Der Trierer Dachschieferbergbau Schieferbergbau in der Region von Theophil Schweicher und Manfred Weishaar

Richtung © Graphik Trier Th. Schweicher FSteine undl Welin AB-Anschluß Mehring

Felle rbach Noßertal. W e Tal der inb er 40 Stollen ge Margarethen- Lehrpfad brunnen Schieferbergbau - der "Gruben- Parkplatz wanderweg" - P "Schürzig" im idyllischen Noßertal = Halde = Stollen

Länge: 7,5 km Wegzeit: ca. 2,5 Stunden zwölf Stollen .. 20 (!) Schau- u. Infotafeln Halden .. N o Loren .. P s s e Schienen .. Bus-Parkplatz rn 0 5 km 10 48 Koblenz/Köln © theos Wald .. "Betonsteinfabrik" b ac Weinberge .. h 1 diverse Schweich Ausfahrt "Fell/" Schiefer- K82 Parkmöglichkeit für Ehrang am AB-Dreieck (130) deckungen .. PKW auch direkt vor Luxbg dem Besucherbergwerk! 64 Mo “Moseltal” und vieles, sel vieles mehr! N T Thomm 602 rier Info Fell Ausfahrt "Fell, Mehring" B 1 Saarbrücken 5 B52 2 (06502) Trier Trier-Fell: ca. 9 88 5 88 20 Autominuten Thomm N Herausg. im Eigenverlag Gemeinde Fell / Besucherbergwerk Fell Fell 2010 Der Trierer Dachschieferbergbau Schieferbergbau in der Region Trier von Theophil Schweicher und Manfred Weishaar

Inhaltsverzeichnis Seite Anfahrt zum Besucherbergwerk Fell ...... 3 Die Entstehung des Dachschiefers ...... 4 Dachschiefer. Einige Eigenschaften ...... 4 Historischer Bergbau auf Dachschiefer in Deutschland ...... 5 Der Trierer Dachschieferbezirk ...... 5 Römische Schieferdeckung ...... 6 Römischer Tempel auf dem Feller Burgkopf ...... 7 Fell. Lage Weinbau und Bergbau ...... 8 Der Devon-Schiefer und der Weinbau ...... 9 Feller Wein. Der Wein, der aus dem.Schiefer kommt ...... 10 Die Sprache des Bergmanns ...... 11 Dachschieferbergbau. Grundbegriffe ...... 12 Typischer Grundriss eines größeren Schieferbergwerks ...... 13 Die Bestandteile einer Karbidlampe ...... 14 Das Gezähe der “Leienbrecher” ...... 15 Zurichtwerkzeug für Dachschiefer ...... 16 Förderwagen ...... 17 Die Dachschieferherstellung im traditionellen Verfrahren ...... 18 Verschiedene Schieferplatten und ihre Maßlinien ...... 19 Das Zurichten ...... 19 Verschiedene Schieferdeckungen ...... 20 In der Eifel schlägt ein Herz aus Schiefer ...... 21 Eine kurzgefasste Führung durch das Besucherbergwerk Fell bei Trier ...... 23 Wir bauen uns ein Schieferdach (Schablonendeckung) ...... 25 Wir bauen uns ein Schieferdach (Rundblatt) ...... 26 Haldenverwertung ...... 27 Relikte des Schieferbergbaus: Stillgelegte Stollen. Ein Paradies für Fledermäuse ...... 28 Fledermäuse fliegen mit den Händen ...... 29 Fledermausschutz Besucherbergwerk Fell ...... 29 Die Schieferbergwerke von Fell und Thomm und ihre heimlichen Untermieter ...... 30 Aktuell nachgewiesene Fledermäuse im Raum Fell/Thomm ...... 30 Fledermausschutz. Adressen...... 31 AV-Medien und Literatur ...... 32

Seite 2 Anfahrt zum Besucherbergwerk Fell Mit der Eisenbahn zum Bergwerk ?? Das Noßertal zwischen Fell und Thomm ist ein interessantes Mu- seumstal, das mit dem Besucherbergwerk Fell und dem Lehrpfad Schieferbergbau, dem "Grubenwanderweg", die Geschichte des his- torischen regionalen Schieferbergbaus eindrucksvoll dokumentiert (ca. 40 histor. Bergwerke lassen sich im Noßertal nachweisen!). Eine Anfahrt mit der Eisenbahn ist leider nicht empfehlenswert, da Fell mit der Eisenbahn nicht direkt zu erreichen ist! Der nächste Bahnhof ist in Schweich. (Ent- fernung Bahnhof Schweich - Fell: ca. 12 km). Von Schweich aus können Sie mit dem Linienbus nach Fell fahren. Von der Ortslage Fell aus liegt das Besucherbergwerk allerdings noch ca. 4 km entfernt. Mit dem Linien-Bus von Trier aus nach Fell oder Thomm … ... dann Wandern! Die Moselbahn GmbH” fährt von Trier aus mit Linienbussen regel- mäßig den Ort Fell an. Von Fell aus wandern Sie dann zum Berg- werk (ca. 45 Min.; herrlicher Wanderweg durch Weinberge und vor- bei an historischen Bergwerken). Thomm: Die "RMV-Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft" fährt von Trier aus regelmäßig den Nachbarort Thomm (idyllischer alter Bergbauort) mit Linienbussen an. Von Thomm aus wandern Sie (ca. 40 Min., überwiegend bergab) vorbei an mehreren historischen Berg- werksstollen zum Besucherbergwerk Fell. Rückweg: Wandern Sie wieder zurück nach Thomm (ca. 60 Min.) oder nach Fell (ca. 40 Min.). Hier können Sie die aktuellen Tarife, Haltestellen und Fahrzeiten erfragen: Zentrale Hotline des Verkehrsverbund Region Trier VRT: 0180-199 33 66 oder online: http://www.vrt-info.de Moselbahn Verkehrs- Moselbahnstr. 7 Fax 06531-96 80 50 betriebsgesellschaft GmbH 54470 Bernkastel-Andel www.moselbahn.de (Linienbus Trier-Fell) Tel. 06531- 96 80 0 email: [email protected] Rhein-Mosel-Verkehrs- Kürenzer Str. 13 Fax 0651-1 47 52-70 Gesellschaft mbH 54292 Trier www.rmv-bus.de (Linienbus Trier-Thomm) Tel. 0651-1 47 52- 0 email: [email protected] Mit dem PKW zum Bergwerk Von Trier aus fahren Sie die Autobahn Richtung Schweich. Noch vor Schweich erreichen Sie das Autobahndreieck Moseltal. Unter dem Au- tobahndreieck Moseltal nehmen Sie die Ausfahrt "Fell, Lon- guich". Hinter dem Industriegebiet Longuich biegen Sie rechts ab (nach Fell) und unterqueren die Fellertalbrücke. Im Ort Fell schließ- lich biegen Sie rechts ab (Richtung Thomm) und folgen der Beschil- derung (Besucherbergwerk). PKW's können bis unmittelbar an das Be- sucherbergwerk Fell heranfahren! Die folgenden Routenplaner zeigen Ihnen online den Weg nach Fell: www.falk.de www.route.web.de www.abacho.de www.map24.de www.stadtplaene.klicktel.de www.viamichelin.de Mit dem Charter-Bus ... Falls Sie Ihre Anfahrt mit einem Bus-/Reiseunternehmen durchführen lassen, so können Sie bis auf etwa 300 m an das Besucherbergwerk Fell he- ranfahren. Der Parkplatz für Busse ist beschildert (Kapazität ca. 12 Rei- sebusse!). Der Busparkplatz liegt unmittelbar unterhalb des Besucher- bergwerk Fell auf dem Gelände der ehemaligen Betonsteinfabrik der Reichsgrafen von Kesselstatt (ehem. Haldenverwertung). Von dort etwa 7 - 8 Minuten Fußweg zum Besucherbergwerk Fell! Text, Layout Busunternehmen aus Ihrer Region finden Sie in den “Gelben Seiten”. Th. Schweicher/Gemeinde Fell

Seite 3 Die Entstehung des Dachschiefers von Theophil Schweicher, Gemeinde Fell 1. Dachschiefer besteht aus feinsten spalten zu lassen. Die parallelen Spaltebenen Verwitterungsstäuben und -Mehlen, die fluviatil ("Schieferung") sind daher nicht unbedingt (durch Flüsse) oder äolisch (durch den Wind) identisch mit der ursprünglichen transportiert und im Devon-Meer (vor ca. 350 - 400 Sedimentationsrichtung ("Schichtung")! Im Millionen Jahren) abgelagert worden sind (maritimes Fell/Thommer Raum steht Schieferung und Sediment/Schlammschichten). Schichtung nahezu senkrecht zueinander. Die Schieferplatten haben daher oftmals Streifen 2. Die abgelagerten Verwitterungsstäube bestanden (”Krappschiefer”). aus tonigen Mineralien und enthalten überwiegend Kieselsäure (ca. 60 Prozent Quarz), sowie 4. Wenn im Schiefervorkommen ganz bestimmte verschiedene Mineralbestandteile in feinster technische, chemische und petrografische Verteilung. (Für Dachschiefer schädlich: Eisen, Kalk, Eigenschaften vorliegen, die den Stein zur Schwefelkies/Pyrit) Dachverkleidung eignen lassen, so spricht man von "Dachschiefer". 3. Sie wurden zunächst als Schlamm in mächtigen Schichten abgelagert. Durch tektonische Kräfte 5. Abbauwürdige Vorkommen (Qualität und Quantität (horizontal wirkende Kräfte, die für die muss stimmen!) bezeichnet man als Lagerstätten Gebirgsbildung verantwortlich sind; Rheinisches bzw. "Richten". Schiefergebirge, Plattenbewegungen) wurden die 6. Die unterschiedliche Farbe des Schiefers kommt Schichten durch den langanhaltenden Druck (bei durch die unterschiedliche mineralische relativ wenig Hitze) aufgefaltet, wobei die einzelnen Zusammensetzung. Blaugrau: Hinweis auf Mineralbestandteile sich plättchenförmig senkrecht Mikrobenzersetzung bzw. auf Zersetzung zur Druckrichtung einregelten (Semi- organischen Materials; Grünstich: Hinweis auf Metamorphose). Dadurch entsteht die Schieferung, Eisenchlorid; Rotstisch: Hinweis auf Hämatit. d.h. die neue Eigenschaft, sich in dünne Platten

Dachschiefer muß sich leicht in dünne Plattenspalten lassen (4 - 7 mm) . Auch dürfen beim Spalten und Zurichten keine Haarris- Dachschiefer se entstehen (erkennt ein Dachdecker am Klang!). Die Spaltflächen müssen eben sein (keine Wölbungen, Einige Eigenschaften "Buckeln" oder "Dellen") und möglichst glatt (besserer des Dachschiefers Selbstreinigungseffekt). Dachschiefer muss der Verwitterung standhalten und hat dann eine extrem lange Nutzungsdauer. (Dach- 1. gute Spaltbarkeit schiefer ist nicht billig aber preiswert, wenn man die lange Haltbarkeit berücksichtigt!) 2. ebene Spaltflächen Es darf nur wenig Kalk (”Spuren’”) enthalten sein. Die 3. glatte Oberfläche Platten werden sonst hellgrau und stumpf und bilden Moos- und Flechtenbesatz. Es darf möglichst kein Ei- 4. Witterungsresistenz sen und keinen kristallinen Schwefelkies (Pyrit) enthal- ten, sonst könnten Rostflecken oder Löcher entste- 5. Temperaturbestän- hen. Schieferplatten müssen großen Temperatur- digkeit schwanken und den damit verbundenen Dehnungsbe- wegungen standhalten (Hitze, Kälte, Frost). Sie müs- 6. Farbbeständigkeit sen ihre graublaue bis blauschwarze Farbe dachein- heitlich beibehalten und unempfindlich sein gegen Säu- 7. Säurebeständigkeit reeinwirkung (saurer Regen!) Schieferplatten müssen sich gut verarbeiten (”zurich- 8. gute Nagelbarkeit ten”) lassen, müssen sich insbesondere gut mit dem Schieferhammer lochen lassen. Seite 4 Historischer Bergbau auf Dachschiefer in Deutschland Moselschiefer (1-3) 10 1. Randgebiet des Hochwaldes zur Mosel (Thomm, Fell, Ruwertal) 7 2. Mosel: Gebiet um Zell 8 3. Eifel (Mayen-Müllenbach, Hausen, Trimbs, 9 Laubach, Leienkaul ) 11 Hunsrückschiefer 3 6 4.Hunsrück (Bundenbach, Rhaunen, Gemünden, 5 Altlay, Layenkaul) 2 4 Rheinischer Schiefer 1 5. Rhein (Kaub, Oberwesel, Bacharach) Westfälischer Schiefer (6-9) 6. Lahn (Wissenbach, Rupbach) 7. Ruhr (Nuttlar, Antfeld) Trierer Dachschiefer- 8. Lenne (Fredeburg) Bezirk 9. Raumland (obere Lahn) Harzer Schiefer 10. Goslar Thüring.-Fränk. Schiefer 11. Saale, Schwarzatal (Lehesten, Schmiede- = Deutsche Mittelgebirge bach, Unterloquitz, Probstzella) In den 60-er und 70-er Jahren wurden die meisten Gruben "fahrengelassen" (stillgelegt). Heute beherrscht überwiegend Importschiefer (aus Spanien) den Markt. Graphik Nur noch eine Hand voll Schiefergruben (darunter Rathscheck Theophil Schweicher Schieferbergbau, Mayen) fördert heute noch in Deutschland Dachschiefer.

In den zwanziger Jahren wurden die Der “Trierer Dachschieferbezirk” Dachschiefergruben je nach ihrer geographischen Lage in verschiedene Der “Trierer Besucher “Bezirke” eingeteilt. Die Konzentration von bergwerk Dachschiefer- Fell Neumagen- Schiefergruben östlich von Trier wurde als M bezirk” osel Drohn “Trierer Dachschieferbezirk” bezeichnet und

D zwar aus den folgenden Gründen: h Berglicht ro Fell n a) Die Schiefergruben liegen räumlich in der Nähe von Trier Trier b) Der Absatz der Dachschieferplatten erfolgte Thomm Beuren traditionell überwiegend nach Trier, denn Stadt, Staat und Kirche waren Jahrhunderte

S lang die Hauptabnehmer für Dachschiefer a R Die Zahl der a u (Wehr-, Profan- und Klerikalbauten). historischen r w e N c) Folgt man den günstigsten Transportwegen Schiefergruben r im Trierer Land (immer talwärts), so gelangt man von den wird auf ca. 190- W O Schiefergruben schließlich an die Mosel 250 geschätzt! 0 5 10 (von da aus günstige Transportmöglichkeit Graphik: km Th. Schweicher S über die Mosel nach Trier). Schiefer, der auf der Mosel verschifft wurde, Ehemaliges Trierer Ort mit ehemaligem Dachschieferrevier bedeutenden wurde als “Moselschiefer” bezeichnet. (Bergbau-Bezirk/-Revier) Dachschieferbergbau

Seite 5 ca. 35 cm Römische Schieferdeckung

konisches Nagelloch

röm. ca. 20 mm Schiefernagel (5-7 cm) Petra Imbrix Tegula

Römische Ziegeldeckung Graphik: Theophil Schweicher Dachschiefer .... das “Wellblech” der Römer? Im allgemeinen deckten die Römer ihre Gebäude Dachschiefer kamen die Platten wohl aus den glei- mit roten Tonziegeln ein. In Einzelfällen findet man chen Steinbrüchen, wie die Schieferbruchsteine, die aber auch schon zur Römerzeit ein Schieferdach, die Römer verbauten. Repräsentative Gebäude, meist allerdings nur auf Nebengebäuden wie Stal- bzw. die Gebäude vornehmer Römer, trugen fast lungen, Werkstätten, Scheunen, Latrinen, Bauern- ausnahmslos ein Dach mit Tonziegeln. höfe, Wehrbauten o.ä. Im Mittelalter wurden die Platten im “Reis” oder Die Schieferplatten kamen wohl meist aus dem Tage- “Ries” (”ris petrarum”) gehandelt (eine ca. 2 m lange bau (Steinbruch), erkennbar an der Dicke der Platten Reihe senkrecht hintereinander aufgereihter Schie- (von ca. 20 mm)! Wegen des geringen Bedarfs an ferplatten.).

Seite 6 Römischer Tempelbezirk auf dem Feller Burgkopf Rekonstruktionszeichnung L. Dahm Cella (2. Jhrh.) mit Rhein. Landesmuseum (RLM) Trier Ziegeldeckung l l e F

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Mauerwerk aus x Schieferbruchstein e Umgangsmauer T (nach 350 n. Chr.) K.-J. GILLES: Das Sylvanus-Heiligtum auf dem Burgkopf bei Fell. Jhrb. Kreis Trier-Saarburg 1989 Der älteste Nachweis für Lage des röm. Tempels eine Schieferdeckung auf der Gemarkung von Fell: ein römischer Tempel Tempel auf dem Feller Burgkopf auf dem Feller mit einer Arkade Burgkopf (Säulenumgang) mit Überdachung "aus "Fell" = latein. “vallis" = das Tal Der Sylvanus von Fell " Zeichnung: L.Dahm, RLM-Trier großen Schieferplatten

Die klassisch-römische, repräsentative Dachdeckung kopf. Vom römischen Tempelbezirk, der dem Gott bestand fast ausnahmslos aus gebrannten Ziegeln, den Sylvanus, dem Hüter der Tiere und des Waldes, "tegulae", die an den Stoßkanten ("Falzen") mit geweiht war, sind heute allerdings nur noch Bo- halbrunden Hohlziegeln, den "imbrices", überdeckt denspuren und Mauerreste erhalten. wurden. Zur Römerzeit sind allerdings auch schon Da die Römer hervorragende Geologen waren und vereinzelt Schieferdeckungen nachweisbar. intensiv die lokalen Gesteinsvorkommen als Bau- material nutzten, ist es plausibel, dass bereits zur Wie archäologische Befunde belegen, wurde auch schon Römerzeit im Raum Fell eine Gewinnung von zur Römerzeit gelegentlich Schiefer in Platten gespalten, Dachschiefer stattgefunden hat. zu Dachschieferplatten ("Römerplatten") zugerichtet und für Die Dicke der römischen Dachschieferplatten die Dachdeckung römischer Gebäude verwendet. (ca. 20 mm!) deutet allerdings eher auf eine Ge- Die älteste nachweisbare Schieferdeckung in der Umge- winnung im Tagebau (Steinbruch) hin. Wegen bung von Fell ist zweifellos die Deckung des Säulenganges des geringen Bedarfs waren Schieferbergwer- eines keltisch/römischen Tempelbezirks auf dem Feller Burg- ke zur Römerzeit wohl kaum erforderlich.

Seite 7 Fell.

Lage der 0 500 1000 Fastrau “Kaulen” und Meter “Wingerte" Entwurf & Graphik Th. Schweicher Gemeinde Fell r b a F e l l e c h N i n b a u B e r O e g b W Grubenwanderweg a W Fell u S Besucherbergwerk Fell

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a b a c e r n c h s s h o N "Stein und Wein" im Ortswappen von Fell

Dargestellt sind nur die Stollen im Thomm (touristisch erschlossenem) Noßertal!

Weinberg, Legende Ortslage Stollen, "Wingert" Grube, Gruben- Bachlauf "Leyenkaul" wanderweg Fell. Im Westen der Wein, im Osten der Stein

Der Westen Tal) sowie der Weinbau gehen wohl bis in die spätrö- Das Fellerbachtal im westlichen Teil der Gemarkung von mische Zeit zurück, zumal archäologische Befunde Fell wird seit altersher für den Weinbau genutzt. Die Hän- eine römische Besiedlung entlang des Feller Baches ge im Devonschiefer bieten hervorragende Standorte für belegt haben. ausgezeichnete Weinlagen. Insbesondere der Riesling gedeiht auf den Schieferböden vorzüglich. Die Weite des Der Osten ‘Tales läßt die Sonne früh in das Tal eindringen und sorgt Im bewaldeten östlichen Teil der Gemarkung von Fell für eine lange Sonnenbestrahlung. Der Schieferboden finden wir in den tief eingeschnittenen Tälern seit dem spendet langanhaltende Wärme, er schützt vor allzu Mittelalter in zahlreichen Tagebauen und Stollen einen schneller Austrocknung, und er reflektiert und verstärkt intensiven Bergbau auf Tonschiefer, der zu Dachschie- die Sonneneinstrahlung für die Weinstöcke. Der schiefri- ferplatten, den begehrten "blauen Leyen", weiterverarbei- ge Boden ist zudem auch bei schlechtem Wetter noch für tet wurde. Weinbergsarbeiten begehbar. "Stein und Wein" bildeten also seit altersher die wirt- Die Gründung des Ortes Fell (lateinisch: vallis - das schaftlichen Grundlagen der Gemeinde Fell.

Seite 8 Der Devon-Schiefer und der Weinbau

Sonnenstrahlen

Die diffuse (gestreute) Reflektion an den Schieferplättchen im Weinberg verstärkt die Wirkung der Sonnen- einstrahlung und begünstigt damit die Reife der Trauben.

Wärme

Tagsüber erwärmt sich der Schiefer- Wärme boden sehr schnell und gibt nachts die Wärme wieder langsam ab theos (Wärmespeichereffekt). Devon-Schiefer

Entwurf, Text, Zeichnung Der Schiefer läßt das Regenwasser zwar Theophil Schweicher, leicht in die dünne Bodenschicht eindringen, Gemeinde Fell schützt aber zugleich den Boden gegen vor- zeitige Austrocknung. (Die Schieferplättchen stören die Kapillarwirkung und hemmen da- Die Weinbergsmauern und die her die Verdunstung). Schieferböden des Weinbergs sind Stützmauer aus übrigens Lebensraum einer Nach Regenwetter sind die steinigen Schie- vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt Schiefersteinen ferböden wieder schnell begehbar. (thermophile Tiere und Pflanzen)! Der Devonschiefer - Grundlage der Gemeinde Fell Die tief in den Devonschiefer ein- das Sonnenlicht und beeinflussen ein hochfeines - an Pfirsich erin- geschnittenen Täler der Mosel und das Bukett und den Weincharakter nerndes - überwältigendes Bukett. ihrer Zuflüsse ergeben nicht nur ei- sehr positiv. Man spricht von der Bergbau: Die Bevölkerung nutzt ne besonders reizvolle Landschaft, sog. "Schiefergör"! "Man den Schieferstein seit altersher für sondern bildeten auch die Grundla- schmeckt den Schiefer im Wein, den Hausbau, und die Talhänge bo- ge für den Weinbau und den Berg- man atmet den Schiefer in der Luft, tem dem "Leyenbrecher" (Schiefer- bau. man riecht den Schiefer nach bergmann) Ansatzpunkte für den Weinbau: Die dünnen Schieferver- flüchtigem Regen, wenn die Sonne nicht so aufwendigen Stollenbau witterungsböden auf den sonnen- die porösen Schichten eilig trock- auf devonische Tonschiefer, der exponierten Hängen bietem dem net und das samtene metallene übertage zu Dachschieferplatten, Winzer ideale Standorte für hervor- Grau wieder aufblitzt unter den den begehrten "blauen Leyen" für ragende Weinlagen. Insbesondere Rebstöcken" (R.G.Binding). die Rathäuser, Kirchen, Schlösser die Rebsorte Riesling gedeiht auf Der Riesling ist kleinbeerig und und Festungen der Umgebung. Schieferböden optimal. Sie stellt spätreifend. Sein Wein ist von grün- weiterverarbeitet wurde. hohe Ansprüche an Licht und Wär- gelber bis goldener Farbe, hat ein me. Die Schieferböden sind warm, feines Säurespiel, von rassiger, an- Stein und Wein - die Grundlagen durchlässig, trocken, reflektieren genehmer bis kräftiger Säure und der Gemeinde Fell!

Seite 9 6 1 t Feller Wein. Der Wein, der aus dem Schiefer kommt .. t a l Sieben Weisheiten über einen guten Wein v. Th. Schweicher/Gemeinde Fell b Der Schiefer verwittert sehr schlecht. Die Schieferböden sind daher in der Regel sehr steinig und nur sehr dünn (relativ dünner Bodenhorizont; beim Pflügen knirscht der Pflug im Boden!). Eigentlich sind die Schieferböden schlechte, karge Böden für die Landwirtschaft. Mit einer einzigen Ausnahme: wegen der besonderen Thermik (Wärmeverhalten) des Schieferbodens sind diese Böden ideal für den energiehungrigen Wein! Das wussten schon die Römer zu schätzen. Viele Weinlagen an der Mosel gehen schon auf die Römerzeit zurück! Man schmeckt den Boden, den Schiefer, im Wein! Die Fachleute sprechen von der sog. "Schiefergör": Der Schiefer(boden) besteht überwiegend aus amorphem Quarz (ca. 60 Prozent) und aus ca. 40 verschiedenen weiteren Mineralien, die auch den Geschmack des Weines mitbestimmen! Die langsame Verwitterung bewirkt eine langsame Nährstoffabgabe in den Boden (eine natürliche Langzeitdüngung!).

1. Der Weinstock ist ein lebendiger Bis spät in die Nacht hinein gibt der Boden Organismus, der die Mineralien des noch intensive Wärme an den Weinstock ab, Bodens in den Trauben zu Aromastoffen obwohl die Sonne schon längst umwandelt! untergegangen ist. (Übrigens: Das herzförmige Aufbinden der Weinstöcke soll 2. Für diesen biochemischen Prozess braucht die Pflanze möglichst nahe an der der Weinstock viel Energie. Diese Energie Wärmequelle halten.) bekommt der Weinstock sowohl von der Sonne (= direkte Strahlungsenergie) als 6. Die vielen kleinen Schieferplättchen im auch vom Boden (indirekte, diffuse Boden stören die Kapillarwirkung (Aufstieg Strahlungsenergie ) sowie des Wassers auf Grund feinster Kapillare im Wärmeenergie. Boden) und verhindern daher eine schnelle Verdunstung des Wassers (Wasser- 3. Die Lage und die Ausrichtung des speicher-Effekt). Der Boden ist bereits kurz Weinberges (”Exponierung”) und die nach dem Regen wieder begehbar, denn die Steigung des Weinberges optimieren die Oberfläche ist trocken! Aber unter den Energieversorgung (je mehr nach Süden Plättchen bleibt der Boden noch lange nach und je steiler, umso mehr Sonnenenergie dem Regen feucht. kommt an!) Drehen Sie im Weinberg mal ein 4. Die vielen kleinen Schieferplättchen auf Schieferplättchen um!

dem Boden des Weinberges wirken wie 7. Die Sorte des Weinstocks (Sylvaner, Spiegel. Der Weinstock bekommt dadurch Riesling usw.), der Standort, die Kleinlage nicht nur die direkte Strahlung von der (”terroir”) und damit zusammenhängend das Sonne, sondern zusätzlich auch eine spezifische Mikroklima des Weinbergs, der intensive diffuse (allseitige) geologische Untergrund (der Boden: ein Sekundärstrahlung (also eine Fülle von Gemenge unterschiedlichster Mineralien und Sonnenenergie, wie wenn man den Huminstoffe), der Energiehaushalt (bestimmt Weinberg mit einer reflektierendern Folie durch die Hangneigung und die Ausrichtung auslegen würde). zur Sonne), das Jahresklima (“Jahrgang”) 5. Ein Teil der Sonnenstrahlung wird vom und nicht zuletzt der Fleiß und die Kunst Boden absorbiert und in Wärme des Winzers beim Ausbau des Weines umgewandelt. Der Schiefer speichert diese definieren letztendlich den Geschmack des Wärme und gibt sie nur langsam wieder ab; Weines.

Seite 10 zusammengestellt von Die Sprache des Bergmanns Th. Schweicher, Gemeinde Fell Schlägel = ein leicht geschwunge- Der Hund = der Förderwagen (Der Leienbrecher = Schieferbergmann ner schwerer Fäustel (Hammer) quietschte früher wie ein jaulender Abkeilen = durch Einschlagen eines Das Eisen = ein Meißel mit hölzer- Hund!) oder mehrerer Keile einen Block aus nem Stiel Der Hut = der Helm des Bergmanns dem Felsen lösen Unter Tage = unter der Erdoberflä- (Meistens war es nur eine Mütze!) Sargdeckel = ein lockerer Block, der che Das Geleucht = die Grubenlampe in der Firste hängt (sehr gefährlich!) Über Tage = unter freiem Himmel, des Bergmanns Schiefer = Gestein, das sich leicht in bei Tageslicht Die Fahrte = eine Leiter Platten spalten lässt Die Strecke = ein waagerechter Ver- Die Kaue = ein kleiner Raum; z.B. Dachschiefer = ein Schiefer, der bindungsstollen unter Tage die "Waschkaue" kaum verwittert (weil er frei von Kalk und Eisen ist), und deswegen für Be- Der Stollen = eine waagerechte Stre- buttern = eine Pause machen (oft dachungszwecke nutzbar ist cke mit einem Mundloch nach über gab`s nur ein Margarinebrot!) Gebirge = der Berg Tage Die Sohle = 1. der Boden innerhalb Die Kopflampe = eine am Helm des des Bergwerkes; 2. Abbauniveau Abbaukammer = Hohlraum, der un- ter Tage durch den Abbau entsteht Bergmanns befestigte Lampe söhlig = horizontal gewinnen = abbauen Die Wetter = die Luft im Bergwerk Der Stoß = die Wand innerhalb eines Die Seige = eine Rinne, durch die Bergwerkes Schicht = Arbeitszeit das Wasser aus dem Bergwerk he- Der Stempel = senkrechter Stützbal- Feierschicht = arbeitsfreier Tag rausfließen kann (seiger = senk- ken Halbschicht = Pause nach der hal- recht) Der Hauer = Bergmann (kommt nicht ben Arbeitszeit Der Sumpf = ein Wassersammelbe- von “hauen”, sondern von “Heuer” = Der Steiger = der Vorarbeiter cken am tiefsten Punkt des Bergwer- Tagelohn kes Das Gedinge = der Akkordlohn Die Kappe = der auf den Stempeln Das Gezähe = das Werkzeug sümpfen = Wasser aus dem Berg- liegende waagerechte Stützbalken werk abpumpen buckeln = auf dem Rücken fördern schießen = Sprengen die Keilhaue = die Pickel des Berg- (wurde 1898 verboten) manns Die Haspel = Seilwinde Hauer = Bergmann das Gestänge = die Schienen fördern = transportieren Laden = Sprengstoff in das Bohrloch die Grube = das Bergwerk gewinnen = abbauen einbringen die Haspel = die Seilwinde Das Haufwerk = loses, klein gebro- Laykaul, Leienkaul = Schieferberg- chenes Gestein werk der Knappe = der Berglehrling Die Teufe = die Tiefe (vertikal!) Mundloch = Stolleneingang fahren = sich fortbewegen untertage (”Fahr zur Hölle!”, Himmelfahrt usw.) Das Geleucht = die Lampe

Kasten aus Holz

Eisen- theos bänder

Hölzerne Spurnagel Radscheiben

Eisenbeschlagener hölzener Förderwagen ("Hund") mit Spurnagel (Holzschnitt aus dem Mittelalter, 1556) aus einem Bergbau-Lehrbuch von 1556

Seite 11 Dachschieferbergbau. Grundbegriffe (Stollen-) Mundloch, Mund Schlußstein Portal Firststein Schrämschlitz, First Schram Halde, Prass Untertagehalden: Ort, Ortsbrust Berge, Versatz Stollen ca 2-3 % Steigung

Stollen-Längsschnitt Sohle = Profilriß

Überkreuzte Schlägel (= Hammer, Fäustel) und Eisen (= Meißel mit Begriffe der deut. Stiel) sind seit dem Mittelalter die Symbole des Bergbaus. Schiefer-Schuppe Eisen = Mit dem Fäustel wird auf das Eisen Meißel am Stiel geschlagen, um einen Brocken aus dem Gebirge abzusprengen. Schlägel = Fäustel Schlägel und Eisen finden sich oft- mals in den Wappen alter Bergbau- Schlägel Gemeinden, so auch in den Orts- linker rechter und Eisen wappen von Fell und Thomm. Deckstein

Manche bergbaulichen Begriffe sind je nach Branche (Erz, Kohle, Schiefer) und nach Region unterschiedlich. Besonders im Dachschieferbergbau sind die Begriffe ins- Firste (Decke) besondere für das Gezähe zudem stark durch den örtli- chen Dialekt geprägt. Oftmals wurden von Grube zu Gru- be selbst für einfachstes Gezähe (bergmänn. für: Werk- zeug) ein unterschiedlicher Begriff verwandt. rechter Stoß linker Stoß Stoß = die Wand Grubengrundriß: “Grubenbild” Sohle Boden Sicherheitspfeiler: (Berg-) Feste Sohle: ca. 2 % Bergemauern Stollen, e Gefälle ck halten die tre zur Seige Fahrraum, Strecke frei S Strecke Abbau- n lle Text & Graphik to kammern: Seige, Entwäs- Theophil S Baue, Abbaue, Schweicher serungsrinne Gemeinde Fell Kammern

Seite 12 Typischer Grundriss Ortsbrust = Ende einer Strecke/ eines größeren eines Stollens Text,Grphik, Layout Theophil Schweicher Schieferbergwerks Gemeinde Fell Grube “Hoffnung”, Fell Stollenbau, Betriebszeit: bis Ende der 60-er Jahre “Blindstrecken” (heute Teil des (= Sackgassen) Besucherbergwerk Fell) Es wird zunächst ein Stollen aufgefahren, der - 4. Lager mit etwas Glück - auf ein geolog. Vorkommen trifft. Ist das Vorkommen von der Güte her wie von der Menge her kl. Abbau abbauwürdig, so nennt man das Vorkommen “Lagerstätte”

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Stollen an, in der Hoffnung hier fündig zu werden. ü

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e man die “Vorrichtung”. Aus- und Vorrichtung sind sehr kostspielig!

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1. Lager Strecke 1. Schachtbau: Von der theos Tagesoberfläche aus wird ein Schacht oder ein stark einfallender Stollen (schiefe Mundloch, Einfahrt Ebene) aufgefahren um das Lager = Anfang eines Stollens auszubeuten. Schachtbau ist meist sehr teuer (Förderturm, Wasserproblem (Pumpen), Grundriss = bergm. “Grubenbild” Energieversorgung usw.) 2. Stollenbau: In einem Tal wird ein leicht ansteigender Stollen aufgefahren, um an die Lagerstätte heranzukommen. (Typischer, meist periodisch betriebener “Arme Leute Bergbau” ist oft Stollenbau, weil das Wasser ohne Kosten von alleine wegläuft, man spart die “Wasserhaltung”.) 3. Tagebau: Die Erdoberfläche (der “Abraum”) wird weggeräumt um an ein Lager (eine Lagerstätte) heranzukommen (z. B. Steinbruch, Braunkohle u.a.).

Seite 13 Schlägel Eisen

theos Mittelalterliche Darstellung eines Hauers “Schlägel und Eisen” und die (mit Zipfelmütze und Arschleder) bei der Arbeit mit Schlägel und Eisen Karbidlampe im Wappen “Schlägel und Eisen” waren die der Bergmannskapelle Fell. Vorläufer der Schlagbohrmaschine! Das “Eisen” ist kein Hammer,

Recherche/Graphik: sondern ein Spitzmeißel mit Stiel! Th. Schweicher, Gemeinde Fell 9 10 Die Bestandteile einer 6 7 5 Karbidlampe 1. Untere Kammer (Karbidbe- 8 hälter) 2. Obere Kammer (Wasserbe- 3 hälter) 3. Einfüllschraube für den Was- serbehälter 4. Tragehaken (Spitzhaken) 4 5. Wirbel 2 6. Regulierschraube für den 11 Wassertropf 7. Verschlußbügel 8. Brennerstutzen mit Speck- steindüse 9. Haken 1 10. Verschlussschraube theos 11. Gummidichtung (zwischen den beiden Kammern)

Abbildung der Lampe aus: Otto Scharlach: Grubenlampen, Nürnberg, o.J. (Firmenkatalog); Sammlung Johann Krämer, Fell

Seite 14 Das “Gezähe” der “Leienbrecher” 17 Entwurf & Graphik Th. Schweicher 7 16 4 1 3 theos

6 10 2 18 8 11

12 9

5 14 15 13 theos

Wie heißt das “Gezähe” der Bergleute? Gezähe = Werkzeug 6. Der Bohrhammer 13. Der Köpfkeil Leienbrecher= Schieferbergmann 7. Der Dachdeckerhammer 14. Der Batteriekasten 1. Die Keilhaue (”Haue”) 8. Nagelzieher; Nageleisen 15. Helm (”Hut”) mit Kopflampe 2. Die Pickel 9. Zurichthammer (”Zweispitz”) 16. Der Keil 3. Die Schieferschere 10. Die Haubrücke (”Brücke”) 17. Die Brechstange(”Geißfuß”) 4. Der Schlägel (Fäustel) 11. Der Holzhammer (”Knüppel”) 18. Zurichtblatt (für die moderne 5. Die (Blech-) Schablone 12. Das Spalteisen Zurichtmaschine)

Seite 15 Zurichtwerkzeug für Dachschiefer gespaltener Rohstein "Rohschiefer"

mobile zukünftige Haubrücke, Schieferplatte "Brücke"

Schieferschere Haubrücke Hebelschere Nägel ziehen

lochen Zurichthammer “Zweispitz” Nägel einschlagen zurichten große Haubrücke

Recherche, Entwurf & Graphik Dachdeckerhammer Theophil Schweicher, Gemeinde Fell "Schieferhammer"

Aus dem gespaltenen Rohstein wird eine Dachschie- endecker") selbst erst auf der Baustelle. Seit Mitte ferplatte, indem das überstehende Material mit dem des vorigen Jahrhunderts lieferten die Schiefergru- Zurichthammer auf der "Haubrücke" abgeschlagen ben immer mehr die fertigen Leien. Es verblieb in der oder mit der Hebelschere "weggeschnitten" wird. Bis Grube eine höhere Wertschöpfung! Der Dachschiefer in die Mitte des vorigen Jahrhunderts lieferten die war dann für den Dachdecker teuerer, aber der Dach- Gruben lediglich die Rohschiefer. Die Zurichtung zu decker hatte weniger Transportkosten, da der Abfall Dachschieferplatten besorgte der Dachdecker ("Ley- auf der Grube verblieb! So profitierten beide davon!

Seite 16 Historische Dachschiefer- Förderwagen Bergwerke in Förderwagen dienen dem gleisgebundenen Transport ("Förde- Fell - Mosel rung") von Geräten und Werkzeug ("Gezähe"), von Mineralien oder des Abraumes. Am Grubenwanderweg in Fell sind diverse Wagenty- pen (auch aus anderen Bergbaubereichen) zu besichtigen. Die Loren (bergmännisch: "Hunte") wurden von den Leienbrechern im Feller Schiefer- Raum meist als "Wagen" oder blöcke "Wagons" bezeichnet.

Plattform

Querschnitt der "englischen" Schiene Plattformwagen ("Plattenwagen") Der Plattenwagen ist die einfachste und dennoch zweck- drückt”. Zugmaschinen wurden nicht eingesetzt. Da die mäßigste Form einer Lore, um Schieferblöcke aus der Gru- Stollen mit leichter Steigung in den Berg hinein (Wasserlö- be zu fördern. Er läßt sich leicht mit Schieferblöcken oder sung!) angelegt worden sind, wurden die beladenen Loren Gezähe be- und entladen, und kann mit einem aufgesetz- (ca. 3 Tonnen Gewicht!) jeweils auf der Förderstrecke tal- ten Förderkasten auch für Schüttgut verwendet werden. wärts geschoben. Die Loren im Nosserntal wurden jeweils von Hand “ge-

starrer Förderkasten z.T. mit Ladeklappe

Spurkranzweite 60 cm

Kastenwagen zum Fördern von Prass, Ausbruch und Gerät Die Lore ist vor allem für die Förderung von Prass ("Schie- angelenkte Ladeklappe zum leichteren Be- und Entladen. ferabfall", ausgehaltenes Gestein) benutzt worden. Aber Manchmal erleichterte auch eine zusätzliche Kippvorrich- auch zum Fördern von Schieferblöcken und Spaltsteinen tung das Entladen von Schüttgut. Kastenwagen auf engl. fand sie Verwendung. Der Kastenwagen hat mitunter eine Schiene wurden im Nosserntal etwa seit 1860 eingesetzt.

kippbarer Förderkasten

Spurkranz

Die Räder mit dem Spurkranz halten den Wagen auf der Schiene.

Text, Graphik, Layout Theophil Schweicher, Gemeinde Fell Kipplore zum Fördern von Schüttgut (Ausbruch, Prass) Die Kipplore ist optimal geeignet zur Förderung von Schütt- kann. Die Kippvorrichtung des Förderkastens erleichtert das gut aller Art. Der Förderkasten ("Kippmulde") läßt sich seit- Befüllen auch mit Schieferblöcken. So konnte die Kipplore lich kippen und umlegen, sodaß der bewegliche Förderkas- auch in der Förderung von Schieferblöcken verwendet wer- ten am Haldensturz schnell und problemlos entleert werden den.

Seite 17 Die Dachschieferherstellung 1 im traditionellen Verfahren 3

2 4 7 8

Text, Layout, 6 theos Recherche, Graphik: 5 Th. Schweicher Gemeinde Fell

1. Gewinnen (unter Tage) 5. Spalten in dünne Platten In unterirdischen Abbaukammern ("Layenkaulen") wur- Mit Holzhammer und Spalteisen (breite, dünne Meißel) den tonnenschwere Schieferblöcke durch "Schrämen" wurden die Blöcke in ca. 4 - 8 mm dünne Platten ("Roh- (rundherum einkerben) und "Abkeilen" bzw. durch eine schuppen", “Rohsteine”) zerlegt. sanfte, schiebende Sprengung ("Gewinnungsschuß" 6. Aufzeichnen des Formates mit Schwarzpulver!) hereingewonnen. Die “deutschen Schuppen” wurden freihändig zugehau- 2. Zerlegen zur Förderung (unter Tage) en. Bei den Schablonenschiefern (jede Platte soll das Die herein gewonnenen Blöcke wurden untertage durch gleiche Format haben!) wurde mit Schablone und Reiß- "Reißen" (Spalten parallel zur Schieferung) und "Köp- nadel auf die Rohschuppe die Form der endgültigen fen" (Spalten senkrecht zur Schieferung) in möglichst Dachschieferplatte aufgeritzt. (Diese Arbeit übernah- große, aber noch transportfähige (förderbare) Blöcke men meisten Kinder.) Es gab eine Vielzahl von unter- zerlegt. schiedlichen Formaten (Rundblatt, Rechteck, Oktogon 3. Förderung (unter Tage) usw.), die jeweils noch in unterschiedlichen Größen her- Die Schieferblöcke ("Köpfe") konnten nun zutage trans- gestellt wurden. Ca. 250 unterschiedliche Schieferplat- portiert ("gefördert") werden. Die Förderung erfolgte ur- tenformate sind bekannt. sprünglich durch "Buckeln" (Heraustragen auf dem Rü- 7. "Zurichten" zu fertigen “Leien” cken). Durch das Verbot des "Buckelns" durch die Berg- Mit Zurichthammer ("Zweispitz") und Haubrücke oder behörden (um 1890) wurde die Förderung nach und mit der Hebelschere wurde die Rohschuppe auf die vor- nach auf Wagenförderung umgestellt, wobei die Förder- gezeichnete Form zugehauen oder zugeschnitten. Die wagen sehr oft noch von Hand geschoben werden muß- Dachschieferplatte ("Leie") ist nun fertig. ten. Nur ca. 10 % des mühsam unter Tage gewonnenen 4. Zerlegen zum Spalten Schiefers konnte schließlich als Dachschieferplatte ver- Übertage gelangten die Wagen mit den noch "berg- marktet werden. 90 % des mühsam abgebauten Schie- feuchten" Schieferblöcken sofort in die Spalthäuser, wo fers wanderte als Abfall ("Brass") auf die Halde (überta- sie (mit Säge, Hammer und Köpfkeil) in kleinere Blöcke ge oder untertage). (”Köpfe”) die ungefähr dem Format einer Schieferplatte 8. Sortieren, Lagern, Verkaufen, Ausliefern! entsprachen, zerlegt wurden. Nach dem Zurichten der Platten erfolgt das Sortieren, Lagern und Verkaufen der Platten.

Seite 18 Verschiedene Dachschieferplatten und ihre Maßlinien

Breite e h ö H

rechter und linker Achteck Sechseck “engl.” Rechteck Octogon rechtwinkelig Schuppen "Normalschablone"

Kopf

Rücken Brust Breite e h ö e H z

Ferse t Spitzort i

p Rundblatt

Spitzwinkel Fuß S Coquettes spitzw. Sechseck Text, Layout, Graphik: Th. Schweicher/Gemeinde Fell Das Zurichten

Spalten der kl. Blöcke Aufzeichnen "Zurichten" (”Köpfe”) in Platten Die Rohschuppe der Form Zuschneiden in Form

Es gibt weit mehr als 250 verschiedene Schiefer- Es gibt länderspezifische Dachschieferformate platten-Formate mit regional z.T. unterschiedli- (deutsche “Schuppe”, engl. Rechteck, flämisches chen Ausformungen und Bezeichnungen! Allein Format u.a.) und oftmals kann man politische von der deutschen Schuppe gibt es z.B. drei ver- Grenzen auch an der Dachlandschaft ablesen. schiedene Grundtypen, je nach unterschiedlichem (Z.B. Wasserbillig: Französische Rechteckdec- “Hieb” (Fersenwinkel): Scharfer Hieb, normaler kung; Wasserbilligerbrück: deutsche Deckung!) Hieb, stumpfer Hieb.

Seite 19 Verschiedene Schieferdeckungen

Dachschiefer ist ein bewähr- ter Natur-Baustoff. Kaum eine Dachform, die sich nicht mit Schiefer decken läßt. Deckung mit Bogenschnitt- Schablonen 25 x 25 cm

Kaum eine Dachdeckung ist so lebendig und vielseitig wie eine Schieferdeckung. Rechteck-Doppeldeckung ("englische Deckung") mit Orna- ment aus natürlichem “Farb- schiefer”. theos

Keine Dachdeckung ist so langlebig, wie eine fachge- rechte Schieferdeckung. Schieferdeckung mit Sechs- eckschablonen und Spitzort ("Normalschablonen")

Jede Schieferplatte ist ein ca. 400 Millionen Jahre alter Natur Stein, ein Stück der Erdge- schichte! Schieferdeckung mit Achteck- schiefer (Octogones) 30 x 15

Entwurf & Graphik: Theophil Schweicher, Gemeinde Fell

Schieferdeckung mit Coquet- tes (Rundblatt) Lochung/Nagelung: Die Anzahl und die Anordnung der Nagellö- cher ist jeweils unterschiedlich, je nach La- ge (Ort-, Kehl-, First-, Fuß-, Gebinde-Stein), Untergrund (Bretterschalung oder Latten), Überdeckungsgrad (Überlappung) und ob Wand- oder Dachschiefer. Pro Platte wer- denmindestens 3 Nägel eingschlagen!

Seite 20 In der Eifel schlägt ein Herz aus Schiefer

Zeitreise Im Moselschiefer-Bergwerk Katzenberg zum Bei den Meeresablagerungen und Beispiel bis zu 340 Meter. Erdfaltungen im Raum des heutigen Mayen Was früher dem Berg mühsam in haben besonders günstige Bedingungen für Handgewinnung durch Bohren und Sprengen die Entstehung von Schiefer bestanden. Der abgerungen werden musste, wird heute Moselschiefer®, der nur in der Region um umweltschonend mit moderner Technik Mayen vorkommt, gilt durch seine außerge- gewonnen. wöhnliche Haltbarkeit, seinen Glanz und die Der abbauwürdige Schiefer wird mit einer tiefe blaugraue Färbung als eine der besten Diamantsäge entlang der geologischen Schieferqualitäten der Welt. Schon die Gegebenheiten in exakte Raster gesägt. Römer wussten diesen robusten Baustoff zu Block für Block wird der Schiefer dann mit schätzen und bauten ihn hier ab. Spezialmaschinen vorsichtig aus dem Berg gelöst. Die vollmechanisierte sägende Erstmals schriftlich belegt ist der Gewinnung erleichtert den Bergleuten über Schieferbergbau in Mayen durch eine Urkunde aus dem Jahr 1362, in der Mayener “Deckstein-Leyen”, so die historische Bezeichnung für Schiefer, vom Katzenberg erwähnt werden. Der ursprüngliche Transportweg über die Mosel gab dem begehrten Werkstoff schon um 1588 seinen Namen. In Mayen fördert Rathscheck Schiefer seit über 200 Jahren das schwarze Gold der Eifel in den beiden Moselschiefer-Bergwerken Katzenberg und Margareta. Rathscheck Schiefer ist einer der weltweit größten Schieferlieferanten. Neben dem Unternehmenssitz in Mayen werden in ver- schiedenen Ländern Tochtergesellschaften, Läger oder Büros betrieben Das Moselschiefer-Bergwerk Katzenberg mit seinem Wahrzeichen dem Förderturm. Tief unter dem Gelände Dachschiefer der heimischen Produktion ruht der begehrte Moselschiefer®. Mit 340 Meter Tiefe trägt die Marke Moselschiefer®. Der aus wurde hier auf der zehnten Sohle bereits das Niveau internationaler Produktion stammende des Meeresspiegels unterschritten. Schiefer trägt die Marke InterSIN®. Und farbige Schiefer (Grundtöne Rot und Grün), und unter Tage die Arbeit und trägt zu einem wie die Natur sie geschaffen hat, wie sie sorgsamen Umgang mit dem wertvollen aber in der Welt nur selten vorkommen, ® Gestein bei. tragen das Markenzeichen ColorSklent . Per Förderschacht erblickt der Schiefer im Einen Großteil des InterSIN-Schiefers fördert Moselschiefer-Bergwerk Katzenberg nach Rathscheck Schiefer im Tochterunter- Millionen Jahren der „Reife“ erstmals das nehmen CAFERSA, einem der bedeutends- Tageslicht. ten Schieferproduzenten Spaniens. U. a. wird im weltweit größten Schieferbergwerk „La Fraguiña“ Schiefer gewonnen. Ein langer Weg vom Schieferblock zum Deckstein Moderne Technik hebt einen uralten Es erfordert viel Geschick und sorgfältiges Bodenschatz Vorgehen, bis aus den massiven Man muss schon tief hinab, um das Schieferblöcken die wertvollen Decksteine für schwarze Gold der Eifel zu erreichen. Dach und Fassade werden.

Seite 21 Die Spezialisten, die an der Gewinnung und Schablonen-Deckungen maschinell in Form Herstellung beteiligt sind, kommen aus über gebracht. 30 Berufen. Viele technische Fortschritte ermöglichen eine Denn trotz aller Automatisierung erfordert ein rationelle Gewinnung und machen Schiefer Großteil der formgebenden heute zu einem erschwinglichen Baustoff. Bearbeitungsgänge nach wie vor qualifizierte Im Vergleich zwischen Anschaffungskosten Handarbeit. Zum Beispiel das Spalten der und Lebensdauer ist Schiefer äußerst wirt- Steine auf ihre endgültige Stärke von ca. 5 schaftlich. mm. Hierbei muss das Werkzeug gezielt an den Auch die Entwicklung rationeller natürlich entstandenen Glimmerlagen ange- Verlegetechniken und Decksteinformate trägt setzt werden, um eine saubere Spaltung zu dazu bei, dass Schiefer heute für jedermann erzielen. Die eigentliche Form erhalten die erschwinglich ist. Decksteine bei der Zurichtung. Je nachdem, Zu den kostengünstigen Deckarten zählen für welche Deckart die Steine zugerichtet beispielsweise die Universal-Deckung und die werden, gibt es hier wesentliche Rechteck-Doppeldeckung. Unterschiede.

So wird der Moselschiefer® überwiegend für die exklusive Altdeutsche Deckung Stein für Stein manuell zugerichtet. Eine Aufgabe, die großes Geschick, langjährige Erfahrung und ein gutes Augenmaß erfordert. Demgegenüber werden die InterSIN- Decksteine für die verschiedenen

Wenn der Schiefer alle Prüfungen besteht, wird er bald das Dach oder die Fassade eines stolzen Gebäudes adeln. Schiefer ist nicht nur ästhetisch vom Feinsten. Er ist auch in Sachen Langlebigkeit und Robustheit kaum zu schlagen.

Die rohen Blöcke werden konstant bergfeucht gehalten und mit Maschinenkraft vorsichtig auf die Sägestraße gegeben, wo sie in handliche Blöcke geteilt werden. Entlang der natürlichen Glimmerlagen werden die Steine anschließend mit Presslufteisen in Platten von ca. 5 mm Stärke gespalten. Die Zurichtung der Decksteine für die Altdeutsche Deckung erfolgt freihändig. Nach einer intensiven abschließenden Prüfung auf Größe, Form, Stärke und Qualität erhalten die Decksteine das Prädikat Moselschiefer®.

Seite 22 Eine kurzgefasste Führung durch das Besucherbergwerk Fell bei Trier von Th. Schweicher Station 1 (vor dem Mundloch 3. Arbeit geschah Jahrhunderte lang in 1 der Grube “Hoffnung”): Handarbeit mit einfachstem Werkzeug, das jeder Das Motto der Gemeinde Fell lautet “Stein und Dorfschmied machen konnte: Keile, Stangen, Wein”. Die Schiefergewinnung für Hämmer, Pickel. Bedachungszwecke ist seit der spätröm. Zeit nach- Station 3 (vierte Kammer, weisbar (u.a. kleiner Tempel auf dem Feller 3 Grube “Hoffnung”): Burgkopf mit schiefergedecktem Säulen-Umgang). 1. Hier nochmals deutlich sichtbar: ca. 2/3 der Und der Ort Fell dürfte dem Weinbau in spätrömi- Kammer angefüllt mit Abfall. Hohlraum (ca. 1/3 ist scher Zeit seine Entstehung verdanken (lat.: vallis - das Fördervolumen). Bei Verarbeitung über Tage das Tal). Die Römer verwendeten fast ausnahmslos entsteht nochmals viel Abfall (1/3 der eine Ziegeldeckung (mit tegula und imbrex). Daher Gesamtabfallmenge) gab es nur einen geringen Bedarf an 2. Abbaumethode: Firstenstoß-Kammerbau (war Dachschiefer (für Nebengebäude/Zweckbauten, die billigste aber auch die gefährlichste wie Latrinen, Stallungen, Werkstätten, Wehrbauten), Methode!): Scheibenweiser Abbau der Decke daher Abbau im “Tagebau” (Steinbruch; ergibt (”Firste”); Firstenstoß (= Treppenstufe an der Decke) dicke Platten). Seit dem Mittelalter war ein enor- wird hereingewonnen bis die Firste ganz abgebaut mer Bedarf an Dachschiefer (rege Bautätigkeit: ist, dann Abbau senkrecht nach oben (= Prunk-, Klerikal- und Wehrbauten), daher der ”Überhauen”; ergibt eine neue “Treppenstufe”!), Bergbau auf bergfeuchten Dachschiefer unter dann wieder Abbau des Firstenstoßes durch Tage. Das ergibt 5-7 mal so viele (dünne!) Platten. horizontales Bohren und Sprengen usw. Es entstanden viele Gruben in der Nähe von Trier 3. Abbaumethoden. Schiefer wird abgebaut durch: ("Trierer Dachschiefer-Bezirk"). Der Schieferbergbau a) Bohren/Besetzen/Schießen; ging in der Region mit Unterbrechungen um bis in b) Schrämen/Abkeilen; die sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. c) durch Hebelwirkung (lange Stange, große Kraft) Station 2 (kleine Kammer, Diese Abbaumethode (Firstenstoß-Kammerbau) 2 Grube “Hoffnung”): ist die billigste Methode (kein Kapital erforderlich: 1. Der “normale” Hunsrückschiefer enthält Kalk und keine Pumpen, kein Hebezeug, kein Fördergerüst Eisen, weshalb er langsam verwittert (gibt schlechte, usw.); steinige Böden! Ausnahme: wegen der besonderen Diese Abbaumethode ist aber die gefährlichste: thermischen Eigenschaften ist er optimal für den Das Gebirge ist nicht homogen (Störungen, Wein!); Der Dachschiefer (= ein dünn spaltbarer Verwerfungen, Klüfte; Risse u.a.; “Sargdeckel”), Schiefer, der nahezu frei von Kalk und Eisen ist) daher Steinfall "vorprogrammiert". Schiefer ist verwittert kaum. Ein Schieferbergwerk ist ein “tückisch”; Schiefer ist “gebrächig” (Risse, Klüfte; unterirdischer Steinbruch, in dem Schiefer in Schollenbildung) großen Blöcken abgebaut wird. 4. Die “Leienbrecher” (Schieferbergleute) waren 2. Seit dem Mittelalter werden Suchstollen gegraben meist ohne solide Ausbildung. bis zu den sog. Lagerstätten (= Vorkommen, die 5. Unfallfolgen waren oft: Verstümmelungen, abbauwürdig sind). Dann erfolgt der Abbau Lähmungen; hin und wieder auch Todesfälle (”Gewinnung”). Gefördert werden nur verwertbare (Thommer Bergmannsgrab!) (große) Blöcke. Die Weiterverarbeitung erfolgt Station 4 (kleine Kammer, übertage auf der Halde. Es entsteht bei der 4 Grube “Barbara”): Dachschieferherstellung insgesamt ca. 90 % Abfall. 1. 164 Stufen, 30 m Höhenunterschied; Wir sind 70 Deswegen war Schiefer niemals billig (aber m unter Tage; separates (!!!!) Bergwerk “Barbara”. preiswert wegen der Langlebigkeit!). Zwei Drittel 2. Hl. Barbara ist Schutzpatronin der Bergleute; des Abfalls liegen untertage (”Selbstversatz”), ein Turm = Angst/Bedrohung vor Einschließung. Am 4. Drittel entsteht bei der Weiterverarbeitung übertage Dezember ist Barbaratag (Umzüge/"Paraden"; u.a. (Halde, “Prass”). auch in Fell am 2. Advent, Bergmannskapelle Fell!).

Seite 23 3. Entstehung des Schiefers: Sedimentation vor “Sohlenschramm” deutlich sichtbar) rund um den ca. 400 Mio Jahren (unteres Devon): Schlick ð Block, dann “abkeilen”. Blöcke werden dann durch Schlamm ð Ton ð Tonstein ð Tonschiefer; “Reißen” (Spalten parallel..) und “Köpfen” (Spalten Schieferung kommt vom seitlichen (!) Druck; in senkrecht zur Schieferung) zerteilt. Alles immer Fell keine Fossilien, weil Schieferung (Spaltbarkeit) nach dem Grundsatz: “So groß wie möglich” (im senkrecht zur Schichtung! Gegensatz zum allgemeinen Bergbau!); 4. Drucklufthammer (in größeren Gruben; Silikose; 3. Förderung: Jahrhunderte lang “gebuckelt”; Gelenkschäden, Hörschäden) Seit ca. 1850: Wagenförderung im Nosserntal mit 5. Wettertür sorgt für “stehende Wetter” (= keine dem “Plattenwagen”; voller Wagen hat ca. 7 t Zugluft; Fledermausschutz); im Winter: Gewicht (2 m3 Ladung = 6 t + Wagen 1 t); Die Fledermäuse in der Grube; Winterschlaf bis Wagenförderung erfolgte von Hand ohne Mitte/Ende März. Zugmaschine oder Pferde (Bergmann war billiger!). Ein Mann hat den Förderwagen geschoben Station 5 (Dom, Stahlpodest) 5 (manchmal auch zwei Leute). 1. Höchste Abbaukammer der Region. Stellenweise Station 8 (vor dem bis zu ca. 30 m hoch; Geradeaus sehen wir noch 8 Mundloch “Barbara") die Originalhalde; im mittleren Bereich wurde die 1. Noßertal, “Tal der 40 Stollen”; Halde (”Prass”) ausgeräumt; 2. Wir sind jetzt hier am Grubenwanderweg (= Abbaumethode hier wieder gut erkennbar: der Lehrpfad Schieferbergbau); führt vorbei an 12 Firstenstoß-Kammerbau mit der Treppenstufe (= Stollen! Es lohnt sich noch mal wiederzukommen, ”Firstenstoß”) an der Decke (= “Firste”) und die besonders im Herbst zur Weinlese; (”Stein und vielen horizontalen “Bohrlochpfeifen”. Wein”), Fotos machen usw. Abbauprinzip: aufbauen (Fahrten: Leitern, Gerüste), 3. 12 Stollen liegen direkt am Weg; 10 Info-Stände bohren/besetzen, “Fahrten” wieder abbauen, dann mit verschiedenen Schieferdeckungen; grüne Tafel “schießen”; (= Grundriss und Geschichte der jeweiligen Grube); 2. Bergleute sahen im Winter (kurze Tage!) nur weiße Tafel (= Geschichte u. Technik des selten die Sonne, daher der “Sonnenaufgang”; regionalen Schieferbergbaus). Die Lichtblitze erinnern an das “Schießen”, das Station 9 (vor der sehr gefährlich war. Viele Unfälle stehen im 9 Suppenträger-Figur) Zusammenhang mit dem “Schießen” (Nachfall; 1. Schiefer-Halde = Biotop (Eidechsen, Explosion beim Besetzen u.a.); Blindschleichen); Halde 100 % Dachschiefer; 3. “Sonnenaufgang” bei Beethovens “Neunter”. Überwiegend Abfall aus der Weiterverarbeitung; 4. Harte Arbeit, einseitige Ernährung und die (unbrauchbar, weil “kleinstückig”), verwittert nicht! Dunkelheit untertage führten zu Vitaminmangel und Daher keine Auswaschung von Giften, keine zu Kleinwüchsigkeit (die Berufskrankheit der Umweltbelastung, wie so oft bei Erz- , Salz- und Bergleute!). Bei Kinderarbeit daher: zwergenhafter Kohlehalden (Phosphor, Arsen, Schwefel, Salze); Wuchs (wird in vielen Märchen verarbeitet!). 2. Haldenverwertung/Haldenrückbau Station 6. Unter dem (Hohlblocksteine; Kellersteine) seit ca. 1952 6 Stahlausbau (Betonsteinwerk der Grafen von Kesselstatt) Diese Abbaukammer zeigt Schieferabbau in Spät- (Schieferhalden wurden zu Splitt gemahlen + /Endphase (Abbaufront ist die Firste!); Zement + Sand) Station 7 (kleine Kammer 3. Suppenträger-Puppe: Schulkinder, die vom 7 “Barbara”) Schulunterricht früher weg durften, um ihren Vätern 1. Anfangsstadium des Abbaus; Der Abbau das Essen (”Henkelmann”) auf die Grube zu erfolgt noch im “Stoß” (in der Wand); Abbau bringen. Wurde trotz Verbot (Schulpflicht!) von den erfolgt “söhlig” (bleibt in der Ebene), solange der Lehrern geduldet. Schiefer gut und die Kammer standfest ist; dann Station 10 erst Übergang des Abbaus in die Decke (”Firste”). 10 (Brunnen “Hoffnung”) 2. Abbaumethode: Senkrecht zur Schieferung: 1. Rösche/Seige = Wasserablauf zur Entwässerung schrämen (= Kerben einschlagen; hier die der Grube “Hoffnung” (sog “Wasserhaltung”)

Seite 24 Wir bauen uns ein Schieferdach (Schablonen-Deckung)

Einen Karton (DINA5) zu einem “Satteldach” knicken. Schieferplättchen kopieren, ausschneiden und das Satteldach damit decken!

Seite 25 Wir bauen uns ein SchieferdachI (Rundblatt)

Einen Karton zu einem “Satteldach” knicken. Schieferplättchen kopieren, ausschneiden und das Satteldach damit decken!

Seite 26 Haldenverwertung

theos

Halde ("Prass") Streu für Dachpappe

Brech werk Straßen- und Wegebau (Prall mühle)

Recherche, Text, Graphik Theophil Schweicher Gemeinde Fell Grundstoff für Bausteine Splitt, Granulat Kellersteine

Kesselstattsche Betonsteinfabrik" auf der Talsohle seit Viel, viel Abfall den 50-er Jahren eine intensive Haldenverwertung Beim Schieferbergbau und der Verarbeitung zu durchgeführt: Dachschiefer findet eine ständige Materialselektion Das Haldenmaterial wurden in einem Brechwerk (Auswahl) statt. Jeweils nur die besten Stücke des zerkleinert, mit Beton gemischt, und zu hochwertigen Schiefergesteines gelangen in die nächste Bausteinen ("Kellersteinen") weiterverarbeitet. Bearbeitungsstufe. Nur etwa 10-15 % des untertage Nach dem Rückbau der Halden wurde Schieferbruch mühsam herein gewonnenen Tonschiefers konnten im Steinbruch Thommerberg gebrochen und mittels daher letztendlich als Dachschieferplatten vermarktet eines “Bremsberges” (= schiefe Ebene mit werden. Ca. 85-90 % des Materiales wird auf Halden gleisgebundener Förderung) in das Brechwerk ("Prass") untertage und übertage “verkippt”. Ca. 2/3 befördert. des Abfalls bleibt als Versatz (sog. “Selbstversatz”) untertage in der Abbaukammer, ca. 1/3 des Abfalls Haldenbiotope entsteht übertage beim Spalten und Zurichten. Die heutigen Reste der zurückgebauten Halden Um den Ausbringungsgrad (Vermarktungsanteil) zu ("Haldenrelikte") haben sich inzwischen zu Biotopen erhöhen lieferten viele Gruben auch Nebenprodukte entwickelt. Sie beherbergen Eidechsen, Schlingnattern wie Wand- und Bodenplatten, Grabsteine usw. u.a. seltene und geschützte Tiere (Fauna) und Pflanzen (Flora). Die alten Stollen dienen den Haldenverwertung: Produktion von Kellersteinen Fledermäusen als Winterquartier. Die Stollen wurden Im Noßertal wurde durch die "Reichsgräflich von deshalb mit "Fledermausgittern" gesichert.

Seite 27 Relikte des Schieferbergbaus: Stillgelegte Stollen - ein Paradies für Fledermäuse von Theophil Schweicher/Gemeinde Fell Naturschutz- und Fledermausschutzorganisationen und Kammern unter Tage) sind für jeglichen bemühen sich, den bedrohten Fledermäusen im Besucherverkehr durch untertägige (Fledermaus-) ehemaligen "Trierer Dachschieferrevier" die Schutzgitter abgesperrt. Diese Grubenbaue bilden Zufluchtsräume und Winterquartiere zu erhalten. für die Fledermäuse ganzjährig ein störungsfreies Auch das Besucherbergwerk Fell bemüht sich, den Refugium. Dort finden im Sommer wie im Winter Betrieb des Bergwerkes möglichst fledermausge- keine Besucher-Fahrungen statt. recht zu gestalten, wobei es dabei auf den Wettertür im Bergwerk Sachverstand der Fledermausschutzgruppen ange- wiesen ist. Das Besucherbergwerk Fell besteht aus zwei histo- rischen Schieferbergwerken, die 1996/97 durch Fledermausschutzgitter einen hundert Meter langen Stollen miteinander Im Zuge der Sondierung für den Standort eines verbunden worden sind. Durch den Besucherbergwerkes ließ die Ortsgemeinde Fell Temperaturunterschied (Druckunterschied) zwi- Anfang der neunziger Jahre zahlreiche verschüttete schen über Tage und unter Tage würde dadurch ein Grubenbaue (Stollenmünd- natürlicher Wetterzug entstehen. löcher) wieder freilegen. theos Fledermäuse mögen im Im Rahmen des "Arten- Winterschlaf jedoch keine schutzprojektes Zugluft. Um im Winter die Fledermäuse" des Wetterbewegungen (Luftzug) im Landesamtes für Besucherbergwerk zu unterbinden, Umweltschutz ließ der hat das Besucherbergwerk Fell vor Naturschutzbund dem Verbindungsstollen eine "Wet- Deutschland, Gruppe tertür" angebracht. Die durch das Ruwertal, in Auffahren des Verbindungsstollens Zusammenarbeit mit dem bewirkten Wetterbewegung in den Arbeitskreis Stollen und Strecken werden damit Fledermausschutz praktisch wieder unterbunden, so Rheinland-Pfalz die am dass auch nach dem Auffahren des Weg (heute der “Gruben- Stollens keine Klimaveränderungen wanderweg”!) liegenden Das Fledermausgitter. Läßt Tiere in den beiden Gruben stattfinden Stollen mit einem rein, hält Menschen draußen! können. Schutzgitter für Fledermäuse sichern. Damit wurden sowohl bestehende Angepasste Öffnungszeiten Siedlungsräume für Fledermäuse erhalten und gesi- In den Wintermonaten suchen die Fledermäuse chert, sowie neue geschaffen (Ausgleichsmaßnah- gerne Stollen auf, um dort zu überwintern. In den men). "Fledermausgitter" vor den Schieferstollen des Noßertales herrschen Sommer Stollenmundlöchern lassen die Fledermäuse und wie Winter konstant ca. 12 °-13 ° C. Hier finden die andere Kleintiere) ungehindert durch, und halten Fledermäuse ideale Bedingungen für ihren unbefugte und leichtsinnige "Stollentouristen" drau- Winterschlaf. ßen. Die regulären Öffnungszeiten des Besucherbergwerkes wurden an den Biorhythmus Rückzugsraum (Refugium) innerhalb des der Fledermäuse angepasst und auf die Monate Besucherbergwerkes April bis Oktober beschränkt. In den Wintermonaten (Winterschlaf) finden im Besucherbergwerk Fell Ca. Dreiviertel des “Grubengebäudes” des praktisch keine Befahrungen (außer Besucherbergwerkes Fell (nämlich ca. 80 % der Sicherheitsbefahrungen) statt. Gesamtheit des Volumens der Stollen, Strecken

Seite 28 Fledermauszählungen Haldenbiotope Die durch Haldenverwertung zurückgebauten Fledermauszählungen werden vomFledermaus- Halden im Nosserntal sind teilweise inzwischen schutz in den Feller Stollen regelmäßig durchge- Lebensraum für eine einzigartige Flora und Fauna. führt, um Informationen über die Entwicklung des Insbesondere Eidechsen tummeln sich im Sommer Fledermausbestandes zu erhalten. in großer Population in den Halden und stellen- Auch im Besucherbergwerk Fell werden regelmä- weise findet man seltene Pflanzen. Die nach ßig Fledermauszählungen durchgeführt. Süden zur Sonneneinstrahlung hin exponierten Fledermäuse überwintern auch im trockenen Halden werden von meist dickblättrigen Besucherbergwerk Fell und halten sich dort gele- thermophilen Pflanzen und Tieren besiedelt, wäh- gentlich auch im Sommer auf. Die Fledermäuse rend wir auf den gegenüber im Schatten liegenden sind nachtaktiv, d.h. sie jagen nachts Insekten, die feuchteren Halden z.T. seltene Farne finden kön- sie mit Echolot orten. Tagsüber verharren sie meist nen. in ihren "Verstecken". Fledermäuse fliegen mit den Händen Ohren Finger Unterarm Daumenkralle Ohrdeckel Oberarm

theos

Finger

Flughaut Hand Fuß nach: Wilfried Schober: Schwanz Ultraschall und Echolot. Die Sporn Fuß Fledertiere der Welt. Leipzig, Jena, Berlin 1996 Text, Graphik, Layout: Theophil Schweicher, Gemeinde Fell Fledermausschutz - Besucherbergwerk Fell Fledermäuse nutzen die Stollen als Winterquartier! 1. Ausgleichsmaßnahmen: Öffnung von Stollen am Grubenwanderweg und Verriegelung mit “Fledermausgittern” (lässt Fledermäuse und Kleinlebewesen/ Reptilien rein, hält Menschen draußen). 2. Beschränkung der Besuchersaison auf die Monate April bis Oktober (Keine Führungen in den Wintermonaten!). 3. Räumliche Beschränkung der Besichtigungsstrecke innerhalb des Bergwerkes. Die Besucher befahren lediglich etwa 20 Prozent des “Grubengebäudes” (= Summe der Hohlräume unter Tage). Der weitaus größte Teil des Besucherbergwerkes - ca 80 % der Hohlräume unter Tage - sind somit im Sommer wie im Winter “Fledermausreservat” und vom Besucherverkehr ganzjährig ausgeschlossen) 4. Durch die Verbindung von zwei übereinander liegenden Bergwerken wurde das Mikroklima im Besucherbergwerk Fell durch Wetterströme (Zugluft) verändert. In den Wintermonaten sorgt eine “Wettertür” für “stehende Wetter” (verhindert Zugluft). Damit sind die ursprünglichen klimatischen Verhältnisse in den Wintermonaten wieder hergestellt

Seite 29 Die Schieferbergwerke von Fell und Thomm und ihre heimlichen Untermieter von Manfred Weishaar

Fledermäuse sind Überlebenskünstler. sind sie für Ihre Hauptverbreitung liegt in den Tropen. In unseren die Fledermäuse, denn im Breiten können sie nur mit ausgefeilten Tricks über- Lebensrhythmus dieser Tiere leben. einer ganzen Region haben sie dann einen fest verankerten Platz und werden von Die meisten Fledermausarten leben von Insekten. weit her aufgesucht. Die ersten Spuren des Bei unseren einheimischen Arten sind es alle. In den Bergbaus in Fell weisen ja schließlich bis in die Tropen bereitet diese Nahrungsgrundlage keine Römerzeit. Die große Zahl der Stollen tut ihr Übri- Probleme, denn Insekten stehen dort ganzjährig zur ges, sodass die Umgebung von Fell eine ganz Verfügung. Doch bei uns? Unsere insektenfressen- außergewöhnliche Attraktivität für Fledermäuse auf- den Vögel wie Schwalben und Meisen haben ähnli- weist. In Mitteleuropa kommen ca. 22 Arten vor. che Schwierigkeiten. Während die Schwalben ein- Alleine in Fell / Thomm sind davon 15 Arten im fach abhauen, wenn die Insekten im Herbst rarer Winter nachgewiesen (siehe Tabelle)! Dieses außer- werden, stellen die Meisen ihre Nahrung um; sie gewöhnliche Artenspektrum - in Verbindung mit der fressen dann insbesondere fetthaltige Sämereien. großen Zahl an Individuen - war daher Grund, dass Wie machen es die Fledermäuse? Sie sind in dieser Rheinland-Pfalz dieses Vorkommen als FFH-Gebiet Zeit zwingend auf unterirdische Quartiere angewie- nach Brüssel meldete. [Landesgesetz zur nachhalti- sen, um den gan- gen Entwicklung von zen Winter zu ver- Natur und schlafen. Sie nut- Aktuell nachgewiesene Fledermausarten Landschaft (Landes- zen dabei ihre im im Raum Fell / Thomm naturschutzgesetz Herbst angelegten Barbastella barbastellus Mopsfledermaus LnatSchG -) v. Fettreserven. Eptesicus serotinus Breitflügel 28.09.2005]. Werden sie dabei Myotis bechsteinii Bechsteinfledermaus gestört, so verbrau- Myotis brandtii Große Bartfledermaus Den ersten wissen- chen sie ihren Myotis dasycneme Teichfledermaus schaftlichen Treibstoff zu früh Myotis daubentonii Wasserfledermaus Nachweis an und können dann Myotis emarginatus Wimperfledermaus Fledermäusen doku- das nächste Myotis myotis Großes Mausohr mentierte der Frühjahr nicht mehr Myotis mystacinus Kleine Bartfledermaus Naturforscher M. erleben. Ungestörte Myotis nattereri Fransenfledermaus Schäfer in seiner Höhlen spielen Nyctalus noctula Großer Abendsegler 1844 erschienenen damit die zentrale Plecotus auritus Braunes Langohr Abhandlung „Mosel- Rolle im Leben der Plecotis austriacus Graues Langohr fauna, die Fledermäuse. Pipistrellus pipistrellus Zwergfledermaus Aufzählung und Beschreibung der im Rhinolophus ferrumequinum Große Hufeisennase Fledermäuse sind Regierungsbezirke sehr traditionelle Trier beobachteten Tiere. Sie müssen es auch sein, denn im Normalfall Thiere“ [Trier 1844] und dies ausgerechnet mit der sind natürliche Höhlen bei uns sehr selten und sind Erwähnung einer der größten deutschen Raritäten in fast nur auf Kalkgebiete beschränkt. Da kommt es der Tierwelt: „Die Große Hufeisennase … lebt gesel- diesen Tieren zu Pass, dass bereits seit langer Zeit lig an finstren Orten; sie hängt sich an Gewölbe und unsere Vorfahren Erze oder Schiefer in unterirdi- steile Wände ganz frei an. … Die Exemplare, welche schen Gruben gewonnen haben. Je älter ich gesehen habe, erhielt ich aus den Thommer derartige Gruben sind, desto wertvoller Schiefergruben“.

Seite 30 Heute ist die Große Hufeisennase extrem selten. Alle Fledermäuse gelten als vom Aussterben Der deutsche Bestand wird gerade mal auf 100 bedroht; sie brauchen daher unsere Hilfe zum Über- Individuen geschätzt. [BfN, 2007: Nationaler leben. Der Arbeitskreis Fledermausschutz Bericht zum Erhaltungszustand der Arten und Rheinland-Pfalz informiert die Öffentlichkeit über Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie]. Doch sie die Problematik des Fledermausschutzes und setzt konnte auf Thommer und Feller Terrain in den letz- in Zusammenarbeit mit den zuständigen ten 20 Jahren immerhin noch 3 mal nachgewiesen Naturschutzbehörden Schutzmaßnahmen um. werden. Damit wir wirkungsvoll arbeiten können, benötigen Keine andere Tiergruppe ging so stark zurück wie wir auch Ihre Mithilfe. Bitte melden Sie uns die Fledermäuse. Der Probleme mit Gesetzgeber musste Fledermäusen. daher aktiv werden, Wenn Sie Vorkommen von um diese Tiere vor Fledermäusen in Häusern, dem Aussterben zu Bäumen oder unterirdi- bewahren. Alle heimi- schen Hohlräumen ken- schen Fledermäuse nen, so ist diese unterliegen einem Information für uns strengen Schutz, der äußerst hilfreich. insbe- auch ihre Quartiere mit sondere wenn hier einbezieht. Die Veränderungen anstehen. Schutzbemühungen Sollten Sie verletzte, scheinen langsam zu erschöpfte oder verirrte greifen, denn die Fledermäuse finden, so Fledermausbestände informieren Sie den nehmen wieder leicht Arbeitskreis, denn diese zu. Tiere benötigen fachmän- Wie bereits erwähnt, nische Hilfe. ist der Ausschluss von Störungen im Winterquartier ein zen- Literatur: trales Anliegen in den Ganz in ihre Flughäute eingehüllt verbringt die Wilfried Schober, Eckard Schutzbemühungen. extrem seltene Große Hufeisennase den Winter Grimmberger: Die Um dem Schutzgebot schlafend, manchmal auch in Fell und Thomm. Fledermäuse Europas ken- nachzukommen wur- nen - bestimmen - schüt- den daher die direkt an zen (Kosmos), Stuttgart 1987; Nill/Siemers: Wegen liegenden Stollen in Fell und Thomm mit Fledermäuse. Eine Bilderreise durch die Nacht einem Schutzgitter für Fledermäuse versehen. (BLV) München o.D.; Frank Greenaway: Auch das Besucherbergwerk nimmt selbstver- Fledermäuse (Gerstenberg. Junior Bibliothek), ständlich darauf Rücksicht und verzichtet im Winter Hildeshein 1994 auf den Besucherbetrieb.

Arbeitskreis Fledermausschutz/Regierungsbezirk Trier/Kreis Trier-Saarburg Manfred Weishaar, Im Hainbruch 3, 54317 , Tel. 06588/95115; [email protected] Gisela Peters, Brückenstraße 327, 54459 , Tel. (06501) 17172, [email protected] Arbeitskreis Fledermausschutz/Regierungsbezirk Koblenz Dr. Andreas Kiefer, Grabenstr. 19, 56745 Bell, Tel.: (02652) 557069, (0176) 23534793; [email protected]

Seite 31 AV-Medien und Literatur zusammengestellt von Theophil Schweicher Literatur; Schiefer, Diareihe 5x5, ID: 1048003 Wagner, Wolfgang (2003); Schieferbergbau in der Eifel 1, Videokassette VHS, Schiefer-Bibliographie, Schriftenreihe des Schieferfachverband Deutschland e.V.; Hrg., ID: 4252312 Bd. 9, Trier (Kliomedia Verlag); (Die Schieferbergbau in der Eifel 2, Videokassette VHS, grundlegende Standard-Bibliographie zum ID: 4252313 Schieferbergbau im deutschsprachigen Raum! Schiefer, Film 16mm Lichtton, ID: 325950 Ca. 2000 Titel werden nachgewiesen!) Die Firma Rathscheck Schiefer und Dachsysteme Hoppen, Ewald (2000): Schiefer. Natürlicher (Mayen) hat in der Vergangenheit verschiedene AV- Medien (VHS und DVD) über den modernen Baustoff für Kenner und Könner, Köln 2000 Schieferbergbau herausgegeben, die z.T. auch für den (Rathscheck Schieferbergbau/ Mayen, Hrg.; Einsatz im Unterricht geeignet sind. Firmenschrift;) (Umfassende Information über Bitte erfragen Sie dort die Verfügbarkeit! Entstehung, Vorkommen, Abbau, Normung www.rathschek.de. usw.; "Pflichtlektüre" für alle Bauherren, Rathscheck Schiefer und Dachsysteme, St.-Barbara- Dachdecker und Architekten!) Straße 3, D-56727 Mayen-Katzenberg Telefon 02651/955- 0; Telefax 02651/955- 100 Hoppen, Ewald u. Wolfgang Wagner u.a. (1995): Forschungen zur Modernisierung des Lehrmittel zum Thema Bergbau allgemein: Schieferbergbaus; Clausthal-Zellerfeld 1995 (Das Standardwerk über den modernen Technik im Bergbau, Video-DVD, ID: 4602360 hochtechnisierten Schieferbergbau!)

Bartels, Christoph (1986): Lehrmittel zum Thema Schieferdörfer. Dachschieferbergbau im Fledermäuse/Fledermausschutz: Linksrheingebiet vom Ende des Feudalzeitalters bis zur Weltwirtschaftskrise Die Fledermaus, Videokassette VHS, ID: 4201934 (1790-1929), Pfaffenweiler 1986 (Histor. Beutefangmethoden bei Wirbeltieren 2, Forschungsarbeit über den Schieferbergbau in Videokassette VHS der Eifel) Fledermäuse, Videokassette VHS, ID: 4247156 Fledermäuse, Diareihe 5x5, ID: 1000108 Hansjosten, Ralf (2001): Fledermäuse, Diareihe 5x5, ID: 1003258 Non nobis sed posteris. Geschichte der Lebensvorgänge bei der Fledermaus, Kassetten- Bergbaugemeinden Fell und Thomm unter Tonband mono, ID: 2200202 Berücksichtigung der wirtschafts- und Einheimische Fledermäuse, Film 16mm Lichtton, ID: sozialhistorischen Besonderheiten des 3202612 Bergbaus. (Kliomedia) Trier 2001 (Histor. Forschungsarbeit über den Fledermäuse: Literatur, Unterrichtshilfen Schieferbergbau in Fell und Thomm) Unter http://www.all-about-bats.net/ finden Sie ein breites Spektrum an Materialien für den Kiefer, Hans und Wolfgang Weller: Schiefer. Unterricht (u.a. Literatur, Bastelbögen, Gewinnung früher und heute; Materialien zu Kopiervorlagen, Unterrichtsmappen u.ä.) Unterrichtsfilmen, Bd 1 (Landschaftsverband Rheinland; Landesbildstelle Rheinlande; Hrg.) Ausflugsziele Düsseldorf s.d. (Beiheft zum 16mm-Film 32-5950 Der SVD Schieferfachverband Deutschland e.V. (SVD, und zur Lichtbildreihe AK Geschichte und Brauchtum, Annastr. 67-71, 50968 Köln) hat eine 20-Seitige Broschüre herausgegeben Lehrmittel zum Thema regionaler Schieferbergbau: (”Erlebniswelt Schiefer”) in der zahlreiche Sehens- Eine Auswahl aus dem Medienangebot des würdigkeiten rund um den Schiefer (in Deutschland, Medienladen Trier (www.medienladen-trier.de), Luxemburg und der Schweiz) vorgestellt werden (Besucherbergwerke, Schiefer-Museen, Gruben- und Zurmaienerstr. Bergbauwander- und Lehrpfade usw.).

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