Regionales Knickschutzprogramm in

Nordfriesland

Stand: Juni 2015

Definition und Aufbau eines typischen Knicks in Schleswig-Holstein

Knick: An aktuellen oder ehemaligen Grenzen landwirtschaftlicher Nutzflächen oder zur Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft angelegte und mit vorwiegend heimischen Gehölzen, Gras- oder Krautfluren bewachsene Wälle mit oder ohne Überhälter einschließlich eines Knicksaumes. Knicks sind auch entsprechend Satz 1 angelegte Wälle ohne Gehölze und ein- oder mehrreihige Gehölzstreifen zu ebener Erde. 1

Abb.1: Profil durch eine von Ost nach West verlaufdende Wallhecke/Knick, Quelle: Durchführungsbestimmungen zum Knickschutz, Erlass des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume vom 11.06.2013

1 Definition gemäß Landesverordnung zur Änderung der Biotopverordnung vom 11.06.2013

Was soll mit dem regionalen Knickschutzprogramm im Kreis erreicht werden?

Knicks gehören in Schleswig-Holstein zu den prägenden Landschaftselementen der Kulturlandschaft. Sie wurden überwiegend ab dem 18. Jahrhundert infolge der Verkoppelung als Begrenzung landwirtschaftlicher Flächen aus Laubgehölzen der angrenzenden Wälder errichtet. Im waldarmen Schleswig-Holstein übernahmen die Knicks zudem eine wichtige Funktion als Brenn- und Bauholzlieferant und wirkten sich als Windschutz positiv auf die Klima- und Bodenfunktionen der Wiesen, Weiden und Felder aus. Heute steht vermehrt die ökologische Bedeutung der Knicks im Vordergrund: Sie dienen zahlreichen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum und übernehmen aufgrund ihrer linearen Strukturen eine wichtige Funktion für den Artenaustausch.

In Nordfriesland wurden Knicks hauptsächlich auf der Geest angelegt. Nur vereinzelt finden sich ebenerdige Gehölzreihen in der Marsch. Während sie dort ein eher unübliches Landschaftselement sind, tragen sie auf der Geest zur landschaftsbildlichen Charakteristik bei. Ihre Ausprägungen reichen von Knicks mit Wallhecken und Krautschicht, Reddern (beidseitig wegbegleitende Knicks), Knicks ohne Gehölzbewuchs und Trockenwällen bis zu ebenerdigen Gehölzreihen. Eine Besonderheit stellen Knicks dar, die im Rahmen des Programms Nord angelegt wurden: Sie sind mit Knick untypischen Nadelgehölzen oder mit Teebusch und Flieder bewachsen. Relikte eines engmaschigen Knicknetzes, wie es im 19.Jahrhundert in Nordfriesland vorhanden war, befindet sich in den historischen Knicklandschaften wie z.B. in , Ramstedt, Langenhorn oder .

Das regionale Knickschutzprogramm hat das Ziel, die vorhandenen Knicks auf der nordfriesischen Geest aufzuwerten und das Knicknetz sowie den Biotopverbund zu stärken. Zur Umsetzung des Programms stehen Ersatzgelder aus der naturschutzrechtlichen Eingriff- Ausgleichsregelung bei der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Nordfriesland zur Verfügung. 2

2 Rechtsgrundlage sind die Durchführungsbestimmungen zum Knickschutz, Erlass des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume vom 11.06.2013.

Wo wird gefördert?

Die Förderkulisse umfasst die gesamte nordfriesische Geest.

Abb. 2: Förderkulisse des regionalen Knickschutzprogramms (rot umrandet), Quelle: Landesweite Biotopkartierung – Kreis Nordfriesland (1992), bearbeitet (S. Vogel, 2015)

Hierbei kommt der Stärkung und Vernetzung der historischen Knicklandschaften eine besondere Bedeutung zu. Diese Gebiete befinden sich in folgenden Gemeinden: Achtrup, , Langenhorn, Högel, , , Viöl, Olderup, , /Schobüll, , , Osterwittbekfeld und Ramstedt.

Abb.2: Beispiel der historischen Knicklandschaften (braune Schraffur),Quelle: Landesweite Biotopkartierung – Kreis Nordfriesland (1992)

Was wird gefördert?

Es können alle sinnvollen Maßnahmen zur Stärkung und zur Vernetzung des lokalen Knicknetzes gefördert werden.

Abb.3: Beispiel einer Knickneuanlage als Redder (Husum)

Hierzu zählen insbesondere:

Maßnahmen am Knick  Nachpflanzen lückiger Gehölzbestände mit heimischen Laubgehölzen  Ergänzung der Knickbepflanzung mit Wildobst wie Wildapfel und Wildbirne  Nachpflanzung von Überhältern  Aufsetzen stark erodierter oder anderweitig geschädigter Knickwälle  Anlage von Saumstreifen; Einsaat mit regionalheimischem Saatgut  Schließung von nicht mehr benötigten Durchfahrten im Knick  Neuanlage von Knicks mit Knickwall und Saumstreifen  Neuanlage von ebenerdigen Knicks  Neubepflanzung von Nadelgehölz-Knicks mit standortgerechten Laubgehölzarten

 Schaffung zusätzlicher Lebensräume im Knicknetz zur Verbesserung der Biotop- und Biotopverbundqualität (z.B. Einrichtung ungenutzter Knickzwickel)  Abzäunung von Neupflanzungen mit Wildschutzdraht

Allgemeine Kosten  Flächenerwerb für eine Neuanlage oder sonstige Aufwertungsmaßnahme (z.B. ungenutzte Knickzwickel)  Einmalige kapitalisierte Entschädigung bei Knickneuanlagen oder der Anlage breiter Knicksäume  Erstellung eines Pflege- und Entwicklungskonzeptes einschließlich Monitoring

Maßnahmen, für die eine anderweitige Verpflichtung bestehen (z.B. Ausgleichsmaßnahmen, ordnungsrechtliche Verstöße), können nicht gefördert werden.

Die Förderung kann bis zu 100% der entstehenden Kosten betragen. In einem Antrag an die untere Naturschutzbehörde sind die geplanten Maßnahmen einschließlich der voraussichtlichen Kosten in Text und Karte darzustellen. Es empfiehlt sich aus ökonomischen Gründen, auf Grundlange eines gemeindeweiten Konzeptes die beabsichtigten Maßnahmen aufzuführen und Umsetzungsprioritäten (z.B. Laufzeit 5 Jahre) festzulegen. Sofern nur Teilbereiche einer Gemeinde betrachtet werden können oder private Maßnahmen angestrebt werden, sollte die Länge der aufzuwertenden Knicks mindestens 200m betragen. Bei der Erstellung des Konzeptes können Aussagen aus den Landschaftsplänen wertvolle Hinweise geben.

Wer kann einen Antrag stellen?

Ein Antrag zur finanziellen Förderung von Maßnahmen des Knickschutzes kann von öffentlichen Trägern (wie z.B. Gemeinden, Städte, Stiftungen), Naturschutzverbänden und – vereinen oder von sonstigen Einrichtungen gestellt werden, die in ihrer Satzung die Förderung von Naturschutzzielen verfolgen. In Einzelfällen kommt auch die Förderung von Einzelpersonen in Betracht.

Welche Verpflichtungen sind mit einer Förderung verbunden?

Da die Aufwertungsmaßnahmen der Knicks über Ersatzgelder finanziert werden, müssen die geförderten Maßnahmen eine dauerhafte Bereicherung für Natur und Landschaft darstellen. Hieraus ergeben sich folgende Anforderungen an den Landeigentümer / die Landeigentümerin:

 Duldung der Durchführung von Knick- Aufwertungsmaßnahmen einschließlich der Entwicklungspflege sowie der befristeten Aufstellung eines Wildschutzzaunes als Verbissschutz bei Gehölzpflanzungen und seinem Abbau nach 5-8 Jahren.

 Neu angelegte Knicks sind dauerhaft zu erhalten. Sie unterliegen ebenso wie alle anderen Knicks dem gesetzlichen Knickschutz.

 Neu angelegte Saumstreifen sind je nach Entwicklungsziel (Sukzession, Mahd) zu erhalten oder zu pflegen.

 Bei der Neuanlage eines Knicks wird eine gesonderte naturschutzrechtliche Genehmigung aufgrund der Bodenaufschüttungen erforderlich. Diese ist vor der Durchführung der Maßnahme bei der unteren Naturschutzbehörde zu beantragen.

Kontaktadresse: Kreis Nordfriesland Untere Naturschutzbehörde Stefanie Vogel 04841-67-643 [email protected]