P.P. 4144 AArlesheimrlesheim www.quinte.ch Ausgabe 29 | 2011 | Frühjahr WAS ICH TUE, Die klinik informiert IST EINZIGARTIG Sibylle Strofus, WALA Gärtnerin Fünf Beiträge zu Gesundheit und Qualität

Genauso einzigartig wie die WALA Arzneimittel. Kräftige, gesunde Heilpfl anzen stehen

zneimittel.de am Anfang - natürliche, verträgliche Arzneimittel am Ende.

Jubiläumsausgabe

90 Jahre Anthroposophische Medizin 1921 – 2011

Ihr persönliches Exemplar Zum Mitnehmen! WALA HeilmittelEckwälden GmbH • 73085/ • Service-Telefon Bad Boll (0)7164 930-181 +49 • www.walaarzneimittel.de • info@walaar ISSN-Nr.: 1424-9146 ISSN-Nr.: Liebe Leserin, lieber Leser

Warum feiert man eigentlich Jubiläen? Wenn besondere Eidgenössische Leistungskommission dem Bundesrat Daten wiederkehren, erinnert man an einen Menschen, Anfang Dezember 2010 empfahl, die Wiederaufnahme ein Ereignis. Ein Jubiläum ist auch geeignet, innezu- der fünf komplementärmedizinischen Richtungen in die halten, sich auf Erreichtes zu besinnen und der Freu- obligatorische Krankenversicherung abzulehnen. Doch de darüber Ausdruck zu verleihen sowie nach vorn zu Bundesrat Didier Burkhalter entschied anders, und so schauen, über die nächsten Schritte zu orientieren. werden ab 1. Januar 2012 die ärztlichen komplementär- medizinischen Leistungen wieder über die Grundversi- So wird im Jahr 2011 an verschiedene Persönlichkeiten cherung vergütet. Dieser Entscheid ist mit der Auflage und Ereignisse erinnert: beispielsweise an Franz Liszt, verbunden, den Nachweis über die Wirksamkeit, Zweck- der vor 200 Jahren geboren wurde, oder an Gustav mässigkeit und Wirtschaftlichkeit der Komplementär- ­Mahler und Konrad Duden, deren Todestage sich 2011 medizin zu erbringen. Ist das nicht bereits vor Jahren zum 100. Mal jähren. Auch , vor 150 Jah- mit der PEK-Studie (Programm Evaluation Komplemen- ren geboren, wird in diesem Jahr in besonderem Mass tärmedizin) weitgehend erfolgt? Aufmerksamkeit zuteil. Einzelne Beispiele zeigen, dass auf kantonaler Ebene Die Ita Wegman Klinik wird in diesem Jahr 90 – und mit ein Umdenken im Gang ist und mit der Berücksichtigung ihr die Anthroposophische Medizin. Beide Jubiläen sind der Komplementärmedizin dem Volkswillen Rechnung mit dem Jubeljahr „150 Jahre Rudolf Steiner“ eng ver- getragen wird. So finden erste Gespräche statt, wie der bunden. Denn so notierte sich Ita Wegman 1940: „Was neue Verfassungsartikel auf kantonaler Ebene umgesetzt wären wir ohne Anthroposophie? Welch ein mächtiges werden kann. Im Kanton Thurgau konnten die kanto- Geschenk ist uns da gegeben worden, mit dem wir die nalen Angestellten in diesem Winter wählen, ob sie sich Menschheit und die Welt verstehen können.“ Durch ein gegen Grippe impfen lassen oder eine Grippeprophyla- Gespräch mit Rudolf Steiner wurde Ita Wegman ange- xe auf pflanzlicher Basis nutzen. Auch die Frage nach regt, Medizin zu studieren. 1917 schreibt sie in einem Kostengutsprachen für ausserkantonale Hospitalisati- Brief an Marie Steiner, sie wolle „bestrebt sein, nach Dr. onen in komplementär geführten Kliniken hängt damit Steiners Lehren der Medizin zu dienen“. Sie setzt in die- zusammen, wie der Verfassungsartikel „Bund und Kan- ser Zeit erstmals Steiners Empfehlungen für die Mistel- tone sorgen im Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die behandlung von Krebspatienten in die Tat um, mit dem Berücksichtigung der Komplementärmedizin“ umgesetzt 2011 Präparat „Iscar“, aus dem Jahrzehnte später und nach wird. Wenn ein Kanton selber keine komplementärmedi- vielen Forschungen und technischen Entwicklungen das zinische stationäre Behandlung anbieten kann, so sollte ein Jahr voller Jubiläen heutige „Iscador“ entstand. er eine Kostengutsprache für eine Klinik in einem ande- ren Kanton gewähren! Aus Anlass des Jubiläumsjahres haben wir die Ausga- be 10 der „Quinte“ überarbeitet. (Übrigens gibt es das Auch wenn wir in diesem Jahr 2011 Erreichtes feiern Magazin auch bereits seit 10 Jahren!) Zur Zeit der 10. und zum Beispiel auf erfolgreiche 90 Jahre Ita Wegman Ita Wegmans Persönlichkeit | Seite 4 Ausgabe, im Herbst 2004, wurde gerade die Volksinitia- Klinik schauen, so bleibt doch Vieles zu tun, um auch tive „Ja zur Komplementärmedizin“ lanciert. in Zukunft allen Menschen den Zugang zur Anthroposo- Mit überzeugender Stimmenmehrheit wurde diese Ini- phischen Medizin zu ermöglichen. Ein ungewöhnlicher Lebensweg tiative 2009 angenommen. Das war ein grosser Erfolg – und doch nur ein erster Schritt. Denn nun muss die Die Arlesheimer Klinik und die Ausbreitung Umsetzung des Verfassungsartikels auf Gesetzesebe- der Anthroposophischen Medizin Seite 10 ne und vor allem auf kantonaler Ebene erfolgen. Dass Für das Redaktionsteam | das keine Selbstverständlichkeit ist, wurde klar, als die Verena Jäschke Peter Selg

„Sehr verehrte, liebe Frau Dr. Wegman!“ | Seite 16 Gunhild Pörksen Die Korrespondenz im Ita Wegman Archiv

Ita Wegman Klinik heute | Seite 22 90 Jahre Anthroposophische Medizin

Aktuelles | Seite 23 Neues aus der Ita Wegman Klinik 4 Aus der Ita Wegman Klinik

Die Anfänge der Ita Wegman Klinik

Ita Wegmans Persönlichkeit

„Ein kleines Haus in einem wilden, dicht bewachsenen Garten mit einem grossen Apfelbaum am Eingang – das war die äussere Umrahmung, in der die Geschichte des Klinisch-Therapeutischen Institutes ihren Anfang nahm. In diesem jedoch wirkte eine grosse Frauenseele, welche auf alle, die ihr begegneten, einen unvergess- lichen Eindruck machte. Über die Geschicke des Klinisch-Thera- peutischen Institutes in Arlesheim zu schreiben, heisst in erster Linie über das Wirken dieser Persönlichkeit erzählen.“ (Madeleine van Deventer)

Peter Selg

Ita Wegman in Berlin vor der Jahrhundertwende 6 Ita Wegmans Persönlichkeit 7

Ein ungewöhnlicher Lebensweg „Man konnte mehr in ihrer Nähe.“

Ita Wegmans Biographie ist eindrucksvoll – 1876 Ita Wegmans persönliche Ausstrahlung war gross – sie inte- im fernen Indonesien als Tochter einer holländischen Kolo- ressierte sich für alles Menschliche, für menschliche Lebens- nialfamilie geboren, kam sie zur Zeit der Jahrhundertwende wege und Lebenssorgen („Menschenschicksale waren ihr für immer nach Mitteleuropa und erlernte in Holland und eigentliches Hauptthema.“) und hatte dabei einen tiefen Deutschland Heilgymnastik und Massage, ehe sie – bereits Blick für individuelle Entwicklungsmöglichkeiten und -kräf- dreissigjährig – ihre Matur in der Schweiz nachholte, das te. Mit oftmals weckenden Fragen trat sie an ihr Gegenüber Medizinstudium in Zürich begann und erfolgreich absol- heran und brachte Menschen zu sich und auf den Weg – vierte. Schon kurz nach ihrer Qualifikation zur Fachärztin sie bestärkte sie in ihrem Inneren und wirkte zudem mit für Frauenheilkunde eröffnete sie eine erste eigenständige ihrem eigenen Enthusiasmus ansteckend, initiativ aufrich- Praxis (1917) und betrieb bereits zwei Jahre später mit Kol- tend und ermutigend („Man konnte mehr in ihrer Nähe.“). leginnen eine grössere Zürcher Privatklinik; dann ging sie Ita Wegman war von den positiven Kräften jedes einzelnen nach Arlesheim, um eine umfassende therapeutische Neu- Menschen durchdrungen, an welchen Lebensplatz und vor gründung in der Nähe Rudolf Steiners ins Auge zu fassen. welches Lebensproblem sich dieser auch gestellt sah, und Im Sommer 1921 begann die legendäre Geschichte des „Kli- traf immer wieder das wesentliche Wort, die Sprache des nisch-Therapeutischen Institutes“, das unter Wegmans sou- Augenblicks, kunstlos und in einer seltsamen Mischung der veräner Führung und Rudolf Steiners spiritueller Begleitung Dialekte, aber dennoch ins Zentrum des Einzelnen findend zu einer folgenreichen internationalen Ausbreitung neuer („Sie konnte das Wort zum Menschen so handhaben, dass Heilwege und Heilmittel führte, aber auch zu einem ver- es in Herzensgründe hineinging, unverlierbar, unvergess- änderten Umgang mit den Phänomenen der Krankheit und lich.“). Sie war von schöner, grosser und aufrechter Gestalt, Behinderung, der Heilung und des Todes. Wer war diese hellen Augen und einer eindrucksvollen Beweglichkeit und grosse und vollkommen unabhängige Persönlichkeit, die bis Wärme – in ihrer Nähe konnte man atmen, in Freiheit und zu ihrem Tod im Jahre 1943 im geistigen, sozialen und öko- Lebensmut. Alles Kleinliche war ihr fremd, alles Ängstlich- nomischen Zentrum unzähliger Aktivitäten stand? Welcher Enge, Selbstbezogen-Begrenzte, in sich Abgeschlossene oder „unvergessliche Eindruck“ ging von Wegman aus, der sie Moralistische. Ita Wegman war ganz Gegenwart und Prä- befähigte, in den politisch schwierigen und angespannten senz, sah darin allerdings auch die verborgenen Keime des Zeiten zwischen den Weltkriegen eine neue Medizin auf den Künftigen; sie lebte mit einem ständigen Blick nach vorne. Weg zu bringen, zahlreiche bis heute nachwirkende Ent- wicklungen einzuleiten und dabei unzählige kranke und notleidende Menschen individuell zu unterstützen?

„Dr. Wegman vertraute darauf, dass uns geholfen wird, wenn wir erst einmal beginnen, etwas zu tun; sie sagte immer: Im Tun neigen sich die Götter. Wenn wir die Dinge tun, werden uns die Engel korrigieren. Wenn wir nichts tun, haben auch die Engel nichts zu tun.“

Liane Collot d´Herbois, Malerin

FACHPERSON Prof. Dr. med. Peter Selg

ARBEITS­ Geb. 1963, Facharzt für Kinder- und Jugend­ SCHWERPUNKT psychiatrie, Leiter des Ita Wegman Instituts für anthroposophische Grundlagenforschung (Arlesheim, Schweiz), Professor für medizinische­ Anthropologie an der Alanus Hochschule ­Alfter bei Bonn. Zahlreiche Veröffentlichungen zur geisteswissenschaftlichen­ Anthropologie, Medizin und Pädagogik, zur Geistesgeschich- te und Biographik.­ Umfangreiche Lehr- und Ausbildungstätigkeit­ sowie Leitung öffentlicher Archive. Wissenschaftliche Mitarbeit an der ­Freien Hochschule für Geisteswissenschaft ­Dornach.

KONTAKT [email protected]

Ita Wegman 1899 in Berlin Ita Wegman auf dem Pass- Postkarte Ita Wegmans wang /Jura an eine Ärztin aus der Klinik

Anspruchslos und stilvoll Die Weite des Horizontes Soziale Medizin Rudolf Steiners anthroposophische Geisteswissenschaft­ Ita Wegmans Ethik und Moral waren hoch, sie kannte die bedeutete für Ita Wegman eine Methode der spirituellen Abgründe und Gefährdungen des Menschen, und dennoch Sie hatte ein wirklich königliches Wesen! Das bedeutet nicht, dass sie unnah- Schulung und ein neues, zukunftsfähiges Kulturelement für liebte sie das Leben in seiner ganzen Schönheit – so unter- bar, distanziert oder gleichgültig gegenüber den Nöten und Ereignissen ihrer alle Menschen – einen Inhalt und eine Substanz, die Ita Weg- nahm sie bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs alljähr- Zeit gewesen wäre. Sie war königlich, und doch strahlte sie eine tiefe Brü- man zielgerichtet und initiativ auszubreiten bestrebt war. Nie lich ausgedehnte Reisen und fuhr noch im Sommer 1939 derlichkeit aus. Für sie war jeder gleich. Ob sie sich um ein behindertes Kind stand sie in der Gefahr, missionarisch aufzutreten oder aber bis zum Schwarzen Meer, den ganzen Balkan entlang. Ita kümmerte, einen schreienden Wahnsinnigen, einen preussischen General oder sich mit der Anthroposophie aus dem öffentlichen Leben Wegman nahm die Länder und Landschaften, die Mytholo- einen englischen Grafen, um einen jungen Arzt oder einen Medizinstudenten, zurückzuziehen, obwohl sie ein vielbewanderter, meditativ gien und Kulturen tief in sich auf, beschäftigte sich intensiv und esoterisch ausgerichteter Mensch war. Ihre ärztlichen mit ihnen und kam mit neuen Zukunftsideen nach Arles- eine Krankenschwester, einen Gärtner oder Bettler – sie sprach mit allen in der Kollegen überraschte sie vor der morgendlichen Visite viel- heim zurück, gekräftigt, strahlend und erfrischt. Auch diese gleichen Weise. [...] Dieser Geist der Brüderlichkeit, den sie auf alle Menschen mehr mit ausgreifenden und kaum störbaren Zeitungslek- immer noch zunehmende Weite ihres Horizontes und die ausdehnte, floss auch in ihre therapeutische Arbeit ein. Diese war hervorra- türen, beginnend mit den „Basler Nachrichten“ – zeitlebens fortgesetzte, ständig nach vorne gerichtete Reifung ihrer gend, denn sie war zweifellos der beste Arzt, dem ich je begegnet bin. Den- war Ita Wegman auf der Höhe der politischen Geschehnisse Seele, auch durch schwere Schicksalsschläge und erlittenes ken Sie nicht, dass sie klug war, sie war weise. Auf die eine oder andere Weise und zugleich ein Mensch, der über grosse unternehmerisch- Unrecht hindurch, trugen bis zuletzt zu dem von Madeleine verwendete sie alles zur Heilung; ein Medikament, ein starkes Wort, einen lie- strategische Gaben und einen ausgeprägten ökonomischen van Deventer angedeuteten „unvergesslichen Eindruck“ bei, benden Blick, ein Musikstück, ein Gemälde, einen Spaziergang durch die Land- Sachverstand verfügte. Ihr persönlich-materielles Fortkom- der von Ita Wegman zeitlebens ausging. schaft; was immer ihr zur Verfügung stand, gebrauchte sie. men interessierte sie dabei nicht, wohl aber die Entwick- Karl König lung der Zivilisation und des sozialen Lebens, für das sie heilpädagogischer Arzt sich mit all ihren Kräften einsetzte. Gerade weil Ita Wegman Humor und Gründer der Camphill-Bewegung so offensichtlich nichts für sich selbst wollte, vollkommen anspruchslos – wenn auch mit Stil – lebte und über drei Sie war Taufpatin bei einem meiner Söhne. Er war Jahre in ihrem kleinen Kliniksprechzimmer unmittelbar älter, als Täuflinge gewöhnlich sind, und folgte der neben dem Schreibtisch und der Untersuchungsliege schlief Zeremonie mit Interesse – bis zu einem gewissen (bis Rudolf Steiner sein diesbezügliches Veto einlegte und Punkte, als ihm die Sache zu lange zu dauern schien. ihr ein bescheidenes Holzhäuschen im Klinikgarten errich- Mit dem lauten Rufe „Fertig!“ „Fertig!“ machte er sei- ten liess), wurden ihr von vermögenden Menschen im In- und Ausland immer wieder grössere Geldsummen zur Ver- nen Gefühlen Luft. Dr. Wegman brach in ein unstill- fügung gestellt – Geldsummen, die sie zum weiteren Ausbau bares Lachen aus – wie nur ein Holländer lachen der therapeutisch-sozialen Arbeit gebrauchte. kann. Und die Verlegenheit von Priestern, Eltern und Taufgemeinde löste sich in Wohlgefallen auf.

Maria Glas Ärztin

Ita Wegman im Sommer 1942 in Ascona 10 Aus der Ita Wegman Klinik Die Arlesheimer Klinik 11

Die Arlesheimer Klinik und die Ausbreitung der Anthroposophischen Medizin

„Wie wird wohl alles aufgenommen werden, war bei mir die Frage, als ich unseren verehrten Lehrer Rudolf Steiner einlud, das Institut zu sehen, als es ganz fertig war zum Empfang der Patienten. Mit klopfendem Herzen zeigte ich die Zimmer, die in den verschiedenen Farben gemalt waren, das Behandlungs- zimmer, die Veranden, was wird er sagen? Und unvergesslich bleibt mir der Moment, als wir in die oberste Etage angelangt zur offenen Veranda uns begaben, um den schönen Ausblick zu sehen, den Arlesheim auf die Vogesen hat, Rudolf Steiner sich mir zuwendete, mir die Hand gab und die Worte aussprach, dass er mit mir arbeiten wolle, und dass es ihm Freude gemacht, dass das Institut zustande gekommen ist, dem er den Namen Klinisch-Therapeutisches Institut geben wolle und für das er jetzt mit mir zusammen einen Prospekt ausarbeiten wollte.“ (Ita Wegman)

Peter Selg

Die Ita Wegman Klinik zur Zeit ihrer Gründung (1921)

Der erste Anbau (1927) Der Erweiterungsbau (1954) Der Neubau (1964) Die Ita Wegman Klinik heute 12 Die Arlesheimer Klinik Die Arlesheimer Klinik 13

„Wachsen Sie an Ihren Aufgaben!“ Heilpädagogi- sches Institut Ita Wegman stand im absoluten Zen- Schloss Hamborn trum dieses pionierhaften Unterneh- bei Paderborn (1931) mens. Mit grosser geistiger Sicherheit und einem ebenso beherzten wie the- rapeutisch bedachten Auftreten gestal- tete sie die Gemeinschaftsatmosphäre des Hauses – in innerer Verbun­den­heit Eröffnungs-Inserat mit den Krankenschwestern und allen der Ita Wegman Klinik Mitstreitern – mit vorbildgebendem Ein- vom 15.6.1921 satz am Krankenbett und mit einfalls- reichen therapeutischen Ideen und Vor- Der Mut des Heilens gehensweisen, die die heilenden Kräfte aufriefen und zur Wirkung führten. Visi- Ita Wegman und die ersten Klinikärzte Ihre Nähe bannte Todesängste und Un­- „Wie in einer Nussschale“ ten mit Ita Wegman und sämtliche For- ruhe und gab das Gefühl, im tiefsten men der direkten Zusammenarbeit mit Wesen verstanden zu sein. Es gab keine Das von Rudolf Steiner im Juni 1921 erstmals ihr waren ausgesprochen anspruchsvoll noch so schwere Krankheitssituation, besichtigte und für gut befundene Arlesheimer „Institut“ und forderten alle Kräfte – Ita Wegman wo sie nicht mit aller Kraft den Kampf war ein kleines Haus in einem grossen Garten – ein Haus erwartete höchste Einsatzbereitschaft aufnahm. Drei Tage und drei Nächte mit gerade einmal fünf Zimmern, die für eine Patienten- und selbstlose Präsenz für das Gelingen verbrachte sie einst am Bett eines tod- belegung in Frage kamen. Über sechs Jahre blieb dies der der gemeinsamen Aufgabe, verfolgte im kranken Menschen zusammen mit zwei reale Umfang von Ita Wegmans „Klinik“. – Auf beengtem Übrigen unentwegt weiterführende the- Ärzten und zwei Schwestern. Ununter- Raum aber wurde von Anfang an eine energische, interna- rapeutische Ideen und Vorhaben, die brochen lenkte sie die Therapie, griff oft tional ausgerichtete und in sich grosszügige Aktivität initi- in grossem Tempo realisiert werden eigenhändig in die Pflege ein und führte iert – in dem von Rudolf Steiner formulierten und vierspra- sollten („Wachsen Sie an Ihren Aufga- den Patienten durch die schwere Krisis chig gedruckten Klinikprospekt lautete der erste Satz: „Das ben!“). Ihre Begeisterung und ihr lie-­ zur Genesung. Ihr „Mut des Heilens“ klinisch-therapeutische Institut in Arlesheim dankt sein bevoller Enthusiasmus aber durch- riss alle mit und brachte diese „Wunder“ Entstehen der Einsicht, dass die Medizin der Gegenwart wehten die Klinik und setzten Kräfte zustande. eine geisteswissenschaftliche Erweiterung und Vertiefung frei – ebenso ihr Ernst und die Form- nötig hat.“ Eine neue Medizin sollte begonnen werden, in kraft ihrer geistigen Arbeit. Sie schufen Madeleine van Deventer deren Mittelpunkt die Individualität des erkrankten Men- eine therapeutische Kultur in konzen- Ärztin schen steht, in ihrer lebensgeschichtlichen Situation, ihrer triertester Form, die bald in die Welt Ita Wegman beim Schwesternkurs in Arlesheim Herkunft und Zukunft; nicht ein naturwissenschaftlich zu hinausziehen sollte. analysierender „Körper“ sollte in seinen gesetzmässigen Therapeutikum Funktionen verändert, sondern der Leib und die Seele eines in London (1931) individuellen Menschen im Sinne einer wirklichen Heilkunst freiheitlich behandelt werden – mit sorgsam aufgefundenen Ausgewählte Bücher Naturprozessen, mit Kunsttherapien und äusseren Anwen- dungen, mit Gesprächen und geistig-biographischen Hilfe- stellungen. Die damit genannte Intention war vielverspre- chend, gross und musste nunmehr eingelöst werden – dafür stand Ita Wegman Tag und Nacht mit all ihren Möglichkeiten zur Verfügung. Bald fanden erste Ärzte, Schwestern und zahlreiche junge und lernende Menschen hinzu und bega- ben sich auf einen therapeutischen Weg, den vor ihnen noch niemand ausgeschritten war – nach Angaben Rudolf Stei- ners wurden neue, zuvor unbekannte Heilmittel hergestellt und zur äusseren und inneren Anwendung gebracht; aber auch spezielle kunsttherapeutische Übungen im Bereich einer neuen Bewegungskunst (Eurythmie), der Sprache und Musik, der Farbe und des Tones entfalteten sich und zeigten eine grosse, heilende Wirksamkeit. Vielfältige Therapie- Sterben, Tod und Geistiger Widerstand und Ich bleibe bei Ihnen Erinnerung an weisen wurden so auf kleinstem, aber von dichter und freu- geistiges Leben Überwindung Rudolf Steiner und Rudolf Steiner diger Aktivität beseeltem Raum entwickelt – in den rückbli- Ita Wegman Ita Wegman 1933 - 1935 Ita Wegman Ita Wegman ckenden Worten der Ärztin und Heileurythmistin Margare- Peter Selg, Natura-Verlag Peter Selg, Natura-Verlag Peter Selg, Peter Selg, Verlag des the Kirchner-Bockholt: „Wie im Märchen die Gewänder in im Verlag am im Verlag am Goetheanum Verlag Freies Geistesleben Ita Wegman Instituts einer Nussschale ruhen, so lagen alle diese Tätigkeiten in Erscheinungsjahr: 2005 Erscheinungsjahr: 2005 Erscheinungsjahr: 2007 Erscheinungsjahr: 2009 keimhafter Gestalt in der Klinik verborgen.“ ISBN: 3-7235-1228-3 ISBN: 3-7235-1229-1 ISBN: 978-3-7725-1943-7, ISBN: 978-3-9523425-3-4 3-7725-1943-1 14 Die Arlesheimer Klinik Die Arlesheimer Klinik 15

„Ein heilendes Prinzip „Mir macht die ganze Weltlage überall um uns her verbreiten“ grosse Sorgen.“

Am Ende des Jahres 1923 berief Rudolf Steiner Ita Die tatsächlich vorgefundenen Hindernisse aber Wegman zur Leiterin der Medizinischen Sektion der waren von Anfang an gross und kulminierten in den Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goe- 30er-Jahren, die die nationalsozialistische Macht- theanum und übergab ihr – nur fünfzehn Monate vor übernahme in Deutschland und eine aufkommende seinem Tod – die persönliche Verantwortung für die Vorkriegsstimmung mit sich brachten. Die anthropo- therapeutische, soziale und wissenschaftliche Zukunft sophische Heilkunst stand – und steht – in ihrer Beto- der Anthroposophischen Medizin. Diese geistige Ver- nung der konkreten Individualität des Menschen bis pflichtung nahm Ita Wegman bis an ihr Lebensende in seine einzelnen leiblichen Ausdruckswege hinein ernst und arbeitete mit ihrer ganzen Wesenskraft der üblicherweise verbreiteten Medizin in vielem an der grösstmöglichen Erfüllung der damit gestell- konträr gegenüber; die Anthroposophie selbst wurde ten Aufgaben. Unter ihrer Förderung entstanden in in ihrer gesellschaftlich organisierten Form von den folgenden Jahren zahlreiche weitere anthropo- den deutschen Machthabern 1935 aufgrund ihres sophische Kliniken und Sanatorien, therapeutische „Internationalismus“ und „Individualismus“ verbo- Zentren und heilpädagogische Institute in verschie- ten – und die heilpädagogischen Institute befanden denen europäischen Ländern, aber auch internatio- sich ab 1933 in einem schwierigen Kampf angesichts nale Möglichkeiten der Herstellung und des Vertriebs der drohenden Sterilisierung und Euthanasie der der neu entwickelten Heilmittel; es entstanden For- von ihnen betreuten und liebevoll geförderten Kin- men der berufsspezifischen Aus- und Weiterbildung der. Ita Wegman aber hielt das humanistisch-christ- in Anthroposophischer Medizin, Krankenpflege, Heil- liche Menschenbild auch in den Zeiten der Not und pädagogik und Kunsttherapie, Weisen der Kommu- Bedrängnis aufrecht, organisierte wirksame Hilfen nikation, Publikation und Forschung („Nur so, wenn zur Flucht und Wege der Rettung – auch, als im Sep- es uns Ärzten gelingt, alles das, was Dr. Steiner den tember 1939 der Zweite Weltkrieg in Mitteleuropa Ärzten gegeben hat, lebendig in uns zu tragen, wird ausbrach, die einzelnen Orte voneinander getrennt es uns auch gelingen, nicht nur kranke Menschen zu wurden und auf sich selbst angewiesen waren. Sie heilen, sondern auch ein heilendes Prinzip überall trug die Menschen und all ihre Bemühungen weiter um uns her, wo wir wirklich sind, zu verbreiten.“ Ita in ihrem Herzen und lebte bis zuletzt in Richtung des Wegman). Von Arlesheim aus initiierte, begleitete und Kommenden, das sie vorbereitete und dem sie bis unterstützte Ita Wegman all diese Bemühungen mit zu ihrem Tod mit allen Kräften diente. Der Schweiz unerschöpflicher Energie und reiste mehr als die Hälf- als ihrem Gast- und Heimatland war Ita Wegman te des Jahres zu den einzelnen, weitverstreuten Orten, tief und dankbar verpflichtet – in ihrer politischen ermutigte, energisierte und inspirierte die dort tätigen Neutralität, Gastfreundschaft und Weltoffenheit sah und oft am Rande ihrer Kräfte arbeitenden Menschen, sie Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für die stärkte ihnen den Rücken, ermöglichte Ferien, Ver- Zukunft, gerade auch im Bereich der sozialen Medi- tretungen und Erholungspausen. Nicht zuletzt aber zin. Im Übrigen hatte Rudolf Steiner Ita Wegman verkörperte und lebte Ita Wegman die fortbestehende bereits früh zu verstehen gegeben, dass in diesem Dr. Rudolf Steiner (1861 - 1925) Verbindung der gesamten Arbeit mit ihren spirituellen Land die ärztliche Therapiefreiheit am längsten Dr. Ita Wegman (1876 - 1943) Fundamenten, wie sie durch Rudolf Steiners Leben erhalten bleiben würde. und Werk geschaffen worden waren. Sie vereinigte die Menschen zu einer geistigen Gemeinschaft mit einer gemeinsamen inneren Zielsetzung, die oft alle äus- seren Widerstände überwinden liess. ... Mir macht die ganze Weltlage grosse Sorgen, weil so, wie die Dinge sich gestalten, nicht viel Gutes daraus entstehen wird. So tun mir oft besonders die Kinder leid, die dieses alles mitmachen müssen, sei es auf der einen Seite den Glückstaumel, sei es auf der anderen Seite die von Hass erfüllten Verfolgungen anders Denkender, wie Juden usw. So möchte ich fast den Ärzten mit ans Herz legen, mit dazu beizutragen, dass die Kinder aus Deutschland herausgeschickt werden. Denken Sie daran, dass wir mit Liebe die Kinder hier aufnehmen werden.

Ita Wegman, 17.03.1933 „Sehr verehrte, liebe Frau Dr. Wegman!“ 17

„Sehr verehrte, liebe

Das Archiv

Wenn man das grosse Zimmer im Holzhaus betritt, in Frau Dr. Wegman!“ dem das Ita Wegman Archiv eingerichtet ist, sieht man aus- ser einem Raum, der nur aus Fenstern und warmem Holz Die Korrespondenz im Ita Wegman Archiv zu bestehen scheint, eine Wand voller Regale mit schwar- GUNHILD PÖRKSEN zen Leitzordnern und einen langen Arbeitstisch­ mit Blick in den schönen Garten. Die 150 Ordner enthalten den vom Umfang her grössten Teil des Nachlasses von Ita Wegman, der im Archiv aufbewahrt, geordnet, durchgearbeitet und zu­gänglich gemacht wird und werden soll. Sie versammeln ihre Korrespondenz und die Korrespondenz des „Klinisch Therapeutischen Instituts“ seit der Gründung im Juni 1921 bis zu Ita Wegmans Tod im März 1943. Nach einer unge- fähren Schätzung sind es 50’000 bis 60’000 Briefe, nach Jahrgängen und alphabetisch geordnet. Das klingt einiger- massen trocken. Schlägt man einen der Ordner auf, so sieht man die teilwei- se vergilbenden maschinenschriftlichen Durchschläge aus Arlesheim – Ita Wegman und ihre Ärztinnen haben meist Plan zum Neubau einer Wohnbaracke. ihre Briefe diktiert, findet viele handschriftliche Briefe von Baueingabe für das Ita Wegman Haus, Juli 1924 ihr und unzählige Anschreiben an sie aus nahezu allen europäischen Ländern, aus Amerika, aus Palästina, meist mit der Hand geschrieben und oft nur mit Mühe zu entzif- fern. Die Korrespondenz ist mehrsprachig; die deutsche Sprache überwiegt bei Weitem, doch finden sich auch viele holländische, englische und eine Reihe von französischen Schreiben. Vielleicht könnte man denken: was soll eigentlich in einer Arzt-Patienten-Korrespondenz, in einer Klinik-Korrespon- denz so sonderlich Interessantes stehen, dass es gegenwär- tig und zukünftig noch eine Bedeutung hat – ausser viel- leicht für eine Handvoll Spezialisten? Aber dann fängt man an, irgendeinen der blauen Briefdurchschläge zu lesen – und staunt.

MITARBEIT Gunhild Pörksen

ARBEITS­ Studium der Germanistik. SCHWERPUNKT Mehrere Veröffentlichungen über Paracelsus. Arbeitet seit Januar 2003 im Ita Wegman Archiv.

KONTAKT 061 705 73 77 [email protected] 18 „Sehr verehrte, liebe Frau Dr. Wegman!“ „Sehr verehrte, liebe Frau Dr. Wegman!“ 19

Das Holzhaus im Klinikgarten, von Rudolf Steiner entworfen, im Sommer 1924 aufgerichtet, als Wohnhaus für Ita Wegman und ihre Mitarbeiter

50’000 Briefe Medizin Heilpädagogik Menschen

Die Briefe von und an Ita Wegman und die Klinik erweitern Zum einen sind es, wie zu erwarten, Briefe mit gänzlich oder Ita Wegman hat die in der Schweiz, in Deutschland, Eng- Überdies haben sehr viele Menschen an die Ärztin Ita Weg- und übersteigen jede frühere oder gegenwärtige Arzt-Pati- teilweise medizinischen Inhalten: Beispielsweise werden – oft land, Island begründeten heilpädagogischen Einrichtungen man ganz persönliche Dinge geschrieben und ihr halbes enten-Korrespondenz, jede Klinik- und Geschäftskorrespon- über viele Jahre – Ärzte aus der Schweiz, aus Deutschland gefördert, unterstützt und medizinisch und menschlich Leben und ihre inneren Widersprüche ausführlich brieflich denz nach allen Seiten und Richtungen. Was hier brieflich und aus anderen europäischen Ländern beraten, die sich für begleitet. Die Entwicklung dieser Einrichtungen, die darin unterbreitet, Probleme mit Eltern, komplizierte Liebesge- dargelegt, gefragt, geklagt, ausgesprochen und beantwortet die Anthroposophische Medizin interessieren oder bereits betreuten Menschen, die Probleme der Mitarbeiter, die schichten, schwierige Ehen, Orientierungslosigkeit, Träume worden ist, ist kaum zu fassen und kann nur mit ein paar damit arbeiten, die in Briefen ihre Patienten beschreiben ­geistige Arbeit, die ein solcher Ort nötig hat, spielen eben- und Fantasien. Als heutiger Leser findet man manchmal, Schlaglichtern beleuchtet werden. und konkret nach Heilmitteln und Anwendungsbereichen so eine Rolle in den Korrespondenzen, wie die oft schwie- sie hätten der „lieben, verehrten Frau Dr. Wegman“ recht fragen. Die in Arlesheim neu entwickelten Medikamente und rige Finanzierung. Es geht um das Aufbringen von Geldern viel zugemutet. Doch haben ihre Briefe eine Empfängerin die dort durchgeführten Therapien werden erfragt und mit- für Projekte und Initiativen, um Anthroposophie und die erreicht, die sie in einer unvergleichlichen Weise aufnimmt: geteilt. Die Pflegepraxis des Klinisch-Therapeutischen Insti- Anthroposophische Gesellschaft, um Nahrungsmittel und es findet eine wirkliche Begegnung statt! Nicht nur kann der Arlesheim, den 23. Dezember 1936 tuts strahlt aus und findet Bewerberinnen, die sie erlernen biologisch-dynamische Landwirtschaft, um Haushaltung, Briefschreiber, die Briefschreiberin das Gefühl haben, dass wollen. Die Jahre sind geprägt durch die unablässige Wei- um Patenkinder und Versicherungen, um Politik und die es natürlich und richtig war, so zu schreiben, wie er oder sie Liebes Fräulein D. terbildung von Ärzten und Pflegenden in Kursen und auf Möglichkeiten, aktiv einzugreifen oder spirituell Wider- geschrieben hat, vielmehr wird ihr oder ihm ebenso freilas- Tagungen, die in Arlesheim initiiert werden. Forschungs- stand zu leisten. Für Ita Wegman geht es, oft nur in einem send wie herzlich eine Art von Zugehörigkeit eröffnet. Herzlichen Dank für Ihre beiden Briefe mit dem fragen werden­ angeregt, weitverstreute Ärzte um Erfah- einzigen prägnanten Satz, immer wieder um die ihr von schönen Taschentuch, das Sie mir geschenkt haben. rungsberichte und wissenschaftliche Beiträge gebeten. Die Rudolf Steiner anvertrauten Aufgaben. Ich wünsche Ihnen eine schöne Weihnachtszeit. künstlerischen Therapien, die Heileurythmie werden zu­- Vielleicht können Sie ein paar Tage Ferien neh- nehmend ausgearbeitet und eingesetzt. Patienten aus Berlin, Prag oder London bitten um ärztlichen Rat und Medikamente, men, um einmal auszuruhen und Ihr Herz wieder die dann mit genauen Anweisungen zugesandt werden. zu kräftigen. Ich habe mit grossem Bedauern von all den Schwierigkeiten gelesen, die Sie mit Ihrem Vater gehabt haben. Es ist ganz gut, dass Sie jetzt nichts weiter gegen ihn tun; es ist besser, solche Menschen nicht zu reizen. Das Einzige, was Sie tun können, ist zu beten, dass er und auch Sie geschützt werden. Finanzielle Unterstützung würde ich an Ihrer Stelle niemals geben, auch wenn man an Sie mit dieser Bitte herankommt, es kann nie- mand Sie zwingen, dies zu tun. ...

Suryhof in Arlesheim Anfang der 20er-Jahre der spätere „Sonnenhof“, eine der ersten heilpädagogischen Einrichtungen 20 Aus der Ita Wegman Klinik „Sehr verehrte, liebe Frau Dr. Wegman!“ 21

Die Kunst zu verbinden

Ita Wegman hat immer wieder Menschen eingeladen nach Arlesheim und später nach Ascona, sowohl um Heilung zu finden, sich nach Krankheiten oder Schicksalsschlä- gen zu erholen, wie an dem, was dort Neues gesucht, erforscht und verwirklicht wurde, teilzunehmen und mit-­ zuarbeiten. Ein Grundton von Gastfreundschaft und Men- schenfreude zieht sich durch ihre Briefe. Nicht selten bekun- det ihr erster Satz, dass sie einen lose gewordenen Faden aufnimmt, dass sie nachfragt, dass sie mit aktiver Treue anknüpft und Verbindungen hält. Wenn man ihre eigene Arbeitsbelastung und die Situation der Klinik bedenkt in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkrieges, kann man sich kaum vorstellen, von woher die Zeit und die Ruhe gekommen sein mögen, um die ankommenden Briefe zu beantworten und so zu beantworten. Die deutsche Gramma- tik hat Ita Wegman nie ganz tadellos beherrscht. Gleichwohl hat sie die inhaltsreichsten, herzlichsten Briefe geschrieben, hunderte, tausende. Sie spricht mit ihrem Gegenüber, klar, direkt, lebenspraktisch, spirituell, in einfachen, manchmal ein bisschen holländisch grundierten Sätzen.

„Wir haben hier immer recht viel zu tun, recht viele ­schwere Krankheiten und haben auch vor einer Woche eine liebe Ita Wegman Institut Patientin Fräulein Dr. Helene von Grunelius aus Stuttgart verloren. Das war ein trauriges Ereignis, aber wenn man Pfeffingerweg 1A die Anthroposophie recht versteht und den Toten begleiten CH-4144 Arlesheim kann zur geistigen Welt, dann wird das, was zuerst einem so ungeheuer traurig vorkommt, doch zuletzt etwas Helles. Leitung: Prof. Dr. med. Peter Selg Wie einen Gang zur Heimat empfindet man es und man Mail: [email protected] gibt innerlich Grüsse mit für alle diejenigen, die schon vor- her gegangen sind. So kann solch ein Ereignis uns intensiv Telefon: 0041/61 705 73 77 wieder verbinden mit der geistigen Welt. Und in diesem Zei- Telefax: 0041/61 705 71 06 chen wollen wir ja auch die jetzt kommende Weihnachtszeit [email protected] verbringen. Ich denke mit Liebe an Sie und hoffe, dass Sie www.wegmaninstitut.ch sich in dieser Zeit recht schön erholen können. Mit recht herzlichen Grüssen, Ihre I. Wegman.“ Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag Nachlass 10-16 Uhr und nach Vereinbarung Ita Wegman hat viele Jahre im Holzhaus gewohnt. Der heu- tige Archivraum umfängt ihre beiden kleinen Zimmer und Spendenkonto CH/DE: die verglaste Veranda, die sie sich gewünscht hatte. Ihr Basellandschaftliche Kantonalbank Nachlass, insoweit er archivierbar ist, enthält ausser der Kto.-Nr. 162.160.439.07 Korrespondenz zahlreiche Notizbücher von ihrer Hand, IBAN CH48 0076 9016 2160 4390 7 Manuskripte, Krankengeschichten, die originalen Nummern BIC: BLKB CH 22GLS der Zeitschrift „Natura“, die sie gegründet und herausgege- ben hat, persönliche Dokumente, Fotos, die nach Motiven Gemeinschaftsbank Bochum geordnete Sammlung von Kunstdrucken, die sie Vorträgen Zukunftsstiftung Gesundheit in Ascona zugrunde legte, Autographen und anderes mehr. Vermerk: „Ita Wegman Institut“ Immer wieder, auch in nicht wenigen der Briefe, begegnet Kto-Nr. 104 700 300 man ihrer schönen fliessenden Handschrift. BLZ 430 609 67

Das Holzhaus, in dem Ita Wegman viele Jahre gewohnt hat, beherbergt heute ihren Nachlass. als Abo Sie können die Quinte kostenfrei abonnieren­ auf www.quinte.ch oder per Post: Redaktion Quinte, Ita Wegman Klinik, Pfeffingerweg 1, 4144 Arlesheim. Der Versand ist nur innerhalb der Schweiz und Deutschland möglich. www.quinte.ch

Die Körperpflegeprodukte aus der Heil­ mittelherstellung der Ita Wegman Klinik können Sie ab sofort online bestellen: Ita Wegman Klinik heute www.quinteshop.ch

Das stationäre Angebot umfasst Umfangreiches Therapieangebot – auch ambulant

• 24-Stunden-Notfall für Erwachsene • Maltherapie / Plastizieren • Spitalbehandlungen in den Bereichen Innere Medizin, • Musiktherapie Psychosomatik und Psychiatrie • Therapeutische Sprachgestaltung Peter Selg • Schwerpunkte der Inneren Medizin: Kardiologie, • Heileurythmie Rudolf Hauschka Onkologie, Pneumologie, Infektionskrankheiten und • Physiotherapie Rheumatologie am Klinisch-Therapeutischen Institut Impressum • Rhythmische Massage nach Dr. med. Ita Wegman • Äussere Anwendungen in der Pflege Quinte ® (Wickel, Auflagen, Rhythmische Einreibungen) • Medizinische Bäder und Einreibungen in Arlesheim 1929 – 1941 Fünf Beiträge zu Gesundheit und Qualität • Künstlerische Therapien • Sozialdienst 320 Seiten, 94 Abb., gebunden Herausgeber: Euro 39,– / CHF 59,– Natura-Verlag, Arlesheim ISBN 978-3-905919-21-9 ISSN-Nr.: 1424-9146 Ausserdem in der Ita Wegman Klinik: 90 Jahre Anthroposophische Medizin Ita Wegman Klinik AG, Pfeffingerweg 1 • ambulant: Hausarztmedizin, Gynäkologie, Pädiatrie, Dr. Rudolf Hauschka (1891 – 1969) trat als promovierter Chemiker zu CH-4144 Arlesheim, Telefon +41 (0)61 705 71 11 www.wegmanklinik.ch, www.quinte.ch Psychosomatik, Innere Medizin, Kardiologie, Beginn des Jahres 1929 in das Klinisch-Therapeutische Institut in Arles- Pneumologie, Onkologie und Psychiatrie 1921 – 2011 heim ein. Dort – und in den Arlesheimer Klinikfilialen von London und Redaktion: Gnadenwald – arbeitete Hauschka zwölf Jahre in einem hochbegabten • Onkologische Tagesklinik Verena Jäschke, Christoph Oling, und kreativen Stab von Ärzten, Therapeuten und Wissenschaftlern unter Dr. oec. Hans-Peter Studer, Dr. med. Lukas Schöb • eigene Heilmittelherstellung und öffentliche Apotheke Mit 90 Jahren Erfahrung ist die Ita Wegman Klinik Leitung Ita Wegmans. Im Kontext der Arlesheimer Gemeinschaft, ihren heute ein Kompetenzzentrum für Anthroposophische Photos: • Forschung Aufgaben und Zielen, entwickelte Hauschka seine grundlegenden Neu- Medizin. Sie ist ein öffentliches Akutspital in privater Michael Saupe, Archiv, Andreas Jäschke, Marcel Mura • öffentliche Cafeteria mit anerkannter Bio-Küche ansätze im Bereich der Heilmittel-, Substanz- und Ernährungsforschung, Trägerschaft (ohne Subventionen) mit 63 Betten. Es werden­ Konzeption und Gestaltung: • Ernährungsberatung die schließlich zur Begründung der WALA führten. Die Dokumentation Saupe Communication, Holger Spreda, Patientinnen und Patienten aller Versicherungsklassen seiner Arlesheimer Wirkenszeit vermittelt ein lebendiges Bild einer ein- Michael Saupe, Mittelbiberach, D • Pflegeweiterbildung behandelt. Für Einwohner des Kantons Baselland reicht die drucksvollen Initiative, die in schwieriger Zeit ihren Weg suchte – geför- www.saupe-communication.de • öffentliche Kurse, Vorträge und Workshops Grundversicherung, Einwohner anderer Kantone ­benötigen dert und begleitet von Ita Wegman, Rudolf Steiners engster Mitarbeiterin Erscheinungsweise: 3 mal pro Jahr • reiches Kulturleben mit Ausstellungen, Konzerten u.v.m. die Zusatzversicherung «Allgemein ganze Schweiz». im Bereich der geisteswissenschaftlich erweiterten Medizin. Für den Inhalt der einzelnen Beiträge tragen die jeweiligen Autoren die Verantwortung. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder wird keine Haftung übernommen. Verlag des Ita Wegman Instituts Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.