Michael Drees, Bohr- und Schmuckfliegen des Raumes Hagen Die Bohr- und Schmuckfliegen des Raumes Hagen (Diptera: , Ulidiidae, Platystomatidae)

●●Michael Drees

pteren noch sehr im Argen. Was zum Bei­ Abstract. From 2000 to 2015, the fruit- Zusammenfassung. Von 2000 bis 2015 spiel Nordrhein-Westfalen betrifft, liegen (Tephritidae) and the allied pic­ wurden die im Raum Hagen (Nordrhein- aus dem Landesteil Nordrhein immerhin ture-winged flies (Ulidiidae, Platy­ Westfalen) vorkommenden Arten der einige, oft schon recht alte Angaben vor stomatidae) in the region of Hagen Tephritiden, Ulidiiden und Platystoma­ (Lengersdorf 1937, Riedel 1919, Rom­ (Northrhine-Westphalia, ) were tiden durch Einzelfänge, fallweise auch bach 1990), wohingegen Westfalen noch recorded, mainly by indi­vidual netting durch Eintragen befallener Pflanzentei­ eine wahre „terra incognita“ ist. and sweeping; a few species were bred le erfasst. Nachgewiesen wurden 35, from flower heads of Compositae. The acht beziehungsweise zwei Arten der Ein kleiner Beitrag zur Schließung dieser local fauna contains 35 species of Teph­ genannten Familien. Faunistisch bemer­ Lücke soll hier vorgelegt werden, wobei ritidae, eight Ulidiidae (including seven kenswert sind Acinia corniculata (Zet­ die verwandten und bei flüchtiger Ansicht Otitinae) and two Platystomatidae. terstedt,1819), Euphranta connexa verwechselbaren Familien Ulidiidae (incl. Each species ist characterized by local (Fabricius 1794), Chaetostoma curvi­ Otitinae) und Platystomatidae mit berück­ distribution, phenological data, host nerve Rondani, 1856 und Myennis octo­ sichtigt wurden. plants (if observated) and abundance. punctata (Coquebert, 1798). Unter den Remarkable are Acinia corniculata (Zet­ Tephritiden wurden Xyphosia miliaria Charakterisierung der terstedt,1819), Euphranta connexa (Schrank, 1781), cognata (Wie­ (Fabricius 1794), Chaetostoma curvin­ demann, 1817) und Urophora stylata ­behandelten Gruppen erve Rondani, 1856 und Myennis octo­ (Fabricius, 1775) am häufigsten gefun­ Von den über 4000 beschriebenen Arten punctata (Coquebert, 1798). Among den; von den acht Tephritis-Arten erwies der Tephritidae sind wenig mehr als 2,5 % the Fruit Flies, most frequent­ly occurred sich T. neesii (Meigen, 1830) als die ver­ in Deutschland heimisch (Schumann et Xyphosia miliaria (Schrank, 1781), breitetste; Campiglossa scheint im Ge­ al. 1999). Manche Bohrfliegen haben auch Acidia cognata (Wiedemann, 1817) and biet ganz zu fehlen. An Ulidiiden sind eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung, Urophora stylata (Fabricius, 1775); Seioptera vibrans (Linnaeus, 1758) und einerseits als Schädlinge, andererseits als eight species of the genus Tephritis are Physiphora alceae (Preyssler, 1791) als Nützlinge. Einige der in den Tropen domi­ detected, whereas Campiglossa seems to synanthrope Arten allgemein verbreitet, nierenden Weichfruchtfresser sind regio­ be com­pletely absent in this region. ebenso die Platystoma­tide Rivellia syn­ nal bedeutende Schadinsekten; am be­ Among the Ulidiidae, Seioptera vibrans genesiae (Fabricius, 1781). Die Phäno­ kanntesten ist wohl die Mittelmeerfrucht­ (Linnaeus, 1758) and Physiphora alceae logie und die Standpflanzen werden fliege Ceratitis capitata (Wiedemann (Preyssler, 1791) reveals as rather ebenfalls dargestellt und mit Literatur­ 1824), daneben auch die Olivenfliege common synanthropic species; also Ri­ angaben verglichen. Bactrocera oleae (Gmelin, 1790). vel­lia syngenesiae (Fabricius, 1781) is generally distributed. In Mitteleuropa tritt diese ökologische Gruppe zurück und ist nur durch wenige Keywords. Tephritoidea, Diptera, Faunistics, Phenology, Host Plants, Northrhine- Arten vertreten, von denen lediglich die Westphalia, Germany, Palaearctic Region. Kirschfliege (Rhagoletis cerasi Linnaeus, 1758) schädlich werden kann. Hier domi­ nieren die Bewohner­ der Blütenköpfe von Korbblütlern. Am stärksten besetzt sind die Disteln und Flockenblumen, und eini­ Einleitung ge ihrer Bewohner wurden zur Bekämp­ fung eingeschleppter Unkräuter nach Unter den vielen unscheinbaren kleinen teleskopartig zusammenschiebbar ist, Amerika und Australien eingeführt (Merz Fliegen fallen manche durch ihre attrak­ aber stets sichtbar bleibt. 1994: 6). Die Larven anderer Arten minie­ tive Flügelzeichnung auf. Die meisten ren in Stängeln, Blättern oder Wurzeln dieser Arten gehören zur Familie der Obwohl ihre Artbestimmung heute auch von Compositen, sel­tener anderer Kraut­ Frucht- oder Bohrfliegen (Tephritidae). Nichtspezialisten möglich ist (Merz 1994, pflanzen. Als Gelegenheitsschädlinge tre­ Da der deutsche Name Fruchtfliegen zu Smit 2010) und die Präpa­ration weniger ten bei uns Selleriefliege Euleia heraclei Verwechslungen mit den Drosophiliden diffizil ist als die von Schmetterlingen glei­ (Linnaeus, 1758) und Spargelfliege Plio­ führen kann, ist erstgenannter Name vor­ cher Größenordnung, die es ja durchaus reocepta poeciloptera (Schrank, 1776) auf. zuziehen; er leitet sich von dem dreiteili­ gibt, liegt die Faunistik der Tephritiden gen Ovipositor der Weibchen ab, der zwar ebenso wie die der meisten anderen Di­ Eine kleine Fliege mit komplexer, nicht auf

47 Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 126 (1) 2016

Adersäume beschränkter Flügelzeichnung zende Flächen von Dortmund (DO) sowie anderen Pflanzenteilen ist in den Büchern ist meist eine Tephritide. Ein zuverlässiges des Ennepe-Ruhr-Kreises (EN), des Mär­ von Merz (1994) und Smit (2010) alles Kennzeichen dieser Familie ist aber der kischen Kreises (MK) und des Kreises Nötige zu finden. Verlauf der Subcostalader, der stets über­ Unna (UN) berücksich­tigt. prüft werden sollte; ferner ist der vorra­ Arten mit markanten Flügelmustern gende Legebohrer der Weibchen charak­ Die Höhenlage beträgt minimal ca. 70 (Urophora cardui, Anomoia purmunda, teristisch. (Ruhrtal, EN), maximal ca. 490 m NN Seioptera vibrans, Rivellia syn­genesiae) (Wiblingwerde, MK). Im Allgemeinen­ sind schon lebend erkennbar, zumindest Die Subcostalader der verwandten Platy­ steigt das Gelände vom nördlich gelege­ wenn sie sich auf der für sie typischen stomatiden und Ulidiiden erreicht hinge­ nen Ruhrtal nach Süden hin an. Pflanze aufhalten (Xyphosia miliaria auf gen den Flügelrand. Während die Ulidii­ Cirsium, Acidia cognata auf Petasites, Eu­ nen meist hyaline Flügel aufweisen, sind Hervorzuhebende Lebensräume sind ei­ phranta connexa auf Vincetoxicum), so die der Otitinen (lange als selbständige nerseits die Flusstäler von mittlerer Ruhr dass in solchen Fällen auch Sichtbeobach­ Familie aufgefasst, heute zu den Ulidiiden und unterer Lenne, andererseits­ der Mas­ tungen faunistisch und phänologisch ver­ gestellt) zumeist gefleckt oder gebändert. senkalkzug mit Buchenwäldern und Halb­ wertet werden konnten. Ein Gitter- oder Tropfenmuster wie bei trockenrasen, letztere besonders um Let­ den Tephritinen kommt bei ihnen jedoch mathe (MK, MTB 4611/2) gelegen. Aber nicht vor. auch Brachen und Ruderalflächen sind Artbestimmung wichtige Habitate für Bohrfiegen sowie Für die Tephritiden gibt es, anders als für Die beiden einheimischen Gattungen der Rivellia. die meisten anderen Dipterenfamilien, ein Platystomatiden haben gebänderte bezie­ modernes Bestimmungswerk der Schwei­ hungsweise mit einem Tropfenmuster zer Arten (Merz 1994), das auch für versehene Flügel. Da es sich um nur weit­ Untersuchungszeitraum Deutschland ohne Weiteres verwendbar läufig miteinander verwandte Ausläufer Die Tephritiden wurden von 2000 bis ist. Damit ließen sich alle meine Fänge einer in den Tropen artenreichen Familie 2015, also während anderthalb Jahrzehn­ zweifelsfrei determinieren, wenngleich handelt (Schumann et al. 1999), lernt ten erfasst. Die ersten Sam­meldaten von einige Druckfehler und verwechselte Ab­ man sie am besten einzeln kennen. Ulidiiden und Platystomatiden liegen bildungsnummern zu beanstanden sind. schon in den Jahren 1997/99 (Tab. 3). Die In dem Buch von Smit (2010) sind alle Nicht näher verwandt, aber ebenfalls mit Jahressummen in Tab. 3 können als Maß niederländischen Arten farbig abgebildet. ansehnlich verzierten Flügeln ausgestattet der Untersuchungsintensität dienen, die Die meisten Bohrfliegen lassen­ sich an­ sind die Sciomyzide Trypetoptera punctu­ zu Beginn sowie gegen Ende der Bearbei­ hand ihrer Flügelzeichnung bestimmen. lata (Scopoli, 1763, vgl. Merz 1994: 17) tung am höchsten war. Da 2015 nur noch Man sollte aber wissen, auf welche Einzel­ sowie die Pallopteride Toxoneura­ mulieb­ je eine Tephritiden- und Otitinenart hin­ heiten dabei zu achten ist; ein freier, un­ ris (Harris, 1780, vgl. Smit 2010: 10), die zukam, kann man von einer befriedigen­ angeleiteter Vergleich mit bunten Bildern aber an ihrer eigenartig ringförmigen Flü­ den Vollständigkeit der Inventarisierung führt allzu leicht zu Fehlbestimmungen gelzeichung gut zu erkennen ist. ausgehen. Freilich ist eine Lokalfauna (was übrigens für die meisten Insekten­ immer im Fluss und kann nie abschließend gruppen zutrifft). Die mehr oder weniger auffallende Flügel­ bearbeitet werden. zeichnung spielt vornehmlich beim Balz­ Die Ulidiiden und Platystomatiden muss verhalten eine wichtige Rolle,­ das bei man nach den mehr oder weniger veralte­ diesen eher flugträgen Acalyptraten „zu Nachweismethoden ten Bearbeitungen von Hennig (1939/40) Fuß“ ausgeführt wird. Flügelschwenkende Zum Fang dieser Fliegen eignet sich jedes im Lindner und nach neueren, aber für Männchen vieler­ Gattungen, besonders gebräuchliche Insektennetz; vorteilhaft Deutschland unvollständigen Schlüsseln Tephritis, lassen sich auf den Brutpflanzen ist ein kleinerer Bügeldurchmesser­ (ca. anderer Länder wie der Niederlande (Ka­ oft beobachten. Gelegentlich versu­chen 25 cm) und ein nicht allzu engmaschiger bos & van Aartsen 1984), Großbritanni­ manche Bohrfliegen dadurch auch kleine Netzbeutel (nicht unter 0.5 mm), um die ens (Clements 1990) und Russlands Feinde abzuschrecken (Smit 2012: 13f). Insekten durch das Gewebe hindurch se­ (Rikhter 1989a,b) zu bestimmen suchen; hen zu können. In manchen Fällen ist es wegen des geringen Artenreichtums dieser einfacher, ein Gläschen über die Fliege zu Familien in Deutsch­land wird man damit Zum Untersuchungsgebiet stülpen, besonders bei geselligem Vor­ unter Verwendung der Checkliste (Schu­ Es liegt im Bundesland Nordrhein-West­ kommen von Tephritiden auf der Brut­ mann et al. 1999) trotz dieser Unzuläng­ falen, und zwar im westfälischen Landes­ pflanze. Viele Nach­weise erfolgten auch lichkeiten zum Ziele kommen. teil, und bildet die nordwest­liche Ecke des durch Einsatz des Streifkeschers. Bei küh­ Sauerlandes (Süderbergland). Möglichst lem Wetter kann man die relativ flugträ­ flächendeckend bearbeitet wurden die gen acalyptraten Dipteren sogar von ihren Nachgewiesene Arten Messtischblätter­ 4610 (Hagen) und 4611 Standpflanzen in einen Schirm klopfen. Die im Untersuchungsgebiet nachgewie­ (Hagen-Hohenlimburg), angeschnitten Fallen wurden nicht eingesetzt. senen 35 Tephritiden-, acht Ulidiiden- und sind die MTB 4509 (Bochum), 4510 (Wit­ zwei Platystomatidenarten werden nun in ten), 4511 (Schwerte), 4609 (Hattingen), Wenige Arten können auch die von den systematischer Reihenfolge abgehandelt. 4710 (Radevormwald) und 4711 (Lüden­ Larven verursachten Gallen nachgewiesen Die Systematik erstgenannter Familie folgt scheid). Von Verwaltungseinheiten sind werden. Über die Auf­zucht von Bohrflie­ dem Werk von Merz (1994). Die ehema­ neben der Stadt Hagen (HA) auch angren­ gen aus eingetragenen Blütenköpfen und ligen Otitiden werden, heutiger Ansicht

48 Michael Drees, Bohr- und Schmuckfliegen des Raumes Hagen entsprechend, als Unterfamilie Otitinae die erkennbare Bevorzugung­ feuchter von Chaetostomella cylindrica auf. Im Let­ der im traditionellen Umfang (Hennig Standorte erklären. Die Fliegen werden in mather Kalkgebiet kommen C. jacea und 1939, 1940, Rikhter 1989) nur mit einer der Regel auf ihrer Brutpflanze angetrof­ C. scabiosa als Brutflanzen in Betracht. Art nachgewiesenen Ulidiiden­ aufgefasst. fen, auch auf deren Blütenköpfen. Die Insgesamt scheint die Fliege im Gebiet Flugzeit beginnt Mitte Mai und endet Mit­ eher selten zu sein, was nach Merz Von den 110 deutschen Tephritiden te Juli (s. Tab. 2); Merz (1994: 30) gibt (1994:32) auch im größten Teil der (Schumann et al. 1999: 117) wurden im nur den Juni an. Schweiz der Fall ist. untersuchten Gebiet 35 festge­stellt, das sind ca. 32 %, von den 26 Otitinen sind es sieben (27 %); diese Werte liegen nach Urophora stylata (Fabricius, 1775) eigenen Sam­melerfahrungen leicht unter Fundorte. HA. Boele (2010/11/12), Fley Die artenreichste Unterfamilie der Frucht­ dem Durchschnitt, jedenfalls unter denen (2000), Garenfeld (2004/9), Herbeck fliegen ist schwerpunktmäßig in der nörd­ für Syrphiden (Drees 1997) und Musci­ (2000/15), Berchum (2012), Hohenlim­ lichen gemäßigten Zone verbreitet. Alle den (Drees 2009). Die Ulidiinae und Pla­ burg (2004), Oberdelstern (2009); EN. Arten leben an Compositen (Merz 1994: tystomatidae sind bei uns für eine sinnvol­ Ardey westlich Herdecke (2015), Wetter 34). le Aussage zu artenarm. (2013); MK. Letmathe (2014/15), Veserde (Ferbecketal, 2015). Die Daten zur Rasterkartierung auf der Noeeta pupillata (Fallén, 1814) Grundlage der topographischen Karten Biologie. Die Daten liegen zwischen Ende Fundorte. HA. Stadthalle (Felsengarten, 1 : 25000 (Messtischblättter, MTB) wur­ Mai und Ende Juli mit einem deutlichen 2001), Herbeck (2001), Hohenlimburg den in Tab. 1, die zur Phänologie in Tab. 2 Schwerpunkt im Juni (s. Tab. 2). Eine Ko­ (2009), Westerbauer (2015); MK. Letma­ zusammen gestellt, um den folgenden Text pula wurde am 28.VII.2012 in der Lenne- the (Burgberg, 2003); DO. Klusenberg zu entlas­ten und einen raschen Überblick Aue bei Hagen-Berchum beobachtet. In (2005). zu ermöglichen. Die Zahlen in den Tabel­ der Regel halten sich die Fliegen auf den len 2 und 3 beziehen sich auf Fundereig­ Blütenköpfen der Gemeinen Kratzdistel Biologie. Die Art bewohnt trockene Wiesen nisse, nicht auf Individuen. Auf geselliges () auf. Einmal wurde der und ruderale Magerrasen mit Hieracium- Auftreten wird im Text der betreffenden Besuch­ einer Leucanthemum-Blüte festge­ Arten, in deren Blütenköpfen sich die Lar­ Arten hingewiesen,­ Individuenzahlen wur­ stellt. ven entwickeln (Merz 1994: 38), und ist den aber nicht erhoben. Genaue Tagesda­ häufiger im Kalkgebiet zu finden, ohne ten sind verfügbar, werden hier aber nur darauf beschränkt zu sein. Die Imagines für (lokale) Seltenheiten gebracht, andern­ Urophora jaceana (Hering, 1935) sind selten zahlreich anzutreffen (so am falls nur das Fundjahr am jeweiligen Ort Fundorte. HA. Boelerheide (e. l. 2001), 1.VI.2003 am Letmather Burgberg), meist sowie die zusammenge­fasste Flugperiode. Ausfahrt Feithstr. / BAB 46 (2000), Gold­ nur einzeln. Die Daten decken den Zeit­ berg (2008), Hohenlimburg: Reher Wand raum zwischen Mitte April und Ende Juli (2011); UN. Westhofen (2000). ab (s. Tab. 2), nach Merz (1994: 38) liegt Tephritidae – Frucht- oder die Flugzeit zwischen Juni und Anfang Bohrfliegen Biologie. Die Freilanddaten liegen zwi­ August. Myopitinae schen Mitte Juni und Anfang Juli (s. Tab. 2), nach Merz (1994: 33) fliegt die Art im Alle Arten dieser monophyletischen Ein­ Juli und August. Die Art wurde auch aus Acinia corniculata (Zetterstedt, 1819) heit entwickeln sich in Korbblütlern, nur Blütenköpfen von Centaurea jacea gezo­ Fundorte. HA. Westerbauer (31.VII.2015); ausnahmsweise mit Gallbildung (Merz gen, die am 23.XII.2000 eingetragen wor­ MK. Letmathe: Kupferberg (19.VIII.2015), 1994: 24). den waren; vom 22.V.–14.VI.2001 schlüpf­ Sonderhorst (8.VII.2015). Es wurden nur ten insgesamt 21 Männchen und zwölf einzelne Weibchen gefangen. Weibchen, wobei die Daten der Männchen Urophora cardui (Linnaeus, 1758) geringfügig früher lagen. Da alle Funde erst im Jahr 2015 erfolgten, Fundorte. HA. Haspe (2015), Fley (2002), ist die im Allgemeinen seltene Art viel­ Halden (2000), Tiefendorf (2011), Rum­ leicht in Ausbreitung begriffen. Sie lebt in menohl (2000) und andere; EN. Ardey Urophora quadrifasciata (Meigen, 1826) sonnigen, eher trockenen Staudenfluren westlich Herdecke (2015); MK. Ferbecke­ Fundorte. EN. Wetter: Voßhöfen (Ruhrtal, und entwickelt sich in Centaurea-Arten; tal (2015). 2012, ex Centaurea cyanus); MK. Letmathe nach Merz (1994: 40) ist nur C. jacea als (Kupferberg, 19.VIII.2015). Brutpflanze gesichert. Am erstgenannten Biologie. Der Nachweis dieser Art ist auch Fundort wuchs nur C. nigra, im Letmather­ durch Funde von Gallen möglich, welche Biologie. Der erste Nachweis erfolgte aus Kalkgebiet gibt es auch C. jacea und C. sca­ die Larven an der Ackerkratz­distel (Cirsi­ Blütenköpfen der Kornblume, die am biosa. um arvense) im Stängelbereich verursa­ 20.VII.2012 auf einem Rapsfeld gesam­ chen (phänologisch nicht berücksichtigt). melt worden waren; die Pflanzen wuchsen Da Fliegen keine beißenden Mundwerk­ dort zerstreut, aber außerordentlich mas­ Dioxyna bidentis zeuge besitzen, kann sich die Imago nicht tig, jede hatte hun­derte von Blütenköpf­ (Robineau-Desvoidy, 1830) selbst herausnagen, wie es Gallwespen chen. Vom 22.VII.–31.VII. schlüpften drei Fundorte. HA. Ruhraue Syburg (2000), und Käfer tun, sondern ist darauf ange­ Männchen und vier Weibchen von U. qua­ Delstern (2008), Hohenlimburg (2001/2), wiesen, dass die Galle verfault. Dies mag drifasciata. Als Begleiter trat ein Exemplar Dahl (Werninghausen, 2003), Haspe

49 Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 126 (1) 2016

Tab. 1. Messtischblatt-Rasterkartierung aller nachgewiesenen Arten im Raum Hagen; letzte Spalte: Anzahl der Quadrante mit Nachweisen. Artname / MTB-Nr. 4509 4510 4511 4609 4610 4611 4710 4711 belegt Urophora cardui **** **3* **3* **** *2** 1**4 **** 1*** 6 Urophora stylata **** ***4 **3* **** 12** 1234 **** **** 8 Urophora jaceana **** **** **3* **** *2** 1*** **** **** 3 Urophora quadrifasciata **** **** **** **** 1*** *2** **** **** 2 Noeeta pupillata **** ***4 **** **** 12** 12** **** **** 5 Acinia corniculata **** **** **** **** **3* *2** **** **** 2 Dioxyna bidentis **** **3* **3* **** *2** ?*3* **** **** 5 Ensina sonchi **** **** **** **** *2*4 1*** **** **** 3 Oxyna parietina **** **3* **3* **** 12** 12*4 **** **** 7 Sphenella marginata **** ***4 **** ***4 1*** 1*** **** **** 4 Tephritis hyoscyami **3* ***4 **3* **** 1*** 1*3* **** **** 6 Tephritis conura **** **** **** **** **** 1*** **** **** 1 Tephritis cometa **** **** **** **** *2** 12** **** **** 3 Tephritis bardanae **** **** **** **** *2** 1*** **** **** 2 Tephritis formosa **** **** **3* **** *2** 1*** **** **** 3 Tephritis neesii ***4 **3* **3* **** *23* 123* **** **** 8 Tephritis crepidis **** **** **** **** *2** 1*** **** **** 2 Tephritis vespertina **** **** **** **** *2*4 **** *** **** 2 Xyphosia miliaria **** **34 **3* **** *234 1*3* *2*4 1*** 11 Chaetorellia jaceae **** **** **** **** **** *2** **** **** 1 Chaetostomella cylindrica **** **** **** **** 123* 123* **** 1*** 7 tussilaginis **** ***4 **** **** *?** 1*** **** **** 3 Terellia ruficauda **** **3* **** **** **** 1*** **** **** 2 Terellia winthemi **** **** **** **** 1*** **** **** **** 1 Terellia serratulae **** **** **** **** *2** **** **** **** 1 Euphranta connexa **** **** **** **** **** *2** **** **** 1 Acidia cognata **** **** **** **** **34 1*3* *2** 1*** 6 Anomoia purmunda **** **** **** **** 123* 1*** **** **** 4 Chaetostoma curvinerve **** ***4 **** **** **** **** **** **** 1 Euleia heraclei **** **** **3* **** 1*** 1*** **** **** 3 Myoleja lucida **** **** **** **** *2** **** **** **** 1 Philophylla caesio **** **3* **3* **** 12** **** **** **** 4 Rhagoletis cerasi **** **** **** **** *2** 1*** **** **** 2 Rhagoletis alternata **** **** **** **** **** 1*** **** **** 1 Trypeta zoe **** **** **** **** *2** 1*** **** **** 2 Myennis octopunctata **** ***? **** **** **** 1*** **** **** 1(2) Herina frondescentiae **** **** **** **** **** 1*** **** **** 1 Herina germinationis **** **** **** **** **** 12?* **** **** 2(3) Herina palustris **** **** **** **** **** 1*** **** **** 1 Melieria crassipennis **3* **34 **34 **** **** **** **** **** 5 Otites guttata **** **** **** **** *2** 1*3* **** **** 3 Seioptera vibrans **** **34 **** **** 12*4 **** *2** **** 6 Physiphora alceae **** ***4 **3* **** 1*** 123* *2** 1*** 8 Platystoma seminationis **** **** **** **** **** **3* **** **** 1 Rivellia syngenesiae **** **3* **** ***4 ?2*4 123* *2*4 **** 9(10)

50 Michael Drees, Bohr- und Schmuckfliegen des Raumes Hagen

Tab. 2. Phänologische Daten, Spalten 2–8: Anzahl der Fundereignisse in den Monaten April (IV) bis Oktober (X); letzte drei Spalten: Frühester und spä- tester Fund der betreffenden Art bzw. Median der Funddaten; * Überwinterer.

Artname / Monat IV V VI VII VIII IX X von Median bis Urophora cardui . 1 5 1 . . . 18.V. 7.VI. 11.VII. Urophora stylata . 1 15 1 . . . 31.V. 20.VI. 28.VII. Urophora jaceana . . 3 1 . . . 11.VI. 16.VI. 2.VII. Urophora quadrifasciata . . . . 1 . . 19.VIII. 19.VIII. 19.VIII. Noeeta pupillata 1 1 2 3 . . . 13.IV. 14.VI. 31.VII. Acinia corniculata . . . 2 1 . . 8.VII. 31.VII. 19.VIII. Dioxyna bidentis . . . . 3 4 1 20.VIII. 10.IX. 7.X. Ensina sonchi . . . 1 1 2 1 13.VII. 2.IX. 10.X. Oxyna parietina . 6 5 . . . . 13.V. 30.V. 16.VI. Sphenella marginata . 1 . 4 3 . . 23.V. 27.VII. 16.VIII. Tephritis hyoscyami . 2 8 . 1 . . 19.V. 12.VI. 25.VIII.* Tephritis conura . . 2 2 . . . 3.VI. 5.VII. 20.VII. Tephritis cometa . . 1 1 1 2 . 17.VI. 31.VIII. 19.IX.* Tephritis bardanae . . 1 1 . . . 25.VI. 28.VI. 1.VII. Tephritis formosa . . 2 1 1 . . 18.VI. 4.VII. 24.VIII.* Tephritis neesii 5 1 2 3 . 1 1 5.III.* 1.VI. 2.X.* Tephritis crepidis 2 0 1 1 . . . 15.IV.* 8.V. 12.VII. Tephritis vespertina . . . 2 . . . 2.VII. 6.VII. 11.VII. Xyphosia miliaria . 2 12 12 4 . . 27.V. 3.VII. 24.VIII. Chaetorellia jaceae . . . 2 3 . . 6.VII. 19.VIII. 31.VIII. Chaetostomella cylindrica . 1 . 4 2 . . 4.V.* 27.VII. 13.VIII. Terellia tussilaginis . . . 5 1 . . 4.VII. 14.VII. 4.VIII. Terellia ruficauda . . 3 1 . . . 11.VI. 18.VI. 3.VII. Terellia winthemi . . 1 . . . . 28.VI. 28.VI. 28.VI. Terellia serratulae . . . . 2 . . 22.VIII. 25.VIII. 29.VIII. Euphranta connexa . . 2 4 1 . . 21.VI. 13.VII. 16.VIII. Acidia cognata . . . 6 7 6 . 5.VII. 16.VIII. 18.IX. Anomoia purmunda . . 2 1 5 . . 8.VI. 15.VIII. 27.VIII. Chaetostoma curvinerve ...... 24.III. 24.III. 24.III. Euleia heraclei 1 4 . . . 1 . 28.IV. 9.V. 29.IX. Myoleja lucida . . 1 . . . . 4.VI. 4.VI. 4.VI. Philophylla caesio . . 3 3 . . . 22.VI. 1.VII. 31.VII. Rhagoletis cerasi . . 2 1 . . . 11.VI. 23.VI. 24.VII. Rhagoletis alternata . . 1 . . . . 23.VI. 23.VI. 23.VI. Trypeta zoe . 2 2 . . . . 2.V. 27.V. 15.VI. Tephritidae 9 22 76 63 37 16 3 5.III. 10.X. Myennis octopunctata . 1 . . . . . 29.V. 29.V. 29.V. Herina frondescentiae 1 1 2 . . . 24.V. 2.VII. 23.VII. Herina germinationis . . 4 2 . . . 20.VI. 29.VI. 17.VII. Herina palustris . . 1 1 . . . 28.VI. 2.VII. 5.VII. Melieria crassipennis . . 1 1 2 2 . 18.VI. 5.VIII. 29.IX. Otites guttata 2 5 1 . . . . 8.IV. 7.V. 2.VI. Seioptera vibrans . 1 7 4 . . . 27.V. 13.VI. 30.VII. Physiphora alceae . . . 5 4 2 1 10.VII. 8.VIII. 3.X. Ulidiidae 2 8 15 15 6 4 1 8.IV. 3.X. Platystoma seminationis . 2 1 . . . . 15.V. 18.V. 29.VI. Rivellia syngenesiae . 6 8 5 1 . . 20.V. 15.VI. 11.VIII. Platystomatidae . 8 9 5 1 . . 15.V. 11.VIII. Gesamtsumme 11 38 100 83 44 20 4 Arten pro Monat 5 17 30 31 19 8 4

51 Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 126 (1) 2016

(Heubing, 2000); EN. Witten-Bommern zwischen Ende Mai und Mitte August (s. Vorkommens der Entwicklungspflanze (Im Spiek, 2015); UN. Westhofen­ (Röl­ Tab. 2), nach Merz (1994: 56) zwischen Cirsium arvense wurde T. cometa wenig lingwiese, 2015). Juli und Anfang­ September. Auf Schotter­ nachgewiesen, und zwar nur durch ein­ flächen und Brachen treten diese Fliegen zelne Weibchen. In der Schweiz ist die Art Biologie. Da die Funddaten zwischen Mit­ mitunter in Anzahl auf, oft aber nur ein­ nach Merz (1994: 64) ebenfalls nicht häu­ te August und Anfang Oktober liegen, ist zeln. Sie leben an Senecio-Arten (Merz fig. Das im September gesammelte Exem­ D. bidentis die späteste der nachge­ 1994: 56) und haben anscheinend mit S. plar wurde von einer Kiefer abgeklopft, die wiesenen Tephritidenarten (s. Tab. 2). In jacobaea und S. inaequidens zugenommen,­ vermutlich als Winterquartier aufgesucht Zweizahn (Bidens-) Beständen des Ruhr­ da viele Daten in das Jahr 2015 fallen (s. worden war. tals wurde sie mitunter zahlreich gefun­ Tab. 3); eine parallele Entwicklung zeigen den, vereinzelt aber auch an Tanacetum der Jakobskrautbär­ und einschlägige Floh­ vulgare. Der Rainfarn kann dabei in un­ käfer der Gattung Longitarsus. Tephritis bardanae (Schrank, 1803) mittelbarer Nähe von Zweizahnbeständen Fundorte. HA. Fley (25.VI.2015, Weib­ wachsen, wie es im Sumpfgebiet „Spiek“ chen), Holthausen (1.VII.2014, Männ­ der Fall war, aber auch weit entfernt auf Tephritis hyoscyami (Linnaeus, 1758) chen). Ruderalstellen, z. B. Bahngelände bei Fundorte. HA. Kabel (2015), Herbeck Hagen-Delstern und -Haspe. Ob eine Ent­ (2000/02/15), Holthausen (Weißenstein, Biologie. In schattigen Laub- und Misch­ wicklung an Tanacetum möglich ist, bleibt 2015), Hohenlimburg (Schleipenberg, wäldern an Arctium, nur vereinzelt nach­ fraglich. 2002); EN. Blankenstein (Ruhrtal, 2014), gewiesen. In anderen Teilen Europas Wetter (2000); UN. Westhofen (2009/13). kommt T. bardanae hingegen häufig vor (Merz 1994: 64). Ensina sonchi (Linnaeus, 1767) Biologie. Die Verbreitung beschränkt sich Fundorte. HA. Boelerheide (2000), Fley im Wesentlichen auf die Täler von Ruhr (2000), Hohenlimburg (Steltenberg, und Lenne, da als Entwicklungspflanze Tephritis formosa (Loew, 1844) 2001/10), Eilpe (2000). allein Carduus crispus in Betracht kommt; Fundorte. HA. Boele (2010), Wehringhau­ die bei Merz (1994: 71) noch angegebe­ sen (2015), Berchum (2001); UN. West­ Biologie. Die kleine Art mit schwach ge­ nen Distelarten C. defloratus und C. perso­ hofen (Speckberg, 2000). zeichneten Flügeln wurde wenig nachge­ natus fehlen in Nordwestdeutschland. Die wiesen, vermutlich aber öfter über­sehen. Funddaten auf der Brutpflanze, wo die Biologie. Die Art lebt auf Gänsedistel (Son­ Sie lebt vorwiegend auf nährstoffreichen Fliegen oft in Anzahl anzutreffen sind, chus oleraceus und S. asper, Merz 1994: Brachen und Ruderalstellen. liegen zwischen Mitte Mai und Ende Juni 69), vorwiegend auf Ruderalstellen mit (s. Tab. 2). Der Einzelfund von Ende Au­ nährstoffreichem Boden, und tritt mitun­ Ihre Flugzeitdaten liegen zwischen Juli gust auf dem Schleipenberg betrifft ein ter in einiger Anzahl auf, jedoch nicht und Oktober (s. Tab. 2). Weibchen, das seine Brutpflanze bereits massenhaft. Die Funde auf den Brutpflan­ verlassen hatte und blühende Calluna be­ zen liegen zwischen Mitte Juni und Mitte suchte, eventuell aber diesen Zwerg­ Juli (s. Tab. 2). Oxyna parietina (Linnaeus, 1758) strauch bereits als Winterquartier aufge­ Fundorte. HA. Hauptbahnhof (2013), Ga­ sucht hatte. renfeld (2004/7), Halden (2005), Her­ Tephritis neesii (Meigen, 1830) beck (2001), Holthausen (2013), Hohen­ Fundorte. HA. Kuhlerkamp (2001), Haspe limburg-Oege (2013); EN. Volmarstein Tephritis conura (Loew, 1844) (2001/2), Loxbaum (2000), Fley (2002), (2001), Herdecke (Ardey, 2015); MK. Die Art wurde mir nur von zwei Sumpf­ Berchum (2003), Dahl (2004) und ande­ Letmathe (Ahm, 2013), Wiblingwerde stellen bei Hagen-Herbeck bekannt, wo re; EN. Witten (Muttental, 2009), Ennepe­ (2015). die Fliegen am 3.VI.2001 (vor der Blüte­ tal (Hasperbach, 2015) und andere; MK. zeit), am 20.VII.2005 sowie am 21.VI. und Iserlohn (Sonderhorst, 2009); UN. West­ Biologie. An Gemeinem Beifuß (Artemisia 19.VII.2009 jeweils an Cirsium oleraceum hofen (2000). vulgaris) ist sie verbreitet und nicht selten, gefangen wurden, mitunter in Mehrzahl. in manchen Jahren (wie 2013) sogar häu­ Die Kohldistel ist im Hagener Raum re­ Biologie. Die Funddaten decken die gesam­ fig. Oft lassen sich mehrere Exemplare von lativ selten. In der Schweiz ist T. conura te warme Jahreshälfte ab (s. Tab. 2); bei einer Pflanze klopfen. Die Art hat einen hingegen nach Merz (1994: 65) sehr den Nachweisen in den Monaten März, nörd­lichen Verbreitungsschwerpunkt und ­häufig. April, September und Oktober dürfte es tritt in der Schweiz nur selten auf (Merz sich um Überwinterer handeln. Im April 1994: 55). Oxyna parietina fliegt von Mit­ wurde ein Männchen von abgeblühter te Mai bis Mitte Juni. ( s. Tab. 2). Tephritis cometa (Loew, 1840) Weide (Salix) geklopft. Nach Merz (1994: Fundorte. HA. Vorhalle (2009), Altenha­ 73) dauert die Flugzeit von April bis An­ gen (Hameckepark, 2008), Fern-Univer­ fang Juni. Tephritis neesii ist im Hagener Sphenella marginata (Fallén, 1814) sität (2007), Holthausen (2000); MK. Raum die häufigste Art der Gattung und Fundorte. HA. Bathey (2000/15), Haßley Letmathe (Burgberg, 2005). auf Fettwiesen wie trockenem Ruderalge­ (2015), Holthausen (2015), Hohenlimburg lände allgemein verbreitet. Sie entwickelt (2007), Elsey (2014), Westerbauer (2015); Biologie. Die Funddaten decken den Zeit­ sich an Leucanthemum und ist in der EN. Gevelsberg (Rosendahl, 2015). raum zwischen Mitte Juni und Mitte Sep­ Schweiz nur im Jura häufig, sonst tritt sie Biologie. Die nachgewiesene Flugzeit liegt tember ab (s. Tab. 2). Trotz des gemeinen vereinzelt auf (Merz 1994: 73).

52 Michael Drees, Bohr- und Schmuckfliegen des Raumes Hagen

Tab. 3. Art-Nachweise nach Jahren. Art / Jahr 1997 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Urophora cardui . . 2 . 1 ...... 1 . . . 4 Urophora stylata . . 2 1 . . 2 . . . . 2 1 1 2 1 1 4 Urophora jaceana . . 2 1 ...... 1 . . 1 . . . . Urophora quadrifasciata ...... 1 . . 1 Noeeta pupillata . . . 2 . 2 . 1 . . . 1 . . . . . 1 Acinia corniculata ...... 3 Dioxyna bidentis . . 2 1 1 1 . . . . 1 ...... 2 Ensina sonchi . . 3 1 ...... 1 . . . . . Oxyna parietina . . . 2 . . 1 1 . 1 . . . . . 4 . 2 Sphenella marginata . . 1 ...... 1 ...... 1 5 Tephritis hyoscyami . . 2 . 2 ...... 1 . . 1 1 1 3 Tephritis conura . . . 1 . . . 1 . . . 2 ...... Tephritis cometa . . 1 . . . . 1 . 1 1 1 ...... Tephritis bardanae ...... 1 1 Tephritis formosa . . 1 1 ...... 1 . . . . 1 Tephritis neesii . . 2 2 3 1 1 . . . 1 2 . . . . . 2 Tephritis crepidis . . 1 . . 1 1 . . 1 ...... 1 Tephritis vespertina ...... 1 . 1 . Xyphosia miliaria . . 3 2 1 1 4 1 . 1 1 3 3 1 3 4 2 . Chaetorellia jaceae . . . . . 1 . 1 . . . 1 . . . . . 2 Chaetostomella cylindrica . . 2 1 . 2 ...... 1 . 1 1 Terellia tussilaginis . . 1 . . 1 . 1 . . 1 . . . . . 2 . Terellia ruficauda . . 2 . . . 1 ...... 1 Terellia winthemi ...... 1 . . Terellia serratulae . . . 1 1 ...... Euphranta connexa . . . . 3 1 . . 1 ...... 1 . 1 Acidia cognata . . 1 1 . 4 1 1 . 1 3 . 1 . 1 3 . 2 Anomoia purmunda . . 2 . . . 1 2 . . 1 . . 1 . . 1 . Chaetostoma curvinerve ...... 1 . . . Euleia heraclei ...... 2 2 ...... 1 1 . . Myoleja lucida . . . 1 ...... Philophylla caesio . . 1 . 1 1 . 2 ...... 1 . . Rhagoletis cerasi . . 1 . . . 1 1 ...... Rhagoletis alternata . . 1 ...... Trypeta zoe ...... 1 1 . 1 . . . . . 1 . . Summe Tephritidae 0 0 33 18 13 16 16 16 1 7 10 13 7 2 12 18 11 37 Myennis octopunctata ...... 1 . . . . Herina frondescentiae ...... 1 3 Herina germinationis . . . 1 . 1 . . . . 1 ...... 3 Herina palustris ...... 2 Melieria crassipennis . 1 1 . . . . 2 ...... 1 . 1 . Otites guttata . . 1 1 1 . 1 1 . . . . 1 . 1 1 . . Seioptera vibrans 1 . 3 3 1 . 2 . . . . . 2 . . . . . Physiphora alceae 1 1 . . . . . 1 1 . 2 1 1 1 . . . 3 Summe Ulidiidae 2 2 5 5 2 1 3 4 1 0 3 1 4 2 2 1 2 11 Platystoma seminationis . . . 1 . . 1 1 ...... Rivellia syngenesiae . 1 . 1 1 . 1 1 . . . 4 2 5 . . 1 3 Gesamtsumme 2 3 38 25 16 17 21 22 2 7 13 18 13 9 14 19 14 51

53 Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 126 (1) 2016

Tephritis crepidis Hendel, 1927 arvense, einige aber auch auf C. palustre Terellia (Cerajocera) tussilaginis (3) und C. vulgare (1). Oft halten sich meh­ (Fabricius, 1775) Fundorte. HA. Hameckepark (2003), Aus­ rere dieser Fliegen auf einer Pflanze auf. fahrt Feithstr. / BAB 46 (2000), Wasser­ Einmal wurde Blütenbesuch­ auf Daucus Fundorte. HA. Hengsteysee (Südufer, loses Tal (2007), Holthausen (2015) und carota festgestellt. Im Jahr 2015 fielen bei 2014), Bathey (2003/5/8), Fley (2000), andere. erhöhter Suchintensität seltsamerweise Herbeck (2014); vorwiegend in den Fluss­ keine Beobachtungen an (s. Tab. 3). tälern von Ruhr und unterer Lenne. Biologie. Die Art wurde auch aus 14 Blü­ tenköpfen von Crepis biennis gezogen, die Die festgestellte Flugzeit reicht von Ende Biologie. Die Daten liegen im Zeitraum auf einer Magerwiese neben der genann­ Mai bis Ende August (s. Tab. 2). eines Monats zwischen Anfang Juli und ten Autobahnausfahrt am 15.VI.2000 ge­ Anfang August (s. Tab. 2). Dies mag mit sammelt wurden. Die Entwicklung erfolg­ der kurzen Blütezeit der Kletten (Arcti­ te rasch: Zwischen dem 19. und dem 26. Terelliinae um), ihrer Hauptbrutpflanzen (Merz VI.2000 erschienen sechs Männchen und Eine Gruppe mit holarktischem Verbrei­ 1994: 89), zusammenhängen. Eine Imago sieben Weibchen von T. crepidis. Die meis­ tungsschwerpunkt, deren Larven sich wie wurde beim Blütenbesuch auf Heracleum ten Fliegen schlüpften nachmittags. Im­ die der Tephritinen in Korbblütlern entwi­ angetroffen. Im Vergleich mit Tephritis mature Tiere mit blasser Flügelzeichnung ckeln (Merz 1994: 81). bardanae, die ebenfalls an Kletten lebt, ist wurden am 12.VII.2015 am Piepenbrink Ter. tussilaginis eher in halboffenen Le­ bei Hagen-Holthausen an einem Wald­ bensräumen zu finden; sie trat öfter in rand gekeschert. Dieser Fund ist zugleich Chaetorellia jaceae einiger Anzahl auf, war aber 2015 nicht der jahreszeitlich späteste; der früheste (Robineau-Desvoidy, 1830) mehr anzutreffen. liegt Mitte April (s. Tab. 2) und betrifft Fundorte. Die Art scheint auf das Letma­ wohl eine überwinterte Imago. ther Kalkgebiet (MK, MTB 4611/2) be­ schränkt zu sein: Kupferberg (2015), Terellia (T.) ruficauda (Fabricius, 1794) Burgberg (2003/5), Steinbruch Helmke Fundorte. HA. Fley (11.VI.2000), Herbeck Tephritis vespertina (Loew, 1844) (2009). (22.VI.2000, 3.VII.2004); EN. Herdecke Fundorte. HA. Eckesey / Hauptbahnhof (Ardey, 13.VI.2015). (11.VII.2012), Eilpe (Krähnocken, 2. Biologie. Die Art ist entschieden seltener VII.2014). als die folgende. Die Fliegen wurden nur Biologie. Die Fliegen wurden nur verein­ vereinzelt im Hochsommer (s. Tab. 2) im zelt in feuchteren Hochstaudenfluren ge­ Biologie. Das zuerst gefangene Exemplar Mesobrometum gekeschert. In der funden, ein Weibchen direkt auf einem ist ein immatures Männchen von einer Schweiz ist die Art ebenfalls selten (Merz Blütenkopf von Cirsium palustre. Auch in Schutthalde. Beim zweiten Fund wurden 1994: 83). der Schweiz ist die Art eher selten (Merz mehrere Exemplare auf einer (für heutige 1994: 91). Verhältnisse) mageren Hangwiese mit gelben Korbblüten gekeschert. Die Larven­ Chaetostomella cylindrica entwicklung von T. vespertina findet nach (Robineau-Desvoidy, 1830) Terellia (T.) winthemi (Meigen, 1830) Merz (1994: 78) an Ferkelkraut Fundorte. HA. Westerbauer (2001/15), Fundort. Das einzige Exemplar dieser Art (Hypochoeris­ ) statt. Boelerheide (2000), Holthausen (2000), (ein Männchen) wurde am 28.VI.2013 bei Kattenohl (2014), Rum­menohl (2003), Oberwengern (EN) in einer ruderalen EN. Voßhöfen (Ruhrtal, 2012); MK. Let­ Staudenflur im Ruhrtal geklopft. Xyphosia miliaria (Schrank, 1781) mathe (Helmke, 2003). Fundorte. HA. Hengsteysee (Südostufer, Biologie. Von den bei Merz (1994: 92) 2004), Fley (2002), Garenfeld (2004), Biologie. Chaetostomella cylindrica ist we­ genannten Brutpflanzen kommt im Un­ Emst (2007), Halden (2000), Herbeck sentlich weiter verbreitet als die ähnliche tersuchungsgebiet nur die Krause Distel (2000), Holthausen (2000/04/10), Haspe Chaetorellia jaceae (s. Tab. 1) und kann (Carduus crispus) vor, die in den Flusstä­ (2009), Westerbauer (2004), Selbecke sich wie diese in Blütenköpfen von Cen­ lern häufig, anscheinend­ aber weitge­ (2013), Kalthausen (2013), Delstern taurea-Arten entwickeln, ist aber inner­ hend durch Tephritis hyoscyami okkupiert (2012), Dahl (2005/13), Rummenohl halb der Distelgewächse polyphag (Merz ist. (2001/3) und andere; EN. Herdecke (Ar­ 1994: 84). Sie wurde 2012 gemeinsam mit dey, 2012/13), oberes Hasperbachtal Urophora quadrifasciata aus C. cyanus ge­ (2010), Breckerfeld (Bühren, 2011/13) zogen. Im Letmather Kalkgebiet­ wurde C. Terellia (T.) serratulae (Linnaeus, 1758) und andere; MK. Schalksmühle (Großes cylindrica an Blüten von C. scabiosa gefan­ Fundorte. HA. Haspe (1 Männchen, 29. Klagebachtal, 2008). gen. VIII.2001), Boelerheide (1 Weibchen, 29.08.2002). Biologie. Die am häufigsten nachgewiese­ Die meisten Daten fallen in die Hochsom­ ne und verbreitetste Tephritide (s. Tab. 1) mermonate Juli und August (s. Tab. 2). Biologie. Beide Imagi­nes wurden an Blü­ ist nach Merz (1994: 81) im größten Teil Eine Anfang Mai gekescherte Fliege dürf­ tenköpfen von Cirsium vulgare gefangen. Europas häufig; sie bewohnt überwiegend te überwintert haben. feuchteres, halbschattiges Gelände, wie es Als eine der wenigen Tephritiden mit hy­ vor Allem im Waldbereich zu finden ist. alinen Flügeln wurde T. serratulae viel­ Die meisten Funde entfallen auf Cirsium leicht öfter übersehen. Im Schweizer Mit­

54 Michael Drees, Bohr- und Schmuckfliegen des Raumes Hagen telland fehlt sie, in anderen Landesteilen Anomoia purmunda (Harris, 1776) gen (ca. 170 m NN), wo die Fliegen in ist sie häufig (Merz 1994: 92). = Phagocarpus permundus (emend.) Mehrzahl vorkamen; als Beleg gesammelt Fundorte. HA. Vorhalle (2000), Wester­ wurde aber nur ein Weibchen. Spätere bauer (2004), Halden (2005), Eppenhau­ Nachsuchen dort und in anderen Parkan­ Trypetinae sen (2000), Hohenlimburg (2014) und lagen blieben erfolglos. Die Art tritt dem­ Hierher gehören meist Weichfruchtfresser andere; EN. Wetter-Wengern (2005). Die nach im untersuchten­ Gebiet nur spora­ sowie Stängel- und Blattminierer. Nach Daten liegen zwischen Anfang Juni und disch auf. In der Schweiz ist M. lucida nach Merz (1994: 93) eine heterogene Gruppe, Ende August mit Schwerpunkt im letzte­ Merz (1994: 105) recht häufig, fehlt aber die wahrscheinlich aufgespalten werden ren Monat (s. Tab. 2). in Großbritannien. muss. Biologie. Die unverwechselbar gezeichne­ Euphranta connexa (Fabricius, 1794) te Art ist im Unterland verbreitet (s. Tab. Philophylla caesio (Harris, 1776) Fundort. Das einzige entdeckte Vorkom­ 1), wurde aber stets einzeln gefunden.­ Es Fundorte. HA. Fley (2000/2/3); EN. Wet­ men liegt auf dem Hängen des Burgbergs handelt sich um Zufallsfunde auf Blättern ter (2005), Herdecke (2013); UN. Ergste bei Letmathe (MK, MTB 4611/2, 150- verschiedener Bäume und Sträucher, da­ (Weischeid, 2005). 200 m NN), wo die Fliege in beiden Teilen runter Quercus und Salix. Die Larven leben des durch eine Straßentrasse zerschnitte­ unter anderem in den Früchten von Cra­ Biologie. In tieferen Lagen verbreitet, aber nen Berges nachge­wiesen wurde, häufiger taegus, Malus und Cotoneaster (Merz nur einzeln gefunden; meist im Schatten aber im Westabschnitt. 1994: 98). oder Halbschatten auf Blättern von Wäl­ dern und Gehölzen. Die Art bringt hier Biologie. Dort wachsen am Rande eines anscheinend nur eine Generation hervor, Eichenwäldchens größere Bestände der Chaetostoma curvinerve Rondani, 1856 die von Ende Juni bis Ende Juli fliegt (s. Brutpflanze Vincetoxicum hirundinaria, Fundort. Der einzige Fund erfolgte am Tab. 2). Dieser Befund weicht von der Dar­ die sonst im Untersuchungsgebiet selten 24.III.2012 auf dem Geländer der Ruhr­ stellung bei Merz (1994: 105) ab, die zwei ist. Übereinstimmend mit den Angaben brücke bei Hagen-Bathey. Das Wetter war Generationen vermuten lässt („Mai - Sep­ von Merz (1994: 96) decken meine Fund­ um diese Zeit ungewöhnlich warm, fast tember, seltener im Juli“). daten den Zeitraum von der drit­ten Juni­ sommerlich. dekade bis Mitte August ab. In manchen Jahren traten die Fliegen zahlreich auf, in Biologie. Die Entwicklung dieser in Mittel­ Rhagoletis cerasi (Linnaeus, 1758) – anderen eher einzeln. europa seltenen, etwas an Acidia cognata Kirschfliege erinnernden Fruchtfliege ist nach Merz Fundorte. HA. Höing (23.VI.2004), Lox­ (1994: 99) unbekannt; vermutlich über­ baum (24.VII.2005), Fley (11.VI.2000). Acidia cognata (Wiedemann, 1817) wintert sie als Imago, da sich ihre Fund­ Fundorte. HA. Haßley (2003), Berchum daten auf Frühling und Herbst verteilen. Biologie. Die Kirschfliege scheint im Un­ (Wannebachtal, 2015), Hasselbachtal tersuchungsgebiet eher selten aufzutre­ (2008/13), Selbecke (2005), Werning­ ten, da sie nur wenige Male einzeln ge­ hausen (2003), Nimmertal (2004), Rum­ Euleia heraclei (Linnaeus, 1758) – funden wurde. Eines der Belegstücke, ein menohl (2007) und andere; EN. Mittleres Selleriefliege Weibchen, wurde auf Lonicera xylosteum (2015) und oberes Hasperbachtal Fundorte. HA. Garenfeld (2012), Halden gefangen; die Heckenkirsche­ ist neben (2000/13), Klingelbachtal (2003/12/13); (2005), Herbeck (2004), Holthausen Prunus avium und P. cerasus als Entwick­ MK. Oberes Sterbecketal (2003). (2004/5); EN. Wetter (2013). lungspflanze bekannt (vgl. Merz 1994: 109 und dort zitierte Literatur). Biologie. Die beobachtete Flugzeit beginnt Biologie. Da sich die Funde auf wenige Anfang Juli und endet Mitte September (s. Jahre konzentrieren (s. Tab. 3), scheint die Tab. 2). Die am zweithäufigsten nachge­ Häufigkeit dieser Art erheblich zu schwan­ Rhagoletis alternata (Fallén, 1814) – wiesene Tephritidenart ist in den Bachtä­ ken. Die hellere Herbstgeneration wurde Hagebuttenfliege lern im Südteil des Untersuchungsgebietes­ nur einmal nachgewiesen (20.IX.2012), Hier legt nur ein Nachweis vor: HA. Fley­ allgemein verbreitet, seltener tritt sie auch die restlichen Daten von Ende April bis er Wald, 23.VI.2000. Dabei wurde ein in Steinbrüchen auf. Im Norden gibt es Mitte Mai gehören zur Frühlingsgenerati­ Männchen auf Wildrosengebüsch an ei­ Verbreitungslücken­ (s. Tab. 1). Fast immer on. Euleia heraclei scheint die halboffene nem Waldrand gefangen. wurden die Fliegen auf Pestwurzblättern Land­schaft, etwa mit Gebüsch durchsetz­ () gefunden, nur zwei­ te Wiesen und Waldränder, vorzuziehen. mal an Huflattich ( farfara). In Die Brutpflanze Angelica sylvestris­ (Merz Trypeta zoe Meigen, 1826 der Schweiz leben sie nach Merz (1994: 1994: 103) ist im Gebiet häufig anzutref­ Fundorte. HA. Fleyer Wald (2.V.2007), 97) dagegen allgemein an Huflattich. Sie fen. Haldener Wald (22.V.2005), Holthausen laufen flügelschwenkend über die Blätter, (15.VI.2004 und 2.VI.2013). fliegen meist nur kurze Strecken und fal­ len durch die­ses Gebaren leicht ins Auge. Myoleja lucida (Fallén, 1826) Biologie. Auch T. zoe wurde nur einzeln Acidia cognata ist im Hagener Raum nicht Fundort. HA. Waldfriedhof Loxbaum (4. gefunden, was nach den Angaben von selten, kommt aber spärlicher als die eben­ VI.2001). Merz (1994: 114) auch in der Schweiz der falls an Pestwurz le­bende Schwebfliege Fall ist. Zwei dieser Fliegen wurden geke­ Cheilosia canicularis (Panzer, 1801) vor. Biologie. An Lonicera-Zierstäuchern in Ha­ schert, je ein Exemplar stammt von Arte­

55 Entomologische Zeitschrift · Schwanfeld · 126 (1) 2016 misia vulgaris und Eupatorium cannabi­ am 5.VII.2015 wurden dann größere leren Ruhrtals (70–110 m) ist M. crassipen­ num, die neben vielen anderen tubuliflo­ Stückzahlen dieser Fliegen angetroffen. nis verbreitet, scheint aber im Hügel- und ren Korbblütlern als Entwicklungspflan­ Bergland zu fehlen. In den Niederlanden zen bekannt sind (Merz 1994: 113). ist sie im Gegensatz zu den übrigen Melie­ Fundorte sind die Krautschicht lichter Herina germinationis (Rossi, 1790) ria-Arten allgemein verbreitet (Kabos & Wälder, aber auch ein Straßenrand und Fundorte. HA. Emst (2001), Elsey (2015), van Aartsen 1984). eine relativ magere Wiese. Steltenberg (2003); MK. Letmathe (Kup­ ferberg, 2015), Auf der Saat (2008), Son­ Biologie. An den Fundstellen ist sie mitun­ derhorst (2015). ter in Anzahl anzutreffen, besonders zu Ulidiidae Beginn der Flugzeit. Diese ist lang­gezogen Otitinae – Schmuckfliegen Biologie. Wenngleich H. germinationis im und erstreckt sich von Mitte Juni bis Ende Myennis octopunctata untersuchten Gebiet weiter verbreitet ist September (s. Tab. 2), daher kann man als ihre Gattungsgenossen, bleibt sie doch zwei Generatio­nen vermuten, von denen (Coquebert, 1798) auf Kalkböden beschränkt. Sie bewohnt die zweite eventuell unvollständig ist. Fundort. Der einzige gesicherte Nachweis verwachsene Steinbrüche sowie (meist gelang am 29.V.2011 im unteren Lennetal ruderalisierte) Halbtrockenrasen und tritt bei Hagen-Herbeck (ca. 110 m). Damals oft nur einzeln (so am Elseyer Trichter­ Otites guttata (Meigen, 1830) tummelten sich mehrere Exemplare bei­ see), mitunter aber auch in kleiner oder Fundorte. HA. Boelerheide (2010), Her­ derlei Geschlechts auf dem Geländer einer größerer­ Anzahl auf; letzteres war am beck (2000/1/2), Holthausen (2004/ Fußgängerbrücke über die Lenne. Nach 20.VI.2008 „Auf der Saat“ (ca. 200 m) der 05/13), Hohenlimburg (Mühlenberg einigen Fehlversuchen wurden schließlich Fall. Einmal wurden Fabaceen als Aufent­ 2012). ein Männchen und ein Weibchen durch haltspflanzen erkannt, sonst handelte es Überstülpen mit Schnappdeckelgläschen sich um Kescherfänge in der gemischten Biologie. Die Art wurde vorwiegend in Bu­ gefangen. Krautschicht. Die Daten liegen innerhalb chenwäldern gefunden, und zwar nicht eines Monats im Juni und Juli (s. Tab. 2). nur in bodensauren, sondern auch in den Wahrscheinlich war mir die Art bereits Kalkbuchenwäldern; gelegentlich be­ einige Jahre zuvor auf der Lennebrücke wohnt sie auch (ungepflegte) Gärten. Alle bei Hagen-Kabel (MTB 4510/4), einige Herina palustris (Meigen, 1826) Exemplare wurde auf Blättern gefunden. Kilometer flussabwärts, begegnet, doch Wie für H. frondescentiae ist auch für H. Otites guttata entwickelt sich an Luzula ließ sich damals kein Exemplar fangen und palustris der Elseyer „Trichtersee“ der ein­ luzuloides (Kabos & van Aartsen 1984: die Zuordnung zu Myennis muss spekula­ zige mir bekannte Fundort. Die Fliegen 35), ver­mutlich kommen­ aber auch ande­ tiv bleiben. Man darf aber wohl anneh­ traten dort am 28.VI. und am 5.VII.2015 re Luzula-Arten in Frage, die nicht alle men, dass die Fliegen aus den in gleicher in Anzahl auf, wenn auch etwas spärlicher gleichermaßen azidophil sind. Hövemey­ Höhe befindlichen Baumkronen (meist als H. frondescentiae. Der Fang eines er (1992: 258) traf diese Fliegen regelmä­ Weiden, aber auch einige Pappeln) auf die Männchens sicherte die Artbestimmung. ßig von Mitte Mai bis Anfang Juni in einem Brückengeländer übergewechselt waren, Kalkbuchenwald bei Göttingen. Ihre Flug­ um dort an exponierter Stelle flügel­ Biologie. Alle Exemplare wurden fern vom zeit im Hagener Raum liegt relativ früh schwenkend zu balzen. Ufer des noch verbliebenen Restgewässers zwischen April und Anfang Juni mit in ziemlich trockenem Milieu gefangen, Schwer­punkt im Mai (s. Tab. 2). In den Biologie. Die Larven leben unter der Rinde so dass der Name palustris sachlich nicht Niederlanden fliegt O. guttata etwas spä­ von Zitterpappeln (Kabos & van Aartsen ganz zutrifft. Denkbar ist aber eine Asso­ ter, von Mai bis Juli (Kabos & van Aartsen 1984), vielleicht auch anderer Pappelar­ ziation mit Schilf (Phragmites). Nach Ka­ 1984). Ein Paar kopulierte am 2.VI.2013 ten (vgl. Perry & Stubbs 1978: 72). bos & van Aartsen (1984) ist H. palustris im Milchenbachtal bei Hagen-Holthausen. in den Niederlanden ebenfalls calciphil; nach diesen Autoren leben die Lar­ven in Herina frondescentiae (Linnaeus, 1758) Kopfried (Schoenus), das in der Umgebung Seioptera vibrans (Linnaeus, 1758) Einziger Fundort ist der ehemalige „Trich­ der Hagener Fundstelle aber weiträumig Fundorte. HA. Vorhalle (2001), Boele tersee“ bei Hohenlimburg-Elsey. Das beim fehlt. Die Art war mit den beiden genann­ (2004), Ruhraue Syburg (2004), Ische­ Kalkabbau entstandene Stillgewässer ist ten Gattungsgenossen vergesellschaftet. land (1997), Altenhagen (2001); EN. inzwischen weitgehend verlandet; auf der Diese drei Herina-Arten sind diejenigen, Volmarstein (2000/1), Wetter (2002), trocken gefallenen Sohle hat sich auf Kalk­ die auch in den Niederlanden vorkommen Herdecke (Ardey, 2000), Waldbauer (Zur­ sand eine Pioniervegetation angesiedelt, (Kabos & van Aartsen 1984) und offen­ straße, 2010), oberes Hasperbachtal die teils aus Gehölzen (Salix, Betula, Po­ bar am weitesten nordwestwärts vorge­ (2010). Somit ist die Art im Untersu­ pulus, Pinus), teils aus Gräsern (vorwie­ drungen sind. chungsgebiet bis ins Oberland verbreitet gend Phragmites), Schachtelhalm (Equi­ und nicht selten. setum) und spärlichem Krautwuchs be­ steht. Melieria crassipennis (Fabricius, 1794) Biologie. Die nachgewiesene Flugzeit be­ Fundorte. HA. Ruhraue Syburg (1999), ginnt Ende Mai und reicht bis Ende Juli; Herina frondescentiae wurde dort wieder­ Garenfelder Ruhrwiesen (2005/12); EN. die meisten Daten fallen in den Juni (s. holt gekeschert beziehungsweise geklopft: Alte Ruhr bei Katzenstein (2014), Witten Tab. 2). Für die Niederlande geben Kabos Einem Einzelstück vom 23.VII.2014 folgte (Im Spiek, 2005); UN. Schwerte (Mühlen­ & van Aartsen (1984) die Monate April ein weiteres am 24.V.2015; am 28.VI. und strang, 2000). In den Röhrichten des mitt­ bis August an. Die meisten Imagines wur­

56 Michael Drees, Bohr- und Schmuckfliegen des Raumes Hagen den auf Blättern gefunden, einige in ver­ wo dreimal (am 29.VI.2001, am 15.V.2004 Hennig, W. 1939. Otitidae in. Lindner, E. (Hrsg.) glasten Wartehäuschen sowie eine am und am 18.V.2005) auf den Blättern einer Die Fliegen der paläarktischen Region, Bd. 5: 2.VI.2000 auf Pferdedung im Walde. Beim frei stehenden, mittelgroßen Eiche Imagi­ 46/47: 1–79. Schweizerbart, Stuttgart. Hennig, W. 1940. Ulidiidae in. Lindner, E. (Hrsg.) Überdecken mit einem Netz flogen sämt­ nes von P. seminationis angetroffen wur­ Die Fliegen der paläarktischen Region, Bd. 5: 45: liche Musciden auf - es handelte sich größ­ den. Die Art ist demnach im Raum Hagen 1–34. Schweizerbart, Stuttgart. tenteils um Polietes lardarius (Fabricius, nur punktuell vertreten. Eine Imago be­ Hövemeyer, K. 1992. Die Dipterengemeinschaft 1781) - während die Seioptera als einzige suchte eine Dolde des Wiesenkerbels (An­ eines Kalkbuchenwaldes: eine siebenjährige Fliege „seelenruhig“ sitzen blieb, entspre­ thriscus sylvestris). Untersuchung. Zoologische Jahrbücher für Sys­ tematik : 225–260. chend dem flugträgen Temperament der 119 Kabos, W. J. & van Aartsen, B. 1984. Prachtvlie­ meisten Acalyptraten. Ein lebend mitgenommenes Exemplar gen (Otitidae). Wetenschappelijke Mededelingen zeigte die unerfreuliche Gewohnheit, sich K. N. N. V. 163: 31–37. ausdauernd mit den Hinterbeinen­ über die Lengersdorf, F. 1937. I. Beitrag zu einer Dipte­ Ulidiinae Flügel zu streichen, bis diese nach einigen renfauna der Wahner Heide. Decheniana 94: Physiphora alceae (Preyssler, 1791) Stunden zerfetzt waren. 221–224. Lindner, E. 1918. Das Balzspiel einer Fliege (Chlo­ = Ph. demandata (Fabricius, 1798) ria demandata Fabr.). Zeitschrift für wissen­ schaftliche Insektenbiologie 14: 21. Fundorte. HA. Bathey (2015), Garenfeld Rivellia syngenesiae (Fabricius, 1781) Merz, B. 1994: Diptera Tephritidae. Insecta Hel­ (2005/6), Halden (2008), Holthausen Fundorte. HA. Vorhalle (2001/15), Boele vetica 10: 1–198 S. Genf. (2009), Delstern (1997), Rummenohl (2010), Haspe (2009), Altenhagen (Ha­ Neun, S. & Weber, G. 1985: Dipterenbesiedlung (2010); EN. Wetter-Wengern (1999), meckepark, 2010/11), Hal­den (2004/9), einer abgedeckten Bauschuttdeponie – Ver­ gleich einer Rekultivierungsfläche mit verschie­ Breckerfeld-Peyinghausen (2008/11); Haßley (2014), Berchum (2000), Delstern den alten Sukzessionsflächen. Drosera ‘85: MK. Iserlohn (Sonderhorst, 2015), oberes (2009), Elsey (2015) und andere; EN. Ge­ 77–90. Sterbecketal (2015). dern (Ruhrtal,­ 2009), Gevelsberg (2005), Perry, I. & Stubbs, A. E. 1978. Dead wood and sap Waldbauer (Neuenloh, 2011); MK. Letma­ runs. in Stubbs, A. E. & Chandler, P. (Hrsg.) Biologie. Im untersuchten Gebiet ist Ph. the (Kupferberg, 2002), Ennepe-Tal­sperre A Dipterist’s Handbook (The Amateur Entomolo­ gist) Vol. ). Hanworth. alceae allgemein verbreitet (s. Tab. 1) und (SO-Ufer, 2011). 15 Riedel, M. P. 1919. Beitrag zur Kenntnis der Di­ ziemlich häufig, aber meist einzeln zu fin­ pterenfauna des Niederrheins. Entomologische den. Gelegentlich kann man aber zahlrei­ Biologie. Im Untersuchungsgebiet ist R. Zeitschrift 32: 90+95f+100+104; 33: 8+12 che Imagines an trockenen Misthaufen syngenesiae allgemein verbreitet (s. Tab. +16+20+24+28+31f+36+43f+47f. antreffen. Ein am 12.VII.2011 lebend mit­ 1) und regelmäßig zu finden, vorwiegend­ Rikhter, V. A. 1989a. 59. Family Platystomatidae. genommenes Weibchen legte während der mit dem Streifkescher. Sie bewohnt meist in. Bei-Bienko, G. Y. (Hrsg.) Keys to the of the European Part of the USSR. V. Diptera. zwei folgenden Tage Eier ab. Sonst be­ ruderalisiertes, nicht allzu feuchtes Gras­ Pp. 194–196. Brill, Leiden etc. sucht Ph. alceae öfters Blüten, besonders land, selbst be­wachsene Schutthalden und Rikhter, V. A. 1989b. 60. Family Otitidae. In. Bei- Solidago cf. canadensis, auch Tanacetum fliegt von Mitte Mai bis Mitte August mit Bienko, G. Y. (Hrsg.) Keys to the Insects of the vulgare und Hedera helix. Auf Alcea und Schwerpunkt im Juni (s. Tab. 2). An den European Part of the USSR. V. Diptera. Pp. 197– anderen Malvengewächsen traf ich sie Fundorten treten die Fliegen nicht selten 211. Brill, Leiden etc. hingegen nie. Physiphora alceae ist eine in Mehrzahl auf. Neun & Weber (1985) Rombach, R. 1990. Blütenbesuchende Fliegen eines Feuchtwiesenkomplexes bei Nettersheim Hoch- und Spätsommerart, die im Juli er­ wiesen R. syngenesiae in Anzahl mittels (Eifel) (Insecta, Diptera). Decheniana 143: scheint und bis Anfang Oktober gefunden­ Bodeneklektoren auf einer rekultivierten 359–372. wird (s. Tab. 2). Obwohl die Art hyaline Bauschuttdeponie bei Bremen nach. Schumann, H., Bährmann, R. & Stark, A. (Hrsg.) Flügel aufweist, balzt sie ebenfalls am Bo­ 1999. Checkliste der Dipteren Deutschlands. den; entsprechende Beobachtungen wur­ Studia dipterologica, Supplement 2. Ampyx Ver­ Literatur lag, Halle a. d. Saale. den bereits 1918 von Lindner veröffent­ Clements, D. K. 1990. Provisional Keys to the Smit, J. T. 2010: De Nederlandse boorvliegen (Te­ licht. ­Otitidae and Platystomatidae of the British Isles. phritidae). Entomologische Tabellen 5. 158 S. Dipterist‘s Digest 6: 32–41. Drees, M. 1997. Zur Schwebfliegenfauna des Rau­ Platystomatidae mes Hagen (Diptera: Syrphidae). Abhandlungen Platystoma seminationis aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde 59 (2): 3–63. (Fabricius, 1775) Drees, M. 2009: Die Echten Fliegen des Hagener ●●Michael Drees, Mein einziger Fundort liegt im Milchen­ Raumes (Diptera: Muscidae). Dortmunder Bei­ Im Alten Holz 4a, D-58093 Hagen; bachtal westlich von Hagen-Holthausen, träge zur Landeskunde 41 (2007/8): 15–54. E-Mail: [email protected]

57