Integrierte Ländliche Entwicklung Fränkische Schweiz AKTIV e. V.

Protokoll: 15. Mitgliederversammlung

Ort und Zeit: 17.12.2019, 16.00 Uhr im Rathaus II in Waischenfeld Bischof-Nausea-Platz 2, 91344 Waischenfeld

Teilnehmer: Christiane Meyer, Michael Knörlein (2. Bgm.), Konrad Ochs, Florian Kraft, Gerhard Riediger, Edmund Pirkelmann, Roland Dauer (3. Bgm.), Helmut Taut, Reinhard Sponsel, Nadine Zettlmeißl

Verlauf:

1. Genehmigung der Tagesordnung Die Anwesenden sind mit der vorliegenden Tagesordnung einverstanden.

2. Regionalbudget – Auswahlgremium und Auswahlkriterien Als ILE verfügen wir in den Jahren 2020 und 2021 über ein Regionalbudget von jeweils 100.000€. Mit diesem Geld sollen Kleinprojekte gefördert werden, die die Ziele der ILE unterstützen. Die ILE bekommt vom ALE 90.000€. Unsere Kommunen schießen 10.000€ Eigenmittel dazu.

Die Mitglieder beschließen ein Auswahlgremium und Auswahlkriterien. Mit Hilfe der Kriterien entscheidet das Auswahlgremium, welche der eingegangenen Projekte gefördert werden. Es entscheidet außerdem über die Höhe der Förderung. Anschließend müssen die ausgewählten Projekte in Vorleistung umgesetzt werden. Bis Oktober 2020 müssen die Projekte abgeschlossen und die Rechnungen bei der ILE eingereicht werden.

Antragsteller können zum Beispiel Vereine, Privatpersonen und Kommunen sein. Diese müssen im Gebiet der ILE Fränkische Schweiz AKTIV liegen. Das zu fördernde Projekt muss zwischen 625€ und 20.000€ kosten und eines oder mehrere Ziele der ILE unterstützen.

Gefördert werden können bis zu 80% der förderfähigen Nettokosten. Das entspricht in etwa 60% der förderfähigen Gesamtkosten. Ein Projekt kann mit höchstens 10.000€ gefördert werden.

1

Zeitplan

13.12.2019: Aufruf des Staatsministeriums 17.12.2019: Beschluss des Auswahlgremiums/Auswahlkriterien 18.12.2019: Antrag auf Förderung eines Regionalbudgets beim ALE Jan. 2020: Öffentlicher Aufruf zur Einreichung von Förderanfragen März 2020: Auswahl der Projekte durch Auswahlgremium Vertrag zwischen ILE und Projektträger Okt. 2020: Fertigstellung der Projekte Liste aller geförderten Kleinprojekte ans ALE Auszahlung der Fördergelder

BESCHLUSS: Das Allianzmanagement wird damit beauftrag, einen Antrag auf Förderung des Regionalbudgets beim ALE einzureichen. Ja: 9 Nein: 0 Enthaltungen: 0

BESCHLUSS: Als verantwortliche Stelle wird das Allianzmanagement bestimmt. Ja: 9 Nein: 0 Enthaltungen: 0

BESCHLUSS: Das Auswahlgremium Regionalbudget 2020, das die zu fördernden Projekte und die Förderhöhe beschließt, besteht aus 1. Christiane Meyer Bürgermeisterin /1. Vorsitzende ILE FSA 2. Günther Werner Dekan des Evang.-Luth. Dekanats 3. Reinhardt Glauber 1. Hauptvorsitzender Fränkische Schweiz Verein e.V./Altlandrat Lk Forchheim Ja: 9 Nein: 0 Enthaltungen: 0

BESCHLUSS: Die Auswahlkriterien, an Hand derer das Auswahlgremium die zu fördernden Projekte auswählt, sind 1. Bürgerengagement 2. Erhöhung der regionalen Identität 3. Bedeutung für die Allgemeinheit im ILE-Gebiet 4. Ausgewogenheit im ILE-Gebiet 5. Beitrag zu einem oder mehreren ILEK-Themenfeldern Jedes Kriterium kann zwischen 0 und 3 Punkten erhalten. Die Mindestpunktzahl für eine Förderung sind 7 Punkte. Ja: 9 Nein: 0 Enthaltungen: 0

2

3. Schulterschluss der Kommunen zu RZWas Die Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben regeln die Förderungen im nichtstaatlichen Wasserbau. Dadurch sollen die Kommunen bei ihrer Pflichtaufgabe der Unterhaltung und des Ausbaus der Gewässer dritter Ordnung finanziell unterstützt werden. Die Fördervoraussetzungen werden jedoch von vielen Kommunen nicht erfüllt. Der Schwellenwert der Pro-Kopf-Belastung (PKB) liegt bei der Wasserversorgung bei 2.400€/EZD und bei der Abwasserentsorgung bei 3.750€/EZD.

PKB Wasser Differenz PKB Abwasser Differenz in €/EZD Schwellenwert in €/EZD Schwellenwert 2.400€/EZD 3.750€/EZD Ebermannstadt - - 2.198,13 - 1.551,87 Gößweinstein 2.904 +504 - - - - 917 - 2.833 634,24 - 1.765,76 939,90 - 2.810,10 Leutenbach 1.784 - 616 4.105 + 355 2.458 +58 827 -2.923 - - - - 231,16 - 2.168,84 1050 - 2.700 Waischenfeld - - 2.552 - 1.198 Weilersbach - - 2.489 - 1.261 2.343,94 - 56,06 883,47 - 866,53 2.932 + 532 - -

Die Tabelle zeigt, welche Kommunen den Schwellenwert erreicht haben. Weilersbach hat den Schwellenwert für Wasser ebenfalls erreicht. Somit haben vier Kommunen den Schwellenwert für Wasser und eine Kommunen den Schwellenwert für Abwasser erreicht.

Frau Zettlmeißl hat ein Anschreiben an Staatsminister Thorsten Glauber aufgesetzt und mit dem Wasserwirtschaftsamt abgestimmt. In dem Schreiben bitten die Kommunen gemeinsam um die Senkung der Schwellenwerte und die Verlängerung des Förderzeitraums (siehe Anhang). Der Brief wurde von allen Anwesenden Bürgermeister*innen unterschrieben. Frau Zettlmeißl wird die fehlenden Unterschriften einholen und den Brief verschicken.

3

4. Schulterschluss der Kommunen zur Reform der Grundsteuer C Das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren zur Grundsteuerreform auf Bundesebene wurde im November abgeschlossen. Der Freistaat Bayern plant nun ein eigenes, in sich geschlossenes Bayerisches Grundsteuergesetz zu erlassen (siehe Anhang). Die bayerische Staatsregierung lässt bislang noch offen, ob eine Rechtsgrundlage zur Erhebung einer Grundsteuer C für baureife Grundstücke geschaffen wird.

In den ILE-Kommunen gibt es viele ungenutzte Baugrundstücke. Durch die Grundsteuer C bekämen die Kommunen die Möglichkeit, die Ortsentwicklung hinsichtlich der Innenentwicklung besser zu steuern.

Die Bürgermeister*innen befürworten, dass Frau Meyer einen Brief an den Bayerischen Städtetag und die Bayerische Staatsregierung aufsetzt, in dem sich die Kommunen gemeinsam für eine Einführung der Grundsteuer C aussprechen.

5. Informationen über aktuelle Projekte a. Bauhoftreffen Die Bauhofleiter, deren Mitarbeiter und Mitarbeiter der Stadtwerke haben sich zu einem weiteren Netzwerktreffen getroffen. Thema war die gemeinsame Anschaffung einer Kehrmaschine. Viele der Anwesenden haben festgestellt, dass gerade in den größeren Orten der Kehrpflicht nicht mehr nachgekommen wird, was ein schlechtes Licht auf die Kommune wirft. Wenn die Bauhöfe damit anfangen würden alle Straßen zu kehren, müsste jedoch die Kehrpflicht abgeschafft und die Kosten umgelegt werden. Zudem sahen die Teilnehmer die viele zusätzliche Arbeit. Die Anwesenden waren sich einig, dass die gemeinsame Anschaffung einer Maschine zur Sinkkästenreinigung sinnvoller sei als die Anschaffung einer Kehrmaschine. Dieses Thema soll beim nächstens Treffen vertieft werden. Herr Pirkelmann empfiehlt die Nutzung einer Maschine zur Sinkkästenreinigung, da dies nicht nur schonender für die Arbeiter, sondern auch effektiver sei. Waischenfeld hat sich außerdem eine Astsäge angeschafft, die bei Bedarf ausgeliehen werden kann.

Einige Bürgermeister sprechen sich deutlich für die Anschaffung einer Kehrmaschine aus. Diese soll jedoch nicht die Kehrpflicht ersetzen, sondern als zusätzliche Reinigung dienen.

Frau Zettlmeißl wird beauftragt zu prüfen, ob es Fördermöglichkeiten für die gemeinsame Anschaffung einer Kehrmaschine gibt, ob für die Nutzung der Maschine Personal vom Maschinenring gemietet werden kann oder ob das Ausleihen einer Kehrmaschine günstiger ist

4

b. Radwegekonzept Zeitplan

Januar 2020: Treffen der ILE-Manager mit dem beauftragten Büro „Green Solutions“, Vorstellung der bisherigen Ergebnisse des Projektes „Digitalisierung der Radwege“.

Februar 2020: Beschluss im Kreisausschuss, ob ein landkreisweites Radwegekonzept erstellt wird und wie es finanziert werden soll

März/April 2020: Entscheidungen in den ILE-Gremiem (FSA, Regnitz-Aisch, A9) über die Teilnahme

März – Mai 2020: Einholen der Gemeinderatsbeschlüsse aus den 10 Kommunen, die nicht in einer ILE organisiert sind

Juni 2020: Ausschreibung des Projektes

Herbst 2020: Start des Projektes „Radwegekonzept für den Landkreis Forchheim und Waischenfeld“

Die Bürgermeister*innen befürchten, dass bei einer Zusammenarbeit mit dem Landkreis viel Zeit verloren geht. Bei einem Gespräch mit dem Landrat, Herrn Bigge, Frau Schneider und dem ILE Vorstand soll geklärt werden, ob die ILE mit einem Konzept vorlegen kann, dass dann in ein Gesamtkonzept des Landkreises eingebettet werden kann. Frau Meyer wird mit der Leiterin des Staatlichen Bauamtes Kontakt aufnehmen und über eine Zusammenarbeit an dem Konzept sprechen.

c. Immobilienportal Das Immobilienportal ist Anfang Dezember online gegangen. So bekommen Interessenten die Möglichkeit, sich die Seite anzusehen bevor sie eine Anzeige aufgeben. Bisher wurden veröffentlicht:

 5 Anzeigen aus Wiesenttal

 3 Anzeigen aus Ebermannstadt

 3 Anzeigen aus Waischenfeld

 Eine Anzeige aus Kirchehrenbach

 Eine Anzeige aus Unterleinleiter

Die Kommunen haben Eigentümer von Baugrundstücken und Leerständen angeschrieben, um das Verkaufsinteresse abzufragen. Die Antworten werden noch erwartet. Daher wird die Öffentlichkeitsarbeit für das Immobilienportal erst im Januar gestartet.

5

6. Standorte für Funkmasten Eine optimale Versorgung mit Mobilfunk ist ein wichtiges Ziel der bayerischen Strukturpolitik. Daher sollen mit Hilfe eines Förderprogrammes weiße Flecken geschlossen werden. Auf Bürgermeister*innen kommt die Aufgabe zu, bei der Standortsuche für neue Mobilfunkanlagen mitzuwirken (siehe Anhang). Dabei müssen die geltenden gesetzlichen Grenzwerte für Mobilfunk-Strahlen beachtet werden.

Pretzfeld hat keine weißen Flecken mehr. In Waischenfeld und Wiesenttal wird es Überschneidungen geben. Ohne Experten können die Bürgermeister*innen nicht entscheiden, welche Standorte geeignet sind, um die weißen Flecken effektiv abzudecken. Für die nächste Versammlung wird ein Vertreter des LFU eingeladen.

7. Termine Die 16. Mitgliederversammlung wird am Mittwoch, den 05.02.2020 um 16 Uhr im Haus des Gastes in Gößweinstein stattfinden.

8. Sonstiges Der 2. Regionale Genussmarkt findet zum 50-jährigen Jubiläum in Weilersbach statt. Samstag, 04.07.2020.

Thomas Lang und Sabine Hafner haben ihre Arbeit als Projektmanager der Öko- Modellregion Fränkische Schweiz zum 01.11.2019 aufgenommen.

Nadine Zettlmeißl Protokollführer Fränkische Schweiz AKTIV e.V.

Anlagen Auswahlkriterien Regionalbudget Schreiben an Staatsminister Thorsten Glauber bzgl. RZWas Schreiben vom Bayerischen Städtetag bzgl. Reform der Grundsteuer Schreiben von Staatsminister Hubert Aiwanger bzgl. Mobilfunk und Immissionsschutz

6

Auswahlkriterien Regionalbudget 2020

Projekttitel:

Maximalpunktzahl: 15 Minimalpunktzahl: 7 Erreichte Punktzahl:

Bürgerengagement Erreichte Punktzahl 0 Punkte: Kein Beitrag 1 Punkt: Geringer Beitrag 2 Punkte: Mittlerer Beitrag 3 Punkte: Hoher Beitrag Begründung:

Erhöhung der regionalen Identität Erreichte Punktzahl 0 Punkte: Kein Beitrag 1 Punkt: Geringer Beitrag 2 Punkte: Mittlerer Beitrag 3 Punkte: Hoher Beitrag Begründung:

Bedeutung für die Allgemeinheit im ILE-Gebiet Erreichte Punktzahl 0 Punkte: Keine Bedeutung 1 Punkt: Geringe Bedeutung 2 Punkte: Mittlere Bedeutung 3 Punkte: Hohe Bedeutung Begründung:

1

Ausgewogenheit im ILE-Gebiet Erreichte Punktzahl 0 Punkte: Keine Ausgewogenheit 1 Punkt: Geringe Ausgewogenheit 2 Punkte: Mittlere Ausgewogenheit 3 Punkte: Hohe Ausgewogenheit Begründung:

Beitrag zu einem oder mehreren ILEK-Themenfeldern (Natur & Erreichte Punktzahl Umwelt, Land- & Forstwirtschaft, Öffentlichkeitsarbeit & Vernetzung, Daseinsvorsorge, Siedlungsentwicklung, Bildung, Jugend, Soziales, Vereine, Verkehr, Wirtschaft & Gewerbe, Kultur, Tourismus, Freizeit, Erholung) 0 Punkte: Kein Beitrag 1 Punkt: Geringer Beitrag 2 Punkte: Mittlerer Beitrag 3 Punkte: Hoher Beitrag Begründung:

2

Fränkische Schweiz AKTIV e.V. Nadine Zettlmeißl Marktplatz 18 91320 Ebermannstadt

Telefon: 09194-34 88 28 Mobil: 0160-89 38 207 E-Mail: [email protected]

Fränkische Schweiz AKTIV e.V. • Marktplatz 18 • 91320 Ebermannstadt

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz Z. Hd. Herrn Thorsten Glauber, MdL Rosenkavalierplatz 2 81925 München 16. Dezember 2019

Richtlinie für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben (RZWas2018) Hier: Antrag auf Senkung der Schwellenwerte und Verlängerung der Geltungsdauer

Sehr geehrter Herr Umweltminister Glauber, die Richtlinien für Zuwendungen zu wasserwirtschaftlichen Vorhaben regeln die Förderungen im nichtstaatlichen Wasserbau. Dadurch sollen die Kommunen bei ihrer Pflichtaufgabe der Unterhaltung und des Ausbaus der Gewässer dritter Ordnung finanziell unterstützt werden. Die Fördervoraussetzungen, die sich an der Anzahl der Einwohner orientieren, sind jedoch für kleine Kommunen deutlich zu hoch angesetzt. Viele kleine Kommunen haben seit Jahrzehnten eine angespannte Finanzlage und konnten daher keine oder nur die nötigsten Investitionen in die Wasserversorgung bzw. das Kanalnetz tätigen. Kommunen, die bereits wasserwirtschaftliche Projekte umsetzen konnten, werden nun bei weiteren Projekten gefördert, während andere weiterhin keine finanzielle Unterstützung erfahren. Hinzu kommt, dass der Geltungszeitraum sehr ungünstig gewählt ist. Durch die Explosion der Baupreise und den damit steigenden Planungs- und Abwicklungsdruck sind viele Kommunen derart ausgelastet, dass es ihnen nicht möglich ist weitere Vorhaben zu realisieren. Zudem ist es in der Kürze der Zeit schwierig, eine geeignete Baufirma zu bekommen. Die Qualität der Ausführung wasserwirtschaftlicher Projekte sollte nicht unter voreiligen Planungen leiden müssen. Daher bitten wir Sie, die Fördergrundlage der RZWas nochmals zu prüfen und die Schwellenwerte zu senken. Außerdem möchten wir Sie bitten, die Geltungsdauer der RZWas, die am 31. Dezember 2021 enden soll, zu verlängern.

Über eine positive Rückmeldung freuen wir uns sehr.

Mit freundlichen Grüßen

Fränkische Schweiz AKTIV e.V. – ein Zusammenschluss der Kommunen Ebermannstadt, Gößweinstein, Kirchehrenbach, Kunreuth, Leutenbach, Pinzberg, Pretzfeld, Unterleinleiter, Waischenfeld, Weilersbach, Wiesenthau und Wiesenttal

…………………………………. …………………………………. Stadt Ebermannstadt Markt Gößweinstein

…………………………………. …………………………………. Gemeinde Kirchehrenbach Gemeinde Kunreuth

…………………………………. …………………………………. Gemeinde Leutenbach Gemeinde Pinzberg

…………………………………. …………………………………. Markt Pretzfeld Gemeinde Unterleinleiter

…………………………………. …………………………………. Stadt Waischenfeld Gemeinde Weilersbach

…………………………………. …………………………………. Gemeinde Wiesenthau Markt Wiesenttal

Fränkische Schweiz AKTIV e.V. – ein Zusammenschluss der Kommunen Ebermannstadt, Gößweinstein, Kirchehrenbach, Kunreuth, Leutenbach, Pinzberg, Pretzfeld, Unterleinleiter, Waischenfeld, Weilersbach, Wiesenthau und Wiesenttal

RUNDSCHREIBEN Nr. 175/2019 Referent Johann Kronauer Telefon 089 290087-14 an alle Telefax 089 290087-64 Mitgliedstädte und -gemeinden E-Mail [email protected] des Bayerischen Städtetags Az. A 924/03-002-006 Nr. 371/10 Kr/Mü

Datum 20. November 2019

Reform der Grundsteuer – Aktueller Sachstand

Kurzüberblick: Das Reformpaket der Bundesregierung zur Grundsteuerreform wurde vom Bundesrat und Bundesrat beschlossen. Der Freistaat Bayern wird nun ein eigenes Landesgrundsteuergesetz mit einem wertunabhängigen Flächenansatz auf den Weg bringen. Um massive Hebesatzan- hebungen zu vermeiden, fordert der Bayerische Städtetag eine Anpassung der im bayeri- schen Reformkonzept verwendeten Rechengrößen. Politisch noch offen ist, ob die bayeri- schen Städte und Gemeinden die Option für eine Grundsteuer C für baureife Grundstücke er- halten. Dies ist eine zentrale Forderung des Bayerischen Städtetags.

Sehr geehrte Damen und Herren, mit Beschlussfassung am 8. November 2019 im Bundesrat wurde das parlamentarische Ge- setzgebungsverfahren zur Grundsteuerreform auf Bundesebene abgeschlossen. Zuvor hatte der Bundestag am 18. Oktober 2019 das Gesetzespaket verabschiedet. Damit erlangt das Re- formpaket rechtzeitig vor Jahresende Gesetzeskraft und die Städte und Gemeinden erhalten die erhoffte Planungssicherheit für die Grundsteuer.

Nachfolgend ein Überblick über die wesentlichen Eckpunkte des beschlossenen Reformpakets:

 Änderung Grundsteuergesetz / Bewertungsgesetz

 Neujustierung für ein wertabhängiges Grundsteuer-Modell  Schaffung einer Rechtsgrundlage für Grundsteuer C

 Änderung Grundgesetz

Bayerischer Städtetag Telefon E-Mail Prannerstraße 7, 80333 München Tel: (089) 29 00 87-0 [email protected] Postanschrift Telefax Website Postfach 100254, 80076 München Fax: (089) 29 00 87-70 www.bay-staedtetag.de

 Absicherung der konkurrierenden Gesetzgebungskompetenz für den Bund  Verankerung einer umfassenden Länderöffnungsklausel

Für die Städte und Gemeinden ist es von elementarer Bedeutung, dass ihr Hebesatzrecht un- angetastet bleibt und die bisherigen Verwaltungszuständigkeiten aufrechterhalten werden. Damit bleibt es beim bewährten Verfahrensgang, wonach die Städte und Gemeinden von den Finanzämtern die Mitteilung über die Steuermessbeträge erhalten und durch Anwendung ihres Hebesatzes die Grundsteuer festsetzen.

Freistaat Bayern beabsichtigt ein eigenes Landesgrundsteuergesetz

Auf Drängen der Bayerischen Staatsregierung wurde in das Grundgesetz (Art. 73 GG) eine um- fassende Länderöffnungsklausel zugunsten der Länder aufgenommen. Damit wird den Ländern die Möglichkeit eröffnet, durch abweichende landesrechtliche Regelungen das Bundesrecht in Teilen zu modifizieren oder auch durch komplett eigenständige Grundsteuer-Modelle zu erset- zen. Der Freistaat Bayern plant nun ein eigenes, in sich geschlossenes Bayerisches Grundsteu- ergesetz zu erlassen, in dem sowohl die Berechnungsgrundlagen (bisher im Bewertungsgesetz) als auch das Besteuerungsverfahren (bisher im Grundsteuergesetz) geregelt werden. Das Ge- setzgebungsverfahren wird voraussichtlich im Frühjahr 2020 nach den Kommunalwahlen einge- leitet.

Im Vorgriff zu diesem Gesetzgebungsverfahren haben bereits erste Gespräche zwischen den kommunalen Spitzenverbänden und dem Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat stattgefunden. Anhand der nachfolgenden Ausführungen möchten wir Sie über die we- sentlichen Eckpunkte der Gespräche und die Position des Bayerischen Städtetags informieren:

Berechnungsgrundlagen

Nach den aktuellen Planungen soll es nach bayerischem Recht bei der Grundsteuer B eine Un- tergliederung in Wohngebäude und sonstige Gebäude (Nicht-Wohnzwecken) geben. Geringfü- gige Mischnutzungen sind unbeachtlich. Die Ermittlung der Flächen bei Wohngebäuden soll nach der Wohnflächenverordnung des Bundes und bei Nicht-Wohngebäuden nach der bundes- weit geltenden DIN 277 erfolgen. Die notwendigen Daten werden von den Steuerpflichtigen per Steuererklärung erhoben.

Als Berechnungsgrundlagen für die Grundsteuer B sind die bereits vom Bayerischen Finanzmi- nisterium im Jahr 2010 formulierten Rechengrößen in der Diskussion. Dabei handelt es sich um folgende Werte:

 2 Cent/qm für Grund und Boden  20 Cent/qm für Wohngebäudeflächen  40 Cent/qm für Nicht-Wohngebäudeflächen

Die danach ermittelte Äquivalenzzahl (Steuermessbetrag) wird mit dem kommunalen Hebesatz multipliziert und ergibt die zu erhebende Grundsteuer.

2

Unsere für die verbandsinternen Beratungen angestellten Probeberechnungen anhand von Pra- xisfällen geben Anlass zu befürchten, dass mit den vorgenannten Rechengrößen das aktuelle Steueraufkommen flächendeckend nicht erreicht werden kann. Zur Herstellung einer gemeinde- scharfen Aufkommensneutralität müssten die Städte und Gemeinden wohl massive Anhebun- gen der Grundsteuerhebesätze vornehmen. Dies dürfte vor Ort auf enorme Akzeptanzprobleme stoßen. Der Bayerische Städtetag hat das Staatsministerium gebeten, die geplanten Rechen- größen der Höhe nach zu überprüfen und so anzupassen, dass es unabhängig von der tatsäch- lichen Zahllast bei den Steuerpflichtigen zu keinen reformbedingten Hebesatzanpassungen grö- ßeren Ausmaßes kommen muss.

Noch offene Themenbereiche

Im Rahmen der Vorgespräche wurden auch folgende Themenbereiche diskutiert:

 Die Schaffung einer Rechtsgrundlage zur Erhebung der Grundsteuer C für baureife Grundstücke sowie  die Möglichkeit einer Zonierung des Hebesatzes bei der Grundsteuer B innerhalb des Stadt-/Gemeindegebiets.

Dazu gibt es noch kein gefestigtes Meinungsbild von Seiten der Bayerischen Staatsregierung. Es ist also offen, ob diese Eingang in das Landesgrundsteuergesetz finden werden:

 Grundsteuer C

Die Schaffung einer Rechtsgrundlage zur Einführung eines erhöhten, einheitlichen Hebesatzes auf baureife Grundstücke (Grundsteuer C) ist eine langjährige Forderung der kommunalen Spit- zenverbände. Für die Städte und Gemeinden mit Wohnraummangel ist die Grundsteuer C ein wichtiges und gewichtiges Steuerungsinstrument. Diese Maßnahme wird insbesondere den Problemlagen in den Ballungsräumen gerecht.

Der Bundesgesetzgeber hat im Grundsteuergesetz eine Rechtsgrundlage für die sog. Grund- steuer C geschaffen. Danach können Gemeinden aus städtebaulichen Gründen baureife Grundstücke als besondere Grundstücksgruppe innerhalb der unbebauten Grundstücke im Sinne des § 246 des Bewertungsgesetzes bestimmen und abweichend von Abs. 4 Satz 1 Num- mer 2 für die Grundstücksgruppe der baureifen Grundstücke einen gesonderten Hebesatz fest- setzen. Als städtebauliche Gründe kommen insbesondere die Deckung eines erhöhten Bedarfs an Wohn- und Arbeitsstätten sowie Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen, die Nachverdich- tung bestehender Siedlungsstrukturen oder die Stärkung der Innenentwicklung in Betracht. Die Gemeinde hat den gesonderten Hebesatz auf einen bestimmten Gemeindeteil zu beschränken, wenn nur für diesen Gemeindeteil die städtebaulichen Gründe vorliegen. Der Gemeindeteil muss mindestens 10 Prozent des gesamten Gemeindegebiets umfassen und in dem Gemein- deteil müssen mehrere baureife Grundstücke belegen sein.

Ob es im Bayerischen Grundsteuergesetz auch eine solche oder ähnliche Ermächtigungsgrund- lage für die Grundsteuer C geben wird, steht noch nicht fest. Der Städtetag hat in den bisheri- gen Gesprächen wiederholt die Mitaufnahme einer Rechtsgrundlage zur Einführung einer Grundsteuer C gefordert, deren Ausgestaltung sich an die Bundesregelung anlehnen soll.

3

 Zonierungsrecht bei der Grundsteuer B innerhalb des Stadt-/Gemeindegebiets:

Vom Staatsministerium wurde die Einräumung einer Option für ein zoniertes Hebesatzrecht bei der Grundsteuer B innerhalb des Stadt-/Gemeindegebiets in die Diskussion eingebracht. Dies würde bedeuten, dass die Städte und Gemeinden mittels Festlegung von Zonen unterschiedli- che Hebesätze in ihrem Stadt-/Gemeindegebiet einführen können.

Auch wenn die Möglichkeit einer Zonierung beim Hebesatz auf den ersten Blick als ein geeigne- tes Instrument zur Glättung von sozialen Ungleichgewichten erscheint, die infolge des wertun- abhängigen Flächenmodells entstehen können, lässt diese Handlungsoption bei genauerem Hinsehen gewichtige Vollzugsprobleme erwarten. Die Städte und Gemeinden wären bei der Festlegung von unterschiedlichen Hebesatzzonen massiven Gerechtigkeitsdebatten ausge- setzt. Hinzu kommt, dass die Bestimmung von Kriterien zur Zonenbildung und die Festlegung von Zonenbegrenzungen als streitanfällig gesehen werden. Außerdem wäre der Vollzug mit ei- nem erhöhten Verwaltungsaufwand verbunden.

Der Bayerische Städtetag lehnt ein Zonierungsrecht bei der Grundsteuer B ab. Unabhängig von den vorgenannten Vollzugsproblemen sehen sich die Städte und Gemeinden nicht in der Ver- antwortung, die durch ein wertunabhängiges Flächenmodell entstehenden Ungleichgewichte mit einer Hebesatzzonierung abzumildern.

Reformbedingter Aufwand für die Kommunen

Ob und wie intensiv es zur Umsetzung des bayerischen Reformmodells der Mithilfe durch die Städte und Gemeinden bedarf (z.B. Datenaustausch) ist noch nicht bekannt. Der Verwaltungs- aufwand dürfte sich aber nach Einschätzung der Geschäftsstelle in Grenzen halten.

Position des Bayerischen Städtetags

Abschließend möchten wir die Position des Bayerischen Städtetags zum aktuellen Reformstand in Bayern noch einmal kurz zusammenfassen:

1. Für den Bayerischen Städtetag steht der Freistaat nun in der Gewährleistungspflicht, in Bay- ern eine verfassungskonforme, rechtmäßige und praktikable Rechtsgrundlage für die Städte und Gemeinden zur Erhebung der Grundsteuer zu schaffen.

2. Die bayerischen Städte und Gemeinden benötigen im Bayerischen Grundsteuergesetz eine Rechtsgrundlage für einen erhöhten, einheitlichen Hebesatz auf baureife Grundstücke (Grundsteuer C). Dabei soll sich die inhaltliche Ausgestaltung an die Bundesregelung anleh- nen, die die Möglichkeit einer Erhebung der Grundsteuer C aus städtebaulichen Gründen vorsieht.

3. Das Reformmodell des Freistaats darf nicht dazu führen, dass die Städte und Gemeinden zum Erhalt des bisherigen Grundsteueraufkommens (Aufkommensneutralität) flächende- ckend ihre Grundsteuerhebesätze massiv anheben müssen.

4

4. Der Bayerische Städtetag lehnt ein Zonierungsrecht bei der Grundsteuer B ab.

Die Geschäftsstelle wird über die weiteren Reformentwicklungen zur Grundsteuer berichten und steht für Rückfragen gern zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Johann Kronauer

5