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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Pollichia Kurier

Jahr/Year: 2019

Band/Volume: 2019_04

Autor(en)/Author(s): diverse

Artikel/Article: Pollichia Kurier 1 POLLICHIA NATURFORSCHUNG POLLICHIA

Jahrgang 35, Heft 4 Oktober bis Dezember 2019 KURIER Einzelpreis e 2.00

Vierteljährliches Infoblatt des Vereins für UMWELTBILDUNG NATURSCHUTZ Naturforschung und Landespflege e. V. – ISSN 0936-9384

Berichte aus Arbeitskreise Landespflege und Veranstaltungs- Aus den Museen dem Verein und Gruppen Naturschutz programme

Die Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) ist in den Blütenfarben variabel. Dieses Exemplar hier weicht mit seiner gelblichen Lippe besonders stark vom typischen Erscheinungsbild ab. Über diese und weitere seltene Formen der Hummel-Ragwurz in der Süd- westpfalz berichtet Peter Steinfeld auf den Seiten 11-12 in diesem Pollichia-Kurier Heft. (Foto: P. Steinfeld) 19 (4) – 2003 EDITORIAL POLLICHIA- KURIER

Liebe Mitglieder, mein erster Kontakt zur POLLICHIA war in anerkannte Methode. Jedem Wissenschaft- Der ArtenFinder zeigt, wie moderne Tech- 2010. Im Rahmen des globalen Projektes ler ist aber bewusst, dass die Modelle nicht nologie hilft, Daten über das Vorkommen „meet your neighbours“ wollte ich als die vielfältigen Wechselwirkungen in Syste- von Arten zu sammeln und einer größeren Naturfotograf eine Ausstellung gemeinsam men wiedergeben. Allgemeinheit / Wissenschaft zugänglich zu mit Naturschutzverbänden realisieren – Einfache Sätze suggerieren einfache und machen. Das betrifft das „Hier und Heute“ POLLICHIA und GNOR machten mit, die vermeintlich leicht zu erreichende Lösun- – aber was ist mit dem „Gestern“? In unse- Ausstellung „Hallo Nachbar“ tourte 5 Jahre gen. Die Bereitschaft und Fähigkeit, sich mit rem Verein werden seit über 175 Jahren (2011-2016) durch Rheinland-Pfalz und komplexeren Sachverhalten und Wechsel- Daten gesammelt – wo sind die verblieben? einige der Elemente stehen nun im Haus der wirkungen zu beschäftigen, nimmt ab. Wie können diese Daten für die heutige Artenvielfalt. Gleichzeitig bekommen wir immer mehr Wissenschaft zur Verfügung gestellt wer- In dieser Art von Fotografie, im Feld-Studio, Informationen über verschiedene Kanäle, den? Natürlich stellt sich die Frage, wozu werden Objekte vor Ort vor weißem Hinter- die irgendwie schnell verarbeitet werden das gut sein soll. Nun, z. B. beim Thema grund fotografiert. Mit diesen Bildern kann wollen und es wird immer schwerer, Wahr- „Insektensterben“ wäre es sicher interes- der Betrachter sich ganz auf die Pflanzen heit und Lüge zu trennen. sant, die Krefelder Studie durch Untersu- oder Tiere konzentrieren, ohne dabei das Ich finde, in diesem Umfeld sind Vereine wie chungen an anderen Stellen zu ergänzen. teilweise chaotische Umfeld in der Natur zu die POLLICHIA sehr wichtig. Wir stehen die- Vielleicht gibt es ja im Privatarchiv man- sehen. Das Umfeld ist Weiß – einfacher geht sem Trend entgegen. Die Mitglieder der cher POLLICHIA-Mitglieder aufschlussrei- es nicht. POLLICHIA sind genau da, wo es darauf che Datensammlungen, die mit heutigen Leider verbreitet sich dieser Hang zur Ver- ankommt: Sie beobachten die Natur, betrei- Möglichkeiten ausgewertet durchaus zu einfachung auch in unserem Leben. Kom- ben Naturforschung, stellen Daten und neuen Erkenntnissen führen könnten. Viel- plexe Sachverhalte werden auf einfachste somit auch Entscheidungsgrundlagen für leicht eine Aufgabe für die kommenden lan- Aussagen reduziert. Diese „Erkenntnisse“ Handlungen zur Verfügung: vom interes- gen Herbst-/Winterabende...? In diesem werden unreflektiert von vielen übernom- sierten Bürger, der Daten für den ArtenFin- Sinne wünsche ich Ihnen noch einen schö- men. Wenn die Vereinfachung aufgrund der erfasst, bis hin zur anerkannten Exper- nen Herbst. Genießen Sie das Draußen und eines tieferen Verständnis erfolgen würde, tin, die Gutachten als Grundlage für bleiben Sie weiter im Detail fasziniert, ohne wäre sie sinnvoll – letztlich ist auch in der Planungsentscheidungen erarbeitet. Damit das Große und Ganze zu vergessen. Wissenschaft die Zerlegung komplexer Auf- können wir auch zunehmend besser verste- gaben in überschaubare Teile und deren hen, wie die einzelnen Teile des betrachte- Herzliche Grüße Abbildung in verständliche Modelle eine ten Öko-Systems zusammenspielen. Ihr Dr. Dirk Funhoff

POLLICHIA - Verein für Naturforschung und Landespflege e. V., gegr. 1840 Nach § 30 des Landesnaturschutzgesetzes anerkannte Naturschutzvereinigung · Mitglied im Deutschen Naturschutzring e. V. (DNR) · Bun- desverband für Umweltschutz POLLICHIA-Geschäftsstelle: Erfurter Straße 7, 67433 Neustadt, Tel.: (0 63 21) 92 17 68, Fax: 92 17 76 Internet: www.pollichia.de · E-Mail: [email protected] · Bürozeiten: Montag, Mittwoch, Freitag 9 - 15 Uhr Bankverbindung: Sparkasse Südliche Weinstraße in Landau, IBAN DE46 5485 0010 0010 0684 19, BIC: SOLADES1SUW

Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA-Museum, Hermann-Schäfer-Straße 17, 67098 Bad Dürkheim Leiter: Museumsdirektor Dr. Frank Wieland Öffnungszeiten: Di-So 10.00 Uhr - 17.00 Uhr, Mi 10.00 Uhr - 20.00 Uhr, Mo geschl.; Tel.: (0 63 22) 94 13-0, Fax: (0 63 22) 94 13-11

Präsident: Vizepräsident: Schriftführer: Rechner: Beauftragter für Beauftragte für Schriftleiter der Mitteilungen Landespflege: Museumsfragen: der POLLICHIA und der Dr. Michael Ochse Dr. Dirk Funhoff Dr. Wolfgang Lähne Dr. Reinhard POLLICHIA-Bücher: Waldstraße 51 Mühldorferstraße 4 Brucknerstr. 13 Speerschneider Fritz Thomas Dr. Dagmar Lange 67273 Weisenheim am Berg 68165 Mannheim 67354 Römerberg Sportplatzstraße 40 Kiesstraße 6 Barbarossastraße 38 Heiko Himmler Telefon: (0 63 53) 9 59 27 60 Telefon: (06 21) 40 06 83 80 Telefon: (0 62 32) 8 46 81 76857 Rinnthal 67434 Neustadt 76855 Annweiler Große Ringstraße 45 E-Mail: E-Mail: [email protected] E-Mail: Wolfgang.Laehne@- Telefon: (0 63 46) 97 13 11 Telefon: (0 63 21) 8 23 97 E-Mail: 69207 Sandhausen [email protected] absolventum.uni- E-Mail: E-Mail: [email protected] E-Mail: pollichia- mannheim.de [email protected] [email protected] [email protected] POLLICHIA-KURIER 35 (4) –2019 INHALTSVERZEICHNIS 1

Berichte aus dem Verein Personalia 38 Herbsttagung der POLLICHIA 2 Neuigkeiten aus dem Verein (Michael Ochse) 3 Rezensionen 42

Veranstaltungsprogramme Berichte aus den Arbeitskreisen Hauptverein 43 AK Botanik Bad Dürkheim 43 Zur Flora der Neidenfelser Burgen (Heiko Himmler) 4 Bad Kreuznach 43 Notiz zur Ausbreitung der Bienen-Ragwurz um Neustadt 6 Donnersberg 43 (Heiko Himmler, Klaus Hünerfauth) Germersheim 43 Breitet sich der Brandpilz Ustilago cynodontis 7 Kaiserslautern 43 (nördlich der Alpen) aus? (Johannes Mazomeit) Kusel 44 Bestens geführt durchs Nördlinger Ries (Hans Reichert) 7 Landau 44 Funde seltener Formen der Hummel-Ragwurz (Ophrys Pirmasens 44 holoserica) in der Südwest-Pfalz (Peter Steinfeld) 11 Speyer 44 Zweibrücken 45 Georg von Neumayer Stiftung (Haus der Artenvielfalt) 45 AK Geowissenschaften AK Insektenkunde Rheinland-Pfalz 45 Ergänzene Informationen über das Territorium des AK Wald 45 „Weinroten Materials“, ein mittelsteinzeitliches Streifgebiet Pfalzmuseum für Naturkunde 45 im Saar-Nahe-Bergland und den umgebenden Landschaften - GEOSKOP 48 Teil 1 (Karlheinz Schultheiß) 13

AK Insektenkunde Rheinland-Pfalz Nachweis der Grünen Strandschrecke ( thalassinus) im südlichen Pfälzerwald (Mareike Hansen, Charlotte Faul, Oliver Röller) 16 Erfreuliche Ausbreitung der Haarstrangwurzeleule –Bitte um Kontrolle der Haarstrangbestände (Andreas Ness) 17 Impressum Untersuchung der Nachtfaltervielfalt im südlichen Herausgeber: Pfälzerwald (Oliver Röller, Annalena Schotthöfer) 19 POLLICHIA Verein für Naturforschung und Landespflege e. V. Erscheinungsweise des POLLICHIA-Kuriers: Berichte aus den Gruppen Vierteljährlich Bad Dürkheim ISSN 0936-9348 Blumen und Unken auf einer Betriebsfläche: Die Stadtwerke Auflage: 2400 Stück Bad Dürkheim machen mit (Michael Ochse) 23 Redaktion: Heiko Himmler Ein arbeitsreicher Tag im Naturschutzgebiet Redaktionsadresse: Felsenberg-Berntal (Michael Ochse) 24 Heiko Himmler, Große Ringstraße 45, 69207 Sandhausen Ludwigshafen - Mannheim (mail: [email protected]) Libellen in Ludwigshafen (Werner Appel) 25 POLLICHIA-Geschäftsstelle Erfurter Straße 7 Naturerfahrungsraum statt Kahlschlag (Thomas Sanner) 29 67433 Neustadt/Wstr. (mail: [email protected]) Neustadt Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben Zum Stand der Dinge auf der ehemaligen Nike-Station nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers (Heiko Himmler) 31 wieder. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Bei- träge verantwortlich. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge zu kürzen. Einzelpreis: Euro 2,00 Aus den Museen (für POLLICHIA-Mitglieder im Jahresbeitrag Spinnentiere –Teil 2 (Katharina Schneeberg, Frank Wieland) 33 abgegolten) Die Wiedergabe in anderen Printmedien oder im Internet ist bei Angabe des POLLICHIA-Kuriers als Originalquelle grundsätzlich zulässig. Redaktionsschluss für das nächste Heft: 23. Dezember 2019 Satz und Druck: Maierdruck · 67360 Lingenfeld www.maierdruck.de · Tel. 0 63 44 / 93 90 57 Berichte aus dem Verein

Herbsttagung der POLLICHIA und der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften: „Naturschutz – wie wird er wahrgenommen, wie soll er wahrgenommen werden?“

Samstag, 26. Oktober 2019 schen Auswirkung kaum zu unterscheiden A: Die „objektive“ Dimension Ort: Pfalzmuseum für Naturkunde, sind von der traditionell von den anerkann- 10:20 Uhr Dr. Björn Hayer (Univ. Koblenz- Hermann-Schäfer-Str. 17, 67098 ten Naturschutzverbänden verfolgten Poli- Landau): „Der Begriff ‚Natur- Bad Dürkheim tik. Zusammengefasst nehmen die postmo- schutz‘: Bedeutung und Teilnehmerzahl auf 90 Personen dernen gesellschaftlichen Differenzen zu – Rezeption“ begrenzt, Anmeldung bis 15. Okto- und mit diesen eine Tendenz zur Trennung 10.40 Uhr Dr. Hans-Werner Frohn (Stif- ber 2019 von sprachlicher Präsentation und realer tung Naturschutzgeschichte, Umsetzung. Königswinter): „Naturschutz Anlass im Wandel der Zeiten: Wo Anfang 2020 soll der Band 100 der „Mittei- Tagungskonzept: kommen wir her und wo ste- lungen der POLLICHIA“ erscheinen. Dieses Auf einer eintägigen Tagung soll reflektiert hen wir heute?“ Jubiläum soll zum Anlass genommen wer- werden, wo der Naturschutz heute steht, 11.00 Uhr Kaffeepause den, die eigene Arbeit als Verein für Natur- wie er von außen „wahrgenommen“ wird 11.20 Uhr Prof. Dr. Klaus Werk, Heiden- forschung und Naturschutz kritisch zu und wie er seine Aufgaben zeitgemäß defi- rod (Stv. Bundesvorsitzender reflektieren. nieren und „wahrnehmen“ kann (daher soll des Bundesverbandes Berufli- Der Naturschutz ist in der Krise. Trotz prinzi- „wahrnehmen“ im Titel im doppelten cher Naturschutz BBN): pieller Akzeptanz gerät er mehr und mehr Wortsinne verstanden werden). Ehrenamtli- „Beruflicher Naturschutz – ins gesellschaftliche Abseits. Zum einen che Naturschutz-Tätigkeit soll einen Herausforderungen und Rah- wachsen die globalen Probleme, die Schwerpunkt bilden, besonders Fragen zur menbedingungen für ein qua- Umweltzerstörung verursachen bzw. mit landesweiten, regionalen und lokalen Orga- lifiziertes Verwaltungshan- dieser einhergehen: nisation. deln“ l Bevölkerungswachstum, welches die 11.40 Uhr angefragt: Dr. Wolfgang Ressourcen und gesellschaftlichen Publikation der Ergebnisse: Epple (Beirat der Naturschutz- Strukturen überfordert, Kurzfassungen der Vorträge (8–12 Seiten, Initiative e. V., Außernzell / By): l Klimawandel, dessen Verlauf kaum ggf. mit Abbildungen) im Band 100 der „Ehrenamtlicher Naturschutz überschaubar ist, „Mitteilungen“, dazu Aufruf an die Leser, im Spannungsfeld zwischen l Verlust der Artenvielfalt, kritische Rückmeldungen zu geben (Leser- verschiedenen Ansprüchen“ l Verlust des Naturbezugs usw. brief-Rubrik in Band 101). 12.00 Uhr Prof. Dr. Eva M. Griebeler Zum zweiten verschiebt sich in Deutschland (Univ. Mainz): „Praktischer auch kleinräumig das Verhältnis zwischen Vorläufiges Tagungsprogramm und wissenschaftlicher Natur- intensiv genutzten Gebieten (Städte, (Stand 12. Juni 2019, das endgülti- schutz: nur gemeinsam sind Gewerbegebiete, Verkehrswege, indus- ge Programm wird im POLLICHIA- wir stark“ trielle Landwirtschaft) und Naturräumen zu Kurier 4/2019 veröffentlicht) 12.20 Uhr Diskussion deren Lasten. Die Zahl der Naturschutzge- 12.50 Uhr Mittagspause biete und Nationalparks steigt zwar, aber Beginn: 10.00 Uhr, Ende: ca. 16.30 Uhr nicht geschützte naturnahe Flächen neh- B: Die „subjektive“ Dimension men insgesamt ab, verlieren an Wert; hinzu 10.00 Uhr: Dr. Peter Diehl (Pfälzische Gesell- 13.30 Uhr Dr. Claudia Menzel (Univ. kommen vielerlei Begründungen, beste- schaft, POLLICHIA): Begrüßung, Einführung Koblenz-Landau): „Umwelt- henden Schutz zu unterlaufen. Die Kluft psychologische Aspekte: Was zwischen Natur und Zivilisation vertieft sich. Fachvorträge bewegt Menschen, sich im Drittens schließlich erstarken Sichtweisen (bislang tlw. nur Arbeitstitel!) Naturschutz zu engagieren – auf Gesellschaft und Natur, welche sich aus Moderation: Dr. Lenelotte Möller (Präsiden- oder eben nicht?“ nationalkonservativer oder gar rechtsradi- tin der Pfälzischen Gesellschaft zur Förde- 13.50 Uhr Dr. Rudolf Ahrens-Botzong kaler Ideologie speisen, aber in ihrer prakti- rung der Wissenschaften) (POLLICHIA, Ludwigswinkel / POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEM VEREIN 3

Südwestpfalz) und Karl-Heinz Neuigkeiten aus dem Verfolgung aus unseren Reihen gedenken. Bublin (Initiative Sauertal e. V., Verein Ich fordere hiermit dazu auf, diesen Prozess Ludwigswinkel): „Land- aktiv zu begleiten, zunächst durch Verbesse- schaftsästhetik – im realen rung unseres Sachstandes, dann aber durch Naturschutz hintangesetzt, Gespräch im Ministerium für eine angemessene Erinnerungskultur. mutmaßliche Folgen“ Umwelt, Energie, Ernährung und 14.10 Uhr Dr. Georg-Christian Möller Forsten Rheinland-Pfalz mit Staats- Gespräch im MUEEF mit Ministerin (NABU, Wadern): „Ehrenamt- ekretär Dr. Thomas Griese und Ulrike Höfken, Staatsekretär licher Naturschutz an der Basis Referentin Hildegard Eißing am Dr. Thomas Griese sowie den – Überschneidungen, Unklar- 8. Juli Vorsitzenden der Naturschutzver- heiten, Interessenskonflikte“ Während eines Gesprächs mit Staatsekretär bände am 13. August 14.30 Uhr Dr. Michael Ochse (Präsident Dr. Thomas Griese (MUEEF) und Referentin Während des Treffens wurden anstehende der POLLICHIA, Bad Dürk- Hildegard Eißing wurde das Interesse an Naturschutzthematiken wie Umsetzung der heim): „Naturschutzerfah- unserer Sicht auf die Aktion Grün der Lan- Maßnahmen in FFH-Gebieten, die Personal- rung in der Vorderpfalz: Wel- desregierung deutlich, ebenso unsere ausstattung in den Behörden, die Akzep- che gesellschaftlichen Chancen, dort ein gutes Projekt einzurei- tanz in der Gesellschaft für Natur- und Gruppen machen mit und chen. Ideen und Mithilfe sind erwünscht. Umweltschutzmaßnahmen, Trockenheit im welche noch nicht?“ Der Wunsch der POLLICHIA nach Arten- Wald, Flächensolaranlagen und damit ent- 14.50 Uhr Diskussion der Vorträge des schutzkonzepten wurde artikuliert. Es stehende Naturschutzprobleme oder Wild- Nachmittags wurde das Angebot unterbreitet, unser dichte in den Wäldern besprochen. 15.10 Uhr Kaffeepause, Vorbereitung Haus der Artenvielfalt von Seiten des Minis- der Abschlussdiskussion teriums für Veranstaltungen nutzen zu kön- Digitalisierung des POLLICHIA- nen. Zu Sprache kamen auch unsere Arbeit Kuriers und der Mitteilungen C: Was folgt aus alldem? im Ehrenamt, die Herausforderungen und der POLLICHIA schreitet fort 15.50 Uhr mit Anpassung der Ergebnis- die Schritte, die wie unternehmen, um uns Ersteres wird von Katja Bretz und Gerhard sätze und deren Verabschie- der stets wandelnden Zeit und Gesellschaft Nils erfüllt, letzteres von Dr Michael Malicky dung als gemeinsames anzupassen. (Oberösterreichisches Landesmuseum/Bio- Tagungsergebnis Angemahnt wurden unsere weitere histo- logiezentrum in Linz). Moderation: Dr. Rudolf Ahrens-Botzong, risch fundierte Aufarbeitung der schlimmen Dr. Peter Diehl, Dr. Lenelotte Zeit des Nationalsozialismus und unsere Möller klare Distanzierung und Erinnerung daran. Als Verband, der seit nunmehr 179 Jahre Änderungen bei Inhalt und Abfolge besteht, sollten wir unsere Rolle in dieser Zeit bleiben vorbehalten. historisch aufarbeiten und der Opfer durch

Ramponiert, verblasst und nicht wirklich wertgeschätzt – ist dies das Bild des Naturschutzes in der Öffentlichkeit? Und wenn ja, wie kann man es verbessern? Solche Fragen und hoffentlich viele Antworten wird es bei unserer Herbsttagung am 26. Oktober im Pfalzmuseum geben. Berichte aus den Arbeitskreisen

AK Botanik

Zur Flora der Neidenfelser Burgen

Burgen im Pfälzerwald sind vielfach bedeu- tende Pflanzenwuchsorte. Sie bieten viele unterschiedliche, überwiegend trockene und nährstoffarme Standorte auf engem Raum, und der Mörtel ermöglicht das Vor- kommen an Kalk gebundener Pflanzen. Eine besondere Artenvielfalt zeichnet die Burgruine Neidenfels oberhalb des gleich- namigen Dorfs im Hochspeyerbachtal aus, obwohl sie mit ungefähr 1.200 m² ausge- sprochen klein und von ihr wenig erhalten ist, weil ihre Steine nicht nur, wie bei anderen Burgen auch, zum Bau von Häusern abge- tragen worden sind, sondern auch zur Ter- rassierung des unterhalb gelegenen Han- ges, für die fast das gesamte Mauerwerk abgetragen wurde. Hier war um 1750 ein fehlgeschlagener Weinbau-Versuch unter- Abb. 1: Burg Neidenfels. nommen worden. Der terrassierte Hang wird durch einschürige Mahd im Sommer offen gehalten. Hier haben sich Magerwie- sen entwickelt.

Pflanzen an der Burg Neidenfels Eine vorläufige Inventur der Flora der Burg Neidenfels unter Einbeziehung der obersten Terrasse des Hanges – insgesamt eine Fläche von ungefähr 0,4 ha – am 1. Mai und 1. Juni 2019 sowie die Ergebnisse eines kurzen Besuchs der Burg durch Volker John im Juni 2016 führten zur Feststellung von 122 Farn- und Blütenpflanzenarten. Für eine ähnliche Artenzahl müsste man in den meisten Teilen der Pfalz mehrere Hektar abklappern. Bei gründlicherer Suche werden sich auf der Burg Neidenfels noch weitere Pflanzenarten finden lassen. Bemerkenswert sind die Vorkommen der folgenden Arten:

Abb. 2: Heide-Günsel. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 5

Abb. 3: Gewöhnliche Zwergmispel auf Abb. 4: Sich selbst überlassener Wald an der Burg Lichtenstein. dem Burgfelsen.

Heide-Günsel (Ajuga genevensis) Gewöhnliches Sonnenröschen (Helianthe- spiele dafür, dass das Gebiet seinerzeit eine In der Pfalz und angrenzenden Gebieten fin- mum nummularium ssp. obscurum) völlig andere, vielfältigere und artenreiche- det man den Heide-Günsel hauptsächlich In den Magerrasen auf Kalk und den basen- re Vegetation als heute gehabt haben im Halbschatten auf kalkhaltigem Sand, wo haltigen Gesteinen der Nordpfalz ist das muss. der Boden nicht allzu nährstoffarm ist, etwa Sonnenröschen ein regelmäßiger Bestand- an Wegrändern im Kiefernwald. Im mittle- teil der Vegetation, im Pfälzerwald fehlt es. Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoseli- ren Pfälzerwald sind die Böden zu sauer. Das Christian Weingart hat es nicht nachge- num) Vorkommen im Burggelände ist das einzige wiesen, obwohl zu seinem Untersuchungs- Im Pfälzerwald war der Berg-Haarstrang in weitem Umkreis. Der Heide-Günsel gebiet die artenreichen Magergrünland- bis vor wenigen Jahrzehnten für Straßen- wächst an mehreren Stellen mit kleinen Bereiche von Annweiler und böschungen typisch, insbesondere im Elm- Trupps und ist hier zahlreicher als der Krie- Wilgartswiesen bis Silz und Oberschletten- steiner Tal. Dort ist er inzwischen stark chende Günsel. bach zählten. Möglicherweise ist das Vor- zurückgegangen. In der Magerwiese auf kommen auf der Burg Neidenfels das einzi- der obersten Terrasse unter der Burg Nei- Gewöhnliche Zwergmispel (Cotoneaster ge rezente im eigentlichen Pfälzerwald. denfels ist er zahlreich, allerdings scheint er integerrimus) Hier wächst das Sonnenröschen durchaus auch hier zurückgegangen zu sein. Ein Exemplar steht auf dem Burgfelsen, zahlreich auf dem südlichen, niedrigen Teil nahe dessen höchster Stelle. In der Nord- des Burgfelsens. In der ersten Hälfte des Pechnelke (Viscaria vulgaris) pfalz und im Nahetal zählt die Zwergmispel 19. Jahrhunderts war das Sonnenröschen Die Pechnelke ist ein abschnittsweise zum typischen Bewuchs der Felshänge. Im nach der „Flora der Pfalz“ von SCHULTZ im aspektprägender Bestandteil der Mager- Pfälzerwald mit seinem nährstoffarmen Pfälzerwald häufig – eines der vielen Bei- wiese unterhalb der Burg. Sandstein scheint es sie aber sonst nicht zu geben; auch Christian Weingart hatte sie bei seiner äußerst akkuraten Erfassung der südpfälzischen Flora nicht festgestellt. Über die Herkunft des Neidenfelser Exemplars könnte man nur spekulieren.

Kartäuser-Nelke (Dianthus carthusiano- rum) Diese Art der Kalk-Magerrasen kommt im Buntsandstein-Gebiet des (mittleren) Pfäl- zerwalds nur selten vor und zählt zur typi- schen Burgenflora. Auf der Burg Neidenfels ist sie recht zahlreich.

Blut-Storchschnabel (Geranium sangui- neum) Diese typische Saum-Art basenhaltiger Standorte hat auf der Burg Neidenfels ein- zelne Vorkommen. Abb. 5: Purpur-Klee auf dem Burgfelsen. 6 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Pflanzen an der Burg Lichtenstein Notiz zur Ausbreitung Die westlich benachbarte Burg Lichtenstein der Bienen-Ragwurz ist kleiner als die Burg Neidenfels, und von um Neustadt ihr ist noch weniger erhalten. Sie wurde schon im 13. Jahrhundert zerstört, und für Vor rund 30 Jahren begann die Ausbreitung den Eisenbahnbau zwischen 1838 und der Bienen-Ragwurz in der Pfalz, nachdem 1849 diente sie als Steinbruch. Der Burgfels die vormals seltene Art weithin fast ausge- mit den wenigen Mauerresten ist vollstän- storben war. Die milden Winter begünstigen dig vom Wald überdeckt; man bemerkt die die Bienen-Ragwurz, denn strenger Frost Anlage erst aus der Nähe. Der Bestand am würde ihre überwinternde Blattrosette steilen Hang um die Burg Lichtenstein ist als schädigen. Die einstige Bindung an Mager- „Wald mit besonderem Schutzcharakter“ rasen (und seltener auch Pfeifengras- und gekennzeichnet. Er unterliegt keiner Nut- Moorwiesen) besteht nicht mehr; inzwi- zung und zeigt ein sehr naturnahes Bild. schen wächst die Bienen-Ragwurz öfter auf Auf dem Felsen und in seiner nächsten anthropogen geschaffenen Pionierstandor- Umgebung wurden bislang 31 Pflanzenar- ten nach einigen Jahren der Sukzession. ten festgestellt – keine hohe Anzahl, aber Diese Vorkommen bleiben individuenarm mit dem Purpur-Klee (Trifolium rubens) und sind unbeständig, und doch entstehen befindet sich unter ihnen eine ausgespro- sie immer wieder aufs Neue fernab umfang- chene Rarität. Der Purpur-Klee zählt zu den reicher, dauerhafter Bestände. Auf Neu- charakteristischen Arten der gegenwärtig stadter Gemarkung wurden in der neueren Abb. 1: Bienen-Ragwurz bei Mußbach. verschwindenden lichten Eichenwälder der Zeit die folgenden Vorkommen bekannt: Haardt; den Pfälzerwald hat er in der Ver- l Östlich von Mußbach, Trampelpfad l Nördlich von Geinsheim, Böschung gangenheit nur in der Gegend von Annwei- am Mußbacher Baggerweiher, 5-10 des Rückhaltebeckens an der Kreu- ler besiedelt. Dort gibt es ihn nicht mehr. Das Exemplare, 2019. zung B 39/L 530: 1 Exemplar, 2016, kleine Vorkommen auf der Burgruine Lich- l Südlich von Mußbach, Fahrweg-Ein- gefunden von Daniel Salzer. tenstein mit ungefähr 15 Exemplaren ist das mündung in die Straße „Zum Ordens- Andernorts gibt es größere Bestände der einzige im Pfälzerwald. Es war vor über 30 wald“ (K 19) unmittelbar nördlich des Bienen-Ragwurz sogar in artenarmen, dich- Jahren bereits Valentin Fröhlich, dem vor Holzhof-Kreisels, 10-20 Exemplare, ten Fettwiesen (Feudenheimer Au in Mann- einigen Jahren verstobenen Meister der 2019. heim). Zwischen hochwüchsigen Pflanzen Botanik im Raum Neustadt, bekannt. l Östlich von Lachen-Speyerdorf, san- in Grünland- und Ruderalvegetation ist die Der Purpur-Klee steht auf dem Felsen in dige Brache am Ostrand des Diakonis- Bienen-Ragwurz oftmals erstaunlich gut Gesellschaft von Säurezeigern (Draht- sen-Mutterhauses östlich des Flug- getarnt. An solchen Stellen findet man sie Schmiele, Heidelbeere), was das Vorkom- platzes, 5-8 Exemplare, 2017, leichter im Winter anhand der blaugrünen men dieses Basenzeigers erst recht schwer gefunden von Clement Heber, 2019 Grundblattrosetten. verständlich macht. Unterhalb des Felsens nicht mehr bestätigt. enthält die Waldbodenvegetation aber l Zwischen Lachen-Speyerdorf und Heiko Himmler, Sandhausen neben dem Einblütigen Perlgras (Melica uni- Geinsheim, Firmengelände südlich Klaus Hünerfauth, Neustadt flora) mit der Finger-Segge (Carex digitata) des Benzenlochs, 1 Exemplar, 2018, (Fotos: K. Hünerfauth) eine hinsichtlich der Basenversorgung gefunden von Clement Heber, 2019 besonders anspruchsvolle Art, die man im nicht mehr bestätigt. Pfälzerwald nur an einzelnen Stellen finden kann. Sie zählt zu den typischen Bestandtei- len der Seggen-Buchenwälder (Carici-Fage- tum, ehemals auch als „Orchideen-Buchen- wälder“ bezeichnet) auf trockenen Kalk-Standorten. Als weitere Art lichter, tro- ckener Wälder auf basenhaltigen Böden wächst mit ihr zusammen die Pfirsichblättri- ge Glockenblume (Campanula persicifolia). Die Vorkommen des Purpur-Klees unterhalb des Burgfelsens sind jedoch, wie jene der Traubigen Graslilie (Anthericum liliago), erloschen.

Heiko Himmler, Sandhausen (Fotos: H. Himmler)

Abb. 2: Der Wuchsort beim „Holzhof-Kreisel“ ist ein trivial scheinender Lebens- raum. Die Pflanzen wachsen zwischen dem Verkehrsschild und dem Heckenrosen- Gebüsch am linken Bildrand. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 7

Breitet sich der Brandpilz SCHOLZ, H.& I. SCHOLZ (2012): Die Brandpilze Ustilago cynodontis Deutschlands, 3. Nachtrag. – Verh. Bot. Ver. (nördlich der Alpen) aus? Berlin Brandenburg 145: 161-217. VOGGESBERGER, M. (1998): Cynodon. – In: Vor etwas mehr als 20 Jahren wurde inner- SEBALD, O., SEYBOLD, S., PHILIPPI, G. & A. WÖRZ halb des Stadtgebietes von Ludwigshafen (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen erstmals der Brandpilz Ustilago cynodontis Baden-Württembergs 7: 253-254. – Stutt- in Deutschland nachgewiesen (siehe MAZO- gart: Ulmer. MEIT 2005), etwas später auch in Luckau, POLLICH, J. A. (1776): Historia plantarum in wobei es sich bei letzterem Fund im Unter- Palatinatu electoriali sponte nascentium schied zu dem pfälzischen offenbar nur um incepta, 2 Bd. – Mannheim. ein befristetes Vorkommen handelte SPILGER, L. (1932): Johann Philipp Huth (SCHOLZ & SCHOLZ 2012: 207). (1664-1727) und sein Wetterauer Herbar. – Der Nachweis dieses Brandpilzes ist in mehr- Ber. Offenbacher Ver. Naturk. 69-73: 9-51. facher Hinsicht bemerkenswert und inter- pretierbar, nicht zuletzt auch im Zusammen- Johannes Mazomeit, Ludwigshafen hang mit dem Status und der Verbreitung seiner Wirtspflanze, dem Hundszahn- oder Bermudagras (Cynodon dactylon). Der Ver- breitungsschwerpunkt von Cynodon dacty- Bestens geführt durchs lon liegt in den Tropen (und Subtropen). Ein Vom Brandpilz Ustilago cynodontis Nördlinger Ries ursprüngliches Vorkommen der Art in Mit- befallenes Hundszahngras (Cynodon teleuropa erscheint nicht zuletzt deshalb als dactylon) an der Großpartstraße in Lud- Sommerexkursion des Botanischen unwahrscheinlich. Nicht abschließend wigshafen, 7. Juni 2019. (Foto: J. Mazo- Arbeitskreises der POLLICHIA- geklärt ist, ob es sich beim Hundszahngras meit) Kreisgruppe Bad Kreuznach in Mitteleuropa um einen Achäeophyten oder einen Neophyt handelt (z. B. VOGGES- renzen sichtbar vom Brandpilz deformiert, Organisatorisch betreut von Dorothea Did- BERGER 1998: 254). im Fall der Wollstraße erstreckte sich der laukies und fachlich vorbereitet und geleitet Die literarischen Erstnachweise innerhalb Befall über einen mehrere (Quadrat-)Meter von Klaus Schaubel und Dr. Hans Reichert, seines räumlichen Verbreitungsschwer- großen Bestand von Cynodon dactylon. führte die mehrtägige Sommerexkursion punktes in Deutschland stammen aus dem Markus Scholler (Karlsruhe) zufolge sind vom 19. bis 23. Mai ins Nördlinger Ries und 18. Jahrhundert; in Baden-Württemberg keine weiteren Funde nördlich der Alpen seine unmittelbare Umgebung. Seit der Ini- WIBEL 1797 (VOGGESBERGER 1998), in der Pfalz bekannt bzw. im Herbarium Karlsruhe (KR) tiierung der Exkursionsreihe durch Prof. Dr. 1776 (POLLICH 1776) und im Rheingau HUTH belegt. Günter Preuß in den 60-er Jahren des vori- 1712 (SPILGER 1932). Selbst bei Heranzie- Wenn Arten in einem Raum erstmals nach- gen Jahrhunderts war es die 57. Veranstal- hung dieser Erstmeldungen – die ja nicht gewiesen werden, gibt es vor allem zwei tung dieser Art. Wie schon seit einigen Jah- unbedingt das Erstauftreten der Art doku- Erklärungsansätze: Sie sind im Bezugsra um ren diente ein Reisebus als Verkehrsmittel. mentieren müssen – ergibt sich ein „time- tatsächlich neu oder sie wurden bislang in Die Unterkunft lag mitten in der Stadt Nörd- lag“ zwischen dem „Erst-Auftreten“ der ihm nur übersehen. Gegen die Möglichkeit, lingen mit ihrem mittelalterlichen Stadtbild Wirtspflanze und ihres phytoparasitischen dass der Brandpilz seit langem einfach nur und ihrer vollständig erhaltenen Stadtmau- Pilzes von fast 300 Jahren. Bei einer früheren übersehen wurde, lässt sich u. a. anführen, er. Der Bus musste durch eines der Stadttore Einwanderung oder Einschleppung wäre dass in der Vergangenheit in Ludwigshafen einfahren und sich durch eine enge Straße der time-lag noch entsprechend größer. über viele Jahre der ausgewiesene phytopa- zum Hotel zur Sonne am Marktplatz bewe- In den letzten zehn Jahren stand Ustilago rasitische Forscher (und POLLICHIAner) Her- gen, was der Fahrer Victor Kraft ebenso bra- cynodontis nicht mehr auf der „engeren mann Poeverlein (* 1874, † 1957) wohnte vourös bewältigte wie auch alle übrigen Suchliste“ des Verfassers. Größere Bestände und wirkte. Engpässe während der Exkursion. Das Hotel wären ihm aber bei seinen vielen Radtouren In diesem Jahr konnten am 7. Juni 2019 an empfing uns mit dem Flair, das vordem in der Vorderpfalz aufgrund des häufigen beiden „neuen “ Stellen in Ludwigshafen schon einige deutsche Kaiser und Goethe Vorkommens des Hundszahngrases ent- weiterhin ein Befall von Ustilago cynodontis angetroffen haben, die dort übernachteten. lang von Straßenrändern sicher aber auch in den Beständen von Cynodon dacytlon Im Vergleich mit früheren Sommerexkursio- ohne gezieltem Suchen aufgefallen, wobei festgestellt werden, darüber hinaus am glei- nen war diese dadurch besonders geprägt, anscheinend der Monat Juni besonders chen Tag zusätzlich auch zwischen Flomers- dass drei ortsansässige Botaniker sich mit geeignet ist, den Brandpilz anzutreffen bzw. heim und Lambsheim am nördlichen Stra- ungewöhnlichem Engagement und sichtli- zu beobachten. ßenrand der Freinsheimer Straße, ungefähr cher Freude als Führer betätigten. Das Ehe- Denn so geschah es letztes Jahr an einem 75 m östlich der Autobahn A 61. paar Brigitte und Jürgen Adler (Nördlingen) Tag (26. Juni 2018) gleich zweimal (!) im Diese Zufallsbeobachtungen können wohl sowie Dr. Günther Kunzmann (Maihingen) Bereich von Ludwigshafen-Oggersheim: als Indizien für eine Ausbreitung von Ustilago erfüllten nicht nur die Bitte, die Exkursions- Zuerst am Straßenrand an der Wollstraße cynodontisin Mitteleuropa, zumindest in der leiter bei der Vorexkursion Anfang Juni zu kurz vor der Abbiegung in die Mannheimer Pfalz, interpretiert werden. begleiten, sondern stießen auch zur Exkur- Straße und etwas später am gleichen Tag am sion selbst hinzu, die Adlers sogar an allen Straßenrand an der Großpartstraße unmit- Literatur Tagen. Das war von großem Nutzen, da wir telbar an der Abbiegung in den Bremmen- MAZOMEIT, J. (2005): Erstnachweis von Usti- eine Reihe von botanischen Raritäten, die weg (beide Funde im MTB 6516/12). lago cynodontis (Ustilaginales) in Deutsch- zum Teil nur auf sehr kleinen Flächen vor- An beiden Wuchsorten waren mehrere Inflo- land. – Mitt. POLLICHIA 91: 107-110. kommen, ohne den Scharfblick und die 8 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Abb. 1: Frau Brigitte Adler (zweite von rechts) verwendet ihren Wanderstock wie Abb. 2: Wegen ihrer leuchtend gelben eine Sonde zum Aufspüren unscheinbarer seltener Pflanzen. (Foto: H. Reichert) Narben ist die Gelbe Sommerwurz (Orobanche lutea) nicht so schwierig zu Ortskenntnis der genannten Botaniker nicht langer Zeit durch Terrassierung schmale, bestimmen wie manche anderen Som- gefunden hätten. ebene Ackerstreifen angelegt, um den merwurz-Arten. (Foto: H. Reichert) Schon bei der Anfahrt wurde ein Exkursions- Ackerbau zu erleichtern. Ihre Bewirtschaf- ziel angesteuert: der knapp 700 m hohe tung lohnt heute nicht mehr, weshalb der bewachsen sind. Dort sahen wir Frauen- Hesselberg, der etwas nördlich des Nördlin- größte Teil in Schafweiden umgewandelt schuh (Cypripedium calceolus), Echten ger Rieses liegt. Da er seine Umgebung um wurde. Dort konnte als äußerst seltene und Steinsamen (Lithospermum officinale), mehr als 200 m überragt, bietet er großarti- gefährdete Pflanzenart die Einfache Wie- Blutrote Sommerwurz (Orobanche gracilis), ge Fernsichten und ist umgekehrt bis zu Ent- senraute (Thalictrum simplex subsp. tenui- Zimtrose (Rosa majalis), Hohes Veilchen fernungen von 40 Kilometern hin eine auf- folium) bestaunt werden. Auf einem kleine- (Viola elatior) und ein gutes Dutzend weite- fällige Landmarke. Erdgeschichtlich ist er ein ren Teil wird aus Naturschutzgründen rer Raritäten. Zeugenberg, der durch Erosion von der traditioneller Ackerbau nachgeahmt, um Die Weiterfahrt führte zurück in den südli- Schichtstufe des Fränkischen Jura abge- seltene Ackerwildkräuter zu erhalten. Da chen Randbereich des Rieses bei Harburg. In trennt wurde. Obwohl er auch geologisch beim Beginn des Projektes Saatgut von der Waldgaststätte Eisbrunn fand die Mit- und historisch Interessantes zu bieten hat, anderswoher geholt werden musste, sind tagsrast statt. Im direkt daneben gelegenen galt die Aufmerksamkeit der Exkursionsteil- nicht alle dort wachsenden Pflanzen Forstgarten konnten exotische Baumarten nehmer in erster Linie den Halbtrockenrasen autochthon. Doch bekommt man Arten zu studiert werden. Eine anschließende Wan- des östlichen, waldfreien Teils des Berges. sehen, die weithin ausgestorben sind, wie derung führte durch einen artenreichen Dort konnte eine Fülle seltener Pflanzenar- z. B. die Kornrade (Agrostemma githago), Kalk-Buchenwald mit zahlreichen Exempla- ten, teils in größeren Beständen, beobach- das Rundblättrige Hasenohr (Bupleurum ren des Großen Waldvögleins (Cephalan- tet werden, darunter die Edel-Schafgarbe rotundifolium), den Kleinfrüchtigen Lein- thera damasonium) und einem kleinen Vor- (Achillea nobilis), der auch im Nahegebiet dotter (Camelina microcarpa), den Echten kommen des Roten Waldvögleins vorkommende Bleiche Schotendotter (Ery- Frauenspiegel (Legousia speculum-veneris) (Cephalanthera rubra). Auch das Chris- simum crepidifolium), die Gelbe Sommer- und den Venuskamm (Scandix pecten-vene- tophskraut (Actaea spicata), die Blätter des wurz (Orobanche lutea), das Rötliche Fin- ris). Leberblümchens (Hepatica nobilis), das gerkraut (Potentilla heptaphylla) und der Der Nachmittag stand zur freien Verfügung, gerade noch blühende Immenblatt (Melittis Große Ehrenpreis (Veronica teucrium). um Nördlingen mit seinen historischen melissophyllum), die Türkenbundlinie (Lili- Am zweiten Exkursionstag ging es vormit- Sehenswürdigkeiten und seinen Museen um martagon) und das fruchtende Wunder- tags nach Maihingen, das auf dem westli- (u. a. dem noch jungen Rieskrater-Museum) veilchen (Viola mirabilis) zogen die Blicke auf chen Randwall des Nördlinger Rieses liegt. zu erkunden. sich. Das nächste Ziel, der nahegelegene Dorthin wurden bei dem Meteoriten-Ein- Der dritte Exkursionstag führte in südlicher Bockberg, wurde vor allem wegen einer dort schlag vor 14,6 Millionen Jahren teils Richtung aus dem Ries hinaus ins benach- vorkommenden endemischen Baumart auf- geschmolzene Bruchstücke von Tiefenge- barte Donautal, wo nicht weit von Donau- gesucht, der Ries-Mehlbeere (Sorbus fische- stein geschleudert. Dr. Kunzmann zeigte wörth beim Dorf Marxheim ein Auenwald ri). Sie ist aus einer Kreuzung zwischen der anhand einer geologischen Karte die chao- durchwandert wurde. Autan war gefragt, Mehlbeere und der Elsbeere hervorgegan- tischen Lagerungsverhältnisse und führte da sogleich Mückenschwärme über die gen. Da das Kreuzungsprodukt ohne zu zwei kleinen Steinbrüchen, wo unter Exkursionsteilnehmer herfielen. Spezielles Befruchtung Samen bilden kann (Agamo- anderem der Suevit, das bekannteste Ries- Ziel waren sogenannte Brennen. Das sind spermie), konnte ein einziges Individuum Gestein, zu sehen ist. größere Lichtungen im Wald, die wegen Nachkommen hervorbringen, die sich am Zuvor hatte eine Wanderung über die nahe- äußerst dünner Humusschichten über Kies- Südrand des Nördlinger Rieses und stellen- gelegenen „Rankenäcker“ geführt. An ablagerungen leicht zu roden waren und mit weise im Ries selbst ausbreiteten. Alle diese ziemlich steilen Hängen wurden dort vor teils wechselfeuchten Halbtrockenrasen Nachkommen sind mit der Mutterpflanze POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 9

Abb. 5: Der Röhrige Wasserfenchel in Abb. 3: Die Exkursionsteilnehmer stehen am Rand eines Getreideackers bei Maihin- einem Graben bei Bühl. Diese Art ist in gen, der eigens angelegt ist, um selten gewordenen oder ausgestorbenen Acker- der Pfalz in der jüngsten Vergangen- wildkräutern eine Überlebensmöglichkeit zu bieten. Dr. Günther Kunzmann (zwei- heit sehr stark zurückgegangen. (Foto: ter von rechts) erläutert das Projekt. Links vorn Exkursionsleiter Klaus Schaubel. K. Schaubel)

lich in einen wechselfeuchten Magerrasen übergeht. Wegen dieser Standortvielfalt gibt es eine Fülle bemerkenswerter Pflan- zenarten, deren Aufzählung hier zu weit führen würde. Es seien nur die Gerard-Gän- sekresse (Arabis nemorensis) und der in einem benachbarten, für Amphibien ausge- hobenen Teich rasenartig wachsende Pillen- farn (Pilularia globulifera) genannt. Nach kurzer Busfahrt konnte beim benach- barten Dorf Bühl in einem Wiesengraben der sehr seltene Röhrige Wasserfenchel (Oenanthe fistulosa) in großer Zahl blühend studiert werden. Rechtzeitig vor der Ankunft der angekün- digten Gewitterfront erfolgte die Weiter- fahrt zum Städtchen Wemding am östlichen Rand des Rieses, das als Geburtsort des berühmten Kräuterbuchverfassers Leon- hart Fuchs bekannt ist. An ihn erinnert in Wemding lediglich eine Gedenktafel an sei- nem Geburtshaus und ein großes Arrange- Abb. 4: Blutrote Sommerwurz auf einer Brenne im Auwald bei Marxheim. (Foto: K. ment von Fuchsien, die ja nach dem Gelehr- Schaubel) ten des 16. Jahrhunderts benannt sind. Als das Gewitter mit kräftigem Regen los- identisch und können als Klon bezeichnet Boden nahe dem Waldrand ein schmaler brach, hatten die Exkursionsteilnehmer in werden. Der geschilderte Vorgang ist im Streifen eines höchst schutzwürdigen Pflan- der Stadt Unterschlupf gefunden, die meis- Pflanzenreich kein Einzelfall und hat zum zenbestandes mit dem Kleinen Vogelfuß ten in einem Café. Beispiel beim Löwenzahn (Taraxacum) zu (Ornithopus perpusillus), dem Berg-Haar- Die Wetterbesserung ließ nicht lange auf Hunderten von „Kleinarten“ geführt. strang (Peucedanum oreoselinum), dem sich warten, so dass am fünften Tag, dem Der Gang über den von Felsen gekrönten Hügel-Klee (Trifolium alpestre) und der Tag der Rückreise, eine ursprünglich für den Bockberg bescherte nicht nur weitere in- Platterbsen-Wicke (Vicia lathyroides) erhal- Nachmittag des Vortages vorgesehene teressante Pflanzenfunde, sondern erlaubte ten geblieben ist. Da die Fläche nicht unter Wanderung nachgeholt werden konnte. auch einen grandiosen Ausblick in nördli- Naturschutz steht, muss man um den Erhalt Ziel war der Riegelsberg bei Holheim west- cher Richtung über das gesamte Riesbecken des Pflanzenbestandes bangen. lich Nördlingen. Der durch die vorgeschicht- bis hin zum oben genannten Hesselberg. Einen teils feuchten Wald mit der Kletten- lichen Funde in den Offnethöhlen berühmte Da für den Nachmittag des vierten Tages Distel (Carduus personata) und der Behaar- Hügel liegt hart an der Grenze zwischen Gewitter gemeldet waren, nutzte man nur ten Karde (Dipsacus pilosus) querend, Baden-Württemberg und Bayern und ist für den Vormittag für eine größere Wanderung gelangten die Exkursionsteilnehmer zum an Natur und Kultur Interessierte ein im Gelände. Ausgangspunkt war ein alter Anhauser Weiher. Der Fischweiher ist von „Muss“. Von den Grundmauern einer römi- Rasensportplatz bei Rudelstetten im östli- einem Röhrichtgürtel umgeben, der weiter schen Villa Rustica an seinem Fuß führt ein chen Teil des Riesbeckens, wo auf sandigem außen in ein Kleinseggenried und schließ- ziemlich steiler Wanderweg 42 m bergauf 10 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

bis zur Großen Offnethöhle. Danach ging es über einen felsigen Pfad nochmals 10 m auf- wärts bis auf die fast ebene Oberfläche des aus Jurakalk bestehenden Hügels im Rand- bereich des Rieskraters. Botanisch war die Wanderung äußerst ergiebig. Auf Felsab- sätzen wachsen u. a. Steinquendel (Acinos arvensis), Feld-Beifuß (Artemisia campe- stris), Hügel-Meier (Asperula cynanchica), Gewöhnliche Zwergmispel (Cotoneaster integerrimus), Gewöhnliche Kugelblume (Globularia bisnagarica) und Siebenbürge- ner Perlgras (Melica transsilvanica). Die Magerrasen auf der Hochfläche waren gera- de von Schafen beweidet worden, so dass manches, was bei der Vorexkursion sofort ins Auge fiel, nicht mehr oder nur noch nach längerem Suchen zu finden war; so die Mon- Abb. 6: Der Riegelsberg südwestlich von Nördlingen an der Grenze zwischen Baden- draute (Botrychium lunaria), die Sand- Württemberg und Bayern ist nicht nur wegen seiner artenreichen Flora, sondern Esparsette (Onobrychis arenaria), das auch wegen der prähistorisch bedeutsamen Großen Offnethöhle ein lohnendes Sumpf-Kreuzblümchen (Polygala amarella), Exkursionsziel. (Foto: H. Reichert) das Mittlere Leinblatt (Thesium linophyllon), der Österreichische Ehrenpreis (Veronica austriaca) und der Scheerer-Ehrenpreis (Veronica satureiifolia). In gleicher Üppigkeit wie bei der Vorexkursi- on wurde dagegen ein weiterer Wildkräu- ter-Acker angetroffen. In ihm waren zusätz- lich zu dem schon bei Maihingen Gesehenen das Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis), die Acker-Haftdolde (Caucalis platycarpos), der Kleinblütige Frauenspiegel (Legousia hybrida) und der Gezähnte Feldsalat (Valerianella dentata) vertreten. Da die Rückfahrstrecke unmittelbar daran vorbeiführte, wurde abschließend in Din- kelsbühl Halt gemacht und Gelegenheit zu einem dreistündigen Stadtbummel gege- ben. Wohlbehalten und von vielfältigen Ein- drücken reich beschenkt, kehrten die Teil- Abb. 7: Österreichischer Ehrenpreis im Magerrasen auf dem Riegelsberg. (Foto: K. nehmer spät nachmittags nach Bad Schaubel) Kreuznach und zum Parkplatz des Busunter- nehmens in Abtweiler zurück. Kurz vor der Ankunft sprach Bianca Steimle als Vorsit- zende der Kreisgruppe allen Beteiligten den Dank für die gelungene Exkursion aus. Schon während derselben hatte sie die örtli- chen Führer mit Naheland-typischen Prä- senten bedacht.

Dr. Hans Reichert, Saarbrücken

Abb. 8: Kleinblütiger Frauenspiegel in einem Wildkrautacker auf dem Riegelsberg. (Foto: K. Schaubel) POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 11

Funde seltener Formen Umrahmung schließt sich ein braunviolet- gedeutet wird. Es ist daher von Vorteil, wenn der Hummel-Ragwurz tes, vielgestaltiges Mal an, das wiederum in man die typischen Merkmale und die Varia- (Ophrys holoserica) in einer gelbgrünen Umrandung ausläuft. Am tionsbreite eines Taxons kennt, um zwischen der Südwest-Pfalz unteren Ende des Labellums befindet sich seltenen Formen und Bastarden differenzie- ein nicht zu übersehendes grünlichgelbes ren zu können bzw. um das Risiko einer Fehl- Anhängsel (Appendix), das waagerecht interpretation zu minimieren. Für eine ver- Einleitung nach vorn absteht oder aufwärts gebogen lässliche Aussage sollten zudem die Orchideen und vor allem die Arten aus der ist. Bei den seitlichen Kronblättern (Petalen) Umstände der gesamten Fundsituation vor Gattung Ophrys zeigen eine bemerkens- gewinnt man den Eindruck, dass sie sich zu Ort (Erscheinungsbild der Population, werte Variationsfähigkeit. Dies gilt insbe- Gunsten der anderen Blütenbestandteile Standort, Blühzeitpunkt, Vergesellschaf- sondere für die heimische Hummel-Rag- zurückgebildet haben. Sie sind nur etwa 1/3 tung mit verwandten Arten) mit einbezogen wurz (Ophrys holoserica (BURM. fil.) GREUTER, so lang sie die Sepalen, meist dreieckig, werden. Syn. Ophrys fuciflora (SCHMIDT) MOENCH), behaart und an der Basis mehr oder weniger was z. B. Orchideenkenner wie den Trierer geöhrt. Auch ihre Färbung reicht von pur- Beobachtungen bei Monbijou Arzt Heinrich Rosbach oder den Saarbrücker purn über rosa bis weiß. Der Vollständigkeit Die artenreichen Kalk-Halbtrockenrasen Apotheker Josef Ruppert bereits Ende des halber sei noch auf das Säulchen (Gynoste- beim Hofgut Monbijou (Südwest-Pfalz) sind 19. Jahrhunderts bzw. Anfang des 20. Jahr- mium) hingewiesen, das im Zentrum der insbesondere bei Liebhabern heimischer hunderts zu intensiven Studien veranlasste Blüte sitzt und in einem kurzen, zugespitz- Orchideen schon lange bekannt (Bsp. FIRME- (vgl. ROSBACH 1876 und RUPPERT 1924). ten Konnektivfortsatz endet. RY 1958). Vor allem der vordere Trocken- hang, der durch ein Kiefernwäldchen und Die Blüte einer Hummel Eine variable Pflanze eine Ackerfläche vom hinteren Hang abge- Betrachtet man die Blüte einer „typischen“ In unserer Region hat sich bereits in den trennt ist, wird jährlich von relativ vielen Hummel-Ragwurz, so fallen zunächst die 1960er Jahren Eduard Peitz intensiv mit der Besuchern aufgesucht. Weniger bekannt ist drei eiförmig-elliptischen Kelchblätter Variabilität von Ophrys holoserica beschäf- hingegen eine oberhalb gelegene Aus- (Sepalen) ins Auge. Ihre Färbung variiert von tigt (PEITZ 1967). In seiner Zusammenstel- gleichsfläche unweit des Zweibrücker Flug- weiß über rosa-violett bis (selten) purpurrot lung (PEITZ 1963) finden sich über 40 ver- hafens, wo sich ein Halbtrockenrasen entwi- (vgl. Abb. 1-3). Alternierend zu den Sepalen schiedene Formen. Die beschriebenen ckeln sollte und auch zwischenzeitlich stehen die drei Organe des inneren Blüten- Abweichungen können die Form oder Fär- entwickelt hat. An Orchideen finden sich blattkreises, der sich aus den beiden seitli- bung einzelner Blütenorgane (sowohl des dort mittlerweile folgende Arten: Himanto- chen Petalen und der auffälligen Blütenlip- inneren wie auch des äußeren Blütenblatt- glossum hircinum, Orchis militaris, Gymna- pe, dem Labellum, zusammensetzt. Die kreises) betreffen und dürften in der Regel denia conopsea, reichlich Anacamptis pyra- Lippe lässt sich wie folgt charakterisieren: auf Mutationen, d. h. auf eine sprunghafte midalis und Ophrys holoserica sowie Ophrys meist trapezförmig, ungeteilt, flach bis Veränderung der Erbanlagen zurückzufüh- apifera. Bei einer Überprüfung dieses schwach konvex gewölbt, mehr oder weni- ren sein. Taxonomisch werden solche Pflan- Geländes am 31. Mai/1. Juni 2019 konnte ger gehöckert und dunkel- bis purpurbraun zen je nach Auffassung der verschiedenen der Verfasser nun zwei bemerkenswerte gefärbt. Ihre Oberseite ist samtartig und Autoren als Spielarten, Formen oder Varie- Formen der Hummel-Ragwurz feststellen, nach den Rändern zu etwas stärker behaart. täten in den einschlägigen Orchideenwer- die sich zumindest in einem Merkmal deut- An der Lippenbasis schimmert ein brauner, ken geführt. Gelegentlich kann man fest- lich von der Nominatsippe unterscheiden. Es schildförmiger Fleck, der von einem schma- stellen, dass so mancher Fund einer seltenen sei erwähnt, dass die aktuellen Funde nicht len, hellen Band eingefasst ist. An diese Variante als Hybride angesprochen bzw. in Verbindung mit den von PEITZ (1984) bei

Abb.1: Ophrys holoserica, Normalform Abb.2: Ophrys holoserica, Normalform Abb.3: Ophrys holoserica, Normalform mit weißen Kelchblättern. mit violetten Kelchblättern. mit purpurroten Kelchblättern. 12 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

stellen liegen im benachbarten Saarland unweit der Orte Mimbach und Walsheim. Das Phänomen gelber Lippen lässt sich im Übrigen auch bei anderen Arten aus der Gattung Ophrys feststellen, so vor allem bei der Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera).

Schlussbemerkung Die Beobachtungen zeigen, dass selbst in gut erforschten Gebieten interessante Funde gelingen. Außer den beiden hier vor- gestellten Formen konnte der Verfasser auch noch die Hybride Ophrys apifera x Ophrys holoserica nachweisen bzw. mit Foto dokumentieren. Über die seltene Kreu- zung soll jedoch zu einem späteren Zeit- punkt berichtet werden.

Literatur FIRMERY, A. (1958): Orchideen bei Zweibrü- Abb.4: Ophrys holoserica, Form mit Abb.5: Ophrys holoserica, Form mit cken. – Pfälzer Heimat 9 (3): 146. Speyer. grünen Sepalen. grünen Sepalen. PEITZ, E. (1963): Beitrag zur Kenntnis der Ophrys fuciflora (Cr.) Moench. – Mittei- Monbijou dokumentierten Missbildungen sam mit der Normalform vor, bilden also lungsb. d. Heimvolkshochschule Schloß stehen. keine eigenständigen Populationen. Fund- Dhaun (Nahe) Nr. 18 (4): 1-27. Dhaun. meldungen der seltenen Variante liegen PEITZ, E. (1967): Gestalt- und Farb-Abwand- Hummel mit grünen Kelchblättern zum Beispiel aus dem angrenzenden Saar- lungen an Orchideen, insbesondere bei Wie oben angegeben, besitzt Ophrys holo- land, Lothringen (STEINFELD 2012) und dem Ophrys fuciflora. - Heimvolkshochschule serica normalerweise bunte Perigonblätter. Elsass vor. Schloß Dhaun. Nur sehr selten treten auch Pflanzen mit grü- PEITZ, E. (1984): Schadstoffe bewirken Steri- nen oder blassgrünen Sepalen und grünli- Hummel mit gelblicher Lippe lität. – Die Orchidee 35 (3): 86-88. Hamburg. chen Petalen auf. Umso erfreulicher war der In unmittelbarer Nachbarschaft mit den ROSBACH, H. (1876): Über Formverschieden- überraschende Fund von insgesamt 16 oben beschriebenen Pflanzen blühte auch 1 heiten einiger Orchideen. – Ver. Naturhist. Exemplaren dieser Varietät (Abb. 4 u. 5). Die Exemplar von Ophrys holoserica mit einem Ver. preuss. Rheinlande u. Westf. 33: 431- Blütenlippen der beobachteten Pflanzen gelblichen Labellum (Abbildung auf der 434, Taf. III. Bonn. zeigten keine Auffälligkeiten, d. h. sie waren Titelseite dieses Hefts). Es handelt sich hier- RUPPERT, J. (1924): Zum systematischen Auf- in Form und Färbung normal ausgeprägt. bei um eine Verlustmutante der Anthocya- bau der Ophrys fuciflora Rchb. – Pfälz. Weiße oder violette Kelchblätter gelten im ne, so dass die roten oder blauen Blütenfarb- Museum 41: 161-169. Speyer. phylogenetischen Sinn als Weiterentwick- stoffe nicht mehr gebildet werden und nur STEINFELD, P. (2012): Zur Variabilität von Oph- lung, da sie vermutlich die Signalwirkung für noch die gelben Farbstoffe, wie z. B. Fla- rys holoserica (BURM. fil.) GREUTER in der saar- potenzielle Bestäuber erhöhen, vor allem vonolglykoside oder Caratonide, zutage tre- ländisch-lothringischen Grenzregion. – Ber. wenn es sich wie bei der Hummel-Ragwurz ten. Je nachdem wie stark die Anthocyanbil- Arbeitskrs. Heim. Orchid. Beiheft 8: 259- um Langhornbienen aus der Gattung Euce- dung unterdrückt ist, entwickeln sich gelb- 275. Koblenz. ra handelt (ZSCHUNKE 2012). Insofern kön- grüne, grünliche oder bräunlich gelbe ZSCHUNKE, P. (2012): Albiflora-Formen der nen grüne Perigonblätter im vorliegenden Lippen mit einer meist weißlichen Malzeich- Orchidaceae – mehr als eine Laune der Fall als eine Art „Rückschlag“, bei dem wie- nung. Sepalen und Petalen sind bei dieser Natur. – Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 29 der alte Erbanlagen zum Vorschein kom- apochromen Form in der Regel weiß (1): 141-170. Koblenz. men, gewertet werden. Beim Anblick sol- gefärbt. Obwohl man die auffällige Farbva- cher Pflanzen entsteht der Eindruck, dass es riante im Gelände kaum übersehen kann, Peter Steinfeld (Hornbach) sich um eine andere Sippe handeln könnte. belegen die wenigen Fundmeldungen, dass (Fotos: P. Steinfeld, alle Aufnahmen von Exemplare mit grünlichen Sepalen und Peta- es sich hierbei um eine sehr seltene Erschei- Monbijou) len kommen bei uns jedoch immer gemein- nung handelt. Zwei relativ bekannte Fund- POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 13

AK Geowissenschaften

Ergänzende Informatio- Nachdem Streichholzschachteln früher dann anschließend das Territorium des nen über das Territorium von den an der Steinzeitforschung interes- „Weinroten Materials“ sowie den nachge- des „Weinroten Materi- sierten Privatpersonen häufig als Aufbewah- wiesenen Abbauort des „Weinroten Mate- als“, ein mittelsteinzeitli- rungsmittel für diese typischen steinernen rials“ vorzustellen. Belegstücke der Mittelsteinzeit benutzt ches Streifgebiet im Saar- wurden, hat man die Mittelsteinzeit (vgl. Über den Beginn der Erforschungs- Nahe-Bergland und den ARORA 1978: 33) auch schon scherzhafter- geschichte der Mittelsteinzeit im umgebenden Landschaf- weise als „Streichholzschachtel-Zivilisati- pfälzischen Raum ten – Teil 1 on“ bezeichnet. Wie der Bezeichnung „Streichholzschach- Diese Fähigkeit, kleinste Pfeilbewehrungen tel-Zivilisation“ für die Mittelsteinzeit zu aus kieselsäurehaltigen Gesteinen herzu- entnehmen ist, waren es wohl vornehmlich Vorbemerkungen stellen, gestattete es den mittelsteinzeitli- aufmerksame Laien, die dem aufgeschlos- In Südwestdeutschland fällt der Beginn der chen Menschen, letztlich auch Gebiete, in senen und abgeregneten Boden unter ihren Mittelsteinzeit (Mesolithikum) mit jener Zeit denen nur kleinstückiges Steinrohmaterial Füßen die gebührende Aufmerksamkeit der nacheiszeitlichen Vegetationsgeschichte vorkam, dauerhaft zu besiedeln. Zu diesen schenkten und dabei auch da und dort vom zusammen, in der sich der Wandel von den Gebieten gehörte auch das Saar-Nahe- Regen freigewaschene Mikrolithen ent- verstreuten späteiszeitlichen lichten Birken- Bergland. deckten und in ihren Gewahrsam nahmen. Kiefern-Beständen zum dichten Eichen- Als wildbeuterisch lebende Menschengrup- Auch im pfälzischen Raum (vgl. SCHULTHEISS Mischwald vollzog. Mit ungefähren Zahlen- pen waren die Mesolithiker darauf angewie- 1988: 145-146; CZIESLA 1992: 22-29) werten angegeben, begann im an- sen, je nach der Verfügbarkeit von tierischen kommt entsprechend interessierten Privat- gegebenen Raum die Mittelsteinzeit vor etwa und pflanzlichen Nahrungsquellen, ihre personen das Verdienst zu, erstmals auf das 11.500 Jahren und endete vor etwa 7.500 Siedlungs- bzw. Lagerplätze ständig zu ver- Vorhandensein mesolithischer Artefakte Jahren mit dem Erscheinen der aus Süden legen, was zur Herausbildung (vgl. LÖHR bzw. Lagerplätze aufmerksam gemacht zu bzw. Südwesten heranziehenden Waldwei- 1980: 5) eines bestimmten Nutzungsmus- haben. de betreibenden Wanderhirten und den aus ters ihres Lebensraumes bzw. Territoriums Nach der Publikation von HERDMENGER Osten bzw. Südosten in dieses Waldgebiet führte. (1952) über die „Erstmalige Entdeckung einwandernden den Wald rodenden Acker- Über die Größe eines von den mittelstein- einer mittelsteinzeitlichen Siedlung auf bauern. zeitlichen Menschengruppen durchstreif- pfälzischem Boden“, die auf der Südpfälzi- Während die in der späteiszeitlichen Kälte- ten Gebietes können unter bestimmten schen Hochfläche vorgefunden wurde, steppe und in der Parktundra beheimatet Voraussetzungen die für die Steingeräte- tauchten im heimatkundlichen Schrifttum gewesenen Wildbeuter mit der schon seit Herstellung benutzten Steinrohmaterialien der Pfalz auch Berichte über mittelsteinzeit- Beginn der jüngeren Altsteinzeit in Gebrauch Auskunft erteilen. Diese wurden entweder liche Lagerplätze bzw. Freilandstationen in gewesenen Fernwaffe der Speerschleuder entsprechenden Geröll-Ablagerungen ent- der Rheinebene und am Haardtrand auf. (vgl. TINNES 2015) Jagd auf die mitunter in nommen oder am Ort ihres geologischen Daher ist es recht verwunderlich, wenn, ansehnlichen Herden auftretenden Großsäu- Vorkommens aufgelesen und auch abge- trotz stattgefundener Geländebegehun- ger machten, benötigten die nacheiszeitli- baut. gen, in keiner der drei auf die Landkreise im chen Jäger und Sammler, also die den Wald Nachdem verkieselte rhyolithische Tuffite Nordpfälzer Bergland bezogenen Mainzer bewohnenden Menschen der Mittelstein- und Tuffe weinroter Färbung, die nur im Rot- Dissertationen über die Vor- und Frühge- zeit, bei der Pirsch auf das in kleinen Rudeln liegenden des Saar-Nahe-Berglandes anste- schichte dieser Landschaftseinheit (BANTEL- lebende Standwild sowie bei der Jagd auf hen, als Steinmaterial Verwendung fanden MANN 1972, FEHR 1972, KRIESEL 1978) die Raubtiere, Kleinsäuger und Vögel einer ohne (vgl. SCHULTHEISS 1988) und Artefakte aus Mittelsteinzeit nachgewiesen werden großen Bewegungsaufwand zu handhaben- diesem unverwechselbaren Gesteinsmate- konnte, obwohl diese nicht nur im Nord- den Jagdwaffe. Diese, nämlich Pfeil und rial auch in den mittelsteinzeitlichen Fund- pfälzer Bergland, sondern im gesamten Bogen (vgl. TINNES 2015), war ebenfalls seit Inventaren einiger umgebender Land- Saar-Nahe-Bergland, wie es sich bald der jüngeren Altsteinzeit bekannt. schaftseinheiten auftauchen, zeichnet sich herausstellen sollte, mehr oder weniger flä- Die Einnischung der mesolithischen Bevölke- (vgl. CAPPEL et al. 1993) im Verbreitungsge- chendeckend vertreten ist. So schrieb BAN- rung in den immer dichter werdenden Wald biet dieses „Weinroten Materials“ das Terri- TELMANN (1972: 13) über den Landkreis wurde dadurch erleichtert, dass die Mesoli- torium bzw. das Streifgebietes einer solchen Kusel „das völlige Fehlen mesolithischer thiker aus zweckdienlichen Gründen die aus Menschengruppe ab. Fundstücke lässt für diesen Zeitabschnitt Steinmaterial gefertigten Bewehrungen ihrer Da nun erstmals eine Abbaustelle von die- ebenfalls keinen Nachweis einer Besied- Pfeile möglichst klein gestalteten. Diese cha- sem „Weinroten Material“ nachgewiesen lung zu“. Auf die Landkreise Kaiserslautern rakteristischen Hinterlassenschaften der Mit- werden konnte, scheint es in diesem Zusam- und Rockenhausen bezogen, glaubte FEHR telsteinzeit, die sog. Mikrolithen (= „Stein- menhang angebracht, nach einer kurzen (1972: 33-34) registrieren zu können, dass chen“), besaßen in der Älteren Mittelsteinzeit Skizzierung der Geschichte der Mittelstein- „auch nach der archäologischen Landes- dreieckige („Spitzen“ und „Dreiecke“) sowie zeitforschung im Saar-Nahe-Bergland, auf aufnahme keine mittelsteinzeitlichen halbmondförmige („Segmente“), in der Jün- Teilergebnisse eines dort bis in den Quadrat- Funde“ vorliegen. Im Landkreis Kirchheim- geren Mittelsteinzeit trapezförmige („Trape- meter-Bereich hinein kartierten mittelstein- bolanden kam KRIESEL (1978: 14) zu folgen- ze“) Umrisse. zeitlichen Lagerplatzes einzugehen, um dem Ergebnis: „Die ältere und mittlere 14 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Abb. 1: Das kartierte Areal mit den fünf Fixpunkten und dem Koordinatensystem. Das kartierte Areal grenzt nach Westen und Süden hin an einen Feldweg und nach Norden hin an Wiesengelände. Nach Osten hin setzt sich das Ackergelände über den Lagerplatz hinaus fort. Die ausgewiesenen Planquadrate verfügen über eine Fläche von einem Ar. Ihre Positionen sind, auf die Quer-Erstreckung des Ackers bezogen, durch die Lage in der jeweiligen Reihe (R: 1 bis 6) und, auf die Längs-Erstreckung des Ackers bezogen, durch Nummern (PQ: 0 bis 11) definiert. Bei der Kartierung der einzelnen Quadratmeter wurden diese im Bereich der Quer-Erstreckung des Ackers mit den zehn Buch- staben A bis K (ohne J) und im Bereich der Längs-Erstreckung des Ackers mit den Zahlen 1 bis 10 versehen. Aus Zeitgründen konnten (vgl. Abb. 2) lediglich die Plan-Quadrate 1 R, PQ 6, 7 und 8 sowie 2 R, PQ 6, 7 und 8 ausgewertet (gekennzeichnete Fläche) und publiziert werden.

Steinzeit ist bisher im Kreisgebiet nicht mit teten dann auch M OLTER & SCHULTHEISS Material, „Moschellandsburg-Material“) Sicherheit nachzuweisen“. (1991), SCHULTHEISS (1991), HOCHGESAND, und geeignete Gerölle und Gesteine aus ver- Wie dem auch sei, jedenfalls hat SCHULTHEISS MOLTER & SCHULTHEISS (1991), SCHULTHEISS & witterten Konglomeraten (z. B.: Quarz, Kie- (1988) im Landkreis Kusel, BECKER (1986) im LILL (1992), LINXWEILER, LINXWEILER & SCHULT- selschiefer, Grauwacken und Kieselhölzer) Landkreis Kaiserslautern und K.H. Klag (vgl. HEISS (1993) und SCHULTHEISS (1998). Aus dem näheren und weiteren Umfeld des HOCHGESAND, MOLTER & SCHULTHEISS 1991) im Wie LÖHR (1980: 8) für die Fundplätze der Saar-Nahe-Berglandes stammen, nach dem Landkreis Kirchheimbolanden erstmals typi- Mittelsteinzeit im Trierer Land feststellte, so Alter der Ablagerungen, in denen sie anste- sche mesolithische Artefakte (Pfeilbeweh- verfügen auch die Fundplätze im Saar- hend vorkommen, aufgezählt: rungen bzw. Mikrolithen) aufgesammelt. Nahe-Bergland über ein buntes Spektrum Quarz und Quarzit aus dem Hunsrück, Kar- Nachdem, den drei genannten Mainzer Dis- an kieselsäurehaltigen Gesteinen bzw. neole aus dem Buntsandstein-Gebiet, Horn- sertationen zufolge, im Nordpfälzer Berg- Steinrohmaterialien. Über derartige Vor- steine aus dem über dem Buntsandstein land, also in einer Untereinheit des Saar- kommen im westdeutschen Raume infor- lagernden Muschelkalk, Feuersteine und (?) Nahe-Berglandes, mittelsteinzeitliche Arte- mieren LÖHR (1990) und CZIESLA (1992: 32- „Grünrindiger Chalcedon“ aus Kreide-Vor- fakte fehlen und sich die für die Bodendenk- 37). Zu den im Saar-Nahe-Bergland kommen sowie tertiärzeitliche Quarzite aus malpflege zuständigen Ämter nicht nur im anstehenden Gesteinen, die in den dortigen verschiedenen Gegenden des südwest- Nordpfälzer Bergland, sondern im gesamten mittelsteinzeitlichen Fund-Inventaren ver- deutschen Raumes saarländisch-pfälzischen Raum aus einer treten sind, gehören folgende Rohmateria- Vielzahl von Gründen nicht mit der Erfor- lien: Der kartierte mittelsteinzeitliche schung der vom Fundgut her recht unschein- Quarz-Varietäten (Achate, Jaspis und Chal- Lagerplatz in der Gemarkung baren und wenig attraktiven „Streichholz- cedon) aus der effusiven Magmatit-Decke Jettenbach schachtel-Zivilisation“ befassen konnten, des sog. Grenzlagers (= „Grenzlager-Mate- Bezüglich der Erstellung von Beiträgen über blieb es auch weiterhin interessierten Hei- rial“) und vom Weiselberg bei Oberkirchen die Erd- und Besiedlungsgeschichte der matfreunden bzw. Privatpersonen vorbehal- (= „Weiselberg-Material“), sowie verkiesel- Gemarkung Jettenbach (Landkreis Kusel) ten, Fortschritte bei der Erforschung der mit- te Tuffite und Tuffe weinroter Färbung anlässlich des 650-jährigen Ortsjubiläums telsteinzeitlichen Freilandstationen im (= „Weinrotes Material“), gefrittete Tonstei- im Jahre 1998 waren zahlreiche Geländebe- besagten Gebiet zu erzielen. ne aus dem Kontaktbereich einer Intrusion gehungen erforderlich, die unter anderem Über weitere mittelsteinzeitliche Lagerplät- am Schaumberg bei Tholey (= „Graues auch zur Entdeckung eines auf einem Acker ze, die bei Feldbegehungen im Saar-Nahe- Material“), lokale Vorkommen von Kiesel- aufgeschlossenen Teiles eines mesolithi- Bergland entdeckt werden konnten, berich- säure-Ausscheidungen (z. B.: Olsbrücker schen Lagerplatzes führten. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 15

Abb. 3: Steinrohmaterialien und For- men der registrierten Mikrolithen. Weinrotes Material: 1-3, 10-12; Quarz- Varietäten vom Grenzlager: 8, 13, 14; Muschelkalk-Hornstein : 4-7, 9. Spitzen: 1 u. 2; Dreiecke: 3-9 u. 12; Seg- mente: 10-11, 13-14. Die beiden Trapeze (15-16) aus Muschelkalk-Hornstein (Koordinaten: 2 R, 4 PQ; C 8 und 2 R, 2 PQ; D 2) lagen außerhalb der ausgewerteten Fläche und wurden nur der Vollständigkeit der Mikrolithen-Typen wegen abgebildet. Der kleinste, ebenfalls außerhalb der ausgewerteten Fläche aufgesammelte Mikrolith, ein Dreieck mit einer Basis- länge von 1,0 cm, mit sorgfältigst retu- schierten Schenkeln von 0,7 und 0,8 cm Länge sowie mit einer unter einem mm liegenden Dicke (Koordinaten: 4 R, 7 PQ; I 5), bezeugt das handwerkliche Abb. 2: Die ausgewertete Fläche. Geschick seines Herstellers. A = Gesamtverteilung der Artefakte; B = Artefakte aus „Weinrotem Material“; C = Artefakte aus anderen Gesteinen. In diesem Zusammenhang bot es sich an, Im Verteilungsmuster der Artefakte zeichnen sich Stellen ohne Artefakte von etwa erstmals für den saarländisch-pfälzischen 4 m² ab, bei denen es sich um ehemalige Standorte von zeltartigen Behausungen Raum einen solchen Fundplatz bis in den handeln könnte. Quadratmeter-Bereich hinein zu kartieren. Abgesehen von möglichen voraufgegangenen durch Baumwuchs sowie durch gra- Für diese auf den Quadratmeter genaue Ein- bende und wühlende Tiere verursachten Beeinträchtigungen des aus der Mittel- messung der aufzusammelnden Artefakte steinzeit überlieferten archäologischen Oberflächenbefundes scheint dennoch, bedurfte es der Festlegung von entspre- ungeachtet von massiven Bodeneingriffen durch den Pflug, die ebenfalls mit Ver- chend positionierten und jederzeit auffind- änderungen der Lagepositionen von Artefakten sowie mit der Zerstörung vorhan- baren Fixpunkten. Hierfür wurden fünf Rohr- den gewesener Spuren von Feuerstellen und Kochgruben einhergingen, das unge- eisenstücke, die stets eine rasche Einteilung fähre mittelsteinzeitliche Gesamtbild des Lagerplatzes bezüglich der Verteilung des Ackers in ein Koordinaten-System mit der Artefakte erhalten geblieben zu sein. Plan-Quadraten von einem Ar und die wei- tere Unterteilung in Quadratmeter gewähr- leisteten, in den Boden eingetrieben. Die Kartierungen selbst kamen in der kalten Jah- reszeit zur Durchführung, wenn der Acker- boden gut abgeregnet war. Dabei wurde nach und nach mit Hilfe zweier ausgelegter 16 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Schnüren von dem für die Kartierung vorge- Abb. 3), bestehen aus Steinrohmaterialien, Wildbeutern der späten Altsteinzeit und, die sehenen Planquadrat ein Streifen von einem die aus dem Saar-Nahe-Bergland und aus Jungsteinzeit bezeugend, eine linksschiefe Meter Breite abgegrenzt, um dann die Arte- dem Muschelkalkgebiet stammen. Dreieckspitze aus belgischem Feuerstein, fakte von jedem eingemessenen Quadrat- Nachdem dieser Fundplatz auf einem West- die aus einer Klinge mit Sichelglanzsaum meter aufzusammeln und in entsprechend Ost ausgerichteten, im 420-m-Höhenni- (vgl. LÖHR 1994: 26-27, Abb. 11,1) gefertigt gekennzeichneten Tütchen aufzubewah- veau befindlichen Geländesattel liegt, dürf- wurde, des weiteren eine Pfeilspitze aus ren. te dieser Geländepunkt, von der Lage und grauem Feuerstein sowie eine Beilklinge aus Die Aufsammlungen erstreckten sich bis- von der weiten Streuung der Artefakte her einem rotliegendzeitlichen beige-farbigen weilen auf eine Fläche von etwa 43 Ar (vgl. gesehen, während der warmen Jahreszeit Siltstein. Die genannten jungsteinzeitlichen Abb. 1) und kamen in den Jahren 1989/90, wiederholt als Lagerplatz gedient haben. Fundgegenstände dürften auf die Waldwei- 1990/91 und 1991/92 zur Durchführung. Darüber hinaus gibt es Belege dafür, dass de und auf die Jagd hindeuten. Leider konnten aus Zeitgründen nur 3,5 Ar diese Lokalität in verschiedenen steinzeitli- (Abb. 2) von der in den ersten beiden Auf- chen Epochen und aus unterschiedlichen Karlheinz Schultheiß, Bad Kreuznach sammel-Kampagnen kartierten Fläche aus- Anlässen heraus immer wieder aufgesucht (Stadtteil: Bad Münster am Stein / gewertet und (vgl. SCHULTHEISS 1998: 27-31) wurde. Ebernburg) publiziert werden. Die auf der angegebenen Zu diesen Belegen gehören ein Federmesser, Fläche registrierten Mikrolithen (vgl. also ein Hinweis auf die Anwesenheit von AK Insektenkunde Rheinland-Pfalz

Nachweis der Grünen ersten Nachweisen der Grünen Strand- lierte Lage des neuen Fundortes zu entneh- Strandschrecke (Aiolopus schrecke im Naturraum Landstuhler Bruch. men. thalassinus) im südlichen Bisher gab es weder nach PFEIFER (2011) Aktuell ist diese Heuschreckenart in der Vor- Pfälzerwald noch im Online-Meldeprojekt ArtenFinder derpfalz stark in Ausbreitung und kann als Rheinland-Pfalz (www.artenfinder.rlp.de) Klimagewinner betrachtet werden. Auch in Nachweise der Art im Inneren des Pfälzer- diesem Sommer konnten wir hier wieder Die Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalas- waldes. Lediglich am Ostrand des Gebirges etliche Nachweise erbringen. Die Ausbrei- sinus) (Abb. 1) gehört zu den Kurzfühler- sind Exemplare bekannt. Bei Leistadt konn- tung und das Vordringen solcher wärmelie- schrecken und zur Unterfamilie der Ödland- te die Art in einem Talzug gefunden werden, benden Arten in kühlere Naturräume kann schrecken. Sie gilt in Deutschland als stark der etwas in den Pfälzerwald hineinreicht als weiteres Indiz für den Klimawandel gefährdet und ist nach der Bundesarten- (vgl. www.artenfinder.rlp.de). betrachtet werden. Wir stellen die Art und schutzverordnung streng geschützt. Die Nun gelang ein Nachweis im südlichen Pfäl- den Fund im Pfälzerwald in diesem Beitrag wärmeliebende Art ist in Rheinland-Pfalz zerwald bei Busenberg, sehr weit innerhalb vor. mit wenigen Ausnahmen nur im Nördlichen des Naturraums Pfälzerwald und weit ent- Die schlanken, meist grünen Tiere sind auf- Oberrheintiefland nachgewiesen (PFEIFER fernt von den bekannten Vorkommen in der grund ihrer dunklen Flecken im Flügel auf- 2011). Zuletzt berichtete OTT (2014) von Rheinebene. Der Karte (Abb. 2) ist die iso- fällig und u. a. mithilfe dieser gut von der ähnlich aussehenden Sumpfschrecke (Ste- thophyma grossum) zu unterscheiden, mit der sie häufig gemeinsam auftreten. Erwachsene Tiere sind zwischen Juli und Oktober in Gebieten mit lückiger Vegetati- on zu finden. Sie ernähren sich überwie- gend von grünen Gräsern. Anders als ande- re Heuschreckenarten machen Grüne Strandschrecken keine lauten Gesänge. Sie sind jedoch wahre Flugkünstler unter den heimischen Heuschreckenarten und beson- ders bei warmen Temperaturen zu weiten Flugsprüngen fähig. Die Grüne Strandschrecke wurde im Pfälzer- wald nahe Busenberg auf einer mäßig tro- ckenen Wiese (Weide) an einem nordexpo- nierten Hang entlang der B 427 gefunden (Abb. 3). Vegetationskundlich entspricht der Biotop einer typischen Glatthaferwiese, wobei das stellenweise Auftreten von Suc- cisa pratensis, einem Wechselfeuchtezei- Abbildung 1: Weibchen der Grünen Strandschrecke. Westlich Busenberg, 15. ger, auf eine partiell höhere Bodenfeuchte August 2019. schließen lässt. DETZEL (1998) weist darauf POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 17

Strandschrecke in naher Zukunft weitere Wiesen und Weiden im Pfälzerwald besie- delt.

Literatur DETZEL, P. (1998): Die Heuschrecken Baden- Württembergs. – Stuttgart. OTT, J. (2014): Die Grüne Strandschrecke (Aiolopus thalassinus) (Fabricius, 1781) erobert die Westpfalz (: Acridi- dae). – Fauna Flora Rheinland-Pfalz 12 (4): 1523-1526. PFEIFER, M. A. (Hrsg., 2011): Die Fang- und Heuschrecken in Rheinland-Pfalz. Verbrei- tung, Phänologie, Ökologie, Schutz, Kunst und Kultur. Unter Mitarbeit von Wolfgang Fluck. – Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft, 41. Mainz.

Mareike Hansen, Charlotte Faul & Oliver Röller Abbildung 2: Aktuelle Fundpunkte der Grünen Strandschrecke in der Pfalz und NATUR SÜDWEST angrenzenden Gebieten. Datenbank Natur Südwest. Der rote Pfeil zeigt auf den [email protected] Fundpunkt im südlichen Pfälzerwald. (www.nsw-gis.de). (Fotos: O. Röller) hin, dass die Grüne Strandschrecke zumin- Auf den angrenzenden Wiesen im feuchte- dest in der Eientwicklungsphase auf eine ren Talbereich wurden Sumpfschrecken, gewisse Bodenfeuchte angewiesen ist. Die jedoch keine weiteren Grünen Strandschre- Wiese bietet viele offene, vegetationsfreie cken gefunden. Demzufolge kann davon Erfreuliche Ausbreitung Bereiche und wird zeitweise von Schafen ausgegangen werden, dass die Population der Haarstrangwurzeleule beweidet. Hier wurden zwei Weibchen der nur klein ist. Wo ihr Populationsschwer- – Bitte um Kontrolle der Grünen Strandschrecke gefunden. Begleit- punkt liegt, ist noch unklar. In diesem arten waren: Bunter Grashüpfer (Omoces- Zusammenhang schreibt DETZEL (1998), dass Haarstrangbestände tus viridulus), Heidegrashüpfer (Stenobo- die Pionierart weite Strecken zurücklegen thrus lineatus), Nachtigall-Grashüpfer kann und deshalb oft nur Einzeltiere ange- Anhand mehrerer der für die Haarstrang- (Chorthippus biguttulus), Brauner Grashüp- troffen werden. Von 43 Nachweisen, die im wurzeleule (Gortyna borelii lunata L.) typi- fer (Chorthippus brunneus), Wiesen-Gras- benachbarten Baden-Württemberg von schen Bohrmehlauswürfe gelang Angie hüpfer (Chorthippus dorsatus), Sumpf- 1980 bis 1998 zusammengetragen wurden, Schröter am 14. Juni 2019 in einer Stromtal- schrecke (Stethophyma grossum) und Rote waren 15 Funde von Einzeltieren. wiese im NSG Böllenwörth der Nachweis der Keulenschrecke (Gomphocerippus rufus). Es wird interessant sein zu beobachten, ob Nachtfalterart. Diese in ihren höher gelege- Das Umfeld wurde sporadisch abgesucht. und in welcher Geschwindigkeit die Grüne nen Teilen von Arznei-Haarstrang (Peuceda- num officinale L.) dominierte Wiese wurde seit 2017 regelmäßig auf das denkbare Vor- kommen der Haarstrangeule hin unter- sucht. Bislang blieb die Nachsuche jedoch, auch bei einer Begehung mit Arno Scha- nowski am 16. September 2018, erfolglos. Oliver Eller überprüfte und bestätigte den neuen Nachweis. Dabei gelang ihm im NSG Böllenwörth ein weiterer Nachweis der Art weiter südlich, in der dort auch mit Haar- strang bewachsenen Steinschüttung der Ufersicherung des Rheins. Im näheren Umfeld der Neunachweise konnte Stefan Biebinger auf der rechten Rheinseite in der Saison 2019 in den Schwetzinger Wiesen die Wiederbesied- lung durch die Art nachweisen. Ein Nach- weis durch Arno Scharnowski blieb auch dort in den Vorjahren erfolglos. Rechtsrhei- nisch konnten auch im Bereich Herrenteich und beim hessischen Kühkopf die langjährig Abbildung 3: Fundort der Grünen Strandschrecke im südlichen Pfälzerwald, west- bekannten Vorkommen in der Saison 2019 lich von Busenberg, 15. August 2019. bestätigt werden. Linksrheinisch wies Ernst 18 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Wiesen im Rheinvorland erfasste Ernst Blum 27 und 73 Auswurfstellen. Die Gesamtzahl schätzt er auf das Doppelte, da er nicht alle Haarstrangpflanzen kontrollieren konnte. Traditionell umfassen die Wiesen im Rhein- vorland zusammen mit dem anschließen- den Deichabschnitt das Hauptvorkommen der Haarstrangwurzeleule. Neben den günstigen Hochwasserverhältnissen und der für die Art günstigen klimatischen Situa- tion ist die seit 2017 ausgesprochen positive Bestandsentwicklung auf der Kollerinsel wohl insbesondere auf eine hinsichtlich der Ansprüche der Haarstrangwurzeleule opti- mierten Pflege eines Teils der Haarstrangbe- stände sowie der umfangreichen Neuanla- ge von Wiesen mit Haarstrangvorkommen zurückzuführen. Wegen der Neunachweise an den genann- ten Stellen und der für die Art wohl insge- Abb. 1: Typischer Lebensraum der Haarstrangeule im September 2018. Die dunklen samt vergleichsweise günstigen Situation in Stellen auf der Wiese im Rheinvorland und auf dem Deich kennzeichnen Haar- der Saison 2019 wird dazu aufgerufen, auf strangvorkommen. Aufgrund der ausgeprägten Trockenheit war der Aufwuchs weitere Vorkommen dieser Art zu achten vergleichsweise geringmächtig entwickelt. und diese zu melden. Die sehr seltene, in ihrem Bestand bedrohte und gemein- Blum die Art in der Saison 2019 bei Hamm Als Ausgangspunkt der (Wieder-?)Besied- schaftsrechtlich streng geschützte Art ist am Rhein und Eich nach. Im Bad Dürkheimer lung der Stromtalwiese im NSG Böllenwörth vergleichsweise einfach nachzuweisen, Bruch, wo es früher ein Vorkommen gab, ist ein Bestand der Haarstrangwurzeleule ohne dass durch die Nachweismethodik ihr konnte er bei der Kontrolle von über 100 auf der Kollerinsel anzusehen. Arno Scha- Bestand beeinträchtigt werden kann. Haarstrangpflanzen keine Bohrmehlaus- nowski konnte hier 2012 insgesamt ca. 500 Die Larven der Haarstrangwurzeleule würfe feststellen. Bohrmehlauswurfstellen nachweisen. 2017 ernähren sich in den heimischen Vorkom- Ein besonders bemerkenswerter Neunach- konnten entlang eines Deichabschnitts auf men ausschließlich vom Arznei-Haarstrang. weis in diesem Jahr gelang Karl Hermann der Kollerinsel durch ihn 15 und nach der In der Saison 2019 sind die Larven auf der Harms zwischen Rheinstetten und Au am Mahd von Vivian Dalstein acht Bohrmehl- Kollerinsel in der zweiten Märzhälfte aus Rhein, der südlich der bisherigen Verbrei- auswurfstellen nachgewiesen werden. Auf den Eiern geschlüpft. Die Larven suchen tungsgrenze der Art nahe des Rheins liegt. dem gleichen Deichabschnitt hatte Arno nach dem Schlupf den Haarstrang auf und Der dortige Haarstrangbestand ist Arno Schanowski 2012 vor der Mahd noch 77 bohren sich in dessen Stängel. Von hier aus Schanowski und Erwin Rennwald seit länge- Stellen erfasst. 2018 konnten dort nach der fressen sie sich in die Wurzel. Ihr Kot ist rer Zeit bekannt. Ihnen gelangen dort Mahd 25 Auswurfstellen erfasst werden. unverwechselbar und kann als auffälliges jedoch vor der Saison 2019 keine Nachweise 2019 erfasste Angie Schröter in diesem Häufchen des arttypischen Bohrmehlaus- der Haarstrangwurzeleule. Abschnitt 130 Auswurfstellen. Auf zwei wurfs oft auf dem Boden nahe oder um die Haarstrangstängel nachgewiesen werden. Abbildung 1 zeigt den typischen Lebens- raum der Haarstrangwurzeleule im Septem- ber 2018. Die dunklen Stellen auf der Wiese und auf dem Deich kennzeichnen Haar- strangvorkommen. Abbildung 2 zeigt einen besonders auffälligen Bohrmehlauswurf mit sechs Austrittsstellen im Umfeld einer Haarstrangpflanze. Die walzenförmigen Auswurfkrümel sind ab Juli leicht zu erken- nen. Sie haben einem Durchmesser von 2 bis 3 mm und sind zumeist zwischen 3 und 5 mm lang. Durch die Methode können nicht alle Larven nachgewiesen werden, da einige keinen oberirdischen Auswurf produzieren. Der Hinweis, dass Vorkommen der Haarstrang- wurzeleule oft bereits durch auffällige Ver- färbungen der Blätter des besiedelten Haar- strangs erkannt werden können, traf für den überwiegenden Teil der Vorkommen auf der Abb. 2: Besonders auffälliger Bohrmehlauswurf mit sechs Austrittsstellen im Kollerinsel in den Jahren 2017 bis 2019 nicht Umfeld einer Haarstrangpflanze. zu. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 19

Die typischen Bohrmehlauswurfstellen sind in Jahren mit normalem Witterungsverlauf ab Juni nachweisbar und wegen der hellen Farbe des frischen Auswurfs gut auffindbar. Sie können aber auch noch im Herbst nach- gewiesen werden. Dann ist jedoch wegen der dunklen Verfärbung des Bohrmehls eine höhere Aufmerksamkeit bei der Kontrolle der Haarstrangbestände erforderlich. Infol- ge der Mahd werden, je nach Schnitttiefe und Technik des Abheuens, die Bohrmehl- häufchen zerstreut und somit unauffindbar. Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes im Südlichen Pfälzerwald zwischen Völ- Einen Monat nach der Mahd sind aber kersweiler (280 m ü. NHN) und Wernersberg (267 m ü. NHN). Quelle: www.nsw- sowohl die Haarstrangpflanzen als auch die gis.de. Auswurfstellen leicht zu finden. In ungestör- ten Bereichen ist dies zumeist auch noch bis Inzwischen weitläufig bekannt sind die alar- dokumentieren, bedarf es der Erforschung zum Schlüpfen der Falter (September/- mierenden Zahlen, die im Zuge der soge- möglichst vieler verschiedener Insekten- Anfang Oktober) und (wenngleich mit nannten Krefelder Studie publiziert wurden: gruppen, die verschiedene Lebensräume hohem Aufwand und Unsicherheit beim In einem Zeitraum von 27 Jahren kam es in bewohnen und verschiedene Ernährungs- „Nichtnachweis“ grundsätzlich auch) im Schutzgebieten zu einem Rückgang der Bio- weisen haben. Artengruppen wie Tagfalter, Winter möglich. masse flugfähiger Insekten um mehr als Heuschrecken und Libellen sind überschau- Es wird dazu aufgerufen, Funde der Haar- 75 %. Dabei wurden Daten zwischen den bar und deshalb weithin oft recht gut unter- strangwurzeleule an Petra Jörns Jahren 1989 und 2015 an 60 Standorten in sucht. Eine besonders große, artenreiche ([email protected]) zu melden. Im Auftrag Deutschland erhoben und ausgewertet und hinsichtlich ihrer Biotopansprüche viel- des Landes Rheinland-Pfalz betreut sie ab (HALLMANN et al. 2017). fältige Gruppe sind die Nachtfalter. Diese diesem Jahr das Artenschutzprogramm Die Ursachen für den mengenmäßigen Ver- sind mit weit über 1.000 Großschmetter- Haarstrangwurzleule im Rhein-Pfalz-Kreis. lust von Insekten und das Verschwinden von lings-Arten in Südwestdeutschland vertre- Erbeten werden auch alle Hinweise, wo bestimmten Arten werden u. a. in der land- ten. Aktuell liegt sehr gute Bestimmungsli- trotz gezielter Suche in Haarstrangbestän- und forstwirtschaftlichen Praxis, in der fort- teratur wie beispielsweise das Werk von den keine Nachweise der Haarstrangwurze- schreitenden Versiegelung von Flächen, im STEINER et al. (2014) vor, zudem haben wir leule erfolgten. In diesem Fall wären neben damit einhergehenden Verlust von Lebens- Zugriff auf spezielle Internetseiten (allen der Information zur Lage des kontrollierten räumen und in der immer schlechteren Ver- voran das Lepiforum, www.lepiforum.de) Haarstrangbestandes auch Angaben zur netzung der noch vorhandenen Biotope sowie Kontakte zu einer größeren Zahl an Größe des Bestands sowie zur Zahl der kon- gesehen. Experten, die gut miteinander vernetzt sind trollierten Haarstrangpflanzen sehr hilf- Um den Insektenrückgang in verschiedenen (RÖLLER et al. 2016). All das bietet sehr güns- reich, damit der Kontrollaufwand abge- Naturräumen näher zu untersuchen und zu tige Voraussetzungen, um sich näher mit schätzt werden kann. Unterwünscht, unnötig (da sorgfältig kon- Tab. 1: Die 20 häufigsten am Licht auftretenden Arten im Untersuchungsgebiet trolliert) und ohne ausdrückliche Betre- 2018/2019. tungsgenehmigung illegal sind Kontrollen abseits der Wege im genannten NSG und Deutscher Artname Wiss. Artname Anzahl Nächte den NSGs Berghäuser Altrhein, Flotzgrün mit Nachweis und Schafwiesen. Südlich von Speyer konn- der Art te die Haarstrangeule im vergangenen Jahr- Gitterspanner Chiasmia clathrata 16 zehnt und in der Saison 2019 auf der linken Seideneulchen Rivula sericealis 14 Rheinseite bislang nicht nachgewiesen wer- Ausrufungszeichen Agrotis exdamationis 13 den. Zahneule Hada plebeja 12 Putris-Erdeule Axylia putris 11 Andreas Ness, IUS – Weibel & Ness GmbH Zimtbär Phragmatobia fuliginosa 10 (Fotos: A. Ness) Schwarzes C Xestia c-nigrum 10 Kleiner Weinschwärmer Deilephila porcellus 9 Kiefernschwärmer Hyloicus pinastri 9 Rauten-Rindenspanner Peribatodes rhomboidaria 9 Untersuchung der Olivenbrauner Zünsler Pyrausta despicata 9 Nachtfaltervielfalt im Marmorierter Kleinspanner Scopula immorata 9 südlichen Pfälzerwald Perlglanzspanner Campaea margaritata 8 Ockergelber Blattspanner Camptogramma bilineata 8 Aktuell wird hierzulande viel über den Rück- Weißpunkt-Graseule Mythimna albipuncta 8 gang der Insekten berichtet und diskutiert. Hausmutter Noctua pronuba 7 „Natur und Landschaft“, die Zeitschrift für Dromedar-Zahnspinner Notodonta dromedarius 7 Naturschutz und Landschaftspflege, wid- Buchen-Kahnspinner, Jägerhütchen Pseudoips prasinanus 7 mete z. B. gerade eine komplette Doppel- Pappel-Eulenspinner Tethea or 7 ausgabe dem Schwerpunktthema „Rück- Schwefelfarbige Flockenblumenmotte Agapeta zoegana 6 gang der Insektenvielfalt“ (NuL 2019). 20 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Tab. 2: Anzahl bisher im Untersuchungsgebiet nachgewiesener nach SCHMIDT et al. gen kaum aktuelle Daten zu Nachtfaltern (2013) unterschiedlich stark gefährdete Großschmetterlings-Arten. vor. Da in der Gegend, insbesondere im eigenen Untersuchungsgebiet, kaum Pflan- Rote-Liste-Status Anzahl Arten zenschutzmitteleinsatz stattfindet, handelt 1 (vom Aussterben bedrohte Arten) 1 es sich hierbei um eine interessante Refe- 2 (stark gefährdete Arten) 7 renzregion zu anderen, intensiver landwirt- 3 (gefährdete Arten) 12 schaftlich genutzten Naturräumen, wie z. B. V (Arten der Vorwarnliste, deren Gefährdung in Zukunft zu befürchten ist) 19 die Vorderpfalz. Seit über einem Jahr finden hier regelmäßig der Erfassung und Erforschung dieser vielfalt der Nachtfalter auf Wiesen und Wei- Leuchtnächte statt, bei denen Nachtfalter Artengruppe in Südwestdeutschland zu den im südlichen Pfälzerwald, in der mit einer speziellen Lampe ans Netz gelockt beschäftigen. Gegend um die Ortschaften Wernersberg und bestimmt werden (siehe Abb. 2). Insge- und Völkersweiler ab (siehe Abb. 1). Die samt wurde bisher in 24 Nächten geleuch- Monitoring der Nachtfalter auf Gegend ist dem Erstautor seit Langem bes- tet. Wiesen und Weiden im südlichen tens bekannt; dort wurden u. a. bereits in Als Untersuchungsflächen werden stets Pfälzerwald den 1990er-Jahren vegetationskundliche magere Wiesen und Weiden ausgewählt, Ein Projekt, das im Sommer 2017 begonnen Grünland-Studien durchgeführt (RÖLLER & um somit das Arteninventar der extensiv wurde, zielt auf die Erforschung der Arten- PEPPLER-LISBACH 1998). Aus dem Wasgau lie- genutzten Grünländer zu erforschen. Wie- sen und Weiden sind in der Region eng ver- zahnt mit Brachen, Hecken, Gebüschen und Waldrändern. Somit ist es wenig überra- schend, dass im Rahmen der Untersuchung Arten dieser Lebensräume ebenfalls doku- mentiert werden.

Erste Ergebnisse des Monitorings Inzwischen konnten im Rahme der Untersu- chung über 220 verschiedene Nachtfalter- Arten erfasst werden. Davon zählen 185 Arten nach STEINER et al. (2014) zu den nacht- aktiven Großschmetterlingen. Die übrigen 35 erfassten Arten zählen zu den Klein- schmetterlingen. Die Bestimmung der Kleinschmetterlinge ist aufwendiger als die der Großschmetterlinge, weshalb bei der Untersuchung nicht alle ans Licht kommen- de Arten dieser Gruppe erfasst werden kön- nen. Abb. 2: Leuchtturm auf einer Wiese im Untersuchungsgebiet. Im nahen Umfeld Eine einfache Auswertung ergibt die in Waldrand-Biotope. Tabelle 1 dargestellten 20 am häufigsten nachgewiesenen Arten in den bisherigen Leuchtnächten 2018 und 2019. Die Indivi- duen-Anzahlen auch dieser häufigen Arten sind in keiner Nacht sehr hoch. Selten wer- den mehr als fünf Individuen einer Art zugleich am Netz registriert. Unter den in Tabelle 1 aufgeführten Arten befinden sich keine Rote Liste-Arten. Anhand der Gefährdung nach Einstufung in der Roten Liste der Schmetterlinge von Rheinland-Pfalz (SCHMIDT et al. 2013) ergibt sich Tabelle 2. Für die Kleinschmetterlinge existiert derzeit keine entsprechende Rote- Liste-Bewertung in Rheinland-Pfalz. In Tabelle 3, am Ende dieses Beitrages, werden die bisher nachgewiesenen Rote-Liste- Arten nach absteigendem Gefährdungs- grad aufgelistet. Für zwei der nachgewiesenen Arten ist die Datenlage laut SCHMIDT et al. (2013) defizitär und somit wurde keine Einschätzung vorge- nommen. Die restlichen 144 bisher nachge- Abb. 3: Weiden-Spannereule (Colobochyla salicalis), RL: 1, die Art wurde bisher wiesenen Großschmetterlinge gelten aktu- zweimal im UG nachgewiesen. ell als ungefährdet. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 21

Abb. 4: Silberfleck-Zahnspinner (Spatalia argentina), RL: 2, die Art wurde bisher Abb. 5: Rotkragen-Flechtenbärchen zweimal im UG nachgewiesen. (Atolmis rubricollis), RL: 3, die Art wurde bisher dreimal im UG nachge- wiesen. Die Abbildungen 3 bis 10 zeigen einzelne welche Arten Jöst nachweisen konnte, die Bespiel-Arten mit unterschiedlicher Gefähr- möglicherweise in der Region heute nicht nen wir die Ursachen hierfür herausfinden? dungseinstufung. Bei den Fotos handelt es mehr gefunden werden. Oder umgekehrt, Wird die Gesamtartenzahl steigen oder sin- sich um Originalaufnahmen, also um Indivi- welche Arten heute nachgewiesen werden ken? Kann man Einflüsse der Klimaverände- duen, die im Rahmen der vorgestellten Stu- können, die damals noch nicht vorhanden rungen oder der geänderten Landnutzung die beobachtet und in den Jahren 2018 oder waren. anhand der Arten ableiten? Diese und viele 2019 am Leuchtturm fotodokumentiert Bei langjähriger Fortführung der Studie wer- weitere Fragen hoffen wir in den nächsten wurden. den wir aufschlussreiche Erkenntnisse über Jahren anhand unserer Untersuchung ein Da in dem Gebiet bereits lange vor uns der die Nachtfalter-Fauna des Untersuchungs- Stück weit beantworten zu können. Schmetterlings-Experte H. Jöst (1892- gebietes erhalten. Mit jedem Untersu- Abschließend möchten wir uns ganz herz- 1981) forschte, dessen Sammlung sich im chungsjahr werden vermutlich auch neue lich bei den Schmetterlingskundlern Ernst Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürk- Fragen aufkommen. Es werden Schwan- Blum und Michael Ochse für ihre Unterstüt- heim befindet und dort digital erfasst wird, kungen in den Individuenzahlen der einzel- zung unserer Arbeit bedanken. können interessante erste Auswertungen nen Arten zu beobachten sein, zudem das erfolgen. Durch die weitere Beschäftigung Hinzukommen neuer und das Ausbleiben Literatur mit der Sammlung Jöst werden wir z. B. zuvor vorhandener Arten. Welche Arten HALLMANN C. A., SORG M., JONGEJANS E., SIEPEL Erkenntnisse darüber gewinnen können, werden stabile Bestände zeigen? Und kön- H., HOFLAND N., SCHWAN H., STENMANS, W., MÜLLER, A., SUMSER, H., HÖRREN, T., GOULSON, D. & H. DE KROON (2017): More than 75 per- cent decline over 27 years in total flying biomass in protected areas. PLoS ONE 12(10): e0185809. https://doi.org/- 10.1371/journal.pone.0185809. Natur und Landschaft – 94. Jahrgang (2019) – Heft 6/7. RÖLLER O., OCHSE M., SCHOTTHÖFER A. & E. BLUM (2016): Das Schmetterlingsnetz in Südwestdeutschland. – Entomologische Zeitschrift 126 (1): 41-45. RÖLLER O. & PEPPLER-LISBACH C. (1998): Vege- tationsentwicklung auf ehemaligen Acker- brachen in der Gemarkung Wernersberg (Lkrs. Südliche Weinstraße). – Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz 8 (4): 1235-1276. SCHMIDT, A. unter Mitarbeit von BLUM, E., BOLZ, R., HASSELBACH, W., HEIMBACH, H.-J., KRAUS, W., SCHUMACHER, H., SCHULTE, T., WEIT- ZEL, M. & A. WERNO (2013): Rote Liste der Abb. 6: Schmuck-Kleinspanner (Scopula ornata), RL: V, die Art wurde bisher dreimal Großschmetterlinge in Rheinland-Pfalz. – im UG nachgewiesen. Hrsg.: Ministerium für Umwelt, Landwirt- 22 BERICHTE AUS DEN ARBEITSKREISEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Tab. 3: Im Untersuchungsgebiet bisher nachgewiesene Rote-Liste-Arten nach SCHMIDT et al. (2013).

Deutscher Name Wiss. Name RL RLP Weiden-Spannereule Colobochyla salicalis 1 Schmalflügelige Erdeule Agrotis puta 2 Blaues Ordensband Catocala fraxini 2 Einzahn-Winkelspanner Euphyia unangulata 2 Ockerfarb. Steppenheiden-Zwergspanner Idaea ochrata 2 Dreieck-Grasmotteneulchen Pseudeustrotia candidula 2 Silberfleck-Zahnspinner Spatalia argentina 2 Eichenprozessionsspinner Thaumetopoea processionea 2 Magerwiesen-Bodeneule Agrotis clavis 3 Chi-Eule Antitype chi 3 Smaragdspanner Antonechloris smaragdaria 3 Zweifarbige Grasbüscheleule Apamea illyria 3 Rotkragen-Flechtenbärchen Atolmis rubricollis 3 Adlerfarneule Callopistria juventina 3 Großes Eichenkarmin Catocala sponsa 3 Abb. 8: Weißgerippte Lolcheule (Thole- Braunroter Eichen-Gürtelpuppenspanner Cyclophora ruficiliaria 3 ra decimalis) in der Bildmitte, rechts Grüne Eicheneule Dichonia aprilina 3 davon Ampfer-Wurzelbohrer (Triodia Vierpunkt-Flechtenbärchen Lithosia quadra 3 sylvina), links davon Zimtbär (Phragma- Augen-Eulenspinner Tethea ocularis 3 tobia fuliginosa). Rundflügel-Flechtenbärchen Thumatha senex 3 Rotbraune Stengeleule Amphipoea oculea (c.f.) V Olivgrüner Bindenspanner Chloroclysta siterata V Silbereulchen Deltote bankiana V Dunkle Knötericheule Dypterygia scabriuscula V Pappelauen-Zahnspinner Gluphisia crenata V Großer Rindenspanner Hypomecis roboraria V Purpurstreifen-Zwergspanner Idaea muricata V Olivgrauer Doppellinien-Zwergspanner Idaea straminata V Graulinien-Zwergspanner Idaea subsericeata V Brombeer-Kleinbärchen Meganola albula V Moorwiesen-Halmeulchen Oligia fasciuncula V Graue Spätsommer-Bodeneule Paradiarsia glareosa V Melden-Blattspanner Pelurga comitata V Kreuzblumen-Bunteulchen Phytometra viridaria V Brauner Nadelwald-Spanner Pungeleria capreolaria V Schmuck-Kleinspanner Scopula ornata V Magerrasen-Grünspanner Thalera fimbrialis V Gelbflügel-Raseneule Thalpophila matura V Sechslinien-Bodeneule Xestia sexstrigata V Abb. 9: Blaues Ordensband (Catocala fraxini), RL 2.

schaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz. STEINER A., RATZEL U., TOP-JENSEN M. & M. FIBI- GER (2014): Die Nachtfalter Deutschlands – Ein Feldführer. – Oestermarie, Dänemark.

Oliver Röller & Annalena Schotthöfer NATUR SÜDWEST [email protected] (Fotos: O. Röller)

Abb. 7: Brauner Bär (Arctia caja).

Abb. 10: Gelbspanner (Opisthograptis luteolata), ungefährdet. Berichte aus den Gruppen

Bad Dürkheim

Blumen und Unken auf einer Betriebsfläche: Die Stadtwerke Bad Dürkheim machen mit

„Ich bin erstaunt, was dort bereits alles blüht“ stellte Dr. Peter Kistenmacher am 12. Juni fest, als er zusammen mit der POLLI- CHIAnerin Sabine Schütz und dem Autor das Wasserwerk am Annaberg nördlich von Bad Dürkheim besichtigte. Der Geschäfts- führer der Stadtwerke war im Winter auf unseren Verein mit dem Interesse zugekom- men, auf den Flächen seines Betriebes Blüh- flächen anzulegen. Ein Termin war schnell gefunden, und so schaute sich eine Gruppe, bestehend aus Mitarbeitern zuständig für Abb. 1: Der Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Dürkheim, Dr. Peter Kistenmacher, die städtischen Trinkwasserbrunnen und betrachtet das erblühte Wasserwerk-Gelände am Annaberg bei Bad Dürkheim. mehreren POLLICHIAnern, einige Liegen- schaften beispielhaft an. ben Fläche wurde überlegt, ob kleine wenigen hundert Metern Entfernung befin- Natürlich kam die Frage auf, ob nicht Saat- Amphibiengewässer angelegt werden kön- det sich ein Vorkommen der Gelbbauchun- gut ausgebracht werden solle. Doch das nen. Das Wasserwerk am Annaberg bietet ke und anderer Amphibienarten, es grenzt muss gar nicht sein, wenn man nur die Grün- sich aus mehreren Gründen dafür an: In unmittelbar eine städtische Fläche mit flächenmahd richtig anwendet. Und siehe da: Statt wie sonst bereits im März oder April den Mulcher auf das Gelände zu lassen, und das sogar mehrmals im Jahr, fand bis Juli kein Pflanzenschnitt stand. Schon war die Far- benpracht aus Bunter Kronwicke, Wiesen- Salbei, Natternkopf, Kartäuser-Nelke, Schafgarbe und verschiedenen Klee-Arten zu bestaunen. Die für die Pflege zuständige Lebenshilfe in Bad Dürkheim, die ja auch einen Weinberg-Terrassenhang der POLLI- CHIA südlich von Bad Dürkheim seit langer Zeit extensiv bewirtschaftet, ist aufgefor- dert, dann erst im Juli den ersten Schnitt durchzuführen, wenn möglich ein Drittel bis die Hälfte zu belassen und den Rest erst wenige Wochen später zu mähen. Das Schnittgut sollte entfernt werden. Ob sich das so ideal umsetzen lässt, ist mit dem Auf- tragnehmer abzustimmen, denn es muss ja auch ökonomisch durchführbar sein. Doch damit nicht genug: Im Woogtal west- Abb. 2: Ein Blütenreigen am 12. Juni 2019, der sich spontan einstellte, nachdem der lich von Leistadt und auf der oben beschrie- erste Termin der Mahd auf Anfang Juli verschoben wurde. 24 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

einem aufgelassenen Steinbruch an, die Tal- sohle weist Staunässe auf, und es bildet die Grenze eines FFH-Gebietes. So soll denn noch möglichst im nächsten Winter ein Bag- ger anrücken und die entsprechenden Auf- enthalts- und Laichgewässer für die am Haardtrand vom Aussterben bedrohte Unke anlegen.

Michael Ochse, Weisenheim am Berg (Fotos: M. Ochse)

Ein arbeitsreicher Tag im Naturschutzgebiet Felsenberg-Berntal

Über die verschiedenen Tätigkeiten und Exkursionen dieses von der POLLICHIA Orts- Abb. 1: Die Zufahrt zum Obstsortengarten muss immer wieder freigeschnitten wer- gruppe Bad Dürkheim intensiv betreuten den. Gebietes wurde schon verschiedentlich berichtet. Der unten genannte Mitteilung unseres sehr aktiven Mitgliedes Rainer Kaminski soll beispielhaft veranschaulichen, was er zusammen mit Dieter Raudszus und Gerhard Vollmar geleistet habt – an nur einem Tag, dem 30. Juli 2019. Und von die- sen Einsätzen gibt es viele in einem Kalen- derjahr:

l Obstsortengarten verbreitert l Obstsortengarten komplett gemulcht l Grundstück unterhalb Obstsorten- garten Goldruten herausgeschnitten l Grundstück 542/ 2+3 Streifenmahd; Goldruten entfernt, Ränder freige- schnitten einschl. Gebüsch weitest- gehend entfernt l Feuerplatz gemulcht l Grundstück 1141 auf ca. 100 m kom- plett gemulcht und Ränder freige- Abb. 2: Mulchen des Obstsortengartens. schnitten. Streifenmahd durch star- ken Goldrutenbefall nicht möglich.

Noch zu erledigen: l 542 Restgebüsch an der Nordmauer nach Trocknung der abgeschnittenen Äste mit Astscheren entfernen l 1141 muss noch weiter freigeschnit- ten werden. Geht aufgrund der Höhe der Goldruten sowie der Waldreben (?) nicht mit Schlegelmulcher. Wird eine „Sauarbeit“!

Anmerkungen: l 1141 muss mind. 1x jährlich freige- schnitten werden. Man kommt sonst nicht mehr gegen an. Mit einem Trak- tor mit starkem Kreiselmäher vor dem Gerät wäre vieles einfacher. Zufahrt ist machbar. l An die Baumfällung an der Brücke Abb. 3: Die Streifenmahd gewährleistet, dass Insekten und andere Tiere die Wiese unten im Tal muss ein „Profi” ran. dauerhaft als Lebensraum nutzen können. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 25

Baum ist schon zu groß und es besteht Im Jahr 2018 zeigte mir Pia den Artenfinder Umwelt der Stadt Ludwigshafen zur Verfü- die Gefahr, dass die Brücke beschä- für Rheinland-Pfalz. Durch ihn erhielt ich gung. Somit kamen immer mehr Einzelteile digt wird. Könnte vielleicht als Auf- erste Hinweise über weitere Libellenvor- zusammen, die schlussendlich zu dem hier trag an Florian Simons gehen. kommen in Ludwigshafen und in der Pfalz. vorgestellten Projekt „Libellen in Ludwigs- l Die Arbeiten von Martin Bender Die mir unbekannten Gewässer in der Vor- hafen“ führten. Da ich vom damaligen Zeit- haben uns sehr geholfen. Flächen derpfalz und im Pfälzerwald lockten mit punkt bis zum anvisierten Vortrag Ende Sep- sehen gut aus. Das Ausschneiden der zahlreichen Fundnachweisen, die mir die tember noch ein ganzes „Libellenjahr“ vor Goldruten, soweit nötig, ist dann ein- Chance eröffneten, neue Arten kennenzu- mir hatte, beschloss ich, die Stadt systema- fach und schnell gemacht. Danke! lernen und mit der Kamera zu üben. tisch nach Libellen zu erkunden. Gleichzei- l Bitte bei Geräteeinsatz die Betriebs- Zudem wuchs das Interesse an den vielge- tig belebte ich eine ältere Familientradition zeit in der Liste im POLLICHIA- staltigen Lebensbedürfnissen der Tierchen. und trat der POLLICHIA bei. Meine Eltern Schrank eintragen, damit die War- Etwas Bestimmungsliteratur habe ich mir waren seit den 1950er Jahren bis ins hohe tung im Winter entsprechend besorgt und besuchte die einschlägigen Alter Mitglieder gewesen. gesteuert werden kann. Bei Proble- Internetangebote über Libellen. Die Schwie- Mit meiner Heimatstadt habe ich mich bis men mit den Geräten bitte eintragen. rigkeit, manche Arten voneinander zu heute dreimal mit ganz anderen, nämlich unterscheiden, schreckte mich nicht ab, historischen Themen auseinandergesetzt Michael Ochse, Weisenheim am Berg sondern förderte meinen Ehrgeiz, die geeig- (siehe Lit.). Anlässlich des 100-jährigen (Fotos: M. Ochse) neten Bestimmungsfotos zu erzielen. Bestehens entstand im Jahr 2014 die Histo- Den nächsten wichtigen Schritt zu diesem rie der Ludwigshafener Städtestatistik. Auf Projekt tat Klaus Eisele, der Vorsitzende der der Basis der dabei gewonnenen Materia- Ludwigshafen – Ludwigshafener Vogelexperten ORBEA lien folgte 2015 das Buch über den 1925 Mannheim (Ornithologische Beobachtungsstation eröffneten Ebertpark. Wiederum darauf Altrhein, gegründet von Franz Stalla) und aufbauend entstand zum 50. Geburtstag Libellen in Ludwigshafen des Imkerverbandes Rheinland-Pfalz. Auf eine umfassende Darstellung über die Fried- dem Friesenheimer Wochenmarkt in Lud- rich-Ebert-Halle. Gerade die intensive Ein Werkstattbericht über den Ver- wigshafen, wo er einen Honigstand Beschäftigung mit dem Ebertpark öffnete such einer Kombination von ästhe- betreibt, zeigte ich ihm im Herbst 2018 aus- mir den Weg zu den Libellen. tischer Fotografie mit ehrenamtli- gedruckte Bilder, die ihn sehr beeindruck- Somit ist festzuhalten: Die Fotoausrüstung cher Naturforschung ten. Er ist bestrebt, das Themenangebot der ist vorhanden, die Quellen und Literatur lie- ORBEA auszuweiten, und da kommen ihm gen auf meinem Tisch, die ersten Kontakte 1 Wie kam es zu diesem Projekt? die Libellen gerade recht. So motivierte er zur POLLICHIA knüpfte ich auf der Mitglie- Vor fünf Jahren wünschte sich meine heute mich, im Herbst 2019 im Rahmen des derversammlung in Landau im März 2019 – erwachsene Tochter eine Spiegelreflexka- ORBEA-Programmes einen Vortrag über was fehlte, war die Feldarbeit. mera. Ich durfte das Gerät ausnahmsweise Libellen zu halten. ausprobieren und entdeckte durch die Ihm verdankte ich auch den Hinweis, Dr. Jür- Die Fotoausrüstung: neuen Techniken der digitalen Apparate ein gen Ott habe in den 1980er Jahren „irgend- Canon 600 D und 7 D Mark II. neues Hobby für mich. Bald darauf kamen eine“ (genauer wusste er es auch nicht) For- Objektive: Canon EFS 18-55 mm, Canon EFS ein großes Teleobjektiv mit 600 mm Brenn- schungsarbeit über Ludwigshafener 55-250 mm, Tamron SP 150-600 mm, F/5- weite und eine zweite „schnellere“ Kamera Libellen erstellt. Es ist dessen Diplomarbeit, 6,3, Tamron SP 70-200 mm, F/2,8, Di VC hinzu, die ich zum Fotografieren bei den so stellte es sich dann heraus. Diese und wei- USD G2. Spielen der Eulen Ludwigshafen in der tere Gutachten stellte mir der Bereich Handballbundesliga einsetzte. Im Ebertpark in Ludwigshafen machte ich im Jahr 2017 erste Gehversuche mit dem großen Tele und zielte auf Insekten. Zuhause war ich erstaunt über die tolle Qualität der Bilder, vor allem von denjenigen mit Libellen. Neugierig wie ich bin, wollte ich wissen, welche Arten auf meinen Aufnahmen zu sehen sind. An dieser Stelle half mir die leider im Februar 2019 gestorbene Pia Ternes (POLLICHIA- Mitglied), der ich dieses Projekt „Libellen in Ludwigshafen“ widme. Sie konnte einige Arten bestimmen oder mir Hinweise geben, wo ich weiterführende Bestimmungshilfen fand. Die ersten „Fotomodelle“ am Ebert- park-Weiher waren demnach: Große Heide- libelle, Großer Blaupfeil, Vierfleck, Große Pechlibelle, Kleines Granatauge und die Weidenjungfer. Das ist für einen kleinen Parkweiher eine erstaunliche Vielfalt. Den Jägerweiher im Maudacher Bruch besuchte ich nur einmal und beobachtete die Weiden- Abb. 1: Die Backsteinweiher in Oggersheim. Vielgestaltige Vegetation bietet vielen jungfer und die Blutrote Heidelibelle. Libellen Lebensraum. 26 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

„Schleusenloch“ im Ludwigshafener Nor- den sehr intensiv. „Insgesamt waren es im Jahr 1985 121 Untersuchungstage“ in der Zeit von Anfang Mai bis Ende Oktober (OTT 1987: 16). Dies wollte und konnte ich nicht leisten. Das Gewässer Schleusenloch ist übrigens seit 1991 als Geschützter Land- schaftsbestandteil und das östlich angren- zende Gebiet seit 2007 als Landschafts- schutzgebiet „Im Hansenbusch (West)“ ausgewiesen (Stadt Ludwigshafen 2014: 21). Für die Fortschreibung des Ludwigshafener Flächennutzungsplans erstellte das Kai- serslauterer Büro L.A.U.B. GmbH in den Jahren 1990-1992 umfangreiche Grundla- gendaten zur Landschaftsplanung (L.A.U.B. 1992: 95-115). Darin wurden neben anderen Themenfeldern auch 18 Gewässer und sieben sogenannte Probe- stellen nach Libellen untersucht. Mit den darin enthaltenen Methodenhinweisen erstellte ich mir einen „Fahrplan“ für meine Begehungen. Da aber mein Hauptantrieb das Foto-Hobby ist, erfolgt eine klare Abgrenzung zu dem, was ein wissen- schaftliches Artengutachten leisten soll. Daher verzichte ich auch aus rein prakti- schen Erwägungen (z. B. verfügbare Zeit und nötiger Aufwand) auf bestimmte Erhe- bungsmethoden wie das Fangen der Libel- len, der Einsatz eines Bootes sowie die Abb. 2: Die Untersuchungsorte. gezielte Suche nach Larven und Exuvien. Allein der Fotonachweis und das Gelingen 2 Quellenlage, Vorgehensweise tet wurden oder erwartet werden können. von schönen Aufnahmen stehen für mich und erste Erfahrungen Es kamen neue Orte hinzu, die damals noch im Mittelpunkt. Ein gewisser Ehrgeiz ent- Nach dem Studium der Gutachten, die nicht im Fokus sein konnten, wie zum Bei- wickelte sich im Laufe des Projekts aber neben der Diplomarbeit von Dr. Jürgen Ott spiel der erst seit zwei Jahren stellenweise durchaus, demzufolge alle Beobachtun- aus dem Jahr 1987 auch ein stadtweites renaturierte Altrheingraben in Edigheim gen durch die Fotos mit Datum dokumen- Gutachten des Büros L.A.U.B. GmbH aus oder das geschlossene Bad und heute zum tiert und getrennt nach Gewässern archi- Kaiserslautern aus dem Jahr 1992 umfasste, Naherholungsweiher umfunktionierten See viert werden. Somit sind für alle genannten erstellte ich mir eine Übersicht aller mögli- im Oggersheimer Quartier Melm. Arten entsprechende Fotobelege vorhan- chen Standorte, an denen Libellen beobach- Ott erforschte für seine Diplomarbeit das den. Wenn auch nicht alle Aufnahmen aus Sicht des Fotografen gut gelungen sind, so eignen sie sich auf jeden Fall zur Bestim- mung der Arten. In diesem Artikel wird der besseren Lesbarkeit wegen nur die deut- sche Bezeichnung der Libellen verwendet (nach OTT et al. 2017). Im bisherigen Verlauf stellte es sich als praktikabel heraus, in zwei Schritten vorzu- gehen. Zuerst galt es, die Lokalitäten und ihre Zugangsmöglichkeiten zu erkunden und vorhandene Arten überhaupt erstmal ausfindig zu machen. Im zweiten Schritt kommt das Foto-Interesse zum Tragen. Je nach Ergebnis der ersten Kartierungen folgt nun der Versuch, mit umfangreiche- rer Fotoausrüstung (Stative, Objektive) schöne Aufnahmen zu erhalten. Dabei können die Vorteile eines Stativs nur bedingt ihre Stärken ausspielen. Der bis- weilen sehr unebene oder sogar steile Abb. 3: Paarungsrad der Feuerlibelle. Untergrund an den Ufern erschwert die POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 27

Abb. 4: Frisch geschlüpfte Blaue Feder- Abb. 5: Spitzenfleck. libelle.

Aufstellung. Bis alles justiert ist, fliegt das ren. Daher wird es nur zu sporadi- sechs Seen) vor die Linse. Alle drei wurden Motiv weg! Manchmal hilft es aber doch bei schen Besuchen an wenigen naturna- dagegen in den 1980er und 1990er Jahren denjenigen Arten der Ansitzjäger. Nach hen Stellen kommen. Dies sind Willer- nicht gesichtet. einem ersten Aufschrecken sitzen diese bald sinnweiher, Kief’scher Weiher und Während L.A.U.B. (1992) „fast ein komplet- wieder an „ihren Aussichtsplätzen“. Hilf- Holz’scher Weiher. Die Kategorien b) ter Ausfall dieser sonst häufigen Art“, der reich ist das Stativ auch bei Arten, die gerne und c) sind in der Abb. 2 orange ein- Hufeisenazurjungfer, verzeichnete, trat sie auf Schwimmblattvegetation sitzen, wie gefärbt. bis jetzt an sieben Standorten in Erschei- zum Beispiel das Kleine Granatauge. d) Gewässer, die durch Absperrung nung und auch jeweils mit einer größeren Dem anfänglichen Enthusiasmus folgte auf- nicht zugänglich sind. Individuenzahl und Paarungsrädern. grund der Witterung (kühle April-Mai- Dies sind vier Weiher. Ich erhielt zwar Bei einigen anderen Arten gab es ebenfalls Wochen) und der realen Zeitverfügbarkeit die Kontaktdaten, setze aber meinen signifikante Unterschiede. Viel seltener eine kleine Ernüchterung. Sie führte zu einer Schwerpunkt auf die einfach zugäng- beobachtete ich die Pokaljungfer und bisher Prioritätenliste für die Feldarbeiten. lichen Seen und will den Aufwand für gar nicht die Gemeine Becherjungfer. In Nachdem mir klar war, dass ich nicht alle Terminabsprachen in diesem Jahr ver- etwa gleich große Vorkommen gibt es bei denkbaren Standorte mit der gleichen meiden. Sie sind in der Abb. 2 rot mar- der Gemeinen Winterlibelle und der Frühen Intensität besuchen kann, sortierte ich die kiert. Heidelibelle. Deutlich häufiger als in den Stellen in vier Kategorien: älteren Studien traten neben den bisher a ) Aufgrund von leichter Erreichbarkeit 3 Zwischenergebnisse genannten in Erscheinung: Gebänderte und guten Uferwegen für dieses Pro- Das Projekt hat zum selbst gesetzten Redak- Prachtlibelle, Kleines Granatauge, Feuerli- jekt lohnende Orte. tionsschluss für diesen Artikel (wegen belle und die Große Königslibelle (letztere Den Schwerpunkt der Forschungen Urlaub war dies der 17. Juli 2019) etwa seine mit vielen Eiablagen). lege ich auf diejenigen Gewässer, die Halbzeitpause erreicht. Bisher konnte ich 19 Wie eingangs erwähnt dürfen diese Ergeb- aufgrund der anfangs beobachteten Arten an 22 Standorten bestimmen. Dabei nisse nicht überbewertet werden, weil ich Arten im Hinblick auf Fotos sehr inte- war ich bisher vierzigmal vor Ort, je nach mangels Zeit nicht alle Gewässer in glei- ressant erschienen. Dies sind die in der Gewässer zwischen ein- und sechsmal bei chem Umfang besuchen konnte. Abb. 2 grün gekennzeichneten Ge- einer Dauer von jeweils ein bis zwei Stun- wässer. den, manchmal auch länger. 4 Ausblick b) Standorte, die durch Bewuchs und Eine günstige Witterung wurde selbstver- Zum Abschluss möchte ich daran erinnern, Steilufer nur schwer zugänglich sind. ständlich vorausgesetzt. Die Beobachtun- dass das hier vorgestellte Projekt kein fachli- Dazu gehören das Schleusenloch, der gen sind vielfältig und unterschiedlich je ches Artengutachten, sondern ein ehren- (überwiegend von privaten Gärten nach Art. Von frisch geschlüpften Exempla- amtliches Hobby-Vorhaben ist. Gleichwohl umschlossene) Weiher an der Bann- ren über Paarungsräder bis zu Eiablagen sollen die Daten nachvollziehbar für weitere wasserstraße, einige Abschnitte des sind tolle Fotobelege gelungen. Analysen bereitstehen. Die zweite Halbzeit Altrheingrabens in Edigheim, der Eine erste Bilanz ergibt, dass die frühen der Monate August bis Oktober wird sicher- Kratz’sche Weiher, der Kreuzgraben Arten im Jahr 2019 andere sind, als diejeni- lich noch zahlreiche Aufnahmen und Arten- in Ruchheim und der Graben südlich gen, die in den älteren Gutachten genannt nachweise ermöglichen. Alle von mir ermit- des Jägerweihers. wurden. Während damals die Westliche telten Rohdaten werden im Herbst/Winter c) Seen, die überwiegend der Freizeit- Keiljungfer und der Plattbauch beobachtet 2019/2020 sortiert und in nachvollziehbare, nutzung dienen. wurden, konnte ich beide im Jahr 2019 nicht transparente und auswertbare Form An diesen Stellen will ich nicht mit finden. Dagegen flogen mir die Frühe Ado- gebracht und sowohl dem Bereich Umwelt Teleobjektiv umherlaufen, um die nislibelle (an drei Stellen), der Spitzenfleck der Stadt Ludwigshafen als auch der POLLI- Erholung der Badegäste nicht zu stö- (an neun Gewässern) und der Vierfleck (bei CHIA bereitgestellt. Die Funde werden auch 28 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

im Artenfinder für Rheinland-Pfalz einge- geben. Das erfolgt nicht zeitgleich mit den Feldarbeiten, denn ein Vollzeitjob und ein Familienleben wollen nebenbei auch noch bewältigt werden. Das Projekt „Libellen in Ludwigshafen“ wird anschließend mit mehreren Baustei- nen für die Öffentlichkeit zugänglich. Nach der Vortragsveranstaltung am 29. September wird es über das Winterhalb- jahr hinweg eine Fotoausstellung im Turmrestaurant im Ludwigshafener Ebert- park geben. Im April/Mai 2020 folgt die gleiche Schau im Heimat-Museum des Ludwigshafener Stadtteils Oppau. Damit die viele Mühe und der große Spaß nicht als Eintagsfliege enden, laufen Planun- gen, die Ergebnisse in einem von der POL- LICHIA herausgegebenen Buch zu publi- Abb. 6: Vierfleck. zieren. An dieser Stelle sollen auch diejenigen genannt werden, die mich bislang unter- stützt haben. Sowohl meine Tochter Michaela als auch Hartwig Stark haben mir nützliche Hinweise für den Fotoge- brauch gegeben. Gute fachliche Unter- stützung (inklusive der Bestimmung eini- ger Arten) gab mir Dr. Jürgen Ott und einige Kollegen/Kolleginnen des Bereichs Umwelt der Stadt Ludwigshafen. Motivie- rend wirkten von der POLLCHIA Dr. Micha- el Ochse und Heiko Himmler sowie Klaus Eisele von ORBEA/Ludwigshafen. Die Daten bieten am Ende möglicherweise eine Grundlage für weitere Analysen nicht nur über das Libellenvorkommen, son- dern auch über den Zustand der Gewäs- ser. l Was ist an den einzelnen Seen in den letzten 20 Jahren geschehen? l Welche Grünpflegemaßnahmen Abb. 7: Eine Große Pechlibelle schaut drei Paaarungsrädern des Kleinen Granatau- gab es? ges zu. l Was haben die Angelsportvereine getan? l Haben die Veränderungen jeweils einen Einfluss auf den Libellenbe- stand? l Wie sieht es mit den anderen Flora- und Fauna-Beständen aus? l Oder sind es einfach nur zufällige Veränderungen? Es bedarf sicher noch einer Vertiefung der Auswertungen, vor allem hinsichtlich Häufigkeiten, Fundorte und Verhalten der Libellen usw. Hier werde ich noch fachli- chen Rat suchen. Und das Projekt ist ja noch nicht zu Ende, es kommen sicher noch einige Arten hinzu. So schlüpften aufgrund des kühlen Frühjahrs die Heide- libellen erst relativ spät und es folgen ja noch einige Herbstarten. Es bleibt also spannend!

Abb. 8: Große Königslibelle bei der Eiablage. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 29

wann vom Tisch, aber richtig Ruhe kehrte trotzdem nicht bei der Bürgerinitiative ein. Diese setzt sich bis heute mit gezielten Akti- vitäten für die Tier- und Pflanzenwelt des Trassenwaldes ein und entwickelt ihn zum städtischen Naturerfahrungsraum. Zur Pfle- ge gehört, dass die Mitglieder der Bürgerini- tiative an den Rändern des Trassenwaldes für den Grünschnitt sorgen und in Abstand von wenigen Wochen Müll sammeln. Sicherheit im juristischen Sinne gibt es nach wie vor nicht, denn die Stadt Ludwigshafen weist den Trassenwald im Flächennutzungs- plan als Bauland und nicht etwa als Grünflä- che aus. Zudem ließ sie vor Jahren in mehre- ren Aktionen Dutzende hoher Bäume unter der Begründung Verkehrssicherheit fällen. Trotzdem blickt die Bürgerinitiative optimis- tisch in die Zukunft. Sie hat schon viel Abb. 9: Gemeine Winterlibelle. erreicht und auch noch viel vor. Es bestärkt sie, dass sie sich bei so mancher Stelle in Poli- Literatur WILLIGALLA, C.; SCHLOTTMANN, F.; OTT, J. tik und Verwaltung nicht mehr als Gegner, APPEL, W. (2012): 100 Jahre Städtestatistik (2018): Rote Liste und Gesamtartenliste der sondern als Partner wahrgenommen fühlt. in Ludwigshafen am Rhein. – Informatio- Libellen in Rheinland-Pfalz. – Hrsg. vom Und genau das wollte sie ja auch von Anfang nen zur Stadtentwicklung, Nr. 3/2014. Ministerium für Umwelt, Energie, Ernäh- an sein: ein verlässlicher Partner für den Tras- Ludwigshafen. rung und Forsten Rheinland-Pfalz, Mainz. senwald. APPEL, W. (2015): Der Ebertpark. Entstehung Gerade erst im Juni war die Freude in der Bür- und Wandel. – Hrsg. vom Förderkreis Ebert- Werner Appel, Ludwigshafen am Rhein gerinitiative groß, als ihr Projekt „Naturer- park e. V., Ludwigshafen. [email protected] fahrungsraum Trassenwald“ als Sieger APPEL, W. (2017): Blickfang, Begeisterung, (Fotos: W. Appel) gegen viele andere wichtige und gute Belan- Spannung. 50 Jahre Friedrich-Ebert-Halle. – ge aus einer Internetabstimmung der Stadt Hrsg. vom Marketing-Verein Ludwigshafen Ludwigshafen namens „#hol die Oberbür- e. V., Ludwigshafen. germeisterin“ hervorging. Der Gewinn: ein BROCKHAUS, T., ROLAND, H.-J., BENKEN, T., Naturerfahrungsraum Besuch von Oberbürgermeisterin Jutta CONZE, K.J., GÜNTHER, A., LEIPELT, K.G., LOHR, statt Kahlschlag Steinruck im Trassenwald. Ludwigshafen M., MARTENS, A., MAUERSBERGER, R., OTT, J., zählt zu den Städten, denen für die nächsten SUHLING, F., WEIHRAUCH, F. & C. WILLIGALLA Zwölf Jahre Einsatz für den Tras- Jahre ein Bevölkerungszuwachs prognosti- (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. senwald in Ludwigshafen ziert wird. Es wird eine große Zahl an Woh- Libellula Supplement 14, hrsg. von der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatolo- Aktiv gelebter Umweltschutz ist keine Ein- gen e. V., Bremen. malaktion, sondern erfordert dauerhaftes L.A.U.B., Gesellschaft für Landschaftsanaly- Engagement. Das hat auch die Bürgerinitia- se und Umweltbewertung mbH (1992): Bio- tive Rettet den Trassenwald erfahren, die topkartierung und Biotopverbundkonzepti- sich seit nunmehr zwölf Jahren für den on der Stadt Ludwigshafen am Rhein. – Im Erhalt und die Aufwertung des gut ein Hek- Auftrag der Stadt Ludwigshafen/Bereich tar großen Biotops in Ludwigshafen-Frie- Umwelt, Kaiserslautern. senheim einsetzt. OTT, J. (1987): Etho-Ökologische Untersu- Gegründet wurde der gemeinnützige Ver- chungen an Libellen einer Kiesgrube. – ein im Jahr 2007, als Bebauungspläne der Diplomarbeit beim Fachbereich Biologie der Stadt für den Trassenwald bekannt wurden, Universität Kaiserslautern. der seinen Namen einer vor Jahrzehnten OTT, J. (1995): Die Beeinträchtigung von geplanten, aber nie realisierten Ringstraße Sand- und Kiesgruben durch intensive um Ludwigshafen verdankt. Damals sollte Angelnutzung – Auswirkungen auf die die grüne Oase, die sich über die Jahre aus Libellenfauna und planerische Lösungsan- dem Brachland entwickelt hatte, Neubau- sätze. – Limnologie aktuell Nr. 7: 155-170. ten weichen, und viele empörte Ludwigsha- OTT, J., FRANK, D., SCHOTTHÖFER, A. & C. WILLI- fener schlossen sich in der Bürgerinitiative GALLA (2017): Libellen in Rheinland-Pfalz. zusammen, um den Kahlschlag zu verhin- Beobachten und Erkennen. – Veröffentli- dern. chungen der KoNaT. Neustadt. Nach vielen Unterschriftenaktionen, Petitio- PAPE-LANGE, D. (2014): Libellen Handbuch. nen sowie Diskussionen mit Kommunalpo- Libellen sicher bestimmen. – Schwarmstedt. litikern und Vertretern der Kommunalver- Stadt Ludwigshafen (2014): Umweltbericht waltung Stadt Ludwigshafen waren die Abb. 1: Der Trassenwald in Ludwigsha- 2014. – Ludwigshafen. konkreten Bebauungspläne zwar irgend- fen-Friesenheim. 30 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

kommentiert die Exkursion: „Ich habe mich sehr über das Angebot gefreut, mit meiner AG den Trassenwald mit Begleitung zu besu- chen und etwas darüber zu lernen. Obwohl der Trassenwald im Lebensumfeld der Kinder liegt, kannten ihn nicht alle Kinder. Manche haben nur wenig Berührung mit der Natur. Der Gang durch den Trassenwald hat den Kindern, denke ich, neue Erfahrungen eröff- net und sie ein Stück weit sensibilisiert bzw. begeistert für die Natur. Wir haben den Aus- flug genossen und ich komme gerne wie- der.“ Henris Vater Thomas Werner ergänzt: „Als Papa finde ich es gut, dass die Schule sol- che Exkursionen anbietet. So können Kinder ein Stück Natur-verbundenheit auch in einer Stadt erleben.“ Das pädagogische Konzept für den Naturer- fahrungsraum Trassenwald trägt die Hand- Abb. 2: Die Garten-AG der Wilhelm-Leuschner-Schule auf Entdeckungstour im Tras- schrift der Lehrerin Ulla Schotthöfer, die sich senwald. ehrenamtlich in der Bürgerinitiative ein- bringt. Ihr Credo: „Wichtig ist, dass die Kin- nungen in den nächsten Jahren gebaut wer- Toben und Spielen bieten, die sie eigenstän- der sich Zeit nehmen, Natur erfühlen, ertas- den müssen, gleichzeitig gilt es den Flächen- dig aufsuchen und ohne Vorgaben nutzen ten, riechen und (er)hören. Wir setzen hier verbrauch zu reduzieren und Naturflächen können. mit unserem Konzept bewusst einen Kontra- im Stadtgebiet aufzuwerten. Dies bietet der Trassenwald. Er wurde in den punkt gegen das schnelle ‚wisch und weg‘ im Die Bürgerinitiative hat ein Konzept Natur- vergangenen 60 Jahren mehr oder weniger Smartphone-Zeitalter.“ erfahrungsraum Trassenwald mit Schwer- sich selbst überlassen, so dass sich Robinien, Die Bürgerinitiative hat etliche nicht alltägli- punkt Umweltbildung erarbeitet. Der städ- Weiden, Ahorn, Kastanien, Nussbäume, Bir- che und teilweise geschützte Tier- und Pflan- tische Naturerfahrungsraum, der Freiräume ken, Brombeeren und Brennnesseln ansie- zenarten im Trassenwald nachgewiesen, für Kinder und Jugendliche bietet, hat Ein- deln konnten. darunter Fledermäuse, die Blauflügelige gang in das Bundesnaturschutzgesetz Und die Kinder? Sind begeistert. „Hier ist es Ödlandschrecke, aber auch Pflanzen wie den (BNatSchG) gefunden. Dort heißt es in § 1 ja gar nicht aufgeräumt. Ein echter Urwald“, Aronstab, die Vielblütige Weißwurz oder Abs. 6: „Freiräume im besiedelten und sied- staunte der siebenjährige Henri nicht Mauerpfeffer. lungsnahen Bereich...wie Grünzüge, Wäl- schlecht, als er im Mai mit der Garten AG der Eine aufsehenerregende Entdeckung mach- der und Waldränder... Naturerfahrungsräu- Wilhelm-Leuschner-Grundschule auf Erkun- te Alban Pfeifer im Trassenwald. Bei Feldun- me...sind zu schützen und dort, wo sie nicht dungstour im Trassenwald war. Viel Neues tersuchungen fand er mehrere Vorkommen in ausreichendem Maße vorhanden sind, gab es für die 30 Kinder unter pädagogischer von Waldschaben. Eine der Arten – in Rhein- neu zu schaffen.“ Leitung in Kleingruppen zu entdecken und land-Pfalz waren bis dahin fünf bekannt – Anders als Sport- und Spielplätze sind Natur- das im Unterricht Gelernte zu vertiefen. Leh- war bis dato nur aus Nordafrika bekannt: Pla- erfahrungsräume naturnah und nicht mit rer und Bürgerinitiative vereinbarten eine nuncus tingitanus. Seine Funde wurden in Geräten ausgestattet. Sie sollen „wilde“ dauerhafte Zusammenarbeit. verschiedenen Entwicklungsstadien unter- Freiräume für Kinder und Jugendliche zum Die Grundschullehrerin Lisa Hoppstädter sucht und bestimmt. Die Art erhielt nach den Funden in Friesenheim den deutschen Namen „Trassenwaldschabe“. Die Bürgerinitiative gibt die Ergebnisse ihrer Kartierungen im Internet in den Artenfinder (ww.artenfinder.rlp.de) ein, so dass die Daten u. a. den Naturschutzbehörden zur Verfü- gung stehen. Außerdem hat die Bürgerinitia- tive einen Bildband über den Trassenwald veröffentlicht. Das Engagement im Artenfinder-Projekt ist ein Beispiel für die zunehmende Vernetzung der Bürgerinitiative. Sie ist zudem Mitglied in einem Verbund des Landes Rheinland-Pfalz zur Förderung von Ehrenamt und Bürgeren- gagement. Beim Marketing-Verein Ludwigs- hafen hat sie die Patenschaft für die Grünflä- che übernommen und sich verpflichtet, diese regelmäßig zu säubern und zu pflegen. Tatkräftige Unterstützung bekam die Bürger- initiative nun schon zum wiederholten Mal Abb. 3: Regelmäßiges Säubern, der von der Bürgerinitiative gestifteten Nistkästen. vom Grünflächenamt der Stadt Ludwigsha- POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 31

Denn zu pflegen gibt es trotz allem immer wieder etwas. So ist Kiefern-Aufwuchs zu entfernen, denn die Kiefern werden wegen ihres Harzes kaum verbissen. Immer noch tauchen Stacheldrahtreste und leere Fla- schen auf. Im Sommer dieses Jahres wurde während der Hitze- und Dürreperiode aus- gangs des Junis täglich Wasser beige- schleppt, um den Kreuzkröten-Nachwuchs bis zum Landgang am Leben zu erhalten (es gelang, kostete aber einmal mehr sehr viel Mühe). Wie hat sich die Fläche inzwischen entwi- ckelt? Besonders zu beachten ist der Erfolg gegen die Späte Traubenkirsche: Diese aus Nord- amerika stammende Baumart unterwan- dert seit etlichen Jahren mehr und mehr die Kiefernwälder zwischen Neustadt und Abb. 4: Unterstützung durch das Grünflächenamt bei der Gestaltung des Trocken- Speyer; sie entwertet sie aus Naturschutz- biotops. sicht. Denn unter ihrem dichten Blätterdach geht der Lichtwald-Charakter verloren, fen. Diese rückte mit schwerem Gerät und vom Ebertpark, dem Friedhof und dem Tras- stirbt die Heide ab, und der Ziegenmelker fachlicher Expertise an, um das Trockenbio- senwald über die Sternstraße hinweg zu den kann nicht mehr brüten. So sah es noch top im südlichen Teil der Grünfläche auf rund Kleingärten und den Willersinnweihern 2017 auch in dem ungefähr 2 ha großen Kie- 600 Quadratmeter zu erweitern. Dort hatte erstreckt. Die Zerstörung eines Gliedes dieser fernwald (mit einzelnen alten Eichen) im der Eschen-Ahorn massiv ausgetrieben und Kette würde das ganze Ökosystem angrei- Westen der ehemaligen Nike-Station aus. den Wuchs der bestandprägenden Weißen fen, ist die Bürgerinitiative überzeugt, und Dann wurden die Späten Traubenkirschen Fetthenne behindert. Das Grünflächenamt das will sie verhindern. gefällt. Sie reagierten darauf, wie überall, schob die obere Grasschicht weg, damit sie mit heftigen Stockausschlägen. Dann aber und weitere Pflanzen wie der Natternkopf, Thomas Sanner, Sprecher der Bürgerinitiati- kamen die Zebus und ließen nichts davon Nachtkerzen, Storchschnabel, Johannis- ve Rettet den Trassenwald übrig. Noch leben etliche der Späten Trau- kraut, Seifenkraut und Scharfgarbe gedei- (Fotos: Karlheinz Böhles) benkirschen, aber nicht mehr lange, denn hen können. Aufmerksam wird nun die Wei- Weitere Infos über den Trassenwald: die Zebus fressen sie immer wieder ab. Auch terentwicklung dieses aus ökologischer Sicht www.trassenwald.de den Sämlingen geht es nicht besser. Noch ist wohl interessantesten Teils des Trassenwal- die typische Lichtwald-Vegetation nicht des verfolgt. zurückgekehrt; im Unterwuchs dominieren Im vergangenen Jahr kamen Teilnehmer des noch Schlagflur-Pflanzen wie der Stechende Freiwilligentags der Metropolregion aus Neustadt Hohlzahn, eine Folge der langen Finsternis allen Stadtteilen Ludwigshafens und aus unter den Traubenkirschen. Eine kleine Maxdorf angeradelt, um mit den Mitgliedern Zum Stand der Dinge Zwergstrauchheide grenzt aber direkt an. Es der Bürgerinitiative eine Benjeshecke aufzu- auf der ehemaligen sollte nur eine Zeitfrage sein, bis das einstige bauen. Eine Benjes- oder Totholzhecke ist Nike-Station Erscheinungsbild wieder hergestellt sein eine aus Naturschutzsicht wertvolle lockere wird. Anhäufung von Ästen und Zweigen z. B. aus Ansonsten zeigt die Pflanzendecke die fol- Gehölzschnitt, die durch im Boden einge- Im nunmehr vierten Jahr betreut die Neu- genden Ausprägungen: brachte Pfosten befestigt wird und dadurch stadter POLLICHIA-Gruppe die 16 ha große l Auf 7 Hektar mit künstlich eingebrach- einen stabilen Wall bildet. Diese Benjeshecke ehemalige Nike-Raketenstation am Wald- tem, von Schottersteinen durchsetz- schafft Lebensraum für verschiedene Vögel rand zwischen der Fronmühle und dem Pfer- tem Substrat entsteht durch die Bewei- und Kleintiere. Sie dient etwa dem Zaunkö- dehof Tettenborn südlich von Haßloch. Die dung und die kargen Standort- nig oder dem Rotkehlchen als Nistplatz und Fläche wird durch Zebu-Rinder offen gehal- bedingungen eine niedrigwüchsige, bietet Igeln Unterschlupf für den Winter. ten, die mit den kargen Verhältnissen gut den Sandrasen ähnliche Vegetation. Die Bürgerinitiative argumentiert, dass der zurechtkommen. Die beweidete Fläche Bei der Exkursion Ende Juni war wegen Trassenwald nicht nur ein Rückzugsgebiet umfasst 14 Hektar. Insgesamt zählt die Herde der Dürre nicht mehr viel zu sehen; für Tiere und Pflanzen ist, sondern als grüne fünf Bullen, neun Kühe bis zu fünf Kälber. jedenfalls sind Nelken-Haferschmiele Lunge eine Bereicherung für ganz Ludwigs- Zugefüttert wird nur im Winter. Im Sommer (Aira caryophyllea) und der Mäuse- hafen darstellt. Das Gelände mit hohem müssen die Kühe und Kälber - die Bullen ste- Federschwingel (Vulpia myuros) Baumbewuchs wirkt sich positiv auf das hen dann bei Lachen-Speyerdorf - mit dem besonders häufig. Dazwischen ste- Klima im Stadtteil aus. Die umliegende auskommen, was auf der Fläche wächst. cken Trupps des selteneren Trespen- Gegend ist eng bebaut und leidet unter Zusätzlich gibt es nur einzelne Begrüßungs- Federschwingels (Vulpia bromoides). einem Belastungsklima. happen, etwa Äpfel, für die Leitkuh. Damit An einzelnen Stellen hat sich das Der Trassenwald ist keine isolierte Grünflä- wird sie milde gestimmt, während die Fläche Gelblichweiße Ruhrkraut (Pseudo- che, sondern Teil eines großen Biotop-Ver- gepflegt und unter die Lupe genommen gnaphalium [Helichrysum] luteoal- bundes im Stadtteil Friesenheim, der sich wird. bum) angesiedelt. Diese bislang sel- 32 BERICHTE AUS DEN GRUPPEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Abb. 1: Der überwiegende Teil der ehemaligen Nike-Station ist niedrig und schütter Abb. 3: Schild-Ehrenpreis (Veronica scu- bewachsen. tellata).

tene Art von Zwergbinsengesell- streifen ein Rest einer bodensauren zunehmend auf dem Trockenen. Der einsti- schaften hat in neuerer Zeit ihr Pfeifengraswiese, der ebenfalls unter ge Kammmolch-Tümpel im Südosten war Standortspektrum auf ruderal ge- der Austrocknung leidet. Einige Ende Juni noch etwas sumpfig, aber nicht prägte, bodentrockene Pionierbio- Exemplare des Gräben-Veilchens nass, und fast komplett von Sumpf-Seggen tope, insbesondere auf innerörtliche (Viola persicifolia) gibt es noch. bewachsen. Im Tümpel im Westteil, wo der Pflasterfugen, erweitert und wird l Die restlichen Flächen entfallen auf Laubfrosch lebt, stand das Wasser einen daher häufiger. kleine Wäldchen vor allem aus Birken Meter tiefer als im vergangenen Jahr. Der l Auf rund 3 ha im Westen, Norden und Erlen, die seit der Aufgabe der Tümpel war nochmals vertieft worden, und Osten, die ehemals um den Zaun militärischen Nutzung entstanden damit er überhaupt für Amphibien funktio- herum als Sicherheitsstreifen freige- sind, und auf zwei größere Tümpel. In nieren kann. Die Neustadter Gruppe halten worden waren, dominieren einem der Tümpel wachsen als ver- bemüht sich um einen Brunnen für eine Not- Sumpf-Seggen und stellenweise gleichsweise seltene Arten nasser, fallbewässerung von Amphibienbiotopen Pfeifengras, im Westen auch die nährstoffarmer Pionierbiotope der und auch die Wasserversorgung der Rinder. Besenheide. Dieser Bereich ist wech- Sumpfquendel (Peplis portula) und Die Kreuzkröten als Pionierarten flach über- selnass und war noch vor wenigen der Schild-Ehrenpreis (Veronica scu- schwemmter, offener Flächen laichen seit Jahren oft monatelang überstaut. tellata). Allerdings entwickelt sich die- jeher in kaum wahrnehmbaren Senken der Inzwischen ist er meistens knochen- ser Tümpel gegenwärtig zum artenar- aufgefüllten Fläche. Im Winter und Frühjahr trocken. men Sumpfseggen-Bestand. stehen sie unter Wasser, aber zwei Wochen l Auf einem knappen Hektar im Süden, Die Tümpel wurden für Amphibien und Trockenheit und Wärme reichen, dass kein zum Radweg hin, ist der Sicherheits- Libellen angelegt. Sie sitzen allerdings Tropfen übrig bleibt. Im vergangenen Win- ter waren eigens Vertiefungen gebaggert worden, in die – wie auch voriges Jahr – die bereits weit entwickelten Kaulquappen vor dem Austrocknen ihrer „Gewässer“ ver- setzt wurden. Doch auch sie hielten das Wasser nicht lange genug, so dass einmal mehr tagelang Wasser mit der Gießkanne über die Fläche nachgeliefert werden muss- te, bis die Kröten ihren Landgang antraten. Die Reptilien sind mit der Ringelnatter und der Schlingnatter vertreten. Bei den Vögeln sind nach wie vor der Ziegenmelker (mögli- cherweise Brutvogel mit drei Paaren), der Neuntöter, und der Wendehals (mindestens ein, wahrscheinlich zwei Brutpaare) beson- ders bedeutend; außerdem brüten unter anderem Fitis, Flussregenpfeifer und Gar- tenbaumläufer.

Abb. 2: Dieser Kiefernwald hatte im vorigen Jahr noch einen undurchdringlichen Heiko Himmler, Sandhausen Unterwuchs aus Späten Traubenkirschen. Die Zebu-Rinder unterdrücken die Neu- austriebe und Stockausschläge dieser mit anderen Mitteln kaum in den Griff zu bekommenden invasiven Art. Aus den Museen

Spinnentiere Beitrag zur Sonderausstellung „SPINNEN!“ im Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA-Museum Bad Dürkheim, Teil 2 von 3

Vom 27. August 2019 bis 23. Februar 2020 zeigt das Pfalzmuseum für Naturkunde eine Lebendtierausstellung zum Thema Spinnen und ihre Verwandten – den sogenannten Kieferklauenträgern oder Chelicerata. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die in der Ausstellung gezeigten Grup- pen der Spinnentiere. Neben den lebenden Tieren informiert die Ausstellung über Besonderheiten in Bau und Verhalten sowie die Beziehung von Menschen und Spinnen. Die Besonderheiten der Schwertschwänze (Xiphosura), Skorpione (Scorpiones), Gei- ßelskorpione (Uropygi), Geißelspinnen (Amblypygi) und Pseudoskorpione (Pseu- doscorpiones) wurden im ersten Teil behan- delt (POLLICHIA-Kurier 35 [3]: 26-32).

Walzenspinnen – Solifugae Namensgebend für diese Gruppe der Spin- nentiere ist das weichhäutige, walzenförmi- ge Opisthosoma (Abb. 9). Die etwa 1.100 verschiedenen Arten der Walzenspinnen leben überwiegend in Trockengebieten, wie Wüsten oder Steppen. Charakteristisch sind die stark vergrößerten Cheliceren, die grö- ßer als das gesamte Prosoma sein können (Abb. 3F, Cheliceren rot). Die stark verlän- Abb. 3: Schematischer Bau verschiedener Vertreter der Spinnentiere, Ansicht der gerten Pedipalpen besitzen an ihrem Ende Unterseite. F Walzenspinne (Solifugae). G Milbe (Acari). H Weberknecht (Opilio- ein Haftorgan, mit dem sich die Tiere auch nes). I Spinne (Araneae). Grau – Pro- und Opisthosoma, rot – Cheliceren, blau – Pedi- an glatten Flächen hochhangeln können palpen, grün – Laufbeine. (Abb. 3F, Pedipalpen blau). Walzenspinnen sind dämmerungs- oder nachtaktive Räu- Wunde kann sich durch Nahrungsreste an Das Paarungsverhalten der Walzenspinnen ber. Kleinere Beutetiere werden mit den den Cheliceren stark entzünden. ist aus menschlicher Sicht brutal. Wenn das Haftorganen der Pedipalpen gefangen, grö- Walzenspinnen sind schnelle und ausdau- Männchen über chemische Spuren ein ßere Beutetiere hingegen mit den Chelice- ernde Läufer. Sie laufen vorwiegend auf drei Weibchen entdeckt hat, springt es auf des- ren gepackt, die die Beute in abwechseln- Beinpaaren, wobei die Pedipalpen und das sen Rücken und beißt es in die Rückenhaut. den Beißbewegungen zerkleinern. Bei erste Laufbeinpaar als Tastorgane dienen. Das Weibchen verfällt in eine Paarungsstar- Gefahr heben die Tiere ihren Vorderkörper, An der Unterseite der körpernahen Beinglie- re und wird vom Männchen einige Meter strecken dabei die Cheliceren vor und reiben der der Hinterbeine tragen beide weiter gezogen und durch Stoßen und Zer- diese aneinander, wobei ein zischendes Geschlechter der Walzenspinnen so ge- ren in Rückenlage gebracht. Anschließend Geräusch entsteht, das den Angreifer in die nannte Malleoli. Diese gestielten Strukturen knetet das Männchen die Genitalregion des Flucht schlägt. Das Aufrichten des Vorder- mit fächerartig verbreiterten Enden findet Weibchens mit den Cheliceren durch, bis körpers ist möglich, da das Prosoma in zwei man nur bei dieser Tiergruppe. In ihnen dessen Geschlechtsspalte sich öffnet. Dann gegeneinander bewegliche Bereiche geteilt münden Nerven, von denen angenommen setzt das Männchen einen Spermatopho- ist. Walzenspinnen besitzen keine Giftdrü- wird, dass sie der Wahrnehmung chemi- renballen ab, den es mit den Cheliceren in sen, ihr Biss ist jedoch schmerzhaft und die scher Reize dienen. die weibliche Geschlechtsöffnung drückt. 34 A U S D E N MUSEEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

die schmerzlindernde Wirkung des Spei- chels schmerzlos und wird vom Wirt meist erst später bemerkt. Die Krankheitserreger gelangen über den Speichel einer infizierten Zecke in den Wirt. Der Kot der mikrosko- pisch kleinen Hausstaubmilben, die sich in großer Zahl auch in menschlichen Behau- sungen finden, enthält allergieauslösende Stoffe, die Hausstauballergikern das Leben schwer machen. Bei Vertretern von in Australien und Nord- amerika vorkommenden Zecken (Derma- centor andersoni/variabilis in Nordamerika, Ixodes holocyclus in Australien) kann es zur sogenannten Zeckenparalyse kommen. Dabei wird beim Stich der Zecke ein Nerven- gift übertragen, welches zu einer aufstei- genden Lähmung (Paralyse) führen kann. Abb. 9: Walzenspinne. (Foto: Markus Oulehla) Andere Arten fressen Hautgewebe, die bekanntesten Vertreter rufen beim Men- Daraufhin entfernt sich das Männchen Cheliceren und Pedipalpen ist unterschied- schen die Krätze und bei Haustieren die schnellstmöglich von der aus der Starre lich, da sich verschiedene Milbengruppen Räude hervor. erwachenden Partnerin, um nicht gefressen auch in ihrer Lebensweise stark unterschei- Entsprechend ihrer Vielfalt verfolgen die Mil- zu werden. den. Während alle anderen Spinnentier- ben im Grunde alle Fortpflanzungsstrate- Die Entwicklung der Jungtiere erfolgt fast gruppen rein räuberisch leben, finden sich gien, die von den anderen Spinnentiergrup- vollständig im Körper der Mutter. Das Weib- unter den Milben sowohl Räuber als auch pen bekannt sind. Häufig halten sich die chen legt die Eier in seinem Versteck ab. Pflanzenfresser und viele parasitisch an ver- Männchen an den Weibchen fest, zum Teil Bereits nach drei Tagen schlüpfen die Jun- schiedenen Tieren und am Menschen leben- mit speziellen Haltevorrichtungen an den Bei- gen dann aus den Eiern. Einen besonderen de Formen. Da sie nahezu überall und in gro- nen. Bei einigen Vertretern findet eine direkte Schutz durch die Mutter erfahren die jungen ßer Anzahl anzutreffen sind, ist ihre Befruchtung mittels eines Penis statt, andere Walzenspinnen nicht. wirtschaftliche und auch medizinische produzieren Spermatophoren oder drücken Bedeutung groß. So können Milben als das Sperma mit den Cheliceren direkt in die Milben – Acari Schädlinge an Vorräten oder an Nutzpflan- weibliche Geschlechtsöffnung. Milben sind mit derzeit 54.000 beschriebe- zen Schäden verursachen. Blutsaugende Die Weibchen legen die Eier einzeln oder in nen Arten die artenreichste Gruppe der oder parasitische Arten, wie die in Deutsch- kleinen Häufchen ab. Die Larven, die aus den Spinnentiere. Sie besiedeln alle Lebensräu- land häufig vorkommenden Zecken, haben Eiern schlüpfen, haben nur sechs Beine. Sie me, vom Land bis in die Tiefsee. Die meisten medizinische Bedeutung, denn sie übertra- durchlaufen mehrere Häutungen, bis sie das Milben sind 0,08 bis 2 mm groß, selbst die gen Infektionskrankheiten. Zecken übertra- Erwachsenenstadium erreicht haben. Bei größten Arten werden nur wenige Millime- gen beispielsweise Frühsommer-Meningo- einigen Arten ist die Ernährungsweise der ter groß. Allen gemein ist ihr stark verein- enzephalitis (FSME) oder Borreliose. Bei Jugendstadien von jener der Erwachsenen fachter Körperbau (Abb. 3G). Pro- und Zecken sind die Cheliceren zu Stechwerk- verschieden. Die Jugendstadien sind zudem Opisthosoma sind miteinander verwach- zeugen umgebildet, wobei Teile der ste- oft sehr widerstandsfähig und können lange sen, eine Segmentierung ist nur schwer chend-saugenden Mundwerkzeuge mit Phasen der Trockenheit und des Hungers erkennbar (Abb. 10). Die Ausbildung von Widerhaken besetzt sind. Der Stich ist durch überstehen.

Weberknechte – Opiliones Derzeit sind etwa 6.600 Arten beschrieben. Charakteristisch für die auch in Mitteleuropa weit verbreiteten Weberknechte sind die Ver- schmelzung von Vorder- und Hinterkörper und die, bei vielen Arten, stark verlängerten Beine (Abb. 3H, Pro- und Opistosoma grau, Laufbeine grün). Letztere können bei Gefahr wie bei vielen Gliederfüßern an einer Soll- bruchstelle abgeworfen werden (Autotomie) und bewegen sich noch bis zu 30 Minuten lang weiter. Die Cheliceren sind mannigfaltig gebaut. Sie können auch bei mitteleuropäi- schen Arten, wie dem Schneckenkanker, zu großen Greiforganen umgebaut sein. Bei anderen Arten tragen sie skurrile Fortsätze. Die Pedipalpen sind bei den meisten mitteleu- ropäischen Arten beinartig, können aber Abb. 10: Rote Samtmilbe Trombidium holosericeum. (Foto: Markus Oulehla) ansonsten zu komplexen und riesigen Greif- POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 A U S D E N MUSEEN 35

organen umgebildet sein. Häufig sind die Füße der Laufbeine sekundär in viele Glieder unterteilt. Giftdrüsen sind nicht ausgebildet. Weberknechte besitzen jedoch Wehrdrüsen, mit denen sie ein Abwehrsekret produzieren, das sie als Tropfen oder Sprühnebel abgeben können. Die langbeinigen Arten sind schnelle Läufer. Die Medianaugen befinden sich, neben einer Reihe verschiedener Sinnesorga- ne, auf einem Augenhügel auf dem Rücken (Abb. 11). Die Männchen der Weberknechte besitzen einen Penis, die Weibchen eine Legeröhre zur Eiablage, die ausgestülpt jeweils mehr als kör- perlang sein können. Das Paarungsverhalten ist schlecht untersucht. Ein ausgeprägtes Paarungsvorspiel findet nur bei wenigen Arten statt. Ansonsten bringen sich die Part- ner je nach Art in eine Kopf-an-Kopf- oder Abb. 11: Weberknecht. (Nennieinszweidrei@pixabay) Bauch-an-Bauch-Position, woraufhin der Penis ausgestülpt und in die weibliche Diese Art wird nach der europäischen Laufbeine grün). Die meisten Spinnen laufen Geschlechtsöffnung eingeführt wird. Damit Schwarzen Witwe (Latrodectus tredecimgu- auf allen acht Beinen, einige Ausnahmen (vor sind die Weberknechte eine der wenigen tattus) als die wichtigste europäische Gift- allem ameisenimitierende Arten, wie bei- Ausnahmen mit direkter Befruchtung inner- spinne bezeichnet. Der Biss der Wasserspinne spielsweise Myrmarachne formicaria) auf halb der Spinnentiere. Die Weibchen legen – ebenfalls in der Pfalz nachgewiesen, bei- sechs. In den Beinen sind ausschließlich beu- anschließend ihre Eier mit Hilfe ihrer Legeröh- spielsweise in der Nähe von Kaiserslautern gende Muskeln vorhanden, mit denen die re in das Substrat oder in andere geeignete und in der Rheinebene – hat ebenfalls eine Beine angezogen werden können, Strecker- Strukturen ab. Bei einigen Vertretern wurde merkliche Giftwirkung auf den menschlichen Muskeln fehlen. Bei der Fortbewegung wird Brutpflege beobachtet. Die Männchen Körper. Allerdings werden Menschen nur durch die Muskulatur im Vorderkörper Kör- bauen hierbei ein Nest, in dem sie die Eier gebissen, wenn sie sich beim Fangen der Tiere perflüssigkeit (Haemolymphe) in die Beine mehrerer Weibchen bewachen und sauber ungeschickt anstellen oder sie provozieren. gedrückt und diese dadurch abgespreizt. halten. Die Jungtiere aller Weberknechte Die Wasserspinne gilt als ausgesprochen Durch das Zusammenziehen der Beuger- sehen mit ihren kurzen Beinen milbenähnlich beißunlustig. Muskeln werden die Beine wieder angezo- aus und sind nach dem Schlupf selbständig. Der Körperbau der Spinnen ist relativ einheit- gen und die Spinne läuft. Stirbt eine Spinne, lich: Vorder- und Hinterkörper sind über eine vertrocknen die Muskeln und ziehen sich Spinnen – Araneae Körpereinschnürung (Petiolus) beweglich dabei zusammen. Das ist der Grund dafür, Spinnen kommen in allen terrestrischen miteinander verbunden (Abb. 3I, Pro- und dass die Beine toter Spinnen immer an den Lebensräumen vor. Zwei Arten leben unter Opistosoma grau). Die Cheliceren der Spin- Körper angezogen sind. Wasser, darunter die in Deutschland vorkom- nen sind zweigliedrig und lassen sich Am Hinterende des Opisthosoma münden mende Wasserspinne Argyroneta aquatica. taschenmesserartig einklappen (Abb. 3I, die Spinndrüsen in den Spinnwarzen, einer Spinnen können von unter 1 mm bis zu Cheliceren rot). In den Giftklauen münden Struktur, die ausschließlich bei den Spinnen 120 mm groß werden. Bis auf eine bekannte die Giftdrüsen. Bei den ursprünglicheren zu finden ist (Abb. 3I). Mit ihren Spinndrüsen Ausnahme leben alle 48.283 beschriebenen Vogelspinnen sind die Giftdrüsen meist klein sind Spinnen in der Lage, Seide unterschied- Spinnenarten ausschließlich räuberisch und und beschränken sich auf die Grundglieder lichster Qualitäten herzustellen. Während die besitzen mit Ausnahme der Familie der Kräu- der Cheliceren. Bei vielen anderen Spinnen ursprünglicheren Spinnengruppen, bei- selradnetzspinnen (Uloboridae) Giftdrüsen. sind die Drüsen im Verhältnis zum Körper grö- spielsweise die Vogelspinnen und ihre Ver- Dennoch kann nur ein Bruchteil der Arten ßer und nehmen zum Teil viel Raum im gan- wandten, die Seide vorwiegend für den Bau dem Menschen gefährlich werden, da die zen Vorderkörper ein. Wie bei den Skorpio- eines Wohngespinstes nutzen, sind die evo- meisten Spinnen nicht in der Lage sind, mit nen gilt daher: Die Körpergröße oder andere lutiv jüngeren Spinnengruppen in der Lage, ihren Cheliceren die menschliche Haut zu äußere Merkmale sagen nichts über die Gif- kunstvolle Netze unterschiedlichster Form durchdringen. Es gibt nur wenige Spinnenar- tigkeit einer Spinnenart aus! Spinnengifte zu spinnen. Die Netze können beispielswei- ten, deren Biss zu schweren oder gar tödli- sind komplexe und potente chemische Cock- se trichterförmig sein, wie bei der Hausspin- chen Vergiftungserscheinungen führen tails, die auf ihre Eignung in der Medizin ne Tegenaria atrica, oder radförmig, wie bei kann. Zu diesen Arten gehören die in warmen untersucht werden. So ist beispielsweise ein der Kreuzspinne Araneus diadematus. Es Gebieten Eurasiens, Afrikas und Amerikas Bestandteil aus dem Gift der Schwarzen können kreisförmige Netze entstehen oder weit verbreitete Schwarze Witwe (Latro- Witwe in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu auch nur Sektoren. Einige Arten spinnen dectus) (Abb. 12), die südamerikanische passieren, und könnte so als mögliches Trans- waagerechte Netze (z. B. Baldachinspinnen) Kammspinne (Phoneutria) oder die australi- portmedium Medikamente zum Gehirn oder unregelmäßige, dreidimensionale sche Trichternetzspinne (Atrax). In Deutsch- transportieren. Strukturen (z. B. Kugelspinnen wie die land gibt es nur zwei Spinnenarten, deren Gift Die Pedipalpen sind als Tastorgane und bei Schwarze Witwe). medizinisch relevante Wirkung auf den Men- männlichen Webspinnen als Begattungsor- Spinnseide ist zudem ein besonderes Mate- schen zeigt. Der Ammen-Dornfinger (Cheira- gane ausgebildet (Abb. 3I, Pedipalpen blau). rial, das äußerst stabil und dabei sehr dehn- canthium punctorium) (Abb. 13) kommt als Spinnen haben die für die Spinnentiere cha- bar ist. Entsprechend wird aufwändig daran wärmebedürftige Art auch in der Pfalz vor. rakteristischen vier Laufbeinpaare (Abb. 3I, geforscht. Die Spinnseide der Radnetzspin- 36 A U S D E N MUSEEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Körper gut verträglich und wird nach eini- gen Wochen ohne Rückstände vom Körper abgebaut. Die Beute wird bei verschiedenen Gruppen auf unterschiedliche Weise gefangen. Eini- ge Arten (Vogelspinnen, Wolfspinnen, Lauf- spinnen, Springspinnen) jagen ihre Beute- tiere aktiv durch einen raschen Griff oder einen Sprung und töten sie mit einem Gift- biss. Andere Arten fangen ihre Beute mit einem Netz oder spinnen sie ein. Neben den Milben sind die Webspinnen die artenreichste Gruppe der Spinnentiere. Ent- sprechend vielfältig sind die Verhaltenswei- sen. Bei der Paarung sind sie sich jedoch einig. Alle Spinnenmännchen zeigen an den Pedipalpen kleine, birnenförmige, oft sehr komplex gebaute Strukturen, die soge- nannten Bulbi. Die männlichen Bulbi passen exakt zur weiblichen Geschlechtsöffnung derselben Art wie Schlüssel und Schloss. Mit den Bulbi saugt das Männchen sein Sperma auf. Viele Arten spinnen dazu ein Sperma- netz, auf das aus der am Hinterleib liegen- den Geschlechtsöffnung ein Tropfen Sper- ma abgesetzt wird. Von dort wird es in die Bulbi aufgenommen und anschließend in die Geschlechtsöffnung des Weibchens übertragen. Das Paarungsvorspiel der Spin- nen ist oft umfangreich und reicht vom Win- ken mit den Pedipalpen über leichtes Zupfen am Netz der Partnerin bis hin zur Übergabe von Brautgeschenken oder Balztänzen. Vor- sicht bei der Paarung ist für die räuberischen Tiere zwar immer geboten, Paarungskanni- Abb. 12: Rotrücken-Spinne Latrodectus hasselti. (Foto: Markus Oulehla) balismus ist jedoch weit weniger verbreitet, als die allgemein verbreitete Ansicht vermu- ne Nephila ist beispielsweise so stabil, dass Nerven können so an der Spinnseide ent- ten lässt. sie auf ihre Verwendung in der Mikrochirur- lang wachsen und sich so wieder miteinan- Einige Zeit nach der Paarung legen die Weib- gie untersucht wird, um durchtrennte Ner- der verbinden. Nach ersten Untersuchun- chen ihre Eier ab. Diese werden in einem venbahnen miteinander zu verbinden. Die gen ist die Spinnseide für den menschlichen mehr oder weniger dicken Eikokon einge- sponnen. Dieser kann mit nur sehr wenigen Fäden zusammengehalten sein (wie bei der heimischen Zitterspinne) oder in eine kom- plexe, dichte „Watteschicht“ aus mehreren Lagen Spinnseide eingeschlossen sein, wie zum Beispiel bei der Hauswinkelspinne oder der Wespenspinne. Die Eikokons werden entweder in den Cheliceren gehalten und herumgetragen (z. B. viele Vogelspinnen, Riesenkrabbenspinnen, Zitterspinnen, Jagd- spinnen), an den Spinnwarzen gehalten und herumgetragen (z. B. Wolfspinnen) oder in der Vegetation in der Nähe des Netzes auf- gehängt (z. B. Wespenspinne, Hauswinkel- spinne). Bei den meisten Arten bedürfen die aus dem Kokon schlüpfenden Jungtiere keiner besonderen Brutpflege der Mutter, doch es gibt Ausnahmen. Die Weibchen verschiede- ner Spinnengruppen tragen den Nach- wuchs bis zur nächsten Häutung auf dem Rücken (z. B. Wolfspinnen) oder behalten Abb. 13: Dornenfingerspinne Cheiracanthium. (Foto: Markus Oulehla) ihn so lange in der mütterlichen Behausung, POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 A U S D E N MUSEEN 37

bis er in der Lage ist, selbständig zu jagen. Stephen, British Columbia. – Palaeontology examensarbeit Univ. Kaiserslautern. Dies ist zum Beispiel von den asiatischen 31 (3): 779-798. SCHMIDT, G. (1993): Giftige und gefährliche Ornament-Vogelspinnen der Gattung Poe- BÜCHERL, W. (1971): Spiders. – In: BÜCHERL, W. Spinnentiere. – Neue Brehm-Bücherei Band cilotheria bekannt, von denen einige Arten & BUCKLEY, E. E. (Hrsg.): Venomous 608. – Westarp Wissenschaften, Magde- auch über einen längeren Zeitraum mit dem and their Venoms. Vol. 3, Venomous Inver- burg, Essen: 89-92. Nachwuchs in einem Terrarium gehalten tebrates. – Academic Press, New York: 197- SEITER, M. (2014): Spektakuläre Spinnentie- werden können. Einen Extremfall der Brut- 277. re: Geißelspinnen und Geißelskorpione. – pflege zeigt die auch in der Pfalz heimische CUSHING, P. E. & BROOKHART, J. O. (2019): Draco 59: 38-43. Röhrenspinne Eresus. Die Jungtiere verblei- Solifugae of Canada. – Zookeys 819: 73-75. WALLS, E. A., BERKSON, J. & SMITH, S. A. (2002): ben nach dem Schlupf in der mütterlichen GRUNER, H. E. (1993): Chelicerata. – In: GRU- The horseshoe crab, Limulus polyphemus: Wohnröhre und häuten sich mehrmals. In NER, H. E. (Hrsg.): Lehrbuch der speziellen 200 Million years of existence, 100 years of dieser Zeit stirbt das Weibchen und wird Zoologie. Band I, 4. Teil: Arthropoda (ohne study. – Reviews in Fisheries Science 10(1): vom Nachwuchs aufgefressen. Anschlie- Insecta). – Gustav Fischer, Jena, Stuttgart, 39-73. ßend verlassen die Jungtiere den Bau. New York: 73-442. WEYGOLD, P.(2004): Chelicerata, Spinnentie- Während die meisten Spinnen Einzelgänger MCMONIGLE, O. (2013): Forgotten order of re. – In: WESTHEIDE, W. & RIEGER, R. (Hrsg.): sind, gibt es auch hier Ausnahmen. Zum the vinegaroons – Whipscorpion biology, Spezielle Zoologie. Teil 1: Einzeller und Wir- einen sind Arten bekannt, deren Nach- husbandry, and natural history. – Coach- bellose Tiere. – Spektrum Akademischer wuchs lange bei den Muttertieren verbleibt, whip Publications, Greenville. Verlag, Heidelberg: 449-497. wie zuvor beschrieben. Andererseits sind MCMONIGLE, O. (2013): Breeding the world’s WEYGOLD, P. & PAULUS, H. F. (1979): Untersu- auch Spinnen bekannt, die zumindest in largest living arachnid – Amblypygid biolo- chungen zur Morphologie, Taxonomie und Gefangenschaft dauerhaft in Gruppen von gy, natural history, and captive husbandry. – Phylogenie der Chelicerata I. Morphologi- mehreren Tieren gehalten werden können Coachwhip Publications, Greenville. sche Untersuchungen. – Journal of Zoologi- (z. B. die Baumvogelspinne Avicularia mina- MORITZ, M. (1994): Arachnata. – In: Urania- cal Systematics and Evolutionary Research trix oder Riesenkrabbenspinnen) oder sogar Tierreich. Band 2 (Annelida bis Chaetognat- 17: 85-116. sozial in großen Gruppen in einem Gemein- ha). – Urania, Leipzig, Jena, Berlin: 121-330. WEYGOLD, P. & PAULUS, H. F. (1979): Untersu- schaftsnetz leben (z. B. Anelosimus studio- NITZSCHE, R. (2012): Spinnen lieben lernen – chungen zur Morphologie, Taxonomie und sus). Hier findet man sogar Arbeitsteilung, Biologie, Heimische Spinnen, Rekorde. – Phylogenie der Chelicerata II. Cladogramme auch wenn es im Gegensatz zu den sozialen Rainar Nitzsche-Verlag, Kaiserslautern. und Entfaltung der Chelicerata. – Journal of Insekten, wie Hautflüglern oder Termiten, OSCHMANN, W. (2018): Unterstamm Chelice- Zoological Systematics and Evolutionary keine Kasten oder Königin gibt. rata (Kieferklauenträger). – In: OSCHMANN, Research 17: 177-200. W. (Hrgs.): Leben der Vorzeit: Grundlagen WRIGHT, C. M., HOLBROOK, C. T. & PRUITT, J. N. Literatur der Allgemeinen und Speziellen Paläontolo- (2014): personality aligns task spe- BALLESTEROS, J. A. & SHARMA, P. P. (2019): A gie. – Haupt Verlag, Bern: 259-263. cialization and task proficiency in a spider Critical Appraisal of the placement of Xipho- PUNZO, F. (1998): The biology of camel-spi- society. – Proceedings of the National Acad- sura (Chelicerata) with Account of Known ders (Arachnida, Solifugae). – Springer Sci- emy of Sciences 111 (26): 9533-9537. Sources of Phylogenetic Error. – Systematic ence+Business Media, New York. Biology, im Druck. RENNER, F. & SCHAWALLER, W. (1988): Spinnen- Katharina Schneeberg und Frank Wieland, BELLMANN, H. (2016): Der Kosmos Spinnen- tiere. – Stuttgarter Beiträge zur Naturkunde, Pfalzmuseum für Naturkunde führer. – Kosmos Verlag, Stuttgart. Serie C, Nr. 26. Bad Dürkheim BRIGGS, D. E. G. & COLLINS, D. (1988): A Mid- SCHAUBEL, K. (1978): Beitrag zur Kenntnis der dle Cambrian Chelicerate from Mount Spinnen im Raum Kaiserslautern. – Staats-

Abb. 14: Reges Interesse für Spinnen und die Spinnenverwandten gab es bei der Ausstellungseröffnung am 25. August im Pfalzmuseum. (Foto: K. Schneeberg) 38 PERSONALIA 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER Personalia Erinnerungen an Horst Kettering (*21. September 1941 – † 26. März 2019)

amtes Bellheim (heute „Pfälzische Rheinau- An der Pädagogischen Hochschule lernte er en“) war. Er besaß eine der größten pfälzi- den Biologiedozenten Prof. Dr. G. PREUSS schen Käfersammlungen. Der mittlere Bru- kennen, was von entscheidender Bedeu- der Manfred lebte in den USA und ist schon tung für die weiteren Schwerpunkte seiner mit knapp 50 Jahren verstorben. wissenschaftlichen Be schäftigung blieb. Im Jahre 1960 bestand Horst am Altsprach- Dem Hochschullehrer gelang es, in Horst die lichen Gymnasium in Pirmasens sein Abitur, Begeisterung für die Orthopteren (Gerad- um anschließend von 1960 bis 1962 an der flügler) zu wecken, die er auch als Gruppe Pädagogischen Hochschule in Kaiserslau- für seine schriftliche Hausarbeit für das Leh- tern das Studium für das Lehramt an Grund- ramt an Volksschulen auswählte. Die Unter- und Hauptschulen aufzunehmen. Eine suchung wurde an Orthopteren am Kuno- Bekannte von mir, I. HEINTZ aus Mörsbach bei weg bei Schloßböckelheim durchgeführt Zweibrücken, studierte bereits hier, als Horst und war die erste wissenschaftliche faunis- mit dem Studium begann. Sie hatte die Auf- tische Arbeit zu diesem Gebiet, das später gabe übernommen, den neuen Studenten deutschlandweit bekannt wurde. Mit sei- Informationen zum Studium zu geben. Als nem wissenschaftlichen Betreuer verband sie Horst und seinen Freund K. STRUSS nach ihn eine freundschaftliche Beziehung, die ihren Wissens-Schwerpunkten befragte, bis zu dessen Tod im Jahre 2012 Bestand antworteten diese unisono mit dem Brust- hatte. Dazu trug auch beider Leidenschaft ton der Überzeugung: „Wir sind Ornitholo- für das Angeln bei. gen!“ Nach bestandener Prüfung an der Pädago- Abb. 1: Horst KETTERING. 2007. Das Interesse von Horst an der Natur galt pri- gischen Hochschule Kaiserslautern erhielt mär der Vogelkunde. Er war ein ausgezeich- Horst im Jahre 1962 seine erste Stelle an der Im März 2019 verstarb Horst völlig überra- neter Kenner nicht nur der heimischen Avi- zweiklassigen Dorfschule in Kleinsteinhau- schend für seine Familie, seine Freunde und fauna, sondern interessierte sich auch für sen/Landkreis Pirmasens, an der er die Bekannten nach kurzer Krankheit im Kran- die Vogelwelt anderer Länder und Konti- Oberstufe unterrichtete. Dies war nach Mit- kenhaus in Pirmasens. Noch kurz zuvor führ- nente auf seinen zahlreichen Reisen, die er teilung seiner Frau die fruchtbarste und te ich ein längeres Gespräch mit ihm, er war in späteren Jahren nach Australien, Afrika befriedigendste Zeit als Pädagoge bis zu sei- nach einem Krankenhaus-Aufenthalt nach (Namibia, Südafrika), Finnland, Frankreich, nem freiwilligen Ausscheiden aus dem Hause entlassen worden. Ausführlich erklär- Indonesien und in die USA unternahm. Schuldienst im Jahre 2000. Horst und Mar- te er mir Details seiner Erkrankung und war Norwegen bereiste er mit seiner späteren garethe hatten 1962 in Kaiserslautern sehr positiv gestimmt. Wir schmiedeten Frau Margarethe mindestens ein halbes gemeinsam die Prüfung abgelegt und 1963 schon wieder Pläne für den nächsten Angel- Dutzend Mal. Dieses Land faszinierte ihn geheiratet. termin in der Nähe der Weihermühle bei wegen seiner Naturschönheiten und der Margarethe unterrichtete von 1962 bis Herschberg/Landkreis Südwestpfalz für das einmaligen Angel-Möglichkeiten auf den 1963 an der Volksschule in Kleinfischlin- Frühjahr 2019, wo ich ihn mit meinem Lofoten. Noch wenige Jahre vor seinem gen/Landkreis Südliche Weinstraße und Schwiegersohn Jochen und meinen beiden Ableben erzählte er mir von seinen Beo- wurde 1963 an die Volksschule nach Botten- Enkeln Lutz und Lorenz am 20. Oktober bachtungen des Triels (Burhinus oedicne- bach/ Landkreis Pirmasens versetzt. Nach 2018 letztmals zum Angeln getroffen hatte. mus) und der Zwergtrappe (Tetrax tetrax) bei der Heirat wohnten beide in der Lehrer- Damals zogen wir zwei Karpfen (Cyprius car- unserem gemeinsamen Freund V. HEUSSLER in dienstwohnung in Kleinsteinhausen. pio) von je 2,5 kg, zwei Hechte (Esox lucius) Montouliers (Südfrankreich) in der Nähe von Seine Frau lieh mir freundlicherweise das von 70 und 71 cm Länge, einen großen Narbonne. Tagebuch der Naturkundlichen Arbeitsge- Barsch (Perca fluviatilis) und sieben Giebel Mit seinem Bruder Hermann war auch Horst meinschaft der Volksschule Kleinsteinhau- (Carassius auratus gibeli) aus dem Wasser. bei den Pfadfindern der Stadt Pirmasens sen aus, welche Horst mit Schülern seiner Als Zugabe durften wir uns noch an der organisiert. Mit Sicherheit wurden schon zu Oberstufe auf freiwilliger Basis gegründet Beobachtung zweier Eisvögel (Alcedo dieser Zeit die Grundlagen für die spätere hatte. Die Teilnehmer der AG trafen sich atthis) erfreuen. Doch das Schicksal hatte intensive Beschäftigung und Hinwendung wöchentlich einmal, wobei eine Schülerin/ andere Pläne geschmiedet. Kurz nach die- zur Natur gelegt. Sein besonderes Interesse ein Schüler einen Eintrag in ein Tagebuch sem Gespräch erlitt Horst einen gesundheit- für die Vogelwelt bekundete er auch machte. Den ersten möchte ich im Wortlaut lichen Rückschlag, kam erneut ins Kranken- dadurch, dass er mehrere Jahre als wissens- einfügen: „Durch unseren naturliebenden haus und verstarb dort nach wenigen Tagen. chaftlicher Vogelberinger für die Vogelwar- Lehrer haben wir uns zu einer Gruppe von 8 Horst wurde am 21. September 1941 in Pir- te Radolfzell ehrenamtlich tätig war. Sowohl Mädchen und 7 Buben zusammengeschlos- masens geboren, wo er auch die Grund- auf der Todesanzeige als auch auf der Dank- sen und schreiten unter seiner Führung schule besucht hat. Er hatte zwei Brüder, sagung waren fliegende Kraniche (Grus jeden Donnerstag hinaus in Gottes freie wovon der 1937 geborene Hermann Forst- grus) zu sehen, mit Sicherheit ein Hinweis Natur. Wir lernen dabei die Tier- und Pflan- wirtschaften in Freiburg im Breisgau studier- auf seine tiefe Neigung zur „liebenswerten zenwelt kennen und dringen tiefer in die te und von 1976 bis 2002 Leiter des Forst- Wissenschaft“. Geheimnisse der Natur ein. Auf so manche POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 PERSONALIA 39

Abb. 2: Horst Kettering (rechts) bei der Vogelbeobachtung auf Baltrum. 2005. Abb. 3: Horst Kettering versucht, seinen Freund Peter bei der Bestimmung eines Dinge werden wir aufmerksam, an denen Landkreis Pirmasens. Nach bestandener Pilzes hereinzulegen. 2004. wir vorher achtlos vorbeigingen. Besonde- Prüfung 1975 unterrichtete er bis zum selbst res Interesse haben wir an der Vogelwelt. Im gewählten Ausscheiden aus dem Schul- den sie von einem heftigen Regen übe- Frühjahr hängten wir Nisthästen auf. Jetzt dienst im Jahre 2000 an der Realschule Pir- rrascht. Sie waren bis auf die Knochen steht der Winter vor der Tür, und eine schlim- masens. Gleichzeitig mit ihm schied seine durchnässt und sahen nicht gerade ver- me Zeit beginnt für unsere Vögel. Wir wollen Frau freiwillig aus. Sie hatten schon Jahre trauenerweckend aus. Horst betrat ein Ges- ihnen helfen, so gut es geht.“ zuvor auf dieses Ziel hin geplant und Geld chäft und wollte eine Flasche Wein kaufen. Solche Möglichkeiten ließen sich in kleinen gespart, weil sie erst 2003 in den Ruhestand Als er die Flasche dem Verkäufer zum Bezah- Dorfschulen damals hervorragend prakti- versetzt worden wären und dann auch Pen- len zeigte, fragte dieser ernsthaft: „Können zieren und wären bei den heutigen Schuls- sionsansprüche hätten. Grund für diese Sie denn überhaupt bezahlen?“ trukturen nicht oder kaum mehr möglich. mutige Entscheidung war, in einem Alter In Pirmasens hatte sich Horst bei der „Tafel“ Sie belegen aber auch die pädagogische aus dem Schuldienst auszuscheiden, in dem engagiert. Ihm war zu Ohren gekommen, Intension, die Horst inspirierte, dieses Ange- sie körperlich noch relativ fit waren, um eini- dass sich manche Bedürftigen an der Theke bot in seiner Freizeit durchzuführen. Mit ge schon lange geplante Reisen zu realisie- Lebensmittel holten und diese beim Verlas- Sicherheit wurden dabei bei manchen Schü- ren. Dazu zählte eine Wanderung zu Fuß sen des Raumes in eine dort abgestellte lern Eigenschaften gefördert und weiterent- vom Wohnort Ruppertsweiler an die Nord- Mülltonne warfen, weil sie etwas vergam- wickelt wie Verantwortung für Natur und see nach Hamburg. melt aussahen, z. B. Bananen braune Flec- Tierliebe, welche die Schulzeit überdauer- Durch Prof. PREUSS hatte Horst schon frühzei- ken hatten. Horst wollte dieses Gerücht ten und bis ins Erwachsenenalter reichten. tig Verbindung zur POLLICHIA aufgenom- überprüfen und öffnete – bevor er den Aus- Die Idylle fand 1970 mit der Auflösung sei- men. Im Kreis Pirmasens bestand damals gaberaum betrat –die Mülltonne. In diesem ner Dorfschule in Kleinsteinhausen ein eine Personalunion zwischen POLLICHIA Augenblick kam ein Pfarrer, der ebenfalls bei abruptes Ende. Horst wurde noch im selben und dem Historischen Verein Pirmasens e. V. der „Tafel“ mitarbeitete, und konfrontierte Jahr an die Hauptschule nach Zweibrücken Horst trat für die Auflösung dieser Koopera- ihn mit der Frage: „Na, haben Sie das versetzt, an der er sich nach Aussage seiner tion ein und propagierte eine eigenständige nötig?“ Frau „äußerst unwohl“, ja „unglücklich“ POLLICHIA-Gruppe unter neuer Führung. Es war schon Tradition, dass sich am Pfingst- fühlte. Aus diesem Grund reifte in ihm der Von 1975 bis 2000 übte er das Amt des Vor- montag eines jeden Jahres in den 1970-er Entschluss, auch auf positive Empfehlungen sitzenden dieser Kreisgruppe aus. Im Jahre und 1980-er Jahren die befreundeten Ehe- von Kollegen hin, die Realschullehrerprü- 1993 verlieh ihm Prof. PREUSS die Ehrennadel paare HEUSSLER, KETTERING, KLEINDIENST, NICKEL, fung anzustreben. Im Jahre 1971 kam er an der POLLICHIA in Silber. Von 1990 bis 2000 OHLIGER und WISSING, manchmal auch die die Realschule Pirmasens, ohne vorher die war Horst Vorsitzender des Landespflege- Ehepaare FRICK und HEINTZ, in Fischbach bei erforderliche Prüfung abgelegt zu haben. Er beirats im Kreis Pirmasens und von 2005 bis Dahn trafen, um Schwarzkehlchen (Saxico- besuchte von diesem Zeitpunkt an die von 2015 nochmals Stellvertretender Vorsitzen- la rubicola) zu beringen, dabei auch zu der Pädagogischen Hochschule Kaiserslau- der dieses Gremiums. Als ein Luchs-Monito- erzählen, zu grillen und die Natur zu durchs- tern angeboteten Kurse in den Fächern Bio- ring für den Pfälzerwald initiiert wurde, war treifen. Anfangs waren die Kinder dabei, logie und Erdkunde, welche Voraussetzung Horst bis zu dessen Auflösung ehrenamtli- später nicht mehr. Bei einem solchen Tref- für die Meldung zur Realschullehrerprüfung cher Luchsberater. fen wurde die Idee geboren, einen Angel- waren. Für die Schriftliche Hausarbeit zur Um Horst ranken sich einige unvergessliche wettstreit durchzuführen. Horst und P. NIC- Prüfung von Grund- und Hauptschullehrern Anekdoten: KEL waren gemeinsam Pächter eines für das Lehramt an Realschulen entschied er Als er vor Jahren mit seiner Frau und dem Fischweihers im Schlettenbachtal, Ver- sich für ein Thema über Orthopteren im NSG befreundeten Ehepaar NICKEL aus Lemberg pächter war der Forst. In einer festgelegten „Am Schmalscheidchen“ bei Dietrichingen, auf der Schwäbischen Alb wanderte, wur- Zeit sollten er und P. NICKEL auf herkömmli- 40 PERSONALIA 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

unternahm mit meiner Männer-Wander- gruppe von dort eine Wanderung. Im Jahre 1989 informierte Prof. PREUSS mich über die Existenz einer Wochenstube des Großen Mausohrs (Myotis myotis) auf dem Speicher eines Wohnhauses in einem Säge- werk am Saarbacherhammer bei Fischbach bei Dahn, welche sich aus 92 zusammen- setzte. Die Wohnung wurde von einer tür- kischen Familie mit mehreren Töchtern bewohnt. Wenn diese nachts die Toilette benutzen wollten, flogen ihnen die Fleder- mäuse um die Köpfe, welche durch die undichte Speichertür eindrangen. Auch die Geruchsbelästigung durch den Fleder- mauskot und den Urin war sehr unange- nehm. Nabu-Mitglieder breiteten eine Plas- tikfolie auf dem Speicher unter dem Hangplatz der Fledermäuse aus und streu- ten Sägemehl und Hobelspäne darauf, damit der Urin nicht in den Lehmestrich der Abb. 4: Mitglieder der OAG Westpfalz. Horst Kettering als vierter von links. 2016. Speicherdecke eindringen konnte. Im Spät- jahr während der Abwesenheit der Fleder- che Art mit der Angelrute, V. HEUSSLER, W. Mit Horst hatte ich über mehrere Jahrzehnte mäuse entfernten wir den Kot und dichte- KLEINDIENST, S. OHLIGER und ich mit blanken engen Kontakt, hauptsächlich über den ten die Speichertür hermetisch ab. Horst Händen Fische fangen. S. OHLIGER und V. Naturschutz. Als 1990 der Arbeitskreis Fle- war damals Vorsitzender der POLLICHIA- HEUSSLER stellten sich in einiger Entfernung dermausschutz gegründet wurde, war Kreisgruppe Pirmasens und des Landespfle- hinter dem Mönch an den schmalen Über- Horst Ansprechpartner im Landkreis Süd- gebeirats des Kreises Südwestpfalz und laufgraben des Fischweihers, ein Bein links, westpfalz (früher Pirmasens), ich war für hatte ein sehr gutes Verhältnis zum Leiter das andere rechts vom Graben. Sie ergriffen einige Landkreise und kreisfreie Städte zus- der Unteren Naturschutzbehörde, Herrn A. die Fische mit den Händen hinter den Kie- tändig. Wenn Horst eine verletzte oder noch SPRAU. Horst hatte die grandiose Idee, der mendeckeln und warfen sie auf die Bös- nicht flugfähige Fledermaus bekommen türkischen Familie ein Lamm zu stiften, chung, wo W. KLEINDIENST und ich diese in hatte, informierte er mich telefonisch. Wir wenn sie die Fledermäuse in Zukunft dulden Empfang nahmen. Nach Ablauf des Wettbe- vereinbarten dann eine Übergabestelle würden. Die Kreisverwaltung bezahlte das werbs hatten V. HEUSSLER und S. OHLIGER min- zwischen unseren Wohnsitzen Rupperts- Lamm, Horst und ich übergaben es zerlegt destens dreimal so viel Fische gefangen wie weiler und Ilbesheim. Diese lag in der Regel an die türkische Familie. Wir hatten das Horst und P. NICKEL mit der Angelrute. Zum in Rinnthal unmittelbar vor der evangelis- Schaf in Wilgartswiesen bei einem Schäfer Abschluss des unvergesslichen Erlebnisses chen Kirche, auch erfolgten Übergaben an bestellt. Das Fledermausquartier war geret- grillten wir die Beute im Garten der Familie der Dahner Hütte. Horst fuhr mit seiner Frau tet, ein Beispiel für unkonventionellen KETTERING in Ruppertsweiler. mit dem Fahrrad zur Dahner Hütte, und ich Naturschutz. Über Fledermäuse kam es immer wieder zu Begegnungen mit Horst. Eine der wenigen exakt belegten Wochenstuben der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) in der Pfalz befand sich auf dem Speicher eines Gebäudes im ehemaligen Kranken- haus der Stadt Pirmasens. Die Wochenstube umfasste 30-50 Exemplare und erlosch im Jahre 1960 mit dem Abriss des Gebäudes. Ein auf dem Speicher gefundenes mumifi- ziertes Tier übergab mir Horst als Beleg. Es befindet sich noch heute in meinem Besitz. Außer in der POLLICHIA war Horst Mitglied in weiteren Landespflegeverbänden, seit 1977 in der GNOR, im NABU, dem BUND und in der OAG [Ornithologische Arbeitsge- meinschaft] Westpfalz, die sich besonders um die Kartierung der Vogelfauna des Pfäl- zerwaldes und hier speziell um die Erfas- sung des Sperlingskauzes (Glaucidium pas- serinum) kümmert. Nach Aussage von P. NICKEL, einem Mitglied der OAG Westpfalz, Abb. 5: Untersuchungen an einer Nisthöhle des Sperlingskauzes (Glaucidium passe- hat diese im Jahre 2019 etwa zehn Reviere rinum). Links im Bild Horst Kettering. 2017. erfasst. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 PERSONALIA 41

Klaus, neben zwei älteren Schwestern Sohn des Ehepaares KETTERING, übernahm die Naturverbundenheit seines Vaters Horst mit den Genen und studierte an der Universität Koblenz-Landau, Abt. Landau. Bei Prof. Dr. E. FRIEDRICH schrieb er in der Ersten Staatsprü- fung für das Lehramt an Realschulen eine Wissenschaftliche Prüfungsarbeit im Fach Biologie mit dem Thema „Fledermausquar- tiere in der Pfalz“. Die zahlreichen Fotos in dieser Arbeit mit eindrucksvollen Felsforma- tionen im Buntsandstein des Pfälzerwaldes lieferte sein Vater Horst. Horst war ein ausgezeichneter Pilzkenner und ein leidenschaftlicher Pilzsammler. Gab es eine gute Pilzsaison, kam er nach Aussge seiner Frau nicht mehr aus dem Wald. Zweimal verbrachte ich mit Horst unver- gessliche Urlaube in Finnland auf einer klei- nen Insel etwa 200 km nördlich der Haupts- tadt Helsinki, erstmals im Jahre 2007 zusammen mit S. OHLIGER. Die Insel war erst Abb. 6: Horst Ketterings Hand mit Gewöllen des Sperlingskauzes und einer 5-Cent- nach einer ca. 3 km langen Bootsfahrt Münze zum Größenvergleich. erreichbar. Ein größeres Blockhaus gewähr- te uns Unterkunft. S. OHLIGER schlief im Sau- große Platzwunde am Kopf zugezogen. hen Morgenstunden hin, Vater und Sohn nahaus, Horst und ich schliefen in der größe- Simone und ich rannten in Schlafanzügen demonstrierten ein beachtliches Sitzfleisch. ren Blockhütte – in einem Etagenbett. Es war und Hausschuhen zum Nachbargebäude, in Horst hatte einen Räucherkoffer dabei und für uns wie im Paradies. Um unser Mökki dem sich die HNO-Abteilung der Universität versorgte uns mit fachmännisch geräucher- (finnische Bezeichnung für Blockhütte) Rostock befand. Die Nachtschwestern vers- ten Fischen. Päivi, die Tochter unseres inz- wuchsen unvorstellbare Mengen an Pfiffer- tändigten einen Notarzt, worauf zwei Sani- wischen verstorbenen Vermieters, und lingen (Cantharellus cibarius). Schon mor- täter mit dem Krankenwagen eintrafen. Klaus legten zwei Netze von je 30 m Länge gens – oft noch vor dem Frühstück – stand S. Horst hatte in der Zwischenzeit Siegmars über die ge samte Breite unserer Bucht an. OHLIGER im Schlafanzug auf den Felsen vor stark blutende Kopfwunde verbunden. Die Bereits in der ersten Nacht fingen sich darin dem Mökki und hatte die Angelrute ausge- Sanitäter legten Siegmar einen zusätzlichen ca. 60 Fische, hauptsächlich Kleine Marä- worfen. Bereits am ersten Tag fingen Horst Netzverband über den Kopf, der bis zum nen, aber auch Zander (Lucioperca lucioper- und Siegmar elf Fische, am zweiten schon Hals reichte und ihn vollkommen unkenn- ca) und Barsche. Fische gab es fast täglich: 15, darunter einen großen Hecht. Diesen tlich machte. Als er auf der Bahre im Kran- gebraten, geräuchert oder in Essig einge- bereitete Horst zu, indem er ihn mit kleinges- kenwagen lag, ließ er sich mit Galgenhumor legt. Horst war in seinem Element, er konnte chnittenen Pfifferlingen, Rotkappen (Lecci- zu dem für mich unvergesslichen Ausspruch sogar Fische filetieren. Klaus entdeckte vor num testaceoscabrum) und Kräutern füllte. hinreißen: „Wenn Ihr an einer Bank oder unserem Mökki die obligatorische Kreuzot- Dazu gab es Bratkartoffeln und grünen einer Sparkasse vorbeifährt, dann macht ter (Vipera berus), über deren Anblick wir Salat. Horst war in seinem Element. Ein Glas bitte einen kurzen Zwischenstopp.“ Horst uns sehr freuten. Pfälzer Rotwein und danach ein Gläschen fuhr mit in das Krankenhaus, ich trank mit Wir besuchten das Grab von Paavo auf dem Hochprozentiges rundeten dieses Fest- Simone noch eine Flasche Bier und legte Festland in Hirvensalmi und legten einen mahl ab. Wir gingen meist spät schlafen, in mich um 4.30 Uhr ins Bett. Horst kam um Strauß Heidekraut nieder, welchen wir auf der Regel zwischen ein und zwei Uhr in der 5.30 Uhr aus dem Krankenhaus zurück. Da seiner Insel gepflückt hatten, auf welcher er Nacht. Unser Vermieter Paavo brachte uns auf sein Klingeln niemand reagierte, stieg er mit seiner Familie mehrere Jahrzehntre als gelegentlich frische oder geräucherte Klei- durch ein offen stehendes Kellerfenster in Landwirt gelebt hatte und auf der ich schon ne Maränen (Coregonus albula), die eben- das Gästehaus ein. Am nächsten Morgen elfmal meinen Urlaub verbracht habe. Der falls köstlich schmeckten. besuchten wir Siegmar im Krankenhaus. Abschied von dieser Idylle fiel uns schwer. Auf der Rückfahrt nahmen wir die Fähre von Aus Sicherheitsgründen – es bestand Ver- Auf einem früheren Finnlandurlaub hatten Helsinki nach Rostock, wo wir in einem dacht auf Gehirnerschütterung – sprachen ich und meine Frau Horst und seine Frau Jugendgästehaus in einem Vierbettzimmer sich die Ärzte dafür aus, ihn für einige Tage Margarethe im Zentrum von Helsinki in einer mit Etagenbetten übernachteten. Als wir zur Beobachtung im Krankenhaus zu lassen. Kaufhalle im Café zu unserer gegenseitigen gegen 22 Uhr un ser Zimmer aufsuchten, lag Vier Tage später wurde er entlassen und fuhr Freude überraschend getroffen und am bereits Simone, ein junger Italiener, im Bett. mit dem Zug nach Mannheim zu seiner Abend gemeinsam gegessen. Horst und Siegmar hatten gemeinsam ein Tochter. Horst und ich traten mit gemischten Mit Horst verlieren wir einen liebenswerten Etagenbett, Horst schlief unten, Siegmar Gefühlen die Heimreise in die Pfalz an. Menschen und guten Freund. Ihn zeichnete oben, ich teilte mir mit Simone das andere. Acht Jahre später verbrachten Horst, sein ein gemütliches, ausgeglichenes und Mitten in der Nacht – es war gegen 2.30 Uhr Sohn Klaus und ich nochmals einen zweiwö- bedächtiges Wesen aus. Er wirkte ruhig, – wurde ich durch einen lauten Knall aus chigen Urlaub auf derselben Insel wie 2007. überlegt und war hilfsbereit. Er erzählte dem Schlaf aufgeschreckt. Siegmar war aus Die nächtlichen Skatrunden, bei denen sich gerne Witze und Anekdoten und war den dem oberen Etagenbett gefallen, auf den Horst als ausgefuchster Skatspieler ent- Freuden des Lebens, wie einem guten Trop- harten Boden gestürzt und hatte sich eine puppte, zogen sich manchmal bis in die frü- fen und einem schmackhaften Essen, sehr 42 PERSONALIA / REZENSIONEN 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

zugetan. Er war ein durch und durch lebens- Ergänzende Mitteilung zu verstorbe- bejahender Mensch. Wir sind traurig, dass nen Mitgliedern er nicht mehr unter uns ist, aber auch gleich- Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht, den zeitig froh und dankbar, dass wir ihn kann- Tod unseres Mitglieds Dr. Helmut Hans ten und unsere Lebenswege sich über meh- Schwalb aus Grünstadt am 5. September rere Jahrzehnte so oft kreuzten. 2018 mitzuteilen. Im Ruheforst auf dem Hermersbergerhof im Herzen des von ihm so geliebten Pfälzerwal- des hat er seine letzte Ruhe gefunden.

Heinz WISSING, Haardtstraße 7a, 76829 Landau E-Mail: [email protected] (Fotos: P. Nickel) Rezensionen

Faszinierende Pflanzenpilze Sammeln und Aufbewahren sowie zu den Pilzen im Garten. Mit Erkennen und Bestimmen einem dreiseitigen Schlüssel zu den Hauptgruppen beginnt der Hauptteil. Alphabetisch nach den Wirtspflanzen geordnet werden Autorin: Julia Kruse ca. 500 der häufigeren Pilze auf diesen Pflanzen vorgestellt, jeweils Erscheinungsjahr: 2019 mit einer Fülle von Informationen und interessanten Anmerkungen. Verlag: Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim Die Systematik der Wirtspflanzen folgt dem neuesten Stand. So fin- Umfang: gebunden, 528 S., 1200 farbige Abbildun- det man den Ehrenpreis (Veronica) selbstverständlich unter den gen, 10 Farbtafeln, Format 21 x 14,8 cm Wegerichgewächsen (Plantaginaceae). Dabei stellen sich zwar ISBN: 978-3-494-01780-8 manchem Botaniker die Nackenhaare, aber so ist das nun mal zu Zei- Preis: 39,95 € ten der Molekulargenetik. Am Ende des Buches ist das Literaturver- zeichnis erfreulich kurz; als schöne Beigabe gibt es eine Phänologie Pflanzenpilze? Das sind doch eigentlich Pilze, die auch Pflanzen der Pflanzenpilze, zehn Tafeln mit Zusammenstellung von Vertre- sind: also Flechten, deren Pilze mit Hilfe ihrer Algenpartner ins tern der Pilzgruppen, ein kurzes Glossar und jeweils ein Register der Pflanzenreich abdriften, oder so ähnlich... Doch diese sind beim deutschen und wissenschaftlichen Namen. Die Autorin hat alle gleichen Verlag schon in der 2. Auflage abgehandelt. Es muss sich behandelten Arten mit einem deutschen Namen benannt. Ähnlich also hier um etwas ganz anderes handeln. Und das tut es mit gro- wie bei den Flechten wird etwa die Hälfte der Leser das für sinnvoll ßem Nachdruck! halten und die andere für Humbug. In dem trotz des Umfangs von über 500 Seiten handlichen Buch wer- Selbstverständlich hat der Rezensent auch nach Fehlern irgendwel- den etwa 500 Pilze vorgestellt. Es lohnt sich, das Buch immer dabei cher Art gesucht: Wenn Pflanzenteile infolge des Befalls doppelt so zu haben, denn viele, oder doch zumindest einige davon, hat jeder groß werden, vergrößern sie sich auf das Doppelte, nicht um das von uns schon einmal gesehen. Und jetzt können wir endlich erfah- Doppelte. Das war’s aber schon! Das Buch ist kein Roman, den man ren, worum es sich handelt. Pilze auf Blättern, an Stängeln oder Blü- von vorne bis hinten durchliest. Aber wer es tut, wird reich belohnt. ten wurden noch nie so umfassend bebildert dargestellt. Da kein Er findet auf Seite 22 unten beiläufig, dass (Ww), wie es im Hauptteil Hinweis auf eine fremde Autorenschaft der Bilder zu finden ist, öfter auftaucht, Wirtswechsel bedeutet, und unzählige Anregun- gehen wir davon aus, dass sämtliche Bilder von der Autorin selbst gen seine Umwelt mit anderen Augen zu sehen! Der Rezensent stammen: und sie sind ausnahmslos hervorragend. Die Bildaus- wünscht sich, dass die Leser sich in Zukunft für das Geld, was Spritz- schnitte sind didaktisch so gut gewählt, dass jeweils die wichtigen mittel kosten würden, eine Lupe kaufen und mit dem Buch in der Merkmale der Pilze und auch die Wirtspflanzen optimal getroffen Hand diese faszinierenden Pflanzenpilze in der Natur betrachten. sind. Ganz bescheiden bezeichnet sich die Autorin als Kuratorin für Bota- Ebenso ansprechend für sogenannte Laien wie wissenschaftlich kor- nik und Kryptogamen, dabei ist sie als wissenschaftliche Mitarbeite- rekt beschreibt die Autorin in der Einleitung die Biologie der Pflan- rin und Leiterin der Botanischen Abteilung in dieser Beziehung ihre zenpilze, die Charakteristiken dieser Pilzgruppen und kurz die wirt- eigene Chefin. schaftliche Bedeutung. Es folgen Hinweise zum Bestimmen, Volker John, Bad Dürkheim POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 43 Veranstaltungsprogramme

Hauptverein Nachmittags ab 14 Uhr Digitale Foto-Präsentation: Jahresrückblick in Bildern Samstag, 26. Oktober 2019 Referent: Jörg Homann, Hargesheim Herbsttagung der POLLICHIA und der Pfälzischen Gesellschaft zur Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Bad Kreuznach, Kurhausstraße 6, Ver- Förderung der Wissenschaften: „Naturschutz – wie wird er wahrge- anstaltungsraum im EG nommen, wie soll er wahrgenommen werden?“ Anfahrt: Mit Bahn (Fußweg ca. 10 min.) oder Bus (Fußweg ca. 5 Nähere Informationen auf S. 2 und 3 in diesem Heft. min.). Bei Anfahrt mit dem PKW Parkmöglichkeit PP Kohleweg (parallel zur Bahnlinie), Tagesticketpreis 2 €, anschließender Fuß- weg ca. 10 min. oder weitere Parkhäuser (alle gebührenpflichtig) Bad Dürkheim

6. November und 4. Dezember 2019 (jeweils Mittwoch) Donnersberg Monatstreffen der POLLICHIA-Ortsgruppe Bad Dürkheim: Jeden 1. Mittwoch im Monat um 20 Uhr im Pfalzmuseum für Natur- Dienstag, 15. Oktober 2019 kunde – POLLICHIA-Museum, Bad Dürkheim, Kaiserslauterer Str. Vortrag: „Geologie und Lagerstätten im Königreich Marokko“ 111 (bitte Parkplatz im Hof benutzen) Referent Herr Dr. rer. nat. Jost Haneke, Imsbach Es werden naturkundliche Beobachtungen aus unterschiedlichen 19.30 Uhr, DRK-Geschäftsstelle in der Dannenfelserstraße in Kirch- Tier- und Pflanzengruppen ausgetauscht sowie Naturschutzthemen heimbolanden behandelt. Gelegentlich gibt es kurze Referate zu speziellen The- men. Dienstag, 22. Oktober 2019 Kontakt: Vortrag: „260 Jahre Klimadaten und Klimawandel in der Pfalz“ Michael Ochse, Waldstr. 51, 67273 Weisenheim am Berg Referent: Dr. rer. nat. Wolfgang Lähne, Römerberg Tel. 06353/9592760, e-mail: [email protected] 19.30 Uhr, DRK-Geschäftsstelle in der Dannenfelserstraße in Kirch- heimbolanden Mittwoch, 16. Oktober 2019 Vortrag: „25 Jahre Streuobstwiesen im Berntal bei Leistadt – ein Bei- Dienstag, 5. November 2019 trag zur Erhaltung alter Obstsorten in Verbindung mit Naturschutz“ Vortrag: „Amphibien im Eisbachtal und den Quellbächen des Eis- Referent: Dr. Philipp Eisenbart bachs“ 20 Uhr, Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA-Museum Artensteckbriefe und aktuelle Erfassungsergebnisse, reich bebildert Seit 1994 kümmert sich die POLLICHIA Bad Dürkheim um den Erhalt Referent: Dr. rer. nat. Michael Leible, Eisenberg alter Obstsorten. Ausgehend von einem Restbestand noch vorhan- 19.30 Uhr, DRK-Geschäftsstelle in der Dannenfelserstraße in Kirch- dener alter Obstbäume mit seltenen Sorten, z. B. dem Leistadter Rot- heimbolanden apfel, wurden im Berntal über 200 junge, meist hochstämmige Bäume neu dazu gepflanzt. Die Sammlung mit Schwerpunkt Äpfel, Dienstag, 12. November 2019 Birnen, Kirschen und Mandeln dient neben ökologischen Zielen Vortrag: „Die Landschaften der Pfalz entdecken. Geowissenschaf- auch der Sortenforschung und der Sicherung genetischer Ressour- ten und Geo-Touren in der Pfalz.“ cen von Kulturpflanzen. Im Bildervortrag wird ein Rückblick auf die Referent PD Dr. rer. nat. Michael Geiger, Landau Arbeiten und das Erreichte in den zurückliegenden 25 Jahren gege- 19.30 Uhr, DRK-Geschäftsstelle in der Dannenfelserstraße in Kirch- ben. heimbolanden

Dienstag, 12. November 2019 Diavortrag: „Kenia – eine Naturlandschaft im Wandel“ Germersheim Referent: Dr. Bernhard Robel 19.30 Uhr, Pfalzmuseum für Naturkunde – POLLICHIA-Museum Sonntag, 1. März 2020 Bericht eines Biologen über seine Erfahrungen im Naturschutz in die- Bäume und Sträucher im Winter. Exkursion bei Hatzenbühl. sem ostafrikanischen Land mit Bezug auf die Arbeit von Bernhard Leitung: Peter Thomas Grzimek, Joan und Alan Root, Richard Leakey sowie die Schnittblu- 10 Uhr am Parkplatz beim Nettomarkt (Ortseingang aus Richtung menproduktion im Naturschutzgebiet und den Eisenbahnbau der Jockgrim). Chinesen im Nationalpark.

Kaiserslautern Bad Kreuznach Mittwoch, 16. Oktober 2019 Samstag, 16. November 2019 Lichtbildervortrag: „Wo Hütchenträger Bären begegnen. Pilze in Jahresabschlusstreffen der POLLICHIA-Gruppe Bad Kreuznach, Naturwaldreservaten des Bienwaldes.“ Gäste sind herzlich willkommen Referent: Jörg Haedeke Vormittags ab 10 Uhr: 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz Powerpoint-Präsentation: Naturschutz und Landwirtschaft Referent: Dr. Oliver Röller, Haßloch 44 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Freitag, 25. Oktober, bis Montag, 28.Oktober 2019 Flächen regelmäßig beweidet und stellenweise entbuscht. Im Rah- Herbstreise nach Hildesheim, Berlin und Potsdam men der Exkursion sollen charakteristische Pflanzenarten des Gebiets vorgestellt und die Offenhaltungsmaßnahmen erläutert Mittwoch, 6. November 2019 werden. Lichtbildervortrag: „Zwei Frauen im Wald – Vivian und Wibke und Altersgruppe: ab 8 Jahren. Dauer ca. 3 Stunden zwei Naturwaldreservate“ Referentin: Dr. Patricia Balcar Donnerstag, 5. Dezember 2019 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz POLLICHIA-Stammtisch mit Besprechung des Programms für 2020 Austausch zu aktuellen Fragen des Naturschutzes, der Landespflege Samstag, 9. November 2019 und Jugendarbeit Exkursion: „Eichen – Gold des Pfälzerwaldes“ 19 Uhr, Hauswirtschaft Koch, Kusel, Trierer Str. 36 Leitung: Rolf Altherr 14 Uhr, Uni Süd Furniereichen aus dem Pfälzerwald gehören seit langem zu den Landau weltweit wertvollsten Hölzern. Auf einer Rundwanderung bei Johanniskreuz werden wir die Nachzucht, die Pflege, die Ernte und Samstag, 19. Oktober 2019 die vielfältige ökologische Bedeutung von Eichenwäldern betrach- Exkursion ten können. Zuckerfabrik Offstein – Eisenberg – Hettenleidelheim: „Erlebnis- landschaft Erdekaut“ Mittwoch, 11. Dezember 2019 Leitung: Peter Scherer /Dr. Michael Geiger Lichtbildervortrag: „Von Falkenstein zum Trifels – Großartige Felsen- 8.30 Uhr Parkplatz, Landau-Westbahnhof, Bildung von Fahrge- burgen im Wasgau“ meinschaften, Mittagessen inklusiv und Rucksack-Verpflegung. Referent: Wolfgang Nägle Rückkehr in Landau ca. 18 Uhr. 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz Anmeldung: Dr. Geiger: [email protected] oder 06341-50690

Mittwoch, 8. Januar 2020 Dienstag, 3. Dezember 2019 Lichtbildervortrag: „Reisen im (un)heiligen Land – Israel – Paläsina – POLLICHIA-Treff Jordanien“ Jahresrückblick mit Beiträgen von Mitgliedern Referent: Wolfgang Nägle 18 Uhr Gemeindesaal der Matthäuskirchengemeinde Landau, Dra- 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz chenfelsstraße 1a (auch als Vorbereitung unserer Flugreise nach Israel und Jordanien) Anmeldung: Dr. Geiger: [email protected] oder 06341-50690

Mittwoch, 12. Februar 2020 Montag, 20. Januar 2020 Lichtbildervortrag: „Pflanzen, die es nicht gibt“ Vortrag: „Warum fällt es uns trotz Umweltbewusstsein so schwer, Referent: Otto Schmidt der Umwelt mehr Raum zu geben“ 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz Referent: Prof. Dr. Gerhard Reese, Universität Koblenz-Landau, Umweltpsychologie Mittwoch, 11. März 2020 19 Uhr, Otto-Hahn-Gymnasium, Landau, Westring 11 Lichtbildervortrag: „Löwe, Brimbelle und Rote Teufel. Von Fauna, In Zusammenarbeit mit der VHS Landau Flora und Menschen an der Route des Crêtes“ Referent: Jörg Haedeke 19.15 Uhr, Gemeindehaus am Messeplatz Pirmasens

Samstag, 28. März 2020 Dienstag, 17. Dezember 2019 Exkursion: „Küchenschellen am Donnersberg“ Gemütliches Beisammensein zum Jahresausklang Leitung: Rolf Altherr Wir zeigen Naturaufnahmen (digital) unserer Mitglieder. Jeder Bei- 14 Uhr, Uni Süd trag hierzu ist willkommen, bitte kurz Bescheid geben. Ebenso nehmen wir gerne Vorschläge für das nächste Jahrespro- Montag, 19. April, bis Donnerstag, 29. April 2020 gramm an (auch telefonisch oder schriftlich). Flugreise Israel – Palästina – Jordanien Dienstag, 18. Februar 2020 Jahreshauptversammlung Kusel

Sonntag, 6. Oktober 2019 Speyer Das Naturschutzgebiet Wartekopf bei Ulmet Leitung: Dr. Gunter Mattern, Botaniker und Vertragsnaturschutzbe- Sonntag, 22. September 2019 rater. Ausflug: „Landesmuseum Wiesbaden – Führung durch die Kunst- 14 Uhr, Parkplatz am Waldhotel Felschbachhof, Ulmet und Natur-Sammlungen“ Das NSG Wartekopf wurde 1991 ausgewiesen und ist geprägt durch Leitung: F. Geller-Grimm (Leiter der Natursammlungen) Waldgesellschaften unterschiedlich trockener Standorte, naturna- 11 Uhr, direkt vor Ort: Museum Wiesbaden, Hessisches Landesmu- he Gebüsch-Gesellschaften, mageres Grünland und Felsgrus- seum f. Kunst u. Natur, 65185 Wiesbaden, Friedrich-Ebert-Allee 2 Gesellschaften. Diese Biotopvielfalt ist Grundlage für den hohen Dauer: 2-3 Stunden Artenreichtum im Gebiet. Zu seiner Erhaltung werden die offenen Bis 25 Teilnehmer, primär Mitglieder POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 45

Bis auf die Anfahrt und den Aufenthalt im Café ist alles kostenfrei AK Insektenkunde Rheinland-Pfalz Anmeldung nötig unter [email protected] Weitere Infos auf der homepage der POLLICHIA Speyer. Samstag, 19. Oktober 2019 Entomologentag Donnerstag, 17. Oktober 2019 9.30-17 Uhr, Biodokumentationszentrum Landsweiler-Reeden, Am Themenabend: „Eh da-Flächen – mehr Platz für biologische Vielfalt Bergwerk 11, Reeden in der Kulturlandschaft“ Referent: Prof. Dr. Chr. Künast u. M. Deubert (Agroscience) Samstag, 9. November 2019 18 Uhr, Deichmeisterei/Neubaugruppe, Industriestraße 70, 67346 Monatstreffen Speyer 1) Wanzen (Referent: Günther Hannes) Es geht darum Eh da-Flächen zu identifizieren und in Projekten zur 2) Die Wasserkäfer und Wasserwanzen der Gewässer innerhalb der Förderung der Biodiversität auf kommunaler Ebene zu nutzen. Hochwasserzone des Rheins (Referent: Friedrich Kögel) 14-16.30 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuse- Montag, 28.Oktober 2019, 18:00Uhr ums Beratungsabend: Projekt-Themen für 2020+ 18 Uhr, Deichmeisterei/Neubaugruppe,, Industriestraße 70, 67346 Samstag, 11. Januar 2020 Speyer. Monatstreffen Wir laden alle Mitglieder der POLLICHIA-Gruppe Speyer ein, 1) Glasflügler-Beobachtungen im Rheingau und an der unteren gemeinsam über künftige Projektarbeit zu beraten … für die kom- Nahe (Referent: Dr. Tomas Geier) menden Jahre mit Start in 2020 (z. B. im Rahmen Agenda-Speyer- 2) Hautflügler (Referent: Gerd Reder) 2030, Natura-2000-Flächen, Rheinauen-Prozessschutz-Biotopver- 14-16.30 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuse- netzung, Bieneninitiative-Speyer). Gerne bringen Sie Vorschläge mit ums teilen Ideen schon mit per Mail an [email protected]. Samstag, 8. Februar 2020 Mittwoch, 6. November 2019 1) Reisebericht mit Tagfalterbeobachtungen-Kapverden (Referent: Themenabend: „Neozoen in der Rheinaue“ Rainer Pohlers) Referent: Dr. Jürgen Ott 2) Pfälzer Falter in der Staatssammlung München (Referent: Ernst 18 Uhr, Deichmeisterei/Neubaugruppe, Industriestraße 70, 67346 Blum) Speyer 14-16.30 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuse- Es geht um die aktuell wichtigsten Neozoen in der Rheinaue sowie ums die naturschutzfachliche Problematik. Samstag, 14. März 2020 1) Entomologische und sonstige Eindrücke auf Reisen nach Grie- Zweibrücken chenland (Referent: Dr. Tomas Geier) 2) Sammelexkursion in der Region Almeria (Referent: Günther Han- Samstag, 12. Oktober 2019 nes) Ornithologische Exkursion in das Beedener Biotop 14-16.30 Uhr, Bad Dürkheim, Forschungswerkstatt des Pfalzmuse- (falls möglich, bitte Fernglas und/oder Spektiv mitbringen) ums Führung: Peter Fischer, Christian Guth (Zweibrücken) 13.30 Uhr, Parkplatz an der Rennwiese/Festhalle, Saarlandstraße, Zweibrücken AK Wald

Dienstag, 12. November 2019 Donnerstag, 24. Oktober 2019 Vortrag: Flora und Fauna der südpfälzischen Sandsteinfelsen AK-Treffen Referent: Dr. Rolf-Dieter Schad (Zweibrücken) - Zum Stand der Erfassung von Tieren und Pflanzen im Wald 19.30 Uhr, Vereinsheim des SV-Niederauerbach am Hallenbad, - Der Wald im Zeichen der aktuellen Klimaereignisse Hofenfelsstraße 162, Zweibrücken 18 Uhr, Haus der Artenvielfalt

Dienstag, 21. Januar 2020 Pfalzmuseum für Naturkunde Jahreshauptversammlung 19.30 Uhr, Vereinsheim des SV-Niederauerbach am Hallenbad, 27. August 2019 – 23. Februar 2020 Hofenfelsstraße 162, Zweibrücken Sonderausstellung „SPINNEN!” Spinnen und ihre Verwandten, die Skorpione, Geißelspinnen, Wal- Kontakt bei Fragen: [email protected] zenspinnen und viele mehr, ziehen den Menschen seit jeher in ihren Bann. Viele von ihnen sind giftig, doch nur die wenigsten können dem Menschen gefährlich werden. Spinnen haben viele bewun- dernswerte Fähigkeiten. Sie können Seide spinnen, Gift herstellen Georg von Neumayer Stiftung und mit ihren Beinen hören! (Haus der Artenvielfalt) In der Lebendtierausstellung präsentiert das Pfalzmuseum für Natur- kunde viele lebende Spinnenarten und deren Verwandte, darunter die größte Vogelspinne der Welt, die berüchtigten südamerikani- Samstag, 10. Oktober 2019 schen Kammspinnen und die Schwarze Witwe. Doch auch einhei- Offener Samstag mische Spinnen kommen nicht zu kurz. Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt dieser den meisten Men- 46 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

schen weitgehend unbekannten Tiere. logie, Gewinnung und Verwendung dieses Gesteins. Öffentliche Fütterungen jeweils sonntags um 11 Uhr: Freitag, 11. Oktober 2019 1. September Ferienprogramm: „Energie in Würfelform“ 29. September Leitung: Monika Kallfelz 27. Oktober 10-15 Uhr 24. November In dieser Veranstaltung geht es um die verschiedenen Zucker in unse- 29. Dezember rer Ernährung, um ihre Gewinnung und ihren Einfluss auf die Gesundheit. Darüber hinaus befassen wir uns mit Fragen rund um Sonntag, 15. Dezember 2019 den Energiegehalt verschiedener Zuckerarten und um die Möglich- Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Obergeschoss keiten, Zucker in Lebensmitteln durch Zuckeraustauschstoffe oder Bereits im Jahr 2014 begannen die Vorarbeiten zum Umbau der Dau- Süßstoffe zu ersetzen. erausstellung im Obergeschoss des Pfalzmuseums. Seither haben Für Jugendliche ab 12 Jahren. Kosten: 8 € pro Person. Anmeldung verschiedene Überraschungen und Unwägbarkeiten für Verzöge- erforderlich unter 06322/941321 (täglich außer montags). rungen gesorgt. Doch nun ist es endlich soweit: Die Dauerausstellung wird wieder Sonntag, 13. Oktober 2019 eröffnet! Offene Forschungswerkstatt „Zucker - Variationen von süß“ Das Pfalzmuseum freut sich darauf, gemeinsam mit seinen Gästen Leitung: Birte Schönborn am 15. Dezember um 11 Uhr die neuen Ausstellungsräume zu eröff- 11-16 Uhr nen und damit wieder das ganze Haus zugänglich zu machen. Tau- Vom Rübenanbau bis zur Zuckerchemie spannt sich der Bogen bei chen Sie ein in die neuen Begegnungsräume „Weit blicken”, dieser offenen Forschungswerkstatt mit Experimenten und „Schützen” und „Bewahren” und lassen Sie sich faszinieren von der Geschichten aus der Welt des Süßen. Offenes Mitmachprogramm Tier- und Pflanzenwelt in den „Urbanen Landschaften”, im „Pfälzer- für alle Altersgruppen. Kosten im Museumseintritt enthalten. wald” und im „Westrich”. Herzlich willkommen! Mittwoch, 16. Oktober 2019 Einführung in das wissenschaftliche Zeichnen Freitag, 4. Oktober, bis Sonntag, 6. Oktober 2019| Leitung: Dr. Frank Wieland Fachtreffen der Interessengemeinschaft Pilzkunde und Naturschutz 14-18 Uhr (IPN) und des Arbeitskreises Mykologie der POLLICHIA Unter professioneller Anleitung wird die Technik des »Punktierens« „Pilzseminar für Anfänger und Speisepilzsammler“ in Tusche erlernt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich! Ein Kurs für Leitung: Peter Keth natur- und forschungsbegeisterte Menschen ab 12 Jahren. Freitag ab 18 Uhr bis Sonntag 16 Uhr Ort: Pfalzmuseum für Naturkunde, Forum. Kosten: 6 € pro Person. In Arbeitsgruppen von 3-5 Personen kann man lernen, wie man sys- Anmeldung erforderlich unter tematisch und strukturiert Pilze bestimmt. Die notwendigen Grund- 06322/9413-21 (täglich außer montags) oder am Infostand des lagen werden in gemeinsamen Exkursionen und Bestimmungs- Pfalzmuseums. übungen vermittelt und weiterhin enthält das Seminar auch Vorträge zur Ökologie der Pilze und zu Pilzvergiftungen und Pilzver- Donnerstag, 17. Oktober 2019 wertungen. VFMG Bezirksgruppe Pfalz Kosten: 60 € pro Person, Jugendliche 30 €, IPN-Mitglieder 30 €. „Calcite aus Rüssingen und Achate aus Güdesweiler – zwei Fund- Anmeldung unter [email protected] oder Telefon: stellen aus der Region“ 06247/991926. Referent: Achim Schauer 20 Uhr Dienstag, 8. Oktober und Mittwoch, 9. Oktober 2019, eintägig Samstag, 19. Oktober 2019 Ferienprogramm „Zuckerrübe – Rübenzucker“ Fachtreffen der Interessengemeinschaft Pilzkunde und Naturschutz Leitung: Birte Schönborn (IPN) und des Arbeitskreises Mykologie der POLLICHIA 10-15 Uhr Leitung: Peter Keth Wir lieben fast alle Süßes. Doch wo kommt der ganze Zucker eigent- 9.30 Uhr lich her? Die Geschichte der Zuckerproduktion, der Anbau von vgl. Veranstaltung am 17. August und 21. September Zuckerrüben und die Gewinnung von Rübenzucker sind die Haupt- themen des Ferienprogramms. Außerdem gibt es kleine Abstecher Sonntag, 27. Oktober 2019 in die Ernährung, die Weltwirtschaft und die Chemie. Für Kinder von Öffentliche Spinnentierfütterung 7-11 Jahren. Kosten: 10 € pro Person. vgl. Veranstaltung am 1. September Anmeldung erforderlich unter 06322/9413-21 (täglich außer mon- tags). Mittwoch, 30. Oktober 2019 NaturTreff für Seniorinnen und Senioren: Zuckersüße Nahrung Dienstag, 8. Oktober 2019 Leitung: Monika Kallfelz Vortrag „Schiefer – ein Stein und seine Geschichte: das Gestein des 14.30-16 Uhr Jahres 2019“ Zucker spielt eine große Rolle in unserer Ernährung. Einerseits macht Referent: Dr. Christof Ellger, GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung er uns leistungsfähig, andererseits kann er Krankheiten verursa- 19 Uhr chen. Etliche Austauschstoffe und Ersatzstoffe sind auf dem Markt Das Gestein des Jahres 2019 ist in vielerlei Hinsicht interessant. Durch und sie sind oft auch nicht unumstritten. In der Veranstaltung wer- seine gute Spaltbarkeit ist Schiefer beispielsweise für die Verklei- den die Zusammenhänge rund um Zucker & Co. erläutert. Woher dung von Wänden und Dächern an Gebäuden hervorragend geeig- kommt der Zucker in unserer Nahrung und wie war das früher? Wel- net. Der Vortrag präsentiert interessante Aspekte rund um die Geo- che Zucker und anderen süßen Stoffe gibt es? Was hat Zucker mit POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 47

Gesundheit zu tun und wie können wir Zucker ersetzen? weltweiten Zusammenhänge ganz ernsthaft bewusst machen und Kosten: 7,50 € pro Person einschl. Eintritt, Kaffee und Kuchen. die wir spielen wollen. Klimamodelle helfen, Prognosen zu erstellen. Anmeldung erforderlich unter 06322/9413-21 (täglich außer mon- Ein solches vereinfachtes Modell, das von einer australischen Univer- tags). sität für Schüler, Studenten und die Öffentlichkeit entwickelt wurde, erproben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie variieren selbst Mittwoch, 6. November 2019 verschiedene Parameter und verfolgen die daraus resultierende Ent- Schummerstunde „Igor Igel“ wicklung ihrer Modell-Erde. Leitung: Birte Schönborn Die Veranstaltung richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren und 17 Uhr Erwachsene. Igor hat sich ein warmes Laubnest für den Winter gebaut. Doch eines Kosten: 3 € pro Person. Anmeldung erbeten unter 06322/9413-21 Tages fegt ein eisiger Wind ihm seine Laubdecke weg und Igor (täglich außer montags). braucht einen neuen Platz für den Winter. Für Kinder ab 4 Jahren in Begleitung. Kosten: 5 € pro Familie. Mittwoch, 20. November 2019 Anmeldung erforderlich unter 06322/9413-21 (täglich außer mon- NaturTreff für Seniorinnen und Senioren: Zuckersüße Nahrung tags). Leitung: Monika Kallfelz 14.30-16 Uhr Mittwoch, 6. November 2019 vgl. Veranstaltung am 30. Oktober POLLICHIA.Naturkunde-Treff Leitung: Dr. Michael Ochse Mittwoch, 20. November 2019 20 Uhr Schummerstunde „Wenn Tiere träumen“ Themen zu Naturforschung & Naturschutz. Gäste willkommen Leitung: Birte Schönborn 17 Uhr Donnerstag, 7. November 2019 Im Winter träumt die Krähe, dass sie zur Sonne fliegt und sich in Astronomischer Arbeitskreis - Monatstreffen deren Nähe auf roten Wolken wiegt. Und wovon träumen Giraffen? Radioastronomie - (k)ein Buch mit sieben Siegeln. Kosten: 5 €pro Familie. Anmeldung erforderlich unter 06322/9413- Referent: Dr. Martin Bertges 21 (täglich außer montags). 19.30 Uhr Donnerstag, 21. November 2019 Samstag, 9. November 2019 VFMG Bezirksgruppe Pfalz Arbeitskreis Insektenkunde – Monatstreffen So viele Möglichkeiten: die Säugetier-Radiation zu Beginn der Erd- „Wanzen“ und „Die Wasserkäfer und Wasserwanzen der Gewässer neuzeit mit Beispielen aus der Grube Messel. innerhalb der Hochwasserzone des Rhein“ Referent: Dr. Thomas Lehmann Referenten: Günther Hannes & Friedrich Kögel 20 Uhr 14-16.30 Uhr, Forschungswerkstatt Sonntag, 24. November 2019 Mittwoch, 13. November 2019 Öffentliche Spinnentierfütterung Schummerstunde „Wenn Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen“ 11 Uhr Leitung: Birte Schönborn vgl. die Veranstaltung am 1. September Ein kleiner Hase sitzt auf einem Hügel und findet den Heimweg nicht mehr. Da kommt auch schon der Fuchs angeschlichen... Mittwoch, 27. November 2019 Für Kinder ab 4 Jahren in Begleitung. Kosten: 5 € pro Familie. Schummerstunde „Ein Eisbärchen für Ole“ Anmeldung erforderlich unter 06322/9413-21 (täglich außer mon- Leitung: Birte Schönborn tags). 17 Uhr Oma Pinguin erzählt: „Am anderen Ende der Welt, da leben ganz Samstag, 16. November 2019 andere Pinguine als wir. Man nennt sie Eisbärchen.“ Klar, dass Ole Fachtreffen der Interessengemeinschaft Pilzkunde und Naturschutz diese Pinguine kennenlernen muss! (IPN) und des Arbeitskreises Mykologie der POLLICHIA Kosten: 5 €pro Familie. Anmeldung erforderlich unter 06322/9413- Leitung: Peter Keth 21 (täglich außer montags). 9.30 Uhr vgl. Veranstaltung am 17. August Freitag, 29. November bis Samstag, 30. November 2019 Museumsnacht am Herzogweiher Samstag, 16. November 2019 Leitung: Birte Schönborn Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. 19-9 Uhr „Die Chamäleons entlang der Garden Route“ Eine ganze Nacht im Museum voller spannender Erlebnisse und inte- Referent: Wolfgang Schmidt ressanter Entdeckungen, Geschichten, Spiele und Schatzsuche. Für 18.30 Uhr Kinder und Jugendliche ab der 3. Klasse. Kosten: 3 € pro Person. Kosten: 14 € pro Kind. Anmeldung erforderlich unter 06322/9413- 21 (täglich außer montags). Sonntag, 17. November 2019 Experimente am Sonntag: Klima in Spielen und Modellen Sonntag, 1. Dezember 2019 Leitung: Monika Kallfelz Offene Forschungswerkstatt mit Adventskaffee 11-13 Uhr „Kerzenschein und Tannenduft“ Das Klima und seine Veränderungen bewegen derzeit sehr viele Leitung: Monika Kallfelz & Birte Schönborn Menschen. Dementsprechend sind neue Spiele entstanden, die die 11-16 Uhr 48 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Die Offene Forschungswerkstatt bietet Informationen und Mit- Montag, 7. Oktober, und Donnerstag, 10. Oktober machaktionen rund um Bienenwachskerzen und Weihnachtsgrün. 2019, eintägig Damit adventliche Stimmung aufkommt, gibt es dazu Kaffee und Forschungswerkstatt „Fledermäuse“ Leckereien. Leitung: Vanessa Zürrlein 10-15 Uhr Mittwoch, 4. Dezember 2019 vgl. Veranstaltung am 30. September POLLICHIA-Naturkunde-Treff Leitung: Dr. Michael Ochse Dienstag, 8. Oktober, bis Mittwoch, 9. Oktober 2019 20 Uhr Forschungswerkstatt „Forensische Entomologie oder wie Fliegen Themen zu Naturforschung & Naturschutz. Gäste willkommen. helfen, Straftaten zu klären“ Leitung: Dr. Katharina Schneeberg & Monika Kallfelz Donnerstag, 5. Dezember 2019 10-15 Uhr Astronomischer Arbeitskreis – Monatstreffen Die Kinder lernen Fallbeispiele kennen, bei denen Insekten tatsäch- Astronomie und Geodäsie (Himmel und Erde und etwas Mathema- lich an der Aufklärung von Straftaten beteiligt waren. Danach arbei- tik) ten sie selbst an einem konstruierten Fall, dafür aber mit echten Tie- Referent: Prof. Peter Wagner ren. Dabei lernen sie Fliegen und deren Entwicklung kennen und 19.30 Uhr nutzen diese Kenntnisse, um den Kriminalfall zu lösen und zu doku- mentieren. Da mit „Laborfliegen“ gearbeitet wird, besteht keine Sonntag, 15. Dezember 2019 Infektionsgefahr. Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Obergeschoss Altersgruppe: ab 12 Jahren. Kosten: 12 € pro Person. Bitte Ruck- 11 Uhr sackverpflegung mitbringen! Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder info@urwelt- Donnerstag, 19. Dezember 2019 museum-geoskop.de. VFMG Bezirksgruppe Pfalz „Opal-Land Australien: Zu Besuch in Cooper Pedy und Lightning Freitag, 11. Oktober 2019 Ridge“ Forschungswerkstatt Fossilien Leitung: Dr. Jörg Liebe Leitung: Dr. Jan Fischer Anschließend kleines weihnachtliches Beisammensein. 10-15 Uhr 19.30 Uhr vgl. Veranstaltung am 1. Oktober

Samstag, 21. Dezember 2019 Sonntag, 13. Oktober 2019 Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. Astronomie für Anfänger (Teil 2): Die Planeten und Monde unseres Jahresabschluss und Weihnachtsfeier der Regionalgruppe Sonnensystems 18.30 Uhr Leitung: Dr. Rolf-Dieter Schad 16-18 Uhr Sonntag, 29. Dezember 2019 Vorgestellt werden die Planeten unseres Sonnensystems, sozusagen Öffentliche Spinnentierfütterung die Geschwister der Erde. Und, so wie Geschwister manchmal sehr 11 Uhr unterschiedlich sind, sind es auch die Planeten. Nicht weniger span- vgl. Veranstaltung am 1. September nend sind die Begleiter der Planeten, ihre Monde. Im praktischen Teil geht es vor allem darum, die unterschiedlichen Dimensionen und Entfernungen der besprochenen Himmelskörper im wahrsten Sinne GEOSKOP des Wortes zu „begreifen“. Der Besuch von Teil 1 der „Astronomie für Anfänger“ oder äquivalente Kenntnisse werden vorausgesetzt. 26. Juni 2019-20. April 2020 Altersgruppe: ab 10 Jahren. Sonderausstellung „Versteinertes Wetter“ Kaum etwas beeinflusst uns so stark wie das Wetter - und auf kaum Samstag, 19. Oktober bis Sonntag, 20. Oktober 2019 etwas haben wir selbst so wenig Einfluss. Unser Wohlbefinden Nachts im Urweltmuseum GEOSKOP – Erlebnisprogramm für Kinder hängt entscheidend vom Wetter ab. Das Wetter hat Kriege entschie- Leitung: Vanessa Zürrlein den und ganze Kulturen vernichtet. Nachrichten ohne aktuellen 20-9 Uhr Wetterbericht sind heutzutage undenkbar. Aber was wissen wir Die Kinder erwartet eine aufregende Nacht im Museum mit immer eigentlich über das Wetter der Vergangenheit? Historische Auf- neuen, spannenden Themen, lustigen Spielen und Basteleien - ein- zeichnungen dazu reichen allenfalls ein paar Jahrtausende zurück. fach allem, was die Fantasie beflügelt. Nur mit einer Taschenlampe Über Hunderte von Millionen Jahren können dagegen Steine Daten bewaffnet geht es auf Exkursion über die nächtliche Burg. Wie es speichern. Genau genommen sind Steine das größte Wetterarchiv sich für Forscherinnen und Forscher auf Expedition gehört, wird die der Erde. Nahezu jedes bekannte Wetterphänomen wie Gewitter, Nacht im Schlafsack verbracht, umgeben von T-Rex und kannibali- Regen oder Frost kann versteinerte Spuren hinterlassen. Diese Spu- schen Urzeithaien. Das gemeinsame Frühstück am nächsten Mor- ren gehören zu den ästhetischsten Bildungen der unbelebten Natur. gen rundet die Veranstaltung ab. Ihrer Geschichte nachzugehen ist mitunter spannend wie ein Krimi. Altersgruppe: 7-10 Jahre. Kosten: 20 € pro Person. Die Ausstellung lädt dazu ein, sich anhand von 10 bekannten Wet- Mitzubringen sind Schlafsack, Iso-Matte, Schlaf- oder Trainingsan- terphänomenen – Trockenheit, Hitze, Wind, Sturm, Gewitter, Hagel, zug, Taschenlampe, Zahnbürste, sowie ein Imbiss für den Abend. Regen, Überschwemmung, Frost und Schnee – auf eine ungewöhn- Frühstück ist im Preis inbegriffen. liche Reise durch die Welt des Wetters von gestern, heute und mor- Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder info@urwelt- gen zu begeben. museum-geoskop.de. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 49

Dienstag, 22. Oktober 2019 Mittwoch, 19. November 2019 Urweltmuseum GEOSKOP – FamilienTreff Urweltmuseum GEOSKOP – FamilienTreff Leitung: Dr. Jan Fischer & Ingrid Pflaum Leitung: Dr. Jan Fischer & Ingrid Pflaum 17-18 Uhr 17-18 Uhr vgl. Veranstaltung am 24. September vgl. Veranstaltung am 24. September

Donnerstag, 24. Oktober 2019 Donnerstag, 21. November 2019 Urweltmuseum GEOSKOP – MuseumsTreff Urweltmuseum GEOSKOP – MuseumsTreff Leitung: Sebastian Voigt & Ingrid Pflaum Leitung: Sebastian Voigt & Ingrid Pflaum 14-16 Uhr 14-16 Uhr vgl. Veranstaltung am 26. September vgl. Veranstaltung am 26. September

Mittwoch, 6. November 2019 Donnerstag, 21. November 2019 TERRA MAGICA – das wissenschaftliche Forum des Urweltmuseums Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Sedimen- GEOSKOP tite) „Sturmjäger – Auf der Jagd nach der Superzelle“ Leitung: Dr. Sebastian Voigt Referent: Bastian Werner 19-21 Uhr 19.30 Uhr, Zentscheune Fortbildung für Schüler und Erwachsene. Der Besuch der Veranstal- Bastian Werner hat sein Leben der Jagd nach Gewittern und Unwet- tung „Grundlagen“ und „Magmatite“ bzw. adäquate Kenntnisse tern gewidmet. Er reist mit seiner Kameraausrüstung als Wetterfo- werden vorausgesetzt. tograf den Unwetterzellen nach. In Deutschland, Europa und den Altersgruppe: ab 10 Jahren. Kosten: 6 € pro Person. USA. Stundenlang „liest” er aus Wetterkarten den zukünftigen Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder info@urwelt- Zustand unserer Atmosphäre, immer auf der Suche nach dem soge- museum-geoskop.de. nannten Triple Point. Hier treffen Jetstream, Energie und Wetter- front aufeinander. Unter diesen Bedingungen bildet sich die stärkste Donnerstag, 21. November 2019 Form eines Gewitters heraus: Die Superzelle. Ist ein solcher Ort und Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Sedimen- ein Datum identifiziert, bricht er mit seiner Kamera dorthin auf, um tite) die kurzen, vergänglichen Momente des Gewitters festzuhalten. Für Leitung: Dr. Sebastian Voigt ihn ist Wetter mehr als Grau und Blau. 19-21 Uhr Altersgruppe: ab 10 Jahren. Fortbildung für Schüler und Erwachsene. Der Besuch der Veranstal- tung „Grundlagen“ und „Magmatite“ bzw. adäquate Kenntnisse Donnerstag, 7. November 2019 werden vorausgesetzt. Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Grundla- Altersgruppe: ab 10 Jahren. Kosten: 6 € pro Person. gen) Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder info@urwelt- Leitung: Dr. Sebastian Voigt museum-geoskop.de. 19-21 Uhr, Seminarraum Fortbildung für Schüler und Erwachsene ohne Vorkenntnisse. Donnerstag, 28. November 2019 Altersgruppe: ab 10 Jahren. Kosten: 6 € pro Person. Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Metamor- Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder info@urwelt- phite) museum-geoskop.de. Leitung: Dr. Sebastian Voigt 19-21 Uhr Montag, 11. November 2019 Fortbildung für Schüler und Erwachsene. Der Besuch der Veranstal- AK Astronomie – Sonderveranstaltung: Merkur-Transit tung „Grundlagen“, „Magmatite“ und „Sedimentite“ bzw. adä- Leitung: Dr. Martin Bertges quate Kenntnisse werden vorausgesetzt. 13-17 Uhr Altersgruppe: ab 10 Jahren. Kosten: 6 € pro Person. Am Nachmittag des 11. Novembers wird Merkur vor der Sonne vor- Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder info@urwelt- beiziehen. Der Planet unseres Sonnensystems wird dann als kleiner museum-geoskop.de. schwarzer Punkt über der Sonnenscheibe wandern. Mittels speziel- ler Sonnenteleskope wird der AK Astronomie die Beobachtung Samstag, 30. November, und ermöglichen. Achtung, diese Veranstaltung findet nur bei gutem Sonntag, 1. Dezember 2019 Wetter statt! Fossil- und Edelsteinpräparation für Kinder Altersgruppe: ab 10 Jahren. Leitung: Dr. Jan Fischer 12-17 Uhr, Seminarraum Donnerstag, 14. November 2019 Im Rahmen des Mittelalterlichen Weihnachtsmarktes auf Burg Lich- Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Magmati- tenberg (Pfalz) bietet das Urweltmuseum GEOSKOP Fossil- und Edel- te) steinpräparation für Kinder an. Leitung: Dr. Sebastian Voigt Altersgruppe: Kinder aller Altersstufen. Kosten: 3 € je Modellblock. 19-21 Uhr, Seminarraum Anmeldung erforderlich unter 06381/993450 oder info@urwelt- Fortbildung für Schüler und Erwachsene. Der Besuch der Veranstal- museum-geoskop.de. tung „Einführung in die makroskopische Gesteinsbestimmung (Grundlagen)“ bzw. adäquate Kenntnisse werden vorausgesetzt. Mittwoch, 4. Dezember 2019 Altersgruppe: ab 10 Jahren. Kosten: 6 € pro Person. Anmeldung TERRA MAGICA – das wissenschaftliche Forum des Urweltmuseums erforderlich unter 06381/993450 oder info@urweltmuseum- GEOSKOP geoskop.de. „250 Jahre Klimawandel in der Pfalz – lassen sich die Zukunftssze- 50 VERANSTALTUNGSPROGRAMME 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

narien anhand der vergangenen Trends besser einordnen?“ Referent: Dr. Wolfgang Lähne Sonderausstellungen unserer Museen 19.30 Uhr, Zehntscheune Seit Mitte des 18. Jahrhunderts liegen aus dem pfälzischen Raum Sonderausstellung im Pfalzmuseum: umfangreiche Klimamessreihen vor. Mittlerweile digitalisiert und „SPINNEN!" homogenisiert belegen sie auch für unseren Raum den rasanten Temperaturanstieg der jüngsten Zeit und zeigen der breiteren 27. August 2019 – 23. Februar 2020 Öffentlichkeit teilweise wenig bekannte Entwicklungen. Welche Erkenntnisse lassen sich aus der Sicht längst vergangener Klimapha- Spinnen und ihre Verwandten, die Skorpione, Geißelspinnen, Wal- sen auf die Zukunftsszenarien übertragen? zenspinnen und viele mehr, ziehen den Menschen seit jeher in ihren Altersgruppe: ab 10 Jahren. Bann. Viele von ihnen sind giftig, doch nur die wenigsten können dem Menschen gefährlich werden. Spinnen haben viele bewun- Dienstag, 10. Dezember 2019 dernswerte Fähigkeiten. Sie können Seide spinnen, Gift herstellen Urweltmuseum GEOSKOP – FamilienTreff und mit ihren Beinen hören! Leitung: Dr. Jan Fischer & Ingrid Pflaum In der Lebendtierausstellung präsentiert das Pfalzmuseum für 17-18 Uhr Naturkunde viele lebende Spinnenarten und deren Verwandte, vgl. Veranstaltung am 24. September darunter die größte Vogelspinne der Welt, die berüchtigten süd- amerikanischen Kammspinnen und die Schwarze Witwe. Doch Mittwoch, 11. Dezember 2019 auch einheimische Spinnen kommen nicht zu kurz. AK Astronomie am GEOSKOP – Quartalsveranstaltung Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt dieser den meisten Men- „Astronomie, ist das etwas für mich? – Wissenswertes für Einstei- schen weitgehend unbekannten Tiere. ger“ Referent: Herbert Wagner Öffentliche Fütterungen jeweils sonntags um 11 Uhr: 19 Uhr, Seminarraum 29. September Astronomische Vorgänge bestimmen unser Leben. Aber meist ist 27. Oktober man sich dessen nicht bewusst. Ist die Astronomie nur etwas für Spe- 24. November zialisten, ob Profi oder Amateur? Was benötigt der Laie auf dem Weg 29. Dezember zum Amateur wirklich an Geräten und an Wissen? Muss der Weg zu den Sternen steinig sein? Altersgruppe: ab 10 Jahren. Sonderausstellung im GEOSKOP: Donnerstag, 12. Dezember 2019 „Versteinertes Wetter“ Urweltmuseum GEOSKOP – MuseumsTreff Leitung: Sebastian Voigt & Ingrid Pflaum 26. Juni 2019 bis 20. April 2020 14-16 Uhr Kaum etwas beeinflusst uns so stark wie das Wetter - und auf kaum vgl. Veranstaltung am 26. September etwas haben wir selbst so wenig Einfluss. Unser Wohlbefinden hängt entscheidend vom Wetter ab. Das Wetter hat Kriege ent- schieden und ganze Kulturen vernichtet. Nachrichten ohne aktuel- len Wetterbericht sind heutzutage undenkbar. Aber was wissen wir eigentlich über das Wetter der Vergangenheit? Historische Auf- zeichnungen dazu reichen allenfalls ein paar Jahrtausende zurück. Über Hunderte von Millionen Jahren können dagegen Steine Daten speichern. Genau genommen sind Steine das größte Wetterarchiv der Erde. Nahezu jedes bekannte Wetterphänomen wie Gewitter, Regen oder Frost kann versteinerte Spuren hinterlassen. Diese Spu- ren gehören zu den ästhetischsten Bildungen der unbelebten Natur. Ihrer Geschichte nachzugehen ist mitunter spannend wie ein Krimi. Die Ausstellung lädt dazu ein, sich anhand von 10 bekannten Wet- terphänomenen – Trockenheit, Hitze, Wind, Sturm, Gewitter, Hagel, Regen, Überschwemmung, Frost und Schnee – auf eine ungewöhnliche Reise durch die Welt des Wetters von gestern, heute und morgen zu begeben. POLLICHIA- KURIER 35 (4) –2019 MUSS DES SOI 51

Muss des soi?

Verdummungsfaktor Kinderbuch (Teil 5)

Sollten Sie jetzt im Herbst versäumen, Blumenzwiebeln in den Boden zu bringen, dann machen Sie sich nichts draus: Laut diesem Kinderbuch reicht es noch, die Frühjahrsgeophyten zu pflanzen, während die Oster- eier angemalt werden.

Auch wenn dieser Fehler oft begangen wird, sollte er doch wenigstens nicht gedruckt werden: Die Rosskastanie ist nun mal keine Kastanie. Sie ist nicht einmal näher verwandt mit ihr, sondern gehört in eine andere Familie. Das Bild der Jungpflanze ist allerdings korrekt: Die Rosskastanie zählt zu den relativ wenigen Pflanzen mit einer sogenannten „hypogäi- schen Keimung“ – die Keimblätter bleiben im Boden, und die schein- baren Keimblätter sind die den späteren Laubblättern bereits sehr ähn- lichen Primärblätter. Es hätte manches dafür gesprochen, die Keimung von Pflanzen an einem typischen Beispiel, etwa der Buche, aufzuzei- gen. 52 MUSS DES SOI / VORSCHAU 35 (4) –2019 POLLICHIA- KURIER

Eichen ohne ihre Früchte zu unterscheiden ist nicht ganz einfach – und wird durch dieses Kinderbuchbild nicht leichter. Der keilförmige Blatt- grund zeigt nämlich, dass dieses Blatt zur Trauben-Eiche gehört; der Blattgrund der Stiel-Eiche hat Öhrchen. Der Fruchtstand gehört aber eindeutig zur Stiel-Eiche.

Aus aktuellem Anlass sei hier noch ein Beispiel aus der Tierwelt gege- ben: „Die Spinne hier unten auf dem Blatt heißt Weberknecht.“ – Aha. Den Kinderbuch-Autoren sei der vorliegende POLLICHIA-Kurier emp- fohlen, wo sie im Beitrag von Katharina Schneeberg und Frank Wieland ab Seite 33 erfahren könnten, dass Weberknechte keine Spinnen, son- dern eben Weberknechte sind. POLLICHIA- KURIER

Sie haben ein Problem mit der Vermaisung der Landschaft? – Völlig grundlos, denn Sie haben nur die Wohlfahrtswirkungen des Maisanbaues noch nicht erkannt.

Falls Sie über die Aussage stolpern, dass Maisfelder „Lebensraum unzähliger Lebewesen“ sind, liegt dem ein Informationsdefizit zugrunde, das hiermit behoben werden soll. Denn pro Maispflanze kön- nen sechs Larven des Maiszünslers leben, und pro Quadratmeter können bis zu zehn Maispflanzen stehen. Das macht dann... Moment... einschließlich der Maispflanzen 700.000 Lebewesen pro Hektar! Was sind dagegen schon die paar Feldlerchen, Rebhühner und Hasen in Fluren ohne Mais? POLLICHIA – Verein für Naturforschung und Landespflege e.V. Erfurter Straße 7, 67433 Neustadt/Wstr.

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