Erstellt im Auftrag der Stadt Gehrden durch

Erarbeitet von Oktober 2017 bis Oktober 2018 von der Klimaschutzagentur Region Hannover gGmbH. Gefördert im Rahmen des KfW-Programms 432 „Energetische Stadtsanierung – Zuschüsse für integrierte Konzepte und Sanierungsmanager“ unter der Zuschussnummer 12369698, durch die N-Bank und die Region Hannover.

Projektteam

Stadt Gehrden Dipl. Kfm. Nurettin Demirel, Leiter Fachbereich 2 Finanzen, Leiter Stabsstelle Steuerungsdienst und Wirtschaftsförderung Dipl. Ing. Wolfgang Middelberg, Leiter Fachbereich 5 Bau und Umwelt Dipl. Ing. Holger Spohr, Fachdienst 53 Umwelt- und Klimaschutz Edmund Jansen, Klimaschutzmanagement

Klimaschutzagentur Region Hannover GmbH Dipl. Geogr. Udo Sahling (Geschäftsführer,) Dipl. Ing. Udo Scherer, Programmleiter Kommunaler Klimaschutz M. Sc. Julia Michalczyk, Programm Kommunaler Klimaschutz M . Sc. Janne Verink, Programm Kommunaler Klimaschutz

Wirtschaftsförderung Region Hannover Rainer Meyer, Standortentwicklung

Energieberater Energiekonzepte Siepe, Dipl. Ing. Benedikt Siepe Ludwig Brokering Dipl.-Ing. Alexandre Trich

Inhalt

Zusammenfassung ...... 5 Einleitung ...... 7 1. Pilotprojekt Gehrden-Ost, Hintergrund, Leitfragen ...... 8 1.1. Stadt Gehrden, Partner und Förderantragsteller ...... 8 1.2. Leitfrage: Was bedeutet Klimaneutralität im Quartier? ...... 11 1.3. Prozessansatz ...... 12 2. Quartier, Akteure, Ausgangssituation ...... 17 2.1. Abgrenzung und Lage des Quartiersrahmens ...... 17 2.2. Einwohnerinnen und Einwohner in Gehrden-Ost ...... 19 2.3. Akteure ...... 20 2.4. Planerische Ausgangssituation Gehrden ...... 22 3. Energiekonzept, Potenziale, Szenarien ...... 28 3.1. Energiekonzept ...... 28 Gebäudebestand ...... 28 Energieeinsatz ...... 29 Öffentliche Einrichtungen ...... 31 3.2. Szenarienbetrachtung ...... 33 3.3. Wohnbebauung in Gehrden-Ost ...... 34 3.4. Gewerbe und Unternehmen ...... 39 3.5. Öffentliche Gebäude und Einrichtungen ...... 43 3.6. Entwicklungen im Energie- und Emissionsmarkt ...... 44 3.7. Verkehr und Mobilität (Bestand und Potenziale) ...... 45 PKW-Verkehr ...... 45 Nahverkehrsplan/ Regionalbuskonzept: ...... 50 4. Querschnittsaufgabe: Klimawandelanpassung ...... 55 4.1. Handlungsbedarf ...... 55 4.2. Leitlinie bzgl. Klimaanpassung ...... 57 4.3. Klimawandelanpassungsempfehlungen ...... 57 5. Perspektiven, Strategien und Maßnahmen ...... 60 5.1. Zukünftige Energieversorgung und Nutzung regenerativer Energien / Rahmenbedingungen für nachhaltigen Klimaschutz ...... 61 5.2. Bauleitplanung, Grundstücksvergabe- und erschließung ...... 62 5.3. Multiplikatoren für den Klimaschutz ...... 62 5.4. Energieeinsparung in der gewerblichen Wirtschaft ...... 62 5.5. Mobilität ...... 62

5.6. Energiebewusstsein, Beratung und Nutzerverhalten ...... 63 5.7. Energieeinsparung im Wohnbestand und energiesparende Neubauten ...... 63 5.8. Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Klimaschutz...... 63 5.9. Exkurs zur Wirtschaftlichkeit von Energiesparmaßnahmen ...... 64 5.10. Umsetzungsstrategie für das Quartier Gehrden-Ost ...... 65 Quellenangaben ...... 68 Abbildungsverzeichnis ...... 71 Tabellenverzeichnis ...... 72 Separate Anhang-Dokumente ...... 72 Materialband ...... 72 Maßnahmenband ...... 72

Zur besseren Lesbarkeit wird in diesem Dokument zum Teil die Sprachform des generischen Maskulinums verwendet. Damit soll keines Falls eine Benachteiligung oder Diskriminierung des jeweils anderen Geschlechts zum Ausdruck gebracht werden.

Zusammenfassung

Mit dem vorliegenden Quartierskonzept Gehrden-Ost hat die Stadt Gehrden ein Pilot-Projekt der Wirtschaftsförderung der Region Hannover in Zusammenarbeit mit der Klimaschutzagentur Region Hannover aufgegriffen und umgesetzt. Im Kontext eines zukunftsweisenden Beitrags zur verantwortungsvollen Stadtentwicklung wurde in einem ausgewählten Stadtquartier untersucht, welche Synergien bei der Quartiersbetrachtung bestehend aus einem größeren geschlossenen Wohngebiet mit angrenzendem Gewerbegebiet sowie kommunalen Liegenschaften entstehen können. Im Quartier sind überdies größere Mehrfamilienhausanlagen von Wohnungsgesellschaften sowie Alten- und Pflegeheime gelegen. Mit dem Pilotprojekt wollte die Region Hannover modellhaft untersuchen lassen, wie die im regionalen Masterplan „100% für den Klimaschutz“ formulierten Ziele „der Schaffung von klimaneutralen Gewerbegebieten“ und der „Nutzung gewerblicher Abwärme- Potenziale“ verknüpft werden können. Darüber hinaus konnte an die Ziele des integrierten kommunalen Klimaschutzkonzepts der Stadt Gehrden angeknüpft werden.

Da es sich bei dem Quartier nicht um eine sozial gewachsene Struktur handelte, wurde auch nicht versucht eine Identität über eine räumliche Verbindung zu schaffen, stattdessen wurde die Herausforderung „Klimaneutrales Quartier“ als verbindendes Ziel und gemeinsame Aufgabe postuliert. Über die Auftaktveranstaltung und eine begleitende Vortragsreihe zu den Konzeptschwerpunkten wurden die Erreichbarkeit und die Interessenlagen der Menschen herausgearbeitet. Methodisch ergänzt der angewendete Bottom-up-Ansatz der Klimaschutzagentur; das bedeutet, Erkenntnisse aus Energieberatungen bei Akteuren im Quartier wurden in die Konzepterstellung und die Maßnahmenentwicklung einbezogen.

Im Ergebnis zeigte sich, dass aktuelle Themen wie Elektromobilität und Photovoltaik das größte Interesse bei allen Akteursgruppen fanden. Durch Energieberatungen und die wiederholte Ansprache über Veranstaltungseinladungen und Austauschangebote konnte im Quartier Interesse geweckt und Vertrauen entwickelt werden. Konkrete Maßnahmen wurden von den Akteuren überlegt, mit Beratern rückgekoppelt und werden bereits in Angriff genommen und mit dem Quartierskonzept in Verbindung gebracht. Auch die Kommunikation über die Projektwebseite wird von den Akteuren unterstützt, um beispielhafte Beratungsergebnisse zu transportieren. Für den Quartiersrahmen wurden im Hinblick auf die Fragestellung „Ist Klimaneutralität im Quartier erreichbar?“ aktuelle Verbrauchsdaten betrachtet und die Potenziale für Energieeffizienz sowie den Einsatz erneuerbarer Energien für alle Bereiche ermittelt, was durch aktuellste Datengrundlagen wie das regional betrachtete Solarpotenzial begünstigt wurde. Die Erkenntnis daraus lautet:

„Klimaneutralität ist in Gehrden-Ost durch Kombination von Effizienzmaßnahmen, Energieträgerwechsel und schnellen Ausbau der Photovoltaik als lokaler Energiequelle bis 2050 erreichbar!“ (Energiegutachter Dipl.-Ing. Benedikt Siepe)

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Aus den Prozesserfahrungen leitet sich ab, dass im Quartier eine zunehmende Bereitschaft vorhanden ist, Klimaneutralität als Zielperspektive zu unterstützen. Die Kommunikation und Rückkopplung zum Projektteam entwickelte sich sehr positiv, Maßnahmenvorschläge konnten konkretisiert werden und die Beteiligungsbereitschaft ist vor allem bei den Unternehmen sehr hoch. Damit ist aus Sicht der Klimaschutzagentur ein Bedarf an weiterer Umsetzungsbegleitung durch ein gefördertes Sanierungsmanagement gegeben. So können weitere Interessenten für den aufwendigeren energetischen Modernisierungsprozess gewonnen und bei der Umsetzung begleitet werden. Darüber hinaus können mit dem Sanierungsmanagement auch akteursübergreifende Ansätze wie der Ausbau der gekoppelten Erzeugung von Wärme und Strom in BHKW oder auch die 100-Sonndächer-Initiative der Energiegenossenschaft nachhaltig umgesetzt werden. Nach den Erfahrungen aus anderen Quartierskonzepten sind Einzelakteure mit solchen Projekten im Regelfall überfordert, da sich Unternehmen um ihr Kerngeschäft kümmern und Verbundlösungen nicht selbstständig verfolgen. Das Sanierungsmanagement wird die Aufgabe haben, auf der Basis des Konzepts, der Maßnahmen und aktueller Entwicklungen in Gehrden und der Region: - die Umsetzung maßnahmenbezogen zu planen - private Hausbesitzer im Zuge von anstehenden Modernisierungszyklen anzusprechen und einzubinden - einzelne Prozessschritte für die übergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung wichtiger Akteure zu initiieren, - Neubau- und Sanierungsmaßnahmen der Akteure unter Effizienzaspekten zu koordinieren und Erfolge zu dokumentieren - als Anlaufstelle für Fragen der Finanzierung und Förderung zur Verfügung zu stehen und ggf. gemeinsame Projektanträge zu initiieren - Unterstützungsangebote beispielsweise bei der Abrechnung komplexer Energiesysteme zu entwickeln - Quartiers- und erfolgsorientierte Öffentlichkeitsarbeit fortzusetzen

Die Übertragung des 2019 in der Verwaltung startenden Car-Sharing auf die Unternehmen und Einwohner bietet bspw. ganz konkrete Handlungsansätze. Auch die Anwendung des gerade zur Testphase veröffentlichten DGNB-Rahmenwerks „Klimaneutrale Gebäude und Standorte“ auf Gehrden-Ost bietet die Chance, für die dort geplante Erweiterung des Gewerbegebietes hocheffizientes Bauen und für den Bestand Modernisieren sowie einen nachhaltigen Gebäudebetrieb voranzubringen, zielorientiert Richtung Emissionsminderung zu begleiten. Daraus wird eine lokale Wertschöpfung erreicht, die nachhaltige Investitionen auslöst, zum großen Teil finanziert aus vermiedenen Energiekosten. Mit gemeinsamer Zielvorgabe, innerer und äußerer Motivation durch Sanierungsmanagement und konkrete Projekte wird der Transformationsprozess im Quartier Fahrt aufnehmen und die Klimaschutz- Ziele erreichen können. In Zusammenarbeit mit dem städtischen Klimaschutzmanagement kann dieser im Sinne eines Quartierscontrollings dokumentiert und gemeinsam über das Quartier hinaus publiziert werden.

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Einleitung

Ist ein klimaneutrales Stadtquartier Gehrden-Ost in der Kombination von Wohnen und Gewerbe möglich - oder gerade erst in dieser Kombination leichter umsetzbar?

Klimaschutzagentur und Region Hannover haben im Jahr 2015 nach Möglichkeiten gesucht, für Gewerbegebiete die Erreichbarkeit der Klimaneutralität (ein Masterplanziel) zu untersuchen und zu gestalten. Eine systematische Bestandsaufnahme von Gewerbegebieten sowie energiewirtschaftliche und siedlungsstrukturelle Analysen in der Region Hannover kristallisierten Gehrden-Ost als ein erfolgversprechendes Modellgebiet heraus. Die Wirtschaftsförderung der Region und Klimaschutzagentur gemeinsam konnten dann 2016 die Stadtverwaltung und die Ratspolitik für das Modellvorhaben „Energetisches Stadtquartierskonzept Gehrden–Ost“ gewinnen.

Nach Bereitstellung der haushalterischen Voraussetzungen und erfolgreichen Förderanträgen bei KfW und N-Bank konnte Ende 2017 der Prozess Quartierskonzept beginnen. Bearbeitet wurden die Fragestellungen: Was ist in Gehrden-Ost genau unter klimaneutral zu verstehen? Was ist dazu zu tun? Ist das von der Ausgangssituation her erreichbar?

Das vorliegende Ergebnis, das bezieht neben fachlichen Untersuchungen auch intensive Akteurs-Beteiligung mit ein und stellt die Antworten vor und zeigt eine mögliche Umsetzungsstrategie auf.

Das KfW-Förderprogramm 432 „Energetische Stadtsanierung – Zuschüsse für integrierte Quartierskonzepte und Sanierungsmanager“ war das ausgewählte Förderprogramm, um diese Fragestellung zu bearbeiten. Es unterstützt die Erreichung der Klimaschutzziele der

Bundesregierung, den CO2-Ausstoß im Gebäudebereich gegenüber 1990 bis zum Jahr 2020 um 40% und bis zum Jahr 2050 um 80-95% zu senken. Mit der Konzepterstellung und der Maßnahmenerarbeitung werden die Ausgangssituation analysiert und die technischen und wirtschaftlichen Einsparpotenziale in einem festgelegten Stadtquartier unter städtebaulichen, denkmalpflegerischen, baukulturellen, wohnungswirtschaftlichen, demografischen und sozialen Aspekten betrachtet (KfW Merkblatt 432, 12-2015). Die Klimaschutzziele des Bundes, die auch jenen der Stadt Gehrden entsprechen, wurden dabei als Zielperspektive auf das Quartier übertragen und sind Grundlage der Betrachtungen. Besonderes Merkmal der KfW- Förderung ist auch die Option, den Umsetzungsprozess durch ein ebenfalls gefördertes Sanierungsmanagement für 3 bis 5 Jahre zu begleiten, d.h. die ausgearbeiteten Maßnahmen zu initiieren und zu koordinieren, um in neutraler Funktion die Akteure zu vernetzen, Vertrauen zu gewinnen und gemeinschaftlich agieren zu können. Eine entsprechende Umsetzung muss im Rat der Stadt Gehrden entschieden werden.

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1. Pilotprojekt Gehrden-Ost, Hintergrund, Leitfragen

1.1. Stadt Gehrden, Partner und Förderantragsteller

Die Stadt Gehrden liegt mit ihren acht Ortsteilen im Süd-Westen der Region Hannover und erstreckt sich auf einer Fläche von ca. 43 km2. In der Kernstadt und den Ortsteilen lebten im Jahr 2017 15.996 Einwohner. Gehrden grenzt innerhalb der Region Hannover an , , , (Deister) und Hannover.

Tabelle 1: Zahlen, Daten und Fakten der Stadt Gehrden (www.gehrden.de, 2018, Trends und Fakten WiFö der Region Hannover Stand 2017), Standortinformation 4/2018 der Region Hannover.

Gesamtfläche 43 km 2

Einwohnerzahl (Stand 2011) 14.211 Einwohner

Einwohnerzahl (Stand 2017) Ca. 15.996 Einwohner

Einwohnerzahl der einzelnen Stadtteile

Gehrden Ca. 10.702 Einwohner

Ditterke Ca. 290 Einwohner

Everloh Ca. 497 Einwohner

Lemmie Ca. 703 Einwohner

Lenthe Ca. 780 Einwohner

Leveste Ca. 1.598 Einwohner

Northen Ca. 899 Einwohner

Redderse Ca. 527 Einwohner

Bevölkerungsdichte Rund 372 Einwohner je km²

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2015) 3.238

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2016) 3.472

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2017) 3.526

Einpendler (2016) 2.563

Auspendler (2016) 4.279

Einpendler (2017) 2.740

Auspendler (2017 5.140

Fahrzeuge je 1.000 Einwohner (2015) 551

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Autobahnen und Bundesstraßen B65

Bahnanschluss S-Bahn: Strecken Haste - Hannover und Hameln - Hannover

Bahnhöfe Lemmie und Bahnhof Weetzen (Ronnenberg)

Busanbindung Regionale Buslinien im Großraumverbund Hannover und Stadtbuslinien

Der Wirtschaftsstandort Gehrden ist geprägt durch einen 70-prozentigen Anteil im Dienstleistungsbereich, Handel und Handwerksbetriebe und der mittelständischen Industrie. In Gehrden ist das KRH Klinikum Robert Koch Gehrden angesiedelt mit 9 Fachabteilungen. Zu Branchenschwerpunkten entwickeln sich die Gesundheitswirtschaft und der Bereich regenerative Energie. Die ansässigen Betriebe profitieren von einer guten Verkehrsanbindung über die Bundesstraße 65 an die A2 und A7 sowie dem für Arbeitnehmer günstigen Anschluss an das S-Bahn-Netz.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Gehrden betrug in 2017 7.210 Beschäftigte. Für das selbe Jahr verzeichnete Gehrden 2.740 Einpendler und 5.140 Auspendler.

Die Stadt Gehrden hat von April 2008 bis August 2009 ein Klimaschutz-Aktionsprogramm erarbeitet, das am 16.12.2009 vom Rat der Stadt Gehrden beschlossen wurde. 2014 wurde die Umsetzung dieses Klimaschutz-Aktionsprogramm als Beitrag der Stadt Gehrden zum Masterplan „100% Klimaschutz für Stadt und Region Hannover“ festgeschrieben.

Die Schwerpunkte darin liegen auf

 Energieeinsparung in allen Zielgruppen und Anwendungsbereichen

 Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung

 Ausbau regenerativer Energieträger, insbesondere der Solar-, Bioenergie-, Wind-, Geothermie- und Wasserkraftnutzung

 Klimaschonende Mobilität (EcoFuel und Radverkehrskonzept)

 Gebäudemodernisierung

 Netzwerkarbeit mit den kommunalen Akteuren

Um die Maßnahmen aus dem Klimaschutz-Aktionsprogramm umzusetzen und einen Ansprechpartner in Sachen Klimaschutz zur Verfügung stehen zu haben, wurde 2017 eine BMU geförderte Stelle für Klimaschutzmanagement in der Stadt Gehrden für zunächst drei Jahre eingerichtet.

1.1.1. Wirtschaftsförderung Gehrden koordiniert Pilotprojekt

Die Wirtschaftsförderung der Stadt Gehrden hat die Projektverantwortung innerhalb der Stadtverwaltung und wirkte zusammen mit der Leitung des Fachbereiches 5, Bau und Umwelt,

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der Fachdienstleitung Umwelt und dem Klimaschutzmanagement engagiert im Erstellungsprozess mit. Weitere Fachbereiche waren im Prozess durch Datenzulieferung, Öffentlichkeitsarbeit und Informationsgespräche einbezogen.

1.1.2. Wirtschaftsförderung der Region Hannover als Initiator des Pilotprojekts

Die Wirtschaftsförderung der Region Hannover hat aus dem Integrierten Klimaschutzkonzept der Region die Aufgabe, Gewerbegebiete klimaneutral zu entwickeln (Maßnahme D08) und aus dem Masterplan „100% für den Klimaschutz“ die Aufforderung, die „Nutzung von Abwärme aus Unternehmen“ zu intensivieren (Kapitel 3.2.3). In Zusammenarbeit mit der Klimaschutzagentur wurden notwendige Randbedingungen für geeignete Gewerbegebiete zusammengestellt und die Stadt Gehrden als eine mögliche Startkommune für ein Pilotprojekt angesprochen, das sich dort neben Gewerbebetrieben auch Wohnen und Wohnungswirtschaft sowie kommunale Gebäude befinden. Das Projekt wurde in der Konzeptphase vom Bereich Standortentwicklung begleitet.

1.1.3. Gemeinnützige Klimaschutzagentur Region Hannover gGmbH – Entwicklung Pilotprojektansatz

Die regionale, gemeinnützige Klimaschutzagentur hat die Randbedingungen eines geeigneten Modell-Gebietes formuliert. Zur Klärung der Fragestellung Klimaneutralität wurden ein Bilanzrahmen festgelegt und die Methodik mit Energieberatern abgestimmt. Um die Konkretisierung von Ergebnissen möglichst frühzeitig zu erreichen, wurde die Vorgehensweise des Bottom-Up-Ansatzes in das Pilotprojekt eingebracht: Durch Akteursbeteiligung und themenbezogene Energieberatungen vor Ort sollen Einblicke in die Interessen, die Bedarfe und die Motivierbarkeit von Einwohnern und Betrieben gewonnen werden, als Grundlage für gezielte Maßnahmenvorschläge. Außerdem eröffnen die Beratungsergebnisse den Beratenen sofortige Handlungsmöglichkeiten, die ohne Wartezeit und Nachteile für den Quartiersansatz umsetzbar sind. Den Beratungs-Erkenntnissen hinterlegt werden detaillierte Untersuchungen zu den Potenzialen der erneuerbaren Energienutzung und von Effizienzmaßnahmen, um die Ausgangsfrage zu beantworten. Das Projektteam der Klimaschutzagentur bestand aus Dipl.- Ing. Udo Scherer und M. Sc. Julia Michalczyk sowie zu Beginn M. Sc. Janne Verink.

Für den Bottom-Up-Ansatz wurden Beratungen für Unternehmen zu den Bereichen Energieeffizienz, Solarenergienutzung und Elektromobilität für den eigenen Fuhrpark und Ladeoptionen für Mitarbeiter-Fahrzeuge angeboten. Diese orientierten sich inhaltlich an den Checks der Kampagne e.co.Bizz. Durch die KfW-Förderung war ein flexibler zeitlicher Umfang möglich.

Beratungen für Privathaushalte orientierten sich an den Beratungsprodukten der Kampagne „Gut beraten starten“ und wurden ebenfalls in diesen Themen durchgeführt, ergänzt um Stromsparberatungen. Auch hier war der zeitliche Umfang flexibel.

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Beratungen für kommunalen Einrichtungen wurden mit dem Schwerpunkt auf Energieeffizienz und bauliche Maßnahmen sowie Technikoptimierung gelegt, da die kommunale Solarenergienutzung in Gehrden überall dort bereits realisiert ist, wo die baulichen Voraussetzungen der kommunalen Gebäude und die Wirtschaftlichkeitsanforderungen des Gehrdener Solarprojekts es zulassen. Der Beratungsumfang wurde den Anforderungen der Gebäudebetrachtung angepasst.

Aus dem Berater-Pool der Klimaschutzagentur wurden folgende Energieberater eingesetzt:

Tabelle 2: Energieberatungen für Unternehmen im Überblick

Berater Beratungsschwerpunkt

Energie Brokering Solar- und E-Mobilitäts-Check

Alexandre Trich Energie-Effizienz-Check

Tabelle 3: Energieberatungen für Privatleute im Überblick

Berater Beratungsschwerpunkt

Energie Brokering Solarenergieberatung und Elektromobilität

Benedikt Siepe Heizung und Modernisierung

Andreas Lau Strom sparen

Die Beratungen im kommunalen Bereich wurden von Dipl. Ing. Benedikt Siepe durchgeführt.

1.2. Leitfrage: Was bedeutet Klimaneutralität im Quartier?

Viele Einzelmaßnahmen können dem Klimaschutz zugeordnet werden und sind heute schon realisiert, oder finden einfach so statt. Mit der Fragestellung nach Erreichbarkeit der Klimaneutralität soll ein gemeinsames Ziel formuliert werden, dass diese Einzelmaßnahmen dann evtl. ambitionierter ausfallen lässt oder sie mindestens in den Kontext der Zielerreichung stellt. Zur Konkretisierung des Begriffsverständnisses werden Interpretationen verschiedener Organisationen im Anhang vorgestellt.

1.2.1. Welcher Ansatz ist passend für Gehrden-Ost? Wie können die Akteure das Ziel erreichen?

Klimaneutralität im Rahmen des Quartierkonzeptes Gehrden-Ost wurde für diese Konzepterstellung so definiert, dass für den räumlich festgelegten Quartiersrahmen und die zeitliche Betrachtung eines Jahresverlaufs die Energieverbräuche im Quartier bilanziell durch erneuerbare, emissionsfreie Energiequellen gedeckt werden, die sich nach Möglichkeit im Quartier befinden. Dabei sollen mögliche Synergien im Quartier durch unterschiedliche

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zeitliche und räumliche Energiebedarfe und Erzeugungsmöglichkeiten von Wohnen und Gewerbe ausgeschöpft werden. Ergänzend wird im Strombereich der bisherige Anteil erneuerbarer Erzeugung in der gesamten Stadt Gehrden durch Wind, Biomasse, Photovoltaik, auch beim Strombezug, bereits zu Grunde gelegt. Der Verkehrsbereich wird in Form einer Abschätzung betrachtet, die auch mögliche Veränderungen durch neue Mobilitätsangebote einbezieht. Durch einen sich abzeichnenden verstärkten Wechsel zur E-Mobilität in den nächsten Jahren wird der Stromverbrauch insgesamt ansteigen. Dies wird sich auch beim Stromverbrauch im Quartier abzeichnen. Der dadurch ersetzte fossile Kraftstoffeinsatz muss in der Bilanzierung über plausible Gutschriften berücksichtigt werden.

Bei der Ermittlung der Klimaneutralität werden stoffliche Bilanzen aufgrund der damit verbundenen Komplexität und nicht zu leistenden Datenerfassung nicht berücksichtigt.

Die im Quartierskonzept Gehrden-Ost angewandte Herangehensweise entspricht methodisch grundsätzlich dem DGNB Rahmenwerk: Alle im Quartier stattfindenden Energieverbräuche und die produzierten Energiemengen werden mittels Emissionsfaktoren bewertet und in einer Jahresbilanz aufaddiert gegenübergestellt. Im Detail könnte dieses Rahmenwerk nach seiner Erprobung eine klar definierte und geeignete Grundlage für eine zertifizierbare, zahlenmäßige Betrachtung der Quartiersentwicklung Gehrden-Ost bieten können. Grundsätzlich könnte auf dieser Basis auch für jedes Einzelgebäude ein Entwicklungspfad vereinbart werden, der bis zum Jahr 2050 die jährlich zulässigen Emissionen betrachtet und einzuhaltende Ziele angibt. Die DGNB-Zertifizierbarkeit könnte für die Nachhaltigkeitsziele der Gehrdener Unternehmen ein interessanter Entwicklungsanreiz sein.

In diesem Konzept wird über die Potenzialbetrachtungen auch berechnet, wie viele erneuerbare Energieanlagen und in welcher Ausprägung erforderlich sind, um den Verbrauch/den Bedarf bilanziell zu decken, bzw. welche Energiemenge ggf. darüber hinaus bei Potenzialausschöpfung bereitgestellt werden könnte. Denn auch wenn der Quartiersrahmen zunächst die Bilanzgrenze ist, besteht regenerativer Energiebedarf in den übergeordneten Handlungsebenen nach wie vor, so dass die Potenzialerschließung nicht bei Erreichung der bilanziellen Quartiersversorgung enden darf.

1.3. Prozessansatz

Die Konzepterstellung wird aus der Sichtweise der Akteure im Quartier durchgeführt, die letztlich mitwirken oder selbst Initiative ergreifen müssen bei der Maßnahmenumsetzung und in der Regel auch bei der Finanzierung. Deshalb ist die Bewusstseinsbildung und Motivation ein Schwerpunkt schon in der Konzepterstellung, damit diese Aufgabe im weiteren Prozess (Sanierungsmanagement) aufgenommen und weiterentwickelt werden kann.

1.3.1. Projektbeteiligte

Antragsteller für das energetische Stadtquartierskonzept ist entsprechend den Vorgaben des KfW-Programms die Stadt Gehrden. Mit initiiert wurde die inhaltliche Zielrichtung vom Bürgermeister, der Stadtplanung und der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung, die darin

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eine Zukunftschance und Entwicklungsperspektive für das innerstädtische Gewerbegebiet und die angrenzende Wohnbebauung als Quartier sehen. Die Entwicklungspfade der Energieeinsparung bzw. der erneuerbaren Erzeugung wurden durch die Beratungsergebnisse bei den ansässigen Akteuren erarbeitet und gestaltet. Über das personelle Engagement der Verwaltungsmitarbeiter aus Stadtplanung, Wirtschaftsförderung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Gebäudewirtschaft in einem Projektsteuerungsteam und im Prozess, brachte die Stadt einen monetär anrechenbaren Eigenanteil ein. Über die Klimaschutzziele und -maßnahmen der regionalen Konzepte „Masterplan 100% Klimaschutz“ und des Klimaschutzkonzepts der Region Hannover war ebenfalls die Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der Region Hannover daran interessiert, neue Erkenntnisse zu den Entwicklungsperspektiven bestehender Gewerbegebiete in Richtung Effizienzstrategien, übergeordneter Versorgungslösungen und Möglichkeiten zur Erreichung von Klimaneutralität zu gewinnen. Daher unterstützte auch die Region Hannover die Prozessdurchführung finanziell.

1.3.2. Datenermittlung

In einem dialogischen Beteiligungsprozess wurde durch Informationsangebote und individuelle Beratungen ein Zugang zu den Akteuren gesucht. Die mittels Beratungen und Gesprächen mit den Beteiligten gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse in den Unternehmen, den Wohngebäuden und Haushalten wurden aufbereitet und als Grundlage für Maßnahmenvorschläge verwendet. Auch konnten bereits konkrete, Empfehlungen zu baulicher und technischer Energieeffizienz für die eigenen Objekte und den Ausbau erneuerbarer Energieanlagen an die Akteure im Quartier gegeben werden. Darüber hinaus wurden für die Konzepterstellung folgende grundlegende Daten zum Quartier einbezogen, die aus den angegebenen Datenquellen zur Verfügung gestellt wurden:

 Daten zur Sozialstruktur, Stand 2016 (www.gehrden.de)

 Energiebericht der Stadt Gehrden von 2016 (Stadt Gehrden)

 Straßenlistung des Quartiers (Stadt Gehrden)

 Energie-Verbrauchsdaten des Quartiers nach Straßen (Strom- und Gasverbrauch Stand 2015, Einspeisemengen KWK-G von 2016) von Avacon AG

 Verbrauchsdaten öffentlicher Gebäude in der Stadt Gehrden (Stand 2015, Stadt Gehrden)

 LIDL Technikkonzept (LIDL Vertrieb)

 3D- Gebäudemodelle (LoD2-Daten) vom Landesamt für Geoinformation und Landvermessung Niedersachsen (LGLN)

 Digitale ALKIS-Daten (Flurstücke, Gebäude und tatsächliche Nutzung vom Landesamt für Geoinformation und Landvermessung (LGLN)

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 Durchschnittliche tägliche Verkehrsstärken der Stadt Gehrden, Stand 14.11.2017 (Region Hannover, Fachbereich Verkehr)

 Tageswerte der Schulstraße (Stand 22.07.2015-29.07.2015) und Robert-Bosch- Straße (Stand 14.03-21.03.2016) (Stadt Gehrden)

 Zulassungszahlen für E-Kfz für die Stadt Gehrden (Region Hannover 2010-2018)

 Quartiersspezifischer Auszug aus der Verkehrsmengenkarte 2015 der Region Hannover (Region Hannover 2018)

 Quartiersspezifischer Auszug des ÖV-Verkehrsmodells der Region Hannover (Region Hannover 2018)

 Daten der Solarpotenzialanalyse für Gehrden-Ost (Region Hannover 2018)

Im Rahmen der umfangreichen Bürgerbeteiligung konnten einige Informationen über das Projektgebiet gesammelt werden. Wichtige Informationsquelle waren die Einwohner selbst, die in den Veranstaltungen, Rundgängen und persönlichen Gesprächen vor Ort gerne Auskunft gaben. Essentiell für die Datenermittlung der Konzepterstellung waren ebenfalls die Energieberatungen, die von drei Energieberatern zwischen Oktober 2017 und Juni 2018 in den Unternehmen und bei den Hauseigentümern des Quartiers durchgeführt wurden. Sie bilden die Grundlage für die Ist-Analyse und Typologie der im Gebiet vorherrschenden Gebäudetypen. Zugleich konnten mögliche Optimierungsansätze mit den Einwohnern, Wohnungsgenossenschaften und Unternehmen vor Ort diskutiert und auf ihre Tauglichkeit geprüft werden.

Außerdem stellte das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) Daten zu Dachflächen und Dachformen im Quartier zur Verfügung. Die LoD2-Daten (Strukturmodelle) wurden aus Hausumringen und ALS-Daten (Airborne Laser Scanning - ALS) modelliert. Digitale ALKIS-Daten (Amtliches Liegenschaftskatasterinformationssystem) der Stadt Gehrden wie Flurstücke, Gebäude und Daten zur tatsächlichen Nutzung wurden ebenfalls vom LGLN bereitgestellt.

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1.3.3. Bottom Up Ansatz/ Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit / Kommunikation

Die Besonderheit bei der Konzepterstellung des energetischen Quartierskonzeptes liegt in dem Angebot der interaktiven Einbindung aller Akteure bei der Konzepterstellung durch individuelle Beratungsangebote und der gezielten Nutzung des damit verbundenen Erkenntnisgewinns. Dieser bezieht sich sowohl auf die energetische Ausgangssituation als auch auf die jeweiligen Einzelpotenziale für Effizienzsteigerungen, den Einsatz erneuerbarer Energien und der Entwicklung übergreifender Lösungen. Dieses Vorgehen wird von der Klimaschutzagentur als Bottom-Up-Ansatz bezeichnet. Abbildung 1: Bürgerbeteiligung Durch die Einzelberatungen werden individuelle Effizienzansätze den beteiligten Akteuren vermittelt und die eigenen Handlungsmöglichkeiten gestärkt. Gleichzeitig fließen die Einzelergebnisse anonymisiert in einen Gesamtkontext ein, der schlussendlich an alle Beteiligten kommuniziert wird. Durch die Bündelung von Informationen in einem Beraterteam entstehen Synergien zwischen den lokalen Akteuren, den Betrieben, kommunalen Liegenschaften und privaten Hausbesitzern, die so leichter zu Lösungen umgesetzt werden können. Durch intensive Beteiligungsangebote und den „Bottom- Up“-Ansatz der Klimaschutzagentur werden Erkenntnisse für alle gewonnen und es wird ein erster Handlungsanstoß schon während der Konzeptphase gegeben.

Die Beteiligung der einzelnen Akteure stellt sicher, dass die lokalen Bedürfnisse in der Bestandsanalyse und der Konzepterstellung Berücksichtigung finden. Zugleich ist sie wichtig, um eine positive Grundstimmung für die Umsetzungsphase zu erzeugen.

Den Start der Bürgerbeteiligung symbolisierte die Auftaktveranstaltung am 7. November 2017 im Gymnastikraum des SV Gehrden. Daran anschließend wurde eine Veranstaltungsreihe mit den Kernthemen der Konzepterstellung angeboten. Information der Quartierbewohner, aber auch eine erste Interessensabfrage sollten damit erreicht werden.

Tabelle 4: Veranstaltungsreihe im Überblick

07.11.17, Auftaktveranstaltung des energetischen Stadtquartierskonzeptes Gehrden-Ost 18-20 Uhr beim SV Gehrden

29.01.18, Info- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Gebäudemodernisierung“ im 18-20 Uhr Rathaus Gehrden

26.02.18, Info- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Elektro-mobilität in Gehrden- 18-20 Uhr Ost?“ bei der Avacon AG in Gehrden

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09.04.18, Info- und Diskussionsveranstaltung zum Thema „Smart Home – Klimaschutz 18-20 Uhr durch Handy-App?“ bei der Avacon AG in Gehrden

07.05.18, „Eigene Energieversorgung im Unternehmen mit Photovoltaik und 18-20 Uhr Blockheizkraftwerk – lohnt sich das?“ beim Unternehmen Fensterbau Rohde in Gehrden.

28.05.18, „Was Sie schon immer wissen wollten…Fragen an die e-mobilen, 18-20 Uhr solarversorgten Nachbarn“. Erfahrungsberichte zum privaten E-Auto und der Solarstrom- und Wärmeerzeugung. Tipps und Motivation fürs eigene Vorhaben. Bei Familie Brachem, Bürger aus dem Quartier.

25.06.18, Austausch und Zwischenbilanz zur Konzepterstellung in der Oberschule 17-19 Uhr Gehrden

Anfang Geplante Abschlussveranstaltung 2019

Alle öffentlichen Veranstaltungen wurden umfangreich und unterstützend durch die lokale Presse, insbesondere durch die HAZ, den Anzeiger Burgbergblick, www.con-nect.de sowie auf der Homepage www.esqk.de angekündigt, begleitet und öffentlich dokumentiert.

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2. Quartier, Akteure, Ausgangssituation

2.1. Abgrenzung und Lage des Quartiersrahmens

Fördervoraussetzung der KfW ist, dass es sich um ein geschlossenes Gebiet handelt mit mindestens zwei zusammenhängenden Gebäuden. Des Weiteren muss mindestens ein Wohngebiet eingeschlossen sein, aber auch gemischte Wohn- Gewerbegebiete sind zulässig. Reine Gewerbegebiete hingegen sind nicht förderfähig. Daraus und aus den Gesprächen mit den Beteiligten hat sich der in der Abbildung 2: Quartiersabgrenzung für das energetische Stadtquartierskonzept Gehrden-Ost, bildlich dargestellte Quartiersrahmen ergeben.

Grundgedanke dabei war, dass sich aus technischer Sicht die energetischen Bedarfe und Er- zeugungskapazitäten erneuerbarer Energieanlagen für Gewerbe und Abbildung 2: Quartiersabgrenzung für das energetische Stadtquartierskonzept Gehrden-Ost Wohnen zeitlich ergänzen und neue Synergien möglich sind. Das Quartier liegt östlich der Kernstadt in Gehrden. Im Norden und Osten wird es durch die K231 vom Stadtweg über die Ronnenberger Straße begrenzt. Einbezogen ist der Standort der Biogasanlage Gehrden im Nordosten der Ronnenberger Straße, da diese über eine Roh- Biogas-Leitung bereits jetzt das Delfi-Bad (ein Hallen- und Freibad) energetisch versorgt. Im Osten und Süden wird das Quartier von der an das Gewerbegebiet und das südlichere Wohngebiet von Lange Feldstraße bis Beethovenring angrenzende Feldmark begrenzt. Im Westen sind die Schulstraße von der Einmündung Lemmiere Bergfeld über den Stadtweg bis wiederum zur K231 die Grenzlinien.

Zusätzlich einbezogen ist im Westen der Bereich um die Grundschule und Rote Schule von der Lange Feld Straße als südliche Begrenzung, westlich die Schaumburger Str. bis zum Nedderntor im Norden. So soll ausgehend von einer Leitidee „Klimaneutrales Gewerbegebiet“

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die Zielmarke „klimaneutrales Quartier Gehrden-Ost“ untersucht und notwendige Maßnahmen zur konkreten Erreichbarkeit herausgearbeitet werden.

Die Wahl dieses Quartierrahmens bezieht also das Gewerbegebiet im Osten der Kernstadt sowie die im Süden daran angrenzende Wohnbebauung ein. Damit soll als Möglichkeit eine gemeinsame Energieversorgung (Nahwärmenetz, thermosolare Einspeisung, BHKW- Energiezentrale mit tatsächlichem Biogasbetrieb, Photovoltaik-Integration aus allen anliegenden Dachflächen, etc.) untersucht werden, die einen Ausgleich zwischen verschiedenen energetischen Lastkurven herstellt und dadurch Synergien im Energiebedarf oder den Erzeugungspotenzialen erschließen kann. Abbildung 3: Luftbildaufnahme vom Quartier Der Bezug zum Quartier als Handlungsraum Gehrden-Ost (www.google.de) erleichtert die Einbindung der unterschiedlichen relevanten Akteure, dadurch kann auch eine intensivere und konkretere Umsetzung stattfinden. Auch für

die Ermittlung von CO2-Bilanzen und Minderungspotenzialen ist die Quartiersebene eine geeignete Größe, die es ermöglicht, Erfolge messbar zu machen.

Abbildung 4: Quartiersgebiet mit Kennzeichnung

der Flächen

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2.2. Einwohnerinnen und Einwohner in Gehrden-Ost

In der Kernstadt Gehrden leben insgesamt 10.702 Menschen1 (Stand 2017). Rechnet man pro Wohneinheit 3 Personen im Haushalt, kommt man auf ca. 4.900 Einwohnerinnen und Einwohner im Quartier.

298 Ein- und Zweifamilienhäuser = 894 Personen

130 Reihenhäuser, entspricht 130 = 390 Personen WE

120 Mehrfamilienhäuser, mit = 3600 Personen jeweils (geschätzt) 10 WE =1200 WE

Summe = 4884 Personen im Quartier.

Aus der Tabelle ist ersichtlich, dass der private Wohnungssektor von privaten Einzeleigentümern dominiert wird. Anliegend zum Beethovenring und unter anderem zur Orffstraße finden sich auch einige andere Eigentümer, meist die Wohnungsgesellschaften OSTLAND und meravis.

2.2.1. Gewerbe und Unternehmen in Gehrden-Ost

Eine Auswertung aus Telefonbüchern ergab, dass die Gewerbebetriebe folgenden Bereichen zuzuordnen sind:

Tabelle 6: Struktur der Gewerbebetriebe

Anteil Bereich Anzahl [%] Bauwesen 36 45,6% Kfz 23 29,1% Dienstleistung 8 10,1% Büro 7 8,9% Handel 2 2,5% Gesundheitswesen 2 2,5% Anlagenbau 1 1,3% Summe 79 100,0% Danach sind rund 46% aller Betriebe dem Bauwesen zuzuordnen und weitere 29% dem Kfz- Gewerbe (Werkstätten oder Handel), gefolgt von Dienstleistungsbetrieben und Büros.

1 Stadt Gehrden: Statistischer Jahresbericht 2017 (Stand 27.03.2018), S. 4 (www)

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2.2.2. Öffentliche Gebäude und Einrichtungen in Gehrden-Ost

Folgende öffentliche Gebäude und Einrichtungen befinden sich im Quartier:  Delfi-Bad  Oberschule Gehrden  Oberschule Sporthalle  Jugendpavillon  Grundschule "Langes Feld"  Sporthalle "Langes Feld"  Kindertagesstätte "Langes Feld"  Grundschule "Am Castrum"  Sporthalle „Am Castrum“  Kindertagesstätte „Am Castrum“  Kindergarten Nedderntor  Margarethenkindergarten  Evangelischer Kindergarten

2.3. Akteure

Wesentlich für die Entscheidung als Standort war das Engagement relevanter Akteure wie der Stadtverwaltung mit der Wirtschaftsförderung, der Energiegenossenschaft, zahlreicher Unternehmen sowie Einwohner, die sich bereits in der Vergangenheit bei der Investition von Bürgerenergieanlagen engagierten. Durch in der Vergangenheit bereits erfolgte vereinzelte Energieberatungen für Unternehmen gab es im ausgewählten Quartier bereits positive Erfahrungen und Anknüpfpunkte

Zudem sind zentrale öffentliche Einrichtungen im Quartier vorhanden wie das Hallen- und Freibad Delfi-Bad, Grundschule, Oberschule, Kindertagesstätten, Sporthallen und Vereinsheim des SV Gehrden (auf städtischem Grundstück) sowie die Rote Schule, bei denen z.T. Modernisierungsbedarf besteht. Dies bietet Ansatzmöglichkeiten für übergreifende energetische Versorgungslösungen, die Effizienzpotenziale und erneuerbare Erzeugung verbinden. Das Engagement der Stadt in ihren Einrichtungen soll motivierend in den Quartiersansatz einbezogen werden.

Wohnungswirtschaft

Im Quartier wurden die großen, auch in der Region Hannover ansässigen Wohnungsbauunternehmen KSG, meravis und OSTLAND Wohnungsgenossenschaft e.G. in die Konzepterstellung einbezogen. Die KSG hat erst 2017 in Zusammenarbeit mit der AWO ein Gebäude für altersgerechte, barrierearme Wohnungen errichtet und kaum Handlungsspielräume bis auf Solarenergienutzung. Mit meravis und der OSTLAND wurden vertiefende Gespräche geführt und die objektbezogen anstehenden Maßnahmen sollen zukünftig darauf überprüft werden, ob eine Einbeziehung in Quartierslösungen (Wärmeverbund; Regenerative Erzeugung) möglich bzw. tragfähig ist. Dazu haben die Unternehmen eigene Beiträge erstellt.

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Ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement

 Besonders hervorzuheben ist das langjährige, bürgerschaftliche Engagement der Energiegruppe aus der Agenda 21-Initiative, die zunächst das Gehrdener Solarprojekt initiierte und aufgrund des Finanzumfangs und erforderlicher Professionalisierung 2015 die Energiegenossenschaft ENER:GO gründete, um weitere Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien oder auch zukünftig Effizienzprojekte realisieren zu können. Aus Agenda-Initiative und ENER:GO wurden neue Maßnahmenideen entwickelt, um die Solarpotenziale der Dachflächen im Quartier und darüber hinaus erschließen zu können.

 Der ADFC Gehrden/Ronnenberg ist bereits seit 28.01.2010 sehr aktiv in Gehrden. Tätigkeitsschwerpunkte der ehrenamtlichen Arbeit sind die Verbesserung des Radverkehrs durch intensive Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und das Angebot von geführten Radtouren im Calenberger Land2. Mit dem langjährigen Sprecher des ADFC wurden vertiefende Gespräche geführt zum Status-Quo in Gehrden-Ost und beabsichtigten Maßnahmen, die im Maßnahmenband beschrieben sind.

 Auch die Ortsgruppe des NABU Gehrden/Benthe e.V. engagiert sich seit vielen Jahren für die Erhaltung der Natur und der Umwelt. Insbesondere in den Bereichen Energiegewinnung, Artenvielfalt, Naturschutz oder Biogas- und Windkraftanlagen ist der NABU aktiv und steht in Kontakt mit den zuständigen Behörden3. Bei Modernisierungen und Gartengestaltungen, aber auch bei Grünflächen im öffentlichen Raum und um Gewerbebetriebe sollten Naturschutzbelange in Pflanzen- und Gehölzauswahl Eingang finden und auch bei der Bewirtschaftung (naturnahes Gärtnern) Eingang finden. Auf betrieblichen Erweiterungsflächen oder verwilderten Bereichen finden sich zunehmend Biotope seltener Arten ein.

 Weiterhin hervorzuheben ist aber auch das Engagement einzelner Einwohner aus Gehrden. Viele Interessierte waren bei den Informations- und Diskussionsveranstaltungen dabei und haben intensiv zu den vorgestellten Themen diskutiert. Besonders engagiert war die Zusammenarbeit mit Familie Brachem, die sich von Beginn an, in vielfältiger Art und Weise am Quartierskonzept beteiligt hat und die eigenen umgesetzten Maßnahmen Interessierten Einwohnern erklärt und vorgestellt hat.

2 ADFC Ortsgruppe Gehrden/Ronnenberg: Aktuelles zur Ortsgruppe (www) 3 NABU Gehrden/Benthe e.V.: Aktuelles zur Ortsgruppe (www)

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2.4. Planerische Ausgangssituation Gehrden

2.4.1. Regionales Raumordnungsprogramm RROP – Welche Entwicklungsperspektiven sind für Gehrden vorgegeben?

Die Stadt Gehrden ist entsprechend des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) für die Region Hannover als Grundzentrum ausgewiesen sowie als „Standort Schwerpunktaufgabe Sicherung und Entwicklung von Wohnstätten“ festgelegt. Das Gebiet südlich der Stadt Gehrden ist als Vorranggebiet für die Siedlungsentwicklung ausgewiesen. Laut RROP ist es langfristig der Wohnnutzung vorbehalten. Westlich des Bereichs verläuft die Kreisstraße (K 230), die im RROP als „Vorranggebiet Straße von regionaler Bedeutung“ festgelegt ist. Die südlich und westlich an die Kreisstraße angrenzenden Flächen sind im RROP nachrichtlich als „vorhandene Bebauung / bauleitplanerisch gesicherter Bereich“ dargestellt.

Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft sind der Deister, der Gehrdener Berg, der Kleine Deister / Nesselberg sowie der Bereich zwischen der BAB2 und der B65. Die Stadt Gehrden ist als zentrales Siedlungsgebiet festgelegt.

Abbildung 5: RROP Ausschnitt Gehrden Stand 2016 (Stadt Hannover 2016)

Vorsorgegebiet für Natur und Landschaft sind der Deister, der Gehrdener Berg, der Kleine Deister / Nesselberg sowie der Bereich zwischen der BAB2 und der B65. Die Stadt Gehrden ist als zentrales Siedlungsgebiet festgelegt.

Freiraumentwicklung und Bodenschutz: Im umliegenden Bereich der Stadt Gehrden ist ein Vorranggebiet Freiraumfunktion festgelegt. Dieses ist auf Grund der herausragenden Bedeutung für die ortsübergreifende, großräumige Gliederung der Siedlungsstruktur, für die siedlungsnahe Erholung und das Landschaftserleben, für die klimaökologische Ausgleichsfunktion sowie für den Arten- und Biotopschutz und die ökologische Vernetzung (Biotopverbund) zu sichern.

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Das Vorranggebiet Nummer 33 grenzt an das Quartier Gehrden-Ost an. Das Gebiet Nummer 33 erstreckt sich zwischen Ronnenberg, Gehrden und dem und wird hier von der B 65 begrenzt. Das Gebiet wird landwirtschaftlich genutzt und von mehreren Straßen gekreuzt. Mehrfach quert auch der Grüne Ring (Anhang zu 3.1.1. RROP 2016). Festgelegt und relevant für das Quartier ist die Vorgabe der Entwicklung einer landschaftlichen Einbindung am Siedlungsrand (Abbildung 6).

Abbildung 6: Vorgabe der Entwicklung einer landschaftlichen Einbindung am Siedlungsrand

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Abbildung 7: Ausschnitt aus dem regionalen Raumordnungsprogramm (Region Hannover 2016)

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2.4.2. ILE-Region Calenberger Land

LEADER steht für "Liaison Entre Actions de Dévelopement de l'Économie Rurale" (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) und ist ein Methodischer Ansatz im Rahmen des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) zur Förderung der ländlichen Räume4 .

Die ILE-Region (Integrierte ländliche Entwicklungsregion) „Calenberger Land“ besteht aus dem Zusammenschluss der Städte Barsinghausen, und Gehrden sowie der Gemeinde Wennigsen. Ziel der Integrierten Ländlichen Entwicklung ist ein gemeinsames Wirken von Akteuren der jeweiligen Region. Darunter wird die interkommunale Zusammenarbeit unter Mitwirkung von Wirtschafts- und Sozialpartnern sowie sonstiger Einwohner verstanden. Die Grundlage bildet ein Integriertes Regionales Entwicklungskonzept, dessen Umsetzung von einem Regionalmanagement, hier Amtshof Eicklingen, begleitet wird.

Abbildung 8: ILE Region Calenberger Land (Gemeinde Wennigsen, http://www.calenberger.land/node/3)

In dem für die ILE-Region grundlegenden regionalen Entwicklungskonzept (ILEK) wurden vier Handlungsfelder herausgearbeitet:

1. Vitale Städte, lebendige Dörfer, lebenswerte Region

2. Faire Chancen für alle von Jung bis Alt

3. Starke Wirtschaftsregion mit Zukunftsprofil

4. Durchgrünte Region – Naherholung, Kultur und Tourismus5.

4 DVS – Netzwerk ländlicher Räume: LEADER (www ) 5ILE Region Calenberger Land: Regionales Entwicklungskonzept, ILEK PDF (www)

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Im Gespräch mit dem Regionalmanagement6 ergaben sich folgende Maßnahmenoptionen in Gehrden, die auch für das energetische Stadtquartierskonzept Gehrden-Ost nützlich wären:

- Ladeinfrastruktur für Mieterhaushalte

- Co-Working-Places in direkter Umgebung von Schulen/ KiTas,

- Radverkehrskonzept für die Stadt Gehrden, eine Förderung durch das BMU wäre Voraussetzung, die jedoch an Antragszeitfenster gebunden ist.

Die Kombination der Maßnahmenoptionen des ILE mit einem Sanierungsmanagement zur Identifikation und Umsetzungsbegleitung wird gute Ergebnisse erbringen können, da häufig entweder fehlendes Geld oder fehlendes Personal mit Ortspräsenz- und Akteurskenntnis zur Motivation die Haupthemmnisse zum Erfolg sind.

2.4.3. Städtebauliche und soziale Rahmenbedingungen

Städtebaulich sind die Entwicklungen des Quartiers durch die verschiedenen Baugebietsausweisungen und die dann zügige Bebauung gekennzeichnet und ablesbar: Musikerviertel ab 1990, Thiemorgen 2010 und Langes Feld I (BA 1990), Langes Feld II (BA 1995) und Langes Feld III (BA 2016) sind die Wohnbauabschnitte mit charakteristischen Straßenzügen und planerischen Gestaltungen. Wenige Altbauten sind an der Ecke Schulstraße/Ronnenberger Straße zu finden. Die Gewerbebebauung hat sich von der Schulstraße aus nach Osten entwickelt. In der sozialen Struktur finden sich keine Auffälligkeiten, Eigenheime wurden in jeweils homogenen Bauvarianten errichtet, Geschosswohnungsbau ist in Form von Eigentumswohnungen, Mietwohnungen und gefördertem Wohnraum mit Mietbindung errichtet und koexistiert im Gebiet. Der Quartierszuschnitt stellt auch keinen gewachsenen Bezug dar, sondern wurde aus funktionalen Zusammenhängen heraus entwickelt. Bauliche Erweiterungen sind für das Quartier im Südosten im Gange, bis zur südlichen Begrenzung. Im Nordosten wird eine Ausweitung des Gewerbegebietes bis zur Ronnenberger Straße/Haferriede geplant.

Teile der Kleingartenanlage im Westen sind zu Gunsten eines neuen LIDL-Nahversorgers umgewidmet. Einziges Baudenkmal im Quartier ist die Rote Schule ein markantes Gebäude aus 1901/02, in dem derzeit die Kita Nedderntor beheimatet ist ( https://www.gehrdener- ansichten.de/rote-schule/ ).

2.4.4. Städtebauliche Struktur des Quartiers

Auf Grundlage von Karten und Satellitenbildern7, sind die auffälligen Ringstrukturen im südlichen Wohnquartier zu erkennen, die im Kontrast stehen zu den orthogonalen Erschließungen des Gewerbegebiets und der Neubauerweiterungen. Die verdichtete Mehrfamilienhausbebauung im südwestlichen Quartier wird ergänzt durch Reihenhausanlagen und Einzelbebauung im Bereich Schulstraße/Beethovenring im Süden.

6 Mündliche Mitteilung: Treffen mit Frau Viehweg (Geschäftsführerin Amtshof Eicklingen) am 31.08.2018 7 Google-Luftbild Gehrden (www)

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Sportflächen und Öffentliche Einrichtungen setzen sich klar erkennbar ab von der kleinteiligen Baustruktur und den zuletzt errichteten Einfamilienhäusern. Die Gewerbestruktur ist durch die großflächigen, funktionalen und abschnittsweise erweiterten Hallenstrukturen ersichtlich. Eine genaue Auflistung der Gebäudetypologie nach Anzahl und Bruttogeschossfläche ist dem Materialband, Kapitel 1.1 zu entnehmen.

2.4.5. Baukulturelle Zielstellung Gehrdens

Mit der Ausweisung der Wohnbaugebiete reagiert die Stadt Gehrden auf die demografischen Entwicklungen und den resultierenden anhaltend hohen Bedarf, der durch Interessentenlisten für Baugrundstücke dokumentiert wird. Baukulturelle Anforderungen die auf Gestaltung, Materialität, Farbgebung und Wertigkeit, Anpassung an den Standort eingehen sind in den Festsetzungen der Bebauungspläne enthalten und beziehen sich auch bei den Neubaugebieten auf die bisherigen Bestandsvorgaben, so dass eine homogene Weiterentwicklung erfolgt. Dachorientierungen, Farbschemata der Dachmaterialien und der Außenwand sind dort enthalten. Bei der Festsetzung wird bereits auf die beabsichtigte Nutzung erneuerbarer Energien eingegangen, da Solaranlagen generell von Auflagen an Dächer ausgenommen sind. Auch die Option Gründächer wird ausdrücklich im Bebauungsplan erwähnt, so dass perspektivisch Anpassungen an den Klimawandel durch ggf. nachträgliche Dachbegrünungen abgedeckt sind. Für neue Baugebiete gewährte die Stadt Gehrden den Bauherren von hocheffizienten Gebäuden einen Nachlass auf den Grundstückskaufpreis, der für Realisierung von Passivhäusern bis zu 3.000,- Euro betrug.

Empfehlungen zur Bepflanzungen und verträglichen Baumarten, Vorgaben zur Regenwasser- Rückhaltung und die zu duldende Belastung durch angrenzende Landbewirtschaftung verdeutlichen den ökologischen Hintergrund der auch zu baukulturellen Anforderungen zu zählen ist.

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3. Energiekonzept, Potenziale, Szenarien

3.1. Energiekonzept

Zur Erarbeitung einer fachlichen Grundlage der aktuellen Verbrauchssituation im Abgleich mit einer Bedarfsabschätzung und dem derzeitigen Stand der erneuerbaren Erzeugung wurde das Ingenieurbüro Energiekonzepte Siepe mit der Erstellung eines Energiekonzeptes beauftragt. Dieses umfasst die Verbrauchsdatenanalyse, die Erstellung einer Gebäudetypologie, Potenzialbetrachtungen zu Energieeffizienz und Einsatz, bzw. Bereitstellung erneuerbarer Energien. Für die Quartiersebene wurden auch Szenarienbetrachtungen mit dem Excel-Tool „Szenarienmanager“ der KEK - Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gGmbH durchgeführt.

3.1.1. Kurze Vorstellung wesentlicher Ergebnisse

Im Folgenden sollen die Ergebnisse des Energiekonzeptes in aller Kürze vorgestellt werden. Das vollständige Energiekonzept, inklusive methodischer Hinweise und allen Erläuterungen zu den Ergebnissen, ist im Materialband (Anhang) zu finden.

Gebäudebestand

Rund 86% der Gebäude im Quartier sind Wohngebäude, rund 12% Gewerbegebäude und rund 3% öffentliche Gebäude. Knapp 88% der Gebäude wurden ab 1990 erbaut, d.h. sie fallen großenteils unter die Vorschriften der WSV 1995 sowie der EnEV ab 2004. Damit haben sie einen mäßigen bis guten Energiestandard.

Gebäudebestand im Quartier

3% 12% Wohngebäude

Gewerbegebäude

Öffentliche Gebäude

85%

- Abbildung 9: Gebäudebestand im Quartier

In Bezug auf die Wohnbebauung ist zu erwarten, dass im Wohngebäudebestand bis 2050 i. W. nur Dächer und Fenster nachträglich saniert werden, Außenwände teilweise.

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Energieeinsatz

Rund 80% des Verbrauchs des Quartiers entfällt auf Raum- und Prozesswärme und rund 20% auf Strom LichtKraftKleinwärme8. Bei der Raumwärme dominiert eindeutig Gas als Energieträger, gefolgt in weitem Abstand von Nahwärme. Niedertarif (NT)-Strom und Heizöl sind untergeordnet.

Verteilung der Energieträger in Prozent

Strom LKK 21%

Nahwärme 10% Gas 57%

Heizöl 7%

NT-Strom 5%

Abbildung 10: Verteilung der Energieträger im Quartier

Bedingt durch die Nahwärme aus Biogas haben die fossilen Energieträger einen Anteil von

99% an den gesamt-CO2-Emissionen im Quartier, während es beim Energieverbrauch „nur“ 90% sind.

8 LKK = Licht, Kraft, Kleinwärme; im Unterschied zu Heizstrom für Nachtstromspeicherheizungen

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CO2-Emissionen 2016 in Tonnen/Jahr und in Prozent

Gas 1753; 21% NT-Strom

101; 1% Heizöl Nahwärme 864; 10% 5.250; 63% Strom LKK

386; 5%

Abbildung 11: CO2-Emissionen 2016 in Tonnen/Jahr und in Prozent

Mit einem Anteil von 58% regenerativer Stromerzeugung ist die Stadt, bezogen auf das Quartier, dem Klimaschutzteilziel regenerativer Stromerzeugung aktuell schon recht nahe gekommen.

Stromerzeugung im Quartier 2016 in Prozent Strom KWK Strom, PV 2% 4%

Strom, konventionell 40%

Strom aus Biogas 54%

Abbildung 12: Stromerzeugung im Quartier 2016 in Prozent

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Öffentliche Einrichtungen

Zur energetischen Bewertung lassen sich die Verbrauchsdaten der öffentlichen Gebäude mit entsprechenden Kennwerten von nahezu allen öffentlichen Gebäuden in der Region vergleichen9. Je nach Gebäudenutzung ergibt sich folgendes Bild (rote Werte = überdurchschnittlich, grüne Werte = unterdurchschnittlich).

Die Volkshochschule hat keine eigenen Zähler, daher können auch keine Verbrauchsdaten ermittelt werden.

Tabelle 5: Strom- und Wärmeverbräuche der öffentlichen Gebäude

Nutzung

Gebäudebezeichnung Kürzel Adresse Fläche BGF [m²] Stromverbrauch [kWh/a] Wärmeverbrauch [kWh/a] spez. Stromverbrauch [kWh/(m²*a)] alle spez. Stromverbrauch [kWh/(m²*a)] spez. Wärmeverbrauch [kWh/(m²*a)] alle spez. Wärmeverbrauch [kWh/(m²*a)] Jugendpavillon Jugendtreff Lange Feldstr. 10a 872 19.625 99.880 23 20 115 102 Kita Nedderntor Kita Nedderntor 15 364 11.480 101.909 32 19 280 133 Kita "Langes Feld" Kita Beethovenring 1 695 7.625 98.347 11 18 142 115 Grundschule "Am Castrum" Schule Am Castrum 10 4.101 57.357 341.670 14 17 83 121 Grundschule "Langes Feld" Schule Langes Feld 19 1.286 19.834 64.510 15 16 53 132 Schulzentrum Schule Langes Feld 8/10 6.938 205.197 909.700 30 18 131 116 Volkshochschule Schule Nedderntor 15 312 45.919 147 147 Delfi-Bad Schwimmbad Lange Feldstr. 15 1.758 353.236 1.189.100 201 127 676 521 Grundschule "Am Castrum" Sporthalle Am Castrum 11 604 7.366 53.950 12 30 89 139 Sporthalle am Bad Sporthalle Langes Feld 12 2.221 68.520 292.380 31 23 141 123

Die spezifischen Stromverbräuche der öffentlichen Einrichtungen und Gebäude liegen je zur Hälfte über und unter dem Mittelwert aller öffentlichen Gebäude in der Region, die spezifischen Wärmeverbräuche vorwiegend leicht über dem Mittelwert. Bedingt durch den recht guten energietechnischen Zustand, lassen sich die Gebäude nur in Maßen energetisch verbessern. Dennoch sollte die Stadt als Eigentümerin der Gebäude ein klimagerechtes Gesamtkonzept für zukünftige Modernisierungen entwickeln. Die Grundschule „Langes Feld“ und die dazugehörige Sporthalle sollten – wenn möglich – an das Nahwärmenetz angebunden werden und die Interessenäußerungen benachbarter Verbraucher an einer Nahwärme-Insellösung berücksichtigen. Einige öffentliche Gebäude stehen zur Modernisierung an, für die Sporthalle der Oberschule stehen eine energetische Sanierung oder auch Ersatzneubau zur Diskussion. Zu allen Gebäuden sind Ergebnisse von Begehungen und Kennwertbildungen in eigenen Steckbriefen erarbeitet und im Materialband zu finden.

9 Siepe, B. 2008: Verbrauchsdaten öffentlicher Gebäude in der Region Hannover, Handbuch, Hannover 2008, erstellt im Auftrag der Klimaschutzagentur Region Hannover

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3.1.2. Solarpotenzialanalyse

Die Region Hannover hat IP Syscon mit der Erarbeitung einer Solarpotenzialanalyse aus Laserscannerbefliegungen und Luftbildauswertungen beauftragt. Das Ziel der Analyse ist es, das gesamte solare Potenzial in der Region gebäudespezifisch und rechnerisch identifizieren zu können. Die Potenzialanalyse enthält neben dem Gesamtpotenzial der Dachflächen für Solar- und Solarthermieanlagen auch begrenzte Auswertefunktionen.

Die Analyse trägt dazu bei, das solare Nutzungspotenzial eines jeden Gebäudes bzw. jeder Dachfläche zu identifizieren und soll zur Intensivierung von Solar-Installationen motivieren.

Auch für Kommunen bietet die Analyse zahlreiche Vorteile: Mit Hilfe des Tools können solar- geeignete Dachflächen schnell identifiziert werden, sodass Kommunen konkret und umfassend zu planen und umzusetzen.

Die Region Hannover stellt die Daten für das Quartier Gehrden-Ost zur Verfügung, sodass dachflächenscharf die Potenziale für PV- und Solarthermieanlagen im Quartier benannt werden können und in das Energiekonzept miteinfließt.

Die Auswertung der Solarpotenzialanalyse der Region Hannover hat gezeigt, dass die verfügbare Potenzialfläche auf Einfamilienhausdächern und kleineren Mehrfamilienhausdächern am größten ist, der Rest verteilt sich auf jeweils deutlich weniger Gebäude mit allerdings wesentlich größeren Flächen, i. W. größere MFH sowie NWG und öffentliche Gebäude. 51,7% der PV-Flächen in Gehrden-Ost sind „sehr gut geeignet“, weitere 27,7% immerhin noch „gut“, das sind in der Summe rund 80%! Lediglich die verbleibenden 20% sind nur „bedingt“ bis „nicht geeignet“.

Je nach Modulwirkungsgrad kann mit PV auf allen zur Verfügung stehenden Flächen der derzeitige Stromverbrauch mit sehr gut bis gut geeigneten Flächen zu 91% abgedeckt werden (11% Modulwirkungsgrad), oder 33% mehr Strom erzeugt werden als zurzeit benötigt wird (16% Modulwirkungsgrad) oder sogar 66% (20% Modulwirkungsgrad). D. h. die zur Verfügung stehende Fläche reicht aus, um das gesamte Quartier mit REG-Strom zu versorgen, zukünftig Überschüsse zu produzieren, umso mehr vor dem Hintergrund notwendigerweise sinkenden Stromverbrauchs (Klimaschutzziel). Einem zügigen Ausbau der PV steht somit aus technisch/wirtschaftlichen Gründen nichts mehr im Weg.

Das Solarthermie-Potenzial für Warmwasser und Heizung ist ähnlich gut. Rund 95% des Solarpotenzials sind „sehr gut“ bis „gut“ geeignet. Das maximal nutzbare Potenzial sieht wie folgt aus:  Alle Wohngebäude in Gehrden-Ost werden mit Anlagen zur Warmwasserbereitung ausgestattet (jeweils 1,5 m² - 2m²/Person)  Alle Gebäude erhalten Anlagen zur solaren Heizungsunterstützung (vorausgesetzt, sie sind dafür geeignet) mit jeweils geeigneten Anlagengrößen  Die verbleibenden Flächen werden mit PV-Modulen belegt

Danach können rund 11% der Raumwärme solar erzeugt werden, rund 64% der Warmwasser-Bereitung und ca. 73% des derzeitigen Stromverbrauchs (Modulwirkungsgrad 11%).

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 Rund ein Viertel der gesamten Modulflächen im Quartier könnten für Solarthermieanlagen genutzt werden und rund 75% für PV-Anlagen. Eine Solaroffensive mit Schwerpunkt auf PV ist daher sinnvoll.

3.2. Szenarienbetrachtung

Neben der weiteren Senkung des Wärmebedarfs und einer weitestgehenden Abdeckung durch regenerative Energien, sollte bei der Verbrauchs- und Emissionsentwicklung die mögliche Umsetzungsgeschwindigkeit und –intensität beachtet werden. Alle bislang umgesetzten Klimaschutzmaßnahmen greifen noch zu kurz, um die langfristigen Klimaschutzziele bis 2050 auch zu erreichen. Daher werden zwei Szenarien nebeneinandergestellt: o TREND-Szenario: Umsetzung der bislang erfolgten Klimaschutzmaßnahmen ohne nennenswerte weitere Forcierung (= business as usual) o KLIMASCHUTZ-Szenario: forcierte Klimaschutzstrategien mit dem Ziel der

90%igen Senkung der CO2-Emissionen bezogen auf 1990

Im KLIMASCHUTZ-Szenario, soll entsprechend des regionalen Masterplans mindestens die

Hälfte des Endenergieverbrauchs und der CO2-Einsparung durch energetische Sanierung reduziert werden. Der verbleibende Rest soll durch Umstellung auf regenerative Energieträger klimaneutral entwickelt werden. Diese Berechnung untersucht, ob diese Strategie (Sanierung und Energieträgerwechsel) das Klimaschutzziel 2050 erfüllen kann.

Ein zusätzlicher Ausbau der Photovoltaik auf eine installierte Jahresleistung von mindestens

246kWPeak/a entspricht einer Ausnutzung von 67% des PV-Potenzials bis 2050. Hier darf der Ausbau deutlich ambitionierter erfolgen, um Verzögerungen bei Modernsierungen auszugleichen. Durch den PV-Ausbau wird das Klimaschutzziel bei Eintreten der Modernisierungsannahmen deutlich unterschritten. Damit kann ein steigender Stromverbrauch durch Umstieg auf Elektromobilität teilweise kompensiert werden.

Eine zusätzliche Effizienzsteigerung ist mit zusätzlichen Solarthermieanlagen auf Dächern möglich, wenn rd. 20% der Dachfläche nicht mit PV-, sondern mit Solarthermieanlagen zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung ausgestattet werden. In der Kombination mit PV ist die CO2-Minderung im Quartier am größten.

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CO2-Emissions-Szenarien 9.000 100% 8.000 90% 7.000 80%

6.000 70%

5.000 60% 50% TREND 4.000 KLIMASCHUTZ 40% 3.000

30% Energieverbrauch [MWh/a] Energieverbrauch 2.000 20%

1.000 10%

0 0%

Abbildung 13: CO2-Emissionen inklusive Strom, Beide Szenarien im Vergleich

Mit der Klimaschutz-Strategie lassen sich die CO2-Emissionen bis auf rund 7% senken. Diese

CO2-Minderung kann durch einen forcierten PV- und Solarthermieausbau unterstützt werden. Die Klimaschutzanforderungen der Bundesregierung, die Senkung der CO2-Emissionen bis 2050 um rund 90% bezogen auf den Stand von 1990, sind damit für Gehrden-Ost erreichbar.

Werden alle Energiesparmaßnahmen weiterhin so durchgeführt wie in der Vergangenheit (TREND-Szenario), so sinkt der Wärmebedarf bis 2050 insgesamt nur auf 77%. Werden dagegen alle wirtschaftlich optimalen Energiesparmaßnahmen durchgeführt (KLIMASCHUTZ- Szenario), so sinkt der Wärmebedarf insgesamt auf rund 48%. Alle Berechnungen haben ergeben, dass die Ausschöpfung der technischen Potenziale im KLIMASCHUTZ-Szenario wirtschaftlich ist.

Dem KLIMASCHUTZ-Szenario sollte daher der Vorzug gegeben werden, d.h. die Klimaschutzaktivitäten müssen deutlich erhöht werden. Ebenso wird klar, dass ohne eine entscheidende Veränderung in der Versorgungsstruktur das Klimaschutzziel für 2050 nicht erreicht werden kann.

3.3. Wohnbebauung in Gehrden-Ost

Das Quartier Gehrden-Ost setzt sich zu 86% aus Wohngebäuden zusammen (s. Materialband Kapitel 1.1). Rund 89% der Wohngebäude wurden ab 1990 erbaut haben und somit einen mäßigen bis guten Dämmstandard.

Demnach besteht neben der Effizienzsteigerung im Gebäudebereich besonders viel Potenzial im Mobilitäts- und Verkehrsbereich.

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Weitere Ausführungen zur energetischen Analyse des Wohnbaubestandes sind im Materialband Kapitel 3 dokumentiert.

3.3.1. OSTLAND Wohnungsgenossenschaft eG

Für die Erstbeschreibung des Wohnungsbestandes von OSTLAND in Gehrden- Ost und direkter Umgebung wurde auf der Homepage www.ostland.de recherchiert. Als weitere Quelle dienten Abstimmungstermine im Dezember 2017 und im August 2018.

Die Objekte in Gehrden bestehen seit den 70er Jahren, im Jahr 2014 wurden letzte Objekte von OSTLAND Wohnungsgenossenschaft e.G in Gehrden gebaut. Der Wohnungsbestand umfasst in Gehrden folgende Gebäude, die zum Teil im Quartier liegen:

Am Markt 1 Beethovenring 34 – 38 (Quartier) Beethovenring 40 – 42 (Quartier) Hornstr. 2 Hornstr. 4 Hüttenstr. 2 Kirchstr. 5, 7 Möwengrund 1 - 4 Nedderntor 5, 9 – 13 (Quartier) Neue Str. 2, 4, 3 – 9

Die im Folgenden genannten Vorschläge beziehen sich nicht nur auf Bestände im Quartier, sondern verdeutlichen insgesamt die Aktivitäten der OSTLAND Wohnungsgenossenschaft eG in Gehrden.

Planungen seitens OSTLAND Wohnungsgenossenschaft eG:

 Barrierefreier Ausbau der Wohnungseinheiten (Bad/Dusche, Eingangsbereich in die Wohnung)

 Ausbau bedarfsgerechter Keller mit Haushaltssteckdosen um Nachfrage von Mietern bzgl. Ladebereiche für E-Bikes etc. zu decken

 Ziel ist es auch, Fahrradabstellanlagen aus dem Keller nach oben auf Niveau des Hofes zu verlegen, um die Nutzbarkeit zu erleichtern und zu verbessern bei gleichem Sicherheitsstandard.

 Effizienzsteigerungen bei der Heizungstechnik

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Potenziale:

Energieeffizienz/Modernisierung

 Dachflächen am Nedderntor bieten sich zur Installation für PV-Anlagen an.

 Dachflächen am Beethovenring sind zwar ausgebaut, stellen dennoch Potenzial dar. Da es sich um WEG-Anlagen handelt, müsste überlegt werden, wie Potenziale gemeinsam genutzt werden könnten.

 Heizkessel im UG der Neue Straße kann ausgetauscht werden

 Fenstererneuerung als ausgewählte Maßnahme in Neue Straße denkbar

Mobilität

 Auf Grund der nahezu alleinigen Anbindung Gehrdens durch Busse an Hannover besteht seitens der OSTLAND ein Interesse an Mobilitätsthemen wie z.B. CarSharing, Lösung der Parkplatzproblematik, Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur

 Die OSTLAND könnte Dachflächen zur Installation von PV-Anlagen für zusätzliche Ladestationen zur Verfügung stellen. Dächer an der Adresse „Hornstraße 2,4“ sind größer und unverschatteter als die Carportdachflächen der ENER:GO. Das Grundstück mit dem Carport wurde von der der Stadt Gehrden gekauft

 Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur bisher noch ein Aspekt bei Wohnungsplanungen und bisher auch noch nicht umgesetzt. Aspekte können aber in zukünftige Planungen integriert werden. Die Nachfrage der Mieter bzgl. Ladesäulen besteht zum Teil, hauptsächlich aber für E-Bikes.

Anregungen seitens der OSTLAND zur energetischen Sanierung:

 Stromsparberatungen sollten gezielt im Quartier für die Mieter angeboten werden, der Bedarf bei den Wohnungen/Mietern bestehe

 Beratungen für richtiges Heizen und Lüften sind im Quartier ebenfalls sinnvoll

Beispielhafte Maßnahmen sind unter der Maßnahme 37 und 40 zusammengefasst (s. Kapitel 6)

1) BHKW/Contracting, Mieterstrom als Lösung anbieten, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Praxis handhabbarer sind

2) Verbundlösung, ggf. mit Schule und/oder Kita Nedderntor wäre von Seiten der OSTLAND aus in vielen Varianten denkbar

3) Ausbau der Ladeinfrastruktur und Neuplanung der Parkflächen im Sinne der Elektro- Mobilität im Quartier Gehrden-Ost

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3.3.2. Meravis – Wohnungsbau- und Immobilien GmbH

Für die Erstbeschreibung des Wohnungsbestandes von meravis in Gehrden-Ost und direkter Umgebung wurde auf der Homepage www.meravis.de recherchiert. Als weitere Quelle dienten Abstimmungstermine im Dezember 2017 und im September 2018

 Wohnobjekte in Gehrden-Ost stammen aus den Baujahren zwischen 1983-2008.

 Bestand: Beethovenring (68, 68a, 68b, 70, 70a, 72, 72a und 72b), Beethovenring (76 und 76a)

Abbildung 14: Beethovenring 76A (www.meravis.de/mensch-raum-vision/#Gehrden)

 Gebäude aus Baujahr 1995 sind bereits gedämmt

 Bedingt durch jungen Gebäudebestand weniger prioritär für Umsetzung von Effizienzmaßnahmen für Mieter

 Renovierungen und Sanierungen wie z.B. Dämmung, Modernisierung, Heizungssanierung waren bisher immer auf einzelne Objekte bezogen. Meravis hat aber Interesse an übergeordneter Maßnahmenumsetzung. Heizungsanlagen könnten ggf. in einigen Objekten saniert werden.

 Es sind noch keine Nahwärmenetze zwischen den Gebäuden vorhanden

 Identifizieren von Synergien wichtig seitens meravis z.B. für Ladeinfrastruktur für E- Mobilität und das Interesse an Bündelung bzw. Systemintegration der Lösungen

 Ebenfalls könnten Strom-Spar-Beratungen interessante Informationen bzw. sinnvolle Impulse für die Mieter darstellen.

 Solar- und PV-Beratungen sind weiterhin anstehende Beratungsthemen, um die Potenziale und die Erschließbarkeit zu kennen.

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Potenziale:

Das Thema E-Mobilität ist für den Wohnbestand von Seiten der Mieter noch kein Thema, sondern eher relevant für Bauträger10. Notwendig wäre vorerst noch die Prüfung der Netzkapazität und eine Übersicht zur Kapazität und Nutzbarkeit der vorhandenen Hausanschlüsse. Denkbar wäre es, Teil-Flächen von meravis auch zum Parken von Car- Sharing-Autos anzubieten.

Um die Potenziale zur Fahrradnutzung zu stärken, fehlt es laut meravis11 an Fläche, um ebenerdige Fahrradabstellanlagen vor den Wohnungen zu bauen, hier wird noch nach Lösungen gesucht.

Beispielhafte Maßnahmen sind unter den Maßnahmenvorschlägen 38 und 40 zusammengefasst (s. Kapitel 6)

1) Solar- und E-Mobilitätscheck für ausgewählte Liegenschaften durch Energieberater durchführen lassen

2) Strom-Spar-Beratungen für Mieter anbieten

3) Prüfung der Netzkapazität und der Hausanschlüsse für Anpassung des Parkkonzeptes

4) Prüfung des Querungsrechts/Stichwegenutzung mit Stadt Gehrden: Initiierung gemeinsamer (Strom)-Versorgungslösungen

3.3.3. Energiewende für Mieterhaushalte

Mieterhaushalte unterliegen dem Vermieter/Mieter-Dilemma, sie verfügen nicht über die Wohnung, können nicht in die Gebäudehülle oder Technik investieren, sondern i. W. nur durch Nutzerverhalten ihren Energieverbrauch in Grenzen steuern oder durch Wechsel in effizientere Wohnungen anhand des Energiepasses, dies ist aber abhängig von der Marktsituation. Eine Ausnahme ist der Stromverbrauch, Elektrogeräte werden vom Mieter beschafft und betrieben und hier bringt die Auswahl geeigneter Effizienzklassen Vorteile.

Mieterstrom-Modelle als Beteiligungsangebot für Mieter an Photovoltaikanlagen auf dem Gebäudedach und Nutzung des erzeugten Stroms sind gesetzlich seit 2017 geregelt. Aufgrund diverser Umsetzungshemmnisse aufgrund steuerrechtlicher und juristischer Details sind Mieterstrom-Modelle bislang eher zögerlich umgesetzt. Erfahrungswerte der Unternehmen und Erleichterungen in der Umsetzungspraxis können dieses Thema befördern. Im Materialband ist die ausführliche Darstellung der Funktionsweise des Mieterstrom-Modells dokumentiert.

Das erarbeitete energetische Leitbild für Mieterhaushalte ist im Materialband, Seite 13 nachzulesen.

10 Mündliche Mitteilung meravis, im September 2018 11 Mündliche Mitteilung meravis im September 2018

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3.4. Gewerbe und Unternehmen

3.4.1. Erfahrungen aus durchgeführten Energieberatungen

Exemplarisch durchgeführte Energieberatungen in 7 Unternehmen (5 Solarchecks, 3 E- Mobilitäts-Checks, 4 Energie-Effizienz-Checks) bestätigen die Annahme, dass im Gewerbebereich unbedingt Energieberatungen vor Effizienzmaßnahmen durchgeführt werden sollten. Die Anzahl der Energieberatungen ist im Zuge des angestrebten Sanierungsmanagements deutlich steigerungsfähig und es hat sich im Prozess gezeigt, dass gewachsenes persönliches Vertrauen und direkte Betriebsansprachen und Ergebnispräsentationen nach wie vor die Grundlagen für Beratungsinteresse und den Erfolg sind. Die Gebäudenutzung variiert von Ausstellungsflächen mit höheren Raumtemperatur- Anforderungen ohne nennenswerte interne Wärmequellen über Produktionshallen, die durch Maschinenabwärme geheizt werden bis hin zu fast ungeheizten Lagerhallen aufgrund tätigkeitsbedingter Abwesenheit, wie im Baugewerbe. In allen untersuchten Betrieben sind aufgrund der großen Dachflächen erhebliche Photovoltaikpotenziale vorhanden, die zum Teil den eigenen Lastbedarf und den Eigenverbrauch auch übersteigen können. Hierbei sollte auf jeden Fall die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit von Dachdämmungen in Abhängigkeit der Gebäudenutzung überprüft werden. In der Regel lassen sich bis zu 30% des Wärmebedarfs durch Dachdämmungen reduzieren. Denn PV-Anlagen sollten aus wirtschaftlichen Gründen über die nächsten mindestens 20 Jahre nicht für Modernisierungsmaßnahme abgebaut werden müssen, da das aufwendig und kostenintensiv ist.

Bei allen durchgeführten Beratungen wurden Einsparpotenziale auf der Stromseite gefunden: Insbesondere die Beleuchtung bietet oft noch Umrüstmöglichkeiten auf moderne LED-Technik mit Effizienzkennwerten bis zu 140 lm/Watt. Auch im Bereich der Heizungspumpen sind Umstellungen auf Hocheffizienzpumpen identifiziert worden. Bei Betreibern von Bewegungsbädern sind Potenziale im Bereich der Lüftungstechnik festgestellt. Sowohl der Einsatz hocheffizienter Ventilatoren ist empfohlen worden, als auch der Einbau von Wärmerückgewinnung, um ein Nachheizen der auszutauschenden Luft erheblich zu reduzieren (70-90 % Wärmerückgewinnung ist möglich) und dadurch auch zur Heizkostenreduktion beizutragen. Auch regelungstechnische Optimierungen bei Heizanlagen oder Beleuchtungssteuerungen wurden ermittelt, die ohne gravierende Investitionen schnell umsetzbar sind und sich nahezu sofort rechnen.

Im Bereich der E-Mobilität führen große Defizite bei den verfügbaren Fahrzeugmodellen zu abwartendem Verhalten der Firmen, da Einsatz-Bedarfe (Reichweite, Funktionalität, Kosten) noch nicht abgedeckt werden können. Die Bereitschaft zur Fuhrparkumstellung ist hoch.

3.4.2. Eigenstromerzeugung durch BHKW

In einigen untersuchten Betrieben ist ein gutes Verhältnis von Wärme- zu Stromverbrauch unter dem Aspekt der Eigenstromerzeugung durch ein Blockheizkraftwerk gegeben. Das bedeutet, dass der Brennstoff Erdgas durch die Verstromung einen höheren Wert erlangt und

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die dabei anfallende Abwärme zu Heizzwecken genutzt werden kann. Die Betriebsweise – ob strom- oder wärmegeführt – richtet sich dabei nach der betrieblichen Situation. Auch sollte der Anschluss an die vorhandene Rohbiogasleitung der Gehrdener Biogasanlage geprüft werden, um einen weitgehend klimaneutralen Energieträger einzusetzen.

Einige Betriebe waren auch interessiert, bestehende Heizanlagen durch Anschluss an ein ggf. zu errichtendes Nahwärmenetz zu ersetzen bzw. in der Betriebssicherheit zu verbessern. Auch wurde teilweise eine höhere Leistung benötigt als installiert war, so dass hier akuter Bedarf besteht. Dies betrifft insbesondere den Bereich östlich angrenzend an Oberschule und städtische Sporthalle sowie den SV Gehrden (s. folgende Abbildung).

Abbildung 15: Luftbildaufnahme Gehrden Gewerbegebiet (www.google.de)

Hier sollte ein Sanierungsmanagement aufgrund der vorliegenden Interessensbekundungen der Unternehmen ansetzen und Anbieter von Wärmelösungen mit den möglichen Abnehmern zusammenzubringen. Dies liegt nicht im Bereich der unternehmerischen Kernaufgaben, so dass es ohne äußeren Impuls nicht gelingen wird. Auch Planung, Investition, Bau und Betrieb einer abgegrenzten Wärmeinsel könnten über Contracting-Lösungen realisiert werden, um effiziente und wirtschaftliche Realisierung zu erreichen.

Wichtig bei allen Maßnahmen war den Beratern zuerst die Effizienzpotenziale aufzuzeigen und umzusetzen und erst im zweiten Schritt die regenerative oder effiziente Erzeugung zu überlegen. In einigen Fällen wurde aufgrund komplexer Gegebenheiten oder großer, genauer zu betrachtender Potenziale zu weiterführenden, vertiefenden Energieberatungen

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hingewiesen, die ebenfalls zu 80% gefördert werden und genutzt werden sollten, um die Investitionen abzusichern und gezielt Planungsempfehlungen herauszuarbeiten.

Auch nach der Konzepterstellung gibt es für alle Betriebe die Möglichkeit kostenlose, zeitlich beschränktere Energieberatungen über Klimaschutzagentur oder IHK aus dem Programm e.coBizz zu nutzen.

3.4.3. Perspektivlösungen für Gewerbe und Unternehmen

Markenzeichen Klimaneutrales Gewerbegebiet: Was zeichnet das aus?

In Gewerbegebieten kann es gelingen, Betriebe bei der Energieversorgung zu vernetzen. Denkbar ist, dass Unternehmen ihre Energieüberschüsse an benachbarte Betriebe mit entsprechendem Bedarf liefern. Neben der Bereitstellung überschüssiger Wärme, sind die Strom- und Wärmeerzeugung vor Ort durch erneuerbare Energien und das Aufbauen von Wärmespeichern sinnvolle Maßnahmen für die Umsetzung klimaneutraler Gewerbegebiete. Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits in der Ausbildung und in den Betrieben sensibilisiert und motiviert werden, lassen sich die Einsparmöglichkeiten komplett erschließen.

Daher sollte es Informations- und Motivationsangebote für Betriebe und Beschäftigte geben. Außerdem sollten die Themen Klimaschutz und Energieeffizienz zukünftig als Querschnittsthema in die Berufsausbildung integriert werden12 13

3.4.4. Der Weg von der ersten Idee zur Umsetzung – Interview

Anhand des Beispiels der Firma „Dietmar Müller – Heizung – Lüftung-Sanitär GmbH“ aus Gehrden sollen die Erkenntnisse von der Idee bis zur Umsetzung anderen Unternehmen und Einwohnern anhand eines kurzen Interviews zugänglich gemacht werden

1. Was war der Anlass zur Idee, bzw. seit wann gibt es schon Gedanken für eine PV- Installation und wenn ja, warum?

„Die konkrete Idee zur Installation einer PV-Anlage entstand nach der Einführungsveranstaltung des energetischen Stadtquartierskonzeptes Gehrden- Ost in der Gymnastikhalle des SV Gehrden. Auch weil davon geredet wurde, dass es eventuell eine Förderung geben wird. Leider ist dieses nicht der Fall. Die Maßnahme soll auch um den Bereich Mobilität erweitern werden. Geplant ist, später zum Teil auf Elektro-Mobilität umzusteigen und die Fahrzeuge dann mit eigens produziertem Solarstrom zu betanken. Zudem werden wir uns eventuell eine Notstromversorgung einrichten lassen, wenn die Stromspeicher effizienter und günstiger geworden sind“.

12 LHH und Region Hannover: Masterplan 100% für den Klimaschutz (www) 13 Wissenschaftsladen Bonn (WiLa Bonn): Gewerbegebiete im Wandel (www)

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Anzumerken dabei ist, dass Förderungen nur für Vorhaben angeboten werden, die sich nicht so schnell wie eine PV-Anlage rentieren und im Vergleich unwirtschaftlicher sind.

2. Energieberatung durch Ludwig Brokering: Was ist Ihr persönliches Fazit aus der Energieberatung?

„Herr Brokering hat uns kompetent und vollumfänglich beraten und uns den endgültigen Entscheidungsanstoß für die Maßnahme gegeben“.

3. Was folgte nach der Energieberatung? Welche Punkte haben Sie mit wem geklärt?

„Wir haben uns Angebote incl. Planung eingeholt und den Auftrag an ein regionales Unternehmen vergeben.“

4. Wo lagen die Hürden? Was lief gut?

„Hürden gab es soweit nicht. Ich würde mich jedoch neben der sowieso schon gewährten Einspeisevergütung und den kostenlosen Beratungen über weitere Anreize für Interessenten freuen“.

5. Welche Empfehlungen geben Sie anderen Firmen oder Hauseigentümern, die Photovoltaik-Anlagen installieren wollen?

„Die Machbarkeit ist wohl nicht überall gegeben. Sie sollte auf jeden Fall ausgiebig mit dem Kosten-Nutzen-Faktor und mit der zukünftigen Ausrichtung des Betreibers verglichen werden“.

6. Wie geht es für Sie weiter? Denken Sie an weitere Installationen?

„Wir möchten E-Autos anschaffen und überlegen uns eventuell eine Notstromversorgung einrichten zu lassen.“

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Abbildung 16: Beispiel für eine Modulbelegung der Lagerhalle/Werkstatt (Energie Brokering 2018)

Abbildung 17: Aufnahme nach der Beratung, links: Lothar Müller (Geschäftsführer), rechts Patrick Hohe (Prokurist)

3.5. Öffentliche Gebäude und Einrichtungen

Der energetische Zustand der öffentlichen Gebäude wurde für die einzelnen Gebäude konkret ermittelt. Hierzu wurden die Gebäude zusammen mit dem Klimaschutzmanager der Stadt Gehrden begangen und es wurde ein Energie Check durchgeführt, der qualitativ energetische Schwachstellen aufzeigt. Es wurden folgende Gebäude begangen:

- Delfi-Bad

- OBS Gehrden

- OBS Sporthalle

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- Jugendpavillion

- Grundschule „Langes Feld“

- Sporthalle „Langes Feld“

- Grundschule „Am Castrum“

- Sporthalle „Am Castrum“

- Kita Nedderntor

Die wesentlichen Daten sowie Empfehlungen für den energetischen Umgang mit den Gebäuden befinden sich im Materialband (s. Kapitel 5).

3.6. Entwicklungen im Energie- und Emissionsmarkt

3.6.1. Direktvermarktungsmöglichkeiten von regenerativem Strom nach EEG14

Eine Möglichkeit der Direktvermarktung stellt die sogenannte Vor-Ort-Vermarktung dar. Dabei verkaufen Betreiber von PV-Anlagen ihren überschüssigen Solarstrom an z.B. Nachbarn, die Kommune oder in der Nähe befindliche Betriebe. Diese Vor-Ort-Vermarktung hat den Vorteil, dass der Anlagenbetreiber vom Abnehmer einen höheren Preis als die Einspeisevergütung erhält und der Abnehmer selbst weniger für den Solarstrom zahlt, als beim Bezug vom Stromanbieter. Diverse Vermarktungsmodelle sind in der Umsetzung oder Erprobung und der Druck auf rechtliche und praktische Vereinfachungen im Zuge weiterhin steigender dezentraler Erzeugung wird steigen.

Wenn eine Firma ihr eigenes Dach für Solarstromproduktion erschließt und mehr Strom produziert als sie verbraucht, könnte sie Energie an Nachbarn oder andere Stromverbraucher abgeben oder verkaufen

- Rechtlich ist die Abgabe des Stroms an den Nachbarn möglich und umsetzbar, jedoch formal aufwendig, wegen des Energieerzeugerstatus, der damit dann einhergeht

- Alternative, fiktive Voraussetzung wäre eine direkte Netzverbindung zwischen Produzenten und Abnehmer ohne Umweg über das Stromnetz, dann könnte er den Strom der PV-Anlage beziehen

- Leichter umsetzbar wäre eine Strombeziehung über einen der Online- „Strommarktplätze“ wie bspw. enyway (s. Abbildung 17) oder Tal.Markt der Stadtwerke Wuppertal15: „Tal.Markt - bergisch.nachhaltig. Einzigartig“.

14 EnergieExperten.org: Direktvermarktung von Solarstrom und Vermarktungsmöglichkeiten nach EEG (Stand 10.07.2018), (www) 15 https://wsw-talmarkt.de/#/home

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- Abbildung 18: So kauft Lisa Strom: Beim alten Stromversorger oder über „enyway“ direkt bei Jan (www.enyway.com, 2018

3.6.2. CO2-Handel als perspektivischer Beitrag zur Refinanzierung besonders emissionsmindernder Maßnahmen

Grundgedanke eines neuen Geschäftsmodells ist, über gutachterlich erstellte Zertifikate, die eine zusätzliche Emissionsminderung z.B. aus einer hocheffizienten Modernisierung verlässlich dokumentieren und nachweisen, ein handelbares Emissionszertifikat zu generieren mit einem definierbaren Marktwert. Ziel des Emissionshandels ist es, denjenigen, die Emissionen nicht kurzfristig technisch reduzieren können oder wollen, einen Ausgleich zu ermöglichen, um virtuell durch Investitionen an anderer Stelle diese Emissionen bilanziell zu binden oder zu vermeiden. Dies ist aus den Kompensationszahlungen bei Flugreisen bekannt und wird über Organisationen wie Atmosfair, MyClimate, Arktik, ClimatePartner oder anderen auf Basis des Kyoto Protokolls Gold-Standard mit Schwellenländern oder bei Produktherstellungen bereits praktiziert. Ein in Gehrden ansässiges Start-Up, bietet an, Emissionsminderungen bspw. durch hocheffiziente Modernisierungen zu zertifizieren und im Emissionshandel zu platzieren. Dadurch könnte eine zusätzliche Refinanzierung von Maßnahmen ermöglicht werden. Die Wirksamkeit und Schlüssigkeit des Konzepts wird sich im Markt beweisen müssen.

3.7. Verkehr und Mobilität (Bestand und Potenziale)

3.7.1. Verkehrliche Ausgangssituation in Gehrden-Ost

PKW-Verkehr

Durch die Nähe zu Hannover kommt den Bundesstraßen und demnach dem PKW-Verkehr eine maßgebliche Bedeutung in Gehrden zu. Die B 65 und die B 217 liegen nur wenige Kilometer von Gehrden-Ost entfernt und ermöglichen eine schnelle Verbindung in die

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umliegenden Städte. Die Autobahn 2 (Berlin – Hannover – Dortmund) liegt ca. 17 Kilometer entfernt.

Gemäß der Verkehrsmengenkarte von 201516 der Region Hannover wurden auf dem Hauptverkehrsnetz der Stadt Gehrden die höchsten Belastungen durch den motorisierten Individualverkehr (MIV) auf der Ronnenberger Straße (10.400 KFZ) und an der Verkehrsachse stadteinwärts (Gehrdener Damm, Levester Straße, Ronnenberger Straße und Stadtweg). Dort wurden an einem normalen Werktag knapp 8.500 KFZ gezählt. Eine im Vergleich zu restlichen Straßen der Stadt Gehrden wird diese hohe Belastung auf dem Stadtweg fortgeführt (4.600 KFZ). Die dort im Modell berechneten Streckenbelastungen sind Abschätzungen, deren Werte nur unter Berücksichtigung der räumlichen Auflösung zu interpretieren sind. Eine kleinräumige Analyse für Gehrden-Ost kann auf Grund fehlender Verkehrszellen und fehlender Zählungen nicht durchgeführt werden.

Im Jahr 2018 waren 9.010 PKW bei der Stadt Gehrden gemeldet17. Im Jahr 2017 waren 8856 PKW gemeldet18. Das Kraftfahrtbundesamt stellt Daten bis zum Jahr 2011 zur Verfügung, sodass das Jahr 2011 das Referenzjahr bildet19. Demnach weist der Kfz-Bestand der in Gehrden angemeldeten Fahrzeuge zwischen 2011 und 2018 eine Steigerung von knapp 12,5 % auf!

Zugelassene PKW (2011) – 8011

Zugelassene PKW (2017) – 8856

Zugelassene PKW (2018) – 9010

Dieser Zuwachs lässt sich auch in der folgenden Abbildung deutlich erkennen: Die Abbildung zeigt die Zuwachsrate (in %) privater PKW zwischen 2007 und 2015 für die Stadt Gehrden. Erkennbar ist, dass zwischen 2007 und 2015 die Zahl der angemeldeten PKW um knapp 10 % ansteigt. Die Zahl der zugelassenen PKW ist jedoch in allen Städten und Gemeinden der Region Hannover angewachsen.

Abbildung 19: Zuwachsraten bei privaten PKW 2007-2015 in Prozent (Quelle: Kommunale Strukturdaten 2016, Region Hannover)

16 Region Hannover: schriftliche Mitteilung 2018 17 Kraftfahrbundesamt: Bestand 2018 nach Zulassungsbezirken und Gemeinden (www) 18 Kraftfahrbundesamt: Bestand 2017 nach Zulassungsbezirken und Gemeinden (www) 19 Kraftfahrtbundesamt Bestand 2011 nach Zulassungsbezirken und Gemeinden (www)

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Bringt man diese Zahl in Verbindung mit der nur langsam ansteigenden Bevölkerung (s. Abb. 12), ist zu beobachten, dass die Zahl der PKW stärker ansteigt als die Anzahl der Einwohner. Prozentualer Anstieg der Bevölkerung von 2010 bis 2017 liegt nur bei knapp 3,2 %.

Bevölkerungsentwicklung Stadt Gehrden 16100 15996 16000 15946 15900 15757 15800 15720 15700 15644 15596 15600 15540 15505 15500 15400 15300 15200 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017

Bevölkerungsentwicklung Stadt Gehrden Linear (Bevölkerungsentwicklung Stadt Gehrden)

Abbildung 20: Bevölkerungsentwicklung Stadt Gehrden (Quelle Stadt Gehrden 2018: https://www.gehrden.de/stadt-information/daten-zahlen-fakten/)

Bevölkerungsentwicklung Kernstadt Gehrden

11000 10606 10702 10425 10500 10188 10187 10229 10230 10293 10000 9500 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Bevölkerungszahlen Linear (Bevölkerungszahlen)

Abbildung 21: Bevölkerungsentwicklung der Kernstadt Gehrden 2010-2017 (Stadt Gehrden: www)

Im Quartier werden ca. 4.900 Einwohnerinnen und Einwohner geschätzt (2017). Aus der linearen Übertragung der Zulassungszahlen für Gehrden insgesamt berechnet sich der Fahrzeugbestand im Quartier zu 2704 Fahrzeugen.

298 Ein- und Zweifamilienhäuser = 894 Personen

130 Reihenhäuser, entspricht 130 = 390 Personen WE

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120 Mehrfamilienhäuser, mit = 3.600 Personen jeweils (geschätzt) 10 WE =1200 WE

Summe = 4.884 Personen im Quartier, Anzahl der Bewohner Gehrdens = 15.996 (Stand 2017), insg. Zugelassene PKW in Gehrden (2017) =8856 PKW

Das bedeutet, dass überschlägig ca. 2.704 Autos im Quartier Gehrden-Ost gemeldet sind.

3.7.2. E-Mobilität

Insgesamt betrachtet stieg die Gesamtzahl von E-Fahrzeugen in Gehrden von einem Wagen im Jahr 2010 auf 52 Wagen im Jahr 2018 an. Die Anzahl reiner Elektrofahrzeuge steigt von einem im Jahr 2010 auf 12 Fahrzeuge bis Juni 2018. Besonders auffällig ist die Zunahme von sieben reinen Elektrofahrzeugen zwischen Juli 2017 und Juni 2018. Eine derart hohe Zunahme an zugelassenen Fahrzeugen ist ansonsten nicht zu erkennen (s. Abb. 10).

Abbildung 22: Entwicklung der Zulassungszahlen der Elektro-Fahrzeuge in Gehrden von 2010 bis 2018 (Quelle Region Hannover)

Auch deutschlandweit gesehen lässt sich dieser Trend erkennen. Bei den Pkw sind Benzin (65,5 %/+1,6 %) und Diesel (32,8 %/+0,9 %) die häufigsten Kraftstoffarten. Erhebliche Steigerungen im Vergleich zum Vorjahresstichtag bei den alternativen Antriebsarten hatten Elektro- und Hybridfahrzeuge vorzuweisen (+58,3 % beziehungsweise +43,1 %). Der Bestand

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an Elektro-Pkw stieg auf 53.861, der an Hybrid-Pkw auf 236.710 Fahrzeuge an. Der Plug-In- Hybridfahrzeugbestand wuchs um +111,8 Prozent auf 44.41920 .

Überträgt man das Ziel der Bundesregierung, eine Million E-Fahrzeuge bis 2020 in den Markt zu bringen, so bedeutet das umgerechnet für das Quartier bis 2020, dass 58 reine E- Fahrzeuge dort zugelassen sein müssten. Extrapoliert man die bisherige Zulassungsentwicklung, so würden es jedoch nur 26 Fahrzeuge werden.

Aus dem Quartier heraus sind bereits zwei Schnell-Ladesäulen für die Betankung von Elektro- Autos gut erreichbar, am EDEKA-Markt im Quartier und auf dem REWE Parkplatz in der Nordstraße 2 (außerhalb des Quartiers). Die Stromtankstellen sind von ENER:GO am 19.08.2018 im Rahmen des Klimafestes der Öffentlichkeit übergeben worden. Durch den hohen Anteil an Einfamilienhäusern, sind jedoch normale Außensteckdosen, wie sie in nahezu allen Garagen oder Car-Ports zu finden sind, als Ladeinfrastruktur für das häusliche Laden schon vorhanden. Das reicht erfahrungsgemäß für alle normalen Ladevorgänge aus und die bestehenden Schnell-Ladesäulen sind die sichere Option, wenn ein Aufladen zeitlich beschleunigt werden müsste. Spezielle Wallboxen für das häusliche Laden mit einer evtl. höheren Ladestromoption können durch den Hauselektriker des Vertrauens kostengünstig installiert werden.

3.7.3. Öffentlicher Personen-Nahverkehr

Noch im Klimaschutzkonzept, welches 2010 von der Firma Geo-Net erarbeitet wurde, wurde die Anbindung an Hannover als eher unzureichend dargestellt, sodass der ÖPNV kein ansprechendes Alternativangebot zum Auto darstellte21. Da die Stadt Gehrden bzw. das Quartier Gehrden-Ost weder einen S-Bahnhof noch einen Stadtbahnanschluss besitzen, ist bei Nutzung des ÖPNV i.d.R. ein Umstieg nötig. Gemessen an der relativ geringen Entfernung nach Hannover (rd. 15 km) sind Fahrzeiten von bis zu 40 Minuten mit dem Bus ein Hemmnis für die Nutzung des ÖPNV.

Der Bahnhof Lemmie ist ausgehend von der Quartiersmitte (Lange-Feld-Straße) in ca. 20 Minuten direkt mit der Linie 522 (nur an Schultagen) oder mit Umstieg mit den Linien 350, 520 und 580 zu erreichen. Der Bus 580 fährt nahezu alle 15 Minuten. In der Regel ist ein Umstieg nötig. Auch dies eher ein Hemmnis für die Nutzung der Buslinien.

Die Anbindung des Bahnhofes Lemmie ab Haltestelle Festplatz in Gehrden ist als schlecht zu bewerten. Unregelmäßige Abfahrten (Nur 7:35 Uhr und 8:16 Uhr), lange Fahrtzeiten von bis zu 40 Minuten und zweimaliges Umsteigen erschweren die Nutzung.

In Bezug auf die Buslinienführung ist eine Verdichtung der Taktzeiten sowie eine an die Bedarfe der Einwohner angepasste Linienführung der Buslinie 522 während der Stoßzeiten morgens und abends mit Regiobus abzustimmen. Bislang verkehrt die Linie 522 nur an Schultagen.

20 Kraftfahrtbundesamt 2018: Jahresbilanz des Fahrzeugbestandes am 01. Januar 2018 (www)

21 Meteoterra GmbH und GEO-Net: Grundlagen und Empfehlungen für eine Klimaanpassungsstrategie der Region Hannover (2015), S. 72 (www)

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Nahverkehrsplan/ Regionalbuskonzept:

Die Kernstadt Gehrden ist über die Direktbuslinie 500 an das Hannover-Zentrum angebunden. Sie zählt zu einer der Premiumlinien der Region und soll das Image des Busverkehrs stärken. Die Qualität des Premiumproduktes ist zu ausgewählten Zeiten ein Schnellbus, ansonsten ein regelmäßig fahrender Bus im 15-minütigen Takt. Die Linie soll im Allgemeinen (größere) Orte an das Stadtzentrum der Landeshauptstadt Hannover anbinden und mindestens in einem 30- Minuten Takt fahren. Zusätzlich sollen diese Busse z. B. W-Lan und barrierefreie Haltestellen haben. Fahrradabstellbereiche an Haltestellen sollen die Einzugsgebiete erweitern22.

Fahrgastbefragungen und -zählungen ergaben, dass die RegioBus-Sprinterlinien (300, 500 und 700) besonders effizient und mit die besten Linien sind, bezogen auf das Verhältnis von Fahrgastzahlen und Fahrleistung23.

Aus der zu Grunde liegenden Angebotskarte werden die Haltestellen benannt, die im Quartier liegen bzw. angrenzen:

- Haltestelle „Beethovenring“: Registriert werden 171 Abfahrten an einem normalen Werktag (Linie 350, 500 und 522). Auf der Nachfrageseite werden an dieser Haltestelle 450 Ein- und Ausstiege gezählt  Pro Fahrt steigen im Schnitt knapp 2,6 Personen ein.

- Haltestelle „Langes Feld“: Es werden 226 Abfahrten registriert, und 770 Ein- und Ausstiege gezählt.  Pro Fahrt steigen im Schnitt knapp 3,4 Personen ein

- Haltestelle „Festplatz“: Es werden nur 7 Abfahrten registriert (Linie 522, 580), und 63 Ein- und Ausstiege.  Pro Fahrt steigen im Schnitt knapp 9 Personen ein

- Haltestelle „Ronnenberger Straße“: Es werden 133 Abfahrten gezählt (Linie 500,523), aber nur 115 Ein- und Ausstiege.  Pro Fahrt steigen im Schnitt knapp 0,8 Personen ein

Trotz aktuell geringer Fahrgastzahlen sollte das Fahrrad als Zubringer zur Bushaltestelle durch eine standardmäßige Ausstattung der Haltestellen mit Fahrradbügeln gefördert werden. Dies könnte ggf. auch eine Steigerung der Fahrgastzahlen bewirken.

Höhere Qualitätsstufen wie Fahrradgaragen oder überdachte Abstellanlagen gibt es in Gehrden an den Bushaltestellen noch nicht. Auf der Südseite des Lemmier Bahnhofes gibt es jedoch eine überdachte Abstellanlage für 20 Fahrräder24.

Eine Steigerung des Radverkehrsanteils kann sinnvoll nur erreicht werden, wenn an allen Punkten des Weges ein für längere Abstellzeiten sicheres Abstellen von Fahrrädern ermöglicht wird, nicht nur am Übergang zum ÖPNV, sondern auch am Arbeitsplatz und an den wichtigen Pendler-Bushaltestellen.

22 Region Hannover: Fortschreibung des Nahverkehrsplan 2015. Protokoll Regionalbuskonferenz 13.11.2017, S. 15 (www) 23 Region Hannover: Fortschreibung des Nahverkehrsplan 2015. Protokoll Regionalbuskonferenz 13.11.2017, S. 10 (www) 24 ADFC Ortsgruppe Gehrden/Ronnenberg 2013: Bike and Ride Ronnenberg und Gehrden (www)

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3.7.4. Schienengebundene Anbindung über S-Bahn und Stadtbahn:

Die schienengebundene Anbindung in die Innenstadt von Hannover ist über S-Bahn und Stadtbahn gewährleistet und wird häufig angeboten; die Fahrzeit beträgt allerdings knapp 40 Minuten einschließlich des Bus-Zubringers.

3.7.5. Radverkehr

Zur Radverkehrssituation in Gehrden und im Quartier Gehrden-Ost wurde der ADFC Sprechers Wernhard Thielemann befragt und auch Rückmeldungen aus der Bürgerbeteiligung aufgenommen. Grundsätzlich ist der Status Quo verbesserungswürdig.

Aufgrund der beengten Straßenraumprofile gibt es im Gehrdener Stadtgebiet nur vereinzelte und unzusammenhängende Radwege. Insbesondere an den befahrenen Straßen und im Einkaufsbereich kann dies zu Konflikten zwischen den Verkehrsteilnehmern führen.

Als wesentliche Punkte wurden die folgenden Vorschläge aufgenommen

- Der Fahrradweg aus Gehrden-Ost zum Bahnhof Weetzen sollte ausgebaut werden. Der Bahnhof in Weetzen ist für Gehrdener, besonders Quartierbewohner und berufstätige Pendler der interessantere Einstiegsort zum S-Bahn-Netz, aufgrund der Bedienung durch zwei S-Bahn-Linien und der engeren Taktung. Von dort sind es nur vier Stationen bis zum Hauptbahnhof in Hannover. Zur besseren Anbindung aus dem Quartier wäre aus Sicht des ADFC ein kleiner Durchgangsfeldweg nach Weetzen sinnvoll und notwendig. Den Bahnhof Weetzen kann man in max. 14 Minuten und max. 3,7 Kilometern erreichen.

- Die baubedingte LKW Zufahrt zum Neubaugebiet „Langes Feld“ ist nur ein Provisorium und wird in Zukunft wieder zurück gebaut. Der ADFC sieht die Chance dort einen Fahrradweg auch nach den Bauarbeiten beizubehalten. Die Hoffnung ist, dass der Eigentümer der landwirtschaftlichen Flächen diese dazu wahrscheinlich auch abgeben würde.

- Der Bahnhof Lemmie liegt außerhalb von Gehrden. Dort gibt es Probleme mit Diebstahl von abgestellten Räder, da diese zwar an Bügeln angeschlossen werden können, jedoch zugänglich sind. Ortsrat und Stadt wollen einen abschließbaren Fahrradkäfig einrichten und sind in der Standort- und Finanzierungssuche, wobei die Region das Projekt unterstützt.

- Innerhalb des Quartiers sind bspw. in der Schulstraße die Radwege zu schmal, was ein Gefahrpotenzial für Rad- und Fußgänger birgt. Auch Fahrradschutzstreifen werden als zu eng empfunden oder sind es auch.

- Die Übergangssituation zwischen Radweg und Straße an den Kreiseln am Ortseingang, sind kritisch, da Autos Vorfahrt haben und es sehr unglücklich ausgeschildert ist. Diese Situationen bergen großes Gefahrenpotenzial für Fahrradfahrer. Problem ist dabei, dass die Zuständigkeiten bei der Region Hannover

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liegen (Untere Verkehrsbehörde) und eigene Handlungsoptionen zur Verbesserung der Radverkehrssituation für die Stadt Gehrden hier fehlen

- Der ADFC ist als Kümmerer des Pedelec-Lastenrads Hannah eingebunden, was allen Gehrdenern kostenlos zur Verfügung steht über die Webseite www.hannah- lastenrad.de. Aus den bisherigen Ausleih-Erfahrungen sieht der ADFC noch Verbesserungspotenzial, z.B. in einer stundenweise Ausleihoption statt jeweils nur ganztägiger Ausleihe, Auch könnte die Hannah künftig in das Car-Sharing Portal mit eingekoppelt werden, so dass sich der Teilen-Gedanke in einer Plattform umsetzen lässt.

Generell fehlt es dem ADFC noch an Problembewusstsein fürs Radfahren in Gehrden. Von der Bevölkerung werden eher mehr PKW Parkplätze gewünscht. Bedingt durch die eher ältere Bevölkerung Gehrdens, nimmt der Radverkehr nur einen relativ kleinen Anteil am Straßenverkehr ein. Zur Stärkung des Fahrradverkehrs sollte eine Neuüberarbeitung der Radwegekarte angedacht werden

Abbildung 23: Fahrradweg aus dem Quartier zum Bahnhof Weetzen (www.google.de)

Fahrradweg aus dem Quartier zum Bahnhof Lemmie. Alle Wege sind überwiegend flach, von Lemmie nach Gehrden ist jedoch eine geringe Steigung zu überwinden. Den Bahnhof Lemmie erreicht man in max. 13 Minuten und maximal 3,7 Kilometern.

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Abbildung 24: Fahrradweg aus dem Quartier zum Bahnhof Lemmie (www.google.de)

3.7.5.1. Bereits umgesetzte Maßnahmen für klimagerechte Mobilität

Das Klimaschutzmanagement der Stadt Gehrden hat mit Unterstützung der Klimaschutzagentur erfolgreich die Förderung einer Teil-Umstellung des städtischen Fuhrparks auf 13 Elektromobile beim Bundesumweltministeriums erreichen können. Fast 200.000,- Euro Zuschuss für E-Mobile und Ladeinfrastruktur werden gezahlt. Die Ausschreibung ist noch offen.

Auch die Beteiligung der Stadt Gehrden an dem Car-Sharing-Masterplan der Region Hannover ist ein weiterer Baustein. Ab Anfang 2019 werden ca. 3-5 CarSharing-Fahrzeuge der DB- Tochter Flinkster in Gehrden tagsüber für die Verwaltung gebucht sein. Abends und am Wochenende stehen sie für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung. Die Verwaltung spart dadurch eigene Dienstwagen ein und vermeidet auch die Nutzung von Privat-Pkw der Mitarbeiter für Dienstgeschäfte.

Bislang gab es bereits eine gemeinsame Autonutzung mit dem SV Gehrden. Die Verwaltung nutzte ein Fahrzeug in der Woche und stellte es dem Sportverein an Wochenenden zur Verfügung. Autoteilen ist in der Verwaltung also bereits bekannt.

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3.7.6. Herausforderungen und Aufgaben für Umsetzung klimagerechter Mobilität

Zur Erreichung einer Verkehrswende ist es erforderlich, die Systemnachteile des ÖPNV wie Taktzeiten und Haltestellenbindung oder auch längere Fahrzeiten durch attraktive Umgestaltungen und Anreize zu überwinden. Eine gute Erreichbarkeit der Pendlerziele (Hannover) durch Kombination von Fahrrad und Bus-, Zugkombination muss gestärkt werden. Auch die noch vorhandenen Sichtweisen auf Mobilitätsalternativen gilt es zu überwinden, um eine Verlagerung der Verkehrsmittel hin zu klimaverträglichen zu erreichen (Änderung des modal Split):

- Fahrradmobilität sollte als vorrangig angesehen werden (erste Priorität im Straßenverkehr, gute Verkehrslenkung, sichere Fahrradschutzstreifen, gute Beschilderung, aktuelle Radwegekarten, im Gehrdener Stadtgebiet anzustrebende zusammenhängende Radwege)

- Gute Kombinationsangebote von ÖPNV und Fahrrad mit sicheren und ausreichenden Fahrradabstellanlagen an den Bahnhöfen in Weetzen und Lemmie,

- Gut nutzbare und gut gepflegte Fahrradwege, ggf. mit Ausleuchtung und klaren Kennzeichnungen der Vorfahrtregelungen

- Attraktive Pendlerangebote wie e-Diensträder, Job-Tickets, Mitfahrangebote, die an Arbeitgeber zur Umsetzung herangetragen werden sollten

- Attraktive Alternativen zum eigenen Pkw auch bei alternder Wohnbevölkerung und hoher Affinität zum eigenen Fahrzeug: bspw. Fahrdienste, Pedelecs, Dreirad- Varianten, Elektromobile zur Nutzbarkeit auf breiten Radwegen etc.

- Hannah Lastenrad besser auslasten und Verleihsystem flexibler gestalten, mehr Lastenräder auch in den Verkehrsquellgebieten initiieren, um direkt die Wege zum Einkauf etc. starten zu können und Umstieg zu erleichtern

- E-Ladeinfrastruktur im Quartier für Mieterhaushalte und im Gewerbegebiet verbessern und bedarfsgerecht aufbauen

- zeitliche Abstimmung zwischen Buslinien und S-Bahnen optimieren, damit Schnittstellen verlässlich sind, ggf. modellhafter Einsatz von schnellen Shuttle-Bussen evtl. mit E-Antrieb zu jedem Zughalt für einen Jahreszeitraum.

3.7.7. Motivation für alternative Mobilitätsmodelle

Um nachhaltige Mobilitätskonzepte in die Umsetzung zu bringen, müssen sowohl umweltpolitische und soziale, als auch verkehrspolitische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden.

- Car-Sharing Konzept, welches im Frühjahr 2019 in Gehrden umgesetzt wird, bietet Möglichkeit um klimaschonende Mobilität auch in Unternehmen oder Ortsteilen umzusetzen und zu stärken

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- Menschen aus Gehrden/aus dem Quartier durch Veranstaltungen zum Thema Mobilität informieren und zur Umsetzung motivieren, gute Beispiele kennenlernen

- Erreichte Verbesserungen beim ÖPNV stärker kommunizieren und Einstiegs-/ Umstiegsangebote schaffen, damit Anreiz zum Ausprobieren entsteht

- Unterstützung bei der Anschaffung eines Elektro-Autos bewerben (Beratungen, Förderung der Ladeinfrastruktur)

- Einwohner stärker in die Planungen zum Fahrradwegenetz miteinbinden, sodass Sie sich mit der Planung identifizieren können und ihre Anforderungen berücksichtigt werden

- Stadtradeln-Wettbewerb mehr bewerben, ggf. zusätzliche Preise ausloben, da seit 2013 nahezu konstante Teilnehmerzahlen erkennbar

4. Querschnittsaufgabe: Klimawandelanpassung

Da Anpassung in den meisten Fällen auf regionaler oder lokaler Ebene erfolgen muss, sind viele Entscheidungen auf kommunaler oder Regions-/Landkreisebene zu treffen25 .

Die Region Hannover hat daher ein Klimaanpassungskonzept erarbeitet. Dieses befindet sich in der Konzeptphase des ESQK allerdings noch in Bearbeitung. Vorgesehen ist eine Veröffentlichung sobald das Konzept politisch beschlossen wurde.

4.1. Handlungsbedarf

Die Grundlage der Recherche ist das Gutachten „Grundlagen und Empfehlungen für eine Klimaanpassungsstrategie der Region Hannover“ von 2015, welches von meteoterra GmbH und GEO-Net erarbeitet wurde. Aus dieser Unterlage lassen sich erste, wenn auch nur räumlich grobe, erkennbare Tendenzen zum Klimawandeln in der Region Hannover ableiten:

1. Genereller Anstieg der Jahresmitteltemperaturen (Betrachtet werden Temperaturen zwischen 1950-2013). Insbesondere trifft dies auf die Jahreszeiten Frühling und Sommer.

Tabelle 6: Mitteltemperaturen für verschiedene Jahreszeiten und unterschiedliche Klimazeiträume (Meteoterra, GEO-Net: Grundlagen und Empfehlungen für eine Klimaanpassungsstrategie der Region Hannover 2015)

Klimazeiträume

1951-1970 1961-1990 1981-2010 1950-2013

Mitteltemperatur in °C 8,6 8,8 9,6 9,2

25 Bundesregierung 2008: Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel – vom Bundeskabinett am 17. Dezember 2008 beschlossen (www).

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Mitteltemperatur Frühling 7,8 8,2 9,1 8,5

Mitteltemperatur Sommer 16,3 16,5 17,3 16,9

Mitteltemperatur Herbst 9,5 9,5 9,9 9,6

Mitteltemperatur Winter 0,5 1,1 2,0 1,5

2. Schwacher Trend zur Zunahme von Sommer- und „heißen“ Tagen. Im Zeitraum von 1951 bis 1970 gibt es im Mittel in jedem Jahr rund drei „Heiße Tage“, im Zeitraum 1981 – 2010 sind es doppelt so viele. Die Auftrittshäufigkeit von Frosttagen zeigt im betrachteten Zeitraum einen schwachen Trend zur Abnahme. Während im Zeitraum von 1951 – 1970 durchschnittlich rund 87 Frosttage pro Jahr auftreten, sind es im Jahresmittel 1981 – 2010 nur noch 70. Da die Anzahl von Frost- und Eistagen im Laufe der Jahrzehnte abnehmen, verkürzen sich auch die Kälteperioden.

3. In Bezug auf die Niederschlagssummen wurden starke Schwankungen innerhalb der Jahre an den Wetterstationen in der Region Hannover ermittelt. Ein Trend in den Jahresniederschlagssummen ist für den betrachteten Untersuchungszeitraum für die Region Hannover jedoch noch nicht auszumachen. Erkennbar ist jedoch, dass sich die Niederschlagssummen im Frühling und Herbst im Zeitraum 1950 – 2013 kaum verändern, die Sommerniederschläge jedoch einen schwachen Trend zur Abnahme zeigen. Eine lineare Trendanalyse weist eine Abnahme von 27 % gegenüber dem Mittelwert im Laufe des Zeitraums 1950 – 2013 aus. Die Niederschläge im Winter nehmen im Zeitverlauf leicht zu, ein statistischer Trend lässt sich daraus aber nicht ableiten.

Abbildung 25: Niederschlagssummen im Sommer (Juni, Juli und August) und Winter in mm im Zeitraum von 1950-2013 (Analyse GEO.net und meteroterra 2015)

Die Analyse von GEO-Net und meteroterra von 2015 hat gezeigt, dass sich für einige wichtige Klimaparameter wahrnehmbare und auch statistisch belegbare Trends zeigen (siehe oben). Die meisten und stärksten Trends ergeben sich in erster Linie für die Jahresmitteltemperatur

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oder die Auftrittshäufigkeit von heißen Tagen und die Dauer von Hitzeperioden. Demgegenüber können aus den auf den Niederschlag bezogenen Auswertungen nur sehr wenige robuste Trends ermittelt werden. Zusammenfassend kann über die vorgenommene Auswertung also insbesondere eine Erwärmung des Regionalklimas nachgewiesen werden26.

4.2. Leitlinie bzgl. Klimaanpassung

Um eine zunehmende Erwärmung des Regionalklimas zu vermeiden, gilt es Klimaschutzmaßnahmen zu treffen. Um sich an die schon erkennbaren Folgen des Klimawandels anzupassen (die in den nächste 5-10 Jahren ggf. auch noch weiter zunehmen), gilt es, Anpassungsmaßnahmen zu ergreifen.

Inwiefern diese Entwicklungen auch für Gehrden und hier im speziellen für Gehrden-Ost relevant sind, kann nur mit Bezug zu konkreten klimaempfindlichen Handlungsfeldern wie z.B. Gesundheitswesen, Wasserwirtschaft, Boden, Landwirtschaft oder Energiewirtschaft beantwortet werden.

Dabei hat die Regionalplanung die zentrale Aufgabe, die einzelnen raumbedeutsamen Anpassungskapazitäten im Sinne einer klimagerechten Entwicklung gegen- und untereinander abzuwägen. Einfluss auf das Klima kann beispielhaft durch eine Neuaufstellung des Bebauungsplanes oder des regionalen Raumordnungsprogramm gegeben werden. Dabei kommt es vor allem darauf an, negative Wechselwirkungen zwischen Maßnahmen verschiedener Handlungsfelder zu vermeiden.

Ein weiterer Erfolgsfaktor für zukünftigen Klimaanpassungsprozess ist eine intensive Einbindung aller Akteure, die an der Entscheidungsfindung und Anpassungsmaßnahmenumsetzung beteiligt sind27:Übergreifendes Ziel sollte sein, dass die Anpassung an den Klimawandel als Querschnittsaufgabe der Planung besonders auf die Integration in andere planerische Handlungsfelder wie zum Beispiel dem Bau neuer Wohnungen oder in den Themenbereich Mobilität angewiesen ist.

4.3. Klimawandelanpassungsempfehlungen

Im Umgang mit dem Klimawandel stehen Städten und Kommunen grundsätzlich zwei Ansätze zur Verfügung: Klimaschutz (Mitigation) und Klimaanpassung (Adaption). Im Folgenden sollen auch Maßnahmen aufgeführt werden, die dazu dienen, die unvermeidbaren und die bereits eingetretenen Folgen des Klimawandels abzumildern.

Dies könnten Hitze-, Sturm-, Starkregen oder Hochwasser-Ereignisse sein, die auch in der Region Hannover schon zu beobachten sind (s.o.).

26 Meteoterra GmbH, GEO-Net Umweltconsulting GmbH 2015: Grundlagen und Empfehlungen für eine Klimaanpassungsstrategie der Region Hannover, S. 20 (www) 27 Meteoterra GmbH, GEO-Net Umweltconsulting GmbH 2015: Grundlagen und Empfehlungen für eine Klimaanpassungsstrategie der Region Hannover, S. 49-51 (www)

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Es sollte darauf geachtet werden, Synergien zwischen einzelnen Maßnahmen zu identifizieren und umzusetzen. Eine lockere Bebauung mit einem hohen Freiflächenanteil ist im Sinne der Klimaanpassung, für die Umsetzung des Klimaschutzes sind jedoch energie- und verkehrssparende, kompakte Siedlungsstrukturen von hoher Relevanz. Begrünungsmaßnahmen auf Dächern oder an Fassaden sind hingegen für beide Strategien förderlich. Auch das Mitdenken der Anpassung bei ohnehin anfallenden Baumaßnahmen, zum Beispiel die Integration von Maßnahmen zur Regenwasserversickerung bei der Straßenerneuerung, ist sinnvoll – so rät auch der Deutsche Städtetag zur Berücksichtigung der Klimaveränderungen bei allen kommunalen Investitionen28. Dabei kommt der Stadt- und Regionalplanung eine besondere Rolle zu, die ja auch im BauGB festgeschrieben ist. Nach § 1 Abs. 5 BauGB sollen Bauleitpläne auch dazu beitragen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern, die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu entwickeln sowie den Klimaschutz und die Klimaanpassung, insbesondere auch in der Stadtentwicklung, zu fördern.

Die Handlungsempfehlungen sind daher nicht als abgeschlossenes Ergebnis zu sehen, sondern sie liefern den Ausgangspunkt eines langfristigen Anpassungsprozesses, der auch auf Quartiersebene umgesetzt werden kann.

Zur Erarbeitung von Anpassungsmaßnahmen sind grundsätzlich zwei Bereiche zu beachten:

 zum einen Maßnahmen und Instrumente, die sich mit den bestehenden Raum- bzw. Siedlungsstrukturen auseinandersetzen (Optimierungsmaßnahmen bei Umbau vorhandener Strukturen) und

 Maßnahmen sowie Instrumente, die bei der Entwicklung neuer Flächen greifen (Maßnahmen bei Neubau und Entwicklung neuer Häuser) (BRANDL et. al. 2011: 26).

Im ersten Fall muss sich die Planung insbesondere der bestehenden informellen und kommunikativen Instrumente bedienen. Für den zweiten Fall, die Entwicklung neuer Gebiete, sind insbesondere formelle Instrumente bedeutsam.

Für nahezu alle Anpassungsmaßnahmen gilt es zunächst die baulich-technische Machbarkeit zu prüfen. Dies betrifft insbesondere den Gebäudebestand. Im Folgenden werden je nach Umsetzungsbereich baulich-technische Anpassungsmaßnahmen, aber auch niederschwellige Maßnahmen aufgezeigt (s. Auszug aus veröffentlichter Masterarbeit Julia Michalczyk, 2017).

28 Deutsches Institut für Urbanistik (DiFu) 2018: Klimaschutz und ländlicher Raum. Ideen und Impulse für erfolgreichen Klimaschutz in ländlichen Kommune, S. 7 (www)

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Tabelle 7: Anpassungsmaßnahmen im städtischen Raum (Auszug aus Masterarbeit Julia Michalczyk 2017)

Anpassungsmaßnahmen im städtischen Raum

 Schaffung, Erhalt und Ausbau von großen und kleinen Frei- und Grünflächen im Stadtgebiet, die von Bebauung Verringerung der frei zu halten sind, thermischen Belastung  Kontinuierliche Schaffung, Erhalt und Ausbau von (Empfehlungen für Frischluft- bzw. Kaltluftschneisen, die von Bebauung frei zu Stadtplanung) halten sind

 Vermehrte Beschattung (durch Begrünung)

 Technische Optimierung und Anpassung von (öffentlichen) Gebäuden: Wärmedämmung, Abschattung (z. B. Fenstermarkisen, Sonnensegel), Verwendung geeigneter Baumaterialien (z.B. Beton oder Holz), bei Neubauten Gebäudeausrichtung optimieren Bauliche und infra-  Fassaden- und Dachgestaltung/ -farbe, strukturelle Straßenbegrünung Maßnahmen  Entsiegelungsmaßnahmen und Ausweitung der Siedlungs- flächen minimieren

 Umwandeln von Brachflächen in Grün- und Freifläche

 Schaffung von Retentionsflächen

 Maßnahmen der Verhaltens- und Informationsvorsorge (z. B. in Aufklärung Beratungen in Altenheimen oder Pflegeeinrichtungen)  Aktionstage „Klimaanpassung“

 Hitzefrühwarnsystem für Krankenhäuser bzw. Pflegeeinrich- tungen Frühwarnsysteme  Frühwarnsystem für allein lebende alte Menschen

 Informationsmanagement

 Förderung des ÖPNV

 Förderung des Fahrradverkehrs Lufthygiene  Rad und Bus kombinieren – (Erweiterung des Fahrplan- Angebotes, Kombination Rad und Bus: Anschaffung von Pedelecs zur Ausleihe/Fahrradkäfig, Mobilitätsberatungen)

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Klimawandelanpassungsstrategie: wie geht man in Zukunft mit Gewerbegebieten um?

Bedingt durch fehlende Grün- und Freiflächen sind Flächen mit gewerblicher Nutzung besonders stark von Hitzestress betroffen. Durch die Beschattung von Parkplätzen oder Straßen durch Baumpflanzungen können die klimatischen Nachteile vorsorglich vermindert oder auch vermieden werden. Kleinräumigere Veränderungen bei der Bebauung (mehr Grünflächen, Fassadenbegrünung, Gründächer, Gebäudeausrichtung) haben zwar meist nur direkte Auswirkungen auf das Klima des unmittelbaren Umfeldes, wie zum Beispiel auf eine Straßenkreuzung in einem Quartier, aber viele kleine Maßnahmen haben eine positive Auswirkung auf das gesamte Quartiersklima29 30. Diese hoch versiegelten und stark genutzten Bereiche, wie auch z.B. das Gewerbegebiet in Gehrden-Ost sind besonders angewiesen auf Anpassungs- und Verminderungsmaßnahmen. Dächer bieten sich hier noch oftmals für Begrünungen an. Dachbegrünungen verbessern in erster Linie die mikroklimatischen Verhältnisse am Gebäude selbst. Durch die Vegetation bleibt im Sommer ein Aufheizen der Flächen aus, im Winter vermindert die Begrünung einen Wärmeverlust des Hauses31. Zielkonflikte zwischen Dachbegrünung und Solaranlagen sind nicht zu erwarten! Erwartet werden können eher positive Effekte durch die Dachbegrünung, die den Leistungsgrad der PV- Anlage erhöhen! „Dachbegrünung mildert die Folgen des Klimawandels in der Stadt ab, indem sie der sommerlichen Überhitzung entgegenwirkt und Regenwasser zurückhält. Photovoltaikanlagen liefern dauerhaft erneuerbare Energie und senken den Eintrag von Kohlendioxid in die Atmosphäre. Werden beide miteinander kombiniert, ergeben sich sogar positive Auswirkungen auf den Wirkungsgrad und damit auf den Ertrag der Solaranlagen“32. Eine weitere Maßnahme die in Bereichen angewandt werden kann, wo kein Platz mehr für Baumpflanzungen o. Ä. ist, sind Fassadenbegrünungen. In Bereichen mit mehrgeschossigen Gebäuden wie zum Beispiel am Beethovenring, kann dadurch die direkte Bestrahlung der Hauswand und die Wärmespeicherfähigkeit der Fassade reduziert werden, sodass eine spürbare klimatische Verbesserung des Mikro- und Kleinklimas eintritt33.

5. Perspektiven, Strategien und Maßnahmen

Um ein klimaneutrales Quartier Gehrden-Ost zu erreichen, muss die Energienachfrage gesenkt werden und der Restenergiebedarf durch erneuerbare Energien erfolgen. Dabei

29 Greiten & Wessels 2000: Osnabrück und sein Stadtklima. Umweltdezernat der Stadt Osnabrück, Fachbereich Grün und Umwelt (Hrsg.). Osnabrück. Online-Veröffentlichung (www). 30 Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) 2013: Alles im Wandel: Demografische und klimatische Veränderungen im Kontext der integrierten Stadtentwicklung. BMVBS-Online-Publikation 23/2013, S. 64 31 Schmidt, D. et.al. 2017: Leben mit dem Klimawandel – Hannover passt sich an. Anpassungsstrategie und Maßnahmenprogramm 2012-2016. Schriftenreihe kommunaler Umweltschutz – Heft 53. Landeshauptstadt Hannover, Bereich Umweltschutz. (Hrsg.). S.21 32 Stadt Hannover, Information des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün von 2015 zum Thema Dachbegrünung und Photovoltaik 33 Greiten & Wessels 2000: Osnabrück und sein Stadtklima. Umweltdezernat der Stadt Osnabrück, Fachbereich Grün und Umwelt (Hrsg.). Osnabrück. Online-Veröffentlichung (www). S.33

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können die Biogasanlage und der Ausbau der Solarenergienutzung im Quartier sowie die Windenergieanlagen, die sich in räumlicher Nähe befinden, den Restbedarf decken.

Vor diesem Hintergrund wäre eine Entwicklung, die dem oben beschriebenen KLIMASCHUTZ-

Szenario entspricht, möglich. Es wurde ermittelt, dass eine schnelle CO2-Minderung durch einen forcierten PV-Ausbau gelingen und diese Strategie durch den verstärkten Ausbau von Solarthermie noch unterstützt werden kann (Verweis Kapitel 3.18 und Folgende).

Das Sanierungsmanagement sollte sich daher an dem KLIMASCHUTZ-Szenario orientieren, welches allerdings sehr anspruchsvolle Energiesparmaßnahmen bei allen Verbrauchern vorsieht sowie weitere Klimaschutzmaßnahmen im Bereich der Mobilität und im Lifestyle.

Maßnahmenempfehlungen:

Die im folgenden aufgeführten Maßnahmen stellen das Fazit aus den Bestandsaufnahmen und der darauf aufbauenden Analyse die Handlungsoptionen für das Quartier dar. Weiterhin wurden die Maßnahmensteckbriefe unterschiedlichster Akteure (Bewohner des Quartiers, Ehrenamtliche, Energieberater, Netzbetreiber Avacon AG, ADFC Gehrden/Ronnenberg, Wohnungsgenossenschaften, Unternehmen im Quartier, Klimaschutzmanagement) ausgewertet und in den Maßnahmenkatalog eingearbeitet.

Aufgeführt werden 42 Maßnahmen, die verschiedenen Themenschwerpunkten zugeordnet werden können.

Durch Maßnahmenkombinationen kann häufig nicht nur das Energieeinsparpotenzial erhöht werden, sondern durch Synergieeffekte können auch Kostenreduzierungen erzielt werden.

5.1. Zukünftige Energieversorgung und Nutzung regenerativer Energien / Rahmenbedingungen für nachhaltigen Klimaschutz

Nr. Handlungsfeld Priorität Maßnahmentitel 1 Reg/Rah A Stelle für Sanierungsmanagement ab 2019 schaffen - zur Koordination und Planung von Energiebedarfen- und Verbräuchen 2 Reg/Rah A Stadt Gehrden übernimmt Koordinationsfunktion für den Ausbau der regenerativen Energiegewinnung - Förderung der Nutzung von alternativen/regenerativen Energie-Technologien 3 Reg A Nachbarschaftsinitiativen bzw. -kooperationen zur Solarenergienutzung / 100-Sonnendächer Programm 4 Reg/Ber A „Sonnenplatten“ als Auszeichnung für Solarenergienutzung und Beteiligung am 100 Sonnendächer-Programm 5 Reg A Unterstützung des Monitoring zur Quartiersentwicklung durch Bereitstellung der Verbrauchsdaten 6 Reg B Speicherung von selbsterzeugtem Strom ermöglichen in stationären Batteriespeichern oder mobilen Elektromobilen 7 Reg B Initiierung und Errichtung von Nahwärmeinseln oder eines Nahwärmeverbundes zwischen geeigneten Wärmequellen und Wärmesenken 8 Reg B Bürgersolaranlagen (Beteiligungsprojekt) verstetigen und Stromvertrieb organisieren und ausbauen

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5.2. Bauleitplanung, Grundstücksvergabe- und erschließung

Nr. Handlungsfeld Priorität Maßnahmentitel 9 Pla A Klimaschutz in der Bauleitplanung/ energetische Standards festsetzen 10 Pla B Ökologische Baustandards als konkrete Daseinsvorsorge für Neubaugebiete und Sanierungsgebiete verabschieden 11 Pla B Beispielhafte Sanierung einer Grundschule oder Kindergartens (z.B. Kita Nedderntor) als Besichtigungsobjekt für Interessierte Hausbesitzer

5.3. Multiplikatoren für den Klimaschutz

Nr. Handlungsfeld Priorität Maßnahmentitel 12 Rah/Multi A Verstetigung der Klimaschutz-Bemühungen aller Akteure in Gehrden-Ost - Klimaschutzforum, Netzwerktreffen 13 Multi A Zusammenstellung positiver Beispiele und Erfahrungen aus Klimaschutzmaßnahmen in Bildungseinrichtungen im Quartier und darüber hinaus 14 Multi A Zusammenstellung positiver Beispiele für Klimaschutzmaßnahmen bei Privathaushalten 15 Multi A Bauwagen Zukunft – Gelegenheit bieten miteinander ins Gespräch zu kommen 16 Multi A Beratungsangebote der Avacon Netz GmbH, zur Erreichung eines klimaneutralen Quartiers Gehrden-Ost

5.4. Energieeinsparung in der gewerblichen Wirtschaft

Nr. Handlungsfeld Priorität Maßnahmentitel 17 Multi/Wir A „Beste Beispiele“ für Klimaschutzmaßnahmen in Unternehmen medienwirksam kommunizieren 18 Multi/Wir B Stammtisch Klimaschutz für Gewerbetreibende 19 Wir/Öff A Energieeffiziente Beleuchtungstechnik in Bürogebäuden (Unternehmen und kommunalen Einrichtungen)

5.5. Mobilität

Nr. Handlungsfeld Priorität Maßnahmentitel 20 Mob/Wir A Carsharing mit Unternehmen voranbringen - Mobilitätsmanagement ab 2019 auch in Gehrden mit Flinkster oder bspw. e2work möglich 21 Mob A Bewerbung von gemeinschaftlicher Autonutzung – CarSharing, Autoteilen, Mitfahren. Sharing economy - Teilen ist das neue Haben! 22 Mob A Förderung des Radverkehrs in Gehrden(-Ost) und Zertifizierung als fahrradfreundliche Kommune 23 Mob A Fahrradabstellmöglichkeiten verbessern, Kombinationsangebot ÖPNV und Rad u.a. an Bahnhöfen Lemmie und Weetzen optimieren 24 Mob A Klimaschonende Fahrweisen mit Pkw und Lkw fördern

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25 Mob A S-Bahn und Bus im Takt von 20 bis 30 Minuten und Verbesserung der Zug-Zubringer-Verbindungen 26 Mob A Nutzung nationaler Förderprogramme für die Installation von Ladeinfrastruktur für Mieterhaushalte 27 Mob B Umsetzung von Ladeinfrastruktur bei Nahversorgern im Quartier (gemeinsam mit Avacon Netz GmbH) 28 Mob B Stadt als Vorbild für Fahrradnutzung für Unternehmen und Haushalte, Auszeichnung fahrradfreundlicher Betrieb nutzen – Radverkehrsbelange stärker umsetzen 29 Mob B Anschaffung von Dienstfahrrädern für Unternehmensmitarbeiter 30 Mob B Förderung der Elektro-Mobilität für E-Fahrräder bzw. Pedelecs 31 Mob B Förderung der Elektro-Mobilität Anreize für Umstieg auf Elektro- Autos 32 Mob/Ber B Elektromobilität an Schulen / Mobilitätsberatung für junge Menschen 33 Mob/Ber B Angebot von Radtouren mit Pedelecs zu touristischen Zielen und zum Kennenlernen von Alltagsrouten

5.6. Energiebewusstsein, Beratung und Nutzerverhalten

Nr. Handlungsfeld Priorität Maßnahmentitel 34 Ber A Klimaschutz/Energieeffizienz in Schulen – Etablierung des Themas im Schulalltag und Unterricht durch Anreizsysteme, Wettbewerbe, Projektwochen, Schülerfirmen oder Projekt-Tage 35 Ber B Kulturelle Angebote zur Sensibilisierung unterschiedlicher Akteursgruppen zum Thema Energie-Erzeugung und Klimaschutz an Schulen und KiTas 36 Ber B Schülerfirma mit Klimaschutzthema in der Oberschule (OBS) Gehrden gründen und begleiten

5.7. Energieeinsparung im Wohnbestand und energiesparende Neubauten

Nr. Handlungsfeld Priorität Maßnahmentitel 37 Wo A Klimaschutzmaßnahmen der OSTLAND Wohnungsgenossenschaft e.G 38 Wo A meravis unterstützt Klimaneutralität im Quartier Gehrden-Ost 39 Wo B Aktive Ansprache von Hausbesitzern mit Information zu Modernisierung und Förderung entsprechend Bau-Altersklassen 40 Wo B Energetische Sanierung von privaten Mehrfamilienhäusern vorantreiben (Unterschiedliche Eigentümer berücksichtigen: Privateigentümer, Eigentümergemeinschaften); Warmmietenneutrale Sanierungskonzepte entwickeln 41 Wo B Mieterberatungen im Quartier zum effizientem, kostensparenden und klimaschonendem Heizen, Lüften und Stromsparen

5.8. Rahmenbedingungen für einen nachhaltigen Klimaschutz

Nr. Handlungsfeld Priorität Maßnahmentitel 42 Rah C Fonds oder Stiftung für Anschubfinanzierungen, Innovationen oder Kleinprojekte

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5.9. Exkurs zur Wirtschaftlichkeit von Energiesparmaßnahmen

Während viele Investitionen von Privatpersonen Kriterien wie Komfort- oder Qualitätsgewinn oder Status-Steigerung erfüllen, ist bei Energieeffizienzmaßnahmen der Anspruch der Wirtschaftlichkeit erstes und meistens ausschlaggebendes Kriterium zur Umsetzung. Die Energieeinsparverordnung gibt als Maß für die Wirtschaftlichkeit vor, dass eine (Mehr- ) Investition sich innerhalb der Lebensdauer des betrachteten Bauteils oder der Maßnahme refinanziert durch die Einsparung an Energie- bzw. Betriebskosten. Nachfolgend sind zentrale Aussagen zur Wirtschaftlichkeit von Energiesparmaßnahmen aufgeführt. Demgegenüber fehlen jedoch häufig langfristige Kostenvergleiche zwischen einer Investitionsentscheidung und dem Preis des Nichtstuns, was erst dann durchbrochen wird, wenn Energiekosten plötzlich ansteigen wie bei Ölkrisen oder energetisch relevante Instandhaltungen anstehen und Investitionen unvermeidbar sind. Die vollständige Ausarbeitung zu dem Thema ist im Materialband, Kapitel 8 nachzulesen.

Energiesparmaßnahmen sind im Gebäudebereich meist größere Investitionen, die jeder Investor vermeiden möchte, was betriebswirtschaftlich rational ist, es sei denn, die Investition rechnet sich. Energiesparmaßnahmen müssen also so verständlich und nachvollziehbar aufbereitet werden, dass sie für die privaten Hauseigentümer mit einer konkurrierenden Spareinlage verglichen werden können, denn die wenigsten Hausbesitzer sind auch Finanzfachleute und können die Sinnhaftigkeit und die Rendite selbst abschätzen und einordnen.

Beispiel: In eine Modernisierungsmaßnahme werden beispielsweise 10.000 € investiert, die Lebensdauer der Maßnahmen beträgt 30 Jahre, die Einsparungen werden über diesen Zeitraum soweit simuliert, dass sich Amortisationszeiten von 2 bis 30 Jahren ergeben. Die folgende Abbildung zeigt das Ergebnis.

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Abhängigkeit von Amortisationszeit und Kapitalverzinsung 30,0 o - Punkt 1 27,5 25,0 22,5 o - Punkt 2 20,0 17,5 15,0 12,5 10,0 o - Punkt 3

Amortisationszeit [a] Amortisationszeit 7,5 5,0 2,5 0,0 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% 20% 22% 24% 26% 28% 30% Kapitalverzinsung [%/a]

Abbildung 26: Zusammenhang zwischen Amortisationszeit und Verzinsung einer Investition mit 30 Jahren Lebensdauer

Im Zusammenhang wird deutlich, dass mit abnehmender Amortisationszeit die Verzinsung ansteigt (gegenläufige Entwicklung), von 0%/a bei 30 Jahren Amortisationszeit bis 30%/a bei rd. 3 Jahren Amortisationszeit. Zusammenfassend lässt sich sagen: Selbst bei keiner bis geringer Verzinsung rechnet sich eine Investition, wenn auch nur knapp nach 30 Jahren, zumal die Lebensdauer oft mehr als 30 Jahre beträgt. Außerdem erhält der Investor hierfür eine Verbesserung des Ausgangszustandes, wie bspw. ein Gebäude, das energieeffizienter ist als vor der Sanierung. D.h. er hat auch einen Mehrwert in Form einer werthaltigeren Immobilie. Weiterhin sind bei dem derzeitigen Zinsniveau und der angesetzten Lebensdauer von 30 Jahren deutlich höhere Amortisationszeiten als 10 Jahre akzeptabel. Gleichzeitig bedeutet eine Energiesparmaßnahme eine langfristig garantierte Geldanlage mit hundertprozentiger Sicherheit, da es sich um das eigene Objekt handelt, was in der Regel eine sichere Kapitalanlage ist. Diese ist auch noch hochlukrativ, da die Ausfallwahrscheinlichkeit nicht gegeben ist und im Zweifelsfalle beim vorzeitigen Verkauf der gestiegene Wert die Rendite erbringt.

5.10. Umsetzungsstrategie für das Quartier Gehrden-Ost

Ist ein klimaneutrales Quartier Gehrden-Ost möglich? Das war die Ausgangsfrage zum Quartierskonzept. Sie kann ganz klar mit JA! beantwortet werden.

Erforderlich ist dazu der Ausbau der regenerativen Erzeugung im Quartier durch Photovoltaik und ggf. Solarthermie im Zusammenspiel mit ambitionierten Modernisierungs- Anstrengungen bei den sich bietenden Gelegenheiten.

Der Verbrauch von Wärme und Strom bei allen Akteuren sollte durch jede technisch- wirtschaftlich mögliche Effizienzmaßnahme bei jeder sich bietenden Gelegenheit wie

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Fenster- , Fassaden- oder Dacharbeiten reduziert werden. Dabei sollten durch Energieberatungen vorweg möglichst hocheffiziente Lösungen realisiert werden. Beim Heizungstausch sollte – nach möglichen baulichen Effizienzmaßnahmen - ein Wechsel zu einem regenerativen Energieträger erfolgen z.B. Holzheizung oder regenerativ gespeistes BHKW oder wenn möglich eine Wärmepumpenlösung. Entsprechend den Szenarienbetrachtungen bis 2050 kann dadurch das Verbrauchsniveau im Quartier mindestens um die Hälfte reduziert werden. Dies wird bestätigt durch Ergebnisse der erfolgten Energieberatungen. Je später der Start, desto ambitionierter muss die Modernisierung ausfallen.

Für die regenerative Energieerzeugung sollten möglichst alle sinnvoll verfügbaren Dachflächen aus der Solarpotenzialanalyse möglichst vollständig und über den Eigenverbrauch hinaus erschlossen werden. Dies ist anhand der Beratungsergebnisse durchweg wirtschaftlich darstellbar und entspricht durch die garantierte Eispeisevergütung einer langfristigen, risikoarmen Kapitalanlage für 20 Jahre. Bei vorhandenem Warmwasserverbrauch kann eine Teilnutzung der Dachfläche für Solarthermieanlagen (ggf. mit Heizungsunterstützung) erfolgen, was ebenso zu einer Emissionsminderung beiträgt.

Grundsätzlich sollte der Entscheidungshorizont bei Maßnahmen die Lebensdauer der Bauteile berücksichtigen und die rechnerisch zu erzielende Rendite sollte sich am verträglichen Zinsniveau messen lassen.

Für alle neu errichteten Gebäude ist auf Grundlage der EU-Gebäuderichtlinie ein „nearly zero energy building“ anzustreben Diese gilt ab 2019 für alle öffentlichen Gebäude, nach 2021 auch für private Gebäude. Das 2018/19 erscheinende nationale Gebäudeenergie-Gesetz wird die Anforderungen präzisieren und in nationales Recht umsetzen. Deshalb sollten Neubauten schon jetzt möglichst als marktverfügbare Plus-Energie-Gebäude auf Basis hocheffizienter Gebäudehüllen, wie bspw. dem Passivhaus-Standard- umgesetzt werden, um nachhaltigen Werterhalt und Zukunftsfähigkeit zu erreichen. Dies ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch notwendig.

Im Privat-Bereich sollten angesichts der Diskussionen um bezahlbares Wohnen unbedingt die benötigten Wohnflächen betrachtet werden, um die stetig wachsende zu beheizende Fläche durch gute Architektur und spannende Grundrisse wieder einzufangen.

Unternehmen sollten sich mit den Energieberatern auf den Weg machen Abläufe, Geräte, Produktionsmittel und Beleuchtungsanlagen sukzessive, beginnend bei nicht-investiven und hoch-wirtschaftlichen Schritten in die effiziente Optimierung zu bringen.

Weil Energieverbrauchsreduktion Investitionen voraussetzt und diese Aufträge an Architekten Planer und Handwerksbetriebe bedeuten, führt das Projekt Klimaneutrales Gehrden-Ost sofort zu einer steigenden lokalen Wertschöpfung.

Die öffentliche Hand kann sich durch Bearbeitung der Maßnahmen im eigenen Gebäudebestand als Initiator für Nahwärmeinsel, weitere Photovoltaik-Anlagen, Beleuchtungsmodernisierung, Energieträgerumstellung und natürlich hocheffizientes Bauen und Modernisieren engagieren. Auch die Festsetzung von nachhaltigen Randbedingungen bei der städtebaulichen Entwicklung des Quartiers eröffnet den privaten Bauherren einen Bezug

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zu Klimaneutralität und den gewerblichen Bauherren idealerweise eine besondere Stellung im Markt, bei dem zukunftsgerichtete Akteure Nachhaltigkeit glaubhaft machen können.

Ein möglicher Einstieg in eine Gebäude- oder Standortzertifizierung, wie es bspw. die DGNB derzeit entwickelt zeigt, dass Gehrden das richtige Thema anpackt.

Klimaschonende Mobilität im Quartier setzt Angebote voraus, die Veränderungen bei der Verkehrsmittelwahl nach sich ziehen können. Von Radwegen und Abstellanlagen bis zu Ladeinfrastruktur und Shuttle-Bussen zu den S-Bahnhöfen ist die mögliche Spanne groß. Sie an die Mobilitätsbedarfe im Quartier anzupassen und zu bewerben wird die Herausforderung sein. Selten waren dafür die gesellschaftlichen Randbedingungen (Diesel-Affäre, Luftbelastung, Staus, aber auch Sharing economy, Lastenradinitiativen etc.) so günstig wie derzeit. Mit dem kommunalen Car-Sharing hat die Stadt Gehrden einen wichtigen Schritt getan, der auf Resonanz auch im Quartier stoßen sollte.

Die Einstellung/Beauftragung eines Sanierungsmanagements ist ein/der zentrale Baustein zur Umsetzung des Konzepts. Das Kümmern um das Quartier ermöglicht die Maßnahmeninitiierung und –Begleitung und sukzessive Umsetzung der Einzelvorschläge. Erfolgsbilanzierung, Öffentlichkeitsarbeit, Information und Bewusstseinsbildung sind die Kernaufgaben des Sanierungsmanagements, um die Bewohner und Unternehmen am Erfolg zu beteiligen und jeden Einzelbeitrag zu würdigen.

Der Zeitplan zur Umsetzung ist als Vorschlag unterbreitet und kann sich natürlich an neue Randbedingungen anpassen. Er richtet sich an alle Akteure im Quartier und unterstützt die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Einwohnern. Ausgewählt wurden dazu Maßnahnamen, die sich kurzfristig und effizient umsetzen lassen und deren Anfänge sich abzeichnen in Kombination mit solchen, die Langzeiteffekte generieren, um eine dauerhafte Erfolgserfahrung und Emissionsreduktion auf den Weg zu bringen. Der Vorschlag soll in der Umsetzung natürlich entsprechend den Kapazitäten des Sanierungsmanagements und den Interessen im Quartier angepasst und aktualisiert werden.

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Quellenangaben

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Mündliche Mitteilung von meravis, September 2018

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Bürgerbeteiligung...... 15 Abbildung 2: Quartiersabgrenzung für das energetische Stadtquartierskonzept Gehrden-Ost ...... 17 Abbildung 3: Luftbildaufnahme vom Quartier Gehrden-Ost (www.google.de) ...... 18 Abbildung 4: Quartiersgebiet mit Kennzeichnung der Flächen ...... 18 Abbildung 5: RROP Ausschnitt Gehrden Stand 2016 (Stadt Hannover 2016) ...... 22 Abbildung 6: Vorgabe der Entwicklung einer landschaftlichen Einbindung am Siedlungsrand ...... 23 Abbildung 7: Ausschnitt aus dem regionalen Raumordnungsprogramm (Region Hannover 2016) ..... 24 Abbildung 8: ILE Region Calenberger Land (Gemeinde Wennigsen, http://www.calenberger.land/node/3) ...... 25 Abbildung 9: Gebäudebestand im Quartier ...... 28 Abbildung 10: Verteilung der Energieträger im Quartier ...... 29

Abbildung 11: CO2-Emissionen 2016 in Tonnen/Jahr und in Prozent ...... 30 Abbildung 12: Stromerzeugung im Quartier 2016 in Prozent ...... 30

Abbildung 13: CO2-Emissionen inklusive Strom, Beide Szenarien im Vergleich ...... 34 Abbildung 14: Beethovenring 76A (www.meravis.de/mensch-raum-vision/#Gehrden) ...... 37 Abbildung 15: Luftbildaufnahme Gehrden Gewerbegebiet (www.google.de) ...... 40 Abbildung 16: Beispiel für eine Modulbelegung der Lagerhalle/Werkstatt (Energie Brokering 2018) 43 Abbildung 17: Aufnahme nach der Beratung, links: Lothar Müller (Geschäftsführer), rechts Patrick Hohe (Prokurist) ...... 43 Abbildung 18: So kauft Lisa Strom: Beim alten Stromversorger oder über „enyway“ direkt bei Jan (www.enyway.com, 2018 ...... 45 Abbildung 19: Zuwachsraten bei privaten PKW 2007-2015 in Prozent (Quelle: Kommunale Strukturdaten 2016, Region Hannover) ...... 46 Abbildung 20: Bevölkerungsentwicklung Stadt Gehrden (Quelle Stadt Gehrden 2018: https://www.gehrden.de/stadt-information/daten-zahlen-fakten/) ...... 47 Abbildung 21: Bevölkerungsentwicklung der Kernstadt Gehrden 2010-2017 (Stadt Gehrden: www) 47

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Abbildung 22: Entwicklung der Zulassungszahlen der Elektro-Fahrzeuge in Gehrden von 2010 bis 2018 (Quelle Region Hannover) ...... 48 Abbildung 23: Fahrradweg aus dem Quartier zum Bahnhof Weetzen (www.google.de) ...... 52 Abbildung 24: Fahrradweg aus dem Quartier zum Bahnhof Lemmie (www.google.de) ...... 53 Abbildung 25: Niederschlagssummen im Sommer (Juni, Juli und August) und Winter in mm im Zeitraum von 1950-2013 (Analyse GEO.net und meteroterra 2015) ...... 56 Abbildung 26: Zusammenhang zwischen Amortisationszeit und Verzinsung einer Investition mit 30 Jahren Lebensdauer ...... 65

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Zahlen, Daten und Fakten der Stadt Gehrden (www.gehrden.de, 2018, Trends und Fakten WiFö der Region Hannover Stand 2017), Standortinformation 4/2018 der Region Hannover...... 8 Tabelle 2: Energieberatungen für Unternehmen im Überblick ...... 11 Tabelle 3: Energieberatungen für Privatleute im Überblick ...... 11 Tabelle 4: Veranstaltungsreihe im Überblick ...... 15 Tabelle 5: Strom- und Wärmeverbräuche der öffentlichen Gebäude ...... 31 Tabelle 6: Mitteltemperaturen für verschiedene Jahreszeiten und unterschiedliche Klimazeiträume (Meteoterra, GEO-Net: Grundlagen und Empfehlungen für eine Klimaanpassungsstrategie der Region Hannover 2015) ...... 55 Tabelle 7: Anpassungsmaßnahmen im städtischen Raum (Auszug aus Masterarbeit Julia Michalczyk 2017) ...... 59

Separate Anhang-Dokumente

Materialband

Maßnahmenband

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