Deutscher Drucksache 12/1165 12. Wahlperiode 19.09.91

Sachgebiet 40

Beschlußempfehlung und Bericht des Rechtsausschusses (6. Ausschuß)

a) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten , , Dr. Maria Böhmer, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Margret Funke-Schmi tt-Rink, Detlef Kleinert (Hannover), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und der Fraktion der FDP — Drucksache 12/1106 —

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung adoptionsrechtlicher Fristen (AdoptFristG)

b) zu dem Antrag der Abgeordneten Claudia Nolte, Dr. Maria Böhmer, Monika Brudlewsky, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der CDU/CSU sowie der Abgeordneten Dr. Margret Funke-Schmi tt-Rink, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Dr. Eva Pohl, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP — Drucksache 12/763 —

Fristenverlängerung zur Antragstellung auf Aufhebung von Zwangsadoptionen

A. Problem Anträge auf vormundschaftsgerichtliche Überprüfung von Adop- tionen, die in der Deutschen Demokratischen Republik ohne wirk- same Einwilligung der Eltern begründet worden sind, können nach dem Einigungsvertrag bis zum 2. Oktober 1991 gestellt wer- den. Im Hinblick darauf, daß gesicherte Erkenntnisse über Häufig- keit und Erscheinungsformen dieser „Zwangsadoptionen" fehlen, Drucksache 12/1165 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode erscheint diese Frist zu kurz, um in allen Verdachtsfällen die recht- zeitige Geltendmachung von Aufhebungsanträgen zu gewähr- leisten.

B. Lösung Die Frist für Anträge auf Überprüfung von Annahmeverhältnissen, die nach dem Recht der Deutschen Demokratischen Republik be- gründet worden sind, wird um zwei Jahre bis zum 2. Oktober 1993 verlängert. Der Gesetzentwurf zu a) beinhaltet die für die Verlängerung der Antragsfrist erforderlichen Änderungen des Artikels 234 § 13 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch. Der Antrag zu b) war auf rasche Vorlage dieses Gesetzentwurfs gerichtet.

Einstimmigkeit im Ausschuß

C. Alternativen Keine

D. Kosten Voraussichtlich geringfügig erhöhter Kostenaufwand für ver- mehrte Aufhebungsverfahren. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/1165

Beschlußempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen, a) den Gesetzentwurf — Drucksache 12/1106 — unverändert an- zunehmen, b) den Antrag — Drucksache 12/763 - für erledigt zu erklären.

Bonn, den 19. September 1991

Der Rechtsausschuß

Herbert Helmrich Dr. Hans de With Vorsitzender und Berichterstatter Berichterstatter Drucksache 12/1165 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

Bericht der Abgeordneten Herbert Heimrich und Dr. Hans de With

1. Der Deutsche Bundestag hat den Gesetzentwurf Ferner bittet der Ausschuß für Familie und Jugend der Fraktionen der CDU/CSU und FDP zur Ände- den federführenden Rechtsausschuß zu prüfen, ob rung adoptionsrechtlicher Fristen (AdoptFristG) es im Hinblick auf die im Aufhebungsverfahren — Drucksache 12/1106 — in seiner 39. Sitzung vom evtl. notwendig werdenden diffizilen Abwägungen 6. September 1991 in erster Lesung an den Rechts- (Kindeswohl, elterliche Sorge) nicht angezeigt ist, ausschuß zur federführenden Beratung und zur die Entscheidung statt dem Vormundschaftsge- Mitberatung an den Ausschuß für Familie und Se- richt dem Familiengericht zu übertragen." nioren und den Ausschuß für Frauen und Jugend Der Rechtsausschuß hat die Vorlagen in seiner überwiesen. Der Antrag der Fraktionen der CDU/ 18. Sitzung vom 18. September 1991 beraten. Er CSU und FDP „Fristenverlängerung zur Antrag- empfiehlt einstimmig, den Gesetzentwurf zu a) un- stellung auf Aufhebung von Zwangsadoptionen" verändert anzunehmen und den Antrag zu b) für war in der 33. Sitzung des Deutschen Bundestages erledigt zu erklären. vom 19. Juni 1991 an dieselben Ausschüsse über- wiesen worden. 2. Annahmeverhältnisse, die unter dem Recht der Deutschen Demokratischen Republik ohne wirk- Der Ausschuß für Familie und Senioren hat in sei- same Einwilligung der leiblichen Eltern begründet ner 9. Sitzung vom 18. September 1991 bei Abwe- worden sind, können nach dem Einigungsvertrag senheit des Mitglieds der Gruppe BÜNDNIS 90/ vom Vormundschaftsgericht überprüft werden, so- DIE GRÜNEN einstimmig beschlossen, dem Ge- fern ein entsprechender Antrag bis zum 2. Oktober setzentwurf zu a) zuzustimmen und den Antrag zu 1991 gestellt wird. Angesichts fehlender Erkennt- b) als erledigt zu betrachten. nisse über Häufigkeit und Erscheinungsformen solcher „Zwangsadoptionen" und im Hinblick auf Im Ausschuß für Frauen und Jugend wurde in der die in vielen Fällen bestehenden Aufklärungs- 10. Sitzung vom 18. September 1991 auf der Grund- schwierigkeiten erscheint diese durch den Eini- lage der Annahme des Antrags zu b) einstimmig gungsvertrag gesetzte Frist für die Antragstellung — bei Abwesenheit der Fraktion der FDP und der zu kurz. Der Gesetzentwurf zu a) verlängert vor Vertreter der Gruppe BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN diesem Hintergrund die Antragsfrist um zwei Jahre und der Gruppe der PDS/Linke Liste — die unver- bis zum 2. Oktober 1993. Darüber hinaus eröffnet änderte Annahme des Gesetzentwurfs zu a) emp- der Gesetzentwurf abweichend vom geltenden fohlen. Der nachstehend abgedruckte Antrag der Recht die Möglichkeit der Überprüfung auch sol- Fraktion der SPD im Ausschuß für Frauen und Ju- cher auf dem Recht der Deutschen Demokratischen gend wurde mit den Stimmen der Fraktion der Republik beruhenden Adoptionen, deren Begrün- CDU/CSU abgelehnt: dung drei Jahre oder länger zurückliegt.

„Der Ausschuß für Familie und Jugend weist dar- 3. Die Verlängerung der Antragsfrist um zwei Jahre auf hin, daß Aufhebungsverfahren in den hier in und die Erweiterung der Möglichkeit der Überprü- Frage stehenden Fällen für die Betroffenen (An- fung von unter dem Recht der Deutschen Demo- nehmende, Kind, leibliche Eltern) sehr belastend kratischen Republik begründeten Adoptionen sein können. wurde im Ausschuß übereinstimmend als notwen- dig und angemessen bezeichnet. Der Gesetzent- Es erscheint daher notwendig, durch eine mög- wurf zu a) fand daher die Zustimmung aller Frak- lichst frühzeitige Beteiligung der Jugendämter am tionen und Gruppen im Rechtsausschuß. Durch die Verfahren die Betroffenen fachlich zu beraten und Vorlage des Gesetzentwurfs konnte der hierauf ge- zu betreuen. richtete Antrag zu b) für erledigt erklärt werden.

Bonn, den 19. September 1991

Herbert Heimrich Dr. Hans de With Berichterstatter