Gemeinde Kemmern

Bebauungs- und Grün- ordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Planbegründung

Entwurf vom 18.07.2019

Bearbeiter: Dipl. -Ing. Jörg Meier Landschaftsarchitekt (ByAK) Stadtplaner (ByAK)

Beratende Ingenieure Hainstraße 18a · 96047 Tel. (0951) 98081-0 ·Fax (0951) 98081-33 info @ hoehnen-partner .de · www. hoehnen-partner .de

Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

INHALTSVERZEICHNIS

PLANBEGRÜNDUNG 1

1. PLANUNGSRECHTLICHE VORAUSSETZUNGEN 1

2. PLANUNGSANLASS UND PLANUNGSZIELE 1

3. LAGE UND ABGRENZUNG DES PLANGEBIETES 3

3.1 Lage des Plangebietes 3

3.2 Abgrenzung des Plangebietes 4

4. PLANGRUNDLAGEN 5

4.1 Digitale Flurkarte (DFK, Stand 02/2017) 5

4.2 Bestandsvermessung, Bestandsaufnahme 5

4.3 Planunterlagen 5

4.4 Im Zuge des Verfahrens überplante rechtskräftige Bebauungspläne 6

5. ENTWICKLUNGSGEBOT (§ 8 ABS. 2 SATZ 1 BAUGB) 7

6. BINDUNG AN ÜBERÖRTLICHE PLANUNGEN (§ 38 BAUGB) 9

7. INTERKOMMUNALES ABSTIMMUNGSGEBOT (§ 2 ABS. 2 BAUGB) 10

8. ANPASSUNG AN DIE ZIELE DER RAUMORDNUNG (§ 1 ABS. 4 BAUGB) 11

8.1 Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP, Stand 03/2018) 11 8.1.1 Grundsätze (G) der Raumordnung 11 8.1.2 Ziele (Z) der Raumordnung 18

8.2 Regionalplan Region „Oberfranken - West (4)“ (RP, Stand der Fortschrei- bung: B I 1.5.2 „Trenngrün im Osten der Gemeinde Poxdorf“, Stand 12/2018) 21

9. STÄDTEBAULICHE BESTANDSAUFNAHME, GRUNDSTÜCKS- VERHÄLTNISSE, AKTUELLE NUTZUNGEN 25

10. SONSTIGE RECHTLICHE UND/ODER TATSÄCHLICHE GEGE- BENHEITEN 26

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10.1 Schutzgebiete 26

10.2 Boden-, Baudenkmäler, Ensembleschutz, landschaftsprägende Denkmäler 27

10.3 Altlasten 27

10.4 Geologie/Baugrund 28

10.5 Geothermie 28

10.6 Hochwasserschutzgebiete, wassersensible Bereiche, Wasserschutzgebiete, Grundwasser 29 10.6.1 Allgemeines 29 10.6.2 Hochwassergefahrenflächen HQ extrem 30 10.6.3 Überschwemmungsgebiete 31

10.7 Belange sonstiger Schutzgüter 33 10.7.1 Bestandssparten 33 10.7.2 Benachbarte Wohnbebauung 34 10.7.3 Landwirtschaft 35 10.7.4 Grundschule 36 10.7.5 Sonstige Belange 37

11. PLANUNGSRECHTLICHE FESTSETZUNGEN 38

11.1 Art der baulichen Nutzung 38 11.1.1 Allgemeines Wohngebiet 38 11.1.2 Flächen für Gemeinbedarf 38

11.2 Maß der baulichen Nutzung 40

11.3 Bauweise, Baulinien, Baugrenzen 41

11.4 Verkehrsflächen 42

11.5 Hauptversorgungs- und Hauptabwasserleitungen 45 11.5.1 Allgemeine Hinweise 45 11.5.2 Abwasserbeseitigung 45 11.5.3 Niederschlagswasserbeseitigung 46 11.5.4 Trinkwasser, Elektrizität, Telekommunikation 47 11.5.5 Müllbeseitigung 47

11.6 Planungen, Nutzungsregelungen, Maßnahmen und Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft 47

11.7 Sonstige Planzeichen und Festsetzungen 49

11.8 Immissionsschutz 49 11.8.1 Haustechnische Anlagen 49 11.8.2 Anwohnerverkehr/Parkplatzlärm 51 11.8.3 Landwirtschaftliche Immissionen 52 11.8.4 Kinderlärm, Schullärm 53 11.8.5 Verkehrslärm 54

12. BAUORDNUNGSRECHTLICHE FESTSETZUNGEN 54

12.1 Abstandsflächen 54

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12.1.1 Allgemeine Hinweise und Ausführungen 54 12.1.2 „Baukörper A“ 55 12.1.3 „Baukörper B“ 57 12.1.4 „Baukörper C“ 58 12.1.5 Nebenanlagen 59

12.2 Dachgestaltung 60

12.3 Fassadengestaltung 61

12.4 Einfriedungen 62

12.5 Stellplätze, Garagen, Carports 63

12.6 Untergeordnete Nebenanlagen 64

12.7 Nicht überbaute Flächen 64

12.8 Straßenbeleuchtung 65

12.9 Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energie 65

12.10 Klimaschutz 65

12.11 Feuerwehrzufahrten und Feuerwehraufstellflächen 68

12.12 Barrierefreiheit 69

13. ARTENSCHUTZRECHTLICHE BELANGE 69

13.1 Allgemeine, einführende Hinweise 69

13.2 Beschreibung der Wertigkeit der Bestandsflächen für Arten 70

13.3 Bestand und Betroffenheit der Arten nach Anhang IV der FFH-Richtlinie 71 13.3.1 Pflanzenarten nach Anhang IV b) der FFN-Richtlinie 71 13.3.2 Tierarten des Anhang IV a) der FFH-Richtlinie 72 13.3.2.1 Artengruppe Säugetiere 72 13.3.2.2 Artengruppe Kriechtiere 74 13.3.2.3 Artengruppe Lurche 75 13.3.2.4 Artengruppe Käfer 75 13.3.2.5 Artengruppe Schmetterlinge 75 13.3.2.6 Artengruppe Libellen 77 13.3.2.7 Artengruppe Weichtiere 77

13.4 Bestand und Betroffenheit der europäischen Vogelarten nach Art. 1 der Vogelschutz-Richtlinie (VRL) 77

13.5 Maßnahmen zur Vermeidung und zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität 80

13.6 Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktiona- lität (vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen i. S. v. § 44 Abs. 5 BNatSchG) 81

13.7 Gutachterliches Fazit 81

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14. GESTALTERISCHE ZIELE DER GRÜNORDNUNG MIT VERMEI- DUNGS- UND MINIMIERUNGSMASSNAHMEN 83

15. UMWELTBERICHT 84

16. ANWENDUNG DER EINGRIFFS-/AUSGLEICHSREGELUNG 85

17. ALTERNATIVENPRÜFUNG 86

18. FLÄCHENBILANZ 87

19. ERSCHLIESSUNGSKOSTEN 88

20. DURCHFÜHRUNG DER PLANUNG 89

21. GESETZE, RICHTLINIEN, VERORDNUNGEN, DIN-NORMEN 89

22. VERFAHREN 89

22.1 Gewählte Verfahrensart 89

22.2 Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange 91

22.3 Verfahrensverlauf 92

ANLAGEN 92

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PLANBEGRÜNDUNG

1. PLANUNGSRECHTLICHE VORAUSSETZUNGEN

Grundlagen des vorliegenden Bebauungsplanes (BBP) mit integriertem Grün- ordnungsplan (GOP) sind

 das BauGB Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 03.11.2017 (BGBl. I S. 3634),

 die BauNVO Baunutzungsverordnung in der Fassung der Bekanntma- chung vom 21.11.2017 (BGBl. I S. 3786),

 die PlanZV Planzeichenverordnung vom 18.12.1990 (BGBl. 1991 I S. 58), die zuletzt durch Art. 3 des Gesetzes vom 04.05.2017 (BGBl. I S. 1057) geändert worden ist, sowie

 die BayBO Bayerische Bauordnung in der Fassung der Bekanntma- chung vom 14.08.2007 (GVBl, S. 588, BayRS 2132-1-B), die zuletzt durch § 1 Abs. 156 der Verordnung vom 26.03.2019 (GVBI. S. 98) geändert worden ist.

2. PLANUNGSANLASS UND PLANUNGSZIELE

Aufgrund der aktuellen positiven Bevölkerungsentwicklung sowie steigender Geburtenzahlen zeichnet sich ab, dass die im Gemeindegebiet derzeit noch ausreichend vorhandenen Kleinkinderbetreuungsplätze (Kinderkrippen-, Kin- dergartenplätze) den zukünftigen Bedarf nicht mehr decken werden können. Es ist jedoch städtebauliches Ziel der Gemeinde, ihrer gesetzliche Verpflich- tung nachzukommen, ausreichend Betreuungsplätze bereitzustellen und dadurch ein Versorgungsdefizit nicht entstehen zu lassen. Gleichzeitig steigt vor dem Hintergrund der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung der Bedarf an möglichst ortsnahen Pflege- und Betreuungsein- richtungen für Senioren sowie an seniorengerechten, barrierefreien Wohnun- gen. Die Gemeinde setzt sich mit diesen Fragestellungen seit längerer Zeit intensiv auseinander und hat diesbezüglich verschiedene Lösungsansätze und Szena- rien untersucht. Am Ende eines längeren Entscheidungsfindungsprozesses hat sie sich unter fortlaufender Beteiligung und Information der Bevölkerung nunmehr für einen Standort im Nordwesten des Siedlungsgebietes von Kem- mern (s. hierzu Ausführungen in Kap. 3. „Lage und Abgrenzung des Plange- bietes“) entschieden und verfolgt hier das Ziel der Entwicklung von Flächen und Einrichtungen zur Realisierung eines „Mehrgenerationentreffpunktes“. In unmittelbarem räumlichen Kontext und funktionalen Bezug unter- und mit- einander sollen sowohl eine viergruppige Kindertagesstätte (2 Krippengrup- pen für Kinder unter drei Jahren für je max. 12 Kinder, 2 Kindergartengruppe für Kinder von drei bis sechs Jahren für je max. 25 Kinder) als auch eine kom- binierte Seniorenpflege- und Seniorenwohneinrichtung entstehen. Diese soll voraussichtlich aus folgenden Bestandteilen bestehen:

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 19 Wohnungen für betreutes Wohnen (für jeweils max. 2 Personen)  25 Tagespflegeplätze (entweder für Bewohner der Wohnungen für betreu- tes Wohnen oder auch für externe Kunden/Patienten).

Beide Einrichtungen (Kindertagesstätte/Seniorenpflege-/-wohneinrichtung) be- finden sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zum bereits bestehenden Kin- dergarten (Katholischer Kindertagesstätte St. Maria) und zur bereits beste- henden Volksschule Kemmern (westlich der „Breitengüßbacher Straße“ und nördlich der „Schulstraße“) sowie in räumlicher Nachbarschaft zu bereits be- stehenden, bebauten Wohngebietsflächen. Die Errichtung hierfür notwendiger Gebäude, baulicher Anlagen und Freiflä- chen erfolgt auf den Grundstücksflächen der Volksschule (Fl.-Nrn. 1339, 1344, 1345 und 1350, alle Gmkg. Kemmern). Die einzelnen Funktionsbereiche sollen durch öffentliche Flächen und durch einen zentralen „Platz der Generationen“ miteinander verbunden werden und öffentlich zugänglich sein. Städtebauliches Ziel ist ein enges Neben- und Mit- einander und ein ebensolcher Austausch zwischen Jung und Alt. Zur Erschließung und optimierten Anbindung an das örtliche Straßennetz ist zudem die Errichtung einer neuen, von der „Schulstraße“ in Richtung Norden abzweigenden Erschließungsstraße geplant. Die vorliegende Standortentscheidung begründet die Gemeinde wie folgt:

 Sämtliche Flächen innerhalb des Geltungsbereiches befinden sich im Ei- gentum der Gemeinde.  Das Plangebiet ist infrastrukturell bereits erschlossen (direkter Anschluss bzw. direkte Lage an der „Breitengüßbacher Straße“ bzw. an der „Schul- straße“/„Baunacher Weg“, vorhandene Versorgungs- und Entsorgungsinf- rastrukturen).  Das Plangebiet liegt günstig im Umfeld vergleichbarer Einrichtungen und Nutzungen (, Volksschule) sowie nur ca. 420 m Luftlinie nörd- lich des Ortskerns.

Ziel des BBPs/GOPs ist es, hierfür notwendige Gemeinbedarfsflächen mit der Zweckbestimmung „Sozialen Zwecken dienende Gebäude und Einrichtun- gen/Kindertagesstätte“ sowie notwendige Wohnbau- („Allgemeines Wohnge- biet“) und Verkehrsflächen zu sichern. Wie aus den vorhergehenden sowie den nachfolgenden Ausführungen her- vorgeht, berücksichtigt der vorliegende BBP/GOP insbesondere folgende städtebaulichen Belange:

 Allgemeine Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse und die Sicherheit der Wohn- und Arbeitsbevölkerung (§ 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB)  Wohnbedürfnisse der Bevölkerung, die Schaffung und Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstrukturen, die Eigentumsbildung weiter Kreise der Be- völkerung (§ 1 Abs. 6 Nr. 2 BauGB)  Soziale und kulturelle Bedürfnisse der Bevölkerung, insbesondere die Be- dürfnisse der Familien, jungen, alten und behinderten Menschen sowie die - 2 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Belange des Bildungswesens und von Sport, Freizeit und Erholung (§ 1 Abs. 6 Nr. 3 BauGB)  Erhaltung, Erneuerung, Fortentwicklung, Anpassung und Umbau vorhan- dener Ortsteile sowie die Erhaltung und Entwicklung zentraler Versor- gungsbereiche (§ 1 Abs. 6 Nr. 4 BauGB)  Belange der Baukultur des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege, die erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und Plätze von geschichtlicher, künst- lerische oder städtebaulicher Bedeutung und die Gestaltung des Ortsbil- des (§ 1 Abs. 6 Nr. 5 BauGB)  Belange des Umweltschutzes einschließlich des Naturschutzes und der Landschaftspflege (§ 1 Abs. 6 Nr. 7 BauGB)

Um eine geordnete städtebauliche (Weiter-) Entwicklung sicherzustellen und die vorgenannten Planungsziele zu erfüllen, ist es erforderlich, den vorliegen- den BBP/GOP aufzustellen. Insofern ist das Planerfordernis gemäß § 1 Abs. 3 BauGB gegeben und begründet. Daher fasste der Gemeinderat von Kemmern in seiner Sitzung am 18.07.2019 gemäß § 2 Abs. 1 BauGB den Beschluss, den BBP/GOP mit der Bezeichnung „Mehrgenerationenhaus Kemmern“ aufzustellen und das dafür notwendige Bauleitplanverfahren durchzuführen.

3. LAGE UND ABGRENZUNG DES PLANGEBIETES

3.1 Lage des Plangebietes

Abb. 1: Lage der Gemeinde Kemmern (rot gestrichelt, Ausschnitt aus der Topographi- schen Karte (TK) M 1 : 50.000, Blatt 6031 (Bamberg - Nord), Darstellung genordet, ohne Maßstab [o. M.], Quelle: „Bayern Atlas Plus“)

Die Gemeinde Kemmern liegt im Landkreis Bamberg, nördlich der Stadt Bam- berg bzw. der Stadt , westlich der Bundesautobahn (BAB) A 73 (Bamberg - Coburg) und der Staatstraße St 2244 und östlich des Gewässer (s. Abb. 1).

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Das Plangebiet liegt innerhalb der zur Grundschule gehörenden Grundstücke am nordwestlichen Siedlungsrand der Gemeinde Kemmern, nördlich der „Schulstraße“ bzw. des „Baunacher Weges“, westlich der „Breitengüßbacher Straße“ und südlich des „Auweges“ (s. Abb. 2).

Abb. 2: Lage des Plangebietes in der Ortslage von Kemmern (Lage des Plangebietes mit rot gestrichelter Linie markiert, Ausschnitt aus der TK M 1 : 25.000, Blatt 6031, Darstellung genordet, o. M., Quelle: „Bayern Atlas Plus“)

3.2 Abgrenzung des Plangebietes

Die Geltungsbereichsgröße des BBPs/GOPs beträgt gerundet ca. 0,79 ha. Der Geltungsbereich wird durch folgende Grundstücke der Gemarkung (Gmkg.) Kemmern begrenzt:

im Norden durch die Grundstücke mit der Flurnummer (Fl.-Nr.) 1351 (Pri- vatgrundstück mit Wohnhaus, Nebenanlagen und Garten), mit der Fl.-Nr. 1370 (landwirtschaftliche Nutzfläche) und durch Teil- flächen der Fl.-Nr. 1360 (Feldweg) im Süden durch Teilflächen der Grundstücke mit den Fl.-Nrn. 1344 und 1345 (Grundstücke der Volksschule mit Gebäuden, Frei- und Sportflächen) sowie durch die Fl.-Nr. 1382/1 („Baunacher Weg“) im Westen durch Teilflächen der Grundstücke mit den Fl.-Nrn. 1371 - 1378 (alle landwirtschaftliche Nutzflächen) und durch die Fl.-Nr. 1381 (Privatgrundstück mit Wohnhaus, Garage und Garten)

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im Osten durch Teilflächen der Grundstücke mit den Fl.-Nrn. 1339, 1344 und 1345 (alle Grundstücke der Volksschule mit Gebäuden, Frei- und Sportflächen), durch die Fl.-Nr. 1350/1 (Grundstück Kinder- garten mit Gebäuden, Frei- und Spielflächen), durch Teilflächen der Fl.-Nr. 44 („Breitengüßbacher Straße“) sowie durch Teilflä- chen der Fl.-Nr. 1360 (Feldweg)

Der Geltungsgebereich des BBPs/GOPs umfasst vollflächig oder teilflächig (TF) folgende Grundstücke (alle Gmkg. Kemmern):

1339 (TF), 1344 (TF), 1345 (TF), 1350, 1360 (TF), 1371 - 1378 (jeweils TF)

Die genaue Lage und verbindliche Abgrenzung des Geltungsbereichs ist der Planzeichnung des BBPs/GOPs zu entnehmen.

4. PLANGRUNDLAGEN

4.1 Digitale Flurkarte (DFK, Stand 02/2017)

Dem vorliegenden BBP/GOP liegt die aktuelle DFK (Stand 02/2017) des Am- tes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Bamberg (über LVG Geo- daten Online, Landesamt für Vermessung und Geoinformation, zur Verfügung gestellt durch die Gemeinde Kemmern) zugrunde.

4.2 Bestandsvermessung, Bestandsaufnahme

Die Planung basiert auf einer digitale Bestandsvermessung der Ingenieurakti- engesellschaft Höhnen & Partner (H & P, Stand: 06/2018) in Kombination mit ebenfalls durch H & P durchgeführten Kartierungen/Erfassungen der örtlichen Bestandsverhältnisse (08.12.2015, 29.08.2018). Die Bestandsvermessung ist der Planzeichnung in einem blassgrauen Farbton hinterlegt.

4.3 Planunterlagen

Der vorliegende BBP/GOP wird zur rechtsverbindlichen Satzung für die Flä- chen seines Geltungsbereiches. Bestandteile der vorliegenden Planung sind:

 Planurkunde, Maßstab M 1 : 1.000, Entwurf (Stand: 18.07.2019), H & P, 96047 Bamberg  Planbegründung zum Entwurf mit dazugehöriger Anlage (Anlage 1: 3. Än- derung/Berichtung Flächennutzungs-/Landschaftsplan, Stand: 18.07.2019)

Im Rahmen der Grundlagenerhebung und der Bestandserfassung zur Erstel- lung des vorliegenden Planvorentwurfes wurden die nachfolgenden Unterla- gen erstellt, die für dessen Bearbeitung und Erstellung notwendig waren/sind:

 Schalltechnische Untersuchung (Stand: 25.02.2019), H & P, 96047 Bam- berg

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 Baugrunduntersuchung, Untersuchungsbericht 01 (Stand: 21.03.2016), Gartiser, Germann & Piewak Ingenieurbüro für Geotechnik und Umwelt GmbH, 96047 Bamberg  Baugrunduntersuchung, Untersuchungsbericht 01 (Stand: 26.10.2016), Gartiser, Germann & Piewak Ingenieurbüro für Geotechnik und Umwelt GmbH, 96047 Bamberg

Hinweis : Die beiden Baugrunduntersuchungen legen (mit Ausnahme der ge- planten Erschließungsstraße „Planstraße A“) Planungsüberlegungen zugrun- de, die zwischenzeitlich überholt bzw. fortgeschrieben wurden. Unabhängig davon sind die in den beiden Gutachten getätigten Ausführungen und Er- kenntnisse auch auf den vorliegenden Bauleitplan anwendbar und von Rele- vanz.

4.4 Im Zuge des Verfahrens überplante rechtskräftige Bebauungsplä- ne

Bestehende rechtskräftige Bebauungspläne sind auch ohne ausdrücklichen Aufhebungsbeschluss nicht anwendbar, wenn ein zeitlich nachfolgender BBP erlassen wird, der für denselben Geltungsbereich (oder Teile davon) ander- weitige Festsetzungen enthält. Ein neuer BBP überlagert damit den früheren BBP mit der Folge, dass dessen Festsetzungen das entgegenstehende frühe- re Recht verdrängen, es jedoch nicht aufheben. Diese Überlagerung des in dem früheren BBP festgesetzten Rechts greift allerdings nicht, wenn der spä- ter erlassene BBP - aus welchen Gründen auch immer - nicht (mehr) wirksam ist. Entfällt wegen dieser Unwirksamkeit der späteren Rechtsnorm die Mög- lichkeit der Normenkollision, kann die vorbeschriebene Rechtsfolge nicht ein- treten. Im Zuge des vorliegenden Bauleitplanverfahrens kommt es zu einer teilflächi- gen Überplanung von Flächen, die innerhalb des Geltungsbereiches des rechtskräftigen BBPs mit der Bezeichnung „Am Sandweg“ (Satzung: 18.12.1978/ Genehmigungsbescheid: 09.02.1979/ Bekanntmachung der Ge- nehmigung: 21.02.1979, s. Abb. 3) liegen. Der Bebauungsplan wurde zwi- schenzeitlich einmal geändert (Satzung: 16.04.1999; Bekanntmachung: 01.09.1999). Wie aus der nachfolgenden Abbildung 3 ersichtlich ist, stellt der BBP „Am Sandweg“ im überplanten Bereich Gemeinbedarfsflächen für eine Schulerwei- terung, Gemeinbedarfsflächen für einen Kindergarten (beide Bereiche als ro- safarbene Fläche mit schwarz gepunkteter Umrandung dargestellt, s. Abb. 3) sowie mit Geh-, Fahr- und Leitungsrechten zu belastende Flächen dar (gelbe Linien nördlich entlang des , ohne genaue Angaben, für welche Leitungen das Leitungsrecht gedacht ist).

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Abb. 3: Planzeichnung des rechtskräftigen BBPs „Am Sandweg“ (Geltungsbereich des vorliegenden BBPs/GOPs mit gelb gestrichelter Linie dargestellt, Abgrenzung schematisch, Darstellung genordet, o. M., Quelle: Gemeinde Kemmern)

Der Geltungsbereich des teilflächig überplanten, rechtskräftigen BBPs „Am Sandweg“ ist in der Planzeichnung nachrichtlich mit dem Planzeichen Nr. 15.13 gemäß PlanZV dargestellt, zur besseren Unterscheidung gegenüber der Geltungsbereichsabgrenzung des vorliegenden BBPs/GOPs jedoch in hellgrauer Farbe.

Kurzbeschreibung der angestrebten Überplanung des BBPs „Am Sandweg“: Im Rahmen der vorliegenden Bauleitplanung erfolgt die teilflächige Änderung bisher rechtskräftig festgesetzter Gemeinbedarfsflächen in ein „Allgemeines Wohngebiet“ gemäß § 4 BauNVO. Hier ist die Errichtung einer kombinierten Seniorenpflege-/-wohneinrichtung beabsichtigt. In den unverändert als „Ge- meinbedarfsflächen“ festgesetzten Geltungsbereichsteilen ist die Errichtung einer neuen Kindertagesstätte geplant. Ergänzt werden diese Planungsziele durch die planungsrechtliche Sicherung Flächen zur Realisierung künftig not- wendiger Erschließungsinfrastrukturen (Straßenverkehrsflächen usw.).

5. ENTWICKLUNGSGEBOT (§ 8 ABS. 2 SATZ 1 BAUGB)

Gemäß § 8 Abs. 2 Satz 1 BauGB sind Bebauungspläne (verbindliche Bauleit- planung) aus dem Flächennutzungsplan (vorbereitende Bauleitplanung) zu entwickeln.

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Die Gemeinde Kemmern verfügt über einen wirksamen Flächennutzungs- und Landschaftsplan (FNP/LSP). Dieser wurde in der Fassung vom 26.06.1998 am 26.06.1998 durch den Gemeinderat festgestellt, mit Bescheid des Land- ratsamtes (LRA) Bamberg vom 10.11.1998 genehmigt und ist seit der Be- kanntmachung der Genehmigung am 30.11.1998 wirksam (s. Abb. 4). Der FNP/LSP wurde zwischenzeitlich zweimal geändert. Die zweite Änderung wurde am 26.06.1998 festgestellt, am 10.11.1998 durch das LRA Bamberg genehmigt und ist seit der Bekanntmachung der Genehmigung am 30.11.1998 wirksam.

Abb. 4: Ausschnitt aus dem wirksamen FNP/LSP der Gemeinde Kemmern, (Gel- tungsbereich gelb gestrichelt dargestellt, Abgrenzung schematisch, Darstellung ge- nordet, o. M.; Quelle: Gemeinde Kemmern)

Der FNP/LSP stellt die Flächen des Plangebietes als vorhandene (vollflächig rosa dargestellt) bzw. als geplante (mit rosa Umrandung dargestellt) „Flächen für den Gemeinbedarf“ mit den Zweckbestimmungen „Sozialen, kulturellen und sportlichen Zwecken dienende Einrichtungen“ dar. Wie aus der Darstellung in Abbildung 4 erkennbar wird, kann der vorliegende BBP/GOP nicht vollständig aus dem wirksamen FNP/LSP entwickelt werden, da dieser ausschließlich Flächen für den Gemeinbedarf darstellt, jedoch keine Wohnbau- und auch keine Verkehrsflächen. Im vorliegenden Fall handelt sich um einen BBP/GOP nach § 13 a BauGB (s. Ausführungen in Kap. 22.1 „Gewählte Verfahrensart“). Demnach gelten die Vorgaben nach § 13 a Abs. 2 Nr. 2 BauGB, wonach ein BBP, der - wie im vor- liegenden Fall teilflächig zutreffend - von den Darstellungen des FNPs/LSPs

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abweicht, aufgestellt werden kann, bevor der FNP/LSP geändert oder ergänzt ist. Die geordnete städtebauliche Entwicklung des Gemeindegebietes darf hierbei jedoch nicht beeinträchtigt werden. Der FNP/LSP ist im Wege der Be- richtigung anzupassen. Hierzu ist festzustellen:

 Alleine bereits auf Grundlage der geringen Flächengröße (ca. 0,79 ha) ist die vorliegende Planung nicht dazu geeignet, die geordnete städtebauli- che Entwicklung des gesamten Gemeindegebiets zu beeinträchtigen bzw. in Frage zu stellen.  Die Planung verfolgt das Ziel, bisher sehr großzügig dimensionierte, der Grundschule zugeordnete Sport-, Frei- und Grünflächen (inkl. Weit- sprunggruben, Rasenspielfeld, Laufbahnen usw.) als Bau-, Grün- und Freiflächen umzunutzen und baulich nachzuverdichten.  Der angestrebte Nutzungsmix dient den Wohnbedürfnissen der Bevölke- rung (§ 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB), den Belangen der Senioren und denen pflegebedürftiger Menschen sowie den Interessen und Bedürfnissen jun- ger Familien und deren Kindern. Die Planung strebt eine örtlich optimierte Versorgung mit Einrichtungen der Daseinsfürsorge bzw. der Daseinsvor- sorge an, entspricht dem Gebot, mit Grund und Boden sparsam und schonend umzugehen sowie der landes- und regionalplanerischen Ziel- vorgabe, vorrangig vorhandene Potenziale zur Innenentwicklung und zur Nachverdichtung zu nutzen (§ 1 a Abs. 2 BauGB).  Das Plangebiet und die festgesetzten Arten der baulichen Nutzung (Wohngebiet, Gemeinbedarfs-, Verkehrsflächen) fügen sich in den umge- benden Bestand ein, der gemäß Aussage des wirksamen FNPs/LSPs als Gemeinbedarfs- und Wohnbauflächen dargestellt ist. Insofern löst die vor- liegende Planung auch keine Konflikte (Rücksichtnahmegebot, Tren- nungsgrundsatz, usw.) gegenüber den bestehenden, angrenzenden Nut- zungen aus. In Folge der Planung ist hinsichtlich der siedlungsstrukturel- len Gesamtsituation (Erschließung, Bebauung, Baudichte, Abstandsflä- chen, Zufahrten usw.) weder eine Verschlechterung noch städtebaulich unverträgliche Nutzungskonflikte zu erkennen.  Die Planung trägt dem Bedarf an Investitionen zur Erhaltung, Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen zur Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum und zur Verwirklichung von Infrastrukturvorhaben Rechnung (s. § 13 a Abs. 2 Nr. 3 BauGB).

Daher geht der vorliegende BBP/GOP mit den gesetzlichen Bestimmungen des § 13 a Abs. 2 Nr. 2 BauGB auch unter diesen Gesichtspunkten konform. Ordnungsgemäß hat die Gemeinde den Planunterlagen die notwendige FNP-/ LSP-Berichtigung/Änderung beigefügt. Gemäß der fortlaufenden Änderung- schronologie handelt es sich hierbei um die 3. FNP-/LSP-Änderung/ Berichti- gung (s. Anlage 1).

6. BINDUNG AN ÜBERÖRTLICHE PLANUNGEN (§ 38 BAUGB)

Gemäß § 38 BauGB hat die Gemeinde Kemmern im Rahmen der vorliegen- den Bauleitplanung bauliche Maßnahmen überörtlicher Bedeutung aufgrund von Planfeststellungsverfahren oder aufgrund sonstiger Verfahren mit den - 9 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Rechtswirkungen einer Planfeststellung zu achten. Die Gemeinde hat das Vorliegen solcher Verfahren/Planungen geprüft und stellt fest, dass durch die vorliegende Planung weder bestehende noch laufende Planungen bzw. Plan- feststellungen und/oder Raumordnungsverfahren überörtlicher Bedeutung mit- tel- oder unmittelbar betroffen sind.

7. INTERKOMMUNALES ABSTIMMUNGSGEBOT (§ 2 ABS. 2 BAUGB)

Nach § 2 Abs. 2 BauGB gilt: Bauleitpläne benachbarter Gemeinden sind auf- einander abzustimmen. Dabei können sich Gemeinden auch auf die ihnen durch Ziele der Raumordnung zugewiesenen Funktionen sowie auf Auswir- kungen auf ihre zentralen Versorgungsbereiche berufen. Gegenüber welchen Nachbargemeinden diese Abstimmungspflicht besteht, richtet sich nicht nach dem unmittelbaren Angrenzen der Gemeinden, sondern nach den Inhalten der betreffenden Planung und ihrer konkreten Auswirkun- gen, da es für den Nachbarbegriff im planungsrechtlichen Sinne nicht auf das unmittelbare Angrenzen ankommt, sondern auf den Bereich der planungs- rechtlichen Auswirkungen des Vorhabens. Die Pflicht, die Bauleitplanung auf die Belange anderer Gemeinden abzustimmen, kann damit je nach den Um- ständen des Einzelfalls auch weiter entfernt liegende Gemeinden erfassen. Bei der Berufung auf § 2 Abs. 2 BauGB sind in diesem Sinne benachbarte Gemeinden jedoch ausschließlich auf die „Verteidigung“ ihrer städtebaulich ausgerichteten kommunalen Planungshoheit gegenüber potenziellen, durch die vorliegende Planung ausgelösten Beeinträchtigungen beschränkt. Unmit- telbare, konkrete Auswirkungen bzw. Beeinträchtigungen gewichtiger Art lie- gen dann bei einer von der vorliegenden Planung betroffenen Nachbarge- meinde vor, wenn diese in ihren Möglichkeiten eingeschränkt wird, die eigene städtebauliche Entwicklung und Ordnung noch eigenverantwortlich lenken zu können. Vor diesem Hintergrund ist festzustellen:

 Keine der an das Gemeindegebiet angrenzenden, benachbarten Kommu- nen (Gemeinden Breitengüßbach und Gundelsheim, Städte Hallstadt und in der VG Baunach) bzw. keine darüber hinausgehende Kom- mune wird durch die vorliegende Planung in ihrer durch Ziele der Raum- ordnung zugewiesenen Funktion beeinträchtigt.  An den Geltungsbereich grenzen keine Bauleitpläne benachbarter Kom- munen an, die durch den vorliegenden BBP/GOP beeinträchtigt und oder tangiert werden.  Der dem § 2 Abs. 2 BauGB zugrunde liegende Rechtsgedanke der wech- selseitigen kommunalen Rücksichtnahme ist gewahrt, da sich die Ge- meinde Kemmern objektiv durch die Ausweisung eines „Allgemeinen Wohngebietes“ und von Gemeinbedarfsflächen innerhalb ihres Gemein- degebietes und innerhalb der Flächen eines bereits rechtskräftigen BBPs/GOPs nicht in einer Konkurrenzlage zu anderen Kommunen befin- det.  Auswirkungen auf die zentralen Versorgungsbereiche der Nachbarkom- munen werden durch die vorliegende Planung nicht ausgelöst.

- 10 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

 Es ist nicht erkennbar, dass sich durch die vorliegende Planung Folgelas- ten (z. B. Versorgung und Entsorgung, Verkehr, Immissionen usw.) auf die Nachbarkommunen ergeben, die diesen zu einem erheblichen und unzu- mutbaren Anteil auferlegt werden, da die Folgeaspekte vollständig inner- halb des Marktgemeindegebietes und hier innerhalb des Hauptortes ab- gewickelt werden.  Den räumlich direkt an das Gemeindegebiet angrenzenden Nachbarkom- munen wurde von der vorliegenden Planung Kenntnis gegeben, in dem sie im Zuge der Trägeranhörungen am Verfahren beteiligt wurden.

Die Gemeinde Kemmern ist der gesetzlichen Vorgabe des Abstimmungsgebo- tes im gebotenen Maß nachkommt.

8. ANPASSUNG AN DIE ZIELE DER RAUMORDNUNG (§ 1 ABS. 4 BAUGB)

8.1 Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP, Stand 03/2018)

8.1.1 Grundsätze (G) der Raumordnung

Unter den Grundsätzen der Raumordnung versteht man allgemeine Aussagen zur Entwicklung, Ordnung und Sicherung des Raums als Vorgaben für nach- folgende Abwägungs- oder Ermessensentscheidungen. Sie dienen hierbei als Direktiven, sind jedoch im Wege der Abwägung durch öffentliche oder private Belange von höherem Gewicht überwindbar. Für den vorliegenden Bauleit- plan sind im Wesentlichen folgende Grundsätze von Relevanz:

 Einrichtungen der Daseinsvorsorge sollen bedarfsgerecht bereitgestellt/ geschaffen bzw. gesichert oder erhalten werden (s. Kap. 1.1.1 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Auf die vorhergehenden Ausführungen in Kapitel 2 („Planungsanlass und Planungsziele“) wird verwiesen. Gemäß diesem Grundsatz hat die Ge- meinde innerhalb ihres Verantwortungsbereiches für eine ausreichende Chancengerechtigkeit zu sorgen und allen Bürgern die notwendigen Start- chancen und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, insbesondere auch un- ter dem Aspekt der sozialen und kulturellen Infrastruktur. Hierauf zielt der vorliegende BBP/GOP mit der Sicherung von Gemeinbedarfsflächen zur Errichtung einer Kindertagesstätte und eines „Allgemeinen Wohngebietes“ zur Errichtung einer kombinierten Seniorenpflege-/-wohneinrichtung ab. Durch die Ausweisung von Verkehrsflächen trägt die Gemeinde dafür Sorge, dass vorhandene und neu geplante Infrastruktureinrichtungen des sozialen und kulturellen Lebens mit den hierfür notwendigen Flächen des fließenden und ruhenden Verkehrs ausgestattet sind/werden, an das öf- fentliche Straßennetz angebunden sind/werden, hierdurch dauerhaft gesi- chert und erhalten werden können, dadurch dauerhaft ausreichend attrak- tiv bleiben und letztlich dauerhaft die ihnen zugedachte städtebaulichen Funktionen erfüllen können.

- 11 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

 Bei der räumlichen Entwicklung Bayerns sollen die unterschiedlichen An- sprüche aller Bevölkerungsgruppen berücksichtigt werden (s. Kap. 1.1.2 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Der vorliegende BBP/GOP berücksichtigt sowohl die Belange der Klein- kinder/Kinder (Kindertagesstätte, Schule) und damit der Belange der Fa- milien, als auch die der Senioren und pflegebedürftiger Personen in ihrem gewohnten Lebensumfeld (Schaffung innerörtlicher Wohn- und Pflegeein- richtungen). Die geplante räumliche Verknüpfung der verschiedenen Ein- richtungen der Daseinsvorsorge u. a. auch durch die hierfür vorgesehenen öffentlichen Bereiche/Freiflächen (Verkehrsflächen besonderer Zweckbe- stimmung im Sinne u. a. eines Platzes der Generationen o. ä.) fördert die Interaktion zwischen den Bevölkerungsgruppen und Generationen.

 Der Ressourcenverbrauch soll vermindert werden. Unvermeidbare Eingrif- fe sollen ressourcenschonend erfolgen (s. Kap. 1.1.3 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Die Errichtung der Wohngebiets-, der Gemeinbedarfs- sowie der Ver- kehrsflächen erfolgt zum weit überwiegenden Teil im Bereich rechtskräftig festgesetzter Gemeinbedarfsflächen, die bereits derzeit umfangreich überbaut und versiegelt sind (Allwetterplatzflächen, Sprunggruben, Lauf- bahnen, Pflasterflächen usw.) und insofern für Natur und Landschaft so- wie für Flora und Fauna von untergeordneter Bedeutung sind. Gleiches gilt für die im Plangebiet aktuell vorhandenen Gebrauchs- und Sportra- senflächen. Darüber hinaus erfolgt untergeordnet auch die Inanspruch- nahme bisher landwirtschaftlich genutzter Teilflächen. Der Ressourcen- verbrauch wird weitestmöglich minimiert bzw. beschränkt sich auf „vorbe- lastete“ Flächen mit geringen Wertigkeiten.

 Die raumstrukturellen Voraussetzungen für eine räumlich möglichst aus- gewogene Bevölkerungsentwicklung sollen geschaffen werden (s, Kap. 1.2.1 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: In dem die Gemeinde die im Plan fixierten Flächen bereitstellt und dafür Sorge trägt, dass ihre sonstigen, vorhandenen kulturellen, sozialen und sportlichen Infrastruktureinrichtungen (Freianlagen Grundschule usw.) ge- sichert, erhalten und bedarfsgerecht weiterentwickelt bzw. angepasst werden, trägt sie dazu bei, Kemmern als lebenswerten Wohn-, Arbeits- und Lebensstandort dauerhaft zu positionieren und auf diese Weise eine ausgewogene Bevölkerungsentwicklung im Gemeindegebiet fördern zu können.

 Die Abwanderung der Bevölkerung soll insbesondere in denjenigen Teil- räumen, die besonders vom demographischen Wandel betroffen sind, vermindert werden. Hierzu sollen bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen Möglichkeiten zur Sicherung der Versorgung mit Einrichtun- gen der Daseinsvorsorge und zur Bewahrung und zum Ausbau eines at- traktiven Arbeits- und Lebensumfeldes insbesondere für Kinder, Jugendli- che, Auszubildende, Studenten sowie für Familien genutzt werden (s. Kap. 1.2.2 (G), LEP). - 12 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Hierzu wird festgestellt: Die vorhergehenden Ausführungen zu den Grundsätzen 1.1.1, 1.1.2, 1.2.1 (LEP) gelten an dieser Stelle sinngemäß.

 Die Trag- und Funktionsfähigkeit der Einrichtungen der Daseinsvorsorge sollen durch deren kontinuierliche Anpassung an die sich verändernde Bevölkerungszahl und Altersstruktur sichergestellt werden. Hierzu sollen die Möglichkeiten der interkommunalen Kooperation, der fachübergreifen- den Zusammenarbeit, der multifunktionalen Verwendung von Einrichtun- gen sowie flexibler Versorgungsangebote verstärkt genutzt werden (s. Kap. 1.2.4, (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Mit der Errichtung der Kindertagesstätte sowie der geplanten Pflege-/ Be- treuungs- und Wohneinrichtung passt die Gemeinde ihr Angebot an die entsprechende Bevölkerungsentwicklung an und gewährleistet die Trag- und Funktionsfähigkeit ihrer der Daseinsvorsorge dienenden Einrichtun- gen. Die Dimensionierung der geplanten Kindertagesstätte entspricht dem tatsächlichen und langfristig prognostizierten Bedarf. Die bisher sehr großflächigen und großzügige Sport- und Freizeitflächen der Volksschule werden in einem hinnehmbaren Maßstab beschnitten, jedoch nur soweit, dass es von allen Beteiligten/Betroffenen mitgetragen wird, auch zukünftig dem Nutzungsprofil der Grundschule entspricht und insofern zum Wohle aller ist. Hier erfolgt außerhalb des Geltungsbereiches auf den künftig zur Verfügung stehenden Restflächen eine Neuerrichtung und Neustrukturie- rung notwendiger Sport- und Freiflächen. Die Nutzergruppen werden in der Zukunft heterogener und gleichzeitig in ihren Anforderungen spezifi- scher werden. Die Anforderungen dieser Nutzergruppen an die Einrich- tungen der Daseinsvorsorge sowie ihre Erreichbarkeit (auch mit dem ÖPNV) müssen durch den/die Träger dieser Einrichtungen berücksichtigt werden. Die Gemeinde tut dies vorliegend. Eine multifunktionale Nutzung künftig geplanter Gebäude ist vorgesehen, wie bereits aus der für die Gemeinbedarfsflächen formulierten Zweckbestimmung hervorgeht. Dar- über hinaus ist u. a. der geplante „Baukörper B“ als multifunktional nutz- barer Raum, als Ort der Begegnung (Generationentreff) als Platz für Aus- stellungen o. ä. angedacht.

 Den Anforderungen des Klimaschutzes soll Rechnung getragen werden, insbesondere durch die Reduzierung des Energieverbrauchs mittels einer integrierten Siedlungs- und Verkehrsentwicklung (s. Kap. 1.3.1 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Klimaschutz bedeutet in erster Linie, dass durch die Minimierung von Treibhausgasen die globale Erwärmung reduziert wird. Zur Verringerung der Treibhausgasemissionen trägt insbesondere die Reduzierung des Energieverbrauches bei. Die Planung berücksichtigt diesen Grundsatz. Auf die diesbezüglich relevanten Ausführungen u. a. in Kapitel 11.4 („Ver- kehrsflächen“), in Kapitel 11.8 („Immissionsschutz“), in Kapitel 12.9 („An- lagen zur Gewinnung regenerativer Energie“) und in Kapitel 12.10 („Kli- maschutz“) wird hingewiesen. Darüber hinaus tragen die getroffenen Festsetzungen (z. B. Verwendung teilversickerungsfähige Beläge, Pflanz- gebote, Verhältnis zwischen Grün- und Bau- und Verkehrsflächen, Maß-

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nahmen zur Dachbegrünung usw.) zu einer weitestmöglich klimagerech- ten Planung bei. Die Sicherung eines Standortes für eine neue Kinderta- gesstätte und einer neuen Pflege- und Betreuungseinrichtung ermöglicht die Errichtung eines Neubaus nach den aktuellen technischen und ge- setzlichen Standards und insofern Gebäude, die den modernsten Anfor- derungen auch unter dem Aspekt des Energieverbrauchs gerecht werden wird.

 Grundzentren sollen ein umfassendes Angebot an zentralörtlichen Ein- richtungen der Grundversorgung für die Einwohner des Nahbereiches vorhalten (s. Kap. 2.1.3 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Die vorhergehenden Ausführungen zu den Grundsätzen 1.1.1, 1.1.2, 1.2.1 und 1.2.4 (LEP) gelten an dieser Stelle sinngemäß.

 Die als Grundzentrum eingestuften Gemeinden sollen darauf hinwirken, dass die Bevölkerung ihres Nahbereiches mit Gütern und Dienstleistun- gen des Grundbedarfs in zumutbarer Erreichbarkeit versorgt wird (s. Kap. 2.1.6 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Kemmern ist laut LEP als Grundzentrum eingestuft. Zu den zentralörtli- chen Einrichtungen der Grundversorgung zählen u. a. Einrichtungen für Soziales und Kultur (z. B. Einrichtungen für Kinder, Jugendliche und Se- nioren). Mit dem vorliegenden BBP/GOP sichert die Gemeinde hierfür notwendige Flächen, ordnet bestehende Flächen zu diesem Zwecke neu bzw. nutzt sie um. Die Flächen des Plangebietes befinden sich in einer Luftlinienentfernung von ca. 420 m zum Ortskern (Rathaus, Kirche) und insofern in günstiger Erreichbarkeit und Entfernung für die künftig beab- sichtigten, seniorengerechten, barrierefreien Wohnungen.

 Die Ausweisung von Bauflächen soll an einer nachhaltigen Siedlungsent- wicklung unter besonderer Berücksichtigung des demographischen Wan- dels und seiner Folgen ausgerichtet werden. Flächensparende Siedlungs- und Erschließungsformen sollen unter Berücksichtigung der ortsspezifi- schen Gegebenheiten angewendet werden (s. Kap. 3.1 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Die geplante Ausweisung von Gemeinbedarfs- und Wohngebietsflächen trägt dem tatsächlichen Bedarf sowie den gesetzlichen Vorgaben Rech- nung. Zur Errichtung der geplanten baulichen Anlagen, Einrichtungen und Nutzungen erfolgt in erheblichem Umfang die Inanspruchnahme bereits versiegelter/überbauter und naturschutzfachlich geringwertiger Flächen.

 Eine Zersiedelung der Landschaft und eine ungegliederte, insbesondere bandartige Siedlungsstruktur sollen vermieden werden. Neue Siedlungs- flächen sind möglichst in Anbindung an geeignete Siedlungseinheiten auszuweisen (s. Kap. 3.3 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Eine Zersiedelung der Landschaft kann nicht festgestellt werden. Geplan- te Bauflächen sind im Kontext, d. h. im direkten Anschluss an bereits be-

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stehende Bau- und Verkehrsflächen, vorgesehen. Mit Blick auf die Plan- zeichnung ist weder eine ungegliederte noch eine bandartige Siedlungs- struktur zu diagnostizieren. Das Vorhaben fügt sich nahtlos in die im wirk- samen FNP/LSP vorgesehene, über die Flächen des vorliegenden Plan- gebietes hinausgehende Siedlungsentwicklung ein. Der FNP/LSP stellt die westlich und nordwestlich an das Plangebiet angrenzenden Flächen als Siedlungsflächen (Wohnbauflächen) dar.

 Bei der Weiterentwicklung der Straßeninfrastruktur soll der Ausbau des vorhandenen Straßennetzes bevorzugt vor dem Neubau erfolgen (s. Kap. 4.2 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Die Erschließung des Plangebietes ist über das bestehende, öffentliche Straßennetz gewährleistet. Ergänzend erfolgt ausgehend von der „Schul- straße“/„Baunacher Weg“ der Neubau einer Erschließungsstraße in Rich- tung Norden, um die Erschließung der geplanten Betreuungs- und Pfle- geeinrichtung und des Kindergartenneubaus auch für Versorgungs-, für Entsorgungs- sowie für Rettungsfahrzeuge zu gewährleisten. Dieser Straßenneubau ist insofern unvermeidbar und wäre spätestens bei der weiteren baulichen Entwicklung der im FNP/LSP im Nordwesten von Kemmern vorgesehenen Entwicklungsflächen notwendig gewesen.

 Land- und forstwirtschaftliche Gebiete sollen erhalten werden. Insbeson- dere hochwertige Böden sollen nur in dem unbedingt notwendigen Um- fang für andere Nutzungen in Anspruch genommen werden (s. Kap. 5.4.1 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Die Planung betrifft zum weit überwiegenden Teil nicht land- und forstwirt- schaftlich genutzte Bereiche. Insbesondere im Rahmen der Errichtung der notwendigen „Planstraße A“ (inkl. Flächen für einen Wendehammer und für Stellplätze) sowie der Ausweisung von Bauflächen im Nordwesten des Geltungsbereiches kommt es zur teilflächigen Inanspruchnahme bisher landwirtschaftlich genutzter Flächen, die sich zwischenzeitlich jedoch im Eigentum der Gemeinde befinden. Die westlich angrenzenden Acker-/ Grünlandflächen können auch künftig landwirtschaftlich genutzt werden. Deren Funktionsfähigkeit, Nutzbarkeit bzw. deren Bewirtschaftung wird nicht beeinträchtigt. Waldflächen sind nicht vorhanden und daher nicht be- troffen. Die vorliegende Planung trägt dem Schutz landwirtschaftlicher Flächen bzw. von Grund und Boden auch dadurch Rechnung, dass in Folge der gewählten Verfahrensart die zusätzliche Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen in Folge der Ausweisung naturschutzrechtli- cher Ausgleichsflächen nicht notwendig wird.

 Die Potenziale der Tiefengeothermie sollen für Wärme- und Stromproduk- tion ausgeschöpft werden (s. Kap. 6.2.6 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Die vorliegende Bauleitplanung berücksichtigt diesbezügliche Belange und gibt hierzu entsprechende Hinweise (s. Ausführungen in Kap. 10.5 „Geothermie“).

- 15 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

 Natur und Landschaft sollen als unverzichtbare Lebensgrundlage und Er- holungsraum des Menschen erhalten und entwickelt werden (s. Kap. 7.1.1 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Auf die vorhergehenden Ausführungen zum Grundsatz 1.1.3 (LEP) wird verwiesen. Die dortigen Ausführungen gelten hier sinngemäß.

 In freien Landschaftsbereichen sollen Infrastruktureinrichtungen möglichst gebündelt werden. Durch deren Mehrfachnutzung soll die Beanspruchung von Natur und Landschaft möglichst vermindert werden. Unzerschnittene, verkehrsarme Räume sollen erhalten werden (s. Kap. 7.1.3. (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Auf Grundlage der vorliegenden Planung wird durch Mehrfachnutzungen die Beanspruchung von Natur und Landschaft reduziert. Vorhanden Frei-/ Grünflächen werden durch mehrere Gruppen gemeinsam genutzt, ebenso vorhandene und neu geplante Erschließungsinfrastrukturen. In Folge der Planung kommt es nicht zu einer Zerschneidung bisher unzerschnittener, verkehrsarmer Räume.

 Insbesondere in verdichteten Räumen sollen Frei- und Grünflächen erhal- ten und zusammenhängende Grünstrukturen in Verbindung zur freien Landschaft entwickelt werden (s. Kap. 7.1.4 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Kemmern liegt im Verdichtungsraum des Oberzentrums Bamberg. Auf die vorhergehenden Ausführungen zu den Grundsätzen 3.1, 3.2 sowie 7.1.3 (LEP) wird hingewiesen, die hier sinngemäß gelten. Darüber hinaus geht aus den vorhergehenden und den nachfolgenden Ausführungen hervor, wie und welchem Umfang die vorliegende Planung dem Erhalt der örtlich vorhandenen Grün- und Freiflächen Rechnung trägt. Vorhandene, zu- sammenhängende Grünstrukturen und Verbindungen zur freien Land- schaft werden in Folge der vorliegenden Planung nicht beeinträchtigt bzw. aufgelöst/zerstört.

 Ökologisch bedeutsame Naturräume sollen erhalten und entwickelt wer- den. Insbesondere sollen Gewässer erhalten und renaturiert, geeignete Gebiete wieder ihrer natürlichen Dynamik überlassen und ökologisch wertvolle Grünlandbereiche erhalten und vermehrt werden (s. Kap. 7.1.5 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Bei den überplanten Bereichen handelt es sich nicht um ökologisch be- deutsame Naturräume im Sinne des LEPs. Gewässer sowie wertvolle Grünlandbereiche sind nicht vorhanden, so dass auch diesbezügliche Be- lange nicht negativ berührt sind.

 Lebensräume für wildlebende Arten sollen gesichert und entwickelt wer- den. Die Wanderkorridore wildlebender Arten zu Land, zu Wasser und in der Luft sollen erhalten und wiederhergestellt werden (s. Kap. 7.1.6 (G), LEP).

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Hierzu wird festgestellt: Es ist nicht erkennbar, wie es in Folge der vorliegenden Planung unter diesem Aspekt gegenüber dem Status quo zu einer Verschlechterung kommen kann. Bei den überplanten Bereichen handelt es sich nicht um wesentliche, für Tierarten relevante Wanderkorridore. Die überplanten Flächen spielen als Lebensraum für wildlebende Arten eine vernachläs- sigbare Rolle.

 Es soll darauf hingewirkt werden, dass das Wasser seine Funktion im Na- turhaushalt auf Dauer erfüllen kann (s. Kap. 7.2.1 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Maßnahmen zur Minimierung von Auswirkungen auf das Grundwasser (z. B. Festsetzung teilversickerungsfähiger Beläge, Maßnahmen zur Dachbegrünung usw.) sieht der BBP/GOP vor. Fließ- und/oder Stillge- wässer sind im Plangebiet nicht vorhanden und insofern nicht betroffen.

 Die Risiken durch Hochwasser sollen soweit als möglich verringert wer- den. Hierzu sollen die natürliche Rückhalte- und Speicherfähigkeit der Landschaft erhalten und verbessert, Rückhalteräume an Gewässern frei- gehalten sowie Siedlungen vor einem hundertjährigen Hochwasser ge- schützt werden (s. Kap. 7.2.5 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Diesbezügliche Belange sind erkannt und berücksichtigt (s. Ausführungen in Kap. 10.6 „Hochwasserschutzgebiete, wassersensible Bereiche, Was- serschutzgebiete, Grundwasser“).

 Die heimischen Bau- und Kulturdenkmäler sollen in ihrer historischen und regionalen Vielfalt geschützt und erhalten werden (s. Kap. 8.4.1 (G), LEP). Hierzu wird festgestellt: Diesbezügliche Belange sind erkannt und berücksichtigt (s. Ausführungen in Kap. 10.2 „Boden-, Baudenkmäler, Ensembleschutz, landschaftsprä- gende Denkmäler“).

Zusammenfassende Bewertung: Die städtebauliche Zielvorstellung, einem Planungsgrundsatz nachzukommen, kann bedeuten, einen anderen Grundsatz nicht bzw. nur teilweise umsetzen zu können. Auch dann liegt kein Widerspruch zu den Grundsätzen der Raum- ordnung vor, wenn sich die Gemeinde zwischen verschiedenen Belangen für die Bevorzugung des einen und damit notwendiger Weise zur Zurückstellung eines anderen Belangs entscheidet. Innerhalb dieses Rahmens ist das Vor- ziehen und Zurücksetzen bestimmter Belange überhaupt kein nachvollziehba- rer Vorgang der Abwägung, sondern eine geradezu elementare planerische Entschließung/Entscheidung. Sie bringt zum Ausdruck, wie und in welcher Richtung sich die Gemeinde städtebaulich geordnet fortentwickeln will. Wie den vorhergehenden Ausführungen zu entnehmen ist, berücksichtigt der BBP/GOP die vorgenannten Grundsätze weitestmöglich. Dort, wo dies nicht vollumfänglich der Fall ist/war bzw. aufgrund anderer Belange nicht der Fall sein konnte, wurde dies begründet.

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8.1.2 Ziele (Z) der Raumordnung

Bauleitpläne sind gemäß § 1 Abs. 4 BauGB den Zielen der Raumordnung an- zupassen. Bei den Zielen handelt sich im Gegensatz zu den Grundsätzen der Raumordnung um verbindliche Vorgaben in Form räumlich und sachlich be- stimmter oder bestimmbarer, vom Träger der Raumordnung abschließend ab- gewogener textlicher oder zeichnerischer Festlegungen in Raumordnungsplä- nen zur Entwicklung, Ordnung oder Sicherung des Raums. Damit haben die Ziele der Raumordnung Normcharakter. Die Bauleitplanung ist den Zielen an- zupassen. Die Gemeinde Kemmern liegt laut der Strukturkarte (Anlage 2 zum LEP) im sog. „Verdichtungsraum“ des Oberzentrums Bamberg in der Region Nr. 4 „Oberfranken - West“ (Fläche in Rosa, mit dicker violetter Linie umgrenzt, s. Abb. 4). Es handelt sich um eine Einzelgemeinde, die als Raum mit besonde- rem Handlungsbedarf festgelegt ist (s. Abb. 5, blaue Senkrechtparallelschraf- fur).

Abb. 5: Ausschnitt aus der Strukturkarte (Anhang 2 des LEPs, Darstellung genordet, o. M., Gemeindegebiet grün gestrichelt, Abgrenzung schematisch dargestellt, Quelle: Bayer. Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat)

Für den vorliegenden Bauleitplan sind im Wesentlichen folgende Ziele der Raumordnung von Relevanz:

 In allen Teilräumen sind gleichwertige Lebens- und Arbeitsbedingungen zu schaffen oder zu erhalten. Die Stärken und Potenziale der Teilräume sind weiterzuentwickeln. Alle überörtlich raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen haben zur Verwirklichung dieses Zieles beizutragen. Hierfür sollen insbesondere die Grundlagen für eine bedarfsgerechte Be- reitstellung und Sicherung von Wohnraum geschaffen oder erhalten wer- den (s. Kap. 1.1.1 (Z), LEP). Hierzu wird festgestellt: Der vorliegende BBP/GOP ist ein Baustein, die Bedeutung der Gemeinde als lebenswerten Wohnstandort zu erhalten, zu stärken und für die Zu-

- 18 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

kunft zu sichern, in dem sie die planerischen Voraussetzungen für zukünf- tige Entwicklungen schafft.

 Die räumliche Entwicklung ist nachhaltig zu gestalten. Bei Konflikten zwi- schen Raumnutzungsansprüchen und ökologischer Belastbarkeit ist den ökologischen Belangen Vorrang einzuräumen, wenn ansonsten eine we- sentliche und langfristige Beeinträchtigung der natürlichen Lebensgrund- lagen droht (s. Kap. 1.1.2 (Z), LEP). Hierzu wird festgestellt: Eine wesentliche und langfristige Beeinträchtigung der natürlichen Le- bensgrundlagen auf Basis der vorliegenden Planung ist nicht erkennbar. U. a. aufgrund der geplanten Art der Nutzung und des Umfangs der Bau- und Verkehrsflächenausweisungen ist sie hierfür nicht geeignet. Unver- meidbare Eingriffe werden gemäß den gesetzlichen Vorgaben kompen- siert und gelten insofern als ausgeglichen. Darüber hinaus handelt es sich bei den überplanten Flächen nicht um Bereiche, die unter dem Aspekt der Ökologie bzw. des Arten- und Naturschutzes von besonderem Wert wä- ren.

 Der demographische Wandel ist bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen, insbesondere bei der Daseinsvorsorge und der Sied- lungsentwicklung, zu beachten (s. Kap. 1.2.1 (Z), LEP). Hierzu wird festgestellt: Auf die vorhergehenden Ausführungen in Kapitel 8.1.1 („Grundsätze (G) der Raumordnung“) und in Kapitel 2 („Planungsanlass und Planungszie- le“) wird hingewiesen. Diesbezügliche Zielvorgaben sind berücksichtigt.

 Die zentralörtlichen Einrichtungen sind in der Regel in den Siedlungs- und Versorgungskernen der zentralen Orte zu realisieren. Ausnahmen sind nur zulässig, wenn im Siedlungs- und Versorgungskern geeignete Flä- chen oder notwendige Verkehrsinfrastrukturen nicht zur Verfügung stehen oder wenn es zu Attraktivitätseinbußen im Siedlungs- und Versorgungs- kern kommen würde (s. Kap. 2.1.5 (Z), LEP). Hierzu wird festgestellt: Die Ausweisung von Gemeinbedarfsflächen, öffentlichen Grün-, Sport- und Naherholungsflächen sowie von Stellplatzflächen sind im Versor- gungskern von Kemmern an hierfür aus Sicht der Gemeinde sehr gut ge- eigneten Stellen vorgesehen, die zudem auch verkehrstechnisch ange- bunden und erschlossen sind. Mit der vorliegenden Planung will die Ge- meinde gezielt Attraktivitätseinbußen in ihrem Siedlungs- und Versor- gungskern vorbeugen.

 Teilräume mit besonderem Handlungsbedarf sind vorrangig zu entwi- ckeln. Dies gilt bei Planungen und Maßnahmen zur Versorgung mit Ein- richtungen der Daseinsvorsorge, der Ausweisung räumlicher Förder- schwerpunkte sowie diesbezüglicher Fördermaßnahmen und der Vertei- lung der Finanzmittel, soweit die vorgenannten Aktivitäten zur Gewährung gleichwertiger Lebens- und Arbeitsbedingungen einschlägig sind (s. Kap. 2.2.4 (Z), LEP).

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Hierzu wird festgestellt: Bei der Gemeinde Kemmern handelt es sich um einen Raum (Einzelge- meinde) mit besonderem Handlungsbedarf. Die vorliegende Planung ist ein Baustein auf dem Weg der vorrangigen Entwicklung.

 In den Verdichtungsräumen ist die weitere Siedlungsentwicklung an Standorten mit leistungsfähigem Anschluss an das öffentliche Verkehrs- netz, insbesondere an Standorten mit Zugang zum schienengebundenen öffentlichen Personennahverkehr, zu konzentrieren (s. Kap. 2.2.8 (Z), LEP). Hierzu wird festgestellt: Im Falle Kemmerns handelt es sich um einen Standort mit den geforder- ten infrastrukturellen Voraussetzungen (inkl. Anbindung an den schienen- bezogenen Personennahverkehr). Daher geht die angestrebte Siedlungs- entwicklung auch unter diesem Aspekt mit den Zielen der Raumordnung konform.

 In den Siedlungsgebieten sind die vorhandenen Potenziale der Innenent- wicklung möglichst vorrangig zu nutzen. Ausnahmen sind zulässig, wenn Potenziale der Innenentwicklung nicht zur Verfügung stehen (s. Kap. 3.2 (Z), LEP). Hierzu wird festgestellt: Den vorhergehenden Ausführungen ist zu entnehmen, wie die vorliegen- de Planung Potenziale der Innenentwicklung nutzt.

 Neue Siedlungsflächen sind möglichst in Anbindung an geeignete Sied- lungseinheiten auszuweisen (s. Kap. 3.3 (Z), LEP). Hierzu wird festgestellt: Auf die vorhergehenden Ausführungen in Kapitel 8.1.1 („Grundsätze (G) der Raumordnung“) wird hingewiesen. Diesbezügliche Zielvorgaben sind berücksichtigt.

 Die Verkehrsinfrastruktur ist in ihrem Bestand leistungsfähig zu erhalten und durch Aus-, Um- und Neubaumaßnahmen nachhaltig zu ergänzen (s. Kap. 4.1.1 (Z), LEP). Hierzu wird festgestellt: Vor dem Hintergrund der vorhergehenden sowie der nachfolgenden Aus- führungen ist nicht erkennbar, wie die vorliegende Planung diesem Ziel zuwiderlaufen könnte.

 Soziale Einrichtungen und Dienste der Daseinsvorsorge sind in allen Teil- räumen flächendeckend und bedarfsgerecht vorzuhalten (s. Kap. 8.1 (Z), LEP). Hierzu wird festgestellt: Mit der Sicherung von Gemeinbedarfsflächen zur Errichtung einer neuen Kindertagesstätte (inkl. der dazugehörigen Infrastruktureinrichtungen des

- 20 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

fließenden und ruhenden Verkehrs) entspricht die Gemeinde dieser Ziel- vorgabe.

 Kinderbetreuungsangebote, allgemeinbildende Schulen, berufliche Schu- len, Einrichtungen der Erwachsenenbildung sowie Sing- und Musikschu- len sind in allen Teilräumen flächendeckend und bedarfsgerecht vorzuhal- ten (s. Kap. 8.3.1 (Z) LEP). Hierzu wird festgestellt: Mit der Sicherung von Gemeinbedarfsflächen zur Errichtung einer neuen Kindertagesstätte entspricht die Gemeinde dieser Zielvorgabe.

Zusammenfassende Bewertung: In der Zusammenschau ist festzustellen, dass die vorliegende Planung den Zielen der Raumordnung nicht zuwiderläuft, sondern diese integriert und be- rücksichtigt. Auf die nachfolgenden bzw. auf die vorhergehenden Informatio- nen wird verwiesen. Daraus wird im Abgleich mit den vorgenannten Zielen deutlich, wie der vorliegende Bauleitplan den Vorgaben der Raumordnung angepasst wurde bzw. wie er diese berücksichtigt.

8.2 Regionalplan Region „Oberfranken - West (4)“ (RP, Stand der Fortschreibung: B I 1.5.2 „Trenngrün im Osten der Gemeinde Poxdorf“, Stand 12/2018)

Kemmern liegt im Landkreis Bamberg in der Planungsregion „Oberfranken - West (4)“. Nach dem RP liegt Kemmern im Verdichtungsraum des Oberzent- rums Bamberg (s. Abb. 6, violett dargestellte Fläche).

Abb. 6: Ziele der Raumordnung (Lage der Gemeinde Kemmern markiert mit weißem Pfeil, Darstellung genordet, o. M., Quelle: www.oberfranken-west.de/Regionalplan/ Karten, Ausschnitt aus der Karte 1 „Raumstruktur“, redaktionell angepasst an das LEP Bayern 2013)

Weiterhin sieht der RP folgende, für die Planung relevante Leitbilder vor:

 Die räumliche Ordnung und Entwicklung soll dazu beitragen, zwischen den Teilräumen der Region unausgewogene Strukturen abzubauen oder zu - 21 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

vermeiden, die innere Verflechtung zu fördern und die Anziehungskraft der Region als Lebens-, Arbeits- und Erholungsraum zu verstärken (A I, 2, RP). Hierzu wird festgestellt: Die Gemeinde ist davon überzeugt, dass der vorliegende Bauleitplan ein Bestandteil ist, der zur Umsetzung dieses Leitbildes beiträgt. Eine Beein- trächtigung des Wertes der freien Landschaft als Erholungsraum in Folge der geplanten Nutzungsfestsetzungen kann sie nicht feststellen.

 Die nachhaltige Leistungsfähigkeit der natürlichen Lebensgrundlagen soll erhalten und verbessert werden. Zwischen der wirtschaftlichen Entwick- lung und dem Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen soll ein wirksamer Ausgleich angestrebt werden (A I, 5, RP). Hierzu wird festgestellt: Es ist nicht erkennbar, wie in Folge der Planung die nachhaltige Leistungs- fähigkeit der natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft erheblich beein- trächtigt werden könnte, zumal die Planung Maßnahmen zur Eingriffsmi- nimierung vorsieht und insofern der geforderte Ausgleich zwischen den Belangen der Siedlungsflächenentwicklung und denen von Natur und Landschaft berücksichtigt ist.

 Auf die Verringerung negativer Verdichtungsfolgen, wie Luftverunreini- gung, Lärmbelästigung und Überlastung des Verkehrsnetzes, soll hinge- wirkt werden. Dazu sollen vor allem eine günstige Zuordnung von Wohn- und Arbeitsstätten angestrebt werden (A II, 1.1.4, RP). Hierzu wird festgestellt: Die vorliegende Planung trägt diesen Aspekten durch die Wahl eines inte- grierten Standortes unweit des Ortszentrums Rechnung.

 In allen Teilen der Region ist die Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes zu sichern. Überbeanspruchungen sind zu vermeiden. Großflächige, bis- her nicht oder nur gering beeinträchtigte Landschaftsbereiche sollen erhal- ten werden (s. Kap. A II, 2.2, RP). Hierzu wird festgestellt: Es ist nicht erkennbar, wie in Folge der vorliegenden Planung die Funkti- onsfähigkeit des Naturhaushaltes dauerhaft nachhaltig und erheblich be- einträchtigt werden könnte. In Folge der Ausweisung des Plangebietes kann eine Überbeanspruchung von Natur und Landschaft nicht diagnosti- ziert werden. Hier ist nach Einschätzung der Gemeinde von einer geringen Beeinträchtigung des örtlichen Landschaftsbereiches auszugehen. Von der Planung sind keine bisher nicht oder nur gering beeinträchtigten Land- schaftsbereiche betroffen, sondern ausschließlich bereits derzeit intensiv genutzte Siedlungs-/Naherholungs- und Sportflächen sowie in unterge- ordnetem Umfang intensiv genutzte landwirtschaftliche Nutzflächen.

 Insbesondere in den Verdichtungsräumen sollen Verluste an Bodenflä- chen durch Versiegelung so gering wie möglich gehalten werden. Boden soll für neue Vorhaben nur in Anspruch genommen werden, wenn sich diese nicht auf bereits versiegelten Flächen verwirklichen lassen. Bauland-

- 22 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

reserven sollen mobilisiert und Bauland soll erst ausgewiesen werden, wenn bereits ausgewiesene Bauflächen nicht genutzt werden können (B I, 1.2.1, RP). Hierzu wird festgestellt: Auf die vorhergehenden Ausführungen Kapitel 2 („Planungsanlass und Planungsziele“) wird verwiesen. An dieser Stelle hat sich die Gemeinde u. a. mit dem Aspekt der Aktivierung von Baulandreserven und mit der In- nenentwicklung auseinandergesetzt. Sie hat dargelegt, warum die geplan- te neue Bauflächenausweisung sowie die Ausweisung von Verkehrsflä- chen alternativlos sind. Darüber hinaus enthält der BBP/GOP Festsetzun- gen und Vorgaben zu Minimierung des Versiegelungsgrades.

 Ortsränder sollen so gestaltet werden, dass sie das Landschaftsbild nicht beeinträchtigen (s. Kap. B I, 2.1.2, RP). Hierzu wird festgestellt: Auf die diesbezüglich relevanten Ausführungen in Kapitel 8.1.1 („Grund- sätze (G) der Raumordnung“) zu den Grundsätzen 7.1.3 und 7.1.4 (LEP) wird hingewiesen. Sie gelten hier sinngemäß. In Folge der Ausweisung der geplanten Gemeinbedarfs- und Wohngebietsflächen kommt es gegenüber dem Status quo zu keiner optisch wirksam werdenden bzw. wahrnehmba- ren Ausweitung des bestehenden Siedlungsrandes in die freie Landschaft hinein. Auch eine negativ erhebliche und damit unzulässige Beeinträchti- gung des Landschaftsbildes auch in Folge der geplanten Verkehrsflächen- ausweisung kann die Gemeinde nicht erkennen.

 In den Siedlungsbereichen, insbesondere in den Verdichtungsräumen und an den Entwicklungsachsen, soll darauf hingewirkt werden, dass vorhan- dene Grün- und Freiflächen sowie wertvolle Baumbestände erhalten und neue geschaffen werden (s. Kap. B I, 2.1.4, RP). Hierzu wird festgestellt: Aus den nachfolgenden Ausführungen wird klar, warum und im welchem Umfang die im Plangebiet liegenden Flächen der bisher freien Landschaft in Anspruch genommen werden und der damit verbundene Flächenverlust unvermeidbar ist, will die Gemeinde ihre städtebaulichen Überlegungen umsetzen. Im Zuge der geplanten Nachverdichtung ist die Rodung im Plangebiet vorhandener Gehölze, darunter auch einiger größerer Bäume unvermeidbar. Es handelt sich um Vegetationsbestände, die der Grund- stückseingrünung dienen, nicht jedoch um wertvolle Baumbestände im Sinne des Biotop-, Arten- und Naturschutzes (z. B. landschafts-/ sied- lungsbildprägende, freistehende Solitärbäume, Biotopbäume o. ä.). Die festgesetzten Pflanzgebote dienen als Ersatz für baubedingt unvermeid- bare Gehölzrodungen.

 Die Siedlungstätigkeit soll sich i. d. R. im Rahmen einer organischen Ent- wicklung vollziehen. Die gewachsenen Siedlungsstrukturen sollen durch Konzentration der Siedlungstätigkeit auf geeignete Siedlungseinheiten weiterentwickelt werden. In den zentralen Orten soll darauf hingewirkt werden, dass ausreichend Bauflächen zügig bereitgestellt werden (s. Kap. B II, 1.1, RP).

- 23 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Hierzu wird festgestellt: Die vorhergehenden Ausführungen in Kapitel 8.1 („Landesentwicklungs- programm Bayern“) zu diesem Aspekt sowie die vorhergehenden Ausfüh- rungen zu Kapitel B I, 2.1.2 des RPs gelten an dieser Stelle sinngemäß. Die vorliegende Planung entspricht diesem Leitbild, wie mit Blick auf die Planzeichnung und die geplanten Neubauflächen im unmittelbaren Kon- text mit den vorhandenen Siedlungsflächen festzustellen ist.

 Dem Entstehen ungegliederter, bandartiger Siedlungsstrukturen soll ent- gegengewirkt werden (s. Kap B II, 1.7, RP). Hierzu wird festgestellt: Die vorhergehenden Ausführungen in Kapitel 8.1 („Landesentwicklungs- programm Bayern“) zu diesem Aspekt sowie die vorhergehenden Ausfüh- rungen zu Kapitel B I, 2.1.2 des RPs gelten hier sinngemäß.

 Der Landverbrauch durch Siedlungstätigkeit soll gering gehalten werden. Insbesondere soll auf die Nutzung bereits ausgewiesener Bauflächen, auf eine angemessene Verdichtung bestehender Siedlungsgebiete sowie auf flächensparende Siedlungsformen hingewirkt werden (B II, 1.8, RP). Hierzu wird festgestellt: Auf die Ausführungen in Kapitel 2 („Planungsanlass und Planungsziele“) wird verwiesen. Diesbezügliche Belange sind berücksichtigt.

 Besonders schützenswerte Landschaftsteile sowie der Zugang zu diesen sind grundsätzlich von einer Bebauung freizuhalten. In der Region sollen dabei vor allem beachtet werden: Landschaftsschutzgebiete (s. Kap. B II, 1.9, RP). Hierzu wird festgestellt: Das Plangebiet liegt nicht innerhalb besonders schützenswerter Land- schaftsteile im Sinne des RPs. Eine Betroffenheit ist nicht erkennbar.

 Die Wohnversorgung soll durch die Neuerrichtung von Wohnungen nach- haltig verbessert werden (B II, 2.1, RP). Hierzu wird festgestellt: Die vorliegende Planung trägt dieser Vorgabe durch die Ausweisung von Flächen für die Umsetzung eines „Allgemeinen Wohngebietes“ Rechnung.

 Das Netz leistungsfähiger Kindergärten in der Region soll bedarfsgerecht ausgebaut und unter Berücksichtigung des Ziels möglichst wohnortnaher Versorgung mit Kinderbetreuungsangeboten qualitativ verbessert werden. Kinderkrippen sollen in den zentralen Orten der Region geschaffen werden (B VI, 1.1, RP). Hierzu wird festgestellt: Die vorliegende Planung trägt diesem Aspekt Rechnung und sichert hierfür notwendige Flächen.

- 24 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Regionale Grünzüge und/oder Trenngrün sind im Plangebiet sowie in seinem Umfeld nicht ausgewiesen. Es liegt nicht innerhalb eines Landschaftsschutz- gebietes und nicht innerhalb eines landschaftlichen Vorbehaltsgebietes. In- nerhalb des Geltungsbereiches bzw. seines Umfeldes sind keine Gebietska- tegorien mit Steuerungsfunktion, d. h. weder Vorrang-, Vorbehalts- noch Eig- nungsgebiete für die Gewinnung, Sicherung und Erkundung von Bodenschät- zen bzw. für Windkraftanlagen ausgewiesen. Der RP trifft darüber hinaus kei- ne weiteren, für das Plangebiet relevanten infrastrukturellen Festsetzungen (z. B. zu Verkehrsinfrastrukturen, Umschlaganlagen für Güter oder zu Versor- gungs- und Entsorgungsinfrastrukturen).

Zusammenfassende Bewertung: Die Gemeinde kommt im Rahmen ihrer prüfenden Abwägung zu dem Ergeb- nis, dass die vorliegende Planung den Vorgaben, Planungs- und Entwick- lungsabsichten des RPs nicht zuwiderläuft. Aus den vorhergehenden sowie den nachfolgenden Ausführungen wird/wurde im Abgleich mit den vorgenann- ten Leitbildern deutlich, wie der vorliegende BBP/GOP an die Vorgaben des RPs angepasst wurde und wie er diese berücksichtigt.

9. STÄDTEBAULICHE BESTANDSAUFNAHME, GRUNDSTÜCKS- VERHÄLTNISSE, AKTUELLE NUTZUNGEN

Die derzeitige Bestandssituation innerhalb des Geltungsbereiches ist der nachfolgenden Abbildung 7 zu entnehmen. Die außerhalb des Plangebietes liegenden bzw. daran angrenzenden Nutzungen wurden bereits in Kapitel 3.2 („Abgrenzung des Plangebietes“) beschrieben. Auf die dortigen Ausführungen wird verwiesen.

Abb. 7: Luftbild mit Darstellung der Bestandssituation (Geltungsbereich rot gestrichelt dargestellt, Abgrenzung schematisch, Darstellung genordet, o. M., Quelle: „Bayern At- las Plus“)

- 25 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Bei den innerhalb des Plangebietes liegenden Teilflächen der Fl.-Nr. 1360 (Gmkg. Kemmern) handelt es sich um einen von der „Schulstraße“/ „Bauna- cher Weg“ in Richtung Norden abgehenden Feldweg in Form eines extensiv genutzten Wiesenweges. Dieser wird im Süden entlang seines Westrandes von einer Grundstückseinfriedung (Sockelmauer mit niedrigem Stahlzaun mit dahinterliegender, lockerer Grundstückseingrünung in Form von Einzelsträu- chern und Einzelbäumen) und entlang seines Ostrandes von einer geschlos- senen Strauch-/Heckenpflanzung mit Einzelbaumpflanzungen mit dahinter liegendem Ballfangzaun eingefasst. Westlich dieses Feldweges, im Übergang zur offenen/freien Landschaft, grenzen landwirtschaftlich genutzte Flächen (Ackerflächen, Teilflächen der Fl.-Nrn. 1371 - 1378 (alle Gmkg. Kemmern) an. Die östlich des Feldweges vollständig innerhalb des Geltungsbereiches lie- gende Fl.-Nr. 1350 (Gmkg. Kemmern) wird aktuell als Freisportanlage ge- nutzt, die der Grundschule zugeordnet ist. Den überwiegenden Flächenanteil nimmt ein großer Allwetterplatz (Kunststoffbelage auf wasserdurchlässiger Asphalttragschicht) mit Weitsprunggrube und Hochsprungfeld ein. Die umge- benden Flächen sind als intensiv gepflegte, artenarme Gebrauchsrasenflä- chen anzusprechen. Das Grundstück ist an seinen West-, Nord- und Ostgren- zen intensiv eingegrünt und umlaufend eingezäunt. Auf den westlichen Teilflächen der Fl.-Nrn. 1339, 1344 und 1345 (alle Gmkg. Kemmern) befindet sich ein in Nord-Südrichtung liegendes Fußballrasenspiel- feld (intensiv gepflegter, artenarmer Sportrasen inkl. zugehöriger Ausstattung wie Ballfangzaun, Tore). Nordöstlich des Rasenspielfeldes, auf Teilflächen der Fl.-Nrn. 1344 und 1345 (beide Gmkg. Kemmern), befindet sich ein kleinerer Spielplatz mit diversen Spielgeräten sowie zwei Tischtennisplatten. Die Tischtennisplatten stehen in einer Gebrauchsrasenfläche, ebenso die übrigen Spielgeräte. Kleinere Flä- chen südlich des Spielplatzes sind befestigt (Asphalt, Verbundpflaster). Nahezu auf gesamter Grundstückslänge befindet sich entlang der Nordhälfte der Fl.-Nr. 1345 (Gmkg. Kemmern) eine 100-Meter-Laufbahn (Kunststoffbelag auf wasserdurchlässiger Asphalttragschicht mit vier Sprintbahnen, Start- und Auslaufzone). Die im Plangebiet liegenden Flächen sind ebenflächig und topographisch un- problematisch (keine besonderen Höhenversprünge, Böschungen, Ranken o. ä. vorhanden) und mit Ausnahme der Gehölzbestände aus naturschutz- fachlicher bzw. artenschutztechnischer Sicht als geringwertig zu bezeichnen. Fließ- oder Stillgewässer, Feuchtstrukturen o. ä. sind nicht vorhanden.

10. SONSTIGE RECHTLICHE UND/ODER TATSÄCHLICHE GEGE- BENHEITEN

10.1 Schutzgebiete

Innerhalb des Geltungsbereiches sind keine amtlich kartierten Biotope vor- handen. Schutzgebiete in Anlehnung an Art. 13 BayNatSchG (Nationalparke), Art. 14 BayNatSchG (Biosphärenreservate), Art. 16 BayNatSchG (Schutz be- stimmter Landschaftsbestandteile) i. V m. den § 23 (Naturschutzgebiete), § 24 (Nationalparke, Nationale Naturmonumente), § 25 (Biosphärenreservate),

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§ 28 (Naturdenkmäler) und § 29 BNatSchG (Geschützte Landschaftsteile) sowie europarechtlich geschützte Gebiete (Natura-2000-Gebiete) sind im Gel- tungsbereich oder in dessen näherem Umfeld nicht ausgewiesen, ebenso keine Naturparke, Landschaftsschutzgebiete und/oder landschaftliche Vorbe- haltsgebiete. Gemäß Aussage und Darstellung der Internetplattform „FIS- Natur Online (FIN-Web)“ befinden sich innerhalb des Plangebietes keine Flä- chen des Ökoflächenkatasters (A/E-Flächen, Ankaufsflächen, sonstige Flä- chen, Ökokontoflächen). Naturdenkmale sind gemäß Aussage des Arten- und Biotopschutzprogrammes (ABSP) für den Landkreis Bamberg weder im Gel- tungsbereich noch in seinem Umfeld vorhanden. Ausführungen zu weiteren Schutzgebieten finden sich in Kapitel 10.6 („Hochwasserschutzgebiete, was- sersensible Bereiche, Wasserschutzgebiete, Grundwasser“).

10.2 Boden-, Baudenkmäler, Ensembleschutz, landschaftsprägende Denkmäler

Gemäß „Bayern Atlas Plus“ befinden sich innerhalb des Geltungsbereiches weder Boden- und Baudenkmäler noch schützenswerte bauliche Ensemble, noch sonstige landschaftsprägende Denkmäler. Diesbezügliche Belange wer- den somit weder durch die vorliegende Planung noch durch die künftig daraus resultierenden, zulässigen Nutzungen tangiert. Zu berücksichtigende historisch gewachsene und relevante Sichtachsen bzw. Blickbeziehungen sind nicht vorhanden bzw. werden durch die Planung nicht beeinträchtigt. Sollten bei den Bauarbeiten möglicherweise Bodendenkmäler zu Tage treten (u. a. Bodenverfärbungen, Holzreste, Mauern, Metallgegenstände, Steingerä- te, Scherben, Knochen usw.), sind diese gemäß Art. 8 Abs. 1 BayDSchG grundsätzlich dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Dienststelle Schloß Seehof) oder der Unteren Denkmalschutzbehörde am LRA Bamberg zu melden. Die Fundstelle ist unverändert zu belassen (Art. 8 Abs. 2 BayDSchG). Die Fortsetzung der Erdarbeiten bedarf der vorherigen Geneh- migung (Art. 7 Abs. 1 BayDSchG).

10.3 Altlasten

Innerhalb des Geltungsbereiches ist derzeit kein Altlastenverdacht bekannt, ebenso keine Altablagerungen oder sonstigen schädlichen Bodenverände- rungen. Auch der wirksame FNP/LSP macht hierzu keine Angaben. Sollte im Rahmen von Erdarbeiten unerwarteterweise Boden vorgefunden werden, der durch seine Beschaffenheit (Fremdbestandteile, Verfärbung, Ge- ruch o. ä.) einen Altlastenverdacht vermuten lässt, so wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass die Erdarbeiten sofort einzustellen sind. Die zuständigen Stellen am LRA Bamberg sind in diesem Fall umgehend zu verständigen. Weiterhin ist bei einem Altlastenverdacht die Einbindung eines privaten Sach- verständigen nach § 18 BBodSchG angezeigt. In diesem Fall ist dann eine qualifizierte Erkundung durch einen Sachverständigen für Bodenschutz und Altlasten hinsichtlich der Wirkungspfade „Boden-Mensch“ und „Boden- Grundwasser“ durchführen zu lassen. Auf den Mustererlass zur Berücksichti-

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gung von Flächen mit Bodenbelastungen, insbesondere Altlasten, bei der Bauleitplanung und dem Baugenehmigungsverfahren vom 26.09.2001 i. V. m. mit dem Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums des Innern vom 18.04.2002 (Az. II B 5 - 4611.110-007 91) wird hingewiesen.

10.4 Geologie/Baugrund

Gemäß „Umwelt Atlas Bayern“ (Rubrik „Geologie“) befindet sich der Gel- tungsbereich im Bereich der geologischen Einheit „Flussablagerung (Altholo- zän) bis ältere Auenablagerung (ältere bis jüngere Postglazialterrasse 1). An- stehende Gesteine sind als Sand und Kies, z. T. unter Flusslehm oder Fluss- mergel, anzusprechen. Die Plangebietsflächen sind dem System des Quartärs (Serie: Holozän) zuzuordnen. Baugrundgutachten liegen vor. Auf die dortigen Ausführungen wird verwiesen. Aufgrund der umgebenden Bebauung, der vorhandenen Erschließungsstra- ßen sowie vergleichbarer baulicher Anlagen (Stellplatzflächen) ist davon aus- zugehen, dass der örtlich anstehende Untergrund als Baugrundboden zur Er- richtung künftiger baulicher Anlagen und Verkehrsinfrastrukturen geeignet und ausreichend tragfähig/standfest ist. Nach Auskunft des „Umwelt Atlas Bayern“ (Rubrik „Naturgefahren“) liegt das Plangebiet nicht in Bereichen, die mit Georisiken (Senkungsgebiete, Erdfälle, Anfälligkeit für flachgründige Hanganbrüche, Rutschanfälligkeit, tiefreichende Rutschungen) verbunden sind. Auf die diesbezüglich relevanten ergänzenden Detailangaben zum Unter- grund in Kapitel 10.5 („Geothermie“) wird verwiesen.

10.5 Geothermie

Gemäß „Umwelt Atlas Bayern“ (s. Rubrik „Angewandte Geologie“) ist festzu- stellen:

 Innerhalb des Plangebietes ist der Bau von Erdwärmesonden möglich. Bohrrisiken bis 100 m Tiefe sind nicht bekannt, ebenso keine Störungszo- nen. Hinsichtlich der Gesteinsausbildung bis 100 m Tiefe ist von Locker- über Festgesteinen auszugehen.  Der Bau von Erdwärmekollektoranlagen ist nach derzeitigem Kenntnis- stand am Standort möglich. Der Boden wird als mit „hoher Wahrschein- lichkeit grabbar“ eingeschätzt/beurteilt.  Die Errichtung von Grundwasserwärmepumpen ist möglich.

Detailuntersuchungen vor Ort werden für jeden Einzelfall empfohlen, um die seitens des „Umwelt Atlas Bayern“ gemachten Angaben durch spezifische Einzelgutachten zu verifizieren bzw. zu konkretisieren. Sollte beabsichtigt werden, den Wärmebedarf ggf. über geothermische Anlagen sicherzustellen, wird vorsorglich auf die hierfür notwendigen wasserrechtlichen Anzeige- und Genehmigungspflichten hingewiesen. In diesem Fall wird eine frühzeitige Kon- taktaufnahme mit dem zuständigen WWA Kronach empfohlen.

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10.6 Hochwasserschutzgebiete, wassersensible Bereiche, Wasser- schutzgebiete, Grundwasser

10.6.1 Allgemeines

Der Geltungsbereich liegt gemäß Auskunft des Informationsdienstes über- schwemmungsgefährdeter Gebiet (IÜG, Bayer. Landesamt für Umwelt) des „Bayern Atlas Plus“ nicht im Bereich folgender Flächen:

 Hochwassergefahrenfläche HQ 100

 Hochwassergefahrenfläche HQ häufig

 Geschütze HQ 100 Gebiete  Vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiete  Vorläufig gesicherte, zur Hochwasserentlastung und -rückhaltung bean- spruchte Gebiete  Wassersensible Bereiche  Heilquellenschutzgebiete  Quellschutzgebiete  Vorranggebiete für die Trinkwassergewinnung  Trinkwasserschutzgebiete

Den vorliegenden Baugrundgutachten ist zu entnehmen, dass wasserführen- de Schichten in Tiefen zwischen 2,60 m - 2,90 m unter der Geländeoberfläche (GOK) angetroffen wurden. Aufgrund der anstehenden, stark durchlässigen Sande und Sandkiese ist davon auszugehen, dass das Grundwasser mit dem Wasserspiegel der Vorflut (Main) korrespondiert. Die festgestellten Wasser- stände waren zum Zeitpunkt der durchgeführten Aufschlussarbeiten als Nied- rigwasserstand zu interpretieren. Nach niederschlagsreichen Perioden sind daher auch deutlich höhere Wasserstände zu erwarten. Der Schutz künftiger baulicher Anlagen gegen potenziell vorhandene hohe Grundwasserstände, gegen drückendes Wasser sowie gegen den Einfluss von ungeordnet abfließendem Oberflächen-/Hochwasser obliegt dem jeweili- gen Grundstückseigentümer. Ggf. notwendig werdende Objektschutzmaß- nahmen liegen in deren Zuständigkeitsbereich. Als Schutz gegen Wasser wird bei Bedarf eine Abdichtung aller erdberührten Bauteile gegen drückendes Wasser nach DIN 18 195-6 Abschnitt 8 oder durch WU-Beton nach DIN 1045 empfohlen. Bei Ausführung von Untergeschossen in WU-Beton nach DIN EN 1992 (EC2) sind die Anforderungen der WU-Richtlinie des Deutschen Aus- schusses für Stahlbeton für die Beanspruchungsklasse 1 und den Lastfall „drückendes Wasser“ sinngemäß zu beachten. Im Zuge der Erdaushubarbeiten zur Erstellung der Baugruben o. ä. kann nicht ausgeschlossen werden, dass Grund- und/oder Schichtenwasser angetroffen bzw. angeschnitten werden, es zu partiellen Wasseraustritten kommen kann und z. B. im Zuge der Bauausführung Maßnahmen zur Wasserhaltung not- wendig werden können. Die vorübergehende Absenkung bzw. Entnahme von Grundwasser während der Baumaßnahmen (Bauwasserhaltung) stellt einen Benutzungstatbestand nach § 9 WHG dar und bedarf einer wasserrechtlichen

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Erlaubnis nach § 8 WHG i. V. m. Art. 70 BayWG. Der Antrag zur Genehmi- gung von Bauwasserhaltungsmaßnahmen im vereinfachten Verfahren ist an das zuständige LRA Bamberg zu richten. Eine permanente Grundwasserabsenkung, also ein dauerhafter Eingriff in das Grundwasser, ist grundsätzlich wasserwirtschaftlich unzulässig. Vom Grundsatz her ist von einer in Richtung Westen (Main, Vorflut) strei- chenden Grundwasserfließrichtung auszugehen. Im Rahmen der Baugrund- untersuchungen (Bohrungen) wurde Grundwasser in Tiefen zwischen ca. 2,60 m - 2,90 m unter Geländeoberkante angetroffen. Aufgrund der anste- henden, stark durchlässigen Sande und Kiese ist davon auszugehen, dass der Grundwasserstand mit dem Wasserspiegel der Vorflut (Main) korrespon- diert. Der festgestellte Wasserstand ist zum Zeitpunkt der Aufschlussarbeiten als Niedrigwasserstand zu interpretieren. Nach niederschlagsreichen Perio- den sind deutlich höhere Wasserstände zu erwarten.

10.6.2 Hochwassergefahrenflächen HQ extrem

Die Flächen des Plangebietes liegen in einem sogenannten Hochwasserrisi- kogebiet für Extremereignisse (HQ extrem , entspricht in etwa HQ 1000 mit ca. 1,5- bis 1,6-fachem HQ 100 Abfluss, s. Abb. 8).

Abb. 8: Darstellung der Hochwassergefahrenflächen HQ extrem (Geltungsbereich rot gestrichelt dargestellt, Abgrenzung schematisch dargestellt, die Hochwassergefahren- flächen in hell blau flächig dargestellt, Darstellung genordet, o. M., Quelle: IÜG)

Demnach kann es im Plangebiet bei noch selteneren bzw. größeren Hoch- wässern als dem festsetzungsrelevanten HQ 100 zu großflächigeren Über- schwemmungen kommen. Dies und die daraus folgende angepasste Nutzung müssen im Rahmen der Bauleitplanung abgewogen werden. In einem solchen Fall sind nahezu die gesamten Siedlungsflächen Kemmerns von Überflutun- gen betroffen. Wie der vorhergehenden Abbildung 8 zu entnehmen ist, erfolgt ausgehend vom Main eine Ausuferung in die Flächen des Geltungsbereiches im Falle von evtl. seltenen Extremereignissen/Hochwasserereignissen (HQ extrem ). Die Dar-

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stellung des HQ extrem (s. Abb. 8) dient vorwiegend der Information und zur Ab- schätzung des Risikos bei extremen Hochwasserabflüssen. Vor diesem Hintergrund wird insbesondere auf die Verbote des § 78 c WHG hingewiesen (Verbot von Heizölverbraucheranlagen). Um Berücksichtigung im Rahmen künftiger Baumaßnahmen wird gebeten. Insbesondere verwiesen wird auf die im nachfolgenden Kapitel 10.6.3 („Über- schwemmungsgebiete“) gegebenen Hinweise zum vorbeugenden Hochwas- serschutz, die auch vor dem Hintergrund der Lage der Geltungsbereichsflä- chen in einem HQ extrem -Bereich zu berücksichtigen sind.

10.6.3 Überschwemmungsgebiete

Der gesamte Geltungsbereich liegt derzeit (noch) innerhalb des festgesetzten Überschwemmungsgebietes des Mains (s. Abb. 9). Dieses wurde von der Einmündung der Regnitz (Fluss-km 392,60) flussaufwärts bis zur Grenze des Landkreises Bamberg gegenüber den Landkreis Staffelstein (Fluss-km 408,60, (neu 399,7)) mit Beschluss des LRAs Bamberg vom 24.11.1952 fest- gesetzt.

Abb. 9: Darstellung des festgesetzten Überschwemmungsgebietes des Mains (Gel- tungsbereich rot gestrichelt dargestellt, Abgrenzung schematisch dargestellt, festge- setztes Überschwemmungsgebiet in blau gestrichelt dargestellt, Darstellung genordet, o. M., Quelle: IÜG)

Dem LRA Bamberg liegen zwischenzeitlich neue Überrechnungen des Mains vor, die die aktuellen Hochwasserschutzmaßnahmen (Damm) zwischen dem im Westen verlaufenden Main und der Gemeinde berücksichtigen. Auf dieser Grundlage ergibt sich, dass die Gemeinde Kemmern im Falle eines HQ 100 hochwasserfrei sein wird (s. Abb. 10).

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Abb. 10: Darstellung des Überschwemmungsgebietes HQ100 nach seiner Neuberech- nung unter Berücksichtigung der die Ortslage Kemmern schützenden baulichen Dammanlagen (Geltungsbereich rot gestrichelt dargestellt, Abgrenzung schematisch dargestellt, neu berechnetes Überschwemmungsgebiet flächig in dunkelblau darge- stellt, Darstellung genordet, o. M., Quelle: LRA Bamberg)

Vor diesem Hintergrund ist festzustellen, dass die Aufstellung eines Bebau- ungsplanes im vorliegenden Bereich zulässig ist und ein Widerspruch zu den Vorgaben des § 78 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) nicht festzustellen ist. Um Kenntnisnahme und Berücksichtigung folgender wichtiger Hinweise wird gebeten:

1) Bei Hochwassergefahr sind die jeweiligen Eigentümer der Gebäude (gilt sinngemäß auch für Verkehrsanlagen usw.) verpflichtet, alle Vorkehrungen zur Sicherung und zur Schadensabwehr zu treffen. Sie haben sich selbst über die aktuelle Abflusssituation zu informieren. 2) Das Ü-Gebiet ist auf ein Hochwasser berechnet, das statistisch gesehen einmal in 100 Jahren eintritt. Für extreme Hochwasserereignisse (z. B. Eintrittswahrscheinlichkeit einmal in 1.000 Jahren) können sich höhere Wasserstände ergeben und dadurch Schäden an Gebäuden entstehen. Auch auf diese Gefahr wird ausdrücklich hingewiesen. 3) Gemäß § 5 Abs. 2 WHG ist jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann, im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren dazu verpflich- tet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hoch- wasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen, insbesondere die Nutzung von Grundstücken den möglichen nachteiligen Folgen für Mensch, Umwelt oder Sachwerte durch Hochwasser anzupassen.

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4) Für mögliche Lösungen zum hochwasserangepassten Bauen (z. B. Ver- zicht auf die Errichtung von Kellergeschossen, Tiefgaragen o. ä.) wird ins- besondere auf die „Hochwasserschutzfibel - Objektschutz und bauliche Vorsorge" des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Re- aktorsicherheit hingewiesen. Diese ist im Internet abrufbar unter

https://www.fib-bund.de/Inhalt/Themen/Hochwasser/2016-08_Hochwasserschutzfibel_7.Aufl.pdf

Die Auswahl geeigneter Lösungen für den Einzelfall liegt in der Verantwor- tung des jeweiligen Bauherrn. 5) Es wird angeregt, über den Abschluss einer Elementarschadensversiche- rung für die künftig im Bereich der Gemeinbedarfsfläche bzw. des „Allge- meinen Wohngebietes“ zulässigen Gebäude nachzudenken.

10.7 Belange sonstiger Schutzgüter

10.7.1 Bestandssparten

Abwasserleitungen: Entlang des nördlichen Geltungsbereichrandes kreuzt ein gemeindlicher Mischwasserkanal (BR DN 500) das Plangebiet von Westen nach Osten. Der Kanal ist in der Planzeichnung nachrichtlich dargestellt und beschriftet. Die Belange dieser Leitung sind planerisch berücksichtigt. Die in der Plan- zeichnung festgesetzten Gemeinbedarfsflächen verbleiben auch zukünftig im Eigentum der Gemeinde Kemmern. Daher konnte für die Leitungsabschnitte innerhalb der Gemeinbedarfsflächen auf die Festsetzung von mit einem Lei- tungsrecht zu belastenden Flächen verzichtet werden. Hingegen werden sich die in der Planzeichnung festgesetzten Flächen des „Allgemeinen Wohnge- bietes“ künftig in Privateigentum befinden. Daher hat die Gemeinde für die Leitungsabschnitte, die die Wohngebietsflächen kreuzen, auf Teilflächen der Grundstücke mit den Fl.-Nrn. 1350, 1360 und 1372 (alle Gmkg. Kemmern) mit einem Leitungsrecht (Mischwasserkanal BR DN 500, Breite 4,0 m beiderseits der Leitungsachse) zu belastende Flächen festgesetzt (s. hierzu Ausführun- gen in Kap. 11.7 „Sonstige Planzeichen und Festsetzungen“). Darüber hinaus ist die Erreichbarkeit der Leitung auch mit größeren Fahrzeugen gewährleistet (rückwärtige Zufahrt in das Gartengrundstück der Kindertagesstätte). An der nördlichen Grundstücksgrenze erfolgt in geringfügigem Umfang eine Überbauung des Mischwasserkanals durch ein Nebengebäude (Bauweise in Holzständerbauweise mit Fertigteilen vorgesehen). Die Gemeinde hat diese Überbauung bewusst in Kauf genommen. Im Bedarfsfall kann das kleine Ne- bengebäude mit vergleichsweise geringem Aufwand geordnet zurück und an- schließend wieder aufgebaut werden.

Telekommunikationsleitung: Entlang des nördlichen Geltungsbereichrandes kreuzt eine Telekommunikati- onsfreileitung (auf drei Holzmasten) der Deutschen Telekom das Plangebiet von Westen nach Osten (Fl.-Nr. 1350, Gmkg. Kemmern) und schwenkt dann am Westende der Freileitung sowohl in Richtung Norden als auch in Richtung Süden als unterirdische Leitung ab. Sowohl die Freileitung als auch die bei-

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den unterirdischen Leitungsstränge sind in der Planzeichnung nachrichtlich dargestellt und beschriftet. Der in Richtung Süden abzweigende unterirdische Leitungsstrang muss - wie aus der Planzeichnung ersichtlich wird - abgebro- chen werden, da künftig über weite Strecken innerhalb künftiger Bauflächen liegen wird und abgebrochen/umverlegt werden muss. Daher ist dieser Lei- tungsabschnitt in der Planzeichnung bereits entsprechend nachrichtlich mit ro- ten Kreuzen gekennzeichnet. Es empfiehlt sich die Neuverlegung dieses Ab- schnittes auf öffentlichem Grund entlang der künftigen Planstraße. Der bisher als Freileitung ausgeführte Leitungsabschnitt entlang des nördli- chen Grundstücksrandes von Fl.-Nr. 1350 (Gmkg. Kemmern) befindet sich derzeit und auch zukünftig auf Grundstücken im Eigentum der Gemeinde und damit der öffentlichen Hand. Daher konnte auf die Festsetzung von mit Lei- tungsrechten zu belastenden Flächen in diesen Bereichen verzichtet werden. Hinweis: Nach derzeitigem Kenntnisstand der Gemeinde beabsichtigt der Lei- tungseigentümer den Rückbau der Freileitung und deren Umwandlung in eine unterirdische Erdleitung.

10.7.2 Benachbarte Wohnbebauung

Im Zuge der Bauausführung (Baustellenverkehr, Bauarbeiten usw.) sind die Belange der an das Plangebiet angrenzenden Wohnbebauung (Bereiche „Baunacher Weg“, „Schulstraße“, „Bühlstraße“, „Breitengüßbacher Straße“) zu berücksichtigen. Baubedingte Beeinträchtigungen (Lärm, Staub o. ä.) im Zuge der Errichtung der Kindertagesstätte bzw. aller weiterer geplanten Gebäude (Pflegeeinrichtung, seniorengerechte, barrierefreie Wohnungen usw.) sind während der Bauzeit unvermeidbar, jedoch zumutbar, sofern sie sich im für Baustellen betriebsüblichen und zulässigen Rahmen bewegen. Es handelt sich hier um temporäre Auswirkungen, die sich auf den Tagzeitraum be- schränken (kein Nachtbetrieb). Die Regelung und Abwicklung des künftig zu erwartenden Baustellenverkehrs erfolgt u. a. auf Grundlage von Verkehrsschauen und Abstimmungen mit den relevanten Stellen (Gemeinde, Sicherheitsbehörden, Baufirmen, LRA, Polizei o. ä.) außerhalb des vorliegenden Bauleitplanverfahrens. Gefährdungspoten- ziale können durch geeignete Gegenmaßnahmen gelöst werden, so dass sich durch den BBP/GOP keine unlösbaren Konflikte ergeben. Lärmbelästigungen aus Baustellenlärm, die im Zuge des Vollzugs des BBPs/GOPs auftreten, sind grundsätzlich nicht in die Abwägung einzubezie- hen. Derartige Immissionen, die sich mit fortschreitendem Vollzug des BBPs/GOPs reduzieren und mit der Planverwirklichung enden, sind keine durch den BBP/GOP bewirkten dauerhaften Nachteile. Planbedingt sind nur solche Nachteile, welche die Festsetzungen des BBPs/GOPs den Betroffenen auf Dauer auferlegen. Probleme, welche sich allein aus der Realisierung des BBPs/GOPs ergeben, gehören wegen ihrer zeitlichen Begrenzung selbst dann regelmäßig nicht zu den Konflikten, welche der BBP/GOP selbst lösen muss, wenn die vollständige Realisierung des Planes mehrere Jahre in An- spruch nimmt. Allerdings kann es nach der Rechtsprechung des Bayerischen Verwaltungs- gerichtshofs (U. v. 20.4.2011 Nr. 15 N 10.1320; vgl. auch VG Augsburg, a. a. O.) an der Erforderlichkeit eines Bebauungsplans im Sinne des § 1 Abs. 3

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BauGB fehlen, wenn bereits im Zeitpunkt des Inkrafttretens des BBPs/GOPs erkennbar ist, dass die für den Baulärm maßgebenden Immissionsrichtwerte unter keinen Umständen eingehalten werden können. Ein solcher Sonderfall ist vorliegend jedoch nicht zu erkennen. Die Belange der Anwohner im Umfeld des Plangebietes aus schalltechnischer Sicht wurden berücksichtigt. Auf die diesbezüglich relevanten Ausführungen in Kapitel 11.8 („Immissionsschutz“) und in der vorliegenden schalltechni- schen Untersuchung wird verwiesen.

10.7.3 Landwirtschaft

Die im Wesentlichen durch Verkehrsflächen („Planstraße A“) überplanten landwirtschaftlichen Nutzflächen sind im wirksamen FNP/LSP als Wohnbau- flächen dargestellt. Bereits an dieser Stelle hat die Gemeinde damit ihre Pla- nungsabsicht zum Ausdruck gebracht, eine Nutzungsänderung herbeizufüh- ren. Die vorliegende verbindliche Bauleitplanung konkretisiert nun die vorher artikulierte Planungsabsicht. Bereits durch die Art des gewählten Verfahrens (§ 13 a BauGB) signalisiert die Gemeinde, wie und in welcher Form sie den Vorgaben des § 1 a Abs. 2 BauGB (Bodenschutzklausel) entsprochen hat. Gemäß den gesetzlichen Bestimmungen ist mit Grund und Boden sparsam und schonend umzugehen. Dabei sind zur Verringerung der zusätzlichen Inanspruchnahme von Flächen für bauliche Nutzungen die Möglichkeiten der gemeindlichen Entwicklung ins- besondere durch Wiedernutzbarmachung von Flächen, durch Nachverdich- tung und durch andere Maßnahmen der Innenentwicklung zu nutzen sowie Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß zu begrenzen. Beides ist im vorliegenden Fall geschehen. Die Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Nutzfläche wird auch durch die feh- lende Notwendigkeit der Ausweisung naturschutzrechtlicher Ausgleichsflä- chen vermieden, die erfahrungsgemäß zum überwiegenden Teil im Bereich landwirtschaftlich genutzter Flächen erfolgt. Die Erreichbarkeit bzw. die Zufahrt zu landwirtschaftlich genutzten Grundstü- cken Dritter westlich und nordwestlich außerhalb des Geltungsbereiches wird durch die vorliegende Planung gegenüber dem Status quo nicht behindert. Grundstücke werden nicht abgeschnitten. Über die neue „Planstraße A“ sind die außerhalb des Geltungsbereiches gelegenen Agrarflächen noch leichter als bisher auch mit großen und modernen landwirtschaftlichen Nutzfahrzeu- gen zu erreichen. Durch die bisher unbebauten Grundstücke (Acker-/Grünlandflächen) können Entwässerungsanlagen (Drainagen, Drainagesammler, Gräben usw.) verlau- fen, an die auch die benachbarten, nicht bebauten Flächen angeschlossen sein können. Sofern vorhanden, sind diese Entwässerungsanlagen dann so umzubauen, dass ihre Funktion erhalten bleibt und das Oberflächen- sowie das Grundwasser schadlos weiter- bzw. abgeleitet werden können, um Schä- den an Gebäuden und Anlagen sowie an den benachbarten Feldfluren zu vermeiden. Hinsichtlich landwirtschaftlicher Emissionen (Lärm, Staub, Geruch usw.) wird auf die ergänzenden Ausführungen in Kapitel 11.8.4 („Landwirtschaftliche

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Immissionen“) verwiesen. Dort wird insbesondere auch auf die Belange des nordwestlich außerhalb des Plangebietes gelegenen landwirtschaftlichen Be- triebes eingegangen.

10.7.4 Grundschule

In Folge der vorliegenden Planung kommt es gegenüber dem Status quo zu einer zwangsläufig unvermeidbaren Reduzierung bisher vorhandener Frei-/ Außen- und Sportflächen (Allwetterplatz mit Hochsprungbereich und Weit- sprunggrube, 100-Meter-Sprintbahn, Fußballrasenspielfeld, Spielplatz usw.). Daher hat die Gemeinde geprüft, ob das für die Grundschule notwendige „Raumprogramm“ bzw. die hierfür geltenden Anforderungsprofile hinsichtlich der Größe und Ausstattung notwendiger Außen-, Frei- und Sportanlagen (Pausenhof, Allwetterplatz mit Weit-/Hochsprunganlage, 65 m Laufbahn, Ra- senspielfeld, Spielplatz) auf den verbleibenden, nicht überplanten Flächen der Grundschulgrundstücke (Fl.-Nrn. 1339 und 1344, beide Gmkg. Kemmern) un- tergebracht werden können und hat hierzu ein erstes Grobkonzept erstellt. In der Folge hat die Gemeinde im Einvernehmen mit der Schulleitung die beab- sichtigte Überplanung der bestehenden Frei-/Sport- und Außenanlagen der Regierung von Oberfranken das künftige Freiraum und Sportanlagenkonzept schriftlich dargestellt. Dieses Konzept (s. Abb. 11) hat vom Grundsatz her so- wohl die Zustimmung der Regierung als auch der Grundschule gefunden.

Abb. 11: Darstellung des künftigen städtebaulichen Gesamtkonzeptes inkl. Darstel- lung der neugeordnete Frei-/Außen-/Sportflächen der Grundschule Kemmern (Dar- stellung genordet, o. M.; Quelle: Rösch, Schubert Hanisch Architekten, Würzburg)

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Wie aus der Abbildung 11 ersichtlich wird können mit Ausnahme des Rasen- spielfeldes alle gemäß Schulbauverordnung nachzuweisenden Freisportflä- chen und Betriebsräume im Bereich der Fl.-Nrn. 1339 und 1344 (beide Gmkg. Kemmern) nachgewiesen werden bzw. sind schon vorhanden (z. B. überdach- ter Vorplatz, Umkleide-, Waschräume, Raum für Sportlehrer, Geräteraum). Das gemäß Verordnung geforderte Rasenspielfeld steht im Bereich der ge- meindlichen Sportanlage zur Verfügung, die an den Sportclub Kemmern ver- pachtet ist. Bereits derzeit ist im Pachtvertrag vertraglich geregelt, dass die hier zur Verfügung stehenden Rasenspielfelder durch die Grundschule je nach Bedarf uneingeschränkt genutzt werden können. Die Überplanung der bestehenden Grundschulsportanlagen (Allwetterplatz, Laufbahn, Hoch-/Weitsprunganlage) relativiert sich auch unter drei weiteren Gesichtspunkten:

 Die gesamten Anlagen sind zwischenzeitlich sehr schadhaft, teilweise nur noch eingeschränkt nutz-/bespielbar und müssten absehbar ohnehin voll- ständig saniert werden. Eine Sanierung erfolgt nun nicht mehr. Stattdes- sen erfolgt der Abbruch/Rückbau dieser baulichen Anlagen.  Die Bindefrist für vormals gewährte Fördermittel bei der Errichtung der bisherigen Schulsportanlagen ist abgelaufen, so dass auch förderrechtli- che Konflikte nicht angezeigt sind.  Für die Errichtung der in Folge der Planung notwendig werdenden neuen Sport-/Frei- und Außenanlagen wurden der Gemeinde bereits Fördergel- der in Aussicht gestellt.

In der abwägenden Gesamtzusammenschau kam die Gemeinde daher zu dem Ergebnis, dass die im vorliegenden BBP/GOP fixierten Planungsziele höher zu gewichten sind, als die Überplanung und Neuordnung der der Grundschule zugeordneten Frei-/Außen- und Sportflächen.

10.7.5 Sonstige Belange

Die Belange der Bau-, Kultur- und Bodendenkmalpflege sind berücksichtigt (s. Ausführungen in Kap. 10.2 „Boden-, Baudenkmäler, Ensembleschutz, land- schaftsprägende Denkmäler“), ebenso die Belange der Wasserwirtschaft und des Oberflächen- und Grundwassers (s. hierzu Ausführungen in Kap. 10.6 „Hochwasserschutzgebiete, wassersensible Bereiche, Wasserschutzgebiete, Grundwasser“). Die Gemeinde hat insofern alle ihr erkennbaren sonstigen Belange geprüft und kam/kommt zu dem Ergebnis, diese im Rahmen ihrer Abwägung berück- sichtigt zu haben, ohne dass Dritten gegenüber dem Status quo erhebliche, unzulässige Nachteile entstehen.

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11. PLANUNGSRECHTLICHE FESTSETZUNGEN

11.1 Art der baulichen Nutzung

11.1.1 Allgemeines Wohngebiet

Im Westen des Geltungsbereiches ist ein „Allgemeines Wohngebiet“ („WA“) gemäß § 4 Abs. 1 und Abs. 2 BauNVO festgesetzt. Es dient vorwiegend dem Wohnen. Zulässig sind

 Wohngebäude,  die der Versorgung des Gebietes dienenden Läden, Schank- und Speise- wirtschaften, nicht störende Handwerksbetriebe sowie  Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwecke.

Die unter § 4 Abs. 3 BauNVO aufgeführten, ausnahmsweise zulässigen Anla- gen/Nutzungen sind innerhalb des Geltungsbereiches unzulässig, da sie aus städtebaulichen Gründen an dieser Stelle nicht gewünscht und auch nicht notwendig sind. Dahinter steht die baugestalterische Absicht der Gemeinde, eine weitgehend einheitliche Bebauung zu erreichen. Insofern verfolgt die Gemeinde ein konkretes gestalterisches Konzept für die Ausgestaltung eines konkreten und überschaubaren Orts- bzw. Siedlungsflächenteils. Diese städ- tebauliche Gestaltungsabsicht knüpft an den Charakter der benachbarten Siedlungsflächen an. Die geplante und kombinierte Seniorenpflege- und Seniorenwohneinrichtung („Baukörper A“) ist innerhalb eines „Allgemeinen Wohngebietes“ zulässig und entspricht seinem nach der BauNVO definierten Nutzungscharakter. Darüber hinaus wird diese Festsetzung auch der immissionsschutztechnischen Schutzwürdigkeit der angestrebten Nutzungen gerecht.

11.1.2 Flächen für Gemeinbedarf

Festgesetzt werden Flächen für den Gemeinbedarf (gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 5 BauGB). Bei der Ausweisung von Gemeinbedarfsflächen handelt es sich zwar um eine Festsetzung für eigenständige Nutzungszwecke außerhalb der Baugebiete nach §§ 2 - 11 BauNVO, die Gemeinde hat sich jedoch aus Gründen der bes- seren Übersichtlichkeit dazu entschieden, auch diesen Planungsaspekt im vorliegenden Kapitel („Art der baulichen Nutzung) abzuarbeiten. Dieses Vor- gehen gründet auf einer gleichlautenden Empfehlung des LRAs Bamberg im Rahmen anderer Bauleitplanverfahren. Flächen für den Gemeinbedarf erfassen die Standorte von Anlagen und Ein- richtungen, die der Allgemeinheit dienen. Hierzu gehören Schulen, Kirchen, Kindergärten sowie sonstige Gebäude und Einrichtungen, die kirchlichen, so- zialen, gesundheitlichen oder kulturellen Zwecken dienen. Der Allgemeinheit dient eine Anlage, wenn sie, ohne das die Merkmale des Gemeingebrauchs erfüllt zu sein brauchen, einem nicht fest bestimmten,

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wechselnden Teil der Bevölkerung zugänglich ist. Auf die Rechtsform des Trägers kommt es nicht entscheidend an. Liegt die Trägerschaft in der Hand einer natürlichen oder juristischen Person des Privatrechts, so genügt es, wenn mit staatlicher oder gemeindlicher Anerkennung eine öffentliche Aufga- be wahrgenommen wird, hinter die etwaiges privatwirtschaftliches Gewinn- streben eindeutig zurücktritt. Erfolgt eine Gemeinbedarfsausweisung, ist allerdings auch ihr Nutzungszweck festzulegen. Im Übrigen kann und sollte die Plangeberin aber planerische Zu- rückhaltung üben und die Details etwa einer nachbarverträglichen baulichen Ausgestaltung oder der Zulassung bestimmter Veranstaltungen den Regelun- gen im nachfolgenden Genehmigungsverfahren vorbehalten. Die vorliegende Planung trägt diesen Vorgaben Rechnung. Planungsrechtlich ist es grundsätzlich nicht erforderlich, für Gemeinbedarfsflä- chen Festsetzungen zum Maß der baulichen Nutzung und zur Bauweise zu normieren. Solche zusätzlichen Regelungen müssen nur dann getroffen wer- den, wenn außergewöhnliche Randbedingungen der Planung solche Festset- zungen erfordern. Solche außergewöhnlichen Randbedingungen ergeben sich durch das von der Gemeinde beabsichtigte Konzept, wonach nicht nur die künftig neu ent- stehenden Frei-/Außenanlagen, sondern auch die jeweiligen Gebäude der Seniorenpflege-/-wohneinrichtung sowie der Kindertagesstätte baulich mitei- nander verzahnt und verbunden sind. Daher enthält der vorliegende Bauleitplanung sowohl Festsetzungen zur Hö- henlage der Oberkante Fertigfußboden Erdgeschoss (OK FFB EG) künftiger Gebäude, zur maximal zulässigen Vollgeschossanzahl sowie zur maximal zu- lässigen Gebäudehöhe (s. jeweils Ausführungen in Kap. 11.2 „Maß der bauli- chen Nutzung“), darüber hinaus Festsetzungen zur Dach- (s. Ausführungen in Kap. 12.2 „Dachgestaltung“) und zur Fassadengestaltung (s. Ausführungen in Kap. 12.3 „Fassadengestaltung“). Weiterhin können sowohl die Gebäude künftiger Hauptnutzungen als auch solche Anlagen, die gemeinhin als Nebenanlagen bezeichnet werden, soweit die Anforderungen des Bauordnungsrechtes eingehalten werden, überall auf der festgesetzten Gemeinbedarfsfläche platziert werden. Unabhängig davon hat sich die Gemeinde jedoch dazu entschlossen, für die Haupt- und für zwei Nebengebäude (Lager-, Geräte-, Abstellräume) Baufenster festzusetzen (s. Ausführungen in Kap. 11.3 „Bauweisen, Baulinien, Baugrenzen“ bzw. Kap. 12.7 „Untergeordnete Nebenanlagen“). Die Ausweisung von Gemeinbedarfsflächen für die in Kapitel 2 („Planungsan- lass und Planungsziele“) definierten Nutzungen und baulichen Anlagen ist ge- rechtfertigt und entspricht den diesbezüglichen Vorgaben des BauGBs bzw. der BauNVO für eine solche Festsetzung. Sämtliche Gemeinbedarfsflächen befinden sich im Eigentum der Gemeinde. Den Nutzungszweck (Zweckbestimmung) normiert die Gemeinde mit „Sozia- len und kulturellen Zwecken dienende Gebäude, Einrichtungen und Nutzun- gen, Kindertagesstätte“. Auf dieser Grundlage sind aus planungsrechtlicher Sicht zunächst die Nut- zungen, baulichen Anlagen und Einrichtungen zulässig, die sich unmittelbar aus dem festgesetzten Zweck „Kindertagesstätte (Kindergarten, Kinderkrip- pe)“ ergeben.

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Im Sinne einer größtmöglichen Multifunktionalität und Flexibilität beabsichtigt die Gemeinde jedoch auch die Zulassung weiterer Nutzungen (z. B. Nutzung der Gebäude außerhalb des regulären Kindertagesstättenbetriebes z. B. für abendlichen Nutzungen durch Verein, Gesangs-, Seniorengruppen o. ä.). Da- her hat die Gemeinde folgende zweckbestimmende Festsetzung formuliert:

 Innerhalb der Gemeinbedarfsfläche mit der Zweckbestimmung „Sozialen und kulturellen Zwecken dienende Gebäude, Einrichtungen und Nutzun- gen, Kindertagesstätte“ sind alle für die Hauptbetriebsart „Kindertagesstät- te“ erforderlichen Nutzungen, Gebäuden, Anlagen, Einrichtungen, Funkti- onsräume und -flächen zulässig. Eine Nutzung der Kindertagesstätte au- ßerhalb ihres regulären Hauptbetriebes zu sonstigen sozialen und kulturel- len Zwecken (z. B. durch die örtliche Musikschule, die örtlichen Schulen, örtlichen Vereine, örtliche Seniorengruppen o. ä.) ist zulässig.

11.2 Maß der baulichen Nutzung

Für die Gemeinbedarfsfläche wird eine Grundflächenzahl (GRZ) nach § 19 Abs. 1 BauNVO von 0,6 festgesetzt. Ziel ist es, dieses Maximalmaß der zu- lässigen, überbaubaren Grundstücksfläche innerhalb der Gemeinbedarfsflä- che zu Gunsten eines möglichst hohen Grün-, Frei- und Spielflächenanteils für die Kinder möglichst zu unterschreiten. Auf eine Reduzierung der GRZ hat die Gemeinde bewusst verzichtet, um die laufenden Planungen zur Ausführung der Kindertagesstätte (inkl. der dazugehörigen Frei-/Nebenanlagen und Spiel- flächen) nicht von vorneherein einzuschränken. Auf diese Weise sollen poten- ziell notwendig werdende Befreiungen von Festsetzungen im Zuge der künfti- gen Bauvorlage vermieden werden. Die Gemeinde räumt sich hier insofern einen ausreichend bemessenen Handlungsspielraum ein. Im „Allgemeinen Wohngebiet“ hingegen wird die maximal zulässige GRZ mit 0,4 festgesetzt. Diese Festsetzung orientiert sich an den gemäß § 17 Abs. 1 BauNVO für „Allgemeine Wohngebiete“ zulässigen Maß. Ergänzend gilt § 19 Abs. 4 Satz 2 BauNVO, wonach die zulässige Grundfläche durch die Grund- flächen der in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeichneten Anlagen (Garagen und Stellplätze mit ihren Zufahrten, Nebenanlagen i. S. d. § 14 BauNVO, bau- liche Anlagen unterhalb der Geländeoberfläche, durch die das Baugrundstück lediglich unterbaut wird) bis zu 50 vom Hundert überschritten werden dürfen. Zum Schutz des Orts- und des Landschaftsbildes sind innerhalb des „Allge- meinen Wohngebietes“ im Bereich des „Baukörpers A“ max. drei (III) Vollge- schosse zulässig, im Bereich der Gemeinbedarfsfläche für den „Baukörper B“ nur ein (I) Vollgeschoss und für den „Baukörper C“ max. zwei (II) Vollgeschos- se. Die Oberkante (OK) Fertigfußboden (FFB) Erdgeschoss (EG) sowohl für die Pflegeeinrichtung (inkl. Wohnungen, „Baukörper A“), für das Übergangs-/ Ver- bindungsgebäude („Baukörper B“) als auch für das Gebäude der Kindertages- stätte („Baukörper C“) wird jeweils einheitlich auf eine Höhe von 237,66 m ü. NN (± 0,30 m) festgesetzt. Damit ist gewährleistet, dass sich die künftigen Bewohner/Nutzer aller Baukörper zwischen den einzelnen Erdgeschossni- veaus niveaugleich und damit barrierefrei bewegen können. Durch diese Festsetzung wird auch eine geländenahe Einpassung künftiger Hauptgebäude in die Bestandstopographie gewährleistet, was zur Reduzierung ihrer Höhen- - 40 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

wirkung beiträgt und dem bestehenden Orts- und Siedlungsbild. Hierzu tragen auch die festgesetzten max. zulässigen Gebäudehöhen sowie die festgesetz- ten Geschossigkeiten (s. jeweils nachfolgende Ausführungen bei). Damit ist insgesamt die Errichtung überdimensionierter, ortsuntypischer und damit stö- rend wirkender Baukörper ausgeschlossen. Gleichzeitig ist gewährleistet, dass die geplanten Straßenverkehrsflächen nicht in Richtung Gebäude ent- wässern, sondern künftige Gebäude entsprechend höher liegen. Gleichzeitig trägt diese Höhenfestsetzung den Belange (u. a. ausreichenden Belichtung und Belüftung, Vermeidung unzulässiger Verschattungseffekte, Gewährleistung gesunder Wohn-, Lebens- und Arbeitsverhältnisse, Berück- sichtigung des Gebotes der Rücksichtnahme) der angrenzenden, benachbar- ten und bereits bestehenden Wohngebäude Rechnung. Die maximal zulässige Gebäudehöhe des „Baukörpers A“ (Seniorenpflege- und -wohneinrichtung) im Bereich des „WAs“ darf ein Maß von 10,60 m nicht überschreiten (unterer [unt.] Höhenbezugspunkt [HBP]: OK FFB EG; oberer [ob.] HBP: OK First). Zulässig sind hier max. drei (III) Vollgeschosse (VG). Die max. zulässige Gebäudehöhe des „Baukörpers B“ (Mehrzweckraum, halböffentlicher Pavillon) im Bereich der Gemeinbedarfsfläche darf ein Maß von 4,70 m (unt. HBP: OK FFB EG, ob. HBP: OK Attika) nicht überschreiten. „Baukörper B“ ist mit einem Vollgeschoss auszuführen. Diese Geschossigkeit genügt zur Erfüllung der ihm zugedachten Funktion. Die maximal zulässige Gebäudehöhe des „Baukörpers C“ (Kindertagesstätte) darf ein Maß von 7,50 m (unt. HBP: OK FFB EG, ob. HBP: OK Attika) nicht überschreiten. Zulässig sind hier max. zwei (II) Vollgeschosse (VG). Die Einhaltung der vorgenannten Höhenvorgaben ist im Rahmen der Bauvor- lage durch ein Geländeaufmaß sowie durch darauf basierende Schnittdarstel- lungen (Geländeschnitte) mit Darstellung des Urgeländes, des künftig geplan- ten Geländes sowie der Höhenlage der geplanten Haupt- und Nebengebäude nachzuweisen, da andernfalls eine Prüfung der Bauunterlagen auf Kongruenz mit den höhentechnischen Festsetzungen des BBPs/GOPs nicht möglich ist. Die Einhaltung der vorgenannte Höhenvorgabe ist im Rahmen der Bauvorlage durch ein Geländeaufmaß sowie durch darauf basierende Schnittdarstellun- gen (Geländeschnitte) mit Darstellung des Urgeländes, des künftig geplanten Geländes sowie der Höhenlage der geplanten Hauptgebäude nachzuweisen, da andernfalls eine Prüfung der Bauunterlagen auf Kongruenz mit den höhen- technischen Festsetzungen des BBPs/GOPs nicht möglich ist.

11.3 Bauweise, Baulinien, Baugrenzen

Die überbaubaren Grundstücksflächen sind durch Baufenstern (Baugrenzen gemäß § 23 Abs. 3 BauNVO) sowie durch Baulinien (gemäß § 23 Abs. 2 BauNVO) festgesetzt. Hierdurch wird die Lage der „Baukörper A - C“ zu- und untereinander exakt vorgegeben und genau definiert, ebenso die Größe, der Umfang und der Umriss der künftigen Hauptgebäude. Ergänzend sind folgende Festsetzungen getroffen:

 Die Ostfassade des „Baukörpers A“ ist an der hier vorgesehenen Baulinie (rot gestrichelte Linie) zu errichten.

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 Die West-, die Ost- und die Nordfassade des „Baukörpers B“ sind in dem in der Planzeichnung jeweils erkennbaren Umfang/Teilabschnitt an der hier jeweils festgesetzten Baulinie (rot gestrichelten Linie) zu errichten.  Die West- und die Südfassade des „Baukörpers C“ sind in dem in der Planzeichnung jeweils erkennbaren Umfang/Teilabschnitt an der hier je- weils festgesetzten Baulinie (rot gestrichelten Linie) zu errichten.

Auf diese Weise ist der nahtlose, bauliche Übergang zwischen allen drei Bau- körpern abgesichert und planungsrechtlich gewährleistet. Hinsichtlich der zeichnerischen Darstellung und des Umfangs der festgesetz- ten Baufenster (Baugrenzen) wird um Berücksichtigung folgender Hinweise gebeten.

 Die Baufenster wurden so gewählt, gezeichnet und festgesetzt, dass sie sämtliche künftige Anbauten, Balkone, Dachvorsprünge usw. beinhalten.  Aus dem vorgenannten Grund ergibt sich im Bereich der Ostfassade des „Baukörpers A“ (Schnittstelle mit der Westfassade des „Baukörpers B“) die Situation, dass der künftig Dachüberstand des „Baukörpers A“ die an der Ostfassade des „Baukörpers A“ festgesetzte Baulinie überschreitet. Die Außenkante Dachfläche des „Baukörpers A“ ragt insofern ca. 0,75 m über die zukünftige Grundstücksgrenze (= Nutzungsgrenze zwischen Wohnge- biet und Gemeinbedarfsfläche) und insofern auf ein Fremdgrundstück. Entsprechend wurde das Baufenster für den „Baukörper A“ so gezeichnet, dass ein künftiger Dachüberstand auch an dieser Fassadenseite innerhalb des Baufensters liegt.

Mit der 1998 novellierten Fassung des BauGB wurden die Kommunen explizit dazu aufgefordert, die Nutzung erneuerbarer Energien in der Bauleitplanung als Belang zu berücksichtigen (vgl. § 1, Abs. 5 Nr. 7 BauGB). Dieser Belang verpflichtet die Kommunen, die Anforderungen der Sonnen- energienutzung bei der Aufstellung eines BBPs zu beachten und diese gegen eventuell konkurrierende Belange abzuwägen. Verbindlich festgesetzt sind daher die in der Planzeichnung eingetragenen Hauptgebäuderichtungen bzw. Hauptgebäudefirstrichtungen (gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 2 BauGB i. V. m. Art. 81 Abs. 1 Nr. 1 BayBO). Mit diesen wird eine mög- lichst optimiert Süd-, West- und Südwestausrichtung aller Gebäude gewähr- leistet und zudem die Umsetzung der von der Gemeinde angestrebten städ- tebaulichen Planungsvorstellung eines neuen, sowohl nach innen introvertier- ten als auch gleichzeitig nach außen offenen, raumbildenden Quartiers.

11.4 Verkehrsflächen

Die verkehrstechnische Erschließung der Geltungsbereichsflächen ist über die neue, in Richtung Norden von der „Baunacher Straße“/„Schulstraße“ abzwei- gende „Planstraße A“ gewährleistet. Sie ist als öffentliche Straßenverkehrsflä- che normiert, da sie vorrangig der Erschließung, der Fortbewegung und der Ortsveränderung dient. Damit überwiegt zweifelsfrei die Verkehrsfunktion. In- sofern ist diese Festsetzung das gebotene Mittel der Wahl. Zudem ist mittel- bis langfristig davon auszugehen, dass die gemäß Planzeichnung aktuell am - 42 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

nördlichen Ausbauenden in einer Wendeanlage endende „Planstraße A“ zu- künftig in Richtung Norden fortgeführt und quasi im Sinne eines Ringschlus- ses an die an in Richtung Südwesten vom „Auweg“ abzweigende, bereits be- stehende Sackstraße anschließen wird. Die aktuell geplante Sackstraße wird dann zur Durchgangsstraße. Auf diese Weise kann eine geordnete Erschlie- ßung aller weiteren, im gemeindlichen FNP/LSP hier am nordwestlichen Sied- lungsrand bereits vorgesehenen Bauflächen gewährleistet werden. Sowohl die Wendeanlage als auch der Straßenquerschnitt der „Planstraße A“ wurden nach den Vorgaben der RASt 06 vorgeplant und sind für den Begeg- nungsfall Pkw/Lkw vordimensioniert. Die Wendeanlage ist für das Befahren durch das maßgebende Bemessungsfahrzeug (dreiachsiges Müllfahrzeug) vordimensioniert (s. hierzu Ausführungen in Kap. 11.5.5 „Müllbeseitigung“). Von der „Planstraße A“ zweigt in Richtung Osten eine öffentliche Verkehrsflä- che besonderer Zweckbestimmung („Mischfläche, verkehrsberuhigter Bereich, Parkplatzzufahrt, Zufahrt Feuerwehr/Rettungsfahrzeuge“, „Planstraße B“) ab. Dies ist die Festsetzung der Wahl, da es sich um eine Verkehrsfläche handelt, auf der im Wesentlichen nur Ziel- und Quellverkehr einer klar definierbaren Personengruppe (künftige Anwohner/Besucher der Seniorenpflege-/- wohneinrichtung) zu erwarten ist und damit kaum sonstiger öffentlicher Ver- kehr, also Verkehr der sog. Allgemeinheit (z. B. Durchgangsverkehr o. ä.) stattfinden wird. Darüber hinaus wird durch diese Festsetzung deutlich ge- macht, dass die Fortbewegungsfunktion gegenüber den Aufenthaltsqualitäten, Spielmöglichkeiten etc. nachrangig ist. Verkehrsflächen, die diese Qualität vo- raussichtlich erreichen, sind demzufolge im BBP als Verkehrsflächen beson- derer Zweckbestimmung festzusetzen. Dieser Teilbereich ist mit „Planstraße B“ bezeichnet. Über die „Planstraße B“ gelangt man zum einen zu den am Südrand des „Allgemeinen Wohngebietes“ gelegenen Stellplätzen. Gleichzei- tig fungiert diese Verkehrsfläche als Zufahrt für Feuerwehr und Rettungsfahr- zeuge und als Bestandteil einer neuen innerörtlichen Querverbindung. Derartige Mischflächen werden üblicherweise ohne durch Borde und höhen- technisch gegeneinander abgegrenzte Flächenaufteilungen ausgeführt. Dabei werden die für die unterschiedlichen Nutzungen vorgesehenen Flächen dadurch erkennbar gehalten, dass für ihre Befestigung unterschiedliche Mate- rialien verwendet oder die Abgrenzung untereinander zumindest durch ent- sprechend höhengleiche Einfassungen, Markierungen o. ä. erfolgt. Die bau- leitplanerisch richtige Festsetzung für eine solche Straße lautet, weil die Stra- ße nicht vorrangig der Fortbewegung, sondern auch dem sonstigen Aufenthalt dient: „Mischfläche“. Mit der gemäß PlanZV zulässigen ergänzenden Festsetzung „Verkehrsberu- higter Bereich (schwarzes „V“ auf weißem Grund)“ wird der Vorgang des Fuß- gängers gegenüber dem motorisierten Verkehrsteilnehmer signalisiert. Fuß- gänger können hierbei grundsätzlich die ganze Fahrbahn in Anspruch neh- men, wenn sie dies möchten. Autofahrer haben notfalls zu warten. Kinder dür- fen grundsätzlich überall spielen, also auch auf der Fahrbahn. Autofahrer müssen demnach besondere Rücksicht nehmen. Das Be- und Entladen sowie das Ein- und Aussteigen ist überall gestattet. Parken ist nur in speziell ge- kennzeichneten Bereichen erlaubt. Diesbezügliche Planungsüberlegungen und Festsetzungen entsprechen der gemeindlichen Zielvorstellung nach einem modernen, ökologisch und sozial

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gestalteten Wohnumfeld, in dem vorrangig der Mensch Maßstab der Gestal- tung und der Planung ist und nicht das Fahrzeug. An die „Planstraße B“ schließt sich in Richtung Osten eine weitere öffentliche Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung („Zufahrt Feuerwehr/ Rettungs- fahrzeuge, Pflege-/Unterhaltungsweg, Spiel-/Begegnungsflächen, Geh-/ Rad- weg“) an („Planstraße C“). Sie mündet an ihrem östlichen Ausbauende in die „Breitengüßbacher Straße“ an. Es entsteht eine bisher nicht vorhandene, durchgängige, von Osten nach Westen verlaufende Querverbindung zwischen den Siedlungsflächen östlich der „Breitengüßbacher Straße“ und der westlich des Plangebiets liegenden freien Landschaft. Es ist davon auszugehen, dass diese neue Infrastruktureinrichtung auch für die Naherholung der bestehen- den Siedlungsflächen von Bedeutung sein wird. Mit der ihr zugedachten Zweckbestimmung fungiert diese Verkehrsfläche als multifunktionale Schnitt- stelle und Vernetzungsinfrastruktur zwischen den neugeplanten Nutzungen (Kindertagesstätte, Seniorenpflege-/-wohneinrichtung) und den bestehenden Wohngebieten, der Grundschule und dem bestehenden Kindergarten. In der Südwestecke des in der Planzeichnung festgesetzten „Allgemeinen Wohngebietes“ sind (auf künftigem Privatgrund) private Verkehrsflächen mit der besonderen Zweckbestimmung „Haupteingang Seniorenpflege-/- wohneinrichtung, Ein-/Ausstieg Fahrdienste, Patientenanlieferung“ festge- setzt. Die Sichtdreiecke im Einmündungsbereich der „Planstraße B“ in die „Plan- straße A“ bzw. im Einmündungsbereich der „Planstraße A“ in den „Baunacher Weg) sind jeweils für eine Anfahrsichtgeschwindigkeit von 30 km/h nachge- wiesen und entsprechend nachrichtlich dargestellt. Im vorliegenden Fall konn- te auf eine verbindliche Festsetzung nicht überbaubarer Flächen sowie auf die Einbeziehung der Sichtdreieckflächen in den Geltungsbereich verzichtet wer- den. Die Gemeinde begründet dies wie folgt:

 Wie mit Blick auf die Planzeichnung festzustellen ist, liegen die Sichtdrei- ecke vollständig auf öffentlichen Grundstücken, nicht jedoch auf privaten Baugrundstücken, privaten Grünflächen o. ä. Auf öffentlichen, dem flie- ßenden Verkehr dienenden Straßengrundstücken o. ä. ist per se die Er- richtung baulicher Anlagen (Gebäude, Zäune, Haufen, Stapel, o. ä.) nicht möglich, so dass eine weitere Absicherung des Verbots zur Errichtung solcher Anlagen und Einrichtungen durch eine entsprechende Festset- zung vorliegend nicht notwendig ist.  Gemäß den planungsrechtlichen Vorgaben können aber Flächen, die von Bebauung freizuhalten sind (dies sind die Flächen des Sichtdreieckes) auch nur dann zeichnerisch festgesetzt und in den Geltungsbereich des Bauleitplanes aufgenommen werden, sofern hierfür konkretisierende Festsetzungen getroffen werden. Da derartige Festsetzungen, wie oben aufgezeigt, im vorliegenden Fall aber nicht notwendig und auch nicht ziel- führend sind, kann auch eine entsprechende zeichnerische Festsetzung nicht erfolgen.

Fazit : Daher sind die vorbeschriebenen Sichtdreiecke nicht verbindlich als nicht überbaubare Flächen festgesetzt, sondern nur unter den zeichnerischen hinweisen aufgeführt. Aus dem gleichen Grund müssen diese Sichtdreiecke auch nicht vollständig innerhalb des Geltungsbereiches liegen.

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Die Aufteilung der in der Planzeichnung durch die Straßenbegrenzungslinie (SBL) definierten öffentlichen Straßenverkehrsflächen und Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung ist nur nachrichtlich dargestellt und bleibt der späteren Fachplanung vorbehalten. Die zur Herstellung der Verkehrsflächen ggf. notwendigen Böschungen und/oder Randeinfassungen mit Betonrückenstützen o. ä. sind in der Plan- zeichnung nicht dargestellt. Sofern zukünftig Betonrückenstützen grenzstän- diger Randeinfassungen der öffentlichen Straßenverkehrsflächen und Ver- kehrsflächen besonderer Zweckbestimmung entlang der SBL auf Privatgrund liegen sollten, sind diese durch den jeweiligen Eigentümer des Privatgrund- stückes zu dulden. Ebenso zu dulden sind in Folge des Baus der öffentlichen Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung ggf. entstehende, außerhalb der SBL auf Privatgrund liegende Böschungen. Die Nutzung dieser Böschun- gen steht dem privaten Grundstückseigentümer nach eigenen Vorstellungen frei.

11.5 Hauptversorgungs- und Hauptabwasserleitungen

11.5.1 Allgemeine Hinweise

Alle neu geplanten Versorgungs- und Entsorgungsleitungen sind - analog den benachbarten Siedlungsflächen - in unterirdischer Bauweise auszuführen. Dies dient insbesondere dem Schutz des Siedlungs- und Landschaftsbildes. Zwischen künftig geplanten Baumstandorten und bestehenden bzw. geplan- ten Versorgungs- und Entsorgungsleitungen ist nach dem DVGW Regelwerk, Arbeitsblatt GW 125 „Baumpflanzungen im Bereich unterirdischer Versor- gungsleitungen“ ein Abstand von 2,50 m einzuhalten. Bäume/Sträucher dür- fen aus Gründen des Gehölzschutzes (DIN 18 920) bis zu einem Abstand von 2,50 m zu Trassenachsen gepflanzt werden. Wird dieser Abstand unterschrit- ten, so sind im Einvernehmen mit dem zuständigen Spartenträger geeignete Schutzmaßnahmen durchzuführen. Die Hinweise im „Merkblatt über Baum- standorte und elektr. Versorgungsleitungen und Entsorgungsleitungen“ (Hrsg.: Forschungsanstalt für Straßenbau und Verkehrswesen) bzw. die einschlägige DVGW-Richtlinie GW 125 sind zu beachten. Bei der Entwässerung tiefliegender Räume sind die DIN 1986 (Schutz gegen Rückstau), die gemeindliche Entwässerungssatzung sowie die sonstigen ein- schlägigen Regeln der Technik zu beachten.

11.5.2 Abwasserbeseitigung

Eine funktionierende Abwasserentsorgung ist vorhanden. Das Plangebiet wird an die bestehende Kanalisation (Mischsystem) angeschlossen. Die Gemeinde Kemmern wird künftig ihr Abwasser in die Kläranlage Bamberg einleiten. Eine entsprechende interkommunale Kooperationsvereinbarung wurde am 17.01.2018 unterzeichnet. Anstelle der veralteten gemeindlichen Kläranlage wird am gleichen Standort ein Pumpwerk errichtet, mit dem das Abwasser aus Kemmern über eine Druckleitung direkt in die Bamberger Klär- anlage eingeleitet werden kann.

- 45 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

11.5.3 Niederschlagswasserbeseitigung

Das im Plangebiet anfallende Niederschlagswasser wird in das bestehende Mischsystem abgeleitet und/oder auf dem Grundstück zur Versickerung ge- bracht, sofern dies der örtliche Baugrund bzw. der örtliche Grundwasserstand möglich macht bzw. zulässt. Im Falle einer örtlichen Versickerung sind dann folgende Vorgaben zu beachten:

 Der Abstand zum mittleren Grundwasserstand (ab Unterkante Versicke- rungsanlage) muss mindestens 1,0 m betragen.  Eine Versickerung ist nur zulässig, sofern sich keine Altlasten im Boden befinden.  Schichtenwasser ist dem Grundwasser zugeordnet. Daneben ist auch die Behandlungsbedürftigkeit des Regenwassers zu prüfen und bei der Beur- teilung und Wahl der Versickerungsart zu beachten.  Für die Ableitung bzw. Versickerung von Oberflächenwasser sind die Nie- derschlagswasserfreistellungsverordnung (NWFreiV) und die Technischen Regeln zum schadlosen Einleiten von gesammeltem Niederschlagswasser in das Grundwasser (TRENGW) bzw. in Oberflächengewässer (TRENOG) zu beachten.  Eine dezentrale Versickerung kann ggf. bei Einhaltung der Anwendungs- grenzen unter die Niederschlagswasserfreistellungsverordnung (NWFreiV) fallen.  Sollten befestigte Flächen über 1.000 m² entwässert werden, ist die Durchführung eines wasserrechtlichen Verfahrens unter Vorlage entspre- chender Planunterlagen zu beantragen. Es wäre ein qualitativer und quan- titativer Nachweis und eine Bewertung der Niederschlagswassereinleitung nach dem ATV Merkblatt M-153 zu führen. In dieser Nachweisführung wä- ren sämtliche versiegelte Flächen aus dem betreffenden Bereich zu be- rücksichtigen.

Für die künftige, dem vorliegenden Bauleitplanverfahren nachfolgende kon- krete Planung der Niederschlagswasserbeseitigung sind folgende fachliche Grundlagen zu berücksichtigen:

 DWA Merkblatt M 153 (Handlungsempfehlung zum Umgang mit Regen- wasser)  DWA Arbeitsblatt A 117 (Bemessung Regenrückhalteräume)  DWA Arbeitsblatt A 138 (Planung, Bau und Betrieb von Anlagen zur Ver- sickerung von Niederschlagswasser)

Das auf den Dachflächen anfallende Regenwasser kann als Brauchwasser verwendet werden. Bei der Nutzung von Regenwasser wird auf die einschlä- gigen DIN-Vorschriften, hygienischen Bestimmungen und Auflagen hingewie- sen. Der Bau von Zisternen auf den Privatgrundstücken ist zulässig. Sollten Regenwassernutzungsanlagen (Zisternen) eingebaut werden, sind die Belange der Trinkwasserverordnung (TVO) und der DIN 1988 zu beachten. Derartige Anlagen müssen gemäß § 17 TVO der zuständigen Genehmi- gungsbehörde angezeigt werden. - 46 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Regenwassersammelbehälter (Zisternen) sind aus wasserwirtschaftlicher Sicht grundsätzlich zu befürworten, da diese u. a. einer Abflussverschärfung zumindest teilweise entgegenwirken können. Hierbei ist aber folgender Sach- verhalt zu beachten: Zisternen fangen Regenwasser auf, bis sie voll sind. Für nachfolgende Regenereignisse steht nur so viel Speicherraum zur Verfügung, wie zwischenzeitlich Brauchwasser entnommen wurde. Das zur Speicherung von Regenwasser maßgebende Volumen hängt somit ganz entscheidend vom vorhergehenden Wasserverbrauch ab. Ohne kontinuierlich gesicherten Verbrauch (z. B. genügt die alleinige Nutzung zur Außenanlagenbewässerung hier nicht) oder ohne gedrosselte Entleerung bleibt die Zisterne gefüllt und kann kein Regenwasser mehr aufnehmen. Diese Zisternen benötigen deshalb einen Überlauf. Das Überlaufwasser ist ordnungsgemäß zu beseitigen. Als Rückhalteanlagen zur Verminderung der Abflussverschärfung im Sinne des DWA-M 153 dürfen Zisternen nicht angerechnet werden.

11.5.4 Trinkwasser, Elektrizität, Telekommunikation

Das Gebiet wird an die bestehende gemeindliche Wasserversorgung ange- schlossen. Die Stromversorgung und die für die Kommunikation notwendigen Infrastruk- tureinrichtungen sind durch den/die Bauherren in Abstimmung mit den zu- ständigen Spartenträgern und der Gemeinde zu errichten. Die Vorgaben der jeweiligen Spartenträger bei der Leitungsverlegung o. ä. sind im Rahmen der dem Bauleitplanverfahren nachgelagerten Ausführungs- planung sowie insbesondere bei der Bauausführung zu berücksichtigen. Der Anschluss an diese Infrastruktureinrichtungen erfolgt durch die jeweiligen Bauherren/Grundstückseigentümer in Abstimmung mit den zuständigen Spar- tenträgern und der Gemeinde.

11.5.5 Müllbeseitigung

Müllgefäße sind zu den bekannten Abholungsterminen an der jeweils nächst- gelegenen, durch Müllfahrzeuge befahrbaren öffentlichen Durchgangsstra- ße/Erschließungsstraße („Planstraße A“, „Schulstraße“, „Breitengüßbacher Straße“) bereitzustellen. Die vorgenannten Straßen sind für das Befahren durch ein dreiachsiges Müllfahrzeug (Bemessungsfahrzeug) entsprechend der Vorgaben der RASt 06 dimensioniert.

11.6 Planungen, Nutzungsregelungen, Maßnahmen und Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft

Der im Geltungsbereich vorhandene Gehölzbestand wurde vermessungs- technisch erfasst und ist in der Planzeichnung nachrichtlich dargestellt. Zulässig sind nur die in der Planzeichnung festgesetzten Gehölzrodungen, so- fern diese aus bau-, platz- und flächentechnischer Sicht (z. B. bei der Herstel-

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lung der geplanten Erschließungsstraßen, künftiger Wohngebäude, befestig- ter Flächen usw.) stören und insofern unvermeidbar sind. Die gewählte Art der Festsetzungsformulierung („Rodung zulässig“) impliziert, dass die künftigen Grundstückseigentümer Bestandsgehölze erhalten können, sofern diese in das künftige Gestaltungskonzept und in die künftige Grundstücksraumauftei- lung passen bzw. integriert werden können. Pro 400 m² privater Grundstücksfläche („Allgemeines Wohngebiet“) ist min- destens ein standortgerechter, stadtklimaresistenter Laubbaum (Mindest- pflanzqualität: Hochstamm [H.], dreimal verpflanzt [3xv]., mit Drahtballen [mDb.] oder mit Tuchballen [mB.] je nach Art, Stammumfang [StU] 18 - 20 cm, aus extra weitem Stand) zu pflanzen. Pro 400 m² öffentlicher Grundstücksfläche (Gemeinbedarfsfläche) ist inner- halb des Geltungsbereiches mindestens ein standortgerechter, stadtklimare- sistenter Laubbaum (Mindestpflanzqualität: H., 3xv., mDb. oder mB. je nach Art, StU 20 - 25 cm, aus extra weitem Stand) zu pflanzen. Hinweise: 1) Die in der Planzeichnung auf Privatgrund bzw. auf öffentlichem Grund dargestellten Baumstandorte bzw. die dargestellte Baumanzahl sind la- gemäßig nicht fixiert, sondern innerhalb der jeweiligen Grundstücke frei wählbar und ergeben sich gemäß den Vorgaben der getroffenen Festset- zungen. 2) Die oben erfolgten „Erstpflanzungsfestsetzungen“ i. S. d. § 9 Abs. 1 Nr. 25 a) BauGB umfassen automatisch auch die festsetzungskonforme Nachpflanzungspflicht, wenn die erste Anpflanzung erfolglos bleibt und/ oder ausfällt. Dazu bedarf es nicht vorsorglich einer zusätzlichen, die „Erstpflanzungsfestsetzung“ ergänzenden „Nachpflanzungsfestsetzung“. Aus diesem Grund hat die Gemeinde von einer solchen „Nachpflanzungs- festsetzung“ abgesehen. 3) Von der Festsetzung konkreter Vorgaben für die Ausführung der Pflan- zung (z. B. Festsetzung von Stammschattierungen, Baumscheiben, Gieß- rändern usw.) selber sowie für die anschließende Pflege der festgesetzten Pflanzgebote hat die Gemeinde abgesehen. Begründung: Wie alle bau- leitplanerischen Festsetzungen dürfen auch solche nach § 9 Abs. 1 Nr. 25 a) BauGB nur aus städtebaulichen Gründen getroffen werden. Bei „Erst- pflanzungsfestsetzungen“ i. S. d. § 9 Abs. 1 Nr. 25 a) BauGB versteht es sich aber von selbst, dass sich ihre Pflege nach fachgerechten Anforde- rungen (z. B. FLL-Richtlinien, DIN 18 916 [Vegetationstechnik im Land- schaftsbau, Pflanzen und Pflanzarbeiten, Stand August 2002] o. ä.) zu richten hat, so dass die Anpflanzungen in ihrer konkreten ökologischen Funktion und landschafts- und siedlungsbildästhetischen Bedeutung ihre artspezifischen Wirkungen dauerhaft entfalten können. Für weitergehen- de, dezidierte Vorgaben (z. B. zur Fertigstellungs-/Entwicklungspflege o. ä.) fehlt es jedoch an der erforderlichen, städtebaulich motivierten Be- gründung. 4) Zur vorhergehenden Ziffer 3) wird festgestellt: Auf die diesbezüglich rele- vanten Ausführungen in Kap. 13.5 („Maßnahmen zur Vermeidung und zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität“) wird verwie- sen.

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11.7 Sonstige Planzeichen und Festsetzungen

Gemäß den Vorgaben des § 9 Abs. 7 BauGB ist die Grenze des räumlichen Geltungsbereiches zeichnerisch festgesetzt (Planzeichen Nr. 15.13 gemäß PlanZV, schwarze Farbe). Der Geltungsbereich des angrenzenden rechtskräftigen BBPs/GOPs „Am Sandweg“ ist nachrichtlich gleichfalls mit dem Planzeichen Nr. 15.13 gemäß PlanZV dargestellt, zur besseren Unterscheidung jedoch in hellgrauer Farbe. Unterschiedliche Arten der Nutzung bzw. Flächen mit einem unterschiedlichen Maß der Nutzung wurden durch das Planzeichen Nr. 15.14 gemäß PlanZV (schwarze „Perlenkettensignatur“) untereinander abgegrenzt. Die in der Planzeichnung dargestellte Grundstücksaufteilung stellt nur einen unverbindlichen Vorschlag dar. Das entsprechende Planzeichen befindet sich aus diesem Grund unter den zeichnerischen Hinweisen. Die tatsächliche Grundstücksaufteilung, der Grundstückszuschnitt sowie die Grundstücksan- zahl werden im Rahmen einer sog. Sonderung außerhalb des vorliegenden Bauleitplanes festgelegt. Derzeit befinden sich sämtliche Geltungsbereichsflächen im Eigentum der Gemeinde Kemmern. Zukünftig werden sich nur die Gemeinbedarfsflächen sowie die Flächen der „Planstraße A“ (öffentliche Straßenverkehrsfläche) und der „Planstraße C“ (Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung) im Eigen- tum der Gemeinde befinden. Die Wohngebietsfläche wird verkauft. Auf Teilflächen der Grundstücke mit den Fl.-Nrn. 1350, 1360 und 1372 (alle Gmkg. Kemmern), bei denen es sich künftig um Privatgrundstücke handeln wird, werden mit einem Leitungsrecht (Mischwasserkanal MW BR DN 500, Breite 4,0 m beiderseits der Leitungsachse) zu Gunsten der Gemeinde Kem- mern zu belastende Flächen festgesetzt (Begründung s. Ausführungen in Kap. 10.7.1 „Bestandssparten“). Es wird darauf hingewiesen, dass allein die mit Leitungsrechten gemäß § 9 Abs. 1 Nr. 21 BauGB belasteten Flächen noch kein Recht zur Verlegung, Re- vision und/oder Unterhaltung von Telekommunikationsinfrastrukturen, Entsor- gungsleitungen o. ä. begründen. Deshalb muss in einem zweiten Schritt die Eintragung einer persönlichen Dienstbarkeit im Grundbuch erfolgen.

11.8 Immissionsschutz

11.8.1 Haustechnische Anlagen

Gemäß der „Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm“ (TA-Lärm, Stand: 26.08.1998) gelten bei einem Betrieb haustechnischer Anlagen (z. B. Klimageräte, Abluftführungen, Wärmepumpen) in der Summe folgende Immis- sionsrichtwerte für Lärm an betroffenen fremden Wohnräumen (Immissionsor- te [IO]):

 IO im „WA“: tags (6.00 - 22.00): 55 dB(A) nachts (22.00 - 6.00): 40 dB(A)

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Damit die vorgenannten Schallpegel nicht bereits durch die erste, im Plange- biet installierte Wärmepumpe o. ä. alleine ausgeschöpft werden und später hinzukommende Anlagen dann sehr hohe Anforderungen an den Lärmschutz erfüllen müssen, empfiehlt sich eine Reduzierung des zulässigen Maßes an Lärmemissionen für eine Einzelanlage. Gemäß Nr. 3.2.1 Abs. 2 TA-Lärm ist eine Anlage dann als nicht relevant an- zusehen, wenn ihr Immissionsbeitrag den zulässigen Immissionsrichtwert um mindestens 6 dB(A) unterschreitet. Für den potenziellen Betrieb haustechnischer Anlagen am maßgeblichen Im- missionsort (0,50 m vor dem geöffneten Fenster eines schutzbedürftigen Raumes) ergibt sich insofern ein Teilbeurteilungspegel i. S. d. Nr. 3.2.1 Abs. 2 der TA-Lärm von max. 49 dB(A) tags und von 34 dB(A) nachts. Der Nachweis über die Einhaltung der genannten Immissionsrichtwerte obliegt den jeweiligen Betreibern. Im Bedarfsfall wird die Gemeinde hierzu einen Nachweis verlangen. Zu den schutzbedürftigen Räumen macht die DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“ folgende Angaben: „Schutzbedürftige Räume sind Aufenthaltsräu- me, soweit sie gegen Geräusche zu schützen sind.“ Nach dieser Norm sind dies

 Wohnräume einschließlich Wohndielen,  Schlafräume, einschließlich Übernachtungsräume in Beherbergungsstät- ten und Bettenräume in Krankenhäusern und Sanatorien,  Unterrichtsräume in Schulen, Hochschulen und ähnlichen Einrichtungen sowie  Büroräume (ausgenommen Großraumbüros), Praxisräume, Sitzungsräu- me und ähnliche Arbeitsräume.

Bei Wohnnutzungen gelten die Anforderungen beim Schutz gegenüber Au- ßenlärm grundsätzlich für alle Räume. Gemäß Ziffer 5.2 der DIN 4109 sind hier ausdrücklich nur Küchen (Küchen nur, sofern es sich hierbei nicht um kombinierte Wohn-/Essküchen, demnach um Küchen mit einem Essplatz handelt), Bäder und Hausarbeitsräume ausgenommen. Im Hinblick auf die Vermeidung von Geräuschbelästigungen durch haustech- nische Anlagen (wie z. B. Wärmepumpen, Klimageräte o. ä.) sollten bei deren Errichtung folgende Punkte beachtet werden:

 Bei der Anschaffung haustechnischer Aggregate wird die Anschaffung von Geräten empfohlen, die dem Stand der Lärmschutztechnik entsprechen (z. B. Wärmepumpen-Splitgeräte, Aggregate mit Vollkapselung, Minimie- rung von Drehzahlen bzw. Strömungsgeschwindigkeiten).  Die Aufstellung von Wärmepumpen, Klimageräten, Kühlaggregaten oder Zu- bzw. Abluftführungen direkt an oder unterhalb von Fenstern geräusch- sensibler Räume (z. B. Schlafzimmer) sollte vermieden werden.  Eine Errichtung geräuschemittierender Aggregate in Nischen, Mauerecken oder zwischen Wänden bewirkt eine Schallpegelerhöhung aufgrund von Schallreflektionen und sollte vermieden werden.

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 Grundsätzlich sollte bei der Errichtung der Geräte und der damit verbun- denen Rohrleitungen auf eine körperschallisolierte Aufstellung bzw. Befes- tigung geachtet werden.  Soweit erforderlich, sollten bei Blechen und sonstigen Bauteilen Maßnah- men zur Entdröhnung durchgeführt werden (z. B. Entkoppelung der Luft- kanalbleche und Verkleidungselemente, Minimierung von Vibrationen).  Die Abstände zu Nachbarhäusern sollten so gewählt werden, dass die für das Gebiet gültigen Immissionsrichtwerte dort um mind. 6 dB(A) unter- schritten werden (für Luftwärmepumpen vgl. Abstandstabelle gemäß Ziffer 14.1.2. im Leitfaden „Tieffrequente Geräusche bei Biogasanlagen und Luftwärmepumpen - ein Leitfaden (Teil III)“, Bayerisches Landesamt für Umwelt.  Soweit die erforderlichen Abstände nicht eingehalten werden können, soll- ten weitere Schallschutzmaßnahmen ergriffen werden (z. B. Abschirmung, Einbau von Schalldämpfern, Luftkanalumlenkungen, geeignete Geräte- wahl).  Freiräume im Wärmepumpen-/Klimagerätesockel führen zu lärmpegeler- höhenden Schallbrücken und sollten vermieden werden.

11.8.2 Anwohnerverkehr/Parkplatzlärm

Teile des Plangebietes werden als „Allgemeines Wohngebiet“ ausgewiesen. Gemäß der „Bayerischen Parkplatzlärmstudie“ ist davon auszugehen, dass Stellplatzimmissionen auch in Wohnbereichen zu den üblichen Alltagser- scheinungen gehören und dass Garagen und Stellplätze, deren Zahl dem durch die zulässige Nutzung verursachten Bedarf des Wohngebietes ent- spricht, keine erheblichen, billigerweise unzumutbaren Störungen hervorrufen. Folgendes ist festzuhalten und zu berücksichtigen:

 Das Vorhaben verursacht im Wesentlichen Stellplatzimmissionen. Diese stellen grundsätzlich eine zulässige Nutzung dar. Die dadurch verursachte Geräuschentwicklung ist als übliche Alltagserscheinung anzusehen.  Die Anzahl notwendiger Stellplätze ergibt sich aus den Vorgaben der bay- erischen Garagen und Stellplatzverordnung in Abhängigkeit von den je Baurecht maximal zulässigen Wohneinheiten bzw. Nutzungen. Hierdurch ergibt sich eine definierbare Anzahl an potenziell neuen An- und Abfahr- ten.

Durch die geplante Bebauung und die vorgesehenen Nutzungen (Senioren- pflege-/-wohneinrichtung) und den dadurch verursachten Verkehr werden we- der innerhalb des Plangebietes noch aus ihm heraus gegenüber der beste- henden Siedlungsfläche unzulässige, dem gesunden Wohnen entgegenste- hende Schallemissionen verursacht. Gleiches gilt aus den bestehenden Wohnbauflächen heraus gegenüber den Plangebietsflächen. Der in Folge des Neubaugebietes entstehende Verkehrslärm unterscheidet sich nicht von dem Verkehrslärm, der durch die bereits bestehenden Bauge- biete verursacht wird und der wiederum selber auch auf das Neubaugebiet einwirken wird.

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Im Geltungsbereich ist die Anlage von Stellplätzen für Mitarbeiter der Kinder- tagesstätte und der Seniorenpflege-/-wohneinrichtung vorgesehen. Eine Bele- gung der Stellplätze zur Nachtzeit kann ausgeschlossen werden. Etwaige von den Stellplätzen ausgehende Lärmemissionen sind lediglich auf die reine Wohnnutzung (Bewohner und ihre Besucher) zurückzuführen. Gemäß Beschluss des VGH Baden-Württemberg vom 20.07.1995 (Az. 3 S3538/94) sind für eine Wohnnutzung etwaige Maximalpegelereignisse nicht zu berücksichtigen, sodass auf eine Betrachtung des Maximalpegelkriteriums für die Nachtzeit verzichtet werden konnte und lediglich der Tagzeitraum zu untersuchen war. Dies ist im Rahmen der vorliegenden schalltechnischen Un- tersuchung geschehen, mit dem Ergebnis, dass in Folge von Maximalpegeler- eignissen (Schließen einer Fahrzeugheck-/-kofferraumklappe mit 99,5 dB(A)) keine negativ erheblichen Belastungen zu erwarten sind.

11.8.3 Landwirtschaftliche Immissionen

Auf die von den westlich und nordwestlich benachbarten, an den Geltungsbe- reich angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen und auf die dadurch auf den Geltungsbereich einwirkenden Immissionen (Lärm, Staub, Geruch) - aus- gelöst durch die betriebsüblichen landwirtschaftlichen Nutzungen - wird hin- gewiesen. Diese sind zumutbar, sofern sie nicht über das gemäß den ein- schlägigen öffentlich rechtlichen Regelungen (z. B. BImSchG) zulässige und zugrunde gelegte Maß hinausgehen. Es ist nicht auszuschließen ist, dass z. B. Saat- und Erntearbeiten o. ä. ggf. zur Nachtzeit, folglich auch nach 22.00 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen, erfolgen können. Nordwestlich des Plangebietes befindet sich eine landwirtschaftliche Hofstelle (Aussiedlerhof), die nach den der Gemeinde vorliegenden Informationen be- reits seit vielen Jahren keine Tierhaltung mehr betreibt. Im wirksamen FNP/LSP sind die Flächen des Aussiedlerhofes nicht als Flä- chen für die Landwirtschaft dargestellt, sondern als gemischte Bauflächen (s. hierzu Darstellung in Abb. 4, Seite 8). Der FNP/LSP sieht weiterhin östlich dieser gemischten Bauflächen neu geplante Wohnbauflächen vor, die deutlich näher an den Aussiedlerhof heranrücken, als dies bei den vorliegend geplan- ten Wohngebiets- und Gemeinbedarfsflächen der Fall ist (s. Abb. 4, Seite 8, breit rot - weiß schraffierte Flächen). Darüber hinaus beabsichtigt die Gemeinde Kemmern gemäß Darstellung in ihrem wirksamen FNP/LSP die Entwicklung von Wohnbauflächen bis direkt an die gemischten Bauflächen (Aussiedlerhof) heran, hat diese Flächen jedoch als Wohnbauflächen unter Vorbehalt dargestellt, die erst nach Wegfall der Emissionsquelle (landwirtschaftliche Hofstelle) realisiert werden kön- nen/dürfen. Der dem Aussiedlerhof am nächsten gelegene Punkt des festgesetzten Bau- fensters befindet sich einer Luftlinienentfernung von 126 m. Die Gemeinde kann vor dem Hintergrund der Faktenlage sowie der künftigen Verhältnisse (Abstandsflächen) einen ungelösten Konflikt nicht erkennen, auch nicht eine Beeinträchtigung potenzieller, zukünftiger Entwicklungen der landwirtschaftlichen Hofstelle (Aussiedlerhof).

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11.8.4 Kinderlärm, Schullärm

Zu berücksichtigen ist im vorliegenden Fall die Vorschrift des § 22 Abs. 1a BImSchG, die mit dem 10. Gesetz zur Änderung des Bundesimmissions- schutzgesetzes vom 20. Juli 2011 mit Wirkung zum 28. Juli 2011 in das Bun- desimmissionsschutzgesetz eingefügt worden ist. Nach dieser Vorschrift sind Geräuscheinwirkungen, die von Kindertagesein- richtungen, Kinderspielplätzen und ähnlichen Einrichtungen wie beispielswei- se Ballspielplätzen durch Kinder hervorgerufen werden, im Regelfall keine schädlichen Umwelteinwirkungen. In der Rechtsprechung wird auch ein Schulbetrieb - neben Kinderlärm aus Kindertageseinrichtungen, Kinderspielplätzen u. ä. - als sozialadäquat einge- stuft. In diesem Zusammenhang wird auch auf die Ausnahmereglung des § 5 Abs. 3 der Sportanlagenlärmschutzverordnung (18. BImSchV) hingewiesen. Bei der Beurteilung derartiger Geräuscheinwirkungen dürfen Immissionsgren- zen und Richtwerte nicht herangezogen werden (§ 22 Abs. 1a Satz 2 BIm- SchG). Wie sich aus der Gesetzesbegründung ergibt, soll mit dieser Vorschrift zum Ausdruck gebracht werden, dass Kinderlärm unter einem besonderen Toleranzgebot der Gesellschaft steht und Geräusche spielender Kinder als Ausdruck der kindlichen Entwicklung und Entfaltung grundsätzlich zumutbar sind und hiergegen gerichtete Abwehransprüche auf seltene Einzelfälle be- schränkt bleiben sollen. Eine ähnliche Vorschrift enthält auch das Bayerische Gesetz über Anforde- rungen an den Lärmschutz bei Kinder- und Jugendspieleinrichtungen (BayKJG), das in Art. 2 in Bezug auf Kindertageseinrichtungen bestimmt, dass die natürlichen Lebensäußerungen von Kindern, die Ausdruck natürlichen Spielens oder anderer kindlicher Verhaltensweisen sind, als sozialadäquat hinzunehmen sind. Auch dies kann auf die vorliegende Planung und die darin implementierten Nutzungen übertragen werden. Nach Ansicht des Bayerischen Landesgesetzgebers soll eine Beurteilung von Kinderlärm nach den Vorschriften des BImSchG in Bayern künftig nicht mehr stattfinden (LT-Drs. 16/8124 Seite 6). Demnach ist unter diesem Aspekt mit Blick auf den vorliegenden Plan festzu- stellen: Sich aus dem Betrieb der Kindertagesstätte ergebender Lärm insbe- sondere auch im Zuge der Nutzung der Freianlagen ist sozialadäquat und zumutbar. Vor diesem Hintergrund wird nochmals explizit auf die enge räumliche Nach- barschaft zwischen dem geplanten „Allgemeinen Wohngebiet“, der geplanten Gemeinbedarfsfläche sowie zu den bestehenden, umgebenden Flächen eines „Allgemeinen Wohngebietes“ hingewiesen. Von den vorhergehenden Ausführungen ausgenommen ist Lärm aus dem mit der geplanten Kindertagesstätte in Verbindung stehenden bzw. dadurch aus- gelösten Verkehrsaufkommen (Hol-, Bringverkehr der Eltern, An-/Abfahrten der Mitarbeiter, Versorgungs- und Entsorgungsverkehr). Die hierdurch verur- sachten Verkehrslärmemissionen wurden im Rahmen der vorliegenden schall- technischen Untersuchung ermittelt (s. hierzu Ausführungen in Kap. 11.8.5 „Verkehrslärm“ sowie in der schalltechnischen Untersuchung).

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11.8.5 Verkehrslärm

Auf die als gesonderter Teil der Begründung beiliegende schalltechnische Un- tersuchung und die dort gemachten Angaben wird an dieser Stelle verwiesen. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass in Folge künftiger im Plangebiet zulässi- ger Nutzungen in Kombination mit den Bereits im Umfeld bestehenden Nut- zungen (Kindertagesstätte St. Maria, Grundschule) zukünftig keine unzulässi- gen, auf die umgebenden schutzwürdigen Nutzungen (Wohnbebauung) usw. einwirkenden Belastungen ergeben werden.

12. BAUORDNUNGSRECHTLICHE FESTSETZUNGEN

12.1 Abstandsflächen

12.1.1 Allgemeine Hinweise und Ausführungen

Gemäß Art. 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO beträgt die Tiefe der Abstandsflächen in einem „Allgemeinen Wohngebiet“ üblicherweise „1,0 H“. Die Tiefe der Ab- standsfläche bemisst sich dabei nach der Wandhöhe („H“). Die Höhe von Dä- chern mit mehr als 70 Grad wird voll, von Dächern mit einer Neigung von mehr als 45 Grad zu einem Drittel und von Dächern bis 45 Grad nicht hinzu- gerechnet. Gemäß Art. 6 Abs. 5 Satz 2 BayBO genügt in Kerngebieten eine Abstandsflä- chentiefe von nur „0,5 H“. Nach Art. 6 Abs. 7 Nr. 2 BayBO kann die Gemeinde durch Satzung die Tiefe der Abstandsflächen für ein „Allgemeines Wohngebiet“ sogar auf „0,4 H“ redu- zieren. Im vorliegenden Planfall gilt jedoch Art. 6 Abs. 5 Satz 3 BayBO, wonach die regulären Abstände gemäß Art. 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO nicht gelten. Die konk- ret von jedem Baukörper einzuhaltenden Abstandsflächen werden durch die festgesetzten Baugrenzen/Baulinien definiert. Für die drei vorgenannten Fälle, in denen die Abstandsflächen zulässiger- weise verkürzt werden können, gilt jedoch Art. 6 Abs. 5 Satz 3 Halbsatz 2 BayBO, wonach bei einer abweichenden Festsetzung der Abstandflächen (z. B. mittels Baugrenzen, wie im vorliegenden Planfall vorgesehen) die aus- reichende Belichtung und Belüftung nicht beeinträchtigt und die Flächen für notwendige Nebenanlagen nicht eingeschränkt werden dürfen. Dabei geht man grundsätzlich davon aus, dass die „normalen“ Abstandsflächen i. S. v. Art. 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO eine ausreichende Belichtung und Belüftung si- cherstellen und damit die Anforderungen an gesunde Wohnverhältnisse erfül- len. Wo demnach die „normalen“ Abstandsflächen unterschritten sind, muss sich die Abwägung und Begründung in jedem konkreten Fall mit dieser Unter- schreitung auseinandersetzen. Es muss jeweils begründet werden, weshalb trotz Unterschreitung der regulären Abstandsflächen gesunde Wohnverhält- nisse und eine ausreichende Belichtung und Belüftung gewahrt sind und wes- halb Flächen für notwendige Nebenanlagen nicht eingeschränkt werden.

- 54 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Die sich über die Festsetzung der Baugrenzen und Baulinien ergebenden Ab- standsflächen werden als städtebaulich erforderlich angesehen und wie folgt begründet:

 Es soll die städtebaulich gewünschte Neu-/Weiterentwicklung innerhalb bisher schulisch genutzter Grundstücksteilflächen ermöglicht werden.  Die Wohnfunktion im Ortskern des Hauptortes soll gestärkt werden, insbe- sondere in seiner Bedeutung für Senioren und für pflegebedürftige Perso- nen.  Der Austausch und der Kontakt zwischen den Generationen soll gefördert werden.  Es soll zu einer Konzentration und weitestmöglichen Aus-/Umnutzung bis- her schulisch genutzter Flächen innerhalb eines verkehrstechnisch gut er- schlossenen Plangebietes kommen.  Der schonende Umgang mit Grund und Boden soll sichergestellt werden, in dem durch die Konzentration baulicher Nutzungen innerhalb geschlos- sener Siedlungsbereiche die Nutzung baulich bisher nicht genutzter Au- ßenbereichsflächen („grüne Wiese“, freie Landschaft) verhindert werden kann.  Ein Dichtegefälle zur ebenfalls baulich intensiv genutzten Umgebung soll vermieden werden.  Die vorhandene bauliche Struktur soll vor dem Hintergrund der besonde- ren örtlichen Verhältnisse ergänzt und optimiert werden.

12.1.2 „Baukörper A“

Wie dem Zuschnitt des Baufensters in der Planzeichnung zu entnehmen ist, handelt sich im Falle des „Baukörpers A“ um einen L-förmigen Baukörper, be- stehend aus einem längeren Schenkel, der ca. in einer Nord-Süd-Achse aus- gerichtet ist, und einem kürzeren Schenkel, der in einer West-Ost-Achse aus- gerichtet ist.

Giebelseitige (nördliche) Nordfassade: In Abhängigkeit der Lage des festgesetzten Baufensters, der maximal zuläs- sigen Gebäudehöhe, der festgesetzten Höhenlage der OK FFB EG, und der gemäß Art 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO für ein „WA“ maßgebenden Wandhöhe (1 H) ist davon auszugehen, dass die Abstandsfläche teilflächig in die nördlich des „WAs“ festgesetzte Gemeinbedarfsfläche (wird künftig ein eigenständiges Grundstück) hineinragen wird. Bei den dort mit Abstandsflächen belasteten Gemeinbedarfsflächen (Fremdgrundstück) handelt es sich um Zufahrtsflächen für der Kindertagesstätte zugeordnete Stellplatzflächen sowie um Zugangs- /Zufahrtsflächen zu den künftigen Frei-/Außen-/Spielanlagen der Kindertages- stätte. Da hier ansonsten keine weiteren, besonders zu berücksichtigenden, schutzwürdigen Nutzungen vorhanden und zulässig sind/sein werden, die hinsichtlich ihrer berechtigten Interessen nach einer ausreichenden Belichtung und Belüftung tangiert sei könnten, kommt die Gemeinde im Rahmen ihrer Abwägung zu dem Ergebnis, dass durch die teilflächige Belastung mit Ab- standsflächen auf dem künftigen Fremdgrundstück (Gemeinbedarfsfläche, - 55 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

bleibt im Eigentum der Gemeinde) keine unzulässigen, erheblichen Belastun- gen, Konflikte bzw. Beeinträchtigungen ausgelöst werden können. Für diese Bereiche ist demnach Art. 6 Abs. 2 Satz 3 BayBO einschlägig, wonach sich Abstandsflächen ganz oder teilweise auf anderen Grundstücke erstrecken dürfen, wenn (planungs-) rechtlich oder tatsächlich gesichert ist, dass sie nicht überbaut werden. Beides trifft aus den vorgenannten Gründen zu (keine Bau- fenster o. ä. festgesetzt, für die Errichtung von Hauptgebäuden stehen nicht ausreichend Flächen zur Verfügung).

Traufseitige (südliche) Nordfassade: In Abhängigkeit der Lage des festgesetzten Baufensters, der maximal zuläs- sigen Gebäudehöhe, der festgesetzten Höhenlage der OK FFB EG und der gemäß Art 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO für ein „WA“ maßgebenden Wandhöhe (1 H) ist davon auszugehen, dass die Abstandsfläche randlich/teilflächig in die festgesetzte Gemeinbedarfsfläche (wird künftig ein eigenständiges Grund- stück, Eigentümer Gemeinde Kemmern) hineinragen wird. Bei den hierdurch belasteten Gemeinbedarfsflächen wird es sich künftig um Grün-, Frei- und Spielflächen der Kindertagesstätte handeln. Wie der Planzeichnung unter Be- rücksichtigung der festgesetzten Baufenster und Baulinien zu entnehmen ist, handelt es sich bei diesen Grün-, Frei- und Spielflächen um eine an drei Sei- ten (Westen, Süden, Osten) eingefasste, abgeschirmte und nach innen kon- zentrierte Innenhofsituation. Zum einem dient diese Planungsüberlegung dem Schutz der Kinder, der weitestmöglichen Abschirmung des Kinder-/ Spiellärms nach außen (gegenüber den benachbarten Wohngebietsflächen) sowie auch dem Fokus und der Konzentration der angestrebten engen Austauschbezie- hungen zwischen den künftigen Gemein- und Wohngebietsflächen. Durch die festgesetzte Kettenbauweise und die bauliche Einrahmung an drei Seiten ist es unvermeidbar, dass sich Abstandsflächen der Gebäude im festgesetzten „WA“ auch auf die Gemeinbedarfsfläche erstrecken. Hierdurch ausgelöste Verschattungseffekte sind nicht unerwünscht, da sich künftig während des Tagesganges innerhalb der Grün-, Frei- und Spielflächen verschattete Berei- che ergeben werden, die von Kindern und Erziehern, Senioren und Betreuern an heißen Tagen als Rückzugsort genutzt werden können. Insofern kann aus dem vorbeschriebenen Argumentationskomplex heraus eine negativ erhebli- che bzw. unzulässige Beeinträchtigung der Gemeinbedarfsflächen in Folge der Übernahme von Abstandsflächen des „WAs“ nicht festgestellt werden.

Westfassade : In Abhängigkeit der Lage des festgesetzten Baufensters, der maximal zuläs- sigen Gebäudehöhe, der festgesetzten Höhenlage der OK FFB EG und der gemäß Art 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO für ein „WA“ maßgebenden Wandhöhe (1 H) ist davon auszugehen, dass die Abstandsfläche in die westlich benach- barte, öffentliche Straßenverkehrsfläche („Planstraße A“) hineinragen wird. Gemäß Art. 6 Abs. 2 Satz 2 BayBO dürfen Abstandsflächen auch auf öffentli- chen Verkehrsflächen liegen, jedoch nur bis zu deren Mitte. Auf Basis der vorgenannten Rahmenbedingungen wird diese Vorgabe eingehalten. Ein un- gelöster Konflikt bzw. eine unzulässige Belastung des öffentlichen Straßen- grundstücks mit Abstandsflächen des östlich benachbarten „WAs“ ist auszu- schließen.

- 56 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Südfassade: Die vorhergehenden Ausführungen zur Westfassade gelten an dieser Stelle analog, jedoch mit dem Unterschied, dass die Abstandsfläche eine öffentliche Verkehrsfläche besonderer Zweckbestimmung („Mischfläche, verkehrsberu- higter Bereich, Parkplatzzufahrt, Zufahrt Feuerwehr/ Rettungsfahrzeuge“) tan- giert.

Traufseitige (nördliche) Ostfassade: Die vorhergehenden Ausführungen zur traufseitigen (südlichen) Nordfassade gelten an dieser Stelle analog.

Giebelseitige (südliche) Ostfassade: Mit Blick auf die Planzeichnung ist festzustellen, dass es sich hier um einen geplanten Grenzbau handelt. In Abhängigkeit der Lage des festgesetzten Baufensters, der maximal zulässigen Gebäudehöhe, der festgesetzten Hö- henlage der OK FFB EG und der gemäß Art 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO für ein „WA“ maßgebenden Wandhöhe (1 H) ist davon auszugehen, dass die Ab- standsfläche in die östlich benachbarte Gemeinbedarfsfläche (wird künftig ein eigenständiges Grundstück) hineinragen wird. Mit Blick auf die Planzeichnung ist festzustellen, dass es sich bei den unter diesen Voraussetzungen/ Rah- menbedingungen mit Abstandsflächen belasteten Gemeinbedarfsflächen (Fremdgrundstück) zukünftig um eine nicht überbaubare Grundstücksfläche (Grün-, Frei-, Spielfläche) bzw. um eine bebaute Fläche („Baukörper B“) han- delt. Da hier ansonsten keine weiteren, besonders zu berücksichtigenden Nutzungen vorhanden und zulässig sind/sein werden, die hinsichtlich ihrer be- rechtigten Interessen nach einer ausreichenden Belichtung und Belüftung tangiert sei könnten, kommt die Gemeinde im Rahmen ihrer Abwägung zu dem Ergebnis, dass durch die teilflächige Belastung mit Abstandsflächen auf dem künftigen Fremdgrundstück (Gemeinbedarfsfläche, Eigentümer Gemein- de Kemmern) keine unzulässigen, erheblichen Belastungen, Konflikte bzw. Beeinträchtigungen ausgelöst werden können.

12.1.3 „Baukörper B“

Nordfassade: Die Abstandsfläche wird vollständig in der Gemeinbedarfsfläche liegen und geht nicht zu Lasten Dritter. Ein ungelöster Konflikt ist auszuschließen.

Südfassade: Die Ausführungen zur Nordfassade gelten hier analog.

Ostfassade: Der Südabschnitt der Fassade wird auf einer Länge von ca. 6,30 m nahezu vollflächig auf öffentlichem Grund (öffentlicher Verkehrsfläche mit der beson- deren Zweckbestimmung „Zufahrt Feuerwehr/Rettungsfahrzeuge, Pflege-/ Un- terhaltungsweg, Spiel-/Begegnungsflächen, Geh-/Radweg“) liegen. Gemäß Art. 6 Abs. 2 Satz 2 BayBO dürfen die Abstandsflächen auch auf öffentlichen Verkehrsflächen liegen, jedoch nur bis zu deren Mitte. Auf Basis der vorge- nannten Rahmenbedingungen wird diese Vorgabe eingehalten. Ein ungelös- - 57 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

ter Konflikt bzw. eine unzulässige Belastung des öffentlichen Straßengrund- stücks mit Abstandsflächen der westlich benachbarten Gemeinbedarfsfläche ist auszuschließen.

Westfassade: Die Länge der Westfassade wird ca. 16,75 m betragen, hiervon handelt es sich im südlichen Abschnitt auf einer Länge von ca. 9,35 m um eine grenz- ständige Fassade. Der nördliche Fassadenabschnitt (Restlänge von ca. 7,40 m) liegt innerhalb der Gemeinbedarfsfläche. Die dortige Abstandsfläche geht nicht zu Lasten Dritter (kein ungelöster Konflikt). Von dem südlichen, grenzständigen Fassadenabschnitt (Länge gesamt ca. 9,35 m) hingegen fallen die Abstandsflächen eines ca. 5,0 m langen Fassa- denteils auf nicht überbaute, westlich gelegene Nachbargrundstücksflächen („WA“), die als Außenwohnbereiche, Freiflächen für Senioren genutzt werden sollen. Bei dem „Baukörper B“ handelt es sich um ein eingeschossiges Bau- werk, das östlich des „WAs“ liegt. Negativ erhebliche Verschattungseffekte o. ä. können hierdurch a priori ausgeschlossen werden. Die durch den dreige- schossigen „Baukörper A“ selber ausgelösten, auf die Gemeinbedarfsfläche und auf das „WA“ einwirkenden Verschattungseffekte sind größer, als sie durch den „Baukörper B“ überhaupt ausgelöst werden können. Ein ungelöster, erheblicher bzw. unzulässiger Konflikt ausgelöst durch „Baukörper B“ gegen- über dem „Baukörper A“ bzw. dem „WA“ ist auszuschließen. Darüber hinaus liegt es bei der festgesetzten Kettenbauweise und dem u-förmig geplanten Gebäudekomplex in der Natur der Sache, dass sich Abstandsflächen überla- gern und weitestgehend unvermeidbar sind. Bei dem verbleibenden Fassa- denabschnitt von ca. 4,35 m Länge grenzt die eingeschossige Westfassade des „Baukörpers B“ an die dreigeschossige (giebelseitige) Ostfassade des „Baukörpers A“ (gegenseitige Überlagerung von Abstandsflächen).

12.1.4 „Baukörper C“

Nordfassade: In Abhängigkeit der Lage des festgesetzten Baufensters, der maximal zuläs- sigen Gebäudehöhe, der festgesetzten Höhenlage der OK FFB EG und der gemäß Art 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO maßgebenden Wandhöhe (1 H) ist davon auszugehen, dass die Abstandsfläche auf einer Länge von voraussichtlich ca. 8,95 m und mit einer maximalen Tiefe von voraussichtlich ca. 2,75 m rand- lich/teilflächig in das nördlich benachbarte Grundstück mit der Fl.-Nr. 1351 (Gmkg. Kemmern) hineinragen wird. Gemäß des für dieses Grundstück gel- tenden rechtskräftigen Bebauungsplan „Am Sandweg“ (s. hierzu Ausführun- gen in Kap. 4.4 „Im Zuge des Verfahrens überplante, rechtskräftige Bebau- ungspläne“) sind hier Gemeinbedarfsflächen für die Schulerweiterung und für Flächen für einen Kindergarten festgesetzt. Baugrenzen sind nicht vorhanden. Die in Anspruch genommene Fläche wird als private Gartenfläche genutzt. Nebenanlage, Freisitze o. ä. sind in diesem Bereich nicht vorhanden. Es ist daher nicht erkennbar, wie durch diese teilflächige, abschnittsweise Überlage- rung des Nachbargrundstücks (Fl.-Nr. 1351, Gmkg. Kemmern) eine unzuläs- sige Beeinträchtigung Dritter entstehen soll. Die Gemeinde Kemmern ist aktu- ell darum bemüht, die gemäß rechtskräftigem BBP „Am Sandweg“ als Ge-

- 58 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

meinbedarf festgesetzten Teilflächen des Grundstücks Fl.-Nr. 1351, Gmkg. Kemmern) zu erwerben.

Ostfassade: In Abhängigkeit der Lage des festgesetzten Baufensters, der maximal zuläs- sigen Gebäudehöhe, der festgesetzten Höhenlage der OK FFB EG, und der gemäß Art 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO maßgebenden Wandhöhe (1 H) ist davon auszugehen, dass die östliche Abstandsfläche auf einer Länge von voraus- sichtlich ca. 17,30 m und mit einer maximalen Tiefe von voraussichtlich ca. 0,60 m randlich/teilflächig in das nördlich benachbarte Grundstück mit der Fl.- Nr. 1350/1 (Gmkg. Kemmern) hineinragen wird. Hierbei handelt es sich um das Grundstück der Grundschule (Gebäude mit Frei-/Außenanlagen, gleich- falls Flächen für den Gemeinbedarf). Die Abstandsflächen befinden sich in- nerhalb von Flächen, auf denen sich aktuell die Grundstücksrandeingrünung befindet. Der Gehölzbestand weist bereits derzeit mindestens die gleiche Wuchshöhe auf, wie die zukünftig westlich benachbarte Gebäudehöhe. Zu- sätzliche Verschattungseffekte gegenüber dem Status quo in Folge der neuen Gebäude relativieren sich insofern. In Folge der vorliegenden Planung ist nicht erkennbar, wie durch diese teilflächige und nur abschnittsweise Überla- gerung des Grundstücks mit der Fl.-Nr. 1350/1 (Gmkg. Kemmern) eine unzu- lässige Beeinträchtigung Dritter entstehen soll.

Westfassaden: In Abhängigkeit der Lage des festgesetzten Baufensters, der maximal zuläs- sigen Gebäudehöhe, der festgesetzten Höhenlage der OK FFB EG und der gemäß Art 6 Abs. 5 Satz 1 BayBO maßgebenden Wandhöhe (1 H) ergibt sich, dass die beiden westlichen Abstandsflächen vollständig innerhalb der Ge- meinbedarfsfläche liegen werden.

Nördliche Südfassade: Die vorhergehenden Ausführungen zu den (beiden) Westfassaden gelten an dieser Stelle für die nördliche Südfassade analog.

Südliche Südfassade: Die südliche Südfassade wird zukünftig in Teilen auf öffentlichem Grund (öf- fentliche Verkehrsfläche mit der besonderen Zweckbestimmung „Zufahrt Feu- erwehr/Rettungsfahrzeuge, Pflege-/Unterhaltungsweg, Spiel-/ Begegnungs- flächen, Geh-/Radweg“ liegen. Gemäß Art. 6 Abs. 2 Satz 2 BayBO dürfen die Abstandsflächen auch auf öffentlichen Verkehrsflächen liegen, jedoch nur bis zu deren Mitte. Auf Basis der vorgenannten Rahmenbedingungen kann diese Vorgabe eingehalten werden.

12.1.5 Nebenanlagen

Die zeichnerischen Festsetzungen sehen nördlich und südöstlich des „Bau- körpers C“ (Kindertagesstätte) zwei Baufenster zur Errichtung von Nebenan- lagen vor. Im Falle des nördlichen Baufensters sind Flächen zur Errichtung ei- nes Gebäudes zur Unterbringung von Lager- und Gartengeräteräumen vorge- sehen, im Falle des südöstlichen Baufensters sind Flächen zur Errichtung ei- nes Kindergartenabstellraums vorgesehen. - 59 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

In beiden Fällen wird eine grenzständige Bebauung festgesetzt. Hier ist Art. 6 Abs. 9 BayBO einschlägig. Auf dieser Grundlage ist die Festsetzung beider Baufenster bzw. die Errichtung beider Nebenanlagen zulässig.

12.2 Dachgestaltung

Im Bereich des „Allgemeinen Wohngebietes“ („Baukörper A“) sind für Haupt- gebäude das Sattel- (SD), das Walm- (WD) und das Flachdach (FD) zulässig. Im Bereich der Gemeinbedarfsfläche („Baukörper B und C“) sind für Hauptge- bäude das Flach- (FD) und schwach geneigte Pultdächer (PD) mit Neigungen bis max. 10° zulässig. Flach- und Pultdächer von Hauptgebäuden („Baukörper A - C“ sind mindes- tens mit einer extensiven Dachbegrünung (z. B. als Anspritzbegrünung oder als Sedum-Sprossenansaat) zu versehen. Die festgesetzte Dachbegrünung trägt dem Aspekt einer möglichst optimalen Einbindung in das Landschafts-/Siedlungsbild, den Belangen des Kleinklimas (Verringerung der Aufheizung des Plangebietes durch Hitzerückstrahlung großer zusammenhängender Dachflächen) sowie des Bodenschutzes (Mini- mierung bau- und anlagebedingter Auswirkungen durch die künftig zulässige Versiegelung) inkl. einer optimierten Rückhaltung von Niederschlagswasser Rechnung, insbesondere vor dem Hintergrund, da die künftigen Grundstücks- eigentümer auch zu einer vollständigen Versickerung bzw. Rückhaltung der auf Privatgrund anfallenden Niederschlagswässer verpflichtet sind. Daneben berücksichtigt diese Festsetzung die Belange des Artenschutzes, (Entwick- lung von Extrem-, Magerstandorte, für daran angepasste Arten und Lebewe- sen). Aus städtebaulichen, naturschutzfachlichen, artenschutztechnischen, klimatischen, hydraulischen, landschafts- und siedlungsbildtechnischen Grün- den sind die erhöhten Anforderungen an die bauliche Gestaltung künftiger Gebäude gerechtfertigt. Dacheindeckungen von Sattel- und Walmdächern sind mit rot- oder grau- bis schwarzgetönten, nicht glänzenden Materialien (z. B. glasierte Materialien o. ä.) auszuführen. Dies entspricht zum einen den tatsächlich vorhandenen Farbtönen der an den Geltungsbereich angrenzenden bestehenden Wohnbe- bauung. Zum anderen trägt diese Festsetzung dem Aspekt Rechnung, dass Dachflächen mit Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energie ohnehin eine dunkle (graue - bis schwarze) Flächenanmutung/Optik aufweisen und derarti- ge Anlagen dann insgesamt weniger auffallen. Insbesondere die modernen Hausformen und Bautypen greifen verstärkt auf dunkle Dacheindeckungen zurück. Diesem Aspekt trägt die gewählte Festsetzung Rechnung. Mit der Festsetzung der Farbe Rot hat die Plangeberin ersichtlich nicht eine individu- elle Farbe vorgeben wollen, sondern ein bestimmtes Spektrum von Farbtö- nen. Rot sind alle Farbtöne, in der diese Grundfarbe gegenüber den anderen Grundfarben noch dominiert und damit den Charakter des Farbtons prägt. Gleiches gilt sinngemäß für das zweite festgesetzte Farbspektrum (grau- bis schwarzgetönt). Dacheindeckungen aus unbeschichtetem Kupfer- oder Zinkblech (auch Titan- zink oder verzinktes Metall) sind unzulässig, ebenso aus bleihaltigen Materia- lien. Ansonsten sind Dacheindeckungen aus beschichtetem Metall unter fol- genden Voraussetzungen zulässig:

- 60 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

 Werksmäßig aufgetragene, organische Beschichtungen nach DIN 55634-8 mit hoher Schutzdauer (H) bei mäßiger Korrosionsbelastung (C3) oder  Beschichtungen, die in Anlehnung an DIN EN ISO 12944-5 bei Korrosivi- tätskategorie C3 über 15 Jahre Schutzdauer haben oder  Beschichtungen mit, wie oben ausgeführt, vergleichbarem Korrosions- schutz

Das Anbringen von Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energie ist zuläs- sig. Davon ausgehende und die Nachbarschaft (Privatgrundstücke mit Wohn- nutzung) und die öffentlichen Erschließungsstraßen beeinträchtigende Reflek- tionen, Spiegelungen und Blendwirkungen sind unzulässig und durch geeig- nete Gegenmaßnahmen (Beschichtungen, entspiegelnde Folien, optimierte Ausrichtung/Neigung o. ä.) zu vermeiden.

12.3 Fassadengestaltung

Die Verwendung greller Farben (Signalfarben in Anlehnung an die RAL- Farben Nr. 1003 Signalgelb, Nr. 2010 Signalorange, 3001 Signalrot, Nr. 4008 Signalviolett, Nr. 4010 Telemagenta, Nr. 5005 Signalblau, Nr. 6032 Signal- grün), die Verwendung sämtlicher RAL-Leucht- und/oder RAL-Perlfarben sind unzulässig. Das Anbringen von Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energie an den hierfür geeigneten Fassadenseiten (üblicherweise Süden, Südwesten, Südos- ten) ist zulässig. Davon ausgehende und die Nachbarschaft (Privatgrundstü- cke mit Wohnnutzung) und die öffentlichen Erschließungsstraßen beeinträch- tigende Reflektionen und/oder Spiegelungen sind hingegen unzulässig und durch geeignete Gegenmaßnahmen (Beschichtungen, entspiegelnde Folien, Ausrichtung, Neigung zu vermeiden. Vogelschlag im Bereich von Glasfassaden ist wahlweise durch die nachfol- gend genannten Maßnahmen zu vermeiden/minimieren:

 Spiegelnde und/oder verspiegelte Fassadenmaterialien sind unzulässig.  Von Glasfassaden ausgehende Blendeffekte sind unzulässig.  Verwendung von Produkten/Lösungen (z. B. auf/in die Scheibe aufzubrin- gende/zu integrierende, UV-Licht absorbierende/reflektierende Aufdampf- ungen/Beschichtung, selbstklebende Folien bzw. Applikationen mit Vogel- silhouetten/Birdsticker o. ä.),  Verwendung von Scheiben mit Streifen-, Punkt-, Rasterstrukturen o. ä., die bei der Herstellung in die Scheibe eingeätzt, gefräst oder nachträglich als Folientexturen aufgeklebt werden.  Verwendung mattierter, halbtransparenter Scheiben  Verwendung farbig (ab-) getönter Scheiben  Verwendung von Außenjalousien und/oder strukturierter Fassadenvorver- kleidungen

- 61 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Hinweis: Schadensminimierend wirkt auch, Fenster seltener zu reinigen, so dass sich über das Jahr ein von Vögel wahrnehmbarer Staubfilm auf der Scheibe entwickeln kann. Die Umstellung auf einen längeren Reinigungs- rhythmus (Reinigung möglichst früh im Jahr, d. h. im Februar/März bzw. spät im Jahr November/Dezember) spart zudem auf die Dauer gesehen Unterhal- tungskosten in nicht unerheblichem Umfang. Auf die baulichen Empfehlungen des LfUs (Titel: „Vogelschlag an Glasflächen vermeiden, Stand 12/2013) wird verwiesen, die bei der praktischen Umset- zung hilfreich sein können. Die Unzulässigkeit spiegelnder, verspiegelter bzw. reflektierende Fassaden hat städtebauliche (Minimierung der Fernwirkung und Wahrnehmbarkeit, op- timierte Einbindung in das Siedlungs- und Ortsbild), jedoch auch artenschutz- rechtliche Gründe.

12.4 Einfriedungen

Grenzständige Einfriedungen im Sinne von Mauern sind unzulässig, da sie nicht den gestalterischen Vorstellungen der Gemeinde entsprechen und aus naturschutzfachlicher wie artenschutzrechtlicher Sicht eine zusätzliche, aber vermeidbare Barriere für Klein- und Mittelsäuger darstellen würden, die die Durchgängigkeit des Plangebietes unnötig erschweren würde. Aus dem glei- chen Grund sind Zaunsockel entlang der seitlichen und hinteren Grund- stücksgrenzen unzulässig. Zaunsockel dürfen nur an den vorderen Grundstücksgrenzen bis zu einer Hö- he von max. 0,20 m (unt. HBP: FOK der öffentlichen Straßenverkehrsflä- chen/öffentlichen Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung an der SBL; ob. HBP: OK Zaunsockel) errichtet werden. An den seitlichen und hinteren Grundstücksgrenzen müssen Zaunanlagen einen Bodenabstand von mind. 0,15 m (unt. HBP: FOK Baugrundstück; ob. HBP: Unterkante (UK) Zaun) auf- weisen. Zäune im Bereich der Stellplatzvorplätze bzw. -zufahrten sind unzulässig. Tore und Türen müssen in die Baugrundstücke hinein aufschlagen. Sichtschutzzäune/Sichtschutzeinrichtungen (Pergolen, senkrechte Sonnense- gel o. ä.) sind nur im Bereich von Terrassen und sonstigen Sitzplätzen/- flächen, Freisitzen und Ruhebereichen bis zu einer Höhe von jeweils max. 2,0 m (unterer Höhenbezugspunkt: FOK Baugrundstück bzw. FOK öffentliche Erschließungsstraße an der Straßenbegrenzungslinie; oberer Höhenbezugs- punkt: OK Sichtschutz) zulässig. Gemäß BayBO ist die Errichtung von bis zu 2,0 m hohen Einfriedungen grundsätzlich genehmigungsfrei zulässig. Aus städtebaulichen Gründen (s. nachfolgende Aufzählung) will die Gemeinde an allen Grundstücksgrenzen umlaufende, 2,0 m hohe bauliche Einfriedungen vermeiden. Begründung:

 Vermeidung von Käfigeffekten und in der Konsequenz einer optischen Verinselungen bzw. vollständigen räumlichen Abschottungen der Privat- grundstücke gegenüber dem öffentlichen Raum bzw. der Privatgrundstü- cke untereinander

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 Vermeidung einer optisch-ästhetischen, gestalterischen und räumlich be- engten Wirkung des öffentlichen Straßenraums  Schaffung/Gewährleistung geeigneter Ausgangsverhältnisse/-voraus- setzungen zur Förderung des sozialen Austausches, Kontaktes und des Zusammenlebens der Anwohner/Nachbarn unter-/miteinander  Berücksichtigung kleinklimatischer Belange (z. B. Vermeidung der Hem- mung von Luftbewegungen/-austausch in den bodennahen Schichten o. ä.)

Um jedoch auch Rückzugsorte innerhalb der Außenwohnbereiche zu ermögli- chen und die hierfür notwendige optische und räumlich Abgeschiedenheit und „Intimität“ zu ermöglichen, hat die Gemeinde diese Festsetzung gewählt. Von einer Längenbegrenzung der Sichtschutzelemente (egal in welcher Form) hat die Gemeinde hierbei bewusst abgesehen. Anstelle von Zäunen sind bis max. 2,0 m hohe Hecken (unterer Höhenbe- zugspunkt: FOK Baugrundstück bzw. FOK öffentliche Erschließungsstraße an der Straßenbegrenzungslinie; oberer Höhenbezugspunkt: OK Hecken) aus standortgerechten, heimischen Laubgehölzen zulässig. Grenzständige He- cken können Einfriedungen im Sinne von 2,0 m hohen Zäunen gestalte- risch/funktional nicht gleichgestellt werden. Ihr Wert, ihre Bedeutung bzw. ihre Funktion innerhalb einer Siedlungsfläche unterscheidet sich naturgemäß von Zäunen. Begründung:

 Hecken übernehmen im Hinblick auf die Baugebietseingrünung (optischer Aspekt) eine wichtige Funktion. Die Wirkung 2,0 m hoher Hecken unter- scheidet sich bereits durch den ständigen Wechsel der Bepflanzung wäh- rend des Jahresgangs optisch deutlich von der Wirkung grenzständiger Mauern und/oder 2,0 m hoher Zäune.  Hecken sind für das örtliche Klein-/Mikroklima von Bedeutung (Binden von Staub, Filterfunktion, Verschattungswirkungen, Sauerstoffproduktion, Bin- den von CO 2 usw.).  Ihnen kommt als Lebensraum für Insekten und Vögel sowie als Leitstruktur z. B. für diverse Fledermausarten im Überflug artenschutzfachliche Bedeu- tung zu.  Je größer das Blattvolumen/Pflanz-/Vegetationsvolumen, desto besser können die vorgenannten Funktionen erfüllt werden. Daher ist die über das Maß von 1,20 m hinausgehende Höhe von 2,0 m gerechtfertigt, städtebau- lich zielführend und begründet.

12.5 Stellplätze, Garagen, Carports

Die Gemeinde Kemmern verfügt nicht über eine eigene Garagen- und Stell- platzsatzung. Demnach gilt die Bayerische Verordnung über den Bau und Be- trieb von Garagen sowie über die Zahl der notwendigen Stellplätze (Garagen- und Stellplatzverordnung - GaStellV). Im Zuge der Bauvorlage ist ein Stellplatznachweis zu führen.

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Die Errichtung von Stellplätzen innerhalb des „WAs“ und der Gemeinbedarfs- fläche ist nur in den in der Planzeichnung hierfür zeichnerisch festgesetzten Bereichen zulässig.

12.6 Untergeordnete Nebenanlagen

Nebenanlagen gemäß § 14 Abs. 1 BauNVO (z. B. Garten-/Gerätehäuschen, Fahrradschuppen/-stellplätze, Mülleinhausungen, Spielgeräte, Spielhäuschen, Klettergerüste o. ä.) sind auch außerhalb der überbaubaren Grundstücksflä- chen zulässig, wenn sie an der/den vorderen Grundstücksgrenze(n) einen Abstand von mind. 3,0 m zur Straßenbegrenzungslinie der öffentlichen Er- schließungsstraße(n) einhalten. Wie in Kapitel 11.1.1 („Flächen für Gemeinbedarf“) bereits erläutert, können innerhalb der festgesetzten Gemeinbedarfsflächen Nebenanlagen überall platziert werden, soweit die Anforderungen des Bauordnungsrechtes einge- halten werden. Insofern hat die Gemeinde im Rahmen der vorliegenden Bau- leitplanung von diesbezüglichen Festsetzungen abgesehen und sich ein Höchstmaß an Flexibilität bei der räumlichen Einordnung in die Gemeinbe- darfsfläche gesichert. Von diesem Vorgehen ist die Gemeinde nur im Bereich der beiden Nebenan- lagen (Lager-, Abstell-, Geräteräume) an der Nord- und an der Ostgrenze der Gemeinbedarfsfläche abgewichen, für die sie aufgrund ihrer Grenzständigkeit Baufenster eigene Baufenster festgesetzt hat.

12.7 Nicht überbaute Flächen

Terrassenflächen, Fuß-/Verbindungswege und dem Kinderspiel dienende sonstige Flächen dürfen mit Betonpflaster, Betonplatten, Naturstein-, Holzbe- lägen, Fliesen, Klinker, Fallschutzbelägen jeder Art (Sand, Splitt, Kunststoff, Hackschnitzel o. ä.) befestigt werden. Hochbeanspruchte Grundstücksteilflächen (z. B. Be-/Entlade-/Anlieferzonen, Grundstückszufahrten, Fahrgassen zwischen Stellplätzen) dürfen in gebunde- nen Bauweisen (z. B. Asphalt, Beton o. ä.) ausgeführt werden. Fahrradabstellplätze und Stellplatzflächen sind in teilversickerungsfähigen Bauweisen auszuführen (z. B. Schotterrasen, Rasenpflaster, sickerfähiges Be- tonporenpflaster, Pflaster mit Rasen-/Splittfugen, wassergebundene Bauwei- sen), sofern der örtlich anstehende Untergrund hierfür geeignet und versicke- rungsfähig ist.“ Es gilt Art. 7 Abs. 1 BayBO. Demnach sind die nicht mit Gebäuden oder mit vergleichbaren baulichen Anlagen überbauten Flächen zu begrünen, zu be- pflanzen bzw. wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen, soweit dem nicht die Erfordernisse einer anderen zulässigen Verwendung der Flä- chen entgegenstehen.

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12.8 Straßenbeleuchtung

Auf Grundlage aktueller Forschungen ist festzustellen, dass LED-Licht auf- grund nicht vorhandener UV-Strahlung bereits von Haus deutlich insekten- freundlicher ist, als beispielsweise Quecksilberdampf-Hochdrucklampen, Ha- logen-Metalldampflampen und/oder Natriumdampf-Hochdrucklampen. Daher ist zum Schutz nachtaktiver Insekten, Falter und dgl. die künftige Be- leuchtung der öffentlichen Straßenverkehrsflächen/Verkehrsflächen besonde- rer Zweckbestimmung ausschließlich mit LED-Lampen auszuführen. Es ist bekannt, dass insbesondere kalt- bzw. warmweiß leuchtende LED-Lampen innerhalb dieser Kategorie hinsichtlich des Insektenschutzes die besten Er- gebnisse erzielen.

12.9 Anlagen zur Gewinnung regenerativer Energie

Auf die diesbezüglich relevanten Ausführungen in Kapitel 10.5 („Geothermie“) wird hingewiesen. Die Bauleitplanung ist kein Instrument, um kommunale Energiepolitik durch- zusetzen. Die Festsetzung einer Verpflichtung zur Errichtung beispielsweise von Solaranlagen ist aus planungsrechtlicher Sicht unzulässig. Besonders wichtig sind hierbei die Ausrichtung der Gebäude zur Sonne, die Verschattungsfreiheit von Fenstern bzw. von Wand- und Dachflächen sowie die Dachform und die Dachneigung. Für eine effiziente Sonnenenergienutzung empfiehlt sich die Berücksichtigung der nachfolgenden Hinweise:

 Hauptfensterflächen sollten möglichst verschattungsarm sein.  Laubbäume sollten gegenüber den südwest- oder südostorientierten Fas- saden einen Mindestabstand im Umfang der 1,5 fachen erreichbaren Baumhöhe einhalten. Sofern dies nicht möglich sein sollte, sollten die festgesetzten Baumpflanzungen in die nördlichen und östlichen Grund- stücksbereiche verlagert werden.  Photovoltaikanlagen bieten gegenüber der Solarthermie einen erweiterten Spielraum hinsichtlich der Ausrichtung, erfordern aber eine weitestgehen- de Verschattungsfreiheit. Selbst eine leichte Teilverschattung kann tech- nisch bedingt die Stromausbeute erheblich vermindern.

12.10 Klimaschutz

Nach § 1 Abs. 5 Satz 2 BauGB bzw. nach § 1 Abs. 6 Nr. 7 a) BauGB ist bei der Aufstellung eines Bauleitplanes u. a. das Klima zu berücksichtigen und zwar einerseits die Auswirkungen auf das Klima, andererseits die Auswirkun- gen des Klimas auf den Menschen und seine Gesundheit bzw. auf die Bevöl- kerung insgesamt sowie auf Kultur- und auf sonstige Sachgüter. Der Schutz des Klimas ist vorrangig ein überörtliches und globales Ziel, das auch in erster Linie mit überörtlichen bzw. globalen Maßnahmen anzustreben

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ist. Die Gemeinde als unterste Planungsebene kann dazu im Rahmen der Bauleitplanung nur in engen Grenzen einen Beitrag leisten. Festsetzungen im BBP/GOP - etwa zum Zweck des Klimaschutzes - können, d. h. dürfen nach § 9 Abs. 1 BauGB nur aus städtebaulichen Gründen getroffen werden und müssen vorwiegend auf das örtliche Kleinklima beschränkt werden. Die objektive Bedeutung der klimatologischen Auswirkungen z. B. eines BBPs/GOPs hängt davon ab, ob sie in eine Bedrohung oder Gefährdung der Gesundheit umschlagen, die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse verletzen oder sich unzumutbar belästigend auf das allgemeine Wohlbefinden auswirken. Unterhalb dieser Schwelle sind die örtli- chen Klimabezüge als öffentlicher umweltbezogener Belang in die Abwägung einzustellen und, soweit unvermeidbar, auszugleichen oder zu mindern. In- nerhalb dieses Rahmens sind Klimabelange jedoch auch durch andere städ- tebauliche Belange überwindbar und genießen diesen gegenüber keine Priori- tät. Folgende Maßnahmen zur Berücksichtigung des Klimaeinflusses auf den Städtebau wurden in der vorliegenden Planung berücksichtigt:

 Erhaltung ausreichend großer Flächen zur Frischluft/Kaltluftproduktion (z. B. Grün-, Frei-, Spielflächen usw.)  Erhaltung/Schaffung eines möglichst hohen Grünflächenanteils (z. B. Re- gelung zur Höhe der zulässigen Überbauung/Versiegelung, Entsiege- lungsmaßnahmen, Festsetzungen zur Begrünung/Bepflanzung der nicht überbauten Grundstücksflächen)  Schutz vor negativen Wind-/Wettereinflüssen, wie z. B. o Vermeidung von Bebauung in durch Wetterkatastrophen gefährdeten Bereichen wie z. B. Windbruch an Waldrändern, Überschwemmungs- gebieten o Maßnahmen zur Biotopvernetzung und zur Erhöhung der Oberflächen- rauigkeit

Hinsichtlich des Einfluss des Städtebaus auf das Schutzgut Klima gilt es, die natürlichen Klimafaktoren wie Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftqualität, Luftbewegungen möglichst nicht negativ zu beeinflussen. Vorrangig ist der Schadstoffausstoß (Emissionen) zu verringern und dem Treibhauseffekt ent- gegenzuwirken, soweit dies im Rahmen des Städtebaus mit planungsrechtli- chen Mitteln möglich und (nach § 9 Abs. 1 BauGB) zulässig ist. Vor diesem Hintergrund sieht der vorliegende BBP/GOP folgende Maßnahmen zum Schutz des Klimas vor:

 Verminderung der Aufheizung des Siedlungsgebietes (z. B. Festsetzung von Pflanzgeboten und Dachbegrünungen o. ä.)  Verminderung der schadstoffbedingten Luftverschmutzung z. B. durch o eine möglichst günstige Standortwahl für potenziell klimabeeinflussen- de und klimaabhängige Nutzungen und Anlagen sowie deren plane- risch möglichst günstige Zuordnung zueinander (emittierende Bauge- biete und Nutzungen gegenüber schutzbedürftigen Nutzungen)

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o Bündelung von Hauptverkehrsströmen und Vermeidung unnötiger Ver- kehrsbeziehungen o Vorgaben zur Grüngestaltung von Nebenanlagen (z. B. Parkierungs-, Stellplatzanlagen), Verwendung versickerungsfähiger Beläge o Förderung des Rad- und Fußgängerverkehrs o Empfehlungen zur Verminderung des Verbrauchs fossiler Energien (Energieeinsparung, Gebäudeausrichtung usw. s. hierzu Ausführungen in Kapitel 10.5 „Geothermie“ bzw. in Kap. 12.10 „Anlagen zur Gewin- nung regenerativer Energie“)

Im Hinblick auf die Verminderung der Freisetzung von Luftschadstoffen und Treibhausgasen wird festgestellt: Hierfür gelten die entsprechenden gesetzli- chen Regelwerke und technischen Bestimmungen (z. B. Bundesimmissions- schutzgesetz [BImSchG], TA-Luft usw.). Diese bedürfen keiner nochmaligen Sanktionierung im Rahmen der vorliegenden Bauleitplanung. Die Gewährleis- tung der Umsetzung daraus resultierender und notwendiger Maßnahmen er- folgt auf der Ebene der diesem verbindlichen Bauleitplanverfahren nachgela- gerten Baugenehmigungen. Nach § 9 Abs. 1 Nr. 23 a) BauGB können Gebiete festgesetzt werden, in de- nen zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen i. S. d. BImSchG be- stimmte, die Luft verunreinigende Stoffe (z. B. fossile Brennstoffe wie Kohle-, Ölverfeuerung) nicht oder nur beschränkt verwendet werden dürfen. Eine sol- che Festsetzung muss dann aber städtebaulich erforderlich sein. Eine solche städtebauliche Erforderlichkeit kann in der topographischen Situation der Kommune (z. B. zum Schutz von Frischluftbahnen) oder in ihrem besonderen Charakter (z. B. Kurort) begründet sein. Die Gemeinde kann solche spezifi- schen, besonderen städtebaulichen Gründe im vorliegenden Planfall jedoch nicht erkennen. Hinsichtlich der Festsetzung einer emissionsfreien Wärmeversorgung (Fern- wärme, Einsatz regenerativer Energie, Geothermie) ist anzumerken, dass auf der Ebene der Bauleitplanung eine solche Festsetzung auf Grundlage des abschließenden Numerus clausus (Festsetzungskatalog) des § 9 Abs. 1 BauGB nicht legitimiert und insofern unzulässig ist. Ausführungen zur Geothermie und zum Einsatz regenerativer Energie sind in der Begründung enthalten (s. Kap. 10.5 bzw. Kap. 12.10). Der Rückgriff auf derartige Nutzungen obliegt dem Grundstückseigentümer/Bauherrn. Die Festsetzung von Energiestandards für Neubauten auf der Ebene der Bau- leitplanung ist nicht zulässig und ist insofern vorliegend auch nicht vorgese- hen. Auf Grundlage der Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagenteile bei Gebäuden (Energiesparverordnung - EnEV) müssen bereits alle neu zu errichtenden Gebäude einen klimagerech- ten nutzungsbezogenen Mindestwärmeschutz aufweisen. Angesichts dieses bereits bundesrechtlich vorgegebenen Mindestwärmeschutzes ist eine zusätz- liche bauplanungsrechtliche Festsetzung eines Gebäudewärmeschutzes in gleicher Höhe i. S. des § 1 Abs. 3 BauGB im Allgemeinen nicht erforderlich und daher unzulässig. Ob dagegen in besonderen Fällen ein noch über die Anforderungen der EnEV hinausgehender höherer Wärmeschutz, festgesetzt werden darf, ist zweifelhaft und bedarf plausibler, besonderer städtebaulicher Gründe. Diese konnte die Gemeinde im vorliegenden Planfall nicht erkennen

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und verzichtete daher aus Gründen der Rechtssicherheit auf Festlegungen von Energiestandards. Nachfolgend werden ergänzende Hinweise gegeben, die bei der Planung und bei der baulichen Ausführung von Gebäuden ggf. von Interesse sein könnten. Die Kompaktheit der Baukörper beeinflusst den Heizwärmebedarf der Gebäu- de entscheidend. Die Kompaktheit eines Baukörpers ergibt sich u. a. aus dem Verhältnis von Länge/Tiefe/Höhe bzw. Volumen (V) des Baukörpers zur Au- ßenfläche bzw. Oberfläche (= 2Hüllfläche A“) und wird als „A/V-Verhältnis“ de- finiert. Je kleiner die „Hüllfläche (A)“ im Verhältnis zum „Gebäudevolumen (V)“, desto weniger Wärme verliert ein Gebäude bei gleichem Dämmstandard. Die energetisch optimale Gebäudeabmessung liegt bei einem Verhältnis von Länge zu Tiefe von 1/1 oder 3/2. Negative Einflüsse auf das „A/V-Verhältnis“ haben z. B. Erker oder Vor- und Rücksprünge innerhalb eines Baukörpers, da diese die Kompaktheit des Ge- bäudes negativ beeinflussen. Daraus ergeben sich aus Perspektive des energieoptimierten Planens folgen- de Empfehlungen:

 Als Verhältnis von Baukörperlänge zu Baukörpertiefe sollten mögliche Verhältnisse von 1/1 bis 3/2 gewählt werden.  Winkelbauten sind gegenüber kompakten Baukörpern energetisch un- günstiger.  An- und Vorbauten sowie Vor- und Rücksprünge innerhalb eines Baukör- pers sind energetisch ungünstig.

Die Investitionskosten für hocheffiziente Gebäude liegen zwischenzeitlich kos- tentechnisch nur noch vergleichsweise gering über denjenigen für Standard- Neubauten. Zudem existieren Förderprogramme, die helfen, Mehrkosten zu- mindest teilweise zu kompensieren. Nicht die Investitionskosten, sondern die Kosten über die Nutzungsdauer des Gebäudes hinweg sind letztlich entschei- dend. Aufgrund des niedrigen Energieverbrauchs energieeffizienter Neubau- ten und der sich daraus ergebenden geringeren Energiekosten sind Hocheffi- zienzbauten wirtschaftlicher, als Standard-Neubauten. Dies gilt umso mehr unter der Annahme, dass die Energiepreise weiter steigen werden.

12.11 Feuerwehrzufahrten und Feuerwehraufstellflächen

Es gelten die Anforderungen an Flächen für die Feuerwehr gemäß Art. 5 BayBO. Weiterhin sind die Vorgaben der Richtlinie über Flächen für die Feu- erwehr sowie die der DIN 14 090 einzuhalten. Entsprechende Nachweise (Brandschutzkonzept, Aufstell- und Anleiterflächen usw.) sind im Rahmen der Bauvorlage zu erbringen.

- 68 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

12.12 Barrierefreiheit

Bei der baulichen Gestaltung künftiger Gebäude sowie der Außenanlagen ist Art. 48 BayBO zu berücksichtigen und anzuwenden.

13. ARTENSCHUTZRECHTLICHE BELANGE

13.1 Allgemeine, einführende Hinweise

Aus dem Zusammenspiel von § 44 Abs. 5 Sätze 2 und 5 BNatSchG folgt, dass den Zugriffsverboten (s. § 44 Abs. 1 BNatSchG: Tötungsverbot, Stö- rungsverbot, Schutz von Fortpflanzungs- und Ruhestätten, Schutz von Pflan- zen) in den für die Bauleitplanung relevanten Fassungen durch § 44 Abs. 5 BNatSchG aktuell nur die europarechtlich unter besonderen Schutz gestellten Arten unterliegen, mithin die Arten nach Anhang IV der FFH-RL und die euro- päischen Vogelarten. Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf der Auswertung folgender Grundlagen:

 Amtliche Biotopkartierung Bayern (Flachland), aktueller Stand  Bestandsaufnahmen und -begehungen durch H & P (12.08.2015, 20.06.2018 und 29.08.2018.)  Arteninformationsseiten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt

Auf Grundlage der vorgenannten Unterlagen und Erkenntnisse sowie der ört- lichen Verhältnisse wurden bodenbrütende Vogelarten, gehölzbezogene Vo- gelarten sowie Fledermäuse als prüfungsrelevante Artengruppen ermittelt. Wenn überhaupt kann nicht der vorliegende BBP/GOP, sondern nur das kon- krete zukünftige Bauvorhaben Verbote verwirklichen. Artenschutzrechtliche Belange sind daher im Rahmen der diesem Bauleitplanverfahren anschlie- ßenden, nachgelagerten Genehmigungsverfahren zu prüfen. Hinsichtlich der rechtlichen Verortung des Artenschutzes in der Bauleitplanung ist festzustellen:

 Wegen der nur mittelbaren Bedeutung der artenschutzrechtlichen Verbots- tatbestände für die Bauleitplanung bedarf es hier lediglich einer Abschät- zung artenschutzrechtlicher Belange im Planaufstellungsverfahren, ob der Bauleitplan ggf. dauerhaft nicht verwirklicht werden kann, weil seine Reali- sierung auf ein unüberwindbares Verbot nach § 44 BNatSchG stoßen würde und insofern unwirksam wäre. Einzig auf diesen Aspekt kann sich die durchzuführende artenschutzrechtliche Prüfung beschränken. Begrün- dung: Es handelt sich um eine bloße Angebotsplanung und nicht um eine Vorhabenzulassung. Die vom Vollzug voraussichtlich betroffenen Arten sowie Art und Umfang ihrer voraussichtlichen Betroffenheit sind unter Hin- zuziehung naturschutzfachlichen Sachverstands überschlägig zu ermitteln und zu bewerten.  Der vorliegende BBP/GOP muss nicht all ggf. entstehenden Probleme lö- sen, sondern kann die Problemlösung zulässigerweise auch auf die Voll-

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zugsebene verschieben, soweit dort möglich (z. B. geeignete Auflagen in der Baugenehmigung zur Vermeidung von Verstößen gegen § 44 Abs. 1 BNatSchG).

13.2 Beschreibung der Wertigkeit der Bestandsflächen für Arten

Auf die diesbezüglich relevanten Ausführungen in Kapitel 3.2 („Abgrenzung des Plangebietes“), in Kapitel 9 („Städtebauliche Bestandsaufnahme, Grund- stücksverhältnisse, aktuelle Nutzungen“) sowie in Kapitel 10 („Sonstige recht- liche und/oder tatsächliche Nutzungen“) wird hingewiesen. Der weit überwiegende Teil der Plangebietsflächen wird von intensiv gepfleg- ten, artenarmen und strukturlosen Gebrauchs- und Sportrasenflächen einge- nommen, die aus Sicht des Artenschutzes und der hier prüfrelevanten Arten ohne Bedeutung sind. Bedeutungslos sind die im Plangebiet liegenden versiegelten Flächen (Kunst- stoffsportflächen, Pflaster-/Asphaltflächen). Insgesamt handelt es sich bei den bisher der Grundschule zugeordneten Flä- chen um keine störungsfreien Zonen/Flächen. Diese Flächen unterliegen - mit Ausnahme der Ferienzeiten und an den Wochenenden - insbesondere in der ersten Tageshälfte (Montag - Freitag) Beeinträchtigungen durch Kinderlärm, sowie Sportaktivitäten und dem Aufenthalt im Freien während der Pausenzei- ten. Aus artenschutzrechtlicher Sicht von Bedeutung ist der im Plangebiet vorhan- dene Gehölzbestand (Randeingrünung des Schulgeländes im Westen und Norden). Er besteht aus einer teils mehr teils weniger geschlossenen Strauchschicht mit eingestreuten Einzelbäumen. Künstliche Nistkästen, Baumhöhlen, Mulme, Spechtlöcher o. ä. konnten hier im Rahmen der Be- standsbegehungen nicht festgestellt werden. Im Plangebiet sind keine leerstehenden Gebäude, Scheunen, Hütten, Keller o. ä. vorhanden, die u. a. für Vögel und/oder Fledermäuse als Winter-/ Som- merquartiere o. ä. von Bedeutung sein könnten. Potenziell als Lebensraumstrukturen geeignete Wasserflächen, Stillgewässer, Tümpel, Weiher, Feuchtwiesen o. ä. sind im Plangebiet nicht vorhanden. Teilflächen im Norden des Plangebietes werden von flächiger, intensiver Landwirtschaft (intensive Acker-/Grünlandnutzung) geprägt. Dies bedeutet z. T. mehrfache jährliche maschinelle Bodenbearbeitung, den regelmäßigen Einsatz von Düngern, Pestiziden sowie auch eine zeitweilige Vegetationsfrei- heit. Diesem Nutzungsrhythmus können sich nur wenige spezialisierte Tier- und Pflanzenarten anpassen, so dass hier grundsätzlich von einem einge- schränkten Lebensraum für Pflanzen und Tiere ausgegangen werden kann. Die einbezogenen landwirtschaftlichen Nutzflächen können grundsätzlich als Lebensräume für Bodenbrüter (insbesondere Feldlerche, Wachtel, Rebhuhn, Kiebitz, Goldammer) von Relevanz sein. Der von der „Schulstraße“/„Baunacher Straße“ in Richtung Norden abzwei- gende Feldweg mit den beiderseits sehr schwach ausgeprägten Säumen kann als linearer Ausbreitungsweg insbesondere für Schmetterlinge von Be- deutung sein (Wiesenknopf), jedoch konnten hier die für das Vorkommen

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notwendigen Wirtspflanzen und Ameisenvorkommen nicht beobachtet wer- den. Aufgrund der beiderseitigen Einfassung mit Gehölzen und der daraus re- sultierenden Verschattung sowie insbesondere dem Fehlen der sonstigen, für das Vorkommen der Zauneidechse notwendigen Strukturausstattungselemen- ten, kann deren Vorkommen im Plangebiet uns insbesondere auch im Bereich des Feldweges ausgeschlossen werden. In der Gesamtzusammenschau kommt die Gemeinde zu dem Ergebnis, dass auf Basis der getätigten Beobachtungen während der Bestandsaufnahmen der Planungsraum als Teilgebiet ohne besondere tierökologische Bedeutung anzusehen ist. Die Gemeinde geht insofern von einem typischen, allgemeinen Erfahrungswerten entsprechenden Tierbesatz aus. Je typischer die Gebiets- struktur des Eingriffsbereiches, desto eher kann auch auf typisierende Merk- male und allgemeine Erfahrungen abgestellt werden, zumal wenn – wie hier – keine Anhaltspunkte für das Vorhandensein besonders seltener Arten vorlie- gend, denen im Rahmen der Ermittlung nachzugehen wäre.

13.3 Bestand und Betroffenheit der Arten nach Anhang IV der FFH- Richtlinie

13.3.1 Pflanzenarten nach Anhang IV b) der FFN-Richtlinie

Pflanzenarten nach Anhang IV b) FFH-RL sind für das Projektgebiet nicht nachgewiesen. Vorkommen können aufgrund des Fehlens entsprechender Habitate, aufgrund ihrer ökologischen Ansprüche an den jeweiligen Standort sowie unter Berücksichtigung ihrer Verbreitungsbilder ausgeschlossen wer- den. Diese Einschätzung wird dadurch bestärkt, dass der Arteninformationsseite des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) für das Kartenblatt 6031 (Bamberg-Nord) der Topographischen Karte von Bayern keine Artnachweise zu entnehmen sind. Bezogen auf den gesamten Landkreis Bamberg (größere Bezugsebene) be- stätigt das LfU ausschließlich das Vorkommen des Europäischen Frauen- schuhes und der Dicken Trespe.

Europäischer Frauenschuh: Dieser besiedelt lichte Laub-, Misch- und Nadelwälder, Gebüsche, Lichtungen und Säume auf kalkhaltigen, teils oberflächlich durch Nadelstreu versauerten Lehm-, Ton- und Rohböden, demnach Strukturen, die im Plangebiet nicht vor- kommen, so dass ein Vorkommen dieser Art im Plangebiet aus diesen Grün- den definitiv auszuschließen war/ist und eine Suche im Plangebiet entbehrlich war.

Dicke Trespe: Die Dicke Trespe besiedelt vorwiegend Ackerränder. Seltener wächst sie auf grasigen Feldwegen und Wiesen. Die Art ist vor allem in Beständen von Win- tergetreide-Sorten (Dinkel, Weizen, Futtergerste) zu finden, kann aber auch in Hafer-, Roggen-, Mais- und Rapsäckern sowie vorübergehend auf Ackerbra- chen und Ruderalstellen auftreten. Vorkommen existieren von der Ebene bis

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in mittlere Gebirgslagen. Die Biologie der Art ist eng an den Dinkelanbau an- gepasst. Die Samen der Dicken Trespe werden bei der Ernte des Getreides mitgedroschen. Da diese ähnliche Maße wie die Getreidesamen aufweisen, konnten sie früher nur teilweise bei der Saatgutreinigung ausgesiebt werden. Bei der Aussaat des Getreides erfolgte somit auch unbeabsichtigt die Aussaat der Dicken Trespe. Hinsichtlich der Fundorte der Dicken Trespe sind die An- gaben der Arteninformationsseite widersprüchlich. Bei der Datenabfrage für die Landkreisebene Bamberg taucht die Dicke Trespe als nachgewiesene Art auf, nicht jedoch in der für Gesamtbayern geltenden Fundortkarte und gleich- falls nicht in der hierzu gehörenden tabellarischen Excel-Tabelle (Nachweise ab 1980, letzter Datenimport 31.07.2018). Nachdem im Bereich der einbezo- genen landwirtschaftlichen Nutzflächen nachweislich kein Dinkelanbau erfolgt und die auch die örtlich vorhandenen Ackerränder nur sehr schwach ausge- prägt bzw. nicht vorhanden sind, ist mit hinreichend notwendiger Sicher- heit/Gewissheit das Vorkommen der Art im Bereich der überplanten landwirt- schaftlichen Teilflächen auszuschließen.

13.3.2 Tierarten des Anhang IV a) der FFH-Richtlinie

13.3.2.1 Artengruppe Säugetiere

Fledermäuse: Die Arteninformationsseite des LfUs weist für das TK-Kartenblatt 6031 das Vorkommen folgender Fledermausarten nach: Mopsfledermaus, Nordfleder- maus, Bechsteinfledermaus, Brandtfledermaus, Wasserfledermaus, Großes Mausohr, Kleine Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Kleinabendsegler, Gro- ßer Abendsegler, Rauhhautfledermaus, Zwergfledermaus, Mückenfleder- maus, Braunes Langohr, Graues Langohr und Zweifarbenfledermaus Da im Plangebiet keine leerstehenden Gebäude, Schuppen, Scheunen, Hüt- ten, Keller oder sonstige Gebäude vorhanden sind und demnach im Zuge der Erschließung und Bebauung des Plangebietes nicht beseitigt werden müssen, gehen keine damit verbundenen Lebensräume verloren. Randlich werden Rodungsmaßnahmen des im Plangebiet liegenden Gehölz- bestandes notwendig. Betroffen sind hiervon sowohl Sträucher als auch Bäu- me. Die bisher lineare Grundstückseingrünung wird ihre bisherige Funktion als Leitstruktur im Überflug und damit als Orientierungshilfe im Raum zukünftig kaum mehr wahrnehmen können. Im Bereich des gesamten Gehölzbestandes konnten keine für die Artengrup- pe geeigneten bzw. relevanten Winter- und Sommerquartiere (künstliche Nist- kästen, Baumhöhlen, Mulme, Spechtlöcher, Rindenabplatzungen o. ä.) ge- funden werden. Mit Sicherheit werden die Flächen des Plangebietes als Jagdrevier durch weitgehend alle genannten Fledermausarten im Überflug genutzt werden. Die Eignungsfähigkeit der Geltungsbereichsflächen als Jagdgebiet bleibt auch zu- künftig erhalten. Alle im Plangebiet jagenden Fledermausarten die verblei- benden und/oder benachbarten Bestandsgehölze, Siedlungs-, Offenlandflä- chen als Jagdstrukturen nutzen bzw. entsprechend ausweichen. Nicht auszu- schließen ist, dass künftig neu entstehende Haupt- und Nebengebäude von Fledermäusen als Quartier/Unterschlupf genutzt werden bzw. sich hier neue - 72 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Quartiermöglichkeiten ergeben könnten. Demnach eignen sich auch die neu entstehenden Siedlungsflächen als Jagdgebiet und Lebensraum für Teile der prüfrelevanten Fledermausarten. Fazit: Unter Berücksichtigung der getroffenen Vermeidungsmaßnahme (zeitli- che Vorgabe zur Gehölzbeseitigung) kann ausgeschlossen werden, dass Fle- dermausarten durch künftig zulässige Vorhaben getötet, geschädigt oder er- heblich gestört werden. Eine Betroffenheit ist auszuschließen.

Biber: Die Arteninformationsseite des LfUs weist für das TK-Kartenblatt 6031 das Vorkommen des Bibers nach. Der Biber kommt durch erfolgreiche Wiederan- siedlungsprojekte und anschließende Ausbreitung entlang von Fließ- und Stillgewässern mittlerweile wieder fast überall in Bayern vor und erweist sich als erstaunlich anpassungsfähige Art. Die Art besiedelt sowohl stehende als auch fließende Gewässer. Die Wasserqualität scheint dabei keine besondere Rolle zu spielen, jedoch ist eine Mindestwassertiefe von 80 cm, zumindest in Teilbereichen des Reviers, von entscheidender Bedeutung. Optimale Lebens- bedingungen bieten Gewässer mit reich strukturierten Uferbereichen und aus- reichender Vegetation, insbesondere Gehölze, bevorzugt Weichhölzer sowie steile, nicht verbaute Ufer aus grabbarem Material zur Anlage der Baue. Zur Nahrungsaufnahme wird v. a. der gewässernahe Bereich im Abstand von 10 m bis 20 m genutzt. Die Größe der genutzten Reviere schwankt zwischen einem und fünf Gewässerkilometern. Laut Arteninformationsseite ist in Bayern insgesamt wieder bereits von einem günstigen Erhaltungszustand auszuge- hen. Das Vorkommen der Art im Plangebiet kann aufgrund fehlender Still-/ Fließgewässer bzw. aufgrund einer zu großen Entfernung des Plangebietes zu relevanten Gewässern definitiv ausgeschlossen werden.

Wildkatze: Die Arteninformationsseite des LfUs weist für das TK-Blatt 6031 das Vorkom- men der Wildkatze nach. Das Vorkommen der Wildkatze im Plangebiet kann aufgrund fehlender Habi- tatstrukturen (reich strukturierte Wälder mit ausreichend Versteckmöglichkei- ten, großen zusammenhängenden Streifgebieten mit Jagdflächen und Ruhe- zonen) sowie insbesondere dem Fehlen störungsfreier Räume ausgeschlos- sen werden. Darüber hinaus sind die Flächen des Plangebietes aufgrund ihrer unmittelbaren Siedlungsnähe, der Lage im Beeinträchtigungsbereich von Ver- kehrs-, Schul- bzw. Kinderlärm und damit verbundener Aktivitäten (Bewegun- gen, akustische, optische Störreize) auch als Flächenbestandteil eines Re- viers ohne Bedeutung.

Zur sicheren Seite hin wurde geprüft, ob bezogene auf die nächstgrößere Be- zugsebene (Landkreisebene) weitere geschützte Säugetierarten vorhanden bzw. nachgewiesen sind. Gemäß der Arteninformationsseite des LfUs wird für den Landkreis Bamberg zusätzlich das Vorkommen der Haselmaus ausge- wiesen.

Haselmaus: Haselmäuse besiedeln Waldflächen unterschiedlichster Ausprägung, von rei- nen Fichtenwäldern bis zu Auwäldern, sofern diese entsprechende Strukturen

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aufweisen. Sie ist von den planaren bis in die tiefmontanen Höhenstufen an- zutreffen. Schlaf- und Brutnester werden entweder freihängend in den Zwei- gen von Sträuchern, teils auch im Kronenbereich, oder in Baumhöhlen und Nistkästen, errichtet. Bevorzugt werden unterholzreiche, jedoch lichte und möglichst sonnige Laub- und Laubmischwälder, besonnte, gut strukturierte Waldränder und Jungpflanzungen oder Pionierwälder mit reichem Beerenan- gebot, daneben jedoch auch Parkanlagen, Gärten, Feldgehölze und Hecken besiedelt. Das Vorhandensein von Unterholz ist keine Voraussetzung, be- günstigt jedoch ein Vorkommen erheblich. Bedeutsam ist ein ganzjährig aus- reichendes Nahrungsangebot. Die Art ernährt sich überwiegend vegetarisch von Beeren und Früchten, weshalb Sträuchern eine hohe Bedeutung zu- kommt. Eine Besiedlung von Gehölzbeständen in der freien Landschaft oder in Siedlungen kann nur erfolgen, wenn gehölzreiche lineare Strukturen eine Verbindung zu Waldflächen schaffen, da sie für die Ausbreitung und Wande- rungen zwingend auf Gehölze angewiesen ist. Eine überlebensfähige Popula- tion benötigt daher größere, zusammenhängende Gehölzbestände. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen ist mit Blick auf die Flächen des Plan- gebietes festzustellen, dass das Vorkommen der Haselmaus definitiv auszu- schließen ist, da hierfür die notwendigen Gesamtbedingungen nicht vorhan- den sind.

13.3.2.2 Artengruppe Kriechtiere

Die Arteninformationsseite des LfUs weist für das TK-Kartenblatt 6031 das Vorkommen der Zauneidechse nach. Die Zauneidechse ist eine wärmelieben- de Art, die ursprünglich bevorzugt auf Magerrasen, sonnenexponierten Hän- gen und Brachflächen mit gut drainiertem, d. h. natürlicher Weise nicht bindi- gem und wasserdurchlässigen Substrat, und licht bewachsenen Teilbereichen vorkommt. Inzwischen wurde sie aber durch die intensive Landnutzung auf Saum- und Restflächen zurückgedrängt. In Deutschland ist die Zauneidechse heute überwiegend als Kulturfolger anzusehen, der weitgehend auf Sekundär- lebensräume angewiesen ist. Als Ausbreitungswege und Habitate nutzen die Tiere gerne die Vegetationssäume und südexponierte Böschungen von Stra- ßen und Schienenwegen. Als hauptsächlicher limitierender Faktor für die Art gilt die Verfügbarkeit gut besonnter, vegetationsarmer Flächen mit für die Art grabfähigem Boden. Hier werden die Eier abgelegt. Gefährdungsursachen für die Art sind einerseits die Nutzungsintensivierung von Magerstandorten, an- dererseits die naturgemäß einsetzende Verbuschung nicht bewirtschafteter Flächen. Nachweise zum Vorkommen der Art im Plangebiet liegen nicht vor. Funde/Beobachtungen konnten im Rahmen der Bestandsbegehungen nicht gemacht werden. Die Plangebietsflächen entsprechen aufgrund ihrer Struk- turausstattung nicht dem Anforderungsprofil. Fazit: Eine Tötung, Störung oder Schädigung von Individuen der Art ist nach menschlichem Ermessen auszuschließen. Auf der Landkreisebene sind gemäß der Arteninformationsseite zudem das Vorkommen der Schlingnatter, der Sumpfschildkröte sowie der Mauerei- dechse ausgewiesen. Auch für diese drei Arten fehlen die für die jeweiligen Vorkommen notwendigen Lebensraumstrukturen, so dass deren Vorkommen im Plangebiet definitiv auszuschließen ist.

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13.3.2.3 Artengruppe Lurche

Die Arteninformationsseite des LfUs weist für das Kartenblatt Bamberg Nord (6031) das Vorkommen der Gelbbauunke, der Kreuzkröte, des Laubfrosches, der Knoblauchkröte, des Kleinen Wasserfrosches sowie des Kammmolches nach. Für sämtliche Arten fehlen die für die jeweiligen Vorkommen notwendi- gen Lebensraumstrukturen, so dass deren Vorkommen im Plangebiet definitiv auszuschließen ist.

13.3.2.4 Artengruppe Käfer

Die Arteninformationsseite des LfUs weist für das Kartenblatt 6031 keine der prüfrelevanten Käferarten nach. Zur sicheren Seite hin wurde geprüft, welche Arten auf der Landkreiseben nachgewiesen sind. Nachweise beschränken sich hier auf den Eremiten. Eremiten bewohnen Laubwälder, Alleen und Parkanlagen mit alten, anbrüchi- gen, meist einzeln stehenden Bäumen. Für die Entwicklung des Käfers ist ei- ne ausreichend große und feuchte Baumhöhle mit mehreren Litern Mulm Vo- raussetzung. So müssen die Höhlen einerseits eine gewisse Wärme durch ausreichende Besonnung der Stämme aufweisen und andererseits feucht aber nicht zu nass sein. Offene Höhlen sind deshalb meistens ungeeignet. Außerdem muss der Mulm einen bestimmten Zersetzungsgrad aufweisen. Besiedelt werden vor allem Eichen, Linden, Buchen, alte Kopfweiden oder Obstbäume. Die Hauptaktivitäts- und Paarungsphase des Käfers ist zwischen Juli und August. Dann legt das Weibchen 20 - 80 Eier in die Mulmhöhle. Eine geeignete Mulmhöhle wird oft von mehreren Alttieren besiedelt. Eremiten sind standorttreu und breiten sich nur wenig aus. Ihr Aktionsradius ist zumeist klei- ner als 200 m. Nur einzelne Weibchen fliegen ab und gründen an geeigneten Bäumen eine Satellitenpopulation. Aufgrund des Fehlens entsprechender Habitate, aufgrund der ökologischen Standortansprüche sowie auch unter Berücksichtigung der Verbreitungsbilder dieser Art ist auch das Vorkommen dieser Art innerhalb des UGs ausge- schlossen werden.

13.3.2.5 Artengruppe Schmetterlinge

Die Arteninformationsseite des LfUs weist für das TK-Kartenblatt 6031 das Vorkommen des Hellen und des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings nach. Für den gesamten Landkreis Bamberg weist das LfU ergänzend noch das Vorkommen des Thymian-Ameisenbläulings nach.

Thymian-Ameisenbläuling: Die Art besiedelt als xerothermophiler Offenlandbewohner überwiegend tro- ckenwarme, lückig bewachsene Kalk-Magerrasen-Komplexe, einschließlich deren Pionierstadien. Auch Borstgrasrasen, alpine Rasen und im Donaumoos sogar entwässerte Niedermoore mit sekundärem Thymian-Bewuchs können Larvalhabitate darstellen. Als Nahrungsquellen nutzen die Falter auch Blüten in benachbarten Lebensräumen. Die Eier werden einzeln an Blüten des Arz-

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nei-Thymians (Thymus pulegioides agg.) oder des Gewöhnlichen Dosts (Ori- ganum vulgare) abgelegt, meist im Bereich der Blütenknospen. Je nach mik- roklimatischen Standortverhältnissen werden entweder Thymian (bei eher kühlem Mikroklima) oder Dost (bei eher trockenwarmen Mikroklima) zur Eiab- lage bevorzugt. Die Raupen fressen die Blüten und werden im Spätsommer am Boden von Ameisen der Gattung Myrmica adoptiert. Hauptwirt ist Myrmica sabuleti. Im Ameisennest lebt die Raupe räuberisch von der Ameisenbrut. Ein Teil der Raupen überwintert zweimal und durchläuft demnach eine zweijährige Entwicklung. Die Art fliegt in einer Generation von Mitte Mai bis Ende August mit Schwerpunkt im Juli. Fazit: Im Plangebiet sind keine für die Art notwendi- gen Strukturen und Flächentypen bzw. Wirtspflanzen vorhanden.

Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling: Hauptlebensräume des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings sind Pfeifen- graswiesen, Feuchtwiesen, Glatthaferwiesen und feuchte Hochstaudenfluren. Im Vergleich zur Schwesternart (Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling) tole- riert er auch trockenere, nährstoffreichere Standortbedingungen. Aufgrund der hohen Mobilität finden sich immer wieder Falter außerhalb geeigneter Larval- habitate. Die Eiablage erfolgt ausschließlich in die Blütenköpfe des Großen Wiesenknopfs. Als Hauptwirt fungiert die Rote Knotenameise. Die Vorkom- mensdichte dieser Wirtsameisen stellt i. d. R. den begrenzenden Faktor für das Vorkommen und für die Populationsgröße des Falters dar. Gleichzeitig bevorzugt die Ameise ein mäßig feuchtes bis feuchtes Standortmilieu und ei- ne eher dichte, schattierende Vegetationsstruktur. Fazit: Mit Blick auf die Bestandsflächen im Plangebiet ist festzustellen, dass die für die Art erforderlichen Flächen, Vegetationsbestände bzw. insbesonde- re die für die Wirtsameise notwendigen Bodenverhältnisse nicht vorhanden sind. Das bodenständige Vorkommen der Art im Plangebiet und damit deren Betroffenheit ist insofern auszuschließen. Darüber hinaus konnte weder der Wiesenknopf innerhalb des Plangebietes nicht nachgewiesen werden noch fliegende Falter festgestellt werden.

Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling: Als Lebensräume herrschen in Bayern Pfeifengras- und Feuchtwiesen sowie feuchte Hochstaudenfluren vor. In den Vorkommenszentren des voralpinen Hügel- und Moorlandes werden überwiegend Pfeifengras- und Flachmoorwie- sen besiedelt, während ansonsten einschürige Feuchtwiesen, deren Brachen und mesotrophe feuchte Hochstaudenfluren den eigentlichen Habitatschwer- punkt bilden. Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling hat deutlich höhere Habitatansprüche als seine Schwesternart, u. a. im Hinblick auf die Flächen- größe. Alleinige Eiablage- und Raupennahrungspflanze ist der Große Wie- senknopf (Sanguisorba officinalis). Die Eier werden einzeln in die meist noch grünen Blütenköpfchen gelegt, wo die Jungraupen zunächst von den Blüten und Samenanlagen leben. Im vierten Stadium werden die Raupen am Boden von Myrmica-Ameisen aufgesammelt. Als Hauptwirt und damit meist limitie- renden Faktor für die Populationen fungiert in Bayern Myrmica scabrinodis. Deren Habitate müssen ausreichend feucht und eher schütter bewachsen sein. Die Flugzeit variiert innerhalb Bayerns erheblich. In den Mooren des Al- penvorlandes fliegen die Falter schon Anfang Juni, mit dem Höhepunkt zwi- schen Mitte Juni und Mitte Juli. Im übrigen Bayern reicht die Flugzeit von An- fang Juli bis Ende August.

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Fazit: Mit Blick auf die Bestandsflächen im Plangebiet ist festzustellen, dass die für die Art erforderlichen Flächen, Vegetationsbestände bzw. insbesonde- re die für die Wirtsameise notwendigen Bodenverhältnisse nicht vorhanden sind. Das bodenständige Vorkommen der Art im Plangebiet und damit deren Betroffenheit ist auszuschließen.

13.3.2.6 Artengruppe Libellen

Die Arteninformationsseite des LfUs weist für das TK-Blatt 6031 mit Ausnah- me der Grünen Flussjungfer keine Vorkommen der nach dem speziellen Ar- tenschutzrecht weiteren, prüfrelevanten Libellenarten nach, auf der Ebene des gesamten Landkreises das Vorkommen ebenfalls nur das Vorkommen der Grünen Flussjungfer.

Grüne Flussjungfer: Sie ist eine Charakterart naturnaher Flüsse und größerer Bäche der Ebene und des Hügellandes, wobei sie hauptsächlich an den Mittel- und Unterläufen vorkommt. Die Fließgewässer dürfen nicht zu kühl sein und benötigen saube- res Wasser, kiesig-sandigen Grund, eine eher geringe Fließgeschwindigkeit und Bereiche mit geringer Wassertiefe. Von hoher Bedeutung sind sonnige Uferabschnitte oder zumindest abschnittweise nur geringe Beschattung durch Uferbäume. Fließgewässer sind im Plangebiet nicht vorhanden. Fazit: Aufgrund dieser Rahmenbedingungen ist mit Blick auf die Flächen des Plangebietes festzustellen, dass das Vorkommen der Art definitiv auszu- schließen ist, da hierfür die notwendigen Gesamtbedingungen nicht vorhan- den sind.

13.3.2.7 Artengruppe Weichtiere

Die Arteninformationsseite des LfUs weist sowohl für das Kartenblatt 6031 als auch für den gesamten Landkreis ausschließlich das Vorkommen der Bach- muschel nach. Aufgrund des Fehlens entsprechender Habitate, aufgrund der ökologischen Standortansprüche sowie auch unter Berücksichtigung der Ver- breitungsbilder dieser Art ist auch das Vorkommen dieser Art innerhalb des UGs ausgeschlossen werden.

13.4 Bestand und Betroffenheit der europäischen Vogelarten nach Art. 1 der Vogelschutz-Richtlinie (VRL)

Am 20.06.2018 und am 29.08.2018 erfolgten Bestandsbegehungen mit dem ausschließlichen Fokus auf die Artengruppe der Vögel. Beobachtet wurden weitgehend typische, siedlungsbezogene Arten, konkret Amsel, Ringeltaube, Bachstelze, Kohlmeisen, Mauersegler, Rauchschwalbe, Mehlschwalben, Hausrotschwanz, Kleiber, Rabenkrähe, Feld- und Haussperling. Darüber hin- ausgehende Beobachtungen konnten nicht gemacht werden. Da im Plangebiet keine leerstehenden Gebäude, Schuppen, Scheunen, Hüt- ten, Keller oder sonstige Gebäude vorhanden sind und demnach im Zuge der - 77 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Erschließung und Bebauung des Plangebietes nicht beseitigt werden müssen, gehen keine für die Vögel damit verbundenen Lebensräume verloren. Daher erfolgen zu den damit verbundenen Vogelarten an dieser Stelle keine weite- ren Angaben mehr. Durch den Verlust an Ackerlandschaft werden potenzielle Jagdgebiete (z. B. des Mäusebussards o. ä.) beseitigt. Von der Entstehung neuer Gebäude mit Nebengebäuden könnten z. B. evtl. vorkommende Rauch- und Mehlschwalben, evtl. auch Feldsperlinge, profitie- ren. Für die an das Plangebiet angrenzenden Siedlungsflächen sind die üblichen siedlungstypischen Vogelarten anzunehmen. Innerhalb der Siedlungsflächen sind somit die Amsel, Bachstelze, Blaumeise, Elster, Haussperling, Kohlmei- se, Mehlschwalbe, Mönchsgrasmücke, Rauchschwalbe, Rotkehlchen, Star und Türkentaube zu finden. Da es sich bei dem geplanten Vorhaben um eine Vergrößerung der Siedlungsflächen der Gemeinde handelt, kann man davon ausgehen, dass für diese Arten das Vorhaben gegenüber dem Status quo keine Verschlechterung bedeutet. Durch die Umnutzung bisher landwirtschaftlich genutzter Flächen könnten Le- bensräume/Brutstätten von Bodenbrütern (z. B. Feldlerche, Wachtel, Wachtel- könig, Rebhuhn, Kiebitz) betroffen sein. Um Betroffenheiten konkretisieren bzw. ausschließen zu können, erfolgte die vorgenannte Bestandsbegehung z. B. zur Sichtung revieranzeigender Singflüge der Feldlerche. Zu den einzel- nen prüfrelevanten Arten ist festzustellen:

Feldlerche: Als „Steppenvogel" brütet die Feldlerche in Bayern vor allem in der offenen Feldflur sowie auf größeren Rodungsinseln und Kahlschlägen. Günstig in der Kulturlandschaft sind Brachflächen, Extensivgrünland und Sommergetreide, da hier am Beginn der Brutzeit die Vegetation niedrig und lückenhaft ist. Auch in Bayern bevorzugt die Feldlerche daher ab Juli Hackfrucht- und Maisäcker und meidet ab April/Mai Rapsschläge. Gegen ein Vorkommen der Feldlerche spricht das Fehlen störungsfreier Räume (Spaziergänger, Schul-, Kinderlärm, Straßenverkehrslärm, landwirtschaftliche Tätigkeiten, sonstige opti- sche/akustische Störreize) sowie die im direkten Umfeld der einbezogenen landwirtschaftlichen Fluren vorhandenen Gehölzbestände (Ansitzwarte für Prädatoren). Im Zuge der Begehung konnte entlang des Feldweges in Rich- tung Norden (freie Feldflur) streifend eine streunende Hauskatze beobachtet werden, was den Störungsgrad auf die Feldlerche zusätzlich erhöht. Aufgrund der örtlich vorhandenen, spezifischen Gesamtsituation kann das Vorkommen der Feldlerche in den im Plangebiet liegenden Teilen größerer landwirtschaft- licher Nutzflächen insbesondere durch die siedlungsnahe Randlage dieser Flächen ausgeschlossen werden. Im Rahmen der Begehungen konnte die Art weder akustisch verortet noch optisch gesichtet werden. Insofern kann eine Zerstörung eines Brutplatzes ausgeschlossen werden. In Folge der Planung geht darüber hinaus auch kein ganzes Revier verloren.

Wachtel: Die Wachtel brütet in der offenen Kulturlandschaft auf Flächen mit einer relativ hohen Krautschicht, die ausreichend Deckung bietet, aber auch mit Stellen - 78 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

schütterer Vegetation, die das Laufen erleichtert. Wichtige Habitatbestandteile sind Weg- und Ackerraine sowie unbefestigte Wege zur Aufnahme von Insek- tennahrung und Magensteinen. Besiedelt werden Acker- und Grünlandflä- chen, auch Feucht- und Nasswiesen, Niedermoore oder Brachflächen. Regio- nal werden rufende Hähne überwiegend aus Getreidefeldern, seltener aus Kleefeldern gehört. Intensiv genutzte Wirtschaftswiesen spielen wegen ihrer Mehrschürigkeit kaum eine Rolle. Die tagaktive Art konnte im Plangebiet im Rahmen der Begehungen nicht festgestellt werden. Im Bereich der überplan- ten Flächen der offenen Landschaft fehlen die hierfür notwendigen Kraut- schichten in Kombination mit schütteren Stellen (Brachen) und Rainen. Im Üb- rigen gelten hinsichtlich des Störungsgrades der überplanten Flächen die vor- hergehenden Ausführungen zur Feldlerche an dieser Stelle analog. In der Gesamtzusammenschau ist das Vorkommen der Art mit hinreichender Si- cherheit/Gewissheit im Plangebiet auszuschließen. Eine Betroffenheit liegt nicht vor.

Wachtelkönig: Die Standorte rufender Männchen sind recht vielseitig, beschränken sich aber derzeit fast ausschließlich auf landwirtschaftliches Dauergrünland, bevorzugt auf feuchte Wiesen (z. B. Streuwiesen), aber auch trockene Bergwiesen und Äcker werden besiedelt. Hohe Vegetationsdeckung und geringer Laufwider- stand sind Voraussetzung für eine Besiedlung, ebenso die geeignete Vegeta- tionsstruktur am Rufplatz der Männchen (z.B. Altschilfstreifen, Büsche, Hoch- staudenfluren). Der Wachtelkönig konnte im Zuge der Begehungen nicht fest- gestellt werden. Mit Blick auf die örtlichen Bestandsflächen und das vollstän- dige Fehlen von Wiesen und Grünlandflächen ist das Vorkommen der Art im Plangebiet auszuschließen. Eine Betroffenheit liegt nicht vor.

Rebhuhn: Das Rebhuhn besiedelt vor allem offenes, reich strukturiertes Ackerland. Klein parzellierte Feldfluren mit unterschiedlichen Anbauprodukten, die von Altgras- streifen, Staudenfluren sowie Hecken und Feldrainen durchzogen sind, bieten optimale Lebensräume. Auch Gebiete mit intensiv betriebenen Sonderkultu- ren, wie das Nürnberger Knoblauchsland, werden dicht besiedelt. Grenzli- nienstrukturen, wie Ränder von Hecken, Brachflächen, Äckern und Wegen spielen eine wichtige Rolle. Ebenso unbefestigte Feldwege, an denen die Rebhühner ihre vielfältige Nahrung sowie Magensteine finden. Weitere Schlüsselfaktoren der Dichte sind Deckungsangebot im Jahresverlauf und ausreichende Insektennahrung während der Kükenaufzuchtsphase. Nasse und kalte Böden werden gemieden. Wärmere, fruchtbare Böden (Löß, Braun- und Schwarzerde) in niederschlagsarmen Gebieten mit mildem Klima weisen höchste Siedlungsdichten auf. Nur selten vollziehen die Tiere größere Orts- wechsel. Im Rahmen der Begehungen konnte die Art weder akustisch verortet noch optisch gesichtet werden. Mit Blick auf die örtlichen Bestandsflächen und das vollständige Fehlen von Wiesen und Grünlandflächen ist das Vor- kommen der Art im Plangebiet auszuschließen. Eine Betroffenheit liegt nicht vor.

Kiebitz: Die Brutplätze liegen in offenen, zumeist flachen und baumarmen Landschaf- ten. Am Nistplatz darf die Vegetationshöhe zum Brutbeginn nicht zu hoch

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sein. Toleriert werden etwa 10 cm, bei sehr geringer Vegetationsdichte auch etwas mehr. Während der Kiebitz zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch fast ausschließlich in Feuchtwiesen brütete, findet sich heute der Großteil der Ge- lege in Äckern. Wiesen werden bevorzugt dann besiedelt, wenn sie extensiv bewirtschaftet werden und noch Feuchtstellen aufweisen. Intensiv genutzte Silagewiesen sind dagegen als Brutplatz ungeeignet. Auch Brachflächen mit niedriger Vegetation, die durchaus auch relativ trocken sein dürfen, werden besiedelt. Kiebitze brüten zumeist in Kolonien und verteidigen nur die Umge- bung des Nestes gegenüber Artgenossen. Bei den Bestandsbegehungen konnte die Art nicht festgestellt werden. Mit Blick auf die örtlichen Bestands- flächen und das vollständige Fehlen von Wiesen und Grünlandflächen ist das Vorkommen der Art im Plangebiet auszuschließen. Eine Betroffenheit liegt nicht vor. Hinsichtlich der gehölzbrütenden/gehölzbezogenen Vogelarten wird auf die vorhergehenden Ausführungen zu den Fledermäusen verwiesen, die an die- ser Stelle analog gelten. Um artenschutzrechtliche Verbotstatbestände zu vermeiden, sieht der vorliegende Plan zur sicheren Seite hin eine entspre- chende Vermeidungsmaßnahme (Beschränkung der Rodungszeiten) vor. Fazit: Vogelarten werden durch das Vorhaben weder getötet, geschädigt noch erheblich gestört. Eine Betroffenheit von Vogelarten ist auszuschließen.

13.5 Maßnahmen zur Vermeidung und zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität

Die nachfolgend beschriebenen, dem Artenschutz dienenden Vermeidungs- maßnahmen sind als verpflichtend zu berücksichtigende Auflagen entweder in die Baugenehmigung aufzunehmen oder mittels eines städtebaulichen Ver- trags zu sanktionieren (ein gleichlautender Hinweis befindet sich auf der Pla- nurkunde vorsorglich auch nochmals in Abschnitt IV „Textliche Hinweise“):

 „V 1“: Schutz an den Geltungsbereich angrenzender, ökologisch bedeut- samer Gehölzbestände während der Bauzeit: o Schutzabsperrung im Form massiver, ortsfester Bauzaunabsperrungen o. ä. (Höhe mind. 2,0 m) sind vorzusehen. o Materiallagerungen und Baustelleinrichtungsflächen o. ä. im Kronen- traufbereich sind unzulässig. o Abgrabungen im Kronentraufbereich sind in Handschachtung auszu- führen, sobald im Zuge vorher- gehender maschineller Erdarbeiten baumstatisch relevantes Wurzelwerk angetroffen wird. o Angetroffene, ggf. störende und zwingend zu entfernende Wurzeln sind fach-/sachgerecht mittels geradem, sauberen Schnitt einzukürzen. Schnittstellen mit einem Querschnitt ≥ 4,0 cm sind mit einem geeigne- ten Wundverschlussmittel fachgerecht zu verschließen. o Wurzeln mit größerem Durchmesser (> 5,0 cm) dürfen nur entfernt werden, wenn durch eine hinzu- gezogene, hierfür qualifizierte Fach- kraft bestätigt ist, dass es sich weder um baumstatisch relevante Wur- zeln noch um für die Versorgung wesentliche Teile des Wurzelwerkes handelt.

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o Die Errichtung von Baustraßen sowie von Flächen für die Baustellen- einrichtung (Materiallager usw.) ist generell nur innerhalb des Gel- tungsbereiches zulässig.

 „V 2“: Steuerung der Bauzeit: o Zum Schutz von Bodenbrütern muss die Baufeldfreimachung/ -räumung (Abschieben Oberboden inkl. darauf befindlicher Gras-/ Krautschicht usw.) außerhalb ihrer Brutzeit, demnach in der Zeit zwi- schen Mitte September bis Ende Februar, durchgeführt werden. Arbei- ten zur Baufeldfreimachung/-räumung außerhalb dieses Zeitfensters sind nur dann zulässig, wenn durch eine hierfür qualifizierte Fachkraft in Abstimmung mit der UNB am LRA Bamberg mittels Bestandsbege- hung nachgewiesen ist, dass keine Bodenbrüter vorhanden sind. o Gehölzrodungen sind ausschließlich außerhalb der Vogelbrutzeit, demnach nur in der Zeit von Anfang Oktober bis Ende Februar, zuläs- sig. Rodungen außerhalb dieser Zeit sind nur mit Zustimmung der UNB am LRA Bamberg zulässig, sofern im Vorfeld seitens einer hierfür qua- lifizierten Fachkraft nachgewiesen wurde, dass im Eingriffsbereich kei- ne Brutvorkommen vorhanden sind.

Hinweise:  Die verbindliche Festsetzung dieser Vermeidungsmaßnahmen im Zuge des vorliegenden Bauleitplanes ist aus planungsrechtlicher Sicht unzuläs- sig, da hier verhaltensbezogene Maßnahmen definiert werden. Solche Festsetzungen sind auf Basis des abschließenden Numerus clausus des § 9 Abs. 1 BauGB nicht zu legitimieren. Es fehlt ihnen am notwendigen bodenrechtlichen Bezug.  Die in Kapitel 12.8 („Straßenbeleuchtung“) getroffenen bauordnungsrecht- lichen Festsetzungen wirken sich insbesondere hinsichtlich des Schutzes nachaktiver Insekten positiv aus.

13.6 Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität (vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen i. S. v. § 44 Abs. 5 BNatSchG)

Hierbei handelt es sich um Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität (CEF-Maßnahmen), die dazu dienen, Beeinträch- tigungen bzw. Gefährdungen lokaler Populationen zu vermeiden. Im Vorfeld unvermeidbarer Eingriffe ist es im vorliegenden Fall aber nicht notwendig, dass solche Maßnahmen durchgeführt werden müssen.

13.7 Gutachterliches Fazit

Die Gemeinde kommt zu dem Ergebnis, dass das Auslösen artenschutzrecht- licher Verbotstatbestände ausgeschlossen ist, sofern die vorgesehenen Ver- meidungsmaßnahmen berücksichtigt und umgesetzt werden.

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Die Gemeinde hat keine detaillierte Ermittlung der vorhandenen Tierwelt vor- genommen und musste dies auch nicht. Sie hat stattdessen eine umfassende Ermittlung der örtlich vorhandenen Biotoptypen, Flächennutzungen usw. in ih- rer spezifischen faunistischen, floristischen bzw. vegetationsökologischen Zu- sammensetzung vorgenommen und mit der ergänzenden Anmerkung verse- hen, dass auf Basis der während der Beobachtungstermine getätigten Zu- fallsbeobachtungen der Planungsraum als Teilgebiet ohne besondere tieröko- logische Bedeutung anzusehen ist. Die Gemeinde geht damit von einem typi- schen, allgemeinen Erfahrungswerten entsprechenden Tierbesatz aus. Je ty- pischer die Gebietsstruktur des Eingriffsbereiches ist, desto eher kann auch auf typisierende Merkmale und allgemeine Erfahrungen abgestellt werden, zumal wenn - wie hier - keine Anhaltspunkte für die Schädigung besonders seltener Arten vorliegen, denen im Rahmen der Ermittlung nachzugehen ge- wesen wäre. Auch setzt die Prüfung, ob von einem Planvorhaben ggf. geschützte Tierarten betroffen sind, die etwa den Zugriffsverboten des § 44 BNatSchG unterliegen, eine ausreichende Ermittlung und Bestandsaufnahme der im Planbereich vor- handenen Tierarten und ihrer Lebensräume voraus. Das verpflichtet die Ge- meinde allerdings nicht, ein lückenloses Arteninventar zu erstellen. Die Unter- suchungstiefe hängt vielmehr maßgeblich von den naturräumlichen Gege- benheiten im Einzelfall ab. Dabei kommen als Erkenntnisquellen Bestandser- fassungen vor Ort und die Auswertung bereits vorhandener Erkenntnisse und Fachliteratur in Betracht, die sich wechselseitig ergänzen können. Die Anfor- derungen namentlich an speziell auf die aktuelle Planung bezogene Erfas- sungen - etwa durch spezielle Begehungen - sind jedoch nicht zu überspan- nen. Untersuchungen quasi „ins Blaue hinein" sind/waren nicht veranlasst. Auch ist nicht zu vernachlässigen, dass Bestandsaufnahmen vor Ort, so um- fassend sie auch sein mögen, letztlich nur eine Momentaufnahme und aktuel- le Abschätzung der Situation von Fauna und Flora darstellen und den „wah- ren" Bestand nie vollständig abbilden können. Schließlich ist der - auch euro- parechtlich verankerte - Verhältnismäßigkeitsgrundsatz zu beachten, der den Untersuchungsaufwand maßgeblich steuert. Dieser Grundsatz würde verfehlt, wenn Anforderungen an die artenschutzrechtliche Bestandsaufnahme gestellt würden, die keinen für die Planungsentscheidung wesentlichen Erkenntnis- gewinn versprechen und außerhalb jedes vernünftigen Verhältnisse zu dem damit erreichbaren Gewinn für Natur und Umwelt stehen würden. Unter Berücksichtigung der vorhergehenden Ausführungen und überschlägi- gen Abschätzungen ist nach derzeitigem Kenntnisstand das Auslösen arten- schutzrechtlichen Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 i. V. m. Abs. 5 BNatSchG nicht zu erwarten. Das Tötungsverbot gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG (Nachstellen, Fangen, Ver- letzen, Töten, Entnahme, Beschädigung, Zerstörung der Entwicklungsformen) ist nicht einschlägig. Bereits der hierfür zugrunde zu legende Maßstab der Signifikanz, wonach innerhalb der Flächen des Plangebietes ein Aktivitäts- schwerpunkt von Arten vorkommen muss, ist nicht einschlägig. Gleiches gilt für das Störungsverbot gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (Verbotstatbestand: Erhebliche Störung, Schutzzeiten) bezogen auf den Er- haltungszustand der örtlichen Populationen. Gleiches gilt für den Schutz von Fortpflanzungs- und Ruhestätten gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG. Hierbei geht es nicht um den „Lebensraum“ oder um

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„Lebensstätten“ (insbesondere nicht um Nahrungshabitate), sondern ganz eng um „Fortpflanzungs- und Ruhestätten“. Es geht auch nicht um eine ir- gendwie geartete „Beeinträchtigung“, sondern ganz konkret um die „Beschä- digung und Zerstörung“ von Fortpflanzungs- und Lebensstätten. Potenzielle Quartiere sind hierbei nicht betrachtungsrelevant, sondern nur tatsächlich ge- nutzte Quartiere. Die Notwendigkeit zur Erteilung einer Ausnahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG ist nicht erkennbar. Die Gemeinde konnte daher auf Grundlage der von ihr er- hobenen bzw. der ihr seitens Dritter zur Verfügung gestellten Informationen nicht erkennen, dass im Hinblick auf den Artenschutz unüberwindbare Hin- dernisse vorlägen, die die Planrechtfertigung des BBPs/GOPs in Frage stel- len.

14. GESTALTERISCHE ZIELE DER GRÜNORDNUNG MIT VERMEIDUNGS- UND MINIMIERUNGSMASSNAHMEN

Auf den besonderen Schutz des Oberbodens und auf die sonstigen Vorgaben zum Umgang und Schutz von Boden nach DIN 19 731 und § 12 BBodSchV wird hingewiesen. Auf dieser Grundlage gilt hinsichtlich des Schutzes der Ressource Boden, dass anfallender Oberboden vor Baubeginn profilgerecht abzutragen und in Mieten zu lagern ist. Er soll bevorzugt im Bereich von Ge- hölz- und Ansaatflächen wieder eingebracht werden oder ist extern als Oberboden wiederzuverwenden. Bei den nicht versiegelten Flächen soll der Boden nach Abschluss der Bauar- beiten wieder seine natürlichen Funktionen erfüllen können, d. h. die Boden- schichten sind wieder so aufzubauen, wie sie natürlicherweise vorhanden wa- ren. Durch geeignete technische Maßnahmen sollen Verdichtungen, Vernäs- sungen und sonstige nachteiligen Bodenveränderungen (z. B. im Rahmen von Geländeauffüllungen o. ä.) vermieden werden. Auf eine bodenschonende Ausführung der Bauarbeiten unter zu Hilfenahme von gültigen Regelwerken und Normen (z. B. DIN 19 731), ist zu achten. Zur Vermeidung von Auswirkungen auf das Schutzgut Grundwasser sind Maßnahmen zur Förderung der Grundwasserneubildung im Gebiet festgesetzt (z. B. Verwendung offenporiger, wasserdurchlässiger Beläge im Bereich von Stellplätzen, Zufahrten und Nebenflächen, Versickerung von Oberflächen- wasser auf den Grundstücken). Das auf den Dachflächen anfallende Regenwasser kann als Brauchwasser verwendet werden. Bei der Nutzung von Regenwasser wird auf die einschlä- gigen DIN-Vorschriften, hygienischen Bestimmungen und Auflagen hingewie- sen. Der Bau von Zisternen ist zulässig und wird empfohlen. Der Eintrag grundwassergefährdender Stoffe in den Untergrund ist durch das Fehlen entsprechender Nutzungsformen ausgeschlossen bzw. ist - wenn überhaupt - nur im haushaltsüblichen, für Wohngebiete typischen Umfang zu erwarten. Die nicht überbauten privaten Grundstücksflächen sind gärtnerisch anzule- gen, zu bepflanzen, zu pflegen und zu unterhalten. Die Verwendung von Koniferen (z. B. Thuja, Zypresse o. ä.) zur Grundstück- seingrünung ist unzulässig. - 83 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Die Verwendung giftiger Pflanzen (z. B. Bäume, Sträucher, Stauden, Kräuter usw.) im Zuge der Grundstückseingrünung ist unzulässig. Bei der Pflanzenauswahl sind die Vorgaben der Deutschen Gesetzlichen Un- fallversicherung (Giftpflanzen beschauen, nicht kauen, GUV-SI 8018, Novem- ber 2006) sowie der DIN 18034:2012-09 zu beachten. http://www.kindergaerten-in-aktion.de/downloads/information-giftpflanzen-beschauen-nicht-kauen Der Ausschluss giftiger Pflanzen bei der privaten Grundstückseingrünung ins- besondere im Bereich der künftigen Frei- und Außenanlagen der Kinderta- gesstätte ist selbsterklärend. Der Ausschluss giftiger Pflanzen auch im Be- reich des „Allgemeinen Wohngebietes“ trifft die dortigen Grundstückseigentü- mer, Wohnungseigentümer und Nutzer nicht unverhältnismäßig. Eine zweck- entsprechende Nutzung auch dieser Grundstücke ist auch trotz dieser Fest- setzung möglich und führt hier nicht zu unzumutbaren Beeinträchtigungen. Auch der Gestaltungsspielraum der mit diesen Festsetzungen Verpflichteten hinsichtlich ihres eigenständigen Gestaltungsspielraums ist gewahrt und wird nicht unverhältnismäßig eingeengt. Die Gemeinde begründet diese Festset- zung auch für das „Allgemeine Wohngebiet“ damit, dass zwischen den jewei- ligen Außen-/Freianlagen der Kindertagesstätte und der Seniorenpflege-/- wohneinrichtung offene Austauschmöglichkeiten und -beziehungen vorgese- hen sind, d. h. die Kinder können und sollen den Senioren auch auf den Flä- chen der außerhalb des eigentlichen Kindertagesstättenareals begegnen. Da- her muss auch hier der Schutz der Kinder vor giftigen Pflanzen gewährleistet sein. Durch künftige Gehölz- und Baumpflanzungen sowie durch die weitestgehen- de Reduzierung versiegelter Flächen sollen die Rückstrahlung und damit ver- bunden eine Temperaturerhöhung innerhalb des Gebietes reduziert werden. Maßnahmen zur Dachbegrünung sind festgesetzt. Der Einsatz von Gründä- chern verbessert die Wasserrückhaltung in der Fläche, kompensiert teilweise notwendige Flächenversiegelungen und reduziert die Flächenabflusswerte. Damit einher geht gleichfalls eine Steigerung der Verdunstungsrate und eine, wenn auch geringe, klar lokal begrenzte Abschwächung von Temperaturspit- zen (durch Verdunstungskälte) im direkten Umfeld dieser Einrichtungen. Maßnahmen zur Fassadenbegrünung (auch zur optimierten Einbindung künf- tiger Gebäude in das Landschaftsbild) werden empfohlen. Die Pflanzabstände zu den Nachbargrundstücken regeln sich nach Art. 47 und Art. 48 des AGBGBs (Ausführungsgesetzt zum Bürgerlichen Gesetzbuch) für den Freistaat Bayern. Ergänzend verweist die Gemeinde auf diesbezüglich relevante Ausführungen und Informationen des Bayerischen Justizministeriums in der Broschüre mit dem Titel „Rund um die Gartengrenze“, die im Internet als pdf-file zum Herun- terladen zur Verfügung steht.

15. UMWELTBERICHT

Auf die diesbezüglich relevanten Ausführungen in Kapitel 22.1 („Gewählte Verfahrensart“) wird hingewiesen. Vor diesem Hintergrund ist festzustellen: Für einen BBP der Innenentwicklung nach § 13 a BauGB gelten die Vorschrif- ten des vereinfachten Verfahrens nach § 13 Abs. 3 Satz 1 BauGB analog. - 84 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

Demnach gilt, dass von der Umweltprüfung nach § 2 Abs. 4 BauGB, von dem Umweltbericht nach § 2 a BauGB, von der Angabe nach § 3 Abs. 2 Satz 2 BauGB, welche Arten umweltbezogener Informationen verfügbar sind, sowie von der zusammenfassenden Erklärung nach § 10 a Abs. 1 BauGB abgese- hen wird. § 4 c BauGB (Überwachung) ist nicht anzuwenden. Bei der Beteiligung nach § 4 Abs. 2 BauGB bzw. § 3 Abs. 2 BauGB ist gemäß § 13 Abs. 3 Satz 2 BauGB jedoch darauf hinzuweisen, dass von einer Umweltprüfung abgesehen wird. Ergänzend gilt die Hinweispflicht des § 3 Abs. 2 Satz 2 Halbsatz 2 BauGB, wonach in der Bekanntmachung zur förmlichen Öffentlichkeitsbeteiligung da- rauf hinzuweisen ist, dass Stellungnahmen während der Auslegungsfrist ab- gegeben werden können und das nicht fristgerecht abgegebene Stellung- nahmen bei der Beschlussfassung über den Bauleitplan unberücksichtigt blei- ben können. Auch dieser Vorgabe ist die Gemeinde nachgekommen, wie mit Blick auf den Bekanntmachungstext zu erkennen war/ist. Wie den Ausführungen in den vorhergehenden Kapiteln zu entnehmen ist, wurden unabhängig davon Angaben zu den üblicherweise im Rahmen einer Umweltprüfung zu berücksichtigenden Schutzgütern (Mensch, Flora/Fauna, Boden, Wasser, Luft, Landschafts- und Siedlungsbild, Freiraumerhaltung, Kul- tur-/Sachgüter) gemacht. Dadurch soll Dritten ein möglichst umfassendes Ge- samtbild vermittelt werden. Die Gemeinde kam damit gleichzeitig ihrer gesetz- lichen Verpflichtung zur Abwägung der Belange von Natur/Landschaft gegen- über den Belangen des Planvorhabens nach. Wie dargestellt wurde, resultie- ren daraus Festsetzungen zu Maßnahmen für die Eingriffsvermeidung und - minimierung.

16. ANWENDUNG DER EINGRIFFS-/AUSGLEICHSREGE-LUNG

Es gilt § 13 a Abs. 2 Nr. 4 BauGB. Demnach sind Eingriffe, die aufgrund der Aufstellung dieses BBPs/GOPs zu erwarten sind, als im Sinne des § 1 a Abs. 3 Satz 6 BauGB vor der planerischen Entscheidung erfolgt oder zulässig gel- ten. Ein Ausgleich wurde daher nicht erforderlich. Rechtsfolge des § 1a Abs. 3 Satz 6 BauGB ist lediglich, dass ein Ausgleich nicht erforderlich ist. Die naturschutzbezogene Eingriffsregelung, die im Be- bauungsplanverfahren nach den speziellen Regelungen des § 1 a Abs. 3 BauGB abzuarbeiten ist, befasst sich jedoch nicht nur mit der Ausgleichs- pflicht, sondern auch mit dem dieser Ausgleichspflicht vorgeschalteten Ver- meidungsgebot, dessen Anforderungen auch bei der Aufstellung des vorlie- genden BBPs/GOPs nicht unberücksichtigt bleiben können. Hinsichtlich der auf dem Vermeidungsgebot beruhenden Vermeidungs- und Minimierungs- maßnahmen wird u. a. auch auf die diesbezüglich relevanten, vorhergehen- den Ausführungen (s. Kap. 14 „Gestalterische Ziele der Grünordnung mit Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen“) sowie auf die diesbezüglich wirksam werdenden bauordnungs- und planungsrechtlichen Festsetzungen (z. B. max. zulässige GRZ usw.) verwiesen, in denen entsprechende Maß- nahmen beschrieben sind.

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17. ALTERNATIVENPRÜFUNG

Die Alternativenprüfung im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung be- schränkt sich auf solche Alternativen, die die Ziele und den räumlichen Gel- tungsbereich des BBPs/GOPs berücksichtigen. Zu prüfen sind mithin allein die sog. plankonformen Alternativen. Nicht erforderlich sind Überlegungen, ob unter Umweltaspekten für den be- troffenen Bereich andere Nutzungsausweisungen in Betracht kommen, etwa die Ausweisung naturnaher Flächen anstelle von Gemeinbedarfsflächen bzw. Flächen für ein „WA“. Zu den anderweitigen Planungsmöglichkeiten i. S. v. Nr. 2 d der Anlage 1 zu § 2 Abs. 4 und §§ 2 a und 4 c BauGB gehört auch die Möglichkeit zur alterna- tiven konzeptionellen Ausgestaltungen des BBPs/GOPs. Insoweit hat sich die Planung etwa auch damit zu befassen, ob mit Rücksicht auf das Integritätsin- teresse von Natur und Landschaft oder unter Aspekten des Immissionsschut- zes und Denkmalschutzes die konkrete Ausgestaltung des Plans ohne we- sentliche Abstriche an den gemeindlichen Planzielen im Hinblick auf die nega- tiv betroffenen Umweltbelange verträglicher ausgestaltet werden kann. Die Gemeinde muss dann die sich ihr aufdrängenden oder naheliegenden Alterna- tiven in die Abwägung einstellen. Dies gilt vor allem bei einer naheliegenden Alternativlösung, mit der die Ziele unter geringeren Opfern an entgegenste- henden öffentlichen und privaten Belangen verwirklicht werden können. Die vorliegende Planung bedarf bei einer Eingriffswirkung in nachteilig be- troffene Belange einer Rechtfertigung. Dies ist im Zuge der vorliegenden Be- gründung geschehen. Alternativen, die vor dem Hintergrund der gemeindli- chen Zielkonzeption eindeutig weniger eingreifen, verdienen in der Planung den Vorrang. Das gilt allerdings nur dann, wenn sich diese Zielkonzeption dadurch gleich gut verwirklichen lässt. Die Gemeinde Kemmern hat unter die- sem Aspekt grundsatzgemäß gehandelt. Dies wird aus den vorhergehenden Ausführungen deutlich. Die Gemeinde hat hierbei insgesamt ihre grundsätzli- che planerische Zielkonzeption nicht aus den Augen verloren. Bereits in Kapitel 2 („Planungsanlass und Planungsziele“) hat die Gemeinde Kemmern ausgeführt, welche städtebaulichen Gründe sie zur Überplanung der Geltungsbereichflächen veranlasst hatten. Die mit den vorliegenden Unterlagen formulierten städtebaulichen Entwick- lungsinteressen spielen hinsichtlich der Alternativenprüfung eine bedeutsame Rolle. Vor diesem Hintergrund gilt der Grundsatz der Alternativenabwägung mit Blick auf naturschutzrechtliche oder umweltschützende Belange aber nicht absolut. So ist die Plangeberin bei der fachplanungsrechtlichen Entscheidung auch durch § 15 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG nicht zur Wahl der ökologisch güns- tigsten Planungsalternative verpflichtet. Eine solche Verpflichtung ergibt sich auch nicht im Hinblick auf andere umweltschützende Belange. Jedoch vertritt die Gemeinde die Auffassung, auch vor diesem Hintergrund eine ausgewoge- ne Planung vorgelegt zu haben, die einen tragfähigen Kompromiss zwischen allen wesentlichen Belangen und Interessen (Interessen des Natur-, Arten- und Landschaftsschutzes, Belange des Siedlungsbildes, Belange der Was- serwirtschaft, der Denkmalpflege und des Verkehrswesen, Belange von Frei- zeit und Erholung, Belange junger Familien mit Kindern, Belange der Kinder, Belange der Senioren und pflege-/betreuungsbedürftiger Menschen) darstellt.

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Hinzukommt, dass im vorliegenden Fall eine Bauflächenausweisung an einer anderen als der vorliegend gewählten Stelle weder betriebswirtschaftlich noch städtebaulich sinnvoll/zielführend wäre und daher nicht weiter in Betracht ge- zogen wurde. Es geht um den Ausbau und die Sicherung vorhandener Infra- struktureinrichtungen (Schule, Kindergarten) sowie um die optimierte Versor- gung, Unterbringung und Pflege von Senioren und pflegebedürftigen Men- schen. Zusätzlich befinden sich die Flächen des Plangebietes im Eigentum der Gemeinde. Zur Prüfung anderweitiger Planungsmöglichkeit gehört auch die Untersuchung der sog. „Nullvariante“. Eine generelle Vermeidung durch Verzicht auf die Pla- nung scheidet aus. Eine „Nulllösung“ stellt für die Gemeinde keine prüfrele- vante Alternative dar, da dann der Bedarf an den vorbeschriebenen Einrich- tungen missachtet würde. Zudem ist die Gemeinde im Rahmen ihrer Abwä- gung davon überzeugt, dass die Ziele/Vorteile der Planung unvermeidbare Eingriffe/Nachteile rechtfertigen. Mittels der vorliegenden Planung kann langfristig eine geordnete städtebauli- che Erweiterung innerhalb der Geltungsbereichsflächen bzw. zwischen den bestehenden Siedlungsflächen und der vorliegend geplanten Erweiterung er- reicht und dauerhaft sichergestellt werden. Innerhalb des Geltungsbereiches gibt es hinsichtlich der Art der Nutzung und des Umfangs der Nutzung keine Alternativen mit geringerem Eingriffsumfang, da sich die Alternativen nur durch die unterschiedliche Anordnung von Ge- bäuden, Erschließungsflächen und Flächen für Nebenanlagen bzw. einen un- terschiedlichen Zuschnitt der privaten Grünflächen unterscheiden würden. Die jeweiligen Gebäudegrößen basieren auf Berechnungen und Prognosen hin- sichtlich des tatsächlich zu erwartenden Bedarfs, so dass deren Verkleinerung und damit eine Reduzierung des Eingriffs städtebaulich nicht zielführend war/ist. Fazit : Die Gemeinde vertritt die Auffassung, ihren Planungsstandpunkt umfas- send und konkret begründet und dargestellt zu haben. Sie konnte insofern nicht erkennen, wie die unvermeidbaren, baubedingten Eingriffe durch eine andere Lösung vermieden bzw. weiter hätten reduziert werden können.

18. FLÄCHENBILANZ

Der Geltungsbereich umfasst eine Fläche von gerundet ca. 0,79 ha und teilt sich im Einzelnen wie folgt auf:

Allgemeines Wohngebiet: 0,22 ha 27,85 % Gemeinbedarfsflächen: 0,29 ha 36,71 % Öffentl. Straßenverkehrsflächen: 0,16 ha 20,25 % Öffentl. Verkehrsflächen bes. Zweckbestimmung: 0,12 ha 15,19 % Geltungsbereichsgröße gesamt: 0,79 ha 100,00 %

Zu einer voraussichtlichen Vollversiegelung im Umfang von ca. 0,28 ha (0,16 ha + 0,12 ha) kommt es im Bereich der in der Planzeichnung dargestell-

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ten öffentlichen Straßenverkehrsflächen und Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung. Auf Grundlage der festgesetzten, maximal zulässigen Grundflächenzahl von 0,4 dürfen im „Allgemeinen Wohngebiet“ max. 60 % (40 % + 20 %) der Wohngebietsflächen (s. oben), demnach max. ca. 0,13 ha (von ca. 0,22 ha) der festgesetzten Wohngebietsfläche versiegelt/überbaut werden. Im Bereich der Gemeinbedarfsfläche (hier gilt eine GRZ von max. 0,6) dürfen unter Berücksichtigung der Vorgaben nach § 19 Abs. 4 Satz 2 BauNVO ma- ximal 80 % der Grundstücksfläche überbaut/versiegelt werden, demnach max. ca. 0,23 ha (von ca. 0,29 ha). Im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung in die Beurteilung der Eingriffser- heblichkeit bzw. des Eingriffsumfanges einzustellen ist, dass sich im Plange- biet bereits derzeit ca. 0,20 ha überbauter bzw. versiegelter Flächen (z. B. Flächen des Allwetterplatzes, der Laufbahn, gepflasterte Rand-, Wegeflächen usw.) befinden. Demnach reduziert sich die Eingriffsfläche durch eine erstmalige Überplanung bisher nicht beeinträchtigter Bodenflächen auf ca. 0,44 ha (ca. 0,28 ha Stra- ßenverkehrsflächen/Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung + ca. 0,36 ha Bauflächen Wohngebiet/Gemeinbedarfsflächen abzüglich ca. 0,20 ha bereits versiegelter Flächen). Dies entspricht ca. 55,70 % der Geltungsbe- reichsfläche. Im Ergebnis ist festzustellen, dass zukünftig trotz einer sehr ho- hen Nutzungsvielfalt und des damit verbundenen hohen Nutzungsdrucks auf die Flächen, die zukünftig viele Funktionen auf begrenztem Raum erfüllen müssen, ein vergleichsweise hoher Grün-/Freiflächenanteil gewährleistet wird.

19. ERSCHLIESSUNGSKOSTEN

Bei der Durchführung der Planung (Erschließungsstraßen mit Beleuchtung, Versorgung und Entsorgung) entstehen voraussichtlich folgende, vorläufig grob geschätzte Kosten (Kostenschätzung brutto, reine Baukosten ohne Bau- nebenkosten, ohne Grunderwerbskosten):

Maßnahme Kosten

Verkehrsanlagen inkl. Beleuchtung: 416.000 Euro Mischwasserkanal mit Anschlussleitun- gen 104.000 Euro Wasserleitungen mit Hausanschlüssen: 58.000 Euro Grün-/Freiflächen, Bepflanzung 33.000 Euro Gesamt: 611.000 Euro

Wichtiger Hinweis : Die vorgenannten Kosten beziehen sich ausschließlich auf die Errichtung der „Planstraße A“.

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20. DURCHFÜHRUNG DER PLANUNG

Die Durchführung des Bauleitplanverfahrens erfolgte im Rahmen der kommu- nalen Planungshoheit durch die Gemeinde Kemmern unter Inanspruchnahme der Zuarbeit der von ihr beauftragten Ingenieuraktiengesellschaft Höhnen & Partner (96047 Bamberg).

21. GESETZE, RICHTLINIEN, VERORDNUNGEN, DIN-NORMEN

Aus planungsrechtlicher und bauleitplanerischer Sicht gelten die in Kapitel 1 („Planungsrechtliche Voraussetzungen“) aufgeführten Gesetze und Verord- nungen. Die in der Planurkunde, in der Planbegründung sowie in den Fachgutachten ggf. in Bezug genommenen DIN-Vorschriften können im Rathaus der Ge- meinde Kemmern (1. Obergeschoss, Zimmer 7, Hauptstraße 2, 96164 Kem- mern) während der allgemein bekannten Dienst-/Öffnungszeiten nach Voran- meldung von jedermann kostenfrei eingesehen werden. Die im Rahmen der Planung zitierten bzw. dieser zugrunde gelegten Gesetze, Richtlinien, Verordnungen usw. stehen im Internet bzw. in öffentlichen Biblio- theken für jedermann zur Einsicht frei zur Verfügung.

22. VERFAHREN

22.1 Gewählte Verfahrensart

Durchgeführt wurde das vorliegende Bauleitplanverfahren gemäß § 13 a BauGB als Bebauungsplan der Innenentwicklung im beschleunigten Verfah- ren. Ein BBP für die Wiedernutzbarmachung von Flächen, für die Nachver- dichtung oder für andere Maßnahmen der Innentwicklung (BBP der Innenent- wicklung) kann gemäß § 13 a Abs. 1 Nr. 1 BauGB im beschleunigten Verfah- ren aufgestellt werden, sofern eine zulässige Grundfläche im Sinne des § 19 Abs. 2 BauNVO von weniger 20.000 m² festgesetzt ist. Vor diesem Hinter- grund ist für die vorliegende Planung festzustellen: Für die Beurteilung, in wie weit die obige Vorgabe erfüllt ist, dient die zulässi- ge Grundfläche im Sinne des § 19 Abs. 2 BauNVO. Aufgrund der Geltungsbe- reichsgröße von insgesamt ca. 0,79 ha wird ersichtlich, dass die vorgenannte Obergrenze nicht erreicht werden kann. Die Vorgabe gemäß § 13 a Abs. 1 Nr. 1 BauGB ist eingehalten. Um das beschleunigte Verfahren nach § 13 a BauGB durchführen zu können, muss es sich bei der Planung um eine Maßnahme der Innenentwicklung han- deln. Das Gesetz nennt beispielhaft die Wiedernutzbarmachung von Flächen sowie die Nachverdichtung. Das beschleunigte Verfahren beschränkt sich je- doch ausdrücklich nicht nur auf die Wiedernutzbarmachung und auf die Nach- verdichtung, sondern lässt auch sog. andere Maßnahmen der Innenentwick- lung zu. Mit dieser Generalklausel will der Gesetzgeber auch solche Planun- gen erfassen, die der Erhaltung, Erneuerung, Fortentwicklung, Anpassung und/oder dem Umbau vorhandener Ortsteile dienen. Damit kommen im Grun- de alle Umgestaltungen der (noch) vorhandenen baulichen Strukturen in Be- - 89 - Gemeinde Kemmern, Landkreis Bamberg Bebauungs- und Grünordnungsplan „Mehrgenerationenhaus Kemmern“

tracht, mithin neben Umnutzungen des vorhandenen Bestandes auch seine baulichen Änderungen und Erweiterungen. Voraussetzung aller Maßnahmen ist, dass es sich dabei um eine Innenent- wicklung handeln muss, d. h., die Maßnahme muss im Bereich der vorhande- nen Siedlungsstruktur stattfinden und darf diese nicht in die freie Landschaft ausdehnen. Ausgangspunkt für die Betrachtung, welche Flächen durch Be- bauungspläne der Innenentwicklung nach § 13 a BauGB überplant werden können, ist die Zielsetzung, die innerhalb des Siedlungsbereiches befindlichen Grundflächen wieder bzw. anders zu nutzen. Im vorliegenden Planfall ist fest- zustellen, dass es sich um die Überplanung innerhalb des Siedlungsbereiches befindlicher Flächen handelt:

1) Bei dem Plangebiet handelt es sich nahezu vollständig um Flächen inner- halb eines rechtskräftigen BBPs und damit um Flächen, die bauplanungs- rechtlich bereits nach § 30 BauGB zu beurteilen sind. Änderungen der bis- lang getroffenen Festsetzungen können hier mit einem BBP der Innen- entwicklung erfolgen. 2) Bei den Flächen des vorliegenden Plangebietes handelt es sich um In- nenbereichsflächen, demnach um Flächen für die Innenentwicklung inner- halb der vorhandenen Siedlungsstruktur im Sinne des § 13 a BauGB.

Für einen BBP der Innenentwicklung nach § 13 a BauGB gelten die Vorschrif- ten des vereinfachten Verfahrens nach § 13 Abs. 2 und Abs. 3 Satz 1 BauGB analog. Die Anwendung dieses Verfahrens ist gemäß § 13 Abs. 1 BauGB je- doch nur zulässig, sofern hierdurch

1) keine Zulässigkeit von Vorhaben, die einer Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung nach Anlage 1 zum Gesetz über die Um- weltverträglichkeitsprüfung oder nach Landesrecht unterliegen, vorbereitet oder begründet werden, 2) keine Anhaltspunkte für eine Beeinträchtigung der in § 1 Abs. 6 Nr. 7 b) BauGB genannten Schutzgüter bestehen und 3) keine Anhaltspunkte dafür bestehen, dass bei der Planung Pflichten zur Vermeidung oder Begrenzung der Auswirkungen von schweren Unfällen nach § 50 Satz 1 BImSchG zu beachten sind.

Zu Ziffer 1) wird festgestellt: Nach Prüfung der in Anlage 1 zum UVPG aufge- listeten Vorhaben ist festzustellen, dass auf Grundlage der vorliegenden Pla- nung keines der in Anlage 1 aufgeführten Vorhaben, die der Umweltverträg- lichkeitsprüfungspflicht unterliegen, vorbereitet oder begründet werden, insbe- sondere auch nicht Vorhaben nach den Ziffern 18.4, 18.7, 18.8 bzw. 18.9. Zu Ziffer 2) wird festgestellt: Natura-2000-Gebiet sind innerhalb des Plange- bietes sowie außerhalb angrenzend oder benachbart nicht vorhanden. Zu Ziffer 3) wird festgestellt: Alleine bereits auf Grundlage der festgesetzten Art der Nutzung („Allgemeines Wohngebiet“, Gemeinbedarfsfläche zur Errich- tung einer Kindertagesstätte) ist auszuschließen, dass schwere Unfälle im Sinne des § 50 Satz 1 BImSchG eintreten können. Insofern können keine Ge- fahren im Sinne des Gesetzes eintreten, die zu vermeiden bzw. zu minimieren oder zu begrenzen wären. Darüber hinaus existieren im näheren bzw. weite- ren Umfeld des Plangebietes auch keine Störfallbetriebe o. ä.

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Fazit: Insofern sind auch die unter den Ziffern 1) bis 3) zu berücksichtigenden Vorgaben kumulativ erfüllt. Nach erfolgter schrittweiser Prüfung ist festzustellen, dass die Durchführung des vorliegenden Bauleitplanverfahrens nach § 13 a BauGB zulässig ist/war, da alle an dieses Verfahren gestellten Voraussetzungen erfüllt sind/waren.

22.2 Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange

Damit eine Beteiligungspflicht entsteht, müssen die Behörden und die sonsti- gen Träger öffentlicher Belange in einem städtebaulich relevanten Belang be- troffen sein, der ihrem Aufgabenbereich unterfällt und der die Inhalte und den Festsetzungskatalog gemäß § 9 Abs. 1 BauGB betrifft. Aus diesem Grund wurden am Bauleitplanverfahren die nachfolgend aufgeführten Träger öffentli- cher Belange und Behörden beteiligt, da bei diesen im Zuge der vorliegenden Bauleitplanung betroffene Belange gesehen wurden bzw. davon ausgegangen wurde, dass diese bei der Grundlagenermittlung wesentliche Informationen und Hinweise beisteuern können, auf deren Grundlage das Erstellen eines Planentwurfes möglich wird:

1. Landratsamt Bamberg, Bamberg 2. Regierung von Oberfranken, Bayreuth 3. Wasserwirtschaftsamt Kronach, Kronach 4. Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung Bamberg, Dienst- stelle Bamberg, Bamberg 5. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Referat B Bauleitpla- nung, München 6. Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Bamberg, Bereich Landwirtschaft, Bamberg 7. Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken, Bamberg 8. Bayerischer Bauernverband, Geschäftsstelle Bamberg 9. Regionaler Planungsverband, Oberfranken - West, Bamberg 10. Deutsche Telekom Technik GmbH, Bamberg 11. Bayernwerk Netz GmbH, Bamberg 12. TenneT TSO GmbH, Bayreuth 13. Vodafone Kabel Deutschland Vertrieb & Service GmbH & Co. KG, Nürnberg 14. PLEdoc GmbH, Essen 15. Bund Naturschutz in Bayern e. V., Kreisgruppe Bamberg, Bamberg 16. Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V., Bezirksgeschäftsstelle Oberfranken, Bayreuth 17. Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern, Regionalbe- auftragte Fr. Marofke, Grafengehaig

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18. Kreisheimatpfleger Wolfgang Rössler, Altendorf 19. Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann, Scheßlitz 20. Katholische Kirchenstiftung Kemmern, Kemmern (Kirchenpfleger Hr. Brehm, Pfarradministrator Pfarrer Markus Schürrer) 21. Fernwasserversorgung Oberfranken, Kronach 22. Staatliches Schulamt Bamberg, Schulrat Hr. Neundorfer, Bamberg 23. Grundschule Kemmern, Fr. Rektorin Koschwitz, Kemmern 24. Gemeinde Breitengüßbach 25. Gemeinde Gundelsheim 26. Stadt Baunach, VG Baunach 27. Stadt Hallstadt

Weitere Stellen wurden nicht beteiligt, weil ihre wahrzunehmenden Belange von der Planung nicht berührt werden.

22.3 Verfahrensverlauf

Der BBP/GOP wurde nach dem im BauGB vorgegebenen Verfahren aufge- stellt. Folgende Verfahrensschritte wurden durchgeführt:

Aufstellungsbeschluss: 18.07.2019 Auslegungsbeschluss: 18.07.2019 Bekanntmachung Aufstellungs-/ Auslegungsbe- 31.07.2019 schluss: Förmliche Träger-/Behördenbeteiligung: 12.08.2019 - 23.09.2019 Förmliche Öffentlichkeitsbeteiligung: 12.08.2019 - 23.09.2019 Satzungsbeschluss: - Bekanntmachung Satzungsbeschluss: -

Aufgestellt: Dipl. - Ing. Jörg Meier Landschaftsarchitekt (ByAK) Stadtplaner (ByAK) Bamberg, den 18.07.2019 Hainstraße 18a · 96047 Bamberg G:\KE1501\Bauleitplanung\Bebauungsplan\beg-2019- 07-18_EW

ANLAGEN

Anlage 1: 3. Änderung/Berichtigung Flächennutzungs-/Landschaftsplan

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