HÖH ENZOLLERISCHE 4P 3828 F

Herausgegeben oom Hohenzollerifchen Gefchichteoerein HEIMAT in Verbinöung mit öen Staatlichen Schulämtern Et. Jahrgang 1971 Nr. I unö Sigmaringen

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Hechingen mit dem Killertal. Kupferstich aus Merlans Topographia Sucviae, 1643

Leg Trauer an, mein Zollerland!

Es kreiste seit viel hundert Jahren Was Krieg und Stürmen nicht gelungen, Der Zolleraar ums Zollerschloß, Zu lähmen uns're eigne Kraft, Ob's Grafen oder Fürsten waren, Mit schlauer List ist's nun errungen, Sie wehrten ah der Feinde Troß. Jetzt hat es Württemberg geschafft.

Und später, als die Preußen kamen, Der dieses schöne Land zerrissen, Da schirmten sie mit starker Hand, Der hat die „Eintracht" nie gekannt, Daß Ländergier und Macht nicht nahmen, Die Einheit mußten wir vermissen, Was uns gehört: das Zollerland. Leg' Trauer an, mein Zollerland!

Dr. Hans Speidel, Landrat i. R.

65 Leg Trauer an, mein Zollerland"

Wir haben mit Bedacht dieses Gedicht des früheren He- daß es rational keinen Grund gibt, diese Trennung nicht chinger Landrats Dr. Hans Speidel auf die erste Seite durchzuführen, aber politisches Geschehen - wenn es gesetzt, unter ein altes Bild von Hechingen mit dem vorüber ist, heißt es Geschichte - ist eben nicht nur ein Zoller, (es ist zu sehen in Thorbeckes Bildband „Hohen- Kalkül rationaler Kräfte, sondern ein Spiel mit noch ganz zollern"), weil wir es in Aufbau und Versmaß gut fan- anderen, tieferen und wichtigeren Faktoren, wobei selbst den, und weil es die Stimmung wahrscheinlich Vieler aus- die Bezeichnung „Faktoren" wiederum viel zu rational drückt. Diese Stimmung ist hervorgerufen durch die nun klingt. Mit anderen Worten: es erscheint jedem bewußt ein Jahr lang anhaltende Diskussion um die Kreisreform, Lebenden, mithin jedem Freund seiner Heimat und ihrer die bekanntlich eine Auflösung Hohenzollerns mit sich Geschichte als schlechterdings unmöglich, den Zoller und bringen soll. Es ist nicht die Aufgabe der „Hohenzolle- Hechingen zu trennen. Sie haben vielleicht ein Jahr- rischen Heimat", das mitzuteilen, was fast täglich die tausend, und gewiß nicht sehr viel weniger, zusammen- Spalten der Tageszeitungen in Hohenzollern füllt. Außer- gehört. Wir halten das für einen so geschichtsträchtigen dem dürften unsere Leser über die Zusammenhänge umso Umstand, daß ihm gegenüber alle anderen Gründe besser unterrichtet sein, als gegenwärtig und seit langem schweigen müssen. Diese Ansicht vertreten wir umso ent- wohl kein politisches Thema mit solcher Anteilnahme, ja schiedener, als keinerlei Interessen, Rechte, Lebensbereiche Leidenschaft verfolgt und besprochen wird. Unmittelbarer oder was immer der Hechinger und ihrer Umwohner ge- Anlaß zu dem Gedicht, das in der „Hohenzollerischen schädigt werden, wenn der Zoller und die Stadt auch in Zeitung" und im „Schwarzwälder Boten" abgedruckt zu Zukunft zu einem einzigen Landkreis gehören. Mag die lesen stand ist aber die unvermutete Wendung durch den Verwaltungsreform mit vielen vernünftigen Gründen eine dritten Regierungsentwurf zur Neuordnung. Nach ihm bessere Ordnung bringen, kürzere Wege, bessere Förde- sollten die Stadt Hechingen und der Zoller voneinander rung, erfolgreichere Infra-Strukturen, den Zoller muß getrennt werden, die Stadt zum Anschluß an Tübingen, sie auf jeden Fall bei Hechingen lassen. die Burg und ihr Berg nach . Wir räumen ein, Die Redaktion

Register 1970

ORTS-, SACH- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Achberg, Abschied von Achberg (1 Abb.) . . 33 Kommunalverband, Bücherei .... 29 Augsberg (b. Steinhilben) Name 38 Krieg von 1870 41 Beerstein, Burg bei Hausen i. K 41 Krieg von 1870/71, Der erste Tote des K. ... 41 Bergmarken aus Hohenzollern (3 Abb.) . . 8-10 Kulturgeschichtliche Lesefruchte . . . 44-47 Bingen, St. Euiogiuskapelle 43 Lägstein, Leckstein, Burg bei Gauselfingen ... 43 Buck, Pater Fidelis Buck, Ehrenbürger Lindich, das Jagdschloß 6-8 von Hornstein (1 Abb.) . 43 Mariaberg, Besuz des ehem. Frauenklosters Denkmalpflege in Hohenzollern (3 Abb.) . . 1-4 Eisenbahn, Hohenzollern erhält Anschluß in hohenz. Orten 62-64 an das Eisenbahnnetz 35-38 Mundart, Bezeichnung der Gammertinger Schachfiguren und Spielsteine . . 58 Verwandtschaftsgrade in . . 14-15 Gereitherter Veesen 38 Rangencr igen, Vergessener Adel Geschichtsverein, Hohenz. von Rangendingen 30-32 Jahresversammlung 1970 . . 58 Römische Funde (Ostrach, Inzigkofen) .... 29 Hanner Konstantin, Decken^ild in der Römischer Gutshof mit Bad in Ostrach (1 Abb.) 39-40 St.-Michaels-Kirche Gammertingen (Titelbild) 49 Sauter Walter, Nachruf 5 Hechingen mit Hohenzollern (Titeil ild) ... 17 Schwedengreuel 1633 58 Hechingen, Straßennamen 11-14 Stetten b. Hech., Kloster. 18-24 Widerstand gegen Reform 25 Heimat im Dorf - im Kreislauf v. Steuben, Friedrich Wilh., General .... 4-5 des Jahres (1. Teil) 50-56 Heimatliteratur, ehemalige Klöster ... 56 St. Nikolaus im Schwabenland Heuneburg, Buchbesprechung .... . 16 Archivar Eugen Schnell (1 Abb ) 61 Hohenzollern, Leopold v. H. (1 Abb.) .... 42 Unterschmeien, die Sage vom Eulengrubenweiblein 56 Hohenzollern, wie steht es um Hohenzollern? . . 17 Veringendorf, Brennpunkt Horb bei Salmendingen? ... 15 frühmittelalterlicher Geschichte .... 57 , Konrad und Uirich v. J., Zwei Hoch- Veringendorf, St. Michaelspflege 1444 57 ir meister des Deutschen R terordens (l Abb.) . 26-29 Weiler unter Lichtenstein (2 Abb.) .... 59-60

66 MAXIMILIAN SCHAITEL

Von Scharfrichtern und Kleemeistern in

Zu einem Stand e ;ener Art zählte in unserem Rechts- und 1719 ist ein Johann De^endesch Scharfrichter in Balingen Gesellschaftsleben bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts und in Veringenstadt üben sie in mehreren Generationen der Scharfrichter, der mit der Schärfe des Schwerts richtet, das ehrenrührige Amt aus. Im Jahre 1716 gibt der Scharf- auch Nachrichter oder Freimann genannt. Das Wort Nach- richter Johannes Deigendesch bei Justus Fleischhauer in richter erklärt sich leicht aus der Tatsache, daß der Scharf- Reutlingen des „Nachrichters nützliches und aufrichtiges richter nach dem ergangenen Urt 1 der ordentlichen Rich- Pferd- oder Roßarzneibuch usw. nebst einem Anhang von ter die verhängten Strafen, Todes- und Leibesstrafen zu Rindvieh-Arzneien" heraus, das 1752 in neuer und ver- vollstrecken hatte. Die Bezeichnung Freimann deutet wohl besserter Auflage erscheint. Unser Haigerlocher Deigen- auf den Ausschluß des Scharfrichters aus der mensch- desch war übrigens verheiratet mit Anna Maria Voll- lichen Gesellschaft hin, der aber für sein Wirken doch den mari i aus der Scharfrichtersippe der Vollmar, die in Pful- Schutz des Gesetzes genoß und nicht zur Rechenschaft ge- lendorf und Löffingen bei Donaueschingen amteten. Of- zogen wurde. Alle drei Bezeichnungen bedeuten dieselbe fenbar war unser Scharfrichter mit seiner Entlohnung Tätigkeit und denselben Beruf, sie stehen verhüllend und nicht zufrieden und wandte sich an die fürstl. Regierung beschönigend für das Wort Henker. Der ganze Berufs- in Sigmaringen. Es kam zu < ier Neufestsetzung der Ge- stand war nach dem allgemeinen Volksempfinden ge- bührnisse, die im Wortlaut, aber der heutigen Rechtschrei- ächtet, hatte keinen guten Ruf, war eben ehrlos! Wer bung angepaßt, wiedergegeben werden soll: eines Scharfrichters Tochter heiratete, mußte häufig einen nicht immer erfolgreichen Kampf für seine berufliche An- „Auf Ihrer Hochfürstl. Durchlaucht, Unseres Gnädigen erkennung, für die Aufnahme in die Zunft führen. Den Herren, gnädigste Ratifikation ist dato im Beisein des ge- Söhnen eines Scharfrichters blieb meist nichts anderes samten Oberamts mit Meister Hans Marnn Geigentesch, übrig, als bei dem Vater in die Lehre zu gehen, sein Ge- Nachrichter zu Haigerloch, seiner künftigen Verdienste hilfe zu werden und im Amte nachzufolgen oder sich an- halber, bei Exekution und Abstrafung der Malef: anten, derswo um eine freie Schärft itersfelle zu bewerben. So solange er solchen Dienst versieht, nachfolgender Vergleich kam es, daß sich das „blut' ,e Amt" oft in langer Ge- getroffen worden: schlechterreihe forterbte und die Scharfrichterfamilien T. Wenn er in malei Tsacnen von dem Oberamt erfordert durch Heiraten über weite Gebiete versippt waren. Selbst und durch anderes nicht gebraucht wird, als daß man der Umgang mit dem Scharfrichter machte „unehrlich". iiin allein der Malefizperson vorstellet oder die Ju- ,; Deshalb hatte er ch fernzuhalten von den ehrsamen Leu- stierten der Tortur gewiesen werden, so soll ihm jeden ten. Er trug eine eigene rote Berufskleidung oder wenig- Tag, es seien hernach viel oder wenig Personen, für stens ein besonderes Abzeichen am Rocke. In der Kirche 1 Gang bezahlt werden 45 x hatte er seinen eigenen Platz und ^n Wirtshause einen besonderen Stuhl, der oft dreibeinig war, wie der Galgen. 2. Wenn man aber hn allein zu dem Ende anfordert, Durch die Kunstgerechte Enthauptung eines Verurteilten damit er im Bedürfnisfall eine oder andere Personen wurde er Meister. Der Scharfrichter half auch bei der zum Schrecken vorgestellt werden und solches dem- peinlichen Befragung mit, das heißt, er suchte durch Fol- nach nicht beschieht, sollen ihm des Tags gegeben tern des Delinquenten diesen zum Aussagen und zur Ab- werden 24 x gabe eines Geständnisses zu erpressen. Weiter vollzog er 3. So oft er, Nachrichter, zum Torquieren erfordert wird, auch die Leibesstrafen, wie Abhauen von Gliedern, Aus- es geschihe ein-, zwei- oder mehrmals, auch an einer peitschen, Brandmarken usw. Er mußte auch kleinen oder mehr Personen, so ist sein Verdienst des Missetater an den Pranger stellen, die Schandzeichen um- Tags 1 fl 30 x hängen, in die Geige spannen oder mit dem Wippgalgen 4. Wenn eine Person vom Leben zum Tode zu richten ist, in das Wasser tauchen und was der Strafen noch mehr wa- es sei mit dem Schwert oder Strick, ist sein Lohn für ren. öfters, so auch im Bezirk Haigerloch, war der Scharf- jede Person . 2 fl richter nebenberuflich noch Abdecker, Schinder, Wasen- oder Kleemeister. Als solcher hatte er das gefallene Vieh 5. Wenn aber solches mit dem Radbrechen, Lebendigver- wegzuschaffen, die Haut abzuziehen und die .^cht ver- brennen, Spießen, Vierteilen oder dergleichen ge- wendbaren Teile der verendeten T ere zu beseitigen. Der schieht, so solle ihm von jeder Person gebühren . 3 fl Bezirk, den der Scharfrichter als Kleemeister zu besorgen 6. Von einer oder mehreren Personen, welche auf einmal hatte, wurde auch Bailei genannt, entsprechend der Ab- tot verbrennt weraen, ist sein Lohn . . . 1 fl 30 x decker auch Balleimeister. Daß sich mancher Kleemeister im Umgang mit krankem und beim Zerlegen eingegange- 7. Solle er von dem Haufen- oder Rostmachen haben 1 fl. nen Viehes auch anatomische und chirurgische Kenntnisse Jedoch solle das Stroh und Holz auf den Platz ver- aneignete, ist verständlich. So i ; es auch nicht verwunder- ordnet, auch wenn er zur Ertötung Schwefel und Pul- lich, wenn der oder jener Kleemeister sich als Tierarzt be- ver von Nöten, ihm solches beigeschafft oder wenn er tätigte und aus oen Scharfrichter- und Abdecksippen gar es selbst beischafft, nach billigen Dingen bezahlt oft hauptberufliche Tierärzte hervorgingen. werden. 8 Wenn eine oder mehrere Personen auf einmal zu ver- graben sind, ist sein Lohn, da er sonst an der Exe- Scharfrichter und Kleemeister in Haigerloch war um 1670 kution oder Tortur wenig empfängt . . . 1 fl 30 x Hans Martin Deigendesch, auch Geigendesch und im Hai- geriocher Pfarrbuch einmal Steigentäsch geschrien. Die Wann aber sein Verdienst ohne 'e Mahlzeit sich über Deigendesch waren in Süddeutschiand ein weitverzweigtes 3 fl erstreckt, so stehet zu des Oberamts Erkenntr.s Scharfrichtergeschlecht. Wir finden sie in Bayern; 1684 ist ob man 1 hm dafür viel oder wenig oder gar nichts pas- ein Deigendesch Scharfrichter in Altdorf bei Weingarten, sieren lassen wolle.

67 9. Wann eine oder mehr Personen auf einen Tag zum ten Kleemeistern solle angezeigt, und von diesen allein die Tode hingerichtet werden, so solle ihm, Nachrichter, Hinwegräumung des Viehes auf den in jeder Ortsbahn vor die Mahlzeit mehr nicht passiert werden als 4 fl befindlichen Wasen vorgenommen werden. Diejenigen, welche gegenwärtiger entgegen, gefallenes Vieh oder zum 10. Wann sich ein Übeltäter selbst erhängt und es die Vergraben gewidmetes Fleisch selbst hinwegschaffen und herrschaftliche Rentei bezahlen muß, solle ihm Nach- darüber die Anzeige an den aufgestellten Kleerr. ister un- richter vom Stricke zu lösen, gegeben werden 1 fl 30 x. terlassen, sollen für jeden Frevel um 3 fl bestraft werden." Und wenn von derselben zu vergraben er gehalten Unter dem 13. 10. 1855 - St inmayer war am 31. 10. werde, wie hiervon bei Punkt 8 angezeigt worden. 1852 gestorben - wurde die erledigte Stelle eines „Klee- 11. Wann die Gefängnisse aufzuräumen und zu säubern meisters für den Balley-Bezirk Haigerloch" zur Wieder- sind, soll er solches, wie recht ist, verrichten oder ver- besetzung ausgeschrieben mit der Bemerkung, daß ein richter vom Stricke zu lösen, gegeben werden 1 fl 30 x. fixer Gehalt mit der Stelle nicht verbunden sei. Mit Er- und Trank bezahlt werden 20 x laß vom 14 12. 1852 übertrug die kgl. Regierung in Sig- 12. Wann wegen der Sodomiten ein oder anderes Stück maringen der Witwe des verstorbenen Wasenmeisters, der abzutun oder zu verbrennen wäre, solle er vom Ab- Frau Helene Steinmayer, die Kleemeisterei Haigerloch, holen nach Beschaffenheit billigen Lohn und von dem weil der bisherige Gehilfe ihres verstorbenen Mannes als Verbrennen und Abtun überhaupt zu empfangen geeignete, tüchtige Kraft bei ihr blieb, Georg Ade mit Na- haben 2 fl men. Drei Jahre später, am 24. 3. 1855, erließ die kgl. preuß. Regierung zu Sigmaringen eine „Instruktion für 13. Sollten aber letztlich andere hier nicht spezifizierte die Kleemeister" der 6 hohenz. Balleien, die 13 Para- Fälle sich ergeben, bleibet die Sach jederzeit zur ober- graphen umfaßte, wovon hier nur § 5 erwähnt sein solle. amtlichen Erkenntnis gestellet, was ihm nach Propor- Danach hat der Eigentümer kleine Tiere, wie Hunde, tion des Vorigen dafür zu schöpfen und zu bezahlen Katzen, junge Schweine und Geflügel aller Art, gleichv 1 sei. ob solche eingingen oder von der Polizei getötet wurden, Zur Urkund dieses Vergleichs sind zwei gleichlau- selbst an einem dafür bestimmten, entlegenen Orte 3-4 tende Exemplaria und vorgedrückte fürstliche Kanzlei- Fuß tief zu verscharren. Sollte der Eigentümer den Klee- Sekret gefertiget, eines bei der Kanzlei behalten und meister damit beauftragen, so hat er diesen auch selbst zu das andere ihm- Nachrichter, zugestellt worden. bezahlen. Als die Haigerlocher Wasenmeisterstelle 1855 zur Neubesetzung ausgeschrieben wurde, meldet sich Ade, Actum Haigerloch, den 6. July 1689 wies auf seine bisherige Tätigkeit als Gehilfe hin und dar- Hans Martin Deigendesch starb, erst 45 Jahre alt, ver- auf, daß der „Schindacker und die Wasenhütte" ohnehin sehen mit den Sterbesakramenten, am hitzigen Fieber sein Eigentum sei. Ade erhielt das Wasenmeisteramt, das (calida febri) und wurde am 18. Juni 1695 auf dem Un- bis zum I. Weltkrieg bei der Sippe Ade blieb, aber durch terstadtfriedhof beerdigt. An Kindern hinterließ er zwei das Viehseuchengesetz vom 23. Juni 1880 neue Bestim- Töchter. Seine Witwe, im Volksmunde nur die „Henker- mungen erhalten hat. Marey" genannt, erreichte das 70. Lebensjahr und starb am 1. Dez. 1717. Üb *ens sei noch erwähnt, daß die letzte Person, die in Haigerloch hingerichtet wurde - es war im Jahre 1779 - Nachfolger im Scharfrichter arnt wurde der jüngere Bru- eine Theresia Riederer von Gengenbach war und daß das der des Verstorbenen, Hans Jörg Dsigendesck, verheiratet Haigerlocher Richtschwert nach HODLER sich im Besitz mit Sabine Bolthlerin. Ihm wurden die Gebühren 1/01 des Frhr. von Ow in Wachendorf befindet. Das Wohnhaus und 1728 jeweils erhöht. Im Jahre 1741 legte Hans Jörg und die Wasenhütte standen um 1800 im „Klingler Win- altershalber sein Amt nieder und bat, seinen Gehilfen und kel^ am Fußweg nach Bad-Imnau, während die Ade's Tocntermann Hans Jörg Steinmayer als „Freimann" an- ihre Hütte im „Schindergraben" I nks des Faßweges Ober- zunehmen. Dem Ersuchen wurde stattgegeben, die Be- stadt Haigerloch-Gruol hatten. Interessant ist auch dji stallungsurkunde ist erhalten und datiert vom 13. Nov. Tatsache, daß 1845 für Llr.igerloch ein Tierarzt Stein- 1741. Am 22. Juli 1742 wird dem Scharfrichter paar ein riiayer nachgewiesen ist, offenbar ein Mitglied der ehe- Sohn geboren, der JakoDus getauft wurde und als Jakob maligen Scharfrichter- und Kleemeistersippe Steinmayer. Steinmayer dem Vater im Amte nachfolgte. Jakob war in

I. Ehe mit Theresa Reirhiin von Grafenhausen und nach Die Durchsicht der Haigerlocher Pfarrbücher besorgte freundlicher- deren Tode im Jahre 1769 mit Cacilia Seitin von Obern- weise Pritz Staudacher, Hechingen. dorf, Österreich, verheiratet. Letzter Scharfrichter und Kleemeister in fürstlicher Zeit war Jakobs Sohn, Johann Georg Steinmayer, geb. 11. 7. 1779 in Haiger loch und gestorben daselbst am 31. 10. 1852 Er hatte sich im Jahre 1818 mit Helene Burkart, der Tochter des Hechinger Scharfr'Jners Veit Burkart vermählt. Schon im Jahre 1808 war die Herrschaft Glatt, die vorher von der Klee- I lohe Preise für Münzen meisterci Horb a. N. betreut wurde, dem Wasenmeisterei- Distrikt Ha.gerloch zugete'lt worden. Da sei der Jahr- Einige Münzen aus Hohenzoilern erz'eien derzeit auf hundertwende der Scharfi hter wohl nur noch selten In Auktionen offenbar hohe Preise Ein 2-Gulden-Stück Carl 1 '. ätigke. c zu treten hatte, war nunmehr mit der Ver- Antons, von dem nur 1213 Exempiare geprägt worden größerung des Bezirks, die Abdeckerei zur Hauptbeschäf- sind, steht in einem Münzkatalog mit 1 300 DM zu Buche. tigung Ste.nmayers geworden. Unter dem 30. 6. 1813 er- Ein für den Geldverkehr in Hohenzoilern geprägter Gul- ließ d e fürstl. Regierung folgende Verordnung: „Nach den von 1852 ist mit 90 DM ausgezeichnet, und ein Gold- Maßgabe der schon bestehenden Vorschriften über ( ie stück von 20 rumänischen Lei mit dem E id Carols I. von Hinwegräumung des umgestandenen Viehes aller Gat- Rumänien-Hohenzollern kostet 100 DM. Außerdem geht tung wird h'.rmit verordnet, daß alles gefallene V ;h, die Rede von einem nur in vier (!) Exemplaren gep-agteri welches nach geschehener Schlachtung zu dem Verspcl ;en Goldstück entweder Carls oder Carl Antons, dessen Wert nicht tauglich erfunden wird, dei n dem Lande aufgestell- heute um 6 000 DM liegen soll. Fnck

68 JOHANN ADAM KRAUS

Haigerlocher Adelige und Bürger

A) Grafen: Als ersten Grafen, der sich nach Haigerloch und zugleich nach der Burg Wiesneck im Dreisamtal nannte, findet man von ca. 1180 bis 1196 einen Adalbert, der früher irrig mit dem Alpirsbacher Klosterstifter Adalbert von Zollern gleichgesetzt wurde. Des Haiger- locher Grafen Bruder war Bruno, der Stifter von St. Mär- gen unweit der ehemaii ;en Wiesneck \ Adalberts ver- mutlicher Sohn war Graf Wetzel (Werner) von Haiger- loch 1118-1125, sein Enkel wohl Graf Wetzel II., der von 1133 bis 1162 auftritt, und bereits 1141 einen Sohn Adalbert hatte 2. Es scheint kaum glaublich, daß letzterer mit dem „über homo" der Reichenbacher Schenkung von ca. 1166-1180 identisch ist (siehe unten). Man möchte vermuten, ein Graf von Zollern (bzw. Zollern-Hohen- berg?) habe eine Gräfin von Haigerloch als Erbin der Herrschaft und des quergeteilten weißroten Wappenschil- des geheiratet, ohne daß man freilich eine genauere Zeit angeben kann. Lediglich ist sicher: die Söhne des Grafen Burkart II. von Zollern (1125-1150) namens Burkart III. (1170-1195) und Friedrich (1158-119?) nannten sich „von Hohenberg". Ersterer hatte als Gattin eine Lugardis von Tübingen heimgeführt, die laut Grabstein (mit den Wappen Tübingen-Hohenberg!) am 23. November 1201 starb3. Wieso Hodler den 1160 bis 1194 nachweisbaren »appwi Graf BurUrti III, 1225 Grafen Berthold von Zollern (Sohn des Friedrich IL) als Herrn zu Haigerloch angibt ist unklar. Erst 1225 tritt Graf Albert von Hohenberg, Sohn Burkarts III., als B) Niederadelige: Wie bei vielen bedeutenden Grafen- „Graf von Rottenburg" zusammen mit F 'ttern aus dem burgen findet man auch bei Haigerloch Angehörige des Haigerlocher Gebiet auf, die wohl zu seinem Hofstaat niederen Adels als Vasallen des Hochadels, welche die gehörten 4. Burghut innehatten. Als erste erscheinen in den Wiblinger Annalen (falls die Nachricht überhaupt stimmt) 1172 bis Graf Albert II., der Minnesänger in seinem letzten Kampf 1182 die Brüder Berno und Arnold von Sigburg 4a und Haigerloch, ersterer als Stüter des Klosters Reichenbach im Murgtal5. Bald darauf findet sich (1096, nicht 1006) ein Henricus de Heigerlo als Zeuge bei der Schenkung des Grafen Adalbert von Froburg ans Kloster St. Alban in Basel6. Möglicherweise gehörte hierher auch der über homo (freie Mann) Adalbertus de Heigerlo, der um 1166 bis 1182 ans Kloster Reichenbach sein Gut zu Hirrlingen und Marpach (dabei abgeg.) geschenkt hat 7. Unter den Zeugen f ndet man einen Grafen Berthold von Achalm (-Neifen), den Erben der um 1166 ausgestorbenen Grafen von Gammertingen-Achalm e. Aus diesem Grunde kann diese Schenkung nicht schon um 1150 stattgefunden haben, wie man früher meist annahm und jenen Adalbert mit dem 1141 erwähnten gleichnamigen Sohn des Grafen Wetzel II. von Haigerloch gleichsetzte 9. Man vergleiche dazu die vielen liberi homines im Rotulus Sanpetrinus aus dem 12. Jahrhundert10, die keineswegs alle hoch- adelige Freiherren gewesen sind, sondern eben jeweils als freie Männer (nicht Vasallen oder Leheninhaber) über ihr Schenkungsgut verfügen konnten! Im Jahre 1236 tritt ein Heinrich von Haiginloch (!) als Zeuge auf11. In Ur- kunden von 1125 bis 1253 finden wir sodann einen Hugo von Haigerloch, der als Vater des seligen Gottesmannes Adalbert von Niederaltaicb (1261-1311) in Frage kommt, der sicher kein Grafensohn war 12. Von 1284 bis 1315 läßt sich ein Predigerbruder Walther von Haigerloch feststel- len 13 und 1288 ein Johannes von Haigerloch 14, 1297 ein Kunzo v. H., Eberlins (d. h. Eberhards) Sohn. Wohl der gleiche Kunz v. H. besaß vor 1342 einen Zehntteil im nahen Renfrizhausen 15, und noch 1345 bis 1351 war ein Ruf (Rudolf) von Haigerloch Schulthaiß zu Horb 16.

69 c. Die Steinhofer. Nach einer Urkunde des Klosters K rch- (25. März) zu halten war, näm' ch für des S fters Mutter berg bei Haigerloch 17 vom 2. Januar 1318 haben unter Sophie, seinen Aehni Albrecht von Ymnowe und dessen diesem Datum die Brüder Albrecht und Heinrich die Gattin Diemut. Auf hres Bürgers Bitte siegelte wieder Steinhover (nicht „Steinhauer"!), Söhne des verstorbenen die Stadt Haigerloch 28. Ein Ulrich von Ymmenowe (Im- Albrechts des Steinhovers, mit Zustimmung ihrer Mutter nau) war übrigens ca. 1380 hohenbergischer Lehens- Zyrina und ihren Geschwistern ans genannte Kloster ihr mann 29. Im-Jahre 1330 gab es auch in Hechingen den Na- zu Gruol („Gruorn") gelegenes Eigengut um 10 Pfund men Esel. Nämlich Heinrich der Esel, Bürger daselbst, Tübinger Heller verkauft. Das Gut bebaute Berthold der verkaufte ans Kloster Stetten 1 Pfund jährLJier Gilt aus Weber und lieferte davon jährl'ch dre Vlalter Vesen und seinem Haus und dahinter liegendem Garten um 10 Pfund 2 Malter Haber Haigerlocher Meß. Der Verkauf geschah Heller. Seine Frau Adelhe. [ und sein Vetter, Pfaff Kon- mit Zustimmung des Grafen Rudolf von Hohenberg, ihres rad der Esel von Killer, willigten ein. Letzterer siegelte Herrn. Als Bürgen stellten sie ihren Stiefvater Kunrad mit seinem Pfarrsiegel von K der, einer stehenden Ma- Bützelin und als Zeugen Burkart Amann, Hei irich Schult- donna; Heinrich hatte kein Siegel30. Beide scheinen nach heiß, seinen Tochtermann, und den jungen Friedrich Bü- Haigerloch verwandt zu sein. Im J. 1333 verkaufte Alb- ringer. Die Stadt Haigerloch siegelte die Urkunde. recht der Esel, Bürger zu Haigerloch, mit Einwilligung seiner Frau Mechtiid ans Kl. Kirchberg seine Wiese zu Ein adeliger „Berchtold von Steinhofen" \var schon am Amlahusen (abgeg. zwischen Binsdorf und Gruol 30a). Im 2. Februar 1241 zusammen mit Werner und Gero von Bu- selben Jahr erscheint Albrecht der Ganasserais Tochter- benhofen Zeuge für den Grafen von Württemberg und mann Konrads des Vogts von Rottenburg. Er und Alb- wohl der gleiche B(ertold) von Steinhofen hatte 1268 An- 31 18 recht der Esel führten einen Esel im Wappenschild , wie teil am Zehnten im benachbarten Engstlatt . In Stein- Kunz von Schmiehen 1348 (Schmeien?). hofen kann man sich eigentlich eine Burg nur auf dem Am 7. September 1337 verkaufte Albrecht, des von Stet- heu..Jen Kirchhügel vorstellen. Freilich mußten die spä- ten Sohn, Bürger zu Haigerloch, ans Kl. Kirchberg eine teren Kirchenbauten und der jahrhundertelang belegte alte Gilt aus einem Gut zu Weildorf 32. Heinrich der Esel war Friedhof daselbst jede Spur verwischen! Die Haigerlocher 1338 Richter zu Haigerioch. Die Witwe Mechtiid des ver- Bürger Steinhover dürften wohl Nachkommen des ehema- storbenen Albrecht, des Ganussers von Haigerloch, und ligen Ortsadels von Steinhofen gewesen sein. ihre Kinder erwarben am 18. März 1339 von den Gebrü- Ein Benz (Berthold) der Stainhover war am 25. Februar dern Berchtold, Walger und Bäldeli Kerus das Eigentums- 1326 Zeuge für Bäldeli Kerus (v. ) beim Verkauf recht am Gut zu Ow.^gen, das der genannte Albrecht und der Oberaufsicht eines Gutes zu Owingen ans Kl. Kirch- seine Vorfahren von der Familie Kerus als Lehen besaßen, berg 19. Pfaff Kunrad der Steinhover und Benz der Stein- um 9 Pfund 3 Schilling Heller, wobei die drei Kerus sie- 33 hofer waren am 31. Mai 1352 mit noch andern Zeugen, gelten . Doch schon am 30. April dieses Jahres haben die als die Gebrüder Berchtold und Walgger Kerus eine Leib- Witwe Mechtiid und ihre dre Kinder, nämlich „Bruder eigene zu Engstiatt an den Zollergrafen Friedrich den äl- Konrad", Berchtold und Mige, ihr Gut zu Owingen ans teren veräußerten 20. Ein ßurkart von Steinhofen hatte Kl. Kirchberg verkauft. Das Gut bebauten Albrecht der noch um 1380-1400 als hohenbergisches Lehen zu Oeschin- Herrscher, Lugart die Swigerin und Mechtiid die Krönerin gen einen Acker auf dem Stein und eine ^ _ese auf dem und lieferten jahrlich 9 Malter Kernen (Haigerlocher Espan21. Ein „Stainhoffer" wohnte 1393 zu Meß), 9 Schilling weniger 4 Heller, 2 Gänse, 4 Herbst- und wurde um 26 Pfund Heller gebrandschatzt22. Dann hühner, 3 Fastnachtshennen und 3 Schultern oder Schin- hört man nichts mehr von der Familie. ken. Der Kaufpr.:,s betrug 100 Pfund Heller. Dabei wa- ren Bürgen: Albrecht der Ganusser von Haigerloch und d. Die von Stetten, genannt Ganasser bzw. Esel Burkart von Stetten, offenbar die nächsten Verwandten. Zeuge spielten Konrad der Vogt von Haigerloch, seine 23 Ein Berthold der Esel zu Haigerloch wird 1293 -1296 Brüder B(urkart?) und Heinrich, B. der junge Schultheiß und 1297 erwähnt, 1299 daselbst neben Ritter Wernher und Albrecht der Esel. Die Stadt Haigerloch siegelte 34. Gymmerli ein Benzo dictus Ganusser mit zwei bibi.chen Am 14. August 1340 war Albrecht von Stetten zu Gruol 2J Brüdern Ulrich und H(einrichP), 1300 ein Ganussarius . seßhaft. Unter diesem Datum einigte er sich mit dem Eine Mie, „des von Stetten Tochter", war 1311 mit Mech- Kloster Kirchberg durch Vermittlung des Haigerlocher tild von Gruorn (Gruol) Konventschwester im Kloster der Vogts Machinger von Mittelburg, Wernhers des Tieringers, 24 Dominikanerinnen zu Kirchberg b. Haigerloch a. Der Kunrads des alten Vogts, Burkarts und Heinrichs der ehrbare Herr Burkart der Esel zu Hai gerloch hatte einen Schultheißen betr. ein Pfund Keller, das Albert (Albrecht) gleichnamigen Sohn und war um 1328 begütert ¡n Hart, der Ganasser selig zum Ewigen Licht für seinen verstor- Tailfingen und Gruol. Im Jahre 1325 erwarb der Haiger- benen Bruder Konrad gestiftet hatte. Die Klosterfrauen locher Bürger Albrecht der Ganasser von seinem Bruder sollen jährlich 6 Sei II ^ng Tübinger erhalten aus der Wiese, 25 „Burkart von Stetten" Güter zu Owingen , und am genannt der Vaiss Brühl und aus Canos Wiesen, sowie 25. Februar 1326 besaß Albrecht von Stetten ein Lehen- 4V2 Schilling aus 3 Wiesen vor Rötenberg und im Winkel, gut von Bälderli Kerus (v. Lisingen), der unter diesem die derzeit Benz Stähelin bebaut. Ferner 4 Schilling aus Datum sein Eigentumsrecht um 2 Pfund Heller ans drei Wiesen, einer unter des genannten Stähelins Wiese 26 Kl. Kirchberg abtrat . Am 28. März 1326 verkaufte vor Roetenberg, einer vor Kestelberg und e ier dritten „Albrecht von Stetten, genannt der Ganusser", als Haiger- vor den Swoigen gelegen, d:-r alle die Kelrerin baut. Fer- locher Bürger mit seiner Frau Mechtiid ihr Gut zu Owin- ner gehen 20 Tüi_inger aus der Haul Hofstatt zu Gruol gen, das Heinrich der Huser bebaute, um 31 Pfund Heller („Gruorn"), 18 Tübinger aus der dabeigelegenen Hofstatt ans Kl. Kirchberg. Das Gut hatten schon Albrechts Vater des Benz von Salant und 30 Tübinger aus der Hofstatt, und „Ehni" besessen. Zeugen waren dabei Konrad der die der Schutter um 4 Schilling empfing. Albrecht von alte Vogt. Burkart der Ammann, Bvrkart von Stetten. Die Stetten bekennt weiterhin, er und seine Erben wollten 27 Stadt Haigerloch siegelte . Der gleiche Albrecht v. St., dem Kloster jährlich um Georgi 5 Schilling Tübinger aus genannt Ganusser, veräußerte am 7. März 1330 dem glei- ver Mannsmahd Wiesen zu Amlahusen (siehe oben) lie- chen Kloster sein Gut zu , das Konrad der fern, andernfalls soll die Wiese ans Kloster fallen. Er ver- Maier, Wagpens Sohn, bebaute, und zwar zu eines Seel- spricht das Pfund und die 10 Schilling, die zu einer Jahr- gerät, das jährlich drei Tage nach Unser Frauen Endte

70 Haigerloch. Kupferstich von Dominikus Stadler, um 1825

zeit vermacht sind, nicht anzufechten. Zeugen waren: Besitz des edlen Eberhard von Ringingen 1292 gewesen. Konrad der Dürre, Albrecht der Esel, Albrecht der Ga- Pfaff Konrad der Ganusser von Haigerloch und seine nasser. Neben der Stadt Haigerloch siegelte auch der Vogt Stiefmutter, Schwester Guta die Ganusserin, und ihre Mechinger von Mittelburg 35. Tochter Greth (diese erwähnt 1378 und 1399) verschrie- ben am 1. Mai 1401 für die Zeit nach ihrem Tod ihr Der Bürger Burkart Boyehart zu Haigerloch versetzte im Eigengut zu Hochspach, nämlich Bruns Gut und Auberlins Jahre 1346 seine Roggengilt zu Trillfingen dem Albrecht Gut, als Jahrtag für sich als Kloster Kirchberg 42. Ganusser von Haigerloch um 3 Pfund Heller und 1347 am 23. April verkaufte er sie dem „Bruder Konrad von Das Gut, das um 1380 Benz Ganesser von Hai gerloch zu Stetten" ins Kloster Alpirspach 36. Dieser ist offenbar der Ringingen als hohenberger Lehen innehatte, kam dann 1339 erwähnte Sohn des damals toten Albrechts des Ga- an Heinrich von Killer, genannt Affenschmalz und seine nussers! Ein Walther von Stetten war 1349 tot. Am 6. De- Frau Elsa die Unraine. Diese veräußerten das „Ganasgut" zember dieses Jahres verkauften dessen Kinder Walther und ein weiteres, das Fritz Hohenbergs Sohn und dessen und Gertrud an die Priorin und den Konvent zu Kirch- Frau Katharina zu Ringingen als gleiches Lehen gehabt berg ihre halbe Mannsmahd Wiese im Zimmerner Tal (bei und das der Schottel um 1380 baute, am Luzientag Heiligenzimmern) neben Hermanns des Suters Wies ge- (13. Dezb.) 1404 um 312 Gulden an die Martinspflege legen. Den Tübinger Schilling, den die Wiese als Zehnten von Ebingen 43. Herzog Friedrich von Oesterreich belehnte zu geben hatte, wollten sie jährlich aus "irem vom Vater dann am 14. Dezember 1404 den Ebinger Kirchenpfleger ererbten Haus zu Haigerloch bezahlen. Der Kaufpreis be- Kunz Plumping mit dem Ganasgut zu Ringingen. Oester- trug vier Pfund weniger 5 Schilling, also 3 Pfund 15 Schil- reich hatte nämlich 1381 die Grafschaft Hohenberg erwor- ling. Es bürgten Hans der Amman und ihr Oheim Her- ben. Bei der Stiftung des Affenschmalzer Jahrtags 1406 mann Haggenbrose 37. Der Haigerlocher Bürger Albrecht, zu Ringingen sind noch „der Ganasserin Wiesen" zu Rin- des von Stetten Sohn, veräußerte am 7. September 1356 gingen am Leh und unter Aigenbrots Haus angeführt44. mit Zustimmung seiner ehelichen Wirtin Adelheid von Doch ist damit nicht gesagt, daß diese damals noch lebte. Hohdorf dem Kloster Kirchberg seinen Teil des Holzes Ein Endres von Stetten zu Gruol hat seine Güter, die der Kunkgruob, das bisher schon halb den Frauen gehörte 38. Herrschaft Hohenberg dienstbar waren, im J. 1394 für Burkart von Stetten, seßhaft zu Gruorn, und seine Frau 200 Pfund Heller zur Steuer geschätzt45. Derselbe besaß Agnes verkauften am 15. Okt. 1356 an Berchtold den Ga- die Burg zu Gruorn mit dem Wassergraben und mit der nusser Haigerloch ihren Teil des Gütleins zu Hoch- Schütte darum als hohenberger Lehen und des Stolken spach (Hospach bei Haigerloch), genannt der Auberlinen Braite zu Rosenfeld als Träger für seine Frau Katharina Gut um 38 Pfund Heller unter dem Siegel der Oberstadt und deren Schwester Ursula 46. Weitere Nachrichten über Haigerloch 39. Graf Rudolf von Sulz, Hofrichter zu Rott- die Familie scheinen nicht vorzuliegen. Somit muß das weil, beurkundete am 19. Oktober 1378, daß er den Brun- Wappen (Fisch auf Schrägbalken) in der Fensterleibung hof, den Auberlinshof und eine Wiese an der Stünz, alle der Haigerlocher Unterstadtkirche von 1516(?) einem zu Hospach gelegen, auf Bitten Benzen des Ganussers, Bg. anderen Geschlecht „von Stetten" angehören zu Haigerloch, welche Benz bisher von ihm zu Lehen ge- habt und jetzt aufgab, dessen Söhnen: Pfaff Kunrad und Was die Namen angeht, so darf man bezüglich „Esel" an 48 Pfaff Peter, sowie der Frau Margreth, einer Kirchberger das Wappentier erinnern . Ob eine Verwandtschaft mit Klosterfrau, Tochter des Benz, geeignet habe 40. denen von Riedheim-feelsburg bestand oder Gleichheit mit den „Eseln von Dürrheim" (1092-1299) vorliegt49, Um 1380/90 hatten Benz Ganesser von Haigerloch und müßte erst noch untersucht werden. Letzteres scheint mir seine Wirtin ein Gut zu Ringingen als hohenbergisches nicht ausgeschlossen, da der dort oft vorkommende Vor- Lehen gehabt, genannt „der (Herren) von Ringingen name Walther sich vor 1349 auch bei uns findet mit Gut", das Kunz Stähelin, Kunz Villinger und Fritz Elsen- „Walther von Stetten". Der Name Ganasser (Ganusser, sohn bebauten 41. Das Gut war offensichtlich ehemals im Ganesser) dagegen geht wohl auf das althochdeutsche ga-

71 nazzo = Gänserich zurück. Beinamen waren ehedem sehr 18 Wirtb. UB 4, 12; Kreisbeschr. Balingen II, 313. beliebt. Es sei nur an die Ofenrauch bei den Freibergern, 19 Kirchberger Urk. Nr. 549. 20 Affenschmalz bei denen von Killer, an die Vesenschmalz, Mon. Zollerana I, Seite 187. 21 K. O. Müller, Quellen z. Grafsch. Hohenberg I, 1953, 146. Fladenmaul, Entenfuß, Eierschmalz usw. erinnert. Aus 22 ebenda S. 13. dem Namen „von Stetten" darf man doch wohl schließen, 23 Weitinger Kopialbuch S. 90 (Fürstl. Arch. Sigmaringen); daß die Familie zeitweise zu Stetten (bei Haigerloch) saß. Hodler S. 400. 24 Joh. A. Kraus Wirtb. UB 11, 333 und 395. 24a Findbuch d. Klost. Kirchberg i. Stuttg. Anmerkungen: 25 Hodler 580 und 781. 1 Hohz. Jahresheft 1961, 10-22; Schauinsland (Freiburg) 1964, 116— 2« Kirchberger Urk. Nr. 549, Stuttg. 121; Zeitschr. Freibg. Diözesanarchiv 1969, 15, wo ein 1125 ge- 27 ebenda Nr. 550. nannter Vogt Konrad der beiden Kirchen St. Märgen und St. Gallen 28 ebenso Nr. 296. als Sohn des Gr. Adalbert v. Haig. vermutet wird. Jedoch ist zu 29 Hodler 772. beachten, daß in diesem Jahr noch Graf Wetzel I. von Haigerloch 30 Stettener Urk. Nr. 78 u. Ergänzung Seite 347: Hohz. JHefte 1955 f. lebte. So möchte man eher an den Grafen Konrad von Gammer- 30a Kreisbeschr. Balingen II. 116; Hohz. Zeitung vom 7. Aug. 1970, tingen (1122—32) denken, dessen Verwandter, Graf Ulrich von Nr. 179. Gammertingen, bis 1166 Vogt von St. Gallen war: Zeitschr. f. 31 v. Alberti, Württb. Adels- u. Wappenbuch I, S. 214. Württ. Landesgesch. 1966, 94 und Hohenz. Heimat 1966, 57. 32 Hodler 781. 2 Württ. Vierteljahrsh. f. Landesgesch. 1933, 202. 33 Kirchberger Urk. Nr. 551. 3 Lud. Schmid, Aelteste Gesch der Hohenzollern II, 240. 34 ebenso Nr. 552. 4 F. X. Hodler, Gesch. d. OA Haigerloch 1928, 53. 35 ebenso Nr. 321. 4a abgegangen links des Neckar auf Gemarkung Sulzau (Horb). 36 Hodler 792; Mitt. Hohz. 11, 113. 5W. Viertelj. H. 1930, 64-68. 37 Kirchberger Urk. Nr. 813, Stuttg. 6 Hodler 571 mit Anmerk. Seite 929. 38 Hodler 781. 7 Wirtb. UB II, 411. 39 Findbuch d. Kirchb. Urkunden i. Staatsarch. Stuttg. 8 Zeitschr. f. württ. Landesgesch. 1966, 126. 40 ebenda, zu Kopialbuch II, 165. 9 Hodler 42 und 45. 41 K. O. Müller, a. a. O. I, 135. 10 Zeitschr. Freibg. Diöz. Archiv Band 15. 42 Findbuch (wi6 oben) zu Kop. II, 166. 11 Fürstenbg. UB 5, Seite 96. 43 Hohenzoll. Jahreshefte 1954, 111. 12 Hodler 60 f und dagegen Zollerheimat 1938, 14. 44 ebenda 1954, 124 und näheres 1964, 355. 13 Hodler 571. « K. O. Müller, a. a. O. I, 99. 14 Wirtbg. UB 9, 191. « ebenda I, 143. 15 Hodler 579. 47 Kunstdenkmälerwerk Hechingen 1939, S. 112. 16 Urkunden Nr. 164 u. 165 des Kl. Kirchberg i. Staatsarch. Stuttg. 48 v. Alberti, a. a. O. I, 214 und II, 770 („Stetten"). 17 ebenda Urk. Nr. 313. 49 K. v. Knobloch, Oberbad. Geschlechterbuch I, 259.

Buchbesprechung

HAUSEN AM ANDELSBACH, aus der Geschichte des Und zwischen Inhaltsangabe und Registern nun von Dorfes, von Josef Mühlebach, erschienen bei M. Liehners Landschaft und Lage angefangen einfach alles, was zur Hofbuchdruckerei KG., Sigmaringen. Geschichte des Dorfes gehört. Der Autor hat nichts ausge- lassen - jedenfalls wüßte der Rezensent nichts zu nennen - Der Besprechung dieses neuen Heimatbuches muß ich eine was nur irgend von Belang wäre. Man findet alle erdenk- kurze Unterhaltung vorausgehen lassen, die der Autor liche Auskunft über die Lebensgrundlagen, über das Kir- vor Jahren einmal im Landeshaus, sozusagen zwischen chenwesen bis hin zu Kurzbiografien von Priestern und Tür und Angel, mit mir führte. Es ging darum, warum Glockeninschriften; über die Gemeindeverwaltung, Vor- so wenige von den Leuten, die eigentlich dazu berufen und Frühgeschichte, Sagen und Wasserversorgung. Sehr sind, heute in Hohenzollern Heimatgeschi ~iite schreiben. umfangreich und bis auf das Jahr 1970, in dem das Buch (Um das wiederum vorwegzunehmen: es ist seirher doch erschien, ist auch nie Wirtschaftsgeschichte aufgeführt und wieder besser geworden.) Da meinte Josef Mühlebach selbst die Auswanderungen sind nicht zu kurz gekommen. sehr anschaulich: Ein Lehrer etwa auf dem Land hatte Nur in einem wichtigen Punkt muß cm Einwand erhoben wenig Abwechslung. So setzte er sich am Sonntag hin werden. Es handelt sich um die Burg von Hausen, zu der und grub die Geschichte des Ortes aus oder setzte sich Mühlebach einen Beri it an Kaiser Friedrich den Zweien in die Sigmaringer Bibliotheken um zu forschen. Heute aus der Zeit um 1220 heranzieht. Darin ist die Rede von hat er einen Wagen, und wenn das Wetter schön ist, fährt Veräußerungen von Königsbesitzungen. Graf Rudolf von er an den Bodensee oder sonst irgendwo ins G-ine. Pfullendorf hatte diese Besitzungen an Kaiser Barbarossa, Nun, meines Wissens hat der Autor dieses neuen Heimat- Friedrich den Ersten, übertragen vor ;mem Zug ns Hei- buches kein Auto, dafür aber ist ihm eine Arbeit gelun- lige Land, von dem er, Rudolf, nicht zurückkam. Darin gen, von der sich sagen läßt, daß man auf rund 170 Seiten sind auch genannt Castrum Husin cum Villa sub Castro. eigen "ich kaum mehr an Information, aber auch an Zu- Diese Burg Hausen mit darunter gelegenem Dorf nimmt neigung zu einem Ort menschlichen Geschehens und zu Mühlebach als Hausen am Andelsbach an. Nach anderen den Menschen, die da lebten und leben, hineinpacken Autoren ist es aber Hausen .m Donautal, über dem die kann. Der Rezensent gehört zu j< nen Lesern, d;e es nicht Burg heute noch iix Trümmern zu sehen ist. In diesem Zu- le'den können, wenn ein wissenschaftliches oder Sach- sammenhang hat der Autor, soweit ersichtlich, auch c1 : buch keine, zu wenige oder schlampige Register aufweist, Flur „Burgacker 'nicht identifiziert. Der Rezensent hat und fängt folglich immer hinten an zu lesen. Er kommt sich an den Leiter des Sigmar Inger Staatsarchivs gewandt aber hier ganz auf seine Kosten: eine klare Gliederung in der Frage und sich von Archivc irektor Dr. Eugen des umfangreichen Stoffs, eine ebenso saubere Inhalts- Stemmler sagen lassen, daß seines Wissens in der Tat die angabe, dazu ein Häuser- und Fannlienverzeichnis, eme Zuordnung dieses Castrum Husin cum viila ungelöst sei. Zeittafel, eine Gegenüberstellung der Einwohnerzahlen, Johann Adam Kraus zieht folgenden Gedanken heran: Angaben sogar über dk verschiedenen Meereshöhen und Burg und Dorf seien nach 1212 von Friedrich II. an die genr5end Anmerkungen und Literaturhinweise Herren von Ramsberg verkauft worden, wonach ein erst

72 1818 ausgestorbener Zweig der Ramsberger sich „von desgeschichte, Jahrgang 1963,1. Heft) diese Deutung, viel- Husen" nannte. Ihr Wappen zeige einen „Ram" oder mehr geht er davon aus, daß neben den Brühlen und Brei- Widder. Da aber die Herren von Hausen im Donautal ten im späten Mittelalter die Bohlen zum Herrn- oder von 1212 an eben diesen Widder im Wappen führten, Maierhofland gehörten. Auf unserer Gemarkung liegt die müsse dieses gemeint sein und nicht Hausen am Andels- Bohlgrube unmittelbar neben der Breite. Wenn nach bach. Der Schreiber dieser Zeilen stellt diese Ansichten zur Jänichen außerhalb Etter die Brühle, Breiten und Bohlen Diskussion. als Wiesen, Acker- und Weideland einen Ring um die Siedlung bildeten und sich daraus der Schluß ergibt, daß Doch darf wohl diese Frage keine allzu große Rolle spie- dieser Ring das Wirtschaftsland der Umsiedlung bildete, len angesicht des Umstandes, daß hier ein Buch vorliegt, so möchte man diese Deutung auch für unsere Gemarkung das man vorbildlich nennen darf. So stellt man sich eine als zutreffend bezeichnen, weil die Bohlgrube zusammen lebendige Heimatforschung dar, und der Rezensent m.i der Breite wenigstens den Te" eines Ringes um die schließt mit dem Wunsch, daß recht viele dieses Buch Siedlung darstellt. lesen — sie müssen dazu gar keine nähere Beziehung zu Hausen haben - und daß sich mancher angetan finden Breite, früher häufig auch Breitie, ist die Bezeichnung für möge, es Josef Mühlebach nachzutun. Frick ein ebenes, ausgedehntes Ackerland zu beiden Seiten der äußeren Triebgasse. Die Breiten, eine blockförmige Acker- flur, waren ursprünglich, wie die Hofäcker und Brühle, Eigenbesitz des Ortsherren und wurden von diesem im Spätmittelalter in Teüstücken an die Bauern ausgeliehen. JOSEF MÜHLEBACH Der Brühl, rechts des Andelsbaches, oberhalb der Mühle, Flurnamen aus Hausen zeigt die gleichen Merkmale, wie sie anderwärts die Brühl- wiesen auch haben: feuchte, äußerst fette und ergiebige (Leseprobe aus dem Buch „Hausen am Andelsbach") Wiesen nahe dem Bach und in unmittelbarer Nähe des Dorfes. Die Brühlwiesen waren früher vielfach Viehweide. Der Brühl war im allgemeinen Wiesenland, das die Andelsbach. Der Andelsbach ist nach M. Buck und Otto Springer der Bach des Andolf, Letzterer mag in der Grundherrschaft zu ihrem eigenen Bedarf aus der Acht alemannischen oder spätalemannischen Zeit Besitzer des ausgeschieden hatte. Unser Brühl wird schon in einer Ur- Baches gewesen sein oder an diesem umfangreiche oder be- kunde vom 4. April 1295 genannt. Nach dieser Urkunde sondere Rechte gehabt haben. Der Personennamen Andolf verkauft Burcard von Kunibach den Brühl zu Hausen erscheint auch im Ortsnamen Andelfingen (bei Ried- dem Spital Pfullendorf um 24 Konstanzer Pfund. lingen). Die Brunnadern werden schon im Urbar des Klosters Annenhofer. Das sind die Äcker, die zum Annenhof oder Habsthal von 1420 genannt. Der westlich der Krauchen- Annagut gehört haben. Der Lehensinhaber, später der wieser Straße liegende Flurteil war früher von Quell- Eigentümer des Gutes, war der Annenhofer. Der Annahof brünnlein durchzogen. Am Fuße des Hanges am Ostrand gehörte ebenso wie das St.-Klara-Gut einem benachbarten des Andelsbachtales entspringen heute noch mehrere kleine Frauenkloster. Nach dem Gemeindeurbar von 1730 hatte Quellen. der Hirschwirt das Annagut (den Annahof) zu Lehen. Der Dreispitz östlich der Rul nger Straße entlang dem Band. Das Band, aufgeteilt in ein inneres, mittleres und Weithart deutet auf eine Dreiecksform hin, i ie das Acker- äußeres Band, ist aus Bann, Bannet entstanden. Mit Bann land früher, wohl durch einen vorspringenden Waldteil, oder Band sind Flur- und Waldteile, auch Wege bezeich- gehabt hat. Vielfach hat der Dreispitz, die im Mittel- net worden, die für die allgemeine Nutzung, für die alter gebräuchliche Kopfbedeckung, den Namen für diese Weide und dergleichen verboten, „gebannt" waren. Flurbezeichnung hergegeben. Bescheußäcker, Ein Flurname, der wegen seiner Selten- Der Egelsee, eine breit hingelagerte, muldenartige Sen- heit schwer zu erklären ist. Man kommt der Deutung viel- kung auf der südlichen Feldgemarkung, etwa 28 Morgen leicht am nächsten, wenn man dem Schwäbischen Wörter- groß, war bi> ins 19. Jahrhundert h lein ein stehendes, buch von Fischer folgt und den Flurnamen Beschißäcker 1 bis 8 Fuß tiefes Gewässer, ein Dorado für Blutegel, zu Hilfe nimmt. Beschiß ist nach dem Schwäbischen Frösche und sonst ge Weichtiere. Noch in der letzten Zeit Wörterbuch Meltau beim Getreide. Unsere Bescheußäcker seines Bestehens wurden daraus Blutegel in die Apotheken wären also ein Flurteil, in dem früher das Getreide häu- der benachbarten Städte Mengen und Pfullendorf gelie- fig mit Meltau beschissen (vom Meltau befallen) war. fert. Mit seiner Trockenlegung hat sich das Ortsgericht Bizaine heißen Gartengrundstücke im „Winkel" links der schon um 1835 befaßt, aber erst nach jahrzehntelangem Dorfstraße nach Ettisweiler. Das als Bi2aine bezeichnete Planen und umfangreichen Verhandlungen kam es 1874 Gelände ist aucn anderwärts meistens nahe dem Dorfe bis 1876 zur Trockenlegung. Die Kultivierung des ver- gelegen, war in der Regel eingezäuntes Gartenland und sumpften und verschilften Bodens war mühsam; selbst vielfach mit Hackfrüchten, Hanf- und Flachs angebaut. heute noch ist der Graswuchs struppig, aber langsam und Unmittelbar neben der B'^aine auf unserer Gemarkung stetig wandelt sich der Grund in ertragreiches Ackerland liegen die Hanfgärten. und brauchbare Wiesen. Im Gemeindeurbar von 1730 wird ein Egelsee häufig auf der nördlichen Feldgemarkung Boblgrube. Die bisherige Forschung hat vielfach - auch gegen Krauchem, .es genannt. nach M. Buck - Bohl = Buhl gesetzt, eine Deutung, der fu.' unsere Bohlgrube eine gewisse Berechtigung ni;ht abge- Die Embdwiese (Ohmdwiese) im Dorftal zwischen Ober- sprochen werden könnte, weil mit ßchlgrube auf der süd- und Unterdorf ist die Wiese, auf der zur Zeit des Flur- lichen Feldgemarkung ein hochgelegenes Gewann mit einer zwanges geöhmdet, also "in zweiter Schnitt gemacht wer- grubenartigen Bodensenke bezeichnet ist. Hans Jäm'chen den durfte. Im allgemeinen waren dif Wiesen damals ein- bezweifelt in semer Arbeit „Die Bohl im Schwäbisch- mähdig, d. h. es durfte auf ihnen nur ein Schnitt gemacht Alemannischen" (Zeitschrift für Wurttembergische Lan- werden, um den Weidebetrieb nicht zu beeinträchtigen

73 JOSEF MUHLEBACH

Die Hünaburg bei Weihwang und Glashütte

Seit 1950 werden vom Württembergischen Amt für Denk- die Volksburg auch als Fliehburg diente, auf die sich die malpflege an der Heuneburg bei Hundeio ngen Ausgra- nicht wehrfähige Bevölkerung der nächsten Siedlungen mit bungen durchgeführt, die wertvollste Ergebnisse und Er- Hab und Gut in Sicherheit brachte, wenn der Feind in das kenntnisse über diesen späthallstattzeitlichen, frühkelti- Land einbrach. schen Fürstensitz erbracht haben. Mehrere bedeutsame Der heutige Flurname lautet Schloßbühl. Da hier die Veröffentlichungen geben ein eindrucksvolles Bild über die Grenzmarke zwischen dem Amt Wald und der Herrschaft „Residenz" keltischer Fürsten an der Donau bei Hunder- Gremiich lag, läßt sich der Flurname in den früheren Jahr- singen, so u. a. die Schriften von Kurt Bittel und Adolf hunderten leicht feststellen. Das Walder Urbar vom Jahre Rieth, 1951, und von Wolfgang Kimmig, 1968, „Die 1501 nennt diese Stätte wiederholt Hünaburg. In der Heuneburg an der oberen Donau". Grenzbeschreibung des Walder Amtes von 1602 lautet der Wenn Wolfgang Kimmig die Auffassung vertritt, daß sich Name Hennenburg und Hünenburg, während er 1680 solche Burgen im Abstand von oft nur 10-15 Kilometern einigemale Hünnenburg heißt. Bei der Errichtung der im Bereich des Bussens und „gewiß auch an anderen Glashütte im Jahre 1701 he .t es, daß „das Vieh um die Plätzen, die es nur zu erforschen gilt", finden, so wird Glashütte und gegen die Hennenburg getrieben werden unsere Aufmerksamkeit unwillkürlich auf eine Heuneburg könne." Das Walder Urbar von 1790 kennt den Flur- im südlichen Hohenzollern bei Weihwang hingelenkt. Ge- namen anscheinend nicht mehr. Pfarrer Dr. Schupp, früher wiß mag die Anlage bei W'ihwang-Glashütte der Heune- in Zell a. A., jetzt in Neudingen, Kreis Donaueschingen, burg bei Hundersingen an Bedeutung weit nachstehen, hat schon vor Jahren festgestellt, daß 1624 der Flurname aber gerade im Blick auf Hundersingen dürfen wir uns der „Hennenburg oder Hünaburg" lautete. Heuneburganlage bei Weihwang mit Interesse erinnern. Die Zeit, aus der die Hünaburg stammt, läßt sich, solange keine Ausgrabungen daran durchgeführt sind, nicht genau Wenn der Autofahrer heute in der üblichen Eile von Pful- bestimmen; doch lassen e bedeutenden Grabhügelfunde lendorf oder von Wald nach Krauchenwies fährt, ahnt er von Kappel, die Pfarrer J. Bauer von Dietershofen bei wohl nicht, daß der Höhenrücken zwischen Weihwang wiederholter Anwesenheit des Fürsten Carl-Anton im und Glashütte ein Bodendenkmal birgt, das abzuschreiten Jahre 1882 im nahen Walddistrikt Grabenhagen, Mar- eine Stunde Aufenthalt lohnen würde. Es ist die bewal- kung Otterswang, machte und die sich in den Fürstlichen dete Höhe, die von Glashütte her : i das Kehlbachtal hin- Sammlungen zu Sigmaringen befinden und die möglicher- einragt und Weihwang westlich gegenüber liegt.. Eine weise wegen ihrer Nähe mit der Hünaburg zusammen- glücklicherweise bereits stillgelegte Kiesgrube hat diesen hängen, vermuten, daß unsere Hünaburg etwa aus der Berg, der dieses Bodendenkmal birgt, angeschnitten. Es ist gleichen Zeit v ^e die üb .gen Heuneburgen stammt. Dies der Schloßbühl, den unsere Vorfahren mit dem viel tref- dürfte die späte Hallstattzeit bzw. die frühe Keltenzeit, fenderen Namen Hünaburg, also Hünenburg, bezeichnet also die Zeit zwischen 500 und 300 v. Chr., sein, (siehe haben. Gerade im Blick auf die Ausgrabungen an der Heuneburg bei Hundersingen verc :nt die Hünaburg zwi- auch Schwäbische Zeitung vom 22. Sept. 1951). schen Weihwang und Glashütte, weil sie auf hohenzolle- * rischem Gebiet gelegen ist, unser besonderes Interesse. Sie Oberpostrat a. D. Dr. h. c. Peters, von 1934 bis 1948 Ver- liegt auf der Gemarkung Weihwang und wurde im Jahr trauensmann für vor- und frühgeschichtliche Bodenaiter- 1881 von Oberst von Cohausen entdeckt und skizziert. tümer in Hohenzollern, eine in der wissenschaftlichen Sie hat eine Länge von 194 Metern und eine Breite von Welt hochgeachtete Persönlichkeit • er hat nicht nur in 82 Metern. Die oben erwähnte Kiesgrube hat c'ie Befesti- Deutschland, sondern auch in Spanien, Frankreich und gung der Nordostecke etwas angeschnitten. Gegen den Italien Ausgrabungen gemacht -, hat einmal gesagt: „Es Kehlbach fällt der Hang ganz steil ab, so daß an der Ost- ist nicht notwendig, nicht, einmal erwünscht, daß wir mög- seite keine ehemaligen Erdbefestigungen mehr zu erkennen lichst alle Bodendenkmale dem Erdboden entreißen. Kom- sind. Die gefährdete Westseite dagegen ist von exnem dop- mende Generationen sollen auch noch etwas zu tun ha- pelten Graben mit Wall halbkreisförmig umschlossen. ben." So mag dia Klärung der Hünaburg zwischen Glas- Diese Befestigung ist in ihrer ganzen Länge noch auff .1- hütte undWeihwang eine Aufgabe späterer Forschung sein lend gut erhalten und zeigt deutlich den alten Zugang, (siehe auch Schwäbische Zeitung vom 22. September 1952). der im Norden des Ringwalles lag. Ein Zufahrtsweg aus dem Kehlbachtal führt den Steilhang entlang zum gleichen Nordeingang, nur ist dieser Weg durch die Kiesgrube auf etwa 40 Meter unterbrochen. Welches Volk mag diese Der „Runde Turm" in Sigmaringen Fliehburg erstellt haben? Gegen welches Volk sollte sie der letzte von einst vjeren der Stadtbefest.igung aus Wer- Schutz bieten? Waren die Erbauer Kelten, waren es Hall- denbergischer Zeit (2. Hälfte des 15. Jahrhunderts) wird stattleute? Wurde die Burg stürmender Hand genommen? gegenwärtig zu einem Heimatmuseum für Sigmaringen Welches war das Schicksal dieses Volkes? Wo hatten sie ausgebaut. Der Turm ist von dem Sigmaringer Ehrenbür- ihre Siedlungen? Wie mögen diese Menschen ausgesehen ger, dem Juwe er und Hofrat Georg Zimmerer im ver- haben? Woher kamen sie und woh.n zogen sie? Das sind gangenen Jahr gekauft und der Stadt für diesen Zweck Gedanken, die sich jedem Heimatfreund beim Abschreiten zur Verfügung gestellt worden. Material für ein Museum dieser in dunklen Tannenwald gehüllten Stätte auf hat die Stadt seit Jahrzehnten genügend angesammelt. drängen. Unser Heimatboden hat in Treue durch die Jahr- Hofrat Zimmere: ,st dieser Tage 80 Jahre alt geworden. - tausende hindurch dieses Geheimnis gehütet. Nur der Spa- Auch das Sigmaringer Tierheim samt seinen laufenden ten kann ihm die Geheimnisse zum 1 _il entreißen. Das Unterhaltskosten ist eine Stiftung des Mäzens seiner eine kann wohl mit einiger Sicherheit gesagt werden, daß Vaterstadt. Frick

74 LEOPOLD BAUSINGER

Heimat im Dorf - im Kreislauf des Jahres

(Fortsetzung) Staatsangehörigkeit. Heute und schon längst gibt es ihn nicht mehr, den wandernden Pfannenflicker. Und ob wir sangen! Da stand dann der Odermatt mitten Die „Bürstenhanne" kam aus Lützenhardt im Schwarz- unter uns und schwang mit dem vollen Pokal den Takt. wald, seinerzeit ein armes Schwarzwalddorf, heute weit- Immer wieder und immer noch lauter mußten wir singen, bekannter Luftkurort. Die Männer verfertigten in Heim- zum guten Schluß durften wir dann den Stiefel reihum arbeit Bürsten, und die Frauen verkauften sie auf dem austrinken, wobei es nicht ohne Keilerei abging, denn Hausierhandel. Die „Bürstenhanne" wohnte im Dorf bei jeder wollte möglichst ein großes Maul voll Bier haben. den Großeltern mütterlicherseits, dort hatte sie Heimat- Der Odermatt ließ dann nochmals füllen, und die recht, obwohl nicht verwandt. Tagsüber ging sie mit ihrer Schreierei ging wieder von vorne los. Ware über Land, abends kam sie zum Schlafen zurück ins Dorf, setzte sich an den Tisch wie zur Familie gehörend. — Damit war für uns Kinder die „Fasnet" zu Ende, während An einem starken Drahtring hingen d Le Bürsten alle, den die Ledigen und auch die Alten abends auf den Dorfball die Hanne auf der Achsel trug: Kleider- und Schuhbür- gingen, wo ein Kunterbunt von Masken und Vermum- sten, V '.hbürsten und Roßkartätschen, Haar- und Bart- mungen anzutreffen war. — Manchmal ging es an Fast- bürsten, Bürsten für die Wäsche und Bürsten für alles nachtdienstag in die nahe Stadt, wenn dort die „Narr- mögliche. — An den Jahrmärkten im Städtle hatte die halla" einen städtischen Fastnachtszug veranstaltete. „Bürstenhanne" ihren Stand. Auf einem langen Ti.ch aus Brettern war die Bürstenware ausgelegt, die v lseitigen An Aschermittwoch ließen wir uns in der Kirche ein Zuspruch fand, denn die Bürstenhanne war als reell weit Aschenkreuz auf unser sündiges Haupt machen, während und breit bekannt. — Auch sie sind ausgestorben, die Bür- dann und wann die Ledigen am Nachmittag dieses Tages stenhändier in Lützenhardt, ozonr che Luft verkauft ich noch ein besonderes Vergnügen hatten. Wenn nämlich leichter an die Kurgäste. während der „offenen Zeit", das ist die Zeit von Drei- : könig bis Fastnachtsdienstag, keine Hochzeit m Dorf Das „Kochlöffelmannle" sei nicht vergessen. Er wai im stattfand — in den stillen Ze en durften keine öffent- Nachbarort Schlatt zu Hause, ein gar lustiger und dur- lichen Hochzeiten sein —, streuten di ledigen Burschen stiger Kumpan. Mi; selbstverfertigten Kochlöffeln und Spreu auf die Straßen, holten ihre ledigen Mädle und Wäscheklammern ging er hausieren, doch war sein Waren- ließen diese hinter der Spreu eine hölzerne Egge ziehen, bestand nie groß, es kam .im weniger auf den Verkauf womit symbolisiert werden sollte, daß die Zeit der seiner Ware an, als daß er vielmehr bettelte, einen Kreu- öffentlichen Hochzeiten unfruchtbar gewesen war. Uralt zer oder auch ein Stück Brot. Der Kochlöffelhandel bil- soll dieser Brauch se , wahrscheinlich ist er heute größ- dete mehr oder weniger das Scheingeschäft für seine Bet- tenteils ausgestorben, schade! telei. Manchmal mußte er einige Tage brummen, wenn ihn der Gendarm beim Betteln erwischte. Mit einem Zwerch- Am Abend des Aschermittwoch bettelten die ledigen sack wanderte er durch das Land, den er mit der einen Burschen Eier und Speck in den Häusern und ließen sich Hälfte nach vorn, mit der arideren auf dem Rücken über davon ¿m „Adler" oder im „Grünen Baum" große Plat- die Achsel trug. Eines Tages, als ihm die Lehrerstante die ten mit Speckpfannenkuchen machen, wozu große Quan- üblichen Kreuzer (zwei Pfennige) gab, begehrte er auf titäten Bi r getrunken wurden. Das war dann der Ab- und meinte: „A Fünferle, a Fünferle, s'hott alles auf- schluß der ausgelassenen Fastnachtsze , sie war harmios gschlage, s'Bettla hoc au auf ufgschlage!" Das Bettelgeld und bot trotzdem manche Freuden für jung und alt. setzte er allzusehr in Schnaps um, anstatt es seinem Weib Bald begann wieder die harte Feldarbeit für die Dörfler, und seinen Kindern zukommen zu lassen. Er war ein Lichtmeß war gewesen, die Natur verlangte wieder ihr fröhlicher Geselle, und wenn er beschwipst war, sang er Recht, denn eine neue Wachstumsperiode setzte ein, ein das Lied vom heben Augustin, denn auch er hieß August: neuer Anfang und ein neues Werden. O du lieber Augustin, alles ist hin, Aus dem dörflichen Alltag s'Geld ist versoffa und s'^cib ist verloffe, Von Hausierern, Musikanten und fahrendem Volk O du lieber August_n, älles ist hin! Heute ist er schon lange tot, nur die Alten können sich Sie gehören zum Dorf so gut wie seine Bewohner, diese seiner erinnern, ein Original ging mit dem „Kochlöffel- Menschen, die jahraus, jahrein in regelmäßigen Abstän- mannle" hin. den ins Dorf kamen, um ihre Waren feilzubieten, ihr Handwerk anzupreisen oder ihre Künste zu Zeigifl. So Regelmäßig kamen Musikanten s Dorf. Aus der Rhein- tauchte immer wieder der „JV ia" auf, ein Pfannen- pfalz kamen sie zu vieren und fünfen, ließen auf den flicker von Beruf und aus Italien stammend. Er flickte Straßen und Gassen ihre Weisen ertönen und sammelten Pfannen und Kessel und Schapfen und E'.ner, und so hieß Gaben mit dem Hut in der Hand von Haus zu Haus. er nur „der Pfannenfli ter", doch die Leute waren froh „Tief drinn im Böhmerwald, wo meine Wiege stand", an ihm, denn um wenig Geld iötete er die Löchl .n und „Wie die Blümlein draußen zittern . . .", „Im Grunewald, Schadstellen zu. Seine Werkstatt schlug er bei schönem im Grunewald ist Holzauktion" und w^ die Lieder alle Wetter im Freien auf. Dort saß er auf einem Schemel bei hießen, bliesen sie immer wieder aufs neue. Die Musikan- seiner Feldschmiede, pfiff oder sang ein Liedchen und ten wurden nicht als Bettler angesehen, sie boten ja ihre flickte und flickte. Wir Buben standen manchmal bei ihm Musikkunst für die erbetene Gabe. — Auch im Dorf gab und bewunderten seine Kunst. In späteren Jahren ist der es Musikanten, die aber hauptsächlich auf Hochzeiten zum Mina nach Deutschland gezogen und erwarb die deutsche Tanz aufspielten, hausieren gingen i.e nicht. Musikanten

75 begegneten mir selbst an meinem Hochzeitstag zwar nicht von Konstanz war und schon damals nachhaltig für die in der Heimat. Sie spielten beim Haus meiner Braut ein deutsche Liturj : eintrat. 100 Jahre mußten vergehen, Ständchen und erhielten gern einen Extraobolus. Auch bis diese Vorstellung durch das zweite Vatikanische Kon- jene Musikanten waren auf Wanderfahrt. zil in unseren Tagen verwirklicht wurde. Wessenberg aber wurde zu seiner Ze't verworfen! — Auch nach der Dann und wann kamen Bärentreiber ins Dorf, schwarze, Gründung der Erzdiözese Freiburg, zu der damals Ho- verlumpte Gesellen, wohl Zigeuner. Braune Bären führ- henzollern kam, wurden in den meisten Häusern die ten sie am Nasenring mit, die immer wieder ihre Tanz- Lieder und Gesänge im Konstanzer Gesangbuch weiter- künste zeigen mußten, nicht ohne dabei manchen Hieb hin gepflegt und beim Gottesdienst gesungen. Die Alten oder Stoß mit einem Prügel zu bekommen. Ab und zu konnten sich mit dem Neuen so leicht nicht anfreunden führten solche Trupps auch mal ein Kamel oder ein Dro- und wollten vom „Magnificat", dem Gesangbuch der medar mit, wobei wir Buben uns stritten, welches dieser neuen Erzdiözese, wenig wissen. Wenn dann trotzdem Tiere ein und welches zwei Höcker hat. War dann noch nach diesem Gesangbuch gesungen wurde, kritisierten die ein Affe mit bei der Truppe, so war die Neugier von Alten: „Heut hot me wieder dös neumodisch Zeug g'sunge, uns Kindern besonders groß, und wir begle' eten diese 's goht halt nichts übers Konstanzer Gsangbuch!" Beson- Trupps durch's ganze Dorf. ders in der Adventszeit kam solche Kritik auf, wenn das Auch die Drehorgelmänner von einst sind heute ver- Lied „Tauet, Himmel, den Gerechten, Wolken regnet ihn schwunden. Invaliden aus dem 70er Krieg mit einem herab" nach dem „Magn-'icat" gesungen wurde, die Me- Holzbein oder nur einem Arm, im Bergwerk zu Schaden lod; im Konstanzer Gesangbuch schien den Alten weit- gekommene Bergleute, verkrüppelt an Händen oder aus schöner und rührvoller. — Aber das Konstanzer Ge- Füßen, manchmal auch erblindet waren sie, denen ihre sangbuch hatte noch ein anderes, das ihm gewissermaßen Rente nicht zum Lebensunterhalt ausreichte und deshalb Ehrfurcht verschaffte. Hinten im Buch befanden sich durch Drehorgelmusik zu einer zusätzlichen Einnahme einige vergilbte Blätter, auf denen ein Stück Familien- zu gelangen versuchten. Auch sie erhielten ihren Kreuzer chronik eingetragen war. Da stand zu lesen, noch in den für ihre Drehorgelmusik, die mir heute noch in den Ohren ungelenken Schr'ftzügen des Urgroßvaters: am ... ist die klingt. Längst hat die soziale Gesetzgebung den Kriegs- Theres geboren, am . ., ist der Friedrich geboren, am . . . beschädigten und Invaliden eine Rente zugesichert, daß ist die Theres gestorben. So folgte Eintrag auf Eintrag, sie nicht mehr auf den Bettel angewiesen sind. Und das von jeder Generation fortgeführt, Geburten, Todesfälle, von Rechts wegen! Heiraten. Den letzten Eintrag im Gesangbuch machte ich selber nach dem Tode des Vaters: am 22. Juni 1939 ist Von Wandkalendern und einem Kirchengesangbuch, von unser guter Vater Kaspar gestorben. alten Zeitungen und allerlei Geschriebenem Auf der Bühne steht ein großer, alter Trog, wie sie in Die Innensei te des Wandschrankes in der Wohnstube war Bauernhäusern vielfach anzutreffen sind. Darin zu kra- der unverrückbare Platz des Kalenders „Lahrer hinkender men, war von jeher eine Lust. Nicht nur wegen des In- Bote". Immer einige Jahrgänge wurden dort verwahrt, halts in dem einen der Gefache, in dem die Mutter Hut- denn der Bauer wollte auch manchmal zurückblicken. So zeln und Schnitz verwahrte, sondern auch des übrigen ein Bauernkalender war in meiner Jugend eine Art Buch- Inhalts wegen, der aus „geistiger* Nahrung bestand, aus haltung. Dort wurde alles festgehalten, was sich n Hof alten Zeitungsjahrgängen, alten Kalendern und Unter- und Stall ereignete: wann die Bless rinderte, das Nägele haltungsbeilagen des „Schwarzwälder Bote". Zum Teil kaibte, die Muttersau zum Eber geführt wurde, was aus waren nur die Romane aus den Zeitungen ausgeschnitten den Ferkeln erlöst wurde, wieviel Garben die einzelnen und wurden gebündelt verwahrt. So hatte sich im Laufe Äcker brachten, wie das Druschergebnis war, und wieviel der Jahrzehnte eine ansehnliche „Bibliothek" eigener Art Simmere der und jener Acker brachte, was an Kartoffeln angesammelt. Immer wieder wurden im Winter einzelne geerntet wurde und derlei mehr. Es wurden Vergleiche Bände von der Bühne geholt und oft zum soundso vielten zu den Vorjahren angestellt und also Bilanz gezogen. Daß Male gelesen. Schade, daß die meisten Zeitungsbände im die netten Kalendergescnichten außerdem interessierten, Laufe der Jahre den Mäusen und im zweiten Weltkrieg jung und alt, ja, daß sie das Jahr über mehrfach gelesen der Entrümpelung zum Opfer fielen. wurden, und daß sie sogar, wenn sie in der Wohnstube An einem Winterabend brachte der Vater vom Rathaus neuen Kalendern Platz machen mußten, noch jahrelang — er war Gemeinderechner — in In Schweinsleder einge- auf der Bühne verwahrt wurden, um in den Winter- bundenes dickes Buch mit nach Hause. Da standen auf monaten nmer mal wieder den einen und anderen her- den dicken, steifen Blättern gar merkwürdige Dinge m unterzuholen, soll gesagt sein. Da stand dann zu lesen von für uns Kinder kaum leserlicher Schrift. Es war die so- Blitz und Ungewitter, von Hagelschlag und Unglück im genannte Kanzlei Schrift, die mich dann später der Groß- Stall, von miserablen Viehpreisen und Mißernten ebenso vater noch lehrte, jene Schrift mit den vielen Schnörkeln. wie von guten und zufriedenen Jahren. Auf der Titelseite J.ese Folianten stand mit großen Buch- In der alten Kommode, die der äußerst talentierte Ur- staben: „Luckenbuch der Gemeind Stetten, angelegt und großvater anfertigte — er war Zimmermann von Beruf erneuert anno 1684 durch Vogt und Gericht." Es folgten 1 und hatte beim Wiederaufbau der Zollerburg in den 50er d. Namen: der Vogt Weinundbrod, dessen Sippe heute Jahren des vorigen Jahrhunderts di^ umfangreichen noch im Dorf lebt, die P chter Flach, Klotz, Baum usw., Zimmerarbeiten übertragen erhalten —, lagen ailerhand alles Namen, die auch heute noch im Dorf vorkommen. Gebetbücher, darunter noch solche aus dem 18. Jahr- Aber auch Namen standen da, die heute im Dorf nicht hundert mit großen Buchstaben für Leute mit schlechten mehr zu Hause sind. — Das Lucken'buch hielt die Fahr- Augen. Ein Buch st mir wegen seiner Größe immer wie- und Trettrechte solcher Grundstücke fest, die nicht un- der aufgefallen: das Konstanzer Gesangbuch. Es stammte mittelbar an einen Weg grenzten. Und dies waren zur aus der Zeit des B'stums Konstanz, hatte eigene Lieder damaligen Zeit 'ie meisten, denn es gab ja noch keine mit eigener Melodie dieser Diözese. Das Gesangbuch Flurbereinigungen. Da marschi. rten die Grundstücke alle atmete wohl noch den Geist Wessenbergs, der als General- auf, und es stand zu lesen: Anton Bulachcr des Steffen hat vikar und ßi„tumsverweser der letzte Bistumsverwalter ein Mannsmad Wiesen im Weinschlatt, stoßt auf Syivester

76 Klotzen Wies, fährt über diesen zum Weinschlattweg. So selfingen das „Muotesheer" begegnet sei und ihr Angst war es rechtens und ist es bis auf die heutige Zeit, da im und Schrecken eingejagt habe. Was Wunder, wenn wir Dorf immer noch keine Flurbereinigung stattfand. Wel- Kinder dabei das leise Gruseln bekamen. cher Rückschritt! So war Grundstück für Grundstück mit Auch der Schwedenkrieg spukte noch in den Köpfen der seinen Rechten und Belastungen im Luckenbuch einge- Alten, denn das Kloster wurde in jenen Schreckenstagen tragen, vielfach mit Nachträgen, wenn ein Grundstück in bös heimgesucht und geplündert. Und da tauchte auch andere Hände überging. Dann hieß es z. B.: „Jetzt dem jener spöttische und unbeugsame Zollergraf, der öttinger, Adolf Flach gehörig". Das Luckenbuch war der Vorgän- auf, der viele Wochen und Monate seinen Belagerern auf ger vom späteren Grundbuch. Schade, daß das Buch ab- der Burg die Stirn bot, wie eine Maid aus dem Stein- handen kam! lachtal die Burgbesatzung heimlich mit Nahrung ver- Im Schreibpult, das der handwerklich geschickte Urgroß- sorgte, und wie dieser öttinger zu guter Letzt, als die vater ebenfalls anfertigte, lag in einem Gefach ein Haus- Besatzung nichts mehr zu nagen und zu beißen hatte, haltungsbuch. Die Urahne hatte das Buch in ihrer jungen den Belagerern dann doch noch entkam. Auch ein Dörfler Ehe begonnen und in dem aus gewöhnlichen Blättern gehörte zu der Burgbesatzung, Fuchs mit Namen. gehefteten „Journal", würde man heute sagen, alle Ein- nahmen und Ausgaben eingetragen, wie sie sich im Haus- Von manchem Streit zwischen Kloster und Gemeinde halt ergaben. Die Großmutter und später meine Mutter wurde erzählt, denn das Kloster hatte gewichtige uralte führten diese Eintragungen fort, weitere solcher Bücher Rechte und Lehen, die zu einem beachtlichen Teil zu entstanden, doch die alten wurden weiter aufbewahrt. Lasten der Zivilgemeinde gingen. Auch der jahrhunderte- Diese alten Bücher bildeten ein Stück Wirtschaftsge- alte Streit um die freie Pirsch tauchte auf, der Wildschaden schichte der Heimat und zeugten vom einfachen Leben war oft unerträglich, denn die ganze Jagdhoheit gehörte im Dorf. Alle Verkäufe aus Hof und Stall, Vieh und dem Grafen. — Von Fronen und dem Zehnten wußten die Getreide, die Einnahmen aus Lohnarbeit wurden ebenso Alten noch, alles Dinge, die hart auf der Bevölkerung eingetragen wie alle Ausgaben für Kleidung und Alltag. lasteten. — Und dann kam auch die 48er Bewegung zur In den ersten Jahrzehnten bis 1870 waren es Gulden und Sprache, wie die Bauern dem Fürsten in der Stadt vor's Kreuzer, dann kamen Mark und Pfennig, und nach dem Schloß rückten und freiheitliche Rechte forderten, wie ersten Weltkrieg tauchten Wahnsinnszahlen auf, Millio- diese der Fürst dem Volk versprach und dann, als das nen, Milliarden, ja sogar Billionen! Bis dann wieder ganz Blatt sich wendete, doch nicht hielt. — Die mildtätige und klein und bescheiden mit Mark und Pfennig nach der sehr leutselige letzte Fürstin Eugenie wurde nicht verges- Inflation im Herbst 1923 begonnen wurde. sen, sie ging ein als große Wohltäterin des Volkes, dem sie einen großen Teil ihres Vermögens in Stiftungen frü Arme und Kranke, Kinder und Schulen vermachte. Heute Feierabend im Dorf noch lebt sie im Gedächtnis des Volkes fort.

Am Tannenhaag vor dem Haus neben der Toreinfahrt Feierabend auf dem Dorf! Heute gibt's ihn längst nicht unter einem mächtigen Kastanienbaum stand die Sitz- mehr, Radio und Fernsehen haben ihn verdrängt, schade! bank. Die Tagesarbeit war getan, das Vieh versorgt, der Abend legte sich über Dorf und Stadt, es war Feierabend. Die Schriftleitung freut sich, ihren Lesern einen Beitrag Die Eltern sitzen auf der Bank und lesen die Zeitung, die unseres hohenzollerischen Landsmannes Leopold Bausin- Mutter ist manchmal noch mit dem Stopfen und F';cken ger bringen zu können. Herr Landrat i. R. Bausinger ist von Strümpfen und Hosen von uns Buben beschäftigt. am 20. Januar 1899 in Stetten bei Hechingen geboren. Dann und wann gesellten sich die Nachbarn dazu, um Nach Besuch des Gymnasiums in Hechingen trat er in noch einen Abendschwatz zu halten. Es ging aber wort- die Verwaltungslaufbahn ein. Nach einer Tätigkeit in karg zu, vom Wetter wurde gesprochen, vom Vieh und Aachen und Sigmaringen wurde er 1927 Bürgermeister von der täglichen Arb "t. Ab und zu aber erhitzten sich von Haigerloch, 1932 Bürgermeister von . die Gemüter, wenn es um Gemeindepolitik ging, um den Von 1936 an war er Bürgermeister in Rüdesheim. Herr oder jenen Wegebau, den Farrenstall und derlei Dinge. Bausinger wurde 1950 Landrat des Rheingaues in Rüdes- Dann und wann kamen die Alten auch ins Gespräch über heim. Seit 1965 lebt er im Ruhestand In Johannesberg im frühere Zeiten, d Männer allzugern über ihre Soldaten- Rheingau. Seine Jugenderinnerungen zeigen, wie eng er zeit und der Nachbar Andres über seine Wanderzeit als seiner Heimat verbunden blieb. Schuhmachergeselle, die ihn weithin führte bis in die (Unser Beitrag ist ein Nachdruck aus Heft i/1970 der Schweiz und nach Österreich. Da saßen wir Kinder dann Zeitschrift „Schwäi >ische Heimat".) mäuschenstill dabe, und lauschten neugierig den Erzäh- lungen der Alten. Die Großmutter wußte gar manches aus der Geschichte des ehemaligen Klosters, von einem wundertäi'gen Altarbild, einem Flügelakar, dessen Flügel sich jeweils vor dem bevorstehenden Tod eines Angehö- Fotos aus Alt-Gammertingen rigen der Zollerngrafen öffnete und die Leute in Angst und Bange versetzte. Von jenem unglücklichen gräflichen zu Hunderten, tSlls auf Leinen bis zu Quadratmeter- Diener wußte sie, der in seiner Vermessenheit auf ein Größe, teils als Dias, teils auf Spanplatten geklebt, hat Kruzifix m' Pfeil und Bogen schoß in der Hoffnung, daß der 25jähiige Computer-Fachmann Bodo Walldorf her- ihm sodann kein Schuß mehr fehlgehen wurde Und wie gestellt. Es sind lauter Reproduktionen von Fotos etwa dann aber beim dritten Schuß der Pfeil im Kruzifix von den 80er Jahren an. Walldorfs Eltern stammen aus stecken blieb und nicht mehr herauszubringen gewesen Danzig, er selbst wurde auf der ber ühmten Flucht über die war und der unglückliche Diener ob seiner Freveltat Ostsee zu Kriegsende auf Rügen geboren und wuchs in draußen bei Heiligkreuz, dem heutigen Friedhof, mit sei- Gammertingen auf. Die Erzeugnisse seines Steckenpferdes nem Leben habe büßen müssen. sind in dem zum Abbruch bestimmten evangelischen Ge- meindehaus von Gammer''.igen ausgestellt gewesen; so I ie Großmutter wußte auch, daß ihre Mutter, also un- gut wie alle erwachsenen Gammertinger sollen sie ge- sere Urgroßmutter, auf ihrem Heimweg nachts von Gros- sehen haben Frick

77 OSCAR HECK

Zum Beginn der Bauarbeiten an der St. Luzenkirche zu Hechingen

Mancher, der das Geschehen um die Erhaltung der St. 14 maßstäblichen Zeichnungen im Maßstab 1:50 darstellt. Luzenkirche in Hechingen in den letzten Jahren beobach- Solche Zeichnungen gehen auf die genaue Vermessung des tete, wird erfreut darüber sein, daß jetzt, endlich, mit der gesamten Gebäudes und all seiner Einzelheiten aus. Dieses Instandsetzung des Bauwerks begonnen wird. Möge in- Aufmaß hat ein einziger Fachmann, der seit einigen Jah- dessen niemand glauben, es sei bis heute nichts für das ren in Stetten bei Hechingen ansässige Oberbaurat i. R. beschädigte Bauwerk getan worden. Wer sich mit einem Dr.-Ing, Hans Gemünd, mit ungeheurem Fleiß, leben- so wertvollen Baudenkmal befaßt, das nichts Gleiches digem Verstand und peinlichster Genauigkeit ausgeführt. oder Ähnliches in der deutschen Baukunst hat, ist ver- Die Zeichnungen befinden sich im Besitz des Landeskon- pflichtet, mit aller Behutsamkeit und Sorgfalt vorzu- servators und werden bei der Ausführung der Bauarbeiten gehen und nichts zu übereilen. gebraucht. Der fleißige Zeichner hat in alle Ecken des Bauwerks geleuchtet und stellte außer der Schönheit der So hat sich also folgendes in aller Stille abgespielt: Stukkaturen und Plastiken auch alle Nachlässigkeiten und In mehreren Besprechungen, zu denen Sachverständige alle aufgetretenen Mängel fest, damit sie auch vom Bau- aus verschiedenen Sparten herangezogen wurden das herrn gesehen und behoben werden. Regierungspräsidium Südwürttemberg-Hohenzollern, das Staatliche Amt für Denkmalpflege Tübingen, das Land- Nicht weniger wichtig war es, für die fotografischen Auf- ratsamt, das Bürgermeiseramt, das Stadtbauamt, das Erz- nahmen eine erstklassige Kraft zu erlangen: der in der bischöfliche Ordinariat FreiL>urg sowie der Fürst von Ho- fotografischen Dokumentation seit Jahrzehnten hocher- henzollern waren hierbei beteiligt - wurden die Schäden fahrene Kunsthistoriker Dr. Hellmut Hell in Reutlingen an den Gewölben, der Dachkonstruktion und an den war einige Zeit an und in der Kirche tätig. Schon als stukkierten Wänden genau untersucht und festgestellt. Studierender sah er die St. Luzenkirche als ein Ziel seines Vor allem galt die Beobachtung denjenigen Stellen, oie Studiums; seine Dissertation galt insbesondere der Plastik, nach Aussehen der Details oder schon erfolgten Beschä- die aus der Entstehungszeit der Kirche stammt: den Fi- digungen in besonderer Gefahr waren. Zugleich wurde guren der Seitenaltäre. Dr. Hell hat ebenfalls auf Wei- beraten, welche Vorkehrungen getroffen werden müssen sung des Landeskonservators, die gesamte Kirche foto- und welche Art der Restaurierung in den einzelnen Fäl- grafisch in großformatigen Aufnahmen so weit dargestellt, daß das Bauwerk, sollte ihm im Laufe der Zeit etwas len vorzunehmen sei. Entscheidend war die Frage, welche zustoßen, aufgrund der vorhandenen Abbildungen wieder- Kosten sich daraus ergeben würden. Im Laufe der Zeit hergestellt werden könnte. Das heißt, das Bauwerk wurde wurden dann weitere Fachleute zugezogen, die sich über außen und vor allem innen mit so vielen und so guten die bedrohlichen Schäden an der Dachkonstruktion äußer- Aufnahmen festgehalten, daß man sagen kann: der ge- ten. Oben an der Mauerkrone, wo die Dachlast aufsetzt, samte, ungeheuer reiche Stuck, die gesamten Gewölbe, die ist die Gefahr ohne Zv» 'fei am größten. Daher galten Empore mit ihrer Orgel, die Altäre und ihre Bildwerke, die Untersuchungen hauptsächlich dieser Zone. Die Stim- die Glocken, das Chorgestühl, die Bänke, die Sakristei men erfahrener Fachleute wurden gegeneinander abge- und ihr Mobiliar, die Nebenräume samt der Treppe zur wogen. Mesnerwohnung - kurz: alles ist bildlich dargestellt und Danach konnten die Restauratoren in lie Kirche gebeten steht für eine künftige Veröffentlichung zur Verfügung. werden, damit sie sich zur notwendig werdenden Restau- Bevor man ein Bauwerk umzubauen beginnt, muß die rierung des Innenraumes äußerten. Eines scheint sicher zu Frage des tigentums klargestellt sein. Daher wurde Kit sein: die bisherige Farbigkeit des innenraumes will dem der Stuttgarter Hofbräu-AG. in Stuttgart wegen der ursprünglichen Bild nicht entsprechen. So wurden im Übernahme der seu Jahrzehnten in ihrem Eigentum be- Chorgewölbe versc edene Farben festgestellt, die künftig findlichen Mesnerwohnung verhandelt. Erfreu' cher- wieder erscheinen sollen. Derartige AufgaDen sind z. B. weise konnte sich der bisherige Eigentümer von den bau- mit dem Restaurator besprochen worden, damit er sich ch sehr stark lädierten Wohnräumen trennen. Die bei der Aufstellung des Kostenanschlags nach den For- flrauereigesellschaft trat die Räume samt dem ehemaligen derungen des Bauherrn rchten kann, der ja nur das zu südlichen Kreuzgangsarm, der zur Zeit als Zugang zur machen gewillt ist, was in der Renaissance vorgeübt wor- Kirche dient, geschenkweise an die katholische Kirchen- den ist. gemeinde ab Die notarielle Anerkennung ist in der näch- sten Zeit zu erwarten. Hand in Hand mit diesen ßesicl-igungen ging ein ein- gehendes Studium vorhandener Akten, Aufsätze und son- We." entscheidender waren die Verhandlungen, die mit stiger Schriftwerke. Alles, was in früheren Zeiten über die dem bisherigen Eigentümer der Kirche St. Luzen, also St. Luzenkirche geschrieben worden ist, soll genau geprüft dem Fürstlichen Hause in Sigmaringen, geführt wurden. und beurteilt werden. Uns ist jede Auffassung wertvoll. Was hätte näher gelegen, als dem Fürsten die Bitte vor- Daher zählt heute alles, was frühere Zwten über das Bau- zutragen, daß er das seit vielen Jahren von der katholi- werk berichteten, als ein wichtiges Dokument. Schließlich schen K'rche zu Gotteso'ensten verwendete Gotteshaus besteht der Plan, über die St. Luzenkirche zum Ende der an die Kirchengemeinde abtrat. Diesem vielfach vorge- Instandsetzung eine umfassende Veröffentlichung heraus- brachten Wunsche begegnete der Fürst m L größtem Wohl- zubringen, die auf den Wert des Bauwerks und auf seine wollen: im vergangenen Jahr, 1970, konnte er die Schen- Stukkaturen gebührend eingeht. Darin sollen alle früheren kungsurkunde dem katholischen Pfarramt Hechingen Veröffentlichungen genannt und ausgewertet werden. überreichen lassen. So weiß die Kirchengemeinde jetzt Auch dafür sind inzwischen wichtige Vorarbeiten ge- genau, daß sie auf eigenem Grund und Boden baut und macht worden. Die erste bezieht sich auf die Herstellung daß sie mit der Verantwortung für das Gebäude auch die einer zeichnerischen Bauaufnahme, die das Bauwerk in nicht zu übersehenden Lasten übernommen hat.

78 St. Luzen

Im Januar 1970 berief Landrat Dr. Mauser eine Ver- schläge für den Umbau vorlegten. Das Erzb' :höfliche sammlung aller bisher beteiligt gewesenen Ämter ein. Das Bauamt stellte sich mehrfach zur Verfügung, um Einzel- Besprechungsthema lautete schlicht: Finanzierung der Ge- heiten der geplanten Arbeiten am Dachwerk festzulegen. samtkosten der Wiederherstellung. Zuvor hatte das Erz- Diese Besprechungen fanden in Gegenwart der am Ort bischöfliche Bauamt in Konstanz nach genauer Überprü- ansässigen Unternehmer statt. fung des Bauwerks einen Kostenanschlag für sämtliche Vergessen wir aber nicht den ersten Schritt in die neue Arbeiten aufgestellt, die als notwendig bezeichnet wor- Kirche: seit langer Zeit konnten findige Augen sehen, den sind. Die sich hieraus ergebende Bausumme von daß die reiche Stuckdekoration sich auf beiden Chor- 1 370 000 DM war also aufzubringen. bogenwänden, also hinter den beiden Seitcnaltären, fort- In der oben erwähnten Finanzierungsbesprechung begann setzte. Wer also die Kirche in ihrem vollen Stuck-Schmuck nun ein hartes Ringen, dem Landrat Dr. Mauser erst ein zeigen will, der muß auf die allzu schmalen, hohen Seiten- Ende setzte, als die gesamte Summe von den einzelnen altäre mit ihrer eigenwilligen Plastik verzichten. Diesen Stellen genehmigt war. Danach erklärten sich die einzel- ersten Schritt, der in der sorgfältigen Abnahme der Sei- nen Ämter bereit, in folgender Weise an der Restaurierung tenaltäre bestand, haben wir getan, und seitdem sieht die der Kirche zu helfen: Kirche weitaus voller und einheitlicher aus. Eine arge Enttäuschung bereitete es, als sichtbar wurde, 1. Erzdiözese Freiburg 415 000 DM daß bei einem tags zuvor erfolgten Einbruch in die Kirche 2. Staatliches Amt für Denkmalpflege 415 000 DM .ne wertvolle Holzfigur des hl. Lucius, des Patrons der 3. Fürst von Hohenzollern 250 000 DM Kirche, gestohlen worden war. Trotz Einschaltung der 4. Landkreis Hechingen Kriminalpolizei konnte die Figur bis heute leider noch und Stadt Hechingen 150 00Ö DM nicht ermittelt werden. Die Fahndung läuft jedoch weiter. 5. Katholische Kirchengemeinde Hechingen 100 000 DM Darf ich zum Schluß noch einmal auf den oben genannten Finanzierungsplan zurückkommen? Darin ist zu sehen, zusammen 1 350 000 DM daß das Landratsamt sich bemühen soll, zusammen mit Nachdem diese Summe von den verantwortlichen Stellen der Stadt Hechingen einen Betrag von 150 000 DM auf- finanziert war, hätte mit den Bauarbeiten begonnen wer- zubringen. h : dem Bauherrn ist das Landratsamt der den können. Indessen wurden jetzt noch Unternehmer Meinung, daß es bei einem Werk von so hervorragender gesucht und gefunden, die sich bereit erklärten, die von Ausstattung nicht angeht, die gesamten Kosten dem ihnen verlangten Aufgaben zu übernehmen. So fanden Eigentümer, also der katholischen Kirchengemeinde, zu Besprechungen mit Orgelbauern statt, die das Instrument überlassen. Hierbei müsse, so wurde gesagt, auch die Ein- bis in sein Innerstes untersuchten und daraufhin Vor- wohnerschaft des Kreises und der Stadt mithelfen. Land-

79 rat Dr. Mauser hat bereits 45 000 DM aus Spenden ver- gesetzt haben, neuen Mut. Alle wollen dabei sein und zu schiedener Stellen angesammelt. Um aber die restlichen ihrem Teil an dieser großen Aufgabe mithelfen. Jede 105 000 DM zusammenzubringen, begründete er am Gabe und jede Hilfe ist willkommen. Helft alle mit, da- 8. Januar d. J. im Beisein von über 100 Interessenten mit St. Luzen zu der Perle wird, die ihr in der Kunst- einen Verein „Rettet St. Luzen". Die Zahl der inzwischen geschichte zugedacht worden ist. Heck eingegangenen schriftlichen Anmeldungen zu diesem Ver- ein, der natürlich auf freigebige Hilfeleistung aus ist, Der Eintritt in den Verein kann durch ein kurzes Schrei- gibt all denen, die sich schon irgendwie als Helfer ein- ben an Herrn Landrat Dr. Mauser in Hechingen erfolgen.

Nachträge und Berichtigungen zu Heft 4/1970

Leider sind in der letzten Nummer einige Fehler unter- Auf Seite 62. Der erwähnte Weiher zu Gammertingen lag laufen. nicht beim Hotel „Kreuz", sondern beim Schwimmbad. Der Weiher beim „Kreuz" wird noch im 18. Jahrhundert Auf Seite 51 zweitletzte Zeile unten muß es statt „Eichen- erwähnt, während der obere Weiher schon bald wieder bäume" richtig heißen „Ei jenbäume". aufgegeben wurde. Seite 56 unten. Die Hinweise zur Heimatliteratur sind von J. A. Kraus. Auf Seite 63 „Trochtelfingen". Inzwischen konnte fest- gestellt werden, daß der Mariaberger Erblehenshof in Auf Seite 59 fehlt die Bildunterschrift: Blick vom Vorder- Trochtelfingen 1287 von Swigger von Trochtelfingen ge- lichtenstein. Im Vordergrund in den Schleifen der Fehla schenkt wurde (Fürstenberg Urk.Buch V 237). Nachzu- lag ein Fischweiher. Auf der anderen Fehlaseite in dem tragen ist Stetten u. H. 1372 gab Bernhard von Holnstein Tälchen der Weiler unter Lichtenstein (siehe auch S. 63 Besitz an das Kloster, der auch im Lagerbuch von 1454 „Neufra"). noch erwähnt wird (die Urkunde befindet sich nicht im Auf Seite 60: Die alte Mühle bei Neufra. Klosterarchiv, sondern im Fürstl. Archiv Sigmaringen).

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Die Mitarbeiter dieser Numm"r: Redaktionsausscbuß. Leopold Bausinger Huber' Deck, Konrektor herausgegeben vom Hohenzollerischen Ge- Landrat a. D. 745 Hechingen, Tübinger Straße 28 schichtsverein in Verbindung mit den Staat- Johannisberg im Rheingau lichen Schulämtern Hechingen und Sigmarin- Telefon 07471/2937 gen. Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein josef Mühlebach Walther Frick, Journalist Landesverwaltungsrat 1. R. 748 Sigmaringen, Karlstraße3. Druck: M. Lieh- 748 Sigmaringen, Hohe Tannen Sigmaringen, Leopoldstraße ners Hofbuihdruckcrei KG, 748 Sigmaiingen, Telefon 07571/8341 Kailstraße 10. Maximilian Scbaitel Dipl.-Landwirt Die Abbildungen auf Seite 65 und 71 wurden Sigmaringen, Landeshausstraße dem Band „Hohcnzollern in alten Ansichten", Die Zeitschrift „Hohenzolierische Heimat" ist erschienen im Jan Thorbecke Verlag, ent- eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will be- Oscar Heck nommen. sonders die Bevölkerung in Hohenzollein mit Hauptkonservator I. F Landeskonservator der Hohenz. Lande der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Die mit Namer versehenen Artikel geben die Hechingen, Hölderlinstraße Sie bringt neben rachhistorischen auch populär persönliche Meinung der Verfasser wieder; gehaltene Beiträge aus der Geschichte unseres Jobann Adam Kraus diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge ver- Landes. Sie veröffentlicht bevorzugt Beiträge, Pfarrei und Erzbisch. Archivar i. R. antwortlich. Mitteilungen der Schrirtleitung die im Schulunterricht verwendet werden kön- 78 Freiburg-Littenweiier, Badstraße 2 sind als solche gekennzeichnet. nen. Walther Trick, Journalist 748 iiigmaringen, Hohe Tannen Manuskripte und Besprechungsexemplare wei Bezugspreis: 2,00 DM halbjährlich den an die Adresse des Schriftleiters oder Re- Schriftleiter: daktionsausschusses erbeten. Konten der „Hohenzollerisdien Heimat": Dr med. Herbert Burkarth 802 507 Hohenz. Landesbank äigmaringen 7487 Gammernnpen, Eichertstraße Wir bitten unsere Leser, die „Hohenzolierische 123 63 Postscheckamt Stuttgart Telefon 07574/32/ Heimat" weiter zu empfehlen.

Ferienkurse 1971 im Volkshochschulheim Inzigkofen

Aufgang des Abendlandes — eine Einführung in die Vorgeschichte unseres Erdteils Pilze unserer Heimat Woche für Schmalfilm- und Fotoamateure Zeichnen und Malen Die Stadt, in der wir morgen leben

Bitte fordern Sie ausführliche Programme an. Volkshochschulheim Inzigkofen 7481 Inzigkofen über Sigmaringen, Telefon (07571) 658

80 HÖH ENZOLLERISCHE 4P 3828 F

Herausgegeben com Hohenzollerilchen Gefchlchteoerein HEIMÄT in Verbinöung mit öen Staatlichen Schulämtern Hechingen 2t. Jahrgang 1971 Nr. 2 unö Sigmaringen

JOHANN ADAM KRAUS

Der Name Kornbühl

Der auf dem Salmendinger Heufeld östlich des Hohen- „Salmendinger Kapelle" stellvertretend für den Berg hö- zoller wie künstlich aufgesetzt erscheinende Kegelberg ren kann. Der Dichter Ludwig Egler-Hechingen sprach in Kornbühl (887 m) ist mit seiner St. Annakapelle seit dem seinem romantischen Gedicht „Der Klausner vom Korn- Jahre 1507 urkundlich nachweisbar. Schon von weitem bühl" von einem „kornumblühten Bühl". Doch ist bei zieht er die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich wegen diesem Erklärungsversuch nicht recht verständlich, warum seiner auffallig runden Form, die vielleicht auf vulkani- nur der Kornbühl und nicht auch die südlich in Nähe schen Ursprung schließen läßt. Aber auch der ISiame ist liegenden beiden anderen Bühle (auf der Karte „Bühl- merkwürdig. Er hat einen Vetter im württembergischen berge") so benannt seien, oder ferner, warum gerade die Kornberg. Die Einheimischen sagen übrigens Kornenbühl Brotfrucht Korn (Vesen oder Dinkel) der rings herum (Koannabil), während man im Unterland um Tübingen liegenden Äcker den Namen hergegeben haben soll, da

81 dieses Getreide doch nur alle drei Jahre 1 ¿er gepflanzt Stauf, Stoffel, Zoller, Kapf, Köbele, Buck, Burren, Bussen, wurde, bzw. wird, während m zweiten Jahr dann Ha- Rucken. Dabei hat schon Mi :hel Buck in se.nem Ober- ber unc m dritten die Brache üblich war. So wäre genau- deutschen Flurnamenbuch festgestellt, daß die meisten sogut der Name Haberbühl berechtigt gewesen, und dies Bergnamen auf -horn und -köpf ganz jung sind! Den für alle drei Bühle. Kornbühl aber kennen wir immerhin über 400 Jahre. In den Jahren-1525 und 153C ^st die Flur rings um den Berg Nun hat der Wandkalender der Deutschen Lufthansa in Güterbeschreibungen Komingen genannt. Im Jahr 1562 1970 ein sehr hübsches farbiges Luftl ld (55 zu 45 cm) finden wir die Bezeichnungen Cornung, hinter Khornung, des Kornbühls und des südlichen Bühls gebracht. Im zuge- hinter Khorningen am Hechinger Weg, 1698 Khornen- hörigen Text wird gesagt, der Name Kornbühl sc i kel- bJl, 1730 Korniingen und (am Südfuß des Bergs) Korn- tisch und bedeute Keltenberg. Das ist in großes Wort! linger Wasen (Hohenz. Heimat 1963, 28). Interessanter- Ist doch die Sprache der Kelten, die vor den Germanen, weise nennt man in Burladingen einen Felsen hoch über also vor 400 nach Christus, in unserer Gegend saßen und dem Dorf, der durch ein Kreuz ausgezeichnet isf, kurzer- zum Beispiel auf der Heuneburg bei Binzwangen-Riedlin- hand „Kreuziinger Stein", was doch wohl „Kreuz-St- in" gen eine mächage Burgstelle mit naheliegenden R ;sen- hej 3en soll. Korningen klingt nun wie ein Orts- oder grabhügeln hinterließen, schon längst ausgestorben. Nur Siedlungsname. Doch weiß die Überlieferung von nichts d^ Namen einiger bedeutender Flüsse und besonders dergleichen in dortiger Gegend. Vielmehr schont die Form hervorragender Berge gehen wohl auf die Kelten zurück. Korningen einfach aus dem schon vorhandenen Kornbühl Die Befragung von Fachleuten betreffs des Keltischen ver- geb; iet zu sein. lief zunächst negat'v. Sowohl Dr. Fritz Langenbeck, der Nun kennt der genannte Buck (a. a. O. Seite 136 unterm inzwischen n Bühl/Baden verstorben ist, als auch Dr. Kennwort „Kern") auch e'n romanisch-keltisches Wort Wolfgang Kieiber am historisch-germanischen Institut der com — Stein, Fels. Professor Dr. Basler, Freiburg, wies Univer: .ät Frtiourg lehnten ohne näheres Studium einen mich auf den Namen der englischen Grafschaft C o r n - Zusammenhang ab. Dagegen wollten sie mit Rücksicht wall hin, die nach der steil ins Meer abfallenden Stein- auf die Lage und Form des Berges eher an das late?"ische oder Felsenwand (wall = Mauer, Wand!) benannt ist. Wort cornu = Horn denken, oder, weil eni diesbezüg- Unser Kornbühl ist nun im Gegensatz zu den beiden licher urkundlicher Nachwels fehlt, ifirekt an das deutsche anderen Bühlen südlich davon, deren Fuß sanft iri dij Wort Horn. Man müßte nur eine alte Form „Gehörn-" Ebene verläuft, ein ausgesprochener Steinkegel, der oder „gehornin Bühl" annehmen, die dann zusammenge- nur eine schwache Humusdecke trägt. Sollte dieser Stein- zogen wäre. Das ergäbe als Erklärung einen hornähn- Charakter, der sicher bei diesem höchst merkwürdigen lichen Bühl oder Berg. Aber auch dieser Versuch hat einen Rundberg auch schon den Urbewohnern aufgefallen sein Haken. Die Bezeichnung Horn hängt nämlich, soweit man muß, namengebend gewesen sein, so bedeutet der Korn- sieht, mehr an horizontal vorspringenden Bergnasen, bühi, obwohl er erst seit 1507 nachweisbar ist, nichts während vertikal aufsteigende Berge anders heißen, etwa anderes als S t e i n b u h 1. Joh. Ad. Kraus

Aus der Heimatliteratur

Über die Herren von Bubenhofen hat vor Jahrzehnten Bubenhofen hätten die beiden Burgen Lichtenstein bei schon Max Dunker Forschungen angestellt und ;n der Neufra erbaut, oder wenn er von dem „gewaltigen Bau- Zeitschrift für württembergische Geschi :hte 1937 Seite werk der Hagenburg in Grosselfingen" redet, die Schalks- 335-369 seine Ergebnisse dargelegt. Der älteste Vertreter, burg ais Stammsitz der Zollern ansieht, unser Dießen als Volkart v, B., erscheint im Jahre 1190, der letzte des Ge- Bubenhofer Besitz dartut und das Kloster Kirchberg als schlechts namens Johann Nep. Wilhelm starb 1814 in Stiftung der Grafen von Hohenberg vorführt. Die bür- Bamberg. gerlichen Bubenhofer gehen wob1 meist auf Michael Lud- wig von Bubenhofen zu Leinstetten zurück, der um 1630 Nun hat Oberstuo.enrat Albert Gaier die Familie und eine Bürgerliche he: atete, worauf seine Kinder den Adel deren Besitz neu vorgenommen, viel Unbekanntes auf- verloren. Die Herkunft Oswalds von Lichtenstein, der gespürt und in der Zeitschrift „Hohenstaufen" 7 (1969), aus der Lichtensteiner Linie in Neckarhausen bei Betra einet Veröffentlichung des Geschichtsvereins Göppingen, stammte, sucht Gaier Seite 101 vergebens zu klären, was auf 134 S _ten dargelegt und mit vielen Bildern erläutert. schon in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte in So verfolgte er die Familie zu Justingen, Leinstetten, Hohenzollern 31 (1897) Seite 132 f. geschah. Ebenso ist Steinbach bei Esslingen, Donzdorf, Ramsberg und Win- ihm die Hei>nat der Reutlinger Familie des Konrad Uelin, zingen, ohne die übrigen Besitzungen aus dem Auge zu der aus Trochtelfingen stammte, unbekannt geblieben verl' ren. Sehr wertvoll sind seine ausführlichen Anmer- (Seite 132), die in Mitteilungen Jahrgang 32 (1898) Seite kungen und Exkurse über verwandte Familien, deren 83-91 von Theodor Schön iingehend geschildert ist. Wappen sich vielfach an den Grabsteinen finden. Nicht folgen kann man Gaier, wenn er Seite 4 sagt, die J. A. Kraus

82 HECHINGEN: ST. LUZEN, Kirche und Kloster

OSCAR HECK

Die Denkmalpflege in Hohenzollern Jahresbericht 1970

Der Jahresbericht über die Denkmalpflege in Hohenzol- lerische Einheit aller sich widerstrebenden Baute le herzu- lern während des Jahres 1970 kommt um einige Monate stellen. Hierzu hätte außen zum mindesten der neu- zu spat - jeaoch nicht zu spät. Geht es in erster Linie gotische Turm stiller werden müssen, denn Chorbau und darum zu vermerken, was an den Bau- und Kunstdenk- Turm wollen nicht zusammen sti imen. Und im Inneren: malen der beiden nohenzollerischen Kreise im Verlauf des wie stark differenziert steht hier der Chor, der seine alte vergangenen Jahres getan worden ist. Form weitgehend wiedergefunden hat, neben dem Lang- Begi/.nen wir mit den Bauten, deren Instandsetzung schon haus, dem die Zeichen des 19. Jahrhunderte .n der Decken- im Jahr 1969 behandelt worden ist und die etzt beendet malerei und in den Seitenaltären geblieben sind und das wurden. zudem noch eine neue Empore mit - gestehen wir es ruhig - moderner Orgel sowie eine ebenfalls moderne Es ist zunächst die Pfarrkirche zu Glatt, die das zustän- Taufkapelle bekommen hat. Der Maßstab des Ganzen dige Pfarrami jetzt auch am Äußeren instandsetzen ließ. blieb jedoch unverändert. Und damit, so ist zu hoffen, Bei der Untersuchung des alten Außenputzes wurden am kann die von Arcl"tekt Anton Beuter in Dettingen ge- Chorbau kräftige Spuren einer Quadermalerei festge- leitete Instandsetzung auch in den Augen des heutigen stellt, die einstens dem Bauwerk einen guten Maßstab Menschen als geglückt angesehen werden. und eine Gliederung gegeben hat. Soli man sie freilegen und restaurieren, oder soll man die Außenhaut des Chor- Was mit dem e'istigen Wasserschloß geschehen wird, ge- baues oh:ie Fugen glatt verputzen? Diese Frage wurde hört in den nächsten Jahresbericht. Es wechselte in andere nach rein historischen Gesichtspunkten beantwortet. Die Hände über und wird als Mitte der Gemeinde künftig nachfolgende Kritik derer, die nicht verstehen, warum eine größere Rolle spielen, als l her man den Cnor mit einem „unwahren Netzwerk schwarzer So viel kann aber schon heute gesagt werden, daß sich Fugen" überdeckt hat, wurde nicht gescheut, sondern in die Gemeinde Glatt sehr ernsthaft um eine gründliche Kauf genommen. Hier ging es mehr um die Wiederher- Sanierung des Ortskeins bemüht. Wo der Fremdenver- stellung eines Zustandes der Renaissance al sum die ge- kehr so deutlich angefangen hat, Fuß zu fassen, muß sich schmackliche Vorstellung heutiger Menschen. Die Restau- aucn das äußere Bild der Gemeinde danach richten. Glatt rierung der E rche hatte keineswegs zum Ziel, eine künst- ist auf einem guten Weg!

83 Auf ähnlichen Pfaden bewegt sich die Gemeinde Diessen. chen. An seinen Fundamenten nagt ein Steinbruch, und Auch sie hat erkannt, welche Werte in der schönen Natur er würde - falls kein Einspruch erfolgte - in wenigen des Diessener Tales liegen und wie beherrschend die alte Jahren die Ruine zum Einsturz bringen. Es ist zu hoffen, Burgruine über dem Orte thront. Hier ist in den ver- daß die Ruine bald instandgesetzt wird und daß es ge- gangenen Jahren viel getan worden. Die Burgruine wurde lingt, sie in spätere Zeiten zu retten. nahezu ganz instandgesetzt. Es fehlt nur noch das, was ihr dazu verhelfen soll, die Verbindung zwischen Burg In Neckarhausen ist die von W. Fr. Laur 1889 erbaute und Gemeinde zu schaffen, oder besser gesagt, es fehlt Kapelle St. Ulri h vom Abbruch bedroht. Wenn man die noch die Anziehungsstelle auf der Burg, also das Freilicht- geplante Straße um ein Geringes hinter der Kapelle her- Theater und das Restaurant! Hoffen wir auf das ange- um führt, ist das Bauwerk als sichtbares Ze ;nen der Zeit laufene Jahr! um die Jahrhundertwende zu erhalten. In diesem S. ne äußerte sich der Konservator. Mit dem Pfarramt Diessen wurde erneut über die ge- 1 plante Instandsetzung des Inneren der Kirche gesprochen. In Rangern ¿.igen wurde durch eine örtliche Vereinigung, Der Chor ist schon vor Jahren instandgesetzt worden; die sich die Erneuerung eines Feldkreuzes zur Aufgabe doch vernimmt man davon jii :ht mehr viel, da der an sich gemacht hatte, ein neues Kreuz errichtet. Demnächst will schon kleine Raum durch allzu viel Mobiliar verstellt die Gemeinde einen neuen Dorfbrunnen schaffen. worder ist — ganz im Gegensatz zu den Empfehlungen, Sickingens Kirche - 1830/31 nach Plänen des Architekten die das Zweite Vatikanische Konzil ausgesprochen hat. A. von Clavel erbaut - erfuhr einen vor allem die West- In Haigerlodi, der Stadt der einstürzenden Mauern, hatte seite und den Turm betreffenden Umbau. das Pfarramt alle Hände voll zu tun, um die ebenso unge- zügelten wie gefährlichen Kräfte, die im Erdreich stecken, Der Gemeinde Boll bereitet die Instandsetzung der erd- zur Ruhe zu bringen. Das Übel begann, vielleicht als bebengeschädigten Wallfahrtskirche Maria Zell erhebliche Folge eines Erdbebens, dicht am Haupteingang zur Schloß- Sorgen. Nun scheint ein Vorschlag des Erzbischöflichen kirche. Dort brach eine ca. 6 bis 7 m hohe Naturstein- Bauamts in Konstanz zur Ausführung zu kommen, der mauer in sich zusammen. Wäre das Unglück zu einer Zeit mit einem Aufwand von 160 000 DM rechnet. Die Aus- geschehen, da Gottesdienste stattfinden, dann hätten Ver- führung der Arbeiten steht bevor. luste an Menschenleben kaum vermieden werden können. So blieb nichts anderes, als das Mauerwerk mit sichernder Auch auf der Burg Hohenzollern gab es Erdbeben-Schä- Untermauerung wiederherzustellen. den. An der Michaelskapelle waren sie von größerem Ausmaß. Aber auch im Inneren rissen zahlreiche Wände Nicht lange danach wich die große, seit langem als ge- und Decken. Alle diese Schäden mußten behoben werden. fährdet angesehene Umfassungsmauer an der St. Anna- In Hechingen fand eine erste Baubesichtigung im Dach kirche aus ihren Fugen und hinter sß eine Mauerlücke der Stiftskirche statt. Dort haben sich einige Verschie- von mindestens 20 m Länge. Hier war die Gefahr weit- bungen im Dachwerk gezeigt, die behoben werden soll- aus größer: was abrutschte, überdeckte eine vielbefahrene ten. Das Erzbischöfliche Bauamt hat die Schäden jedoch Straße und legte zugleich die Fundamente der Annakirche nicht für so gravierend betrachtet, daß unmittelbare Ab- : frei. P: er waren schnelle Hilfe und ein baufreuc ^er wendung notwendig erschiene. Pfarrherr dringend vonnöten. Er brachte cae Geldrr :tel in kurzer Zeil auf den Tisch, wie es ihm auch gelang, tat- Bewegender ist der geplante Neubau eines Pfarrhauses. kräftige Handwerker heranzuschaffen, so daß die Mauer Der Altbau, der aus Siei-en der 1779 abgebrochenen al- sehr schnell wiedererstand. Zwar wurde die Lücke nicht, ten Stiftskirche erbaut worden ist, hat so viele Schäden, wie dia bestehen gebliebenen Teile, aus Natursteinen ge- Unbequemlichkeiten und Nachteile, daß er zum weiteren mauert; aus statischen Gründen mußte sie vielmehr in Bewohnen nicht mehr taugt. Der Kirchenvorstand hat Eisenbeton hergestellt werden. Das ist nun zu sehen und daher beschlossen, einen Neubau an derselben Stelle in muß geduldet werden. Veroiiidung mit einem Gemeindezentrum zu errichten Der für die Planung in Auss ht genommene Architekt Schon im letzten Berichtsjahr i :t mit der Instandsetzung wurde in einem Wettbewerb ermittelt. Die Veröffent- der Kaplanei von St. Anna begonnen worden. Das Äußere lichung seines Entwurfes brachte indessen manchen He- ist jetzt fast vollendet. Dabei ergaben sich umfangreiche chinger auf di>- Beine. Man hörte in der Stadt \ el Gutes und penible Arbeiten an den steinernen Gewänden des über das alte Pfarrhaus (was man nur als Folge der Un- Portals und der Fensterumrahmungen. kenntnis des Gebäudes werten kann) und viel Schlechtes Das Äußere der Schloßkirche erhielt ein neues, helles über den Entwurf für das neue Pfarrhaus (was nur als Kleid. In leuchtendem Rot steht das neugedeckte Dach emotionaler Betrag zur Sache gewertec werden kann). über der Kirche. Der neue Verputz von Langhaus, Tatsache ist jedenfalls, daß die Stadtverwaltung bisher Chor und Turm strahlt in gebrochenem Weiß und deutet noch keine endgültige Stellung zum Projekt genommen darauf hin, daß hier die wahre I itte der Stadt sich be- hat. findet. Das Innere des Langhauses erhielt ein neues Ge- Mangelt es in der Bevölkerung tatsächlich an dem Ver- stühl, das (die aiten, barocken Decken mit übernahm. mögen, das Neubauprojekt zu „sehen", wie es wirken würde? Und ist das alte Pfarrhaus wirklich „schöner" Einen kurzen Blick tat der Landeskonservator in die als der geplante Neubau? Kann man feine Augen so Wohnung des Sdiriftstellers Wilhelm Kiefer in Trillfin- vor dem versdiiießen und kann man sich von dem Alten, gen, als es galt, den 80. Geburtstag des stillen Gelehrten das - auch in der Fassade - nur schlecht und recht ist, zu feiern, der so viel und so gut über die suddeutschen nicht trennen? Ich bin, um dies deutlich zu sagen, für Bau- und Kunstdenkmale geschrieben hat Solche Männer einen entschiedenen Neubau und mache keinen Versuch, fehlen uns heute sehr. Wir möchten dem Aditziger audi am Kirchplatz zu Hechingen einen „Alt-Bau" zu schaf- von dieser Stelle aus das Beste wünschen. fen. Ein derartiger Alt-Bau würde nämlich zum Ki. :h- In Dettingen wurde erneut und ngehend über die Er- platz und zum Marktplatz nur schlecht: passen. Der ein- haltung des schon vor Jahren ausgebrannten Schafstalles, deutige Neubau, wenn er gezügelt und in seinem Maßstab in dem sich eine mittelalterliche Burg verbirgt, gespro- angeglichen wird, wirkt auf mich ehrlicher.

84 Das „Weiße Häusle" in Hechingen nahm außer der stanz stellte in einer gemeinsamen Besprechung die Ge- Sammlung der Bürgergarde eine kleine Ausstellung zum genfrage, ob Stetten eine Leichenhalle besitze. Da dies Werk des Generals Steuben auf. Aus diesem Anlaß wurde nicht der Fall ist, eine Leichenhalle aber dringend be- die Eingangsfront neu gestrichen. nötigt wird, erging der Vorschlag, die alte Kirche nur teilweise abzutragen, im übrigen aber zu einer Leichen- An der Vorhalle der nach F. A. Stüler'schen Plänen 1856 halle umzugestalten. Die Planung hierfür wird vorbe- errichteten evangelischen Kirche zeigten sich erhebliche reitet. Schäden. Sämtliche Stufen und die Sandsteinsäulen muß- ten erneuert werden. Auf der Ruine Stetten unter Holstein wurde ein einge- stürzter Torbogen wieder aufgebaut. Erheblichen „Staub" wirbelte der Plan der Hohenzol- lerischen Landesbank auf, das in ihrem Eigentum befind- Wir verlassen nunmehr das Kreisgebiet Hechingen und liche „Neue Schloß" abzureißen und einen Neubau an wenden uns zu den Orten des Kreises Sigmaringen. seiner Stelle zu setzen. Der Landeskonservator, dem das Neue Schloß noch nie als ein „Stein der Weisen" erschien, Da ist zunächst die rühr: ge Stadt Gammertingen, die seit stellte sich auf die Seite des Bauherren. Ein rühriger Aus- Jahren damit beschäftigt ist, acht dem Bildhauer J. G. schuß sammelte Unterschriften und brachte die Sache vor Weckenmann zugeschriebene Plastiken im Garten beim den Denkmalrat Südwürttemberg-Hohenzollern, der im Schloß wegen allzu starker Beschädigung kopieren zu Grunde genommen für Hohenzollern gar n'cht zuständig lassen. Eben jetzt ist wieder eine der Figurengruppen war und ließ ihn entscheiden. Der Denkmalrat verneinte fertig gestellt worden. Es bleibt nur mehr eine Plastik zu erneuern. gegen die Stimme des Berichterstatters, daß an dem Neuen Schloß gerührt werde. Ein städtebai ches Vorhaben von großer Bedeutung läuft seit einiger Zeit in Gammertingen. Bekanntlich kann die Die Vorarbeiten zur Instandsetzung der St. Luzenkirche Altstadt den Straßenverkehr der heutigen Tage kaum in Hechingen wurden fortgesetzt und so weit gefördert, mehr meis ern, da die Straßenzüge te 'weise zu eng sind. daß am 1. Februar 1971 mit den Bauarbeiten begonnen Im Zuge der Altstadtsanierung wurde daher der Vor- werden konnte. Kurz zuvor wurde auf Betreiben von schlag gemacht, den Straßenzug, der sich am Hotel zur Herrn Landrat Dr. Mauser ein „Vere' rettet St. Luzen" Post vorbei b' zur katho sehen Pfarrkirche erstreckt, nach gegründet. Möge es dem Verein gelingen, c e letzte noch der Bergseite hin auszuweiten. Demgemäß sollen die ge- offene Finanzierungslücke zu schließen und das Verständ- samten Häuser dieser Straßenfront abgerissen und etwa nis für die Wichtigkeit des Bauwerks in der Bevölkerung io m weiter nach Osten zu in neuer Weise wiederauf- zu fördern. gebaut werden. Da keines der erwähnten Gebäude unter Das Verwaltungsgericht Sigmaringen konnte sich der Stel- Denkmalschutz steht, ist gegen diesen Plan nichts ein- lungnahme des Landeskonservators, wonach eine Werbe- zuwenden. schrift - „Chinesenschrift" - am Hause der Hofapotheke in Hechingen verboten werden sollte, leider nicht an- Etwas schwieriger wird sich der geplante Neubau der schließen. Seitdem „verschönert" die ungute Leuchtschrift Hohenzollerischen Landesbank ausführen lassen. Statt das Geschäftshaus. eines vorhandenen Bankgebäudes hinter dem Neuen Schloß (Rathaus) wird daran gedacht, einen etwas um- Kleinere Bauarbeiten an und in der Ruhe-Christi-Kapelle fangt icheren Neubau direkt neben das Neue Schloß zu Hechingen sind noch im Gange. so zu stellen, daß der Neubau sich um einige Meter vom Schloß absetzt. Damit wird der bisher zugebaute Teil Der Untere Turm, erbaut 1579, hat seit seiner letzten des Schlosses freigelegt und der Alt-Bau kommt in seiner Instandsetzung eine sehr unansehnliche Außenhaut be- Gesamthe: besser zur Geltung. Das nicht unter Denk- kommen. Er soll im Jahre 1971 neu gestrichen und wie- malschutz stehende Nachbargebäude - es enthält jetzt die derhergestellt werden. Feuerlöscngeräte und Schulräume - soll abgerissen wer- Die „Hohenzollernsche Landessammiung", die 1922 von den und den 3aupiatz für die neue Landesbank ergeben. W. F. Laur gegründet und mit einem kräftigen Fundus Es ist an verschiedene Verbesserungen beim Neubau der von Kunstwerken versehen worden ist, befand sich b;s Landesbank gedacht, weshalb man nicht grundsätzlich 1967 auf der Burg Hohenzollern. Dort geriet die Samm- gegen eine solche Planung sein kann. Indessen ist der lung mehrfach ins Gedränge, weil der von ihr belegte Würfel noch n ht gefaiien; der Wettbewerb zur Erlan- Raum anderweitig gebraucht wurde. Sch'-'eßlich wurden gung architekonischer Entwürfe ist noch im Gange. Aber die Sammiungsgegenstände vorläufig in ein Depot nach eines kann sicher erwartet werden: eine bessere Gesamt- Hechingen gebracht, wo sie bis zum Herbst 1970 lagerten. wirkung des freigelegten Neuen Schlosses, eine Auswei- Nun, endlich, ist ein neuer Ausstellungsraum für die tung des Marktplatzes und die Schaffung eines Durch- Sammlung im Alten Schloß gefunden und von der Stadt ganges zwischen Marktplatz und dem hinter dem Bankge- Hechingen bereitgestellt worden, H_er wird di.j Samm- bäude entstehenden Baugebiet. lung in nächster Zek aufgebaut und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Im benachbarten Ort Bronnen, das kirchenrechthch zu Gammerl' igen gehört, plant man den Neubau einer Zwei Chorfenster der Kirche in Beuren sind schadhaft ge- Sakristei an der Kiiche. worden. Sie wurden erneuert und bilden den Anfang für Im nahegelegenen Feldhausen ist auf Wunsch des Pfarr- eine hoffentlich nicht mehr lange ausstehende Gesamt- amts die Erweiterung der 1737-39 errichteten Pfarr- erneueruiig des Raumes. kirche im Gange. Die Ursache für diesen Umbau lag in der In Stetten unter Holst" n, wo nach dem Ende des letzten statisch unbefriedigenden Abstutzung des westlichen Dach- Krieges eine neue Pfarrkirche gebaut worden ist, ohne reiters. Es wird ein lehrreiches Exempel ergeben, wenn daß man die Vorgänge . in, die ^.a 17. Jahrhundert erbaute man die entstehenden Baukosten mit der Quadratmeter- Pfarrkirche St. Sylvester, abgerissen hätte. Nun brachte zahl des gewonnenen Raumes vergleicht. Vielleicht hätte die Gemeinde Stetten den Vorschlag, die alte Kirche ab- °ich der Umbau durch rechtzeitige Einführung der Vor- reißen zu dürfen. Das Erzbischöfliche Bauamt in Kon- abendmesse vermeiden oder verringern lassen.

85 Das Äußere der kleinen Marienkirche in Hettingen (1582 in eine Leichenhalle umgestaltet. Im Inneren werden bis 1583 erbaut und um 1730 umgebaut) ist instandge- Wandmalereien (16. und 17. Jahrhundert) instandgesetzt. setzt und neu gefärbelt worden. Reste der alten Anstrich- Im Schloß Hohenfels (bei Kalkofen) wurde vor kurzer farben gaben Anhaltspunkte für die Färbelung. Zeit der aus dem Jahr 1751 stammende Altar in der Ka- pelle wiederhergestellt. Nun sind Planungen zur Instand- In Veringenstadt wurde das Dach und das Türmchen des setzung des Schloßhofes besprochen worden. Diese Arbei- Rathauses wiederhergestellt. Da das Bauwerk bereits um ten sollen 1971 ausgeführt werden. 1500 errichtet worden ist, wurden beim Umbau die alten Formen wiederholt. In Ostrach ging es um die Erhaltung des zum Teil in Fachwerk ausgeführten Mesnerhauses (Mitte 18. Jahr- Veringendorf ist um ein schönes Fachwerkhaus reicher ge- hundert). Städtebauliche Forderungen machen einen Ab- worden. Bei der Instandsetzung des alten Pfarrhauses bruch nach Meinung des Bürgermeisteramtes erforderlich. (1746) mit seinem markanten Mansarddach wurde an drei Man wird prüfen müssen, wieviel das Gebäude bei mehr- Seiten gut erhaltenes Fachwerk gefunden, das früher fachen Veränderungen schon an Gewicht verloren hat. offen gestanden hatte. Es ist jetzt freigelegt worden und Die Kirche in Einhart (aus dem Anfang des 16. Jahrhun- bildet seitdem eine wahre Bereicherung des Ortsbildes. derts), deren Inneres vor wenigen Jahren instandgesetzt In der Pfarrkirche zu Veringendorf wurden die letzten worden ist, erhielt einen neuen Außenputz. Reste der bisher verputzt gewesenen Wandmalereien frei- gelegt und restauriert. Dabei ergaben sich an einigen Stel- Im Kloster Habsthal wurde die Instandsetzung der len andere, wohl richtigere Deutungen der Malereien, die Außenfronten beendet. Im Kircheninneren ist das Dach- wohl aus dem 14. Jahrhundert stammen dürften. gebälk über der westlichen Empore in Ordnung gebracht worden und nun steht die Instandsetzung des durch In Hochberg soll die 1913 erbaute Kirche durch einen Wassereinbruch beschädigten Deckenbildes von G. B. Göz Umbau den heutigen Forderungen der Liturgie angepaßt (pinxit 1748) bevor. Es ist zu erwarten, daß der östliche werden. Teil der Kirche bald danach an die Reihe kommt.

Benzingen bemühte sich um die Wiederherstellung des In Ablach, Levertsweiler und Thalheim bestehen Pläne Äußeren des von Franz Anton Bagnato 1758 erbauten zur Instandsetzung des Inneren der Kirchen. Ähnliches Pfarrhauses. gilt für das alte Pfarrhaus in Thalheim (um 1740 als ehemaliges Jagdschlößchen des Fürsten Josef Friedrich Die Instandsetzung des Äußeren der Pfarrkirche in Sig- von Hohenzollern erbaut). maringendorf ist beendet worden. In Magenbuch wurden Pläne für die Instandsetzung des Inzigkofen hat jetzt sein instandgesetztes Kircheninneres Kircheninneren besprochen. Die Restaurierung der Ka- wieder im Gebrauch. Mit seinen stark farbigen Altären pelle in Lausheim steht immer noch aus. Verkehrstech- zeigt der Raum jetzt ein Bild heiterer Rokokokunst. nische Gründe wurden hauptsächlich herangezogen für den Abbruch der Kapelle St. Johannes in Steinhilben r Die Hohenzolleri che Landesbank beriet mit der Denk- (um 1725). Diese Sache ist noch nicht geklärt. malpflege einige Entwürfe für einen geplanten Anbau. Zusammen mit der Stadtverwaltung wurde der Rund- Diese denkmalpflege'ischen Arbeiten wären nicht möglich turm, eines der letzten Zeugen der mittelalterlichen Stadt- gewesen ohne tatkräftige Unterstützung durch das Staat- befestigung, für Zwecke eines Heimatmuseums umgebaut. liche Amt für Denkmalpflege in Tüt igen, den Hohen- In der Nähe des Hauptbahnhofs S gmaringen, wo vor zollerischen Landeskommunalverband in Sigmaringen so- einigen Jahren bereits ein ¿Mo-Hochhaus erstanden ist, wie die Landkreise .n Hechingen und Sigmaringen. Ihnen, sollen etzt zwr' bis dr'i weitere Hochhäuser gebaut wer- den Architekten, Restauratoren und Handwerkern sei den. Die Verhandlungen sind noch im Gange. für ihre Hilfe herzlichst gedankt.

Eines der ersten Baudenkmale von Sigmarmgen, das Fi- Der Berichterstatter hatte Gelegenheit, an einigen Tagun- delishaus, soll dem Vernehmen nach verkauft werden. gen teilzunehmen und dort mit Kollegen und Kunsthand- Nodi iit nicht geklärt, welche Folgen sich aus dem Ver- werkern ins Gespräch zu kommen. Insbesondere traf dies kauf des Anwesens ergeben werden. zu bei der Jahrestagung der Denkmalpfleger in Lud-Wigs- burg, in Südtirol, in Mainz, bei ler Stadtsanierungstagung Im Schloß zu Sigmaringen sind e^ne Reihe kleinerer Bau- in Kempten und bei den S tzungen des Vereins für Hohen- arbeiten durchgefünrt worden. Das Fürstliche Museum zoIlericche Geschichte. O. Heck klagte über Wandfeuchtigkeit. Dem soll nachgegangen werden. Diesem Bericht des Landeskonservators werden vermut- lich nur noch zwei folgen, für 1971 und 1972, da dann im Hausen am Andelsbach hat eine Kirche, die 1853 von Zug der Kreisreform auch d' eigene hohenzollerische I. Laur instandgesetzt und umgebaut wurde. Nach einem Denkmalspflege aufgehört haben wird, zu bestehen. Ob weiteren. Umbau 1945/46 wird der Innenraum jetzt den der Wandel in C":sem Bereich, i dem es mw. am deut- neuen Anforderungen der Liturgie angepaßt. lichsten erscheint, was wir späteren Generationen 1 lter- lassen, zum Guten oder zum Bösen geht, bleibt abzu- In Wald wollen die baulichen Veränderungen kein Ende warten. Es ist aber doch wohl zweirelhaft, ob ein Amt nehmen. Sie erfolgen in verschiedenen Wohntrakten und für Denkmalspflege für einen größeren Bereich, das hun- jetzt im Küchenflügel. Das ehemalige Gasthaus zur Post, derte von Gemeinden zu betreuen hat, mit derselben Sach- 1797 erbaut, erfuhr eine grundliche Instandsetzung. kenntnis und Liebe einen kleinen Bezirk v ie Hohen- zollern behandeln wird, die ,hm unter den Herren Fried- Die Friedhofkirche in Vilsingen, die aus dem 15. Jahr- rich Wilhelm Laur, Walther Genzmer und Oscar Heck hundert stammt, wird zur Zeit wiederhergestellt und bisher in diesem Jahrhundert zuteil wurde.

86 HERBERT BURKARTH

Alte Volkstrachten auf der Alb Votivtafeln zeigen die Kleidung im Wandel der Zeit

Im 18. Jahrhundert wurden zwei Wallfahrtskapellen im Filz. Die Hosen bestanden aus kräftigem schwarzem Tuch Laucherttal zu Mittelpunkten der Volksfrömmigkeit. Die und reichten bis unters Knie, wo sie mit einer Schleife bäuerliche Bevölkerung des Zwiefalter Klostergebietes gebunden wurden. Dazu trug man weiße Strümpfe und und der katholischen Reichritterschaften (Trochtelfingen- schwarze Halbschuhe. Der Dreispitz wurde um 1840 Gammertingen-Veringen) pilgerten mit ihren Nöten und durch einen breiten Hut mit hochgeschlagener Krempe Sorgen zu den Gnadenbildern. ersetzt. Nach dieser Zeit hörten die Männertrachten lang- sam auf. War ein Gebet sichtlich erhört worden, so ließ man eine Votivtafel malen, um in aller Öffentlichkeit seine Dank- Dieser Aufwand an Kleidung bei einer sehr armen Volks- barkeit zu zeigen. Die Stifter legten oft Wert darauf, schicht, mag zunächst Erstaunen hervorrufen. Man muß daß sie mit ihrer ganzen Familie auf der „Tafel" abge- aber bedenken, daß es sich dabei nur um den Sonntags- bildet wurden. staat (Sonntigshäs) handelt, den man nur einmal im Leben anschaffte, wenn man ihn nicht überhaupt geerbt hatte. Es ist keine große Kunst, die hier gezeigt wird. Die mei- Dadurch ist auch die Kontinuität gegeben, welche aus sten Bilder sind von Laien gemalt. Eine Ausnahme bil- der Kleidung eine „Tracht" werden läßt. den die Bilder aus dem Gammertinger Raum, welche teil- weise auf die Malerfamilie Reiser zurückgehen. Diese Die Frauen trugen im 18. Jahrhundert schwere, gefaltete Votivbilder sind die einzige Quelle, aus der etwas über Überröcke, 'die vorne offen waren. Der Unterrock, der die alten Volkstrachten in unserem Raum zu erfahren ist. an der Vorderseite sichtbar war, war bei verheirateten Die Abbildungen umfassen den Zeitraum von ca. 1750 Frauen einfarbig, meistens weiß. Junge Mädchen trugen bis 1850. Ältere Bilder sind nicht erhalten und um 1850 einen farbig gemusterten Unterrock. Uber dem Rock hörte diese Art der Votivbilder auf. hatten die Frauen eine kurze Jacke, die vorn geschnürt

Die Kleidung der Männer hat sich in dem erwähnten wurde. Um den Hals wurde ein breites Halstuch (dunkel Zeitraum kaum verändert. Sie trugen einen langen Rock oder farbig) getragen. Im Sommer gab es auch ärmellose mit Silberknöpfen, gestickten Knopflöchern und Borten- Jadken, unter welche man weiße Blusen mit langen besatz an den Ärmelaufschlägen und laschen. Die Farbe Ärmeln anzog. war anfangs braun und grün, später fast einheitlich blau. Unter dem Rock trug man farbige Westen, meistens rot Die Farben der Kleider waren fast durchweg dunkel, oder grün. Die Hemden hatten oft Spitzenmanschetten; blau oder grün, nur die Mädchen trugen hellere Farben, um den Hals hatte man eine Binde aus schwarzem Samt. gelegentlich auch rosa, Kopfbedeckung der Frauen war Die Kopfbedeckung war ein Dreispitz aus schwarzem eine enganliegende, runde Haube, die nur das Gesicht

87 frei ließ. Die Haube wurde mit breiten Bändern unter Arbeitskleidern entwickelt, wie sie in dieser Form schon dem Kinn oder im Nacken zusammengebunden. im 18. Jahrhundert getragen wurden. Nach 1820 veränderte sich die Frauentracht. Die Kleider hatten große Ähnlichkeit mit den heutigen Dirndelklei- Während die alte Tracht in ihrer Strenge an Nonnen dern. Über dem Kleia wurde eine weiße Schürze getragen. erinnert, bildet die neuere Tracht auch für den heutigen Die Hauben, „Schappeln" genannt, wurden höher und Geschmack einen sehr erfreulichen Anblick. Die Frauen, waren reich verziert. Jetzt durfte man auch das Haar vor allem die alten Frauen, dürften in unserem Gebiet sehen. Um 1830 wurden Radhauben üblich, die manch- noch etwa bis 1870 eine Kleidung getragen haben, die man mal mit Goldstickerei verziert waren. Die neue Kleider- als Tracht bezeichnen kann. Dann begannen auch sie, sich form war übrigens nicht ganz neu. Sie hatte sich aus den nach der jeweiligen Mode zu kleiden.

Neue Grabungen bei Inzigkofen

Auf dem Grabungsfeld der „Krummäcker" nahe der n. Chr. im Zug des damaligen Donau-Limes gebaut wor- Laizer Markungsgrenze soll in diesem Jahr wieder ge- den ist, und diese Fibeln deuteten darauf hin, daß das graben werden. Dr. Hartmann Reim, der auf der letzten Kastell ganz in der Nähe sein müsse. Zudem tauchten Hauptversammlung des Hohenzollerischen Geschichtsver- innerhalb des Gutshofs die Pfostenreste eines winzigen "ns in Sigmaringen im Herbst vergangenen Jahres i >er römischen Holzhauses auf, das bisher in seiner Bedeu- die bisherigen Grabungen referierte, sagte Anfang Februar tung nicht sicher erkannt ist. Es ist jedoch älter als der bei einem Vortrag, den der Albverein Inzigkofen veran- Gutshof und müßte auch aus der Zeit des Limes stammen. staltete, er habe das gesuchte Kastell nicht gefunden. In- Das Kastell wird seit Jahrzehnten immer wieder gesucht dessen sei ein ganz unbeschädigter Gutshof aus der Mitte und man glaubte, es gefunden zu haben, als die berühmt des zweiten Jahrhunderts n. Chr. herausgekommen, und gewordene „mansio" auf dem Gewann Dreißig Jauchert dies allein sei schon bedeutungsvoll. rund 800 solcher bei Sigmaringen gefunden wurde. Der Übergang von viallae rusticae in Baden-Württemberg, die man bisher Laiz-Sigmaringen zu dem es gehört - und gewiß auch ein kennt, seien alle angeschnitten oder sonstwie (durch Sied- Kastell - gilt der Römerforschung i i Baden-Württemberg lungen, Straßen usw.) verstümmelt. Außerdem aber ind heute als der wichtigste im Land. Kastelle zu diesem zwei Gewandfi. ein gefunden worden, die aus der Zeit Donau-Limes sind bisher in Hüfingen und Emerkingen des vermuteten Kastells stammen, das etwa nach 50 gefunden worden.

88 WALTHER FRICK

Wer war Hans Kayser? Leben und Werk eines Mannes aus Sigmaringen

Die Leser erinnern sich vielleicht daran, daß im April Erfahrung, des Greifbaren also, des Meß- und Nachprüf- vergangenen Jahres an der Sigmaringer Hofapotheke eine baren, vor allem, was Philosophie, Religion, Poesie, Mu- Bildnisbüste enthüllt wurde mit dem Kopf von Dr. Hans sik, Schönheit bedeutet - und dieser Doktor Kayser fin- Kayser, der aus diesem Haus stammt und 1894 als Sohn det einen Verbindungspunkt. Das ist das Eine. Das des damaligen Hofapothekers geboren wurde. Ganz Andere, was Kayser in mühevoller Arbeit durch Jahr- korrekt muß man sagen: Kayser ist nicht in der Hof- zehnte herausfand, st dies: jene mathematischen Reihen apotheke geboren, aber seine Eltern zogen aus Buchau der Töne gelten exakt für zahllose andere Verhältnisse, zu, als er noch in den Windeln lag. In Sigmaringen ist er für Werke der Natur wie Blätter, Bäume, Kristalle, aufgewachsen - und natürlich liegt der Vergleich mit der Schneckenhäuser - und für Werke des Menschen, wie etwa Herkunft eines etwa Gleichaltrigen sehr nahe: Albert Ein- griechische Tempel und gotische Dome. Es ist also so, stein stammt auch aus Buchau, und auch er ist in einer daß ein vom Schöpfer gegebenes Grundschema wirklich anderen Stadt, nämlich in Ulm aufgewachsen, sogar ge- die Schöpfung durchzieht. Selbst die Sterne machen Mu- boren. nachdem seine Eltern kurz zuvor dorthin gezogen sik, und bei jener Denkmalsenthüllung hat es die Besucher waren. des Festaktes in der Sigmaringer Bilharzschule doch selt- sam berührt, als Professor Dr. Haase, von dem gleich zu Diesen Vergleich ziehe ich aus einem anderen Grund und sprechen sein wird, mit einem Tonbandgerät Töne erklin- wage mich dabei auf den schwankenden Boden der Pro- gen ließ, die sich auf den Umlaufbahnen und -geschwin- phetie vor: Einstein gelangte zu Weltruhm; Kayser ist digkeiten der Planeten ergeben. Da fällt einem gleich die vermutlich posthum auf dem Weg dorthin. Diese Be- „Sphärenmusik" ein, von der Johannes Kepler so über- hauptung bedarf des Beweises, den diese Zeilen antreten zeugt war, und gleichsam als Vorgriff auf die Bedeutung sollen. Dazu ist zunächst zu sagen, daß Einsteins Er- der harmonikalen Forschung nach Kayser, der 1964 kenntnisse sozusagen mehr in der Luft lagen als die verstarb, sei angemerkt, daß in der Tat dieses gegen- Kaysers. Einstein war Naturwissenschaftler, und als er wärtige Kepler-Gedenkjahr auch Anlaß sein wird zu zwei geboren wurde, stand die naturwissenschaftliche Forschung Symposien, bei denen die Wissenschaft vertraut gemacht auf ihrer Höhe; ich meine die theoretische, während die werden soll mit den Erkenntnissen Kaysers. Wucht der praktischen Erfolge erst unser Jahrhundert richtig zu spüren bekommt. Kayser hingegen ist — wenn Die Biographie Kaysers * n einem kleinen Einschub ab- man der Bezeichnung Naturwissenschaft noch einen an- zuhandeln; er hatte keine großen Daten. Nach dem ersten deren Sinn unterlegen will, auch ein Naturwissenschaft- Weltkrieg studierte er Musik und Philosophie, arbeitete ler, aber eben in anderer Weise. Er ist Harmoniker, wo- eine Zeitlang an der Buchreihe „Der Dom", stieß in den mit die gelehrte Welt von heute noch fast nichts anfangen kann.

Hans Kayser hat die uralte, in Griechenland von Pytha- goras entwickelte, vielleicht in Ansätzen schon vorge- fundene, später oft durch allerlei mystische Zusätze ver- dunkelte, aber nie ganz erstorbene Kenntnis der Har- monik wieder aufgeweckt. Was ist das? Wenn man eine Saite über ein Einsaiteninstrument spannt, ein sogenann- tes Monochord, was dasselbe heißt, und dann anzupft, gibt es einen Ton. Der Klang, den wir hören, ist (von der Spannung abgesehen) abhängig von der S; kenlänge. Drücken wir mit dem Finger genau in die Hälfte der Saite, entsteht oben und unten der gleiche Ton, aber eme Oktave höher. Drückt man an anderen Stellen, entstehen Terzen, Quinten, Quarten usw. Das wird täglich vieltausendmal auf allen Saiteninstrumenten getan; jedermann weiß das, der sich mit Musik befaßt, aber: die Saitenteilungen ste- hen in genauen mathematischen Verhältnissen zueinander. Mathematik ist eine Naturwissenschaft, das Hören, ob Saitenintervalle (also Quinten usw.) „stimmen", ist eine Sache des Inneren, ein seelischer Vorgang. Also: Hier ist ein Punkt, an dem Seelisches mathematisch kontrolliert werden kann, und umgekehrt, an dem mathematische Verhältnisse (die Längen der Saiten) mit dem Gemüt nachgeprüft werden können.

Man überlege einmal, was das in unseren Zeiten mathema- tisch-mechanischer Denkweisen bedeutet! Wir sind doch seit der Ren. ssance sozusagen von der Muttermilch an gewohnt, säuberlich zu trennen die Bereiche der haptischen Bildnisplakette an der Hofapotheke in Sigmaringen

89 zwanziger Jahren auf Versuche eines rheinischen Gelehr- net dieser ehemalige Fliegeroffizier mußte sich nachmals ten und Zentrumspolitikers namens Albert von Thimus mit Kayser und damit mit Sigmaringen befassen! zur Harmonik und war ihr verfallen. Großzügige Gön- ner in der Schweiz sorgten dafür, daß er als Privatgelehr- Der geneigte Leser muß vorlieb nehmen mit diesem kür- ter in der Nähe von Bern arbeiten konnte, und dort blieb zesten Anriß der Harmonik; das Material von Thimus, er auch bis zu seinem Tod. Gelegentlich hat er Sigma- Kayser und inzwischen von Haase füllt natürlich Bände. ringen besucht, wo er in dem ebenfalls verstorbenen Kon- Es sei mir aber erlaubt, einige neuere Aufsatz- und Bü- zertmeister Theo Reiser einen getreuen Freund und Inter- chertitel Haases zu nennen, afi denen schon abzulesen ist, preten seiner Erkenntnisse fand. was alles in den riesigen Rahmen der Forschung hinein- gezogen wird: „Der Goldene Schnitt als harmonikales Und wiederum geschah es, daß ein Musikstudent nach Problem", „Gehörte Normen", „Keplers Weltharmonik dem Krieg, dem zweiten, b : seinen Arbeiten auf Hans und das harmonikale Denken" und die „Geschichte des Kayser stieß, in seine Nachfolge trat und bei ihm längere harmonikalen Pythagoreismus". Es geht darin, etwas grob Zeit arbeitete, Dr. Rudolf Haase, inzwischen außerordent- vereinfacht, um nichts anderes als um die Verbreitung licher Professor an dem vor wenigen Jahren geschaffenen der Tatsache, daß unsere Welt gar nicht in verschiedene Hans-Kayser-Institut an der Wiener Hochschule für Mu- Bereiche und Fächer zerfallen muß, ja, daß sie es nicht sik und Bildende Künste, derselbe, der den Festvortrag in darf, sondern das es Normen gibt, die überall die glei- Sigmaringen, und im vergangenen Winter noch einmal chen sind, die die ganze sichtbare, hörbare und geistige einen Vortrag hielt. - Nach dem Sprichwort, daß die Welt durchziehen, die aber durch Jahrtausende meist nur Welt ein Dorf sei, wo s :h die unmöglichsten Bekannt- wenigen Gelehrten, Baumeistern, Musikern bekannt wa- schaften vollziehen und man an unmöglichen Plätzen ren (obwohl man in der Übersicht über die Literatur auch wiederum Bekannte trifft, si 1 hier eine kleine persönliche in Deutschland in den letzten Jahrhunderten staunen Marginalie eingeflochten. In einem der englischen Kriegs- muß, wieviel Harmonikales geschrieben wurde), und gefangenenlager am Suezkanal, in dem außer einigen we- deren Kenntnis es jetzt gilt, wieder bewußt zu machen. nigen anderen Hohenzollern auch der Hechinger Heimat- Das bedeutet ohne Zweifel eine geistige Revolution aller- schriftsteller Willy Baur und der Verfasser dieser Zeilen ersten Ranges, und vielleicht erscheint so die Behauptung, saßen, war auch Rudolf Haase Gefangener. Damals noch daß Hans Kayser als Wiedererwecker von dem allem kein Musikstudent; und er, wie der Verfasser, wußten wahrscheinlich einmal Weltgeltung erringen wird, nicht nichts von Kayser, wurden aber Freunde. Und ausgerech- mehr so abwägig.

MANFRED HERMANN

Bildhauer Egid Hochstein (1720-69), ein vergessener Barockmeister aus Veringenstadt

Trotz der eingehenden Bearbe ung der Kunstdenkmäler zum Beruf des Vaters, den der Junge bereits mit 12 Jah- Hohen/ollerns1 ist die Kenntnis dei barocken Bildschnit- ren verloren hat („am 21. August 1732 beschloß Adam zern hierzulande noch recht unbefriedigend. Zwar sind Hochstein in der Stadt Ravensburg seinen letzten Tag, uns Leben und Werk der bedeutendsten Meister wie Joh. dort ist er auch begraben 7"). Wir kennen nicht m"hr den Joseph Christian (1706-77) 2 aus Riedlingen, Franz Grund, welcher die Mutter bewogen hat, Egid bei einem Magnus Hobs (f 1756) 3 aus Sigmaringen und Joh. Georg Bildhauer und Faßmaler in die Lehre zu geben. Das mag Weckenmann von Haigerloch (1727-95) 4 durchaus ge- in den Jahren 1735-39 gewesen sein Längere Zeit ver- läufig; andererseits vermögen wir eine große Zahl unserer lieren wir den jungen Künstler aus den Augen, erst 1755 Barockf ,ruren keinem Kunstler zuzuordnen. Hier gilt es i.nden wir zum 25. Juni einen Taufeintrag für die Toch- durch Stadium der Standes'uucher unser Wissen zu er- ter Anna Maria, wobei die Mutter als von Hausen im weitern, vor allem jene Werkstätten kennenzulernen, Tann stammend bezeichnet wird. Diese Spur führte mich welche für die Kunstwerke unserer Kirchen in Frage kom- in den kleinen, hinter Schömberg bei Balingen liegenden men können. Ort Hausen am Tann, wo tatsächlich im Ehebuch der dor- tigen Pfarrgemeinde unterm 25. Nov. 1843 die Heirat Während meiner ViKarszeit in Burladingen bin ich beim des 25jährigen jungen Mannes „Aegidius hohstein" mit Durchblättern der H( "igenrechnung Gauselfingen5 für einer Martha Neherin aus Hausen vermerkt wird mit das Jahr 1758 dem Namen „Egidi hochstein, Maller und dem Zusatz: Sponsus ex Ver, - gana parochia = der Bräu- Bildhauer von Vehringerstatt" begegnet. Da von diesem tigam stammt aus der Veringer Pfarrei. Wie mag der I' d- Künstler der Gauselfinger Kirche eine Figur erhalten hauer dortl ri gekommen sein? Jedenfalls ist des Rätsels blieb, hat es m.ch gereizt, dem Leoen des bisher unbekann- Lösung in einer Schnitzerwerkstätte im nahen Schömberg ten Mannes nachzugehen. Leider lassen die noch vor- zu suchen, dem kathe lischen Hauptort im Baiinger Raum, handenen Quellen6 nur ein unzureichendes Bild des wo Hochstein als Geselle bei Valentin Karrer oder bei Sch' itzers gewinnen. Urban Faulhaber (1711-80)8 gearbeitet haben dürfte. Egid Hochstein ist nach Auskunft des Veringenstädter Vom letztgenannten wissen wir, daß er bei der Anfer - Taufbuches am 22. Juni 1720 als fünftes Knd des Johann gung des Hochaltars für die Pfarrkirche Harthausen auf der Scher 1745/46 neben einem Lehrlingen auch einen Adam Höchsten: und der Maria Stemmerin getauft wor- 1 den. Leider machen d_. Standesbücher nirgendwo Angaben Gesellen als Mitarbeiter beschäftigt hatte . Es ist nicht aus-

90 geschlossen, daß Hochstein auch nach seiner Heirat bei in ihren jungen Jahren ein echtes Skandalmädchen. Hierzu seinem Lehrmeister in Schömberg tätig war. das Verhörs-Prothocollum der Herrschaft Sigmaringen vom 26. April 1760 u: In der Folgezeit werden dem Künstler in Hausen am „Vöhringenstatt - Der Schulth: zeigt. . . an, das Jo- Tann vier Kinder geboren (1748 eine Sibilia, 1750 eine seph Haug und Francisca Eggsteinin pcto 6ti sich mit- Helena und am 23. April 1753 die Zwillinge Georg und einander verfehlet und diese würcklichen seiter aller Johannes). Im Frühjahr 1754 machte sich die Familie Seelen schwanger seyn, und welche zeit derselbe zwar Hochstein offensichtlich auf den Weg in die Heimat des mit ihro zu thun gehabt habe, doch aber nit Vatter Vaters, nach Veringenstadt, um sich dort für immer nie- seye, indem sie mit einem Studenten Antoni Bazer derzulassen. Das mag für Egid Hochstein der Anlaß für und einem Maurer gesellen Friderich Hochstein (des die Gründung einer eigenen Werkstatt gewesen sein, die Egid Bruder), der ein loch in die wand gemacht, durch zu führen ihm im kleinen Hausen am Tann neben den welches er eben auch zu ihr hinein geschloffen, nicht Schömberger Bildhauern kaum möglich war. Leider mußte minder mit Michael Häberle, und vielleicht mit dessen Egid die herbe Enttäuschung erleben, daß ihn seine Hei- Vatter auch, den Er bey Ihro gesehen, und endlich mat nicht aufnehmen wollte. Das Ordinari-Verhörs- auch mit des Engel-würths Knecht N: schänzle, der ihr Prothocollum der Herrschaft Sigmaringen10 vermeldet letzterer Faßnacht die wand wieder eingeschlagen, nämlich zum 7. Mai 1754 unter Vöhringenstatt: „Aegidi undt zu ihr gegangen, verdächtige bekanntschaft ge- Hochsteins wegschaffung von Vöhringen. - Aeg;di Hoch- habt, wie dann der Student und der Maurer bey ihro stein einem Mahler von Vöhringenstatt gebührtig ist dato ganze Nächt gewesen, auch habe Er den Michel Hä- aus ein- so anderen Ursachen, besonders aber, da er vor berle einsmahls bey der Nacht in dem stall angetrof- jähren das Burger Recht alldaselbst verheürathet, aufge- fen, und nachgehends bay dem Kopf genommen, nicht tragen worden, seinen noch zu Vöhringen habenden haus- minder habe Er einsmahlen den Mathäus Häberle bey anthaill zuverkauffen, vnnd so dann sein glickh weiters ihro Nachts-zeit im haus angetroffen." zu suchen." Sollte der fürstliche Hofbildhauer Franz Magnus Hobs in Sigmaringen, der ja über die nötigen Be- Egid Hochstein muß sich nach dem Tod seiner ersten Frau ziehungen verfügte, einen Konkurrenten gefürchtet und sich bei den Behörden gegen Hochsteins Zulassung aus- zweifellos in Not befunden haben, wenn der Künstler gesprochen haben? Immerhin klingt diese Erklärung plau- für seine unmündigen Kinder keine andere Mutter als die sibel. Der H nweis, Hochstein habe durch eine auswärtige obengeschilderte FranzLia Eggsteinin gefunden hat. Viel- Heirat sem Bürgerrecht zu Veringenstadt verwirkt, er- leicht ist ihm durch den Tod selbst manches an Eheschwie- scheint hier fast als ein reiner Vorwand. Immerhin war rigkeiten erspart geblieben. das Stadtregiment und die Herrschaft in diesem Punkt empfindlich. An dieser Stelle muß noch einiges zum Künstler Egid Hochstein gesagt werden. Die Doppelbegabung von Ma- lerei und Bildhauerei finden wir bei Barockmeistern sehr Obgleich man sich des Egid Hochstein entledigen wollte, häu r.g, wobei der Malerberuf weniger als Flachmaler-, ist er trotz aller Schwierigkeiten, die man ihm bereitet vielmehr als Faßmalertätigkeit aufgefaßt werden muß. haben mag, in seiner Vaterstadt geblieben. Das Veringen- Dies zeigt sich später am Beispiel Gauselfingen. Leider städter Taufbuch vermeldet in der Folgezeit drei weitere sind wir über die künstlerische Herkunft Hochsteins des- Taufen für das Bildhauerehepaar (1755 eine Anna Maria, wegen schlecht informiert, weil wir das Werk Valentin die nach der Geburt wohl gestorben ist, 1756 ein Karl Karrers und Urban Faulhaubers aus Schömberg noch zu und 1762 ein Mathias). Wenn es damals Sitte una Brauch wenig kennen. Für Karrer ist bisher die hübsche Barock- war, Freunde und gutbekannte Nachbarn als Taufpaten kanzel von Margrethausen aus dem Jahr 1740 belegt12, auszuwählen, dann :st dieses Amt so etwas wie ein Grad- möglicherweise hat er auch eine Anzahl von Figuren für messer für Beliebtheit und Ansehen einer Person. Darum die Pfarrkirche von Neufra geliefert. Urban Faulhaber ist es auffa lig, wenn weder der Bildhauer noch seine Frau ist der Schöpfer der Harthauser (Scher) Kanzel und des je zu diesem Ehrenamt gebeten wurden, lieber das Lebens- dortigen Hochaltares, ferner dürften 1 e gesamten Straß- ende Hochsteins haben wir trotz des Fehlens des Veringen- berger B. dhauerarbeiten um 1740/42 in der dortigen städter Totenbuches für jene Jahre glücklicherweise eine Pfarrkirche von der Hand Faulhabers stammen 13. Von Nachricht aus dem Ehebuch. Unter dem 29. Juni 1769 diesen Männern her dürfte Hochstein entscheidend geprägt wurden die Sponsalien zwischen den ersamen Witwer worden sein. Egidius Hochstein und der Franziska Eggsteinin mit fol- gender Anmerkung des Pfarrers eingetragen: „Zwischen Wir müssen dann dar iit rechnen, daß die drei Figuren, diesen wurden am 29. Jur am Fest Peter und Paul, die darunter ein prächtiger Johannes der Täufer, welche in Sponsalien abgeschlossen und die Hochzeit auf den 3. Juli der Pfarrkirche von Hausen am Tann aus der Zeit um bestimmt. Da fiel der Bräutigam, dessen Ehefrau Martha 1750 erhalten geblieben s id, von Egid Höchsten her- Neherin von einem bösartigen und heftigen Fieber dahin- rühren. Weiter dürfen wir annehmen, daß unser Kunst- gerafft wurde und am 1. Mai dieses Jahres 1769 verstarb, ler schon vor 1754 Arb ten in den Veringer Raum ge- am 1. Juli in dieselbe Krankheit und verschied sogleich liefert hat; erst recht müssen sich Schnitzereien nach diesem am 13. Juli vor der Hochzeit." Somit nahm der Tod Termin im genannten Gebiet finden lassen. So könnte unserem Bildhauer mit 49 Jahren schon das Schnitzmesser manches Werk in der Deutstettener E irche bei Veringen- aus der Hand und raubte den unversorgten Kindern beide stadt von Hochstein stammen. Außerdem könnte er auch Elternteile. Leider scheinen alle Quellen verloren, welche für die Barockfiguren der 1751 erbauten Hochberg- etwas über d Erbteilung nach dem Tod der ersten Frau Kapelle bei Neutra in Frage kommen. Eine genaue Unter- und auch die Eheabsprache mit der zukünftigen zweiten suchung soll einer späteren Arbei. vorbehalten bleiben. Gattin aussagen könnten, ferner darüber, wer als Waisen- Nun aber zu den urkundlich verbürgten Tätigkeit Hoch- 6 vogt über tfi 2 Kinder gesetzt wurde . Um so gesprächiger steins: In der Heiligenpflege-Rechnung Gauselfingen 5 für zeigen sich die Unterlagen über die Franziska Eggsteinin, die Zeit von Martini 1756 bis Martini 1757 wird fol. die mehrere Jahre die Behörden beschäftigte und sich kei- 26 unter „Außgaab Geldt umb Erkauften Hauß und nes guten Rufes erfreut haben dürfte. Zweifellos war sie Vorrath" folgende Portionen aufgeführt:

91 „Dem Bildhawer und Mahler vor zwey bilder zu schneyden und zu fassen bezahlt 24 fl. Obgemeltem Mahler vor 6 Ne".e Bilder zu schneyden und fassen wie auch den Altar zu renovieren und zu vergulden accordirter maßßen bezahlt 53 fl. Vor einen neüen Heil. Wendelin zu schneyden und zu fassen lauth quittung bezahlt 22 fl. Dem Schreiner von Stetten (u. Höllstein, Baltas Mayer) vor 5 neue Postament bezahlt 4 fl. 28xr." In den Beilagen finden wir d:3 O ginal-Quittung - mit der Jahreszahl 1758 - welche von „Egidi hochstein, Mal- ler und Bildhauer von Vehringerstatt" unterschrieben ist. Glücklicherweise ist aus der alten Gauselfinger Kirche ein heiliger Wendelin, zweifellos das von Hochstein gelieferte und in der Rechnung aufgeführte Bildwerk, erhalten ge- blieben. Die letzte Unsicherheit wird durch die Signatur EH, welche in die Standplatte eingeritzt ist, vollends be- seitigt. Die Figur ist heute in der Bibliothek des Unter- geschosses der neuen Gauselfinger Filialkirche unterge- bracht. Der hl. Wendelin ist in der üblichen Weise in der Hirten- tracht, den Stab in der linken Hand, ein Rind zu seinen Füßen, begleitet von einem hübschen, rundlichen Engel- putto (H. o,48 m Br. 0,32 m), dargestellt. Die 0,96 m hohe und 0,62 m breite aus Lindenholz geschnittene, hin- ten ausgehöhlte Plastik mit Standplatte besitzt durch ihre Bewegtheit und ihr der Rokokozeit eigenes Pathos nicht geringen Reiz. Der Oberkörper ist stark nach hinten ge- nommen, der Blick geht nach oben, der Anschauung Gottes entgegen, die rechte Hand ist vor die Brust ge- legt und weist auf das Liebesverlangen des Heiligen. Auch ST. WENDELIN, von Egid Hochstein durch das Gewand der Figur geht Bewegung, die sich in scher Bildhauer (Thorbecke-Kunstbücherei Bd. 6), Lindau'Kon- der Beinhaltung fortsetzt. Die Gastaltung der ganzen stanz 1958. Figur verrät die Handschrift eines guten, versierten Adolf Huber, Joseph Christian, der Bildhauer des schwäbischen Rokoko, Tübingen 1960. Künstlers, der sich mit seinen Werken sehen lassen konnte 3 Marta Schimmelpfennig von der Oye, Skulptur und Stukkatur und zweifellos für einen Mann wie Franz Magnus Hobs des Rokokos in Hohenzollern, I. Teil. Franz Magnus Hobs, Ber- in Sigmaringen ein ernstzunehmender Konkurrent war. lin 1936. 4 Leider lassen sich die übrigen in Gauselfingen erhaltenen s. Anm. 3. II. Teil. Johann Georg Weckenmann. Dieselbe, Weckenmann, Johann Georg, in: T_. ;me-Beckers Künst- Barockfiguren des 18. Jahrhunderts nicht in die Werk- lerlexikon Bd. 35 (1942) S. 236 f. liste Hochsteins einordnen, da sie allesamt eine andere 5 PfArchiv Burladingen. Stilart aufweisen. 6 Ratsprotokolle 1750-70, Zunftakten, Kontrakten-Protokolle, Nachlaßakten u. a. Quellen im Stadtarchiv Veringenstadt erbrach- Auch wenn wir bis heute Egid Hochstein nur diese eine ten nicht einen einzigen Hinweis. Skulptur zuweisen können, so reicht diese aus, in ihrem 7 Totenbuch im PfArchiv Veringenstadt. 8 Schöpfer einen interessanten und guten Vertreter der Der Landkreis Balingen — amtliche Kreisbeschreibung, hgbn vom Statist. Landesamt Baden-Württ-, Bo. I 1960, S. 380 ff. B dschnitzerei ilf der Rokokozeit Hohenzollerns kennen- 9 Staatsarchiv Sigmaringen, Abt. Sigmaringen-Grafschaft Veringen. zulernen. C. Harthausen Hciligcnrechmingen 1745/46 „Ausgaab Kirchen- ornat". Anmerkungen: 10 Staatsarchiv Sigmaringen, Bd. 69/1754, S. 137 f. 1 Hgbn. von W. Genzmer a) Bd. I Kreis Hechingen, Hechingen 11 Staatsarchiv Sigmaringen, Bd. 75/1760, S. 120 f. 1939: b) Bd. II Kreis Sigmaringen, Stuttgart 1948. 12 s. Anm. 8. 2 G. Woeckel, Joh. J Christian von Riedlingen — Ein oberschwabi- " vgl. Anm. lb, S. 343 ff.

Heinrich von Killer, genannt Affenschmalz, über den im Zollergrafen mit (dem Burgstall) Ringelstein (an der Hohz. JHeft 1954, 109 f. gehandelt wurde, nannte sich Grenze gegen Burladingen gelegen) belehnt und nannte 1406 bei Stittung seines Affenschmalzer Jahrtages nach sich hinfort „von Ringelstein". Im J. 1375 war er päpst- Ringingen stolz: „Ich Heinrich v. K. gen. Affenschmalz, licher Reiterführer in Italien gewesen und hat offensicht- des hingingen ist". Er betont also, Eigentümer des Dorfes lich die dort verdienten Gelder im Kauf des Dorfes Rin- Ringingen zu sein. Ja, schon am 25. juli 1383 siegelte gingen von den Truchsessen v R. angelegt. Die Burg zu Heinrich eine Verkaufsurkunde Burkarts von Holnstein erwerben gelang ihm jedoch nicht. Sein Verhältnis zum für Anselm von Genkingen (Staatsarch. Stuttg. A 514, Dorf Ringingen und den Burgherren Schwelher scheint Nr. 92: Kl. Pfullingen) und betonte ebenfalls darin: nicht ungetrübt gewesen zu sein, wenigstens wurde Hein- „Heinrich v. K., des da K'ngingen ist, den man och nempt rich nach seinem am 14. Januar 1413 erfolgten Tode in Affenschmalz". Hierbei ist festzuhalten, daß Heinrich, der der Martinskirche zu Ebingen beigesetzt, wo sein Grab- sich 1392 „von R lgingen" nennt, nur das Dorf, nicht aber stein noch (in einem 'Nebengelaß) erhalten ist. Eine am die Burg Ringingen (auf dem Nehberg) besaß, denn hier 18. Mai 1413 ausgestellte Urkunde der Hechinger Heilig- wohnten 1390 noch Jerg Truchsess von Ringingen und kreuzpfründe beginnt (nach Kernler): „Ich Wilhelm von 1402 Hans Schwelher. Heinrich hat offenbar großen Wert Killer, Heinrichs von Killer seligen, den man nennt Affen- auf die (sonst selten festzustellende) Betonung gelegt: er schmalz, ehelicher Sohn, bekenne . . .". Krs. sei Herr von Ringingen! Im J. 1409 wurde er dann vom

92 HERBERT BURKARTH

Die mittelalterlichen Fischweiher in der ehemaligen Herrschaft Gammertingen-Hettingen

Dem Wanderer durch das einsame Fehlatal fallen am es sich bei diesem Weiher ursprünglich um Privateigentum Unterlauf des Baches auf Markung Hettingen zwei große der Herren von Lichtenstein gehandelt haben. Die spä- Dämme auf, die sich quer durch das Tal ziehen. Auch im teren Inhaber ließen ihn eingehen, weil sie, wie wir noch Laucherttal zwischen Gammertingen und Hettingen sieht sehen werden, die Weiherwirtschaft ganz auf Hettingen man einen mächtigen Damm, den aber der eilige Auto- konzentrierten. Der Flurname Weiherwiesen ist für die fahrer auf der B 32 kaum erkennen wird. Die Flurnamen Wiesen unter Lichtenstein heute noch üblich. Weiher, Weiherwiesen usw. deuten darauf hin, daß es sich Durch Mariaberger Urkunden läßt sich ein Weiher bei

um Stauuämme handelt. In Hettingen wird erzählt, daß Gammertingen nachweisen. Er befand sich in der Gegend man früher im Fehlatal das Wild in einen See getrieben des Schwimmbades bei der Stadtmühle. Obwohl dieser habe, um es leichter erlegen zu können. Es ist möglich, ja Weiher offensichtlich schon früh wieder aufgegeben wurde, wahrscheinlich, daß die Weiher für diesen Zweck benützt verdient er besondere Aufmerksamkeit, weil er ein Hin- wurden, denn diese Art von Jagd war vor E führung weis auf die Entstehungszeit dieser Anlagen gibt. In der Feuerwaffen allgemein üblich. Aber das kann nicht einem Vergleich vom 12. Juli 1299 verzichtete Graf Hein- der Hauptzweck der, doch recht aufwendigen Bauten, rich von Neu-Veringen auf gewisse Abgaben zu Gunsten gewesen sein. Einen Hinweis gibt ein Verkaufsbrief von des Klosters Mariaberg. Das Kloster verzichtete dafür 1468. Hier heißt es von einem Weiher im Fehlatal, daß auf seine Rechte an den Wiesen und Äckern, die „begriffen er nicht besetzt sei. Wenn er aber besetzt sei, so bringe er sind mit dem Weiher des Grafen zu Gammertingen". guten Nutzen. B diesem Nutzen kann es sich nur um Graf Heinrich hatte demnach vor 1299 einen Weiher an- Fische handeln. gelegt und Grundstücke des Klosters mit einbezogen. Der Weiher existierte 1450 nicht mehr. Wahrscheinlich war er In der Herrschaft Gammertingen-Hettingen lassen sich von Anfang an eine Fehlplanung. Durch seine Lage ober- urkundlich fünf Weiher nachweisen: Drei im Fehlatal halb der Stadtanlage von Gammertingen, konnte er bei und zwei im Laucherttal. Der erste Weiher im Fehlatal Hochwasser jederzeit eine Katastrophe auslösen. Spuren lag unterhalb der Burgen Lichtenstein bei Neufra (siehe dieses Weihers sind nicht mehr erhalten. Auch der Flur- Bild Hohenz. Heimat 4/1970 S. 59). 1473 wird bei der name Weiher geriet schon im 15. Jahrhundert in Ver- Verleihung des Lichtensteiner Lehens an Hans von Buben- gessenheit. hofen ein „Seelein unter Lichtenstein" genannt. 1550 heißt es dann in einer Güterbeschreibung: „an der Vehlen, Wie schon erwähnt, sind die Staudämme auf Markung wo vor Jahren ein Weiher gewesen". Der Lage nach, muß Hettingen noch gut erhalten. Urkundlich läßt sich über ihr

93 Alter nichts nachweisen. Als die Herren von Bubenhofen Weiherwärter voll ausgelastet waren. Die T erkörper 1468 d>e Herrschaft Gammertingen von Württemberg mußten herb gefahren, zerlegt und gemahlen werden. kauften, wurde im Kaufbrief nur ein Weiher im Fehlatal Urkundlich ist über diese Dinge bisher nichts bekannt. erwähnt. Den Bubenhofern mit ihrem Sinn für wirtschaft- Auch über die Art der Fische wissen wir nichts. Immerhin liche D: ge, wäre der Ausbau der Hettinger Weiherwirt- darf man annehmen, daß Hettingen damals schon ein schaft durchaus zuzutrauen. Genauere Auskunft gibt nur Mittelpunkt der Forellenzucht war. Auch m Oberschwä- das Spethsche Lagerbuch von 1530. Hier ist die Rede bischen Raum gab es um diese Zeit Fischteiche. Von dort von dem großen und dem kleinen Weiher im Fehlatal kamen wohl Fischarten, denen das Moorwasser mehr zu- und dem Haus dabei. Auch der Weiher im Laucherttal sagte. wird genannt, mit einem Weiherhaus darin. In dem Wi I-l herhaus bei Hettingen wurde sogar gelegentlich auf einem Eine weitere Frage ist, was mit den produzierten F chen Tragaltar die Messe gelesen, vielleicht dann, wenn er neu geschah. Für die ansässige Herrschaft war der natürliche besetzt war, um für ein gutes Gedeihen der Fische zu Fischbestand von Lauchert und Fehla mehr als ausrei- beten. chend. Es muß sich demnach um ein echtes Wirtschafts-

Der kleine (obere) Staudamm im Fehlatal

Eigenartig ist, daß sich die Weiher im Fehlatal und im unternehmen gehandelt haben, Hauptabnehmer dürften Laucherttal deutlich im Profil unterscheiden. Die Dämme die Klöster gewesen se.n. Bis um die Mitte des 16. Jahr- im Fehlatal sind einfache, ziemlich steile Wälle, während hunderts durften in den Klöstern nur Kranke und Schwa- der Damm im Laucherttal offensichtlich von einem Fach- che Fleisch essen. Der Bedarf an Fischen war daher das mann gebaut wurde. Die Wasserseif.: ist ste.l, während ganze Jahr über sehr groß. Die großen Klöster wie Zwie- die Talseite flach ausläuft. So wurde dem Wasserdruck falten hatten ihre eigenen Fischzuchten. Es gab aber noch ein großer Widerstand geboten. Am Durchlaß des Fluß- eine große Anzahl kleinerer Klöster, vor allem in den bettes war vermutlich eine Konstruktion aus Holzbalken Städten, die Fische kaufen mußten. Den Transport müssen angebracht, welche ein Fischgatter enthielt und die dazu wir uns so vorstellen, wie im 19. Jahrhundert Hettinger eingerichtet war, den Wasserstand zu regeln. Die Existenz Forellen nach Baden-Baden transportiert wurden. Auf von Weiherhausern spricht dafür, daß di: Weiher von den Fiscnwagen standen große Bottiche, die mi den Fi- hauptberuflichen Wärtern betreut wurden. Zur Beset- schen und einer entsprechenden Menge Wasser gefüllt zung der WeiHPr war naturlich eine große Menge von waren. An jedem Bottich stand ein Fischerknecht, der mit Jungl ;chen notwenoig. Es ist daner anzunenmen, daß einem Ruder stänc; rünrte, damit die Fische genügend die Weiherwärter auch c S Anzucht von Fischbrut betrie- Sauerstoff bekamen. Mußte unterwegs übernachtet wer- ben. Kritisch 'st die Frage der Fütterung, denn der Be- den, dann wurde die ganze Ladung in einen Dorfbrunnen trieb konnte nur rentabel sein, wenn genügend pre' s- gefüllt. So konnten auch weiter entfernte Kunden mit wertes Futter zur Verfügung stand. Vermutlich wurden frischem Fisch beliefert werden. Kadaver von Pferden und anderen Tieren, die für den menschlichen Genuß nicht brauchbar waren, zu Fischfutter Diese blühende Teichwirtschaft hörte um die Mitte des verarbeitet. Auch das war eine Tätigkeit, mit der die 16. Jahrhunderts auf. Zeifi'ch fällt dies so mit der Auf-

94 hebung des Fleischverbotes in den Klöstern zusammen, Fischzuchtanstalten. Eine von ihnen wurde erst vor zwei daß man ohne weiteres einen Zusammenhang annehmen Jahren in Anlehnung an den mittelalterlichen Weiher im darf. Obwohl die alten Fischweiher in Vergessenheit ge- Laucherttal gebaut. Wer weiß heute noch davon, daß vor rieten, lebte die uralte Fischereitradition in Hettingen mehr als 700 Jahren die Grafen von Veringen die ersten fort. Heute gibt es um Hettingen wieder drei neuzeitliche Forellenzüchter im Laucherttal waren?

Großer Staudamm im Fehlatal. Nach Xu ks reichte er bis in den Wald.

95 Pfeffer hieß nicht nur das bekannte Gewürz „piper" aus noch der Äbtissin für Schutz und Schirm jährlich auf Mi- Übersee (Indien) oder der Spanische Pfeffer (capsicum chaelis ein Pfund guten Pfeffers (Wildpret?). Die Taferne oder Paprika), sondern auch die Pfefferwurf (pimpinella, oder Schildwirtschaf!: zu Ertingen giltete 1366 jährlich Bibernelle), das Pfefferkraut (lepidium latifolium), ehe- 4 Pfd. Heller und ein Pfund Pfeffer (Hasenbraten?) an mals häufig der scharf schmeckenden Blätter wegen in den den Herrn. Laut Bickelspergs zollerischem Lagerbuch von Gärten gezogen und Ormeleute-Pfeffer genannt. Auch das 1435 bezog die Herrschaft Zollern aus einem Weingarten Bohnenkraut (satureja hortensis) und der Scharfe Mauer- zu Eßlingen 1 Pfund Pfeffer (Hasenragout?), zu Fellbach pfeffer (secum acre) sind hier zu nennen. Davon ist jedoch 2OV2 Imi Weingilt und aus 3A Morgen Weinberg ein Vier- in alten Berichten oder Urkunden kaum zu trennen das dung eines Pfundes Pfeffer (also V4 Pfund). Vielleicht mit solchen starken Gewürzen eingemachte Wildpret von handelte es sich ebenfalls um Ragout, denn gerade in Gans, Hase, Reh, Hirsch, das einfach als „Pfeffer" Weinbergen halten sich Hasen mit Vorliebe auf! Zu Star- erscheint. Bei der Kapitelsmahlzeit des Dekanats Hechin- zein gab damals der Schlecht ebensoviel Pfeffer aus einem gen vom Jahre 1294 ist bestimmt: Der Wüstenmüller zu Acker, falls er nicht brach liegt, und zu Killer gab der Hechingen muß u. a. herrichten: „einen wohlgemachten Cuontzer 12 Schilling, ein Pfund Pfeffer und 2 Hühner. kernengroßen Fisch in einem Pfeffer, das ist Sulzfisch". (In beiden Orten bestand, wenigstens östlich der Starzel, Beim zweiten Mahl um Pelagiustag (28. August) dann Freibirschgebiet, also die Möglichkeit Hasenbraten zu be- „Brühe mit gepfeffertem Fleisch" usw. (Mitt. Hohz. 20, kommen.) Hans Eschinger von Frommern lieferte damals 125 f). an Zollern jährlich 1 Pfund Pfeffer. Aus Ludwig Pfeffer- lins Holz (Wald) an der Hechinger Grenze gegen den Im Kloster Heiligkreuztal hatte man 1540 eine verzinnte Tanbach (Freibirschgebiet gegen Mössingen!) ging eben- Pfefferpfanne, d. h. einen Seiher für Pfefferbrühe. Die falls ein Pfund Pfeffer (Hasenbraten? Oder war Ludwig Zimmerische Chronik von 1566 schreibt an einer Stelle etwa Kaufmann, der nach seiner Ware den Namen Pfef- ferli bekommen hatte?) War dem Inhaber eines Äckerles (4, 224): „Der Pfeffer war versalzen", also das Wildpret. oder eines Waldstücks zuzumuten, den sehr teuren auslän- Das Kl. Salem gab 1310 dem Kloster Buchau aus 8 J. dischen Pfeffer (piper) aus Ubersee zu besorgen und abzu- Acker in Altheim V2 Pfund Pfeffer. Konrad von Mem- liefern? Man denkt doch eher an Erträgnisse dieser Grund- bertshofen zu Andelfingen versprach 1405 dem Kl. Heilig- stücke! Krs. Kreuztal neben der üblichen Lehengilt für ein Gut auch

Grangärten gibt es in Heiligenzimmern und Gruol. An dige Name? Fischers Schwäbisches Wörterbuch bringt ersterem Ort sind es Hausgärten von 2-5 Ar, die früher nichts dazu. Michel Buck erwähnt das alte Wort grange, als Krautgärten gehackt, nicht gepflügt wurden, heute das Scheuer oder Wirtschaftshof bedeutete. Ob die Gran- aber Grünfutter liefern. Sie liegen etwa 600 m vom alten gärten darauf zurückgingen? Das mittelhochdeutsche Wort Dorfkern entfernt. In Gruol findet man schon im J. 1580 grand = groß scheint wegen der Kleinheit der Gärten und 1600 in der Gemeindeordnung Gran-, Grann-, Kran- auszuscheiden. Man redet von einem „Gran-Simpel". Das gärten, die zu den Häusern gehörten und sich mit ihnen alte Wort Krage = Hacke will wegen des nasalierten a in vererbten, aber bei Aufgabe eines Hauses an die Gemeinde Gran n—nt passen. In Würzburg gibt es laut Mitteilung zurückfielen, die sie dann neu verlieh. Um 1600 heißt es, des Stadtarchivs einen Granbühl oder Grombühl, der die Gemeinde könne die alten Granngärten um 1V? Gul- früher Kranbühl hieß und als „Krähenbühllt erklärt wird. den zurückfordern und dann für 2 Gulden an Einwoh- B' ihm stand ehemals der Galgen. Auch Buck erwähnt ner verleihen. Somit scheinen die Grangärten eine Art Kran in der Bedeutung Krähen, Saatkrähen, d; wir heute Almende darzustellen. Aber woher kommt der merkwür- Krappen nennen. Kraus

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Konten der „Hohenzollerisdien Heimat": Redaktiunsausschuß: 802 507 Hohenz. Landesbank Sigmaringen herausgegeben vom Hohenzollerisdien Ge- Hubert Deck, Konrektor 123 63 Postscheckamt Stuttgart schichtsverein in Verbindung mit den Staat- 745 Hechingen, Tübinger Straße 28 lichen Schulämtern Hechingen und Sigmarin- Die Mitarbeiter dieser Nummer: Telefon 07471/2937 gen. Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsverein Oscar Heck, Hauptkonservator i. R. Walther Frick, Journalist 748 Sigmaringen, Karlstraße 3. Drude: M. Lieh- Landeskonservator der Hohenz. Lande, 748 Sigmaringen, Hohe Tannen ners Hofbuchdruckerei KG, 748 Sigmaringen, Hechingen Telefon 07571/8341 Karlstraße 10. Manfred Hermann, Pfarrverweser Die mit Namen versehenen Artikel geben die Die Zeitschrift ,Hoher zollerische Heimat" ist Neufra, Pfarrhaus persönliche Meinung der Verfasser wieder; eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will be- Johann Adam Kraus diese zeichnen für den Innalt der Beiträge ver- sonders die Bevölkerung in Hohenzollern mit Pfarrer und Erzbisch. Archivar i. R. antwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. 78 Freiburg- Littenweiler, Badstraße 2 sind als solche gekennzeichnet. Sie bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge aus der Geschichte unseres Walther Frick, journaiist 748 Sigmaringen, Hohe Tannen Manuskripte und Besprechungsexemplare \ er- Landes. Sie veröffentlicht Devorzugt Beiträge, den an die Adresse des Schriftleiters oder Re- die im Schulunterricht verwendet werden kön- Schriftleiter: daktionsausschusses erbeten. nen. Dr. med. Herbert Burkarth 7487 Gammertingen, Eichertstraße Wir bitten unsere Leser, die „Hohenzollerisdie Bezugspreis: 2,00 UM halbjährlich Telefon 07574/329 Heimat" weiter zu empfehlen.

96 HÖH ENZOLLERISCHE 4P 3828 F

Herauogcgeben oom Hohenzollerifchen Gefchichteoerein HEIMAT in Verbinöung mit Den Staatlichen Schulämtern Hechingen 21. Jahrgang 1971 Nr. 3 unö Sigmaringen

SIEGFRIED KREZDORN

Das Eigentum des Hauses Hohenzollern am Schloß Hohenentringen

Wer schon von Tübingen durchs liebliche Ammertal nach geworden. Als Miteigentümer der Feste Hohenentringen Herrenberg gefahren ist, der hat sicherlich hoch über der belehnten sie ihre Vasallen mit Teilen der Burg, so u. a. reizvollen Ortschaft Entringen auf einem bewaldeten Aus- die R ter von Stadion zu Stadion (Kr. Ehingen a. D.). läufer des Schönbuchs die ehemalige Ganerbenburg Ho- Hohenentringen, bis um die Mitte des 15. Jahrhunderts henentringen erschaut. Dieses gut erhaltene Schloß, in als Feste bezeichnet, war eine sogenannte Ganerbenburg, welchem eine Schankwirtschaft betrieben wird, ist ein be- d. h. sie gehörte lehensweise einer Gemeinschaft von erb- liebtes Ausflugsziel. Zur geschieht1 chen Orientierung ist berechtigten Familienangehörigen, zuerst den Rittern von kürzlich eine Broschüre erschienen, die über die Bauge- Hailfingen. Mit der Zeit erwarben durch Kauf oder im schichte und über das Leben seiner einstigen Bewohner Erbgang über Ehefrauen auch andere Geschlechter Teile Auskunft gibt. Dabei wurde aus Kostengründen ein Ka- derselben. Als Eigentümer der Burg belehnten Grafen zu pitel ausgespart, das jedoch für die Geschichte Hohen- Eberstein, Markgrafen von Baden, Pfalzgrafen von Tu- zollerns nicht uninteressant ist. bingen, Grafen und Herzöge zu Württemberg sowie Gra- Die Zollergrafen waren nämlich - wohl durch Frauen- fen und Fürsten zu Zollern ihre Vasallen mit Teilen der- versippung mit den ehemaligen Ortsherren von Entrin- selben und verpflichteten sie somit zu Lehenstreue und gen - schon um 1100 Miteigentümer des Ortes Entringen vasallischen Diensten.

97 Die Ritter von Stadion als zollerische Vasallen war am 29. Oktober 1528 an Sebastian von Gültlingen verkauft worden. Dagegen stellte Graf Jos Niklas zu Die Ritter von Stadion wohnten im Gegensatz zu den Zollern am 26. Juli 1557 für Christoph von Honburg zu anderen Anteilseignern der Ganerbenburg nie auf Hohen- Honburg nach Ableben des Hans Simon von Stadion als entringen, obwohl sie 2 Anteile der ursprünglichen Feste Lehensträger der hinterlassenen Söhne Konrad, Hans besaßen. Markgraf Jakob von Baden hatte seinen Hof- Christoph und Wolf Dietrich von Stadion einen Lehens- meister Hans von Stadion im Jahre 1444 mit einem Anteil brief nur über das zollerische Lehen am Dorf Entringen der Burg belehnt und ebenso 1455 Markgraf Karl von aus8. Am 3. Juni 1576 wünschte Eitel Friedr""'(i Graf zu Baden 4 Jahre später aber den Wilhelm von Stadion1 Zollern den Wolf Dietrich von Stad'on, auch als Lehens- wozu der Bruder Burkard von Stadion sein Einver- träger für die Brüder Konrad und Chr toph von Stadion, ständnis erklärte. Kurz vor 1472 war jedoch dieser Burg- damit zu belehnen. Aoer Wolf Dief ch von Stad' )n rever- teil in zollerisches Eigentum gekommen. sierte sich am 26. Januar 1579 beim Zollergrafen für den Mit einem anderen Teil der Burg hatte Zollern im Jahre Empfang des zollerischen Lehens am Schloß und Dorf 1444 vorgenannten Hans von Sta _"on 2 und 1459 dessen Entringen9. Am 6. Februar schrieb Wolf Dietrich von Vetter Wilhelm von Stadion belehnt. Am 10. Januar 1472 Stadion dem Zollergrafen, daß im neuen Lehensbrief ver- bat Ritter Wilhelm von Stadion den Grafen Jos Niklas schiedene Lehensstücke nicht inseriert seien, so auch der zu Zoilern, ihn rr vorgenannten Burganteiien zu be- Teil am Schloß Entringen, den er zusammen mit dem lehnen 3. Als dessen Erbe reservierte sich am 20. Juli 1507 von Gültlingen lehensweise besitze. Danach versprach Graf der Sohn Hans von Stadion bei Graf Eitelfriedrich zu Eitelfriedrich zu Zollern, n Protokoll nachsehen zu lassen Zollern Außer dem vorgenannten Anteil am Schloß und wenn dort die Lehensstücke spei f lziert seien, es t eim besaßen die Ri ter von Stadion auch die sogenannten Text des Lehensbriefes zu belassen. Am 7. Februar 1584 Stadionischen Gefälle zu Entringen als zollerisches Mann- erging seitens Zollern an Hans Simon von und zu Staaion lehen. Zu diesen Gefällen gehörten die Einkommen aus und ebenso an Peter von Gült.:ngen zu Berneck die Auf- der Kelter aufm Berg", die um 1700 unter Verwendung forderung, sich nach Hechingen zu „verfügen", um dort älterer Bauteile ihr heutiges Aussehen bekam, und aus ihre „Aufwartung" zu machen. Nach sehr heftigen Aus- 2 Erbiehenhöfen. Ferner bezogen die Ritter von Stadion einandersetzungen mußte der von Stadion dabei auf die verschiedene Gülten von einzelnen Grundstücken und sie Belehnung mit einem Teil des Schlosses Entringen ver- besaßen auch ein Drittel der Ortsherrschaft von Entringen, zichten. Am 1. Juli 1605 erbat Wolf Dietrich von Stadion die ein Vogt in ihrem Namen ausübte. Nach Ableben des vom Grafen Johann Georg zu Hohenzollern auf Ableben Hans von Sta< Ion empfingen am 22. Februar 1513 die des Grafen Eiteifriedrich zu Hohenzollern einen Lehens- Vormünder der Witwe Magdalena geb. Marschallin von brief für .e von Zollern herrührenden und von ihm und Pappenheim und der Kinder Hans Simon und Hans Wal- seinem Bruder Konrad von Stadion ererbten Lehens- ter als Lebensträger (nämiich Konrad von Stadion, Jörg güter zu Entringen als Mannlehen. Einer Einladung zum von Rechberg, Uluch von Graffenegk, Lienhart Marschall Lehensempfang am 28. Dezember 1608 nach Hechingen von Honenrichen) von Graf Franz zu Zollern einen T;il wollte Wolf L' etr'Ch von Stadion aber wegen hohen am Schloß und Dorf Entringen als Mannlehen3. Am Alters und „Unvermüglichkeit" seines „Leibs" nicht nach- 5. Mai 1527 schwor Hans Simon von Stadion als der kommen und bat deshalb den Zollerngrafen devot um Ältere für sich und seinen Bruder den Vormündern des Entschuldigung. Aber der Zollerngraf verlangte - sicher Grafen Christoph Friedrich zu Hohenzollern (nämlich mit Grund - sein persönliches Erscheinen und benannte Georg Trucnseß von Waldburg und Markgraf Phiiipp von den Sonntag Exaud. 1609 als neuen Termin. Wolf Dietrich Baden) den Lehenseid für den F,mpfang eines Teiles am von Stadion weigerte sich aber wiederum aus vorgenann- Schloß und Dorf Entringen8. Aber die bf'den Brüder ten Gründen, in die Zollernresidenz zu reisen, um das hatten kein Interesse am Mitbesitz der Ganerbenburg. Lehen „underthenig" in Empfang zu nehmen. Damit je- Deshalb verkauften sie am 29. Oktober 1528 mit Ge- doch dem „gned..gen Herrn dessen ungeacht alle schul.iige nehmigung des Markgrafen Phiupp von Baden und des Gehorsame gelaist werde", erteilte er seinem Sohn Hans Georg Truchseß von Waidburg (genannt der Bauernjörg, Jakob von Stadion d' „Gewalt und Macht", der „gebüh- der damals das Herzogtum Württemberg regierte, weil renden Lehenpflicht" nachzukommen. Am 2. Juni 1609 Herzog Ulrich von Württemberg vertrieben war) als Vor- unterschrieb Hans Jakob von Stadion einen Lehensrevers, münder des Grafen Christoph Friedrich zu Zollern dem in welchem er wieder den Empfang von zollerischen Lehen Sebast'an von Gült) ngen dem Älteren zu Pfäffingen für am Schloß und Dorf Entringen bestätigte10. Der Sta- 200 fl ihren Teil am Burgstall und Schloß zu Entringen dionische Vogt Johann Christoph Buocher bat hierauf in mit allen Rechten, Freiheiten und Gerechtigkeiten, Trieb einem Schreiben vom 11. August 1609 die zollerischen und Tratt, Wunn und Wa. 1 und mit den Rechten im Amtleute, für Johann Jakob von Stadion einen neuen Schönbuch, auch 43/4 Mannsmahd W, sen, einen Baum- Lehensbrief auszustellen. Darin möge das Schloß Entrin- garten unter des Wagners Scheuer, 12 Morgen Holz in gen „nit mehr" angeführt werden, weil die Voreltern des der „Buchhalden" und 20 leibeigene Leute in verschr - Leheninhabers „gemeits Schloß vil Jahr hero nit" mehr denen Orten als zoiieri. :hes Manniehen 7. besitzen, „sonder solches die von Gültlingen". Am 25. Ja- Sodann bat Hans Simon von Stadion am 24. Ma> 1539 nuar 1612 teilte Hans Jakob von Stadion dem Grafen den Grafen Joatf m zu Zollern, ihn mit etlichen Gefällen Georg zu Hohenzollern mit, daß sein Vater am 21. Juli und Einkommen zu Entringen, die ihm schon dessen Vater 1611 gestorben sei und er bei der brüdenichen Erbtcilung Christoph Friedrich Graf zu Zollern auch als Lehens- das hohenzollerische Lehen zu Entringen bekommen habe. träger für seinen verstorbenen Bruder Hans Walter von Ei bitte deshalb um einen Termin zum Lehensempfang. Stadion lehensweise überlassen habe, wieder als Mann- Aber erst am 15. September 1618 stellte er dem Grafen lehen zu belehnen. Dabei handelte es sich off er chtlich Johann Georg zu Hohenzollern ;men Lehensrevers für um d"~ vorerwähnten sogenannten Stadi mischen Gefälle. sich und als Lehensträger für seinen Bruder Hans Simon Am 8 Januar 1541 reversierte sich aber Hans Simon von aus und zwar wieder für den Empfang des hohenzolle- Stadion bei Graf Jos Niklas zu Zollern für den Empfang rischen Teiles am Schioß und Dorf Entringen . eines Teiles am Schloß und Dorf Entringen, was nicht interessant ist in diesem Zusammenhang ein Schreiben des zu verstehen ist, denn der Stadionische Ante.I am Schloß Eitel Ludwig von Stadion vom 27. Mai 1639 an d'-; zol-

98 krischen Amtleute in Hechingen. Weil sein Vetter Wolf ten Soldaten alle Dokumente. Nach dem Kriege sei er vor Wilhelm von Stadion „dermalen der Ältere von Stadion einem jämmerlichen Ruin gestanden. Alle seine Beamten und Lehensträger" die teils von Zollern und teils von hätten sich „verlaufen" und es seien Jahre nötig gewesen, Haus Württemberg „an dem Schloß und Dorf Entringen um alles wieder in Ordnung zu bringen. Die Requisition herrierende Mannßlehen und Zuegehörden vermög des Lehens Entringen habe er wahrlich „nit aus bösem Lehensbrüefs in Anno 1637 gepierendermaßen requirirt" Vorsatz unterlassen" und deshalb „lebe er der tröstlichen und aber „darauf volgend negstabgeloffnen 1638 Jahrs Zueversicht", daß er wieder damit belehnt werde. In den 3. December auch auß disem zergengglichen Leben einem Schreiben vom 6. Mai 1662 bat er den Fürsten abgeschaiden", seien ihm und seinem noch minderjährigen Philipp Christoph Friedrich zu Hohenzollern nochmals

Herrschaftsstuhl in der Kirche von Entringen

Vetter Hans Wolf von Stadion „angeregte Lehen, Stuck um Belehnung mit einem Teil des Schlosses und Dorfes und Güoter" zu Entringen „erblichen erwachsen" und er Entringen als Mannlehen und am 20. Mai 1662 besiegelte bitte deshalb „bis zur könftiger würklicher Belehnung er den entsprechenden Lehensrevers12. diser" seiner „beschehenen Requisition gläublichen Schein Am 9. Mai 1671 kondolierte Eitel Ludwig von Stadion erthaylen und volgen zu laßen". zum Tode des Fürsten und requirierte gleichzeitig das Damals mußte die Bevölkerung unserer schwäbischen Hei- Entringer Lehen. Die Ladung zum üblichen Lehens- mat die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges erdulden. empfang nach Hechingen ließ nicht lange auf sich warten. Württembergische und schwedische Soldateska hatten die Aber Eitel Ludwig von Stadion wollte mit Rücksicht auf Herrschaft Zollern besetzt, was zwangsläufig zur Läh- seine Gesundheit die beschwerliche Reise nach Hechingen mung der dortigen Verwaltung führte. nicht ausführen und bat deshalb den Fürsten, es „nit zu Am 27. Oktober 1659 teilte Ludwig von Stadion dem Ungnad aufzuenehmen", wenn er seinen Sohn Hans Fürsten zu Hohenzollern mit, daß er als Erbe seines Va- Jakob dazu delegiere. Alsdann fertigte die zollerische ters Hans Jakob von Stadion einen Teil am Schloß und Kanzlei einen Lehensbrief in solenner Form aus und be- Dorf Entringen lehensweise besitze. Weil am zollerischen kräftigte darin wiederum die Belehnung mit einem Teil „Lehenhof allerhand Veränderungen" eingetreten seien, am Schloß und Dorf Entringen. Am 6. Oktober 1688 habe er bis heute ein Ersuchen um Belehnung „verab- richtete Hans Jakob von Stadion an die Fürstin Maria säumt". Schon vor einem Jahr habe er sich nach der Sidonia zu Hohenzollern ein schriftliches Gesuch um Er- „Lehensbeschaffenheit" erkundigt und dabei feststellen neuerung des vorerwähnten Lehens. Aber erst am müssen, „daß bei dem vorgewesenen leidigen Krieg die 24. April 1691 entsprach Friedrich Wilhelm Fürst zu Ho- Kelter übel zergangen" und Soldaten alles Geschirr zer- henzollern dieser Bitte und überließ bei einem feierlichen trümmerten. Zollern erklärte aber nun das Lehen zu Investiturakt im Schloß zu Hechingen dem Josef Konrad Entringen als verwirkt. Darob war Eitel Ludwig von von Stadion, Sohn des inzwischen verstorbenen Hans Stadion bestürzt. Von seinem Vater sei das Lehensrecht Jakob von Stadion einen Teil am Schloß und Dorf Entrin- zu Entringen stets angemeldet worden, aber leider könne gen wie immer als Mannlehen. Als Josef Konrad von er die entsprechenden Dokumente nicht mehr finden. Im Stadion bald danach starb, fiel das Leben an Hohen- „vorgewesenen Krieg" habe nämlich der Feind seinen zollern heim 13. Vater im Schloß Stadion „unversehens überfallen und ge- Am 11. Juli 1695 verkaufte aber Fürst Friedrich Wilhelm fangen gehalten" und erst gegen eine Ranzion wieder zu Hohenzollern den sogenannten Stadionischen Teil am freigelassen. Sein Vater habe sodann an einem andern Schloß und Dorf Entringen für 1450 fl an Georg Achatius Ort Sicherheit gesucht und auch er habe sich „außer Haus" Mohr, Forstmeister und Oberwasservogt zu Freudenstadt. aufgehalten und in aller Armut geiebt. In jener Zeit raub- Somit war der Käufer wunschgemäß Vasall des Hauses

99 Hohenzollern geworden. Als aber Mohr den käuflich er- Anmerkungen:

worbenen Anteil des Schlosses in Besitz nehmen wollte, 1 FAS DH 102, 5. erhob der Eigentümer desselben - Johann Steeb, Gast- 2 FAS HH 102, 24. geber „zum goldenen Lamm" in Tübingen - Widerspruch 3 FAS HH 102, 26. und beschwerte sich schriftlich bei Herzog Eberhard zu 4 FAS HH 102, 30. Württemberg. Die Entscheidung des Herzogs ließ indessen 5 FAS HH 102, 31. auf sich warten. Deshalb erklärte Steeb sich schließlich bereit, sofern Dokumente erweisen, welcher Teil des 6 FAS HH 102, 32. 7 Schlosses zum Stadionischen Lehen gehöre, Möhrs An- FAS HH 102, 33. 8 spruch anzuerkennen. Danach ließen die zollerischen FAS HH 102, 34. 9 Beamten die stadionischen Akten im Archiv ausheben und FAS DH 45, 34. übersandten dieselben zur Begutachtung und Urteilsfin- 10 FAS DH 45, 36; die vidimierte Abschrift eines Lehensbriefes be- dung dem Obervogt in Tübingen 14. stätigt, daß am 2. Juni 1609 Hans Jakob von Stadion als Gewalt- haber seines Vaters Wolf Dietrich von Stadion von Graf Johann Um die Angelegenheit aber endgültig zu bereinigen, Georg zu Hohenzollern mit einem Teil am Schloß und Dorf „restituierte" Zollern bald danach den von Mohr be- Entringen belehnt wurde FAS DH 45, 35. zahlten Kaufpreis für den Anteil am Schloß. Gleichzeitig 11 FAS DH 45, 37. bewilligte Zollern die Aliödifikation des sogenannten Sta- 12 FAS DH 45, 38 und 45, 345. dionischen Gefälle in Entringen, worauf Mohr dieselben 13 FAS DH 45, 32. dem württembergischen Hauptmann Philipp Christian 14 FAS DH 102, 13. von Pistorius von Reichenweiher in Poltingen ver- 15 äußerte 15. FAS DH 102, 12; Siegfried Krezdorn; Hohenentringen im Schön- buch und seine Vergangenheit. Biberach 1971.

Neuneckwappen in Ellwangen Aus der Heimatliteratur Wer die neu hergerichtete Bisilika zu Ellwangen besucht, wird in der Vorhalle zweimal das Wappen der Herren von Neuneck finden. Da sieht man den Grabstein einer Albführer von Julius Wais, 2. Band, 13. Auflage 1971; im Jahre 1473 verstorbenen Margaretha von Schwabs- 836 Seiten in Taschenformat, bearbeitet von (der Tochter) berg, geborener von Neueck. Der Stein zeigt die kniende Dr. rer. nat. Ruth Wais. Mit Ubersichtkarte und 15 fünf- Frau, oben von zwei Engeln begleitet, unten rechts das farbigen Kartenausschnitten 1:50 000 (Verlag des Schwä- Wappen der Neuneck (Stern über Querbalken), links das bischen Albvereins, Stuttgart, Hospitalstraße 21 B; 19.80 der Schwabsberger (rechts im Schild aufrechter Löwe, links DM). Der mit ungemeinem Fleiß und bewundernswerter aufrechte Hirschstange, ähnlich wie die Stadt Gammer- Belesenheit geschaffene Band behandelt den mittleren Teil tingen!). Schwabsberg ist ein Dorf in der Nähe von Ell- der Schwäbischen Alb von der Achalm bis zum Bussen nach wangen am alten Römerlimes. Die dortigen Herren waren Geologie, Landschaft, Kunst und Geschichte in Form von Ministerialen des Klosters Ellwangen, das schon 764 ge- Wandervorschlägen. Er enthält einfach alles, was inter- gründet wurde und 1470 zum weltlichen Chorherrenstift essiert von Urach an bis Münsingen, Munderkingen, Ober- wurde. Laut Lodiers Neuneck-Regesten (Mit. Hohz. 13, marchtal, Sigmaringen, Reutlingen bis Gammertingen. 77 zum Jahr 1445) war obige Margaretha die Tochter des Allerdings wird der größere Te" Hohenzollerns erst im Albrecht von Neuncck und seiner Frau Truchsessin Adel- kommenden dritten Band enthalten sein. Hier aber fin- heid von Höfingen. Ferner findet sich das Wappen Neun- den wir die Gegend vom Schatzberg, Bingen (379), Horn- eck am Grabstein eines Albrecht von Schwabsberg daselbst, stein (382), Bittelschießer Täle (387), Sigmaringen (vor- offenbar eines Sohnes der Margaretha. Die Grabsteine erst nur kurz), ule Herren von Lichtenstein (669 f), Bären- scheint Locher nicht gekannt zu haben. J. Ad. Kraus höhle (701), die Hintere Burg an der Haid (713), Haid- kapelle (714), Holnstein mit Stetten (733), Hörschwag (735), Gammertingen (746 nur kurz; so ist di in Hohenz. Pfyffers Gütlein zu Vilsingen 1436 Heimat 1960, 51 behandelte Burgstelle Husteneck nicht Im fürstlich hohenzollerischen Archiv zu Sigmaringen berücksichtigt), die Haid (748;, Steinhilben (755) der liegt eine Beschreibung des Pfyffers Guts zu Vilsingen Augstberg mit seiner Aussicht besonders ebevoll (759 bis (wie der Ort damals hieß) vom 26. Juni 1436. Das Gut 769), Feldhausen (770), Trochtelfingen mit Geschichte der gehörte an den St. Nikolausaltar zu Laiz. Wir entneh- Stadt und Herrschaft (772-804), Pfarrkirche daselbst men daraus einige auffallende Stellen: Ein Garten unter (805), Burg- und Erhartskapelle (810 f). Die erwähnte St. Urbans Haus stoßt an der von Salmansweyl (Salem!) Hintere Burg ist die einz • nachwei bare Burgstelle an der Güter. Eine Wiese am ßrüel heißt das Tafelwysli. Das Haid. Nur sie kommt als die alte „ Haideck" (713, 753) Schindelholz gen Menningen. 1 juchart unten an Butzach. in Frage (Hohenz. Heimat 1967, 20). Die Doppelburg Unser Frowen Boitin am Weg gen Dietfurt. 1 J uf den Lichtenstein bei Neufra zeigt bestimmt, wenn man den Marstecken am Wasser, anwandend uf den von Salmans- Waldbestand wegdenkt, ebenso einen „lichten Stein", wie wyler Acker. Zwai Hürstli liegen unter dem Bildlin. 1 J der Felsen ob Hönau (669). Ein Irrtum dürfte sich S. 731 vorm Regelsöw (-See!); Feld ob aem Ried, 1 Acker am bei dem Namen Laudiert eingeschlichen haben. Er wird Welzbach, stoßt an Weg gen Dietfurt. V2 J unter Wylun m. W. von den Eingesessenen nicht gesprochen wie das (heute „Weiler"!). P/2'J stoßen an Benzenberg unter Wort „rauh", sondern wie blau, Rauch, Lauch und Frau, Wylun, anwandent uf Salmanswyler Acker. 1 J unter worauf auch die alte Form Loucha (n Jit Lucha!) hinführt. Wylun liegt an St. Gallen Acker, gat an den Weg zum Man darf ruhig sagen: d; Landschaft und deren Ent- Wyger (Weiher). IV2 und 2 J uf Wylun (heute Weiler!). stehung, die Kunstwerke, Bauten und geschichtlichen Ab- IV2 J stoßen an die Aichgassen an St. Gallen Acker. V2 J, läufe sind meisterhaft dargetan und mit vielen Quellen- ist ein Anwander uf Sunderhart an St. Gallen Acker und angaben unterbaut. Ein herrliches Werk, dem hoffentlich anwandet daruf. J. A. Kraus bald der dr' te Band folgen kann! J. A. Kraus

100 ALBERT SCHÄFER

Unser Heimatflüßchen Stunzach

Das Wort Stunzach gehört deutlich zu den prähistorischen 1962 stillgelegt), Klostermühle Heiligenzimmern, obere Namen. Es wird abgeleitet aus Stunt gleich Sumpf, Mo- und untere Mühle in Gruol. der, was sehr wahrscheinlich aus dem indogermanischen Doch nur einige der erwähnten Mühlen sind heute noch Tunt (Kot) entstanden ist. Das Wort Stunzach besagt im Betrieb. Sie sind auf neuzeitliches Mahlen umgestellt. weiter, daß es sich um einen Wasserlauf, einen Bach han- Einzelnen Mühlen sind moderne Sägewerke angegliedert delt, der ständig Wasser führt. worden. Fischermühle und Sägewerk Rosenfeld, Kloster- Die Stunzach wurde früher im Volksmund die Stünz oder mühle und Sägewerk Heiligenzimmern, obere und untere auch der Stünzbach genannt. Ihre Entstehung verdankt Mühle in Gruol sind die bedeutendsten entlang der sie mehreren Quellästen. Die beiden Hauptquelläste sind Stunzach. etwa 2,5 km südwestlich von Rosenfeld, und etwa 3 km Hier darf ich bemerken, daß die Klostermühle Heiligen- nördlich von Leidringen auf Leidringer Gemarkung. Alle zimmern urkundlich erstmals im Jahr 1340 erwähnt anderen Quelläste befinden sich im Raum Rosenfeld- wurde. Sehr vieles hat sich allerdings im Lauf der Zeit Leidringen-Isingen. Der genannte Raum gehört zum an der Mühle verändert. Landkreis Balingen und liegt rund 650 m hoch über dem Eine heute noch sehr gut erhaltene, prächtig getäfelte Meeresspiegel. Stube mit gebogener Holzdecke zeugt von der Würde der In östlicher Richtung verläßt die Stunzach ihre sprudeln- Klostermühle Heiligenzimmern. Als einzige Mühle im den Quellen bis zur ehemaligen Bubenhofer Burg, 2,5 km Stunzachtal steht s . seit 1939 unter Denkmalschutz. nordöstlich von Rosenfeld. Ab dieser Burg durchfließt Doch nicht mehr die Wasserkraft allein, sondern der sie in faßt nördlicher Richtung das Bubenhofer Tal, das elektrische Strom ist heute Triebkraft der Mühlen und Zimmener Tal bis zur Einmündung des Nebenbächleins Sägewerke. Nicht unerwähnt sei, daß die Stunzach zur Gossenbach. Von da an nimmt s e ihren Lauf in östlicher Energieversorgung der früheren Saline, dem jetzigen Richtung bis zur Einmündung des Talbachs, dann wei- Salzwerk Stetten bei Haigerloch beiträgt. Nördlich vom ter in nordöstlicher Richtung bis zu ihrer Einmündung Hospacher Hof, etwa 1400 m vor ihrer Einmündung in in die Eyach. Mehrere Sumpfgebiete und Morderbereiche die Eyach, wird das Wasser durch ein Wehr abgeleitet. im Raum Heiligenziinnern und Gruol mußten durch- In einem 950 m langen, durch Muschelkalk gebrochenen strömt werden. Langsam und schwierig zugleich mag sich Stollen von 1,40 m Breite und 2,20 m Höhe fließt das in grauei Vorzeit das Durchstoßen durch Keuper und Stunzachwasser zur Saline. Das Gefälle beträgt 13,5 m. bunten Mergel vollzogen haben. Teile solcher Gesteins- Der Stunzachstollen wurde in mühevoller Arbeit in den arten sind stellenweise an den bewaldeten Höhen des Jahren 1861 bis 1864 gebaut. Stunzachtales zu sehen. In einem unterirdischen Kanal wird das Wasser der Durch felsiges Massiv mußte sich die Stunzach n ihrem Stunzach wieder zugeleitet. Zwischen der Eisenbahnbrücke Unterlauf inren Weg bahnen. Die zu beiden Seiten ein- der Hohenzollerischen Landesbahn, welche über die mündenden Nebenbächle'n haben dazu beigetragen, daß Stunzach führt, und der Straßenbrücke Haigerioch-Gruol- die Stunzach zum größten Nebenfluß der Eyach wurde. Stetten, ergießt sich das Wasser w eder in die Stunzach. Die wasserreichsten Zuflüsse, sowie die Einmündungs- So war neben den geologischen Verhältnissen auch die stelle, an der sie sich mit der Stunzach vereinigen, sind Stunzach mit entscheidend, für den Bau der Saline auf hier genannt' Sulzbach bei der Schmelzlesmühle, Sießen- der Gemarkung Stetten bei Haigerloch in den Jahren bach bei der ehemaligen Bubenhofer Burg, Weihertalbach 1852 bis 1856. Auch heute noch "ließt das Stunzachwasser zwischen Fischermühle und Pelzmühle, Grünbach beim durch den Stunzachstollen, um zur Energieversorgung des Gasthaus zur Stunzach (Trick), Kirnbach süd'ich, und Salzwerks beizutragen. Rohrbach nördi.ch vom Fabrikle, Weiherbach bei Heili- Land- und Forstwirtschaft sowie größere und kleinere genzimmern (er ist seit dem Jahr 1970 in seinem Unter- Handwerksbeti ;be waren schon ..nmer Haupterwerbs- lauf emgedohlt), Gossenbach, der aus dem Raum des ehe- zweige im Stunzachtal. Auch Industriebetriebe haben sich maligen Klosters Bernstein kommt und im Tal an der anges delt. Gemarkungsgrenze Hei' genzimmern-Gruol einmündet, Mistelwiesengrabenbach, welcher aus dem Gelände des Dem fröhlichen Wanderer ist das anmutige, ruhige ehemaligen Dominikanerinnen-Klosters Kirchberg zu- Stunzachtal m ft seinen bewaldeten Höhen, auf denen fließt und westlich des Ir edhofski/chleins bei Gruol ein- einstmals Burgeu und Klausen standen, schon immer ein mündet. Als letzter sei der Talbach genannt, er ist das gern besuchtes Wanderziel gewesen. In warmen Jahres- nördlichste Nebenbächlein und vereinigt sich mit der zeiten wird an bestimmteil Stellen der Stunzach gern ein Stunzach bei der unteren Mühle von Gruol. kühlendes Bad genommen. Die gesamte Länge der Stunzach von ihren Quellen Ks Nicht nur Markungsgrenze zwischen dem Städtchen Bies- zur Einmündung i die Eyach bei Stetten-Haigerloch, be- dorf und Rosenfeld war die Stunzach, sondern sie bildete läuft sich auf rund 16 km. Der Höhenunterschied beträgt auch Jahrhunderte lang Territoi ialesgrenze zwischen Würt- rund 200 m. temberg und Österreich. Diese Grenze wurde durch den Durch kluge ^usnützung der Wasserkraft sind verhältnis- Preßburger Frieden von 1805 aufgehoben. mäßig viele Getreide- und Sägmühlen durch oie Stunzach Im allgemeinen läuft das Stunzachwasser rub'g und ge- betrieben worden. Die bekanntesten sind: Rieamühle, mächlich in dem von ihr gebildeten Flußbett. Doch bei Walkmühle, Schmelzlesmühle, Heiiigenmühle, Fischer- längerer Regendauer, wolkenbruchartigen Regengüssen, mühle, Pelzmühle, Binsdorfermühle auch Schneckenmühle oder bei plötzlicher Schneeschmelze wird die Stunzach, genannt (1904 wurde der Mahlbetrieb eingestellt und ein unterstützt von den vielen Nebenbächlein. zu einem hoch- Pumpwerk zur besseren Wasserversorgung für die Stadt wasserführenden, reißenden Fluß. Schnell tritt sie dann B' .sdorf eingerichtet), Vogel- oder Heldenmühie (wurde über ihre zum Teil niedrigen Ufer und verwandelt große

101 Gebiete in Seen. Im Wald, an Äckern und Wiesen und Die ersehnte Erfüllung brachten erst die Jahre 1965/66. teilweise auch an Gebäuden entstehen dann große Schäden. Nach lang-w erigen Verhandlungen ist es gelungen, : Ein eingemeißeltes Zeichen über die Höhe des Hoch- dazu erforderlichen Mittel von den zustäncigen Bundes- wassers ist am Spitzbogen-Tor zum Mahlgang der Klo- und Landesbehörden für die Stunzach-Flußkorrektur be- stermühle Heiligenzimmern heute noch zu sehen. An der willigt zu bekommen. Umgehend wurde dann im Jahr Sankt Wendelinskapelle zeichneten sich die Spuren des 1966 auf Gemarkung Groul und seit Herbst 1968 auf Ge- Hochwassers deutlich an den durchnäßten Wänden ab. markung Heiligenzimmern begonnen, der Stunzach ein Durch eine Markierungstafel am Holzschuppen der ehe- neues, tieferes, den Verhältnissen angepaßtes Flußbett zu maligen Schreinerei Daniel Kotz, war die Höhe des Hoch- geben. wassers nebst Datum ersieht :h. Nach Durchführung der gesamten Stunzach-Flußkorrek- Somit ist es verständlich, daß von allen Bewohnern des tur einschließlich ihrer Nebenbächle werden die Über- Stunzachtales ein ebenso dringender als auch alter Wunsch schwemmungen im Stunzachtal der Vergangenheit ange- besteht, die Hochwasserschäden durch eine Flußkorrektur hören. Munter, klar und friedlich plätschernd wird dann zu beseitigen. Leider ist die Erfüllung dieses Wunsches das Wasser der Stunzach in ihrem neuen Flußbett dahin- immer wieder verzögert worden. fließen können.

JOSEF MÜHLEBACH

Ettisweiler - Eine Schau auf die Geschichte des Dorfes

Einer wenn auch nur kurzen Darstellung der Geschichte maringen. Eine Urkunde aus dem Jahre 1231, nach der des Dorfes Ettisweiler im Kreis Sigmaringen stellt sich Graf Gottfried von Sigmaringen die Übergabe eines Gutes zunächst die Frage, in welchen Z träum siedlungsge- zu Boos mit der Pfarrkirche durch den Edlen Albert von schichtlich die Entstehung des Weilers zu datieren ist. Die Bittelschieß und seine zwei Söhne an die Schwestern zu Antwort auf diese Frage gibt die Siedlungsforschung mit Mengen beurkundet, nennt u. a. H. de Oitiswilair als der Feststellung, daß die Weiler-Orte im süddeutschen Zeuge 1243 wird in Salemer Akten ein Waltherus de Räume im Zuge einer fränkischen Siedlungswelle in der Oetenschweiler genannt. Nach einer Urkunde des Klosters Karolingerzeit etwa um < s Mitte des 8. Jahrhunderts Salem vom 14. Mai 1263 genehmigt Graf Ulrich von Hel- entstanden sind. Das romanische Wort wilare, das sich fenstein die Schenkung eines Gutes zu Hausen a. A. durch später zu weiler entwickelte, bedeutet Platz um ein Land- die Hailwig von Ettisweiler, seine Hö' ge, an das Kloster haus, Platz zum Bau eines Landhauses, Gebäulichkeit in Salem. Am 1. Juli 1264 schenkt der Edle Hugo von Bittel- der Umgebung einer V ila und schließlich die Hofanlage schieß die H ilwig, Tochter des Walter von Ettisweiler, selbst. Der Wortteil Ettis geht auf den Personennamen dem Kloster Salem2. Am 29. November 1297 verkaufte Otilin zurück Es sei erinnert an die früheren Schreib- Haertnid dictus Fuhse de Oetinsweiler die ihm eigentüm- weisen Othelinesuuilare, Othe..neswilair, Or nsweiler, liche Wiese bei Hausen, der akker genannt, um 7 Pfund Oetinsweiler, Otenschweiler, Oitisw' air und Enten- Konstanzer Pfen- ige an das Kloster Salem 3. Graf Hugo schweiler. Im frühen M .telalter, als sich in der Karo- von Montfort, Herr zu Tettnang, eignet am 24. September lingerzeit die. Baare, Huntare und Gaugrafschaften bil- 1306 finen Hof zu Oitisweiler und am 10. Februar 1314 deten, hat Ettiswe er zu der in unserem Raum südlich einen Mayerhof zu Oitisweiler dem Heiliggeistspital zu der Donau gelegenen Goldineshuntare gehört Später hieß Pfullendorf Seiu dieser Zeit bestehen vielfältige Bezie- die Grafschaft Ratoldesbuch. hungen von Ettisweiler zum Spital und zur Reichsstadt Pfullendorf bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Hier- Der siedlungsgeschichtlichen Entwicklung voraus geht für über geben die von Dr. theol. Johannes Schupp in den Ettisweiler eint in die romische Ze.t verweisende Straßen- Hohenz. Jahresheften, 9. Band, Jahrgang 1941 bis 1949, anlage. Die Straße von Hausen an Ettisweiler vorb i zur veröffentlichten Regesten aus Pfullendorfer Archiven Auf- Bittelschießer Mühie soll nach Zingier auf römischen Ur- schluß. sprung zurückgehen. Die Breill dieser Römerstraße be- trug 3,50 Meter. Die römische Straße führte jedoch auf Nach dem Habsburger Urbar von 1290 besaß die- Herr- der Westseite des Andelsbachtales vor Ettisweiler nicht schaft ;>igmaringen die Gerichtsbarkeit über die Freien wie der heutige Weg den Hang hinauf, sondern 1 ' blt s .1 Leute ennet des Ablach zu Hausen und 11 anderen Orten, unterhalb desselben, um dann hinter Ettisweiler in den darunter auch in Ettisweiler. Bis 1460 waren die Ettis- Weg zur Bittelschießer Mühle sinzumünden. Damit be- weiler durchweg Pfullendorfer Untertanen und als solche stand von der Römerstraße Pfullendorf-Sigmaringen eine ins Gericht nach Zell a. A. gegangen Durch Vertrag vom Verbindung zur römischen Straße Wald-3ittelschieß- 23. Juni 1460 zwischen der Grafschaft Sigmaringen und Ablach-Laiz. der Re"hsstadt Pfullendorf wurde das Niedergericnt in Die erste geschichtliche Erwähnung von Ettisweiler fällt Ettisweiler zugunsten von Sigmaringen geregelt m't der - nach Heinrich Löffler in seiner Arbeit „Die Weiler-Orte Bestimmung, daß e Pfullendorfer Untertanen in Ettis- 5 in Oberschwaben", 1968 - ins Jahr 1094. H. Löffler be- weiler nicht mehr belastet werden sollen als bisher . Die zieht seine Aufzeichnung zur Gründungsgeschichte des Herrschaft-(Grafen-)Rechte über Ettisw*" ler wechselten Klosters St. Georgen im Schwarzwald, nach der die Freien mit den Inhabern der Herrschaft, seit 1460, dem Jahr der Albert und sein Bruder Eberhard von Nend. .igen am Grafschaftserhebung, der Grafschaft Sigmaringen: um die 17. Juni 1094 ihren ganzen Besitz in Othelinsuuilare dem Mitte des 12. Jahrhunderts bis etwa 1240 treten die Gra- hl Georg übergeben, auf das Dorf E nsweiler bei Sig- fen von Helfenstein in Erscheinung: 1241 erscheint ein

102 Graf Gebhard von Sigmaringen aus dem bayrischen Gra- voller Mann gewesen zu sein, wird er doch im Jahre 1658 fengeschlecht von Hirschberg. 1258 fiel die Herrschaft vom Spital wegen „ausgegossenen feurigen Reden" mit Sigmaringen an die Helfensteinen zurück: 1272 bis 1290 3 fl gestraft10. wurden die Grafen von Montfort Herren von Sigmarin- Schon am 18. Juni 1652 wurde in Ettisweiler die Zehnt- gen. Ihnen folgten 1290 das Haus Österreich, 1325 Würt- scheuer aufgerichtet. Allerdings muß schon vorher eine temberg und 1399 Werdenberg. Im Jahre 1535 gingen die Spitalscheuer vorhanden gewesen se da in dieser nach Grafschaftsrechte als österreichisches Lehen an die Grafen der Spitalrechnung um 1624 2250 Garben gedroschen von Zollern-Sigmaringen über. Grundherr von Ettiswei- wurden lc. ler war jedoch die Stadt Pfullendorf, zu deren Amt Zell Im Jahr 1628 hat im Raum um Pfullendorf die Pest zahl- das Dorf gehörte. reiche Opfer gefordert. Das Pfullendorfer Totenbuch ver- Am 16. April 1445 bestätigt Herzog Albrecht II von zeichnet am 3. November 1628 als 302. Opfer der Pest Österreich dem Konvent zu Hedingen den Kirchensatz zu Theüß Bruckher von Oetenschweyler, vulgo genannt die Krauchenwies mit dem Zehnten daselbst und zu Ettis- Schmuzbürstin lc. weiler, nachdem dem Kloster Hedingen durch eme Feuers- In den großen Auswanderungszug nach Südosteuropa im brunst wich ge Dokumente, darunter ein Dokument des 17. und 18. Jahrhundert war auch das kleine Dorf Ettis- Herzogs Friedrich von Österreich über die Gerechtsame weiler einbezogen. Für Ettisweiler sind folgende Aus- des Klosters Hedingen zu Ettisweiler verloren hatte 6. wanderer nach Südosteuropa verzeichnet11: Chr.stian Auch das Kloster Wald hatte Berechtigungen in Ettiswi - Seeger aus Ettisweiler/Hausen a. A am 7. Dezember 1689, ler. Vom 15. Juli 1432 datiert ein Lehensbrief der Frau Philipp Zipfel aus Ettisweiler/Mottscl 'sß am 7. Dezem- Margaretha von R-';chach, Äbtissin des Gotteshauses ber 1689, Melchior Schneegans 1689/90 nach Ungarn, Wald, für Konrad (Kunz) Siglin von Otterswang über Christina Rösch aus Ettisweiler/Hausen a. A, am 14. Juni ein Gütlein zu Ettisweiler 7. 1690, Peter Stadler am 24. März 1744, Ida Wetz am Am 20. Februar 1694 verkauften die Pröpstin Maria 1. März 1768, Wendelin Wez, „wegen Teuerung und Dorothea und der Konvent des Klosters Inzigkofen unter Not", am 23. Februar 1771. Vorbehalt des Patronatsrechts und gegen eine jährliche E :-t wirtschaftliche Entwicklung hat den Bauern in Ettis- Gilt den Zehnten in der Pfarrei Zell, in Et 'sweiler, Mott- w^.ler im 19. Jahrhundert wie andernorts die Ablösung schieß und Schwäl :shausen an die Reichsstadt Pfullen- des Zehnten, die Umwandlung der Lehen in Eigentümer dorf als Oberpfleger des Gotteshauses und des Heiliggeist- 8 und die Aufhebung der Sigmaringer Leibeigenschaft, spitals zu Pfullendorf . letztere für 10 Leibeigene, gebracht. Ettisweiler kann für Diese Aufzeichnungen lassen erkennen, daß die Herr- sich in Anspruch nehmen, daß es eine gesunde wirtschaft- schaftsberechtigungen und auch e Zehntverhältnisse der liche Struktur aufweisen kann, eine Struktur, die auch der Grund- und Leibherren in Eti i weiler teilweise undurch- gemeindlichen Verwaltung zugute kommt. sichtig sind. Für den Zehntbezug allein ergibt sich die Kirchlich hat Ettiswi ^er bis 1822 zur Pfarrei Zell a. A. Feststellung, daß der Zehnte - wenigstens vorüber- gehört. Die Zugehörigkeit zu Zell geht wohl schon auf gehend - unter mehreren Zehntherren geteilt war, daß also die eine Art des Zehnten dahin, die andere dorthin die Zeit der ersten Besiedlung zurück, erfahren wir doch geliefert werden mußte. Auf eine Untersuchung und Er- aus der Siediungsforschung, daß Weiler-Orte gelegentlich arbeitung ( 5ser und der sonstigen Gerechtsame für aas in der Nähe von Zell-Orten entstanden sind. Durch Dekret Dorf Ettisweiler und seinen Einwohnern muß hier ver- des Bischöflichen Generalvicariats Konstanz vom 11. April zolltet werden; diese knappe Darstellung muß rieh auf 1822 ist Ettisweiler als Filialort der Pfarrei Hausen a. A. die Herausstellung nur einiger wichtigen geschichtlichen zugeteilt worden. Gleichzeitig ist der auf 38 bis 40 fl Angaben beschränken. berechnete Kleinzehnte in Etlsweller auf d e Pfarrei Besonders bedeutsam für die Geschichte des Dorfes Ettis- Hausen übergegangen. Das Dorf hatte damals 9 Familien. weiler war der Dreißigjäf. ge Krieg. In den Drangsalen B;i den Verhandlungen über die Zuteilung von Ettiswei- und Schrecknissen des großen Krieges hatte Ettisw.nler ler nach Hausen hat Pfarrer Dannegger in Hausen gel- seine Einwohner verloren. Nach 1631 wurden die vier tend gemacht, „daß die Enzweiler und Weihwanger ohne- dem Heiliggeistspital Pfullendorf gehörenden Lehenhöfe dies beständig in die Kirche von Hausen gegangen 12 nach dessen Akten von Max Braunwarth, Christoph Bern- seien" . - Das Bruderschaftsbuch der Wallfahrtskirche hart, Hans Irmler und Jörg Groß bebaut. Kurz darauf Maria Schray bei Pfullendorf nennt als Mitglieder der begann auch hier die Not des Krieges. Die alten Namen Bruderschaft aus Ettisweiler die Familien Brucker, Knoll 13 verschwanden. Die Spitalrechnungen weisen für mehrere und Wetz, zusammen 6 Personen (um 1748-1794) . Jahre keine Leistungen mehr auf. Erst nach dem Dreißig- Im Jahre 1879 ist in Etuswsiler - zum größten Teil aus jährigen Krieg kamen - aus der Schweiz - wieder neue Stiftungsgeldern der Brüder Didakus, Johann Georg Ansiedler. Einer der ersten war der Stammvater der Fa- (Hans-Jörg) und Josef Wetz mit 6000, 1000 und 1000 milie Wetz. Bevor er < i -h niederließ, hatten ihm die Klo- Mark - zusammen 8000 Mark, zum kleinen Teil aus sterfrauen von Wald ihren Hof zu Steckein angeboten. Fronleistungen der Ettisweiler Bürger - eine Kapelle er- Er zeigte aber keine Lust, sich durch Frauenhand regieren richtet worden, i^e wurde zu Ehren der Schmerzhaften zu lassen, und begab siJi unter die Herrschaft des Heuig- Muttergottes und des hl. Georg geweiht. Auf dem Altar geistspitals Pfullendorf, das ihm und seinen drei Söhnen stehen neben der Statue der Schmerzhaften Muttergottes drei Höfe zu Ettisweiler gegen drei Laibe Brot über- rechts und links Figuren des hl Georg und des hl. Josef. ließ. Man kann hier, wenn die Überlegung vielleicht auch So erzählten alte Dorfbewohner das Geschehen in jenen etwas gewagt ist, an eine sinnvolle Beziehung der Schen- schweren Zeiten, und es wird berichtet, daß Etf'sweiler kung von Gütern in EiL.sweiier an den hl. Georg (das früher in der Nachbarschaft ,.<.:e kleine Schweiz" genannt Kloster St. Georgen im Schwarzwald) im 11. Jahrhundert wurde und die Ettisweiler r .it dem Obernamen „Schwei- denken. zer" geheißen wurden. Dieser Übername ist dem Dorf Schulisch gehört Ettisweiler zur Nachbargemeinde Bittel- geblieben 9. schieß, mit der es auch die Wasserversorgung gemeinsam Hans Wetz, der erste Inhaber eines Lehens des Heilig- hat. Pfarrer Dr. Johannes Schupp seht sltrtj in seinem Werk geistspitals Pfullendorf, scheint ein sehr temperament- „Denkwürdigkeiten der Stadt Pfullendorf" (1967), daß

103 vor Beginn des badischen Schulzwanges nach Rechnungen Anmerkungen: des Heiliggeistspitals Pfullendorf für eine Schule in Ettis- 1 weiler um 1723/25 vom Spital Leistungen in Naturalien Württembergisches Urkundenbuch Bd. 4 S. 410. 2 oder Geld erbracht wurden. Sal. Urkundenbuch Bd. 1, Nr. 383 u. 394. 3 Ettisweiler liegt - in 620 Meter Höhe - links des Andels- Sal. Urkundenbuch Bd. 2, Nr. 978. 4 baches in seinem unteren Lauf unweit der Einmündung Dr. Johannes Schupp, Hohenzollerische Regesten aus den Pfullen- des in Rothenlachen entspringenden Kehlbaches in den dorfer Archiven, Hohenzollerisdies Jahresheft 9 Bd., Seite 39, Nr. 107 und 108. Andelsbach. Das Dorf mit 70 Einwohnern und einer Ge- 5 F. Fürstenb. Urkundenbuch 6. Bd., Nr. 266. markungsfläche von 191 ha ist die zweitkleinste Ge- 6 F. Hohenz. Haus- und Domänenarchiv Sigmaringen. Grafschaft meinde des Landkreises Sigmaringen. (Die kleinste Ge- Sigmaringen Bd. III, Rubrik 78, Nr. 400. meinde des Kreises war bisher Rothenlachen. Sie wurde 7 Desgl. Bd. I, Rubrik 45, Nr. 46 und 47. zum 1. Juli 1971 nach Wald eingemeindet). Das Dorf, 8 Desgl. Bd. II, Rubrik 149, Nr. 20. dessen wirtschaftliche und gemeindliche Verhältnisse, wie 9 „Hohenzollerische Heimat" 1961, Nr. 3, S. 33. oben bemerkt wurde, geordnet und gesichert sind, wird - 10 Dr. Johannes Schupp. Hohenzollerische Regesten (wie Nr. 4), im Zeichen der derzeitigen Verwaltungsreform - zum Nr. 141, 142 und 136. 11 1. Januar 1972 der Gemeinde Krauchenwies eingemeindet Werner Hacker. Auswanderung aus dem Raum der späteren werden, nachdem sich die Bürgerschaft in einer Abstim- Hohenz. Lande nach Südosteuropa im 17. und 18. Jahrhundert. Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte. 1969. mung am 11. Juli 1971 mit starker Mehrheit für den Zu- 12 Staatsarchiv Sigmaringen. Akten II 6909, II 6910 u. II 6926. sammenschluß der Gemeinde Ettisweiler mit Krauchen- 13 Dr. Johannes Schupp. Kulturchronik der Wallfahrtskirche Maria wies ausgesprochen hat. Schray. 1952, S. 135.

KARL WALDENSPUL

Steinkohle in unserer Heimat ?

Vorbemerkung: lochs zerstreute er mit dem Hinweis, daß in England viele Schächte über 450 m hinunterreichten und ein Schacht bei In der „Zeitschrift für hohenzollerische Geschichte", St. Andreas im Harz bereits rund 750 m tief sei. Jahrgang 1968, 4. Band, heißt es Seite 157: Die Argumentation Quenstedts gründete sich auf die Er- „Eine in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts kenntnis, daß Kohle nur dort entstehen konnte-, wo ge- nahe Dettingen am Neckar (Kr. Hechingen) niederge- waltige Pflanzenmassen in sinkenden Becken abgelagert brachte Tiefbohrung erschloß zwar Steinkohle, jcdoch und dann rasch von Wasser bedeckt werden; bei weit- nicht in bauwürdiger Menge. Die Bohrarbeiten wurden gehendem Sauerstoflabschluß vertorft und verkohlt das deshalb nach längeren Unterbrechungen Ende 1889 in angesammelte Pflanzenmaterial. Diese Bedingungen seien einer „Teufe" von 704 m eingestellt." in dem großen Becken zwischen Schwä ischer und Fränki- scher Alb einerseits und Schwarzwald, Odenwald und In diesen Sätzen ist eine Reihe nicht zutreffender An- Spessart andererseits gegeben. Da am westlichen und gaben und Feststellungen enthalten. nördlichen Rande dieses Sektors überall Anzeichen von * Kohlevorkommen seien, so „wäre es wider alle Analo- Am 26. August 1844 wurde in Stuttgart der „Verein für gien, wenn die Steinkohlenformation weiter einwärts im vaterländische Naturkunde in Württemberg" gegründet. Becken des Neckars fehlen sollte. Sie wird nicht nur vor- Er wandet sich vor allem an „solche Mäaner, welche durch handen ,sondern wahrsche il'ch stärker sein." Beruf, Neigung und Liebhaberei" oder durch ihren Auf- Fast leidenschaftlich forderte er dann Bohrungen; nicht enthalt an besonders interessanten Orten „vorzugsweise zuletzt auch aus wissenschaftlichen Gründen: „Wir ken- zur Mitwirkung berufen" waren. Hauptzweck war neben nen n unserem Stufenlande die Formation nicht eher, als der Veröffentlichung neuer wissenschaftlicher Erkennt- bis durch eine Reihe zusammenhängender, irr.;, wissen- n.- >e die „Erforschung der natürlichen Verhältnisse des schaftlicher Umsicht in der Tiefe des Bodens angestellter Vaterlands" Cd. h. Württembergs). Von der naturwissen- Versuche tatsächlich dargetan ist, was wir haben und was schafr chen Erforschung erhoffte man zugleich Flinweise uns fehlt... Es ist dies der Fundamentalversuch, von dem für die wirtschaftlichen Förderungsmöglichkeiten des Lan- alles weitere Suchen abhängt, und jedes Zögern ist ein des. Schon bei der ersten Jahresversammlung des Vereins Versäumnis, das sich straft!" 1845 in Stuttgart reier irte der Tübinger Professor F. A. Quenstedt über „die Hoffnung auf Kohien in Württem- Die Versammlung nahm aiese Ausführungen mit außer- berg". Natürlich konnte der damals erst sechsundreißig- ordentl hem Interesse auf; der energische Widerspruch jährige Gelehrte, der noch nicht einmal ein ganzes Jahr- von Professor Dr. Kurr drang nicht durch. Nach der Ein- zehnt in Württemberg wirkte, keine absolute Voraus- führung der Dapfmaschinen und dem Bau verschiedener sage machen. Dennoch wagte er die Behauptung, man Eisenbahnlinien war Kohle unerläßlich geworden, wenn könne 10 gegen 1 darauf setzen, in der Tiefe des Neckar- Handel und Industrie im Lande weiter gefördert wer- beckens Steinkohle zu finden. Schon in einer Tiefe von den sollten. Dazu herrschte allenthalben Besorgnis, durch etwa 250 m sei em erster Aufschluß über die Kohlenvor- den steigenden Verbrauch an Brennmaterialien die Wälder kommen zu erhalten. Bedenken wegen der Tiefe des Bohr- vorze'rig abholzen zu müssen.

104 Quenstedts Vorschlag: Bohrungen hei Dettingen folgte, begleitet von den üblichen Feierlichkeiten und un- ter regster Anteilnahme der Bevölkerung der ganzen Für die Bestimmung der Bohrpunkte nannte Quenstedt Gegend, der erste Spatenstich für den Bohrschacht. Am zwei Gesichtspunkte: Einmal sollte der Bohrpunkt ge- 20. November konnte mit den Bohrungen selbst begon- nügend vom Schwarzwald entfernt sein, da mit zuneh- nen werden. Trotzdem nur mit Menschenkraft gebohrt mender Beckentiefe auch mächtigere Kohlenschichten ver- wurde, hatte der Meißel bis zum Jahresende eine Tiefe mutet wurden. Zum andern sollte aus wirtschaftlichen von 110 m erreicht. und technischen Gründen dort angesetzt werden, wo tie- Das anstehende Gestein scheint in diesem ersten Jahr noch fergelegene geologische Schichten zum Vorschein kamen. keine Schwierigkeiten bereitet zu haben. Angesetzt wurde Besonders geeignet dafür hielt er den Taleinschnitt bei das Bohrloch im Plattensandstein des oberen Buntsand- Dettingen, wo „der Neckar auf einer einzigen kleinen steins. Die hell- bis weinroten Plattensandsteine wurden Stelle mitten in der mächtigen Muschelkalkformatin den früher häufig als Werksteine abgebaut (Steinbruch in Die- roten Sandstein bespült". Tatsächlich liegt etwa an der ßen) und teilweise zu feinen Bildhauerarbeiten (Karls- Stelle, an der der Neckar sich nach Ostnordost wendet brücke in Stuttgart), dann aber vor allem für Bodenbe- und von Westen her der Dießener Bach einmündet, der läge (Kirchentreppe in Dettlingen), Fenster- und Tür- geologisch tiefste Punkt des ganzen württembergischen rahmen, Garteneinfassungen, Marksteine und auch für Neckartales. Hier konnte der Bohrer unmittelbar im Dachplatten verwendet. Die Plattensandsteine bilden Bo- Buntsandstein angesetzt werden, ohne zusätzlich den Mu- dengrund und Talwände des Dießener Baches und rei- schelkalk durchbrechen zu müssen. chen ein kurzes Stück neckarauf- und -abwärts über seine Mündung hinaus. In der 8 m hohen Steilwand des Leider aber lag die von Quenstedt als besonders aussichts- Neckars unweit der Mündung der Dießener Straße ist reich bezeichnete Stelle außerhalb des württembergischen diese Formation noch zu sehen; sonst ist sie meist durch Territoriums und schied deshalb für Württemberg aus. Es Gehängeschutt, Anschwemmungen und Tuffbildungen wurde daher eine Sachverständigenkommission berufen, verdeckt. die drei andere Vorschläge unterbreitete. Die Voraussagen Quenstedts waren jedoch trot zder politischen Zerstücke- Auch anfängliche technische Unzulänglichkeiten konnten lung Deutschlands bis zu den maßgeblichen Persönlich- bald behoben werden. Noch fehlte es den Bohrschmieden keiten in Berlin vorgedrungen. Während sich die Vor- an ausreichender Erfahrung in der Härtung der Bohr- bereitungen der württembergischen Nachbarn immer wei- meißel, Erst, als die Maschinenfabrik Reinau (Dufner- ter verzögerten, veranlaßte die preußische Regierung nach Gfrörer) < e Herstellung dieses wicht gen Teiles über- der Übernahme der hohenzollerischen Fürstentümer im nahm, ging die Arbeit zügiger voran. Ende März 1855 Wissen um die politische und volkswirtschaftliche Bedeu- stand mit halbjäf "ger Verspätung endlich Wasserkraft tung etwaiger Kohlenvorkommen eine nochmalige Über- zum Bohren zur Verfügung. Zwar war die Wasserkraft prüfung durch das zuständige Oberbergamt in Bonn. Wie des Dießener Baches schon vor Beginn der Arbeiten auf- sehr dem preußischen Staat an der Erschließung der Bo- gekauft worden; doch erst jetzt wurde der 5,7 km lange denschätze in diesem südlichsten Landesteil gelegen war, besonders angelegte Flutgraben zwischen der unteren geht auch daraus hervor, daß fast gleichzeitig mit den Dießener Sägemühle und der „Radstube", die das Was- Steinsalzbohrungen in Stetten bti Haigerloch begonnen serrad und die Transmissionsvorrichtungen auf Bohr- worden war (7. 10. 1952), die sich ein halbes Jahr später schwengel und Seilrolle enthielt, fertig. als fündig erwiesen. Die Berichte des damaligen Ober- bergamts Achenbach, der 1857 die erste eingehende Als das Jahr 1854 zu Ende ging, stand der Bohrer etwa „Geognostische Beschreibung der Hohenzollerischen in der Mitte Hauptbuntstandsteins. Der Plattensandstein Lande" veröffentlichte, f'tlen positiv aus. In einem er- (Mächtigkeit 29 m) und das Hauptkonglomerat (50 m) gänzenden Gutachten sprach .ich der Berggeschworene waren durchstoßen. Man war dazu 31 m weit in den Raiffeisen, < n Bruder des Begründers der Raiffeisen-Ge- Bausandstein vorgedrungen. nossenschaften und damals Leiter der Saline in Stetten, ebenfalls für den vorgesehenen Bohrpunkt aus. Allerdings Es würde den Kähmen dieses Berichtes sprengen, nun im gab er im Gegensatz zu Quenstedt die vermutliche Ober- einzelnen die geologischen Verhältnisse dazustellen und grenze des Steinkohlengebirges mit etwa 470 m an. den Fortgang der Bohrungen chronologisch zu schildern. Die beigefügte tabellenartige Ubersicht mag diese Lücke ausgle'Jien (Seite ???). Aufgrund dieser Gutachten erging am 22. 11. 1853 eine königliche Kabnetsorder zum Beginn der Bohrungen in Dettingen. Die hohenzollerischen Stände weigerten sich ) doch hartnäckig, Gelder zur Verfügung zu stellen Auch Zunehmende Schwierigkeiten der preußische Finanzmirister wünschte eine Verschiebung auf 1855. Ein Dringlichkeitsantrag des Oberbergamts half Vei efen die Bohrungen anfangs im ganzen noch reibungs- jedoch weiter: 1854 wurde Raiffeisen beauftragt, die Vor- los, so stellen sich doch baid die ersten „Unfälle" ein. Am bereitungen für dir Bohrversuche zu treffen und dann die harmlosesten noch war das gelegentliche Ausbleiben der Bohrung selbst zu überwachen. Wasserkraft. So fror in den kalten Dezembernächten des Jahres 1855 das Aufschlagwasser ein. In der Trockenheit des Sommers 1857 zapften die Dießener Bauern nachts wiederholt den Wasserlauf zur Wiesenwässerung an, so 1854: Beginn der Bohrarbeiten daß die Kraft nicht mehr ausrechte. Ernster zu nehmen waren jedoch die mit zunehmender Tiefe des Bohrlochs Jetzt wurde das Vorhaben energisch vorangetrieben. Die sich rasch steigernden Schwierigkeiten: erforderlichen Grundstucke wurden angekauft; um die Bevölkerung über die Planungen im unklaren zu lassen, Im Sommer 1855 traten m Eckschen Konglomerat die geschah dies durch einen Mittelsmann. In aller ELe wurde ersten starken Nachfälle ein, die zu zeitraubendem Nach- das Bohrturmgebäude errichtet, und schon am 15. Okto- bohren und Auslöffeln zwangen. Im tieferen Rotliegen- ber 1854, dem Geburtstag Friedrich Wilhelms IV., er- den 1 "uften sich die Nachstürze und waren nur noch mit

105 Mühe zu beseitigen. So hatte sich am 4. 4. 1856 beim Auf- 1859 an - wahrscheinlich auch unter dem Eindruck der holen der Bohrer festgeklemmt. Es dauerte über einen Einwendungen von Fraas-, von weiteren Bohrungen und Monat, bis er wieder frei war. Im Herbst desselben Jahres der Verrohrung des Schachtes vorläufig abzusehen, Bohr- blieben durch einen Bruch über 300 m Seile im Bohrloch; loch, Baulichkeiten und Maschinen aber so instandzu- erst vier Wochen später konnten sie herausgeholt wer- halten, daß die Arbeiten nach einer vorzunehmenden ein- den. Die technischen Vorrichtungen entsprachen nicht der gehenden geognostischen Untersuchung durch den Berg- für die damaligen Verhältnisse beträchtlichen Tiefe. Wie- hauptmann von Dechen jederzeit wieder aufgenommen derholt traten Gestängebrüche auf, zuletzt am 24. Ok- werden könnten. tober 1857 548 m unter der Erdoberfläche. Die Beseiti- gung des Schadens dauerte nahezu zehn Monate. Aber Dabei blieb es. Von Dechen fand in den folgenden Jahren kaum hatte man wieder mit den Bohrungen begonnen, keine Zeit. Inzwischen hatte Württemberg bei Dunningen so ordnete das Oberbergamt deren vorläu' je Einstellung zu bohren begonnen. In 273 m Tiefe wurde dort das an. Das Risiko war zu groß geworden. Bei weiteren Ge- Grundgebirge erreicht. In Berlin erwog man, die Dettin- stängebrüchen oder bei erneutem Festklemmen des Boh- ger Bohrung auf etwa 950 m voranzutreiben. Der Kosten- rers bestand die Gefahr, daß der Schaden n.cht mehr be- voranschlag belief sich hierfür auf 25 000 Taler. Als auch hoben werden konnte. Dies aber hätte die Aufgabe des eine Bohrung bei Oberndorf (1865-1875) wegen nicht zu Bohrloches bedeutet. Inzwischen betrug die Tiefe 549,5 m. überwindender technischer Schwierigkeiten in 488 m Tiefe In dieser prekären Situation halfen nur gründliche Aus- aufgegeben werden mußte, wurden Gelände und Wasser- besserungen und Erneuerungen. Schon früher hatte Raiff- kraft 1881 an die Gebrüder Otto und Hermann Steinhart eisen eine Verrohrung oder Auszementierung des Bohr- in Dettingen verkauft. Diese errichteten auf den neu er- lochs gefordert. Diese war damals im Prinzip bereits ge- worbenen Grundstücken eine Schiefertafelfabrik, um der nehmigt, und nach einem Bericht des Hohenzollernschen einheimischen Bevölkerung eine weitere Verdienstmög- Wochen-Blattes sollen in Wasseralfingen die Rohre zur lichkeit zu verschaffen. Die Stelle des Bohrlochs wird vom Ausbüchsung des Schachtes schon hergestellt worden sein. heutigen Besitzer noch gerne gezeigt. Wegen der Abnützung und der Brüchigkeit des Holzge- stänges beantragte Raiffeisen zusätzlich Ersatz durch 1888-1890 wurde noch einmal in Sulz zu Bohrungen an- eiserne Bohrstangen. In Anbetracht der neu entstehen- gesetzt. In 901 m Tiefe stieß man auf das Grundgebirge. den Kosten wollte das Oberbergamt vor einer Entschei- Damit war erwiesen, daß Steinkohle in Württemberg dung h ^rüber erneut überprüfen, welche Erfolgsaussich- nicht vorhanden ist. ten bei einer Fortsetzung der Bohrung bestanden.

Bilanz Meinungsverschiedenheiten bei der 1845 angeregten und 1854 begonnenen Tiefboh- Zuerst sollte sich Raiffeisen zu den Chancen weiterer rung in Dettingen wurde eine Tiefe von 549,5 m erreicht. Bohrungen äußern. Er hatte einst in seinem Voranschlag Sie wurde im Rotliegenden ohne Resultat abgebrochen, die Hoffnung ausgesprochen, in 470 m Tiefe auf Kohle weil von schwäbischen Geologen die Richtigkeit der Deu- zu stoßen. Obwohl die Bohrung nahezu 80 m tiefer stand, tungen der Bonrproben angezweifelt wurde. Erst die Er- zeigte der Aushub noch keinerlei Veränderungen. Die gebnisse benachbarter Bohrungen führten zu dem Schluß, süddeutschen Geologen Quenstedt und namentlich Fraas daß Steinkohlenlager nicht zu erwarten waren. bezweifelten die E rhtigkeu seines Berichtes, er habe bei Insgesamt dauerten die Bohrarbeiten in Dettingen rund 155 m das Rotliegende erreicht. Nirgendwo inSüddeutsch- 47 Monate, die häufigen Unterbrechungen wegen tech- land hatte man bisher eine solche Mächtigkeit des Rot- nischer Störungen und Abfangen des Nachfalls m t einge- liegenden festgestellt. Auch die Schramberger Bohrungen rechnet. Die tägliche Bohrleistung (Tiefe: tatsächliche (1834-1849) schienen seinen Ergebnissen zu widerspre- Bohrtage) betrug durchschnittlich 0,55 m. Die Gesamt- chen. Das Oberbergamt in Bonn wurde an den Berichten kosten des Bohrversuchs einschließlich der nachfolgenden Raiffeisens irre. Erst durch Beilage von Bohrproben aus Unterhaltung beliefen sich auf 97 758 Mark; dies dürfte, dem unteren Buntsandstein konnte er die Richtigkeit sei- gemessen an den damaligen Preisen, einem jetzigen Betrag ner Feststellungen beweisen. Spätere Bohrungen bei Sulz von 300 000-400 000 DM entsprechen. (1888-1890) bestätigten die Richtigkeit seiner Darlegun- gen; dort war das Rotliegende beinahe 600 m mächtig. Damit war der Bewe s erbracht, daß hier tatsächlich ein Quellen: gewaltiges, nach Norden tiefer werdendes Becken bestan- Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württem- den hatte, das noch im Erdaltertum mit dem Verwitte- berg 1845, 1846, 1860, 1887. rungsschutt des Variskischen Geb:"jes aufgefüllt worden Württ. Jahrbuch für Statistik und Landeskunde 1912. war. Theoretisch war damit die Möglichkeit der Stein- kohienvorkommen bestätigt. Rai'feisen empfahl die Fort- Erläuterungen zur Geologischen Spezialkarte des Königreichs Würt- temberg, Blatt Dornstetten/Dettingen 1912. setzung der Bohrungen. Zeitschrift für honenz. Geschichte 1968. Das Oberbergamt machte sich diesen Vorschlag zu eigen. Hohenzollernsches Wochenblatt 1858, 1859 Der Minister in Berlin ordnete jedoch unter dem 18. 11. Hohenz. Heimat. Jan. 1952, S. 1-2.

106 LAMBERT HECK

Rangendingen und der Bahnbau

Die heimatgeschichtlich wertvolle und interessante „Kleine lungen getroffen: Grosselfingen ist ein vom Verkehr ab- Chronik der Hohenzoller^chen Landesbahn" von KR. gelegenes Dorf. Ein großer Teil seiner Arbeiter sucht den Hubert Deck, Grosselfingen (H. H. 1970 Nr. 3) ist, insbe- Verdienst auswärts. Wenn es beim Bahnbau keine Be- sondere was den Streit der beiden Gemeinden Grossel- rücksichtigung findet, ist es für alle Zukunft ausgeschlos- fingen und Rangendingen um die Linienführung der Ver- sen, dem Verkehr näher angegliedert zu werden. Es gilt bindungsstrecke Stetten bei Haigerloch-Hechingen an- daher jetzt eine Agitation ins Leben zu rufen, die mit betrifft, einer Ergänzung wert. allen Mitteln arbeitet, um unsere große Gemeinde wirt- schaftlich zu heben, die Industrie selbst ins Dorf zu be- Als es um den Ausbau weiterer Kleinbahnstrecken ging, kommen, was durch eine Bahnlinie am ehesten gefördert ist nach einem Pressebericht im „Zoller" vom Jahre 1903, werden kann. Ein Weiterbau der Bahn über Engstlatt hält von einem Eisenbahnfieber, das besonders die Bevölke- die Versammlung für aussichtslos, weil die Hohenzolleri- rung der Gemeinden erfaßte, die in den Genuß einer sche Kleinbahngesellschaft die Bahn durch Hohenzollern Bahnverbindung auf der Strecke Stetten bei Haigerloch- führen will. Wird die Bahn über Rangendingen gebaut, HeclJngen kommen wollten und sich dafür leidenschaft- wird Owingen nicht berührt werden. Ein Weiterbau über lich einsetzten, die Rede. Die Veröffentlichung eines Re- den Ort Rangendingen wäre mit denselben Kosten ver- chenschaftsberichtes vom Jahre 1901 über den Umfang bunden, da diese Gemeinde teure Felder zur Verfügung und die Rentabilität des Bahnverkehrs auf den bereits stellen müßte. Über Grosselfingen geleitet, würde die Bahn eröffneten Teilstrecken, sollte das Eisenbahnfieber etwas größtenteils auf Gemeindeeigentum, das zu dem noch abkühlen. Darin heißt es: „Die Jahresfrequenz für Per- ziemlich wertlos ist, erstellt werden können. Für Indu- sonenbeförderung betrug 247 000 Personen. An Verfrach- strieansiedlungen könnte Grosselfingen kostenloses Bau- tung wurden 31 875 Tonnen und zwar: Kohle 3 932 t, land zur Verfügung stellen. Außerdem besäße das Dorf Steine 952 t, Holz 4 737 t, Holzstoff 2 759 t, Getreide in Bausteinen und Sandbrüchen einen bedeutenden Reich- 60 t, Alteisen 4 812 t, Walzeisen 1 520 t, Salz 1 130 t tum, in ölhaltigem Schiefer und Kalksteinen Material zur und 8 717 t sonstige Massengüter befördert. Aus dem Fabrikation von Baumaterial, wenn eine Bahn die Mög- Personenverkehr wurden 41 609 M (auf eine Person lichkeit zur Weiterbeförderung gäbe. Der rege Verkehr kamen 0,248 Pf) vereinnahmt. Im Güterverkehr gingen mit Holz aus den umliegenden Gemeinde-, Privat- und 47 072 M und für Viehbeförderung 7 277 M ein, Ge- fürstlichen Waldungen sichere die Rentabilität der Bahn samteinnahme: 90 761 M, Ausgaben 86 573 M, was einen mindestens im selben Maße wie Rangendingen. Die Mög- Reingewinn von 4 097 M ergibt." Daß man bei so ge- lichkeit der Gründung von Getreide-Verkaufsgenossen- ringen Einnahmen die Betriebs- und Bahnunterhaltungs- schaften fuße ebenfalls auf der Möglichkeit einer Bahn- kosten einschränken mußte, ist verständlich. Auch der beförderung. Außer Grosselfingen sei auch die Gemeinde Verkehr von 1902 blieb weit hinter den Erwartungen zu- Weilheim, der Hauser Hof, die Gemeinde Stein und der rück. Den Einnahmen von 104 332 M standen 84 336 M Ort Friedrichstraße an dem erwähnten Eisenbahnprojekt Ausgaben gegenüber und so brachte dieses Jahr einen interessiert. Rangendingen mit seiner stets sauberen und Überschuß von 19 996 M, welcher eine Dividendenaus- ebenen Landstraße würde mit dem Bahnhof Stein leicht in schüttung nicht zuließ. Die in Aussicht gestellte Planung Verkehr kommen können E' e Bahn über Stetten, Owin- des Streckenbaus Stetten bei Haigerloch-Hechingen, rief gen, Grosselfingen (durch das Tälchen bei der Ostdorfer nun einzelne Gemeinden auf den Plan, die mit allen Mu- Mühle), Weilheim, Stein, Friedrichstraße würde sich be- tein versuchten, ihren Dörfern einen Anschluß zu er- stimmt besser rentieren als über Rangendingen. Es wurde kämpfen. ein Komitee zur Agitation für dieses Projekt gebildet.

Von Grosselfingen wurden zunächst von Einzelbürgern In einer weiteren Versammlung in Grosselfingen, die cl.e folgende Planungsvorschläge m der Presse veröffenti cht: Weiterführung der Kleinbahn über Stetten bei Haiger- Linienführung Stetten bei Haigerloch, Owingen, durch loch-Hechingen zum Thema hatte, nahmen auch die Ab- das Gießbachtal nach Grosselfingen um den alten Berg geordneten des Kommunallandtages Kraus, Bechtolds- herum über Weilheim nach Hechingen. Darauf folgte ein weiler, und Maier, Wessingen, teil. Diese beiden gaben neuer Vorschlag: „Das Bähnlein soll über Owingen wei- Aufschluß über die Möglichkeit einer Linienführung wie tergeführt werden bis zur Grosseltinger-Ostdorfergrenze, sie von Grosselfingen in Vorschlag gebracht wurde. Wenn soll ein Stück durch das Tal des Krebsbaches an der Owingen, Grosselfingen und Weilheim freies Gelände Zuglei vorbei über die Oberen Weiherwiesen, Längs- stellen können und ein Bahnhof für Rangendingen in der wiesen ins Weilheimer-Sigenthäle hinein verlaufen. Auf Nähe des Stauffenburger Hofes erstellt würde, wären der Südseite gegen Weilheim soll der Bahnhof erstellt alle Gemeinden der Umgebung an das Bahnnetz ange- werden und dann soll die Linienführung dem Säuweiherle schlossen und Rangendingen käme auf diese Weise am der Friedrichstraße nach Hechingen zu verlaufen. Diese besten weg. Der Bau über Rangendingen nähme der Ge- Streckenführung sei um 3 km kürzer als die erstere. meinde mehr Grund und Boden weg als jeder anderen.

Im August 1903 wurde in der Krone in Grosselfingen Der Verkehr von Hart und Höfendorf gehe Haigerloch eine Bürgerversammlung, an der auch Interessenten aus zu. Höfendorf hätte nicht einmal eine eigene fahrbare der Umgebung teilnahmen, abgehalten, in der über d'e Straße nach Rangendingen und was Hirrlingen ang ige, Möglichkeit und Rentabilität einer Bahn über Grosselfin- wenn es überhaupt berücksichtigt werden sollte, hätte am gen Stellung genommen wurde. Diese Zusammenkunft Bahnhof Rangendingen Anschluß. Es wurde eine Petition stand unter Leitung des dama'igen Lehrers Senner in an den Kommunallandtag eingereicht, in der die Ge- Frankfurt a. M. In Vortragen wurden folgende Feststel- meinde Grosselfingen sich für einen Bau über ihren Ort

107 darlegt, zu dem die beiden Abgeordneten ihre Unter- Barth, Strobel, Kaufmann, Georg Wild, Maurer, Felix stützung zusagten. Heck, Bauunternehmer, und Martin Strobel, Landwirt, gebildet. Dieses Komitee veranstaltete im Gasthof zum Darauf meldete sich Rangendingen zum Ausbau der Klein- „Kaiser" eine Eisenbahnversammlung. Die große Zahl der bahn zu Wort. Der Bau über Rangendingen se. auch für Teilnehmer war ein Beweis für das beachtenswerte Inter- den großen Marktflecken Hirrlingen und für Hart und esse, das Rangendingen an einer Bahn hatte. Auch Bürger Höfendorf von Bedeutung. Das gewerbereiche und streb- von Hart, Höfendorf und Bietenhausen, ferner die Bür- same Dorf Hirrlingen verfüge über eine Dampfsägerei germeister von Stein, Grosselfi- gen, Bechtoldsweiler und und über drei größere Getreidemühlen, ferner seien dort der Schultheiß von Hirrlingen mit einigen Begleitern wa- Ziegelwarenfabriken und zwei Bierbrauereien in Betrieb ren erschienen. Der Kommunallandtagsabgeordnete Bür- und 50-60 Arbeiter(innen) fänder in der hiesigen Fabrik germeister Kraus, Bechtoldsweiler, referierte über die Ge- Beschäftigung. Auch zahlreiche andere Geweibebetriebe schichte der hohenzollerischen Kleinbahnen und zeigte die und Kaufläden habe Hirrlingen aufzuweisen, von dem dlg Hindernisse auf, die zu überwinden wären, um zu einer Bahn gute Einkünfte zu erwarten habe. Rangendingen vernünftigen Lösung der Eisenbahnfrage Stetten-Hechin- selbst verfüge über eine Getreidemühle, zwei Sägemühlen, gen unter Zurückstellung unerfüllbarer Sonderwünsche zu zwei Gipsmühlen verbunden mit Obstmostereien und Öl- kommen. Pfarrer Witz erläuterte, die vom Komitee fest- mühlen. Ziegelwaren und Kalk werden in zwei Betrieben gelegten und zu verfolgenden Ziele und wies auf die Not- hergestellt und nach überall abgeführt. Sandgruben, Stein- wendigkeit hin, für den schönen Gedanken der Herstel- und Gipsbrüche seien in Rangendingen ebenfalls vorhan- lung einer einheitlichen hohenzollerischen Kleinbahn die den Mehr als 200 Arbeiter sowie Schüler wandern täg- nötigen Oofer nicht zu scheuen, auch wenn Sonderinter- lich nach Hechingen und würden sicherlich mit der Eisen- essen einzelner Gemeinden nicht berücksichtigt werden bahn fahren, wenn sie dazu Gelegenheit hätten. Die Ho- könnten. henzollerischen Kleinbahnen aber sollen die einzelnen Teile unseres langgestreckten Ländchens einander näher Nachdem in Hohenzollern die Strecken Eyach-Stetten bringen, wobei auf Rentabilität in erster Linie Rücksicht und die Killertalbahn Hecbingen-Burladmgen fertigge- zu nehmen sei. Die Fortsetzung der Linie Eyach-Stetten stellt waren, stellte sich c : Aufgabe, c ':sen Bahnen einen über Rangendingen nach Hechingen wäre zweifellos viel Anschluß zu verschaffen. Dieses Bauvorhaben stieß aber rentabler als über Grosselfingen, auch in der Anlage auf allerlei Hindernisse, wie das Gelände oder der Wider- kürzer und billiger. Ob die Bahn über Grosselhngen oder stand oder das Nichtentgegenkommen der Bewohner ein- über Rangendingen gebaut wird, mögen die Fachleute mit zelner Ortschaften, weil sie fürchteten einen Streifen Land Rücksicht auf die Terrainverhältnisse entscheiden. Der zu verlieren, ja am Ende gar noch einen Zuschuß zahlen kürzere Weg über Rangendingen scheint aber trotzdem zu müssen. Die verschiedensten Meinungen und Interessen der vorteilhaftere zu sein. Wenn nun doch die zu erwar- spielten bei der Planung und Verwirklichung der Bahn- tende Frequenz der Bahn durch die Anwohner den Aus- strecke Stetten bei Haigerloch-Hechingen eine Rolle. Viele schlag geben soll, so reicht Grosselfingen nicht an Rangen- sahen im Personenverkehr, n Anschluß des Dorfes an dingen mit s nem Gewerbefleiß und mit seinen verfüg- die Stadt, die Hauptbedeutung einer Bahnverbindung und baren Arbeitskräften heran. Der Eifer der Grosse.1 nger meinten, wer in die Stadt will, kann ja wie bisher zu Fuß an die Bahn angeschlossen zu werden, schien den Rangen- gehen, wobei übersehen wurde, daß durch die Erleich- dingern zwar begreiflich, würden es aber bedauern, wenn terung eines billigen Personenverkehrs die Beweglichkeit sich eine Gemeinde gegen die andere in der Bahnfrage aus der arbeitenden Bevölkerung erhöht und daß die Tren- zuspielen versuchte. Auch Rangendingen bekundet seine nung der Wohnsitze von den Arbeitsstätten durch den Bereitschaft für die Bahn die Opfer zu bringen, dies es Bahnverkehr ermöglicht Vird. Daß aber oie Eisenbahn kann, wenn sie zu dem zu erwarteten Nutzen im rechten im Güter- und Warenverkehr eine verkehrssteigerr.de und Verhältnis steht und mehr tut Grosselfingen auch nicht. preisregelnde Wirkung ausübt, die Entwicklung der Indu- „Wenn man aber Rangendingen mit einem Bahnhof beim strie fördert, neue Wirtschaftsräume, Absatzmärkte und Stauffenberger Hof beglücken will, so danken wir bestens. Rohstoffquellen erschließt und deshalb von hoher volks- wirtschaftlicher, politischer und sozialer Bedeutung ist, Wir begrüßen nicht alles was zur Entscheidung führen kam im Streit kleinlicher Sonderinteressen einzelner Ge- kann, sondern nur, was e '.e glückliche, vernünftige und meinden und Bevölkerungsgruppen im Raum Haigerloch- darum allseitig befr' digende Losung bringt." Auch von Hechingen kaum zum Ausdruck. Wenn Grosselfingen für neutraler Seite wurde zu dem Projekt Grosseliingen Stel- den billigsten Bau und kürzesten Weg plädierte, aber mit lung genommen. Nach ihrer Meinung hat Grosselfingen ihrem Plan von Stetten bei Haigerloch-Owingen-Alte unter Anpreisung so vieler geeigneter Gegenstände, die Mühie bei durch das Gießbachtal nach Grossel- nur t i ier Bahn harren, um den Geldstrom über Grossel- iingen, hinter dem alten Berg nach Weilheim-Friedrich- fingen zu ieiten, aufs wärmste empfohlen, daß man sich straße-Hechingcn leidenschaftlich kämpfte, dann ging es erstaunt fragen muß, weshalb denn nicht die nahegelegene an den Realitäten vorbei, und gab seiner Absicht, um Station Bisingen schon jetzt benutzt wird. Der Gedanke, die jeden Preis an die Bahn zu kommen, kund. Bahnlinie noch über Weilheim laufen zu lassen, hieße doch mit der Kirche ums Dorf zu gehen. Soll die Bahn mög- Für die maßgebenden Stellen, die mit der Planung, Finan- lichst Hohenzollern zugute kommen und ein rascher An- zierung und Ausführung der Anscnlußstrecken beauftragt schluß an die Killertalbahn genommen werden, so wäre v/aren, galt das Ziel, die Hohenzollerische Landesbahn die Richtung über Rangendingen auf jeden Fall vorzu- unter Berücksichtigung der Terrai.iverhältnisse und der ziehen, Die Befürchtung, daß daselbst der Erwerb der Rentab'Jtät fertigzustellen. nötigen Grundstücke zu teaer würde, .st grundlos, da die Bei der Planung der Anschlußstrecke Stetten-Hec ingen Linie bis Stein am Waldrand entlang geführt werden konnte Rangendingen als wirtschaftlich bedeutsamer Ort, könnte. in dem die Industrie bereits Fuß gefaßt hatte, über über- Im November 1903 wurde hier ein Komitee für die Ein- schüssige Arbeitskräfte verfügte und sich gewerblich gut leitung der zum Bau einer Kleinbahn Stetten-Rangendin- entwickelt hatte, als Bahnstation nicht übergangen werden gen-Hechingen nötigen Schritte, bestehend aus Bürgermei- und zudem konnte die Bahn über Rangendingen auf der ster Georg Strobel, den Bürgern Johann Elickle, Müller, genannten Strecke auf dem kürzesten Weg, ohne nennens-

108 werte Geländeschwierigkeiten überwinden zu müssen, ge- worden, daß die Grunderwerbskosten auf beiden Linien baut werden und für Hirrlingen blieb in seinem Nach- deshalb gleich seien, weil für das Südprojekt unverhältnis- barort zu jeder Zeit die Möglichkeit offen, Bahnanschluß mäßig größere Flächen erforderlich wären als für das zu bekommen. Nordprojekt. Letzteres führe auf ganz niederen Dämmen Die von Hart, Höfendorf und Bietenhausen erstrebte mit wenig . efen Einsch „tten durch das teuere Geiände, Heranführung der Bahniinie an ihre Orte, die von Re- was zur Folge habe, daß nur e- e geringe Breite für die gierungspräsident Dr. Beizer gegen den Geheimen Baurat Bahn erfordert h sei, dte' Südlinie aber müsse fast durch- Leibbrand hartnäckig vertreten wurde, konnte der Mehr- weg auf 1 5 zu 9 Meter hohen Dämmen und bis zu 9 Meter kosten wegen nicht erfüllt werden und hätten den Bahn- tiefe Einschnitte geführt werden, so daß die vier- bis bau verzögert. fünffache Breite des Areals auf lange Strecken erforder- lich sei. Außerdem müßte bei der Südlinie die Ziegelhutte Für Rangendingen als Bahnstation waren zwc Projekte erworben oder eine erhebliciie Minderentschädigung an ausgearb tet worden, nach dem einen sollte die Bahn- den Be-itzer bezahlt werden. Diese Verhältnisse seien den linie südlich um den Ort geführt werden, nach dem Bürgerkollegien an Hand der Pläne und Berechnungen anderen sollte diese in nördlicher Richtung um den Ort unter Angabe der zu bezahlenden Grunderwerbspreise verlaufen. Im Jahre 1911 machte si '1 unter den hiesigen eingehend erörtert worden. Für die Nordlinie seien die Landwirten und den Anwohnern der Starzel gegen das Bau und Grunderwerbskosten niederer und zudem bliebe Nordprojekt eine große Unzufriedenheit bemerkbar. bei der Nord1 nie ein Anschluß nach Rottenburg möglich. Ihren Protest begründeten sie rr. t folgenden Feststellun- gen: „Eine nach ciiesem Projekt ausgeführte Bahnlinie Außerdem sei der Bahnhof bei der Nordi;nie viel besser wird im Falle einer Überschwemmung die Gefahr für das zugängig. Der Anschluß von Fabriken auf der Südlinie Dorf erhöhen, da sie (u.'e Bahn) den freien Abzug des wäre ausgeschlossen, weil diESS über hohe Dämme und Wassers verhindert. Sie würde der Landwirtschaft gerade iefe Einschnitte geführt werden müßte. Ebenso würden die schönsten Grundstücke entz ehen und außerdem in die Zugänge zu den landwirtschaf .liehen Grundstücken Arbeitszeiten den landwirtschaftlichen Betrieb bedeutend jenseits der Südii".e wesentlich erschwert. Der Ankauf der stören, da sie über sämtliche drei Hauptwege, wcche die Grundstücke für die Südlinie sei zwar rund 2000 Mark Verbindung zu den Feldern herstellen, führt. Wer schon b'lliger. dagegen aber wären 6000 t 8000 M Entschädi- die langen Reihen von Wagen gesehen hat, der kann siui gungen an Gebäudebesitzer zu zahlen, so daß sich die vorstellen, welche Ungelegenheiten und Störungen c:ese Mehrkosten für den Grunderwerb auf 4000 bis 6000 M Bahnlinie verursachen wird! Die Stimmung, welche hier beliefen. Trotzdem vertraten di-: kangenc Inger leiden- herrscht, kam in den letzten Tagen m zwei Eingaben mit schaftlich und mit allem Nachdruck I iren Standpunkt, die vielen Bittschriften zum Ausdruck, worin uie Königliche Süd)¡nie zu bevorzugen. Hierbei führten sie ins Feld, daß Regierung ersucht wird, die zuerst projektierte südliche der Präsident der Kleinbahn AG. in Frankfurt ganz außer Richtung zur Ausfuhrung zu bringen, wobei alle die ge- sich war, als Leibbrand für die Nordlinie plädierte und nannten Nachteile wegfallen. Ein Laie kann sIcK schwer ausgerufen haben soll: „Die Nordl-iie st undurchführ- vorstellen, welches Interesse ^leßahnbaugesellschaft daran bar, sonst müßte infolge des Bahndammes das Dorf bei hat, die Bahr-nie mitten durch ein Überschwemmungsge- Hochwasser ersaufen." biet zu führen, wobei noch zwei wr; :ere Brücken not- Große Enttäuschung löste d.e Nachricht aus, daß der Mi- wendig werden." nister als letzte Instanz, die südliche Führung der Eisen- Da das Landesbauamt die Wünsche der Rangendinger Be- bahn abwies. Dagegen entsprach derselbe dem Wunsche völkerung, die Bahn in südlicher R'chtung zu bauen, unbe- der Bevölkerung, anstelle von zwei Rohrdurcnlässen, die rücks . gt ließ, wandten sie S'ch mit der Bitte an den die Gemeinde nicht für genügend erachtete, um das zwi- Minister ; ßer'in, die Bahnbaufrage noch einmal zu über- schen Bahndamm und Starzel gelegene Gelände schnell prüfen. Vierfünftei der Bürgerschaft des Dorfes wehrten zu entwässern, zwei Flutbrücken mit 6 Meter Lichtwe : sich mir allen nur verfügbaren Mitteln gegen die nördliche in den Eisenbahndamm einzubauen. Linienführung mit folgender Begründung: Der Bahndamm Nach langwierigen und zähen Verhandlungen zwischen erhöht die Hochwassergefahr zum Schaden des Dorfes, den amtlichen Stellen und den Bürgern der einzelnen Ge- weil er den freien Abzug der Wasserfluten in das Wiesen- meinden waren nun endlich aile Hindernisse aus dem Weg gelände der Au hemmt, ferner beeinträchtigt er den land- geräumt und so konnte im Jahre 1911 mit dem Ausbau wirtschaftlichen Verkehr und durchschneidet die besten der Strecke Stetten bei Haigerloch-Hechii.gen n der Äcker und W esen. Die folgenschwere Hochwasserkata- Jetzigen L inienführung begonnen werden. Trotz aller Ein- strophe im Mai 1924 hat gezeigt, daß die Rangendinger wände gegen die nördliche Route bestand in Rangendin- mit ihrem Einspruch in punkto Hochwassergefahr die Si- gen, insbesondere in den Familien, die auf auswärtige Ver- tuation durchaus richtig erkannt hatten. dienstmöglichkeiten angewiesen waren, großes Interesse. Das Südprojekt war durch m i.iderertragreiches Gelände Ein damaliger Gemeinderat befürwortete den Bahnoau geplant, welche zum Teil Gemeindeeigentum war. welches mit den Worten: ,,D' Eisebah muaß hear ond wenn se im Ankauf viel billiger war und die Landwirtschaft nicht dur(ch) mei Stub' dur(ch) fährt." spürbar beeinträchtigte, weshalb unsere Bürgerschaft sich Mt dem Bahnbau kam Leben ins Dorf. Zahlreiche ita- für die südliche Linienführung einsetzte. Geheimer Baurat lienische Gastarbeiter, d'e in Privatquartieren unterge- Leibbrand wurde der Vorwurf gemacht, er habe die ört- bracht waren, lenkten besonders die Aufmerksamken der lichen Verhältnisse zu wenig beiücksichtigt und versucht, Kinder auf sich. Wie sehr wir auch zunächst die Fremd- der Gemeindevertretung die Bewilligung des Areals für lander bestaunten, mußten wir doch bald erkennen, daß die Norubahn in diplomatischer Weise abzuringen. Hier- sie Menschen waren wie wir. Wenn sie an Feierabenden auf entgegnete die Hohenzollerische Landesbahn AG, daß oder sonntags gruppenweise durch das Dorf zogen und von einem diplomatischen Abringen der Bewilligung des in ihrer Sprache Lieder ihrer Heimat sangen, freuten wir Areals für die nördliche Linienführung der Bahn keine uns an den temperamentvollen Weisen, welche teilweise Rede sei. Es sei zu beachten, daß für die Nordlinie ebenso Jugendliche unseres Dorfes übernommen hatten und solche wie für die Südlinie genaue Erhebungen über den Wert noch lange nach dem Bahnbau in geselliger Unterhaltung der Grundstücke gemacht wurden und dabei sei festgestellt in hiesigen Wirtschaften zu Gehör brachten. Während des

109 Bahnbaus herrschte in einer Kantine im Haigerlocher Weg, tingent der täglichen Fahrgäste stellte, war der tägliche die von der früheren Zoller- und späteren Bahnhofwirtin Fahrbetrieb, obwohl zur Gewohnheit geworden, doch betreut wurde, aber auch in allen Gaststätten des Dorfes, nicht ohne besondere Reize. Da wir uns von zu Hause reges Leben. Auf den Baustellen gab es für die Dorf- weg freier und unbeschwerter fühlten und zu mancher kinder viel Neues zu sehen und zu erleben. Am Sonntag, Ausgelassenheit neigten, konnten wir uns doch dem stren- wenn der Bahnbaubetrieb ruhte, lockte uns das Baugelände gen Auge des Schaffners nicht entziehen und wenn es im auf den Plan. Es machte den Dorfbuben großes Ver- Schülerabteil manchmal zu laut herging, brachte uns der- gnügen, sich an den abgestellten Loren zu schaffen zu selbe durch seine saure Amtsmine mit einem nicht gerade machen und auf diesen verbotener Weise auf den ausge- schmeichelnden Ohrzupfen oder mit seinem harten Billet- legten Geleisen zu fahren, wobei es nicht zu vermeiden kasten, besonders aber mit der Drohung, die Sünder dem war, daß die eine oder andere aus den Schienen sprang, Stationsvorsteher in Hechingen zur Rüge vorzuführen aber an abschüssigen Stellen auf der Au verstanden wir es oder gar Anzeige bei der betreffenden Lehranstalt zu er- schon ganz gut mit dem Bremsprügel die Rollwagen zum statten, zu einem geordneten Verhalten. Mit dem Mann Stehen zu bringen oder sie mit „Hauruck" wieder in die mit der roten Mütze und dem steifen Kinnbart, der ihn Geleise zu wuchten. Glücklicherweise kam keiner von uns noch strenger zeichnete, wollten wir es als Repräsen- waghalsigen Jungen bei unseren Fahrten zu Schaden. tationsperson am Hechinger Bahnhof keineswegs ver-

Ankunft des ersten Zuges in Haigerloch

Außer einem Unglücksfall, der sich beim Bau der Bruck- derben, denn während der Wartezeiten waren wir froh, bachbrücke, als eine Lore in den Pfeilerschacht abstürzte, wenn wir .

110 LEOPOLD BAUSINGER

Von alten Haigerlocher Meistern

Die nachfolgenden Zeilen schrieb der Verfasser - als er Bürgermeister von Haigerloch war - im Jahre 1931

Alljährlich am Kirchweihmontag findet in der schönen, geschlossenen Handwerkerstand in Haigerloch. Nicht ganz wildromantischen Eyachstadt Haigerloch in Hohenzollern einfach und nicht jedem Handwerker war es gestattet, alter Sitte gemäß der sogenannte „Handwerkerjahrtag" in Haigerloch ein Handwerk zu betreiben. Hierzu war statt. Die Entstehung dieses Tages geht in die Zeit zu- vor allem erforderlich, daß er „Bürger" war. Der fremde rück, in der das Zunftwesen in Deutschland aufgehoben oder gar ausländische Handwerker - und das war bei den und die Gewerbefreiheit eingeführt wurde. Wenn wir damaligen süddeutschen Staatenverhältnissen keine Sel- nachher sehen werden, wie sehr die Haigerlocher Hand- tenheit - wurde n der Regel zur Ausübung se'nes Berufes werker von echtem, strengem Zunftgeist beseelt waren, nicht zugelassen. Das war streng befolgtes Zunftrecht, von wie jede Zunft ihre genau beobachteten, geschriebenen und dem nur selten Ausnahmen zugelassen wurden. Nur die ungeschriebenen Gesetze hatte, wie die einzelnen Zünfte „Liebe" konnte manchmal die Herren Stadtväter sanfter das Jahr hindurch ihre Zusammenkünfte hatten, die mehr und nachgiebiger stimmen, wobei allerdings der Hinter- oder weniger in einem ehrbaren Trünke endeten, so kön- gedanke eine recht beachtliche Rolle spielte, eine Haiger- nen wir verstehen, daß es die damaligen Meister schwer locher Bürgerstochter an den Mann zu bringen. Hieraus ankam, alte und festeingewurzelte Überlieferungen und folgt aber, daß die Meister in hohem Ansehen gestanden Gewohnheiten sang- und klanglos preiszugeben. Und als sein mußten, was auch daraus hervorgeht, daß im Jahre damals das Zunftwesen endgültig begraben werden sollte, 1721 die Tochter des Stadtschultheißen einen Barbier- ja mußte, da vereinigten sich die Ha.gerlocher Hand- gesellen heiratete, der, trotzdem er „Ausländer" war, aus werker, und sie beschlossen, einmal im Jahre alter Sitte besonderer Reflektion gegen den Herrn Stadtschultheißen und bisherigem Brauche gemäß zusammen zu kommen, und seine Tochter in Haigerloch aufgenommen wurde. um die Erinnerung an das begrabene Zunftwesen in etwa Und ein Tiroler Flor- und Seidenwarenhändler heiratete wachzuhalten. So entstand der „Handwerkerjahrtag" in gar die Tochter des Ratsschreibers und Oberamtmanns. Haigerloch, der für jeden rechten Meister und Gesellen So hatte also damals, wie schon so oft im Leben, die als ein Lokalfeiertag gilt. „Liebe" gesiegt, sicherlich nicht zum Nachteil der Haiger- locher Schönen. Wenn man heute die Haigerlocher Hei- Wie schon die alten Zünfte stark religiös eingestellt waren, ratsregister durchblättert, so möchte man wünschen, daß und wie auch die alten Meister :hr Tagwerk „in Gott's auch heute wieder manche „Ausländer" oder „Fremde" Namen" begannen, so geben die Haigerlocher am Hand- nach Haigerloch kommen möchten, um sich dort eine Le- werkerjahrtag zunächst Gott die Ehre durch gemeinsamen bensgefährtin auszuwählen. Sie dürften überzeugt sein, Besuch des Gottesdienstes, der den verstorbenen Meistern daß auch die heutigen Stadtväter ebenso nachsichtig sein geopfert ist. Anschließend hieran erfolgt unter Mus1 k und und jeden rechtschaffenen Fremden gerne als „Haiger- unter Vorantritt der noch vorhandenen alten Zunftfahne locher Bürger" aufnehmen werden. geschlossener Abmarsch in einen Gasthof. Dort werden die Kein Zweifel, daß das Handwerk in Haigerloch durch den im Laufe des Jahres angefallenen geschäftlichen Ange- gewesenen Grafen- und Fürstenhof manche Anregung und legenheiten erledigt, es wird in ernstem Gedenken der Belebung erfuhr; das beweist schon ein Rundgang durch verstorbenen Meister gedacht, in frohem und fröhlichem die Stadt mit ihren vielen, aiten Bau- und Kunstdenk- Beisammensein wird beraten und getagt, gesungen und ge- mälern. Und mir will scheinen, daß die Regierungszeit scherzt, so wie es alter Handwerkerbrauch ist. Und wie des kunstsinnigen und frommen Fürsten Josef zugleich schon Hans Sachs so treffend gesungen hat: „Ehrt Eure auch die Blütezeit Haigerlochs gewesen sei. Damals, um deutschen Meister, dann bannt Ihr gute Ge rer", so wer- die Mitte des 18. Jahrhunderts, war das Dre gestirn: den auch am Handwerkerjahrtag " sveils die alten und Großbayer, der Baumeister, Weckenmann, der \ldhauer, verdienten Meister durch Geschenk und Ansprache be- und Meinrad von Ow, der Maler, schaffend und sinnend sonders geehrt. Stolz und leuchtenden Auges sitzen sie da, am Werke, wovon noch heute die herrliche, kühn auf einen die alten und weißbärtigen Männer von 70, 80 und mehr Felsen hingebaute Schloßkirche, die prächtige und liebliche Jahren, und man sieht es ihnen an, wie wohl es hnen St. Annakirche, der Nepomuksbrunnen auf dem Markt- tut, nochmals in ihren alten Tagen im Kreise Gleichgesinn- platz, der Gasthof zum „Schwanen" mit seinem mäch- ter zu se'n und dort zu erzählen von einstigen Zei en, tigen reliefgeschmückten Giebel und dem schönen Barock- von einstigem Schaffen und Wirken, von Leid und Freud eingang, das Großbayernaus, der Aufsatz auf dem Rö- im Berufe. Und es ist gut, daß solche Bräuche auch in der merturm u. a. zeugen. Es war damals eine Glanzperiode „modernen" Zeit beibehalten werden, denn sie bilden den künstlerischen and handwerklichen Schaffens und Wii- Boden der Freundschaft und des Frohr ins, und es darf kens, und zweifellos hat das hei rnsche Handwerk aus mit Sicherheit angenommen werden, daß auf diesem Bo- jener „Meisterzeit" manche Anregung erhalten, die lange den nur gute Saat aufgeht, .de in dieser oder jener Form befruchtend wirkte. Frucht b* igen wird. Kehren wir nochmals kurz zum Zunftwesen zurück. Wie Haigerloch als ehemalige Res ienz- und Oberamtsstadt in den me; ten Städten bildete auch Ii Haigerloch die bildete von ,eher den wirtschaftlichen Mittelpunkt des Metzgerzunft eine der vornehmsten und reichsten. Die ganzen Bezirkes. Und wie in anderen Fürstenstädten so Metzger in Haigerloch gehörten meist ein und derselben hatten Handwerk und Gewerbe auch in Haigerloch von Familie Lenz an, von der P. Ansgar PÖilmann schreibt: jeher >hren Hauptsitz. Wir finden daher schon frühzeitig „Wer mit aufmerksamen Augen die Stammbäume über- einen guten und in den einzelnen Zünften zusammen- sieht, der wird gestehen müssen, daß es sich hier um ein

111 klassisches Beispiel von Zuchtwahl handelt. Diese zwei- Desiderianischen Kunst aber ist vor mehr als 250 Jahren hundertjährige Metzgerdynastie Lenz weist ein Rasse- am Anfang der Geschichte der Metzgerdynastie deutlich gefühl auf, wie kaum ein ältestes Adelsgeschlecht. Sie erkennbar. beginnt in den Tagen des fürstlichen Glanzes einer ihrer ganzen Anlage nach auf Inzucht gestellten Kleinstadt und Altes und Ehrwürdiges aber, das wollen wir uns einge- verschafft sich durch einen prachtvollen, zielbewußten Fa- stehen, auch manch Unerfreuliches ist längst verschwun- milienklüngei eine allumfassende Hausmacht. Diese Metz- den. Eine neue Ze.. ist auch für den Handwerkerstand ger und Metzgersöhne sind im Laufe von ein paar Jahr- herangebrochen, die Maschine verdrängte nicht nur den zehnten im Besitze fast aller "VC rtshäuser Haigerlochs Menschen, sondern vielfach auch den Geist, und für jene oder beherrschen doch deren geschäftliches Leben durch von uns an den alten Meistern so bewunderte Handarbeit ihre Gevatterschaft. Und ^ie diese Lenz wußten, daß si: mit ihrer starken Prägung des Persönlichen bietet sich mit der Hausmacht auch ein Schicksal, ein Fatum auf- heute kaum noch Raum, wo alles und jedes bald abgestellt stellen, das hinauf, aber auch eines Tages wieder hinab ist auf einen „Typ", auf „moderne Sachlichkeit", wo es führen mußte! Heute noch läuft das Sprichwort: „D'Zeit darauf ankommt, möglichst in drei Schichten des Tages zwingt d'Leut, sagt der Metzgerjergle." Der Metzger- in je 8 mal 60 Minuten am fließenden Band rasch und .rgle war der Großvater des P. Desiderius Lenz und (viel zu erzeugen. Kein Wunder, daß viele und manche stand an der Glückswende seiner Familie: zu seiner Zeit von den Alten, die sich nicht umzustellen vermögen, - starb Andreas III. im Armenhaus und andere folgten, sicherlich nicht die schlechtesten - zurückbleiben und unter- aber keiner hatte das Bewußtsein verloren, einer einst gehen, daß ganze Berufe verschwinden. So sind auch in mächtigen Familie angehört zu haben. Der „Metzger- Haigerloch ehemalige in hoher Blüte gestandene Hand- stolz" ist sprichwörtlich. Eines blieb den Mitglie lern der werkerberufe ausgestorben, und heute gibt es weder Tuch- Familie Lenz bis ins letzte Glied treu, sicher als Lohn für weber, noch Seifensieder, noch Goldschmiede, noch die Beobachtung des 4. Gebotes: eine unverwüstliche Le- „Pitschierstecher" (Stempel- bzw. Siegelverfertiger), noch benskraft, die das 80. und 90. Lebensjahr als eine ge- Färber, Walker, Nagelschmiede, Siebmacher u. a. Für sie wöhn che Erscheinung r it sich bringt. alle hat die heutige Zeit keinen Raum mehr, die Maschine verfertigt deren Erzeugnisse viel rascher und billiger. - Aus dieser Metzgerdynastie ging, wie schon vorher Gleichwohl aber ist in Haigerloch auch heute noch em angedeutet, der große Malermönch und Begründer gesunder und leistungsfähiger Handwerkerstand vorhan- der weltbekannten Beuroner Kunstschule, Pater Desi- den, der in neuer Z ;it mit neuem Werkzeug und mit neuen derius Lenz, der im Alter von 96 Jahren vor drei Jahren Formen, jedoch im guten, alten Geiste wirkt und schafft, als Ehrenbürger der Stadt Haigerloch verstorben ist, her- und zwar in einer schönen, romantischen Stadt, aus deren vor. Seltsam aber: dieser Große steht am Ende seines Mauern noch die gute, alte Zeit auf Schritt und Tritt den Geschlechts, gleichsam als weithin leuchtender Stern und Beschauer grüßt. Und wer im Schloßhofe oder im idylli- alle seine Ahnen himmelhoch überragend. Und mit ihm, schen Kirchgarten zu St. Anna zu lauschen versteht, der dem greisen Malermönch, gingen die Lenz „leuchtend wird die Sprache einer großen und kunstreichen Vergan- nieder". Die ganze Geschichte der Metzgerdynastie erweist genheit, an der das Handwerk nicht geringen Anteil hat, sich, wie P. Pöllmann schreibt, nur als eine Vorbereitung ebenso wahrnehmen, wie in den engen Straßen und Gas- auf diesen Einzigen, die Basis der Grundpfeiler der sen und verträumten Winkeln der Stadt.

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Die Mitarbeiter dieser Nummer: Kedaktionsausscbuß: herausgegeben vom Hohenzollerischen Ge- Dr. Siegfried Krezdorn, Gewerbeschulrat Hubert Deck, Konrektor schichtsverein in Verbindung mit den Staat- Abt-Rohrer-Straße 745 Hechingen. Tübinger Straße 28 lichen Sdiulämtern Hechingen und Sigmarin- Albert Schäfer, Reutlingen Telefon 07471/2937 gen. Verlag: Hohenzollerischer Geschichtsvercin Josef Mühlebach 748 Sigmaringen, Karlstraße 3. Drude: M. Lieh- Landesverwaitungsrat .. R. Walther Frick, Journalist ners Hofbuchdruckerei KG, 748 Sigmaringen, Sigmaringen, Leopoldstraße 748 Sigmaringen, Hohe Tannen Karlstraße 10. Lambert Heck, Oberlehrer i. R. Telefon 07571/8341 Die Zeltschrift „Hohenzollerische Heimat" ist Rangendingen, Zollerstraße 2 eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will be- Leopold Bausinger, Landrat a. D. Die mit Namen versehenen Artikel geben die sonders die Bevölkerung in Hohenzollerr nit Johannisberg im Rheingau persönlidie Meinung der Verfasser wieder; der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Johann Adam Kraus diese zeichnen für den Inhalt der Beitrage ver- Sie bringt neben fachhistorischen auch populär Pfarrer und Erzbisch. Archivar i. R. antwortlich. Mitteilungen der Schriftlcitung gehaltene Beitrage aus der Geschichte unseres 78 Freiburg-Littenweiler, Bachstraße 2 sind als solche gekennzeichnet. Landes Sie veröffentlicht bevorzugt Beiträge, Karl Waldenspul, Rektor die im Schulunterricht verwendet werden kön- ; Rangendingen Manuskr pte und Besprechungsexemplare wer- nen. den an die Adresse des Schriftlciters oder Re Schriftleiter: Bezugspreis: 2,00 DM halbjährlich daktionsausschusses erbeten. Konten der „Hohenzollerischen Heimat": Dr. med. Herbert Burkarth 802 507 Hohenz. Landesbank Sigmaringen 7487 Gammertingcn, Eichertstraße Wir bitten unsere Leser, die „Hohenzollerische 123 63 Postscheckamt Stuttgart Telefon 07574/329 Heimat" weiter zu empfehlen.

112 HÖH ENZOLLERISCHE W 3828 F

Herausgegeben oom Hohenzollerifchen Gelchichtooerein HEIMAT in Verbinöung mit öen Staatlichen Schulänitern Hechingen 21. Jahrgang 1971 Nr. 4 unö Signiaringcn

EIN GUOT SELIG IOR, | wie dieser Einblattdruck aus der Frühe der Druckerkunst im 15. Jahrhundert, wünscht die Hohenzollerische Heimat allen ihren Lesern. Das Chr.istuskind aus der mystischen Rose, ein damals oft gebrauchtes Motiv, soll unsere guten Wünsche zu Weihnachten und zum guten neuen Jahr zusammenfassen. Wir meinen, daß wir der Aufmunterung, Besinnung und guten Wünsche um diese Jahreszeit so sehr bedürfen wie die Generationen zuvor ihrer bedurft haben. JOSEF MÜHLEB ACH

Vom winterlichen Brauchtum auf dem Lande

Das ehemalige Brauchtum ist zum großen Teil ein Opfer wtihnachthchen Schau ;n der Bauernstube getreten. Als des heutigen Industr .-Zeitalters geworden, das will sa- wohl die schönste und wichtigste Schau in der Weihnachts- gen, daß in der sogenannten Wohlstandsgesellschaft von zeit bot aber in der Kirche die Krippe mit der heiligen heute das einstige Brauchtum auf dem Lande keinen Platz Familie im Stall inmitten der gebirgigen bethlehemitischen mehr hat oder höchstens nur noch recht bescheiden ge- Landschaft mit Ochs und Eselein, Hirten, Schafen, Ge- pflegt wird. Jahrhundertealte Gebräuche hatten in der birgspfaden und Grotten. Immer wieder zog es die Kin- einfachen, bescheidenen und geruhsamen Lebensweise der der vor d Krippe zu bewunderndem Anschauen, beson- Altvordern ihren Grund. Mit der Technisierung und dem ders wenn dann noch die heiligen Dreikönige das Weih- Wohlstand sind Wesen und Gehalt des Brauchtums ver- nachtsbild vervollständigten. gessen worden und verloren gegangen. Es ist deshalb ge- Als „Gutsjahr" erhielten an Neujahr die Paten der Kin- wiß reizvoll, am Bf spiel des Dorfes Hausen am Andels- der als Gegengabe für die Geschenke zum Klosentag von bach eine kleine Schau auf das einstige Brauchtum, wie es den Eltern der Patenkinder einen großen Brotring aus im W iter in Erscheinung trat, zu versuchen. blühweißem Weizenmehl. Das würzige Birnenbrot, auch Am Anfang des Winters stand früher für die Jugend der Hutzelbrot genannt, war in der Weihnachtszeit eine bei Klosentag als der höchste Freudentag des Jahres. Es war der ganzen Familie beliebte Beigabe zum Morgenkaffee für die Kinder das Hochfest des Jahres; im Rang und in und zum Abendessen. der Bewertung überragte der Nikolaustag Weihnachten, In der Silvesternacht, wenn ein dröhnender Böllerschuß zumal man früher das große Schenken zu Weihnachten den Beginn des neuen Jahres angezeigt hatte, zog eine nicht kannte. Der Klosentag hat die ganze Jugend in sei- Gruppe sangsfreudiger junger Männer durch das Dorf, nen Bann gezogen. Schon beim ersten Flockenfall Ende um den Bewohnern, vorab dem Pfarrer, Bürgermeister November oder Anfang Dezember sangen die Kinder be- und Lehrer das Neujahr anzusingen. Das in langer Tra- geistert: „Es schneit, es schneit, daß Fetze geit, dr Santiklos dition von Jahrzehnt zu Jahrzehnt gesungene Lied hatte ist nimme weit." Dem Klosentag aber gingen die Kinder folgenden Wortlaut: erregenden, geheimnisumwitterten Vorbereitungen für Ob das alte manche Sorgen, das Schenken voraus. Da war - nach Beendigung der manchen Kummer euch gebar, herbstlichen Feldarbeiten - der lockende Martin Markt grüßt euch froh der erste Morgen im benachbarten Städtchen. Dort gab es - das wußten die in das neue Lebensjahr. Kinder - in Fülle und reicher Auswahl schon all die be- Schaffet Mut im Geiste milder, gehrten Dinge, die zum Klosentag gehörten. Der Martini- froher, schöner Zukunftsbilder. Markt war eben schon ein verheißungsvoller Künder und Eine bessere Zeit wird lachen Vorbote des Nikolaustages.Und wenn es dann so weit unter des Allmächtigen Wachen. war, stellten die Kinder am Abend vor dem Klosentag, Wir wünschen euch fröhliche Zeit bevor sie ins Bett gingen, einen leeren Teller auf dem Eß- und einst das himmlische Reich. platz am Famii'°ntisch bereit. Am folgenden Morgen war Wir wünschen guten Morgen das Neujahr euch an. der Teller vom Nikolaus gefüllt mit Lebzelta (Lebku- Ein Jahr ist vorüber, kaum denkt man daran. chen), die mit dem Nikolauslied verziert waren, mit So kommen die Jahre heran, Walnüssen, Äpfeln und nützlichen Beigaben. Dieses nächt- bis der Tod klopft bei uns an. liche Geschenk gab es in jedem Haus, während der Be- So kommen die Jahre und ziehen dahin. such des gestrengen und trotz seiner Nachsicht wegen der Und wie sie verwelken und wie sie verblühn, Ruten etwas gefürchteten St. Nikolaus nicht jede Familie und wie alljährlich fallet das Laub, mit Kindern erreichte. Zur Freude der Kinder erfuhr der so zerfallen wir alle zu Staub. Festtag noch eine Steigerung, als der Götte und die Gotta Dem Lied fügen die Sänger denNeujahrswunsch an: ihren Patenkindern Geschenke ins Haus brachten oder A guets neus Jahr! bringen ließen. Da gab es vielerlei nützliche Dinge, die Am Tag vor dem Dreikönigfest zog eine j igendliche jedes Kinderherz erfreuten: farbige Taschentücher, viel- Gruppe in morgenländischem Hat' mit dem Dreikönigs- leicht eine Gnffellade, eine Schieferschreibtafel, Strümpfe, stern auf der Spitze eines Stabes durch das Dorf von ein Taschenmesser oder eine Mundharmonika für die Bu- Haus zu Haus, um gegen eine bescheidene Gabe der be- ben, Schürzen und ein Halsband für die Mädchen, wohl suchten Familien das Dreikönigfest mit folgenden Versen auch ein Spielzeug für gemeinsame Spiele an den langen anzusagen: Winterabenden, einfach alles, was Kinderglückseiigkeit ausmachte. Konnte man es den Kindern verdenken, daß T'ie heiligen Dreikönig mit ihrem Stern, sie den Ni olaustag höher schätzten als Weihnachten? sie suchen das Kindlem und hätten es gern. An Weihnachten stand früher und steht heute noch der Sie kamen vor Herodes' Haus, Christbaum im Blickpunkt des Interesses jeder Familie, Herodes schaut zum Fenster heraus. vor allem aber der Kinder. Er wurde geschmückt mit far- Ach Gott, ach Gott, der H" tere ist schwarz. bigen Glaskugeln, Engelsfiguren aus Wachs, „vergoldeten" Ja, er ist schwarz, er ist wohlbekannt, oder „silbernen" Nüssen und Tannenzapfen, mit kleinen es ist Kaspar, König aus dem Mohrenland. Lebkuchen, Marzipanstücken in spielerischen Figuren, glä- So gib mir doch die rechte Hand. : sernen Eiszapfen und Springerle. All dies bunte Schmuck- Die rechte Hand, die geb' ich dir r cht, werk ist in neuerer Zeit den Glaskugeln gewichen. Die du bist Herodes, wir trauen dir nicht, Weinnachtskrippe unter dem Ch stbaum war einstens Dann kamen sie vors Hüttelein nur mit einigen Krippenfiguren angedeutet. Heute ist die und fanden das Kind im Krippelein. vielfach selbst gebastelte Krippe in den Vordergrund der Sie fanden es ganz nackt und bloß und legten es Maria auf den Schoß.

114 Und wenn ihr was gebt, so gebt es bald, als es noch Dienstboten gab. Tatsächlich hatte damals, als wir müssen noch durch den finstern Wald, man landwirtschaftliche Maschinen noch nicht kannte, durch den finstern Wald, durch den tiefen Schnee, jeder größere Bauernhof einen Knecht und eine Magd das tut den heiligen Dreikönig so weh. oder wenigstens einen Knecht oder eine Magd. Wenn wohl Am Dreikönigsfest selbst - 6. Januar - läßt nahezu jede auch nicht jeder Knecht oder jede Magd die Stelle wech- Familie in der Kirche in einer Schale Salz mit Kreide selten, so war der Lichtmeßtag doch ein wichtiges Ereignis, weihen. Das geweihte Salz wird im Laufe des Jahres sowohl für den Bauernhof wie für die Dienstboten. Heute immer wieder in kleinen Dosen dem Gebrauchssalz im hat der Lichtmeßtag nur noch die Bedeutung, daß man in Haushalt zugesetzt. Mit der geweihten Kreide wird auf der Kirche Kerzen und Wachs für den Gebrauch eines dem oberen Querbalken am Hauseingang oder an der Jahres weihen läßt. Stubentür ein K + M + B gezeichnet. Dieses Zeichen Lichtmeß deutet schon auf das kommende Ende des Win- (Kaspar, Melchior, Balthasar) soll den bösen Geistern den ters hin. Zwar noch zaghaft, aber doch zuversichtlich läßt Zutritt zum Haus wehren. Der ursprüngliche Sinn des Lichtmeß eine Ahnung des Lichtes des nahenden Frühlings Zeichens C + M + B ist längst dem Volk verloren ge- verspüren Der Bauer sagt: „L'chtmeß - bei Tag eß". Das gangen; gehen doch die drei Buchstaben auf den alten he: 3t, die Morgen- und Abendmahlzeiten sollen wieder Segensspruch zurück: Christus monsionem benedicat - bei Tageslicht eingenommen werden. Christus möge dieses Haus segnen. Zum Ausklang des Winters gehört im Brauchtum unseres An Winternachmittagen trafen sich Frauen in kleinem Dorfes noch die Fastnacht. Wir zeichnen hier, wie ein- Kreis zu erholsamen Plauderstunden in der Hostube, bei gangs bemerkt, ja ein Bild des winterlichen Brauchtums der die Bäuerin ihre Gäste mit goldgelbem Gugelhopf und des Dorfes Hausen am Andelsbach. Die Fasnet vollzieht köstlich duftendem Bohnenkaffee bewirtete. Sonst gab es sich in ähnlicher Weise wie im ganzen dörflichen Bereich im Bauernhaus ja nur Malzkaffee. In der Hostube war des schwäbischen Raumes. Am „Auseligen Donschtig" ist man aber nicht müßig; die Frauen nutzten die Stunden zu nach Abholung der Schuljugend durch die Narrengesell- fleißigem und emsigen Stricken von Socken für den Mann schaft das Dorf belebt von den bunten Masken der Schul- oder von Strümpfen für die Kinder. Das Wort Hostube jugend und der Ledigen, die in einem Umzug den Beginn kommt von Hofstube, das ist die große Stube des Bauern- der Fastnacht kund tun. Dabei werden oder vielmehr hauses für die gemeinsamen Mahlzeiten der Familie. wurden die auf einem Plakat in Form eines Transparentes Die Bauern hielten ehemals treu zu ihrer Sippe. An einem als Moritat aufgezeichneten „Übeltaten" von Mitbürgern Sonntag in der ruhigen Jahreszeit trafen sich die Fa- glossiert und gebührend apostrophiert. Am Nachmittag milien einer Sippe einmal im Jahr wechselnd in den Dör- des Fastnachtssonntags wurde bei gutem Wetter auf einer fern, in dem zur Sippe gehörenden Bauernhof zu einem im Hof eines Bauernhauses an der Dorfstraße aufgeschla- Familientag. Die auswärtigen Familien kamen mit dem genen Bühne, bei schlechtem Wetter im „Adler" oder im gelbfarbenen „Bernerwägele" oder mit der schmuck her- „Hirsch" ein Fastnachtsspiel aufgeführt, das spektakuläre gerichteten „Chaise", im Winter, in dem mit Woll- und Schauertaten mit lustigem Untergrund und Ende zum Pelzdecken ausgestatteten Chaise-Schlitten angefahren. Gegenstand haben mußte. Vor dem Spiel und während Der winterlichen Fahrt gab das lustige Schellengeklingel der Pausen bot der Hanswurst in bunter, farbenprächtiger vom Rücken der trabenden Pferde fröhlichen Rhythmus. Kostümierung seine witzigen, humorvollen I llagen. Von Mitte bis Ende Januar ging die Wachsfrau mit dem Nach dem Fastnachtsspiel, bei dem Frauenrollen immer mit einem flachen Wollbauschchen auf dem Kopf getra- von Männern gestielt wurden, erhielt die Spielgesell- genen ovalen Korb von Haus zu Haus, um Kerzen und schaft vom Gastwirt die verdiente Bei rtung mit Frei- weiße oder goldbraune Wachsrodel zur Weihe am Lich:- bier, Heringsalat, Käse und ßrot. Am Fastnachtssonntag meßtag anzubieten. war dann noch „Bürgerball" und am Fastnachtsmontag „Ledigenball" mit Maskentreib"n. Den Ausklang der Wenn man von Lichtmeß etwas sagen will, so muß man Fasnet brachte der Aschermittwoch mit der „Geldbeutel- sich der Zeit vor dem ersten Weltkrieg erinnern. I " :htmeß wäsche" im Dorfbrunnen. „D'Fasnet wird vergrabe". war damals der wichtige Tag des Dienstbotenwechsels. Damit ist die Zeit des v, •iterlichen Brauchtumr .m allge- Teilweise war Dienstbotenwechsel freilich schon an Mar- meinen zu Ende. Es geht jetzt machtvoll dem Frühling tini, weil mancher Bauer sich im Winter, in dem es kaum und der beginnenden Feldarbeit entgegen. Palmsonntag Feldarbeiten zu verrichten gibt, den oder wenigstens einen und Ostern sind schon in Sicht, und die gehören dem D' :nstboten ersparen wollte. Solche Wechsel der Dienst- Frühjs hr. Josef Mühlebach boten, auch Ehehalten, genannt, konnte ja nur geschehen,

Stiftung des „Tenebrae" zu Hettingen Gott nicht geschont), samt der Collekt „Respice quesumus domine" (schau bitte her o Herr). Darum sollen die Hei- Eine Urkunde im Pfarrarch'v Hettingen vom Freitag vor ligenpfleger der St. Martinspfarrkirche zu Hettingen als Quasimodo (8. Apr.) 1491 berichtet: Otilia von Buben- Präsenz dem Kirchherrn 4 Heller und den dreien hofen, gb. von Bach, stiftet zum Gedächtnis Jesu unseres Kaplänen je 3 Heller geben, sobald der Gesang zu Ehren „Behälters" und seiner Mutter, der Himmelskönigin und des Leidens Christi vollbracht ist. Während des Ganzen Magd Maria für die Seelen ihrer Vorfahren und Nach- sollen zwei Kerzen brennen. Otilie stiftet hierzu 50 kommen, ihrer selbst und ihres verstorbenen Gatten Hans rheinische Gulden. Das Siegel der Stadt hängt an: l'm von Bubenhofen, des Landhofmeisters des Grafen Eber- Schild eine Hirschstange quer über aufgerichtetem Löwen. hard von Wirtemberg, in die Pfarrkirche Hettingen auf Ferner das Siegel des Kirchherrn Heinrich Bittel: Im alle Freitage des Jahres folgendes: Nach dem Amt (!) soll Schild undeutlich drei Kreuze (?) auf Dreiberg. Die Um- der Mesner ein Z liehen mit der großen Glocke geben zum schrift scheint auf ,,-huser" zu enden. (Die Ürk. wurde Gedächtnis des Sterbens Christi und erhält als Lohn je frdl. durch Herrn Pfr. Gust. Scharm zum Lesen gegeben.) 1 Heller. Drauf soll der Kirchherr und die Kapläne das Wie aus dem Rodel der Fauler-Frühmeß von 1491/98 Responsorium singen „Tenebrae factae sunt" („Es sind hervorgeht, hat Kirchherr Heinri h Harthuser (= Bittel!) Finsternisse entstanden") samt Vers und Gloria Patri und im Jahre 1496 einen Jahrtag zur Kapianei ges irtlt. Versikel „Proprio filio suo" (seines eigenen Sohnes hat J. A. Kraus

115 HARTMANN REIM

Ein römischer Gutshof bei Inzigkofen

Mit der Niederlage des augusteischen Legaten Publius Mauern angegraben 5. Da dieses Gelände in den nächsten Quinctilius Varro gegen den germanischen Feldherrn Jahren bebaut werden soll, war eine vorherige archäolo- Arminius und der vollständigen Vernichtung seiner Le- gische Untersuchung unbedingt erforderlich. Die Grabung gionen im Teutoburger Wald im Herbst des Jahres wurde vom Staatlichen Amt für Denkmalpflege Tübingen 9 n. Chr. scheitert der Plan des Augustus, Germanien bis durchgeführt und dauerte von April bis Ende Oktober 1970°. Ziel der Grabung war di Fr ..legung der Ge- bäude, die sich durch hochgepilügte Kalksteine -• in einem Moränengebiet fremdes Gestein - und sogenannte Leisten- ziegel bereits an der Bodenoberfläche abzeichneten; wei- terhin wurde von der Grabung ein Beitrag zur Klärung der Lage des im Raum Laiz-Inzigkofen vermuteten Do- naukastells erhofft.

Die frühesten Funde des untersuchten Geländes stammen aus der mittleren Bronzezeit, etwa aus dem 15./14. vor- christlichen Jahrhundert, einer Zeit, die nach dem damals vorherrschenden Bestattungsbrauch der Beisetzung der Toten unter einem Grabhügel, Hügelgräberbronzezeit ge- nannt wird. Einige Dutzend dieser mittelbronzezeitlichen Gefäßscherben zeigen uns, daß sich im Bereich des Gra- bungsarreals °ine Siedlung befunden hat. Hausgrundrisse Abb. 1 Rekonstruktion des Hauptgebäudes (Zeichnung J. Spindler, oder andere Bebauungsspuren konnten nicht festgestellt Tübingen). werden. W itere Funde stammen aus der spätkeltischen Zeit und gehören ins 1. vorchristliche Jahrhundert. zur Elbe dem römischen Imperium einzugliedern, ein Die Steinbauten erwiesen sich als Teile eines römischen Kapitel römischer Offensivpolitik geht zu Ende. Die in Gutshofes, einer sogenannten villa rustica7 (Abbildung 1). Vindelicien gelegene Garnisonsstadt Augsburg-Oberhau- Das Hauptgebäude, 37 auf 27 m, zeigte an der nach sen, die Ausgangsbasis für den Angriff nach Norden ins Osten gerichteten Frontseite zwei seitlich aus der Fassade freie Germanien, wird aufgegeDen, eine der beiden dort hervortretende Türme Eckrisaiite genannt, sieben weitere stationierten Legionen an den Niederrhein verlegt, die Wohnräume gruppieren sich um den Innenhof herum. andere in das neugegrünaete Legionskastell Vindoni^sa, Die Frontseite zwischen den be".en Risaliten war das heutige Windisch bei Brugg a. d.Aare in der Schweiz. Die Anlage von BL:nenlandgarnisonen i n Süden Vinde- liciens zum Schutze des Alpenvorlandes, Bregenz, Kemp- ten, der Auerberg, der Lorenzberg bei Epfach und Gau- ting in augusteisch-tiberischer Zeit gehört mit in den Rah- men der neuen, mehr auf Sicherheit bedachten Politik '. Zu einem erneuten Vorrücken kommt es dann in der Regierungszeit des Claudius (41-54 n. Chr.), als eine Ka- stellreihe der Donau entlang, der sogenannte Donau- limes, errichtet wird. Diese Kastellreihe reicht von Osten über Oberstimm, Kr. Ingolstadt, Burghöfe, Kr. Donau- wörth. £ Clingen, Kr Dillingen, welches schon in spät- tibc ischer Zeit gegründet wurde, Unterkirchberg, Kr. Ulm, R.'i rissen, Kr. Ehingen, Mengen-Ennetach, Kr. Saul- gau und Tuttlingen, bis nach Hüfingen, Kr. Donaueschin- gen 2. Ein weiteres Donaukastell wird im Raum Laiz- Inzigkoren, Kr. Sigmaringen vermutet3.

Unter Kaiser Domitian (82-86 n. Chr.) wird diese Ka- stellinie von der Donau auf die Schwä' ische Alb vorge- schoben. Es entsteht der sogenannte Alblimes mit den Kastellen Burladingen, Kr. Hechingen, Gomadingen, Kr. Münsingen, Donnstetten, Kr. Münsingen, Urspring, Kr. Ulm und Heidenheim 4. Dies als kurze Skizzierung der Vorgänge, ":e ue historische Entwicklung a:n der oberen Donau im 1. nachchristlichen Jahrhundert bestimmten, östlich von Inzigkofen auf einem flachen Höhenrücken, der nach Norden und Osten sanft abfällt und im Süden von der heutigen Straße Laiz-Inzigkofen begrenzt wird, Abb. 2 Keramik aus der Mitte des 2. nachchristlichen Jahrhunderts. wurden schon 1848 in der Flur „Krummäcker" römische Sogenannter rätischer Becher.

116 auf ihrer ganzen Länge unterkellert. Der Keller war den, dem Hauptgebäude, der Wohnung des Gutsherrn durch zwei seitliche Zugänge vom Innenhof her er- oder Gutsverwalters, dann aus Nebengebäuden, oftmals reichbar. Im rückwärtigen Teil des Hofes fanden sich einer kleinen Badeanlage, Stallungen und Scheunen sowie drei Pfeilerfundamente. Ein Nebengebäude, wahrschein- den Unterkünften des Dienstpersonals. Oft wird der Guts- lich eine Stallung, war 20 Meter lang und 17 Meter hof von einer Mauer umfaßt12. Im Innenhof des Haupt- breit. An keinem der beiden Gebäude waren Teile des gebäudes fand sich noch ein Holzbau, dessen heute ver- aufgehenden Mauerwerks, sondern nur noch die Fun- gangenen Pfosten als dunkle Verfärbungen im gelben damente erhalten. Diese bestanden im untersten Bereich Moränenlehm deutlich sichtbar waren. Er mißt 9 auf 6 m. aus kleinteiligen Kalksteinbrocken, die teilweise in Mör- An der Stirnseite befinden sich zwei Räume, 3 auf 3 m, tel gebunden waren. Im oberen Teil des Fundaments, in der Mitte des Hauptraumes war eine Feuerstelle. einem Zwischenmauerwerk, waren die Außenseiten aus Dieser Bau hat eine andere Orientierung als der Steinbau grob zugerichteten Kalksteinquadern aufgeführt, der und wird zudem noch von einer Kellermauer überschnit- Zwischenraum war mit in Mörtel gebundenen Kalksteinen ten, ist also älter als das Steingebäude. Die aus den ausgefüllt. Versuchen wir uns, vom Grundriß ausgehend, Pfostengruben geborgenen Funde weiser, ihn jedoch eben- eine Vorstellung vom vermutlichen Aussehen des Haupt- falls als römisch aus. Ob wir diesen Holzbau als Vor- gebäudes zu machen8. Die seitlichen Eckrisalite waren gängerbau des im Stein errichteten Gutshofs ansehen kön- wohl zweigeschossig und mit einem flachen Pyramiden- nen, muß zum jetztigen Zeitpunkt noch offen bleiben. dach überdeckt. Eine der wenigen überlieferten bild- 9 lichen Darstellungen zeigt diese Zweigeschossigkeit . Nach den Funden, der Feinkeramik, vor allem der mit Über dem Keller befand sich eine offene Säulenhalle, einem roten Überzug versehenen sogenannten terra der Eingang des Gebäudes, über eine Treppe erreichbar. sigillata, kann der Gutshof in die Zeit zwischen der Mitte Wir kennen römische Gutshöfe, wo die Säulen dieser Ein- des 2. und der Mitte des 3. nachchristlichen Jahrhunderts lü gangshalle gefunden wurden . Diese eindrucksvolle datiert werden 13 (Abbildung 2). Sehr häufig sind Gefäß- Schauseite, die sogenannte Porticus könnte mit einem bruchstücke, die in römischen Töpferfabriken im pfäl- Satteldach überdeckt gewesen sein. Die seitlich gelegenen zischen Rheinzabern hergestellt worden sind 14. Oftmals Wohn- und Schlafräume wird man sich eingeschossig vor- sind diese Sigillaten vom Hersteller mit seinem Namens- stellen. Aus Wandverputzresten können wir schließen, zug versehen worden. In Inzigkofen wurde das gestem- daß diese Räume verputzt und teilweise mit einfachen pelte Bodenbruchstück einer Schale gefunden, die vom geometrischen Motiven bemalt waren. Bruchstücke von Töpfer SEVERIANUS am Ende des 2. oder zu Beginn

Abb. 3 Südlicher Eckrisalit mit Resten eines Estrichbodens. Aufnahmen: Dr. Hartmann Reim

Hohlziegel (tubuli) zeigen uns, daß einige Räume eine des 3. nachchristlichen Jahrhunderts in Rheinzabern ge- Wandheizung hatten, Reste eines Estrichbodens weisen fertigt wurde 15. auf eine Fußbodenheizung hin 11 (Abbildung 3). Den rück- Einige Sigillaten, die aufgrund der Tonbeschaffenheit und wärtigen Abschluß des Gebäudes bildet eine offene Säu- ihrer Verzierungsmotive in südgallischen Töpferwerk- lenhalle. Bei diesen drei Gebäudeseiten glauben wir, daß stätten hergestellt wurden und ins späte 1. nachchristliche die Dächer - den italienischen Atriumhäusern vergleich- Jahrhundert datiert werden müssen, können wahrschein- bar - ihre Schräge zum Innenhof hin hatten. Eine rö- lich mit dem Holzbau in Verbindung gebracht werden 10. mische Hofanlage besteht zumeist aus mehreren Gebäu- An weiteren Funden sind ein Löffel aus Bronze, eine

117 Bronzenadel, eiserne Hausschlüssel, Messer, Meisel und Severus Alexander (222-235 n. Chr.), d späteste wurde eine Lanzenspitze zu erwähnen. Zwei Münzen wurden 228 n. Chr. in Rom geprägt19. Dieser Versteckfund ist gefunden, ein As des Kaisers Tiberius (14-37 n. Chr.), für uns ein Zeugnis einer kriegerischen Unruhezeit, er welches nach 22 n. Chr. in Rom geprägt wurde, weiter spricht von der Hoffnung der Bewohner auf Rückkehr eine Bronzemünze des Marcus Aurelius (161-180), nach der Flucht vor den einfallenden alamannischen eventuell eine hybride barbarische Prägung Diese bei- Scharen, einer Rückkehr, die es nicht mehr geben sollte. den Münzen können zur näheren Datierung wenig aus- sagen. Die Tiberiusmünze ist sehr stark abgegriffen und Vom vermuteten Auxiliarkastell wurden bislang keine folglich lange im Umlauf gewesen und wurde zweifellos baulichen Spuren gefunden. Auch ein 280 m langer, Ost- noch von den Gutsbewohnern als Zahlungsmittel benützt. West bi zum Friedhof verlaufender Suchschnitt, brachte Im Nebengebäude fand sich ein eisernes Hundehalsband. keine Klärung. Mehrere Gewandspangen, sogenannte Es besteht aus sechs beweglichen rechteckigen Einzeltei- Fibeln, die aus der Mitte des 1. nachchristlichen Jahrhun- len, die zusammengenietet und auf den Außenseiten und derts stammen, zeitlich also nicht zum Gutshof gehören, den Verbindungsstegen mit spitzen Stacheln versehen können jedoch auf die unmittelbare Nähe eines solchen worden sind. Die nach außen gerichteten Stacheln Kastells hinweisen, wenn man nicht annehmen will, daß sollten den Hund vor den Bissen wilder Tiere schützen. diese Fibeln als Erbstücke von den Bewohnern des Guts- Wir konnten bei unserer Untersuchung nachweisen, daß hofs getragen wurden. der Gutshof nach einer Brandkatastrophe verlassen und nicht wieder aufgebaut wurde. Sein Ende kann im Zu- Es wird versucht werden, die Lage dieses Kastells durch sammenhang n r einem der ersten Vorstöße der Alaman- Luftaufnahmen zu erfassen, auch werden zur letztlichen nen in das Gebiet der römischen Provinz Raetien ge- 18 Klärung noch einige Suchschnitte angelegt werden müssen. sehen werden, wohl dem, der um 233 n. Chr. erfolgte . Die Aufdeckung eines solchen Kastells wäre für die pro- vinzialrömische Forschung insofern von ganz besonderer Um diese Zeit scheint auch die römische Straßenstation Wichtigkeit, da es noch nicht durch Überbauung in Mit- in Flur „Dreissig Jauchert" bei Sigmaringen verlassen leidenschaft gezogen wäre und so eine archäologische worden zu sein. Einen chronologischen Anhaltspunkt ha- Untersuchung über die Erforschung der Frühgeschichte des ben wir dort durch einen Versteckfund von 44 Denaren, Inz, kofer Raumes hinaus bedeutsame Neuerkenntnisse die in den Estrichboden eines Raumes eingegraben wur- zum Aufbau und zur inneren Gliederung eines römischen den. Fünf dieser Münzen gehören in die Zeit des Kaisers Kastells erbringen könnte.

Anmerkungen: (m:. vielen Grundrißabbiidungen). H. Hinz, Zur Bauweise der Villa rustica, a. a. O., 15 ff. — Der Grundriß des Hauptgebäudes 1 G. Ulbert, Die römischen Donau-Kastelle Aislingen und Burghöfe. von Inzigkofen läßt die ÜDerdachung des Innenhofes aus kon- Limesforsdiungen Band 1 (1959), 78 ff. (mit ausführlichen Litera- struktiven Gründen unwahrscheinlich erscheinen. Hinweise zu turangaben). — Ph. Filtzinger, Bemerkungen zur römischen Okku- fragen der Baukonstruktion verdanke ich meinem Vater, Dipi.- pation Südwescdeutschiands, Bonner Jahrbücher 157, 1957, 181 It. — Ing. Architekt Eugen Reim, Esslingen. H. Schönberger, The roman frontier in : an archaeological survey, Journal of Roman Studies 69, 1969, 144 ff. 8 Im Rheinischen Landesmuseum m Trier befindet sich eine Wanci- malere: aus einem vorkonstantinischen Palast in Trier, die einen 2 G. Ulbert, a. a. O. 83 ff. — ders., Das römische Donau-Kastell römischen Gutshof zeigt. Rißtissen, Teii 1, Die Funde aus Metall, Horn und Knochen. Ur- 10 kunden zur Vor- und Frühgeschichte aus Südwürttemberg-Honen- D Römer in Württemberg, Teil 3: O. Paret, Die Siedlungen des zollern, Heft 4 (1970). — Ph. Filtzinger, Kastell Emerkingen, römischen Württemberg (1932), 44 ff. (mit zahlreichen Abbildungen). Fundber. aus Schwaben N.F. 16, 1962, 85 ff. (besonders Anmer- 11 Zu Fußbodenheizung, sogenannter Hypokaustcnhcizung: Saai- kung 6—10). — Ders., Wehranlagen am Donaulimes in Baden- burg - Jahrbuch 12, 1953, 7 ff 15, 1956, 38 ff, Eine gut rekon- Württemberg im Luftbild, Fundber. aus Schwaben N.F. 18 I, struierte Hypokaustenanlage befindet sich im Museum der Stadt 106 ff. - H. Schönberger, a. a. O. 151 ff. Rottweil. 3 Fundber. aus Schwaben N.F. 16. 1962, 86 Anm. 10. 13 Die Römer in Württemberg, Teil 3: O Paret, Die Siedlungen des 4 Die Römer in Württemberg. Teil 1: F. Hertlein, Die Geschichte römischen Württemberg (1932), 115 ff. (mit zahlreichen Abbil- der Besetzung des römischen Württemberg (1928), 38 ff. — H.Schön- dungen). berger, a. a. O. 156 ff. 13 Einen hervorragenden Oberblick bei: F. Oswald — T. D. Price, An 5 Die Römer in Württemberg, Teil 3: O. Paret, Die Siedlungen introQuction to the Study of Terra Sigillata (1920). des römischen Württemberg, (1932), 325. 14 Einen umfassenden Überblick über die Verzierungsmotive der 1 Die Grabung wurde bis Ende Mai von Fräulein cand. phil. Sabine Sigillaten von Rheinzabern: H. Ricken. Die Bilderschüsseln der Rieckhoff, Freiburg, die restliche Zeit vom Verfasser geleitet. Der römischen Töpfer von Rheinzabern. (1948). — H. Ricken — Ch. li- Gemeindeverwaltung Inzigkofen, an ihrer Spitze Herrn Bürger- scher, Die Biiderschüssein der römischen Töpfer von Rheinzabern. meister Sailer, wird für die freundliche Unterstützung gedankt, Materialien zur römisch-germanischen Keramik, Heft 7 (1963). weiterhin den Grundstückseigentümern und Pächtern des betref- O. Roller. Die römischen Terra-Sigiliata-Töpfereien von Rhein- fenden Geländes für die Grabungserlaubnis. Herrn A. Bede danke zabern Kieine Schriften zur Kenntnis der römischen Besetzungs- Ich für vielfältige Unterstützung. Ganz besonderer Dank gi'r den geschichte Südwestdeutschlands, Heft I (1965). Grabungsarbeitern, den Herren Haas, Ortlieb, Walter und den 15 F Oswald, Index of potters stamps on Terra Sigillata „Sam'an Bauarbeitern der Firma Henselmann, Inzigkofen, sowie den be- Ware" (1931), 295. teiligten Studenten. 10 7 Zu südgallischen Töpferwerkstätten: R. Knorr, Töpfer und Fa- H Hinz, Zur Bauweise der Villa rustica. in: Gymnasium (Bei- briken verzierter Terra-Sigillata des ersten Jahrhunderts (1919). hefte) Heft 7 (197Ü) Germania Romana III: Römisches Leben auf 17 Die Bestimmung der Münzen verdanke ich Herrn Dr. D. Manns- germanischem Boden, 15. 8 perger, Archäologisches Institut der Universität Tübingen. Rekonstruktionsvorschläge einer Villa rustica mit überdachtem 18 Innenhof: F. Oeimann, Die Villa rustica bei Stahl und Ver- R. Roeren, Zur Archäologie und Geschichte Südwestdeutschlands wandtes, Germania 5, 1921. 64 tf. — O. Paret Ein Herrenhaus im 3. bis 5, Jahrhundert n. Chr., Jahrbuch des Rom.-Germanischen römischer Zeit bei Mundelsheim. Fundber. aus Schwaben N.F 9, Zentralmuseums Mainz 7, 1960, 214 ff. 1935 38, 105 ff. Abb. 59. - ders., Die Römer in Württemberg 19 Ph. Filtzinger Die römische Straßenstation bei Sigmaringen, Zeit- Teil 3: Die Siedlungen des römischen Württemberg (1932), 26 ft. schrift für Hohenzollcrische Geschichte 90, 1967, 19 ff.

118 JOHANN ADAM KRAUS

Das Bisinger Herrengeschlecht 1188-1385

Heinrich Faßbender hat (ohne Namensangabe) in dem wir den Dekan Wernher von Haigerloch und Walther Scho- von Buhl und Knaus im Jahre 1953 herausgebrachten lasticus von Hechingen 9. Nach dem St. Blasianer Mönch „Heimatbuch von Bisingen-Steinhofen" Seite 44 f. zwei Neugart hieß der verstorbene Bruder Walgers ebenfalls Linien der Herren von Bisingen unterschieden, die seit Baldebertus. Man darf annehmen, daß dieser Ritter Wal- 1229 nachweisbaren Walger und die Kerus, die man seit ger (I.) um diese Zeit schon bejahrt war und nicht mehr 1284 kennt. Letztere nannten sich seit etwa 1337 eben- lange lebte. Am 2. Januar 1263 beurkundete Graf Fried- falls „von Bisingen". Faßbender vermutete, der Name rich von Zollern, daß sein Dienstmann Walger von Bisin- Kerus könne aus Walkerus entstanden sein. Möglich wäre gen (nicht Ritter, also Walger II.) dessen Mühle zu aber auch ein Übername „Kehr-aus". Seit Erscheinen des Ahausen (abgeg. an der Eyach oberhalb Owingens bei Heimatbuches haben sich noch mehr urkundliche Nach- Ostdorf) dem Kloster Kirchberg übergeben habe. Unter richten gefunden, so daß die Familie neu untersucht wer- den Zeugen sind zwei weitere Angehörige der Familie den kann. erwähnt: Herbrecht von Bisingen und Heinrich von Bi- singen 10. Allein am 26. Dezember 1277 verkaufte Ritter Als ersten Vertreter der Familie „von Bisingen" nennt Walger von Bisingen erneut seine Mühle apud villam (von F. unbeachtet) eine Urkunde ums Jahr 1188 einen Ahusen (beim Dorf A.), diesmal mit Einwilligung Balde- Wernher. Damals gestattete der Graf Egino von Urach brechts von Zainingen, der Walgers Besitz angefochten seinen Dienstleuten Schenkungen ans Kloster Bebenhausen hatte, ans Kl. Kirchberg. Der Verkauf geschah in Bisin- zu machen. Unter den Ministerialen erscheinen dabei Ber- gen in der Behausung Walgers. Baldebrecht war wohl der thold von Egesheim, Leutfried von Metzingen, Hugo von Brudersohn des Verkäufers und der ebenfalls als Zeuge Geislingen, Gottfried von Nürtingen, Rudolf von Urach, genannte Heinrich von Zainingen (b. Urach) sein nächster Wernher von Bisingen, Heinrich von Empfingen und Verwandter, Sohn oder Bruder Am 8. November 1276 Eberhard von Metzingen Vermutlich um 1200 nennt der ist in einer Bebenhauser Urkunde die Rede von Grund- Rotulus Sanpetrinus einen Kraft von Bissingen, der wohl stücken zu Ichenhausen, die dem Ritter H(einrich) von in der Nähe der Teck beheimatet war, sowie einen zu uns Zainingen gehören und unter den Zeugen finden sich gehörigen Ritter Rudolf von Bisingen, der dem Kloster A. der Vogt (preco) von Gruren und Brendlin von Zai- St. Peter auf dem Schwarzwald sein Gut (predium) bei n 2 ningen a. Statt Brendlin dürfte Bäldlin (Baldebert) zu Aldingen (b. Spaichingen) schenkte . Am 2. April 1228 lesen sein! Die Zaininger Linie der Herren von Bisingen verkaufte ein Truchseß (nicht Schenk, wie Faßbender hält Faßbender für identisch mit den Kerus, die jedoch irrig meint) Baldabertus als Ministeriale des Grafen von zwei Widderhörner im Schild und als Zier führten, wäh- Zollern mit dessen Zustimmung ein Gut im nahen Than- rend Walger von Bisingen im Schild einen Topfhelm mit heim an die Brüder des Hospitals der Deutschen zu zwei langen Mützenzipfeln darauf führt, die später sich Jerusalem. Dabei wird BaldabertsBruder Burkart Flizzing 12 3 deutlicn als Mitra (Bischofsmütze) finden . (der Fleißige?) genannt . Fin Truchseß von Zolr schenkte schon vor 1189 ein Gut zu Wernshausen (abgeg. bei Stein- Walger II. (ohne den Rittertitel) hat am 27. Januar 1269 hilben) ans Kloster Marchtal4. seinen Hof mit Mühle bei Holzham (abgeg. bei Schöm- Faßbender hält mit guten Gründen diesen Truchseß Bal- berg) seinem Herrn, dem Grafen Albert von Hohenberg dabert für identisch mit jenem Baldebertus, der 1229 mit aufgelassen und n t dessen Hand zu seinem und st ier 13 seiner Gattin Willebirg laut Inschrift ii der Bisinger Kir- Eltern Seelenheil dem Kloster Kirchberg übergeben . che dem Gotteshaus einen Hof zu MÖssingen und einen Am 25. Oktober desselben Jahres übergaben dann di Gra- zu Rangendingen schenkte 5. Hier fehlt freilich der Titel fen Albert, Burkart und Ulrich von Hohenberg den Truchseß. Dagegen kommt Baldebert der Truchseß noch Degenhartshof mit Mühle ans genannte Kloster als Erb- 1251 neben dem zollerischen Schenken Wernher vor was lehen. Hof und Mühle lagen beim Schömberg und der eine Gleichsetzung mit dem Bisinger Wohltäter wohl n:cht edle Walger (II.) von Bisingen hatte sie von ihnen und fraglich macht. Ein Baldebert ist 1262 als Bruder des Hugo ihren Voreltern als Lehen gehabt und ans Kloster ver- von Stauffenberg nachzuweisen, der 1266 Truchseß des kauft. Als Zeuge fungierte der St< nhofer Leutpriester Zollergrafen heißt7. Der Name Baldebert ist somit sowohl (Pfarrer), Wernher genannt Zimerii, aiso ein Angehöriger 14 bei den Bisingern als bei den Stauffenbergern jener Zeit des Adels von Heiligenzimmern . Eine weitere Urkunde gebräuchlich gewesen. aus demselben Jahr meldet unter gleichen Umständen und Bestimmungen einen Hof bei Schömberg, vielleicht den Ein 1251 vorkommender „Sifrid genannt Bisinger" ist gleichen. Auch erfahren wir aus einer Urkunde vom 8 schwer '.inzureihen, gehört aber wohl doch hierher . Am 12. Januar 1271, daß Waltger (!) von Bisingen (i cht 16. Juli 1255 urkundete Ritter Walger von Bisingen in Ritter) einen Hof zu Endingen b Balingen besaß Iä. Rosenfeld, daß sein verstorbener Vater Baldebertus (offenbar der Wohltäter von 1229) und sein verstorbener Dagegen erscheint ein Ritter Walherus (Walgerus) von Bmder und er selbst zu Rosswangen (b. Balingen) vor Bisingen zw chen 1273 und 1291 in einer Rottweiler längerer Zeit eine Burg gebaut gehabt, wozu sie eine große Urkunde 16. Es wird der gleiche sein, den wir mit seinem Anzahl Äcker bei der Burg n it Gewalt an sich gerissen, Domizil (Wohnung) zu Bisingen oben schon zum Jahre die vor allem dem Kloster St. Blasien gehörten. Nach Zer- 1277 erwähnten. D :ser Wonnitz war zweifellos das noch störung der Burg und dem Tod des Vaters habe er mit 1435 genannte „Bürglin am Hofbrunnen" zu Bisingen in seinem Bruder die \ : derrechtlich erworbenen Grund- unmittelbarer Nähe des heutigen katholischen Pfarr- stücke je halb geteilt. Auf Protest des Klosters gegen ihn hauses. Derselbe Ritter Walker (irrig „Walther") v. B. und semes Bruders Sohn Baldebertus schlug ihm das Ge- verkaufte am 15. Jur . 1282 an den Rottweiler Bürger wissen, worauf er seine Hälfte dem Kloster und den Heinrich Scnapel mit Zustimmung seines Herrn, des Zol- andern Eigenti'i-iern zurückgab. Unter den Zeugen finden lergrafen, seine Mühle zu Schömberg um 42 Pfund Rott-

119 weiler 17. Ritter Walger ist im gleichen Jahr (ohne Tages- ster zu seinem und seiner Vorfahren Seelenheil im Jahre angabe) Zeuge für die Zollergrafen, welche Güter zu 1308 einen Acker im Rottweiler Bann geschenkt30. Herr Heselwangen verkaufen le. ¡Walgger v. B., Ritter, erscheint am 22. Juli 1309 als Schiedsrichter zwischen dem Kloster St. Gallen und dem Am 14. Juni 1284 finden wir einen „Baldebert genannt Grafen Friedrich von Zollern betr. die Klosterhöfe zu Kerus" als Zeugen für den Grafen Albert von Hohen- Frommern und Truchtelfingen 31. berg 19. Der am 2. Januar 1292 . l einer Urkunde des Jo- hanniterhauses zu Villingen genannte Wernher von Bi- Um 1311 sind im Reichskrieg gegen den Grafen Eberhard singen kann nicht von Biesingen bei Donaueschingen stam- von Wirtemberg die Burgen Jungingen, Haideck (H ntere men, wie Faßbender meinte, denn dieser Ort hieß noch Burg b Trochtel igen) und Greifenstein (bei Hönau) bis ums Jahr 1500 Boasinhain bzw. Büsenhain 20. Wernher durch die Reutlinger Bürger zerstört worden und um Ror gehörte vermutlich zu unserer Familie. wurde hart gekämpft. Wenigstens berichtet ein lateinisches Gedicht: „Die tapferen Reutlinger führten ihre Scharen Ein Konrad von Blumenberg auf Burg Tannegg an der nach Ror. Dort kamen viele um 32", Dreißig Jahre später Wutach (später auf Blumenegg) schloß am 28. Dezember erscheint Burg Ror als Burgstall, das heißt unbewohnbare 1293 einen Ehevertrag mit seiner Gattin Elisabethun von Ruine. Bisingen. Herr (also Ritter!) Walger von Bisingen unter- schrieb als einer der Zeugen 11. Faßbender hält die Braut Eine Urkunde ir» Staatsarchiv Sigmaringen, die aus dem mit gewissen Gründen für eine Schwester Walgers III. Ihr zollerischen Gebiet stammt, blieb bisher fast unbeachtet. Gemahl war bereits im Jahre 1315 tot, vermutlich ohne Sie besagt: Am Tag nach Mariä Verkündigung (26. März) Kinder zu hinterlassen. Denn Johann von Blumenegg 1312 stellte der Priester Johannes, Kirchherr zu Stein- übereignete am 15. November dieses Jahres der Frau hofen, an den Bischof Gerhard von Konstanz eine Per- Elisabeth v. B., Witwe seines verstorbenen Vetters Kon- gamenturkunde aus mit dem Inhalt: Der ehrenfeste Ritter rad von Blumenegg, seine Güter22. Am 14. Februar und und Herr Walgerus von Bisingen und der Herr Hermann, 10. Mai 1316 erhält sie nochmal Güter aus der Familie genannt von Stainhoven, als Priester haben an den Altar ihres Mannes23. Sie stiftete am 28. Februar 1316 als der heiligen Stephanus und N'kolaus in der Kapelle zu „Elisabeth von Blumenberg" mit vielen Gütern das Jo- B.. "gen einige Guter ges ftet, damit von den Erträg- hanniterhaus zu Lenzkirch zum Heil ihrer Vorfahren. nissen der genannte Priester Hermann, der im besten Rufe Demnach waren Vater und Mutter nicht mehr am Leben. stehe, sein Leben lang ohne Nachteil der Pfarrkirche Stein- Noch am 1. Februar 1331 übergab Elisabeth v. B. den Jo- hofen leben könne. Johannes bittet anmit um bischöfliche hannitern Güter und Leute 24. Dabei ist angegeben, ihr Bestätigung. Ritter Walger hat den Amanshof gestiftet, stark beschädigtes Siegel zeige im Schild einen Helm mit der jährlich 6 Malter Spelz oder Vesen, 4 Malter Haber zwei Büffelhörnern als Kleinod. (Diese Büffelhörner be- (Burgmeß), 10 Schilling Heller, 1 Viertel Eier (= 120 zweifelt Faßbender mit Recht). Am 29. Oktober 1334 Stück), 2 Gänse, 2 Schultern (Schinken) und 4 Junghühner wohnte sie in einem von ihr erbauten Hause zu Lenzkirch. liefert. Ferner gab er eine Wiese, genannt die Hindaichs, Heinrich von Blumenegg nennt sie seine Muhme. Das die jähr!" h 1 Pfund Heller abwirft. Herr Hermann Johanniterhaus Lenzkirch führte fortan ihr Wappen: In schenkte den Z, lingerhof zu Bisingen mit allen Abgaben, Rot eine goldene Bischofsmitra mit zwei hängenden Bän- ferner ehie Mühle, genannt die Ahusers Muhli. die jähr- deln. Noch am 27. April 1336 stntete Frau Elisabeth von lich 1 Pfund und 9 Schilling liefert. (Ein weiterer Posten Bisingen an die Johanniter zu Villingen einige Einkünfte ist unleserlich gemacht). Ferner stiftete er Äcker und Wie- für einen Tahrtag für sich und ihren verstorbenen Mann •". sen, genannt Mundenchsgut, ferner in Thanheim des Dann hört man nichts mehr von .hr. ScbiMlins Gut und die Saillinhofstatt. Johannes siegelt (Bild des stehenden hl. Johannes mit Palme) und mit ihm Doch kehren wir nun zu ihrem vermutlichen Bruder, dem der Dekan von öschingen (Siegel unkenntlich)33. Dabei Ritter Walger von Bisingen (III.) zurück. Er erscheint ist interessant: Hermann von Steinhofen war ein Vertreter am 13. August 1298 als Zeuge des Grafen Friedrich von des dortigen Ortsadels, der uie Bisinger Kapelle besorgte. Zollern betr. Güter zu Entringen und Breitenholz, die ans Sein ZäinitigSF Hof geht sicher auf die Zaininger Linie Kloster Bebenhausen kommen 28. Ritter Walger v. B. fin- der Bisinger Herren zurück, Angemerkt sei hier noch eine det sich als Bürge am 20. Januar 1300, als Konrad von weitere Nachricht, die auch die Bisinger Kapelle betrifft: Wartenberg Gülten aus dem Fronhof zu Nendingen (bei Am 30. September 1424 verkauften die Brüder Benz und Tuttlingen) an Konrad von Balingen verkauft27 Dietz die Widmer zu Weilen unter der Lochen an die Am 1. März 1303 schenkte Ritter Walker von Bisingen N'Mlauskapeile Bisingen 7V2 Schilling und 1 Pfund (wohl III.) mit Einwilligung sc nes Herrn, des Grafen hellerzinsen aus Haus und Gütern zu Wessingen um von Zoilern, dem Kloster Kirchberg 1 Pfund 4 Schili.ng 27 Pfund 5 Schilling Heller. Die Güter hat Heinrich Hans inne; sie stoßen an Aberii Engeischalks und der Osch- jährlichen Zins aus 2 Hofen zu Rosswangen als Jahrtag 33 für seine verstorbene Gatt n Ha.lwig von Blumberg, fer- walda Gesäß . ner 30 Schilling aus des Seilers Hof und aus Walthers selig Im Jahre 1318 wird ein Zins erwähnt, der aus dem Hof des Seilers Hof zu 'Weilheim als Jahrtag für seine Mutter. des Bäidm Kerus zu Balingen zu geben war34. Die von Zeugen waren die Ritter Kunrad von Blumberg und Bisingen waren am 20. März 1325 neben den Grafen von Wernher Schenk von Nüwenzell, ferner die Ordensbrüder Wirtemberg Lehensherren über Grundstücke zu Rottweil3S. Jakob und Wilhelm vom Predigerhaus Rottweil, auch Bäldeli Kerus urkundete am 25. Februar 1326, er habe Wernher und Hug, Gebrüder vor. Babenhofen. Die Ur- das Lehen, das Albrecht von Stetten (bei Haigerloch) von kunde wurde zu Roere auf der Burg ausgestellt28, der ihm innehatte und das der Huser in Owingen bebaut, dem heutigen Burgstelle ,,Raur" an der südwestlichen Mar- Kloster Kirchberg als freies Gut übergeben. Letzteres kungsgrenze von Bisingen im sog. Schlößlewald. liefert jährlich 4 Mit Kernen (Haigerlocher Meß) und Am 9. Februar 1306 ist Ritter Walker von Bisingen 5 Schilling abzüglich 4 Heller, 2 Gänse, 4 Herbsthühner, (ob II.?) Zeuge, als die von Bottingen ihre Güter zu Buch- 1 Fastnachtshuhn, Va Viertel Eier (= 60 Stück) und zwei heim ans Kloster Beuron verkauften 20. Nach einer ver- Schulterstücke ab. Das Kloster habe ihm dafür 2 Pfund lorenen Urkunde des Klosters Rottenmünster (bei Rott- Heller bezahlt. Unter den Zeugen findet sich Benz (Ber- weil) hat Ritter Waither (Walker) von Bisingen ans Klo- told) der Stainhover 30 Dieser gehörte zu einem Haiger-

120 locher Bürgergeschlecht, das auf den Steinhofer Adel zu- Dorf Bisingen mit Zubehör zu Steinhofen und Grossel- rückgeht 36a. fingen (mit Ausnahme von Heselwangen), wie alles Ritter im Jahre 1331 schenkte Walger von Bisingen (ohne Ritter- Waiger v. Bisingen selig, seiner Schwester Mann, besaß titel) ans Kloster Rottenmünster sein Eigentum an 3 Jau- und er für Betun (Elisabeth) seiner Schwester Tochter, chert Acker bei Lizelstetten auf dem Hochgesträß (bei vom Grafen Friedrich von Zollern-Schalksburg zu Lehen Rottenmünster)37. trug, der nun darauf verzichtet. Auch Betun von Bisingen stimmt zu und verzichtet auf die Güter 43. Am 6. Oktober desselben Jahres gelobten die Brüder Wernher und Burkart die Schenken von Stauffenberg, den Wenn Faßbender weiterhin die Truchsessin Guta, die Klosterfrauen zu Kirchberg wegen des Seelgerats von 30 Gattin des Schenken Rudolf von Andeck, als Tochter des Schilling, die das Kloster aus ihrem Hof zu Weilheim (bei Ringinger Truchsessen Cuon ansah, so war dies ein Fehl- Hechingen) bezog, den man „des von Bisingen Hof" schluß. Sie stammte vom Salmendinger Truchsess Cuon u. nannte, keine Schwierigkeiten zu machen38. Vermutlich Das in ihrem Besitz befindliche Burgstall lag bei Semdach war Walger v. Bisingen Vorbesitzer gewesen. (abgeg. bei Stetten und Boll), hieß aber nicht so, sondern vielleicht ursprünglich Neuen oder Niederzell 4Ja. Am 26. Mai 1337 (am Gutemtag, d. i. Montag!) verkaufte Ritter Walger von Bisingen seinen Anteil eines Hofes zu Benz und Bäldeli Kerus von Bisingen verkauften am Grosselfingen an den Edelknecht Sifrid den Sachs um 17. April 1343 den Lichtmeistern und Pflegern U. Lb. Frau 38 Pfund Pfennige. Dabei nennt er den Grafen Friedrich und st. Nikolaus zu Balingen ihren 1 beigenen Heinz von Zollern-Schalksburg seinen Herrn, den Ritter Hein- K chmaier zu Thanheim um 30 Schilling Heller 45. Auch rich von Tierberg seinen guten Freund. Walgers Wappen- am 31. Mai 1352 veräußerten d.e Brüder Berhtold und siegel zeigt die Mitra 3Sa. Als Konrad Megunssa von Ba- Walger Kerus die zu Engstlatt sitzende lemeigene lingen am 14. September 1337 ans Kloster Stetten bei Mächtild, Eberhards Tochter von Hechingen, an den Hechingen sein Gut zu Ostdorf, genannt Bollers Gut, ver- Gr. Friedrich den älteren von Zollern. Zeugen waren äußerte, wirkte als Bürge auch der Kirchherr Walger von Pfaff Konrad der Stainhofer, Pfaff Berhtold Snelle, Heinz Roßwangen m^, der Sohn des Bäldeli Kerus von Bissi- Albrechts und Benz der Steinhofer (Nachkommen des gen 39. Pitter Walker von Bisingen verkaufte am 16. Mai Steinhofer Adeis). Das noch anhängende S^gel des Walger 1338 dem gleichen Kloster 10 Schilling jährl"-her Gilt Kerus ist nach Wappen und Umschrift das von aus seinem Mayerlin-Gut zu Onstmetten, wobe. Berthold Bisingen'sche 40. Demnach muß es die M ~ra zeigen, die Kerus Zeuge war 40. vordem e'e Walger v. B. "n Wappen führten! Walgger Kerus von Bisingen" war am 7. September 1365 Zeuge Am 18. März des folgenden Jahres 1339 verzichten die für den Edelknecht Burkart von Schalksburg47. Am drei Brüder Berthold, Walger und ßeldeli Kerus nach Er- 29. Januar 1377 sind Walger Kerus v. B. und Heinrich halt von neun Pfund und 3 Schilling Heller auf die Lehen- von Werenwag Diener der Zollergrafen Friedrich von schaft der Güter zu Owingen, welche die ehrbare Frau Schalksburg des älteren und des jüngeren, der Müll Mech' ld, Albrechts des Ganussers sei. Witwe von Ha er- heißt48. Diese beiden, Vater und Sohn, gewährten am loch und ihre Kinder, sowie ihre Vorfahren als Lehen der 20. Dezember 1378 den Bürgern von Balingen Erbfreiheit. Gebrüder Kerus und ihrer Voreltern innehatten. Die Gü- Unter den Zeugen findet sich „der Kirchherr von Roß- ter bauten damals Albrecht der Harscher, q ; Sängerin wangen, unser Rat", doch wohl der schon 1339 genannte und die Broumerin. Sie gaben daraus jährlich 9 Mit Ker- Kirchherr Walger 49. Walger von Bisingen (doch wohl ein nen, 9 Schilling weniger 4 Heller, 4 Herbsthühner, 3 Fast- Kerus) siegelte am 24. Mai 1381 für Wernher von Rosen- nachtshühner, 2 Gänse und 3 Schulterstücke. L s drei Aus- feld, einen Nachkommen der I>:tter von Schalksburg50. steller siegelten nach frdl. Auskunft von Herrn Staats- Die Brüder Bäldelin und Walger von Bissingen (wohl arc livdirektor Dr. Eberhard Gönner, Stuttgart, wie folgt: legrimierte) Söhne des verstorbenen Firchherrn von Roß- Siegel 1 und 3 zeigen in einer kreisförmigen Perlstab- wangen, verkauften im Jahr 1385 am 25, Februar Leib- Umrandung (ohne Schild) einen Kübelhelm mir 2 gegen- eigene zu Engstlatt an aas Kloster Bebennausen 51. einander gestellten Widderhörnern als Helmzier. Umschrif- ten: „S(igiilum) BER(htolai) KERVS" und „S(igilium) Dies ist a.e letzte Nachricht über c1'e Herren von Bisin- Bal(deli) KERVS". Das zweite Siegel ist soitzoval mit der gen. Lediglich am 16. Februar 1390 veräußerte Wernher Umschrift: „S(igillum) WALGERI PECTORIS ECC(lesie) Schenk (wohl von Stauffenberg) und mit mm p • ie Halb- IN ROSSWA(ng)" (d.h. Kirchrektor oder Pfarrer in R.; schwester Ursel dem Kloster Stetten bei Hechingen einige Eszeigt e- ien Kelch und darunter einen kleinen Wappen- Güter. Dafür mußten uie Klosterfrauen einen Jahrtag schild mit den zwei Widderhörnern darin 41. Walger ge- halten lassen für die verstorbenen Bruder Walger und hörte somit dem geistlichen Stande an. Bäldlin von Bisingen 52. Das Seelbuch des Klosters meldet denn auch um 1650 unterm Januar: „Requiemsmesse mit Benz (Berchtold) Kerus von Bisingen verkaufte am Vig,:l für die Brüder Balthasar (irrig statt Bäldeli) und 23. August 1340 mit Zustimmung seiner beiden Brüder, 53 Walger von Bisingen" . des Kirchherrn Walger zu Roßwangen und Bäldiis, dem Kloster Stetten 4 Schilling ew ;er Gilt aus einer Wiese zu Kaum begründet scheint mir die Vermutung Faßbenders, Thanheim. Bürge war ihr Ohe'm Heinrich von Schalks- die 1428 erwähnte Stettener Nonne Ursula Krt in habe burg der alte, und Zeuge ein AuDrecht von Truchtelfingen etwas mit den Kerus zu tun. E i Verschrieb statt Kerussin (ob Trochtelfingen? )4la. Das Siegel des Ausstellers zeigt ist unwahrscheinlich, da der Name zudem zum Schluß wiederum einen Kübelhelm mit zwei zueinander geneig- nur noch „von Bisingen" lautete. ten Widderhörnern (ohne Schild), wie es Alberti Nr. 1401 abbildet42. Anmerkungen: 1 Fürstenb. UB !. S. 71, Das Wirtenbg. UB 3, 208 setzt diese Ritter Walger von Bisingen (wohl III.) war im Jahre 1342 Urkunde irrig mit Martin Gerbert um 1227 an. tot und seine Burg Ror ein „Burgstall", d. h. zerstört. 2 Freibg. Diöz. Archiv, Jg. 15, 171 Kraft; Ritter Rudolf v. Bisingen Am 24. Juli nämlich verkaufte Truchseß Cuon von Urach, S. 174. 3 zu Ringingen gesessen, für 500 Pfund Heller an die drei WUB 226. 4 FDA 4, 164 und 170. gräfl' hen Brüder Friedrich, Friedrich und Ostertag von » Hohz. Heimat 1952, 55. Zollern als „Herren zu Zollern", das Burgstall Roer, das 6 Monum. Zoll. I, S. 67.

121 7 Hohz. JHeft 1954, 142. 36 Staatsarch. Stuttg. B 462, Urk. Nr. 549. 8 Knoblodi, Oberbad. Geschl. Buch 1, 91. 4la Hohz. Heimat 1958, 28-29. 9 WUB 11, S. 490. 37 Si^he Note 30; Seite 375. '» Mon. Zoil. I, S. 81; WUB 6, S. 92. 38 Staatsarch. Stuttg. B 462, Urk. Nr. 714. 11 WUB 8, 71; Zeitsch. f. württ. LGesch. 1937, 338. 38a Mon. Zoll. I, S. 149. ]1 - WU3 7, 46S; Es ist eine nur als Kopie erhaltene Urkunde! 39 Urkunden d. Kl. Stetten (Hohz. JHett 1955 f.) Nr. 108. Hier 12 v Alberti, Württ. Adels- u. Wappenbuch; Bisingen und Kerus. heißt -in Kerus erstmal „von Bisingen". Er wohnte wohl hier. 13 WUB 7, 8. Ob er Erbe der Waiger war? 14 WUB 7, 52. 40 Urkunden Stetten Nr. 111. Der Ritter Walger v. ß. wird hier 15 Mon. Zoll. I, Seite 89. letztmals lebend genannt. 16 Rottweiler UB 1896, S. 9. 41 Staatsarch. Stuttg. B 462, Urk. Nr. 551. 17 Mon. Zoll. I, S. 91; WUB 8, 353. 41a Hohz. Heimat 1953, 28-29. 18 Mon. Zoll. I. S. 94. 42 Urk Stetten Nr. 120 mn Nachtrag S. 349; Alberti, Württbg. 19 WUB 8, 482. Ob er tatsächlich aus der Zaininger Linie stammt, Adels- u. Wappenbuch. wie Faßbender annahm, sdieint ziemi.ch unsicher! 43 20 Mon. Zoll. I. Seite 153. Fürstbg- UB 5, S. 223. 44 21 Hohz. JHeft 1952, 79. Fürstbf: UB I. Nr. 631; Zeitschr. Oberrhein 10. 248. 44 22 a Hohz. Heimat 1969 Nr. 4, Anhang S. 3: Boll. Neugart, Cod. dipl. Alem. T. S. 388. 45 23 Württbg. Regesten Nr. 6730, Seite 252. Fürstenbg. UB 5, S. 327 f. 46 24 Mon. Zoll. I S. 1S6 nach dem Orig. im f. hohz. Haus -Auch. Sig- Fürstbg. UB 5, S. 331. maringer: R. 103, 4. Doch ist Kerus zu lesen, nicht Kern. Im 25 Neugart, Cod. dipl. Alem. II, S. 432. 2r J 1350 siegelte Johann von Estetten mit dem bisherigen Kerus- > Moi Zoll. I, S. 107; WUB 11, S. 156. schild: Alberti I, S. 153. 27 Rottw. UB S. 23. 47 Urk. Stetten Nr. 255. 28 Regest im Findbuch tür Kl. Kirchberg i. Staatsarm Stuttg,, nach 48 Mon. Zoll. I. S. 232; Rottw. UB Seite 168. dem im 2. Weltkrieg zerstörten Kirchberger Kopaloudi. 49 29 Mon. Zoll. I, S 121. Mon. Zoll. 8. S. 43. Falsbender hält diesen „Rat" für einen Sohn 30 Stuttg. Staatsarch. ß 495, Seite 360. des 1339 genannten Kirchherrn. Mon. Zoll. T, S. 123 5° Staatsarch. Stuttg. B 476, Urk. Nr. 35. 51 32 Württ. VJahrshefte f. Landesgesch. 1883, S. 3. v. Alberti, Württb. Adels- u. Wappenbuch I, S. 64; Staatsarch. 33 Staatsarch. Sigmaringen: Grafsdi. Zollern. Stuttg. A 474, Urk. Nr. 2400, vom 25. Febr. 1385. 52 34 Kreisbeschr. Balingen II, S. 31. Urk. Stetten Nr. 329. 53 35 Rottw. UB S. 660 Anmerkung. Urk. Stetten Seite 326.

immer seltener werden die Ausdrücke und "Wendungen in unserer heimischen Mundart. Am Rande erlauscht

Rangendingen. In gegenwärtiger 2'¿Tt wird unsere hoch- aber, der ziemlich trinkfest ist und sich ständig wacker deutsche Sprache mit zahllsoen Fremdwörtern durchsetzt. daran hält, der dudlet oder duderet aubacha. Wer mit Die Ausweitung des gesamten Lebens heraus aus dem ehe- Arbeit so überhäuft ist, daß er bald keine Minute mehr mals so geschlossenen Rahmen von Dorf und Stadt in zur Ausspannung und Ruhe findet, ist überlenkt. Hat je- weltweite Rereiche bringt auch sprachliche Änderungen mand Jnglück ,eder Art, so ergreift einen das Mitgefühl aller Art mit sich. Sogar die Muudart wird hiervon be- und der oder die Betreffende dauret einen. Ahnen Erwach- troffen. Manches uralte, treffliche Wort wird von der Fülle sene irgend etwas Gutes oder Schiechtes im voraus und des Neuen, aber nicht immer besseren - an den Rand, die wii'd dies vielleicht -.'khchkeit, dann heißt es freudig Außenseite der so vertrauten heimischen Mundart ge- oder bekümmert: „'s hot mr au aodderet." Wer nach ge- drängt, um dann über kurz oder lang der Vergessenheit taner Arbeir ganz ausgepumpt oder erschöpft ist, der ist anheimzufallen. ganz grea (fertig). Ein Ei, das keinen Dotter hat, bezeich- net die Mundart als lauterig. Dieser Ausdruck wird auch Nachstehend einige Wörter und Wendungen aus unserer im übertragenen Sinne vi lsagend verwendet. Mundart, die heute teilweise nur noch ganz selten im Kommt emand ans Haus, den man nicht kennt, so sagt Sprachgebrauch vorkommen Da hieß es früher allgemein man: „'S kommt Ebber". Und mit Äbbes bezeichnet die Kehner statt Dachrinne und Kear für Keller. Eine Tüte Mundart alles wie: Tiere, Pflanzen. Geschehnisse und Vor- gab es auch nicht, dafür aber den spitz zulaufenden kommnisse, die man entweder r.cht genau kennt, sieht, Gucker aus meist braunem Papier, Die Kehriiiitschaufel hört, oder die man besonders bewundert. Was in der Zeit hieß Ätfiimchaufel, und die Stube wurde nicht ausge- soeben vorbei ist, geschah bearig - und was schon ein Jahr kehrt, sondern ausgfurbet. Die Leistengegend nannte man zurückliegt, das war fend. Wenn ein Kind nicht einmal 's-Gmäch. Ein einfältiger und ungeschickter Kerl war ein ein Weilchen still sitzen kann, dann ist es giefitzig. Eine Lalle oder ein Dralaram. Im Kleiderschrank hing das Schraube, welche nicht mehr fest sitzt, ist lodderig und Haß. Knechte und Mägde erhielten in früheren Zc-iten als muß angezogen werden Wer durch Krankheit oder Alter Lohn '- Has und 's Essa. Wenn die Glocke einen Riß hat, sich arg geschwächt zeigt, der ist auch lodderig geworden dann sekätteret sie. Ein etwas loses Brett garret, und der hartgefrorene Schnee gauret unter den Füßen, E:n Wasser, und sitzt oft mauteng umeinander. hahn, der nicht mehr ganz c' :ht ist, drädeiet. Wenn man Die Sprachscnöpfungen der Mundart entstammen dem dem Kinde Angst machte, so hieß man dieses Tun naita. Urgrund unseres eigentlichen Wesens. Fast jedes Wort hat Beim Essen soll man n'cnt ti 'la, d. h. Speiseteile ständig eine lange Gescb'chte und schließt Verstand, Geist und aus dem Mund laufen lassen und damit die Kleider be- Gemüt in einmaliger We e in sich. Wenn heutzutage mit schmutzen. Den Kleinen hat man deswegen einen Trialer Recht soviel von dem Wert und dem Sdiucz der Umwelt oder einen Trialsdiurz umgebunden. An deren Stelle ist geschrieben und gesprochen wird, so darf auch die Erhal- heute das Latzchen getreten. Wem das Essen wenig tung und Pflege der Mundart als eines der ältesten Kultur- schmeckt und er dann nur mit geringer Eßlust daran her- güter in diesen Schutz miteinbezogen werden. umstochert, der ist schleckig oder ein Schnaiker. Einer Joh. Wannenmacher

122 WALTHER FRICK

Aus der Geschichte von Schloß Hohenfels

Nach Achberg scheidet auch dieses Schloß aus dem Kreis Hohenfels ist, wie Achberg, ein Bereich, dem ein Schloß, Sigmaringen. In Heft 70/3 hat die „Hohenzollerische Hei- das heißt ein Herrschaftssitz, Namen und Geschichte gab. mat" „Abschied von Achberg" genommen, nachdem die Und auch dies scheint gleich zu sein: beide sind vielen Exklave mit dem alten Schloß in der ersten, kleineren Bewohnern Hohenzollerns fast unbekannt und das, ob- Kreisreform Hohenzollern verlassen mußte. Im Sommer wohl Hohenfels immerhin innerhalb Hohenzollerns liegt dieses Jahres nun ist endgültig durch den Stuttgarter und nicht weitab im Südosten wie Achberg. Während Landtag beschlossen worden, daß auch das Hohenfelser aber das Schloß von Achberg heute eigentlich ein Mehr- Ländchen vom Kreis Sigmaringen abgetrennt wird. Es familienhaus ist, beherbergt Hohenfels eine Schule, eine wird dem Konstanzer zukünftigen großen Landkreis ein- Dépendance der berühmten Schloßschule von Salem. gegliedert, obwohl die Hohenfelser alles Erdenkliche Wenn man dazu eine Parallele in Hohenzollern anziehen taten, um in letzter Minute doch noch beim Kreis Sig- will, so vielleicht das einstige Kloster Inzigkofen, das

Hohenfels, Aquarell um 1840 (mit freundlicher Genehmigung des Thorbecke Verlags, Sigmaringen)

maringen bleiben zu können. Es ist also auch hier ein auch eine Stätte des Lehrens und Lernens geworden ist, Abschiedslied zu singen, allerdings unter dem ausdrück- allerdings für Erwachsene, die nur wenige Tage, höchstens lichen Vorbehalt, den Oberarchivdirektor Dr. Eugen Wochen bleiben. Hohenfels hat mehr als hundert Jahre, Stemmler 1970 auf der Jahresversammlung des Geschichts- von 1806 an gerechnet, leergestanden. Im ersten Weltkrieg vereins machte: gerade weil Hohenzollern jetzt zerteilt wurde hier eine Kindererholung eingerichtet, später ein wird, sind der Verein, die Hohenzollerischen Jahreshefte Teil von Salem, da diese Schule aus ganz Europa unge- und die Hohenzollerische Heimat auch weiterhin die Trä- mein starken Zuzug erhielt und noch immer erhält. Un- ger der geschichtlichen Überlieferung. Es ist also nicht nur weit davon liegt übrigens noch ein historisches Haus, das möglich und wahrscheinlich, sondern erwünscht, daß auch gleichfalls als Salemer Schule, das Kloster Hermannsberg, in Zukunft Heimatforscher sich mit dem Hohenfelser im Kreis Überlingen. Land befassen. Denn, um noch einmal Dr. Stemmler zu Hohenfels muß eigentlich heißen Neu-Hohenfels und zitieren, die Ortenau oder der Hegau sind auch keine taucht unter diesem Namen 1292 oder 1295 in der Ge- politischen Einheiten mehr, dennoch gibt es dort Ge- schichte auf. Alt-Hohenfels ist heute eine Ruine, vielen schichtsvereine und Veröffentlichungen; und das sind nicht Wanderern am Bodensee bekannt, oberhalb von Sipplin- die einzigen Beispiele. gen gelegen, unfern den modernen Wasserbereitungs-

123 anlagen der Bodensee-Versorgung für Stuttgart. Der Hal- in Stein gehauene Datum befindet s h am Treppenturm denhof dicht neben Alt-Hohenfels bewahrt in einer Stube des Südwestflügels und lautet auf 1553. Nach den „Kunst- das Gedächtnis an Burkart von Hohenfels, den Minne- denkmälern Hohenzollerns", denen wir hier folgen, soll sänger, der aus diesem Geschlecht stammte. Im 13. Jahr- die Kapelle möglicherweise älter sein. Sie wurde 1589 hundert gab es also zwei Burgen mit Namen Hohenfels, (neu?) geweiht. Was heute als Schloß dasteht, ist ein Bau und beide lagen innerhalb eines Herrschaftsgebietes. Zu aus den 173Öer Jahren, samt Zubauten und Renovierun- Neu-Hohenfels gehörten u. a. Deutwang und Oberndorf, gen im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts. Einen Teil Sigmaringer Kreisgemeinden also, und Seeinngen und dieser Arbeiten leitete der große Johann Caspar Bagnato, Mahlspüren, zum Kreis Stockach gehörig. Zwischen den der Baumeister des Ordens. Ein Teil allerdings, so der beiden Namengruppen verläuft der teilweise sehr steile Südostflügel, geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Der Abbruch der schwäbisch-bayerischen Hochfläche zum See- Grundriß sieht merkwürdig verzogen aus. Nur der Öst- becken. Alt-Hohenfels hörte etwa um die Mitte des 14. flügel bildet mit dem Südwestflügel einen rechten Winkel. Jahrhunderts zu bestehen auf, während Neu-Hohenfels Der nördliche Flügel sitzt in spitzem W! ikel daran, und ein für Hohenzollern recht interessantes Schicksal fand; der kleinere Nordostflügel hängt ganz schräg versetzt die Tochter eines Konrad von Hohenfels, der keine Söhne zwischen Ost- und West-Teil. Das hängt mit dem Stand- hatte, heiratete 1354 den Ritter Wolf von Jungingen, und ort zusammen, denn das Schloß sitzt auf einem Sporn des so kamen die Herren aus dem Killertal zu diesem Besitz. erwähnten Abbruchs zum Seebecken. - Große Ereignisse 1506 kaufte die Deutschordenskommende Altshausen die scheinen s;ch auf Hohenfels nicht abgespielt zu haben, Herrschaft Hohenfels, die genau 300 Jahre in ihrem Besitz jedenfalls ist uns nichts davon bekannt. Hier ging das bleiben sollte, bis 1806 das Haus Hohenzollern den Be- Leben offenbar immer seinen ruhigen Gang, kein Schade, sitz zugeteilt erhielt. - Was für eine Burg in früherer Zeit wenn man weiß, was „große" Zeiten so alles mit sich zu Neu-Hohenfels darstellte, wissen wir nicht. Das älteste, bringen pflegen.

Ein altes Veringer Gedicht

Seine holpr^en Reime finden sich in einer Renovation Glich denen andern Vögeln 10 allen, des Einkommens des hl. M'chael, des Kirchenpatrons zu Und ließt nit Dine Federn fallen, Vermgendorf, vom 1. Dezember 1523 (Fürstl. Arch. Sigm.: Im Jare so gar oft und dick 2. VerLigen R 78, 34 Seite 4). Vermutlich ein Kleriker der Das wär Diner Kirchen groß Gelick n, Kirche, der ich mit den Zensiten des Heiligenfonds offen- Und dazu haben allen Rat, bar ungern öfter herumschlagen mußte, hat sie verfaßt. Und was der Kirchen wol anstaht12. Er sähe lieber, die Abrechnung würde nur 1 mal jähr- Das würd man alles by Dir sechen 13 lich unter der weltlichen Geriditslinde vorgenommen. Uf nochzytlich Tag 14 mag ich jechen 15. Dann hätte der Heilige auch pirht so große Unkosten. Darumb Du haiiger Erzengel: Schliegst ainmal drin mit aim Bengel, „Sant Michel, der Erzengel gut, Oder ließest Du din Wage schnellen, Der macht gar oft ain guten Mut Daß ainsmals dann dieselben Gsellen Im Jar herum gar vil und dick 2, Fielent rus us Diner Wag, Und wie es sich auch dann nun schickt, Und über sy kern aine Plag, 16 97 Wenn man (oft) tut zusammen kummen Als do geschach den Azottern , Und mit der Kriden 3 macht die Summen Die da nammet die Arch Gotts des Herrn, 1S Uf dem Tische hin und har, Und stöllten sy zu Dagons Saalen . Das ain Dings und das ander bar. Darum würdent sy zur Erde falen." Das dritt schribt man ins Rechenbuch: 4 Daß vor über 400 Jahren auch im Laucherttal ein Verse- Anno dni. 1000 vierhundert such ! schmied saß, war vielen bisher unbekannt! Da findest Du es alls geschrieben,

Was vormals ist noch über blieben, Anmerkungen: Rubis und stubis, Batzen und Stil, 1 gute Stimmung bei den Zahlenden 2 häufig, oft. 3 Kreide. 4 die Als es mich dan bedünken wil, Jahrzahl 1400 läßt vermuten, daß die Verse schon ins 15. Jh. zu- So kosts Sant Micheln wol 10 Pfund, rückreichen. 3 benetzen mit dem vom Heiligen zu stellenden Wein! bis ain jetlicher netz 5 den Mund: 6 zu 7 Herr entstanden aus „hehr". 8 wohl Gerichtslinde, nicht im 6 Pfarrhaus . -im Wein. 9 näher. 10 Zinseinnehmer; gewagte Anspie- Durch sant Michels Nutz und Ehr. 11 12 7 lung auf die Flügel des hl. Michael. Glück. ansteht, nützt. Ach Du mein vil lieber Her ! 13 sehen. 14 Hochfeste. 15 sagen, verkünden. 16 so wie. 17 Im 1. Buch Welte man Dich nit seninden, der Könige Kap. 5 wird erzählt: Die Bewohner von Azot stellten So erriet mans dick 2 under der Linden 8. die den Israeliten abgenommene Bundeslade in ihren Tempel vor die Da würd es necher 9 gerichtet us, Statue d :s Götzen Dagon, die dann immer wieder herabstürzte. 18 Tempelraum (Vgl, Mittl. Hohz. 1916 (Jg. 50) 101). Und tätest des jars nur ain Muß, Joh. Adam Kraus

124 JOHANN ADAM KRAUS Hechinger Bürgersöane im Kloster Allerheiligen, davon zwei bedeutende Äbte

Nur mit Wehmut kann der Wanderer, der die Schön- fälligem heiteren Wesen, bei den Seinen wie auch bei den heiten des Schwarzwaldes bei Oppenau genießend die Fremden (besonders den Fürsten) wegen seiner guten dortigen Wasserfälle hinaufgestiegen ist, die Ruinen des Sitten und frommem Leben sehr geliebt, ein Vorbild im ehemaligen Prämonstratenserklosters Allerheiligen (Ge- Studium und Beten, sowie in den geistlichen Übungen markung Lierbach bei Oberkirch) betrachten, in dem 600 für unsere Gemeinschaft. Unter ihm stieg nicht nur die Jahre lang die regulierten Chorherren des hl. Norbert von Zahl der Mitbrüder, sondern auch die klösterliche Zucht, Pr< montre das Lob Gottes verkündeten. Im Jahre 1803 die Studien und das familiäre Zusammenleben ungemein. wurde das auf eine Stiftung einer Gräfin von Schauen- Die zum Weinbau nötigen Gebäude und Ställe, die durch burg zurückgehende Kloster aufgehoben, und die Ge- vorausgehende K ege zerstört waren, hat er teils repa- bäude fielen kurz darauf einem Blitzschlag zum Opfer. riert, teils neu errichtet. Er baute auch das Pfarrhaus in Die Ruinen der 1260 erbauten und 1470 erneuerten Kir- Appenweier und hier in Allerheiligen das Gästehaus neu che sind Zeugen bedeutenden Kunstschaffens. Oft ist Al- wie auch andere Gebäude in und außer dem Kloster und lerti „iigen auch das Ziel von Ausflügiern aus Hohenzol- renovierte dii Kirche. Er stattete auch die armselige lern und Hechingen. Sakristei reichlich mit Paramenten aus, tat sich hervor Daß auch t lige Bürgersöhne aus Hechingen im 17. und durch Freigebigkeit und Hilfsbereitschaft gegen die Ar- 18. Jahrhundert hier dem Orden beitraten und zwei von men. Er leuchtete hervor durch Sittenreinheit und von -inen zur Würde des Abtes erhoben wurden, scheint bei jung an durch Reinheit und übte bewundernswerte Zu- uns weiterhin unbekannt zu sein. Das Erzbischöf. ""he ri khaltung und Vorsicht gegenüber den Frauen. Seine Archiv in Fre '

Wappenbuch der HAG AG, Bremen bildet das Werk nicht nur eine interessante Lektüre, son- dern auch ein wichtiges Nachschlagewerk. B.

In den letzten Jahren wurde von der HAG AG das be- Die Flur Beltmur, über die Michael Walter (Hohz. JHeft kannte, von Prof. O. Hupp verfaßte Sammelwerk „Deut- 1955, S. 31) ausfuhrlich schrieb, lag nicht auf Gemarkung sche Ortswappen" neu aufgelegt. Als Band 8 erschien 1971 Veringenstadt, w er meinte, sondern 1444 in der Flur das Bundesland Baden-Württemberg. Die Neubearbeitung Stetten, die zu Veringendorf gehört (Freibg. Diöz. Arch. besorgte Klemens Stadler. Nach einem kurzen Überblick 1968, 436). Der Stettener Berg "egt mitten im Laucherttal über d;e Geschichte der einzelnen Landesteile foigt eine und zeigt oben eine künstliche Zui.chtung, vielleicht von sehr lesenswerte Ausführung über das gemeindliche Wap- einer Befestigung oder Kirche. Wie neulich wieder bei der pen- und Siegelwesen ' i Baden-Württemberg, Der spe- Archivartagung 1970 in Leutkirch betont wurde, be- zielle Teil bringt auf 100 Seiten ca. 400 Ortswappen von deutet Betmur (anderwärts Betbur) soviel wie Kapelle, Baden-Württemberg, ,eweils mit einer kurzen Beschrei- eigentlich „Gebets-Mauer" Aus dieser Bezeichnung bung der Ortsgeschichte, des Wappens und seiner Her- möchte man schließen, die Betmur habe ursprünglich eine kunft. Von Hohenzollern finden wir c :e sieben Städte offene Gebetsnische oder nn halboffenes Hei_igtum be- Gammertingen, Haigerioch, Hechingen, Hett.ingen, Sig- deutet. Ob diese Stätten in aie älteste Zeit des Christen- maringen, lYochtelfingen und Veringenstadt, außerdem tums zurückreichen, wie Walter vermutete, ist schwerlich die Orte Bingen und Burladingen. Für den Heimatfreund glaubhaft, da jeder Beweis fehlt. Kraus

125 JOHANN ADAM KRAUS

Die Zimmerer und das Bruderhaus Bernstein

Der von 1269 an nachweisbare Ortsadel von Heiligen- zu Hammetwt 1. Schaitel bringt noch weitere Daten, wozu zimmern ist von Max Schaitel in Zollerheimat 1936, noch zu ergänzen ist: Am Sonntag Vocem jueunditatis 18-19 behandelt worden. Ihre Burg lebt zwar nicht ein- (26. April) des Jahres 1478 erhielt He r - ch Zimmerer, mal mehr in der Erinnerung der Einwohner, aber t'ne dessen Familienzweig wohl seit Beginn des 15 Jahrhun- ..Burghaide" über dem ehemaligen Herren- und späteren derts in Hammetweil bei Neckartenzlingen wohnhaft war, Kirchberger Hof ist im Jahre 1560 noch nachzuweisen. als österreichisches Lehen das Schloß und die Güter zu Herrenhof und Burg :nd deutliche Zeugnisse der ehe- Hammetweil mit 44 Jauchert Acker, 30 Mm Wiesen, maligen niederadeligen Herren. Ursprünglich hießen sie 20 J Egerten, 400 Mg Wald, 6 Mg Weingärten. Dies alles Herren „von Zimmern", aber bald Zimmerer oder Zlm- hatte jedoch schon fünf Jahre später e n Hans von Kalten- merli, um nicht mit den ebenfalls am Ort begüterten hoch- tal inne. Um diese Ze> verschwinden die Zimmerer aus adeligen Herren (späteren Grafen) von Zimmern (d. i. den Urkunden. Ihr Wappen zeigte ein oder drei Zim- Herrenzimmern bei Rottweil) verwechselt zu werden. merbeile im Schild (einmal einen Flügel mit 1 Beil; vgl. Albertis Wappenbuch). Nach dem Schwesternbuch des Frauenklosters Kirchberg Schaitel nimmt mit Recht an, daß die Familie bereits um unweit Heiligenzimmerns hätten c. e ade gen Damen 1300 den Ort Heiligenzimmern verl.' 'ß, dortigen und be- Elisabeth von Büren (a'bgeg. i Beurener Tal nebenan: nachbarten Besitz stieß sie jedoch erst später ab, was zu Gemeinde Vöhringen) und die beiden leiblichen Schwe- beachten bleibt: Am 19. Februar 1351 verkauften die stern Willburgis und Kunigundis von Zimmern das Klo- Brüder Konrad, Hermann und Heinrich die Zimmerer ster kurz vor 1237 gegründet (Honz. JHeft 1964, 341). ans Kloster Kirchberg alle Lire Äcker und Wiesen, die sie Man darf bei diesen beiden an Heiligenz.mmern denken, und hr Vater im Banne von (Heiligen-)Z.mmern hatten, das alt „Zimmern in Horgun", Horgenzi nmern, Holgen- um 10 Pfund Heller. Bürge ist Ritter Marquard von Ow. zimmern hieß. Als erster männlicher Sproß wird „Wernher Dabei wird angemerkt, daß die 3 Brüder knapp zu ihren genannt Zymerli" 1269 mit Walger von Bisingen er- Tagen gekommen (großjährig) seien (Kirchb. U 814). wähnt. Im Janre 1296 war ein gieichnan ger Ritter Wichtig ist die Nachricht Hodlers (nach Theod. Schön): Wernher Zimmerer hohenberj eher Vogt zu Haigerloch Am 2. Januar 1361 habe Hermann von Ow von den- und 1318 ersehe .'t Wernher der Zimmerer mit seinem selben Zimmerern Kunz, Hermann und Heinz, genannt Sohne Heinrich als Bürger zu Horb (Urk. 138 des Kl. „von Höfarts- (d. i. Hamniet-)weiler", um 45 Pfund Hel- Kirchberg im Stuttg. Staatsarchiv). Schon 1308 hatte ein ler den bei Heiligenzimmern gelegenen Wald Bernstein Priester Konrad der Zimmerer einen Hof zu Schietingen samt etwa 90 Jauchert Feld gekauft, habe es als bisheriges (Kop. Kirchb. II, 23). Konrad wird auch am 20. Juni Lehen des Klosters Reichenau freigemacht und am 21. Juli 1317 mit diesem Hof und zwe1 leiblichen Brüdern 1361 den Waldbrüdern geschenkt, was wohl den Anfang Albrecht und Wernher aufgeführt (Mon. Hohbg. 211). des Bruaerhauses Bernstein (zwischen Heihgenzimmern Am 1. Mai 1364 war Conrad Zimerb Bürge für Heinrich und Kirchberg) bedeutete. Denn laut Glatter Chronik den Buwenburger zu Haigerloch (Urk. 367 Kirchbg.) und übergab Abt Eberhard von Reichenau am 12. November 1369 für Renhard von Berstigen (ebenda U 732). Viel- 1361 dein Bruder Ulrich (Ulin) die Hofstatt Bernstein leicht der gle..he Konrad Zymerli hatte 1389 als hohen- mit der Bedingung, daß die Waldbrüder dafür jährlich bergisches Lehen das Dorf Imnau Hno der Vogtei und auf Lichtmeß Va Pfund Wachs reichen müßten. Im Jahre einem Haus in der Unterstadt Haigerloch (Müller, Quel- 1370 weilte dann Bischof Heinrich von Konstanz die len Hohenbg. I, 134: Kodier Haigerloch 774). 1418 und erste Kirche zu Bernstein (Hodier, 274 und Anmer- 1419 nennt Alberti einen Georg und Anshaim Zimerer kungen).

Vertrag über die Heiligkreuzkapeile bei Hechingen 1406

Die gräflichen Brüder von Zollern Friedrich der Schwarz- der Kapelle sind dem Kirchherrn zu Hechingen zu nichts graf und Ostertag einigen sich mit dem Hecninger Dekan verpflichtet, weder zu Dienst, noch Zehnt, noch Opfer, Heinrich Boll und ihrem Vetter Fritz von Zollern (dem noch sonst etwas, außer es würde etwas zur Kapelle ge- Oettinger) wegen der Kapelle des hl. Kreuzes auf dem stiftet, was vorher der Pfarrkirche Hechingen oder den Uchtat, die neulich erbaut und geweiht wurde, laut Ur- genannten Brüdern von Zollern zehntbar war. Dieser kunde vom 3. April 1406. Sie mv'nten, die Kapelle ge- Zehnt soll wie bisher ble' ien, außer Zinsen, Korngilt und höre in die Pfarrkirche gen Hech' .gen und die Kasten- Hellergilten. Die Brüder verzichten auf alle Ansprüche vogtei daselbst. Der Vetter aber bringt vor, .e Kapelle an die Kapelle. Pfaff Heinrich Boll, Dekan des Kapitels stehe auf dem Seinen und des Klosters zu Stetten Eigen- Hechingen und Kirchherr daselbst, stimmt dem förmlich tum und er hab die Kapelle gebaut und soll sie auch ver- zu. Alle drei Grafen und der Dekan siegeln und dazu leihen und besetzen. Es wurde dann vereinbart: Aus den noch Konrad Eminger, Dekan und Kirchherr zu Ebingen, Einkünften der Kapelle ist ,ährin h im Herbst an den Wernher Gnaister als Meister der freien Künste und Kirchherrn zu Hechingen 1 Pfund Heller zu geben. Graf Kirchherr zu Balingen, sowie Hans Hürning (Hüring) Fritz (der Oettinger) soll der Kapelle und des Opfer- als KLchherr zu Weilheim. (Kopie im f. hohz. Haus- stockes zuständig sein, sie besetzen und entsetzen n t archiv R. 78 N. 66.) J. A. Kraus Pfleger, Priester und allen Sachen. Der oder die Priester

126 Der Begriff Burgstall Stuttgart B 352, U 406. Vgl. auch Berner, Dorf und Stift Oehningen 1966, S. 227.) J. A. Kraus Das Wort Burgstall bedeutet nicht einen Viehstall bei einer Burg, sondern wörtlich „die Stelle, an der eine Burg steht oder stand". Es wird meist gebraucht von einer ver- Neuer Strüb-Kalender gangenen Burg oder Burgruine, an die das Recht des Wiederaufbaus geknüpft war. Interessanterweise ist der Die Hohenzollerische Landesbank hat auf 1972 wieder- Begriff Burgstall wesentlich erweitert in einer lateinischen um in Zusammenarbeit piit der Erzabtei Beuron einen Urkunde des Bischofs Rudolf von Konstanz vom 15. No- Kalender herausgegeben. Er ist dem Maler Peter Strüb vember 1278 mit Bezug auf Jungingen. Es heißt da: aus Veringenstadt (gest. 1540) gewidmet, hier identifiziert „Eberhard von Jungingen habe ans Johanniterhaus als „Mi !ster von Meßkirch". Die Bank, die solche wert- Jungental (bei Starzein i. Killertal) eine Schenkung ge- vollen Kalender mit Kunstwerken verklungener Epochen macht, nämlich die Hälfte des Dorfes Jungingen und den in Südwestdeutschland herausgibt, erwirbt sich damit ganzen Landbereich der Burg Jungingen (municipium ebenso ein kulturelles Verdienst wie d'e Kunstanstalt in castri J.), der gewöhnlich Burgstall genannt werde, und Beuron mit der hervorragenden Ausstattung. Sie schreibt zwar mit allem seinem Zubehör, wie er auch heißen möge, auch die Texte in drei Sprachen - französisch, englisch nämlich Vogtei, Wiesen, Weiden, Wälder, Haine, Ge- und deutsch - wodurch der Kalender einen interna analen wässer, Wasserläufe, Mühlen, Wege, Unwegsames, Bann- Anstrich erhält. Es soll aber nicht verhehlt werden, daß rechte, Jurisdiittion genannt Zwing und Bann." die im Text geäußerte Meinung, Peter Strüb sei der Demnach bedeutete Burgstall nicht nur Stelle einer Burg „Meister von Meßkirch", nach wie vor heftig umstritten oder Burgruine mit dem Recht des Wiederaufbaus, son- ist. Was den Verlag dazu veranlaßte, diese Identität als dern umfaßte den ganzen rechtlichen Bereich, der zu einer so selbstverständlich vorauszusetzen, wie es hier geschieht, Burg gehörte. Deshalb ist bei Veräußerung oder Besitz- wissen wir nicht. Neuere Erkenntnisse in der Strüb- wechsel einer Burg manchmal unterschieden zwischen Burg Forschung dürften es nicht sein, sonst wäre die Rede und Burgstall, wie z. B. 1405, wo Ritter Jörg Truchseß davon. In dieser Frage ist schon viel Tinte verspritzt wor- von Ringingen und seine Frau Ursel von Hörningen die den, und wir wollen ihn nicht von neuem entfachen. Feste Habsberg bei Langenenslingen samt dem Burgstall Wir weisen ledigl :h auf das Problematische hin, den an Stephan von Gundelfingen verkauften. (HJHeft 1952, letzten der Strüb in Veringenstadt ohne weiteres mit dem 18; Die Urkunde betr. Jungingen liegt im Staatsarchiv namenlosen Meßkircher Meister gleichzusetzen. Frick

Eremitenleben

3. Auf jeden ersten Sonntag im Monat zu beichten und Bekanntlich lebten auch in Hohenzollern im 16. und 17. kommunizieren, falls nicht sein Beichtvater anderes be- Jahrhundert bei einsam gelegenen Kapellen Eremiten oder stimmt. Einsiedler als Wächter und Mesner, aie teils von milden Gaben, teils von ihrer Hände Arbeit lebten. Was kirch- 4. Jeden Freitag des Jahres und an andern von der Kir- lich von ihnen gefordert wurde, geht aus einem Schreiben che bestimmten Tagen zu fasten, außer wenn er krank im Erzbischöflichen Arch'v Freiburg hervor, daß sich in ist oder durch sonst einen vernünftigen Grund verhin- der aus Konstanz vom Bischofshof stammenden Hand- dert wird. schrift Nr. 330, Seite 2u8 findet: 5. Muß er geloben, seinen Habit nicht abzulegen oder zu „Vor mir (dem Generalvikar des Bischofs von Konstanz) andern ohne Zustimmung der Obern. erschien der geliebte Frater Nikolaus aus der Stadt Horb und brachte vor, er wolle ein Eremitenleben führen und Zur treuen Erfüllung dieser Vorschriften hat er sich in zwar auf dem Berg der hl. Uttha bei dem Kloster Utten- einem feierlichen E. Ischwur vor uns und unserem Notar weiler (b. Riedlingen) mit den Statuten, wie sie für Ein- verpflichtet. Hierauf haben wir ihn in unseren bischöf- siedler gelten und dem vorgeschriebenen Habit oder lichen Schutz und unter die „klerikale Kriegerschar" auf- Ordendskleid. Erbrachte gute Empfehlungen von gesetz- genommen. Seinen Beichtvater, der gelehrt und fromm ten und glaubwürdigen Personen betreffend seinen Le- sei, darf er aus dem Klerus der Umgegend selbst aus- benswandel. Somit gestatten wir ihm hiermit kraft bi- wählen, wie er jetzt den Dekan des Kapitels wählte. Da- schöflicher Autorität, an dem besagten Ort Eremit zu mit er bis an sein Lebensende in seinem hl Beruf ver- werden und daselbst Gott treu zu dienen. Zu seinem harre, ermahnen wir alle, deren L lfe er angeht, ihm Lebensunterhalt soll er (in der Armut des hl. Franziskus) freigebig Gaben der cf stlichen Liebe zukommen zu las- milde Gaben frommer Leute erbitten. Damit jedoch für sen, damit alle von Gott dem Vergelter alles Guten da- seine Aufführung eine gewisse Sicherheit gegeben ist, muß für einen reichen Lohn erlangen. Zu Urkund dessen haben er sich verpflichten: wir dieses Schriftstück ingehöndig unterzeichnet und mit dem gewöhnlichen Siegel unseres Vikariats bekräftigt. Konstanz im b^chöfl. hen Palais am 7. September 1615." 1. Das Gelübde der freiwilligen Armut, steter Keuschheit In Hohenzollern fanden sich ehemals Eremiten auf der und des Gehorsams gegen den Oberhirten abzulegen. Trocntelfinger Haid, im Bittelschießer Täle, auf dem 2. Täglich das kl^ tie Offizium (Stundengebet) zur aller- Kornbühl, auf den Hennenstein, bei Deutstetten-Verin- seligsten Jungfrau Maria zu beten, und soweit er am genstadt, bei der Allerheiligenkapeiie in Glatt und (nach Ort und seiner Gesundheit nach möglich ist, täglich die J. Wetzel) auch bei Weilheim. (J. Wetzei, Gesch. i. k. hl. Messe besuchen. Kirche i. Hohz. 1928, 313.) J. Adam Kraus

127 Urgeschichte im Schmeiental Constantin Feck er zum Gedächtnis

Die sogenannte Zigeunerhöhle zwischen Unterschmeien In seinem 76. Jahr ist Oberlehrer in Ruhe Constantin und dem Viadukt bei Inzigkofen war im vergangenen Fecker in seiner Heimat Steinhofen verstorben. Aus der Sommer das Ziel von Arbeiten des Tübinger Institutes Präparandie in Hechingen führte ihn sein Lebensweg für Urgeschichte. Dr. Wolfgang Taute, der die Arbeiten durch den ersten Weltkrieg zum weiteren Studium in St. leitete und nächstes Jahr fortsetzen will, bezeichnete die Wendel und zu mehren Stationen im Schuldienst in Ho- Periode um 12 000 bis 8 000 vor Christus als „weiße henzollern. Er war Schulleiter in Unterschmeien, später Flecken" auch im gut durchforschten Baden-Württemberg. in Bisingen und endlich in seiner Heimat Steinhofen. Hier liege die Nahtstelle zwischen Alt- und Mittelstein- Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmete sich der Ver- zeit, die noch wenig erkundet sei. die Arbeiten erbrachten storbene, in bester hohenzollerischer Lehrertradit.on, der mehrere Brandhorizonte tief unter dem jetz-gen Höhlen- Heimatforschung und schrieb unzählige heimatgeschicht- boden, auf dem in Sommernächten oft feuchtfröhliche Ge- liche Arbi ;en, sowohl für Zeitungen als auch für die Ho- lage stattfinden, was Dr. Taute veranlaßte, alles wieder henzollerische Heimat. Auch über berühmt gewordene bis zum nächsten Jahr zuzuschütten. In den verschiedenen Steinhofer be ichtete Constantin Fecker und trug so in Horizonten wurden winzige Steinwerkzeuge gefunden, fleißiger Arb t dazu bei, die Heimat und ihre Geschichte außerdem viele Knochen, die Aufschluß geben über die bewußt zu machen und ihre Kenntnis zu vertiefen. Sit Ernährung der Siedler. Die Forscher wissen jedoch noch ei terra levis. Fr. nicht, ob die Horizonte nur wenige Jahre oder Jahrhun- derte auseinanderliegen. Sie vermuten, daß die Höhle Maximilian Müller aus Hechingen, Bildhauergeselle bei periodisch zugeschwemmt wurde sowohl von der (damals Jörg Zürn in Überlingen höher liegenden) Schmeie, als auch von einem jetzt ver- In einer Urkunde vom 24. Mai 1625 bezeugt Maximilian schwundenen Bach, der aus dem Kirchtal herunter- Müller, Bildhauergeselle bei Jörg Zürn in Uberlingen, daß schäumte. Den Platz selber nannte Dr. Taute ideal für er in seiner Vaterstadt zu Hechingen die freie Kunst der Fischer und Jäger, so nahe an der Schmeie, die damals Bildhauerei fünf Jahre lang gelernt habe. Am 20. Juli noch nicht von der Ebinger Industrie abgetötet war! Mit- 1628 wurde Mixirn'Han Müller lt. Überlinger Ratsproto- genommen wurden auch Holzkoh'lenreste, um aus ihnen koll wegen eines Raufhandels um 20 Pfd. und wegen die Holzarten zu analysieren, di/2 damals hier wuchsen. „grewlichen Gottslästern" um 42 Pfd. gestraft. (Nach Die genannte Periode war zugleich die des letzten zu- Claus Zoege von Manteuffel, Die Bildhauerfamilie Zürn). rückweichenden Eises. fr. Müller hat vermutlich bei Taubenschild in Hechingen ge- lernt. Er dürfte ein wichtiger Mitarbeiter am Überlinger Hochaltar gewesen sein. B.

Adel von Imnau ist bisher n -it bekannt. Jedoch führt Die Flurnamen Rauns (Runs, Runz) werden von man- Hodler (OA Haigerloch S. 774) als Hohenbergische Le- chen ohne Begründung als keltische Uberreste angesehen. hensleute um 1380 auf: Ulrich von Ymmenowe und den So wurde z. B. auch auf der Archivartagung 1970 in Maiger von Ymmenowe, d. i. den Meier (villicus) eines Leutinreh geäußert. In Freiburg heißt die Wasserzulei- hohenbergischen Hofes. Schon am 7. März 1330 nennt tung zu den bekannten Stadtbächie „Runz". Das Wort Albrecht von Stetten, benannt der Ganusser, als Bürger Wasserrauns (Ringingen) läßt sich jedoch einfach auf das zu Haigerloch seine Mutter selig Sophy, seinen Groß- Zeitwort „rinnen" zurückführen und bezeichnet einfach vater Albrecht von Ymnowe und dessen W)rtin sei einen (bzw. einen ehemaligen) Wasserlauf. Die Ringinger Diemut (Urk. Kirch'berg Nr. 296), was immerhin zu be- Flur dieses Namens hat nur nach starken Regenfallen acnten sein dürfte. Kraus noch etwas Wasser. J. A. Kraus

HOHENZOLLERISCHE HEIMAT Die Mitarbeiter dieser Nummer: Redaktionsausschuß: herausgegeben vom Hohenzollerischen Ge- Josef Mühlebach Hubert Deck, Konrektor schichtsverein in Verbindung mit den Staat- Landesverwaltungsrat i. R. 745 Hechingen, Tübinger Straße 28 lichen Schulämtern Hechingen und Sigmarin- Sigmaringen, Leopoldstraßc Telefon 07471/2937 gen. Verlag: Hohenzollerischer Gesehichtsverein 748 Sigmaringen. Karlstraße 3. Druck: M. Lieh- Dr. Hartmann Reim Walther Frick, Journalist ners Hofbuchdrudcerei KG, 748 Sigmaringen, Landesamt für Denkmalpflege 748 Sigmaringen, Hohe Tannen Karlstraße 10. Tübingen Telefon 07571/8341 Die Zeitschrift „Hohenzollerische Heimat" ist : Johann Adam Kraus eine heimatkundliche Zeitsehl 't. Sie be- Die mit Namen versehenen Artikel geben die sonders die Bevölkerung in Hohenzollen mit Pfarrer und Erzbischöflicher Archivar i. R. persönliche Meinung der Verfasser wieder; der Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. 78 Freiburg-Littenweiler, Bachstraße 2 diese zeichnen für den In'nait der Beiträge ver- Sie bringt neben fachhistorischen auch populär antwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung gehaltene Beiträge aus der Geschichte unseres Johann Wannenmacher sind als solche gekennzeichnet. Landes. Sie veröffentlicht bevorzugt Beiträge, Hauptlchrer i. R. die im Schulunterricht verwendet werden kön- Rangendingen Manuskripte und Besprechungsexemplare wer- nen. den an die Adresse des Schriftleiters oder Re- Schriftleiter: daktionsausschusses erbeten. Bezugspreis: 2,00 DM halbjährlich Konten der „Hohenzollerische.i Heimat": Dr. med. Herbert Burkarth 802 507 Hohenz. Landesbank Sigmaringen 7487 Gammertingen, Eichertstraße Wir bitten unsere Leser, die „Hohenzollerische 123 63 Postscheckamt Stuttgart Telefon 07574/329 Heimat" weiter zu empfehlen.

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