Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Remstal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour

Remstal

Allgemeine Beschreibung: Die entspringt am Fuß der Schwäbischen Alb und mündet nach etwa 80 Kilometern Lauf bei Neckarrems in den . Den größten Teil ihres Weges durchläuft sie ein breites, verkehrsgünstiges Tal, wo sie an Städten und Gemeinden wie Schwäbisch Gmünd, , , und vorbei fließt. Das Remstal bildet die südliche Begrenzung der Höhen des Schwäbisch- Fränkischen Waldes. Dessen nach Süden offene Abhänge werden seit Jahrhunderten zum Weinbau genutzt und machen das Remstal zu einem der größten und besten Weinbaugebiete Süddeutschlands. Kein Wunder, dass sich der Zusammenschluss mehrerer Remstalgemeinden 1975 den Namen „“ gab. Daneben gibt es weitläufige Obstbaumplantagen, vor allem mit Kirschbäumen – im Frühling verwandeln sich weite Teile des Remstals in ein weißes Blütenmeer. Von Waiblingen remsabwärts verändert sich der Charakter des Tales. Denn hier tritt der Fluss ins Muschelkalkgebiet ein und musste sich mühevoll durch dieses härtere Gestein sägen. Daher ist das Remstal hier eng und vielfach gewunden. Die Prallhänge sind meist bewaldet, aber bisweilen findet man noch Reste der einst an den Hängen existierenden Weinbauterrassen. An den Gleithängen hat das langsamer fließende Wasser Kies- und Lehm abgelagert, so dass Landwirtschaft möglich ist. Außerdem leben hier zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Ein Teil des unteren Remstals ist daher unter Naturschutz gestellt.

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RE_BlWi esenRemseck – Bild: Regierungspräsidium , Ref. 56

Rems bei Plüderhausen RE_Rems Bild: Archiv Köthe

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Altes Rathaus in Plüderhausen RE_RathPlüd Bild Archiv Köthe

Naturziele: • Kappelberg bei Der Fellbacher Hausberg hat eine lange Geschichte. Schon in der Steinzeit hatten hier Jäger ihr Lager aufgeschlagen. Später ließen die Anwohner hier oben ihr Vieh weiden, was rasch zum Rückgang des Waldes führten – der Kappelberg wurde zum kahlen Berg, auf dem sich Heiden mit Kalk und Wärme liebenden

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Pflanzen ausbreiten konnten. Ein anderer Teil des Gebietes dagegen ist kalkarm und trägt wiederum eine andere, aber ebenfalls an Trockenheit und Wärme angepasste Flora. Leider ist ein Teil des einstigen Pflanzenreichtums verschwunden, nicht zuletzt durch unüberlegte Flurbereinigung, aber auch unter den Tritten von Spaziergängern. Aber es gibt immer noch zahlreiche botanische und zoologische Kostbarkeiten. Heute steht der Berg unter Naturschutz, und man arbeitet daran, die einstige Vielfalt an Tieren und Pflanzen nach Möglichkeit wiederherzustellen. Besucher sollten daher auf den gekennzeichneten Wegen bleiben. Hier informieren zahlreiche Tafeln über Geschichte und Wert des Berges.

• Geologischer Lehrpfad In einer knapp zweistündigen Wanderung lernt man hier die wichtigsten Gesteine aus der hier vorherrschenden erdgeschichtlichen Periode des Keupers kennen – etwa Bunter Mergel, Stubensandstein und Schilfsandstein. Der reich mit Informationstafeln versehene Pfad führt von Winnenden auf den 448 Meter hohen Haselstein. An einer Stelle kommt man an Quarzitsandsteinen vorbei, an denen man eine deutliche Schrägschichtung – also einen mehrfachen Wechsel der Schichtungsrichtung – erkennt. Außerdem sieht man hier „fossile Regentropfen“, nämlich Spuren aufschlagender Regentropfen im einst weichen Sand. Das Ziel der Wanderung, der Haselstein, belohnt mit einer prachtvollen Aussicht ins Zipfelbachtal. Außerdem gibt es hier oben einen aufgelassenen Steinbruch, der von einer bunten Flora aus Wärme liebenden Pflanzen umgeben ist.

• Plüderhausener Seen Im seenarmen Gebiet um Stuttgart sind diese Gewässer beliebte Ziele für Erholungssuchende. Sie sind keineswegs natürlichen Ursprungs, sondern

Baden-Württemberg – das Naturerlebnisland Baustein „Remstal“ – ein Portrait der Umweltakademie Baden-Württemberg zur VVS – NahTour ehemalige Baggerseen. Man erkennt es an den zum Teil steilen Ufern. Längst aber hat sich die Natur diese Seen erobert. An manchen Uferabschnitten wächst Schilf, und im Wasser haben sich zahlreiche Kleinlebewesen eingefunden. Der Fischereiverein Plüderhausen hat einen gut gemachten Flusslehrpfad eingerichtet, der über die heimischen Fischarten informiert. Er beginnt beim Alten Rathaus und führt in Richtung Seen.

• Unteres Remstal Der Unterlauf der Rems zwischen Neustadt und Remseck ist großteils Naturschutzgebiet, wobei die natürliche Flusslandschaft und die menschlichen Aktivitäten wie Mühlen, Stauwehre, Weinberge, Äcker und Gärten ein harmonisches Ensemble bilden. Das große Gebiet umfasst eine Fülle unterschiedlicher Biotope. Direkt am Flussbett, in der Hochwasserzone, findet man typische Auelandschaften mit Erlen, Eschen, Pappeln und Kopfweiden und einer Fülle schöner, teils seltener Pflanzen wie Blaustern, Gelbstern und Aronstab. Die Talwiesen werden bisweilen überschwemmt; die dort wachsenden Pflanzen sind daran angepasst. Am Hang im klimatisch günstigen Tal gibt es wärmeliebende Laubwälder mit vielen an warmes Klima angepassten Pflanzen wie die Kleine Traubenhyazinthe. Und auf den freien Flächen haben sich Halbtrockenrasen gebildet – sie tragen wiederum, wie auch die Mauern der ehemaligen Weinbergterrassen, eine spezielle Flora. Das Gebiet ist durch Fußpfade und Wanderwege erschlossen, die nicht verlassen werden sollten.

U14 bis Endstation Remseck-Neckargröningen (von NW ins Gebiet) oder S3 HS Neustadt-Hohenacker (von SO her)

• Alter Berg Urbach

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Hier gab es 1923 einen gewaltigen Bergsturz, dessen Spuren noch heute unübersehbar sind. Man erreicht ihn, wenn man der Straße Hagsteige am Freibad folgt. In einiger Entfernung sieht man die hell leuchtende Abbruchwand eines Bergsturzes von 2001. Man geht weiter in den Wald und biegt dort in Richtung Wasserbehälter rechts ab. Nach einigen Minuten kommt man an eine Halde mächtiger, zum Teil überwachsener Sandsteinblöcke und erkennt weiter oben am Hang zahlreiche kahle Bereiche, von wo sie einst abbrachen und talwärts donnerten. Ursache ist die spezielle Lagerung der Gesteinsschichten. Unter dem wasserdurchlässigen Sandstein nämlich liegen dichte, fast wasserundurchlässige Tonmergelschichten. Sie werden wegen ihrer Farbe als „Rote Wand“ bezeichnet. Das Grundwasser, das sich im porösen Sandstein sammelt, tritt an dieser Schichtgrenze vielfach in Form kleiner Quellen zutage. Starke Regenfällen oder eine heftige Schneeschmelze aber verwandeln den Tonmergel mitunter in einen glitschigen Brei. Dann kann der überstehende Sandstein ins Gleiten kommen und abbrechen – wie es im Frühjahr 1923 geschah.

HS Urbach-Banrain Bus 243

• Bergrutsch-Rundweg Urbach Bergrutsche sind in bestimmten Keupergesteinen im Remstal nicht selten. So stürzten im April 2001 in Urbach etwa 70 000 Kubikmeter Erd- und Gesteinsmassen zu Tal, rissen Teile der dortigen Streuobstwiesen mit sich und hinterließen eine 17 Meter hohe, über 240 Meter breite, hell leuchtende Abbruchwand. Zu ihren Füßen erstreckt sich eine weite pflanzenarme Fläche: Hier hat das wässrig-breiige Ausflussmaterial den ursprünglichen Bewuchs zugedeckt. Die Ursache liegt im Aufbau der Gesteinsschichten: Oft liegen weichere, wasserempfindliche Gesteine unter härteren. Die Flüsse tiefen die

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Täler immer stärker ein, und wenn dann starke Regenfälle die tiefer liegenden Gesteine aufweichen und glitschig machen, kommen die Hänge ins Rutschen. Die Gemeinde Urbach hat einen sehr lehrreichen Bergrutsch-Rundweg mit Informationstafeln angelegt, der am Freibad beginnt und am Bergrutsch vorbei durch malerische Streuobstwiesen führt.

RE_BergsturzUrbach3 – Bild: Regierungspräsidium Stuttgart, Ref. 56

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RE_Bergs turzUrbach – Bild: Regierungspräsidium Stuttgart, Ref. 56

RE- BergsturzUrbach2 – Bild: Regierungspräsidium Stuttgart, Ref. 56

HS Urbach-Banrain Bus 243

• Vordere Hohbachwiesen Urbach

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Dieses bemerkenswerte Wiesenbiotop ist vom Freibad Urbach aus in einer etwa einstündigen Wanderung zu erreichen. Man folgt dem Wanderweg HW 10 und dann den Schildern Bärenbachtal. Nach einer Tennisanlage beginnt das Naturschutzgebiet. Es ist eine riesige, in der warmen Jahreszeit blühende Wiese. Ihre Blütenpracht und die riesige Zahl summender und krabbelnder Insekten zeigt, wie einst unsere Wiesen aussahen – bevor ihre Pflanzenvielfalt durch zu hohe Düngergaben reduziert wurde. Der angrenzende Wald bietet Lebensraum für zahlreiche Vogelarten, darunter Neuntöter, Goldammer, Stieglitz und Buntspecht. Für den Rückweg kann man den Wald-Erlebnis-Lehrpfad im Bärenbachtal nutzen, der Informationen über den Wald vermittelt. Über den Geißbrünneleweg gelangt man wieder zur Hagsteige zurück.

HS Urbach-Banrain Bus 243

• Apothekergarten in Waiblingen Dieser Garten liegt mitten im historischen Zentrum der Stadt, umgeben von zahlreichen Fachwerkhäusern. Er wurde nach dem Vorbild mittelalterlicher Klostergärten angelegt. Auf zwölf Beeten wachsen hier Pflanzen, denen Heilwirkungen nachgesagt werden, etwa zum Beheben von Verdauungsproblemen, zur Stärkung des Herzens oder des Appetits oder zur Beruhigung. Kleine Schilder beschreiben jeweils die Gewächse und ihre Wirkung.

Kulturelle Ziele: • Limesturm in Lorch Im 2. Jahrhundert n. Chr. erbauten römische Legionäre an der engsten Stelle des Remstals ein Kohortenkastell, um das sich rasch eine Siedlung entwickelte.

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Denn hier führte die wichtige Heerstraße von Augsburg nach Mainz durchs Tal. Wie eine solche römische Wachstation aussah, zeigt die 1969 erbaute begehbare Nachbildung eines Limes-Turms gleich neben dem Kloster.

RE_LimesLorch Bild: Archiv Köthe

Bus 266 vom Bahnhof Lorch HS Kloster Lorch

• Kloster Lorch Das ehemalige Benediktinerkloster war einst das Hauskloster der Staufer. Es wurde um 1100 gestiftet und 1556 aufgehoben. Später diente es zum Teil als Schule. Neben der Klosterkirche, einer Basilika im romanischen Stil, liegen die Abtei als ehemaliger Wohnsitz der hohen Geistlichen, einige

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Wirtschaftsgebäude und Reste der einstigen Befestigung. Gleich neben dem Kloster steht die Nachbildung eines römischen Limes-Wachtturms.

RE_KloLorch Bild: Archiv Köthe

Bus 266 vom Bahnhof Lorch HS Kloster Lorch

Museen: • Feuerwehrmuseum in Winnenden Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr seit ihrer Gründung im Jahre 1842 ist das Thema dieses Museums. Es zeigt alte Feuerwehrfahrzeuge und Feuerlöschspritzen, dazu eine Sammlung von Helmen, außergewöhnlichen

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Brandresten und die Nachbildung eines Luftschutzkellers aus dem Zweiten Weltkrieg.