Seniorenpolitisches

Gesamtkonzept

für den Landkreis

Donau-Ries

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Landratsamt Donau-Ries Beratungsstelle für Jugend, Familie und Senioren Pflegstraße 2 86609 Donauwörth

Ansprechpartner

Seniorenberatung / Fachstelle für Pflege- und Behinderteneinrichtungen – Qualitätsentwicklung und Aufsicht – (FQA) Martin Kollmann Telefon: 0906/74-590 Telefax: 0906/74-43590 E-Mail: [email protected]

Zusammenstellung und Bearbeitung durch:

Arbeitsgemeinschaft Sozialplanung in Bayern Arbeitsgruppe für Sozialplanung Institut für Sozialplanung, und Altersforschung (AfA) Jugend- und Altenhilfe, Spiegelstraße 4 Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) 81241 München Theodor-Heuss-Platz 1 Telefon: 089/896230-44 86150 Telefax: 089/896230-46 Telefon: 0821/346 298-0 E-Mail: [email protected] Telefax: 0821/346 298-8 E-Mail: [email protected]

Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept wurde in der öffentlichen Sitzung des Kreistages am 20. Dezember 2010 einstimmig beschlossen. Bei der Arbeit mit dem Konzept sind die Grundsätze der Selbstverwaltung der Städte und Gemeinden, der Umsetzung der einzelnen Punkte unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit und der besonderen Bedeutung der ehrenamtlichen Tätigkeit in diesem Bereich zu beachten. Die Förderrichtlinien zur Umsetzung des Seniorenpolitischen Konzepts wurden zum 01. Januar 2011 in Kraft gesetzt. Dabei werden ambulante Dienste mit einem Volu- men von 92.100 € gefördert, sowie für innovative Projekte der Seniorenarbeit zu- sätzlich 30.000 €, über deren Verteilung der Ausschuss für Familie, Schule, Sozia- les, Sport und Kultur entscheidet, zur Verfügung gestellt. Die Richtlinien sind in Anhang A des Pflegebedarfsgutachtens abgedruckt. Die Pflegebedarfsplanung soll in fünf Jahren fortgeschrieben werden. Vorwort

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

„Wer in einem gewissen Alter frühere Jugendwünsche und Hoffnungen realisieren will, betrügt sich immer; denn jedes Jahr- zehnt des Menschen hat sein eigenes Glück, seine eigenen Hoffnungen und Aus- sichten“.

Bild: Photo Demmler Mit dem Seniorenpolitischen Gesamtkonzept macht sich der Landkreis Donau-Ries auf den Weg, die Rahmenbedingungen zu beschreiben, die es älteren Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, dieses Glück zu empfinden. Dass sie hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können, hängt maßgeblich davon ab, dass Landkreis und Kommu- nen die Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren kennen und wissen, wie die Si- tuation verbessert werden kann.

In unserer Zeit wird Alter oft negativ bewertet. Ich glaube, dass dies auch damit zu tun hat, dass sich die Umwelt zu wenig um die spezifischen Bedürfnisse der älteren Menschen kümmert. Erst wenn es „nicht mehr geht“, wie man umgangssprachlich oft sagt, werden die Eltern oder Großeltern plötzlich als Problem wahr genommen. Dass sie vielleicht schon lange gewünscht hätten, dass sich die Umwelt ein bisschen mehr nach ihnen richtet, hat kaum jemand bemerkt.

Hier setzt die aktive Seniorenpolitik an. Nicht dann, wenn Pflege- oder Betreuungs- bedürftigkeit in den Vordergrund drängt, sollen Seniorinnen und Senioren wahrge- nommen werden, sondern in ihrer gesamten Lebenssituation. Es geht nicht nur um mögliche Probleme, sondern auch um Möglichkeiten und – positive – Aussichten.

Es geht darum, die Zukunft für die Menschen im Landkreis aktiv zu entwickeln. Da- für ist es notwendig zu wissen, wie sich die Bevölkerung entwickeln wird und wel- che Bedürfnisse entstehen. Nur dadurch kann man von der Reaktion auf die Ent- wicklung zur gestaltenden Planung kommen.

Ich möchte allen, die seit Oktober 2008 an der Erstellung des jetzt vorliegenden Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts, mitgearbeitet haben, danken. • Den Gemeinden, Märkten und Städten im Landkreis, die sich an der Befra- gung beteiligt haben und die Adressdaten für die Bürgerbefragung zur Ver- fügung gestellt haben

I Vorwort

• Den Trägern der ambulanten und stationären Leistungsanbieter, die in ano- nymisierter Form die Daten über die von ihnen versorgten und betreuten Menschen geliefert haben und sich darüber hinaus in den Arbeitskreisen mit ihrer Kompetenz eingebracht haben. • Natürlich auch bei den über 2.400 Seniorinnen und Senioren, die den Frage- bogen im Sommer 2009 an uns zurückgeschickt haben. • Allen Teilnehmern an den Workshops und Veranstaltungen für die konstrukti- ve und fachlich versierte Begleitung und Beratung • Und natürlich auch der „Arbeitsgemeinschaft Sozialplanung in Bayern“, ver- treten durch das „Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesund- heitsforschung und Statistik“ (SAGS), Augsburg und die „Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung“ (AfA), München • Sowie den Mitarbeitern des Landratsamtes, die an der Erstellung des Senio- renpolitischen Konzeptes beteiligt waren

Ein japanisches Sprichwort sagt:

„Die größte Kulturleistung eines Volkes sind die zufriedenen Alten“.

In diesem Sinne hoffe ich, dass das Seniorenpolitische Gesamtkonzept dazu dient, diese Leistung für den Landkreis Donau-Ries zu vollbringen.

Stefan Rößle

Landrat

II Verzeichnisse

Gliederung

Vorwort ...... I

Gliederung ...... III Darstellungsverzeichnis ...... VII

Vorbemerkung ...... XI

A. Allgemeiner Teil ...... 1

1. Einleitung ...... 3 1.1 Gesetzliche und weitere Grundlagen des Berichts ...... 3 1.2 Vorgehensweise und Arbeitsschritte ...... 5

2. Ergebnisse der Leitlinien-Diskussionen für die zukünftige Seniorenarbeit im Landkreis Donau-Ries ...... 9

3. Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries: Bestand und Prognose ...... 11 3.1 Fazit zur Bevölkerungsprognose ...... 11 3.2 Zukünftige Entwicklung der älteren Bevölkerungsgruppen ...... 14

B. Handlungsfelder und Themenbereiche ...... 21

4. Handlungsfeld integrierte Orts- und Entwicklungsplanung ...... 23 4.1 Der öffentliche Raum, öffentlich zugängliche Gebäude und Nahversorgung ...... 23 4.2 Mobilität ...... 25 4.3 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten ...... 27 4.4 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen ...... 29

5. Handlungsfeld Wohnen zu Hause...... 31 5.1 Wohnsituation älterer Bürgerinnen und Bürger ...... 31 5.2 Barrierefreiheit der Wohnung und der näheren Wohnumgebung ...... 33 5.3 Wohnwünsche und Wohnformen ...... 34 5.3.1 Betreute Wohnanlagen / Betreutes Wohnen ...... 35 5.3.2 Betreutes Wohnen zu Hause ...... 37 5.3.3 Ambulant betreute Wohngemeinschaften ...... 38

III Verzeichnisse

5.4 Weitere Hilfen für das Wohnen zu Hause ...... 39 5.4.1 Fahrdienste ...... 39 5.4.2 Essen auf Rädern ...... 40 5.4.3 Hausnotruf ...... 41 5.5 Wohnungsanpassung und Wohnberatung ...... 42 5.6 Hilfen im Haushalt und weitere individuelle Hilfen ...... 43 5.7 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten ...... 44 5.8 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen ...... 47

6. Handlungsfeld Präventive Angebote ...... 51 6.1 Präventive Angebote ...... 51 6.2 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten ...... 55 6.3 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen ...... 56

7. Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe ...... 59 7.1 Gesellschaftliche Teilhabe – Bereich Freizeit und Kultur ...... 61 7.2 Gesellschaftliche Teilhabe im Spiegel der Bürgerbefragung ...... 66 7.3 Seniorenbeauftragte und Seniorenbeiräte ...... 68 7.4 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten ...... 70 7.5 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen ...... 72

8. Handlungsfeld Bürgerschaftliches Engagement von und für Seniorinnen und Senioren ...... 75 8.1 Hilfeleistungen von älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern ...... 76 8.2 Soziales bürgerschaftliches Engagement ...... 76 8.3 Bürgerschaftliches Engagement in Einrichtungen ...... 77 8.4 Diskussion im Workshop ...... 78 8.5 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen ...... 79

9. Handlungsfeld Unterstützung pflegender Angehöriger ...... 81 9.1 Familiäre Ressourcen ...... 82 9.2 Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige im Landkreis...... 84 9.3 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten ...... 85 9.4 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen ...... 87

IV Verzeichnisse

10. Handlungsfeld Angebote für besondere Zielgruppen ...... 89 10.1 Gerontopsychiatrisch Erkrankte ...... 89 10.1.1 Demenzkranke Personen ...... 89 10.1.2 Weitere gerontopsychiatrische Erkrankungen ...... 92 10.2 Alt gewordene Menschen mit Behinderung ...... 95 10.3 Ältere Menschen mit Migrationshintergrund ...... 96 10.4 Beurteilung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten ...... 96 10.5 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen ...... 97

11. Handlungsfeld Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit ...... 99 11.1 Beratungsangebote im Landkreis Donau-Ries ...... 99 11.2 Informationsquellen älterer Bürgerinnen und Bürger ...... 100 11.3 Informationsmedien ...... 101 11.4 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten .... 103 11.5 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen ...... 104

12. Handlungsfeld Steuerung, Kooperationen, Koordinationsstrukturen und Vernetzung ...... 107 12.1 Kooperationen der Akteure in Einrichtungen der Seniorenarbeit ...... 107 12.2 Beurteilung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten ...... 110 12.3 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen ...... 111

13. Handlungsfeld Hospiz- und Palliativversorgung ...... 115 13.1 Grundinformationen und Versorgungsangebote im Landkreis ...... 115 13.2 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten .... 120 13.3 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlung ...... 121

C. Zusammenfassende Einschätzung und Ausblick ...... 125

14. Fazit, Ausblick und Umsetzungsperspektiven ...... 127

Anhang A ...... 131 Maßnahmen und Empfehlungen im Überblick ...... 132

Anhang B ...... 141 Best-practice-Beispiele für die Handlungsfelder ...... 142

V Verzeichnisse

Anhang C ...... 153 Adressliste der Leistungsanbieter im Landkreis Donau-Ries ...... 154

Anhang D...... 157 Implikationen für die Pflege aus gesetzlichen Weiterentwicklungen ...... 158

Anhang E ...... 161 Einteilung der Gemeinden nach Gemeindegröße / Einwohner (Clusterbildung) ... 162

VI Verzeichnisse

Darstellungsverzeichnis

Darstellung 3-1: Entwicklung der Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries, 1950 – 2008 (heutiger Gebietsstand) ...... 11 Darstellung 3-2: Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries 2019 im Vergleich zu 2009 (jeweils Jahresanfang): Modell mit Wanderungen ..... 13 Darstellung 3-3: Entwicklung der älteren Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries, 1989 – 2029 mit Wanderungen, 2009=100% ..... 14 Darstellung 3-4: Entwicklung der Altersgruppen ab 60 Jahren im Landkreis Donau-Ries insgesamt, 2009–2034, mit Wanderungen, absolut und in Prozent ...... 16 Darstellung 3-5: (Prognostizierte) Entwicklung der Geburten-/ Sterbefall- überschüsse im Landkreis Donau-Ries, 1990–2026 ...... 17 Darstellung 3-6: Anteil der 60-Jährigen u. ä. an allen Einwohnern, absolut und in Prozent ...... 18 Darstellung 3-7: Veränderung der 65-Jährigen u. ä. von 2009 bis 2019 (mit Wanderung); 2009=100% ...... 18 Darstellung 3-8: Veränderung der über 80-Jährigen von 2009 bis 2019 (mit Wanderung) 2009=100% ...... 19 Darstellung 4-1: Gebrauch von Hilfsmitteln zur Verbesserung der Mobilität ...... 24 Darstellung 4-2: Fehlende Versorgungseinrichtungen ...... 25 Darstellung 4-3: Fortbewegungsmöglichkeiten außer Haus ...... 25 Darstellung 4-4: Wahl der Verkehrsmittel nach Zielorten in Prozent ...... 26 Darstellung 4-5: Entfernung zwischen Wohnung und Angebot ...... 27 Darstellung 4-6: Strukturprobleme in den Kommunen ...... 28 Darstellung 5-1: Clusterbildung der Städte und Gemeinden im Landkreis ...... 31 Darstellung 5-2: Wohndauer der Befragten ...... 32 Darstellung 5-3: Wohnsituation ...... 33 Darstellung 5-4: Vorstellbare Wohnalternativen ...... 35 Darstellung 5-5: Betreutes Wohnen / Betreute Wohnanlagen im Landkreis ...... 36 Darstellung 5-6: Betreutes Wohnen / Betreute Wohnanlagen im Landkreis ...... 37 Darstellung 5-7: Menüservicedienste im Landkreis ...... 40 Darstellung 5-8: Anbieter Hausnotruf im Landkreis ...... 42 Darstellung 5-9: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Betreutes Wohnen aus Sicht der Expertinnen und Experten ...... 44 Darstellung 5-10: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Betreutes Wohnen zu Hause aus Sicht der Expertinnen und Experten ...... 45

VII Verzeichnisse

Darstellung 5-11: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereiche Alternative Wohnangebote aus Sicht der Expertinnen und Experten ...... 45 Darstellung 5-12: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich hauswirtschaftliche Hilfen aus Sicht der Expertinnen und Experten ...... 46 Darstellung 5-13: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Fahrdienste aus Sicht der Expertinnen und Experten ...... 46 Darstellung 6-1: Präventive Angebote durch Träger Offener Seniorenarbeit ..... 52 Darstellung 6-2: Sportvereine mit gesonderten Präventions- und Rehabilitationssportangeboten ...... 53 Darstellung 6-3: Präventions- und Rehabilitationsangebote der Volkshochschulen im Landkreis Donau-Ries ...... 54 Darstellung 6-4: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Präventive Angebote im Gesundheitsbereich aus Sicht der Expertinnen und Experten ...... 55 Darstellung 7-1: Kommunale Unterstützungsleistungen der Seniorenarbeit ..... 60 Darstellung 7-2: Ausgewählte Einrichtungen mit Angeboten zur gesellschaftlichen Teilhabe ...... 62 Darstellung 7-3: Schwierigkeiten von Anbietern der Offenen Seniorenarbeit .... 66 Darstellung 7-4: Bekanntheit von Angeboten für Senioren ...... 66 Darstellung 7-5: Konkrete Inanspruchnahme von Angeboten für Senioren in den letzten sechs Monaten ...... 67 Darstellung 7-6: Interessensvertretungen der Senioren in den Kommunen ...... 69 Darstellung 7-7: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Kontakt- und Freizeitangebote aus Sicht der Expertinnen und Experten ...... 70 Darstellung 7-8: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Erwachsenen- und Seniorenbildung ...... 70 Darstellung 8-1: Regelmäßige Hilfeleistung im Alltag ...... 76 Darstellung 8-2: Ehrenamtliches Engagement ...... 77 Darstellung 9-1: Anteil der Senioren mit Kindern und Wohnort der Kinder ...... 82 Darstellung 9-2: Unterstützung durch Kinder (ohne kinderlose Befragte) ...... 83 Darstellung 9-3: Entlastungsangebote für pflegende Angehörige ...... 85 Darstellung 9-4: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Entlastungsangebote aus Sicht der Expertinnen und Experten ...... 86 Darstellung 10-1: Anteil an Demenz Erkrankter an den jeweiligen Altersgruppen in Westdeutschland im Jahr 2002 ...... 90

VIII Verzeichnisse

Darstellung 10-2: Schätzung der Zahl an Demenz Erkrankter 2009-2030 auf der Basis von GKV-Prävalenzraten ...... 91 Darstellung 10-3: Angebote für Demenzkranke und deren Angehörige ...... 93 Darstellung 11-1: Erste Ansprechpartner bei „Rat und Hilfe“ ...... 101 Darstellung 11-2: Einschätzung der Gemeinden zum Informationsstand der Bürgerinnen und Bürger ...... 102 Darstellung 11-3: Informationsmedien der Anbieter der offenen Seniorenarbeit ...... 102 Darstellung 11-4: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Beratung aus Sicht der Expertinnen und Experten...... 103 Darstellung 12-1: Kooperationsbeziehungen ...... 108 Darstellung 13-1: Ambulante Palliativversorgung durch ambulante Dienste ...... 118 Darstellung 13-2: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Hospiz- und Palliativversorgung aus Sicht der Expertinnen und Experten ...... 121

IX Verzeichnisse

X Vorbemerkung

Vorbemerkung

Das hier vorliegende Seniorenpolitische Gesamtkonzept (SPGK) wurde auf der Grundlage der Analyse der demographischen Entwicklung und einer Bevölkerungs- prognose im Landkreis Donau-Ries, einer umfänglichen Bestandserhebung von An- geboten und Einrichtungen der Seniorenarbeit, fachlicher Beiträge der Mitglieder von Begleitgremien sowie den Erkenntnissen aus vier Workshops mit jeweils zahl- reichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern entwickelt. Dabei handelt es sich ent- sprechend den Vorgaben des Gesetzes zur Ausführung der Sozialgesetze (AGSG) explizit um ein Rahmenkonzept, das keine detaillierten Vorgaben für die kreisange- hörigen Gemeinden enthält, von diesen aber aufgegriffen und im Rahmen von eigenen gemeindespezifischen Konzepten umgesetzt werden soll und kann.

Wir möchten uns an dieser Stelle ganz herzlich für die Unterstützung der Expertinnen und Experten im Landratsamt, in den Begleitgremien und bei allen Workshopteilnehmern bedanken. Unser Dank gilt nicht zuletzt ebenso den vielen Akteuren unterschiedlichster Institutionen, Dienste und Einrichtungen, die im Landkreis Donau-Ries im Bereich der Seniorenarbeit tätig sind und die sich im positiven Sinne „eingemischt“ haben. Durch die Informationen, die uns schriftlich, mündlich oder telefonisch zur Verfügung gestellt wurden, konnten wesentliche Er- kenntnisse für das Seniorenpolitische Gesamtkonzept gewonnen werden. Allen Ansprechpartnern sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich und herzlich gedankt. Ohne sie wäre das Seniorenpolitische Gesamtkonzept für den Landkreis Donau-Ries sicherlich nicht so detailliert und ausgefeilt geworden, wie das nunmehr vorliegen- de. Ihre tatkräftige Unterstützung bei dieser neuartigen und perspektivenreichen Analyse hat der Arbeit gut getan. Wir hoffen sehr, dass das Engagement dieser und nach Möglichkeit auch weiterer Personen nunmehr bei der vielschichtigen und vielgestaltigen Umsetzung des Konzepts – gerade auch auf kommunaler örtlicher Ebene – ebenso groß ist.

XI Vorbemerkung

XII A. Allgemeiner Teil

A. Allgemeiner Teil

1 A. Allgemeiner Teil

2 A. Allgemeiner Teil Einleitung

1. Einleitung

1.1 Gesetzliche und weitere Grundlagen des Berichts

Das am 01. Januar 2007 in Kraft getretene „Gesetz zur Ausführung der Sozialge- setze ( AGSG )“ hat zweifelsohne weit reichende Konsequenzen für den Bereich der Altenhilfe und Altenpflege. Im AGSG im Art. 68, Abs. 1 wird der Zweck und der Gel- tungsbereich dieses Gesetzes bzw. Gesetzesteils, den es stets mitzudenken gilt, dargelegt:

„Zweck der Vorschriften diese Teils ist es, im Freistaat Bayern eine bedarfsgerech- te, leistungsfähige, regional gegliederte, ortsnahe und aufeinander abgestimmte ambulante, teilstationäre und vollstationäre Versorgung der Bevölkerung mit Pfle- geeinrichtungen zu gewährleisten“. Anschließend in Absatz 2 nennt das Ausfüh- rungsgesetz die dafür Verantwortlichen und nimmt diese dann auch in die Pflicht:

„Zu diesem Zweck haben die zuständigen Behörden des Freistaates Bayern, die Ge- meinden, die Landkreise und die Bezirke, die Träger der Pflegeeinrichtungen und die Pflegekassen unter Beteiligung des Medizinischen Dienstes der Krankenver- sicherung eng und vertrauensvoll im Interesse der Pflegebedürftigen zusammenzu- wirken“.

Der Artikel 69, Abs. 2 macht deutlich, dass das Gesetz auch zu einer deutlichen Aufgabenerweiterung des örtlich zuständigen Trägers der Altenhilfe geführt hat:

„Die Bedarfsermittlung ist Bestandteil eines integrativen, regionalen Seniorenpoliti- schen Gesamtkonzepts, das nach dem Grundsatz „Ambulant vor Stationär“ die Le- benswelt älterer Menschen mit den notwendigen Versorgungsstrukturen sowie neue Wohn- und Pflegeformen für ältere und pflegebedürftige Menschen im ambulanten Bereich umfasst“. Die bisherige Pflegebedarfsplanung ist somit – neben anderem – nur mehr ein Bestandteil der Bedarfsermittlung und des Gesamtkonzepts.

In der Begründung zu Art. 69 AGSG heißt es:

„Während Art. 69 Abs. 1 unverändert dem bisherigen Art. 3 des Ausführungsge- setzes zum Pflegeversicherungsgesetz (AGPflegeVG) entspricht, ist Abs. 2 neu. Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der Zunahme der Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen ist es notwendig, im Rahmen eines re- gionalen Gesamtkonzeptes die gesellschaftliche Teilhabe älterer Menschen zu stär- ken, Bildung und Bürgerschaftliches Engagement von und für Senioren zu fördern, die Bereiche Wohnen und Wohnumfeld den Bedürfnissen älterer Menschen anzu-

3 Einleitung A. Allgemeiner Teil passen, die geriatrischen und gerontopsychiatrischen, pflegerischen und hospiz- lichen Versorgungsangebote zu verzahnen und neue Wohn- und Pflegeformen für ältere und pflegebedürftige Menschen zu entwickeln. Dies entspricht dem Beschluss des Bayerischen Landtages vom 11. November 2004 (LT-Drs. 15/1997) und trägt zur Erhaltung eines möglichst langen selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Lebens in der eigenen Häuslichkeit und zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit bei“.

Zielsetzung eines regionalen, integrativen Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts (SPGK) ist es somit, den Grundsatz „Ambulant vor Stationär“ unter Einbeziehung der örtlichen Gegebenheiten konsequent umzusetzen.

Im Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen wurde auf Basis des Art. 69 (AGSG) ein entsprechendes Eckpunktepapier mit Arbeitshilfen zur Ausarbeitung Seniorenpolitischer Gesamtkonzepte im Rahmen einer Arbeitsgruppe (Kommunale Spitzenverbände, Sozialministerium, AfA) ent- wickelt. Es dient als Leitfaden für die Ausarbeitung der Gesamtkonzepte und verein- barungsgemäß als eine der zentralen Grundlagen für die Erarbeitung des Senior- enpolitischen Gesamtkonzepts für den Landkreis Donau-Ries.

Mitzudenken sind in diesem Kontext aber sicherlich auch die offiziellen Leitlinien 1 der bayerischen Seniorenpolitik, die wie folgt lauten :

• Heterogenität des Alters bedingt Differenziertheit seniorenpolitischer Lösungen;

• Potenziale des Alters erlauben und erfordern Stärkung der Eigeninitiative;

• Vorrang von Selbstbestimmung und Selbsthilfe vermeidet Unterforderung und Überversorgung;

• Qualitätsoffensive als Antwort auf verschärfte und neuartige Bedarfslagen.

„Anders als bei herkömmlichen Landesaltenplänen (bzw. Altenhilfeplänen für Land- kreise) geht es (bei diesem Konzept; Anm.d.Verf.) dabei weniger um eine eher statistisch-statische Beschreibung der aktuellen oder kurzfristig-zukünftigen Versor

1 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Seniorenpolitisches Konzept, München 2006, S. 25 ff.

4 A. Allgemeiner Teil Einleitung gungssituation, sondern vielmehr um zukunftsfeste, Folgen abschätzende Leitlinien und prozessorientierte Konzepte, da nur auf diese Weise der Dynamik der Ent- 2 wicklung Rechnung getragen werden kann“ .

1.2 Vorgehensweise und Arbeitsschritte

Bei der Entwicklung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts für den Land- kreis Donau-Ries wurden die folgenden zentralen Arbeitsschritte durchgeführt:

• Ermittlung der Anzahl pflegebedürftiger Menschen im Landkreis Donau-Ries und deren Prognose anhand der demographischen Entwicklung auf Land- kreis- und Gemeindeebene.

• Fortschreibung der vorhandenen Pflegeinfrastruktur im Rahmen der Pflege- bedarfsplanung: Erhebung, Feststellung und Bewertung des Bestandes im ambulanten, stationären und offenen Bereich.

• Durchführung einer Kommunalbefragung und u.a. darauf aufbauend eine Analyse der zahlreichen weiteren im Landkreis vorhandenen Angebote der Offenen Seniorenarbeit.

• Beteiligung der älteren Landkreisbewohner durch eine schriftliche Befragung zur Berücksichtigung der Bedürfnisse der Betroffenen im Gesamtkonzept. Angeschrieben wurden im Juni 2009 insgesamt rund 5.500 Bürger ab 65 Jahren. In den Gemeinden wurde hierzu eine jeweils anteilig proportionale Stichprobe gezogen. Bezogen darauf und auf den Gesamtlandkreis war dies jede fünfte Person in dieser Altersgruppe Von knapp der Hälfte der ange- schriebenen Personen wurde der Fragebogen ausgefüllt und zurückgesandt, was das sehr rege Interesse der Befragten an dieser Thematik dokumentiert.

• Einbeziehung von örtlichen Fachexpertinnen und Fachexperten im Rahmen von verschiedenen Begleitgremien im Landkreis Donau-Ries, in denen in mehreren Sitzungen u.a. die zahlreichen empirischen Erhebungen vorgestellt und diskutiert wurden.

• Zwei ganztägige und zwei abendliche von der Arbeitsgemeinschaft moderier- te Workshops im Oktober, November und Dezember 2009 zur Er- und Bear- beitung der prioritären Handlungsfelder. Teilnehmer/innen waren jeweils Vertreter/innen der professionellen Seniorenarbeit (Sozialverbände, Einrich-

2 Vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Seniorenpolitisches Konzept, München 2006, S. 6.

5 Einleitung A. Allgemeiner Teil

tungen und ambulante Dienste), Kreistagsmitglieder, der Kirchen, Bürger- meister und Vertreter der Kommunen, ehrenamtliche Träger, Senioren- vertreter und nicht zuletzt Vertreter/innen des Landratsamtes selbst.

Ziel dieser beiden gut besuchten Veranstaltungen im Landratsamt war es ins- besondere, für einzelne prioritäre Handlungsfelder Bestandsbewertungen – Ressourcen und Defizite / Bedarfe –, regionale Besonderheiten und Maß- nahmenvorschläge sowie Leitlinien für die künftige Seniorenarbeit im Land- kreis Donau-Ries zu erarbeiten. Diese Leitlinien haben sozusagen einen „übergeordneten“ Stellenwert. Dem Verständnis nach sind sie handlungslei- tend für künftige Aktivitäten auf dem Gebiet der Seniorenarbeit und Senio- renpolitik. Sie dienen dazu, eine zukunftsorientierte, ziel- und ergebnisorien- tierte Seniorenarbeit im Landkreis Donau-Ries zu ermöglichen. Insofern sind die Leitlinien auch Gegenstand politischer Beratungen und Beschlussfassun- gen im Landkreis. Wir werden auf dieses Thema im abschließenden Kapitel nochmals zurückkommen.

Die folgenden elf Handlungsfelder wurden bei den Workshops diskutiert:

• Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung; • Wohnen zu Hause; • Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit; • Unterstützung pflegender Angehöriger; • Betreuung und Pflege; • Hospizdienste und Palliativversorgung; • Steuerung, Kooperationen, Koordination und Vernetzung; • Bürgerschaftliches Engagement von und für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger; • Gesellschaftliche Teilhabe / Partizipation; • Prävention und präventive Angebote; • Angebote für besondere Zielgruppen.

Damit war die gesamte Palette der elf Handlungsfelder und Instrumente in voller Breite (zum Teil auch doppelt) abgedeckt, die im entsprechenden Eckpunktepapier des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen dargestellt sind.

Alle diese Arbeitsschritte und die daraus resultierenden empirischen Ergebnisse wurden in jeweils eigenständigen Arbeitspapieren dargestellt und kommentiert und liegen dem Landratsamt vor. Für die Bevölkerungsprognose mit Pflegebedarfs- rechnung liegt ebenfalls ein eigenständiger Bericht vor. Im Nachgang der beiden

6 A. Allgemeiner Teil Einleitung zentralen Workshops wurden jeweils Kurzdokumentationen mit den wichtigsten Ergebnissen zu den lokal im Landkreis vorhandenen Ressourcen, bestehenden Defiziten und den Zielsetzungen / Maßnahmen erstellt.

Beim Aufbau des Berichts zum Seniorenpolitischen Gesamtkonzept für den Landkreis Donau-Ries werden in den Kapiteln des Abschnitts B alle Handlungsfelder mit den jeweiligen Angeboten dargestellt, die sowohl im Eckpunktepapier enthalten und abgehandelt werden als auch bei den Workshops des Landkreises diskutiert und dabei jeweils Maßnahmen und Empfehlungen abgeleitet wurden. Diese Maß- nahmen und Empfehlungen haben natürlich ausdrücklich den Charakter von Vor- schlägen, wobei die Maßnahmen tendenziell eher in der Umsetzungsmacht des Landkreises liegen, und die Empfehlungen im Hinblick auf die Kommunen und die anderen Akteure zu sehen sind.

Zunächst wird im nun folgenden Kapitel ein kurzgefasster Abriss über die Leitlinien- Diskussionen vorgestellt. Es folgt anschließend ein kurzer Überblick über die Bevöl- kerungsentwicklung, die ja einen ganz maßgeblichen Parameter für die zukünftigen Entwicklungen darstellt. Hierfür liegt auch ein ausführlicher und gesonderter Band vor. Der Bericht zum Seniorenpolitischen Gesamtkonzept endet mit einem Fazit, Überlegungen zu den Umsetzungsperspektiven und einem Ausblick zu künftigen Aktivitäten des Landkreises und der Gemeinden (Abschnitt C).

Die vier Anhänge , die alle Maßnahmen und Empfehlungen des Gutachtens im Überblick aufzeigen, Best-practice-Beispiele vorstellen, die Angebote, Ansprechpart- ner und finanziellen Leistungen der Gemeinden im Landkreis auflisten und Implika- tionen aus aktuellen gesetzlichen Weiterentwicklungen aufzeigen, runden den Be- richt ab.

Das Handlungsfeld „Betreuung und Pflege“ sowie die Pflegebedarfsplanung selbst finden sich dann in einem eigenständigen Werk. Dies nicht zuletzt auch deshalb, da dieser Teil des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts sicherlich in einem kürzeren Takt aktualisiert und fortgeschrieben wird.

7 Einleitung A. Allgemeiner Teil

8 A. Allgemeiner Teil Ergebnisse Leitlinien-Diskussionen

2. Ergebnisse der Leitlinien-Diskussionen für die zukünftige Seniorenarbeit im Landkreis Donau-Ries

Im Rahmen der Workshops und Veranstaltungen wurden jeweils Arbeitsgruppen gebildet, die sich u.a. auf der Basis eines verteilten Textes mit Beispielen / Vor- schlägen mit dem Thema Leitlinien intensiv beschäftigten. Dem Verständnis nach sind die Leitlinien handlungsleitend für künftige Aktivitäten auf dem Gebiet der Seniorenarbeit und Seniorenpolitik und haben somit auch den Charakter von verbindlichen Grundsatzaussagen, die dazu dienen, eine zukunftsorientierte, ziel- und ergebnisorientierte Seniorenarbeit im Landkreis Donau-Ries zu ermöglichen. Es bestand dabei einerseits die Möglichkeit, anhand dieser Vorschläge / Beispiele zu diskutieren und diese bei Bedarf auch zu verändern oder gänzlich zu verwerfen, andererseits waren allerdings auch der Phantasie keine Grenzen gesetzt und es konnten von den Teilnehmer/innen auch andere / weitere Leitlinien entwickelt wer- den. Diese Möglichkeit wurde von den Arbeitsgruppen überwiegend genutzt. Nicht für alle diskutierten Handlungsfelder wurden einvernehmlich Leitlinien gefunden, was aber die Voraussetzung für eine Aussage war.

Ergebnisse der Arbeitsgruppe:

• Aktiv und vorausschauend planen (Handlungsfeld „Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung“) • Strukturen sind lokal sehr unterschiedlich (Handlungsfeld „Wohnen zu Hause“) • Prävention ist die Vorsorge von morgen (Handlungsfeld „Präventive Angebote“) • Generationenübergreifende Teilhabe für Senioren (Handlungsfeld „Gesellschaftliche Teilhabe“) • Mein Lohn ist, dass ich darf (Handlungsfeld „Bürgerschaftliches Engagement“) • Individuelle Unterstützung pflegender Angehöriger (Handlungsfeld „Unterstützung pflegender Angehöriger“) • Flächendeckende Bereitstellung individueller Hilfen (Handlungsfeld „Angebote für Besondere Zielgruppen“). • Umfassende und leicht zugängliche Beratung und Information für Jedermann (Handlungsfeld „Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit“)

9 Ergebnisse Leitlinien-Diskussionen A. Allgemeiner Teil

• Zusammenführung bestehender Strukturen – keine Doppelstrukturen (Handlungsfeld „Steuerung, Kooperation und Vernetzung“) • Ein menschliches Grundbedürfnis für uns alle (Handlungsfeld „Hospiz- und Palliativversorgung“)

10 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung

3. Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries: Bestand und Prognose

3.1 Fazit zur Bevölkerungsprognose

Für den Landkreis Donau-Ries wurde vom Institut SAGS im Zusammenhang mit der Erarbeitung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts eine detaillierte Bevölkerungs- 3 prognose auf Gemeinde- und Landkreisebene erstellt . Nachstehend werden die für die Seniorenpolitik wichtigsten Ergebnisse der Prognose dargestellt.

Beginnend mit den 50er Jahren bis zur Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhun- derts sank bzw. stagnierte die Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries. Geburten- überschüssen in diesen Jahrzehnten standen negative Wanderungssalden gegen- über. Im Zusammenhang mit Zuwanderungen nach der Öffnung der Grenzen wuchs die Bevölkerung dann insbesondere in den 90er Jahren deutlich an. Seit Anfang die- ses Jahrzehnts stagnieren die Einwohnerzahlen im Landkreis Donau-Ries wieder.

Darstellung 3-1: Entwicklung der Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries, 4 1950 – 2008 (heutiger Gebietsstand)

Jahr 1950 1961 1970 1980 1990 2000 2008

Landkreis 122.161 111.949 116.709 115.682 121.116 129.865 129.550 Donau-Ries In %, 100,0% 91,6% 95,5% 94,7% 99,1% 106,3% 106,3% 1950=100%

Quelle: AfA / SAGS 2010 nach Daten des Bayerischen Statistischen Landesamtes

Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Donau-Ries wurde und wird stark durch Zu- und Abwanderungen vor allem jüngerer Altersgruppen beeinflusst. Daneben lagen in der Vergangenheit und liegen auch noch aktuell die Geburtenraten höher als in Bayern insgesamt (2004 – 2008 um +10% bzw. bei 1,52 Kinder je Frau) – womit sie allerdings für eine (langfristige) „Bestandserhaltung“ bei weitem nicht ausreichen (hierfür wären ca. 2,1 Kinder je Frau notwendig).

3 Vgl. dazu: SAGS, Landratsamt Donau-Ries (Hrsg.), Bevölkerungsprognose für den Land- kreis Donau-Ries unter besonderer Berücksichtigung jugend- und altenhilferelevanter Fragestellungen, Donau-Ries 2010.

4 Vgl. dazu: Statistische Jahrbücher sowie die Veröffentlichungsreihen „Kreisdaten“ bzw. „Gemeindedaten“ des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung.

11 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil

Ende 2008 war die Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries im Mittel mit 41,2 Jahren relativ ein gutes halbes Jahr jünger als die gesamtbayerische Bevölkerung mit 41,9 Jahren. Ein langfristig weiteres Anwachsen der Bevölkerung im Landkreis Donau- Ries kann sich ausschließlich durch starke Zuwanderungen (und deren Kinder) ergeben. Aktuell und bereits schon seit 2006 besteht aber ein Geburtendefizit (vgl. Darstellung 3-5).

Unter Berücksichtigung der von den Gemeinden im Landkreis Donau-Ries getrof- fenen Wanderungsannahmen werden in rund zehn Jahren im Landkreis Donau-Ries ca. 127.000 Einwohner leben – rund 2.500 weniger als Ende 2008. In zwanzig Jahren ergibt sich dann eine geschätzte Einwohnerzahl von rund 123.000 Einwoh- nern. Nachdem seit Anfang des Jahrhunderts auch im Landkreis Donau-Ries Sterbe- fallüberschüsse zu verzeichnen sind, wird die Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries trotz leichter Zuwanderungen weiter zurückgehen.

Die Entwicklung der einzelnen Altersgruppen wird unterschiedlich verlaufen. Im Kinder- und Jugendbereich ist in den nächsten Jahren nicht mit weiter abnehmen- den absoluten Geburtenzahlen zu rechnen.

Im Seniorenbereich ist – alle Altersgruppen zusammengefasst – im Prognosezeit- raum bis 2029 ein kontinuierliches Anwachsen der Zahl der über 65-Jährigen zu er- warten. Bedingt durch verschieden starke Geburtsjahrgänge in den ersten Jahr- zehnten des 20. Jahrhunderts, entwickelt sich allerdings die Zahl einzelner, feiner aufgegliederter Altersgruppen der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger unter- schiedlich (vgl. Darstellung 3-3).

War das Verhältnis der Generationen zueinander in den letzten Jahren im Landkreis Donau-Ries noch von den jüngeren Generationen geprägt, so verändert sich die Altersverteilung in den nächsten Jahren bzw. in den nächsten Jahrzehnten deutlich. So sinkt der Anteil der unter 20-Jährigen innerhalb der nächsten ca. fünf Jahre von heute noch hohen 22% auf rund 20% der Bevölkerung; Ende der 20er Jahre sind dann nur noch zwischen 17% und 18% der Einwohner unter 20 Jahre alt. Der Anteil der über 60-Jährigen steigt dagegen von heute rund 19% auf 22% der Bevölkerung bis 2019 an. In den Zwanziger Jahren wird dann der Anteil der über 60-Jährigen weiter ansteigen. Mitte der Zwanziger Jahre wird bereits jeder dritte Einwohner im Landkreis Donau-Ries dieser Altersgruppe angehören.

Die Darstellung 3-2 zeigt einen Vergleich des Bevölkerungsaufbaus im Landkreis Donau-Ries in den Jahren 2009 und 2019 für das Modell mit Wanderungen. Während die Zahl der Kinder und Jugendlichen stark zurückgeht, steigen nahezu

12 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung alle Altersjahrgänge ab dem ca. fünfzigsten Lebensjahr stark an. Lediglich die der- zeit durch geburtenstarke Jahrgänge repräsentierten Einwohner zwischen ca. 70 und 75 Jahren nehmen etwas ab. Auch die geburtenstarke Generation aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts erreicht dann die Phase des Übergangs vom Er- werbsleben in den Ruhestand. In den 30er Jahren wird diese Generation dann zu einem weiteren Anstieg der Zahl der älteren Mitbürger und Mitbürgerinnen im Land- kreis Donau-Ries führen.

Darstellung 3-2: Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries 2019 im Vergleich zu 2009 (jeweils Jahresanfang): Modell mit Wanderungen Alter / Geburtsjahr 100/1908 95/1913 90/1918 85/1923 80/1928 75/1933 70/1938 65/1943 60/1948 55/1953 50/1958 45/1963 40/1968 35/1973 30/1978 25/1983 20/1988 15/1993 10/1998 5/2003 0/2008 1.2001.000 800 600 400 200 0 200 400 600 800 1.0001.200 Männer 2019 Frauen 2019

Männer 2009 Frauen 2009 Quelle: AfA / SAGS 2009

13 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil

3.2 Zukünftige Entwicklung der älteren Bevölkerungsgruppen

Die Darstellung 3-3 gibt die Entwicklung der älteren Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries in den letzten beiden und den nächsten beiden Jahrzehnten wieder. Bereits in den letzten zwanzig Jahren stieg die absolute Zahl der älteren Mitbürger und Mitbürgerinnen im Alter von 65 Jahren oder älter um rund 6.400 oder um rund 36% Prozent gegenüber 1989 an. Dieser Trend wird sich grundsätzlich in der Zukunft fortsetzen. Auch in den nächsten zwanzig Jahren wird die Zahl der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger im Landkreis Donau-Ries nochmals um fast 10.000 Personen bzw. knapp die Hälfte zunehmen.

Darstellung 3-3: Entwicklung der älteren Bevölkerung im Landkreis Donau-Ries, 1989 – 2029 mit Wanderungen, 2009=100%

in % (Diagramm), 2009=100% bzw. in Personen (Tabelle) 250

200

150

100

50

0 1989 1994 1999 2004 2009 2014 2019 2024 2029 65 - 69 6.076 5.842 5.946 7.421 6.781 6.076 7.502 8.753 10.124 70 - 74 3.325 5.473 5.299 5.469 6.779 6.240 5.642 7.006 8.191 75 - 79 4.227 2.797 4.578 4.486 4.708 5.958 5.523 5.068 6.321 80 - 84 2.740 3.026 2.040 3.466 3.360 3.748 4.857 4.545 4.245 85 u. ä. 1.525 2.011 2.397 2.035 2.676 3.331 3.910 5.035 5.362

Altersgruppenin Personen 65 - 69 70 - 74 75 - 79 80 - 84 85 u. ä.

Quelle: AfA / SAGS 2009

Bedingt durch die historischen Ereignisse der beiden Weltkriege, aber auch unter dem Einfluss von wirtschaftlichen Veränderungen, entwickelten bzw. entwickeln sich die einzelnen Altersgruppen wellenförmig. Insbesondere die steigende Lebens- erwartung sorgt dabei langfristig für einen überproportionalen Anstieg der Zahl der Hochbetagten (85 Jahre und älter). So verdoppelt sich die absolute Zahl der Gruppe der über 84-Jährigen gegenüber heute in den nächsten zwanzig Jahren, gegenüber 1989 verdreieinhalbfacht sie sich bis zum Jahr 2029 nahezu.

14 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung

Eine detaillierte Darstellung für die absolute wie auch die relative Entwicklung der einzelnen Altersgruppen der über 60-Jährigen enthält die Darstellung 3-4 für den Landkreis insgesamt.

Seit Anfang des Jahrzehnts überwog die Zahl der Sterbefälle die der Geburten, wie Darstellung 3-5 zeigt. In wenigen Jahren beträgt der Sterbefallüberschuss bereits über 200 Einwohner sind es pro Jahr – je nach Zuwanderungsmodell. Bis Anfang, Mitte bzw. Ende der Zwanziger Jahre dann über 300 pro Jahr mit weiter anstei- gender Tendenz. Entsprechend hoch müssten die Zuwanderungen (oder auch ein Anstieg der Geburtenzahlen) in diesen Jahren sein, um einen so deutlichen Rück- gang der Bevölkerung zu vermeiden.

Die Darstellung 3-6 zeigt die Bevölkerungsverteilung der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger ab 60 Jahren in den Gemeinden des Landkreises Donau-Ries zum Stand 2009 in absoluten und relativen Werten.

Daran anschließend werden die Entwicklungen bis 2019 für die beiden Gruppen der 65 bis 79-Jährigen und der 80-Jährigen und älter in ihrer räumlichen Verteilung im Landkreis Donau-Ries dargestellt (vgl. Darstellungen 3-7 und 3-8).

Eine weitere – bis 2029 – reichende Prognose steht im gesonderten Bericht zur Bevölkerungsprognose zur Verfügung.

15 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil

Darstellung 3-4: Entwicklung der Altersgruppen ab 60 Jahren im Landkreis Donau-Ries insgesamt, 2009–2034, mit Wanderungen, absolut und in Prozent

2009 2014 2019 2024 2029 2034

60 – 64 6.383 6.997 7.851 9.132 10.548 10.095

65 – 69 6.781 5.968 6.076 7.502 8.753 10.124

70 – 74 6.779 7.148 6.240 5.642 7.006 8.191

75 – 79 4.708 4.772 5.958 5.523 5.068 6.321

80 – 84 3.360 3.476 3.748 4.857 4.545 4.245

85 – 89 2.031 2.063 2.222 2.547 3.413 3.183

90 – 94 499 627 958 1.085 1.287 1.773

95 u. ä. 147 144 150 278 335 405

60 u. ä. 30.687 31.195 33.205 36.566 40.956 44.338

65 u. ä. 24.304 24.197 25.353 27.434 30.408 34.243

80 u. ä. 6.036 6.310 7.079 8.767 9.580 9.607

2009=100%

60 – 64 100% 110% 123% 143% 165% 158%

65 – 69 100% 88% 90% 111% 129% 149%

70 – 74 100% 105% 92% 83% 103% 121%

75 – 79 100% 101% 127% 117% 108% 134%

80 – 84 100% 103% 112% 145% 135% 126%

85 – 89 100% 102% 109% 125% 168% 157%

90 – 94 100% 126% 192% 218% 258% 356%

95 u. ä. 100% 98% 102% 188% 227% 275%

60 u. ä. 100% 102% 108% 119% 133% 144%

65 u. ä. 100% 100% 104% 113% 125% 141%

80 u. ä. 100% 105% 117% 145% 159% 159%

Quelle: AfA / SAGS 2009

16 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung

Darstellung 3-5: (Prognostizierte) Entwicklung der Geburten-/ Sterbefallüberschüsse im Landkreisim Landkreis Donau-Ries, Donau-Ries 1990–2026 1990-2026 Anzahl Geburten-Sterbefälle 600

400

200

0

-200

-400

90 92 94 96 98 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 Bis 2008 248 238 157 129 200 210 -39 55 -159 -143 ab 2008 (Ohne Wanderungen) -147 -196 -231 -252 -264 -273 -287 -311 -384 Mit Wanderungen -151 -205 -243 -270 -285 -298 -315 -338 -410

Entwicklung der Geburten-/Sterbefallüberschüsse Bis 2008 ab 2008 (Ohne Wanderungen) Mit Wanderungen

Quelle: AfA / SAGS 2009

17 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil

Darstellung 3-6: Anteil der 60-Jährigen u. ä. an allen Einwohnern, absolut und in Prozent 268 Anteil der 60-Jährigen u. ä. 25,2 an allen Einwohnern, Anfang 2009 521 177 < 20% (8) 24,7 21,2 367 < 21% (7) 25,1 Megesheim Oettingen i.Bay. < 22% (7) 168 Wolferstadt 1.252 Marktoffingen 19,5 218 < 23% (8) 24,1 228 Maihingen 381 19,7 < 25% (7) 17,3 21,2 206 >= 25% (7) 16,8 Wallerstein 337 727 Nördlingen 1.420 176 Gemeindename 23,7 Rögling 22,0 4.871 356 25,0 22,7 60-Jährige u. ä., absolut 173 25,0 18,0 Monheim Anteil der 60-Jährigen u. ä. Fünfstetten 26,1 1.129 in % 343 297 22,5 20,7 348 22,2 301 Möttingen 21,9 216 239 22,6 506 20,8 21,9 20,5 Harburg (Schwaben) 365 168 1.402 22,1 21,8 126 802 Mönchsdeggingen 25,1 623 20,6 21,4 129 388 24,4 21,5 26,3 Donauwörth Niederschönenfeld 4.761 245 26,1 19,6 197 241 22,7 Asbach-Bäumenheim 20,4 Landkreis Donau-Ries: 930 987 Rain Anteil der 60-Jährigen u. ä.: 23,2 23,2 Oberndorf am 1.930 23,4% 489 23,0 20,9 755 Bayern: 20,4 Münster Holzheim Anteil der 60-Jährigen u. ä.: 216 216 24,6% 19,5 19,2 Quelle: AfA / SAGS 2009

Darstellung 3-7: Veränderung der 65-Jährigen u. ä. von 2009 bis 2019 (mit Wanderung); 2009=100%

Auhausen 227 Veränderung der 65-Jährigen und älter 229 von 2009 bis 2019 in % Fremdingen Ehingen am Ries 100,8 430 148 Hainsfarth 440 160 < 100% (3) 294 102,3 108,3 < 105% (7) 324 Megesheim Oettingen i.Bay. 110,2 < 110% (11) 141 Wolferstadt 1.029 Marktoffingen Munningen 139 184 < 115% (9) 182 1.131 305 98,8 Maihingen 187 < 120% (6) 231 109,9 365 170 101,6 127,0 119,8 >= 120% (8) 180 105,9 Wechingen Wallerstein Wemding Otting 593 290 150 Nördlingen Deiningen 1.147 672 291 150 Rögling 3.864 294 1.258 Gemeindename 113,3 100,4 99,8 4.275 109,6 134 348 Monheim 65-Jährige u. ä. 2009 110,6 Alerheim Fünfstetten 141 118,2 917 65-Jährige u. ä 2019 274 238 105,2 Huisheim 957 Veränderungen der Reimlingen 330 278 Tagmersheim Möttingen 271 104,3 Ederheim 237 120,5 116,9 171 65-Jährigen u. ä 415 294 189 260 199 von 2009-2019 470 108,6 Daiting 238 109,7 Buchdorf 116,4 2009 = 100% in % 113,4 Harburg (Schwaben) 284 137 126,1 Kaisheim Hohenaltheim 1.121 318 151 571 Marxheim 99 1.199 112,1 109,9 478 Forheim Mönchsdeggingen 769 127 106,9 568 109 128,5 329 134,7 336 118,8 111 Donauwörth 102,2 102,1 Niederschönenfeld 3.760 188 Amerdingen 4.235 Genderkingen 232 161 112,6 191 123,4 175 Asbach-Bäumenheim 221 108,8 Tapfheim 738 734 115,7 Rain 899 1.567 822 Landkreis Donau-Ries: 122,5 1.785 111,4 379 111,9% 65-Jährige u. ä 113,9 Mertingen 433 600 114,3 Modell mit Wanderungen 652 Münster Holzheim 108,7 172 185 207 184 120,1 99,6 Quelle: AfA / SAGS 2009

18 A. Allgemeiner Teil Bevölkerung

Darstellung 3-8: Veränderung der über 80-Jährigen von 2009 bis 2019 (mit Wanderung) 2009=100%

Auhausen 53 Veränderung der 80-Jährigen und älter 77 von 2009 bis 2019 in % Fremdingen Ehingen am Ries 145,2 125 37 Hainsfarth 159 57 < 130% (6) 41 127,1 154,6 < 140% (6) 108 Megesheim Oettingen i.Bay. 263,0 < 150% (8) 32 Wolferstadt 302 Marktoffingen Munningen 58 44 < 160% (11) 36 354 66 182,5 Maihingen 67 < 180% (6) 56 117,1 103 55 152,2 156,3 155,5 >= 180% (7) 64 115,6 Wechingen Wallerstein Wemding Otting 151 57 38 Nördlingen Deiningen 298 224 103 53 Rögling 1.008 60 415 Gemeindename 148,5 180,2 138,3 1.299 139,2 32 98 Monheim 80-Jährige u. ä. 2009 128,9 Alerheim Fünfstetten 46 162,5 231 80-Jährige u. ä 2019 62 58 144,7 Huisheim 337 Veränderungen der Reimlingen 99 89 Tagmersheim Möttingen 57 146,0 Ederheim 146 158,9 153,2 45 80-Jährigen u. ä 103 97 28 3 45 von 2009-2019 147 169,6 Daiting 67 77,0 Buchdorf 99,8 2009 = 100% in % 142,9 Harburg (Schwaben) 55 29 240,1 Kaisheim Hohenaltheim 237 95 50 130 Marxheim 23 376 173,1 172,4 118 Forheim Mönchsdeggingen 183 35 158,5 163 28 154,3 74 140,7 114 138,3 43 Donauwörth 152,8 154,2 Niederschönenfeld 952 34 Amerdingen 1.248 Genderkingen 68 35 131,1 37 198,9 63 Asbach-Bäumenheim 65 180,3 Tapfheim 183 166 176,9 Rain 239 381 Landkreis Donau-Ries: 246 Oberndorf am Lech 144,0 570 134,4 70 142,3% 80-Jährige u. ä 149,5 Mertingen 134 145 191,5 Modell mit Wanderungen 195 Münster Holzheim 134,5 36 39 55 63 152,2 161,0 Quelle:Quelle: Jugendhilfeplanung AfA / SAGSim Landkreis 2009 Donau-Ries, SAGS 2009

19 Bevölkerung A. Allgemeiner Teil

20 B. Handlungsfelder und Themenbereiche

B. Handlungsfelder und Themenbereiche

21 B. Handlungsfelder und Themenbereiche

22 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Orts- und Entwicklungsplanung

4. Handlungsfeld integrierte Orts- und Entwicklungsplanung

Leitgedanke: Aktiv und vorausschauend planen

Bei einer integrierten Orts- und Entwicklungsplanung gilt es heute mehr denn je, den Bedürfnissen einer älter werdenden Bevölkerung Rechnung zu tragen. Dabei stehen insbesondere folgende Gesichtspunkte im Vordergrund:

• Straßen, Wege und Plätze sind barrierefrei, zumindest aber barrierearm zu gestalten. Dies betrifft auch alle Zugänge zu öffentlichen Einrichtungen, Dienstleistern und Geschäften. Ebenso sind dabei beispielsweise Ampelschal- tungen und andere Überquerungshilfen zu berücksichtigen. Letztlich kommt eine solche „hindernisarme“ Umgebung allen Bürgern zugute.

• Eine ortsnahe und gut erreichbare Nahversorgungsinfrastruktur, insbeson- dere für Güter des täglichen Bedarfs, ist zu erhalten bzw. aufzubauen. Dazu gehören auch medizinisch-therapeutische Versorgungsangebote.

• Ältere Menschen müssen die Möglichkeit haben, sich möglichst selbstständig innerhalb eines bestimmten Aktionsradius zu bewegen, auch wenn sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und nicht über ein eigenes Fahrzeug verfü- gen. Ein möglichst gut ausgebauter Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ist wünschenswert, daneben sind Fahrdienste und ehrenamtlich organisierte Mitfahrmöglichkeiten ein wichtiges Angebot. Aber auch ein gut ausgebautes Netz von Radwegen ist für Ältere eine wichtige Voraussetzung für ihre Selbst- ständigkeit und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.

Ansprechpartner für eine seniorenfreundliche Orts- und Entwicklungsplanung, zu- mal wenn es um eine barrierearme Gestaltung des öffentlichen Raumes geht, sind zunächst die kreisangehörigen Kommunen sowie – in beschränktem Umfang – die Landkreisverwaltung.

4.1 Der öffentliche Raum, öffentlich zugängliche Gebäude und Nahversorgung

Grundsätzlich liegt es im Wirkungskreis der kreisangehörigen Kommunen, dafür Sorge zu tragen, dass der öffentliche Raum ohne Barrieren zugänglich ist bzw. ge- staltet wird. Wesentliche Informationen zur Gestaltung liefert die DIN 18024-1 Straßen, Plätze, Wege, öffentliche Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplätze.

23 Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Insbesondere Bürgerinnen und Bürger mit Mobilitätseinschränkungen (aber auch jüngere Familien, wie da beispielsweise Frauen / Männer mit Kinderwägen) profitie- ren von einer barrierearmen Umwelt. Die Bürgerbefragung ergab, dass insgesamt etwas mehr als 20% der Befragten ein Hilfsmittel, meist den Gehstock, nutzen und somit als mobilitätseingeschränkt zu betrachten sind. 475 Befragte machten kon- krete Angaben zur Nutzung von Hilfsmitteln wie Gehstock, Rollator, Rollstuhl, so dass es sich hier keinesfalls um eine kleine Gruppe handelt, da diese im gesamten 5 Landkreis (hochgerechnet) rund 5.500 Personen umfasst ; (vgl. Darstellung 4-1). Im Schaubild sind Mehrfachnennungen enthalten, da manche Befragte, je nach zurückzulegender Distanz, unterschiedliche Hilfsmittel nutzen.

Darstellung 4-1: Gebrauch von Hilfsmitteln zur Verbesserung der Mobilität

In Prozent der Antwortenden 100 %

80 %

59,1 % 60 %

40 % 31,3 %

20 % 8% 1,6 % 0 % Gehstock Rollator Rollstuhl Anderes Anzahl 340 180 46 9

475 Antwortende (Mehrfachnennungen möglich)

Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

Die Befragung der älteren Bürger macht deutlich, welche Angebote der Nahver- sorgung vermisst werden. Die grundlegenden Veränderungen im Einzelhandel der letzten Jahre (z.B. Bau von Großmärkten an den Ortsrändern) stellen insbesondere für ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine erhebliche Alltagserschwer- nis und Einschränkung ihrer Selbstständigkeit dar. Vor allem fehlen (Fach-)Ärzte und Geschäfte des täglichen Bedarfs, aber auch spezifische Angebote für Senioren, wie Beratungsangebote, Fahrdienste und Treffpunkte.

5 Die Hochrechnung erfolgt aus der Anzahl der Befragten, umgerechnet auf die Anzahl aller Seniorinnen und Senioren (ab 65 Jahren) des Landkreises.

24 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Orts- und Entwicklungsplanung

Darstellung 4-2: Fehlende Versorgungseinrichtungen

Versorgungsangebot Nennungen in Prozent

(Fach-)Ärzte 698 56,2

Geschäfte des täglichen Bedarfs 561 42,2

Beratungsangebote 367 29,6

Fahrdienste 221 17,8

Treffpunkte 170 13,7

Anderes 108 8,7

Mehrfachnennungen möglich

Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

Unter den Geschäften des täglichen Bedarfs vermissen viele Befragte vor allem Lebensmittelläden in für sie gut erreichbarer Lage. Unter den Fachgeschäften fehlt es ihnen besonders häufig an Metzgereien und Bäckereien, aber auch an Haushalts- warenläden. Der Mangel an (Fach-)Ärzten macht sich offenbar besonders in den Disziplinen Neurologie und Augenheilkunde bemerkbar. Von 17 Befragten wurde ausdrücklich das Fehlen einer Apotheke in der Nähe beklagt.

4.2 Mobilität

Die Aufrechterhaltung der Mobilität älterer Menschen ist speziell im ländlichen Raum von großer Bedeutung, weil dort die Wege oft besonders weit sind. Deshalb wurde in der Bürgerbefragung auch nach der Nutzung von Verkehrsmitteln gefragt.

Darstellung 4-3: Fortbewegungsmöglichkeiten außer Haus

Fortbewegungsart Nennungen in Prozent Auto 1.536 66,3 Fahrrad 808 34,9 Ich werde gefahren 653 28,2 Bus 134 5,8 Bahn 79 3,4 Taxi 52 2,2 Keine dieser Möglichkeiten 40 1,7

Mehrfachnennungen möglich

Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

25 Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Die Darstellung macht die Bedeutung des Autos für die Mobilität der Senioren deutlich; daneben spielt auch das Fahrrad eine wichtige Rolle, was die Wichtigkeit einer fahrradfreundlichen Verkehrsinfrastruktur unterstreicht. Deutlich wird auch hier, dass viele Ältere gefahren werden und daher in ihrer Mobilität auf die Unter- stützung anderer angewiesen sind. Dies unterstreicht auch den Wunsch nach mehr Fahrdiensten (vgl. Darstellung 4-2).

Bei der Betrachtung der Verkehrsmittelwahl und der Wohnortgröße zeigen sich deutliche Unterschiede: Je kleiner die Gemeinden sind, desto häufiger wird das Auto als Verkehrsmittel genutzt, d.h. die Befragten fahren selbst oder werden ge- fahren. Je größer der Wohnort, desto häufiger greifen die befragten Senioren auf Bus und Bahn als Transportmittel zurück, da in den größeren Gemeinden und den Städten die Verkehrsmittelanbindung besser ist.

Wie die befragten älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger verschiedene Zielorte erreichen, wird in nachstehender Darstellung 4-4 ersichtlich.

Darstellung 4-4: Wahl der Verkehrsmittel nach Zielorten in Prozent

Zu Fuß / Ich werde Einrichtung Auto ÖPNV Fahrrad gefahren Bahnhof 37,4 61,8 6,2 14,5 Gastwirtschaft 67,7 37,8 0,8 12,6 Kirche 71,2 31,5 0,5 11,6 Lebensmittelgeschäft 45,7 61,5 2,0 20,0 Bank / Sparkasse 58,9 44,3 1,5 14,5 Post / Poststelle 51,6 52,2 1,7 14,3 Apotheke 43,4 54,4 2,3 18,1 Hausarzt 40,1 55,1 3,1 20,1 Bushaltestelle 85,9 14,6 1,2 6,1 Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

Auch wenn viele Ziele von der Mehrzahl der Befragten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht werden können, spielt der PKW bei vielen Zielorten eine wichtige Rolle. Der ÖPNV hingegen hat für die Mobilität der Befragten insgesamt eine geringe Be- deutung, nicht nur, weil viele der abgefragten Einrichtungen im näheren Wohnum- feld liegen, sondern auch, weil das Angebot gerade im ländlichen Raum stark auf den Berufsverkehr und auf den Schülertransport ausgerichtet ist und tagsüber für die Seniorinnen und Senioren nur bedingt in Frage kommt.

Gefragt wurden die Senioren auch, wie weit bestimmte Einrichtungen von ihrer Wohnung entfernt sind.

26 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Orts- und Entwicklungsplanung

Darstellung 4-5: Entfernung zwischen Wohnung und Angebot

Einrichtung und Entfernung in Meter Entfernung in Meter Erreichbarkeit innerhalb derer 25% der innerhalb derer 50% der in Metern Befragten die Einrichtung Befragten die Einrichtung erreichen erreichen Bushaltestelle 200 300 Gastwirtschaft 300 600 Kirche 300 600 Lebensmittelgeschäft 500 1.500 Bank / Sparkasse 500 1.000 Post / Poststelle 600 1.500 Apotheke 800 2.000 Hausarzt 800 2.500 Bahnhof 1.400 3.000

Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

Die Darstellung 4-5 zeigt, dass jede/r Zweite eine Strecke von mehr als 1.500 Metern zurücklegen muss, um zu einem Lebensmittelgeschäft zu gelangen. Auch zum Bahnhof, Hausarzt oder zur Apotheke muss jede/r Zweite einen weiten Weg auf sich nehmen. Steht kein Auto zur Verfügung, so kann schon eine Distanz von unter einem Kilometer eine Hürde für ältere Menschen darstellen.

Aus all dem erklärt sich die starke Nutzung des Autos als Verkehrs- und Transport- mittel. Dabei wird das Thema „ältere Autofahrer“ zunehmend an Bedeutung gewin- nen und damit auch die Diskussion um die Fahrtüchtigkeit.

Fazit: Das Fehlen nahe gelegener Läden und sonstiger Infrastruktureinrichtungen sowie der Mangel an leicht zugänglichen und hochfrequent verkehrenden öffent- lichen Transportmitteln, kann für die ältere Bevölkerung eine starke Einschränkung ihrer Selbständigkeit im Alltagsleben zur Folge haben.

4.3 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten

13 der 42 Städte und Gemeinden im Landkreis, die sich an der Kommunal- befragung beteiligten, räumten dem Thema Orts- und Entwicklungsplanung einen hohen Stellenwert ein und wünschen dessen ausdrückliche Berücksichtigung im Seniorenpolitischen Gesamtkonzept.

In der Kommunalbefragung wurden auch die Vertreter in den Kommunen selbst zu eventuell vorhandenen Strukturproblemen in ihrem Ort gefragt. 27 der 42 Befrag- ten sehen in ihrer Kommune Probleme in der Nahversorgung, fast ebenso viele (25)

27 Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Defizite in der Anbindung des Öffentlichen Personennahverkehrs. In der Darstellung 4-6 werden weitere Nennungen aufgelistet.

Darstellung 4-6: Strukturprobleme in den Kommunen

Nennungen Probleme in der Nahversorgung, z.B. durch Geschäftsschließung 27 Anbindung im Öffentlichen Personennahverkehr 25 Fehlende soziale Infrastruktur (z.B. Treffmöglichkeiten, Gaststätten) 13 Abwanderung jüngerer Einwohner / junger Familien 7 Anderes 3

Mehrfachnennungen möglich

Quelle: Kommunalbefragung, AfA / SAGS 2009

Des Weiteren wurden die Sicherung der medizinischen Versorgung (auch in Zu- kunft) und das Fehlen „neuer Wohnformen“ (z.B. Seniorengerechtes Wohnen, Be- treutes Wohnen, Senioren-Wohngemeinschaften) ergänzend genannt.

Für den Themenbereich der Orts- und Entwicklungsplanung wurde ein eigener Workshop durchgeführt. Im Bereich der Nahversorgungsinfrastruktur wurde von den Workshopteilnehmern insbesondere die Bedeutsamkeit von Lebensmittel- geschäften im Wohnumfeld und vor allem in den Innenstädten betont. Dies bedeu- tet u.a. die Notwendigkeit zur Sicherstellung oder Schaffung von Einkaufsmöglich- keiten, den Aufbau von Treffpunkten und eine nachhaltige Flächenbewirtschaftung durch die Gemeinde, so dass Seniorinnen und Senioren zumindest im Innenstadt- bereich / Ortszentrum gute Umfeldbedingungen vorfinden. Um vor allem Bewoh- nern kleiner und mittlerer Gemeinden die Versorgung mit Gütern des täglichen Be- darfs zu erleichtern, wurde die Schaffung eines mobilen Dorfladens vorgeschlagen. Zwar gibt es in einigen Gemeinden bereits Apothekenlieferung oder ein „mobiles Rathaus“, dennoch sind solche Angebote nicht landkreisweit verbreitet.

Im Workshop wurde auch auf die öffentlichen Verkehrsmittel hingewiesen; der Busverkehr könne teilweise nur als zufriedenstellend bewertet werden. Besonders gelobt wurde der Rufbus „Lech-Bus“, der von der Bevölkerung gut angenommen und stark nachgefragt wird. Diesem positiven Beispiel folgend, sollte in Zukunft der gesamte Landkreis flächendeckend mit Rufbussen ausgestattet werden. Insbe- sondere in mittleren und kleineren Gemeinden wäre zusätzlich ein Netz von ehren- amtlichen Fahrdiensten wünschenswert.

28 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Orts- und Entwicklungsplanung

Die Barrierefreiheit des öffentlichen Raums war ein weiterer Schwerpunkt im Workshop. Zwar sind einige Einrichtungen des Landkreises vorbildlich gestaltet worden, dennoch seien viele öffentliche Gebäude sowie Bahnhöfe nicht barrierefrei und behindertengerecht ausgebaut. Auch das Absenken von Gehsteigen wurde angeregt.

4.4 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen

Eine umfassende Bestandsaufnahme zu den Themen öffentliche Räume, Wege, Gebäude war in unseren Begleitstudien zum Seniorenpolitischen Gesamtkonzept nicht zu leisten. Doch schon die vorgelegten Teilergebnisse der Recherchen machen deutlich, dass diese Thematik bei den Verantwortlichen in den Gemeinden, wie auch bei Architekten und Stadtplanern, sehr viel stärker als bisher ins Bewusstsein gerückt werden muss. So soll dem Umstand, dass die Zahl der 60-Jährigen und Älteren von derzeit etwa 30.000 wohl auf rund 43.000 in den nächsten knapp zwanzig Jahren ansteigen wird, angemessen begegnet werden. Erfreulicherweise haben einige Landkreisgemeinden bereits mit Planungen zur Verbesserung der Infrastruktur begonnen. Um in den Gemeinden Hinweise zur Verbesserung zu erhalten, schlagen wir Ortsbegehungen anhand von „Checklisten“ vor. Dadurch könnten Hinweise auf Stufen, fehlende Parkbänke, Toiletten, Ampelschaltungen und vieles mehr erfasst werden.

Insbesondere die Anbieter von Geschäften des täglichen Bedarfs sollten auf einige Bedürfnisse der älteren Kunden hingewiesen werden, so z.B. die Beschriftung in den Regalen, Ruhemöglichkeiten innerhalb oder vor den Geschäften oder Kunden- toiletten.

Deutlich erkennbar sind Defizite in der Nahversorgung mit Einrichtungen des täg- lichen Bedarfs und in der (fach-)ärztlichen Versorgung. Die Gemeinden sollen prü- fen, welche örtlichen Lösungen sich anbieten, um (drohende) Defizite zu verhin- dern. Zu nennen sind hier z.B. der Aufbau von Dorfläden, mobile Läden, Bring- dienste.

Der Öffentliche Personennahverkehr spielt außerhalb der Städte Donauwörth und Nördlingen nur eine geringe Rolle. Um hier teilräumliche Lücken zu schließen, sollten Fahrtmöglichkeiten durch Fahrdienste, Rufbusse oder ehrenamtlich betriebene Bürgerbusse entwickelt werden (vgl. auch Handlungsfeld „Wohnen zu Hause“). Da das Auto für die Älteren, insbesondere in den ländlichen Gemeinden, besonders wichtig ist und auch wesentlich zur Selbstbestimmung beiträgt, sind

29 Orts- und Entwicklungsplanung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

ältere Autofahrer zu unterstützen. Hilfreich können Fahrtrainings sein, die Auf- frischung von Verkehrsregeln, Sehtests und seniorenfreundliche Parkplätze vor Ge- schäften, Gaststätten etc.

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner Entwicklung einer „Checkliste“ zur Erfassung von Städte und Gemeinden, Handlungsbedarfen im öffentlichen Raum, als Behindertenbeauftragter, Grundlage für Ortsbegehungen Bayerische Architektenkammer Schaffung von barrierefreien/-armen Städte und Gemeinden öffentlichen Gebäuden, Wegen, Plätzen und öffentlichen Einrichtungen. Dies umfasst auch Behindertenparkplätze Hinwirken auf die nachhaltige Umsetzung von Städte und Gemeinden, „Barrierefreiem Bauen“ bei Gemeindeverwaltungen Landratsamt, und Planer und Planerinnen. Beachtung Bayerische insbesondere bei anstehenden Baumaßnahmen Architektenkammer, und Umbauten Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnraumanpassung e.V. Unterstützung beim Erhalt bzw. Aufbau von Städte und Gemeinden Nahversorgungsangeboten in den kreisangehörigen Gemeinden und Gemeindeteilen Hinwirken auf seniorenfreundlichere Städte und Gemeinden, Einkaufsmöglichkeiten im örtlichen Einzelhandel. Einzelhandel, Anregung von Kundentoiletten bei der Bauamt Baugenehmigung neuer Einkaufsmärkte. Ausbau des Angebots an Fahrtests und Sehtests TÜV, für Senioren Fahrschulen, Kreisverkehrswachten Aufbau von Alternativen zum ÖPNV, wie Städte und Gemeinden, Bürgerbusse, Rufbusse, ehrenamtliche Fahrdienste Landkreis Nachhaltiger Einsatz zur Sicherung der Haus- und Kassenärztliche Fachärzteversorgung Vereinigung, Städte und Gemeinden

30 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause

5. Handlungsfeld Wohnen zu Hause

Leitgedanke: Strukturen sind lokal sehr unterschiedlich

5.1 Wohnsituation älterer Bürgerinnen und Bürger

Die befragten Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Donau-Ries wohnen im gesamten Landkreis gut verteilt in v.a. ländlich geprägten Gemeinden, aber auch in den Städten. 28,8 Prozent der Befragten stammen aus den zwei Großen Kreis- städten Donauwörth und Nördlingen. Ein Viertel (25,7%) lebt in Kleinen Gemeinden mit 2.000 und weniger Einwohnern. Der Rest der Bevölkerung verteilt sich auf die Kategorien Städte (22,9%) und Mittlere Gemeinden (22,6%).

Darstellung 5-1: Clusterbildung der Städte und Gemeinden im Landkreis

Kleine Gemeinden (28) Auhausen Mittlere Gemeinden (9) KG Städte (5) Fremdingen Große Kreisstadt (2) MG Ehingen am Ries Hainsfarth KG KG Oettingen in Bay. ST Marktoffingen Megesheim KG Maihingen KG Wolferstadt KG Munningen KG KG Wallerstein MG Wechingen Wemding Otting Deiningen KG ST KG Nördlingen Rögling KG Monheim GKST KG Alerheim Fünfstetten ST KG Huisheim KG Reimlingen KG Tagmersheim Möttingen KG KG Ederheim MG Daiting KG Harburg (Schwaben) Buchdorf KG Hohenaltheim ST Kaisheim KG KG MG Mönchsdeggingen Marxheim Forheim KG MG KG Donauwörth Niederschönenfeld Amerdingen GKST KG KG Genderkingen KG Tapfheim Asbach-Bäumenheim MG MG Oberndorf am Lech Rain MG ST Mertingen Gemeindenamen MG Clustergrößen Münster Holzheim KG KG

Quelle: AfA / SAGS 2009

31 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Die Bürgerbefragung ergab, dass rund 85% der Senioren bereits seit 30 Jahren und länger, rund ein Drittel sogar seit Geburt, im Landkreis leben. „Neubürger“ unter den Senioren (Zuzug in den letzten fünf Jahren) sind nur eine kleine Minderheit (2,1%; vgl. Darstellung 5-2).

In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten Seniorinnen und Senioren seit langer Zeit im Landkreis leben, ist davon auszugehen, dass diese gut in ihr soziales Umfeld integriert sind bzw. zumindest entsprechende Kenntnisse haben.

Darstellung 5-2: Wohndauer der Befragten

9,3% 2,7% 18,5% 4,6%

223 3,0% 441 111 64 3,1% 71 73 2,1% 50

576

781

24,1%

32,7%

Wohndauer 0-<5 Jahre 5-<10 Jahre 10-<15 Jahre 15-<20 Jahre 20-<30 Jahre 30-<40 Jahre 40-<50 Jahre 50 Jahre u. länger seit Geburt Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

Etwas mehr als drei Viertel der Befragten lebt mit anderen Personen zusammen. Die meisten davon (72,5%) mit einem (Ehe-)Partner und / oder mit Kindern (24,2%). Unter „Anderes“ werden z.B. Enkelkinder erwähnt (vg. Darstellung 5-3).

Die Befragung belegt, dass knapp ein Viertel der Befragten (24,6%) alleine lebt, was bedeutet, dass diese im Bedarfsfall nicht auf unmittelbare Unterstützung durch einen Lebenspartner etc. zurückgreifen können.

32 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause

Darstellung 5-3: Wohnsituation

Mit Anderen Mit Kindern 3,2% 24,2%

71 532

Alleine Nicht alleine 579 1777 24,6% 75,4%

1593

Mit (Ehe-)Partner 72,5% Keine Angabe: 34 Befragte, Mehrfachnennungen möglich

Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

5.2 Barrierefreiheit der Wohnung und der näheren Wohnumgebung

Zu Hause wohnen zu bleiben, in der angestammten Umgebung, im gewohnten Wohnumfeld – das ist die von den älteren Landkreisbewohnerinnen und Landkreis- bewohnern bevorzugte Wohnform. Eine wichtige Voraussetzung für einen Verbleib in der eigenen Wohnung ist die Anpassungsmöglichkeit der Wohnung und des un- mittelbaren Wohnumfeldes an die veränderten Bedürfnisse und abnehmenden kör- perlichen Fähigkeiten. Dafür aber ist ein barrierearmes Wohnumfeld eine wichtige Voraussetzung.

63,1% der Befragten müssen beim Zugang zu ihrer Wohnung keine (größeren) Barrieren überwinden. Etwa jede/r zehnte Befragte (11,9%) gelangt über Treppen zu seiner Wohnung, nur ein kleinerer Teil der Häuser verfügt über einen Aufzug (2,2%).

Gut drei Viertel der Seniorinnen und Senioren, die an der Befragung teilgenommen haben, kommen nach eigenen Aussagen in ihrer Wohnung / in ihrem Haus gut zu Recht. Über Schwierigkeiten berichtet aber immerhin jeder Vierte. Von den 564 Personen, die Probleme benennen, geben 563 detailliert Auskunft. Hierbei sind allerdings Mehrfachnennungen zu berücksichtigen.

33 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche

6 • 254 Personen haben Probleme im Bad, 89 mit der Toilette (hochgerechnet für den Landkreis sind dies rund 2.600 bzw. rund 900 Personen);

• 442 Personen nennen Probleme mit Stufen (hochgerechnet für den Landkreis rund 4.500 Personen);

• 75 Personen nennen andere Hindernisse, die nicht weiter erläutert wurden (hochgerechnet auf den Landkreis rund 760 Personen).

Es ist erwartungsgemäß ein Zusammenhang zwischen den Schwierigkeiten in der häuslichen Umgebung mit dem Alter festzustellen; so waren es vor allem die Hoch- altrigen ab 80 Jahren, die auf Probleme aufmerksam machten. Fast jeder Dritte berichtete darüber. Diese Erkenntnis deutet darauf hin, dass angesichts der Zunah- me der Altersgruppe ab 80 Jahren von rund 5.800 Personen 2008 auf rund 9.200 im Jahr 2020 der „Barrierefreiheit“ der Wohnung sowie der Wohnberatung und Wohnungsanpassung vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt werden müssen.

5.3 Wohnwünsche und Wohnformen

Bereits heute gibt es vielfältige Wohnangebote für Ältere, die unterschiedlichen Bedürfnissen und Vorlieben entsprechen. Über geeignete Wohnformen im Alter hat ein Viertel (25,1%) der 2.284 Befragten, die auf diese Frage eine Antwort gaben, bereits nachgedacht. Weitere 8,5% machen sich sogar aktuell darüber Gedanken. Die deutliche Mehrheit der Befragten (64,3%) will jedoch ihre derzeitige Wohnform auch in Zukunft nicht ändern.

Die Aussagen bezüglich der Wohnwünsche machen deutlich, dass es für einen er- heblichen Teil der Befragten wichtig ist, selbst zu bestimmen wie sie zukünftig wohnen. Andererseits zeigt es auch auf, dass oftmals die aktuelle Wohnsituation nicht als „seniorengeeignet“ empfunden wird und Überlegungen angestellt werden, wie die Wohnsituation verändert werden kann.

Die „Gruppe der Nachdenker“ spricht sich eindeutig für eine barrierefreie Wohnung aus oder aber für eine Wohnung mit gesicherter Betreuung bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit. Immerhin gibt es eine kleine Gruppe, die sich eine Haus- und Wohngemeinschaft mit Gleichaltrigen oder generationenübergreifend mit Jüngeren oder Familien vorstellen kann.

6 Die Hochrechnung erfolgt aus der Anzahl der Befragten, umgerechnet auf die Anzahl aller Seniorinnen und Senioren (ab 65 Jahren) des Landkreises.

34 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause

Darstellung 5-4: Vorstellbare Wohnalternativen

absolute Nennungen sehr weni ger gar nicht Ich würde lieber wohnen .... gerne gerne gerne gerne in einer Wohnung mit gesicherter Betreuung bei Krankheit oder 213 314 61 56 Pflegebedürftigkeit in einer Wohnung, in der ich besser zurecht komme und z.B. keine 116 195 34 63 Treppen / Schwellen habe in einer Haus- oder Wohngemein- schaft mit jüngeren Familien (je- 32 61 87 122 doch nicht die eigenen Kinder) in einer Haus- oder 32 67 87 122 Wohngemeinschaft mit Gleichaltrigen

Mehrfachnennungen möglich.

Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

Es werden aber auch eine Reihe von anderen Vorstellungen geäußert. Dabei zeigten sich mehrere Optionen: Der Wunsch zu Hause wohnen zu bleiben, aber bei Bedarf mit gesicherter Betreuung (27 Nennungen), oder in einer Wohnung, die senioren- gerecht gestaltet ist (17 Nennungen), elf Befragte würden bei Unterstützungsbedarf zu ihren Kindern ziehen und weitere sechs könnten sich vorstellen, in ein Pflege- oder Altenheim zu gehen.

Insgesamt zeigen diese Ergebnisse, dass die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger des Landkreises Donau-Ries zum überwiegenden Teil ihre Wohnsituation nicht ändern wollen. Ein Umzug in ein Pflegeheim kommt meist erst dann in Frage, wenn umfänglicher Unterstützungsbedarf besteht. Gemeinschaftsorientierte Wohnformen werden von einer größeren Anzahl, dabei vor allem jüngere Seniorinnen und Senioren nachgefragt, was unserer Einschätzung nach vor allem daran liegt, dass dort der gemeinschaftliche Aspekt im Vordergrund steht.

Wohnangebote im Landkreis

5.3.1 Betreute Wohnanlagen / Betreutes Wohnen

Bei Betreuten Wohnanlagen handelt es sich im Regelfall um barrierefrei erschlosse- ne Miet- oder Eigentumswohnanlagen, die mit dem Einzug auch den Abschluss eines Betreuungsvertrags vorsehen und somit eine soziale Betreuung anbieten. Der Betreuungsvertrag setzt sich aus Grund- und Wahlleistungen zusammen, wobei die

35 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Grundleistungen als Pauschale, die Wahlleistungen je nach Inanspruchnahme abgerechnet werden. Als Qualitätsmaßstab für die Ausgestaltung der Wohnanlagen und Angebote können die DIN 18025 (Barrierefreiheit) bzw. die DIN 77800 (Dienstleistungsnorm) gelten.

Darstellung 5-5: Betreutes Wohnen / Betreute Wohnanlagen im Landkreis

Zahl der Ort Name Bemerkung Wohnungen Seniorenwohnanlage Miet- und Donauwörth 15 „Am Stadthof“ Eigentumswohnungen Wohnpark „Am Donauwörth 37 Eigentumswohnungen Wiesengrund“ Barrierefreies Wohnen Nördlingen 7 Mietwohnungen am Tändelmarkt Seniorenintegrierte Wohngemeinschaft Nördlingen (SIW) im 16 Mietwohnungen Pflegezentrum Bürgerheim Nördlingen Seniorenwohnanlage Miet- und Nördlingen Nördlingen – Betreutes 25 Eigentumswohnungen Wohnen Seniorenwohnanlage Oettingen (zum Phönix Oettingen i. Bayern 21 Mietwohnungen Senioren- und Pflegezentrum gehörig) Summe 121

Quelle: AfA / SAGS 2009

Die „Seniorenintegrierte Wohngemeinschaft“ (SIW) im Pflegezentrum Bürgerheim Nördlingen wurde als Modellprojekt gegründet und beinhaltet drei Wohngruppen mit insgesamt 15 seniorengerechten Appartements sowie einem gemeinschaftlichen Wohnraum, was ein Leben in Gesellschaft mit Gleichaltrigen ermöglicht. Neben der Miete zahlen die Bewohnerinnen und Bewohner eine monatliche Betreuungspau- schale und können je nach Bedürfnissen auf ein umfangreiches Dienstleistungs- paket zurückgreifen, so dass diese Einrichtung als „Betreutes Wohnen“ bezeichnet werden kann.

Momentan existieren im Landkreis sieben Einrichtungen für Betreutes Wohnen. Diese befinden sich jedoch ausschließlich in den Städten, es sind Donauwörth, Oettingen i. Bayern und Nördlingen. Zudem wird in Asbach-Bäumenheim momen- tan eine weitere Anlage für Betreutes Wohnen „Wohnen am Marktplatz“ mit zwölf Eigentumswohnungen voraussichtlich Ende 2010 bezugsfertig sein.

36 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause

Somit stehen im Landkreis momentan 121 Wohnungen mit Betreuungsangeboten zur Verfügung, nach der geplanten Eröffnung der Einrichtung in Asbach-Bäumen- heim werden es 133 sein. Dabei ist hervorzuheben, dass es sowohl frei finanzierte als auch öffentlich geförderte Wohnungen gibt, so dass auch Ältere mit geringem Einkommen die Möglichkeit haben, eine betreute Wohnung zu beziehen.

Darstellung 5-6: Betreutes Wohnen / Betreute Wohnanlagen im Landkreis

Seniorenwohnanlage Oettingen

Oettingen i.Bay.

Seniorenintegrierte Wohngemein- schaft (SIW) im Pflegezentrum Barrierefreies Wohnen Bürgerheim Nördlingen am Tändelmarkt

Nördlingen

Seniorenwohnanlage Nördlingen Betreutes Wohnen

Seniorenwohnanlage "Am Stadthof" Donauwörth Wohnpark "Am Wiesengrund"

Betreute Wohnanlagen / Betreutes Wohnen

Quelle: AfA / SAGS 2009

5.3.2 Betreutes Wohnen zu Hause

Da neben der ambulanten pflegerischen Versorgung in der Regel ein ganzes „Bün- del“ weiterer Dienstleistungen notwendig ist, damit ein „Zu-Hause-Leben“ auch bei Einschränkungen möglich ist, hat sich seit einigen Jahren das Betreute Wohnen zu Hause etabliert. Wie in Betreuten Wohnanlagen gibt es im Betreuten Wohnen zu Hause ein Koordinationsbüro, das die Versorgung, Betreuung und Organisation aller benötigten Hilfen erbringt. Für diese Dienstleistung wird eine Betreuungspauschale erhoben. Wahlleistungen können entsprechend den individuellen Bedürfnissen hin- zugewählt werden. Um dies zu gewährleisten, wird ein wöchentlicher Hausbesuch eingerichtet, der einen kontinuierlichen sozialen Kontakt zwischen Kunden und Leit- stelle gewährleistet. Ein Hausnotruf stellt Sicherheit rund um die Uhr her.

37 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Zielgruppe sind zu Hause lebende Ältere, die Unterstützung bei der Organisation im Alltag benötigen oder als Alleinstehende ihr Leben durch Einsamkeit oder Un- sicherheit starken Einschränkungen unterworfen sehen. So wird das Betreute Wohnen zu Hause häufig von Menschen genutzt, die im Sinne der Pflegeversiche- rung noch nicht pflegebedürftig sind, aber trotzdem im Alltag bereits Unterstützung benötigen. Das Betreute Wohnen zu Hause füllt eine Versorgungslücke, da es Betreuungs- und Organisationsaufgaben übernimmt, die beispielsweise durch Ange- hörige oder Dienste nicht oder nur unzureichend erbracht werden können.

Im Landkreis Donau-Ries gibt es zwei Anbieter für Betreutes Wohnen zu Hause. Das Projekt „Domi“ der Caritas Sozialstation Donauwörth ist seit rund drei Jahren tätig. Die Diakoniestation Mittleres Ries in Deiningen arbeitet seit zwei Jahren auf diesem Gebiet. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass es sich beim Betreutes Wohnen zu Hause aktuell eher um ein „Nischenprojekt“ handelt, das nur in Einzelfällen angenommen wird.

5.3.3 Ambulant betreute Wohngemeinschaften

Ambulant betreute Wohngemeinschaften wenden sich insbesondere an Menschen mit einem erhöhten Hilfe- und Pflegebedarf. Hier können ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger, die aufgrund körperlicher, psychischer und geistiger Einschränkungen nicht mehr alleine in einer eigenen Wohnung leben können, jedoch nicht eine Pflegeeinrichtung beziehen wollen, betreut und gepflegt werden.

In einer Wohngemeinschaft leben bis zu zwölf Personen. Die Pflege und Betreuung erfolgt über einen ambulanten Pflegedienst. Viele dieser Wohngemeinschaften haben sich auf die Betreuung demenzkranker Bewohner spezialisiert. Diese neue Wohnform zur Versorgung von älteren oder pflegebedürftigen Menschen etabliert sich zunehmend im Freistaat Bayern und lässt sich auch (insbesondere) in kleineren Gemeinden zu einer wohnortnahen Pflege, Betreuung und Versorgung realisieren. Seit dem 01.08.2008 werden im Pflege- und Wohnqualitätsgesetz (PfleWoqG) erstmalig Regelungen für den Betrieb und Qualitätsvorgaben formuliert.

Im Landkreis Donau-Ries gibt es bislang keine Einrichtung dieser innovativen Wohnform. Der Diakonieverein Nördlingen plant jedoch für 2011 die Errichtung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Demenzkranke mit acht Plätzen in Nördlingen.

38 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause

5.4 Weitere Hilfen für das Wohnen zu Hause

Es gibt im Landkreis eine Reihe von Hilfen, um auch bei Unterstützungsbedarf wei- ter zu Hause wohnen bleiben zu können. Neben ambulanten pflegerischen Leis- tungen und Betreuung (siehe Handlungsfeld „Betreuung und Pflege“) sind das vor allem alltagspraktische Hilfen wie Fahrdienste, Hausnotrufdienste, Haushaltshilfen und Essen auf Rädern.

5.4.1 Fahrdienste

Der BRK Kreisverband Nordschwaben befördert monatlich rund 1.000 Personen aller Altersgruppen innerhalb des gesamten Landkreises. Zum Angebot gehören Krankenfahrdienste, die Personenbeförderung mit Rollstuhl und der Liegendfahr- dienst. Auch im Rahmen des Tagespflegeangebots im BRK-Zentrum am Mangold- felsen Donauwörth werden Fahrdienste offeriert. Nach eigenen Angaben werden diese Leistungen sehr stark nachgefragt, so dass nicht (immer) alle Kunden bedient werden können.

Die Caritas Sozialstation Wemding bietet Fahrdienste an, beschränkt sich jedoch auf die Region Wemding und Umgebung.

Die Johanniter Unfallhilfe bietet vor allem Fahrdienste bei medizinisch indizierten Transporten (zum Beispiel Fahrten zum Arzt) an, zudem einen Hol- und Bringdienst für Tagespflegegäste.

Neben der Johanniter Unfallhilfe und dem Bayerischen Roten Kreuz bietet auch die Tagespflegeeinrichtung der Diakonie in Oettingen den Patienten einen Fahrdienst, wenn Angehörige sie nicht in die Einrichtung bringen und von dort abholen können.

Der Tapfheimer Bürgerservice TaBS ist eine Initiative von Bürgern für Bürger unter Trägerschaft der Gemeinde Tapfheim, der katholischen und evangelischen Pfarrei- gemeinden sowie der Caritas und beschäftigt ausschließlich ehrenamtliche Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter. Neben individuellen Alltagshilfen und Besuchsdiensten werden älteren und hilfsbedürftigen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gegen ein geringes Entgelt auch Fahrten und Begleitung beispielsweise zum Einkaufen oder zum Arzt angeboten. Nach eigenen Angaben leistete der Dienst im Jahr 2008 insgesamt 199 Einsätze und legte dabei rund 4.500 Kilometer zurück. Auf ehren- amtlicher Basis bietet auch die generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe Oettingen Fahrdienste an.

39 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Der Hauswirtschaftliche Fachservice (HWF) Donau-Ries e.V. leistet nicht nur Unterstützung bei der Hausarbeit, sondern auch begleitete Einkaufsfahrten und organisierte Fahrdienste.

Gemäß der Seniorenbefragung stellen sich auch ältere Bürgerinnen und Bürger (141 Nennungen) selbst zur Verfügung, für Angehörige, Nachbarn oder Bekannte Autofahrten zu übernehmen.

5.4.2 Essen auf Rädern

Im Landkreis bieten sechs Anbieter Essen auf Rädern an. Derzeit werden mehr als 260 Haushalte (ohne Angaben der Johanniter Unfallhilfe) mit Essen versorgt.

Einige große Anbieter, mit landkreisweitem Einzugsbereich, versorgen die Mehrzahl der Bezieher, andere beschränken sich auf kleinere Gebiete. Einige ambulante Pflegedienste versorgen ihre Kunden beispielsweise mit Essen der örtlichen Gast- stätten.

Darstellung 5-7: Menüservicedienste im Landkreis

Anzahl Einrichtung Ort Informationen Haushalte

BRK-Zentrum am Mangoldfelsen Donauwörth 180 Beliefern den gesamten Landkreis; Tiefkühlmenüs, heiße Mittagsmenüs auch am Wochenende; Leihgeräte zum erwärmen Die Johanniter Donauwörth Keine Angaben Diakonieverein Harburg Harburg 7 Personen Warmes Essen Mo- Fr+So; Gaststätte Lamm Verein für ambulante Nördlingen Ca. 35 Essen des Altenheims Krankenpflege Nördlingen Personen St. Vinzenz Diakoniestation Oettingen Nord- Oettingen 11 Ries Caritas Sozialstation Wemding Wemding Max. 25 Vom Seniorenheim Essen geliefert; Leihgeräte zum erwärmen

Quelle: AfA / SAGS 2009

40 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause

Teilweise handelt es sich bei dem Essen um frisch zubereitete Kost (z.B. aus der Küche von Seniorenheimen oder Gaststätten), die warm geliefert wird. Die großen Anbieter (Caritas und BRK) liefern täglich sowohl warmes als auch tiefgefrorenes Essen aus und stellen bei Bedarf auch Leihgeräte zum Erwärmen zur Verfügung.

Die räumliche Abdeckung des gesamten Landkreises ist durch die liefernden Dienste gegeben, zumal die beiden großen Anbieter den gesamten Landkreis ver- sorgen. Nach Angaben des BRK-Zentrums kann die Nachfrage befriedigt werden, geht seit einigen Jahren jedoch kontinuierlich zurück. Aus Sicht des Anbieters liegt dies an der Zunahme der Konkurrenz und am sinkenden Einkommen der Senior- innen und Senioren.

Gemeinsamen Mittagstisch offerieren nur wenige Einrichtungen im Landkreis, beispielsweise der wöchentliche Mittagstisch durch die generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe Oettingen. Ergänzend sei auch noch an die „heißen“ Theken in den Metzgereien und Imbissstuben hingewiesen.

5.4.3 Hausnotruf

Hausnotrufanlagen können grundsätzlich in allen Wohnungen und Häusern mit Telefonanschluss installiert werden. Das Hausnotrufsystem ermöglicht, dass Ältere durchgehend 24 Stunden mit einer Leitstelle Kontakt aufnehmen können, um in Notfällen Hilfe zu erhalten. Bei Vorliegen einer Pflegestufe übernimmt die Pflege- kasse einen Teil der monatlichen Gebühr.

Im Landkreis gibt es mehrere Hausnotrufanbieter. Kleinere Dienste arbeiten dabei in der Regel mit den großen Hausnotrufanbietern zusammen, die 24-Stunden-Not- rufzentralen betreiben.

41 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Darstellung 5-8: Anbieter Hausnotruf im Landkreis

Anzahl Einrichtung Ort Informationen Haushalte

Diakoniestation Mittleres Ries Deiningen 12 Haushalte über Recontrol 120 Eigene Notrufzentrale BRK-Zentrum am Mangoldfelsen Donauwörth Haushalte (BRK Bezirksverband) Service-Leistungen durch Diakonieverein Donauwörth Donauwörth 40 Haushalte Zentrale der Diakonie Keine Die Johanniter Donauwörth Eigene Notrufzentrale Angabe 12 bis 15 Service-Leistungen durch Diakonieverein Harburg Harburg Haushalte Zentrale der Diakonie Service-Leistungen durch Diakoniestation Nördlingen Nördlingen 45 Haushalte Zentrale der Diakonie Verein für ambulante Nördlingen 10 Haushalte Über Johanniter Krankenpflege Nördlingen Diakoniestation Oettingen – Nord- Service-Leistungen durch Oettingen 35 Haushalte Ries Zentrale der Diakonie

Caritas Sozialstation Wemding Wemding 30 Haushalte über Sonotel

Quelle: AfA / SAGS 2009

Zum Erhebungszeitpunkt hatten rund 260 Haushalte (ohne Johanniter) im Land- kreis einen Hausnotrufanschluss. Auch in diesem Bereich ist der Landkreis Donau- Ries flächendeckend gut versorgt.

Bei der Bürgerbefragung gaben 19 Personen an, über einen Hausnotruf zu ver- fügen.

5.5 Wohnungsanpassung und Wohnberatung

Wichtige Voraussetzung für einen Verbleib in der angestammten Wohnung – bzw. für ein Leben ohne starke Einschränkungen – ist bei abnehmenden körperlichen Fähigkeiten die Anpassung der Wohnung und des unmittelbaren Wohnumfeldes an die veränderten Bedürfnisse. So kann es von der Gestaltung der Wohnung (z.B. im Badezimmer) und der Wohnumgebung abhängen, ob ein Verbleib zu Hause möglich ist, oder ob z.B. ein Umzug in ein Pflegeheim oder in eine andere Wohnform nötig ist. Dabei ist eine rechtzeitige Wohnungsanpassung auch eine Vorsorge, um Unfälle oder gesundheitliche Verschlechterungen zu verhindern (z.B. Sturzgefahr).

42 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause

Beratung zur Wohnungsanpassung, oft in Verbindung mit Hausbesuchen, erteilen im Landkreis folgende Stellen (vgl. dazu auch Handlungsfeld „Beratung, Informa- tion und Öffentlichkeitsarbeit“):

• Beratungsstelle „Pflege und Wohnen“ des Diakonischen Werkes Donau-Ries e.V.: Fragen zur Wohnraumanpassung, Hausbesuche; • Caritas Sozialstation Rain gGmbH: Wohnraumberatung und Vermittlung von Hilfen bei der Wohnraumanpassung;

• Landratsamt Donau-Ries: Beratungsstelle für Senioren; • Behindertenbeauftragter des Landratsamtes Donau-Ries: beantwortet Fragen zur Wohnraumanpassung;

• Auch die Sozialstationen im Landkreis sowie ein Großteil der ambulanten Dienste offerieren Wohnberatungsleistungen. (vgl. dazu Anhang C).

5.6 Hilfen im Haushalt und weitere individuelle Hilfen

Hilfen im Haushalt werden von ambulanten Pflegediensten angeboten, allerdings in der Regel im Zusammenhang mit pflegerischen Leistungen. Zehn der zwölf ambu- lanten Dienste gaben an, auch hauswirtschaftliche Hilfen über das SGB XI hinaus zu leisten.

Der Seniorenhilfsdienst des Diakonischen Werks Donau-Ries e.V. bietet in Koopera- tion mit ambulanten Diensten das gesamte Repertoire an Hilfen im Haushalt an. Neben Einkaufen, Putzen, Kochen, Wäschewaschen oder Gartenarbeit werden auch Begleitdienste offeriert. Momentan werden etwa 90 Kunden in Nördlingen und den angrenzenden Kommunen versorgt.

Die BRK-Sozialstation Donauwörth bietet neben ambulanter Krankenpflege auch hauswirtschaftliche Hilfen. Ehrenamtliche und freiwillige Mitarbeiter erledigen Leistungen wie Gartenarbeit oder Wäsche, die direkt vor Ort privat abgerechnet werden.

Der Hauswirtschaftliche Fachservice (HWF) Donau-Ries e.V. leistet neben Einkaufs- und Fahrdiensten auch Unterstützung bei Hausarbeiten. Diese Kosten werden von den Kunden privat getragen oder gegebenenfalls von den Krankenkassen über- nommen. Auch die zahlreichen Caritas Sozialstationen des Landkreises sowie die generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe Oettingen organisieren hauswirt- schaftliche Hilfen, wie z.B. Putzen, Waschen oder Einkaufen.

43 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Im Rahmen der Bürgerbefragung wurde der Bereich „Hilfen im Alltag und in der Pflege“ thematisiert. Dabei wurde ein großes bürgerschaftliches Unterstützungs- potenzial im Landkreis ersichtlich. 938 Personen (40,5%) gaben an, bereits jetzt Hilfe und Unterstützung von der Familie, Freunden oder Nachbarn in den Bereichen Alltag oder Pflege zu erhalten. Auch wird von einem großen Teil der Befragten selbst Unterstützungsarbeit für Andere erbracht, vor allem im hauswirtschaftlichen Bereich. 117 Personen (32,7%) leisten Unterstützung im Bereich Einkaufen, 209 (38,6%) im Haushalt sowie 191 (35,2%) bei der Gartenarbeit. Mehrfachnennungen sind hierbei zu berücksichtigen.

5.7 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten

Die Versorgung des Landkreises mit den verschiedenen Wohnformen wurden im Rahmen der Bestandserhebungen von den Vertretern der Kommunen, ambulanten Diensten, stationären Einrichtungen und Anbietern Offener Seniorenarbeit einge- schätzt. Zudem wurde das Thema in den Workshops diskutiert.

Darstellung 5-9: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Betreutes Wohnen aus Sicht der Expertinnen und Experten

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe Gemeinden / Städte (n=42) 2 19 14 4 3 Einrichtungen der Offenen 21 *) 15 11 15 Seniorenarbeit (n=62) Stationäre Einrichtungen (n=11) 5 4 1 0 1

Ambulante Dienste (n=12) 3 6 2 1 0

Insgesamt (n = 127) 31 29 32 16 19

*) Die Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen.

Quelle: AfA / SAGS 2009

Das Angebot an Betreutem Wohnen erscheint den Expertinnen und Experten weitgehend unzureichend. Fast die Hälfte der Befragten sieht ein Defizit bzw. den Landkreis unterversorgt. Im Rahmen eines Workshops wurde von den Teilnehmer- innen und Teilnehmern vehement eine genaue Definition des Begriffs „Betreutes Wohnen“ gefordert, da bis heute von gesetzlicher Seite noch keine offiziellen Qualitätsstandards vorgegeben sind.

44 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause

Darstellung 5-10: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Betreutes Wohnen zu Hause aus Sicht der Expertinnen und Experten*)

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe Gemeinden / Städte (n=42) 8 9 13 9 3

Stationäre Einrichtungen (n=11) 3 2 1 4 1

Ambulante Dienste (n=12) 5 3 1 3 0

Insgesamt (n = 65) 16 14 15 16 4

*) Die Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit wurden hierzu nicht befragt.

Quelle: AfA / SAGS 2009

Auch im Bereich „Betreutes Wohnen zu Hause“ wird von rund 45% der Befragten beurteilt, dass die Angebote nicht landkreisweit zur Verfügung stehen.

Darstellung 5-11: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereiche Alternative Wohnangebote aus Sicht der Expertinnen und Experten

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe Gemeinden / Städte (n=42) 0 11 19 9 3 Einrichtungen der Offenen 4 *) 24 19 15 Seniorenarbeit (n=62)

Stationäre Einrichtungen (n=11) 0 3 3 4 1

Ambulante Dienste (n=12) 1 1 5 5 0

Insgesamt (n = 127) 5 15 51 37 19

*) Die Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen.

Quelle: AfA / SAGS 2009

Der Mangel an alternativen Wohnangeboten, wie z.B. Seniorenwohngemeinschaften wird durch die Meinung der Expertinnen und Experten nochmals unterstrichen. Lediglich fünf Vertreter sehen die Versorgung im Landkreis als ausreichend, deutlich mehr sind jedoch gegenteiliger Meinung. Mit rund 45% ist jedoch der Anteil derjenigen, die die momentane Situation nicht einschätzen können bzw. keine Angaben dazu machten, sehr hoch. Dies zeigt, dass innovative Wohnformen noch immer einem großen Teil der Bevölkerung unbekannt sind, bzw. viele Menschen keine konkreten Vorstellungen dazu haben. Diese Vermutung bestätigen auch die Ergebnisse der Bürgerbefragung. Im Rahmen dieser wurden die Seniorinnen und Senioren befragt, ob sie sich vorstellen können, sich in Zukunft für ein Leben in

45 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche einer Hausgemeinschaft mit Gleichaltrigen zu entscheiden. Von 308 Personen, die dazu Angaben machten, würden immerhin 32% sehr gerne oder gerne diese alter- native Wohnform wählen, 68% weniger oder gar nicht gerne. Ähnliche Werte finden sich auch bei generationenübergreifenden Wohnformen.

Darstellung 5-12: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich hauswirt- schaftliche Hilfen aus Sicht der Expertinnen und Experten

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe Gemeinden / Städte (n=42) 13 13 6 6 4 Einrichtungen der Offenen 24 *) 11 13 14 Seniorenarbeit (n=62) Stationäre Einrichtungen (n=11) 6 0 0 4 1

Ambulante Dienste (n=12) 8 3 1 0 0

Insgesamt (n = 127) 51 16 18 23 19

*) Die Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen.

Quelle: AfA / SAGS 2009

Die Versorgung mit hauswirtschaftlichen Hilfen wird von rund 40% der Expertinnen und Experten als ausreichend beurteilt. Im Workshop wurden zwar Anbieter wie z.B. der Seniorenhilfsdienst Nördlingen lobend erwähnt, dennoch aber von vielen Workshopteilnehmerinnen und Workshopteilnehmern ein weiterer Ausbau des Angebots an haushaltsnahen Dienstleistungen gefordert.

Darstellung 5-13: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Fahrdienste aus Sicht der Expertinnen und Experten

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe Gemeinden / Städte (n=42) 5 12 17 5 3 Einrichtungen der Offenen 10 22 *) 19 11 Seniorenarbeit (n=62) Stationäre Einrichtungen (n=11) 6 2 1 1 1

Ambulante Dienste (n=12) 5 4 1 2 0

Insgesamt (n = 127) 38 18 38 19 14

*) Die Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen.

Quelle: AfA / SAGS 2009

46 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause

Die landkreisweite Versorgung mit Fahrdiensten wird lediglich von 38 Personen (30%) als ausreichend bezeichnet. 56 Personen (44%) sehen Defizite. Auch bei der Bürgerbefragung wurde das Thema Fahrdienste angesprochen. Auf die Frage, welche Versorgungseinrichtungen oder Angebote für Ältere in ihrer näheren Umge- bung fehlen, nannten 221 Personen (18%) Fahrdienste. Dagegen gaben 141 Personen an, selber Fahrdienste für andere Personen zu übernehmen.

5.8 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen

Zu Hause wohnen zu bleiben ist der größte Wunsch älterer Mitbürgerinnen und Mitbürger und dies so lange wie möglich selbständig, ggf. mit Unterstützung durch Familie, Bekannte und Freunde, aber auch durch Hilfeleistungen von Haupt- oder Ehrenamtlichen.

Bei der zu erwartenden Zunahme der Zahl Älterer im Landkreis, bei gleichzeitiger Abnahme der zur Verfügung stehenden Personen aus der eigenen Familie (vgl. das Kapitel zur demographischen Entwicklung), wird auch die Nachfrage nach alters- gerechten Wohnungen, unterstützenden Hilfen im Haushalt und Hilfen bei der Ent- wicklung von Pflege- und Betreuungsarrangements zunehmen. Unterstützungsleis- tungen sind vor allem für die Alleinlebenden notwendig.

Bei Hausnotruf und Essen auf Rädern ist die Versorgung im Landkreis gut und steht in allen Gemeinden ausreichend zur Verfügung. Eine warme Mahlzeit, durch lokal vorhandene Küchen, wie der örtlichen Gaststätte oder des Seniorenheimes, von Mitarbeitern ambulanter Dienste oder Nachbarschaftshilfen auszutragen, ist ein nachahmenswertes Beispiel. Um das Essen mit sozialen Kontakten zu verknüpfen, ist die Schaffung offener Mittagstische wünschenswert, diese können durch Seniorentreffs und Begegnungszentren initiiert oder auch von Pflegeheimen ange- boten werden.

Im Landkreis sind vor allem die privaten Fahrten durch Familie, Bekannte, Nachbarn und Freunde von erheblicher Bedeutung, aber auch der Fahrdienst durch Ehrenamtliche, beispielsweise der Initiative Tapfheimer Bürgerservice. Der Bedarf an Krankenfahrten wird weitgehend vom BRK abgedeckt. Darüber hinaus sollte das Angebot an Fahrdiensten für Senioren im Landkreis ausgebaut werden , da die ehrenamtlichen Initiativen bisher nur in wenigen Gemeinden vorhanden sind. Dabei sollte vor allem sichergestellt werden, dass Ältere, die nicht mehr selbstständig mobil sind, an Veranstaltungen und Angeboten teilnehmen können, etwa durch das Angebot von Hol- und Bringdiensten. Aber auch für individuelle Erledigungen sollten

47 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Möglichkeiten bestehen, einen Fahrdienst zu nutzen. Um hier zusätzliche, für den Einzelnen bezahlbare Möglichkeiten zu schaffen, sollten ergänzend zu den be- stehenden Angeboten Fahrangebote auf ehrenamtlicher Basis gefördert wer- den. Ein nachahmenswertes Beispiel für ein kostengünstiges Fahrangebot auf ehrenamtlicher Basis stellt – wie gesagt – das Fahrdienstangebot des Tapfheimer Bürgerservice dar.

Individuelle Hilfen, zum Beispiel im Haushalt, werden hauptsächlich von Familien- mitgliedern und dem nachbarschaftlichen Umfeld erbracht. Hierbei ist zu berück- sichtigen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Hilfen von den Älteren selbst (vgl. Ergebnisse der Bürgerbefragung) erbracht wird. Insofern tragen die familiären Ressourcen ganz wesentlich dazu bei, die Lebensqualität Älterer zu stützen. Auf- grund der hohen Bedeutung dieser Thematik wird im Handlungsfeld „Bürger- schaftliches Engagement von und für Senioren“ noch einmal ein detaillierter Blick auf diese Ressource gerichtet. Die Hilfen im Haushalt werden auch von Freiwilligen- diensten oder Zivildienstleistenden, z.B. durch den Seniorenhilfsdienst, angeboten, von professioneller Seite sind es die ambulanten Dienste. Insgesamt gibt es jedoch ein erstaunlich vielfältiges Netz an hauswirtschaftlichen Dienstleistungen. Wir sehen aber auch einen höheren, zukünftig noch ansteigenden Bedarf an Hilfeleistungen im Alltag, Betreuung und Pflege. Vor allem betrifft dies die Organisation und Schaffung eines individuellen Hilfenetzwerks , für diejenigen, die nicht auf familiäre Unter- stützung zurückgreifen können. Ein gutes Versorgungsangebot sind umfassende Hilfen im Rahmen des „Betreuten Wohnens zu Hause“, das im Landkreis bereits besteht, aber nicht umfänglich nachgefragt wird. Wir sehen Betreutes Wohnen zu Hause dennoch als ein richtungweisendes Projekt und sind der Ansicht, dass die Projektidee weiter unterstützt werden soll. Vom Bayerischen Sozialministerium ist die Inanspruchnahme einer Anschubfinanzierung bei neuen Projekten möglich. Eine Kampagne könnte beispielsweise auch trägerübergreifend gestartet werden, um die Projektidee noch weiter bekannt zu machen.

Gerade bei beginnendem (teilweise zeitlich begrenztem oder wechselndem) Hilfebe- darf spielen nachbarschaftliche Hilfen und informelle Hilfeangebote auf Gemeinde- ebene eine wichtige Rolle, die Bürgerbefragung unterstreicht dies. Deshalb sollten Senioreneinrichtungen und Nachbarschaftshilfen in Bestand und Aufbau unterstützt werden .

Da die meisten Älteren zu Hause wohnen bleiben möchten und ein Umzug oft nur im „Notfall“ in Frage kommt, ist die frühzeitige Anpassung der Wohnung sehr wich- tig. Die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger profitieren von Beratung und Unter-

48 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Wohnen zu Hause stützung beim Prozess, da oft bereits durch kleinere Anregungen und Hilfestel- lungen der gewünschte Erfolg eintritt. Information und Aufklärung über Wohn- beratung und Wohnungsanpassungsmaßnahmen sind deshalb auszubauen. Neben einem qualifizierten Beratungsangebot ist vor allem eine gezielte Öffentlich- keitsarbeit zu diesem Thema durchzuführen. Dabei ist nicht nur die Zielgruppe mit akutem Handlungsbedarf zu berücksichtigen, sondern auch Ältere, die sich mit Renovierungsabsichten in ihrem Haus oder ihrer Wohnung beschäftigen.

Bei Neubauten von privaten Bauherren oder Bauträgern bzw. Wohnungsunterneh- men ist dringend auf eine barrierefreie Erschließung hinzuwirken. Dies sollte durch Beratung und Information der genehmigenden Behörden geschehen.

In Bezug auf die Seniorenwohnanlagen und Wohnangebote des Betreuten Wohnens besteht in den Städten des Landkreises ein gutes Angebot. Eine Betreute Wohnan- lage wird bis Ende dieses Jahres neu entstehen. Da bei den Bürgern große Un- sicherheit bezüglich der Begrifflichkeit „Betreutes Wohnen“ besteht, empfehlen wir auf eine größtmögliche Transparenz und den Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit hinzuwirken. In Gemeinden, in denen kein entsprechendes Wohnangebot zur Verfü- gung steht, sehen wir einen Bedarf an barrierefreiem Wohnraum mit der Mög- lichkeit, ein Betreuungsangebot in Anspruch zu nehmen. Denkbar sind hier kleinteilige Wohnangebote, die – etwa durch Betreutes Wohnen zu Hause – mit einem Betreuungsangebot versehen werden sollten.

Wie die Bürgerbefragung aufgezeigt hat, ist ein Teil der älteren Landkreisbürger an alternativen Wohnformen interessiert. Die Schaffung solcher Angebote ist zu begrüßen. Das Bayerische Ministerium unterstützt solche Programme mit dem 7 Förderprogramm des SeniWoF .

7 Richtlinie für die Förderung neuer ambulanter Wohn-, Pflege- und Betreuungsformen für Seniorinnen und Senioren; www.stmas.bayern.de/senioren/seniwof.de

49 Wohnen zu Hause B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner Ausbau von Wohnberatung und Wohnungsanpassung, Landkreis, Sicherstellung einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit in Städte und Gemeinden, Form von Vorträgen, Praxisbeispielen, Ausstellungen Pflegekassen, etc. Beratungsstellen Hinwirken auf die Schaffung von barrierefreien Städte und Gemeinden Einfamilien- und Wohnhäusern durch Aufklärung und Beratung der Bauherren und Architekten bei Neubauten. Insbesondere bei Bauanfragen sollte auf das Thema hingewiesen werden Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit zum Städte und Gemeinden, Angebot „Betreutes Wohnen zu Hause“ Ambulante Dienste, (ggf. trägerübergreifend). Nachbarschaftshilfen Weiterer Aufbau von Angeboten in den kreisangehörigen Gemeinden Schaffung von barrierefreien Wohnangeboten, Städte und Gemeinden, möglichst in zentraler Lage, in allen Gemeinden Bauträger, in Verbindung von Unterstützungsmöglichkeiten Wohnungs(-bau)gesell- schaften Unterstützung bestehender Nachbarschaftshilfen und Städte und Gemeinden, Initiativen zur Gründung von Nachbarschaftshilfen Verbände der Freien Wohlfahrtspflege Ausbau von Fahrdiensten im Landkreis, siehe Vorbild: Vereine, TaBS, ggf. auch in Form eines Bürgerbusses. Institutionen, Verbesserung der Erreichbarkeit von Veranstaltungen Anbieter von etc. durch Hol- und Bringdienste Veranstaltungen, Städte und Gemeinden Aufbau von offenen Mittagstischen in den Gemeinden. Verbände der Freien Dies kann auch in Zusammenarbeit mit Wohlfahrtspflege, Pflegeeinrichtungen oder in Absprache mit örtlichen Gaststätten, Gaststätten erfolgen Stationäre Einrichtungen Transparenz der Wohnprojekte wie z.B. Betreutes Träger des Betreuten Wohnen erhöhen. Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit Wohnens, beispielsweise über eine Landkreisbroschüre schaffen Landkreis Unterstützung von Initiativen zur Realisierung Landkreis, alternativer Wohn- und Versorgungsformen. Die Städte und Gemeinden, Schaffung gemeinschaftlicher Wohnprojekte Verbände und Träger (altersgemischt oder ausschließlich für Seniorinnen der Freien Wohlfahrts- und Senioren) sind zu befürworten. Der Aufbau und pflege die Arbeit von Initiativgruppen alternativer Wohnprojekte ist zu unterstützen

50 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote

6. Handlungsfeld Präventive Angebote

Leitgedanke: Prävention ist die Vorsorge für morgen

Präventive Angebote sollen vorbeugen, bevor Hilfe nötig wird und beziehen sich vor allem auf die Gesundheitsförderung und medizinische Aspekte, aber auch auf die soziale Integration Älterer. Bei der Prävention in der Medizin wird zwischen Primär- prävention, also die Verhinderung von Krankheiten und Sekundärprävention, die Früherkennung von Erkrankungen, unterschieden.

Ein weiterer Aspekt von Prävention bezieht sich auf die Selbstverantwortlichkeit Älterer für ein gesundes Altern. Präventionsangebote in diesem Bereich richten sich an Ältere, die (noch) in der Lage sind, ein gesundes Altern aktiv zu gestalten und entsprechende Angebote wahrzunehmen. Angebote sind vor allem Sport- und Bewegungsangebote, Angebote der Gesundheitsförderung (z.B. Gedächtnistraining, Sturzprophylaxe), Früherkennung von Erkrankungen durch Ärzte, Angebote von Therapeuten sowie Beratungs- und Informationsangebote (z.B. zu Themen wie Ernährung oder sichere Wohnumgebung).

Im Rahmen der Bestandserhebung haben wir die Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit befragt, ob sie auch präventive Angebote durchführen. Darüber hinaus gibt es eine breite Palette von Einrichtungen, die allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen und hier nicht weiter erfasst wurden. Zu nennen sind hier die Angebote der Sportvereine, Volkshochschulen, Fitness-Studios, Kranken- kassen, aber auch entsprechende Angebote in Schwimmbädern etc.

6.1 Präventive Angebote

Präventive Angebote im Landkreis finden sich in ganz unterschiedlichen Bereichen. Exemplarisch werden einige näher dargestellt:

Von den 57 befragten Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit (Nachbar- schaftshilfen, Seniorenclubs, Kirchengemeinden) führen 12 Einrichtungen regel- mäßig Kurse im Rahmen der Gesundheitsvorsorge durch, die von den Seniorinnen und Senioren gut angenommen werden.

51 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Darstellung 6-1: Präventive Angebote durch Träger Offener Seniorenarbeit

Angebot / Kommune Einrichtung Teilnehmerzahlen Amerdingen Bayerischer Bauernverband – Je nach Angebot einmal Ortsverein Amerdingen wöchentlich, etwa 15 Teilnehmer Asbach-Bäumenheim Seniorentreff Asbach- Keine näheren Angaben Bäumenheim Bollstadt Landfrauen Bollstadt 20 Personen Deiningen Evang-luth. Pfarramt Einmal monatlich, Fessenheim etwa 22 Teilnehmer Donauwörth Bayerisches Rotes Kreuz, Seniorengymnastik: KV Nordschwaben Zweimal wöchentlich, etwa 18 Teilnehmer; Gedächtnistraining: zweimal wöchentlich, etwa 15 Teilnehmer; Koronarsport: wöchentlich, etwa 60 Teilnehmer Donauwörth Caritas Sozialstation Gedächtnistraining, Donauwörth Bewegung Monatlich zehn Nachmittage, etwa 20 Teilnehmer Donauwörth - Kath. Pfarramt St. Martin Einmal jährlich, Riedlingen Donauwörth-Riedlingen 20 bis 40 Teilnehmer Harburg Evang.-Luth. Stadtpfarramt einmal monatlich, 25 bis 40 Teilnehmer Nördlingen Deutscher Evangelischer Wöchentlich Frauenbund Nördlingen Altenbewegung St. Salvator Keine näheren Angaben Rain / Lech Ev. Krankenhaus- und Vorträge zu Altersheimseelsorge Gesundheitsthemen: viermal pro Jahr, etwa 10 Teilnehmer Wemding Verein für ambulante Seniorengymnastik: Krankenpflege Wending e.V. Viermal wöchentlich, je 30 Teilnehmer; Wirbelsäulengymnastik: 20 Mal pro Jahr, etwa 20 Teilnehmer; Beckenbodengymnastik, Nordic Walking

Quelle: AfA / SAGS 2009

52 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote

Im Rahmen einer Internetrecherche wurden das Engagement der im Landkreis ansässigen Sportvereine sowie spezielle Angebote für Senioren in den Volkshoch- schulen in Erfahrung gebracht.

Vor allem die großen Turn- und Sportvereine mit ihren zahlreichen Abteilungen bieten ein großes Repertoire an Breitensport, aber auch zielgerichtete Präventions- oder Rehabilitationssportangebote. Zudem ist davon auszugehen, dass in Vereinen ohne gesonderte Seniorenangebote das „normale“ Programm auch von älteren Aktiven genutzt wird. Auffallend ist jedoch, dass in den kleineren Gemeinden nur selten seniorenspezifische Kurse wie Seniorengymnastik oder Gesundheitssport an- geboten werden. Einen Überblick über die im Internet veröffentlichten präventiven sowie rehabilitativen Sportangebote gibt Darstellung 6-2.

Darstellung 6-2: Sportvereine mit gesonderten Präventions- und Rehabilitationssportangeboten

Gemeinde Verein Angebot

Donauwörth Behinderten- und Wirbelsäulengymnastik, Versehrtensportverein Donauwörth Wassergymnastik Donauwörth Polizeisportverein Donauwörth e.V. Seniorengymnastik, Gesundheitssport für Jedermann Donauwörth Postsportverein Donauwörth e.V. Seniorengymnastik, Gymnastik für Junggebliebene Donauwörth SV 1965 Nordheim e.V. Sport für Ältere Donauwörth TSV Riedlingen 1848 e.V. Herzsport, Rückengymnastik Donauwörth VSC Donauwörth 1862 e.V. Seniorengymnastik, Fit mit 50plus Harburg TSV Ebermergen 1931 e.V. Seniorengymnastik, Harburg TSV Harburg 1907 e.V. Seniorenturnen Nördlingen TSV 1861 Nördlingen e.V. Seniorengymnastik, Osteoporosegymnastik, Wirbelsäulengymnastik, Herzsportgruppe Oettingen TSV 1861 Oettingen e.V. Koronarsport, Wirbelsäulengymnastik, Nordic Walking 50plus Wallerstein SV Wallerstein e.V. Wirbelsäulengymnastik Rain TSV 1896 Rain e.V. Wirbelsäulengymnastik Quelle: AfA / SAGS 2009

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang der Polizeisportverein Donauwörth e.V., der eine gesonderte Abteilung „Gesundheitssport für Jedermann“ einrichtete. Präventive Angebote wie Rücken- und Wirbelsäulengymnastik, Herz-Kreislauf- und Venentraining finden an zehn Nachmittagen pro Monat statt und stehen allen

53 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Altersgruppen sowie Nicht-Mitgliedern offen. Des Weiteren bietet das Reha-Fit Ge- sundheitszentrum in Rain neben Ergotherapie, Vitaltraining und Wellness auch ein breites Spektrum an Rehabilitationssport im Bereich Wirbelsäule, Osteoporose so- wie Diabetes an. Auch die Donau-Ries Klinik Donauwörth ist in diesem Bereich tätig und bietet zweimal die Woche Koronarsport an.

Ein umfängliches Programm, das sich meist an alle Altersgruppen richtet, organisie- ren die drei Volkshochschulen mit ihren Nebenstellen im Landkreis. Neben prä- ventiven Sportleistungen (z.B. Senioren- und Wirbelsäulengymnastik, Osteoporose- Gymnastik) werden auch rehabilitative Kurse angeboten (z.B. Koronarsport). Des Weiteren bietet die Volkshochschule Donauwörth Vorträge und Kurse zu Gesund- heitsthemen (z.B. „Ernährung bei Osteoporose“) an, meist in Kooperation mit den örtlichen Kliniken .

Darstellung 6-3: Präventions- und Rehabilitationsangebote der Volkshochschulen im Landkreis Donau-Ries

Ort Einrichtung Angebot

Gymnastik „Osteoporose muss nicht sein“, Seniorengymnastik, Rhythmische Gymnastik für Donauwörth VHS Donauwörth Frauen ab 50, Fit ab 50, Kurs „Ernährung bei Osteoporose“, „Aktiv leben – gesund alt werden“ Gesundheitssport, Nördlingen VHS Nördlingen Wirbelsäulengymnastik Wirbelsäulengymnastik, Oettingen VHS Oettingen Osteoporose-Gymnastik, Nordic Walking 60plus Seniorengymnastik, Rain VHS Donauwörth / Außenstelle Rain Orientalischer Tanz für Senioren, Senioren-Tanzkurs VHS Donauwörth / Außenstelle Wemding Wirbelsäulengymnastik Wemding

Quelle: AfA / SAGS 2009

Das Evangelische Bildungswerk Donau-Ries e.V. ermöglicht den Seniorinnen und Senioren des Landkreises nicht nur die Teilnahme an regelmäßig stattfindenden Seniorennachmittagen, Vorträgen oder Ausflügen. Über den gesamten Landkreis verteilt werden in den Mitgliedsgemeinden in speziellen Seniorenkreisen Vorträge im Bereich Gesundheit angeboten (z.B. „Ernährung im Alter“ oder „Ein starker Rücken wird selten krank“).

54 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote

Die Alten- und Pflegeheime im Landkreis bieten Präventionskurse wie Gedächt- nistraining, Sturzprophylaxe und Seniorengymnastik an. Allerdings stehen diese in der Regel nur der eigenen Bewohnerschaft zur Verfügung.

6.2 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten

Danach gefragt, ob die Angebote im präventiven Bereich ausreichend seien, urteilten die Expertengruppen wie folgt:

Darstellung 6-4: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Präventive Angebote im Gesundheitsbereich aus Sicht der Expertinnen und Experten

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe

Gemeinden / Städte (n=42) 2 18 8 11 3

Einrichtungen der Offenen 13 *) 11 23 15 Seniorenarbeit (n=62)

Stationäre Einrichtungen (n=11) 2 4 0 4 1

Ambulante Dienste (n=12) 1 5 1 5 0

Insgesamt (n = 127) 18 27 20 43 19

*) Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen. Quelle: AfA / SAGS 2009

Das vorhandene Angebot an Präventionsleistungen im Gesundheitsbereich wird von den Expertinnen und Experten weitgehend als nicht zufrieden stellend beurteilt. Mehr als jede/r Dritte konstatiert einen Angebotsmangel bzw. einige Gemeinden unterversorgt. Vor allem die befragten Kommunen sehen die Versorgung des Landkreises mit präventiven Leistungen kritisch. Dennoch ist zu berücksichtigen, dass der Anteil derer, die das Angebot nicht einschätzen können, sehr hoch ist: Die Hälfte aller Befragten kann die momentane Lage nicht einschätzen bzw. macht hierzu keine Angaben. Hauptgrund hierfür ist vermutlich die geringe Transparenz und auch die starke Aufsplitterung des Angebots von Krankenkassen, Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit, Volkshochschulen u.a.

Im Workshop wurde die Vielfalt der Präventionsangebote (Sportangebote sowie Vorträge zu Gesundheitsthemen) durch Sportvereine, Volkshochschulen sowie die Angebote der stationären Einrichtungen (z.B. Sturzprophylaxe) und konfessionellen

55 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Bildungswerke hervorgehoben. Auch Anbieter der Offenen Seniorenhilfe offerieren präventive Angebote wie z.B. Bewegungs- und Gedächtnistraining. Hinzu kommen die im Landkreis vorhandenen Selbsthilfegruppen.

Ein wichtiger Aspekt im Bereich der Prävention ist das Angebot an barrierefreien und seniorengerechten Wohnmöglichkeiten, die ein möglichst langes und selbst- ständiges Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. Dazu existiert im Land- kreis eine Wohnberatungsstelle, die Seniorinnen und Senioren in Wohnraumfragen berät (siehe Handlungsfeld „Wohnen zu Hause“).

Handlungsbedarf wurde weniger in der Angebotsvielfalt gesehen, als vielmehr in folgender Hinsicht:

• Oft stehen die Seniorinnen und Senioren einem „logistischen“ Problem gegenüber, da sie oftmals weite Wege zu den Veranstaltungsorten überwin- den müssen. Die Einführung eines Fahrdienstes könnte es auch weniger mo- bilen Seniorinnen und Senioren sowie Bewohnerinnen und Bewohnern eher ländlich geprägter Gemeinden ermöglichen, an den präventiven Angeboten teilnehmen;

• Präventive Angebote wie Seniorensport oder Vorträge zu Gesundheitsthemen gibt es von den unterschiedlichsten Anbietern. Da die Älteren zunehmen, ist das Angebot in diesem Bereich weiter auszubauen. Auch die Bedürfnisse der Hochbetagten müssen dabei berücksichtigt werden;

• Die Workshopteilnehmerinnen und Workshopteilnehmer betonten die Wich- tigkeit von seniorengerechtem und günstigem Wohnraum, um den Se- niorinnen und Senioren ein möglichst langes und sicheres Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Dazu sei es wichtig, die Architekten- kammern über altersgerechtes Bauen besser zu informieren und bereits bei der Ausweisung der Baugebiete auf seniorenspezifische Belange Rücksicht zu nehmen;

• Besonders großen Anklang fand der Vorschlag, Strukturen für einen besseren Informationsfluss und die Koordination der vorhandenen Angebote aufzu- bauen.

6.3 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen

Im Landkreis Donau-Ries gibt es zwar eine Reihe von präventionsorientierten Ange- boten, diese sind aber noch weiter auszubauen. Dabei sind vor allem auch die- jenigen Gemeinden zu berücksichtigen bzw. gefordert, die bislang nur wenige Angebote haben. Durch den Ausbau der präventiven Angebote innerhalb der Ver-

56 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Präventive Angebote waltungsgemeinschaften könnten auch kleine Gemeinden leichter und besser versorgt werden.

Während viele Angebote nicht unbedingt auf die Gruppe der Senioren eingegrenzt werden müssen, sollten doch speziell für Hochbetagte gesonderte Angebote ent- wickelt werden. Dabei ist vor allem auch an Sturzpräventionskurse zu denken. Wir halten es für sinnvoll, die präventiven Angebote im Rahmen der Offenen Senioren- arbeit zu stärken und weiter auszubauen, weil hier überwiegend höheraltrige Per- sonen erreicht werden. Auch hier sollte das Thema Hol- und Bringdienste mit be- dacht werden.

Ernst zu nehmen ist der Hinweis aus dem Workshop, dass bei den Bürgerinnen und Bürgern noch stärker die gesundheitliche Prävention ins Bewusstsein gerückt wer- den soll. Damit hängt auch eine verbesserte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Wie die oben dargestellte Auswahl an Angeboten deutlich macht, sind die präventiven gesundheitsorientierten Angebote an ganz unterschiedliche Orga- nisationsstrukturen angebunden. Dies erschwert die Transparenz der Angebote in einer Gemeinde oder im Landkreis. Eine zusammenfassende übersichtliche Darstel- lung der Angebote auf Landkreis- oder Gemeindeebene ist deshalb wünschenswert.

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner

Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit, z.B. indem alle Angebote Träger präventiver in einer Gemeinde übersichtlich dargestellt werden. Dabei Angebote, sollten durch eine Vernetzung der Akteure künftig Termin- Städte und und Angebotsabstimmungen berücksichtigt werden. Gemeinden, Durchführung von Informationstagen zur Prävention, auf Landkreis Landkreis- oder Gemeindeebene

Stärkung der präventiven Angebote im Rahmen der Anbieter der Offenen Offenen Seniorenarbeit Seniorenarbeit

Verstärkung der Angebote zur Sturzprävention, insbeson- Kranken- und dere bei Hochbetagten und mobilitätseingeschränkten Pflegekassen Personen, die zu Hause leben. Bei Bedarf ist ein Hol- und Bringdienst aufzubauen

Ausbau der präventiven Angebote innerhalb der Städte und Verwaltungsgemeinschaften, um auch kleinere Gemeinden Gemeinden des Landkreises zu versorgen

57 Präventive Angebote B. Handlungsfelder und Themenbereiche

58 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe

7. Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe

Leitgedanke: Generationsübergreifende Teilhabe für Senioren

Gesellschaftliche Teilhabe umfasst seniorenspezifische Begegnungs- und Bildungs- angebote, aber auch den Zugang zu diesen Angeboten sowie Beteiligungsmöglich- keiten für ältere Mitbürger und Mitbürgerinnen. Dieses Handlungsfeld ist eng mit anderen Handlungsfeldern wie „Bürgerschaftliches Engagement von und für Senio- ren“ oder „Präventive Angebote“ verknüpft. Um Überschneidungen zu vermeiden, wurden z.B. gesundheitsorientierte Angebote dem Handlungsfeld „Prävention“ zu- geordnet.

Die Angebote der Offenen Seniorenarbeit werden teilweise im Rahmen freiwilliger sozialer Leistungen durch die Kommunen unterstützt. Der § 71 SGB XII (Sozial- hilfe), der den Begriff „Altenhilfe“ definiert, enthält jedoch keine finanzielle Ver- pflichtung, sondern es handelt sich vielmehr um eine programmatische Vorschrift: „Alten Menschen soll außer der Hilfe nach den übrigen Bestimmungen dieses Gesetzes Altenhilfe gewährt werden. Sie soll dazu beitragen, Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern und alten Menschen die Möglichkeit erhalten, am Leben in der Gemeinschaft teilzuneh- 8 men...“ .

23 der insgesamt 42 sich an der Umfrage beteiligenden Städte und Gemeinden im Landkreis Donau-Ries fördern die Seniorenarbeit mit Sach- bzw. Geldmitteln. Sach- leistungen sind z.B. die Übernahme von Kopierkosten, die Bereitstellung von Räumlichkeiten oder kostenlose Veröffentlichungen im Amtsblatt der jeweiligen Kommune. Die finanzielle Unterstützung reicht von einigen hundert Euro bis hin zu 10.000 Euro für ein Berichtsjahr. Nachstehend werden diejenigen Gemeinden auf- gelistet, die zur Förderung nähere Angaben gemacht haben.

8 Klie, Th., Fürs Alter sorgen, Freiburg 1998, S. 15.

59 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Darstellung 7-1: Kommunale Unterstützungsleistungen der Seniorenarbeit

Kommune Unterstützung Art der Unterstützung

Amerdingen Sachleistungen Keine Angabe

Asbach- Sachleistungen, Seniorentreff Bäumenheim Geldleistungen

Deiningen Geldleistungen Zuschuss Diakoniestation

Seniorenbastelgruppe, Spital, Donauwörth Sachleistungen MS-Gruppe, Rheuma-Liga Sachleistungen Ederheim Keine Angabe (bedingt)

Fremdingen Geldleistungen Keine Angabe

Fünfstetten Sachleistungen Keine Angabe Geldleistungen Genderkingen Seniorennachmittag Sachleistungen Keine näheren Hohenaltheim Fahrdienste Angaben Holzheim Geldleistungen Seniorenvorträge und -nachmittage

Maihingen Sachleistungen Seniorennachmittag

Marxheim Geldleistungen Seniorenkreis Marxheim Geldleistungen, Mertingen Veranstaltungen, Seniorenausflüge Sachleistungen Geldleistungen, Monheim Seniorenweihnachtsfeiern in den Stadtteilen Sachleistungen Geldleistungen Niederschönenfeld Seniorennachmittag Sachleistungen Geldleistungen, Nördlingen Keine Angabe Sachleistungen Keine näheren Oberndorf Sozialfond Angaben Generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe Geldleistungen, Oettingen im Rahmen des Förderungsprogramms „Soziale Sachleistungen Stadt“ Monatlicher Altennachmittag der katholischen Tagmersheim Geldleistungen Kirche Keine näheren Tapfheimer Bürgerservice mit Fahrdiensten und Tapfheim Angaben Unterstützung in behördlichen Angelegenheiten Keine näheren Wallerstein Keine Angabe Angaben Keine näheren Wemding Seniorenfahrten Angaben Wolferstadt Sachleistungen Keine Angabe Quelle: Kommunalbefragung, AfA / SAGS 2009

60 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe

7.1 Gesellschaftliche Teilhabe – Bereich Freizeit und Kultur

Angebote der Freizeitgestaltung, Begegnung und Kommunikation gibt es im Land- kreis Donau-Ries in großer Zahl. Sie werden von Vereinen, Kirchengemeinden, Wohlfahrtsverbänden, aber auch von den Gemeinden selbst organisiert. Viele Ange- bote richten sich nicht nur an Senioren, sondern sind für alle Altersgruppen offen, andere richten sich explizit an Seniorinnen und Senioren.

Im Landkreis Donau-Ries wurden 94 Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit schriftlich zu ihren Angeboten befragt. Der Auswertung liegen die Informationen von 57 Einrichtungen zu Grunde. Insgesamt bieten die befragten Einrichtungen im Wesentlichen ein „klassisches“ Angebotsspektrum mit Treffs und / oder Freizeit- / Kulturangeboten sowie einen Mittagstisch. Vereinzelt wurden auch Angebote im Bereich Prävention und Weiterbildung genannt. Eine Übersicht über die im Land- kreis ansässigen Anbieter der Offenen Seniorenarbeit und ihre Angebote gibt die Darstellung 7-2.

61 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Darstellung 7-2: Ausgewählte Einrichtungen mit Angeboten zur gesellschaftlichen Teilhabe

Einrichtung Gemeinde Offene Begegnung Seniorenclub Kurse Gesundheit Kurse Weiterbildung Freizeit- und Kulturangebote Mittagstisch Seniorenkreis Alerheim Alerheim X X Landfrauen Bollstadt Amerdingen X X Bayerischer Bauernverband, OV Amerdingen Amerdingen X X Kath. Pfarramt St. Ulrich Amerdingen X Seniorentreff Asbach-Bäumenheim Asbach-Bäumenheim X X X AWO Ortsverein Asbach-Bäumenheim Asbach-Bäumenheim X Evang. Pfarramt Auhausen Auhausen X X Evang.-Luth. Pfarramt Fessenheim Deiningen X X Caritas Sozialstation Donauwörth Donauwörth X X X Bayerisches Rotes Kreuz, KV Nordschwaben Donauwörth X X X X Kath. Münsterpfarramt zu unserer lieben Frau Donauwörth X AWO Ortsverein Donauwörth Donauwörth X X Kath. Pfarramt St. Martin Donauwörth-Riedlingen X X X Evang.-Luth. Pfarramt Ehingen am Ries Ehingen a. Ries X X Frauenkreis Fremdingen Fremdingen X Pfarreiengemeinschaft Genderkingen-Feldheim- Genderkingen X X Niederschönenfeld Pfarreiengemeinschaft Harburg und Hoppingen Harburg (Schwaben) X Evang.-Luth. Stadtpfarramt Harburg Harburg (Schwaben) X X X Evang.-Luth. Kirchengemeinde Ebermergen Harburg (Schwaben) X Ökumenische Initiative „Harburger Netz“ Harburg (Schwaben) Kath. Pfarramt Holzheim Holzheim X X

62 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe

Einrichtung Gemeinde Mittagstisch Offene Begegnung Seniorenclub Kurse Gesundheit Kurse Weiterbildung Freizeit- und Kulturangebote Kath. Pfarramt St. Vitus Huisheim Huisheim X Kath. Pfarramt Mariä Himmelfahrt Kaisheim X X Katholischer Frauenbund ZV Marktoffingen Marktoffingen X X Kath. Pfarramt St. Peter und Paul Marxheim X X Senioren-Club Marxheim Marxheim X X Seniorenkreis Mertingen Mertingen X X Kath. Pfarramt St. Martin Mönchsdeggingen X Evang.-Luth. Pfarramt Möttingen-Balgheim Möttingen X Evang. Kirche Nördlingen Nördlingen X Altenbewegung St. Salvator Nördlingen X X X Stiftung BSW Region Süd – Nördlingen X X Seniorenortsstelle Nördlingen Altenwerk St. Josef Nördlingen X X Deutscher Evangelischer Frauenbund Nördlingen X X X AWO Ortsverein Nördlingen Nördlingen X Kath. Stadtpfarramt St. Sebastian Oettingen i. Bay. X X X Evang.-Luth. Kirchengemeinde Oettingen i. Bay. X X Caritas Sozialstation Rain Rain X X Kath. Stadtpfarramt Rain am Lech Rain X Ev. Krankenhaus- und Altersheimseelsorge Rain X Evang.-Luth. Pfarramt Rain am Lech Rain X X Pfarreiengemeinschaft Bayerdilling Rain X X Börse Aktiv 50plus/minus Reimlingen

63 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Einrichtung Gemeinde Mittagstisch Offene Begegnung Seniorenclub Kurse Gesundheit Kurse Weiterbildung Freizeit- und Kulturangebote Seniorenkreis und Krankenpflegeverein Tagmersheim Tagmersheim X X Evang.-Luth. Pfarramt Oppertshofen-Brachstadt Tapfheim X Pfarrgemeinschaft Tapfheim Tapfheim X X AWO Ortsverein Tapfheim Tapfheim X X Evang.-Luth. Kirchengemeinde Ehringen-Wallerstein Wallerstein X X Evang. Pfarramt Wechingen Wechingen X Verein für ambulante Krankenpflege Wemding e.V. Wemding X X Caritas Kreisstelle Wemding Wemding X Evang.-Luth. Pfarramt Wemding Wemding X Caritas Sozialstation Wemding Wemding X X X Haus des Gastes – Heimatmuseum Wemding Wemding X AWO Ortsverein Wemding Wemding X Kath. Pfarramt St. Martin Wolferstadt X X Quelle: Befragung der Träger Offener Seniorenarbeit, AfA / SAGS 2009

64 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe

Ergänzend dazu bieten die stationären Einrichtungen des Landkreises ihren Bewohnern ein oft breit gefächertes Angebot an Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe. Diese stehen teilweise auch extern wohnenden Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises zur Verfügung (z.B. Mittagstisch, Seniorennachmittage, Ausflüge, Singkreise, Veranstaltungen). Als Beispiel sei hierbei das Pflegezentrum Bürgerheim in Nördlingen zu nennen. Neben einem öffentlichen Mittagstisch, der es auch Senioren aus der Nachbarschaft ermöglicht, in Gesellschaft zu speisen, gibt es auch eine Begegnungsstätte. Mit tagesstrukturierenden Angeboten werden Kommuni- kation und Begegnung zwischen Heimbewohnern und Bürgern aus der Nachbar- schaft gefördert. In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule werden dort auch Kurse und Selbsthilfegruppen angeboten.

Erwähnenswert ist in Oettingen i. Bayern auch die „Generationsübergreifende Nach- barschaftshilfe“. Ziel dieser Einrichtung ist es, ein Netzwerk für ehrenamtliche Hilfe- leistungen aufzubauen, um somit die Lebensbedingungen für Jung und Alt zu ver- bessern. Neben klassischen Angeboten wie Seniorennachmittage, werden Weiter- bildungskurse zum Umgang mit dem Handy oder Internet, gemeinsamer Mittags- tisch oder Informationsveranstaltungen zu seniorengerechten Themen offeriert.

9 Im Landkreis gibt es in Donauwörth ein Mehrgenerationenhaus , das neben zahl- reichen Angeboten für Familien, Kinder und Jugendliche für die ältere Generation speziell folgende Angebote ins Leben gerufen hat:

• Leihomas und Leihopas; • Parkstadt Service: Dienstleistungsvermittlung für alle Generationen; • Tauschring Donauwörth.

Auch die Arbeiterwohlfahrt, die im Landkreis Donau-Ries mit fünf Ortsverbänden vertreten ist, bietet ein breit gefächertes Angebot an Freizeit- und Kontakt- angeboten (z.B. Kaffeenachmittage, Ausflüge, Vorträge) sowie allgemeine Bera- tung. Des Weiteren werden Angebote im Bereich Bildung und Kultur angeboten.

Über die Hälfte der Träger der Offenen Seniorenarbeit nannten Schwierigkeiten: Vor allem neue ehrenamtlicher Helfer zu finden sowie die zurückgehenden Teilnehmer- zahlen stellen die größten Herausforderung für die Anbieter dar. Weitere Nennun- gen enthält die Darstellung 7-3.

9 Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, www.bmfsfj.de.

65 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Darstellung 7-3: Schwierigkeiten von Anbietern der Offenen Seniorenarbeit

Probleme mit... Nennungen Finden (neuer) ehrenamtlicher Helfer 17 Schwindende Teilnehmerzahl bei den 11 Angeboten Finanzierung 9

Räumlichkeiten 3

Mehrfachnennungen möglich

Quelle: Befragung der Träger offener Seniorenarbeit, AfA / SAGS 2009

Als weiterer Problempunkt wurde die große Hemmschwelle einiger Seniorinnen und Senioren, die Angebote auch anzunehmen, genannt.

Die Angebote der Offenen Seniorenarbeit werden überwiegend von Ehrenamtlichen getragen (siehe auch Handlungsfeld „Bürgerschaftliches Engagement“). Rund 670 ehrenamtlich Tätigen stehen 38 hauptamtliche Kräfte zur Seite, die im Durchschnitt pro Woche drei Stunden für diese Tätigkeit haben.

7.2 Gesellschaftliche Teilhabe im Spiegel der Bürgerbefragung

Bei der Bürgerbefragung wurde nach der Bekanntheit von Freizeit- und Kulturange- boten, speziell für Ältere, gefragt.

Darstellung 7-4: Bekanntheit von Angeboten für Senioren

Zahl der Nennungen 100% 14% 16% 12% 18% 22% 20% 18% 17% 18% 80%

24% 35% 29% 41% 37% 38% 60% 42% 44% 54%

40%

57% 50% 47% 45% 45% 44% 41% 40% 20% 34%

0% Insg. männl. weibl. unter 69 70-74 75-79 80-84 85-89 90 u.ä. Nein 424 226 172 138 116 76 52 27 5 Ja, bereits in Anspruch genommen 830 299 497 165 243 183 144 59 22 Ja, vom Hörensagen 1096 523 545 398 292 180 128 68 14

Ja, vom Hörensagen Ja, bereits in Anspruch genommen Nein

Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

66 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe

Mit den Angeboten speziell für Ältere wurden rund ein Drittel aller Senioren erreicht (vgl. Darstellung 7-4). Deutlich zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Inan- spruchnahme und dem Alter: Je älter die Befragten, desto eher nahmen sie ein Angebot in Anspruch. In der Altersgruppe der 90-Jährigen und älter hat bereits über die Hälfte bereits an Freizeit- oder Kulturveranstaltungen für Senioren teil- genommen. Bei der Geschlechterbetrachtung wird ersichtlich, dass Frauen deutlich häufiger an den Angeboten teilnehmen (41%) als Männer (29%). Lediglich 14% der Frauen sind die Angebote unbekannt, bei den Männern ist der Anteil mit 22% etwas höher.

Es wurden die rund 800 Seniorinnen und Senioren gebeten anzugeben, ob eine Inanspruchnahme auch in den letzten sechs Monaten stattgefunden hat, um einen weiteren Hinweis zur Nutzungsintensität zu erhalten. Das Ergebnis zeigt Darstellung 7-5, immerhin zwei Drittel bejahten dies.

Darstellung 7-5: Konkrete Inanspruchnahme von Angeboten für Senioren in den letzten sechs Monaten

in % der Nennungen (n=814) 100%

32% 32% 36% 35% 34% 80% 44% 40% 42% 50%

60%

40% 68% 68% 64% 65% 66% 56% 60% 58% 50% 20%

0% Insg. männl. weibl. u. 69 70-74 75-79 80-84 85-89 90 u.ä. Nein 297 132 157 60 96 57 46 23 11 Ja 517 171 327 110 144 122 91 32 11 Ja Nein

Quelle: Bürgerbefragung der über 66-Jährigen im Landkreis Landsberg, AfA & SAGS 2009 Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

453 Befragte machten konkrete Angaben zu den von ihnen besuchten Veranstaltun- gen (Mehrfachnennungen möglich). Genannt wurden hierbei am häufigsten: Senio- renkreise / Seniorentreffs (249), Ausflüge / Reisen (93), Feste (24) und Sportange- bote (17).

67 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche

7.3 Seniorenbeauftragte und Seniorenbeiräte

Zur gesellschaftlichen Teilhabe zählt nicht nur die Möglichkeit der Teilnahme an kulturellen oder freizeitorientierten Angeboten, sondern auch die aktive Mitge- staltung in der Seniorenarbeit und Seniorenpolitik. Insbesondere Seniorenbeauf- tragte oder Seniorenbeiräte können ein aktives Bindeglied zwischen Bürgern und Gemeindeverwaltung sein. Es wurde danach gefragt, ob in der Gemeindeverwaltung ein Ansprechpartner für Seniorinnen und Senioren vorhanden ist, ein Senioren- beauftragter oder ein Seniorenbeirat der Verwaltung zur Seite steht. Eine Übersicht liefert die Darstellung 7-6. Insgesamt sind es bislang eher wenige Gemeinden im Landkreis, die einen Seniorenbeauftragten oder Seniorenbeirat installiert haben. Häufiger wurden Ansprechpartner in den Gemeinden bestimmt, die für Senioren- angelegenheiten zuständig sind.

68 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe

Darstellung 7-6: Interessensvertretungen der Senioren in den Kommunen

Kommune Ansprechpartner/in Seniorenbeauf- Seniorenbeirat im Rathaus tragte/r Alerheim Nein Nein Nein Amerdingen Nein Nein Nein Asbach-Bäumenheim Geplant Geplant Geplant Auhausen Nein Nein Nein Buchdorf Nein Nein Nein Deiningen Vorhanden Geplant Geplant Donauwörth Vorhanden Vorhanden Vorhanden Ederheim Geplant Geplant Nein Ehingen am Ries Nein Nein Nein Forheim Nein Nein Nein Fremdingen Vorhanden Nein Nein Fünfstetten Vorhanden Nein Nein Genderkingen Nein Nein Geplant Harburg (Schwaben) Vorhanden Nein Nein Hainsfarth Nein Nein Nein Hohenaltheim Nein Nein Nein Holzheim Nein Nein Nein Huisheim Vorhanden Geplant Geplant Kaisheim Vorhanden Vorhanden Nein Maihingen Nein Nein Nein Marktoffingen Nein Nein Nein Marxheim Nein Nein Nein Megesheim Nein Nein Nein Mertingen Vorhanden Vorhanden Nein Mönchsdeggingen Nein Nein Nein Monheim Nein Nein Nein Möttingen Nein Nein Nein Münster Vorhanden Vorhanden Nein Niederschönenfeld Nein Nein Nein Nördlingen Vorhanden Nein Vorhanden Oberndorf am Lech Nein Nein Nein Oettingen in Bay. Vorhanden Nein Nein Otting Nein Nein Nein Rain Nein Vorhanden Nein Reimlingen Nein Nein Nein Rögling Geplant Geplant Nein Tagmersheim Nein Nein Nein Tapfheim Vorhanden Nein Nein Wallerstein Nein Nein Nein Wechingen Nein Nein Nein Wemding Vorhanden Vorhanden Nein Wolferstadt Nein Nein Nein Quelle: Kommunalbefragung, AfA / SAGS 2009

69 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche

7.4 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten

Die Expertinnen und Experten des Landkreises wurden zu ihrer Einschätzung zu den Kontakt- und Freizeitangeboten befragt.

Darstellung 7-7: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Kontakt- und Freizeitangebote aus Sicht der Expertinnen und Experten

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe Gemeinden / Städte (n=42) 7 20 8 4 3 Einrichtungen der Offenen 32 *) 8 12 10 Seniorenarbeit (n=62) Stationäre Einrichtungen (n=11) 5 2 0 3 1

Ambulante Dienste (n=12) 1 6 0 5 0

Insgesamt (n = 127) 45 28 16 24 14

*) Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen. Quelle: AfA / SAGS 2009

Insgesamt zeigt sich die Einschätzung des Angebots ambivalent. Mehr als ein Drittel (45 Vertreter) schätzt die Lage positiv ein, etwa gleich viele (44) sehen einen Ange- botsmangel bzw. einige Gemeinden unterversorgt. 38 Personen können oder woll- ten das Angebot nicht einschätzen, bzw. machen hierzu keine Angaben. Während die Hälfte der Vertreter der Offenen Seniorenarbeit den Landkreis flächendeckend gut versorgt sieht, äußern sich vor allem die befragten Städte und Gemeinden weitaus kritischer. Darstellung 7-8: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Erwachsenen- und Seniorenbildung

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe

Gemeinden / Städte (n=42) 11 13 7 8 3 Einrichtungen der Offenen 31 *) 9 13 9 Seniorenarbeit (n=62) Stationäre Einrichtungen (n=11) 5 2 0 3 1

Ambulante Dienste (n=12) 3 4 0 5 0

Insgesamt (n = 127) 50 19 16 29 13

*) Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen.

Quelle: AfA / SAGS 2009

70 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe

Auch die Angebote der Erwachsenen- und Seniorenbildung, die einige der befragten Träger im Rahmen der Offenen Seniorenarbeit durchführen, werden von den Expertinnen und Experten bewertet. Ein großer Anteil der Befragten äußert sich zu diesem Bereich nicht bzw. kann sich kein Urteil bilden (42 Nennungen). Die meisten sind jedoch der Meinung, dass der Landkreis relativ flächendeckend gut versorgt sei. Auch hier bewerten vor allem die Vertreter der Offenen Seniorenarbeit das vorhandene Angebot positiv.

Die Diskussion der Arbeitsgruppe mit dem Thema „Gesellschaftliche Teilhabe“ im Workshop ergab eine gute Angebotslage. Positiv wurde auf die zahlreichen Senio- renkreise und Kulturangebote hingewiesen, aber auch eine bessere Vernetzung und Informationsarbeit aller Akteure gefordert. Auch die Bibliotheken des Landkreises wurden dabei lobend erwähnt. Die Arbeit der im Landkreis ansässigen Volkshoch- schulen wurde positiv hervorgehoben, obgleich ihr Angebot an seniorengerechten Themen (z.B. „Handyhandhabung für Senioren“) weiter ausgebaut werden sollte. Um Seniorinnen und Senioren die Teilnahme an Volkshochschulangeboten zu er- möglichen, wurden eine bessere Erreichbarkeit sowie „seniorengerechte Zeiten“ der Kurse gefordert. Besonders positiv erwähnt wurden die gemeinschaftlichen Projekte der generationenübergreifenden Nachbarschaftshilfe in Oettingen i. Bayern, Mittagstisch für Senioren in Oettingen i. Bayern und Donauwörth sowie das Paten- projekt „Vorstellungsgespräche“ in Nördlingen. Der Ausbau derartiger Angebot sei wünschenswert.

Im Rahmen des Workshops wurde jedoch auch bedauert, dass Seniorinnen und Senioren oftmals zu Hause bleiben und nicht bereit sind, an den Angeboten der Offenen Seniorenarbeit teilzunehmen. Daher war für einen großen Teil der Work- shopteilnehmer die Aktivierung der Seniorinnen und Senioren von besonders großer Wichtigkeit. Dies könnte durch verbesserte Informationen und Öffentlichkeitsarbeit sowie eine bessere Vernetzung aller Akteure geschehen.

Um die gesellschaftliche Teilhabe der Seniorinnen und Senioren im Landkreis zu fördern, wurde die Einrichtung eines weiteren Mehrgenerationenhauses gefordert. In diesem Zusammenhang wurde auch die Errichtung weiterer „Ratsch- und Infor- mationsorte“ vorgeschlagen, indem beispielsweise leerstehende Gebäude (z.B. ehe- malige Geschäftsräume) genutzt werden.

71 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche

7.5 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen

Insgesamt gibt es im Landkreis Donau-Ries ein flächendeckendes, gut differenzier- tes Angebot zur gesellschaftlichen Teilhabe. Dabei lassen sich vor allem zwei Be- reiche unterscheiden: Klassische Angebote der Seniorenarbeit , wie z.B. Senio- renclubs. Diese werden – wie die Bürgerbefragung zeigte – vor allem von Hochaltri- gen gerne angenommen. Da diese Altersgruppe in den nächsten Jahren von derzeit ca. 5.900 Personen auf ca. 9.200 bis zum Jahr 2020 zunehmen wird, sind diese An- gebote in den Gemeinden zu erhalten und zu fördern. Dabei sind auch Hol- und Bringdienste zu den Veranstaltungen mit einzuplanen. Grundsätzlich ist zu prüfen, welche Angebote besonders für mobilitätseingeschränkte Menschen und Menschen mit Demenzerkrankungen entwickelt und organisiert werden können, bzw. wie die- sen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erleichtert werden kann. Den ge- nannten Schwierigkeiten der Einrichtungen, wie Helfersuche oder „Nachwuchspro- blemen“, ist z.B. durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, Hol- und Bringdienste zu begegnen.

Neben diesen eher traditionell orientierten Angeboten haben sich in den letzten Jah- ren neue Betätigungsfelder für Seniorinnen und Senioren gegründet, bei- spielsweise Patenprojekt „Vorstellungsgespräch“, oder „Leihoma und Leihopa“. Diese Angebote gilt es weiterhin zu fördern und zu entwickeln, weil damit ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger angesprochen werden können, die an den eher traditionell orientierten Angeboten wenig oder kein Interesse zeigen. Auch die Ergebnisse der Bürgerbefragung weisen eher darauf hin, dass von aktiven Senioren generationsübergreifende Angebote gerne angenommen werden und senioren- spezifische Angebote tendenziell von Hochaltrigen bevorzugt werden, wenngleich es hier natürlich große Überschneidungen gibt.

Gesellschaftliche Teilhabe benötigt auch Orte der Begegnung ; beispielhaft sei im Landkreis das Mehrgenerationenhaus in Donauwörth erwähnt. In den Gemeinden ist zu prüfen, ob Begegnungsmöglichkeiten bestehen, die auch außerhalb von Veran- staltungen genutzt werden können. Diese sollen für alle Bürgerinnen und Bürger einer Gemeinde zur Verfügung stehen, bzw. von diesen genutzt werden.

Um den Wünschen und Bedürfnissen der älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger Rechnung zu tragen, sind in allen Gemeinden Seniorenvertretungen zu instal- lieren. Ob dies in Form eines Seniorenbeauftragten oder eines Seniorenbeirates erfolgt, muss jede Gemeinde aufgrund ihrer spezifischen Situation entscheiden.

72 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Gesellschaftliche Teilhabe

Ihre Aufgaben sind beispielsweise:

• Moderatorenfunktion zwischen Bürgerschaft und Gemeindeverwaltung; • Ansprechpartner für Ratsuchende; • Initiator für Angebote und Projekte.

Der Landkreis kann und soll hier eine unterstützende und moderierende Funktion übernehmen, z.B. durch Aufgabenbeschreibungen, Organisation von Fort- und Weiterbildungsangeboten, fachliche Unterstützung.

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner Bestellung von Seniorenvertretungen in allen Gemeinden Städte und Gemeinden Moderation der Seniorenvertretungen und evtl. Landkreis Initiierung einer landkreiszentralen Seniorenvertretung Träger der Unterstützung der „traditionellen“ Angebote, z.B. bei der Einrichtungen, Öffentlichkeitsarbeit, Raumsuche, Materialien Städte und Gemeinden Landkreis, Förderung von „neuen“ Angeboten der gesellschaftlichen Städte und Gemeinden Teilhabe, z.B. durch Expertenworkshops Träger der Einrichtungen Städte und Gemeinden, „Zugängliche“ Gestaltung bestehender Angebote für Wohlfahrtsverbände, die Gruppe der Hochbetagten, z.B. durch gezielte Hol- und Bringdienste Freie Träger, Veranstalter Prüfen, ob in den Gemeinden ausreichend generationsübergreifende Orte der Begegnung Städte und Gemeinden zur Verfügung stehen. Auf- und Ausbau Weitere Angebote zur Seniorenbildung schaffen, Landkreis z.B. im Rahmen der Initiative „Lernender Landkreis“

73 Gesellschaftliche Teilhabe B. Handlungsfelder und Themenbereiche

74 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bürgerschaftliches Engagement

8. Handlungsfeld Bürgerschaftliches Engagement von und für Seniorinnen und Senioren

Leitgedanke: Mein Lohn ist, dass ich darf

Bürgerschaftliches Engagement von und für Seniorinnen und Senioren ist in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich für Ältere engagieren, leisten einen wichtigen Beitrag zur Schaffung und Aufrecht- erhaltung von sozialen Angeboten in den Gemeinden des Landkreises. Ebenso bietet ein ehrenamtliches oder freiwilliges Engagement Älteren eine Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe, die Chance selber aktiv zu sein, andere Menschen zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen und Wertschätzung von Anderen zu erfahren (vgl. dazu das Handlungsfeld „Gesellschaftliche Teilhabe“). Darüber hinaus zeigen neueste Untersuchungen, dass Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, weniger unter depressiven Symptomen und körperlichen Beeinträchtigungen leiden, dafür aber eine (nach eigener Einschätzung) bessere Gesundheit und höhere 10 Lebenszufriedenheit haben, als Menschen, die sich nicht ehrenamtlich engagieren . Somit ist für viele Ältere das Engagement auch ein deutlicher Gewinn für die eigene Lebensqualität.

Im Landkreis Donau-Ries ist bürgerschaftliches Engagement ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, aufzufinden beispielsweise in den zahl- reichen Vereinen, den Kirchengemeinden, der nachbarschaftlichen Hilfe oder in der Hospizarbeit. Bei der Bearbeitung dieses Themas für das Seniorenpolitische Ge- samtkonzept haben wir einen Schwerpunkt auf die Bürgerbefragung und die Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit gelegt. In der Bürgerbefragung wurden zwei Themen näher beleuchtet: Zum einen wollten wir wissen, welche Unter- stützungsleistungen die Älteren für Andere erbringen (hier sind die Übergänge zu familiären oder nachbarschaftlichen Hilfenetzen und bürgerschaftlichem Engage- ment z.B. in Vereinen fließend); zum anderen wurde erfasst, ob und wo sich Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich engagieren.

10 Warner, L. M., „Wer anderen hilft, der hilft auch sich selbst“ – Wie Helfen Zufriedenheit und Gesundheit fördern kann, in: informationsdienst altersfragen, Heft 06, November/ Dezember 2009.

75 Bürgerschaftliches Engagement B. Handlungsfelder und Themenbereiche

8.1 Hilfeleistungen von älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern

Die Bürgerbefragung ergab, dass 523 (22,7%) der 2.301 Antwortenden anderen Personen regelmäßig Hilfe im Alltag leisten. Rund 77% gaben an, dies nicht zu tun.

Darstellung 8-1: Regelmäßige Hilfeleistung im Alltag

Hilfe für: Anzahl Angehörige 374 Nachbarn 75 Andere Person 74

Mehrfachnennung möglich Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

Die Art der Hilfe im Alltag, welche die Befragten für Angehörige, Bekannte oder Nachbarn leisten, ist recht unterschiedlich und umfasst Hilfe im Haushalt (209 Nennungen), im Garten (191) oder beim Einkaufen (177), Fahrdienste (141), Kinderbetreuung (109), Pflege (106) oder andere Hilfen (79).

Vor allem in Städten und großen Gemeinden leisten Ehrenamtliche Hilfe beim Einkaufen. Während hier jeder Dritte dies tut, ist es in kleinen Gemeinden nur jeder Vierte. Deutlich stärker als in Städten sind hier jedoch hauswirtschaftliche Hilfen und Hilfen im Garten ausgeprägt.

8.2 Soziales bürgerschaftliches Engagement

Von 2.390 Befragten machten 2.111 Angaben zum bürgerschaftlichen Engagement. Demnach engagieren sich 26% der Befragten ehrenamtlich (690 Personen). Kein Interesse an einem bürgerschaftlichen Engagement haben rund 67% (rund 1.400 Befragte). Der Anteil der Befragten, die sich gerne engagieren würden, es aber im Moment nicht tun, liegt bei etwa 7%.

Knapp 50% der Befragten, die sich engagieren, sind ehrenamtlich in einem Verein tätig, etwa 32% in einer kirchlichen Einrichtung und rund 12% in sozialen Einrichtungen (vgl. Darstellung 8-2).

Bürgerschaftlich betätigen sich fast 38% der befragten Männer, doch nur 21% der befragten Frauen. Männer wirken dabei besonders in Vereinen mit, bei sozialen und kirchlichen Einrichtungen ist das Geschlechterverhältnis ausgeglichen.

76 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bürgerschaftliches Engagement

Darstellung 8-2: Ehrenamtliches Engagement

Zahl der Antworten 400

344 350

300

250 220

200

144 150

100 85 78

50

0 Ja, Ja, Ja, Ja, Würde mich Verein kirchliche Einrichtung soziale Einrichtung Anderes gerne engagieren Anteil 49,9 31,9 12,3 11,3 20,9 (in %)

Mehrfachnennungen möglich Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

Erwartungsgemäß nimmt das Engagement mit dem Alter allmählich ab, bleibt aber etwa bis zum 75. Lebensjahr relativ konstant. Insgesamt leisten die befragten Bürgerinnen und Bürger etwa 4.500 Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Monat. Rechnet man diese Zahl auf alle Senioren im Alter von 60 Jahren und älter hoch, so ergibt sich, dass die Seniorinnen und Senioren des Landkreises Donau-Ries monat- lich etwa 58.000 Stunden ehrenamtlich tätig sind.

8.3 Bürgerschaftliches Engagement in Einrichtungen

Insgesamt sind somit im Landkreis mehr als 900 Personen ehrenamtlich in Einrichtungen der Seniorenarbeit tätig. Die Bestandserhebung bei Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit und Nachbarschaftshilfen ergab, dass sich dort fast aus- nahmslos Ehrenamtliche engagieren, zum Teil in ganz erheblichem Maße. In 48 Einrichtungen wurden 686 ehrenamtlich tätige Personen erfasst. Herausragende Beispiele: Das BRK-Zentrum am Mangoldfelsen in Donauwörth mit 65 Ehren- amtlichen, die Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Oppertshofen-Brachstadt mit 120 Ehrenamtlichen oder die Katholische Pfarrgemeinde St. Vitus in Huisheim mit 150 Ehrenamtlichen. Bei den ambulanten Diensten des Landkreises engagieren sich 60 und in stationären Einrichtungen 170 Personen.

77 Bürgerschaftliches Engagement B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Es gibt im Landkreis Donau-Ries zwei bemerkenswerte Projekte ehrenamtlichen Engagements, die über die „klassischen“ Betätigungsfelder in Vereinen oder kirchlichen Einrichtungen hinausgehen:

• Seit Frühjahr 2008 gibt es im Landkreis den Verein SoMit – Soziales Miteinander in der Monheimer Alb. Das Bürgerbüro versteht sich als Dreh- und Angelpunkt für ehrenamtliche Tätigkeiten. Im Rahmen des Projektes „Aktiv im Alter“ wird seit Oktober 2009 versucht, besonders Seniorinnen und Senioren für bürgerschaftliches Engagement zu gewinnen;

• Die Börse Aktiv 50plus/minus unter der Trägerschaft des Evangelischen Bildungswerkes vermittelt Seniorinnen und Senioren, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Die Helfer können sich zum einen in Besuchsdiensten betätigen, zum anderen im Rahmen des Projektes „Leihoma“ Familien mit Kindern unterstützen.

8.4 Diskussion im Workshop

Unter dem Leitgedanken „Mein Lohn ist, dass ich darf“ zeigte die Diskussion im Workshop zum Handlungsfeld „Bürgerschaftliches Engagement von und für Senio- rinnen und Senioren“ noch einmal die vielfältigen Ressourcen im Landkreis Donau- Ries auf. Als positive Konzepte wurden das Leihoma-Projekt, die Ehrenamtsbörsen in Nördlingen und Oettingen, das Lesepaten-Projekt, der Seniorenbesuchsdienst vor allem in Einrichtungen und bei ambulanten Diensten, die Seniorenbegleiter in der Region Donauwörth sowie gut gestaltete Handreichungen an Ehrenamtliche ge- sehen. Nach wie vor bestehe aber großer Bedarf an Anerkennung für das bürger- schaftliche Engagement und an persönlicher Wertschätzung für die ehrenamtlich Tätigen, und des Weiteren an einer besseren Information über ihre individuellen Einsatzmöglichkeiten. Nötig seien zudem ein Ausbau der Besuchsdienste und eine größere Zahl von „Leihomas“.

Auch auf regionale Besonderheiten wurde im Workshop hingewiesen: In der Region Donauwörth gebe es zu wenig Nachfrage nach bürgerschaftlichem Engagement, in der Region Nördlingen hingegen zu wenig Ehrenamtliche.

Als Maßnahmen wurde daher von den Expertinnen und Experten u.a. vorgeschla- gen, Ehrenamtsbörsen einzurichten, ehrenamtlich Tätige und solche, die es werden wollen, eingehend zu beraten, landkreisweit Seniorenberater auszubilden und eine Multiplikatorenschulung einzuführen sowie in der Presse ausführlicher über die einschlägigen Aktivitäten im Landkreis zu berichten.

78 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Bürgerschaftliches Engagement

8.5 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen

Die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger im Landkreis Donau-Ries zeigen eine große Engagementbereitschaft, sei es privat, also in der Familie oder Nachbar- schaft, sei es öffentlich in einer der zahlreichen Organisationen. Sicherlich konnte im Rahmen der Bestandserhebungen nur ein Ausschnitt der in der Seniorenarbeit bereits Tätigen erfasst werden, denn viele Bürgerinnen und Bürger sind darüber hinaus noch in unterschiedlichsten Vereinen oder Gruppen engagiert. Dabei be- schränkt sich das Engagement nicht nur auf die „klassischen“ Felder, sondern um- fasst durchaus auch neuere Ansätze wie das „Leihoma“-Projekt.

Um die vorhandenen Ansätze zu stützen und weiter auszubauen, ist eine Strategie nötig, die sich vor allem auf folgende Aspekte bürgerschaftlichen Engagements rich- ten soll:

• Vermittlung des Bewusstseins, dass bürgerschaftliches Engagement ein zen- traler Bestandteil des Gemeinwesens ist und das Zusammenleben in den Dörfern / Ortsteilen und Stadtteilen fördert. Deshalb dient eine projektnahe Öffentlichkeitsarbeit über ehrenamtliche Aktivitäten nicht nur der Infor- mation, sondern ist vielmehr auch selbst (gemein-)sinnstiftend für das soziale Zusammenleben;

• Berücksichtigung der Bedürfnislagen und Wünsche der bürgerschaftlich Engagierten und der daran Interessierten. Der Mehrwert von bürgerschaft- lichen Engagement darf nicht nur darin bestehen, dass Dritte davon pro- fitieren, sondern das Engagement soll auch auf die Ehrenamtlichen selbst positiv wirken. Um beide Interessen aufeinander abzustimmen, ist eine pro- fessionelle Unterstützung und Anleitung notwendig. Hierzu zählen auch eine angemessene Anerkennung und Wertschätzung des bürgerschaftlichen En- gagements.

Projekte bürgerschaftlichen Engagements können unterschiedliche Wurzeln haben: Sie werden von Bürgerinnen und Bürgern initiiert, in Reaktion auf einen Bedarf oder Mangel (Beispiel hierfür ist das Entstehen von Selbsthilfegruppen). Oder aber sie entstehen in Folge konzeptioneller Überlegungen von professionell Tätigen (hierbei können auch präventive Überlegungen eine Rolle spielen). Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage ist jedoch kein Automatismus, sondern bedarf der lau- fenden Steuerung; dafür sind insbesondere Ehrenamtsbörsen auf Gemeindeebene ein gutes Instrument.

79 Bürgerschaftliches Engagement B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Im Landkreis Donau-Ries finden sich zu all diesen Themen gute Ansätze und Beispiele. Dies zu bündeln und im oben genannten Sinn fortzuentwickeln, sollte Ziel der künftigen Förderung bürgerschaftlichen Engagements sein.

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner Anerkennungskultur für bürgerschaftlich Engagierte Städte und Gemeinden, fördern (z.B. Finanzierung von Fortbildungen, Landkreis, Ausflügen, jährlichen Einladungen durch die Einrichtungen, Gemeinden) Träger von Angeboten Aufbau von Ehrenamtsbörsen auf Gemeindeebene Städte und Gemeinden, Träger von Angeboten Berichte über Aktivitäten bürgerschaftlichen Städte und Gemeinden, Engagements laufend in Printmedien und im Träger von Angeboten Internet veröffentlichen Professionelle Unterstützung von ehrenamtlich Träger von Angeboten, Tätigen. Dies umfasst auch Anleitung, Begleitung Landkreis und Fortbildung bzw. Schulung

80 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger

9. Handlungsfeld Unterstützung pflegender Angehöriger

Leitgedanke: Individuelle Unterstützung pflegender Angehöriger

Die Unterstützung pflegender Angehöriger im Landkreis Donau-Ries ist vor dem Hintergrund des demographischen Wandels von großer Bedeutung. Die Zahl der potenziell zur Verfügung stehenden jüngeren Angehörigen in der Altersgruppe der 40 bis 60-Jährigen von heute knapp 40.000 wird in den nächsten Jahren noch leicht zunehmen und sich danach bis 2020 deutlich, um ca. 2.800 Personen verringern. Gleichzeitig wird die Zahl der Älteren ansteigen, so dass weniger Jüngere einer stei- genden Zahl Älterer gegenüberstehen.

Bei Pflege- oder Betreuungsbedürftigkeit zu Hause wohnen zu bleiben gelingt häufig nur, weil die Kinder – aber auch die (Ehe-)Partner – einen Großteil der Hilfen leis- ten. In der Bürgerbefragung nannte rund jeder Zweite Pflegebedürftige Unterstütz- ung durch die Familie. Auch die Auswertung der Pflegestatistik zeigt, dass im Land- kreis Donau-Ries, verglichen mit anderen Landkreisen und Bayern, ein sehr hoher Anteil der Pflegebedürftigen die Geldleistung in Anspruch nimmt. (vgl. Handlungs- feld „Betreuung und Pflege“ im gesonderten Bericht „Pflege und Pflegebedarfs- lanung“).

Im Handlungsfeld „Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit“ wird noch dar- gestellt werden, dass die Familie für 70% der Älteren der erste und wichtigste An- sprechpartner bei Fragen rund um das Thema „Älter werden“ ist.

Durch die Erhöhung des Pflegegeldes, die verbesserten Möglichkeiten der Anrech- nung der Pflegezeiten in der Rentenversicherung und dem 2008 eingeführten An- spruch auf Pflegezeit für die Dauer von bis zu sechs Monaten, in denen sich der Pflegende von der Arbeit freistellen lassen kann, wurden die Voraussetzungen für eine häusliche Pflege in der letzten Zeit noch erheblich verbessert. Wenn man das Ziel „Ambulant vor Stationär“ im Landkreis in noch stärkerem Umfang als bislang erreichen möchte, dann ist es von ganz besonderer Bedeutung, die pflegenden An- gehörigen noch weiter und in noch deutlicherem Ausmaß als bisher zu unterstützen und zu entlasten. Dies kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise erfolgen, wie im Folgenden zu zeigen sein wird:

Fachlich: Pflegende Angehörige benötigen fachliche Unterstützung. Sie brauchen einen fachkundigen Ansprechpartner, z.B. bei Fragen zur Pflegeversicherung und Hilfestellung in pflegerischen Fragen. Aber auch der gegenseitige Austausch und

81 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Kontakt in Angehörigengruppen helfen, dass Angehörige auch psychisch stabil blei- ben.

Zeitlich: Pflegende Angehörige benötigen „Auszeiten“ von der Pflege. Hierzu gibt es eine Reihe von Entlastungsangeboten. Zu nennen sind hier beispielsweise Kurz- zeit- und Tagespflegeangebote Besuchsdienste und Helferkreise. (vgl. Handlungs- feld „Betreuung und Pflege“ im gesonderten Bericht „Pflege und Pflegebedarfs- planung“).

Auf die zahlreichen entlastenden Angebote insbesondere in den Handlungsfeldern „Betreuung und Pflege“, „Angebote für besondere Zielgruppen“ sowie „Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit“ wird noch eingegangen. Bereits jetzt sei aber auf die auch vom Freistaat Bayern geförderte Fachstelle für pflegende Angehörige beim Gerontopsychiatrischen Dienst der Diakonie Donau Ries hingewiesen.

9.1 Familiäre Ressourcen

Die Verfügbarkeit von familiären Ressourcen ist oft der entscheidende Faktor für äl- tere Menschen, um auch bei Pflege- und Betreuungsbedarf zu Hause wohnen blei- ben zu können. Dabei geht es zum einen um die Übernahme von pflegerischen, zum anderen um die Übernahme von organisatorischen Aufgaben, d.h. um die Or- ganisation von Pflege- und Betreuungsarrangements. Dazu ist es aber notwendig, dass ein Familienmitglied, d.h. entweder der (Ehe-)Partner oder ein Kind, am Ort oder zumindest im Landkreis wohnt, um bei Bedarf präsent zu sein und schnell re- agieren zu können. In der Bürgerbefragung wurden deshalb auch die familiäre Si- tuation und die regionale Verteilung der Kinder abgefragt.

Darstellung 9-1: Anteil der Senioren mit Kindern und Wohnort der Kinder

Senioren mit Kindern Wohnort der Kinder

am Ort

66,8%

nein 12,0% 88,0% ja 19,5% 13,7% Weder noch

im Landkreis

Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

82 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger

Fast neun von zehn der zur Zeit der Erhebung im Landkreis Donau-Ries lebenden Senioren haben somit Kinder, etwas mehr als zehn Prozent sind kinderlos geblie- ben. Insgesamt haben vier von fünf Senioren Kinder am Ort oder zumindest im Landkreis und sind somit in der Situation, dass diese sich (theoretisch) um ihre Eltern kümmern könnten. Das familiäre Potenzial im Landkreis Donau-Ries ist somit als sehr hoch einzuschätzen. Dieser Faktor macht sich auch bei der Inanspruchnah- me von Pflegeleistungen und der Verteilung auf die einzelnen Leistungsarten be- merkbar. Ende 2007 nahmen 48% der Leistungsempfänger Geldleistungen in An- spruch. Zum Vergleich: In ganz Bayern waren dies 44%, im Schwaben sogar nur 43%.

Für rund ein Drittel der im Landkreis wohnenden Älteren, die entweder keine Kinder haben oder deren Kinder im übrigen Bayern, in der übrigen Bundesrepublik oder im Ausland wohnen, gilt allerdings, dass die Betreuung und Pflege von Dritten wahrge- nommen werden muss, wenn kein Partner (mehr) vorhanden ist.

Eine bereits aktuelle regelmäßige Unterstützung durch die Kinder geben 28% der Befragten mit Kindern an. Weitere gut 60% gehen davon aus, dass die Kinder sie bei Bedarf unterstützen würden. Jeder Zwölfte (8,2%) will allerdings von seinen Kindern nicht abhängig sein und deshalb eher auf eine Unterstützung verzichten. Rund zwei Prozent geben an, dass die Kinder sie nicht unterstützen können, in diesem Zusammenhang wurde auch berufliches Engagement als Grund genannt.

Darstellung 9-2: Unterstützung durch Kinder (ohne kinderlose Befragte)

60,6%

922

15 32 1,0% 125 2,1%

428 8,2%

28,1%

Unterstützung durch die Kinder Ja, bei Bedarf Ja, schon regelmäßig Nein, möchte nicht abhängig sein Nein, können nicht unterstützen Anderes

Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

83 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche

9.2 Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige im Landkreis

Beratung

Die allgemeinen Beratungsstellen für Senioren sind Anlaufstelle für pflegende Ange- hörige, um grundlegende Informationen über Pflegeeinrichtungen, Unterstützungs- angebote und rechtliche Fragen zu erhalten (vgl. Handlungsfeld „Beratung, Infor- mation und Öffentlichkeitsarbeit“). Im Landkreis Donau-Ries bieten alle Sozial- stationen Beratungsleistungen an. Eine vom Bayerischen Sozialministerium geför- derte „Fachstelle für pflegende Angehörige“ des Diakonischen Werkes Donau-Ries e.V. gibt es in Nördlingen.

Besonders zu erwähnen ist der Gerontopsychiatrische Beratungsdienst der Caritas (GPDi), der Gerontopsychiatrische Dienst der Diakonie (GPD) und die Diakonische Beratungsstelle „Pflege und Wohnen“, die Hilfen zur Entlastung von pflegenden Angehörigen wie Helferkreise für Menschen mit Demenzerkrankung anbieten. Auch Kranken- und Pflegekassen bieten in der Regel Beratungsleistungen an. So können sich zum Beispiel Versicherte der AOK Bayern und deren Angehörige an die Pflegeberatung der örtlichen Ortskrankenkasse wenden, die auch Schulungen für Angehörige durchführen. Inwieweit die künftigen „Pflegestützpunkte“ der Pflege- kassen eingerichtet werden, ist derzeit noch nicht abzusehen.

Hauskrankenpflegekurse

Um zu lernen, wie man durch geschulte Pflegetechnik sich selbst körperlich schont, ist der Besuch eines Hauskrankenpflegekurses sinnvoll.

Folgende Anbieter bieten Hauskrankenpflegekurse für pflegende Angehörige an:

• Caritas-Sozialstation Donauwörth; • Caritas-Sozialstation Monheim; • Caritas-Sozialstation Wemding; • Diakoniestation Mittleres Ries; • Diakoniestation Oettingen Nord-Ries; • Diakonieverein Harburg; • Diakonieverein für Krankenpflege Nördlingen; • Verein für ambulante Krankenpflege Nördlingen; • Evangelischer Diakonieverein Donauwörth e.V.; • Sozialstation Rain gGmbH.

84 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger

Der ambulante Pflegedienst Sonnenteam plant in naher Zukunft sein Angebot durch Hauskrankenpflegekursen zu erweitern.

Entlastungsangebote

Niedrigschwellige Angebote verschaffen den Angehörigen von Pflegebedürftigen Entlastungsmöglichkeiten. In Betreuungsgruppen (Gruppenangebot für demenziell Erkrankte) bzw. durch Helferkreise (Hausbesuche) werden mit geschulten Laien Entlastungsangebote für pflegende Angehörige gemacht.

Angehörigengruppen (mit fachlicher Leitung) ermöglichen den Erfahrungsaustausch unter Betroffenen, geben praktische Tipps und bieten psychologische Unterstüt- zung.

Darstellung 9-3: Entlastungsangebote für pflegende Angehörige

Einrichtung Angebot BRK KV Nordschwaben – Donauwörth Familienentlastende Dienste Caritas Sozialstation Donauwörth Gesprächskreis pflegender Angehöriger Helferkreise; Johanniter Unfall-Hilfe RV Nordschwaben – Anerkannte Betreuungsgruppen für Donauwörth verwirrte ältere Menschen Gerontopsychiatrischer Dienst der Diakonie Gesprächskreise für pflegende Angehörige Donau-Ries in Donauwörth und Nördlingen Geprächskreis für pflegende Angehörige in Diakonieverein Oettingen Nord-Ries Oettingen

Quelle: AfA / SAGS 2009

9.3 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten

Die ambulanten Dienste sind unter den Expertinnen und Experten diejenigen, die am häufigsten Kontakt mit pflegenden Angehörigen haben. Sie schätzen in der Mehrzahl das Unterstützungsangebot für diese als nicht ausreichend ein und sehen mehrheitlich einige Gemeinden des Landkreises unterversorgt. Das Meinungsbild der Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit, der Gemeinden und der stationären Einrichtungen ist ähnlich (vgl. Darstellung 9-4). Mehrheitlich wird die Versorgung des Landkreises mit Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige als unzu- reichend bewertet. Auffällig ist, dass fast 40% der Befragten die Lage nicht einschätzen können bzw. an dieser Stelle keine Angaben machen. Dies spiegelt möglicherweise das große Unwissen zu dieser Thematik und den Angeboten im Landkreis wider.

85 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Darstellung 9-4: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Entlastungsangebote aus Sicht der Expertinnen und Experten

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Die Angebote reichen aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe

Gemeinden / Städte (n=42) 8 9 10 12 3 Einrichtungen der Offenen 18 *) 15 15 14 Seniorenarbeit (n=62) Ambulante Dienste (n=12) 4 6 1 1 0

Stationäre Einrichtungen (n=11) 1 3 2 4 1

Gesamt (n=127) 31 18 28 32 18

*) Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen.

Quelle: AfA / SAGS 2009

Im Workshop wurde zunächst das große Angebot an Pflegehelferkursen sowie Einzelbetreuung gelobt. Auch werden im Landkreis Gesprächskreise angeboten. Dennoch wird ein weiterer Ausbau des Beratungsangebots (durch Sozialstationen, Hospizgruppen, Kranken- und Pflegekassen) für Angehörige gefordert. Großer Mangel herrsche auch an Informationen und Angeboten zu den Themen „Patienten- verfügung“ oder „Betreuungsvollmacht“.

Als Maßnahmen wurde von den Workshopteilnehmerinnen und Workshopteil- nehmern primär eine bessere Zusammenarbeit der einzelnen Anbieter „im Sinne des Patienten“ gefordert. Kurzzeitpflegeplätze sollten ausgebaut werden, um v.a. in der Ferienzeit Angehörigen eine „Auszeit von der Pflege“ zu bieten. Auch sei in diesem Zusammenhang Aufklärungsarbeit zu leisten bzw. diese zu verbessern, z.B. durch eine zentrale Informationsstelle der Kurzzeitpflegeplätze auf der Internetseite des Familienportals.

86 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Unterstützung pflegender Angehöriger

9.4 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen

Pflegende Angehörige können im Landkreis auf eine Reihe von Beratungs- und Entlastungsangeboten zurückgreifen. Angesichts der demographischen Entwicklung wird sich die Nachfrage nach Entlastungsangeboten zukünftig noch erhöhen, denn es ist davon auszugehen, dass durch die Abnahme der mittleren Altersgruppe (40- bis 60-Jährige) sich auch innerhalb einer Familie die „Last“ der Betreuung und Pflege auf immer weniger Schultern verteilen wird. Durch eine zunehmende Berufs- tätigkeit der Frauen wird die häusliche Pflege ebenso erschwert. Derzeit gibt es noch eine große Bereitschaft Pflege zu Hause zu organisieren und dafür die Geld- leistung in Anspruch zu nehmen. Notwendig ist jedoch eine gezielte Öffentlich- keitsarbeit, um Angehörige über Entlastungsmöglichkeiten zu informieren und ihnen Finanzierungswege aufzuzeigen. Hier sollte auch von den ambulanten Diensten, welche die Pflegebesuche nach § 37 SGB XI durchführen, gezielt beraten werden. Auch den behandelnden Ärzten kommt eine entscheidende Rolle zu, da sie nach der eigenen Familie die wichtigsten Ansprechpartner für die älteren Menschen und damit auch deren Angehörigen sind (vgl. Handlungsfeld „Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit“). Ihre Funktion als erste Anlaufstelle und Ratgeber kann und sollte durch eine aktive Beteiligung und Vernetzung in der Seniorenarbeit aus- gebaut werden.

Gleichzeitig ist der Ausbau von Betreuungs- oder Angehörigengruppen zu fördern. Dabei ist eine räumliche Streuung der Angebote im Landkreis oder die Schaffung von Fahrdiensten zu solchen Betreuungsangeboten wünschenswert. Die Entlas- tungsangebote wie Kurzzeitpflege oder Tagespflege sind weiter auszubauen (siehe Handlungsfeld „Pflege und Betreuung“).

Um die Vereinbarkeit von Beruf und Pflegetätigkeit zu befördern, sollte auch in den (großen) Betrieben das Thema Pflege und Berufstätigkeit thematisiert werden. Dies schließt auch individuelle Lösungen am Arbeitsplatz mit ein.

87 Unterstützung pflegender Angehöriger B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner Gezielte Öffentlichkeitsarbeit für Kranken- und Pflegekassen, pflegende Angehörige zu bestehenden Ambulante Dienste, Entlastungsangeboten, z.B. durch Flyer, Seniorenberatung Internetportal. Dies kann auch im Rahmen einer Kampagne erfolgen Aufbau weiterer Betreuungsgruppen und Ambulante Dienste, Helferkreise in den Gemeinden, in denen Stationäre Einrichtungen, bisher keine Angebote vorhanden sind Verbände der Wohlfahrtspflege, Beratungsstellen, Gemeinden Sensibilisierung für das Thema „Pflegende Landkreis, Angehörige“ in Betrieben Betriebe Gezielte Beratung zu Entlastungsmöglichkeiten Ambulante Dienste im Rahmen der Pflegebesuche von ambulanten Diensten. Stärkung der Ärzte in ihrer Rolle als Ratgeber für Ärzte, Betroffene und pflegende Angehörige durch Verbände der Einbindung in die Seniorenarbeit, z.B. durch Wohlfahrtspflege, Vernetzung, Vorhaltung und Weitergabe von Ambulante Dienste, Informationen zu den vorhandenen unterstützenden Angeboten Stationäre Einrichtungen, Offene Seniorenarbeit

88 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Besondere Zielgruppen

10. Handlungsfeld Angebote für besondere Zielgruppen

Leitgedanke: Flächendeckende Bereitstellung individueller Hilfen

Die Gruppe der älteren Menschen, die aufgrund einer spezifischen Situation der ge- sonderten Betrachtung bedarf, wird der demographischen Entwicklung zufolge künftig zunehmen. Wenngleich Menschen mit Demenz quantitativ eine große Grup- pe bilden, so gibt es daneben eine Reihe weiterer Krankheitsbilder. Besonderer Auf- merksamkeit bedürfen vor allem ältere Menschen mit Depressionen oder Suchter- krankungen. Weitere „besondere Zielgruppen“ sind auch Seniorinnen und Senioren mit Behinderung oder mit Migrationshintergrund.

Für den Landkreis Donau-Ries haben wir differenziertere Informationen zu folgen- den besonderen Zielgruppen eingeholt:

• Menschen mit gerontopsychiatrischen Erkrankungen, darunter insbesondere Ältere mit Demenzerkrankungen und Depressionen;

• Alt gewordene Menschen mit (geistiger) Behinderung;

• Ältere Menschen mit Migrationshintergrund.

10.1 Gerontopsychiatrisch Erkrankte

10.1.1 Demenzkranke Personen

Die Zahl der demenzkranken Personen wird, bedingt durch die Zunahme der Lebenserwartung, in den nächsten Jahren erheblich zunehmen. Die Situation in Westdeutschland, differenziert nach Altersgruppen und Geschlecht, für das Jahr 2002 zeigt die Darstellung 10-1.

89 Besondere Zielgruppen B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Darstellung 10-1: Anteil an Demenz Erkrankter an den jeweiligen Altersgruppen in Westdeutschland im Jahr 2002

In Prozent

100

80

60

40 37,3 30,7 28,3 22,9 24,0 18,0 20 10,312,6 5,6 6,9 0,8 0,6 1,5 1,3 3,2 3,0 0 60-64 60-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90-94 95 und älter Alter in Jahren Männer Frauen

Quelle: AfA / SAGS 2009 nach einer Studie des Rostocker Zentrums zur Erforschung des demographischen Wandels auf Basis von Daten der GKV von 2002

Wie die Abbildung zeigt, beträgt die Erkrankungswahrscheinlichkeit (Prävalenzrate) einer Demenzerkrankung bei 75- bis 79-jährigen Frauen in Westdeutschland 6,9%, bei Männern 5,6%. Bei beiden Geschlechtern verdoppeln sich die Werte bei den 80 bis 84-Jährigen auf 12,6% bzw. 10,3% fast. In der dann folgenden Altersgruppe der 85 bis 89-Jährigen steigt der Wert auf 22,9% bzw. 18,0% weiter an. Ein noch- mals sehr starker Schub zeigt sich bei beiden Geschlechtern dann bei den 90- Jährigen und älter. Der Spitzenwert von 37,3% wird bei den Frauen ab 95 Jahren erreicht.

Die Zahl der demenzkranken Personen, die im Landkreis leben, dürfte nach diesen Ergebnissen in den nächsten zehn Jahren um ca. 500 Personen auf dann insgesamt etwas über 2.000 Personen zunehmen. Bis 2030 wird die Zahl der Demenzkranken im Landkreis insgesamt um gut 1.000 Personen zunehmen. Nach den vorliegenden ersten Ergebnissen der Einstufung des MDK im Hinblick auf einen zusätzlichen Betreuungsbedarf in der stationären Pflege (§ 87b SGB XI) wurde deutlich, dass bereits heute 50 bis 60 Prozent der pflegebedürftigen Personen im stationären Bereich diesen Bedarf haben und ein erheblicher Teil davon als demenzkrank anzu- sehen ist. Geht man von dieser Zahl aus, so leben heute nur gut 511 demenz-

90 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Besondere Zielgruppen kranke Personen im Pflegeheim (also etwas über 32% aller demenzkranken Perso- nen im Landkreis), dagegen ca. 1.070 im häuslichen Bereich. Es wird deutlich, dass die Schaffung zusätzlicher Angebote für demenzkranke Personen und deren 11 Angehörige eine vordringliche Aufgabe in der Zukunft sein muss .

Darstellung 10-2: Schätzung der Zahl an Demenz Erkrankter 2009-2030 auf der Basis von GKV-Prävalenzraten

Entwicklung in % (Tabelle), 2009=100% bzw. absolute Zahlen (Diagramm) 3.000

2.562 2.478 2.500 2.353 2.211 2.066 2.000 1.924 1.745 1.579 1.500

1.000

500

0 2009 2012 2015 2018 2021 2024 2027 2030 Modell mit 100 111 122 131 140 149 157 162 Wanderungen Zahl der Demenzerkrankten Modell mit Wanderungen

Quelle: AfA / SAGS 2009

11 Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Einrichtungen für ältere Menschen in Bayern. Stand: 15. Dezember 2008, München August 2009; SAGS, Bevöl- kerungsprognose für den Landkreis Donau-Ries unter besonderer Berücksichtigung jugend- und altenhilferelevanter Fragestellungen, Donau-Ries 2010.

91 Besondere Zielgruppen B. Handlungsfelder und Themenbereiche

10.1.2 Weitere gerontopsychiatrische Erkrankungen

Neben den Demenzerkrankungen gibt es noch weitere gerontopsychiatrische Er- 12 krankungen. Zu nennen sind hier :

• Depressive Störungen (1,8% der älteren Menschen leiden an einer schweren Depression);

• Angststörungen (0,7% bis 10,2% der älteren Bevölkerung);

• Schizophrene Störungen (3 - 12% der älteren Bevölkerung);

• Paranoide Symptome (6,3% der älteren Bevölkerung);

• Abhängigkeitserkrankungen (Beispiel Alkoholabhängigkeit: 10 - 20% der älteren Bevölkerung).

Überblick über die Versorgungssituation

Im Landkreis Donau-Ries gibt es eine Reihe von Angeboten für Demenzkranke und deren Angehörige, die ergänzend zu ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten zu benennen sind und in weiten Teilen auch schon in anderen Hand- lungsfeldern beschrieben wurden. Dennoch ist es sinnvoll, hier noch einmal einen kurzen zusammenfassenden Überblick zu geben.

Verschiedene Anbieter der Offenen Seniorenarbeit (Kirchen, Seniorenclubs) bieten Leistungen für Seniorinnen und Senioren mit Demenzerkrankung an.

12 Vgl. Hirsch, R. H., Epidemiologie, Diagnostik und Behandlung bei alten psychisch kranken Menschen, in: Kerbe. Forum für Sozialpsychiatrie, 24(2006)2, S. 4ff. Generell weisen lt. den Daten der Krankenkassen psychische Erkrankungen in den letzten gut zehn Jahren die höchsten Steigerungsraten auf und stehen mit an der Spitze bei den Krankheitsursachen.

92 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Besondere Zielgruppen

Darstellung 10-3: Angebote für Demenzkranke und deren Angehörige

Einrichtung der Offenen Stadt / Markt Angebot Seniorenarbeit / Gemeinde

Amerdingen- Landfrauen Bollstadt „über Krankheit sprechen“ Bollstadt Gelegentlich Evang.-Luth. Pfarramt Rain / Lech Rain / Lech Informationsveranstaltungen Vorträge, Fortbildungen, Evang. Krankenhaus- und Rain / Lech gestaltete Nachmittage, Altersheimseelsorge Gottesdienste Pfarreiengemeinschaft Genderkingen Hausbesuche zur Stärkung Genderkingen – Feldheim – Niederschönenfeld der Angehörigen Stiftung BSW Region Süd – Nördlingen Im Einzelfall Seniorenortsstelle Nördlingen Katholisches Pfarramt Huisheim Krankenbesuche St. Vitus Huisheim Caritas Sozialstation Wemding e.V. Wemding Gruppen- und Einzelbetreuung 1-2 mal monatlich Caritas Sozialstation Rain / Lech e.V. Rain / Lech Betreuungsnachmittag in der Sozialstation, Betreuung zu Hause Gerontopsychiatrische Beratung, Helferkreis für Senioren mit Caritas Sozialstation Donauwörth e.V. Donauwörth besonderem Hilfebedarf (Demenz, psychische Erkrankungen) Bayerisches Rotes Kreuz, Gedächtnistraining, Donauwörth Kreisverband Nordschwaben Seniorenurlaub Caritas Sozialstation Monheim e.V. Monheim Einzelfallbetreuung

Quelle: AfA / SAGS 2009

Das Bayerische Rote Kreuz, Kreisverband Nordschwaben, plant für das Frühjahr 2010 die Einrichtung einer wöchentlichen Betreuungsgruppe für Demenzkranke sowie die Entwicklung weiterer Angebote für diese Zielgruppe.

Der Diakonieverein Nördlingen plant für das Jahr 2010 die Errichtung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für Demenzkranke mit acht Plätzen.

Zu erwähnen sind hier auch die beiden im Landkreis tätigen gerontopsychiatrischen Dienste.

93 Besondere Zielgruppen B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Der Gerontopsychiatrische Beratungsdienst (GPDi) des Caritas-Verbandes Donau- Ries in Kooperation mit der Caritas Sozialstation Donauwörth ist Kontakt- und Bera- tungsstelle für ältere Menschen mit psychischen Problemen und Erkrankungen sowie deren Angehörige. Er bietet folgende Leistungen an:

• Einzel- und Familiengespräche;

• Hausbesuche;

• Hilfen zur Entlastung pflegender Angehöriger;

• Selbsthilfe- und Angehörigengruppen;

• Helferkreis / Seniorenbegleiterinnen und Seniorenbegleiter;

• Vermittlung von Betreutem Einzelwohnen (in den eigenen vier Wänden);

• Freizeitangebote.

Des Weiteren sind neue Betreuungsgruppen geplant und zudem ambulant Betreutes Wohnen für psychisch kranke Ältere. Hier wird jedoch die Aufnahme Demenz- kranker nicht möglich sein.

Der Gerontopsychiatrische Dienst des Diakonischen Werkes Donau-Ries e.V. ist in Kooperation mit der Fachstelle für pflegende Angehörige sowie der Beratungsstelle Pflege und Wohnen tätig. Die Hilfe richtet sich dabei nicht nur direkt an die erkrankten Menschen, sondern auch an deren pflegende Angehörige. Angeboten werden:

• Regelmäßige Hausbesuche;

• Beratung und Begleitung; • Vermittlung zu und Kooperation mit bestehenden Diensten und Einrichtungen der Pflege;

• Therapeutische Hilfen; • Gruppenangebote für Erkrankte;

• Angebote zur Entlastung pflegender Angehöriger;

• Schulungen, Pflegekurse für Angehörige.

Wöchentlich findet ein Gruppenangebot für Menschen mit Depressionen statt, das stark nachgefragt wird. Eine Gruppe für Demenzkranke ist in Planung. Die Schulung des Personals wird durch den GPDi übernommen, und auch mit der Caritas herrscht ein reger Austausch.

94 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Besondere Zielgruppen

10.2 Alt gewordene Menschen mit Behinderung

Die Behindertenhilfe ist ein breites und eigenständiges sozialplanerisches Feld. Infolgedessen wird die Frage nach Angeboten für ältere Menschen mit Behinderung 13 hier nur kurz gestreift . Auf die Versorgungsmöglichkeiten im Rahmen von ambu- lanten und stationären Angeboten der Seniorenhilfe soll jedoch eingegangen wer- den.

Alt gewordene Menschen mit Behinderung stellen vielfach eine neue Herausforder- ung dar, da in der Vergangenheit nur wenige Menschen mit Behinderung ein (sehr) hohes Lebensalter erreicht haben. Dies lag einerseits an den Euthanasieaktionen im Dritten Reich, andererseits aber auch an der früher teilweise mangelhaften pfleger- ischen und medizinischen Betreuung und Versorgung. Für Pflege-, aber auch für Wohnkonzepte stellen sich hier neue Aufgaben. Dies ist einerseits bedingt durch ein altersbedingtes Ausscheiden aus der Tätigkeit in einer Werkstatt und der damit gekoppelten Wohnmöglichkeit, andererseits ergeben sich neue Anforderungen, wenn die Eltern behinderter Menschen selbst älter und / oder pflegebedürftig werden oder gar versterben und folglich eine familiäre Versorgung nicht mehr möglich ist. Während sich bei der Versorgung von alt gewordenen Menschen mit Behinderung, die bereits immer in Heimen gelebt haben, die Träger auf diese Situation verstärkt einstellen und mit entsprechenden Angeboten reagieren, ist die Situation für Menschen mit Behinderung, die immer in der Familie gelebt haben, weitgehend ungelöst. Ziel weiterer Überlegungen sollte jedoch sein, diese Menschen in ihrer vertrauten Umgebung zu belassen bzw. ortsnahe Versorgungsmöglichkeiten zu schaffen.

Fünf ambulante Dienste gaben an, im Jahr 2008 insgesamt zehn Personen mit Behinderung zu pflegen. Andererseits wurden im gleichen Zeitraum in den stationären Einrichtungen sechs Anfragen zur Aufnahme von alt gewordenen Menschen mit geistiger Behinderung gestellt.

13 Der Begriff „Behinderung“ umfasst in diesem Kapitel nicht die im höheren Lebensalter erworbenen Behinderungsarten.

95 Besondere Zielgruppen B. Handlungsfelder und Themenbereiche

10.3 Ältere Menschen mit Migrationshintergrund

Im Landkreis Donau-Ries leben rund 600 Bürgerinnen und Bürger ausländischer Herkunft im Alter von 65 Jahren oder älter. Dies entspricht einem Anteil von 2,5% in dieser Altersgruppe.

Der Anteil der älteren Landkreisbewohnerinnen und Landkreisbewohner mit aus- ländischer Herkunft, die pflegerische Hilfen in Anspruch nehmen, ist sehr gering. In den stationären Einrichtungen des Landkreises lebten zum Erhebungszeitpunkt zwölf Personen ausländischer Herkunft, die Hälfte davon im BRK-Zentrum am Man- goldfelsen. Von sechs ambulanten Diensten wurden zum Erhebungszeitpunkt insgesamt 24 Personen ausländischer Herkunft betreut und gepflegt.

Das Evangelische Bildungswerk e.V. bietet 14-täglich das „Interkulturelle Frauen- cafe“ für Bürgerinnen mit und ohne Migrationshintergrund (und jeden Alters) an. Ein weiteres spezielles Angebot ist das „Erzählcafe“ in der Seniorenbegegnungs- stätte Nördlingen, bei dem ein interkultureller Austausch speziell für Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund angeboten wird.

Auch der Türkisch-Islamische Kulturverein ermöglicht täglich im Anschluss an das Mittagsgebet ein Treffen für Seniorinnen und Senioren.

10.4 Beurteilung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten

Von einigen Anbietern der Offenen Seniorenarbeit, ambulanten Diensten oder stationären Einrichtungen wurde im Rahmen der schriftlichen Befragungen ein Mangel an Versorgungsangeboten für Demenzkranke genannt. Es handelt sich hierbei um:

• Ambulant betreute Wohngemeinschaften;

• Stationäre Einrichtungen, speziell auf Menschen mit Demenzerkrankung und ihre Bedürfnisse zugeschnitten.

Die Arbeitsgruppe, die sich im Workshop mit diesem Handlungsfeld beschäftigte, bestätigte zunächst ein gutes Versorgungsnetz für gerontopsychiatrisch Erkrankte (z.B. Demente) im Landkreis Donau-Ries mit dem Angebot an Gruppen- sowie Einzelbetreuung für Demenzerkrankte. Zudem versorgen im Landkreis geronto- psychiatrische Fachkräfte die Patienten auch ambulant zu Hause. Auch wird Ange- hörigen die Möglichkeit geboten, an Gesprächskreisen teilzunehmen oder sich in Schulungen und Pflegekursen weiterzubilden. Im Speziellen wurden in der Arbeits-

96 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Besondere Zielgruppen gruppe die Beratungsangebote durch die gerontopsychiatrischen Dienste genannt. Des Weiteren wurden von den Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmern die „Interkulturellen Cafés“ in Nördlingen und Donauwörth positiv hervorgehoben, die Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund zur Verfügung stehen. Für ältere Behinderte werden im Landkreis Beschäftigungsgruppen sowie tagesstruktur- ierende Angebote offeriert. Beim Workshop wurde aber auch darauf hingewiesen, dass im Landkreis die Vernetzung zwischen Ärzten, stationären Einrichtungen und ambulanten Diensten verbesserungswürdig sei. Des Weiteren wurde angeregt, Angebote z.B. im Bereich Beratung und kirchlicher Seelsorge weiter auszubauen. Für zu Hause lebende demenzerkrankte Seniorinnen und Senioren und deren Angehörige sollten vermehrt Beratungs- und Aufklärungsarbeit durch ambulante Pflegedienste vor Ort geleistet werden. Auch das Angebot an individuellen Hilfen (z.B. Einkaufs- und Haushaltshilfe) sollte weiter ausgebaut werden, um das Wohnen bleiben und die Betreuung und Pflege in den eigenen vier Wänden zu erleichtern. Auch die Anbieter der Offenen Seniorenarbeit sollten sich verstärkt engagieren und Informationsveranstaltungen und Fortbildungen durchführen.

Besonders großen Anklang fand der Vorschlag der Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmer, die Angebote der ansässigen gerontopsychiatrischen Dienste in Zu- kunft finanziell sicherzustellen. Letztendlich wurde betont, dass dauerhaft Öffent- lichkeitsarbeit geleistet werden müsse, um die Anliegen und Bedürfnisse der vor- gestellten besonderen Zielgruppen bekannt zu machen und damit zu stärken.

10.5 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen

Mit den „Gerontopsychiatrischen Diensten“, den pflegerischen Angeboten in statio- nären, teilstationären und ambulanten Einrichtungen sowie den Betreuungs- und Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige, die sowohl bei Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit, bei den ambulanten Diensten als auch in Pflegeheimen angesiedelt sind, ist im Landkreis Donau-Ries eine vergleichsweise vielfältige Angebotsstruktur vorhanden. Da aufgrund der demographischen Entwicklung die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer aber steigen wird, sind diese Angebote weiter auszubauen.

Alt gewordene Menschen mit Behinderung sind bislang nur in Ausnahmesituationen bei ambulanten Diensten oder in stationären Einrichtungen zu finden. Da diese Gruppe wachsen wird, sollten nach Möglichkeit wohnortnah Angebote zur Verfügung stehen.

97 Besondere Zielgruppen B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Alt gewordene Menschen mit Migrationshintergrund sind im Landkreis Donau-Ries bisher eine eher kleine Gruppe. Pflege und Betreuung und auch Angebote der Offenen Seniorenarbeit nehmen sie relativ selten in Anspruch. Ergänzende Maßnah- men zum bestehen Angebot sind unseres Erachtens derzeit aber nicht erforderlich.

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner Weiterer Ausbau von ortsnahen gerontopsychiatrischen Städte und Gemeinden, Betreuungsangeboten Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände Ortsnahe Versorgung von Menschen mit Behinderungen Städte und Gemeinden, bei Planungen, Umbauten etc. mit berücksichtigen Träger, Behindertenverbände Sicherstellung der Pflege und Betreuung (ambulant und Kranken- und stationär) von Menschen mit Behinderung, die alt Pflegekassen, und / oder pflegebedürftig werden Bezirk Schwaben, Wohlfahrtsverbände

98 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Beratung, Information, Öffentlichkeitsarbeit

11. Handlungsfeld Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit

Leitgedanke: Umfassende und leicht zugängliche Beratung und Information für Jedermann

In diesem Handlungsfeld geht es darum, in welcher Art und Weise ratsuchenden Bürgerinnen und Bürgern fachkundige und ausreichende Beratung zum Thema „Älter werden“ vermittelt wird. Daraus ergeben sich Anforderungen an die Öffent- lichkeitsarbeit, insbesondere deren Kontinuität und Aktualität. Neben der Ausstat- tung mit Fachberatungsstellen und der Informationsvermittlung durch Printmedien und Internet spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle, dass Ratsuchende in ihrem räumlichen Umfeld einen kompetenten Ansprechpartner finden.

11.1 Beratungsangebote im Landkreis Donau-Ries

Im Landkreis Donau-Ries gibt es ein Netz unterschiedlichster Beratungsangebote, die sich bei genauerer Betrachtung wie folgt darstellen:

• Die „Beratungsstelle Pflege und Wohnen“ des Diakonischen Werkes Donau- Ries e.V. bietet feste Sprechzeiten in Donauwörth. Die Beratungsstelle wen- det sich an Hilfe- und Pflegebedürftige, an pflegende Angehörige sowie an diejenigen Personen, die frühzeitig Vorsorge treffen möchten. Inhaltlich wird zum Thema Pflege beraten und zu Fragen der Wohnraumanpassung. Wöch- entlich werden Beratungen im Schnitt von drei Seniorinnen oder Senioren (oder deren Angehörigen) in Anspruch genommen, meist erfolgen die Ge- spräche bei den Ratsuchenden zu Hause.

• Die Beratungsstelle für Jugend, Familie und Senioren im Landratsamt informiert interessierte Seniorinnen und Senioren zu den Themen „Wohnen im Alter“, Pflegeversicherung sowie ambulante und stationäre Versorgung und deren Finanzierung;

• Der Gerontopsychiatrische Beratungsdienst des Caritasverbandes Donau-Ries (GPDi) bietet in Kooperation mit der Caritas Sozialstation in Donauwörth Beratungsleistungen für ältere Menschen mit psychischen Problemen und Erkrankungen sowie deren Angehörige an. Einzel- und Familiengespräche werden nicht nur in den Räumlichkeiten der Caritas Sozialstation durch- geführt, sondern bei Bedarf auch im Rahmen von Hausbesuchen;

99 Beratung, Information, Öffentlichkeitsarbeit B. Handlungsfelder und Themenbereiche

• Der Gerontopsychiatrische Dienst des Diakonischen Werkes Donau-Ries bie- tet Unterstützung für psychisch erkrankte Menschen, beispielsweise in Form von therapeutischen Hilfen und Angeboten zur Entlastung pflegender Ange- höriger. Eine wichtige Sparte des Dienstes ist jedoch auch die Beratung und Begleitung der Erkrankten und deren Angehörige, z.B. bei Entscheidungen zur Form und Finanzierung von Pflegeleistungen;

• Beratungsangebote von Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit: Hier erfolgt eine Beratung bzw. Weitervermittlung an Fachberatungsstellen oft im Rahmen von „Tür und Angel“-Gesprächen, z.B. bei Veranstaltungen. Eigene Beratungssprechzeiten sind i.d.R. nicht vorgesehen;

• Beratungsangebote in den Gemeindeverwaltungen: Von den 42 Städten und Gemeinden, die sich an der Befragung beteiligten, haben lediglich 13 bereits eine/n Seniorenansprechpartner/in im Rathaus beschäftigt. Sechs Gemeinden gaben an, dass es in ihrer Kommune eine/n Seniorenbeauftragte/n gibt, fünf planen in Zukunft die Einrichtung dieser Stelle. In zwei Gemeinden ist ein Seniorenbeirat tätig, drei weitere planen einen solchen. Auch hier erfolgt bei Bedarf eine Weitervermittlung an Fachberatungsstellen. 24 Kommunen ha- ben keine speziellen Ansprechpartner für Senioren und planen dies auch nicht (vgl. Handlungsfeld „Gesellschaftliche Teilhabe“);

• Als Beratungsangebote, die sich speziellen fachlichen Themen widmen, sind folgende Angebote zu nennen:

o VdK (Rechtsberatung); o Beratungsangebote der ambulanten Dienste (z.B. zum Thema Pflege, ggf. kleinere Wohnraumanpassungsmaßnahmen); o Beratung durch die Pflegekassen (Pflegeberatung).

Stationäre Einrichtungen beraten ebenfalls, schwerpunktmäßig jedoch zum eigenen Angebotsspektrum.

11.2 Informationsquellen älterer Bürgerinnen und Bürger

Mit der Bürgerbefragung wurde erfasst, an wen sich die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Donau-Ries wenden, wenn sie Hilfe oder Rat benötigen. Dies ist eine zentrale Voraussetzung, um zielgerichtet Unterstützung zu erhalten.

100 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Beratung, Information, Öffentlichkeitsarbeit

Darstellung 11-1: Erste Ansprechpartner bei „Rat und Hilfe“

Absolut In Prozent Familie oder Freundeskreis 1.586 70,9 Hausarzt 1.013 45,3 Soziale Einrichtung 406 18,2 Stadt / Gemeindeverwaltung 123 5,5 Landratsamt 70 3,1 Andere 46 2,1 Weiß nicht, an wen ich mich wenden soll 188 8,4 2.236 Antwortende, Mehrfachnennungen möglich Quelle: Bürgerbefragung im Landkreis, AfA / SAGS 2009

Zunächst wenden sich die älteren Landkreisbewohnerinnen und Landkreisbewohner an vertraute Personen, wenn es um Fragen zum Thema „Älter werden, Pflege oder Betreuung“ geht, allen voran an die Familie, den Freundeskreis oder an Ärzte. Alle anderen Informationsquellen werden sehr viel weniger genutzt. Immerhin würden sich noch rund 18% an soziale Einrichtungen wenden. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass die Ansprechpartner gezielt informiert werden müssen, damit sie ent- sprechend beraten und Unterstützung leisten können. Dennoch wissen acht Prozent der Befragten nicht, an wen sie sich bei Bedarf wenden können; sie benötigen im Bedarfsfall Informationen an die Hand.

11.3 Informationsmedien

Im Rahmen der Bestandserhebungen bei den Einrichtungen wurde auch der Frage nachgegangen, welche Informationsmedien genutzt werden, um auf die unter- schiedlichen Angebote aufmerksam zu machen.

Informationen stellt das Landratsamt Donau-Ries auf seiner Homepage zur Ver- fügung. Auf dieser werden wichtige Adressen und Ansprechpartner von Beratungs- stellen und Seniorenheimen mit entsprechenden Links aufgelistet. Informationen zu weiteren pflegerischen Dienstleistungen (z.B. ambulanten Diensten, Anbietern von Hausnotruf u.ä.) werden jedoch nicht veröffentlicht.

Seniorenratgeber werden momentan nur von vier Kommunen im Landkreis offeriert. Die Städte Donauwörth und Nördlingen sowie die Gemeinden Asbach- Bäumenheim und Wemding entwickelten Seniorenkalender bzw. Seniorenratgeber mit wichtigen Hinwiesen, Angeboten und Ansprechpartnern zu seniorenspezifischen Themen. Diese liegen zum einen als Printmedien vor, zum anderen können sie im Internet eingesehen und herunter geladen werden. Ein Seniorenratgeber für den

101 Beratung, Information, Öffentlichkeitsarbeit B. Handlungsfelder und Themenbereiche gesamten Landkreis, der sowohl im Internet als auch in gedruckter Form veröffentlicht wird, existiert nicht.

Dennoch sind die meisten Vertreterinnen und Vertreter der befragten Kommunen der Meinung, dass die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger ihrer Stadt oder Ge- meinde gut über Angebote für Senioren am Ort informiert seien. Einige Befragte verwiesen dabei auf lokale Zeitungen oder Mitteilungsblätter innerhalb ihrer Ge- meinden.

Darstellung 11-2: Einschätzung der Gemeinden zum Informationsstand der Bürgerinnen und Bürger

Häufigkeit eher sehr gut 22 teils/teils 12 eher nicht so gut 1 kann ich nicht einschätzen 7 Gesamt 42

Quelle: Kommunalbefragung, AfA / SAGS 2009

Viele Träger der Seniorenarbeit (v.a. stationäre Einrichtungen, ambulanten Dienste und Wohlfahrtsverbände) sind im Internet mit Informationen zu ihren Leistungen vertreten und geben schriftliches Informationsmaterial heraus.

Die Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit nutzen verschiedene Medien, um über ihre Angebote und Leistungen zu informieren. Im Rahmen der Befragung wurde eine Vielzahl an Informationsmedien benannt, die nachstehend dargestellt werden.

Darstellung 11-3: Informationsmedien der Anbieter der offenen Seniorenarbeit

Informationsmedien Nennungen Pressemitteilungen 34 Persönliche Empfehlung 34 Mitteilungsblätter 31 Kirchenanzeiger / Pfarrbriefe 19 Prospekte 13 Internet 8 Plakate / Aushänge in Schaukästen 7 Vermeldungen im Gottesdienst 5 55 Antwortende, Mehrfachnennungen möglich Quelle: Befragung der Träger offener Seniorenarbeit, AfA / SAGS 2009

102 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Beratung, Information, Öffentlichkeitsarbeit

In der Regel werden parallel mehrere Medien genutzt. Vor allem Printmedien in Form von Pressemitteilungen, Mitteilungsblättern, Kirchenanzeigern oder Prospek- ten dienen der Informationsweitergabe und somit der Öffentlichkeitsarbeit. Die Ver- breitung der Informationen erfolgt häufig auch mündlich, beispielsweise durch per- sönliche Empfehlungen oder Vermeldungen im Gottesdienst. Auffällig ist der noch geringe Anteil an Internetauftritten zu Zwecken der Öffentlichkeitsarbeit. Nur acht Einrichtungen gaben an, das Internet als Medium zu nutzen. Dabei handelt es sich um meist größere Anbieter und Vereine sowie die Wohlfahrtsverbände Caritas oder das Bayerischen Roten Kreuz.

11.4 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten

Neben den Kommunen wurden auch Vertreter der Offenen Seniorenarbeit, der stationären Einrichtungen und der ambulanten Dienste gebeten, das Beratungs- angebot insgesamt im Landkreis Donau-Ries zu bewerten.

Darstellung 11-4: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Beratung aus Sicht der Expertinnen und Experten

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe

Gemeinden / Städte (n=42) 11 9 10 9 3

Einrichtungen der Offenen 12 29 *) 10 11 Seniorenarbeit (n=62)

Stationäre Einrichtungen (n=11) 4 2 1 3 1

Ambulante Dienste (n=12) 6 2 2 2 0

Insgesamt (n = 127) 50 13 23 25 16

*) Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen.

Quelle: AfA / SAGS 2009

Die Beurteilung des Angebots zeigt sich ambivalent. Mit 50 Nennungen werten fast 40 Prozent der befragten Expertinnen und Experten den Landkreis als ausreichend mit Beratungsangeboten versorgt. Fast ebenso viele sehen jedoch den Landkreis bzw. einige Gemeinden unterversorgt. Vor allem Vertreter der Gemeinden und Städte betrachten das Angebot eher kritisch. Mit einem weiteren Drittel ist der Anteil derjenigen, welche die Situation nicht beurteilen können bzw. hierzu keine Angaben machen, relativ hoch.

103 Beratung, Information, Öffentlichkeitsarbeit B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Im Workshop beschäftigte sich eine Arbeitsgruppe vertieft mit dem Thema „Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit“. In diesem Zusammenhang wurde die gute Vernetzung in den ländlichen Gemeinden betont. Die Beratungsstelle „Pflege und Wohnen“ des Diakonischen Werkes Donau-Ries e.V. wurde im Work- shop positiv hervorgehoben. Lobend erwähnt wurden auch die vorhandenen Bro- schüren auf Gemeindeebene, beispielsweise der Seniorenkalender der Stadt Donau- wörth, der als Vorbild für andere Gemeinden dienen sollte. Die Entwicklung und Veröffentlichung einer landkreisweiten Informationsbroschüre für seniorenspezi- fische Belange wurde gefordert.

Auch das Internet wurde als ein wichtiges Medium zur Information und für Öffent- lichkeitsarbeit gesehen. In diesem Zusammenhang wurde das „Familienportal“ des Landratsamtes erwähnt, in dem die Vermittlung von Kinderbetreuung z.B. auch durch „Leihomas und Leihopas“ erfolgt. Erstrebenswert ist daher für einige der Workshopteilnehmerinnen und Workshopteilnehmer, dass der Internetauftritt des Familienportals um den Bereich Senioren erweitert wird und seniorenspezifische Angebote und Informationen auch dort präsentiert werden.

Zwar sind in einigen der Städten und Gemeinden Seniorenbeiräte oder –beauftragte vorhanden, jedoch fehlen diese vor allem in kleineren Gemeinden. Von den Work- shopteilnehmerinnen und Workshopteilnehmern wurde der flächendeckende Aufbau von Seniorenbeiräten sowie deren Vernetzung vehement gefordert. In diesem Zu- sammenhang wurde auch der Einsatz eines Koordinators vorgeschlagen, der auf Landkreisebene tätig ist und die Zusammenarbeit der einzelnen Städte und Ge- meinden im Landkreis koordiniert und stetige Impulse zur Vernetzung setzt.

11.5 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen

Im Landkreis Donau-Ries gibt es ein gutes Netz an Beratungseinrichtungen, auch zu spezifischen fachlichen Themen (z.B. Pflegeberatung, Wohnraumberatung, Bera- tung psychisch beeinträchtigter Seniorinnen und Senioren). Ein Teil der Beratungs- angebote wird auch zu Hause, in der häuslichen Umgebung durchgeführt.

Informations-, Beratungs- und Öffentlichkeitsarbeit bedarf kontinuierlicher Aktivi- täten, weil einerseits der Beratungsbedarf sehr unterschiedlich ist, und auch lau- fend die Bürgerinnen und Bürger neu mit Themen des Älterwerdens konfrontiert werden. Auch hier meinen wir, dass die Öffentlichkeitsarbeit gestärkt werden muss. Dies könnte beispielsweise mit einer Kampagne erfolgen, die das Thema „Älter werden im Landkreis“ zum Inhalt hat.

104 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Beratung, Information, Öffentlichkeitsarbeit

Gemeinden sollten eine kostenlose Mitteilungsmöglichkeit bereitstellen. Als Ziel- gruppe für die Informationsverbreitung sind nicht nur die Älteren zu benennen, sondern auch Familienangehörige und die Hausärzte, weil diese meist die ersten Ansprechpartner bei auftretenden Problemen sind.

Defizite bestehen vor allem bei der Bereithaltung von gebündelten Informationen auf Landkreisebene sowie aber auch auf lokaler Ebene. Nur drei Kommunen haben bislang Seniorenratgeber / Seniorenkalender entwickelt und sind beispielgebend, z.B. der Seniorenkalender Donauwörth, Seniorenratgeber in Asbach-Bäumenheim und in Wemding. Zusätzlich gibt es zweimal jährlich die Vereinsnachrichten des Seniorenbeirates in Nördlingen. Die Veröffentlichung landkreisweiter Informationen sollte unbedingt ausgebaut werden, beispielsweise könnte das „Familienportal“ zum „Portal für alle Generationen“ bzw. „Sozialportal“ erweitert werden. Als Veröffent- lichung bietet sich sowohl das Printmedium als auch das Internet an.

Da der Weg zur Gemeinde oder zum Seniorenbeauftragten für viele zunächst nahe liegender ist als eine Anlaufstelle außerhalb der Wohnsitzgemeinde, wäre es zielfüh- rend, wenn die Seniorinnen und Senioren in ihren Gemeinden eine Vertrauensper- son haben, die mit Rat und Tat weiterhilft. Das könnte wie bereits erwähnt, ein An- sprechpartner in der Gemeinde sein, der Seniorenbeauftragte, aber auch andere, im sozialen Bereich tätige Personen. Mit diesen Ansprechpartnern soll eine zielge- richtete Weitervermittlung an Fachberatungsstellen in notwendigen und sinnvollen Fällen erreicht werden. Idealerweise sollte die Arbeit der Beauftragten und der Ver- trauenspersonen Unterstützung durch den Landkreis erfahren. Hierdurch können zwei Effekte erzielt werden: Die Tätigkeit der Beauftragten wird durch den gegen- seitigen Austausch gestärkt, andererseits werden die Informationen der Gemeinden auf Landkreisebene thematisiert.

105 Beratung, Information, Öffentlichkeitsarbeit B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner

Aufbau von Ansprechpartnern in allen Gemeinden, z.B. durch Städte und die Benennung von Seniorenbeauftragten, soweit noch nicht Gemeinden, vorhanden. Unterstützung und Vernetzung der Aktivitäten der Landkreis Ansprechpartner durch das Landratsamt

Gewährleistung einer kostenlosen Mitteilungsmöglichkeit für Städte und Belange der örtlichen Seniorenarbeit, z.B. im gemeindlichen Gemeinden Mitteilungsblatt oder der Homepage

Kommunikation von Adressen und Ansprechpartnern, Diensten Städte und und Einrichtungen auf der Ebene der Gemeinden in Form von Gemeinden örtlichen Ratgebern sowohl im Internet als auch als Printmedium

Ausbau des „Familienportals“ um die Zielgruppe Senioren Landkreis, Träger der Projekte, insbes. der Beratungsstellen

Veröffentlichung einer landkreisweiten Informationsbroschüre Landkreis, für seniorenspezifische Belange Träger der Projekte, insbes. der Beratungsstellen

Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Älter werden im Landkreis“ in Landkreis, Form von Artikeln in Zeitungen, Veranstaltungen (Kampagne) Städte und Gemeinden, Soziale Einrichtungen, Printmedien

Gezielt Angehörige und Hausärzte als „Zielgruppe“ ansprechen, Beratungsstellen weil diese häufig um Rat gefragt werden

106 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Steuerung, Kooperation, Vernetzung

12. Handlungsfeld Steuerung, Kooperationen, Koordinationsstrukturen und Vernetzung

Leitgedanke: Zusammenführung bestehender Strukturen – keine Doppelstrukturen

Ziele von Kooperation und Vernetzung sind es insbesondere, Doppelarbeiten vorzu- beugen, Prozesse effizienter zu gestalten und Informationen über träger- bzw. ressortübergreifende Aktivitäten auszutauschen. Die Vermittlung ratsuchender Bür- gerinnen und Bürger an zuständige Fachstellen lässt sich – so die Erwartung – da- durch fließender gestalten.

Nach dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz vom 01. Juli 2008 sind Koordination und Vernetzung in Zukunft auch eine Aufgabe der Pflegestützpunkte. Zum jetzigen Zeitpunkt kann allerdings noch keine Aussage darüber getroffen werden, in welcher Weise und in welchem Umfang ein Pflegestützpunkt im Landkreis Donau-Ries etabliert werden soll.

12.1 Kooperationen der Akteure in Einrichtungen der Seniorenarbeit

Hinweise auf Kooperations- und Vernetzungsstrukturen wurden bei den Bestands- erhebungen erfasst und im Workshop intensiver diskutiert.

Im Rahmen der Bestandserhebungen wurden eine Reihe von Einrichtungen nach der Zusammenarbeit mit anderen befragt. Dabei lag der Schwerpunkt auf den nicht-pflegerischen Einrichtungen, weil ambulante, teilstationäre und stationäre Ein- richtungen in der Regel gut funktionierende Kooperationsstrukturen aufweisen. Darüber hinaus arbeiten ambulante Dienste patientenbezogen z.B. auch mit Anbie- tern von Hausnotruf, Essen auf Rädern und Hospizdiensten zusammen. Andere Ak- teure der Seniorenarbeit tun sich in der Zusammenarbeit häufig schwerer, weshalb diese Gruppe genauer betrachtet werden soll.

Von den befragten 57 Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit und den Wohl- fahrtsverbänden verneinten 21 die Frage nach einer Kooperation, neun machten hierzu keine Angaben. Knapp die Hälfte (27 Einrichtungen) konnten Kooperations- beziehungen vorweisen, davon gaben 23 hierzu nähere Auskünfte.

107 Steuerung, Kooperation, Vernetzung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Darstellung 12-1: Kooperationsbeziehungen

Einrichtung Kooperationsbeziehungen Kath. Stadtpfarramt Rain am Lech Sozialstation Rain gGmbH Verein für ambulante Krankenpflege Caritas Sozialstation Wemding Wemding e.V. Kath. Pfarramt St. Martin Donauwörth Caritas auf Kreisebene, Seniorenbeirat der Stadt Donauwörth Evang.-Luth. Pfarramt Aufhausen Evangelisches Bildungswerk (Fortbildung, Referenten, Materialien) Evang.-Luth. Pfarramt Rain am Lech Caritas Sozialstation (gegenseitige Information) Bayerisches Rotes Kreuz (Pfarramt stellt Räume für Nachmittage zur Verfügung) Evang. Krankenhaus- und Altersheimseelsorge Bayerisches Rotes Kreuz, Spital, Rain Johanniter, pro-seniore Bissingen, Seniorenheim Rain, Klinik Donauwörth (Mitarbeiterfortbildungen) SoMit e.V. – Soziales Miteinander in der Planung von Projekten für die Monheimer Alb Mitgliedskommunen Evang.-Luth. Pfarramt Oppertshofen- Diakonie Brachstadt Evang.-Luth. Kirchengemeinde Ehingen- Senioren- und Pflegeheim vor Ort Wallerstein (regelmäßige Gottesdienste, Besuchskreise, gemeinsame Aktionen etc.) Caritas-Kreisstelle Wemding Zusammenarbeit mit der Caritas Sozialstation, Caritas Kreisstellen der Diözese Eichstätt (abwechselnde Organisation von Seniorenerholungen); Gerontopsychiatrischer Dienst Nördlingen Evang.-Luth. Stadtpfarramt Harburg Einmal jährlich Impulstag vom Evang. Bildungswerk Donau-Ries Caritas Sozialstation Wemding e.V. Andere Caritas-Sozialstationen (z.B. gemeinsame Werbung, Telefonbucheintrag), Hospizgruppe, Pallidon, Gerontopsychiatrischer Dienst, Caritas Kreisstelle Caritas Sozialstation Rain e.V. Offene Behindertenarbeit, Hospiz, Pallidon, Johanniter (Essen auf Rädern, Hausnotruf), Apotheken, Ärzte, Krankenhäuser Stiftung BSW Region Süd, Seniorenbeirat der Stadt Nördlingen Seniorenortstelle Nördlingen Caritas Sozialstation Donauwörth e.V. Vernetzung, gemeinsame Angebote, Vermittlung

108 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Steuerung, Kooperation, Vernetzung

Einrichtung Kooperationsbeziehungen Börse Aktiv 50plus/minus Diakonisches Werk Donau-Ries, Lebenshilfe Donau-Ries, Kinderschutzbund, Donum- Vitae, Seniorenhilfsdienst, Hauswirtschaftlicher Fachverband Pfarreiengemeinschaft Tapfheim Manchmal mit TaBS (Tapfheimer (Seniorenkreis Tapfheim St. Peter, Bürgerservice) von der Gemeinde Tapfheim Seniorenkreis Donaumünster) Tapfheimer Bürgerservice (TaBS) Die Caritas Donau-Ries trägt die Versicherungskosten (Dienstfahrzeugversicherung, Betriebshaftpflichtversicherung); weitere Träger (Gemeinde Tapfheim, Kath. Kirchenstiftungen, Evang.-Luth. Kirchengemeinden in Tapfheim) teilen sich sonstige Kosten soweit diese nicht durch Spenden gedeckt sind Katholisches Pfarramt St. Vitus Huisheim Caritas Sozialstation Wemding, Diakonie Harburg Evang.-Luth. Pfarramt Fessenheim Diakoniestation Mittleres Ries und ihre Pflegeangebote, Pflegekurs, Betreuung Demenzkranker, Hauswirtschaft; selten Kooperation mit Diakonischem Werk Donau-Ries bei Betreuungen Caritas Sozialstation Monheim e.V. Essen auf Rädern, Hausnotruf, Fahrdienst anderer Träger Deutscher Evangelischer Frauenbund Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband München Evang.-Luth. Kirchengemeinde Oettingen Zusammenarbeit mit der Diakoniestation und Tagespflege Oettingen

Quelle: Schriftliche Befragung zur Bestandserhebung, AfA / SAGS 2009

Die oben dargestellten Kooperationsbeziehungen zeigen unterschiedliche Formen und Anlässe der Zusammenarbeit. Vor allem sind es themenbezogene Kooperatio- nen, wie z.B. die Organisation gemeinsamer Veranstaltungen. Es werden aber auch konkrete Vereinbarungen getroffen, wie die Vermittlung von Angeboten anderer Anbieter (z.B. Essen auf Rädern).

Seit den Jahren 2004/2005 sind im Bund-Länder-Städteprogramm Soziale Stadt auch Projekte im Landkreis Donau-Ries gestartet, die auch das Thema Kooperation behandeln. In den Städten Oettingen und Donauwörth wurden Stadtteile mit ent- sprechendem Handlungsbedarf ermittelt. Es sollen im Projekt sowohl sozial- räumlich-integrativ als auch städtebaulich nachhaltige Rahmenbedingungen geschaffen werden, um das Miteinander der dortigen Bewohnerschaft zu reak- tivieren und reibungsloser zu gestalten. Eines der Resultate der praktischen

109 Steuerung, Kooperation, Vernetzung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Umsetzung des Programms „Soziale Stadt“ ist die Schaffung des „Quartiermanage- ments“ und damit einer zentralen Anlaufstelle für die Bewohner. Quartiersmana- ger/innen initiieren auch Projekte für und mit Beteiligung älterer Bürgerinnen und Bürgern. In Oettingen wurde beispielsweise eine Arbeitsgruppe gegründet, die sich um „Oettingen als familien- und seniorenfreundliche Stadt“ kümmert.

12.2 Beurteilung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten

Auch im Rahmen der Workshops wurde das Thema Steuerung, Kooperationen, Ko- ordination und Vernetzung diskutiert. Positiv hervorgehoben wurden von den Teil- nehmerinnen und Teilnehmern der „Runde Tisch“ in Nördlingen und ebenso die Arbeit der Quartiersmanagerinnen, die in den Städten Donauwörth und Oettingen im Rahmen des Förderprogramms „Soziale Stadt“ tätig sind.

In einzelnen Städten und Gemeinden gibt es bereits Seniorenbeauftragte bzw. -bei- räte, bzw. es sollen diese geschaffen werden (vgl. Handlungsfeld „Gesellschaftliche Teilhabe“). Da die meisten Kommunen des Landkreises jedoch (noch) keine solchen Strukturen aufgebaut haben, fand im Workshop der Vorschlag großen Anklang, einen Erfahrungsaustausch zwischen den bereits bestehenden Seniorenbeiräten bzw. -vertretern und den Kommunen, die dies noch nicht haben, zu fördern. Auch die Idee, in allen Städte- und Gemeindeverwaltungen Ansprechpartner für senio- renspezifische Belange zu benennen, fand bei den Workshopteilnehmerinnen und -teilnehmern großen Anklang.

Als konkretes Projekt wurde im Bereich der Palliativversorgung das Netzwerk Palli- don als positives Beispiel genannt. Pallidon ist ein Zusammenschluss verschiedener im Palliativ- und Hospizbereich tätiger Einrichtungen im Landkreis und ein gutes Beispiel für funktionierende Koordination und Vernetzung (vgl. Handlungsfeld „Hos- piz- und Palliativversorgung“).

Die Expertinnen und Experten sehen den Bedarf, trägerübergreifende Netzwerke aufzubauen. Folgende Kooperations- und Vernetzungsstrukturen sollen aufgebaut bzw. verbessert werden:

• Kooperation / Vernetzung der Fortbildungsangebote zwischen verschiedenen Einrichtungen und Trägern;

• Vernetzung professionell tätiger Akteure in der Seniorenarbeit, z.B. Hausärzte, Heime, Sozialdienste;

110 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Steuerung, Kooperation, Vernetzung

• Vernetzung der Gemeinwesenarbeit, z.B. aus Kommune, Kirche, Vereine (auch generationenübergreifend);

• Einrichtungen, die mit ehrenamtlichen Kräften arbeiten bzw. diese vermitteln (z.B. Ehrenamtsbörse).

12.3 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlungen

Bei effizienter Zusammenarbeit kann Vernetzung für alle Beteiligten – Anbieter, Städte und Gemeinden und Kunden – Vorteile bringen. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet dies jedoch weiteren zeitlichen Aufwand. Es ist deshalb zu würdigen, dass sich die bereits dargestellten Kooperationsbeziehungen und Vernet- zungsaktivitäten im Landkreis entwickelt haben.

Betrachtet man zunächst den Austausch auf der fachlichen Ebene, dann gibt es mit dem Netzwerk Pallidon, in dem rund 30 Institutionen zusammengeschlossen sind, ein nachahmenswertes Projekt.

Durch die Beteiligung am Programm „Soziale Stadt“ und der Einführung von Quar- tiersmanagern, wurden gleichfalls Vernetzungsstrukturen geschaffen, die jedoch nicht vornehmlich auf die Zielgruppe der älteren Bürgerinnen und Bürgern ausge- richtet sind.

Kooperationsfördernde lokale Strukturen sind auch in Nördlingen mit dem „Runden Tisch“ zu finden.

Weiterreichendes Ziel der Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen sollte es sein, insbesondere die kleineren Gemeinden und deren Einrichtungen stärker einzubin- den. Kleinere Einrichtungen „netzwerken“ nur teilweise; dies hängt auch damit zu- sammen, dass diese – häufig ehrenamtlich geleiteten Angebote – an die Netzwerk- arbeit andere Anforderungen haben, als Einrichtungen, die komplexe Aufgaben wahrnehmen. Ein fachlicher Austausch über „alte und neue“ Angebote, insbeson- dere für nicht „professionell“ arbeitende Einrichtungen, könnte hier hilfreich sein. Förderlich sehen wir aber durchaus den Austausch von Themen für „Seniorennach- mittage“, Ausflugsziele und Terminabstimmungen von Veranstaltungen in einer Ge- meinde / einer Region. In diesem Zusammenhang ist auch der Vorschlag zu be- grüßen, dass in allen Gemeinden ein Ansprechpartner zur Verfügung stehen soll.

111 Steuerung, Kooperation, Vernetzung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Wir empfehlen ferner den Aufbau von weiteren „Ehrenamtsbörsen“ auf Gemeinde- ebene. Mit dieser Maßnahme kann das hohe Hilfe- und Unterstützungspotenzial im Landkreis gefördert und Kooperationsstrukturen neu geschaffen werden. Bedarfe sehen wir auch bei der Vernetzung einzelner Zielgruppen wie Hausärzte und Sozial- dienste.

Immerhin unterhält rund ein Drittel der befragten Anbieter keinerlei Kooperations- beziehungen. Aus diesem Grunde schlagen wir vor, die Kooperations– und Ver- netzungskultur stärker gemeindebezogen zu organisieren. Hier könnten die An- sprechpartner in den Gemeinden oder die Seniorenvertretungen / -beiräte eine federführende Rolle übernehmen. Der Austausch kann die Planung gemeinsamer Veranstaltungen umfassen, aber auch die Abstimmung von Hilfeleistungen für 14 einzelne Bürgerinnen und Bürger (Case Management ).

Das „Lokale Bündnis für Familie“ sollte um den Bereich der „Älteren Generationen“ als fünftes Handlungsfeld erweitert werden. Allianzen von Vertreterinnen und Vertretern aus gesellschaftlichen Gruppen (z.B. Kommunen, Kirchen, Unternehmen, Träger der Seniorenarbeit, Verbände) schließen sich zusammen, um Netzwerke zu gründen, die „Seniorenfreundlichkeit“ und die Infrastruktur für alle generationen- 15 übergreifend vor Ort zu verbessern .

14 Aufgabe des Case Management ist es, bei komplexen Bedürfnislagen ein zielgerichtetes System von Zusammenarbeit zu organisieren, zu kontrollieren und auszuwerten, das am konkreten Unterstützungsbedarf der einzelnen Person ausgerichtet ist.

15 Weitere Informationen zu dem Programm des Bundes www.lokale-buendnisse-fuer- familie.de.

112 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Steuerung, Kooperation, Vernetzung

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Empfehlungen/ Maßnahmen Ansprechpartner

Regelmäßiger Austausch der Akteure im Seniorenbereich auf Städte und Gemeindeebene zur Abstimmung der lokalen Seniorenarbeit Gemeinden (evtl. auf Einladung der Seniorenbeauftragten/-beiräte) – Vorbild z.B. „Runder Tisch – Nördlingen“

Gründung trägerübergreifender Netzwerke mit dem Ziel Soziale gemeinsamer Fortbildung, gegenseitiger Information, Einrichtungen terminlicher Abstimmung usw. Vorbild ist das Netzwerk Pallidon. Die Netzwerke können lokal oder überregional bezogen sein

Fallorientierte Vernetzung (Case Management) im Landkreis Landkreis, fördern. Ressourcen (v.a. Arbeitszeit) ist den Beteiligten zur Soziale Verfügung zu stellen. Der Landkreis könnte unterstützend Einrichtungen aktiv werden, in dem er eine Informationsveranstaltung zum Thema für alle sozialen Anbieter organisiert

Aufbau und Integration eines lokalen Bündnisses für die Landkreis, „Älteren Generationen“ als weiteres Handlungsfeld des Städte und „Bündnisses für Familie“. Dabei sind Doppelstrukturen zu Gemeinden, vermeiden. Soziale Informationsveranstaltungen und Treffen auf Landkreis- Einrichtungen und lokaler Ebene sollen Zielvorgaben und Wünsche der Beteiligten ermitteln

Unterstützung und Weiterführung des Quartiermanagements. Landkreis, Einbringen „seniorenspezifischer“ Themen. Weitertragen des Städte und Erfahrungswissen auch in andere Gemeinden Gemeinden, Quartiersmanager des Programms „Soziale Stadt“

113 Steuerung, Kooperation, Vernetzung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

114 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Hospiz- und Palliativversorgung

13. Handlungsfeld Hospiz- und Palliativversorgung

Leitgedanke: Ein menschliches Grundbedürfnis für alle

13.1 Grundinformationen und Versorgungsangebote im Landkreis

Auch in ihrer letzten Lebensphase möchten viele schwerkranke und sterbende Men- schen zu Hause sein. Hospizarbeit und palliative Versorgung erfahren seit den 1990er Jahren zunehmende Aufmerksamkeit. Dahinter stehen der Wunsch und die Aufgabe, die Begleitung Sterbender in ihrer letzten Lebensphase zu verbessern und Schmerzen sowie andere belastende Symptome zu lindern. Es haben sich dabei unterschiedliche Hilfen etabliert. Es gibt Hospizvereine, bei denen haupt- und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer psychosozialen Beistand bei schwerstkranken Menschen und deren Angehörigen leisten und somit auch Sozialstationen und Pflegeheime unterstützen. Pflege leisten Hospizdienste nicht. Des Weiteren gibt es Palliativstationen in Krankenhäusern sowie stationäre Hospize für schwerstkranke und sterbende Menschen. Bei schwerkranken, oft auch sterbenden Menschen, bei denen keine Heilung mehr möglich ist, stehen die Linderung von Beschwerden und die Verbesserung bzw. der Erhalt von Lebensqualität und Autonomie im Mittel- punkt. Relativ neu ist die spezialisierte ambulante Palliativversorgung mit dem Ziel, Palliativpatienten bis zum Tode in der vertrauten häuslichen Umgebung oder in einer stationären Pflegeeinrichtung bei komplexer Symptomkonstellation zu betreu- en und zu begleiten.

Hospiz- und Palliativversorgung haben sich in Deutschland als zwei voneinander unabhängige Stränge entwickelt. Es gilt, sie nach dem Vorbild anderer Länder im Sinne einer guten und vernetzen Versorgung am Lebensende zusammenzuführen. Gesetzgeber wie auch Krankenkassen unterscheiden die allgemeine Hospiz- und Palliativversorgung von der spezialisierten. Auf Basis dieser Struktur sind im Fol- genden die Angebote und die notwendigen Maßnahmen im Landkreis dargestellt.

In der Palliativbetreuung und -versorgung gilt der Grundsatz „Ambulant vor Statio- när“: Vorrangig soll eine Betreuung in der gewohnten häuslichen Umgebung ge- währleistet werden. Dies erfolgt durch niedergelassene Ärzte und Palliativmediziner sowie durch ambulante Pflegedienste mit Fachpersonal in enger Zusammenarbeit mit Hospizdiensten und freiwilligen Helfern.

115 Hospiz- und Palliativversorgung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Allgemeine Hospiz- und Palliativversorgung im Landkreis Donau-Ries

Hierunter fällt die Behandlung von unheilbar erkrankten Patientinnen und Patienten, deren Behandlungssituation einen hohen Aufwand erfordert – in medizinischer, pflegerischer und psychosozialer Hinsicht sowie im Hinblick auf die Kommunikation mit Patienten und Angehörigen. Kosten entstehen den Betroffenen in der Regel nicht. Die Besuche werden rein ehrenamtlich durchgeführt, die notwendigen Ausla- gen und Fahrtkosten werden durch die Hospizgruppen getragen. In der allgemeinen Versorgung sollten die bestehenden Angebote und Palliativkompetenzen der Pri- märversorgung aber ausreichen, um die Betreuung des Patienten entsprechend sei- ner Bedürfnisse zu gewährleisten. Zur allgemeinen Versorgung gehören mehrere Fachgebiete:

Ambulante Hospizdienste

Ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst „Hospizgruppe Donau-Ries e.V.“

Es gibt nur einen ambulanten Hospizdienst im Landkreis, dieser berät und betreut sowohl Menschen zu Hause wie auch in den stationären Pflegeeinrichtungen und den Kliniken. Neben der Hospizarbeit berät und koordiniert der Dienst auch die Palliativversorgung. Dafür steht Fachpersonal zur Verfügung. Für den Hospizdienst sind drei hauptamtliche Mitarbeiter (Teilzeit) und rund 40 ehrenamtliche Hospizhel- ferinnen und Hospizhelfer in den Gruppen in Nördlingen und Donauwörth tätig. Die Helferinnen und Helfer sind sorgfältig ausgewählt und ausgebildet. Die Zahl der Ehrenamtlichen steigt, da regelmäßig Hospizhelferschulungen durchgeführt werden. 2008 wurden 56 Sterbende begleitet. Der Dienst kann der Tendenz steigender Nachfrage nach Sterbebegleitung und Beratung gerecht werden. Weiterbildungsan- gebote zum Thema Hospiz und Palliativpflege z.B. für pflegende Angehörige oder für Pflegekräfte in ambulanten Diensten und stationären Einrichtungen werden an- geboten. Federführend arbeitet der Dienst im Netzwerk „Pallidon“ (Palliatives Netz- werk Donau Ries) u.a. mit Pflegeheimen und anderen Akteuren im Landkreis zu- sammen.

116 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Hospiz- und Palliativversorgung

Die Mitarbeiter verfügen über spezielle Kenntnisse und Erfahrung in palliativer Ver- sorgung. Sie klären auf und vermitteln angemessene ärztliche und pflegerische Hil- fe.

Ein Trauergesprächskreis ermöglicht Trauernden den kommunikativen Austausch mit anderen Betroffenen.

Weiterhin ist es ein bekannter Schwerpunkt des Vereins, durch Vorträge über den Hospizgedanken oder Themen wie Sterben, Tod und Trauer zu informieren.

Ärztliche Versorgung und Versorgung in Kliniken

Im Stiftungskrankenhaus Nördlingen gibt es eine Palliativabteilung mit sechs Betten. Dort werden Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen aufgenommen und deren schwere Symptome versorgt, die ambulant nicht mehr adäquat behandelt werden können. Das Hauptziel ist die Verbesserung der Lebensqualität. Die Einweisung auf eine Palliativstation erfolgt zur gezielten medizinischen Behandlung der Krankheitssymptome. Sie ist keine Einrichtung der Dauerpflege. Vorrangiges Ziel ist es, eine Weiterbetreuung zu Hause, in einer Pflegeeinrichtung oder in einem stationären Hospiz zu ermöglichen. Kooperationen bestehen zum Hospizdienst Donau-Ries e.V., dem Netzwerk Pallidon, und den weiteren Kliniken im Landkreis.

16 Im Landkreis gibt es auch niedergelassene Palliativmediziner .

Ambulante Versorgung zu Hause und in den Pflegeheimen

Die Versorgung schwerkranker und sterbender Menschen ist Bestandteil des Pflegealltags der ambulanten Dienste. Bei einem Teil der ambulanten Dienste sind Pflegekräfte angestellt, die Qualifikationen der Palliativpflege vorweisen. Stationäre Pflegeheime verfügen über Konzepte zur Sterbebegleitung, die teilweise in Zusam- menarbeit mit dem Hospizverein umgesetzt werden.

16 Zwei ambulant tätige Ärzte (Nördlingen, Öttingen) mit Zusatzbezeichnung Palliativmedizin, gelistet durch die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin. Stand, 26.1.2010, Quelle: www.dgpalliativmedizin.de

117 Hospiz- und Palliativversorgung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Darstellung 13-1: Ambulante Palliativversorgung durch ambulante Dienste

Stadt / Hospiz- Palliativ- Anbieter Gemeinde arbeit pflege

Diakonie-Sozialstation Mittleres Ries Deiningen X BRK Ambulanter Sozialdienst Donauwörth X Caritas-Sozialstation Donauwörth Donauwörth X Evangelischer Diakonieverein Donauwörth X Donauwörth e.V. Caritas-Sozialstation Monheim Monheim X X Diakonieverein für Krankenpflege Nördlingen Nördlingen X Diakoniestation Oettingen Nord-Ries Oettingen X Sozialstation Rain gGmbH Rain X Caritas-Sozialstation Wemding Wemding X X

Quelle: AfA / SAGS 2009

Die Möglichkeit zum Besuch einer qualifizierten Weiterbildung (160 Stunden, nach Vorgaben § 39a SGB V) für Palliativcare und Pflegekräfte ist in Nördlingen gege- 17 ben .

Netzwerk Pallidon

Anfang 2008 schlossen sich rund 30 im Palliativ- und Hospizbereich tätige Einrich- tungen zum palliativen Netzwerk im Landkreis Donau-Ries (Pallidon) zusammen. Durch multiprofessionelle Kooperation soll in den Klinken, zu Hause oder in den Pflegeheimen eine enge und bestmögliche Zusammenarbeit zum Wohle palliativme- dizinisch zu versorgender Patienten im Landkreis Donau Ries erreicht werden. Um eine adäquate Palliativbetreuung und -versorgung sowie die Beratung von Betroffe- nen, Angehörigen und Pflegenden zu ermöglichen, ist eine zentrale Koordinations- stelle, die eng mit dem Palliativmedizinischen Netzwerk Donau-Ries zusammenar- beitet, unerlässlich.

Die beteiligten Kooperationspartner innerhalb des Palliativmedizinischen Netzwerks Donau-Ries haben sich zu einer geregelten und koordinierten Übergabe von Patien- ten zwischen stationärer und ambulanter Versorgung verpflichtet. Hierzu werden standardisierte und inhaltlich einheitlich strukturierte Überleitungsbögen verwendet,

17 Veranstalter: Liselotte Nold Schule; geplanter Lehrgang Frühjahr 2010 aufgrund ungenügender Teilnehmerzahlen auf späteren Zeitpunkt verschoben.

118 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Hospiz- und Palliativversorgung die eine schnelle Wiedererkennung und einen umfassenden und raschen Informa- tionstransfer zwischen den stationär / klinisch und ambulant tätigen Organisatio- nen / Personen ermöglichen.

Ein kontinuierlicher Erfahrungsaustausch sowie Fort- und Weiterbildung finden durch Pallidon statt.

Die Finanzierung von Pallidon ist langfristig nicht gesichert. Durch das Aufbringen von Spenden kann nur ein Teil der notwendigen Kosten gedeckt werden. Es ist je- doch geplant, für das Netzwerk Pallidon einen eingetragenen Verein zu gründen. Derzeit wird die Koordination des Projektes durch die Hospizgruppe Donau-Ries e.V. übernommen.

Spezialisierte Hospiz- und Palliativversorgung

Mitarbeiter in der spezialisierten Hospiz- und Palliativversorgung kommen zum Ein- satz, wenn das allgemeine ambulante Hospiz- und Palliativversorgungsnetz an seine Grenzen stößt.

Ein Angebot an spezialisierter ambulanter Palliativversorgung existiert im Landkreis Donau-Ries bisher noch nicht.

Gesetzlich ist nach § 37b und 132d SGB V seit dem 01. April 2007 geregelt: „Ver- sicherte mit einer nicht heilbaren, fortschreitenden und weit fortgeschrittenen Er- krankung und einer zugleich begrenzten Lebenserwartung, die eine besonders auf- wändige Versorgung benötigen, haben Anspruch auf spezialisierte ambulante Pallia- tivversorgung.“ In diesem Fall kommen die sogenannten SAPV-Teams zum Einsatz. Der Gesetzgeber sieht für die Mitarbeiter eines SAPV-Teams (dies gilt für die betei- ligten Ärzte wie auch Pflegefachkräfte) nicht nur eine entsprechende Weiterbildung vor, sondern auch eine langjährige Erfahrung in einer speziellen Einrichtung der Hospiz- und Palliativversorgung. Somit bestehen hohe Qualifikationsanforderungen für die Beteiligten. Das SAPV-Team muss eine 24-Stunden-Erreichbarkeit gewähr- leisten und sollte bestimmte Anfahrtszeiten nicht überschreiten. Daraus ergeben sich Anforderungen an Personalstärke und Zusammensetzung des Teams. Ebenso bestehen bestimmte Anforderungen an die administrative Infrastruktur, die Quali- tätssicherung und Dokumentation.

119 Hospiz- und Palliativversorgung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

Stationäres Hospiz

Ein stationäres Hospiz ist eine Pflegeeinrichtung für Schwerstkranke und Sterbende, die aus verschiedenen Gründen nicht in ihrer häuslichen Umgebung verbleiben können. Eine Zurückverlegung in den häuslichen Bereich ist nicht vorgesehen. Für die Verlegung in ein stationäres Hospiz ist nicht nur ausschlaggebend, ob die Ver- sorgung zu bewältigen ist, auch der Wunsch des Patienten und die Situation der An- gehörigen sind mit einzubeziehen.

Häuser dieser Art gibt es im Landkreis nicht, das nächste stationäre Hospiz befindet sich in Augsburg. Der Schwerpunkt ist im Landkreis Donau-Ries deshalb auf die ambulante Versorgung gerichtet.

13.2 Einschätzung der Situation durch lokale Expertinnen und Experten

Sehr differenziert setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Workshop mit dem Handlungsfeld „Hospiz- und Palliativversorgung“ auseinander. Dabei wurde positiv auf den Hospizdienst, die palliative Beratung und die Öffentlichkeitsarbeit hingewiesen. Auch die Begleitung Sterbender zu Hause und in den Pflegeheimen wurde positiv beurteilt.

Eine sehr gute Vernetzung wird vor allem durch das Netzwerk Pallidon erreicht.

Bedarf wurde im Workshop v.a. gesehen bei:

• Ausbau der Vermittlung von Hospizarbeit;

• Weitere Bekanntmachung in der Bevölkerung zur Hospizarbeit und Informationen Möglichkeiten palliativmedizinischer Versorgung;

• Ausbau der Weiterbildung von Ärzten und Pflegekräften;

• Langfristige Sicherung der Finanzierung des Netzwerkes Pallidon.

Dass vor allem im Bereich Öffentlichkeitsarbeit Verbesserungsbedarf besteht, erge- ben Hinweise der schriftlichen Befragungen der Anbieter der Offenen Seniorenar- beit, der ambulanten Dienste und stationären Einrichtungen sowie der Vertreter der Kommunen.

120 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Hospiz- und Palliativversorgung

Der Mehrzahl der Befragten aus den Kommunen oder sozialen Einrichtungen des Landkreises stehen der ausreichenden Versorgung durch Hospizdienste im Land- kreis eher kritisch gegenüber. Nur jede/r Vierte sieht den Landkreis flächendeckend gut versorgt. Vor allem Vertreter der Städte und Gemeinden sehen ein Angebotsde- fizit bzw. einige Gemeinden unterversorgt. Auffällig ist jedoch der große Anteil der Expertinnen und Experten (gut 36%), der die Lage nicht einschätzen kann bzw. hierzu keine Angaben macht.

Darstellung 13-2: Einschätzung der Versorgungssituation im Bereich Hospiz- und Palliativversorgung aus Sicht der Expertinnen und Experten

Eher Nicht in allen Eher Keine Ein- Keine Reichen die Angebote aus? ja Gemeinden nicht schätzung Angabe

Gemeinden / Städte (n=42) 5 8 17 9 3

Einrichtungen der Offenen 15 21 *) 11 15 Seniorenarbeit (n=62)

Stationäre Einrichtungen (n=11) 2 3 3 2 1

Ambulante Dienste (n=12) 4 2 5 1 0

Insgesamt (n = 127) 32 13 36 27 19

*) Die Einrichtungen der Offenen Seniorenarbeit konnten in der Befragung nur zwischen den Antwortmöglichkeiten „eher ja“ und „eher nicht“ wählen.

Quelle: AfA / SAGS 2009

13.3 Beurteilung der Situation und Maßnahmenempfehlung

Für die Betreuung von Sterbenden und unheilbar kranken Menschen gibt es wichti- ge Angebote im Landkreis. So ist die landkreisweite Arbeit der Hospizgruppe sehr positiv zu bewerten , sowohl was die Sterbebegleitung angeht, als auch die Palliativberatung. Nach unserer Expertenmeinung ist mit der Hospizgruppe und der stationären Palliativstation eine gute Versorgung gegeben. Vorbildlich ist das Konzept des Netzwerkes Pallidon .

Obwohl viele Akteure aus Hospiz- und Palliativarbeit im Netzwerk Pallidon vernetzt sind, ist es zum derzeitigen Zeitpunkt offensichtlich (noch) nicht gelungen, die be- stehenden Angebote ausreichend bekannt zu machen. Die Einschätzungen der be- fragten Akteure aus den Kommunen und den sozialen Einrichtungen weisen darauf hin, dass die Hospiz- und Palliativangebote sogar von vielen der befragten Expertinnen und Experten nicht wahrgenommen werden. Von 122 Befragten äußern

121 Hospiz- und Palliativversorgung B. Handlungsfelder und Themenbereiche sich 45 gar nicht und 34 beurteilen das Angebot als nicht ausreichend. Dies wird möglicherweise auch deshalb erschwert, weil Hospiz- und Palliativarbeit zu wenig öffentlich thematisiert wird.

Ein Schwerpunkt weiterer Aktivitäten des Netzwerkes Pallidon muss deshalb die Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit sein. Dafür ist es notwendig, ent- sprechende finanzielle Mittel für das Netzwerk Pallidon zur Verfügung zu stellen. Das Netzwerk bietet gute Grundlagen zur Weiterentwicklung hin zur Schaffung von Palliative-Care-Teams. Diese arbeiten sektorübergreifend stationär und ambulant oder auch konsiliarisch im Krankenhaus.

Der Hospizdienst soll zukünftig die Zusammenarbeit mit Ärzten als auch mit weiteren Akteuren weiter ausbauen, so dies noch nicht der Fall ist. Auch durch die Zunahme von Weiterbildungen für niedergelassene Ärzte ist zu erwarten, dass sich die Hospiz- und Palliativversorgung weiter etablieren wird. Für sinnvoll erachten wir Fort- und Weiterbildungsangebote für Pflegekräfte in den ambulanten Diensten und den stationären Einrichtungen.

122 B. Handlungsfelder und Themenbereiche Hospiz- und Palliativversorgung

Als Maßnahmen und Empfehlungen schlagen wir vor:

Empfehlungen/ Maßnahmen Ansprechpartner

Weiterentwicklung der Sterbebegleitung und der Pal- Träger, lia tivpflege in den Pflegeeinrichtungen und bei den Hospizvereine, ambulanten Diensten durch Fortbildung des Pflege- Fachschulen für Alten- personals und Krankenpflege

Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zur Verstetigung des Landkreis, Hospiz- und Palliativgedankens, um die Bekanntheit Träger sozialer Einrichtungen, und Akzeptanz in der Gesellschaft zu erhöhen Hospizdienst, Pallidon, Palliativstation

Weitere Sicherung des Fortbestandes des Landkreis, Netzwerkes Pallidon; Kranken- und Pflegekassen, Überprüfung der Finanzierungsmöglichkeiten einer Ärzte, Koordinationsstelle für das Netzwerk Pallidon Klinik, Träger ambulanter und Stationärer Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände Netzwerk Pallidon, Hospizdienst

Weiterentwicklung des Netzwerkes Pallidon hin zu Kranken- und Pflegekassen, Palliative-Care-Teams (Ärzte, Pflegedienste und Ärzte, -kräfte, Apotheken, Therapeuten, Seelsorger, Klinik, Ehrenamtliche, Hospizdienste, Krankenhäuser etc.) Träger ambulanter und

Stationärer Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände, Kommunen, Fachberatungsstellen Netzwerk Pallidon, Hospizdienst

123 Hospiz- und Palliativversorgung B. Handlungsfelder und Themenbereiche

124 C. Zusammenfassende Einschätzung und Ausblick

C. Zusammenfassende Einschätzung und Ausblick

125 C. Zusammenfassende Einschätzung und Ausblick

126 C. Zusammenfassende Einschätzung und Ausblick

14. Fazit, Ausblick und Umsetzungsperspektiven

Das Seniorenpolitische Gesamtkonzept (SPGK) ermöglicht eine Gesamtschau der Angebote für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger im Landkreis Donau-Ries, differenziert nach elf zentralen Handlungsfeldern. Diese werden in diesem Konzept zwar idealtypisch getrennt betrachtet und analysiert, wobei allerdings dabei stets mitzudenken ist, dass es zwischen ihnen Berührungspunkte und auch Über- lappungen gibt. Besonders augenscheinlich wird dies z.B. bei den beiden Hand- lungsfeldern „Gesellschaftliche Teilhabe“ und „Bürgerschaftliches Engagement“.

Neben der Vielzahl von Einrichtungen, Angeboten, Diensten und Initiativen, die im Landkreis bereits vorhanden sind und durch großes Engagement von haupt- und ehrenamtlich Tätigen getragen werden, wurden durch die Analyse auch die Bereiche deutlich, in denen es (noch) Verbesserungsbedarfe gibt, bzw. die für die kommenden Jahre neue Fragestellungen und Aufgaben mit sich bringen werden. Dafür wurden eine Reihe von Maßnahmen und Empfehlungen entwickelt, die sowohl in ihrer Umsetzung als auch in der Zuständigkeit ganz verschieden und unter- schiedlich anspruchsvoll und beanspruchend sind.

Nicht nur Quantitäten spielen für die künftigen Veränderungen in diesen Bereichen eine wichtige Rolle. Auch und gerade qualitativen Aspekten kommen – nicht zuletzt den aktuellen gesetzlichen Entwicklungen folgend – beim strukturellen Um- und Ausbau der „Pflegelandschaft“ im Landkreis Donau-Ries eine zentrale Bedeutung zu. Erinnert sei in diesem Kontext nochmals explizit an den Grundsatz „Ambulant vor Stationär“, der ja letztlich einen Paradigmenwechsel einleitete.

Dafür ist es u.a. notwendig, dass der Landkreis eigene Leitlinien für die künftigen Aktivitäten auf dem Gebiet der Seniorenarbeit und Seniorenpolitik entwickelt. Diese haben sozusagen einen „übergeordneten“ Stellenwert und sind zentral und handlungsleitend für alle zukünftigen Aktivitäten in diesen Bereichen. Sie sollen dazu dienen, eine zukunfts-, ziel- und ergebnisorientierte Seniorenarbeit im Landkreis Donau-Ries zu ermöglichen und zu befördern. Insofern sind die Diskussion und Entwicklung dieser Leitlinien explizit Gegenstand politischer Beratungen und auch Beschlussfassungen, also eine Aufgabe, der sich die Politik u. E. bald und intensiv annehmen sollte.

Sicherlich können nicht alle empfohlenen Maßnahmen und Empfehlungen gleich- zeitig begonnen werden. Deshalb schlagen wir vor, eine Prioritätensetzung vorzu- nehmen. Dabei könnte es sich anbieten, die Schwerpunkte zunächst insbesondere

127 C. Zusammenfassende Einschätzung und Ausblick auf diejenigen Handlungsfelder zu legen, die auch in den diversen Workshops und die Untersuchung begleitenden Veranstaltungen eine wichtige, ja eigentlich zentrale Rolle spielten. Es sind dies im Einzelnen speziell die folgenden beiden:

• Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung; • Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit.

Zur Umsetzung sind dann des Weiteren noch die jeweiligen Zuständigkeiten, Zeit- horizonte und eventuell auch entstehende Kosten zu beachten und zu kalkulieren.

Sozusagen „quer“ zu den meisten bzw. vielen der Handlungsfelder verlaufen Problem- und Fragestellungen, die als die Bereiche Fahrmöglichkeiten, Transport, ÖPNV und Öffentlichkeitsarbeit, Information und Vernetzung zu identifizieren sind. Dies ist nicht zuletzt auch den überwiegend ländlichen Strukturen des Landkreises Donau-Ries geschuldet. Es würde sich in diesem Kontext anbieten, die bislang breitge- und verstreuten vielfältigen Informationen in einer Broschüre auf Landkreisebene zu bündeln, um den Interessierten und Suchenden einen raschen Überblick zu vermitteln. Beispielsweise der„Wegweiser und Ratgeber für Senioren und deren Angehörige“ in der Stadt Donauwörth könnte dazu nützliche Anregungen geben. Neben einer in regelmäßigen Abständen (jährlich oder zweijährig) zu überarbeitenden Druckversion, ist dabei auch an einen analogen und praktisch kontinuierlich zu aktualisierenden Internetauftritt zu denken. Dieser könnte beispielsweise beim seit Anfang 2005 bestehenden „Familienportal“ des Landratsamtes angesiedelt sein.

Ein ganz besonderes Spezifikum des Landkreises Donau-Ries ist das aus rund 30 im Palliativ- und Hospizbereich tätigen Einrichtungen und Diensten bestehende Palliative Netzwerk Pallidon, die sich seit Anfang des Jahres 2008 zusammen geschlossen haben. Um eine adäquate Palliativbetreuung und -versorgung sowie die Beratung von Betroffenen, Angehörigen und Pflegenden zu ermöglichen und eine geregelte und koordinierte Überleitung zwischen der stationären und der ambulanten Versorgung sicher zu stellen , ist eine zentrale Koordinationsstelle, die eng mit dem Palliativmedizinischen Netzwerk Donau-Ries zusammenarbeitet, unerlässlich. Diese Funktion wird derzeit durch die Hospizgruppe Donau-Ries e.V. wahrgenommen, ist in der derzeitigen Konstellation aber auf Dauer von dieser Gruppe wohl nicht leistbar. Hinzu kommt, dass mittel- und langfristig die Finanzierung von Pallidon nicht gesichert ist. In Anbetracht der absehbaren demo- graphischen Entwicklung und auch des besonderen Charakters dieses wichtigen und auch funktionsfähigen Netzwerkes im Rahmen des SPGK sollte hier an einer dauerhaften Lösung gearbeitet werden.

128 C. Zusammenfassende Einschätzung und Ausblick

Eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen hängt zweifelsohne nicht nur vom Landkreis und den Trägern sozialer Einrichtungen ab. Vielmehr müssen die Ergebnisse und Maßnahmeempfehlungen nunmehr auch auf der Ebene der 44 kreis- angehörigen Städte und Gemeinden breit diskutiert und umgesetzt werden. Dazu bedarf es natürlich auch der Unterstützung durch den Landkreis, der mit dem SPGK sozusagen die Basis und den Rahmen für die weiteren Aktivitäten liefert. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Fachstelle Pflege- und Behinderten- einrichtungen - Qualitätsentwicklung und Aufsicht (FQA) – der früheren Heimauf- sicht - und der Beratungsstelle für Senioren im Landratsamt Donau-Ries zu.

Dafür ist es in einem ersten Schritt wichtig, die Kommunen, und hier v.a. die Seniorenbeauftragten, die Seniorenbeiräte und Bürgermeisterinnen und Bürger- meister, aber nach Möglichkeit natürlich auch den jeweils gesamten Gemeinderat, über die Inhalte und Ergebnisse des Konzepts breit zu informieren und von der Sinnhaftigkeit der vorgeschlagenen Maßnahmen und Empfehlungen zu überzeugen.

Die Städte und Gemeinden müssen dann mit Unterstützung und in Zusammenarbeit mit dem Landkreis jeweils für sich erarbeiten, wie das Seniorenpolitische Gesamt- konzept, bzw. die darin getroffenen Empfehlungen und Maßnahmen, umgesetzt werden können. Dafür ist es erforderlich, die jeweils spezielle Situation in den Kommunen zu berücksichtigen und die Vorschläge mit Blick auf ihre örtliche Umsetzbarkeit zu überprüfen. Für diese Aktivitäten und Unterstützungsleistungen müssen von Seiten des Landkreises ausreichende personelle Kapazitäten bereitge- stellt werden. Auch lokale Bestandsaufnahmen sind dafür sinnvoll. Dabei sollten stets auch die Bürgerinnen und Bürger, aber auch Vereine, Verbände, Nachbar- schaftshilfen, ehrenamtlich Tätige etc. mit einbezogen werden.

Nicht alle Maßnahmen bedürfen aber einer „individuellen“ gemeindebezogenen Lösung. Vielmehr ist es mitunter sicherlich sinnvoll, dass auch die Städte und Gemeinden sich bei manchen Maßnahmen Kooperationspartner (z.B. Nachbarge- meinden, regionale Verbünde) suchen, mit denen gemeinsame Lösungen gefunden werden können. Regionale Besonderheiten spielen dabei sicherlich eine wichtige Rolle und sollten eine entsprechende Berücksichtigung finden.

Da das Seniorenpolitische Gesamtkonzept für den Landkreis Donau-Ries sozusagen ein „lernendes Konzept“ ist, ist bereits jetzt an ein die Umsetzungen begleitendes Monitoring zu denken. Auch die Ausarbeitung eines Evaluationskonzepts, das die ergriffenen bzw. bereits umgesetzten Maßnahmen und Empfehlungen des SPGK anhand von vorab erarbeiteten und definierten Wirkungszielen und Erfolgskriterien misst, erachten wir als sinnvoll und notwendig. Zu denken ist in diesem Kontext

129 C. Zusammenfassende Einschätzung und Ausblick auch an die Einrichtung einer festen und plural besetzten Arbeitsgruppe, die sich ca. zweimal im Jahr trifft und sich u.a. auch mit diesen Themen und Ergebnissen beschäftigt (Organisation durch und Federführung beim Landratsamt). Weitere Inhalte ihrer Arbeit wären z.B. die Diskussion aktueller – auch gesetzlicher - Entwicklungen und Veränderungen im Bereich der Seniorenarbeit und Senioren- politik und ihre Implikationen für den Landkreis Donau-Ries.

Zu berücksichtigen ist bei Allem, dass das Thema „ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger und ihre Lebenswelten, Betreuung und Pflege etc.“ in Zukunft in (noch) stärkerem Maße auf der gesellschaftspolitischen Agenda stehen wird und muss, was allein schon aus der heute bereits absehbaren künftigen demographischen Entwicklung resultiert. Etwas anders und zugespitzter formuliert: Es ist schon heute ein „Zukunftsthema“ auch im Landkreis Donau-Ries.

130 Anhang A

Anhang A

131 Anhang A

Maßnahmen und Empfehlungen im Überblick

Dieser Anhang beinhaltet nunmehr eine Art „synoptische Zusammenschau“ aller in diesem Bericht vorgestellten Maßnahmen und Empfehlungen zur inhaltlichen Aus- gestaltung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts im Landkreis Donau-Ries. Diese ist inhaltlich geordnet und folgt dem Aufbau des Berichts.

Die Maßnahmen und Empfehlungen haben natürlich ausdrücklich den Charakter von Vorschlägen, wobei die Maßnahmen tendenziell eher in der Umsetzungsmacht des Landkreises liegen. Die Empfehlungen sind primär im Hinblick auf die Kommunen und die anderen Akteure zu sehen. Nichtsdestotrotz gilt, dass eine enge und konstruktive Zusammenarbeit bei der Umsetzung dieser Maßnahmen und Empfeh- lungen generell zwischen allen Akteuren sinnvoll und notwendig ist.

Der Anhang wendet sich an die eilige Leserin bzw. den eiligen Leser, die / der einen raschen Überblick zu den aus der Untersuchung und seinen vielfältigen empirischen Grundlagen und handlungsorientierten Resultaten gewinnen möchte. Dies ersetzt – inhaltlich verstanden – allerdings nicht die Lektüre der einzelnen Kapitel, die die Grundlagen und Ergebnisse im Detail vorstellen und vergleichend analysieren.

132 Anhang A

Handlungsfeld Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner

Entwicklung einer „Checkliste“ zur Erfassung von Städte und Gemeinden, Handlungsbedarfen im öffentlichen Raum, als Grundlage für Behindertenbeauftragter, Ortsbegehungen Bayerische Architektenkammer

Schaffung von barrierefreien/-armen Städte und Gemeinden öffentlichen Gebäuden, Wegen, Plätzen und öffentlichen Einrichtungen. Dies umfasst auch Behindertenparkplätze

Hinwirken auf die nachhaltige Umsetzung von Städte und Gemeinden, „Barrierefreiem Bauen“ bei Gemeindeverwaltungen und Landratsamt, Planer und Planerinnen. Beachtung insbesondere bei Bayerische anstehenden Baumaßnahmen und Umbauten Architektenkammer, Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnraumanpassung e.V.

Unterstützung beim Erhalt bzw. Aufbau von Städte und Gemeinden Nahversorgungsangeboten in den kreisangehörigen Gemeinden und Gemeindeteilen

Hinwirken auf seniorenfreundlichere Einkaufsmöglichkeiten Städte und Gemeinden, im örtlichen Einzelhandel. Anregung von Kundentoiletten bei Einzelhandel, der Baugenehmigung neuer Einkaufsmärkte. Bauamt

Ausbau des Angebots an Fahrtests und Sehtests TÜV, für Senioren Fahrschulen, Kreisverkehrswachten

Aufbau von Alternativen zum ÖPNV, wie Bürgerbusse, Städte und Gemeinden, Rufbusse, ehrenamtliche Fahrdienste Landkreis

Nachhaltiger Einsatz zur Sicherung der Haus- und Kassenärztliche Fachärzteversorgung Vereinigung, Städte und Gemeinden

133 Anhang A

Handlungsfeld Wohnen zu Hause

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner

Ausbau von Wohnberatung und Wohnungsanpassung, Landkreis, Sicherstellung einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit in Form von Städte und Gemeinden, Vorträgen, Praxisbeispielen, Ausstellungen etc. Pflegekassen, Beratungsstellen

Hinwirken auf die Schaffung von barrierefreien Einfamilien- und Städte und Gemeinden Wohnhäusern durch Aufklärung und Beratung der Bauherren und Architekten bei Neubauten. Insbesondere bei Bauanfragen sollte auf das Thema hingewiesen werden

Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit zum Städte und Gemeinden, Angebot „Betreutes Wohnen zu Hause“ Ambulante Dienste, (ggf. trägerübergreifend). Nachbarschaftshilfen Weiterer Aufbau von Angeboten in den kreisangehörigen Gemeinden

Schaffung von barrierefreien Wohnangeboten, möglichst in Städte und Gemeinden, zentraler Lage, in allen Gemeinden Bauträger, in Verbindung von Unterstützungsmöglichkeiten Wohnungs(-bau)gesell- schaften

Unterstützung bestehender Nachbarschaftshilfen und Städte und Gemeinden, Initiativen zur Gründung von Nachbarschaftshilfen Verbände der Freien Wohlfahrtspflege

Ausbau von Fahrdiensten im Landkreis, siehe Vorbild: TaBS, ggf. Vereine, auch in Form eines Bürgerbusses. Institutionen, Verbesserung der Erreichbarkeit von Veranstaltungen etc. durch Anbieter von Hol- und Bringdienste Veranstaltungen, Städte und Gemeinden

Aufbau von offenen Mittagstischen in den Gemeinden. Dies kann Verbände der Freien auch in Zusammenarbeit mit Pflegeeinrichtungen oder in Wohlfahrtspflege, Absprache mit örtlichen Gaststätten erfolgen Gaststätten, Stationäre Einrichtungen

Transparenz der Wohnprojekte wie z.B. Betreutes Wohnen Träger des Betreuten erhöhen. Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit beispielsweise über Wohnens, eine Landkreisbroschüre schaffen Landkreis

134 Anhang A

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner

Unterstützung von Initiativen zur Realisierung alternativer Wohn- Landkreis, und Versorgungsformen. Die Schaffung gemeinschaftlicher Städte und Gemeinden, Wohnprojekte (altersgemischt oder ausschließlich für Seniorinnen Verbände und Träger und Senioren) sind zu befürworten. Der Aufbau und der Freien Wohlfahrts- die Arbeit von Initiativgruppen alternativer Wohnprojekte ist zu pflege unterstützen

Handlungsfeld Präventive Angebote

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner

Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit, z.B. indem alle Angebote in Träger präventiver einer Gemeinde übersichtlich dargestellt werden. Dabei sollten Angebote, durch eine Vernetzung der Akteure künftig Termin- und Städte und Gemeinden, Angebotsabstimmungen berücksichtigt werden. Durchführung von Landkreis Informationstagen zur Prävention, auf Landkreis- oder Gemeindeebene

Stärkung der präventiven Angebote im Rahmen der Anbieter der Offenen Offenen Seniorenarbeit Seniorenarbeit

Verstärkung der Angebote zur Sturzprävention, insbesondere bei Kranken- und Hochbetagten und mobilitätseingeschränkten Personen, die zu Pflegekassen Hause leben. Bei Bedarf ist ein Hol- und Bringdienst aufzubauen

Ausbau der präventiven Angebote innerhalb der Verwaltungs- Städte und Gemeinden gemeinschaften, um auch kleinere Gemeinden des Landkreises zu versorgen

135 Anhang A

Handlungsfeld Gesellschaftliche Teilhabe

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner

Bestellung von Seniorenvertretungen in allen Gemeinden Städte und Gemeinden

Moderation der Seniorenvertretungen und evtl. Initiierung einer Landkreis landkreiszentralen Seniorenvertretung

Träger der Unterstützung der „traditionellen“ Angebote, z.B. bei der Einrichtungen, Öffentlichkeitsarbeit, Raumsuche, Materialien Städte und Gemeinden

Landkreis, Förderung von „neuen“ Angeboten der gesellschaftlichen Teilhabe, Städte und Gemeinden z.B. durch Expertenworkshops Träger der Einrichtungen

Städte und Gemeinden, „Zugängliche“ Gestaltung bestehender Angebote für Wohlfahrtsverbände, die Gruppe der Hochbetagten, z.B. durch gezielte Freie Träger, Hol- und Bringdienste Veranstalter

Prüfen, ob in den Gemeinden ausreichend generationsübergreifende Orte der Begegnung Städte und Gemeinden zur Verfügung stehen. Auf- und Ausbau

Weitere Angebote zur Seniorenbildung schaffen, Landkreis z.B. im Rahmen der Initiative „Lernender Landkreis“

Handlungsfeld Bürgerschaftliches Engagement

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner Anerkennungskultur für bürgerschaftlich Engagierte fördern (z.B. Städte und Gemeinden, Finanzierung von Fortbildungen, Ausflügen, jährlichen Landkreis, Einladungen durch die Gemeinden) Einrichtungen, Träger von Angeboten

Aufbau von Ehrenamtsbörsen auf Gemeindeebene Städte und Gemeinden, Träger von Angeboten

Berichte über Aktivitäten bürgerschaftlichen Engagements laufend Städte und Gemeinden, in Printmedien und im Internet veröffentlichen Träger von Angeboten

Professionelle Unterstützung von ehrenamtlich Tätigen. Dies Träger von Angeboten, umfasst auch Anleitung, Begleitung und Fortbildung bzw. Landkreis Schulung

136 Anhang A

Handlungsfeld Unterstützung pflegender Angehöriger

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner Gezielte Öffentlichkeitsarbeit für Kranken- und pflegende Angehörige zu bestehenden Entlastungsangeboten, z.B. Pflegekassen, durch Flyer, Internetportal. Dies kann auch im Rahmen einer Kampagne erfolgen Ambulante Dienste, Seniorenberatung

Aufbau weiterer Betreuungsgruppen und Helferkreise in den Ambulante Dienste, Gemeinden, in denen Stationäre bisher keine Angebote vorhanden sind Einrichtungen, Verbände der Wohlfahrtspflege, Beratungsstellen, Gemeinden

Sensibilisierung für das Thema „Pflegende Angehörige“ in Landkreis, Betrieben Betriebe

Gezielte Beratung zu Entlastungsmöglichkeiten Ambulante Dienste im Rahmen der Pflegebesuche von ambulanten Diensten. Stärkung der Ärzte in ihrer Rolle als Ratgeber für Betroffene und Ärzte, pflegende Angehörige durch Einbindung in die Seniorenarbeit, z.B. Verbände der durch Vernetzung, Vorhaltung und Weitergabe von Informationen Wohlfahrtspflege, zu den vorhandenen unterstützenden Angeboten Ambulante Dienste, Stationäre Einrichtungen, Offene Seniorenarbeit

Handlungsfeld Besondere Zielgruppen

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner

Weiterer Ausbau von ortsnahen gerontopsychiatrischen Städte und Gemeinden, Betreuungsangeboten Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände

Ortsnahe Versorgung von Menschen mit Behinderungen bei Städte und Gemeinden, Planungen, Umbauten etc. mit berücksichtigen Träger, Behindertenverbände

Sicherstellung der Pflege und Betreuung (ambulant und stationär) Kranken- und von Menschen mit Behinderung, die alt Pflegekassen, und / oder pflegebedürftig werden Bezirk Schwaben, Wohlfahrtsverbände

137 Anhang A

Handlungsfeld Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit

Maßnahmen / Empfehlungen Ansprechpartner

Aufbau von Ansprechpartnern in allen Gemeinden, z.B. durch die Städte und Gemeinden, Benennung von Seniorenbeauftragten, soweit noch nicht Landkreis vorhanden. Unterstützung und Vernetzung der Aktivitäten der Ansprechpartner durch das Landratsamt

Gewährleistung einer kostenlosen Mitteilungsmöglichkeit für Städte und Gemeinden Belange der örtlichen Seniorenarbeit, z.B. im gemeindlichen Mitteilungsblatt oder der Homepage

Kommunikation von Adressen und Ansprechpartnern, Diensten Städte und Gemeinden und Einrichtungen auf der Ebene der Gemeinden in Form von örtlichen Ratgebern sowohl im Internet als auch als Printmedium

Ausbau des „Familienportals“ um die Zielgruppe Senioren Landkreis, Träger der Projekte, insbes. der Beratungsstellen

Veröffentlichung einer landkreisweiten Informationsbroschüre für Landkreis, seniorenspezifische Belange Träger der Projekte, insbes. der Beratungsstellen

Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Älter werden im Landkreis“ in Landkreis, Form von Artikeln in Zeitungen, Veranstaltungen (Kampagne) Städte und Gemeinden, Soziale Einrichtungen, Printmedien

Gezielt Angehörige und Hausärzte als „Zielgruppe“ ansprechen, Beratungsstellen weil diese häufig um Rat gefragt werden

138 Anhang A

Handlungsfeld Steuerng, Kooperation, Koordination und Vernetzung

Empfehlungen/ Maßnahmen Ansprechpartner

Regelmäßiger Austausch der Akteure im Seniorenbereich auf Städte und Gemeinden Gemeindeebene zur Abstimmung der lokalen Seniorenarbeit (evtl. auf Einladung der Seniorenbeauftragten/-beiräte) – Vorbild z.B. „Runder Tisch – Nördlingen“

Gründung trägerübergreifender Netzwerke mit dem Ziel Soziale Einrichtungen gemeinsamer Fortbildung, gegenseitiger Information, terminlicher Abstimmung usw. Vorbild ist das Netzwerk Pallidon. Die Netzwerke können lokal oder überregional bezogen sein

Fallorientierte Vernetzung (Case Management) im Landkreis Landkreis, fördern. Ressourcen (v.a. Arbeitszeit) ist den Beteiligten zur Soziale Einrichtungen Verfügung zu stellen. Der Landkreis könnte unterstützend aktiv werden, in dem er eine Informationsveranstaltung zum Thema für alle sozialen Anbieter organisiert

Aufbau und Integration eines lokalen Bündnisses für die „Älteren Landkreis, Generationen“ als weiteres Handlungsfeld des „Bündnisses für Städte und Gemeinden, Familie“. Dabei sind Doppelstrukturen zu vermeiden. Soziale Einrichtungen Informationsveranstaltungen und Treffen auf Landkreis- und lokaler Ebene sollen Zielvorgaben und Wünsche der Beteiligten ermitteln

Unterstützung und Weiterführung des Quartiermanagements. Landkreis, Einbringen „seniorenspezifischer“ Themen. Weitertragen des Städte und Gemeinden, Erfahrungswissen auch in andere Gemeinden Quartiersmanager des Programms „Soziale Stadt“

139 Anhang A

Handlungsfeld Hospiz- und Palliativversorgung

Empfehlungen/ Maßnahmen Ansprechpartner

Weiterentwicklung der Sterbebegleitung und der Palliativpflege in Träger, den Pflegeeinrichtungen und bei den ambulanten Diensten durch Hospizvereine, Fortbildung des Pflegepersonals Fachschulen für Alten- und Krankenpflege

Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zur Verstetigung des Hospiz- und Landkreis, Palliativgedankens, um die Bekanntheit und Akzeptanz in der Träger sozialer Gesellschaft zu erhöhen Einrichtungen, Hospizdienst, Pallidon, Palliativstation

Weitere Sicherung des Fortbestandes des Netzwerkes Pallidon; Landkreis, Überprüfung der Finanzierungsmöglichkeiten einer Kranken- und Koordinationsstelle für das Netzwerk Pallidon Pflegekassen, Ärzte, Klinik, Träger ambulanter und Stationärer Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände Netzwerk Pallidon, Hospizdienst

Weiterentwicklung des Netzwerkes Pallidon hin zu Palliative-Care- Kranken- und Teams (Ärzte, Pflegedienste und Pflegekassen, -kräfte, Apotheken, Therapeuten, Seelsorger, Ehrenamtliche, Ärzte, Hospizdienste, Krankenhäuser etc.) Klinik,

Träger ambulanter und Stationärer Einrichtungen, Wohlfahrtsverbände, Kommunen, Fachberatungsstellen Netzwerk Pallidon, Hospizdienst

140 Anhang B

Anhang B

141 Anhang B

Best-practice-Beispiele für die Handlungsfelder Handlungsfeld: Integrierte Orts- und Entwicklungsplanung Praxisbeispiele Bürgerbus Bürgerbus Schrobenhausen: Der Bürgerbus ist ein Instr ument www.schrobenhausen-lagfa-bayern.de im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Bürgerbus Chiemsee: Der Bürgerbus wird (teilweise) Chiemseearbeitskreis Verkehr von ehren-amtlichen www.chiemseeagenda.de Bürgerinnen und Bürgern gesteuert. Ziel: Die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger zu fördern bzw. zu erhöhen.

Dorfläden Beispiele: Fehlende Ve rsorgungs - Dorfladen 86709 Woferstadt möglichkeiten in kleineren ländlichen Gemeinden verringern Dorfladen 83559 Mittergars die Lebensqualität, vor allem für Menschen, die nicht über ein Dorfladen 84437 Ramsau Auto verfügen bzw. nicht (mehr) selbst fahren können. Mit dem Dorfladen Allgäu Verlust von Kommunikations- Pilotprojekt Niederrieden orten im Dorf wie Läden, Post- Detlef Jarosch Unterallgäu Aktiv GmbH und Bankfilialen gehen zudem Kneippstr. 2; 86825 Bad Wörishofen wichtige soziale Bindungen Tel: 08247/99890-10 verloren. Dorfläden schließen eine Lücke, die der Einzelhandel Biberbach, Landkreis Augsburg hinterlassen hat. Neben einem www.landfrauenvereinigung.de/dorflade typischen Supermarkt-Sortiment n.html werden teilweise zusätzliche Dienstleistungen angeboten. Dorfladen Utzenhofen – eine Initiative Utzenhofener Frauen Tel: 09625/1797 www.dle-regensburg.bayern. de/information/infomaterial/ beschreibung/dorfladen.html KOMM -IN GmbH www.komm -in.de/ Verschiedene Dienstleistu ngen und Produkte der Maulbronner Standorte in Baden-Württemberg Nahversorgung werden unter Straße 26 einem Dach direkt vor Ort 75447 angeboten und damit langfristig Sternenfels erhalten. Bank, Post, Tel: 07045/970- kommunale Dienste, 1250 Krankenkasse, Fax: 07045/970- Energieversorgung und 1255 Tageszeitung können in einem info@komm- Dienstleistungszentrum in.de oder Markt genauso angeboten werden wie Waren und Produkte des täglichen Bedarfs.

142 Anhang B

Mitfahrbörse Mitfahrbörse in der Gemeinde Put zbrunn Kostenfreie Mitfahrbörse im im Landkreis München Internet für Alt und Jung

www.mifaz.de/putzbrunn/

Handlungsfeld: Wohnen zu Hause

Praxisbeispiele

Der Hof - Beratung für Interessierte und Gemeinschaftliche Wohnprojekte Alt und Projektgruppen Nordbayern Wohnprojekte. Beratung für Jung Interessierte und Wohnberatung im Projektgruppen Ökozentrum Gerda Zeus

Tel: 0911/288220 Fax: 0911/288226 oekozentrum- nuernberg@t- online.de

„Präventionsorientie rt www.familienpflege -altenpflegewerk.de Gegenüber vergleichbaren e und haushalts- Projekten zeichnet sich der unterstützende Ansatz des „Katholischen Dienste für ältere Alten- und Menschen und Familienpflegewerks“ durch Bedürftige“ die Verbindung von hauswirtschaftlicher Stiftung Katholisches Unterstützung und Familien- und präventiven Maßnahmen Altenpflegewerk sowie durch den München kombinierten Einsatz von Mitterfeldstraße 20 Laienkräften und 80689 München professionellen Kräften in Tel: 089/58091-0 diesem Bereich aus.

143 Anhang B

Handlungsfeld : Präventive Angebote

Praxisbeispiele

Sport mit Hochbeta gten Seniorenbeauftragter der Stadt Motorisches Training mit dem Rödental Ziel der Sturzprophylaxe für Dr. Hasselkus Hochbetagte durch geschulte ehrenamtliche Helferinnen Rathausplatz 1 und Helfer. Durch die 96472 Rödental Aufrechterhaltung der Tel: 09563/9612 physischen Konstitution soll Fax: 09563/9610 ein Verbleiben in der eigenen [email protected] Wohnung ermöglicht werden.

Mobilitätverbesserung und Ansprechpartner: Ziel: Durch präventive Sturzprävention bei zu Ulrich Rissmann Maßnahmen einem Hause lebenden hilfs- und Robert-Bosch-Krankenhaus fortschreitenden pflegebedürftigen Älteren Zollernring 26 Funktionsverlust älterer 89073 Ulm Menschen entgegenzuwirken und ein Verbleiben in der www.aktivinjedemalter.de eigenen Wohnung zu ermöglichen.

Handlungsfeld: Gesellschaftliche Teilhabe

Praxisbeispiel

Die Nachbarschaft Modellp rojekt „jung für alt“: Mit dem Projekt werden die Westermühlbach e.V. helfen und voneinander lernen Themen bürgerschaftliches Engagement und innovative Kapuzinerstrasse 35 www.westermuehlbach.de Dienstleistungsangebote für 80469 München ältere Menschen miteinander Tel: 089/2014144 Download des Zwischenberichtes gewinnbringend in Fax: 089/20900522 unter: Verbindung gesetzt. Schüler [email protected] www.aufschwungalt.de/04/ unterstützen durch kleine jungfueralt.php5 Besorgungen bzw. Hilfeleistungen ältere, meist alleinlebende Menschen.

Gefördert vom Freistaat Bayern. Laufzeit des Modellprojekts (September 2006 – September 2008).

144 Anhang B

Ehrenamtsbörse www.landkreis -deggendorf.de Eine Plattform i m Inte rnet, Deggendorf auf der Engagierte ihre ehrenamtliche Tätigkeit Kontaktstelle "Treffpunkt anbieten und Vereine, Ehrenamt" Organisationen und Landratsamt Deggendorf Privatpersonen Ehrenamtliche suchen können. Herrenstraße 18 94469 Deggendorf Tel: 0991/3100251 Fax: 0991/310041255 Ehrenamt@lra- deg.bayern.de

Handlungsfeld: Bürgerschaftliches Engagement von und für ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger

Praxisbeispiele

„Erfahrungswissen für www.iska - Aufgrund der positiven Initiativen“ (EFI) nuernberg.de/landesnetzwerk/ Erfahrungen führt die index.htm Bayerische Staatsregierung Landesnetzwerk nach Beendigung der Bürgerschaftliches Bundesmodellförderung das Engagement Bayern Programm auf Landesebene fort. In derzeit sieben Herr Dr. Röbke Anlaufstellen (Ingolstadt, Gostenhofer Hauptstr. Starnberg, Regensburg, 61 Nürnberg, Fürth, Augsburg 90443 Nürnberg und ) werden Tel: 0911/27299835 Seniortrainerinnen und Seniortrainer ausgebildet, die ihr Erfahrungswissen für das Gemeinwesen einbringen. Kulturführerschein® www. ebw -muenchen.de Fortbildungsprojekt für in Bayern freiwillig Engagierte. Der Kurs Konzeption und vermittelt Qualifikationen, um Koordination: Kulturgruppen aufzubauen. Evangelisches Der Kulturführerschein® Bildungswerk kann an verschiedenen Orten München in Bayern erworben werden.

Herzog-Wilhelm-Str. 24 80331 München Tel: 089/552580-0 Fax: 089/5501940

145 Anhang B

ZAB e.V. www.zab -ev.de Freizeitprogramm. Zusammen aktiv "Z" - zusammen bleiben – Verein für Brücken schlagen zwischen Freizeit, Soziales und Jungen und Alten, Gesunden Gesundheit und Kranken. "A" - aktiv Rumfordstr. 21a Rgb. breites Freizeitangebot 80469 München unterstützt die Aktivität des Tel: 089/299920 Körpers, des Geistes und das Fax: 089/2283874 Wohlbefinden der Seele. "B" – bleiben soziale Komponente.

Handlungsfeld: Unterstützung pflegender Angehöriger

Praxisbeispiele

Betreuungsgru ppen und Förderanträge unter: Stundenweise Entlastung in ehrenamtliche Helferkreise www.zbfs.bayern.de Gruppen oder der eigenen Häuslichkeit. Bayerisches Weitere Informationen zu den Staatsministerium für Fördervoraussetzungen: Arbeit und Sozialordnung, www.stmas.bayern.de/pflege/ Familie und Frauen rechtsgrundlagen/grds0307.pdf

Winzererstraße 9 Liste der Betreuungsgruppen und 80797 München ehrenamtlichen Helferkreise in Tel: 089/1261-01 Bayern unter: Fax: 089/1261-1122 www.arbeitsministerium.bayern.de [email protected]. /pflege/ambulant/angehoerige.htm de #niedrigschwellig Fachstellen für pflegende Liste der Fachst ellen für pfl egende Gefördert vom Freistaat Angehörige Angehörige in Bayern: Bayern im Rahmen des www.stmas.bayern.de/pflege/ "Bayerischen Netzwerks Bayerisches ambulant/ang-fachst.htm Pflege" seit 1998. Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen

Winzererstraße 9 80797 München Tel: 089/1261-01 Fax: 089/1261-1122 [email protected]. de

146 Anhang B

Handlungsfeld: Angebote für besondere Zielgruppen

Praxisbeispiele und Literatur

Modellprojekt: Abschlussbericht unter: Aufbau eines Verbund - „Demenz-HelferInnen – www.stmas.bayern.de/pflege/mod systems zur Koordinierung Aufbau eines Verbund- ell-pfl-ergaenz-0406.pdf von Helferschulungen, systems zur Koordinierung Vermittlung und Einsatz von Helferschulungen, www.agm-online.de ehrenamtlicher Helfer im Vermittlung und Einsatz Rahmen niedrigschwelliger ehrenamtlicher Helfer für Angebote nach dem die Modellregion München“ Pflegeleistungs- Ergänzungsgesetzes für die Alzheimer Gesellschaft Modellregion München. München e.V. Modellprojekt: Abschlussbericht unter: Vernetzung und Ergä nzung „Hilfe vor Ort“ www.stmas.bayern.de/pflege/mod der gerontopsychiatrischen ell-pfl-ergaenz-0406.pdf Institutionen, Professionen PIA e.V. München und Ressourcen in www.pia-ev.de Verbindung mit moderner Kommunikationstechnologie , um der Zielgruppe den Verbleib in der gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Förderung im Rahmen des Pflegeleistungs- Ergänzungsgesetzes. Modellprojekt: KLAR Abschlussbericht liegt noch nicht Älter werden in der Kreative Lösungen im vor gewohnten Umgebung ländlichen Raum ermöglichen. Vorschläge www.kreative-loesungen-im- werden konkretisiert, die es alter.de Kommunen ermöglichen, die Verantwortung für hochbetagte und demente ältere Menschen selbst zu übernehmen. Wird im Rahmen des Pflegeleistungs- Ergänzungsgesetzes gefördert. Modellprojekt: Abschluss bericht unter: Erhalt der eigenen „Senioren zu Hause – www.stmas.bayern.de/pflege/mod Häuslichkeit von Netzwerke im Landkreis ell-pfl-ergaenz-0406.pdf pflegebedürftigen, Straubing-Bogen insbesondere insbesondere für Menschen www.caritas-straubing.de demenzkranken Menschen mit Demenz“ im ländlichen Raum durch Vernetzung und Caritasverband Straubing- Information. Förderung im Bogen e.V. Rahmen des Pflegeleistungs- Ergänzungsgesetzes.

147 Anhang B

Modellprojekt: Abschlussbe richt unter: Schaffung eines „Verbund „Zentrale Verbundstelle im www.stmas.bayern.de/pflege/mod Services“ in der ländlichen Landkreis Weißenburg- ell-pfl-ergaenz-0406.pdf Region, in dem Pflege- und Gunzenhausen zur Versorgungsangebote Vernetzung ambulanter, verschiedener Träger teilstationärer und gebündelt, verknüpft und stationärer Einrichtungen“ erweitert werden; neue Versorgungsstrukturen für Evangelischer psychisch erkrankte ältere Krankenverein Menschen. Förderung im Gunzenhausen e.V. Rahmen des Pflegeleistungs- Ergänzungsgesetzes.

Handlungsfeld: Beratung, Information und Öffentlichkeitsarbeit

Praxisbeispiele

Kommunale Germeringer Insel Anlauf - und Beratung sstelle Anlauf- und Verein zur Koordination sozialer für alle ratsuchenden Beratungsstellen Aufgaben in Germering e.V. Bürgerinnen und Bürger in Germering Planegger Straße 9 82110 Germering Tel. 089/840 53 58 Fax: 089/840 49 20 [email protected] www.germeringerinsel.de

Sozialnetz Würmtal-Insel Information - Beratung – Pasinger Str. 13 Vermittlung, 82152 Planegg Vernetzung und Tel: 089/89329740 Koordination Fax: 089/89546958 von sozialen Angeboten im [email protected] Würmtal www.wuermtal-insel.de

Fachstelle häusliche Versorgung Landeshauptstadt München Sozialreferat Fachstellen bieten Beratung Orleansplatz 11 für alle, die Hilfe zu Hause 81667 München brauchen, dezentral in den Tel: 089/233 25757 Sozialbürgerhäusern www.muenchen.de/Rathaus/soz/s ozialesicherung/altenhilfe/fhv/102 701/index.html

148 Anhang B

Sozialdatenbank Sozialportal für den Landkreis Informationen über sozi ale Ostallgäu Angebote, interaktive www.sozialportal-ostallgaeu.de/ Suchoptionen und Darstellung in thematischen Interaktive Karten: Karten www.sozialportal- ostallgaeu.de/index.php?id=4643

Handlungsfeld: Steuerung, Kooperationen und Vernetzung

Praxisbeispiele

„Sektorenübergreife nde www.sic -augsburg.de Aufbau einer lückenlosen Kooperation und Versorgungskette für Vernetzung“ Abschlussbericht: geriatrische Patienten durch www.stmas.bayern.de/pflege/mod die Verbesserung der ell-sektoruebergr.pdf Kommunikation und Kooperation der beteiligten Institutionen und Professionen. Gefördert von Bund und Freistaat. Laufzeit von 2000 bis 2006.

Handlungsfeld: Hospizdienste und Palliativversorgung

Praxisbeispiele

Bayerischer Hospizve rband www.bayerischer - Landesvertretung der e. V. hospizverband.de Hospizvereine und -institutionen in Bayern. Postfach 11 53 84495 Altötting Tel. 08671/9849-550 Fax 08671/9849-551 info@bayerischer- hospizverband.de Bayerische Sti ftung Hospiz www.bayerische -stiftung -hospiz.de Vera nkerung der Hospi zidee in der Gesellschaft, Aus-, Hegelstraße 2 Auf der Homepage sind Adressen Fort- und Weiterbildung in 95447 Bayreuth von Hospizvereinen, der Betreuung Tel: 0921/605-3350 Palliativstationen, stationären Schwerstkranker und Fax: 0921/605-3902 Hospizen und Hospizakademien, Sterbender Tätigen sowie info@bayerische-stiftung- sowie Dokumentationen von Forschung im ethischen, hospiz.de Fachtagungen, Abschlussberichte sozialwissenschaftlichen, von Projekten zu finden. palliativmedizinischen und pflegerischen Bereich und deren Umsetzung.

149 Anhang B

DGP (Deutsche Gesellschaft www.dgpalliativmedizin.de Landesvertretung der für Palliativmedizin) Bayern palliativmedizinischen Einrichtungen in Bayern

Handlungsfeld: Betreuung und Pflege

Praxisbeispiele

Betreutes Wohnen zu www.sozialdienst -germering.de Das Modellprojekt wurde von Hause 2002 bis 2004 vom Bayerischen Projekt: SIMBA Sicher Staatsministerium für Arbeit im Alter – betreut zu und Sozialordnung, Familie Hause und Frauen gefördert.

Sozialdienst Germering Betreutes Wohnen zu Hause e.V. sichert älteren Menschen ein Planegger Str. 9/III höchstmögliches Maß an Tel: 089/844845 eigenständiger Lebensführung Fax: 089/8404728 in ihrer Wohnung durch info@sozialdienst- individuell angepasste germering.de Unterstützungsleistungen und die Integration von bürgerschaftlichem Engagement. Um die Projektidee flächendeckend zu implementieren, werden aktuell weitere Modelle im Bereich „Betreutes Wohnen zu Hause“ vom Sozialministerium gefördert.

150 Anhang B

Modellprojek te Rothenfußer Wohngemeinschaft Der Freistaat fördert die Wohngemeinschaften München Entwicklung von für verwirrte ältere www.carpediem- Wohngemeinschaften für seelisch behinderte muechen.de/Wohngemeinschaften verwirrte ältere seelisch Menschen .html behinderte Menschen als alternative Wohnform zu Abschlussbericht: einem Leben im www.stmas.bayern.de/pflege/amb Altenpflegeheim. ulant/wg.htm

Haus Luise von Marillac Ambulante Wohngemeinschaften für Demenzbetroffene Kleinostheim www.augustinus.de/bwo/dcms/sit es/bistum/pfarreien/homepages/p fr/kleinostheim/soz_einrichtungen /Wohngemeinschaft.html

Zwischenbericht: www.stmas.bayern.de/pflege/mod ell-pfl-ergaenzung.pdf SOPHIA - www.sophia -tv.de SOPHIA nutzt modernste Zu hause leben. Mit Kommunikations- und Sicherheit. Sicherheitstechnik. Senioren werden via Fernsehgerät virtuell betreut, ihre häusliche Sicherheit wird mit Hilfe eines Notruf-Armbandes gewährleistet.

151 Anhang B

152 Anhang C

Anhang C

153 Anhang C

Adressliste der Leistungsanbieter im Landkreis Donau-Ries

Stationäre Pflegeeinrichtungen

BRK-Zentrum am Mangoldfelsen Altenheim St. Vinzenz Jennisgasse 7 Hintere Reimlinger Gasse 6 86609 Donauwörth 86720 Nördlingen Telefon 0906 70682-0 Telefon 09081 808-0

Bürgerspital Bürgerheim der Vereinigten Wohltätigkeitsstiftung Spitalstraße 2 – 8 Eugene-Shoemaker-Straße 2 86609 Donauwörth 86720 Nördlingen Telefon 0906 789-250 Telefon 09081 2591-0

Diakoniestation Seniorenwohnanlage Oettingen Schulstraße 9 Lange-Mauer-Straße 4 86655 Harburg (Schwaben) 86732 Telefon 09080 91910 Telefon 09082 703-0

Schloß Hochaltingen - Donau-Ries-Seniorenheim Haus St. Marien Monheim Schloßstraße 4 Donauwörther Straße 40 86742 Fremdingen 86653 Monheim Telefon 09086 9696-0 Telefon 09091 5097-0

AWO Seniorenheim Fürstin-Wilhelmine Alten- Friedrich-Bauer-Weg 6 und Pflegeheim Hauptstraße 83 86690 Mertingen 86757 Wallerstein Telefon 09078 9122-0 Telefon 09081 7081

Donau-Ries-Seniorenheim Rain Donau-Ries-Seniorenheim Vinzenz-Lachner-Straße 28 - 30 Wemding 86641 Rain Häutbachgasse 2 Telefon 09090 9595-0 86650 Wemding Telefon 09092 9677-0

154 Anhang C

Ambulante Dienste

Diakoniestation Mittleres Ries Sozialstation St. Vinzenz Kirchstraße 3 Salvatorgäßchen 2 86738 Deiningen 86720 Nördlingen Telefon 09081 9933 Telefon 09081 257323

BRK Ambulanter Sozialdienst Diakoniestation Oettingen Donauwörth Gunzenhausener Straße 1 Jennisgasse 7 86732 Oettingen in Bayern 86609 Donauwörth Telefon 09082 8018 Telefon 0906 70682170 Sozialstation Rain gGmbH Caritas-Sozialstation Donauwörth Preußenallee 2 Reichsstraße 52 86641 Rain 86609 Donauwörth Telefon 09090 1330 Telefon 0906 143381 Caritas-Sozialstation Wemding

Evang. Diakonieverein Forellstraße 5 Donauwörth e.V. 86650 Wemding Heilig-Kreuz-Straße 13 Telefon 09092 200 86609 Donauwörth Telefon 0906 22302

Diakonieverein Harburg Schulstraße 9 86655 Harburg (Schwaben) Telefon 09080 91910

Caritas-Sozialstation Monheim Donauwörther Straße 60 86653 Monheim Telefon 09091 2010

Diakonieverein Nördlingen Bgm.-Reiger-Straße 38 86720 Nördlingen Telefon 09081 801033

155 Anhang C

Wohlfahrtsverbände und Träger sozialer Einrichtungen

Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Lebenshilfe Donau-Ries e.V. Donau-Ries Baldinger Straße 41 Benno-Benedicter-Straße 45 86720 Nördlingen 86609 Donauwörth Telefon 09081 29014-0 Telefon 0906 1783

Bayerisches Rotes Kreuz Kreisverband Nordschwaben Jennisgasse 7 86609 Donauwörth Telefon 0906 70682-0

Caritasverband für den Landkreis Donau-Ries e. V. Zehenthof 2 86609 Donauwörth Telefon 0906 705956-50

Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime gKU Neudegger Allee 6 86609 Donauwörth Telefon 0906 782-1101

Johanniter Unfallhilfe Regionalverband Nordschwaben Pestalozzistraße 2 86609 Donauwörth Telefon 0906 19214

Behindertenwerk St. Johannes Schloßstraße 8 86688 Marxheim Telefon 09097 809-0

156 Anhang D

Anhang D

157 Anhang D

Implikationen für die Pflege aus gesetzlichen Weiterentwicklungen

Mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz und dem Pflege- und Wohnqualitäts- 18 gesetz haben sich eine Reihe von grundlegenden Verbesserungen ergeben, die sich in der Zukunft entscheidend auf die Belegung stationärer Pflegeplätze und den Verbleib im häuslichen Umfeld bei Pflege- und Betreuungsbedürftigkeit auswirken dürften. Es sind dies:

• Zukünftiger Aufbau von Pflegestützpunkten und einer Pflegeberatung (§§ 7 und 7 a SGB XI) entsprechend den aktuellen Vorgaben des Bayerischen Sozialministeriums;

• Verbesserung des Verfahrens für die Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen (§ 31 SGB XI);

• Anhebung der Leistungen für die häusliche Pflegehilfe und Pflegegeld (§§ 36 und 37 SGB XI);

• Übernahme zusätzlicher Leistungen für teilstationäre Pflege, d.h. Tagespflege, die nur teilweise auf die Leistungen für die häusliche Pflegehilfe und das Pflegegeld angerechnet werden (§ 41 SGB XI);

• Erhöhung der Sätze für Kurzzeitpflege (§ 42 SGB XI);

• Zusätzliche Betreuungsleistungen für Personen mit erheblichen Einschränkungen der Alltagskompetenz in Höhe von 100.- bis 200.- € pro Monat (§§ 45 a, b SGB XI); dies gilt zusätzlich für Personen, welche den Anforderungen der Pflegestufe 1 nicht ganz genügen, entsprechend der „Pflegestufe 0“;

• Zusätzliche Betreuungsleistungen auch im stationären Bereich (§ 87 b SGB XI) für die gleiche Personengruppe wie unter den §§ 45 a, b SGB XI, allerdings mit anderer Finanzierung. Für jeweils 25 entsprechend vom MDK eingestufte Bewohner wird von den Pflegekassen die Finanzierung einer Personalstelle übernommen, die nicht den Pflegesatz belastet);

18 Gesetz zur Regelung der Pflege-, Betreuungs- und Wohnqualität im Alter und bei Behinderung - Pflege- und Wohnqualitätsgesetz – PfleWoqG. Er trat am 01.08.2008 in Kraft.

158 Anhang D

• Besondere Förderung ehrenamtlicher Strukturen (§ 45 d SGB XI);

• Pflegezeitgesetz (Art. 3 SGB XI, PflegeZG), in dem ein Anspruch auf kurzzeitige Freistellung an bis zu zehn Arbeitstagen für Arbeitnehmer zur Betreuung und Pflege naher Angehöriger sowie für eine Pflegezeit bis zu sechs Monaten (mit Kündigungsschutz aber ohne Anspruch auf Entgeltfort- zahlung) festgeschrieben wurde;

• Schaffung der Rechtsgrundlagen für ambulant betreute Wohngemeinschaften (PfleWoqG).

Die Diskussion um eine Erweiterung des Pflegebegriffs hat bereits vor längerer Zeit begonnen. Der Pflegebegriff soll von seiner engen und stark auf die somatische Pflege ausgerichteten Definition durch zusätzliche Elemente der Betreuung ausgeweitet werden, um die gegenwärtig unbefriedigende Berücksichtigung der Bedürfnisse vor allem demenzkranker Personen zu verbessern. Genaue zeitliche Perspektiven lassen sich noch nicht absehen, doch soll nach allen bislang vorliegenden Informationen mittelfristig von der Einführung eines erweiterten 19 Pflegebegriffs ausgegangen werden . Durch diese Leistungsverbesserungen dürfte sich die häusliche Pflege künftig verstärken, womit dem Grundsatz des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts „Ambulant vor Stationär“ in deutlicherem Ausmaß als bisher Rechnung getragen würde.

19 Vgl. dazu Bundesministerium für Gesundheit (Hrsg.), Umsetzungsbericht des Beirats zur Überprüfung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs, Berlin, Mai 2009.

159 Anhang D

160 Anhang E

Anhang E

161 Anhang E

Einteilung der Gemeinden nach Gemeindegröße / Einwohner (Clusterbildung)

Für eine differenzierte Betrachtung und zur besseren Vergleichbarkeit wurden die kreisangehörigen Gemeinden in Größenklassen - so genannte „Gemeindecluster“ – aufgeteilt. Bezogen auf ihre Funktionen nach dem Landesentwicklungsprogramm 20 Bayern erscheint eine Aufteilung in vier Gruppen sinnvoll :

Abk. Beschreibung Gemeinden

(Einwohnerzahl - Stand 31.12.2009)

Cluster I GKST Nördlingen (18.990) - Die beiden Großen Kreisstädte Donauwörth (18.166)

Cluster II ST Rain (8.507) – Wemding (5.601) – Die fünf Städte im Landkreis Harburg (5.495) – Oettingen (5.055) – Monheim (4.898) Cluster III MG Kaisheim (4.318) - Asbach-Bäumenheim Märkte und „mittlere Gemeinden“ (4.284) – Tapfheim (4.015) – Mertingen zwischen 2.000 und ca. 4.500 Einwohnern (3.738) – Marxheim (2.556) – Möttingen (2.478) - Wallerstein (3.413) – Obern- dorf (2.379) - Fremdingen (2.104)

20 Die Einteilung wurde in Anlehnung an das Landesentwicklungsprogramm Bayern vorgenommen. Die Grenzen der Gruppenbildung sind natürlich fließend, d.h. an den Schnittstellen kann – abhängig von Struktur und Funktion der Gemeinde – auch ein Vergleich mit der nächsthöheren /-niedrigeren Kategorie sinnvoll sein.

162 Anhang E

Cluster IV KG Deiningen (2.077) – Munningen (1.773) „Kleine Gemeinden“ bis zu ca. – Alerheim (1.676) – Huisheim (1.629) – 2.000 Einwohnern Mönchsdeggingen (1.378) – Buchdorf (1.615) – Hainsfarth (1.460) – Wechingen (1.378) – Niederschönenfeld (1.372) – Fünfstetten (1.339) – Marktoffingen (1.319) – Reimlingen (1.374) – Maihingen (1.236) – Genderkingen (1.165) – Holzheim (1.119) – Ederheim (1.127) – Auhausen (1.045) – Wolferstadt (1.114) – Tagmersheim (1.044) – Münster (1.023) – Amerdingen (858) – Megesheim (875) – Ehingen a.R. (786) – Otting (788) – Daiting (785) – Rögling (654) – Hohenaltheim (594) – Forheim (581)

Landkreis Donau-Ries 129.181 Einwohner

Diese Clusterbildung wurde der Sozialraumanalyse für den Landkreis Donau-Ries (3. Fortschreibung) aus dem Jahre 2010 entnommen.

Die Zahlen für die kreisangehörigen Gemeinden stammen vom Bayerischen Landes- amt für Statistik und Datenverarbeitung – Stand 31. Dezember 2009.

163 Anhang E

Vier Gemeindegrößencluster im Landkreis Donau-Ries

Kleine Gemeinden (28) Auhausen Mittlere Gemeinden (9) KG Städte (5) Fremdingen Große Kreisstadt (2) MG Ehingen am Ries Hainsfarth KG KG Oettingen in Bay. ST Marktoffingen Megesheim KG Maihingen KG Wolferstadt KG Munningen KG KG Wallerstein MG Wechingen Wemding Otting Deiningen KG ST KG Nördlingen Rögling KG Monheim GKST KG Alerheim Fünfstetten ST KG Huisheim KG Reimlingen KG Tagmersheim Möttingen KG KG Ederheim MG Daiting KG Harburg (Schwaben) Buchdorf KG Hohenaltheim ST Kaisheim KG KG MG Mönchsdeggingen Marxheim Forheim KG MG KG Donauwörth Niederschönenfeld Amerdingen GKST KG KG Genderkingen KG Tapfheim Asbach-Bäumenheim MG MG Oberndorf am Lech Rain MG ST Mertingen Gemeindenamen MG Clustergrößen Münster Holzheim KG KG

Quelle: AfA / SAGS 2010 (in Anlehnung an die Jugendhilfeplanung im Landkreis Donau-Ries)

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