Frau & Politik Magazin der Frauen Union der CDU Deutschlands

Ausgabe 2/2018 · 64. Jahrgang G2977

Neue Dynamik 2 inhalt auf den punkt gebracht 3

Auf den Punkt gebracht 2

Schwerpunkt Neue Dynamik Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Zusammenhalt 5 Zuhören, Diskutieren, Entscheiden: Gestalten! 7 Miteinander statt Nebeneinander 8

Diskussion über § 219a StGB Schutz des ungeborenen Lebens 10 Beratungsbedarf bei Schwangerschaft 11

Frau im Gespräch bei der Kabinettsklausur in Meseberg wurden die Wei­ Auch an der Spitze der CDU steht eine starke Frau­ Gleichstellungspolitik wird noch zu oft in eine ideolo­ Sprachrohr der weiblichen Abgeordneten chen für die zukünftige Zusammenarbeit der Bundesre­ enriege mit der neuen Generalsekretärin Annegret gische Ecke gestellt, die mit der politischen Realität nichts gierung gestellt. Neben dem Haushalt 2018 und 2019 Kramp-Karrenbauer und unserer Parteivorsitzenden An­ zu tun hat. Wir müssen Strategien entwickeln für die poli­ Yvonne Magwas 12 stand die Zukunft der Arbeit im Mittelpunkt. Ziel ist die gela Merkel. Von diesen wurde der Weg zu einem neuen tische Teilhabe von Frauen. Welche Möglichkeiten haben Vollbeschäftigung. Das gemeinsame Anliegen der Großen CDU-Grundsatzprogramm eingeleitet, welches auf einem Frauen und welche strukturellen Hindernisse gibt es? Frau & Info 13 Koalition ist, dass das gute Wirtschaftswachstum anhält CDU-Parteitag im Dezember 2020 verabschiedet werden Welche Konzepte und Maßnahmen eignen sich für die und neue Arbeitsplätze entstehen. Inhaltliche Grundlage soll. Als ein erstes und eigenständiges Kapitel des Grund­ Förderung von Frauen? Wie schaffen wir es nachhaltig, und Leitschnur ist der Koalitionsvertrag. Darüber hinaus satzprogramms soll die „Soziale Markwirtschaft“ und ihre Frauen für Politik zu begeistern und politische Mandate Frau vor Ort haben wir für alle Kommissionen, die im Koalitionsvertrag besondere Herausforderung im Zeitalter der Digitali­ auf Bundesebene, in den Ländern, Kommunen und Europa Nicht bange machen lassen vorgesehen sind, die jeweiligen Federführungen festge­ sierung neu diskutiert und erarbeitet werden. Dazu hat zu besetzen? legt. Gerade mit Blick auf die Alterssicherung von Frauen Annegret Kramp-Karrenbauer bereits ihre Zuhör-Tour be­ Wir werden im Parlament über eine Reform des Bun­ Roswitha Verhülsdonk 14 werden wir als Frauen Union die Arbeit der Rentenkom­ gonnen. Das aktuelle Grundsatzprogramm wurde 2007 destagswahlrechts sprechen. Dabei muss es auch um die mission intensiv begleiten. Die Arbeit der neuen Bundes­ beschlossen. Seitdem hat sich vieles verändert. Die Digi­ Frage gehen, wie eine Wahlrechtsreform aussehen muss, Frau & Buch 15 regierung hat in allen Ressorts Fahrt aufgenommen. talisierung hat jeden von uns erreicht. Wer lebt noch ohne damit wir mehr Frauen in unseren Parlamenten haben. Ein Wir sind mit einer starken Frauenriege im Kabinett Smartphone? Die Werte der CDU und unser Bekenntnis Männeranteil von 69 Prozent im kann keine vertreten. Die CDU-Vorsitzende, Bundeskanzlerin Angela zum christlichen Menschenbild haben sich nicht geän­ Dauerlösung sein! Zuletzt ist der Frauenanteil im Bundes­ Impressum 15 Merkel, hat bei der Besetzung der Kabinettsposten Wort dert. Die CDU hat konservative, liberale und christlich- tag gesunken. Mit einem Frauenanteil von 31 Prozent ist gehalten und ihre Ankündigung, einen Frauenanteil von soziale Wurzeln. Wir sind die Volkspartei der Mitte. Her­ er so männlich wie schon lange nicht mehr. Wir wollen, 50 Prozent zu verwirklichen, umgesetzt. Mit den drei Bun­ ausforderung ist nun, die Antworten auf unsere Zeit aus dass Frauen und Männer auch in Parlamenten auf allen desministerinnen , Julia Klöckner unseren bleibenden Werten abzuleiten. Ebenen gleichberechtigt beteiligt sind. und sind wir gut aufgestellt. Zusätzlich sind Die CDU-Vorsitzende und die CDU- Die Gründung der Frauenarbeitsgemeinschaft der mit Monika Grütters und mir zwei CDU-Frauen Staatsmi­ Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer legen CDU/CSU Deutschlands am 1. Mai 1948 in Frankfurt am nisterinnen bei der Bundeskanzlerin. Auf der Habenseite besonderen Wert auch auf die Beteiligung der Frauen der Main liegt jetzt 70 Jahre zurück. Der Auftrag besteht sieht das schon sehr gut aus. Bei den parlamentarischen CDU in diesem Diskussionsprozess. ­weiter; die Rechte von Frauen und ihre Interessen leiten Staatssekretärinnen hätte ich mir deutlich mehr Frauen Unsere Jubiläumsveranstaltung und Kreisvorsitzen­ uns. Wir treiben kraftvoll die Gleichstellung in Politik, gewünscht. Für die Zukunft besteht also weiter erheb­ den-Konferenz zu 70 Jahre Frauen Union der CDU Wirtschaft und Gesellschaft voran. licher Handlungsbedarf. Deutschlands soll dazu aktuelle Akzente setzen. Mit der Als Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Resolution „70 Jahre unterwegs und weiter voran für ­Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration Frauen“ wollen wir insbesondere die politische Teilhabe kümmere ich mich um ein Schlüsselthema für die Zu­ von Frauen weiter voranbringen. kunftsfähigkeit unseres Landes. Deshalb freue ich mich Als ich ein kleines Mädchen war, waren Politiker Män­ sehr darauf, mit meiner neuen Aufgabe im Bundeskanz­ ner. Jetzt mit Angela Merkel ist es für junge Mädchen leramt eines der wichtigsten Politikfelder der kommen­ selbstverständlich, dass das höchste Regierungsamt mit den Jahre zu gestalten. Wir brauchen ein gesellschaftli­ einer Frau besetzt ist. Das ist wichtig, damit Mädchen und Annette Widmann-Mauz MdB ches Miteinander, kein Nebeneinander. Dazu gehört, dass Frauen diesen Weg selbstbewusst einschlagen. Politik Vorsitzende der Frauen Union der CDU Deutschlands alle, die hier leben, ein Gefühl von Zugehörigkeit entwi­ wird vielfältiger und reicher, wenn wir die Vielfalt der Ge­ ckeln können. Denn es geht um nichts weniger als den schlechter und andere gesellschaftliche Aspekte in die Zusammenhalt und das gute Zusammenleben aller Politik einbringen. Politik ohne Frauen, die mitgestalten, Titelfoto: Tobias Koch ­Menschen in unserem Land. wäre ärmer – ihr fehlte die „bessere Hälfte“! 4 neue dynamik neue dynamik 5

Kraftvoll packt die neue Bundesregierung die

Foto: Laurence Chaperon Herausforderungen der Zukunft an. Die

Foto: CDU/Laurence Chaperon CDU­Vorsitzende Angela Merkel gibt Antworten zu den Prioritäten.

Neuer Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Aufbruch Zusammenhalt

Ein japanisches Sprichwort sagt: „Fürchte dich nicht vor Veränderungen, fürchte Deutschland steht gut da: Beschäftigungsrekord, niedrige zugleich füreinander da zu sein. Wenn wir Familien stärken, Arbeitslosigkeit, steigende Löhne und Renten, keine stärken wir den Einzelnen und gleichzeitig die Gemein­ dich vor dem Stillstand.“ Dies gilt besonders für die Politik. „Ein neuer Aufbruch Schulden im Bund seit 2014. Aber obwohl es uns wirt­ schaft. Deshalb ist die Entlastung und Stärkung der Familien für Europa – Eine neue Dynamik für Deutschland – Ein neuer Zusammenhalt schaftlich so gut wie noch nie seit der Wiedervereinigung eine der Prioritäten der CDU­geführten Bundesregierung. für unser Land“ der Titel des Koalitionsvertrages beschreibt die Ziele der neuen geht, machen sich viele Menschen Sorgen um die Zukunft, Für alle Familien erhöhen wir das Kindergeld. Zudem arbei­ ist der Ton der Auseinandersetzung rauer geworden, der ten wir weiter daran, dass sie Familienleben und Beruf ein­ Bundesregierung. Respekt vor unterschiedlichen Meinungen zurückgegan­ facher miteinander vereinbaren können. Beim Kita­Ausbau gen, die Sorgen um den Zusammenhalt unserer Gesell­ sind wir hier schon weiter vorangekommen. Bis 2025 Die CDU spitzt die Ohren. Nach 11 Jahren wird ein neues Grundsatzprogramm schaft größer geworden. Die Fragen, wie gut unser werden wir auch einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbe­ Rechtsstaat eigentlich funktioniert, und ob die Soziale treuung im Grundschulalter schaffen. Zu einer besseren erarbeitet. In einer Zuhör­Tour können Mitglieder sagen, was ihnen unter den Marktwirtschaft ihr Wohlstandsversprechen auch in Zu­ Vereinbarkeit von Beruf und Familie gehört auch, dass wir Nägeln brennt. Die CDU steht zu ihren Werten, muss aber Antworten auf neue kunft halten kann, bewegen viele Menschen. Das haben es Frauen erleichtern, nach einer Familienphase ihre beruf­ Herausforderungen unserer Zeit geben. auch Union und SPD durch erhebliche Verluste im Wahl­ lichen Pläne verwirklichen zu können. Deshalb werden wir ergebnis der Bundestagswahl zu spüren bekommen. ein Recht auf befristete Teilzeit einführen. Auch für andere Uns als CDU ist es wichtig, die richtigen Antworten Familien­ und Lebenssituationen setzen wir auf bedarfsge­ Dazu zählt auch die Integrationspolitik mit völlig neuen Herausforderungen. auf diese besondere Situation unseres Landes geben zu rechte Antworten. So entlasten wir zum Beispiel gezielt Miteinander statt Nebeneinander – bei der Entwicklung eines neuen Gesamt­ können. Wir haben uns entschieden, unsere Regierungs­ Alleinerziehende und kinderreiche Familien. Und wir er­ arbeit unter drei Leitlinien zu stellen: Ein neuer Aufbruch höhen den Kinderzuschlag. Denn hier gibt es nichts zu konzepts müssen alle Integrationsmaßnahmen auf den Prüfstand. für Europa, eine neue Dynamik für Deutschland und ein beschönigen: Kinderarmut in einem reichen Land wie neuer Zusammenhalt für unser Land. Gerade die Frage Deutschland ist eine Schande, und wir müssen sie mit aller des Zusammenlebens und des Zusammenhalts zieht sich Kraft bekämpfen. wie ein roter Faden durch den gesamten innenpolitischen Andere Familien träumen vom eigenen Zuhause. Ihnen Teil unseres Koalitionsvertrags. Wir als Bundesregierung wollen wir mit einem Baukindergeld von 1.200 Euro für je­ wollen Spaltungen unserer Gesellschaft überwinden. Wir des Kind über zehn Jahre helfen. Die Mehrzahl der Familien wollen unseren Beitrag für eine Gesellschaft leisten, die in Deutschland wohnt allerdings zur Miete. Es wird für viele von Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Zusammenhalt immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu fi nden, ge­ geprägt ist. rade in den Großstädten. Deshalb werden wir die Wirksam­ Zusammenhalt wird zuerst in der Familie gelebt. Fami­ keit der Mietpreisbremse prüfen und vor allen Dingen eine lien sind der Fels, auf dem unsere Gesellschaft baut. Hier Wohnraumoffensive starten, mit dem Ziel, 1,5 Millionen lernen Kinder, was es heißt, den eigenen Weg zu fi nden und Wohnungen und Eigenheime zusätzlich zu bauen. 6 neue dynamik neue dynamik 7

Zuhören, Diskutieren, Entscheiden: Foto: picture alliance/Sven Simon GESTALTEN!

Verteidigungsminis­ terin Ursula von der Leyen, Dorothee Bär Die CDU auf dem Weg zum neuen (Staatsministerin für Digitalisierung) und Grundsatzprogramm Annette Widmann­ Mauz (Staatsminis­ terin für Integration) kommen zur Klausur­

tagung des neuen Foto: CDU/Laurence Chaperon Bundeskabinetts in Meseberg Der Star ist die Mannschaft. Und jede erfolgreiche Mann­ und strukturieren. Bei der Diskussion über die Antworten schaft hat einen Teamspirit, ein gemeinsames Verständ­ auf diese Leitfragen wollen wir nicht unter uns bleiben. Der Zusammenhalt in einer Gesellschaft zeigt sich Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in unserem Land nis davon, was sie ausmacht, was sie zusammenhält und Mir ist es wichtig, dass wir mit Sympathisanten der CDU vor allem auch im Umgang mit den Schwächsten. Nehmen geben. welche Ziele man verfolgt. Auch wir als CDU brauchen ein und auch mit externen Experten und Praktikern ins Ge­ wir zum Beispiel die Pfl ege. Wir haben in den letzten vier Wir haben viel vor. Ich werde alles dafür tun, damit gemeinsames Verständnis davon, was uns ausmacht, spräch kommen. Auch soll in dieser Phase das Konrad­ Jahren einiges getan, um die Situation der Patienten, der die Menschen am Ende dieser Legislaturperiode sagen: wenn wir auch künftig die starke Volkspartei der Mitte Adenauer­Haus in Berlin zu einem Ort der Debatte wer­ Pfl egekräfte und vor allem der pfl egenden Angehörigen „Die in Berlin“ haben aus dem Wahlergebnis vom Septem­ sein wollen. den. Wir suchen und wir brauchen öffentliche Debatten zu verbessern. Wir wissen, welche große Belastung ein ber 2017 etwas gelernt. Die haben wirklich etwas verstan­ Wir alle spüren: Unser Land hat es mit großen Verän­ über strittige Punkte, sowohl innerhalb unserer Partei als Pfl egefall in der Familie bedeuten kann. Aber jeder spürt: den und viel Konkretes und Gutes für uns erreicht. Ich derungen zu tun – Risiken aber auch Chancen durch die auch mit Menschen außerhalb der Partei. Dabei sollten Das alles reicht nicht. Angesichts der Dringlichkeit wer­ möchte, dass dann viele Leute sagen: Unsere Gesellschaft Digitalisierung, internationale Konfl ikte und Unruheherde wir uns auch nicht davor scheuen, diese Debatten mit den wir deshalb ein Sofortprogramm Pfl ege aufl egen. ist menschlicher geworden, Spaltungen und Polarisierun­ in unserer Nachbarschaft, eine älter werdende Gesellschaft anderen Parteien offensiv und souverän aufzunehmen. 8 000 neue Pfl egekräfte sollen ein erster Schritt der Ent­ gen konnten verringert werden, und Zusammenhalt ist und neue Herausforderungen für unseren Zusammenhalt. Ergebnis dieser Programmdebatten wird der Entwurf für lastung sein. neu gewachsen. Dafür will ich mich als Bundeskanzlerin Angesichts dieser Veränderungen wollen wir uns unseres das neue Grundsatzprogramm sein. Im Rahmen einer Jenseits der sozialen Sicherungssysteme fordern uns mit aller Kraft einsetzen. Selbstverständnisses vergewissern und auf dieser Grund­ Antwort­Tour möchte ich diesen ebenfalls mit unseren in Sachen Zusammenhalt vor allem die unterschiedlichen Auch als CDU wollen wir Antworten geben auf die lage unseren Gestaltungsanspruch für unser Land formu­ Mitgliedern diskutieren. Der Abschluss dieses Prozesses Lebensbedingungen in Stadt und Land heraus. Rathäuser Herausforderungen der Zukunft. Deshalb haben wir jetzt lieren. Wir wollen, wir müssen und wir werden die richtigen ist dann der Beschluss unseres neuen Grundsatzpro­ und Arztpraxen schließen. Die Schule ist weit entfernt. unter Leitung unserer neuen Generalsekretärin Annegret Antworten auf die Fragen unserer Zeit geben. gramms auf unserem Parteitag 2020. Der Bäcker fi ndet keinen Nachfolger. Der Supermarkt ist Kramp­Karrenbauer den Prozess für ein neues Grundsatz­ Dabei haben wir festen Boden unter den Füßen. Wir Aber: Selbst­Vergewisserung ist für uns in der CDU nicht mehr im Ortskern, sondern nahe der Autobahnauf­ programm gestartet. Ziel ist es, dieses auf dem CDU­Par­ haben Grundüberzeugungen, die bleiben und die uns lei­ niemals Selbst­Zweck. Es geht um unseren Gestaltungs­ fahrt, wo es Parkplätze gibt, wohin aber der Weg für ältere teitag 2020 zu beschließen. In diesem Prozess setzen wir ten: Das Bekenntnis zum christlichen Menschenbild, un­ auftrag für unser Land. Unser Anspruch ist es, die Geschi­ Menschen oft viel zu weit ist. Bus und Bahn fahren nicht auf eine enge Zusammenarbeit mit unserer Basis. Wir ha­ sere Grundwerte Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit, cke unseres Landes in die Hand zu nehmen. Deshalb wird häufi g genug. Ohne das Auto ist die Arbeitsstelle nicht zu ben so viele Fachleute und so viel Lebenserfahrung in un­ schließlich unsere christlich­soziale, unsere liberale und das Grundsatzprogramm die Grundlage für ein Regie­ erreichen. Die Versorgung mit dem täglich Nötigen wird seren Reihen – diesen „Schatz“ wollen wir noch stärker unsere konservative Wurzel. rungsprogramm sein, mit dem wir bei den Menschen im immer umständlicher, der Alltag immer beschwerlicher. heben. Das gilt auch und gerade für die Frauen Union. Der Weg zum neuen Grundsatzprogramm ist ein ge­ ganzen Land um Vertrauen werben. Wir wollen gleichwertige Lebensverhältnisse überall in Deshalb heute – zum 70. Geburtstag der Frauen Union – meinsamer Weg all unserer Mitglieder. Deshalb bin ich Auf dem Weg zum Grundsatzprogramm weiß ich Deutschland schaffen. Genau deshalb ist das Bundesin­ nicht nur meinen Glückwunsch, sondern auch mein Appell seit einigen Tagen mit meiner Zuhör­Tour im ganzen Land mich in besonderer Weise von der Frauen Union unter­ nenministerium um die Bereiche Bau und Heimat erwei­ an die Frauen in der CDU: Bringen Sie sich weiterhin ein. unterwegs, von der Küste bis zum Bodensee, von der stützt. Darauf baue ich auch weiterhin. Es braucht eine tert worden. Eine Kommission „Gleichwertige Lebensver­ Machen Sie mit. Wir brauchen Sie. Grenze zu Polen bis in meine saarländische Heimat. Bis starke Frauen Union in der CDU. Ich lade daher alle hältnisse“ wird unter Leitung des Innenministers die Pro­ zum Sommer möchte ich mit möglichst vielen unserer Freundinnen in der Frauen Union ein, sich einzubringen. gramme aller betroffenen Ressorts bündeln. Gemeinsam Mitglieder ins Gespräch kommen. mit Ländern und Kommunen wollen wir hier Antworten Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel MdB Aus diesen Gesprächen der Zuhör­Tour wollen wir Annegret Kramp­Karrenbauer auf die berechtigte Erwartung der Menschen an die ist Vorsitzende der CDU Deutschlands Leitfragen entwickeln, die den weiteren Prozess ordnen ist Generalsekretärin der CDU Deutschlands 8 neue dynamik neue dynamik 9

Miteinander statt Nebeneinander –

Wir können das! Foto: panthermedia.net/jovannig

Miteinander statt Nebeneinander

Dass gemischte Teams die besseren Ergebnisse bringen, zen. Das fängt bei der Sprache im Alltag und der Kommu­ Weltanschauung bei der Integration spielen. Gemeinsam damit sie ihre Rechte besser wahrnehmen können. Auch in ist mittlerweile eine, auch über die Frauenpolitik hinaus, nikation in sozialen Medien an, geht über diskriminie­ mit dem Bundesinnenminister und dem Bundesarbeitsmi­ Deutschland ist die Gleichberechtigung nicht vom Himmel akzeptierte Erkenntnis. Dass Vielfalt – in einem weiteren rungs- und gewaltfreie Schule, faire Bewerbungsverfah­ nister werde ich deshalb eine Fachkommission einsetzen, gefallen, sondern war ein jahrhundertelanger Prozess, der Sinne – auch für unser Land eine Chance ist, wird in den ren bei der Ausbildung und am Arbeitsplatz bis hin zur die Kriterien für gelingende Integration erarbeitet. sehr viel mit Bildung und mit Erwerbstätigkeit von Frauen polarisierten Debatten der letzten Monate leider allzu oft interkulturellen Öffnung sämtlicher Bereiche unserer Seit dem Jahr 2015 steht die Integrationspolitik vor zu tun hatte. Um die Frauen besser zu erreichen, brauchen in Abrede gestellt. Klar ist: Vielfalt ist kein Selbstläufer, Gesellschaft. völlig neuen Herausforderungen. Sehr viele Menschen wir entsprechend zugeschnittene Angebote. Das müssen sie birgt Chancen und Konfliktpotenzial. Vielfalt will ge­ Für mehr Miteinander war es in Zeiten hoher Flücht­ ­kamen in sehr kurzer Zeit und auf der anderen Seite sind wir jetzt entschlossen angehen. Dazu gehört, dass die Inte­ staltet sein, nur so kann ein friedliches Zusammenleben, lingszahlen wichtig, dass der Bund in den vergangenen Ängste entstanden. Deshalb ist es auch richtig, jetzt ein grationskurse und die Maßnahmen für den Einstieg in den kann gesellschaftlicher Zusammenhalt gelingen. Jahren die Länder und Kommunen bei den Kosten der Auf­ neues Gesamtkonzept zu entwickeln. Wir brauchen eine Arbeitsmarkt noch stärker auf Frauen ausgerichtet werden. Wir brauchen eine sachliche Debatte über die Regeln nahme, Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen ehrliche Zwischenbilanz, wo wir bei der Integration ste­ Und das kommt der gesamten Gesellschaft zugute. Denn unseres Zusammenlebens, ohne Beschwichtigungen und in Milliardenhöhe entlastet hat. Denn kein kommunales hen. Dabei müssen alle Integrationsmaßnahmen auf den die Teilhabe von Frauen in allen Lebensbereichen ist eine Dramatisierungen. Dazu gehört, über die Chancen und Schwimmbad, keine städtische Bücherhalle soll geschlos­ Prüfstand. Wir müssen uns ansehen: Mit welchen Maß­ wichtige Voraussetzung dafür, dass eine Gesellschaft ihr Herausforderungen von Einwanderung ebenso offen und sen werden, weil wir zu einer humanitären Flüchtlingspo­ nahmen erreichen wir die Menschen wirklich? Welche demokratisches und wirtschaftliches Potenzial voll und ehrlich zu sprechen wie über Missstände bei der Integra­ litik stehen. Jetzt stellt der Bund noch einmal zusätzlich müssen wir anders ausrichten? Nur so können die Maß­ ganz ausschöpfen kann. tion auf allen Seiten. acht Milliarden Euro bis 2021 bereit, damit die Integration nahmen mehr Wirkung entfalten. Angebote wie etwa den Das Jahr 2015 hat uns vor neue Herausforderungen Mehr Miteinander heißt, dass alle ein Gefühl von vor Ort besser gelingen kann. Spracherwerb in den Integrationskursen, die assistierte gestellt. Jetzt geht es nicht mehr darum, ob wir es schaf­ Zugehörigkeit und Zusammenhalt entwickeln können Die letzten Jahre haben wie unter einem Brennglas Ausbildung, die berufsvorbereitenden Maßnahmen oder fen. Jetzt müssen wir zeigen, dass wir es auch können. Ich und alle die gleichen Chancen auf Teilhabe bekommen. gezeigt, dass wir uns noch stärker mit den Voraussetzun­ die Vermittlung und den Zugang zum Arbeitsmarkt müs­ bin überzeugt, dass wir in dieser Legislaturperiode mehr Ebenso müssen alle die Regeln des Zusammenlebens gen für Integration und ein gutes Miteinander befassen sen enger miteinander abgestimmt und ausbaut werden. Miteinander statt Nebeneinander erreichen können. Die akzeptieren und die Werte, die unsere Gesellschaft zu­ müssen. Dabei geht es zum einen um Strukturen, um die Das heißt Fördern. Wir dürfen aber auch erwarten, dass verabredeten Maßnahmen im Koalitionsvertrag und die sammenhalten, anerkennen. Das muss bei aller Vielfalt ausreichende Versorgung mit Kita-Plätzen, Schulen, Aus­ die Angebote mit dem bestmöglichen Einsatz angenom­ hervorragende wirtschaftliche Verfasstheit unseres Lan­ das einigende Band sein. bildungskapazitäten und Wohnungen vor Ort – aber nicht men werden und eine Teilnahme nicht einfach verweigert des und des Arbeitsmarktes bieten dafür die besten Be­ Zu unseren Werten gehört ein respektvolles, gewalt­ nur für Flüchtlinge oder 18,6 Millionen Menschen mit Ein­ wird und ohne Folgen bleibt. Das heißt Fordern. dingungen. Noch wichtiger ist, dass die Mehrheit der freies Miteinander auf Basis unseres Grundgesetzes und wanderungsgeschichte, sondern für alle 82 Millionen Einen besonderen Fokus werde ich auf die Unterstüt­ Deutschen mehr Integration, Zusammenhalt und Mitein­ seiner freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Da Menschen in unserem Land. Es geht aber auch um poli­ zung von Frauen legen, denn ohne sie kann die Integration ander will – und weniger Spaltung. Packen wir es an! gibt es keinen Rabatt, für niemanden, egal welcher Her­ tische Bildung und um die Frage, wie Werte unseres Zu­ nicht gelingen. Frauen nehmen in den Familien eine wich­ kunft. Ebenso haben Diskriminierung, Rassismus, Antise­ sammenlebens – etwa die Gleichstellung – in die Familien tige Rolle ein und das Frauenbild, das dort gelebt wird, Annette Widmann-Mauz ist Staatsministerin bei der mitismus oder Islamfeindlichkeit in unserem Wertekanon ­hinein vermittelt werden können. Und wir müssen uns prägt die nächste Generation. Gerade Frauen aus Familien Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung keinen Platz. Wir müssen hier ein klares Stopp-Signal set­ stärker damit befassen, welchen Einfluss Religion und mit Einwanderungsgeschichte müssen wir stark machen, für Migration, Flüchtlinge und Integration. 10 diskussion über § 219a StGB diskussion über § 219a StGB 11

Beratungsbedarf bei

Das Werbeverbot für den Schwangerschafts­ Schwangerschaft abbruch soll unverändert bestehen bleiben. Die Union tritt weiter für die Beibehaltung von ­§ 219a StGB ein.

Die Leiterin der Diakonischen Sozial- Foto: Marco2811/adobe.Stock.com und Lebensberatung Freudenstadt berichtet aus der Praxis der Schwanger­ schaftskonfliktberatung. Schutz des ungeborenen Foto: THAWEERAT/adobe.Stock.com

Lebens In die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktbera­ Frauen mit ungewollter Schwangerschaft, die die tung kommen Frauen und Ratsuchende mit ganz individu­ ­Beratungsstelle aufsuchen, geraten oft in eine persönliche ellem Informations- und Beratungsbedarf: und/oder berufliche Lebenskrise. Sie müssen die Span­ In der Diskussion um das Verbot der Werbung für Abtrei­ chung von § 219a StGB wäre z. B. Werbung für Abtrei­  Oft fühlen sie sich durch die neue Situation (Schwan­ nung, das werdende Kind als Teil von sich, aushalten. Des­ bung tritt die Union für den Erhalt der ausgewogenen ge­ bungskliniken im Internet, mit Anzeigen oder Plakaten gerschaft) verunsichert. Die Lebensentwürfe scheinen halb benötigen sie unverzüglich eine psychosoziale und setzlichen Regelungen ein. Im Mittelpunkt steht die Bera­ möglich, wie bisher etwa für Kinderwunschzentren oder zu scheitern. Die Frauen kommen mit dem Wunsch der individuelle, „ergebnisoffene“ Beratung, die bei Bedarf tung durch eine anerkannte Beratungsstelle, die der Frau Schönheitskliniken. Dies stünde im klaren Widerspruch zu Klärung, oft im Ungewissen, was sie in der psychoso­ auch ethische, rechtliche und medizinische Aspekte bein­ eine informierte und freie Entscheidung ermöglicht. der Rechtswidrigkeit der Handlung und zu dem Auftrag zialen Beratung in der Beratungsstelle erwartet. haltet. Auf Wunsch können entsprechend § 6 SchKG Fach­ Nach unserer Überzeugung besitzt das Ungeborene des Staates, ein Bewusstsein für das Lebensrecht des  Sie haben mit ihrer Problemsituation bereits im Inter­ kräfte hinzugezogen werden. Lebensrecht und Würde von Anfang an – es entwickelt sich ­Kindes zu erhalten. net recherchiert, z. B. auch Statements von „Abbruch­ Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch als Mensch, nicht zum Menschen. Der Staat ist verpflichtet, Der Vorwurf, das Informationsrecht von Frauen wer­ gegnern“ gelesen, die sie vielleicht noch mehr verunsi­ entscheiden, erhalten die dafür notwendigen Informatio­ dieses ungeborene Leben zu schützen. Dazu braucht es ei­ de beschnitten, geht ins Leere: Es stehen alle medizini­ chern. Für eine Klärung benötigen die Frauen Freiräu­ nen und Hilfestellungen. Im Beratungskontext gehören ne wirksame Beratung zum Leben, in der es nicht nur um schen Informationen zur operativen oder medikamentö­ me, die durch eine vertrauliche Beratung ermöglicht dazu auch Auskünfte über ambulante und stationäre medizinische Fragen, sondern auch um konkrete Hilfen für sen Abtreibung im Internet, in Büchern, Broschüren u.a.m. werden und auch Schutzräume um ihre individuellen Möglichkeiten des Abbruchs sowie die Klärung der Kos­ ein mögliches Leben mit dem Kind geht. Sie ist auf Ermuti­ zur Verfügung. Es gibt hier keinerlei Informationsdefizit, Fragen und Probleme benennen zu können. tenübernahme und das Angebot von stützenden Ge­ gung zum Leben gerichtet, aber ergebnisoffen und nicht das ausgerechnet von den anbietenden Ärzten geschlos­  Manchmal gibt es wirtschaftlichen und gesellschaft­ sprächen nach einem Abbruch. moralisierend. Die schwierige Konfliktlage der Mutter wird sen werden müsste. Deren Informationspflicht beginnt lichen Druck, dann ermöglicht ein finanzieller Spiel­ Das umfassende Beratungsangebot für Frauen, die in dann ohne Strafandrohung anerkannt, denn das Kind kann erst, wenn die Entscheidung getroffen ist und es um die raum, der sich in der Beratung entwickelt, neues bedrängten Lebenssituationen kommen, ist eine große letztlich nur mit, nicht gegen die Mutter geschützt werden. konkrete Durchführung des Eingriffs geht. Denken. ­Herausforderung an die Beratungskräfte. Solide Fachkom­ Auch in der aktuellen Diskussion geht es nicht um Kritik an Adressen der Ärzte werden von Beratungsstellen, Frauen benötigen in dieser Situation ein Gegenüber, das petenz und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der Frau, die sich nach der Beratung für einen Abbruch ent­ Gesundheitsämtern oder ärztlichen Kollegen weiterge­ zuhört, das versucht, sie in dieser Situation zu verstehen, Grenzfragen des menschlichen Lebens werden vorausge­ scheidet, oder um eine Verurteilung der Ärzte, sondern da­ geben. Es gibt kein Tabu oder Redeverbot. Sanktioniert das behutsam ist, widersprüchliche Gefühle zulässt und setzt. Mut und persönliche Stärke sind wichtig, um Anfein­ rum, die Würde und das Lebensrecht des Ungeborenen zu wird lediglich die öffentliche Information durch den An­ aushält und die Möglichkeit eröffnet, gedanklich mal auf dungen, Distanzierungen und Unterstellungen professio­ vertreten, ihm eine Stimme zu geben. Es bleibt bei der bieter/die Anbieterin selbst, bei denen das Lebensrecht die eine oder andere Seite zu gehen; beide Seiten abzuwä­ nell begegnen zu können. Mit dem Beratungsangebot wol­ Rechtswidrigkeit des Schwangerschaftsabbruchs und der des Kindes ausgeblendet wird; das Beispiel der Ärztin gen, nochmals zu überprüfen, dass es im Leben nicht im­ len wir für die Frauen diese Schutzräume, Freiräume und Pflicht des Staates, ein allgemeines Bewusstsein für das Kristina Hänel, die in Bezug auf den Embryo lediglich mer richtige und falsche Lösungen geben kann. die finanziellen Spielräume erhalten und immer wieder in­ ­Lebensrecht des Kindes und die Rechtswidrigkeit der Ab­ von „Schwangerschaftsgewebe“ spricht, drängt sich auf. Leben kann nur gelingen, wenn ein offener von Ver­ dividuell neu gestalten. Den Frauen mit ihren immer kom­ treibung in der Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten; zusätz­ Dass es ein ernsthaftes Problem geben könnte, einen zur trauen getragener Beratungsprozess entsteht. Ein Pro­ plexeren Themen und Fragestellungen diese Räume zu be­ lich ist geregelt, dass derjenige, der die Beratung vornimmt, Abtreibung bereiten Arzt zu finden, ist bei über 100 000 zess des Klärens und Verstehens, basierend auf Vertrau­ wahren, ist von großer Wichtigkeit. Diese professionelle nicht auch derjenige sein darf, der den Abbruch vornimmt. registrierten Abtreibungen mit steigender Tendenz en, ohne Belehrung und Bevormundung weckt Ermuti­ Beratung und Unterstützung bedarf einer verlässlichen All dies entspricht einer Entscheidung des Bundesverfas­ nicht plausibel. gung und Verständnis. Immer mit dem Ziel, die Frauen bei und ausreichenden Finanzierung der Beratungsstellen. sungsgerichts. der Suche nach einer Entscheidung zu unterstützen. Werbung für Abtreibung, die die Beratung zum Leben Elisabeth Winkelmeier-Becker MdB ist Sprecherin Diese Beratung ist eine individuelle Konstellation, Renate Braun-Schmid ist Geschäftsführerin konterkarieren würde, ist damit nicht vereinbar. Bei Strei­ der CDU/CSU-Fraktion für Recht und Verbraucherschutz ­eine nicht wiederholbare, einmalige Begegnung. der Diakonischen Bezirksstelle Freudenstadt 12 frau im gespräch frau & info 13

frau & info

CDU-Frauen der Bundesregierung Interview mit der neuen Vorsitzenden der Gruppe Im vierten Kabinett von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel MDB sind mit den drei Bundesministerinnen Dr. Ursula von der Leyen der Frauen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ­kleineren Kommunen gibt es immer noch MdB, Verteidigung, Julia Klöckner, Ernährung und Landwirtschaft Yvonne Magwas MdB ­„frauenfreie“ Räte. Was ist zu tun? sowie Anja Karliczek MdB, Bildung und Forschung, vier Staats­ Frauen müssen auf den Listen gute Plätze bekom­ ministerinnen bzw. Parlamentarische Staatssekretärinnen der men. Zudem müssen die Rahmenbedingungen CDU im Amt. passen – „familienfreundliche“ Räte würde ich Foto: Tobias Koch ­sagen, mit Anfangs- und Endzeit, effizienter Be­ ratung, etc. Dies gilt natürlich für Männer glei­ Seit 2013 ist die Berliner CDU-Politikerin chermaßen, die Familienarbeit übernehmen. Prof. Monika Grütters MdB Staatsmini­ Aber auch das Wahlverhalten ist in den Blick sterin für Kultur und Medien. Staatsmini­ zu nehmen. Oft scheinen Frauen eher Männer zu sterin Monika Grütters hat ein breit gefä­ wählen, Frauen sollten auch einmal gezielt Frauen Foto: Elke Jung - Wolff chertes Aufgabengebiet: Unter anderem wählen. fördert sie Kultureinrichtungen und ver­ Sprachrohr der weiblichen tritt die kultur- und medienpolitischen In­ In der Debatte zum Weltfrauentag beschrieben teressen Deutschlands bei der EU. Sie eine Gefahr für das moderne Frauenbild in Deutschland. Wo liegt diese? Das moderne Frauenbild gerät von zwei Seiten Die Vorsitzende der Frauen Union der Abgeordneten unter Druck. Einerseits durch das patriarchalische CDU Deutschlands Annette Widmann- Frauen- und Familienbild von Teilen der musli­ Mauz MdB ist neue Staatsministerin bei mischen Mitbürger. Ein derartiges Frauenbild ist der Bundeskanzlerin und unterstützt dort als Beauftragte für Migration, Flüchtlinge

weder mit unserem Grundgesetz vereinbar noch Foto: CDU/Jan Kopetzky In der vergangenen Legislaturperiode hat die Arbeit gegangen. Nur noch 49 von 247 Unionsabgeordneten wollen wir das in Deutschland im 21. Jahrhundert und Integration die Bundesregierung bei der Gruppe der Frauen der CDU/CSU-Bundestagsfrak- sind Frauen. Mit welchen Instrumenten könnte der haben. Andererseits durch die AfD, die sich gegen der Weiterentwicklung der Integrations­ tion beispielsweise bei der Reform des Sexualstraf- Frauenanteil erhöht werden? Gleichberechtigung und Wahlfreiheit für Frauen politik und der Förderung des Zusammen­ rechts und des Prostituiertenschutzgesetzes mit dazu Aus meiner Sicht liegt der Schlüssel bei den Direktmandaten. stellt und ihnen vorschreiben möchte, wie sie ihr lebens aller Menschen im Land – ob Deutsche und Ausländer, ob beigetragen, dass sich viel für die Frauen verbessert Frauen müssen vermehrt als Direktkandidatinnen in den Leben zu leben haben. Ich habe hohen Respekt für mit oder ohne Einwanderungsgeschichte. Eine ihrer Hauptaufga­ hat. Welche frauenpolitischen Schwerpunkte haben Wahlkreisen aufgestellt werden. Beim Blick auf die letzte Frauen, die sich für Familie und Erziehung ent­ ben besteht darin, die Integration der in Deutschland lebenden Sie jetzt in den Blick genommen? Bundestagswahl gibt es starke regionale Unterschiede. Ein scheiden. Ich möchte aber nicht wie die AfD Einwanderer zu fördern. Für die inhaltliche Arbeit liefert der Koalitionsvertrag eine ausgesprochen positives Beispiel ist der Landesverband Frauen bevormunden. Frauen, die Arbeit und sehr gute Grundlage. Jetzt muss Fahrt aufgenommen wer­ Schleswig-Holstein mit 40 Prozent weiblichen direkt gewähl­ ­Familie unter einen Hut bekommen, sind keine den! Wir werden uns unter anderem dafür einsetzen, dass ten Abgeordneten. Mein Heimatlandesverband Sachsen ist schlechteren Mütter. Jeder Mann, der mehr Ver­ Die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. das Recht auf befristete Teilzeit zügig gesetzlich veran­ mit 25 Prozent zumindest vorzeigbar. Aber das in einem so antwortung in der Familie übernimmt, ist für mich MdB aus dem Wahl­ kert wird. Damit wird eine Forderung erfüllt, für die wir großen Landesverband wie Baden-Württemberg nur 3 von 38 ein positives Beispiel. Frauen können und wollen kreis Hannover-Land hat vom Bundesmi­ uns schon lange einsetzen. Teilzeit darf nicht zur Teilzeit­ direkt gewählte Abgeordnete Frauen sind, muss man schlicht selbst entscheiden, wie sie leben. Sie brauchen nister für Ernährung und Landwirtschaft zum Bundesminister für wirtschaftliche

falle werden – deswegen brauchen wir schnell ein Rück­ als krasses Organisationsversagen des Landesvorstandes be­ keine ideologische Bevormundung. Foto: CDU/Jan Kopetzky kehrrecht zu Vollzeit. Mein herzlicher Dank in diesem Zu­ zeichnen. Die Landesverbände müssen jetzt damit beginnen, Zusammenarbeit und Entwicklung ge­ sammenhang gilt Annette Widmann-Mauz, Nadine Schön, Frauen für 2021 zu unterstützen und aufzubauen. Welche Auswirkungen haben Debatten, in der wechselt. und den vielen Frauen, die in den Koalitions­ sich Frauen beispielsweise unter dem Stichwort vertragsverhandlungen frauenpolitische Schwerpunkte Wie lassen sich trotzdem in der Fraktion die Interessen #metoo über Ihre Erfahrungen austauschen? durchgesetzt haben. von Frauen durchsetzen? Grundsätzlich positive. Derlei Debatten sensibili­ Uns ist es zudem wichtig, dass Frauen Sprachrohr in Wir sind mit 49 Frauen eine schlagkräftige und gut ver­ sieren und machen den Frauen Mut, die sich bis Sabine Weiss MdB aus Nordrhein-West­ allen Bereichen, über die „klassischen“ Themen hinaus, netzte Truppe. Wir stellen die Kanzlerin, drei Bundesmi­ jetzt nicht getraut haben, darüber zu sprechen. falen ist Parlamentarische Staatssekretärin sind. Die Bundestagswahl hat wieder einmal gezeigt, dass nisterinnen, hinzu kommen Staatsministerinnen, Staats­ Richtig ist, dass sich in den Köpfen vieler Männer beim Bundesminister für Gesundheit. Der Foto: Axel Wolff Frauen überdurchschnittlich Union wählen. Es ist deshalb sekretärinnen, stellv. Fraktionsvorsitzende und fachpoli­ einiges ändern muss. Es gilt aber auch – wie bei Bereich Gesundheit und Pflege ist für sie wichtig, auf die politische Ausrichtung insgesamt Einfluss tische Sprecherinnen in der Fraktion. Unsere Frauen ar­ vielen emotionalen Debatten – nicht zu überziehen. ein ganz zentraler Aufgabenbereich für die zu nehmen. Frauen, die Union wählen, sollen auch die beiten in allen Ausschüssen mit, sind also breit aufgestellt Oftmals hilft eine Art Perspektivwechsel: Wäre es nächsten Jahre, zum Beispiel Verbesse­ ­Politik bekommen, für die sie uns wählen. und mit viel Fachkompetenz ausgestattet. beispielsweise für einen Vater akzeptabel, wenn rungen in der Pflege, der Fachkräftemangel, es seine Tochter wäre, die von einem anderen aber auch der schnellere Zugang zu Arzt­ Der Frauenanteil in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Auch in den Kommunalparlamenten liegt der Frauen- Mann den „flotten Spruch“ gesagt bekommt? Ge­ terminen sind große Herausforderungen. ist bei der letzten Bundestagswahl leider stark zurück- anteil bei durchschnittlich 25 Prozent. Vor allem in nau da ist meiner Meinung nach die Grenze. 14 frau vor ort frau & buch 15

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„Olga“ – Eine Ehrung für starke Frauen

Roswitha Verhülsdonk war von Anfang an dabei: Das neue Buch von Bernhard Schlink ist nach seinen Worten in Vor 70 Jahren stießen sie und ihre Mitstreiterinnen einem Interview mit dem Deutschlandfunk eine Ehrung für auf unglaubliche Widerstände starke Frauen. In seinem Roman „Olga“ porträtiert er eine Frau, die sich ihren Platz erkämpft und Lehrerin im deutschen Kaiser­ reich wird – gegen viele Widerstände. Laut Schlink kommen viele Frauen in Olga zusammen. Seine Familie hatte eine Näh­ frau in seiner Kindheit, die auch taub war – wie Olga. Eine Paten­ tante, die Lehrerin wurde, unverheiratet blieb ihr Leben lang. Und dann gab es die vielen Frauen, denen er als Student und ­Assistent in der Universität begegnet ist. Sekretärinnen, die halten.“ Und, so erzählt sie weiter: „Mein Vater, der ja ei­ ­unter ihren geistigen Fähigkeiten leben mussten, weil es für gentlich sechs Söhne haben wollte, nahm mich nun quasi Frauen einfach keine Chancen an Sohnes statt an und förderte mich. Wenn er ein Macht­ gab, und sie eigentlich wunder­ Nicht bange wort sagte, war auch meine Mutter ruhig.“ bare Ger­ma­nistinnen, Juristinnen, Das eigene Elternhaus, hartnäckige Männerrunden und Publizistinnen hätten werden kön­ die heftige Skepsis anderer Ehefrauen „die ihre klassische nen. Es war eine ganze Genera­ Rolle als Hausfrauen und Mütter verteidigten und durch uns tion von Frauen, die eben unter verunsichert waren“ – das alles waren Widerstände auf dem ihren Fähigkeiten leben mussten. Weg zur Frauen Union der CDU, wie wir sie heute kennen. Der Roman ist aber auch die machen lassen Nach und nach schafften Verhülsdonk und ihre Mitstreite­ Geschichte der Liebe zwischen rinnen, darunter Margareta Gröwel, Helga Wex, Johanna einer Frau, die gegen die Vorur­ Bastuck, Rita Süssmuth und viele andere, ihre Frauennetz­ teile ihrer Zeit kämpft, und einem Roswitha Verhülsdonk würde nie auf die Idee kommen, werk. „Wir wollten gar nicht in den verrauchten Hinter­ werke innerhalb der Partei machtvoller aufzustellen. 1969 Mann, der sich mit afrikanischen über irgendetwas zu jammern. Erstens ist das nicht ihre zimmern sitzen, sondern etwas eigenes machen und un­ wurde Verhülsdonk im Rheinland-Pfalz zur Landesvorsit­ und arktischen Eskapaden an die Art und zweitens: Es war eben damals so. In den Familien terbelichtete Frauenthemen nach vorne bringen“, be­ zenden gewählt, nur drei Jahre später zur stellvertretenden Träume seiner Zeit von Größe der 1950er Jahre waren die Aufgaben klar verteilt, der schreibt Verhülsdonk. „Man traf sich zu politischen Zwe­ Bundesvorsitzenden. Gut in Erinnerung ist ihr ein Ausbruch und Macht verliert. Mann brachte das Geld heim, machte Karriere, engagierte cken, aber jedes Treffen begann mit einem Gebet.“ Helmut Kohls auf dem Essener Parteitag 1985: Als dort nach­ sich in seinen Männerrunden politisch und die Ehefrau Dabei blieb es nicht: Dass in der Politik nicht nur mittags rund 500 Frauen diskutierten und viele Männer ach­ Bernhard Schlink: „Olga“ kümmerte sich um Kinder, Erziehung, Haushalt und das Durchsetzungsstärke, sondern auch Geschick und Willen selzuckend in die Lobby gegangen waren, trieb er die Partei­ Diogenes, Hardcover Leinen, 320 Seiten soziale Umfeld. Ausnahmen aus diesem Rollenverhältnis zu Macht dazugehören, bekam die damals engagierte, jun­ kollegen wieder in den Saal. „Die, die nicht gehorchten, Erschienen am 12. Januar 2018 gab es, aber sie waren selten. Die heute 91-jährige Politi­ ge Frau schnell raus. Als sie bei einer Kreisvorstandssitzung wurden später in der Fraktionssitzung von ihm vorgeführt.“ kerin hat den langen Weg von einem der ersten, misstrau­ tatsächlich vom Vorsitzenden zur „Sprecherin der Frauen“ Von 1980 bis 1986 führte Verhülsdonk die Gruppe der ISBN: 978-3-257-07015-6; 24.00 Euro isch beäugten Frauentreffen in Koblenz 1949 über die ernannt werden sollte, weil man an der Frauenrunde nicht Frauen in der Bundestagsfraktion. „Mit wachsendem Ein­ Gründung einer örtlichen CDU-Frauenvereinigung bis mehr vorbeikam, „habe ich sofort das Heft übernommen, fluss stiegen unsere Möglichkeiten“, beschreibt sie. Rasch zum ersten Bundesdelegiertentag der Frauen der CDU darauf bestanden, gewählt zu werden und außerdem einen ging es um Rente, ein gerechtes Scheidungsrecht, Erzie­ 1958 und ihrer Entwicklung bis heute nicht nur miterlebt, Vorstand und Beisitzerinnen zu bekommen“, erinnert sich hungsgeld und Steuerklassen. An der nach vielen Jahren sondern als treibende Kraft mitgestaltet. die zierliche und agile alte Damen heute. „Ich hatte ge­ durchgesetzten Frauenquote hält sie fest: „Es hat sich ge­ „Mein Vater war einer der Gründer der CDU Koblenz, merkt, ich muss das Verfahren an mich ziehen, sonst gehen zeigt, dass sich sonst nichts ändert.“ Impressum ich wuchs insofern in einem ganz politischen Umfeld auf, die Frauen hier nur mit einem Titel aber ansonsten leer Die Sache der Frauen ließ sie nie los: Bis 1994 war sie in Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der Frauen Union der CDU und mein späterer Mann war Redakteur beim Rheinischen aus.“ Sie kümmerte sich umgehend um einen Sitz im Bau­ der Kohl-Regierung drei Jahre Parlamentarische Staatsse­ Deutsch­­­­lands · Klingelhöferstraße 8 · 10785 Berlin · Telefon 030 22070- Merkur“, erzählt Verhülsdonk. Trotzdem musste sie mit der ausschuss, „denn da steckte das Geld, da wurden die rele­ kretärin im Bundesfamilienministerium und dort maßgeb­ 452 · Telefax 030 22070-439 · [email protected] · www.frauenunion.de · Bun­ Heirat 1949 ihr Philologie-Studium an der Uni Mainz aufge­ vanten Dinge entschieden“. lich am Zweiten Gleichberechtigungsgesetz beteiligt, das des­ge­­schäfts­­­führerin: Claudia Hassenbach · Redaktions­­ leitung:­ Silke ben. Das war damals normal und wurde schlicht erwartet. Jahrelang tingelte Roswitha Verhülsdonk mit anderen unter anderem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf Adam · Verlag: Union Betriebs-Gesellschaft mbH · Egermannstraße 2 · „Als ich häufiger meine anfangs informelle Frauengruppe Frauen durch Rheinland-Pfalz, um weitere Kreis- und Re­ durch flexiblere Arbeitszeiten erleichtert, den Schutz vor 53359 Rheinbach · Telefon 02226 802-0 · Telefax 02226 802-111 · Telefon traf und 1952 mein zweites Kind bekam, sagte mir meine gionalvereinigungen zu gründen – mit Erfolg. Ihrem Vater sexueller Belästigung am Arbeitsplatz regelt und die Beru­ Vertrieb 02226 802-213 · Geschäftsführer: Rudolf Ley · Erscheinungs- Mutter: „Halt mal, du fängst mir jetzt nicht mit Parteiarbeit half sie bei dessen politischen Ambitionen, indem sie als fung von Frauen in Gremien des Bundes vorschreibt. 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