Entdecker-Tour Nr. 2 Industriekultur Lausitzer der ENERGIE-Route Rund um das Besucherbergwerk F60 Foto: Nada Quenzel GESAMTLÄNGE 13/25 km 13/25 SCHWIERIGKEIT EINFACH Verschwundene und Dörfer neue Paradiese DAUER CA. DAUER 4/6 h 4/6 Besucherbergwerk F60 Verschwundene Dörfer und neue Paradiese

Mit guter Aussicht in luftiger Höhe Foto: Nada Quenzel Foto: Nada

Das ehemalige Ackerbauerndorf Lichter- Nach der etwa 1,5-stündigen Führung und Wasserfläche, zur Linken schaut man auf feld liegt am neuen Bergheider See, einem eventuell einem kleinen Imbiss in der eine etwa 12-15 m hohe, gefurchte Steil- gefluteten Tagebaurestloch. Hier steht ein rustikalen 2 Steigerstube im Werkstatt- böschung, die der sogenannte Tagebauvor- Gigant der Technik: das 1 Besucherberg- wagen geht's in nordöstlicher Richtung schnitt hinterlassen hat. Hier kann man erd- werk F60. Mit diesem riesigen Gerät wurde zum Rundweg um den 3 Bergheider See. geschichtliche Spuren erkennen, wie z. B. früher der Abraum, also die Erdschichten, Der ca. 340 ha große See entstand zwi- die Bodenschichtungen und Kohleablage- die über den Kohleflözen liegen, trans- schen 2003 und 2013 durch Flutung des rungen. portiert. Mit ihren 502 m Länge, 80 m 1992 stillgelegten Tagebaus Klettwitz- Höhe und ca. 13.600 Tonnen Gewicht im Nord. Davor wurden hier ca. 13 Mio. Tonnen betriebsfähigen Zustand gelten die Ab- Kohle gefördert und ca. 75 Mio. Kubikme- raumförderbrücken des Typs F60 noch heu- ter Abraum bewegt. Dörfer und Bewohner

te als größte bewegliche Arbeitsmaschinen mussten in den 1970er und 80er Jahren Quenzel Foto: Nada der Welt. Wegen ihrer gewaltigen Maße und weichen. Bald werden hier Wassersport- der markanten Stahlkonstruktion wird die ler und Erholungssuchende ihr Paradies Radeln durch die Bergbaufolgelandschaft F60 „liegender Eiffelturm“ genannt und ist finden. Aber noch sind viele Spuren des zu einem Wahrzeichen des Lausitzer Seen- Bergbaus in der Landschaft ablesbar. Etwas weiter südlich fallen zwei kleine In- landes geworden. seln im See, ganz dicht am Ufer, auf. Diese symbolisieren die 4 ehemalige Ortslage Die Besichtigung, oder wie der Bergmann von Bergheide (Gohra). Bergheide wurde sagt „Befahrung“ der F60, ist der Start für in den frühen 1980ern freigezogen und

diese Tour. Ohne Voranmeldung, in Grup- Quenzel Foto: Nada dann abgebaggert, der Fachmann nennt es pen bis zu 20 Personen begibt man sich „devastiert“. Davon waren 500 Einwohner auf eine Führung auf sicher ausgebauten betroffen, die überwiegend nach Finster- ehemaligen Arbeitswegen. Authentisch Rast am Bergheider See walde umgesiedelt wurden. Die letzten berichten die Bergwerksführer über die etwa 170 Bergheider verließen ihr Dorf Historie und die Zukunft des Lausitzer Zuerst führt der Weg durch die ehemaligen 1987, unmittelbar bevor 1988 die Bagger Seenlandes. Am höchsten Punkt genießt Tagesanlagen, so genannt, weil die Kohle das Dorf verschwinden ließen. Lediglich man einen atemberaubenden Blick über im Übertagebau unter freiem Himmel ab- die Namensgebung des Bergheider Sees die Tagebaufolgelandschaft: ausgedehn- gebaggert wurde. Schon bald öffnet sich erinnert an das einst idyllisch gelege- te Wälder, das glitzernde Blau des Berg- rechts der unverbaute Blick über den Berg- ne Dorf. Heute bewegt man sich auf dem heider Sees. Bei gutem Wetter reicht der heider See. Der unbefestigte, aber sehr gut Rundweg am See schon unterhalb des Ni- Blick bis weit nach Sachsen. Für die bevor- befahrbare Kiesweg führt zunächst schnur- veaus, welches das Gelände vor dem so- stehende Radtour um den Bergheider See gerade in südlicher Richtung am Ostufer genannten Tagebauaufschnitt hatte. Eine kann man sich von hier oben orientieren. des Sees entlang. Zur Rechten liegt die bizarre Vorstellung: Man kann praktisch mer/ bis zum Fluss Schwarze Elster ab. Der Überleiter ist ein „Miniaturmodell“ der Kanäle, die im Lausitzer Seenland die großen Seen miteinander verbinden und zu einem schiffbaren Wassererlebnisraum machen. Jetzt kommt schon der Ort Lich- terfeld wieder in Sicht. Man kann rechts zur F60 abbiegen oder direkt zum breiten Sandstrand am Bergheider See fahren, wo man eine gemütliche Pause einlegen kann. Hier gibt es eine Menge zu entdecken! Foto: Nada Quenzel Foto: Nada Weiter geht es in das etwa 3 km nordöstlich unterhalb der Keller von Bergheide ein sen möchte, sollte sich einen der NABU-Gui- gelegene Klingmühl. Auch dieser Ort soll- Picknick machen und auf eine neue Land- des zur Seite holen und die Tour durch einen te zu Beginn der 1990er Jahre abgebaggert schaft schauen. geführten Abstecher in das Naturparadies werden und war bereits fast freigezogen. ergänzen. Ab Mai 2018 wird es dann auch Lediglich die Gastwirtsfamilie Griebner Der Weg führt weiter ans Südufer, lang möglich sein, das Naturparadies zu Fuß und wenige andere hielten noch aus. Durch ausgestreckt liegen der See und die im- oder mit dem Rad auf einer ausgeschilder- die Schließung des Tagebaus blieb Kling- posante F60 vor den Besuchern. Es bietet ten Route auf eigene Faust zu erkunden. mühl verschont und ist heute wieder ein sich an, das Rad hier nochmals abzustellen blühender Ort. In 9 Griebners Gaststätte und den 5 Aussichtshügel zu erklimmen. erlebt man eine Zeitreise in die Dorfknei- penkultur der ehemaligen DDR. Ambiente und Preise sind einzigartig, das Essen ein- Foto: Frank Leo fach, kompromisslos und lecker. Gastwirt Max ist ein Zeitzeuge, der immer für eine

Foto: S. Röhrscheid Story aus der Tagebaugeschichte oder aus der turbulenten Wendezeit zu haben ist. Das Schnitzel wird (hörbar) geklopft, das Grünhauser See Wiedehopf im Naturparadies Grünhaus Schaschlykgewürz ist ein uraltes und gut gehütetes Familienrezept. Es öffnet sich nach Süden und Westen ein Übrigens befand sich vor dem Tagebau großartiger Blick über das 6 Naturpara- auch hier eine Siedlung – der im Jahr 1982 Abstecher: dies Grünhaus der NABU-Stiftung Natio- abgebaggerte 7 Ortsteil Kostebrau- Vor dem Rückweg lohnt sich ein Abstecher nales Naturerbe. Das Verlassen der Wege Römerkeller mit etwa 30 Einwohnern. Der zum Schlosspark in Sallgast. Das Schlöss- ist am südlichen und westlichen Ufer noch Weg führt bis zur Landesstraße 60 und chen erreicht man von Klingmühl quer verboten und auch nicht ungefährlich. Die dann nordwärts in Richtung Lichterfeld. durch den Wald in ca. 15-20 Minuten. Im Warnschilder der LMBV weisen deutlich auf Etwa auf halber Strecke überquert man 10 Schlosspark-Hotel Sallgast bewirtet den noch gültigen geotechnischen Sperr- den sogenannten 8 Überleiter vom Berg- Familie Paulisch ihre Gäste mit anspruchs- bereich hin. Die NABU-Stiftung hat hier heider See. Dieser nicht schiffbare Kanal voller regionaler Küche. Was für ein Glück, riesige Flächen der Landschaft, die die leitet Hochwasserstände des Sees über dass Dorf und Schloss Sallgast ebenfalls Braunkohlebagger hinterließen, erworben. die tiefer liegenden Gewässer im Naturpa- von der Abbaggerung durch den Tagebau Heute gibt es in den stillgelegten Tagebau- radies Grünhaus in Richtung Lauchham- verschont blieben. en mehr als 3.000 Tier- und Pflanzenarten, darunter spektakuläre Arten wie Wiede- hopf, Kranich und Seeadler. Foto: Frank Leo

Rastplatz der Kraniche

Viele davon sind bedroht und in der meist stark besiedelten Kulturlandschaft rar ge- worden. Die Bergbaulandschaften bieten unzerschnittene Flächen und seltene nähr- stoffarme Kippenböden. Wind, Regen und aufsteigendes Grundwasser formen hier dynamisch eine Landschaft, wie es in der streng reglementierten Kulturlandschaft schon lange nicht mehr erlebbar ist. Wer Den Tag entspannt ausklingen lassen oder ein Päuschen einlegen. mehr zu dem NABU-Projekt Grünhaus wis- Quenzel Foto: Nada Entdecker-Tour Nr. 2 Besucherbergwerk F60

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GESAMTLÄNGE SCHWIERIGKEIT DAUER CA. 13/25 km EINFACH 4/6 h

WEGBESCHAFFENHEIT: Etwa die Hälfte der Route besteht aus unbefestigen, aber gut befahrbaren Schotter- und Sandwegen. Die restliche Route verläuft auf asphaltierten Radwegen und der wenig befahrenen Landesstraße L 60. Sehenswürdigkeiten | Tipps

1 Besucherbergwerk F60 3 Bergheider See 9 Gaststätte Griebner Klingmühl Bergheider Straße 4 Dorfstraße 2 03238 Lichterfeld-Schacksdorf 4 Inseln markieren den ehemaligen 03238 Sallgast T: 03531 60800, 608014 Ort Bergheide (Gohra) T: 03531 61887 www.f60.de www.griebner-klingmuehl.de

5 Aussichtshügel Öffnungszeiten: Öffnungszeiten: 16. März bis 31. Oktober Mo, Sa 12–20 Uhr täglich 10–18 Uhr 6 Naturschutzflächen der NABU- Do, Fr 12–21 Uhr

Stiftung Nationales Naturerbe So, Feiertage 11–20 Uhr 1. November bis 15. März Kontakt NABU-Guides: Mi–So 11–16 Uhr Projektbüro Grünhaus 10 Schlosspark-Hotel Sallgast Finsterwalder Str. 21 Parkstraße 4, 03238 Sallgast 2 Steigerstube im Werkstattwagen 03238 Massen-Niederlausitz T: 035329 5996157 am Besucherbergwerk F60 T: 03531 60 96 11 www.schlossparkhotel-sallgast.de Bergheider Straße 4 www.gruenhaus.org 03238 Lichterfeld-Schacksdorf Öffnungszeiten: T: 03531 60800 / 03531 608014 7 ehemaliger Ort Kostebrau- Di–Fr ab 17 Uhr www.f60.de Sa+So ab 11:30 Uhr Römerkeller Öffnungszeiten: 16. März bis 31. Oktober 8 Überleiter Bergheider See täglich 10–18 Uhr

1. November bis 15. März Mi–So 11–16 Uhr

Sehenswert

1 Besucherbergwerk F60 6 Naturparadies Grünhaus

2 Steigerstube im Werk- 8 Überleiter stattwagen der F60 Bergheider See

3 Bergheider See

4 Inseln markieren den ehemaligen Ort Berg- heide (Gohra)

Aussicht Unterkunft

Parkplatz Eisenbahn 1 Besucherbergwerk F60 10 Schlosspark-Hotel Entdecker-Tour Bahnhof Sallgast 5 Aussichtshügel Abstecher Autobahn Bundesstraße Landesstraße

Speisen N 0 km 1 km NW NO 2 Steigerstube im Werk- 10 Schlosspark-Hotel stattwagen der F60 Sallgast W O Maßstab ca. 1:50 000 9 Gaststätte Griebner Kartographie: SACHSEN KARTOGRAPHIE SW SO Klingmühl GmbH Dresden S Anreise | Auskünfte

Per Auto & Rad Dauer und Länge der Entdecker-Tour A13 bis Abfahrt Großräschen, weiter Richtung , in Ab/an Besucherbergwerk F60: ca. 4 Stunden (13 km), Lieskau links abbiegen Richtung Lichterfeld, in Lichterfeld links inkl. F60-Führung und Picknickpausen abbiegen Richtung Besucherbergwerk F60 Abstecher nach Sallgast und zurück: 2 Stunden (12 km)

Per Bahn & Rad i Tourist-Information Finsterwalde Bhf. Finsterwalde, Radwanderkarten sind in der Tourist-Informati- Markt 1 on am Finsterwalder Marktplatz erhältlich. Das Besucherbergwerk 03238 Finsterwalde F60 liegt ca. 7 km von Finsterwalde entfernt am Fernradweg Nr. 6, T: 03531 717830 bzw. an den touristischen Radrouten „Fürst Pückler Radweg“ und www.finsterwalde-touristinfo.de „Kohle-Wind & Wasser-Tour“.

Besuchen Sie weitere Erlebnis-Stationen der ENERGIE-Route

Vorsicht, Hochspannung! Betreten erlaubt. Die Erlebnis-Stationen: Tauchen Sie ein in den prägenden Teil der Lausitzer Kultur- Besucherzentrum IBA-Terrassen | Besucherbergwerk F60 | geschichte: die Geschichte der Energiegewinnung. Sie hat die Energiefabrik Knappenrode | Dieselkraftwerk Cottbus – Landschaft der Lausitz und das Leben der Menschen tiefgreifend Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst | Brikett- verändert. fabrik LOUISE | Erlebnis-Kraftwerk Plessa | Biotürme Lauch- hammer | Gartenstadt Marga | Elektroporzellanmuseum Die Stationen der ENERGIE-Route zeigen, wie Kohle zu Energie wird Margarethenhütte und wie die Bergleute lebten und arbeiteten. Und sie zeugen von einer von Menschenhand gemachten Landschaft: dem Lausitzer Seenland, das durch Flutung stillgelegter Tagebaue entsteht. Die Entdecker-Touren zu diesen Erlebnis-Stationen finden Sie auf unserer Website: Dieser Taschenführer ist Ihr Begleiter für eine Tagestour, die Sie www.energie-route-lausitz.de bequem und in Eigenregie rund um das Besucherbergwerk F60 unternehmen können. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Ent- Haben Sie Anmerkungen und Hinweise zu dieser Entdecker-Tour? deckung der Lausitzer Kulturlandschaft! Dann senden Sie bitte eine Mail an [email protected]

Besucherzentrum IBA-Terrassen Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus Brikettfabrik LOUISE Erlebnis-Kraftwerk Plessa

Energiefabrik Knappenrode Biotürme Lauchhammer Gartenstadt Marga Elektroporzellanmuseum Margarethenhütte Fotos: Nada QuenzelFotos: Nada

Herausgeber Tourismusverband Lausitzer Seenland / Touristisches Netzwerk Industriekultur in

www.industriekultur-brandenburg.de

Redaktion Antje Boshold Die ENERGIE-Route ist eine Gefördert mit Mitteln aus der Gefördert durch das regionale Route der Europäischen Glücksspielabgabe der Lotterien Ministerium für Layout/Text/Satz Route der Industriekultur und Sportwetten des Landes Wirtschaft, Arbeit www.wieduwilt-kommunikation.de Brandenburg und Energie