Der Regierungsrat Le Conseil-exécutif des Kantons du canton de Berne

Konzessionsverfügung

RRBNr.: 243/2019 Datum RR-Sitzung: 13. März 2019 Direktion: Bau-, Verl^etirs- und Energiedirektion Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Klassifizierung: Niclit klassifiziert

Gemeinden Aeschi bei , und Spiez, Wasserkraftrecht Nr. 23036, Kander Konsortium Hondrich - Wasserkraftwerk Hondrich Wasserkraftkonzession

WWl 1 Sachverhalt 3 1.1 Gesuchsteller/Konzessionär 3 1.2 Gesuch 3 1.3 Gesuchsunterlagen 3 1.4 Umfang der Wassernutzung 4 1.5 Verwendung des Wassers 4 1.6 Publikation 4 1.7 Auflage 4 1.8 Einsprachen und Rechtsverwahrungen 4

2 Rechtsgrundlagen 5 2.1 Bundeserlasse 5 2.2 Kantonale Erlasse 5

3 Erwägungen 6 3.1 Verfahren und Zuständigkeit 6 3.2 Stauanlage 6 3.3 Einsprachelegitimation 6 3.4 Nachhaltigkeitsbeurteilung (NHB) 7 3.5 Energiegewinnung 7 3.6 Sistierung des Verfahrens 8 3.7 Variantenstudium 9 3.8 Weitere Verfahren 10

Letzte Bearbeitung: 14.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr. 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 1 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

3.9 Abstimmung auf die Raumplanung 12 3.10 Umweltverträglichkeit 15 3.11 Wasserbaupflicht 16 3.12 Bewilligung der Wasserentnahme 17 3.13 Ersatzmassnahmen 24 3.14 Schwall-Sunk 28 3.15 Dauer der Konzession 28 3.16 Stilllegung und Abbruch des Werkes 29 3.17 Gesamtinteressenabwägung 29 3.18 Weitere Anträge der Einsprecher 30 3.19 Abgaben und Gebühren 31

4 Beschluss 32 4.1 Erteilung der Konzession 32 4.2 In den Entscheid integrierte weitere Bewilligungen 33 4.3 Bestimmungen über das Nutzungsrecht 33 4.4 Weitere Bestimmungen 36 4.5 Anforderungen an das Bauprojekt und die 2. Stufe UVP 36 4.6 Beilage zum Gesamtentscheid 37 4.7 Bekanntmachung nach Art. 20 UVPV 38

5 Abgaben und Gebühren 38 5.1 Wasserzins (jährliche Abgaben) 38 5.2 Einmalige Abgabe 38 5.3 Verwaltungsgebühr 38

6 Eröffnung und Kenntnisgabe 39 6.1 Eröffnung 39 6.2 Kenntnisgabe (per Mail) 39

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Gesctiäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 2 von 40 Nicfit klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

1 Sachverhalt

1.1 Gesuchsteller/Konzessionär Konsortium Hondrich, p. A. Energie AG, Industriestrasse 6, 3607 Thun, bestehend aus den solidarhaftenden Gesellschaftern: • BKW Energie AG, Viktoriaplatz 2, 3013 Bern und • Energie Thun AG, Industriestrasse 6, 3607 Thun

1.2 Gesuch Erteilung einer Konzession für die Nutzung der Wasserkraft der Kander im neuen Wasser­ kraftwerk Hondrich in den Gemeinden Aeschi b. Spiez (Oberwasser und Restwasserstrecke), Wimmis (Oberwasser und Restwasserstrecke) und Spiez (Restwasserstrecke und Unterwas­ ser).

1.3 Gesuchsunterlagen Formular Konzessionsgesuch vom 31. Mai 2017 Technischer Bericht Konzessionsprojekt vom 31. Mai 2017 Umweltverträglichkeitsbericht (UVB) 1. Stufe vom 31. Mai 2017 Bericht ökologische Bilanzierung Eingriffe und Massnahmen vom 27. November 2017 Nachhaltigkeitsbeurteilung vom 31. Mai 2017 Fachbericht Gewässerökologie und Restwasserbericht vom 30. Mai 2017 Geologisch- hydrogeologische Rahmenbedingungen vom 31. Mai 2017 Längenprofil nach SIA 199 1:1'000 (Geologie und Geotechnik) vom 31. Mai 2017 Bericht Abstimmung mit dem Gewässerrichtplan (GRP) Kander vom 31. Mai 2017 Fachbericht Geschiebe, Spülungen und Wasserbau vom 31. Mai 2017 Grundeigentümer Vereinbarungen und Verträge vom 31. Mai 2017 Entwurf Rodungsgesuch vom 31. Mai 2017 Übersichtsplan Situation 1:5'000 vom 31. Mai 2017 Übersichtplan 1:2'000 mit Orthophoto vom 31. Mai 2017 Übersichtsplan 1:1 '000 vom 31. Mai 2017 Wehrund Fassung, Situation und Längenprofil 1:500 vom 31. Mai 2017 Wehr und Fassung, Querprofile und Längenprofil 1:200 vom 31. Mai 2017 OW-Zuleitung, Längenprofile 1:2'000/ 1:500, Normalprofil 1:50 vom 31. Mai 2017 Wasserschloss, Druckleitung und Zentrale, Situation und Längsschnitt 1:200/ 1:100, Normalprofil 1:50 vom 31. Mai 2017 Stellungnahme Konsortium Hondrich vom 4. Dezember 2017 Pläne Hochwassernachweise Wehr 1:500 / 1:200 vom 30. November 2017 Überflutungsflächen Gewässerentwicklungsraum 1:500 vom 30. November 2017 Sperre Q22 Längen- und Querprofil 1:200 vom 30. November 2017 Pflichtstrecken Wasserbau und Gewässerunterhalt 1:2'000 vom 30. November 2017 Standort und Zugang BAFU Durchflussmessung vom 27. November 2017 Querprofile Tümpel 5-7/4 1:500 vom 30. November 2017 Querprofile Tümpel 2-3 / Hondrichweiher 1:1 '000 / 500 vom 4. Dezember 2017 Nachgereichte Unterlagen Stellungnahme zu den Einsprachen vom 22. Mai 2018 Stellungnahme zum Anhörungsbericht BAFU vom 12. Juli 2018 Stellungnahme zum BAFU Antrag vom 8. Oktober 2018

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 3 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

1.4 Umfang der Wassernutzung 1.4.1 Genutzte Gewässerstrecke Das Konzessionsgebiet umfasst die Kander von der Stauwurzel mit den Koordinaten E=2'618'191, N=1'167'718, Gewässerkilometer 9.02, bis zur Wasserrückgabe Stegweide mit den Koordinaten E=2'617'445, N=1'169'320, Gewässerkilometer 7.26, vor der Wasserent­ nahme des bestehenden Kraftwerkes Spiez. Die Länge der genutzten Gewässerstrecke der Kander beträgt rund 1'810 m. 1.4.2 Nutzbare Fallhöhe Massgebender Wasserspiegel Entnahme (Staukote) 659.5 m ü. M. Massgebender Wasserspiegel Rückgabe 627.5 m ü. M. Nutzbare Bruttofallhöhe 32.0 m 1.4.3 Nutzbare Wassermenge Die maximal nutzbare Wassermenge beträgt 30 m^/s (30'000 l/s). 1.4.4 Leistungen Gestützt auf die Daten vom 1. Januar 2004 bis 31. Dezember 2013 der Abflussmessstation Hondrich beträgt die mittlere mechanische Bruttoleistung 4'633 Kilowatt (kW). Die maximal mögliche Leistung ab Generator beträgt 7'400 kW. 1.5 Verwendung des Wassers Nutzung der Wasserkraft zur Erzeugung von elektrischer Energie mit Einspeisung ins öffentli­ che Versorgungsnetz

1.6 Publikation • Frutiger Anzeiger, Ausgabe vom 6. März 2018 () • Amtsblatt des Kantons Bern, Ausgabe vom 7. März 2018 • Simmentaler Anzeiger, Ausgabe vom 8. März 2018 (Wimmis und Spiez)

1.7 Auflage Gemeindeverwaltung Aeschi bei Spiez vom 6. März bis und mit 4. April 2018 Gemeindeverwaltungen Wimmis und Spiez vom 7. März bis und mit 5. April 2018

1.8 Einsprachen und Rechtsverwahrungen Gegen das Vorhaben wurden die folgenden Einsprachen eingereicht: 1.8.1 Fischereipachtvereinigung Spiez, p. A. Samuel Mann, Präsident, Eggenweg 19b, 3604 Thun, mit Einsprache vom 4. April 2018 1.8.2 Stiftung WWF Schweiz, Postfach, 8010 Zürich und WWF Bern, Bollwerk 35, 3011 Bern, mit gemeinsamer Einsprache vom 5. April 2018 Gegen das Vorhaben wurden keine Rechtsverwahrungen angemeldet.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 4 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

2 Rechtsgrundlagen 2.1 Bundeserlasse • Schweizerisches Zivilgesetzbuch vom 10. Dezember 1907 (ZGB; SR 210) • Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz vom 1. Juli 1966 (NHG; SR 451 ) • Bundesgesetz über die Raumplanung vom 22. Juni 1979 (RPG; SR 700) • Bundesgesetz über die Nutzbarmachung der Wasserkräfte vom 22. Dezember 1916 (Wasserrechtsgesetz, WRG; SR 721.80) und Verordnung über die Berechnung des Was­ serzinses vom 12. Februar 1918 (Wasserzinsverordnung, WZV; SR 721.831) • Energiegesetz vom 30. September 2016 (EnG; SR 730.0) • Eisenbahngesetz vom 20. Dezember 1957 (EBG; SR 742.101) • Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung vom 19. Oktober 1988 (UVPV; SR 814.011) • Verordnung über die Bezeichnung der im Bereich des Umweltschutzes sowie des Natur- und Heimatschutzes beschwerdeberechtigten Organisationen vom 27. Juni 1990 (VBO; SR 814.076) • Bundesgesetz über den Schutz der Gewässer vom 24. Januar 1991 (Gewässerschutzgesetz GSchG; SR 814.20) und Gewässerschutzverordnung vom 28. Oktober 1998 (GSchV; SR 814.201) • Bundesgesetz über den Wald vom 4.0ktober 1991 (WaG; SR 921.0) • Bundesgesetz über die Fischerei vom 21. Juni 1991 (BGF; SR 923.0) • Bundesgesetz über die Stauanlagen vom 1. Oktober 2010 (StAG; 721.101 )

2.2 Kantonale Erlasse » Verfassung des Kantons Bern vom 6. Juni 1993 (KV; BSG 101.1) o Verordnung über die Gebühren der Kantonsverwaltung vom 22. Februar 1995 (GebV; BSG 154.21) • Dekret über die Gebühren des Grossen Rates und des Regierungsrates vom 15. Januar 1996 (GebD; 154.11) • Gesetz über die Verwaltungsrechtspflege vom 23. Mai 1989 (VRPG; BSG 155.21) • Baugesetz vom 9. Juni 1985 (BauG; BSG 721.0) o Koordinationsgesetz vom 21. März 1994 (KoG; BSG 724.1) o Gesetz über Gewässerunterhalt und Wasserbau vom 14. Februar 1989 (WBG; BSG 751.11) • Wassernutzungsgesetz vom 23. November 1997 (WNG; BSG 752.41) Dekret über die Wassernutzungsabgaben vom 11. November 1996 (WAD; BSG 752.461) Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung vom 14. Oktober 2009 (KUVPV; BSG 820.111) Kantonales Waldgesetz vom 5. Mai 1997 (KWaG; BSG 921.11)

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 5 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

3 Erwägungen

3.1 Verfahren und Zuständigkeit Die Nutzung öffentlichen Wassers bedarf einer kantonalen Konzession (Art. 3 Abs. 2 und Art. 9 WNG). Die Konzession kann erteilt werden, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind und keine überwiegenden öffentlichen Interessen der Nutzung entgegenstehen (Art. 11 Abs. 2 WNG). Ein Rechtsanspruch auf die Erteilung der Konzession besteht nicht. Mit einer maximal möglichen Leistung ab Generator von 7.4 Megawatt (MW) ist das Vorhaben der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterstellt (Art. 1 UVPV). Das Bundesamt für Um­ welt (BAFU) ist zum Projekt anzuhören (Ziff. 21 Anhang zur UVPV). Für Wasserkraftanlagen, die der UVP unterliegen, ist ein zweistufiges Verfahren durchzuführen (Art. 19 Abs. 1 WNG). In der ersten Stufe entscheidet die Konzessionsbehörde über die wesentlichen Elemente der Wassernutzung, wie den Umfang, die Art und Dauer des Nutzungsrechtes, die wirtschaftli­ chen Leistungen der Berechtigten und die Verhältnisse und Verpflichtungen bei Ablauf des Nutzungsrechtes sowie die wesentlichen räum- und umweltrelevanten Aspekte. Im Sinne ei­ ner formellen und materiellen Koordination ist im Konzessionsentscheid gleichzeitig über die erforderlichen weiteren Bewilligungen zu entscheiden (Art. 4 ff. KoG). Für Wasserkraftanlagen mit einer maximal möglichen Leistung ab Generator von 7.4 MW er­ teilt der Regierungsrat die Konzession (Art. 14 Abs. 1 Bst. c WNG).

3.2 Stauanlage Das Wasserkraftwerk Hondrich ist mit einem Stauraumvolumen von weniger als 50'000 m^ und ohne besonderes Gefährdungspotenzial keine Stauanlage im Sinne des StAG.

3.3 Einsprachelegitimation Die Einsprachelegitimation richtet sich im koordinierten Verfahren nach der besonderen Ge­ setzgebung (Art. 10 KoG). Nach Art. 60 Abs. 2 WRG sollen Gesuche um Verleihung von Wasserrechten veröffentlicht werden unter Ansetzung einer angemessenen Frist, während der wegen Verletzung öffentlicher oder privater Interessen Einsprache gegen die Verleihung er­ hoben werden kann. Zur Einsprache befugt ist, wer von der zu erlassenden Verfügung besonders berührt und in schutzwürdigen Interessen betroffen ist (Art. 60 Abs. 1 WRG i. V. m. Art. 12 Abs. 1 VRPG). Dabei müssen die Einsprechenden durch das Vorhaben stärker als jedermann betroffen sein und in einer besonderen, beachtenswerten, nahen Beziehung zum Vorhaben stehen (vgl. Merkli/Aeschlimann/Herzog, Kommentar zum bernischen VRPG, Bern 1997, N. 6 zu Art. 12 Abs. 1 VRPG). Die Fischereipachtvereinigung Spiez (Einsprecher 1.8.1) ist als Pächterin der Kander vom Vorhaben besonders betroffen und deshalb zur Einsprache befugt. Die Stiftung WWF Schweiz und der WWF Bern haben eine gemeinsame Einsprache einge­ reicht. Beide werden im Folgenden Einsprecher 1.8.2 genannt. Die Stiftung WWF Schweiz (Einsprecher 1.8.2) ist von Bundesrechts wegen zur Einsprache befugt (Art. 12 NHG in Verbindung mit Art. 1 VBO und Ziff. 3 Anhang zur VBO). Der WWF Bern ist von Bundesrechts wegen zur Einsprache befugt (Art. 12 Abs. 5 NHG in Verbindung mit Art. 1 VBO und Ziff. 3 Anhang zur VBO). Die Einsprecher 1.8.1 und 1.8.2 rügen grundsätzlich die gleichen Punkte.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 6 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Der Gesuchsteller und die Einsprecher 1.8.1 und 1.8.2 haben sich ausserhalb des Verfahrens auf eine einvernehmliche Lösung geeinigt und gemeinsame Anträge formuliert. Die Vereinba­ rung vom 3. Dezember 2018 wurde dem Amt für Wasser und Abfall (AWA) im Rahmen der Schlussbemerkungen zur Kenntnis gegeben. Unter dem Vorbehalt, dass die Anträge 1 bis 4 im Wortlaut in den Konzessionsentscheid aufgenommen werden, verzichten die Einsprecher auf den Weiterzug der Einsprache. Die Anträge 1 bis 4 der Vereinbarung werden im Konzes­ sionsentscheid sinngemäss aufgenommen (Rückbaupflicht Ziff. 4.1.7, Ersatzmassnahmen Ziff. 4.3.24 und 4.5.2, Fischwanderung Ziff. 4.3.19, Wassertemperaturen Ziff. 4.3.11 und 4.3.18).

3.4 Nachhaltigkeitsbeurteilung (NHB) Der Regierungsrat hat am 15. Dezember 2010 die Wasserstrategie des Kantons Bern, beste­ hend aus den drei Teilen Wassernutzungsstrategie, Wasserversorgungsstrategie und Sach­ plan Siedlungsentwässerung (VOKOS) beschlossen. Die Massnahme 5.4.2 des Massnah- menplans der Teilstrategie Wassernutzung sieht für die im vorliegenden Fall relevante Strate­ gieperiode 2017-2022 vor, dass auf Konzessionsgesuche nur dann eingetreten wird, wenn in der NHB die Werte der Dimensionen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft den Mindestwert von 1.5 (Umwelt, Gesellschaft) bzw. 1.0 (Wirtschaft) und der Gesamtwert den Mindestwert von 1.6 nicht unterschreiten. Das Instrument für die Nachhaltigkeitsbeurteilung von Wasserkraftwerksprojekten ist nicht auf die abschliessende Beurteilung der Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit von Wasser­ kraftprojekten ausgelegt. Es soll nach seiner Konzeption in einem frühen Planungsstadium eingesetzt werden und der Konzessionsbehörde eine Entscheidung darüber ermöglichen, ob auf ein Konzessionsgesuch überhaupt eingetreten werden kann. Der Gesuchsteller hat das Projekt mittels des vom Kanton vorgegebenen Instruments aus Sicht der Nachhaltigen Entwicklung beurteilt. Die Anlage erreicht den Gesamtwert 2.3 und in den Dimensionen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft die Mittelwerte 1.7, 2.8 und 2.4. Somit steht fest, dass ohne weitere Abklärungen auf das Konzessionsgesuch eingetreten werden konnte. Die NHB wurde den Einsprechern 1.8.1 und 1.8.2 zur Kenntnis gegeben. Aus diesem Grund werden der entsprechende Eventualantrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Nachreichung der NHB; Rechtsbegehren 4 bezüglich Ziff. 24 der Begründung) sowie der entsprechende Eventualantrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Nachreichung der NHB; Rechtsbegehren 5 bezüglich Ziff. 2 der Begründung) abgewiesen.

3.5 Energiegewinnung Mit dem gemeinsamen Antrag der Einsprecher 1.8.1 und 1.8.2 sowie dem Konzessionären vom 3. Dezember 2018 sind die Anträge um Abweisung des Konzessionsgesuches (Rechts­ begehren 1 bezüglich Ziff. 5 bis 10 der Begründung bzw. Rechtsbegehren 1 bezüglich Ziff. 5 bis 10 der Begründung) als gegenstandslos zu betrachten. Folgte man dieser Betrachtungs­ weise nicht, wären die Anträge um Abweisung des Konzessionsgesuches abzuweisen, wie folgende Ausführungen zeigen. Seit dem 1. Januar 2018 ist das neue Energiegesetz (EnG) in Kraft. Gemäss Art. 2 EnG ist bei der Produktion aus Wasserkraft ein Ausbau anzustreben, mit dem die durchschnittliche inlän­ dische Produktion von Elektrizität aus Wasserkraft im Jahr 2035 bei mindestens 37'400 GWh pro Jahr liegt. Dies entspricht im Vergleich mit der heutigen Produktion einem notwendigen Nettozubau von rund 2'900 GWh pro Jahr.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 7 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Mit einer mittleren jährlichen Stromproduktion von 34.7 GWh für die Elektrizitätsversorgung von rund 7'700 Haushalten ist das Kraftwerk Hondrich von nationalem Interesse (Art. 8 Abs. 1 Bst. a EnV). Das Bundesamt für Energie (BFE) stimmt dem Vorhaben aus der Sicht der zweckmässigen Nutzbarmachung der Wasserkräfte am 19. September 2017 zu (vgl. Art. 5 WRG). Gemäss der Stellungnahme erscheint das Konzessionsprojekt plausibel und leistet einen Beitrag zur Umsetzung der Energiestrategie 2050, womit aus Sicht des BFE der Bedarf gegeben ist. Auch gemäss der kantonalen Energiepolitik soll die Wasserkraftnutzung an geeigneten Ge­ wässerabschnitten weiterhin gefördert werden, sowohl durch Erneuerung und Ausbau beste­ hender Wasserkraftwerke als auch durch Bewilligung von neuen Anlagen. Gemäss der kanto­ nalen Wassernutzungsstrategie soll im Kanton Bern bis 2035 mittels Wasserkraft eine zusätz­ liche Stromproduktion von mindestens 300 GWh pro Jahr erreicht werden. Gemäss Fachbe­ richt Energienutzung vom 27. Oktober 2017 des Amtes für Umweltkoordination und Energie (AUE) steht das Konzessionsprojekt im Einklang mit der Energiestrategie 2006 des Kantons Bern und trägt wesentlich zur Erreichung der Effizienz- und Substitutionsziele bei. Seit dem Jahr 2011 wurden im Kanton Bern Konzessionen geändert und neu erteilt, die eine theoretisch zusätzliche Stromproduktion 167 GWh pro Jahr generieren. Bis zum heutigen Zeitpunkt wurden Massnahmen für eine zusätzliche Stromproduktion von 122 GWh pro Jahr baulich und betrieblich umgesetzt. Die restlichen Massnahmen der konzedierten zusätzlichen Stromproduktion von 45 GWh pro Jahr wurden zurückgestellt. Das Ausbauvorhaben Kraftwerk Trift der Kraftwerke Oberhasli AG, welches sich zurzeit im Konzessionsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung befindet, kann eine zusätzliche Stromproduktion von 145 GWh pro Jahr generieren. Unter der Voraussetzung, dass das Aus­ bauvorhaben Kraftwerk Trift eine Konzession erhält und alle bereits konzedierten Massnah­ men für eine zusätzliche Stromproduktion tatsächlich umgesetzt werden, resultiert theoretisch eine zusätzliche jährliche Stromproduktion von 312 GWh pro Jahr. In der Bilanz nicht berück­ sichtigt wurden die absehbaren Stromproduktionsverluste bei bestehenden Wasserkraftanla­ gen, die aufgrund von Konzessionserneuerungen mit Restwasserabgabe nach Art. 30 ff. GSchG und Sanierungen der Wasserentnahme nach Art. 80 ff. GSchG und Sanierungen der negativen Auswirkungen der Wasserkraft (Fischwanderung, Schwall-Sunk, Geschiebehaus­ halt) verursacht werden. Die jährlichen Verluste werden auf 96 bis 320 GWh geschätzt. Unter der Berücksichtigung der absehbaren Stromproduktionsverluste kann das angestrebte Strom­ produktionsziel aus Wasserkraft des Kantons Bern mit dem Ausbauvorhaben Kraftwerk Trift nicht erreicht werden. Das Vorhaben leistet einen Beitrag zur Energiewende und entspricht den energiepolitischen Zielen von Bund und Kanton.

3.6 Sistierung des Verfahrens Nach Art. 38 VRPG kann die instruierende Behörde von Amtes wegen oder auf Antrag das Verfahren einstellen, wenn dessen Ausgang vom Entscheid eines anderen Verfahrens ab­ hängt oder wesentlich beeinflusst wird oder wenn im anderen Verfahren über die gleiche Rechtsfrage zu befinden ist. Direkt unterhalb der geplanten Wasserrückgabe des Kraftwerkes Hondrich befindet sich die Wasserentnahme Kander des Kraftwerkes Spiez (Wasserkraftrecht Nr. 23038, Konzessionä­ rin BKW Energie AG) mit einem selbstständigen wohlerworbenen Nutzungsrecht bis 10. August 2067. Da die Kander durch die bestehende Wasserentnahme des Kraftwerkes

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 8 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Spiez wesentlich beeinflusst wird, muss die Wasserentnahme nach Art. 80 ff. GSchG saniert werden. Der Umfang und die Massnahmen der Sanierung Wasserentnahme, die sogenannte Restwassersanierung, sind zurzeit noch nicht festgelegt. Nach der BAFU Vollzugshilfe Nr. 39 "Mitteilung zum Gewässerschutz" kann bei bestehenden Wasserentnahmen mit wohlerworbe­ nen Wassernutzungsrechten die vollständige Anwendung der Art. 31 ff. GSchG nicht verlangt werden. Damit der Umfang und die Massnahmen der Restwassersanierung des Kraftwerkes Spiez nach Art. 80 ff. GSchG festgelegt und vollzogen werden können, erfolgen weitere Studien und Untersuchungen voraussichtlich ab dem Jahr 2019. Beim Kraftwerk Hondrich sind die zum Zeitpunkt der Konzessionserteilung geltenden Umwelt­ vorschriften einzuhalten und die wissenschaftlichen Ergebnisse und Untersuchungen zu be­ rücksichtigen. Bei den Restwasserstrecken des Kraftwerks Spiez und des geplanten Wasserkraftwerks Hondrich handelt es sich um zwei unabhängige Wassernutzungsrechte. Die Festlegung der Restwassermengen für das geplante Wasserkraftwerk Hondrich erfolgt in Anwendung von Art. 31 ff. GSchG und unabhängig von der Restwasserregelung des Kraftwerks Spiez. Aus diesen Gründen werden der entsprechende Eventualantrag des Einsprechers 1.8.1 (An­ trag um Sistierung des Verfahrens; Rechtsbegehren 2 bezüglich Ziff. 11 bis 13 der Begrün­ dung) sowie der entsprechende Eventualantrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Sistierung des Verfahrens; Rechtsbegehren 2 bezüglich Ziff. 11 bis 13 der Begründung) abgewiesen.

3.7 Variantenstudium Die Kraftwerk Stägweid AG (Aktionäre Energie Thun AG und Axpo AG) und die BKW Energie AG (BKW) reichten am 30. August 2011 bzw. am 16. November 2011 je ein Konzessionsge­ such für die Nutzung der Wasserkraft für praktisch dieselbe Gewässerstrecke an der Kander ein. Mit der verfahrensleitenden Verfügung vom 30. April 2012 wurden die beiden Konzessi­ onsverfahren gestützt auf Art. 17 VRPG vereinigt. Mit der Verwaltungsverordnung vom 14. Dezember 2011 regelte der Regierungsrat wie vorzugehen ist, wenn für dieselbe Gewäs­ serstrecke mehrere Bewerber ein Gesuch um Erteilung einer Konzession zur Nutzung der Wasserkraft einreichen und nur eine Konzession erteilt werden kann. Im Rahmen dieser Vor­ gaben beauftragte das AWA die Pöyry Energie AG die charakteristischen Kenngrössen der beiden Wasserkraftprojekte zu plausibilisieren und gegenüberzustellen. Das entsprechende Gutachten Pöyry lag am 28. September 2012 vor. In der Folge erarbeitete das AWA zuhan­ den des Regierungsrates einen Entscheid darüber, welchem Projekt der beiden Bewerber der Vorzug zu geben ist. Bevor der Regierungsrat diesen Entscheid fällen konnte, informierten die beiden Gesuchsteller am 28. April 2014 das AWA, dass sie ein Konsortium gegründet haben und die Machbarkeit eines gemeinsamen Kraftwerkprojektes abklären. Zugleich beantragten sie, das Verfahren über den Entscheid der Konzessionsgesuche Kraftwerk Stägweid und Heustrich bis auf weiteres zu sistieren. Mit der verfahrensleitenden Verfügung vom 5. Mai 2014 wurde dem Antrag entsprochen. Anlässlich der Besprechung vom 8. Septem­ ber 2016 informierte die BKW Energie AG (BKW), dass sich die Energie Thun AG (EnT) und die BKW zu einem neuen Konsortium (51 % Anteil BKW, 49% Anteil EnT) zusammenge­ schlossen haben, welches beabsichtige, ein neues optimiertes Konzessionsprojekt Kraftwerk Hondrich auszuarbeiten. Zudem wurde bekanntgegeben, dass mit dem neuen optimierten Konzessionsprojekt Kraftwerk Hondrich das rechtserhebliche Interesse am Erlass der Kon­ zessionsentscheide Kraftwerk Stägweid (EnT) und Kraftwerk Heustrich (BKW) entfällt. Die Konzessionsverfahren für das Kraftwerk Stägweid und für das Kraftwerk Heustrich an der

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 9 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Kander wurden als erledigt vom Geschäftsverzeichnis abgeschrieben (Abschreibungsverfü­ gung). Mit den Konzessionsgesuchen Kraftwerk Stägweid und Heustrich bestand eine lange Vorprojektphase, in der die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Nachhaltigkeit geprüft worden sind. Mit dem Gesuch Kraftwerk Hondrich wurde ein optimiertes Projekt eingereicht. Aus diesen Gründen werden der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Nachreichung des Variantenstudiums; Rechtsbegehren 4 bezüglich Vorbemerkung der Be­ gründung) sowie der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Nachreichung des Variantenstudiums; Rechtsbegehren 5 bezüglich Ziff. 1 der Begründung) abgewiesen.

3.8 Weitere Verfahren 3.8.1 Sanierung freie Fischwanderung Schwelle 14 und 16 Oberhalb der Wasserfassung Kander des Kraftwerkes Spiez (Wasserkraftrecht Nr. 23038, Konzessionärin BKW Energie AG) und in der Restwasserstrecke des geplanten Kraftwerkes Hondrich befinden sich die Querbauwerke Schwellen 14 und 16. Im Rahmen der Sanierung Wasserkraft wurde die BKW Energie AG zur Wiederherstellung der Fischgängigkeit der Schwelle 14 verpflichtet. Die Schwellenkorporation Wimmis, die Gemeinde Aeschi und die BLS Netz AG (BLS) sind für die Wiederherstellung der Fischgängigkeit der Schwelle 16 bis spätestens zum 31. Dezember 2025 verantwortlich. Die Erarbeitung der geeigneten Sanie- rungsmassnahmen Schwellen 14 und 16 erfolgen in einem koordinierten Projekt und der ab­ sehbare zukünftige Zustand mit den Restwasserdotierungen des geplanten Kraftwerkes Hondrich wird berücksichtigt. Mit dem Fachbericht Fischerei vom 18. Januar 2018 beantragt das Fischereiinspektorat (Fl), dass vor Erteilung der Konzession der Nachweis vorliegen müsse, dass die vorgesehene Sa­ nierungsvariante für die Schwellen 14 und 16 eine für die Wanderungen der Bach- und Seefo­ rellen genügende Wassertiefe aufweist. In der Gesamtbeurteilung Umweltverträglichkeit vom 16. Oktober 2018 wurde der Antrag als Hinweis an die Leitbehörde übernommen.

Die BKW Energie AG hat im Rahmen des Variantenstudiums für die Wiederherstellung der freien Fischwanderung Schwellen 14 und 16 den Nachweis der erforderlichen Fliesstiefen mit der Restwasserdotierung des geplanten Kraftwerks Hondrich erbracht. Das Fl kommt in seiner Rückmeldung vom 23. Juli 2018 zum Schluss, dass dem Antrag Genüge getan und der Nachweis für ausreichende Wandertiefen, soweit dies zum derzeitigen Planungsstand möglich war, erbracht wurde.

3.8.2 Verlegung Abflussmessstation des Bundes Auf der Restwasserstrecke des geplanten Kraftwerkes Hondrich, auf der Schwelle 23, befin­ det sich die Abflussmessstation Kander Hondrich (LH 2469) des BAFU. Die Messstation spielt eine zentrale Rolle bei der Hochwasserprävention, weshalb eine kontinuierliche Messung der Kander unabdingbar ist. Würde bei der Station der Wasserzufluss künstlich verändert, könnte der tatsächliche Wasserabfluss nicht mehr dokumentiert und publiziert werden, wodurch eine zuverlässige Hochwasserprognose verunmöglicht würde. Mit der Stellungnahme vom 21. Au­ gust 2017 äusserte sich das BAFU, Sektion Hydrologie, zum geplanten Kraftwerk Hondrich dahingehend, dass es das Konzessionsprojekt nur gutheissen kann, wenn die betroffene Messstation auf Kosten des Gesuchstellers an eine Stelle oberhalb der Wasserentnahme ver­ setzt wird. Im Grundsatz hat der Gesuchsteller mit Massnahme Hyd_01 des Pflichtenhefts UVB 2. Stufe die Abstimmung des Messkonzeptes im Rahmen des Bauprojektes vorgesehen. Die Leitbe-

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 10 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

hörde ist jedoch nach Rücksprache mit dem BAFU der Ansicht, dass bereits bei der Konzes­ sionserteilung (1. Stufe) die Verlegung der Messstation konzeptionell festgehalten werden muss. Im Konzept sollen im Minimum die wichtigen Grundzüge des Verlegungsprojektes, ein möglicher Standort und das weitere Vorgehen zwischen dem Gesuchsteller und dem BAFU festgehalten werden. Der Vorschlag des Gesuchstellers, die Abflussmessung in das Kraftwerk Hondrich zu integrieren (Kumulation der Restwassermenge und der Rohrdurchflussmenge), wurde seitens BAFU nicht befürwortet. Nur mit einer durch die Wassernutzung unbeeinfluss- ten Messstation kann der Bund seine Aufgabe erfüllen. Das BAFU und der Gesuchsteller ha­ ben am 31. Oktober 2018 eine Vereinbarung betreffend die Verlegung der Messstation abge­ schlossen. Das Gesuch um Bewilligung der Verlegung der Wassermessstation (Ersatzstand­ ort) wird durch das BAFU als Bauherrin und Werkeigentümerin erarbeitet und bei der zustän­ digen Bewilligungsbehörde (Regierungsstatthalteramt) eingereicht. Die Messstation wird ebenfalls durch das AWA, Abteilung Gewässerregulierung, für die Regu­ lierung des Thunersees und des Hochwasserentlastungsstollens genutzt. Bei einer Verlegung der Abflussmessstation muss der Gesuchsteller die anfallenden Kosten (rund CHE 5'000) für die Verschiebung der kantonalen Installationen übernehmen. Die Kostenübernahme wurde durch den Gesuchsteller am 23. April 2018 bestätigt. Sollte die Verlegung der Messstation des Bundes wider Erwarten keine rechtskräftige Bewilligung erhalten, verzichtet das BAFU voraussichtlich auf sein Interesse an der Messstation und die bestehende Messstation muss zu Lasten des Gesuchstellers an die kantonalen Bedürfnisse angepasst werden. Die Anpas­ sung entspricht dem Vorschlag des Gesuchstellers, die Abflussmessung durch Kumulation der Restwassermenge und der Rohrdurchflussmenge in das Kraftwerk Hondrich zu integrie­ ren. In der Gesamtbeurteilung Umweltverträglichkeit vom 16. Oktober 2018 wurde als Hinweis an die Leitbehörde festgehalten, dass die Einrichtung der Messstation des Bundes "Kander, Hondrich" teilweise den Interessen der Fischerei widerspricht und daher im entsprechenden Verfahren festzuhalten ist, dass für die Abflussmessung keine Bauten im Gewässer erstellt werden dürfen (z. B. zur Umlenkung der Niederwasserrinne). Da die Verlegung der Messstation in einem separaten Verfahren bewilligt wird, kann dies nicht im vorliegenden Entscheid festgehalten werden. Daher wird der Hinweis als Anforderungen an das Bauprojekt (gemäss Kapitel 4.5) für die mögliche Anpassung der bestehenden Mess­ station formuliert. Das AWA nimmt im Konzessionsentscheid die Bestimmung auf, dass der Konzessionär auf­ grund der Hochwassersicherheit verpflichtet ist, jederzeit eine für diesen Zweck taugliche Ab­ flussmessstation Hondrich in Betrieb zu haben (vgl. Ziff. 4.3.7).

3.8.3 Bahnstrecke Spiez- (Bahnkilometer 3.4 bis 3.8) Im Bereich der geplanten Wasserfassung Kraftwerk Hondrich verläuft auf der rechten Ufersei­ te die Bahnstrecke Spiez-Frutigen der BLS. Der BLS wurde das Konzessionsprojekt zur Stel­ lungnahme unterbreitet. Mit den Stellungnahmen vom 20. Juli 2017 und 19. September 2017 stimmt die BLS dem Vorhaben unter dem Vorbehalt zu, dass das Kraftwerk Hondrich die Inte- ressenslinie für die Erhöhung der Streckengeschwindigkeit und Gleisbegradigung einhält und die weiteren baurelevanten Fragen im Rahmen des Bauprojektes vom Gesuchsteller berück­ sichtigt werden. Die BLS wird im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens allfällige Auflagen, insbesondere Sicherheits- und Schutzmassnahmen sowie die Zustimmungserklärung nach Art. 18 EBG einreichen. Die durch die BLS formulierten Anforderungen an das Bauprojekt (gemäss Kapitel 4.5 ff.) sind bei der Ausarbeitung des Bauprojektes zu berücksichtigen.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019/Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 11 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

3.9 Abstimmung auf die Raumplanung 3.9.1 Kantonaler Richtplan Der kantonale Richtplan hält zusammenfassend fest, dass es nicht möglich ist, die Belastun­ gen der Energie- und Telekommunikationsanlagen auf die Umwelt, Natur und Landschaft voll­ ständig zu vermeiden. Der Spielraum ist jedoch zu nutzen, um Standorte von neuen Anlagen so zu wählen, dass die Belastungen möglichst gering sind. Das Massnahmenblatt C_20 «Wasserkraft in geeigneten Gewässern nutzen» des Haupt­ ziels C «Voraussetzungen für wirtschaftliche Entwicklungen» legt fest, dass im Kanton Bern die Wasserkraftnutzung in dafür geeigneten Gewässern ausgebaut wird. Die Produktion von Elektrizität aus erneuerbaren Energien wird so gesteigert. Aus Wasserkraftwerken soll eine Mehrproduktion von mindestens 300 GWh/a bis 2035 erreicht werden. Mit der Festlegung von Nutzungskategorien für nutzbare Gewässer zeigt der Kanton Bern auf, wo die Realisierung neuer Wasserkraftanlagen aus seiner Sicht möglich ist (grün), wo mit zusätzlichen Auflagen zu rechnen ist (gelb) und in welchen Gewässern die Schutzansprüche überwiegen (rot). Das Massnahmenblatt C_20 inkl. der Karte Nutzungskategorien Wasserkraft wurde mit dem Re- gierungsratsbeschluss Nr. 1000 im Jahr 2011 erlassen. Das Massnahmenblatt C_20 basiert auf der Wassernutzungsstrategie 2010. Das Massnahmenblatt R_09 Gewässerrichtplan Kander der regionalen Massnahmenblätter legt fest, dass an der Kander der Hochwasserschutz gewährleistet und das Gewässer natür­ lich erhalten oder naturnah gestaltet werden soll. Die dazu erforderlichen Massnahmen und die Nutzungen entlang der Kander sollen aufeinander abgestimmt werden. Das Massnah­ menblatt R_09 wurde mit dem Regierungsratsbeschluss Nr. 1441 im Jahr 2013 erlassen. Die beiden Massnahmenblätter sind Bestandteile des kantonalen Richtplans und gelten für kantonale Stellen, Gemeinde- und Regionsorgane sowie die Schwellenkorporationen als ver­ bindlich.

3.9.2 Wassernutzungsstrategie (Massnahmenblatt C_20) Die Wassernutzungsstrategie 2010 legt aufgrund der vorhandenen Wasserkraftpotenziale und den kantonalen Zielsetzungen Vorrang- und/oder Ausschlussgebiete für die Wasserkraftnut­ zung fest. Die Karte Nutzungskategorien Wasserkraft als Bestandteil der Wassernutzungs­ strategie ist das Ergebnis einer Beurteilung, die sich auf das theoretische Wasserkraftpotenzi­ al, eine gewässerökologische und fischereiliche Einstufung der Gewässer sowie landschaft­ lich-touristische Aspekte stützt und nationale Schutzgebiete berücksichtigt. Gemäss der Nut­ zungskategorie Wasserkraft liegt das geplante Vorhaben an einem Kanderabschnitt, bei des­ sen Nutzung mit zusätzlichen Auflagen zu rechnen ist (Staubereich und die Wasserfassung) bzw. an einem Kanderabschnitt, der im Rahmen der gesetzlichen Anforderungen genutzt werden kann (Restwasserstrecke und Wasserrückgabe). Das Vorhaben entspricht somit dem Massnahmenblatt C_20 des kantonalen Richtplans.

3.9.3 Gewässerrichtplan Kander (Massnahmenblatt R_09) Der Gewässerrichtplan (GRP) Kander hält fest, wie an der Kander und in ihrem Wirkungsbe­ reich die Ziele der Wasserbaugesetzgebung erreicht und die wasserbaulichen Massnahmen auf andere fachliche und rechtliche Ansprüche sowie raumwirksame Tätigkeiten abgestimmt werden sollen. Der Gewässerrichtplan Kander umfasst die Gegenstände Hochwasserschutz, Sohlenstabilisierung, Gewässerunterhalt und Ökologie. Er formuliert generelle Massnahmen (Massnahmenblätter A), die den ganzen Flusslauf betreffen, sowie streckenbezogene, punk­ tuelle und prozessspezifische Massnahmen (Massnahmenblätter B). Das Massnahmenblatt

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 12 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

A8 "Wasserkraftpotential" des GRP Kander definiert das Ziel, dass das Wasserkraftpotential der Kander und ihrer Zuflüsse gemäss dem Richtplan des Kantons Bern (Massnahmenblatt C_20) genutzt werden soll, jedoch neue Wasserkraftanlagen auf die Massnahmen des GRP Kander (insbesondere Hochwasserschutz, Sohlenstabilisierung, Geschiebemanagement und Gewässerökologie) abgestimmt werden müssen. Das Massnahmenblatt AI "Gewässerentwicklungsraum" definiert die Ziele, dass mit dem Ge­ wässerentwicklungsraum der zukünftige Raumbedarf für Massnahmen zum Schutz vor Hoch­ wasser sowie Sicherung und Förderung der Kander und der Kander-Auen gewährleistet wird und dass im Nahbereich der Kander keine neuen Bauten und Anlagen entstehen oder Erwei­ terungen von bestehenden Gebäuden erfolgen, die Schutzbauten und einen intensiven Ge­ wässerunterhalt bedingen. Neue Bauten und Anlagen innerhalb des Gewässerentwicklungs­ raumes (ausserhalb des Gewässerraums) sind nur ausnahmsweise zulässig, wenn ein wichti­ ger Grund vorliegt, keine überwiegenden öffentlichen Interessen entgegenstehen und wenn sie standortgebunden sind. Der Oberingenieurkreis I (OIK I) beurteilt, ob ein Bauvorhaben innerhalb des Gewässerentwicklungsraumes und ausserhalb des Gewässerraumes zulässig ist und erteilt entsprechende Ausnahmebewilligungen, welche mit Auflagen und Bedingungen verbunden werden können. Der OIK I stellt mit dem Fachbericht vom 19. Januar 2018 für die vorgesehenen Bauten und Anlagen im Gewässerentwicklungsraum die Ausnahmebewilligung in Aussicht. Das Massnahmenblatt A2 "Gewässerunterhalt" definiert die Ziele, dass die beschränkten Ressourcen für den Gewässerunterhalt und die Gewährleistung der Funktionstüchtigkeit der Uferschutzbauten gezielt und prioritär eingesetzt werden und dass an übrigen Flussabschnit­ ten anstelle von Uferschutzbauten Beurteilungs- und Interventionslinien definiert werden. Die Festlegung der Wasserbaupflichtstrecken erfolgt im Rahmen der Konzessionserteilung und der Unterhalt erfolgt durch den Gesuchsteller gemäss Massnahmenblatt A2. Das Massnahmenblatt A3 "Geschiebemanagement" definiert die Ziele, dass der Geschiebe­ transport in der Kander erhöht und die Sohlenaktivität gebremst werden und dass die Soh­ lenmorphologie verbessert wird. Der OIK I kommt mit dem Fachbericht vom 19. Januar 2018 zum Schluss, dass das Wasserkraftvorhaben bezüglich Sohlenstabilisierung und Geschiebe­ management auf den Gewässerrichtplan abgestimmt wurde. Das Massnahmenblatt A4 "Fischdurchgängigkeit" definiert das Ziel, dass die Kander und die Mündungsbereiche ihrer Zuflüsse von allen Fischarten frei durchwandert werden kann (mit Ausnahme natürlicher Hindernisse; insbesondere soll die Seeforelle zu ihren natürlichen Laichplätzen hochwandern können). Der Gesuchsteller berücksichtigt bei der Dimensionie­ rung der technischen Wanderhilfen der Wasserfassung sowie dem Einstau der 3er Sperre die drei Zielarten Groppe (1. Priorität), Bachforelle (2. Priorität), Seeforelle (3. Priorität). Das Massnahmenblatt A5 "Schwemm- und Totholzmanagement" definiert das Ziel, dass das Schwemm- und Totholz die Funktion als natürlicher Gerinnestrukturbildner und Lebensraum für Wasserfauna erfüllen kann und dass durch ein geeignetes Management die Hochwasser­ sicherheit, die Wasserkraftnutzung und die Kiesbewirtschaftung gewährleistet werden. Der OIK I kommt mit dem Fachbericht vom 29. September 2017 zu Schluss, dass das Wasser­ kraftvorhaben bezüglich Schwemmholz auf den Gewässerrichtplan abgestimmt wurde. Das Massnahmenblatt A6 "Artenschutz und -förderung" definiert das Ziel, dass gewässer- und auentypische Tier- und Pflanzenarten, insbesondere seltene und bundesrechtlich geschützte Arten, in und entlang der Kander möglichst eigendynamisch, unter Berücksichtigung ihrer na­ türlichen Fortpflanzungs-, Entwicklungs- und Ausbreitungsmöglichkeiten, erhalten, gefördert,

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 13 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

vernetzt und langfristig gepflegt werden (aquatische, amphibische und terrestrische Lebens­ räume). Mit der Sicherung der angemessenen Restwassermenge und den projektierten Schutz-, Wiederherstellungs- und Ersatzmassnahmen werden die gewässer- und auentypi­ sche Tier- und Pflanzenarten erhalten. Das Massnahmenblatt A7 "Förderung Ufervegetation" definiert die Ziele, dass die Kander so­ weit möglich durchgehend und in genügender Breite über eine standortgerechte vielfältige Ufervegetation verfügt und dass die Funktion als ökologischer Wanderkorridor und als Vernet­ zungselement von Wasser und Land gefördert wird. Mit der Sicherung der angemessenen Restwassermenge wird die Ufervegetation erhalten und mit den projektierten Schutz-, Wie­ derherstellungs- und Ersatzmassnahmen gefördert. Das Massnahmenblatt A8 "Wasserkraftpotential" des GRP Kander definiert das Ziel, dass das Wasserkraftpotential der Kander und ihrer Zuflüsse gemäss dem Richtplan des Kantons Bern (Massnahmenblatt C_20) genutzt werden soll, jedoch neue Wasserkraftanlagen auf die Mass­ nahmen des GRP Kander (insbesondere Hochwasserschutz, Sohlenstabilisierung, Geschie­ bemanagement und Gewässerökologie) abgestimmt werden müssen. Der Gesuchsteller berücksichtigt die Massnahmenblätter AI bis A7. Das AWA kommt zum Schluss, dass das Vorhaben auf die generellen Massnahmen des GRP Kander abgestimmt wurde. Innerhalb der genutzten Gewässerstrecke (von der Stauwurzel, über die Restwasserstrecke bis zur Wasserrückgabe) ist im Gewässerrichtplan die punktuelle und prozessspezifische Massnahme "Flussaufweitungen Mündung bis Hondrich" (Massnahme B2) aufgeführt. Eigendynamische Flussaufweitungen sollen umgesetzt werden, wo dies die Situation zulässt. Bestehende Infrastrukturbauten (Bahnlinie der BLS mit Freihaltekorridor für die Streckenbe- gradigung und für das dritte Gleis, Starkstromfreileitungen und Strassen) in unmittelbarer Nä­ he zur Kander und die bestehenden Schutzzonen der Grundwasserfassung von regionaler Bedeutung der Gemeinde Wimmis, Augand, am linken Kanderufer schränken die Umsetzung der Flussaufweitungen im genutzten Gewässerabschnitt ein. Basierend auf dem Gewässer­ richtplan Kander wurde im Auftrag des Renaturierungsfonds des Kantons Bern für den Ge­ wässerabschnitt Simme-Suld das Vorprojekt 2011/12 Wasserbauplanung Kander ausgear­ beitet. Darin vorgesehen ist die Massnahme Nr. 12 «Sack, Q21/Q22» mit der Realisierung einer rechtsufrigen Flussaufweitung Sack und der Herstellung der Fischgängigkeit für die Sperren Q21 und Q22 mittels Blockrampen. Der Gesuchsteller integriert die rechtsufrige Flussaufweitung Sack (Ersatzmassnahme Lebensraumaufwertung Sack) und die Herstellung der Fischgängigkeit der Sperren Q21 (technischer Fischpass bei der Wasserfassung Sperre 25) und Q22 (Ersatzmassnahme Längsvernetzung der 3er Sperre 26 bis 28) in das Projekt.

3.9.4 Bauten und Anlagen im Gewässerraum Nach Art. 41c GSchV dürfen im Gewässerraum nur standortgebundene und im öffentlichen Interesse liegende Anlagen wie Fuss- und Wanderwege, Flusskraftwerke oder Brücken er­ stellt werden. Da für sämtliche im Gewässerraum vorgesehenen Anlagenteile des Wasser­ kraftwerkes eine positive oder negative Standortgebundenheit und ein öffentliches Interesse nachgewiesen werden, kommt das AWA mit dem Fachbericht Bauten und Anlagen im Ge­ wässerraum vom 20. Oktober 2017 zum Schluss, dass die Anlage, soweit zum heutigen Zeit­ punkt beurteilbar, den Tatbestand nach Art. 41c GSchV erfüllt.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 14 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

3.9.5 Bauen ausserhalb Bauzone Mit dem Fachbericht vom 23. November 2017 anerkennt das AGR, Abteilung Bauen die Standortgebundenheit des Vorhabens und stimmt der Erteilung der Ausnahmebewilligung nach Art. 24 RPG (Bauen ausserhalb Bauzone) unter dem Vorbehalt, dass sich im Verlauf des Verfahrens keine entgegenstehenden Interessen ergeben, zu.

3.10 Umweltverträglichkeit Das AUE stellt in seiner Gesamtbeurteilung Umweltverträglichkeit (Beilage 1) vom 16. Okto­ ber 2018 fest, dass sich die negativen Auswirkungen des Konzessionsprojekts Wasserkraft­ werk Hondrich gemäss den kantonalen Umweltfachstellen in Grenzen halten und kommt zum Schluss, dass das Konzessionsprojekt Wasserkraftwerk Hondrich auf der 1. Stufe als umwelt­ verträglich beurteilt werden kann. Dem im Umweltverträglichkeitsbericht (UVB) 1. Stufe vorge­ schlagenen Pflichtenheft für die Umweltabklärungen auf der 2. Stufe UVP (Baubewilligungs­ verfahren) stimmen die beteiligten Fachstellen grundsätzlich zu. In der UVP 2. Stufe werden die Massnahmen zum Schutz der Umwelt zu konkretisieren sein. Die von den Fachstellen formulierten Anforderungen an das Baubewilligungsverfahren und an die UVP 2. Stufe sind unter Ziff. 8 in dieser Gesamtbeurteilung zusammengefasst. Es spricht allerdings zum heutigen Zeitpunkt nichts gegen die Annahme, dass das Vorhaben auf eine umweltverträgliche Weise realisiert werden kann. Die Gemeinde Wimmis hat in ihren Schlussbemerkungen die Anforderung an das Baubewilli­ gungsverfahren präzisiert. Bei einem Naturereignis sollen Geschiebe und Schlamm nach dem Wehr ins Kanderbett zurückgeleitet werden und sich nicht entlang der Mattestrasse und dem Gebiet Augand auf das Landwirtschaftsland verteilen. Dabei sind das mögliche Versagen der Wehröffnung und das Geschiebe aus dem Sidersgraben zu berücksichtigen. Die Ergänzung wird in den Konzessionsbeschluss aufgenommen (Ziff. 4.5.6). Das AUE formuliert in seiner Gesamtbeurteilung zehn Auflagen für die Konzession. Die Auf­ lagen I bis IV und 1 bis 5 werden in den Konzessionsbeschluss aufgenommen (vgl. Ziff. 4.3.9, 4.3.12 bis 4.3.15, 4.3.19, 4.3.20, 4.3.22 und 4.5.1). Mit seiner Stellungnahme vom 11. September 2018 beantragte das BAFU (Antrag 5neu), dass in der Tabelle 3 der nachgereichten Unterlagen vom 12. Juli 2018 der zukünftige Zu­ stand im Bereich Sack mit Aufwertung und ohne Wasserentnahme zu ergänzen und im Detail zu beschreiben ist. Insbesondere seien die zu erwartenden Unterschiede zum zukünftigen Zustand mit Aufwertungen und mit Wasserentnahme hervorzuheben. Ebenfalls sei aufzuzei­ gen, wie sich unterschiedliche Restwasserszenarien auf die morphologische Vielfalt, die Habi- tatvielfalt und das Angebot von unterschiedlichen Lebensräumen insbesondere Laich- und Jungfischhabitate auswirken würden. Der Antrag 5neu des BAFU wurde in die Gesamtbeurtei­ lung Umweltverträglichkeit vom 16. Oktober 2018 als Auflage für die Konzession (Auflage 6) integriert. Der ökologische Mehrwert der Aufwertung Sack wird - ob mit oder ohne Wasser­ entnahme - als etwa gleichwertig beurteilt. Der zusätzliche Verlust der benetzten Fläche im Bereich der zukünftigen Lebensraumaufwertung Sack durch die Wasserentnahme wurde bei der Bilanzierung der Ersatzmassnahmen mit einem Defizit von 0.3 Punkten berücksichtigt. Die Auflage 6, wonach der Gesuchsteller die Tabelle 3 der Stellungnahme vom 12. Juli 2018 mit dem zukünftigen Zustand Aufwertung Sack mit und ohne Wasserentnahme zu ergänzen hat, wurde bereits erfüllt und wird daher nicht in den Konzessionsentscheid aufgenommen.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 15 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

3.11 Wasserbaupflicht Gemäss Art. 54 Bst. g WRG ist in der Konzession die Beteiligung des Konzessionärs am Un­ terhalt und an der Korrektion des Gewässers (Wasserbaupflicht) festzulegen. Die Konzessi­ onsbehörde kann gemäss Art. 9 Abs. 4 WBG dem Konzessionär bei der Erteilung eines Was­ serkraftrechtes die Wasserbaupflicht (Unterhalt und Wasserbau, ohne Revitalisierungspflicht) ganz oder teilweise übertragen. Dabei hört die Konzessionsbehörde die Gemeinden an und holt den Fachbericht der zuständigen Stelle der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion (BVE) ein. Nach Art. 36 Ziff. 2 WBG erhalten Konzessionäre keine Beiträge für Hochwasserschutz- und Gewässerunterhaltsmassnahmen. Der Gesuchsteller schlägt im Konzessionsgesuch vor, die Wasserbaupflicht im Bereich der Wasserfassung für das rechte Ufer und die Sohle auf einer Länge von 270 m (Gemeinde Ae­ schi, von der Stauwurzel bei Hochwasserabflüssen ab ca. 50 m^/s bis Ende der Ufersicherung Fischpass) bzw. für das linke Ufer und die Sohle auf einer Länge von 200 m (Gemeinde Wimmis, von der Stauwurzel bis oberhalb des Sidersgraben) und im Bereich der Rückgabe das rechte Ufer und die Sohle auf einer Länge von 50 m (Gemeinde Spiez) zu übernehmen. Der OIK I hat in seinem Fachbericht vom 19. Januar 2018 beantragt, dass die Regelung der Wasserbau- und Gewässerunterhaltspflichten erst nach erfolgreicher Anwendung des definiti­ ven Spülreglements und nach Inbetriebnahme und Vorliegen von Betriebserfahrungen ab­ schliessend verbindlich festgelegt werden soll. Zudem beantragt der OIK I - zumindest für die noch zu bestimmende Dauer der Test-Betriebsphase - die Wasserbaupflicht im Bereich der Fassung von der Stauwurzel bis unterhalb der Bauwerke der Wasserfassung im Unterwasser (rechter und linker Uferbereich einschliesslich der Flusssohle) sowie im Bereich der Rückgabe von 20 m oberhalb der Rückgabe bis 50 m unterhalb der Rückgabe (rechter Uferbereich ein­ schliesslich der Flusssohle) dem Gesuchsteller zu übertragen. Die vom OIK I beantragten Pflichtstrecken entsprechen nicht dem Vorschlag des Gesuchstellers. Der OIK I begründet seine Anträge mit der massgebenden Stauwurzel bei mittleren Abflüssen sowie der negativen Veränderung der Strömungsverhältnisse und der Erhöhung der Belastung auf Sohle und Ufer unterhalb der Wasserfassung (ohne Sidersgraben). Der Gesuchsteller unterstützt den Antrag des OIK I betreffend Zeitpunkt der Regelung und schlägt vor, die Wasserbau- und Gewäs­ serunterhaltspflicht zulasten des Gesuchstellers erst nach den ersten zwei Betriebsjahren für die nachweislich vom Kraftwerk Hondrich beeinflussten Gewässerstrecken verbindlich festzu­ legen. Da nach Art. 54 Bst. g WRG die Beteiligung des Konzessionärs am Unterhalt und an der Kor­ rektion des Gewässers (Wasserbaupflicht) in der Konzession zu bestimmen ist, wird dem Konzessionär die Wasserbaupflicht im Bereich der Wasserfassung gemäss dem Vorschlag des Gesuchstellers (ohne den Mündungsbereich Sidersgraben) und im Bereich der Wasser­ rückgabe gemäss dem Antrag des OIK I übertragen. Die Gemeinde Aeschi beantragt im Fachbericht vom 17. Oktober 2017, dass nebst der Was­ serbaupflicht im Bereich der Wasserfassung auch der Gewässerunterhalt der Restwasser­ strecke dem Konzessionär übertragen werden soll. Da dieser Antrag der aktuellen Praxis be­ züglich Umfang der Übertragung von Wasserbaupflichten widersprechen würde, wird er abge­ lehnt. Der Umfang der Übertragung betrifft praxisgemäss den Einflussbereich der Fassung sowie jenen der Rückgabe. Darüber hinaus gilt es festzuhalten, dass die ökologischen Beein­ trächtigungen wie die Restwasserstrecke, die Kolmatierung, die verminderte Abflussdynamik und der Lebensraumverlust Fliessgewässer infolge der Wassernutzung bei der Erteilung von Konzessionen gestützt auf Art. 18 NHG durch sogenannte Ersatzmassnahmen ausgeglichen werden. Die ökologischen Beeinträchtigungen infolge der Wassernutzung führen ausserdem

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 16 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

in der Regel zu keiner Erhöhung der vom Wasserbaupflichtigen (hier der Gemeinde Aeschi) zu tragenden Wasserbaukosten. Sollte dies wider Erwarten trotzdem der Fall sein, wären Mehrkosten aufgrund von Art. 48 WBG von den Konzessionären zu tragen. Die Gemeinde Wimmis hat sich in ihrem Fachbericht vom 14. Dezember 2017 zur Wasser­ baupflicht nicht geäussert.

3.12 Bewilligung der Wasserentnahme Das Konzessionsprojekt sieht eine maximale Wasserentnahme von 30 m^/s aus der Kander vor. Es handelt sich um eine Wasserentnahme aus einem Fliessgewässer mit ständiger Was­ serführung, weiche eine Bewilligung nach Art. 29 GSchG erfordert. Die Restwassermengen sind nach Art. 31 bis 33 GSchG festzulegen.

3.12.1 Mindestrestwassermenge nach Art. 31 Abs. 1 GSchG Das Q347 nach GSchG, gemittelt über zehn Jahre, beträgt für die Periode von 2006 bis 2015 beim Fassungsstandort 4.72 m^/s, woraus eine Mindestrestwassermenge nach Art. 31 Abs. 1 GSchG von 1.373 m^/s resultiert. Das Q347 beträgt für die Pehode von 1981 bis 2015 beim Fassungsstandort 5.28 m^/s, woraus eine Mindestrestwassermenge nach Art. 31 Abs. 1 GSchG von 1.492 m^/s resultiert (Quelle: Bundesmessstation LH 2469, Kander, Hondrich). Der Gesuchsteller wählt als Grundlage für die Festlegung der Mindestrestwassermenge nach Art. 31 Abs. 1 GSchG die Daten der Periode von 1981 bis 2015: Q347 von 5.28 m^/s und Min­ destrestwassermenge von 1.492 m^/s.

3.12.2 Erhöhung der Mindestrestwassermenge nach Art. 31 Abs. 2 GSchG Die nach Art. 31 Abs. 1 festgelegte Mindestrestwassermenge muss erhöht werden, wenn die Anforderungen nach Art. 31 Abs. 2 GSchG nicht erfüllt sind oder nicht durch andere Mass­ nahmen erfüllt werden können. Der Gesuchsteller hat im Umweltbericht diverse Restwasserszenarien (Varianten 1 bis 4) un­ tersucht und kommt zum Schluss, dass mit den saisonalen Restwassermengen (Variante 2) das geplante Vorhaben den Anforderungen der Umweltverträglichkeit genügt: o 1. Januar bis 31. März 2.0 m^/s . 1. April bis 31. Mai 1.5 m^/s • 1. Juni bis 31. August 4.0 m^/s • 1. September bis 31. Dezember 3.0 m^/s Die Abgabe der Dotierwassermenge erfolgt beim Wehr, wobei die Dotierung der Fischwan­ derhilfen zu berücksichtigen ist.

Erhalt der Wasserqualität (Art. 31 Abs. 2 Bst. a GSchG) Auf der Restwasserstrecke sind keine weiteren Wasserentnahmen und keine Abwassereinlei­ tungen aus Abwasserreinigungsanlagen bekannt. Mit den vorgeschlagenen Restwassermen­ gen ist eine zusätzliche Erhöhung nach Art. 31 Abs. 2 Bst. a GSchG nicht erforderlich.

Grundwasservorkommen und Wasserhaushalt (Art. 31 Abs. 2 Bst. b GSchG) Eine wesentliche quantitative Beeinflussung des im Augand genutzten Trinkwassers der Was­ serversorgung Wimmis ist aufgrund des geringen Anteils an Kanderinfiltrat im geförderten Grundwasser nicht zu erwarten. Der Zufluss des Grundwassers erfolgt vor allem aus der Nie­ senflanke. Mit den vorgeschlagenen Restwassermengen ist eine zusätzliche Erhöhung nach Art. 31 Abs. 2 Bst. b GSchG nicht erforderlich.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 17 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Seltene Lebensräume und -gemeinschaften (Art. 31 Abs. 2 Bst. c GSchG) Seltene Lebensräume und -gemeinschaften, die direkt oder indirekt von der Art und Grösse des Gewässers abhängen, sind zu erhalten. Beim Vorliegen zwingender Gründe (z. B. unver­ hältnismässig hohe Dotierwassermengen) kann hiervon abgewichen werden. In diesem Fall muss nach Möglichkeit für einen gleichwertigen Ersatz gesorgt werden. Entlang der zukünfti­ gen Restwasserstrecke befinden sich auf der linken Uferseite das Amphibienlaichgebiet Augand von nationaler Bedeutung (Bereich B), überlagert von dem kantonalen Reptilien- Teilobjekt, und auf der rechten Uferseite zwei Waldnaturinventare. Aufgrund der bestehenden Dämme und der Kolmatierung des bestehenden Untergrundes (Kander und Stillgewässer) kann eine Speisung der Stillgewässer durch das Kanderwasser (Infiltration) ausgeschlossen werden. Der bestehende Hondrichweiher auf der rechten Uferseite wird durch den Stadelbach und das Meteorwassergespiesen. Durch die Reduktion des natürlichen Abflusses in der Restwasserstrecke reduzieren sich Fläche und Qualität des Fliessgewässerlebensraums (Re­ duktion Fischhabitate, geringere benetzte Breite und Wassertiefen). Mit den vorgeschlagenen Restwassermengen werden alle Funktionen des Fliessgewässers als Lebensraum erfüllt. Eine zusätzliche Erhöhung nach Art. 31 Abs. 2 Bst. b GSchG ist nicht erforderlich.

Gewährleistung der freien Fischwanderung (Art. 31 Abs. 2 Bst. d GSchG) In Anlehnung an die Botschaft zum Gewässerschutzgesetz und an die heutige Praxis soll für die freie Fischwanderung in der Regel eine mindestens 20 cm tiefe Wasserrinne ganzjährig offen gehalten werden, wobei die ökologischen Erfordernisse der in der Restwasserstrecke lebenden Fischpopulationen massgebend sind. Die Anforderung einer 20 cm tiefen Wasser­ rinne wird mit einer Restwasserdotierung von 1.5 m^/s auf der gesamten Restwasserstrecke eingehalten. Als Gebirgsfluss kann die Kander grösstenteils der Forellenregion zugeordnet werden. Für die Dimensionierung der technischen Wanderhilfen bei der Wasserfassung und der 3er Sperre im Einstaubereich werden die drei Zielarten Groppe (1. Priorität), Bachforelle (2. Priorität), Seeforelle (3. Priorität) berücksichtigt. Die Kander dient als Aufstiegsgewässer der Seeforelle des Thunersees, somit ist die für die freie Fischwanderung erforderliche Was­ sertiefe in der Restwasserstrecke (Länge rund r500 m) auf die Erfordernisse der Seeforelle auszulegen, die insbesondere bei der Laichwanderung auf genügend tiefe Gewässer ange­ wiesen ist. Bei einer Körperlänge der Seeforelle von 75 cm (entspricht dem 96 %-Quantil der Längen-Häufigkeitsverteilung der Seeforelle aus Kander/Simme 2012) müssen eine generelle Wassertiefe von 41 cm, eine Untiefe von 32 cm und im Einzelfall eine Tiefe von 16 cm einge­ halten werden. Ab einer Restwassermenge von 3.0 m^/s vom 1. Juni bis 31. Dezember wer­ den die Wassertiefen eingehalten und berücksichtigen somit die Laichwanderzeiten. Die in der Restwasserstrecke bestehenden Sanierungspflichtigen Schwellen 14 und 16 werden im Rahmen der Sanierung der freien Fischwanderung im Hinblick auf den absehbaren künftigen Zustand (Restwassermengen des Kraftwerkes Hondrich) dimensioniert. Mit den vorgeschla­ genen Restwassermengen ist eine zusätzliche Erhöhung nach Art. 31 Abs. 2 Bst. d GSchG nicht erforderlich. Der Vorschlag des Gesuchstellers für die saisonalen Dotierwassermengen berücksichtigt den Lebens- und Wanderzyklus der Seeforelle, vom Aufstieg über die Abwan­ derung der adulten Tiere bis zur Abwanderung der juvenilen Tiere. Die saisonale Restwas­ serdotierung gewährleistet die für die freie Fischwanderung erforderlichen Wassertiefen. Aus diesen Gründen werden der entsprechende Eventualantrag des Einsprechers 1.8.1 (An­ trag um Verfügung von einer ganzjährigen minimalen Restwassermenge von 3 m^/s; Rechts­ begehren 3 bezüglich Ziff. 14 bis 17 der Begründung) und der entsprechende Eventualantrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Verfügung von einer ganzjährigen minimalen Restwas-

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 18 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

sermenge von 3 m^/s; Rechtsbegehren 3 bezüglich Ziff. 14 bis 17 der Begründung) abgewie­ sen. Kanderabflüsse unter 4 bzw. 3 m^/s entsprechen einer Wiederkehrperiode von 10 bzw. 100 Jahren. Der Gesuchsteller hat sich einerseits aufgrund der vorherrschenden Kanderab­ flüsse und anderseits aus sicherheitstechnischen Überlegungen gegen eine Talwegkartierung der Wassertiefen in der Restwasserstrecke entschieden und den Nachweis der erforderlichen Wassertiefen in der Restwasserstrecke mittels HEC-RAS-Modellierung ermittelt. Die Modellie­ rung der Wassertiefen bei der künftigen Restwasserstrecke erfolgte mit dem Programm HEC- RAS basierend auf Querprofilen, die durch das BAFU rund alle zehn Jahre aufgenommen werden (letztmals im Jahr 2015). Das Modell wurde am 1. März 2018 anhand eines Querpro­ fils bei einem Kanderabfluss von 7.5 m^/s geprüft. Die tatsächlichen Wassertiefen fielen we­ sentlich höher aus als die modellierten Wassertiefen gemäss HEC-RAS. Die Erkenntnis über die Reserven bei der HEC-RAS-Modellierung der Wassertiefen deckt sich mit den Erfahrun­ gen weiterer Modelle und deren Überprüfung. Aus diesen Gründen werden der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Nachreichung von Wassertiefen auf der Restwasserstrecke; Rechtsbegehren 4 bezüglich Ziff. 18 bis 19 der Begründung) sowie der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Nachreichung von Wassertiefen auf der Restwasserstrecke; Rechtsbegehren 5 bezüglich Ziff. 18 bis 19 der Begründung) abgewiesen.

3.12.3 Ausnahmen nach Art. 32 GSchG Beim Vorhaben können keine Ausnahmen nach Art. 32 GSchG für das Herabsetzen der Min­ destrestwassermenge beansprucht werden.

3.12.4 Interessen für die Wasserentnahme nach Art. 33 Abs. 2 GSchG Abs. 2 Bst. a - öffentliche Interessen, denen die Wasserentnahme dienen soll Nach Art. 2 Abs. 2 EnG ist bei der Produktion von Elektrizität aus Wasserkraft ein Ausbau anzustreben, mit dem die durchschnittliche inländische Produktion im Jahr 2035 bei mindes­ tens 37'400 GWh liegt. Dies entspricht im Vergleich mit der heutigen Produktion einem not­ wendigen jährlichen Zubau von rund 2'900 GWh. Mit einer mittleren erwarteten Energiepro­ duktion von rund 34.7 GWh handelt es sich beim Kraftwerk Hondrich um eine neue Wasser­ kraftanlage von nationalem Interesse nach Art. 8 EnV. Nach Art. 19 EnG können Anlagen mit einer mittleren mechanischen Bruttoleistung von einem bis zehn Megawatt - so auch die vor­ liegende Anlage - am Förderprogramm des Bundes für erneuerbare Energien teilnehmen. Mit seiner Stellungnahme vom 19. September 2017 beurteilt das BFE das Vorhaben als zweck­ mässige Nutzbarmachung der Wasserkräfte im Sinne von Art. 5 Abs. 3 WRG. Gemäss der kantonalen Energiepolitik soll die Wasserkraftnutzung an geeigneten Gewässerabschnitten weiterhin gefördert werden, sowohl durch Erneuerung und Ausbau bestehender Wasserkraft­ werke als auch durch Bewilligung von neuen Anlagen. Gemäss der kantonalen Wassernut­ zungsstrategie soll bis 2035 im Kanton Bern durch Wasserkraft eine zusätzliche Stromproduk­ tion von mindestens 300 GWh pro Jahr ermöglicht werden. Das Vorhaben leistet einen Bei­ trag zur Energiewende und entspricht den energiepolitischen Zielen von Bund und Kanton.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 19 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Abs. 2 Bst. b - die wirtschaftlichen Interessen des Wasserherkunftsgebiets Für die Wasserentnahme sprechende Interessen sind zudem die wirtschaftlichen Interessen des Kantons und des Wasserherkunftsgebiets. Diese liegen primär in der Einnahme der ein­ maligen Konzessionsabgabe (rund CHE 1.02 Mio.) und des jährlichen Wasserzinses (rund CHE 510'000 abzüglich der Liegenschaftsteuer) sowie in der durch das Projekt ausgelösten wirtschaftlichen Wertschöpfung.

Abs. 2 Bst. c - die wirtschaftlichen Interessen desjenigen, der Wasser entnehmen will Schliesslich sind auch die wirtschaftlichen Interessen des Gesuchstellers selbst in die Abwä­ gung miteinzubeziehen. Unter Berücksichtigung der saisonalen Restwasserabgaben gemäss Ziff. 3.12.2 und einer Konzessionsdauer von 80 Jahren betragen die Gestehungskosten im Mittel 12 Rp./kWh. Der Anlage wurde die Kostendeckende Einspeisevergütung für 25 Jahre mit einer Vergütung von 12.7 Rp./kWh (exkl. MwSt) zugesichert. Eine Erhöhung der Restwas­ sermenge gefährdet die Rentabilität und die Realisierung des Projekts.

Abs. 2 Bst. d - die Energieversorgung, wenn ihr die Wasserentnahme dienen soll Die Kander ist gemäss der Wassernutzungsstrategie zur Wasserkraftnutzung vorgesehen. Bei den beantragten Mindestrestwassermengen nach Art. 31 Abs. 2 Bst. d können jährlich je nach Wasserführung im Mittel 34.7 GWh elektrische Energie produziert werden und rund 7'700 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die jährliche Energieproduktion setzt sich zusammen aus 74 % Sommerstrom und 26 % Winterstrom. Weil im Winter mehr Strom verbraucht wird, ist unter Berücksichtigung der natürlichen Abflüsse ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Winter- und Sommerproduktion (Energiequalität) anzustreben. Eine Erhöhung der Restwas­ sermenge in den Wintermonaten gefährdet diese Energiequalität.

3.12.5 Interessen gegen die Wasserentnahme nach Art. 33 Abs. 3 GSchG Abs. 3 Bst. a - die Bedeutung der Gewässer als Landschaftselement Mit dem Masterplan Landschaft der kantonalen Wassernutzungsstrategie wurde die land­ schaftlich-touristische Qualität mittels Erscheinungsbild und Eignung des Raumes für touristi­ sche Nutzungen untersucht. Der landschaftsästhetische Eigenwert einer Raumeinheit wurde in Anlehnung an die BUWAL-Arbeitshilfe "Landschaftsästhetik" von Roth, Schmitt und Zeh (2005) anhand der Faktoren Vielfalt, Naturnähe und Eigenart erhoben. Für den Tourismus- und Erholungswert wurde das Vorhandensein entsprechender Infrastrukturen erhoben. Der durch die geplante Wasserkraftnutzung betroffene Kanderabschnitt wurde mit einem geringen landschaftlich-touristischen Wert bewertet. Mit dem UVB überprüft der Gesuchsteller den landschaftlich-touristischen Wert und kommt zum Schluss, dass mit den Restwassermengen nach Art. 31 Abs. 2 GSchG die landschaftlichen Ziele ebenfalls erreicht werden. Da die land­ schaftlichen Ziele mit den vorgeschlagenen Restwassermengen erreicht werden, stimmt das Amt für Gemeinden und Raumordnung, Orts- und Regionalplanung, mit dem Fachbericht vom 25. September 2017 dem Vorhaben zu.

Abs. 3 Bst. b T die Bedeutung der Gewässer als Lebensraum Aufgrund der historischen Kanderkorrektionen (Uferverbauungen, Sohlensicherungen und Begradigungen) gilt der Zustand von Sohle, Ufer und Umland (Ökomorphologie) der Kander im Bereich der geplanten Restwasserstrecke auf rund 2/3 der Länge als wenig bis stark beein­ trächtigt bzw. auf rund 1/3 der Länge als künstlich/naturfremd. Die Linienführung gilt als mono­ ton pendelnd. Die Kandersohle ist sehr einheitlich und besteht mehrheitlich aus Blöcken und Steinen, die von einer Algenschicht bedeckt sind. Kies, der als Laichsubstrat für See- und Bachforelle dienen könnte, fehlt weitgehend, weil die Geschiebetransportkapazität die vor-

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 20 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

handene Geschiebefracht bei weitem übersteigt und dies zum Austrag des Laichsubstrats und zur Kolmatierung der Sohle führt. Der für das Laichsubstrat wesentliche Geschiebetransport und die Bettbildung finden hauptsächlich bei Hochwasser statt, bei denen das Kraftwerk aus­ ser Betrieb ist. Deren Grösse und Häufigkeit werden durch das Restwasserregime nur margi­ nal verändert. Die gemäss der Sanierungsplanung (Bericht Flussbau AG im Auftrag des AWA, TBA, LANAT, AGR, GEKOBE: Sanierung des Geschiebehaushaltes im Kanton Bern, Schlussbericht - Gewässersystem Kander, 2014) in Zukunft erhöhten Geschiebeeinträge oberhalb der geplanten Fassung führen dazu, dass die Erosionsraten gegenüber dem status quo etwa halbiert werden (Bericht HZP im Auftrag des TBA und LANAT des Kantons Bern "Projektübergreifende Gesamtbetrachtung zum Geschiebehaushalt und der morphologischen Entwicklung der Kander zwischen und der Mündung in den Thuner See", 2004). Aufgrund der bestehenden rechtsseitigen Uferverbauungen zum Schutz der Bahnstrecke und der ausgeschiedenen linksseitigen Grundwasserschutzzonen Augand kann die Geschiebe­ transportkapazität durch Aufweitungen auf der Länge der geplanten Restwasserstrecke nur in geringem Umfang herabgesetzt werden. Die möglichen Revitalisierungsmassnahmen be­ schränken sich im Wesentlichen auf die geplante Revitalisierungsmassnahme "Sack" und die geplanten Sanierungen Fischwanderung der Schwellen 14 und 16 und der Schwellen im Rückstaubereich des neuen Wehrs. Das heisst also, dass auch nach allen durchgeführten Aufwertungsmassnahmen gemäss Kanderrichtplan und GEKOBE die Geschiebetransportka­ pazität das Geschiebeaufkommen auf der geplanten Restwasserstrecke nach wie vor bei wei­ tem übersteigt, das Laichsubstrat fehlt und die Gewässersohle nach wie vor kolmatiert sein wird. Durch die getroffenen Massnahmen zur Projektoptimierung können der Fischertrag und die natürliche Fortpflanzung der Fische auf der geplanten Restwasserstrecke im bestehenden Umfang geschützt und durch die verbesserte Vernetzung in den anschliessenden flacheren Bereichen verbessert werden. Mit den nachgereichten Unterlagen vom 12. Juli 2018 weist der Gesuchsteller nach, dass mit den Restwassermengen nach Art. 31 Abs. 2 GSchG die ökomorphologische Vielfalt, die Habitatvielfalt und die potentiellen Laichplätze, unter Berück­ sichtigung der geplanten Aufwertungsmassnahmen, nicht beeinträchtigt werden. Aus diesen Gründen werden der entsprechende Eventualantrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Ver­ fügung von einer ganzjährigen minimalen Restwassermenge von 4 m^/s; Rechtsbegehren 3 bezüglich Ziff. 21 bis 22 der Begründung) und der entsprechende Eventualantrag des Ein­ sprechers 1.8.2 (Antrag um Verfügung von einer ganzjährigen minimalen Restwassermenge von 4 m^/s; Rechtsbegehren 3 bezüglich Ziff. 22 bis 24 der Begründung) abgewiesen.

Die Lebensraumaufwertung Sack wird mit dem geplanten Wasserkraftwerk konkretisiert und kann dadurch zeitnah umgesetzt werden. Die morphologische Vielfalt, die Habitatvielfalt und das Angebot von unterschiedlichen Lebensräumen, insbesondere Laich- und Jungfischhabita­ te der Lebensraumaufwertung, wird grundsätzlich durch das Geschiebeaufkommen und die Geschiebetransportkapazität bei Hochwasser gebildet und nicht durch die unterschiedlichen Restwasserszenarien. Der ökologische Mehrwert der Aufwertung Sack wird - ob mit oder oh­ ne Wasserentnahme - als etwa gleichwertig beurteilt.

Abs. 3 Bst. c - die langfristige Erhaltung der Wasserqualität Die vorgeschlagenen Restwassermengen reichen aus, um die Anforderungen an die Wasser­ qualität der Gewässer langfristig zu erfüllen. Gestützt auf den Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Nachreichung der Wassertempe­ raturen; Rechtsbegehren 4 bezüglich Ziff. 20 der Begründung) und auf den Antrag des Ein­ sprecher 1.8.2 (Antrag um Nachreichung der Wassertemperaturen; Rechtsbegehren 4 bezüg­ lich Ziff. 21 der Begründung), es seien Angaben zur Entwicklung der Wassertemperatur auf

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 21 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

der Restwasserstrecke (inkl. Monitoringkonzept) einzureichen, äussert sich der Gesuchsteller mit seiner Stellungnahme vom 22. Mai 2018 zu den Wassertemperaturen in der Restwasser­ strecke. Gestützt auf die Wassertemperaturmessungen der kantonalen Messstationen Kan- der-Frutigen und Engstlige-Frutigen und der Hochrechnung der Wassertemperatur der beiden wichtigsten Zuflüsse Suld und Chiene wird beim geplanten Fassungsstandort im Juli und Au­ gust eine mittlere Wassertemperatur der Kander von rund 11-12 Grad Celsius prognostiziert. Die Prognose der Wassertemperatur wird durch die Temperaturmessung bei der bestehenden Kanderfassung des Kraftwerkes Spiez (Wasserkraftrecht Nr. 23038, Konzessionärin BKW Energie AG) gestützt. Während der beiden Monate Juli und August 2017 stieg die Wasser­ temperatur nie über 15°C. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Dotierwasserabflüsse und den Verweilzeiten des Wasserdurchgangs auf der Restwasserstrecke erwärmt sich das Wasser auf der Restwasserstrecke um maximal 1.6°C. Ein Temperaturanstieg auf eine für die Fische kritische Temperatur von 20°C und eine negative Beeinträchtigung der Kleinstlebewe­ sen kann somit ausgeschlossen werden. Der Gesuchsteller hat mit seiner Stellungnahme vom 21. November 2018, gestützt auf die Vereinbarung mit den Einsprechern 1.8.1 und 1.8.2, die Festlegung eines Monitorings der Wassertemperatur im Konzessionsentscheid beantragt. Der Antrag wird unter Ziff. 4.3.11 und 4.3.18 entsprechend verfügt.

Abs. 3 Bst. d. - die Erhaltung eines ausgeglichenen Grundwasserhaushaltes Eine wesentliche quantitative Beeinflussung des im Augand genutzten Trinkwassers der Was­ serversorgung Wimmis ist aufgrund des geringen Anteils an Kanderinfiltrat im Quellwasser nicht zu erwarten. Der Zufluss des Grundwassers erfolgt vor allem aus der Niesenflanke.

Abs. 3 ff. - Weitere Interessen gegen die Wasserentnahme, Abflussmessstation In der Restwasserstrecke befindet sich die Abflussmessstation des Bundes Kander - Hondrich (2469). Nebst den Aufgaben des Bundes dient die Abflussmessstation auch zur Festlegung der Gefahrenstufen und den daraus resultierenden Massnahmen (Seeregulierung und Hoch­ wasserentlastungsstollen) des AWA, Abteilung Gewässerregulierung. Damit die Messstation ihre Aufgaben weiterhin vollumfänglich erfüllen kann, muss diese unverändert erhalten blei­ ben oder gleichwertig ersetzt werden. Ein unveränderter Erhalt der Messstation (keine Beein­ flussung der Abflusswerte) kann auch mit einer Erhöhung der Mindestrestwassermenge nicht erreicht werden. Das BAFU prüft den gleichwertigen Ersatz der Messstation.

Abs. 3 ff. - Weitere Interessen gegen die Wasserentnahme, Abflussdynamik Mit seiner Stellungnahme zur UVP 1. Stufe vom 15. Mai 2018 stellt das BAFU den Antrag, dass im Rahmen der Interessenabwägung nach Art. 33 Abs. 1 GSchG zu prüfen sei, ob mit einer zusätzlichen abflussdynamischen Dotierung (Qmin Art. 31-33 + X % Zufluss) die Dynamik der Abflussverhältnisse auch in trockenen Jahren sichergestellt werden könne. Diese Forde­ rung wird durch das BAFU nicht weiter begründet. Der Antrag des BAFU deckt sich mit dem Eventualantrag der Einsprecher 1.8.1 und 1.8.2, es seien saisonal dynamische Abflussspitzen über das gesamte Abflussspektrum zu verfügen. Das Kraftwerk Hondrich ist ein Laufkraftwerk ohne Speichermöglichkeit, d. h. der Abfluss oberhalb des Kraftwerkes entspricht dem Abfluss unterhalb des Kraftwerkes (Triebwasser, Restwasser, Wehrüberfall, Dotierung Fischwanderhilfen) und das Wasser kann nicht für eine ökonomischere Nutzung gespeichert werden. Übersteigen die Kanderabflüsse die maximale Wasserentnahme zuzüglich der Dotierwassermenge findet bei der Wasserfassung ein Wehr­ überfall statt.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 22 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Der Gesuchsteller schlägt saisonale Dotierwassermengen vor. In den Monaten Januar bis März bzw. Juni bis August wiederspiegeln die Dotierwassermengen das Abflussregime der Kander mit den niedrigen Winter- und den hohen Sommerabflüssen. Nebst den saisonalen Restwassermengen findet zusätzlich pro Jahr an rund 70 bis 75 Tagen ein Wehrüberfall statt, womit eine Abflussdynamik in der Restwasserstrecke gewährleistet wird. Aufgrund der Kanderabflüsse ist eine produktionsneutrale dynamische Dotierung während acht Monaten von September bis April nicht umsetzbar. Die dynamische Dotierung würde somit den Anteil des wertvollen Winterstroms anteilsmässig zur dynamischen Dotierung redu­ zieren. Vom Mai bis August könnte ohne Produktionseinbussen dynamisch dotiert werden. Dabei zeigt sich, dass der Charakter der natürlichen Abflussschwankungen der Kander, der vor allem durch Abflussspitzen in den Sommermonaten Mai bis August geprägt ist, auch mit einer dynamischen Dotierung nur unwesentlich verändert wird. Insbesondere würde eine dy­ namische Dotierung in den Sommermonaten grösstenteils durch die Dynamik des Wehrüber­ falls überlagert, welche in gleichem Umfang bereits mit den vorgeschlagenen saisonalen Do­ tierwassermengen gedeckt wird. Um eine ökologisch wirksame abflussdynamische Dotierung zu erreichen, müsste die Rest­ wasserstrecke mindestens mit einem Zuschlag von 20 bis 25 % des Zuflusses dotiert werden. Da bei einem Laufwasserkraftwerk ein saisonaler Speicher fehlt, wirkt sich eine dynamische Restwasserdotierung direkt auf die Energieproduktion aus. Schon eine dynamische Dotierung von 10 % und 15 % des Zuflusses schlägt sich mit Produktionseinbussen zwischen 8 und 12 % und damit einer Erhöhung der Gestehungskosten von zwischen 6.7 und 10.8 % nieder. Der Produktionsverlust von 2.7 oder 4.3 GWh wäre schon in diesem Fall beträchtlich, da mit dieser Strommenge rund 700 bzw. 1'100 durchschnittliche Haushalte versorgt werden könn­ ten. Eine dynamische Dotierung von 25 % des Zuflusses hätte eine Produktionseinbusse von 7.7 GWh (- 22 %) und eine Erhöhung der Gestehungskosten von 2.4 Rp./kWh (+ 20 %) zur Folge. Für die ökologische Wirkung sind vor allem die Anzahl der Tage mit Wehrüberfall entschei­ dend. Eine teilweise funktionierende Abflussdynamik bzw. ein Wehrüberfall an rund 70 Tagen im Jahr bei einer maximalen Wassermenge von 30 m^/s ist eine der Grundlagen für eine posi­ tive Beurteilung des Restwasserregimes durch das Fl. Da eine abflussdynamische Wirkung erst ab einem Zuschlag von 10 % des Abflusses und eine ökologische Wirkung erst ab einem Zuschlag von 25 % des Abflusses erreicht werden, überwiegen die Interessen für eine Wasserentnahme, eine ökologisch wirksame abflussdy­ namische Restwasserdotierung erübrigt sich. Aus diesen Gründen werden der entsprechende Eventualantrag des Einsprechers 1.8.1 (An­ trag um Verfügung von saisonal dynamischen Abflussspitzen; Rechtsbegehren 3 bezüglich Ziff. 23 der Begründung) und der entsprechende Eventualantrag des Einsprechers 1.8.2 (An­ trag um Verfügung von saisonal dynamischen Abflussspitzen; Rechtsbegehren 4 bezüglich Ziff. 20 der Begründung) abgewiesen.

3.12.6 Beurteilung der Wasserentnahme Im Rahmen der Interessenabwägung ist festzustellen, dass diverse Interessen für die Was­ serentnahme bestehen. Mit den vorgeschlagenen Restwassermengen gemäss Ziff. 3.12.2 wird den Art. 33 Abs. 3 GSchG zugrunde liegenden Anliegen ausreichend Rechnung getra­ gen.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 23 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

3.13 Ersatzmassnahmen Vorhaben, die Beeinträchtigungen schützenswerter Lebensräume oder geschützter Land­ schaften zur Folge haben, sind so zu gestalten, dass der Natur- und Landschaftshaushalt im Gleichgewicht bleibt. Dies verlangt das Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG). Um dieses Ziel zu erreichen, sind neben geeigneten Schutzmassnahmen auch Wie­ derherstellungs- oder Ersatzmassnahmen erforderlich. Grundsätzlich unterschieden wird zwi­ schen Massnahmen, die bei Eingriffen in besonders schützenswerte Lebensräume (Art. 18 NHG) erfolgen und solchen, die bei landschaftlichen Beeinträchtigungen im Perimeter eines Landschaftsinventares des Bundes (Art. 5 ff. NHG) notwendig werden. Gemäss Leitfaden Umwelt Nummer 11 "Wiederherstellung und Ersatz im Natur- und Landschaftsschutz" des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) muss der Entscheid der zuständi­ gen Behörde über das Vorhaben die rechtsverbindliche Sicherung der Wiederherstellungs­ oder Ersatzmassnahmen ausdrücklich einschliessen. In der Regel ist der Unterhalt solange nach dem Verursacherprinzip abzugelten, bis der entsprechende Lebensraum seine volle Funktionsfähigkeit erlangt. Die Beeinträchtigung wurde nach der Bewertungsmethode für Eingriffe in schützenswerte Biotope (BESB) des BAFU bilanziert. Die Methode ist als Konkretisierung und Ergänzung zum bestehenden BAFU-Leitfaden Nr. 11 gedacht und als Arbeitsgrundlage zu verstehen. Die An­ wendung der Bewertungsmethode beschränkt sich auf Ersatzmassnahmen im Sinne von Art. 18 Abs. l'^"^ NHG. Zusätzliche oder weitergehende Massnahmen, die sich aus anderen Rechtsgrundlagen ergeben, sind damit grundsätzlich nicht abgedeckt. Beispielsweise kann die vorgestellte Methode nicht für den Ersatz von Wald bei Rodungen im Sinne des Waldge­ setzes oder im Umgang mit Restwasser gemäss Gewässerschutzgesetz angewendet werden. Auch Beeinträchtigungen der Landschaft nach Art. 6 NHG oder des ökologischen Ausgleichs nach Art. 18b NHG durch ein Projekt lassen sich mit dieser Methode nicht beurteilen. Die Le­ bensräume der gemäss Fischereigesetz gefährdeten Fische oder Krebse (Kategorien 1-4 gemäss Anhang FiG) sind dagegen in der NHV (Art. 14 Abs. 3 Bst. c) ausdrücklich genannt und gelten als schutzwürdig. Eingriffe in die Lebensräume gefährdeter Fische und Krebse unterliegen der Ersatzpflicht. Die BESB des BAFU wurde deshalb für die Beurteilung des Wasserkraftwerkes Hondrich un­ ter der Federführung des Fl angepasst (BESB+). Durch den Betrieb des Wasserkraftwerks Hondrich werden durch den Einstaubereich, die Restwasserstrecke und die geplanten Bauwerke (Fassung, Zentrale mit Vorplatz und Wasser­ rückgabe) schützenswerte terrestrische und aquatische Lebensräume beeinträchtigt. Die Fachstellen kommen zum Schluss, dass die ökologische Bilanzierung der Eingriffe und der Massnahmen gemäss der BESB+ nachvollziehbar und angemessen sind. Aus diesem Grund werden der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Nachreichung von weiteren Unterlagen; Rechtsbegehren 4 bezüglich Ziff. 28 der Begründung) sowie der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Nachreichung von weiteren Unter­ lagen; Rechtsbegehren 4 bezüglich Ziff. 27 der Begründung) abgewiesen. Die temporären Eingriffe wie Baupisten, Zwischendepots, Installationen usw. wurden in der Bilanzierung nicht berücksichtigt. Temporär beanspruchte Flächen werden bestmöglich ge­ schützt bzw. wiederhergestellt. Im Umweltbericht wird der Verlust für die definitiv beanspruch­ ten Flächen durch den Betrieb des Kraftwerkes auf ein ökologisches Defizit von 7.4 Punkten bilanziert, wobei das aquatische Defizit (Einstaubereich und Restwasserstrecke) rund 5.3 Punkte und das terrestrische Defizit (Bauwerke) rund 2.1 Punkte betragen.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 24 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Die Differenz im Bereich der Ersatzmassnahme Lebensraumaufwertung Sack mit und ohne Wasserentnahme (0.3 Punkte) wurde ebenfalls berücksichtigt. Die Defizite müssen nach Art. 18 Abs. 1'^' mit einem angemessenen Ersatz ausgeglichen werden. Der Gesuchsteller schlägt die drei folgenden ökologischen Ersatzmassnahmen vor: • Herstellung Längsvernetzung der 3er Sperre 26 bis 28 (5.4 Punkte) • Aufwertung Hondrichweiher (0.8 Punkte) • Gewässerökologische und terrestrische Lebensraumaufwertung Sack (1.2 Punkte)

3.13.1 Herstellung Längsvernetzung der 3er Sperre 26 bis 28 Die bestehende 3er Sperre 26 bis 28 (neue Bezeichnung gemäss dem Gewässerrichtplan Kander Sperre Q22) oberhalb der geplanten Wasserfassung Hondrich weist eine gesamte Absturzhöhe von rund 2.5 m auf. Der Fischaufstieg ist für adulte Forellen bei optimalen Ab­ flussbedingungen eingeschränkt möglich. Nebst der See- und der Bachforelle kommt in die­ sem Abschnitt ein guter Bestand der Groppe vor. Die 3er Sperre befindet sich im Einstaube­ reich des Kraftwerks Hondrich. Durch den Einstaubereich mit dem temporären und dauernden Verlandungsbereich zwischen den Sperren 26 und 27, der Erstellung der Blockrampe zwi­ schen den Sperren 27 und 28 und der baulichen Anpassung der Sperre 28 zu Lasten des Gesuchstellers wird die Fischwanderung für die in der Kander vorkommenden Fische von der geplanten Wasserfassung Hondrich bis Heustrich auf einer Gewässerstrecke von 1'080 m wiederhergestellt. Die Kosten für den Bau der Blockrampe zwischen den Sperren 27 und 28 und der baulichen Anpassung der Sperre 28 werden durch den Gesuchsteller getragen. Die Ersatzmassnahme Herstellung Längsvernetzung der 3er Sperre 26 bis 28 wird auf einen Mehrwert von 5.4 Punkten bilanziert, wobei diese vollständig dem aquatischen Defizit (Ein­ staubereich und Restwasserstrecke) angerechnet werden. Die Erfolgskontrolle erfolgt in Rücksprache mit dem Fl.

3.13.2 Aufwertung Hondrichweiher Der Hondrichweiher beim südlichen Tunnelportal (Parzelle Nr. 335, Gemeinde Spiez, Grund­ eigentümerin BLS Netz AG) weist eine durchschnittliche Verlandungstendenz auf. Durch die Reduktion der offenen Wasseroberfläche verringert sich die Lebensraumqualität für den in einer grossen Population vorkommenden Dohlenkrebs. Der verlandete nördliche Teil des Hondrichweihers soll auf einer Fläche von rund 600 m^ und einer Tiefe von durchschnittlich 75 cm ausgebaggert und es sollen Strukturen für den Dohlenkrebs geschaffen werden. Durch Auslichtungen für mehr besonnte Uferabschnitte sollen die weiteren Zielarten gefördert wer­ den. Die Ersatzmassnahme Aufwertung Hondrichweiher wird auf einen Mehrwert von 0.8 Punkten bilanziert, wobei diese vollständig dem terrestrischen Defizit (Bauwerke) ange­ rechnet werden. Die Gemeinde Spiez stellt in ihrem Fachbericht vom 28. September 2017 fest, dass sich die Gemeinde Spiez nicht als unterhaltspflichtig für die Aufwertungsmassnahmen des Hondrich­ weihers sieht. Der Gesuchsteller und die Grundeigentümerin schliessen eine Vereinbarung über die Regelung des Unterhalts ab, die vorsieht, dass sich der Gesuchsteller im Verhältnis der aufgewerteten Fläche zur gesamten Wasseroberfläche des Hondrichweihers an den Un­ terhaltskosten beteiligt. Es entsteht somit keine Unterhaltspflicht für die Gemeinde Spiez.

3.13.3 Gewässerökologische und terrestrische Lebensraumaufwertung Sack Unterhalb der geplanten Wasserfassung befindet sich rechtsufrig die Geländekammer Sack (Parzelle Nr. 803, Gemeinde Aeschi, Eigentümerin BLS Netz AG). Dieser rund zwei bis drei Meter über der Kander liegende Bereich wurde mit dem Bau der BLS und Kanderkorrektion

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 25 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

neu geschaffen und ist heute stark mit Gebüschen und Kleinbäumen bestockt. Die ursprüng­ lich angelegten Tümpel sind verlandet und nur bei viel Regen werden sie mit Wasser versorgt. Basierend auf dem Gewässerrichtplan Kander wurde im Auftrag des Renaturierungsfonds des Kantons Bern für den Gewässerabschnitt Simme - Suld das Vorprojekt 2011/12 Wasserbau­ planung Kander ausgearbeitet. Die Flussaufweitung der Geländekammer Sack bildet eine Massnahme der Wasserbauplanung. In der Geländekammer Sack soll die Ufersicherung zu­ rückgebaut und entlang der Bahnböschung ein neuer zurückversetzter Uferschutz mit vorge­ zogenen Blockbuhnen, als Ufersicherung der Eisenbahnlinie, realisiert werden. Damit wird eine eigendynamische Flussaufweitung (analog der Flussaufweitung im Auengebiet Heu­ strich) ermöglicht. Die gewässerökologische und terrestrische Lebensraumaufwertung Sack wird auf einen Mehrwert von 4.3 Punkten bilanziert, wobei 2.1 Punkte dem aquatischen Defizit (Einstaubereich und Restwasserstrecke) und 2.2 Punkte dem terrestrischen Defizit (Bauwer­ ke) angerechnet werden. Für eine ausgeglichen Bilanz des gesamten ökologischen Defizites (7.4 Punkte) muss sich der Gesuchsteller im Umfang von mindestens 1.2 Punkten an der ge­ wässerökologischen und terrestrischen Lebensraumaufwertung Sack beteiligen. Für die Betei­ ligung des Gesuchstellers an der Flussaufweitung Geländekammer Sack sind die Bruttokos­ ten massgebend. Mit dem Fachbericht vom 18. Januar 2018 beantragt das Fl, dass die Ersatzmassnahmen vor Erteilung der Konzession planerisch verbindlich vorliegen müssen. Das Fl begründet die er­ forderliche planerische Sicherung der Ersatzmassnahme mit dem Risiko einer Nichtrealisie- rung aufgrund fehlender Finanzierungssicherheit. Für den Nachweis der Wassertiefen im Be­ reich der Ersatzmassnahme Sack wurden vorhandene Kander-Querprofile des oberliegenden, nationalen Auengebietes Heustrich beigezogen und mittels HEC-RAS für verschiedene Ab­ flüsse modelliert, da im Bereich des Auengebietes vor einigen Jahren eine Flussaufweitung realisiert wurde, die bezüglich Dimension und Zielzustand mit der geplanten Massnahme im Sack vergleichbar ist. Die notwendigen Wandertiefen für die Seeforelle wurden durch das Fl unter der Voraussetzung beurteilt, dass sich bei der Flussaufweitung Sack gemäss Modellie­ rung ein verzweigtes Gerinne bilden wird und somit die Wassertiefen in bestimmten Korrido­ ren sichergestellt werden können. Bei einer Nichtrealisierung der Ersatzmassnahme Sack wird sich kein verzweigtes Gerinne ausbilden, sodass unter Umständen die Fliesstiefen nicht mehr ausreichend sind und die Umweltverträglichkeit des Projektes in Frage gestellt ist. In der Gesamtbeurteilung der Umweltverträglichkeit vom 16. Oktober 2018 wurde der Hinweis an die Leitbehörde angebracht, dass, falls die Aufweitung Sack nicht realisiert werden könnte, die Umweltverträglichkeit des Vorhabens aufgrund der nicht mehr ausreichenden Fliesstiefen nicht mehr gegeben wäre. Gemäss Leitfaden Nummer 11 muss der Entscheid der zuständi­ gen Behörde über das Vorhaben die rechtsverbindliche Sicherung der Wiederherstellungs­ oder Ersatzmassnahmen ausdrücklich einschliessen. Entgegen dem Antrag bedarf die ge­ plante Ersatzmassnahme vor Erteilung der Konzession keine planerisch verbindliche Siche­ rung (vgl. Leitfaden Umwelt Nr. 11, S. 70 ff.). Die Abklärung über die erforderlichen Baubewilligungsverfahren für das Kraftwerk Hondrich und die Ersatzmassnahme wurde in der Gesamtbeurteilung Umweltverträglichkeit vom 16. Oktober 2018 als Hinweis an die Leitbehörde angebracht. Die gewässerökologische und terrestrische Lebensraumaufwertung Flussaufweitung Sack (Ersatzmassnahme) bedarf einer Wasserbaubewilligung ohne Umweltverträglichkeitsprüfung. Die Gesuchstellerin ist die Ge­ meinde Aeschi bei Spiez (als Wasserbauerfüllungspflichtige) und das Wasserbaubewilli­ gungsverfahren wird durch den OIK I geleitet. Das Gesuch für die Wasserbaubewilligung Er­ satzmassnahme Flussaufweitung Sack wird zeitlich und inhaltlich mit dem Baubewilligungs­ gesuch Kraftwerk Hondrich (UVP 2. Stufe) koordiniert. Da die Ersatzmassnahme Flussaufwei-

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 26 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

tung Sack auf den behördenverbindlichen Gewässerrichtplan Kander abgestimmt wurde und sowohl eine Absichtserklärung zwischen der Gemeinde Aeschi (als Wasserbauerfüllungs­ pflichtige) und dem Konsortium, als auch eine Vereinbarung zwischen der BLS (als Grundei­ gentümerin) und dem Konsortium vorliegt, liegt eine rechtsverbindliche Sicherung der Ersatz­ massnahmen vor. Die planerische Sicherung der Ersatzmassnahme erfolgt zeitlich koordiniert mit dem Baubewilligungsverfahren mit UVP (2. Stufe) des Kraftwerkes Hondrich. Für den Nachweis der ausreichenden Wassertiefen für die Flussaufweitung Sack wurde das flussaufwärts liegende Auengebiet Heustrich herangezogen. Im aktualisierten Fachbericht Ersatzmassnahmen und Bilanzierung (Gesuch 1.1) leitet der Gesuchsteller die sohlenmorpho­ logische Vergleichbarkeit der beiden Gewässerabschnitte her. Anhand von typischen Quer­ profilen im Bereich des Auengebiets Heustrich kann der Gesuchsteller somit mittels HEC-RAS Modellierung die Einhaltung der minimalen Wassertiefen unter Restwasserbedingungen im Bereich der Flussaufweitung Sack prognostizieren. Es hat sich gezeigt, dass eine Aufweitung dank der Bildung von Niederwasserrinnen in Bezug auf die erforderlichen Wassertiefen für den Fischaufstieg nicht negativ ist. Mit der Umsetzung der Flussaufweitung Sack wird der Fischlebensraum auf dem Restwasserabschnitt flächenmässig vergrössert und zudem die Qualität in Bezug auf potentielle Laichgruben in diesem Bereich verbessert. Durch die redu­ zierten Abflussmengen kommt es auf der Restwasserstrecke vermehrt zu Pendelbewegungen der Kander, wodurch das Sohlsubstrat stärker fraktioniert wird und vermehrt potenziell günsti­ ge Laichhabitate für Bach- und Seeforellen entstehen können. Da ein enger Zusammenhang zwischen der Ersatzmassnahme und der Umweltverträglichkeit des Konzessionsprojektes besteht, ist im Konzessionsentscheid die Bestimmung aufzuneh­ men, dass vom Nutzungsrecht erst Gebrauch macht werden kann, wenn die Ersatzmassnah­ me Flussaufweitung Sack realisiert worden ist (vgl. Ziff. 4.3.24). Gemäss der Absichtserklärung verbleibt die Wasserbaupflicht nach der Realisierung unverän­ dert bei der Gemeinde (als Wasserbauerfüllungspflichtige). Bis zur Erfolgskontrolle bzw. bis zum Nachweis der Wirksamkeit der Ersatzmassnahme (rund fünf Jahre nach Fertigstellung) verbleibt die Unterhaltspflicht der Ersatzmassnahme Sack beim Gesuchsteller. Gegenüber der geplanten Flussaufweitung Sack befinden sich direkt an der Kander die aus­ geschiedenen Grundwasserschutzzonen S1 bis S3 der Quellfassung Augand (Gemeinde Wimmis). Am linken Kanderufer wird eine Erosionstendenz festgestellt. Die bestehende Ufer­ sicherung weist punktuell starke Schäden (hinterspülte Ufermauer) auf, welche die Schwel­ lenkorporation Wimmis zwingen, Sofortmassnahmen Ufersicherung zum Schutz der Quellfas­ sung vorzunehmen. Die bestehende linksseitige Ufererosion wird sich langfristig unabhängig von der Flussaufweitung Sack fortsetzen, so dass mittel- bis langfristige Ufersicherungsmass- nahmen zum Schutz der Quellfassung Augand erforderlich werden.

Die Gemeinde Wimmis beantragt in ihren Schlussbemerkungen vom 29. November 2018 als Auflage für den Konzessionsentscheid, dass auf der Wimmiser Seite Ufersicherungsmass- nahmen für das Pumpwerk Augand zu realisieren seien. Dabei seien die gleichen Schutzziele analog der Ufersicherung Bahnlinie BLS (HQ 300, 400 mVs) anzuwenden. Die Gemeinde Wimmis begründet ihren Antrag damit, dass sich die Kander infolge der Flussaufweitung Sack einen neuen Weg suche, wodurch das Ufer durch die Querströmungen in Zukunft möglicher­ weise stärker belastet werde. Im betroffenen Abschnitt sind die Schwellenkorporation Wimmis am linken Ufer und die Gemeinde Aeschi am rechten Ufer wasserbaupflichtig. Wasserbauli­ che Massnahmen werden dem Wasserbauerfüllungspflichtigen in der Regel durch den OIK I genehmigt. Der Konzessionär trägt nach Art. 48 Abs. 5 WBG die Mehrkosten Wasserbau in-

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 27 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

folge der Ausübung der Ausnahmebewilligung und haftet nach Art. 24 WNG zivilrechtlich für alle Schäden durch den Bau und Betrieb des Kraftwerkes. Die gewässerökologische und ter­ restrische Lebensraumaufwertung Sack ist Bestandteil des behördlich verbindlichen Gewäs­ serrichtplans Kander und der Gesuchsteller beteiligt sich finanziell zu einem Drittel an der Massnahme, um eine ausgeglichen Bilanz des gesamten ökologischen Defizites zu erreichen. Die langfristige Sicherung der Quellfassung Augand liegt im hauptsächlichen Interesse der Gemeinde Wimmis. Da der Gesuchsteller im betroffenen Abschnitt weder das hauptsächliche Interesse am Gewässer hat, noch wasserbauerfüllungspflichtig ist, wird der Antrag der Ge­ meinde Wimmis, die Auflage für weitere Ufersicherungsmassnahmen zu erstellen, abgelehnt. Die Schwellenkorporation Wimmis kann wasserbauliche Massnahmen beim OIK I zur Bewilli­ gung einreichen.

3.14 Schwall-Sunk Gemäss der Vollzugshilfe "Renaturierung der Gewässer - Sanierung Schwall-Sunk" des BAFU werden mehr oder weniger regelmässige tägliche Abflussschwankungen, die durch den intermittierenden Betrieb von Wasserkraftwerken für die tageszeitlich variierende ordentliche Abarbeitung des Bethebswassers entstehen, als Schwall/Sunk-Betrieb oder kurz Schwallbe­ trieb, bezeichnet. Nicht als Schwallbetrieb im Sinne von Art. 39a GSchG werden alle übrigen anthropogen be­ dingten Veränderungen des Abflusses, z. B. tagesrhythmische Abflussschwankungen, die nicht vom Betrieb von Wasserkraftwerken herrühren. Ebenfalls nicht unter den Begriff Schwall und Sunk fallen jene Abflussspitzen aus Wasserkraftwerken, die normalerweise eher unre­ gelmässig auftreten (Spülungen von Staufassungen oder von Entsandern, Notabschaltungen, reiner Schaubetrieb von Kleinwasserkraftwerken an Wochenenden usw.). Nicht als Schwall und Sunk gelten schliesslich auch regelmässige natürliche Abflussschwankungen, bedingt durch die Schnee- und Gletscherschmelze und unregelmässige durch Hochwasser ausgelös­ te Abflussspitzen. Der zukünftige Kraftwerksbetrieb darf keine Pegelschwankungen in und unterhalb der genutz­ ten Gewässerstrecke verursachen, die zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der einheimi­ schen Tiere und Pflanzen sowie deren Lebensräume führen (Inbetriebnahme oder Ausserbe- triebnahme der Anlage bei verstopftem Rechen, Öffnung des Grundablasses usw.). Die ent­ sprechende Bestimmung wird unter Ziff. 4.3.10 verfügt.

3.15 Dauer der Konzession Die Konzession darf für höchstens 80 Jahre erteilt werden (Art. 58 WRG). Praxisgemäss wer­ den im Kanton Bern neue Konzessionen über 1 MW Leistung für eine Dauer von 80 Jahren erteilt. Entsprechende Anlagen sind auf lange Laufzeiten ausgerichtet und sind mit grossen Investitionen verbunden. Ein wirtschaftlicher Betrieb solcher Anlagen erfordert, die Investiti­ onskosten über eine lange Konzessionsdauer abschreiben zu können. Im vorliegenden Fall sind verschiedene Teile der Anlage, insbesondere die im Untertagebau erstellten, in 40 Jah­ ren nicht amortisierbar. Es ist deshalb gerechtfertigt, die Konzession für eine Dauer von 80 Jahren zu erteilen. Aus diesen Gründen werden der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Beschränkung der Konzessionsdauer; Rechtsbegehren 5 bezüglich Ziff. 34 der Begründung) sowie der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Beschränkung der Kon­ zessionsdauer; Rechtsbegehren 6 bezüglich Ziff. 32 der Begründung) abgewiesen.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 28 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

3.16 Stilllegung und Abbruch des Werkes Nach Ablauf der Konzession und wenn die Konzession nicht erneuert wird, hat der Konzessi­ onär auf seine Kosten alle Massnahmen zu treffen, die zur Stilllegung oder zum Abbruch des Werkes sowie zur Wiederherstellung des vorherigen Gewässerzustandes nötig sind. Diese ist gesetzlich geregelt (Art. 30 Abs. 1 WNG) und unter der Ziff. 4.1.7 entsprechend verfügt. Dem entsprechenden Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Anordnung der Rückbaupflicht; Rechtsbegehren 6 bezüglich Ziff. 35 der Begründung) sowie dem entsprechenden Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Anordnung der Rückbaupflicht; Rechtsbegehren 7 bezüglich Ziff. 33 der Begründung) wird entsprochen.

3.17 Gesamtinteressenabwägung Unbestrittenermassen besteht ein erhebliches öffentliches Interesse an der Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen wie der Wasserkraft. Art. 2 Abs. 2 EnG nennt als Ziel, die Produktion von Elektrizität aus Wasserkraft so auszubauen, dass die durchschnittliche inlän­ dische Produktion im Jahr 2035 bei mindestens 37'400 GWh liegt. Der angestrebte Nettozu­ bau bis zum Jahr 2035 beträgt demgemäss total 2 TWh (vgl. Botschaft vom 4. Septem­ ber 2013 zum ersten Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050 (Revision des Energie­ rechts) und zur Volksinitiative «Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie (Atomaus­ stiegsinitiative)» S. 7658). Der Richtplan des Kantons Bern sieht als Zielsetzung vor, die Was­ serkraftnutzung im Kanton Bern in den dafür geeigneten Gewässern auszubauen. Aus Was­ serkraftwerken soll bis 2035 eine Mehrproduktion von mindestens 300 GWh pro Jahr erreicht werden (Massnahme C_20). Mit einer mittleren jährlichen Stromproduktion von 34.7 GWh für die Elektrizitätsversorgung von rund 7'700 Haushalten ist das Kraftwerk Hondrich von nationalem Interesse (Art. 8 Abs. 1 Bst. a EnV). Es ist auf einem Gewässerabschnitt geplant, auf dem die Nutzung realisierbar ist und ein hohes Wasserkraftpotenzial aufweist (siehe Richtplan, Karte zu Massnahme C_20). Das BFE hat das Vorhaben im Hinblick auf eine zweckmässige Nutzbarmachung der Wasser­ kräfte geprüft und ihm im Sinn von Art. 5 WRG zugestimmt. Das BFE hat ausgeführt, das Konzessionsprojekt erscheine plausibel und leiste einen Beitrag zur Umsetzung der Energie­ strategie 2050, womit aus Sicht des BFE der Bedarf gegeben sei. Gegen das Vorhaben sprechen zwar Interessen des Gewässerschutzes, der Fischerei sowie des Landschafts- und Naturschutzes. Wie in den aufgeführten Erwägungen dargelegt, werden diese aber nicht erheblich betroffen. Mit einer saisonalen Restwasserdotierung wird der Bedeutung dieses Gewässerabschnitts als Lebensraum für Fische und als Landschaftselement genügend Rechnung getragen, wenn auch eine gewisse Beeinträchtigung nicht zu vermeiden ist. Soweit die geplante Wasserent­ nahme zu einem Lebensraumverlust führt, sind ausreichende Ersatzmassnahmen vorgese­ hen. Die verbleibenden gehngfügigen Beeinträchtigungen vermögen insgesamt das öffentli­ che Interesse und das wirtschaftliche Interesse des Konzessionärs an der Stromproduktion aus Wasserkraft der Kander nicht zu überwiegen. Die beantragte Konzession kann somit er­ teilt werden. Aus diesen Gründen werden der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Abweisung des Konzessionsgesuches; Rechtsbegehren 1 bezüglich Ziff. 5 bis 10 der Begrün­ dung) sowie der entsprechende Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Abweisung des Konzessionsgesuches; Rechtsbegehren 1 bezüglich Ziff. 5 bis 10 der Begründung) abgewie­ sen.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 29 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

3.18 Weitere Anträge der Einsprecher Die Fachstellen werden sich im Rahmen des nachgelagerten Baubewilligungsverfahrens mit Umweltverträglichkeitsprüfung (2. Stufe) zum Bauprojekt äussern und mit den Amts- und Fachberichten ergänzende Auflagen für vor Baubeginn sowie während und nach Abschluss der Bauphase anbringen, die im entsprechenden Baubewilligungsentscheid berücksichtigt werden. Aus diesen Gründen wird auf den entsprechenden Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Verbot Bauarbeiten während Laichzeit; Rechtsbegehren 7 bezüglich Ziff. 36 der Begründung) sowie den entsprechenden Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Verbot Bauarbeiten während Laichzeit; Rechtsbegehren 8 bezüglich Ziff. 34 der Begründung) nicht eingetreten. Mit der Konzession wird der Gesuchsteller zu einer vertieften, mehrjährigen Erfolgskontrolle bezüglich Fischwanderung verpflichtet (vgl. Ziff. 4.3.19). Das entsprechende Monitoringkon­ zept wird im Rahmen des Baubewilligungsverfahrens durch den Gesuchsteller erarbeitet und zur Bewilligung eingereicht. Nach Art. 23 WNG sind die Wassernutzungsanlagen in betriebs­ sicherem Zustand zu halten. Die Gewährleistung der Betriebssicherheit beinhaltet u. a. auch die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der einzelnen Anlageteile. Ist die Funktionsfähigkeit eines Anlageteiles nicht gewährleistet, hat das AWA im Rahmen seiner Aufsichtsfunktion nach Art. 22 WNG jederzeit die Möglichkeit, die erforderlichen Massnahmen (Nachbesserung) an­ zuordnen. Mit den Ziff. 4.3.8 und 4.3.19 wird dem entsprechenden Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Erfolgskontrolle; Rechtsbegehren 8 bezüglich Ziff. 37 der Begründung) so­ wie dem Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Erfolgskontrolle; Rechtsbegehren 9 be­ züglich Ziff. 35 der Begründung) entsprochen. Die Einsprecher beantragen weitere detaillierte Unterlagen betreffend die Lockströmung (Wassermenge, Geschwindigkeit und Winkel), die Wassertiefe in der Abschwemmrinne, den Fischabstieg beim Wehr/Wasserfassung und die technischen Eigenschaften des UW Kühlers. Diese Unterlagen sind Bestandteile der Bauprojektunterlagen (Baubewilligungsverfahren 2. Stufe mit UVP) und werden durch den Gesuchsteller mit dem Baugesuch eingereicht. Aus diesem Grund wird auf den entsprechenden Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Nach­ reichung von weiteren Unterlagen; Rechtsbegehren 4 und 10 bezüglich Ziff. 29 bis 31 und 33 der Begründung) sowie den entsprechenden Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Nach­ reichung von weiteren Unterlagen; Rechtsbegehren 5 bezüglich Ziff. 28 bis 31 der Begrün­ dung) nicht eingetreten. Der Konzessionsentscheid schliesst die rechtsverbindliche Sicherung der Wiederherstellungs­ oder Ersatzmassnahmen ausdrücklich ein. Die planerische Sicherung der Ersatzmassnahme erfolgt zeitlich koordiniert mit dem Baubewilligungsverfahren mit UVP (2. Stufe) des Kraftwer­ kes Hondrich. Eine Auflage über eine zeitgleiche Realisierung des Kraftwerkes Hondrich und der Ersatzmassnahmen ist Bestandteil des Baubewilligungsverfahrens mit UVP (2. Stufe). Mit der Ziff. 4.3.24 wird der Gesuchsteller verpflichtet, die Ersatzmassnahmen bis zur Inbetrieb­ nahme des Wasserkraftwerkes umzusetzen, womit dem entsprechenden Antrag des Einspre­ chers 1.8.1 (Antrag um zeitgleiche Realisierung; Rechtsbegehren 9 bezüglich Ziff. 28 der Be­ gründung) teilweise entsprochen wird. Der Gesuchsteller hat im Rahmen des Konzessionsverfahrens ein Spülkonzept eingereicht. Vor Inbetriebnahme des Kraftwerkes hat der Gesuchsteller das Konzept zu überarbeiten und das Spülreglement im Entwurf zur Bewilligung beim Fl einzureichen. Bei der Festlegung der Spülvorgänge sind die Schonzeiten für Forellen zu berücksichtigen. Mit der Ziff. 4.3.16 wird dem entsprechenden Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Spülungen ausserhalb

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 30 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Laichzeit; Ziff. 38 der Begründung) sowie dem entsprechenden Antrag des Einsprechers 1.8.2 (Antrag um Spülungen ausserhalb Laichzeit; Ziff. 36 der Begründung) entsprochen. Der Antrag des Einsprechers 1.8.1 (Antrag um Zahlung einer angemessenen Parteientschä­ digung; Rechtsbegehren 11) wird im Hinblick auf Art. 107 Abs. 3 VRPG abgewiesen.

3.19 Abgaben und Gebühren 3.19.1 Jährliche Abgaben (Wasserzins) Für die Nutzung der Wasserkraft mit einer mittleren mechanischen Bruttoleistung von mehr als einem Megawatt ist ein jährlicher Wasserzins zu bezahlen. Gestützt auf die Abflussmen­ gen der Kander vom 1. Januar 2004 bis 31. Dezember 2013 beträgt die mittlere mechanische Bruttoleistung des Kraftwerkes Hondrich 4'633 kW. Der Wasserzins beträgt 100 Prozent des bundesrechtlichen Höchstansatzes je Kilowatt mittlere mechanische Bruttoleistung für durch KEV/EVS geförderte Anlagen (Art. 35 Abs. 2 Bst. b WNG). Der jährliche Wasserzins für die mittlere mechanische Bruttoleistung von 4'633 kW beträgt CHE 509'630 (Stand Wasser­ zins 2018: 110 CHF/kW). Vorbehalten bleiben Neuberechnungen der Bruttoleistung, Ände­ rungen des Wasserzinssatzes oder der Berechnungsart infolge veränderter Verhältnisse oder gestützt auf Änderungen der Gesetzgebung.

3.19.2 Einmalige Konzessionsabgabe Gemäss Art. 34 Abs. 1 WNG i. V. m. Art. 10 Abs. 1 Bst. a WAD ist für die Konzessionsertei­ lung eine einmalige Abgabe im Umfang des doppelten Wasserzinses geschuldet. Die ge­ schuldete Abgabe beträgt CHE 1'019'260, gestützt auf eine mittlere mechanische Bruttoleis­ tung von 4'633 kW.

3.19.3 Gebühren Die Erhebung von Gebühren durch die kantonale Verwaltung richtet sich nach dem Dekret über die Gebühren des Grossen Rates und des Regierungsrates (GebD GR/RR). Die Leitbe­ hörde erhebt zusätzlich zur Pauschalgebühr die ihr in Rechnung gestellten Gebühren für Amts- und Fachberichte sowie für weitere zusammen mit dem Beschluss zu eröffnende Ver­ fügungen (Art. 18a GebV).

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 31 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

4 Beschluss 4.1 Erteilung der Konzession 4.1.1 Dem Konsortium Hondrich, bestehend aus den solidarhaftenden Gesellschaftern BKW Energie AG und Energie Thun AG, wird die Konzession zur Nutzung der Wasserkraft der Kander in den Gemeinden Aeschi bei Spiez, Wimmis und Spiez er­ teilt. Der Nutzungsumfang und die Umschreibung der Anlagen richten sich nach der Beschreibung im Sachverhalt (Ziff. 1.1-1.5). Die Konzessionsnehmer müssen wäh­ rend der ganzen Dauer der Konzession ihren Sitz in der Schweiz haben. Der tech­ nische und administrative Sitz muss im Kanton Bern liegen. 4.1.2 Die maximale Nutzwassermenge beträgt 30 m^/s, die nutzbare Bruttofallhöhe be­ trägt 32 m. 4.1.3 Die Konzessionsdauer beträgt 80 Jahre. Sie beginnt mit der Inbetriebnahme des neuen Werkes. 4.1.4 Für die Erneuerung und den Widerruf der Konzession gelten die gesetzlichen Bestimmungen. 4.1.5 Die Übertragung der Konzession bedarf der Zustimmung durch die Konzessions­ behörde. 4.1.6 Für wesentliche Änderungen der Konzession gelten die Bestimmungen über die erstmalige Erteilung des Rechts (Art. 12 WNG). Änderungen an den Bauten und Anlagen bedürfen einer Baubewilligung durch das AWA nach den Bestimmungen der Baugesetzgebung. 4.1.7 Endet die Konzession durch Zeitablauf, Verzicht oder Widerruf des Rechts, hat der Konzessionär auf seine Kosten alle Massnahmen zu treffen, die zur Stilllegung oder zum Abbruch des Werkes sowie zur Wiederherstellung des vorherigen Gewässer­ zustandes nötig sind (Art. 30 Abs. 1 WNG). Diese Massnahmen stehen unter dem Vorbehalt, dass die zuständigen Behörden keine anderslautenden Anordnungen treffen. 4.1.8 Gestützt auf Art. 54 Bst. h WRG hat der Konzessionär spätestens vier Jahre nach Inkrafttreten der Konzession mit dem Bau der Anlage zu beginnen und diese spä­ testens sechs Jahre nach Baubeginn in Betrieb zu nehmen. Die Fristen können von der Konzessionsbehörde verlängert werden, wenn wichtige, nicht vom Konzessio­ när zu vertretende Gründe vorliegen. Nach Ablauf der Fristen kann die Konzession durch die Konzessionsbehörde gemäss Art. 65 Bst. a WRG als verwirkt erklärt wer­ den. 4.1.9 Der Konzessionär hat der Konzessionsbehörde eine detaillierte Zusammenstellung über die Erstellungskosten der Anlage einzureichen. Rückkauf 4.1.10 Für den Rückkauf der Konzession sind die Bestimmungen der Art. 63 ff. WRG massgebend. 4.1.11 Der Kanton behält sich das Recht zum Rückkauf des verliehenen Nutzungsrechtes einschliesslich der Bauten, Anlagen und Einrichtungen, des Bodens und sowie all­ fällige weitere dinglichen Rechte, die mit diesen Bauten, Anlagen und Einrichtungen zweckverbunden sind, vor. Der Rückkauf erfolgt grundsätzlich gegen volle Ent­ schädigung. Die Ausübung des Rückkaufrechtes richtet sich nach den diesbezügli­ chen Bestimmungen des eidgenössischen und kantonalen Rechts.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019/Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 32 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Heimfall 4.1.12 Für den Heimfall der Konzession sind die Bestimmungen der Art. 67 ff. WRG sowie Art. 31 WNG massgebend. 4.1.13 Heimfallrelevante Modernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen auf Antrag des Konzessionärs bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung der Konzessionsbehörde (z. B. Amortisationsvereinbarung). 4.1.14 Der Kanton ist berechtigt, die auf öffentlichem oder privatem Boden errichteten An­ lagen zum Stauen oder Fassen, Zu- oder Ableiten oder Umwälzen des Wassers, die Pumpanlagen, die Turbinen, die für die Steuerung der Anlagen notwendigen elektrischen Einrichtungen und Installationen mit den dazugehörenden Gebäuden oder Kavernen, in denen sie sich befinden, die Fischwanderhilfen und allenfalls die Ersatzmassnahmen im Eigentum des Konzessionärs, sowie den zum Betriebe des Wasserwerks dienenden Boden und die zum Betrieb der Anlage notwendigen Dienstbarkeiten unentgeltlich an sich zu ziehen. Von der unentgeltlichen Übernah­ me ausgenommen sind Modernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen für die gemäss 4.1.13 billige Entschädigungen zu entrichten sind. 4.1.15 Zudem ist der Kanton berechtigt, die elektrischen Teile für die Erzeugung und Fort­ leitung der Energie gegen eine Entschädigung gemäss Art. 31 Abs. 1 WNG zu übernehmen. 4.1.16 Für die Bestimmung der Entschädigung gemäss Art. 31 Abs. 1 WNG hat der Kon­ zessionär auf Verlangen der zuständigen Behörde in Bezug auf die vom Heimfall betroffenen Anlagen alle dafür relevanten Informationen einzureichen; insbesonde­ re eine detaillierte Zusammenstellung der Investitionen, der Abschreibungen und der gewährten Beiträge der öffentlichen Hand. 4.1.17 Beim Rückkauf oder Heimfall lassen die zuständigen Behörden auf eigene Kosten feststellen, ob der Konzessionär die Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten vernach­ lässigt hat. Zeigt es sich, dass der Konzessionär seine Verpflichtungen vernachläs­ sigt hat, ist die zuständige Behörde befugt, eine paritätische Kommission für eine Schätzung der unterlassenen Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten einzusetzen und aufgrund deren Bericht die sich als notwendig erweisenden Unterhalts- und Er­ neuerungsarbeiten auf Kosten des Konzessionärs anzuordnen. 4.1.18 Beim Heimfall oder Rückkauf hat der Konzessionär der zuständigen Behörde ferner alle vorhandenen, für die Neukonzessionierung oder den Weiterbetrieb der Anlage erforderlichen Informationen zur Verfügung zu stellen. 4.2 In den Entscheid integrierte weitere Bewilligungen Bewilligung Wasserentnahme nach Art. 29 GSchG

4.3 Bestimmungen über das Nutzungsrecht Allgemein 4.3.1 Drittmannsrechte und die gesetzlichen Vorschriften bleiben vorbehalten. 4.3.2 Der Konzessionär haftet für alle durch den Bau und Betrieb der Wassernutzungsan­ lagen entstehenden Schäden gemäss den Bestimmungen des Zivilrechts. 4.3.3 Der Kanton und die Wasserbau-/Erfüllungspflichtigen übernehmen keine Haftung für allfällige Beschädigungen an den Bauten und Anlagen infolge von Einwirkungen Hoch- oder Niederwasser, Uferabbruch oder Ähnlichem.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 33 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

4.3.4 Der Kanton gewährleistet weder die Verfügbarkeit noch die Qualität des Wassers. 4.3.5 Ergänzend zu diesem Beschluss gelten die Bestimmungen der eidgenössischen und kantonalen Gesetzgebung betreffend die Nutzung der Wasserkraft, soweit vor­ liegend nichts anderes geregelt ist. 4.3.6 Der Konzessionär hat der Konzessionsbehörde seine Statuten sowie Réglemente, die sich auf das Wasserkraftwerk beziehen, zuzustellen. Betrieb der Kraftwerksanlagen 4.3.7 Der Konzessionär ist aufgrund der Hochwassersicherheit verpflichtet, jederzeit eine für diesen Zweck taugliche Abflussmessstation Hondrich in Betrieb zu haben. 4.3.8 Die Wassernutzungsanlagen sind gemäss den Bestimmungen über das Nutzungs­ recht zu betreiben und in betriebssicherem und gutem Zustand zu halten. 4.3.9 Ausserbetriebnahmen des Kraftwerks sind den betroffenen Fachstellen frühzeitig anzukündigen. 4.3.10 Unnatürliche kurzfristige Abflussschwankungen in und unterhalb der genutzten Ge­ wässerstrecke, die zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der einheimischen Tiere und Pflanzen sowie deren Lebensräume führen können (verursacht z. B. durch In­ betriebnahme oder Ausserbetriebnahme der Anlage oder Öffnung des Grundablas­ ses) sind möglichst zu vermeiden. 4.3.11 Der Konzessionär hat die notwendigen Installationen zur Messung der Wasserstän­ de, der Produktion, der Wassertemperatur im Stauraum und auf der Restwasser­ strecke sowie der Wassermengen (inkl. Dotierwasser) einzurichten und zu unterhal­ ten. Die Messresultate sind aufzubewahren und auf Verlangen der zuständigen Be­ hörde vorzulegen. 4.3.12 Die Anlage muss nach den eingereichten Gesuchsunterlagen betrieben werden. Die im UVB aufgeführten Massnahmen zum Schutz der Umwelt (gemäss Kapitel 7 UVB-Hauptuntersuchung Stufe 1) sind sach- und zeitgerecht umzusetzen (vorbe- hältlich abweichender Auflagen). Von Fachstellen und Fachverbänden erlassene Merkblätter, Normen und Richtlinien zum Bauprojekt sind zu beachten (siehe dazu die Hinweise unter Ziff. 8 der Beilage 1). 4.3.13 Bei umweltrelevanten Projektänderungen sind die Behörden (Leitbehörde und be­ troffene kantonale Fachstellen) umgehend zu informieren. Sie entscheiden, ob eine wesentliche Projektänderung vorliegt, die eine Neubeurteilung des Projektes erfor­ dert. 4.3.14 Die in den Amts- und Fachberichten der beteiligten Fachstellen enthaltenen Hinwei­ se zu den Anforderungen für die UVP 2. Stufe sind bei der Detailprojektierung und der Erarbeitung des UVB 2. Stufe zu berücksichtigen (siehe Ziff. 8 der Beilage 1). 4.3.15 Auflagen, die sich aus dem nachgelagerten Baubewilligungsverfahren und den er­ forderlichen Spezialbewilligungen auf der UVP 2. Stufe ergeben, bleiben vorbehal­ ten. Fischerei 4.3.16 Das Spülreglement ist dem Fl vor Inbetriebnahme des Kraftwerks als separates Dokument zur Bewilligung zuzustellen. Bei der Festlegung der Spülvorgänge sind die Schonzeiten für Forellen zu berücksichtigen.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 34 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

4.3.17 Ausserordentliche Ereignisse, die einen negativen Einfluss auf den Fischbestand haben könnten (z. B. Inbetriebnahme oder Ausserbetriebnahme der Anlage, Öff­ nung des Grundablasses) sind möglichst frühzeitig oder unmittelbar nachfolgend dem zuständigen Fischereiaufseher zu melden. 4.3.18 Der Konzessionär wird zur regelmässigen Überwachung der Wassertemperaturen im Stauraum und auf der Restwasserstrecke verpflichtet. 4.3.19 Der Konzessionär wird zur dauerhaften Sicherstellung der freien Fischwanderung auch nach Hochwasserereignissen verpflichtet. Zudem ist ein Monitoring der Fisch­ fauna zur Erfolgskontrolle der Fischmigration (auf- wie auch abwärts) für die Rest­ wasserstrecke wie auch für das Fassungsbauwerk durchzuführen. Das Monitoring ist unter Beizug des Fischereiinspektorats zu planen. Dafür sind die modellierten Wassertiefen in der Restwasserstrecke zu überprüfen. Die Durchwanderbarkeit ist mit einer geeigneten Zählvorrichtung zu messen; dazu sind die Fische während ei­ nes ganzen Jahres nach einem Programm des Fischereiinspektorats zu erheben. Bei ungenügenden Resultaten oder Feststellen von Mängeln sind die notwendigen Massnahmen zu treffen. Bis zum Ablauf der Konzession kann das Fischereiinspek­ torat im Abstand von etwa 10 Jahren die Wiederholung der Äufstiegszählungen durch den Gesuchsteller verlangen. Dotierwassermengen 4.3.20 Die Dotierwassermengen bei der Wasserfassung inkl. Dotierung der Fischwander­ hilfen betragen mindestens: vom 1. Januar bis 31. März 2.0 m^/s (2'000 l/s), vom 1. April bis 31. Mai 1.5 m'/s (1 '500 l/s), vom 1. Juni bis 31. August 4.0 mVs (4'000 l/s), vom 1. September bis 31. Dezember 3.0 m^/s (3'000 l/s). 4.3.21 Zur optischen Kontrolle der Dotierwassermenge ist an gut sichtbarer Stelle ein nicht manipulierbarer geeichter Pegel einzurichten und durch den Werksinhaber in be­ triebssicherem Zustand zu halten. Wasserbau und Gewässerunterhalt 4.3.22 Der Konzessionär ist zuständig für den Gewässerunterhalt und den Wasserbau im Bereich der Wasserfassung für das rechte und linke Ufer und die Sohle, auf einer Länge von 330 m, von der Stauwurzel bis Ende Ufersicherung Fischpass (ohne Si­ dersgraben), und im Bereich der Rückgabe für den rechten Uferbereich einschliess­ lich der Flusssohle von 20 m oberhalb bis 50 m unterhalb der Rückgabe. 4.3.23 Sollte die Wasserbaupflichtstrecke im öffentlichen Interesse verbaut oder umgestal­ tet werden, so hat der Konzessionär die betroffenen Bauten und Anlagen auf eige­ ne Kosten den neuen Verhältnissen anzupassen. Ersatzmassnahmen 4.3.24 Die folgenden Ersatzmassnahmen nach Art. 18 NHG sind bis zur Inbetriebnahme des Wasserkraftwerkes (Gebrauch des Nutzungsrechtes) verbindlich umzusetzen: 1) Herstellung Längsvernetzung der 3er Sperre 26 bis 28 2) Aufwertung Hondrichweiher 3) Gewässerökologische und terrestrische Lebensraumaufwertung Sack Die Ersatzmassnahmen 1) und 2) sind im Bauprojekt und der UVP 2. Stufe mit dem Amt für Landwirtschaft und Natur (LANAT) zu koordinieren und zu konkretisieren. Sollte sich zeigen, dass die Massnahmen nicht oder nicht vollständig umgesetzt

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 35 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

werden können, so sind gleichwertige ökologische Ersatzmassnahmen vorzuneh­ men. Der Konzessionär stellt sicher, dass bei Übergaben des Eigentums resp. der Zuständigkeit die langfristige Sicherstellung der Massnahme vereinbart wird. 4.3.25 Die Wirksamkeit der Ersatzmassnahmen ist nachzuweisen (Monitoring Erfolgskon­ trolle rund fünf Jahre nach Erstellung). 4.4 Weitere Bestimmungen 4.4.1 Aufsicht und Überwachung Die zuständigen kantonalen Stellen sind berechtigt, jederzeit die notwendigen Kon­ trollen und Überprüfungen der Konzessionsbestimmungen durchzuführen. Der Konzessionär ist verpflichtet, den zuständigen Fachstellen die Kontrollen zu ermög­ lichen, ihnen die nötigen Auskünfte zu erteilen und die Ergebnisse eigener Prüfun­ gen mitzuteilen. 4.4.2 Aufnahme in das Grundbuch Gemäss Art. 958 ZGB sind Dienstbarkeiten in das Grundbuch einzutragen. Gemäss Art. 59 WRG kann das verliehene Recht als selbständiges und dauerndes Recht ins Grundbuch aufgenommen werden. Vor Baubeginn kann die Konzessionsbehörde dem zuständigen Grundbuchamt die vom Heimfallrecht betroffenen Grundstücke anmelden. Die Kosten werden dem Konzessionär in Rechnung gestellt. 4.5 Anforderungen an das Bauprojekt und die 2. Stufe UVP Allgemeines 4.5.1 Bei der Ausarbeitung des Bauprojektes und der UVP 2. Stufe sind die in Ziff. 9 der Gesamtbeurteilung der Umweltverträglichkeit des AUE vom 16. Oktober 2018 (Bei­ lage 1) aufgelisteten Anforderungen zu berücksichtigen. Die Ergebnisse der von den Fachstellen geforderten Abklärungen und Untersuchungen sind im UVB der 2. Stufe UVP auszuweisen und nötigenfalls sind entsprechende Massnahmen im Bauprojekt vorzuschlagen. 4.5.2 Die Realisierung der Ersatzmassnahmen hat zeitgleich mit dem Kraftwerksbau zu erfolgen. 4.5.3 Bei der Planung des Bauprojektes sind die Werkleitungen des Bundes im Projekt­ perimeter zu berücksichtigen. 4.5.4 Bei einer Anpassung der bestehenden Messstation dürfen keine Bauten im Gewäs­ ser erstellt werden. 4.5.5 Die Baustellenerschliessung muss in Absprache mit der Gemeinde Wimmis und mit Rücksicht auf die geplante Strassensanierung erfolgen. 4.5.6 Das angestaute Bruchmaterial des Siders- und des Steinkänelgrabens müssen auch nach der Erstellung des Kraftwerkes noch in die Kander hinausgestossen werden können. 4.5.7 Das Bauprojekt ist so auszuarbeiten, dass im Falle von einem Naturereignis Ge­ schiebe und Schlamm nach dem Wehr ins Kanderbett zurückgeleitet werden und sich nicht entlang der Mattestrasse und dem Gebiet Augand über dem Landwirt­ schaftsland verteilen. Das mögliche Versagen der Wehröffnung und das Geschiebe aus dem Sidersgraben sind zu berücksichtigen.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 36 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Bahnstrecke Spiez-Frutigen 4.5.8 Eine Koordination mit der Kurvenbegradigung im Rahmen des Projektes lU- Unterhaltsstützpunkt Heustrich mit der Abteilung Planung der BLS Netz AG, Telefon Nr. 058 327 35 33, ist zwingend notwendig. 4.5.9 Im Rahmen des Bauprojekts sind die Vorgaben zu Art. 27 der ÄB-EBV, "Bauten an, über und unter der Eisenbahn" zu berücksichtigen. Die entsprechenden Nachweise sind der BLS Netz AG rechtzeitig vor Baubeginn (min. sechs Wochen) zur Prüfung abzugeben. Als Grundlage ist für die Überprüfung von einem dritten Gleis auszuge­ hen. 4.5.10 Die Art und Ausgestaltung der Terrainanpassung zwischen dem Fassungsbauwerk und dem Bahntrasse ist der BLS Netz AG im Rahmen des Bauprojekts mit entspre­ chenden Plänen aufzuzeigen. 4.5.11 Die Projektierung des Unterquerungsbauwerks ist mit dem Ingenieurbau der BLS Netz AG abzusprechen, dies gilt insbesondere für die technische Ausgestaltung des Bauwerks und für den Bauvorgang. Je nach Bauvorgang sind für die Absprache auch noch andere Fachdienste mit einzubeziehen. 4.5.12 Im Zusammenhang mit dem Aufbau des Gleiskörpers über der Querung ist das Re­ gelwerk RTE 21110, Unterbau und Schotter, zu berücksichtigen. 4.5.13 Für alle Bauvorgänge (Fassung, Unterquerung des Bahntrasses, Überquerung bei­ der Hondrichtunnel) ist ein Überwachungskonzept mit Fokus auf den Gleiskörper und die Ingenieurbauwerke der BLS Netz AG zu erstellen. Das Konzept ist der BLS Netz AG im Rahmen des Bauprojekts zur Prüfung abzugeben. 4.5.14 Aufgrund der knappen Überdeckung zwischen dem neuen Stollen und dem Hond­ richtunnel der BLS ist im Rahmen des Bauprojekts eine Beurteilung zu den Auswir­ kungen der Überquerung auf das Bauwerk der BLS Netz AG vorzulegen. Die Über­ querung darf zu keinen Schäden am Hondrichtunnel führen. 4.5.15 Im Rahmen des Bauprojekts ist der BLS Netz AG die Dichtigkeit der querenden Bauwerke in einem entsprechenden Bericht aufzuzeigen. 4.5.16 Die Auswirkungen auf den Hochwasserschutz sind der BLS Netz AG in einem ent­ sprechenden Nachweis aufzuzeigen. Dies gilt sowohl für die Bauphase als auch für die Betriebsphase des Wasserkraftwerkes. 4.5.17 Die Ausgestaltung der Flussaufweitung im Gebiet Sack ist der BLS Netz AG im Rahmen des Bauprojekts aufzuzeigen, insb. die Uferbefestigung gegenüber dem Bahntrassee. 4.5.18 Die erforderlichen Sicherheitsmassnahmen für den Bau der Fassung und die Un­ terquerung des Bahntrasses nach der Fassung sind mit der Bausicherheit der BLS Netz AG, [email protected] oder unter 058 327 40 40, abzusprechen. 4.5.19 Die Kosten für Sicherheitsmassnahmen und für Massnahmen im Bahnbetrieb ge­ hen zu Lasten des Konzessionärs. 4.5.20 Zwischen der BLS Netz AG und dem Konzessionär ist eine neue Vereinbarung für die Realisierung des Projektes "Neubau Wasserkraftwerk Hondrich" auszuhandeln. 4.6 Beilage zum Gesamtentscheid Gesamtbeurteilung der Umweltverträglichkeit des AUE vom 16. Oktober 2018

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 37 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

4.7 Bekanntmachung nach Art. 20 UVPV Der Umweltverträglichkeitsbericht, die Ergänzungen und die Gesamtbeurteilung der Umwelt­ verträglichkeit sowie dieser Beschluss sind öffentlich bekanntzumachen und während 30 Ta­ gen bei den Standortgemeinden zur Einsichtnahme aufzulegen.

5 Abgaben und Gebühren 5.1 Wasserzins (jährliche Abgaben) Der jährliche Wasserzins für die mittlere Bruttoleistung von 4'633 kW beträgt derzeit CHE 509'630 (Stand Wasserzins für die von KEV geförderten Anlagen von mehr als zwei bis zehn MW: 110 CHF/kW). 5.2 Einmalige Abgabe Gestützt auf Art. 34 und 35 WNG sowie Art. 17 WAD beträgt die einmalige Konzessionsab­ gabe CHE 1'019'260. Die Abgabe ist innert 30 Tagen seit der Eröffnung dieses Beschlusses zu bezahlen (Rechnungsstellung mit separater Post). Bei Zahlungsverzug für die Entrichtung der Abgabe ist gemäss Art. 5 Abs. 2 WAD ein Ver­ zugszins geschuldet, der demjenigen für die Staatssteuer entspricht. 5.3 Verwaltungsgebühr Die Verwaltungsgebühren für diesen Beschluss betragen: Konzessionsbeschluss CHE 5'000.,0 0 AUE - Umweltverträglichkeit, 16. Oktober 2018 CHE 8'760.,0 0 armasuisse Immobilien, 27. Juli 2017 CHE 0.,0 0 KAWA - Naturgefahren, 27. Juli 2017 CHE 150.,0 0 BLS Netz AG, 27. Juli 2017 CHE 0.,0 0 beco - Immissionsschutz, 28. Juli 2017 CHE 600.,0 0 AGG, 14. August 2017 CHE 0.,0 0 BAFU, Sektion Hydrometrie, 21. August 2017 CHE 0.,0 0 BFE, 19. September 2017 CHE 0.,0 0 AGR - Raumplanung, 25. September 2017 CHE 360.,0 0 AGR - Bauen ausserhalb Bauzone, 27. September 2017 CHE 350.,0 0 Fl - 28. September 2017, 18. Januar 2018 und 30. Juli 2018 CHF 1'400. 00 AUE - Energienutzung, 27. Oktober 2017 CHE 300.,0 0 KAWA- Waldrecht, 28. September 2017 CHF 0.,0 0 OIK 1, 29. September 2017 und 19. Januar 2018 CHF 1'380.,0 0 Gemeinde Spiez, 28. September 2017 und 28. Dezember 2018 CHF 0.,0 0 AWA, 29. September 2017 CHF 750.,0 0 Gemeinde Wimmis, 29. September 2017 bis 29. November 2018 CHF 2'250.,0 0 Jl, 11. Oktober 2017 CHF 0.,0 0 ANF, 12. Oktober 2017 und 20. Januar 2018 CHF 2'940.,0 0 AWA - Gewässerraum, 19. Oktober 2017 CHF 120,,0 0 Gemeinde Aeschi, 17. Oktober 2017 CHF 750,,0 0 AWA - Wasserentnahme, 9. August 2018 CHF 500,,0 0 BAFU - UVP, 15. Mai 2018 und 11. September 2018 CHF 0,,0 0 Total CHF 25'610.00 Der Gesamtbetrag wird mit Eintritt der Rechtskraft dieses Entscheides zur Zahlung fällig und mit separater Post in Rechnung gestellt.

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer. 2019.BVE.40 Seite 38 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

6 Eröffnung und Kenntnisgabe 6.1 Eröffnung Konsortium Hondrich, p. A. Energie Thun AG, Industriestrasse 6, 3607 Thun Gemeindeverwaltung Aeschi, Scheidgasse 2, Postfach 115, 3703 Aeschi Gemeindeverwaltung Wimmis, Bahnhofsstrasse 7, Postfach 27, 3752 Wimmis Gemeindeverwaltung Spiez, Sonnenfelsstrasse 4, 3700 Spiez Fischereipachtvereinigung Spiez, Samuel Mann, Präsident, Eggenweg 19b, 3604 Thun WWF Bern, Bollwerk 35, 3011 Bern

6.2 Kenntnisgabe (per Mail) Konsortium Hondrich, Patrik Eichenberger Sigmaplan AG, Thomas Wagner Bundesamt für Energie BFE, Guido Federer armasuisse Immobilien, Käthi Fankhauser BLS Netz AG, Liegenschaften, Stephen Werner Bundesamt für Umwelt BAFU, Sektion UVP und Raumordnung, Loredana Beretta Bundesamt für Umwelt BAFU, Abteilung Wasser, Lucie Lundsgaard-Hansen Greuter Bundesamt für Umwelt BAFU, Sektion Hydrometrie, Karim Michel Gemeindeverwaltung Aeschi, Sven Rüge Tiefbauamt des Kantons Bern, Oberingenieurkreis I, Roland Kimmerle Amt für Wald des Kantons Bern, Waldrecht Amt für Wald des Kantons Bern, Abteilung Naturgefahren, Nils Hählen LANAT, Fischereiinspektorat, Karin Gafner und Beat Rieder LANAT, Abteilung Naturförderung, Fabian Meyer LANAT, Jagdinspektorat, Jürg Schindler beco Berner Wirtschaft, Immissionsschutz, Stefan Schär, Rudolf Kaufmann, Hans-Peter Wälchli, Martin Hänzi AGR, Abteilung Bauen, Sascha Marending AGR, Abteilung Orts- und Regionalplanung, Volker Wenning-Künne Amt für Grundstücke und Gebäude, Alexandra Daumüller Amt für Umweltkoordination und Energie, Anita Langenegger Amt für Wasser und Abfall, Bernhard Wehren Amt für Wasser und Abfall, Dienststelle Bewilligungen Steuerverwaltung, amtliche Bewertung, Martin Leutwiler

Im Namen des Regierungsrates

Der Präsident Der Staatsschreiber

Christoph Neuhaus Christoph Auer

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 39 von 40 Nicht klassifiziert Der Regierungsrat des Kantons Bern

Rechtsmittelbelehrung Dieser Beschluss kann innert 30 Tagen ab Eröffnung mit Beschwerde beim Verwaltungs­ gericht des Kantons Bern, Speichergasse 12, 3011 Bern, angefochten werden. Eine allfällige Verwaltungsgerichtsbeschwerde, die mindestens in vier Exemplaren einzureichen ist, muss einen Antrag, die Angabe von Tatsachen und Beweismitteln, eine Begründung sowie eine Unterschrift enthalten; der angefochtene Entscheid und andere greifbare Beweismittel sind beizulegen.

Beilage • Gesamtbeurteilung der Umweltverträglichkeit des AUE vom 16. Oktober 2018

Verteiler • Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion

Letzte Bearbeitung: 07.03.2019 / Version: 1 / Dok.-Nr.: 866661 / Geschäftsnummer: 2019.BVE.40 Seite 40 von 40 Nicht klassifiziert