Biologische Untersuchung der Mittelland­ , Kleinen und Unteren Lorze

Gewässerschutzfachstellen der Kantone Aargau, Luzern, Zug und Zürich

Kurzbericht 2013

Weit über 400 pflanz- liche und tierische Arten wurden im aquatischen Bereich der drei Fliess gewässer gefunden. Dennoch sind basierend auf den gewässerbio logischen Erhebungen Defizite vorhanden. Für die Vollzugsbereiche Ge - wäs serschutz, Auen- schutz, Hochwasser- schutz und Wasserwirt- schaft verbleibt somit Handlungsbedarf.

1 Windisch Die Reuss und die LIMMAT Birmenstorf AG beiden wichtigsten AG

Zuflüsse Mellingen MITTELLAND-REUSS und Untere Lorze. Gnadental Gewässerökologische Göslikon Untersuchungen des Bremgarten Flachsee Jahres 2011 AG AG

Rottenschwil

MerenschwandMerMeree ZH JONEN

AG Maschwanden Abwasserreinigungsanlagen (ARA) ZH Ausgangslage: Seit 1974 untersuchen ZG ZG ohne Kleinkläranlagen die Kantone Aargau, Luzern und Zug ge- Chamau UNTERE LORZE unter 1'000 Einwohnerwerte meinsam die chemische Wasserqualität Cham der Mittelland-Reuss, der Kleinen Emme 1'000 bis 10'000 Einwohnerwerte MITTT ELLAND-REUSS Zug und der Unteren Lorze. Diese Unter­ 10'000 bis 100'000 Einwohnerwerte AG ZG suchungsreihe zeigt deutlich, dass sich über 100'000 Einwohnerwerte ZUGERSEE die chemische Wasserqualität der drei Stand 2011 LU Gisikon Gewässer im Laufe des 20. Jahrhunderts LU

stark verbessert hat. Wie sich diese ver- RON besserte Wasserqualität auf die Fauna Reussbühl Emmenbrücke und Flora auswirkte, war allerdings nicht Reussegg KLEINE EMME bekannt. Eine gemeinsame und im gan- LU zen Fliessverlauf mit derselben Methode LU Werthenstein durchgeführte gewässerbiologische Situ- VIERWALDSTÄTTERSEE Ämmematt ationsanalyse fehlte lange Zeit. In den Jahren 2010 (Voruntersuchung, Evalua­ tion der Stellen) und 2011 (Hauptunter- suchung) wurde daher eine solche Un- tersuchung durch die Gewässerschutz- Untersuchungsstellen in Kleiner Emme, fachstellen der genannten Kantone Mittelland-Reuss und Unteren Lorze sowie sowie des Kantons Zürich durchgeführt. die Lage und Grösse der Abwasserreinigungs- anlagen entlang der untersuchten Gewässer.

Ziel: Der gewässerökologische Zustand der drei Gewässer sowie allfällige Aus­ wirkungen von Gewässerbelastungen sollen mittels biologischen Indikatoren gewässer wie die Mittelland-Reuss, aber Luftaufnahme des Mündungsbereiches erfasst werden. Bei der Wahl der Unter- auch stellenweise die Kleine Emme und Kleine Emme in die Reuss und Darstel- suchungsstellen wurde darauf geachtet, die Untere Lorze nicht geeignet. Daher lung der drei Untersuchungsstellen mit einer oder fünf Proben. dass diese auch in Zukunft regelmässig musste die Methode wie auch teilweise untersucht werden können. Diese Erst­ die Bewertung (v. a. Wasserwirbellose) erhebungen liefern Grundlagen für eine an die örtlichen Gegebenheiten ange- Langzeitüberwachung sowie für die passt werden. Dank den Erfahrungen aus Erfolgskontrollen von zukünftigen Mass- Untersuchungen am Hoch- und Alpen- typen sowie die wichtigsten Störgrössen nahmen in den Bereichen Gewässer- rhein, an der Aare sowie der Limmat (Einläufe von Abwasserreinigungsanla- und Hochwasserschutz, Renaturierung, konnte dieselbe Probenahmetechnik an- gen, Wasserentnahmen, Verbauungen) Auenentwicklung oder Gewässernutzung. gewandt werden, wie an den genannten zu berücksichtigen. Zusätzlich mussten Der vorliegende Kurzbericht erläutert die Flüssen. Je nach Gewässerbreite und die Untersuchungsstellen gut zugänglich wichtigsten Resultate und gibt Hinweise, -tiefe sowie Fragestellung wurden pro sein und die Taucheinsätze ohne Sicher- die bei der künftigen Gewässerschutz­ Untersuchungsstelle über die Flussbreite heitsrisiko durchgeführt werden können. praxis von Bedeutung sein können. hinweg 1, 3 oder 5 Proben entnommen. Proben in nicht watbaren Bereichen ent- Untersuchungsgebiet: Die eigentlichen Methode: Die vom Bund entwickelte nahm ein Taucher. Untersuchungen fanden im März 2011 Methode zur Erfassung und Bewertung statt. Das Untersuchungsgebiet erstreckte des ökologischen Zustandes von Fliess- Stellenauswahl: Bei der Auswahl der sich in der Kleinen Emme von der Äm- gewässern (Modul-Stufen-Konzept) ist 17 Untersuchungsstellen galt es jede Re- mematt (unterhalb ) bis zur für grosse und tiefe, nicht watbare Fliess- gion, die verschiedenen Fliessgewässer- Mündung in die Reuss (3 Stellen), bei

2 Feldarbeiten zur Untersuchung der Kieselalgen (oben) und der Wasser- wirbellosen (unten).

Probenahme der Wasserwirbellosen mittels Kicknetz im watbaren Bereich (oben) und ­Surber Sampler mittels Taucher in der Fluss- mitte (unten).

Fliessgewässer von … bis … Fliess- Höhen- Gefälle mittlerer Ab- distanz differenz fluss im Mün- dungsbereich

Kleine Emme Entlebuch Mündung Reuss 36.4 km 297 m 8.2 ‰ 16 m³/s Mittelland-Reuss Luzern Mündung Aare 72.3 km 106 m 1.5 ‰ 140 m³/s Untere Lorze Cham Mündung Reuss 10.6 km 026 m 2.5 ‰ 7.3 m³/s

Längsprofil pro Fluss und Angabe langjähriger, mittlerer Abfluss, Fliessdistanz, Höhendifferenz und mittleres Gefälle in Promille.

der Mittelland-Reuss von Luzern bis zur sammensetzung und Dynamik bzw. Mündung in die Aare (12 Stellen) und ­Stabilität der Gewässersohle. bei der Unteren Lorze von Cham bis zur Die Kieselalgen geben insbesondere Mündung in die Reuss (2 Stellen). ­Aufschluss über die Wasserqualität der fliessenden Welle und zeigen an, ob eine Parameter: Untersucht wurden der länger dauernde stoffliche Belastung ­Äussere Aspekt, der pflanzliche Bewuchs, vorliegt.­ die Kieselalgen und die Wasserwirbel­ Die Lebensgemeinschaften der Wasser- losen (Makrozoobenthos). Der Äussere wirbellosen werden vor allem geprägt Aspekt­ wurde unterteilt in Parameter, durch den Gewässertyp selber, die welche die fliessende Welle betreffen ­ökomorphologischen und stofflichen und solche, die die Gewässersohle cha- ­Bedingungen sowie durch die Abfluss- rakterisieren. Während mit der Beschaf- und Geschiebedynamik. Zusätzlich be- fenheit der fliessenden Welle der aktuelle einflussen neu eingewanderte­ fremde Zustand des Wassers ersichtlich ist, Arten (Neozoen) stellenweise die ­manifestieren sich in der Gewässersohle Lebensgemeinschaft.­ allfällige Beeinträchtigungen über die Die Fische wurden bewusst nicht in die Zeit akkumuliert. Untersuchung miteinbezogen. Dies weil Der pflanzliche Bewuchs wird im We- die Befischung eine andere Erhebungs- sentlichen geprägt durch die Lichtver­ methode bedingt und auch zu einem­ hältnisse, die stofflichen Bedingungen, anderen Zeitpunkt durchgeführt werden die Fauna (Beweidung) sowie die Zu- muss.

3 Die untersuchten Gewässer, die Lebens­ räume und wichtige Einflussgrössen.

Auswirkungen auf den elle Äusseren Aspekt Flachsee Äusserer

Fliessende W Gewässersohle Aspekt Anforderungen GSchV erfüllt Erfüllung GSchV fraglich Anforderungen GSchV nicht erfüllt Einzugsgebiete: Die Kleine Emme ent- springt am und entwäs- GSchV: Gewässerschutzverordnung sert das Entlebuch. Im Reusszopf bei Fliessende Welle: Trübung, Verfärbung, Schaum, Geruch Emmenbrücke mündet sie in die Reuss. Gewässersohle: Eisensulfid, Das Einzugsgebiet ist geprägt durch land- heterotropher Bewuchs, wirtschaftlich genutzte Flächen, viel Wald, Verschlammung, Kolmation Alpwirtschaft, relativ viele unproduktive Flächen (Fels, Geröll, unproduktive Vege- tation) und vergleichsweise wenig grosse Siedlungen. Drei Abwasserreinigungsan- lagen mit mehr als 5'000 Einwohnerwer- ten (EW) befinden sich im Einzugsgebiet der Kleinen Emme. Insgesamt fällt gerei- nigtes Abwasser von rund 22'000 EW an. Als voralpines Gewässer unterscheidet sich die Kleine Emme hinsichtlich Ge- schiebeführung, Trübstoffgehalt und ­Abflussdynamik stark von der Mittelland- Reuss und der Unteren Lorze. Die Ein- zugsgebiete der Reuss unterhalb des Vierwaldstättersees und der Unteren ­Lorze unterhalb des Zugersees­ sind ge- prägt durch Siedlungen, landwirtschaft- lich genutzte Flächen und Wald. Als See- ausflüsse haben sie ein stark gedämpftes Abflussregime und kaum Geschiebe- transport. Die Untere Lorze entwässert die Einzugsgebiete des Ägeri- und des Zugersees und damit einen Grossteil des Kantons Zug. Zu-­ dem leitet die einzige grosse Abwasserreinigungsanlage des Kantons Zug bei Hagendorn ihr gereinig- tes Abwasser von rund 150'000 EW in Kleine Emme, Geschiebelieferant mit viel die Untere Lorze ein. Bis zur Mündung Strukturen und im Unterlauf stark verbaut der Reuss in die Aare wird insgesamt mit urbanem Charakter. sehr viel gereinigtes Abwasser eingeleitet (830'000 EW), leben­ doch rund 500'000 Personen im Einzugsgebiet. (Reussegg) und der Unteren Lorze (Cham) liegen direkt unterhalb der See- Lebensräume: Jedes der drei unter- ausflüsse des nährstoffarmen Vierwald- suchten Fliessgewässer weist unter- stätter- bzw. des nährstoffreichen Zuger- schiedliche, ganz besondere Flussab- sees. Dadurch sind sie gezeichnet durch schnitte auf, die einen speziellen Lebens- einen unterschiedlichen Nährstoffgehalt raum für Pflanzen und Tiere bieten. Im und einen stark regulierten Abfluss sowie Folgenden werden wichtige Gewässer­ eine fehlende Geschiebenachlieferung. typen und -abschnitte kurz beschrieben. Die Gewässersohle ist damit natürlicher- weise verfestigt (kolmatiert) und vom Seeausfluss: Die beiden obersten un- See werden im Wasser schwebende tersuchten Stellen der Mittelland-Reuss ­Organismen ausgetragen. Typische Orga-

4 Beeinträchtigungen des Äusseren Aspektes. Oben: Stein mit schwarzen Ausfällungen von Eisensulfid. Mitte: Verschlammte Sohle. Unten: Vor- kommen von stabilem Schaum.

Die Untere Lorze, Seeausfluss des Zugersees, Wasserkraftwerke sowie Auenlandschaften prägen den Flusslauf.

Die Mittelland-Reuss, ein Seeausfluss mit stark unterschiedlicher Dynamik und ökomorphologischen Strukturen (Stausee, unverbaut und kanalisiert). Reuss hinaus erkennbar. Die Kleine ­Emme ist somit der wichtigste Kies- und ­Totholzlieferant für die Mittelland-Reuss. nismen eines Seeausflusses sind daher Die Stelle bei Emmenbrücke zeigt daher unüberwindbare Hindernisse für aquati- langsam wachsende und festsitzende einerseits die charakteristischen Eigen- sche Organismen. Durch die fehlende Pflanzen (krustenbildende Rotalgen, schaften des Seeausflusses (rechte Seite Umlagerung der Gewässersohle und die ­untergetauchte Wasserpflanzen) sowie mit kolmatierter Sohle), andererseits lässt damit verbundene Sauerstoffzehrung filtrierende und ebenfalls mehrheitlich sich aber auch deutlich der Einfluss der entstehen auf der Unterseite von Steinen festsitzende Tiere wie netzbauende Kö- Emmen-Hochwasser erkennen­ (linke sowie im Feinsediment schwarze Ablage- cherfliegenlarven, Muscheln und Kriebel- Seite mit lockerer Sohle, keine Verfesti- rungen von Eisensulfid sowie ein leicht mückenlarven. Die Filtrierer nutzen die gungen). bis deutlich faulig riechendes Sediment. ausgeschwemmten Partikel als Nahrung. Uferverbauungen: Alle drei Fliessge- Geschiebedefizit: Der Flussstau des Voralpiner Fluss: Im Gegensatz zum wässer weisen lange Flussstrecken mit Kraftwerkes Zufikon unterbricht den Seeausfluss weist insbesondere die verbauten Ufern auf. Den Dämmen ­Geschiebetransport in der Mittelland- oberste Stelle der Kleinen Emme (Äm- sind jedoch oft Kiesbänke vorgelagert, Reuss. Infolge des Geschiebedefizits ist mematt) einen deutlichen Wildbach­ so dass zumindest bei Niederwasser die Gewässersohle­ ab Bremgarten oft charakter mit tiefen Wassertemperaturen, der Uferbereich­ teilweise strukturiert und kolmatiert. Ohne Geschiebezugaben einem geringen Nährstoffangebot, einer bestockt ist. Beim Abschnitt der Stelle ­wäre kaum eine Geschiebedynamik hohen Strömungs- und Sohlenvielfalt Maschwanden an der Unteren Lorze vorhanden.­ sowie grosser Abflussdynamik im Jahres- bieten die senkrecht eingeschnittenen verlauf auf. Während Hochwasserereig- Ufer dank des fortschreitenden Zerfalls Äusserer Aspekt: An fast allen Unter­ nissen werden grosse Mengen an Ge- der Verbauung neue Lebensräume. suchungsstellen erwies sich die Gewäs- schiebe und Trübstoffen sowie Totholz sersohle als stärker belastet als die flies- bis in die Mittelland-Reuss verfrachtet. Staustufen und Restwasserstrecken: sende Welle. Die gereinigten Abwässer Die Umlagerung der Gewässersohle fin- Alle drei Gewässer werden durch Was- wurden in der fliessenden Welle bis det oft statt. Diese mobile und lockere serkraft genutzt. Für die Reuss prägend auf eine geringe Schaumbildung kaum Gewässersohle stellt für Insektenlarven ist diejenige bei Bremgarten. So reicht wahrgenommen. Die Beeinträchtigung und insbesondere für Steinfliegenlarven der Flussstau des Kraftwerkes Zufikon der schlechter einsehbaren Gewässer- einen geeigneten Lebensraum dar. oberhalb Bremgarten flussaufwärts bis sohle war oft das Produkt verschiedener Rottenschwil. Der so entstandene Flach- Wirkfaktoren wie geringe oder fehlende Mündungsbereich Kleine Emme: Der see ist rund 5.3 km lang. Wasserentnah- ­Abfluss- und Geschiebedynamik oder Wildbachcharakter der Kleinen Emme ist men und Wehrbauten sind ohne Umge- ­erhöhte Partikelfracht (Seeausfluss, Ab- bis über die Mündung in die Mittelland- hungsgerinne oder Fischaufstiegsanlage wasser, Abschwemmungen etc.).

5 Der pflanzliche Bewuchs im aqua­ tischen Bereich. Wasserpflanzen, Moose und Algen der Gewässersohle Flachsee

Mit den Kieselalgen indizierte Wasserqualität (DI-CH) sehr gut Algen: Bedingt durch die kalte Jahres-­ gut zeit und die noch nicht erreichte Vege­ mässig unbefriedigend tationsperiode war die Zahl der von Auge Für die Untersuchung der schlecht erkennbaren Arten in allen Flüssen eher Kieselalgen abgekratzte Steine. gering. Die Algenbewuchsdichte nahm im Fliessverlauf tendenziell zu. Während der Bewuchs der Kleinen Emme bei ­Ämmematt fast nur durch Krustenalgen dominiert wurde, traten in der Mitteland- Reuss im Fliessverlauf immer mehr und den Seeausflüsse grössere Anteile bis dichtere Fadenalgenbestände auf. Es 6 % ein. Zwei fremde Kieselalgenarten ­erschienen Arten wie die Grünalge (Neophyten) traten mit geringer Dichte Cladophora­ glomerata sowie die Gelb- auf. Es waren dies Achnanthes catenata grünalge Vaucheria sp., die bei dichtem und Didymosphenia­ geminata. Vorkommen als Störzeiger gelten und Der Kieselalgenindex DI-CH, ein Indika-­ durch Abwasser im Wachstum gefördert tor welcher an der chemischen Wasser- werden. Typisch für das Winterhalbjahr qualität geeicht wurde, indizierte für die war das Aufkommen der Goldalge drei Gewässer mehrheitlich einen guten Hydrurus­ foetidus.­ Diese Algenart tritt bis sehr guten Zustand. Zwar verschlech- häufig in vielen Fliessgewässern der terte sich der Kieselalgenindex DI-CH ­Alpen und Voralpen mit tiefen Wasser- im Fliessverlauf tendenziell, was im We- temperaturen auf. Entsprechend war sie Pflanzlicher sentlichen auf das eingeleitete Abwasser in der Kleinen Emme und stellenweise Bewuchs Flachsee der grossen Abwasserreinigungsanlagen auch in der Reuss zu finden. Typisch (Bewuchsdichte) zurückzuführen war, doch wurde das für eher stabile Gewässersohlen mit ökologische­ Ziel gemäss Anhang 1 der zum Teil erhöhter Strömung sind Rot­ Gewässerschutzverordnung (GSchV) algen. Es wurden Hildenbrandia rivularis, bis auf eine­ Stelle überall erfüllt. Nur Batrachospermum­ sp., Lemanea sp. Pflanzlicher an der Unteren­ Lorze bei Maschwanden adenalgen

F Rotalgen Moose Wasserpflanzen Bewuchs und Bangia­ atropurpurea gefunden. keine kamen Kieselalgenarten vor, sogenannte Vorkommen­ von Hildenbrandia­ rivularis sehr wenig bis wenig Abwasserarten,­ welche typisch sind für sind typisch für das Fehlen von regel­ viel eine organische Belastung. Der Anteil mässigem Geschiebetrieb. sehr viel ­aller Abwasserarten zusammen erreichte flächendeckend an dieser Stelle einen Mittelwert von Kieselalgen: In den drei untersuchten rund 13 %, was für grössere Fliessgewäs- Gewässern konnten im Rahmen der ser hoch ist. Diese organische Belastung Zählungen­ 150 Taxa (Arten, Variationen) dürfte mehrheitlich durch das gereinigte eruiert werden. Pro Probe (= 5 Steine) Abwasser der ARA Schönau verursacht wurden zwischen 17 und 54 Taxa gefun- worden sein. den, was typisch ist für Bäche (um 20 bis 30 Taxa) wie auch für Seeausflüsse Gefässpflanzen: Untergetauchte Was- (> 30 Taxa). Missbildungen von Kiesel­ serpflanzen wurden nur in der Mittel- algenschalen (Teratologien) traten ge- land-Reuss (6 Arten) und in der Unteren häuft mit Anteilen von > 1 % aller Scha- hang mit anthropogenen Faktoren wie Lorze (4 Arten) gefunden. len nur in der Reuss an den Stellen Gös- toxische Belastungen gebracht, als mit Es waren dies: Zerbrechliche Armleuchter- likon (nach ARA Bremgarten, 2 % Anteil) natürlichen Gegebenheiten (z. B. erhöhte alge (Chara globularis), Raues Hornblatt und Windisch (in der Restwasserstrecke, UV-Strahlung). Planktische Kieselalgen, (Ceratophyllum demersum), Schmal- 4 %) auf. Anteile von > 1 % werden als also aus dem See ausgetragene Arten, blättrige Wasserpest (Elodea nuttallii), kritisch erachtet und eher in Zusammen- nahmen wie erwartet unterhalb der bei- Quirliges Tausendblatt (Myriophyllum

6 Beispiele von gefundenen Rotalgen. Goldalge Hydrurus foetidus, eine typische Oben: Bangia atropurpurea, Mitte: Alge des Winterhalbjahres in Fliessgewässern Batrachospermum sp. und unten der Voralpen und Alpen. Oben: makroskopi- Hildenbrandia rivularis (rote Kruste). sche Ausprägung als Steinaufwuchs, Mitte und unten: Lichtmikroskopie der schlauchförmig ausgebildeten Alge bestehend aus vielen Einzelzellen. ­erstaunlicherweise die untergetauchten Wasserpflanzen. Sie traten jedoch weiter flussabwärts gemäss den Erwartungen 1: Diatoma ehrenbergii, eine in auf. Das Fehlen der Wasserpflanzen in der Reuss und der Unteren Lorze im Bereich des Seeauslaufes sehr der Unteren Lorze unmittelbar beim häufig vorkommende Kieselalge. ­Seeauslauf dürfte ein Effekt des Frasses 2: Diatoma vulgaris mit (Wasservögel) und der stark beeinträch- missbildeter Schalenstruktur 1 tigten Gewässersohle sein, bestand sie (Teratologie). doch mehrheitlich aus vielen zerbroche- Strich = 10 μm nen Muschelschalen sowie Entenkot. Die gefundenen­ Arten sind typisch für die Fliessgewässer. Insbesondere in der Unteren Lorze traten Arten auf, die ­nährstoffreiche Gewässer bevorzugen. 2 Beim Moosbewuchs wurden nur die meistens untergetauchten Arten, welche bezüglich Deckungsgrad zudem makros- kopisch eine gewisse Bedeutung ein­ nahmen, bestimmt. Es traten mit dieser verticillatum), Kamm-Laichkraut (Pota­ Einschränkung sechs Moosarten auf. Die mogeton pectinatus), Flutender Wasser- häufigste Moosart Cinclidotus danubicus hahnenfuss (Ranunculus fluitans) und trat in der Mittelland-Reuss zwischen Sumpf-Teichfaden (Zannichellia palus­ Bremgarten und Mellingen auf. Diese tris). In der Reuss traten sie nur bei den Art bevorzugt nährstoffreiche Gewässer, obersten zwei Stellen, also im seenahen meidet jedoch stärkere organische Belas- Bereich auf. tungen. Diese Art scheint in der Schweiz Weiter flussabwärts konnten zumindest in Ausbreitung zu sein, denn vor 1980 im Winter keine untergetauchten Wasser- waren in der Schweiz nur Fundorte im pflanzen beobachtet werden. In der Unterlauf der Aare sowie des Rheins ab ­Unteren Lorze fehlten beim Seeauslauf Mündung Aare bis Basel bekannt.

7 Die Lebensgemein­ schaften der wasser­ wirbellosen Tiere. Artenzusammensetzung,

Artenvielfalt, Rote Liste Wasserwirbellose Standortgerechtigkeit, Flachsee Arten und Neozoen Bewertung unter Berücksichtigung der Artenvielfalt sehr gut gut mässig unbefriedigend Lebensgemeinschaften: Die Lebens- schlecht gemeinschaften der Wasserwirbellosen Bewertung fraglich unterschieden sich je nach Gewässer Bewertung nicht und Einflussfaktoren im Fliessverlauf möglich sehr stark. Wichtige Einflussgrössen ­waren die vielfältige Ökomorphologie in Auenlandschaften (Habitatvielfalt), die Verhältnisse bei den Seeausflüssen (Filtrierer), das Einmünden des Zuflusses Kleine Emme (Geschiebe, bewegte ­Sohle, Zuwanderung von Arten), die ­kanalisierten Ufer (geringe Habitatviel- falt), die verdichtete­ Flusssohle (kein ­Geschiebetrieb, wenig bewegte Sohle, Kolmation), die Einwanderung von frem- den Arten (Neozoen) sowie der Stau­ Artenvielfalt bereich des Kraftwerkes Zufikon (Fein- Anzahl Arten pro Stelle sedimente, geringe Strömung). ten ten An den untersuchten Fliessgewässern

gab es Stellen, die eine besonders typi- xa / Ar Steinfliegen Rote Liste Ar Neozoen Ta sche und vielfältige oder auch atypische ≤40 ≤00 ≤50 ≤02 und auffällig einseitige Gewässerfauna Flachsee ≤60 ≤05 aufwiesen. Erwähnenswert sind dies­ ≤70 ≤10 bezüglich: >70 >10

Kleine Emme bei Ämmematt: Hier Wasserwirbellose ­befindet sich eine Aue von nationaler Individuendichte [Ind./m²] ­Bedeutung, so dass eine hohe Substrat- < 1'000 vielfalt vorhanden ist. Die Taxazahl war 1'000 - < 5'000 demnach mit 52 Taxa für einen Ge­ 5'000 - < 10'000 schiebe führenden Fluss auch besonders 10'000 - < 20'000 > 20'000 hoch, wobei 24 Arten von Stein- und Eintagsfliegenlarven­ vorkamen. Reuss beim Seeausfluss bei Reuss­ egg:­ Durch die Planktondrift aus dem Vier- waldstättersee und dem fehlenden ­Geschiebetransport bietet diese Stelle­ insbesondere für Filtrierer einen opti­ malen Lebensraum. Die Gruppe der ­Filtrierer, also die Dreikantmuschel Dreissena­ polymorpha (aktiver Filtrierer), die netzbauenden Köcherfliegenlarven Reuss bei Gisikon: Unterhalb der Mün- der Familie Hydropsychidae sowie die dung der Kleinen Emme ist der Geschie- Kriebelmückenlarven (Simuliidae) behaushalt noch weitgehend intakt. Die ­(passive Filtrierer) erreichten hier die lockere, zeitweilig bewegte Gewässer­ höchsten Individuendichten im gesam- sohle begünstigt das Aufkommen von ten Reusslauf. ­Insektenlarven, welche auf den Lücken-

8 Oben: Moostierchen (Fredericella sultana, Bryozoen) sowie unten die in der Reuss häufig vorkommende Eintagsfliegenlarve Potamanthus ­luteus (gefährdet gemäss Roter ­Liste).

Beispiele von Neozoen: Oben: Grobgerippte Asiatische Körb- chenmuschel (Corbicula fluminea), Mitte: Neuseeländische Zwergdeckel- ­schnecke (Potamopyrgus antipo­ nahmen 96 % der Individuendichte ein, darum), Unten: Höckerflohkrebs welche im Durchschnitt 25'000 Individu- (Dikerogammarus villosus). en/m2 betrug. Die vielen toten und zer- malmten Schalen der Wandermuscheln Beispiele von Filtrieren, wie sie bei Seeaus­ bedeckten den Flussgrund und beein- flüssen vorkommen: Oben: Wandermuschel flussten zusammen mit dem gehäuft raum (Interstitial) der Gewässersohle (Dreissena polymorpha, Neozoon). Mitte: Netz ­vorkommenden Entenkot die Gewässer- der Köcherfliege Hydropsyche. Unten: Puppen ­angewiesen sind. Der faunistische Ein- der Kriebelmücken (Simulidae). sohle stark negativ. fluss der Kleinen Emme (Steinfliegen), Untere Lorze bei Maschwanden: des Seeausflusses (Filtrierer) wie auch Die Artenzahl war hier mit 69 Arten derjenige­ des gereinigten Abwassers sehr hoch. Die Stelle war damit eine ­(hohe Dichte an Wenigborster der Fa­ seitig in der Artenzusammensetzung.­ der artenreichsten­ der gesamten Unter- milien Tubificidae­ und Naididae, v. a. Ausser Zuckmückenlarven traten nur suchungskampagne. Insbesondere zu auf der rechten Flussseite) waren hier wenige­ Insektenlarven­ auf. erwähnen war das Vorkommen (25 Ex- ­offensichtlich. Die Kombination dieser Reuss bei Birmenstorf: Die grosse emplare) der in der Schweiz vom Aus- Einfluss­ grössen­ bewirkte an der Stelle ­Habitatvielfalt ermöglichte hier eine sehr sterben bedrohten Eintagsfliegenart bei Gisikon­ mit 89 Arten die höchste vielfältige und unterschiedlich dichte Baetis­ buceratus.­ Auch der stark gefähr- ­Artenzahl sämtlicher Untersuchungs­ ­Besiedlung. Es wurden 56 Arten fest­ dete Taumelkäfer Orectochilus villosus­ stellen. gestellt, was in etwa dem Durchschnitt kam häufig vor. In Maschwanden war Reuss bei Rottenschwil: Im Stauwurzel- der Reuss entsprach. aufgrund der sehr hohen Artenzahl und bereich des Flachsees ist der Lauf kanali- Untere Lorze bei Cham: Der Einfluss des Anteils an gefährdeten Arten­ ein- siert, die Gewässersohle mit Feinsedi- der Neozoen war hier deutlich erkenn- drücklich erkennbar, dass eine basierend menten bedeckt und die Ufer sind be­ bar. So traten die eingewanderten Arten auf den Kieselalgen indizierte Abwasser- festigt. An dieser Stelle traten infolge­ (Wandermuschel (Dreissena polymor­ belastung bei den Wasserwirbellosen dieser Morphologie und der geringeren pha), Neuseeländische Zwergdeckel- durch eine mehrheitlich intakte Morpho- Strömung gehäuft Noninsecta wie We- schnecke (Potamopyrgus antipodarum) logie kompensiert werden kann. Die nigborster und Bachflohkrebse auf. Die und Höckerflohkrebs (Dikerogammarus ­Arten des Seeausflusses, die Abwasser­ ­Lebensgemeinschaft war mit 36 Arten villosus)) mit hohen Individuendichten arten sowie die Neozoen trugen aber für die Reuss artenarm und sehr ein- auf. Die 7 fremden Arten dieser Stelle­ alle auch zur Artenvielfalt bei.

9 Synthese und Ausblick. Defizite, Werterhaltung, Handlungsbedarf und Entwicklungspotenziale

Der ökologische Zustand der drei Fliess- gewässer war, je nach Parameter und ­Organismengruppe, sehr unterschiedlich ausgeprägt, wobei zwischen Erkenntnis- sen hinsichtlich fliessender Welle (mo- mentaner Zustand der Wasserqualität) Belastungen durch die Siedlungsentwässerung, ­einerseits und Beschaffenheit und Be- das Strassenabwasser und die Landwirtschaft siedlung der Gewässersohle (über die gilt es zu reduzieren. Zeit akkumulierter Zustand) andererseits unterschieden werden muss. Die Resul- tate und Ausprägung der Lebensgemein- schaften lassen unterschiedliche Einfluss- Beide Einflussgrössen bewirkten eine grössen erkennen. Generell erwies sich ­atypische oder einseitige Besiedlung der an fast allen Untersuchungsstellen die Gewässersohle durch Wasserwirbellose. Gewässersohle als stärker beeinträchtigt­ Atypische und nicht standortgerechte als die fliessende Welle. Nur die geringe ­Lebensgemeinschaften konnten mit Schaumführung sowie die geringe Trü- ­Sicherheit in der Reuss bei Rottenschwil bung des Wassers waren möglicherweise (Artendefizit im Staubereich infolge Hinweise, dass in die drei untersuchten ­Verschlammung, hohe Individuendichte Fliessgewässer im Verhältnis­ viel gerei­ an Nichtinsekten) und bei Bremgarten nigtes Abwasser eingeleitet wird. Dass (Filtrierer infolge Flussstau, Geschiebe­ insgesamt die Wasserqualität der drei defizit) sowie­ in der Unteren Lorze bei Fliessgewässer gut bis sehr gut ist, zeigen Cham (extrem hohe­ Besiedlungsdichte auch die chemischen Untersuchungen der Neozoen) festgestellt werden. (siehe Links unter Impressum) und die Kieselalgen. Mit Ausnahme der Stelle Neozoen: Die Kleine Emme war noch Maschwanden an der Unteren Lorze war frei von Neozoen (eingewanderte Tiere). die biologisch indizierte Wasserqualität In der Unteren Lorze und der Reuss wur- gut bis sehr gut, so dass basierend auf den jedoch insgesamt 9 Neozoenarten den Kieselalgen die ökologischen Ziele gefunden. Eine beträchtliche­ Gefährdung gemäss Gewässerschutzverordnung der natürlichen Benthosbesiedlung geht (GSchV Anhang 1) erfüllt wurden. In Ma- von der Einschleppung invasiver, fremder schwanden vermochten die gereinigten Arten über den Zugersee aus. Die Stelle Abwässer der ARA Schönau die Lebens- Cham beim Seeausfluss an der Unteren gemeinschaft der Kieselalgen zu beein- Lorze war die am dichtesten besiedelte flussen, so dass ein beachtlicher Anteil Stelle der Untersuchungskampagne. an Abwasserarten vorhanden waren. ­Allerdings wurde sie fast ausschliesslich (96 % der Individuen)­ von Neozoen be- Gewässersohle: Eine Beeinträchtigung siedelt. Die Wandermuschel (Dreissena der schlechter einsehbaren Gewässer- polymopha) machte über 80 % der Indi- sohle war oft das Produkt verschiedener viduen aus. Auch die Neuseeländische Einflussgrössen. Insbesondere die ge­ Zwergdeckelschnecke (Potamopyrus ringe Geschiebedynamik respektive die antipodarum)­ und der Höckerflohkrebs über weite Strecken harten Uferverbau- (Dikerogammarus villosus) gehören zu ungen führten zur Kolmation der Gewäs- den Neo­zoen und traten gehäuft auf. sersohle einerseits respektive zu einer Von insgesamt 7 Neozoenarten, welche Abnahme der Habitatvielfalt andererseits. in der Unteren­ Lorze festgestellt wurden,

10 Defizite, Handlungsbedarfe und Entwicklungspotentiale der wichtigsten Vollzugsbereiche. Die Planung und Umsetzung der Massnahmen bedingen einen grossen Koordinationsaufwand zwischen allen Akteuren. Es lassen sich aber damit Synergien nutzen.

Vollzugsbereiche Defizite Handlungsbedarf Entwicklungspotential

Gewässerschutz Schaum aus Abwasser- weitergehende offene Fragen zu Mikro- reinigungsanlage Reinigungsverfahren verunreingungen Feststoffe aus Sied- Feststoffrückhalt bei Trennung Sauber- / lungsentwässerung Regenüberläufen Schmutzwasser Badewasserqualität planerischer Schutz Freizeitnutzung

Artenschutz, Geschiebehaushalt, Aufweitungen, Revitalisierungsplanung Auenschutz Wasserstand Entnahme Geschiebe Verbreitung von ökologische Bau- aktiver Unterhalt Auen Neobiota begleitung

Hochwasserschutz kanalisierter Lauf Aufweitungen, natürliche Dynamik Geschiebemanagement fördern

Wasserwirtschaft in Staubereich Geschiebeentnahme Grundlagen für Erfolgs­ Auflandung kontrollen Geschiebedefizit, Geschieberückgabe Schutz vielfältiger Kolmation Abschnitte Neozoen Wanderboote Umgang mit Neozoen

Wasserwirtschaft Defizite und Handlungs- Massnahme dar, um das Aufkommen bedarfe auf. Massnahmen wie die För­ von Neozoen zu beschränken. derung der Geschiebedynamik im Un­ terlauf der Reuss (ab Bremgarten) und Künftige Projekte und Massnahmen: der Rückbau der harten Uferverbauun- Mit der Revision des Gewässerschutz­ gen in Zusammenhang mit Hochwasser- gesetzes, welches seit 1.1.2011 in Kraft schutzmassnahmen (Aufweitungen, Akti- ist, sind mit der Revitalisierungsplanung, vierung von Altarmen und Überflutung dem Festlegen des Gewässerraumes, ehemaliger Auenlandschaften etc.) wer- der Förderung der Geschiebedynamik den die Habitatvielfalt und damit die und der Wiederherstellung der Fisch- ­Lebensgemeinschaften positiv beeinflus- durchgängigkeit generell Massnahmen sen. Die Umsetzung der Massnahmen gefordert, welche eine Verbesserung des Oben: Verbaute Ufer durch Aufweitungen er- unter Berücksichtigung von Flora und ökologischen Zustandes als Ziel haben. setzen, Mitte: Massnahmen im Bereich Wasser- Fauna wie auch weiteren Aspekten, kann Im Einzugsgebiet der untersuchten Ge- bau mit schonenden Methoden umsetzen, insbesondere bei der Bekämpfung der wässer werden daher und basierend auf Unten: Aquatische Neobiota (fremde Arten) zu bekämpfen ist fast aussichtslos. Sie sind Neobiota und der Verhinderung ihrer den eruierten Defiziten in den nächsten sehr tolerant und besiedeln unterschiedlichste Ausbreitung wichtig sein. So sollten Ge- Jahren und Jahrzehnten verschiedenste Substrate. Je naturnaher ein Gewässer ist, schiebeentnahmen und der Wiederein- Massnahmen getroffen, welche zu quali- desto besser sind die Chancen, dass fremde trag in ein Gewässer nicht flussaufwärts tativen, quantitativen und ökomorpholo- Arten nicht aufkommen können. erfolgen und nur nach Abtrocknen und gischen Verbesserungen führen werden prüfen des Geschiebes auf überlebende (siehe Tabelle). Die Massnahmen sollen Neo­zoen wieder in ein anderes Gewäs- letztlich gegen äussere Einwirkungen ser eingebracht werden. Das Vorkom- ­stabile und standortgerechte Lebensge- kamen 5 häufig bis massenhaft vor. Weit men der Neozoen ist zurzeit in den drei meinschaften begünstigen. Es werden verbreitet war in der Reuss neben der untersuchten Fliessgewässern hinsichtlich u. a. auch Amphibien- und Fischlaich­ Wandermuschel die Körbchenmuschel Individuendichte nur punktuell dominant gebiete entstehen oder aktiviert und (Corbicula fluminea), ein Neueinwande- (Untere Lorze). Deren Ausbreitung er- ­amphibische und terrestrische Bereiche rer der letzten­ Jahre. Sie trat von Chamau folgt jedoch oft über Boote und weitere in Auenlandschaften geschaffen. bis Birmenstorf verstreut­ und meist noch Wassersportaktivitäten sowie andere Tä- in geringer Zahl auf. tigkeiten der Menschen (z. B. Freisetzen Erfolgskontrolle: Eine periodische aus Aquarien). Stehende Gewässer sind ­Wiederholung der koordinierten biologi- Vollzug und Ausblick: Die Erkenntnis- somit erfahrungsgemäss Orte, von wo schen Untersuchung (geplant alle 10 se aus der gewässerökologischen Unter- aus die Verbreitung der Neozoen fluss­ Jahre) erlaubt ein langfristiges Monitoring suchung zeigen für die Vollzugspraxis in abwärts via Drift erfolgt. Der Erhalt oder des Gewässerzustandes und stellt zu- den Bereichen des Gewässer-, Auen- die Schaffung vielfältig strukturierter Le- gleich eine Erfolgskontrolle der getroffe- und Hochwasserschutzes sowie für die bensräume stellt auch eine geeignete nen Massnahmen dar.

11 Impressum

Herausgeber: Gewässerschutzfachstellen der Kantone Aargau, Luzern, Zug und Zürich:

Adressen der kantonalen Fachstellen: Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung für Umwelt, Entfelderstrasse 22, CH-5001 Aarau (www.ag.ch/umwelt) Umwelt und Energie (uwe), Kanton Luzern, Libellenrain 15, Postfach 3439, CH-6002 Luzern (www.uwe.lu.ch) Amt für Umweltschutz des Kantons Zug, Aabachstrasse 5, CH-6301 Zug (www.zug.ch/afu) AWEL, Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft; Abteilung Gewässerschutz, Weinbergstrasse 17, Postfach, CH-8090 Zürich (www.gewaesserschutz.zh.ch)

Bildnachweis: Uta Mürle, Peter Rey und MitarbeiterInnen, Hydra AG, Konstanz Lukas Taxböck und Joachim Hürlimann, AquaPlus AG, Zug.

Autoren: Joachim Hürlimann und Silvia Wyss, AquaPlus AG, Zug

Gestaltung, Satz und Realisation: Urs Holzgang, Bild und Grafik, Morschach

Datum: Juli 2013

Links: www.ag.ch/umwelt > Umweltinformationen > Wasser > Zustandsbericht Reuss www.ag.ch/umwelt > Umweltinformationen > Wasser > Oberflächengewässer > Biologische Indikatoren für die Wasserqualität > Spezielle Untersuchungen

Umfangreiche Fachberichte und Daten zur biologischen Untersuchung der Mittelland-Reuss, Kleinen Emme und Unteren Lorze können als CD bestellt werden bei der Abteilung für Umwelt, Kanton Aargau: [email protected] oder 062 835 33 60

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