DER WALD ZWISCHEN DEN HAUPTSTÄDTEN Wege durch die Forsten in Wannsee
Beiheft zur Ausstellung im Heimatmuseum Zehlendorf Dr. Achim Förster, Juni 2020 162 Eichkamp
161
80 157 156
81 130 131 109 149 110
132 82 150
151 111 133 112 83 152 134 $ 84 55 153 113
135 85 154 114 $56 136 86
115 57 155 137 87 Saubucht 116 58 138 88 Dachsberg 117 59
139 89 34 118 60 140 90 35 20 119 61
91 36 141 21 120 62 9 92 37 22 63 121 10 38 93 23 64
94 39 11 122 65 24
95 12 40 4 66 13 96 41 25 5 123 67 26
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48 103 Wannsee 49 74$ 75 104 205 76 202
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285 284 286 22 287 1 288 289 12 2 290 $24 3 291 13 78 27 7676
79 14 28 7675 7683 80 29 81 62 16 283 82 15 19 20
63 59 74 17 77 75 7674 18 7671 Dreilinden 71 72 64 7673 76 60 73 7672 69 67 65
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7611 Berliner Forsten - alle Bereiche vom Forstamt Grunewald 7630 7629
Liebe Leserin, 7609 7628 7612
lieber Leser, 7627 7608
in dieser kleinen Schrift 7607 geht es um die Geschichte der Wälder im Ortsteil 7606
Wannsee. 7605
7604 7603 Sie beschreibt einen Teil der Nuthe 7617 Ausstellung im Heimatmuseum Zehlendorf
7616 mit dem Titel: “ 6442
7601 6407 Der Wald zwischen den Hauptstädten - Wege durch 7602 die Zehlendorfer Forsten”.
7615 Siehe auch die Artikel im
Heimatbrief 63. Jahrgang 6549 Nr. 1 vom April 2020 6556
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6333 Forstamtsbereich Grunewald 6336 Reviere Landesgrenze 6319 Dachsberg Bezirksgrenzen 1:25.000 6323 Eichkamp Abteilungsgrenzen Saubucht 6321 Wannsee Berlin, 2013 ± Dreilinden Topographische Karte: Nuthe 6322 OGC:WMS Digitale Navigationsmodell 1:25.000 (DNM25) 6309 http://isk.geobasis-bb.de/ows/dnm25.php? $ Revierstandort
Heimatmuseum Zehlendorf 1 Dr. Achim Förster, Juni 2020 Grunewald, Düppeler Forst, Parforce Heide
Seit 1542 ist der Name Grunewald am gleich- Streusandbüchse nannte. Untersuchungen am namigen Jagdschloss in Stein gemeißelt und Museumsdorf Düppel zeigen, wie schnell man 1588 in einer Landkarte eingetragen. Zeitwei- unsere Urwälder im Mittelalter rodete, auch se tauchten die Namen Teltowsche Heyde, abbrannte. Beweidung und Raubbau ließen Königliche Grunewaldsche Heyde und Span- kaum noch Bäume groß werden. dower Forst auf. Der Grunewald überstand G. Menzel, das Mittelalter als Jagdgebiet ohne größere 1849: Die Rodungen, wie sie zur Anlage von Äckern und Bittschrift. Wiesen üblich waren. Er ging aus Urwäldern, Ähnlich sah die sich nach der Eiszeit ausbreiteten, hervor. Wald in der Von Urwald kann aber schon seit Jahrhunder- Parforcehei- ten keine Rede mehr sein. de zur Zeit Friedrich des Hier geht es um die Wälder in Wannsee, die Großen aus. eine ganz andere Vergangenheit haben. Ergebnis waren Heidelandschaften wie auf dem Bild oben. Nach 1700 zwangen wirt- schaftliche Gründe die Anlage von Nutzwäl- dern. Schonungen sind aber erst Jahrzehnte später auf Karten in Wannsee eingetragen.
Waldland Wo man ihn nicht hindert, erobert der Wald jedes Gebiet. Baumsamen keimten selbst auf den mit Herbiziden belasteten Sandflächen der DDR Grenze bei Kohlhasenbrück. Nach Im Dschungel der Wald-Definitionen den Regeln der Natur könnten daraus die sta- Am besten sind Urwälder definiert, sie sollten bilsten, ökologisch wertvollsten Natur-Wälder frei von Einflüssen des Menschen sein. In entstehen. Mit der Zeit kämen mehr Baumar- Südeuropa vernichtete man sie seit tausen- ten hinzu, andere vergehen, fast kostenlos den von Jahren, in Brandenburg seit der sog. würden artenreiche Wälder heranwachsen. Kultivierung des Landes vor 800 Jahren. Mit- Mit der Zertifizierung der Berliner Forsten im teleuropa ist längst frei von Urwäldern. Jahr 2002 wurde der ökologische Wert der Definitionen für Wälder änderten sich und sind Wälder betont, ihre Qualitäten als Erholungs- je nach Land und Fachbereich unterschied- gebiet, zur Verbesserung des Trinkwassers lich. Juristisch ist Wald: “…jede mit Forst- etc. stehen im Vordergrund. Auch sollte auf pflanzen bestockte Grundfläche, auch kahlge- Baumpflanzungen zugunsten der Naturver- schlagene,…Lichtungen, Waldwiesen, …”. jüngung verzichtet werden. Wie das geht, Zehlendorfs Wälder werden oft Forsten ge- zeigt das Foto aus dem Düppeler Forst. nannt, weil sie aufgeforstet wurden. Warum nannte man die Wälder auch Heiden?
Heide, Forst, Naturland-Wald Ältere erinnern sich noch an die riesigen kriegsbedingten Kahlschläge. Noch bis 1960 konnte man von der S-Bahn aus die Sonne als rotglühenden Ball am Horizont hinter den schnell aufgeforsteten Flächen im Grunewald untergehen sehen. Ähnlich wie die im Krieg zerstörten Wälder wird die märkische Landschaft zwischen 1300 Hinter dem Zaun, wo das Wild die Naturverjüngung nicht und 1800 ausgesehen haben, als man sie abfressen kann, wächst artenreicher Wald nach. Heimatmuseum Zehlendorf 2 Dr. Achim Förster, Juni 2020 Die Wälder rund um Stölpchensee
Beim Bau des Teltowkanals 1906 wurde auch stoffen aus West-Berlin aufgefüllt wurden. der Prinz-Friedrich-Leopold-Kanal angelegt, Aufgeforstet sollten die Müllberge der Nah- der ab 1992 Griebnitzkanal heißt und die be- erholung dienen. Ob das dauerhaft nach der liebte “7-Seen-Rundfahrt“ ermöglicht. Schon letzten Aufforstung von 2006 gelang, wird sich 1913 brachten Dampfer Theatergäste in das herausstellen. Schilder warnen vor Deponie- von Rudolf Lorenz (1866-1930) betriebene gasen, die noch auf unabsehbare Zeit abge- Freilichttheater am Pohlesee, das er nach dem pumpt werden müssen, weil Sie den schüt- beliebten, verstorbenen Schauspieler Josef zenden Wald vergiften würden. Ohne Wald Kainz (1858-1910) nannte. Nach dem 1. Welt- wäre die Bodenabdeckung bald abgetragen krieg verfielen die Anlagen. Letzte Spuren wa- und die Giftstoffe würden schneller in das ren noch in den 1990er-Jahren sichtbar. Noch Grundwasser gelangen. weisen Robinien, Fiederspieren und ein Schwarznussbaum auf die Stellen hin, wo einst die unten abgebildeten Bauten standen.
Kainz Theater Abb.: Blick von der ehemaligen Mülldeponie auf das vom Wald umgebene Helmholtz-Zen- Quiz-Frage 1: trum Berlin für Materialien und Energie, das Wie oft trat Kainz 1958 als Kernforschungszentrum, Hahn-Meit- im nach ihm be- nannten Theater ner-Institut in Gegenwart von Lise Meitner und auf? Otto Hahn gegründet wurde. a) Fast täglich, b) einmal in der Wo- Zum Golfplatz und den Schiessbahnen che, c) nie. Vom “Müllberg” in Richtung Schäferbergturm Die Schiffsanlegestelle am Stölpchensee auf gelangt man zu den Rasenflächen des Golf- der anderen Seite der Kohlhasenbrücker Stra- und Land-Clubs Berlin-Wannsee, der 1926 im ße ist außer Betrieb, der Pavillon im Stil der Wald angelegt wurde. Vor der Königsstraße 1950er-Jahre abgerissen. Nichts erinnert mehr beginnt ein wildzerklüftetes Waldgebiet: Das an das kleine Strandbad von 1912. waren die noch mit Blei belasteten Schieß- Wo der Waldweg vom Hang zum See führt, bahnen der Potsdamer Garnison, (Bild unten). gedeihen eine sehenswerte amerikanische Sumpfeiche und eine Kaukasiche-Flügelnuss. Dann geht es über die Brücke zur Hubertus Baude mit dem Naturdenkmal Hubertus Eiche. Beide hatten deutlich bessere Zeiten hinter sich. Die Eiche ist bereits auf dem Weg der Genesung, so man sie erhält.
Aus Tannenbergen wurden Müllberge Einst führte einer der oberen Waldwege zu den Tannenbergen, die zu Kiesgruben wurden und von 1954 bis 1982 mit Hausmüll und Gift-
Heimatmuseum Zehlendorf 3 Dr. Achim Förster, Juni 2020 Auf den Spuren des Herrn Kohlhase
400 Jahre Raubbau hatten aus Wäldern Di- züchtet war,…an derselben Stelle gepflanzt. ckichte gemacht, so genannte Heiden oder Unter die Wurzel der neuen Eiche ist dabei Heyden. Das löste Ereignisse aus, die das eine verlötete Blechbüchse mit eingegraben Land Brandenburg fast in den Ruin trieben. worden. Sie enthält…ein Protokoll über die Holz, die wichtigste Energie- und Rohstoff- Gegenwärtige Lage … “. quelle wurde knapp. In waldfreien Lagen trieb Die Kohlhas Wind Sanddünen über die Äcker. Sümpfe ent- Eiche im Früh- standen in fruchtbaren Tälern, weil Rinnsale jahr zum Betrieb von Wassermühlen aufgestaut 2008. wurden. Der Klimawandel zur Kleinen Eiszeit 2018 wurde verschärfte die Lage. Hungersnöte, Kriege, das Natur- Seuchen und Migration folgten. denkmal ge- fällt. Hieronymus Bosch, Die Tafel aus Gemälde um 1500. Gusseisen, die am Baum Wie auch spätere Bil- befestigt war, der aus Brandenburg ist im Hei- vermittelt dieses be- matmuseum sonders deutlich die ausgestellt. Trostlosigkeit in der entwaldeten Land- Quizfrage 2: Welchen Durchmesser hatte die schaft zu Beginn der abgebildete Kohlhas Eiche? Nachmessen ist Neuzeit. sogar im Heimatmuseum möglich. Quizfrage 3: Wie viel Stämme hat die Luther Die schnelle Verbreitung von Schriften durch Buche in der Martin-Buber Straße? die neue Drucktechnik führte zum Autoritäts- Der Kohlhas-Pfad verlust der Kirche. Das Rechtsempfinden Der Sage nach versteckte Kohlhas das gerade schwankte zwischen Mittelalter und Neuzeit. erbeutete Silber im Sumpf, nahe der Brücke, Der 1483 noch im Mittelalter geborene Martin die wenige Jahre später seinen Namen trug. Luther setzte sich bereits mit friedlichen Mit- Auf dem Pfad, dem späteren Churfürstenweg, teln gegen erlittenes Unrecht durch. Seinem kam er kurz danach durch das Tatarenfenn, Zeitgenossen Hans Kohlhase, 1534 in Jüter- ein Tal, das Schmelzwasserflüsse eiszeitlicher bog erneut um sein Recht betrogen, riet er Gletscher ausspülten. das Gleiche. Kohlhase wählte jedoch die durch den Landfrieden verbotene Fehde. Wintersonne im Tataren- Luther Buchen und Kohlhas Eichen fenn. Unter einer Buche wurde der geächtete Luther Der Schnee auf der Flucht bei Möhra nahe der Wartburg zeigt den 1521 in “Schutzhaft” genommen. Seither gibt hier flachen es zahllose Luther Bäume. Talverlauf Auch Kohlhase war auf der Flucht, bis man ihn an. unter falschem Versprechen nach Berlin lock- te. Eine kleinere Eiche am Hang zum Bäketal Nahe der Stelle, an der dieses Tal vom Kleinen bemerkte er wohl nicht. 330 Jahre später wur- Wannsee abzweigt, wählten 1811 Heinrich v. de der inzwischen Kohlhas Eiche genannte Kleist, der Hans Kohlhase in seiner Erzählung Baum vom Blitz getroffen und ging ein. Dazu Michael Kohlhaas nannte, und Henriette Vogel schrieb Bernhard Beyer, der Kohlhasenbrück den Freitod. Wahrscheinlich kamen die “Räu- als Villenkolonie anlegte: ber” noch an der Baustelle vom Jagdschloss “Zur Erinnerung an Kohlhaas…wurde…1873 Grunewald vorbei, bevor sie Berlin erreichten. eine neue gesunde Eiche, die in ihrer Krone Nahe am heutigen Alexanderplatz wurde unten als Pyramide und oben als Kugel ge- Kohlhase 1540 hingerichtet.
Heimatmuseum Zehlendorf 4 Dr. Achim Förster, Juni 2020 Das Landgut Eule, Hetzjagden und Forschungszentrum
Hetzjagden bereiteten größtes Vergnügen. Ab Foto 2013: 1732 traf man sich im Jagdschloss Stern, von Denkmal- dem lange Schneisen sternförmig ausgingen. geschütztes Reiter mit Hunden hetzten die Tiere mit Ge- Wohnhaus ge- walt (Parforce) bis zur Erschöpfung durch die kennzeichnet Schneisen vor die Flinten der Herrschaft. Ein durch den roten Endpunkt in der Parforceheide war die Hütte Punkt. an der Bäke, die mehrfach erweitert, ab 1800 Eule genannt wurde.
Landgut Eule
Unterschiedliche Laubfärbung, 2019
Schneise
Lageplan, spätere Rekonstruktion
Jagdschloss Stern
100 Jahre später errichteten dort die Deut- schen Waffen- und Munitionsfabriken ihr For- schungszentrum. Bomben wurden zur Deto- nation gebracht. Die Kaiser-Wilhelm-Gesell- schaft bezog ihr erstes Institut für Metallfor- Luftbild 1928 schung, aus dem die Bundesanstalt für Mate- rialprüfung (BAM) hervorging. Hochspan- nungsblitze wurden in einem Turm erzeugt, der um 1995 abgerissen wurde. Große Isola- toren sind im Heimatmuseum ausgestellt, Schalttafeln und andere Geräte wurden sinn- los zerstört. Nur noch die dunklere Laubfär- bung zeigt an, wo das Hauptgebäude stand. Luftbild von 1910 mit Haupt- und Nebengebäuden Heimatmuseum Zehlendorf 5 Dr. Achim Förster, Juni 2020 Albrechts Teerofen
1838 fuhr erstmals eine Eisenbahn durch die gerade angelegten Schonungen. Nach 1945 konnte der Wald die Bahntrasse erobern und zu einem wertvollen Biotop werden lassen. Nicht weit vom Bahn- damm findet man noch Asphaltbrocken, Reste vom Kontrollpunkt an der Straße nach Stein- stücken, Bild links. in Albrechts Teerofen. Am Restaurant Vier Ei- Auch die Bewaldung an den zerfallenen Bau- chen waren Klumpen aus Teer und Sand aus- ten im Grenzgebiet zwischen Eule und Al- gestellt. Jahrzehnte versickerte Teer und bil- brechts Teerofen erfolgte nach den Regeln der dete fest verklebte Sandschichten, die heute Natur, ohne forstliche Hilfe. Das war für die TU noch dort lagern. ein seltenes Forschungsgebiet, das nach der Wiedervereinigung endete. Ein Landschafts- schutzgebiet entstand und mit Durchforstun- gen wurden übliche Vorstellungen von natürli- chen Entwicklungen durchgesetzt.
Teeröfen standen in allen Wäldern Teer gewann man aus Holz seit dem Ende der Steinzeit, erst in kleinen Töpfen, dann in gro- Gebäude des Restaurants Vier ßen Meilern, die ganze Wälder verschlungen Eichen, 2013. haben. Aufgeschichtetes Holz wurde mit Genau dort stand der Teerofen. Grassoden und Erde abgedeckt und ange- Alle Gaststätten wurden in den 1970er-Jahren zündet. Fast ohne Luftzutritt, auch nachts un- geschlossen. Nach dem Verkauf 2016 wurde ter Beobachtung, dampften die Meiler dort das Grundstück mit dem wertvollen Baumbe- viele Tage lang, ungefähr bis 1770. Hinweise stand dem Erdboden gleichgemacht. auf Teerherstellung sind noch häufig in unse- ren Wäldern zu finden. Teer war Arzneimittel, Der Weg zu den amerikanischen Kiefern Pech war Kleb- und Kunststoff bis in die Neu- Gut 300 Meter westlich erobert der Wald die zeit. In Meilern entstandene Holzkohle diente alte Autobahn samt denkmalgeschützter Brü- u.a. zur Verhüttung von Eisenerz. cke und Restaurant. Dann gelangt man in ein Wäldchen aus kleinen aber alten amerikani- schen Banks-Kiefern, wohl Reste der Fried- hofsbepflanzung. Ihre Zapfen sind mit Harz verklebt und öffnen sich erst nach Waldbrän- den, um die Samen frei zu lassen die dann den neuen Wald begründen, Bild unten.
Der Vorgänger des oben abgebildeten Teer- ofens ist in der eingenordeten Landkarte von 1683 eingezeichnet, Abb. nächste Spalte.
Gaststätten am Teltowkanal Nach Eröffnung des Teltowkanals 1906 ent- standen mehrere beliebte Ausflugsrestaurants
Heimatmuseum Zehlendorf 6 Dr. Achim Förster, Juni 2020 Um das ehemalige Jagdschloss Dreilinden
Nach der grausamen Schlacht von 1864 im Quizfrage Nr. 4: Wie wird der Runenstein ge- dänischen Ort Dybbøl durfte Prinz Friedrich nannt? Die Inschrift gibt geringe Anhalts- Karl von Preußen (1828-1885) sein Gut in punkte: a) Dybbølstenen, b) Frederikstenen, c) Hedebystenen, d) Hærulfstenen, e) Jellings- Neu-Zehlendorf Rittergut Düppel nennen. Bald tenen? erwarb er auch die Machnowsche Heyde und Rose Range errichtete 1869 sein Jagdschloss Dreilinden, 1928 wurden Schießbahnen angelegt und das leider 1954 abgerissen wurde. 1936 für die Olympischen Spiele ausgebaut. Von 1945 bis 1994 übernahmen US-Amerikaner das Gelände und benannten es nach G e n e r a l M a u r i c e R o s e (1899-1945). Anders als im Grunewald wo man bei Manö- vern zusehen konnte, war dieses Gebiet weiträumig abgezäunt und lud zu Zeltlagern ein. Noch zeugen Graffi t i s a n e i n e r Zu seiner Kriegsbeute gehörte ein über 1000 Mauer bei einem alten Jahre alter Runenstein aus dem Besitz des Obstgarten im Wald dänischen Königs Frederik VII., der bis zur zwischen Stahnsdorfer Damm und der Auto- Rückgabe 1951 vor dem Jagdschloss stand. bahn davon. Fotos von 2005 und 2011.
Das Bensch-Grab Das vernachläs- sigte Grab liegt v e r s t e c k t z w i- schen Stahnsdor- f e r D a m m u n d dem Gelände des Forsthau- ses.
Der Waldersee Stein Am Wegrand südlich vom Bensch-Grab steht ein kleiner Stein. Eine seiner geheimnisvol- len Inschriften lautet: “Sta viator heroem calcas” Abb. oben: Runenstein im Rondell vor dem Bleib stehen Besucher, du Jagdschloss. Abb. Mitte: Runenstein, im Hin- betritts das Gebiet eines tergrund das Jagdschloss (Foto Moltke 1939). Helden. Major Gustav Graf Abb. rechts, von oben nach unten: Runenin- von Waldersee (1826- schrift auf dem Stein und Runen-Alphabet aus 1861) war ein Freund von der dänischen Informationstafel am Stein bei Prinz Friedrich Karl. Hovslund, Südjütland DK.
Heimatmuseum Zehlendorf 7 Dr. Achim Förster, Juni 2020 Die Wälder zwischen Heckeshorn und Pfaueninselchaussee
Der Weg am Wannsee nach Heckeshorn führ- Den ursprünglichen Wald vernichtete man te einst an einer Ziegelei und den Spuren von nach 1200 um Äcker anzulegen. Diese wurden Newesdorf vorbei. Heute erinnern die Bauten aber schnell unfruchtbar und zu Schafweiden. am Waldrand beim Löwendenkmal an Kriege. Bezeichnungen wie Heuweg, Lange Stücken Aus der NS-Zeit stammt der hinter Bäumen und Forstdienstacker, der erst 1971 aufgefors- versteckte Luftschutz-, spätere Atombunker. tet wurde, weisen darauf hin. Erste Auffors- Die jetzt denkmalgeschützte Siedlung im tungen sind nach 1780 verzeichnet. Die Be- Wald, entworfen vom Architekten des Rathaus weidung verbot man jedoch erst mehrere Zehlendorfs Eduard Jobst Siedler, war die Jahrzehnte später, so wurden die kleinen Kie- Reichsluftschutzschule. 1947 zog die Lungen- fern verbissen. Überlebende wuchsen mehr- klinik ein. Die Kriege zwischen Dänemark und stämmig heran, heute sind diese Kiefern 240 Preußen sind auf der Tafel am Löwendenkmal Jahre alt, ihre Anzahl nimmt rapide ab. Es sind dargestellt. Dort beginnt der beliebte Uferweg Zeitzeugen der Landschaftsgeschichte, es und führt zu einer mächtigen, europäischen lohnt sie zu besuchen. Schwarz-Pappel. Diese Baumart ist selten und stark gefährdet, wird aber trotz europäischer Förderung aus Unkenntnis ausgerottet, wäh- rend die Kanadische-Hybridpappel bevorzugt wird. Abb.: Mächtige Schwarz-Pappel im Frühling nahe Heckeshorn.
Die kurioseste der uralten Kiefern.
Der Weg zum Wald oberhalb vom Hang bei der Steinbrücke über den Kartz führt in das Gebiet der sehenswerten Kiefern.
Brücke am Kartz
Pfaueninsel Uralte Kiefern Quizfrage 5: Welches Blatt stammt von der oben abgebildeten Schwarz-Pappel? Forstdienst- acker und Lange Stü- cken Alter Hof
Wenn Sie vom Höhenweg herabsteigen, kom- a b c d men Sie zur Wasserrettungsstation Jagen 95. Quizfrage 6: Welchen Stammumfang hat sie Dort lag der Alte Hof, ein mittelalterliches An- ungefähr? 4m, 5m, 6m, 7m, 8m oder 9 Meter? wesen an dem kleinem Moor. Heimatmuseum Zehlendorf 8 Dr. Achim Förster, Juni 2020 Zwischen Schäferberg und Havel
Erst kamen die Wälder, dann die Industrie dem, umging so den Schäferberg und mied Kurz vor dem Bau der Eisenbahn ermöglich- die Brücken. Kurz nach seinem Tod 1786 be- ten noch Fernblicke über das waldarme Land gann der Ausbau der schnurgeraden Straße den Aufbau von Optischen Telegrafen, den über die Insel Wannsee. 150 Jahre später Vor-vor-Gängern des Internets. Als die zuvor wurde die Steigung durch den Einschnitt in aufgeforstete Baumart, die zum Wappenbaum den Schäferberg abgeschwächt. Ein Teil des wurde, den Blick behinderte, spannte man Sandes transportierte man mit einer Loren- bereits Telegrafendrähte längs der Stamm- bahn durch den Wald zur Havel. Abschnitte bahn. Das technische Zeitalter begann. der Strecke sollen noch zu erahnen sein. Der Sand wurde auf Schiffe verladen, diente aber 1833 bekam das auch zur Verbreiterung des beliebten Uferwe- heutige Zehlendorf ges. zwei Stationen des Grüße aus der Eiszeit Optischen Telegra- fen. Die Stolper Berge, ein tief zerklüftetes Wald- Abb.: Nachbau in gebiet, erschließen sich auf Wegen zwischen Potsdam auf dem dem Fernmeldeturm und der Havel bei Nikols- Telegrafenberg koe. In mehreren Kaltzeiten hatten Gletscher und Ausschnitt Sandberge zusammengeschoben, die in aus einem zeitge- nössischem Ge- Warmzeiten durch Wasserrinnen vertieft und mälde. dann zu Trockentälern wurden. Dort blieb der Damit konnten Wald erhalten, wo das Gelände ebener war militärische Nach- legte man Äcker an. richten “schnell” zwischen Berlin und Koblenz aus- getauscht wer- den. Die 2. Station stand auf dem Schäferberg wo heute der Fern- meldeturm steht.
Abb.: Altes Schild am Eingang. Stauchmoränen vor Quizfrage 7: Wo in Zehlendorf befand sich die dem Schäferberg. andere Station des Optischen Telegrafen? Quizfrage 8: Welche Baumart wurde zum Zehlendorfer Wappenbaum? Natur vollendet Landschaftskunst Vor 200 Jahre bekamen Lenné und Pückler Wege um und über den Schäfer Berg den Auftrag barocke Landschaftsgärten natür- Tief unter dem Erdboden in Wannsee lagern licher zu gestalten. Nun hat die Natur ihr Werk Salzschichten von eingetrockneten Ozeanen. gekrönt. Am Rand des Welterbes sind Wald- Salz ist “leichter” als der darüber liegende bilder mit höchstem Artenreichtum und knor- Boden und hat Fließeigenschaften. So drängt rigen Bäumen entstanden, an denen Künstler es nach oben und wölbt dabei den Schäfer- der Romantik ihre wahre Freude hätten. berg auf. Der Berg, aber auch die Brücken über den Kleinen Wannsee und bei Glienicke machten den geradlinigen Weg zwischen Ber- Lennés Erbe: lin über Zehlendorf nach Potsdam unattraktiv. Der Königsweg über Kohlhasenbrück war teils Wertvolle, sehens- werte Waldbilder am sandig auch sumpfig und kreuzte das tiefe Rand des Welterbes. Tatarenfenn. Friedrich II. bevorzugte ihn trotz-
Heimatmuseum Zehlendorf 9 Dr. Achim Förster, Juni 2020