U1_U2_U3_U4_EK_10_2011:EZK Cover 16.09.2011 13:26 Uhr Seite 1 erziehungs10 | 2011 kunstOktober | 4,90 € Waldorfpädagogik heute

Bühne radikal

Dada oder was?

Rhythmus schafft Wohlbefinden

Wann bildet Erziehung? U1_U2_U3_U4_EK_10_2011:EZK Cover 16.09.2011 13:26 Uhr Seite 2

2 INHALT

4 F. Garbe: Wie lernt ein Kind? 5 S. Rozentuller / J. Norbron: Interkulturell, künstlerisch und polyglott – die (Waldorf) Schule von morgen 9 H. Kern: Mozart ist nicht dazu da, schlau zu machen! 13 A. Krenz: Bindung ist Voraussetzung für Bildung 16 L. Ravagli: Bildung ist zwecklos, Erziehung grundlos 20 R. Landl: Die Mittelstufe – Zeit der Entscheidung 24

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30 E. Leipold: Rhythmus schafft Wohlbefinden 30

34 G. Hiller: Begegnung am Strand 34 B. Kettel: Englisch: erst Sprechen, dann Lesen lernen 38

40 Bühne radikal: Die Schauspielerin und Regisseurin Barbara Wollrath-Kramer 40

42 V. Hacken / L. Scherrieble: Kassel ist ein Lichtblick 42 Analytisches Denken mit dem Herzen verbinden. Im Gespräch mit Julia Butterfly Hill 44

48 N. Peter: dada oder was? 48

52 Wohin führt die Arabellion? Im Gespräch mit Ibrahim Abouleish 52

54 L. Ravagli: Philosophie wird zum Mythos 54

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erziehungskunst Oktober | 2011 Titelfoto: iStock / © YinYang 03_04_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:28 Uhr Seite 3

EDITORIAL 3

Bilde Dir was ein – und bilde Dich

Liebe Leserin, lieber Leser, das Wort Bildung geht auf mittelhochdeutsch »bildunge« zurück, was so viel wie Bild, Abbild, Ebenbild bedeutete. Bildung schloss die Umbildung des Menschen, seine allumfassende Vervollkommnung, seine Höherbildung hin zum Göttlichen ein. Bildung sah man als einheitlichen Prozess. Heute ist Bildung gleichbedeutend mit Wissen, akkumuliertes Wissen gleichbedeutend mit höherer Bil- dung. Wir wissen aber heute auch, dass Wissen ein Verfallsdatum hat – entweder durch neue Entdek- kungen oder durch unsere eingeschränkte Gedächtnisleistung. – Wie viel bleibt nach zehn Jahren vom Abitursstoff hängen? – Wir wissen heute auch, dass um so mehr hängen bleibt, je ganzheitlicher sich ein Mensch Wissen zu eigen gemacht hat – nur so erwirbt er sich echte Wissensschätze. Wir vergessen das meiste, wenn das Gefühl, ein inneres Erleben nicht daran beteiligt war. Wissenserwerb, der wahr- haft bildet, muss eingebettet sein in ein übergeordnetes sinnhaftes Ganzes. Man weiß heute auch, dass nur das intrinsische, das von innen motivierte Lernen, sinnvoll ist. Dazu ist jeder Mensch, ob jung oder alt, nur bereit, wenn der Bildende in einer inneren Verbindung zu dem Bildenden steht, der gebildet wird. Bildung – und dazu zählt nebensächlich auch der eigentliche Wissens- erwerb und -transfer – ist menschlich nicht hintergehbar. Das zeigen zum Beispiel die erstaunlichen Leistungsveränderungen bei Lehrerwechsel. Alle von der menschlichen Beziehung abstrahierte, über Drill oder Erwartungsdruck erzeugte Lernleistung bildet den Menschen nicht, sondern macht ihn zum seelischen Krüppel. Viele junge Menschen scheinen nicht mehr in ihrem Hunger nach Bildung in die gängigen Bildungs- systeme zu passen – passen zu wollen. Bieten wir Steine statt Brot? Was erwarten sie von den Erwach- senen an Speise? Oder ist die Bildungsstätte per se, die Schule, ein Auslaufmodell? Bilden wir uns ein, dass wir noch bilden, in dem ungebrochenen Glauben an Bildungsmethoden und ihre Engführung auf Abschlüsse, die in Wirklichkeit den Menschen verbilden, schlimmstenfalls gar nichts mehr bilden, was den Menschen an Leib, Seele und Geist »veredeln« könnte? Das humanistische Bildungsethos, das die Herzensbildung mit einschloss, ist längst zu Grabe getragen. In Schulen und Hochschulen zählen – wenn´s ernst wird – Creditpoints und Notenpunkte, modulierte Wissenshappen, statt ein freies studium generale, das auf Einsicht, Erkenntnis und Weisheit baut. Unser Bildungssystem – so scheint es – hat noch keine Antworten auf die brennenden Fragen der Gegenwart und Zukunft gefunden. Vielmehr scheint es anachronistisch, einen status quo ante zu perpetuieren, den es nicht mehr geben kann. Andererseits würde jeder sofort zustimmen, dass Bildung die Quelle zukünftiger – nicht tradierbarer – menschlicher Entwicklung ist. ‹›

Aus der Redaktion grüßt

Mathias Maurer

2011 | Oktober erziehungskunst 03_04_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:28 Uhr Seite 4

»Wer die Lebenslaufbahn seiner Kinder zu verpfuschen gedenkt, der räume ihnen alle Hindernisse weg.«

Emil Oesch, Schriftsteller Foto: Charlotte Fischer 05_06_07_08_09_10_11_12_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:35 Uhr Seite 5

THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG 5

Wie lernt ein Kind?

von Friedhelm Garbe

Haben Sie diesen Blick gesehen, dieses Leuchten? Wer jemals miterleben durfte, wie ein kleines Kind laufen lernt, wie es seine ersten Schritte setzt, kann seinen »Ratgeber Erziehung« getrost ins Bücherregal zurückstellen. Er selbst ist Zeuge geworden, wie ein Kind lernt.

Der erste Schritt eines Kindes ist ein Urbild für alle Lern- Haben Sie Ihrem Kind Unterricht gegeben, zum Beispiel in und Entwicklungsschritte, die folgen werden. Wer hin- Grammatik? Und wann haben Sie ihm erklärt, was das schaut und sich bewusst macht, was hier geschieht, dem Wörtchen »gut« bedeutet? War das bei einem Brei, der »gut« kann dieses Ereignis zu einem Erlebnis werden, das ihn schmeckt? Aber wie haben Sie ihm dann erklärt, was Sie mit verändert. »gut« meinen, wenn Sie sagen: »Du bist ein gutes Kind«, »Gute Nacht« … – Kinder können verstehen, ohne dass wir Schwieriger als ein Flug zum Mond erklären! Bald öffnen sich auch die ersten Fenster zum Den- ken. Hier bekommen wir es mit ähnlich rätselhaften Pro- Im Aufrichten überwindet das Kind die Schwerkraft, der es zessen zu tun. Wie sind Sie dabei methodisch vorgegangen? seit der Geburt ausgesetzt ist. Nun werden die ersten selbst- Erst die Theorie (»Wie lerne ich denken?«) – und dann die ständigen Schritte möglich. – Kann es ein größeres Glücks- Praxis? Oder müssen wir nicht auch hier darauf vertrauen, empfinden geben, als solche Freiheit zu erfahren? Wer das dass letztlich ein inneres Erwachen geschieht, auf das wir geschafft hat, dem braucht vor künftigen Aufgaben nicht von außen keinerlei Zugriff haben? mehr zu bangen. Technisch gesehen ist es einfacher, ein Gehen – Sprechen – Denken, diese drei Stufen kindlichen Raumschiff zum Mond zu schicken, als den ungeahnt kom- Lernens, sind so komplex, dass man auch äußerlich be- plexen Prozess menschlichen Gehens nachzubilden. Bis trachtet zugeben muss: Niemals mehr wird so viel gelernt, heute gibt es dafür keine überzeugende Lösung. wie in diesen ersten drei Jahren. Einige Forscher sagen Nicht weniger atemberaubend ist es, wenn das Kind eines sogar, in den ersten 365 Tagen lerne ein Mensch mehr, als Tages zu sprechen beginnt. Wie macht es das eigentlich? im gesamten Rest seines Lebens.

Grundgesetze menschlichen Lernens

Gehen, Sprechen, Denken: Wenn ein Kind schulreif wird, hat es also den größten Teil des Lernens bereits hinter sich! Es hat längst bewiesen, dass niemals mehr wird so viel es weit mehr kann, als das bisschen Schule oder die Abi-Prü- fung zu bestehen – vorausgesetzt, die Bedingungen zum Ler- nen sind weiterhin so günstig, wie in den ersten drei Jahren. gelernt, wie in diesen ersten Wie sind diese Bedingungen? 1. Der Wille zum Lernen liegt im Kind selbst. drei Jahren. Jeder Eingriff von außen könnte den Lernprozess im Innern des Kindes zunächst nur stören. In bester Absicht meint der ›

2011 | Oktober erziehungskunst 05_06_07_08_09_10_11_12_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:35 Uhr Seite 6

Was wir müssen,

› Lehrer, das Kind zum Lernen motivieren zu müssen. Der Diese drei Grundgesetze menschlichen Lernens sollte be- ehrgeizige Vater glaubt, es durch Druck und Belohnung for- achten, wer erziehen und unterrichten will. Dazu muss dern, anschließend durch einen Test prüfen zu müssen. – niemand Pädagogik studieren. Er braucht nur ernst zu All dies wird den Impuls zum Lernen nur kränken, weil das nehmen, was er beim kleinen Kind erlebt. Immer mehr Kind nun nicht mehr darf, sondern muss. Und was wir Pädagogen – Eltern wie Lehrer – werden heute darauf auf- müssen, können wir nicht mehr wollen. merksam. Begonnen hat diese Entwicklung vor mehr als 2. Jedes Kind ist auf Erwiderung seiner Liebe angewiesen. 90 Jahren, als herausragende Persönlichkeiten den Mut Kinder lieben zunächst bedingungslos. Aber nur wo ihnen aufbrachten, sich von der Tradition zu befreien, um sich ein Mensch wirklich liebevoll begegnet, können sie sich ent- radikal an der Wirklichkeit zu orientieren. falten und lernen. Liebevolle Zuwendung ist wie das Licht, ist es gewesen, der die zentrale Bedeutung von Eigen- das die Pflanze ins Dasein ruft. Auch aus neurobiologischer aktivität, Beziehung und Vorbild klar erkannte und erst- Forschung lässt sich heute nachweisen, was wir schon mals menschenkundlich umfassend begründete. immer wussten: dass wir tatsächlich auf ein Du angewiesen Praktische Folge einer so gravierenden Entdeckung konnte sind, und real einander brauchen. Jeder – besonders ein nur eine völlige Umkehrung des pädagogischen Denkens Kind. sein: Nicht Methoden sind entscheidend, sondern die innere 3. Ein lernendes Kind orientiert sich am Vorbild. Haltung des Lehrers zum Kind. »Jede Erziehung ist Selbst- Lernen vollzieht sich nie automatisch. Es liegt nicht an den erziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und Erzieher Genen, dass ein Kind laufen lernt. Ein Neugeborenes, unter nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes«, be- Wölfen ausgesetzt, wird sich bewegen, fressen und heulen tonte Steiner 1923. Das ist die Geburtsstunde der Waldorf- wie ein Wolf. Es braucht das Vorbild des aufrechten Men- pädagogik, die sich auch heute täglich neu ereignen muss. schen, um den aufrechten Gang zu erwerben. Auch die Sprachfähigkeit wird nicht vererbt. Wird chinesisch ge- Lernen trotz Schule sprochen, lernt das kleine Kind akzentfrei Chinesisch – ge- nauso selbstverständlich, wie es hätte Deutsch sprechen Die Schule ist nicht der Ort, wo das eigentliche Lernen be- können. Entscheidend für die Qualität des Vorbildes ist ginnt, sondern der geschützte Raum, in dem sich intensi- dabei weniger die äußere Erscheinung. Viel stärker nimmt ves Lernen altersgemäß fortsetzen kann. Und auch hier das Kind die innere Haltung des Erwachsenen wahr, sein vollzieht es sich in der gleichen Abfolge: Gehen – Sprechen – Bemühen, seine Authentizität. Denken. Der Weg vom Greifen (Gehen) zum Begreifen

erziehungskunst Oktober | 2011 05_06_07_08_09_10_11_12_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:35 Uhr Seite 7

Fotos: Charlotte Fischer können wir nicht mehr wollen!

(Denken) wird möglich durch die Brücke der Begegnung Waldorfpädagogik auf solche Bewertungen verzichten (Sprechen). Hier ist der Lehrer gefragt. Er steht vor der möchte. Hier wird nicht Kuschelpädagogik praktiziert, son- Frage: Wie können Kinder – trotz der Schule – weiterhin dern es geht darum, die Bedingungen optimalen Lernens optimal lernen? zu berücksichtigen. Diese Lerngesetze können zwar miss- Haben sie genügend Raum zum Gehen, damit sie mit achtet werden, aber – das ist wie bei Naturgesetzen – früher selbstständigen Schritten die Welt der Bildung erkunden oder später wird es sich rächen. können? Finden wir zu einem Sprechen (im Tonfall, in den Gebär- Drei technische Doppelgänger den), das kein Machtgefälle entwickelt, sondern Begegnung ermöglicht? Im Gehen – Sprechen – Denken wird der Mensch zum Darf das Denken in seiner Schöpferkraft erwachen, oder Menschen. Doch gerade diese Grundgebärden des Mensch- binde ich es an die Vergangenheit, weil ich Osterhasen- lichen sind heute einer extremen Bewährungsprobe aus- pädagogik treibe (R. Kahl: der Lehrer »versteckt« Wissen gesetzt. und lässt dann die Schüler danach suchen)? Immer häufiger kommen sie in Gefahr, verdrängt zu wer- den, weil technischer Ersatz an ihre Stelle treten will. Zu Kein Lernen ohne Fehler Doppelgängern werden dann die drei markantesten Erfin- dungen der Zivilisation: das Auto – das Telefon – der Com- Niemand lernt laufen, ohne hinzufallen. Es gibt kein Ler- puter. Wie Schattenwesen begleiten sie uns. nen ohne Fehler. Aber das Fallen beim Gehen-Lernen war • Wir wollen gehen – statt dessen sitzen wir im Auto. nicht Anlass für Strafe und schlechte Zensuren, sondern • Wir wollen sprechen – statt dessen greifen wir zum iPod. allenfalls ein Grund, getröstet zu werden. Deshalb ging • Wir wollen denken–statt dessen klicken wir am Computer. dabei keine Kraft verloren. Das Kind stand sofort wieder auf und versuchte es erneut. Immer wieder. Aus eigenem An- Als Erwachsene können wir uns klar machen, dass ein Ta- trieb. schenrechner nicht rechnet und dass ein Computer niemals Wie aber verändert sich das Klima des Lernens, wenn Feh- denken, also eine Idee haben wird. Ein gesundes Kind ler zum Verlust von Punkten führen, zum Verlust von An- kann das nicht! Es kann nicht anders, als sich vorzustellen, erkennung und Zuwendung? – Wer diesen Zusammen- dass im Radio auch die Musiker sitzen. Es unterscheidet hang zu durchschauen beginnt, wird verstehen, warum noch nicht zwischen Sein und Schein. – Womit soll es sich ›

2011 | Oktober erziehungskunst 05_06_07_08_09_10_11_12_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:35 Uhr Seite 8

Im Gehen – Sprechen – Denken werden wir menschlich. Kinder zeigen es uns.

› verbinden auf seinem Weg in die Welt? Ein kleines Kind, • Dieses Sprechen wird zu Ich-Du-Begegnungen zwischen das Sprache nur aus dem Lautsprecher hört, lernt nachge- Menschen und Kulturen führen, statt Sprache zur Phrase wiesenermaßen nicht sprechen. Kinderlieder von der CD verkommen zu lassen. verhelfen nicht zum Singen. Ein Kind, dem virtuelle Kon- • Dieses Denken wird unsere an Technik geschulte Intellek- takte im Internet lebendiges Sprechen ersetzen müssen, tualität mit der Wärme spiritueller Erfahrung beleben. Dann wird allmählich verstummen. Bereits im 13. Jahrhundert sind Gedanken nicht mehr die Folge von Stoffwechselpro- wusste man, dass Kinder sterben, mit denen niemals ge- zessen im Gehirn. Was man einst fühlte, lässt sich heute sprochen wird – auch wenn sie von ihren Ammen alle an- auch wissenschaftlich nachweisen: dass unser Bewusstsein dere Pflege erhalten. nach dem körperlichen Tod weiter existiert. Unser Gehirn Wenn der Bewegungsdrang zunehmend in Fahrzeuge, Ma- ist also lediglich ein Instrument, Geistiges bewusst zu ma- schinen und Bildschirme ausgelagert wird, bleibt zu wenig chen, nicht dessen Erzeuger. Ideen oder »Einfälle« fallen (Eigen-)Bewegung für das Kind. Damit sind Schwierigkei- eben ein; wer sich öffnet, kann sie empfangen. ten auch beim Rechnen programmiert, denn hier wird in- Im Gehen – Sprechen – Denken werden wir menschlich. nere Beweglichkeit gefordert. Kinder zeigen es uns. Sie zeigen uns, wie sie sich selbst in ihrem Wesen stufenweise ergreifen: auf der Ebene des Wil- Kräfte für die Zukunft lens (Gehen), auf der Ebene des Fühlens, der Kommunika- tion zwischen Selbst und Welt (Sprechen) und auf der Ebene Aufrichtigkeit (Gehen), gegenseitige Zuwendung (Sprechen) wirksamer geistiger Kraft (Denken). und schöpferische Geisteskraft (Denken) sind die Urgebär- Und dabei zeigen sie uns auch, welche Bedingungen sie den des Menschen. Deshalb liegen nur hier die Kräfte, die zum Lernen brauchen. An einer solchen Schule kann jeder auch einer von Krisen geplagten Zivilisation wieder eine Zu- lernen; auch wir selbst – ein Leben lang. ‹› kunft eröffnen können. Allen technischen Zerrbildern zum Trotz können diese We- senszüge des Menschlichen zu ihren wahren Möglichkeiten Literatur: auferstehen – jederzeit, wo ein Mensch sich dazu ent- Rudolf Steiner: Die pädagogische Praxis (GA 306), Vortrag vom schließt. 20.4.1923; Alexandra Rigos: Das Jahr eins, in: GEOkompakt Nr. 17, • Dieses Gehen wird die heilende Kraft von aufrechter Be- Hamburg 2008; Pim van Lommel: Endloses Bewusstsein. Neue weglichkeit erfahrbar machen – als innere Qualität. medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung, Düsseldorf 2009

erziehungskunst Oktober | 2011 05_06_07_08_09_10_11_12_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:35 Uhr Seite 9

THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG 9

Interkulturell, künstlerisch und polyglott – die (Waldorf) Schule von morgen

von Slava Rozentuller und Juliette Norbron

Fragen nach einem eigenen Profil beschäftigen gegenwärtig viele Waldorfschulen. Seit langem hat beispielsweise die Freie Waldorf- schule Kassel mit ihrer handwerklichen Berufsausbildung einen Schwerpunkt gesetzt. Dass Schulen sich spezialisieren, ist offen- sichtlich ein Zeichen der Zeit und grundsätzlich kein Nachteil. Wenn allen Schülern eine solide Grundausbildung in allen Fächern garantiert ist, muss die ganzheitliche Ausbildung nicht zwangsläufig darunter leiden. Die Schüler sollten nur die Möglichkeit haben, ihren besonderen Talenten oder Neigungen zu folgen.

Entscheidend für die Bildung – und überhaupt für das tion ist seine Heimat, wobei die Besonderheit jeder Sprach- Leben – ist nicht, wie viele Stunden wir mit dieser oder jener gemeinschaft und Nation als einmalige Melodie innerhalb Aufgabenstellung verbringen; entscheidend ist die Intensi- einer ganzen Symphonie der Menschheit empfunden und tät, die unsere Lern- und Schaffensprozesse durchlaufen. geachtet wird. In dieser Hinsicht sind Menschen aller Na- Intensität ist die Fähigkeit der Seele, sich vollkommen einem tionen, die den Geist unserer Zeit spüren, Weltbürger. Inhalt, einem Vorgang hinzugeben und darin präsent zu sein. Unterschiede als Bereicherung erleben

Der Dialog der Kulturen ist oberstes Bildungsziel In Schulen mit einer interkulturellen Ausrichtung kann der Dialog der Kulturen beginnen. Nicht indem sie die ethni- Was heute notwendig ist, sind Schulen mit interkulturellem schen Unterschiede einebnen, sondern – vor allem durch Profil. Die Integrationsproblematik ist nicht nur in Deutsch- die Künste – kultivieren. Interkulturelles Profil bedeutet, land allgegenwärtig und offensichtlich. Die im Zeitalter der alle Phänomene und Bausteine, aus welchen Kulturen be- Globalisierung vorhandenen sozialen Spannungen zwi- stehen, zu erforschen und zu erleben. schen unterschiedlichen religiösen Bekenntnissen und un- Die Aufgabe, Weltkultur zu erleben, zu verinnerlichen und terschiedlichen Mentalitäten werden zu immer neuen sich zu eigen zu machen, ist das zentrale Anliegen einer Konflikten und Krisen führen, wenn wir nicht die Chance solchen Schule. nutzen, sie durch den Dialog zwischen den Kulturen zu Deren Ziel ist nicht, die verschiedenen Traditionen lediglich lösen. nebeneinander zu stellen, obgleich dies natürlich zu größe- Der russische Philosoph Vladimir Solofjev sagte, dass dies rer Toleranz und einem gewissen Interesse gegenüber dem nicht eine Frage der Nationalität sei, sondern eine des Be- Anderen führen kann. Wichtiger ist es ihr, die geistigen wusstseinszustands. Wir können dieses Bewusstsein auch Wurzeln der verschiedenen Traditionen zu entdecken und »Ich-bin-Bewusstsein« nennen, ein Bewusstsein, durch das ihre jeweilige Einzigartigkeit, die alle anderen bereichert hat der Mensch sich als geistiges und nicht nur naturgegebenes und in Gegenwart und Zukunft weiterhin bereichern wird. Wesen erkennt. Dadurch wird auch der Mitmensch als ein Fächer, die mit der menschlichen Seele zu tun haben, mit »Ich-bin-Wesen«, als geistige Individualität wahrgenommen, ihrem Suchen, Ringen, ihren Problemen und Irrungen nicht als Teil einer ethnischen Gruppe. Menschheit, nicht Na- stünden im Mittelpunkt einer interkulturellen Schule. Das ›

2011 | Oktober erziehungskunst 05_06_07_08_09_10_11_12_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:35 Uhr Seite 10

Theater 10 THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG Dichtung

› sind Literatur, Sprachen, Geschichte, Philosophie, Psycho- Die Grundelemente, mit welchen beim Schauspiel immer logie, Religion, Soziologie – Dazu gehören wesentlich alle gearbeitet wird, sind Imagination und Wille. Die Schau- Künste: Theater, Dichtung, Musik, Malerei, Plastizieren und spielenden stellen sich Situationen und Figuren so konkret, Tanz. innerlich lebendig und aktiv vor, dass diese für sie »real« Warum Kunst? Nicht nur, weil sie einen entscheidenden Teil werden. Die Bilder berühren sie als Schauspieler und er- einer jeden Kultur darstellt und weil sie ein entscheidender schaffen eine neue Welt, in die sie miterlebend eintauchen. Faktor in der Entwicklung der Menschheit ist. Die Kunst gibt Hamlets Versunkenheit, Macbeths Gier nach Macht oder der uns darüber hinaus die Möglichkeit, eine universelle, nicht zärtliche Austausch von Romeo und Julia im Morgengrauen auf eine Menschengruppe beschränkte Sprache zu verste- sind Bilder, die beginnen, zur Seele zu sprechen und ihre ei- hen und zu lernen, die Sprache der Seele selbst, eine Spra- genen psychologischen Inhalte zu offenbaren. Damit dies che, die uns tiefer berührt als unsere Sprache des Alltags geschehen kann, müssen die Vorstellungen und Bilder viel und des Verstandes. Eine solche Kommunikation – durch stärker als gewöhnlich mit Willen und Gefühlen durch- Lyrik, Musik, Bewegung – ist unverzichtbar, wenn wir ernst- drungen sein. Auf der anderen Seite verwirklicht der Schau- haft über einen Dialog, eine gegenseitige Befruchtung der spielende immer verschiedene Tätigkeiten. Er zweifelt, sucht Kulturen sprechen. nach Lösungen, erlebt Schmerz oder Freude, ohne dass äu- Um dieses Ziel zu erreichen, muss Kunst intensiv geübt ßere Bedingungen ihn dazu zwingen würden. Das bedeu- werden. Damit die Seele sich verändern kann, muss sie be- tet, dass er sich darin übt, seinen Willen und die Gefühle rührt werden, muss sie sich trauen, sich zu öffnen und ver- nur aus reiner, innerer, bewusster Aktivität in Bewegung zu wandelt zu werden. Erst dann kann sie einer anderen und bringen. Wenn an ausgewogener, schöner Bewegung, Ge- andersartigen Seele begegnen und sie aufnehmen. nauigkeit in Gestik, Sprache und Raumgefühl, Konzen- tration und Improvisation in ihrer jeweiligen Beziehung Das Potenzial des Theaterspielens wird unterschätzt zum Inhalt der Handlung gearbeitet wird und man dazu noch die sozialen Prozesse während der Proben und Auf- Das Theater und das dramatische Arbeiten wird auch an führungen berücksichtigt, dann wird deutlich, wie ganz- Waldorfschulen trotz der gängigen Klassenspielpraxis un- heitlich das geistig-seelisch-physische Wesen des Heran- terschätzt. Als Schulfach und Teil des Schulprofils könnte wachsenden gefördert wird. Und je mehr Situationen, Cha- Theater für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen raktere und Schicksale er auf diese Weise erlebt, desto mehr noch viel mehr leisten, als dies heute gesehen wird. Warum? erweitert und vertieft er sein Selbst- und Weltverständnis.

erziehungskunst Oktober | 2011 Der Drache von Jewgeni Schwarz

Les Miserables von Victor Hugo 05_06_07_08_09_10_11_12_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:35 Uhr Seite 11

Tanz Musik THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG 11 Malerei Plastizieren

Das Theaterspiel eröffnet ein weites Feld für interdisziplinäre Form und Improvisation, Vorstellung und Gefühl erfahren Projekte, in denen Lehrer mit den verschiedensten Fächern lässt. In dem künstlerischen Prozess »verkörpern« sich all- und Spezialgebieten gemeinsame Unterrichtsprojekte wie mählich die zuerst betrachteten Bilder und schaffen dabei Literatur-Theater, Fremdsprachen-Theater, Geschichte-Krea- eine neue, künstlerische Wirklichkeit. So werden sie zu see- tives Schreiben-Theater und viele andere mehr entwickeln. lisch getragenen Handlungen und der »Spielende« wird selbst verwandelt. Gemeinsam eine Welt erschaffen Wie Marie Maas in der Süddeutschen Zeitung in ihrem Bei- trag »Spielend zum Abitur« (1.8.2011) schreibt, steigt das In- Als Beispiel sei das Projekt »Literatur und Theater« skizziert: teresse der Schulen, »Darstellendes Spiel« als reguläres Verschiedene Interpretationen der Figuren und Aussagen Unterrichtsfach einzuführen. Schultheater kann mittler- eines Romans können durch ihre Umsetzung auf der weile in neun Bundesländern als Prüfungsfach gewählt wer- Bühne überprüft und verifiziert werden. Die Betonung einer den. – Werden die Waldorfschulen trotz ihrer Klassen- und bestimmten Interpretation verändert die gesamte Komposi- Fremdsprachenspiele links überholt? Eine Intensivierung tion und Atmosphäre der Inszenierung. Ein Text lässt sich des Theaterspiels tut Not! In der Oberstufe müsste dieses auch lediglich auf eines seiner Hauptmotive hin lesen und Fach mit mindestens drei Wochenstunden und einem zwei- für die Bühne bearbeiten. Dann kann man entweder mit ver- bis dreiwöchigen Projekt pro Jahr unterrichtet werden. Das schiedenen Arbeitsgruppen den verschiedenen Motiven Projekt könnte ein Fremdsprachenspiel sein oder Szenen nachgehen, oder man entscheidet sich für intertextuelle Ar- aus Geschichte oder Literatur verschiedener Epochen und beit und vergleicht das zentrale Motiv eines Romans mit sei- Kulturen. ner Thematisierung in anderen Werken (zum Beispiel die Liebe in Shakespeares »Was ihr wollt« mit der in »Romeo Interkulturell unterwegs und Julia« oder »Don Juan«). Auf diese Weise können sich die Schüler den zugrunde liegenden psychologischen und Der nächste Schritt führt aus der Schule hinaus, hin zu öf- soziologischen Archetypen eines Romans, seiner Handlung fentlichen Aufführungen, Treffen mit Schülerinnen und und seiner Figuren durch eigene Tätigkeit, eine so genannte Schülern von anderen Schulen, die ein ähnliches Profil kreative Analyse, nähern. haben, zu Festivals, Foren für mündlichen Austausch und Das Theaterspiel ermöglicht ein ganzheitliches seelisches besonders zum Kontakt zu Schulen im Ausland. Stellt man Erlebnis, das die Übergänge zwischen Bild und Handlung, sich vor, dass auch Lehrer und Eltern aktiv daran mitwirken, ›

Nun singen sie wieder von Max Frisch

2011 | Oktober erziehungskunst 05_06_07_08_09_10_11_12_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:35 Uhr Seite 12

Foto: Charlotte Fischer Denken Fühlen

› dann ergibt sich das Bild eines Beziehungsnetzes zwischen schenswert, dass die Waldorflehrerseminare einen speziel- Schulgemeinschaften in verschiedenen Ländern, die auf len Fachbereich entwickeln, der die Studierenden gezielt auf rein menschlicher, kulturell-künstlerischer Ebene kommu- eine solche interkulturell ausgerichtete Arbeit vorbereitet. nizieren. Markus Stettner-Ruff hat in seinem Artikel über Dann aber könnte man die Idee der interkulturellen Schule »Weltwissen für Waldorfschüler« (10/2010) dafür plädiert, weiterspinnen, hin zu einem Europa-College, wo die Ab- jeden Schüler zu mindestens einem Auslandaufenthalt zu solventen der interkulturellen Schule ihre Ausbildung fort- verpflichten, zum Beispiel durch die Verknüpfung von setzen könnten. ‹› Fremdsprachenunterricht und Sozialpraktikum. Seine Kernaussage lautet sinngemäß, dass wir durch inter- kulturellen Austausch das kosmopolitische Denken und Zu den Autoren: Fühlen in den Seelen der jungen Menschen verankern Juliette Norbron ist Lehrerin für Englisch, Deutsch und Kunst. können, und dass wir durch das geistige, seelische und kör- Slava Rozentuller ist Schauspieler und Theaterpädagoge aus Russ- perliche Erfassen der Fremdsprache zu wirklicher Welt- land und unterrichtete in Moskau, New York, jetzt als freier Künst- bürgerschaft befähigt werden. Es liegt auf der Hand, dass ler an Schulen und pädagogischen Hochschulen in Deutschland. Seit Sommer 2010 leiten sie das White Elephant Theater in Saar- durch künstlerische Betätigungen und durch das Modell brücken. www.interkulturelles-theater-sb.de des interkulturellen Schulprofils ein solcher Effekt deutlich

verstärkt werden kann. Die Autoren freuen sich über einen Austausch zu den Themen Natürlich bedeutet eine solche Schulform eine besondere »Literatur und Theater« oder »Interkulturelle Schule« und bieten Herausforderung für die dort Lehrenden, und es wäre wün- ihre Mitwirkung bei entsprechenden Projekten an.

erziehungskunst Oktober | 2011 13_14_15_16_17_18_19_20_21_22_23_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:38 Uhr Seite 13

THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG 13 Mozart ist nicht dazu da, schlau zu machen! Erst durch künstlerische Tätigkeit wird der Mensch vollständig

von Holger Kern

Entgegen der verbreiteten Auffassung, Kunst müsse einen Nutzen haben, um pädagogisch nützlich zu sein, vertritt Holger Kern, Dozent an der Freien Hochschule Stuttgart, die These, die Kunst selbst sei der Nutzen und wirke deshalb unmittelbar bildend.

Die Diskussion um die Rolle der Künste im Bildungswesen nicht um einen sogenannten Nutzen der Kunst gehen sollte, leidet am Nützlichkeitsdenken, aber auch an dem Unver- da sie an sich schon der Nutzen ist. Mozart ist eben nicht ständnis den Wandlungskräften gegenüber, die in den Küns- dazu da, schlau zu machen! Auch das Bundesministerium ten liegen und den Menschen verändern. Einerseits werden für Bildung stellt in einer Expertise fest: Ziel ist nicht die sie unter dem Titel »Ästhetische Erziehung« schnell zu einer Förderung kognitiver Kompetenzen durch Musik! Was hier vorwiegend intellektuellen Beschäftigung mit bereits ge- für die Schul-Pädagogik gilt, darf aus Erfahrung und aus schaffenen Geistesprodukten degradiert – besonders in Überlegung auch für die Lehrerbildung als gültig an- der Musik. Andererseits – spätestens seit Hans Gün- gesehen werden. ther Bastians Langzeitstudie über die Wirkungen der musikalischen Erziehung – werden zunehmend die Unverzichtbare Kunst Transfereffekte der künstlerischen Beschäftigung in den Fokus gerückt. Bei den Studierenden trifft man häufig auf den Bastian stellt in seiner Untersuchung an Berliner Wunsch, ganz konkret das passende praktische Grundschulen unter anderem fest, dass ein aus- Handwerkszeug, die besten Methoden zu lernen. Die- geweiteter Musikunterricht nicht nur eine sem verständlichen Wunsch kommt man oft mit Stundenreduktion im Deutsch- und Rechen- einer utilitaristischen Unterweisung in den Küns- unterricht ausgleichen kann und andere po- ten entgegen, da man doch als Lehrkraft min- sitive Effekte im Sozialen zeigt, sondern auch destens in den unteren Klassen mit den die Denkleistung insgesamt positiv beein- Kindern singt oder malt. Ohne die künstleri- flusst. Seine Ergebnisse schienen die amerika- sche Übung als Bildungsmittel geht diese Form nischen Untersuchungen zu dem sogenannten von Lehrerbildung jedoch am Wesentlichen vorbei: Mozart-Effekt zu bestätigen, die einen Zusam- an dem künstlerischen Prozess als einem Grundbe- menhang zwischen dem Hören klassischer Musik dürfnis des Menschen und an seiner Wirkung auf und dem räumlichem Vorstellungsvermögen her- den ganzen Menschen, auf dessen Bildung und stellen. Selbstverwandlung. Nur durch den Übprozess be- Inzwischen liegen zwei große Metastudien zu den Trans- kommt die künstlerische Bildung die ihr angemessene Be- fereffekten von Christian Rittelmeyer und Anne Bamford deutung. Sonst werden die Künste zum erholsamen vor, die die früheren Studien teils bestätigen, teils aber einen »Nebenfach« degradiert. Jeder, der sich im Künstlerischen solchen »Nutzen durch Kunst« relativieren. geübt hat, aber leider auch nur der, der solcherlei Übung Trotz der Freude über den Nachweis der Transfereffekte selbst erlebt hat, weiß, dass sie intensivste Wirkungen im schließe ich mich Rittelmeyers Urteil an, dass es dennoch ganzen Menschen hervorruft. ›

2011 | Oktober erziehungskunst 13_14_15_16_17_18_19_20_21_22_23_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:38 Uhr Seite 14

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Fotos: Charlotte Fischer u. Wolfgang Schmidt

› Kunst harmonisiert Wahrnehmungen der Welt und der schöpferischen Wir- kungen in sie hinein. In der Waldorfpädagogik wird der ganze Mensch betrach- Hier stehen wir vor Voraussetzungen der Beziehungsfähig- tet – als leibliches, seelisches und geistiges Wesen. In die- keit. In der Waldorfpädagogik nehmen die Künste deshalb ser Anschauungsweise sind für den wahrnehmenden und eine solch zentrale Stellung ein, weil in ihnen die Beweg- handelnden Weltbezug des einzelnen Menschen die drei lichkeits-, Verbindungs- und Harmonisierungskräfte, aber Seelenfähigkeiten des Denkens, Fühlens und Wollens aus- auch jene Kräfte verborgen liegen, die aus rein ideellen Mo- schlaggebend. tiven Begeisterung wecken können. Zu diesen Kräften fin- Sie stellen Verbindungen zwischen dem Geistigen und dem den wir Zugang durch die Künste. Im Üben der Künste Physischen dar, aber auch her, so dass der Mensch an sich werden diese Kräfte gestärkt, geschult und geformt. als ein vermittelndes Wesen auf der Welt, als »Bürger Sich in den Künsten zu üben, bedeutet, die Mitte des Men- zweier Welten« wahrnehmbar wird. In der Mitte dieser See- schen zu stärken, den Moment zu meistern, bedeutet, sich lenfähigkeiten steht als verbindendes Element das Fühlen. auf das Unbekannte, Unerwartete einzulassen. Der künst- Zum Beispiel kann man sich Gedanken leichter merken, lerische Moment ist – wie das Kinderspiel – ganz Gegen- wenn damit Gefühle verknüpft sind. Andererseits wird ein wart, wenn die gedankliche, intellektuelle Vorstellung einer Gedanke oder Wunsch erst dann in eine Handlung mün- Handlung fallen gelassen wird und geistesgegenwärtige den, wenn im Gefühlsleben eine Regung, eine Sehnsucht Entscheidung das Ruder ergreift. Die künstlerische Haltung oder eine Vorahnung erlebt wird. und Disposition ist als Anlage zutiefst im Menschen veran- Das Fühlen und Erspüren im Wahrnehmen, wie auch das kert, bedarf aber der Bildung. erahnende Tasten in den eigenen Denkbewegungen oder Auf der anderen Seite lebt aber gerade das Gelingen der pä- Willensimpulsen steht im Zentrum der realitätsbezogenen dagogischen Arbeit in allen Bildungszusammenhängen von

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THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG 15

Sich in den Künsten zu

üben, bedeutet, die Mitte des ARMIN J. HUSEMANN Der hörende Mensch und die Wirklichkeit Menschen zu stärken, der Musik

FREIES GEISTESLEBEN den Moment zu meistern, www.geistesleben.com Armin J. Husemann Der hörende Mensch und die Wirklichkeit der Musik bedeutet, sich auf 138 Seiten, gebunden mit SU € 18,90 (D) | ISBN 978-3-7725-1701-3 das Unbekannte, Eine lebendige Physiologie Unerwartete einzulassen. des musikalischen Hörens

Wie wird aus Tönen Musik? In welcher Wirklichkeit sind wir, wenn wir Musik erleben? Armin J. Husemann entwickelt eine lebendige Physiologie des musika- den Momenten der schöpferischen Geistesgegenwart und der Beziehungsfähigkeit. lischen Hörens und Gestaltens. Dabei Die bildende Wirkung des Künstlerischen muss im erzieherischen Prozess über gehen die Ergebnisse der Neurophysio- die bloße Entwicklung eines Sinns für Ästhetik, aber auch über die Transfereffekte logie in der geisteswissenschaftlichen und den Nutzen für Anderes weit hinausgehen. Menschenkunde der Anthroposophie auf. Erst durch die Kunst, durch die künstlerische Fähigkeit wird der Mensch zum voll- ständigen Menschen, zu einem Wesen, das in Denken, Fühlen und Wollen sich Dieses Buch stellt dem üblichen Neuro- selbst zu gestalten und zu verwirklichen vermag. So kann er auch angemessen auf zentrismus der Bewusstseinstheorien eine Kinder wirken. Aber die Künste müssen sich dabei in ihrem Element bewegen Interpretationsweise der physiologischen können und dürfen nicht zum Betrachtungsgegenstand degradiert oder zum Zu- Befunde gegenüber, die Rudolf Steiner lieferer kognitiver Ergebnisse gemacht werden. Kunst um der Kunst willen! erstmals 1917 in seiner Schrift Von Seelen- Das ist keine Haltung beleidigter, sich von der Welt unverstanden fühlender Künst- rätseln angeregt hat. Erst wer mit Klängen ler, sondern Ausdruck und Notwendigkeit menschlichen Seins. ‹› atmet, hört nicht nur Töne, sondern erlebt eine Melodie.Armin J. Husemann Literatur: versucht, diese geisteswissenschaftliche Hans Günther Bastian: Kinder optimal fördern – mit Musik: Intelligenz, Sozialverhalten Analyse naturwissenschaftlich und gute Schulleistungen durch Musikerziehung, Mainz 2001 nachzuvollziehen. Christian Rittelmeyer: Warum und wozu ästhetische Bildung? – Über Transferwirkungen künstlerischer Tätigkeiten. Ein Forschungsüberblick, Oberhausen 2010 Anne Bamford; Eckart Liebau, Anke Liebau: Der Wow-Faktor – eine weltweite Analyse der «Das Buch … ist hochgradig ‹ansteckend› in Qualität künstlerischer Bildung, Berlin 2010 der Richtung, … die Musik als Brücke Ralph Schumacher; Eckart Altenmüller: Macht Mozart schlau? – Die Förderung zwischen Sinneswelt und geistiger Welt kognitiver Kompetenzen durch Musik, Berlin 2006 neu zu entdecken.» Die Drei

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Bindung ist Voraussetzung für Bildung

von Armin Krenz

Erkenntnisse der Bindungs- und Hirnforschung weisen immer auf eine Grundtatsache hin: Nachhaltige Bildungsarbeit setzt enge Bindungen zwischen Menschen voraus. Bildung entsteht aus Bindung. Sie ist getragen von Nähe, Aufmerksamkeit, Zuneigung, Interesse, Staunen, Neugierde und Zutrauen.

»Wie immer der Weg der Kindheit und des Heranwach- tersuchungen relativiert, ist doch inzwischen bekannt, dass senden verläuft, es geht darum, den Umgang mit sich stets vor allen kognitiven Prozessen und Handlungsimpul- selbst zu erlernen und zur Sorge für sich selbst in der Lage sen die Emotionen die entscheidenden Impulse dafür geben, zu sein, soll das eigene Lernen nicht von anderen abhängig in welche Richtung gedacht und wie gehandelt wird. Es ist bleiben. Nur über die Selbstsorge wird das Leben zu einem die »Macht der Gefühle«, die unser Leben steuert. Mittler- eigenen, und nur dort, wo es Selbstaneignung gibt, kann es weile haben führende Hirnspezialisten den Beweis dafür vor- Selbstverantwortung geben. Sich um sich zu kümmern und gelegt, wie Emotionen das gesamte Leben bestimmen. Stets doch nicht die Unbekümmertheit dabei zu verlieren – das aktivieren sogenannte »alte Bilder« Erfahrungen, die im stellt das dynamische Zentrum der kindlichen Lebenskunst Frontallappen unseres Gehirns verortet werden und mit dar«, schreibt Wilhelm Schmid, Philosophieprofessor an der einem der vier Grundgefühle verbunden wurden (Freude, Universität Erfurt. Diese »Lebenskunst« schließt eine Reihe Angst, Trauer, Wut). Auf diese Weise wiederholen wir in der von Fähigkeiten ein. Wer in ihr Meister ist, kann im Er- Gegenwart zurückliegende Erlebnisse, Erfahrungen und Er- wachsenenalter gegenwärtige, positive Erlebnisse in all ihrer eignisse, ohne uns dessen bewusst zu sein. Ein Kind zum Vielschichtigkeit genießen und immer wieder über eigene Beispiel, das von einem Erwachsenen, der für es eine hohe Entwicklungen und Stärken staunen. Er sucht mit Offen- Bedeutung hatte, immer wieder enttäuscht oder verängstigt heit, Interesse und Neugierde die Herausforderungen des wurde, wird dazu neigen, in anderen Erwachsenen um so Alltags und stellt sich ihnen mit Engagement. Alte, das stärker einen »Bündnispartner« zu suchen (Freude: »Da ist Leben einengende Fühl-, Denk- und Handlungsmuster er- endlich jemand, der mein Freund sein kann«) oder in ihnen kennt er und löst sich von ihnen. Er erkennt Zusammen- weitere Feinde zu vermuten (Wut: »Auch dieser Erwachsene hänge von Ereignissen und gewinnt daraus neue wird mich enttäuschen«). Ein anderes Kind, das eine sichere, Handlungsstrategien zur Lösung von Problemen. Er ist iden- stabile, vertrauensvolle Bindung zu seinen Bezugspersonen tisch mit sich und kann sich selbst sagen: »Wie schön, dass erlebt hat, wird beim Anblick fremder Personen weder Angst ich geboren bin. Dem Leben schenk’ ich einen Sinn.« Das noch Trauer oder Wut verspüren, sondern mit einem freudi- sind die fundamentalen und zentralen Ziele der Bildung. gen Interesse auf sie zugehen.

Die Macht der Gefühle Bindungen schaffen Bildungs- und Entwicklungswünsche Über viele Jahrhunderte hinweg sahen Wissenschaftler wie Laien die Rationalität und Intelligenz des Menschen als die Die Ergebnisse der Bindungsforschung stehen in enger Be- Perle der Schöpfung an. Das hat sich durch vielfältige Un- ziehung zu diesen Erkenntnissen und besitzen für die aktive ›

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18 THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG

»Kinder brauchen erst Wurzeln, dann Flügel«

› Entwicklungsbegleitung von Kindern einen besonders Kinder, die unter solchen ambivalenten Bindungen leiden, hohen Wert. Vereinfacht ausgedrückt: Eine liebevolle, ver- wollen unbedingt auf den Arm genommen und schon nach trauensvolle und verlässliche Bindung, die Kinder in ihren kürzester Zeit wieder auf den Boden gesetzt werden. Auch ersten (und auch weiteren) Lebensjahren mit ihren Eltern das »Klammern« lässt sich in der Regel auf eine solche Bin- sowie anderen Erwachsenen erfahren, ist nicht nur die dungserfahrung zurückführen. Schließlich gibt es die »un- Basis für tiefes Selbstvertrauen, für Unabhängigkeit und sicher-vermeidende Bindung«. Dabei verhalten sich die Selbstständigkeit, sondern auch für die »Lebenskunst« des Kinder und Jugendlichen häufig verschlossen, zurück- Menschen. Um mit den Worten der renommierten Erzie- haltend und abwartend und bringen oftmals ihre Ängste hungsstilforscherin Diana Baumrind zu sprechen: »Kinder vor dem Verlassensein den Erwachsenen gegenüber nicht brauchen erst Wurzeln, dann Flügel«. Nur durch tief erlebte zum Ausdruck, aus Angst, ein weiteres Mal ab- oder zu- Geborgenheit sind Kinder in der Lage, ihre »Lebenswurzeln« rückgewiesen zu werden. in Form von Sicherheit und Lebensfreude zu entwickeln. So Bindung kann als ein imaginäres Band verstanden werden, vielfältig die Verhaltensirritationen bei Kindern und Jugend- das zwei Personen verbindet und das seinerseits in ange- lichen heute sind, epidemiologische Studien haben deutlich nehmen Gefühlen verankert ist – als ein Erlebnis über einen gezeigt, dass Ängste, Gewaltbereitschaft, Aggression, Ver- längeren Zeitraum hinweg. Da sich Bindung erst im Laufe meidung von Anstrengung, Widerstand oder generelle An- des ersten Lebensjahres eines Kindes entwickelt, werden triebslosigkeit häufig auf fehlende Bindungserfahrungen Kinder im Laufe ihrer Entwicklung mehrere Bindungspart- zurückgeführt werden können. Eine als sicher erlebte Bin- ner suchen. Dabei ordnet jedes Kind die Bindungspersonen dung ist ein wesentlicher Schutzfaktor gegen seelische Irri- in einer »inneren Hierarchie« an, und je mehr es sich ver- tationen – das gilt ja selbst für uns Erwachsene. lassen oder geängstigt fühlt, desto intensiver sucht es die Bindungsperson mit der höchsten Rangstufe. Dies ist ent- Bindungsverluste schwächen Körper, Geist und Seele wicklungspsychologisch darauf zurückzuführen, dass Kin- der (ganz besonders im ersten Lebensjahr) immer auf der In der Bindungstheorie, die sich mit der emotionalen Ent- Suche nach Sicherheit sind. Diese bildet die Grundlage für wicklung des Menschen beschäftigt, wird von drei Bin- die gesamte Entwicklung eines Menschen. Glückliche Le- dungsarten gesprochen. Zum einen geht es um die »sichere bensmomente werden durch angenehme Sicherheitserleb- Bindung« – hier erleben Kinder und Jugendliche vor allem nisse ausgelöst und aktivieren dabei stets das limbische Verbundenheit, Nähe, Zärtlichkeit, Fürsorge und Schutz. System, jene Schicht des Gehirns, in der Gefühle verarbei- Bei der »unsicher-ambivalenten Bindung« verspüren Kin- tet werden. Fühlt sich ein Kind durch irgendetwas stark ver- der eine permanente Angst davor, dass sie verlassen wer- unsichert, sucht es blitzschnell den Blickkontakt, die Nähe den. Diese Angst entsteht durch Erfahrungen. zu einem Menschen, von dem es weiß: »Hier kann mir Bezugspersonen verhalten sich häufig ambivalent: Sie zei- nichts Unangenehmes passieren, weil ich bisher die Erfah- gen einfühlende Verhaltensweisen und drücken gleichzei- rung gemacht habe: Dieser Mensch beschützt mich und tig durch ihre Körpersprache Ablehnung oder Abwehr aus. sorgt stets für mein Wohlbefinden.«

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Sichere Bindungen machen Kinder stabil und des schwedischen Kindergarten- und Schulcurriculums nur lernaktiv mit großer Zustimmung aufgenommen werden: »Bildung geschieht nur durch Bindung.« Die pädagogische Praxis in Eine sichere Bindung kann aufgebaut werden, wenn Kinder Deutschland sieht leider anders aus. Bindungserfahrungen schon sehr früh durch intensive Bindungserfahrungen in der beschriebenen Ganzheit und Tiefe werden häufig immer weniger auf Bindungserlebnisse angewiesen sind. nicht von Kindern erlebt. In den meisten Einrichtungen ar- Dann können sie sich mit einem Gefühl der inneren beitet man immer noch belehrend statt erfahrungsorientiert, Grundsicherheit auf die »Erkundung der großen, weiten künstlich strukturiert statt alltagsorientiert, hierarchisch ver- Welt« einlassen und ihrem innewohnenden Forscherdrang mittelnd statt gemeinsam erkundend, und Fächer isolierend nachgehen. »Sichere« Kinder berichten motiviert und frei- statt ganzheitlich vernetzt. Kinder brauchen liebenswerte willig über ihre Gefühle und bringen emotionale Belastun- Mitforscher, geduldige und staunende Mitspieler und mit- gen »ungehemmt und unkontrolliert« zum Ausdruck, lernende, lernergriffene Erwachsene, die mit ihnen den Ge- genauso wie Augenblicke der Freude und des tiefen Glücks- heimnissen der unmittelbaren und weiten Welt auf die Spur empfindens. kommen wollen. ‹›

Kinder brauchen mehr und mehr Bindungs- Literatur: A. R. Damasio: Der Spinoza-Effekt. Wie Gefühle unser Leben erfahrungen bestimmen, München 2003; K. Grossmann, K. E. Grossmann: Bindun- gen – das Gefüge psychischer Sicherheit, Stuttgart 2004; A. Krenz: Kinder brauchen Seelenproviant, München 2009; G. Roth: Fühlen, Denken, Wenn Bindungserfahrung bei Kindern (und Jugendlichen) Handeln. Wie das Gehirn unser Verhalten steuert, Frankfurt 2001 vor allem ein Gefühl der tiefen Geborgenheit auslöst und Zum Autor: Dr. Armin Krenz ist Dozent am »Institut für ange- gleichzeitig gegen Über- und Unterforderungen, Kränkun- wandte Psychologie & Pädagogik« in Kiel mit dem Schwerpunkt gen und Hoffnungslosigkeit, Verlassenheitsängste und »Qualität und Professionalität in der Elementarpädagogik«. Ohnmachtsgefühle schützt, dann kann die Ausgangsthese www.ifap-kiel.de

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20 THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG

Bildung ist zwecklos, Erziehung grundlos

von Lorenzo Ravagli

Seit Beginn der PISA-Epoche liegt die Aufmerksamkeit in der öffentlichen Bildungsdiskussion auf Effizienz und Kompetenz. Der Begriff »Kompetenz« kommt von »competere« und bedeutet eigentlich »Wettbewerb«. Der Kompetenzbegriff ist die perfekte bil- dungsphilosophische Verschleierung einer sozialdarwinistischen Lebenspraxis. Eine Diskussion über Bildung und Erziehung kann angesichts dieses verengten Blicks nicht fundamental genug geführt werden. Schließlich hängt von unserem Bild des künftigen Menschen unsere Zukunft ab.

Jede Diskussion über Pädagogik geht von zwei Glaubens- gogik rechtfertigen will, dann muss man nach dem inneren wahrheiten aus: Wir setzen voraus, dass der Mensch erzo- Sinn, dem Ermöglichungsgrund von Erziehung und Bil- gen und dass er gebildet werden kann. Wieso glauben wir dung fragen. eigentlich, der Mensch könne oder müsse erzogen oder ge- Zwei Thesen, eine erkenntnis- und eine handlungsphiloso- bildet werden? Wenn wir diese beiden Fragen nicht beant- phische, sind für die hier verfolgte Grundfrage zielführend: worten können, gibt es für den pädagogischen Anspruch, Wäre der Mensch durch sein Erkennen nicht in einer ur- für das, was Peter Sloterdijk im weitesten Sinne als »An- sprünglichen Form kreativ und selbstschöpferisch, dann thropotechniken« bezeichnet, keinerlei Rechtfertigung könnte es keine Bildung geben. Wäre der Mensch in seinem oder Begründung. Handeln nicht zur Freiheit veranlagt, dann könnte es keine Erziehung geben. Bildung als Waffe im Konkurrenzkampf Die drei Leistungen des Erkennens Vorherrschend ist heute die Rechtfertigung des Glaubens an die Pädagogik durch ihre Nützlichkeit. Bildung wird als Das menschliche Erkennen vollbringt drei Hauptleistungen. Waffe im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konkur- Als erstes den Gestaltaufbau. Gestalten sind Zusammen- renzkampf betrachtet. Je höher, je umfassender die Bildung hänge einer Vielzahl von Einzelwahrnehmungen. Gestalten eines Menschen, um so herausragender die durch sie er- können wir nicht wahrnehmen, wir müssen sie aktiv erzeu- reichbare gesellschaftliche Position. Bildung ist aus dieser gen. Die Zusammenhangslosigkeit der Wahrnehmungen nö- Perspektive eine Art Überlebenstechnik im Kampf um Res- tigt uns, eine Vielzahl von Wahrnehmungseindrücken mit sourcen und Prestige, im Wettstreit um symbolisches Kapi- Hilfe von Begriffen zu Ganzheiten zusammenfügen, um Ge- tal (Pierre Bourdieu), das andere Formen des Kapitals nach stalten als solche erkennen zu können. Unsere zusammen- sich zieht. Dieses Argument setzt den Glauben an die Mög- hangstiftende Denktätigkeit verknüpft aber nicht nur lichkeit und Wirksamkeit von Pädagogik voraus, ohne ihn einzelne Wahrnehmungsinhalte, sondern auch die in der zu begründen. Wenn wir den Menschen nicht als Zweck für Zeit aufeinanderfolgenden Wahrnehmungsakte, durch die Andere oder für Anderes betrachten wollen, sondern als erstere erfasst werden. Selbstzweck, wie wir dies seit Kant tun, dürfen wir nicht Dasselbe gilt für Bewegungen und bewegte Gestalten. Bewe- nach seinem »Wozu«, wir müssen nach seinem »Woher« gungen sind der Zusammenhang des Vergangenen und des und »Wohin« fragen. Wenn man den Glauben an die Päda- Zukünftigen mit dem jeweils Gegenwärtigen. Wahrnehmen

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können wir immer nur das Gegenwärtige: diesen Ge- balen Sinnhorizont, aus dem wir den Einzelerkenntnissen schmack, diesen Geruch, diese Lage, jene Farbe. Das Ver- Bedeutung verleihen. Allein durch diesen Bezug erhält das gangene, den Inhalt der bereits erfolgten Wahrneh- Einzelne und Vereinzelte seinen Sinn, wird Information zu mungsakte, müssen wir erinnern, den Inhalt der zukünfti- Wissen und bestenfalls zu Weisheit. Nur weil wir als erken- gen Wahrnehmungsakte müssen wir durch die Phantasie nende Wesen tätigen Anteil an der zweifachen Sinnstiftung vorausnehmen, wenn wir die vergangenen und gegenwärti- haben, durch die Gestalten und Bewegungen in den Allzu- gen Wahrnehmungen mit dem zu erwartenden Verlauf von sammenhang des Denkens eingeordnet werden, sind wir Bewegungen in Zusammenhang bringen wollen. Erinne- imstande, auch unserer eigenen Existenz Sinn zu verleihen. rung und Phantasie sind Leistungen des Denkens. Indem wir die Inhalte des Denkens in die aufeinanderfolgenden Sinnstiftung und Selbstbildung Einzelwahrnehmungen hineinflechten, erkennen wir sie als bewegte Gestalten. Die Fähigkeit zur Sinnstiftung ist eine existenzielle Bestim- Eine dritte Leistung des Denkens ist die Sinnstiftung. Da- mung des Menschen, die nicht aus etwas anderem ableitbar durch, dass wir Gestalten und Bewegungen in den univer- ist, weil sie die Voraussetzung ihrer selbst ist. sellen Zusammenhang einfügen, an dem wir selbst durch Das individuelle Schöpfen von Zusammenhang ist aber unser Denken Anteil haben, beziehen wir sie auf einen glo- nichts anderes als Bildung. Im Schöpfen des Zusammen- hangs bildet der Mensch die Welt und er bildet zugleich sich selbst. An die schöpferischen, zusammenhangsbildenden Das Ich verwirklicht seine Ideen Akte, die der Mensch in seinem Erkennen vollbringt, ist seine Bildungsfähigkeit gebunden. Vermöchte er nicht, nicht, weil es von ihnen dazu durch sein Denken, durch seinen Geist, Zusammenhang zu stiften, wäre er unfähig zur Bildung. So wie die Wirklichkeit gezwungen wird, sondern weil es durch sein Erkennen Gestalt annimmt, so nimmt er selbst als Teil dieser Wirklichkeit durch sein Erkennen Gestalt an. Die ursprüngliche Selbstbildungsfähigkeit des Menschen, von ihnen begeistert ist, weil die Voraussetzung aller Bildung ist, ist ein Beweis für die Existenz dessen, was Schiller als »Person« oder als »Ich« be- es diese Ideen liebt. zeichnet. Der Mensch kann sich nur selbst bilden, weil er ›

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› diese Fähigkeit zur Autopoiese, zur Selbsthervorbringung, Inhalt der menschlichen Freiheit. Dieser Inhalt ist nur dann und die Fähigkeit zur Autoplastik, zur Selbstgestaltung, Inhalt der Freiheit, wenn er nicht vorgegeben, sondern selbst immer schon besitzt. Sie gehen all seinen empirischen Zu- erzeugt ist. Er ist das Ergebnis der auf die Alloplastik (Ge- ständen, all seinen individuellen Gestaltwerdungen in der staltung des anderen) gerichteten Intuitionsfähigkeit und Zeit immer schon voraus. Phantasie des Menschen. Bildung kann also nicht Reproduktion, sie muss immer Pro- Freiheit besteht nicht in der ungehemmten Abfuhr von duktion sein und wenn sie Reproduktion einschließt, dann Triebenergien oder in der Bindungslosigkeit von sinnbe- ist diese nur aufgrund der ursprünglichen Selbsthervor- freiten Existenzialen, die durch den zusammenhangslosen bringung des Menschen möglich. sozialen Raum flottieren, sie besteht im größtmöglichen, in- dividuell hervorgebrachten Zusammenhang des handeln- Selbstverwirklichung und Liebe den Menschen mit der sozialen und der natürlichen Welt. Das Ich verwirklicht seine Ideen nicht, weil es von ihnen Wer diese ursprüngliche schöpferische Potenz des Men- dazu gezwungen wird, sondern weil es von ihnen begeistert schen nicht erkennt oder nicht anerkennt, wird auch seine ist, weil es diese Ideen liebt. Es reicht aber nicht aus, nur die zweite schöpferische Potenz, seine individuelle Fähigkeit zur Ideen zu lieben, wir müssen auch uns selbst und die Welt Umgestaltung der Welt aufgrund individueller Phantasie lieben. Wäre die Freiheit nicht mit Liebe verbunden, würde und individuellen Wollens nicht für möglich halten. Mit an- sie zur Tyrannis, zur Despotie führen, zur rücksichtslosen deren Worten: Jede Erziehung beruht auf der Möglichkeit Herrschaft der Vernunft über die Sinne, des selbstherrlichen der Freiheit. Ich über die soziale oder natürliche Welt. Die menschliche Freiheit gründet in der Tatsache, dass das Während die freie Hervorbringung seiner Intuitionen die Denken überhaupt schöpferisch ist. Wenn der Bewusst- höchste Verwirklichung des Selbstes ist, ist die Hingabe an seinsinhalt des Menschen bloß aus Reproduktionen der die Welt, die für die Verwirklichung dieser Intuitionen nötig Wirklichkeit bestünde, dann könnte es keine Freiheit geben. ist, die höchste Selbstentäußerung (Agape). Nur wenn beide Der geistige Teil, den wir in die Welt einbringen, der Zu- zusammenwirken, wird ein Zustand begründet, den Schil- sammenhang, die »Ganzheit«, der »Sinn«, bildet auch den ler der Erziehung des Menschen zum Ziel setzt. Freiheit im

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THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG 23

Wenn sich das Ich erkennend der Welt hingibt, gibt sich diese Welt dem Ich hin und das Ich wird von der Welt erkannt.

Schillerschen Sinn heißt: die gegenseitige Durchdringung setzmäßigkeit des jeweiligen Stoffes hervor, sondern aus der von Bestimmen und Empfangen, von Hervorbringung und Form, die den Stoff umgestaltet, ihn »vertilgt«. »Vertilgung Hingabe. des Stoffes durch die Form ist das Kunstgeheimnis des Meisters«, heißt es bei Schiller. Bildung ist Selbstbildung, Erziehung Selbsterziehung So wie jede Bildung auf der Selbstbildung beruht, so grün- det jede Erziehung auf der Selbsterziehung und mündet in Wenn sich das Ich erkennend der Welt hingibt, gibt sich diese. Freiheit ist Selbsterziehung, Selbsterziehung ist die diese Welt dem Ich hin und das Ich wird von der Welt er- Voraussetzung, der Sinn und das Ziel jeglicher Erziehung. kannt. Von der Welt erkannt zu werden, heißt, sich von ihr Eine Erziehung, die den Menschen nicht in Freiheit und zur gestalten zu lassen. Indem man die Welt gestaltet, gleicht Freiheit erzieht, dazu, dass er fähig wird, sich selbst zu er- sich die Form an den Stoff an und der Stoff an die Form. ziehen, ist sinnlos. Sie ist sinnlos, weil sie des individuellen, Indem sich Stoff und Form wechselseitig durchdringen und selbstgeschöpften Sinns entbehrt. Bildung lässt sich also nur bestimmen, werden sie beide zu etwas anderem. aus ihrem »Woher« begründen, im Hinblick auf das, was Die Seele, die Lebensvollzüge, der Leib, die natürliche und ihr zugrunde liegt. Zugrunde liegt ihr die autopoietische und die soziale Welt werden für den frei handelnden Menschen autoplastische Fähigkeit des Menschen, die Fähigkeit zur zu Instrumenten, auf denen er spielt. Wenn er ihnen seine Selbsthervorbringung und Selbstgestaltung im Erkennen. Ideen einbildet, habitualisiert er sie, er gestaltet sie um, er Erziehung lässt sich nur aus ihrem »Wohin« begründen, im bildet seinen Empfindungsfähigkeiten, seiner Phantasie, sei- Hinblick auf ihren immanenten Zweck, auf das, wozu sie nen Erinnerungen, seinen Gewohnheiten, ja sogar seinen führen will: durch ihre künftige Sinnerfüllung, durch die al- körperlichen Organen habituelle Bewegungs- und Hand- loplastische Selbsterziehungsfähigkeit des Menschen, seine lungsformen ein, die er aus Ideen heraus gestaltet. Das weiß Gestaltungsfähigkeit der Welt durch Freiheit. jeder Künstler, jeder Schauspieler, jeder Musiker: ohne Jede Erziehung ist Hinführung zur Selbsterziehung, jede Übung kein Meister. Die Künstler wissen aber auch, dass Bildung ist Entfaltung der Selbstbildungsfähigkeit des Men- jedes Instrument seine Eigengesetzmäßigkeit besitzt, inso- schen. In diesem Sinne ist Bildung zwecklos und Erziehung fern es Stoff ist. Die Kunst geht aber nicht aus der Eigenge- grundlos. ‹›

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24 THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG

Die Mittelstufe Zeit der Entscheidung

von Richard Landl

Die Mittelstufe der Waldorfschule reicht von der fünften, sechsten bis zur achten Klasse. Sie umfasst im Wesentlichen die Zeit der Vorpubertät und einen großen Teil der Pubertät. Dieser für jeden Heranwachsenden problematische, aber gleichzeitig entscheidende Lebensabschnitt verlangt von den Erziehern nicht nur Geduld und Verständnis, sondern auch besonders viel Phantasie.

Die siebte Klasse stellt eine besondere Entscheidungsphase zu finden und Verantwortung zu übernehmen. Puber- dar, denn sie bedeutet den endgültigen Übergang vom Kind tierende grenzen sich von den Eltern und Lehrern ab, zum Jugendlichen. Die Waldorfpädagogik antwortet auf die- suchen nach dem Eigenen und orientieren sich neu in den sen Übergang mit einem qualitativen Umbruch im Lernen: sozialen Beziehungen. Die Verhältnisse zu Mitschülern und von der ganzheitlich-bildhaften Anschauung zur verstan- Freunden werden neu geordnet. Die Clique und die »beste desmäßig-urteilenden Auseinandersetzung. In dieser Al- Freundin« bekommen eine zentrale Bedeutung. tersstufe beginnt das verstandesmäßige Erfassen der Welt, Eine ebenso große Herausforderung ist es, in den sich ver- aber gleichzeitig ist noch eine selbstlose Hinwendung zu ändernden Körper hineinzuwachsen. Die sexuelle Reifung neuen Inhalten möglich, ein noch nicht so sehr auf sich vermittelt ein völlig neues Körpergefühl, das zunächst sehr selbst bezogener Blick in die Welt. Dass das verstandesmä- befremdlich ist. ßig-abstrakte Denken neben dem fortbestehenden gemüt- haften Weltbezug aufkeimt, macht diese Phase zur labilsten Umbau von Gehirn und Seele im gesamten Lebenslauf des Menschen. Dieser große Umbruch wird von Umgestaltungsvorgängen Pubertät: zwischen Aufbruch und Überforderung im Gehirn begleitet, die mit hormonalen Prozessen einher- gehen. Ähnlich wie nach der Geburt erfolgt ein großer Wie lässt sich diese Zeit mit ihren Abgrenzungsbewegun- neuronaler Umbau, vor allem im Bereich des Stirnhirns, das gen und extremen Stimmungsschwankungen, dem Infra- für alle höheren kognitiven Fähigkeiten steht. Alte Struktu- gestellen jeglicher Ordnung und ihrer Lust an Konflikten ren werden aufgelöst und neue müssen während der ganzen verstehen? Welche Ursache hat dieses Verhalten? Der He- Pubertätszeit gebildet werden, was große emotionale Ver- ranwachsende ist völlig gegensätzlichen Empfindungen aus- unsicherung verursacht. Was steuert diesen Umbildungs- gesetzt. Auf der einen Seite Unsicherheit, Überforderung, prozess? Der Hirnforscher James Giedd fand als erster, dass Verletzlichkeit, Zerrissenheit – auf der anderen das Gefühl es im Wesentlichen die Handlungen des Jugendlichen sind, von Aufbruch und Befreiung, Herausforderung und Be- die die Umbildung steuern: ob er auf der Couch herumliegt, währung. Die Kindheit mit ihrer Geborgenheit und Wärme ob er ein Instrument spielt, ob er die Bewegung seines Dau- geht unwiederbringlich verloren. Mit diesem Verlust ist mens mit Computerspielen trainiert oder ob er den Garten immer auch Schmerz, Trauer und zuweilen Depression ver- umgräbt – alles wird vom Gehirn optimiert und dient gleich- bunden. Hinter allem Streben nach Unabhängigkeit und zeitig seiner Neugestaltung. Abgrenzung steht die Suche nach der eigenen Identität, die Steiner deutete diese Vorgänge zu Beginn des 20. Jahrhun- Sinnsuche und die Bereitschaft, seinen Standort im Leben derts wie folgt: Die Seele, die in den Jahren vor der Pubertät

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die physischen Organe mitstrukturiert, gibt ihre Gestal- Lernen am Leben in unterschiedlichsten Praxis- und Be- tungskraft an den Körper ab. Sie selbst nimmt dadurch den rufsfeldern ersetzen. Charakter einer unstrukturierten »Nebelwolke« an. Und die Nicht ganz so radikal ist die Antwort der Waldorfschulen mit Seele strukturiert sich dadurch neu, dass alle Bewegungen, ihren vielfältigen Projekten: mit Klassenspielen, Klassen- die der Heranwachsende mit Armen und Beinen ausführt, fahrten, Forstpraktika, aber auch Epochen wie Ernährungs- ihr wiederum Kontur geben. Die gesamte nach außen ge- lehre, Drogen- und Sexualkunde sowie biographischen richtete Tätigkeit schreibt sich nach Steiner gleichzeitig in Jahresarbeiten. Entscheidend ist aber nicht das »Was«, son- die Seele ein. dern das »Wie«. Damit ein Klassenspiel in diesem Alter sinn- Auf etwas Weiteres macht Steiner aufmerksam. Mit der Vor- stiftend wirkt, darf es nicht nur eingeübt werden, um etwas pubertät emanzipiert sich das Kind gleichsam von seinem Schönes auf die Bühne zu stellen. Nur wenn es zu einem rea- Leib und beginnt, die Welt unmittelbar seelisch zu erleben. len Lebensprozess wird, kann es seine pädagogische Tiefen- Es kann sich nun ganz an die Welt hingeben. Gleichzeitig wirkung entfalten. Die Schüler müssen an der Sprache bindet der sich verändernde Körper das seelische Erleben an arbeiten, improvisieren, Kostüme schneidern, Kulissen sich. Hingabefähigkeit an die Welt und Bindung an den Leib malen, Werbemittel wie Flyer, Plakate, Zeitungsartikel pro- bilden das polare Spannungsfeld, in dem sich der Pubertie- duzieren und sich mit Kostenkalkulation beschäftigen. rende bewegt. Das Ergebnis ist Zerrissenheit. Sollte man deshalb nur noch Projekte machen? Keineswegs, denn sie sind eher wie die Hefe im Teig – vom Umfang Was bedeutet die Zerrissenheit von Leib und Seele deutlich geringer als anderer Unterricht. Die Erfahrungen für die Schule? zeigen, dass zwei bis drei Praktika oder Projekte pro Schul- jahr ausreichen, um einem ganzen Jahr Schub zu verleihen. Zunächst ist wichtig, diese Polaritäten mit ihren oft schnell wechselnden Zuständen als entwicklungsbedingt, als un- Unterricht jenseits der Projekte ausweichlich zu akzeptieren, so wie Aprilwetter. Eine große Hilfe für Jugendliche dieses Alters ist es, wenn Erwachsene Wie sieht es mit dem übrigen Unterricht aus? Hier helfen sie Ernst nehmen, ohne die einzelnen Stimmungsaus- Ordnung, Regeln, Konsequenzen, die dem seelischen Chaos schläge allzu Ernst zu nehmen. Aber welche Lebens- und Grenzen setzen. Entscheidend ist nur, dass die Schüler sich Lernsituation benötigen die Schüler? Man kann verstehen, von den Erwachsenen angenommen und wertgeschätzt füh- wenn für dieses Alter oft die »Entschulung der Schule« emp- len. Die Kinder in der Unterstufe brauchen diese Elemente fohlen wird. So möchte Hartmut von Hentig die gewöhnli- auch, aber hier gibt sie der Lehrer vor. In der Mittelstufe sind che Schule am liebsten für ein Jahr schließen und durch ein sie umso wirksamer, je mehr sie selbst gefunden und ›

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26 THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG

Die Verhältnisse zu Mitschülern und Freunden werden neu geordnet.

Die Clique

› gesetzt werden: Eine gemeinsam entwickelte und beschlos- zugestalten. Schüler sollten eigene Schwerpunkte setzen sene Regel hat eine ganz andere Wirkung als das Machtwort können. Auch einzelne Unterrichte, in denen Jungen und eines Lehrers. Mädchen getrennt sind, können belebend wirken. Nicht nur Ein weiteres Element der Mittelstufengestaltung sind indi- in der Sexualkunde ist das sinnvoll. viduelle Wahlmöglichkeiten für einzelne Schüler. Besondere Förderstunden in Kulturtechniken haben sich bei schwä- Abschied vom Klassenlehrer? cheren Schülern bewährt. Sie können jahrgangsübergrei- fend erteilt werden. Ebenso nehmen Schüler, die stärkere Umstritten ist die Art der Klassenführung. Die Frage ist zu- Herausforderungen suchen, gerne Angebote wie eine lässig, ob eine Klasse immer von einem Klassenlehrer von weitere Fremdsprache oder besondere mathematische und der ersten bis zur achten Klasse geführt werden muss. Es naturwissenschaftliche Kurse an. Solche Angebote machen geht um den Lehrer, der bis zum Schluss ein gutes Verhält- es allerdings nötig, den Tages- und Jahresstundenplan um- nis zu seiner Klasse hat und durch die starke Bindung der Schüler fruchtbare Arbeit leistet. Gelegentlich wird als Beleg für eine erfolgreiche Arbeit angesehen, wenn die Schüler äußern, sie würden ihren Klassenlehrer gerne auch noch über die achte Klasse hinaus behalten. Bedeutet das eine Be- stätigung für die Richtigkeit der Klassenlehrerzeit von eins bis acht, oder ist es gerade ein Indiz für das Problematische einer solchen Bindung, wo es doch um Aufbruch und Emanzipation geht? Mit dieser Frage muss sich jedes Kolle- gium intensiv auseinandersetzen: In jedem Fall ist eine er- gebnisoffene Diskussion notwendig. Man muss bereit sein, die Möglichkeit eines früheren Wechsels zuzulassen.

Erfahrungen mit neuen Wegen

Inzwischen gibt es einige Schulen, die mit neuen Mittelstu- fenkonzepten Erfahrungen gesammelt haben. Oft wechselt die Klassenführung nach der sechsten Klasse. Besonders be- währt hat sich die Aufteilung der Epochen auf zwei Lehrer (idealerweise einen Mann und eine Frau). Wichtig bleibt, dass die Heranwachsenden eine eindeutige Bezugsperson haben, die ihnen wie zuvor der Klassenlehrer in allen Fragen Gesprächspartner ist und die ein Entwicklungsbild jedes ein-

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THEMA BILDUNG & ERZIEHUNG 27

bekommt eine zentrale Bedeutung.

Ein häufiges Argument lautet, kontinuierlicher Unterricht sei auch in dieser Altersstufe mit Rücksicht auf die späteren Abschlüsse notwendig. So sehr solche Argumente ver- ständlich sind, drohen sie jede Entwicklung zu verhindern. Lernen ist, wie wir durch viele wissenschaftliche Expertisen wissen, in besonderem Maße abhängig von der Motivation des Lernenden und seinem Engagement für die Inhalte. Die Erfahrung zeigt auch, dass eventuell zu kurz gekommene Inhalte später in kürzester Zeit aufgenommen werden kön- nen, wenn insgesamt ein Klima der Lernbereitschaft und zelnen Schülers in sich trägt. Dabei ist jede Situation neu der Lernfreude erhalten geblieben ist. Beispiele wie die He- einzuschätzen. Wenn eine Klasse vorher schon einen Leh- lene-Lange-Schule in Wiesbaden bestätigen das. Sie ist Test- rerwechsel hatte, wird es wahrscheinlich sinnvoll sein, dass sieger bei Pisa geworden, obwohl sie die Fachstunden zu ein zweiter Lehrer nur für einige Epochen hinzutritt. Die Er- Gunsten von Projekten reduzierte. So schreibt die Schullei- fahrung hat gezeigt, dass nur bei konzeptioneller Veranke- terin Enja Riegel: »Der Gewinn, den Schüler haben, die in- rung, zum Beispiel in einem Schulprofil, langfristige Erfolge tensiv Theater spielen, – das Selbstvertrauen in die eigenen möglich sind. Es hat sich nicht bewährt, diese Frage jedes Fähigkeiten, der gelassene Umgang mit Herausforderungen Jahr neu zu bedenken. Entscheidend ist es auch, die Eltern im Alltag, wird oft erst ein, zwei Jahre später deutlich – auch und Schüler zeitig mit einzubeziehen. bei den schulischen Leistungen.« Aus eigener Erfahrung können sicher auch viele Waldorf- Mut zum Freiraum lehrer bestätigen, dass ihre Schüler schneller lernen, wenn ein intensives Erlebnis – zum Beispiel mit einem Theater- Erste Erfahrungen mit neu gestalteten Mittelstufen haben stück – vorangegangen ist. Das fordert uns alle dazu auf, gezeigt, dass die Schüler größtenteils begeistert und ange- Vertrauen in die Ich-Kräfte der Heranwachsenden zu haben, regt davon waren. Viel skeptischer zeigten sich Lehrer und die sie gleichsam von Natur aus zu lernenden Wesen Eltern. Die aufgeführten Gestaltungsmöglichkeiten lassen machen.‹› sich nur dann verwirklichen, wenn man sich den notwen- digen Freiraum verschafft, das heißt, Kürzungen an beste- henden Stundentafeln zulässt. Doch immer, wenn ein Fach Zum Autor: Dr. Richard Landl, Jahrgang 1943, naturwissenschaft- geschmälert oder ausgesetzt wird, erzeugt das Sorgen und liches Studium und Eurythmieausbildung in Berlin, Lehrer an der Ängste. Andere Widerstände bauen sich auf, wenn der ei- Rudolf-Steiner-Schule Dortmund, Sprecher der Waldorfschulen in gene Unterricht zeitlich und inhaltlich neu zu strukturieren Nordrhein-Westfalen, Mitglied im Vorstand des Bundes der Freien ist oder andere Themenschwerpunkte aufzunehmen oder Waldorfschulen, Arbeitsschwerpunkte sind Entwicklungsfragen der lieb gewordene Gewohnheiten aufzugeben sind. Waldorfpädagogik und die Qualitätsentwicklung.

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Bewegungsspiele für Kinder und Jugendliche

In diesem Buchfindet man 300 bekannte und unbekanntere Spiele, die schon jahrhundertelang von Kindern auf der Straße, im Hof oder im Garten gespielt wurden und werden. Und nicht nur für die Kleinen gibt es die unterschiedlichsten Kreis- und Singspiele, Neck-, Wettlauf-, Zweikampf- und Tummelspiele, sondern auch für die Dreizehn- bis Vierzehnjährigen wird einiges geboten.

« Dieses Buchvereint viele Anliegen, indem man Spiele wieder- findet, die früher an jeder Straßenecke gespielt wurden, und es zudem viele neue Anregungen für jede Altersstufe bietet! Das Buchlässt an die eigene Kindheitdenken, wenn man alte Kreisspiele wiederentdeckt und weckt neue Spiellust mit frischen Ideen, die zu eigenen Variationen anregen wollen … Ein klares Layout mit großzügigen Fotos, klaren Spielanlei- tungen und Grafiken lädt zum genauen Hinschauen ein!» Ursula Steindl-Bergmann, Unsere Kinder

Rudolf Kischnick | Wil van Haren: Drehdichnichtum … 300 Bewegungsspiele für Kinder und Jugendliche. | 340 Seiten, durch- gehend farbig, gebunden | € 24,90 (D) | ISBN 978-3-7725-2135-5

Verlag Freies Geistesleben : Ideen für ein kreatives Leben 28_29_EK10_2011:EZK 16.09.2011 14:52 Uhr Seite 29

STANDPUNKT 29

Bewegt euch!

von Henning Kullak-Ublick

Ein deutsches Grundschulkind verbringt täglich im Durchschnitt neun Stunden im Sitzen – Tendenz steigend. Erwachsene bringen es sogar auf über elf Stunden. Rechnet man die Bettruhe hinzu, ist heute ein Kind nur noch ein Viertel seines Lebens in Bewegung. Das Pennington Biomedical Research Center in Louisiana untersuchte 13 Jahre lang den Zusam- menhang von Gesundheit und Lebensstil bei 17.000 Testpersonen und bescheinigte Dauersitzern ein um 50 Prozent höheres Herztodrisiko als Wenigsitzern. Der Endokrinologe James Levine von der Mayo-Klinik in Rochester bringt es auf den Punkt: »Sitzen ist eine geradezu tödliche Aktivität«, weil e Muskulatur, Skelett und Stoffwechsel durch diese Körperhaltung negativ beeinflusst werden. Dass Dauersitzen vor dem Fernseher zusätzlich zu massiven psychischen Problemen führen kann, belegt e eine spanische Studie, deren erwachsene Probanden bei einem wöchentlichen Fernsehkonsum von 42 Stunden ein um 31 Prozent gestiegenes Risiko für psychische Erkrankungen zeigten. t Waldorfschulen halten sich etwas darauf zugute, dass »wir niemanden sitzenlassen«. Gemeint ist d damit, dass bei uns kein Kind wegen seiner vom Durchschnitt abweichenden Leistungen eine Klasse wiederholen muss. Aber der Sinn dieses Satzes bekommt seit einigen Jahren eine neue Bedeutung: d Immer mehr Unterstufenklassen arbeiten im »Bewegten Klassenzimmer«. Bewegung wird zum in- tegralen Teil eines Lernens, bei dem das Sitzen nur noch ein Element von vielen ist. Diese Entwick- lung fußt auf einer pädagogischen Erkenntnis, die von der Hirnforschung bestätigt wird: Lernen geschieht nicht durch passives Abspeichern von »Wissen« im Kopf, sondern durch alles, was ein - Mensch mit seinen Sinnen und Gliedmaßen erfährt, begreift, versteht – alles Begriffe, die aus der Be- s wegung abgeleitet sind! Besonders interessant: Fürs Leben gelernt wird dabei gar nicht der »Stoff«, s sondern die Gefühle, die Lernen begleiten und uns darüber aufklären, ob wir gerade etwas Wesentli- e ches tun dürfen oder einer Dressur folgen müssen. Kurz: Ist Lernen etwas, das sich lohnt, oder ist es t ein notwendiger Zwang, dem man lieber aus dem Weg gehen sollte? Studien aus der ganzen Welt zeigen, dass Kinder vor ihrem 14. Lebensjahr doppelt so viel lernen, Der Scherenschnitt Das bewegte - wenn sie nicht an einen Stuhl gefesselt sind. Von Gelesenem können sie sich etwa zehn, von Gehör- Klassenzimmer stammt von tem zwanzig, von Gesehenem dreißig und von der Kombination beider rund die Hälfte merken. Wenn Sven Saar, Klassenleher an der r Kinder oder Jugendliche aber etwas selber tun und das auch selbst ausdrücken, bleiben davon acht- Freien Waldorfschule Wahlwies. zig Prozent in Erinnerung. Der bekannte US-Pädagoge Lewis Perelman aus New York sagt in seinem Buch »School’s out«, es sei ein Glück, dass Menschen das Wichtigste in ihrem Leben vor der Schule lernten, nämlich das Laufen und Sprechen. Die Schule würde es ihnen sonst im Sitzen beibringen wollen. Rudolf Steiner stellte den gesunden Wechsel von Ein- und Ausatmung an den Anfang seiner päda- gogischen Vorträge. Wenn wir nicht sitzenbleiben wollen, müssen unsere Kinder wieder einen rhyth- mischen Wechsel von Ruhe und Bewegung lernen. Wie sonst sollen sie einmal die Welt bewegen? ‹› Henning Kullak-Ublick, Vorstand im Bund der Freien Waldorfschulen und bei den Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners, seit 1984 Klassenlehrer in Flensburg, Aktion mündige Schule (www.freie-schule.de)

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30 FRÜHE KINDHEIT Rhythmus schafft Wohlbefinden Wenn das Leben »atmet«, tut das Kindern und Eltern gut. Etwas weniger Programm kann dabei helfen.

von Elke Leipold

Rhythmen in der Musik genießen wir, erzeugen sie doch in gewissem Sinne Harmonie. Wanderer freuen sich, wenn sie ihren Rhythmus gefunden haben und das Wandern über Berg und Tal sie so erfrischt. Und wenn ein Poet Rhythmus pflegt, schwingen wir mit und fühlen uns getragen. Zusammengefasst und ganz einfach formuliert heißt das: Rhythmus schafft Wohlbefinden.

Im alltäglichen Leben sehen wir Rhythmen zumeist als ge- oder Schlafenszeit wichtig. Schließlich haben die Kinder am geben und als selbstverständlich an. Tag und Nacht wech- Vormittag schon allerlei geschafft. Das aber können nicht seln im regelmäßigen Rhythmus, Sterne bewegen sich in alle Eltern nachvollziehen. »Mein Kind kann nicht ein- kosmischen Rhythmen, Pflanzen folgen in ihrem Wachs- schlafen, wenn sie es zum Mittagsschlaf hinlegen. Zu Hause tum den Jahreszeiten. Dass wir auch einen Herz-Atem- schläft es ja mittags auch nicht«, hören die Erzieherinnen Rhythmus haben, der lebenserhaltend funktionieren soll, der Mittagessens- oder Ganztagesgruppen des öfteren. bemerken wir zumeist, wenn er dies nicht tut, wenn wir »außer Atem« kommen oder sich gar unser Herz beschwert. Kinder leiden an überfüllten Terminkalendern Lebensrhythmen bewusst zu pflegen, erfordert eine gewisse Disziplin im Umgang mit uns selbst und anderen – nicht Aber warum schlafen die Kinder abends nicht ein? In den nur für einen Tag. kleinen Erzählrunden, die dem Erlernen oder Erüben von Dies gilt insbesondere für die Erziehung und Entwicklung Konversation und somit der Sprachpflege in einer größeren unserer Kinder. Ihr Wohlbefinden wird im Waldorfkinder- Runde dienen, ist zu hören, was und wie viel Termine die garten genährt durch einen Tagesrhythmus, begleitet von Kinder nachmittags haben. Da stehen nicht nur nahezu täg- rhythmischen Versen und Liedgut, so dass sich das Kind in liche Besuche und Gegenbesuche der kleinen Freunde, son- den Tag einschwingen kann. Dieser Tagesrhythmus wieder- dern auch Sport, Englischunterricht – »Englisch spielend um ist in einen Wochen- und Jahresrhythmus eingebettet. lernen« – Musik, Zoo, Ballett, Theater, nochmals auf den Spielplatz und bummeln in der Stadt auf dem Programm. Was regelmäßig wiederkehrt, schafft Sicherheit Was da nicht nur die Beinchen, sondern auch die zarten Ge- müter der Kinder leisten müssen, ist mehr als beachtlich. Ein täglich ähnlicher Tagesablauf schützt die Kinder vor un- Nur zwei von vielen Beispielen: Ein kleines Mädchen wurde nötigen Überraschungen, schafft Sicherheit und Vertrauen. vier Jahre alt. Es wurde auch an diesem besonderen Tag erst Ein Junge, der zuvor vielerlei Aktivitäten, Wechsel und Un- um 13.30 Uhr abgeholt, anschließend wurde mit kleinen ruhe erlebt hatte, saß jeden Tag strahlend und erleichtert Gästen Geburtstag gefeiert, bis nahezu 18 Uhr. Am nächsten neben mir und meinte: »Gell, hier ist es immer wie immer.« Tag kam ein müdes und nicht wirklich glückliches Kind in Nämlich täglich: Freispiel, Morgenkreis, Reigen, gemein- den Kindergarten und wurde wieder erst um halb zwei von sames Frühstück, raus in die Natur, Märchen oder Puppen- einer anderen Familie abgeholt. Dass diese ein weinendes spiel im Schlusskreis und dann warten schon Mutter, Vater Kind mitnehmen musste, ist nicht verwunderlich. oder Großeltern. Geht das Kind in die Mittagessens- oder Ein fünfjähriger Junge, ein zuverlässiges, eher ruhigeres eine der Tagesgruppen, ist eine anschließende kurze Ruhe- Kind, ist an diesem Vormittag unruhig und unsicher. Auf

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FRÜHE KINDHEIT 31

Tag und Nacht wechseln im regelmäßigen Rhythmus, Sterne bewegen sich in kosmischen Rhythmen, Pflanzen folgen in ihrem Wachstum den Jahreszeiten. Das gilt auch für die Erziehung unserer Kinder. Fotos: Charlotte Fischer

dem Spaziergang erzählt er, dass er heute zu seinem Freund Spätprogramme aus schlechtem Gewissen geht und dann mit der Mama noch ins Kino. Am nächsten Tag wieder ein unruhiges Bübchen, das wieder einen Be- Unsere schnelllebige, angebotsreiche Zeit, die auch den Er- such bei einem anderen Freund macht … Man sollte ja mei- wachsenen oft fast den Atem nimmt, sowie wirtschaftliche nen, dass die Kinder nach vielen Aktivitäten müde sind. Und Zwänge, bringen es mit sich, dass immer öfter beide Eltern das sind sie auch – zu müde zum Einschlafen. Die vielen berufstätig sind. Das gilt es nicht zu beurteilen. Dazu kann Erlebnisse des Tages, durchaus gut gemeinte Aktivitäten, jede Mutter, jeder Vater selbstbewusst stehen. damit es dem Kind ja nicht langweilig wird, wühlen auf, Allerdings sollten sie ihr »schlechtes Gewissen« nicht da- wollen erst einmal verarbeitet sein. durch kompensieren wollen, dass sie meinen, ihrem Kind Dazu kommt, dass es oft danach zu spät ist, um vor dem nach einem halben oder ganzen Kindergartentag noch etwas Schlafen gehen in Ruhe und nun wirklich spielerisch auf- Gutes tun zu müssen. Das heißt, sie legen nach 16 Uhr oder zuräumen, ein rhythmisches Abendritual vor dem ins Bett gar später nochmals ein Programm auf. gehen zu pflegen, um dem Kind ein sicheres Gefühl zu Viel wichtiger ist es, dass sie ihrem Kind mit wirklichem In- vermitteln, damit es nicht nur im Vertrauen in die Nacht, teresse begegnen, mit ihm vielleicht einen kleinen Spazier- sondern auch auf den kommenden Morgen getrost ein- gang und Entdeckungen in der Natur machen, mit Geduld schlafen kann. im Haus oder Garten spielen, es erzählen lassen und seinen ›

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› Fragen ein liebevolles Ohr schenken. Das ist der »Reich- für sich Zeit finden, wenn sie sich selbst noch einen schönen tum«, den ein kleiner Schatz braucht, nicht Aktionen, die Abend machen wollen. ständig in neue Überraschungen stürzen und letztlich ver- Und wenn das Kind in die Schule geht, kann gesagt werden: unsichern. Geht es nicht auch Erwachsenen so, dass sie über »Jetzt bist Du schon so groß, dass Du erst um halb acht ins Ungereimtheiten des Tages noch lange grübeln und nicht Bett gehen musst.« Gemeint ist damit nicht, dass auf die Mi- einschlafen können? Dass der Stress des Alltags, der ein nute genau die Zeit eingehalten werden muss, aber einen rhythmisches Leben schwer bis unmöglich macht, an un- Kompass für die Zeit zu haben, ist ein gutes Hilfsmittel. serer Gesundheit nagt? Immer mehr wird in Tage, Wochen Und dass an ganz besonderen Tagen der Organismus sich und Monate gepackt und versucht, der rhythmischen Ord- auch mal wundern darf, sei angefügt. Wem das zu streng nung ein Schnippchen zu schlagen. Das aber bekommt un- erscheint, der beginne damit, an einem bestimmten Tag in serem rhythmisch arbeiten wollenden Organismus nicht. der Woche, immer zur gleichen Zeit mit dem Kind eine Der eine hält das länger aus, der andere bekommt früher halbe Stunde zu malen, zu kneten oder zu spielen. Wichtig Beschwerden, die er oft zunächst nicht einem fehlenden dabei ist, dass diese halbe Stunde wirklich dem Kind gehört Herzschlag in seinem Leben zuordnet. und nicht von anderen Alltagsproblemen oder -störungen beschattet wird. Langeweile macht kreativ Strahlende Kinderaugen sind ein wunderbares Dankeschön. Sollte jemand Sorge haben, das Kind könnte sich durch ein Rhythmus fordert Disziplin, aber Eltern sollten sich nicht »Zuwenig« langweilen, dem sei gesagt: Langeweile fördert selbst überfordern. Es könnte damit begonnen werden, Phantasie und Kreativität. Spiel, Besuche und andere Aktionen rechtzeitig zu beenden. Zum Beispiel könnte das Abendprogramm mit Aufräumen Meister der Zeit werden in Ruhe und im Spiel angelegt, schon um 17.30 beginnen, anschließend Abendessen, Geschichte, Lied, Zähneputzen War früher alles besser? Nein, natürlich nicht. Es gab in frü- und um 19.00 Uhr schlafen gehen. So können Eltern auch heren Zeiten vielfältigste Probleme wirtschaftlicher, gesell-

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FRÜHE KINDHEIT 33

»Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen; Jenes bedrängt, dieses erfrischt; So wunderbar ist das Leben gemischt. Du danke Gott, wenn er dich preßt, Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.«

Johann Wolfgang Goethe

schaftlicher oder auch gesundheitlicher Natur. Wissenschaft und Technik haben vie- les zum Positiven gewendet. Sie ermöglichen aber auch, mehr zu schaffen, mehr zu erleben und mehr zu gewinnen. Das lässt auch ein Mehr an Wünschen wachsen. Gesünder aber war, dass rhythmische Prozesse die Arbeit und das tägliche Leben ge- stalteten. Es gab keine Maschinen, die Tag und Nacht beaufsichtigt und gefüttert sein wollten, sondern die Sense wurde geschwungen, wenn das Korn reif war. Dieses Bild war auf alle handwerklichen, künstlerischen und häuslichen Tätigkeiten übertragbar. Dazu kam, dass der Jahreslauf durch Feste religiöser Art und solche, die der Natur abge- lauscht waren, bewusster gefeiert wurde. Daraus ergab sich ein ständig wiederkeh- render Jahresrhythmus. Der Tag wurde mit der Sonne durchlebt, das Zwölf-Uhr-Läuten gab die Mittages- senszeit, das Sechs-Uhr-Läuten den Feierabend und die Schlafenszeit für Kinder vor. Alles hatte seine zeitliche Ordnung und diese Ordnung war und ist gesund für den Menschen, ganz besonders aber für den sich noch entwickelnden Organismus des Kindes. Ein Vorbild gebender Erwachsener, der sich um einen auf ihn zuge- schnittenen Rhythmus bemüht, legt gute Gewohnheiten an. Damit geht ihm die Arbeit schneller von der Hand und er wird wieder Meister der Zeit. Für sein Kind hingegen schafft er einen Ruhe ausstrahlenden Raum, in dem es sich gesund und vertrauensvoll entwickeln kann. Die Mühe lohnt sich. ‹›

Zur Autorin: Elke Leipold war Kindergärtnerin im Stuttgart Sillenbuch

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34 AUS DEM UNTERRICHT

Begegnung am Strand Aus der Praxis der Kunstbetrachtung

von Gabriele Hiller

In der Kunstbetrachtung sollen die Schüler möglichst viel selbst entdecken. Denn erst, wenn sie ihren Augen trauen, werden sie selbst aktiv. Und die anfängliche Haltung, der Lehrer möge doch bitte lieber darstellen, was er sieht und weiß, werden sie bald erleichtert aufgegeben.

Die Schüler erfahren durch die Bildbetrachtung, dass es Ursprünglich sehen lernen sich lohnt, wahrnehmend bei der Sache zu bleiben und vor- schnelle Urteile zu vermeiden. Auch die anfängliche Skep- Damit die Schüler das schnelle, wiedererkennende All- sis, ob das, was der Künstler uns sagen will, überhaupt je in tagssehen für Momente ablegen, erübe ich mit ihnen das Erfahrung zu bringen ist, weicht dann einer großen, an- »ursprüngliche Sehen«. Es hilft, die Gesamtfläche wahr- haltenden Entdeckerfreude. Sie beginnen, die Wirkung, die zunehmen, aber auch das Ganze als ein Ereignis von Far- das Kunstwerk auf sie ausübt, als das Entscheidende zu er- ben und als gestaltete Fläche zu begreifen, nicht primär als leben und hören auf, nach einer »objektiven« Botschaft des Abbildung der Gegenstandswelt. Künstlers zu suchen. Nach Max Imdahl lässt sich jedes Bild auf drei unterschied- Für die Kunstbetrachtung im Unterricht wähle ich Werke, lichen Ebenen erfahren, die ein unterschiedliches Sehen er- die ich selbst sehr gut kenne, damit ich das Gespräch struk- fordern. Da ist zunächst die »szenische Choreographie« turieren kann. Nichts ist schlimmer als eine Betrachtung, oder der narrative Aspekt eines Bildes. Welche Geschichte bei der alles vage und unzusammenhängend bleibt. Die Auf- oder Szene wird dargestellt? gabe des Lehrers ist es, relative Unvoreingenommenheit mit Dann die »perspektivische Projektion«: Inwieweit zeigt das einem erkennbaren Konzept zu verbinden, vor allem in der Bild eine Räumlichkeit, den Blick durch ein Fenster (Rah- 9. und 10. Klasse. men) in einen anderen Raum? Später ist es leichter möglich, eine Betrachtung auch einmal Während diese beiden Ebenen ein vorwiegend wiederer- offen ausgehen zu lassen, ohne dass der Unterricht daran kennendes Sehen beanspruchen, verlangt die dritte Ebene scheitert. Ich verfolge kein starres Schema bei der Betrach- ein unvoreingenommenes, »sehendes« Sehen (Bockemühl): tung. Das Werk selbst lenkt unser Vorgehen, wenn wir uns Wie ist die Gesamtfläche gestaltet, komponiert? Imdahl auf es einlassen. Ich moderiere das Gespräch und entdecke nennt dies die »planimetrische Komposition«, die Art und durch die »anderen Augenpaare« immer etwas Unvorher- Weise, wie sich Farben, Linien und Flächen auf der Fläche gesehenes, Neues. verteilen. Am Anfang jeder Werkbetrachtung steht eine sorgfältige Be- Eine dieser drei Ebenen dominiert häufig, es können aber schreibung des Gesamteindrucks, von dem aus man in die auch, wie bei Giotto, alle drei Ebenen sich verstärkend si- Details gehen kann. Bereits bei dieser Beschreibung zeigt multan präsent sein. Auf jeden Fall ist die jeweilige Priorität sich Charakteristisches: Ist so viel zu sehen, dass ich nur oder auch das Fehlen einer solchen bereits ein erstes aussa- davor kapitulieren kann? Ist das Wesentliche in wenigen Sät- gekräftiges Charakteristikum des betreffenden Bildes. Meis- zen formuliert? Zeigt sich eher etwas Bekanntes, das ich tens zeigt sich die dominierende Ebene bereits daran, dass rasch begrifflich fassen kann oder etwas scheinbar Irreales? die Betrachter spontan mit ihr beginnen.

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AUS DEM UNTERRICHT 35

Edouard Manet, Am Strand, 1873, 60 x 73 cm, Musée d’Orsay

Die Komposition Bildbetrachtung möglich ist. Der erste Eindruck ist der eines ruhigen, einfachen, eher unbunten Werkes. Die Farben be- Beim vorliegenden Bild möchte ich bei der planimetrischen wegen sich überwiegend zwischen schwarz und weiß, in Ebene ansetzen. Hier lässt sich am deutlichsten zeigen, wie Grautönen und sandfarbenen Beiges, mit kühlen Blaus und eine Komposition vor jeder Abbildlichkeit (Mann und Frau einer einzigen kleinen roten Stelle. am Strand) als gestaltete Farbform-Gesamtheit wirkt, aus Es fällt eine klare, nach oben in der Breite abnehmende, der man kein Detail ohne erhebliche Schwächung dieser dreifache Bildparallele auf, das heißt, eine horizontale Wirkung entfernen könnte. Auch mit den Elftklässlern gehe Schichtung der Farbflächen. Die untere ist bräunlich-sand- ich anfangs so vor, da eine »vorgegenständliche« Beschrei- farben, die mittlere ocker-türkis-blau, die obere, schmalste, bung nur bei großer Disziplin im späteren Verlauf einer hellblau. In diese Flächen hat Manet zwei große Dreiecke ›

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36 AUS DEM UNTERRICHT

»Sie ist offen für den Außenraum, formal in den Umkreis orientiert, obwohl sie in ihr Buch versunken scheint: Sie verkörpert ein Bewusstsein des Ganz-bei-sich-Seins und zugleich des Ausgegossen-Seins in die Welt.«

› platziert, ein größeres am unteren Bildrand, das mit seiner details korrespondieren in Farbe und Umfang mit den Spitze nach oben zeigt und sich in der linken Bildhälfte über Hauptfiguren, das mittlere mit dem Raum zwischen ihnen. die beiden unteren horizontalen Flächen erstreckt, und ein Eine derart genaue, vorgegenständliche Betrachtung mag kleineres, eher liegendes, das etwas weiter oben beginnt, zunächst wenig erhellend wirken. Ihre Bedeutung wird sich sich aber vollständig im unteren Farbstreifen befindet und jedoch in der Zusammenschau der unterschiedlichen Bild- sich mit seiner Spitze zum linken Dreieck richtet. Diese bei- ebenen erweisen, wenn man von der Beschreibung zum den Formen sind kontrastreich in Hell-Dunkel gehalten. Verständnis übergeht.

Was zeigt der Bildraum?

Linie Strand-Meer Räumlich gesehen zeigt das Bild einen Meeresstrand, an dem ein gut gekleidetes Paar sitzt, das dem Betrachter den Rücken und das Profil zuwendet. Nur ein schmaler Streifen Himmel ist zu sehen, vor dem sich drei Gruppen von Boo- ten abheben. Dieser extrem hohe Horizont lässt den Be- Frau Mann trachter von einer niedrigen Position aus über den Rücken der Frau ins Bild schauen, die Leere in der Mitte durchwan- dern und die Ruhe der Situation empfinden. Die klare Struk- tur des Bildraums verlangsamt das Sehen, es verweilt und wird kontemplativ. Lediglich am oberen Bildrand, am Hori- zont, gibt es Bewegung in den schrägen Segeln der kleinen Betrachtet man die beiden Dreiecke als eine Form, kann Boote. man sie als eine Art Schale mit einer scharfen Außenkante Die verschleierte Frau sitzt links vorn, ihr Gewand ist na- und einer weich ineinander fließenden Innenform sehen. hezu über die gesamte Bildbreite ausgegossen und nähert Auffallend gestaltete Blickfänger sind der rotweiße Fleck am sich der Farbe des Sandes bis zur Ununterscheidbarkeit. Der rechten unteren Bildrand (Schuh der Frau), das differen- Tüll ihrer Haube und des Schleiers ist hingegen farblich und zierte Hell-Dunkel ihrer Haube und ihre Hände mit dem dem Duktus nach dem Wellengekräusel des Meeres ähnlich. Buch – ein Blickmittelpunkt des Bildes. Sie ist offen für den Außenraum, formal in den Umkreis Die exakte Bildmitte (diffuser Strand ohne Details) ist wenig orientiert, obwohl sie in ihr Buch versunken scheint: Sie ver- markant, erscheint sogar leer. Am oberen Bildrand fallen körpert ein Bewusstsein des Ganz-bei-sich-Seins und zu- drei symmetrisch verteilte Details auf (Schiffe), links die gleich des Ausgegossen-Seins in die Welt. Auch von der komplizierteste Form, in der Mitte zwei deutlich voneinan- Größe her ist sie die zentrale Figur. Sie nimmt etwa ein Drit- der abgesetzte Formen in den Farben der zwei Figuren und tel des Bildes ein und bietet dem Betrachter ihre Schulter als rechts eine schmale Form. Die beiden äußeren Horizont- »Hilfe« zum Eintritt ins Bild.

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AUS DEM UNTERRICHT 37

»Mit seiner klaren Silhouette und der vom Grund abgehobenen dunklen Farbe wirkt er abgegrenzt und wenig mit der Außenwelt verbunden. Es ist nicht zu erkennen, ob seine Augen geschlossen sind oder ob die Kopfbedeckung diesen Eindruck von Distanz und Isoliertheit hervorruft. «

Was erzählt das Bild? nochmals vor. In der Mitte die beiden klar voneinander un- terschiedenen Boote, die auch farblich den Figuren zuge- Während in der planimetrischen Betrachtung die beiden ordnet sind – allerdings im umgekehrten Größenverhältnis: Hauptfiguren eine gemeinsame Form (Schale) bilden, rü- rechts das schmale Boot und links, über der Frau, eine dif- cken sie in der räumlichen plötzlich auseinander, denn der ferenzierte Bootsgruppe. wesentlich kleinere Mann befindet sich rechts im Mittel- In der Fläche bilden beide eine gemeinsame Form mit star- grund des Bildes und damit ein Stück von der Frau entfernt. ker Außenabgrenzung. Im Raum liegen die Beiden vonei- Mit seiner klaren Silhouette und der vom Grund abgehobe- nander entfernt, die Rücken auseinander. Was stärker wirkt, nen dunklen Farbe wirkt er abgegrenzt und wenig mit der kann und muss nicht entschieden werden. Manet als der Außenwelt verbunden. Es ist nicht zu erkennen, ob seine »Maler des modernen Lebens« (Baudelaire) bevorzugt eine Augen geschlossen sind oder ob die Kopfbedeckung diesen vielschichtige, uneindeutige Wirklichkeit. Dass ihre »Be- Eindruck von Distanz und Isoliertheit hervorruft. gegnung am Strand« stattfindet, wie der Bildtitel mitteilt, Damit sind wir bereits mitten im narrativen Erleben des Bil- am Grenzort zwischen Land und Meer, der Zone des Über- des angelangt. Wir beschäftigen uns mit dem Ausdruck der ganges, trägt zur Verdichtung dieser Wirkung bei. beiden Menschen und ihrer Beziehung zueinander. Manet kann immer wieder als ein virtuoser Kompositeur Auch wenn das Bild nur wenige aussagekräftige Accessoires erlebt werden. Er bewegt sich in seiner Malweise zwischen bietet, fangen nun die drei bisher einzeln betrachteten As- Präzision und einer fast abbildlich und damit distanziert pekte an, zusammenzuspielen. Ein Mann liegt und eine wirkenden Darstellung der Welt und einer in Pinselspuren Frau sitzt am Strand, jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Er sichtbaren Malerei, die ein Gefühl von Intensität und Nähe sinnt oder schläft, sie liest und ist zugleich aufmerksam in hervorruft. Vielleicht ist es das, was Schüler nach anfäng- das gesamte Umfeld orientiert. Während er ganz vom Sand- licher Zurückhaltung an Manet so fasziniert und was sie an- streifen (dem Erdigen) umfasst wird, reicht sie mit dem schließend bei zeitgenössischen Malern wie Neo Rauch Kopf und der Haube in den Bereich der Wellen, des Meeres, wieder entdecken. Nach einer solchen Betrachtung wird in das Flüssige hinein. Die beiden sind nicht nur unter- auch eine generelle Einordnung von Manets Werk unter die schiedlich groß, sondern auch farblich polar: er kompakt, Impressionisten nur noch bedingt als befriedigend er- fast einheitlich – sie kontrastreich und sich in Sand und scheinen. Er hatte allenfalls eine kurze impressionistische Wasser hinein tendenziell auflösend. Wäre da nicht der rot- Phase. Wie bereits gesagt, ist das Thema seines Lebens weiße Schuh (den die Schüler in aktueller Konnotation ein- »Peinture de la vie moderne«. ‹› deutig als Turnschuh identifizieren), der rechte untere Teil ihres Kleides wäre mehr Sand als Stoff. Zur Autorin: Gabriele Hiller ist Lehrerin für Kunstbetrachtung an der Der Sand zwischen ihnen wird zur Zone der Begegnung Freien Waldorfschule am Kräherwald in Stuttgart. und bietet in seiner Offenheit und Unbestimmtheit eine po- Literatur: Max Imdahl: Giotto, Arenafresken, München 1980 tenzielle Projektionsfläche. Durch sie hindurch wandert der Jeff Wall: Einheit und Fragmentierung bei Manet, 1984, in: Jeff Wall: Blick bis zum oberen Bildrand und findet dort das Thema Szenarien im Bildraum der Wirklichkeit, Amsterdam 1997

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38 AUS DEM UNTERRICHT

Englisch: Erst Sprechen, dann Lesen lernen

von Bernd Kettel

Bernd Kettel, erfahrener Klassenlehrer aus dem schwäbischen Balingen, arbeitet im Sprachunterricht – wie an der Waldorfschule üblich – während der ersten zweieinhalb Jahre ausschließlich mündlich. Erst in der zweiten Hälfte der dritten Klasse wird das Schreiben und Lesen eingeführt.

Ich praktiziere seit vielen Jahren bei der Einführung des Lesens ein Verfahren, das schnell zum Erfolg führt und den Schülern das Ge- fühl gibt, mehr zu können, als sie denken – und das schon nach we- nigen Stunden. Es beginnt damit, dass ich die englischen Verse, Gedichte und Lie- der aufschreibe, die in den Jahren zuvor auswendig gelernt wor- den sind, und sie den Schülern kopiert in Form eines kleinen Lesebuches überreiche. Es heißt »My First English Reader«. Die Schüler blättern in der Regel sofort und unaufgefordert darin und erkennen den einen oder anderen Text auf Anhieb wieder. Wir lernen die Textsammlung näher kennen, indem ich frage: »Who can find ›God made the sun …‹ oder ›A hun- ter went a hunting …‹?« Die Schüler blättern eifrig und ler- nen so gleich, richtig zu antworten: »It is on page …« Wir gehen dann durch die Seiten und lesen die einzelnen Texte, was nur bedeutet, dass die Schüler das, was sie aus- wendig können und von dem sie früher Bilder gemalt haben, mit dem in Einklang bringen, was sie nun geschrieben sehen. Sie können zu Hause einen oder mehrere Texte aus- suchen und dann in der Klasse vorlesen. Das tun sie mit of- fensichtlichem Vergnügen. Dass sie die Verse nicht nur auswendig hersagen, merkt man daran, dass sie zuweilen sto- cken und überlegen, oder auch manches etwas anders aus- sprechen als vorher, weil die geschriebenen Laute sie anfangs ein wenig bremsen. Aber nach etwa fünf bis sechs Stunden geht das bei vielen schon recht flüssig und sie gewöhnen sich an das eigenartige Aussehen der Laute. Parallel dazu führen wir ein Bilderwörterbuch ein. Darin sammeln wir Vokabeln, die wir aus dem mündlichen Unterricht schon ken- nen, aber auch solche, die dazu dienen, eine kleine Geschichte in

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AUS DEM UNTERRICHT 39 Arnica Esterl / Richard Rosenstein / Victor Ambrus Eins, zwei, drei, vier … neun Paar Schuhe?! Freies Geistesleben eins

two

trois

dört Gang zu bringen, die ich für die Kinder erfinde und die ich deshalb gut an ihre Leistungsfähigkeit anpassen kann. In cinque dieses »Picture Dictionary« zeichnen wir Bilder von Per- sonen, Gegenständen oder Situationen, die in unserer Ge- ;jIMFO schichte vorkommen, und schreiben dazu die englische JO GOG sechs 4QSBDIFO Bedeutung. Auf diese Weise vermeiden wir unnötige Über- www.geistesleben.com setzungen, weil die Bilder für sich sprechen. Eins, zwei, drei, vier … neun Paar Schuhe?! seven Ein Bilderbuch vonVictor Ambrus. Nach etwa vier bis fünf Wochen (fünfzehn Stunden) be- Nach einer Geschichte von huit ginne ich mit der eigentlichen Geschichte. Die meisten Arnica Esterl und Richard Rosenstein. 22 Seiten, gebunden | ab 4 Jahren Schüler können nun einen einfachen, fremden Text, den sie € 12,90 (D) | ISBN 978-3-7725-1594-1 dokuz … so noch nie zuvor gesehen haben, lesen und intuitiv ver- stehen. ‹› Es waren einmal ein Vater und eine Mutter, die hatten zehn Kinder … Ein Bilderbuch zum Schmunzeln – und zum Zählen in fünf Sprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Türkisch und Englisch.

Auf der Empfehlungsliste Pädagogisch wertvolles Bilderbuch der Gesellschaft für Jugend- und Sozialforschung.

«Eine denkbar knappe, mit kurzen Worten und ausdrucksstarken Bildern erzählte Geschichte – und doch ein wahres Universum an Figuren und Sprachen … So selbstverständlich wie hier verschiedene Kulturen miteinander umgehen, gemeinsam und doch jeder auf seine Weise ein Problem lösen, das ist so herrlich unverkrampft und doch inhaltsreich – ein erzählerischer Geniestreich.» Aus der Begründung der Jury

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40 ERZIEHUNGSKÜNSTLER Bühne radikal Eine Begegnung im Kirschbaum mit der Schauspielerin und Regisseurin Barbara Wollrath-Kramer

von Ute Hallaschka

Vor 15 Jahren erfand die Schauspielerin und Regisseurin Barbara Wollrath-Kramer »TheaterTotal« – ein künstlerisches Schulungs- und Forschungsfeld, das 30 jungen Menschen zehn Monate lang Gelegenheit gibt, dorthin zu gelangen, wohin man nach dem Ende der Schulzeit aufbricht: in die Zukunft der eigenen Lebensaufgabe.

Der tägliche Stundenplan ist prallvoll. Unterricht in Tanz, TheaterTotal beginnt die Entdeckungsreise damit, Bega- Schauspiel, Gesang, Fechten, Dramaturgie, Bühnenbild, bungen und Fähigkeiten im künstlerischen, handwerkli- Kostümkunde, Licht, Tontechnik und Marketing, dazu kom- chen, wirtschaftlichen und sozialen Handeln zu erkunden. men Gemeinschaftsaufgaben wie Raumpflege, Instand- Hier gilt es Engagement, Ausdauer und Teamgeist zu ent- haltung und Mittagessen kochen. Es wird eine Performance wickeln, in der Verwirklichung kultureller Projekte zu ler- entwickelt und aufgeführt und als Hauptwerk ein selbst nen, wie man Verantwortung trägt. Das sagt sich so leicht – gewähltes und einstudiertes Theaterstück. Auch die Orga- aber wie man sie wirklich so trägt, dass man individuell zu nisation der abschließenden Dreimonatstournee liegt ganz ihr stehen kann, das erfährt man im Spiel miteinander. Der in den Händen der Teilnehmer. spielerische Umgang mit Verantwortung wird ernsthafte Freiheitsschulung. Das lustvolle Engagement ergibt sich aus der Versicherung, dass man sich gegenseitig vertraut. Auf der Bühne kann ich den andern nicht fallen lassen, ohne selbst zu stürzen. Wird einer an die Wand gespielt, sehen es alle. Ist einer ein Egomane, dann kann er ja den größen- wahnsinnigen Aufschneider solange spielen, bis er sich selbst satt hat – oder er kündigt ihm gleich das innere En- gagement und probiert mal eine andere Lebensrolle – und gewinnt eine neue Perspektive im Umgang mit sich selbst und den andern. Aus dem Jugendprojekt ist inzwischen eine hochkarätige Unternehmung geworden. Das Bochumer TheaterTotal ge- staltet Projekte für Kunst, Wirtschaft, Politik und Bildung, wurde vielfach ausgezeichnet, zum Beispiel mit der mehr- fachen Einladung zum Theatertreffen der Jugend bei den Berliner Festspielen und einem Auftragswerk für die Ruhr- triennale 2010. Wer ist nun die Frau hinter all dem? Muss man sie sich nicht als machtvolle Inspiratorin dieses ganzen Bewegungsap- parates vorstellen? Weit gefehlt. Wir sitzen in einem Kirsch- baum, dessen Früchte gerade reifen. Der Balkon des

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ERZIEHUNGSKÜNSTLER 41

Auf der Bühne kann ich den andern nicht fallen lassen, ohne selbst zu stürzen.

Aus der Inszenierung »Wie es euch gefällt« von Shakespeare

ehemaligen Fabrikgebäudes, in dem TheaterTotal residiert, Total, in die radikale Energie der Spielleiterin, statt sie mit ragt in die Baumkrone. Sie geht erstmal Kaffeekochen, Fragen einzuengen. unten ist ein Kindergarten untergebracht, die spielenden Ich begleite sie zur Probe und sehe eine Regisseurin an der Kinder im Hof winken herauf. Knapp, klar und energisch Arbeit, die streng und behutsam, eindringlich und impul- werde ich verständigt, wir hätten eine Stunde Zeit. Danach siv, vorbildend und nachdenklich ganz und gar da ist. Ihrem muss Barbara Wollrath-Kramer zur Probe. Gegenüber widmet sie sich so, dass man sieht und nicht Sie macht überhaupt nicht den Eindruck, als hätte sie über- theoretisch erörtern muss: Kunst kann den Menschen je- mäßiges Interesse, über ihr Lebenswerk zu plaudern. »Das derzeit zur eigenständigen Bildung bewegen, wenn man sie können Sie alles im Internet nachlesen«, sagt sie. Schließ- lässt. Sie kann ihm zur »Ein-« und Ausbildung seiner Per- lich hat sie zu tun und vermutlich hat sie damit Recht. Geis- sönlichkeit verhelfen, wenn man sich tatsächlich und tat- tesgegenwart zeigt sich im Werk – wenn der Initiator darin kräftig in ihren Dienst stellt, mit Respekt vor dem Leben des auf- und nicht untergeht, dann ist es gut. Die Projektidee andern. Dieser Idee Leben zu verschaffen, dazu ist Barbara entwickelte sich aus ihrem eigenen Leben. Das, was sie Wollrath-Kramer da. ‹› selbst als professionelle Schauspielerin und Regisseurin an Lebenspotenzial im Spielerischen erfahren hat, investiert sie nun existenziell in die Ausbildung anderer. Also füge ich Kontakt: TheaterTotal, Hunscheidtstr. 154, 44789 Bochum, mich in das augenblickliche Erleben der Idee von Theater- Tel.: 0234-9731673, E-Mail : [email protected], www.theatertotal.de

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42 SCHULE IN BEWEGUNG

Kassel ist ein Lichtblick

von Valentin Hacken und Lara Scherrieble

Die Jugendsymposien, die das Kasseler Lehrerseminar und der Bund der Freien Waldorfschulen veranstalten, sind eine besondere »Zukunftswerkstatt«.

Zweimal jährlich treffen sich mehr als 200 Waldorfschüler Aber was ist es, was in der Schule so schmerzlich vermisst aus ganz Deutschland und setzen sich intensiv mit einem und hier gefunden wird? Es ist die Auseinandersetzung mit Thema auseinander. Dazu halten hochkarätige Referenten gesellschaftspolitischen und philosophischen Fragen, die Plenarvorträge, wie etwa der Neurologe Volker Sturm, der hier in der nötigen Radikalität stattfindet, und die Teilneh- Grünen-Europaabgeordnete Gerald Häfner (MdEP) oder die mer werden nicht didaktisch zu Allgemeinplätzen wie »Baumfrau« Julia Butterfly Hill (siehe anschließendes In- »Umweltschutz ist wichtig« gedrängt. terview). Daneben gibt es ein breites Programm an Trai- Nicht nur ihre Verständnisfragen sind erwünscht, sondern ningskursen und vertiefenden Seminaren. auch eigene Positionen in den teils sehr kontroversen De- batten. Radikal ist daran, das Spektrum der vorgetragenen Drei Eigenschaften zeichnen die Symposien aus: Das breite Standpunkte weiter zu fassen, als dies die meisten Unter- Spektrum und hohe Niveau der Vorträge, die respektvolle richte können – oder wollen. Denn eigene Standpunkte las- Ansprache der Schüler als junge, eigenständig denkende sen sich nur finden, wenn die volle Bandbreite an Haltungen Menschen und das ehrliche Interesse am Standpunkt der vorurteilsfrei und neutral präsentiert wird. Wer etwa Argu- Teilnehmer. »So etwas gibt es an meiner Schule gar nicht«, mente für den Kapitalismus von vornherein ausklammert, hört man oft, wenn man sich mit den jugendlichen Teil- da sie ja »falsch« sind, unterschätzt die Intelligenz seines nehmern unterhält. Gegenübers. Wer sich nur daran abarbeitet, Pro-Atom-

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SCHULE IN BEWEGUNG 43

DAG HAMMARSKJÖLD ZEICHEN AM WEG URACHHAUS www.urachhaus.com Dag Hammarskjöld Zeichen am Weg Das spirituelle Tagebuch des UN-Generalsekretärs Neuausgabe zum 50. Todestag Aus dem Schwed. von Anton Graf Knyphausen Herausgegeben von Manuel Fröhlich 240 Seiten, mit s/w-Fotos, gebunden mit SU € 19,90 (D) | ISBN 978-3-8251-7770-6

Dag Hammarskjölds «Zeichen am Weg» – lose aneinandergereihte, vielschichtige Notizen eines modernen Mystikers und überragenden Politikers – sind ein einzigartiges Dokument persönlicher Integrität, eine bestechende Lektüre, die auch heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hat.

Positionen zu widerlegen, verliert jede Achtung vor dessen «Zwischen Erleben und Erlebt-haben: der Augen- Recht, sich eine eigene Meinung zu bilden. blick, da uns das Erlebnis seine letzten Geheim- Kassel ist zu einem Ort geworden, der Schüler auf exem- nisse preisgibt. Ein Augenblick, den wir erst dann plarische Weise ernst nimmt. Hier mutig zu bleiben und entdecken, wenn wir schon hindurchgegangen das Spektrum mit jedem Symposion breiter aufzufächern, sind und Sprünge, Flecken und abblätternde das macht die Zukunftswerkstatt zu einem Vorbild für die Vergoldung uns fragen lassen, was es wohl war, Schulen. ‹› das uns einmal verlockte.» Dag Hammarskjöld

Zu den Autoren: Valentin Hacken ist Abiturient und ehemaliger Vorstand der Die Neuausgabe zum 50.Todestag verfügẗ uber WaldorfSV – Bundesschülerrat und derzeitiger Geschäftsführer ein ausführliches Vorwort des Herausgebers, einen der WaldorfSV. Anmerkungs- und einen Bildteil sowie eine seiten- Lara Scherrieble ist Mitglied im Vorstand der WaldorfSV. getreue Wiedergabe des Original-Manuskripts.

2011 | Oktober erziehungskunst Urachhaus. Kompetenz in Sinnfragen 42_43_44_45_46_47_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 15:49 Uhr Seite 44

44 SCHULE IN BEWEGUNG

Analytisches Denken mit dem Herzen verbinden

Im Gespräch mit der »Baumfrau« Julia Butterfly Hill

»Es ist falsch zu sagen, wir wüssten nicht, was wir tun! Wir tun nicht, was wir wissen, und wenn wir das nicht bald ändern, wer- den wir wissen, was wir hätten tun sollen.« So ungefähr könnte man den Tenor des 4. Kasseler Jugendsymposiums zum Thema »Energie« zusammenfassen, denn natürlich standen angesichts der aktuellen Ereignisse der Klimawandel und die Energiewende im Mittelpunkt. Ein Highlight der Tagung, bei der unter anderen Franz Alt, Hermann Ott und Gerald Häfner mitwirkten, war der Vortrag »Living Lives of Purpose, Passion and Power« von Julia Butterfly Hill.

Julia Butterfly Hill wurde durch ihren »Treesit« im Jahr mich dazu inspiriert, sorgsam mit meiner Umwelt umzu- 1997 international bekannt. 738 Tage lebte sie auf einem gehen und politisch aktiv zu werden. tausendjährigen Redwood-Baum, um gegen die Zerstörung der Urwälder zu demonstrieren. Im Dezember 1999 betrat VI | Sind Sie eher optimistisch oder pessimistisch, wenn Sie sie zum ersten Mal nach zwei Jahren auf dem Baum wieder über die Zukunft unserer Zivilisation und der Natur nach- den Boden. Seitdem setzt sie sich international für einen res- denken? pektvolleren Umgang mit der Natur ein. JBH | Ich glaube, die Begriffe Optimismus und Pessimis- Hill ist davon überzeugt, dass die globalen ökologischen und mus klammern sich zu sehr an Ergebnisse. Ein sicherer gesellschaftlichen Probleme nur die Symptome eines inne- Weg zu scheitern, ist, sich ausschließlich auf Ergebnisse zu ren Ungleichgewichts sind. Ihr Schlüsselwort ist »Co-Crea- fixieren. Ich kann die Welt nicht kontrollieren, sondern nur ting« – die aktive Mitgestaltung unserer sozialen und mich selbst! Wenn es so etwas wie Optimismus gibt, dann natürlichen Umwelt. Begegnungen scheitern ihrer Ansicht existiert er nur, indem ich jeden Morgen aufwache und mich nach zu oft daran, dass sich beide Seiten im Besitz der Wahr- frage: »Was kann ich heute tun, um meine Welt zu verbes- heit wähnen und die Ansichten ihres Gegenübers verurtei- sern?« Darin bestünde für mich Optimismus. Aber für mich len. »By standing together in unity, solidarity and love we geht es gar nicht so sehr um Optimismus und Pessimismus, will heal the wounds in the earth and in each other. We can sondern um die Frage: »Was möchte ich mit meinem Da- make a positive difference through our actions.« sein bewirken?« Und was sollte ich anderes mit meinem Gemeinsam mit ungefähr zwanzig anderen Jugendlichen Leben tun wollen, als es dafür einzusetzen, unsere Welt zu nahm Valentin Ihßen an Julia Hills Workshop teil und verbessern – ohne dabei auf Ergebnisse fixiert zu sein? unterhielt sich in der Mittagspause mit der legendären Wenn ich jemandem gegenüberstehe, der meine Ansichten »Baumfrau«. nicht teilt, ist alles, was ich ändern kann, mein Gefühl. Ent- scheide ich mich dazu, frustriert zu sein, werde ich mich in Valentin Ihßen | Welche Kraft inspiriert und treibt Sie an? der Situation sehr viel schlechter fühlen, als wenn ich ak- Julia Butterfly Hill | Die Liebe. – Liebe ist meine Religion, zeptiere: »Diese Person tut etwas, mit dem ich nicht einver- meine Liebe für diese Welt, unseren Planeten und für unser standen bin. Sie tut es – wie möchte ich damit umgehen?« Dasein. Sie inspiriert mich, mein Leben so zu gestalten, wie ich es tue. Wenn ich keine Liebe verspüre, verliere ich all VI | Sie geben Ihrem Gesprächspartner also durch ihre meine Inspiration. Nur wenn ich Liebe empfinde, fühle ich Akzeptanz die Möglichkeit, seine Sichtweise zu ändern?

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SCHULE IN BEWEGUNG 45

Julia Butterfly Hill (Mitte) im Gespräch mit Teilnehmern des Jugendsymposions in Kassel.

»All unsere Taten beeinflussen unsere VI | Wie sehen Sie die Entwicklung unserer Gesellschaft hin- sichtlich der Umweltzerstörung seit Ihrem »Treesit« 1997? Mitmenschen und unsere Umwelt. JBH | Es ist interessant, dass Menschen in den verschie- densten Lebenslagen auf sehr unterschiedliche Art und Selbst wenn wir die Auswirkungen Weise auf die Aktion reagiert haben. Viele haben ihre Ge- wohnheiten und ihr Konsumverhalten überdacht und ge- unserer Entscheidungen manchmal ändert oder sind selbst umweltpolitisch aktiv geworden. nicht sehen – sie sind da. Gewissenhaftes Eine Frau ist zu mir gekommen, nachdem ihr Arzt Krebs diagnostiziert hatte. Sie hatte sich gesagt: »Wenn der Arzt Handeln bewirkt mehr, als wir denken.« sagt, ich werde sterben, dann sterbe ich!« Dann hörte sie von meiner Aktion und dachte sich: »Wenn diese Julia Butterfly Hill zwei Jahre auf einem Baum leben konnte, ohne ein Mal JBH | Ja klar, er ist dadurch weniger gefangen in seiner Mei- den Boden berührt zu haben, kann ich meine Krankheit be- nung. Aber ich fühle mich in solchen Situationen auch viel siegen!« Die Frau änderte ihr Leben, und als ich sie wieder- freier, wenn ich die Meinung meines Gegenübers akzep- traf, hatte sie den Krebs überwunden. Und das, nachdem tiere. Denken Sie mal darüber nach: Wenn Sie frustriert ihr Arzt ihr gesagt hatte, sie hätte nur noch sechs Monate sind, fühlen Sie sich nicht frei, oder? Also ich fühle mich in zu leben. solchen Situationen wie gefangen. Meine Akzeptanz gibt Was ich daraus gelernt habe: All unsere Taten beeinflussen also nicht nur meinem Gegenüber ein Freiheitsgefühl, son- unsere Mitmenschen und unsere Umwelt. Selbst wenn wir dern zuallererst mir selbst. Mein Gesprächspartner wird wo- die Auswirkungen unserer Entscheidungen manchmal möglich nie sein Verhalten ändern. Wenn ich daran festhalte, nicht sehen – sie sind da. Gewissenhaftes Handeln bewirkt ihn dazu bringen zu wollen, werde ich nur frustriert … mehr, als wir denken. ›

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46 SCHULE IN BEWEGUNG

› VI | Wie, glauben Sie, lebt die Menschheit in fünfzig Jahren? VI | Was denken Sie über das Jahr 2012? JBH | Unser aktueller Lebensstil tut weder uns noch unserer JBH | Die Mayas waren brillante Naturwissenschaftler. Sie Umwelt gut – so können wir also nicht weitermachen. Das waren so weit entwickelt, dass wir ihre Erkenntnisse heute Trinkwasser auf der Südhalbkugel wird knapp, wie auch die immer noch nicht fassen können. Ich glaube, dass sich im alten Energie-Ressourcen. Wir nehmen negativen Einfluss Jahre 2012 irgendetwas verändern wird, dass es einen Um- auf unser Klima und die Landwirtschaft. Die Bienen ver- bruch gibt. Was das genau sein wird, wissen wir nicht! Au- schwinden. Wo man auch hinschaut, kollabieren Ökosys- ßerdem dürfen wir nicht zu fixiert auf Resultate sein! Alles, teme aller Art – es ist unmöglich, dass die Weltbevölkerung was wir tun können, ist, uns klar zu machen: Hier und jetzt so weitermacht! Meine Hoffnung ist, dass wir in fünfzig Jah- leben wir unser Leben – entweder im Einklang mit unserer ren aus den Wirren des maßlosen Konsums aufgewacht sein Umwelt oder auf eine zerstörerische Art, die uns am Ende werden, um zu realisieren, dass unser alter Lebensstil un- die Lebensgrundlage nehmen wird. Was immer 2012 pas- gesund und zerstörerisch ist. sieren wird, unser Leben sollte dazu beitragen, die Verän- Wir werden unser Leben lokaler gestalten müssen: Unsere derungen ins Positive zu wenden! Lebensmittel regional anbauen, unser Konsumverhalten überdenken und soziale Netzwerke in unmittelbarer Um- VI | Haben Sie darüber nachgedacht, wieder eine Protestak- gebung ausbauen. Wir sollten nicht nur darüber nachden- tion zu starten, dann vielleicht nicht in den USA, sondern ken, wie wir unseren riesigen Energiebedarf durch die im Ausland? erneuerbaren Energien decken können, sondern vielmehr JBH | Ich habe viel unternommen seit dem Treesit, das ist darüber, wie wir Energie einsparen können. In fünfzig Jah- nur die Aktion, durch die ich berühmt wurde. In Equador ren werden wir als Weltbürger unsere Art zu denken geän- demonstrierte ich gegen die Rodung der Regenwälder, dert haben und respektvoller mit der Natur umgehen. wurde verhaftet, festgehalten und ausgewiesen. Der damalige

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SCHULE IN BEWEGUNG 47

Projekt des Monats Präsident Equadors gab persönlich den Befehl, mich aus dem Land zu schaffen. Waldorfschule Tiflis bangt um ihr Haus Am meisten habe ich in den USA und Europa gearbeitet, hauptsächlich, weil ich eine schmerzhafte Knochenkrank- von Nana Göbel heit habe, die es mir unmöglich macht, weite Strecken zu Fuß zu gehen. Ich habe aber trotzdem Projekte in Afrika, Neuseeland, Australien, Japan und China unterstützt – aber Die Waldorfschule in Tiflis wurde 2010 vom Bildungs- nicht in Person. ministerium zur besten Schule des Jahres gewählt. Aus pädagogischen Gründen beschloss die Schule, künftig VI | Hatten Sie schon von Rudolf Steiner und der Anthro- in freier Trägerschaft zu arbeiten. Sie erhielt keine Lizenz, posophie gehört, bevor Sie nach Kassel kamen? weil das Schulgelände städtisches Eigentum ist und die JBH | Ja, Ich kenne die Anthroposophie schon sehr lange. Schule somit kein eigenes Schulgebäude nachweisen kann. Waldorf ist in Amerika sehr verbreitet. Ich habe bei Fund- raising-Aktionen mitgeholfen, um auch Kindern aus finan- Es gibt keine andere Lösung, als das Schulgelände zu kaufen. ziell benachteiligten Familien den Schulbesuch an einer Doch die Schule verfügt weder über die nötigen Mittel, noch Waldorfschule zu ermöglichen. Außerdem habe ich anthro- können die Eltern einen Betrag in Höhe von über 250.000 posophische Projekte wie Monte Azul in Sao Paulo unter- Euro aufbringen. Der Durchschnittsverdienst liegt in Georgien stützt. nach offiziellen Angaben bei etwa 220 Euro pro Monat – und das bei Preisen, die den unsrigen entsprechen. VI | Was ist Ihr Eindruck von den Deutschen? JBH | Die Deutschen, die ich auf meinen Reisen getroffen Die Freunde der Erziehungskunst haben deshalb einen Spen- habe, haben die Kunst des Denkens perfektioniert. Wir alle denaufruf verschickt, auf den bereits viele Menschen reagiert haben einzigartige kulturell bedingte Wesenszüge, und ich haben und dessen Ergebnis ein großer Beitrag zur Lösung glaube, das Talent der Deutschen ist das analytische Den- des Problems sein wird. Weitere Spenden sind willkommen! ken. Ich versuche, dabei behilflich zu sein, analytisches Den- ken mit dem Herzen in Verbindung zu bringen. Link: http://www.freunde-waldorf.de/spenden-helfen/projekt-des- Das ist ein Geschenk, das ich euch gerne machen würde! ‹› monats/projekt-des-monats

Das 4. Kasseler Jugendsymposium fand vom 2.-5.6.2011 statt. Das 5. Symposium zum Thema »Ästhetik« findet vom 8.-11.12.2011 statt.

Link: http://wiki.jugendsymposion.de

2011 | Oktober erziehungskunst 48_49_50_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 15:54 Uhr Seite 48

48 JUNGEAUTOREN

dadaSHAKESPEAREFREIINSZENEGESETZT oder was? VON NELE PETER

Die 11. Klasse der Rostocker

Waldorfschule hat Shakespeare

inszeniert. Die Vorgaben waren

vage und so ließen die Schüler

ihrer Kreativität freien Lauf.

Heraus kam ein anarchisches

Werk aus purer Lust am Theater. 48_49_50_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 15:54 Uhr Seite 49

JUNGEAUTOREN 49 ?

Ich stehe im Fundus und versuche, die oder sonst irgendetwas, was das ge- Unsere Gruppe entschied sich für die Papageienfeder wiederzufinden. Sie ist wählte Thema im weitesten Sinne dar- Traumsequenz »Queen Mab« aus ???????sehr wichtig, denn sie verleiht dem Trä- stellt, eigenständig erarbeiten.? So ????»Romeo and Juliet«, wobei wir noch ger die Macht, mit einer Berührung wenige Vorgaben? Wir staunten. Später keine Vorstellung von der Verwirk- Schlafende zum Träumen zu bringen. sollten wir von unserer Lehrerin erfah- lichung hatten. Ich finde sie unter Mercutios Pelzman- ren, dass es ihr zuerst nicht leicht fiel, tel und den Elfenflügeln. Der Elf wendet uns so viel Vertrauen entgegenzubrin- nur kurz den Blick vom Spiegel ab und gen. Herausforderung Freiheit fährt fort seine grellroten Lippen nach- Es bildeten sich vier Gruppen und wir Zwanzig kreative Waldorfschüler mach- zuziehen. machten uns auf die Suche nach einer ten sich an die Arbeit, als hätten sie da- Jetzt stehen der Elf und ich hinter der Basis, einer Inspiration, einem Gedicht rauf gewartet, dass endlich alle Bühne, während ein Professor im aus der Feder Shakespeares. Schranken aufgehoben werden. Doch Schlafrock etwas über »REM-Schlaf- nach der anfänglichen Euphorie über phasen« erzählt. Das ist unser Stich- die Freiheiten und den Unterrichtsaus- wort und begleitet von schwerer, fall merkten wir, dass »Freiheit« von russischer Polka betreten wir die Nahem betrachtet komplizierter ist als Bühne. Ich habe die Feder fest in der gedacht. Wir wurden uns ihrer zögernd Hand. Sie ist wichtig. Sie ist unser ein- bewusst und erahnten, welche Mög- ziges Requisit. lichkeiten uns offenstanden, welche Entschiedenheit nötig wäre, Ideen aus- zusortieren und vor allem, nicht zu ver- Entscheidung im Schlaf suchen, einem Anspruch gerecht zu Das ist nicht etwa der Anfang eines werden, außer dem eigenen. wirren Traumes, sondern der unseres Die zweite Herausforderung Theaterstückes, das wir in der 11. war, dass sich nicht jeder von Klasse im Englischunterricht an der uns als Schauspieler oder Waldorfschule Rostock spielten. Die theaterinteressiert beschrei- Idee zu diesem Projekt entstand in ben würde. Die Anfänge der »Shakespeare-Epoche«, in der waren zäh. wir uns eingehend mit Shakes- Wir versuchten zuerst, peares Werken auseinander- einen komplexen Handlungs- setzten. strang zu kreieren, an dessen Zu verschiedenen Themen, Pas- Ende eine Moral oder etwas ähn- sagen, Gedanken, Bildern, Akten lich Belastendes stünde. Dieser aus Shakespeares Texten sollten sollte dann in Shakespeare-Eng- sich vier bis sechs Leute zusam- lisch mit dramatischen Gesten, menfinden und ein Schauspiel berechneten Laufwegen und ›

2011 | Oktober erziehungskunst

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????? 50 ???????JUNGEAUTOREN

› elisabethanischen Kostümen vorgetra- lorener Paradiesvogel aus einer fernen einniste, der dann alles beweisen gen werden. Nach den ersten Proben Zeit mit Pelzmantel über die Bühne könne, aber nichts wisse. Ansonsten setzte das ein, was man kreative Arbeit sprang, sich über Romeos Liebe? lustig führte Franz Kampfschritte aus oder oder Kunst nennen könnte: Kein machte und von seiner Queen Mab er- wirbelte Queen Mab durch die Lüfte ... Mensch versteht Shakespeare-Englisch, zählte, die er liebe wie eine giftige Blüte Shakespeare hätte sich an die Denker- die elisabethanische Mode hat auch und die er nur sehen könne, wenn er stirn gefasst und etwas sehr Unelisabe- nach 600 Jahren nichts von ihrer Un- nicht an sie denke, weshalb er opium- thanisches gesagt. Die Ideen sind erst bequemlichkeit eingebüßt und Lauf- süchtig geworden sei. während der Proben entstanden, wobei wege mögen bei einem Achtklass-Stück Und die vierte Rolle war eigentlich keine »Probe« ein falscher Ausdruck ist, weil hilfreich sein, hielten uns aber davon Rolle. Franz spielte sich selbst. Franz sich stets alles veränderte und ver- ab, spontane Gefühlsausbrüche und war Franz, vielleicht in einer abstrakten mehrte. Der meist verwendete Satz war: bewusst-unbewusste Gesten wirklich Karikatur: die Leggings, der grüne Pelz- »Das, was du da eben gemacht hast, unbewusst zu gestalten. mantel, der geschminkte Mund und die war gut, bau'n wir ein.« So wurden wir Auch die Moral von der Geschicht lie- Flügel trugen zur seltsam androgynen immer mutiger in unserer Kreativität ßen wir wegen mangelnder Kompetenz Erscheinung eines Halbwesens bei. und bald waren auch nicht nur alle Pro- fallen. Oder anders: Niemand hatte Sein Part war das Akkordeonspiel und ben unterschiedlich, sondern auch alle Lust, sich mit gesellschaftskritischen er hatte Romeo auf Deutsch mit russi- Aufführungen. Metaphern zu beschäftigen. Das hätte schem Akzent zu erklären, Das Ergebnis war ein eigenwilliges, da- uns den Freiraum für die vielen, dass Queen Mab sich daistisches Stückchen Traumsequenz, (scheinbar) sinnfreien Spinnereien des Nachts in den Bart das ich nicht als »modernes Theater« genommen. Sie waren so zahlreich, des Wissenschaftlers bezeichnen würde, da wir auf Drogen- dass jeder in die Kunstpausen, Tanz- verherrlichung, Gesellschaftskritik und einlagen und das Gerede über Wald- Sexszenen verzichteten. Es ist ein origi- feen seine eigene Erklärung legen nelles Werk, das nur der Lust am Schau- konnte. Die archaischen Ausdrücke spiel wegen entwickelt wurde, zum ersetzten wir durch normales Eng- Nachdenken einlädt, aber nicht nötigt lisch, wobei aber darauf geach- und an Unprofessionalität nicht zu tet wurde, dass kein Slang übertreffen ist. verwendet wurde. MTV Eines aber zeigt diese Spinnerei son- gibt’s täglich im TV. nenklar: Theater entsteht auch ohne So kam es dazu, dass Regie, Budget, Lehreraufsicht, dres- »Queen Mab« als eine launi- sierte Sakkoträger und kann auch von sche, von Rachsucht getriebene Wal- einer Horde Halbstarker wie uns be- delfe auf Spitzenschuhen auf der Bühne trieben werden. Wenn man uns denn daherkam. Dass Romeo in einem Deu- lässt. ter-Schlafsack und einer Adidas-Jacke seinen Rausch auskaterte und von Nele Peter ist Schülerin Liebeskummer geplagt von Julia der 11. Klasse der schwärmte. Dass Mercutio wie ein ver- Waldorfschule Rostock. 48_49_50_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 15:54 Uhr Seite 51

Unsere bewährten Wandkalender – jetzt neu für 2012

Jahresthema:

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Andromeda Kepheus

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24 Zwillinge N t astor Fomalha u K NW 28 Seiten, Broschurenkalender, Format: A3 quer el Rig Westen Pollux Orion SW Süden Venus 9 SO ter Osten Jupi € NO 19,90 (D)* | ISBN 978-3-8251-7797-3 | Jetzt neu im Buchhandel! N

Januar ndhimmel im , Karte A) Der Abe e letzte Seite Himmel sieh er hoch a m (für die Bild

Mo D i Fr Sa So Mi Do 31 Mo D i 28 29 30 Fr Sa So 26 27 i Do 24 25 8.05 - 17.06 Mo Di M 22 23 So 0 21 piter Fr Sa 19 2 ähert sich Ju Do 18 - 16.54 endsichel n i Mi 6 17 8.14 ichel Die Ab Mo D 15 1 Die Ab ends So 3 14 s Fr Sa 12 1 ert s ich V enu Do 11 - 1 6.42 näh i Mi 9 1 0 8.21 tares rebs, Mo D 8 l nähert sich An ril Richtu ng K So 7 Morgensiche ar bis 14. Ap 5 6 Die vom 24. Janu sich, 4 6.32 rt sich M ars Mars zieht el verfrühen 3 8.25 - 1 r Mond n ähe Abendhimm 2 De Aufgänge a m 1 ond, seine r: Der Vollm a und S aturn it nimmt z u onne unte Pollux, rt sich S pic eine Helligke Sonne auf -S n Kastor und er Mond n ähe s unterhalb v o D schnuppen, weit cht über Stern die g anze N a Bootes leuchtet sgehend v on au mmel: nd Morgenhi Am Nacht- u ende M ond cklige a bnehm mende M ond Der bu gulus Der zuneh ähert sich Re upiter n nähert sich J ähert sich klige M ond n Der buc an und Al debar den Plejaden

Monat für Monat zeigt dieser beliebte Sternen- und Planetenkalender auf einer großen Sternenkarte den Abendhimmel. Kleinere Sonderkarten gehen auf die Himmelsphänomene der jeweiligen Monate ein. Der Kalender kann sowohl in der erweiterten, zweiseitigen Ansicht als auch nur mit der Hauptkarte verwendet werden. n spannen. vor den Schlitte d lä sst sich gern den Schnee un en W iesen … Bald kom ut sich über eichen w eiß men sie in ein nvater fre rn über die w D belaubtes Hol Auch der Hase mit de n Kinde a spricht der B z. nd sau st e r laubeerenkönig Wie d er Wi »Willkom ganz stolz: men in meinem Doc Gehege!« h Lasse ruft vo htelkinder ll Erstaunen: »O Die Wic Hier sind an schau! den Bäumen d wer br ie Äpfel ganz b achte dies Wu lau, nder zuwege?« QXDU -D DJ 6RQQWDJ LWDJ 6DPVW QQHUVWDJ )UH 1 0LWWZRFK 'R 'LHQVWDJ Lasse im 0RQWDJ Blaubeerland

Neujahr 8 7 6 5 4 -XOL 3 0RQWDJ 'L 2 HQVWDJ 0LWWZ RFK 'RQQHUVWDJ )UHLWDJ 6DP VWDJ 6RQQWDJ i K önige Hl. Dre 15 14 1 13 12 11 9 10 2 3 4 5 6 22 7 21 8 20 19 18 17 16 9 1 0 1 1 12 13 29 14 28 15 27 26 25 24 23 16 is ste Seite 17 Folgetage näch 18 19 20 21 22

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Elsa Beskow Kalender 2012 * em Kalender 2012 14 farbige Blätter | Broschurenkalender | Format: 30,5 x 30,5 cm € 11,90 (D)* | ISBN 978-3-8251-7798-0 | Jetzt neu im Buchhandel!

Dieser Wandkalenderenthält 12 IllustrationenausdenbeliebtenBilderbüchernvonElsa Beskow. Das großzügig angelegte Kalendarium bietet viel Platz für Eintragungen von Groß und Klein.

Urachhaus. Kalender für Zeit-Genossen 52_53_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 15:56 Uhr Seite 52

52 ZEICHEN DER ZEIT Wohin führt die Arabellion?

Dr. Ibrahim Abouleish, Träger des alternativen Nobelpreises und Gründer des SEKEM-Unternehmens in Ägypten, im Gespräch mit Mathias Maurer.

Erziehungskunst | Herr Abouleish, einige Staaten im Nahen allem auch auf geistigem Gebiet ist wichtig. Wesentlich wird Osten und in Nordafrika erleben beispiellose gesellschaft- sein, dass weiterhin Philosophen und Denker als »Kataly- liche Umwälzungen. Die sogenannte Arabellion erfasst satoren« für den Prozess des Erwachens integriert werden. immer mehr Länder. Gibt es tiefer gehende Gründe als den Wir dürfen auch auf die Mitwirkung der übersinnlichen Wunsch nach Demokratie, Arbeitslosigkeit und Facebook? Welt vertrauen, die uns geistige Unterstützung gibt, wenn Ibrahim Abouleish | In den vergangenen Jahrzehnten haben wir die Ideale auf der Erde umsetzen wollen. in der arabischen Welt Denker, Philosophen und Dichter in ihren Werken die geistigen Grundlagen für diese Verände- EZ | Befürchten Sie, die alten Verhältnisse könnten zurück- rung geschaffen. Die kritische Auseinandersetzung mit den kehren? Zuständen und die Aussicht auf Zukunftsperspektiven ge- IA | Die alten Zustände können nicht zurückkehren, dazu hören zur Basis der Rebellion. Diese Bewegung wurde an- ist die Bewegung viel zu groß und weit fortgeschritten. Es geführt von kritischen Künstlern, die ihr Unbehagen über gibt kein Zurück! Bei den jungen Menschen ist ein Be- die bestehenden Zustände publiziert haben. wusstsein für ethische Fragen und sozialen Wandel erwacht. Zahlreiche Denker aus verschiedenen arabischen Ländern Auch wenn Ergebnisse zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch haben in Europa gelebt. Die Berührung mit den europäi- nicht sichtbar sind, wird dieses neue Bewusstsein in der Zu- schen Kulturen und Sprachen und die Auseinandersetzung kunft ein Indikator der Veränderung sein. Wesentliche Vo- mit ihnen bilden einen fruchtbaren Boden für neue Ideen. raussetzung ist eine menschengemäße Erziehung und Ausbildung, die in den jungen Menschen die Kraft der EZ | Viele der betroffenen Länder sind zur Zeit in einer de- Phantasie weckt. Sie brauchen Kreativität, um die anste- solaten Situation. Was ist notwendig, damit sich die Ver- henden Aufgaben lösen zu können, wie zum Beispiel die hältnisse stabilisieren? Fruchtbarkeit der Erde zu erhalten, demokratische politische IA | Was wir heute erleben, ist eine gewaltige Erschütterung, Systeme zu schaffen, die Achtung der Menschenwürde und die durch alle Lebensbereiche der arabischen Gesellschaft soziale Gerechtigkeit durchzusetzen. geht. Es ist ein Prozess der Wandlung und auch der Reini- gung, der unabdingbar ist. Die Prozesse der Wandlung und EZ | Wie wird es im Nahen Osten und in Nordafrika in zwan- Veränderung müssen respektiert, verstanden und unter- zig Jahren aussehen? stützt werden. Eine positive Begleitung dieser Vorgänge, vor IA | In zwanzig Jahren wird der Verwandlungsprozess fort-

erziehungskunst Oktober | 2011 52_53_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 15:56 Uhr Seite 53

ZEICHEN DER ZEIT 53 Ernst-Christian Demisch BENJAMIN FRANKLIN Von einem, der auszog, die Welt zu verändern

»Es gibt kein Zurück! Bei den jungen Menschen

ist ein Bewusstsein für Freies Geistesleben www.geistesleben.com

Ernst-Christian Demisch ethische Fragen und Benjamin Franklin Von einem, der auszog, die Welt zu verändern sozialen Wandel erwacht.« 181 Seiten, gebunden mit SU € 15,90 (D) | ab 12 Jahren ISBN 978-3-7725-1728-0

Benjamin Franklin – Drucker, geschritten sein und sich den Idealen der Demokratie, der sozialen Gerechtigkeit, Erfinder, Staatsmann der Menschenwürde, dem ethisch-ökologischen Wirtschaften und der nachhaltigen Entwicklung annähern. Eine Transformation braucht Zeit und aus dem derzeitigen Wer war Benjamin Franklin, dieser Chaos kann das Neue entstehen. Amerikaner, bei dessen Tod die franzö- sische Nationalversammlung drei Tage EZ | SEKEM pflegte vor der ägyptischen Revolution gute Verbindungen zu den Mi- Staatstrauer anordnete? nisterien. Ihr Sohn Helmy war hundert Tage in Haft, weil ihm Korruption vorge- Ernst-Christian Demisch zeichnet in worfen wurde. Wie sehen die Verbindungen zur jetzigen Regierung aus? seiner anschaulichen Biografie ein IA | Unsere Beziehungen zum alten Regime zielten darauf ab, das politische System authentisches Bild dieses Menschen. durch die Ideen der »Green Economy« zu verwandeln. Der Leser lernt einen universellen Geist 2004 wurde von Helmy Abouleish der »Egyptian Competetiveness Council« ge- und eine erstaunlich vielseitige und gründet, eine NGO, die jährlich einen Bericht über die wirtschaftliche Situation des tatkräftige Persönlichkeit kennen. Mit Landes publizierte, um die Wettbewerbsfähigkeit Ägyptens im internationalen Ver- 22 Jahren grundetë Franklin bereits eine gleich zu messen. Dieser Bericht diente der ägyptischen Regierung als Empfehlung eigene Druckerei, nach vielen natur- für strategische Entscheidungen. Ideen der nachhaltigen Entwicklung wurden darin wissenschaftlichen Experimenten erfand publiziert. er unter anderem den Blitzableiter. Sekem will sich geistig-seelisch an den Verwandlungsprozessen in der ägyptischen Durch ständige Arbeit an sich selbst Gesellschaft beteiligen und weiterhin Ideen der nachhaltigen Entwicklung in Ägyp- gelang es Franklin schließlich, im politi- ten einbringen. schen und sozialen LebenVeränderun- gen herbeizufuhren,̈ die sich mit den bis EZ | Ägypten leidet unter wirtschaftlichen Einbußen, nicht nur durch den Rück- heute beruhmten̈ Worten ‹Freiheit, gang des Tourismus. Inwieweit ist SEKEM davon betroffen? Gleichheit, Bruderlichkeit›̈ umschreiben IA | Die gesamte wirtschaftliche Lage Ägyptens ist von den politischen Umbrüchen lassen. – Ernst-Christian Demischs betroffen. Auch die Sekem-Firmen erleiden Einbrüche, die sowohl im Export als eindrucklichë Schilderungen machen auch im lokalen Markt zu erheblichen Rückgängen im Verkauf geführt haben. zugleich mit wichtigen Kapiteln der Dennoch sind wir voller Hoffnung, dass bald ein Aufschwung folgen wird, da in amerikanischen, englischen und unserem Land mehr als 80 Millionen Einwohner leben. ‹› französischen Geschichte vertraut.

2011 | Oktober erziehungskunst Verlag Freies Geistesleben 54_55_56_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 15:58 Uhr Seite 54

54 150 JAHRE

Philosophie wird zum Mythos

von Lorenzo Ravagli

Mitten im Ersten Weltkrieg veröffentlichte Rudolf Steiner das Buch »Vom Menschenrätsel«, durch das er versuchte, den im Hass verkrallten Nationen vergessene und verratene Ideale in Erinnerung zu rufen. Eine Zeit stehe bevor, so Steiner, in der Fichtes Philosophie, allgemein verständlich ausgedrückt, als Quelle neuer Sinnstiftung entdeckt werde. Allerdings, so schränkte er ein, sei die Zeit dafür noch nicht reif. Hinter dieser Bemerkung steckt mehr, als der Leser ahnt. Wir müssen zurück in das Jahr 1879, um ihre Tiefen auszuloten.

Mit achtzehn beschäftigte sich Rudolf Steiner intensiv mit Steiner 1906 in Paris hielt, charakterisiert er Fichte als eine Fichtes »Wissenschaftslehre«. Er versuchte sogar, sie um- Art Moses, der das Denken bis an die Grenze des gelobten zuschreiben. In diesem bedeutsamen Lebensjahr, in dem Landes des »Okkultismus« geführt habe, ohne es selbst zu grundlegende Motive seiner Biographie aufleuchten, be- betreten. Fichte habe sich nicht damit begnügt, über den mühte er sich, die Beziehung von Geist und Natur zu ver- wahrnehmbaren Weltinhalt philosophisch zu reflektieren, stehen. »Dass das ›Ich‹, das selbst Geist ist, in einer Welt sondern er habe versucht, dieses Reflektieren selbst anzu- von Geistern lebt, war für mich unmittelbare Anschauung. schauen. Dadurch geriet das Ich ins Blickfeld, das sich seine Die Natur wollte aber in die erlebte Geisteswelt nicht he- Bestimmungen denkend selbst gibt, das nur ist, was es rein«, schrieb er im Rückblick auf seine Auseinanderset- selbst aus sich macht. Das Ich, das sich denkend seine We- zung mit Fichte in »Mein Lebensgang«. sensbestimmung gibt, ist nicht Geschöpf, sondern Selbst- Die Frage, die wir auch heute nachvollziehen können, lautet: schöpfer. Und dieses selbstschöpferische Tatvermögen ist Wie lässt sich eine Brücke zwischen dem geistigen Erlebnis die Grundlage des Okkultismus als Erfahrungswissenschaft. des Denkens und der Gegenstandswelt finden, die den Sin- Die Hingabe an Fichtes Denken wird zur Meditation, die in nen scheinbar geistleer gegeben ist? Die europäische Philo- der Seele verborgene Erkenntniskräfte weckt. Fichtes Den- sophie kämpft seit Descartes mit diesem Problem. Fichtes ken ist eine Form des Schauens, das die »geistige Welt« in Lösung bestand darin, die Natur, das »Nicht-Ich«, aus dem Gestalt von Ideen erfasst. Das Erleben des reinen Denkens ist Ich »abzuleiten«, das heißt, die körperliche, sinnliche Welt der »Typus« einer jeden okkulten Erfahrung. Die Form der aus dem denkenden Geist. Erfahrung (vollbewusstes, selbstanschauendes Verwirklichen Steiner muss damals deutlich empfunden haben, dass man des Denkens) ändert sich nicht, nur der Inhalt der Erfahrung. auf diesem Weg doch nur zu abstrakten Gedanken von der Die seelischen und geistigen Wahrnehmungsorgane, die er Natur kommt, zu einem »Schematismus des Verstandes«, anwendet, werden dadurch entwickelt, dass der Mensch in nicht zu der sinnlich wahrnehmbaren Natur selbst. Mit die- derselben Art an seiner Seele und seinem Leib schöpferisch ser Frage ist zugleich ein Lebensthema angeschlagen, denn wirkt, wie er als Ich an sich wirkt, wenn er sich denkend seine sie beschäftigte ihn bis zu seinem Tod. Bestimmung gibt. Die Überbrückung dieser Kluft ist eines der zentralen Pro- Schließlich steuert Steiner in jenem autobiographischen bleme der Anthroposophie. In all ihren Themenfeldern geht Vortrag einen weiteren Gesichtspunkt bei. Hier berichtet er es um das Versöhnen dieses Gegensatzes. In seinem von der Begegnung mit einem spirituellen Meister, die in Vortrag »Theosophie in Deutschland vor 100 Jahren«, den seinem zwanzigsten oder einundzwanzigsten Lebensjahr

erziehungskunst Oktober | 2011 54_55_56_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 15:58 Uhr Seite 55

150 JAHRE 55 Foto: colourbox

stattgefunden haben dürfte. Dieser habe an die Werke Fich- Weltzusammenhang unterdrückt, damit das menschliche tes Betrachtungen angeknüpft, die zu etwas führten, in dem Ich ihn selbst hervorbringen kann. Darauf zielt der Welt- »die Keime« zur »Geheimwissenschaft im Umriss« zu fin- prozess von Anfang an. Fichtes Versuch, aus den Setzungen den seien. Meines Wissens ist bisher noch kein Autor der des absoluten Ich das Nicht-Ich und dessen Inhalt zu dedu- Frage nachgegangen, inwiefern die »Geheimwissenschaft« zieren, erscheint in der geisteswissenschaftlichen Kosmo- eine Metamorphose der Fichteschen Wissenschaftslehre gonie und Anthropogonie wieder. Das transzendentale Ich darstellt. Dabei liegt die Parallele auf der Hand. Fichtes hat sich hier in die Fülle der hierarchischen Schöp- Steiner blieb nicht an der Grenze der »Anderwelt« stehen, fermächte metamorphosiert, die Handlungen der Selbstop- wie Fichte. Er überschritt sie. Indem er die geistigen Augen ferung vollbringen, aus denen die Menschheit hervorgeht. nicht verschloss, blickte er durch die Tathandlungen des Ich Die »Geheimwissenschaft« ist ein gewaltiger Mythos. In auf eine geistige Wesenswelt, die die Natur so hervorbringt, ihm wird die Philosophie mythisch, weil sie zur Anschau- wie das menschliche Ich sich selbst. Die Gesetze und Sub- ung des schaffenden Geistes wird, der sich in Bildern of- stanzen der Natur erscheinen diesem Blick als Lebens- und fenbart. Wissenschaftlich ist dieser Mythos deshalb, weil der Bewusstseinszustände geistiger Schöpfermächte. ihn erzeugende Geist genauso gesetzmäßig wirkt, wie die Das menschliche Ich ist aus denselben geistigen Substan- Bildekräfte der Natur. ‹› zen gewoben wie die Naturwesen, nur dass diese Substan- Literatur: zen im Menschen in völlig anderer Form erscheinen: als Steiners Versuch über Fichtes Wissenschaftslehre: Beiträge zur selbstbewusstes, sich hervorbringendes Freiheitswesen. Der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Dornach 1970, Heft 30. Leib des Menschen ist jener Teil der Natur, den die gestalt- Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriss, Dornach 1989 bildenden Kräfte so organisiert haben, dass er den geistigen Rudolf Steiner: Vom Menschenrätsel, Dornach 1984

2011 | Oktober erziehungskunst 54_55_56_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 15:58 Uhr Seite 56

56 KOLUMNEK K.

Der Mensch kommt aus der Zukunft

von Henning Köhler

»Pädagogik hat eigentlich dern auf eine zeitgemäße, die menschliche Freiheit berück- sichtigende Weise. Jeder Mensch – wenn er nicht gänzlich abgestumpft ist – trage eine tiefe Sehnsucht nach sich selbst keine andere Aufgabe, in sich, was eigentlich jeder Logik spotte. Gleichwohl drückt der Satz: »Ich bin mir selbst fremd geworden« ein reales Er- als den Kindern zu helfen, lebnis und ein schmerzhaft empfundenes Desiderat aus. Dieses Phänomen sei weder durch Erbfaktoren noch durch dass sich der schöpferische Umwelteinflüsse erklärbar. Es verweise auf ein Drittes. Auf der Suche nach diesem Dritten geht Hillman zu den An- Mensch in ihnen fängen philosophischer Seelenkunde zurück und wird bei Plato fündig. strahlend erheben kann.« Der hatte die Figur des lichten Daimons eingeführt, eines unsichtbaren Begleiters, dessen Aufgabe es ist, uns, wenn nötig, daran zu erinnern, was wir auf dem Weg zur Erde den »Woher kommt es, dass so viele Menschen von der nicht Göttern versprochen haben. An diesem Mythos sei etwas nachlassenden psychologischen Wirkung der frühen Le- zeitlos Wahres. Dieses Versprechen zu vergessen, heißt, sich bensjahre ausgehen?«, wundert sich der Entwicklungs- selbst fremd zu werden. psychologe Jerome Kagan. »Die Ereignisse in den ersten Man muss sich den lichten Daimon als reines Zukunfts- Lebensjahren bringen das Kleinkind auf einen bestimmten wesen vorstellen. Was von ihm ausstrahlt, ist Vertrauen in Weg, doch es ist ein Weg mit einer außerordentlich großen die Gestaltbarkeit der Welt aus den Kräften der Seelen- Zahl von Abzweigungen und Kreuzungen. Manchmal ge- wärme. Dieser Zukunftsmensch, den jeder von uns ganz nügt ein einzelnes Ereignis, um eine dramatische Wendung real in sich trägt, kann Wunder vollbringen. herbeizuführen.« Etwa das Wunder, die Schlacken abgelebter Zeit, negative Der Kindheitsdeterminismus vernachlässigt die Unwägbar- Erfahrungen eingeschlossen, in Werkzeuge für anstehende keiten des Lebens – »Zufälle« nennt es Kagan – und den Aufgaben umzuschmelzen. Pädagogik hat eigentlich keine Umstand, dass wir Erfahrungen nicht einfach sammeln, andere Aufgabe, als den Kindern zu helfen, dass sich der sondern »interpretieren«, und zwar – von klein an – sehr ei- schöpferische Mensch in ihnen strahlend erheben kann. – genwillig. Die Hoffnung, anhand von Kindheitsanamnesen Allein durch Erb- und Umwelteinflüsse lasse sich »die sichere Zukunftsprognosen stellen zu können, habe sich schöpferische Qualität des Handelns nicht erklären«, be- zerschlagen. kannte kein Geringerer als Jean Piaget. Diese Qualität wird James Hillman, ein Psychologe der jungschen Schule, ist nur erklärlich, wenn wir den dritten, aus der Zukunft he- der Ansicht, das Schicksal müsse wieder in Betracht gezo- reinwirkenden Faktor ernst nehmen. Dann erhellt sich auch, gen werden, aber nicht so, dass der Determinismus, kaum warum uns die Vergangenheit nicht festlegt. Jedenfalls nicht verabschiedet, wieder durch die Hintertür Einzug hält, son- festlegen muss. ‹›

erziehungskunst Oktober | 2011 57_58_EK10_2011:EZK 16.09.2011 15:59 Uhr Seite 57

FORUM | GEGENLICHT 57

Eurythmie – eine Liebeserklärung Solange diese Kunst von Erwachsenen nicht gepflegt wird, hat sie auch bei den Kindern keine Chance

von Ute Hallaschka

Als erstes soll gesagt sein: Liebe Eurythmie, Du kannst nichts dafür, dass Du mit so vie- len Klischees von Leuten behängt wirst, die Dich gar nicht kennen. Aber als zweites muss gefragt werden: Woran liegt das denn, es muss doch einen Grund dafür geben? Also machen wir uns nichts vor und geben zu: Du wirst nicht immer geliebt, sogar an Waldorfschulen oft eher geduldet aus Respekt vor den Ideen Rudolf Steiners. Mathematik wird auch eher sel- ten aus vollem Herzen geliebt, aber Mathematik ist wichtig, das weiß jeder. Ohne Mathe geht’s nicht, also muss das irgendwie gehen, reingehen in den Kopf. Eurythmie dagegen? »Muss nicht sein«. Nur: Eurythmie kann gar nicht sein – ohne Liebe zu ihr. Sie ist Kunst, wie soll das – aus der Haltung von Abwehr und Widerstand – gehen? Laut Karl Valentin ist Kunst schön, macht aber viel Arbeit. Im Fall der Eurythmie hat die Ar- beit Hand und Fuß, ihr Arbeitsplatz ist die menschliche Leiblichkeit. Hier liegt das Problem. Wieso sollten es Jugendliche gut finden, an ihrer eigenen Gestalt zu arbeiten? Anders wäre die Sache natürlich, wenn über Nacht ein Engel im Traum erschiene und verkündigen würde: Pass mal auf, morgen früh vor dem Spiegel, da hast du die Macht, dir im Handum- drehen einen neuen Körper zu verschaffen – schwupp – und schon siehst du genauso gut aus, wie du schon immer aussehen wolltest. Cool! – Extrem uncool scheint dagegen die For- derung der Eurythmie: Bewege dich von innen! Man kann das verschleiern, wie man will – das sieht nicht gut aus, wenn ich das mache. Wie man da rumstolpert, hilflos mit den Armen rudert und über die eigenen Füße fällt. Voll peinlich, wie ein Opfer, eine Zumutung! Gehen wir davon aus, dass ein Dichterwort noch Gültigkeit hat und sagen mit Ingeborg Bachmann: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar. In der Eurythmie wird die Wahr- heit sichtbar, dass der Mensch seinen Körper nicht in der Hand hat – dass er in Wirklich- keit nicht Macht hat über den Leib. Es sieht so aus im Alltag, als könne er das – ihn von oben bis unten beherrschen – aber das stimmt nicht. Eurythmie konfrontiert uns mit der (geistigen) Wirklichkeit des körperlichen Seins. Sie erfordert ganz simple Bewegungen, total anspruchslos auf leiblicher Ebene, das kann jeder, sollte man meinen. Aber siehe da, es passiert Unglaubliches, das Bewusstsein kommt nicht mehr mit – als ob man plötzlich nicht mehr wüsste, wo vorn und hinten ist, als ob man gegen unsichtbare Hindernisse prallte. Das macht hilflos und aggressiv. Wie soll das ein Jugendlicher aushalten, ohne die Krise zu kriegen? Das geht nur durch ein Vorbild, wie immer in der Kunst. Nehmen wir die Theaterkunst als Beispiel. Am Anfang ein ähnliches Drama: Niemand macht bei den ersten Proben eine gute Figur. Auch da wird gehampelt und gezappelt, der eigene Körper steht dumm im Weg rum und weiß nicht, wohin mit den Armen und Händen. Aber alle wissen: Das wird schon. Alle

2011 | Oktober erziehungskunst 57_58_EK10_2011:EZK 16.09.2011 15:59 Uhr Seite 58

58 FORUM | GEGENLICHT

»Das bist du, es ist wissen Bescheid: Das ist Kunst. Irgendwann spielt man sich frei in der Hingabe an die Rolle und dann kleidet sie. Schauspiel ist auf jeden Fall cool und genießt Renommée draußen in deine Persönlichkeit, der Welt. Wer wäre nicht gern ein großer Schauspieler, alle mussten ja mal klein anfangen … Liebe Eurythmie, Du bist eine arme Kunst, trotz Deiner Seidengewänder, Dich gibt’s da die diesen Körper draußen als Kunst ja kaum noch. Beinah ausgestorben bist Du auf der Bühne, hast keine Vorbilder, nur ein Urbild – das ist der freie Mensch. Derjenige, der seinen Körper jenseits aller Rollenbilder und Klischees von innen wahrnimmt, aus der Autonomie des eigenen Be- trägt, ihn bewohnt, wegungssinns. Mag der erscheinen, wie er will, er ist einmalig. Es ist wesentlich deiner – unter all den Milliarden Erdbewohnern fühlst nur du dich so in deinem Körper. Das bist du, bewegt, zum Lebens- es ist deine Persönlichkeit, die diesen Körper trägt, ihn bewohnt, bewegt, zum Lebensaus- druck bringt. Dies einzusehen, dazu verhilft Eurythmie. ausdruck bringt. Da sie nun aber eine Kunst ist, ergeht die berechtigte Frage von Schülerseite: Kann man mal sehen, wie das aussieht, wenn einer wirklich Lust dazu hat? Hier liegt der Hund be- Dies einzusehen, dazu graben. Es ist die Frage an die Wirklichkeit der Erwachsenen: Wie haltet Ihr’s mit der Eu- rythmie, liebt Ihr sie? Damit schließt sich der Kreis dieser Betrachtung. Jede Kunst braucht verhilft Eurythmie.« einen Schauplatz. Wenn sie jedoch in der Schule im Erfahrungsfeld der Erwachsenen keine Würdigung findet, ist es damit schlecht bestellt. Das Wohl und Wehe dieser pädagogischen Unternehmung liegt in der Anteilnahme von Eltern- und Lehrerschaft. Damit aber steht es nicht zum besten. Wer soll sie den Kindern näherbringen, diese große Unbekannte, die Übung der Lebenskräfte? Es zeichnet sich hier ein neuzeitlicher Bedarf an eurythmischer Öffentlichkeitsarbeit ab, handfest, praktisch, bloß nicht wieder als Mission. Eurythmie wird als Schulfach auf Dauer nur zu halten sein, wenn sie leben darf als Kunst wenigstens im Schulbetrieb. Neue Künst- ler braucht der Betrieb, die zur Erwachsenenbildung freigestellt werden. Dann, wenn Eu- rythmie von der Schulgemeinschaft tatsächlich getragen und erlebt wird, kann sich leichter das Wunder ereignen, das sich heute die Eurythmisten nebenbei aus den Knochen schinden: Dass man Zeuge der unglaublichen Metamorphose wird, wie ein verklemmter, eben noch halbwüchsig ungelenker Körper plötzlich alle Beschränkung abwirft. Seine Seele breitet weit ihre Flügel aus … Schön wie ein Engel, als ein Inbegriff von Würde erscheint da plötzlich des Menschen Bild. So schön, dass man weinen könnte vor Begeisterung. Kann sein, es kommt mal irgendwann ein Weltkünstler vorbei und sieht das ein. So wie mit Steiners Wandtafelzeichnungen damals, aber die Eurythmie kann man nicht in Archiven einlagern und für die Zukunft aufbewahren. Also los, Ihr Erwachsenen, ab an die Arbeit. Die Kinder warten drauf. ‹›

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NEUE BÜCHER 59

Erschaffe dich neu

In jedem Augenblick des Lebens hat der Mensch Zugang zu seinem ureigensten schöpferi- schen Selbst. In Henning Köhlers neuem Buch »Der menschliche Lebenslauf als Kunst- werk« ist ein Vortragspaar zusammengefasst, das anlässlich eines Beuys-Symposiums gehalten wurde. Der Leser wird mitgenommen auf eine befreiende Reise fort aus der Welt determinierter Gegebenheiten, hin zu dem inspirierenden Gedanken, dass der Mensch sich fortlaufend im Strom der Zeit neu aufrichtet und seiner Gewordenheitsstruktur entfliehen kann. Fast spielerisch werden Anregungen gegeben, das gewohnte Zeitgefüge auf den Kopf zu stellen und die Möglichkeit einer realen Ursachenforschung, die aus der Zukunft kommt, anzusiedeln. Henning Köhler: Das Büchlein transportiert den Appell an alle Therapeuten, Erzieher und Eltern, sich vom Der menschliche Lebenslauf biographischen Determinismus im Zusammensein mit Patienten und Klienten zu verab- als Kunstwerk, schieden. Statt dessen gilt es, sich dem »Rätsel der aus der Zukunft entgegen strömenden, 67 S., kart. EUR 12,- entgegen klingenden oder einstrahlenden Wirksamkeiten« zu nähern. FIU-Verlag, Wangen 2010 Ein Buch, das nachwirkt und eine gelungene Aufforderung an jeden ist, sich auf die Spur der Zeitfragen zu begeben. Silke Schwarz

Professionell experimentieren

Nicht nur angehende, sondern auch etablierte Physiklehrer kennen die Erfahrung, dass sie einen Versuch im Prinzip gut überblicken und verstehen, sich der tatsächliche Aufbau in der Schule aber tückisch gestaltet: Netzspannungen brechen zusammen, ein Bild ist viel zu dunkel, ein Glasrohr bricht. Jan-Peter Meyn, Professor für Didaktik der Physik in Erlangen, hat in seinem Buch eine Fülle von Hinweisen zusammengetragen, welche die tägliche Arbeit im Labor nicht nur erleichtern, sondern auch Hilfen geben, wie man welche Lampe für welchen Versuch am besten einsetzt. Es sind technische und experimentelle Tipps, die man vielerorts nie explizit erhält, doch aber täglich braucht. Das Buch gliedert sich in zwei Teile. Während im ersten Teil die Funktion wichtiger Geräte und die dazu gehörenden experimentellen Details erläutert werden, liegt im zweiten Teil der Jan-Peter Meyn: Grundlegende Fokus auf ausgewählten Experimenten. Insbesondere optische Versuche werden hier dis- Experimentiertechnik im Physik- unterricht, 141 S., Taschenbuch, kutiert und experimentell optimiert. Dabei kommen auch die komplexeren Versuchsauf- 24,80 ¤, Oldenbourg Wissen- bauten zur Sprache, die an vielen Waldorfschulen in der Physik-Epoche zur Optik im 12. schaftsverlag, München 2011 Schuljahr eingesetzt werden. Man merkt dem Buch an, dass der Autor hier seine univer- sitäre Forschungspraxis mit Unterrichtserfahrungen an einer Waldorfschule verbindet. ›

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60 NEUE BÜCHER

› Die einzelnen Kapitel sind knapp gehalten und steuern direkt auf die Experimentiertechnik zu, so dass die Leser die physikalischen Zusammenhänge bereits überblicken müssen. Unter dieser Voraussetzung wird man reich belohnt und ausgesprochen motiviert, in Zukunft noch professioneller an der Schule und Hochschule zu experimentieren. – Das Buch ist nicht nur für Studierende, sondern auch für Lehrer sehr zu empfehlen. Die Kürze der Kapitel unter- stützt ein zielgerichtetes, schnelles Nachschlagen einzelner Fragen. Wilfried Sommer

Der Lehrer ist entscheidend fürs Lernen

Hirnforscher haben in den letzten Jahren immer wieder einen neuen Blick auf die Schule und deren Ziele geworfen. Man denke an Manfred Spitzer, Gerald Hüther oder Joachim Bauer. Auch Gerhard Roth, Professor für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneuro- biologie am Institut für Hirnforschung der Universität Bremen gehört zu ihnen. Schon lange ist ja bekannt, dass die Schule nicht nur dafür da ist, die Schüler mit Wissen abzufüllen, sondern dass dort Fähigkeiten geübt und Kompetenzen, Qualitäten erlernt werden, die für das Menschsein und das Zusammenleben wichtig sind. Das bestätigen diese Hirnforscher mehr oder weniger einmütig. Roth informiert zuerst über die neuesten Forschungsergebnisse in einer auch für Laien klar verständlichen und übersichtlichen Weise. Wie kommen Emotionen, das Bewusstsein, Lern- vorgänge zustande? Wie arbeitet das Gedächtnis auf verschiedenen Ebenen? Roth formu- Gerhard Roth: Bildung braucht liert ein neurobiologisch inspiriertes Modell der Persönlichkeit, beschreibt die Intelligenz Persönlichkeit – Wie Lernen gelingt, geb., 355 S., 19,95 Euro. und erörtert, ob sie beeinflusst, ob sie überhaupt sinnvoll gemessen und eingestuft werden Klett-Cotta, Stuttgart 2011 kann. Aus den Ergebnissen der Hirnforschung ergeben sich verschiedene Schlussfolge- rungen für die Schule und die Berufsausbildung. Den Erfolg des Unterrichts bestimmt in erster Linie das Sosein des Lehrers, Roth spricht von seiner Ausstrahlung. Neben der fach- lichen Ausbildung sind deshalb sein Selbstentwicklungspotenzial und seine Kommunikati- onsfähigkeit wichtig. Seine Autorität darf nicht im Zweifel stehen. Der Lehrer muss aber auch die Persönlichkeit des Schülers wahrnehmen und auf diese eingehen, um sie erfolg- reich zu fördern. Eine tragfähige Beziehung zwischen beiden ist unerlässlich. Roth zweifelt – wie auch viele Erziehungswissenschaftler – am Erfolg irgendwelcher didaktischer Metho- den. Der vielfältige Methoden- und Wertewechsel in der wissenschaftlichen Diskussion, den er beschreibt, bekräftigt diese Ansicht. In einem Anhang gibt Roth Ratschläge zur Verbesserung der Gedächtnisleistung, die zum Teil schon aus dem Altertum stammen. Das Buch informiert sehr gut über die Hirnfor- schung und davon ausgehend über die Schule, wie sie sein sollte. Vieles, was an der Wal- dorfschule selbstverständlich ist, wird dadurch bestätigt. Frank Dvorschak

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NEUE BÜCHER 61

Dann streckt der kleine Hund sich und streicht sich die Schnurrbarthaare glatt …

Es gehört längst zum Allgemeinwissen, dass ein gewisses Maß an Gesundheit eine not- wendige Grundlage für erfolgreiches Lernen darstellt. In der Antike war das Gymnasion der Ort, wo junge Männer Körper, Seele und Geist trainierten. Die Betonung lag dabei auf dem Körperlichen, was man noch daran erkennt, dass »gymnós« das griechische Wort für »nackt« ist. Im Widerspruch zu den Erkenntnissen und Erfahrungen vergangener Zeiten steht die heute wachsende Zahl an kranken oder körperlich geschwächten Kindern (und Lehrern). Motori- sche Defizite, Übergewicht, Konzentrationsschwierigkeiten, Stresssymptome haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation wie auch die Europäische Union haben sich inzwischen dieses Problems angenommen. Nicole Goldstein, Marion Herr- Stress gehört zum Alltag eines jeden Menschen in unserer Gesellschaft. Dieses Phänomen mann-Gorzolka, Marianne macht auch vor vielen Kindern nicht halt, auch nicht vor Waldorfschülern. Ursachen gibt es Quast: Entspannungswerkstatt vielerlei und leider sind sie oft nicht zu beseitigen. Deswegen ist es umso wichtiger, den Kin- für die Grundschule, 104 S., dern und Jugendlichen Wege zu zeigen, wie man sich entspannen kann und wie Momente SW-Illustrationen, Format der Präsenz und der inneren Ruhe geschaffen und ausgedehnt werden können. DIN A4, Klappenbroschur, Die Waldorfpädagogik hat in dem Bereich seit Jahrzehnten viel zu bieten. Dennoch kann ein EUR 19,95, verlag modernes Blick über den Tellerrand nicht schaden und die Wahrnehmung und das Bewusstsein für si- lernen, Borgmann GmbH & Co. KG. Dortmund 2010 tuativ angepasste Herangehensweisen schärfen. Anregungen dazu findet man sowohl als Lehrer wie auch als Elternteil in dieser Materialsammlung. Dort gibt es neben Körper- und Bewegungsübungen, die dem Hatha-Yoga entlehnt sind, Anregungen für (Selbst)Massagen, Phantasiereisen sowie Wahrnehmungs- und Stille-Übungen. Zu jedem Kapitel gehören eine kleine Einleitung sowie aktuelle Literaturempfehlungen. Dann folgt eine verständliche Anweisung, die mit Zeichnungen und einer Indianerge- schichte, die sich durch das Buch zieht, illustriert wird. Das liest sich dann zum Beispiel fol- gendermaßen: »Der kleine Hund ist heute bei seiner Freundin Katze eingeladen. Er ist gerade aufgewacht und gähnt erstmal ausgiebig. Dann streckt er sich und streicht sich die Schnurrbarthaare glatt (von der Nase mit den ausgespreizten Fingern nach außen zu den Ohren streichen). Von seinem gemütlichen Schläfchen in dem weichen Blätterhaufen ist er noch ein wenig staubig. Er klopft den Staub aus seinem Fell, überall, damit er auch ganz sauber wird (Arme, Beine, Bauch, Rücken, Po, Schultern, Brustkorb sanft abklopfen).« Jeder, der Erfahrung mit Kindern hat, wird leicht nachvollziehen können, wie gerne solche Anleitungen von Kindern befolgt werden und wie viel wacher und entspannter eine müde Kindertruppe (samt Lehrer) anschließend sein kann. Griet Hellinckx

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62 NEUE BÜCHER

Der Gerechte von Bordeaux

Wir kennen Oskar Schindler und auch John Rabe, zumindest seit es die bewegenden Kino- filme über diese beiden Persönlichkeiten gibt. Manche wissen, wer Raoul Wallenberg war. Wenige haben von Chiune Sugihara gehört oder von Aristides de Sousa Mendes. Sie alle haben mit ihrem Mut und ihrem Moralempfinden tausenden Menschen geholfen, dem Nazi-Terror und dem sicheren Tod zu entkommen. Aus einer wohlhabenden portugiesischen Aristokraten-Familie stammend, entschied sich Aristides de Sousa Mendes nach dem Jura-Studium für den diplomatischen Dienst. Über viele Zwischenstationen in Asien, Afrika und Amerika trat er 1938 seinen Dienst als Gene- ralkonsul in Bordeaux an. Nach dem Kriegsausbruch und der darauffolgenden Besetzung Frankreichs durch die Wehr- macht, kamen viele Flüchtlinge in den freien Teil Frankreichs. Sie wollten über Spanien José-Alain Fralon: Der Gerechte nach Portugal, um von dort mit einem Schiff nach Übersee zu fliehen. Das Land war als von Bordeaux. Wie Aristides de einziges Nadelöhr geblieben, nachdem die Schweiz und das ebenfalls neutrale Schweden Sousa Mendes 30.000 Menschen keine Flüchtlinge mehr aufnahmen. vor dem Holocaust bewahrte. Das diktatorische Regime in Portugal unter António Salazar, das sich zwar neutral verhielt, 207 S., geb. EUR 18,50. aber mit der Politik des Dritten Reiches sympathisierte, verbot die Durchreise unerwünsch- Urachhaus Verlag, Stuttgart 2011 ter Personen. Was geschah in den Tagen zwischen dem 16. und dem 19. Juni 1940, die für den Konsul Sousa Mendes und für viele tausend Menschen schicksalsentscheidend sein sollten? Nach Tagen der Agonie, in denen er sich in seinem Bett vergrub, nicht wusste, wie er sich zwischen Gewissen und Befehl verhalten sollte, während Tausende von Flüchtlingen vor dem Konsu- lat auf ihre Visa warteten, traf er die folgenschwerste Entscheidung seines Lebens. Entgegen den Anweisungen seines Ministeriums stellte er im Schnellverfahren allen war- tenden Menschen ein Visum aus, mit dem sie einen rettenden Hafen in Portugal erreichen konnten. Während dieser Tage waren sein Büro und seine Wohnung mit hilfesuchenden Flüchtlingen überfüllt. Er arbeitete Tag und Nacht, um die Flut der Visaeinträge bewältigen zu können. Die Konsequenzen seines Handelns können in dem fabelhaft geschriebenen Buch von José- Alain Fralon nachgelesen werden. Ihm ist es neben anderen zu verdanken, dass der Name Aristides de Sousa Mendes nicht in Vergessenheit geraten ist. Das selbstlose Handeln die- ses Konsuls wird von Fralon eingehend geschildert. Er vermittelt das Bild eines mutigen und unerschrockenen Menschen, dem moralisches Handeln über den Gehorsam geht. Ein Buch, das in keinem Biographieregal einer Buch- handlung und in keinem Klassenzimmer der Oberstufe fehlen darf. Bernhard Mrohs

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NEUE FILME 63

Die Königinnen der Sonne

Was für ein Film! Der vielfach preisgekrönte Dokumentarfilmer Taggard Siegel hat einen Film über die Bienen gedreht, der eigentlich ein Film über die Zukunft der Menschheit ist. Denn die Bienen liefern nicht nur süßen Honig, sondern sichern durch ihren unermüdlichen Bestäubungsfleiß den Fortbestand der Hälfte unserer pflanzlichen Nahrungsmittel. Im Winter 2006/2007 breitete sich in den USA ein massives Bienensterben aus, das als Colony Collapse Disorder (CDC) bekannt wurde. Im Frühjahr 2007 brachen in mehr als der Hälfte der amerikanischen Bundesstaaten bis zu 80 Prozent der Bienenvölker plötzlich und scheinbar grundlos zusammen. Bis heute ist ungeklärt, warum alle erwachsenen Bienen ohne erkennbaren Grund aus dem Stock ausfliegen und sterben, während die Königin, die Brut und junge Bienen weiterhin im Stock bleiben. Rätselhaft bleibt auch, warum in der Umgebung der Bienenstöcke keine toten Bienen gefunden werden. Es scheint, als ver- schwänden sie einfach. Bei Recherchen zu seinem Film über das Bienensterben stieß Taggard Siegel auf Rudolf Steiners Vorträge über das Wesen der Bienen. Bereits 1923 hatte Steiner die Befürchtung Queen of the sun – What the ausgesprochen, eine fortschreitende Industrialisierung der Bienenhaltung könne bis zum bees are telling us. Dokumentar- Ende des 20. Jahrhunderts zur Ausrottung dieser einzigartigen Geschöpfe führen. Darauf- film, 82 Min., Regie: Taggard hin begab sich der Filmemacher auf eine Entdeckungsreise über die Lebensbedingungen die- Siegel, USA 2011. Bestellungen ser »Königinnen der Sonne«. Er besuchte weltweit Imker, die Rudolf Steiners Anregungen über: www. queenofthesun.com zur Bienenhaltung berücksichtigen und ging zugleich den Ursachen der CDC auf den Grund. Herausgekommen ist ein Film, in dem sich atemberaubend schöne Filmsequenzen aus dem Zusammenleben von Bienen und Pflanzen mit Interviews und Analysen abwechseln. Tief erschreckenden Bildern von riesigen Trucks, mit denen drei Viertel der amerikanischen Bie- nenvölker in Containern durch das Land gefahren werden, um gigantische Monokulturen zu befruchten, stehen Begegnungen mit wunderbaren Menschen gegenüber, die ihr Leben den Bienen verschrieben haben. Taggard gelingt mit seinem Film das fast Unmögliche, indem er eine menschengemachte Katastrophe ungeschminkt zeigt, zugleich aber durch den liebevollen Blick seiner Kameras eine tiefe Sympathie für das Wesen der Bienen weckt und höchst interessante und originelle Menschen zeigt, die rund um den Globus daran arbeiten, den Bienen etwas von dem zu- rückzugeben, was wir ihnen verdanken. Da die Filmsprache englisch ist, eignet sich der Film auch hervorragend für den Unterricht in Oberstufenklassen. Sehen Sie selbst!

Henning Kullak-Ublick

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64 NACHRICHTEN

Heinz Zimmermann gestorben Potsdamer Waldorfschüler den 1. Preis. Er ist verbunden mit der Ver- Der ehemalige Leiter der Pädagogischen leihung des Walter-Scheler-Preises, der an Widerstand, politische Sektion am in Dornach, Verfolgung und an die Todesopfer zu Zeiten des DDR-Regimes er- Heinz Zimmermann, ist am 6. September innern soll. überraschend einem Herzinfarkt erlegen. Cornelius Rabe aus der 12. Klasse der Freien Waldorfschule Dresden Der 73-Jährige war auch nach seiner Pen- belegte mit seinem Projekt »Der mechanische Kreisel« den 2. Platz sionierung als vielgefragter Berater in der in seiner Altersgruppe beim Franz Ludwig Gehe-Preis für naturwis- Waldorfschulbewegung unterwegs, hielt senschaftliche Ideen. zahllose Vorträge, schrieb Bücher über das Für den Gesamtnotendurchschnitt beim Abitur konnten fünf Ab- Gespräch und seine gemeinschafts- iturienten des diesjährigen Jahrgangs an der Freien Waldorfschule bildende Funktion und beriet Waldorfkollegien auf der ganzen Welt. Villingen-Schwenningen sich über eine Auszeichnung freuen: Sie Zuvor war der promovierte Germanist Oberstufenlehrer für hatten alle eine Eins vor dem Komma. Auch in Hessen profilierten Deutsch- und Kunstgeschichte an der Rudolf-Steiner-Schule in Basel. sich Waldorfschüler mit ihrem Abiturergebnis im Fach Biologie. Von (Eine Würdigung erscheint in der nächsten Ausgabe.) 27 Schülern, die mit einem Preis für das beste Abitur in diesem Fach red. ausgezeichnet wurden, stammen fünf Abiturienten aus der Freien Waldorfschule Darmstadt. Sportliche Bestleistungen hatte der Norden zu verzeichnen: Beim Neuer Jahresbericht Waldorf 2011 landesweiten Staffelmarathon auf der Insel Helgoland in Schleswig- Das neue Berichtsheft des Bundes der Freien Waldorfschulen 2011 Holstein errang eine Mannschaft der Freien Waldorfschule Flens- wird im Herbst erscheinen und wartet mit spannenden Fragen auf: Wie kann die Waldorf-Lehrerbildung in Zukunft organisiert und fi- nanziert werden? – Wie sinnvoll sind Wal-Dorf-Schulen auf dem Lande? – Wie inklusiv sind Waldorfschulen? – Wie sehen Waldorf- Qualitätsverfahren aus? Berichte aus den Regionen und einzelnen Institutionen und eine Terminvorschau runden das Blatt ab. Über ein Feedback freut sich die Redaktion des Jahresberichtsheftes. E-Mail: [email protected] oder www.waldorfschule.de/ waldorfschule-bund/publikationen/index.html red./Cornelie Unger-Leistner

Waldorfschüler gewinnen Preise und Auszeichnungen Oberstufenschüler der Freien Waldorfschule Potsdam belegten mit ihrem Film »Der steinerne Horizont« den 3. Platz beim bundes- weiten HISTORY Award. In dem Dokumentarfilm gingen 16 Wal- dorfschuler anlässlich des Jahrestags des Baus der Berliner Mauer auf Spurensuche und ließen Zeitzeugen zu Wort kommen. Die Ge- Oberstufenschüler der Freien Waldorfschule Potsdam belegten mit schichtswerkstatt Jena hat den Film ebenfalls ausgezeichnet: Im ihrem Film »Der steinerne Horizont« den 3. Platz beim bundesweiten Schülerwettbewerb zum 50. Jahrestag des Mauerbaus erhielten die HISTORY Award

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NACHRICHTEN 65 Zwischen Machbarkeitswahn und Verantwortung – eine aktuelle Neuerscheinung

burg die Goldmedaille. Beim bundesweiten Städtewettbewerb »Mis- sion Olympic«, den unter anderem der Deutsche Olympische Sport- bund auslobt, ging die 8. Klasse der Freien Waldorfschule Nürtingen beim Drachenbootrennen an den Start und siegte. Beim Wortsegel-Schreibwettbewerb der Gemeinde Tholey im Saar- land waren Schüler eingeladen, sich kreativ mit der bedeutenden Lyrikerin Mascha Kaléko auseinanderzusetzen. Rund 250 junge Poe- ten aus dem Saarland und dem angrenzenden Lothringen brachten eigene Gedanken zu Papier. Der 1. Preis ihrer Altersklasse ging an Lioba Martini von der Freien Waldorfschule Saarbrücken. red./Bund der Freien Waldorfschulen Pränatale Diagnostik (PND), Präimplantations- diagnose (PID), mit gentechnischen Verfahren Krankenkasse kündigt Leistungen für anthroposophische Medizin hergestellte Medikamente – das sind biologisch- Die IKK classic hat ihren Vertrag zur Integrierten Versorgung (IV) im medizinische Errungenschaften, die – mehr oder Rahmen der Anthroposophischen Medizin zum 30. September 2011 weniger öffentlich diskutiert und wahrgenommen – gekündigt. Konkret bedeutet das, dass die IKK classic alle Leistungen massiv in unser Leben eindringen. aus der IV nur noch bis zum 30. September 2011 erstattet. Vor der Kündigung hatte es keine Anzeichen gegeben, den Vertrag zur Integrierten Versorgung nicht weiterzuführen. 2006 hatte ihr Bei aller Faszination ist es dringend notwendig, sich Vorläufer IKK Hamburg als erste Krankenkasse mit der Anthropo- die Motivation und Zielsetzung der Gentechnik und sophischen Medizin einen Vertrag zur »Integrierten Versorgung« vor allem die Konsequenzen neuer Gesetze für die abgeschlossen. Damit wurde die Vergütung der Heileurythmie, der Gesellschaft in aller Klarheit bewusst zu machen, Künstlerischen Therapien der Anthroposophischen Medizin sowie um einen eigenen Standpunkt beziehen zu können. der Rhythmischen Massage erstmalig als Regelleistung vertraglich zugesichert. www.gesundheit-aktiv.de Red./Quelle: damid Dazu müssen viele grundlegende Fragen gestellt wer- den, die nicht nach politischen und erst recht nicht »Öffentlich wirken« – Fachtagung für Kommunikation nach wirtschaftlichen Kriterien entschieden werden dür- »Öffentlich wirken« ist das Thema einer Fachtagung für Kommu- fen, sondern eine ethisch-spirituelle Betrachtung erfor- nikation, die am 4. und 5. November 2011 in Bochum stattfinden dern. Johannes Wirz, Molekularbiologe am wird. Sie wendet sich an alle, die sich in kleinen und größeren In- Forschungs- stitutionen für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit engagie- institut am Goetheanum in Dornach (Schweiz) ren. Zu den Referenten zählen unter anderen der renommierte setzt sich in seinem Buch vor dem Hintergrund anthro- Wirtschaftsjournalist Caspar Dohmen (aktuelles Buch: Good Bank), posophischer Forschung kritisch mit diesen Fragen die ehemalige Chefredakteurin der taz, Bascha Mika, und die ange- sehene Medizin-Fachautorin Annette Bopp. auseinander. Zwei Tage lang informieren sich die Teilnehmer über die Entwick- lung moderner Kommunikationsinstrumente, erwerben in praxis- › Johannes Wirz: Gentechnik in der Medizin, 2011 | Oktober erziehungskunst gesundheit aktiv, www.gesundheit-aktiv.de/shop 64_65_66_67_68_69_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 16:27 Uhr Seite 66

66 NACHRICHTEN

› orientierten Workshops Fähigkeiten und Rüstzeug für ihre täglichen liegt Baden-Württemberg an letzter Stelle bei den Zuschüssen. »Die PR-Aufgaben und tauschen sich ausführlich über ihre Anliegen aus. dauerhafte strukturelle Unterfinanzierung zwingt die Eltern dazu, Der »Markt der guten Ideen« präsentiert zukunftswürdige Ansätze; Schulbeiträge aufbringen zu müssen, die das Elternrecht auf freie die besten werden auf einem Galaabend prämiert. Als Vortragsredner Schulwahl konterkarieren«, so Albrecht Hüttig, Vorstand der sind Lukas Beckmann, langjähriger ehemaliger Bundesgeschäfts- Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Waldorfschule in Baden- führer der Grünen und Vorstand der GLS Treuhand, Christoph Fasel, Württemberg. red./Quelle: LAG-Ba-Wü ehemals Leiter der Henri-Nannen-Journalistenschule und derzeit Rektor der SRH Hochschule in Calw,sowie Jens Heisterkamp, Info3- Herausgeber, Autor und Publizist. Inklusive Schule – Fehlanzeige Die Initiative zu dieser Fachtagung, die insbesondere für Öffent- Bei der Einbindung von behinderten und lernschwachen Kindern lichkeitsarbeiter aus anthroposophischen Einrichtungen konzipiert in den herkömmlichen Schulunterricht macht Deutschland laut wurde, entstand im Rahmen der regelmäßigen Treffen von Journa- einer Bertelsmann-Studie kaum Fortschritte. »Bei uns sind 80 Pro- listen, PR- und Medienschaffenden aus diesem Bereich. Die Tagung zent aller Kinder mit Förderbedarf auf einer Förderschule. In den wird unterstützt und empfohlen vom Bund der Freien Waldorf- meisten Ländern Europas ist es genau umgekehrt. Dort gehen 80 schulen. Prozent dieser Kinder in eine Regelschule«, so Annette Stein von der www.öffentlich-wirken.de Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Vor allem in weiterführenden Kontakt: Harald Thon, Tel. +49 (0)231 69 79 19, E-Mail: [email protected]. Schulen gebe es zu wenige Angebote, daher werde die große Mehr- heit in separaten Förderschulen unterrichtet. Nur jeder fünfte Schü- ler mit Förderbedarf geht demnach auf eine Regelschule. Inklusive Baden-Württemberg bei der Finanzierung Bildung ende zu häufig nach der Kita, kritisierte die Stiftung weiter. der freien Schulen an letzter Stelle http://dpaq.de/BJXSG red./dpa Eine vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) herausge- gebene Studie weist nach, dass Baden-Württemberg bei den Pro- Kopf-Schülersätzen im Bundesländervergleich an letzter Stelle steht. Proteste gegen Kürzungen bei freien Schulen Das ist für die davon betroffenen Waldorfschulen kein überra- Gegen die Kürzung des Bildungsetats der Freien Schulen in Bran- schender Befund. Sie beklagen schon seit langem eine völlig unzu- denburg haben am 31. August mehrere tausend Schüler, Eltern und reichende Finanzierung durch das Land. Lehrer vor dem Landtag in Potsdam demonstriert. Anlass war die Stereotyp wurde von verantwortlichen Politikern in der Vergangen- erste Lesung des Haushalts 2012. Ende Juni hatte die Landesre- heit behauptet, dass man die Schülerkopfsätze für die Freien Schu- gierung Einsparungen von 24 Millionen Euro im Bildungsressort len aufgrund der unterschiedlichen Berechnungs-Systematik in den beschlossen. Davon sollen knapp fünf Millionen Euro aus Mittel- Ländern, wie Zahlen zu ermitteln sind, nicht miteinander verglei- kürzungen für freie Schulen kommen. chen könne. Die aktuelle IW-Studie zeigt, dass die Zuschüsse pro Die im Mai gestartete Volksinitiative »Schule in Freiheit« gegen die Schüler für die freien Schulen im Bundesdurchschnitt um 1.724 geplanten Kürzungen bei den freien Schulen hat nach Angaben Euro niedriger sind als die Kosten an staatlichen Schulen. Das ent- ihrer Träger schon 30.000 Unterschriften gesammelt. Um erfolg- spricht einem durchschnittlichen Deckungsgrad von 72 Prozent. Da- reich zu sein und das Anliegen auf die Tagesordnung des Landta- durch werden nach Ansicht des Instituts für Wirtschaft die freien ges zu setzen, wären nur 20.000 notwendig gewesen. Schulen systematisch benachteiligt. Die freien Einrichtungen beklagen, dass staatliche Schulen voll aus Die neue Regierungskoalition hat im Koalitionsvertrag festgelegt, Steuergeldern finanziert würden, freie Schulen hingegen nur zu den Nachholbedarf für freie Schulen zeitnah anzugehen. Inzwischen 65 Prozent. »Jetzt sollen uns noch weitere 20 Prozent weggenom-

erziehungskunst Oktober | 2011 64_65_66_67_68_69_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 16:27 Uhr Seite 67

NACHRICHTEN | TERMINE 67

men werden. Das ist existenzgefährdend.«, erklärte Detlef Har- Termine dorp, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Freie Schulen in Berlin-Brandenburg. www.schule-in-freiheit.de red./dpa 10. bis 14. Oktober 2011: »Internationale Deutsch-Woche«. Fortbil- dungstagung für Deutsch als Fremdsprache an der Waldorfschule. Anm.: c/o Nikolai Höfer, Ch. de Carabot 27 B, CH-1233 Bernex- Weiterbildungsreihe für Waldorferzieher Genève, Tel. 0041-22-3442074, E-Mail: deutsch-woche@ waldorf- In Kooperation mit dem Waldorfkindergartenseminar und der daf.info, Ort: Seminar für Waldorfpädagogik, Weinmeisterstr. 16, Freien Hochschule in Stuttgart bietet der Paritätische Wohlfahrts- 10178 Berlin, Tel. 030-6187073, 030-6181098 verband eine qualifizierende, studienvorbereitende Weiterbildungs- reihe »Sozialkompetenz und Kooperation in der Kindergarten- 16. bis 22. Oktober 2011: 7. Internationale Musikwoche für Heil- pädagogik« für berufserfahrene Waldorferzieher an. pädagogik und Soziale Arbeit. Fortbildung. Anm.: Matthias In sechs Blockveranstaltungen werden inhaltliche Schwerpunkte Jakob, Kronstr. 22, 61209 Echzell, Fax 06035-81126, E-Mail: wie Selbstverwaltung im Waldorfkindergarten, soziale Kompeten- [email protected], www.musikwoche-heilpaedagogik.de, Ort: Lebens- zen, Selbstorganisation und Zeitmanagement, Zusammenarbeit gemeinschaft Bingenheim, Schloßstr. 9, mit anderen Institutionen und Qualitätssicherung vermittelt. 61209 Echzell Nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung können Leis- tungspunkte erworben werden, die dann im berufsbegleitenden 27. bis 30. Oktober 2011: »Grenzerlebnisse im Alltag«. Turn- und Aufbaustudiengang »Kindheitspädagogik« der Freien Hochschule Sportfachtagung. Anm.: Bund der Freien Waldorfschulen, Wagen- Stuttgart auf den Studienabschluss Bachelor angerechnet werden burgstr. 6, 70184 Stuttgart, Tel. 0711-21042, Fax 0711-2104219, Ort: können. Beginn ist Mitte November. www.esf-eris.de red. Freie Waldorfschule Uhlandshöhe, Turnhalle

5. November 2011: »MännerLeben«. Kongress für Lebenskunst & Neue Epidemie: Fettleibigkeit durch Fehlernährung Gesundheit. Anm.: Gesundheitspflege-Büro, Paracelsusstr. 33, Nach einer in der Zeitschrift »Lancet« veröffentlichten Studie der 73730 Esslingen, Fax 0711-9319770, Ort: Medizinische Hochschule Universität Melbourne sind immer mehr Menschen übergewichtig Hannover oder fettleibig. 170 Millionen Kinder sind weltweit davon betroffen. Die Wissenschaftler stellen fest, dass sich die Fettleibigkeit wie eine 6. bis 11. November 2011: Internationale Fortbildungswoche für Epidemie ausbreitet. Wissenschaftler der Harvard School of Public Englischlehrer an Waldorfschulen, alle Klassenstufen. Anm.: Doris Health nehmen die Studie zum Anlass, die UNO zu sofortigen Ge- Lüdicke, E-Mail: [email protected], Ort: Haus Altenberg, genmaßnahmen aufzufordern. Die weitere Ausbreitung der Fett- Jugendbildungsstätte, Ludwig-Walker-Str. 12, 51519 Odenthal-Alten- leibigkeit soll durch zusätzliche Steuern auf Trinken und Essen berg, www.Haus-Altenberg.de verhindert werden. Statt zusätzliche Steuern zu erheben, könnten in die Preise der industriell hergestellten Nahrungsmittel die Kosten 11. bis 12. November 2011: Geschichtsunterricht zwischen Men- der Umweltzerstörung und des Energieverbrauchs eingerechnet schenkunde, Tradition und Bildungsbürokratie. Geschichtslehrer- werden, die ihre Herstellung verursacht. Rechnete man noch die Ko- tagung. Anm.: [email protected], Ort: Waldorfschule Potsdam sten der medizinischen Behandlungen hinzu, die infolge einer fal- schen Ernährung eintreten, würden die billige Nahrungsmittel um 18. bis 19. November 2011: »Zukunft ist gestaltbar. Selbstwirksam- ein Vielfaches teurer werden, als biologisch und umweltverträglich keit im Umgang mit Kindern und Jugendlichen – Mut und Selbst- erzeugte. red. vertrauen anstatt lähmender Resignation«. Öffentliche Tagung. ›

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› Info: Freier Pädagogischer Arbeitskreis, CH-6301 Zug, Tel. 0041-71 Agentur »Von Mensch zu Mensch«, Zur Uhlandshöhe 10, 70188 00949, E-Mail: [email protected], www.arbeitskreis.ch, Ort: Zürich Stuttgart, Tel. 0711-2485097, E-Mail: [email protected]: 21.-22.10.11: »Der Doppelstrom der Zeit – die atmende Begegnung von Ver- AVENTERRA e.V., Libanonstr. 3, 70184 Stuttgart, Tel. 0711-4704215, gangenheit und Zukunft«. Wochenendtagung mit K.J. Bracker, www.aventerra.de: 9.-11.12.11: Temperamente, Theaterpädagogik C. Hueck, A. Husemann, E. Lampson, A. Neider,Ort: Rudolf Steiner- Haus Stuttgart. Freie Hochschule Stuttgart, Seminar für Waldorfpädagogik, Hauß- mannstr. 44a, 70188 Stuttgart, Tel. 0711-21094-0, www.freie-hoch- Akademie für Waldorfpädagogik, Zielstr. 28, 68169 Mannheim, Tel. schule-stuttgart.de: 6.10.11: »Soziale Umbrüche heute«. Vortrag von 0621-3094815, Fax 0621-3094850, E-Mail: veranstaltung@freie- B. Hardorp. 7.-8.10.11: »Bewegtes Klassenzimmer«. Fortbildungs- hochschule-mannheim.de: 18.-20.11.11: Fortbildungswochenende wochenende mit I. Taggert-Hill. 21.-22.10.11: »Der Himmel über für Mathematiklehrer, 9. Klasse uns – Einführung in die beobachterzentrierte Himmelskunde«. Fortbildungswochenende mit A. Fischer. 21.10.11: »Vom Stellenwert Brigitte Pietschmann, Bossertweg 17, 74523 Schwäbisch Hall, der Waldorfpädagogik unter den Pädagogiken«. Vortrag von W. Tel. 0791-41100, Fax 0791-2066468, E-Mail: brifri.pietschmann@ Nieke (Universität Rostock) freenet.de: 28.-30.10.11: »Bewegung ins Lernen«. Fortbildung zur Methodenvielfalt in beweglichen Klassenzimmern mit B. Lehrerseminar für Waldorfpädagogik und Pädagogische For- Pietschmann, M. Carle, Ort: Freie Waldorfschule Schwäbisch Hall, schungsstelle, Brabanter Str. 30, 34131 Kassel, Tel. 0561-33655, Fax Teurerweg 2 0561-3162189, E-Mail: [email protected]: 6.-9.10.11: Fortbildungswochenende, 7. Klasse, Mathematik/Biologie. 14.- 16.10.11: Fortbildungswochenende, 5. Klasse, Geschichte. 16.-21.10.11: Freies Bildungswerk Rheinland, Luxemburger Str. 190, 50937 Köln, Fachwoche Kristallographie mit H-U. Schmutz, Eurythmie mit J. Tel. 0221-9414930, www.fbw-rheinland.de, E-Mail: info@fbw- Hoek. 30.10-11.11.11: Blockstudium für die Oberstufe – 11. Klasse und rheinland.de: Blockstudium Handarbeit – Stricken und Häckeln in der Unterstufe. 7.-9.10.11 und 18.-20.11.11: Grundkurs »Lebensecht Lernen«. 30.10.-18.11.11: Blockstudium für Klassenlehrer – 1. bis 3. Klasse. 18.- 14.-16.10.11: »Engelwirken in der Erziehung«. – Seminar mit H. 20.11.11: Fortbildungswochenende, 8. Klasse, Geschichte. 20.-25.11.11: Köhler, U. Wagner-Zavaglia. Ort: Freies Bildungswerk Rheinland, Fortbildungswoche, 8. Klasse, Physik/Chemie. Loreleystr. 3-5, 50677 Köln

Liebe Leserinnen und Leser, auf unserer Homepage www.erziehungskunst.de finden Sie ein umfang- reiches redaktionelles Angebot, das die gedruckte Ausgabe der Zeitschrift um viele Funktionen erweitert: Neben aktuellen Berichten, Terminen, Diskussionsforen und Beiträgen, die die gedruckte Ausgabe ergänzen, enthält sie eine komfortable Suchfunktion, mittels derer sich gezielt nach einzelnen Artikeln oder innerhalb bestimmter Themengebiete stöbern lässt. Das umfangreiche Archiv reicht bis zum Gründungsjahr der Zeitschrift (1923) zurück. Besuchen Sie uns! 64_65_66_67_68_69_EK10_2011:EZK Kopie 16.09.2011 16:27 Uhr Seite 69

erziehungskunst Waldorfpädagogik heute 75. Jahrgang, Heft 10, Oktober 2011 TERMINE | IMPRESSUM 69 Auflage 72.000 Herausgeber: Bund der Freien Waldorfschulen e.V., Wagenburgstr. 6, 70184 Stuttgart, Tel.: 07 11/2 10 42-0

Die erziehungskunst ist Organ des Bundes der Freien Waldorfschulen e.V., der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen e.V., der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V. und der Inter- nationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V.

Redaktion: Mathias Maurer, Lorenzo Ravagli, Dr. Ariane Eichenberg

Beirat der Redaktion: Christian Boettger, Hans Hutzel, Christine Krauch, Henning Kullak-Ublick, Martina Wiemer-Brettreich

Anschrift der Redaktion: Wagenburgstraße 6, D-70184 Stuttgart, „Ich will eine Tel.: 07 11/2 10 42-50/-51 | Fax: 07 11/2 10 42-54 „Ich will für jeden E-Mail: [email protected] Pädagogik, die welt- meiner Schüler Internet: www.erziehungskunst.de weit zuhause ist, da sein, geht das?“ Manuskripte und Zusendungen nur an die Redaktion. gibt‘s die?“ Die Verantwortung für den Inhalt der Beiträge tragen die Verfasser.

Gestaltungskonzept: Maria A. Kafitz www.waldorf-aktuell.de/1/ www.waldorf-aktuell.de/2/ Herstellung: Verlag Freies Geistesleben Maria A. Kafitz & Gabriele Zimmermann

Verlag: Blockseminare für Handarbeit – Berlin. Anm.: Amalia Suter,Tel. 030-65489562, E-Mail: Verlag Freies Geistesleben [email protected]; Verena Simon, E-Mail: [email protected]: 21.-23.10.11: Fertig- Postfach 13 11 22, 70069 Stuttgart, stellung der Arbeiten aus Block 7 (Klasse 8) und Maßnehmen und Schnittherstellung Landhausstraße 82, 70190 Stuttgart Tel.: 07 11/2 85 32-00 | Fax: 07 11/2 85 32-10 (Klasse 9). 11.-13.11.11: Schneidern von Bekleidung (Klasse 9) Internet: www. geistesleben.com

EOS Erlebnispädagogik e.V., Wildbachweg 11, 79117 Freiburg, Tel. 0761-600800, Anzeigenservice & Marketing: Simone Patyna www.eos-freiburg.de: 26.9.-21.10.11, 24.10.-18.11.11 und 21.11.-16.12.11: Vierwöchige Tel.: 07 11/2 85 32-32 | Fax: 07 11/2 85 32-11, Vollzeitausbildung in Erlebnispädagogik E-Mail: [email protected] Abonnement & Leserservice: Der Quellhof e.V., Wanderstr. 18, Mistlau, 74592 Kirchberg an der Jagst, Tel. 07954- Antje Breyer 396, Fax 07954-7167, E-Mail: [email protected], www.quellhof.de: 7.-9.10.11: Tel.: 0711-28532-00 | Fax: 0711-28532-10 »Vom Kampf zum Tanz im Miteinander«. Gewaltfreie Kommunikation und Stock- E-Mail: [email protected] kampf. Mit M. Rausch. 14.-16.10.11: »Akademie für Pädagogische Kunst«. Ein Schu- Die erziehungskunst erscheint 11-mal im Jahr lungsweg für Pädagogen mit R. van Vliet zum Monatsbeginn und kann direkt beim Verlag (oder durch jede Buchhandlung) bezogen werden. Jahresabonnement: € 40,–; Studentenabonnement Pädagogische Sektion am Goetheanum, Postfach, CH-4143 Dornach, Tel. 0041-61- (mit gültigem Studiennachweis): € 30,–; jeweils 7064315, E-Mail: [email protected]: 6.-9.10.11: »Internationales Ausbil- zzgl. Versandkosten (Inland: € 9,20; Ausland: € 19,40; dertreffen«. Anm.: [email protected] oder [email protected]. Luftpost international: € 43,20). Probeabo (3 Hefte): € 15,– inkl. Versandkosten. Einzelheft: € 4,90 zzgl. Ver- 12.-14.10.11: »Mensch und Mathematik«. Mathematische Studientage. 21.-23.10.11: sandkosten. Das Abonnement kann nur mit einer Frist »Individualität unmittelbar erlebt«. Pädagogische Fachtagung. 22.10.11: Führungen von sechs Wochen zum Jahresende gekündigt werden. und Beiträge in Zusammenarbeit mit dem Vitra Design Museum. Goetheanumtag. Druck: 30.10.-2.11.11: »Wege zur mathematischen Vorstellungsbildung«. Förderlehrertagung. Körner Rotationsdruck 4.-5.11.11: Rudolf Steiner Forschungstage für Studenten und junge Wissenschaftler ISSN 0014-0333 JANTAR-Bühne, Dorneckstr. 40, CH-4143 Dornach, Tel. 0041-61-2711177, E-Mail: Dieses Magazin wird auf FSC®-zertifiziertem Papier ge- [email protected]: 28.-30.10.11, 25.-27.11.11, 16.-18.12.11: »Eurythmiefort- druckt. FSC ist ein weltweit anerkanntes Zertifizierungs- bildung und Forschungsarbeit«. Mit D. Vuckovic. Ort: Dornach system zur Sicherstellung nachhaltiger Waldwirtschaft.

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EZ_10_11_Anzeigen Arb.indd 70 09.09.11 16:03 GELEGENHEITEN 71 erziehungskunst Möchten auch Sie inserieren? Dann beachten Sie bitte die folgenden Hinweise: Anzeigenschluss für die November-Ausgabe: 01. Oktober 2011 Druckunterlagen: • hoch aufgelöste (300 dpi) PDF- oder EPS-Dateien mit eingebundenen Schriften, Schriftgröße mind. 8 Pt [email protected] • www.casaraphael.com • TIFF-Dateien (300 dpi) Jugend-Hüttendorf-Vulkaneifel ITALIEN · Trento 54531 Manderscheid • www.jugend-huettendorf.de • offene Dateien aus den Programmen 38050 Roncegno Tel. 0 65 72/9 21 10 • [email protected] (Mac-Versionen): QuarkXPress, Piazza de Giovanni 4 Tel 0039 0461 77 20 00 InDesign und Adobe Photoshop Fax 0039 0461 76 45 00 Die Bearbeitungsgebühr für das Setzen Levico-Quelle - und Gestalten sowie für Korrekturen das Wasser des Lebens von gesetzten Vorlagen entnehmen Sie Erholen Sie sich in der vitalisie- Klassenfahrten in die Vulkaneifel, bitte den aktuellen Mediadaten Nr. 02 renden Naturumgebung von Trentino, am Fuße der Dolo- ideal für das 5. und 6. Schuljahr gültig ab 01.01.2011 miten. Das Kur- und Therapie- bewusst alternativ – naturnah, waldorfpädagogisch zentrum Raphael befindet sich orientiert. Weitläufi ges Gelände. Schmackhafte, Vorlagen liefern Sie bitte wie folgt: in einem stilvollen Hotel der reichhaltige Vollverpfl egung. Exkursionen, erleb- • Textvorlage per Mail, Fax oder als Belle Epoque. Ärzte und Thera- peuten betreuen Sie auf anthro- nispädagogische Programme, Feldmesspraktikum. Word-Dokument (RTF, ohne einge- posophischer Grundlage bei Freiplätze für Lehrer möglich. bundene Logos, Graphiken etc.) sowie • Stress, Erschöpfung, Burnout eine reprofähige Vorlage Ihres Logos • Atemwegserkrankungen, Allergien • Abwehrschwäche, Rekonvaleszenz (unbedingt separat als TIFF-, JPEG-, Die Thermalanwendungen mit dem Levico-Wasser PDF- oder EPS-Datei bzw. als Scan- pries schon Rudolf Steiner als einzigartig an. Geniessen Sie die italienische Küche mit Produkten vorlage in höchstmöglicher Qualität) aus biologisch-dynamischem Anbau. Bitte beachten Sie, dass wir ausschließ- Erleben Sie völliges Wohlbefinden im lich Mac-Schriften verwenden können. Einklang mit Körper, Geist und Seele. Probeabzüge werden nur auf ausdrück- lichen Wunsch zugesandt. Für Mängel, die entstehen, weil die von Ihnen gelieferten Druckunterlagen bereits Fehler aufweisen oder nicht den Angaben in unseren Mediadaten entsprechen, gewährt der Verlag keine Reklamationsansprüche. Verlag Freies Geistesleben Landhausstraße 82 · 70190 Stuttgart • Stellenanzeigen und Kleinanzeigen Simone Patyna Tel.: 07 11/285 32 39 Fax: 07 11/285 32 11 [email protected] • Werbeanzeigen Christiane Woltmann Tel.: 07 11/285 32 34 Fax: 07 11/285 32 11 [email protected]

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EZ_10_11_Anzeigen Arb.indd 71 09.09.11 16:03 72 GELEGENHEITEN Eurythmie. And what moves you? Dabei sein! Wir feiern ein Jahrhundert Eurythmie.

Komm nach Berlin und erlebe das grösste internationale Jugend-Eurythmie-Festival, das es je gab. Als Teilnehmer führst du Beethovens fünfte Symphonie auf, belegst Kurse und Workshops, machst Ausflüge, entdeckst eine tolle Stadt – und dich selbst. Teilnehmen? Bist du Schüler oder Student und zwi- whatmovesyou.de schen 17 und 23? Dann bewirb dich jetzt! Mehr erfahren und jetzt bewerben! 8. Juli – 5. August 2012.

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WALDORFKINDERGARTEN

Wir suchen ab sofort für die Freie Waldorfkindertagesstätte Leitung unserer Einrichtung GREIFSWALD

eine/n erfahrene/n Waldorferzieher/in Unsere Schule liegt direkt am südlichen mit staatlicher Anerkennung. Stadtrand von Berlin. Wir sind eine Unser Kindergarten ist an die Waldorfschule angegliedert. einzügige Ganztagsschule von der Die Universitätsstadt Greifswald liegt in reizvoller Naturlandschaft an der Ostsee Eingangsklasse bis zum Abitur mit ca. zwischen Rügen und Usedom mit guter Anbindung nach Berlin und Hamburg. 380 Schülern. Eine zeitgemäße Weiter- entwicklung der Waldorfpädagogik liegt Ihre Bewerbung richten Sie bitte an Frau Heymann. uns sehr am Herzen. Waldorfkindergarten • Hans-Beimler-Str. 79 – 83 • 17491 Greifswald Tel.: 0 38 34/50 26 12 • Fax: 50 26 61 • www.waldorf-greifswald.de Für die Neugestaltung unserer Ganztagsschulbetreuung suchen wir ab sofort: 1 Waldorferzieher/in in Teilzeit Wir wünschen uns für diese besondere Aufgabe eine initiativkräftige Persönlich- keit mit Freude an der Zusammenarbeit Wir sind der Landesverband der 150 Waldorf-Kindertageseinrichtungen mit dem Lehrerkollegium. in Baden-Württemberg. Unsere Hauptaufgaben bestehen in der Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der Waldorfpädagogik im Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung! Vorschulalter sowie der Trägerqualität unserer Mitgliedseinrichtungen. Freie Waldorfschule Kleinmachnow Dazu ist Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung in der Waldorfbewegung z.Hd. Einstellungskreis und in der Bildungspolitik auf Landes- und Bundesebene notwendig. Am Hochwald 30 14532 Kleinmachnow Wir suchen zum 01.09.2012 eine erfahrene und engagierte Persönlich- keit als Nachfolger/in für unseren aus Altersgründen ausscheidenden Geschäftsführer mit Dienstsitz im Raum Stuttgart und der Bereitschaft zu reisen und zu Waldorfkindergarten flexiblen Arbeitszeiten. Wattenscheid e.V. Sie bringen mit:  Begeisterung für die Waldorfpädagogik Eine engagierte und  Kaufmännische Qualifikation (vorzugsweise Studium) und langjährige, einschlägige Berufserfahrung in Leitungsfunktion zuverlässige Waldorf-  Erfahrung im Umgang mit elektronischen Medien erzieherin (m/w)  Erfahrungen in der Selbstverwaltung gemeinnütziger (36 Stunden pro Woche) Einrichtungen und in Öffentlichkeitsarbeit  Organisationstalent und Kooperationsfähigkeit sucht der Waldorfkindergarten  Kommunikationsfähigkeit in Wort und Schrift Bochum - Wattenscheid für die  Sensibilität für soziale Prozesse altersgemischte integrative Kinder- gartengruppe (3- bis 6-jährige) Wir bieten eine interessante und vielfältige Tätigkeit mit angemessener mit 25 Kindern, ab sofort. Bezahlung. Interessiert? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung. Die Bezahlung erfolgt nach TVÖD. Bitte schicken Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bis spätestens 31.10.2011 an: Bitte schicken Sie Ihre Bewerbungen an den Vereinigung der Waldorf-Kindertageseinrichtungen Baden-Württemberg Waldorfkindergarten Schlattbachstr. 4 • 72348 Rosenfeld Wattenscheid e.V. und/oder per E-Mail: [email protected] z.Hd. Frau Schomann Reiterweg 13 Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: 44869 Bochum Astrid Ebrahimi • Tel. 0 71 35/93 75 49 • E-Mail: [email protected] Tel. 0 23 27/7 30 96

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Der Waldorfkindergarten Gänsweide bie- tet in sechs Gruppen, davon einer integra- Dorf Seewalde tiven und zwei Kleinstkindgruppen, eine Engagieren Sie sich bei uns! ganztägige Betreuung an. Waldorferzieher/in Kindergartenführung, derzeit 13 Plätze Wir suchen ab sofort in Voll-oder Teilzeit: Waldorfschullehrer/in Waldorfschule im Aufbau – jahrgangsübergreifend Gruppenleitung: Waldorferzieher/in Die Michael Schule ist eine Betreuungsfachkraft m/w Wohnbetreuung und Werkstätten Pädagogische Zweitkraft: Förderschule für heilende Erziehung Waldorferzieher/in und Erzieher/in am südlichen Stadtrand Hamburgs ట 039828/202 75 mit staatl. Anerkennung gelegen. Wir unterrichten als www.seewalde.de/Mitarbeit Ganztagsschule in Kleinklassen und Praktikanten: suchen für unseren Unterricht Vor- und Anerkennungsprakti- eine/n kanten/innen Gern auch Quereinsteiger/innen aus päd- • Heilpädagogen/in agogischen und pflegerischen Bereichen! für die Klassenbegleitung in der Unterstufe Wir wünschen uns eine wache und reflek- tierte Persönlichkeit mit guter Beobach- Der Stellenumfang beträgt 75 % tungsgabe und großem Einfühlungsver- mögen. Auf Ihre Bewerbung freut sich der Bitte richten Sie Ihre aussagekräftige Personalkreis der Michael Schule Für unsere voll ausgebaute, und vollständige Bewerbung an: Woellmerstrasse 1 doppelzügige­ Schule mit Waldorfkindergarten Gänsweide e.V. 21075 Hamburg 12 Klassen suchen wir ab Februar 2012 eine(n) Neckarauer Waldweg 129 Tel. 0 40/70 97 37 78-0 68199 Mannheim Fax 0 40/70 97 37 78-19 0621/ 85 27 88 . [email protected] FörderlehrerIn [email protected] (80%)

Wir suchen zum nächstmöglichen Termin Wir erwarten fundierte Kenntnisse der Rudolf Steiner Pädagogik eine kompetente Leitung (m/w) möglichst mit Unterrichtserfah- für die Leitungsaufgaben in rung im Klassenlehrerbereich, eine gute Zusammenarbeit mit unserer Kindertagesstätte den Klassenlehrkräften, die Teil- nahme und Mitarbeit an den Wir sind: eine Kindertagesstätte in neu gestalteten Räumen und schöner Lage über dem Moseltal; 18 Kolleginnen begleiten ca. 105 Kinder in 6 Gruppen (Krippengruppe, ­Lehrerkonferenzen und in der altersgem. Gruppe, Regel- gruppen). Das pädagogische Konzept unserer Einrich- Selbstverwaltung. tung basiert auf dem anthroposophischen Menschenbild bzw. der Waldorfpädago- gik. Durch die Erweiterung der Einrichtung wird eine Neustrukturierung notwendig. ab August 2012 eine(n) Der Kita-Leitung wird die pädagogische und administrative Leitung der Kita im Sinne des Leitbildes, der gesetzlich definierten Aufgabenstellung und des Dienstauftrags GartenbaulehrerIn obliegen. Eine Arbeitsplatzbeschreibung liegt vor. (100%) Wir suchen: eine/n staatlich anerkannte/n WaldorferzieherIn (od. gleichwertige Aus- bildung) unbefristet für eine Vollzeitstelle; bei persönlichem Bedarf ist eine Drei- für die Mittelstufe viertelstelle möglich. Eine lebensbejahende Persönlichkeit, mit Erfahrung in der Eine Einarbeitszeit ab März 2012 Waldorfpädagogik und möglichst in einer Leitungsfunktion. Eine Führungskraft mit selbstständiger und präziser Arbeitsweise, Belastbarkeit, Führungs- und Teamfähigkeit. ist möglich und erwünscht. Wir bieten: ein angenehmes Arbeitsumfeld in einem aufgeschlossenen Team, in dem Ein vielseitig engagiertes Thera- überwiegend selbstbestimmt und eigenverantwortlich gearbeitet werden kann. peutenteam freut sich auf Ihre Gestaltungsmöglichkeit bei der pädagogischen Konzeption, Fort-und Weiterbildung, Mitarbeit! Supervision und Coaching, Unterstützung bei der Wohnungssuche. Rudolf Steiner Schule Basel Wir bitten: um Zusendung aussagekräftiger Unterlagen (ausführlicher Lebenslauf, Anstellungskommission Zeugnisse etc.) an: Jakobsbergerholzweg 54 Arbeits-und Förderkreis • z.Hd. H. Wunsch • Montessoriweg 7 • 54296 Trier. 4059 Basel Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: Besuchen Sie unsere Website, H.Wunsch,  0651/9930136 oder [email protected] www.steinerschule-basel.ch

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Waldorfkindergarten Schleißheim e.V. EMIL MOLT SCHULE E.V. Freie Waldorfschule Integrationskindergarten sucht engagierte Erzieher/in Wir suchen Lehrer/innen für zum (Mit-)Aufbau und zur späteren Leitung einer Kleinstkind- bzw. Familiengruppe mit Integrationsplätzen, als Ergänzung unserer bisher eingruppigen Einrichtung am • Englisch, Klasse 3 + 5, Rand von München. mit Waldorferfahrung, Bewerbungen und Anfragen bitte an: [email protected] oder Teildeputat Waldorfkindergarten Schleißheim e.V. • Am Weiher 8 • 85716 Unterschleißheim Tel. 0 89/3 10 85 45 • Geschichte und Wir freuen uns auf Sie! Sozialkunde für die Oberstufe. Wir bieten • Unterstützung bei der Weiterbildung • Krankenzusatzversicherung • eine attraktive Lage Unsere Schule mit 410 Schülern und 40 Lehrern liegt zentral in Hamburg-Bergedorf. Interesse? In 20 Minuten ist man im Zentrum von Hamburg, in 10 Minuten am Elbdeich und Wir freuen uns auf Ihre in den Wiesen! Wir haben erfolgreiche Jahre der Schulentwicklung hinter uns, der Bewerbung: Neubau für den Kindergarten ist fertig, weitere Projekte warten. EMIL MOLT SCHULE e.V. Der bisherige Klassenlehrer wird uns im nächsten Sommer Claszeile 60 • 14165 Berlin verlassen, somit freuen wir uns zum Schuljahr 2012/13 über www.emil-molt-schule.de eine/n KLASSENLEHRER/IN für die Übernahme der dann 6. Klasse. Zum Dezember 2011 wird eine Teilzeitstelle für eine/n EURYTHMIST/IN frei, wer möchte zu uns kommen? Für eine weitere Gruppe im neuen Kindergarten suchen wir zum Sommer 2012 eine Unsere Schule liegt direkt am südlichen WALDORFERZIEHERIN FÜR DIE GRUPPENLEITUNG Stadtrand von Berlin. Wir sind eine einzügige Ganztagsschule von der Ein- Im unserem Waldorfkindergarten sind noch Plätze für gangsklasse bis zum Abitur mit ca. 380 PRAKTIKANTINNEN frei. Schülern. Eine zeitgemäße Weiterent- wicklung der Waldorfpädagogik liegt uns Wir freuen uns über Ihre Bewerbung bzw. Ihren Anruf. sehr am Herzen. Rudolf-Steiner-Schule Bergedorf • Personalplanungskreis • Am Brink 7 • 21029 Hamburg Tel. 0 40/7 21 22 22 • [email protected] Wir suchen für das Schuljahr 2011/2012: – eine/n Klassenlehrer/in „Ich will für die 6. Klasse engagierte Eltern, Danke – eine/n NABU! Englischlehrer/in gibt‘s die?“ zur Vertretung in der Mittelstufe für 6 Std. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!

Seit 111 Jahren für Mensch und Natur. Machen Sie mit! Freie Waldorfschule Kleinmachnow z.Hd. Einstellungskreis Am Hochwald 30 www.waldorf-aktuell.de/5/ www.NABU.de 14532 Kleinmachnow

erziehungskunst Oktober | 2011

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WIR SIND EINE SCHULE MIT 8 KLASSEN UND BEABSICHTIGEN DEN AUFBAU DER OBERSTUFE. SEIT IHRER GRÜNDUNG BEMÜHT SICH DIE SCHULE, DIE IMPULSE DER DREIGLIEDERUNG ZU VERWIRKLICHEN.

Für den Aufbau unserer Oberstufe suchen wir zwei Kollegen/innen mit Berufserfahrung für die Fachgebiete Deutsch/Geschichte und Mathematik/Physik, Für das Schuljahr 2011/2012 suchen wir die neben der Qualifikation zur Abnahme von Prüfungen vor allem das Anliegen haben, eine/n Lehrer/-in mit vollem Deputat für ihr Unterrichtsfach aus dem Verständnis der Anthroposophie zu handhaben. Wenn Sie das Fach an einer engagierten Mitarbeit in einer überschaubaren Schulgemeinschaft interessiert sind, richten Sie Ihre Bewerbung bitte an: Geschichte Freie Goetheschule Waldorfschule Neustadt • z.Hd. Herrn Matthias Heck (Abiturberechtigung) Konrad-Adenauer-Str.16 • 67433 Neustadt in Kombination mit [email protected] • www.freie-goetheschule.de einem weiteren Fach Wir wünschen uns Kolleginnen und Kol- legen, die sowohl ihre Fachkompetenz LOHELAND einbringen möchten als auch motiviert sind, an zukunftsweisenden, gestalte- bietet viele rischen Prozessen mitzuwirken. MÖGLICHKEITEN! Wir bieten unseren neuen Lehrern eine Einarbeitung durch erfahrene Kolle- Zum Schuljahr 2011/12 gen, ein Gehalt nach unserer internen Wald, Werkstätt en, Bauernhof Gehaltsordnung sowie Beiträge zur Be- und Tiere warten darauf von Ihnen suchen wir (einzügig) eine/n trieblichen Altersvorsorge. pädagogisch mitgenutzt zu werden. Musiklehrer/in Auf Ihre Bewerbung freut sich Wir suchen einen/eine der Personalkreis der (Klassen 1-13) Freien Waldorfschule Aachen Klassenlehrer/In Wir bieten ein vielfältiges Arbeitsgebiet Anton-Kurze-Allee 10 • 52064 Aachen für zukünft ige Aufgaben. [email protected] Unsere Eingangsstufe entwickelt in allen Altersstufen aktuell ein Inklusionsmodell. – Leitung Mittelstufenchor Der Übergang von der Mitt elstufe – Leitung Oberstufenorchester zur Oberstufe ist ein pädagogischer – Leitung Oberstufenchor (10-13) Arbeitsschwerpunkt. SALZBURG: – Eine Besonderheit ist der Wegen Ausfall von Kollegen suchen „Musischer Abend“ der Klasse 13 wir dringend für das laufende im Rahmen der Abitur Prüfung Kollege / Kollegin Schuljahr ����/�� einen/eine – Betreuung von Jahresarbeiten und Klassenlehrer/In Präsentationen. ab Sept. 2012 gesucht für die �. Klasse Eine Unterrichtsgenehmigung für die für Oberstufenlehrer/In Oberstufe mit Abiturabnahme wäre für Mathemati k, wünschenswert, kann bei uns auch wenn möglich mit Zulassung nachträglich erworben werden. zur Abiturprüfung Auf Ihr Interesse freut sich Oberstufenlehrer/In MUSIK für Englisch und Französisch, das Kollegium der wenn möglich mit Zulassung Freien Waldorfschule Marburg. zur Abiturprüfung Bewerbungen richten Sie bitte an: ganzes Deputat Wir freuen uns auf neue Freie Waldorfschule Marburg dynamische und bewegliche Ockershäuser Allee 14 Menschen in unserem Kreis. 35037 Marburg Ihre Bewerbung senden Sie bitt e an: [email protected] Rudolf-Steiner-Schule Loheland νπκσν Künzell-Loheland oder in dringenden Fällen Tel. 0 64 21/3 22 27 Tel.: �� �� - � ��-�� Fax: �� �� - � ��-�� Nähere Informationen über unsere E-Mail: [email protected] Schule finden Sie auf unserer Homepage www.loheland.de Waldorfstr. 11, A-5023 Salzburg www.waldorfschulemarburg.de [email protected] 2011 | Oktober erziehungskunst

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Die Michael Schule ist eine Förderschule für heilende Erziehung am südlichen Stadt- rand Hamburgs gelegen. Wir unterrichten als Ganztagsschule in Kleinklassen und suchen für unseren Unterricht je eine/n 9. BildungsKongress 2012 in Stuttgart • Oberstufenlehrer/in Freitag, 13. 1. – Sonntag, 15. 1. 2012 mit Schwerpunkt Wie lernen Kinder • Deutsch Empathie und und Solidarität? • Naturwissenschaften Soziale und antisoziale (dringlich: Chemie) Triebe im Kinder- und Jugendalter jeweils gerne in Kombination mit - Medienkunde - Sport - Englisch

Der Stellenumfang beträgt jeweils ca. 75 % Foto © Bigstock Vorträge Gerald Häfner: Über die Auf Ihre Bewerbung freut sich der systematische Zerstörung des Vertrauens – vom Ringen um Personalkreis der Michael Schule Solidarität und die Zukunft der menschlichen Gesellschaft Woellmerstrasse 1 Dr. Manfred Schulze: Selbstlosigkeit, Mitgefühl und Weltverständnis – die zukünftigen Aufgaben einer 21075 Hamburg religiösen Erziehung Tel. 0 40/70 97 37 78-0 Dr. Karl Gebauer: Gefühle erkennen, sich in andere einfühlen. So entstehen Kindheitsmuster für Fax 0 40/70 97 37 78-19 Empathie [email protected] 10.07.2007 18:53 Uhr Seite 1 Michael Wickenhäuser: Interkulturelle Waldorfschule – Wie lernen Kinder den Umgang mit Kindern aus anderen Kulturen und Religionen? Andre Bartoniczek: Mythenbildende Kräfte und soziale Fähigkeiten

16 Seminare zum Thema des 9. Bildungs­ kongresses 2012 mit Fachdozenten Vision Zero Informationen und Anmeldung Agentur «Von Mensch zu Mensch» Andreas Neider und Laurence Godard Tel.: 0711 248 50 97 email: [email protected] Frühbucherrabatt bis Do., 24.11.2011 Gruppenrabatt möglich 2008 starben 102 Kinder im Straßenverkehr. Günstiger ist die Anmeldung im Internet: www.bildungskongress2012.de Ihre Unterstützung rettet Leben. Veranstalter, Konzeption und Durchführung: Agentur «Von Mensch zu Mensch» Null Verkehrstote. in Zusammenarbeit mit: Bund der Freien Waldorfschulen, VCD e.V. Vereinigung der Waldorfkindergärten Fon 0 30 / 28 03 51-0 www.vcd.org

erziehungskunst Oktober | 2011

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Wir suchen ab sofort Schweinfurt – Haßfurt – Bamberg Lehrer/in für die Oberstufe Unsere Schule ist 11 Jahre alt und mit ca. 300 Schülern in 13 Klassen voll ausgebaut. des Förderschulzweiges mit den Fächern Deutsch und Geschichte Wir suchen zum 01.01.2012 eine(n) mit Gen. Sek II für 3/4 bis volles Deputat

Geschä sführer/in, Freie Waldorfschule Hannover-Bothfeld Personalkreis dem/der die Herausforderungen dieser Arbeit und die Gestaltung der Zukun ein Anliegen sind. Weidkampshaide 17, 30659 Hannover Haßfurt liegt direkt am Main in reizvoller Landscha mit hohem Freizeitwert an der Grenze [email protected] zwischen Bier- und Weinfranken. Ihre Aufgaben werden sein: – Finanz-, Haushaltsplanung und Jahresabschluss, Kostenkontrolle und Berichtswesen – Zuschusswesen – Vertrags- und Rechtsangelegenheiten – Personalwesen – enge Zusammenarbeit mit Vorstand, Schulführung und Kollegium

Sie bringen mit: In Rosenheim - der historischen – Interesse an der Waldorfpädagogik und am freien Schulwesen Stadt am Alpenrand gelegen - – fundierte  nanz- und betriebswirtscha liche Kenntnisse umfasst unsere junge Schule im – fundierte EDV-Kenntnisse Aufbau derzeit 12 Klassen. – Kenntnisse im Steuer-, Sozialversicherungs- und Gemeinnützigkeitsrecht sowie im Vertragsrecht Wir suchen ab sofort – Lebenserfahrung und soziale Kompetenz – die Fähigkeit, in einem selbstverwalteten sozialen Organismus selbstverantwortlich und Französischlehrer/in vernetzt zu arbeiten für die Mittel- und Oberstufe – Führungskompetenz, Kooperationsfähigkeit und Organisationstalent Teildeputat Wir bieten eine abwechslungsreiche und interessante Tätigkeit mit engagierten Mitarbeitern und Eltern. Die Einarbeitung ist durch Ihren Vorgänger gewährleistet. Die Bezahlung erfolgt Mathemathiklehrer/in nach unserer schulinternen Gehaltsordnung. Physiklehrer/in für die Oberstufe - Volldeputat Wir freuen uns auf Ihre aussagekrä ige Bewerbung mit Ihrer Gehaltsvorstellung. (mit Abiturberechtigung) Freie Waldorfschule in den Mainauen • Am Ziegelbrunn 10 • 97437 Haßfurt  0 95 21 / 61 06 57 •  0 95 21 / 61 06 79 Ihre Bewerbung senden Sie bitte [email protected] • www.waldorfschule-hassfurt.de an: Personalrat der

Freien Waldorfschule Rosenheim „Ich will mit meinen Mangfallstr. 53 83026 Rosenheim Schülern neue Tel. 08031-400980 Wege finden, [email protected] aber wie?“ www.waldorfschule-rosenheim.de

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2011 | Oktober erziehungskunst

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Unsere pädagogischen Schwerpunkte sind Kunst, Erlebnispädagogik und Naturwissenschaften. Zu unseren «Klassenzimmern» zählen auch drei große Segelyachten RADFAHREN, auf dem Mittelmeer.

Zum Einstieg im laufenden Schuljahr suchen wir Kolleginnen Sie freuen sich auf den Unterricht in kleinen Klassen (max. 25-KLIMA28 Schüler) RETTEN und Kollegen für: und wollen gemeinsam mit 25 Kolleginnen und Kollegen • Englisch • Französisch • Italienisch Waldorfpädagogik lebendUNDig werden TOLLE PREISE lassen? Eltern, die aktiv ihre Schule mit • Eurythmie • Musik • Mathematik • Physik gestalten, sind für Sie ein weiteres Plus? Freudenstadt liegtGEWINNEN! im mittleren gerne auch in Kombination Schwarzwald in der Mitte zwischen Stuttgart und Karlsruhe. Wenn Sie auch 60 mm Fortlaufende wöchentliche Schulungen sowie Seminare auf den Schiffen sind ein „NaturJETZTund ANMELDENKultur“ als UNTER neues WWW.KLIMA-TOUR.DE

fester Bestandteil unserer Lehrerbildung. Wohnumfeld suchen, sind Sie bei uns × 135 richtig. Bewerbungen richten Sie bitte an die Schulleitung:

Wir suchen ab sofort eine/n Musiklehrer/in Durch die für die Unter- und Mittelstufe kostenlose RADFAHREN, KLIMA Klassenlehrer/in Veröffentlichung RETTEN UND TOLLE RADFAHREN,Sportlehrer/in dieser Motive helfen Sie mit, den PREISE GEWINNEN! KLIMAgerne au chRETTEN in Fächerkombination Klimaschutz zu mit Englisch JETZT ANMELDEN UNTER UND TOLLE PREISE verbessern. Vielen Dank. WWW.KLIMA-TOUR.DE GEWINNEN!Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung. Freie Waldorfschule Freudenstadt z.Hd. Marion Thebault König-Wilhelm-Str. 17 130 mm 130 72250 Freudenstadt 60 mm JETZT ANMELDEN UNTER WWW.KLIMA-TOUR.DETel.: 07441-951295 FAX 951282 × E-Mail: [email protected] 45 90 ×

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Rudolf Steiner Schule Die Mittelrhein Waldorfschule in Ostholstein Für unsere Schule suchen wir eine/n – Freie Waldorfschule in Neuwied – KLASSENLEHRER/IN sowie neue Kollegen/innen für Wir sind eine einzügige Schule von der 1. bis zur 13. Klasse mit Hauptschul-, ist eine einzügige, komplett ausgebaute MATHE, PHYSIK, CHEMIE Realschul-, Waldorf-, Abiturabschluss Schule im ländlichen Raum nördlich von und ENGLISCH und Fachhochschulreife, sowie zwei Lübeck, reizvoll gelegen zwischen der Kieler mit Staatsexamen oder Diplom. Kindergärten. Dieses Jahr feiern wir und der Lübecker Bucht. Freie Waldorfschule Werra-Meißner unser 26-jähriges Bestehen. In neuen, farbenfrohen und modernen Brückenstr. 33 – 35 • 37269 Eschwege Wir suchen ab sofort eine/n Schulhäusern unterrichten wir Klassen von Tel. 0 56 51/75 43 96 Lehrer/in für Mathematik/Physik 20 – 30 Schülern. [email protected] Deputatsumfang 22/22 Ab Schuljahr 2012/13 suchen wir eine/n für die Klassen 9-13, mit Genehmigung zur Abnahme des Abiturs. Klassenlehrer/in Kleinanzeigen Ein motiviertes, aufgeschlossenes Team unter- stützt Sie bei der Einarbeitung, Ihre Altersver- Wir können Hilfe bei der Einarbeitung Anzeigenaufträge bitte an: sorgung können Sie über unsere Pensionskasse durch einen erfahrenen Kollegen anbieten. [email protected] absichern. Unsere Schule ist Mitglied im Waldorfver- Wir freuen uns auf Ihre ausführliche, schriftliche sorgungswerk, dem Sozialfonds und der Bei- www.pflanzenfaerberei-kroll.de Bewerbung mit den üblichen Unterlagen an die hilfekasse der Hannoverschen Pensionskasse. Garne, Seidentücher uvm. 02653/6407 Schulführungskonferenz (z.Hd. Herrn Trambale) Augustenthaler Straße 25 Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung. Klassenfahrten und Gruppenhäuser 56567 Neuwied-Niederbieber Waldorfschule in Ostholstein Telefon 0 26 31 / 9 64 20 Rudolf-Steiner-Weg • 23738 Lensahn www.purpletours.de Tel. 04293/7012 [email protected]  0 43 63/16 41 •  0 43 63/9 10 70 Haus Mandorla – Gästehaus, Ferien- wohnung, Zimmer für Menschen mit/ ohne Behinderung, Fon: 07564/949294 www.haus-mandorla.de

Augen-Kinder, Kinder-Augen Wir sind eine seit 32 Jahren bestehen- www.augenoptik-vollrath.de. Zum Schuljahr 2012/2013 de wunderschöne einzügige Schule mit Ganztagesangebot am Rande des Zen- Anthroposophie. Kunst. Berufsorien- suchen wir eine/n trums einer süddeutschen Großstadt nahe der Weinberge. tierung. www.Jugendseminar.de Klassenlehrer/in für die zukünftige 1. Klasse. Wir suchen ab sofort Krippenfi guren & Spieltiere aus Holz www.buntspechte.de, Katalog 07933/1478 Auf Ihr Interesse freut sich • Fachlehrer/in für das Kollegium der Englisch und Französisch Kanutouren durch Mecklenburg Freien Waldorfschule Marburg. – für alle Klassenstufen, volles Deputat – Gruppentouren, Klassenfahrten oder Bewerbungen richten Sie bitte an: Wir bieten: Familienurlaub, Tel. 0174/8275230 Freie Waldorfschule Marburg • eine sehr freundliche Schule www.paddel-paul.de Ockershäuser Allee 14 • ein offenes, hilfsbereites Kollegium 35037 Marburg • eine Begleitung für Ihre Einarbeitungszeit www.waldorfschule.info [email protected] • Unterstützung bei Weiterbildungen www.waldorfkindergarten.de oder in dringenden Fällen Wir freuen uns über Ihre Bewerbung Tel. 0 64 21/3 22 27 an das Kollegium der Freien Waldorfschule Heilbronn www.erziehungskunst.de Nähere Informationen über unsere Max-von-Laue-Str. 4 • 74081 Heilbronn Schule finden Sie auf unserer E-Mail: [email protected] www.a-tempo.de Homepage: Tel.: 0 71 31/5 89 51 13 • Fax: 0 71 31/5 89 51 11 www.waldorfschulemarburg.de www.waldorfschule-hn.de www.waldorfbuch.de

2011 | Oktober erziehungskunst

EZ_10_11_Anzeigen Arb.indd 81 09.09.11 16:03 82_EK10_2011:EZK 16.09.2011 16:28 Uhr Seite 82

82 NOVEMBERAUSGABE | GLOSSOLALIE

Thema November: Hey, Alter – Pädagogik im demographischen Wandel Die Überalterung der Gesellschaft macht auch vor den Türen der Waldorfeinrichtungen nicht halt. Hinzu kommt der chronische Lehrermangel. Diese Entwicklung stellt nicht nur eine personelle, sondern auch pädagogische Herausforderung für die Gemeinschaft dar. Wie bereiten wir die jungen Menschen auf diesen gesellschaftlichen Wandel vor? Welche Kooperationsformen gibt es? Neue Modelle des »Generationenvertrages« müssen entwickelt werden, die das Potenzial der »Alten« sowohl sinnvoll integrieren als auch der Initiative der Jungen Platz macht. Lesen Sie mehr in der nächsten Ausgabe. Was machen wir heut, du Scheißerle?

von Dietrich Esterl

Ein Klassenlehrer, der gerade zum dritten Mal mit einer 1. Klasse begonnen hatte, berichtete im Lehrer- zimmer von einem Vorfall. Er begrüßte vor der Klassentüre die ankommenden Kinder mit Handschlag. Plötzlich spürte er einen heftigen Klaps auf seinem Hinterteil, ein Junge seiner Klasse blickte keck zu ihm auf und fragte: »Na, du Scheißerle! Was machen wir denn heut?« Die Reaktion der Kollegen war sehr unterschiedlich. Zwar klingt die Anrede im Ohr eines Schwaben an- ders als in dem eines Hamburgers, die Handgreiflichkeit dürfte aber wohl ähnlich als Übergriff empfun- den werden. Also: Entsetzen ob der Frechheit des Schülers? Bedenklichkeit wegen der Distanzlosigkeit zum Erwachsenen, gar zur »geliebten Autorität«? Oder herzliches Lachen über sein »Rollenspiel«? Er suche doch die Nähe und Gemeinsamkeit mit dem Erwachsenen! – Aber diese Respektlosigkeit! – So etwas war früher undenkbar! Diese kleine Szene kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn ich »Begegnungen« von Kindern mit Er- wachsenen beobachte. Wer wird hier erzogen? Wer erzieht? – Wie viele Möglichkeiten einer Fortsetzung gäbe es da? Verweis, gar Strafe? Oder ein Scherz? Drama oder Lustspiel? Gerade solche »bedenklichen« Vor- fälle sollten gut bedacht werden. Hier kann sich in kurzen Momenten auf lange Zeit entscheiden, wie sich Respekt zwischen Jungen und Alten bildet. Kleine Echokunde: Die Touristenboote über den Königssee bei Berchtesgaden stoppen auf der Fahrt nach Sankt Bartholomä mitten auf dem See, der Schiffer holt ein Waldhorn hervor und bläst kurze Motive. Staunend hören die Fahrgäste wenige Augenblicke später das klare Echo. Und stets wollen dann einige hören, wie das Echo den Namen des »Bürgermeisters von Wesel« zurückgibt: den »Esel«. Große Freude! Oder ist es einfach die Überraschung, die eigene Stimme zu hören? So wie der Blick in den Spiegel? Als ich, zwölfjährig und zum ersten Mal die Berge bestaunend, diese Szene erlebte, weckte sie die Frage in mir: Warum bewundern die Erwachsenen das Echo? Sie können sich doch jederzeit selbst zuhören? – Später erlebte ich, dass Felswände ihr Echo leichter zurückgeben als das Innere die eigenen Äußerungen. Und wenn es dann doch ertönt, dann hört manch einer auch den »Esel«. Ganz besonders ist das der Fall, wenn das Echo von einem Kind oder Jugendlichen kommt. – Kinder sind Echo-Wesen, stets gehörsam, nur zuweilen gehorsam. Lehrer und Eltern überhören leicht, dass es ihre eigenen Äußerungen sind, die ihnen zurückgespiegelt werden. Wie viele Spannungen und Verletzungen im Umgang von Alt und Jung ließen sich vermeiden, wenn wir das »Echo« recht erhörten ... ‹›

erziehungskunst Oktober | 2011 82_EK10_2011:EZK 16.09.2011 16:28 Uhr Seite 82

82 NOVEMBERAUSGABE | GLOSSOLALIE

Thema November: Hey, Alter – Pädagogik im demographischen Wandel Die Überalterung der Gesellschaft macht auch vor den Türen der Waldorfeinrichtungen nicht halt. Hinzu kommt der chronische Lehrermangel. Diese Entwicklung stellt nicht nur eine personelle, sondern auch pädagogische Herausforderung für die Gemeinschaft dar. Wie bereiten wir die jungen Menschen auf diesen gesellschaftlichen Wandel vor? Welche Kooperationsformen gibt es? Neue Modelle des »Generationenvertrages« müssen entwickelt werden, die das Potenzial der »Alten« sowohl sinnvoll integrieren als auch der Initiative der Jungen Platz macht. Lesen Sie mehr in der nächsten Ausgabe. Was machen wir heut, du Scheißerle?

von Dietrich Esterl

Ein Klassenlehrer, der gerade zum dritten Mal mit einer 1. Klasse begonnen hatte, berichtete im Lehrer- zimmer von einem Vorfall. Er begrüßte vor der Klassentüre die ankommenden Kinder mit Handschlag. Plötzlich spürte er einen heftigen Klaps auf seinem Hinterteil, ein Junge seiner Klasse blickte keck zu ihm auf und fragte: »Na, du Scheißerle! Was machen wir denn heut?« Die Reaktion der Kollegen war sehr unterschiedlich. Zwar klingt die Anrede im Ohr eines Schwaben an- ders als in dem eines Hamburgers, die Handgreiflichkeit dürfte aber wohl ähnlich als Übergriff empfun- den werden. Also: Entsetzen ob der Frechheit des Schülers? Bedenklichkeit wegen der Distanzlosigkeit zum Erwachsenen, gar zur »geliebten Autorität«? Oder herzliches Lachen über sein »Rollenspiel«? Er suche doch die Nähe und Gemeinsamkeit mit dem Erwachsenen! – Aber diese Respektlosigkeit! – So etwas war früher undenkbar! Diese kleine Szene kommt mir immer wieder in den Sinn, wenn ich »Begegnungen« von Kindern mit Er- wachsenen beobachte. Wer wird hier erzogen? Wer erzieht? – Wie viele Möglichkeiten einer Fortsetzung gäbe es da? Verweis, gar Strafe? Oder ein Scherz? Drama oder Lustspiel? Gerade solche »bedenklichen« Vor- fälle sollten gut bedacht werden. Hier kann sich in kurzen Momenten auf lange Zeit entscheiden, wie sich Respekt zwischen Jungen und Alten bildet. Kleine Echokunde: Die Touristenboote über den Königssee bei Berchtesgaden stoppen auf der Fahrt nach Sankt Bartholomä mitten auf dem See, der Schiffer holt ein Waldhorn hervor und bläst kurze Motive. Staunend hören die Fahrgäste wenige Augenblicke später das klare Echo. Und stets wollen dann einige hören, wie das Echo den Namen des »Bürgermeisters von Wesel« zurückgibt: den »Esel«. Große Freude! Oder ist es einfach die Überraschung, die eigene Stimme zu hören? So wie der Blick in den Spiegel? Als ich, zwölfjährig und zum ersten Mal die Berge bestaunend, diese Szene erlebte, weckte sie die Frage in mir: Warum bewundern die Erwachsenen das Echo? Sie können sich doch jederzeit selbst zuhören? – Später erlebte ich, dass Felswände ihr Echo leichter zurückgeben als das Innere die eigenen Äußerungen. Und wenn es dann doch ertönt, dann hört manch einer auch den »Esel«. Ganz besonders ist das der Fall, wenn das Echo von einem Kind oder Jugendlichen kommt. – Kinder sind Echo-Wesen, stets gehörsam, nur zuweilen gehorsam. Lehrer und Eltern überhören leicht, dass es ihre eigenen Äußerungen sind, die ihnen zurückgespiegelt werden. Wie viele Spannungen und Verletzungen im Umgang von Alt und Jung ließen sich vermeiden, wenn wir das »Echo« recht erhörten ... ‹›

erziehungskunst Oktober | 2011 Titelfoto: iStock / © YinYang U1_U2_U3_U4_EK_10_2011:EZK Cover16.09.201113:26UhrSeite3 ploudDionysos – Form undStoff und Apollo emBn e Freien Waldorfschulen der Bund beim Forschungsstelle Pädagogische RCtel Benzstr. 8,70839 Gerlingen,Fax:(07156)2008-26 DRUCKtuell, etle i mItre:www.waldorfbuch.de oderbei: Internet: im Sie Bestellen  80 Euro 28.00 Bestellnummer: 1568 978-3-940606-51-8 ISBN allgemein Interessierte. geeignet, sonderninsbesondere für der11. Klasse in Epochen dene ist nichtnurfürverschie- Buch Vertiefungsmöglichkeit bieten.Das Kunst einewirkliche mit gegnung Aspekte, diefürjedeBe- zudem veranlagt sind,undgewinnt schen Dionysisches injedemMen- und inwiefernApollinisches gewinnen, einsehrlebendigesBild lungen aus diesenDarstel- kann Leser Dichtungdargestellt. Der der und Beispielen aus derbildendenKunst Dionysischen wird invielfältigen Polarität desApollinischen und Die Abbildungen farbigen mitzahlreichen Gebunden S. 136 Von MalteSchuchhardt. 2010. Dionysos nungsfeld von Apollound Kunst undDichtungimSpan- U1_U2_U3_U4_EK_10_2011:EZK Cover 16.09.2011 13:26 Uhr Seite 4

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