Gemeindewerke Niedernhausen

Antragsunterlagen zum Wasserrechtsantrag für das Wasserwerk Oberjosbach

Februar 2019

DR. - ING. ULRICH ROTH Beratender Ingenieur Wasserwirtschaft und Umweltschutz

Dr. - Ing. Ulrich Roth, Ber atender Ingenieur, Wasserwirtschaft • Umweltschutz, Auf der Hardt 33, 56130 Bad Ems, Tel . : 02603/3140, E - Mail: Dr.Roth - BadEms@t - online.de

Gemeindewerke Niedernhausen

Antragsunterlagen zum Wasserrechtsantrag für das Wasserwerk Oberjosbach

- Inhalt -

Seite

1. Anlass und Antragsgegenstand 1 1 .1 Versorgungsstruktur in Niedernhausen 1 1 . 2 Bisheriges und aktuelles Wasserrecht 2 1 . 3 Antragsgegenstand 3 1 . 4 Notwendigkeit einer wasserrechtlichen Bewilligung 3 1 . 5 Antragsunterlagen 5 2. Technischer Bestand 6 3. Klimatische Entwicklung 7 4. Fördermengen und Grundwasserstände 8 5. Nutzbares Grundwasserdargebot 11 6. Naturschutzfachliche Gesichtspunkte 12 6 .1 Bewertung des Eingriffstatbestandes 1 2 6 . 2 Auswirkungen auf die Land - und Forstwirtschaft 1 3 7. Wasser bedarfsnachweis 14 7.1 Wasserabgabe bis 2017 1 4 7.2 Wasserbedarfsprognose für 2030 1 7 7.2.1 Grundlagen 1 7 7.2.2 Prognose 1 9 7.3 Wasserbedarfsnachweis: Wasserbilanz 2017 / 2030 22 8. Betrieb und Bewirtschaftungskonzeption 23 9. Zusammenfassung 24

Anlage n - II -

Verzeichnis der Abbildungen Seite

Abb. 1 .1: System der Wasserversorgung in Niedernha u sen und - Naurod 1 Abb. 3.1: Jährliche Niederschläge an der Messstelle des DWD, 1982 bis 2017 7 Abb. 4.1: Wassergewinnung der Gemeindewerke Niedernhausen, 1994 bis 201 8 8 Abb. 4.2: Förderung und Grundwasserstände im Brunnen I, T a geswerte Mai 2013 bis April 2014 10 Abb. 4.3: Förderung und Grundwasserstände im Brunnen II, T a geswerte Mai 2013 bis April 2014 10 Abb. 7.1: Wasseraufkommen der Gemeindewerke Nieder nhausen, 1977 bis 2017 14 Abb. 7.2: Wasserabgabe der Gemeindewerke Niedernhausen, 1977 bis 2017 15 Abb. 7.3: Bevölkerungsentwicklung in Niedernhausen, 1977 bis 2016/17 und Prognosen 2030 19

Verzeichnis der Tabellen Seite

Tab. 2.1: Lage der Brunnen des W asserwerks Oberjosbach 6 Tab. 2.2: Hauptdaten der Brunnen des Wasserwerks Oberjosbach 6 Tab. 7.1: Wasserabgabe, Einwohnerzahl und Pro - Kopf - Verbrauch in den Ortste i- len von Niedernhausen, 2017 16 Tab. 7.2: Wasserb ilanzdaten für O berjosbach, 2011 bis 2017 16 Tab. 7 . 3 : Prognose des Pro - Kopf - Bedarfs 2030 für Oberjosbach 21 Tab. 7.4: Wasserbedarfsprognose 2030 für Oberjosbach 21

Verzeichnis der Anlagen

1. Übersichtslageplan: Verbandsplan WBV Niedernha u sen/Naurod 201 7 , M. 1:10.000 2. Lagepläne M. 1: 1.000 und Ei gentümerverzeichnisse 3 . Fotodokumentation 4 . Dokumentation zur Wasserqualität 5 . Hydrogeologisches Gutachten der Wasser & Boden GmbH, Boppard (2018) mit Anl a gen darin: Ausbaupläne der Brunnen

Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 1

1. Anlass und Antragsgegenstand

1.1 Versorgungsstruktur in Niedernhausen

Die Gemeindewerke Niedernhausen betreiben als Eigenbetrieb der Gemeinde die Trinkwa s- se r versorgung in Niedernhausen, also die öffentliche Wasserversorgung im Sinne von § 50 WHG 1 und § 30 HWG 2 . Das Wasseraufkommen der Gemeindewerke resultiert e inerseits aus Wa s serbezug vom WBV Niedernhausen/Naurod, dessen Mitglied die Gemeinde ist, andere r- seits aus Eigengewinnung im Wasserwerk Oberjosbach.

Abb. 1.1 zeigt die Struktur der Wasserverteilung in Niedernhausen und Wie s baden - Naurod. Der Versorgungsbere ich des Wasserwerks Oberjosbach, auf das sich der vorliegende Wa s- se r rechtsantrag bezieht, ist markiert. In der Anlage ist der Übersichtslageplan aus dem Ve r- band s plan 2014 des WBV (Maßstab 1:10.000) be i gefügt.

Gemeindegrenze Idstein A 3 / ICE

Oberseelbach Lenzhahn

WB Oberseelbach Niederseelbach WB Lindenkopf Engenhahn WW Farnwiese Br. I, II, IV Notleitung WB Hainfeld WB Farnwiese WB WB Niederseelbach Buchwaldskopf WB Engenhahn WB Königshofen Oberjosbach Wildpark Königshofen WB Schäfersberg

Niedernhausen WW Oberjosbach - Gemeindewerke Niedernhausen - WB Wildpark

WW Hirschborn - WB Hahnwald Br. III stein Gemeindegrenze

WB Naurod Gewerbegebiet Guldenmühle A 3 / ICE Wiesbaden - ESWE - Naurod

zum nach Wbh . Kellerskopf Auringen / Medenbach

Abb. 1.1: System der Wasserversorgung in Nie dernhausen und Wiesbaden - Naurod

1 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), das durch Artikel 4 Absatz 76 des Gesetzes vom 7.8.2013 (BGBl. I S. 3154) geändert worden ist. 2 Hessisches Wassergesetz (HWG) vom 14. Dezember 2010 (GVBl. I 2010, S. 548), g eändert durch Artikel 62 des Gesetzes vom 13.12.2012 (GVBl. S. 622). Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 2

Die Eigengewinnung der G e meindewerke im Wasserwerk Oberjosbach von rd. 0,1 Mio. m³/a dient vor allem der Wasserversorgung dieses Ortsteils mit 1.8 98 Einwohnern (31.12.201 7 1 ). Mit der Kerngemeinde ist Oberjosbach seit 1997 ü ber die so genannte Notleitung verbunden. Diese ist für Überleitungen in beide Richtungen ausgelegt und hat die Funktion einer innerör t- l i chen Verbundleitung. Die aktuelle wasserrechtliche Zulassung sieht eine maximale Förde r- menge von 106.000 m³/a vor. Das Grundwasserdargebot ist im Hy d rogeologischen Gutachten 2 aus dem Jahr 2018 auf 413.000 m³/a beziffert. Demnach bestehen gegenüber der bisherigen Nu t zung erhebliche Dargebotsr e serven.

Die Kerngemeinde Niedernhausen und die Ortsteile Königshofen, Engenhahn, N ieder - und Oberseelbach werden aus dem Aufkommen des WBV Niedernhausen/Naurod, also de s sen Eigengewinnung in den Wasserwerken Farnwiese und Hirschborn versorgt – daneben beli e- fert der Verband die Hessenwasser GmbH & Co. KG für nordöstliche Stadtteile von W ie s b a- den und seit 2017 Idstein für die Stadtteile Lenzhahn und Dasbach.

1.2 Bisheriges und aktuelles Wasserrecht

Für das Wasserwerk Oberjosbach mit den Brunnen I und II best and eine Bewilligung (B e- scheid vom 26 .1.19 9 4, Az: V 38 C3 ( 32641 ) - N - ) mit folgen den Bestimmu n gen:  Die Fö rdermenge beider Brunnen war auf 106.000 m³/a, im gleitenden Mittel von 5 Ja h ren auf 102.000 m³/a b e schränkt.  Die Fördermenge im Brunnen I war auf maximal 60.000 m³/a, im gleitenden Mittel von 5 Ja h ren auf 55.000 m³/a beschränkt .  Di e Fördermenge im Brunnen II war auf maximal 50.000 m³/a, im gleitenden Mittel von 5 Ja h ren auf 47.000 m³/a beschränkt. Die ursprüngliche Bewilligung vom 10.6.1985 sah Fördermengen von 95.000 m³/a ( 260 m³/d ) für den Brunnen I und 126.150 m³/a (345 m³/d) für den Brunnen II vor – zusammen 221.150 m³/a (605 m³/d). Nachdem zwischen 1985 und 1993 im Mittel nur rd. 101.000 m³/a und max i- mal 107.200 m³/a (1993) gefördert worden waren, wurde die Bewilligung 1995 daran ang e- passt.

Da die Bewilligung vom 26.1.1994 am 31 .12. 2014 ausl ief und vor dem Hintergrund des g e- pla n ten Neubaus des Brunnens I beantrag t en die Gemeindewerke im Dezember 2014 als Int e- rim s wasserrecht für den Zeitraum bis zum Abschluss der Bauarbeiten zunächst eine wasse r- rechtl i che Erlaubnis . Di e sem Antrag wurde mit Bescheid vom 26.03.2015 (Az: IV/Wi 41.1 - 79e 04 - 439011.005,006 - N15) stattgegeben – die Erlaubnis ist bis zum 31.12.2024 befristet und sieht eine Entnahmemenge von insg e samt bis zu 106.000 m³/a vor.

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten und Vorlieg en von Betriebserfahrungen mit dem ne u- en Brunnen I wurde 2018 das o. g. H ydrogeologische Gutachten erstellt, das eine wesentliche fachliche Grundlage für den vorliegenden Wasserrechts antrag bi l det.

1 Quelle: Gemeinde Niedernhausen (Hauptwohnsitze). 2 Gemeindewerke Niedernhausen: Tiefbrunnen I und II Oberjosbach – Hydrogeologisches Gutachten zum Grundwasserdargebot. Wasser & Boden Gm bH, Boppard, Juni 2018. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 3

1.3 Antragsgegenstand

Die Gemeindewerke streben an, mit e inem hochrangigen und langfristigen Wasserrecht die Versorgung von Obe r josbach nachhaltig zu sichern und die bestehenden Dargebotsreserven zu nutzen, um die Versorgungssicherheit in der Kerngemeinde über die innerörtliche Verbun d- leitung zu stä r ken.

Beantra gt wird eine Bewilligung über 125 .000 m³/a sowie eine darüber hinaus gehende E r- lau b nis über 6 0 .000 m³/a – zusammen also 1 8 5 .000 m³/a und somit rd. 4 5 % des Grundwa s- serda r gebots . Die Bewilligung sollte einen Zeitraum von 30 Jahren abdecken – die Erlau b nis s ollte aus rationellen Grü n den daran angepasst sein. Das Interimswasserrecht (Erlaubnis aus dem Jahr 2015) kann mit Erteilung des neuen langfristigen Wasserrechts entfallen.

Weiterg e hende Bestimmungen in Bezug auf die Fördermengen der einzelnen Brunnen oder Fördermengen in kürzeren Zeiträumen (Monate, Tage, Stunden) sind nicht erforde r lich.

In dem Verfahren ist der Bedeutung der öffentlichen Trin k wasserversorgung im Rahmen der Daseinsvorsorge (vgl. § 28 (3) HWG, Art. 28 (2) GG) und dem Vorrang der örtlichen bzw. ort s- nahen Wassergewinnung (vgl. § 50 (2) WHG) angemessen Rechnung zu tr a gen.

1.4 Notwendigkeit einer wasserrechtlichen Bewilligung

Für die nachhaltige Wahrnehmung ihrer Aufgabe, nämlich der Sicherstellung der öffen t lichen Wasserversorgung in ihrem V ersorgungsgebiet im Rahmen der kommunalen Dasein s vorsorge (vgl. § 28 (3) HWG, Art. 28 (2) GG) benötigen die Gemeindewerke ein langfristiges, hochra n- g i ges Wasserrecht in Form einer Bewilligung .

Neben diesen übergeordneten Gesichtspunkten ist insbesondere di e Sicherheit Investitionen relevant, die von den Gemeindewerken im Rahmen ihrer Aufgabenwahrnehmung kontinuie r- lich vorzunehmen sind, und zwar einerseits unter dem Aspekt ihrer Höhe, andere r seits aber auch unter dem Aspekt der planmäßigen Nutzungsdauern bzw . Abschreibungsfristen, also der pla n mäß i gen Dauer der Refinanzierung der Investitionen.

Typische Abschreibungsfristen für Anlagen der Wasserversorgung haben nach den aktuellen AfA - Tabellen 1 Größenordnungen von ca. 10 bis 33 Jahren. Die tatsächlichen Nutzu ngsdauern erreichen bei langlebigen A n lagen die Größenordnung 50 bis 100 Jahre. Entsprechend sind in den Kosten der Wasserversorgung – und damit im Wasserpreis – entsprechende Abschre i- bu n gen als langfristig anfallende Fixkosten enthalten. Im Vergleich zu d en Abschre i bungsfri s- ten und den tatsächlichen Nutzungsdauern der Versorgungsanlagen bieten selbst langfristige Wasserrechte (Bewilligungen, im Regelfall über 30 Jahre) nur eine bedingte S i cherheit.

1 Vgl. § 7 Einkommensteuergesetz in Verbindung mit den so genannten AfA - Tabellen. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 4

Beispiele für größere Investitionen der Gemeindewerke in den letzten Jahren sind:  Teilaustausch der Wasserleitung „im Grund“ (2013, ca. 147 T €),  Neubau des Betriebsgebäudes ( 2013 bis 2015 , Gesamtvol u men rd. 640 T €),  Bau von Wasserleitungen in der Taunus - und Ahornstraße (2016/17, ca. 150 T €),  Sanierung bzw. Neubau des Brunnens I im Wass erwerk Oberjosbach (Hauptarbe i ten 2017, Gesamtkosten ca. 350 T €),

Der Investitionsplan der Gemeindewerke enthält für die Jahre 2018 bis 2021 folgende gr ö ßere Einzelpositionen:  Sanierung des Wasserbehälters Hainfeld (2018, rd. 150 T €),  Leitungsbau im Baugeb iet Farnwiese (2018/19, rd. 500 T €),  Sanierung des Wasserbehälters Königshofen (2018, rd. 400 T €),  Zuschuss zur Erweiterung des Wasserbehälters Farnwiese durch den WBV Niedernha u- sen/Nauod (2018/19, rd. 600 T €),  Sanierung der Reinwasserkammer im Wasserwerk Oberjosbach (2018, rd. 80 T €),  Neubau der Absetzkammer am Wasserwerk Oberjosbach (2018, rd. 100 T €),  Leitungsbau in der Wiesbadener Straße (2019, rd. 350 T €),  Leitungsbau in der Ahornstraße (2020, rd. 300 T €),  Sanierung des Wasserbehälters Lindenkopf (2021 , rd. 320 T €). Neben diesen Einzelmaßnahmen fallen für kleinere Investitionen und laufende Unterhaltung s- aufwendungen jährlich Beträge in der Größenordnung mehrerer 100 T € an. Die jährlichen G e- samtkosten der Wasserversorgung in Niedernhausen belaufen sich a uf etwa 2,0 Mio. €.

Ein hochrangiges Wasserrecht (Bewilligung) ist für d ie Gemeindewerke somit unve r- zichtbar – zumindest für den vollständigen Bedarf im Ortsteil Oberjosbach .

Für den Anteil der Wassergewinnung, der zur Abdeckung eines zusätzlichen Wasserbe darfs in besondere n Betriebssituationen dient – insbesondere für Lieferungen über die Notle i tung bei Ausfallsituationen in der Kerngemeinde Niedernhausen – wird eine Erlaubnis bea n tragt.

Für besondere Betriebssituationen – also planmäßige oder außerplanmäß ige Ausfallsituati o- nen, wie sie z.B. bei Wartungsarbeiten oder Roh r brüchen entstehen können – besteht über die Verbundleitung („Notleitung“) die Möglichkeit einer Versorgung aus dem Aufkommen des WBV Ni e dernhausen/Naurod (vgl. Abb. 1.1). Diese hat auch erh ebliche Bedeutung für die Sicherung der Wasserversorgung in der Kerngemeinde, weil dort in Ausfallsituationen an den Gewi n nungs - bzw. Hauptverteilungsanlagen des WBV keine andere Ve r sorgungsalternative besteht.

Die Anforderungen an einen Wasserrechtsantrag sehen verbindlich vor, dass Angaben über Versorgungsalternativen – konkret die Prüfung einer „Ersatzwasserb e schaffung“ – enthalten sind. Bei m Wasserwerk Oberjosbach handelt es sich um eine örtliche Gewinnungsanlage, de s s en Nutzung nach § 50 (2) WHG Vorran g vor einem eventuellen Fremdbezug hat. Die Wasse r gewinnung dient überwiegend der Versorgung des Ortsteils Oberjosbach, der damit im Rege l betrieb autark versorgt wird. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 5

Die Frage nach einer Ersatzwasserbeschaffung stellt sich demnach weder unter wasserwir t- schaftlichen noch unter rechtlichen Gesichtspunkten. Dies ist auch vor dem Hintergrund der Tatsache zu sehen, dass sich der vorliegende Antrag auf den Weiterbetrieb eines Wasse r- werk s bezieht, d as seit 1954 (Brunnen I) bzw. 197 2 (Brunnen II) betrieben w ird (vgl. Tab. 2. 2 ). Bei Ausfall der Anlage besteht allerdings über die Notleitung eine Redundanz.

Der vorliegende Wasserrechtsantrag bezieht sich ausdrücklich auf die nachhaltige Sicherung einer ör t lichen Gewinnungsanlage im engen Sinn von § 50 (2) WHG .

1.5 Antragsunterlagen

Mit der Aufstellung de r vorliegenden A ntrags unterlagen ha ben die Gemeindewerke den Ber a- tenden Ingenieur Dr. Ulrich Roth (Bad Ems) beauftragt. Grundlagen sind Daten und Angaben der Gemeindewerke Niedernhausen, der Hessenwasser GmbH & Co. KG sowie des Regi e- rungspräsidiums (Dez. IV/DA 41.1 – Grundwasser 1 ) und der Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein - (WRM) 2 . Die relevanten Hauptaspekte der Antragstellung wu r- den in einer Konzep t besprechung am 13.11.2013 in Niedernhausen fe stgelegt 3 .

Der Antrag umfasst in diesem Heft folgende Themen :  eine Übersicht über den technischen B estand im Wasserwerk O berjosbach (Kap. 2),  eine kurze Dokumentation der klimatischen Situation im Versorgungsgebiet (Kap. 3),  die Dokumentation der Fördermen gen und der Grundwasserstände (Kap. 4),  den Nachweis des nutzbaren Grundwasserdargebots (Kap. 5),  die Bewertung der naturschutzfachlichen Gesichtspunkte und ihrer Auswirkungen auf die Land - und Forstwirtschaft (Kap. 6),  den Wasserbedarfsnachweis, basierend auf einer Dokumentation der Verbrauchsentwic k- lung im Zeitraum 1977 bis 201 7 /18 und einer Wasserbe darfsprognose bis 2030 (Kap. 7) – diese beinhaltet im Kap. 7.2.1 auch das Wassersparkonzept.  eine Übersicht über die Betriebsbedingungen und die Bewirtschaftu ngskonzeption de r Gemeindewerke (Kap. 8) und  eine abschließende Bewertung der Ergebnisse und des Antrags gegenstands (Kap. 9).

Die beigefügten Anlagen (Planunterlagen, Fotodokumentation, Analytik, Hydrogeologisches Gutachten) sind im Anlagenverzeichnis (S. II) aufgeführt.

1 Daten zur Wasserbilanz Rhein - Main. 2 Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein - Main (WRM): Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein - Main - Region. Groß - Gerau, 2013. 3 Ergebnis - Vermerk vom 28.11.2013. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 6

2. T echnischer Bestand

Tab. 2. 1 enthält die Lagebezeichnungen der zwei Brunnen im Wasserwerk Oberjosbach. Die Grundstücke befinden sich jeweils im Eigentum der G e meinde. Die Hauptdaten der Brunnen sind in Tab. 2.2 zusammengestellt.

Grund stücke UTM Gemarkung Flur Flurstück Rechtswert Hochwert Wasserwerk Oberjosbach Brunnen I Oberjosbach 21 213 1/1 452984 555 66 22 Brunnen II Oberjosbach 6 682 4529 1 9 555 7056

Tab. 2. 1 : Lage der Brunnen de s Wasserwerk s Oberjosbach

OK Ruhewas ser - Teufe Brunnenkopf spiegel Baujahr müNN m uGOK m Wasserwerk Oberjosbach Brunnen I alt 1954 288,86 1 12,20 60 Brunnen I neu 2017 ca. 288,86 14,78 100 Brunnen II 197 2 ca. 300 3,10 120

Tab. 2. 2 : Hauptdaten der Brunnen des Wasserwerks Oberjosbach 2

Der Bohrdurchme sser des Brunnen I (Baujahr 1954) l ag ursprünglich bei 1.500 bis 521 mm – der Bru n nenausbau erfolgte mit kunststoffbeschichteten Stahlrohren DN 300. Nachdem im Jahr 2011 festgestellt wurde, dass der Brunnen sanierungsbedürftig ist, wurde er 2017 s a niert . D azu wurde der Brunnenausbau entfernt und die Brunnenbohrung mit 800 mm Durchmesser auf 100 m vertieft. Der Ausbau erfolgte mit Edelstahlrohren DN 300 mit Wickeldrahtfiltern. Der Boh r durchmesser des Anfang der 1970er Jahre errichteten Brunnens II liegt bei 1.200 bis 600 mm – der Brunnenausbau e r folgte mit kunststoffbeschichteten Stahlrohren DN 300.

D as Wasserschutzgebiet (siehe Übersichtslageplan, Anl a ge) wurde mit Verordnung vom 9. Juni 1989 festgesetzt 3 .

Die Aufbereitungsanlage im Wasserwerk Oberjosbach (B aujahr 19 54 ) beinhaltet eine En t sä u- e rung über Flachbettbelüfter , einen Filterkessel mit dolomitischem Material sowie eine UV - Anlage . Die Kapazität liegt bei 30 m³/h. Das Rückspülwasser wird über ein Absetzbecken dem Josbach zugeleitet 4 . Die Trinkwasserqual ität ist nach der Aufbereitung stets ei n wandfrei.

1 OK Gelände. 2 Daten lt. Bestandsplänen. Für Brunnen I: Gemeindewerke Niedernhausen: Antrag auf wasserrechtliche Erlaubnis – Sanierung Tiefbrunnen I Oberjosbach. Wasser & Boden GmbH, Boppard 20 13. Für Brunnen II: Gemeindewerke Niedernhausen: Antrag auf Festsetzung Wasserschutzgebiet für die Trinkwassergewinnungsanlage der Gemeinde Oberjosbach – Neuer Bohrbrunnen. Karl - Heinz Decker, Beratender Ingenieur, Engenhahn, 1975. 3 Verordnung zum Schutz d er Trinkwassergewinnungsanlagen der Gemeindewerke Niedernhausen, Ortsteil Oberjosbach, Rheingau - Taunus - Kreis vom 9. Juni 1989. 4 Das Absetzbecken soll in Kürze vergrößert werden. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 7

3. Klimatische Entwicklung

Maßgeblich für die Entwicklung der Grundwasserstände im Raum Niedernhausen ist neben den anthropogenen Einflüssen das klimatische Geschehen, insbesondere der Ni e derschlag. Aufgru nd der relativ großen Höhenunterschiede im Taunus können Niederschlag und Temp e- r a tur dort auch kleinräumig relativ stark variieren . Die Niederschlagsmessstation in Nieder n- ha u sen wurde vor einiger Zeit aufgegeben. Der mittlere Niederschlag an dieser Station lag im Zei t raum 1982 bis 2000 bei 747 mm/a 1 .

Abb. 3.1 zeigt die Jahresn iederschl ä g e an der Messstelle Idstein des Deutschen Wetterdien s- tes im Zeitraum 1982 bis 2017. Der mittlere Jahresniederschlag ist dort mit 719 mm/a etwas geringer als in Niedernhausen .

Jahresniederschlag in mm 1.000 Mittelwert 1982 - 2017: 719 mm/a 900

800

Mittelwert 700

600

500

400

300

200

100

0

2 4 6 8 0 2 4 6 8 0 2 4 6 8 0 2 4 6 8 8 8 8 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 1 1 1 1 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Abb. 3.1: Jährliche Niederschl ä ge an der Messstelle Idstein des DWD, 1982 bis 2017

Erkennbar sind Jahre und Abfolgen von Jahren ( Perioden ) mit unterschiedlichem Niede r- schlagsgesche he n und entsprechenden Auswirkungen auf das Grundwasserdargebot bzw. die Grundwasserstä n de :  Trocken e Jahre 1991/92 und 1996/97, Abfolgen trockener Jahre 2003 bis 2006 und 2011 bis 2013 sow ie ein sehr trockenes Jahr 2015,  Abfolgen nasser Jahre Anfang/Mitte der 19 80er Jahre und um das Jahr 2000.  2018 war – ähnlich wie 2003 – ein ausgeprägtes Trockenjahr mit deutlich erhöhtem Wa s- serverbrauch.

1 WBV Niedernhausen/Naurod: Wasserrechtsantrag zum Brunnen I des Wasserwerks Farnwiese (Abb. 3.1). Dr. - Ing. Ulrich Roth, Bad Ems, 2003. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 8

4. Fördermengen und Grundwasserstände

Die Hessenwasser GmbH & Co. KG (Groß - Gerau) nimmt für d ie Gemeindewerke Niedernha u- sen Betriebsführungsaufgaben wahr. Die Betriebsdaten, darunter d ie För dermengen und Wa s- serstände in den zwei Brunnen werden in der Leitzentrale der Hessenwasser ( Groß - Gerau - Dornheim ) laufend elektronisch erfasst und der Betrieb von dort g e steuert.

Die Brunnen werden mit drehzahlgeregelten Pumpen betrieben. Die Fördermengen schwa n- ken abhängig von den Betriebsbedingungen und dem Wasserb e darf.

Abb. 4.1 enthält die Jahresfördermengen de s Wasserwerk s Oberjosbach seit 199 4 . Die bish e- rige wasserrechtliche Zulassung, mit der die Gesamtfördermenge auf maximal 106.000 m³/a beschränkt ist, konnte demnach in verschiedenen Betriebssituationen nicht eingehalten we r- den , zumal bis 2014 zusätzliche Beschränkungen für das Jahresmittel über 5 Ja h re (102.000 m³/a) und die Fö r dermengen der einzelnen Brunnen bestanden (vgl. Kap. 1.2).

Im Trockenja hr 2018 wurden zur Abdeckung des erhöhten Wasserb e darfs in Oberjosbach und zur Unterstützung der Bedarfsdeckung in der Kerngemeinde Niedernhausen insgesamt rd. 1 80 . 0 00 m³ gefördert , wovon rd. 80.000 m³ über die Notle i tung nach Niedernhausen flossen . Dies w ar zur Deckung des Bedarfs unabdingbar 1 und bestätigt die Leistungsfähigkeit insb e- so n dere des 2017 erneuerten Brunnens 1 sowohl in Bezug auf das nutzbare Dargebot als auch unter technischen Gesicht s punkten.

Förderung in m³/a Brunnen II 200.000 Brunnen I Wasserrecht (106.000 m³/a) 180.000 Dsgl. Mittel über 5 Jahre (bis 2014)

160.000

140.000

120.000

100.000

80.000

60.000

40.000

20.000

0

4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Abb. 4.1: Wassergewinnung der Gemeindewerke Nie dernhausen, 1994 bis 201 8

1 Die gesamte Fördermenge in der Gemeinde Niedernhausen (WBV Niedernhausen/Naurod und Gemeindewerke) entsprach der insgesamt zugelassenen Fördermenge von 1,5 Mio. m³/a + 106.000 m³/a = rd. 1,6 Mio. m³/a. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 9

In den Jahren 2001 und 2002 war der Brunnen I außer Betrieb und die Wasserversorgung wu r de weitgehend aus dem Brunnen II sichergestellt. 2009 wurden während der Sanierung des Brunnens IV im Wasserwerk Farnwiese des WBV Niedernhau sen/Naurod relevante Wa s- se r mengen aus Oberjosbach nach Niedernhausen geleitet. 2010 und 2011 wurde während Wa r tungsarbeiten am Wasserwerk Oberjosbach die Versorgung in Oberjosbach zu erhe b l i- chem Teil über die Notleitung aus Niedernhausen sichergestellt. Äh nlich war die Situation wä h- rend der Sanierung des Brunnens I im Jahr 2017.

Das neue Wasserrecht sollte demnach so ausgelegt sein, dass eine ausreichend flexible B e- wirtschaftung der Dargebote möglich ist, um auch solche Ereignisse ab zudecken (vgl. Wa s- se r bed arfsnachweis, Kap. 7).

Die Abb. 4. 2 und 4. 3 zeigen die Tageswerte der Fördermengen in den Brunnen I und I I und der Grundwasserstände in den Brunnen von Mai 2013 bis April 2014 . D eren Bandbreiten en t- spr e chen der Situation im Betrieb (also während der Förder ung) und in den B e triebspausen.

Die Förderleistungen der zwei Brunnen betragen in dem dargestellten Zeitraum  beim Brunnen I etwa 100 bis 3 00 m³/d (maximal 339 m³/d),  beim Brunnen II etwa 75 bis 200 m³/d (maximal 227 m³/d).

Für die Grundwasserspiegel in d en Brunnen sind in dem dargestellten Kalenderjahr Mai 2013 bis April 2014 folgende We r te dokumentiert:  im Brunnen I liegt der Grundwasserspiegel zwischen etwa 14,50 und 23,00 m unter G e- lä n de (OK Brunnendeckel). Die Absenkung im Betrieb gegenüber dem Ruhewa sse r spi e- gel in den Betriebspausen beträgt etwa 4 Meter.  im Brunnen II liegt der Grundwasserspiegel zwischen etwa 7,00 und 16,50 m unter Gelä n- de (OK Brunnendeckel). Die Absenkung im Betrieb gegenüber dem Ruhewasserspiegel in den Betriebspausen beträgt etwa 5 bis 6 Meter.

Die jahreszeitlichen Schwankungen der Grundwasserstände machen im dargestellten Jahr 2013/14 nur etwa 2 bis 3 m aus. Die Ruhewasserspiegel beim Bau der Brunnen (vgl. Tab. 2. 2 ) lagen im Brunnen I rund 12 m, im Brunnen II 3,10 m u n ter Gelände.

Die Grundwasserspiegel liegen demnach im Bereich des Wasserwerks Oberjosbach una b- hä n gig vom Betrieb des Wasserwerks i n beiden Brunnen (im Brunnen I deutlich ) unterhalb des B e reiches, in dem die Vegetation noch Grundwasseranschluss hätte. Auch im Hinblick auf die geologischen und hydrogeologischen Gegebenheiten (devonischer Tonschiefer) ist davon au s zugehen, dass ein solcher Anschluss nicht besteht . Nach dem Hydrogeologischen Gutac h- ten wird der Josbach wie auch die angrenzende Vegetation aus dem Zwischenabf luss g e- speist (vgl. Kap. 6).

Im Hydrogeologischen Gutachten (2018) ist auch bereits ein Pumpversuch am neuen Brunnen I (Baujahr 2017) berücksichtigt. Auch erste Betriebsdaten liegen vor. Die in Abb. 4. 2 darg e- stel l ten Grundwasserstände für den alten Brunnen am gleichen Standort sind demnach we i- terhin akt u ell. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 10

Tageswerte in Meter Förderung in m³/d 50 400 Oberjosbach, Brunnen 1

45 360

40 320

35 280

Höchster 30 240 Wasserstand im Brunnen Mittlerer Wasserstand im Brunnen 25 200 Niedrigster Wasserstand im Brunnen Fördermenge 20 160

15 120

10 80

5 40 ca. 62,95 muGOK / ca. 225,91 müNN

0 0

3 3 3 3 3 3 3 3 4 4 4 4 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 ...... 5 6 7 8 9 0 1 2 1 2 3 4 .0 .0 .0 .0 .0 .1 .1 .1 .0 .0 .0 .0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Abb. 4. 2 : Förderung und Grundwasser stände im Brunnen I , Tageswe r te Mai 2013 bis April 2014 1

Tageswerte in Meter Förderung in m³/d 60 240 Oberjosbach, Brunnen 2

55 220

50 200

45 180

40 160 Höchster Wasserstand im Brunnen 35 140 Mittlerer Wasserstand im Brunnen 30 120 Niedrigster Wasserstand im Brunnen 25 100 Fördermenge

20 80

15 60

10 40

5 ca. 60,80 muGOK / ca. 240 müNN 20

0 0

3 3 3 3 3 3 3 3 4 4 4 4 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 ...... 5 6 7 8 9 0 1 2 1 2 3 4 .0 .0 .0 .0 .0 .1 .1 .1 .0 .0 .0 .0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Abb. 4. 3 : Förderung und Grundwasser stände im Brunnen II, Tageswe r te Mai 2013 bis April 2014

1 Die dargestellten höchsten und tiefsten Wasserstände sind über eine Stunde gemittelt, so dass im Brunnen kurzzeitig auftretende Extremwerte ausgeblendet sind. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 11

5. Nutzbares Grundwasserdargebot

Nach dem Hydrogeologischen Gutachten zum Grundwasserdargebot de r Tiefbrunnen I und II im Wasserwerk Oberjosbach 1 beträgt das Dargebot in dem wasserwirtschaftlich genutzten Kluftgrundwasserleiter ca. 413 .000 m³/a. Aus hydrogeologischer Sicht ist die starke tekton i- sche Überprägung des überwiegend devonischen Untergrundes sehr bedeutsam, da das te k- tonische Tren n flächensystem in dem ansonsten gering durchlässigen Gesteinsverband deu t- lich höhere Wasserwegsamkeiten b e dingt.

Im Hydrogeologisch en Gutachten ist berücksichtigt, dass das in den tertiären und quartä r en Deckschichten neu gebildete Grundwasser zum überwiegenden Teil als Zwischenabfluss dem Josbach zugeführt wird. Die Grundwasserneubildung innerhalb der Ortslage Oberjosbach ist im Hinb lick auf Oberflächenversiegelung und Dränagen mit Null angesetzt.

Die mittlere Grundwasserentnahme der letzten 25 Jahre von rd. 100. 000 m³/a (Abb. 4.1) mac h te rd. 24 % des Dargebots aus. Hinweise auf eine Übernutzung des Grundwasserleiters best e hen demnach nicht. Im Hinblick auf die anstehende Neuerteilung des Wasse r rechts wird eine Bemessung der zulässigen Grundwasserentnahme auf Grundlage des Wasserbedarf s- nac h weises als zielführend eingestuft.

Die Kapazität der Brunnen ist wie folgt begrenzt:  Brunnen I : c a. 17 m³/h ca. 250 m³/d  Brunnen II: ca. 13 m³/h ca. 200 m³/d

Durch die Aufbereitungsanlagen wird die nutzbare Kapazität wie folgt b e grenzt:  Wasserwerk Oberjosbach : 30 m³/h 720 m³/d

B eschränkende r Faktor für die Nutzung de s örtlichen Dargebot s de s Wasserwer k s Oberjo s- bach ist somit im Bestand das Wasserrecht von 10 6.000 m³/a. Beschränkender Faktor für die g e winnbare Tagesmenge ist die Kapazität der Gewinnungs anlagen von ca. 450 m³/d.

1 Quellenangabe s. Kap. 1.1. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 12

6. Naturschutzfachliche Gesichtspunkte

6.1 Bewertung des Eingriffstatbesta ndes

Die relevanten Fragestellungen zum Eingriffstatbestand sind: 1. Entsteht durch die Entnahme eine dauerhafte Grundwasserabsenkung und wenn ja, in we l chem Umfang? 2. Kann die Entnahme den oberflächennahen Bodenwasserhaushalt verändern? 3. Welche Maßnahmen können zur Konkretisierung möglicher Beeinträchtigungen getroffen werden?

Die Betriebsdaten de s Wasserwerk s Oberjosbach sind in den vora n gehenden Kapiteln 2 und 4 dokumentiert. Angaben zu den geologischen und hydrogeolog i schen Gegebenheiten enth a l- t en das Hydroge ologische Gu t achten sowie Kap. 5 .

Zusammenfassend ist festzuhalten:  Beim Bau de r zwei Tiefbrunnen wurde in Tiefen von ca. 14,8 m (Br. I) bzw. 3,1 m (Br. I I ) Grundwasser angetroffen (vgl. Tab. 2. 2) .  Die Grundwasserabsenkung im Betrieb beträgt gegenüber dem Ruhewasserspiegel im Brunnen I etwa 4 m und im Brunnen II etwa 5 bis 6 m (vgl. Kap. 4). D ie Wasserspiegel i n den Brunnen befinde n sich im Betrieb etwa 12 bis 25 m unter Gelände.  In de m genutzten Kluftgrundwasserleiter tritt durch den Zustrom zu den Brunnen eine fl ä- chige Grundwasserabsenkung ein, die vom Betrag her jedoch wesentlich geringer ist als i n den Brunnen und mit der Entfernung abnimmt.

Eine Veränderung des oberflächennahen Bodenwasserhaushaltes ist nicht zu befürchten:  Das natürliche Grundwasserdar gebot übersteigt sowohl Fördermengen wie auch die b e- a n tragte wasserrechtliche Zulassung (vgl. Kap. 5).  Bei der Bestimmung des Dargebots wurde neben dem oberflächigen Abfluss in Gewä s- ser n auch der ökologisch bedeutsame Zwischenabfluss über Deckschichten ber ücksic h- tigt.  Der Jo sbach und die ihn begleitende Vegetation wird aus dem Zwischenabfluss gespeist, steht also nicht in unmittelbarem Ko n takt mit dem genutzten K l uftg rundwasserleiter.  Der genutzte Grundwasserleiter befindet sich deutlich unterhalb der oberf lächennahen B o denschichten (s. obige Angaben zu den Grundwasserspiegeln beim Brunnenbau).  Das weitere Einzugsgebiet umfasst überwiegend Höhenzüge mit erheblichen Grundwa s- serflurabständen. Auch kleinere grundwasserabhängige Biotope sind nicht bekannt.

Die N otwendigkeit einer Konkretisierung möglicher Beeinträchtigungen entfällt vor diesem Hi n- tergrund. Ein Eingriffstatbestand ist nicht gegeben. Eine entsprechende Einschätzung wurde im Rahmen des Wasserrechtsverfahrens für den Brunnen I im Wasserwerk Farnwiese des WBV Niedernhausen/Naurod (2003) seitens der z u ständigen Behörden bestätigt und war Grundlage des weiteren Verfahrens. Die damalige Verfahrensweise sollte auf das vorliegende Wasse r rechtsverfahren übertragbar sein. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 13

6.2 Auswirkungen auf die Land - und F orstwirtschaft

Aufgrund der Lage des natürlichen Grundwasserspiegels sowie der Untergrund - und Gefäll e- verhältnisse ist davon auszugehen, dass die vorhandene Vegetation keinen Grundwassera n- schluss hat. Die Vegetation am Josbach hat direkten Anschluss an den Bach bzw. dessen Ufe r filtrat und ist vom tiefer liegenden, genutzten Grundwasserleiter unabhängig.

Die Flächennutzung im näheren Einzugsgebiet der zwei Brunnen ist überwiegend Landwir t- schaft – konkret Ackerbau , Weidewirtschaft und einzelne Obstbäume . Im w eiteren Einzugsg e- biet schließen sich vor allem östlich und südlich Wald an. Beide Brunnen liegen im Randb e- reich zwischen landwirtschaftlichen Nutzflächen im Osten und dem naturnah geprägten Talb e- reich am Jo s bach im Westen .

Die land - und forst wirtschaftlich genutzten sowie auch die naturnahen F lächen im Einzugsg e- biet sind von der Grundwasserentnahme nicht betroffen. Die hierfür relevanten Aspekte sind in den Kapiteln 4 – Fördermengen und Grundwasserstände, 5 – Nutzbares Grundwasserda r g e- bot – und 6 .1 – Bewert ung des Eingriffstatbestandes – behandelt. Hieraus geht hervor, dass au f grund der natürlichen Grundwasserstände kein Zusammenhang zwischen der Grundwa s- se r entnahme und der Vegetation und somit auch kein Eingriffstatbestand vorliegt .

Zudem handelt es sich be i der Grundwasserentnahme um die Fortsetzung einer jahrzehnt e- la n gen Wassergewinnung, wobei durch d ie neue Bewilligung die zugelassene Fördermenge ledi g lich um 1 8 % von bisher 106.000 auf 125.000 m³ /a erhöht werden soll. Dadurch sind ke i- ne Auswirkungen auf die Flächennutzung zu erwarten . Die zusätzlich beantragte Erlaubnis über 6 0.000 m³/a soll nur in besonderen Betriebssituationen für Überleitungen in die Kerng e- meinde Niedernhausen genutzt we r den. Das Grundwasserdargebot von 413.000 m³/a wird durch diese En tnahme nur zu ca. 30 % (Bewilligung) bzw. 4 5 % (Bewilligung + Erlaubnis) au s- geschöpft.

Vor diesem Hintergrund sind negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft im Einzugsgebiet nicht zu befürchten.

In diesem Zusammenhang ist auch darauf hinzuweisen, dass f ür das Wasserwerk seit 1989 ein Wasserschutzgebiet rechtskräftig ausgewiesen ist, das schon immer entsprechende Nu t- zung s beschränkungen gemäß den geltenden Fach - und Rechtsnormen enth ä l t. Auch hier e r- gibt sich durch das neue Wasserrecht keine Veränderung.

Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 14

7 . Wasserb edarfsnachweis

7 .1 Wasser abgabe bis 20 1 7

Die Abb. 7 . 1 und 7 . 2 zeigen Wasseraufkommen und Wasserabgabe der Gemeindewerke Ni e- dernhausen 1 . Das Wasse r aufkommen (Abb. 7 . 1 ) folgt dem Bedarf (Abb. 7 . 2 ).

Wasseraufkommen in Kubikmeter pro Jahr 1.000.000

900.000 0,86 0,86

0,80 800.000 0,80

0,69 700.000 0,70

600.000

500.000 Bezug vom WBV Niedernhausen/Naurod Bezug vom WBV Rheingau-Taunus (bis 1978) 400.000 Bezug von ESWE (1979 bis 1991)

300.000 Eigengewinnung

200.000

100.000

0

7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 7 7 8 8 8 8 8 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 1 1 1 1 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Abb. 7 . 1 : Wasseraufkommen der Gemeindewerke Ni edernhausen, 1977 bis 20 1 7

Das Wasseraufkommen der Gemeindewerke hat von 1977 bis in die 2000er Jahre von 0,48 auf 0,8 6 Mio. m³/a zugenommen (+ 7 7 %). Seit etwa 2004 war es rücklä u fig und lag zwischen 2011 und 2014 nur bei Werten um 0,65 Mio. m³/a . In den letzten Jahren hat der Wasserbedarf dann wieder auf etwa 0,7 Mio. m³ zugenommen (zu den Ursachen siehe Abb. 7 . 2 ).

Die Gemeindewerke beziehen ihr Wasser ü berwiegend vom WBV Niedernha u sen/Naurod . Die Wassergewinnung im Wasserwerk Oberjosbach macht nur ca. 1 5 % des Wasseraufko m mens aus. Seit 1997 besteht zwischen Oberjosbach und dem Ortsnetz Niedernhausen eine Le i- tung s verbindung ( „ Notleitung “ ) , über die Wasser zwischen den ansonsten getrennten Netzen ausg e tauscht werden kann.

Der Wasserbezug vom WBV Rheingau - Taunus (bis 1978) bzw. von ESWE (seit 1979) zur Ve r sorgung des Ortsteils Engenhahn wurde Ende 1991 ei n gestellt.

1 Quelle: RP Darmstadt, Wasserbilanz Rhein - Main (2013: Meld ung des WBV an den RP). Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 15

Wasserabgabe in Kubikmeter pro Jahr 1.000.000

900.000

800.000

700.000

600.000

500.000 Eigenbedarf / Verluste 400.000 Industrie / Großgewerbe Haushalte / Kleingewerbe 300.000

200.000

100.000

0

7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 9 1 3 5 7 7 7 8 8 8 8 8 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 1 1 1 1 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 9 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2

Abb. 7 . 2 : Wasserabgabe der Gemeindewerke Niedernhausen, 1977 bis 20 1 7

Die Wasserabgabe erfolgt überwiegend an Haushalte und Kleingewerbe. Der Wasse r- verbrauch der größeren Gewerbebetriebe macht in den letzten Jahren ca. 12.000 m³/a aus. Oberjo s bach ist mit derzeit knapp 1.900 Einwohnern relativ ländlich geprägt – der Anteil von Kleing e werbe und öffentlichen Einrichtu n gen ist relativ gering. Stru kturell bedingt sind die Verbrauchsdaten in den Ortsteilen unterschiedlich – in Königshofen und Niederseelbach ist der Anteil an Gewerbe und öffentlichen Einrichtungen höher als in den anderen Ortste i len, so dass der Pro - Kopf - Verbrauch dort entsprechend hö her ist (Tab. 7.1).

Der Pro - Kopf - Verbrauch (bezogen auf Hauptwohnsitze) beträgt in den letzten Jahren  für den Gesamtverbrauch mit Verlusten etwa 125 l/E•d,  für die Wasse r abgabe an Verbraucher etwa 120 l/E•d. Der Pro - Kopf - Verbrauch der Haushalte (ohne Klein gewerbe) dürfte bei etwa 90 bis 110 l/E•d liegen. Der restliche Verbrauch entfällt auf gewerbliche und öffentliche Einrichtungen. Hinzu treten Eigenbedarf und Verlu s te.

Eigenbedarf, Zählerdifferenzen und Verluste im Ortsnetz lagen in Niedernhausen bis 2009 meist bei etwa 10 bis 15 %, in einzelnen Jahren über 20 % des Wasseraufkommens. Intens i ve Lecksuche führte dazu, dass die Verluste seit 2010 deutlich geri n ger sind und nur noch etwa 2 bis 5 % des Wasseraufkommens ausmachen. In Oberjosbach sind Eigenbedarf und Verluste strukturell bedingt meist höher als im Durchschnitt der Gemeinde (vgl. Tab. 7.2) – 2017 war der Eigenbedarf im Zusammenhang mit den Arbeiten am Brunnen I besonders hoch. Auch bei a n deren Arbeiten z.B. an den Behältern oder am Rohrnetz können in einzelnen Jahren relativ h o he Verluste auftreten, die dann den Verbrauch in dem Ortsteil signifikant beeinflussen. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 16

201 7 Einwohnerzahl 1 Pro - Kopf - Verbrauch Wasserabgabe HWS HWS+NWS HWS HWS+NWS Ortsteile m³/a - l/E•d Niedernhausen 32 4 . 233 7.558 7 .997 1 17 ,5 11 1,1 Königshofen 84.636 1.777 1.888 1 30,5 122,8 Engenhahn 57.831 1.380 1.500 11 4,8 10 5,6 Niederseelbach 64.231 1.455 1.550 1 20,9 1 13,5 Oberseelbach 25.565 615 637 11 3,9 11 0,0 Oberjosbach 80.565 1.898 2.042 11 6,0 10 7,8 Niedernhausen 6 36.85 7 14. 683 15. 614 118,3 111,7 dsgl. lt. HSL (30.9.2017) - 14.391 1 21,2 Eigenbedarf & Verluste 22.212 4 ,2 Gesamtverbrauch 6 59 .0 69 12 5,5

Tab. 7.1 : Wasserabgabe, Einwohnerzahl und Pro - Kopf - Verbrauch in den Ortsteilen von Ni e- dernhausen, 201 7

Ober jos b ach wird überwiegend aus dem dortigen Wasserwerk versorgt, die übrigen Ortsteile im normalen Betrieb aus de n Wasserwerken Farnwiese und Hirschborn des WBV. Tab. 7.2 enthält die Bilanzdaten für O berjosbach für die Jahre 2011 bis 201 7 . Deutlich wird darin vo r allem auch die variable Nutzung der Notleitung – je nach Versorgungssituation in Oberjosbach und der Kerngemeinde (vgl. Abb. 4.1) .

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 m³/a Brunnen I 22.595 71.532 50.142 61.507 62.002 50.687 1 1 . 824 Wasser - Brunnen II 20.958 50.008 36.513 39.180 41.060 48.359 7 1 . 784 gewinnung Summe 43.553 121.540 86.655 100.687 103.062 99.046 8 3.608 Bezug 54.039 6.533 3.323 4.916 6.170 5.917 28.256 Notleitung Abgabe - 1.894 - 44.742 - 769 - 10.389 - 5.281 - 4.491 - 7.466 Bilanz 52.145 - 38.209 2.554 - 5.473 889 1.426 20.790 Wasseraufkommen 95.698 83.331 89.209 95.214 103.951 100.472 10 4 . 398 Wasserabgabe an Verbraucher 82.745 81.877 79.602 81.279 82.946 83.331 80.361 Eigenbedarf und Verluste 12.953 1.454 9.607 13.935 21.005 17.141 2 4.03 7 Einwohnerzahl (HWS) 1.865 1.864 1.862 1.884 1.883 1.906 1.898 Pro - Kopf - netto 121,6 120,0 117,1 118,2 120,7 119,5 116,0 Verbrauch brutto 140,6 122,1 131,3 138,5 151,2 144,0 15 0,7

Tab. 7.2 : Wasserb ilanzdaten für Obe r josbach, 2011 bis 201 7

1 Quellen: Gemeinde Niedernhausen (Haupt - und Nebenwohnsitze, deren Summen), Hessisches Statistisches Landesamt (Hauptwohnsitze g e samt). Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 17

7 .2 Wasserb edarfsprognose für 20 30

7 .2.1 Grundlagen

Wesentliche Randbedingungen für die Entwicklung des Wasserbedarfs sind die Bevölk e- rung s entwicklung und die Entwicklung des Pro - Kopf - Verbrauchs bzw. - bedarfs 1 .

Für die Gemeinde Niedernhausen liegen Bevölkerungsprogn osen der Stiftung und der Hessen Agentur GmbH für den Zeitraum bis 2030 vor (s. Kap. 7 .2.2). Für die Lande s- haup t stadt Wiesbaden wie auch für den Rheingau - Taunus - Kreis gibt es Prognosen vom He s- sischen Statistischen Landesamt, der Hessen Agentur , der Bertelsmann Stiftung und vom Bundesamt für Bau - , Stadt - und Raumforschung (BBSR) jeweils bis 2030 2 . Für den Ortsteil Oberjosbach gibt es keine eigenen Bevölkerungsprognosen.

Neben den Bevölkerungsprognosen liefern Unterlagen zur Bauleitplanung relevan te Inform a t i- o nen zur Bevölkerungsentwicklung . Maßgeblich sind diesbezüglich insbesondere geplante Ne u bau - und G e werbegebiete , wie sie aus den Flächennutzungsplänen (FNP) 3 und im Detail aus den Bebauungsplänen hervorgehen .

Die Entwicklung des Pro - Kopf - Verbr auchs wird bestimmt von Wasserspar effekten eine r seits und bedarfssteigernden Faktoren andererseits. Die Wasserbedarfsprognose zur Situation s- an a lyse zur Wasserversorgung in der Rhein - Main - Region der WRM enthält eine Prognose des Pro - Kopf - Bedarfs für den Zei traum 201 4 bis 2030. Diese basiert auf und ist konsistent mit der Pro g nose im Klima - Projekt AnKliG für den Zeitraum 2006 bis 2100 4 und mit der Prognose bis 2030 im Regionalen Wasserbedarfsnachweis der He s senwasser 5 .

In diesen Prognosen sind alle Einflussfa ktoren auf den Wasserbedarf beschrieben und bewe r- tetet, darunter einerseits die zu erwartenden Spareffekte, die vor allem noch im Bereich der Toilettenspülungen zu erwarten sind, andererseits aber auch gegenläufige Effekte wie die zu e r wartenden Bedarfszun ahmen durch den Trend zu kleineren Haushalten und mehr Komfort, Hygi e ne und Wellness.

In der Vergangenheit sind demnach bereits erhebliche Spareffekte wirksam geworden, wobei in Ni e dernhausen in den letzten Jahren vor allem die Reduzierung der Verluste rel evant war (vgl. Kap. 7 .1).

1 Roth, U. Bestimmungsfaktoren für Wasserbedarfsprognosen. gwf Wasser/Abwasser 139 (1998) Nr. 2 , S. 63 - 69. 2 Arbeitsgemeinschaft Wasserversorgung Rhein - Main (WRM): Situationsanalyse zur Wasserversorgung in der Rhein - Main - Region – Fortschreibung – Juli 2016. Groß - Gerau, 2013. Vgl. Hessenwasser GmbH & Co. KG: Regionaler Wasserbedarfsnachweis. Anhang 1: Dokumentation Bevölkerungsprognosen. Aktuelle Fassung: Vorabzug zur 6. For t schreibung, Dr. - Ing. Ulrich Roth, Bad Ems, Februar 2018. Quellenangaben zu den einzelnen genannten Prognosen siehe dort. 3 Gemeinde Niedernhausen: Flächennutzungsplan mit integriertem Landschaftsplan. Planergruppe ASL, am Main, 1996, 1997, 2000. 4 Mikat, H./Wagner, H./Roth, U.: Wasserbedarfsprognose für Südhessen 2100 – Langfristige Prognose im Rahmen eines Klimafol gen - Projektes. gwf - Wa s ser/Abwasser 151 (2010) Nr. 12, S. 1178 - 1186. 5 Hessenwasser GmbH & Co. KG: Regionaler Wasserbedarfsnachweis. Anhang 2: Wasserbedarfsprognose 2030. Aktuelle Fassung: Vorabzug zur 6. For t schreibung, Dr. - Ing. Ulrich Roth, Bad Ems, Febru ar 2018. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 18

Im Einzelnen sind f ür die Prognose folgende Aspekte maßgeblich :  Im Bereich der Toilettenspülungen ist durch weitere Modernisierung der Sanitäraussta t- tu n gen noch ein merklicher Spareffekt zu erwarten 1 .  Der Spareffekt bei Haushalt sgeräten (Wasch - und Spülmaschinen) ist bis etwa 2005 / 2010 praktisch vollständig wirksam geworden. Hier bestehen nur noch geringe Potenti a le 2 .  Im Bereich der Körperpflege einschließlich Duschen und Baden ist als Folge des anha l- te n den Trends zu regelmäßig em Duschen eine weitere Bedarfszunahme zu erwa r ten.  Der anhaltende Trend zu kleinen Haushalten wird zu einer weiteren leichten Bedarfsz u- nahme führen.  In den Sektoren „Essen und Trinken“ und „Raumreinigung, Autopflege und Garten“ sind nur geringe Änderungen zu erwarten.  Andere Aspekte des Verbraucherverhaltens wie Wasser sparende Armaturen, Wo h- nung s wasserzähler, Bevölkerungsstruktur und Lebensstandard haben unterschiedliche Auswi r kungen, die in die eine oder Richtung wirken können und durch eine Bandbreite a bzud e cken sind.  Für das Sparpotential durch Regenwassernutzung enthält der Regionale Wasserbedarf s- nachweis basierend auf der Bautätigkeit der letzten Jahre eine Abschätzung für die ei n- ze l nen kreisfreien Städte und Landkreise , so auch für den Rheingau - Taunu s - Kreis .  Weitergehende Wassersparkonzepte haben bis 2030 kaum messbare Auswirku n gen.

I m folgenden Kapitel 7.2.2 werden die entsprechenden Daten und Ergebnisse für Niedernha u- sen bzw. den Rheingau - Taunus - Kreis aus diesen Unterlagen übernommen , zusammengestel lt und daraus eine a k tuelle Wasserbedarfsprognose für Oberjosbach abgeleitet .

Vor dem Hintergrund der begrenzten noch bestehenden Sparpotentiale (vgl. u.a. Ergebnisse des AnKliG - Projektes) wirbt die Gemeinde Niedernhausen vor allem im Hinblick auf die Nac h- haltigkeit der bereits erreichten Spareffekte (vgl. Kap. 7 .1) auch weiterhin mit verschiedenen Br o schüren für das Wassersparen , z.B .  So kann ich Wasser sparen - kleine Wasserspar - Info der Gemeinde Niedernhausen,  Info - Paket: Regenwassernutzung in Niedernhau sen. Sie verteilt auch entsprechende Broschüren von anderen Organisationen, z.B. dem Hess i- schen Umweltministerium.

1 ] Roth, U./Mikat, H./Wagner, H.: Der Einfluss moderner Toilettenspülungen auf den Trinkwasserbedarf der Haushalte. gwf - Wa s ser/Abwasser 152 (2011) Nr. 3, S. 254 - 260. 2 Roth, U./Mikat, H./Wagner, H.: Der Einfluss moderner Haushaltsgeräte auf den Tr inkwasserbedarf der Haushalte. gwf - Wa s ser/Abwasser 152 (2011) Nr. 7/8, S. 736 - 744. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 19

7 .2.2 Prognose

Abb. 7 . 3 zeigt die Bevölkerungsentwicklung in Niedernhausen seit 1977 nach Daten des He s- s i schen Statistischen Landesamtes und der Gemeindeverwaltung Niedernhausen und die vo r- li e genden Pro g nosen der Bertelsmann Stiftung und der Hessen Agentur GmbH bis 2030 .

16.000 Einwohnerzahl mit Nebenwohnsitzen 15.614

15.100 15.000 15.000 14.879 14.653 14.653

14.460 14.341 14.000

Hauptwohnsitze

13.000

12.000 Bestand 1977 - 2011 (Stat. LA) Ergebnis Zensus 2011 (9.5.2011) Bestand 2011 - 2016 (Stat. LA) Bestand Hauptwohnsitze 1998 - 2017 (Gemeinde) 11.000 Bestand Wohnsitze gesamt 1998 - 2017 (Gemeinde) Prognose-Variante Entwicklung Baugebiete Prognose Bertelsmann Stiftung (2014 - 2030) Prognose Hessen Agentur (2015 - 2030) 10.000 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030

Abb. 7 . 3 : Bevölkerungsentwicklung in Niedernhausen, 1977 bis 20 1 6 /1 7 und Prognosen 2030 1

Die Einwohnerzahl (Hauptwohnsitze ) hat danach im Zeitraum 1977 bis 1999 von 10.502 auf 14.8 79 zugenommen (+4 2 %). Zwischen 1999 und 201 4 ist ein leichter Rückgang um 3 ,6 % auf 14. 341 Einwohner verzeichnet , seitdem wieder eine Zunahme auf 14.653 am 31.12.2016 . Die Bevölkerungsstatistik der Gemeinde weicht nur geringfügig von der des Statistischen La n- desamtes ab – Ende 2017 verzeichnete sie 14. 683 Haupt - und 931 Nebenwohnsitze, insg e- samt somit 15. 614 Ei n wohner .

Im Regionalplan Südhessen 20 10 ist Niedernhausen als Unterzentrum ausgewiesen, in dem definitionsgemäß „ die Einrichtungen der überörtlichen Grundversorgung in vollem Umfang a n- geboten werden“ sollen (Regionalplan, S. 22 ). Aufgrund der ausgesprochen verkehrsgünst i- gen Lage von Niedernhausen an der „Regionalachse Frankfurt – Idstein – (Lim burg)“ und der „ ü ber örtlichen Nahverkehrs - und Siedlungsachse Wiesbaden – Niedernhausen – Idstein – (Li m burg)“ (Regionalplan, Abb. 4, Text S. 25, 26) sowie der Nähe zu Wiesbaden, Frankfurt sowie auch und Limburg ist in Niedernhausen mit einer über d ie Eigenentwicklung h i- nausgehenden Siedlungstätigkeit zu rechnen (Regionalplan, S. 22) .

1 Quellen: Bestandsdaten: 1977 bis 2006 RP Darmstadt, Wasserbilanz Rhein - Main. Datengrundlage und Bestandsdaten 2007 bis 2016: Hessisches Statistisches Landesamt. Zusätzlich e Bestandsdaten 1998 bis 2017 (mit und ohne Nebenwohnsitze): Gemeinde Niedernhausen. Prognose Hessen Agentur: Internet: http://www.hessen - gemeindelexikon.de . Prognose Bertelsmann Stiftung: Inte r net: http:// www.wegweiser - kommune.de . Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 20

Dem entsprechend sind auch im Kartenwerk zum Regionalplan größere Baugebiete in Ni e- dernhausen dargestellt. I n den Ortsteilen von Niedernhausen sind im Einzelnen folgen de Sie d- lungsflächen geplant bzw. im Au f bau (rechtskräftige Bebauungspläne) :  Niedernhausen: Schäfersberg (4. Änderung), Lenzhahner Weg (6. Änderung), Innerer Ortskern (1. Änderung), Solarpark an der Idsteiner Straße, Autal (2. Änderung) ,  Engenhahn: Wildpark (3. Änderung), Im Grund (Satzung nach § 34 BauGB) ,  Königshofen: Am Wasserturm (1. Änderung), Fritz - Gontermann - Straße/Mühlweg (3. Änd e- rung) ,  Niederseelbach: Oberseelbacher Str. 22b , Gewerbegebiet Lochmühle I ,  Oberjosbach: Schinddriescher, Im Gärtchen, Zu O bernh a usen/Erlenfeldchen ,  Oberseelbach: Fliederweg. In der Entwicklung sind in Niedernhausen die Baugebiete Farnwiese und Frankfurter Straße II sowie in Niederseelbach das Baugebiet „In den Weidengärten“ , die auch im Regionalplan da r- gestellt sind. Das Baug ebiet Farnwiese steht vor der Umsetzung.

Mit d ies en Baugebieten und Planungen wird dem rückläufigen Trend der letzten Jahre entg e- gengewirkt, so dass damit zu rechnen ist, dass die Einwohnerzahl infolge ihrer Umsetzung z u mindest konstant bleibt (vgl. Abb. 7 . 3 ) . Die verkehrsgünstige Lage von Niedernhausen an de n im Regionalplan aufgeführten Verkehrsachsen spricht dafür, dass dies neben den und una b hängig von den vorliegenden Bevölkerungsprognosen eine weitere wahrscheinliche En t- wic k lungsperspektive da r stellt.

Dabei sind die Entwicklungspotentiale in Oberjosbach zwar insgesamt relativ gering, sie en t- sprechen jedoch durchaus dem Bevölkerungsanteil dieses Ortsteils (2017: 1.898 Einwohner) . Demnach kann für die Entwicklung von Oberjosbach näherungsweise eine Entwi cklung ang e- nommen werden, wie sie der Gemeinde Niedernhausen entspricht. Für die Prognose resulti e- ren daraus Einwohnerzahlen von rd. 2.000 Einwohnern in der Oberen Variante (+ 5,4 %) und rd. 1. 850 Einwohnern in der U n teren Variante ( - 2,5 %) .

Für die Entwick lung des Pro - Kopf - Bedarf s werden im Rheingau - Taunus - Kreis folgende En t- wicklungstendenzen erwartet:  In der Situationsanalyse der WRM ist für den Zeitraum 201 4 bis 2030 für den Bereich der Haushalte ein Entwicklungskorridor von - 7,0 bis + 6,0 l/(E•d) zugrunde gelegt. Für den A n- teil von G ewerb e und öffentlichen Einrichtungen , also den 110 l/(E•d) übersteigenden A n- teil des Pro - Kopf - Verbrauchs ( gesamte Abgabe an Verbraucher) ein Entwicklungskorridor von - 10 bis +5 % und für Eigenbedarf und Verluste ein Entwicklun gskorr i dor von ±10 %.  Diese Annahmen sind auch in den aktuellen Entwurf der Wasserbedarfsprognose im R e- g i onale n Wasserbedarfsnachweis der Hessenwasser für den Zeitraum 201 6 bis 2030 ü- be r nommen .

Ausgehend vom Bestand 201 7 (vgl. Tab. 7.2) ergeben sich f ür d en Pro - Kopf - Bedarf in Obe r- josbach (Wasserabgabe an Verbraucher) die Zahlenwerte in Tab. 7.3 . Eigenbedarf und Ve r- lu s te, die 2017 wegen der Arbeiten am Brunnen I erhöht waren, sind in Tab. 7.4 gesondert aufg e führt. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 21

Bestand Entwicklungs - Prog nose 203 0 201 7 korridor Untere Variante Obere Variante l/(E•d) von … bis l/(E•d) Haushalte 110 - 7 ,0 bis +6,0 l/(E•d) 10 3 ,0 116,0 Andere Verbraucher 6,0 - 10 bis +5 % 5 ,4 6,3 Summe 1 16,0 108,4 122,3 dsgl. gerundet - 1 10 1 22,5

Tab. 7.3 : P rognose des Pro - Kopf - B edarfs 20 30 für Oberjosbach

Auf dieser Grundlage ergibt sich die Wasserbedarfsp rognose für Oberjosbach nach Tab. 7.4 .

Bevölkerung Jahr Einwohnerzahl Hauptwohnsitze , Bestand 20 1 7 1 .8 98 Hauptwohnsitze, Prognose 2030 1.7 50 2.000 Pro - Kopf - Bedarf Jahr l / ( E • d) Pro - Kopf - Verbrauch, Bestand 201 7 1 16,0 Pro - Kopf - Bedarf, Prognose 2030 1 10 1 22,5 Wasserbedarf Jahr m³/a Wasserverbrauch, Bestand 201 7 80.361 Wasserbedarf, Prognose 70.263 8 9.425 dsgl. gerundet 70.000 90.000 Eigenbedarf und Verluste 10.000 1 7.500 2030 Gesamtbedarf 80.000 10 7.500 Maximalbedarf in einem Trockenjahr (5 % Zuschlag, gerundet) 84.000 11 2.500

Tab. 7 . 4 : Wasserbedarfsprognose 20 30 für Oberjosbach

D er Wasserbedarf in Oberjosbach liegt demnach im Jahr 2030 in einem Normaljahr zwischen 80.000 und 10 7 . 5 00 m³/a. Im Trockenjahr kann der Bedarf auf maximal rd. 1 1 2 . 5 00 m³/a a n- steigen. Diese Bedarfszahlen sind auch für den Zeitraum nach 2030 maßgeblich.

Das Dargebot des Wasserwerks Oberjosbach reicht somit für den Bedarf in Oberjosbach vol l- st ändig aus. Zulieferungen aus dem Ortsnetz Niedernhausen über die Notleitung sind de m- nach nur in besonderen Betriebssituationen erforderlich. Auf der anderen Seite besteht die Möglic h keit, auch relativ erhebliche Wassermengen aus Oberjosbach zur Versorgung der Kerng e meinde Niedernhausen bereitzustellen (vgl. Tab. 7.2, z.B. 201 2 rd. 45.000 m³ ; 2018 rd. 8 0.000 m³ ). Di e se sind dem Bedarf in Oberjosbach hinzuzurechnen.

Der Spitzenfaktor für den maximalen Tagesbedarf beträgt in Oberjosbach bei einer Einwo h- 1 ne r zahl von knapp 2.000 nach dem maßgeblichen DVGW - Arbeitsblatt W 410 rd. f d = 2,2.

1 DVGW: Technische Regel - Arbeitsblatt W 410: Wasserbedarf – Kennwerte und Einflussgrößen. Bonn, 2008. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 22

Damit ergeben sich f ür die vom Wasserwerk Oberjosbach abzudeckenden Tageswerte fo l- ge n de Bedarfswerte :  Der mittlere Bedarf l ag in den letzten Jahren zwischen etwa 275 bis knapp 3 00 und auch in der Oberen Variante der Pro g nose bei rd. 300 m³/d.  Der maximale Tagesbedarf in einem extremen Trockenjahr liegt im Bestand bei etwa 600 m³/d, in der Pro g nose bei bis zu etwa 650 m³/d.

7 . 3 Wasserb edarfsnachweis: Wasserbilanz 20 1 7 / 20 30

D ie Wassergewinnung der Gemeindewerke im Wasserwerk Oberjosbach dient der Versorgung des Ortsteils Oberjosbach und wird in entsprechenden Betriebssituationen mit tels der innerör t- l i chen Verbundleitung („Notleitung“) auch für Überleitungen in die Kerngemei n de N iedernha u- sen genutzt. Durch die seit 1997 bestehende L eitung kann auch Wasser aus der Kerngemei n- de nach Oberjosbach gepumpt werden, so dass auch bei Betriebseinschränkungen im Wa s- se r werk Oberjosbach und bei extremem Spitzenwasserbedarf Versorgungss i cherhei t besteht.

Die Wassergewinnung im Wasserwerk Oberjosbach lag i m M ittel der letzten 2 5 Jahre bei rd. 100.000 m³/a. Die bis 2014 gültige Bewilligung über 102.000 m³/a im Mittel von jeweils 5 Ja h- ren wurde demnach fast vollständig ausgenutzt. Niedrige Förderme ngen ei n zelner Jahre w a- ren durch technische Probleme oder Bauarbeiten im Wasserwerk verursacht . Hohe Förde r- mengen (vgl. Abb. 4.1 ) traten in Trockenjahren wie 2003 und 2018 und während der S a ni e- rung des Brunnens IV im Wasserwerk Farnwiese des WBV Niedernhau sen/Naurod auf. In solchen Situ a tionen reichte die bisherige wasserrechtliche Zula s sung über maximal 106.000 m³/a nicht für den Bedarf aus .

D ie Wasserbedarfsp rognose weist für Oberjosbach einen Wasserbedarf zwischen 80.000 und 10 7.500 m³/a aus. Im Trockenj ahr kann der Bedarf auf bis zu 1 1 2 . 5 00 m³/a ansteigen. Dem Bedarf in Oberjosbach hinzuzurechnen ist ein Bedarf für Überleitungen in die Kerng e meinde Niedernhausen in besonderen Betriebssituationen, der 2012 die Größenordnung 5 0 .000 m³/a und 2018 die Größen ordnung 80.000 m³/a e r reichte (vgl. Kap. 7.2).

Vor diesem Hintergrund ist eine Erhöhung der zugelassenen Fördermenge erforderlich. Für den Wasserbedarf von Oberjosbach und regelmäßige zu erwartende Überleitungen in die Kerngemeinde Niedernhausen sollten et wa 125.000 m³/a durch ein hochrangiges Wasserrecht in Form einer Bewilligung abgedeckt werden. Für darüber hinaus gehende Überleitungen in die Kerngemeinde erscheint eine Erlaubnis über 50.000 m³/a sinnvoll. Die Bewilligung bez ieht sich damit auf rd. 30 % des Grundwasserdargebot s von 413.000 m³/a . Das gesamte Wasse r- rech t (Bewilligung und Erlaubnis) bezieht sich auf rd. 42 % des Dargebots .

Der mittlere Tagesbedarf von etwa 275 bis 300 m³/d ist durch die vorhandenen Anlagen g e- deckt. Der maximale Tagesbedarf v on ca. 650 m³/d ist durch die Gewinnungs kapaz i tät von ca. 450 m³/d nur teilweise gedeckt . Extreme Bedarfsspitzen würden über die Behälter ( Gesamtv o- lumen 660 m³) bzw. über die Notleitung aus der Kerngemeinde abg e deckt . Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 23

8 . Betrieb und Bewirtschaftungskonzep tion

Der Betrieb de s Wasserwerks Oberjosbach erfolgt im Wesentlichen nach dem Bedarf in Obe r- josbach und ggf. der betrieblichen Notwendigkeiten in Bezug auf die Notleitung. Die Brunnen werden durch drehzahlgeregelte Pumpen betrieben, und die Förder - und Auf b e reitungsme n- gen entsprechend ang e passt.

Zum Ausgleich der täglichen Bedarfsschwankungen werden die Behälter Lindenkopf (500 m³) und Hainfeld (160 m³) genutzt. Der jahreszeitlich bedingte Spitzenwasserbedarf, wie er insb e- sondere in heißen und trockenen Som mern auftritt, wird im Regelfall über die Brunnen und die Behälter abgedeckt. Im Notfall ist eine Zulieferung aus der Kerngemeinde Niedernhausen über die Notleitung möglich, so dass in Oberjosbach eine hohe Versorgungssicherheit besteht.

Die Fördermengen u nd Wasserstände in den Brunnen werden elektronisch erfasst, ebenso die übrigen betriebsrelevanten Hauptdaten. Die Datenerfassung und - dokumentation erfolgt in der Leitzentrale der Hessenwasser GmbH & Co. KG (Groß - Gerau) , die für d ie Gemeindewerke Überwachu ngs - und Steuerungs aufgaben wah r nimmt .

Das Wasserwerk umfasst zwei Tiefbrunnen mit Teufen von 100 und 120 m. Bei m Bau der Bru n nen wurden Ruhewasserspiegel ca. 15 bzw. 3 m unter Gelände angetroffen. Im Betrieb ergeben sich in den Brunnen unte r schiedliche Ab senkungen , abhängig von der Fördermenge und der klim a tischen Situation.

In dem genutzten Kluftgrundwasserleiter stellt sich durch den Zustrom zu den Brunnen eine flächige Grundwasserabsenkung ein, die vom Betrag her wesentlich geringer ist als in den Brunn en und mit der Entfernung von diesen abnimmt. Die Lage de r Grundwasserspiegel schwankt im jahreszeitlichen Rhythmus und mit der unterschiedlichen Grundwasserneubi l- dung, die vor allem vom Niederschlag abhängt.

Da sich d er genutzte Kluftg rundwasserleiter deu tlich unterhalb der oberflächennahen Bode n- schichten befinde t und keine unmittelbaren Kontakte mit Oberflächengewässern und grun d- wasserabhängigen Biotopen bekannt sind, ist eine Grundwasserbewirtschaftung zur Verme i- dung nachteiliger Grundwasserabsenkungen n icht erforderlich. Im Gegensatz zu anderen Ve r- sorgungsunternehmen, in deren Gewinnungsgebieten nachteilige Wirkungen durch Grun d- wa s serabsenkungen zu befürchten sind, benötig en die Gemeindewerke Niedernha u sen somit ke i ne Bewirtschaftungskonzeption, etwa für die Einhaltung von Grenzgrundwasserstä n den. Gemeindewerke Niedernhausen – Wasserrechtsantrag 201 9 24

9 . Zusammenfassung

D ie Bewilligung der Gemeindewerke Niedernhausen für das Wasserwerk Oberjo s bach über 102.000 m³/a im Mittel von jeweils 5 Jahren und maximal 106.000 m³/a im einzelnen Jahr ist Ende 2014 aus gel aufen und wurde Anfang 2015 durch ein Interimswasserrecht in Form einer Erlaubnis über 106.000 m³/a ersetzt, die noch bis 2024 gültig ist.

Die Gemeindewerke beantragen nunmehr ein neues Wasserrecht in Form einer Bewilligung ü ber 125.000 m³ /a und einer zusä tzlichen Erlaubnis über 6 0.000 m³/a .

Das Wasserwerk Oberjosbach ist eine ortsnahe Gewinnungsanlage, die de r gesetzlichen Vo r- gabe de s § 50 (2) WHG zur örtlichen bzw. ortsnahen Wassergewinnung in besonderem Maße entspricht. Unter Berücksichtigung der gesetzl ichen Vorrangstellung der öffentlichen Trinkwa s- serversorgung, den gesetzlichen Vorgaben zu den kommunalen Aufgaben der Daseinsvorso r- ge, den Vorgaben zur nachhaltigen Gewährleistung der Versorgungssicherheit und zur Sich e- rung von Investitionssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Wasserversorgung ist ein langfrist i- ges, hoc h rangiges Wasserrecht erforderlich.

D ie Fördermenge lag im Mittel der letzten 2 5 Jahre bei rd. 100.000 m³/a . In einzelnen Jahren und bei entsprechenden Betriebssituationen lag sie auch höher , zuletzt und vor allem im Tr o- ckenjahr 2018. De r Wasse r bedarf des angeschlossenen Ortsteils Oberjosbach liegt bei etwa 90.000 bis 100.000 m³/a. Über eine innerörtliche Verbundleitung werden in entspr e chenden Betriebsituationen zwischen Oberjosbach und der Kerngemeinde Niedernhausen Wasse r- me n gen ausg e tausch t .

Die Wasserbedarfsprognose für 2030 weist für Oberjosbach einen Wasserbedarf zw i schen 80.000 und 10 7 . 5 00 m³/a in Normaljahren und bis zu 1 1 2.5 00 m³/a in Trockenjahren aus. Für Überleitungen in die Kernge meinde Niedernhausen sind zusätzliche Wassermengen zu b e- rücksichtigen , die in entsprechenden Situationen wie 2012 und 2018 die Größenordnung 50.000 bis 80.000 m³/a erreichen kö n nen .

Die beantragten Entnahmemenge n von 125.000 m³/a als Bewilligung und 6 0.000 m³/a als E r- laubnis – zusammen somit 1 8 5.000 m³/a – sind nach dem hydrogeologischen Gutachten , in dem das nutzbare Grundwasserdargebot auf 413.000 m³/a beziffert ist, dargebotsseitig abg e- deckt. Aufgrund der Lage des genutz t en Kluftgrundwasserleiters liegt ein naturschutzrechtl i- cher Eingriffstatbestand innerhalb dieses Ra h mens nicht vor.

Bad Ems, im Februar 2019

(Dr. - Ing. Ulrich Roth)

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