsche Lebensmittel- (2019). Rundschau 89 (5), 149-151 (1993).

8. Wein, K. Die erste Einführung nordamerikani- 17. Kulling, S.E. & Rawel, H.M. Chokeber- scher Gehölze in Europa. Mitteilungen Deutsche ry (Aronia melanocarpa) - A review of Dendrologische Gesellschaft 43, 95-154 (1931). characteristic components and potential health. Planta Med 74, 1625-1634 (2008). 9. Hop, M.E.C.M. Aronia. Dendroflora 36, 40-47 (1999).

60 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte 18. Latté, K.P Aronia melanocarpa (Michx.) Elliot - 28. Ava, V. Schwarzfruchtige Aronia: Gesund - und die Schwarze Apfelbeere. Zeitschrift für Phyto- bald „in aller Munde“? Flüssiges Obst 69 (10), therapie 33, 249-254 (2012). 653-658 (2002).

19. Statistisches Bundesamt (Destatis). Fachserie 29. Scott, R.W. & Skirvin, R.M. Black chokeberry 3 Reihe 3.1.9 Strauchbeerenanbau und -ernte (Aronia melanocarpa Michx): A semi-edible fruit 2019 (2020). with no pests. Journal of the American Pomolo- gical Society 61 (3) 135-137 (2007). 20. Bussières, J., Boudreau, S., Clément-Mathieu, G., Dansereau, B. & Rocheforet, L. Growing Black 30. Wichura, A. & Weier, U. Befallsbeobachtungen Chokeberry (Aronia melanocarpa) in cut-over pe- der Kirschessigfliege in Niedersachsen 2015- atlands. HortScience 43 (2) 494-499 (2008). 2017. Mitteilungen des Obstbauversuchsringes des Alten Landes 73 (7), 239-246 (2018). 21. Strik, B., Finn, C. & Wrolstad, R. Performance of chokeberry (Aronia melanocarpa) in Oregon, 31. Wichura, A., Entrop, A.P., Koschnick, F. Kirsch- USA. Acta Horticulturae 626, 447-451 (2003). essigfliege (Drosophila suzukii) im Beerenobst: Bekämpfungsmaßnahmen. Mitteilungen des 22. Lüdders, P & Foltan, H. Einfluss der N-Ernäh- Obstbauversuchsringes des Alten Landes 73 rung auf Wachstum, Ertrag und Anthocyangehalt (8), 275-282 (2018). von Aronia melanocarpa bei unterschiedlichem Fruchtbehang. 1. Internationale Wildfruchtta- 32. Hietala-Henschell, K., Pelton, E. & Guédot, C. gung, Berlin, Schriftenreihe des Fachgebietes Susceptibility of Aronia (Aronia melanocarpa) Obstbau, 97-100 (1997). to Drosophila suzukii (Diptera: Drosophilidae). Journal of the Kansas Entomological Society 90 23. Jeppsson, N. The effects of fertilizer rate on (2), 162-170 (2017). vegetative growth, yield and fruit quality, with special respect to pigments, in black chokeberry 33. Bremer, K. Ring spot of Aronia melanocarpa, (Aronia melanocarpa) cv. 'Viking'. Scientia Hor- a disease caused by an isometric virus trans- ticulturae 83, 127-137 (2000). missible via sap and seed. Annales Agriculturae fenniae 23, 176-182 (1984). 24. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg. Düngung im Obstbau 34. Richter, K. Ermittlung der Resistenz von Zier- – ein Leitfaden. https://lvwo.landwirtschaft-bw. gehölzen gegen Erwinia amylovora (Burrill) de/pb/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Duen- Winslow et al. Archiv für Phytopathologie und gung+im+Obstbau+-+ein+Leitfaden (Abgerufen Pflanzenschutz 25 (4), 339-346 (1989). am 21. Januar 2020). 35. Umweltbundesamt. Monitoringbericht 2019 zur 25. Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Deutschen Anpassungsstrategie an den Klima- Mecklenburg-Vorpommern. Richtwerte für die wandel (2019). Untersuchung und Beratung zur Umsetzung der Düngeverordnung vom 26. Mai 2017 in Meck- 36. Gätke, R. & Wilke, K. Sind Aronia-Büsche ma- lenburg-Vorpommern (2019). schinell erntbar? Gartenbau 38 (4), 37-38 (1991). 26. Klopp, K. Arbeitstagebuch für das Obstjahr 2019. (Esteburg - Obstbauzentrum Jork 2019). 37. Jeppsson, N. & Johansson, R. Changes in fruit quality in black chokeberry (Aronia melanocar- 27. Bergmann, W. (Hrsg.) Farbatlas Ernährungsstö- pa) during maturation. The Journal of Horticul- rungen bei Kulturpflanzen 2. Aufl. (VEB Gustav tural Science and Biotechnology 75 (3) 340-345 Fischer Verlag, Jena 1986). (2000).

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 61 38. Bolling, B.W., Taheri, R., Pei, R., Kranz, S., Yu, 41. McKay, S.A. Demand increasing for Aronia and M., Durocher, S.N. & Brand, M.H. Harvest date Elderberry in North America. New York Fruit effects aronia juice polyphenols, sugars, and Quarterly 9 (3), 2-3 (2001). antoxidant activity, but not anthocyanin stability. Food Chemestry 187, 189-196 (2015). 42. Rousseau, H. & Bergeron, D. Native plant de- velopment program. Acta Horticulturae 626, 39. Brand, M. Aronia: Native shrubs with untapped 383-388 (2003). potential. Arnoldia 67 (3) 14-25 (2009).

40. Max Rubner-Institut. Aroniabeeren und Aro- niasaft. https://www.mri.bund.de/de/institute/ lebensmittel-und-bioverfahrenstechnik/for- schungsprojekte/bioaktivepflanzenstoffe/aronia/ (Abgerufen am 22. Januar 2020). 2. Scheinquitte

1. Rumpunen, K. Pros and Cons of Japanese Quin- 7. Albrecht, H.J. Bedeutung und Möglichkeiten des ce (Chaenomeles japonica) - an underutilized Anbaues der Scheinquitte. In: Anbau und Ver- pome fruit. Acta Horticulturae 918, 887-900 wertung von Wildobst. (Hrsg. Albrecht, H.J.), (2011). 102-106 (Thalacker, 1993).

2. GRIN, U.S. National Plant Germplasm system, 8. Rumpunen, K. Chaenomeles: Potential new fruit : Chaenomeles Lindl. https://npgsweb. crop for northern Europe. In: Trends in new crops ars-grin.gov/gringlobal/taxonomygenus. and new uses. (Hrsg. Janick, J. & Whipkey, A.), aspx?id=2337 (Abgerufen am 3. Februar 2020). 385-392 (ASHS Press, Alexandria, VA, 2002).

3. Encke, F., Buchheim, G. & Seybold, S. Zander - 9. Jakobija, I. & Bankina, B. Incidence of fruit root Handwörterbuch der Pflanzen. 13. Aufl. (Ulmer, on Japanese quince (Chaenomeles japonica) in 1984). Latvia. Research for rural development 2, 83-89 (2018). 4. Bundessortenamt. Beschreibende Sortenliste Wildobstarten. (Landbuch-Verlag, 1999). 10. Lesinska, E. & Kraus, D. Up to date knowledge on cultivation of Chaenomeles and processing 5. Meier, U., Graf, H., Hack, H., Hess, M., Kennel, of its fruits in Poland. In: Report 1992-1994, W., Klose, R., Mappes, D., Seipp, D., Stauss, Balsgard-Department Horticultural Plant Bree- R., Streif, J. & van den Boom, T. Phänologische ding, 187-192 (Swedish University of Agricultu- Entwicklungsstadien des Kernobstes (Malus do- ral Sciences, Alnarp, Schweden,1996). mestica Borkh. und Pyrus communis L.), des Steinobstes (Prunus-Arten), der Johannisbee- 11. Rumpunen, K. Profitability for cultivation of Ja- re (Ribes-Arten) und der Erdbeere (Fragaria x panese Quince (Chaenomeles japonica). In: Ja- ananassa Duch.). Nachrichtenblatt Deutscher panese quince - potential fruit crop for northern Pflanzenschutzdienst 46, 141-153 (1994). Europe. Final report of FAIR-CT97-3894. (Hrsg. Rumpunen, K.), 181-184 (Swedish University of 6. Zwintzscher, M. Bericht über eine abweichende Agricultural Sciences, Alnarp, Schweden, 2003). Fruchtform bei einer Scheinquitte Chaenomeles japonica (Thunb.) Lindl. Die Gartenbauwissen- schaft 21 (4), 407-415 (1956).

62 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte 12. Gailis, J., Ozolina-Pole, L. & Salmane, I. First 17. Kaufmane, E. & Rumpunen, K. Pollination, pol- research on pests of Japanese Quince (Chae- len tube growth and fertilization in Chaenomeles nomeles japonica) in Lativa. Advances in Crop japonica (Japanese quince). Scientia Horticultu- Science and Technology 07, 76 (2019). rae 94, 257-271 (2002)

13. Norin, I. & Rumpunen, K. Pathogens on Japane- 18. Andersone, D. & Kaufmane, E. Flowering and se Quince (Chaenomeles japonica) plants. In: Ja- fruit set in Japanese Quince (Chaenomeles ja- panese quince - potential fruit crop for northern ponica). In: Japanese quince - potential fruit Europe. Final report of FAIR-CT97-3894. (Hrsg. crop for northern Europe. Final report of FAIR- Rumpunen, K.), 37-58 (Swedish University of CT97-3894. (Hrsg. Rumpunen, K.), 29-36 (Swe- Agricultural Sciences, Alnarp, Schweden, 2003). dish University of Agricultural Sciences, Alnarp, Schweden, 2003). 14. Kennel, W. & Weiler, R. Zur Ursache der Lenti- zellenröte beim Apfel. Zeitschrift für Pflanzen- 19. Kviklys, D. Ruisa, S. & Rumpunen, K. Manage- krankheiten und Pflanzenschutz 91 (5), 552-555 ment of Japanese quince (Chaenomeles ja- (1984). ponica). In: Japanese quince - potential fruit crop for northern Europe. Final report of FAIR- 15. Zeller, W. Der Feuerbrand - eine gefährliche CT97-3894. (Hrsg. Rumpunen, K.), 93-98 (Swe- Bakteriose an Rosaceen. Berichte über Land- dish University of Agricultural Sciences, Alnarp, wirtschaft 57, 521-533 (1979). Schweden, 2003).

16. Sweet, J.B. Fruit tree infections of ornamental 20. Abbott, J.A. Quality measurement of fruits and rosaceous trees and shrubs. Journal of Horti- vegetables. Postharvest Biology and Technology cultural Science 55, 103-111 (1980). 15, 207-225 (1999). 3. Fruchtrose

1. Warda, H.-D. 1998: Das große Buch der Gar- Gesundheitswesen 63, 412-416 (2001). ten- und Landschaftsgehölze. (Bruns Pflanzen Export GmbH, Bad Zwischenahn 1998). 5. Simanek, J. Ergebnisse der Neuzüchtung von Fruchtrosen für den Plantagenanbau. Archiv für 2. Stritzke, S. Die Hagebutte - ein hochwertiger Vi- Gartenbau 30 (2), 119-122 (1982). taminspender. (VEB Deutscher Landwirtschafts- verlag, Berlin 1962). 6. Friedrich, G. & Schuricht, W. Seltenes Kern-, Stein- und Beerenobst. 1. Aufl. (Neumann, Leip- 3. Meier, U., Graf, H., Hack, H., Hess, M., Kennel, zig & Radebeul, 1985). W., Klose, R., Mappes, D., Seipp, D., Stauss, R., Streif, J. & van den Boom, T. Phänologische 7. Buschbeck, E. Nutzung, Gewinnung und Erhö- Entwicklungsstadien des Kernobstes (Malus do- hung des inländischen Aufkommens an Hage- mestica Borkh. und Pyrus communis L.), des butten. In: Anbau und Verwertung von Wildobst. Steinobstes (Prunus-Arten), der Johannisbee- (Hrsg. Albrecht, H.J.), 122-127 (Thalacker, re (Ribes-Arten) und der Erdbeere (Fragaria x 1993). ananassa Duch.). Nachrichtenblatt Deutscher 8. Uggla, M. & Nybom, H. Domestication of a new Pflanzenschutzdienst 46, 141-153 (1994). crop in Sweden - dogroses (Rosa sect. canina) 4. Rossnagel, K. & Wilich, S.N. Bedeutung der for commercial rose hip production. Acta Horti- Komplentärmedizin am Beispiel der Hagebutte. culturae 484, 147-151 (1999).

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 63 9. Uggla, M. Domestication of wild roses for fruit Prince Edward Island, Canada. International production. Doctoral thesis, Swedish University Journal of Fruit Science 12 (4), 361-371 (2012). of Agricultural Scienes, Alnarp. (2004). 21. Bergmann, W. (Hrsg.) Farbatlas Ernährungsstö- 10. Koch, H.-J. & Grope, L. Die Bedeutung der rungen bei Kulturpflanzen 2. Aufl. (VEB Gustav Fruchtrosen als Obststräucher. In: Anbau und Fischer Verlag, Jena 1986). Verwertung von Wildobst. (Hrsg. Albrecht, H.J.), 107-110 (Thalacker, 1993). 22. Uggla, M. & Carlson-Nilsson, B.U. Rose Hip Fly (Rhagoletis alternata Fallen) and Leaf Spot 11. Werlemark, G. & Nybom. H. Dogroses: Botany, Fungus (Sphaceloma rosarum (Pass.) Jenkins) Horticulture, Genetics, and Breeding. In: Hor- - Possible Threats against Rose Hip Production? ticultural Reviews. (Ed. Janick, J.), 199-255 Acta Horticulturae, 814, 857-862 (2009). (2009). 23. Klein-Krautheim, F. Über die Hagebuttenfrucht- 12. Menne, K. Uromas unterschätztes Herbstfrücht- fliege (Rhagoletis alternata Fall.). Zeitschrift für chen. Die Zeit 39 (2017). https://www.zeit. angewandte Entomologie, 23, 603-614 (1937). de/2017/39/hagebutte-superfood-vitamin-c- ernte-import (Abgerufen am 11. Februar 2020). 24. Rygg, T. Investigations on the rose hip fly Rha- goletis alternata, Fall. (Diptera: Trypetidae). Nor- 13. Joublan, J.P. & Rios, D. Rose culture and industry wegian Plant Protection Institute, Division of in Chile. Acta Horticulturae 690, 65-69 (2005). Entomology, Report No. 88, 269-277 (1979).

14. Statistisches Bundesamt (Destatis). Warenver- 25. Daniel, C. Experiences of integrated manage- zeichnis für die Außenhandelsstatistik, Ausgabe ment of European Cherry Fruit Fly (Rhagoletis 2020 (WA 2020) (2019). cerasi) and how to utilize this knowledge for Sea buckthorn fly (Rhagoletis batava). Proceedings 15. Werlemark, G. Dogrose: Wild plant, bright futu- to the 3rd European Workshop on Sea Buck- re. Chronica Horticulturae 49 (2), 8-13 (2009). thorn, EuroWorks 2014, Finland (2014).

16. Nybom, H. Persönliche Mitteilung vom 19. Juni 26. Höhne, F. & Kuhnke, K.-H. Die Sanddornfrucht- 2016. fliege (Rhagoletis batava Her) - Untersuchungen zur Biologie und zum Auftreten 2014 in Gülzow. 17. Uggla, M. & Martinsson, M. Cultivate the wild Mitteilungen des Obstbauversuchsringes des roses - experiences from rose hip production in Alten Landes 70 (5) 144-148 (2015). Sweden. Acta Horticulturae 690, 83-90 (2005). 27. Schwer, C.S., Carlson-Nilsson, U., Uggla, M., 18. Brodmann, S. Die Apfelrose als obstbaulicher Werlemark, G. & Nybom, H. Impact of foliar fun- Forschungsgegenstand. In: Anbau und Verwer- gi on dogroses. International Journal of Horti- tung von Wildobst. (Hrsg. Albrecht, H.J.), 111- cultural Science, 13 (4), 23-30 (2007). 120 (Thalacker, 1993). 28. Graf, W. & Kreß, O. Fruchtrosen. Obst und Gar- 19. Gätke, R., Müller, K.-D., Schmeiser, M. und Tri- ten 115, 464-465. (1996). quart, E. Maschinelle Ernte von Hagebutten - erste Erkenntnisse aus der Ernte 1993. Er- 29. Barry, R. Sanderson, K. & Fillmore, S. Esta- werbsobstbau 36 (4), 105-106 (1994). blishment of wild roses for commercial rose hip production in Atlantic Canada. International 20. Sanderson, K. & Fillmore, S. Evaluation of mulch Journal of Fruit Science 8 (4), 266-281 (2008). type on growth and development of native wild roses (Rosa spp.) for rose hip production in

64 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte 30. Sanderson, K. & Fillmore, S. Field strategies for rose hip production in Prince Edward Island. International Journal of Fruit Science 14 (1), 28- 41 (2014).

III. VERARBEITUNG VON WILDFRÜCHTEN

1. Innerhofer, G. Das große Buch der Obstverar- 8. Pop, E. A., Diaconeasa, Z. M., Fetea, F., Bunea, beitung: Handbuch für Praktiker. (Österreichi- A., Dulf, F., Pintea, A. & Socaciu, C. Carotenoids, scher Agrarverlag, 2005). tocopherols and antioxidant activity of lipophilic extracts from sea buckthorn berries (Hippophae 2. Premi, M. & Khan, K. A. Nutritional values of rhamnoides), apricot pulp and apricot kernel fruits and vegetables: macronutrients, micronu- (Prunus armeniaca). Bulletin of University of trients and composition. In Technological Inter- Agricultural Sciences & Veterinary Medicine ventions in the Processing of Fruits and Vegeta- CLUJ-NAPOCA. Food Science & Technology 72 bles. Hrsg. Rachna, S., Khan, K. A., Goyal, M. (2), 169-176, (2015). R. & Paul, P. K. (Apple Academic Press, 2018). 9. Kulling, S. E. & Rawel, H. M. Chokeberry (Aronia 3. Denev, P. N., Kratchanov, C. G., Ciz, M., Lojek, melanocarpa) - a review on the characteristic A. & Kratchanova, M. G. Bioavailability and an- components and potential health effects. Planta tioxidant activity of black chokeberry (Aronia Medica 74 (13), 1625-1634, (2008). melanocarpa) polyphenols: In vitro and in vivo evidences and possible mechanisms of action: 10. Benzie, I. F. F. & Strain, J. J. The ferric redu- a review. Comprehensive Reviews in Food Sci- cing ability of plasma (FRAP) as a measure of ence & Food Safety 11 (5), 471-489, (2012). “antioxidant power”: the FRAP assay. Analytical biochemistry 239 (1), 70-76, (1996). 4. Villa-Rodriguez, J. A., Palafox-Carlos, H., Yahia, E. M., Ayala-Zavala, J. F. & Gonzalez-Aguilar, G. A. 11. Gnanavinthan, A. Introduction to the major clas- Maintaining antioxidant potential of fresh fruits and ses of bioactives present in fruit. In Bioactives vegetables after harvest. Critical Reviews in Food in Fruit: Health Benefits and Functional Foods. Science & Nutrition 55 (6), 806-822, (2015). Hrsg. Skinner, M. & Hunter, D. 1-18 (John Wi- ley & Sons, 2013). 5. Nayak, B., Liu, R. H. & Tang, J. Effect of proces- sing on phenolic antioxidants of fruits, vegetables, 12. Jaganath, I. B. & Crozier, A. Overview of health- and grains - a review. Critical Reviews in Food promoting compounds in fruit and vegetables. Science & Nutrition 55 (7), 887-918, (2015). In Improving the Health-promoting Properties of Fruit and Vegetable Products. Hrsg. Tomás-Bar- 6. Lee, S. K. & Kader, A. A. Preharvest and post- beran, F. A. & Gil, M. I. 3-37 (CRC Press, 2008). harvest factors influencing vitamin C con- tent of horticultural crops. Postharvest Bio- 13. Duthie, S. J. Berry phytochemicals, genomic logy & Technology 20 (3), 207-220, (2000). stability and cancer: evidence for chemoprotec- tion at several stages in the carcinogenic pro- cess. Molecular Nutrition & Food Research 51 7. Scherz, H. & Senser, F. Obst. In Food Composi- (6), 665-674, (2007). tion and Nutrition Tables. Hrsg. Souci, S. W., Fachmann, W. & Kraut, H. (Medpharm Scientific 14. Thielen, C. Auswahl und Verarbeitung von Früch- Publishers, 2000). ten zur Steigerung der Gehalte an phenolischen

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 65 Antioxidantien in Fruchtsäften PhD Thesis, Uni- 23. Howard, L. R., Prior, R. L., Liyanage, R. & Lay, J. versität Kaiserslautern, (2006). O. Processing and storage effect on berry poly- phenols: challenges and implications for bioac- 15. Howard, L. R. & Hager, T. J. Berry fruit phyto- tive properties. Journal of Agricultural & Food chemicals. In Berry Fruit: Value-added Products Chemistry 60 (27), 6678-6693, (2012). for Health Promotion. Hrsg. Zhao, Y. 73-104 (CRC Press, 2007). 24. Jakobek, L., Šeruga, M., Medvidović-Kosanović, M. & Novak, I. Anthocyanin content and anti- 16. Krenn, L., Steitz, M., Schlicht, C., Kurth, H. & oxidant activity of various red fruit juices. Deut- Gaedcke, F. Anthocyanin-and proanthocyanidin- sche Lebensmittel-Rundschau 103 (2), 58-64, rich extracts of berries in food supplements (2007). - analysis with problems. Die Pharmazie - An International Journal of Pharmaceutical Scien- 25. Kamiloglu, S., Toydemir, G., Boyacioglu, D., Be- ces 62 (11), 803-812, (2007). ekwilder, J., Hall, R. D. & Capanoglu, E. A review on the effect of drying on antioxidant potential 17. Tarko, T., Duda-Chodak, A., Sroka, P., Satora, of fruits and vegetables. Critical Reviews in Food P., Semik-Szczurak, D. & Wajda, Ł. Diversity Science & Nutrition 56, 110-129, (2016). and bioavailability of fruit polyphenols. Journal of Food & Nutrition Research 56 (2), 167-178, 26. Jordan, M. J., Vila, R., Hellin, P., Laencina, J., (2017). Rumpunen, K. & Ros, J. M. Volatile compounds associated with the fragrance and flavour of 18. Delgado-Vargas, F., Jiménez, A. R. & Pare- Chaenomeles juice. In Japanese Quince – Po- des-López, O. Natural pigments: carotenoids, tential Fruit Crop for Northern Europe. Hrsg. anthocyanins, and betalains - characteristics, Rumpunen, K. 149-157 (Swedish University of biosynthesis, processing, and stability. Critical Agricultural Sciences, Department of Crop Sci- Reviews in Food Science & Nutrition 40 (3), ence, 2003). 173-289, (2000). 27. Demir, N., Yildiz, O., Alpaslan, M. & Hayaloglu, A. 19. Giusti, M. M. & Wrolstad, R. E. Characterization A. Evaluation of volatiles, phenolic compounds and measurement of anthocyanins by UV-visible and antioxidant activities of rose hip (Rosa L.) spectroscopy. Current protocols in food analyti- fruits in turkey. LWT - Food Science & Techno- cal chemistry 00 (1), F1. 2.1-F1. 2.13, (2001). logy 57 (1), 126-133, (2014).

20. Ochmian, I., Oszmianski, J. & Skupien, K. Che- 28. Kraujalytė, V., Leitner, E. & Venskutonis, P. R. mical composition, phenolics, and firmness of Characterization of Aronia melanocarpa volati- small black fruits. Journal of Applied Botany & les by headspace-solid-phase microextraction Food Quality 83 (1), 64-69, (2009). (HS-SPME), simultaneous distillation/extraction (SDE), and gas chromatography-olfactometry 21. Sun, Y., Zhang, M. & Mujumdar, A. Berry dry- (GC-O) methods. Journal of Agricultural & Food ing: mechanism, pretreatment, drying techno- Chemistry 61 (20), 4728-4736, (2013). logy, nutrient preservation, and mathematical models. Food Engineering Reviews 11 (2), 61- 29. Socaci, S. A., Socaciu, C., Tofană, M., Raţi, I. V. 77, (2019). & Pintea, A. In-tube extraction and GC–MS ana- lysis of volatile components from wild and culti- 22. Rastogi, N. K. Developments in infrared heating vated sea buckthorn (Hippophae rhamnoides L. in food processing. In Innovative Processing ssp. Carpatica) berry varieties and juice. Phyto- Technologies for Foods with Bioactive Com- chemical Analysis 24 (4), 319-328, (2013). pounds. Hrsg. Moreno, J. J. (CRC Press, 2017).

66 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte 30. Tiitinen, K., Hakala, M. & Kallio, H. Headspace active compounds of sea buckthorn (Hippophea volatiles from frozen berries of sea buckthorn rhamnoides). in 6th International Scientific Con- (Hippophae rhamnoides L.) varieties. European ference Renewable Energy Sources. (Tatranské Food Research & Technology 223 (4), 455-460, Matliare, 2016) (2006). 39. Çelik, F., Balta, F., Ercişli, S., Kazankaya, A. & 31. Brennan, C., Brennan, M., Derbyshire, E. & Ti- Javidipour, I. Seed oil profiles of five rose hip wari, B. K. Effects of extrusion on the polyphe- species (Rosa spp.) from Hakkâri, turkey. Jour- nols, vitamins and antioxidant activity of foods. nal of Food, Agriculture & Environment 8 (2), Trends in Food Science & Technology 22 (10), 482-484, (2010). 570-575, (2011). 40. Zlatanov, M. D. Lipid composition of bulgarian 32. Tańska, M., Roszkowska, B., Czaplicki, S., Bo- chokeberry, black currant and rose hip seed rowska, E. J., Bojarska, J. & Dąbrowska, A. oils. Journal of the Science of Food & Agricultu- Effect of fruit pomace addition on shortbread re 79 (12), 1620-1624, (1999). cookies to improve their physical and nutritional values. Plant Foods for Human Nutrition 71 (3), 41. Ferlemi, A.-V. & Lamari, F. N. Berry leaves: an 307-313, (2016). alternative source of bioactive natural products of nutritional and medicinal value. Antioxidants 33. Van Hoed, V., De Clercq, N., Echim, C., Andjel- 5 (2), 17, (2016). kovic, M., Leber, E., Dewettinck, K. & Verhé, R. Berry seeds: a source of specialty oils with high 42. Dudzińska, D., Boncler, M. & Watala, C. The car- content of bioactives and nutritional value. Jour- dioprotective power of leaves. Archives of Me- nal of food lipids 16 (1), 33-49, (2009). dical Science 11 (4), 819-839, (2015).

34. Oomah, D. B. Sea buckthorn lipids. In Sea buck- 43. Pirvu, L., Panteli, M., Rasit, I., Grigore, A. & Bu- thorn (Hippophae rhamnoides L.): Production bueanu, C. The leaves of Aronia melanocarpa L. and Utilization. Hrsg. Li, T. S. C. & Beveridge, and Hippophae rhamnoides L. as source of ac- T. H. J. 51-68 (NRC Research Press, 2003). tive ingredients for biopharmaceutical enginee- ring. Agriculture & Agricultural Science Procedia 35. Cenkowski, S., Yakimishen, R., Przybylski, R. & 6, 593-600, (2015). Muir, W. E. Quality of extracted sea buckthorn seed and pulp oil. Canadian Biosystems Engi- 44. Bittová, M., Krejzová, E., Roblová, V., Kubáň, P. & neering 48, 3.9-3.16, (2006). Kubáň, V. Monitoring of HPLC profiles of selec- ted polyphenolic compounds in sea buckthorn 36. Aitzetmüller, K. & Xin, Y. Sanddorn und Sand- (Hippophaë rhamnoides L.) plant parts during dornöle - Neuere Entwicklungen in China und annual growth cycle and estimation of their an- Zentralasien. Nahrung 43 (4), 228-232, (1999). tioxidant potential. Central European Journal of Chemistry 12 (11), 1152-1161, (2014). 37. Granados, M. V., Vila, R., Laencina, J., Rumpu- nen, K. & Ros, J. M. Characteristics and com- 45. Cho, H., Cho, E., Jung, H., Yi, H. C., Lee, B. position of Chaenomeles seed oil. In Japanese & Hwang, K. T. Antioxidant activities of sea Quince - Potential Fruit Crop for Northern Eu- buckthorn leaf tea extracts compared with rope. Hrsg. Rumpunen, K. 141-148 (Swedish green tea extracts. Food Science & Bio- University of Agricultural Sciences, Department technology 23 (4), 1295-1303, (2014). of Crop Science, 2003).

38. Burcova, Z., Kreps, F., Schmidt, S., Jablonský, M., Ház, A., Sládková, A. & Šurina, I. Biologically

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 67 46. de Boer, A. & Bast, A. Demanding safe foods - 49. Kauppinen, S. Sea buckthorn leaves and the no- safety testing under the novel food regulation vel food evaluation. Proceedings of the Latvian (2015/2283). Trends in Food Science & Techno- Academy of Sciences. Section B. Natural, Exact logy 72, 125-133, (2018). and Applied Sciences 71 (3), 111-114, (2017).

47. Europäische Kommission. VERORDNUNG (EU) 50. Europäische Kommission,. EU Register on nut- 2015/2283 (Straßburg, 2015). rition and health claims. talogue.

IV. VERMARKTUNG VON WILDFRÜCHTEN

1. Lesinska, E. & Kraus, D. Up to date knowledge 2. MINTEL Global New Products Database GNPD on cultivation of Chaenomeles and processing of its fruits in Poland. In: Report 1992-1994, Balsgard-Department Horticultural Plant Bree- ding,187-192 (Swedish University of Agricultu- ral Sciences, Alnarp, Schweden,1996).

68 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Im Rahmen des Projektes entstandene studentische Arbeiten an der Hochschule Neubrandenburg

Themenliste

Literatur- & Marktrecherchen • Kann eine ausreichende Versorgung mit Vitamin-B 12 durch eine vegane Ernährung sichergestellt werden? • Vergleichende Betrachtung zur Wertschöpfung von Beerenfrüchten aus Mecklenburg-Vorpommern und internationalen Herkünften

Saft & Nektar • Einfluss der Verarbeitungstechnik auf den Gesamtphenolgehalt und die antioxidative Kapazität von Sanddornsaft • Production and evaluation of juices from flowering quince fruits

Pulver & Trocknungsprodukte • The Influence of Different Drying Methods on Health-Promoting Ingredients and Sensory Properties of Wild Fruit Powders • Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung von Fruchtpulver aus Sanddorn und Aronia • Einfluss verschiedener Trocknungsmethoden auf Aromen von Quitten und Scheinquitten

Extrudate • Entwicklung extrudierter Snackprodukte aus Maisgrieß und Wildfrüchten unterschiedlicher Verarbeitungsvarianten • Entwicklung von Sanddornsnackprodukten unter Verwendung eines Doppelschneckenextruders • Entwicklung von Hagebutten-Snacks mit dem Doppelschneckenextruder • Entwicklung von extrudierten Sanddornsnacks auf Haferbasis • Entwicklung von extrudierten Hagebuttensnacks auf Haferbasis

Kandierte Früchte • Entwicklung von kandierten Wildfrüchten mit hohem Gehalt in Vitamin C

Pralinen • Production and evaluation of praline fillings containing flowering quince • Entwicklung einer innovativen Schnittpraline mit Wildfruchtanteil

Bonbons • Entwicklung von Bonbons auf Basis von Scheinquittensaft

Kernöl • Extraktion von Samen und Fruchtfleisch von wilden Früchten (Kornelkirschen und Hagebutten) und GC-MS/FID-Analyse der Fettsäurezusammensetzung

Bearbeitet von: Salem Almohammad, Pauline Alms, Niklas Behrens, Nino Beisler, Annika Böse, Ronny Büssow, Jennifer Gertz, Mohamad Ghanem, Titzian Grimm, Andrea Heiduk, Franz Hopp, Barbara Kolling, David Kühn, Lisanne Maltzen, Kerstin Pohle, Bettina Schöpel, Sorina Schweitzer, Markus Stein, Erik Zapel.

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 69 Die OG Wildfrüchte auf dem Dach der Hochschule Neubrandenburg (Aufnahme vom 15. Januar 2020 im An- schluss an eine OG-Sitzung) V.l.n.r.: Frank Hippauf, Leif-Alexander Garbe, Dagmar Schultze, Gerhard Flick, Paul Rakowski, Rolf Hornig, Frank Spaethe, Irena Knölck, Peter Meurer, Sara Mosch, Ulrich Zinser

Im Laufe des Projektes haben uns

Beatrice Francke, Silvia Hinrichs, Helmut Lock, Anika Lüders, Evelyn Lügger, Susanne Mäuser, Sorina Schweitzer und Thomas Witthuhn

an den verschiedensten Stellen mit Interesse, Engagement und Tatkraft unterstützt. Dafür danken wir ihnen auf das Herzlichste!

Weiter gilt unser besonderer Dank den Wissenschaftlichen Hilfskräften der Hochschule Neubrandenburg Benjamin Ahlborn, Hardini Gunawan, Bettina Schöpel, Karsten Schmoock, Konrad Sladek und Markus Stein.

70 AbschlussberichtWildfrüchte Eip-Agri Wildfrüchte Impressum

Herausgeber LMS Agrarberatung GmbH Graf-Lippe-Str. 1, 18059 Rostock Geschäftsführer: Berthold Majerus Tel.: 0381 877133-0, Fax: 0381 877133-70 E-Mail: [email protected]

Redaktion Dr. Rolf Hornig (LMS Agrarberatung GmbH)

Layout Sophie Düsing-Kuithan / Remo Quickert (LMS Agrarberatung GmbH)

Bildnachweise EIP-AGRI Projekt Operationelle Gruppe Wildfrüchte

Die Textinhalte der Beiträge geben die Autorenmeinung wieder und stimmen nicht zwangsläufig mit der Auffassung der Herausgeberin überein. Eine Gewährleistung seitens der Herausgeberin wird ausgeschlossen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach Genehmigung durch die Herausgeberin gestattet.

Rostock / Schwerin 2020

EUROPÄISCHE UNION Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

Diese Publikation wird im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den länd- lichen Raum Mecklenburg-Vorpommern 2014-2020 mit Unterstützung der Euro- päischen Union und des Landes Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, erarbeitet und veröffentlicht. EUROPÄISCHE UNION Europäischer Fonds für regionale Entwicklung

Abschlussbericht Eip-Agri Wildfrüchte 71